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Wasserlos und zonenschraubenlos Vorwort - KBA

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4<br />

Meilensteine | Historie des Flachdrucks<br />

Die Toray Waterless Plate – 1977 der Durchbruch für den <strong>Wasserlos</strong>-Offset<br />

dererseits die Feuchtung recht<br />

gut stabilisieren. Es fehlte also<br />

nicht an Versuchen, das Feuchtmittel<br />

aus dem Offsetdruck zu<br />

verbannen, heute umso mehr<br />

auch aus Umweltschutzgründen.<br />

Wiederum kein Erfinderglück<br />

hatte Caspar Hermann,<br />

dem 1919 das Patent auf den<br />

„Offsetdruck ohne Feuchtung“<br />

nicht erteilt wurde. 1930, am<br />

Ende seines fünfjährigen Engagements<br />

bei der Wiener Druckmaschinenfabrik<br />

Neuburger,<br />

experimentierte er mit Druckplatten,<br />

die die Firma Eggen<br />

(Viersen) für ihn mit Silikon<br />

beschichtet hatte, <strong>und</strong> Druckfarbenkomponenten<br />

von Kast +<br />

Ehinger (Stuttgart). Mit den<br />

fertigen Platten <strong>und</strong> Farben ließ<br />

er 1931 in Wien eine vierfarbige<br />

Auflage auf einer<br />

Bogenoffsetmaschine <strong>und</strong> in<br />

Leipzig auf der von ihm konstruierten<br />

Zeitungsmaschine im<br />

Gummi-Gummi-Prinzip eine<br />

einfarbige Beilage drucken.<br />

Beide Druckergebnisse stellte<br />

er auf der Leipziger Frühjahrsmesse<br />

aus <strong>und</strong> präsentierte sie<br />

später auch in den USA, ohne<br />

jedoch Interessenten für sein<br />

neues hochqualitatives Verfahren<br />

zu finden. Und auch dieses<br />

Mal erhielt er darauf kein<br />

Patent.<br />

Alle nachfolgenden Druckformtechnologien<br />

im modernen<br />

wasserlosen Offsetdruck<br />

sollten aber auf Hermanns<br />

Erfindungskern zurückgreifen:<br />

Silikon als Farbe abstoßende<br />

Schicht! Im englischen Sprachgebrauch<br />

wird der wasserlose<br />

<strong>KBA</strong> Process 2 | 2005<br />

Offsetdruck deshalb gelegentlich<br />

auch als „Siligraphy“ bezeichnet.<br />

Erste <strong>Wasserlos</strong>-Technologien:<br />

Reverse Lithography <strong>und</strong><br />

Driography<br />

Die erste <strong>Wasserlos</strong>-Technologie<br />

nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg wurde 1966 in den<br />

USA von den Ingenieuren<br />

Greubel <strong>und</strong> Russell als<br />

„Reverse Lithography“ für den<br />

geruchfreien Verpackungsdruck<br />

entwickelt. Allerdings<br />

setzten sie an Stelle des Wassers<br />

ein Feuchtmittel aus einer<br />

schnell verdunstenden Kohlenwasserstoffverbindung<br />

ein, die<br />

auf dem Silikon spreitete <strong>und</strong><br />

die Druckfarbe verdrängte – ein<br />

Verfahren, das sehr anfällig für<br />

Tonen war.<br />

Die amerikanische Firma<br />

3M stellte zur drupa 1967 ihre<br />

drei Jahre später patentierte<br />

<strong>Wasserlos</strong>-Offsetplatte vor –<br />

<strong>und</strong> verwarf 1976 die Millionen<br />

Dollar schwere Technologie<br />

wieder. Denn vor allem auf<br />

Halb- <strong>und</strong> Mittelformatmaschinen<br />

sowie bei höheren Auflagen<br />

erwies sich die Silikonoberfläche<br />

der nicht druckenden<br />

Elemente als nicht genügend<br />

auflagenstabil bzw. als zu<br />

kratzempfindlich. Da sich deshalb<br />

die Platten nur im kleinformatigen<br />

Offsetdruck für<br />

kleinere Auflagen nutzen ließen,<br />

aber für dieses Marktsegment<br />

viel zu teuer waren,<br />

wandten sich die Drucker<br />

davon ab. Außerdem unterschätzte<br />

die Druckfarbenindus-<br />

trie zu diesem Zeitpunkt das<br />

Potenzial dieser Technologien<br />

<strong>und</strong> stellte keine sonderlich<br />

geeigneten Farben zur Verfügung.<br />

Immerhin: Der Markenname<br />

des 3M-Verfahrens,<br />

„Driography“, wird gelegentlich<br />

auch heute noch als Synonym<br />

für den wasserlosen Offsetdruck<br />

verwendet.<br />

Unabhängig von den<br />

Silikonplatten gingen verschiedene<br />

Druckfarbenhersteller<br />

von einem anderen Ansatz aus:<br />

Sie wollten auf konventionellen<br />

Platten mit voremulgierter<br />

Farbe drucken, um somit auf<br />

den Feuchtmittelauftrag in der<br />

Druckmaschine verzichten zu<br />

können. Dieser Ansatz scheiterte<br />

zunächst ebenfalls, wurde<br />

aber inzwischen in modifizierter<br />

Form von Flint Ink wieder<br />

aufgegriffen (siehe Kapitel<br />

über heutige Verfahrensansätze).<br />

Erstes praxisreifes Produkt:<br />

Toray Waterless Plate<br />

Toray Industries, ein bedeutender<br />

japanischer Spezialist<br />

für die Entwicklung <strong>und</strong> Her-<br />

stellung von Polymeren, kaufte<br />

1972 das 3M-Driography-Patent<br />

sowie andere Patente von<br />

der Scott Paper Co., die an einem<br />

ähnlichen Projekt arbeitete.<br />

1975 meldete Toray ein<br />

Patent an, das erstmals den Terminus<br />

„waterless offset printing“<br />

verwendet, <strong>und</strong> bereits zur<br />

drupa 1977 konnte Toray die<br />

„Waterless Plate“ vorstellen.<br />

Die Vermarktung begann ein<br />

Jahr später mit der wasserlosen<br />

Positivplatte TAP, da in Japan<br />

die meisten Druckereien auf<br />

Positivkopie ausgerichtet waren.<br />

Für den amerikanischen<br />

Markt, wo die Negativkopie<br />

dominiert, stellte Toray die<br />

wasserlose Negativplatte TAN<br />

zur Print 1980 vor <strong>und</strong> führte<br />

sie 1982 in den Markt ein.<br />

Zumindest in Japan zogen<br />

die Druckfarben- <strong>und</strong> Papierhersteller<br />

jetzt mit, so dass die<br />

neue Technologie Fuß fassen<br />

konnte. Doch in Amerika bestanden<br />

offenbar bei den Druckern<br />

wie auch Farbenherstellern<br />

Vorbehalte gegen Driography-ähnliche<br />

Verfahren. Zugegeben,<br />

bis Anfang der 1990er<br />

Jahre galt es noch Kinder-<br />

Filter- <strong>und</strong><br />

Pumpeneinheit<br />

Temperiereinrichtung<br />

in einer Rapida 105-<br />

Bogenoffsetmaschine –<br />

unerlässlich für stabile<br />

Druckbedingungen im<br />

wasserlosen Offsetverfahren<br />

Glykolkühler Kühlkombigerät

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