zds#11
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sedan<br />
platz<br />
Bremen & Bremerhaven<br />
FREIE HANSESTADT<br />
ZWISCHEN 53° NORD & 8° OST<br />
Die Zeitschrift Der Strasse<br />
SEHEN HÖREN<br />
SCHREIBEN<br />
Preis : 2 euro<br />
ein euro Für den Verkäufer<br />
Nr. 11 — Juli 2012<br />
8<br />
der<br />
wert der<br />
dinge<br />
Ein Laden<br />
voller Trödel<br />
methadon<br />
mit<br />
kind<br />
24<br />
Ärger mit<br />
dem<br />
Jugendamt<br />
12<br />
Wie<br />
kleiden sich<br />
Senioren?<br />
die dame<br />
in blau
53° NORD & 8° OST<br />
Foto:<br />
Franziska Platzhalter<br />
von den Driesch
sedanplatz<br />
Editorial 5<br />
Historie<br />
1960 / 2012 6<br />
Sedanplatz in Zahlen 7<br />
Bildstrecke<br />
Ebenerdig 16<br />
Impressum 46<br />
Vorschau<br />
Schlachte 47<br />
Inhalt<br />
Der<br />
Wert der<br />
dinge<br />
Als Jugendlicher ging er Sperrmüll<br />
fleddern. Heute hat Georg Wohlert<br />
einen ganzen Laden voller Trödel.<br />
Ein Besuch bei einem, der sein Hobby<br />
zum Beruf gemacht hat<br />
Die<br />
dame in<br />
blau<br />
„Die Leute sehen aus wie Klone.<br />
Unter den seltenen Ausnahmen sind<br />
vor allem ältere Menschen“, behauptet<br />
Modedesignerin Vivienne<br />
Westwood. Ein Praxistest in der<br />
Vegesacker Bummelmeile<br />
8<br />
12<br />
24<br />
methadon<br />
mit kind<br />
Sie ist drogenabhängig, substituiert.<br />
Dann wird sie schwanger. Ein Gespräch<br />
über Beigebrauch, Erziehungshelfer<br />
und den Wandel beim Jugendamt<br />
28<br />
hell<br />
himmel<br />
blau<br />
Ich gehe probehalber ein paar<br />
Mal im Kreis. Er macht mit<br />
in der<br />
mausefalle<br />
Sie sollten raus aus der Fußgängerzone,<br />
wo es ständig Ärger gab.<br />
Also bekam die „Sedanplatz-Szene“<br />
einen eigenen Platz ein paar Meter<br />
weiter, mit Sozialarbeiterin sogar.<br />
Getto oder Anlaufstelle? Ein Tag auf<br />
dem „Szenetreff“<br />
32<br />
w a s<br />
hängen<br />
bleibt<br />
36<br />
Sie gehören zum Stadtbild wie die<br />
Kastanie, unter der sie jeden Freitag<br />
demonstrieren – seit mehr als zehn<br />
Jahren. Ein Gespräch über Krieg<br />
und Frieden und den Kampf gegen<br />
die Resignation
53° NORD & 8° OST<br />
Foto:<br />
Franziska Platzhalter<br />
von den Driesch
sedanplatz<br />
Die Zeitschrift der Straße<br />
Ein Projekt der Hochschule für<br />
Künste Bremen und der Hochschule<br />
Bremerhaven in Zusammenarbeit mit<br />
der Inneren Mission und der GISBU<br />
Bremerhaven.<br />
Die Straße der Zeitschrift<br />
Jede Ausgabe findet ihre Geschichten<br />
an einem Ort in Bremen/Bremerhaven.<br />
Sehen – Hören – Schreiben<br />
Jedem Artikel geht eine Beobachtung<br />
voraus – im oberen Seitenabschnitt.<br />
Abreißen oder dranlassen?<br />
Gute Frage. Probieren Sie’s aus!<br />
Kaufen<br />
Die Zeitschrift der Straße gibt es nur<br />
auf der Straße. Die Hälfte des Verkaufspreises<br />
ist für die VerkäuferInnen.<br />
Firmen, Institutionen und Nicht-Bremer-<br />
Innen senden wir die Zeitschrift auch<br />
per Abo ins Haus (32 € / 8 Ausgaben):<br />
abo@zeitschrift-der-strasse.de<br />
Wie weiter?<br />
Die Zeitschrift der Straße erscheint<br />
alle acht Wochen. Die nächste Ausgabe<br />
Anfang September<br />
Editorial<br />
5<br />
Sehen hören<br />
Schreiben<br />
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
Das Zentrum Vegesacks könnte er sein, der Sedanplatz: Ein beliebter<br />
Treffpunkt, ein Magnet, der Publikum anlockt und die ganze Fußgängerzone<br />
belebt. Tatsächlich ist es ein Platz, mit dem sich irgendwie<br />
alle schwertun, PassantInnen und KundInnen, HändlerInnen und VermieterInnen,<br />
StadtplanerInnen und die Politik. Trotz millionenschwerer<br />
Investitionen und mehrfacher Umbauten: Meist sieht es immer<br />
noch recht öde aus hier.<br />
Also gar nichts los? Von wegen! Eine Handvoll Bremen-Norder BürgerInnen<br />
mahnt seit mehr als zehn Jahren jede Woche gegen den<br />
Krieg (Seite 36). Ein Krankenpfleger sorgt mit altem Krempel für neues<br />
Leben in leer stehenden Läden (Seite 8). Eine Mutter erzählt, wie<br />
sie, methadonsubstituiert, ihr Kind großzog (Seite 24). Mehr oder weniger<br />
modebewusste SeniorInnen erläutern ihren Kleidungsstil (Seite<br />
12). Und die „Szene“, die sich früher gern und regelmäßig auf dem<br />
Sedanplatz traf, gibt es immer noch: Ihr neuer Treffpunkt ist nur ein<br />
paar Meter weiter. Wir haben ihn besucht (Seite 32).<br />
Armin Simon<br />
für das Team der Zeitschrift der Straße<br />
PS: Die Artikel in der Zeitschrift der Straße sind zeitlos und, wie wir<br />
hoffen, auch zeitlos schön zu lesen. Deswegen sind alle Ausgaben im<br />
Verkauf. Wenn Sie gezielt das allerneuste Heft suchen, so fragen Sie<br />
danach! Wir freuen uns über Anregungen, Ideen, Rückmeldungen.<br />
Schreiben Sie an: post@zeitschrift-der-strasse.de
Historie<br />
6<br />
1960<br />
2012<br />
Text: Wim Wessel<br />
Foto: Björn Wiedenroth<br />
Auf den unwirtlichen Heideflächen zwischen Fährgrund<br />
und dem Vegesacker Hafen entsteht ab 1780 peu à peu<br />
Neu-Vegesack, mit der Langen Straße (Gerhard-Rohlfs-<br />
Straße) als einer Hauptachse. Wo noch 1830 lediglich<br />
eine Seilerei, eine Mühle und das Armenhaus zu finden<br />
sind, schaffen die VegesackerInnen 1895 – zum 25-jährigen<br />
Jubiläum des Siegs über Frankreich in der Schlacht<br />
von Sedan – den Sedanplatz, Ort alljährlicher „Sedanfeiern“<br />
und mit „Sedanseiche“ in der Mitte.<br />
Den Nazis dient die Freifläche als Aufmarschplatz,<br />
im Nachkriegs-Vegesack mutiert sie zum Parkplatz mit<br />
Eingang in eine unterirdische, fensterlose Kneipe. Erst<br />
ab den 1970ern wird der Sedanplatz zum Stadtteilzentrum:<br />
Polizeihaus und Bürgerhaus begrenzen ihn im Norden,<br />
ein Kaufhaus und andere Neubauten ersetzen die<br />
Häuschen an der Süd- und Ostseite. Die Tiefgarage, die<br />
1974 die Autos schluckt, macht den Platz zu Vegesacks<br />
erster Fußgängerzone. Friedensinitiativen bemühen sich<br />
viele Jahre um eine Umbenennung, unter anderem mit<br />
einer Persiflage auf die „Sedanfeiern“ aus Kaiserzeiten –<br />
vergeblich: Sedan sei inzwischen doch zum Versöhnungsort<br />
geworden, teilt der dortige Bürgermeister mit.<br />
Pläne, den Platz attraktiv zu machen, gibt es ordnerweise;<br />
die Vorschläge reichen vom spektakulären<br />
Glasdach über das quietschbunt-kitschige „Symbolon“<br />
bis zur 2007 schließlich gebauten „Markthalle“. Gescheitert<br />
sind sie alle.<br />
Historisches Foto: Bildarchiv „Photo Maack“, Vegesack
sedanplatz<br />
Zahlen<br />
und Fakten<br />
7<br />
SEDAN<br />
PLATZ<br />
Zentraler Platz am oberen Ende<br />
der Vegesacker Fußgängerzone auf Höhe<br />
Halenbeckstraße, südlich<br />
begrenzt durch die Gerhard-Rohlfs-Straße.<br />
Angelegt 1895,<br />
letzte Teilbebauung 2007, seither noch<br />
ca. 2.000 Quadratmeter groß<br />
Recherche: Wim Wessel, Armin Simon<br />
Name des bunten Kuppelbaus des Wiener Künstlers<br />
Ernst Fuchs, der damit 1999 den Wettbewerb zur<br />
Bebauung des Sedanplatzes gewinnt: Symbolon<br />
Von Fuchs angedachter Inhalt des tennishallengroßen<br />
Gebäudes: Ausstellung für fantastische Kunst<br />
Anzahl der von den Vegesacker Marktbeschickern<br />
gegen den Bau gesammelten Unterschriften: 10.000<br />
Bebauung, für die der Vegesacker Beirat schließlich<br />
stimmt: L-förmige Markthalle<br />
Regelmäßige Gruppentermine im Gustav-Heinemann-<br />
Bürgerhaus, pro Woche: bis zu 38<br />
Anzahl der Plätze im großen Saal, unbestuhlt: 800<br />
Geplantes Ende des Umbaus und der Sanierung<br />
des Gebäudes: 2013<br />
Betrag, den SpenderInnen bis dahin für die neue<br />
Ausstattung des Bürgerhauses aufbringen sollen,<br />
in Euro: 612.000<br />
Baukosten der Markthalle, in Euro: 4.149.162,74<br />
Davon Zuschuss der Stadt Bremen,<br />
in Euro: 1.900.000<br />
Begründung hierfür: mehr Kundschaft für die<br />
ganze Fußgängerzone<br />
Verkaufsfläche der gläsernen Markthalle, in<br />
Quadratmetern: 1.800<br />
Davon vor Baubeginn angeblich vermietet,<br />
in Prozent: 84<br />
Tatsächliche Mietauslastung der Halle im Juni 2011,<br />
in Prozent: 0<br />
Anzahl der Verkaufsstände laut Website,<br />
Mai 2012: 13<br />
Tatsächliche Anzahl der Verkaufsstände,<br />
Mai 2012: 0<br />
Aktuelle Nutzung im Mai 2012: Ausweichquartier für<br />
das „Circus-Theater Tohuwabohu“<br />
Länge des neuen Fußgängertunnels zwischen<br />
Tiefgarage Am Sedanplatz und gegenüberliegendem<br />
Stadthaus, in Metern: 17<br />
Geplante Baukosten, in Euro: 371.000<br />
Tatsächliche Baukosten, in Euro: 753.000<br />
Verkehrsbelastung auf der Gerhard-Rohlfs-Straße, die<br />
dank des Tunnels gefahrlos unterquert werden kann:<br />
0 (Fußgängerzone)<br />
Anzahl der Hundehaufen: 5
8
sedanplatz<br />
Fr, 17.30 Uhr<br />
Gerhard-Rohlfs-Straße<br />
Ecke Bermpohlstraße<br />
Eine wahrscheinlich unechte Taube<br />
sitzt auf einem Balkongeländer,<br />
hinter ihr an der Hauswand hängen<br />
ein Rettungsring und ein Steuerrad.<br />
Zumindest der Rettungsring könnte<br />
auch ein echter sein.<br />
17.38 Uhr<br />
In der Tür eines Cafés steht ein<br />
Mann, blaues T-Shirt, grauer Bart. Er<br />
schaut freundlich auf die Straße und<br />
ascht ab, von drinnen hört man den<br />
Fernseher, es klingt nach Fußball.<br />
Über dem Kopf des Mannes hängt<br />
ein großer Blumentopf mit rosafarbenen,<br />
roten, lila und magentafarbenen<br />
Blüten.<br />
17.50 Uhr<br />
Halenbeckstraße<br />
In einem Hinterhof ein Topf mit<br />
einem kleinen Bäumchen darin. Ein<br />
gelockter Junge aus weißem Stein<br />
ist mit einem schwarzen Band um<br />
den Hals daran festgebunden. In<br />
seinen Händen hält er ein Gefäß.<br />
reportage<br />
×<br />
In einem<br />
Fenster: ein<br />
Froschkönig<br />
aus Keramik,<br />
ein Plüsch -<br />
Gremlin,<br />
Porzellanschwäne,<br />
Hexenpuppen<br />
– alles<br />
Liebhabersachen.<br />
9<br />
Der<br />
Wert der<br />
Dinge<br />
Als Jugendlicher ging er Sperrmüll<br />
fleddern. Heute hat Georg Wohlert<br />
einen ganzen Laden voller Trödel.<br />
Ein Besuch bei einem, der<br />
sein Hobby zum Beruf gemacht hat<br />
Text: Jessica Hintz Evora<br />
Fotos: Anja Enders<br />
Alte Radios, aufeinandergestapelt. Drei<br />
Akkordeons – rot, ockerfarben und lila –<br />
eines liegt auf einem Zahnarztstuhl. Daneben<br />
eine Perlenkette, wie frisch abgelegt.<br />
Und Zahnarztbesteck. So kann es<br />
aussehen, wenn jemand seinen Traum<br />
verwirklicht.<br />
Vor der alten Segelmacherei in der Alten<br />
Hafenstraße lehnt ein Fahrrad. Ein ziemlich<br />
altes. Daneben ein leerer Vogelkäfig,<br />
weiß lackiert. Vor zwei Jahren war hier<br />
nichts zu holen. Jetzt gibt es scheinbar alles.<br />
Und es steht alles kreuz und quer. Alte<br />
Dielen führen hinein, ein Schild warnt:<br />
„Frisch gebohnert“. Kommoden und Vitrinen,<br />
links ein Klavier, ein zweites mitten<br />
im Raum. An der Wand afrikanische<br />
Masken, große Ölgemälde, leere Rahmen.<br />
