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SCHWEINE<br />

WELT<br />

Das Magazin für die <strong>Schweine</strong>haltung<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> • Nr. 16


Liebe <strong>Schweine</strong>halter und <strong>Schweine</strong>züchter, liebe Kunden<br />

und Freunde der BAYERN-GENETIK GmbH,<br />

ein wirtschaftlich wiederum<br />

extrem schwieriges Jahr neigt<br />

sich für die <strong>Schweine</strong>produktion<br />

dem Ende zu. Der Strukturwandel<br />

hat wieder viele Betriebe zur Aufgabe<br />

gezwungen, der Wettbewerb<br />

wird härter, den auch wir<br />

sehr deutlich spüren.<br />

Ehrenamt und Geschäftsführung<br />

arbeiten derzeit mit Hochdruck an<br />

Lösungen, die den Bereich<br />

Schwein kostengünstiger und<br />

effizienter machen sollen, gleichzeitig<br />

wird insbesondere die weitere<br />

Verbesserung des Eberangebotes<br />

ein Topthema für 2016<br />

bleiben.<br />

In dieser Ausgabe der <strong>Schweine</strong>-<br />

<strong>Welt</strong> stellen wir Ihnen den Betrieb<br />

von Familie Kurz aus Unterneukirchen<br />

vor, die mit dem Eberangebot<br />

der BAYERN-GENETIK sehr<br />

gute Erfahrungen gemacht hat.<br />

Auf diesem Betrieb wird aktiv vorbildliche<br />

Öffentlichkeitsarbeit für<br />

die <strong>Schweine</strong>produktion gelebt.<br />

Im Oktober erhielten wir in Kammerlehen<br />

Besuch von den Leitern<br />

der bayerischen <strong>Schweine</strong>teams<br />

an den Ämtern für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Forsten.<br />

Dabei wurde auch das vor 3 Jahren<br />

neu errichtete Labor besichtigt.<br />

Im November luden EGZH und<br />

Bayern-Genetik wieder zum Kinimarkt<br />

nach Altheim ein. Die Versteigerung<br />

wurde umrahmt von<br />

unserer Eber-Revue und natürlich<br />

der spannenden Wahl des Bayern-Kini<br />

<strong>2015</strong>.<br />

Hochinterressant und ausführlich<br />

ist der Beitrag zum Thema betäubungslose<br />

Ferkelkastration und<br />

deren Alternativen. Tierarzt Martin<br />

Kreutzmann (Zoetis) hat uns<br />

diesen Überblick zur Verfügung<br />

gestellt. Alle Alternativen werden<br />

dargestellt, durchleuchtet und auf<br />

ihre Machbarkeit überprüft.<br />

Die Gründung eines Arbeitskreises<br />

Öko-<strong>Schweine</strong>haltung steht<br />

kurz bevor. Eine Zusammenfassung<br />

der beiden ersten Treffen<br />

finden Sie in diesem Heft.<br />

Aufbauend auf den Artikel zur<br />

Ödemkrankheit in der letzten<br />

Ausgabe der <strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> finden<br />

