IRRGEISTER - Verein für Natur
IRRGEISTER - Verein für Natur
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27. Jahrgang<br />
<strong>IRRGEISTER</strong><br />
2010 1<br />
<strong>Natur</strong>magazin<br />
des <strong>Verein</strong>s <strong>für</strong> <strong>Natur</strong>- und Vogelschutz im HSK e.V.<br />
Eichelhäher erbeutet Kleinspechtjunges<br />
- Vom Fressen und gefressen werden<br />
NABU-Partner im HSK<br />
2010
2 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>Natur</strong>- und Vogelschutz im<br />
Hochsauerlandkreis e.V.<br />
Geschäftsstelle und VNV-Station:<br />
Internet: www.vnv-hsk.de<br />
e-mail: mail@vnv-hsk.de<br />
Sauerlandstr. 74a, (Kloster Bredelar)<br />
34431 Marsberg-Bredelar<br />
Tel. 02991/908136<br />
Vorstand:<br />
Bernhard Koch 1. Vorsitzender 02377/805525<br />
BeKoch-VNV@web.de<br />
Franz-Josef Stein 1. stellv. Vors. 02991/1281<br />
bfj-stein@t-online.de<br />
Johannes Schröder 2. stellv. Vors. 02991/1599<br />
j-e-schroeder@t-online.de<br />
Harald Legge Schriftführer, Ornith. AG<br />
Haraldlegge@web.de<br />
Richard Götte Schatzmeister 02961/908710<br />
Richard.Goette@t-online.de<br />
Erweiterter Vorstand:<br />
Michaela Hemmelskamp 0291/51737<br />
wilkens69@web.de<br />
Gerd Kistner 02932/37832<br />
gerd-kistner@t-online.de<br />
Sven Kuhl (Reptilien und Amphibien)<br />
02992/907700,<br />
Franz Giller 02991-1729,<br />
fa.giller@web.de<br />
Friedhelm Schnurbus 02982-8947,<br />
fschnurbus@t-online.de<br />
Norbert Schröder 02992/4764 (Rotes Höhenvieh)<br />
BrigitteNorb.S@t-online.de<br />
Wolfgang Wilkens 0291/51737,<br />
wilkens69@web.de<br />
Vorstandsitzung:<br />
Jeden 2. Freitag im Monat, 19.15-22.30 Uhr, Gasthof<br />
Hengsbach, Bestwig. Die Sitzung ist öffentlich.<br />
Die Rechte der Vervielfältigung und auszugsweisen<br />
Wiedergabe liegen bei den Herausgebern. Für den<br />
Inhalt sind die Verfasser verantwortlich.<br />
Die Irrgeister werden allen Mitgliedern des VNV und den im<br />
HSK wohnenden NABU-Mitgliedern kostenlos zugesandt.<br />
Die Irrgeister werden auf weißem Recyclingpapier<br />
gedruckt.<br />
Bankverbindungen:<br />
Sparkasse Hochsauerland Brilon, Kto.-Nr. 68577<br />
(BLZ 41651770)<br />
Volksbank Thülen eG, Brilon-Thülen Kto.-Nr. 4002100900<br />
(BLZ 40069371)<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Eichelhäher erbeutet Kleinspechtjunges 4<br />
Fressen und gefressen werden 7<br />
Der Kormoran 8<br />
Arbeitseinsätze 2010/2011 10<br />
VNV-Arbeiten 2010 14<br />
Erste Energieholzplantage im HSK 17<br />
Fahrt an die Weser 18<br />
OAG-Bericht 2009 24<br />
Orchideen im HSK, 6. Folge 34<br />
Schwarzstorch auf Hausdach 40<br />
3 bemerkenswerte Insektenfunde 43<br />
Schnepfenzählung Winter 2009/2010 44<br />
Gute <strong>Natur</strong>schutznachrichten 46<br />
Buchbesprechungen 47<br />
LIFE + Projekt Möhneaue 48<br />
Späte Blindschleichennachweise 52<br />
Erstnachweis des Marderhunds im HSK 53<br />
<strong>Natur</strong>schutzkonzept der Bezirkregierung 54<br />
Steinzkauz bald im HSK? 56<br />
Verkehrssicherung im Wald 58<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
Veronika Falkenstein, Richard Götte, Bernhard<br />
Koch, Harald Legge, Martin Lindner, Klaus<br />
Lindner, Ralf Pohlmeier, Axel Schulte, Udo<br />
Stangier, Klaus Vanscheid, Franz Josef Vollmer,<br />
Redaktion und Layout:<br />
Harald Legge und Richard Götte<br />
Titelfotos:<br />
Eichelhäher und Kleinspecht<br />
(Fotos: R. Götte)<br />
3
4 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Eichelhäher erbeutet Kleinspechtjungvogel<br />
- Chronologie vom Fressen und Gefressenwerden<br />
Am 10. Juni diesen Jahres wurde ich von befreundeten<br />
Ornithologen des VNV über eine<br />
Kleinspechtbrut unmittelbar an einer befahrenen<br />
Straße bei Olsberg in der Nähe der Ruhr informiert.<br />
Am folgenden Morgen begab ich mich dort hin.<br />
Nur wenige Meter neben der Straße hatte der<br />
Kleinspecht eine Bruthöhle in einem abgestorbenen<br />
Bergahorn gezimmert. Vom Seitenstreifen<br />
der Straße konnte die Höhle aus dem PKW<br />
beobachtet werden, ohne die Vögel beim Füttern<br />
zu stören.<br />
In regelmäßigen Abständen von etwa 15 Minuten<br />
erschienen die Altvögel am Brutbaum und<br />
fütterten ihre fast fl üggen Jungen mit allerlei Insekten.<br />
Dazu schauten die Jungvögel meist weit<br />
mit ihrem Körper aus dem Brutbaum und bettelten<br />
unentwegt.<br />
Da ich meine Fotoausrüstung dabei hatte, konnte<br />
ich die Situationen bequem, aus recht naher<br />
Distanz und ohne zu stören, fotografi eren.<br />
Um 12:56 und 10 Sekunden erschien <strong>für</strong> mich<br />
völlig unerwartet ein Eichelhäher vor der Bruthöhle.<br />
Die Kleinspechteltern waren abwesend.<br />
Im Folgenden können Sie die Chronologie der<br />
Ereignisse an Hand von Fotos nachvollziehen:
Von 12:56, 10 bis 12:56, 19:<br />
Der Eichelhäher beobachtet die Bruthöhle und<br />
hört die in der Höhle bettelnden Jungvögel.<br />
12,56, 19 bis 12:56, 20:<br />
Ein Jungvogel schaut aus dem Baum, der Eichelhäher<br />
schnappt blitzartig zu und zieht den<br />
Jungvogel aus der Höhle<br />
12:56, 20 bis 12:56,30:<br />
Der Eichelhäher schüttelt den Jungvogel und<br />
greift ihn mit Hilfe der Füße neu im Schnabel<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
5
6 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
12:56, 30 bis 12:56, 48<br />
Der Eichelhäher wechsel auf einen anderen Ast<br />
und greift den Vogel neu.<br />
12:56, 48:<br />
Der Eichehäher fl iegt mit dem Jungvogel im<br />
Schnabel ab.<br />
13:00 Uhr:<br />
Ein Altvogel erscheint am Brutbaum, ohne den<br />
Vorfall zu bemerken. Die Fütterung geht ohne<br />
Unterbrechung weiter. Text und Fotos: R. Götte
Fressen und gefressen werden....<br />
Gedanken zum Verständnis von Gut und Böse.<br />
Nachdem ich den Brutbaum nach dem Besuch<br />
des Eichelhähers verlassen hatte und Freunden<br />
über das Ereignis erzählte, kamen immer wieder<br />
die Fragen an mich:<br />
„Warum hast du nicht eingegriffen?“, „Konntest<br />
du das nicht verhindern?“<br />
Auch kamen Äußerungen wie:<br />
„Oh, der arme Specht.“<br />
„Die Eichelhäher und Elstern sind wahre Räuber,<br />
eine Plage.“<br />
Aus diesen Äußerungen konnte ich wieder einmal<br />
erkennen, dass es auch heute in der ach so<br />
aufgeklärten Zeit mit dem Verständnis <strong>für</strong> Zusammenhänge<br />
in der <strong>Natur</strong> nicht sehr weit her<br />
ist.<br />
Das Bewerten und Einteilen der <strong>Natur</strong> in Gut<br />
und Böse ist so präsent wie eh und je.<br />
Und wenn aus unserer Sicht was aus dem Ruder<br />
läuft, müssen wir natürlich sofort eingreifen.<br />
Als Maßstab werden wirtschaftliche Interessen<br />
und subjektive, ästetische Kriterien angelegt.<br />
Um beim konkreten Beispiel des Kleinspechts<br />
zu bleiben, gilt dieser als gefährdet nach der<br />
letzten Roten Liste NRW 1999.<br />
Wenn wir nach den Gefährdungsursachen suchen,<br />
stellen wir fest, dass die Gefährdung im<br />
Mangel an geeigneten toten und alten Bäumen<br />
liegt.<br />
Mit anderen Worten:<br />
Auf Grund von wirtschaftlichen Interessen der<br />
Forstwirtschaft werden Bäume so zeitig geerntet,<br />
dass der Wald nie in eine Phase eintreten<br />
kann, in dem Totholz vorhanden ist. Der Wald<br />
verkommt zu einem Wirtschaftsforst. Dem<br />
Kleinspecht (und auch vielen anderen Tierarten)<br />
wird der Lebensraum entzogen.<br />
Nachdem wir (der Mensch) das festgestellt haben,<br />
beobachten wir, dass es andere Tierarten<br />
gibt, die den gefährdeten, seltenen und ach so<br />
süßen Kleinspecht tatsächlich fressen. Das geht<br />
aber nicht!!! Da müssen wir jetzt aber sofort ein-<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
greifen und den Abschuss der Rabenvögel fordern,<br />
die als Singvogelräuber ja bekannt sind.<br />
Übrigens:<br />
Der Kleinspecht ist auch noch nützlich!!!<br />
Er vertilgt schädliche Insekten.<br />
Der Vogel hilft dem Förster im Wald bei der<br />
Schädlingsbekämpfung.<br />
Und wenn der Specht und andere nützliche Helfer<br />
der Insektenplage nicht Herr werden, kann<br />
der Förster, wie letztens wieder in Hessen geschehen,<br />
etwas nachhelfen.<br />
Dort wurden nach einem Massenauftreten des<br />
Maikäfers Flugzeuge mit Giftladungen eingesetzt,<br />
um den schädlichen Maikäfer zu vernichten<br />
und so das „vertretbare Gleichgewicht im<br />
<strong>Natur</strong>haushalt“ wieder herzustellen. Ob das dem<br />
Specht oder anderen Lebewesen wohl geschadet<br />
hat?<br />
Es gab in den letzten Jahrzehnten auch positive<br />
Entwicklungen. Durch das Verbot der Verfolgung<br />
und Wiederansiedlungen konnten sich<br />
manche Tierarten wieder erholen. Der Uhu, der<br />
Graureiher, der Biber und der Otter haben sich<br />
im Bestand stabilisiert.<br />
Sogar der Wolf wird seit wenigen Jahren in<br />
Deutschland in einer kleinen Population wieder<br />
geduldet.<br />
Doch,<br />
sobald der Mensch bemerkt, dass diese Kreatur<br />
eventuell menschlichen Interessen in die Quere<br />
kommt, wird sofort wieder der Abschuss verlangt<br />
und dann auch zugelassen. Siehe das Beispiel<br />
beim Kormoran.<br />
Jedoch,<br />
die größste und fl ächendeckende Gefährdung<br />
sehr vieler Arten ist die systematisch fortschreitende<br />
Zerstörung der Lebensräume, die überall<br />
schleichend, aber in großen Schritten voran geht<br />
und weitestgehend toleriert wird. - zum Wohle<br />
des wirtschaftlichen Fortschrittes.<br />
Richard Götte<br />
7
8 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Der Kormoran<br />
Einfache Lösungen <strong>für</strong> einfache Probleme!<br />
Der Kormoran ist eine böse Kreatur, schon von<br />
<strong>Natur</strong> aus. Daher muss er bekämpft werden.<br />
Dies ist so einleuchtend einfach, dass nur die üblichen<br />
Querulanten und notorischen Andersdenker<br />
– sentimentale Tierschützer, selbsternannte<br />
<strong>Natur</strong>- und Weltenretter, Ökospinner, Ignoranten<br />
– dies nicht erkannt haben.<br />
Obwohl vollkommen offensichtlich, soll <strong>für</strong><br />
diese Randgruppen noch einmal erklärt werden,<br />
welch Übel der Kormoran ist.<br />
1. Schon allein der Name macht es deutlich.<br />
Sprechen Sie einmal das Wort „Kormoran“<br />
langsam aus und betonen das [r], Ihnen wird es<br />
sofort kalt den Rücken runterlaufen! Der Name<br />
an sich klingt schon bedrohlich, so wie „Rumänien“<br />
oder „Furunkel“, von „Rabenvogel“ und<br />
„Habicht“ ganz zu schweigen. Dagegen hört man<br />
allein schon am Wortklang, dass „Waldlaubsänger“<br />
und „Blaumeise“ harmlose, liebliche Lebewesen<br />
sind. (Zur Blaumeise jedoch später.)<br />
2. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass die<br />
meisten bösen Tiere auch böse aussehen? Der<br />
liebe Gott hat es uns nicht nur mit o.g. Habicht<br />
und Rabenkrähe, mit Wolf und Zecke leicht gemacht.<br />
Auch dem Kormoran sieht man seinen<br />
Charakter eindeutig an: dreckig schwarz-dunkelgrau,<br />
langer Hakenschnabel, stechend-kalte<br />
Augen. Ein hassenswertes Tier. Zumal ...<br />
3. ... der Kormoran ein gefräßiger, nimmersatter<br />
Vogel ist, der genau die Fische fängt, die<br />
eigentlich wir essen wollten – und alle anderen<br />
Fische noch hinterher. Dabei wusste schon jeder<br />
Neandertaler: Wer mir mein Essen wegnimmt,<br />
ist mein Feind, ich muss ihn bekämpfen. Die<br />
meisten Angler haben sich Gott sei Dank ihre<br />
Urinstinkte bewahrt. Aber auch degenerierte Zivilisationsweichlinge<br />
(Tierschützer und andere<br />
Spinner, wir nannten sich schon) sollten diesen<br />
einfachen Zusammenhang zumindest gedanklich<br />
nachzuvollziehen versuchen.<br />
4. Der bösartige Charakter des Kormorans<br />
erschließt sich erst nach und nach, wenn es quasi<br />
schon zu spät ist – das unterstreicht ebendiese<br />
Bösartigkeit noch! Kommen zuerst nur ein, zwei<br />
Vögel und kundschaften die Lage aus, werden es<br />
bald jedoch immer mehr und mehr, bis schließlich<br />
Horden der schwarzen Pest den Himmel verdunkeln.<br />
Dann ist es <strong>für</strong> unsere Fische längst zu<br />
spät – die konnten uns nur noch stumm anklagen<br />
ob unserer Untätigkeit und anfänglichen Naivität!<br />
Jetzt sind sie ausgerottet. Aber leider macht<br />
der Kormoran vor Fischen nicht halt. Selbst die<br />
Bäume sterben, wo er seinen Schlafplatz hat.<br />
Daher ...
5. ... Warum rechnet eigentlich keiner den<br />
Einfl uss der Kormoranhorden auf den Klimawandel<br />
aus ???<br />
Das Kormoranübel ist also so offensichtlich,<br />
dass es nur noch heißen kann:<br />
Beherzt die Hand ans Gewehr und Klartext reden!<br />
Dies kann nicht eindringlich genug gesagt<br />
werden.<br />
Auch deshalb: Haben Sie sich schon einmal<br />
Gedanken gemacht, was Kormorane fressen<br />
werden, wenn sie Deutschland fi schfrei gemacht<br />
haben? Es soll an dieser Stelle nicht zu<br />
viel spekuliert werden. Doch was ist, wenn der<br />
Kormoran mutiert und sich unsere Babies als<br />
Nahrung aussucht? Horden gefräßiger, charakterloser<br />
Kormorane ... – wir wagen nicht weiter<br />
zu denken. Was uns beim Schweinegrippenvirus<br />
weitgehend erspart blieb, schafft ein rundherum<br />
Böser vielleicht.<br />
Darum noch einmal: Beherzt die Hand ans Gewehr<br />
und drauf!<br />
An dieser Stelle ist es mir aber noch ein Anliegen,<br />
auf die Blaumeise zurück zu kommen.<br />
„Liebliches Lebewesen“, so nannte ich sie eben.<br />
Aber es tut mir in der Seele weh: Eine Blaumeise<br />
ernährt sich und ihre Jungen im Sommerhalbjahr<br />
fast nur von Raupen.<br />
Wie viele Schmetterlinge dürfen nicht Schmetterling<br />
werden, weil sie von Blaumeisen selbst-<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
süchtig verspeist werden. Wie viele seltene Raupen<br />
mögen darunter sein; immerhin sind viele<br />
Falterarten vom Aussterben bedroht. Dieses<br />
Sterben vollzieht sich in aller Stille – Raupen<br />
haben keine Lobby! – und viel subtiler. Denn<br />
wer schaut schon hinter die Fassade einer schön<br />
aussehenden, lieblich zwitschernden Blaumeise?<br />
Ihre Verruchtheit und Gefährlichkeit ist nicht<br />
sichtbar.<br />
Darum fordere ich mit aller Dringlichkeit: Beherzt<br />
die Hand ans Gewehr und drauf! Auch auf<br />
die Blaumeise – bevor sie alle Schmetterlinge<br />
ausgerottet hat!<br />
Oder sollte ich etwas grundsätzlich nicht verstanden<br />
haben?<br />
... fragt sich dann doch Harald Legge<br />
PS:<br />
Wer hat eigwentlich den Begriff „Vergränungsabschuss“<br />
erfunden, den viele Angler fordern?<br />
Das Wort ist widersinnig:<br />
Entweder man vergrämt ein Tier, (durch Schießen<br />
in den Himmel oder andere Störungen) oder<br />
man vernichtet es durch Abschuss.<br />
Fotos: R. Götte<br />
9
10 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Arbeitseinsätze:<br />
Auf ein Neues – Start der Einsatzsaison 2010 - 2011<br />
Als Resümee der Arbeitseinsätze des Winterhalbjahres<br />
2009/2010 bleibt in Erinnerung der<br />
Teilnehmer: Fast jeder der Einsätze fand bei<br />
gutem Wetter statt, machte Spaß und es wurde<br />
„ordentlich etwas geschafft“. Allerdings ist zu<br />
betonen: wenn der Einsatz stattfand. Denn auf<br />
Grund der dauerhaften Schneelage war Anfang<br />
2010 über acht Wochen hinweg an Pfl egeeinsätze<br />
nicht zu denken. Darum verschoben sich<br />
die Arbeiten (Entkusseln von Trockenrasen im<br />
Marsberger Raum) in das Frühjahr hinein.<br />
Eine Anekdote am Rand: Auf dem Arbeitseinsatz<br />
am Dahlberg bei Marsberg-Westheim fand<br />
Werner Schubert am 5.12.2009 beim Harken der<br />
gemähten Fläche eine wohl im letzten Jahr von<br />
uns vergessene, noch verschlossene Bierfl asche.<br />
Zum Durstlöschen griffen die Teilnehmer aber<br />
zum frischen Pils.<br />
Auch seit Ende der offi ziellen Einsatztermine<br />
Mitte März diesen Jahres fi nden im kleineren<br />
Nach der Arbeit. Foto: M. Willerscheidt<br />
Kreis Arbeitseinsätze statt. Beispielsweise wird<br />
auf einer ausgedehnten Obstwiese östlich Marsberg-Udorf,<br />
die der Wanderschäfer Bauer/Kemmerling<br />
extensiv beweidet, an 30 alten Obstbäumen<br />
ein Erhaltungsschnitt durchgeführt. Leider<br />
waren einige der alten Bäume schon gänzlich<br />
zusammengebrochen, einfach wegen ihres Alters.<br />
Außerdem erneuerten wir im Rahmen eines<br />
offi ziellen Arbeitseinsatzes den Verbissschutz an<br />
18 in den letzten Jahren vom VNV gepfl anzten<br />
jungen Obstbäumen.<br />
Nun startet die neue Einsatzsaison. Darum wieder<br />
der Aufruf an alle Interessierten: Beteiligen<br />
Sie sich bei einem Arbeitseinsatz! Verbinden Sie<br />
den praktischen Schutz wertvoller Lebensräume<br />
mit sportlicher Aktivität im Freien und gemütlichem<br />
Klönen bei Kuchen und einer Flasche<br />
Bier in der Mittagspause – oft am „Lagerfeuer“!<br />
Je mehr Aktive wir sind, desto mehr naturschutzwürdige<br />
Fläche bleibt erhalten!
