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im beruf<br />
angekommen<br />
Gleich mehrere Filmabsolventinnen<br />
und -absolventen besetzen<br />
diesen Sommer wichtige<br />
Positionen in Spielfilmproduktionen<br />
für das Schweizer Radio<br />
und Fernsehen. Zum Beispiel<br />
Barbara Kulcsar. Nicole Greuter *<br />
Sie haben ein Filmdiplom <strong>der</strong> ZHdK in <strong>der</strong> Tasche und<br />
arbeiten fest angestellt o<strong>der</strong> selbstständig für das Schweizer<br />
Fernsehen: Jonas Projer als Auslandkorrespondent in Brüssel,<br />
Sabine Boss als Fernsehfilm-Regisseurin und Barbara Seiler als<br />
Autorin von «Kulturplatz»-Beiträgen. Zwar ist das Fernsehen<br />
nicht wie in Deutschland <strong>der</strong> bedeutendste Arbeitgeber für<br />
Absolventinnen und Absolventen von Filmhochschulen, aber<br />
ein interessantes Arbeitsfeld für die freien Filmschaffenden.<br />
Von Sabine Boss, <strong>der</strong>en Filmografie neben Kino- und Theaterarbeiten<br />
bereits mehr als ein halbes Dutzend Fernsehfilme<br />
aufweist, wird im Herbst «Mord hinterm Vorhang» ausgestrahlt.<br />
Weitere Pläne <strong>der</strong> Zusammenarbeit <strong>mit</strong> dem Schweizer<br />
Fernsehen sind vorhanden.<br />
Diesen Sommer besetzen gleich mehrere Filmabsolventinnen<br />
und -absolventen Schlüsselfunktionen in Spielfilmproduktionen.<br />
Unter ihnen Thomas Gerber, <strong>der</strong> sich bisher als Regisseur<br />
von Werbe- und Imagefilmen hervorgetan hat und bei<br />
Spielfilmen als Editor beteiligt war. Demnächst beginnen die<br />
Dreharbeiten für seinen ersten 90-Minüter «Rache ist süss».<br />
Und in <strong>der</strong> Tragikomödie «Der Patient», die <strong>der</strong>zeit im Luzerner<br />
Hinterland gedreht wird, arbeiten sogar drei ehemalige<br />
<strong>Zürcher</strong> Filmstudierende in leitenden Positionen: Regie führt<br />
Barbara Kulcsar, Director of Photography ist Pierre Mennel<br />
und Editor Gion-Reto Killias.<br />
In einer Drehpause am Telefon meint Barbara Kulcsar, die<br />
starke Vertretung von <strong>Zürcher</strong> Absolventinnen und Absolventen<br />
sei wohl eher Zufall. Ausschlaggebend für die Besetzung<br />
des Stabs sei die Qualität. Sie hält Gion-Reto Killias, Editor<br />
von «Der letzte Weynfeldt», für den besten Cutter. Mit ihm<br />
hat sie studiert. Man kennt sich und hat schon zusammengearbeitet.<br />
Mit Pierre Mennel, <strong>der</strong> sein Studium abschloss, als sie<br />
ihres begann, hat sie hingegen noch nie gedreht. Für ihn hat sie<br />
sich wegen seines Stils entschieden, «<strong>der</strong> zu den Bil<strong>der</strong>n passt,<br />
die ich mir vorgestellt habe». Zu den jüngsten Kameraarbeiten<br />
Mennels gehören «Die Standesbeamtin» und «Hugo Koblet –<br />
Pédaleur de charme». Seit einigen Jahren unterrichtet Pierre<br />
Mennel auch an <strong>der</strong> ZHdK.<br />
1999 schloss die damals 28-jährige Barbara Kulcsar ihr Studium<br />
ab. Ihr Kurzspielfilm «Blush» wurde im darauffolgenden<br />
Jahr für den Schweizer Filmpreis nominiert. Zehn Jahre später<br />
darstellende künste und film/ zett 2–11 17<br />
Bei den Dreharbeiten zu «Der Patient», SF Schweizer Film, (v.l.n.r.) : Barbara Kulcsar<br />
(Regie), Pierre Mennel (DOP), Sami Khouri (2. Kameraassistent, Clapper, Loa<strong>der</strong>),<br />
Peter Demmer (Chefbeleuchter), Orit Teply (1. Kameraassistent), Roger Schweizer<br />
(1. Regieassistent), Jean Cotter (Maske). Foto: SRF / Thomi Studhalter<br />
feierte «Zu Zweit», ihr erster langer Spielfilm, am Zurich Film<br />
Festival Premiere. Die Geschichte <strong>über</strong> das Zusammen- und<br />
Nebeneinan<strong>der</strong>leben eines Ehepaars erhielt im Herbst 2010<br />
den <strong>Zürcher</strong> Filmpreis, und Linda Olsansky wurde Anfang<br />
2011 für ihre Rolle <strong>der</strong> Ehefrau als Beste Darstellerin für den<br />
Schweizer Filmpreis nominiert. Zwischen «Blush» und «Zu<br />
Zweit» liegen Erfahrungen im Werbefilm und im Schreiben<br />
von Drehbüchern. Und <strong>der</strong> Wunsch, etwas Eigenes zu machen.<br />
Gut möglich, dass «Zu Zweit» dazu beigetragen hat, dass Barbara<br />
Kulcsar für die Regie des Fernsehfilms «Der Patient»<br />
angefragt wurde. Jedenfalls fand sie das Drehbuch, das ihr die<br />
ausführende Produktionsfirma Zodiac Pictures vorlegte, so<br />
gut, dass sie es gewissermassen «zu meinem eigenen» gemacht<br />
hat. «Der Patient» erzählt die Geschichte einer Bauernfamilie,<br />
die durch die Alzheimer-Erkrankung des Grossvaters aus dem<br />
Gleichgewicht gerät.<br />
Welche Bedeutung die Fernseharbeit für ihre Laufbahn habe,<br />
wollten wir von <strong>der</strong> Regisseurin wissen. Ein Karrieresprung,<br />
meint sie, sei es insofern, als sie stärker wahrgenommen werde<br />
und dies möglicherweise dazu führe, dass sie schneller einen<br />
weiteren Film realisieren könne. Die Arbeit mache jedenfalls<br />
extrem Spass. Einfach loslegen zu können, Regie zu führen,<br />
ohne sich um alles an<strong>der</strong>e auch noch zu kümmern, <strong>mit</strong> guten<br />
Schauspielern zusammenzuarbeiten, «nicht drauflegen zu<br />
müssen», das sei toll. Im Vergleich zu ihrem Film «Zu Zweit»,<br />
den sie ohne För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong> und dank <strong>der</strong> Gratisarbeit aller<br />
Beteiligten realisiert hat, sei dies ein an<strong>der</strong>es Gefühl von Schaffen,<br />
es habe eine handwerklichere Komponente. «Der Patient»<br />
sei ein Auftrag <strong>mit</strong> einem Anfang und einem Ende. Ohne ewige<br />
Entwicklungszeit. Im Januar habe man sie angefragt, im Juni<br />
sei gedreht worden. Sie habe nun das Gefühl, in ihrem Beruf<br />
angekommen zu sein.<br />
«Der Patient» wird 2012 im Sonntagabendprogramm des Schweizer Fernsehens<br />
ausgestrahlt. Der genaue Termin ist noch offen.<br />
* Nicole Greuter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin <strong>der</strong> Fachrichtung Film,<br />
Departement Darstellende Künste und Film (nicole.greuter@zhdk.ch).