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KulturFenster Nr. 04|2014 - August 2014

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-70% – NE BOLZANO – 65. Jahrgang<br />

<strong>Nr</strong>. 4 | AUGUST | <strong>2014</strong><br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Sängerischer „Weltrekord“ in der Festung<br />

Musik in Bewegung – keine Nebensache<br />

Peter Ortner: Laudatio zum Achtzigsten


• Geleitwort •<br />

Europaregion in der Festung Franzensfeste<br />

• Inhalt •<br />

• Chorwesen<br />

Auftakt zu „sängerischem Weltrekord“ 3<br />

Der Komponist der<br />

Tiroler Landeshymne 4<br />

Singend die Heimat erkunden 6<br />

Musical-Workshop in Lichtenstein 7<br />

Kindersingwoche in Tisens 8<br />

Chöre des Bezirks Bozen in<br />

Eggentaler Schlucht 9<br />

Landesjugendchor konzertiert mit<br />

N. Lukina 10<br />

Erfolgreiches Gemeinschaftskonzert<br />

im Vinschgau 11<br />

Kinderchor Völs am Schlern<br />

in Oberbayern 12<br />

Mozart in Naturns 13<br />

Gold für Grödner Chor in Riga 14<br />

Chorfestival auf Schloss Rodenegg 15<br />

• Blasmusik<br />

Meilenstein in Stabführerausbildung 17<br />

Musik in Bewegung –<br />

keine Nebensache 18<br />

VSM-Vorstandssitzung im Sarntal 20<br />

Sechs neue Kapellmeister gekürt 21<br />

VSM-Konzertwertungen in Wiesen 22<br />

20. Aufl age der Innsbrucker<br />

Promenadenkonzerte 24<br />

Matthäus Rieger neuer<br />

ÖBV-Präsident 26<br />

Interview mit Matthias Kirchler,<br />

Kpm. Pfalzen 27<br />

Blasmusik durch die EU<br />

(Rumänien, Griechenland) 28<br />

Neues 30<br />

Musikpanorama 32<br />

Es steht eine Burg so hoch und hehr, weit<br />

glänzt sie über die Lande. Dieses Glanzes<br />

konnte sich die gigantische Festung Franzensfeste<br />

nicht rühmen – im Gegensatz zu<br />

vielen Schlössern und Burgen in Südtirol.<br />

Als sie in den Jahren 1833 bis 1838 unter<br />

den Habsburgern erbaut wurde, zählte<br />

sie zu den stärksten Festungen des Alpenraumes.<br />

Aber militärische Funktion hatte sie<br />

nie, die Zeit war über sie hinweggegangen.<br />

Mehr als anderthalb Jahrhunderte dämmerte<br />

sie in einem Dornröschenschlaf dahin,<br />

bis sie vor sechs Jahren zu neuem Leben<br />

erweckt wurde.<br />

Im Jahre 2008 beschloss die damalige Landesregierung<br />

auf Vorschlag von Landesrätin<br />

Sabina Kasslatter-Mur, in der Festung einen<br />

Teil der europäischen Biennale „Manifesta“<br />

auszurichten. Im Jahr darauf wurde die Landesausstellung<br />

von Südtirol, Tirol und dem<br />

Trentino mit dem Titel „Labyrinth – Freiheit“<br />

in der mittlerweile unter erheblichem finanziellen<br />

Aufwand restaurierten Festung gezeigt.<br />

Es wurden Dokumente und Kunstwerke<br />

ausgestellt, die viel Anerkennung in<br />

allen drei Landesteilen fanden. Und damit<br />

zog endgültig neues Leben in die Festung ein.<br />

Das war auch das Signal für einen neuen<br />

„Stützpunkt“ der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino,<br />

die mit der wunderbaren Architektur<br />

der Festung zu einem einzigen<br />

Kulturraum zusammenwachsen soll. Viel<br />

Vorarbeit haben dazu die Chöre aus den<br />

drei Ländern bereits geleistet, und am 14.<br />

September <strong>2014</strong> wird eine erste Krönung<br />

dieser Zusammenarbeit gefeiert. Wie Bundesobmann<br />

Erich Deltedesco im Vorweg mitteilt,<br />

findet an diesem Tag das Präludium der<br />

Entropy Symphony, einer Komposition des<br />

amerikanischen Künstlers Zefrey Throwell,<br />

statt. Er hat dieses Werk für die Europaregion<br />

komponiert. Entropy II mit der längsten<br />

singenden Menschenkette folgt im September<br />

2015. Damit setzt das Haus Europaregion<br />

neue wichtige Bausteine.<br />

Alfons Gruber<br />

• Heimatpflege<br />

Teil eines großen Ganzen 37<br />

Peter Ortner:<br />

Laudatio zum Achtzigsten 38<br />

Baukultur und Heimatpfl ege 40<br />

Verlust der Biodiversität 41<br />

Kultur und Architektur 42<br />

Naturns-Plaus: Brücken<br />

zwischen Altem und Neuem 43<br />

Almtanz auf der Kreuzwiesen Alm 46<br />

Huangort auf Schloss Tirol 47<br />

Arge Lebendige Tracht: der Bram 48<br />

Büchertisch 49<br />

2<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Vorweg<br />

Auftakt zu „sängerischem<br />

Weltrekord“ in der Franzensfeste<br />

Europa-Region Tirol-Südtirol-Trentino soll zu einem einzigen<br />

Kulturraum zusammenwachsen<br />

Erich Deltedesco<br />

Auch heuer gab es in den letzten Wochen<br />

wiederum ein umfangreiches Schulungsangebot<br />

für die unterschiedlichsten<br />

Zielgruppen. Die Bilanz der bisherigen<br />

Schulungsaktivitäten ist eine sehr erfreuliche<br />

und kann sich wiederum sehen lassen.<br />

Die verschiedenen Chorwochen und<br />

Wochenendseminare sind auf reges Interesse<br />

gestoßen, konnten organisatorisch<br />

reibungslos und ohne störende Zwischenfälle<br />

abgewickelt werden und waren von<br />

zielstrebiger und effizienter Arbeit geprägt.<br />

Es ist äußerst lobenswert, dass immer<br />

mehr Sängerinnen und Sänger sogar ihre<br />

Ferien zum Besuch einer Schulungswoche<br />

nützen. Nicht nur um die eigene künstlerische<br />

Ader ausleben oder sich selbst<br />

verwirklichen zu können, sondern – und<br />

dies erscheint mir besonders wichtig und<br />

wünschenswert – um das Erlebte und Erlernte<br />

sowie neu gewonnene Ideen in ihren<br />

Chören weiter zu vermitteln.<br />

Auf zwei Wochenendseminare im Oktober<br />

darf ich noch hinweisen und herzlich<br />

einladen, auf das Seminar für Kinderchorleiter/innen<br />

am 3./4. Oktober mit<br />

Yoshihisa Matthias Kinoshita, einem der<br />

erfolgreichsten Kinderchorleiter Deutschlands,<br />

sowie auf den Funktionärstag zum<br />

Thema „Wo steht mein Verein in zehn<br />

Jahren“ mit dem Dozenten für Marketing,<br />

Unternehmensführung und Anwendung<br />

bei Vereinen, Verbänden und Kirchen<br />

Albert Ascherl.<br />

Wie ich bereits in der letzten Ausgabe<br />

mitgeteilt habe, hat der amerikanische<br />

Künstler Zefrey Throwell den vierten Satz<br />

seiner ENTRROPY SYMPHONY für die<br />

Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino geschrieben.<br />

In der Vorstellung des Projektes<br />

haben wir festgestellt, dass dieses<br />

zwar große Begeisterung hervorruft, aber<br />

nicht ganz einfach zu kommunizieren ist.<br />

Aus diesem Grunde hat der künstlerische<br />

Leiter von Transart Peter Paul Kainrath in<br />

Absprache mit Zefrey Throwell und dem<br />

Komponisten Wolfgang Mitterer beschlossen,<br />

das Projekt in zwei Phasen zur Uraufführung<br />

zu bringen, und zwar Phase<br />

I - Präludium ENTROPY SYMPHONY in<br />

der Festung Franzensfeste am 14.09.<strong>2014</strong><br />

und Phase II – ENTROPY SYMPHONY<br />

als längste singende Menschenkette am<br />

13.09.2015.<br />

Das Präludium in diesem Jahr spielt<br />

dabei eine wichtige Rolle: Wir wollen die<br />

wunderbare Architektur der Festung Franzensfeste<br />

sängerisch ausloten und damit<br />

aufzeigen, wie einfach die starke Wirkung<br />

von ENTROPY SYMPHONY zu erzielen ist;<br />

es ergibt sich dabei – ohne großen Probenaufwand<br />

– ein Fest der besonderen<br />

Art im Zeichen des Gesanges und wird<br />

gleichzeitig der Auftakt zu einer intensiven<br />

Kommunikation rund um das Projekt<br />

für die Folgemonate sein (alle Infos<br />

unter www.transart.it sowie www.scv.bz.it).<br />

Nach dem Willen der drei Landesregierungen<br />

soll die Europa-Region Tirol-Südtirol-Trentino<br />

zu einem einzigen<br />

Kulturraum zusammenwachsen. Die<br />

Chorverbände in der Europaregion haben<br />

diesbezüglich schon viel Vorarbeit geleistet,<br />

sie arbeiten bereits gut und erfolgreich<br />

zusammen. Beim Präludium von<br />

ENTROPY SYMPHONY am 14. September<br />

<strong>2014</strong> werden Sängerinnen und Sänger<br />

aus dem Bundesland Tirol, aus Südtirol<br />

und aus dem Trentino ganz im Sinne<br />

des Euregio-Kulturplanes gemeinsam am<br />

„Haus Europaregion“ weiterbauen. Ich<br />

lade zur Teilnahme herzlich ein, gerne<br />

können Sie sich in der Geschäftsstelle<br />

des Chorverbandes anmelden. Lassen Sie<br />

uns gemeinsam ein starkes Zeichen der<br />

länderübergreifenden Zusammenarbeit<br />

und den Auftakt zu einem sängerischen<br />

Weltrekord setzen.<br />

Erich Deltedesco<br />

Obmann des Südtiroler Chorverbandes<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 3


Das Thema<br />

Der Komponist der Tiroler<br />

Landeshymne<br />

Zum 200. Geburtstag von Leopold Knebelsberger (1814-1869)<br />

Leopold Knebelsberger, um 1860<br />

Am 15. September <strong>2014</strong> jährt sich zum<br />

200. Mal der Geburtstag des Komponisten<br />

des Andreas-Hofer-Liedes, Leopold Knebelsberger.<br />

Wer war dieser niederösterreichische<br />

Volksmusiker, der dieses für Tirol<br />

so bedeutende Lied geschaffen hat?<br />

Der Vater von Leopold Knebelsberger<br />

war in der Pfarrkirche von Sankt Martin in<br />

Klosterneuburg fast 60 Jahre lang Lehrer<br />

und Mesner. Er hat seinen Sohn bereits<br />

als Kind im Geigen- und Orgelspiel sowie<br />

in Gesang ausgebildet und ihm auch ermöglicht,<br />

später beim damals bekannten<br />

Komponisten Konradin Kreutzer, einem<br />

Schüler Beethovens, Unterricht in Kompositionslehre<br />

und Kontrapunkt zu nehmen<br />

und beim Geigenvirtuosen Joseph<br />

Mayseder sein Violinspiel zu vervollständigen.<br />

Später erlernte der junge Knebelsberger<br />

dann das Spiel auf weiteren Instrumenten,<br />

wie Gitarre, Klavier, Stahlgeige,<br />

Schlag- und Streichzither, Hackbrett, Cornet<br />

a piston, eine Art Trompete, und auf<br />

dem „Holz-und Strohinstrument“, wie damals<br />

das Xylophon genannt wurde. Er musizierte<br />

in Klosterneuburger Gaststätten, gab<br />

Musikunterricht und verdiente sich so seinen<br />

Lebensunterhalt. Vermutlich vor 1842<br />

schloss er sich Zillertaler Musikergruppen<br />

an und ging auf Tourneen, die ihn nach<br />

Deutschland, Dänemark, Lettland und bis<br />

nach Russland führten.<br />

Im Jahre 1832 schrieb der sächsische<br />

Advokat Julius Mosen (1803-1867) in<br />

Dresden das Gedicht „Andreas Hofers<br />

Tod“. Knebelsberger entdeckte dieses Gedicht<br />

möglicherweise im Buch „Auswahl<br />

deutscher Lieder“ (Leipzig 1844) und vertonte<br />

den ausdrucksstarken Text. Das Lied<br />

wurde von ihm als Bass-Solo mit Chor in<br />

Noten gesetzt und immer wieder mit seiner<br />

geschulten, mächtigen Bassstimme<br />

vorgetragen.<br />

In Lübeck lernte Knebelsberger die Sängerin<br />

und Harfenistin Anna Hellmich aus<br />

Preßnitz in Böhmen kennen und heiratete<br />

sie im Juli 1849. Von seiner zweiten Heimatstadt<br />

Preßnitz aus machte er weiterhin<br />

viele Konzertreisen. Ab ca. 1859 musizierte<br />

er mit dem berühmten Kärntner Mischitz-<br />

Quintett und leitete diese Gruppe auch in<br />

den Jahren 1861 und 1862.<br />

Ab dieser Zeit bereiste er mit Damengruppen,<br />

denen seine Gattin und drei Töchter<br />

angehörten, in schmucken Kombinationen<br />

von tirolerischer und steirischer Tracht<br />

die Nord- und Ostseeküsten, konzertierte<br />

und begeisterte in den damals berühmten<br />

Seebädern und auch am russischen Zarenhof<br />

mit österreichischer Volksmusik. Von<br />

über 200 Kompositionen sind nur wenige<br />

Liedtitel im Druck erschienen. So gibt es<br />

eine „erste“ Version der „Wacht am Rhein“<br />

(1861), „Blüamal und ´s Herz“, „Der Abend<br />

auf der Alm“, „Trost in der Ferne“, „Dirndl<br />

4<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Leopold Knebelsberger mit Männergruppe und Gattin Anna, um 1855<br />

wie ist mir so wohl, in den Bergen von Tirol“,<br />

das auch im Trio des Kärntnerlieder-<br />

Marsches eingearbeitet ist, und das Lied<br />

„Wenn du noch eine Mutter hast, dann<br />

danke Gott und sei zufrieden“ als „Opus<br />

124“. In verschiedenen Zeitungsartikeln<br />

wurden die Darbietungen gewürdigt.<br />

Leopold Knebelsberger wurde nur 55<br />

Jahre alt und starb am 30. 10. 1869 während<br />

einer Konzertreise in Riga an Gehirnschlag,<br />

wurde am katholischen Friedhof<br />

in Riga begraben und auf einer Gedenktafel<br />

an der dortigen Franziskuskirche verewigt.<br />

Zwei Jahre später starb in Preßnitz<br />

auch seine Gattin und sieben Kinder wurden<br />

zu Vollwaisen.<br />

Da es kein Originalmanuskript des Andreas-Hofer-Liedes<br />

gab, war die Urheberschaft<br />

an dieser Komposition lange<br />

Zeit umstritten. Der bekannte Musikpädagoge<br />

Prof. Vinzenz Goller stellte nach<br />

umfangreichen Forschungen im Jahre<br />

1910 fest, dass Knebelsberger der Komponist<br />

des weit verbreiteten Liedes ist. Er<br />

analysierte die Melodie als „eine Vereinigung<br />

verschiedener Motive von älteren<br />

Volksliedern“. Der Beginn des Liedes findet<br />

sich auch in Beethovens 1. Klavierkonzert<br />

(Rondo). Das Lied wurde im Jahr<br />

1923 als Marsch dem Alpenjägerregiment<br />

<strong>Nr</strong>. 12 in Innsbruck zugewiesen und im<br />

Juni 1948 beschloss der Tiroler Landtag,<br />

Leopold Knebelsberger mit Damengruppe, Gattin Anna und Tochter Marie, die Zither<br />

spielt, um 1866<br />

dass das Andreas-Hofer-Lied „nach den<br />

Worten von Julius Mosen und der Weise<br />

von Leopold Knebelsberger als Tiroler Landeshymne<br />

gilt.<br />

In Deutschland gab es nach dieser Melodie<br />

ein Kampflied „Die junge Garde“ mit<br />

dem Text „Dem Morgenrot entgegen, ihr<br />

Kampfgenossen all…“, das in der ehemaligen<br />

DDR sehr beliebt war. Auch in<br />

Russland wurde das Andreas-Hofer-Lied<br />

als Marsch bei Paraden häufig gespielt.<br />

In Klosterneuburg wurde an Knebelsbergers<br />

Geburtshaus eine Gedenktafel enthüllt,<br />

eine „Knebelsbergergasse“ benannt<br />

und ein Denkmal aufgestellt, vor dem mit<br />

musikalischen Feierstunden dem Komponisten<br />

gedacht wurde.<br />

Der Verfasser dieses Aufsatzes (ein Ururenkel<br />

Leopold Knebelsbergers) hat eine<br />

Dokumentation erstellt und auch persönliche<br />

Gegenstände Knebelsbergers, u.a.<br />

auch seine Geige, archiviert.<br />

Anlässlich des 200. Geburtstages von<br />

Julius Mosen im Juli 2003 wurde für die<br />

beiden Schöpfer der Tiroler Landeshymne<br />

ein Bronzerelief am Traditionshotel „Goldener<br />

Adler“ in der Innsbrucker Altstadt<br />

enthüllt und in Innsbruck - Kranebitten ein<br />

Weg nach Leopold Knebelsberger benannt.<br />

Ludwig Hunrath schreibt im Jahre 1913:<br />

„…Darin liegt Knebelsbergers Bedeutung<br />

für Tirol, dass er Mosens Dichtung<br />

durch die packende Melodie der Welt<br />

bekannt machte und ihr das Martyrium<br />

und die Treue des Tiroler Volkes verkündete<br />

in Wort und Gesang. Mosens<br />

Gedicht würde ohne Knebelsbergers<br />

Schöpfung ein ruhiges Dasein in Anthologien<br />

oder als Lesestück in Schulbüchern<br />

führen, eine Weltverbreitung<br />

hätte es nie erfahren.“<br />

Es wäre durchaus würdig und seinem<br />

Wirken angemessen, Knebelsbergers 200.<br />

Geburtstages in Klosterneuburg, Tirol, Südtirol<br />

und Riga zu gedenken!<br />

Günther Lechner,<br />

Ururenkel des Komponisten<br />

Lit.:<br />

L. Hunrath: Der Komponist des Andreas Hofer-Liedes<br />

und seine Bedeutung für Tirol, 1913,<br />

A. Kollitsch: Geschichte des Kärntnerliedes, 1935,<br />

R.A. Moißl: Die Geschichte des Andreas Hofer-Liedes,<br />

1969,<br />

G. Lechner: Leopold Knebelsberger, der Komponist<br />

des Andreas Hofer-Liedes, 1982 sowie<br />

ein Nachtrag, 1985.<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 5


Aus Verband und Bezirken<br />

Singend die Heimat erkunden<br />

Alpenländische Sing- und Wanderwoche in Stilfs<br />

Sinn für die Schönheiten der Natur, Humor und Lebensfreude bestimmten auch heuer wieder die Alpenländische Sing- und<br />

Wanderwoche des Südtiroler Chorverbandes, die mit einem Konzert unter der Leitung von Ernst Thoma abgeschlossen wurde.<br />

Der Saal im Haus der Dorfgemeinschaft<br />

in Stilfs war voll besetzt beim Abschlusskonzert<br />

der Alpenländischen Sing- und<br />

Wanderwoche des Südtiroler Chorverbandes.<br />

Viele Stilfser, aber auch Zuhörer<br />

aus weit entfernten Landesteilen waren<br />

gekommen, um den alpenländischen Liedern<br />

zu lauschen, die der 74 Köpfe zählende<br />

Chor der Schulungsteilnehmer gemeinsam<br />

mit Kursleiter Ernst Thoma aus<br />

Mals einstudiert hatte.<br />

Vom 29. Juni bis 5. Juli hatten sie vormittags<br />

und abends fleißig geprobt und<br />

nachmittags die Umgebung erwandert.<br />

Volkslieder aus dem Alpenraum, in denen<br />

es um die Liebe, das Leben, die Natur<br />

ging, aber auch Jodler - „Kernstück<br />

des alpenländischen Gesangs“- und<br />

deutsche bekannte Volkslieder, wie „Ich<br />

geh durch einen grasgrünen Wald“ und<br />

schließlich auch Lieder von Mozart und<br />

Haydn ertönten beim Konzert, bei dem<br />

Ernst Thoma traditionellerweise auch das<br />

Publikum einbezog. „Die Stilfser sind bekannt,<br />

dass sie gut singen können“, sagte<br />

Thoma und so sangen Chor und Publikum<br />

gemeinsam mehrere Kanons zur Zufriedenheit<br />

aller, so dass der Chor auch<br />

die Zuhörer mit einem Applaus belohnte.<br />

Der Obmann des Südtiroler Chorverbandes<br />

Erich Deltedesco freute sich über<br />

die vielen Zuhörer und bedankte sich<br />

bei den Sängern für das schöne Konzert:<br />

„Ihr hört auf die Stimme der Natur<br />

und bringt die eigene Stimme zum Klingen,<br />

auf diesen Nenner kann man das<br />

Ziel dieser Woche bringen. Ihr habt ein<br />

Auge für die Geheimnisse der Natur und<br />

Sinn für die Kultur des Volksliedes. Es war<br />

eine Arbeit, die sich gelohnt hat, denn ich<br />

sehe die Begeisterung in euren Gesichtern!“<br />

Sein besonderer Dank galt Kursleiter<br />

Ernst Thoma, der seit 17 Jahren die<br />

Woche leitet: „Ohne Ernst Thoma wäre<br />

diese Woche gar nicht mehr denkbar!“<br />

Die Schulungswoche erfreut sich ungebrochener<br />

Beliebtheit und viele kommen<br />

jedes Jahr wieder. „Wenn Sie mit dem Gedanken<br />

spielen, das nächste Mal auch an<br />

der Sing- und Wanderwoche teilzunehmen,<br />

so hat der Südtiroler Chorverband<br />

sein Ziel erreicht!“, wandte sich der Obmann<br />

an das Publikum. Sein Dank ging<br />

auch an Roland Angerer, der die Woche<br />

vor Ort organisiert hatte, aber auch an die<br />

Gastbetriebe, in denen die Sänger untergebracht<br />

waren, an das Land und die Stiftung<br />

Sparkasse für die finanzielle Förderung<br />

und an die Gemeinde, die das Haus<br />

der Dorfgemeinschaft zur Verfügung gestellt<br />

hatte. Mit einem voller Inbrunst gesungenen<br />

„Reicht euch die Hand und<br />

sagt gute Nacht“ schloss das Konzert.<br />

Am Sonntag, 6. Juli, gestalteten die Teilnehmer<br />

der Singwoche den Gottesdienst<br />

in der Pfarrkirche von Stilfs mit.<br />

6<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

In die Welt des Musicals tauchten 34 Jugendliche<br />

im Alter zwischen 12 und 16 Jahren<br />

beim „MUSICALischen Workshop“ des<br />

Südtiroler Chorverbandes in der Woche vom<br />

29. Juni bis 5. Juli ein. Gemeinsam mit drei<br />

Referenten und einer Band erarbeiteten sie<br />

Songs aus dem „Phantom der Oper“, „Cats“,<br />

„Evita“ und anderen bekannten Muscials von<br />

Andrew Lloyd Webber.<br />

Im Haus der Familie in Lichtenstern fanden<br />

sie optimale Bedingungen, wie der Kursleiter<br />

Christian Stefan Horvath, Chorleiter<br />

und Musiklehrer aus Wien, betonte. „Obwohl<br />

das Wetter heuer nicht so gut ist wie<br />

in den letzten fünf Jahren, in denen ich diesen<br />

Workshop leitete, ist die Stimmung gut!“<br />

Gemeinsam mit Barbara Comploi-Rottensteiner<br />

aus Wien hatte er schon im Vorfeld<br />

aus ausgewählten Songs von Webber-Musicals<br />

eine Geschichte erarbeitet. Barbara<br />

Comploi-Rottensteiner zeigte den Jugendlichen,<br />

wie man die Lieder szenisch und<br />

choreographisch umsetzen kann, Horvath<br />

war für den musikalischen Teil zuständig.<br />

Max Gaier aus Wien arbeitete mit den Solisten,<br />

die am Anfang der Woche aus der<br />

Gruppe ausgewählt wurden. Dabei war es<br />

den Referenten wichtig, einfühlsam vorzugehen:<br />

„Natürlich holen wir die Kinder nicht<br />

einfach heraus und lassen sie alleine vorsingen!“<br />

Vielmehr begann Horvath mit einer<br />

gemeinsamen Probe und fragte dann,<br />

wer denn gerne Solo singen möchte. In<br />

Vierergruppen traten die „Freiwilligen“<br />

dann zum Klavier und sangen gemeinsam<br />

kurze Stücke. „Wir hören gut zu, machen<br />

und Notizen. Wir hören dann, wer geeignet<br />

ist für die Solo-Parts.“<br />

Nach dieser Methode, einer Mischung<br />

aus Lockerheit und doch konsequenter Führung,<br />

gingen die Referenten auch im weiteren<br />

Verlauf der Schulung vor. „Die Kinder<br />

erwarten sich eine Führung von uns“,<br />

betont Horvath. Wichtig sei es, während<br />

der Arbeit mit den Jugendlichen immer in<br />

den Chor hineinzuhören. Das sei für jeden<br />

Chorleiter sehr wichtig. Denn so kann er<br />

sie dort abholen, wo sie sind. „Wenn ich<br />

zum Beispiel merke, dass die Luft raus ist,<br />

dann ändere ich das Programm und lasse<br />

den Chor gemeinsam locker singen statt an<br />

schwierigen Details zu feilen.“<br />

So konnten die Jugendlichen nicht nur<br />

viele Tipps und neue musikalisch-choreographische<br />

Fertigkeiten mitnehmen, sondern<br />

vor allem gemeinsam die großen Gefühle<br />

der Musicalwelt erleben. „Das Wichtigste ist,<br />

den Jugendlichen zu helfen, sich zu öffnen“,<br />

betonte Horvath. Denn es sei nicht leicht<br />

Let´s do Webber!<br />

Musical-Workshop in Lichtenstern<br />

Viel Spaß, aber auch eine besondere Herausforderung bedeutete die<br />

choreographische Umsetzung der Musical-Songs für die Teilnehmer<br />

und Choreographin Barbara Comploi-Rottensteiner (rechts).<br />

Christian Stefan Horvath leitete heuer zum<br />

sechsten Mal den „MUSICALischen Workshop“.<br />

vor einer Gruppe zu singen, man fühle sich<br />

dabei im ersten Moment oft wie „nackt“.<br />

Eine besondere Herausforderung sei auch<br />

die Verbindung von Tanz und Gesang. „Dabei<br />

ist es wichtig für die Referenten, nie aus<br />

den Augen zu verlieren, dass die Jugendlichen<br />

Freude am Singen und Tanzen haben<br />

sollten!“ Man dürfe nie vergessen, dass<br />

es sich um einen Workshop handle. Zu viel<br />

Ehrgeiz sei nicht angebracht. „Die Kinder<br />

müssen nicht funktionieren. Dieses Wort<br />

hat hier nichts verloren!“, betont Horvath.<br />

Die Arbeit in den Räumen des Hauses<br />

der Familie zeigte, dass die Referenten<br />

ihr Ziel erreichten: Die Jugendlichen hatten<br />

augenscheinlich und hörbar - trotz anfänglicher<br />

Schüchternheit – Freude an der<br />

Webber-Show: Die Queen hatte nämlich<br />

zum 66. Geburtstag von Webber ein Fest<br />

in Auftrag gegeben und um diesen Anlass<br />

herum entwickelten sich Geschichten u.a.<br />

um Konkurrenz und Neid bei Castings, um<br />

die gestorbene Katze der Queen und natürlich<br />

um die Liebe. „Vielen Jugendlichen waren<br />

die Songs von Webber nicht bekannt“,<br />

gibt Horvath zu bedenken. Denn immerhin<br />

stammten diese aus den Jahren zwischen<br />

1970 und 1986, aus einer Zeit, in der die<br />

Jugendlichen noch nicht einmal geboren<br />

waren. Trotzdem fanden diese bald einen<br />

Zugang zu den eingängigen Melodien. Freilich<br />

hat Horvath schwierige Lieder so bearbeitet,<br />

dass sie machbar sind. „Ich bin<br />

sehr zufrieden mit dem Niveau. Innerhalb<br />

von 24 Stunden hatten wir einen schönen<br />

Chorklang erreicht.“<br />

Der Südtiroler Chorverband sorgte in Zusammenarbeit<br />

mit dem Haus der Familie<br />

auch heuer wieder dafür, dass Spaß und<br />

Gemeinschaftserlebnis nicht zu kurz kamen.<br />

Mit zwei Betreuerinnen erlebten die Teilnehmer<br />

die Natur, bastelten an den Requisiten<br />

für die Schlussaufführung, veranstalteten<br />

Partys und Spiele. Bei der Aufführung<br />

am Samstag zeigten die Jugendlichen ihre<br />

ganz eigene Webber-Show ihren Familien.<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 7