Kurz zögert man beim Eintreten: In fremde<br />
Wohnzimmer geht man schließlich<br />
auch nicht einfach rein.<br />
Rettungsring zwischen<br />
Ölgemälden<br />
„Im Garten ist auch noch was. Und<br />
die Treppe hoch.“ Georg Wohlert trägt<br />
Jackett und Zylinder, die dunklen Augen<br />
strahlen. Manchmal, recht häufig sogar,<br />
zeigen sich Grübchen im Gesicht. In den<br />
kräftigen Fingern hält er ganz behutsam<br />
eine Lesebrille. Gerade hat er Kaffee an<br />
seine Kundschaft ausgeschenkt, nun weist<br />
er stolz auf seine neueste Erwerbung hin:<br />
ein riesiges Passepartout voller Fotos,<br />
Gruppenbilder meist. Einst hing es im Foyer<br />
der Bremer Woll-Kämmerei, die 2009<br />
dicht machte. Die Bilder zeigen die Gründungsmitglieder<br />
des Blumenthaler Traditionsbetriebs.<br />
Das Stück, so Wohlert, habe<br />
in erster Linie musealen Wert. Ob sich
Der<br />
Wert der<br />
dinge<br />
10<br />
wohl mal ein Museum als Abnehmer findet?<br />
Falls nicht, deutet der Trödelhändler<br />
an, könnten die Bilder ja auch Angehörige<br />
der Abgebildeten interessieren.<br />
Zwischen den Ölgemälden und Rahmen<br />
an der hinteren Wand hängt ein Rettungsring,<br />
ein Stück davor steht mitten<br />
im Raum ein Maschinentelegraf. Braune<br />
Apothekengläser reihen sich aneinander,<br />
auf einem warnt noch das Etikett: „Gift“.<br />
Im Garten verschiedene Gefäße, sie sind<br />
mit Regen gefüllt. Der Hund eines Besuchers<br />
trinkt aus einer der Kristallschalen.<br />
Als Sechsjähriger, erinnert sich Wohlert,<br />
habe er fasziniert in alten Koffern gewühlt.<br />
Mit 13 sei er bereits jeden Montag<br />
extra früh aufgestanden, um den Sperrmüll<br />
abzusuchen. Selten kam er mit leeren<br />
Händen nach Hause. Ihn begeisterten<br />
die alten Sachen – seine Mutter weniger.<br />
Aber, sagt Wohlert: „Ich konnte sie gut<br />
verstecken.“ Der Platz im Schrank und<br />
unter seinem Bett war zwar begrenzt. Er<br />
sei jedoch, sagt Wohlert, schon damals<br />
wählerisch gewesen, habe nie Unnützes<br />
gesammelt, sondern immer Dinge mit gewissem<br />
Wert ausgesucht.<br />
Besonders hatten es ihm alte Bücher angetan.<br />
Einmal bekommt er drei aus dem<br />
Keller eines Freundes geschenkt, da ist er<br />
15 oder 16 und braucht Geld. Er verkauft<br />
sie und stellt fest, dass sich damit was<br />
verdienen lässt. Später weitet er sein Geschäft<br />
auf Postkarten aus. Das Verhältnis<br />
Gewinn zu Gewicht ist da meist besser.<br />
Abruptes Ende<br />
einer Lehrzeit<br />
Wohlert geht auf Märkte, übernimmt<br />
erste Haushaltsauflösungen im Bekanntenkreis.<br />
Schließlich bekommt er die<br />
Möglichkeit, im Laden eines Bekannten zu<br />
jobben. Einen Abend in der Woche verkauft<br />
er dort, was der bei Haushaltsauflösungen<br />
findet. Das sei seine „Lehrzeit“<br />
als Trödler gewesen, sagt Wohlert. Hier<br />
habe er gelernt, Preise richtig einzuschätzen<br />
– und natürlich Fehler gemacht. Der<br />
klassische: Sachen zu günstig zu verkaufen.<br />
So wie in Wohlerts Fall die wertvolle<br />
Biedermeiersitzgruppe, die ziemlich<br />
lange im Laden seines Bekannten steht.<br />
Wohlert kann sie irgendwann nicht mehr<br />
sehen. Eines Tages, erinnert er sich, zeigt<br />
ein Kunde Interesse. Es ist ein Tag, an<br />
dem der junge Trödler Wohlert besonders<br />
gut drauf ist. Er verkauft ihm die<br />
ganze Gruppe für’n Appel und ’n Ei und<br />
ist hochzufrieden – bis der Chef kommt<br />
und ihn einstweilig vor die Tür setzt.<br />
Gewisse Dinge<br />
haben ihren<br />
Preis – selbst<br />
wenn den<br />
gerade<br />
niemand<br />
zahlen will<br />
Heute weiß Wohlert, worauf es vor allem<br />
ankommt als Trödelhändler: „Man muss<br />
Geduld haben.“ Gewisse Dinge, hat er gelernt,<br />
haben ihren Preis – selbst dann,<br />
wenn gerade niemand bereit ist, den zu<br />
zahlen. Für den reich verzierten Spiegel<br />
rechts an der Wand etwa haben sich<br />
schon einige interessiert. Bis sie hörten,<br />
dass Wohlert dafür einen vierstelligen<br />
Betrag haben will. Ist schließlich ein antikes<br />
Stück aus der Biedermeierzeit und<br />
dazu ungewöhnlich gut erhalten. Wohlert<br />
ist sicher: „Irgendwann kommt der Richtige.“<br />
Ein guter Trödelhändler dürfe nie<br />
mit Druck oder Geldnot im Nacken arbeiten<br />
– mit ein Grund, warum er selbst<br />
nebenher noch in Teilzeit als Krankenpfleger<br />
auf der Intensivstation tätig ist.<br />
Draußen wird es nass. Ein Mitarbeiter<br />
Wohlerts tritt vor den Laden, räumt ein<br />
paar Dinge wieder herein. Wasserfestes<br />
lässt er draußen: „Das wird ja nur sauber.“<br />
Den Tipp mit der leer stehenden Segelmacherei,<br />
die heute seinen „Laden 38“<br />
beherbergt, gibt Wohlert eine Bekannte.<br />
Er kontaktiert den alten Segelmacher,<br />
verkauft dann für diesen als Erstes das Inventar.<br />
Anschließend macht er die Räume<br />
über Weihnachten für zunächst drei<br />
Monate zum Trödelladen. Die Resonanz<br />
ist so gut, dass er sich dauerhaft dort einrichtet.<br />
Anderthalb Jahre später hat er<br />
schon drei Mitarbeiter in Teilzeit angestellt<br />
– eine Sitzgruppe weit unter Wert<br />
verschleudert hat bisher keiner der drei.<br />
Was die Kunden angeht, so kommt das<br />
Gros nach Angaben Wohlerts aus Bremen-Stadt.<br />
Viele seien auch Touristen<br />
von außerhalb. Alle bringen sie wieder ein<br />
wenig Leben in die Alte Hafenstraße,<br />
in der zuletzt ein Geschäft nach dem anderen<br />
schloss, nicht alle aber suchen<br />
gezielt nach dem Trödelladen. „Ich bin<br />
nur reingekommen, weil es regnet“, gesteht<br />
eine Kundin. Schließlich ersteht sie<br />
einen Stuhl.<br />
Regelmäßig nutzt Wohlert seine Räume<br />
auch für Veranstaltungen, organisiert<br />
Lesungen und Livemusik. Oder er legt<br />
alte Filmrollen in den Projektor und lädt<br />
zum Stummfilmabend auf den Sesseln im<br />
ersten Stock, die auch schon einige Jahrzehnte<br />
auf dem Buckel haben. Ein paar<br />
Häuser weiter richtet eine Bekannte<br />
gerade mit Möbeln aus dem „Laden 38“<br />
ein Lesecafé ein, zugleich eine Art erweiterte<br />
Ausstellungsfläche für Wohlert:<br />
Sowohl die Möbel wie die Bücher, die er<br />
dort unterbringen will, wird man nicht<br />
nur nutzen, sondern auch kaufen können.<br />
Jede Woche<br />
neue Deko<br />
Hinter der Glastür eines großen<br />
Schranks informiert ein Pappschild: „Dieses<br />
schöne Stück hat schon einen Liebhaber<br />
gefunden.“ Nicht alles, was Wohlert<br />
im Angebot hat, steht in seinem Laden.<br />
Auch er verkauft Sachen rein über Börsen<br />
im Internet – allerdings nur solche,<br />
die in Bremen keine Abnehmer finden, etwa,<br />
weil sie regionalen Bezug zu anderen<br />
Städten haben. Eine eigene Homepage<br />
hat er zwar in Arbeit, grundsätzlich steht<br />
er dem virtuellen Handel aber eher skeptisch<br />
gegenüber. Kaufen, findet er, solle<br />
auch ein Erlebnis sein. Eines, wo man die<br />
Dinge in die Hand nehmen und sich ihre<br />
Geschichte erzählen lassen könne. Das
Sedanplatz<br />
×<br />
17.40 Uhr<br />
Bermpohlstraße<br />
In einem Fenster fünf Blumentöpfe.<br />
Zwischen den Blättern, die sich an<br />
die Scheibe pressen, keine Lücke,<br />
die einen Blick hinein gewährte.<br />
Stattdessen: ein Froschkönig aus<br />
Keramik, ein Plüsch-Gremlin, Porzellanschwäne,<br />
eine venezianische<br />
Maske, Hexenpuppen – alles<br />
Liebhabersachen.<br />
17.59 Uhr<br />
Sedanplatz<br />
Ein Mann in schwarzer Hose und<br />
ausgeblichenem, weinroten Sakko.<br />
Sein Hut ist mit einem schwarzen<br />
Riemen unter seinem Kinn befestigt,<br />
oben drauf eine Rosenblüte mit<br />
Blättern. Neben ihm ein altes Damenrad,<br />
schwarz und lila. Am Gepäckträger<br />
sind ein Scout-Tornister mit<br />
ehemals buntem Muster und ein<br />
gelber Anhänger befestigt.<br />
reportage<br />
11<br />
Wenn Wohlert Haushaltsauflösungen macht, nimmt er längst<br />
nicht alles mit, wählt vielmehr sorgsam aus<br />
Internet hält er da für zu kalt und zu<br />
unpersönlich. Wohlert weiß zu jedem<br />
der Gegenstände in seinem Laden ein<br />
paar Worte zu sagen.<br />
Im Netz kann er die Dinge auch nicht so<br />
arrangieren wie in seinem Laden. Wohlert<br />
hat eigens eine Designerin engagiert,<br />
die sein ständig wachsendes Sammelsurium<br />
unter der Woche immer mal wieder<br />
umdekoriert. Sie sorgt dafür, dass auch<br />
ohne allzu strenge Ordnung nicht das<br />
Chaos einzieht, dass zwischen Klavieren<br />
und massiven Holzschränken kein kleiner<br />
Salzstreuer untergeht. Dass der Tisch mit<br />
dem betagten Werkzeug und den angegrauten<br />
Schachteln voller alter Schrauben<br />
eine friedliche Koexistenz mit den rotgeplüschten<br />
Sesseln eingeht, neben denen<br />
wie selbstverständlich feine alte Nachthemden<br />
hängen.<br />
Wenn Wohlert Haushaltsauflösungen<br />
macht, nimmt er längst nicht alles mit,<br />
wählt vielmehr sorgsam aus. Seine Kriterien?<br />
Natürlich spiele der Wiederverkaufswert<br />
eine Rolle, sagt er. Wichtig sei<br />
aber auch, ob die Sachen „reinpassen“ in<br />
seine Sammlung, ob sie dekorativen Wert<br />
haben. So kommt es, dass in seinem<br />
Laden vor dem Bild, für das er eine fünfstellige<br />
Summe haben will, ein Handspiegel<br />
für einen Zehner liegt, und keins von<br />
beiden unwichtig erscheint.<br />
Dem virtuellen<br />
Handel<br />
steht er eher<br />
skeptisch<br />
gegenüber<br />
Es gibt ein regelrechtes Netzwerk, in dem<br />
sich die Trödelhändler austauschen, wo<br />
man was findet und welche Preise man<br />
erzielen kann. Neben der ständigen Recherche<br />
und der jahrelangen eigenen Erfahrung<br />
seien es vor allem diese Kontakte,<br />
die einen guten Trödler ausmachten,<br />
sagt Wohlert. Wisse er den Wert eines<br />
Gegenstandes mal nicht einzuschätzen,<br />
so kenne er doch mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
jemanden, der ihm dabei helfen<br />
könne. „Man darf sich nicht einigeln“,<br />
drückt er es aus. Soll heißen: Miteinander<br />
reden ist wichtig; wer als Trödelhändler<br />
bloß wie ein Drache auf seinen Schätzen<br />
sitzt, bringt es nicht weit.<br />
Im Obergeschoss geben sich drei rustikale<br />
Nähmaschinen ein Stelldichein. Ein<br />
Teddy und ein halber leisten ihnen Gesellschaft.<br />
Wohlert führt eine Bekannte zu<br />
seiner Neuerwerbung, dem Passepartout<br />
mit Bildern aus der Bremer Woll-Kämmerei.<br />
Seine Augen leuchten. Würde er<br />
es überhaupt wieder hergeben? „Ich bin<br />
käuflich“, antwortet er. Alles im Laden<br />
habe seinen Preis. Trennungsschmerz<br />
schließt das nicht aus. Für die große<br />
Pappmascheefigur im Stile eines 1950er-<br />
Jahre-Pin-ups etwa, die lange Zeit im Laden<br />
hing, hatte er einen recht niedrigen<br />
Preis angesetzt. Eigentlich aber wollte er<br />
sie gar nicht loswerden. „Ich dachte, die<br />
kauft eh keiner.“ Dann fand sich doch ein<br />
Käufer, Wohlert konnte nicht mehr zurück<br />
– Trödlerehre: „Gesagt ist gesagt.“
