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Blätter und Fruchtstand der Herbstzeitlosen im<br />

Frühjahr / Foto: Helmut Müller<br />

zahl der fleischigen, breit lanzettlichen<br />

Blätter ordnet sich diesem<br />

Prinzip unter (ROTHMALER, 1976).<br />

Als Besonderheit zeichnet sich<br />

diese Spezies gegenüber anderen<br />

Gattungen dadurch aus, dass ihre<br />

Blüten zu besagter Jahreszeit allein<br />

ohne Blätter erscheinen. Letztere<br />

entwickeln sich erst im drauffolgenden<br />

Frühjahr zusammen mit <strong>dem</strong><br />

etwas aufgeblasenen, tief zwischen<br />

den trichterförmig angeordneten<br />

Blättern eingesenkten Fruchtstand.<br />

Dieses Verhalten dürfte nach Meinung<br />

des Verfassers ursprünglich<br />

eine spezielle Anpassung an die an<br />

ihren primären Wuchsorten stark<br />

eingeschränkten sommerlichen<br />

Lichtverhältnisse sein und hat sich<br />

später als vorteilhaft in Bezug auf<br />

den Rhythmus der Mähwiesen herausgestellt.<br />

Auf Viehweiden hilft der<br />

Herbstzeitlosen offenbar auch ihre<br />

bekannte Giftigkeit sich zu behaupten<br />

(Weideunkraut).<br />

Charakteristisch für die senkrecht<br />

aufragenden Blüten selbst ist die<br />

bodenwärtige Verlängerung des oberen<br />

eiförmigen Hauptblütenteils in<br />

einen langen, dünn-röhrenförmigen<br />

Schaft, der bis zur kastanienfarbigen<br />

Knolle reicht. Durch ihn erfolgt die<br />

Befruchtung der zu dieser Zeit im<br />

Boden befindlichen Samenanlage.<br />

GNOR <strong>Info</strong> 103<br />

Bezüglich ihrer Ansprüche an die<br />

Substratbeschaffenheit und die<br />

Feuchtigkeitsverhältnisse des Bodens<br />

werden nach OBERDORFER,<br />

1979 "sicker- bis wechselfeuchte,<br />

nährstoffreiche, tiefgründige, milde<br />

bis mäßig saure humose Lehm- und<br />

Tonböden" bevorzugt, wie sie vor<br />

allem in Auenbereichen anzutreffen<br />

sind.<br />

Das in dieser Pflanze enthaltene<br />

Alkaloid Colchicin wird zu pharmazeutischen<br />

Zwecken wie z. B. bei<br />

akuten Gichtanfällen oder vor allem<br />

in der Pflanzenzucht als Zellgift<br />

wegen seines Einflusses auf das Erbgut<br />

zur Mutationsauslösung verwendet.<br />

Der gesellschaftsmäßige Schwerpunkt<br />

des Vorkommens dieser laut<br />

Oberdorfer subatlantisch bis submediteran<br />

verbreiteten Art liegt bei uns<br />

in Feuchtwiesen der Ordnung Molinietalia.<br />

Sie ist jedoch auch in feuchten<br />

bis wechselfeuchten Glatthaferwiesen<br />

der Ordnung Arrhenatheretalia<br />

(PAWL. 28) zu finden. Weiterhin<br />

kommt die Herbstzeitlose in<br />

wohl nicht zu lichtarmen Bach- oder<br />

Flussauenwäldern des Verbandes<br />

Alno-Padion (BR.- BL. ET TX 43)<br />

vor.<br />

Diese Verbreitungspräferenzen liefern<br />

zugleich gewisse Anhaltspunkte<br />

im Zusammenhang mit Naturschutzaspekten.<br />

Wenn auch die<br />

Herbstzeitlose zurzeit noch nicht<br />

selbst gefährdet ist, hat sie doch<br />

ihren Verbreitungsschwerpunkt vorwiegend<br />

in solchen Biotoptypen, die<br />

in Rheinland-Pfalz einem pauschalen<br />

gesetzlichen Bestandsschutz<br />

nach § 28 Landesnaturschutzgesetz<br />

unterliegen. Hierbei wäre nach Meinung<br />

des Verfassers noch eingehender<br />

zu klären, inwieweit sie diesbe-<br />

Floristik<br />

züglich z.B. als Leit- oder Zeigerart<br />

in Frage käme.<br />

Obwohl die Art zumindest im<br />

südlicheren Deutschland momentan<br />

noch relativ häufig vorkommt und<br />

z.B. in der Pfalz nach LANG &<br />

WOLFF (1993) offenbar nur in wenigen<br />

Messtischblattquadranten fehlt,<br />

dürften auch ihre Bestände weiter<br />

abnehmen. Zu den Gründen hierfür<br />

können Veränderungen der landwirtschaftlichen<br />

Nutzungsweisen in<br />

Form zunehmenden Grünlandumbruchs<br />

und Intensivierung der Düngung<br />

von Wiesen und Weiden gezählt<br />

werden. Dies wiederum ermöglicht<br />

ihr eine vermutlich ebenfalls<br />

abträgliche häufigere Mahd und<br />

dürfte die Wuchskraft konkurrierender<br />

Pflanzenarten weiter fördern.<br />

Auch der Rückgang bestimmter<br />

Auwaldtypen mag bei der Bestandsabnahme<br />

eine Rolle spielen.<br />

(HELMUT MÜLLER)<br />

Literatur<br />

LANG, W. UND P. WOLFF (Hrsg.)<br />

(1993) Flora der Pfalz - Verbreitungsatlas<br />

der Farn- und Blütenpflanzen<br />

für die Pfalz und ihre Randgebiete.<br />

Verlag der Pfälzischen Gesellschaft<br />

zur Föderung der Wissenschaften.<br />

Speyer am Rhein.<br />

OBERDORFER, E. (1979) Pflanzensoziologische<br />

Exkursionsflora für Süddeutschland<br />

und die angrenzenden<br />

Gebiete, 4. Auflage, Stuttgart<br />

(Ulmer).<br />

ROTHMALER, W. (1976) Exkursionsflora<br />

für die Gebiete der DDR und<br />

der BRD - Gefäßpflanzen Berlin<br />

(Volk und Wissen Volkseigener Verlag).<br />

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