KulturFenster Nr. 04|2014 - August 2014
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Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.<br />
-70% – NE BOLZANO – 65. Jahrgang<br />
<strong>Nr</strong>. 4 | AUGUST | <strong>2014</strong><br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Sängerischer „Weltrekord“ in der Festung<br />
Musik in Bewegung – keine Nebensache<br />
Peter Ortner: Laudatio zum Achtzigsten
• Geleitwort •<br />
Europaregion in der Festung Franzensfeste<br />
• Inhalt •<br />
• Chorwesen<br />
Auftakt zu „sängerischem Weltrekord“ 3<br />
Der Komponist der<br />
Tiroler Landeshymne 4<br />
Singend die Heimat erkunden 6<br />
Musical-Workshop in Lichtenstein 7<br />
Kindersingwoche in Tisens 8<br />
Chöre des Bezirks Bozen in<br />
Eggentaler Schlucht 9<br />
Landesjugendchor konzertiert mit<br />
N. Lukina 10<br />
Erfolgreiches Gemeinschaftskonzert<br />
im Vinschgau 11<br />
Kinderchor Völs am Schlern<br />
in Oberbayern 12<br />
Mozart in Naturns 13<br />
Gold für Grödner Chor in Riga 14<br />
Chorfestival auf Schloss Rodenegg 15<br />
• Blasmusik<br />
Meilenstein in Stabführerausbildung 17<br />
Musik in Bewegung –<br />
keine Nebensache 18<br />
VSM-Vorstandssitzung im Sarntal 20<br />
Sechs neue Kapellmeister gekürt 21<br />
VSM-Konzertwertungen in Wiesen 22<br />
20. Aufl age der Innsbrucker<br />
Promenadenkonzerte 24<br />
Matthäus Rieger neuer<br />
ÖBV-Präsident 26<br />
Interview mit Matthias Kirchler,<br />
Kpm. Pfalzen 27<br />
Blasmusik durch die EU<br />
(Rumänien, Griechenland) 28<br />
Neues 30<br />
Musikpanorama 32<br />
Es steht eine Burg so hoch und hehr, weit<br />
glänzt sie über die Lande. Dieses Glanzes<br />
konnte sich die gigantische Festung Franzensfeste<br />
nicht rühmen – im Gegensatz zu<br />
vielen Schlössern und Burgen in Südtirol.<br />
Als sie in den Jahren 1833 bis 1838 unter<br />
den Habsburgern erbaut wurde, zählte<br />
sie zu den stärksten Festungen des Alpenraumes.<br />
Aber militärische Funktion hatte sie<br />
nie, die Zeit war über sie hinweggegangen.<br />
Mehr als anderthalb Jahrhunderte dämmerte<br />
sie in einem Dornröschenschlaf dahin,<br />
bis sie vor sechs Jahren zu neuem Leben<br />
erweckt wurde.<br />
Im Jahre 2008 beschloss die damalige Landesregierung<br />
auf Vorschlag von Landesrätin<br />
Sabina Kasslatter-Mur, in der Festung einen<br />
Teil der europäischen Biennale „Manifesta“<br />
auszurichten. Im Jahr darauf wurde die Landesausstellung<br />
von Südtirol, Tirol und dem<br />
Trentino mit dem Titel „Labyrinth – Freiheit“<br />
in der mittlerweile unter erheblichem finanziellen<br />
Aufwand restaurierten Festung gezeigt.<br />
Es wurden Dokumente und Kunstwerke<br />
ausgestellt, die viel Anerkennung in<br />
allen drei Landesteilen fanden. Und damit<br />
zog endgültig neues Leben in die Festung ein.<br />
Das war auch das Signal für einen neuen<br />
„Stützpunkt“ der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino,<br />
die mit der wunderbaren Architektur<br />
der Festung zu einem einzigen<br />
Kulturraum zusammenwachsen soll. Viel<br />
Vorarbeit haben dazu die Chöre aus den<br />
drei Ländern bereits geleistet, und am 14.<br />
September <strong>2014</strong> wird eine erste Krönung<br />
dieser Zusammenarbeit gefeiert. Wie Bundesobmann<br />
Erich Deltedesco im Vorweg mitteilt,<br />
findet an diesem Tag das Präludium der<br />
Entropy Symphony, einer Komposition des<br />
amerikanischen Künstlers Zefrey Throwell,<br />
statt. Er hat dieses Werk für die Europaregion<br />
komponiert. Entropy II mit der längsten<br />
singenden Menschenkette folgt im September<br />
2015. Damit setzt das Haus Europaregion<br />
neue wichtige Bausteine.<br />
Alfons Gruber<br />
• Heimatpflege<br />
Teil eines großen Ganzen 37<br />
Peter Ortner:<br />
Laudatio zum Achtzigsten 38<br />
Baukultur und Heimatpfl ege 40<br />
Verlust der Biodiversität 41<br />
Kultur und Architektur 42<br />
Naturns-Plaus: Brücken<br />
zwischen Altem und Neuem 43<br />
Almtanz auf der Kreuzwiesen Alm 46<br />
Huangort auf Schloss Tirol 47<br />
Arge Lebendige Tracht: der Bram 48<br />
Büchertisch 49<br />
2<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Vorweg<br />
Auftakt zu „sängerischem<br />
Weltrekord“ in der Franzensfeste<br />
Europa-Region Tirol-Südtirol-Trentino soll zu einem einzigen<br />
Kulturraum zusammenwachsen<br />
Erich Deltedesco<br />
Auch heuer gab es in den letzten Wochen<br />
wiederum ein umfangreiches Schulungsangebot<br />
für die unterschiedlichsten<br />
Zielgruppen. Die Bilanz der bisherigen<br />
Schulungsaktivitäten ist eine sehr erfreuliche<br />
und kann sich wiederum sehen lassen.<br />
Die verschiedenen Chorwochen und<br />
Wochenendseminare sind auf reges Interesse<br />
gestoßen, konnten organisatorisch<br />
reibungslos und ohne störende Zwischenfälle<br />
abgewickelt werden und waren von<br />
zielstrebiger und effizienter Arbeit geprägt.<br />
Es ist äußerst lobenswert, dass immer<br />
mehr Sängerinnen und Sänger sogar ihre<br />
Ferien zum Besuch einer Schulungswoche<br />
nützen. Nicht nur um die eigene künstlerische<br />
Ader ausleben oder sich selbst<br />
verwirklichen zu können, sondern – und<br />
dies erscheint mir besonders wichtig und<br />
wünschenswert – um das Erlebte und Erlernte<br />
sowie neu gewonnene Ideen in ihren<br />
Chören weiter zu vermitteln.<br />
Auf zwei Wochenendseminare im Oktober<br />
darf ich noch hinweisen und herzlich<br />
einladen, auf das Seminar für Kinderchorleiter/innen<br />
am 3./4. Oktober mit<br />
Yoshihisa Matthias Kinoshita, einem der<br />
erfolgreichsten Kinderchorleiter Deutschlands,<br />
sowie auf den Funktionärstag zum<br />
Thema „Wo steht mein Verein in zehn<br />
Jahren“ mit dem Dozenten für Marketing,<br />
Unternehmensführung und Anwendung<br />
bei Vereinen, Verbänden und Kirchen<br />
Albert Ascherl.<br />
Wie ich bereits in der letzten Ausgabe<br />
mitgeteilt habe, hat der amerikanische<br />
Künstler Zefrey Throwell den vierten Satz<br />
seiner ENTRROPY SYMPHONY für die<br />
Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino geschrieben.<br />
In der Vorstellung des Projektes<br />
haben wir festgestellt, dass dieses<br />
zwar große Begeisterung hervorruft, aber<br />
nicht ganz einfach zu kommunizieren ist.<br />
Aus diesem Grunde hat der künstlerische<br />
Leiter von Transart Peter Paul Kainrath in<br />
Absprache mit Zefrey Throwell und dem<br />
Komponisten Wolfgang Mitterer beschlossen,<br />
das Projekt in zwei Phasen zur Uraufführung<br />
zu bringen, und zwar Phase<br />
I - Präludium ENTROPY SYMPHONY in<br />
der Festung Franzensfeste am 14.09.<strong>2014</strong><br />
und Phase II – ENTROPY SYMPHONY<br />
als längste singende Menschenkette am<br />
13.09.2015.<br />
Das Präludium in diesem Jahr spielt<br />
dabei eine wichtige Rolle: Wir wollen die<br />
wunderbare Architektur der Festung Franzensfeste<br />
sängerisch ausloten und damit<br />
aufzeigen, wie einfach die starke Wirkung<br />
von ENTROPY SYMPHONY zu erzielen ist;<br />
es ergibt sich dabei – ohne großen Probenaufwand<br />
– ein Fest der besonderen<br />
Art im Zeichen des Gesanges und wird<br />
gleichzeitig der Auftakt zu einer intensiven<br />
Kommunikation rund um das Projekt<br />
für die Folgemonate sein (alle Infos<br />
unter www.transart.it sowie www.scv.bz.it).<br />
Nach dem Willen der drei Landesregierungen<br />
soll die Europa-Region Tirol-Südtirol-Trentino<br />
zu einem einzigen<br />
Kulturraum zusammenwachsen. Die<br />
Chorverbände in der Europaregion haben<br />
diesbezüglich schon viel Vorarbeit geleistet,<br />
sie arbeiten bereits gut und erfolgreich<br />
zusammen. Beim Präludium von<br />
ENTROPY SYMPHONY am 14. September<br />
<strong>2014</strong> werden Sängerinnen und Sänger<br />
aus dem Bundesland Tirol, aus Südtirol<br />
und aus dem Trentino ganz im Sinne<br />
des Euregio-Kulturplanes gemeinsam am<br />
„Haus Europaregion“ weiterbauen. Ich<br />
lade zur Teilnahme herzlich ein, gerne<br />
können Sie sich in der Geschäftsstelle<br />
des Chorverbandes anmelden. Lassen Sie<br />
uns gemeinsam ein starkes Zeichen der<br />
länderübergreifenden Zusammenarbeit<br />
und den Auftakt zu einem sängerischen<br />
Weltrekord setzen.<br />
Erich Deltedesco<br />
Obmann des Südtiroler Chorverbandes<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 3
Das Thema<br />
Der Komponist der Tiroler<br />
Landeshymne<br />
Zum 200. Geburtstag von Leopold Knebelsberger (1814-1869)<br />
Leopold Knebelsberger, um 1860<br />
Am 15. September <strong>2014</strong> jährt sich zum<br />
200. Mal der Geburtstag des Komponisten<br />
des Andreas-Hofer-Liedes, Leopold Knebelsberger.<br />
Wer war dieser niederösterreichische<br />
Volksmusiker, der dieses für Tirol<br />
so bedeutende Lied geschaffen hat?<br />
Der Vater von Leopold Knebelsberger<br />
war in der Pfarrkirche von Sankt Martin in<br />
Klosterneuburg fast 60 Jahre lang Lehrer<br />
und Mesner. Er hat seinen Sohn bereits<br />
als Kind im Geigen- und Orgelspiel sowie<br />
in Gesang ausgebildet und ihm auch ermöglicht,<br />
später beim damals bekannten<br />
Komponisten Konradin Kreutzer, einem<br />
Schüler Beethovens, Unterricht in Kompositionslehre<br />
und Kontrapunkt zu nehmen<br />
und beim Geigenvirtuosen Joseph<br />
Mayseder sein Violinspiel zu vervollständigen.<br />
Später erlernte der junge Knebelsberger<br />
dann das Spiel auf weiteren Instrumenten,<br />
wie Gitarre, Klavier, Stahlgeige,<br />
Schlag- und Streichzither, Hackbrett, Cornet<br />
a piston, eine Art Trompete, und auf<br />
dem „Holz-und Strohinstrument“, wie damals<br />
das Xylophon genannt wurde. Er musizierte<br />
in Klosterneuburger Gaststätten, gab<br />
Musikunterricht und verdiente sich so seinen<br />
Lebensunterhalt. Vermutlich vor 1842<br />
schloss er sich Zillertaler Musikergruppen<br />
an und ging auf Tourneen, die ihn nach<br />
Deutschland, Dänemark, Lettland und bis<br />
nach Russland führten.<br />
Im Jahre 1832 schrieb der sächsische<br />
Advokat Julius Mosen (1803-1867) in<br />
Dresden das Gedicht „Andreas Hofers<br />
Tod“. Knebelsberger entdeckte dieses Gedicht<br />
möglicherweise im Buch „Auswahl<br />
deutscher Lieder“ (Leipzig 1844) und vertonte<br />
den ausdrucksstarken Text. Das Lied<br />
wurde von ihm als Bass-Solo mit Chor in<br />
Noten gesetzt und immer wieder mit seiner<br />
geschulten, mächtigen Bassstimme<br />
vorgetragen.<br />
In Lübeck lernte Knebelsberger die Sängerin<br />
und Harfenistin Anna Hellmich aus<br />
Preßnitz in Böhmen kennen und heiratete<br />
sie im Juli 1849. Von seiner zweiten Heimatstadt<br />
Preßnitz aus machte er weiterhin<br />
viele Konzertreisen. Ab ca. 1859 musizierte<br />
er mit dem berühmten Kärntner Mischitz-<br />
Quintett und leitete diese Gruppe auch in<br />
den Jahren 1861 und 1862.<br />
Ab dieser Zeit bereiste er mit Damengruppen,<br />
denen seine Gattin und drei Töchter<br />
angehörten, in schmucken Kombinationen<br />
von tirolerischer und steirischer Tracht<br />
die Nord- und Ostseeküsten, konzertierte<br />
und begeisterte in den damals berühmten<br />
Seebädern und auch am russischen Zarenhof<br />
mit österreichischer Volksmusik. Von<br />
über 200 Kompositionen sind nur wenige<br />
Liedtitel im Druck erschienen. So gibt es<br />
eine „erste“ Version der „Wacht am Rhein“<br />
(1861), „Blüamal und ´s Herz“, „Der Abend<br />
auf der Alm“, „Trost in der Ferne“, „Dirndl<br />
4<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Leopold Knebelsberger mit Männergruppe und Gattin Anna, um 1855<br />
wie ist mir so wohl, in den Bergen von Tirol“,<br />
das auch im Trio des Kärntnerlieder-<br />
Marsches eingearbeitet ist, und das Lied<br />
„Wenn du noch eine Mutter hast, dann<br />
danke Gott und sei zufrieden“ als „Opus<br />
124“. In verschiedenen Zeitungsartikeln<br />
wurden die Darbietungen gewürdigt.<br />
Leopold Knebelsberger wurde nur 55<br />
Jahre alt und starb am 30. 10. 1869 während<br />
einer Konzertreise in Riga an Gehirnschlag,<br />
wurde am katholischen Friedhof<br />
in Riga begraben und auf einer Gedenktafel<br />
an der dortigen Franziskuskirche verewigt.<br />
Zwei Jahre später starb in Preßnitz<br />
auch seine Gattin und sieben Kinder wurden<br />
zu Vollwaisen.<br />
Da es kein Originalmanuskript des Andreas-Hofer-Liedes<br />
gab, war die Urheberschaft<br />
an dieser Komposition lange<br />
Zeit umstritten. Der bekannte Musikpädagoge<br />
Prof. Vinzenz Goller stellte nach<br />
umfangreichen Forschungen im Jahre<br />
1910 fest, dass Knebelsberger der Komponist<br />
des weit verbreiteten Liedes ist. Er<br />
analysierte die Melodie als „eine Vereinigung<br />
verschiedener Motive von älteren<br />
Volksliedern“. Der Beginn des Liedes findet<br />
sich auch in Beethovens 1. Klavierkonzert<br />
(Rondo). Das Lied wurde im Jahr<br />
1923 als Marsch dem Alpenjägerregiment<br />
<strong>Nr</strong>. 12 in Innsbruck zugewiesen und im<br />
Juni 1948 beschloss der Tiroler Landtag,<br />
Leopold Knebelsberger mit Damengruppe, Gattin Anna und Tochter Marie, die Zither<br />
spielt, um 1866<br />
dass das Andreas-Hofer-Lied „nach den<br />
Worten von Julius Mosen und der Weise<br />
von Leopold Knebelsberger als Tiroler Landeshymne<br />
gilt.<br />
In Deutschland gab es nach dieser Melodie<br />
ein Kampflied „Die junge Garde“ mit<br />
dem Text „Dem Morgenrot entgegen, ihr<br />
Kampfgenossen all…“, das in der ehemaligen<br />
DDR sehr beliebt war. Auch in<br />
Russland wurde das Andreas-Hofer-Lied<br />
als Marsch bei Paraden häufig gespielt.<br />
In Klosterneuburg wurde an Knebelsbergers<br />
Geburtshaus eine Gedenktafel enthüllt,<br />
eine „Knebelsbergergasse“ benannt<br />
und ein Denkmal aufgestellt, vor dem mit<br />
musikalischen Feierstunden dem Komponisten<br />
gedacht wurde.<br />
Der Verfasser dieses Aufsatzes (ein Ururenkel<br />
Leopold Knebelsbergers) hat eine<br />
Dokumentation erstellt und auch persönliche<br />
Gegenstände Knebelsbergers, u.a.<br />
auch seine Geige, archiviert.<br />
Anlässlich des 200. Geburtstages von<br />
Julius Mosen im Juli 2003 wurde für die<br />
beiden Schöpfer der Tiroler Landeshymne<br />
ein Bronzerelief am Traditionshotel „Goldener<br />
Adler“ in der Innsbrucker Altstadt<br />
enthüllt und in Innsbruck - Kranebitten ein<br />
Weg nach Leopold Knebelsberger benannt.<br />
Ludwig Hunrath schreibt im Jahre 1913:<br />
„…Darin liegt Knebelsbergers Bedeutung<br />
für Tirol, dass er Mosens Dichtung<br />
durch die packende Melodie der Welt<br />
bekannt machte und ihr das Martyrium<br />
und die Treue des Tiroler Volkes verkündete<br />
in Wort und Gesang. Mosens<br />
Gedicht würde ohne Knebelsbergers<br />
Schöpfung ein ruhiges Dasein in Anthologien<br />
oder als Lesestück in Schulbüchern<br />
führen, eine Weltverbreitung<br />
hätte es nie erfahren.“<br />
Es wäre durchaus würdig und seinem<br />
Wirken angemessen, Knebelsbergers 200.<br />
Geburtstages in Klosterneuburg, Tirol, Südtirol<br />
und Riga zu gedenken!<br />
Günther Lechner,<br />
Ururenkel des Komponisten<br />
Lit.:<br />
L. Hunrath: Der Komponist des Andreas Hofer-Liedes<br />
und seine Bedeutung für Tirol, 1913,<br />
A. Kollitsch: Geschichte des Kärntnerliedes, 1935,<br />
R.A. Moißl: Die Geschichte des Andreas Hofer-Liedes,<br />
1969,<br />
G. Lechner: Leopold Knebelsberger, der Komponist<br />
des Andreas Hofer-Liedes, 1982 sowie<br />
ein Nachtrag, 1985.<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 5
Aus Verband und Bezirken<br />
Singend die Heimat erkunden<br />
Alpenländische Sing- und Wanderwoche in Stilfs<br />
Sinn für die Schönheiten der Natur, Humor und Lebensfreude bestimmten auch heuer wieder die Alpenländische Sing- und<br />
Wanderwoche des Südtiroler Chorverbandes, die mit einem Konzert unter der Leitung von Ernst Thoma abgeschlossen wurde.<br />
Der Saal im Haus der Dorfgemeinschaft<br />
in Stilfs war voll besetzt beim Abschlusskonzert<br />
der Alpenländischen Sing- und<br />
Wanderwoche des Südtiroler Chorverbandes.<br />
Viele Stilfser, aber auch Zuhörer<br />
aus weit entfernten Landesteilen waren<br />
gekommen, um den alpenländischen Liedern<br />
zu lauschen, die der 74 Köpfe zählende<br />
Chor der Schulungsteilnehmer gemeinsam<br />
mit Kursleiter Ernst Thoma aus<br />
Mals einstudiert hatte.<br />
Vom 29. Juni bis 5. Juli hatten sie vormittags<br />
und abends fleißig geprobt und<br />
nachmittags die Umgebung erwandert.<br />
Volkslieder aus dem Alpenraum, in denen<br />
es um die Liebe, das Leben, die Natur<br />
ging, aber auch Jodler - „Kernstück<br />
des alpenländischen Gesangs“- und<br />
deutsche bekannte Volkslieder, wie „Ich<br />
geh durch einen grasgrünen Wald“ und<br />
schließlich auch Lieder von Mozart und<br />
Haydn ertönten beim Konzert, bei dem<br />
Ernst Thoma traditionellerweise auch das<br />
Publikum einbezog. „Die Stilfser sind bekannt,<br />
dass sie gut singen können“, sagte<br />
Thoma und so sangen Chor und Publikum<br />
gemeinsam mehrere Kanons zur Zufriedenheit<br />
aller, so dass der Chor auch<br />
die Zuhörer mit einem Applaus belohnte.<br />
Der Obmann des Südtiroler Chorverbandes<br />
Erich Deltedesco freute sich über<br />
die vielen Zuhörer und bedankte sich<br />
bei den Sängern für das schöne Konzert:<br />
„Ihr hört auf die Stimme der Natur<br />
und bringt die eigene Stimme zum Klingen,<br />
auf diesen Nenner kann man das<br />
Ziel dieser Woche bringen. Ihr habt ein<br />
Auge für die Geheimnisse der Natur und<br />
Sinn für die Kultur des Volksliedes. Es war<br />
eine Arbeit, die sich gelohnt hat, denn ich<br />
sehe die Begeisterung in euren Gesichtern!“<br />
Sein besonderer Dank galt Kursleiter<br />
Ernst Thoma, der seit 17 Jahren die<br />
Woche leitet: „Ohne Ernst Thoma wäre<br />
diese Woche gar nicht mehr denkbar!“<br />
Die Schulungswoche erfreut sich ungebrochener<br />
Beliebtheit und viele kommen<br />
jedes Jahr wieder. „Wenn Sie mit dem Gedanken<br />
spielen, das nächste Mal auch an<br />
der Sing- und Wanderwoche teilzunehmen,<br />
so hat der Südtiroler Chorverband<br />
sein Ziel erreicht!“, wandte sich der Obmann<br />
an das Publikum. Sein Dank ging<br />
auch an Roland Angerer, der die Woche<br />
vor Ort organisiert hatte, aber auch an die<br />
Gastbetriebe, in denen die Sänger untergebracht<br />
waren, an das Land und die Stiftung<br />
Sparkasse für die finanzielle Förderung<br />
und an die Gemeinde, die das Haus<br />
der Dorfgemeinschaft zur Verfügung gestellt<br />
hatte. Mit einem voller Inbrunst gesungenen<br />
„Reicht euch die Hand und<br />
sagt gute Nacht“ schloss das Konzert.<br />
Am Sonntag, 6. Juli, gestalteten die Teilnehmer<br />
der Singwoche den Gottesdienst<br />
in der Pfarrkirche von Stilfs mit.<br />
6<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
In die Welt des Musicals tauchten 34 Jugendliche<br />
im Alter zwischen 12 und 16 Jahren<br />
beim „MUSICALischen Workshop“ des<br />
Südtiroler Chorverbandes in der Woche vom<br />
29. Juni bis 5. Juli ein. Gemeinsam mit drei<br />
Referenten und einer Band erarbeiteten sie<br />
Songs aus dem „Phantom der Oper“, „Cats“,<br />
„Evita“ und anderen bekannten Muscials von<br />
Andrew Lloyd Webber.<br />
Im Haus der Familie in Lichtenstern fanden<br />
sie optimale Bedingungen, wie der Kursleiter<br />
Christian Stefan Horvath, Chorleiter<br />
und Musiklehrer aus Wien, betonte. „Obwohl<br />
das Wetter heuer nicht so gut ist wie<br />
in den letzten fünf Jahren, in denen ich diesen<br />
Workshop leitete, ist die Stimmung gut!“<br />
Gemeinsam mit Barbara Comploi-Rottensteiner<br />
aus Wien hatte er schon im Vorfeld<br />
aus ausgewählten Songs von Webber-Musicals<br />
eine Geschichte erarbeitet. Barbara<br />
Comploi-Rottensteiner zeigte den Jugendlichen,<br />
wie man die Lieder szenisch und<br />
choreographisch umsetzen kann, Horvath<br />
war für den musikalischen Teil zuständig.<br />
Max Gaier aus Wien arbeitete mit den Solisten,<br />
die am Anfang der Woche aus der<br />
Gruppe ausgewählt wurden. Dabei war es<br />
den Referenten wichtig, einfühlsam vorzugehen:<br />
„Natürlich holen wir die Kinder nicht<br />
einfach heraus und lassen sie alleine vorsingen!“<br />
Vielmehr begann Horvath mit einer<br />
gemeinsamen Probe und fragte dann,<br />
wer denn gerne Solo singen möchte. In<br />
Vierergruppen traten die „Freiwilligen“<br />
dann zum Klavier und sangen gemeinsam<br />
kurze Stücke. „Wir hören gut zu, machen<br />
und Notizen. Wir hören dann, wer geeignet<br />
ist für die Solo-Parts.“<br />
Nach dieser Methode, einer Mischung<br />
aus Lockerheit und doch konsequenter Führung,<br />
gingen die Referenten auch im weiteren<br />
Verlauf der Schulung vor. „Die Kinder<br />
erwarten sich eine Führung von uns“,<br />
betont Horvath. Wichtig sei es, während<br />
der Arbeit mit den Jugendlichen immer in<br />
den Chor hineinzuhören. Das sei für jeden<br />
Chorleiter sehr wichtig. Denn so kann er<br />
sie dort abholen, wo sie sind. „Wenn ich<br />
zum Beispiel merke, dass die Luft raus ist,<br />
dann ändere ich das Programm und lasse<br />
den Chor gemeinsam locker singen statt an<br />
schwierigen Details zu feilen.“<br />
So konnten die Jugendlichen nicht nur<br />
viele Tipps und neue musikalisch-choreographische<br />
Fertigkeiten mitnehmen, sondern<br />
vor allem gemeinsam die großen Gefühle<br />
der Musicalwelt erleben. „Das Wichtigste ist,<br />
den Jugendlichen zu helfen, sich zu öffnen“,<br />
betonte Horvath. Denn es sei nicht leicht<br />
Let´s do Webber!<br />
Musical-Workshop in Lichtenstern<br />
Viel Spaß, aber auch eine besondere Herausforderung bedeutete die<br />
choreographische Umsetzung der Musical-Songs für die Teilnehmer<br />
und Choreographin Barbara Comploi-Rottensteiner (rechts).<br />
Christian Stefan Horvath leitete heuer zum<br />
sechsten Mal den „MUSICALischen Workshop“.<br />
vor einer Gruppe zu singen, man fühle sich<br />
dabei im ersten Moment oft wie „nackt“.<br />
Eine besondere Herausforderung sei auch<br />
die Verbindung von Tanz und Gesang. „Dabei<br />
ist es wichtig für die Referenten, nie aus<br />
den Augen zu verlieren, dass die Jugendlichen<br />
Freude am Singen und Tanzen haben<br />
sollten!“ Man dürfe nie vergessen, dass<br />
es sich um einen Workshop handle. Zu viel<br />
Ehrgeiz sei nicht angebracht. „Die Kinder<br />
müssen nicht funktionieren. Dieses Wort<br />
hat hier nichts verloren!“, betont Horvath.<br />
Die Arbeit in den Räumen des Hauses<br />
der Familie zeigte, dass die Referenten<br />
ihr Ziel erreichten: Die Jugendlichen hatten<br />
augenscheinlich und hörbar - trotz anfänglicher<br />
Schüchternheit – Freude an der<br />
Webber-Show: Die Queen hatte nämlich<br />
zum 66. Geburtstag von Webber ein Fest<br />
in Auftrag gegeben und um diesen Anlass<br />
herum entwickelten sich Geschichten u.a.<br />
um Konkurrenz und Neid bei Castings, um<br />
die gestorbene Katze der Queen und natürlich<br />
um die Liebe. „Vielen Jugendlichen waren<br />
die Songs von Webber nicht bekannt“,<br />
gibt Horvath zu bedenken. Denn immerhin<br />
stammten diese aus den Jahren zwischen<br />