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Einzäunen der Obstbäume in Udorf zum Schutz vor Weidevieh.<br />
Einer arbeitet, ein Weiterer mach gute Ratschläge und der Dritte passt kritisch auf! Fotos: G. Kistner<br />
11
Fotos: G. Kistner<br />
12 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Arbeitseinsätze der kommenden Saison<br />
11.09.10: NSG „Irrgeister“ bei Winterberg-Hildfeld<br />
Abharken einer gemähten Feuchtwiese (Leiter: Werner Schubert, 02991/6003)<br />
25.09.10: NSG „Steinert“ bei Sundern-Allendorf<br />
Abharken eines gemähten Trockenrasens (Leiter: Martin Lindner, 02933/5639)<br />
09.10.10: NSG „Wäschebachtal“ bei Marsberg-Westheim<br />
Abharken einer gemähten Feuchtwiese (Leiter: Johannes Schröder, 02991/1599)<br />
23.10.10: NSG „Glockengrund“ bei Marsberg-Udorf<br />
Entkusseln eines Halbtrockenrasens (Leiter:Johannes Schröder, 02991/1599)<br />
06.11.10: Steinbruch Rheinkalk bei Brilon-Rösenbeck<br />
Entbuschen eines Halbtrockenrasens (Leiter: Franz-Josef Stein, 02991/1281)<br />
20.11.10: Eslohe-Obersalvey „Auf der Eickert“<br />
Entbuschen einer Heide (Leiter: Martin Lindner, 02933-5639)<br />
04.12.10: NSG „Dahlberg“ bei Marsberg-Westheim<br />
Abharken eines gemähten Halbtrockenrasens (Leiter: Werner Schubert, (2991/6003)<br />
18.12.10: NSG „Wulsenberg“ bei Marsberg –<br />
Abharken eines gemähten Halbtrockenrasens (Leiter: Johannes Schröder, 02991/1599)<br />
02.01.11: NSG „Braunshauser Heide“ bei Hallenberg-Braunshausen<br />
Entbuschen der Heide (Leiter: Franz-Josef Stein, 02991/1281)<br />
16.01.11: NSG „Wulsenberg“ bei Marsberg<br />
Abharken eines gemähten Halbtrockenrasens (Leiter: Johannes Schröder, 02991/1599)<br />
30.01.11: wird noch bekannt gegeben<br />
13.02.11: wird noch bekannt gegeben<br />
27.02.11: wird noch bekannt gegeben<br />
13.03.11: wird noch bekannt gegeben<br />
Foto: M. Willerscheidt<br />
13
14 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
VNV-Arbeiten auf drei VNV-Flächen im Frühjahr 2010<br />
Seit erscheinen der Irrgeister, immerhin seit 27<br />
Jahren, fi nden sich immer wieder Bilder von Arbeitseinsätzen<br />
im Heft. Dabei geht es meist ums<br />
Mähen von Grünland und Gehölzentfernung.<br />
Neben diesen „normalen“ Arbeitseinsätzen werden<br />
noch viele weitere Arbeiten auf Flächen<br />
des VNV durchgeführt, welche den Mitgliedern<br />
nicht bekannt werden. In diesem Artikel werden<br />
exemplarisch Arbeiten auf drei Flächen im<br />
Frühjahr 2010 beschrieben. Dabei wird der Arbeitsaufwand<br />
deutlich, der zur Herrichtung der<br />
Flächen notwendig ist.<br />
Es handelt sich um Flächen, die kurz vorher vom<br />
VNV übernommen wurden: die VNV-Eigentumsfl<br />
äche Prinzknapp bei Brilon-Madfeld, die<br />
VNV-Pachtfl äche Essenthoer Bruch bei Marsberg-Essentho<br />
und eine VNV-Betreuungsfl äche<br />
im Namenlosetal bei Winterberg.<br />
Das Gebiet am Prinzknapp wurde 2009 vom<br />
VNV aus 100 % Eigenmitteln erworben. Auf<br />
der Fläche befi ndet sich auch ein Fischteich mit<br />
einer verfallenen Hütte. Um diese zu entfernen,<br />
musste zuerst mit der Motorsäge ein Arbeitsbereich<br />
um die Hütte frei gesägt werden; zudem<br />
wurden einige standortfremde Gehölze, meist<br />
Blaufi chten, entfernt. Sodann wurde mit Schutzmasken<br />
das Asbestdach abgedeckt, wobei keine<br />
der Dachplatten zerbrechen durften. Der Stapel<br />
mit den Asbestplatten wird demnächst mit<br />
Asbestplatten von einer anderen VNV-Fläche<br />
ordnungsgemäß entsorgt. In mühevoller Handarbeit,<br />
mit Vorschlaghammer und Kuhfuß, wurde<br />
die Holzhütte dann abgerissen. Zuerst wurde<br />
die Dachpappe an den Außenwänden entfernt<br />
und zur Entsorgung auf der Zentraldeponie bei<br />
Meschede-Frielinghausen abgegeben. Die Holzteile<br />
der Hütte wurden anschließend großenteils<br />
verbrannt oder als Brennholz <strong>für</strong> ein VNV-Mitglied<br />
zwischengelagert. Aus der Asche wurden<br />
am Ende der Arbeiten zwei Eimer mit Eisenteilen,<br />
zumeist Nägel, mittels Magneten herausgesucht.<br />
Auf der Fläche fi elen insgesamt 2.160 kg Bauschutt<br />
an, hauptsächlich Betonplatten, die zur<br />
Deponie bei Adorf-Flechtdorf in drei Fahrten<br />
mit einem Anhänger gebracht wurden. In zwei<br />
weiteren Fahrten musste Müll aller Arten bei<br />
der Annahmestelle in Brilon abgegeben werden.<br />
Eine weitere Fahrt wurde benötigt, um den Steg<br />
des Fischteichs ordnungsgemäß zu entsorgen,<br />
da dieser hauptsächlich aus zwei ehemaligen<br />
Telephonmasten bestand, welche wegen ihrer<br />
Imprägnierung nicht vor Ort verbrannt werden<br />
konnten. Zumindest der Schrott wurde vor<br />
Ort von einem Schrotthändler abgeholt. Dieser<br />
Schrott aller Art dürfte einen kleinen LKW gefüllt<br />
haben.<br />
Schon im Juli war auf der im April/Mai geräumten<br />
Fläche das erste Grün zu sehen. Im nächsten<br />
Jahr werden Hüttenplatz und Feuerstelle total<br />
begrünt sein und nichts mehr an die Hütte Erinnern.<br />
Im Essenthoer Bruch im gleichnamigen NSG<br />
handelt es sich um eine Fläche der Stadt Marsberg,<br />
die vom VNV 2009 gepachtete wurde. Die<br />
ebenen Teile der Fläche werden jährlich jeweils<br />
zuerst zur Herstellung von Siloballen <strong>für</strong> unser<br />
Rotes Höhenvieh genutzt und dann zur Nachweide<br />
durch unsere dortige Herde, welche zur<br />
Zeit noch auf anderen Pachtfl ächen des VNV im<br />
Essenthoer Bruch weidet.<br />
Der dortige Viehunterstand war bereits sehr marode<br />
und deshalb mussten das Dach und eine Seitenwand<br />
entfernt werden. Diese werden im Laufe<br />
des Jahres noch erneuert. Auch hier wurden die<br />
Holzteile verbrannt. Aus der Asche fi elen zwei<br />
Eimer mit Eisenteilen an (Nägel und Scharniere,<br />
da alte Türen im Unterstand verbaut waren). Im<br />
Bereich des Unterstands wurde eine gewaltige<br />
Menge von Schrott zum Weg geschafft. Dabei<br />
waren unter anderem ein alter Transportwagen,<br />
ein Wasserfass und das Metalldach. Diese<br />
Schrottteile mussten mit einem Tracktor bewegt<br />
werden. Der Schrott wurde auch hier von einem<br />
Schrotthändler abgeholt. Zum Schluss musste<br />
wieder einiges an Müll gesammelt werden.<br />
Danach wurde die übrige Fläche aufgeräumt.<br />
Reste eines anderen Viehunterstands, der bereits<br />
zusammengebrochen war, wurden entfernt. Im<br />
Bereich einer ehemaligen Bodendeponie wurde<br />
einiger Müll und Schrott gesammelt. Sodann
Zaunbau im Essenthoer Bruch<br />
wurde der Mähbereich nach aus dem Boden herausragenden<br />
Beton- und Steinteilen abgesucht.<br />
Daran war im Vorjahr ein Mähwerk eines Lohnunternehmers<br />
zerbrochen, der <strong>für</strong> den VNV<br />
mähte. Mit dem Vorschlaghammer wurden die<br />
größeren, nicht transportablen Teile zerschlagen<br />
und mit der Schubkarre zum Weg transportiert.<br />
Der Müll wurde nach Brilon und der Bauschutt<br />
nach Adorf-Flechtdorf geschafft. Für den Transport<br />
eines großen Treckerreifens war wegen seiner<br />
Größe eine eigene Fahrt notwendig; allein<br />
die Entsorgung dieses Reifens kostete 17 Euro.<br />
Insgesamt fi elen auf der Fläche fünf Reifen an.<br />
Mittels Schubkarre wurden ca. 25 alte umgefallene<br />
Zaunpfähle von der Fläche geschafft. Die<br />
noch stehenden verblieben Pfähle innerhalb der<br />
Fläche wurden als Singwarten <strong>für</strong> Wiesenpieper<br />
& Co stehen gelassen.<br />
Anschließend wurde der Zaun an der Nordseite<br />
der Wiese saniert. Die anderen drei Seiten waren<br />
bereits 2009 komplett neu gesetzt worden.<br />
Zuerst mussten ca. 90 alte, unbrauchbare Pfähle<br />
entfernt und anschließend 66 neue Eichen-Zaunpfähle<br />
und drei Verstrebungen an der Nordseite<br />
des Zauns gesetzt werden. Dazu wurden die Löcher<br />
mittels Erdbohrer gebohrt und die Pfähle<br />
mit dem Vorschlaghammer eingeschlagen. Der<br />
alte Stacheldraht konnte überwiegend wieder an<br />
die Pfähle genagelt werden, nachdem er zuerst<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
von den unbrauchbaren Pfählen gelöst wurde.<br />
15<br />
Die <strong>Natur</strong>schutzfl äche im Namenlosetal wurde<br />
im Jahr 2009 von der NRW-Stiftung erworben<br />
und wird seitdem vom VNV betreut. Die standortfremden<br />
Fichten waren 2009 mit einem Harvester<br />
gefällt, das Restholz gebündelt und die<br />
Fläche von einer Fremdfi rma gemulcht worden.<br />
Im Frühjahr 2010 wurde von einem anderen Unternehmer<br />
ein Stacheldrahtzaun neu gesetzt.<br />
Die nun folgenden Arbeiten führte der VNV<br />
durch. Auf der Fläche befi ndet sich ein alter<br />
Fischteich. Beim Abtransport des Mülls, hauptsächlich<br />
eine Unmenge von Kunststoffrohren,<br />
die von diversen Zuleitungen zum Fischteich<br />
stammten, war der Anhänger wieder einmal total<br />
voll. Dabei befand sich auch ein Grabstein, der<br />
im Teich verbaut war. Auf der Fläche war auch<br />
eine Unmenge von Kunststoffsackresten aufzusammeln,<br />
die beim Mulchen leider in unzählige<br />
Kleinstücke zerrissen worden waren. Eine weitere<br />
Fuhre war zum Abtransport des Schrotts<br />
(hauptsächlich Metallrohre) zur Annahmestelle<br />
in Winterberg notwendig.<br />
Zwei Zuleitungen zum Teich bestanden aus zwei<br />
je 7 m langen Metallrohren mit 15 cm Durchmesser.<br />
Diese mussten frei gegraben und anschließend<br />
mittels Winde zum Weg gezogen werden.<br />
Bei diesen Arbeiten gesellte sich ein Landwirt<br />
von der Nachbarfl äche zu uns. Beim Gespräch
16 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
erzählten wir ihm, dass unsere Flex beim Versuch<br />
des ersten Durchtrennens eines dieser Rohe<br />
durchgebrannt war und wir nun die Rohe nicht<br />
zur Annahmestelle in Winterberg transportieren<br />
könnten, da sie zu lang <strong>für</strong> unseren Anhänger<br />
seien. Der Landwirt bot sich daraufhin an, diese<br />
Rohre kostenlos abzutransportieren,<br />
da bei<br />
ihm selbst demnächst<br />
eine größere Menge<br />
Schrott vom Schrotthändler<br />
abgeholt würde.<br />
Wir konnten unser<br />
Glück kaum fassen.<br />
Nun wurde am südlichen<br />
Rand der Fläche ein alter<br />
Forstzaun um eine Buchenparzelle<br />
entfernt.<br />
Dies gestaltete sich zu<br />
einer zeitraubenden<br />
und sehr anstrengenden<br />
Angelegenheit, da der<br />
Zaun bereits umgefallen<br />
und mit Laub, Asten<br />
usw. bedeckt war. Auch<br />
hier – wie am alten Zaun in Essentho – mussten<br />
alle alten Krampen entfernt und, noch wichtiger,<br />
mitgenommen werden. Der eigentliche Forstzaun<br />
wurde in kleinere Abschnitte zerschnitten<br />
und aufgerollt. In drei Fahrten wurden die Zaunreste<br />
zur Deponie Frielinghausen geschafft.<br />
Da an dieser Forstfl äche ein<br />
Weg vorbeiführt, musste<br />
wieder einmal einiges an<br />
Müll eingesammelt werden.<br />
Hier fi el wenigstens etwas<br />
Pfandgeld an.<br />
Zuletzt wurde um den Fischteich<br />
ein Zaun gezogen, um<br />
ihn als Tümpel zu erhalten<br />
und um zu verhindern, dass<br />
Rinder in den ehemaligen<br />
Fischteich steigen. Im Teich<br />
wurde bei den Arbeiten bereits<br />
Grasfroschlaich festgestellt.<br />
Anzumerken ist noch, dass<br />
die Abgabe von Schrott bei<br />
den Annahmestellen kostenlos ist, da Schrott<br />
einen realen Handelswert hat. Die Abgabe der<br />
anderen Stoffe musste bezahlt werden. Dabei<br />
fi elen <strong>für</strong> uns Kosten von 338 Euro an.<br />
Martin Lindner<br />
Ehemalige Freizeithütte am Prinzenknapp, vor und nach<br />
dem Abriss<br />
Fotos: L. Filipponi
Erste Energieholzplantage im HSK<br />
Negative Folgen aus dem Sturmereignis Kyrill<br />
Nachwachsende Rohstoffe, regenerative Energien<br />
zu nutzen, gehört zu den wichtigsten Themen,<br />
an denen sich unsere Zukunft entscheiden<br />
wird. Nun ist aber nicht alles, was auf den ersten<br />
Blick umweltfreundlich und damit zukunftsichernd<br />
scheint, auch wirklich vertretbar.<br />
Zu den problematischen Entwicklungen im Bereich<br />
der nachwachsenden Rohstoffe ist eindeutig<br />
auch der Sektor „Energieholzplantagen“ zu<br />
zählen. Die „Bäume“ einer Energieholzplantage<br />
werden alle fünf bis 15 Jahre mit<br />
Großmaschinen abgesägt und<br />
treiben dann wieder aus. Das<br />
geerntete Holzmaterial wird in<br />
einem Kraftwerk zur Stromerzeugung<br />
verbrannt.<br />
Problematisch ist unter anderem,<br />
dass solche Plantagen nur geringen<br />
ökologischen Wert besitzen.<br />
Klassische Waldarten kommen<br />
dort nicht vor, ebenso wenig wie<br />
Arten des Offenlandes. Würden<br />
solche Nutzungsformen zukünftig<br />
häufi ger auftreten, würde sich<br />
die prekäre Situation vieler Tier-<br />
und Pfl anzenarten der Roten<br />
Listen noch mehr verschärfen,<br />
weil diesen Arten weiterer Lebensraum<br />
genommen würde.<br />
Während in manchen Gegenden Deutschlands<br />
Energieholzplantagen aus dem Boden schießen,<br />
war der HSK diesbezüglich bislang ein weißer<br />
Fleck – bis letztes Jahr.<br />
Im Settmecketal, nördlich der dortigen Tennisplätze<br />
am Stadtrand von Sundern, wurde Ende<br />
2009 die erste Energieholzplantage im Kreis angelegt.<br />
Auf der ehemaligen Fichtenwaldfl äche,<br />
die beim Sturm Kyrill umgeworfen wurde, hat<br />
man im Herbst 2009 alle Fichtenstubben aus<br />
dem Boden gerissen und zu einem zweigeteilten<br />
und bis zu 3 m hohen Wall am Rande der Fläche<br />
aufgeschichtet. Anschließend wurde sie planiert.<br />
In den Boden wurden sodann kleine Hölzer der<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
17<br />
Robinie gesteckt. Die Hölzer, welche ca. 30 cm<br />
aus dem Boden schauten, trieben im Frühjahr<br />
2010 aus.<br />
Dieses Holz aus Sundern scheint <strong>für</strong> das im<br />
Herbst 2010 in Bad Berleburg in Betrieb gehende<br />
RWE-Kraftwerk bestimmt zu sein. Hinter<br />
der Plantage scheint auch RWE zu stehen. Seltsamerweise<br />
bekam die Biologische Station erst<br />
im Juni 2010 (!) eine Anfrage eines Planungsbüros,<br />
die <strong>für</strong> diese Fläche eine Studie zu einer<br />
Robinien auf der neuen Energieholzplantage<br />
Foto: M. Lindner<br />
artenschutzrechtlichen Prüfung durchführt. Dort<br />
wurde angefragt, ob Daten von planungsrelevanten<br />
Arten vorliegen.<br />
Da fragt sich nicht nur der <strong>Natur</strong>schützer, warum<br />
eine artenschutzrechtliche Prüfung durchgeführt<br />
wird, wenn schon längst Fakten geschaffen wurden.<br />
Wie sich die Sachlage bei den Energieholzplantagen<br />
im HSK in Zukunft gestaltet, wird der<br />
VNV kritisch begleiten.<br />
Martin Lindner
18 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
VNV-Fahrt in die Weseraue<br />
Nachdem ornithologisch Interessierte VNV-Mitglieder schon im vergangenen<br />
Jahr eine Vogelbeobachtungs-Tour zum Niederrhein unternahmen,<br />
fand im letzten Februar eine weitere Tagesfahrt statt. Es ging in die<br />
Weserauen im Kreis Minden-Lübbecke, wo sich zu dieser Jahreszeit viele<br />
überwinternde Wasservögel aufhalten. Hier der Exkursionsbericht eines<br />
Teilnehmers:<br />
Exkursionsbericht über die VNV-Tagesfahrt in<br />
die Weserauen im Kreis Minden-Lübbecke am<br />
28. Februar 2010<br />
Die Tour war zunächst <strong>für</strong> den 10. Januar geplant<br />
gewesen. Wegen der überraschend winterlichen<br />
Wetterverhältnisse und der durch Schneemassen<br />
unpassierbaren Wege musste sie jedoch auf<br />
den oben genannten Termin verschoben werden.<br />
So machten sich die 18 Teilnehmer am frühen<br />
Morgen auf, um unsere Führerin Jutta Niemann<br />
von der Biologischen Station Minden-Lübbecke<br />
e.V. (www.biostation-ml.de) um 9:00h vor Ort<br />
zu treffen.<br />
Ich hatte durch meinen Freund Harald Legge<br />
von der Fahrt gehört und war sehr froh, dass sich<br />
Erste Beobachtungen an der Weser bei Windheim<br />
<strong>für</strong> mich durch die Hilfe von Bernhard Koch<br />
eine Mitfahrgelegenheit ergab. Wir trafen uns<br />
an der Autobahnabfahrt Wickede/Menden an<br />
der A445. Von dort ging es mit drei Fahrzeugen<br />
Richtung Norden, um in der Nähe von Rheda-<br />
Wiedenbrück einen weiteren Teilnehmer einzuladen.<br />
Wie wir dem kurz vor Einbiegen auf den<br />
Parkplatz eingehenden Anruf entnehmen konnten,<br />
hatte dieser dort schon ungeduldig auf uns<br />
gewartet. Die Straßen waren frei und so kamen<br />
wir schon sehr rechtzeitig im Gebiet an.<br />
Das Kraftwerk bei Lahde aus unserer Wegbeschreibung<br />
kam schon bald in Sicht, drei Kilometer<br />
weiter sollte es links nach Windheim zu<br />
unserem Treffpunkt gehen. Unsere Blicke, die
von den geschwungenen Linien des Kühlturmes<br />
gen Himmel gezogen wurden, trafen auf ein<br />
offensichtlich dort wohnhaftes Wanderfalkenpärchen,<br />
welches uns sogleich mit einer Balzfl<br />
ugshow verwöhnte. Das war ein viel versprechender<br />
Anfang, zumal der Wetterbericht <strong>für</strong><br />
den Tag nichts Gutes verhieß.<br />
Nach ein paar Kurzstopps an der ein oder anderen<br />
„Gänsewiese“ überquerten wir pünktlich<br />
die Kanalbrücke, um nach Windheim zu gelangen.<br />
Diese Kanäle schneiden die ausladenden<br />
Weserschleifen auf kurzem Weg <strong>für</strong> den Schiffsverkehr<br />
ab und vermindern so dessen störenden<br />
Einfl uss auf die Ufer des mäandrierenden Flusslaufes.<br />
Auf der Brücke nach einem Haubentaucher<br />
Ausschau haltend wurden wir hier von Frau<br />
Niemann mit dem Auto überholt und trafen kurze<br />
Zeit später auch die übrigen Exkursionsteilnehmer<br />
im Ortskern.<br />
Bei einsetzendem Nieselregen wurden wir von<br />
Frau Niemann herzlich begrüßt und willkommen<br />
geheißen. Dass wir wegen der schlechten<br />
Wetterprognose nicht abgesagt hatten, hatte auf<br />
sie einen gewissen Eindruck gemacht und so<br />
machte sie uns gleich mit dem Beobachtungsge-<br />
Überfl utete Weserauen<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
19<br />
biet, dessen Besonderheiten und den Tagesplanungen<br />
vertraut.<br />
Die erste Station führte uns zu einer überfl uteten<br />
Wiese am Dorfrand, dem alten Hafen und vorbei<br />
an einer Weide mit Heckrindern ans Weserufer.<br />
Mehrere Schellenten und Zwergsäger, Bunt-<br />
und Kleinspecht, sowie einige Programmstörche<br />
(Das sind Weißstörche, die nicht nach Afrika<br />
ziehen.) konnten wir hier in unsere Artenliste<br />
aufnehmen. Auf der Weser selbst waren größere<br />
Trupps von Reiher-, Tafel-, Stock- und Krickenten<br />
meist rasch auffl iegend zu sehen. Zurück am<br />
Auto erzählte Bernhard Koch, dass es natürlich<br />
auch diesmal etwas zu gewinnen gäbe: Wer die<br />
Anzahl der auf dieser Fahrt beobachteten Vogelarten<br />
am genauesten im Voraus schätzte, bekäme<br />
einen Buchpreis. Jeder Teilnehmer gab also<br />
seinen Tipp bei ihm ab.<br />
Weiter ging es zu einem Aussichtspunkt auf<br />
dem Weserdeich am nördlichen Ortsrand von<br />
Windheim. Hier befi ndet sich eine Gebietskarte,<br />
an der uns Frau Niemann einen Überblick über<br />
unser Tagesprogramm gab. Nordwestlich von<br />
Döhren machten wir dann in der dortigen We-
20 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
sermarsch Station. Rebhuhn, Fuchs, Rehe, Feldlerchen,<br />
Spieß-, Löffel- und Pfeifenten, Mäusebussarde,<br />
Höckerschwäne, Großer Brachvogel,<br />
Sturm-, Lach- und Silbermöwen und die ersten<br />
ziehenden Kraniche und Blässganstrupps ließen<br />
sich hier bei nachlassendem Regen gut beobachten.<br />
Das nächste Dorf Heimsen bietet nicht nur einen<br />
guten Uferzugang, sondern hat auch ein<br />
schmuckes Kirchlein mit sehenswertem Friedhof<br />
zu bieten. Den nächsten Parkplatz <strong>für</strong> unser<br />
18-köpfiges Exkursionsteam fanden wir dann<br />
am Rittergut Schlüsselburg. Von dort liefen wir<br />
zu der nahe gelegenen gleichnamigen Staustufe<br />
vor, um vom Wehr aus den Flusslauf einsehen<br />
zu können. Hier war der Hochwasserstand von<br />
über 5 m und die damit verbundene hohe Fließgeschwindigkeit<br />
gut zu erkennen, so dass das<br />
Artenspektrum hier eher schmal ausfi el.<br />
Wir hatten nun das andere Weserufer und den<br />
nördlichsten Teil des Gebietes erreicht. Es ging<br />
weiter durch Schlüsselburg, vorbei am Scheunenviertel<br />
und über den Kanal, welcher die Weserschleife<br />
Schlüsselburg abschneidet. Dann<br />
Richtung Süden zu einer Kiesabgrabung, die<br />
allein, wie Frau Niemann versicherte, im Frühjahr<br />
<strong>für</strong> einen ganzen Beobachtungstag gut sei.<br />
Diese ist südöstlich vom Ortsteil Rußland direkt<br />
am linken Weserufer gelegen. Die Ankündigung<br />
von Frau Niemann wurde von zwei Beobachtungseinrichtungen<br />
am Südufer bestätigt und<br />
wir hatten Glück, dass sich im Eis bereits offene<br />
Wasserstellen zeigten. Ein vorbei fl iegender Silberreiher,<br />
Gänsetrupps und ziehende Kraniche<br />
konnten gut beobachtet werden. An der offenen<br />
Wasserstelle hatten sich einige Lach-, Sturm-,<br />
Silber- und eine Mittelmeermöwe eingefunden.<br />
Immer wieder waren auf den Wiesen, an denen<br />
wir vorbeifuhren, Gänsetrupps zu sehen gewe-<br />
sen, die wir aus den Autos heraus stets nach<br />
Besonderheiten durchschauten. Bläss-, Tundrasaat-,<br />
Weißwangen-, Grau-, Kanada-, Brand-,<br />
Nil- und Rostgänse hatten dadurch unsere Artenliste<br />
bereits bereichert.<br />
An einer solchen Wiese machten wir auch unsere<br />
Mittagspause. Meine mitgebrachten Brote<br />
wurden von einer köstlichen Gerstenkaltschale<br />
der Marke Veltins und zwei Stückchen Rotes-<br />
Höhenvieh-Rindersalami geschmacklich verfeinert.<br />
So gestärkt fuhren wir weiter nach Westen und<br />
kamen zurück auf die Verbindungsstraße der<br />
Ortsteile Großenheerse und Hävern. Als Frau<br />
Niemann die Autokolonne zum Linksabbiegen<br />
bewegen wollte, konnten wir ihr leider nicht<br />
folgen. Zu vielversprechend waren die weißen<br />
Punkte, die Bernhard Koch in entgegengesetzter<br />
Richtung auf den weiter entfernten Feldern<br />
Zwischendurch wird der Hunger
Rebhühner im Rapsfeld<br />
ausgemacht hatte. Wir ergriffen die Initiative<br />
und die anderen Fahrzeuge folgten uns, als sie<br />
den Grund da<strong>für</strong> erkannten. Auf einer links an<br />
der Straße gelegenen Kiesabgrabung konnten<br />
wir zunächst fünf Gänsesäger aus nächster Nähe<br />
beobachten, da das Eis erst auf einem schmalen<br />
Streifen am Ufer geschmolzen war. Weiter ging<br />
es dann zu den weißen Punkten, die sich bei näherem<br />
Hinsehen als Singschwäne entpuppten.<br />
Diese grasten in unmittelbarer Nähe eines allein<br />
stehenden Hauses nahe Großenheerse. Einige<br />
Höckerschwäne und ein Schwarzschwan waren<br />
auch darunter. Besonders froh waren wir über<br />
die Singschwäne, da wir auf Grund der letzten<br />
Meldungen auf www.duemmerbirding.de, der<br />
Internetseite von Christopher König mit aktuellen<br />
Beobachtungsmeldungen aus der Region,<br />
be<strong>für</strong>chten mussten, diese seien schon abgezogen.<br />
Ein Zwergschwan war leider nicht darunter,<br />
aber ein halsberingtes mindestens fünfjähriges<br />
Weibchen, welches in Lithauen beringt worden<br />
war – siehe Beschreibung im Kasten. Es war der<br />
dritte Singschwan mit blauem Halsband, der im<br />
Gebiet abgelesen wurde. Auf der anderen Seite<br />
graste ein ansehnlicher Trupp Blässgänse, unter<br />
den sich auch die 28 Weißwangengänse, welche<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
21<br />
wir schon im Gebiet fl iegend beobachtet hatten,<br />
mischten. Die genaue Durchsicht des Trupps<br />
erbrachte noch zwei Tundrasaatgänse und eine<br />
Schwanengans.<br />
Wir kehrten um und kamen in Hävern noch einmal<br />
alle zu einer kurzen Besprechung in dem<br />
dort gelegenen Beobachtungsturm zusammen.<br />
Der kam mir sehr bekannt vor und ich erinnerte<br />
mich, hier im Frühjahr des Vorjahres bereits einmal<br />
gewesen zu sein. Die Beobachtungen aus<br />
2009 konnten aber mir denen des heutigen Tages<br />
in keiner Weise konkurrieren und mir wurde<br />
klar, wie viel Glück wir mit Frau Niemann als<br />
fachkundiger Führerin im Gebiet gehabt hatten.<br />
So verabschiedete sie sich auch, nicht ohne<br />
uns noch einen weiteren lohnenden Beobachtungsplatz<br />
südwestlich der Kiesabgrabungen<br />
von Windheim am Truppenübungsplatz zu zei-<br />
Beringter Singschwan<br />
gen. Ausgehend von der „Panzerstrasse“ kann<br />
man leicht zum Weserufer vorlaufen, was aber<br />
unserer Artenliste keine neuen Einträge mehr<br />
brachte. Einen überfl iegenden Gänsetrupp, den<br />
ich etwas nachlässig als Graugänse bestimmte,<br />
hatte sich Bernhard Koch glücklicherweise genauer<br />
angesehen und entdeckt, dass es sich dabei<br />
in Wahrheit um Tundrasaatgänse handelte.