12
sedanplatz<br />
Do,13.00 Uhr<br />
Sedanplatz<br />
Ein Polizeihauptmann überquert den<br />
Platz, er grüßt fast jeden mit Namen.<br />
Kurz darauf kommt er zurück vom<br />
Fleischer, eine große Papiertüte mit<br />
Wurst in der Hand.<br />
13.30 Uhr<br />
Schlangenlederschuhe schlurfen<br />
sehr langsam vorbei. So langsam,<br />
dass man meinen könnte, die<br />
Schlange sei echt. Aber wir sind<br />
hier nicht im Jungle!<br />
14.00 Uhr<br />
Sagerstraße<br />
Zwei Männer salutieren voreinander,<br />
sie sehen aus wie alte Seebären,<br />
tragen Fischerhüte und Jacken, die<br />
aussehen wie alte Offiziersjacken.<br />
Der eine hält einen Gehstock aus<br />
Holz in der Hand, der andere einen<br />
Regenschirm. Es regnet allerdings<br />
gar nicht.<br />
×<br />
15.30 Uhr<br />
Gerhard-Rohlfs-Straße<br />
Eine Frau, wie eine Welle im Meer,<br />
rollt durch die Fußgängerzone.<br />
Keine Chance, auszuweichen. Alle<br />
Blicke wandern zu ihr.<br />
reportage<br />
×<br />
Eine Frau,<br />
wie eine<br />
Welle im<br />
Meer, rollt<br />
durch die<br />
Fußgängerzone.<br />
Keine<br />
Chance,<br />
auszu-<br />
weichen.<br />
13<br />
die<br />
dame in<br />
blau<br />
„Die Leute sehen aus wie Klone.<br />
Unter den seltenen<br />
Ausnahmen sind vor allem ältere<br />
Menschen“, behauptet<br />
Modedesignerin Vivienne Westwood.<br />
Ein Praxistest in der<br />
Vegesacker Bummelmeile<br />
Text: Janne Haland, Jessica Mester<br />
Fotos: Eva Baramsky<br />
Die Welt wird immer uniformer. Jeder<br />
sieht aus wie der andere. Vor allem die<br />
Senioren: Kleidung in Beige und Hellblau,<br />
billig aussehende Jeans und bequeme, unförmige<br />
Schuhe, die Frisuren kurz und<br />
praktisch – so lautet jedenfalls das landläufige<br />
Vorurteil, das wir allenthalben<br />
zu hören bekommen. Im Alter, so klingt<br />
es, verliert man jede Freude daran, sich<br />
schick zu machen.<br />
Ein winterlicher Mittwochvormittag, Fußgängerzone<br />
Vegesack. Boutiquen reihen<br />
sich an Cafés und Drogeriemärkte. Die<br />
Häuser sind niedrig. Man kennt und<br />
grüßt sich – echte Kleinstadtatmosphäre.
die<br />
dame in<br />
blau<br />
14<br />
24,3 Prozent der Bevölkerung Vegesacks<br />
ist 65 Jahre oder älter, sagen die Statistiker.<br />
Das liegt deutlich über dem Bremer<br />
Durchschnitt. Und der Trend, auch das haben<br />
die Statistiker errechnet, wird sich in<br />
den kommenden 20 Jahren noch verstärken.<br />
Kein schlechtes Pflaster also, um das<br />
Kleidungsverhalten der älteren Generation<br />
zu studieren. Wir wollen wissen: Gibt<br />
es noch modebewusste Exoten oder doch<br />
nur eine beige Masse?<br />
Jacke beige,<br />
Hose beige,<br />
Schuhe beige,<br />
Haare<br />
dunkelweiß<br />
Der erste Eindruck stützt das Vorurteil.<br />
Jacke beige, Hose beige, Schuhe beige,<br />
Haare dunkelweiß. Kein Kontrast zum<br />
grauen Winterhimmel. Um uns strömt es.<br />
Die Gesichter aber gehen unter. Schon<br />
naht das Ende der Einkaufsmeile.<br />
Erst langsam schärft sich unser Blick. Wir<br />
erkennen Unterschiede, bilden Kategorien.<br />
„Graue Oma“ etwa ist recht häufig, meist<br />
gehört auch ein Rollator dazu. Die<br />
„Norddeutschen“, Männer vornehmlich,<br />
immer ganz in Blau, mit Jeans, Jacke und<br />
Fischermütze. Nicht zu verwechseln mit<br />
den „Sportlichen“, frisch vom Nordic<br />
Walking und noch in Trainingshose oder<br />
auf dem Fahrrad. Und natürlich „Mittelstand“,<br />
mit Steppjacke und Weste von<br />
Peek & Cloppenburg, der einzigen Kette<br />
und einziges größeres Bekleidungsgeschäft<br />
vor Ort. Gut und auf eine bestimmte<br />
Weise auch trendy angezogen<br />
sind diese Senioren. Rot, so unser Eindruck,<br />
ist die bevorzugte Akzentfarbe<br />
dieser Saison. Ordentliche, aufeinander<br />
abgestimmt Pärchen kommen uns entgegen,<br />
mit viel Sorgfalt und Bedacht gekleidet.<br />
Rote Tupfer lassen sich in allen<br />
Nuancen entdecken. Spannend ist es<br />
trotzdem nicht.<br />
Schlangenlederschuhe<br />
und<br />
Leopardenmantel<br />
Dann aber dies: Eine ältere Frau, die<br />
sich schon von Weitem abhebt aus der<br />
Masse. Sie trägt einen Mantel mit Leopardenmuster<br />
und zieht einen lila Trolley<br />
hinter sich her. Wir mustern sie schüchtern,<br />
sie blickt uns grimmig an. Wir gehen<br />
weiter: Moment verpasst. Schade eigentlich.<br />
So kann das nicht weitergehen.<br />
Da! Ein schickes Rentnerpärchen bummelt<br />
die Geschäfte entlang. Sie trägt einen<br />
schwarzen Mantel mit Stiefeln. Er<br />
eine dunkelgrüne Steppjacke mit Schottenmusterfutter<br />
im Jägerlook. Wir fassen<br />
uns ein Herz und gehen hin. Ob sie ihr<br />
Outfit bewusst aufeinander abgestimmt<br />
hätten? Die Frau verdreht die Augen,<br />
flüchtet in die nächste Modeboutique. Ihr<br />
Begleiter bleibt zurück, beantwortet widerwillig<br />
unsere Frage: Bewusst aufeinander<br />
abgestimmt hätten sie sich bestimmt<br />
nicht, sondern sich einfach so angezogen<br />
wie immer, wenn sie in die Stadt gingen.<br />
Im Übrigen kämen sie nicht aus Bremen,<br />
sondern aus Bremerhaven, sagt er noch<br />
und flüchtet flugs seiner Frau hinterher,<br />
genervt von den Fragen, mit denen er<br />
nichts anfangen kann.<br />
Ob der ältere<br />
Herr sich wohl<br />
auch als<br />
Hipster sieht?<br />
Nummer drei ist eine ältere Dame mit<br />
Rollator, bunter Jacke und Schlangenlederschuhen,<br />
die an uns vorbeischlurft.<br />
„Tolle Farben, endlich mal Muster, super,<br />
dass Sie sich das trauen!“, loben wir. Die<br />
Dame versucht, uns durch ihre große<br />
Brille zu fokussieren. Nein, nein, an so<br />
was habe sie nicht gedacht. Sie sei fast<br />
blind und froh, überhaupt den Weg wieder<br />
nach Hause zu finden, sagt sie und<br />
setzt sich wieder in Bewegung. Ein bisschen<br />
ernüchtert gehen wir weiter.<br />
In der Bremer City gibt es nur noch Kleiderketten.<br />
In der Vegesacker Einkaufsmeile<br />
reihen sich dagegen noch die Boutiquen<br />
aneinander. Sie heißen „Brigitte<br />
Moden“ und „Das Hosenhaus“, „Macy-<br />
Mode“ und „Cinderella-Mode“. Hinter<br />
den Scheiben können wir die Vegesacker<br />
Saisontrends erkennen.<br />
Ein älterer Herr schlendert an uns vorbei.<br />
Er trägt einen Anorak in Türkis mit gelben<br />
Streifen und alte Sportschuhe mit<br />
gelben Schnürsenkeln, die farblich zum<br />
Anorak passen. Seine Brille ist riesig, alt<br />
und blau getönt. Angenommen, ein Mittzwanziger<br />
in Berlin würde dieselbe Kombination<br />
tragen, er wäre ein Hipster. Ob<br />
der ältere Herr sich wohl auch als Hipster<br />
sieht? „Heute morgen hatte ich einen<br />
Wasserrohrbruch und musste schnell<br />
raus. Da habe ich einfach angezogen, was<br />
ich greifen konnte“, erzählt er. Aufregend,<br />
finden wir. Andere würden es vielleicht<br />
als Ausrutscher sehen. „Kommen aus<br />
der Masse hervorstechende Modekombination<br />
in dieser Generation bloß aus<br />
Versehen zustande?“, fragen wir uns.<br />
Ein Hut<br />
aus Amsterdam<br />
Bis wir die ältere Dame treffen. Sie<br />
trägt einen schicken Hut, Lederhandschuhe<br />
und ist bis auf ihren knallblauen Rollkragenpullover,<br />
der unter ihrem Wollmantel<br />
hervorblitzt, ganz in Dunkelblau<br />
gekleidet. „Haben Sie den Pullover bewusst<br />
zu Ihrem Outfit kombiniert?“ Ihre<br />
Augen fangen an zu leuchten. Sie nickt.<br />
„Ja“, sagt sie selbstbewusst. „Den Pullover<br />
trage ich sehr gerne“, erzählt sie. „Ich<br />
habe extra keinen Schal angezogen, damit<br />
man ihn besser sieht.“ „Sie tragen einen<br />
wirklich schönen Hut! Das sieht man selten<br />
heutzutage“, staunen wir. „Ich trage<br />
sehr gerne Hüte. Ich habe insgesamt fünf,<br />
einen sogar aus Amsterdam, ein echter<br />
‚Mayser‘-Hut.“ – „Warum tragen Sie gerade<br />
Blau?“ – „Das trage ich am liebsten.<br />
Es passt am besten zu meinen Augen.<br />
Manchmal trage ich aber auch Rot oder<br />
Grau. Lila dagegen würde ich niemals tragen.<br />
Vor einiger Zeit war Lila furchtbar<br />
modern. In allen Geschäften hat man fast
Sedanplatz<br />
16.00 Uhr<br />
Sedanplatz<br />
Zwei Mütter schieben einträchtig<br />
ihre Kinderwagen vor sich her.<br />
Sie haben sich farblich passend<br />
zu ihren Tragetaschen angezogen.<br />
Beim Schlendern vor den Schaufenstern<br />
winken sie lächelnd ihren<br />
Spiegelbildern.<br />
17.30 Uhr<br />
Gerhard-Rohlfs-Straße<br />
Ein sportliches Rentnerpaar schiebt<br />
zwei Fahrräder die Straße entlang.<br />
Sie tragen die gleichen Trainingsanzüge<br />
und haben die gleichen Räder,<br />
nur hat ihres einen tiefen Einstieg.<br />
19.00 U h r<br />
Sagerstraße<br />
In der Drogerie steht eine Vampirfrau<br />
Ihre schwarzen, hoch aufgetürmten<br />
Haare sind mit grauen Strähnen<br />
durchsetzt. Sie kauft eine „Super-<br />
Haftcreme“ für die Zahnprothese.<br />
reportage<br />
15<br />
Das Blümchenkleid von damals ist heute längst<br />
nicht mehr nur Omas Lieblingsstück<br />
nichts anderes bekommen, schrecklich!<br />
Ich bin gerne modisch, aber jeden Trend<br />
mach ich auch nicht mit.“ Ob sie noch<br />
viel von früher trage oder lieber Neues<br />
kaufe, wollen wir wissen. „Es kommt<br />
drauf an. Dieser Mantel zum Beispiel ist<br />
noch aus den Sechzigerjahren und ich trage<br />
ihn immer noch gerne. Aber ich kaufe<br />
mir auch mal was Neues. Nicht sehr oft,<br />
dafür dann aber eher teuer. Ich halte<br />
nicht sehr viel davon, so viel billiges<br />
Zeugs zu haben, das geht immer so<br />
schnell kaputt. Ich habe lieber einige wenige<br />
Lieblingsstücke.“ – „Haben Sie sich<br />
extra schick gemacht zum Einkaufen?“ –<br />
„Ich habe mich extra schick gemacht, weil<br />
ich Lust dazu hatte. Ich fühle mich besser,<br />
wenn ich weiß, dass ich gut angezogen bin,<br />
auch wenn ich zu Hause bin.“<br />
Zu schick<br />
oder zu schlampig<br />
Früher, als sie noch Kindergärtnerin<br />
gewesen sei, habe sie sich natürlich<br />
anders gekleidet, neutraler, sagt sie. „Damit<br />
sich keine Mutter vor den Kopf gestoßen<br />
gefühlt hat, weil ich zu schick oder<br />
zu schlampig aussah.“ Wenn sie es gemütlich<br />
haben wolle, ergänzt sie, ziehe sie<br />
auch mal eine Jogginghose an.<br />
Ich erzähle von meiner Oma. Die war<br />
auch immer schick gekleidet, niemals ohne<br />
Perlenkette und immer im Kleid. Sie<br />
war die eleganteste Frau, die ich kenne.<br />
Hat lieber schmerzende Füße als die falschen<br />
Schuhe getragen. Die blaue Dame<br />
meint, dass sie zum Glück noch keine<br />
großen Probleme mit ihren Füßen habe<br />
und noch immer die richtigen Schuhe finde.<br />
Nur ihre Körpermaße würden sich<br />
langsam so verändern, dass sie inzwischen<br />
lieber den Pullover über den Po<br />
ziehe. 74 Jahre sei sie, verrät sie uns noch,<br />
bevor sie weiterschlendert. Und dass sie<br />
sich wirklich sehr gefreut habe, mal über<br />
solche Dinge zu plaudern. Wir sehen ihr<br />
erleichtert nach. Auch im Alter darf man<br />
sich also noch für Mode interessieren.
