Wasserlos und zonenschraubenlos Vorwort - KBA
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54<br />
Umwelt | Öko-Richtlinien<br />
keit detailliert über den höchsten<br />
Stand der Technik in allen<br />
bedeutenden Industriebranchen<br />
informiert. BREF-Dokumente<br />
existieren u.a. bereits für die<br />
Branchen Papierherstellung,<br />
Zementindustrie <strong>und</strong> Stahlindustrie.<br />
BREF-Dokument für die<br />
Druckindustrie<br />
Auch für die Druckindustrie<br />
wird derzeit ein<br />
BREF-Dokument erstellt. Es<br />
bezieht sich auf Druckanlagen,<br />
die durch die EU-Richtlinie<br />
sowie durch die deutsche<br />
4. BImSchV genehmigungspflichtig<br />
sind. Dies sind Anlagen<br />
mit einer „Verbrauchskapazität<br />
von mehr als 150 kg<br />
Lösungsmitteln pro St<strong>und</strong>e<br />
oder von mehr als 200 t pro<br />
Jahr“ (IVU-Richtlinie, Anhang<br />
I, Ziffer 6.7)<br />
Anlagen zum Bedrucken<br />
sind nur eine von vielen Anlagenkategorien<br />
des derzeit diskutierten<br />
BREF-Dokumentes.<br />
Es bezieht sich auf jedwede<br />
Oberflächenbehandlung mit<br />
Lösemitteln wie z.B. auch auf<br />
die Serienlackierung in der<br />
Kfz-Industrie <strong>und</strong> auf die Herstellung<br />
von Klebebändern.<br />
Abgekürzt erscheint das<br />
BREF-Dokument daher mit<br />
dem Kürzel STS („Surface<br />
Treatment using Organic<br />
Solvents“). Der Entwurf beschreibt<br />
zum einen die Branchen<br />
übergreifenden Techniken<br />
wie z.B. Abgasbehandlung,<br />
Abfall- <strong>und</strong> Energiemanagement,Lösemittelrückgewinnung;<br />
zum anderen werden<br />
branchenspezifische Techniken<br />
beschrieben.<br />
Die Darstellung für den Bereich<br />
der Druckanlagen ist nach<br />
den Hauptdruckverfahren gegliedert.<br />
Bislang werden vertiefend<br />
lediglich solche Druckverfahren<br />
behandelt, deren Anlagen<br />
in der Regel die o.g. Lösemittel-Kapazitätsschwelle<br />
von<br />
150 kg/h oder 200 t/a überschreiten.<br />
Dies sind der Heatset-Offsetdruck,<br />
der Verpackungs-Flexodruck,<br />
der Verpackungs-Tiefdruck<br />
<strong>und</strong> der<br />
Illustrationstiefdruck. Bislang<br />
ist nicht abschließend entschie-<br />
<strong>KBA</strong> Process 2 | 2005<br />
den, inwieweit auch die weiteren<br />
Druckverfahren detailliert<br />
behandelt werden. Sie können<br />
als Bestandteil einer Gesamtanlage<br />
ebenfalls in den Geltungsbereich<br />
der IVU-Regelungen<br />
fallen, wenn sie z.B. in einem<br />
größeren Druckhaus installiert<br />
sind.<br />
Die umweltrelevanten Aspekte,<br />
die beim Offsetdruck behandelt<br />
werden, sind VOC-<br />
Emissionen (insbesondere<br />
Techniken zur Isopropanolsenkung<br />
im Feuchtwasser <strong>und</strong><br />
zur Emissionsminderung bei<br />
der Reinigung), Mineralölanteile<br />
in Farbabfällen, umweltbelastende<br />
Abwässer, Ressourcenverbräuche<br />
durch Papier/Makulatur<br />
sowie der<br />
Energieverbrauch.<br />
Der wasserlose Offsetdruck<br />
wird bislang nicht als eigenständiges<br />
Druckverfahren behandelt,<br />
sondern als BAT-Kandidat,<br />
also als eine Möglichkeit<br />
zur Verringerung der Umweltbelastungen<br />
im „traditionellen“<br />
Offsetdruck. Es kann noch diskutiert<br />
werden, ob dies optimal<br />
ist, angesichts der abweichenden<br />
technischen Leistungsparameter<br />
<strong>und</strong> der relevanten<br />
Unterschiede bei Emissionswerten<br />
<strong>und</strong> Makulaturraten –<br />
besonders beim Einsatz des<br />
Kurzfarbwerkes von <strong>KBA</strong>.<br />
BREF-Entwicklung verfolgen<br />
<strong>und</strong> unterstützen<br />
Der Sevilla-Prozess zum<br />
BREF-Dokument, in dem die<br />
Druckindustrie beschrieben<br />
wird, startete im März 2003.<br />
Der erste BREF-Entwurf (siehe<br />
Auszug) steht seit Mai 2004 auf<br />
den Internetseiten des EIPPCB.<br />
Mit der Veröffentlichung des<br />
endgültigen BREF-Dokumentes<br />
kann Anfang 2006 gerechnet<br />
werden.<br />
Die Druckindustrie wird in<br />
der technischen Arbeitsgruppe<br />
derzeit vertreten durch die<br />
Branchenverbände Intergraf,<br />
European Rotogravure Association<br />
(ERA) <strong>und</strong> European<br />
Waterless Printing Association<br />