22 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Ein schönes Beispiel da<strong>für</strong>, dass man besonders<br />
in der Gruppe immer noch dazulernen kann und<br />
warum Vögel Beobachten so spannend ist.<br />
Die angrenzenden Kiesabgrabungen waren allesamt<br />
noch zugefroren. Das Wetter hatte sich<br />
wieder stark verschlechtert und die von Frau<br />
Niemann gegebenen Empfehlungen zu den umliegenden<br />
Speisegaststätten begannen auf einige<br />
Teilnehmer irgendwie anziehend zu wirken. Als<br />
es dann wieder zu regnen anfi ng und der herannahende<br />
Sturm Xynthia die Wolken zu Bergen<br />
zusammen schob, kam Abschiedsstimmung auf.<br />
Unsere Artenliste des Tages zählte 75 Arten und<br />
so konnte am Ende der glückliche Gewinner<br />
schnell ermittelt werden.<br />
Auf der Rückfahrt wurden wir dann stürmisch<br />
durchgeschüttelt und <strong>für</strong> die meisten Teilnehmer<br />
dauerte es etwas länger, bis sie wieder zu<br />
Hause ankamen. Nach einem so tollen und erlebnisreichen<br />
Tag fi el das allerdings nicht ins<br />
Gewicht.<br />
Klaus Vanscheidt<br />
Singschwan, Schwanengans und Gänsesäger<br />
bei Großenheerse<br />
Alle Fotos:<br />
R. Götte
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Auch im nächsten Jahr ist eine VNV-Tagesfahrt in ein ornithologisch reizvolles<br />
Gebiet geplant. Die im Infoverteiler befi ndlichen Leute werden auf diesem Weg<br />
Informationen bekommen. Wer sich gerne in diesen Verteiler aufnehmen lassen<br />
möchte, schicke bitte eine E-Mail an haraldlegge@web.de.<br />
Meldung und Tabelle zur Beobachtung des Singschwans mit der Ring-Nummer 7C00:<br />
Sunday, February 28, 2010, 9:38:08 PM, you wrote:<br />
To whom it may concern<br />
Hello,<br />
may be that I just observed one of your colour neckbanded whooper swans in Germany. Here are the details:<br />
Species: Whooper swan<br />
Date: 28th March 2010 4pm<br />
Blue neckband with white signature 7C00, left tarsus<br />
aluminium ring, right tarsus lilac may be plastic ring, both not recorded<br />
Location: Großenheerse County of Minden, Northrhine Westphalia, Germany<br />
Observed alive with a scope in the distance<br />
scale of fl ok: 35 whooper swans, 20 mute swans, 20 greylag geese and 20 greater white fronted geese<br />
Observer: Klaus Vanscheidt and members from the OAG Sauerland<br />
If it is your swan please be so kind to send me the cv of that bird. Thanks for that in advance.<br />
Kind regards from Germany<br />
Klaus Vanscheidt<br />
Gulb� giesminink� - Cygnus cygnus - Whooper Swan<br />
23<br />
Lithuanian Bird Ringing Centre (E-mail: zcentras@takas.lt)<br />
Metalinis žiedas / Metal ring: LITHUANIA 3A130 Plastiko žiedas / Plastic ring: M�LYNAS / BLUE 7C00<br />
Lytis /Sex: patel� / female Amžius / Age: suaug�s paukštis (išper�tas prieš 2005 metus) / adult bird (hatched before 2005)<br />
Partneris/ partner: nežieduotas / unringed Vada / Brood: gulbiukai / cygnets (4) 7C01, 7C02, 7C03, 7C04<br />
Žiedavimo data / Ringing date: 2009.07.22 Žieduotojas / Ringer: Julius MORK�NAS<br />
Žiedavimo vieta / Ringing place: Šilavoto žuvininkyst�s tvenkiniai (54°40‘52“N, 23°46‘26“E), Prienai, LIETUVA / LITHUANIA,<br />
Steb�jim� duomenys / Resighting data:<br />
Data / Date Koordinat�s /<br />
Coordinates<br />
2009-08-16 54°40‘52“N,<br />
23°46‘26“E<br />
2009-09-01 54°40‘52“N,<br />
23°46‘26“E<br />
Vietos pavadinimas /<br />
Place<br />
Šilavotas, Prienai,<br />
Lietuva/Lithuania<br />
Šilavotas, Prienai,<br />
Lietuva/Lithuania<br />
2010-02-17 51°42‘N, 7°55‘E Lippeaue, Hamm-Uentrop,Nordrhein-Westfalen<br />
2010-02-11 51°42‘N, 7°55‘E Lippeaue, Hamm-Uentrop,Nordrhein-Westfalen<br />
2010-02-28 52°18‘N, 8°55‘E Minden, Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
Š/C: LI - Lietuva / Lithuania, DE - Vokietija / Germany<br />
Š/<br />
C<br />
N = Biotopas / Habitat Steb�ta kartu / Together observed Steb�tojas / Observer<br />
6 Fish farm 7C01, 7C02, 7C03, 7C04 Julius Mork�nas<br />
2 Fish farm 7C03 Julius Mork�nas<br />
4 Up� / River H.Schenkel<br />
4 Up� / River H.Schenkel<br />
35 ??? Klaus Vanscheidt
24 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Bericht der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft<br />
im VNV (OAG) <strong>für</strong> 2009<br />
OAG-Jahrestreffen im Kloster Bredelar<br />
Das traditionelle Jahrestreffen unserer Arbeitsgemeinschaft,<br />
bei der bei Kaffee und Kuchen<br />
unter anderem die Kartierergebnisse des vorangegangenen<br />
Jahres präsentiert und besprochen<br />
werden, war im Januar 2010 leider nicht so gut<br />
besucht wie in den Vorjahren.<br />
Natürlich: Es geht schon bei der Verbreitung<br />
einzelner Arten sehr ins Detail, wodurch das<br />
Treffen schon anstrengend wird. Aber auf der<br />
anderen Seite erhält dort jeder Interessierte einen<br />
guten Überblick über aktuelle Verbreitung<br />
der interessantesten unserer Vogelarten.<br />
Darum nochmals der Hinweis <strong>für</strong> Anfang 2011:<br />
Die OAG-Treffen stehen jedem Interessierten<br />
offen, es ist eine gemütliche Atmosphäre, auch<br />
interessierte Laien sind ausdrücklich willkommen<br />
und erwünscht!<br />
Danksagung<br />
Die Artbearbeiter der unten aufgeführten Arten<br />
haben viel Zeit damit verbracht, mit Akribie die<br />
gemeldeten Daten zusammenzustellen, aufzuarbeiten<br />
und zu kommentieren. Darüber hinaus<br />
gaben sie Daten anderer zu bearbeitenden Arten,<br />
die sie in Feldarbeit sammelten, an die entsprechenden<br />
Artbearbeiter weiter. Außerdem meldete<br />
eine Vielzahl von Personen Daten, teils sehr<br />
umfangreich, an die OAG.<br />
Allen diesen Personen gebührt großer Dank.<br />
Ohne sie wäre dieser Bericht nicht möglich.<br />
Worterklärungen:<br />
juv.: juvenil, Jungvogel<br />
immat.: unausgefärbt<br />
pullus/pulli: Dunenjunges/Dunenjunge<br />
ad.: adult, Ausgewachsener<br />
BP: Brutpaar<br />
1,1: 1 Männchen, 1 Weibchen<br />
2,0: 2 Männchen, 0 Weibchen<br />
Aufruf zur Meldung von Vogeldaten<br />
Die OAG bittet alle Interessierten, Vogelbeobachtungen der beschriebenen Arten aus dem HSK,<br />
die auf eine Brut hindeuten, formlos, z. B. per E-Mail, an sie zu melden. Um diese Daten verwenden<br />
zu können, müssen sie enthalten: Datum, genaue Ortsangabe, Anzahl der Exemplare und<br />
Art des Bruthinweises/-nachweises (z. B. Gesang, Futter tragend, Art über längeren Zeitraum zur<br />
Brutzeit anwesend, ...), Name des Beobachters.<br />
Die OAG freut sich über weitere aktive Mitarbeiter. Dazu sind Vorkenntnisse wünschenswert,<br />
aber nicht erforderlich.<br />
Weitere Infos von und an Harald Legge (E-Mail: haraldlegge@web.de) oder<br />
Richard Götte (E-Mail: richard.goette@t-online.de).<br />
Neue Arten, von denen ab 2010 Brut-/ Revierdaten HSK-weit erwünscht sind:<br />
Reiherente (Artbearbeiter: Klaus Hanzen)<br />
Teichhuhn (Bernhard Koch)<br />
Bleßhuhn (Bernhard Koch)<br />
Waldlaubsänger (Sven Kuhl): Bitte Daten NUR mir Karte melden!<br />
Trauerschnäpper (Sven Kuhl): Bitte Daten NUR mir Karte melden!
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Ergebniss der Bestandsaufnahmen genauer erfasster<br />
Arten <strong>für</strong> das Jahr 2009<br />
Höckerschwan<br />
(100 %; M. Hemmelskamp):<br />
Der Bestand vom Höckerschwan lag 2009 bei<br />
10 Paaren. Davon waren 5 Paare mit insgesamt<br />
19 Jungvögeln erfolgreich.<br />
1 Bp Westheimer Teiche 2 Brut 4 Juv (Melder:<br />
B.Koch)<br />
1 Bp NSG Enser See mit 2 Juv (Melder:<br />
B.Koch)<br />
1 Bp Sorpesee mit 4 Juv Hauptsee Kletterpark<br />
(Melder: B.Koch)<br />
1 Bp Sorpesee mit 4 Juv Hauptsee unterhalb<br />
Vorbecken Damm (Melder:B.Koch)<br />
1 Bp mit Nest (Erfolglos) Teich Olsberg Wiemeringhausen<br />
1 Bp mit Nest (Erfolglos) Klärteich Meschede<br />
Wehrstapel<br />
1 Bp mit Nest (Erfolglos) Vorbecken Hennesee<br />
Meschede<br />
1 Bp mit 5 Juv Teich Arnsberg Rumbecker Hammer<br />
1 Bp mit Nest (Erfolglos) VEW Stausee Olsberg<br />
1 Bp (Verlobungspaar) Klärteich Arnsberg Neheim<br />
Kanadagans (70%; B. Koch):<br />
Der Bestand „brütender“ Paare hat in 2009 nicht<br />
weiter zugenommen. Die Hauptverbreitung liegt<br />
weiter im westlichen Kreisgebiet um AR-Voßwinkel<br />
und den angrenzenden Kreis Soest mit<br />
dem NSG „Ruhrstau“ bei Wickede-Echthausen.<br />
Aus dem östlichen Brutgebiet liegen <strong>für</strong> 2009<br />
nur wenige Brutnachweise vor, doch konnten an<br />
allen Brutplätzen von 2008 wieder Paare beobachtet<br />
werden. Der Gesamtbestand „brütender“<br />
Paare lag 2009 bei ca. 31-33 Paare.<br />
Die Bruten verteilen sich wie folgt:<br />
16-18 „brütende“ Paare um AR-Voßwinkel mit<br />
21 Juv.<br />
25<br />
3 „brütende“ Paare mit 14 Juv. im NSG „Ruhrstau<br />
Echthausen“<br />
2 „brütende“ Paare mit 10 Juv. im NSG „Enser<br />
See“<br />
1 „brütendes“ Paar mit 1 Juv. am Sorpesee<br />
1 „brütendes“ Paar mit 5 Juv. auf dem Ruhrstau<br />
MES-Freienohl/Langel<br />
2 BP mit anfangs 10 pulli später 3 fl . Juv. Brilon-<br />
Alme/Kläranlage-Obergraben<br />
1 BP „erfolglos“ Hennesee/Vorbecken<br />
1 BP mit 4 Juv. auf den Fischteichen Hanxleden<br />
bei Schmallenberg-Kirchrabach<br />
3 „brütende“ Paare mit „nur“ 6 fl . Juv. an den<br />
Westheimer Teichen<br />
1 BP mit 2 fl . Juv. an einem Angelteich bei<br />
Schleidern/Medebacher Bucht<br />
Brutzeitbeobachtungen einzelner Paare liegen<br />
aus vielen Bereichen des Sauerlandes vor.<br />
Der Winterbestand im Ruhrtal zwischen Arnsberg-Voßwinkel<br />
und dem NSG „Ruhrstau bei<br />
Echthausen“ lag bei max. 327 Ex.<br />
Graugans (70 %; B. Koch):<br />
Der Brutbestand 2009 lag bei mindestens 25<br />
„brütenden“ Paaren mit 56 Juv.<br />
Die Brutpaare verteilen sich wie folgt:<br />
10 „erfolgreiche“ Bruten mit 32 Juv. NSG<br />
„Ruhrstau Echthausen“ (Anfang März wurden<br />
alle auf einer Ruhrinsel befi ndlichen Gelege,<br />
wahrscheinlich von Wildschweinen ausgenommen)<br />
4 „brütende“ Paare auf einem Artenschutzteich<br />
bei AR- Voßwinkel mit nur 2 Juv.<br />
7 „brütende“ Paare auf dem Mühlenteich bei<br />
AR- Voßwinkel, ohne Juv. (starke Konkurrenz<br />
durch Kanadagänse, s. auch 2008)<br />
2 BP mit 7 bzw. 9 Juv. Feuerlöschteich im Kohlwedertal<br />
bei MES-Eversberg<br />
1 „brütendes“ Paar ohne Bruterfolg auf dem<br />
Mühlenteich bei Marsberg-Udorf<br />
1 BP mit 6 Juv. an den Fischteichen „Nieder-
26 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
mühle“ bei Marsberg-Padberg<br />
Von der Aabachtalsperre liegen <strong>für</strong> 2009 leider<br />
keine Brutbestandszahlen vor.<br />
Brutzeitbeobachtungen liegen vom Sorpesee,<br />
dem Diemelsee und den Teichen am Forsthaus<br />
Glashütte bei Marsberg vor.<br />
Nilgans (80%; B. Koch):<br />
Für 2009 wurden 18 (20) BP mit 55-56 (64-65)<br />
Juv., 8 Verlobungspaare, sowie 1 Bruthinweis<br />
gemeldet.<br />
1 BP mit 5 Juv. an der Ruhr bei Wickede/SO<br />
2 BP mit 6 bzw. 7 Juv. + 1 Verlobungspaar im<br />
NSG „Ruhrstau Echthausen“<br />
1 BP mit 4 Juv. + 1 Verlobungspaar an der Ruhr<br />
bei AR-Voßwinkel<br />
1 BP mit 5 Juv. an der Schloßgräfte Höllinghofen<br />
bei AR-Voßwinkel<br />
1 BP erfolglos am Mühlenteich bei AR-Voßwinkel<br />
1 BP mit 7 Juv. an der Möhne unterhalb des NSG<br />
„Enser See“<br />
1 Verlobungspaar an der Ruhr bei AR-Niedereimer<br />
1 BP erfolglos im Ruhrtal bei MES-Wennemen<br />
1 Verlobungspaar im Ruhrtal bei MES-Laer<br />
1 BP mit 1 Juv. am Ruhrstau bei MES-Wehrstapel<br />
1 BP erfolglos auf dem Ruhrstau Bigge-Olsberg<br />
1 BP mit 4 Juv. + 1 Verlobungspaar auf dem<br />
Hennesee<br />
1 Verlobungspaar an der Ruhr bei AR-Müschede<br />
1 BP erfolglos am Sorpesee (Vorbecken)<br />
1 BP mit 4-5 Juv. an der Melscheder Mühle bei<br />
SU-Langscheid<br />
1 Verlobungspaar an einem Teich bei Eslohe/<br />
Haus-Wenne<br />
2 BP am Diemelsee mit 4 bzw. 8 Juv.<br />
1 Verlobungspaar an der Diemel in Höhe „Vincensiusmühle“<br />
bei Marsberg-Niedermarsberg<br />
2 BP ohne Bruterfolg an den Westheimer Teichen,<br />
hier ab 11.08. 1,1 + 7 fl . Juv., sowie<br />
ab 22.09. 1,1 + 2 fl . Juv. zugewandert – von woher?<br />
1 Bruthinweis – 1 Ex „Kopfweide“ am „Gut<br />
Forst“ bei Marsberg-Heddinghausen<br />
1 BP erfolglos an einem Fischteich bei Schleidern/KB<br />
in der Medebacher Bucht<br />
Haselhahn bei der Balz Foto: R. Götte<br />
Weißwangengans (100%; B. Koch):<br />
Nachdem bereits im Führjahr 2008 1 brutverdächtiges<br />
Paar im NSG „Ruhrstau Echthausen“<br />
beobachtet werden konnte, wurde am 12.04.2009<br />
wieder ein Paar am gleichen Ort gesehen.<br />
Danach allerdings keine weiteren Beobachtungen<br />
dieses Paares, da<strong>für</strong> war Ende April 1,0<br />
Weißwangengans mit 0,1 Graugans am gleichen<br />
Ort verpaart.<br />
Wachtel (30 %; R. Götte):<br />
Die Meldungen liegen, wie in den vergangenen<br />
Jahren, aus dem östlichen Kreisgebiet vor. Es<br />
liegen Meldungen aus den Städten Marsberg,<br />
Brilon, Medebach und Hallenberg vor. Die Meldungen<br />
aus dem Jahre 2009 lagen mit 54 Rufern<br />
unter den Meldungen von 72 aus dem Jahre<br />
2008.
Rebhuhn (40 %; F. Giller):<br />
Aus dem Jahr 2009 liegen Hinweise <strong>für</strong> 12 Reviere<br />
aus dem HSK vor. 6 Reviere wurden aus<br />
der Medebacher Bucht gemeldet, 2 aus Marsberg-Essentho<br />
und 2 aus Marsberg-Erlinghausen,<br />
sowie 2 aus dem Bereich Arnsberg-Voßwinkel.<br />
Aus Erlinghausen und Medebach gab es<br />
Brutnachweise mit insgesamt 8 Jungvögeln.<br />
Haselhuhn (30% B. Koch):<br />
Für 2009 lagen keine Beobachtungen vor.<br />
Zwergtaucher (90 %; B. Koch):<br />
2009 konnten an 16 Brutplätzen 23-24 Brutpaare<br />
mit mindestens 32 Juv. nachgewiesen werden<br />
Mit 10 Juv. zeigte sich der „neue“ Brutplatz an<br />
den Schönungsteichen der Kläranlage Eslohe-<br />
Bremke besonders erfolgreich.<br />
Es konnte allerdings nicht sicher ermittelt werden,<br />
ob es sich um 2 Brutpaare oder evtl. sogar<br />
um eine 3fach Brut eines Paares handelte.<br />
Bruthinweis: am 16.04. und 09.05. konnte jeweils<br />
1 Ex. auf einem Teich W Marsberg/Gut<br />
Forst beobachtet werden.<br />
2 BP Artenschutzteich bei AR-Voßwinkel (1x2<br />
Juv)<br />
1 BP Mühlenteiche bei AR-Voßwinkel<br />
1 BP Ruhr bei AR-Hüsten (3 Juv.)<br />
2 BP Schönungsteiche der Kläranlage AR-Neheim<br />
(1x2 Juv.)<br />
1 BP Schlammteiche AR-Obereimer (1 Juv.)<br />
1 BP auf dem Ruhrstau AR-Niedereimer (4<br />
Juv.)<br />
1 BP auf dem Ruhrstau AR-Eichholz (2 Juv.)<br />
3 BP auf dem Ruhrstau AR-Uentrop<br />
1 BP Schönungsteiche Kläranlage AR-Wildshausen<br />
(1 Juv.)<br />
3 BP auf dem Ruhrstau MES-Freienohl/Langel<br />
(2 Juv.)<br />
2 BP auf dem Ruhrstau MES-Freienohl/Ohl<br />
1 BP Schönungsteiche Kläranlage MES-Wehrstapel<br />
(1 Juv.)<br />
1-2 BP Schönungsteiche Kläranlage Eslohe-<br />
Bremke (10 Juv.!!)<br />
1 BP Schönungsteiche Kläranlage Schmallenberg<br />
(ohne Bruterfolg)<br />
1 BP auf den Fischteichen unterhalb Schmallenberg-Grafschaft<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
27<br />
Haubentaucher (100 %; W. Wilkens):<br />
1 Bp mit 3 pulli Westheimer Teiche (B.Koch)<br />
14Bp mit 10 Juv. Auf dem Diemelsee( B.Koch)<br />
23-24 Bp mit mindestens 35 pulli auf dem Sorpesee<br />
(B.Koch)<br />
1 Bp mit 3 pulli NSG „Enser See“ (B.Koch)<br />
16Bp mit 39 pulli auf dem Hennesee<br />
Im Jahre 2009 gab es somit 55-56 Brutpaare mit<br />
90 Jungen.<br />
Graureiher (80 %; B. Koch):<br />
Mit 64 erfolgreichen Bruten hat 2009 das<br />
schwächste Brutergebnis der letzten Jahre. Ob<br />
es sich hier um Auswirkungen des recht strengen<br />
Winters 2008/2009 handelt, kann nicht sicher<br />
gesagt werden. Allerdings waren die Brutergebnisse<br />
in ganz Westfalen niedriger als in den<br />
vergangenen Jahren (Stichmann mdl.)<br />
Kolonie Arnsberg-Bergheim<br />
1 erfolgreiche Brut (11)<br />
Kolonie Arnsberg-Bruchhausen<br />
2 erfolgreiche Bruten ( 2)<br />
Kolonie Arnsberg- Altes Feld<br />
3 erfolgreiche Bruten ( 4)<br />
Kolonie Meschede-Freienohl/Langel<br />
keine Brut ( 7)<br />
Kolonie Meschede- Wennemen<br />
18 erfolgreiche Bruten (18)<br />
Kolonie Meschede-Stadt<br />
4 erfolgreiche Bruten ( 6)<br />
Kolonie Eslohe/Haus Wenne<br />
14 erfolgreiche Bruten (15)<br />
Kolonie Schmallenberg- Gleidorf<br />
3 erfolgreiche Bruten ( 5)<br />
Kolonie Schmallenberg-Kläranlage<br />
2 erfolgreiche Bruten ( 2)<br />
Kolonie Olsberg<br />
16 erfolgreiche Bruten (23)<br />
Kolonie Diemelsee- NSG in Weide<br />
1 erfolgreiche Brut ( 3)<br />
Kolonie Diemelsee-Hauptsee<br />
- ( 1)<br />
________________________<br />
64 erfolgreiche Bruten (95)
28 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Schwarzstorch (40 %; F.-J. Stein):<br />
Das Jahr 2009 brachte <strong>für</strong> den Schwarzstorch<br />
ein „normales“ Ergebnis mit 25 Brutrevieren. Es<br />
konnten insgesamt 25 Jungvögel ermittelt werden.<br />
Wespenbussard (15 %; M. Lindner):<br />
Es wurden 1 Brutpaar und 15 Reviere gefunden.<br />
Dazu kamen 10 Beobachtungen von Einzelvögeln<br />
zur Brutzeit.<br />
Rotmilan (50 %; M. Lindner):<br />
Im HSK wurden 43 Brutpaare und 24 Reviere<br />
gemeldet. Erfassungslücken sind überwiegend<br />
im südlich Teil des HSK (Ausnahme Medebach),<br />
ferner Bestwig, Brilon und Marsberg.<br />
Schwarzmilan (80 %; W. Schubert):<br />
Im Hochsauerlandkreis (und dem angrenzenden<br />
Hessen) gab es im Kartierjahr 2009 insgesamt<br />
3 sichere Reviere, davon 3 mit Brutnachweis<br />
oder Brutverdacht. Ein Brutnachweis wurde<br />
von einem Planungsbüro aufgrund von Untersuchungen<br />
im Rahmen eines Straßenbauprojektes<br />
bei Eslohe erbracht. Ein Revier lag grenzübergreifend<br />
(inklusive Horstbaum) außerhalb in<br />
Hessen. Des Weiteren gibt es Bereiche, in denen<br />
Brutzeitbeobachtungen gemacht wurden: Ruhrtal<br />
bei Meschede, Hochfl äche bei Marsberg-Erlinghausen.<br />
Baumfalke (30 %; F. Schnurbus):<br />
Im Jahre 2009 gab es insgesamt 11 Brutzeit-Meldungen<br />
vom Baumfalken (1 mal Brutnachweis,<br />
2 mal Brutverdacht, 8 mal Brutzeitbeobchtung).<br />
Auffällig ist der Rückgang der Meldungen aus<br />
dem Marsberger Bereich. Im Bereich Meschede<br />
lassen 5 Beobachtungen den Rückschluss auf 2,<br />
eventuell gar 3 Reviere zu.<br />
Erfreulich ist der Brutnachweis bei Eslohe-<br />
Bremke, ein Revier, das auch im Vorjahr schon<br />
besetzt war.<br />
Wanderfalke (95 %; M. Lindner):<br />
Es waren sechs besetzte Reviere mit Paaren festzustellen,<br />
wobei eins knapp außerhalb des HSK<br />
lag. Drei Brutpaare waren mit zweimal 2 und<br />
einmal 1 ausgefl ogenen Jungvögeln erfolgreich.<br />
Wachtelkönig (20 %, M. Hemmelskamp):<br />
Im Jahre 2009 gab es im Verhältnis zu den Jahren<br />
2007 und 2008 nur sehr wenige Meldungen.<br />
Aus Medebach wurden 3 Rufer gemeldet. Einen<br />
Rufer gab es aus dem Helmeringhauser Bruch<br />
bei Olsberg und aus einer Viehweide bei Eslohe-<br />
Buenfeld. Alle Rufer wurden nur einmal nachgewiesen.<br />
Kiebitz (90 %; G. Schöllmann):<br />
Der Kiebitz bleibt auch in 2009 im HSK ausgestorben.<br />
Immerhin gab es an fünf Standorten Balzverhalten<br />
über einige Tage. Ob er in den nächsten<br />
Jahren wieder zur Brut schreitet, bleibt abzuwarten.<br />
• Flussregenpfeifer (50%; G. Schöllmann):<br />
Im Jahre 2009 konnten 8 Brutpaare festgestellt<br />
werden. Darunter waren mindestens 3 erfolgreiche<br />
Bruten: Einen sicheren Bruterfolg mit<br />
drei fl üggen Jungen gab es auf einer Brache am<br />
Gelände der Fa. Egger in Brilon. Zwei weitere<br />
BP mit Jungen gab es wahrscheinlich unterhalb<br />
des NSG „Enser See“.<br />
Drei Brutplätze aus dem Jahre 2008 (Holzgewerbepark<br />
Bad Fredeburg, Bauschuttdeponie Brilon<br />
und Dümpel in Sundern-Stemel) wurden wegen<br />
der starken Verkrautung nicht mehr besetzt.<br />
Waldschnepfe (10 %; B. Koch):<br />
Für 2009 liegen folgende Meldungen vor:<br />
03.04.2009 1,0 Balzfl ug „Langer Grund“<br />
zwischen Marsberg und Bredelar (Pohlmeyer)<br />
06.04.2009 2,0 Balzfl ug „Langer Grund<br />
– Lichten Eichen“ bei Marsberg-Bredelar (Pohlmeyer)<br />
12.04.2009 1,0 + 1,0 Balzfl ug „Wildwald<br />
Vosswinkel“ Bereich Urwald/Vogelwiesen<br />
(Koch)<br />
April 2009 1 Ex. + 2,0 Balzfl ug + puizen<br />
NSG „Harmorsbruch“ bei Meschede (Wilkens)
April 2009 5,0 mit Balzfl ug über einer Kyrillfl<br />
äche bei MES-Föckinghausen (Wilkens)<br />
2009 1 Rupfung an einem Uhu Brutplatz bei<br />
Marsberg-Padberg (Lindner)<br />
Bekassine (100 %; W. Schubert):<br />
Die Bekassine ist im Hochsauerlandkreis ausgestorben.<br />
Es liegen keine Brutzeitbeobachtungen<br />
vor.<br />
Hohltaube (max. 35 %; F.-J. Stein):<br />
Für 2009 konnten die nachgewiesenen Reviere<br />
der Hohltaube noch einmal gesteigert werden.<br />
Der bisherige Höchststand von 79 und 75 Nachweisen<br />
aus 2007 und 2008 konnte in 2009 auf<br />
88 Nachweise erhöht werden. Es lagen aber nur<br />
zwei Brutnachweise vor.<br />
Turteltaube ( %; F. Schnurbus):<br />
Der Bestand scheint sich auf dem Niveau des<br />
Vorjahres stabilisiert zu haben, vielleicht gab es<br />
sogar eine leichte Bestandserholung. Aus den<br />
vorliegenden Beobachtungen ergaben sich 53<br />
Reviere.<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
29<br />
Hohltaube Foto: R. Götte<br />
Kuckuck (30 %; B. Koch):<br />
Nachdem in den Jahren 2007 und 2008 über<br />
Presseaufrufe gute Datensätze zusammenkamen,<br />
stellt 2009 das bisher schwächste Meldejahr <strong>für</strong><br />
den HSK dar.<br />
Insgesamt wurden nur Datensätze zu 15 Beobachtungsplätzen<br />
gemeldet.<br />
Die Meldungen verteilen sich wie folgt:<br />
Arnsberg: 3 Rufer !!<br />
Sundern: -<br />
Meschede: 1 Rufer, 2 Durchzügler<br />
Eslohe: 2 Durchzügler<br />
Bestwig: 1 Rufer<br />
Brilon: -<br />
Marsberg: 4 Rufer<br />
Schmallenberg: -<br />
Winterberg: 2 Rufer<br />
Medebach: - !!<br />
Schleiereule (30 %; F. Giller):<br />
Obwohl ca. 60 Nistkästen im gesamten HSK<br />
kontrolliert worden sind, konnten lediglich im<br />
Herbst aus zwei Kästen in Marsberg - Heddinghausen<br />
einige frische Gewölle entnommen werden.