Aus Verband und Bezirken<br />

Singende Geheim-Agenten<br />

Kindersingwoche „Agent 007 – Singen erlaubt“ in Tisens<br />

Das Motto der Kindersingwoche des Südtiroler Chorverbandes war: „Agent 007 – Singen erlaubt!“<br />

Eine Woche lang sangen, tanzten und<br />

rockten 34 Kinder zwischen neun und 14<br />

Jahren bei der Kindersingwoche des Südtiroler<br />

Chorverbandes vom 29. Juni bis 5.<br />

Juli in der Fachschule für Hauswirtschaft<br />

und Ernährung Frankenberg in Tisens.<br />

Im Mittelpunkt standen dabei Spaß an<br />

der Gemeinschaft und Freude am Singen,<br />

aber auch das Kennenlernen verschiedener<br />

Stilrichtungen vom Bach-Choral<br />

über afrikanische und alpenländische<br />

Volkslieder bis hin zum amerikanischen<br />

Gospel und Poplied, wie die Abschluss-<br />

Show am Samstag zeigte. Eltern, Geschwister<br />

und andere Musikinteressierte waren<br />

nach Frankenberg gekommen und<br />

staunten über die gelungene Aufführung,<br />

die unter dem Motto „Agent 007 – Singen<br />

erlaubt“ stand.<br />

Kursleiter Michael Feichter hatte mit<br />

den Kindern eine spannende Suche<br />

nach einem Mittel gegen das gefährliche<br />

„Stress-Virus“ gestaltet, die zu einer unterhaltsamen,<br />

musikalischen Reise durch<br />

die Epochen wurde, von den Kindern<br />

tänzerisches und musikalisches Können<br />

abverlangte, aber auch eine starke<br />

Botschaft hatte: Die Formel gegen das<br />

gefährliche Virus war, das zu tun, was<br />

glücklich macht, und dazu gehört das<br />

Singen. Auf ihrer Suche nach der Formel<br />

gegen das Stress-Virus mussten sich die<br />

Agenten u.a. als Kinderchor tarnen und in<br />

Leipzig einen Bach-Choral singen, in den<br />

USA sich in einen Gottesdienst einschleichen<br />

und Gospels singen, in Oberösterreich<br />

auf die Alm steigen und dort jodeln<br />

und das Volkslied „I mog net Kiah hiatn“<br />

singen oder sich als Backgroundsängerinnen<br />

in eine Popband einschleusen.<br />

Unterstützt wurde Feichter bei dieser<br />

ganzheitlichen Schulung von Sophie Eder<br />

und Andrea Oberparleiter (Vokalbetreuung),<br />

Tillian Tarek (Choreographie und<br />

Bewegungsschulung) sowie Lukas Erb<br />

(Band und Klavier). Für die Freizeitgestaltung<br />

sorgten die Betreuerinnen Claudia<br />

Niederbacher und Mirjam Pichler, die<br />

wie die Referenten von den Kindern bei<br />

der Schlussveranstaltung viel Applaus<br />

für ihren Einsatz ernteten. Peter Berger<br />

vom Südtiroler Chorverband zeigte sich<br />

erfreut darüber, wie viel die Sänger und<br />

Sängerinnen in einer Woche erarbeitet<br />

hatten: „Danke für dieses tolle Konzert!<br />

Danke auch den Eltern, dass sie ihre<br />

Kinder fördern und ihnen die Möglichkeit<br />

geben, solche Schulungen zu besuchen!“<br />

Der Dank des Chorverbands gelte<br />

aber auch den Referenten, der Südtiroler<br />

Landesregierung und der Stiftung Sparkasse<br />

für die finanzielle Förderung sowie<br />

der Leitung der Fachschule.<br />

8<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Singen unterm Sternenhimmel<br />

Chöre des Bezirks Bozen treffen sich in der Eggentaler Schlucht<br />

Einen Konzertort der besonderen Art fand<br />

Bezirksobmann Georg Patauner für das heurige<br />

Bezirkssingen des Bezirks Bozen: einen<br />

seit 20 Jahren aufgelassenen Steinbruch an<br />

der alten Eggentaler Straße. Der Bürgermeister<br />

von Karneid und Präsident der Bezirksgemeinschaft<br />

Salten Schlern, Albin Kofler, hatte<br />

ihn auf diese Idee gebracht. Die Gemeinden<br />

Karneid, Welschnofen und Deutschnofen haben<br />

den auf seine Art stimmungsvollen Ort<br />

für kulturelle Veranstaltungen entdeckt. So<br />

schlug Kofler vor, hier ein Chöretreffen zu<br />

veranstalten und Georg Patauner und sein<br />

Ausschuss waren begeistert.<br />

Am Abend des 6. Juni war es dann soweit:<br />

die Sänger und Sängerinnen von 26<br />

Chören des Bezirks fanden sich ab 20 Uhr<br />

unter den roten Porphyrwänden am wild<br />

rauschenden Eggentaler Bach ein und trugen<br />

ihre Lieder vor. Georg Patauner und<br />

der Ausschuss des Bezirks Bozen hatten<br />

auf eine gute Zusammenarbeit mit den Eggentaler<br />

Gemeinden zählen können: Noch<br />

acht Tage vor dem Bezirkssingen war der<br />

Steinbruch nicht gesichert gewesen, wie Patauner<br />

in seiner Grußrede betonte. Die Gemeinden<br />

Welschnofen, Deutschnofen und<br />

Karneid haben die Sicherungsnetze organisiert.<br />

Auch Albin Kofler erinnerte in seinen<br />

Grußworten an die Vorbereitungsarbeiten:<br />

Sogar Schuttkegel und Mauern wurden errichtet.<br />

Er dankte allen, die mitgeholfen hatten<br />

und freute sich, dass der Bezirk Bozen<br />

diesen Ort für sein Bezirkssingen gewählt<br />

hatte. Und auch die Veranstaltung selbst erforderte<br />

einen großen Organisationsaufwand.<br />

So waren Ordnungskräfte und Feuerwehr<br />

eingebunden, ein eigener Shuttledienst war<br />

eingerichtet worden, mit dem die rund 560<br />

Sänger und Sängerinnen, aber auch zahlreiche<br />

Zuhörer in die Eggentaler Schlucht<br />

transportiert wurden. Patauner dankte allen<br />

Helfern, finanziellen Gönnern und vor allem<br />

dem Chorverein Kardaun und dem Frauenchor<br />

Steinegg, die für das leibliche Wohl der<br />

Sänger und Gäste sorgten, unter denen auch<br />

der Bürgermeister von Deutschnofen Bernhard<br />

Daum, die Kulturreferentin von Karneid<br />

Barbara Wild und der Obmann des Südtiroler<br />

Chorverbandes Erich Deltedesco waren.<br />

Der Frauenchor Steinegg eröffnete das „Singen unterm Sternenhimmel“.<br />

Der Kirchenchor Aldein auf der stimmungsvoll beleuchteten Felsenbühne<br />

Nach den Fanfarenklängen war der Konzertreigen<br />

eröffnet und die 26 Chöre traten für<br />

ihre Kurzkonzerte in die Felskulisse. An diesem<br />

gelungenen Bezirkssingen, das Teilnehmern<br />

und Besuchern lange in Erinnerung<br />

bleiben wird, nahmen folgende Chöre teil:<br />

Frauenchor Steinegg, Kirchenchor St. Michael<br />

Eppan, Männerchor Terlan, Kirchenchor<br />

Gummer, MGV Kurtatsch, Kirchen-<br />

Schulungen: Abschlusskonzerte<br />

chor Tiers, Kirchenchor Truden, Singkreis<br />

Welschnofen, Mixmelodium, AVS Singgemeinschaft,<br />

MGV Gries, Kirchenchor Karneid,<br />

GOB-Chor Max Valier, Kirchenchor Aldein,<br />

Bäuerinnenchor Zwölfmalgreien, Singkreis<br />

Maria Heim, Männerchor Eggen, Kirchenchor<br />

Girlan, Kirchenchor Montan, Männerchor<br />

Völs, Mädchenchor Flaas, Vocalis Steinegg,<br />

Phos Chor & Silvester Sisters.<br />

Die Abschlusskonzerte der Schulungen sind nicht nur für die Teilnehmer eine Gelegenheit<br />

zu zeigen, was sie gelernt haben, sondern auch schöne musikalische Erlebnisse<br />

für alle Freunde des Chorliedes. Das Abschlusskonzert des Seminars für<br />

Chorleiter und Chorleiterinnen unter der Leitung von Robert Göstl findet am Samstag,<br />

19. <strong>August</strong>, um 18 Uhr im Ragenhaus in Bruneck statt. Musicalsongs und ihre<br />

choreographische Umsetzung wird es beim Abschlusskonzert von Musical Fever<br />

unter der Leitung von Stephen Lloyd und Jack Poppell am Samstag, 30. <strong>August</strong>,<br />

um 18 Uhr im Vinzentinum zu hören und zu sehen geben.<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 9


Aus Verband und Bezirken<br />

Zum ersten Mal unter der neuen künstlerischen<br />

Leitung von Nataliya Lukina trat<br />

der Landesjugendchor Südtirol am 14. und<br />

15. Juni auf. Wie schon bei seinem Debüt<br />

vor drei Jahren unter Stefan Kaltenböck präsentierte<br />

sich der Landesjugendchor auch<br />

bei diesen Konzerten im Stadttheater von<br />

Sterzing und im Waltherhaus in Bozen voller<br />

Freude am Singen und bewies wieder,<br />

dass er auch größeren musikalischen Herausforderungen<br />

gewachsen war.<br />

Die 35 Sänger/innen zwischen 16 und<br />

und 26 Jahren hatten sich unter der Leitung<br />

der gebürtigen Ukrainerin gründlich<br />

vorbereitet und sangen Werke, die im Konzert<br />

in drei Blöcke aufgeteilt waren: Der<br />

Chor begann mit Volksliedern aus der Steiermark,<br />

Kärnten und Südtirol zum Thema<br />

Liebe und schien sich durchaus in die einfach-freudige<br />

oder auch schwermütige Welt<br />

des alpenländischen Volksliedes hineinzufühlen.<br />

Im zweiten Teil standen Werke von<br />

Henry Purcell, Heinrich Schütz, Felix Mendelssohn-Bartholdy,<br />

aber auch zeitgenössische<br />

geistliche Werke von Mia Makaroff<br />

und zwei Komponisten aus Litauen – Kristina<br />

Vasiliauskaite und Vytautas Miskinis<br />

- auf dem Programm. Wie zwei Chormitglieder<br />

als Moderatoren des Konzertes betonten,<br />

enthielten die frühbarocken Werke<br />

eine zeitlose Botschaft, nämlich das Gebet<br />

um Frieden.<br />

Etwas sperriger war die Umsetzung von<br />

Hugo Wolfs „Resignation“, der Vertonung<br />

eines Eichendorff-Gedichts, zum Chor passender<br />

und leichtfüßiger in der Umsetzung<br />

war Gunther Erdmanns Sommermädchenküssetauschelächelbeichte,<br />

ein Werk, in<br />

dem rinnendes Wasser und singende Gläser<br />

zusammen mit den Stimmen des Chors<br />

eine idyllisch-ironische Naturkulisse für<br />

die Begegnung zweier Liebender erzeugen.<br />

Traditionell war der Schluss dann dem<br />

Ausbruch der bisher verhaltenen Freude<br />

Freude am Singen<br />

auf hohem Niveau<br />

Landesjugendchor Südtirol konzertierte unter der<br />

neuen künstlerischen Leiterin Nataliya Lukina<br />

Geistliche und weltliche, anspruchsvolle und volkstümliche, alte und neue Lieder<br />

sang der Landesjugendchor Südtirol unter seiner neuen künstlerischen Leiterin<br />

Nataliya Lukina.<br />

vorbehalten: Zu Popmelodien und afroamerikanischen<br />

Rhythmen tanzten die Sängerinnen<br />

und Sänger sogar, so dass ihre Botschaft,<br />

dass Singen Freude macht, beim<br />

Publikum ankam, das von der Freude und<br />

dem Können der jungen Sänger und Sängerinnen<br />

begeistert war.<br />

Zum Schluss luden die Sänger Interessierte<br />

ein, sich für das Vorsingen anzumel-<br />

den um auch Teil des Landesjugendchors<br />

Südtirol zu werden. Die nächsten Vorsingen<br />

finden am 12. Oktober <strong>2014</strong> und am<br />

16. November <strong>2014</strong> statt. Anmeldung unter:<br />

info@landesjugendchor.org.<br />

Sein nächstes Konzert wird der Landesjugendchor<br />

Südtirol im Rahmen der Südtiroler<br />

Festspiele am 12. September <strong>2014</strong><br />

im Gustav Mahler Saal in Toblach geben.<br />

Südtiroler Chorverband und Verband der Kirchenchöre Südtirols<br />

Gemeinsame Ehrenurkunde<br />

Ab sofort können Chöre, die Mitglied beider Chorverbände sind, eine gemeinsame Ehrenurkunde beantragen.<br />

Die Ehrenurkunden werden von beiden Verbandsobleuten und vom zuständigen Pfarrer unterschrieben und werden in Gold (ab<br />

40 Jahre), in Silber (ab 25 Jahre) oder in Bronze (ab 10 Jahre Gesangstätigkeit) vergeben. Die gemeinsamen Ehrenurkunden<br />

können wahlweise beim Verband der Kirchenchöre Südtirols oder beim Südtiroler Chorverband beantragt werden.<br />

Es besteht keine Verpflichtung zur Verleihung der gemeinsamen Ehrenurkunden, sondern es ist ein Angebot der beiden Chorverbände,<br />

denn es können auch weiterhin, wie bisher, die eigenen Urkunden des jeweiligen Chorverbandes beantragt werden.<br />

10<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Ein Experiment besonderer Art hat Martina<br />

Casanova Fuga, Chorleiterin des Frauenchores<br />

St. Valentin a.d.H., gemeinsam<br />

mit ihren Helferinnen im Kulturhaus St. Valentin<br />

organisiert: Ein Freundschaftskonzert<br />

der Oberländer Chöre von Graun, Reschen,<br />

Langtaufers und St. Valentin unter aktiver<br />

Teilnahme des Coro Comelico di Santo Stefano<br />

di Cadore. Und es war ein voller Erfolg!<br />

Frauenchor St. Valentin<br />

Fünf Chöre, ein Klang<br />

Erfolgreiches Gemeinschaftskonzert im Vinschgau<br />

Die fünf Chöre beim gemeinsamen Schlusslied<br />

Nach einer Begrüßung durch den Grauner<br />

Bürgermeister Heinrich Noggler, der,<br />

überzeugt vom Gelingen des Unternehmens,<br />

schon zu Beginn den Wunsch äußerte,<br />

dass dieses Freundschaftskonzert<br />

auch in Zukunft veranstaltet werden<br />

sollte, begann mit zarten Tönen der Frauenchor<br />

St. Valentin mit seinen fünf Liedern<br />

die Liebe zu besingen. „Sah ein Knab<br />

ein Röslein stehn“, gedichtet von Johann<br />

Wolfgang von Goethe während einer heftigen<br />

Liebesaffäre mit einer Pfarrerstochter,<br />

erinnerte an die Zeiten, da die Rollen<br />

von Mann und Frau gesellschaftlich noch<br />

klar umschrieben waren. Martina Casanova<br />

Fuga, die seit zwei Jahren im Oberland<br />

unterrichtet, schenkte allen Frauen<br />

des Chores und ihren Freundinnen eine<br />

Rose, aus Dankbarkeit, weil sie in ihrem<br />

Chor so etwas wie eine zweite Familie gefunden<br />

hat. Die Darbietungen des Frauenchores<br />

St. Valentin gipfelten dann auch<br />

in dem mit viel Zärtlichkeit vorgetragenen<br />

Lied „The Rose“ von Amanda McBroom.<br />

Kirchenchor Graun<br />

Dann betrat der Kirchenchor Graun die<br />

Bühne des Kulturhauses. Auch dieser gemischte<br />

Chor, unter der Leitung von Valentin<br />

Paulmichl, hatte vor allem die Liebe<br />

zum Thema gewählt. Die Frage „Warum<br />

soll i di nit gearnhobm, warum soll i di nit<br />

liabm“ bekam die zweifelnde Antwort „Die<br />

schönen Madlen sein so schwar zun kriagn“.<br />

Ihr Liederkranz fand mit dem bekannten<br />

„Korrnerliad“ „Mei Madele, mei<br />

Schurele“ von Luis Stefan Stecher nach<br />

einer Weise von Ernst Thoma einen wohlklingenden<br />

Abschluss.<br />

Coro Comelico di Santo Stefano<br />

di Cadore<br />

Der dritte Chor, der als Gastchor eingeladen<br />

worden war, kam aus Venetien<br />

und wurde vom Vater der Frauenchorleiterin<br />

Martina, Luciano Casanova Fuga, dirigiert.<br />

Ein reiner Männerchor, der in gelben<br />

Hemden und dunklen Hosen die Bühne<br />

des Kulturhauses repräsentativ füllte. Der<br />

Chor war aus Venetien, nahe der Grenze zu<br />

Kärnten angereist und brachte ein buntes<br />

Programm von italienischsprachigen Liedern<br />

zur Aufführung. Der „Coro Comelico“<br />

konnte auf eine Reihe internationaler<br />

Auftritte vor allem in Südamerika verweisen.<br />

Im Programm hatten die stimmkräftigen<br />

Männer dieses Chores, der bereits<br />

seit fast 50 Jahren existiert, Lieder mit<br />

Texten und Melodien von Enzo Janacci<br />

und Pier Paolo Pasolini. Mit besonderer<br />

Inbrunst wurde das Gebet der Alpini um<br />

den Schutz Gottes vorgetragen. Schlusslied<br />

war eine Hymne an die Liebe in drei<br />

Sprachen: Amor, mon amour, my love. Ein<br />

kräftiger Applaus krönte auch diese Darbietungen<br />

des Chores.<br />

Kirchenchor Langtaufers<br />

Nach einer kurzen Pause brachte der<br />

Kirchenchor Langtaufers seine Lieder vor.<br />

Ein leicht gemischter Chor, mit vier Männern<br />

und vielen, ebenfalls stimmkräftigen<br />

Frauen, die unter der Leitung von Andreas<br />

Fliri ein abwechslungsreiches Programm<br />

zum Besten gaben. Besonders viel Applaus<br />

ernteten sie mit dem Lied „What<br />

shall we do with the drunken sailor“, also<br />

„Was sollen wir mit dem betrunkenen Seemann<br />

machen“, das, wie der eine oder andere<br />

vermutete, auf den Segelclub am Reschensee<br />

anspielte. Aber das waren gewiss<br />

nur scherzhafte Vermutungen. Die Darbietungen<br />

dieses professionell wirkenden<br />

Chores endeten mit einem Lied, das Hubert<br />

von Goisern bekannt gemacht hatte:<br />

„Weit, weit weg von mir“, ein Lied über<br />

die Sehnsucht nach Liebe. Der Chor erntete<br />

dafür ebenfalls rauschenden Beifall.<br />

Kirchenchor Reschen<br />

Danach kam der traditionsreichste<br />

Chor des Freundschaftskonzertes an die<br />

Reihe. Der Kirchenchor Reschen geht<br />

bis ins neunzehnte Jahrhundert zurück<br />

und wird seit vierzig Jahren von Cäcilia<br />

Wilhalm Ambach geleitet, wofür diese einen<br />

spontanen Applaus der begeisterten<br />

Konzertbesucher erhielt. Der Kirchenchor<br />

Reschen trat in Tracht auf und sang<br />

vor allem besinnliche Lieder, anspielend<br />

auf Freud und Leid der Liebe. Die 25 aktiven<br />

Mitglieder des Chores sangen mit ihren<br />

kräftigen Stimmen nochmals das Lied<br />

von der Rose, diesmal in deutscher Sprache.<br />

Der wunderbare Abend endete mit<br />

einem „Wahre Freundschaft soll nicht wanken“,<br />

gemeinsam von allen Chören und<br />

mit dem Publikum gesungen, gefolgt von<br />

Ehrungen und Austausch von Geschenken.<br />

Der Coro Comelio ließ es sich dann<br />

nicht nehmen, dem Abend mit „La Montanara“<br />

noch eine wohlklingende, musikalische<br />

Krone aufzusetzen. (fh)<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 11


Der Kinderchor Völs am Schlern und die Haager<br />

Spatzen nach dem gemeinsamen Konzert<br />

•Stimmgabel<br />

Singen, Schiff und Schloss<br />

Fahrt des Kinderchors Völs am Schlern nach Haag in Oberbayern<br />

Auf Einladung von Susanne Philippzig, Chorleiterin<br />

der Haager Spatzen in Oberbayern,<br />

wurde der Völser Kinderchor zu einer Konzert-<br />

und Ausfl ugsfahrt nach Haag eingeladen.<br />

Barbara Gamper (1. Klasse Mittelschule)<br />

schrieb folgenden Bericht über das<br />

eindrucksvolle Wochenende vom 3. und<br />

4. Mai <strong>2014</strong>:<br />

Geschäftiges Treiben herrschte bei der Bushaltestelle<br />

Völs am Morgen des 3. Mai,<br />

Koffer wurden aufgeladen und Eltern wurden<br />

zum Abschied gedrückt. Wir Kinder<br />

waren schon sehr gespannt auf den Ausfl<br />

ug und auf die Haager Spatzen in Haag<br />

bei München. Besonders neugierig waren<br />

wir Mittelschülerinnen auf die Gastfamilien,<br />

die uns eine Nacht bei sich zu Hause aufnehmen<br />

würden. Nach etwa vier Stunden<br />

Fahrt mit einer Viertelstunde Pause waren<br />

wir am Ziel. Wir rollten auf den Parkplatz<br />

des Obermeierhofs – ein Schullandheim in<br />

der Nähe von Haag – in Grafengars. Neugierig<br />

blickten wir uns um, vor uns stand<br />

ein großes, altes Gebäude. Ein netter Mann<br />

empfing uns und führte uns ins Innere<br />

des Hauses. Es erwartete uns ein leckeres<br />

Mittagessen. Die Grundschülerinnen und<br />

Schüler bezogen ihre Zimmer und waren<br />

entzückt von dem großen Gemeinschaftsraum<br />

mit den vielen Kissen und Sofas, im<br />

Zimmer standen drei Klaviere, auf denen<br />

alle fl eißig herumklimperten. Nach einer<br />

kurzen Probe in diesem Gemeinschaftsraum<br />

machten wir uns startklar und zogen<br />

unsere Tracht an, Frisuren wurden verbessert<br />

und gemacht. Mit dem Bus fuhren wir<br />

nach Haag, wo wir in einer Realschule gemeinsam<br />

mit den Haager Spatzen ein Konzert<br />

gestalteten. Wir Völser waren von den<br />

schönen Klängen der Haager Spatzen fasziniert,<br />

doch auch unsere Lieder gelangen gut<br />

und die Zuhörer waren begeistert von dem<br />

Konzert. Anschließend gab es im Pfarrheim<br />

ein Buffet, an dem alle satt wurden. Aufgeregt<br />

und müde wurden wir Mittelschülerinnen<br />

in den Gastfamilien aufgenommen.<br />

Trotzdem sanken wir nicht gleich in unsere<br />

Betten... Die Grundschüler wurden zurück<br />

zum Obermeierhof gebracht. Auch Agnes,<br />

unsere Chorleiterin, sowie die Begleiter Toni<br />

und Veronika Federer und Verena Gasser<br />

übernachteten dort.<br />

Am nächsten Morgen wurden wir schon früh<br />

aus unseren Betten gejagt. Wir starteten mit<br />

dem Bus um 8 Uhr zum Chiemsee, in Prien<br />

stiegen wir auf das Schiff um, auch viele<br />

der Haager Spatzen mit Eltern kamen mit.<br />

Unsere erste Anlegestelle war die Herreninsel.<br />

Wir spazierten zum Schloss Herrenchiemsee<br />

und warteten auf die Schlossführung,<br />

durch die wir das interessante und<br />

glanzvolle Schloss kennenlernten. Nach dieser<br />

Besichtigung schaukelten wir auf dem<br />

Chiemsee zur Fraueninsel, dort sangen wir<br />

in der Klosterkirche ein paar Lieder. Nach<br />

dem gemeinsamen Musizieren machten wir<br />

uns auf den Weg in ein Gasthaus, wo es<br />

ein gutes Mittagessen gab. Danach stand<br />

uns noch etwas Zeit zur Verfügung, um die<br />

Insel zu erkunden. Alle hatten eine Menge<br />

Spaß, bis wir mit dem Schiff zurück nach<br />

Prien fuhren. An Bord wurde auch kräftig<br />

gesungen und gelacht. Am Parkplatz, wo<br />

bereits unser Bus wartete, verabschiedeten<br />

wir uns nach einigen gemeinsamen Liedern<br />

mit dem Versprechen, uns im nächsten Jahr<br />

wiederzusehen, wenn nämlich die Haager<br />

Spatzen zu uns kommen werden. Auf dieses<br />

Wiedersehen freuen sich schon alle,<br />

denn es wurden bereits in dieser kurzen<br />

Zeit viele Freundschaften geknüpft.<br />

12<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Mozart in Naturns<br />

Kreativ Ensemble und Kirchenchor St. Zeno<br />

Einer anspruchsvollen musikalischen Herausforderung stellte sich der Kirchenchor St. Zeno Naturns mit der Aufführung von<br />

Mozart-Werken.<br />

Man konnte vor kurzem mit hohen Erwartungen<br />

zu einem Mozart-Abend in die<br />

Naturnser Pfarrkirche kommen, denn es<br />

war eine musikalische Besonderheit angekündigt,<br />

welche den Musikliebhabern<br />

nicht so oft geboten wird. Auf dem Programm<br />

standen das Requiem KV 626<br />

in der zeitgenössischen Fassung für<br />

Streichquartett und b.c. von Peter Lichtenthal<br />

(1780-1853), das Agnus Dei<br />

aus der Missa brevis in G KV 140 sowie<br />

das berühmte Ave Verum KV 618. Das<br />

Kreativ Ensemble, bestehend aus namhaften<br />

Instrumentalisten italienischer Orchester<br />

(Padua, Brescia) musizierte mit<br />

meisterhafter Hingabe. Die Solopartien<br />

der Primgeigerin Sonia Domuscieva berührten<br />

die Zuhörer in besonderer Weise.<br />

Zwischen den einzelnen Teilen des Requiems<br />

wurden die Texte der Totenmesse<br />

in der deutschen Fassung eindrucksvoll<br />

von Eberhard Daum vorgetragen. Mit dem<br />

tief gehenden Stück „Lacrimosa“ – wahrscheinlich<br />

Mozarts allerletzte Noten! - beendete<br />

das Streichquartett den ersten Teil<br />

des Konzertabends. Nun vereinigten sich<br />

das Kreativ Ensemble und der Kirchenchor<br />

St. Zeno zu einem einzigen Klangkörper,<br />

um das festliche Agnus Dei und<br />

das Ave Verum gemeinsam musikalisch<br />

zu gestalten. Für Chorleiter Josef Pircher<br />

war es keine geringe Herausforderung,<br />

die Sänger und Instrumentalisten in einer<br />

einzigen kurzen Probe zu einer Einheit<br />

zusammen zu führen. Doch der Chor,<br />

der sich an diesem Abend durch Klangfülle<br />

und gute Intonation auszeichnete,<br />

hatte im Kreativ Ensemble einen einfühlsamen<br />

und verlässlichen Begleiter. So gelang<br />

die Aufführung mit Bravour, nicht<br />

zuletzt durch die Solostimmen von Cilli<br />

Mittelberger (Sopran), Ingrid Raffeiner<br />

(Alt), Andreas Heidegger (Tenor) und Edwin<br />

Prieth (Bass). Für das Gelingen dieses<br />

beeindruckenden Mozart- Abends<br />

gab es am Ende viel Lob und begeisterten<br />

Applaus.<br />

Horst Ringel-Josef Pircher<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des <strong>KulturFenster</strong>s ist<br />