16<br />
eben<br />
erdig<br />
Fotos: Franziska von den Driesch
sedanplatz<br />
Bildstrecke<br />
17
18
sedanplatz<br />
Bildstrecke<br />
19
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sedanplatz<br />
21
22
sedanplatz<br />
23
24
sedanplatz<br />
Do, 13.34 Uhr<br />
Sagerstraße<br />
Ein Mann in T-Shirt, aber mit Wollmütze,<br />
führt Selbstgespräche:„Ja, sie<br />
ist krank geworden, da kann man<br />
nichts machen.“ Schüttelt den Kopf,<br />
bleibt kurz stehen, schaut hoch.<br />
Dann geht er weiter.<br />
Do, 13.45 Uhr<br />
Gerhard-Rohlfs-Straße<br />
Zwei Jungs sitzen auf einer Wippe.<br />
Der größere hält ein Fotohandy<br />
in der Hand und sagt zum kleinen:<br />
„Sag Hallo!“ Der Kleine nuckelt an<br />
seinem Schnuller und reißt die<br />
Augen weit auf. Drei Jugendliche ein<br />
paar Meter weiter schauen immer<br />
wieder zu den beiden Kindern hin.<br />
×<br />
Do, 13.50 Uhr<br />
Bermpohlstraße<br />
Beim Tag der offenen Tür im Drogenhilfezentrum<br />
Bremen-Nord erzählt<br />
eine Sozialarbeiterin vom Konflikt<br />
zwischen Hilfe und Kontrolle, wenn<br />
sie drogenabhängige Schwangere<br />
und Mütter begleitet.<br />
interview<br />
×<br />
Eine Sozialarbeiterin<br />
erzählt, wie<br />
sie drogenabhängige<br />
Schwangere<br />
und Mütter<br />
begleitet.<br />
25<br />
Methadon<br />
mit Kind<br />
Sie ist drogenabhängig,<br />
substituiert.<br />
Dann wird sie schwanger.<br />
Ein Gespräch über Beigebrauch,<br />
Erziehungshelfer und<br />
den Wandel beim Jugendamt<br />
Interview: Kathrin Massarczyk<br />
Foto: Eike Harder<br />
Einleitung Sie hat ein wildes Leben<br />
hinter sich. Haute nach dem Abi,<br />
in den 1980ern, nach Spanien ab.<br />
Blieb dort bei den Opiumfeldern hängen<br />
und kam auf den Geschmack.<br />
Nach zehn Jahren kehrte sie nach<br />
Bremen zurück, machte einen Entzug,<br />
kriegt seitdem Methadon. Mit<br />
36, Anfang des Jahrtausends, wurde<br />
sie schwanger. Sie dachte, sie brauche<br />
keine Hilfe: Das Methadon war<br />
schließlich nur niedrig dosiert.<br />
zds Dein Sohn war gerade vier Monate alt, als<br />
der Vater in ein Juweliergeschäft in der Stadt<br />
eingebrochen ist …<br />
anna (name geändert) Der ist da reingerannt,<br />
dann haben sie ihn angeschossen. Ist in<br />
den Knast gekommen. Ab da war ich alleine mit<br />
dem Kind. Und völlig überfordert.<br />
zds Hat dich niemand unterstützt?<br />
anna Erst mal nicht.<br />
zds Eine klassische Situation, um rückfällig zu<br />
werden …<br />
anna Das ging immer so hin und her. Ich war<br />
auch öfter mit dem Kind in der Entgiftung. Das<br />
Jugendamt war damals noch nicht so heftig.<br />
zds Geholfen haben sie dir aber auch nicht?<br />
anna Die hatten mir vor der Geburt versprochen,<br />
dass ich zu ihnen kommen kann, wenn ich<br />
irgendwelche Probleme habe. Daran hab ich mich<br />
irgendwann erinnert und mir gedacht: Wenigs-
Methadon<br />
mit kind<br />
26<br />
tens mal ein paar Stunden frei haben, dass ich<br />
eine Tagesmutter bekomme oder so.<br />
zds Hattest du als Methadonsubstituierte nicht<br />
in der Schwangerschaft schon Unterstützung?<br />
anna Nee, ich war ja ganz niedrig dosiert damals,<br />
da brauchte ich das nicht. Nach der Geburt<br />
dachte ich auch erst, ich krieg alles gebacken.<br />
Erst als ich dann alleine war mit dem Kind,<br />
hab ich gemerkt… der hing auch immer an meinem<br />
Bein.<br />
zds Du bist also zum Jugendamt gegangen.<br />
anna Ja. Aber das war noch vor „Kevin“. Da<br />
war da eigentlich immer die Tür zu und der Anrufbeantworter<br />
gar nicht an.<br />
zds Irgendwann hat’s dann doch noch geklappt.<br />
anna Zwei, drei Mal die Woche für ein paar Stunden<br />
konnte ich ihn dann zu einer Tagesmutter bringen<br />
und am Ende jeden Vormittag. Die haben sich<br />
auch Mühe gegeben. Und später, als mein Sohn in<br />
den Kindergarten kam, waren sie auch sehr nett:<br />
Obwohl ich ja nicht arbeitete, durfte er bis zwei<br />
Uhr dortbleiben. So hatte ich den Vormittag für<br />
mich.<br />
zds Hattest du einen Ansprechpartner in Erziehungsfragen?<br />
anna Zunächst nicht. Erst als das mit Kevin passiert<br />
ist, 2006, da war auf einmal Alarm. Dann<br />
kamen sie auch gleich mit vier Leuten vom Jugendamt<br />
und Erziehungshelfern. Ich war voll verängstigt.<br />
Ab dann hab ich auch Erziehungshilfe<br />
bekommen.<br />
zds Hast du das eher als Hilfe oder als Bevormundung<br />
wahrgenommen?<br />
anna Klar war so eine Art Kontrolle dabei. Aber<br />
das hab ich zumindest am Anfang nicht so doll<br />
empfunden. Und manchmal war’s auch ganz schön,<br />
jemanden zu haben, der kam und den man mal<br />
was fragen konnte. Auch solche Sachen wie Kindergeburtstag<br />
organisieren – das hätte ich mir alleine<br />
nicht zugetraut. Die Sozialarbeiter, die kamen,<br />
haben aber öfter gewechselt. Das war mir<br />
irgendwann zu viel: Jedes Mal wieder von vorne<br />
erzählen. Beim Letzten hatte ich das Gefühl, er<br />
nimmt mir das übel. Der kam einmal die Woche.<br />
Eine Frau war länger da, so zwei, drei Jahre.<br />
zds Wenn der oder die Sozialarbeiterin da war:<br />
Habt ihr dann alle zusammen was unternommen?<br />
anna Bei schlechtem Wetter sind sie bei mir<br />
geblieben, sonst haben sie meinen Sohn meistens<br />
wohin mitgenommen oder eben, wie beim<br />
Kindergeburtstag, mitgeholfen. Zu Zahnarztterminen<br />
oder so sind wir, zu dritt, mit dem Auto.<br />
zds Haben die Erziehungshelfer dir Vorschriften<br />
gemacht?<br />
anna Das war jetzt nicht so, dass sie ständig<br />
am Belehren waren. Mehr so, dass wir zusammen<br />
überlegt haben: Wie könnte man sich jetzt<br />
verhalten? Nur in Bezug auf mein Drogenproblem<br />
und so meinten sie immer, dass mein Kind<br />
schon mehr darüber wissen sollte. Aber ich wollte<br />
das nicht: Reicht doch, wenn er weiß, dass<br />
Rauchen ungesund ist und Trinken. ’Ne Zeit lang<br />
hatte er in der Schule auch so ein paar Probleme,<br />
ist richtig ausgeflippt. Die Erziehungshelfer<br />
dachten, das läge an mir. Später hat sich rausgestellt,<br />
dass Mitschüler ihn gemobbt haben und<br />
solche Sachen.<br />
zds Du hattest immer mehr das Gefühl, kontrolliert<br />
zu werden?<br />
anna Irgendwann kam der Punkt, wo ich dachte,<br />
dass die Erziehungshelferin an mir riecht, um<br />
zu gucken, ob ich was getrunken hab. Oder sie<br />
ist dann abends zu mir gekommen – damit ich<br />
nichts trinke.<br />
zds Hattest du noch Kontakt zum Vater des<br />
Kindes?<br />
anna Während er im Gefängnis saß nicht. Danach<br />
war er aber oft hier. Ich musste ihn rausschmeißen.<br />
Aber ich hatte Schiss. Ich hatte immer<br />
viele Leute hier, damit er keinen Stress macht.<br />
zds Hatten deine Freundinnen und Freunde<br />
auch Drogenhintergründe?<br />
anna Jetzt nicht unbedingt Heroin. Die einen<br />
trinken ganz gerne ein Bier, die anderen kiffen<br />
ganz gerne. Nach und nach hatte ich aber immer<br />
weniger mit ihnen zu tun. Nur, so ganz normale<br />
Menschen lernt man in meiner Situation auch<br />
nicht kennen: Die Leute von früher haben alle<br />
Vorurteile. Dann bin ich auch noch krank geworden,<br />
Krebs. Zeitweise konnte ich gar nicht aus<br />
dem Haus.<br />
zds Und jetzt?<br />
anna Das Einzige, was ich mache, ist mal so auf<br />
Konzerte gehen. Und sonst, Kneipen oder so<br />
was – ich darf ja nichts trinken! Die Leute können<br />
doch mit mir nichts anfangen, wenn ich so<br />
völlig klar… die gucken einen an und merken sofort,<br />
da stimmt doch was nicht, und dann gehen<br />
sie ’nen Schritt weiter.<br />
zds Dein Sohn wohnt eine Weile schon nicht<br />
mehr bei dir. Warum?<br />
anna Über Silvester hatte ich mal frei, der Junge<br />
war bei seinem Vater. Ich war im Steintor, hab<br />
in ’ner Kneipe durchgemacht. Da hat mich ein Erziehungshelfer<br />
durch die Scheibe gesehen. Der<br />
war der Meinung, ich hätte total schlimm aus-<br />
gesehen, hätte gezittert und so. Dabei hab ich<br />
bloß gefroren.