30 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Darüber hinaus gab es noch eine Beobachtung<br />
aus dem Frühjahr, wo ein Landwirt aus Marsberg<br />
- Erlinghausen zwei Schleiereulen bei der<br />
Sperlingsjagd in seinem Kuhstall mehrere Tage<br />
beobachten konnte.<br />
War es nun der Winter mit seiner langen geschlossenen<br />
Schneedecke oder nur ein schlechtes<br />
Mäusejahr, das es <strong>für</strong> 2009 keine Hinweise auf<br />
Bruten der Schleiereule gab?<br />
Raufußkauz (30 %; M. Lindner):<br />
Es gab 1 Brutnachweis und 8 rufende Männchen<br />
im Kreis.<br />
Brutnachweis:<br />
1 Ex. schaut aus Schwarzspechthöhle „Auf der<br />
Sauge“ nordöstlich NSG Hunau (Volkmer)<br />
Rufnachweise:<br />
1 Ex mit rufend bei Bestwig-Föckinghausen<br />
(Wilkens, Hemmelskamp)<br />
1 Ex. mehrfach rufend am Kehlberg bei Bödefeld<br />
(Volkmer)<br />
2 Ex. mehrfach rufend NSG Hunau (Bereiche<br />
Nasse Wiese, Tiefes Hohl)<br />
3 Ex, rufend, keine Bruten in Probefl äche Arnsberger<br />
Wald (Kämpfer-Lauenstein, Lederer)<br />
1 Ex. rufend 25.04. Dümberg, Sundern-Linnepe<br />
(Vollmer)<br />
Rauhfußkauz Foto: R. Götte<br />
Steinkauz (95 %, M. Lindner):<br />
1 Revier war im Februar/März in Arnsberg-Voßwinkel/Bellingsen<br />
besetzt (Bürmann fi de Koch),<br />
wo 1 Ex. wochenlang unter einer Abdeckung<br />
eines Kaminholzstapel anzutreffen war.<br />
Sperlingskauz (? %; M. Lindner):<br />
Im Kreis wurden zur Brutzeit 3 Reviere nachgewiesen<br />
und 1 Paar zur Herbstbalz im September.<br />
Im angrenzenden Teil des Arnsberger Waldes im<br />
Kreis Soest gab es einen Brutnachweis.<br />
1 Rev. Bestwig-Föckinghausen, 31.03.2009 1,0<br />
Ex rufend (Wilkens, Hemmelskamp)<br />
1 Rev. Arnsberger Wald bei Meschede-Enste,<br />
02.04.2009 0,1 Ex rufend (Wilkens, Hemmelskamp)<br />
1 Rev. NSG Hamorsbruch, Meschede, 07.04.2009<br />
1,0 Ex rufend (Wilkens, Hemmelskamp)<br />
1 Brut mit 5 Junge ausgefl ogen, Rüthen-Kneblinghausen,<br />
Kreis SO (Kämpfer-Lauenstein, Lederer)<br />
1,1 mit Herbstbalz Sternrot (Nähe Neuer Hagen)<br />
bei Winterberg-Niedersfeld im September<br />
(Schmidt)<br />
Uhu (95 % in Felsbiotopen;<br />
M. Lindner):<br />
Durch eine genaue kreisweite Erfassung im Rahmen<br />
eines Werkvertrages der LANUV konnten<br />
44 besetzte Reviere im HSK festgestellt werden.<br />
Mit 44 besetzten Revieren konnte 2009 die bisherige<br />
Höchstzahl der besetzten Reviere von 42<br />
im Jahr 2008 noch übertroffen werden. Durch<br />
die Erfassung konnte festgestellt werden, dass<br />
nur 5 Reviere von Einzelvögeln besetzt waren.<br />
Von 39 Paaren begannen nur 15 mit der Brut.<br />
Von den 15 BP 2009 gaben 4 ihre Brut auf. Nur<br />
14 Jungvögel wurden fl ügge, hingegen waren<br />
es 2005 48 Jungvögel. Die Brutergebnisse 2009<br />
sind die bisher schlechtesten dokumentierten im<br />
HSK im Hinblick auf ausgefl ogenen Jungvögel<br />
pro besetztes Revier, Brut und erfolgreicher<br />
Brut. Das gleiche gilt <strong>für</strong> ganz Deutschland. Als<br />
Gründe <strong>für</strong> dieses extrem schlechte Brutjahr<br />
kommen zwei Ursachen in Frage. Im Sauerland<br />
war bereits 2008, wie in vielen weiteren Gebieten<br />
NRWs, die Mäusepopulation zusammen ge-
ochen. Wie die Auswertung von langjährigen<br />
Datenreihen aus der Eifel zeigt, bedeuten wenige<br />
Mäuse immer schlechte Uhubrutergebnisse.<br />
Während hingegen viele Mäuse, wie z.B. 2005,<br />
gute Brutergebnisse bedeuten. Zudem war die<br />
Wetterlage während der Brutzeit ungünstig.<br />
Eisvogel (20 %; W. Wilkens):<br />
2009 wurden aus 13 Gebieten Eisvögel gemeldet.<br />
Die Meldungen im Einzelnen:<br />
Eslohe: 1 Bp mit juv. (Koch, Schulte)<br />
Arnsberg: 1 BP und 2 Reviere (Koch,<br />
Schulte)<br />
Meschede: 1 BP und 5 Reviere (Schulte)<br />
Schmallenberg: 3 Reviere (Schöllmann,<br />
Schulte)<br />
Wendehals (80 %; W. Schubert):<br />
Eine Meldung wurde aus dem Internetforum des<br />
VNV bekannt, bei der es sich um einen Durchzügler<br />
gehandelt haben dürfte:<br />
09.05.2009: 1 Wendehals rufend am Großen<br />
Scheffelberg (Gerard Mornie, Belgien).<br />
Weitere 3 Rufer wurden Ende April und Anfang<br />
Mai aus Medebach gemeldet.<br />
Grauspecht<br />
(30 %; M. Hemmelskamp):<br />
In 2009 konnten 56 Reviere festgestellt werden.<br />
Grünspecht<br />
(60 %, M. Hemmelskamp):<br />
2009 konnten 52 Reviere des Grünspechtes festgestellt<br />
werden.<br />
Mittelspecht<br />
(5 %; M. Hemmelskamp):<br />
Im Jahre 2009 wurden 14 Reviere gemeldet, was<br />
auf die schlechte Erfassung zurückzuführen ist.<br />
Schwarzspecht (25 %; S. Kuhl):<br />
In 2009 wurden 55 Reviere gemeldet.<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
31<br />
Kleinspecht (20 %; W. Wilkens):<br />
Der Bestand vom Kleinspecht lag im Jahr 2009<br />
bei 31 Revieren.<br />
Neuntöter (20 %; W. Schubert):<br />
Im Jahre 2009 konnten 210 - 216 Reviere festgestellt<br />
werden. Die Hauptverbreitung liegt in<br />
der Medebacher Bucht.<br />
Raubwürger (75 %; F.-J. Stein):<br />
Im Jahre 2009 wurde das schlechteste Ergebnis<br />
erbracht. Es konnten trotz guter Bearbeitung nur<br />
noch 16 Reviere vom Raubwürger nachgewiesen<br />
werden.<br />
Raubwürger-Winterreviere<br />
(50 %; W. Schubert):<br />
Im Winter 2008/2009 konnten 52 Reviere festgestellt<br />
werden. Dies ist gegenüber dem Winter<br />
2007/2008 eine Zunahme von 4 Revieren.<br />
Auffallend ist, dass im Westen des HSK wieder<br />
Raubwürger festgestellt wurden.<br />
Tannenhäher (? %; G. Schöllmann):<br />
8 Reviere, darunter 4 neue Gebiete, sind <strong>für</strong><br />
2009 gemeldet worden.<br />
Aufgrund seiner Standorttreue können wir in ein<br />
paar Jahren ein gutes Verbreitungsbild vom Tannenhäher<br />
im Hochsauerlandkreis erhalten.<br />
Dohle (90 %; R. Götte):<br />
Die Dohle hat auch in 2009 ihr Vorkommen im<br />
HSK weiter ausgedehnt.<br />
Der festgestellte Gesamtbestand beläuft sich auf<br />
119 Brutpaare. Dies bedeutet eine Verdoppelung<br />
des Bestandes in den letzten 5 Jahren.<br />
Kolkrabe (30 %; B. Koch):<br />
Der Kolkrabe ist über den gesamten HSK verbreitet.<br />
Echte Verbreitungsschwerpunkte lassen<br />
sich nicht erkennen. In Gebieten mit Verbreitungslücken<br />
müssen wir von geringerer Beobachtungstätigkeit<br />
ausgehen.<br />
Hinzu kommen viele Einzel- bzw. Truppbeobachtungen<br />
aus dem gesamten Kreisgebiet;
32 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Feldlerche (10 %; F. Schnurbus):<br />
Es wurden 2009 <strong>für</strong> den HSK 49 Reviere gemeldet.<br />
Diese Meldungen beziehen sich auf punktuelle<br />
Untersuchungen einzelner Gebiete. Der offensichtlich<br />
negative Bestandstrend kann durch<br />
weitere Untersuchungen in den nächsten Jahren<br />
genauer festgestellt werden.<br />
Heidelerche (50 %; F. Schnurbus):<br />
Kennzeichnend ist eine relativ magere Datenbasis,<br />
auch im Medebacher Raum. Andererseits<br />
zeigen neue Funde nach gezielter Suche, dass<br />
die Art häufi ger ist als gedacht.<br />
Die Brutverteilung zeigt, dass der Bereich um<br />
Bestwig in diesem Jahr nicht so gut erfasst wurde,<br />
während aus dem West- und Südteil des<br />
HSK neue Reviere bekannt wurden. Bei dem<br />
neu entdeckten Biotopanspruch – junge Weihnachtsbaumkulturen<br />
– ist davon auszugehen,<br />
dass längst nicht alle Reviere erfasst wurden.<br />
Insgesamt wurden 16 Reviere festgestellt.<br />
Uferschwalbe (90 %; B. Koch):<br />
2009 war nur noch die Kolonie bei Arnsberg-<br />
Bachum belegt. Durch günstige Brutmöglichkeiten<br />
konnten dort 85 BP zur Brut schreiten.<br />
Die kleine Kolonie bei Arnsberg-Bruchhausen<br />
war erstmals seit Jahren verlassen.<br />
Feldschwirl (20 %; F. Schnurbus):<br />
Der Feldschwirl ist selten geworden. Beispielsweise<br />
fehlen Meldungen aus dem Marsberger<br />
Raum aus Gebieten wie den Westheimer<br />
Teichen, wo die Art bis vor einigen Jahren immer<br />
anzutreffen war. Bei den festgestellten 14<br />
Revieren handelt es sich allerdings meistens um<br />
Zufallsbeobachtungen.<br />
Gelbspötter (25 %; S. Kuhl)<br />
In 2009 wurden insgesamt 11 Reviere gemeldet.<br />
Darunter waren auch drei Brutnachweise mit<br />
mindestens 3 Jungvögeln. Die Reviere verteilen<br />
sich auf die Stadtgebiete Marsberg (5), Brilon<br />
(1) und Arnsberg (5).<br />
Ringdrossel (80 %; B. Koch):<br />
Vom Hüttenwirt an der Niedersfelder Hochheide<br />
gab es Beobachtungen im NSG „Neuer Hagen“<br />
in 2009.<br />
Braunkehlchen<br />
(90 %; F. Schnurbus):<br />
Außerhalb der Nuhnewiesen ist der langjährige<br />
rückläufi ge Trend nicht gestoppt worden. Es<br />
wurden dort nur noch 7 Reviere ermittelt.<br />
In den Nuhnewiesen konnten 48 Reviere festgestellt<br />
werden, was einen neuen Höchststand<br />
bedeutet.<br />
Schwarzkehlchen<br />
(60 % Medebacher Bucht,<br />
übriger HSK 30 %; F. Schnurbus):<br />
In 2009 konnte ein Brutnachweis erbracht werden.<br />
Gartenrotschwanz (20 %; R. Götte):<br />
Im Jahre 2009 konnten nur 9 Reviere im HSK<br />
festgestellt werden.<br />
Baumpieper (30 %; S. Kuhl)<br />
In 2009 wurden 191-192 Reviere gemeldet. Dies<br />
ist das bisher höchste Erfassungsergebnis seit<br />
Erfassungsbeginn. Das größte Vorkommen bildete<br />
das NSG „Neuer Hagen“ mit 10 Revieren.<br />
Wiesenpieper<br />
(50 % Medebacher Bucht; H. Legge):<br />
Insgesamt wurden <strong>für</strong> 2009 HSK-weit 96-100<br />
Reviere gemeldet. Gegenüber den Vorjahren<br />
gibt es keine signifi kanten Änderungen. Die Bestandszahlen<br />
in den „Top-Gebieten des HSK“<br />
blieben (mit Einschränkungen) stabil:<br />
15 Reviere NSG „Hemmeker Bruch“ (Brilon-<br />
Madfeld),<br />
5 Reviere NSG „Pitzfeld“ (Medebach), Abnahme<br />
von max. 12 Revieren<br />
25 Reviere NSG „Nuhnewiesen“ (Hallenberg),<br />
Zunahme von max. 15 Revieren<br />
10-15 Reviere NSG „Auf dem Bruch“ (Marsberg-Essentho).