Montag, 15. September <strong>2014</strong>. Bitte Termin genau beachten!<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 13


Stimmgabel<br />

Gold für den Cor di Jëuni Gherdëina<br />

Ein Tal, ein Chor<br />

Der Cor di Jëuni Gherdëina freut sich über seinen Erfolg beim bedeutenden internationalen Chorwettbewerb „World Chor Games<br />

<strong>2014</strong>” in Riga.<br />

Einen beachtlichen Erfolg erzielte der<br />

Cor di Jëuni Gherdëina beim internationalen<br />

Chorwettbewerb „World Chor Games <strong>2014</strong>”<br />

in Riga: In der Kategorie “Spirituals” wurde<br />

der Chor mit Gold (81,13) prämiert. In der<br />

Kategorie “mixed choirs”, der Königsdisziplin,<br />

erhielt der Chor 74,50 Punkte. Das<br />

Ergebnis in Riga ist die Krönung einer Erfolgsgeschichte.<br />

Im Jahre 2009 hatten einige Jugendliche<br />

aus Gröden die Idee, alle Jugendchöre<br />

des Tales zu einem einzigen großen Chor<br />

zusammenzuführen, um gemeinsam ein<br />

Konzert zu geben. Sofort war klar, dass dies<br />

eine besondere Begegnung werden würde<br />

und so wurde kurzerhand beschlossen, einen<br />

Verein, den „Chor di Jëuni Gherdëina“,<br />

zu gründen. Die Freude am gemeinsamen<br />

Singen war groß und nach dem ersten erfolgreichen<br />

Konzert überstieg das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

alle Erwartungen.<br />

Niemand zweifelte mehr daran, dass dies<br />

ein Chor mit Zukunft sei.<br />

Das erste Konzert wurde noch abwechselnd<br />

von allen Chorleiterinnen und Chorleiter<br />

der Chöre “Cor di Jëuni S.Cristina”,<br />

“Cor di Jëuni Urtijëi” und “Hosianna” dirigiert.<br />

Auch wurde anschließend eine CD<br />

mit der Live-Aufnahme des Konzertes herausgegeben.<br />

Im März 2010 wurde ein Treffen mit dem<br />

südafrikanischen Chor „Akustika Chamber<br />

Singers” organisiert. Die hervorragenden<br />

Sänger aus Prätoria wurden von den Familien<br />

der Grödner Chormitglieder herzlich<br />

willkommen geheißen und von ihnen<br />

hospitiert. Bei einem Konzert, unter der Leitung<br />

von Christo Burger, begeisterten die<br />

„Akustika Chamber Singers” mit ihren wundervollen<br />

Stimmen und einem reichen Repertoire.<br />

Dieses Treffen war für beide Seiten<br />

eine große Bereicherung, nicht nur auf<br />

musikalischer, sondern auch auf menschlicher<br />

Ebene. Zwischen den Chorleitern<br />

Christo Burger und Samuel Runggaldier,<br />

der mittlerweile als offizieller Dirigent des<br />

CDJG gewählt worden war, entwickelte sich<br />

eine tiefe Freundschaft.<br />

Diese freundschaftliche Bindung hatte im<br />

Jahre 2011 zur Folge, dass Christo Burger<br />

vom CDJG nach Gröden eingeladen wurde.<br />

Dort sollte er den Chor auf das anstehende<br />

Konzert im November vorbereiten. Letztendlich<br />

ergab sich daraus eine sehr lehrreiche<br />

Woche, in der klar wurde, wie viel Potenzial<br />

in den Sängern steckt. Mit eiserner Disziplin,<br />

freundlichem Lob und Humor begeisterte<br />

er alle - letztendlich auch das Publikum.<br />

Nach diesem positiven Erlebnis kamen<br />

Dirigent und Ausschuss zum Schluss: Der<br />

Chor war für einen Wettbewerb bereit. Im<br />

April 2012 sollte am Gardasee der „Concorso<br />

Corale Internazionale – Riva del Garda” stattfinden<br />

und der CDJG würde daran teilnehmen.<br />

Dadurch ergab sich eine neue spannende<br />

Herausforderung, denn hier waren<br />

nicht nur eine gute Harmonie und Interpretation<br />

gefragt, sondern auch hohe Präzision<br />

hinsichtlich Noten und Rhythmus. Mit großer<br />

Aufregung trat der Chor vor internationalem<br />

Publikum auf und nicht zuletzt vor<br />

einer Fachjury. Der Anklang beim Publikum<br />

war überraschend groß und die Jury<br />

lobte die Ausstrahlung und den Chorklang.<br />

Die Bewertung stand jedoch noch aus und<br />

kaum jemand konnte bei der Siegerehrung<br />

vor Nervosität ruhig sitzen. Als das Ergebnis<br />

“Gold III” bekannt gegeben wurde, ertönte<br />

ein lautes Jubeln. Nun stand endgültig<br />

fest: Die Tore für die “World Chor Games<br />

<strong>2014</strong>” in Riga waren für den CDJG geöffnet.Während<br />

die Gedanken des Ausschusses<br />

schon langsam Richtung Vorbereitung<br />

für dieses Ereignis wanderten, durfte der<br />

Chor noch an einem großen Projekt, gemeinsam<br />

mit allen Chören Grödens und<br />

dem Orchester Sonoton, teilnehmen. Insgesamt<br />

über 300 Musiker standen auf der<br />

Bühne und führten das Werk von Karl Jenkins<br />

“A Mass for Peace” auf. Auf großen<br />

Anklang stieß auch ein Werk von Matthäus<br />

Crepaz, der zu diesem Anlass die Gesamtleitung<br />

inne hatte.<br />

Nun aber war es höchste Zeit, sich für<br />

den Wettbewerb in Riga vorzubereiten.<br />

Und der Erfolg gab den Sängern und ihrem<br />

Chorleiter recht: Am 13. Juli wurden<br />

sie in Riga mit Gold für ihre große musikalische<br />

Leistung geehrt.<br />

14<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Chorreise nach Krakau/Polen<br />

MGV Schlanders<br />

Krakau, die „heimliche“ Hauptstadt im Süden<br />

Polens mit knapp einer Million Einwohner<br />

war das Ziel der diesjährigen Chorreise<br />

des MGV Sch-landers vom 12. bis 15. Juni.<br />

Am frühen Donnerstagmorgen reisten die<br />

Mannen von Chorleiterin Sibylle Pichler<br />

via München in die ehemalige Königsstadt<br />

an der südlichen Weichsel. Dort stand der<br />

Stadtrundgang mit Besichtigung der wichtigsten<br />

Sehenswürdigkeiten in der Altstadt<br />

und im ehemaligen Judenghetto „Kazimierz“<br />

auf dem Programm. In krassem Kontrast zu<br />

der sauber herausgeputzten, lebensfrohen<br />

Stadt stand am Freitag der Ausflug in das<br />

ehemalige Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau,<br />

das ca. 60 km von Kra-kau entfernt<br />

liegt. Am 14. Juni stand der Chorvergleich<br />

im Rahmen des 5. International Kraków<br />

Choir Festival auf dem Programm. Vor einer<br />

international besetzten Jury aus Musikprofessoren<br />

und Dirigenten aus Osteuropa<br />

und Skandinavien trugen die Schlanderser<br />

Sänger ihre vier Wettbewerbslieder vor. Die<br />

Jury bewertete den Vortrag sehr wohlwollend,<br />

aber es reichte wegen der hervorragenden<br />

Konkurrenz nicht ganz zu einem Podestplatz.<br />

Trotzdem waren alle Teilnehmer<br />

der Chorreise zufrieden mit dem Erreichten.<br />

Etwas müde zwar, aber voller neuer Eindrücke<br />

und Erinnerungen kehrte die Reisegesellschaft<br />

am Sonntag wohlbehalten in die<br />

Heimat zurück.<br />

Der MGV Schlanders verband die Kulturreise mit der Teilnahme an einem<br />

internationalen Chorwettbewerb.<br />

Von Lana ins Wallis<br />

Der Pfarrchor Lana zu Gast in der Schweiz<br />

Chorgesang verbindet über Grenzen hinaus,<br />

denn seit geraumer Zeit besteht zwischen<br />

dem Pfarrchor Lana und dem Gesangverein<br />

Salgesch im schweizerischen Kanton<br />

Wallis, Bezirk Leuk, eine freundschaftliche<br />

Verbundenheit.<br />

Bereits vor zwei Jahren war die Schweizer<br />

Sängerschar mit Obmann Hugo Cina<br />

und Chordirigent Norbert Carlen in Lana<br />

zu Gast. Als Gegenzug führte der heurige<br />

Sommerausflug die Sängerinnen und Sänger<br />

des Pfarrchores Lana in die Schweiz, ins<br />

bekannte Weindorf Salgesch im Rhonetal.<br />

Mit von der Partie waren Obmann Richard<br />

Passler und Chorleiterin Ingrid Rieder.<br />

Wichtigkeit gemeinsamen<br />

Musizierens<br />

und Weinverkostung in herrlich freier Natur.<br />

Höhepunkt des Chortreffens bildete der<br />

gemeinsam gesungene Gottesdienst in der<br />

Pfarrkirche zum Hl. Johannes in Salgesch –<br />

„Missa brevis in C“ von Gounod, „Halleluia“<br />

von Haydn und „Ubi caritas et amor“ von<br />

Albrecht −, abwechselnd dirigiert von Ingrid<br />

Rieder und Norbert Carlen. Die zahlreich<br />

gekommenen Kirchenbesucher dankten mit<br />

herzlichem Applaus. Nach der Messfeier<br />

trafen sich beide Chöre sowie die Gastfamilien<br />

zu einem heiteren Beisammensein,<br />

bei dem es allerlei Schweizer Spezialitäten<br />

zu verkosten gab − natürlich garniert mit<br />

viel Musik und Gesang. Zum krönenden Abschluss<br />

dieses gelungenen Chortreffens gab<br />

es ein herzhaftes Frühstück in der Bürgerstube<br />

von Salgesch. Mit vielen guten Eindrücken,<br />

verbunden mit einem Dankeschön<br />

an die Schweizer Sängerfreunde, erfolgte<br />

die Heimreise nach Lana.<br />

Maria Sulzer<br />

Es folgten zwei erlebnisreiche Tage, unter<br />

anderem mit einer geführten Wanderung<br />

durch wunderbare Weingärten, vorbei<br />

an Naturseen – artenreich an Flora und<br />

Fauna − sowie eine anschließende Käse-<br />

Der Pfarrchor Lana mit Chorleiterin Ingrid Rieder und Gesangverein Salgesch mit<br />

Chorleiter Norbert Carlen<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 15


Stimmgabel<br />

Musik bewegt<br />

Singgruppe Madlain - Lana<br />

Dass Musik bewegt, zeigte kürzlich das Konzert<br />

der Singgruppe Madlain im Raiffeisenhaus<br />

Lana. Musik und Bewegung flossen in<br />

einem musikalischen Spaziergang kunterbunt<br />

und harmonisch ineinander. Die Madlains,<br />

unter der Leitung von Helene Mittersteiner,<br />

erfreuten das Publikum im ersten<br />

Teil des Konzerts mit einem rhythmischen<br />

Sprechstück, einem Kanon, einem „Liadergreaschtl“<br />

und einem Tanzlied.<br />

Die Madlains hatten Gäste eingeladen: Der<br />

Männerchor „Armentara“ aus Wengen unter<br />

der Leitung von Elio Clara begeisterte<br />

das Publikum mit ladinischen, deutschen<br />

und italienischen Liedern. Das Männerquintett<br />

„Quint“ aus Meran, das es seit fünf<br />

Jahren gibt, erhielt für die flotte Darbietung<br />

von Klassikern der Comedian Harmonists<br />

aus den 20er Jahren viel Applaus.Mit bekannten<br />

alten Schlagern und unter der Leitung<br />

von Birgit Laimer traten die Madlains<br />

ein zweites Mal auf die Bühne. Und wieder<br />

erlebte das Publikum Musik und Bewegung<br />

vereint und konnte bekannte Melodien<br />

erleben. Im Schlusssong „Only You“<br />

vereinten sich die Melodie mit dem Rhythmus,<br />

die Frauen mit den Männerstimmen.<br />

Für viel Bewegung während und zwischen<br />

den musikalischen Darbietungen sorgte die<br />

Jugendgruppe des Zirkusvereins Animativa,<br />

geleitet von Sepp Marmsoler. Die Zirkusdamen<br />

überraschten die Zuschauer mit spannenden<br />

Kunststücken in den Lüften oder auf<br />

dem Seil, die sich harmonisch mit den Liedern<br />

vereinten. Durch den Abend führte der<br />

Lananer Moderator Simon Waldner. Die Singgruppe<br />

Madlain dankt der Marktgemeinde<br />

Lana und der Raiffeisenkasse Lana für ihre<br />

wohlwollende Unterstützung. Der Dank geht<br />

auch an alle Mitwirkenden und an die Obfrau<br />

der Singgruppe Madlain Giuliana Molino<br />

für ihren unermüdlichen Einsatz.<br />

Zirkus und Gesang mit Freunden – die Madlains gestalteten ein bewegtes und bewegendes Konzert.<br />

Chorfestival auf Schloss Rodenegg<br />

Bezirk Eisacktal-Wipptal<br />

Das Chorfestival <strong>2014</strong> des Bezirks Eisacktal-Wipptal fi ndet am Sonntag, 21. September,<br />

in den geschichtsträchtigen Mauern und in der wunderbaren Kulisse von Schloss<br />

Rodenegg statt. Die Chöre treffen sich um 9.30 Uhr in der Pfarrkirche von Rodeneck,<br />

wo sie gemeinsam den Eröffnungsgottesdienst feiern. Anschließend singen die Chöre<br />

an verschiedenen Plätzen in und um Schloss Rodeneck. Jedem Chor stehen ca. 10<br />

Minuten Singzeit zur Verfügung. Die Bäuerinnen von Rodeneck werden für das leibliche<br />

Wohl sorgen. Im Rahmenprogramm werden die Ritter von Andrian mittelalterliche<br />

Unterhaltung anbieten, so u.a. mittelalterliche Tänze, Schwertkämpfe und Rüstungsanprobe<br />

für Kinder. Ein kostenloser Buszubringerdienst ab Sterzing und Waidbruck<br />

wird eingerichtet. Alle Freunde der Chormusik sind eingeladen!<br />

16<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Vorweg<br />

Blasmusik<br />

Ein Meilenstein<br />

in der Stabführerausbildung<br />

Neue DVD zum Buch „Musik in Bewegung“<br />

n Bereich „Muim<br />

optischen<br />

sein. Natürlich<br />

“ (5. Auflage).<br />

Arbeitsgruppe<br />

oller Arbeit die<br />

roben mit den<br />

Lehrbuches<br />

, Musikkapelle<br />

MUSIK IN<br />

BEWEGUNG<br />

DVD zum Buch „Musik in Bewegung“<br />

Im Zuge der Erarbeitung des Buches und<br />

der Beratungen über Aufbau und Lerninhalte<br />

der Kurse entstand die Idee zur Verwirklichung<br />

einer Power-Point-Präsentation.<br />

Dabei dachte man in erster Linie an einen<br />

Leitfaden für die Stabführerkurse, der als<br />

Ergänzung zum neu erschienenen Buch<br />

dienen sollte. Der Aufbau ist in zehn Kapiteln<br />

gegliedert. Vorteilhaft sind vor allem<br />

die integrierten Filmclips in den jeweiligen<br />

Kapiteln, die nach Wunsch angesehen werden<br />

können, ohne ein Programm ändern<br />

zu müssen. Auch hierfür konnten viele<br />

Filmsequenzen des VSM-Videos verwendet<br />

werden. Lediglich jene Abfolgen, die nicht<br />

mehr den neuen Vereinbarungen entsprachen,<br />

wurden in Oberösterreich mit einem<br />

Südtiroler Filmteam neu aufgenommen.<br />

18.03.14 14:47<br />

Vor zehn Jahren wurde der Videofi lm zur<br />

Musik in Bewegung im Verband Südtiroler<br />

Musikkapellen (VSM) als Videokassette und<br />

DVD präsentiert und fand in Südtirol und darüber<br />

hinaus großen Anklang.<br />

Seit dem Jahre 2004 treffen sich alle<br />

Landesstabführer des Österreichischen<br />

Blasmusikverbandes jährlich zweimal zu<br />

einer Konferenz, bei der man sich in erster<br />

Linie zum Ziel setzt, Verbesserungen<br />

und Vereinheitlichungen der Musik in<br />

Bewegung auf Bundesebene zu erreichen.<br />

Vorerst ging man daran, das bestehende<br />

Buch von Grund auf neu zu<br />

gestalten. Ein großes Augenmerk wurde<br />

dabei auf die neuen Bewertungsformulare<br />

der Marschmusik gelegt, die auf<br />

der Basis der seit 1997 im VSM angewandten<br />

Formulare erarbeitet wurden.<br />

Nach lang anhaltenden Diskussionen<br />

über die Defi nition der vereinheitlichten<br />

Varianten konnte im Jahre 2011 das<br />

neue Buch endlich freigegeben werden.<br />

Dabei konnte auf viele Skizzen und Ablaufdiagramme<br />

des VSM-Videos zurückgegriffen<br />

werden.<br />

Wichtiges Hilfsmittel<br />

Mit der neuen DVD zum Buch „Musik<br />

in Bewegung“ wurde ein weiterer wichtiger<br />

Meilenstein in Bezug auf das Ausbildungsangebot<br />

gesetzt. Dieses sehr intuitiv<br />

aufgebaute Hilfsmittel soll nicht nur<br />

für Stabführerkurse zum Einsatz kommen,<br />

sondern eignet sich sehr wohl auch für jeden<br />

Stabführer. Zum einen kann er sich<br />

jederzeit konkrete Themen wieder veranschaulichen.<br />

Zum anderen eignet sich<br />

die DVD für Kapellen, wenn neue Bewegungsformationen<br />

eingelernt oder aufgefrischt<br />

werden sollen. Die DVD ist, so wie<br />

Toni Profanter<br />

auch das neue Buch, bei Musik Walter in<br />

Bozen erhältlich.<br />

Es bleibt nur zu wünschen, dass sich<br />

möglichst viele Kapellen dieses interessante<br />

Lehrmittel zulegen und dass sich dadurch<br />

auch die Kompetenz und das Führungsverhalten<br />

des Stabführers in den Kapellen<br />

festigen und weiterentwickeln mögen.<br />

Vielleicht gibt gerade dies einen Ansporn<br />

für die Bewusstseinsbildung zur Musik in<br />

Bewegung.<br />

Der Verbandsstabführer<br />

Toni Profanter<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 17


Das Thema<br />

Musik in Bewegung ist<br />

keine Nebensache<br />

Ein Plädoyer für musikalische Gleichberechtigung<br />

Die Musikkapelle Mauls (Die Fotos zum Artikel stammen vom 4. ÖBV-Bundeswettbewerb „Musik in Bewegung“ in Sand in Taufers<br />

(Juli 2013) - © Robert Gasteiger, Fotoklick.<br />

Das Jahr 2013 stellte für die Musik in<br />

Bewegung im Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) einen besonderen Höhepunkt<br />

dar, wurde doch der Verband in Zusammenarbeit<br />

mit der Gemeinde Sand in<br />

Taufers mit der Austragung des 4. ÖBV-<br />

Wettbewerbes der Musik in Bewegung betraut.<br />

Vor traumhafter Kulisse und optimalen<br />

Rahmenbedingungen trafen sich Spitzenkapellen<br />

aus acht Bundesländern Österreichs<br />

zum bisher sicherlich besten Wettbewerb<br />

dieser Ausrichtung. Wie bei anderen<br />

Wettbewerben im Konzert- und Jugendbereich<br />

konnte der VSM als Partnerverband<br />

auch eine Kapelle stellen. Erfreulich war<br />

auch die Mitwirkung weiterer fünf Südtiroler<br />

Kapellen und einer Jugendkapelle, die<br />

bei ihrem Vorprogramm zum Wettbewerb<br />

überzeugen und somit auch zur Breitenwirkung<br />

der Musik in Bewegung einen nachhaltigen<br />

Beitrag leisten konnten.<br />

Es wurde somit wieder unter Beweis<br />

gestellt, dass die Südtiroler Musikkapellen<br />

auch auf höchster Ebene mithalten<br />

können!<br />

Ebenso beim Marschmusikwettbewerb<br />

in Sterzing hinterließen alle Kapellen einen<br />

hervorragenden Eindruck. Nicht weniger<br />

als vier Kapellen wagten sich sogar in der<br />

Stufe E der Jury zu stellen. Diese zwei Veranstaltungen<br />

innerhalb von drei Wochen<br />

gaben Anlass zur Freude und Gewissheit,<br />

viele Kapellen für besondere Auftritte und<br />

Wettbewerbe motiviert zu haben.<br />

Ist das nur die Spitze des<br />

Eisbergs?<br />

Jedoch mussten wir im heurigen Jahr<br />

die kalte Dusche erleben. Der im Rahmen<br />

des Bezirksmusikfestes von Schlanders<br />

ausgeschriebene Marschmusikwettbewerb<br />

musste wegen zu geringer Teilnahme leider<br />

abgesagt werden. Das gibt uns Verantwortlichen<br />

im Verband wirklich zu denken.<br />

Sicher, man sollte nicht gleich alles<br />

schwarzmalen, denn es hat sich in den letzten<br />

zwei Jahrzehnten in einigen Belangen<br />

vieles zum Guten bewegt. Man denke nur<br />

an die Ausbildungsangebote, die Marschdarbietungen<br />

bei diversen Verbands- und<br />

Bezirksveranstaltungen. Aber ist das vielleicht<br />

nur die Spitze des Eisberges? Natürlich<br />

sind Marsch- oder auch Konzertbewertungen<br />

nicht das Allheilmittel, aber<br />

sie stellen dennoch einen Gradmesser dar,<br />

in welchem Bereich sich eine Kapelle weiterentwickeln<br />

möchte.<br />

Wo kann der Hebel angesetzt<br />

werden?<br />

In Blasmusikkreisen kursiert vorwiegend<br />

die Meinung, dass die Qualität einer Kapelle<br />

– abgesehen von Wertungsspielen<br />

oder Marschwettbewerben - nur am Niveau<br />

des Jahreskonzertes gemessen wird.<br />

Gerade dies ist ein Grund dafür, dass das<br />

Image des Blasmusikwesens nicht das ist,<br />

was wir uns wünschen.<br />

Bedingt durch die immer größer werdende<br />

Tendenz, dass Kapellmeister nicht<br />

aus den eigenen Reihen kommen, fühlt<br />

sich oftmals musikalisch niemand so direkt<br />

verantwortlich für einen sauber gespielten<br />

Straßenmarsch, einen Prozessions- oder<br />

Trauermarsch. Seien die Kapellmeister<br />

mal ganz ehrlich: Wie viel Probenaufwand<br />

wird dafür in Anspruch genommen? Unter<br />

18<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Die Musikkapelle Villnöß<br />

Die Musikkapelle Wengen<br />

Pflege der Musik in Bewegung ist keinesfalls<br />

nur das saubere Marschieren zu verstehen.<br />

Oh nein! Die Musik steht auch bei<br />

der Musik in Bewegung an oberster Stelle.<br />

Es sollte eine Selbstverständlichkeit<br />

sein, dass ein Stabführer beim Kapellmeister<br />

um das Abhalten einer<br />

oder mehrerer Marschierproben nicht<br />

kämpfen muss!<br />

Die Fragebogenaktion im Jahre 2005<br />

hat aufgezeigt, dass im Durchschnitt pro<br />

Jahr lediglich ein bis zwei Marschierproben<br />

durchgeführt werden. Auch bei der Musik<br />

in Bewegung müssen sich die Verantwortlichen<br />

in den Kapellen Ziele setzen, sodass<br />

Proben auch Sinn ergeben. Der Teilnahmedurchschnitt<br />

bei den in Südtirol angebotenen<br />

Marschbewertungen liegt bei rund<br />

sechs Prozent im Vergleich zu zirka 70<br />

Prozent auf gesamter ÖBV-Ebene. Diese<br />

Gegenüberstellung sollte keineswegs als<br />

Qualitätsgegenüberstellung verstanden werden,<br />

aber trotzdem unterstreicht diese Analyse<br />

eine bestimmte Abneigung zu Bewertungen<br />

im Allgemeinen. Man kann sicher<br />

nicht abstreiten, dass eine Marschbewertung<br />

in Abständen von etwa fünf Jahren<br />

noch wichtiger ist als jene im konzertanten<br />

Bereich. Warum wohl? Mittlerweile gibt nahezu<br />

jede Kapelle ein Jahreskonzert, auf<br />

das man sich intensiv vorbereitet. Trifft dies<br />

in der Marschmusik auch zu?<br />

Der große Durchschnitt der Stabführer<br />

nützt nur im geringen Ausmaß die notwendigen<br />

Ausbildungsmöglichkeiten, bevor er<br />

sich zum ersten Mal vor die Kapelle stellt.<br />

Das Angebot an Aus- und Weiterbildung<br />

wird dauernd ergänzt und optimiert. Eine<br />

wertvolle Hilfestellung gibt den Stabführern<br />

und Kapellen sicherlich die neu erschienene<br />

DVD mit einer Power-Point-Präsentation<br />

und integrierten Filmclips.<br />

Umfragen haben ergeben, dass nur in<br />

wenigen Kapellen der Stabführer im Ausschuss<br />

sitzt, obwohl er für einen wichtigen<br />

Bereich des Musizierens in der Kapelle<br />

verantwortlich zeichnet. Dies würde<br />

sicher dazu beitragen, das Bewusstsein<br />

für die Musik in Bewegung bei den Verantwortlichen<br />

zu stärken.<br />

Der Stabführer muss seine Führungsaufgabe<br />

bewusst wahrnehmen und nutzen<br />

können, um erfolgreich zu sein.<br />

Die Musikkapelle Rodeneck<br />

Es möge nun der Eindruck entstehen,<br />

es seien nur das Umfeld und die vereinsinternen<br />

Voraussetzungen verantwortlich<br />

für eine erfolgreiche Arbeit des Stabführers.<br />

Letztendlich muss sich jeder Verantwortliche<br />

in einem Verein für seine Zuständigkeiten<br />

einsetzen und dies gilt auch für<br />

die Stabführer. Kreativität und Visionen<br />

sind wie das Salz in der Suppe. Dort, wo<br />

Einfallsreichtum und Offenheit für neue<br />

Wege in einem Verein, oder noch besser,<br />

in den Köpfen Platz haben, da lebt auch<br />

der Geist der Begeisterung, der Freude und<br />

der Überzeugung. So kann die Aufführung<br />

einer selbst entwickelten Marschmusikshow<br />

einerseits dazu beitragen, elementare<br />

Formationen zu optimieren, andererseits<br />

ein bleibendes Erfolgserlebnis für die<br />

gesamte Kapelle darstellen.<br />

In der Führungsetage einer jeden Kapelle<br />

(betrifft nicht nur den Stabführer)<br />

muss die Überzeugung Platz haben, dass<br />

die Musik in Bewegung KEINE Nebensache<br />

ist, sondern ein wichtiger Bestandteil<br />

musikalischen Wirkens in der Kapelle.<br />

Fachgruppe Stabführer im VSM<br />

(Toni Profanter, Erwin Rechenmacher,<br />

Andreas Lanthaler, Valentin Domanegg,<br />

Frank Malfertheiner und Hansjörg Algrang)<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 19