Sie dieses Mal einen Bericht<br />

über den Absetzferkeldurchfall.<br />

Frau Dr. Mittermeier setzt damit<br />

die Reihe der Fachartikel des TGD<br />

fort.<br />

Einen Blick auf die Arbeit der Leistungsprüfanstalten<br />

gewähren uns<br />

im Anschluss die beiden Leiter<br />

der LPA’s Grub und Schwarzenau<br />

in ihrem Beitrag.<br />

Im November wurde der Fachausschuss<br />

Schwein in Kammerlehen<br />

aktiv und hat sich zu einer<br />

kleinen Eberschau getroffen. Die<br />

Ankäufe der letzten Monate wurden<br />

gesichtet und beurteilt.<br />

Vor einem Jahr haben wir Ihnen<br />

den Betrieb Braun, Gigersreuth<br />

vorgestellt. Im Septemer <strong>2015</strong><br />

wurde Familie Braun mit dem<br />

Tierwohlpreis ausgezeichnet.<br />

Auf den letzten beiden Seiten finden<br />

Sie noch kurze Berichte aus<br />

unserer Organisation. Leider<br />

haben wir darin auch zwei kürzlich<br />

eingetretene Todesfälle zu<br />

beklagen.<br />

Wir wünschen Ihnen und Ihren<br />

Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest<br />

und im neuen Jahr viel<br />

Gesundheit, Glück und Erfolg.<br />

Ihr<br />

Dr. Thomas Grupp<br />

Geschäftsführer der Bayern-Genetik<br />

GmbH<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

Betriebsreportage Kurz, Untergrund 3<br />

Fachberater zu Besuch im Labor Kammerlehen 7<br />

Kinimarkt <strong>2015</strong> in Altheim 8<br />

Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration 10<br />

Öko-<strong>Schweine</strong>haltung 15<br />

Absetzferkeldurchfall, ein Verwandter der Ödemkrankheit 16<br />

Neue Merkmale in der Leistungsprüfung 18<br />

Fachausschuss zu Besuch 21<br />

Samentuben mit neuer Information 21<br />

Tierwohlpreis / Eigenbestandsbesamer-Lehrgang 22<br />

Ehrung verdienter Mitarbeiter / Aus den Gremien 23<br />

Todesfälle 24<br />

Titelbild: Eine Jungsauengruppe wurde von Stefan Ganslmeier auf dem Kinimarkt vorgeführt.<br />

2<br />

Herausgeber:<br />

BAYERN-GENETIK GmbH<br />

Riedweg 5 • 86673 Bergheim<br />

Tel. 08431 5857-0<br />

Gut Altenbach • 84036 Landshut<br />

Tel. 0871 95310-0<br />

www.bayern-genetik.de<br />

Verantwortlich für den Inhalt:<br />

Dr. Thomas Grupp<br />

Edwin Eifler<br />

Armin Prosteder<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong>


Vom Enstehen des Ferkels bis zum Mastschwein...<br />

...diesen Ablauf in der <strong>Schweine</strong>produktion<br />

können Kinder auf dem<br />

Erlebnisbauernhof von Günther und<br />

Sonja Kurz in Untergrund kennen<br />

lernen. Durch die eigenen vier Kinder<br />

sind immer wieder Kindergarten<br />

und Schule auf den Hof gekommen<br />

und so reifte der Entschluss, die<br />

hofeigene <strong>Schweine</strong>produktion<br />

besonders der jungen Generation<br />

näher zu bringen. Im Jahr 2013 hat<br />

Sonja die Qualifizierung zur Erlebnisbäuerin<br />

absolviert. Während der<br />

Qualifizierung hat sie sich für ihren<br />

<strong>Schweine</strong>betrieb ein passendes<br />

Konzept erarbeitet. Dafür wurde sie<br />

vor kurzem beim Wettbewerb<br />

„Bauer sein heißt...” mit einem Sonderpreis<br />

im Bereich Öffentlichkeitsarbeit<br />

belohnt.<br />

Die Hofstelle der Familie Kurz wurde<br />

um das Jahr 1600 erstmals urkundlich<br />

erwähnt und befindet sich seitdem<br />

im Familienbesitz. Im Jahr 1970<br />

haben Sonja’s Eltern den Hof übernommen.<br />

1975 erwarb der Vater auf<br />

einem Markt 10 Ferkel und einen<br />

Eber. Das war der Grundstock für<br />

den Einstieg in die <strong>Schweine</strong>produktion.<br />

Zu den bestehenden 25 Milchkühen<br />

mit Nachzucht wurde die<br />

<strong>Schweine</strong>haltung ausgebaut. 1976<br />

gab man zwar die Milchviehhaltung<br />

auf, Haupteinnahme war jedoch nach<br />

wie vor die Rinderhaltung. Vorrangig<br />

Fresseraufzucht und die darauffolgende<br />

Bullenmast. Zu diesem Zweck<br />

wurde 1980 ein Bullenmaststall<br />

Günther und Sonja Kurz mit ihren Kindern (v. li.) Lena, Elisabeth, Eva und<br />

Hansi. Links neben Hansi steht Oma Lisal Heindl.<br />

gebaut. In diesem Gebäude befindet<br />

sich jetzt die <strong>Schweine</strong>-Vormast. Der<br />

nächste Schritt 1986 ging schon zu<br />

Gunsten der <strong>Schweine</strong>haltung. Ein<br />

bestehendes Gebäude wurde nach<br />

allen Seiten vergrößert und bot<br />

somit Platz für 30 weitere Abferkelbuchten<br />

sowie etwa 100 Zuchtsauen<br />

und Ferkelaufzucht. Damals wurden<br />

die 30 kg Ferkel über den Ferkelring<br />

vermarktet. Speziell an örtliche Metzger<br />

hat man nebenbei schon kleine<br />

Mastpartien geliefert. Dies war der<br />

Anstoß für die Errichtung eines größeren<br />

Maststalles im Jahr 2002. Da<br />

dieser Maststall auf den Außenwänden<br />

der bestehenden Fahrsilos<br />

gebaut wurde, war es zugleich das<br />

Ende der Bullenmast. Vorausgegangen<br />

war die Entscheidung von Günther<br />

und Sonja den Betrieb später<br />

weiterzuführen und sich immer mehr<br />

in der elterlichen Landwirtschaft einzubringen.<br />

Sonja hat den Beruf der<br />

Bürokauffrau erlernt. Günther war<br />

Bankkaufmann und wollte lieber eine<br />

praktische Tätigkeit ausüben. Die<br />

Ausbildung zum Landwirt hätte ihn<br />

interessiert, aber auch der Schreinerberuf.<br />

Er hat sich dann auf Anraten<br />

Die Hofstelle in ihrer aktuellen Form. Die Hofstelle im Jahr 1970.<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 3