Wiesenschafstelze (70 %; B. Koch):<br />
In den Feldfl uren um Marsberg-Meerhof und<br />
-Essentho konnten 2009 wegen geringer Kontrollen<br />
nur 8 Reviere ermittelt werden, davon 1<br />
Brutnachweis; der tatsächliche Brutbestand lag<br />
hier sicher höher.<br />
Die Art breitet sich weiter im HSK aus.<br />
Erstmals wurden nördlich von Marsberg-Erlinghausen<br />
nach gezielter Suche 4 Reviere (2 Brutnachweise)<br />
gefunden. Alle Brutplätze lagen hier<br />
in Gestenfeldern.<br />
Zwei weitere neue Bruthinweise gibt es <strong>für</strong> Brilon.<br />
Hier wurden nahe der Fa. Egger am 27.05.<br />
1,1 und am 25.06. 1,0 Ex. beobachtet, sowie <strong>für</strong><br />
Arnsberg-Bellingsen wo am 03.05. 1,0 + 1 Ex.<br />
mit Revierverhalten in Raps und am 07.06. wiederum<br />
1,1 am gleichen Ort gesehen wurden.<br />
Karmingimpel (? %; B. Koch)<br />
Auch 2009 gibt es keine Meldungen diese Art<br />
betreffend.<br />
Grauammer (100 %; B. Koch):<br />
Seit einschließlich 1998 im HSK ausgestorben.<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
33<br />
Rohrammer (80 %; B. Koch):<br />
13 Brutplätze mit 22 BP bzw. singenden Männchen<br />
wurden <strong>für</strong> 2009 gemeldet.<br />
1 BP an den Schönungsteichen der Kläranlage<br />
AR-Neheim,<br />
1 BP auf der Ruhrinsel bei AR-Bachum,<br />
1 BP an den Klärteichen bei AR-Niedereimer,<br />
1,0 Ges. an der Kläranlage AR-Wildshausen,<br />
1 BP am Ruhrstau Freienohl/Olpe,<br />
2 BP im NSG „Hemmecker Bruch“ bei Brilon-<br />
Madfeld,<br />
1 BP „VNV Ochsenwiese“ am Prinzenknapp bei<br />
Brilon-Madfeld,<br />
1 BP an der Diemel bei Marsberg-Westheim<br />
„Kuckuck“,<br />
3 BP an den Westheimer Teichen,<br />
1 BP Dahlbachausbau bei Marsberg-Westheim/<br />
Betonwerk,<br />
3 BP im „Pitzfeld“ bei Medebach,<br />
1 BP in den „Hooren“ bei Medebach,<br />
5 BP in den „Nuhnewiesen“ bei Hallenberg<br />
Der Sammelbericht wurde von Harald Legge<br />
und Richard Götte zusammengestellt.<br />
Zippammer (90 %; F.-J. Stein):<br />
Wie 2008 konnten 12 Brutreviere nun in 5 verschiedenen<br />
Steinbrüchen im Hochsauerlandkreis<br />
nachgewiesen werden. Wiesenpieper Foto: R. Götte
34 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Orchideen im Hochsauerlandkreis 6. Folge<br />
Die Gattung Epipactis (Stendelwurz, Sumpfwurz, Sitter)<br />
Mein Gefühl sagte mir in den letzten Jahren:<br />
Die Orchideenserie in den <strong>IRRGEISTER</strong>N habe<br />
ich bald „geschafft“. Irrtum – es warten noch<br />
einige Gattungen darauf, dass über sie hier berichtet<br />
wird.<br />
Durch einen jüngst erfolgten Besuch der schon<br />
1987 bei Marsberg gefundenen Orchideenart<br />
Epipactis microphylla fühle ich mich frisch motiviert,<br />
die Serie nun mit der Gattung Epipactis<br />
fortzusetzen.<br />
Gattung „Epipactis“<br />
Allgemeines:<br />
Von den laut SEBALD ET AL. (1998) 50 Arten<br />
sind 24 asiatisch und 25 europäisch. Im Hochsauerlandkreis<br />
gibt es wahrscheinlich vier Arten<br />
sowie eine mindestens seit 1995 erloschene.<br />
Im Gegensatz zu den Knabenkräutern und Ragwurzen<br />
haben die Stendelwurze unter der Erde<br />
keine Knollen, sondern Rhizome, also Wurzelstöcke.<br />
Breitblättriger Stendelwurz Foto: R. Götte<br />
Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine)<br />
Während der Name Epipactis helleborine (L.)<br />
Crantz 1769“ auf die Ähnlichkeit mit dem von<br />
Theophrast (300 v. Chr.) <strong>für</strong> die Gattung „Germer“<br />
benutzten Namen „Helleboros“ hindeutet,<br />
also auf die großen Blätter mit den markanten<br />
Adern z. B. vom „Weißen Germer“, weist das<br />
Synonym Epipactis latifolia auf die breiten<br />
Blätter hin. Erstere Erklärung aus: GENAUST,<br />
H. (1996).<br />
„Helleborine“ heißt auch „nieswurzähnlich“,<br />
wobei mit Nieswurz aber auch der Germer gemeint<br />
ist und nicht unsere Helleborus viridis, die<br />
im westlichen HSK vorkommende „Grüne Nieswurz“<br />
oder die Gartenpfl anze Helleborus niger.<br />
Aussehen:<br />
Hauptmerkmal sind die auffallenden, bis 13 cm<br />
langen und bis 7 cm breiten Blätter, die sehr stark<br />
geadert sind und im Wald dunkelgrün glänzen.<br />
Die Problematik bei der Bestimmung durch Unerfahrene<br />
besteht darin, dass sich Waldpfl anzen<br />
von Pfl anzen, die auf freien Flächen wachsen,<br />
sehr in Größe und Farbe der Blätter unterscheiden.<br />
Ein weiteres Merkmal <strong>für</strong> E. helleborine ist das<br />
Vorhandensein eines ballonartigen Klebkörpers<br />
am oberen Ende der Narbe (s. u.). Dieses Teil<br />
besitzen nicht alle Stendelwurze. Auf der breiten<br />
Vorderlippe sind stark entwickelte Wülste.<br />
Bei der Bestimmung von E. helleborine ergeben<br />
sich durch die Hybridisierung mit anderen<br />
Epipactis-Arten <strong>für</strong> die Botaniker oft weitere<br />
Probleme (Näheres in der Bestimmungsliteratur<br />
oder im Internet).<br />
Bestäubung, Befruchtung, Vermehrung:<br />
Epipactis helleborine gehört zu den Orchideen<br />
mit Nektarangebot. In der napfartig ausgebuchteten<br />
hinteren Lippe (Hypochil) fi nden die Insekten<br />
(hauptsächlich Wespen) Nahrung. Beim Besuch<br />
bleibt die Klebscheibe (Viscidium) mit den<br />
Pollinien an der Wespe hängen. Durch ihren Besuch<br />
bestäuben sie andere Exemplare oder Blüten<br />
der gleichen Pfl anze (Nachbarbestäubung =
Geitonogamie). Wie bei anderen Orchideenarten<br />
werden die Samen durch den Wind verbreitet.<br />
Vor längerer Zeit habe ich gelesen (Quelle leider<br />
nicht mehr bekannt), dass Epipactis helleborine<br />
auf Grund von vorhandenem Nährgewebe am<br />
Samen wohl keinen Wurzelpilz braucht, im Gegensatz<br />
zu den meisten Orchideenarten. So ist<br />
es der Pfl anze möglich, als Pionierpfl anze relativ<br />
schnell vegetationsfreie Gebiete, z. B. Bergbauhalden<br />
(s. u.) zu erobern.<br />
Blütezeit: Ende Juni bis Ende August.<br />
Aus dem Büchlein von BUCHHEIT, E. (1988),<br />
S. 46, möchte ich hier noch wörtlich zitieren:<br />
„Es wird vermutet, daß ihr Nektar, ähnlich dem<br />
des violetten Sumpfstendels und vieler anderer<br />
Pfl anzen, eine narkotische oder giftige Wirkung<br />
hat. Beobachtungen wurden so gedeutet, daß die<br />
Wespe in einen Rauschzustand versetzt werde,<br />
in dem sie nicht mehr in der Lage sei, sich von<br />
den angehefteten Pollinien zu befreien.<br />
Es ist möglich, daß der Rausch des Insekts von<br />
Hefepilzen verursacht wird, die im Nektar der<br />
Pfl anze vorkommen und Gärungsprozesse bilden.<br />
In diesem Sinne könne man sagen, daß das<br />
Insekt einen kleinen ‚Schwips’ hat.“<br />
Biotop:<br />
Wälder, besonders Wegränder und –böschungen.<br />
Auch auf Freifl ächen, überwiegend basenreicher<br />
Boden, Halden.<br />
Den größten Bestand an Epipactis helleborine,<br />
den ich jemals sah, entdeckte ich, als ich<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
35<br />
am 09.08.1993 im Rahmen<br />
der Westfalenkartierung den<br />
Pfl anzenbestand um Bestwig-<br />
Ramsbeck aufnahm.<br />
Als schweißtreibende Pfl ichtübung<br />
sah ich zunächst meine<br />
Tätigkeit auf der in der Hitze<br />
wabernden Schieferhalde an.<br />
Doch welche Überraschung<br />
erlebte ich, als ich den Bereich<br />
der relativ frisch gepfl anzten<br />
Grauerlen durchstiegen hatte<br />
und mich zwischen diversen<br />
Büschen durchschlängelte.<br />
Dort gab es immer mal wieder<br />
grüppchenweise Epipactis<br />
helleborine. Es war an dem<br />
Tag ein wahres Highlight.<br />
Es wären wahrscheinlich noch mehr Exemplare<br />
gewesen, hätte nicht ein übermotivierter Gymnasialschüler<br />
auf Anweisung seines Biologielehrers<br />
die Untersuchung der Halde ebenfalls<br />
durchgeführt. Als mein <strong>Verein</strong>skollege Richard<br />
Götte mit mir zu einer der nächsten Exkursionen<br />
fuhr, hielt er bei besagtem Schüler zu Hause an,<br />
weil er gebeten worden war, die Orchideen im<br />
dortigen Garten zu bestimmen. „Geplättet“ kam<br />
R. Götte zum Auto zurück und erzählte, dass<br />
zahlreiche Epipactis helleborine von der Ramsbecker<br />
Halde im Garten stünden. Auf diese „unmögliche<br />
Tatsache“ angesprochen war sich der<br />
junge Mann keiner Schuld bewusst. Es seien<br />
doch noch genug da!<br />
Vorkommen im HSK:<br />
Im Süden weniger, sonst regelmäßig anzutreffen.<br />
Schwerpunkte sind die Kalkgebiete um Brilon<br />
und Marsberg, die Tallagen der Ruhr und die<br />
Medebacher Bucht sowie die Halden bei Ramsbeck<br />
(s. o.). Aus: GÖTTE, R. (2007)<br />
Allgemeine Verbreitung:<br />
Grenze in Europa nördlich durch Schottland,<br />
Skandinavien, Russland bis Sibirien, südlich<br />
durch Spanien, Nordafrika, Sizilien, Griechenland,<br />
Kleinasien, den Kaukasus, Pakistan, den<br />
Himalaya. In Nordamerika eingebürgert.<br />
Vertikale Verbreitung: 0 – 4000 m (in Sikkim)<br />
1m – 2390 m<br />
Alle Angaben aus: SEBALD ET AL. (1998)
36 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Schutz- und Pfl egemaßnahmen:<br />
Diese Epipactis-Art ist in NRW<br />
nicht gefährdet, steht aber wie<br />
alle Orchideenarten unter <strong>Natur</strong>schutz.<br />
In Waldbereichen ist<br />
kein besonderer Schutz erforderlich.<br />
Für die Ramsbecker Halden<br />
schlug Werner Schubert 1999<br />
auch zum Schutz anderer Pfl anzen,<br />
die sich auf dem schwermetallhaltigen<br />
Boden angesiedelt<br />
haben, vor, die nicht heimischen<br />
Grauerlen wieder zu entfernen<br />
und keine weiteren Aufforstungen<br />
zu betreiben.<br />
Aus: SCHUBERT, W. (1999)<br />
Rotbraune Stendelwurz Foto: R. Götte<br />
Rotbraune Stendelwurz (Epipactis atrorubens)<br />
Die im Internetportal Wikipedia aufgezählten<br />
deutschen Namen verraten schon einiges über<br />
die Pfl anze: Braunrote Stendelwurz, auch Rotbraune,<br />
Dunkelrote oder Schwarzrote Stendelwurz;<br />
Braunroter Sitter; Strandvanille oder Vanilleständel.<br />
Aussehen:<br />
Hauptmerkmal sind die dunkelroten Blüten.<br />
Sollte man die grünlichere Blütenvariante erwischen,<br />
so geben die großen, auf der Unterseite<br />
meist rötlichen Blätter Auskunft. (Näheres siehe<br />
Bestimmungsliteratur.)<br />
Die Blüte verströmt einen Vanilleduft und<br />
kommt oft am Ostseestrand vor. Daher der Name<br />
„Strandvanille“. (Die echte Vanille gehört auch<br />
zu den Orchideen.)<br />
Bestäubung, Befruchtung, Vermehrung:<br />
Wie E. helleborine<br />
Blütezeit: Mitte Juli bis Ende August<br />
Biotop:<br />
Kalkhaltige und warme Böden, meistens im<br />
Halbschatten<br />
Vorkommen im HSK:<br />
Auch diese Art wurde auf der Ramsbecker Halde<br />
entdeckt, aber erst 1998. In: Schubert, W.<br />
(1999)<br />
Schon länger bekannte Stellen liegen auf Kalk-<br />
Magerrasen und in lichten Wäldern im Raum<br />
Brilon – Marsberg. Erste Erwähnung laut GÖT-<br />
TE, R. (2007): Beckhaus 1893 (Marsberg)<br />
Allgemeine Verbreitung:<br />
Nordgrenze durch Schottland, Skandinavien,<br />
ostwärts bis Sibirien, Südgrenze durch Spanien,<br />
Süditalien, Griechenland, den Kaukasus
Vertikale Verbreitung: 1m – 2390 m<br />
Alle Angaben aus: SEBALD ET AL. (1998)<br />
Schutz- und Pfl egemaßnahmen:<br />
Es handelt sich sowohl in Deutschland als auch<br />
in NRW um eine Rote-Liste-3-Art.<br />
Schutz durch Erhaltung der Standorte.<br />
Kleinblättrige Stendelwurz (Epipactis microphylla)<br />
Aussehen:<br />
microphylla = kleinblättrig, mehr braucht man<br />
zur Unterscheidung von anderen Epipactis-Arten<br />
nicht zu wissen. Die Stängelblätter sind nur<br />
bis 1,5 cm breit und bis 5,5 cm lang. Außerdem<br />
ist der Stängel graufi lzig behaart.<br />
Die Blüten sollen nach Nelken duften, was ich<br />
vor meinem Besuch leider nicht gelesen hatte.<br />
So vergaß ich das Schnuppern. Bei SEBALD<br />
ET AL. (1998), S. 307 steht allerdings „wohlriechend“<br />
und an anderer Stelle „vanilleartig“<br />
Kleinblättriger Stendelwurz Fotos: R. Götte<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Bestäubung, Befruchtung, Vermehrung:<br />
Wie E. helleborine.<br />
Blütezeit: Mitte Juni bis Ende Juli<br />
37<br />
Biotop<br />
Wie E. atrorubens ist auch E. microphylla<br />
kalkliebend. Das im HSK bekannte Vorkommen<br />
liegt in einem Kalk-Buchenwald.<br />
Vorkommen im HSK:<br />
Drei Standorte sind <strong>für</strong> den HSK bei Marsberg<br />
bekannt. Erste Erwähnung: 1986 durch Rogge<br />
(aus GÖTTE, R. (2007)<br />
Einen dieser Standorte durfte ich im Juli 2010<br />
selber kennen lernen. Um einen Artikel wie diesen<br />
zu schreiben, braucht man ab und zu eine<br />
Motivation. Und außerdem benötigten wir auch<br />
noch Fotos <strong>für</strong> diesen Artikel. Also machten<br />
Richard Götte und ich uns Ende Juni 2010 auf,<br />
um einen ihm bekannten Standort aufzusuchen.<br />
Fast Fehlanzeige. Die Pfl anzen waren zwar da,<br />
aber die Blüten noch nicht.<br />
Also starteten wir 14 Tage später einen zweiten<br />
Versuch. Die Pfl anzen waren verblüht!! Doch<br />
glücklicherweise fanden wir auf der anderen<br />
Seite des Weges noch eine weitere Gruppe, die<br />
optimal blühte. Der Abstieg dorthin war nicht<br />
einfach in dem rutschigen trockenen Laub.<br />
Nachdem Richards Rucksack und sein ebenso<br />
heruntergerolltes Stativ von ihm wieder hochgeholt<br />
worden waren, konnte er die hier gezeigten<br />
Fotos machen. Unterdessen rutschte ich absolut<br />
ungewünscht auf dem Hosenboden bis zum<br />
nächsten Querweg hinunter. Ich hätte nicht gedacht,<br />
dass ich mal bei Marsberg in „Bergnot“<br />
geraten würde. Hose dreckig und kaputt, aber<br />
sonst sehr zufrieden fuhr ich mit Richard wieder<br />
Richtung Brilon.<br />
Interessant fand ich, dass bei den Orchideen<br />
unterhalb des Weges weit und breit keine andere<br />
Bodenvegetation war. (Kein Grasbüschel,<br />
an dem man sich hätte festklammern können.)<br />
Direkt am Weg standen allerdings des öfteren<br />
Exemplare von Cephalanthera damasonium,<br />
dem Weißen Waldvögelein. Wahrscheinlich<br />
wird diese Art dort nicht von Spaziergängern<br />
(mit Hunden) beeinträchtigt. Vielleicht werden<br />
die dort relativ kleinen Pfl anzen gar nicht wahrgenommen.
38 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Allgemeine Verbreitung:<br />
Nordwärts bis Frankreich, Deutschland, Polen,<br />
Rumänien, Krim, südwärts Spanien, Sizilien,<br />
Griechenland, Kleinasien, Kaukasus, Iran<br />
Vertikale Verbreitung in Europa: 0 – 1800 m<br />
Alle Angaben aus: SEBALD ET AL. (1998)<br />
Schutz- und Pfl egemaßnahmen:<br />
Weiter westlich ist der Laubwald, den wir bei<br />
Marsberg aufsuchten (s. o.), stark durchforstet<br />
worden. Die Bäume ließ man liegen. Eine andere<br />
Möglichkeit gibt es in dem steilen Gelände<br />
auch nicht. In dem Bereich, in dem wir die<br />
Orchideen fotografi erten, wurden nur vereinzelt<br />
Bäume gefällt. Das ist auch gut so, denn Epipactis<br />
microphylla braucht nicht viel Licht.<br />
Es handelt sich sowohl in Deutschland als auch<br />
in NRW um eine Rote-Liste-3-Art.<br />
Schmallippige Stendelwurz (Epipactis<br />
leptochila)<br />
Aussehen:<br />
Vorderlippe etwa so lang wie breit. Stark<br />
zugespitzt, zwar herabhängend, aber<br />
nicht zurückgeschlagen. Blätter nicht so<br />
riesig wie bei E. helleborine, nur 5 – 9<br />
cm lang. Keine ballonartige Klebscheibe.<br />
Bestäubung, Befruchtung, Vermehrung:<br />
Nicht wie bei den vorigen Arten. Die<br />
Klebscheibe vertrocknet nach dem Aufblühen<br />
sehr rasch, so dass sie <strong>für</strong> die<br />
Übertragung von Pollen durch Insekten<br />
keine Funktion hat. Allerdings können<br />
vereinzelt Pollen auf den Insekten hängen bleiben,<br />
wenn sie sich den auch hier vorhandenen<br />
Nektar holen. Meistens fi ndet Selbstbestäubung<br />
statt.<br />
Blütezeit: Juli – Anfang August<br />
Biotop:<br />
Kalkreiche Böden in schattiger Lage, feuchte<br />
Laubschicht.<br />
Vorkommen im HSK:<br />
Bei Marsberg und südlich von Brilon. Erste Erwähnung<br />
1993 durch Wencker / Lünsmann <strong>für</strong><br />
Funde zwischen 1950 und 1979 bei Marsberg,<br />
2001 durch die AHO <strong>für</strong> einen Fund 1989 südlich<br />
von Brilon. Aus: GÖTTE, R. (2007). Beide<br />
Stellen sind mir nicht bekannt.<br />
Allgemeine Verbreitung:<br />
England, Frankreich, Dänemark,<br />
Deutschland, Schweiz, Italien, Österreich,<br />
Tschechien, Slowakei, Ungarn,<br />
Kroatien<br />
Vertikale Verbreitung: 200 – 1550 m<br />
Alle Angaben aus: SEBALD ET AL.<br />
(1998)<br />
Schutz- und Pfl egemaßnahmen:<br />
NRW RL 3, Süderbergland Rote Liste R<br />
(= durch extreme Seltenheit gefährdet),<br />
Gefährdung durch Forstmaßnahmen
Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris)<br />
Aussehen:<br />
Hauptunterscheidungsmerkmal zu anderen<br />
Epipactis-Arten: Vorderlippe weiß mit<br />
gelben WülsSumpf-Stten, deutlich länger<br />
als die Perigonblätter, Hinter- und Vorderlippe<br />
durch ein bewegliches Gelenk verbunden.<br />
Bestäubung, Befruchtung, Vermehrung:<br />
Ähnlich wie E. helleborine. Auch eine vegetative<br />
Vermehrung durch Ausläufer ist<br />
möglich. Deshalb hätte sich die Pfl anze am<br />
letzten Fundort (s. u.) dort durchaus vermehren<br />
können.<br />
Blütezeit: Ende Juni – Ende Juli<br />
Biotop:<br />
Meist kalkhaltige, ständig<br />
feuchte Sumpfwiesen.<br />
Vorkommen im HSK:<br />
Ausgestorben.<br />
Letzter Fund 1987 am Hubertushof<br />
bei Brilon (Raabe<br />
bei Lienenbecker/Raabe<br />
1989, aufgeführt in GÖTTE,<br />
R., 2007) Die Pfl anze war<br />
nur im vegetativen Zustand,<br />
also ohne Blüten.<br />
R. Götte befand das Vorkommen 1995 <strong>für</strong> erloschen.<br />
Auch ich kontrollierte die Sumpfwiese in<br />
den 90er-Jahren des öfteren – begierig, um noch<br />
ein Exemplar zu fi nden, vergeblich!<br />
Vorherige Funde auch im Marsberger und Medebacher<br />
Raum.<br />
Allgemeine Verbreitung:<br />
Nordgrenze durch Schottland, Skandinavien,<br />
Russland bis Sibirien, Südgrenze durch Spanien,<br />
Sardinien, Sizilien, den Peleponnes, Nord- und<br />
Osttürkei, Iran, China<br />
Vertikale Verbreitung: Europa 0 – 2250, China<br />
bis 3350<br />
Alle Angaben aus: SEBALD ET AL. (1998)<br />
Schutz- und Pfl egemaßnahmen:<br />
Es handelt sich sowohl in Deutschland als auch<br />
in NRW um eine Rote-Liste-2-Art.<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
39<br />
Blüte der Sumpf-Stendelwurz Foto: H. Baumgartner<br />
Literatur:<br />
ARBEITSKREIS HEI-<br />
MISCHER ORCHIDEEN<br />
NRW (2001): Die Orchideen<br />
Nordrhein-Westfalens<br />
BUCHHEIT, E. (1988): Orchideen<br />
in Gersheim<br />
BUNDESAMT FÜR NATUR-<br />
SCHUTZ (Hrsg.) (1996): Rote<br />
Liste gefährdeter Pfl anzen<br />
Deutschlands<br />
GENAUST, H. (1996): Etymologisches<br />
Wörterbuch der Pfl anzennamen<br />
(Internet, google books, 05.08.2010)<br />
GÖTTE, R. (2007): Flora im östlichen Sauerland<br />
– <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>Natur</strong>- und Vogelschutz e.V.<br />
HAEUPLER, H., A. JAGEL UND W. SCHU-<br />
MACHER (2003): Verbreitungsatlas der Farn-<br />
und Blütenpfl anzen in Nordrhein-Westfalen<br />
LANDESANSTALT FÜR ÖKOLOGIE, BO-<br />
DENORDNUNG UND FORSTEN / AMT FÜR<br />
AGRARORDNUNG NRW (HRSG.) (1999):<br />
Rote Liste der gefährdeten Pfl anzen und Tiere<br />
in Nordrhein-Westfalen, 3. Fassg. – LÖBF-Schr.<br />
R.17<br />
SCHUBERT, W. (1999): Die Schwermetallhalden<br />
bei Bestwig-Ramsbeck in: <strong>Natur</strong>schutzrahmenkonzeption<br />
Galmeifl uren NRW, Schriftenreihe<br />
der LÖBF , Bd. 16<br />
SEBALD u.a. (1998): Die Farn- und Blütenpfl<br />
anzen Baden-Württembergs, Band 8
40 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Schwarzstorch auf Hausdach<br />
Im Gegensatz zum Weißstorch, der seit Jahrhunderten<br />
in Nachbarschaft zum Menschen lebt<br />
und seinen Horst auf von Menschen errichteten<br />
Gebäuden errichtet, brütet der Schwarzstorch<br />
in störungsarmen, großen Waldgebieten. Der<br />
Schwarzstorch gilt als sehr scheu und störungsempfi<br />
ndlich.<br />
Dies trifft nach wie vor auf den Brutplatz und<br />
die Horstumgebung zu. Dem VNV ist aus den<br />
vergangenen Jahren eine Reihe von Brutaufgaben<br />
im HSK bekannt, die eindeutig auf das Konto<br />
von Störungen der Horstumgebung zurückgehen.<br />
Besonders zu Beginn der Brutphase kann<br />
schon eine einzige Störung der Störche an ihrem<br />
Brutplatz zur Aufgabe des Horstes führen. Darum<br />
die eindringliche Bitte an alle <strong>Natur</strong>liebhaber:<br />
Meiden Sie zwischen Februar (Ankunft der<br />
Schwarzstörche) und Hochsommer unbedingt<br />
den weiteren (!) Nistplatzbereich!<br />
Auch bei Nahrungssuche und Rast zeigt sich<br />
der Schwarzstorch scheu. Dass sich aber zumindest<br />
einzelne Schwarzstörche an Menschen zu<br />
gewöhnen scheinen, darauf deutet eine Reihe<br />
von Beobachtungen aus dem Raum Sundern/<br />
Meschede hin. Um diese bemerkenswerten Beobachtungen<br />
nachvollziehen zu können, werden<br />
sie im Folgenden genau beschrieben.<br />
Aus Sundern-Linnepe gibt es gleich eine Reihe<br />
von Beobachtungen :<br />
Die Häuser des Ortes stehen beiderseits eines<br />
Baches, der Linnepe, und die Siedlungsbereiche<br />
orientieren sich an dem Bachlauf.<br />
Ab ca. Ende Mai/Anfang Juni 2007 wurde in<br />
unregelmäßigen Abständen um Sonnenaufgang<br />
ein einzelner Schwarzstorch beobachtet, der den<br />
Ort stets aus Richtung „Linneper Hütte“ kommend<br />
(in Richtung NO) meist parallel zum Bach<br />
überfl og, mal auf der einen Bachseite, mal auf<br />
der anderen. Anfangs betrug die Entfernung des<br />
Vogels zum Dorf ca.150-200 Meter, mit der Zeit<br />
verringerte sie sich jedoch.<br />
Am 03. oder 04.07.2007 um Sonnenaufgang<br />
wurden zwei Schwarzstörche beobachtet, die in<br />
zwei bis drei Metern Höhe über die Dächer des<br />
Ortes fl ogen, zielgerichtet zum Bach.<br />
Einige Tage später konnte wieder morgens ein<br />
Schwarzstorch dicht (0,5-1 Meter) über das<br />
Hausdach fl iegend beobachtet werden, auf dem<br />
am 06.08.07 schließlich sogar ein Storch saß<br />
– siehe Foto: Der Vogel, es handelte sich um<br />
einen Altvogel, saß dort mindestens ab ca. 5.50<br />
Uhr. Hinter diesem Haus befi ndet sich eine zum<br />
Ort gehörende Siedlung, in der direkt am Bach<br />
ein Forellenteich liegt. Um 6.10 Uhr – Sonnenaufgang<br />
war an diesem Tag um 5.54 Uhr – fl og<br />
der Storch zum Bach, vermutlich in den Bereich<br />
vor dem Haus, neben einer gegenüberliegenden<br />
Kapelle. An genanntem Teich hat dessen Pächter<br />
schon regelmäßig Graureiher, aber noch nie<br />
einen Schwarzstorch beobachtet.<br />
Schwarzstorch auf dem Hausdach Foto: F. J. Vollmer<br />
Im Jahr 2008 gab es weitere Schwarzstorch-Beobachtungen<br />
aus Linnepe:<br />
Im Mai landete ein Schwarzstorch mitten im Ort<br />
auf einer Wiese hinter einer Kapelle, gegenüber<br />
dem Haus, auf dem im Vorjahr der Storch saß.