Aus Verband und Bezirken<br />

Zur 625-sten Vorstandssitzung<br />

ins Sarntal<br />

Die VSM-Verbandsführung tagte Ende Mai in Durnholz<br />

Der Vorstand des Verbandes Südtiroler Musikkapellen (VSM) wurde von der Kulturreferentin Karolina Maria Stofner Premstaller<br />

und Bürgermeister Franz Locher (Fünfte und Siebter v.l.) in Durnholz willkommen geheißen.<br />

Am 31. Mai hat der Vorstand des Verbandes<br />

Südtiroler Musikkapellen (VSM)<br />

seine 625. Sitzung in Durnholz abgehalten.<br />

Auf Einladung des VSM-Bezirksobmannes<br />

und der örtlichen Musikkapelle<br />

fand die Sitzung im Mehrzwecksaal des<br />

erst vor wenigen Jahren neu errichteten<br />

Schulgebäudes statt.<br />

Normalerweise trifft sich der VSM-Vorstand<br />

zu fünf bis sechs Sitzungen im Jahr<br />

am Verbandssitz im Waltherhaus in Bozen.<br />

Jede 25. Sitzung wird traditionsgemäß als<br />

"Jubiläumssitzung" in jeweils einem anderen<br />

der sechs Bezirke und in einem besonderen<br />

Rahmen abgehalten. Nach der<br />

600. Vorstandsitzung im <strong>August</strong> 2010 im<br />

Gsieser Tal waren die Verbandsfunktionäre<br />

diesmal nach Durnholz eingeladen. Dort<br />

wurden sie von Franz Premstaller, Obmann<br />

der örtlichen Musikkapelle, und der Böhmischen<br />

"Durnholz 7" empfangen. Bürgermeister<br />

Franz Locher und seine Stellvertreterin<br />

und Kulturreferentin Karolina<br />

Maria Stofner Premstaller hießen die Gäste<br />

im Namen der Gemeinde aufs Herzlichste<br />

willkommen. In ihren Grußworten<br />

haben sie die rund 6800 Einwohner<br />

zählende Gemeinde mit ihren 28 Fraktionen<br />

vorgestellt und die Besonderheiten<br />

des Sarntals hervorgehoben. Locher verwies<br />

auf die vielfältige Vereinsarbeit der<br />

130 Vereine in den Dörfern und zählte die<br />

Musikkapellen zu den wichtigsten Kulturträgern.<br />

Er bedankte sich beim Verband<br />

für die wertvolle Arbeit. Fauster gab postwendend<br />

den Dank an den Bürgermeister<br />

stellvertretend für alle Gemeinden<br />

des Landes, die die Kapellen tatkräftig<br />

unterstützen, zurück. Im Anschluss fand<br />

im Mehrzwecksaal der Grundschule die<br />

Vorstandssitzung statt. Nachdem die Tagesordnung<br />

abgehakt war, waren die Vorstandsmitglieder<br />

zum Mittagessen im "Jägerhof"<br />

eingeladen. Mit der Besichtigung<br />

der Durnholzer St.-Nikolaus-Kirche mit<br />

ihren wertvollen gotischen Fresken aus<br />

dem frühen 15. Jahrhundert und des<br />

noch älteren und original erhaltenen Rohrer-Hauses<br />

in Sarnthein fand das Treffen<br />

seinen Ausklang.<br />

Stephan Niederegger<br />

20<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Sechs neue Kapellmeister gekürt<br />

Abschluss des VSM-Kapellmeisterlehrgangs 2011-<strong>2014</strong><br />

Im Herbst 2011 haben sie den Lehrgang<br />

zur Kapellmeisterausbildung des Verbandes<br />

Südtiroler Musikkapellen (VSM) begonnen.<br />

Anfang Juni dieses Jahres fand die praktische<br />

Abschlussprüfung mit der Musikkapelle<br />

St. Lorenzen als Übungskapelle statt.<br />

Alle sechs Kandidaten haben die Prüfung<br />

bestanden, freute sich Verbandskapellmeister<br />

Sigisbert Mutschlechner.<br />

Die Ausbildung der Kapellmeister ist eine<br />

der ureigensten Aufgaben des VSM, bekräftigte<br />

Mutschlechner. Diese soll mit dem<br />

Schuljahr <strong>2014</strong>/15 auf eine neue Ebene gestellt<br />

werden. In Zusammenarbeit mit den<br />

Musikschulen wird die Kapellmeisterausbildung<br />

in Zukunft an sechs Schulstellen<br />

des Landes angeboten. Für das erste<br />

Schuljahr sind bereits knapp 30 Anmeldungen<br />

vorgemerkt. Der bisher vom Verband<br />

selbst organisierte und angebotene<br />

Lehrgang ist in dieser Form ein Auslaufmodell,<br />

weshalb die heurige Abschluss-<br />

prüfung daher auch das Ende dieses Weiterbildungsangebotes<br />

auf Verbandsebene<br />

eingeläutet hat. Im Herbst wird kein neuer<br />

Kurs ausgeschrieben. Nur mehr die beiden<br />

derzeit laufenden Lehrgänge werden<br />

2015 und 2016 zu Ende geführt.<br />

Für die öffentliche Abschlussprüfung<br />

des vor drei Jahren begonnenen Kurses<br />

hat sich die Musikkapelle St. Lorenzen<br />

als Übungskapelle zur Verfügung gestellt.<br />

Bereits vorab haben die Kandidaten<br />

die schriftlichen Prüfungen in Gehörbildung,<br />

Tonsatz und Instrumentation abgelegt.<br />

In der öffentlichen Probe mussten<br />

sie ein der Kapelle bereits bekanntes<br />

Stück dirigieren und zudem ein neues, so<br />

genanntes „Prima-Vista-Stück“ proben.<br />

Im zweiten Teil der praktischen Prüfung<br />

zeigten die Kandidaten tags darauf mit<br />

einem kleinen Ensemble noch einmal<br />

ihre Dirigierfähigkeiten und Probenmethodik.<br />

Verbandskapellmeister Sigisbert<br />

Mutschlechner freute sich, dass alle Kandidaten<br />

die Prüfung bestanden haben,<br />

und bedankte sich bei der Übungskapelle:<br />

„Es ist toll, dass Kapellen sich neben<br />

ihrem zeitaufwändigen Engagement<br />

als Übungskapellen zur Verfügung stellen,<br />

um den angehenden Kapellmeistern<br />

diese praktische Ausbildungsmöglichkeit<br />

zu bieten.“ Einen besonderen Dank<br />

richtete er an die Lehrerkollegen Philipp<br />

Kufner (Dirigieren), Markus Silbernagl<br />

(Tonsatz) und Gottfried Veit (Instrumentation),<br />

die sich „mit viel Herzblut und Engagement<br />

für den Kapellmeisternachwuchs<br />

einsetzen.“ Gemeinsam mit VSM-Bezirksobmann<br />

Hans Hilber gratulierte er den<br />

„frisch gebackenen“ Kapellmeistern zum<br />

Erfolg und lud sie ein, nun hinaus in die<br />

Kapellen zu gehen und dort ihre Fähigkeiten<br />

am Dirigentenpult, aber auch als<br />

Musikanten bestmöglich einzubringen.<br />

Stephan Niederegger<br />

Die sechs neuen Kapellmeister (1. Reihe v.l.): Georg Plazza, Welschellen (s. gut), Matthias Prader, Brixen (ausgezeichnet), Daniel<br />

Niederegger, St. Lorenzen (ausgezeichnet), Markus Gufl er, Meran (ausgezeichnet), Johannes Senoner Pircher, St. Peter i. Ahrntal<br />

(ausgezeichnet), Matthias Baur, Toblach (s. gut) mit dem Lehrerteam (2. Reihe v.l.): Philipp Kufner, Sigisbert Mutschlechner,<br />

Markus Silbernagl, Gottfried Veit<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 21


Aus Verband und Bezirken<br />

„Wir haben tolle Literatur gehört“<br />

VSM-Konzertwertungen in Wiesen<br />

Die MK Pflersch unter der Leitung von Kpm. Florian Penz trat<br />

in der Mittelstufe (B) an und erreichte mit 91,33 Punkten die<br />

höchste Punktezahl des Tages.<br />

Die MK St. Georgen unter der Leitung von Kpm. Hans<br />

Mitterhofer trat in der Kunststufe (D) an und erreichte 90,08<br />

von 100 Punkten.<br />

Am 23. und 24. Mai hat der Bezirk Sterzing<br />

im Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) zur Konzertwertung in das Haus der<br />

Dorfgemeinschaft in Wiesen eingeladen. 17<br />

Musikkapellen aus Südtirol und eine Gastkapelle<br />

aus Nordtirol sind der Einladung<br />

gefolgt und haben sich der dreiköpfigen<br />

Jury gestellt. Vier Kapellen erreichten mehr<br />

als 90 Punkte: Die Musikkapelle St. Georgen<br />

in der höchsten Stufe D (Kunststufe),<br />

die Bürgerkapelle Sterzing in der Stufe C<br />

(Oberstufe) sowie die Knappenkapelle Ridnaun<br />

und die Musikkapelle Pflersch in der<br />

Stufe B (Mittelstufe).<br />

Jede Musikkapelle spielte ein Pflichtstück,<br />

das für die jeweilige Stufe vorgegeben<br />

war – mit dem Schwerpunkt „Suite“.<br />

Außerdem wählte jede Kapelle noch selbst<br />

ein Stück, das sie vor den Juroren Thomas<br />

Ludescher (Vorarlberg), Klaus Vinatzer<br />

(Salzburg) und Georg Horrer (Südtirol)<br />

und dem Publikum zum Besten gab.<br />

Bewertet wurde die Leistung der Musikkapellen<br />

nach zehn Kriterien des inter-<br />

Die Ergebnisse der Konzertwertung (gereiht nach der Reihenfolge ihrer Auftritte):<br />

Musikkapelle Ratschings (Kpm. Klaus Keim), Stufe A: 87,08 Punkte<br />

Vereinskapelle Gossensaß (Kpm. Johann Heidegger), Stufe B: 85,75 Punkte<br />

Bürgerkapelle Mühlbach (Kpm. Helmut Weissteiner), Stufe B: 86,50 Punkte<br />

Musikkapelle Kollmann (Kpm. Peter Golser), Stufe B: 87,75 Punkte<br />

Musikkapelle Pflersch (Kpm. Florian Penz), Stufe B: 91,33 Punkte<br />

Musikkapelle Prags (Kpm. Martin Preindl), Stufe B: 85,0 Punkte<br />

Knappenkapelle Ridnaun (Kpm. Sieghard Helfer), Stufe B: 90,17 Punkt<br />

Musikkapelle Wiesen (Kpm. Joachim Bacher), Stufe C: 89,08 Punkt<br />

Musikkapelle Innerpfitsch (Kpm. Martin Rainer), Stufe C: 85,17 Punkte<br />

Bürgerkapelle Sterzing (Kpm. Roland Fidler), Stufe C: 90,17 Punkte<br />

Musikkapelle Mühlwald (Kpm. Andreas Pramstraller), Stufe C: 86,92 Punkte<br />

Musikkapelle Pfalzen (Kpm. Matthias Kirchler), Stufe C: 87,92 Punkte<br />

Musikkapelle Luttach (Kpm. Georg Kirchler), Stufe C: 88,85 Punkte<br />

Musikkapelle Inzing/Nordtirol (Kpm. Andreas Kranebitter), Stufe D: 84,92 Punkte<br />

Musikkapelle St. Georgen (Kpm. Hans Mitterhofer), Stufe D: 90,08 Punkte<br />

Die Musikkapellen Jaufental (Kpm. Michael Bacher), Sarnthein (Kpm. Hugo Laimer)<br />

und Jenesien (Kpm. Ralf Stefan Troger) nahmen am Kritikspiel ohne Bewertung teil.<br />

Juror Thomas Ludescher<br />

Verbandskapellmeister Sigisbert<br />

Mutschlechner<br />

22<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

nationalen Musikbundes CISM. Unter<br />

anderem ging es um die Ton- und Klangqualität,<br />

Interpretation und Stilempfinden<br />

sowie Stimmung und Intonation. Vor der<br />

Bekanntgabe der Punkte in der Festhalle<br />

Wiesen führte jede Musikkapelle ein Gespräch<br />

mit der Jury, bei dem Bewertung<br />

und Leistung besprochen und Anregungen<br />

gegeben wurden.<br />

Beim Festakt dankte VSM-Bezirksobmann<br />

Meinhard Oberhauser der Musikkapelle<br />

Wiesen für die Organisation sowie<br />

allen Unterstützern und Sponsoren. Landesrat<br />

Philipp Achammer zeigte sich erfreut<br />

über die Teilnahme der 18 Kapellen,<br />

die immer wieder bestrebt seien, sich weiterzuentwickeln<br />

und zu überlegen, wie sie<br />

noch besser werden könnten. „Als eines<br />

der Ziele wurde im Programmheft die Hebung<br />

des musikalischen Niveaus genannt.<br />

Diesen Satz kann ich nur unterstreichen.<br />

Das Niveau aller Musikkapellen war sehr<br />

hoch“, betonte Verbandskapellmeister Sigisbert<br />

Mutschlechner. Alle Kapellen hätten<br />

sich vorbildlich vorbereitet. Jury-Mitglied<br />

Thomas Ludescher meinte: „In allen<br />

Stufen haben wir tolle Literatur gehört, die<br />

Musikkapellen haben fantastisch musiziert.<br />

Die Entwicklung ist auf dem richtigen<br />

Weg“. Nun liege es an jeder Musikkapelle,<br />

das erhaltene Feedback zu studieren, zu<br />

hinterfragen und den nächsten Entwicklungsschritt<br />

zu machen. „Die Freude, die<br />

man hier gespürt hat, ist das, worum es in<br />

der Blasmusik eigentlich geht“, sagte er.<br />

Margit Fuchs<br />

verband<br />

südtiroler<br />

musikkapellen<br />

Programmvorschau<br />

Dreimonatskalender<br />

Datum Veranstalter Veranstaltung Ort Haus Beginn<br />

OKT. SEP. AUGUST<br />

Mo-Sa, 18.-23. <strong>August</strong> <strong>2014</strong> Bezirk Schlanders Bezirks-Jungbläsertage Burgeis Fürstenburg 09.00<br />

Mo-Sa, 25.-30. <strong>August</strong> <strong>2014</strong> Bezirk Sterzing Bezirks-Jungbläsertage Telfes Kulturhaus 09.00<br />

Di-Sa, 26.-30. <strong>August</strong> <strong>2014</strong> Bezirk Brixen Bezirks-Jungbläsertage Natz Fürstenhof 09.00<br />

Mo, 8. September <strong>2014</strong> VSM Stabführer – Abschlusskurs 1.Teil Stegen Mehrzwecksaal 19.30<br />

So, 14. September <strong>2014</strong> Bezirk Bruneck Jugendkapellentreffen St.Lorenzen Musikpavillon 10.00<br />

Fr-Sa, 10.-11. Oktober <strong>2014</strong> VSM 4. Seminar für Führungskräfte, 1.Modul Brixen Cusanus Akademie 14:30<br />

Fr-So, 24.-26. Oktober <strong>2014</strong> ÖBJ / VSM Bundeswettbewerb Musik in kleinen Gruppen Toblach Grand Hotel<br />

Sa, 25. Oktober <strong>2014</strong> VSM Konzert des SJBO Toblach Grand Hotel 20,00<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des <strong>KulturFenster</strong>s ist<br />

Montag, 15. September <strong>2014</strong>. Bitte Termin genau beachten!<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 23


Blasmusik International<br />

Eine Brücke zwischen E und U<br />

20. Auflage der Innsbrucker Promenadenkonzerte<br />

Der Innenhof der Kaiserlichen Hofburg<br />

am Fuße der Innsbrucker Nordkette wurde<br />

im Juli wieder zum beliebten „Konzertsaal“<br />

für Tausende. Als kleine Idee im Garten<br />

der Siebererschule geboren und später<br />

in die Hofburg übersiedelt, sind die Innsbrucker<br />

Promenadenkonzerte in diesem<br />

einmaligen musikalischen und architektonischen<br />

Rahmen mittlerweile zu einer<br />

nicht mehr wegzudenkenden Tradition<br />

im Sommer der Nordtiroler Landeshauptstadt<br />

geworden. Die Konzertreihe entwickelte<br />

sich in den zwanzig Jahren ihres<br />

Bestehens neben Kerkrade in Holland oder<br />

Valencia in Spanien zu einer der wichtigsten<br />

und größten Konzertreihen für Blasund<br />

Bläsermusik.<br />

Landwehr Musique officielle Etat et Ville de Fribourg unter der Leitung von Isabelle<br />

Ruf-Weber beim Auftritt in der Innsbrucker Hofburg<br />

„Mit dem hohen musikalischen<br />

Anspruch wollen wir auch<br />

ganz bewusst nicht auf die altösterreichische<br />

Tradition mit den<br />

vielen Trachten- und Musikkapellen<br />

verzichten.“<br />

Alois Schöpf,<br />

Initiator und künstlerischer Leiter<br />

der Innsbrucker Promenadenkonzerte<br />

Die Promenadenkonzerte sind nicht<br />

nur Unterhaltung für Gäste und Einheimische<br />

auf höchstem Niveau, sondern<br />

üben auch eine Brückenfunktion zwischen<br />

„Ernster Musik“ und „Unterhaltungsmusik“<br />

aus. Damit führen sie die altösterreichische<br />

Tradition fort, Werke von großen<br />

Komponisten für Blas- und Militärmusikorchester<br />

einem breiten Publikum näherzubringen.<br />

Musikkapellen und Orchester<br />

aus Nord-, Süd- und Osttirol, aus acht<br />

österreichischen Bundesländern und<br />

ebenso vielen europäischen Staaten haben<br />

sich heuer in das Gästebuch eingetragen.<br />

Ob es eine Dorfkapelle aus Tirol ist oder<br />

ein professionelles Blasorchester aus Italien,<br />

eine Brass Band aus der Schweiz oder<br />

Frankreich oder eine Militärmusik aus Belgien<br />

oder Deutschland, es war auch heuer<br />

wieder ein „Who Is Who“ der Blas- und<br />

Bläsermusik: 33 Konzerte vom 2. bis 27.<br />

Juli mit 36 verschiedensten Formationen<br />

und Orchesterformen, vom kleinen achtköpfigen<br />

Ensemble bis hin zum großen<br />

Blasorchester mit 90 Musikerinnen und<br />

Musikern. Neu in diesem Jahr war zudem<br />

die Einbeziehung des Jazz und der<br />

Bigband unter anderem mit dem Tiroler<br />

Jazzorchester unter der Leitung der einheimischen<br />

Jazzgrößen Martin Ohrwalder<br />

und Florian Bramböck.<br />

Landwehr Freiburg/Fribourg<br />

Zwei Sprachen, ein Orchester und eine<br />

Frau, die keine Quote braucht<br />

Einer der vielen Höhepunkte war zweifelsohne<br />

der Auftritt der Landwehr Musique<br />

officielle Etat et Ville de Fribourg,<br />

dem Blasorchester des Kantons und der<br />

Stadt Freiburg an der deutsch-französischen<br />

Sprachgrenze, unter der Leitung<br />

von Isabelle Ruf-Weber. Nicht nur die wunderbare<br />

Uniform aus der napoleonischen<br />

Zeit ist es, die dieses Traditionsorchester<br />

auszeichnet. Auch als Klangkörper genießt<br />

das Orchester hohes Ansehen, nicht<br />

zuletzt aufgrund der hervorragenden Leitung<br />

durch Isabelle Ruf-Weber, die neben<br />

ihrer Arbeit als Blasorchesterdirigentin<br />

auch künstlerische Leiterin eines<br />

Opernhauses ist.<br />

Detail am Rande: Die Dirigentin ist mittlerweile<br />

auch in Südtirol keine Unbekannte<br />

mehr. Sie war fachkundige Wertungsrichterin<br />

bei den Konzertwertungsspielen 2013<br />

in Vöran und ist Gastreferentin des VSM.<br />

Gäste aus Südtirol<br />

Seit vielen Jahren sind auch Südtiroler<br />

Musikkapellen Dauergäste in Innsbruck –<br />

so auch bei der heurigen Jubiläumsaus-<br />

24<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Kpm. Hans Finatzer und die Musikkapelle St. Pauls beim Eröffnungskonzert in Innsbruck<br />

(im Bild mit der aus St. Petersburg stammenden Sopranistin Olga Tselinskaia)<br />

gabe: Nach dem Eröffnungskonzert der<br />

Musikkapelle St. Pauls spielte am 6. Juli<br />

die Bürgerkapelle Untermais (Kpm. Markus<br />

Müller) ein Matineekonzert. Am 27. Juli hat<br />

die Bürgerkapelle Schlanders (Kpm. Georg<br />

Horrer) die Konzertreihe abgeschlossen.<br />

Wer einmal dort war, der kommt wieder –<br />

und wer noch nicht da war, sollte sich auf<br />

alle Fälle den Termin fürs nächste Jahr bereits<br />

heute vormerken. Jedenfalls darf die<br />

Südtiroler Blasmusik stolz sein, dass sie<br />

mittlerweile zu den fixen Gästen in Innsbruck<br />

und damit zum internationalen Niveau<br />

der Blasmusikszene zählt.<br />

Stephan Niederegger<br />

VSM-Pressereferent<br />

Mit dem Aufmarsch von der Anna-<br />

Säule in die Altstadt und dem kurzen<br />

Standkonzert vor dem Goldenen<br />

Dachl (im Bild) hat die Bürgerkapelle<br />

Untermais ihr Matineekonzert eröffnet.<br />

Kpm. Georg Horrer hat mit der Bürgerkapelle Schlanders die heurige<br />

Jubiläumsausgabe der Innsbrucker Promenadenkonzerte abgeschlossen.<br />

„Die Einladung zu den Innsbrucker<br />

Promenadenkonzerten hat uns sehr<br />

gefreut. Besonders als direkte Folge<br />

unseres Erfolges beim Wertungsspiel<br />

2013 in Vöran ist dies die beste Antwort<br />

an die Musikantinnen und Musikanten,<br />

Bestätigung für unsere Bemühungen<br />

und Ausdruck der Leistung<br />

und Fähigkeit unserer Kapelle.“<br />

Markus Müller<br />

Kapellmeister der BK Untermais<br />

„Für die Musikkapelle St. Pauls war<br />

es als 'einfache' Dorfkapelle eine große<br />

Ehre, bei der Eröffnung der 20-sten<br />

Promenadenkonzerte mit dabei sein<br />

zu können. Vor allem auch, weil die<br />

Kapelle heuer ihr 250. Bestandsjubiläum<br />

feiert. Mein persönliches Ziel war<br />

es, dem hohen Niveau dieses Festivals<br />

künstlerisch und spieltechnisch<br />

gerecht zu werden.“<br />

Hans Finatzer<br />

Kapellmeister der MK St. Pauls<br />

„Wir haben die Einladung sehr gerne<br />

angenommen, wohl wissend, dass es für<br />

uns eine große Herausforderung sein<br />

wird, den Reigen der vielen verschiedenen<br />

Profi– und Laienorchester mit unserem<br />

Konzert abzuschließen. Für alle<br />

Musikantinnen und Musikanten bedeutete<br />

dies natürlich zudem eine sehr intensive<br />

Vorbereitung während der sonst<br />

üblichen Urlaubszeit, um den künstlerischen<br />

Ansprüchen und dem guten Ruf<br />

der Innsbrucker Promenadenkonzerte<br />

gerecht zu werden.“<br />

Georg Horrer<br />

Kapellmeister der BK Schlanders<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 25


Blasmusik International<br />

Matthäus Rieger ist<br />

neuer ÖBV-Präsident<br />

Der Obmann des Blasmusikverbandes Salzburg<br />

übernahm das Amt von Siegfried Knapp<br />

Der neue ÖBV-Präsident Matthäus Rieger (Mitte) mit seinen beiden Stellvertretern<br />