sedanplatz<br />
18.45 Uhr<br />
Sedanplatz<br />
Voll bepackt kommt ein Junge<br />
alleine aus einem Supermarkt und<br />
schlendert über den Platz. Sein Blick<br />
ist ernst, mal auf den Boden gerichtet<br />
und dann wieder in die Ferne.<br />
Seine Einkaufstaschen sind ungleich<br />
beladen, sein Oberkörper biegt sich<br />
zur Seite, um das Gewicht auszugleichen.<br />
19.00 Uhr<br />
Der Platz ist wie leer gefegt.<br />
Nur eine junge Frau kommt vorbei<br />
und schiebt Zigarette rauchend ihr<br />
Fahrrad neben sich her. Ihr kleines<br />
Kind ist auf einem Sitz auf dem Gepäckträger<br />
angeschnallt und guckt<br />
neugierig in alle Richtungen.<br />
interview<br />
27<br />
zds Hat er dich angesprochen?<br />
anna Nee. Er hat gleich voll Alarm gemacht. Anstatt<br />
mich einfach zu fragen, wo mein Sohn ist,<br />
hat er versucht herauszufinden, ob ich ihn alleine<br />
gelassen hätte. Schließlich hat er den Vater<br />
ausfindig gemacht. Der hat auch noch gesagt: „Ach,<br />
das kann ich mir vorstellen.“ Dann hieß es, ich<br />
hätte die Übergabe nicht hinbekommen. Dabei<br />
hatten wir gar nichts vereinbart. Was wollen die<br />
denn alle? Ich hatte frei! Danach haben sie mir gesagt,<br />
ich wäre jetzt in der Kontrolldings oder so<br />
und sie wären nicht mehr die Helfer.<br />
zds Das war doch auch die Zeit, als in Haarproben<br />
von Kindern drogensüchtiger Eltern Spuren<br />
von Heroin und anderem gefunden wurden.<br />
anna Ja. Ich und mein Sohn wurden auch untersucht.<br />
Ein halbes Jahr später kamen die Ergebnisse<br />
und sie meinten, mein Kind hätte total<br />
viel Heroin in den Haaren gehabt – dreimal mehr<br />
als ich selbst. Von mir konnte das also nicht gekommen<br />
sein. Das kam mir alles ziemlich komisch<br />
vor. Ich dachte aber, dass die beim Jugendamt<br />
sehen, dass da was nicht stimmen kann mit<br />
den Werten. Mein Sohn hätte in den letzten Monaten<br />
fünf Gramm Heroin rauchen müssen, selber!<br />
– wie soll das denn gehen? Das Labor konnte<br />
auch nicht ausschließen, dass das Zeugs von<br />
außen in die Haare gekommen war.<br />
zds Hat der Vater auch ein Drogenproblem?<br />
anna Klar. Sonst hätte er das mit dem Juwelier<br />
ja nicht gemacht. Aber er trägt Glatze – da kann<br />
man keine Haarproben nehmen.<br />
zds Du selbst hattest aber Heroin im Haar – also<br />
auch noch welches genommen, oder?<br />
anna Wenn ich mal verschlafen habe, habe ich<br />
kein Methadon gekriegt. Das musste ich mir ja<br />
abholen. Und welches auf dem Schwarzmarkt zu<br />
kriegen, ist nicht so leicht. Ohne Methadon aber<br />
geht es mir so schlecht, dass ich dann das Kind<br />
nicht versorgen kann. Ich kann gar nichts machen.<br />
Gespritzt hab ich aber schon seit zwölf,<br />
dreizehn Jahren nicht mehr.<br />
zds Sondern?<br />
anna Ich hab es geraucht. Bevor mein Sohn aus<br />
der Schule gekommen ist.<br />
zds Hatten die Haaranalysen Konsequenzen?<br />
anna Ja. Ich bin zum Jugendamt gerufen worden<br />
wegen dem Ergebnis. Gleichzeitig haben sie<br />
mein Kind von der Schule geholt und ins Heim<br />
gebracht. Damit war auch für mich alle Hilfe auf<br />
einmal weg. Alles null! Da musste aufpassen, dass<br />
du nicht durchdrehst!<br />
zds Du hast das Sorgerecht entzogen bekommen.<br />
Darfst du deinen Sohn besuchen?<br />
anna Zweimal im Monat. Anfangs durfte ich<br />
ihn aber nicht alleine sehen, da musste immer<br />
jemand mit, mein Vater oder so. Die hatten den<br />
Verdacht, dass ich immer noch Drogen nehme.<br />
Ich habe dann noch eine Haarprobe abgegeben,<br />
um das auszuräumen, die musste ich aber selber<br />
bezahlen, 180 Euro. Und ich habe einen Therapeuten,<br />
bei dem ich ambulant eine Psychotherapie<br />
mache. Die Rentenkasse würde das nicht bezahlen,<br />
die sagen sich: „Die wird dadurch auch<br />
nicht mehr arbeitsfähig.“ Ich hatte Glück, dass<br />
meine Krankenkasse einspringt – auch weil ich<br />
Krebs habe.<br />
zds In Hamburg ist ein Kind an einer Methadonvergiftung<br />
gestorben. Hatte das Folgen auch<br />
in Bremen?<br />
anna Wenn man ein Kind hat, darf man das Methadon<br />
nicht mehr zu Hause einnehmen. Man<br />
muss es jeden Tag abholen und gleich dort trinken.<br />
Mit viel Telefoniererei konnte ich durchsetzen,<br />
dass ich das nur, wenn mein Sohn zu Besuch<br />
ist, so machen muss. Ansonsten habe ich meinen<br />
kleinen Vorrat zu Hause.<br />
zds Genau wie früher, als dein Sohn noch bei<br />
dir gewohnt hat.<br />
anna Der ist mit Methadonflaschen groß geworden.<br />
Die waren aber nie offen, und er hätte<br />
sie auch nicht aufgekriegt. Und er weiß auch,<br />
dass er daran sterben kann; das wusste er schon<br />
immer. Und man kann es ja auch wegschließen.<br />
zds Dein Sohn lebt inzwischen in einer betreuten<br />
Wohngruppe.<br />
anna Ihm geht’s auf jeden Fall gut da. Er geht<br />
aufs Gymnasium, will Wissenschaftler werden.<br />
Nicht regelmäßig, aber ab und zu telefoniere ich<br />
länger mit seinen Betreuern. Wichtige Entscheidungen,<br />
da bin ich mir sicher, würden die auch<br />
nicht alleine fällen.<br />
zds Willst du ihn zurückholen?<br />
anna Ich würde gerne das Sorgerecht haben<br />
oder, sagen wir mal, nicht so viele Leute mehr<br />
fragen müssen, wenn irgendwas ist. Aber er sollte<br />
dort bleiben. Ich bin zu unsicher, ob doch noch<br />
was mit meiner Krankheit wiederkommt. Wenn<br />
ich sehen würde, dass mein Kind dort nicht glücklich<br />
ist, würde mich das irre machen. Aber er fühlt<br />
sich dort wohl. Eigentlich hab ich Glück gehabt.
28
sedanplatz<br />
Mo, 18.00 Uhr<br />
Sedanplatz<br />
Der Himmel ist blau, die Sonne<br />
scheint. Der Platz ist leer. Es ist heiß.<br />
18.09 Uhr<br />
Ein Mann geht über den Platz.<br />
18.20 Uhr<br />
Der Himmel ist blau, die Sonne<br />
scheint. Der Platz ist leer. Es ist heiß.<br />
18.32 Uhr<br />
Zwei Tauben picken über den Platz.<br />
Er läuft um sie herum, plustert sich<br />
auf und gurrt. Sie tut, als ob sie ihn<br />
nicht sähe.<br />
18.46 Uhr<br />
Der Tauberich gibt auf und geht weg.<br />
Sie läuft ihm hinterher. Zusammen<br />
fliegen sie weg.<br />
Prosa<br />
×<br />
Eine Frau<br />
mit einem<br />
Kinderwagen<br />
setzt sich<br />
auf eine<br />
Bank.<br />
Während<br />
sie den<br />
Wagen<br />
vor- und<br />
zurückrollt,<br />
murmelt<br />
sie immer<br />
wieder:<br />
„Papa kommt<br />
gleich.“<br />
29<br />
HELL<br />
HIMMEL<br />
BLAU<br />
Text: Corinna Gerhards<br />
Illustration: Leefje Roy<br />
Hörst du mir eigentlich zu?, fragt er. Ich tu so, als ob ich ihn nicht sähe.<br />
Vielleicht ist er ja auch gar nicht da. Die Sonne zertrennt den Platz in zwei<br />
Hälften, eine helle und eine dunkle, präzise wie mit einer Stoffschere. Die<br />
leere Markthalle spiegelt alles, was nicht passiert.<br />
Es ist so heiß, dass eine dicke Schicht Irgendwas auf dem<br />
Platz liegt, irgendwas, dass das Atmen erschwert und das Gehen auch.<br />
Ich muss meine Füße ganz hochheben beim Laufen. Wie im Schnee.<br />
Manchmal bleibe ich trotzdem stecken. Er macht es sich mal wieder<br />
leicht und benutzt einfach meine Fußstapfen.<br />
Eine Frau schiebt einen Kinderwagen vorbei. „Papa kommt<br />
gleich“, säuselt sie dem Kind vor. Das schaut mich an und scheint etwas zu<br />
erwarten. Wenn ich einen fröhlichen Gedanken in meinem Kopf hätte,<br />
würde ich ihm daraus ein Lachen machen. Hab ich aber nicht.<br />
„Dadadada“, macht es, sabbert und rudert mit den Armen.<br />
Lustiges Wort, geht in mich rein und wächst und will wieder raus<br />
und ich mach auch „dadadada“, nur lauter, bin ja auch größer. Dafür<br />
sabber ich nicht.<br />
Die Mutter tut so, als ob ich nicht wäre, aber das Kind<br />
lacht mich jetzt an. „Papa kommt gleich“, sag ich ihm und es sagt:
Hell<br />
himmel<br />
blau<br />
30<br />
„Dadadada.“ Wir verstehen uns. Die Mutter schiebt weiter, das Kind<br />
dreht sich im Wagen um und winkt mir, die Mutter sagt: „Schau<br />
nach vorne!“<br />
Das Irgendwas grinst mir zu, von da, wo die anderen sind.<br />
Blödes Irgendwas. Aber immer noch besser als das Nichts. Das ist<br />
auch manchmal da und dann wird’s dunkel und beim Fallen wird’s einem<br />
schon langweilig, weil man weiß, das hört jetzt erst mal nicht auf.<br />
Als ich klein war, bin ich da manchmal wo rausgekommen, auf<br />
der anderen Seite, war aber kein Kaninchen da. Nur Bilder und mein<br />
altes Zimmer, als wir noch mehrere waren. Da gab’s Waffeln mit<br />
Sahne, die Schuhe standen in einer ordentlichen Reihe im Flur und an<br />
Weihnachten haben erst alle geschrien und dann geheult. Ich krabbel<br />
auf dem Boden rum und stoß mir den Kopf am dunkelbraunen Couchtisch.<br />
Mama nimmt mich auf den Arm und streichelt mir über den<br />
Kopf. Dann flüstert sie mir etwas ins Ohr.<br />
Papa kommt gleich. Vielleicht.<br />
Wenn man denkt, dass es anders wird, hält man es noch aus.<br />
Ein Hund trabt hechelnd über den Platz, die Zunge fast am<br />
Boden, tropfen tut’s auch, irgendwie albern. Er lacht. Obwohl ich’s gerade<br />
selber noch lustig fand, hab ich das Gefühl, den Hund verteidigen<br />
zu müssen. Mach ich aber nicht.<br />
Hunds Herrchen kommt und Frauchen kurz danach. Hund<br />
läuft Wellen und Kreise und dreht sich um sich selbst. Herrchen guckt<br />
und sagt zu Frauchen: „Guck mal, der weiß auch nicht, wohin er will.“<br />
Frauchen sagt: „Stimmt nicht. Er weiß nicht, wohin du willst.“ Wie<br />
soll er auch? Is’ ja ’n Hund. Herrchen nickt und nimmt den Hund an<br />
die Leine.<br />
Ich gehe probehalber ein paar Mal im Kreis. Er macht mit. In<br />
Wellenlinien gehe ich um das Hunde-Herrchen-Frauchen-Pärchen<br />
rum. Sie versuchen, so zu tun, als ob nichts wäre. Das ist ziemlich lustig.<br />
Dann will der Hund gestreichelt werden und setzt sich auf meine<br />
Füße, damit ich nicht wegkann. Schlauer Hund. Wenn ich mich ganz<br />
klein mache, bin ich fast so klein wie er und kann ihm in die Augen<br />
schauen. „Wo is’n der Papa?“, frag ich ihn und dann halte ich mir die<br />
Augen zu. Seine feuchte Nase stupst gegen meine Hände. Ich nehm<br />
sie weg und rufe: „Daaaa ist der Papa!“ Und er kläfft und hüpft und
sedanplatz<br />
18.48 Uhr<br />
Ein Mann von der Straßenreinigung<br />
in einer orangenen Weste geht kreuz<br />
und quer über den Platz. Als er<br />
schon fast rüber ist, bückt er sich<br />
und sticht mit seinem Papiersammler<br />
ein winziges Bonbonpapierchen auf.<br />
×<br />
18.56 Uhr<br />
Eine Frau mit einem Kinderwagen<br />
setzt sich auf eine Bank. Während<br />
sie den Wagen vor- und zurückrollt,<br />
murmelt sie immer wieder: „Papa<br />
kommt gleich.“<br />
19.07 Uhr<br />
Ein Mann kommt. Die Frau mit dem<br />
Kinderwagen und er gehen zusammen<br />
weg.<br />
19.08 Uhr<br />
Der Himmel ist blau, die Sonne<br />
scheint. Der Platz ist leer. Es ist heiß.<br />
Prosa<br />
31<br />
freut sich, bis er keine Luft mehr kriegt, weil die Leine so sehr an<br />
seinem Halsband zieht, dass er über den Platz rutscht.<br />
Er kugelt sich auf dem Boden vor Lachen.<br />
Ich denke darüber nach, wie es wohl ist, ein Hund zu sein.<br />
Ich würde gerne mehr nachdenken können, aber immer,<br />
wenn ich es versuche, kommt so ein Wirbelsturm in mein Hirn. Dann<br />
denke ich an Dinge und die denken selber an etwas anderes und alles<br />
gerät durcheinander, bis sie gar keine Dinge mehr sind. Wenn ich einmal<br />
einen sehr schlauen Menschen kennenlerne, werde ich ihn bitten,<br />
mir ein Programm zu schreiben für meinen Kopf, einen Chip, der wie<br />
eine Sortiermaschine alle Gedanken nimmt und ordnet und in Listen<br />
ausdruckt. Ich mag Listen.<br />
Listen und blaue Himmel. Sind so schön aufgeräumt.<br />
Manchmal haben wir uns früher auf dem Schulweg hingelegt<br />
und dann stundenlang in den Himmel geguckt. Hätten wir wohl auch<br />
auf einer Wiese machen können, aber so war es spannender. All die<br />
Geräusche und Autos und Hupen um uns herum, wie in einem Actionfilm.<br />
Dann sind wir viel zu spät zur Schule gekommen, aber das hat<br />
nichts gemacht, die haben ja sowieso alle über uns gelacht.<br />
Die alte Frau Breder von hinten aus der Straße läuft schon<br />
wieder mit diesem Blick herum. Menschen kommen aus dem „Netto“<br />
und sie fragt: „Wissen Sie, wo ich wohne?“ Die Menschen sagen:<br />
„Leider nein“ und: „Das tut mir leid“ Keiner wundert sich – als würde<br />
sie nach der Uhrzeit fragen. Ich gehe zu ihr und sage: „Ich weiß es“<br />
und hake sie ein. Sie guckt mich an, wie mich das Kind angeguckt hat.<br />
„Ich weiß nicht mehr, wo mein Haus ist“, sagt sie und ich nicke. Sie<br />
murmelt: „Gestern habe ich es noch gewusst.“<br />
Er läuft nebenher und ich lasse sein Lachen auf mich regnen,<br />
bis wir da sind und warten, dass oben in Frau Breders Wohnung das<br />
Licht angeht. Manchmal kann ich ihn echt nicht leiden.<br />
Als es dunkel wird, und hier wird es viel dunkler als anderswo,<br />
verschwindet er langsam. Gut so, endlich Ruhe. Kommt ja<br />
morgen wieder. Hoffe ich. Mache mir Sorgen um ihn.<br />
„Papa kommt gleich“, rufe ich ihm hinterher, aber ich glaube,<br />
er hört mich nicht mehr.
