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IRRGEISTER - Verein für Natur

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52 <strong>IRRGEISTER</strong> 2010<br />

Drei späte Nachweise der Blindschleiche 2009 im HSK<br />

Im Hochsauerlandkreis gelangen 2009 drei späte<br />

Nachweise von Blindschleichen. Dirk Alfermann<br />

fand am 23. Oktober 1 ad. Weibchen bei<br />

Arnsberg-Neheim (genaue Ortsangabe unterbleibt<br />

aus Artenschutzgründen) auf 250 m ü. NN<br />

unter einer Folie, welche extra im Rahmen einer<br />

Reptilienuntersuchung ausgelegt wurde. Am 24.<br />

Oktober beobachtete und photographierte Paul<br />

Brozi am Leiblweg in Meschede auf ca. 355 m<br />

ü. NN eine ca. 40 cm lange Blindschleiche (s.<br />

Foto). Drei Wochen später, am 14. November,<br />

beobachtete Harald Legge eine Blindschleiche<br />

auf dem Talweg (Bereich Himmelreich) in<br />

Olsberg-Antfeld auf 420 m ü. NN.<br />

Die Nachweise sind spät bzw. extrem spät, in<br />

der Literatur ist <strong>für</strong> Westfalen überhaupt nur ein<br />

späterer Nachweis als der 14. November bekannt<br />

(FELLENBERG 1981). Auch die Nachweise<br />

am 23. Oktober und am 24. Oktober sind<br />

noch sehr ungewöhnlich. Für Westfalen sind<br />

als späte Nachweise der 14.10., 23.10., 3.11.,<br />

6.11., 10.11. und 4.12. angegeben (ebd.). Am<br />

klimatisch günstiger gelegenen Niederrhein<br />

fand MÜLLER (2004) die letzten Tiere in der<br />

zweiten Oktoberhälfte. Für Deutschland geben<br />

VÖLKL & ALFERMANN (2007) in der Monographie<br />

„Die Blindschleiche“ an: „Auch die<br />

Angaben über die letzten Beobachtungen innerhalb<br />

eines Jahres schwanken beträchtlich.<br />

So stammen die spätesten Beobachtungen aus<br />

der letzten Oktoberdekade und von Anfang November.“<br />

Als späteste dokumentierte Beobachtungen<br />

<strong>für</strong> Deutschland werden zwei Nachweise<br />

vom 10. November, darunter der Nachweis aus<br />

FELLENBERG 1981, angegeben (ebd.). Noch<br />

spätere Nachweise (14.11.1949 und 14.11.1981)<br />

nennt THIELE (1996) <strong>für</strong> Rheinland-Pfalz. Der<br />

Nachweis in Westfalen vom 4. Dezember (s. o.)<br />

wurde als Unterbrechung der Winterruhe gewertet,<br />

was vereinzelt vorkommt (VÖLKL & AL-<br />

FERMANN 2007). Ebenso werden Totfunde im<br />

Dezember, Januar und Februar, die GÜNTHER<br />

& VÖLKL (1996) anführen, gedeutet. Winterliche<br />

Nachweise nennen auch WOLFBECK<br />

& FRITZ (2007). Da der November 2009 sehr<br />

warm war, dürfte es sich beim Nachweis vom<br />

14. November nicht um eine Unterbrechung der<br />

Winterruhe handeln.<br />

Damit wäre der Nachweis am 14. November in<br />

Olsberg-Antfeld einer der spätesten dokumentierten<br />

Funde <strong>für</strong> Deutschland. Der Reptilienexperte<br />

DIRK ALFERMANN stuft die Nachweise<br />

trotzdem nicht als außergewöhnlich ein (Alfermann<br />

mündl.). Vermutlich gibt es in warmen<br />

Wintern häufi ger derartige späte Nachweise, nur<br />

wurden diese nie dokumentiert und veröffentlicht.<br />

Martin Lindner<br />

Literatur:<br />

FELLENBERG, W. (1981): Blindschleiche<br />

- Anguis f. fragilis (LINNAEUS 1758) - In:<br />

FELDMANN, R. (Hrsg.): Die Amphibien und<br />

Reptilien Westfalens. - Abh. Landesmus. <strong>Natur</strong>k.<br />

Münster, Münster 43 (4): 115-120.<br />

GÜNTHER, R. & W. VÖLKL (1996): 9.9.<br />

Blindschleiche – Anguis fragilis LINNAEUS,<br />

1758. In R. GÜNTHER (Hrsg.): Die Amphibien<br />

und Reptilien Deutschlands. – Jena (G. Fischer),<br />

617-631.<br />

MÜLLER, W. R. (2004): Zur Phänologie der<br />

Reptilien im nördlichen Niederrheinischen Tiefland.<br />

Z. f. Feldherpetologie 11: 167-178.<br />

THIELE, R. (1996): II 20. Blindschleiche - Anguis<br />

fragilis (LINNAEUS, 1758). In: BITZ, A.,<br />

K. FISCHER, L. SIMON, R. THIELE & M.<br />

VEITH (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien<br />

in Rheinland-Pfalz. Bd. 2: 333-344. – Fauna u.<br />

Flora in Rheinland-Pfalz, Landau Beih. 18/19:<br />

864 S.<br />

VÖLKL, W. & D. ALFERMANN (2007): Die<br />

Blindschleiche. Bielefeld.<br />

WOLFBECK, H. & K. FRITZ (2007): Blindschleiche<br />

Anguis fragilis LINNAEUS, 1758 – In:<br />

LAUFER, H., K. FRITZ & P. SOWIG (Hrsg.):<br />

Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs.<br />

– Stuttgart (Ulmer), 619-632.

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