Dr. Friedrich Anzenberger (links) und Siegfried Knapp (rechts)<br />

Wie Erhard Mariacher, Chefredakteur der<br />

ÖBZ (Österreichische Blasmusikzeitung),<br />

in einer Presseaussendung mitteilt, wurde<br />

beim diesjährigen Kongress des Österreichischen<br />

Blasmusikverbandes ÖBV, der<br />

vom 19. bis 21. Juni in Zeillern / Niederösterreich<br />

stattfand, der Landesobmann<br />

des Blasmusikverbandes Salzburg und<br />

bisherige ÖBV-Vizepräsident, Matthäus<br />

Rieger, im Rotationsverfahren zum<br />

neuen ÖBV-Präsidenten bestimmt. Siegfried<br />

Knapp aus Tirol, der das Präsidentenamt<br />

im vergangenen Jahr innehatte,<br />

sowie der bisherige Bundesschriftführer<br />

Dr. Friedrich Anzenberger wurden<br />

zu Vizepräsidenten gewählt.<br />

<strong>KulturFenster</strong>: Sind Sie durch Ihre Familie<br />

musikalisch „vorbelastet“?<br />

Matthias Kirchler: Ja, mein Vater spielt<br />

schon seit über 40 Jahren das Flügelhorn<br />

in der Musikkapelle St. Johann.<br />

KF: Wer ist Ihr Vorbild?<br />

M. Kirchler: Ich mische mein Vorbild: das<br />

Gehör von Josef Feichter, die Dirigiertechnik<br />

von Philipp Kufner, das Organisationstalent<br />

von meinem Vater Seppl, und die<br />

menschlichen Züge meiner Mama Marlene!<br />

KF: Welche Charakterzüge schätzen Sie bei<br />

Ihren Mitmenschen am meisten?<br />

M. Kirchler: Humor, Respekt und Aufrichtigkeit.<br />

KF: Was möchten Sie noch erlernen bzw.<br />

wer oder was hätten Sie sein mögen?<br />

M. Kirchler: Ich bin ja Schlagzeuger, ein<br />

Blasinstrument spielen zu können wäre<br />

schon oft hilfreich!<br />

KF: Ihr/e Lieblingskomponist/en?<br />

M. Kirchler: a) in der Blasmusik: Stephen<br />

Melillo, Philip Sparke, Bert Appermont<br />

b) in der klassischen (bzw. „ernsten“) Musik:<br />

Ludwig van Beethoven, Gustav Mahler,<br />

Antonín Dvorák<br />

c) in Pop und Jazz: Ich höre gerne Indie<br />

und Britpop: Oasis, The Killers, The Kooks<br />

KF: Welche Methode/n des Einspielens bevorzugen<br />

Sie am Beginn einer Probe und<br />

warum gerade diese?<br />

M. Kirchler: Ich versuche, das Einspielen<br />

abwechslungsreich zu gestalten, sei es<br />

mal eine Tonleiter, ein einfacher Marsch<br />

in verschiedenen Tempi, oder verschiedene<br />

Kommunikationsübungen zwischen<br />

den Musizierenden und mir.<br />

KF: Wie gehen Sie mit dem Thema „Klangarbeit“<br />

um?<br />

M. Kirchler: Ich bin absolut überzeugt davon,<br />

dass Klang und Intonation am besten<br />

aus der Tiefe entstehen. Bass-Register –<br />

Blech sowie Holz – sind das Zentrum des<br />

Klanges. Deshalb sind diese in meiner<br />

Kapelle auch zentral positioniert. Ich versuche<br />

Klangarbeit vor allem so praktisch<br />

wie möglich zu gestalten: Stellen aus Stücken<br />

werden herausgenommen, gemeinsam<br />

analysiert und geprobt.<br />

KF: Gehen Sie beim Einstimmen nach einer<br />

bestimmten Methode vor?<br />

M. Kirchler: Ich stimme kurz die einzelnen<br />

Register durch, bevor ich den Stimmton<br />

von den tiefen zu den hohen Registern<br />

aufbaue.<br />

KF: Wie würden Sie als Dirigent Ihren Führungsstil<br />

bezeichnen?<br />

26<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Zur Person<br />

Blasmusik<br />

„Neues erfahren, Altes bewahren“<br />

Matthias Kirchler, Kapellmeister der Musikkapelle Pfalzen<br />

M. Kirchler: Autoritär und doch einfühlsam,<br />

diszipliniert und doch menschlich.<br />

Die Mischung macht’s!<br />

KF: Wie gehen Sie vor, wenn Sie beim<br />

Einstudieren eines neuen Stücks längerfristig<br />

Widerstände von Seiten der Musiker<br />

spüren?<br />

M. Kirchler: In meiner nicht allzu langen Kapellmeisterlaufbahn<br />

ist mir das zum Glück<br />

noch nicht passiert! Ich versuche aber bei<br />

der Stückauswahl auch darauf zu achten,<br />

dass vor allem schwierige Stücke gut ins<br />

Ohr gehen. Natürlich sollte man auch einen<br />

Weitblick in Bezug auf neue, teilweise<br />

schwerer verständliche Blasmusik-Literatur<br />

haben. Schritt für Schritt und mit viel<br />

Feingefühl müssen die Musikantinnen und<br />

Musikanten dafür sensibilisiert werden.<br />

KF: Welches Blasmusikwerk führen Sie am<br />

liebsten auf und warum?<br />

M. Kirchler: Momentan bin ich sehr vernarrt<br />

in das Werk „Lebuinus ex Daventria“<br />

von Peter Kleine Schaars. Eine tolle, abwechslungsreiche,<br />

aber schwierige Nummer.<br />

Das Stück ist sehr gut arrangiert, was<br />

auch die Probenarbeit erleichtert.<br />

KF: Welche Rolle spielen neuere Komponisten<br />

aus „Gesamttirol“ in Ihrer dirigentischen<br />

Arbeit?<br />

M. Kirchler: Im Moment leider noch keine!<br />

Demnächst werde ich mich aber mit unseren<br />

„neueren“ Komponisten auseinandersetzen.<br />

KF: Wie sieht es andererseits mit der sogenannten<br />

Tiroler Schule (Ploner, Thaler,<br />

Tanzer) im Repertoire Ihrer Kapelle aus?<br />

M. Kirchler: Es macht mich stolz, dass<br />

Komponisten wie Thaler und Tanzer aus<br />

meiner Heimat stammen! Trotz derzeitiger<br />

Diskussionen sind Märsche dieser Komponisten<br />

in meinem Repertoire; diese werden<br />

immer wieder gerne aufgeführt!<br />

KF: Welche Komponisten aus dem Rest<br />

des deutschen Sprachraums stehen bei<br />

Ihnen hoch im Kurs?<br />

M. Kirchler: Oliver Waespi, Franco Cesarini,<br />

Thomas Doss<br />

KF: Was war Ihr bislang einschneidendstes<br />

Blasmusikerlebnis?<br />

M. Kirchler: Das heurige Frühjahrskonzert<br />

mit „meiner“ Musikkapelle Pfalzen<br />

war ein sehr schönes Erlebnis. Es gehört<br />

zu den Momenten, wo man merkt, dass<br />

man während des Musizierens absolut verstanden<br />

wird und die Kommunikation zu<br />

hundert Prozent funktioniert. Für diesen<br />

schönen Moment danke ich allen meinen<br />

Musikantinnen und Musikanten!<br />

KF: Welche Hoffnungen und Wünsche<br />

haben Sie für die Zukunft der Blasmusikszene?<br />

M. Kirchler: Die Jugendarbeit läuft in vielen<br />

Kapellen sehr gut, und sie ist auch enorm<br />

wichtig. Trotzdem dürfen wir nie vergessen,<br />

wie wertvoll die ältere Generation von<br />

Musikanten in unseren Reihen ist, denn<br />

die Erfahrung, Zuverlässigkeit und Disziplin<br />

sind Eigenschaften, die meist ältere<br />

Musikanten mitbringen. Deshalb sollten<br />

– so wie die Jungmusikanten einen Ju-<br />

Matthias Kirchler, Kapellmeister<br />

der Musikkapelle Pfalzen, stellt<br />

sich gemeinsam mit „seinen“<br />

Musikantinnen und Musikanten gern<br />

den musikalischen Herausforderungen.<br />

gendleiter – auch die älteren Musikanten<br />

einen Ansprechpartner und ihren<br />

Vertreter im Vorstand haben. Mein<br />

Motto: Neues erfahren, Altes bewahren!<br />

KF: Können Sie einige Gedanken zu Ihrem<br />

aktuellen Konzertprogramm darlegen?<br />

M. Kirchler: Ich versuchte heuer unser<br />

Frühjahrskonzert wieder so abwechslungsreich<br />

wie möglich zu gestalten,<br />

von traditionell bis modern. Ich habe<br />

das Programm auch auf die Konzertwertungsspiele<br />

in Wiesen angepasst.<br />

Die Stilistik des Pflichtstückes „English<br />

Folk Song Suite“ sowie die schwierigen<br />

rhythmischen Muster bei unserem<br />

Selbstwahlstück „Lebuinus ex<br />

Daventria“ sind eine große, aber tolle<br />

Herausforderung für mich und meine<br />

Musikanten!<br />

Interview: Joachim Buch<br />

Zur Person:<br />

Matthias Kirchler, Jahrgang 1986:<br />

„Ich stamme aus St. Johann im Ahrntal<br />

und war in der dortigen Musikkapelle<br />

drei Jahre lang als Jugendleiter<br />

und Kapellmeister-Stellvertreter<br />

tätig. Hinsichtlich meiner musikalischen<br />

Ausbildung habe ich mich<br />

für das Schlagzeug entschieden und<br />

in diesem Fach auch das Jungmusiker-Leistungsabzeichen<br />

in Gold erworben.<br />

Zudem habe ich mich zwei<br />

Jahre lang am Konservatorium Bozen<br />

im Fach Schlaginstrumente ausbilden<br />

lassen. Außerdem habe ich die dreijährige<br />

Kapellmeisterausbildung des<br />

VSM besucht, daneben verschiedene<br />

Fortbildungen im Bereich Blasorchesterleitung.<br />

Seit zwei Jahren bin ich<br />

Schüler von Sigisbert Mutschlechner<br />

an der Musikschule Bruneck im Fach<br />

Dirigieren und seit drei Jahren Kapellmeister<br />

der Musikkapelle Pfalzen.“<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 27


Komponisten im Porträt<br />

Mit Blasmusik durch die EU<br />

Komponisten aus den EU-Ländern – 10. Teil<br />

Nach Rumänien und Griechenland führt uns diesmal Joachim Buch auf der 10. Etappe seiner<br />

blasmusikalischen Europareise, bei der er namhafte Komponisten aus allen EU- Ländern vorstellt.<br />

(19) Rumänien – Helmut Hubov<br />

Land<br />

Fläche<br />

Rumänien<br />

238.391 km²<br />

Einwohner ca. 20.122.000<br />

Hauptstadt<br />

Bukarest<br />

Der Komponist und Dirigent Helmut<br />

Hubov lebt und arbeitet zwar in der<br />

Schweiz, in seinen Kompositionen greift<br />

er gerne auf die Volksmusik seiner rumänischen<br />

Heimat zurück.<br />

Helmut Hubov kann man zweifellos als<br />

universellen Musiker bezeichnen. Der 1960<br />

in Lugosch geborene Rumäniendeutsche unterrichtet<br />

seit 1984 an der Musikschule in<br />

Stockach in der Nähe des Bodensees. Drei<br />

Jahre später übernahm der studierte Trompeter<br />

die Leitung der Musikschule und dirigierte<br />

nach und nach auch verschiedene<br />

Ensembles, u.a. die Stadtmusik Stockach,<br />

mit der er regelmäßig viel beachtete Konzertprojekte<br />

realisiert.<br />

Die Musik wurde ihm dabei schon in die<br />

Wiege gelegt, denn sein Großvater war Militärmusiker<br />

(„Er hat sehr viel arrangiert und<br />

komponiert.“) und sein Vater Direktor und<br />

Musiklehrer an der „Allgemeinschule <strong>Nr</strong>.<br />

6“ in seiner Heimatstadt Lugosch. Mit 19<br />

Jahren absolvierte Hubov das Musik- und<br />

Kunstlyzeum Arad und legte ein Jahr später<br />

die Prüfung als freischaffender Künstler<br />

mit dem 1. Berufsgrad im Fach Trompete<br />

ab. Aber er gab sich damit nicht zufrieden<br />

und bildete sich nach seiner Übersiedlung<br />

nach Deutschland in den unterschiedlichsten<br />

Sparten weiter. In Trossingen absolvierte<br />

er 1992 den nebenberufl ichen Dirigentenlehrgang<br />

der Stufe B und parallel dazu begann<br />

er ein Studium der Blasorchesterleitung<br />

in Zürich bei Hans-Peter Blaser. Seine<br />

Trossinger Lehrer Prof. Dr. Hans-Walter<br />

Berg und Motti Miron hat er als sehr gute<br />

Pädagogen schätzen gelernt. „Sie haben<br />

eine unheimliche Faszination für die Blasmusik<br />

ausgestrahlt.“ Miron habe ihm empfohlen,<br />

in der Schweiz Dirigieren zu studieren<br />

und ihm die Augen für „nicht alltägliche<br />

Stücke“ geöffnet.<br />

Aber auch nach der Ausbildung in Zürich<br />

wollte Hubov noch mehr und absolvierte<br />

eine Kapellmeisterausbildung<br />

bei Sylvia Caduff in Luzern. Die frühere<br />

Karajan-Assistentin legte sehr großen Wert<br />

auf fi ligranes Dirigieren, auf Spannungsbögen<br />

und auf größeren Ausdruck. Sein<br />

Dirigat sei seither „kleiner“ geworden, so<br />

Hubov. „Sylvia Caduff hat mir sozusagen<br />

den Feinschliff verpasst, wahrscheinlich<br />

weil sie nicht aus der Blasmusikszene kam<br />

und eher mit Sinfonieorchestern arbeitete.“<br />

Gefragt nach dem Unterschied zwischen<br />

dem Dirigieren von Blasmusik und von „klassischer“<br />

Musik sagte Hubov, dass es letztendlich<br />

abhängig vom Repertoire sei. Romantische<br />

Musik dirigiere man anders als<br />

Neue Musik und ergänzt dies mit einem<br />

Zitat von Pierre Boulez. Der französische<br />

Dirigent und Komponist sagte bei einem<br />

Meisterkurs über neue Musik: „Bitte nicht<br />

größer als eine Schuhschachtel dirigieren.“<br />

Sein Talent zum Komponieren hat Hubov<br />

bereits früh entdeckt. „Schon mit 14 oder<br />

15 Jahren hat mich das Aufschreiben von<br />

musikalischen Ideen fasziniert. Ich hatte immer<br />

ein Notenheft dabei, wo ich alles aufgeschrieben<br />

und danach am Klavier ausprobiert<br />

habe.“<br />

Um in diesem Fach nicht Autodidakt<br />

zu bleiben, fuhr er parallel zu seinem Studium<br />

bei Sylvia Caduff regelmäßig zu Jean<br />

Balissat in die Nähe von Lausanne.<br />

„Die Unterrichtsstunden, die bei ihm<br />

daheim stattfanden, sind mir heute noch<br />

in guter Erinnerung. Er interessierte sich<br />

leidenschaftlich für Baupläne von Zügen<br />

und kleinen Autos, baute Kathedralen aus<br />

Stein – die in einem seiner Zimmer aufgebaut<br />

waren. Das durfte ich mir jedes Mal<br />

anschauen ….bevor dann der Unterricht<br />

losging. Ich legte ihm dann immer meine<br />

geleistete Arbeit / Kompositionen vor, die<br />

er sehr ernsthaft studierte. Er wollte, dass<br />

seine Schüler ihren eigenen Weg gehen und<br />

eine eigene Vorstellung von Klangfarben in<br />

der Blasmusik bekommen. Er legte großen<br />

Wert auf die Instrumentation, die Verarbeitung<br />

der Themen und auf das Schlaginstrumentarium.“<br />

In seinen Werken für Blasorchester greift<br />

Hubov gerne auf originale Volksmelodien<br />

seiner rumänischen Heimat zurück. In Stücken<br />

wie „Roumania Suite“ (HeBu-Musikverlag,<br />

Schwierigkeitsgrad 4 bzw. Stufe C-D)<br />

mit vier ineinander übergehenden Sätzen<br />

geht er diesen traditionellen Weg – im Gegensatz<br />

zu Jan Van der Roost, der z.B. in<br />

„Puszta“ neue Melodien im Stil der Volksmusik<br />

Ungarns nachempfunden hat.<br />

28<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

(20) Griechenland – Nikos Skalkottas<br />

Land<br />

Fläche<br />

Griechenland<br />

131.957 km²<br />

Einwohner ca. 10.815.000<br />

Hauptstadt<br />

Athen<br />

Nikos Skalkottas schuf hochklassige<br />

Blasmusik, die es nicht verdient,<br />

vergessen zu werden.<br />

Nur wenige Komponisten haben in ihrem<br />

Werkkatalog sowohl folkloristisch inspirierte<br />

Stücke als auch Kompositionen in der<br />

Zwölftontechnik vorzuweisen. Einer von ihnen<br />

ist der Grieche Nikos Skalkottas (1904-<br />

1949), der im Laufe seiner Studienjahre in<br />

Berlin u.a. Unterricht bei Komponistengrößen<br />

wie Arnold Schönberg oder Kurt Weill<br />

erhielt. Für Blasorchester schrieb er seine<br />

„Neun griechischen Tänze“, die zunächst<br />

nur handschriftlich vorlagen, dann aber<br />

vom amerikanischen Komponisten Gunther<br />

Schuller in einer modernen Instrumentation<br />

herausgegeben wurden.<br />

Über die Musik von Skalkottas schreibt<br />

der belgische Musikwissenschaftler Harry<br />

Halbreich, ein Spezialist für die Musik des<br />

20. Jahrhunderts: „Seine Werke sind genau<br />

so warmherzig, ebenso lyrisch, und<br />

stellenweise ebenso düster wie diejenigen<br />

eines Alban Berg, ab und zu ebenso zart<br />

und raffiniert wie diejenigen eines Webern<br />

oder ebenso rhythmusbetont wie diejenigen<br />

eines Strawinsky oder eines Bartók.<br />

Vor allem sind sie jedoch von einer echten<br />

südländischen Klarheit und Helligkeit."<br />

Skalkottas wurde am 8. März 1904<br />

in Chalkis auf der Insel Euböa geboren.<br />

Schon mit fünf Jahren baute er sich mit<br />

Hilfe seines Vaters eine kleine Geige und<br />

erhielt auf diesem Instrument noch im<br />

selben Jahr den ersten Unterricht bei seinem<br />

Onkel. Nach Schul- und Konservatoriumsabschluss<br />

in Athen erhielt er Anfang<br />

der zwanziger Jahre ein Stipendium für<br />

ein Studium an der Berliner Musikhochschule.<br />

Er blieb bis zur Machtergreifung<br />

durch die Nazis 1933 in der deutschen<br />

Hauptstadt, wo er Zugang zu allen wichtigen<br />

internationalen Strömungen der Musik<br />

und der Bildenden Kunst hatte.<br />

Im Frühjahr 1925 unterbrach er seine<br />

Studien für Reisen nach Brüssel, Salzburg<br />

und verschiedene deutsche Städte.<br />

Finanziell hielt er sich als Stummfilmpianist<br />

oder als Arrangeur für das Label Odeon<br />

über Wasser. Weiterhin nahm er privaten<br />

Kompositionsunterricht bei Kurt Weill, dem<br />

Komponisten der „Dreigroschenoper“, und<br />

Philipp Jarnach, seinerseits ein Schüler<br />

von Ferruccio Busoni. Ein Stipendium ermöglichte<br />

es ihm, von 1927 bis 1930 Unterricht<br />

bei Arnold Schönberg zu nehmen.<br />

Noch 1948, drei Jahre vor seinem Tod,<br />

äußerte sich der „Erfinder“ der Zwölftontechnik<br />

positiv über seinen Schüler und<br />

nannte ihn in einem Atemzug mit Alban<br />

Berg oder Hanns Eisler.<br />

Im Mai 1933 reiste Skalkottas in seine<br />

Heimat, wo er nach einigen Jahren des<br />

seriellen Komponierens erneut mit der<br />

Volksmusik in Berührung kam. Es entstanden<br />

die in drei Suiten gegliederten<br />

„36 Griechischen Tänze“ – aus denen er<br />

später dann neun für die Blasorchester-<br />

Suite auswählte. Diese Tänze bringen ihm<br />

erste Ehren in seinem Heimatland. Eine<br />

erste vollständige Aufführung fand jedoch<br />

erst 1988 in Rio de Janeiro statt.<br />

Man kann davon ausgehen, dass<br />

Skalkottas bei seiner Rückkehr ein Opfer<br />

mehrerer Intrigen wurde und sich bis<br />

zu seinem Lebensende damit begnügen<br />

musste, als Geiger in den hinteren Rei-<br />

hen der drei Orchester Athens geduldet<br />

zu sein. Zum Zeitpunkt seines plötzlichen<br />

Todes im September 1949 ist Skalkottas<br />

als Komponist unbekannt. In Europa feierte<br />

man eher den zehn Tage zuvor verstorbenen<br />

Richard Strauss.<br />

Der Verlag GIA-Publications in Chicago<br />

gibt auf seiner Website im „Individual Digital<br />

Teacher Resource Guide“ Informationen<br />

zu verschiedenen Werken für Blasorchester.<br />

Zu den „Nine Greek Dances“<br />

von Skalkottas ist dort zu lesen:<br />

„Nine Greek Dances“ waren ursprünglich<br />

für Streichorchester instrumentiert<br />

und wurden einer Reihe von 36<br />

griechischen Tänzen entnommen,<br />

die Skalkottas zwischen 1934 und<br />

1936 komponierte. Er verwandte Melodien<br />

aus Archiven und Liedersammlungen<br />

und arrangierte sie für verschiedene<br />

Besetzungen. Etwa zwei Drittel<br />

der Tänze basieren auf Volksliedern<br />

aus verschiedenen griechischen Regionen,<br />

die anderen sind von Skalkottas<br />

stilistisch nachempfunden. Im Gegensatz<br />

zu vielen anderen Werken von<br />

Skalkottas wurden die meisten der<br />

Tänze bereits zu seinen Lebzeiten öffentlich<br />

aufgeführt. Die Instrumentation<br />

für Blasorchester stammt aus den Jahren<br />

1940-42 und existierte zunächst<br />

nur in Manuskriptform.<br />

Die Aufführungsdauer der neun Sätze<br />

beträgt etwa 20 Minuten. Jeder Satz<br />

hat einen eigenen Charakter, spezielle<br />

Instrumentation und technische<br />

Anforderungen. Herausgeber Gunther<br />

Schuller hat Vorschläge erarbeitet, wie<br />

man die Sätze in zwei Suiten mit jeweils<br />

etwa 10 Minuten Aufführungsdauer gliedern<br />

kann. (Übersetzung Joachim Buch)<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 29


Neues<br />

Was man als Oboist wissen sollte<br />

Neuerscheinung aus der Reihe „Aus der Praxis – für die Praxis“<br />

„Was man als Oboist wissen sollte“ ergänzt<br />

nun als elfte Publikation die Reihe<br />

„Aus der Praxis - für die Praxis“ von Gottfried<br />

Veit. Sie präsentiert sowohl praktische<br />

als auch theoretische Fakten rund um das<br />

Instrument Oboe.<br />

Die Oboe ist eines der ältesten Blasinstrumente,<br />

wenn man ihre Vorläufer mit in<br />

Betracht zieht. Bereits vor über 3000 Jahren<br />

lobten die Israeliten Gott mit einem oboenähnlichen<br />

Instrument namens „Chalil“.<br />

Dass die Oboe aber nicht nur historisch<br />

betrachtet ein interessantes Instrument ist,<br />

sondern sich auch in der heutigen Zeit einer<br />

besonderen Beliebtheit erfreut, wissen<br />

vor allem die Bläser dieses Musikinstruments.<br />

Besonders die Atemtechnik, ihr<br />

empfindsames Mundstück sowie ihre delikate<br />

Bauweise sind Themen, die jeden<br />

Oboisten nahezu fortwährend beschäftigen.<br />

Das nun vorliegende Kompendium<br />

möchte vor allem jungen, aber auch junggebliebenen<br />

Oboisten eine Handreichung<br />

sein, ihr Instrument besser kennen zu lernen.<br />

Die einzelnen Kapitel dieser Veröffentlichung<br />

geben beispielsweise Auskunft<br />

über den Bau der Oboe und ähnlicher Instrumente.<br />

Es informiert kurz und kompakt<br />

über die geschichtliche Entwicklung und die<br />

Spieltechnik der Oboe. Sogar Themen wie<br />

„Die Oboenfamilie“, „Von Krummhörnern<br />

und Rauschpfeifen“ sowie „Die Musik der<br />

Oboe“ werden darin eingehend behandelt.<br />

Diese neue Publikation der Reihe „Aus<br />

der Praxis - für die Praxis“ von Gottfried<br />

Veit, mit einem Geleitwort von Pierre<br />

Kuijpers, wird sicherlich dazu beitragen,<br />

dass Oboisten ihr Instrument nicht nur besser<br />

beherrschen, sondern es auch noch<br />

mehr lieben.<br />

P.R.<br />

Umfang: 32 Seiten, Format: 14,8 x 21 cm,<br />

Einband: Paperback, Preis: 7,90 Euro. DVO-<br />

Verlag, Bahnhofstraße 33, D-86807-Buchloe,<br />

Telefon 0049 0 8241 5008-48, E-Mail:<br />

info@dvo-verlag-de<br />

In seiner neuesten Publikation „Aus der<br />

Praxis für die Praxis“ beschäftigt sich<br />

Gottfried Veit eingehend mit der Oboe.<br />

Mit Liedern, Weisen und Tanzl'n durchs Jahr<br />

„Klarinetten Weisen 2“ von Florian und Stefan Pedarnig<br />

1996 haben Florian und Stefan Pedarnig<br />

21 alpenländische Lieder und Jodler<br />

als „Klarinettenweisen“ zusammengestellt<br />

und als Sammelheft veröffentlicht.<br />

Die Stimmenauswahl war breit gefächert<br />

und mit den ersten beiden Stimmen als Alternativstimme<br />

für Querflöte oder Oboe ergänzt.<br />

Die fünfte Stimme (Bass-Klarinette)<br />

konnte fallweise besetzt werden und war<br />

für Begleitinstrumente (Gitarre, Harfe oder<br />

Kontrabass) mit Akkordbezifferungen versehen.<br />

Obwohl in diesen 18 Jahren das Notenangebot<br />

immer größer wurde, es aber<br />

gerade dadurch auf der Suche nach gut<br />

klingenden und gut spielbaren Stücken<br />

immer schwieriger wird, die Übersicht zu<br />

behalten, sind Perdarnigs beliebte und<br />

gern gespielte Klarinettenweisen zu einem<br />

wahren musikalischen Kleinod geworden.<br />

Nun ist im Musikverlag Helbling das<br />

zweite Sammelheft erschienen. Darin sind<br />

weitere 32 Weisen, Lieder und Tänze fürs<br />

ganze Jahr enthalten. Florian und Stefan<br />

Pedarnig bürgen auch diesmal für qualitätsvolle<br />

und authentische Notensätze.<br />

Sie haben wiederum einige der schönsten<br />

geistlichen und weltlichen Melodien aus<br />

dem Alpenraum gesammelt und für verschiedene<br />

Besetzungen bearbeitet. Das<br />

Stimmenmaterial für zwei bis fünf Klarinetten<br />

wurde mit den optionalen Stimmen<br />

für Flöten, Oboen, Violinen, Saxophone,<br />

Horn, Fagott, Cello, Tuba und Kontrabass<br />

erweitert. Dadurch werden die Lieder zu<br />

einem Musiziergut nicht nur für Volksmusikgruppen,<br />

sondern auch für kleine<br />

Ensembles in den Musikschulen bis hin<br />

zur Blasmusikkapelle. Wie schon bei der<br />

ersten Sammlung, ist der Notenausgabe<br />

auch diesmal wiederum eine CD beigelegt.<br />

Auf dieser haben das „Innsbrüggler“<br />

Klarinettenquintett, das Klarinetten-<br />

quintett der Musikschule Telfs und die<br />

Innsbrucker Volksmusikanten unter der<br />

Leitung von Florian Pedarnig die Lieder<br />

eingespielt.<br />

Stephan Niederegger<br />

CD-Cover zu „Klarinetten Weisen 2“ – ein<br />

musikalischer Begleiter durch das Jahr<br />

30<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

„Homeland“<br />

Das CD-Projekt des Blasmusikverbandes Tirol<br />

Es war für den Blasmusikverband Tirol<br />

(BVT) eine der größeren musikalischen Herausforderungen<br />

der vergangenen Jahre,<br />

bestätigt der Tiroler Landeskapellmeister<br />

Hermann Pallhuber. Es galt, in drei Tagen<br />

für den internationalen Verlag DeHaske Hal<br />

Leonard und für sein renommiertes CD-Label<br />

in den Studios des ORF Tirol mit Unterstützung<br />

des Tiroler Landeskonservatoriums<br />

ausschließlich Ersteinspielungen mit Werken<br />

der Stufen B (Mittelstufe), C (Oberstufe)<br />

und D (Kunststufe) zu produzieren.<br />

„Symphonic Winds Tyrol“ wurde 2010<br />

anlässlich einer Orchesterwoche des BVT<br />

von Hermann Pallhuber ins Leben gerufen.<br />

Rund 60 junge Musikerinnen und Musiker<br />

aus beinahe allen Nordtiroler Musikbezirken<br />

waren auch diesmal dabei, um<br />

- von einem dreizehnköpfigen Referententeam<br />

begleitet und dem holländischen Dirigenten<br />

Johnny Ekkelboom bestens motiviert<br />

- ein bleibendes Zeugnis abzugeben.<br />

Ben Haemhouts, der musikalische „Big<br />

Boss“ des Verlages, war aus Belgien angereist,<br />

hat die Aufnahmeleitung übernommen<br />

und war ebenso wie die Musiker selbst begeistert<br />

von diesem Projekt. Der Tonträger<br />

ist mittlerweile im weltweiten Handel und<br />

bereits auf iTunes erschienen. Er enthält<br />

fast ausschließlich neue Werke mit Tirol-<br />

Bezug und mit zwei Tiroler Solisten: Andrea<br />

Egger (Altsaxofon) und Raimund Walder<br />

(Piccolo-Trompete). Die Liste liest sich<br />

wie das Who-Is-Who der derzeit führenden<br />

Blasmusikkomponisten: Thomas Doss<br />

(Music for a Hero), Otto M. Schwarz (Nuclear<br />

Power, Homeland), Gerald Oswald<br />

(All over the Country), Hermann Pallhuber<br />

(Mountain Lake), Naoya Wada (Rejoice!),<br />

Hermann Pallhuber (Resurges), Philip<br />

Sparke (Flowerdale) und Jan Van der Roost<br />

(Flame and Glory). Sie haben an Landschaften<br />

Österreichs und an die Tiroler Heimat<br />

gedacht - eine Mischung aus Tradition und<br />

Moderne, beschaulich und aufregend, voll<br />

an Schönheit und Vielfalt. Daher ist „Homeland“<br />

eine besondere Visitenkarte für unser<br />

modernes Blasmusikwesen.<br />

Detail am Rande: Das Eröffnungsstück<br />

„Music for a Hero“ von Thomas Doss ist<br />

Pepi Fauster, dem Obmann des Verbandes<br />

Südtiroler Musikkapellen (VSM), gewidmet.<br />

Es habe ihm sehr imponiert, wie sich<br />

Fauster für das Südtiroler Jugendblasorchester<br />

eingesetzt und gemeinsam mit Direktor<br />

Felix Resch den Lehrstuhl für Blasorchesterdirektion<br />

am Bozner Musikkonservatorium<br />

eingerichtet hat, erklärte der Komponist anlässlich<br />

der Uraufführung beim Festkonzert<br />

der Musikkapelle Toblach im Februar <strong>2014</strong>.<br />

Stephan Niederegger<br />

CD-Cover „Homeland“ –<br />

außergewöhnliche Musik mit Tirol-Bezug<br />

Der Musikverlag Loosmann aus Ettenheim<br />

bei Offenburg (Deutschland) präsentiert<br />

die zweite Ausgabe der Reihe „Komponisten-Atelier<br />

– Junge Komponisten<br />

stellen sich vor“.<br />

Sie enthält neun Trios für 2 Trompeten<br />

und Posaune im Schwierigkeitsgrad der<br />

Mittelstufe. Die Werke stammen ausschließlich<br />

von Studenten und Musikschüler der<br />

Klasse des in Südtirol nicht unbekannten<br />

Gerhard Fischer-Münster am Peter-Cornelius-Konservatorium<br />

(PCK) in Mainz. Die<br />

Kompositionen in unterschiedlicher Stilistik<br />

sind verschieden einsetzbar und eignen<br />

sich auch für Instrumentalwettbewerbe.<br />

Der Musikverlag Loosmann nahm 2011<br />

erstmals die Idee auf, Unterrichtsergebnisse<br />

durch Veröffentlichungen zur Förderung<br />

der kompositorischen Laufbahn<br />

junger Autorinnen und Autoren einem möglichst<br />

großen Musizierkreis zugänglich zu<br />

machen. Eine erste Ausgabe erschien mit<br />

Werken für Klavier (ebenfalls von Schülern<br />

der PCK-Kompositionsklasse), welches<br />

weiterhin erhältlich ist.<br />

Komponierende Studenten<br />

Edition „Komponisten-Atelier“ mit Kammermusik für Blechbläser<br />

Weitere Ausgaben sind von Fischer-Münster<br />

und Loosmann gezielt für gemischte<br />

Bläserbesetzungen geplant.<br />

Kontakt: Loosmann-Musikverlag, Avelgemer<br />

Straße 25, D-77955 Ettenheim<br />

www.loosmann-musikverlag.de<br />

Gerhard Fischer-Münster, Professor am Peter-Cornelius- Konservatorium in<br />

Mainz, unterstützt zusammen mit dem Musikverlag Loosmann den Einstieg in die<br />

kompositorische Laufbahn seiner Studenten.<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 31