Blick in einen der Abferkelställe. Hinter den Volumendosierern<br />

ist die Nasenbelüftung (oranges Rohr).<br />

seines Schwiegervaters für die<br />

Schreinerlehre entschieden. Das<br />

Rüstzeug zum Landwirt wollte ihm<br />

Sonja’s Vater Hans Heindl bei der<br />

praktischen Arbeit vermitteln. Durch<br />

den plötzlichen Tod des damaligen<br />

Betriebsleiters im Jahr 2003 haben<br />

Sonja und Günther ihre Anstellungen<br />

aufgegeben und den elterlichen Hof<br />

übernommen. Zuvor haben beide in<br />

Abendkursen tieferen Einblick in die<br />

Abläufe eines landwirtschaftlichen<br />

Betriebs erhalten. Zusammen mit<br />

Sonja’s Mutter Lisal Heindl, die sich<br />

vor allem um den Abferkelstall kümmert,<br />

bewirtschaften sie seitdem<br />

gemeinsam den Hof.<br />

Zwei Jahre später ist aus dem Bullenmaststall<br />

ein Ferkelaufzucht- und Vormaststall<br />

entstanden. In den darauffolgenden<br />

Jahren wurde der Betrieb<br />

auf Gruppenhaltung der tragenden<br />

Das Deckzentrum. Die Sauen sind Besucher gewohnt<br />

und bleiben ganz ruhig.<br />

Sauen umgestellt. Als Haltungsform<br />

haben sich die Betriebsleiter für<br />

Selbstfangbuchten entschieden, da<br />

so jedes Schwein eine ungestörte<br />

Fress- und Rückzugsmöglichkeit hat.<br />

Aus Platzgründen mussten im Deckzentrum<br />

und Jungsauenbereich<br />

Korbbuchten eingebaut werden. Insgesamt<br />

befinden sich jetzt etwa 125<br />

Zuchtsauen im geschlossenen System<br />

auf dem Betrieb.<br />

Bei den Fütterungskomponenten setzen<br />

die Betriebsleiter auf selbst<br />

erzeugte Produkte und geringen<br />

regionalen Zukauf. Aus Überzeugung<br />

wird gentechnikfrei gefüttert und<br />

auch entsprechend vermarktet. Die<br />

Feldwirtschaft auf den 85 Hektar<br />

erfolgt in fünfgliedriger Fruchtfolge:<br />

Wintergerste, Winterweizen, Winterraps,<br />

Soja und Mais. Die Tierfütterung<br />

erfolgt stallspezifisch über Volumendosierer<br />

und Breiautomaten. Da<br />

Günther eine gute Kondition der<br />

Sauen sehr wichtig ist, bekommen<br />

konditionsschwächere Tiere während<br />

der Fütterung eine Extraportion<br />

per Hand vorgelegt. Da die Mastschweine<br />

ausschließlich an regionale<br />

Metzgereien vermarktet werden, ist<br />

der Anteil von Gerste in der Relation<br />

ziemlich hoch. Auf Mais in Vor- und<br />

Endmast wird vollkommen verzichtet.<br />

Totzdem erreicht der Betrieb<br />

durchschnittliche Masttagszunahmen<br />

von etwa 840 Gramm.<br />

Pro Gruppe werden maximal 18<br />

Sauen gehalten. Diese sind im Dreiwochen-Rythmus<br />

organisiert. Es sind<br />

feste Gruppen, in welche die Jungsauen<br />

je nach Bedarf integriert werden.<br />

Die Eingliederung erfolgt laut<br />

Familie Kurz ohne nennenswerte Probleme.<br />

Die Jungsauen stammen aus<br />

Im Flatdeck tummeln sich gesunde, gut genährte,<br />

und frisch wirkende Ferkel.<br />

4<br />

In der Vormast zeigen die Tiere schon ihr Potenzial.<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong>


