(Stand: Mai 2003) - Landscape Ecology
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diesem System vorkommen können, haben wir wiederum mit Habitatmodellen gearbeitet (HEIN &<br />
POETHKE 2004, BINZENHÖFER et al. 2004). Diese kennzeichnen mit statistischen Verfahren die realisierte<br />
Nische der Arten in der Sukzessionsserie einschließlich des Einflusses der Umgebung.<br />
Die in Bezug auf Modellgüte und Übertragbarkeit besten Habitatmodelle zeigen, dass die realisierten<br />
Nischen der drei untersuchten Heuschreckenarten (Stenobothrus lineatus, Metrioptera bicolor, Platycleis<br />
albopunctata) von regelmäßig genutzten Magerwiesen und -weiden bis zu thermophilen Säumen reichen,<br />
wobei südexponierte <strong>Stand</strong>orte bevorzugt werden (Abb.6, HEIN & POETHKE 2004, VOSS et al. 2002). S.<br />
lineatus und P. albopunctata nutzen unter den bevorzugten Biotoptypen vor allem solche mit niedriger<br />
Vegetation, wie sie bei häufiger Beweidung auftreten, während M. bicolor nicht auf Vegetationshöhe<br />
reagiert. Die Nischen der untersuchten Tagfalterarten (Cupido minimus, Zygaena carniolica, Coenonympha<br />
arcania) sind ganz ähnlich und reichen von spät geschnittenen Magerwiesen und Schafweiden bis zu<br />
thermophilen Säumen. Vorkommen von Saugpflanzen tragen signifikant zum Auftreten der Arten bei.<br />
Bezieht man auch die Biotopausstattung in einem Umkreis von bis zu 100 m um die Probeflächen ein, so<br />
zeigen die Umgebungsparameter, vor allem das Vorkommen extensiv genutzter Magerrasen und Hecken,<br />
einen größeren Einfluss auf das Vorkommen der Tagfalter als die Bedingungen auf der Probefläche selbst<br />
(Abb. 7, BINZENHÖFER et al. 2004). Auch für die Heuschreckenart S. lineatus trägt die Verfügbarkeit<br />
geeigneter Habitate in der Umgebung der Probefläche signifikant zur Habitateignung bei (HEIN & POETHKE<br />
2004).<br />
Überlagert man die Habitatpräferenzen der Arten mit einer gedachten Landschaft, in der Magerrasen<br />
großflächig gefräst werden, so kann man abschätzen, dass für die Heuschrecken S. lineatus und P.<br />
albopunctata nur ein schmales Zeitfenster in der Sukzession nach dem Fräsen übrig bleibt, in dem die<br />
regenerierte Vegetation niedrigwüchsig und die Habitatqualität akzeptabel ist, bis die Bestände zu<br />
hochwüchsig werden. Um zu prüfen, ob die frischen Fräsflächen ein Heuschrecken-Habitat sein können<br />
oder ob die Heuschrecken diese schnell wieder verlassen, wurden Heuschrecken der Art Platycleis<br />
albopunctata in Äckern als den Fräsflächen strukturell ähnlichen Lebensräumen ausgesetzt und verfolgt,<br />
wie schnell die Tiere in benachbarte Magerrasen zurücklaufen. Es war keine konsistente Bewegung zurück<br />
ins Optimalhabitat festzustellen, was nahe legt, dass solche Flächen temporäre Habitate darstellen können<br />
(HEIN et al. <strong>2003</strong>).<br />
Für die Tagfalter schiebt sich das Zeitfenster optimaler Habitatqualität in der Sukzession nach hinten, da die<br />
Saugpflanzen nach dem Fräsen erst wieder zur Blüte kommen müssen, was unter Umständen erst nach zwei<br />
bis drei Jahren der Fall ist. Die Tagfalter-Arten sind auch weniger empfindlich gegen hochwüchsige<br />
Vegetation (BINZENHÖFER et al. 2004).<br />
Die hohe Bedeutung der Verfügbarkeit geeigneter Biotope in der Umgebung zeigt, dass negative Effekte<br />
des Fräsens kompensiert werden können, wenn frisch gefräste Flächen und in der Sukzession befindliche<br />
Flächen in einem kleinräumigen Mosaik liegen. Auf der Basis von Fang-Wiederfang–Analysen konnte ein<br />
mittlerer home range von 180 m für Z. carniolica und 150 m für C. arcania angenommen werden, was<br />
bedeutet, dass für diese Arten der größte Teil der Habitate im Untersuchungsgebiet vernetzt ist. Da die<br />
Nische von C. arcania breiter ist, mithin mehr Habitate geeignet sind, ist der Vernetzungsgrad für C.<br />
arcania trotz eines geringeren home range höher (BINZENHÖFER et al. 2004).<br />
HINSCH & POETHKE (2004) haben die rein empirisch nicht zu klärende Frage mit Simulationsmodellen<br />
untersucht, welches raumzeitliche Muster von Störungen und stochastischen Schwankungen der<br />
Habitatqualität in einer Landschaft das Überleben von Arten mit verschiedenen life histories einschränkt.<br />
Soll man eine große Fläche in viele kleine unterteilen und jedes Jahr eine der Teilflächen fräsen oder soll<br />
man die Gesamtfläche am Stück fräsen, jedoch nur alle 10 Jahre? Das Modell zeigt, dass es einen<br />
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