Die erste Teilnahme der Musikkapelle Toblach an einem internationalen<br />

Konzertwertungsspiel war höchst erfolgreich.<br />

•Musikpanorama<br />

Topergebnis für Musikkapelle Toblach<br />

Erfolgreiches Konzertwertungsspiel in Vöcklabruck<br />

Erstmals in ihrer Vereinsgeschichte hat<br />

die Musikkapelle Toblach an einem internationalen<br />

Konzertwertungsspiel teilgenommen.<br />

Bei den neunten Internationalen<br />

Musiktagen (IMT) in Vöcklabruck<br />

erreichte sie mit 85,83 Punkten den zweiten<br />

Platz in der Höchststufe D. Walter<br />

Rescheneder (österreichischer Bundeskapellmeister),<br />

Christoph Scheibling (Leiter<br />

des Musikkorps der Deutschen Bundeswehr)<br />

und Délio Gonçalves (Dirigent der<br />

portugiesischen Marine Band) bildeten<br />

die hochkarätig besetzte Jury. Für ihren<br />

Auftritt mit der „Austrian Ouvertüre“ von<br />

Thomas Doss, der Fantasie „Titanic“ von<br />

Stephan Jaeggi und dem erste Satz (Intrada)<br />

aus Alfred Reeds „Fourth Suite“ wurde die<br />

Musikkapelle Toblach mit 85,83 von 100<br />

Punkten belohnt. Dies bedeutete gleichzeitig<br />

den zweiten Platz in der Höchststufe<br />

hinter der Bauernkapelle Eberschwang<br />

aus Oberösterreich (88,67 Punkte). “Den<br />

zweiten Platz bei einem internationalen<br />

Wertungsspiel zu erreichen, ist ein außerordentlich<br />

gutes Ergebnis“, freute sich Kapellmeister<br />

Sigisbert Mutschlechner. Die<br />

Fahrt nach Vöcklabruck sei für die Kapelle<br />

ein einmaliges Erlebnis gewesen, sowohl<br />

auf musikalischer und emotionaler, aber<br />

vor allem auf kameradschaftlicher Ebene,<br />

hob er hervor.<br />

Hannes Wisthaler<br />

32<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Stadtkapelle Bozen gewinnt CD-Bewerb<br />

9. Internationale Musiktage Vöcklabruck<br />

Die Internationalen Musiktage in Vöcklabruck,<br />

die heuer vom 7. bis zum 10.<br />

Mai zum neunten Mal stattfanden, bieten<br />

stets die Gelegenheit zum grenzüberschreitenden<br />

Austausch und zur Präsentation<br />

im Wettbewerb. Dabei werden<br />

sowohl internationale Entwicklungen und<br />

kompositorische Trends der symphonischen<br />

Blasmusik präsentiert, als auch<br />

die junge österreichische Komponistenszene<br />

vorgestellt.Der Facettenreichtum der<br />

Internationalen Musiktage Vöcklabruck<br />

wird dem Titel „Blasmusik im Spannungsfeld<br />

von Tradition und Avantgarde“ mehr<br />

als gerecht. Neben dem Symphonischen<br />

Wettbewerb für Blasorchester bot die hochkarätige<br />

Veranstaltung einen Avantgarde-<br />

Workshop, einen CD-Bewerb und viele<br />

hervorragende Konzerte. Den CD-Bewerb<br />

konnte dabei die Stadtkapelle Bozen mit<br />

der eingereichten CD „Colors“ für sich entscheiden.<br />

Anlässlich des Festabends am<br />

10. Mai im Stadtsaal Vöcklabruck wurde<br />

Alexander Veit, dem Dirigenten der Stadtkapelle<br />

Bozen, der wind.ART überreicht.<br />

Der wind.ART ist eine Skulptur aus Holz<br />

und Aluminium; sie betont die traditionelle<br />

und moderne Gestaltung, die sich auch in<br />

der graphischen Präsentation der Orchester<br />

nach außen hin widerspiegelt.<br />

Dirigent Alexander Veit nahm für die<br />

Stadtkapelle Bozen den wind.ART als<br />

Preis für die CD „Colors“ entgegen.<br />

Michael Zitzler (rechts im Bild) hat die<br />

Skulptur geschaffen.<br />

„Hymnus der Alpenregion“<br />

Uraufführung der Festmusik von Florian Perdarnig durch die Musikkapellen Niederdorf und Sillian<br />

Anfang Juni fand in Niederdorf das 23. Treffen<br />

der Alpenregion der Schützen statt. Im<br />

Auftrag aller vier Schützenbünde der Al-<br />

Mit akribischem Auge<br />

bzw. Ohr verfolgte<br />

Florian Pedarnig<br />

die Generalprobe<br />

zur Uraufführung<br />

seines „Hymnus der<br />

Alpenregion“.<br />

penregion (Südtirol, Nordtirol, Bayern und<br />

Welschtirol) hat der Nordtiroler Komponist<br />

Florian Pedarnig einen eigenen „Hymnus<br />

der Alpenregion“ komponiert. Dieser wurde<br />

beim Festakt am 1. Juni in Niederdorf von<br />

den Musikkapellen von Niederdorf und Sillian<br />

unter der Leitung des Sillianer Kapellmeisters<br />

Christian Schönegger uraufgeführt. In<br />

dieser kleinen Festmusik zitiert Pedarnig die<br />

Lieder „Auf zum Schwur, Tiroler Land“, „Tirol<br />

isch lei oans“, „Jesu Herz, dir ew'ge Treue“,<br />

„Dem Land Tirol die Treue“ und das Gebetslied<br />

„Nun danket all und bringet Ehr“ sowie<br />

die Europahymne, die Bayernhymne und die<br />

Tiroler Landeshymne. Damit wollte er das Bekenntnis<br />

der Schützen zu Glaube und Vaterland<br />

musikalisch gestalten, erklärte Pedarnig<br />

anlässlich der Generalprobe am 30. Mai.<br />

Stephan Niederegger<br />

Ein Frühjahrskonzert voller Überraschungen<br />

MK Steinhaus zeigt ihre Vielseitigkeit<br />

Zu einem besonderen Ereignis, das dem<br />

Publikum im vollbesetzten Vereinssaal<br />

noch lange in Erinnerung bleiben wird,<br />

gestaltete sich das Frühjahrskonzert der<br />

Musikkapelle Steinhaus am 10. Mai <strong>2014</strong>.<br />

Den ersten Teil des Konzertes gestalteten<br />

die 38 Musikantinnen und Musikanten mit<br />

ihrem Kapellmeister Karl Tasser, wie gewohnt,<br />

in Tracht. Dass die Musikkapelle<br />

Steinhaus immer für eine Überraschung<br />

gut ist, zeigte sich, als nach der Pause sich<br />

die gesamte Kapelle ganz in schwarz präsentierte.<br />

Kapellmeister Karl Tasser wech-<br />

selte zudem seine Rolle und wurde zum<br />

Musikanten. An seiner Stelle übernahm<br />

der in ganz Tirol bekannte Dirigent Hans<br />

Pircher den Taktstock.<br />

Karl Tasser und Annalena Weger konnten<br />

im weiteren Konzertverlauf mehrmals ihr<br />

Können als Solisten unter Beweis stellen.<br />

Zu einem der Höhepunkte des Konzertes<br />

zählte das Stück „Made in Brass“ von<br />

Jerome Naulais. Das bekannte Brass-Quintett<br />

„Unknow Brass“, zu dem auch Karl<br />

Tasser gehört, führte dieses Stück zusammen<br />

mit der Musikkapelle Steinhaus auf<br />

und feierte somit an diesem Abend sein<br />

20-jähriges Bestehen. Der kräftige Applaus<br />

der begeisterten Zuhörerschaft zeigte es<br />

mehr als deutlich: Das Frühjahrskonzert<br />

der Steinhauser war ein voller Erfolg.<br />

Karl Tasser (rechts im Bild) und Hans<br />

Pircher dirigierten das Frühjahrskonzert<br />

der MK Steinhaus (Foto: Georg und<br />

Isabella Oberarzbacher)<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 33


Musikpamorama<br />

Frühlingsmelodien mit Bergkulisse<br />

Frühjahrskonzert in Sankt Martin in Thurn<br />

Am Samstag, 24. Mai, lud die Musikkapelle<br />

Sankt Martin in Thurn zum jährlichen<br />

Frühjahrskonzert ein und begeisterte das<br />

Publikum mit einem besonderen Stück.<br />

Kapellmeister Sepl Pezzei bot mit seinen<br />

49 Musikanten dem Publikum neben<br />

traditionellen Musikstücken, wie “Salut<br />

a Luxemburg” (E. Patzke) und “Alte Kameraden”<br />

(C. Teike) u.a. mit “Pasadena”<br />

(J. de Haan) und “One Moment In Time”<br />

(Arr. M. Götz) auch moderne Konzertwerke.<br />

Zwei besondere Stücke galten als Höhepunkt<br />

des Abends, und zwar “Csardas”<br />

(Arr. A. Crepin), interpretiert von der Saxofon-Solistin<br />

Esther Videsott und “Schmelzende<br />

Riesen” von Armin Kofler; letzteres<br />

wurde mit einer wunderschönen Fotoschau<br />

von Berglandschaften des Künstlers<br />

Gustav Willeit untermalt. Franca Frenademetz,<br />

Sofia Clara und Maria Christine<br />

Conrater wurden im Verlauf des Konzertabends<br />

für 10 Jahre Mitgliedschaft in der<br />

Kapelle ausgezeichnet und Esther Videsott<br />

erhielt die Ehrung für 15 Jahre als aktive<br />

Musikantin. Anna Unterweger und<br />

Jacqueline Pezzei (Querflöte), Linda Zin-<br />

gerle (Klarinette) sowie die Marketenderin<br />

Melanie Clara wurden als neue Mitglieder<br />

in der Kapelle begrüßt.<br />

Daniela Clara<br />

Traditionelle und moderne Blasmusik bot die MK St. Martin in Thurn mit<br />

Kapellmeister Seppl Pezzei und der Solistin Esther Videsott (rechts im Bild) beim<br />

Frühjahrskonzert <strong>2014</strong>.<br />

190 Jahre Musikkapelle Lajen<br />

Jubiläum am neu gestalteten Dorfplatz mit innovativem Musikpavillon<br />

Am 18. Mai feierte die Musikkapelle Lajen<br />

ihr 190-jähriges Bestandsjubiläum.<br />

Nach dem festlichen Gottesdienst, an<br />

dem neben der Jubelkapelle auch die<br />

Musikkapelle St. Peter/Lajen, einige Fahnenabordnungen<br />

der Musikkapellen der<br />

umliegenden Gemeinden und zahlreiche<br />

„Loidner“ teilnahmen, segnete Pfarrer<br />

Klaus Sottsas in Anwesenheit mehrerer<br />

Behördenvertreter den neu gestalteten<br />

Dorfplatz. Laut Bürgermeister Stefan<br />

Leiter wurde in Lajen fast 30 Jahre<br />

lang nach einem geeigneten Standort für<br />

die Konzerte der Musikkapelle Lajen gesucht.<br />

Der Entscheidung fiel schließlich<br />

zugunsten des Loidner Dorfplatzes, der<br />

in seiner Form und Lage einzigartig ist,<br />

berichtete Obmann Klaus Chizzali. Architekt<br />

Martin Gruber schuf am ehemaligen<br />

Standort des Dorfbrunnens Treppen aus<br />

Naturstein mit einer abbaubaren Dachkonstruktion.<br />

Den Brunnen setzte er als<br />

zentralen Punkt an seinen ursprünglichen<br />

Standort in die Mitte des Platzes.<br />

Zum besonderen Anlass präsentierte die<br />

Musikkapelle Lajen ihre neu eingespielte<br />

CD. Unter der Leitung von Kapellmeister<br />

Walter Plieger wurde zudem das eigens<br />

für Lajen komponierte Musikstück<br />

„Legianu“ von Matthäus Crepaz uraufgeführt.<br />

Als weiteren Höhepunkt des Tages<br />

überreichte VSM-Bezirksobmann Josef<br />

Ploner fünf Musikanten eine Ehrenurkunde.<br />

Daniel Hofmann und Christine Lobis<br />

erhielten die Urkunde für die 15-jährige<br />

Mitgliedschaft in der Musikkapelle Lajen,<br />

Elke Perathoner für 25 Jahre, Meinhard<br />

Schenk für 40 Jahre und Alois Hofer für<br />

50 Jahre aktive Tätigkeit im Verein.<br />

MK Lajen<br />

Im Bild (v.l.) Kpm. Walter Plieger, Martin Vikoler, Elke Perathoner, Christine Lobis,<br />

Daniel Hofmann, Meinhard Schenk, Alois Hofer, VSM- Bezirksobmann Josef Ploner,<br />

Obmann Klaus Chizzali und Bürgermeister Stefan Leiter<br />

34<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Alois Brugger 60 Jahre Musikant<br />

Großes Ehrenzeichen in Gold am Bande für den „Grueb Luis“<br />

Beim Saalkonzert der Musikkapelle Pens<br />

am 17. Mai <strong>2014</strong> verliehen Bezirksobmann<br />

Stefan Sinn und dessen Stellvertreter Franz<br />

Premstaller vom Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

Herrn Alois Brugger, genannt<br />

Grueb Luis, das Große Ehrenzeichen in<br />

Gold am Bande für 60 Musikantenjahre.<br />

Von der Musikkapelle Pens erhielt der Jubilar<br />

ein von Alois Heiss gestaltetes Reliefbild.<br />

Mit 9 Jahren bereits trat Alois Brugger<br />

in die Musikkapelle Pens ein, 1967 wurde<br />

er zum ersten Obmann der Kapelle gewählt.<br />

Er blieb 41 Jahre lang die treibende Kraft,<br />

besonders beim Bau des neuen Probelokals,<br />

das ihm sehr am Herzen lag.<br />

Zudem übernahm er von 1999 bis 2001<br />

den Dirigentenstab, bis man einen neuen<br />

Kapellmeister fand. 2009 wurde er zum<br />

Ehrenobmann der Musikkapelle Pens ernannt.<br />

Alois Brugger, dessen Musiktalent<br />

weitum geschätzt wurde, spielte mehrere<br />

Instrumente, vorwiegend das Tenorhorn; er<br />

komponierte, musizierte immer gerne und<br />

half immer aus, wenn er gebraucht wurde.<br />

Kathrin Tschurtschenthaler Brugger<br />

Im Bild v.l.: Bezirksobmann Stefan Sinn, Stefan Aster (Vizeobmann der MK Pens),<br />

Kapellmeisterin Kathrin Tschurtschenthaler Brugger, der Jubilar Alois Brugger,<br />

Bezirksobmann-Stellvertreter Franz Premstaller und Raimund Brugger (Obmann<br />

der MK Pens).<br />

Osterkonzert der Musikkapelle Welschnofen<br />

Klangkörper begeistert mit gefälligem Programm – neue Gesichter<br />

Mit einem furiosen Konzert hat die Musikkapelle<br />

Welschnofen am 20. April <strong>2014</strong> ihr<br />

Osterkonzert bestritten. Im vollbesetzen Vereinshaus<br />

gab der Klangkörper um Kapellmeister<br />

Karl Stuppner eine beeindruckende<br />

Vorstellung seines Könnens. Mit Bravour<br />

führte Norbert Seehauser durch den Abend,<br />

wobei er Interessantes und Wissenswertes<br />

zu den Komponisten und Stücken zum Besten<br />

gab. Das Konzertprogramm bestand<br />

in einer Mischung aus modernen und klassischen<br />

Werken sowie volksmusikalischen<br />

Arrangements. Somit ging es anspruchsvoll<br />

und abwechslungsreich durch den Abend,<br />

der ebenso kurzweilig wie unterhaltsam war.<br />

Am Ende bedankte sich die Kapelle für die<br />

Aufmerksamkeit und den großen Applaus<br />

mit zwei Zugaben.Die Musikkapelle, seit<br />

heuer mit Jörg Seehauser als neuem Obmann,<br />

wächst weiter und hat auch in diesem<br />

Jahr einige neue Gesichter. Andrea<br />

Pardeller (Klarinette) und Ivan Knollseisen<br />

(Flügelhorn und Trompete) ergänzen<br />

den Klangkörper. Alexandra Näckler und<br />

Daniela Kompatscher sind die zwei neuen<br />

feschen Marketenderinnen.<br />

Armin Gatterer (MK Welschnofen)<br />

Die Musikkapelle Welschnofen unter der Leitung von Kpm. Karl Stuppner konnte mit<br />

dem Osterkonzert <strong>2014</strong> einen großen Erfolg feiern.<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 35


Musikpamorama<br />

„Klang-Fusion“<br />

Gemeinschaftskonzert der Musikkapellen Prissian, Tisens und Völlan<br />

Die Musikkapellen Prissian, Tisens und Völlan bildeten mit ihrem<br />

Gemeinschaftskonzert eine hörenswerte „Klang-Fusion“.<br />

Wolfang Schrötter, Elmar Windegger<br />

und Sigmund Hofer (v.l.), die<br />

drei Kapellmeister, zeigten sich<br />

zufrieden über ein gelungenes<br />

Gemeinschaftsprojekt.<br />

Am Samstag, dem 7. Juni <strong>2014</strong>, fand im<br />

Pavillon des Festplatzes von Tisens das Gemeinschaftskonzert<br />

„Klangfusion“ der Musikkapellen<br />

Prissian, Tisens und Völlan statt.<br />

Den Anstoß dazu gab die Jugendkapelle,<br />

in der Musikantinnen und Musikanten der<br />

drei genannten Kapellen mitspielen. Für<br />

das Gemeinschaftskonzert hatte der Rittner<br />

Komponist Armin Kofler ein Auftragswerk<br />

geschaffen, in dem das geschichtsträchtige<br />

Tisner Mittelgebirge mit seinen<br />

imposanten Burgen und Ansitzen, eingebettet<br />

in einer reizvollen Landschaft, musikalisch<br />

beschrieben wird. Zum besonderen<br />

Konzertereignis konnte Georg Gamper, Obmann<br />

der MK Prissian, viele Konzertbesucher<br />

und zahlreiche Ehrengäste begrüßen.<br />

Eingeleitet wurde das Konzert mit drei Musikstücken,<br />

vorgetragen von der Jugendkapelle<br />

Tisens-Prissian-Völlan, unter der Leitung<br />

der jungen Kapellmeisterin Desireè<br />

Langebner. Die zur Aufführung gebrachten<br />

Werke im Hauptteil wurden abwechselnd<br />

von den drei Kapellmeistern Wolfgang<br />

Schrötter, Elmar Windegger und Sigmund<br />

Hofer bravourös und zur vollsten Zufriedenheit<br />

der Zuhörer dargeboten. Viel Beachtung<br />

fand das mit Spannung erwartete Auftragswerk<br />

„Klangfusion“. Dem Komponisten<br />

ist es hervorragend gelungen, das vorgegebene<br />

Thema als Erzählung musikalisch zu<br />

verarbeiten. Mit großem Applaus bedacht<br />

wurde auch die Komposition des Prissianer<br />

Musikanten Kurt Dirler “Mit Schwung<br />

durchs Etschtal”, die ebenfalls zum ersten<br />

Mal zur Aufführung kam. Die rundum gelungene<br />

„Klang - Fusion“ war nicht nur ein<br />

musikalischer Ohrenschmaus für die Zuhörer,<br />

sondern auch ein musikalisches Erlebnis,<br />

das den Musikanten noch lange in<br />

guter Erinnerung bleiben wird.<br />

Georg Gamper<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Ein Hinweis und eine Bitte … damit alle was vom „Musikpanorama“ haben<br />

Für die Redaktion des <strong>KulturFenster</strong>s ist es sehr erfreulich, wenn viele Musikkapellen ihre Berichte zur Veröffentlichung<br />

im „Musikpanorama“ schicken und wir bedanken uns sehr herzlich für alle Beiträge. Gleichzeitig erlauben wir uns, darauf<br />

hinzuweisen, dass einerseits das Platzangebot begrenzt ist und andererseits möglichst vielen Musikkapellen „Raum“<br />

für ihre Berichterstattung gegeben werden soll. Deshalb wurde die Textlänge mit 1000 Zeichen als Richtwert festgelegt.<br />

Besonders wenn viele Beiträge von Musikkapellen zu bestimmten Anlässen – z.B. über Cäcilienfeiern und Frühjahrskonzerte<br />

– zu veröffentlichen sind, ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Vorgaben möglichst genau eingehalten<br />

werden. Daher unsere nochmalige Bitte an alle Berichterstatter der Musikkapellen, dies berücksichtigen zu wollen.<br />

36<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Vorweg<br />

Heimatpflege<br />

Teil eines großen Ganzen<br />

Manch einer – ich eingeschlossen –<br />

muss erst selbst „in die Jahre kommen“,<br />

um „In-die-Jahre-Gekommenes“, im positiven<br />

Sinne für Traditionen, Brauchtum und<br />

Kulturgut ,schätzen zu lernen und entsprechend<br />

würdigen zu können.<br />

Träumte ich mit 20 etwa noch von der<br />

Großstadt und allem möglichen Blendwerk,<br />

bin ich heute – 20 Jahre später –<br />

solider gesinnt, suche nach Ruhe und<br />

Ursprünglichkeit und finde beides auf unserem<br />

großartigen Fleckchen Erde. Mundete<br />

mir mit 20 noch das „Gekaufte“, eine<br />

selten genossene Coca-Cola oder die Industrieware<br />

von McDonalds, so braue ich<br />

heute in meiner Küche Frucht- und Blütensäfte,<br />

mische Marmeladen und lasse<br />

mich von deren Duft und Farbe betören.<br />

Selbst Gemachtes!<br />

zu erinnern vermag, ist das Ursprüngliche,<br />

der allseits spürbare Charme unserer<br />

kleinen Ecke.<br />

Selbst Erlebtes!<br />

An freien Tagen zieht es mich in die<br />

Höhe, auf Almen, auf Bergspitzen, zu kristallklaren<br />

Seen und zu einzigartiger Fauna<br />

und Flora, deren Anblick uns nur in den<br />

kurzen Sommermonaten vergönnt ist. Unlängst<br />

habe ich Bergkräuter gesammelt und<br />

mit Salz versetzt. Auch nach der Verarbeitung<br />

riecht man die Natur und streut mit jeder<br />

Prise die Würze der Heimat ins eigene<br />

Leben. In solchen Momenten bin ich außerordentlich<br />

dankbar dafür, dass es Menschen<br />

gibt, die sich unermüdlich für den<br />

Erhalt auch meines Bodens, auch meiner<br />

Blumen und Kräuter, auch meiner Wiesen<br />

und Wälder einsetzen, Menschen, die<br />

kämpfen, mit Worten und Taten als Waffen.<br />

Ihnen gebührt meine Anerkennung, Menschen<br />

wie Peter Ortner, dem Präsidenten<br />

des Heimatpflegeverbandes, der im stolzen<br />

Alter von achtzig Jahren drei weitere Jahre<br />

einer Verwaltungsperiode auf sich bürdet,<br />

der während meiner Schulzeit schon als Naturpapst<br />

gegolten hat und dessen Werke in<br />

unserem Hause vor allen Lexika und Internetseiten<br />

bei Fragen zu Tier und Natur zu<br />

Rate gezogen werden. Und im Geheimen<br />

erfüllt es mich auch mit Stolz, dass auch<br />

ich meinen Beitrag leisten und mich diesem<br />

„besseren Teil der Südtiroler“ – wie<br />

Arnold Tribus in der Tageszeitung verlauten<br />

ließ – zugehörig fühlen darf.<br />

Ihre Sylvia Rottensteiner<br />

Manch einer muss erst in die Fremde<br />

reisen, von unbekannten Früchten kosten,<br />

den Klang fremdländischer Sprachen<br />

vernehmen und die Welt von einer<br />

neuen Warte aus betrachten, um den<br />

Wert der eigenen Heimat zu erkennen.<br />

Am Ende kommen sie alle wieder, wenn<br />

nicht physisch, dann doch im Herzen. Die<br />

Heimat verlernt man nicht so leicht und<br />

woran sich ein jeder zeit seines Lebens<br />

Ihre Beiträge senden Sie bitte an: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen<br />

erreichen Sie mich unter folgender Nummer: 347 0325027 (Sylvia Rottensteiner)<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 37


