Weekend Magazin Vorarlberg

DAS GESCHÄFT
MIT DER ZUKUNFT
FOTO: CORBIS
Geldmaschine. Obwohl wissenschaftlich
gesehen nichts dran ist, boomen Hellseher,
Propheten und Astrologen. Besonders dann, wenn
es den Menschen schlecht geht. Von Johannes Roth
Dass Schauspielerin Megan
Fox (u. a. Transformers, Mutant
Ninja Turtles) ein so beliebter
Gast in Talkshows ist,
liegt weniger an ihrer schauspielerischen
Leistung, sondern
daran, dass sie es den
Moderatoren auf der Suche nach Small-
Talk-Themen leicht macht: Fox gilt als leidenschaftliche
Hobby-Astrologin. Bei Ellen
DeGeneres erläutert sie deren Sternzeichen,
bei Conan O’Brian gleich sein ganzes
Horoskop inklusive seiner Persönlichkeit.
Wäre die 28-Jährige nicht als Hollywood-
Starlet mit Filmrollen gut versorgt, würde
sie auch als Astrologin ganz gut verdienen.
Die in Österreich und Deutschland Mitte
der 1980er bekannt gewordene astrologin
Elizabeth Teissier hat übrigens genau
diesen Karriereweg beschritten: Als Filmschauspielerin
war sie nur mäßig erfolgreich
gewesen; als Teissier dann aber begann,
Horoskope zu erstellen, wurde sie
zum Star.
Rauschzustände. Die Nachfrage nach profunder
Weissagung ist heute ebenso groß
wie sie das seit mehreren Tausend Jahren ist.
Das Geschäft boomt vor allem dann, wenn
es Menschen schlecht geht. Bei schwierigen
Entscheidungen oder unerklärlichen Situationen
scheint es oft nur einen Ausweg zu
geben: Den esoterischen Blick ins Ungewisse.
Schon die Dichter der klassischen Antike
berichten davon, wie sich mit der Sehnsucht
nach dem Blick in die Zukunft trefflich
Geld verdienen ließ: Sei es der blinde
Seher Nestor, der Agamemnon zum Raubzug
nach Troja riet oder die Pythia des
Orakels von Delphi, deren Rauschzustände
unverbindliche – weil doppeldeutige –
Prophezeiungen generierten, nach denen
Königreiche erobert werden konnten.
WEEKEND MAGAZIN | 43