Naturschutz im Kreis Kleve Herbst / W inter 2003 - NABU Kleve e.V.
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mung: Es gab nur sehr wenige Stellen, wo Geld<br />
ausbezahlt worden ist, aber eine Gänsebeäsung<br />
nicht nachvollziehbar erschien. Es zeigte sich<br />
aber dennoch, dass die Gesamtfläche der Flurstücke,<br />
auf die Entschädigungsgelder flossen,<br />
deutlich größer war, als die Gesamtfläche, auf<br />
der Gänse festgestellt werden konnten. Die<br />
Differenz konnte auf eine Größenordnung von<br />
rund 20 % beziffert werden. Umgekehrt gab es<br />
aber auch einige Flächen, auf denen Gänse<br />
saßen, die aber nicht entschädigt wurden. Dies<br />
waren oft Flächen, auf denen kein Schaden feststellbar<br />
war (Äcker mit Ernteresten).<br />
Aufgrund des räumlich und zeitlich engen<br />
Netzes der Zählungen dürften größere Fehler<br />
durch die Zählmethode kaum anzunehmen<br />
sein: Bei einer durchschnittlichen Beweidung<br />
einer Fläche durch Gänse von 4-5 Tagen, dürften<br />
Zählungen zwe<strong>im</strong>al pro Woche ausreichend<br />
sein, um zumindest einmal einen solchen<br />
Trupp festzustellen. Sollten dennoch auf<br />
Flächen, wo wir nie Gänse feststellen konnten,<br />
Gänse aufgetreten sein, so kann die Beäsung<br />
hier eher nur kurz und somit wenig schadensintensiv<br />
ausgefallen sein.<br />
Empfehlungen für ein künftiges<br />
Gänsemanagement<br />
Bei den zwei grundsätzlichen Methoden Vergrämung<br />
(bis hin zum Abschuss) und Duldung<br />
erscheint uns die Duldung der Gänsebestände<br />
der einzige gangbare Weg.Vergrämungen führen<br />
zu mehr Flugbewegungen und Erhöhung<br />
der Reaktionsdistanzen, da die Gänse scheuer<br />
werden und demzufolge noch häufiger auffliegen<br />
müssen. Als Konsequenz steigt der<br />
Energiebedarf stark an. Dies muss durch mehr<br />
Fressen auf kleineren Flächen ausgeglichen<br />
werden. Die Flächen verkleinern sich deshalb,<br />
weil die Fluchtdistanzen ja größer sind und<br />
somit in Bereichen, wo vormals eine Beweidung<br />
durch die Gänse noch möglich war, dies jetzt<br />
verhindert wird.<br />
Im Wesentlichen sollen deshalb die Zahlungen,<br />
am besten in Form von Duldungsprämien,<br />
beibehalten, jedoch transparenter gehalten<br />
werden. Dazu wird eine bessere Kooperation<br />
zwischen Landwirten, Landwirtschaftskammer<br />
und Biologischen Stationen vorgeschlagen, die<br />
einen schnelleren Austausch von Schadensdaten<br />
und gemeinsame Begehungen vorsieht.<br />
Auch sollen sich die Duldungsprämien / Entschädigungsleistungen<br />
am aktuellen Gänsevorkommen<br />
orientieren, wozu ein Monitoring<br />
durch die Biologischen Stationen notwendig ist.<br />
Auch diese Gänsezählungen sollen flexibler<br />
gestaltet und den aktuellen Begebenheiten<br />
angeglichen werden. Ein möglicher Zahlungsschlüssel<br />
berücksichtigt dann die aktuelle<br />
Dynamik der Gänserastbestände.<br />
Auch die Bewirtschaftungsweise der Kulturen<br />
soll den lokalen Verhältnissen besser angepasst<br />
werden, was z.B. in schadensträchtigen<br />
Bereichen (v.a. in Deichvorländern) auch eine<br />
Umwandlung von Ackerflächen in Grünland,<br />
späteres Umpflügen von Ernteresten und<br />
Verzicht der Einsaat von W<strong>inter</strong>getreide nach<br />
Zuckerrüben beinhaltet.<br />
So hoffen wir, dass wir mit dieser Untersuchung<br />
und der Veröffentlichung der Ergebnisse zur<br />
weiteren Entschärfung des Konflikts zwischen<br />
<strong>Naturschutz</strong> und Landwirtschaft werden<br />
beitragen können, um den arktischen Gänsen<br />
am Niederrhein ein weitgehend unbeschwertes<br />
Überw<strong>inter</strong>n zu ermöglichen.<br />
Michael Schmolz<br />
NIKK 2 <strong>2003</strong><br />
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