Das Thema<br />

„Den Bui eppas Ordentlichis<br />

learn lossn…“<br />

Laudatio<br />

Anlässlich einer außerordentlichen Vorstandssitzung<br />

wurde Peter Ortner zum 80.<br />

Geburtstag gratuliert und ihm für seine Verdienste<br />

gedankt.<br />

Mit keinem anderen Namen wie mit<br />

dem von Peter Ortner ist heute in Südtirol<br />

und weit darüber hinaus alles, was unter<br />

dem Begriff Heimatpflege, Schutz von<br />

Natur- und Kulturlandschaft zu fassen<br />

ist, verbunden. Zudem hat er maßgeblich<br />

seit den 1960er Jahren an der Gestaltung<br />

der Südtiroler Schule mitgewirkt und als<br />

Wissenschaftler in vielen Publikationen,<br />

Rundfunk- und Fernsehbeiträgen naturkundliches<br />

Wissen verbreitet und die Bevölkerung<br />

für Vogel, Busch, Baum, Blume<br />

und Berg sensibel gemacht.<br />

Peter Ortner wurde am 16. Juli 1934<br />

als erstes von sechs Kindern einer Familie<br />

von Schmieden in Sexten geboren. Peters<br />

Großvater erkannte bald, dass „der Peter<br />

a g`scheids Bübl isch“ und aufgrund seiner<br />

zarten Konstitution nicht die elterliche<br />

Schmiede übernehmen konnte. „Den Bui<br />

muss man eppas Ordentlichis learn lossn!“,<br />

war die feste Überzeugung des Großvaters.<br />

Und so kam es dann auch. Über Vermittlung<br />

des Pfarrers kam Peter Ortner in das<br />

Vinzentinum in Brixen, wo er acht Jahre<br />

Mittelschule und Gymnasium besuchte.<br />

Nach der Matura studierte Peter Ortner Zoologie<br />

und Botanik in Innsbruck und Wien.<br />

Obwohl Peter ein Angebot der Universität<br />

im Bereich der Krebsforschung erhalten<br />

hatte, verzichtete er, da er sich gegenüber<br />

dem Land Südtirol verpflichtet fühlte;<br />

es war ihm nämlich bekannt, dass es als<br />

Spätfolge des Faschismus noch an Lehrkräften,<br />

speziell im Bereich der Naturwissenschaften,<br />

mangelte.<br />

„Peter Ortner möge mit erhobenem<br />

Zeigefinger und monotoner Lehrerstimme<br />

weiterhin geißeln, eiern, treten,<br />

entlarven, aufdecken, enthüllen<br />

und mahnen! Unaufhörlich!“<br />

In 35 Jahren lehrte Peter Ortner an verschiedenen<br />

Schulen des Landes Naturkunde<br />

und Biologie und übertrug seine<br />

Sensibilität und Begeisterung für die Natur<br />

auf viele junge Leute. Mit Ehrgeiz und<br />

Umsicht, Diplomatie und Geschick gelang<br />

es ihm dann als Direktor, das Realgymnasium<br />

in Bozen durch die turbulenten<br />

1968er Jahre zu führen und das<br />

heterogene Lehrerkollegium positiv für<br />

die Schule einzusetzen. Unter seiner weisen<br />

Führung wurde das Realgymnasium<br />

zu einer der renommiertesten Oberschulen<br />

des Landes, was ihn nach wie vor mit<br />

Freude erfüllt.<br />

„Und trotzdem hat er alle überlebt, die<br />

Umweltmoden, und ist immer seinem<br />

Auftrag treu geblieben, das Land so<br />

zu bewahren, dass es seinen Charme<br />

behält, seine historisch gewachsene<br />

Kulturlandschaft nicht aufgibt, der<br />

Zersiedelung Einhalt gebietet und<br />

die Besonderheit und die einzigartige<br />

Schönheit dieses magischen Flecken<br />

Erde nicht dem garstigen Mammon<br />

geopfert wird.“<br />

1970 wurde unter der Leitung des Landesrates<br />

Alfons Benedikter ein vorbildliches<br />

Landschaftsschutzgesetz erlassen.<br />

Ortner schlug als Mitglied der Arbeitsgruppe<br />

für Landschaftsschutz die Ausweisung<br />

von Naturparks in Südtirol vor und<br />

arbeitete intensiv an deren Realisierung<br />

mit. Heute gehören diese zu den Aushängeschildern<br />

des Landes und der Gemeinden.<br />

1970 wurde auch ein Europäisches<br />

Naturschutzjahr ausgerufen, der ökologische<br />

Gedanke sollte damit gefördert und<br />

verbreitet werden und Ortner initiierte auf<br />

seinem schulischen Arbeitsfeld zur Sensibilisierung<br />

der Schülerinnen und Schüler<br />

ein von ihm geleitetes und vom Pädagogischen<br />

Institut koordiniertes Umweltprojekt,<br />

welches in den Südtiroler Schulen ein<br />

breites Echo fand.<br />

Seit 1996 steht Peter Ortner dem<br />

Heimatpflegeverband vor.<br />

38<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

„Die Heimatpfleger sind besondere<br />

Leute, sie gehören zu einer besonders<br />

sensiblen Kulturavantgarde, sie sind<br />

der bessere Teil der Südtiroler, denn<br />

ohne sie wäre das Land schon lange<br />

ausverkauft, zerstört.“<br />

Peter Ortner arbeitete und arbeitet bis<br />

auf den heutigen Tag in verschiedenen<br />

Kommissionen mit. So war er z.B. über<br />

10 Jahre lang als Naturexperte Mitglied<br />

der Landesraumordnungskommission und<br />

bekam dort häufig den Unmut der Zeit zu<br />

spüren, der es zulässt, dass in der Praxis<br />

die Ökonomie die Ökologie dominiert.<br />

Eine jahrzehntelange beratende Tätigkeit<br />

übte Ortner auch im Landesjagdkomitee<br />

aus und war als Mitarbeiter in der Ausbildung<br />

der Jäger und Bergführer sehr geschätzt.<br />

Bis auf den heutigen Tag begleitet<br />

er Lehrpersonen und Schüler, aber auch<br />

politische Verantwortungsträger und Interessierte<br />

bei Exkursionen durch das Land,<br />

um die Sinne der Menschen für das Wertvolle,<br />

Erhaltens- und Schützenswerte unserer<br />

Heimat empfänglich zu machen und<br />

Entscheidungen im Sinne der Natur und<br />

Umwelt zu unterstützen.<br />

Besonders produktiv und strebsam war<br />

und ist Peter Ortner im Bereich der wissenschaftlichen<br />

Publikationen und der<br />

Beiträge in verschiedensten Printmedien<br />

sowie in Rundfunk und Fernsehen. Die<br />

Auseinandersetzung mit den Problemen<br />

des Natur- und Landschaftsschutzes fanden<br />

in zahlreichen Vorträgen, Artikeln für<br />

wissenschaftliche Zeitschriften, in Rundfunk-<br />

und Fernsehsendungen ihren Niederschlag.<br />

Sein Einsatz und seine Verdienste wurden<br />

über die Jahre mit zahlreichen Preisen<br />

und Ehrungen gewürdigt: Im Jahr 1974<br />

wurde ihm der „Förderpreis für künstlerische<br />

und wissenschaftliche Leistungen<br />

Walther von der Vogelweide“ verliehen, für<br />

ihn ein großer Ansporn für seine weitere Tätigkeit.<br />

Freude und Genugtuung bereitete<br />

ihm 1986 auch die Verleihung einer Anerkennungsurkunde<br />

vom Verein für Ökologie<br />

für die besondere Leistung und für<br />

den persönlichen Einsatz auf dem Gebiet<br />

des Umweltschutzes sowie die Ernennung<br />

als ordentliches Mitglied der „Accademia<br />

Roveretana degli Agiati“ im Jahr 1989.<br />

2008 erhielt er den Heimatpreis und 2011<br />

schließlich wurde ihm von seinen oftmals<br />

mächtigsten Widersachern, den Politikern<br />

Peter Ortner im Kreise des Vorstandes des Heimatpflegeverbandes Südtirol. Als<br />

Geschenk wurde dem Gefeierten ein Porträt von Ivo Mahlknecht überreicht.<br />

des Landes, das Ehrenabzeichen ans Revers<br />

geheftet.<br />

„Revolutionär ist er keiner, und gerade<br />

weil er so sanft und umsichtig<br />

ist, wird er von der Politik, vom System<br />

gefürchtet.“<br />

1996 war eine Sternstunde für den Heimatpflegeverband.<br />

In diesem Jahr übernahm<br />

Ortner kurz vor seiner Pensionierung<br />

die Leitung des Heimatpflegeverbandes<br />

Südtirol und es begann eine neue Ära: Mit<br />

seinem reichen Wissen, mit seinem Engagement,<br />

mit seinem Takt und seiner Zielstrebigkeit<br />

gab und gibt er dem Heimatpflegeverband<br />

Profil, Autorität, Geltung,<br />

Ansehen. Ihm ist es ganz wesentlich zu<br />

verdanken, dass der Verband gefragter<br />

Ansprechpartner in Fragen und Problemen<br />

des Schutzes von Natur und Kultur<br />

geworden ist.<br />

„Ortner ist in seinem Verband unangefochten<br />

die Nummer eins, weil er<br />

seriös ist und vor allem weil er kompetent<br />

ist, in verschiedenen Bereichen<br />

über ein profundes Wissen verfügt,<br />

weil er sich auskennt und den Schändern<br />

von Kultur und Landschaft Paroli<br />

bieten kann.“<br />

Heimatschutz ist zukunftsfähig, spendet<br />

Kraft, weil er von Personen wie Peter<br />

Ortner getragen wird, die aus inner-<br />

ster Überzeugung und enger Bindung an<br />

ihre Heimat Verantwortung für die Zukunft<br />

übernehmen: Die eindringliche Warnung<br />

vor einer zunehmenden Ökonomisierung<br />

unseres Landes mit Bauboom, Zersiedelung,<br />

Verkehrsbelästigung, Ausbeutung<br />

von natürlichen Ressourcen auf der einen<br />

Seite sowie die konkrete Arbeit zum Schutz<br />

von Naturlandschaft und von über Jahrhunderte<br />

gewachsenem Kulturgut auf der<br />

anderen gehören dabei zu den wichtigen<br />

Eckpfeilern seiner täglichen Arbeit. Seine<br />

Kompetenz und seine Haltung sind stark<br />

vom humanistischen Geist durchwoben,<br />

seine immer klaren, aber nie verletzenden<br />

Worte, seine Bestimmtheit, Ehrlichkeit und<br />

Bescheidenheit haben ihn in Südtirol und<br />

darüber hinaus als Menschen und Wissenschaftler<br />

bekannt gemacht, ihm Ansehen<br />

verschafft, und in ihm hat unsere Heimat<br />

einen echten Anwalt bekommen.<br />

„Heimatpfleger sind das kritische Gewissen<br />

dieses Landes, man braucht<br />

sie nur zu sehen, und man weiß, dass<br />

es sich um edle Menschen handelt.“<br />

Für den gewaltigen Einsatz zum Wohle<br />

unserer Heimat ein herzliches Vergelt`s Gott!<br />

Aus der Laudatio von Claudia Plaikner anlässlich<br />

der Verleihung des Heimatpreises<br />

2008 mit Zitaten von Arnold Tribus aus<br />

der Tageszeitung vom 17. April 2011; zusammengestellt<br />

von Sylvia Rottensteiner<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 39


Das Thema<br />

Baukultur und Heimatpflege<br />

Architekt Bernhard Lösch trägt als Fachbeirat für Baukultur Sorge für die<br />

baulichen Fragen innerhalb des Verbandes<br />

Berhard Lösch<br />

Seit nahezu zehn Jahren bekleidet Bernhard<br />

Lösch, Architekt in Innichen, das Amt<br />

des Fachbeirates für Baukultur innerhalb<br />

des Heimatpflegeverbandes. Seit April <strong>2014</strong><br />

ist er außerdem Mitglied des neugewählten<br />

Vorstandes. Vorwiegend bei Sanierungen,<br />

geplanten Abbrüchen und Entsorgungen von<br />

historischer Bausubstanz tritt der Fachbeirat<br />

auf den Plan.<br />

Wertigkeit von vorrangigem<br />

Interesse<br />

Wird Bernhard Lösch bei baulichen Fragen<br />

zu Rate gezogen, gilt sein primäres<br />

Interesse der Wertigkeit der vorhandenen<br />

Bausubstanz. Gemessen daran wird erörtert,<br />

inwieweit die Sanierfähigkeit gegeben<br />

und die Erhaltung sinnvoll ist, oder<br />

ob ein Abbruch unter Umständen angedacht<br />

werden sollte. Da jedes architektonische<br />

Werk vergangener Tage einen<br />

Teil unserer ureigenen Baukultur und somit<br />

unserer regionalen Identität darstellt,<br />

ist bei jedem baulichen Veränderungsprozess<br />

zunächst von einer wertschätzenden<br />

Haltung auszugehen, so Bernhard<br />

Lösch. Auf Anfrage werden neben<br />

den Möglichkeiten der Sanierung auch<br />

Auskünfte hinsichtlich finanzieller Unterstützung<br />

geboten.<br />

Marktwert orientiert sich an der<br />

Kulturlandschaft<br />

Obgleich die Initiativen der Heimatpfleger<br />

auch darauf abzielen, möglichst<br />

viel an alter Baukultur zu erhalten, muss<br />

sich die Planung bei einer erneuten Instandsetzung<br />

auch an den Richtlinien<br />

zeitgemäßen Komforts orientieren. Diese<br />

Verzahnung von alten Materialien und<br />

Strukturen mit neuen Technologien und<br />

Ideen innerhalb eines bestehenden kulturellen<br />

Rahmens ist eine große Herausforderung.<br />

Eine über alle Maßen wichtige<br />

aber, bewahrt sie doch die historisch gewachsene<br />

Kulturlandschaft und damit die<br />

unverkennbare Qualität unseres Territoriums.<br />

Insofern leistet der Heimatpflegeverband<br />

mit diesem Dienst eine fundamentale<br />

Sensibilisierungsarbeit im<br />

Hinblick auf die wirtschaftliche Position<br />

unseres Landes. Allen Verantwortlichen<br />

sollte nämlich klar sein, dass der Fortschrittsglaube<br />

nicht nur in Neuartiges<br />

münden muss, sondern dass der Marktwert<br />

des Alpenländchens gerade auf den<br />

alten Kulturgütern fußt.<br />

Ortsbegehung als Weg zur<br />

Identifikation<br />

Eine einfache, aber nichts desto trotz<br />

äußerst wirkungsvolle Möglichkeit, örtliche<br />

Besonderheiten kennen und schätzen zu<br />

lernen, bieten Ortsbegehungen. Wichtig ist<br />

hierbei der Blick von außen, ein wachsames<br />

Auge, dem die Eigenheiten noch nicht Gewohnheit<br />

geworden, sondern Ausdruck kultureller<br />

Prägung sind. Vielerorts haben solche<br />

Maßnahmen bereits zu veränderten<br />

Sichtweisen geführt und sich auf Gemeindeebene<br />

in Richtlinien für den Ensembleschutz<br />

niedergeschlagen.<br />

Ensembleschutzgesetze noch<br />

nicht ausgereift<br />

Mit der Hinwendung zum Ensembleschutz<br />

sind zwar wichtige Weichen für den<br />

Erhalt der historischen Bausubstanz gelegt,<br />

aber die Frage nach der Finanzierung ist<br />

noch nicht geklärt. Mit diesem Problem<br />

stehen die Gemeinden alleine da, zumal<br />

die gesetzliche Grundlage nicht von einer<br />

speziellen Zuweisung, sondern lediglich<br />

von finanziellen Mitteln innerhalb des<br />

Landschaftsfonds spricht. Insofern sind<br />

noch nicht alle Kämpfe ausgestanden, dies<br />

vor allem vor dem Hintergrund der zurzeit<br />

eingestellten Beiträge für die Heimatpflege.<br />

Sylvia Rottensteiner<br />

Vereine und Privatpersonen können sich bei Fragen zu historischen Gebäuden,<br />

deren Erhaltung oder Entsorgung an den Fachbeirat für Baukultur, Architekt<br />

Bernhard Lösch, wenden.<br />

Auf Anfrage werden zudem Ortsbegehungen begleitet.<br />

Interessierte erhalten Auskünfte und Kontaktdaten im Büro des Heimatpflegeverbandes,<br />

Bozen, Waltherhaus, oder unter 0471 973693.<br />

40<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Informiert & Reflektiert<br />

Heimatpflege<br />

Düngung lässt die<br />

Wiesenblumen rasch verschwinden<br />

Verlust der Biodiversität durch Intensivierung<br />

Infolge Intensivierung ist der ehemalige Blumenteppich der Seiser Alm nur mehr auf kleinere Restflächen reduziert. Anstelle der<br />

Vielfalt tritt immer mehr die Einfalt.<br />

Sattgrüne Wiesen und Weiden prägen<br />

immer mehr die Kulturlandschaft Südtirols.<br />

Durch die zunehmende Intensivierung<br />

der Grünlandwirtschaft haben die Gräser<br />

mit ihren bunten Begleitern stark an Terrain<br />

verloren.<br />

Die Düngung lässt die Arnikabestände<br />

auf mageren Wiesen und Weiden rasch<br />

verschwinden. Bunte Orchideen, Kleearten,<br />

Margeriten und Türkenbundlilien bleiben<br />

aus. Die Intensivierung der Wiesen<br />

läuft unter den Begriffen „Bonifizierung,<br />

Meliorierung und Planierung“. Vom ökologischen<br />

Standpunkt aus gesehen handelt<br />

es sich dabei um Maßnahmen, die zu<br />

einem Verlust der biologischen Vielfalt führen.<br />

Unverständlicherweise werden dafür<br />

noch Landschaftspflegeprämien gewährt.<br />

Kreislaufwirtschaft unter<br />

Vermeidung umweltbelastender<br />

Produktionsformen<br />

Die Erhaltung bzw. Förderung der Biodiversität<br />

unserer Kulturlandschaft ist<br />

ohne Berglandwirtschaft nicht möglich.<br />

Daher ist eine Kreislaufwirtschaft unter<br />

Vermeidung umweltbelastender Produktionsformen<br />

anzustreben. Die Höhe<br />

der Subventionen für ökologische Sonderleistungen<br />

sollte sich am Beitrag zur<br />

Erhaltung der Artenvielfalt und an einer<br />

nachhaltig ressourcenschonenden Bewirtschaftung<br />

orientieren. Umweltschädigende<br />

Praktiken wie Intensivdüngung<br />

und Pestizide haben keine Berechtigung.<br />

Der umweltschonenden Produktion ge-<br />

sunder Lebensmittel kommt eine immer<br />

größere Bedeutung zu. In einer botanisch<br />

und futterbaulich ausgewogenen Wiese<br />

sollten die Gräser zu 50 bis 70 Prozent,<br />

die Kleearten zu 10 bis 20 Prozent und<br />

die restlichen Kräuter zu 20 bis 30 Prozent<br />

am Ertrag beteiligt sein. Eine bunte<br />

Wiese oder Weide ist nicht nur schön,<br />

sondern auch futterbaulich wünschenswert.<br />

Mit der zunehmenden Intensivierung<br />

nimmt man zwangsläufig den Verlust<br />

biologischer Vielfalt und Stabilität in<br />

Kauf. Die Wiesenblumen gehören zu den<br />

eindrucksvollsten Erscheinungen unserer<br />

Bergwelt. Viele Arten sind aber durch zunehmende<br />

Intensivierungsmaßnahmen<br />

vom Aussterben bedroht.<br />

Peter Ortner<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 41


Aus Verband und Bezirken<br />

Kultur und Architektur<br />

Fahrt des Heimatschutzvereins Meran nach Osttirol<br />

Geschichte, kunsthistorische Sehenswürdigkeiten<br />

und zeitgenössische Architektur<br />

versuchte der Heimatschutzverein Meran<br />

bei seiner heurigen Frühjahrsfahrt in Osttirol<br />

aufzuspüren. Für die Burggräfler scheinen<br />

die Osttiroler Nachbarn abgelegen und<br />

vielfach unbekannt, obwohl das Drautal die<br />

topografische Fortsetzung unseres Pustertales<br />

bildet und mit diesem viele historische,<br />

kulturelle und landschaftliche Gemeinsamkeiten<br />

aufweist.<br />

Einen ersten Höhepunkt der Fahrt bildete<br />

die Besichtigung der Stiftskirche in Innichen.<br />

Gegründet 769 n.Chr. vom Bayernherzog<br />

Tassilo III. als Bollwerk gegen das<br />

Vordringen der Alpenslawen, gilt sie heute<br />

als das Prunkstück der Romanik in Tirol.<br />

Die rationale Klarheit und Ruhe des monumentalen<br />

Bauwerks hinterlässt zusammen<br />

mit der wiederhergestellten Krypta,<br />

den Fresken und der berühmten Kreuzigungsgruppe<br />

einen bleibenden Eindruck.<br />

Besichtigung der Stiftskirche Innichen<br />

Schule für das Auge<br />

Um das Auge auch für die zeitgenössische<br />

Baukultur zu schulen, wurden auf<br />

der Weiterfahrt jeweils kurze Besichtigungsstopps<br />

bei kürzlich errichteten Gebäuden<br />

eingelegt, so beim Zivilschutzzentrum<br />

in Innichen (Architekturbüro<br />

AllesWirdGut-Wien, 2007), an der Landesgrenze<br />

beim Ausstellungsgebäude<br />

der Tischlerei Lanser (Architekt Machné,<br />

2006) und in Sillian beim Kulturzentrum<br />

beziehungsweise Mehrzweckgebäude (Architekt<br />

Machnè).<br />

Beispiel sanfter Erschließung<br />

Dann führte ein Abstecher in das idyllische<br />

Villgratental, das sich mit seinem<br />

stimmigen Konzept für die sanfte Erschließung<br />

einen Namen gemacht hat und bisher<br />

vom landschaftsfressenden „Turbotourismus“<br />

verschont geblieben ist. In<br />

Innervillgraten konnte die Schmiede Steidl<br />

mit ihrer preisgekrönten Betriebserweiterung<br />

(Architekten P. Jungmann und M.<br />

Tschaguller, 2008) besichtigt werden, wo-<br />

Krypta der Stiftskirche Innichen<br />

bei dankenswerterweise Bauherr und Architekt<br />

für eine aufschlussreiche Führung<br />

zur Verfügung standen.<br />

Aguntum − Zeuge römischer<br />

Verwaltungspolitik<br />

Nach der Mittagspause beim historischen<br />

„Strassenwirt“ in Strassen und einer<br />

kurzen Besichtigung des neuen Gemeindezentrums<br />

(Architekt Machnè, 2012)<br />

in Abfaltersbach ging die Fahrt weiter bis<br />

nach Aguntum.<br />

Aguntum war die einzige römische Stadt<br />

in Tirol und bildete das Wirtschafts-, Verkehrs-<br />

und Verwaltungszentrum eines Gebietes,<br />

welches das heutige Osttirol umfasste<br />

und westlich bis zur Mühlbacher<br />

Klause reichte. Im neuen Museumsgebäude<br />

und im weitläufigen Ausgrabungsgelände<br />

wird die Geschichte der römischen Stadt<br />

in der Provinz Noricum erzählt.<br />

Schmiede Steidl in Innervillgraten<br />

Profane und sakrale Kunst<br />

Eine Führung durch Schloss Bruck, das<br />

im 13. Jahrhundert von den Görzer Grafen<br />

als Residenz oberhalb der Stadt Lienz erbaut<br />

worden war, rundete das reichhaltige Programm<br />

ab. Besonders beeindruckte dabei<br />

die Burgkapelle mit den Fresken des Simon<br />

von Taisten und die Ausstellung der Werke<br />

von Albin Egger Lienz. Den Abschluss der<br />

Kulturfahrt bildete ein Stadtbummel in Lienz,<br />

wobei noch einige Sakralbauten (Pfarrkirche<br />

St. Andrä, Benefiziatskirche St. Michael)<br />

und Beispiele zeitgenössischer Architektur<br />

(Cinex-Palast, Hypo-Bank von Architekt<br />

R.J. Abraham) aufgesucht werden konnten.<br />

Sachkundig begleitet wurde die Fahrt<br />

von Vorstandsmitgliedern, der Kunsthistorikerin<br />

Rosemarie Pizzecco Zelger, dem Ethnologen<br />

Johannes Ortner und dem Architekten<br />

Michl Wohl.<br />

Josef Vieider<br />

42<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Ins Bild gerückt<br />

Heimatpflege<br />

Mitten im Kulturgeschehen<br />

Heimatpflegeverein Naturns-Plaus schlägt Brücken zwischen Altem und Neuem<br />

Vor dem Hintergrund von Schloss Juval ist der Lorenziacker schon lange zu einem neuen Wahrzeichen der Gemeinde geworden.<br />

„Tradition ist nicht die Anbetung der<br />

Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“<br />

Dieses Zitat von Gustav Mahler ziert<br />

nicht nur die neue Homepage des Heimatpflegevereins<br />

Naturns-Plaus, sondern ist<br />

zum zentralen Leitsatz avanciert. Insofern<br />

beschränken sich die Ziele nicht nur<br />

auf die Erhaltung von Trachten und Traditionen.<br />

Nicht nur Bewahren und Schützen<br />

gehören zur Verantwortlichkeit. Die<br />

Partnerinitiative Naturns-Plaus taucht darüber<br />

hinaus ins vielfältige Kulturgeschehen<br />

der Gemeinde ein und gestaltet dieses<br />

aktiv mit. Neue Ideen und Projekte gehören<br />

selbstredend mit zum Aufgabenbereich.<br />

Wichtige Kulturarbeit<br />

Josef Pircher, Jahrgang 1938, ist seit<br />

1966 in das Dorf- und Kulturgeschehen<br />

seiner Wahlheimat Naturns involviert.<br />

Lange Jahre bekleidete er das Amt des<br />

Kulturreferenten, war Präsident des Südtiroler<br />

Chorverbandes und bestimmt heute<br />

noch als Chorleiter das Musikleben der Kirchenchöre<br />

St. Zeno Naturns und Tabland-<br />

Staben. Es ist vermutlich zu einem großen<br />

Teil ihm zu verdanken, dass der Heimatpflegeverein,<br />

dessen Obmann er seit der<br />

Gründung im Jahre 1996 ist, so eng mit<br />

dem Kulturleben verflochten ist.<br />

Sensibilisierung ist zentrales<br />

Thema<br />

Das leidige Kapitel Finanzen kommt bei<br />

Vereinen wie denen der Heimatpflege immer<br />

wieder auf den Tisch, vor allem auch<br />

jetzt nach dem Beschluss der Landesregierung,<br />

die Beiträge bis auf Widerruf zu<br />

stoppen. Insofern ist es laut Josef Pircher<br />

ganz besonders wichtig, mit schlagkräftigen<br />

Argumenten und intensiver Überzeugungsarbeit<br />

finanzkräftige Partner zu<br />

finden. Aus diesem Grunde sei es auch notwendig,<br />

Projekte zu unterstützen, welche<br />

von möglichst vielen mitgetragen werden<br />

Die Laurentius-Kirche war bis vor zehn Jahren dem vollständigen Verfall preisgegeben.<br />