(EWPA). Die entsandten Vertreter<br />
würden sich teilweise<br />
über eine noch engagiertere<br />
Unterstützung durch die Fachverbände<br />
<strong>und</strong> Druckereiunternehmen<br />
freuen, gerade wenn es<br />
darum geht, Referenzdaten <strong>und</strong><br />
übertragbare Erfahrungen aus<br />
der Betriebspraxis einzubringen.<br />
Für viele Betriebspraktiker<br />
ist der Sevilla-Prozess jedoch<br />
„weit weg“, <strong>und</strong> „es gibt Wichtigeres<br />
zu tun“. Eine solche distanzierte<br />
Haltung birgt jedoch<br />
Risiken: Möglich ist, dass im<br />
BREF-Dokument dadurch Informationen<br />
festgeschrieben<br />
werden, die nicht ausreichend<br />
mit der Betriebsrealität rückgekoppelt<br />
sind (z.B. bezüglich der<br />
Praxistauglichkeit umweltentlastender<br />
Techniken). Derartige<br />
Techniken können später in<br />
den Betriebsalltag zurückkehren,<br />
wenn die Genehmigungsbehörde<br />
nur schwer auszuräumende,<br />
zusätzliche Anforde-<br />
Der Autor, Dipl.-Ing. Christian Tebert, ist bei der<br />
ÖKOPOL GmbH tätig (http://www.oekopol.de; email:<br />
tebert@oekopol.de). Das Hamburger Beratungsunternehmen erarbeitet<br />
international Konzepte <strong>und</strong> Strategien für effizienten<br />
Umweltschutz im Unternehmen. Tebert beschäftigt sich mit<br />
praktischen, konzeptionellen <strong>und</strong> strategischen Aspekten des<br />
betrieblichen Umweltmanagements, u.a. im Auftrag der EU-<br />
Kommission, des Umweltb<strong>und</strong>esamtes, verschiedener Fachverbände<br />
<strong>und</strong> Unternehmen. Als Spezialist für die Druckbranche<br />
bezieht er seinen großen Erfahrungsschatz aus der Begleitung<br />
von Genehmigungsverfahren <strong>und</strong> der Durchführung einer Vielzahl<br />
von einzelbetrieblichen Optimierungsberatungen bei<br />
Druckbetrieben in Europa <strong>und</strong> Lateinamerika. Er ist einer der<br />
Autoren des deutschen Beitrags über den Stand der Technik in<br />
der Druckindustrie, den ÖKOPOL im Auftrag der B<strong>und</strong>esregierung<br />
für den Sevilla-Prozess zum BREF für Druckanlagen<br />
erstellt hat (http://www.umweltb<strong>und</strong>esamt.de/uba-info-medien/<br />
dateien/2457.htm).<br />
rungen im Genehmigungsverfahren<br />
stellt <strong>und</strong> dabei auf<br />
das BREF-Dokument verweist.<br />
Das kritische Lesen <strong>und</strong> Kommentieren<br />
der Entwurfsfassungen<br />
des BREF kann helfen,<br />
dies zu vermeiden. So hat z.B.<br />
allein die ERA u.a. durch Mitwirkung<br />
von Mitgliedsunternehmen<br />
93 Kommentare zu inadäquaten<br />
oder falschen Aussagen<br />
im BREF-Entwurf an das<br />
EIPPCB übermittelt.<br />
Chancen<br />
Darüber hinaus kann die<br />
aktive Unterstützung des Erfahrungsaustausches<br />
in Sevilla<br />
auch Chancen bergen. Die Integration<br />
anspruchsvoller deutscher<br />
Umweltstandards in das<br />
gesamteuropäische Regelungssystem<br />
ist gerade aus Sicht<br />
deutscher Anlagenbetreiber unter<br />
dem Blickwinkel des Wettbewerbs<br />
durchaus interessant.<br />
Andererseits wird der Blick auf<br />
das eigene Unternehmen geschärft,<br />
wenn Sie sich mit den<br />
BREF-Inhalten beschäftigen<br />
<strong>und</strong> die dort aufgeführten<br />
Referenzparameter kritisch<br />
überprüfen. Wie die Erfahrungen<br />
zeigen, kann dies auch<br />
dazu verhelfen, weitere Potenziale<br />
zur Prozessoptimierung<br />
zu erkennen.<br />
Deshalb empfehle ich Ihnen:<br />
Verfolgen Sie die Diskussion<br />
über das BREF-Dokument.<br />
Informieren Sie sich über<br />
die Webseite der EU zur IVU-<br />
Richtlinie (http://europa.eu.int/<br />
comm/environment/ippc/<br />
index.htm) <strong>und</strong> laden Sie sich<br />
den BREF-Entwurf von der<br />
Webseite des EIPPCB herunter<br />
(http://eippcb.jrc.es/pages/<br />
FActivities.htm).<br />
Unterstützen Sie „Ihren“<br />
Branchenverband bei der<br />
Wahrnehmung Ihrer Interessen<br />
in der europäischen Fachdiskussion<br />
<strong>und</strong> übermitteln sie<br />
ggf. entsprechende Referenzinformationen<br />
an die Experten.<br />
Der Ansprechpartner für<br />
den wasserlosen Offsetdruck<br />
ist Manfred Hamann<br />
(manfred@hamann-e.com),<br />
Mitglied der EWPA.<br />
Christian Tebert