01.09.2015 Aufrufe

Die Sonderausgabe BUNTE 2015 des Freistaates Sachsen

Vom trendigen Leipzig über die Landpartie hin zum Aktivurlaub – Sachsen zeigt sich gerne facettenreich. Dies beweist auch die BUNTE in ihrer neuen Sonderausgabe und gibt zudem Einblick in die Verbundenheit des gebürtigen Dresdner Tatortstar Jan Josef Liefers zu seiner Heimat, stellt den sächsischen Adelsverband vor und zeigt märchenhaft schöne Schlösser und Burgen der Region.

Vom trendigen Leipzig über die Landpartie hin zum Aktivurlaub – Sachsen zeigt sich gerne facettenreich.
Dies beweist auch die BUNTE in ihrer neuen Sonderausgabe und gibt zudem Einblick in die Verbundenheit des gebürtigen Dresdner Tatortstar Jan Josef Liefers zu seiner Heimat, stellt den sächsischen Adelsverband vor und zeigt märchenhaft schöne Schlösser und Burgen der Region.

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Körperbeherrschung<br />

in<br />

Vollendung:<br />

<strong>Die</strong> Leipziger<br />

genießen<br />

Weltruf<br />

Fotos: Andreas Birkigt (2), KIRSTEN NIJHOF und ida zenna für die oper leipzig<br />

Seine erste Liebe war der<br />

Fußball. Doch dann<br />

brachte die Mutter von<br />

Mario Schröder, 50, ihrem<br />

Sohn eine Anzeige<br />

der berühmten Palucca<br />

Hochschule für Tanz in Dresden mit: „Nachwuchs<br />

gesucht!“ „Ich fragte meine Mutter: ,Was<br />

ist Ballett?‘ Sie sagte: ,Das, was Charlie Chaplin<br />

macht.‘ Ich liebte Charlie Chaplin und wollte sofort<br />

zum Vortanzen, obwohl ich keine Ahnung davon<br />

hatte“, erinnert sich der gebürtige Fins terwalder.<br />

Er wurde angenommen.<br />

Acht Jahre dauerte die Ausbildung bei Gret<br />

Palucca und Patricio Bunster. Nebenbei studierte<br />

Mario Schröder Choreografie – und wurde<br />

1983 erster Solist beim Leipziger Ballett der Oper<br />

Leipzig unter Leitung <strong>des</strong> legendären Uwe Scholz,<br />

den er später beerbte. Eine Bilderbuchkarriere.<br />

Doch mit Leipzig verbindet ihn viel mehr:<br />

Schröder war mit dabei, als die ersten Montagsdemos<br />

gegen das DDR-Regime stattfanden – und<br />

stellte sich und seine Berufung infrage. „Einmal<br />

rannte ich von einer Demo weg zur Oper, weil ich<br />

eine wichtige Probe hatte“, sagt Mario Schröder.<br />

„Plötzlich folgten mir vier Stasi-Beamte in Zivil.“<br />

Schröder floh am Pförtner vorbei, die Stasi-Schergen<br />

stoppten ordnungsgemäß an der Pforte. „So<br />

hat sie ihre eigene Pedanterie, ihr eigenes System<br />

ausgebremst.“ Doch aus der Probe wurde nichts.<br />

„Ich musste abbrechen und habe geweint: Wie<br />

konnten wir ,Dornröschen‘ tanzen, während die<br />

Leute auf die Straße gingen? Also bin ich wieder<br />

rausgegangen, um zu demonstrieren.“<br />

Für Mario Schröder steht spätestens seit diesen<br />

Tagen fest: Gesellschaftliche Prozesse sind wichtiger<br />

Teil seiner künstlerischen Arbeit. „Tanz ist<br />

Kommunikation. Tanz ist immer Gegenwart, weil<br />

er vom Augenblick lebt.“ Ob Mörderballaden von<br />

Nick Cave, Musik von Wolfgang A. Mozart oder<br />

Gustav Mahler, The Doors oder Richard Wagner –<br />

Schröder kennt keine Genre-Grenzen. „Wir erzählen<br />

Geschichten. Tanz ist Reflexion. Wenn mich<br />

eine Musik anspricht, mache ich etwas daraus,<br />

egal ob es sich dabei um Punk oder Barockmusik<br />

Ob Punk oder<br />

Barock – hier<br />

verschwimmen die<br />

Genre-Grenzen<br />

handelt.“ Das kommt beim Publikum gut an –<br />

und zwar weltweit – und ist ein Grund für den<br />

exzellenten Ruf <strong>des</strong> Leipziger Ensembles. „Man<br />

muss das Handwerk, das klassische Ballett beherrschen,<br />

wenn man Neues machen will“, erklärt er.<br />

Doch ansonsten sei der Tanz eine der flexibelsten<br />

Kunstformen.<br />

„Manchmal kommen Menschen zum ersten<br />

Mal zu uns und sagen anschließend: ,Wir wussten<br />

nicht, dass Ballett so sein kann. Wir dachten<br />

immer, Ballett bedeute Männer mit Strumpfhosen<br />

und ,Schwanensee‘.‘ Auch das ist Ballett, aber eben<br />

nicht nur.“ Eine bemerkenswerte Altersmischung<br />

beim Publikum und die Liebe der Leipziger zu<br />

ihrem Ballett sind der Lohn seiner Arbeit. „Es<br />

sind die Menschen hier, die all das mittragen und<br />

entwickeln. Da ist Leipzig etwas ganz Besonderes.“<br />

Auf der einen Seite profitiert die boomende<br />

Region von „ihrem“ Ballett. Schröder: „<strong>Die</strong> Kombination<br />

von Wirtschaft, Kultur und Politik finde<br />

ich spannend. Wenn sich Konzerne, die Millionengewinne<br />

machen, für die Kultur stark machen, ist<br />

das toll. Das heißt aber nicht, dass sich der Staat<br />

aus der Verantwortung ziehen kann.“ Auf der<br />

anderen Seite sei die kulturelle Vielfalt Leipzigs<br />

ein wichtiger Grund für Unternehmen, sich in<br />

der <strong>Sachsen</strong>-Metropole anzusiedeln. Stichwort:<br />

Standortfaktor. „Als wir jetzt in Thailand gastierten,<br />

haben uns einige Zuschauer, die Leipzig<br />

nicht kannten, danach gesagt, dass sie nun unbedingt<br />

Leipzig besuchen wollen, wenn sie nach<br />

Deutschland kämen. Und das macht uns stolz.“<br />

Claus Dreckmann<br />

Erste Adresse <strong>Die</strong> Oper am<br />

Augustusplatz<br />

Mario<br />

Schröder<br />

gewann als<br />

Choreograf<br />

bereits zahlreiche<br />

Preise<br />

Als Solotänzer<br />

arbeitete Mario Schröder (l.)<br />

mit Uwe Scholz (M.)<br />

<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 25

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