Jungsauengruppe im Abteil mit Korbbuchten.<br />

Wartestall mit Selbstfanggittern.<br />

eigener Nachzucht und sind sowohl<br />

DL-Reinzucht- als auch DLxDE Kreuzungstiere.<br />

Die Zuchtsauen erhalten<br />

seit mehr als acht Jahren keinerlei<br />

Schutzimpfungen. Lediglich die Ferkel<br />

werden beim Absetzen gegen<br />

Mykoplasmen und Circovirus<br />

geimpft. Der Betrieb setzt nur auf<br />

natürliche Ammen. Auf jegliche<br />

Milchzufütterung wird verzichtet.<br />

Zudem wird den Ferkeln schon relativ<br />

früh Festfutter in Schalen angeboten.<br />

Eberauswahlkriterien des Betriebs<br />

aus den geprüften Tieren der Bayern-Genetik<br />

sind vor allem gute<br />

Schlachtkörperlänge und hoher<br />

Magerfleischanteil. Top-Genetik bzw.<br />

Produktionswerteber kommen auch<br />

zum Einsatz.<br />

Für die Rausche-Stimulierung der<br />

Sauen ist Sucheber „Wasti” zuständig.<br />

Die Trächtigkeitskontrolle der<br />

Sauen übernimmt Bayern-Genetik<br />

Mitarbeiter Josef Schrädobler mittels<br />

Scannergerät.<br />

Ringberater Anton Loidl betreut die<br />

Ferkelerzeugung und sein Kollege<br />

Hans Steinberger den Mastbereich<br />

auf dem Betrieb.<br />

Alle Tiere werden über einen regionalen<br />

Schlachtbetrieb, der Metzgereien<br />

beliefert, vermarktet. Die gentechnikfreie<br />

Fütterung wird dabei<br />

finanziell honoriert. Die Tierhaltung<br />

auf dem Betrieb der Familie Kurz<br />

kann man auf einen gemeinsamen<br />

Nenner bringen: „Geht’s den Tieren<br />

gut, geht’s auch uns gut!”. Obwohl<br />

der Betrieb konventionell geführt<br />

wird, fließt die Regionalität in alle<br />

Entscheidungen mit ein. Angefangen<br />

vom Futterbezug bis zur Schlachtstelle.<br />

Viel Engagement bringt Sonja beim<br />

Projekt „Die Landkinder” ein. Dabei<br />

kommen drei Gruppen mit je maximal<br />

zehn Kinder im Verlauf eines<br />

Jahres zehnmal auf den Bauernhof.<br />

Ziel dieses Projektes ist es, den Kindern<br />

die Landwirtschaft im Jahreskreis<br />

nahe zu bringen. Es werden die<br />

Entwicklungsstadien von Feldfrüchten<br />

begutachtet, geerntet, verkocht<br />

und verköstigt. Im Winter wird ein<br />

Baum gefällt und daraus Brennholz<br />

gemacht. Natürlich mit anschließendem<br />

Lagerfeuer einschließlich<br />

Würstchen und Stockbrot. Der<br />

Lebenslauf eines <strong>Schweine</strong>s von der<br />

Geburt bis zur Schlachtreife wird<br />

selbstverständlich auch verfolgt.<br />

Dabei ist das „Hausschwein” Ferdinand<br />

in Form einer Handpuppe sehr<br />

hilfreich. Zusätzlich zu diesem Projekt<br />

kommen mehrmals im Jahr Kin-<br />

Ausgeprägt Körperpartien sind im Maststall zu sehen.<br />

Hilfreiche Güllefliegen haben sich selbst angesiedelt.<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 5


