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IRRGEISTER - Verein für Natur

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Geitonogamie). Wie bei anderen Orchideenarten<br />

werden die Samen durch den Wind verbreitet.<br />

Vor längerer Zeit habe ich gelesen (Quelle leider<br />

nicht mehr bekannt), dass Epipactis helleborine<br />

auf Grund von vorhandenem Nährgewebe am<br />

Samen wohl keinen Wurzelpilz braucht, im Gegensatz<br />

zu den meisten Orchideenarten. So ist<br />

es der Pfl anze möglich, als Pionierpfl anze relativ<br />

schnell vegetationsfreie Gebiete, z. B. Bergbauhalden<br />

(s. u.) zu erobern.<br />

Blütezeit: Ende Juni bis Ende August.<br />

Aus dem Büchlein von BUCHHEIT, E. (1988),<br />

S. 46, möchte ich hier noch wörtlich zitieren:<br />

„Es wird vermutet, daß ihr Nektar, ähnlich dem<br />

des violetten Sumpfstendels und vieler anderer<br />

Pfl anzen, eine narkotische oder giftige Wirkung<br />

hat. Beobachtungen wurden so gedeutet, daß die<br />

Wespe in einen Rauschzustand versetzt werde,<br />

in dem sie nicht mehr in der Lage sei, sich von<br />

den angehefteten Pollinien zu befreien.<br />

Es ist möglich, daß der Rausch des Insekts von<br />

Hefepilzen verursacht wird, die im Nektar der<br />

Pfl anze vorkommen und Gärungsprozesse bilden.<br />

In diesem Sinne könne man sagen, daß das<br />

Insekt einen kleinen ‚Schwips’ hat.“<br />

Biotop:<br />

Wälder, besonders Wegränder und –böschungen.<br />

Auch auf Freifl ächen, überwiegend basenreicher<br />

Boden, Halden.<br />

Den größten Bestand an Epipactis helleborine,<br />

den ich jemals sah, entdeckte ich, als ich<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />

35<br />

am 09.08.1993 im Rahmen<br />

der Westfalenkartierung den<br />

Pfl anzenbestand um Bestwig-<br />

Ramsbeck aufnahm.<br />

Als schweißtreibende Pfl ichtübung<br />

sah ich zunächst meine<br />

Tätigkeit auf der in der Hitze<br />

wabernden Schieferhalde an.<br />

Doch welche Überraschung<br />

erlebte ich, als ich den Bereich<br />

der relativ frisch gepfl anzten<br />

Grauerlen durchstiegen hatte<br />

und mich zwischen diversen<br />

Büschen durchschlängelte.<br />

Dort gab es immer mal wieder<br />

grüppchenweise Epipactis<br />

helleborine. Es war an dem<br />

Tag ein wahres Highlight.<br />

Es wären wahrscheinlich noch mehr Exemplare<br />

gewesen, hätte nicht ein übermotivierter Gymnasialschüler<br />

auf Anweisung seines Biologielehrers<br />

die Untersuchung der Halde ebenfalls<br />

durchgeführt. Als mein <strong>Verein</strong>skollege Richard<br />

Götte mit mir zu einer der nächsten Exkursionen<br />

fuhr, hielt er bei besagtem Schüler zu Hause an,<br />

weil er gebeten worden war, die Orchideen im<br />

dortigen Garten zu bestimmen. „Geplättet“ kam<br />

R. Götte zum Auto zurück und erzählte, dass<br />

zahlreiche Epipactis helleborine von der Ramsbecker<br />

Halde im Garten stünden. Auf diese „unmögliche<br />

Tatsache“ angesprochen war sich der<br />

junge Mann keiner Schuld bewusst. Es seien<br />

doch noch genug da!<br />

Vorkommen im HSK:<br />

Im Süden weniger, sonst regelmäßig anzutreffen.<br />

Schwerpunkte sind die Kalkgebiete um Brilon<br />

und Marsberg, die Tallagen der Ruhr und die<br />

Medebacher Bucht sowie die Halden bei Ramsbeck<br />

(s. o.). Aus: GÖTTE, R. (2007)<br />

Allgemeine Verbreitung:<br />

Grenze in Europa nördlich durch Schottland,<br />

Skandinavien, Russland bis Sibirien, südlich<br />

durch Spanien, Nordafrika, Sizilien, Griechenland,<br />

Kleinasien, den Kaukasus, Pakistan, den<br />

Himalaya. In Nordamerika eingebürgert.<br />

Vertikale Verbreitung: 0 – 4000 m (in Sikkim)<br />

1m – 2390 m<br />

Alle Angaben aus: SEBALD ET AL. (1998)

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