meine energie 03-2007
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<strong>meine</strong> <strong>energie</strong> september <strong>2007</strong> regiostrom 11<br />
Stromlieferant Grünzeug<br />
Was entsteht, wenn man angegorene Futterpflanzen mit Gülle mischt und<br />
auf über 40 Grad erhitzt? Der Energieträger Biogas, aus dem Landwirt Michael<br />
Scherzinger regiostrom für badenova herstellt.<br />
■ Am Ostrand des Hochschwarzwalds, in Bachheim<br />
zu Löffingen, wo Kühe grasen und die Natur<br />
noch wie Natur aussieht, liegt der Scherzingerhof.<br />
Eigentlich ist es ein landwirtschaftlicher Betrieb<br />
wie jeder andere auch, mit Viehbestand und<br />
Futterpflanzen anbau – wäre da nicht eine Anlage,<br />
die aus gegorenen Pflanzen, nämlich Silage aus<br />
Gras und Mais, Biogas gewinnt.<br />
Nicht nur Strom, auch Wärme<br />
Auf insgesamt 150 Hektar baut hier Michael<br />
Scherzinger schon seit 1999 Mais und Triticale –<br />
eine Kreuzung aus Roggen und Weizen – an, um<br />
sie als Nahrung an seine 60 Rinder zu verfüttern.<br />
Seit dem 1. Juni dieses Jahres hat er noch einen<br />
weiteren hungrigen Schlund zu stopfen: Der gehört<br />
nicht einem seiner Rinder, sondern dem<br />
10 Tonnen fassenden Vorlagebehälter seiner Biogasanlage.<br />
Der Vorlagebehälter gibt pro Stunde<br />
Wärmepumpen im Test<br />
■ Wärmepumpen transportieren Wärme von außen<br />
nach innen. Die holen sie sich mit Rohren aus<br />
Erdreich, Grundwasser oder Luft. In den Rohren zirkuliert<br />
ein flüssiges Kältemittel, das schon bei niedriger<br />
Temperatur und niedrigem Druck zu Gas verdampft.<br />
Ein Verdichter komprimiert das Gas und<br />
bringt es so auf eine höhere Temperatur. Die dabei<br />
entstehende Wärme wird über einen zweiten Wärmetauscher<br />
an ein Heizsystem abgegeben.<br />
Die Arbeitszahl verrät die Effizienz<br />
Wärmepumpen-Heizungen ziehen bis zu 80 Prozent<br />
der Energie aus der Umwelt, brauchen aber<br />
Strom für Kompressor und Pumpen – je nach Typ<br />
unterschiedlich viel. Das Verhältnis zwischen<br />
benötig tem Strom am Eingang und gewonnener<br />
über 400 Kilogramm der Mais- und<br />
Grassilage in zwei jeweils 1.200 Kubikmeter<br />
große Gärbehälter, sogenannte<br />
Fermenter, ab, in denen dann unter<br />
Wärmeeinwirkung das wertvolle Methan<br />
entsteht. Nachdem das Methan<br />
entschwefelt und ihm der Wasseranteil<br />
entzogen wurde, kann man es als Treibstoff<br />
benutzen. Ein Blockheizkraftwerk<br />
(BHKW), das gleichzeitig Strom und<br />
Wärme produziert, besorgt den Rest:<br />
M it der Abwärme aus den Abgasen und<br />
aus dem Kühlwasser des BHKW beheizt es das<br />
Wohnhaus der Familie. Den Strom speist Michael<br />
Scherzinger als regiostrom ins öffentliche Stromnetz<br />
ein. Eine Strommenge von rund 1,2 Millionen Kilowattstunden<br />
wird die Anlage im Jahr voraussichtlich<br />
liefern können – ganz umweltfreundlich aus<br />
heimischen Pflanzen.<br />
Die Agenda-Gruppe Umwelt/Energie Lahr untersucht derzeit in einer vom badenova-<br />
Inno vationsfonds finanzierten Studie, wie wirtschaftlich und klimafreundlich Wärmepumpen<br />
sind. Erste Ergebnisse zeigen, dass nicht jeder Pumpentyp umweltschonend arbeitet.<br />
Wärme am Ausgang ist die sogenannte Arbeitszahl.<br />
Sie gibt an, wie effizient die jeweilige Wärmepumpe,<br />
also Grundwasser-, Erd- oder Luftwärmepumpe,<br />
arbeitet. Um Primär<strong>energie</strong> und damit das schädliche<br />
Kohlendioxid einzusparen, ist eine Arbeitszahl<br />
von deutlich über 3 erforderlich. Die Feldtest-Studie,<br />
bei der 33 Heiz- und fünf Warmwasserpumpen untersucht<br />
wurden, zeigte extrem unterschiedliche<br />
Arbeitszahlen. Kaum eine der getesteten Wärmepumpen<br />
erreichte die geforderte Arbeitszahl, am<br />
Nächsten kamen noch Erdreich-Heizwärmepumpen.<br />
Als äußerst problematisch erwiesen sich Luft-<br />
Wärmepumpen, vor allem in Verbindung mit Radiatorheizungen.<br />
Fazit: Wärmepumpen sind in den<br />
meisten Fällen eine ökologische Mogelpackung.<br />
Mehr Infos zur Studie: www.agenda-<strong>energie</strong>-lahr.de<br />
Bauer Michael Scherzinger und seine<br />
Söhne sind stolz auf ihre Biogasanlage<br />
Neuer Ökotarif<br />
2008 geht badenova mit<br />
einem neuen Ökostromprodukt<br />
an den Markt. Es<br />
ist eine Weiterentwicklung<br />
des jetzigen regiostrom-<br />
Modells. Das bestehende<br />
Fondsmodell des badenova-regiostroms<br />
sorgt zwar<br />
für große Umwelteffekte,<br />
weil mit den Mehreinnahmen<br />
neue, zusätzliche regenerative<br />
Energiequellen<br />
in der Region gefördert<br />
werden, ist aber wegen<br />
seiner Komplexität nicht<br />
so leicht vermittelbar.<br />
Trotzdem haben sich über<br />
11.000 Stromkunden der<br />
badenova bereits für diesen<br />
regiostrom entschieden.<br />
Damit es noch mehr<br />
werden, wird das ökologische<br />
Profil des regiostrom-Modells<br />
nun weiter<br />
fortentwickelt und in<br />
einen neuen Ökostromtarif<br />
überführt.