Linnepe mit Scharzstorchbeobachtungen<br />
Am 03. oder 04.07.2008 zur Zeit des Sonnenaufgangs<br />
fl og ein Schwarzstorch im starken<br />
Sinkflug (in Spiralen) über dem Platz neben der<br />
Kapelle. Als der Storch unterhalb der Dachlinie<br />
der Kapelle war, fuhr auf der anderen Kapellenseite<br />
ein Auto über eine nahe Brücke. Im nächsten<br />
Moment fl og der Storch entlang des Baches<br />
an der Kapelle vorbei und über die Brücke, wo<br />
er aus dem Blickfeld verschwand. Vermutlich<br />
folgte er dem Bachlauf.<br />
Eine weitere, ähnliche Schwarzstorch-Beobachtung<br />
teilt Wolfgang Schulte, Meschede,<br />
mit: Am 15.05.2009 landete ein Schwarzstorch<br />
in Meschede-Visbeck mitten im Ort auf einem<br />
Dach und legte dort <strong>für</strong> einen Moment „Pause“<br />
ein. Auch dieser Ort wird von einem Bachlauf<br />
durchzogen.<br />
Übrigens ist die Besitzerin des Hauses am gleichen<br />
Tag hochschwanger ins Krankenhaus gebracht<br />
worden. Am 18.05.2009 kam das Baby<br />
zur Welt. In Visbeck wurde danach gesagt, der<br />
Schwarzstorch bringe die Babys.<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
41<br />
Deutschlandweit betrachtet gibt es, wenn auch<br />
nur spärliche Daten von Schwarzstorchen, die<br />
ihre Scheu vor Menschen verringerten:<br />
I<br />
m Internet fanden wir zwei Nachweise aus<br />
Deutschland, interessanter Weise einen aus<br />
Sundern-Stemel:<br />
• Dort wurde ein Exemplar auf einem<br />
Hausdach gesichtet. Ein Datum der Beobachtung<br />
ist leider nicht genannt.<br />
Da Linnepe, Stemel und Visbeck in einem gewissen<br />
Umkreis um ein größeres Waldgebiet<br />
liegen (zwischen Sundern und Arnsberg), ist es<br />
möglich, dass jeweils der gleiche Storch Hausdächer<br />
als Rastplatz nutzt. Aber mindestens ein<br />
zweiter Schwarzstorch zeigt eine <strong>für</strong> diese Art<br />
ungewöhnliche Vertrautheit, wie die Beobachtung<br />
von zwei Störchen Anfang Juli 2007 zeigt.<br />
• Eine Beobachtung betrifft den Ort Almena<br />
aus der Gemeinde Extertal, Kreis Lippe, den<br />
ebenfalls ein Bach durchfl ießt. Auf der Website<br />
heißt es: „Am 16.04.2008 konnten wir einen
42 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Schwarzstorch in Almena beobachten. Er drehte<br />
einige Runden über der Siekbachaue und setzte<br />
sich auch auf Hausdächer. Nach einiger Zeit verschwand<br />
er wieder.“<br />
Per E-Mail teilte uns Carsten Rohde, ein<br />
Schwarzstorchspezialist, folgende ihm bekannte<br />
Sichtungen mit:<br />
• Am 13.08.2005 beobachtete Jürgen<br />
Reich 1 Individuum im 1. Kalenderjahr auf<br />
einem Hausdach an einem Weißstorchnest bei<br />
Wendisch-Baggendorf, Mecklenburg-Vorpommern.<br />
• Zwischen dem 08. und 28.08.2006 wurde<br />
ein Schwarzstorch (3. Kalenderjahr) regelmäßig<br />
auf Hausdächern und Schornsteinen von E. Mellis<br />
beobachtet. Der gleiche Vogel – er war auf<br />
Grund eines Farbrings zu identifi zieren – wurde<br />
auch im Folgejahr 2007 im gleichen Gebiet<br />
beobachtet. Eventuell war der Vogel Brutvogel<br />
aus dem Umfeld. Das Tier wurde im Jahr 2004<br />
in Luxemburg als Jungstorch in einem Nest beringt.<br />
Franz Josef Vollmer, Harald Legge<br />
Alle Beobachtungen aus Sundern-Linnepe von<br />
Franz-Josef Vollmer.<br />
www.dorfi nfo.de<br />
www.webwecker-extertal.de<br />
Foto 1: Blattschneiderbiene Foto: W. Schubert<br />
Foto 2: Westliche Keiljungfer Foto: W. Schubert<br />
Foto 3: Kleine Zangenlibelle Foto: W. Schubert
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Drei bemerkenswerte Insektennachweise <strong>für</strong> den HSK<br />
Während wir über die Verbreitung von Vogel-,<br />
Amphibien- und Reptilienarten im Hochsauerlandkreis<br />
gut Bescheid wissen, sieht dies <strong>für</strong><br />
andere Tiergruppen anders aus. Gerade bei der<br />
großen Gruppe der Insekten bestehen noch immense<br />
diesbezügliche Wissenslücken.<br />
Daher seien nachfolgend drei bemerkenswerte<br />
Nachweise von Werner Schubert aufgeführt.<br />
Sie sollen anregen, selbst genauer hinzugucken.<br />
Dank Digitalfotografi e können auch Laien Fotos<br />
relativ einfach machen, so dass unbekannte<br />
Arten im Nachhinein von einem Kundigen bestimmt<br />
werden können.<br />
Blattschneiderbienen (Megachile spec.)<br />
Am 30.06.2010 beobachtete W. Schubert an<br />
einem Wohnhaus in Schmallenberg-Brabecke<br />
ein Nest dieser Wildbienen. Es befand sich auf<br />
dem Dach in einem Schneezaun in Form eines<br />
Rundholzes, der marode war. Die Bienen waren<br />
zu beobachten, wie sie mit abgeschnittenen<br />
Blättern in den Spalt fl ogen. (Siehe Foto 1)<br />
Blattschneiderbienen, in Mitteleuropa mit rund<br />
26 Arten vertreten, sind auch in der Umgebung<br />
menschlicher Siedlungen und Gärten regelmäßig<br />
anzutreffen. Die Blattschneiderbiene Megachile<br />
rotundata wird seit langem speziell zur Bestäubung<br />
von Luzerne gezüchtet. Das Vorkommen<br />
von Blattschneiderbienen in Gärten und<br />
landwirtschaftlichen Kulturen wird von vielen<br />
Gärtnern begrüßt. Sie können durch Nisthilfen<br />
und Anbau von Pollenpfl anzen im Garten gefördert<br />
werden. Unter Rosenzüchtern werden<br />
Blattschneiderbienen teilweise als „Schädlinge“<br />
angesehen, da sie exakt kreisrunde Löcher (mit<br />
bis zu 1 cm Durchmesser) vom Rand her in die<br />
Rosenblätter schneiden (unter anderem auch bei<br />
uns im Garten). Das abgeschnittene Rosenblatt<br />
wird dann zum Auskleiden der Larvenröhren.<br />
Daher werden Blattschneiderbienen auch „Tapezierbienen“<br />
genannt.<br />
Westliche Keiljungfer (Gomphus pulchellus)<br />
Am 27.06.2010 fotografi erte W. Schubert nordwestlich<br />
Marsberg-Bredelar nahe des NSG<br />
43<br />
„Nonnenbusch“ ein adultes Exemplar dieser Libellenart.<br />
Sie war noch vor einigen Jahrzehnten<br />
in Mitteleuropa selten, breitete sich aber seit der<br />
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Frankreich<br />
und der Iberischen Halbinsel her aus. Möglicherweise<br />
kommt die Art auch im HSK regelmäßig<br />
vor, es gab aber bislang keine Nachweise.<br />
Die Westliche Keiljungfer braucht zur Eiablage<br />
größere, vegetationsarme Seen mit kiesigen<br />
Ufern. Sie besiedelt gerne Kiesgruben, daneben<br />
Talsperren. (Foto 2)<br />
Kleine Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus)<br />
Am 30.06.2010 gelang in einem Wiesental bei<br />
Oberschlehdorn der Erstnachweis der Art <strong>für</strong><br />
den HSK. Die Kleine Zangenlibelle wird in der<br />
Roten Liste NRW in der Kategorie 1 (vom Aussterben<br />
bedroht) geführt. Sie kommt ausschließlich<br />
an schnell fl ießenden Bächen und Flüssen<br />
vor. Durch den Fließgewässerausbau im 20.<br />
Jahrhundert wurde die ehemals wohl verbreitete<br />
Art selten. In den letzten zwei bis drei Jahren<br />
fi ndet in NRW eine starke Ausbreitung bzw.<br />
Wiederbesiedelung statt. Als Gründe werden<br />
Gewässerrenaturierung, eine bessere Gewässergüte<br />
oder auch ein verändertes Klima diskutiert.<br />
(Foto 3)<br />
Literatur:<br />
Bellmann, H. (2007): Der Kosmos-Libellenführer:<br />
Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen.<br />
Frankch-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG.<br />
Stuttgart.<br />
Dijkstra, K.-D. B. & R. Lewington (2006): Field<br />
Guide to the Dragonfl ies of Britain and Europe.<br />
British Wildlife Publishing. Gillingham / UK.<br />
Westrich, P. (1989): Die Wildbienen Baden-<br />
Württembergs. Ulmer GmbH & Co. Stuttgart.<br />
Die Informationen zu den Blattschneiderbienen<br />
lieferte Dr. Matthias Kaiser, LANUV (E-Mail).<br />
Harald Legge
44 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Wo stochern Bekassine und Zwergschnepfe?<br />
VNV-OAG erfasst Winterbestände<br />
Meist tief vereist und teilweise bedeckt von<br />
Schnee waren zwischen Weihnachten und Silvester<br />
2009 die Feuchtwiesen im Sauerland.<br />
Umso erstaunlicher war, dass trotzdem typische<br />
Feuchtwiesenbewohner dort zu fi nden waren,<br />
und zwar Bekassine und Zwergschnepfe. Diese<br />
beiden gefährdeten Vogelarten gehören zu den<br />
Watvögeln und suchen ihre Nahrung – Würmer,<br />
Schnecken, Insekten – stochernd im feuchten<br />
Schlamm.<br />
Die Bekassine brütete bis in die 1990er Jahre<br />
im HSK, starb aber dann als Brutvogel hier aus,<br />
vermutlich vor allem aus überregionalen Gründen.<br />
Als Herbst- und Wintergast ist sie aber noch<br />
auf Feuchtwiesen des Sauerlandes anzutreffen,<br />
ebenso die Zwergschnepfe, die in Skandinavien<br />
in Mooren brütet. Anders als die in unseren<br />
Wäldern lebende Waldschnepfe meiden die beiden<br />
vorgenannten Arten Wälder und Gebüsche,<br />
sondern kommen ausschließlich in nassem Offenland<br />
vor.<br />
Dass die beiden Vogelarten im Winter in Feuchtwiesen<br />
des HSK anzutreffen sind, ist den Ornithologen<br />
VNV schon lange bekannt. Aber es gab<br />
bislang nur Zufallsbeobachtungen aus einzelnen<br />
Gebieten. Erstmals erfassten wir darum systematisch<br />
im gesamten Kreisgebiet die Winterbestände<br />
von Bekassine und Zwergschnepfe. Da<strong>für</strong><br />
gingen am 28. Dezember fast 20 OAG-Mitarbeiter<br />
gezielt rund 25 Feuchtgebiete im gesamten<br />
HSK ab und zählten die Schnepfen.<br />
Groß und Klein bei der Schnepfenzählung Fotos: M. Willerscheid
Bekassine Foto: R. Götte<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
45<br />
Da Bekassine und Zwergschnepfe Meister im<br />
Verstecken sind, war das gar nicht so einfach.<br />
Fühlen sie sich beobachtet, ducken sie sich nämlich<br />
zwischen Gras und sind dann sehr schwer<br />
zu entdecken. Glücklicher Umstand, der das<br />
Suchen einfacher machte: Durch winterliches<br />
Wetter – seit etwa einer Woche war es dauerhaft<br />
unter 0 Grad, fast überall lag Schnee – fi elen<br />
innerhalb einer Feuchtwiese weite Teilbereiche<br />
als Aufenthaltsort der heimlichen Vögel aus; als<br />
Aufenthaltsort <strong>für</strong> die Vögel kamen immer nur<br />
Kleinstbereiche der Flächen in Frage.<br />
Auch aus diesem Grund sind wir uns sicher,<br />
dass die momentane Zahl der beiden Schnepfenarten<br />
relativ genau erfasst wurde. Insgesamt<br />
40 Bekassinen und 12 Zwergschnepfen wurden<br />
kreisweit gezählt. Dabei wurden wir in allen<br />
Teilen des HSK fündig, wobei mit 19 Bekassinen<br />
die Nuhnewiesen bei Hallenberg „den Vogel<br />
abschossen“. Die Zwergschnepfen hielten sich<br />
ebenfalls fast ausschließlich in der Medebacher<br />
Bucht auf.<br />
Auch in Zukunft soll einmal jährlich eine winterliche<br />
Schnepfenzählung stattfi nden. Wenn schon<br />
bei starkem Winterwetter so viele Schnepfen<br />
gezählt wurden, stellt sich die spannende Frage:<br />
Wie wird es sein, wenn es wärmer ist, Bekassine<br />
und Zwergschnepfe also gute Bedingungen zur<br />
Nahrungssuche haben?<br />
Harald Legge
46 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Gute <strong>Natur</strong>schutznachrichten aus dem HSK<br />
Was <strong>für</strong> die Regenbogenpresse gilt, gilt nicht<br />
<strong>für</strong> eine <strong>Natur</strong>schutzzeitschrift. Darum auch in<br />
dieser <strong>IRRGEISTER</strong>-Ausgabe wieder einige<br />
gute Nachrichten <strong>für</strong> die <strong>Natur</strong> im HSK:<br />
• Nach den LIFE-Projekten in der Medebacher<br />
Bucht und im Möhnetal läuft ab dem<br />
1.1.2011 das dritte Megaprojekt dieser Art zum<br />
Schutz und der ökologischen Verbesserung wertvoller<br />
Lebensräume im Hochsauerlandkreis an:<br />
Der Antrag der Biostation HSK zum LIFE-Projekt<br />
„Bergwiesen bei Winterberg“ nahm bei der<br />
EU in Brüssel die letzten Hürden. Damit stehen<br />
in den nächsten Jahren 1,9 Mio Euro zur Verfügung,<br />
um diesen gefährdeten Lebensraumtyp im<br />
Stadtgebiet Winterberg langfristig zu erhalten.<br />
• „Wildkatze zurück im Sauerland“ – So<br />
titelte die Tagespresse im Frühjahr 2010. Ob die<br />
Wildkatze tatsächlich ins Sauerland zurückgekehrt<br />
ist oder die heimliche Art nie ausgestorben<br />
war, sei dahingestellt. Tatsache ist: Mittels automatischer<br />
Kameras konnten im Rothaargebirge<br />
zwischen Kreuztal und Erndtebrück neun verschiedene<br />
Wildkatzen identifi ziert werden. Im<br />
Arnsberger Wald wurden mit derselben Methode<br />
fünf Exemplare nachgewiesen. Bislang galt<br />
die Wildkatze seit 110 Jahren in unserer Region<br />
als ausgestorben, es gibt aber aus angrenzenden<br />
hessischen Gebieten und aus dem Eggegebirge<br />
aus den letzten Jahren Nachweise der Art. Wer<br />
weiß, vielleicht ist die Waldart ja im Sauerland<br />
viel weiter verbreitet!?<br />
Anders als bei Luchs und Wolf birgt der Komplex<br />
„Wildkatze“ kein Konfl iktpotential mit<br />
Menschen, denn Wildkatzen ernähren sich fast<br />
ausschließlich von Mäusen und anderen Kleintieren.<br />
Bleibt zu hoffen, dass die Art aus ihrer<br />
Sicht mit dem Komplex „Mensch“ (Straßenverkehr,<br />
Zersiedelung und Durchschneidung großer<br />
Waldgebiete, Bastardierung mit Hauskatzen,<br />
Abschuss als vermeintlich streunende Hauskatze<br />
durch Jäger) zurecht kommen wird.<br />
• Das Fleisch unseres Roten Höhenviehs<br />
erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Nach<br />
„Only bad news are good news.“<br />
zwei erfolgreichen Wochen in den Herbstferien<br />
2009 gibt es beim Schinkenwirt, Olsberg, wieder<br />
Rote-Höhenvieh-Wochen. Vom 1. bis zum<br />
17. Oktober 2010 stehen leckere Gerichte eines<br />
VNV-Rindes in dem beliebten Restaurant zur<br />
Auswahl. Eine Stellwand informiert die Gäste<br />
über unser langjähriges Projekt zur ökologisch<br />
Bewirtschaftung wertvoller Feuchtwiesen und<br />
Magerweiden durch diese Sauerland-typische<br />
Rinderrasse.<br />
Falls Sie auch zu Hause in den Genuss des<br />
qualitativ hochwertigen Rindfl eischs des VNV<br />
kommen wollen und auch auf diesem Wege das<br />
VNV-Projekt unterstützen wollen, können sie<br />
sich melden bei:<br />
Johannes Schröder oder Franz-Josef Stein (Kontakt<br />
siehe Impressum)<br />
• Dass unsere Arbeit auch von den Mitgliedern<br />
des Landschaftsbeirats geschätzt wird,<br />
die auf der „<strong>Natur</strong>nutzer-Seite“ im Beirat sitzen,<br />
wurde wieder im November 2009 deutlich, als<br />
sich der neue Landschaftsbeirat das erste Mal<br />
zusammen fand: Ohne Gegenstimme (!) wurde<br />
wieder Johannes Schröder zum 1. Vorsitzenden<br />
des Beirats gewählt. Dies ist ein wohl einmaliger<br />
Vorgang in NRW. Auch weitere VNV-Aktive<br />
sind im Beirat wieder vertreten.<br />
• Dem VNV wurde von einem Mitglied<br />
ein kleinerer Balkenmäher geschenkt. Dieser ist<br />
zwar nicht robust genug <strong>für</strong> die Mahd unserer<br />
Feuchtwiesen, wird aber denen gute Dienste leisten,<br />
die sich um unser Rotvieh kümmern. Mit<br />
dem Balkenmäher kann beispielsweise zusätzlich<br />
als Futter benötigter Grasschnitt gemäht<br />
werden. Dem Spender sei auch auf diesem Weg<br />
herzlich gedankt!<br />
Harald Legge
Buchbesprechungen:<br />
Elphick, Jonathan. (2008): Atlas des Vogelzuges<br />
– Die Wanderung der Vögel auf unserer<br />
Erde. 176 Seiten, 107 Farbfotos, 200 farbige<br />
Vogelzeichnungen, 85 Karten. Haupt Verlag,<br />
Bern/Stuttgart/Wien. ISBN 978-3-258-07288-3,<br />
39,90 Euro.<br />
Das Buch behandelt den weltweiten Vogelzug.<br />
So erfährt man auch etwas über den bei uns normalerweise<br />
in deutschsprachigen Büchern nicht<br />
behandelten Vogelzug von Vögeln in Australien,<br />
Afrika und Südamerika. Farbige Karten zeigen<br />
die Zugwege. Dabei ist es erst etwas gewöhnungsbedürftig,<br />
dass jeweils zwei Vogelarten<br />
mit unterschiedlichen Farben auf der gleichen<br />
Karte dargestellt werden. Die Ausstattung mit<br />
Fotos und farbigen Vogelzeichnungen ist hervorragend.<br />
Einfach ein Buch, um sich an den<br />
Vögeln zu erfreuen. Dieses prächtige Buch ist<br />
gut als Geschenk geeignet.<br />
Martin Lindner<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
47<br />
Engdahl, F. William (2006): Saat der Zerstörung<br />
- Die dunkle Seite der Gen-Manipulation. 2.<br />
überarbeitete Aufl age 284 Seiten, 20 sw-Fotos.<br />
Kopp Verlag, Rottenburg. ISBN 3-938516-34-8,<br />
19,90 Euro.<br />
Das Buch des US-amerikanischen Wirtschaftsjournalisten<br />
F. William Engdahl, der seit mehr<br />
als 20 Jahren in Deutschland lebt, beschäftigt<br />
sich mit der Gen-Manipulation von Saatgut. Die<br />
Konzerne Monsanto, Syngenta, Dow Chemical<br />
und DuPont versuchen mit der Grünen Gentechnik<br />
langfristig eine Kontrolle über den Saatgutmittelmarkt<br />
zu erlangen, indem sie genetisch<br />
verändertes Saatgut herstellen. Soja, Weizen,<br />
Reis usw. werden mit der so genannten Terminator-Technologie<br />
unfruchtbar gemacht, so dass<br />
Landwirte das Saatgut alljährlich neu kaufen<br />
und Patentgebühren bezahlen müssen. Die vier<br />
genannten Großkonzerne produzieren gleichzeitig<br />
auch noch verschiedene so genannte Pfl anzenschutzmittel<br />
und andere Chemikalien <strong>für</strong> die<br />
Landwirtschaft. Engdahl weist insbesondere<br />
auf den Genehmigungsprozess <strong>für</strong> gentechnisch<br />
veränderte Pfl anzen hin. Der ehemalige US-<br />
Präsident George H.W. Bush erließ schon 1992<br />
die Anordnung, dass die US-Bundesbehörden<br />
die genmanipulierte Pfl anzen als „substanziell<br />
äquivalent“ zu herkömmlichen Pfl anzen zu betrachten<br />
und daher nicht deren Schädlichkeit zu<br />
untersuchen haben. Praktischer Weise werden<br />
mögliche Probleme, welche die Gen-Manipulation<br />
von Saatgut eintreten können, in den USA<br />
und vielen anderen Ländern gar nicht erst untersucht.<br />
Der Autor scheint etwas zu Verschwörungstheorien<br />
zu neigen. Bei ihm beginnt die<br />
Verschwörung bereits in den 1930er Jahren, wobei<br />
maßgeblich die Rockefellers und die Rockefeller-Stiftung<br />
beteiligt sein sollen. Auch wenn<br />
man diese vermeintliche Verschwörung außen<br />
vorlässt, sind die Vorgänge bei der Grünen Gentechnik<br />
als sehr erschreckend zu bezeichnen. Information<br />
des Verbrauchers tut Not. Dazu liefert<br />
dieses Buch einen Beitrag.<br />
Klaus Lindner & Martin Lindner
48 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
LIFE+ - Projekt Möhneaue<br />
Mehr Dynamik und Vielfalt <strong>für</strong> die Möhne und ihre Aue<br />
Die ökologische Verbesserung der Möhne und ihrer Aue oberhalb des Möhne-Stausees ist Ziel eines<br />
kreisübergreifenden LIFE+ Projektes, das seit Anfang 2010 unter der Leitung des Kreises Soest<br />
durchgeführt wird. Das zur Hälfte von der EU fi nanzierte <strong>Natur</strong>schutzprojekt will in fünf Jahren<br />
einen wesentlichen Beitrag <strong>für</strong> den Erhalt und die Wiederherstellung der Artenvielfalt entlang des<br />
Flusses leisten.<br />
Das europäische Finanzierungsinstrument LIFE unterstützt Projekte, die sich dem Erhalt<br />
der natürlichen Lebensräume sowie der Tier- und Pfl anzenwelt in NATURA-2000-Gebieten<br />
widmen. Im Mittelpunkt dieser Förderung stehen die Lebensraumtypen und „Anhangs-Arten“<br />
der FFH- und Vogelschutzrichtlinien. Die EU fördert diese Projekte zu 50%,<br />
die andere Hälfte wird im Fall des Möhne-Projekts vom Träger (Kreis Soest) und den<br />
Projektpartnern Hochsauerlandkreis, Arbeitsgemeinschaft Bio-logischer Umweltschutz<br />
im Kreis Soest (ABU), <strong>Natur</strong>schutzzentrum – Biologische Station – Hochsauerlandkreis<br />
und Landschafts-Informations-Zentrum Wasser und Wald Möhnesee (LIZ) aufgebracht.<br />
Ausgangszustand und Handlungsbedarf<br />
Ein Anlass <strong>für</strong> die Beantragung des LIFE+ Projekts<br />
durch den Kreis Soest im Jahr 2008 sind<br />
die Anforderungen der EU-Wasserrahmen-<br />
Richtlinie zur Fließgewässer-Renaturierung. Im<br />
LIFE-Projektgebiet kann der FFH-Lebensraumtyp<br />
„Fließgewässer mit Unterwasservegetation“<br />
mit Hilfe der EU-Cofi nanzierung im Sinne der<br />
Richtlinie optimiert werden. In den Talabschnitten<br />
dazwischen, außerhalb der FFH-Gebiete,<br />
werden ergänzend Renaturierungen mit anderen<br />
Mitteln bestritten.<br />
Durch Begradigungen und Verlegungen an den<br />
Talrand hat die Möhne viel von ihrer Laufl änge<br />
eingebüßt. Damit gingen wesentliche Strukturen<br />
eines natürlichen Fließgewässers verloren. Auch<br />
zufl ießende Nebenbäche sind in der Aue meist<br />
schnurge-rade und grabenartig ausgebaut. Die<br />
begradigten Gewässer haben sich durch Sohlerosion<br />
deutlich eingetieft, sodass sie bei mittleren<br />
Hochwässern heute kaum mehr über die<br />
Ufer treten. So sind Fließgewässer und Aue heute<br />
weitgehend voneinander entkoppelt. Querbauwerke<br />
wie Mühlenwehre behindern den natürlichen<br />
Sediment-Transport sowie das Wandern<br />
von Fischen und anderen Gewässerbewohnern.