1970 und 1986, aus einer Zeit, in der die<br />
Jugendlichen noch nicht einmal geboren<br />
waren. Trotzdem fanden diese bald einen<br />
Zugang zu den eingängigen Melodien. Freilich<br />
hat Horvath schwierige Lieder so bearbeitet,<br />
dass sie machbar sind. „Ich bin<br />
sehr zufrieden mit dem Niveau. Innerhalb<br />
von 24 Stunden hatten wir einen schönen<br />
Chorklang erreicht.“<br />
Der Südtiroler Chorverband sorgte in Zusammenarbeit<br />
mit dem Haus der Familie<br />
auch heuer wieder dafür, dass Spaß und<br />
Gemeinschaftserlebnis nicht zu kurz kamen.<br />
Mit zwei Betreuerinnen erlebten die Teilnehmer<br />
die Natur, bastelten an den Requisiten<br />
für die Schlussaufführung, veranstalteten<br />
Partys und Spiele. Bei der Aufführung<br />
am Samstag zeigten die Jugendlichen ihre<br />
ganz eigene Webber-Show ihren Familien.<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 7
Aus Verband und Bezirken<br />
Singende Geheim-Agenten<br />
Kindersingwoche „Agent 007 – Singen erlaubt“ in Tisens<br />
Das Motto der Kindersingwoche des Südtiroler Chorverbandes war: „Agent 007 – Singen erlaubt!“<br />
Eine Woche lang sangen, tanzten und<br />
rockten 34 Kinder zwischen neun und 14<br />
Jahren bei der Kindersingwoche des Südtiroler<br />
Chorverbandes vom 29. Juni bis 5.<br />
Juli in der Fachschule für Hauswirtschaft<br />
und Ernährung Frankenberg in Tisens.<br />
Im Mittelpunkt standen dabei Spaß an<br />
der Gemeinschaft und Freude am Singen,<br />
aber auch das Kennenlernen verschiedener<br />
Stilrichtungen vom Bach-Choral<br />
über afrikanische und alpenländische<br />
Volkslieder bis hin zum amerikanischen<br />
Gospel und Poplied, wie die Abschluss-<br />
Show am Samstag zeigte. Eltern, Geschwister<br />
und andere Musikinteressierte waren<br />
nach Frankenberg gekommen und<br />
staunten über die gelungene Aufführung,<br />
die unter dem Motto „Agent 007 – Singen<br />
erlaubt“ stand.<br />
Kursleiter Michael Feichter hatte mit<br />
den Kindern eine spannende Suche<br />
nach einem Mittel gegen das gefährliche<br />
„Stress-Virus“ gestaltet, die zu einer unterhaltsamen,<br />
musikalischen Reise durch<br />
die Epochen wurde, von den Kindern<br />
tänzerisches und musikalisches Können<br />
abverlangte, aber auch eine starke<br />
Botschaft hatte: Die Formel gegen das<br />
gefährliche Virus war, das zu tun, was<br />
glücklich macht, und dazu gehört das<br />
Singen. Auf ihrer Suche nach der Formel<br />
gegen das Stress-Virus mussten sich die<br />
Agenten u.a. als Kinderchor tarnen und in<br />
Leipzig einen Bach-Choral singen, in den<br />
USA sich in einen Gottesdienst einschleichen<br />
und Gospels singen, in Oberösterreich<br />
auf die Alm steigen und dort jodeln<br />
und das Volkslied „I mog net Kiah hiatn“<br />
singen oder sich als Backgroundsängerinnen<br />
in eine Popband einschleusen.<br />
Unterstützt wurde Feichter bei dieser<br />
ganzheitlichen Schulung von Sophie Eder<br />
und Andrea Oberparleiter (Vokalbetreuung),<br />
Tillian Tarek (Choreographie und<br />
Bewegungsschulung) sowie Lukas Erb<br />
(Band und Klavier). Für die Freizeitgestaltung<br />
sorgten die Betreuerinnen Claudia<br />
Niederbacher und Mirjam Pichler, die<br />
wie die Referenten von den Kindern bei<br />
der Schlussveranstaltung viel Applaus<br />
für ihren Einsatz ernteten. Peter Berger<br />
vom Südtiroler Chorverband zeigte sich<br />
erfreut darüber, wie viel die Sänger und<br />
Sängerinnen in einer Woche erarbeitet<br />
hatten: „Danke für dieses tolle Konzert!<br />
Danke auch den Eltern, dass sie ihre<br />
Kinder fördern und ihnen die Möglichkeit<br />
geben, solche Schulungen zu besuchen!“<br />
Der Dank des Chorverbands gelte<br />
aber auch den Referenten, der Südtiroler<br />
Landesregierung und der Stiftung Sparkasse<br />
für die finanzielle Förderung sowie<br />
der Leitung der Fachschule.<br />
8<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Singen unterm Sternenhimmel<br />
Chöre des Bezirks Bozen treffen sich in der Eggentaler Schlucht<br />
Einen Konzertort der besonderen Art fand<br />
Bezirksobmann Georg Patauner für das heurige<br />
Bezirkssingen des Bezirks Bozen: einen<br />
seit 20 Jahren aufgelassenen Steinbruch an<br />
der alten Eggentaler Straße. Der Bürgermeister<br />
von Karneid und Präsident der Bezirksgemeinschaft<br />
Salten Schlern, Albin Kofler, hatte<br />
ihn auf diese Idee gebracht. Die Gemeinden<br />
Karneid, Welschnofen und Deutschnofen haben<br />
den auf seine Art stimmungsvollen Ort<br />
für kulturelle Veranstaltungen entdeckt. So<br />
schlug Kofler vor, hier ein Chöretreffen zu<br />
veranstalten und Georg Patauner und sein<br />
Ausschuss waren begeistert.<br />
Am Abend des 6. Juni war es dann soweit:<br />
die Sänger und Sängerinnen von 26<br />
Chören des Bezirks fanden sich ab 20 Uhr<br />
unter den roten Porphyrwänden am wild<br />
rauschenden Eggentaler Bach ein und trugen<br />
ihre Lieder vor. Georg Patauner und<br />
der Ausschuss des Bezirks Bozen hatten<br />
auf eine gute Zusammenarbeit mit den Eggentaler<br />
Gemeinden zählen können: Noch<br />
acht Tage vor dem Bezirkssingen war der<br />
Steinbruch nicht gesichert gewesen, wie Patauner<br />
in seiner Grußrede betonte. Die Gemeinden<br />
Welschnofen, Deutschnofen und<br />
Karneid haben die Sicherungsnetze organisiert.<br />
Auch Albin Kofler erinnerte in seinen<br />
Grußworten an die Vorbereitungsarbeiten:<br />
Sogar Schuttkegel und Mauern wurden errichtet.<br />
Er dankte allen, die mitgeholfen hatten<br />
und freute sich, dass der Bezirk Bozen<br />
diesen Ort für sein Bezirkssingen gewählt<br />
hatte. Und auch die Veranstaltung selbst erforderte<br />
einen großen Organisationsaufwand.<br />
So waren Ordnungskräfte und Feuerwehr<br />
eingebunden, ein eigener Shuttledienst war<br />
eingerichtet worden, mit dem die rund 560<br />
Sänger und Sängerinnen, aber auch zahlreiche<br />
Zuhörer in die Eggentaler Schlucht<br />
transportiert wurden. Patauner dankte allen<br />
Helfern, finanziellen Gönnern und vor allem<br />
dem Chorverein Kardaun und dem Frauenchor<br />
Steinegg, die für das leibliche Wohl der<br />
Sänger und Gäste sorgten, unter denen auch<br />
der Bürgermeister von Deutschnofen Bernhard<br />
Daum, die Kulturreferentin von Karneid<br />
Barbara Wild und der Obmann des Südtiroler<br />
Chorverbandes Erich Deltedesco waren.<br />
Der Frauenchor Steinegg eröffnete das „Singen unterm Sternenhimmel“.<br />
Der Kirchenchor Aldein auf der stimmungsvoll beleuchteten Felsenbühne<br />
Nach den Fanfarenklängen war der Konzertreigen<br />
eröffnet und die 26 Chöre traten für<br />
ihre Kurzkonzerte in die Felskulisse. An diesem<br />
gelungenen Bezirkssingen, das Teilnehmern<br />
und Besuchern lange in Erinnerung<br />
bleiben wird, nahmen folgende Chöre teil:<br />
Frauenchor Steinegg, Kirchenchor St. Michael<br />
Eppan, Männerchor Terlan, Kirchenchor<br />
Gummer, MGV Kurtatsch, Kirchen-<br />
Schulungen: Abschlusskonzerte<br />
chor Tiers, Kirchenchor Truden, Singkreis<br />
Welschnofen, Mixmelodium, AVS Singgemeinschaft,<br />
MGV Gries, Kirchenchor Karneid,<br />
GOB-Chor Max Valier, Kirchenchor Aldein,<br />
Bäuerinnenchor Zwölfmalgreien, Singkreis<br />
Maria Heim, Männerchor Eggen, Kirchenchor<br />
Girlan, Kirchenchor Montan, Männerchor<br />
Völs, Mädchenchor Flaas, Vocalis Steinegg,<br />
Phos Chor & Silvester Sisters.<br />
Die Abschlusskonzerte der Schulungen sind nicht nur für die Teilnehmer eine Gelegenheit<br />
zu zeigen, was sie gelernt haben, sondern auch schöne musikalische Erlebnisse<br />
für alle Freunde des Chorliedes. Das Abschlusskonzert des Seminars für<br />
Chorleiter und Chorleiterinnen unter der Leitung von Robert Göstl findet am Samstag,<br />
19. <strong>August</strong>, um 18 Uhr im Ragenhaus in Bruneck statt. Musicalsongs und ihre<br />
choreographische Umsetzung wird es beim Abschlusskonzert von Musical Fever<br />
unter der Leitung von Stephen Lloyd und Jack Poppell am Samstag, 30. <strong>August</strong>,<br />
um 18 Uhr im Vinzentinum zu hören und zu sehen geben.<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 9
Aus Verband und Bezirken<br />
Zum ersten Mal unter der neuen künstlerischen<br />
Leitung von Nataliya Lukina trat<br />
der Landesjugendchor Südtirol am 14. und<br />
15. Juni auf. Wie schon bei seinem Debüt<br />
vor drei Jahren unter Stefan Kaltenböck präsentierte<br />
sich der Landesjugendchor auch<br />
bei diesen Konzerten im Stadttheater von<br />
Sterzing und im Waltherhaus in Bozen voller<br />
Freude am Singen und bewies wieder,<br />
dass er auch größeren musikalischen Herausforderungen<br />
gewachsen war.<br />
Die 35 Sänger/innen zwischen 16 und<br />
und 26 Jahren hatten sich unter der Leitung<br />
der gebürtigen Ukrainerin gründlich<br />
vorbereitet und sangen Werke, die im Konzert<br />
in drei Blöcke aufgeteilt waren: Der<br />
Chor begann mit Volksliedern aus der Steiermark,<br />
Kärnten und Südtirol zum Thema<br />
Liebe und schien sich durchaus in die einfach-freudige<br />
oder auch schwermütige Welt<br />
des alpenländischen Volksliedes hineinzufühlen.<br />
Im zweiten Teil standen Werke von<br />
Henry Purcell, Heinrich Schütz, Felix Mendelssohn-Bartholdy,<br />
aber auch zeitgenössische<br />
geistliche Werke von Mia Makaroff<br />
und zwei Komponisten aus Litauen – Kristina<br />
Vasiliauskaite und Vytautas Miskinis<br />
- auf dem Programm. Wie zwei Chormitglieder<br />
als Moderatoren des Konzertes betonten,<br />
enthielten die frühbarocken Werke<br />
eine zeitlose Botschaft, nämlich das Gebet<br />
um Frieden.<br />
Etwas sperriger war die Umsetzung von<br />
Hugo Wolfs „Resignation“, der Vertonung<br />
eines Eichendorff-Gedichts, zum Chor passender<br />
und leichtfüßiger in der Umsetzung<br />
war Gunther Erdmanns Sommermädchenküssetauschelächelbeichte,<br />
ein Werk, in<br />
dem rinnendes Wasser und singende Gläser<br />
zusammen mit den Stimmen des Chors<br />
eine idyllisch-ironische Naturkulisse für<br />
die Begegnung zweier Liebender erzeugen.<br />
Traditionell war der Schluss dann dem<br />
Ausbruch der bisher verhaltenen Freude<br />
Freude am Singen<br />
auf hohem Niveau<br />
Landesjugendchor Südtirol konzertierte unter der<br />
neuen künstlerischen Leiterin Nataliya Lukina<br />
Geistliche und weltliche, anspruchsvolle und volkstümliche, alte und neue Lieder<br />
sang der Landesjugendchor Südtirol unter seiner neuen künstlerischen Leiterin<br />
Nataliya Lukina.<br />
vorbehalten: Zu Popmelodien und afroamerikanischen<br />
Rhythmen tanzten die Sängerinnen<br />
und Sänger sogar, so dass ihre Botschaft,<br />
dass Singen Freude macht, beim<br />
Publikum ankam, das von der Freude und<br />
dem Können der jungen Sänger und Sängerinnen<br />
begeistert war.<br />
Zum Schluss luden die Sänger Interessierte<br />
ein, sich für das Vorsingen anzumel-<br />
den um auch Teil des Landesjugendchors<br />
Südtirol zu werden. Die nächsten Vorsingen<br />
finden am 12. Oktober <strong>2014</strong> und am<br />
16. November <strong>2014</strong> statt. Anmeldung unter:<br />
info@landesjugendchor.org.<br />
Sein nächstes Konzert wird der Landesjugendchor<br />
Südtirol im Rahmen der Südtiroler<br />
Festspiele am 12. September <strong>2014</strong><br />
im Gustav Mahler Saal in Toblach geben.<br />
Südtiroler Chorverband und Verband der Kirchenchöre Südtirols<br />
Gemeinsame Ehrenurkunde<br />
Ab sofort können Chöre, die Mitglied beider Chorverbände sind, eine gemeinsame Ehrenurkunde beantragen.<br />
Die Ehrenurkunden werden von beiden Verbandsobleuten und vom zuständigen Pfarrer unterschrieben und werden in Gold (ab<br />
40 Jahre), in Silber (ab 25 Jahre) oder in Bronze (ab 10 Jahre Gesangstätigkeit) vergeben. Die gemeinsamen Ehrenurkunden<br />
können wahlweise beim Verband der Kirchenchöre Südtirols oder beim Südtiroler Chorverband beantragt werden.<br />
Es besteht keine Verpflichtung zur Verleihung der gemeinsamen Ehrenurkunden, sondern es ist ein Angebot der beiden Chorverbände,<br />
denn es können auch weiterhin, wie bisher, die eigenen Urkunden des jeweiligen Chorverbandes beantragt werden.<br />
10<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Ein Experiment besonderer Art hat Martina<br />
Casanova Fuga, Chorleiterin des Frauenchores<br />
St. Valentin a.d.H., gemeinsam<br />
mit ihren Helferinnen im Kulturhaus St. Valentin<br />
organisiert: Ein Freundschaftskonzert<br />
der Oberländer Chöre von Graun, Reschen,<br />
Langtaufers und St. Valentin unter aktiver<br />
Teilnahme des Coro Comelico di Santo Stefano<br />
di Cadore. Und es war ein voller Erfolg!<br />
Frauenchor St. Valentin<br />
Fünf Chöre, ein Klang<br />
Erfolgreiches Gemeinschaftskonzert im Vinschgau<br />
Die fünf Chöre beim gemeinsamen Schlusslied<br />
Nach einer Begrüßung durch den Grauner<br />
Bürgermeister Heinrich Noggler, der,<br />
überzeugt vom Gelingen des Unternehmens,<br />
schon zu Beginn den Wunsch äußerte,<br />
dass dieses Freundschaftskonzert<br />
auch in Zukunft veranstaltet werden<br />
sollte, begann mit zarten Tönen der Frauenchor<br />
St. Valentin mit seinen fünf Liedern<br />
die Liebe zu besingen. „Sah ein Knab<br />
ein Röslein stehn“, gedichtet von Johann<br />
Wolfgang von Goethe während einer heftigen<br />
Liebesaffäre mit einer Pfarrerstochter,<br />
erinnerte an die Zeiten, da die Rollen<br />
von Mann und Frau gesellschaftlich noch<br />
klar umschrieben waren. Martina Casanova<br />
Fuga, die seit zwei Jahren im Oberland<br />
unterrichtet, schenkte allen Frauen<br />
des Chores und ihren Freundinnen eine<br />
Rose, aus Dankbarkeit, weil sie in ihrem<br />
Chor so etwas wie eine zweite Familie gefunden<br />
hat. Die Darbietungen des Frauenchores<br />
St. Valentin gipfelten dann auch<br />
in dem mit viel Zärtlichkeit vorgetragenen<br />
Lied „The Rose“ von Amanda McBroom.<br />
Kirchenchor Graun<br />
Dann betrat der Kirchenchor Graun die<br />
Bühne des Kulturhauses. Auch dieser gemischte<br />
Chor, unter der Leitung von Valentin<br />
Paulmichl, hatte vor allem die Liebe<br />
zum Thema gewählt. Die Frage „Warum<br />
soll i di nit gearnhobm, warum soll i di nit<br />
liabm“ bekam die zweifelnde Antwort „Die<br />
schönen Madlen sein so schwar zun kriagn“.<br />
Ihr Liederkranz fand mit dem bekannten<br />
„Korrnerliad“ „Mei Madele, mei<br />
Schurele“ von Luis Stefan Stecher nach<br />
einer Weise von Ernst Thoma einen wohlklingenden<br />
Abschluss.<br />
Coro Comelico di Santo Stefano<br />
di Cadore<br />
Der dritte Chor, der als Gastchor eingeladen<br />
worden war, kam aus Venetien<br />
und wurde vom Vater der Frauenchorleiterin<br />
Martina, Luciano Casanova Fuga, dirigiert.<br />
Ein reiner Männerchor, der in gelben<br />
Hemden und dunklen Hosen die Bühne<br />
des Kulturhauses repräsentativ füllte. Der<br />
Chor war aus Venetien, nahe der Grenze zu<br />
Kärnten angereist und brachte ein buntes<br />
Programm von italienischsprachigen Liedern<br />
zur Aufführung. Der „Coro Comelico“<br />
konnte auf eine Reihe internationaler<br />
Auftritte vor allem in Südamerika verweisen.<br />
Im Programm hatten die stimmkräftigen<br />
Männer dieses Chores, der bereits<br />
seit fast 50 Jahren existiert, Lieder mit<br />
Texten und Melodien von Enzo Janacci<br />
und Pier Paolo Pasolini. Mit besonderer<br />
Inbrunst wurde das Gebet der Alpini um<br />
den Schutz Gottes vorgetragen. Schlusslied<br />
war eine Hymne an die Liebe in drei<br />
Sprachen: Amor, mon amour, my love. Ein<br />
kräftiger Applaus krönte auch diese Darbietungen<br />
des Chores.<br />
Kirchenchor Langtaufers<br />
Nach einer kurzen Pause brachte der<br />
Kirchenchor Langtaufers seine Lieder vor.<br />
Ein leicht gemischter Chor, mit vier Männern<br />
und vielen, ebenfalls stimmkräftigen<br />
Frauen, die unter der Leitung von Andreas<br />
Fliri ein abwechslungsreiches Programm<br />
zum Besten gaben. Besonders viel Applaus<br />
ernteten sie mit dem Lied „What<br />
shall we do with the drunken sailor“, also<br />
„Was sollen wir mit dem betrunkenen Seemann<br />
machen“, das, wie der eine oder andere<br />
vermutete, auf den Segelclub am Reschensee<br />
anspielte. Aber das waren gewiss<br />
nur scherzhafte Vermutungen. Die Darbietungen<br />
dieses professionell wirkenden<br />
Chores endeten mit einem Lied, das Hubert<br />
von Goisern bekannt gemacht hatte:<br />
„Weit, weit weg von mir“, ein Lied über<br />
die Sehnsucht nach Liebe. Der Chor erntete<br />
dafür ebenfalls rauschenden Beifall.<br />
Kirchenchor Reschen<br />
Danach kam der traditionsreichste<br />
Chor des Freundschaftskonzertes an die<br />
Reihe. Der Kirchenchor Reschen geht<br />
bis ins neunzehnte Jahrhundert zurück<br />
und wird seit vierzig Jahren von Cäcilia<br />
Wilhalm Ambach geleitet, wofür diese einen<br />
spontanen Applaus der begeisterten<br />
Konzertbesucher erhielt. Der Kirchenchor<br />
Reschen trat in Tracht auf und sang<br />
vor allem besinnliche Lieder, anspielend<br />
auf Freud und Leid der Liebe. Die 25 aktiven<br />
Mitglieder des Chores sangen mit ihren<br />
kräftigen Stimmen nochmals das Lied<br />
von der Rose, diesmal in deutscher Sprache.<br />
Der wunderbare Abend endete mit<br />
einem „Wahre Freundschaft soll nicht wanken“,<br />
gemeinsam von allen Chören und<br />
mit dem Publikum gesungen, gefolgt von<br />
Ehrungen und Austausch von Geschenken.<br />
Der Coro Comelio ließ es sich dann<br />
nicht nehmen, dem Abend mit „La Montanara“<br />
noch eine wohlklingende, musikalische<br />
Krone aufzusetzen. (fh)<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 11
Der Kinderchor Völs am Schlern und die Haager<br />
Spatzen nach dem gemeinsamen Konzert<br />
•Stimmgabel<br />
Singen, Schiff und Schloss<br />
Fahrt des Kinderchors Völs am Schlern nach Haag in Oberbayern<br />
Auf Einladung von Susanne Philippzig, Chorleiterin<br />
der Haager Spatzen in Oberbayern,<br />
wurde der Völser Kinderchor zu einer Konzert-<br />
und Ausfl ugsfahrt nach Haag eingeladen.<br />
Barbara Gamper (1. Klasse Mittelschule)<br />
schrieb folgenden Bericht über das<br />
eindrucksvolle Wochenende vom 3. und<br />
4. Mai <strong>2014</strong>:<br />
Geschäftiges Treiben herrschte bei der Bushaltestelle<br />
Völs am Morgen des 3. Mai,<br />
Koffer wurden aufgeladen und Eltern wurden<br />
zum Abschied gedrückt. Wir Kinder<br />
waren schon sehr gespannt auf den Ausfl<br />
ug und auf die Haager Spatzen in Haag<br />
bei München. Besonders neugierig waren<br />
wir Mittelschülerinnen auf die Gastfamilien,<br />
die uns eine Nacht bei sich zu Hause aufnehmen<br />
würden. Nach etwa vier Stunden<br />
Fahrt mit einer Viertelstunde Pause waren<br />
wir am Ziel. Wir rollten auf den Parkplatz<br />
des Obermeierhofs – ein Schullandheim in<br />
der Nähe von Haag – in Grafengars. Neugierig<br />
blickten wir uns um, vor uns stand<br />
ein großes, altes Gebäude. Ein netter Mann<br />
empfing uns und führte uns ins Innere<br />
des Hauses. Es erwartete uns ein leckeres<br />
Mittagessen. Die Grundschülerinnen und<br />
Schüler bezogen ihre Zimmer und waren<br />
entzückt von dem großen Gemeinschaftsraum<br />
mit den vielen Kissen und Sofas, im<br />
Zimmer standen drei Klaviere, auf denen<br />
alle fl eißig herumklimperten. Nach einer<br />
kurzen Probe in diesem Gemeinschaftsraum<br />
machten wir uns startklar und zogen<br />
unsere Tracht an, Frisuren wurden verbessert<br />
und gemacht. Mit dem Bus fuhren wir<br />
nach Haag, wo wir in einer Realschule gemeinsam<br />
mit den Haager Spatzen ein Konzert<br />
gestalteten. Wir Völser waren von den<br />
schönen Klängen der Haager Spatzen fasziniert,<br />
doch auch unsere Lieder gelangen gut<br />
und die Zuhörer waren begeistert von dem<br />
Konzert. Anschließend gab es im Pfarrheim<br />
ein Buffet, an dem alle satt wurden. Aufgeregt<br />
und müde wurden wir Mittelschülerinnen<br />
in den Gastfamilien aufgenommen.<br />
Trotzdem sanken wir nicht gleich in unsere<br />
Betten... Die Grundschüler wurden zurück<br />
zum Obermeierhof gebracht. Auch Agnes,<br />
unsere Chorleiterin, sowie die Begleiter Toni<br />
und Veronika Federer und Verena Gasser<br />
übernachteten dort.<br />
Am nächsten Morgen wurden wir schon früh<br />
aus unseren Betten gejagt. Wir starteten mit<br />
dem Bus um 8 Uhr zum Chiemsee, in Prien<br />
stiegen wir auf das Schiff um, auch viele<br />
der Haager Spatzen mit Eltern kamen mit.<br />
Unsere erste Anlegestelle war die Herreninsel.<br />
Wir spazierten zum Schloss Herrenchiemsee<br />
und warteten auf die Schlossführung,<br />
durch die wir das interessante und<br />
glanzvolle Schloss kennenlernten. Nach dieser<br />
Besichtigung schaukelten wir auf dem<br />
Chiemsee zur Fraueninsel, dort sangen wir<br />
in der Klosterkirche ein paar Lieder. Nach<br />
dem gemeinsamen Musizieren machten wir<br />
uns auf den Weg in ein Gasthaus, wo es<br />
ein gutes Mittagessen gab. Danach stand<br />
uns noch etwas Zeit zur Verfügung, um die<br />
Insel zu erkunden. Alle hatten eine Menge<br />
Spaß, bis wir mit dem Schiff zurück nach<br />
Prien fuhren. An Bord wurde auch kräftig<br />
gesungen und gelacht. Am Parkplatz, wo<br />
bereits unser Bus wartete, verabschiedeten<br />
wir uns nach einigen gemeinsamen Liedern<br />
mit dem Versprechen, uns im nächsten Jahr<br />
wiederzusehen, wenn nämlich die Haager<br />
Spatzen zu uns kommen werden. Auf dieses<br />
Wiedersehen freuen sich schon alle,<br />
denn es wurden bereits in dieser kurzen<br />
Zeit viele Freundschaften geknüpft.<br />
12<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Mozart in Naturns<br />
Kreativ Ensemble und Kirchenchor St. Zeno<br />
Einer anspruchsvollen musikalischen Herausforderung stellte sich der Kirchenchor St. Zeno Naturns mit der Aufführung von<br />
Mozart-Werken.<br />
Man konnte vor kurzem mit hohen Erwartungen<br />
zu einem Mozart-Abend in die<br />
Naturnser Pfarrkirche kommen, denn es<br />
war eine musikalische Besonderheit angekündigt,<br />
welche den Musikliebhabern<br />
nicht so oft geboten wird. Auf dem Programm<br />
standen das Requiem KV 626<br />
in der zeitgenössischen Fassung für<br />
Streichquartett und b.c. von Peter Lichtenthal<br />
(1780-1853), das Agnus Dei<br />
aus der Missa brevis in G KV 140 sowie<br />
das berühmte Ave Verum KV 618. Das<br />
Kreativ Ensemble, bestehend aus namhaften<br />
Instrumentalisten italienischer Orchester<br />
(Padua, Brescia) musizierte mit<br />
meisterhafter Hingabe. Die Solopartien<br />
der Primgeigerin Sonia Domuscieva berührten<br />
die Zuhörer in besonderer Weise.<br />
Zwischen den einzelnen Teilen des Requiems<br />
wurden die Texte der Totenmesse<br />
in der deutschen Fassung eindrucksvoll<br />
von Eberhard Daum vorgetragen. Mit dem<br />
tief gehenden Stück „Lacrimosa“ – wahrscheinlich<br />
Mozarts allerletzte Noten! - beendete<br />
das Streichquartett den ersten Teil<br />
des Konzertabends. Nun vereinigten sich<br />
das Kreativ Ensemble und der Kirchenchor<br />
St. Zeno zu einem einzigen Klangkörper,<br />
um das festliche Agnus Dei und<br />
das Ave Verum gemeinsam musikalisch<br />
zu gestalten. Für Chorleiter Josef Pircher<br />
war es keine geringe Herausforderung,<br />
