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Grundschule aktuell 121

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Schritte schulischer Qualitätsarbeit<br />

Carle (vgl. Carle / Berthold 2007) konnte<br />

mit ihrer wissenschaftlichen Begleitforschung<br />

zur Einführung der Schuleingangsstufe<br />

in Thüringen zeigen,<br />

dass die Qualität der Schulentwicklungsprozesse<br />

dort besser ausfiel, wo<br />

es Unterstützungsangebote in Form<br />

von Werkstätten zur Schul- und Unterrichtsentwicklung<br />

gab, in denen gemeinsam<br />

konkrete Unterrichtskonzepte<br />

und -materialien für den altersgemischten<br />

Deutsch- und Mathematikunterricht<br />

hergestellt wurden und Schulentwicklungsfragen<br />

beraten wurden.<br />

Unterstützung bedeutet hier auch<br />

eine intensive gemeinsame Kommunikation<br />

und ein gemeinsames Durchdenken<br />

notwendiger neu einzuleitender<br />

Schritte auf der Ebene der Unterrichtsentwicklung<br />

mit externen BeraterInnen<br />

oder FortbildnerInnen. Erfahrungen<br />

in schulischen Qualitätsentwicklungsprozessen<br />

zeigen deswegen auch, wie<br />

bedeutend es ist, Neuerungen (z. B. die<br />

pädagogische Jahrgangsmischung) auf<br />

Länderebene zunächst nur an einigen<br />

Pilotschulen zu erproben sowie geplante<br />

Veränderungen innerhalb einer<br />

Schule z. B. erst in einer oder zwei Klassen<br />

zu testen, dort zu beobachten und<br />

zu evaluieren.<br />

Auf der Basis der gewonnenen Erfahrungen<br />

kann dann der Pilotversuch<br />

modifiziert und erweitert werden. Dieses<br />

Verfahren hat den Vorteil, dass Vorgehensweisen,<br />

die sich in der Pilotphase<br />

nicht bewährt haben, verändert werden<br />

können, bevor mehrere Klassen beteiligt<br />

werden. Schulische Qualitätsarbeit<br />

vollzieht sich in diesem Sinne üblicherweise<br />

in folgenden Schritten (vgl. Schulze<br />

2011, S. 235):<br />

1. Bestandsaufnahme zu Stärken<br />

und Schwächen der Schule;<br />

2. Festlegung von Qualitätszielen<br />

(inklusive überprüfbaren Kriterien<br />

der Zielerreichung);<br />

3. Planung von Maßnahmen zur<br />

Umsetzung und Bereitstellung von<br />

Ressourcen in einem Bereich;<br />

4. Umsetzung in Teilschritten mit<br />

klar definierten Zwischenzielen<br />

(Meilensteinen);<br />

5. Kontinuierliche Überprüfung des<br />

Erreichens der Meilensteine;<br />

6. ggf. Nachjustierung der<br />

Maßnahmen;<br />

Unterstützungsangebote für die Schulen im Schulversuch<br />

Zentrale<br />

Werkstätten<br />

»Moderation<br />

zur Schulentwicklung«<br />

Schulbegleitung<br />

mit den Schwerpunkten<br />

Unterrichtsund<br />

Organisationsentwicklung<br />

Unterstützungsangebote am Anfang des Schulversuchs (nach Carle / Berthold 2007, S. 91)<br />

7. Evaluation der Zielerreichung;<br />

8. Feier des Erfolges;<br />

9. Definition eines neuen Bereichs.<br />

Ein wesentlicher Schritt in diesem<br />

Kreislauf, der häufig übergangen wird,<br />

ist die gemeinsame Feier des Erfolges eines<br />

erreichten Ziels. Wird dieser Schritt<br />

übergangen, wird damit eine wichtige<br />

Chance, Anerkennung und Wertschätzung<br />

für die gemeinsam geleistete Arbeit<br />

ausdrücken zu können, nicht genutzt.<br />

Allzu oft steht schon das nächste<br />

Vorhaben auf der schulischen Agenda,<br />

ohne dass das gemeinsam Erreichte<br />

auch gemeinsam gewürdigt wird.<br />

»Zuhören« als wichtige Grundlage<br />

einer Kultur der Zusammenarbeit<br />

In der Schulentwicklungsforschung<br />

zeigt sich, dass innovative und leistungsstarke<br />

Schulen besonders gekennzeichnet<br />

sind durch<br />

●●<br />

gute und verlässliche Beziehungen<br />

innerhalb der Schule,<br />

●●<br />

engagierte, visionäre Führungskräfte,<br />

●●<br />

eine Kultur kooperativen, inklusiven<br />

Lernens und<br />

●●<br />

die Konzentration auf wenige, große<br />

Ziele (vgl. Schratz u. a. 2010; Peters<br />

2011).<br />

Die Arbeit engagierter Schulleitungen<br />

und eine gewachsene Kultur der<br />

Zusammenarbeit als Basis für gute Beziehungen,<br />

gekoppelt mit der Fähigkeit,<br />

sich im Schulentwicklungsprozess auf<br />

wenige, große Ziele zu konzentrieren,<br />

sind wichtige Erfolgsindikatoren. John<br />

Zentrale<br />

Werkstätten<br />

zur<br />

Unterrichtsentwicklung<br />

Zentrale<br />

Fort bildungen<br />

für LehrerInnen<br />

und<br />

ErzieherInnen<br />

Finlayson, Schulleiter der Portree Primary<br />

School, die mehrmals für ihre<br />

schulische Qualitätsarbeit ausgezeichnet<br />

wurde, stellt in diesem Zusammenhang<br />

fest: »Die Lehrkräfte müssen sich<br />

wirklich dazu ermutigt fühlen, Ideen<br />

für die Verbesserung der Schule zu<br />

entwickeln. Wo immer möglich, sollten<br />

Konzepte oder Verfahrensweisen<br />

aus dem Kollegium heraus entwickelt<br />

werden. Die Kolleginnen und Kollegen<br />

sollten die Gelegenheit erhalten, sich<br />

gegenseitig im Unterricht zu besuchen<br />

und sich im Anschluss darüber austauschen,<br />

was sie gesehen haben und<br />

was man besser machen könnte. Sowohl<br />

jeder einzelne aus dem Kollegium<br />

als auch das Kollegium als Ganzes<br />

müssen das Gefühl bekommen, dass<br />

ihre Beobachtungen und Ideen für die<br />

Gesamtentwicklung der Schule wichtig<br />

sind und ernst genommen werden.<br />

Als Schulleitung müssen sie lernen, da<br />

ganz viel zuzuhören« (Finlayson 2011,<br />

S. 244).<br />

Schulleitungen müssen lernen, sehr<br />

viel zuzuhören, so die zunächst erstaunliche<br />

Aussage von Finlayson. Doch nur<br />

auf den ersten Blick schließen sich das<br />

von Schulleitungen geforderte aktive<br />

Führen und das gute Zuhören aus. Ob<br />

es gelingt, in der Schule demokratische<br />

Strukturen zu verankern und Kinder,<br />

Eltern und KollegInnen für ein partizipatives<br />

Miteinander zu gewinnen,<br />

aus dem heraus sich die Zugehörigkeit<br />

zur Schule sowie ein Interesse daran,<br />

den Schulalltag gemeinsam zu gestalten,<br />

entwickelt, hängt entscheidend<br />

von der Wirksamkeit der Führung ab.<br />

6 GS <strong>aktuell</strong> <strong>121</strong> • Februar 2013

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