Möhnetal im Bereich des HSK Foto: A. Schulte<br />
Über das Fließgewässer hinaus widmet sich das<br />
LIFE+ Projekt aber auch anderen Lebensraumtypen<br />
der Aue, insbesondere den Talwiesen.<br />
Das Projektgebiet besteht aus zwei FFH-Gebieten.<br />
Diese haben sehr unterschiedlichen Charakter:<br />
Das Gebiet „Obere Möhne“ mit einem Flächenanteil<br />
im Hochsauerlandkreis ist ein ca. 9,25<br />
km langer, schmaler Oberlauf-Abschnitt zwischen<br />
dem ehemaligen Scharfenberger Bahnhof<br />
(Stadt Brilon) und dem Erdenwerk östlich Rüthen.<br />
Das stark vernässte Grünland ist zu großen<br />
Teilen brach gefallen. Binsen- und Seggensümpfe<br />
wechseln ab mit hochstaudenreichen Nassbrachen.<br />
Darin sind noch seltene Pfl anzengesellschaften<br />
und Vorkommen bemerkenswerter und<br />
gefährdeter Tier- und Pfl anzenarten erhalten<br />
(s. u.). Die fehlende Bewirtschaftung führt aber<br />
zu einem fortschreitenden Verlust der Artenvielfalt.<br />
Zudem nehmen auf etwa 20 % des alten<br />
Grünlandtals standortfremde Fichtenbestände<br />
den Talgrund ein. Neben dem oft begradigten<br />
und streckenweise befestigten Möhne-Oberlauf<br />
sind im Grünland einige Altverläufe noch als<br />
nasse Senken erkennbar. Alte Wehre, von denen<br />
früher Gräben zur Wiesenbewässerung abgeleitet<br />
wurden, sind heute meist zerstört und <strong>für</strong> Fische<br />
durchgängig.<br />
Das FFH-Gebiet „Möhne-Mittellauf“ besteht<br />
aus fünf Abschnitten – voneinander getrennt<br />
durch Talstücke ohne FFH-Status (teils Sied-<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
49<br />
lungs- Gewerbe- und Ackerfl ächen). Vier davon,<br />
die Abschnitte zwischen Drewer Heide und<br />
Belecke, zwischen Mühleim und Sichtigvor,<br />
bei Allagen sowie zwischen Niederbergheim<br />
und Völling-hausen sind Maßnahmenraum des<br />
LIFE-Projekts. Im Gegensatz zur Oberen Möhne<br />
sind sie von intensiver Landwirtschaft geprägt.<br />
Entwässerung, Starkdüngung, frühe und<br />
oftmalige Mahd oder hoher Viehbesatz ließen<br />
die Aue an Arten verarmen. So überwiegt hier<br />
heute artenarmes Intensiv-Grünland. In den Uferhochstaudensäumen<br />
sind typische Arten wie<br />
Mädesüß und Sumpf-Storchschnabel infolge der<br />
Gülledüngung vielerorts schon durch Brennnessel<br />
und Kletten-Labkraut verdrängt. Pfl anzengesellschaften<br />
des Mager- oder Feuchtgrünlands<br />
sind nur auf kleinen Restfl ächen verblieben.<br />
Ziele und Maßnahmen<br />
Im LIFE Projekt soll der Zustand der Möhne<br />
sowie einiger Zufl üsse in der Aue ver-bessert<br />
werden. Begradigungen und Uferbefestigungen<br />
werden zurückgebaut und wieder naturnäher gestaltet.<br />
Durch Umbau oder Umgehung von Wehren<br />
werden Wanderhindernisse <strong>für</strong> Bachbewohner<br />
wie Groppe und Bachneunauge beseitigt.<br />
Um die Aue wieder stärker an die Dynamik des<br />
Flusses anzubinden, werden abgetrennte Altver-
50 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
läufe in die Planungen einbezogen und Laufverlängerungen,<br />
Profi lerweiterungen des Bachbetts<br />
sowie Flutrinnen und Blänken geschaffen.<br />
Nicht nur bezogen auf das Fließgewässer ist<br />
die Durchgängigkeit <strong>für</strong> wandernde Tiere ein<br />
wichtiges Ziel. In der waldreichen Mittelgebirgslandschaft<br />
bilden die traditionell als Grünland<br />
genutzten offenen Talzüge wichtige, oft<br />
weit verzweigte Verbundsysteme. Viele Tierarten<br />
des Offenlands, z. B. verschiedene Libellen<br />
oder Falter des Feuchtgrünlands, sind auf diesen<br />
Verbund angewiesen. Dunkle Fichtenbestände,<br />
die diese Wanderkorridore blockieren, sollen<br />
deshalb wieder in Grünland umgewandelt werden.<br />
Wo es Gelände- und Standortbedingungen<br />
zulassen, werden in erster Linie extensive Tal-<br />
Mähwiesen entstehen. Sie gehören zu den FFH-<br />
Lebensraumtypen mit besonders schlechtem Erhaltungszustand<br />
in Europa. Für die Einsaat der<br />
Wald-Umwandlungsfl ächen und zur Wiederanreicherung<br />
verarmten Intensivgrünlands kommt<br />
die schon im LIFE Projekt Medebacher Bucht<br />
erprobte Heusaat zum Einsatz. Dabei werden<br />
Samen mit frisch gemähtem Heu von möglichst<br />
artenreichen Spenderfl ächen auf die Entwicklungsfl<br />
ächen übertragen. Auf Parzellen, die sich<br />
etwa wegen der starken Vernässung nicht als<br />
Mähwiesen eignen, werden Weidefl ächen oder<br />
auch lichte Erlen-Eschen-Auwälder begründet.<br />
Für eine dauerhafte Pfl ege der wiederentwickelten<br />
oder optimierten Grünlandbestände<br />
möchte das LIFE-Projekt die ortsansässige<br />
Landwirte gewinnen. Für die sonst kaum rentable<br />
extensive Bewirtschaftung feuchter und magerer<br />
Grenzertrags-Standorte ist eine Förderung<br />
im Rahmen des Vertragsnaturschutzes möglich.<br />
Aktueller Projektstand<br />
Die LIFE-Maßnahmen erfolgen überwiegend<br />
auf Flächen, die dazu in öffentliche Hand überführt<br />
werden. Die Bezirksregierung Arnsberg<br />
unterstützt das Projekt durch ein Flurbereinigungsverfahren,<br />
das neben einem Ankauf auch<br />
einen Tausch von Flächen ermöglicht. Dieses<br />
Verfahren wird gerade eingeleitet. Einzelne<br />
Flächen wurden schon im Vorfeld des Projekts<br />
durch den Kreis Soest erworben.<br />
Für die Maßnahmen-Planung sind Detail-Managementpläne<br />
<strong>für</strong> das Grünland, die Gewässer<br />
und die Waldbestände in Arbeit. Bei den Erhebungen<br />
von Flora und Vegetation des Offenlands<br />
und Erfassungen der Tagfalter und Heuschrecken<br />
(H. J. Geyer, A. M. Schulte) ergaben sich schon<br />
erfreuliche Überraschungen. So hat das Grünland<br />
in der Möhneaue eine höhere ökologische<br />
Qualität als noch zu Beginn des Projektes angenommen.<br />
Beeindruckend ist vor allem das stetige<br />
Vorkommen des Wiesen-Knöterichs, der nur auf<br />
den intensiv bewirtschafteten Flächen fehlt und<br />
als charakteristische Art im Auen-Grünland des<br />
Möhnetals gelten kann. Auf einigen Mähwiesen<br />
wird er vom Großen Wiesenknopf begleitet.<br />
Beide Arten besitzen ihren Verbreitungsschwerpunkt<br />
in den mittleren und höheren Berglagen<br />
und deuten wie auch Vorkommen des Wald-<br />
Storchschnabels am Oberlauf einen montan getönten<br />
Charakter des Möhnetales an.<br />
Das Obere Tal zeichnet sich durch ein vielgestaltiges<br />
Mosaik aus binsen- und seggenreichen<br />
Nassgrünland-Gesellschaften aus, die in den<br />
stärker vermoorten Bereichen u. a. durch Fieberklee,<br />
Schmalblättriges Wollgras und Torfmoose<br />
gekennzeichnet sind. An einigen Übergängen<br />
zum angrenzenden Arnsberger Wald sind noch<br />
feuchte Borstgrasrasen mit Wald-Läusekraut<br />
und Kreuzblümchen erhalten. Dagegen sind in<br />
der breiteren und insgesamt intensiver genutzten<br />
Aue am Möhne-Mittellauf wertvolle Grünlandbereiche<br />
überwiegend auf Sonderstandorte<br />
beschränkt. Gut entwickelte Grünlandgesellschaften<br />
wie Sumpfdotterblumen-Wiesen mit<br />
der seltenen Faden-Binse sind hier nur auf einigen<br />
Vertragsnaturschutzfl ächen vorhanden.<br />
Blüte des Fieberklees (Menyanthes trifoliata)<br />
Foto: A. Schulte
Sumpf-Grashüpfer Foto: A. Schulte<br />
In der Heuschreckenfauna konnten inzwischen<br />
die typischen, meist gefährdeten Spezialisten des<br />
Nassgrünlands nachgewiesen werden: Sumpfschrecke,<br />
Sumpf-Grashüpfer, Weißrandiger<br />
Grashüpfer, Kurzfl ügelige Schwertschrecke<br />
und Säbel-Dornschrecke). Überraschend ist der<br />
Fund einer Population der Großen Goldschrecke<br />
am Möhneufer oberhalb von Völlinghausen.<br />
Mädesüß-Perlmutterfalter Foto: A. Schulte<br />
Wie diese Heuschreckenarten spielen auch<br />
Leitarten unter den Tagfaltern eine Rolle bei der<br />
Maßnahmenentscheidung sowie bei der späteren<br />
Effi zienzkontrolle. So betonen Vorkommen des<br />
Großes Perlmutterfalters, des Mädesüß-Perlmutterfalters<br />
und des Gelbwürfel-Perlmutterfalters<br />
die Wichtigkeit eines durchgängigen Talraums,<br />
über den ihre Habitate miteinander verbunden<br />
sein müssen. Im Rahmen eines Monitorings<br />
wird zu untersuchen sein, ob etwa der Mädesüß-<br />
Perlmutterfalter, der bislang wohl auf Nassgrünland-Komplexe<br />
des Oberlaufs bis Drewer Heide<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
51<br />
Blaufl ügel-Prachtlibelle Foto: A. Schulte<br />
beschränkt ist, nach den Maßnahmen auch untere<br />
Talabschnitte besiedeln kann.<br />
Miterleben und Mitmachen!<br />
Die Menschen an der Möhne sollen in besonderer<br />
Weise an den Umgestaltungen der Möhne<br />
teilhaben. Eine Internetseite (www.life-moehne.<br />
de) informiert bald über Veranstaltungen und<br />
Exkursionen sowie über aktuelle Planungen und<br />
die Arbeiten vor Ort. Um eine aktive Öffentlichkeitsarbeit<br />
bemüht sich vor allem der Projektpartner<br />
LIZ. Zum Start einer ersten Maßnahmenumsetzung<br />
am 26 September 2010 werden die<br />
Menschen an der Möhne zu einem kleinen Fest<br />
nach Mühlheim eingeladen. Näheres wird in der<br />
Presse bekannt gegeben.<br />
Bei der Maßnahmenplanung ist das Wissen zur<br />
Landschaftsgeschichte im Möhnetal wichtig.<br />
Deshalb sind uns Hinweise und Belege (alte Karten,<br />
Fotos) zur historischen Nutzung der Möhne<br />
und ihrer Aue (etwa zur Wiesenbewässerung<br />
oder zur Art der ehemaligen Grünlandnutzung)<br />
sehr willkommen.<br />
LIFE – Projektteam<br />
Kontakt:<br />
Stephanie Terren<br />
Kreis Soest - ULB<br />
Axel M. Schulte<br />
<strong>Natur</strong>schutzzentrum - Biologische Station -<br />
Hochsauerlandkreis
52 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Drei späte Nachweise der Blindschleiche 2009 im HSK<br />
Im Hochsauerlandkreis gelangen 2009 drei späte<br />
Nachweise von Blindschleichen. Dirk Alfermann<br />
fand am 23. Oktober 1 ad. Weibchen bei<br />
Arnsberg-Neheim (genaue Ortsangabe unterbleibt<br />
aus Artenschutzgründen) auf 250 m ü. NN<br />
unter einer Folie, welche extra im Rahmen einer<br />
Reptilienuntersuchung ausgelegt wurde. Am 24.<br />
Oktober beobachtete und photographierte Paul<br />
Brozi am Leiblweg in Meschede auf ca. 355 m<br />
ü. NN eine ca. 40 cm lange Blindschleiche (s.<br />
Foto). Drei Wochen später, am 14. November,<br />
beobachtete Harald Legge eine Blindschleiche<br />
auf dem Talweg (Bereich Himmelreich) in<br />
Olsberg-Antfeld auf 420 m ü. NN.<br />
Die Nachweise sind spät bzw. extrem spät, in<br />
der Literatur ist <strong>für</strong> Westfalen überhaupt nur ein<br />
späterer Nachweis als der 14. November bekannt<br />
(FELLENBERG 1981). Auch die Nachweise<br />
am 23. Oktober und am 24. Oktober sind<br />
noch sehr ungewöhnlich. Für Westfalen sind<br />
als späte Nachweise der 14.10., 23.10., 3.11.,<br />
6.11., 10.11. und 4.12. angegeben (ebd.). Am<br />
klimatisch günstiger gelegenen Niederrhein<br />
fand MÜLLER (2004) die letzten Tiere in der<br />
zweiten Oktoberhälfte. Für Deutschland geben<br />
VÖLKL & ALFERMANN (2007) in der Monographie<br />
„Die Blindschleiche“ an: „Auch die<br />
Angaben über die letzten Beobachtungen innerhalb<br />
eines Jahres schwanken beträchtlich.<br />
So stammen die spätesten Beobachtungen aus<br />
der letzten Oktoberdekade und von Anfang November.“<br />
Als späteste dokumentierte Beobachtungen<br />
<strong>für</strong> Deutschland werden zwei Nachweise<br />
vom 10. November, darunter der Nachweis aus<br />
FELLENBERG 1981, angegeben (ebd.). Noch<br />
spätere Nachweise (14.11.1949 und 14.11.1981)<br />
nennt THIELE (1996) <strong>für</strong> Rheinland-Pfalz. Der<br />
Nachweis in Westfalen vom 4. Dezember (s. o.)<br />
wurde als Unterbrechung der Winterruhe gewertet,<br />
was vereinzelt vorkommt (VÖLKL & AL-<br />
FERMANN 2007). Ebenso werden Totfunde im<br />
Dezember, Januar und Februar, die GÜNTHER<br />
& VÖLKL (1996) anführen, gedeutet. Winterliche<br />
Nachweise nennen auch WOLFBECK<br />
& FRITZ (2007). Da der November 2009 sehr<br />
warm war, dürfte es sich beim Nachweis vom<br />
14. November nicht um eine Unterbrechung der<br />
Winterruhe handeln.<br />
Damit wäre der Nachweis am 14. November in<br />
Olsberg-Antfeld einer der spätesten dokumentierten<br />
Funde <strong>für</strong> Deutschland. Der Reptilienexperte<br />
DIRK ALFERMANN stuft die Nachweise<br />
trotzdem nicht als außergewöhnlich ein (Alfermann<br />
mündl.). Vermutlich gibt es in warmen<br />
Wintern häufi ger derartige späte Nachweise, nur<br />
wurden diese nie dokumentiert und veröffentlicht.<br />
Martin Lindner<br />
Literatur:<br />
FELLENBERG, W. (1981): Blindschleiche<br />
- Anguis f. fragilis (LINNAEUS 1758) - In:<br />
FELDMANN, R. (Hrsg.): Die Amphibien und<br />
Reptilien Westfalens. - Abh. Landesmus. <strong>Natur</strong>k.<br />
Münster, Münster 43 (4): 115-120.<br />
GÜNTHER, R. & W. VÖLKL (1996): 9.9.<br />
Blindschleiche – Anguis fragilis LINNAEUS,<br />
1758. In R. GÜNTHER (Hrsg.): Die Amphibien<br />
und Reptilien Deutschlands. – Jena (G. Fischer),<br />
617-631.<br />
MÜLLER, W. R. (2004): Zur Phänologie der<br />
Reptilien im nördlichen Niederrheinischen Tiefland.<br />
Z. f. Feldherpetologie 11: 167-178.<br />
THIELE, R. (1996): II 20. Blindschleiche - Anguis<br />
fragilis (LINNAEUS, 1758). In: BITZ, A.,<br />
K. FISCHER, L. SIMON, R. THIELE & M.<br />
VEITH (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien<br />
in Rheinland-Pfalz. Bd. 2: 333-344. – Fauna u.<br />
Flora in Rheinland-Pfalz, Landau Beih. 18/19:<br />
864 S.<br />
VÖLKL, W. & D. ALFERMANN (2007): Die<br />
Blindschleiche. Bielefeld.<br />
WOLFBECK, H. & K. FRITZ (2007): Blindschleiche<br />
Anguis fragilis LINNAEUS, 1758 – In:<br />
LAUFER, H., K. FRITZ & P. SOWIG (Hrsg.):<br />
Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs.<br />
– Stuttgart (Ulmer), 619-632.
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Erstnachweise des Marderhunds im Hochsauerland<br />
In den Jahren 2007 und 2010 gelangten im HSK<br />
die ersten beiden Nachweise vom Marderhund<br />
(Nyctereutes procyonoides). In beiden Fällen<br />
handelte es sich um Todfunde auf Straßen. Der<br />
Erstnachweis erfolgte durch Stefan Fries im<br />
Herbst 2007 auf der B 7 in Brilon, bei Autohaus<br />
Biederbick. Leider wurde das genaue Datum<br />
nicht dokumentiert. Der zweite Nachweis erfolgte<br />
am 20. Januar 2010 durch Wilhelm von<br />
Dewitz auf der Landstrasse von Winterberg-<br />
Küstelberg nach Medebach auf Höhe des Bauernhofs<br />
Rennefeld. Bisher sind Nachweise des<br />
Marderhunds im Bergland in NRW selten, während<br />
die Art im Tiefl and bereits häufi ger nachgewiesen<br />
wird.<br />
Der Marderhund oder Enok stammt ursprünglich<br />
aus dem nordöstlichen China, östlichen Sibirien,<br />
Korea und Japan. Im Westen der Sowjetunion,<br />
darunter auch in Weißrussland und der Ukraine,<br />
wurden Tiere ab den 1920er Jahren bis in die<br />
1950er Jahre ausgewildert, um sie dort <strong>für</strong> die<br />
Pelzjagd zu nutzen. Allein in der Ukraine wurden<br />
zwischen 1928 und 1950 ca. 10.000 Marderhunde<br />
ausgesetzt. Von den Westgebieten der<br />
Sowjetunion wanderten die Marderhunde selbständig<br />
immer weiter nach Westen und haben<br />
inzwischen schon Frankreich erreicht. In Polen<br />
gelangen die ersten Nachweise 1955 und schon<br />
1960 in Deutschland. Im Jahr 1962 kam es zum<br />
ersten Abschuss eines Marderhunds bei Osnabrück.<br />
Im Jahr 2006 betrug die Zahl der erlegten<br />
Marderhunde in der Bundesrepublik bereits<br />
27.512 Stück. Bisher ist die Art in Deutschland<br />
nur in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />
häufi ger, doch nehmen die Bestände<br />
deutschlandweit zu.<br />
Der Marderhund wird wegen seiner Ähnlichkeit<br />
und dem bisher geringen Kenntnisstand der Bevölkerung<br />
öfter mit einem Waschbären verwechselt.<br />
Er heißt im Englischen sogar racoon dog,<br />
also „Waschbär-Hund“; in Deutschland wird er<br />
auch als Sibirischer Waschbär bezeichnet.<br />
Er hat auch eine dem Waschbären ähnliche Gesichtsmaske.<br />
Hingegen ist der Schwanz nur 15<br />
53<br />
cm lang, während der des Waschbären bis zu 40<br />
cm Länge beträgt. Der Körper ist ohne Schwanz<br />
etwa 50 bis 65 cm lang, die Schulterhöhe 20 bis<br />
30 cm hoch. Der Marderhung wiegt zwischen 8<br />
und 9 kg. Das Fell ist beigegrau an Flanken und<br />
Bauch und am Rücken schwarzbraun. Die Rufe<br />
der Marderhunde gleichen eher einem Miauen<br />
oder Winseln. Die Rüden geben bei der Suche<br />
nach einer Partnerin lang gezogene, heulende<br />
Schreie ab.<br />
Der Marderhund ist ein Allesfresser. Neben Aas<br />
und anderem Fleisch frisst er auch viele Früchte.<br />
Auf seinem Speisezettel stehen z. B. Mäuse,<br />
Vögel, Eier, Amphibien, Schnecken und Insekten.<br />
An pfl anzlicher Kost fi nden sich Eicheln,<br />
Nüsse, Beeren und Obst. Jungtiere scheinen<br />
sich hauptsächlich von Insekten und Obst zu<br />
ernähren, während Säugetiere und Vögel kaum<br />
gefressen werden. Adulte Marderhunde fressen<br />
häufi g Aas, Insekten, Amphibien, Mäuse. Im<br />
Herbst wird sehr viel pfl anzliche Kost verzehrt,<br />
da dann die Früchte reif werden. Der Marderhund<br />
ist eher ein Beutesammler als ein Beutejäger,<br />
wobei insbesondere gerne Gewässer abgesucht<br />
werden. Insbesondere in Jägerkreisen wird<br />
öfter über die Gefährlichkeit des Marderhunds<br />
<strong>für</strong> Bodenbrüter spekuliert. Bisher gibt es da<strong>für</strong><br />
keinerlei wissenschaftlich Beweise.<br />
Der Marderhund scheint in monogamer Dauerverpaarung<br />
zu leben. Die sechs bis zehn Welpen<br />
werden gemeinsam aufgezogen. Im Winter hält<br />
er eine Winterruhe. Nur gelegentlich wird der<br />
Winterbau verlassen.<br />
In NRW könnte als Prädator bei Marderhunden,<br />
allerdings nur bei Jungtieren, der Uhu in Frage<br />
kommen, da es hierzulande keine Luchse und<br />
Wölfe gibt.<br />
Quelle:<br />
Wikipedia-Artikel über den Marderhund: http://<br />
de.wikipedia.org/wiki/Marderhund<br />
Martin Lindner
54 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
<strong>Natur</strong>schutzkonzept 2010 der Bezirksregierung –<br />
Ein Anfang, aber die Bezirksregierung kann mehr<br />
Anfang 2010 wurde von unserer Bezirksregierung<br />
das „<strong>Natur</strong>schutzkonzept 2010 der Bezirksregierung<br />
Arnsberg“ veröffentlicht. Das<br />
Konzept umfasst 19 Seiten plus 40 Seiten Anlagen.<br />
Es werden sieben Themenfelder behandelt,<br />
die jeweils in „Stand“ und „Maßnahmen“ untergliedert<br />
sind. Die Themen lauten:<br />
• Biotopverbund und Schutzgebietsnetze<br />
• Schutzgebietsmanagement, Flächenverbrauch<br />
• Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung<br />
• Artenschutz und genetische Vielfalt<br />
• Bildung und <strong>Natur</strong>erlebnis und Neue<br />
Partner<br />
• bestehende Kooperationen<br />
• Akteure und Integration stärken<br />
Soweit bekannt ist dies das erste <strong>Natur</strong>schutzkonzept<br />
einer Bezirksregierung in NRW, ja<br />
deutschlandweit. Bei aller Kritik begrüßen die<br />
<strong>Natur</strong>schutzverbände darum grundsätzlich diesen<br />
großen Schritt in die richtige Richtung, wo<br />
auf abstrakter Ebene von einer übergeordneten<br />
Behörde überlegt bzw. festgelegt wird: Wo stehen<br />
wir im <strong>Natur</strong>schutz? Wo wollen wir hin?<br />
Das <strong>Natur</strong>schutzkonzept wurde Anfang bis Mitte<br />
2009 erarbeitet und dem ehrenamtlichen wie<br />
amtlichen <strong>Natur</strong>schutz als Entwurf zugesendet.<br />
Der <strong>Natur</strong>schutz nahm dann zum Entwurf Stellung.<br />
Die Stellungnahme des VNV wurde von<br />
unserem Vorsitzenden Bernhard Koch erstellt.<br />
Neben anderen Mängeln wurde an dem Konzept<br />
vor allem auf dass völlige Fehlen des Themas<br />
Waldnaturschutz hingewiesen.<br />
Am 11. Januar 2010 waren Vertreter des ehrenamtlichen<br />
und des amtlichen <strong>Natur</strong>schutzes zu<br />
einer Besprechung des <strong>Natur</strong>schutzkonzept-Entwurfs<br />
nach Arnsberg eingeladen. Als Vertreter<br />
des VNV nahm Martin Lindner teil. Schon zu<br />
Anfang des Diskussion traf ein <strong>Natur</strong>schützer<br />
mit dem Ausspruch „Die Bezirksregierung kann<br />
mehr!“ den Nagel auf den Kopf. Seinem Ausspruch<br />
schlossen sich im Laufe der weiteren<br />
Diskussion die meisten anderen ehrenamtlichen<br />
<strong>Natur</strong>schützer an. Sie sprachen auch hier wieder<br />
die Mängel des Konzepts an, insbesondere dass<br />
fehlende Thema Wald.<br />
Seitens der Bezirksregierung bzw. der anwesenden<br />
<strong>Natur</strong>schutzabteilung wurde darauf<br />
hingewiesen, dass das <strong>Natur</strong>schutzkonzept nur<br />
noch in Kleinigkeiten zu ändern sei, da ansonsten<br />
das ganze Konzept völlig neu mit den anderen<br />
Abteilungen abgestimmt werden müsse und<br />
eine Veröffentlichung nicht mehr Anfang 2010<br />
erfolgen könne. Aus diesem Grund stimmte der<br />
ehrenamtliche <strong>Natur</strong>schutz <strong>für</strong> dieses Konzept.<br />
Gegenüber dem Entwurf verständigten sich die<br />