die Sänger und Instrumentalisten in einer<br />
einzigen kurzen Probe zu einer Einheit<br />
zusammen zu führen. Doch der Chor,<br />
der sich an diesem Abend durch Klangfülle<br />
und gute Intonation auszeichnete,<br />
hatte im Kreativ Ensemble einen einfühlsamen<br />
und verlässlichen Begleiter. So gelang<br />
die Aufführung mit Bravour, nicht<br />
zuletzt durch die Solostimmen von Cilli<br />
Mittelberger (Sopran), Ingrid Raffeiner<br />
(Alt), Andreas Heidegger (Tenor) und Edwin<br />
Prieth (Bass). Für das Gelingen dieses<br />
beeindruckenden Mozart- Abends<br />
gab es am Ende viel Lob und begeisterten<br />
Applaus.<br />
Horst Ringel-Josef Pircher<br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des <strong>KulturFenster</strong>s ist<br />
Montag, 15. September <strong>2014</strong>. Bitte Termin genau beachten!<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 13
Stimmgabel<br />
Gold für den Cor di Jëuni Gherdëina<br />
Ein Tal, ein Chor<br />
Der Cor di Jëuni Gherdëina freut sich über seinen Erfolg beim bedeutenden internationalen Chorwettbewerb „World Chor Games<br />
<strong>2014</strong>” in Riga.<br />
Einen beachtlichen Erfolg erzielte der<br />
Cor di Jëuni Gherdëina beim internationalen<br />
Chorwettbewerb „World Chor Games <strong>2014</strong>”<br />
in Riga: In der Kategorie “Spirituals” wurde<br />
der Chor mit Gold (81,13) prämiert. In der<br />
Kategorie “mixed choirs”, der Königsdisziplin,<br />
erhielt der Chor 74,50 Punkte. Das<br />
Ergebnis in Riga ist die Krönung einer Erfolgsgeschichte.<br />
Im Jahre 2009 hatten einige Jugendliche<br />
aus Gröden die Idee, alle Jugendchöre<br />
des Tales zu einem einzigen großen Chor<br />
zusammenzuführen, um gemeinsam ein<br />
Konzert zu geben. Sofort war klar, dass dies<br />
eine besondere Begegnung werden würde<br />
und so wurde kurzerhand beschlossen, einen<br />
Verein, den „Chor di Jëuni Gherdëina“,<br />
zu gründen. Die Freude am gemeinsamen<br />
Singen war groß und nach dem ersten erfolgreichen<br />
Konzert überstieg das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
alle Erwartungen.<br />
Niemand zweifelte mehr daran, dass dies<br />
ein Chor mit Zukunft sei.<br />
Das erste Konzert wurde noch abwechselnd<br />
von allen Chorleiterinnen und Chorleiter<br />
der Chöre “Cor di Jëuni S.Cristina”,<br />
“Cor di Jëuni Urtijëi” und “Hosianna” dirigiert.<br />
Auch wurde anschließend eine CD<br />
mit der Live-Aufnahme des Konzertes herausgegeben.<br />
Im März 2010 wurde ein Treffen mit dem<br />
südafrikanischen Chor „Akustika Chamber<br />
Singers” organisiert. Die hervorragenden<br />
Sänger aus Prätoria wurden von den Familien<br />
der Grödner Chormitglieder herzlich<br />
willkommen geheißen und von ihnen<br />
hospitiert. Bei einem Konzert, unter der Leitung<br />
von Christo Burger, begeisterten die<br />
„Akustika Chamber Singers” mit ihren wundervollen<br />
Stimmen und einem reichen Repertoire.<br />
Dieses Treffen war für beide Seiten<br />
eine große Bereicherung, nicht nur auf<br />
musikalischer, sondern auch auf menschlicher<br />
Ebene. Zwischen den Chorleitern<br />
Christo Burger und Samuel Runggaldier,<br />
der mittlerweile als offizieller Dirigent des<br />
CDJG gewählt worden war, entwickelte sich<br />
eine tiefe Freundschaft.<br />
Diese freundschaftliche Bindung hatte im<br />
Jahre 2011 zur Folge, dass Christo Burger<br />
vom CDJG nach Gröden eingeladen wurde.<br />
Dort sollte er den Chor auf das anstehende<br />
Konzert im November vorbereiten. Letztendlich<br />
ergab sich daraus eine sehr lehrreiche<br />
Woche, in der klar wurde, wie viel Potenzial<br />
in den Sängern steckt. Mit eiserner Disziplin,<br />
freundlichem Lob und Humor begeisterte<br />
er alle - letztendlich auch das Publikum.<br />
Nach diesem positiven Erlebnis kamen<br />
Dirigent und Ausschuss zum Schluss: Der<br />
Chor war für einen Wettbewerb bereit. Im<br />
April 2012 sollte am Gardasee der „Concorso<br />
Corale Internazionale – Riva del Garda” stattfinden<br />
und der CDJG würde daran teilnehmen.<br />
Dadurch ergab sich eine neue spannende<br />
Herausforderung, denn hier waren<br />
nicht nur eine gute Harmonie und Interpretation<br />
gefragt, sondern auch hohe Präzision<br />
hinsichtlich Noten und Rhythmus. Mit großer<br />
Aufregung trat der Chor vor internationalem<br />
Publikum auf und nicht zuletzt vor<br />
einer Fachjury. Der Anklang beim Publikum<br />
war überraschend groß und die Jury<br />
lobte die Ausstrahlung und den Chorklang.<br />
Die Bewertung stand jedoch noch aus und<br />
kaum jemand konnte bei der Siegerehrung<br />
vor Nervosität ruhig sitzen. Als das Ergebnis<br />
“Gold III” bekannt gegeben wurde, ertönte<br />
ein lautes Jubeln. Nun stand endgültig<br />
fest: Die Tore für die “World Chor Games<br />
<strong>2014</strong>” in Riga waren für den CDJG geöffnet.Während<br />
die Gedanken des Ausschusses<br />
schon langsam Richtung Vorbereitung<br />
für dieses Ereignis wanderten, durfte der<br />
Chor noch an einem großen Projekt, gemeinsam<br />
mit allen Chören Grödens und<br />
dem Orchester Sonoton, teilnehmen. Insgesamt<br />
über 300 Musiker standen auf der<br />
Bühne und führten das Werk von Karl Jenkins<br />
“A Mass for Peace” auf. Auf großen<br />
Anklang stieß auch ein Werk von Matthäus<br />
Crepaz, der zu diesem Anlass die Gesamtleitung<br />
inne hatte.<br />
Nun aber war es höchste Zeit, sich für<br />
den Wettbewerb in Riga vorzubereiten.<br />
Und der Erfolg gab den Sängern und ihrem<br />
Chorleiter recht: Am 13. Juli wurden<br />
sie in Riga mit Gold für ihre große musikalische<br />
Leistung geehrt.<br />
14<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Chorwesen<br />
Chorreise nach Krakau/Polen<br />
MGV Schlanders<br />
Krakau, die „heimliche“ Hauptstadt im Süden<br />
Polens mit knapp einer Million Einwohner<br />
war das Ziel der diesjährigen Chorreise<br />
des MGV Sch-landers vom 12. bis 15. Juni.<br />
Am frühen Donnerstagmorgen reisten die<br />
Mannen von Chorleiterin Sibylle Pichler<br />
via München in die ehemalige Königsstadt<br />
an der südlichen Weichsel. Dort stand der<br />
Stadtrundgang mit Besichtigung der wichtigsten<br />
Sehenswürdigkeiten in der Altstadt<br />
und im ehemaligen Judenghetto „Kazimierz“<br />
auf dem Programm. In krassem Kontrast zu<br />
der sauber herausgeputzten, lebensfrohen<br />
Stadt stand am Freitag der Ausflug in das<br />
ehemalige Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau,<br />
das ca. 60 km von Kra-kau entfernt<br />
liegt. Am 14. Juni stand der Chorvergleich<br />
im Rahmen des 5. International Kraków<br />
Choir Festival auf dem Programm. Vor einer<br />
international besetzten Jury aus Musikprofessoren<br />
und Dirigenten aus Osteuropa<br />
und Skandinavien trugen die Schlanderser<br />
Sänger ihre vier Wettbewerbslieder vor. Die<br />
Jury bewertete den Vortrag sehr wohlwollend,<br />
aber es reichte wegen der hervorragenden<br />
Konkurrenz nicht ganz zu einem Podestplatz.<br />
Trotzdem waren alle Teilnehmer<br />
der Chorreise zufrieden mit dem Erreichten.<br />
Etwas müde zwar, aber voller neuer Eindrücke<br />
und Erinnerungen kehrte die Reisegesellschaft<br />
am Sonntag wohlbehalten in die<br />
Heimat zurück.<br />
Der MGV Schlanders verband die Kulturreise mit der Teilnahme an einem<br />
internationalen Chorwettbewerb.<br />
Von Lana ins Wallis<br />
Der Pfarrchor Lana zu Gast in der Schweiz<br />
Chorgesang verbindet über Grenzen hinaus,<br />
denn seit geraumer Zeit besteht zwischen<br />
dem Pfarrchor Lana und dem Gesangverein<br />
Salgesch im schweizerischen Kanton<br />
Wallis, Bezirk Leuk, eine freundschaftliche<br />
Verbundenheit.<br />
Bereits vor zwei Jahren war die Schweizer<br />
Sängerschar mit Obmann Hugo Cina<br />
und Chordirigent Norbert Carlen in Lana<br />
zu Gast. Als Gegenzug führte der heurige<br />
Sommerausflug die Sängerinnen und Sänger<br />
des Pfarrchores Lana in die Schweiz, ins<br />
bekannte Weindorf Salgesch im Rhonetal.<br />
Mit von der Partie waren Obmann Richard<br />
Passler und Chorleiterin Ingrid Rieder.<br />
Wichtigkeit gemeinsamen<br />
Musizierens<br />
und Weinverkostung in herrlich freier Natur.<br />
Höhepunkt des Chortreffens bildete der<br />
gemeinsam gesungene Gottesdienst in der<br />
Pfarrkirche zum Hl. Johannes in Salgesch –<br />
„Missa brevis in C“ von Gounod, „Halleluia“<br />
von Haydn und „Ubi caritas et amor“ von<br />
Albrecht −, abwechselnd dirigiert von Ingrid<br />
Rieder und Norbert Carlen. Die zahlreich<br />
gekommenen Kirchenbesucher dankten mit<br />
herzlichem Applaus. Nach der Messfeier<br />
trafen sich beide Chöre sowie die Gastfamilien<br />
zu einem heiteren Beisammensein,<br />
bei dem es allerlei Schweizer Spezialitäten<br />
zu verkosten gab − natürlich garniert mit<br />
viel Musik und Gesang. Zum krönenden Abschluss<br />
dieses gelungenen Chortreffens gab<br />
es ein herzhaftes Frühstück in der Bürgerstube<br />
von Salgesch. Mit vielen guten Eindrücken,<br />
verbunden mit einem Dankeschön<br />
an die Schweizer Sängerfreunde, erfolgte<br />
die Heimreise nach Lana.<br />
Maria Sulzer<br />
Es folgten zwei erlebnisreiche Tage, unter<br />
anderem mit einer geführten Wanderung<br />
durch wunderbare Weingärten, vorbei<br />
an Naturseen – artenreich an Flora und<br />
Fauna − sowie eine anschließende Käse-<br />
Der Pfarrchor Lana mit Chorleiterin Ingrid Rieder und Gesangverein Salgesch mit<br />
Chorleiter Norbert Carlen<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 15
Stimmgabel<br />
Musik bewegt<br />
Singgruppe Madlain - Lana<br />
Dass Musik bewegt, zeigte kürzlich das Konzert<br />
der Singgruppe Madlain im Raiffeisenhaus<br />
Lana. Musik und Bewegung flossen in<br />
einem musikalischen Spaziergang kunterbunt<br />
und harmonisch ineinander. Die Madlains,<br />
unter der Leitung von Helene Mittersteiner,<br />
erfreuten das Publikum im ersten<br />
Teil des Konzerts mit einem rhythmischen<br />
Sprechstück, einem Kanon, einem „Liadergreaschtl“<br />
und einem Tanzlied.<br />
Die Madlains hatten Gäste eingeladen: Der<br />
Männerchor „Armentara“ aus Wengen unter<br />
der Leitung von Elio Clara begeisterte<br />
das Publikum mit ladinischen, deutschen<br />
und italienischen Liedern. Das Männerquintett<br />
„Quint“ aus Meran, das es seit fünf<br />
Jahren gibt, erhielt für die flotte Darbietung<br />
von Klassikern der Comedian Harmonists<br />
aus den 20er Jahren viel Applaus.Mit bekannten<br />
alten Schlagern und unter der Leitung<br />
von Birgit Laimer traten die Madlains<br />
ein zweites Mal auf die Bühne. Und wieder<br />
erlebte das Publikum Musik und Bewegung<br />
vereint und konnte bekannte Melodien<br />
erleben. Im Schlusssong „Only You“<br />
vereinten sich die Melodie mit dem Rhythmus,<br />
die Frauen mit den Männerstimmen.<br />
Für viel Bewegung während und zwischen<br />
den musikalischen Darbietungen sorgte die<br />
Jugendgruppe des Zirkusvereins Animativa,<br />
geleitet von Sepp Marmsoler. Die Zirkusdamen<br />
überraschten die Zuschauer mit spannenden<br />
Kunststücken in den Lüften oder auf<br />
dem Seil, die sich harmonisch mit den Liedern<br />
vereinten. Durch den Abend führte der<br />
Lananer Moderator Simon Waldner. Die Singgruppe<br />
Madlain dankt der Marktgemeinde<br />
Lana und der Raiffeisenkasse Lana für ihre<br />
wohlwollende Unterstützung. Der Dank geht<br />
auch an alle Mitwirkenden und an die Obfrau<br />
der Singgruppe Madlain Giuliana Molino<br />
für ihren unermüdlichen Einsatz.<br />
Zirkus und Gesang mit Freunden – die Madlains gestalteten ein bewegtes und bewegendes Konzert.<br />
Chorfestival auf Schloss Rodenegg<br />
Bezirk Eisacktal-Wipptal<br />
Das Chorfestival <strong>2014</strong> des Bezirks Eisacktal-Wipptal fi ndet am Sonntag, 21. September,<br />
in den geschichtsträchtigen Mauern und in der wunderbaren Kulisse von Schloss<br />
Rodenegg statt. Die Chöre treffen sich um 9.30 Uhr in der Pfarrkirche von Rodeneck,<br />
wo sie gemeinsam den Eröffnungsgottesdienst feiern. Anschließend singen die Chöre<br />
an verschiedenen Plätzen in und um Schloss Rodeneck. Jedem Chor stehen ca. 10<br />
Minuten Singzeit zur Verfügung. Die Bäuerinnen von Rodeneck werden für das leibliche<br />
Wohl sorgen. Im Rahmenprogramm werden die Ritter von Andrian mittelalterliche<br />
Unterhaltung anbieten, so u.a. mittelalterliche Tänze, Schwertkämpfe und Rüstungsanprobe<br />
für Kinder. Ein kostenloser Buszubringerdienst ab Sterzing und Waidbruck<br />
wird eingerichtet. Alle Freunde der Chormusik sind eingeladen!<br />
16<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Vorweg<br />
Blasmusik<br />
Ein Meilenstein<br />
in der Stabführerausbildung<br />
Neue DVD zum Buch „Musik in Bewegung“<br />
n Bereich „Muim<br />
optischen<br />
sein. Natürlich<br />
“ (5. Auflage).<br />
Arbeitsgruppe<br />
oller Arbeit die<br />
roben mit den<br />
Lehrbuches<br />
, Musikkapelle<br />
MUSIK IN<br />
BEWEGUNG<br />
DVD zum Buch „Musik in Bewegung“<br />
Im Zuge der Erarbeitung des Buches und<br />
der Beratungen über Aufbau und Lerninhalte<br />
der Kurse entstand die Idee zur Verwirklichung<br />
einer Power-Point-Präsentation.<br />
Dabei dachte man in erster Linie an einen<br />
Leitfaden für die Stabführerkurse, der als<br />
Ergänzung zum neu erschienenen Buch<br />
dienen sollte. Der Aufbau ist in zehn Kapiteln<br />
gegliedert. Vorteilhaft sind vor allem<br />
die integrierten Filmclips in den jeweiligen<br />
Kapiteln, die nach Wunsch angesehen werden<br />
können, ohne ein Programm ändern<br />
zu müssen. Auch hierfür konnten viele<br />
Filmsequenzen des VSM-Videos verwendet<br />
werden. Lediglich jene Abfolgen, die nicht<br />
mehr den neuen Vereinbarungen entsprachen,<br />
wurden in Oberösterreich mit einem<br />
Südtiroler Filmteam neu aufgenommen.<br />
18.03.14 14:47<br />
Vor zehn Jahren wurde der Videofi lm zur<br />
Musik in Bewegung im Verband Südtiroler<br />
Musikkapellen (VSM) als Videokassette und<br />
DVD präsentiert und fand in Südtirol und darüber<br />
hinaus großen Anklang.<br />
Seit dem Jahre 2004 treffen sich alle<br />
Landesstabführer des Österreichischen<br />
Blasmusikverbandes jährlich zweimal zu<br />
einer Konferenz, bei der man sich in erster<br />
Linie zum Ziel setzt, Verbesserungen<br />
und Vereinheitlichungen der Musik in<br />
Bewegung auf Bundesebene zu erreichen.<br />
Vorerst ging man daran, das bestehende<br />
Buch von Grund auf neu zu<br />
gestalten. Ein großes Augenmerk wurde<br />
dabei auf die neuen Bewertungsformulare<br />
der Marschmusik gelegt, die auf<br />
der Basis der seit 1997 im VSM angewandten<br />
Formulare erarbeitet wurden.<br />
Nach lang anhaltenden Diskussionen<br />
über die Defi nition der vereinheitlichten<br />
Varianten konnte im Jahre 2011 das<br />
neue Buch endlich freigegeben werden.<br />
Dabei konnte auf viele Skizzen und Ablaufdiagramme<br />
des VSM-Videos zurückgegriffen<br />
werden.<br />
Wichtiges Hilfsmittel<br />
Mit der neuen DVD zum Buch „Musik<br />
in Bewegung“ wurde ein weiterer wichtiger<br />
Meilenstein in Bezug auf das Ausbildungsangebot<br />
gesetzt. Dieses sehr intuitiv<br />
aufgebaute Hilfsmittel soll nicht nur<br />
für Stabführerkurse zum Einsatz kommen,<br />
sondern eignet sich sehr wohl auch für jeden<br />
Stabführer. Zum einen kann er sich<br />
jederzeit konkrete Themen wieder veranschaulichen.<br />
Zum anderen eignet sich<br />
die DVD für Kapellen, wenn neue Bewegungsformationen<br />
eingelernt oder aufgefrischt<br />
werden sollen. Die DVD ist, so wie<br />
Toni Profanter<br />
auch das neue Buch, bei Musik Walter in<br />
Bozen erhältlich.<br />
Es bleibt nur zu wünschen, dass sich<br />
möglichst viele Kapellen dieses interessante<br />
Lehrmittel zulegen und dass sich dadurch<br />
auch die Kompetenz und das Führungsverhalten<br />
des Stabführers in den Kapellen<br />
festigen und weiterentwickeln mögen.<br />
Vielleicht gibt gerade dies einen Ansporn<br />
für die Bewusstseinsbildung zur Musik in<br />
Bewegung.<br />
Der Verbandsstabführer<br />
Toni Profanter<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 17
Das Thema<br />
Musik in Bewegung ist<br />
keine Nebensache<br />
Ein Plädoyer für musikalische Gleichberechtigung<br />
Die Musikkapelle Mauls (Die Fotos zum Artikel stammen vom 4. ÖBV-Bundeswettbewerb „Musik in Bewegung“ in Sand in Taufers<br />
(Juli 2013) - © Robert Gasteiger, Fotoklick.<br />
Das Jahr 2013 stellte für die Musik in<br />
Bewegung im Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) einen besonderen Höhepunkt<br />
dar, wurde doch der Verband in Zusammenarbeit<br />
mit der Gemeinde Sand in<br />
Taufers mit der Austragung des 4. ÖBV-<br />
Wettbewerbes der Musik in Bewegung betraut.<br />
Vor traumhafter Kulisse und optimalen<br />
Rahmenbedingungen trafen sich Spitzenkapellen<br />
aus acht Bundesländern Österreichs<br />
zum bisher sicherlich besten Wettbewerb<br />
dieser Ausrichtung. Wie bei anderen<br />
Wettbewerben im Konzert- und Jugendbereich<br />
konnte der VSM als Partnerverband<br />
auch eine Kapelle stellen. Erfreulich war<br />
auch die Mitwirkung weiterer fünf Südtiroler<br />
Kapellen und einer Jugendkapelle, die<br />
bei ihrem Vorprogramm zum Wettbewerb<br />
überzeugen und somit auch zur Breitenwirkung<br />
der Musik in Bewegung einen nachhaltigen<br />
Beitrag leisten konnten.<br />
Es wurde somit wieder unter Beweis<br />
gestellt, dass die Südtiroler Musikkapellen<br />
auch auf höchster Ebene mithalten<br />
können!<br />
Ebenso beim Marschmusikwettbewerb<br />
in Sterzing hinterließen alle Kapellen einen<br />
hervorragenden Eindruck. Nicht weniger<br />
als vier Kapellen wagten sich sogar in der<br />
Stufe E der Jury zu stellen. Diese zwei Veranstaltungen<br />
innerhalb von drei Wochen<br />
gaben Anlass zur Freude und Gewissheit,<br />
viele Kapellen für besondere Auftritte und<br />
Wettbewerbe motiviert zu haben.<br />
Ist das nur die Spitze des<br />
Eisbergs?<br />
Jedoch mussten wir im heurigen Jahr<br />
die kalte Dusche erleben. Der im Rahmen<br />
des Bezirksmusikfestes von Schlanders<br />
ausgeschriebene Marschmusikwettbewerb<br />
musste wegen zu geringer Teilnahme leider<br />
abgesagt werden. Das gibt uns Verantwortlichen<br />
im Verband wirklich zu denken.<br />
Sicher, man sollte nicht gleich alles<br />
schwarzmalen, denn es hat sich in den letzten<br />
zwei Jahrzehnten in einigen Belangen<br />
vieles zum Guten bewegt. Man denke nur<br />
an die Ausbildungsangebote, die Marschdarbietungen<br />
bei diversen Verbands- und<br />
Bezirksveranstaltungen. Aber ist das vielleicht<br />
nur die Spitze des Eisberges? Natürlich<br />
sind Marsch- oder auch Konzertbewertungen<br />
nicht das Allheilmittel, aber<br />
sie stellen dennoch einen Gradmesser dar,<br />
in welchem Bereich sich eine Kapelle weiterentwickeln<br />
möchte.<br />
Wo kann der Hebel angesetzt<br />
werden?<br />
In Blasmusikkreisen kursiert vorwiegend<br />
die Meinung, dass die Qualität einer Kapelle<br />
– abgesehen von Wertungsspielen<br />
oder Marschwettbewerben - nur am Niveau<br />
des Jahreskonzertes gemessen wird.<br />
Gerade dies ist ein Grund dafür, dass das<br />
Image des Blasmusikwesens nicht das ist,<br />
was wir uns wünschen.<br />
Bedingt durch die immer größer werdende<br />
Tendenz, dass Kapellmeister nicht<br />
aus den eigenen Reihen kommen, fühlt<br />
sich oftmals musikalisch niemand so direkt<br />
verantwortlich für einen sauber gespielten<br />
Straßenmarsch, einen Prozessions- oder<br />
Trauermarsch. Seien die Kapellmeister<br />
mal ganz ehrlich: Wie viel Probenaufwand<br />
wird dafür in Anspruch genommen? Unter<br />
18<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Die Musikkapelle Villnöß<br />
Die Musikkapelle Wengen<br />
Pflege der Musik in Bewegung ist keinesfalls<br />
nur das saubere Marschieren zu verstehen.<br />
Oh nein! Die Musik steht auch bei<br />
der Musik in Bewegung an oberster Stelle.<br />
Es sollte eine Selbstverständlichkeit<br />
sein, dass ein Stabführer beim Kapellmeister<br />
um das Abhalten einer<br />
oder mehrerer Marschierproben nicht<br />
kämpfen muss!<br />
Die Fragebogenaktion im Jahre 2005<br />
hat aufgezeigt, dass im Durchschnitt pro<br />
Jahr lediglich ein bis zwei Marschierproben<br />
durchgeführt werden. Auch bei der Musik<br />
in Bewegung müssen sich die Verantwortlichen<br />
in den Kapellen Ziele setzen, sodass<br />
Proben auch Sinn ergeben. Der Teilnahmedurchschnitt<br />
bei den in Südtirol angebotenen<br />
Marschbewertungen liegt bei rund<br />
sechs Prozent im Vergleich zu zirka 70<br />
Prozent auf gesamter ÖBV-Ebene. Diese<br />
Gegenüberstellung sollte keineswegs als<br />
Qualitätsgegenüberstellung verstanden werden,<br />
aber trotzdem unterstreicht diese Analyse<br />
eine bestimmte Abneigung zu Bewertungen<br />
im Allgemeinen. Man kann sicher<br />
nicht abstreiten, dass eine Marschbewertung<br />
in Abständen von etwa fünf Jahren<br />
noch wichtiger ist als jene im konzertanten<br />
Bereich. Warum wohl? Mittlerweile gibt nahezu<br />
jede Kapelle ein Jahreskonzert, auf<br />
das man sich intensiv vorbereitet. Trifft dies<br />
in der Marschmusik auch zu?<br />
Der große Durchschnitt der Stabführer<br />
nützt nur im geringen Ausmaß die notwendigen<br />
Ausbildungsmöglichkeiten, bevor er<br />
sich zum ersten Mal vor die Kapelle stellt.<br />
Das Angebot an Aus- und Weiterbildung<br />
wird dauernd ergänzt und optimiert. Eine<br />
wertvolle Hilfestellung gibt den Stabführern<br />
und Kapellen sicherlich die neu erschienene<br />
DVD mit einer Power-Point-Präsentation<br />
und integrierten Filmclips.<br />
Umfragen haben ergeben, dass nur in<br />
wenigen Kapellen der Stabführer im Ausschuss<br />
sitzt, obwohl er für einen wichtigen<br />
Bereich des Musizierens in der Kapelle<br />
verantwortlich zeichnet. Dies würde<br />
sicher dazu beitragen, das Bewusstsein<br />
für die Musik in Bewegung bei den Verantwortlichen<br />
zu stärken.<br />
Der Stabführer muss seine Führungsaufgabe<br />
bewusst wahrnehmen und nutzen<br />
können, um erfolgreich zu sein.<br />
Die Musikkapelle Rodeneck<br />
Es möge nun der Eindruck entstehen,<br />
es seien nur das Umfeld und die vereinsinternen<br />
Voraussetzungen verantwortlich<br />
für eine erfolgreiche Arbeit des Stabführers.<br />
Letztendlich muss sich jeder Verantwortliche<br />
in einem Verein für seine Zuständigkeiten<br />
einsetzen und dies gilt auch für<br />
die Stabführer. Kreativität und Visionen<br />
sind wie das Salz in der Suppe. Dort, wo<br />
Einfallsreichtum und Offenheit für neue<br />
Wege in einem Verein, oder noch besser,<br />
in den Köpfen Platz haben, da lebt auch<br />
der Geist der Begeisterung, der Freude und<br />
der Überzeugung. So kann die Aufführung<br />
einer selbst entwickelten Marschmusikshow<br />
einerseits dazu beitragen, elementare<br />
Formationen zu optimieren, andererseits<br />
ein bleibendes Erfolgserlebnis für die<br />
gesamte Kapelle darstellen.<br />
In der Führungsetage einer jeden Kapelle<br />
(betrifft nicht nur den Stabführer)<br />
muss die Überzeugung Platz haben, dass<br />