32
sedanplatz<br />
×<br />
Di, 10.03 Uhr<br />
Aumunder Heerweg,<br />
zwischen Stadtteilbibliothek<br />
und Methodistenkirche<br />
Dampf aus Plastikbechern. Eine<br />
Gruppe Menschen steht unter<br />
einem Unterstand. Eine Frau gibt<br />
Kaffee aus.<br />
11.22 Uhr<br />
Lautes Hundebellen hallt über<br />
den Platz.<br />
11.36 Uhr<br />
Ein Mann stattet dem Dixi-Klo auf<br />
dem Platz einen Besuch ab. Nach<br />
zwei Minuten verlässt er es wieder<br />
und geht zurück zu den anderen<br />
unters Dach.<br />
12.01 Uhr<br />
Unter dem hölzernen Unterstand<br />
wird es eng. Dichtes Gedrängel.<br />
Regen ohne Unterlass.<br />
reportage<br />
×<br />
Dampf<br />
aus Plastikbechern.<br />
Eine Gruppe<br />
Menschen<br />
unter einem<br />
Unterstand.<br />
Eine Frau<br />
schenkt<br />
Kaffee aus.<br />
33<br />
In der<br />
M ausefa lle<br />
Sie sollten raus aus der Fuß-<br />
gängerzone, wo es ständig Ärger gab.<br />
Also bekam die „Sedanplatz-<br />
Szene“ einen eigenen Platz ein paar<br />
Meter weiter, mit Sozial-<br />
arbeiterin sogar.<br />
Getto oder Anlaufstelle?<br />
Ein Tag auf dem „Szenetreff“<br />
Text: Benjamin Eichler, Marlo Mintel<br />
Fotos: Ariane Pfannschmidt<br />
Zwischen dem Lärm der vorbeifahrenden<br />
Autos und dem hustenden Bellen eines<br />
Hundes steht eine hagere Gestalt auf den<br />
grauen Pflastersteinen. „Was du für mich<br />
gemacht hast, das macht nicht jeder. Dafür<br />
bin ich dir echt dankbar.“ Immer wieder<br />
verbeugt sich der hochgewachsene,<br />
schlaksige Mann vor der Person, die ihn<br />
nach 20 Jahren zum Zahnarzt geschleift<br />
hat. Die ihm vor dem Betreten des Behandlungszimmers<br />
noch einen hölzernen<br />
Glücksbringer in Form eines kleinen Elefanten<br />
in die Hand gedrückt hat. Und ohne<br />
die er vermutlich nicht demnächst eine<br />
Zahnprothese kriegen würde. So wie<br />
für ihn ist sie für viele da.<br />
Ein Dienstagvormittag Anfang Mai, elf<br />
Uhr. Es stürmt eiskalt, der Regen hat den<br />
Aumunder Heerweg zu einem Pfützen-<br />
meer gemacht. Wieder einmal steht<br />
Gimmy Wesemann am sogenannten „Szenetreff“,<br />
einer Brache mit hölzernem Unterstand<br />
zwischen Methodistenkirche<br />
und Jugendfreizeitheim Alt-Aumund.<br />
Viermal in der Woche ist die 48-jährige<br />
gelernte Diplom-Pädagogin hier, unterstützt<br />
als Streetworkerin all jene, die hier<br />
regel- oder unregelmäßig vorbeischauen.<br />
An diesem Morgen hat sie bereits den<br />
Weg vom Jakobushaus der Inneren<br />
Mission in der Bremer Bahnhofsvorstadt<br />
bis nach Vegesack hinter sich, mehrere<br />
Kannen Kaffee und Tee und Brühe gekocht<br />
und ihren weißen Transporter in<br />
der Einfahrt zum Platz abgestellt. „Peter<br />
(Name geändert), du hast den Zahnarzt<br />
angerufen, nicht ich. Ich habe dir nur auf<br />
die Sprünge geholfen und war halt hartnäckig.“<br />
Das Lob ist ihr sichtlich unangenehm.<br />
Sie mache nur ihren Job,<br />
betont sie. Und dazu gehört ihrer<br />
Meinung nach in Ausnahmefällen auch,<br />
Menschen, die zum „Szenetreff“ kommen,<br />
zum Zahnarzt zu begleiten. „Du hattest<br />
doch nur noch drei Zähne“, sagt sie und<br />
schmunzelt Peter an. Und freut sich<br />
mindestens so sehr wie er.<br />
Ein Platz<br />
im Abseits<br />
Gimmy Wesemann arbeitet seit<br />
Mitte 2010 hier. Ein Platz, kaum 30 Quadratmeter<br />
groß, zentral gelegen und doch<br />
irgendwie im Abseits. Weg aus der Fußgängerzone<br />
sollte die sogenannte „Sedan-
In der<br />
Mausefalle<br />
34<br />
platz-Szene“, weg vom Sedanplatz, wo es<br />
ständig zu Konflikten mit Anwohnern,<br />
Geschäftsleuten und Passanten kam, weg<br />
vielleicht auch aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit.<br />
Ortsamt, Beirat und die Polizei<br />
machten sich für eine Verlagerung<br />
des Treffpunkts im nahen Umfeld stark.<br />
Und betonten zugleich das Recht auch<br />
dieser Bürger, sich im öffentlichen Raum<br />
aufzuhalten. Der neue Treff liegt keine<br />
200 Meter weiter, auf der anderen Seite<br />
des Bürgerhauses. Die Innere Mission hat<br />
die Fläche gepachtet, Kirchengemeinden<br />
und kirchliche Institutionen finanzieren<br />
Wesemanns Stelle. Die Streetworkerin<br />
begleitet ihre Besucher zu Anwälten und<br />
Behörden, unterstützt sie bei der Wohnungssuche<br />
und bei Umzügen. Vor allem<br />
aber hat sie ein offenes Ohr für sie. Das<br />
hat schon einigen geholfen.<br />
Du hast den<br />
Zahnarzt<br />
angerufen,<br />
nicht ich. Ich<br />
habe dir nur<br />
auf die Sprünge<br />
geholfen<br />
„Viele, die hier entlanggehen und herschauen,<br />
denken sich, da treffen sich nur<br />
Drogenabhängige, die sich ihr Zeugs reinpfeifen.<br />
Aber so ist es halt nicht“, sagt<br />
Wesemann mit Blick auf die Beschwerden<br />
von Passanten und Anwohnern, die es<br />
regelmäßig gibt. Gerade steht wieder<br />
eine Frau an der Hecke und blickt<br />
suchend herüber, läuft dann zielstrebig<br />
über den Platz in Richtung Unterstand.<br />
„Wo ist die Streetworkerin?“, wirft sie<br />
ohne stehen zu bleiben in die Runde.<br />
Gimmy Wesemann ist auch in diesem<br />
Falle Ansprechpartnerin.<br />
Links eine Hauswand, hinten Gestrüpp–<br />
rechts trennt ihn ein Zaun mit Hecke<br />
zum Fußweg ab. Zur Straße hin steht<br />
ebenfalls eine hüfthohe Hecke, die nur einen<br />
Durchgang lässt.„Mausefalle“ heißt<br />
der Treff im Szenejargon auch. Der Unterstand<br />
vor dem Gestrüpp, den Wesemanns<br />
Vorgänger mit den Besuchern zusammen<br />
gebaut hat, ist für viele hier zum<br />
Wohnzimmer geworden. An diesem Vormittag<br />
sitzen und stehen auf dem Platz<br />
etwa 20 Menschen. Über den Tag verteilt<br />
schauen meist dreimal so viele vorbei.<br />
„Meine Leute“ nennt Wesemann sie. Die<br />
meisten hocken auch bei gutem Wetter<br />
auf der Bank unter dem Dach. Wenn es<br />
regnet wie heute, wird es eng dort. Drei<br />
Viertel der Besucher sind männlich, die<br />
Mehrzahl zwischen 25 und 50 Jahre. Viele<br />
sind heroinabhängig, manche bekommen<br />
täglich Methadon oder andere Ersatzmittel.<br />
Der Geruch von offenen<br />
Bierflaschen und nassen Klamotten liegt<br />
über dem Platz. Einige der Besucher wärmen<br />
sich mit Kaffee auf oder schlürfen<br />
aus Plastikbechern die heiße Brühe, die<br />
Wesemann mitgebracht hat.. Für einige<br />
ist das manchmal das Einzige, das sie am<br />
Tag zu sich nehmen.<br />
Auch an die Hunde der Besucher denkt<br />
die Streetworkerin, stellt ihnen immer einen<br />
Wassernapf raus. Zwei Rüden jagen<br />
einem Weibchen hinterher, ihre Besitzer<br />
unterhalten sich lautstark – insgesamt zu<br />
laut für einige. Etwa für den 40-jährigen<br />
Torsten, dem es sichtlich schwerfällt,<br />
gegen das Gebrüll der anderen anzukommen.<br />
Er ist selten hier, verbringt den Tag<br />
lieber im Vegesacker Stadtpark, wo es<br />
ruhig ist und nicht so viele Leute auf<br />
einem Fleck. Vor allem aber will er nicht<br />
wieder reingezogen werden in die Drogenszene,<br />
jetzt, wo er seit zwei Jahren<br />
endlich clean ist. Heute aber zwingt ihn<br />
das schlechte Wetter unters Teerpappdach.<br />
Auf seinem blauen Trainingsanzug<br />
mit den gelben Streifen und seiner Baseballmütze<br />
sind die Regentropfen nicht zu<br />
übersehen. „Gimmy, schenkst du mir<br />
eben einen Kaffee ein?“, fragt er.<br />
Torsten ist 40 und hat schon vieles hinter<br />
sich in seinem Leben. Erst eine Ausbildung<br />
zum Bäcker. Dann vier Jahre als<br />
Zeitsoldat. Dass er die nicht verlängert<br />
hat, bedauert er noch heute. „Das war<br />
der sicherste Arbeitsplatz überhaupt.“ Er<br />
schüttelt den Kopf. So aber fällt er in ein<br />
Loch, fängt mit 30 an, Drogen zu nehmen.<br />
Alle in seiner WG machten das, sagt er.<br />
Irgendwann auch er. „Is’ doch total blöd“,<br />
ärgert er sich. Torsten stürzte tief. Zweieinhalb<br />
Jahre lang putzt er die Maschinen<br />
im Atomkraftwerk Unterweser, im Vollschutzanzug.<br />
Immer nach ein paar Stunden,<br />
erinnert er sich, mussten sie wieder<br />
raus, wegen der Strahlung. Seinem nächsten<br />
Job, auf einem Krabbenkutter, setzt<br />
ein Knurrhahn ein Ende. Torsten zeigt auf<br />
seine Hand. Er habe den Fisch zu früh angefasst,<br />
die Folgen sind schmerzhaft: Ein<br />
Ausschlag an der Hand, es bilden sich Blasen.<br />
Die Verletzung überträgt sich auf die<br />
andere Hand, setzt ihn sechs Wochen<br />
lang außer Gefecht. Zu lange für seinen<br />
damaligen Chef: Der schmeißt ihn raus.<br />
Torsten wechselt ins Dachdeckergewerbe,<br />
schlägt sich dort vier weitere Jahre<br />
durch. Er macht einen Entzug, erfolgreich.<br />
Seither wartet er auf eine Festanstellung.<br />
„Egal, als was“, wie er betont.<br />
Zwei Rüden<br />
jagen einem<br />
Weibchen<br />
hinterher, ihre<br />
Besitzer<br />
unterhalten<br />
sich lautstark<br />
Lebenswege wie den von Torsten haben<br />
viele beim „Szenetreff“ hinter sich.<br />
Verlieren irgendwann den Arbeitsplatz –<br />
nicht wenige infolge der „Vulkan“- Pleite – ,<br />
flüchten sich in die Sucht. Viele leben allein,<br />
haben kaum noch Kontakte zu Nicht-<br />
Süchtigen. Beim „Szenetreff“ suchen sie<br />
Gesellschaft oder, wie viele es ausdrücken,<br />
„jemanden für ein gemeinsames<br />
Bier“. Tatsächlich sitzen viele den ganzen
Sedanplatz<br />
12.28 Uhr<br />
Ein älterer, dünner Mann mit<br />
Schnurrbart stellt sich als Wahrsager<br />
vor. Er sagt, er habe<br />
damals den Tod seines Vaters<br />
vorausgesagt.<br />
13.04 Uhr<br />
In dem Getümmel fällt eine<br />
Bierflasche zu Boden. Glassplitter<br />
verteilen sich auf den Pflastersteinen.<br />
Einer der Besucher greift<br />
zu Handfeger und Besen und beseitigt<br />
die Spuren.<br />
reportage<br />
35<br />
Der Unterstand, den Wesemanns Vorgänger mit den<br />
Besuchern zusammengebaut hat, ist für viele hier zum<br />
Wohnzimmer geworden<br />
Tag hier. Von einem „festen Kern“ spricht<br />
Torsten, der sich genau deswegen meistens<br />
vom Platz fernhält: „Hier sind doch<br />
immer dieselben.“<br />
Gefängnis<br />
oder Therapie<br />
Nichtsdestotrotz tauchen immer<br />
wieder Neulinge auf dem Platz auf, nicht<br />
jeder von ihnen kennt Wesemann schon.<br />
„Wer is’n das?“, fragt einer, der gerade dazugestoßen<br />
ist. „Gimmy“, schnauzt es als<br />
Antwort. – „Was, Gummi?“ – Auch Torsten<br />
kennt die Streetworkerin nur flüchtig.<br />
Die führt gerade ein Vier - Augen-Gespräch.<br />
Wer will, kann dafür auch in ihrem<br />
