meine energie 03-2007
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<strong>meine</strong> <strong>energie</strong> september <strong>2007</strong> reportage 07<br />
„Nach vielen Jahren, die durch Konkurrenzdenken und Spannungen<br />
zwischen badischen Winzergenossenschaften und<br />
privaten Winzern geprägt waren, haben beide Seiten erkannt,<br />
dass sie nur zusammen gegen die Konkurrenz aus<br />
dem Ausland bestehen können“, bringt Michaela Moos mann<br />
das Marktgeschehen der letzten Jahre auf den Punkt. „Zwar<br />
gibt es vereinzelt noch urkonservative Einstellungen und<br />
Vorbehalte, doch gerade die jüngeren Winzer haben ein eher<br />
kollegiales Verhältnis untereinander. Um den Badischen<br />
Wein weiterhin nach vorne zu bringen, können wir noch viel<br />
von anderen Regionen Europas lernen, die schon viel vernetzter<br />
auftreten als wir. In der Tat gab es bei der Vermarktung<br />
und gemeinsamen Interessenwahrnehmung immer<br />
wieder Spannungen zwischen den badischen Winzern. “<br />
Badischer Wein im Wandel<br />
Mit dem Wandel in der Denkweise der Weinbau-Produzenten<br />
hat sich auch der Wein selbst verändert: „Anfang der<br />
achtziger Jahre kam der Umschwung weg von den lieblichen,<br />
hin zu den trockenen Weinen. Zuerst geschah dies<br />
recht „ruppig“, mit sehr herben, säurebetonten Weinen,<br />
doch mittlerweile hat sich das Angebot auf einem angenehmen<br />
Level mit moderaten Säurewerten eingependelt“,<br />
erklärt Michaela Moosmann. Herausragendes Merkmal der<br />
Badischen Weine ist die Wiederentdeckung der Qualität.<br />
Der Mehraufwand durch viel Handarbeit, sorgfältige Lese<br />
der Trauben und aufwendige Produktionsverfahren verknappt<br />
die Menge, die auf den Markt kommt – die Preise<br />
stabilisieren sich.<br />
Konkurrenz aus Übersee<br />
Auch die Weintrinker haben sich umgestellt: Sind sie früher<br />
noch ins Elsass gefahren, um Wein zu kaufen, kommen die<br />
Elsässer heute ins Badische, um gut zu essen und zu trinken.<br />
„Die Hauptkonkurrenz für unsere Badischen Weine“, so die<br />
ehemalige Weinkönigin, „kommt deshalb schon lange nicht<br />
mehr aus dem Elsass. Die steht vielmehr im Supermarktregal<br />
und ist aus Südafrika oder Chile.“ Da die badischen<br />
Produzenten auf den etwa 15.500 Hektar Gesamt-Rebfläche<br />
aber nur rund die Hälfte dessen produzieren, was die Badener<br />
tatsächlich konsumieren, bietet der Markt noch genügend<br />
Nachfrage für Weine aus anderen Regionen. „Die Elsässer<br />
tun sich im Moment schwer damit, diese Lücke zu<br />
besetzen. Gegen unsere hervorragenden Spätburgunder<br />
oder Weißburgunder ist eben kein Kraut gewachsen“, stellt<br />
die ehemalige Hoheit selbstbewusst fest. Bei der Beurteilung<br />
des Weinmarktes hilft Michaela Moosmann noch im-<br />
Michaela Moosmann<br />
kennt sich beim<br />
Wein aus: in der Praxis<br />
und der Theorie<br />
mer das Wissen, das sie sich damals als Weltreisende in Sachen<br />
Badischer Wein angeeignet hat: „Ich habe nie wieder<br />
so einen guten Überblick über den deutschen und den internationalen<br />
Markt gehabt wie zu jener Zeit, da man durch<br />
das ständige Reisen auch viele Kontakte in andere Weinbaugebiete<br />
hatte.“<br />
Genauso schnell und präzise, wie die Betriebswirtin alle<br />
Fragen zum Wein beantworten kann, gibt sie auch Auskunft<br />
über ihre Vorlieben. Je nach Stimmung schlägt ihr Herz bei<br />
warmem Sommerwetter für einen eisgekühlten Rosé. Zum<br />
Essen trinkt sie gern einen Weißburgunder oder einen Chardonnay<br />
und gegen den Durst einen Pinot Sekt brut, die<br />
zweittrockenste Sektsorte. Allesamt aus Baden, versteht<br />
sich. Trotzdem möchte sie die eigenen Vorlieben nicht als<br />
dogmatische Bevorzugung Badischer Weine missverstanden<br />
wissen. Da sie aber nun mal Betriebswirtin in einem<br />
badischen Weingut ist, fügt sie hinzu: „Probieren kann man<br />
die internationalen Weine ja mal, doch zum Genießen bleibe<br />
ich in der Heimat.“ Gelernt ist eben gelernt.<br />
Weinbaugebiet Baden<br />
Verwalten und<br />
Verkosten – beides<br />
beherrscht die<br />
ehemalige Weinkönigin<br />
perfekt<br />
Rebfläche: etwa 15.500 Hektar<br />
Erzeugerbetriebe im Badischen Weinbauverband: 104 Genossenschaften,<br />
336 Weingüter und Weinkellereien<br />
Durchschnittliche Erntemenge: 115 Millionen Liter<br />
Anbaugebiete: Tauberfranken, Badische Bergstraße, Kraichgau, Ortenau, Breisgau,<br />
Kaiserstuhl, Tuniberg, Markgräflerland und Bodensee<br />
Flächenanteile: Winzergenossenschaften: 76 %<br />
Weingüter und Selbstvermarkter: 15 %<br />
andere Erzeugergemeinschaften: 9 %<br />
Rote Traubensorten: 42,3 %, davon Spätburgunder 35,8 %<br />
Weiße Traubensorten: 57,7 %, davon Müller-Thurgau 20 %;<br />
Weißburgunder, Grauburgunder/Ruländer und Spätburgunder nehmen<br />
42,1 % der badischen Rebfläche ein.