die Musik in Bewegung KEINE Nebensache<br />
ist, sondern ein wichtiger Bestandteil<br />
musikalischen Wirkens in der Kapelle.<br />
Fachgruppe Stabführer im VSM<br />
(Toni Profanter, Erwin Rechenmacher,<br />
Andreas Lanthaler, Valentin Domanegg,<br />
Frank Malfertheiner und Hansjörg Algrang)<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 19
Aus Verband und Bezirken<br />
Zur 625-sten Vorstandssitzung<br />
ins Sarntal<br />
Die VSM-Verbandsführung tagte Ende Mai in Durnholz<br />
Der Vorstand des Verbandes Südtiroler Musikkapellen (VSM) wurde von der Kulturreferentin Karolina Maria Stofner Premstaller<br />
und Bürgermeister Franz Locher (Fünfte und Siebter v.l.) in Durnholz willkommen geheißen.<br />
Am 31. Mai hat der Vorstand des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen (VSM)<br />
seine 625. Sitzung in Durnholz abgehalten.<br />
Auf Einladung des VSM-Bezirksobmannes<br />
und der örtlichen Musikkapelle<br />
fand die Sitzung im Mehrzwecksaal des<br />
erst vor wenigen Jahren neu errichteten<br />
Schulgebäudes statt.<br />
Normalerweise trifft sich der VSM-Vorstand<br />
zu fünf bis sechs Sitzungen im Jahr<br />
am Verbandssitz im Waltherhaus in Bozen.<br />
Jede 25. Sitzung wird traditionsgemäß als<br />
"Jubiläumssitzung" in jeweils einem anderen<br />
der sechs Bezirke und in einem besonderen<br />
Rahmen abgehalten. Nach der<br />
600. Vorstandsitzung im <strong>August</strong> 2010 im<br />
Gsieser Tal waren die Verbandsfunktionäre<br />
diesmal nach Durnholz eingeladen. Dort<br />
wurden sie von Franz Premstaller, Obmann<br />
der örtlichen Musikkapelle, und der Böhmischen<br />
"Durnholz 7" empfangen. Bürgermeister<br />
Franz Locher und seine Stellvertreterin<br />
und Kulturreferentin Karolina<br />
Maria Stofner Premstaller hießen die Gäste<br />
im Namen der Gemeinde aufs Herzlichste<br />
willkommen. In ihren Grußworten<br />
haben sie die rund 6800 Einwohner<br />
zählende Gemeinde mit ihren 28 Fraktionen<br />
vorgestellt und die Besonderheiten<br />
des Sarntals hervorgehoben. Locher verwies<br />
auf die vielfältige Vereinsarbeit der<br />
130 Vereine in den Dörfern und zählte die<br />
Musikkapellen zu den wichtigsten Kulturträgern.<br />
Er bedankte sich beim Verband<br />
für die wertvolle Arbeit. Fauster gab postwendend<br />
den Dank an den Bürgermeister<br />
stellvertretend für alle Gemeinden<br />
des Landes, die die Kapellen tatkräftig<br />
unterstützen, zurück. Im Anschluss fand<br />
im Mehrzwecksaal der Grundschule die<br />
Vorstandssitzung statt. Nachdem die Tagesordnung<br />
abgehakt war, waren die Vorstandsmitglieder<br />
zum Mittagessen im "Jägerhof"<br />
eingeladen. Mit der Besichtigung<br />
der Durnholzer St.-Nikolaus-Kirche mit<br />
ihren wertvollen gotischen Fresken aus<br />
dem frühen 15. Jahrhundert und des<br />
noch älteren und original erhaltenen Rohrer-Hauses<br />
in Sarnthein fand das Treffen<br />
seinen Ausklang.<br />
Stephan Niederegger<br />
20<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Sechs neue Kapellmeister gekürt<br />
Abschluss des VSM-Kapellmeisterlehrgangs 2011-<strong>2014</strong><br />
Im Herbst 2011 haben sie den Lehrgang<br />
zur Kapellmeisterausbildung des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen (VSM) begonnen.<br />
Anfang Juni dieses Jahres fand die praktische<br />
Abschlussprüfung mit der Musikkapelle<br />
St. Lorenzen als Übungskapelle statt.<br />
Alle sechs Kandidaten haben die Prüfung<br />
bestanden, freute sich Verbandskapellmeister<br />
Sigisbert Mutschlechner.<br />
Die Ausbildung der Kapellmeister ist eine<br />
der ureigensten Aufgaben des VSM, bekräftigte<br />
Mutschlechner. Diese soll mit dem<br />
Schuljahr <strong>2014</strong>/15 auf eine neue Ebene gestellt<br />
werden. In Zusammenarbeit mit den<br />
Musikschulen wird die Kapellmeisterausbildung<br />
in Zukunft an sechs Schulstellen<br />
des Landes angeboten. Für das erste<br />
Schuljahr sind bereits knapp 30 Anmeldungen<br />
vorgemerkt. Der bisher vom Verband<br />
selbst organisierte und angebotene<br />
Lehrgang ist in dieser Form ein Auslaufmodell,<br />
weshalb die heurige Abschluss-<br />
prüfung daher auch das Ende dieses Weiterbildungsangebotes<br />
auf Verbandsebene<br />
eingeläutet hat. Im Herbst wird kein neuer<br />
Kurs ausgeschrieben. Nur mehr die beiden<br />
derzeit laufenden Lehrgänge werden<br />
2015 und 2016 zu Ende geführt.<br />
Für die öffentliche Abschlussprüfung<br />
des vor drei Jahren begonnenen Kurses<br />
hat sich die Musikkapelle St. Lorenzen<br />
als Übungskapelle zur Verfügung gestellt.<br />
Bereits vorab haben die Kandidaten<br />
die schriftlichen Prüfungen in Gehörbildung,<br />
Tonsatz und Instrumentation abgelegt.<br />
In der öffentlichen Probe mussten<br />
sie ein der Kapelle bereits bekanntes<br />
Stück dirigieren und zudem ein neues, so<br />
genanntes „Prima-Vista-Stück“ proben.<br />
Im zweiten Teil der praktischen Prüfung<br />
zeigten die Kandidaten tags darauf mit<br />
einem kleinen Ensemble noch einmal<br />
ihre Dirigierfähigkeiten und Probenmethodik.<br />
Verbandskapellmeister Sigisbert<br />
Mutschlechner freute sich, dass alle Kandidaten<br />
die Prüfung bestanden haben,<br />
und bedankte sich bei der Übungskapelle:<br />
„Es ist toll, dass Kapellen sich neben<br />
ihrem zeitaufwändigen Engagement<br />
als Übungskapellen zur Verfügung stellen,<br />
um den angehenden Kapellmeistern<br />
diese praktische Ausbildungsmöglichkeit<br />
zu bieten.“ Einen besonderen Dank<br />
richtete er an die Lehrerkollegen Philipp<br />
Kufner (Dirigieren), Markus Silbernagl<br />
(Tonsatz) und Gottfried Veit (Instrumentation),<br />
die sich „mit viel Herzblut und Engagement<br />
für den Kapellmeisternachwuchs<br />
einsetzen.“ Gemeinsam mit VSM-Bezirksobmann<br />
Hans Hilber gratulierte er den<br />
„frisch gebackenen“ Kapellmeistern zum<br />
Erfolg und lud sie ein, nun hinaus in die<br />
Kapellen zu gehen und dort ihre Fähigkeiten<br />
am Dirigentenpult, aber auch als<br />
Musikanten bestmöglich einzubringen.<br />
Stephan Niederegger<br />
Die sechs neuen Kapellmeister (1. Reihe v.l.): Georg Plazza, Welschellen (s. gut), Matthias Prader, Brixen (ausgezeichnet), Daniel<br />
Niederegger, St. Lorenzen (ausgezeichnet), Markus Gufl er, Meran (ausgezeichnet), Johannes Senoner Pircher, St. Peter i. Ahrntal<br />
(ausgezeichnet), Matthias Baur, Toblach (s. gut) mit dem Lehrerteam (2. Reihe v.l.): Philipp Kufner, Sigisbert Mutschlechner,<br />
Markus Silbernagl, Gottfried Veit<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 21
Aus Verband und Bezirken<br />
„Wir haben tolle Literatur gehört“<br />
VSM-Konzertwertungen in Wiesen<br />
Die MK Pflersch unter der Leitung von Kpm. Florian Penz trat<br />
in der Mittelstufe (B) an und erreichte mit 91,33 Punkten die<br />
höchste Punktezahl des Tages.<br />
Die MK St. Georgen unter der Leitung von Kpm. Hans<br />
Mitterhofer trat in der Kunststufe (D) an und erreichte 90,08<br />
von 100 Punkten.<br />
Am 23. und 24. Mai hat der Bezirk Sterzing<br />
im Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) zur Konzertwertung in das Haus der<br />
Dorfgemeinschaft in Wiesen eingeladen. 17<br />
Musikkapellen aus Südtirol und eine Gastkapelle<br />
aus Nordtirol sind der Einladung<br />
gefolgt und haben sich der dreiköpfigen<br />
Jury gestellt. Vier Kapellen erreichten mehr<br />
als 90 Punkte: Die Musikkapelle St. Georgen<br />
in der höchsten Stufe D (Kunststufe),<br />
die Bürgerkapelle Sterzing in der Stufe C<br />
(Oberstufe) sowie die Knappenkapelle Ridnaun<br />
und die Musikkapelle Pflersch in der<br />
Stufe B (Mittelstufe).<br />
Jede Musikkapelle spielte ein Pflichtstück,<br />
das für die jeweilige Stufe vorgegeben<br />
war – mit dem Schwerpunkt „Suite“.<br />
Außerdem wählte jede Kapelle noch selbst<br />
ein Stück, das sie vor den Juroren Thomas<br />
Ludescher (Vorarlberg), Klaus Vinatzer<br />
(Salzburg) und Georg Horrer (Südtirol)<br />
und dem Publikum zum Besten gab.<br />
Bewertet wurde die Leistung der Musikkapellen<br />
nach zehn Kriterien des inter-<br />
Die Ergebnisse der Konzertwertung (gereiht nach der Reihenfolge ihrer Auftritte):<br />
Musikkapelle Ratschings (Kpm. Klaus Keim), Stufe A: 87,08 Punkte<br />
Vereinskapelle Gossensaß (Kpm. Johann Heidegger), Stufe B: 85,75 Punkte<br />
Bürgerkapelle Mühlbach (Kpm. Helmut Weissteiner), Stufe B: 86,50 Punkte<br />
Musikkapelle Kollmann (Kpm. Peter Golser), Stufe B: 87,75 Punkte<br />
Musikkapelle Pflersch (Kpm. Florian Penz), Stufe B: 91,33 Punkte<br />
Musikkapelle Prags (Kpm. Martin Preindl), Stufe B: 85,0 Punkte<br />
Knappenkapelle Ridnaun (Kpm. Sieghard Helfer), Stufe B: 90,17 Punkt<br />
Musikkapelle Wiesen (Kpm. Joachim Bacher), Stufe C: 89,08 Punkt<br />
Musikkapelle Innerpfitsch (Kpm. Martin Rainer), Stufe C: 85,17 Punkte<br />
Bürgerkapelle Sterzing (Kpm. Roland Fidler), Stufe C: 90,17 Punkte<br />
Musikkapelle Mühlwald (Kpm. Andreas Pramstraller), Stufe C: 86,92 Punkte<br />
Musikkapelle Pfalzen (Kpm. Matthias Kirchler), Stufe C: 87,92 Punkte<br />
Musikkapelle Luttach (Kpm. Georg Kirchler), Stufe C: 88,85 Punkte<br />
Musikkapelle Inzing/Nordtirol (Kpm. Andreas Kranebitter), Stufe D: 84,92 Punkte<br />
Musikkapelle St. Georgen (Kpm. Hans Mitterhofer), Stufe D: 90,08 Punkte<br />
Die Musikkapellen Jaufental (Kpm. Michael Bacher), Sarnthein (Kpm. Hugo Laimer)<br />
und Jenesien (Kpm. Ralf Stefan Troger) nahmen am Kritikspiel ohne Bewertung teil.<br />
Juror Thomas Ludescher<br />
Verbandskapellmeister Sigisbert<br />
Mutschlechner<br />
22<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
nationalen Musikbundes CISM. Unter<br />
anderem ging es um die Ton- und Klangqualität,<br />
Interpretation und Stilempfinden<br />
sowie Stimmung und Intonation. Vor der<br />
Bekanntgabe der Punkte in der Festhalle<br />
Wiesen führte jede Musikkapelle ein Gespräch<br />
mit der Jury, bei dem Bewertung<br />
und Leistung besprochen und Anregungen<br />
gegeben wurden.<br />
Beim Festakt dankte VSM-Bezirksobmann<br />
Meinhard Oberhauser der Musikkapelle<br />
Wiesen für die Organisation sowie<br />
allen Unterstützern und Sponsoren. Landesrat<br />
Philipp Achammer zeigte sich erfreut<br />
über die Teilnahme der 18 Kapellen,<br />
die immer wieder bestrebt seien, sich weiterzuentwickeln<br />
und zu überlegen, wie sie<br />
noch besser werden könnten. „Als eines<br />
der Ziele wurde im Programmheft die Hebung<br />
des musikalischen Niveaus genannt.<br />
Diesen Satz kann ich nur unterstreichen.<br />
Das Niveau aller Musikkapellen war sehr<br />
hoch“, betonte Verbandskapellmeister Sigisbert<br />
Mutschlechner. Alle Kapellen hätten<br />
sich vorbildlich vorbereitet. Jury-Mitglied<br />
Thomas Ludescher meinte: „In allen<br />
Stufen haben wir tolle Literatur gehört, die<br />
Musikkapellen haben fantastisch musiziert.<br />
Die Entwicklung ist auf dem richtigen<br />
Weg“. Nun liege es an jeder Musikkapelle,<br />
das erhaltene Feedback zu studieren, zu<br />
hinterfragen und den nächsten Entwicklungsschritt<br />
zu machen. „Die Freude, die<br />
man hier gespürt hat, ist das, worum es in<br />
der Blasmusik eigentlich geht“, sagte er.<br />
Margit Fuchs<br />
verband<br />
südtiroler<br />
musikkapellen<br />
Programmvorschau<br />
Dreimonatskalender<br />
Datum Veranstalter Veranstaltung Ort Haus Beginn<br />
OKT. SEP. AUGUST<br />
Mo-Sa, 18.-23. <strong>August</strong> <strong>2014</strong> Bezirk Schlanders Bezirks-Jungbläsertage Burgeis Fürstenburg 09.00<br />
Mo-Sa, 25.-30. <strong>August</strong> <strong>2014</strong> Bezirk Sterzing Bezirks-Jungbläsertage Telfes Kulturhaus 09.00<br />
Di-Sa, 26.-30. <strong>August</strong> <strong>2014</strong> Bezirk Brixen Bezirks-Jungbläsertage Natz Fürstenhof 09.00<br />
Mo, 8. September <strong>2014</strong> VSM Stabführer – Abschlusskurs 1.Teil Stegen Mehrzwecksaal 19.30<br />
So, 14. September <strong>2014</strong> Bezirk Bruneck Jugendkapellentreffen St.Lorenzen Musikpavillon 10.00<br />
Fr-Sa, 10.-11. Oktober <strong>2014</strong> VSM 4. Seminar für Führungskräfte, 1.Modul Brixen Cusanus Akademie 14:30<br />
Fr-So, 24.-26. Oktober <strong>2014</strong> ÖBJ / VSM Bundeswettbewerb Musik in kleinen Gruppen Toblach Grand Hotel<br />
Sa, 25. Oktober <strong>2014</strong> VSM Konzert des SJBO Toblach Grand Hotel 20,00<br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des <strong>KulturFenster</strong>s ist<br />
Montag, 15. September <strong>2014</strong>. Bitte Termin genau beachten!<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 23
Blasmusik International<br />
Eine Brücke zwischen E und U<br />
20. Auflage der Innsbrucker Promenadenkonzerte<br />
Der Innenhof der Kaiserlichen Hofburg<br />
am Fuße der Innsbrucker Nordkette wurde<br />
im Juli wieder zum beliebten „Konzertsaal“<br />
für Tausende. Als kleine Idee im Garten<br />
der Siebererschule geboren und später<br />
in die Hofburg übersiedelt, sind die Innsbrucker<br />
Promenadenkonzerte in diesem<br />
einmaligen musikalischen und architektonischen<br />
Rahmen mittlerweile zu einer<br />
nicht mehr wegzudenkenden Tradition<br />
im Sommer der Nordtiroler Landeshauptstadt<br />
geworden. Die Konzertreihe entwickelte<br />
sich in den zwanzig Jahren ihres<br />
Bestehens neben Kerkrade in Holland oder<br />
Valencia in Spanien zu einer der wichtigsten<br />
und größten Konzertreihen für Blasund<br />
Bläsermusik.<br />
Landwehr Musique officielle Etat et Ville de Fribourg unter der Leitung von Isabelle<br />
Ruf-Weber beim Auftritt in der Innsbrucker Hofburg<br />
„Mit dem hohen musikalischen<br />
Anspruch wollen wir auch<br />
ganz bewusst nicht auf die altösterreichische<br />
Tradition mit den<br />
vielen Trachten- und Musikkapellen<br />
verzichten.“<br />
Alois Schöpf,<br />
Initiator und künstlerischer Leiter<br />
der Innsbrucker Promenadenkonzerte<br />
Die Promenadenkonzerte sind nicht<br />
nur Unterhaltung für Gäste und Einheimische<br />
auf höchstem Niveau, sondern<br />
üben auch eine Brückenfunktion zwischen<br />
„Ernster Musik“ und „Unterhaltungsmusik“<br />
aus. Damit führen sie die altösterreichische<br />
Tradition fort, Werke von großen<br />
Komponisten für Blas- und Militärmusikorchester<br />
einem breiten Publikum näherzubringen.<br />
Musikkapellen und Orchester<br />
aus Nord-, Süd- und Osttirol, aus acht<br />
österreichischen Bundesländern und<br />
ebenso vielen europäischen Staaten haben<br />
sich heuer in das Gästebuch eingetragen.<br />
Ob es eine Dorfkapelle aus Tirol ist oder<br />
ein professionelles Blasorchester aus Italien,<br />
eine Brass Band aus der Schweiz oder<br />
Frankreich oder eine Militärmusik aus Belgien<br />
oder Deutschland, es war auch heuer<br />
wieder ein „Who Is Who“ der Blas- und<br />
Bläsermusik: 33 Konzerte vom 2. bis 27.<br />
Juli mit 36 verschiedensten Formationen<br />
und Orchesterformen, vom kleinen achtköpfigen<br />
Ensemble bis hin zum großen<br />
Blasorchester mit 90 Musikerinnen und<br />
Musikern. Neu in diesem Jahr war zudem<br />
die Einbeziehung des Jazz und der<br />
Bigband unter anderem mit dem Tiroler<br />
Jazzorchester unter der Leitung der einheimischen<br />
Jazzgrößen Martin Ohrwalder<br />
und Florian Bramböck.<br />
Landwehr Freiburg/Fribourg<br />
Zwei Sprachen, ein Orchester und eine<br />
Frau, die keine Quote braucht<br />
Einer der vielen Höhepunkte war zweifelsohne<br />
der Auftritt der Landwehr Musique<br />
officielle Etat et Ville de Fribourg,<br />
dem Blasorchester des Kantons und der<br />
Stadt Freiburg an der deutsch-französischen<br />
Sprachgrenze, unter der Leitung<br />
von Isabelle Ruf-Weber. Nicht nur die wunderbare<br />
Uniform aus der napoleonischen<br />
Zeit ist es, die dieses Traditionsorchester<br />
auszeichnet. Auch als Klangkörper genießt<br />
das Orchester hohes Ansehen, nicht<br />
zuletzt aufgrund der hervorragenden Leitung<br />
durch Isabelle Ruf-Weber, die neben<br />
ihrer Arbeit als Blasorchesterdirigentin<br />
auch künstlerische Leiterin eines<br />
Opernhauses ist.<br />
Detail am Rande: Die Dirigentin ist mittlerweile<br />
auch in Südtirol keine Unbekannte<br />
mehr. Sie war fachkundige Wertungsrichterin<br />
bei den Konzertwertungsspielen 2013<br />
in Vöran und ist Gastreferentin des VSM.<br />
Gäste aus Südtirol<br />
Seit vielen Jahren sind auch Südtiroler<br />
Musikkapellen Dauergäste in Innsbruck –<br />
so auch bei der heurigen Jubiläumsaus-<br />
24<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Kpm. Hans Finatzer und die Musikkapelle St. Pauls beim Eröffnungskonzert in Innsbruck<br />
(im Bild mit der aus St. Petersburg stammenden Sopranistin Olga Tselinskaia)<br />
gabe: Nach dem Eröffnungskonzert der<br />
Musikkapelle St. Pauls spielte am 6. Juli<br />
die Bürgerkapelle Untermais (Kpm. Markus<br />
Müller) ein Matineekonzert. Am 27. Juli hat<br />
die Bürgerkapelle Schlanders (Kpm. Georg<br />
Horrer) die Konzertreihe abgeschlossen.<br />
Wer einmal dort war, der kommt wieder –<br />
und wer noch nicht da war, sollte sich auf<br />
alle Fälle den Termin fürs nächste Jahr bereits<br />
heute vormerken. Jedenfalls darf die<br />
Südtiroler Blasmusik stolz sein, dass sie<br />
mittlerweile zu den fixen Gästen in Innsbruck<br />
und damit zum internationalen Niveau<br />
der Blasmusikszene zählt.<br />
Stephan Niederegger<br />
VSM-Pressereferent<br />
Mit dem Aufmarsch von der Anna-<br />
Säule in die Altstadt und dem kurzen<br />
Standkonzert vor dem Goldenen<br />
Dachl (im Bild) hat die Bürgerkapelle<br />
Untermais ihr Matineekonzert eröffnet.<br />
Kpm. Georg Horrer hat mit der Bürgerkapelle Schlanders die heurige<br />
Jubiläumsausgabe der Innsbrucker Promenadenkonzerte abgeschlossen.<br />
„Die Einladung zu den Innsbrucker<br />
Promenadenkonzerten hat uns sehr<br />
gefreut. Besonders als direkte Folge<br />
unseres Erfolges beim Wertungsspiel<br />
2013 in Vöran ist dies die beste Antwort<br />
an die Musikantinnen und Musikanten,<br />
Bestätigung für unsere Bemühungen<br />
und Ausdruck der Leistung<br />
und Fähigkeit unserer Kapelle.“<br />
Markus Müller<br />
Kapellmeister der BK Untermais<br />
„Für die Musikkapelle St. Pauls war<br />
es als 'einfache' Dorfkapelle eine große<br />
Ehre, bei der Eröffnung der 20-sten<br />
Promenadenkonzerte mit dabei sein<br />
zu können. Vor allem auch, weil die<br />
Kapelle heuer ihr 250. Bestandsjubiläum<br />
feiert. Mein persönliches Ziel war<br />
es, dem hohen Niveau dieses Festivals<br />
künstlerisch und spieltechnisch<br />
gerecht zu werden.“<br />
Hans Finatzer<br />
Kapellmeister der MK St. Pauls<br />
„Wir haben die Einladung sehr gerne<br />
angenommen, wohl wissend, dass es für<br />
uns eine große Herausforderung sein<br />
wird, den Reigen der vielen verschiedenen<br />
Profi– und Laienorchester mit unserem<br />
Konzert abzuschließen. Für alle<br />
Musikantinnen und Musikanten bedeutete<br />
dies natürlich zudem eine sehr intensive<br />
Vorbereitung während der sonst<br />
üblichen Urlaubszeit, um den künstlerischen<br />
Ansprüchen und dem guten Ruf<br />
der Innsbrucker Promenadenkonzerte<br />
gerecht zu werden.“<br />
Georg Horrer<br />
Kapellmeister der BK Schlanders<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 25
Blasmusik International<br />
Matthäus Rieger ist<br />
neuer ÖBV-Präsident<br />
Der Obmann des Blasmusikverbandes Salzburg<br />
übernahm das Amt von Siegfried Knapp<br />
Der neue ÖBV-Präsident Matthäus Rieger (Mitte) mit seinen beiden Stellvertretern<br />
Dr. Friedrich Anzenberger (links) und Siegfried Knapp (rechts)<br />
Wie Erhard Mariacher, Chefredakteur der<br />
ÖBZ (Österreichische Blasmusikzeitung),<br />
in einer Presseaussendung mitteilt, wurde<br />
beim diesjährigen Kongress des Österreichischen<br />
Blasmusikverbandes ÖBV, der<br />
vom 19. bis 21. Juni in Zeillern / Niederösterreich<br />
stattfand, der Landesobmann<br />
des Blasmusikverbandes Salzburg und<br />
bisherige ÖBV-Vizepräsident, Matthäus<br />
Rieger, im Rotationsverfahren zum<br />
neuen ÖBV-Präsidenten bestimmt. Siegfried<br />
Knapp aus Tirol, der das Präsidentenamt<br />
im vergangenen Jahr innehatte,<br />
sowie der bisherige Bundesschriftführer<br />
Dr. Friedrich Anzenberger wurden<br />
zu Vizepräsidenten gewählt.<br />
<strong>KulturFenster</strong>: Sind Sie durch Ihre Familie<br />
musikalisch „vorbelastet“?<br />
Matthias Kirchler: Ja, mein Vater spielt<br />
schon seit über 40 Jahren das Flügelhorn<br />
in der Musikkapelle St. Johann.<br />
KF: Wer ist Ihr Vorbild?<br />
M. Kirchler: Ich mische mein Vorbild: das<br />
Gehör von Josef Feichter, die Dirigiertechnik<br />
von Philipp Kufner, das Organisationstalent<br />
von meinem Vater Seppl, und die<br />
menschlichen Züge meiner Mama Marlene!<br />
KF: Welche Charakterzüge schätzen Sie bei<br />
Ihren Mitmenschen am meisten?<br />
M. Kirchler: Humor, Respekt und Aufrichtigkeit.<br />
KF: Was möchten Sie noch erlernen bzw.<br />
wer oder was hätten Sie sein mögen?<br />
M. Kirchler: Ich bin ja Schlagzeuger, ein<br />
Blasinstrument spielen zu können wäre<br />
schon oft hilfreich!<br />
KF: Ihr/e Lieblingskomponist/en?<br />
M. Kirchler: a) in der Blasmusik: Stephen<br />
Melillo, Philip Sparke, Bert Appermont<br />
b) in der klassischen (bzw. „ernsten“) Musik:<br />
Ludwig van Beethoven, Gustav Mahler,<br />
Antonín Dvorák<br />
c) in Pop und Jazz: Ich höre gerne Indie<br />
und Britpop: Oasis, The Killers, The Kooks<br />
KF: Welche Methode/n des Einspielens bevorzugen<br />
Sie am Beginn einer Probe und<br />
warum gerade diese?<br />
M. Kirchler: Ich versuche, das Einspielen<br />
abwechslungsreich zu gestalten, sei es<br />
mal eine Tonleiter, ein einfacher Marsch<br />
in verschiedenen Tempi, oder verschiedene<br />
Kommunikationsübungen zwischen<br />
den Musizierenden und mir.<br />
KF: Wie gehen Sie mit dem Thema „Klangarbeit“<br />
um?<br />
M. Kirchler: Ich bin absolut überzeugt davon,<br />
dass Klang und Intonation am besten<br />
aus der Tiefe entstehen. Bass-Register –<br />
Blech sowie Holz – sind das Zentrum des<br />
Klanges. Deshalb sind diese in meiner<br />
Kapelle auch zentral positioniert. Ich versuche<br />
Klangarbeit vor allem so praktisch<br />
wie möglich zu gestalten: Stellen aus Stücken<br />
werden herausgenommen, gemeinsam<br />
analysiert und geprobt.<br />
KF: Gehen Sie beim Einstimmen nach einer<br />
bestimmten Methode vor?<br />
M. Kirchler: Ich stimme kurz die einzelnen<br />
Register durch, bevor ich den Stimmton<br />
von den tiefen zu den hohen Registern<br />
aufbaue.<br />
KF: Wie würden Sie als Dirigent Ihren Führungsstil<br />
bezeichnen?<br />
26<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Zur Person<br />
Blasmusik<br />
„Neues erfahren, Altes bewahren“<br />
Matthias Kirchler, Kapellmeister der Musikkapelle Pfalzen<br />
M. Kirchler: Autoritär und doch einfühlsam,<br />
diszipliniert und doch menschlich.<br />
Die Mischung macht’s!<br />
KF: Wie gehen Sie vor, wenn Sie beim<br />
Einstudieren eines neuen Stücks längerfristig<br />
Widerstände von Seiten der Musiker<br />
spüren?<br />
M. Kirchler: In meiner nicht allzu langen Kapellmeisterlaufbahn<br />
ist mir das zum Glück<br />
