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tassilo Ausgabe 4 - Das neue Magazin rund um Weilheim und die Seen

Die Themen in dieser Ausgabe: Die Eberfinger Drumlins, Sind Dorfläden noch zeitgemäß? Raisting und Obersöchering als Beispiel, Michael Schankweiler als Leiter der Arbeitsagentur auf der roten Couch, Atelierbesuch bei Leonhard Schlögel, Immobilienverkauf mit Leistungsgarantie, Röstfrische Kaffeespezialitäten aus Starnberg, der Freskenhof in Eglfing, Sonderveröffentlichung: die guten Seiten der Kliniken Schongau und Weilheim, 45 Sammelleidenschaft im Kupfermuseum Fischen, 900 Jahre Feldafing, die Hochzeitsmessen in der Region, Heimaträtsel: wer kennt den Turm?, Alle wichtigen Veranstaltungstermine der kommenden 2 Monate

Die Themen in dieser Ausgabe: Die Eberfinger Drumlins, Sind Dorfläden noch zeitgemäß? Raisting und Obersöchering als Beispiel, Michael Schankweiler als Leiter der Arbeitsagentur auf der roten Couch, Atelierbesuch bei Leonhard Schlögel, Immobilienverkauf mit Leistungsgarantie, Röstfrische Kaffeespezialitäten aus Starnberg, der Freskenhof in Eglfing, Sonderveröffentlichung: die guten Seiten der Kliniken Schongau und Weilheim, 45 Sammelleidenschaft im Kupfermuseum Fischen, 900 Jahre Feldafing, die Hochzeitsmessen in der Region, Heimaträtsel: wer kennt den Turm?, Alle wichtigen Veranstaltungstermine der kommenden 2 Monate

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Hans Reich startet mit seinen Schlittenh<strong>und</strong>en in <strong>die</strong> letzte Rennsaison<br />

Der Musher hört auf<br />

48 | <strong>tassilo</strong><br />

In den 25 Jahren, <strong>die</strong> Hans Reich im Schlittenh<strong>und</strong>erennsport mit seinen<br />

Siberian Huskys arbeitete, fuhr er auch internationale Erfolge ein.<br />

Peißenberg | Diesen Winter sind<br />

Margit <strong>und</strong> Hans Reich auf Abschiedstour.<br />

Bis März haben <strong>die</strong><br />

Architektin <strong>und</strong> der Gymnasiallehrer<br />

aus Peißenberg für nahezu jedes<br />

Wochenende noch einmal ein<br />

anderes Ziel ins Auge gefasst: Italien,<br />

Österreich, Polen, Tschechien,<br />

Deutschland. Wie in den vergangenen<br />

25 Jahren, heuer z<strong>um</strong> letzten<br />

Mal. Laut „Verband Deutscher<br />

Schlittenh<strong>und</strong>esport Vereine“ ist<br />

Hans Reich im Landkreis <strong>Weilheim</strong>-<br />

Schongau der letzte „Musher“.<br />

Jetzt hört der Schlittenh<strong>und</strong>eführer<br />

mit dem Rennsport auf.<br />

Er weiß, dass ihn „wehmütige<br />

Gedanken überallhin begleiten“<br />

werden. Doch <strong>die</strong>sen Winter will er<br />

„noch einmal so viel wie möglich<br />

mitnehmen, mit Freude <strong>und</strong> Empathie,<br />

nachdem ich so lange mit<br />

den H<strong>und</strong>en gearbeitet habe“: Geplante<br />

erste Station, genug Schnee<br />

vorausgesetzt: Südtirol. Im Langtauferer<br />

Tal ist am Wochenende vor<br />

Weihnachten das erste Schlittenh<strong>und</strong>erennen<br />

der Saison 2015/16.<br />

Und Reich öffnete wie so oft <strong>die</strong><br />

Boxen des riesigen Transportcontainers,<br />

der auf <strong>die</strong> Ladefläche<br />

seines Pick-Up-Trucks montiert ist.<br />

Die Siberian Huskys springen bereitwillig<br />

hinein, weil sie wissen:<br />

Es geht wieder los.<br />

Hans Reich stammt aus München.<br />

Am Dachauer Josef-Effner-Gymnasi<strong>um</strong><br />

unterrichtet er Sport, Sozialk<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> Ethik. Außerdem führt<br />

er seit vielen Jahren Schulklassen<br />

aus ganz Deutschland durch <strong>die</strong><br />

KZ-Gedenkstätte. Kommendes Jahr<br />

geht er in den Ruhestand. „Zwar<br />

hätte ich dann viel Zeit, aber von<br />

der Theorie her ist eher geplant,<br />

dass erst unsere Tiere eingegraben<br />

werden <strong>und</strong> dann wir — nicht <strong>um</strong>gekehrt“,<br />

sagt er. Seine Frau nickt<br />

bestätigend.<br />

Denn auch <strong>die</strong> H<strong>und</strong>e sind in <strong>die</strong><br />