Der Besucher- und Vortragsraum...<br />

... mit Blick in den darunter gelegenen Mastbereich.<br />

dergartenkinder und andere Kindergruppen<br />

auf den Hof. Schulklassen<br />

(vorrangig dritte und vierte Klasse)<br />

erhalten innerhalb des „Lernort Bauernhof”<br />

Einblick in die betrieblichen<br />

Abläufe auf einem landwirtschaftlichen<br />

Betrieb mit <strong>Schweine</strong>haltung.<br />

Sonja, die gerne mit Kindern arbeitet,<br />

ist es wichtig, den Verbrauchern von<br />

morgen die Entstehung von Nahrungsmitteln<br />

zu zeigen. Dabei zeigt<br />

Sie in ihrem Programm „Wie und wo<br />

wächst mein Schnitzel” die Herkunft<br />

unserer Lebensmittel. Am Ende<br />

kommt immer die Frage nach dem<br />

wichtigsten Beruf auf unserer <strong>Welt</strong>.<br />

Sonja will damit den Kindern zeigen,<br />

dass der regionale Landwirt nachhaltig<br />

gesunde Lebensmittel erzeugt,<br />

und sich damit mit seinem Namen<br />

verbürgt. Ohne Landwirte hätten wir<br />

kaum Lebensmittel. In Zusammenarbeit<br />

mit dem örtlichen Amt für Landwirtschaft<br />

wurde ein Schnuppertag<br />

für Schullehrer angeboten. Die beste<br />

Werbung für das Projekt „Lernort<br />

Bauernhof” ist nach der Erfahrung<br />

von Sonja Kurz die Mundpropaganda<br />

von Lehrkräften, die den Bauernhof<br />

bereits mit ihren Schulklassen<br />

besucht haben.<br />

Günther und Sonja sind beide im<br />

dörflichen Leben sehr engagiert. Sie<br />

haben verschiedene Ehrenämter und<br />

bringen sich ins öffentliche bzw. bäuerliche<br />

Leben ein.<br />

Kurzurlaube der Familie sind möglich,<br />

es wird aber möglichst nur<br />

soweit weg gefahren, dass man<br />

innerhalb eines halben Autotages<br />

wieder am Betrieb sein kann. Im Winter<br />

wird gerne in die nahegelegenen<br />

Alpen zum Skilaufen gefahren.<br />

Die Betriebsleiter würden sich natürlich<br />

für die Zukunft wünschen, dass<br />

der Hof weiterbewirtschaftet wird.<br />

Allerdings wollen sie aufgrund der<br />

momentanen Diskussion über neue<br />

Tierhaltungsverordnungen keines<br />

ihrer Kinder dazu drängen. Hans, der<br />

Älteste, macht zur Zeit eine Ausbildung<br />

zum Elektriker und hat vor, im<br />

Anschluss eine Landwirtschaftslehre<br />

zu machen. Aufgrund der derzeitigen<br />

Erlössituationen würden sich<br />

Investitionen zur Umsetzung staatlicher<br />

Vorgaben nicht rechnen.<br />

Armin Prosteder und Edwin Eifler,<br />

beide Bayern-Genetik<br />

Das Hoftaxi dient eigentlich dem <strong>Schweine</strong>transport.<br />

Für kleine Besucher ist es aber ein besonderer Spaß.<br />

Die hofeigenen Streicheltiere.<br />

6<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong>


Fachberater zu Besuch im Labor Kammerlehen<br />

Armin Prosteder erklärt den Ablauf<br />

in der Verpackungsabteilung.<br />

Am Mittwoch, den 7. Oktober trafen<br />

sich die Leiter der bayerischen<br />

<strong>Schweine</strong>teams an der Eberstation<br />

in Kammerlehen. Die Fachberater<br />

der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Forsten kamen zusammen<br />