noch nicht passiert! Ich versuche aber bei<br />
der Stückauswahl auch darauf zu achten,<br />
dass vor allem schwierige Stücke gut ins<br />
Ohr gehen. Natürlich sollte man auch einen<br />
Weitblick in Bezug auf neue, teilweise<br />
schwerer verständliche Blasmusik-Literatur<br />
haben. Schritt für Schritt und mit viel<br />
Feingefühl müssen die Musikantinnen und<br />
Musikanten dafür sensibilisiert werden.<br />
KF: Welches Blasmusikwerk führen Sie am<br />
liebsten auf und warum?<br />
M. Kirchler: Momentan bin ich sehr vernarrt<br />
in das Werk „Lebuinus ex Daventria“<br />
von Peter Kleine Schaars. Eine tolle, abwechslungsreiche,<br />
aber schwierige Nummer.<br />
Das Stück ist sehr gut arrangiert, was<br />
auch die Probenarbeit erleichtert.<br />
KF: Welche Rolle spielen neuere Komponisten<br />
aus „Gesamttirol“ in Ihrer dirigentischen<br />
Arbeit?<br />
M. Kirchler: Im Moment leider noch keine!<br />
Demnächst werde ich mich aber mit unseren<br />
„neueren“ Komponisten auseinandersetzen.<br />
KF: Wie sieht es andererseits mit der sogenannten<br />
Tiroler Schule (Ploner, Thaler,<br />
Tanzer) im Repertoire Ihrer Kapelle aus?<br />
M. Kirchler: Es macht mich stolz, dass<br />
Komponisten wie Thaler und Tanzer aus<br />
meiner Heimat stammen! Trotz derzeitiger<br />
Diskussionen sind Märsche dieser Komponisten<br />
in meinem Repertoire; diese werden<br />
immer wieder gerne aufgeführt!<br />
KF: Welche Komponisten aus dem Rest<br />
des deutschen Sprachraums stehen bei<br />
Ihnen hoch im Kurs?<br />
M. Kirchler: Oliver Waespi, Franco Cesarini,<br />
Thomas Doss<br />
KF: Was war Ihr bislang einschneidendstes<br />
Blasmusikerlebnis?<br />
M. Kirchler: Das heurige Frühjahrskonzert<br />
mit „meiner“ Musikkapelle Pfalzen<br />
war ein sehr schönes Erlebnis. Es gehört<br />
zu den Momenten, wo man merkt, dass<br />
man während des Musizierens absolut verstanden<br />
wird und die Kommunikation zu<br />
hundert Prozent funktioniert. Für diesen<br />
schönen Moment danke ich allen meinen<br />
Musikantinnen und Musikanten!<br />
KF: Welche Hoffnungen und Wünsche<br />
haben Sie für die Zukunft der Blasmusikszene?<br />
M. Kirchler: Die Jugendarbeit läuft in vielen<br />
Kapellen sehr gut, und sie ist auch enorm<br />
wichtig. Trotzdem dürfen wir nie vergessen,<br />
wie wertvoll die ältere Generation von<br />
Musikanten in unseren Reihen ist, denn<br />
die Erfahrung, Zuverlässigkeit und Disziplin<br />
sind Eigenschaften, die meist ältere<br />
Musikanten mitbringen. Deshalb sollten<br />
– so wie die Jungmusikanten einen Ju-<br />
Matthias Kirchler, Kapellmeister<br />
der Musikkapelle Pfalzen, stellt<br />
sich gemeinsam mit „seinen“<br />
Musikantinnen und Musikanten gern<br />
den musikalischen Herausforderungen.<br />
gendleiter – auch die älteren Musikanten<br />
einen Ansprechpartner und ihren<br />
Vertreter im Vorstand haben. Mein<br />
Motto: Neues erfahren, Altes bewahren!<br />
KF: Können Sie einige Gedanken zu Ihrem<br />
aktuellen Konzertprogramm darlegen?<br />
M. Kirchler: Ich versuchte heuer unser<br />
Frühjahrskonzert wieder so abwechslungsreich<br />
wie möglich zu gestalten,<br />
von traditionell bis modern. Ich habe<br />
das Programm auch auf die Konzertwertungsspiele<br />
in Wiesen angepasst.<br />
Die Stilistik des Pflichtstückes „English<br />
Folk Song Suite“ sowie die schwierigen<br />
rhythmischen Muster bei unserem<br />
Selbstwahlstück „Lebuinus ex<br />
Daventria“ sind eine große, aber tolle<br />
Herausforderung für mich und meine<br />
Musikanten!<br />
Interview: Joachim Buch<br />
Zur Person:<br />
Matthias Kirchler, Jahrgang 1986:<br />
„Ich stamme aus St. Johann im Ahrntal<br />
und war in der dortigen Musikkapelle<br />
drei Jahre lang als Jugendleiter<br />
und Kapellmeister-Stellvertreter<br />
tätig. Hinsichtlich meiner musikalischen<br />
Ausbildung habe ich mich<br />
für das Schlagzeug entschieden und<br />
in diesem Fach auch das Jungmusiker-Leistungsabzeichen<br />
in Gold erworben.<br />
Zudem habe ich mich zwei<br />
Jahre lang am Konservatorium Bozen<br />
im Fach Schlaginstrumente ausbilden<br />
lassen. Außerdem habe ich die dreijährige<br />
Kapellmeisterausbildung des<br />
VSM besucht, daneben verschiedene<br />
Fortbildungen im Bereich Blasorchesterleitung.<br />
Seit zwei Jahren bin ich<br />
Schüler von Sigisbert Mutschlechner<br />
an der Musikschule Bruneck im Fach<br />
Dirigieren und seit drei Jahren Kapellmeister<br />
der Musikkapelle Pfalzen.“<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 27
Komponisten im Porträt<br />
Mit Blasmusik durch die EU<br />
Komponisten aus den EU-Ländern – 10. Teil<br />
Nach Rumänien und Griechenland führt uns diesmal Joachim Buch auf der 10. Etappe seiner<br />
blasmusikalischen Europareise, bei der er namhafte Komponisten aus allen EU- Ländern vorstellt.<br />
(19) Rumänien – Helmut Hubov<br />
Land<br />
Fläche<br />
Rumänien<br />
238.391 km²<br />
Einwohner ca. 20.122.000<br />
Hauptstadt<br />
Bukarest<br />
Der Komponist und Dirigent Helmut<br />
Hubov lebt und arbeitet zwar in der<br />
Schweiz, in seinen Kompositionen greift<br />
er gerne auf die Volksmusik seiner rumänischen<br />
Heimat zurück.<br />
Helmut Hubov kann man zweifellos als<br />
universellen Musiker bezeichnen. Der 1960<br />
in Lugosch geborene Rumäniendeutsche unterrichtet<br />
seit 1984 an der Musikschule in<br />
Stockach in der Nähe des Bodensees. Drei<br />
Jahre später übernahm der studierte Trompeter<br />
die Leitung der Musikschule und dirigierte<br />
nach und nach auch verschiedene<br />
Ensembles, u.a. die Stadtmusik Stockach,<br />
mit der er regelmäßig viel beachtete Konzertprojekte<br />
realisiert.<br />
Die Musik wurde ihm dabei schon in die<br />
Wiege gelegt, denn sein Großvater war Militärmusiker<br />
(„Er hat sehr viel arrangiert und<br />
komponiert.“) und sein Vater Direktor und<br />
Musiklehrer an der „Allgemeinschule <strong>Nr</strong>.<br />
6“ in seiner Heimatstadt Lugosch. Mit 19<br />
Jahren absolvierte Hubov das Musik- und<br />
Kunstlyzeum Arad und legte ein Jahr später<br />
die Prüfung als freischaffender Künstler<br />
mit dem 1. Berufsgrad im Fach Trompete<br />
ab. Aber er gab sich damit nicht zufrieden<br />
und bildete sich nach seiner Übersiedlung<br />
nach Deutschland in den unterschiedlichsten<br />
Sparten weiter. In Trossingen absolvierte<br />
er 1992 den nebenberufl ichen Dirigentenlehrgang<br />
der Stufe B und parallel dazu begann<br />
er ein Studium der Blasorchesterleitung<br />
in Zürich bei Hans-Peter Blaser. Seine<br />
Trossinger Lehrer Prof. Dr. Hans-Walter<br />
Berg und Motti Miron hat er als sehr gute<br />
Pädagogen schätzen gelernt. „Sie haben<br />
eine unheimliche Faszination für die Blasmusik<br />
ausgestrahlt.“ Miron habe ihm empfohlen,<br />
in der Schweiz Dirigieren zu studieren<br />
und ihm die Augen für „nicht alltägliche<br />
Stücke“ geöffnet.<br />
Aber auch nach der Ausbildung in Zürich<br />
wollte Hubov noch mehr und absolvierte<br />
eine Kapellmeisterausbildung<br />
bei Sylvia Caduff in Luzern. Die frühere<br />
Karajan-Assistentin legte sehr großen Wert<br />
auf fi ligranes Dirigieren, auf Spannungsbögen<br />
und auf größeren Ausdruck. Sein<br />
Dirigat sei seither „kleiner“ geworden, so<br />
Hubov. „Sylvia Caduff hat mir sozusagen<br />
den Feinschliff verpasst, wahrscheinlich<br />
weil sie nicht aus der Blasmusikszene kam<br />
und eher mit Sinfonieorchestern arbeitete.“<br />
Gefragt nach dem Unterschied zwischen<br />
dem Dirigieren von Blasmusik und von „klassischer“<br />
Musik sagte Hubov, dass es letztendlich<br />
abhängig vom Repertoire sei. Romantische<br />
Musik dirigiere man anders als<br />
Neue Musik und ergänzt dies mit einem<br />
Zitat von Pierre Boulez. Der französische<br />
Dirigent und Komponist sagte bei einem<br />
Meisterkurs über neue Musik: „Bitte nicht<br />
größer als eine Schuhschachtel dirigieren.“<br />
Sein Talent zum Komponieren hat Hubov<br />
bereits früh entdeckt. „Schon mit 14 oder<br />
15 Jahren hat mich das Aufschreiben von<br />
musikalischen Ideen fasziniert. Ich hatte immer<br />
ein Notenheft dabei, wo ich alles aufgeschrieben<br />
und danach am Klavier ausprobiert<br />
habe.“<br />
Um in diesem Fach nicht Autodidakt<br />
zu bleiben, fuhr er parallel zu seinem Studium<br />
bei Sylvia Caduff regelmäßig zu Jean<br />
Balissat in die Nähe von Lausanne.<br />
„Die Unterrichtsstunden, die bei ihm<br />
daheim stattfanden, sind mir heute noch<br />
in guter Erinnerung. Er interessierte sich<br />
leidenschaftlich für Baupläne von Zügen<br />
und kleinen Autos, baute Kathedralen aus<br />
Stein – die in einem seiner Zimmer aufgebaut<br />
waren. Das durfte ich mir jedes Mal<br />
anschauen ….bevor dann der Unterricht<br />
losging. Ich legte ihm dann immer meine<br />
geleistete Arbeit / Kompositionen vor, die<br />
er sehr ernsthaft studierte. Er wollte, dass<br />
seine Schüler ihren eigenen Weg gehen und<br />
eine eigene Vorstellung von Klangfarben in<br />
der Blasmusik bekommen. Er legte großen<br />
Wert auf die Instrumentation, die Verarbeitung<br />
der Themen und auf das Schlaginstrumentarium.“<br />
In seinen Werken für Blasorchester greift<br />
Hubov gerne auf originale Volksmelodien<br />
seiner rumänischen Heimat zurück. In Stücken<br />
wie „Roumania Suite“ (HeBu-Musikverlag,<br />
Schwierigkeitsgrad 4 bzw. Stufe C-D)<br />
mit vier ineinander übergehenden Sätzen<br />
geht er diesen traditionellen Weg – im Gegensatz<br />
zu Jan Van der Roost, der z.B. in<br />
„Puszta“ neue Melodien im Stil der Volksmusik<br />
Ungarns nachempfunden hat.<br />
28<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
(20) Griechenland – Nikos Skalkottas<br />
Land<br />
Fläche<br />
Griechenland<br />
131.957 km²<br />
Einwohner ca. 10.815.000<br />
Hauptstadt<br />
Athen<br />
Nikos Skalkottas schuf hochklassige<br />
Blasmusik, die es nicht verdient,<br />
vergessen zu werden.<br />
Nur wenige Komponisten haben in ihrem<br />
Werkkatalog sowohl folkloristisch inspirierte<br />
Stücke als auch Kompositionen in der<br />
Zwölftontechnik vorzuweisen. Einer von ihnen<br />
ist der Grieche Nikos Skalkottas (1904-<br />
1949), der im Laufe seiner Studienjahre in<br />
Berlin u.a. Unterricht bei Komponistengrößen<br />
wie Arnold Schönberg oder Kurt Weill<br />
erhielt. Für Blasorchester schrieb er seine<br />
„Neun griechischen Tänze“, die zunächst<br />
nur handschriftlich vorlagen, dann aber<br />
vom amerikanischen Komponisten Gunther<br />
Schuller in einer modernen Instrumentation<br />
herausgegeben wurden.<br />
Über die Musik von Skalkottas schreibt<br />
der belgische Musikwissenschaftler Harry<br />
Halbreich, ein Spezialist für die Musik des<br />
20. Jahrhunderts: „Seine Werke sind genau<br />
so warmherzig, ebenso lyrisch, und<br />
stellenweise ebenso düster wie diejenigen<br />
eines Alban Berg, ab und zu ebenso zart<br />
und raffiniert wie diejenigen eines Webern<br />
oder ebenso rhythmusbetont wie diejenigen<br />
eines Strawinsky oder eines Bartók.<br />
Vor allem sind sie jedoch von einer echten<br />
südländischen Klarheit und Helligkeit."<br />
Skalkottas wurde am 8. März 1904<br />
in Chalkis auf der Insel Euböa geboren.<br />
Schon mit fünf Jahren baute er sich mit<br />
Hilfe seines Vaters eine kleine Geige und<br />
erhielt auf diesem Instrument noch im<br />
selben Jahr den ersten Unterricht bei seinem<br />
Onkel. Nach Schul- und Konservatoriumsabschluss<br />
in Athen erhielt er Anfang<br />
der zwanziger Jahre ein Stipendium für<br />
ein Studium an der Berliner Musikhochschule.<br />
Er blieb bis zur Machtergreifung<br />
durch die Nazis 1933 in der deutschen<br />
Hauptstadt, wo er Zugang zu allen wichtigen<br />
internationalen Strömungen der Musik<br />
und der Bildenden Kunst hatte.<br />
Im Frühjahr 1925 unterbrach er seine<br />
Studien für Reisen nach Brüssel, Salzburg<br />
und verschiedene deutsche Städte.<br />
Finanziell hielt er sich als Stummfilmpianist<br />
oder als Arrangeur für das Label Odeon<br />
über Wasser. Weiterhin nahm er privaten<br />
Kompositionsunterricht bei Kurt Weill, dem<br />
Komponisten der „Dreigroschenoper“, und<br />
Philipp Jarnach, seinerseits ein Schüler<br />
von Ferruccio Busoni. Ein Stipendium ermöglichte<br />
es ihm, von 1927 bis 1930 Unterricht<br />
bei Arnold Schönberg zu nehmen.<br />
Noch 1948, drei Jahre vor seinem Tod,<br />
äußerte sich der „Erfinder“ der Zwölftontechnik<br />
positiv über seinen Schüler und<br />
nannte ihn in einem Atemzug mit Alban<br />
Berg oder Hanns Eisler.<br />
Im Mai 1933 reiste Skalkottas in seine<br />
Heimat, wo er nach einigen Jahren des<br />
seriellen Komponierens erneut mit der<br />
Volksmusik in Berührung kam. Es entstanden<br />
die in drei Suiten gegliederten<br />
„36 Griechischen Tänze“ – aus denen er<br />
später dann neun für die Blasorchester-<br />
Suite auswählte. Diese Tänze bringen ihm<br />
erste Ehren in seinem Heimatland. Eine<br />
erste vollständige Aufführung fand jedoch<br />
erst 1988 in Rio de Janeiro statt.<br />
Man kann davon ausgehen, dass<br />
Skalkottas bei seiner Rückkehr ein Opfer<br />
mehrerer Intrigen wurde und sich bis<br />
zu seinem Lebensende damit begnügen<br />
musste, als Geiger in den hinteren Rei-<br />
hen der drei Orchester Athens geduldet<br />
zu sein. Zum Zeitpunkt seines plötzlichen<br />
Todes im September 1949 ist Skalkottas<br />
als Komponist unbekannt. In Europa feierte<br />
man eher den zehn Tage zuvor verstorbenen<br />
Richard Strauss.<br />
Der Verlag GIA-Publications in Chicago<br />
gibt auf seiner Website im „Individual Digital<br />
Teacher Resource Guide“ Informationen<br />
zu verschiedenen Werken für Blasorchester.<br />
Zu den „Nine Greek Dances“<br />
von Skalkottas ist dort zu lesen:<br />
„Nine Greek Dances“ waren ursprünglich<br />
für Streichorchester instrumentiert<br />
und wurden einer Reihe von 36<br />
griechischen Tänzen entnommen,<br />
die Skalkottas zwischen 1934 und<br />
1936 komponierte. Er verwandte Melodien<br />
aus Archiven und Liedersammlungen<br />
und arrangierte sie für verschiedene<br />
Besetzungen. Etwa zwei Drittel<br />
der Tänze basieren auf Volksliedern<br />
aus verschiedenen griechischen Regionen,<br />
die anderen sind von Skalkottas<br />
stilistisch nachempfunden. Im Gegensatz<br />
zu vielen anderen Werken von<br />
Skalkottas wurden die meisten der<br />
Tänze bereits zu seinen Lebzeiten öffentlich<br />
aufgeführt. Die Instrumentation<br />
für Blasorchester stammt aus den Jahren<br />
1940-42 und existierte zunächst<br />
nur in Manuskriptform.<br />
Die Aufführungsdauer der neun Sätze<br />
beträgt etwa 20 Minuten. Jeder Satz<br />
hat einen eigenen Charakter, spezielle<br />
Instrumentation und technische<br />
Anforderungen. Herausgeber Gunther<br />
Schuller hat Vorschläge erarbeitet, wie<br />
man die Sätze in zwei Suiten mit jeweils<br />
etwa 10 Minuten Aufführungsdauer gliedern<br />
kann. (Übersetzung Joachim Buch)<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 29
Neues<br />
Was man als Oboist wissen sollte<br />
Neuerscheinung aus der Reihe „Aus der Praxis – für die Praxis“<br />
„Was man als Oboist wissen sollte“ ergänzt<br />
nun als elfte Publikation die Reihe<br />
„Aus der Praxis - für die Praxis“ von Gottfried<br />
Veit. Sie präsentiert sowohl praktische<br />
als auch theoretische Fakten rund um das<br />
Instrument Oboe.<br />
Die Oboe ist eines der ältesten Blasinstrumente,<br />
wenn man ihre Vorläufer mit in<br />
Betracht zieht. Bereits vor über 3000 Jahren<br />
lobten die Israeliten Gott mit einem oboenähnlichen<br />
Instrument namens „Chalil“.<br />
Dass die Oboe aber nicht nur historisch<br />
betrachtet ein interessantes Instrument ist,<br />
sondern sich auch in der heutigen Zeit einer<br />
besonderen Beliebtheit erfreut, wissen<br />
vor allem die Bläser dieses Musikinstruments.<br />
Besonders die Atemtechnik, ihr<br />
empfindsames Mundstück sowie ihre delikate<br />
Bauweise sind Themen, die jeden<br />
Oboisten nahezu fortwährend beschäftigen.<br />
Das nun vorliegende Kompendium<br />
möchte vor allem jungen, aber auch junggebliebenen<br />
Oboisten eine Handreichung<br />
sein, ihr Instrument besser kennen zu lernen.<br />
Die einzelnen Kapitel dieser Veröffentlichung<br />
geben beispielsweise Auskunft<br />
über den Bau der Oboe und ähnlicher Instrumente.<br />
Es informiert kurz und kompakt<br />
über die geschichtliche Entwicklung und die<br />
Spieltechnik der Oboe. Sogar Themen wie<br />
„Die Oboenfamilie“, „Von Krummhörnern<br />
und Rauschpfeifen“ sowie „Die Musik der<br />
Oboe“ werden darin eingehend behandelt.<br />
Diese neue Publikation der Reihe „Aus<br />
der Praxis - für die Praxis“ von Gottfried<br />
Veit, mit einem Geleitwort von Pierre<br />
Kuijpers, wird sicherlich dazu beitragen,<br />
dass Oboisten ihr Instrument nicht nur besser<br />
beherrschen, sondern es auch noch<br />
mehr lieben.<br />
P.R.<br />
Umfang: 32 Seiten, Format: 14,8 x 21 cm,<br />
Einband: Paperback, Preis: 7,90 Euro. DVO-<br />
Verlag, Bahnhofstraße 33, D-86807-Buchloe,<br />
Telefon 0049 0 8241 5008-48, E-Mail:<br />
info@dvo-verlag-de<br />
In seiner neuesten Publikation „Aus der<br />
Praxis für die Praxis“ beschäftigt sich<br />
Gottfried Veit eingehend mit der Oboe.<br />
Mit Liedern, Weisen und Tanzl'n durchs Jahr<br />
„Klarinetten Weisen 2“ von Florian und Stefan Pedarnig<br />
1996 haben Florian und Stefan Pedarnig<br />
21 alpenländische Lieder und Jodler<br />
als „Klarinettenweisen“ zusammengestellt<br />
und als Sammelheft veröffentlicht.<br />
Die Stimmenauswahl war breit gefächert<br />
und mit den ersten beiden Stimmen als Alternativstimme<br />
für Querflöte oder Oboe ergänzt.<br />
Die fünfte Stimme (Bass-Klarinette)<br />
konnte fallweise besetzt werden und war<br />
für Begleitinstrumente (Gitarre, Harfe oder<br />
Kontrabass) mit Akkordbezifferungen versehen.<br />
Obwohl in diesen 18 Jahren das Notenangebot<br />
immer größer wurde, es aber<br />
gerade dadurch auf der Suche nach gut<br />
klingenden und gut spielbaren Stücken<br />
immer schwieriger wird, die Übersicht zu<br />
behalten, sind Perdarnigs beliebte und<br />
gern gespielte Klarinettenweisen zu einem<br />
wahren musikalischen Kleinod geworden.<br />
Nun ist im Musikverlag Helbling das<br />
zweite Sammelheft erschienen. Darin sind<br />
weitere 32 Weisen, Lieder und Tänze fürs<br />
ganze Jahr enthalten. Florian und Stefan<br />
Pedarnig bürgen auch diesmal für qualitätsvolle<br />
und authentische Notensätze.<br />
Sie haben wiederum einige der schönsten<br />
geistlichen und weltlichen Melodien aus<br />
dem Alpenraum gesammelt und für verschiedene<br />
Besetzungen bearbeitet. Das<br />
Stimmenmaterial für zwei bis fünf Klarinetten<br />
wurde mit den optionalen Stimmen<br />
für Flöten, Oboen, Violinen, Saxophone,<br />
Horn, Fagott, Cello, Tuba und Kontrabass<br />
erweitert. Dadurch werden die Lieder zu<br />
einem Musiziergut nicht nur für Volksmusikgruppen,<br />
sondern auch für kleine<br />
Ensembles in den Musikschulen bis hin<br />
zur Blasmusikkapelle. Wie schon bei der<br />
ersten Sammlung, ist der Notenausgabe<br />
auch diesmal wiederum eine CD beigelegt.<br />
Auf dieser haben das „Innsbrüggler“<br />
Klarinettenquintett, das Klarinetten-<br />
quintett der Musikschule Telfs und die<br />
Innsbrucker Volksmusikanten unter der<br />
Leitung von Florian Pedarnig die Lieder<br />
eingespielt.<br />
Stephan Niederegger<br />
CD-Cover zu „Klarinetten Weisen 2“ – ein<br />
musikalischer Begleiter durch das Jahr<br />
30<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
„Homeland“<br />
Das CD-Projekt des Blasmusikverbandes Tirol<br />
Es war für den Blasmusikverband Tirol<br />
(BVT) eine der größeren musikalischen Herausforderungen<br />
der vergangenen Jahre,<br />
bestätigt der Tiroler Landeskapellmeister<br />
Hermann Pallhuber. Es galt, in drei Tagen<br />
für den internationalen Verlag DeHaske Hal<br />
Leonard und für sein renommiertes CD-Label<br />
in den Studios des ORF Tirol mit Unterstützung<br />
des Tiroler Landeskonservatoriums<br />
ausschließlich Ersteinspielungen mit Werken<br />
der Stufen B (Mittelstufe), C (Oberstufe)<br />
und D (Kunststufe) zu produzieren.<br />
„Symphonic Winds Tyrol“ wurde 2010<br />
anlässlich einer Orchesterwoche des BVT<br />
von Hermann Pallhuber ins Leben gerufen.<br />
Rund 60 junge Musikerinnen und Musiker<br />
aus beinahe allen Nordtiroler Musikbezirken<br />
waren auch diesmal dabei, um<br />
- von einem dreizehnköpfigen Referententeam<br />
begleitet und dem holländischen Dirigenten<br />
Johnny Ekkelboom bestens motiviert<br />
- ein bleibendes Zeugnis abzugeben.<br />
Ben Haemhouts, der musikalische „Big<br />
Boss“ des Verlages, war aus Belgien angereist,<br />
hat die Aufnahmeleitung übernommen<br />
und war ebenso wie die Musiker selbst begeistert<br />
von diesem Projekt. Der Tonträger<br />
ist mittlerweile im weltweiten Handel und<br />
bereits auf iTunes erschienen. Er enthält<br />
fast ausschließlich neue Werke mit Tirol-<br />
Bezug und mit zwei Tiroler Solisten: Andrea<br />
Egger (Altsaxofon) und Raimund Walder<br />
(Piccolo-Trompete). Die Liste liest sich<br />
wie das Who-Is-Who der derzeit führenden<br />
Blasmusikkomponisten: Thomas Doss<br />
(Music for a Hero), Otto M. Schwarz (Nuclear<br />
Power, Homeland), Gerald Oswald<br />
(All over the Country), Hermann Pallhuber<br />
(Mountain Lake), Naoya Wada (Rejoice!),<br />
Hermann Pallhuber (Resurges), Philip<br />
Sparke (Flowerdale) und Jan Van der Roost<br />
(Flame and Glory). Sie haben an Landschaften<br />
Österreichs und an die Tiroler Heimat<br />
gedacht - eine Mischung aus Tradition und<br />
Moderne, beschaulich und aufregend, voll<br />
an Schönheit und Vielfalt. Daher ist „Homeland“<br />
eine besondere Visitenkarte für unser<br />
modernes Blasmusikwesen.<br />
Detail am Rande: Das Eröffnungsstück<br />
„Music for a Hero“ von Thomas Doss ist<br />
Pepi Fauster, dem Obmann des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen (VSM), gewidmet.<br />
Es habe ihm sehr imponiert, wie sich<br />
Fauster für das Südtiroler Jugendblasorchester<br />
eingesetzt und gemeinsam mit Direktor<br />
Felix Resch den Lehrstuhl für Blasorchesterdirektion<br />
am Bozner Musikkonservatorium<br />
eingerichtet hat, erklärte der Komponist anlässlich<br />
der Uraufführung beim Festkonzert<br />
der Musikkapelle Toblach im Februar <strong>2014</strong>.<br />
Stephan Niederegger<br />
CD-Cover „Homeland“ –<br />
außergewöhnliche Musik mit Tirol-Bezug<br />
Der Musikverlag Loosmann aus Ettenheim<br />
bei Offenburg (Deutschland) präsentiert<br />
die zweite Ausgabe der Reihe „Komponisten-Atelier<br />
– Junge Komponisten<br />
stellen sich vor“.<br />
Sie enthält neun Trios für 2 Trompeten<br />
und Posaune im Schwierigkeitsgrad der<br />
Mittelstufe. Die Werke stammen ausschließlich<br />
von Studenten und Musikschüler der<br />
Klasse des in Südtirol nicht unbekannten<br />
Gerhard Fischer-Münster am Peter-Cornelius-Konservatorium<br />
(PCK) in Mainz. Die<br />
Kompositionen in unterschiedlicher Stilistik<br />