Jahre gekommen. Zwischenzeitlich<br />

besaß das Ehepaar bis zu 22 Siberian<br />

Huskys aus eigener Zucht.<br />

Jetzt sind es noch ein Dutzend,<br />

darunter zwei Weibchen, <strong>die</strong> älteste<br />

ist vierzehneinhalb Jahre, <strong>die</strong><br />

kastrierten Rüden sind im Schnitt<br />

neun Jahre alt. „Ich will sie nicht<br />

mehr überfordern“, sagt Reich. An<br />

neun Weltmeisterschaften hat er<br />

teilgenommen, das letzte Mal im<br />

Februar 2015; das heißt: an drei<br />

Tagen drei R<strong>und</strong>en über jeweils 18<br />

Kilometer. Der Gedanke aufzuhören<br />

liegt für den 64-Jährigen nahe.<br />

Obwohl: Margit Reich hat inzwischen<br />

begonnen, ebenfalls Gespanne<br />

zu führen, wenngleich<br />

nicht in Wettkämpfen. Bei manchen<br />

Rennen fahren Musher heute<br />

mit älteren H<strong>und</strong>en außer Konkurrenz<br />

mit. Die Architektin fand<br />

große Freude daran. Eine späte<br />

Krönung der Loyalität gegenüber<br />

ihrem Mann: „Bis jetzt war ich für<br />

<strong>die</strong> Welpenaufzucht zuständig <strong>und</strong><br />

für <strong>die</strong> alten H<strong>und</strong>e, für <strong>die</strong> Zeit dazwischen<br />

war es mein Mann“, sagt<br />

sie. Er erwidert: „Ohne meine Frau<br />

wäre das alles nicht gegangen.“<br />

Nationalhymne bei<br />

Olympia für Peißenberg<br />

„<strong>Das</strong> alles“ waren auch sportliche<br />

Erfolge: 2001 wurde Hans Reich<br />

Dritter bei der Weltmeisterschaft.<br />

Gerade einmal fünf Jahre liegt der<br />

letzte große internationale Erfolg<br />

zurück, ein dritter Platz bei der<br />

Europameisterschaft. „Emotional<br />

nicht zu vergleichen“ seien <strong>die</strong>se<br />

Titel jedoch mit einem Rennen<br />

2006 in Italien: In Turin fuhren<br />

Musher aus aller Welt erstmals<br />

nach 1932 in Lake Placid wieder ein<br />

Demonstrationsrennen im Rahmen<br />

der Olympischen Winterspiele aus.<br />

Hans Reich gewann. Bei der Siegerehrung<br />

erklang für den Peißenberger<br />

<strong>die</strong> Nationalhymne.<br />

Bestrebungen, den Schlittenh<strong>und</strong>esport<br />

olympisch zu machen,<br />

gab es immer wieder. Doch Reich<br />

bedauert nicht, dass das bis jetzt<br />

misslang. Er wolle sich nicht vorstellen,<br />

welche Entwicklung sein<br />

Sport bei einer Kommerzialisierung<br />

nehmen würde, „was Andere<br />

mit ihren H<strong>und</strong>en anstellen, nur<br />

<strong>um</strong> 5 000 Euro zu gewinnen“. Er<br />

fährt Rennen aus Liebe zu seinen<br />

H<strong>und</strong>en. Er trainiert mit ihnen,<br />

weil Ausdauer <strong>und</strong> Bewegungsdrang<br />

den Huskys eigen sind. Als<br />

seine Knie noch mitmachten, legte<br />

Reich viermal <strong>die</strong> Woche das Geschirr<br />

an, band sich vier H<strong>und</strong>e <strong>um</strong><br />

den Bauch <strong>und</strong> rannte durch <strong>die</strong><br />

Landschaft. Ganz früher war er Marathonläufer,<br />

noch heute überquert<br />

er <strong>die</strong> Alpen mit dem Mountainbike<br />

bis z<strong>um</strong> Gardasee. „Mit den H<strong>und</strong>en<br />

war das Training ein Höchstgeschwindigkeitslauf.“<br />

<strong>Das</strong> ist vorbei.<br />

Im Schuppen vor dem Haus stehen<br />

mehrere Trainingswagen, der<br />

schwerste wiegt 100 Kilo. Wenn<br />

Reich acht oder zehn Huskys einspannt,<br />

<strong>um</strong> am Staffelsee oder<br />

entlang der Ammer zu trainieren,<br />

sitzt seine Frau meist mit auf dem<br />

Wagen. Die H<strong>und</strong>e ziehen dann<br />

fast 250 Kilogramm. So wurden<br />

jedes Jahr ab September Kondition<br />

<strong>und</strong> Muskeln der Tiere behutsam<br />

aufgebaut, damit sie sich in den<br />

Rennen möglichst nicht verletzen,<br />

denn: „Im Geschirr müssen <strong>die</strong><br />

H<strong>und</strong>e unglaubliche Spannungen<br />

aushalten, vor allem in Kurven.“<br />

Vom Leith<strong>und</strong> an der Spitze bis<br />

z<strong>um</strong> Ende des Schlittens misst ein<br />

Gespann bis zu zehn Meter. In engen<br />

Serpentinen wie jenen einer<br />

Forststraße in Langtaufers — <strong>die</strong>

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