anwesenden <strong>Natur</strong>schützer immerhin noch zu<br />
kleineren Änderungen bzw. Ergänzungen.<br />
So wurde zum Thema „Wald“ ins <strong>Natur</strong>schutzkonzept<br />
eingefügt:<br />
„Wald hat eine herausragende Bedeutung <strong>für</strong> den<br />
Erhalt der Artenvielfalt und als Erholungsraum.<br />
Die Bezirksregierung wird im Rahmen der Fortschreibung<br />
des Konzeptes prüfen, in welcher<br />
Weise diese Funktionen des Waldes gestärkt<br />
werden können. Dabei wird insbesondere auch<br />
geprüft, inwieweit Kyrill-Flächen naturverträglich<br />
(z. B. durch die Entwicklung von Heidefl ächen)<br />
genutzt werden können. Da<strong>für</strong> wird die<br />
Bezirksregierung den Dialog mit dem Landesbetrieb<br />
Wald und Holz, den Interessenvertretern<br />
der Nutzer und Eigentümer und den Akteuren<br />
des <strong>Natur</strong>schutzes suchen.“<br />
Von den bereits im Entwurf enthaltenden Punkten<br />
dürften die folgenden <strong>für</strong> den Leser von Interesse<br />
sein:<br />
Ein <strong>Natur</strong>schutzbrief informiert zukünftig über<br />
herausragende Themen des amtlichen und ehrenamtlichen<br />
<strong>Natur</strong>schutzes. Außerdem werden<br />
dort „Best Practice“-Beispiele (also gut laufende<br />
<strong>Natur</strong>schutz-Projekte) veröffentlicht und Internet-Links<br />
zu Förderprogrammen gegeben. Es<br />
gibt das Merkblatt „Verwendung heimischer Gehölze<br />
<strong>für</strong> Pfl anzungen in Nordrhein-Westfalen“,<br />
das <strong>für</strong> alle in Nordrhein-Westfalen vorkommenden<br />
Gehölzarten (außer Zwergsträuchern)
die geographischen Artenverbreitungsgrenzen<br />
darstellt und die bei der Pfl anzung zu beachtenden<br />
Standortansprüche beschreibt.<br />
Positiv fällt einem Hochsauerländer auf, dass<br />
das Thema „Biotopverbund und Schutzgebietsnetze“<br />
bei uns im HSK bereits abgearbeitet wurde.<br />
Denn im HSK gibt es bereits fl ächendeckend<br />
Landschaftspläne, in denen die meisten ökologisch<br />
wertvollen Flächen einen Schutzstatus<br />
haben. In den Kreisen Soest, Olpe, Siegen-Wittgenstein<br />
und dem Märkischen Kreis bestehen<br />
bislang hingegen nur teilweise Landschaftspläne.<br />
Im HSK arbeitet der VNV gerade an der Überarbeitung<br />
der (älteren) Landschaftspläne Arnsberg,<br />
Sundern und Meschede mit.<br />
Von Interesse <strong>für</strong> den VNV ist des Weiteren,<br />
dass 2010 ein „Sonderprogramm Wachholderheide“<br />
aufgelegt werden soll. Da unser <strong>Verein</strong><br />
seit Jahren z. B. in den Wachholderheiden am<br />
Gräfenberg bei Sundern und bei Braunshausen<br />
aktiv ist, hoffen wir auf Unterstützung durch<br />
dieses Programm.<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
55<br />
In NRW gibt es nun eine neue Regierung und<br />
in Arnsberg einen neuen Regierungspräsidenten.<br />
Wir werden sehen, was in Zukunft aus dem (bisher<br />
eher dürftigen) <strong>Natur</strong>schutzkonzept 2010<br />
bzw. dessen Fortschreibung wird.<br />
Unter http://www.bezreg-arnsberg.nrw.de/topthemen/naturschutzkonzept_2010/naturschutzkonzept.pdf<br />
können Sie sich selbst ein Bild vom<br />
Konzept machen.<br />
Martin Lindner
56 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Kommt der Steinkauz zurück ins Sauerland?<br />
Vorkommen in MK, SO und UN könnten den HSK „befruchten“<br />
Der Steinkauz ist in NRW keine seltene Eule.<br />
Insgesamt gibt es in NRW ca. 6000 Tiere und<br />
damit liegt der Schwerpunkt der Vorkommen in<br />
Deutschland in unserem Bundesland. Die Dichtezentren<br />
befi nden sich im Tiefl and am Niederrhein<br />
und im Münsterland. In den letzten 25 Jahren sind<br />
gerade im Münsterland durch massives Ausbringen<br />
von Nisthilfen, aber auch durch die Pfl ege<br />
von Kopfweiden und Obstbäumen die Bestände<br />
von beinahe Null auf ein erfreuliches Niveau<br />
gestiegen. Trotz des immer noch anhaltenden<br />
Grünlandverlustes, besonders von kurzgrasigem<br />
Weideland, konnten die Bestände sich halten<br />
bzw. noch ausdehnen. So stieg z.B. die Anzahl<br />
der Bruten im Stadtgebiet Münster von 8 im Jahr<br />
1994 auf 148 im Jahr 2005 (POETS 2009)<br />
Sobald es etwas hügeliger wird, tut sich der Steinkauz<br />
in unserer Region schwerer. Die Gründe da<strong>für</strong><br />
sind auf den ersten Blick nicht zu erkennen.<br />
Die Höhenlage allein und die winterliche Kälte<br />
können es nicht sein, da der Steinkauz z.B. in der<br />
Schweiz, Ostfrankreich und Luxemburg auch<br />
Mittelgebirge und höhere Lagen besiedelt. Das<br />
Vorhandensein von Grünland dürfte bei uns kein<br />
limitierender Faktor sein.<br />
Ein kleines Vorkommen des Steinkauzes im<br />
Übergang vom Ruhrtal zu etwas höheren Lagen<br />
gibt es im Osten des Märkischen Kreises. Dort<br />
ist er nördlich und östlich von Menden in den<br />
Ortschaften Barge, Werringsen, Schwitten und<br />
Halingen verbreitet, aber nicht häufi g. Auch hier<br />
ist er fast ausschließlich auf künstliche Niströhren<br />
angewiesen, da <strong>Natur</strong>höhlen in alten Obst – und<br />
Kopfbäumen quasi nicht vorkommen. Weitere<br />
Vorkommen gibt es nördlich der Ruhr in tiefer<br />
liegenden Bereichen der Kreise Soest und Unna.<br />
Nur im Bereich von Iserlohn im Märkischen Kreis<br />
kommt er noch in Höhen bis 350 m vor.<br />
Der Hochsauerlandkreis ist seit sehr vielen Jahren<br />
nicht mehr vom Steinkauz besiedelt. Die letzten<br />
nachweislichen Brutvorkommen waren in Tiefenhagen<br />
bei Sundern in den 1950er Jahren. Die<br />
Steinkauz Foto: R. Götte<br />
Gründe <strong>für</strong> die Aufgabe sind unbekannt. Auch<br />
um Bestwig kamen Steinkäuze bis in Höhen von<br />
400 bis 500 m vor (M. Lindner mdl.). Im Februar<br />
1986 wurde in Medebach ein Vogel, der in einen<br />
Hauskamin gerutscht war, von Jan Heinrich Kesseler<br />
befreit, aufgepäppelt und wieder frei gelassen<br />
(F. Schnurbus mdl.). Anfang der 1990er Jahre<br />
wurde von Bernhard Koch über mehrere Jahre<br />
ein Männchen bei Amecke beobachtet, eine Brut<br />
wurde nicht festgestellt. In 2008 wurde ein Steinkauz<br />
im Bereich des Ruhrtales bei Echthausen<br />
westlich von Neheim-Hüsten verhört, eine Brut<br />
konnte nicht festgestellt werden. In 2009 wurde<br />
in Bellingsen (Nähe Eingang Wildwald Voßwinkel)<br />
über mehrere Wochen auf einem abgedeckten<br />
Kaminholzstoß ein Steinkauz beobachtet (B.<br />
Koch mdl.). Die Ausstattung der Landschaft mit<br />
kurzgrasigen Viehweiden, Ansitzwarten und Gebäudestrukturen,<br />
die der Steinkauz nutzt bzw.<br />
braucht, ist vielerorts gegeben.<br />
So beschlossen Siegfried Franke, der in der AG<br />
Eulen des NABU „Art-Spezialist Steinkauz“ <strong>für</strong><br />
NRW und Deutschland ist, und Udo Stangier vom<br />
VNV, der Steinkäuze seit vielen Jahren aus dem<br />
Münster- und Osnabrücker Land kennt, eine kleine<br />
Ansiedlungsinitiative zu starten. Im Bereich<br />
von Wickede-Echthausen und Arnsberg-Voßwinkel<br />
wurden vorerst fünf Niströhren nahe an Bauernhöfen<br />
in Obstbäumen und an einer Scheune<br />
angebracht. Dazu zogen Siegfried Franke, Alex-
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Steinkauzröhre in Apfelbaum in extensiv beweideter Streuobstwiese am südlichen Ortsrand von Wickede-Echthausen<br />
(Kreis Soest). Foto: U. Stangier<br />
andra Boersting (beide NABU MK) und Udo<br />
Stangier mit Leiter und Werkzeug los. Die schon<br />
gebrauchten Niströhren aus alten Beständen des<br />
VNV waren reparaturbedürftig, wurden aber<br />
von Dietmar Wältermann vom VNV einsatzfähig<br />
gemacht. Auf einem Bauernhof in Voßwinkel<br />
berichtete der Hofbesitzer, dass eine kleine Eule<br />
2007 in den Spalten zwischen den Heuballen gesessen<br />
habe. Nach seiner Beschreibung kann es<br />
sich nur um einen Steinkauz gehandelt haben.<br />
Jungtiere wurden damals nicht gesehen. Insgesamt<br />
ist in der nordwestlichen Ecke des HSK an<br />
der Grenze zu den Kreisen Soest und Märkischer<br />
Kreis in der Landschaft durchaus Potential <strong>für</strong><br />
Steinkäuze. Was fehlt, sind geeignete Höhlen <strong>für</strong><br />
Brutplätze. Die Steinkäuze sollen nun mit künstlichen<br />
Wohnungsangeboten „über die Grenze gelockt“<br />
werden.<br />
Leider wurden die neu ausgebrachten Niströhren<br />
im Jahr 2010 vom Steinkauz noch nicht <strong>für</strong> Bruten<br />
genutzt. Möglicherweise hat der lange und<br />
schneereiche Winter 2009/2010 <strong>für</strong> einen Einbruch<br />
in der lokalen Population geführt, so dass<br />
Jungtiere nicht in größerer Anzahl abwanderten,<br />
sondern verwaiste Standorte besiedelten. In der<br />
Saison 2010 brüteten im MK insgesamt ca. 20<br />
Paare, der Durchschnitt liegt bei 24 Brutpaaren<br />
(S. Franke mdl. ). Bei der Kontrolle einer der neuen<br />
Röhren im Mai 2010 in Echthausen fl og eine<br />
Türkentaube heraus. So bleibt zu hoffen, schon<br />
bald über die „Wiederbesiedlung“ berichten zu<br />
können.<br />
57<br />
Jenseits naturschutzfachlicher Aspekte ist an dieser<br />
Aktion bemerkenswert, dass sich hier eine<br />
Zusammenarbeit zwischen Mitgliedern zweier<br />
benachbarter <strong>Natur</strong>schutzverbände über die<br />
Kreisgrenze hinweg ergeben hat. Dies kommt<br />
meines Erachtens nur selten vor. Die Ökologie<br />
hält sich jedoch auch nicht an Verwaltungsgrenzen.<br />
Wir sollten daher öfter über die (<strong>Verein</strong>s)<br />
Grenze schauen, um zu sehen, was die Kollegen<br />
nebenan so tun und Kontakte knüpfen.<br />
Dank:<br />
Mein Dank gilt Siegfried Franke, der mir durch<br />
einige nächtliche Verhöre die Hoffnung gegeben<br />
hat, auch in meiner neuen Heimat Sauerland den<br />
Steinkauz erleben zu können und letztendlich<br />
die Initiative zur Weiterverbreitung gestartet hat.<br />
Meine <strong>Verein</strong>skollegen Bernhard Koch, Martin<br />
Lindner und Friedhelm Schnurbus gaben mir bereitwillig<br />
Auskunft über ihre Steinkauzbeobachtungen.<br />
Literatur:<br />
POETS, R. 2009: Kauziges aus Münster – der<br />
Steinkauz. <strong>Natur</strong>zeit 6, H.12: 15-16<br />
Hrsg.: <strong>Natur</strong>schutzstation Münsterland, Münster<br />
Udo Stangier<br />
Dompfaffenweg 16<br />
59759 Arnsberg-Herdringen<br />
E-mail: stangier@wallenhorst.de
58 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Verkehrssicherungspfl icht und Waldbewirtschaftung<br />
in <strong>Natur</strong>a 2000- und <strong>Natur</strong>schutzgebieten<br />
<strong>Natur</strong>schutzgebiete sollen dem besonderen<br />
Schutz von <strong>Natur</strong> und Landschaft dienen. In den<br />
letzten Jahren häufen sich bundesweit die Beobachtungen,<br />
dass unter dem Deckmantel der<br />
Verkehrssicherung ohne Berücksichtigung des<br />
Schutzstatus´ Eingriffe in Wäldern stattfi nden.<br />
Auch im Sauerland lässt sich dieser Trend leider<br />
beobachten, wie die folgenden aktuellen Beispiele<br />
aus Marsberg zeigen:<br />
Abb. 1: Alte Buche vor dem Einschlag<br />
Beobachtungen aus Marsberg<br />
Das <strong>Natur</strong>schutzgebiet „Hagen/Königsseite“<br />
Dem Wanderer fällt im <strong>Natur</strong>schutzgebiet Hagen<br />
bei Obermarsberg sofort das ausgesprochen<br />
abwechslungsreiche, sehr ästhetische Waldbild<br />
ins Auge, geprägt von alten Buchen und deren<br />
Abb. 2: Der Zwerhirschkäfer besiedelt das Totholz im<br />
Hagen und steht in NRW auf der Roten Liste<br />
Wurzelstöcken, sowie vielstämmigen alten Eichen<br />
und Buchen, deren Erscheinungsbild auf<br />
eine frühere Niederwaldwirtschaft schließen<br />
lässt. Hier am Eresberg wechseln Geologie und<br />
Klima kleinräumig und man fi ndet hier seltene<br />
Waldgesellschaften in außergewöhnlicher Nachbarschaft.<br />
Manche hochgefährdete Tier- und Pfl anzenart<br />
hat dort einen der wenigen Lebensräume in<br />
NRW (Abb. 2). Diesen vielgestaltigen Laubwaldkomplex<br />
zu sichern und vor Beeinträchtigungen<br />
zu schützen, sowie Totholz und Höhlenbäume<br />
zu erhalten und zu fördern, gehört zu<br />
den Schutzzielen des <strong>Natur</strong>schutz- und <strong>Natur</strong>a<br />
2000-Gebietes, dem Wald zwischen Obermarsberg<br />
und der Diemel. 1 Einzelne Bäume wurden<br />
hier schon immer entnommen, mit Augenmaß<br />
1 Vgl.: http://www.naturschutzinformationen-nrw.de/natura2000-meldedok/de/fachinfo/listen/meldedok/DE-4617-302 (Stand 14.08.2010)
Abb. 3: Alte Buche nach dem Einschlag<br />
und ohne Schaden <strong>für</strong> den Wald. Forstwirtschaft<br />
wurde am steilen Hang jedoch fast nie betrieben.<br />
So konnte die Wurzeln der abgebildete Buche<br />
(Abb. 1) 160 Jahre lang das Erdreich am Eresberg<br />
festhalten. Sie hat 2007 Kyrill unbeschadet<br />
überstanden, auch der Eisregen 1985 konnte ihr<br />
nichts anhaben.<br />
Am 09.04.2010 wurden die Buche sowie weitere<br />
83 Bäume links und rechts eines kurzen<br />
Abschnitts des vor einiger Zeit eingerichteten<br />
Wanderwegs Waldroute vom Marsberger Stadt-<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
59<br />
förster in Absprache mit der Unteren Landschaftsbehörde<br />
(ULB) zur Fällung markiert, die<br />
am 12.04.2010 stattfi nden sollte. Auf unsere Initiative<br />
hin fand am 11.04.2010 ein Ortstermin mit<br />
dem Stadtförster, Vertretern des VNV und des<br />
Fördervereins Historisches Obermarsberg e.V.<br />
sowie interessierten Bürgern statt. Im Rahmen<br />
Abb. 4: Obwohl rechtlich geschützt, wurde dieser Baum<br />
mit einer Buntspechthöhle gefällt.<br />
dieses Termins wurde uns mitgeteilt, dass die<br />
Einrichtung des Wanderweges eine erhöhte Verkehrssicherung<br />
nötig mache. Bei waldtypischen<br />
Gefahren wird die Verkehrssicherungspfl icht an<br />
Wald- und Wanderwegen einem aktuellen Urteil<br />
zufolge aber nur verletzt, wo „besondere<br />
Anhaltspunkte <strong>für</strong> eine zeitlich nahe Gefahrenverwirklichung<br />
vorliegen“. 2 Die Gefährdung<br />
muss also schon sehr konkret sein, was bei den<br />
markierten Bäumen jedoch in den meisten Fällen<br />
nicht der Fall war. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen:<br />
Bei der abgebildeten und dann gefällten Buche<br />
(Abb. 1 und 3) wurden wir vom Förster darauf<br />
hingewiesen, dass sie vielleicht auch noch 30 Jahre<br />
unversehrt stehen bleiben könne. Eine Fällung<br />
zur Prävention einer Gefahrenlage entspricht aber<br />
2 Urteil des LG Saarbrücken (12 O 271/06), verkündet am 03.03.2010 :<br />
„Eine Verletzung der Verkehrssicherungspfl icht hinsichtlich von Waldwegen in Bereich der waldtypischen Gefahren wird deshalb<br />
von der Kammer [...] nur in Ausnahmefällen und nur dort gesehen, wo „ besondere Anhaltspunkte <strong>für</strong> eine zeitlich nahe Gefahrenverwirklichung<br />
vorliegen“.<br />
Nach Auffassung der Kammer erfordert die Annahme einer solchen zeitlich nahen Gefahrenverwirklichung, dass eine Gefahr vorliegt,<br />
die sich erkennbar und mit hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten Tage, Wochen oder vielleicht auch noch Monate<br />
realisieren wird.<br />
Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn aufgrund eines Sturmereignisses Bäume entwurzelt worden sind und zum Beispiel gestützt<br />
durch andere Bäume über einem Weg hängen, [...]“
60 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Abb. 5: Im NSG „Buchholz“ wurde der gesamte Waldsaum<br />
entfernt.<br />
nicht der aktuellen Rechtsprechung bezüglich<br />
der Verkehrssicherungspfl icht. Andere markierte<br />
Bäume wiesen sogar noch geringere oder gar keine<br />
Schadstellen auf.<br />
Am 20.04.2010 wurde uns von der Bezirksregierung<br />
telefonisch mitgeteilt, dass man sich auf<br />
15-20 Bäume geeinigt habe, die aber unbedingt<br />
gefällt werden müssten. Gefällt wurden dann aber<br />
ohne Begründung mindestens 40 Bäume. Unverständlich<br />
bleibt auch, warum bei den markierten<br />
Bäumen so schnell gehandelt werden musste, so<br />
dass keine Rücksicht auf die Brut- und Vegetationsperiode<br />
in diesem <strong>Natur</strong>schutzgebiet genommen<br />
werden konnte, und warum sogar geschützte<br />
Bäume mit Spechthöhlen (Abb. 4) nicht geschont<br />
wurden.<br />
Der Stadtförster äußerte uns gegenüber die Absicht,<br />
in Zukunft weitere Verkehrssicherungsmaßnahmen<br />
im NSG „Hagen“ durchzuführen, denn<br />
durch das Schutzgebiet laufen noch zwei weitere<br />
Wanderwege sowie einige kleinere Waldwege.<br />
Dies würde dann fast das gesamte Schutzgebiet<br />
betreffen, seine Substanz und Schutzziele massiv<br />
gefährden. Auch ist unklar, ob die Maßnahmen<br />
an der Waldroute mit dem Eingriff im April 2010<br />
beendet sind.<br />
Das <strong>Natur</strong>schutzgebiet Buchholz<br />
Das 27 ha große <strong>Natur</strong>schutzgebiet „Buchholz“<br />
liegt nahe der Ortschaft Giershagen und ist ebenfalls<br />
Teil eines <strong>Natur</strong>a 2000-Gebiets. Auch hier<br />
handelt es sich um einen Buchenwald. Im Winter<br />
2009/10 wurden die Bäume, vornehmlich Buchen,<br />
am westlichen Waldrand unter Berufung<br />
auf die Verkehrssicherungspfl icht auf einer Länge<br />
von ca. 100-150m Länge vollständig entfernt<br />
(Abb. 5).<br />
Hier standen vorher zahlreiche mindestens 100jährige<br />
Buchen, deren Äste einen befestigten Weg<br />
überdachten. Auch hier darf bezweifelt werden,<br />
dass von allen Bäumen eine akute Gefährdung<br />
ausging und sie daher aufgrund der Verkehrssicherungspfl<br />
icht entfernt werden mussten. Vielmehr<br />
liegt der Verdacht nahe, dass hier präventiv<br />
gefällt wurde, da jede Baumfällung am Waldrand<br />
den Zaun einer benachbarten Weide beschädigt.<br />
Die vollständige Rodung entbindet den Förster<br />
von der Pfl icht der regelmäßigen Kontrolle und erleichterte<br />
die Arbeit, da der Zaun eben nur einmal<br />
repariert werden musste. Ein solches nicht-selektives<br />
Vorgehen ist aus <strong>Natur</strong>schutzsicht inakzeptabel<br />
und nicht im Sinne der Verkehrssicherungspfl<br />
icht. Es steht zu be<strong>für</strong>chten, dass die Maßnahmen<br />
nördlich des Schutzgebietes in Zukunft fortgesetzt<br />
werden.<br />
Fazit:<br />
Die Liste ähnlicher Fälle aus dem Winter 2009/10<br />
ließe sich weiterführen, denn auch an anderer Stelle<br />
wurden entsprechende Maßnahmen durchgeführt,<br />
beispielsweise in den <strong>Natur</strong>schutzgebieten<br />
„Hackstoeppel“ und „Bilstein-Ohmberg“. Sie alle<br />
haben eines gemeinsam: Begründet wurden die<br />
Maßnahmen mit der Verkehrssicherungspfl icht<br />
und viele Eingriffe fanden in ökologisch sensiblen<br />
Schutzgebieten statt.
Herabfallende Äste und umstürzende Bäume gehören<br />
jedoch zu den waldtypischen Gefahren.<br />
Grundsätzlich lehnt der VNV Verkehrssicherungsmaßnahmen<br />
zum Schutze der Öffentlichkeit beim<br />
Vorliegen waldtypischer Gefahren nicht ab, wenn<br />
wirklich eine akute Gefährdung der Öffentlichkeit<br />
vorliegt und sie ordnungsgemäß ausgeführt werden.<br />
Eine vorsorgliche Entfernung von Bäumen,<br />
die möglicherweise in Zukunft zu einer Gefahr<br />
werden könnten, steht aber nicht im Einklang zur<br />
aktuellen Rechtsprechung und ist auch aus <strong>Natur</strong>schutzsicht<br />
abzulehnen, vor allem, wenn Schutzgebiete<br />
betroffen sind.<br />
Den besten Gegenbeweis, dass die Bäume in den<br />
meisten Fällen keine akute Gefahr darstellten, liefert<br />
auch hier das NSG „Hagen“: Alle markierten<br />
und dann nicht gefällten Bäume, 44 an der Zahl,<br />
stehen heute noch, vier Monate nach dem Einschlag,<br />
unversehrt am Eresberg.<br />
Wünschenswert ist in Zukunft die Information<br />
und die Einbindung des VNV, wenn es um Eingriffe<br />
in bestehende Schutzgebiete geht. So ließe<br />
sich mancher Konfl ikt im Vorfeld lösen. Auch ist<br />
zu überlegen, ob die Ausweisung von Wanderwegen<br />
sorgfältiger überprüft werden muss, wenn<br />
diese durch Schutzgebiete führen. Führte man die<br />
durch den Hagen verlaufenden Wanderwege auf<br />
einer gemeinsamen Route durch das Schutzgebiet,<br />
so könnte man sich einen großen Teil der Eingriffe<br />
sparen. Andere Bundesländer weisen Wanderer in<br />
Schutzgebieten mit Warnschildern auf eine mögliche<br />
Gefahr durch alte Biotopbäume hin (Abb. 6).<br />
Warum sollte das bei uns nicht möglich sein?<br />
Bis auf drei Buchen haben alle Bäume im Hagen<br />
Kyrill gut überstanden, während die Fichten der<br />
sorgfältig bewirtschafteten Fichtenforste am benachbarten<br />
Priesterberg sowie im ganzen Hochsauerlandkreis<br />
großfl ächig umgestürzt sind. Es<br />
gehört zur Ironie dieser Geschichte, dass die Maßnahmen<br />
im Hagen und den anderen Laubwäldern<br />
ausgerechnet mit der fehlenden Stabilität dieser<br />
standortgerechten Bäume begründet wird.<br />
Ralf Pohlmeyer<br />
Foto 1-5: R. Pohlmeyer, Foto 6: R. Götte<br />
<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
61<br />
Abb. 6: Ein Schild aus der Lausitz - Nicht überall werden<br />
alte Bäume entlang der Wege gefällt.
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<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
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