sind verschieden einsetzbar und eignen<br />
sich auch für Instrumentalwettbewerbe.<br />
Der Musikverlag Loosmann nahm 2011<br />
erstmals die Idee auf, Unterrichtsergebnisse<br />
durch Veröffentlichungen zur Förderung<br />
der kompositorischen Laufbahn<br />
junger Autorinnen und Autoren einem möglichst<br />
großen Musizierkreis zugänglich zu<br />
machen. Eine erste Ausgabe erschien mit<br />
Werken für Klavier (ebenfalls von Schülern<br />
der PCK-Kompositionsklasse), welches<br />
weiterhin erhältlich ist.<br />
Komponierende Studenten<br />
Edition „Komponisten-Atelier“ mit Kammermusik für Blechbläser<br />
Weitere Ausgaben sind von Fischer-Münster<br />
und Loosmann gezielt für gemischte<br />
Bläserbesetzungen geplant.<br />
Kontakt: Loosmann-Musikverlag, Avelgemer<br />
Straße 25, D-77955 Ettenheim<br />
www.loosmann-musikverlag.de<br />
Gerhard Fischer-Münster, Professor am Peter-Cornelius- Konservatorium in<br />
Mainz, unterstützt zusammen mit dem Musikverlag Loosmann den Einstieg in die<br />
kompositorische Laufbahn seiner Studenten.<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 31
Die erste Teilnahme der Musikkapelle Toblach an einem internationalen<br />
Konzertwertungsspiel war höchst erfolgreich.<br />
•Musikpanorama<br />
Topergebnis für Musikkapelle Toblach<br />
Erfolgreiches Konzertwertungsspiel in Vöcklabruck<br />
Erstmals in ihrer Vereinsgeschichte hat<br />
die Musikkapelle Toblach an einem internationalen<br />
Konzertwertungsspiel teilgenommen.<br />
Bei den neunten Internationalen<br />
Musiktagen (IMT) in Vöcklabruck<br />
erreichte sie mit 85,83 Punkten den zweiten<br />
Platz in der Höchststufe D. Walter<br />
Rescheneder (österreichischer Bundeskapellmeister),<br />
Christoph Scheibling (Leiter<br />
des Musikkorps der Deutschen Bundeswehr)<br />
und Délio Gonçalves (Dirigent der<br />
portugiesischen Marine Band) bildeten<br />
die hochkarätig besetzte Jury. Für ihren<br />
Auftritt mit der „Austrian Ouvertüre“ von<br />
Thomas Doss, der Fantasie „Titanic“ von<br />
Stephan Jaeggi und dem erste Satz (Intrada)<br />
aus Alfred Reeds „Fourth Suite“ wurde die<br />
Musikkapelle Toblach mit 85,83 von 100<br />
Punkten belohnt. Dies bedeutete gleichzeitig<br />
den zweiten Platz in der Höchststufe<br />
hinter der Bauernkapelle Eberschwang<br />
aus Oberösterreich (88,67 Punkte). “Den<br />
zweiten Platz bei einem internationalen<br />
Wertungsspiel zu erreichen, ist ein außerordentlich<br />
gutes Ergebnis“, freute sich Kapellmeister<br />
Sigisbert Mutschlechner. Die<br />
Fahrt nach Vöcklabruck sei für die Kapelle<br />
ein einmaliges Erlebnis gewesen, sowohl<br />
auf musikalischer und emotionaler, aber<br />
vor allem auf kameradschaftlicher Ebene,<br />
hob er hervor.<br />
Hannes Wisthaler<br />
32<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Stadtkapelle Bozen gewinnt CD-Bewerb<br />
9. Internationale Musiktage Vöcklabruck<br />
Die Internationalen Musiktage in Vöcklabruck,<br />
die heuer vom 7. bis zum 10.<br />
Mai zum neunten Mal stattfanden, bieten<br />
stets die Gelegenheit zum grenzüberschreitenden<br />
Austausch und zur Präsentation<br />
im Wettbewerb. Dabei werden<br />
sowohl internationale Entwicklungen und<br />
kompositorische Trends der symphonischen<br />
Blasmusik präsentiert, als auch<br />
die junge österreichische Komponistenszene<br />
vorgestellt.Der Facettenreichtum der<br />
Internationalen Musiktage Vöcklabruck<br />
wird dem Titel „Blasmusik im Spannungsfeld<br />
von Tradition und Avantgarde“ mehr<br />
als gerecht. Neben dem Symphonischen<br />
Wettbewerb für Blasorchester bot die hochkarätige<br />
Veranstaltung einen Avantgarde-<br />
Workshop, einen CD-Bewerb und viele<br />
hervorragende Konzerte. Den CD-Bewerb<br />
konnte dabei die Stadtkapelle Bozen mit<br />
der eingereichten CD „Colors“ für sich entscheiden.<br />
Anlässlich des Festabends am<br />
10. Mai im Stadtsaal Vöcklabruck wurde<br />
Alexander Veit, dem Dirigenten der Stadtkapelle<br />
Bozen, der wind.ART überreicht.<br />
Der wind.ART ist eine Skulptur aus Holz<br />
und Aluminium; sie betont die traditionelle<br />
und moderne Gestaltung, die sich auch in<br />
der graphischen Präsentation der Orchester<br />
nach außen hin widerspiegelt.<br />
Dirigent Alexander Veit nahm für die<br />
Stadtkapelle Bozen den wind.ART als<br />
Preis für die CD „Colors“ entgegen.<br />
Michael Zitzler (rechts im Bild) hat die<br />
Skulptur geschaffen.<br />
„Hymnus der Alpenregion“<br />
Uraufführung der Festmusik von Florian Perdarnig durch die Musikkapellen Niederdorf und Sillian<br />
Anfang Juni fand in Niederdorf das 23. Treffen<br />
der Alpenregion der Schützen statt. Im<br />
Auftrag aller vier Schützenbünde der Al-<br />
Mit akribischem Auge<br />
bzw. Ohr verfolgte<br />
Florian Pedarnig<br />
die Generalprobe<br />
zur Uraufführung<br />
seines „Hymnus der<br />
Alpenregion“.<br />
penregion (Südtirol, Nordtirol, Bayern und<br />
Welschtirol) hat der Nordtiroler Komponist<br />
Florian Pedarnig einen eigenen „Hymnus<br />
der Alpenregion“ komponiert. Dieser wurde<br />
beim Festakt am 1. Juni in Niederdorf von<br />
den Musikkapellen von Niederdorf und Sillian<br />
unter der Leitung des Sillianer Kapellmeisters<br />
Christian Schönegger uraufgeführt. In<br />
dieser kleinen Festmusik zitiert Pedarnig die<br />
Lieder „Auf zum Schwur, Tiroler Land“, „Tirol<br />
isch lei oans“, „Jesu Herz, dir ew'ge Treue“,<br />
„Dem Land Tirol die Treue“ und das Gebetslied<br />
„Nun danket all und bringet Ehr“ sowie<br />
die Europahymne, die Bayernhymne und die<br />
Tiroler Landeshymne. Damit wollte er das Bekenntnis<br />
der Schützen zu Glaube und Vaterland<br />
musikalisch gestalten, erklärte Pedarnig<br />
anlässlich der Generalprobe am 30. Mai.<br />
Stephan Niederegger<br />
Ein Frühjahrskonzert voller Überraschungen<br />
MK Steinhaus zeigt ihre Vielseitigkeit<br />
Zu einem besonderen Ereignis, das dem<br />
Publikum im vollbesetzten Vereinssaal<br />
noch lange in Erinnerung bleiben wird,<br />
gestaltete sich das Frühjahrskonzert der<br />
Musikkapelle Steinhaus am 10. Mai <strong>2014</strong>.<br />
Den ersten Teil des Konzertes gestalteten<br />
die 38 Musikantinnen und Musikanten mit<br />
ihrem Kapellmeister Karl Tasser, wie gewohnt,<br />
in Tracht. Dass die Musikkapelle<br />
Steinhaus immer für eine Überraschung<br />
gut ist, zeigte sich, als nach der Pause sich<br />
die gesamte Kapelle ganz in schwarz präsentierte.<br />
Kapellmeister Karl Tasser wech-<br />
selte zudem seine Rolle und wurde zum<br />
Musikanten. An seiner Stelle übernahm<br />
der in ganz Tirol bekannte Dirigent Hans<br />
Pircher den Taktstock.<br />
Karl Tasser und Annalena Weger konnten<br />
im weiteren Konzertverlauf mehrmals ihr<br />
Können als Solisten unter Beweis stellen.<br />
Zu einem der Höhepunkte des Konzertes<br />
zählte das Stück „Made in Brass“ von<br />
Jerome Naulais. Das bekannte Brass-Quintett<br />
„Unknow Brass“, zu dem auch Karl<br />
Tasser gehört, führte dieses Stück zusammen<br />
mit der Musikkapelle Steinhaus auf<br />
und feierte somit an diesem Abend sein<br />
20-jähriges Bestehen. Der kräftige Applaus<br />
der begeisterten Zuhörerschaft zeigte es<br />
mehr als deutlich: Das Frühjahrskonzert<br />
der Steinhauser war ein voller Erfolg.<br />
Karl Tasser (rechts im Bild) und Hans<br />
Pircher dirigierten das Frühjahrskonzert<br />
der MK Steinhaus (Foto: Georg und<br />
Isabella Oberarzbacher)<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 33
Musikpamorama<br />
Frühlingsmelodien mit Bergkulisse<br />
Frühjahrskonzert in Sankt Martin in Thurn<br />
Am Samstag, 24. Mai, lud die Musikkapelle<br />
Sankt Martin in Thurn zum jährlichen<br />
Frühjahrskonzert ein und begeisterte das<br />
Publikum mit einem besonderen Stück.<br />
Kapellmeister Sepl Pezzei bot mit seinen<br />
49 Musikanten dem Publikum neben<br />
traditionellen Musikstücken, wie “Salut<br />
a Luxemburg” (E. Patzke) und “Alte Kameraden”<br />
(C. Teike) u.a. mit “Pasadena”<br />
(J. de Haan) und “One Moment In Time”<br />
(Arr. M. Götz) auch moderne Konzertwerke.<br />
Zwei besondere Stücke galten als Höhepunkt<br />
des Abends, und zwar “Csardas”<br />
(Arr. A. Crepin), interpretiert von der Saxofon-Solistin<br />
Esther Videsott und “Schmelzende<br />
Riesen” von Armin Kofler; letzteres<br />
wurde mit einer wunderschönen Fotoschau<br />
von Berglandschaften des Künstlers<br />
Gustav Willeit untermalt. Franca Frenademetz,<br />
Sofia Clara und Maria Christine<br />
Conrater wurden im Verlauf des Konzertabends<br />
für 10 Jahre Mitgliedschaft in der<br />
Kapelle ausgezeichnet und Esther Videsott<br />
erhielt die Ehrung für 15 Jahre als aktive<br />
Musikantin. Anna Unterweger und<br />
Jacqueline Pezzei (Querflöte), Linda Zin-<br />
gerle (Klarinette) sowie die Marketenderin<br />
Melanie Clara wurden als neue Mitglieder<br />
in der Kapelle begrüßt.<br />
Daniela Clara<br />
Traditionelle und moderne Blasmusik bot die MK St. Martin in Thurn mit<br />
Kapellmeister Seppl Pezzei und der Solistin Esther Videsott (rechts im Bild) beim<br />
Frühjahrskonzert <strong>2014</strong>.<br />
190 Jahre Musikkapelle Lajen<br />
Jubiläum am neu gestalteten Dorfplatz mit innovativem Musikpavillon<br />
Am 18. Mai feierte die Musikkapelle Lajen<br />
ihr 190-jähriges Bestandsjubiläum.<br />
Nach dem festlichen Gottesdienst, an<br />
dem neben der Jubelkapelle auch die<br />
Musikkapelle St. Peter/Lajen, einige Fahnenabordnungen<br />
der Musikkapellen der<br />
umliegenden Gemeinden und zahlreiche<br />
„Loidner“ teilnahmen, segnete Pfarrer<br />
Klaus Sottsas in Anwesenheit mehrerer<br />
Behördenvertreter den neu gestalteten<br />
Dorfplatz. Laut Bürgermeister Stefan<br />
Leiter wurde in Lajen fast 30 Jahre<br />
lang nach einem geeigneten Standort für<br />
die Konzerte der Musikkapelle Lajen gesucht.<br />
Der Entscheidung fiel schließlich<br />
zugunsten des Loidner Dorfplatzes, der<br />
in seiner Form und Lage einzigartig ist,<br />
berichtete Obmann Klaus Chizzali. Architekt<br />
Martin Gruber schuf am ehemaligen<br />
Standort des Dorfbrunnens Treppen aus<br />
Naturstein mit einer abbaubaren Dachkonstruktion.<br />
Den Brunnen setzte er als<br />
zentralen Punkt an seinen ursprünglichen<br />
Standort in die Mitte des Platzes.<br />
Zum besonderen Anlass präsentierte die<br />
Musikkapelle Lajen ihre neu eingespielte<br />
CD. Unter der Leitung von Kapellmeister<br />
Walter Plieger wurde zudem das eigens<br />
für Lajen komponierte Musikstück<br />
„Legianu“ von Matthäus Crepaz uraufgeführt.<br />
Als weiteren Höhepunkt des Tages<br />
überreichte VSM-Bezirksobmann Josef<br />
Ploner fünf Musikanten eine Ehrenurkunde.<br />
Daniel Hofmann und Christine Lobis<br />
erhielten die Urkunde für die 15-jährige<br />
Mitgliedschaft in der Musikkapelle Lajen,<br />
Elke Perathoner für 25 Jahre, Meinhard<br />
Schenk für 40 Jahre und Alois Hofer für<br />
50 Jahre aktive Tätigkeit im Verein.<br />
MK Lajen<br />
Im Bild (v.l.) Kpm. Walter Plieger, Martin Vikoler, Elke Perathoner, Christine Lobis,<br />
Daniel Hofmann, Meinhard Schenk, Alois Hofer, VSM- Bezirksobmann Josef Ploner,<br />
Obmann Klaus Chizzali und Bürgermeister Stefan Leiter<br />
34<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Alois Brugger 60 Jahre Musikant<br />
Großes Ehrenzeichen in Gold am Bande für den „Grueb Luis“<br />
Beim Saalkonzert der Musikkapelle Pens<br />
am 17. Mai <strong>2014</strong> verliehen Bezirksobmann<br />
Stefan Sinn und dessen Stellvertreter Franz<br />
Premstaller vom Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
Herrn Alois Brugger, genannt<br />
Grueb Luis, das Große Ehrenzeichen in<br />
Gold am Bande für 60 Musikantenjahre.<br />
Von der Musikkapelle Pens erhielt der Jubilar<br />
ein von Alois Heiss gestaltetes Reliefbild.<br />
Mit 9 Jahren bereits trat Alois Brugger<br />
in die Musikkapelle Pens ein, 1967 wurde<br />
er zum ersten Obmann der Kapelle gewählt.<br />
Er blieb 41 Jahre lang die treibende Kraft,<br />
besonders beim Bau des neuen Probelokals,<br />
das ihm sehr am Herzen lag.<br />
Zudem übernahm er von 1999 bis 2001<br />
den Dirigentenstab, bis man einen neuen<br />
Kapellmeister fand. 2009 wurde er zum<br />
Ehrenobmann der Musikkapelle Pens ernannt.<br />
Alois Brugger, dessen Musiktalent<br />
weitum geschätzt wurde, spielte mehrere<br />
Instrumente, vorwiegend das Tenorhorn; er<br />
komponierte, musizierte immer gerne und<br />
half immer aus, wenn er gebraucht wurde.<br />
Kathrin Tschurtschenthaler Brugger<br />
Im Bild v.l.: Bezirksobmann Stefan Sinn, Stefan Aster (Vizeobmann der MK Pens),<br />
Kapellmeisterin Kathrin Tschurtschenthaler Brugger, der Jubilar Alois Brugger,<br />
Bezirksobmann-Stellvertreter Franz Premstaller und Raimund Brugger (Obmann<br />
der MK Pens).<br />
Osterkonzert der Musikkapelle Welschnofen<br />
Klangkörper begeistert mit gefälligem Programm – neue Gesichter<br />
Mit einem furiosen Konzert hat die Musikkapelle<br />
Welschnofen am 20. April <strong>2014</strong> ihr<br />
Osterkonzert bestritten. Im vollbesetzen Vereinshaus<br />
gab der Klangkörper um Kapellmeister<br />
Karl Stuppner eine beeindruckende<br />
Vorstellung seines Könnens. Mit Bravour<br />
führte Norbert Seehauser durch den Abend,<br />
wobei er Interessantes und Wissenswertes<br />
zu den Komponisten und Stücken zum Besten<br />
gab. Das Konzertprogramm bestand<br />
in einer Mischung aus modernen und klassischen<br />
Werken sowie volksmusikalischen<br />
Arrangements. Somit ging es anspruchsvoll<br />
und abwechslungsreich durch den Abend,<br />
der ebenso kurzweilig wie unterhaltsam war.<br />
Am Ende bedankte sich die Kapelle für die<br />
Aufmerksamkeit und den großen Applaus<br />
mit zwei Zugaben.Die Musikkapelle, seit<br />
heuer mit Jörg Seehauser als neuem Obmann,<br />
wächst weiter und hat auch in diesem<br />
Jahr einige neue Gesichter. Andrea<br />
Pardeller (Klarinette) und Ivan Knollseisen<br />
(Flügelhorn und Trompete) ergänzen<br />
den Klangkörper. Alexandra Näckler und<br />
Daniela Kompatscher sind die zwei neuen<br />
feschen Marketenderinnen.<br />
Armin Gatterer (MK Welschnofen)<br />
Die Musikkapelle Welschnofen unter der Leitung von Kpm. Karl Stuppner konnte mit<br />
dem Osterkonzert <strong>2014</strong> einen großen Erfolg feiern.<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 35
Musikpamorama<br />
„Klang-Fusion“<br />
Gemeinschaftskonzert der Musikkapellen Prissian, Tisens und Völlan<br />
Die Musikkapellen Prissian, Tisens und Völlan bildeten mit ihrem<br />
Gemeinschaftskonzert eine hörenswerte „Klang-Fusion“.<br />
Wolfang Schrötter, Elmar Windegger<br />
und Sigmund Hofer (v.l.), die<br />
drei Kapellmeister, zeigten sich<br />
zufrieden über ein gelungenes<br />
Gemeinschaftsprojekt.<br />
Am Samstag, dem 7. Juni <strong>2014</strong>, fand im<br />
Pavillon des Festplatzes von Tisens das Gemeinschaftskonzert<br />
„Klangfusion“ der Musikkapellen<br />
Prissian, Tisens und Völlan statt.<br />
Den Anstoß dazu gab die Jugendkapelle,<br />
in der Musikantinnen und Musikanten der<br />
drei genannten Kapellen mitspielen. Für<br />
das Gemeinschaftskonzert hatte der Rittner<br />
Komponist Armin Kofler ein Auftragswerk<br />
geschaffen, in dem das geschichtsträchtige<br />
Tisner Mittelgebirge mit seinen<br />
imposanten Burgen und Ansitzen, eingebettet<br />
in einer reizvollen Landschaft, musikalisch<br />
beschrieben wird. Zum besonderen<br />
Konzertereignis konnte Georg Gamper, Obmann<br />
der MK Prissian, viele Konzertbesucher<br />
und zahlreiche Ehrengäste begrüßen.<br />
Eingeleitet wurde das Konzert mit drei Musikstücken,<br />
vorgetragen von der Jugendkapelle<br />
Tisens-Prissian-Völlan, unter der Leitung<br />
der jungen Kapellmeisterin Desireè<br />
Langebner. Die zur Aufführung gebrachten<br />
Werke im Hauptteil wurden abwechselnd<br />
von den drei Kapellmeistern Wolfgang<br />
Schrötter, Elmar Windegger und Sigmund<br />
Hofer bravourös und zur vollsten Zufriedenheit<br />
der Zuhörer dargeboten. Viel Beachtung<br />
fand das mit Spannung erwartete Auftragswerk<br />
„Klangfusion“. Dem Komponisten<br />
ist es hervorragend gelungen, das vorgegebene<br />
Thema als Erzählung musikalisch zu<br />
verarbeiten. Mit großem Applaus bedacht<br />
wurde auch die Komposition des Prissianer<br />
Musikanten Kurt Dirler “Mit Schwung<br />
durchs Etschtal”, die ebenfalls zum ersten<br />
Mal zur Aufführung kam. Die rundum gelungene<br />
„Klang - Fusion“ war nicht nur ein<br />
musikalischer Ohrenschmaus für die Zuhörer,<br />
sondern auch ein musikalisches Erlebnis,<br />
das den Musikanten noch lange in<br />
guter Erinnerung bleiben wird.<br />
Georg Gamper<br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Ein Hinweis und eine Bitte … damit alle was vom „Musikpanorama“ haben<br />
Für die Redaktion des <strong>KulturFenster</strong>s ist es sehr erfreulich, wenn viele Musikkapellen ihre Berichte zur Veröffentlichung<br />
im „Musikpanorama“ schicken und wir bedanken uns sehr herzlich für alle Beiträge. Gleichzeitig erlauben wir uns, darauf<br />
hinzuweisen, dass einerseits das Platzangebot begrenzt ist und andererseits möglichst vielen Musikkapellen „Raum“<br />
für ihre Berichterstattung gegeben werden soll. Deshalb wurde die Textlänge mit 1000 Zeichen als Richtwert festgelegt.<br />
Besonders wenn viele Beiträge von Musikkapellen zu bestimmten Anlässen – z.B. über Cäcilienfeiern und Frühjahrskonzerte<br />
– zu veröffentlichen sind, ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Vorgaben möglichst genau eingehalten<br />
werden. Daher unsere nochmalige Bitte an alle Berichterstatter der Musikkapellen, dies berücksichtigen zu wollen.<br />
36<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Vorweg<br />
Heimatpflege<br />
Teil eines großen Ganzen<br />
Manch einer – ich eingeschlossen –<br />
muss erst selbst „in die Jahre kommen“,<br />
um „In-die-Jahre-Gekommenes“, im positiven<br />
Sinne für Traditionen, Brauchtum und<br />
Kulturgut ,schätzen zu lernen und entsprechend<br />
würdigen zu können.<br />
Träumte ich mit 20 etwa noch von der<br />
Großstadt und allem möglichen Blendwerk,<br />
bin ich heute – 20 Jahre später –<br />
solider gesinnt, suche nach Ruhe und<br />
Ursprünglichkeit und finde beides auf unserem<br />
großartigen Fleckchen Erde. Mundete<br />
mir mit 20 noch das „Gekaufte“, eine<br />
selten genossene Coca-Cola oder die Industrieware<br />
von McDonalds, so braue ich<br />
heute in meiner Küche Frucht- und Blütensäfte,<br />
mische Marmeladen und lasse<br />
mich von deren Duft und Farbe betören.<br />
Selbst Gemachtes!<br />
zu erinnern vermag, ist das Ursprüngliche,<br />
der allseits spürbare Charme unserer<br />
kleinen Ecke.<br />
Selbst Erlebtes!<br />
An freien Tagen zieht es mich in die<br />
Höhe, auf Almen, auf Bergspitzen, zu kristallklaren<br />
Seen und zu einzigartiger Fauna<br />
und Flora, deren Anblick uns nur in den<br />
kurzen Sommermonaten vergönnt ist. Unlängst<br />
habe ich Bergkräuter gesammelt und<br />
mit Salz versetzt. Auch nach der Verarbeitung<br />
riecht man die Natur und streut mit jeder<br />
Prise die Würze der Heimat ins eigene<br />
Leben. In solchen Momenten bin ich außerordentlich<br />
dankbar dafür, dass es Menschen<br />
gibt, die sich unermüdlich für den<br />
Erhalt auch meines Bodens, auch meiner<br />
Blumen und Kräuter, auch meiner Wiesen<br />
und Wälder einsetzen, Menschen, die<br />
kämpfen, mit Worten und Taten als Waffen.<br />
Ihnen gebührt meine Anerkennung, Menschen<br />
wie Peter Ortner, dem Präsidenten<br />
des Heimatpflegeverbandes, der im stolzen<br />
Alter von achtzig Jahren drei weitere Jahre<br />
einer Verwaltungsperiode auf sich bürdet,<br />
der während meiner Schulzeit schon als Naturpapst<br />
gegolten hat und dessen Werke in<br />
unserem Hause vor allen Lexika und Internetseiten<br />
bei Fragen zu Tier und Natur zu<br />
Rate gezogen werden. Und im Geheimen<br />
erfüllt es mich auch mit Stolz, dass auch<br />
ich meinen Beitrag leisten und mich diesem<br />
„besseren Teil der Südtiroler“ – wie<br />
Arnold Tribus in der Tageszeitung verlauten<br />
ließ – zugehörig fühlen darf.<br />
Ihre Sylvia Rottensteiner<br />
Manch einer muss erst in die Fremde<br />
reisen, von unbekannten Früchten kosten,<br />
den Klang fremdländischer Sprachen<br />
vernehmen und die Welt von einer<br />
neuen Warte aus betrachten, um den<br />
Wert der eigenen Heimat zu erkennen.<br />
Am Ende kommen sie alle wieder, wenn<br />
nicht physisch, dann doch im Herzen. Die<br />
Heimat verlernt man nicht so leicht und<br />
woran sich ein jeder zeit seines Lebens<br />
Ihre Beiträge senden Sie bitte an: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen<br />
erreichen Sie mich unter folgender Nummer: 347 0325027 (Sylvia Rottensteiner)<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 37
Das Thema<br />
„Den Bui eppas Ordentlichis<br />
learn lossn…“<br />
Laudatio<br />
Anlässlich einer außerordentlichen Vorstandssitzung<br />
wurde Peter Ortner zum 80.<br />
Geburtstag gratuliert und ihm für seine Verdienste<br />
gedankt.<br />
Mit keinem anderen Namen wie mit<br />
dem von Peter Ortner ist heute in Südtirol<br />
und weit darüber hinaus alles, was unter<br />
dem Begriff Heimatpflege, Schutz von<br />
Natur- und Kulturlandschaft zu fassen<br />
ist, verbunden. Zudem hat er maßgeblich<br />
seit den 1960er Jahren an der Gestaltung<br />
der Südtiroler Schule mitgewirkt und als<br />
Wissenschaftler in vielen Publikationen,<br />
Rundfunk- und Fernsehbeiträgen naturkundliches<br />
Wissen verbreitet und die Bevölkerung<br />
für Vogel, Busch, Baum, Blume<br />
und Berg sensibel gemacht.<br />
Peter Ortner wurde am 16. Juli 1934<br />
als erstes von sechs Kindern einer Familie<br />
von Schmieden in Sexten geboren. Peters<br />
Großvater erkannte bald, dass „der Peter<br />
a g`scheids Bübl isch“ und aufgrund seiner<br />
zarten Konstitution nicht die elterliche<br />
Schmiede übernehmen konnte. „Den Bui<br />
muss man eppas Ordentlichis learn lossn!“,<br />
war die feste Überzeugung des Großvaters.<br />
Und so kam es dann auch. Über Vermittlung<br />
des Pfarrers kam Peter Ortner in das<br />
Vinzentinum in Brixen, wo er acht Jahre<br />
Mittelschule und Gymnasium besuchte.<br />
Nach der Matura studierte Peter Ortner Zoologie<br />
und Botanik in Innsbruck und Wien.<br />
Obwohl Peter ein Angebot der Universität<br />
im Bereich der Krebsforschung erhalten<br />
hatte, verzichtete er, da er sich gegenüber<br />
dem Land Südtirol verpflichtet fühlte;<br />
es war ihm nämlich bekannt, dass es als<br />
Spätfolge des Faschismus noch an Lehrkräften,<br />
speziell im Bereich der Naturwissenschaften,<br />
mangelte.<br />
„Peter Ortner möge mit erhobenem<br />
Zeigefinger und monotoner Lehrerstimme<br />
weiterhin geißeln, eiern, treten,<br />
entlarven, aufdecken, enthüllen<br />
und mahnen! Unaufhörlich!“<br />
In 35 Jahren lehrte Peter Ortner an verschiedenen<br />
Schulen des Landes Naturkunde<br />
und Biologie und übertrug seine<br />
Sensibilität und Begeisterung für die Natur<br />
auf viele junge Leute. Mit Ehrgeiz und<br />
