IRRGEISTER - Verein für Natur
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34 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />
Orchideen im Hochsauerlandkreis 6. Folge<br />
Die Gattung Epipactis (Stendelwurz, Sumpfwurz, Sitter)<br />
Mein Gefühl sagte mir in den letzten Jahren:<br />
Die Orchideenserie in den <strong>IRRGEISTER</strong>N habe<br />
ich bald „geschafft“. Irrtum – es warten noch<br />
einige Gattungen darauf, dass über sie hier berichtet<br />
wird.<br />
Durch einen jüngst erfolgten Besuch der schon<br />
1987 bei Marsberg gefundenen Orchideenart<br />
Epipactis microphylla fühle ich mich frisch motiviert,<br />
die Serie nun mit der Gattung Epipactis<br />
fortzusetzen.<br />
Gattung „Epipactis“<br />
Allgemeines:<br />
Von den laut SEBALD ET AL. (1998) 50 Arten<br />
sind 24 asiatisch und 25 europäisch. Im Hochsauerlandkreis<br />
gibt es wahrscheinlich vier Arten<br />
sowie eine mindestens seit 1995 erloschene.<br />
Im Gegensatz zu den Knabenkräutern und Ragwurzen<br />
haben die Stendelwurze unter der Erde<br />
keine Knollen, sondern Rhizome, also Wurzelstöcke.<br />
Breitblättriger Stendelwurz Foto: R. Götte<br />
Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine)<br />
Während der Name Epipactis helleborine (L.)<br />
Crantz 1769“ auf die Ähnlichkeit mit dem von<br />
Theophrast (300 v. Chr.) <strong>für</strong> die Gattung „Germer“<br />
benutzten Namen „Helleboros“ hindeutet,<br />
also auf die großen Blätter mit den markanten<br />
Adern z. B. vom „Weißen Germer“, weist das<br />
Synonym Epipactis latifolia auf die breiten<br />
Blätter hin. Erstere Erklärung aus: GENAUST,<br />
H. (1996).<br />
„Helleborine“ heißt auch „nieswurzähnlich“,<br />
wobei mit Nieswurz aber auch der Germer gemeint<br />
ist und nicht unsere Helleborus viridis, die<br />
im westlichen HSK vorkommende „Grüne Nieswurz“<br />
oder die Gartenpfl anze Helleborus niger.<br />
Aussehen:<br />
Hauptmerkmal sind die auffallenden, bis 13 cm<br />
langen und bis 7 cm breiten Blätter, die sehr stark<br />
geadert sind und im Wald dunkelgrün glänzen.<br />
Die Problematik bei der Bestimmung durch Unerfahrene<br />
besteht darin, dass sich Waldpfl anzen<br />
von Pfl anzen, die auf freien Flächen wachsen,<br />
sehr in Größe und Farbe der Blätter unterscheiden.<br />
Ein weiteres Merkmal <strong>für</strong> E. helleborine ist das<br />
Vorhandensein eines ballonartigen Klebkörpers<br />
am oberen Ende der Narbe (s. u.). Dieses Teil<br />
besitzen nicht alle Stendelwurze. Auf der breiten<br />
Vorderlippe sind stark entwickelte Wülste.<br />
Bei der Bestimmung von E. helleborine ergeben<br />
sich durch die Hybridisierung mit anderen<br />
Epipactis-Arten <strong>für</strong> die Botaniker oft weitere<br />
Probleme (Näheres in der Bestimmungsliteratur<br />
oder im Internet).<br />
Bestäubung, Befruchtung, Vermehrung:<br />
Epipactis helleborine gehört zu den Orchideen<br />
mit Nektarangebot. In der napfartig ausgebuchteten<br />
hinteren Lippe (Hypochil) fi nden die Insekten<br />
(hauptsächlich Wespen) Nahrung. Beim Besuch<br />
bleibt die Klebscheibe (Viscidium) mit den<br />
Pollinien an der Wespe hängen. Durch ihren Besuch<br />
bestäuben sie andere Exemplare oder Blüten<br />
der gleichen Pfl anze (Nachbarbestäubung =