Heute ziert ein Marmorblock aus dem<br />

nahegelegenen Bruch in Göflan die<br />

Apsis der Kirche.<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 43


Ins Bild gerückt<br />

Am Kornschnitt im Juli sind jährlich zahlreiche Freiwillige beteiligt. Anschließend wird das Korn in der ebenfalls vom Verein<br />

restaurierten Runster Mühle gemahlen.<br />

können. Dies erklärt auch, weshalb sich<br />

auch ein Heimatpflegeverein nicht kategorisch<br />

gegen alle Neuerungen stellen darf.<br />

Einige Daten zum Verein<br />

1996 war die Gründung mit 45 Mitgliedern<br />

bereits ein durchschlagender Erfolg.<br />

Heute zählt der Verein 180 Mitglieder,<br />

darunter auch Vertreter aus der Nachbargemeinde<br />

Plaus. Schon seit der Geburtsstunde<br />

besteht diese Interessensgemeinschaft<br />

der beiden Nachbargemeinden,<br />

welche sich im Vorstand mit tatkräftiger<br />

Unterstützung niederschlägt. Der Vorstand<br />

zählt derzeit zehn aktive Heimatpfleger<br />

aus einer breiten Palette an Berufssparten.<br />

Bauern, Lehrer, Handwerker, Architekten<br />

sind vertreten und – darauf legt man<br />

in Naturns-Plaus großen Wert – die Frauenquote<br />

stimmt. Kooptiert sind Mitglieder<br />

aus der Vereinigung der Bäuerinnen, der<br />

Schützenkompanie sowie der Bauernjugend.<br />

Besonders Letztere sind in den Reihen<br />

der Heimatpfleger gern gesehen, stehen<br />

sie doch als junge Generation für die<br />

Zukunft und für eine kontinuierliche Weitergabe<br />

des gesammelten Wissens und<br />

der Traditionen.<br />

„Schlimm ist, wenn ein Bruch zwischen<br />

Altem und Neuem zustande kommt. Es<br />

braucht uns, um Bestehendes zu bewahren,<br />

auf das man aufbauen kann.<br />

Erst diese Verbindung verleiht der Gegenwart<br />

die Flügel für die Zukunft.“<br />

Josef Pircher<br />

Gewichtige Partner<br />

Seit seiner Gründung arbeitet der Verein<br />

intensiv mit der Gemeindeverwaltung<br />

zusammen. Dieser Vorteil ist Josef Pirchers<br />

25-jährigen Tätigkeit als Assessor<br />

für Schule und Kultur geschuldet. Seitens<br />

der Politik erhält der Heimatpflegeverein<br />

immer wieder hilfreiche Impulse<br />

und Hinweise, im Gegenzug ist der Verein<br />

beispielsweise in der Baukommission<br />

vertreten. Vor allem bei größeren Vorhaben<br />

gereicht diese verlässliche Partnerschaft<br />

zum Erfolg und Nutzen aller.<br />

Ein Acker für die Gemeinde<br />

Das Paradebeispiel schlechthin für<br />

diese glückliche Zusammenarbeit ist der<br />

sogenannte Lorenziacker an der Straße<br />

zwischen den Dörfern Tschirland und<br />

Staben. Bevor sich der Verein der Erhaltung<br />

der Ruine der dem Hl. Laurentius<br />

geweihten Kirche annahm, boten die<br />

wenigen sichtbaren, von der Natur schon<br />

Anfang Juli steht das Korn goldgelb kurz<br />

vor der Ernte.<br />

44<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

beinahe wieder rückeroberten Mauerreste<br />

einen kläglichen Anblick. Auch die<br />

schwarzen Plastikplanen einer Erdbeerplantage<br />

trugen das Ihre zum Gesamtbild<br />

bei. Dank der Unterstützung der Gemeinde<br />

und des Landesdenkmalamtes<br />

wurde die Aktion Lorenziacker zum Stolz<br />

eines ganzen Talabschnittes. Die Ruine<br />

wurde vor weiterem Verfall bewahrt und<br />

die umliegenden 5000 m 2 werden seitdem<br />

traditionell bewirtschaftet. Getreide,<br />

Buchweizen, Kartoffeln und verschiedene<br />

Gemüsearten werden angebaut und von<br />

den Mitgliedern sorgsam gepflegt. Sogar<br />

500 Liter köstlicher Eigenbauwein gehören<br />

mit zum Ertrag. Der Kornschnitt im<br />

Juli sowie das Patroziniumsfest am 10.<br />

<strong>August</strong> gehören mittlerweile zu den Fixpunkten<br />

im Dorfgeschehen.<br />

Pläne Richtung Urzeit<br />

Prünster Plott oder auch Neuräutl nennt<br />

sich das Projekt, dessen sich Heimatpflegeverein<br />

und Gemeinde demnächst annehmen<br />

wollen, dies gar auf Anraten von<br />

Archäologen. Es handelt sich hierbei um<br />

ein Felsendach am Kompatscher Sonnenberg,<br />

das aufgrund eindeutiger Funde<br />

als Urzeitsiedlung ausgewiesen werden<br />

kann. Die Siedlung wird auf 9000 Jahre<br />

geschätzt. Um die Wichtigkeit derartiger<br />

Zeitzeugnisse zu unterstreichen, wird<br />

nun eine wissenschaftliche Publikation<br />

ins Auge gefasst.<br />

Außerdem soll bis zum Jahre 2016 –<br />

nach 100-jähriger Vergessenheit – der 1916<br />

aufgelassene k. u. k. Schießstand wieder<br />

mit neuem Leben angehaucht werden. Die<br />

historisch äußerst interessante Anlage ist<br />

es allemal wert, vor dem Strudel des Vergessens<br />

bewahrt zu werden.<br />

Harmonisch schmiegt sich das moderne Pfarrhaus in Tabland an das historische<br />

Gebäude aus rohem Stein. Heute beherbergt der alte Bau das Probelokal des Chores<br />

und einen Jugendraum.<br />

Partnerschaft über den Brenner<br />

Seit 1984 pflegt die Gemeinde Naturns<br />

eine herzliche Partnerschaft mit der Nordtiroler<br />

Gemeinde Axams. Jüngstes Projekt<br />

dieses langjährigen Kontaktes ist ein alljährlicher<br />

Schüleraustausch, der auf Anregung<br />

des Heimatpflegevereins zustande<br />

kam. Mittelschul- bzw. Hauptschulklassen<br />

wird auf Kosten der jeweiligen Gemeinde<br />

nicht nur ein vergnüglicher Ausflug<br />

ins Nachbarland ermöglicht, sondern<br />

auch die Möglichkeit geboten, die jeweils<br />

andere Gemeinde mit ihren Gepflogenheiten<br />

und Besonderheiten kennenzulernen.<br />

Wenn es gelänge, die Idee dieses<br />

kulturellen Austausches landesweit<br />

an mehrere Gemeinden weiterzugeben,<br />

wäre laut Obmann Josef Pircher ein wichtiger<br />

Schritt vollzogen, auch die Kinder<br />

und Jugendlichen für die Heimatpflege<br />

sowie für die Europaregion Tirol zu sensibilisieren.<br />

Sylvia Rottensteiner<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Aus finanziellen und organisatorischen Gründen stehen der Heimatpflege seit den letzten Ausgaben nur mehr 14 Seiten im<br />

<strong>KulturFenster</strong> zur Verfügung. Deshalb wird es nicht immer möglich sein, alle Artikel in ihrer vollständigen Länge zu veröffentlichen.<br />

Die Redaktion behält sich das Recht vor, notwendige Kürzungen vorzunehmen.<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 45


Arge Volkstanz<br />

Almtanz auf der Kreuzwiesen Alm<br />

Traditionelles Treffen der Volkstänzer unter freiem Himmel<br />

Der Wettergott meinte es gut mit den<br />

zahlreichen Volkstänzern, die aus verschiedenen<br />

Richtungen auf die Kreuzwiesen zum<br />

traditionellen Almtanz gewandert waren.<br />

Mit einer Wortgottesfeier, gestaltet von<br />

Evelyn Demetz, begann der Tag auf 2.000<br />

Metern Meereshöhe auf der Lüsner Alm.<br />

Die Wangener Musikanten umrahmten die<br />

Feier und spielten anschließend in ihrer<br />

gewohnt schwungvollen Art zum Tanze<br />

auf. Walzer, Polkas, Boarische und verschiedene<br />

Volkstänze standen auf dem<br />

abwechslungsreichen Tanzprogramm.<br />

Der eigens errichtete große Tanzboden<br />

war stets gefüllt von unermüdlichen Tänzerinnen<br />

und Tänzern.<br />

Punkteeifer beim<br />

„Bierkrugschieben“<br />

Der Bezirk Eisacktal mit dem Vorsitzenden<br />

Hans Thaler sorgte zusammen<br />

mit den Wirtsleuten der Kreuzwiesenhütte<br />

Herbert und Martha Hinteregger für Speis<br />

und Trank. Zum traditionellen Treffen wurden<br />

lauter traditionelle Gerichte kredenzt.<br />

Besonderen Anklang fand das „Bierkrugschieben“,<br />

das unter den Mitspielern für<br />

viel Punkteeifer und gute Laune sorgte.<br />

Dabei versuchen die Spieler, einen Bierkrug<br />

auf einer etwa sieben Meter langen<br />

Baumstammbahn mit Schwung in das<br />

Ziel zu bringen.<br />

Die Wangener Musikanten spielten zum Tanz auf.<br />

Viele Tänzer zog es auf den Tanzboden.<br />

Kindertänze für die Kleinen<br />

Für die kleinen Festbesucher gab es<br />

am Nachmittag Unterhaltung beim Einlernen<br />

einiger Kindertänze unter der Anleitung<br />

von Renate Langhofer und Kathi<br />

Amort. Die Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft<br />

Volkstanz, Monika Rottensteiner,<br />

lobte die gute Organisation und freute<br />

sich, dass der jährliche Almtanz stets Anziehungspunkt<br />

für Volkstänzer mit ihren<br />

Familien und Freunden aus ganz Südtirol<br />

ist und somit die Verbundenheit unserer<br />

Tradition mit der heimatlichen Natur<br />

in geselliger Gemeinschaft gelebt wird.<br />

Monika Rottensteiner<br />

Für Unterhaltung sorgte das „Bierkrugschieben“.<br />

46<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

Huangort auf Schloss Tirol<br />

„G'sungen, g'spielt und derzeihlt“<br />

Würdigung von<br />

Maridl Innerhofer<br />

Die "Alphornschwoba" mit ihren<br />

beeindruckenden Instrumenten<br />

Jedes Jahr im Frühsommer öffnet das<br />

Schloss Tirol seine Tore für alle Liebhaber<br />

der Volksmusik, des Volksgesangs<br />

und des Volkstanzes. Heuer war dies am<br />

1. Juni. Der Volkstanz und der Volksmusikkreis<br />

des Burggrafenamtes in Zusammenarbeit<br />

mit dem Landesmuseum Schloss Tirol<br />

haben wieder zum traditionellen Huangort<br />

eingeladen.<br />

Gäste aus nah und fern<br />

Die Terlaner Volkstänzer auf dem<br />

Tanzboden<br />

Der große Rittersaal des Schlosses gab<br />

der Veranstaltung einen würdigen Rahmen.<br />

Wie immer waren Gruppen aus dem<br />

ganzen Alpenraum eingeladen, um mit ihren<br />

Instrumenten die Zuhörer zu begeistern.<br />

Und begeistert waren dieses Jahr<br />

alle, waren doch zwei weit um bekannte<br />

Volksmusikanten zu Gast. Klaus Karl mit<br />

der „Genießer Musi“ und in wechselnder<br />

Besetzung mit der „Dürnberg Klarinettenmusi“<br />

war aus dem Mühlviertel angereist.<br />

Der allseits bekannte Nordtiroler<br />

Peter Reitmeir kam mit seiner Harfe und<br />

dem „Kohlbründl Viergsong“. Aus deren<br />

Gegend kamen auch die „Soatigen“, die<br />

die vielen Saiten auf ihren Instrumenten<br />

zum Schwingen brachten. Sogar aus Bayern<br />

reisten Musikanten an: die „Alphornschwoba“<br />

ließen ihre Alphörner im Schlosshof<br />

erklingen.<br />

Der Sprecher Nikolaus Köll würdigte in<br />

seinen kurzweiligen Ansagen u.a. auch<br />

das Schreiben und Wirken der verstorbenen<br />

Mundartdichterin Maridl Innerhofer<br />

aus Marling mit Zitaten aus ihren Texten.<br />

Doch auch die Jugend vergaß er nicht,<br />

denn was wäre die Volksmusik ohne Nachwuchs:<br />

Drei junge Burschen aus Dorf Tirol<br />

zeigten, was sie auf ihren Ziachorgeln<br />

so alles draufhaben.<br />

Tanz innerhalb altehrwürdiger<br />

Mauern<br />

Beim anschließenden gemütlichen Beisammensein<br />

im Schlosshof spielten die<br />

obig genannten Gruppen abwechselnd<br />

zum Tanz auf. Die Volkstanzgruppe Terlan<br />

zeigte verschiedene Volkstänze und die fleißigen<br />

Helfer sorgten dafür, dass die Besucher<br />

mit Getränken, hausgemachter Wurst,<br />

sowie Kaffee und Kuchen versorgt waren.<br />

Als die Sonnenstrahlen hinter der Zielspitze<br />

versanken, wurden auch die letzten<br />

Instrumente eingepackt und die Tore geschlossen.<br />

Die Erinnerung an den gemütlichen<br />

Sonntag und die Vorfreude auf das<br />

nächste Mal bleiben bestehen.<br />

Eva Klotzner<br />

Hereinspaziert<br />

• Bergmesse in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz Tirol am Sonntag, 7. September<br />

<strong>2014</strong>, auf dem Pfitscher Joch,<br />

Beginn der Hl. Messe um 12. 00 Uhr, anschließend gemeinsames Tanzen mit den „Pflerer Gitschn“<br />

Weitere Informationen zur Veranstaltung (Anfahrt, Shuttledienst auf das Pfitscher Joch und Gehzeit) erteilt<br />

das Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz (0471/970555 oder info@arge-volkstanz.org).<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 47


Arge Lebendige Tracht<br />

Er ist ganz schön auffallend und doch<br />

weiß niemand so recht, warum auch bei<br />

uns in bestimmten Gegenden hinten auf den<br />

Rock der Frauentracht noch zusätzlich ein<br />

so genannter „Bram“ aufgenäht wird. Im<br />

Wipptal ist er blau, im Pustertal schwarz<br />

und, wenn der Kittel ockergelb ist, kann er<br />

auch braun sein.<br />

Der unvergessene Volkskundler Hans<br />

Fink (1912-2003) aus Brixen schreibt in<br />

einem Artikel der „Tiroler Volkskultur“ vom<br />

März 1981, Seite 70, Folgendes:<br />

„Über den ursprünglichen Zweck dieses<br />

heute nur noch dekorativ-traditionellen<br />

‚Bram‘ ist schon viel gemutmaßt worden.<br />

Um beim Sitzen den Rock zu schonen,<br />

kann er nicht gedient haben, dafür sitzt er<br />

zu hoch. Fachleute nehmen an, er sollte<br />

den Kittel vor dem Abreiben des seinerzeit<br />

auch bei der Frauenwelt üblichen,<br />

fast unumgänglichen Rückenkorbes schonen.<br />

Der Olanger Trachtenschneider Ernst<br />

Neunhäuserer gibt an, bei einem alten gelben<br />

Wifling (schlichter Arbeitskittel) einen<br />

‚Bram‘ aus Leder gefunden zu haben. Dies<br />

würde zur Theorie ‚Schutz vor dem Buckelkorb‘<br />

gut passen.“<br />

Warum aber findet man dann bei alten<br />

Trachten Röcke, deren Bram vollkommen<br />

intakt ist, während die Stoffpartie<br />

darüber, gleich unter der Wulst, total<br />

abgewetzt ist? Also kann er doch nicht<br />

nur ein aus praktischen Gründen aufgenähter<br />

Fleck gewesen sein, sondern vielleicht<br />

doch ein bewusstes Zierelement,<br />

das dem Schönheitsideal der damaligen<br />

Zeit entsprochen hat.<br />

maximal 5 Millimetern, die eine Spanne<br />

von der Taille entfernt auf den gereihten<br />

oder plissierten Rock aufgenäht werden.<br />

Bei ganz alten Trachten habe ich die Streifen<br />

auch aus Leinen oder dicker Seide<br />

gesehen. Warum dieser Fleck aufgenäht<br />

wird, dazu habe ich nie eine genaue Erklärung<br />

gefunden. Jedenfalls wird er im<br />

ganzen Wipptal und auch in Pfitsch sehr<br />

gerne getragen.“<br />

Der Bram im Pustertal<br />

Der Bram<br />

Was soll der Fleck am Hinterteil?<br />

Der Trachtenschneider Ernst Neunhäuserer<br />

(1912-2003) aus Olang hat das Buch<br />

über „Die Pustertaler Festtracht“ geschrieben,<br />

wo er auf Seite 48 „hilfreiche Ratschläge<br />

für das Aufnähen des Bram“ gibt:<br />

„Für den Bram eignet sich schwarzer<br />

Cloth, ‚Raso‘ (besonders geeignet) oder<br />

‚Tibet‘. Es werden 3 bis 4 Stoffstreifen, 9<br />

cm breit, 1,5 m lang, zugeschnitten und<br />

die sichtbaren Kanten hineingebügelt. Der<br />

unterste Streifen wird zuerst aufgeheftet,<br />

dann folgt der nächste, welcher den ersten<br />

1 cm breit deckt usw. Zuletzt wird der<br />

ganze Bram aufgenäht und sollte nun 17<br />

bis 23 cm hoch sein.“<br />

Wir wissen also sehr genau Bescheid<br />

über die schneidertechnischen Details des<br />

Bram, aber was der Fleck auf dem Rock-<br />

Hinterteil wirklich bedeutet, darüber wird<br />

wohl noch weiterhin gemutmaßt werden.<br />

Agnes Andergassen<br />

Eine Verbrämung<br />

Geht man auf den Ursprung des Wortes<br />

„Bram“ zurück, so stoßen wir auf den mittelhochdeutschen<br />

Ausdruck verbremen<br />

(verbrämen), was soviel wie verzieren, verschönern<br />

heißt. Meist traf das auf einen<br />

Saum oder einen Rand zu, mit Pelz, kostbaren<br />

Borten oder was auch immer. Auf<br />

jeden Fall sollte es ein Zierelement, ein besonderer<br />

Hingucker sein.<br />

Pustertaler Tracht mit schwarzem oder braunem Bram<br />

Der Bram im Wipptal<br />

Schauen wir uns den Bram der Wipptaler<br />

Frauentracht etwas genauer an. Dazu<br />

die Trachtenschneiderin Helga Trenkwalder<br />

aus Sterzing: „Es sind zwei mittelblaue<br />

Streifen aus dünnem Wollstoff, 10-12 cm<br />

breit mit einem Zwischenraum von 3 bis<br />

Blauer Bram der<br />

Wipptaler Tracht<br />

48<br />

<strong>KulturFenster</strong>


• Büchertisch •<br />

Auf den Spuren von Strauss, Bartók & Co. in Meran<br />

Gelungene Präsentation des Kulturführers „Meraner Notenspuren“ von<br />

Ferruccio Delle Cave im Ottmanngut zieht zahlreiche Musikliebhaber an<br />

Heimatpflege<br />

Thomas Kager (Programmleiter Edition Raetia), Hermann Schnitzer (Präsident der<br />

Meraner Musikwochen), Ferruccio Delle Cave (Autor), Georg Kirchlechner (Ansitz<br />

Ottmanngut), Andreas Cappello (Intendant der Meraner Musikwochen)<br />

Das Cover des Kulturführes<br />

Im Meraner Ottmanngut wurde vor kurzem<br />

die Neuerscheinung „Meraner Notenspuren.<br />

Musik und Gesellschaft in der<br />

Passerstadt“ (Edition Raetia) vorgestellt.<br />

Im stilvollen Ambiente der frisch renovierten<br />

Pension führte Hausherr Georg<br />

Kirchlechner ein Gespräch mit dem Autor<br />

Ferruccio Delle Cave über die Bedeutung<br />

der Musik für die Kurstadt und<br />

unter anderem auch über das Wirken<br />

Johann Grissemanns, der im Ottmanngut<br />

lebte und sich als Komponist und<br />

Leiter der Kurmusik sowie der Bürgerkapelle<br />

um die Musikpfl ege in Meran<br />

verdient gemacht hatte . Für ein musikalisches<br />

Erlebnis sorgte die Sopranistin<br />

Sabina von Walther, die Lieder<br />

von Richard Strauss zum Besten gab.<br />

Begleitet wurde sie von der Pianistin<br />

Susanne Satz auf dem historischen<br />

Flügel des Ottmannguts. Anwesend<br />

waren neben Bürgermeister Günther<br />

Januth auch Hermann Schnitzer und<br />

Andreas Cappello, Organisatoren der<br />

Meraner Musikwochen, und Helga von<br />

Aufschnaiter, Präsidentin des Südtiroler<br />

Künstlerbundes.<br />

In den „Meraner Notenspuren“ präsentiert<br />

Ferruccio Delle Cave die lange Tradition der<br />

Musik in Meran. Beginnend bei den mittelalterlichen<br />

Missalen von Schloss Tirol und<br />

dem Minnesang kann sich der Leser vorarbeiten<br />

bis zu den heutigen Musikinitiativen<br />

wie den Meraner Musikwochen oder<br />

den Gartennächten auf Schloss Trauttmansdorff.<br />

Ein umfangreiches Kapitel ist dabei<br />

den Musikschaffenden gewidmet, die sich<br />

in der Kurstadt aufgehalten haben – ob für<br />

Engagements oder zur Erholung. So waren<br />

etwa Clara Schumann, Cosima Wagner,<br />

Franz Liszt und Edvard Grieg ebenso<br />

in Meran wie Béla Bartók, Max Reger und<br />

Arnold Schönberg. 1922 beehrte Richard<br />

Strauss beim ersten Meraner Musikfest<br />

das Publikum mit einem Liederabend.<br />

Aus eben diesem Programm stammten<br />

die Lieder, die im Rahmen der Buchpräsentation<br />

zur Aufführung kamen.<br />

Die Gäste konnten sich also über eine<br />

insgesamt gelungene und stilvolle Abendveranstaltung<br />

im historischen Ambiente<br />

mit vielen Einblicken in die Geschichte<br />

Merans als Musikstadt freuen.<br />

Das Buch, erschienen bei Edition Raetia,<br />

ist zum Preis von 17,90 Euro im Buchhandel<br />

erhältlich.<br />

Lieder von<br />

Richard Strauss<br />

sang Sopranistin<br />

Sabina von<br />

Walther, begleitet<br />

von der Pianistin<br />

Susanne Satz auf<br />

dem historischen<br />

Flügel des<br />

Ottmannguts.<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 49


• Büchertisch •<br />

Oswald Stimpfl<br />

Südtirols schönste Almwirtschaften<br />

64 Tipps für familientaugliche Ausflüge in die Südtiroler Berge<br />

Mair in Plun<br />

Über blühende Bergwiesen wandern,<br />

gemütlich einkehren, bodenständige<br />

Gerichte verkosten und den Blick über<br />

die nahen Gipfel schweifen lassen: Das<br />

verspricht ein Ausflug zu einer der zahlreichen<br />

Südtiroler Almen. Oswald Stimpfl<br />

beschreibt in diesem Buch 64 Südtiroler<br />

Almwirtschaften, auf denen im Sommer<br />

Gäste bewirtet werden und nach alter<br />

Tradition Vieh gehütet wird. Egal, ob<br />

die Alm Ziel einer kurzen Wanderung<br />

ist oder Stützpunkt auf einer längeren<br />

Tour: Die Betriebe bestechen durch ihre<br />

schöne Lage, die Atmosphäre und das<br />

kulinarische Angebot und sind allemal<br />

einen Besuch wert!<br />

Alle Porträts der Almwirtschaften sind<br />

garniert mit Wandertipps, Wissenswertem<br />

zur Umgebung und nützlichen Infos zu<br />

Anfahrt, Angebot und Öffnungszeiten<br />

– das macht dieses Buch zum idealen<br />

Führer für Ihren Almsommer!<br />

Der Autor:<br />

Oswald Stimpfl, 1946 in Bozen geboren,<br />

durchstreift stets wissbegierig, offenen<br />

Auges und mit dem Gespür für das Besondere<br />

seine Heimat. Er schöpft aus<br />

einem beispiellosen Wissens- und Erfahrungsschatz<br />

und gilt als einer der profundesten<br />

Kenner seines Landes. Er verfasste<br />

zahlreiche Reiseführer; bei Folio<br />

u. a.: „Bozen kompakt“ (<strong>2014</strong>), „Südtirol<br />

für Kinder“ (2013), „Traube, Post und<br />

Goldner Adler. Dorfgasthäuser in Südtirol“<br />

(2011), „Landgasthöfe in Südtirol“<br />

(2010), „Blumenwanderungen in Südtirol“<br />

(2010), „Südtirol für Genießer“<br />

(2009), „Südtirol für Insider“ (2009),<br />

„Verliebt in Südtirol“ (2007) und gemeinsam<br />

mit Georg Oberrauch „Schneeschuhwandern<br />

in Südtirol“ (2012).<br />

Oswald Stimpfl<br />

Südtirols schönste Almwirtschaften<br />

Reihe „Reise und Wissen“, Franz. Broschur,<br />

144 S., 11,5 x 20 cm, zahlr. Farbabb.,<br />

12,90 Euro<br />

Kreuzwiesen<br />

Fojedîra<br />

Stolla<br />

50<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatpflege<br />

Christine Zucchelli<br />

Wege in die Vergangenheit in Tirol<br />

Kulturwanderungen zwischen Arlberg und Großglockner<br />

Geschichte erwandern zwischen Arlberg<br />

und Großglockner – Unterwegs mit Wilderern<br />

und Wanderhändlern, Schmugglern<br />

und Schwabenkindern<br />

55 Vorschläge für leichte bis mittelschwere<br />

Wanderungen laden ein zu einem Streifzug<br />

durch die Kulturgeschichte Tirols. Auf alten,<br />

meist historischen Pfaden und Steigen<br />

folgt man den Spuren vorgeschichtlicher<br />

Jäger, Erzsucher und Siedler, römischer<br />

Legionen und mittelalterlicher Ritter, Fuhrwerker<br />

und Pilger. Man zieht mit Wanderhändlern<br />

und Schwabenkindern über die<br />

Jöcher, begleitet Schmuggler und Wilderer<br />

durch die Wälder, Hirten und Sennerinnen<br />

auf ihre Almen, Bergbauern auf<br />

hochgelegene Mähder, Holzflößer durch<br />

abenteuerliche Klammen und Knappen<br />

zu entlegenen Stollen. Auch Pionieren des<br />

Alpintourismus begegnet man auf diesen<br />

Wegen in die Vergangenheit, Künstlern<br />

wie Albin Egger Lienz oder Ludwig Ganghofer,<br />

die sich von der Tiroler Bergwelt inspirieren<br />

ließen und Soldaten, die an der<br />

Gebirgsfront des Ersten Weltkrieges ihr Leben<br />

verloren.<br />

Gelegentlich ist der Weg das Ziel, meistens<br />

aber führen die Wanderungen zu<br />

mehr oder weniger bekannten Zeugnissen<br />

der Tiroler Kulturgeschichte: zu vorchristlichen<br />

Kultplätzen und Siedlungen,<br />

zu geschichtsträchtigen Burgen, Ruinen<br />

und Wallfahrtskirchen, zu uralten Almen<br />

und Berghöfen oder zu sagenumwobenen<br />

Felsen und Gebirgsseen.<br />

Traditionelle Erzählungen, Auszüge aus<br />

Briefen, Reisebeschreibungen und Lebenserinnerungen<br />

runden das Bild ab.<br />

Sie künden von den oft harten und entbehrungsreichen<br />

Arbeits- und Lebens-<br />

welten vergangener Zeiten, von Wunderglaube<br />

und Dämonenfurcht und vom<br />

Zauber, den die Bergwelt auf ihre Besucher<br />

seit jeher ausübt.<br />

Der Führer ist reich bebildert mit aktuellen<br />

Farbfotos und historischen Aufnahmen und<br />

bietet auch Wegbeschreibungen, Kartenausschnitte<br />

und Tipps zu Museen und Ausstellungen,<br />

die auf die erwanderten Themen<br />

Bezug nehmen.<br />

Die Autorin:<br />

Christine Zucchelli, geb. 1962 in Hall in Tirol;<br />

studierte Europäische Ethnologie und<br />

Sprachwissenschaften in Innsbruck und<br />

Dublin und verbindet heute als freiberuf-<br />

liche Autorin kulturwissenschaftlicher<br />

Bücher ihre Freude am Wandern und<br />

Reisen mit der Leidenschaft für Erzähltraditionen,<br />

Literatur und Fotografie.<br />

Nach langen und ausgedehnten<br />

Auslandsaufenthalten lebt sie derzeit<br />

in Innsbruck.<br />

Christine Zucchelli<br />

Wege in die Vergangenheit in Tirol<br />

55 Kulturwanderungen zwischen Arlberg<br />

und Großglockner<br />

288 Seiten, 156 farb. und 16 sw. Abb.,<br />

55 Kartenausschnitte, 1 Übersichtskarte,<br />

14,5 x 21 cm, Klappenbroschur,<br />

Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien <strong>2014</strong>,<br />

24,95 Euro<br />

<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 51


Impressum<br />

Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen, des Südtiroler Sängerbundes<br />

und des Heimapflegeverbandes Südtirol<br />

Eigentümer und Herausgeber:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen<br />

Ermächtigung Landesgericht Bozen<br />

<strong>Nr</strong>. 27/1948<br />

Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes<br />

verantwortlich:<br />

Dr. Alfons Gruber<br />

Als Pressereferenten für die Darstellung der<br />

entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:<br />

VSM: Stephan Niederegger,<br />

E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it<br />

SCV: Paul Bertagnolli,<br />

E-Mail: bertagnolli.paul@rolmail.net<br />

HPV: Sylvia Rottensteiner,<br />

E-Mail: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />

Unverlangt eingesandte Bilder und Texte<br />

werden nicht zurückerstattet.<br />

Redaktion und Verwaltung:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />

I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus<br />

Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347<br />

E-Mail: info@vsm.bz.it<br />

Einzahlungen sind zu richten an:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,<br />

Waltherhaus<br />

Raiffeisen-Landesbank, BZ<br />

IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771<br />

SWIFT-BIC: RZSBIT2B<br />

Jahresbezugspreis: Euro 20<br />

Gefördert von der Kulturabteilung<br />

der Südtiroler Landesregierung.<br />

Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />

Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,<br />

und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,<br />

<strong>August</strong>, Oktober und Dezember.<br />

Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen<br />

Vormonats.

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