Umsicht, Diplomatie und Geschick gelang<br />
es ihm dann als Direktor, das Realgymnasium<br />
in Bozen durch die turbulenten<br />
1968er Jahre zu führen und das<br />
heterogene Lehrerkollegium positiv für<br />
die Schule einzusetzen. Unter seiner weisen<br />
Führung wurde das Realgymnasium<br />
zu einer der renommiertesten Oberschulen<br />
des Landes, was ihn nach wie vor mit<br />
Freude erfüllt.<br />
„Und trotzdem hat er alle überlebt, die<br />
Umweltmoden, und ist immer seinem<br />
Auftrag treu geblieben, das Land so<br />
zu bewahren, dass es seinen Charme<br />
behält, seine historisch gewachsene<br />
Kulturlandschaft nicht aufgibt, der<br />
Zersiedelung Einhalt gebietet und<br />
die Besonderheit und die einzigartige<br />
Schönheit dieses magischen Flecken<br />
Erde nicht dem garstigen Mammon<br />
geopfert wird.“<br />
1970 wurde unter der Leitung des Landesrates<br />
Alfons Benedikter ein vorbildliches<br />
Landschaftsschutzgesetz erlassen.<br />
Ortner schlug als Mitglied der Arbeitsgruppe<br />
für Landschaftsschutz die Ausweisung<br />
von Naturparks in Südtirol vor und<br />
arbeitete intensiv an deren Realisierung<br />
mit. Heute gehören diese zu den Aushängeschildern<br />
des Landes und der Gemeinden.<br />
1970 wurde auch ein Europäisches<br />
Naturschutzjahr ausgerufen, der ökologische<br />
Gedanke sollte damit gefördert und<br />
verbreitet werden und Ortner initiierte auf<br />
seinem schulischen Arbeitsfeld zur Sensibilisierung<br />
der Schülerinnen und Schüler<br />
ein von ihm geleitetes und vom Pädagogischen<br />
Institut koordiniertes Umweltprojekt,<br />
welches in den Südtiroler Schulen ein<br />
breites Echo fand.<br />
Seit 1996 steht Peter Ortner dem<br />
Heimatpflegeverband vor.<br />
38<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
„Die Heimatpfleger sind besondere<br />
Leute, sie gehören zu einer besonders<br />
sensiblen Kulturavantgarde, sie sind<br />
der bessere Teil der Südtiroler, denn<br />
ohne sie wäre das Land schon lange<br />
ausverkauft, zerstört.“<br />
Peter Ortner arbeitete und arbeitet bis<br />
auf den heutigen Tag in verschiedenen<br />
Kommissionen mit. So war er z.B. über<br />
10 Jahre lang als Naturexperte Mitglied<br />
der Landesraumordnungskommission und<br />
bekam dort häufig den Unmut der Zeit zu<br />
spüren, der es zulässt, dass in der Praxis<br />
die Ökonomie die Ökologie dominiert.<br />
Eine jahrzehntelange beratende Tätigkeit<br />
übte Ortner auch im Landesjagdkomitee<br />
aus und war als Mitarbeiter in der Ausbildung<br />
der Jäger und Bergführer sehr geschätzt.<br />
Bis auf den heutigen Tag begleitet<br />
er Lehrpersonen und Schüler, aber auch<br />
politische Verantwortungsträger und Interessierte<br />
bei Exkursionen durch das Land,<br />
um die Sinne der Menschen für das Wertvolle,<br />
Erhaltens- und Schützenswerte unserer<br />
Heimat empfänglich zu machen und<br />
Entscheidungen im Sinne der Natur und<br />
Umwelt zu unterstützen.<br />
Besonders produktiv und strebsam war<br />
und ist Peter Ortner im Bereich der wissenschaftlichen<br />
Publikationen und der<br />
Beiträge in verschiedensten Printmedien<br />
sowie in Rundfunk und Fernsehen. Die<br />
Auseinandersetzung mit den Problemen<br />
des Natur- und Landschaftsschutzes fanden<br />
in zahlreichen Vorträgen, Artikeln für<br />
wissenschaftliche Zeitschriften, in Rundfunk-<br />
und Fernsehsendungen ihren Niederschlag.<br />
Sein Einsatz und seine Verdienste wurden<br />
über die Jahre mit zahlreichen Preisen<br />
und Ehrungen gewürdigt: Im Jahr 1974<br />
wurde ihm der „Förderpreis für künstlerische<br />
und wissenschaftliche Leistungen<br />
Walther von der Vogelweide“ verliehen, für<br />
ihn ein großer Ansporn für seine weitere Tätigkeit.<br />
Freude und Genugtuung bereitete<br />
ihm 1986 auch die Verleihung einer Anerkennungsurkunde<br />
vom Verein für Ökologie<br />
für die besondere Leistung und für<br />
den persönlichen Einsatz auf dem Gebiet<br />
des Umweltschutzes sowie die Ernennung<br />
als ordentliches Mitglied der „Accademia<br />
Roveretana degli Agiati“ im Jahr 1989.<br />
2008 erhielt er den Heimatpreis und 2011<br />
schließlich wurde ihm von seinen oftmals<br />
mächtigsten Widersachern, den Politikern<br />
Peter Ortner im Kreise des Vorstandes des Heimatpflegeverbandes Südtirol. Als<br />
Geschenk wurde dem Gefeierten ein Porträt von Ivo Mahlknecht überreicht.<br />
des Landes, das Ehrenabzeichen ans Revers<br />
geheftet.<br />
„Revolutionär ist er keiner, und gerade<br />
weil er so sanft und umsichtig<br />
ist, wird er von der Politik, vom System<br />
gefürchtet.“<br />
1996 war eine Sternstunde für den Heimatpflegeverband.<br />
In diesem Jahr übernahm<br />
Ortner kurz vor seiner Pensionierung<br />
die Leitung des Heimatpflegeverbandes<br />
Südtirol und es begann eine neue Ära: Mit<br />
seinem reichen Wissen, mit seinem Engagement,<br />
mit seinem Takt und seiner Zielstrebigkeit<br />
gab und gibt er dem Heimatpflegeverband<br />
Profil, Autorität, Geltung,<br />
Ansehen. Ihm ist es ganz wesentlich zu<br />
verdanken, dass der Verband gefragter<br />
Ansprechpartner in Fragen und Problemen<br />
des Schutzes von Natur und Kultur<br />
geworden ist.<br />
„Ortner ist in seinem Verband unangefochten<br />
die Nummer eins, weil er<br />
seriös ist und vor allem weil er kompetent<br />
ist, in verschiedenen Bereichen<br />
über ein profundes Wissen verfügt,<br />
weil er sich auskennt und den Schändern<br />
von Kultur und Landschaft Paroli<br />
bieten kann.“<br />
Heimatschutz ist zukunftsfähig, spendet<br />
Kraft, weil er von Personen wie Peter<br />
Ortner getragen wird, die aus inner-<br />
ster Überzeugung und enger Bindung an<br />
ihre Heimat Verantwortung für die Zukunft<br />
übernehmen: Die eindringliche Warnung<br />
vor einer zunehmenden Ökonomisierung<br />
unseres Landes mit Bauboom, Zersiedelung,<br />
Verkehrsbelästigung, Ausbeutung<br />
von natürlichen Ressourcen auf der einen<br />
Seite sowie die konkrete Arbeit zum Schutz<br />
von Naturlandschaft und von über Jahrhunderte<br />
gewachsenem Kulturgut auf der<br />
anderen gehören dabei zu den wichtigen<br />
Eckpfeilern seiner täglichen Arbeit. Seine<br />
Kompetenz und seine Haltung sind stark<br />
vom humanistischen Geist durchwoben,<br />
seine immer klaren, aber nie verletzenden<br />
Worte, seine Bestimmtheit, Ehrlichkeit und<br />
Bescheidenheit haben ihn in Südtirol und<br />
darüber hinaus als Menschen und Wissenschaftler<br />
bekannt gemacht, ihm Ansehen<br />
verschafft, und in ihm hat unsere Heimat<br />
einen echten Anwalt bekommen.<br />
„Heimatpfleger sind das kritische Gewissen<br />
dieses Landes, man braucht<br />
sie nur zu sehen, und man weiß, dass<br />
es sich um edle Menschen handelt.“<br />
Für den gewaltigen Einsatz zum Wohle<br />
unserer Heimat ein herzliches Vergelt`s Gott!<br />
Aus der Laudatio von Claudia Plaikner anlässlich<br />
der Verleihung des Heimatpreises<br />
2008 mit Zitaten von Arnold Tribus aus<br />
der Tageszeitung vom 17. April 2011; zusammengestellt<br />
von Sylvia Rottensteiner<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 39
Das Thema<br />
Baukultur und Heimatpflege<br />
Architekt Bernhard Lösch trägt als Fachbeirat für Baukultur Sorge für die<br />
baulichen Fragen innerhalb des Verbandes<br />
Berhard Lösch<br />
Seit nahezu zehn Jahren bekleidet Bernhard<br />
Lösch, Architekt in Innichen, das Amt<br />
des Fachbeirates für Baukultur innerhalb<br />
des Heimatpflegeverbandes. Seit April <strong>2014</strong><br />
ist er außerdem Mitglied des neugewählten<br />
Vorstandes. Vorwiegend bei Sanierungen,<br />
geplanten Abbrüchen und Entsorgungen von<br />
historischer Bausubstanz tritt der Fachbeirat<br />
auf den Plan.<br />
Wertigkeit von vorrangigem<br />
Interesse<br />
Wird Bernhard Lösch bei baulichen Fragen<br />
zu Rate gezogen, gilt sein primäres<br />
Interesse der Wertigkeit der vorhandenen<br />
Bausubstanz. Gemessen daran wird erörtert,<br />
inwieweit die Sanierfähigkeit gegeben<br />
und die Erhaltung sinnvoll ist, oder<br />
ob ein Abbruch unter Umständen angedacht<br />
werden sollte. Da jedes architektonische<br />
Werk vergangener Tage einen<br />
Teil unserer ureigenen Baukultur und somit<br />
unserer regionalen Identität darstellt,<br />
ist bei jedem baulichen Veränderungsprozess<br />
zunächst von einer wertschätzenden<br />
Haltung auszugehen, so Bernhard<br />
Lösch. Auf Anfrage werden neben<br />
den Möglichkeiten der Sanierung auch<br />
Auskünfte hinsichtlich finanzieller Unterstützung<br />
geboten.<br />
Marktwert orientiert sich an der<br />
Kulturlandschaft<br />
Obgleich die Initiativen der Heimatpfleger<br />
auch darauf abzielen, möglichst<br />
viel an alter Baukultur zu erhalten, muss<br />
sich die Planung bei einer erneuten Instandsetzung<br />
auch an den Richtlinien<br />
zeitgemäßen Komforts orientieren. Diese<br />
Verzahnung von alten Materialien und<br />
Strukturen mit neuen Technologien und<br />
Ideen innerhalb eines bestehenden kulturellen<br />
Rahmens ist eine große Herausforderung.<br />
Eine über alle Maßen wichtige<br />
aber, bewahrt sie doch die historisch gewachsene<br />
Kulturlandschaft und damit die<br />
unverkennbare Qualität unseres Territoriums.<br />
Insofern leistet der Heimatpflegeverband<br />
mit diesem Dienst eine fundamentale<br />
Sensibilisierungsarbeit im<br />
Hinblick auf die wirtschaftliche Position<br />
unseres Landes. Allen Verantwortlichen<br />
sollte nämlich klar sein, dass der Fortschrittsglaube<br />
nicht nur in Neuartiges<br />
münden muss, sondern dass der Marktwert<br />
des Alpenländchens gerade auf den<br />
alten Kulturgütern fußt.<br />
Ortsbegehung als Weg zur<br />
Identifikation<br />
Eine einfache, aber nichts desto trotz<br />
äußerst wirkungsvolle Möglichkeit, örtliche<br />
Besonderheiten kennen und schätzen zu<br />
lernen, bieten Ortsbegehungen. Wichtig ist<br />
hierbei der Blick von außen, ein wachsames<br />
Auge, dem die Eigenheiten noch nicht Gewohnheit<br />
geworden, sondern Ausdruck kultureller<br />
Prägung sind. Vielerorts haben solche<br />
Maßnahmen bereits zu veränderten<br />
Sichtweisen geführt und sich auf Gemeindeebene<br />
in Richtlinien für den Ensembleschutz<br />
niedergeschlagen.<br />
Ensembleschutzgesetze noch<br />
nicht ausgereift<br />
Mit der Hinwendung zum Ensembleschutz<br />
sind zwar wichtige Weichen für den<br />
Erhalt der historischen Bausubstanz gelegt,<br />
aber die Frage nach der Finanzierung ist<br />
noch nicht geklärt. Mit diesem Problem<br />
stehen die Gemeinden alleine da, zumal<br />
die gesetzliche Grundlage nicht von einer<br />
speziellen Zuweisung, sondern lediglich<br />
von finanziellen Mitteln innerhalb des<br />
Landschaftsfonds spricht. Insofern sind<br />
noch nicht alle Kämpfe ausgestanden, dies<br />
vor allem vor dem Hintergrund der zurzeit<br />
eingestellten Beiträge für die Heimatpflege.<br />
Sylvia Rottensteiner<br />
Vereine und Privatpersonen können sich bei Fragen zu historischen Gebäuden,<br />
deren Erhaltung oder Entsorgung an den Fachbeirat für Baukultur, Architekt<br />
Bernhard Lösch, wenden.<br />
Auf Anfrage werden zudem Ortsbegehungen begleitet.<br />
Interessierte erhalten Auskünfte und Kontaktdaten im Büro des Heimatpflegeverbandes,<br />
Bozen, Waltherhaus, oder unter 0471 973693.<br />
40<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Informiert & Reflektiert<br />
Heimatpflege<br />
Düngung lässt die<br />
Wiesenblumen rasch verschwinden<br />
Verlust der Biodiversität durch Intensivierung<br />
Infolge Intensivierung ist der ehemalige Blumenteppich der Seiser Alm nur mehr auf kleinere Restflächen reduziert. Anstelle der<br />
Vielfalt tritt immer mehr die Einfalt.<br />
Sattgrüne Wiesen und Weiden prägen<br />
immer mehr die Kulturlandschaft Südtirols.<br />
Durch die zunehmende Intensivierung<br />
der Grünlandwirtschaft haben die Gräser<br />
mit ihren bunten Begleitern stark an Terrain<br />
verloren.<br />
Die Düngung lässt die Arnikabestände<br />
auf mageren Wiesen und Weiden rasch<br />
verschwinden. Bunte Orchideen, Kleearten,<br />
Margeriten und Türkenbundlilien bleiben<br />
aus. Die Intensivierung der Wiesen<br />
läuft unter den Begriffen „Bonifizierung,<br />
Meliorierung und Planierung“. Vom ökologischen<br />
Standpunkt aus gesehen handelt<br />
es sich dabei um Maßnahmen, die zu<br />
einem Verlust der biologischen Vielfalt führen.<br />
Unverständlicherweise werden dafür<br />
noch Landschaftspflegeprämien gewährt.<br />
Kreislaufwirtschaft unter<br />
Vermeidung umweltbelastender<br />
Produktionsformen<br />
Die Erhaltung bzw. Förderung der Biodiversität<br />
unserer Kulturlandschaft ist<br />
ohne Berglandwirtschaft nicht möglich.<br />
Daher ist eine Kreislaufwirtschaft unter<br />
Vermeidung umweltbelastender Produktionsformen<br />
anzustreben. Die Höhe<br />
der Subventionen für ökologische Sonderleistungen<br />
sollte sich am Beitrag zur<br />
Erhaltung der Artenvielfalt und an einer<br />
nachhaltig ressourcenschonenden Bewirtschaftung<br />
orientieren. Umweltschädigende<br />
Praktiken wie Intensivdüngung<br />
und Pestizide haben keine Berechtigung.<br />
Der umweltschonenden Produktion ge-<br />
sunder Lebensmittel kommt eine immer<br />
größere Bedeutung zu. In einer botanisch<br />
und futterbaulich ausgewogenen Wiese<br />
sollten die Gräser zu 50 bis 70 Prozent,<br />
die Kleearten zu 10 bis 20 Prozent und<br />
die restlichen Kräuter zu 20 bis 30 Prozent<br />
am Ertrag beteiligt sein. Eine bunte<br />
Wiese oder Weide ist nicht nur schön,<br />
sondern auch futterbaulich wünschenswert.<br />
Mit der zunehmenden Intensivierung<br />
nimmt man zwangsläufig den Verlust<br />
biologischer Vielfalt und Stabilität in<br />
Kauf. Die Wiesenblumen gehören zu den<br />
eindrucksvollsten Erscheinungen unserer<br />
Bergwelt. Viele Arten sind aber durch zunehmende<br />
Intensivierungsmaßnahmen<br />
vom Aussterben bedroht.<br />
Peter Ortner<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 41
Aus Verband und Bezirken<br />
Kultur und Architektur<br />
Fahrt des Heimatschutzvereins Meran nach Osttirol<br />
Geschichte, kunsthistorische Sehenswürdigkeiten<br />
und zeitgenössische Architektur<br />
versuchte der Heimatschutzverein Meran<br />
bei seiner heurigen Frühjahrsfahrt in Osttirol<br />
aufzuspüren. Für die Burggräfler scheinen<br />
die Osttiroler Nachbarn abgelegen und<br />
vielfach unbekannt, obwohl das Drautal die<br />
topografische Fortsetzung unseres Pustertales<br />
bildet und mit diesem viele historische,<br />
kulturelle und landschaftliche Gemeinsamkeiten<br />
aufweist.<br />
Einen ersten Höhepunkt der Fahrt bildete<br />
die Besichtigung der Stiftskirche in Innichen.<br />
Gegründet 769 n.Chr. vom Bayernherzog<br />
Tassilo III. als Bollwerk gegen das<br />
Vordringen der Alpenslawen, gilt sie heute<br />
als das Prunkstück der Romanik in Tirol.<br />
Die rationale Klarheit und Ruhe des monumentalen<br />
Bauwerks hinterlässt zusammen<br />
mit der wiederhergestellten Krypta,<br />
den Fresken und der berühmten Kreuzigungsgruppe<br />
einen bleibenden Eindruck.<br />
Besichtigung der Stiftskirche Innichen<br />
Schule für das Auge<br />
Um das Auge auch für die zeitgenössische<br />
Baukultur zu schulen, wurden auf<br />
der Weiterfahrt jeweils kurze Besichtigungsstopps<br />
bei kürzlich errichteten Gebäuden<br />
eingelegt, so beim Zivilschutzzentrum<br />
in Innichen (Architekturbüro<br />
AllesWirdGut-Wien, 2007), an der Landesgrenze<br />
beim Ausstellungsgebäude<br />
der Tischlerei Lanser (Architekt Machné,<br />
2006) und in Sillian beim Kulturzentrum<br />
beziehungsweise Mehrzweckgebäude (Architekt<br />
Machnè).<br />
Beispiel sanfter Erschließung<br />
Dann führte ein Abstecher in das idyllische<br />
Villgratental, das sich mit seinem<br />
stimmigen Konzept für die sanfte Erschließung<br />
einen Namen gemacht hat und bisher<br />
vom landschaftsfressenden „Turbotourismus“<br />
verschont geblieben ist. In<br />
Innervillgraten konnte die Schmiede Steidl<br />
mit ihrer preisgekrönten Betriebserweiterung<br />
(Architekten P. Jungmann und M.<br />
Tschaguller, 2008) besichtigt werden, wo-<br />
Krypta der Stiftskirche Innichen<br />
bei dankenswerterweise Bauherr und Architekt<br />
für eine aufschlussreiche Führung<br />
zur Verfügung standen.<br />
Aguntum − Zeuge römischer<br />
Verwaltungspolitik<br />
Nach der Mittagspause beim historischen<br />
„Strassenwirt“ in Strassen und einer<br />
kurzen Besichtigung des neuen Gemeindezentrums<br />
(Architekt Machnè, 2012)<br />
in Abfaltersbach ging die Fahrt weiter bis<br />
nach Aguntum.<br />
Aguntum war die einzige römische Stadt<br />
in Tirol und bildete das Wirtschafts-, Verkehrs-<br />
und Verwaltungszentrum eines Gebietes,<br />
welches das heutige Osttirol umfasste<br />
und westlich bis zur Mühlbacher<br />
Klause reichte. Im neuen Museumsgebäude<br />
und im weitläufigen Ausgrabungsgelände<br />
wird die Geschichte der römischen Stadt<br />
in der Provinz Noricum erzählt.<br />
Schmiede Steidl in Innervillgraten<br />
Profane und sakrale Kunst<br />
Eine Führung durch Schloss Bruck, das<br />
im 13. Jahrhundert von den Görzer Grafen<br />
als Residenz oberhalb der Stadt Lienz erbaut<br />
worden war, rundete das reichhaltige Programm<br />
ab. Besonders beeindruckte dabei<br />
die Burgkapelle mit den Fresken des Simon<br />
von Taisten und die Ausstellung der Werke<br />
von Albin Egger Lienz. Den Abschluss der<br />
Kulturfahrt bildete ein Stadtbummel in Lienz,<br />
wobei noch einige Sakralbauten (Pfarrkirche<br />
St. Andrä, Benefiziatskirche St. Michael)<br />
und Beispiele zeitgenössischer Architektur<br />
(Cinex-Palast, Hypo-Bank von Architekt<br />
R.J. Abraham) aufgesucht werden konnten.<br />
Sachkundig begleitet wurde die Fahrt<br />
von Vorstandsmitgliedern, der Kunsthistorikerin<br />
Rosemarie Pizzecco Zelger, dem Ethnologen<br />
Johannes Ortner und dem Architekten<br />
Michl Wohl.<br />
Josef Vieider<br />
42<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Ins Bild gerückt<br />
Heimatpflege<br />
Mitten im Kulturgeschehen<br />
Heimatpflegeverein Naturns-Plaus schlägt Brücken zwischen Altem und Neuem<br />
Vor dem Hintergrund von Schloss Juval ist der Lorenziacker schon lange zu einem neuen Wahrzeichen der Gemeinde geworden.<br />
„Tradition ist nicht die Anbetung der<br />
Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“<br />
Dieses Zitat von Gustav Mahler ziert<br />
nicht nur die neue Homepage des Heimatpflegevereins<br />
Naturns-Plaus, sondern ist<br />
zum zentralen Leitsatz avanciert. Insofern<br />
beschränken sich die Ziele nicht nur<br />
auf die Erhaltung von Trachten und Traditionen.<br />
Nicht nur Bewahren und Schützen<br />
gehören zur Verantwortlichkeit. Die<br />
Partnerinitiative Naturns-Plaus taucht darüber<br />
hinaus ins vielfältige Kulturgeschehen<br />
der Gemeinde ein und gestaltet dieses<br />
aktiv mit. Neue Ideen und Projekte gehören<br />
selbstredend mit zum Aufgabenbereich.<br />
Wichtige Kulturarbeit<br />
Josef Pircher, Jahrgang 1938, ist seit<br />
1966 in das Dorf- und Kulturgeschehen<br />
seiner Wahlheimat Naturns involviert.<br />
Lange Jahre bekleidete er das Amt des<br />
Kulturreferenten, war Präsident des Südtiroler<br />
Chorverbandes und bestimmt heute<br />
noch als Chorleiter das Musikleben der Kirchenchöre<br />
St. Zeno Naturns und Tabland-<br />
Staben. Es ist vermutlich zu einem großen<br />
Teil ihm zu verdanken, dass der Heimatpflegeverein,<br />
dessen Obmann er seit der<br />
Gründung im Jahre 1996 ist, so eng mit<br />
dem Kulturleben verflochten ist.<br />
Sensibilisierung ist zentrales<br />
Thema<br />
Das leidige Kapitel Finanzen kommt bei<br />
Vereinen wie denen der Heimatpflege immer<br />
wieder auf den Tisch, vor allem auch<br />
jetzt nach dem Beschluss der Landesregierung,<br />
die Beiträge bis auf Widerruf zu<br />
stoppen. Insofern ist es laut Josef Pircher<br />
ganz besonders wichtig, mit schlagkräftigen<br />
Argumenten und intensiver Überzeugungsarbeit<br />
finanzkräftige Partner zu<br />
finden. Aus diesem Grunde sei es auch notwendig,<br />
Projekte zu unterstützen, welche<br />
von möglichst vielen mitgetragen werden<br />
Die Laurentius-Kirche war bis vor zehn Jahren dem vollständigen Verfall preisgegeben.<br />
Heute ziert ein Marmorblock aus dem<br />
nahegelegenen Bruch in Göflan die<br />
Apsis der Kirche.<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 43
Ins Bild gerückt<br />
Am Kornschnitt im Juli sind jährlich zahlreiche Freiwillige beteiligt. Anschließend wird das Korn in der ebenfalls vom Verein<br />
restaurierten Runster Mühle gemahlen.<br />
können. Dies erklärt auch, weshalb sich<br />
auch ein Heimatpflegeverein nicht kategorisch<br />
gegen alle Neuerungen stellen darf.<br />
Einige Daten zum Verein<br />
1996 war die Gründung mit 45 Mitgliedern<br />
bereits ein durchschlagender Erfolg.<br />
Heute zählt der Verein 180 Mitglieder,<br />
darunter auch Vertreter aus der Nachbargemeinde<br />
Plaus. Schon seit der Geburtsstunde<br />
besteht diese Interessensgemeinschaft<br />
der beiden Nachbargemeinden,<br />
welche sich im Vorstand mit tatkräftiger<br />
Unterstützung niederschlägt. Der Vorstand<br />
zählt derzeit zehn aktive Heimatpfleger<br />
aus einer breiten Palette an Berufssparten.<br />
Bauern, Lehrer, Handwerker, Architekten<br />
sind vertreten und – darauf legt man<br />
in Naturns-Plaus großen Wert – die Frauenquote<br />
stimmt. Kooptiert sind Mitglieder<br />
aus der Vereinigung der Bäuerinnen, der<br />
Schützenkompanie sowie der Bauernjugend.<br />
Besonders Letztere sind in den Reihen<br />
der Heimatpfleger gern gesehen, stehen<br />
sie doch als junge Generation für die<br />
Zukunft und für eine kontinuierliche Weitergabe<br />
des gesammelten Wissens und<br />
der Traditionen.<br />
„Schlimm ist, wenn ein Bruch zwischen<br />
Altem und Neuem zustande kommt. Es<br />
braucht uns, um Bestehendes zu bewahren,<br />
auf das man aufbauen kann.<br />
Erst diese Verbindung verleiht der Gegenwart<br />
die Flügel für die Zukunft.“<br />
Josef Pircher<br />
Gewichtige Partner<br />
Seit seiner Gründung arbeitet der Verein<br />
intensiv mit der Gemeindeverwaltung<br />
zusammen. Dieser Vorteil ist Josef Pirchers<br />
25-jährigen Tätigkeit als Assessor<br />
für Schule und Kultur geschuldet. Seitens<br />
der Politik erhält der Heimatpflegeverein<br />
immer wieder hilfreiche Impulse<br />
und Hinweise, im Gegenzug ist der Verein<br />
beispielsweise in der Baukommission<br />
vertreten. Vor allem bei größeren Vorhaben<br />
gereicht diese verlässliche Partnerschaft<br />
zum Erfolg und Nutzen aller.<br />
Ein Acker für die Gemeinde<br />
Das Paradebeispiel schlechthin für<br />
diese glückliche Zusammenarbeit ist der<br />
sogenannte Lorenziacker an der Straße<br />
zwischen den Dörfern Tschirland und<br />
Staben. Bevor sich der Verein der Erhaltung<br />
der Ruine der dem Hl. Laurentius<br />
geweihten Kirche annahm, boten die<br />
wenigen sichtbaren, von der Natur schon<br />
Anfang Juli steht das Korn goldgelb kurz<br />