mit Ministerialrat Dr. G. Beck,<br />

den beiden Zuchtleitern G. Dahinten<br />

und Dr. R. Eisenreich, dem<br />

Geschäftsführer der EGZH M. König<br />

sowie Dr. J. Bergermeier vom LKV<br />

Bayern.<br />

Die Gäste durften mit Schutzkleidung<br />

versehen das Labor in Kammerlehen<br />

besichtigen. Begrüßt wurden sie im<br />

Namen der Bayern-Genetik von<br />

Außendienstmitarbeiter Armin Prosteder.<br />

Der komplette Ablauf von der<br />

Ankunft des Ejakulats mittels Rohrpost,<br />

über die Verarbeitung bis hin<br />

zur Verpackung wurde von Labormitarbeiterin<br />

Antonie Glas erklärt und<br />

praktisch vorgeführt. Für die Gäste<br />

wurde außerhalb der üblichen Laborzeit<br />

jeder einzelne Arbeitsschritt bei<br />

der Produktion der Samentuben dargestellt.<br />

Bereitwillig ging Frau Glas<br />

auf die vielen Fragen der Besucher<br />

ein. Diese waren beeindruckt von<br />

dem hohen Niveau der gezeigten<br />

Arbeit und vor allem der automatischen,<br />

computergesteuerten Dokumentation<br />

aller Abläufe. Aufgrund<br />

dieser Aufzeichnungen ist es möglich,<br />

nachträglich die Qualität jedes<br />

verarbeiteten Ejakulats zu belegen<br />

sowie die exakte Zuordnung, von<br />

welchem Tier es stammt. Die Bayern-Genetik<br />

produziert nur Sperma,<br />

das den hohen Anforderungen des<br />

ZDS-Standard genügt. Um dieses<br />

Label zu erhalten, findet eine ständige<br />

Überprüfung durch das Institut für<br />

Fortpflanzung landwirtschaftlicher<br />

Nutztiere in Schönow bei Berlin statt.<br />

Nur wenn alle Prüfungen erfolgreich<br />

bestanden sind, erhält man das Qualitätssiegel<br />

des ZDS (Zentralverband<br />

deutscher <strong>Schweine</strong>produzenten).<br />

Die Bayern-Genetik legt größten<br />

Wert auf ihren Hygienestandard. Die<br />

strikte Trennung von Stallpersonal,<br />

Laborpersonal und Auslieferung wird<br />

durch technische und bauliche Einrichtungen<br />

gewährleistet. Die Rohrpostanlage<br />

ist die einzige Verbindung<br />

von den einzelnen Stallungen mit<br />

dem Labor. Über einen speziellen<br />

Aufzug werden die Samenpakete<br />

von Labor/Verpackung zum Versand/Auslieferung<br />

gebracht. Selbstverständlich<br />

ist jedes Ejakulat von<br />

der Samenabnahme bis zur Auslieferung<br />

einem strikten Temperaturmanagement<br />

unterworfen. Dies ist eine<br />

der Grundvoraussetzungen, dass<br />

von uns ausgeliefertes Sperma bei<br />

sachgemäßer Lagerung mindestens<br />

vier Tage nach der Auslieferung noch<br />

eine sehr hohe Befruchtungsfähigkeit<br />

besitzt.<br />

Nach einem gemeinsamen Mittagessen,<br />

fuhren die Besucher nach Altenbach<br />

um dort ihre Dienstbestprechung<br />

in den Räumen der<br />

Bayern-Genetik GmbH abzuhalten.<br />

Folgende Themen wurden besprochen:<br />

- Die Logistikumstellung und somit<br />

die Möglichkeit für den Kunden<br />

Zugriff auf jeden Eber, egal an welchem<br />

Standort dieser steht, zu haben<br />

wurde von Armin Prosteder aufgezeigt.<br />

- Einen Überblick auf die Wirtschaftlichkeit<br />

hochfruchtbarer Sauengenetik<br />

gab Fachberater F. Steinacker.<br />

- Stand der genomischen Selektion<br />

und die Vorstellung der neuen EGZH-<br />

Eber-Labels wurden von Dr. R. Eisenreich<br />

dargestellt.<br />

- Die einzelnen Fachberater gaben<br />

Kurzberichte aus ihren Regionen ab.<br />

- Aktuelles aus der EGZH wurde von<br />

M. König mitgeteilt.<br />

- Neues vom LKV Bayern hatte Dr. J.<br />

Bergermeier zu berichten.<br />

A. Prosteder und E. Eifler, Bayern-<br />

Genetik<br />

Antonie Glas beantwortete viele Fragen.<br />

Die Besucher im Verpackungsraum.<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 7


