(Stand: Mai 2003) - Landscape Ecology
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Im Leitbild Feldgraslandschaft wird die Ausdehnung des Fräseingriffes und seine Wiederholrate durch die<br />
Pflegeplanung entschieden, es handelt sich also um einen gesteuerten, rein deterministischen Mosaikzyklus.<br />
Warum kann ausgerechnet Fräsen eine alternative Pflegemaßnahme zur Offenhaltung sein? Pflegeeingriffe<br />
in die Vegetationsdecke sind unterschiedlich in ihrer Destruktivität. Mahd trifft die Pflanzen nur weit<br />
oberhalb des Epikotyls, Fräsen oder Pflügen dagegen im Bereich des Hypokotyls. Viele Pflanzen der<br />
Magerrasen und des Grünlandes besitzen auch Regenerationsknospen im Bereich des Hypokotyls (s.<br />
Literaturübersicht bei KLEYER 1995) und könnten deshalb auch Fräsen vertragen, wenn dieses nur alle 3 bis<br />
5 Jahre durchgeführt wird. Schließlich lag das Zeitfenster ihrer Einwanderung oder Populationsausweitung<br />
im Mittelalter und davor, als Ackerland und Grünland noch nicht räumlich getrennt waren. Diese<br />
Überlegung und die Tatsache, dass mit Fräsen und ähnlichen Eingriffen bis in den Wurzelhorizont sowohl<br />
Zerstörung und Abbau von Biomasse, Auswaschung von Nährstoffen und damit Aushagerung, Aktivierung<br />
der Diasporenbank und neue Keimungsplätze verbunden sind, ließ uns die Hypothese aufstellen, dass der<br />
Einsatz von Fräsen eine Alternative zu jährlicher Mahd sein können.<br />
3.2 Ergebnisse<br />
Der Ersatz der jährlichen Mahd als einer häufigen, relativ schwachen Störung durch eine stärkere, aber<br />
seltenere Störung wie Fräsen kann auf Akzeptanzprobleme stoßen, selbst auf Weinbergsbrachen, die ja<br />
vorher als Weinberge intensiv gestört wurden. Deshalb muss die naturschutzfachliche Effizienz dieser<br />
Methode zunächst im experimentellen Maßstab auf von einander unabhängigen Probeflächen geprüft<br />
werden, bevor sie für die großräumige Anwendung empfohlen werden kann. Wir haben deshalb in den<br />
Hassbergen bei Hassfurt mit Unterstützung der Naturschutzbehörden ein Landschaftsexperiment angelegt,<br />
in dem auf mehreren Probeflächen Fräsen mit Mahd verglichen wird (Jahresmitteltemperatur: 7,5 - 8,5°C;<br />
mittlere Jahresniederschläge: 650 - 700 mm). Die Hassberge liegen im Fränkischen Keuper-Bergland in<br />
Nordbayern. Die Landschaft besteht aus Weinbergen, Weinbergsbrachen, Schafweiden, Äckern und<br />
Feldgehölzen über Ton- und Sandsteinen. Viele Flächen sind stark verbuscht. Im engeren<br />
Untersuchungsgebiet existiert seit 1996 ein 1055 ha großes Naturschutzgebiet, dessen vordringliches Ziel<br />
der Erhalt der artenreichen Halbtrockenrasen ist. Hierzu werden immer wieder Flächen entbuscht und in der<br />
Folge gemäht. Einige größere Flächen werden auch beweidet.<br />
Eine unserer Hypothesen war, dass es beim Fräsen zu einem Nährstoffaustrag kommt, obwohl keine<br />
Biomasse geerntet wird. Dies sollte in der Zeit passieren, in der die zerschlagenen Pflanzenreste<br />
mineralisiert werden, aber die Pflanzen noch nicht ausreichend regeneriert sind, um die Nährstoffe<br />
aufzunehmen. D. VETTERLEIN (in Vorb.) hat dies bodenkundlich untersucht. Die mineralische<br />
Stickstofffraktion wies nach dem Fräsen auf zwei von vier <strong>Stand</strong>orten leicht erhöhte Werte auf. Diese<br />
geringen Effekte sind auf den tonigen Böden vermutlich zu erwarten. Würde die Maßnahme auf Sandböden<br />
durchgeführt, wären die Effekte vermutlich deutlicher.<br />
Die floristischen Ergebnisse der Fräsversuche zeigten, dass sich alle Arten des Ausgangsbestandes im Jahr<br />
1 und 2 nach Fräsen wieder einstellen (FRITZSCH et al. 2004). Aber würde dies auch nach 10 bis 20 Jahren<br />
dauerhafter Anwendung des Fräsens passieren? Dies kann nur modelliert werden. Mit kleinräumigen<br />
Probeflächen handelt man sich zudem Prognosefehler für eine großräumige Anwendungsempfehlung ein.<br />
So konnte z. B. die Heuschreckenart Metrioptera bicolor den Störungen durch Fräsen auf unseren 150 m²<br />
großen Probeflächen leicht ausweichen, wie die Ausbreitungsuntersuchungen gezeigt haben. Nach einem<br />
Jahr waren die gefrästen Magerrasen wieder mit der gesamten vorherigen Heuschreckenzönose besiedelt<br />
(REISER & KAMINSKY 2002). Zwar wurde auf den Probeflächen ein geringer Rückgang der Tagfalter-<br />
Artenzahlen festgestellt (REISER & KAMINSKY 2002, REISER <strong>2003</strong>). Mobile Arten wie Tagfalter können<br />
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