vor der Ernte.<br />
44<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
beinahe wieder rückeroberten Mauerreste<br />
einen kläglichen Anblick. Auch die<br />
schwarzen Plastikplanen einer Erdbeerplantage<br />
trugen das Ihre zum Gesamtbild<br />
bei. Dank der Unterstützung der Gemeinde<br />
und des Landesdenkmalamtes<br />
wurde die Aktion Lorenziacker zum Stolz<br />
eines ganzen Talabschnittes. Die Ruine<br />
wurde vor weiterem Verfall bewahrt und<br />
die umliegenden 5000 m 2 werden seitdem<br />
traditionell bewirtschaftet. Getreide,<br />
Buchweizen, Kartoffeln und verschiedene<br />
Gemüsearten werden angebaut und von<br />
den Mitgliedern sorgsam gepflegt. Sogar<br />
500 Liter köstlicher Eigenbauwein gehören<br />
mit zum Ertrag. Der Kornschnitt im<br />
Juli sowie das Patroziniumsfest am 10.<br />
<strong>August</strong> gehören mittlerweile zu den Fixpunkten<br />
im Dorfgeschehen.<br />
Pläne Richtung Urzeit<br />
Prünster Plott oder auch Neuräutl nennt<br />
sich das Projekt, dessen sich Heimatpflegeverein<br />
und Gemeinde demnächst annehmen<br />
wollen, dies gar auf Anraten von<br />
Archäologen. Es handelt sich hierbei um<br />
ein Felsendach am Kompatscher Sonnenberg,<br />
das aufgrund eindeutiger Funde<br />
als Urzeitsiedlung ausgewiesen werden<br />
kann. Die Siedlung wird auf 9000 Jahre<br />
geschätzt. Um die Wichtigkeit derartiger<br />
Zeitzeugnisse zu unterstreichen, wird<br />
nun eine wissenschaftliche Publikation<br />
ins Auge gefasst.<br />
Außerdem soll bis zum Jahre 2016 –<br />
nach 100-jähriger Vergessenheit – der 1916<br />
aufgelassene k. u. k. Schießstand wieder<br />
mit neuem Leben angehaucht werden. Die<br />
historisch äußerst interessante Anlage ist<br />
es allemal wert, vor dem Strudel des Vergessens<br />
bewahrt zu werden.<br />
Harmonisch schmiegt sich das moderne Pfarrhaus in Tabland an das historische<br />
Gebäude aus rohem Stein. Heute beherbergt der alte Bau das Probelokal des Chores<br />
und einen Jugendraum.<br />
Partnerschaft über den Brenner<br />
Seit 1984 pflegt die Gemeinde Naturns<br />
eine herzliche Partnerschaft mit der Nordtiroler<br />
Gemeinde Axams. Jüngstes Projekt<br />
dieses langjährigen Kontaktes ist ein alljährlicher<br />
Schüleraustausch, der auf Anregung<br />
des Heimatpflegevereins zustande<br />
kam. Mittelschul- bzw. Hauptschulklassen<br />
wird auf Kosten der jeweiligen Gemeinde<br />
nicht nur ein vergnüglicher Ausflug<br />
ins Nachbarland ermöglicht, sondern<br />
auch die Möglichkeit geboten, die jeweils<br />
andere Gemeinde mit ihren Gepflogenheiten<br />
und Besonderheiten kennenzulernen.<br />
Wenn es gelänge, die Idee dieses<br />
kulturellen Austausches landesweit<br />
an mehrere Gemeinden weiterzugeben,<br />
wäre laut Obmann Josef Pircher ein wichtiger<br />
Schritt vollzogen, auch die Kinder<br />
und Jugendlichen für die Heimatpflege<br />
sowie für die Europaregion Tirol zu sensibilisieren.<br />
Sylvia Rottensteiner<br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Aus finanziellen und organisatorischen Gründen stehen der Heimatpflege seit den letzten Ausgaben nur mehr 14 Seiten im<br />
<strong>KulturFenster</strong> zur Verfügung. Deshalb wird es nicht immer möglich sein, alle Artikel in ihrer vollständigen Länge zu veröffentlichen.<br />
Die Redaktion behält sich das Recht vor, notwendige Kürzungen vorzunehmen.<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 45
Arge Volkstanz<br />
Almtanz auf der Kreuzwiesen Alm<br />
Traditionelles Treffen der Volkstänzer unter freiem Himmel<br />
Der Wettergott meinte es gut mit den<br />
zahlreichen Volkstänzern, die aus verschiedenen<br />
Richtungen auf die Kreuzwiesen zum<br />
traditionellen Almtanz gewandert waren.<br />
Mit einer Wortgottesfeier, gestaltet von<br />
Evelyn Demetz, begann der Tag auf 2.000<br />
Metern Meereshöhe auf der Lüsner Alm.<br />
Die Wangener Musikanten umrahmten die<br />
Feier und spielten anschließend in ihrer<br />
gewohnt schwungvollen Art zum Tanze<br />
auf. Walzer, Polkas, Boarische und verschiedene<br />
Volkstänze standen auf dem<br />
abwechslungsreichen Tanzprogramm.<br />
Der eigens errichtete große Tanzboden<br />
war stets gefüllt von unermüdlichen Tänzerinnen<br />
und Tänzern.<br />
Punkteeifer beim<br />
„Bierkrugschieben“<br />
Der Bezirk Eisacktal mit dem Vorsitzenden<br />
Hans Thaler sorgte zusammen<br />
mit den Wirtsleuten der Kreuzwiesenhütte<br />
Herbert und Martha Hinteregger für Speis<br />
und Trank. Zum traditionellen Treffen wurden<br />
lauter traditionelle Gerichte kredenzt.<br />
Besonderen Anklang fand das „Bierkrugschieben“,<br />
das unter den Mitspielern für<br />
viel Punkteeifer und gute Laune sorgte.<br />
Dabei versuchen die Spieler, einen Bierkrug<br />
auf einer etwa sieben Meter langen<br />
Baumstammbahn mit Schwung in das<br />
Ziel zu bringen.<br />
Die Wangener Musikanten spielten zum Tanz auf.<br />
Viele Tänzer zog es auf den Tanzboden.<br />
Kindertänze für die Kleinen<br />
Für die kleinen Festbesucher gab es<br />
am Nachmittag Unterhaltung beim Einlernen<br />
einiger Kindertänze unter der Anleitung<br />
von Renate Langhofer und Kathi<br />
Amort. Die Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft<br />
Volkstanz, Monika Rottensteiner,<br />
lobte die gute Organisation und freute<br />
sich, dass der jährliche Almtanz stets Anziehungspunkt<br />
für Volkstänzer mit ihren<br />
Familien und Freunden aus ganz Südtirol<br />
ist und somit die Verbundenheit unserer<br />
Tradition mit der heimatlichen Natur<br />
in geselliger Gemeinschaft gelebt wird.<br />
Monika Rottensteiner<br />
Für Unterhaltung sorgte das „Bierkrugschieben“.<br />
46<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
Huangort auf Schloss Tirol<br />
„G'sungen, g'spielt und derzeihlt“<br />
Würdigung von<br />
Maridl Innerhofer<br />
Die "Alphornschwoba" mit ihren<br />
beeindruckenden Instrumenten<br />
Jedes Jahr im Frühsommer öffnet das<br />
Schloss Tirol seine Tore für alle Liebhaber<br />
der Volksmusik, des Volksgesangs<br />
und des Volkstanzes. Heuer war dies am<br />
1. Juni. Der Volkstanz und der Volksmusikkreis<br />
des Burggrafenamtes in Zusammenarbeit<br />
mit dem Landesmuseum Schloss Tirol<br />
haben wieder zum traditionellen Huangort<br />
eingeladen.<br />
Gäste aus nah und fern<br />
Die Terlaner Volkstänzer auf dem<br />
Tanzboden<br />
Der große Rittersaal des Schlosses gab<br />
der Veranstaltung einen würdigen Rahmen.<br />
Wie immer waren Gruppen aus dem<br />
ganzen Alpenraum eingeladen, um mit ihren<br />
Instrumenten die Zuhörer zu begeistern.<br />
Und begeistert waren dieses Jahr<br />
alle, waren doch zwei weit um bekannte<br />
Volksmusikanten zu Gast. Klaus Karl mit<br />
der „Genießer Musi“ und in wechselnder<br />
Besetzung mit der „Dürnberg Klarinettenmusi“<br />
war aus dem Mühlviertel angereist.<br />
Der allseits bekannte Nordtiroler<br />
Peter Reitmeir kam mit seiner Harfe und<br />
dem „Kohlbründl Viergsong“. Aus deren<br />
Gegend kamen auch die „Soatigen“, die<br />
die vielen Saiten auf ihren Instrumenten<br />
zum Schwingen brachten. Sogar aus Bayern<br />
reisten Musikanten an: die „Alphornschwoba“<br />
ließen ihre Alphörner im Schlosshof<br />
erklingen.<br />
Der Sprecher Nikolaus Köll würdigte in<br />
seinen kurzweiligen Ansagen u.a. auch<br />
das Schreiben und Wirken der verstorbenen<br />
Mundartdichterin Maridl Innerhofer<br />
aus Marling mit Zitaten aus ihren Texten.<br />
Doch auch die Jugend vergaß er nicht,<br />
denn was wäre die Volksmusik ohne Nachwuchs:<br />
Drei junge Burschen aus Dorf Tirol<br />
zeigten, was sie auf ihren Ziachorgeln<br />
so alles draufhaben.<br />
Tanz innerhalb altehrwürdiger<br />
Mauern<br />
Beim anschließenden gemütlichen Beisammensein<br />
im Schlosshof spielten die<br />
obig genannten Gruppen abwechselnd<br />
zum Tanz auf. Die Volkstanzgruppe Terlan<br />
zeigte verschiedene Volkstänze und die fleißigen<br />
Helfer sorgten dafür, dass die Besucher<br />
mit Getränken, hausgemachter Wurst,<br />
sowie Kaffee und Kuchen versorgt waren.<br />
Als die Sonnenstrahlen hinter der Zielspitze<br />
versanken, wurden auch die letzten<br />
Instrumente eingepackt und die Tore geschlossen.<br />
Die Erinnerung an den gemütlichen<br />
Sonntag und die Vorfreude auf das<br />
nächste Mal bleiben bestehen.<br />
Eva Klotzner<br />
Hereinspaziert<br />
• Bergmesse in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz Tirol am Sonntag, 7. September<br />
<strong>2014</strong>, auf dem Pfitscher Joch,<br />
Beginn der Hl. Messe um 12. 00 Uhr, anschließend gemeinsames Tanzen mit den „Pflerer Gitschn“<br />
Weitere Informationen zur Veranstaltung (Anfahrt, Shuttledienst auf das Pfitscher Joch und Gehzeit) erteilt<br />
das Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz (0471/970555 oder info@arge-volkstanz.org).<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 47
Arge Lebendige Tracht<br />
Er ist ganz schön auffallend und doch<br />
weiß niemand so recht, warum auch bei<br />
uns in bestimmten Gegenden hinten auf den<br />
Rock der Frauentracht noch zusätzlich ein<br />
so genannter „Bram“ aufgenäht wird. Im<br />
Wipptal ist er blau, im Pustertal schwarz<br />
und, wenn der Kittel ockergelb ist, kann er<br />
auch braun sein.<br />
Der unvergessene Volkskundler Hans<br />
Fink (1912-2003) aus Brixen schreibt in<br />
einem Artikel der „Tiroler Volkskultur“ vom<br />
März 1981, Seite 70, Folgendes:<br />
„Über den ursprünglichen Zweck dieses<br />
heute nur noch dekorativ-traditionellen<br />
‚Bram‘ ist schon viel gemutmaßt worden.<br />
Um beim Sitzen den Rock zu schonen,<br />
kann er nicht gedient haben, dafür sitzt er<br />
zu hoch. Fachleute nehmen an, er sollte<br />
den Kittel vor dem Abreiben des seinerzeit<br />
auch bei der Frauenwelt üblichen,<br />
fast unumgänglichen Rückenkorbes schonen.<br />
Der Olanger Trachtenschneider Ernst<br />
Neunhäuserer gibt an, bei einem alten gelben<br />
Wifling (schlichter Arbeitskittel) einen<br />
‚Bram‘ aus Leder gefunden zu haben. Dies<br />
würde zur Theorie ‚Schutz vor dem Buckelkorb‘<br />
gut passen.“<br />
Warum aber findet man dann bei alten<br />
Trachten Röcke, deren Bram vollkommen<br />
intakt ist, während die Stoffpartie<br />
darüber, gleich unter der Wulst, total<br />
abgewetzt ist? Also kann er doch nicht<br />
nur ein aus praktischen Gründen aufgenähter<br />
Fleck gewesen sein, sondern vielleicht<br />
doch ein bewusstes Zierelement,<br />
das dem Schönheitsideal der damaligen<br />
Zeit entsprochen hat.<br />
maximal 5 Millimetern, die eine Spanne<br />
von der Taille entfernt auf den gereihten<br />
oder plissierten Rock aufgenäht werden.<br />
Bei ganz alten Trachten habe ich die Streifen<br />
auch aus Leinen oder dicker Seide<br />
gesehen. Warum dieser Fleck aufgenäht<br />
wird, dazu habe ich nie eine genaue Erklärung<br />
gefunden. Jedenfalls wird er im<br />
ganzen Wipptal und auch in Pfitsch sehr<br />
gerne getragen.“<br />
Der Bram im Pustertal<br />
Der Bram<br />
Was soll der Fleck am Hinterteil?<br />
Der Trachtenschneider Ernst Neunhäuserer<br />
(1912-2003) aus Olang hat das Buch<br />
über „Die Pustertaler Festtracht“ geschrieben,<br />
wo er auf Seite 48 „hilfreiche Ratschläge<br />
für das Aufnähen des Bram“ gibt:<br />
„Für den Bram eignet sich schwarzer<br />
Cloth, ‚Raso‘ (besonders geeignet) oder<br />
‚Tibet‘. Es werden 3 bis 4 Stoffstreifen, 9<br />
cm breit, 1,5 m lang, zugeschnitten und<br />
die sichtbaren Kanten hineingebügelt. Der<br />
unterste Streifen wird zuerst aufgeheftet,<br />
dann folgt der nächste, welcher den ersten<br />
1 cm breit deckt usw. Zuletzt wird der<br />
ganze Bram aufgenäht und sollte nun 17<br />
bis 23 cm hoch sein.“<br />
Wir wissen also sehr genau Bescheid<br />
über die schneidertechnischen Details des<br />
Bram, aber was der Fleck auf dem Rock-<br />
Hinterteil wirklich bedeutet, darüber wird<br />
wohl noch weiterhin gemutmaßt werden.<br />
Agnes Andergassen<br />
Eine Verbrämung<br />
Geht man auf den Ursprung des Wortes<br />
„Bram“ zurück, so stoßen wir auf den mittelhochdeutschen<br />
Ausdruck verbremen<br />
(verbrämen), was soviel wie verzieren, verschönern<br />
heißt. Meist traf das auf einen<br />
Saum oder einen Rand zu, mit Pelz, kostbaren<br />
Borten oder was auch immer. Auf<br />
jeden Fall sollte es ein Zierelement, ein besonderer<br />
Hingucker sein.<br />
Pustertaler Tracht mit schwarzem oder braunem Bram<br />
Der Bram im Wipptal<br />
Schauen wir uns den Bram der Wipptaler<br />
Frauentracht etwas genauer an. Dazu<br />
die Trachtenschneiderin Helga Trenkwalder<br />
aus Sterzing: „Es sind zwei mittelblaue<br />
Streifen aus dünnem Wollstoff, 10-12 cm<br />
breit mit einem Zwischenraum von 3 bis<br />
Blauer Bram der<br />
Wipptaler Tracht<br />
48<br />
<strong>KulturFenster</strong>
• Büchertisch •<br />
Auf den Spuren von Strauss, Bartók & Co. in Meran<br />
Gelungene Präsentation des Kulturführers „Meraner Notenspuren“ von<br />
Ferruccio Delle Cave im Ottmanngut zieht zahlreiche Musikliebhaber an<br />
Heimatpflege<br />
Thomas Kager (Programmleiter Edition Raetia), Hermann Schnitzer (Präsident der<br />
Meraner Musikwochen), Ferruccio Delle Cave (Autor), Georg Kirchlechner (Ansitz<br />
Ottmanngut), Andreas Cappello (Intendant der Meraner Musikwochen)<br />
Das Cover des Kulturführes<br />
Im Meraner Ottmanngut wurde vor kurzem<br />
die Neuerscheinung „Meraner Notenspuren.<br />
Musik und Gesellschaft in der<br />
Passerstadt“ (Edition Raetia) vorgestellt.<br />
Im stilvollen Ambiente der frisch renovierten<br />
Pension führte Hausherr Georg<br />
Kirchlechner ein Gespräch mit dem Autor<br />
Ferruccio Delle Cave über die Bedeutung<br />
der Musik für die Kurstadt und<br />
unter anderem auch über das Wirken<br />
Johann Grissemanns, der im Ottmanngut<br />
lebte und sich als Komponist und<br />
Leiter der Kurmusik sowie der Bürgerkapelle<br />
um die Musikpfl ege in Meran<br />
verdient gemacht hatte . Für ein musikalisches<br />
Erlebnis sorgte die Sopranistin<br />
Sabina von Walther, die Lieder<br />
von Richard Strauss zum Besten gab.<br />
Begleitet wurde sie von der Pianistin<br />
Susanne Satz auf dem historischen<br />
Flügel des Ottmannguts. Anwesend<br />
waren neben Bürgermeister Günther<br />
Januth auch Hermann Schnitzer und<br />
Andreas Cappello, Organisatoren der<br />
Meraner Musikwochen, und Helga von<br />
Aufschnaiter, Präsidentin des Südtiroler<br />
Künstlerbundes.<br />
In den „Meraner Notenspuren“ präsentiert<br />
Ferruccio Delle Cave die lange Tradition der<br />
Musik in Meran. Beginnend bei den mittelalterlichen<br />
Missalen von Schloss Tirol und<br />
dem Minnesang kann sich der Leser vorarbeiten<br />
bis zu den heutigen Musikinitiativen<br />
wie den Meraner Musikwochen oder<br />
den Gartennächten auf Schloss Trauttmansdorff.<br />
Ein umfangreiches Kapitel ist dabei<br />
den Musikschaffenden gewidmet, die sich<br />
in der Kurstadt aufgehalten haben – ob für<br />
Engagements oder zur Erholung. So waren<br />
etwa Clara Schumann, Cosima Wagner,<br />
Franz Liszt und Edvard Grieg ebenso<br />
in Meran wie Béla Bartók, Max Reger und<br />
Arnold Schönberg. 1922 beehrte Richard<br />
Strauss beim ersten Meraner Musikfest<br />
das Publikum mit einem Liederabend.<br />
Aus eben diesem Programm stammten<br />
die Lieder, die im Rahmen der Buchpräsentation<br />
zur Aufführung kamen.<br />
Die Gäste konnten sich also über eine<br />
insgesamt gelungene und stilvolle Abendveranstaltung<br />
im historischen Ambiente<br />
mit vielen Einblicken in die Geschichte<br />
Merans als Musikstadt freuen.<br />
Das Buch, erschienen bei Edition Raetia,<br />
ist zum Preis von 17,90 Euro im Buchhandel<br />
erhältlich.<br />
Lieder von<br />
Richard Strauss<br />
sang Sopranistin<br />
Sabina von<br />
Walther, begleitet<br />
von der Pianistin<br />
Susanne Satz auf<br />
dem historischen<br />
Flügel des<br />
Ottmannguts.<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 49
• Büchertisch •<br />
Oswald Stimpfl<br />
Südtirols schönste Almwirtschaften<br />
64 Tipps für familientaugliche Ausflüge in die Südtiroler Berge<br />
Mair in Plun<br />
Über blühende Bergwiesen wandern,<br />
gemütlich einkehren, bodenständige<br />
Gerichte verkosten und den Blick über<br />
die nahen Gipfel schweifen lassen: Das<br />
verspricht ein Ausflug zu einer der zahlreichen<br />
Südtiroler Almen. Oswald Stimpfl<br />
beschreibt in diesem Buch 64 Südtiroler<br />
Almwirtschaften, auf denen im Sommer<br />
Gäste bewirtet werden und nach alter<br />
Tradition Vieh gehütet wird. Egal, ob<br />
die Alm Ziel einer kurzen Wanderung<br />
ist oder Stützpunkt auf einer längeren<br />
Tour: Die Betriebe bestechen durch ihre<br />
schöne Lage, die Atmosphäre und das<br />
kulinarische Angebot und sind allemal<br />
einen Besuch wert!<br />
Alle Porträts der Almwirtschaften sind<br />
garniert mit Wandertipps, Wissenswertem<br />
zur Umgebung und nützlichen Infos zu<br />
Anfahrt, Angebot und Öffnungszeiten<br />
– das macht dieses Buch zum idealen<br />
Führer für Ihren Almsommer!<br />
Der Autor:<br />
Oswald Stimpfl, 1946 in Bozen geboren,<br />
durchstreift stets wissbegierig, offenen<br />
Auges und mit dem Gespür für das Besondere<br />
seine Heimat. Er schöpft aus<br />
einem beispiellosen Wissens- und Erfahrungsschatz<br />
und gilt als einer der profundesten<br />
Kenner seines Landes. Er verfasste<br />
zahlreiche Reiseführer; bei Folio<br />
u. a.: „Bozen kompakt“ (<strong>2014</strong>), „Südtirol<br />
für Kinder“ (2013), „Traube, Post und<br />
Goldner Adler. Dorfgasthäuser in Südtirol“<br />
(2011), „Landgasthöfe in Südtirol“<br />
(2010), „Blumenwanderungen in Südtirol“<br />
(2010), „Südtirol für Genießer“<br />
(2009), „Südtirol für Insider“ (2009),<br />
„Verliebt in Südtirol“ (2007) und gemeinsam<br />
mit Georg Oberrauch „Schneeschuhwandern<br />
in Südtirol“ (2012).<br />
Oswald Stimpfl<br />
Südtirols schönste Almwirtschaften<br />
Reihe „Reise und Wissen“, Franz. Broschur,<br />
144 S., 11,5 x 20 cm, zahlr. Farbabb.,<br />
12,90 Euro<br />
Kreuzwiesen<br />
Fojedîra<br />
Stolla<br />
50<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Heimatpflege<br />
Christine Zucchelli<br />
Wege in die Vergangenheit in Tirol<br />
Kulturwanderungen zwischen Arlberg und Großglockner<br />
Geschichte erwandern zwischen Arlberg<br />
und Großglockner – Unterwegs mit Wilderern<br />
und Wanderhändlern, Schmugglern<br />
und Schwabenkindern<br />
55 Vorschläge für leichte bis mittelschwere<br />
Wanderungen laden ein zu einem Streifzug<br />
durch die Kulturgeschichte Tirols. Auf alten,<br />
meist historischen Pfaden und Steigen<br />
folgt man den Spuren vorgeschichtlicher<br />
Jäger, Erzsucher und Siedler, römischer<br />
Legionen und mittelalterlicher Ritter, Fuhrwerker<br />
und Pilger. Man zieht mit Wanderhändlern<br />
und Schwabenkindern über die<br />
Jöcher, begleitet Schmuggler und Wilderer<br />
durch die Wälder, Hirten und Sennerinnen<br />
auf ihre Almen, Bergbauern auf<br />
hochgelegene Mähder, Holzflößer durch<br />
abenteuerliche Klammen und Knappen<br />
zu entlegenen Stollen. Auch Pionieren des<br />
Alpintourismus begegnet man auf diesen<br />
Wegen in die Vergangenheit, Künstlern<br />
wie Albin Egger Lienz oder Ludwig Ganghofer,<br />
die sich von der Tiroler Bergwelt inspirieren<br />
ließen und Soldaten, die an der<br />
Gebirgsfront des Ersten Weltkrieges ihr Leben<br />
verloren.<br />
Gelegentlich ist der Weg das Ziel, meistens<br />
aber führen die Wanderungen zu<br />
mehr oder weniger bekannten Zeugnissen<br />
der Tiroler Kulturgeschichte: zu vorchristlichen<br />
Kultplätzen und Siedlungen,<br />
zu geschichtsträchtigen Burgen, Ruinen<br />
und Wallfahrtskirchen, zu uralten Almen<br />
und Berghöfen oder zu sagenumwobenen<br />
Felsen und Gebirgsseen.<br />
Traditionelle Erzählungen, Auszüge aus<br />
Briefen, Reisebeschreibungen und Lebenserinnerungen<br />
runden das Bild ab.<br />
Sie künden von den oft harten und entbehrungsreichen<br />
Arbeits- und Lebens-<br />
welten vergangener Zeiten, von Wunderglaube<br />
und Dämonenfurcht und vom<br />
Zauber, den die Bergwelt auf ihre Besucher<br />
seit jeher ausübt.<br />
Der Führer ist reich bebildert mit aktuellen<br />
Farbfotos und historischen Aufnahmen und<br />
bietet auch Wegbeschreibungen, Kartenausschnitte<br />
und Tipps zu Museen und Ausstellungen,<br />
die auf die erwanderten Themen<br />
Bezug nehmen.<br />
Die Autorin:<br />
Christine Zucchelli, geb. 1962 in Hall in Tirol;<br />
studierte Europäische Ethnologie und<br />
Sprachwissenschaften in Innsbruck und<br />
Dublin und verbindet heute als freiberuf-<br />
liche Autorin kulturwissenschaftlicher<br />
Bücher ihre Freude am Wandern und<br />
Reisen mit der Leidenschaft für Erzähltraditionen,<br />
Literatur und Fotografie.<br />
Nach langen und ausgedehnten<br />
Auslandsaufenthalten lebt sie derzeit<br />
in Innsbruck.<br />
Christine Zucchelli<br />
Wege in die Vergangenheit in Tirol<br />
55 Kulturwanderungen zwischen Arlberg<br />
und Großglockner<br />
288 Seiten, 156 farb. und 16 sw. Abb.,<br />
55 Kartenausschnitte, 1 Übersichtskarte,<br />
14,5 x 21 cm, Klappenbroschur,<br />
Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien <strong>2014</strong>,<br />
24,95 Euro<br />
<strong>Nr</strong>. 04 | <strong>August</strong> <strong>2014</strong> 51
Impressum<br />
Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen, des Südtiroler Sängerbundes<br />
und des Heimapflegeverbandes Südtirol<br />
Eigentümer und Herausgeber:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen<br />
Ermächtigung Landesgericht Bozen<br />
<strong>Nr</strong>. 27/1948<br />
Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes<br />
verantwortlich:<br />
Dr. Alfons Gruber<br />
Als Pressereferenten für die Darstellung der<br />
entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:<br />
VSM: Stephan Niederegger,<br />
E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it<br />
SCV: Paul Bertagnolli,<br />
E-Mail: bertagnolli.paul@rolmail.net<br />
HPV: Sylvia Rottensteiner,<br />
E-Mail: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />
Unverlangt eingesandte Bilder und Texte<br />
werden nicht zurückerstattet.<br />
Redaktion und Verwaltung:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />
I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus<br />
Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347<br />
E-Mail: info@vsm.bz.it<br />
Einzahlungen sind zu richten an:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,<br />
Waltherhaus<br />
Raiffeisen-Landesbank, BZ<br />
IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771<br />
SWIFT-BIC: RZSBIT2B<br />
Jahresbezugspreis: Euro 20<br />
Gefördert von der Kulturabteilung<br />
der Südtiroler Landesregierung.<br />
Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />
Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,<br />
und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,<br />
<strong>August</strong>, Oktober und Dezember.<br />
Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen<br />
Vormonats.