Kinimarkt <strong>2015</strong> in Altheim<br />

Zum zweiten Mal fand der Kinimarkt<br />

an der Viehvermarktungshalle in Altheim<br />

erst im November statt. Und<br />

auch im Jahr <strong>2015</strong> haben die zahlreichen<br />

Besucher gezeigt, dass diese<br />

jahreszeitliche Umstellung vom Frühjahr<br />

in den Herbst richtig war.<br />

Am Donnerstag, den 19. November<br />

begann der Kinimarkt um 18.00 Uhr<br />

mit der Bewertung der Versteigerungstiere.<br />

Fünf Pietrain-Eber und 10<br />

trächtige Sauen der Deutschen<br />

Landsrasse wurden von der Bewertungskommission<br />

beurteilt. Die Kommission<br />

setzte sich zusammen aus<br />

Thomas Rossmanith (Vorsitzender<br />

des <strong>Schweine</strong>zuchtverbands), Dr.<br />

Wolfgang Ullrich (Leiter des Veterinäramts<br />

Landshut), Dr. Rudolf Eisenreich<br />

(Zuchtleiter Vaterrassen) und<br />

Alois Lagleder (Vorsitzender des<br />

Fachausschuß Schwein). Nachdem<br />

die Tiere gereiht waren ging man ab<br />

etwa 19.00 Uhr zum Stallgassenfest<br />

über. Gleichzeitig startete auch die<br />

<strong>Schweine</strong>fachausstellung „Altheimer<br />

Messe”. Ein Höhepunkt des Abends<br />

war die Ernennung von Rupert<br />

Schlauderer, Unterwendling zum<br />

Ehrenvorsitzenden des Verbands nie-<br />

Rupert Schlauderer (li) wurde von<br />

Thomas Rossmanith zum Ehrenvorsitzenden<br />

ernannt.<br />

derbayerischer <strong>Schweine</strong>züchter.<br />

Für seine jahrelange engagierte<br />

Tätigkeit als Vorsitzender erhielt er<br />

die Auszeichnung aus den Händen<br />

seines Nachfolgers. Anschließend<br />

bedankte sich Rossmanith in diesem<br />

Rahmen bei Dr. Wolfgang Ullrich für<br />

die gute Zusammenarbeit. Seit Jahren<br />

betreut Dr. Ullrich die Märkte in<br />

veterinärmedizinischen Angelegenheiten<br />

und überwacht die Einhaltung<br />

aller gesetzlichen Vorgaben. Im Laufe<br />

des Jahres 2016 geht Dr. Ullrich in<br />

den Ruhestand, wofür ihm vorab alle<br />

guten Wünsche mitgegeben wurden.<br />

Am Freitag, 20. November begann<br />

die <strong>Schweine</strong>fachausstellung um<br />

8.00 Uhr und erfreute sich bereits am<br />

frühen Vormittag eines regen<br />

Besuchs. In der angenehm temperierten<br />

Ausstellungshalle fanden<br />

zahlreiche Fachgespräche statt. Für<br />

das leibliche Wohl gab es ein kostenloses<br />

Weißwurstfrühstück.<br />

Um 11.00 Uhr eröffnete Thomas<br />

Rossmanith den Kinimarkt im Versteigerungsring.<br />

Nach der Begrüßung<br />

der Gäste übergab er das<br />

Mikrofon an Manfred Wieser (Vorsitzender<br />

der EGZH). Dieser ging kurz<br />

auf die derzeitige katastrophale<br />

Situation am <strong>Schweine</strong>markt ein.<br />

Trotzdem blickt die Zucht nach<br />

vorne. Um den Zuchtfortschritt zu<br />

steigern und im internationalen Wettbewerb<br />

bestehen zu können, steigt<br />

Bayern 2016 in die genomische<br />

Selektion ein. Die Umstellung ist mit<br />

erheblichen Kosten verbunden.<br />

Diese werden auf die Schultern von<br />

EGZH, Besamungsstationen und<br />

staatliche Stellen verteilt. Letzendlich<br />

kommen diese Investitionen wieder<br />

der bayerischen <strong>Schweine</strong>zucht zu<br />

Gute.<br />

Sofort nach den Grußworten stellte<br />

Dr. Eisenreich die drei neuen Eberlabels<br />

der EGZH vor: Piétralon<br />

(geruchsarme Eber), Turbo (Wachstumseber)<br />

und Goliath (Fleischeber).<br />

Erstmals weltweit konnten an diesem<br />

Tag Eber, welche aufgrund dieser<br />

Label eingeteilt wurden ersteigert<br />

werden. Die Verkaufs-Eber stellte er<br />

anschließend vor. Als bestes Tier auf<br />

dem Markt wurde ein Wadolf-Sohn<br />

von Züchter Günter Baumgartner,<br />

Hinterhainberg als erster aufgetrieben.<br />

Weitere Eber stammten aus<br />

den Betrieben von Georg Kügel,<br />

Gaden und Wolfgang Schwarz, Salching.<br />

Danach besprach Mutterrassenzuchtleiter<br />

Günther Dahinten die<br />

zu versteigernden Sauen. Diese wurden<br />

angeführt mit Katalognummer<br />

18 von Josef Stigler, Schierling<br />

gefolgt von Nr. 22a von Martin<br />

Ammer, Gunting. Zuchtbetrieb<br />

Ganslmeier Stefan stellte am Ende<br />

zwei deckfähige Jungsauen stellvertretend<br />

für die EGZH-Genetik vor.<br />

In bewährter Manier wurden danach<br />

die präsentierten Verkaufstiere vom<br />

routinierten Versteigerer Josef Bogner<br />

an den jeweils meistbietenden<br />

abgegeben. Die Besucherränge<br />

waren während der Vorführung und<br />

Versteigerung sehr gut gefüllt.<br />

Nach der Mittagspause hatte jeder,<br />