weißen Transporter Platz nehmen,<br />
den sie in Eigenarbeit zu einer Aufwärmstube<br />
und einem mobilen Beratungszimmer<br />
ausgebaut hat. „Ich mach das gern,<br />
da ich weiß, es ist für was Gutes.“<br />
Gimmy Wesemann liebt ihren Job. „Ich<br />
weiß, ich werde gebraucht.“ Das gilt genauso<br />
umgekehrt: Wesemann braucht<br />
den direkten Kontakt zu anderen. „Ich bin<br />
kein Büromensch“, sagt sie. „Hier auf dem<br />
Platz kannst du mit deiner Präsenz mehr<br />
erreichen.“ Auch ihre flexiblen Arbeitszeiten<br />
schätzt sie: In gewissem Rahmen entscheidet<br />
sie selbst, wann sie auf dem Platz<br />
erscheint und wann sie wieder fährt. Alles<br />
in allem ihr Traumberuf, sagt sie. Auch<br />
wenn es, was selten vorkommt, Situationen<br />
gibt, in denen ihr etwas mulmig wird,<br />
etwa bei Rangeleien zwischen Besuchern:<br />
„Was soll ich denn da machen, wenn ein<br />
Zweimeterhüne vor mir steht?“<br />
Mittlerweile ist es kurz nach eins, der<br />
Platz hat sich gefüllt. Die Plastikflaschen<br />
der Marken der umliegenden Discounter<br />
verteilen sich nun unter dem gesamten<br />
Holzunterstand. Einer der Neuankömmlinge<br />
sticht aus der Masse heraus. Es ist<br />
Olaf, der auf seinem Heimweg einen<br />
Abstecher zum „Szenetreff“ macht. Der<br />
gelernte Tischler ist „seit 30 Jahren dabei“,<br />
wie er sagt: Alkohol, Heroin, „im<br />
Prinzip alles“. Mit 17 fing er an, regelmäßig<br />
zu trinken, als Teil einer Clique, sein<br />
Konsum nahm zu. Beim Bund lernte er zu<br />
kiffen. Irgendwann stieg er auf härtere<br />
Drogen um, landete schließlich bei Heroin.<br />
Zwei Ehen zerbrachen an Alkohol und<br />
Drogen, auch seinen Job als Tischler verlor<br />
er 2010. Die Staatsanwaltschaft zeigte<br />
ihn wegen Dealerei an, das Gericht<br />
stellte ihn vor die Wahl: Gefängnis oder<br />
Therapie. Olaf entschied sich für Letzteres.<br />
Seit November läuft die Behandlung,<br />
im Moment ist er in einer „Adaption“ genannten<br />
späten Phase der Therapie: Er<br />
muss sich anpassen, ein Praktikum absolvieren,<br />
Selbsthilfegruppen besuchen. Ob<br />
er das allein geschafft hätte, ist unklar. So<br />
aber kann er immer zu Wesemann damit.<br />
Die machte ihn einst auch auf die „Zeitschrift<br />
der Straße“ aufmerksam, mit deren<br />
Verkauf er sich etwas Geld verdienen<br />
konnte. „Olaf hat es geschafft“, sagt sie.<br />
Der 45-Jährige weiß nur Positives über sie<br />
zu berichten. „Sie hat immer ein offenes<br />
Ohr, ist immer da, wenn man sie braucht.“<br />
Sogar als Olaf im Entzug ist und sie sich<br />
nicht regelmäßig sehen, denkt Wesemann<br />
an ihn – und schickt ihm Weihnachten ein<br />
Paket mit selbst gebackenen Keksen.<br />
„Letzte Runde“, ruft sie gegen 15.30 Uhr<br />
über den Platz. Wesemann packt die Kaffeekannen<br />
in die Tragekiste und macht<br />
sich auf den Weg zum Transporter. Zu<br />
denen, die bis jetzt mit in der Kälte ausgeharrt<br />
haben, sagt sie: „Morgen sehen<br />
wir uns wieder.“
36
sedanplatz<br />
Fr, 16.50 Uhr<br />
Gerhard-Rohlfs-Straße,<br />
Ecke Breite Straße<br />
Ein Mann baut ein Mikrofon und<br />
einen kleinen Verstärker auf.<br />
Neben das Mikro stellt er ein Pult.<br />
×<br />
17.06 Uhr<br />
Anderthalb Dutzend Menschen<br />
bilden einen lockeren Halbkreis um<br />
die Kastanie. Zwei halten ein mannshohes<br />
Transparent in die Höhe:<br />
„Gegen die Diener des Todes“. Die<br />
handgeschriebenen Buchstaben<br />
sind schon etwas verblasst.<br />
17.08 Uhr<br />
Ein Mann tritt ans Mikro:<br />
„Willkommen zur Mahnwache“.<br />
Passanten, aus der Fußgängerzone<br />
kommend, laufen durch den Kreis.<br />
17.12 Uhr<br />
Ein Paar tritt aus der Breiten Straße,<br />
stoppt. Dreht sich um, liest das<br />
Transparent. Läuft weiter. Der Redner<br />
am Mikrofon spricht über „Presseund<br />
andere Freiheiten“, über die<br />
DDR, über sowjetische Gulags<br />
und über die israelische Mauer.<br />
interview<br />
×<br />
Menschen<br />
bilden einen<br />
lockeren<br />
Halbkreis um<br />
die Kastanie.<br />
Zwei halten<br />
ein mannshohes<br />
Transparent:<br />
„Gegen<br />
die Diener<br />
des Todes“.<br />
Die handgemalten<br />
Buchstaben<br />
sind<br />
schon etwas<br />
verblasst.<br />
37<br />
WAS<br />
HÄNGEN<br />
BLEIBT<br />
Sie gehören zum Stadtbild wie<br />
die Kastanie, unter der sie<br />
jeden Freitag demonstrieren –<br />
seit mehr als zehn Jahren.<br />
Ein Gespräch über<br />
Krieg und Frieden und den Kampf<br />
gegen die Resignation<br />
Interview: Armin Simon<br />
Foto: Julian Kruel<br />
zds Frau Vormann, zum wievielten Mal stehen VORMANN Ja. Der Anlass war der Krieg gegen<br />
Sie heute hier?<br />
Afghanistan: ein Angriffskrieg! Bei der Gedenkveranstaltung<br />
an die Reichspogromnacht, am 9.<br />
GISELA VORMANN Das kann ich so aus dem<br />
Kopf gar nicht sagen. Das ist die 520. Friedenskundgebung,<br />
die wir hier machen. Es kommt viel-<br />
Leute zusammengetan: Volker Keller, Pastor der<br />
November 2001, haben sich einige engagierte<br />
leicht fünf-, sechsmal im Jahr vor, dass ich nicht Vegesacker Kirche, Gerd Meyer, damals Leiter<br />
dabei bin – wenn ich Urlaub mache oder etwas des Gustav-Heinemann-Bürgerhauses, Gerd-Rolf<br />
anders vorhabe.<br />
Rosenberger, ein Antifaschist aus Blumenthal,<br />
zds 520 Kundgebungen? Bei einer pro Woche und einige andere. Sie haben beschlossen, gegen<br />
sind das mehr als zehn Jahre!<br />
den drohenden Krieg aufzurufen.
Was<br />
Hängen<br />
Bleibt<br />
38<br />
zds Wie war die Resonanz?<br />
VORMANN Meist waren wir so um die 30 Menschen,<br />
manchmal auch 200. Die Presse hat jede<br />
Woche über uns berichtet.<br />
zds Und heute?<br />
VORMANN Ein gutes Dutzend: Linke, Christen,<br />
Kommunisten, auch SPDler und Grüne.<br />
zds Warum sind so viele weggeblieben?<br />
VORMANN Ein paar sind zu alt oder gestorben.<br />
Andere sehen keinen Sinn mehr darin, sich da<br />
hinzustellen, sagen: „Das interessiert sowieso<br />
niemanden.“<br />
zds Und was sagen Sie?<br />
VORMANN Dass es ja immerhin noch ein paar<br />
Stimmen geben muss, die dagegen sind. Wenn<br />
wir gar nichts mehr sagen würden, dann würden<br />
auch wir zur schweigenden Masse gehören. Und<br />
genau das, dass niemand mehr etwas sagt, das<br />
verurteilen wir ja.<br />
zds Wie reagiert Ihr Publikum?<br />
VORMANN Manche bleiben stehen. Manchmal<br />
werden wir angepöbelt. Die allermeisten Passanten<br />
aber sind ganz gleichgültig. Immerhin haben<br />
wir mit der Spendendose, mit der wir rumgehen,<br />
bisher schon 20.000 Euro für Friedensprojekte<br />
eingesammelt.<br />
zds Was sagen die Geschäftsleute?<br />
VORMANN Anfangs kriegten wir unseren Strom<br />
aus einem der Läden hier. Als der nicht mehr<br />
wollte, sprang ein anderer ein. Inzwischen haben<br />
wir einen Akku.<br />
zds Vielleicht würde ein neuer Platz auch mehr<br />
Aufmerksamkeit bringen?<br />
VORMANN Das haben wir überlegt. Aber manche<br />
finden: Wir sind hier ’ne Institution, und<br />
wenn wir hier nicht mehr stehen, dann haben<br />
die Leute, die sich nicht trauen, etwas zu sagen,<br />
kein Sprachrohr mehr.<br />
zds Afghanistan ist nicht der einzige Konflikt<br />
geblieben, in dem die Bundesrepublik mitmischt.<br />
VORMANN Der Irakkrieg, ja…<br />
zds Den hat die rot-grüne Bundesregierung doch<br />
öffentlich abgelehnt!<br />
VORMANN Sie hat ihn zugleich aber finanziell<br />
und logistisch unterstützt. Syrien, Libyen – das<br />
läuft immer nach dem gleichen Muster ab: Man<br />
bereitet einen Angriff vor, indem man Lügen verbreitet<br />
und von humanitärem Einsatz spricht.<br />
Man hat das Gefühl, der Krieg hat sich derartig<br />
etabliert, der ist so zur Gewohnheit geworden,<br />
dass es niemanden mehr aufregt.<br />
zds Frustriert Sie das?<br />
VORMANN Ja, total.<br />
zds Irgendwas hält sie trotzdem hier.<br />
VORMANN Ich musste früher in meinem ganzen<br />
Bekanntenkreis immer erklären, warum ich gegen<br />
den Kosovoeinsatz bin, warum ich gegen den<br />
Krieg gegen Afghanistan bin. Keiner hat mich<br />
verstanden. Hier habe ich Gleichgesinnte gefunden.<br />
Das war ein sehr schönes Erlebnis für mich.<br />
zds Die Friedensmahnwache in der Bremer<br />
City gibt es schon 30 Jahre…<br />
VORMANn Da mache ich auch mit. Das ist eine<br />
andere Form des Protests, ohne Redner, nur mit<br />
Plakaten. In Vegesack haben wir von Anfang an<br />
Referate gehalten und regelmäßig Gäste eingeladen.<br />
Weil wir dachten: Wenn bedeutende Menschen<br />
etwas zum Thema sagen, wirkt es besser.<br />
zds Sie haben einige berühmte Leute nach<br />
Vegesack geholt: Eugen Drewermann zum Beispiel,<br />
den Theologen und Psychoanalytiker...<br />
VORMANN …da haben hier wohl 200 Menschen<br />
gestanden! Bei Dorothee Sölle, der Befreiungstheologin,<br />
ebenfalls. Wir hatten Eckart Spoo,<br />
Mitgründer der Zeitschrift „Ossietzky“ hier, oder<br />
Inge Höger, die für die Linke im Verteidigungsausschuss<br />
sitzt, Hans-Christian Ströbele von den<br />
Grünen und so weiter. Aber das ist immer sehr<br />
kompliziert, die müssen irgendwo übernachten,<br />
das kostet alles Geld. Und da wir nur noch so<br />
wenige sind, ruht das alles auf wenigen Schultern.<br />
In der letzten Zeit haben wir uns deshalb<br />
darauf beschränkt, selber Sachen vorzutragen.<br />
zds Aber kaum einer hört zu. Ist Mahnwache<br />
mit Kundgebung einfach die falsche Aktionsform?<br />
VORMANN Wir haben mal überlegt, was anderes<br />
zu machen. Wir wollten auch jüngere Leute<br />
ansprechen. Aber es wäre eigentlich interessanter,<br />
wenn wir Älteren bei denen mitmachen würden.<br />
Ich war zum Beispiel bei den Banken-Protesten<br />
und auch schon mal bei „no lager“.<br />
zds Und – was machen junge Protestierende<br />
denn anders?<br />
VORMANN „Feliz“ zum Beispiel, eine antimilitaristische<br />
Gruppe: Die provozieren, verkleiden<br />
sich, machen das satirisch, fordern: „Noch mehr<br />
Bundeswehr!“ und so was. Wir haben mal einen<br />
Workshop gemacht mit denen, waren auch ganz<br />
begeistert.<br />
zds Aber?<br />
VORMANN Aber es hat sich dann doch wieder<br />
so ergeben, wie wir’s immer machen.<br />
zds Sie haben es also nie ausprobiert?<br />
VORMANN Wir haben mal versucht, ein Kabarett<br />
zu machen, haben auch schon mal Musik hier<br />
gehabt und ein Bild versteigert, das ich gemalt<br />
habe. Dann bleiben auch mehr Leute stehen.<br />
zds Was genau fordern Sie und von wem?
