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(Stand: Mai 2003) - Landscape Ecology

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allermeisten wiedergefunden worden (VOIGTLÄNDER 1994, KÖBER 2001, KÜHNER unpubl.), darunter viele<br />

Arten der Roten Listen. Ähnliches gilt für die Tierwelt des Gebietes. Insofern war das Beweidungsregime<br />

in den bisherigen 30 Jahren erfolgreich. Prognosen über die Nachhaltigkeit des Beweidungsregimes in der<br />

Zukunft und über die optimale Herdengröße erlauben solche einfachen Vergleiche allerdings nicht.<br />

Die Verteilung der Pflanzenarten in ihrer Abhängigkeit von abiotischen Faktoren und der<br />

Beweidungsintensität wurde analysiert, indem auf 120 Probeflächen die Vegetationszusammensetzung,<br />

Nährstoffe im Boden, nutzbare Feldkapazitäten und die Beweidungsintensität durch die o.g. „exclosures“<br />

bestimmt wurden (KÜHNER & KLEYER 2004). Zusätzlich wurden für 80 Pflanzenqarten Merkmale der<br />

Persistenz, Regeneration und Ausbreitung erfasst, um funktionelle Pflanzentypen zu bilden. Im Unterschied<br />

zu den Ergebnissen auf der Greifswalder Oie lässt sich auf der Müritzterrasse kein deutliches patch grazing<br />

erkennen, was vermutlich ein Effekt der Mischbeweidung aus Schafen, Ponys und Rindern ist.<br />

Die Auswertung der Bodenressourcen und Beweidungsintensitäten ergibt statt dessen eine deutliche<br />

Differenzierung der Landschaft in stark beweidete Areale auf höher gelegenen sandigen Flächen in der<br />

Nähe des Müritzhofes, die deutlich mit Nährstoffen (Phosphor 659 kg*ha -1 , Kalium 452 kg*ha -1 )<br />

angereichert, jedoch auf Grund von Trockenheit nicht sehr produktiv sind. Dem stehen hofferne Flächen<br />

feuchter und trockener <strong>Stand</strong>orte gegenüber, deren Nährstoffgehalte (Minimum: Phosphor 98 kg*ha -1 ,<br />

Kalium 102 kg*ha -1 ) und Sommer-Beweidungsintensität weit geringer sind (KÜHNER & KLEYER 2004).<br />

Angesichts der Unterschiede in den Nährstoffgehalten muss von einer großräumigen Umverteilung der<br />

Nährstoffe im Gebiet ausgegangen werden, mit Aushagerung in den hoffernen Bereichen und Anreicherung<br />

in den hofnahen Bereichen. Im Winter wird ein großer Teil der Gesamtfläche relativ gleichmäßig befressen<br />

(Abb. 2). Natürlich ist die entzogene Biomasse dann geringer, weil die Produktivität im Vergleich zum<br />

Sommerhalbjahr sehr viel geringer ist. Logistische Regressionsanalysen mit Variablenselektion zeigen, dass<br />

ein Großteil der analysierten 80 Pflanzenarten in ihren Vorkommen mehr von der Winterbeweidung als von<br />

der Sommerbeweidung bestimmt wird, abgesehen von dem sehr deutlichen Einfluss, den der pH-Wert hat.<br />

Der pH–Wert kann als Indikator für die Zweiteilung der Landschaft in hochliegende, versauerte<br />

Moränenstandorte und tiefliegende, kalkreiche ehemalige Seeböden gelten. Die Regressionsfunktionen<br />

zeigen, dass die Winterbeweidung bei geringer Besatzdichte für die Erhaltung floristischer Gradienten<br />

wesentlich ist, da der Entzug im Sommer kaum ausreicht, um die Vegetationsentwicklung zu kontrollieren.<br />

Die Regressionsmodelle der funktionellen Pflanzentypen ermöglichen die Aussage, bis zu welchem Bereich<br />

Beweidung intensiviert oder extensiviert werden muss, um Gruppen von Pflanzen mit ähnlichem<br />

Persistenz-, Regenerations- und Kolonisationspotential zu fördern. So reagieren zum Beispiel<br />

niedrigwüchsige Arten mit geringer spezifischer Blattfläche (26 mm²/mg), mittlerer Samenzahl (547 Samen<br />

pro Spross) bei mittlerem Samengewicht (0,46 mg) und Aerenchymen (Eleocharis uniglumis, Parnassia<br />

palustris, Taraxacum palustre, Valeriana dioica) auf feuchten <strong>Stand</strong>orten mit hohem pH-Wert empfindlich<br />

auf Winterbeweidung, während niedrigwüchsige Arten mit mittlerer spezifischer Blattfläche (39 mm²/mg),<br />

geringer Samenzahl (183 Samen pro Spross) bei mittlerem Samengewicht (0,40 mg) ohne Aerenchyme auf<br />

<strong>Stand</strong>orten mit eher niedrigem pH-Wert von hoher Beweidungsintensität profitieren (Agrostis capillaris,<br />

Lolium perenne, Rumex acetosella, Stellaria graminea, Trifolium repens, Abb. 3; KÜHNER & KLEYER<br />

2004).<br />

Rinder, Gotlandschafe und Ponys sind nicht in der Lage, auf den trockenen hoffernen <strong>Stand</strong>orten die<br />

Ausbreitung des Wacholders zu verhindern. Zwar zeigt der Wacholder starke Verbissspuren, jedoch wächst<br />

er irgendwann über die Kopfhöhe der Tiere hinaus und entfaltet dann sein Blätterdach zu einem<br />

schirmförmigen Wuchs. Ziegen können die Gehölzentwicklung im Vergleich zu den oben genannten<br />

Weidetieren deutlich besser unterdrücken. Dies konnten wir in den Hassbergen in Bayern (siehe unten)<br />

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