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Vivum 13 | GLEICHSTELLUNG

Die vivum ist ein Magazin für trendige Erwachsene der Region Laupheim.

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Das Thema ist<br />

„ Gleichberechtigung? “<br />

Steffies<br />

Planet<br />

Sprechdurchfall<br />

7<br />

Bilder: zartbitter / Fotolia_PrettyVectors / freepik<br />

Mein Freund kann sich minutenlang nicht vor Lachen<br />

beruhigen. „Da haben sie ja die Richtige dafür gefunden“.<br />

Irritiert schaue ich ihn an und warte auf eine weitere<br />

Erklärung. Die kommt aber leider nicht. Bis heute. Und ich<br />

denke noch immer intensiv darüber nach, warum Gleichberechtigung<br />

in Zusammenhang mit meiner Person so<br />

lustig ist. Ich halte mich eigentlich für eine sehr gleichberechtigte<br />

Person. Und ich gleichberechtige doch auch<br />

meine Mitmenschen? Und dabei erfinde ich noch ganz<br />

nebenbei neue Worte.<br />

Bei meinen intensiven Gedankengängen habe ich mir natürlich<br />

erst einmal überlegt, in welchem Zusammenhang<br />

ich Gleichberechtigung überhaupt sehe: Frauen und Männer,<br />

Mitarbeiter und Chefs, Frauen und Frauen, Handtaschen<br />

und Rucksäcke... Und da fiel mir plötzlich etwas ein.<br />

Vor einer ganzen Weile hat ein ehemaliger Kollege einmal<br />

eine interne Mitarbeiter-Hierarchie erstellt. Natürlich nur<br />

als Spaß, aber es steckte doch eine Prise Ernst dahinter.<br />

Seine Reihenfolge sah von wichtig bis unwichtig wie folgt<br />

aus: Männer, Männer in Vollzeit, Männer in Teilzeit, Frauen<br />

in Vollzeit, Frauen in Teilzeit, Auszubildende.<br />

Gleichberechtigung im Unternehmen<br />

ist nicht Selbstverständlich!<br />

Weil ich in meinen jungen Jahren nun auch schon eine<br />

ganze Weile arbeiten gehe, musste ich ihm leider in mancher<br />

Hinsicht durchaus Recht geben. Gleichberechtigung<br />

ist innerhalb eines Unternehmens keine Selbstverständlichkeit.<br />

Und dabei spreche ich aktuell nicht von einer Frauenquote<br />

im oberen Management. Dies betrifft immerhin<br />

nicht sehr viele von uns in ihrem täglichen Arbeitsleben.<br />

Ich spreche davon, dass immer noch auf - in meinen Augen<br />

veraltete - Denkweisen wert gelegt wird. Der Chef hat<br />

immer Recht, die männlichen Kollegen halten eine Kollegin,<br />

die Ihnen widerspricht, für zickig und der Azubi ist vorrangig<br />

für die niederen Aufgaben zuständig.<br />

Keine Angst vor Vorgesetzten!<br />

Technisch betrachtet entwickeln wir uns beinahe täglich<br />

weiter, Stillstand ist keine Option, ein neues iPhone sollte<br />

mindestens jedes halbe Jahr erscheinen. Aber zwischenmenschlich<br />

befinden wir uns oft noch in der Steinzeit.<br />

Woher kommt dieses Denken, dass man ehrfurchtsvoll vor<br />

einem Doktortitel oder einer Führungskraft innehält? Ich<br />

tue das nicht und zwar aus einem ganz bestimmten Grund.<br />

Respekt hat erst einmal jeder verdient und beeindruckt bin<br />

ich von einem Titel oder einer Position schon dreimal nicht.<br />

Wenn ich zum Beispiel bei der Arbeit mitbekam, dass man in<br />

belustigtem Ton den Azubi losschickte, um den lästigen Abwasch<br />

im Pausenraum zu erledigen, hätte ich kotzen können,<br />

um das mal so deutlich zu sagen. Welcher „niedriger gestellte“<br />

Mensch erledigt denn bei diesen Leuten den Abwasch zu<br />

Hause? Einen jungen Menschen auszubilden heißt für mich<br />

nicht, dass man ihn mit Freude die Aufgaben erledigen lässt,<br />

auf die sonst keiner Lust hat, nur damit man laut tönen<br />

kann, wie hart man es selbst als Lehrling hatte. Gleichberechtigung<br />

hat seinen Platz nicht nur zwischen Männern<br />

und Frauen verdient, sondern auch zwischen Auszubildenden,<br />

Mitarbeitern und Vorgesetzten. Hier arbeiten Personen<br />

zusammen, die alle am Ende des Tages „nur“ Menschen<br />

sind, definieren aber, dass wenige unter ihnen grundsätzlich<br />

mehr Wichtigkeit besitzen, im Zweifelsfall immer Recht<br />

haben und damit Fehler und Aufgaben bequem auf andere<br />

abwälzen können.<br />

Unzufriedenheit & Unmotiviertheit.<br />

Sorgt diese Art der Ungleichheit nicht einfach nur für ein<br />

riesiges Maß an Unzufriedenheit und Unmotiviertheit? Wie<br />

soll sich so bitte ein Unternehmen weiterentwickeln? Ich<br />

lache nicht aus Höflichkeit über Scherze von Vorgesetzten,<br />

ich grüße jede Person im Haus mit der gleichen Nettigkeit<br />

und halte jeden einzelnen in der Firma für genauso wichtig<br />

wie Vorgesetzte. Jeder einzelne erfüllt schließlich<br />

einen Teil, um das große Ganze am<br />

Laufen zu halten. Und wer dies versteht<br />

und lebt, der hat in meinen Augen einen<br />

wichtigen Teil von Gleichberechtigung<br />

verstanden.<br />

Ach ja, und zum Thema<br />

Gleichberechtigung von<br />

Handtaschen und Rucksäcken.<br />

Die gibt es nicht.<br />

Wird es nie geben. Immer<br />

nur Handtaschen.<br />

Vielleicht hat er<br />

deswegen gelacht?<br />

Stefanie Lehnert

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