sedanplatz<br />
17.13 Uhr<br />
Gerhard-Rohlfs-Straße,<br />
Ecke Breite Straße<br />
Mit Ausfallschritten müht er sich,<br />
den schwankenden Mast zu halten.<br />
Manchmal muss er einige Ausfallschritte<br />
machen, um den schwankenden<br />
Mast zu halten.<br />
17.29 Uhr<br />
Zwei Hunde verheddern sich<br />
in ihrer doppelendigen Leine und<br />
beginnen laut zu kläffen. Ihr Frauchen<br />
setzt sich unter die PACE-<br />
Fahne und streichelt sie.<br />
17.32 Uhr<br />
Der Redner kritisiert Notstandsverfassung<br />
und Schubladengesetze.<br />
Eine ältere Frau mit Rollator bleibt<br />
stehen, als sie in Hörweite des<br />
Lautsprechers kommt. Sie schnauft,<br />
kramt in ihrer Handtasche, die sie<br />
auf dem Brettchen des Rollators<br />
abgestellt hat, und durchsucht einen<br />
Stapel Scheck- und Plastikkarten.<br />
17.34 Uhr<br />
Eine Passantin erkennt eine<br />
Bekannte, die schon eine Weile hier<br />
steht. „Was fordern die?“, will sie<br />
wissen. „Das ist die Friedenskundgebung“,<br />
erwidert die andere. „Kommst<br />
du mit?“, fragt die Passantin. Die<br />
andere verneint: „Ich muss noch<br />
einen Moment hierbleiben.“<br />
interview<br />
39<br />
VORMANN Wir wollen keinen Krieg. Auf unserem<br />
Transparent steht: „Gegen die Diener des<br />
Todes“. Das sind alle die, die Krieg machen und<br />
eigentlich auch die, die den Hunger in die Welt<br />
bringen. Das gehört auch mit zu unseren Themen.<br />
Ich mach das mal am Beispiel der Entwicklungshilfe<br />
fest: Da wird so getan, als würden wir<br />
den Leuten helfen, wenn wir denen Kredite geben,<br />
die sie aber zurückzahlen müssen. Das können<br />
sie aber gar nicht immer, also gehen wir an<br />
ihre Bodenschätze und dann beuten wir die aus.<br />
Und wenn sie das nicht mehr wollen, dass wir<br />
sie ausbeuten, dann machen wir Krieg. So läuft<br />
das, ganz grob gesagt, im Prinzip eigentlich immer<br />
ab. Darauf machen wir aufmerksam. Manchmal<br />
sammeln wir Unterschriften oder beteiligen<br />
uns an Aktionen von terre des hommes, Amnesty<br />
International, der Friedenskooperative oder<br />
so. Dann haben wir auch konkrete Adressaten.<br />
zds Gleich um die Ecke hier baut die Lürssen-<br />
Werft noch Kriegsschiffe.<br />
VORMANN Da haben wir auch schon protestiert<br />
vor dem Tor. Und mit dem Friedensforum<br />
haben wir ’ne Broschüre zu Rüstungsstandorten<br />
in Bremen erstellt.<br />
zds Von der ambitionierten Rüstungskonversionspolitik<br />
Bremens ist ja nicht mehr viel übrig<br />
geblieben.<br />
VORMANN Die ist praktisch gescheitert. Dabei<br />
könnte man die Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie<br />
ohne Weiteres umwandeln in friedliche!<br />
Aber die Gewerkschaften wehren sich nicht<br />
richtig gegen Rüstungsaufträge – auch wenn sich<br />
viele Gewerkschafter in der Friedensbewegung<br />
engagieren.<br />
zds Sie bezeichnen sich selbst als Pazifistin. Die<br />
sind wehrlos, heißt es.<br />
VORMANN Ich sage, wenn man keine Waffen<br />
und kein Militär hat und man wird dann angegriffen<br />
und vereinnahmt, dann wird man eben vielleicht<br />
vereinnahmt. Aber man macht sich selber<br />
nicht schuldig.<br />
zds Fühlen Sie sich manchmal belächelt?<br />
VORMANN Ja. – Ja.<br />
zds Und das stecken Sie einfach so weg?<br />
VORMANN Ich lächle ja auch. Manchmal bin ich<br />
auch wütend über diese Teilnahmslosigkeit. Aber<br />
ich habe dann gelernt, dass manche Leute so<br />
down sind, dass sie gar nicht protestieren können.<br />
Man muss schon stark sein, um so was zu<br />
machen, es muss einem auch gut gehen.<br />
zds Mit Ihrer Erfahrung: Welchen Tipp geben<br />
Sie Mahnwachen-Neulingen?<br />
VORMANN Im Winter braucht man warmes<br />
Schuhwerk, eine warme Hose, manchmal einen<br />
Regenschirm. Und wenn jemand zu lang redet,<br />
ein bisschen Geduld.<br />
zds Und was kann ich noch tun für den Frieden,<br />
außer mich zur Mahnwache dazuzustellen?<br />
VORMANN Hm. Es ist halt abstrakt, das Thema.<br />
Als junger Mensch kann man desertieren, verweigern...<br />
zds Das muss man doch gar nicht mehr. Der<br />
Wehrdienst ist abgeschafft.<br />
VORMANN Man sollte auch so nicht zur Bundeswehr<br />
gehen. Man müsste allen sagen: „Wir<br />
wollen das nicht“, müsste dafür sorgen, dass eine<br />
Partei, die für einen Militäreinsatz oder gar<br />
einen Angriffskrieg ist, nicht mehr gewählt wird.<br />
zds Sie sind jetzt fast 70, haben vor 13 Jahren<br />
angefangen, sich für das Thema zu engagieren.<br />
Warum ausgerechnet für den Frieden?<br />
VORMANN Weil die Bundesrepublik sich damals<br />
an einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg beteiligt<br />
hat. Das hat mich rasend gemacht. Ich war<br />
immer dankbar, dass wir so lange Frieden hatten.<br />
Und unsere Generation, die den Krieg nicht<br />
mitgemacht hat – ich bin 1943 geboren, Gerhard<br />
Schröder 1944, Oskar Lafontaine auch, Joschka<br />
Fischer ist noch jünger – , die geht dann so leichtsinnig<br />
damit um!<br />
zds Die Hoch-Zeit der Friedensbewegung waren<br />
die 1980er-Jahre. Demonstrationen gegen<br />
die Nachrüstung, Sitzblockaden gegen Pershing-<br />
II-Raketen. Wo waren Sie?<br />
VORMANN Ich war da gar nicht dabei, weil ich<br />
beruflich so eingespannt war. Ich hab das aber<br />
immer verfolgt und zu denen gehört, die gesagt<br />
haben: Gott sei Dank gibt es welche, die das machen.<br />
Als ich dann selbst aktiv wurde, hat das<br />
mein Leben wirklich positiv verändert: Ich bin<br />
wacher, heller, weiß jetzt mehr. Das ist einfach<br />
ein besseres Lebensgefühl, wenn man nicht zu<br />
dieser schweigenden Masse gehört. Wenn man<br />
sich Luft machen kann, auch wenn es vielleicht<br />
nichts nützt. Man weiß ja nicht, was nicht vielleicht<br />
doch hängen bleibt bei den Menschen.<br />
ZUR PERSON<br />
Gisela Vormann, 69, gelernte Augenoptikerin<br />
und bildende Künstlerin, stieß im November<br />
2001 zur „Initiative Nordbremer Bürger gegen<br />
den Krieg“, die jeden Freitag um 17 Uhr an der<br />
Ecke Breite Straße/Gerhard-Rohlfs-Straße eine<br />
Friedenskundgebung organisiert.
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Corinna Gerhards<br />
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Marlo Mintel<br />
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Leitung:<br />
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redaktion@zeitschrift-der-strasse.de<br />
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Mareike Inselmann<br />
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Leitung:<br />
Prof. Dr. Michael Vogel<br />
mvogel@hs-bremerhaven.de<br />
Vertrieb<br />
Axel Brase-Wentzell<br />
Bastian Bullwinkel<br />
Conny Eybe<br />
Tabbo Hankel<br />
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Jonas Pot d’Or<br />
Reinhard „Cäsar“ Spöring<br />
Gimmy Wesemann und<br />
viele wohnungslose Menschen<br />
Leitung:<br />
Bertold Reetz<br />
reetz@inneremission-bremen.de<br />
Gestaltung<br />
Malena Bahro, Jan Charzinski,<br />
Leonie Francke, Lea Hinrichs,<br />
Eileen Jahn, Andrea Karch,<br />
Martin Petersen, Caren Reuss,<br />
Leo Rokita, Sarah Volz,<br />
Björn Wiedenroth, Nina Wood<br />
Leitung:<br />
Eileen Jahn<br />
e.jahn@hfk-bremen.de<br />
Andrea Karch<br />
a.karch@hfk-bremen.de<br />
Fotografie &<br />
Illustration<br />
Eva Baramsky, Franziska von den<br />
Driesch, Anja Enders, Eike Harder,<br />
Julian Kruel, Ariane Pfannschmidt,<br />
Leefje Roy, Björn Wiedenroth<br />
Leitung:<br />
Leonie Francke<br />
l.francke@hfk-bremen.de<br />
Art Direction:<br />
Prof. Andrea Rauschenbusch<br />
a.rauschenbusch@hfk-bremen.de<br />
Herausgeber— Verein für Innere Mission in Bremen, Blumenthalstraße 10, 28209 Bremen /<br />
Partner— Gisbu, Gesellschaft für integrative soziale Beratung und Unterstützung mbH, Bremerhaven /<br />
Hochschule für Künste Bremen / Hochschule Bremerhaven / Internet— www.zeitschrift-der-strasse.de<br />
/ Kontakt— post@zeitschrift-der-strasse.de / V.I.S.D.P.— Armin Simon, JournalistInnen-Etage<br />
Bremen, Fedelhören 8, 28203 Bremen / Anzeigen: Michael Vogel, An der Karlstadt 8, 27568 Bremerhaven /<br />
LEKTORAT— Textgärtnerei, Am Dobben 51, 28203 Bremen / Typografie— Krana: Lauri<br />
Toikka, Finnland, ltoikka@gmail.com / Gill Sans Mt Pro, Akzidenz Grotesk Pro: Linotype GmbH, Deutschland<br />
/ Druck— BerlinDruck GmbH & Co KG, Oskar-Schulze-Str. 12, 28832 Achim, www.berlindruck.de /<br />
Gerichtsstand & Erfüllungsort— Bremen / Erscheinungsweise—<br />
sechsmal jährlich / Auflage— 13.000 / Anzeigenverkauf— Michael<br />
Vogel, Telefon 0179 7003131, anzeigen@zeitschrift-der-strasse.de / Anzeigenpreise— Preisliste<br />
02, gültig seit 01.02.2011 / ISSN 2192-7324 / Mitglied im International Network of Street Papers (INSP) /<br />
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Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Die Zeitschrift der Straße<br />
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