Die Teilnehmer der Bayern-Kini-Wahl (v. re.): Johann Kern, Markus Fina,<br />

Wolfgang Schwarz, Günter Baumgartner, Johannes Ertl, Hermann<br />

Gumpp, Georg Kügel und Moderator Thomas Rossmanith.<br />

8 <strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong>


Moperle 63642 aus dem Zuchtbetrieb Johann Kern, Mitterbuch wurde<br />

zum Bayern-Kini <strong>2015</strong> gewählt.<br />

der ein Tier ersteigert hatte, die<br />

Chance, einen der drei Gutscheine<br />

im Wert von EUR 600,- für einen Eber<br />

und zweimal EUR 300,- für Sauen zu<br />

gewinnen. Manfred Wieser gewann<br />

den Gutschein für den Eber, spendete<br />

den Betrag aber umgehend für<br />

einen sozialen Zweck.<br />

Nach der Verlosung begrüßte Josef<br />

Häfel (stellvertretender Vostandsvorsitzender<br />

der Bayern-Genetik) die<br />

Gäste im Namen der Besamungsstation<br />

zur Eber-Revue. Er betonte in<br />

seinem Grußwort, dass die Bayern-<br />

Genetik keinen Kompromiss in<br />

Menge und Qualität der ausgelieferten<br />

Spermaportionen eingeht. Es<br />

wird strikt nach den Vorgaben des<br />

ZDS-Standards produziert, um den<br />

Kunden jederzeit einwandfreie Spermatuben<br />

mit mehr als ausreichend<br />

befruchtungsfähigen Spermien pro<br />

Tube zu liefern.<br />

Gleich darauf begann Zuchtleiter<br />

Dahinten die Vorstellung der Besamungseber<br />

mit der Erklärung des<br />

Abstammungsgitters von Mutterrassen-Ebern.<br />

Er erklärte was hinter den<br />

Zahlen und Begriffen steckt. Drei DE<br />

und vier DL Eber wurden auf der<br />

Videoleinwand gezeigt und jeweils<br />

vom Zuchtleiter besprochen. Danach<br />

wechselte das Mikrofon zum Vaterrassenzuchtleiter<br />

Dr. Eisenreich. Dieser<br />

stellte den Besuchern neun Pietrain-Eber<br />

vor.<br />

Der nächste und wohl spannendste<br />

Programmpunkt folgte darauf: die<br />

Bayern-Kini-Wahl. Thomas Rossmanith<br />

bat die sechs Mitglieder der<br />

Richtkommission der Reihe nach in<br />

den Ring und bat jeden um eine<br />

kurze persönliche Vorstellung.<br />

Zusätzlich sollten Sie darstellen, wie<br />

aus Sicht ihrer Organisation ein Eber<br />

sein sollte. Die sieben Eber wurden<br />

dann in einem kompletten Durchlauf<br />

auf der Leinwand gezeigt. Im<br />

Anschluß daran ging es zur Wahl.<br />

Jeder Eber wurde noch einmal einzeln<br />

gezeigt und von den Mitgliedern<br />

der Richtkommission jeweils eine<br />

Bewertungsnote für die Bereiche<br />

Bemuskelung, Fundament und Rahmen<br />

abgefragt. Den Richtern war<br />

von den sieben Kandidaten nur das<br />

Geburtsdatum und das Alter am<br />

Videodrehtag bekannt. Die Kommission<br />

setzte sich aus folgenden Personen<br />

zusammen: Dr. Rudolf Eisenreich<br />

(Staatliche Stellen), Peter Lichtenegger<br />

(Vermarktung/Südferkel),<br />

Thomas Schindlbeck (Mäster), Josef<br />

Häfel (Besamung), Willi Wittmann<br />

(Vermarktung/EG Südostbayern),<br />

Michael Wittmann (Ferkelerzeuger).<br />

Während das Wahlergebnis berechnet<br />

wurde, bedankte sich Rossmanith<br />

mit einer Flasche Wein bei den<br />

Richtern und bat alle sieben Eberzüchter<br />

in den Vorführring. Das<br />

Ergebnis war wieder sehr knapp. Die<br />

Eber erhielten zwischen 148 und 156<br />

Punkte. Die Plätze fünf bis sieben teilten<br />

sich Johannes Ertl (Maestruk-<br />

Sohn MAFEST 63640), Hermann<br />

Gumpp (Maestruk-Sohn MAXI<br />

63769) und Georg Kügel (Mukan-<br />

Sohn MUKRAN 63788). Platz vier<br />

erreichte Günter Baumgartner<br />

(Mosch-Sohn MOSEIDE 63760). Den<br />

dritten Rang konnte Wolfgang<br />

Schwarz (Markus-Sohn MASUT<br />

63780) erreichen. Zweiter wurde<br />

Markus Fina jun. (Wadjem-Sohn<br />

WADJUX 63767). Den Titel Bayern-<br />

Kini <strong>2015</strong> konnte sich Johann Kern<br />

mit seinem Mopane-Sohn MOPERLE<br />

63642 sichern. Der Eber Mopane war<br />

übrigens im Jahr 2013 der Zweitplatzierte<br />

bei der damaligen Bayern-Kini-<br />

Wahl.<br />

Im Anschluß an diesen Programmpunkt<br />

fand wie jedes Jahr die Verlosung<br />

von Sachpreisen statt. Diese<br />

wurden von EGZH-Außendienstmitarbeiter<br />

Michael Holzner and die<br />

Gewinner überreicht. Die Gewinne<br />

waren alles Spenden von den Ausstellern<br />

der Altheimer Messe. Die<br />

Aussteller deckten alle Bereiche der<br />

<strong>Schweine</strong>produktion ab von Agrartechnik<br />

über Stallbau, Getreidelagerung,<br />

Ringberatung, Versicherung,<br />

Tierarzneimittel, Futtermittel, Stalldesinfektion,<br />

Energietechnik, Vermarktung<br />

bis hin zu Zubehörartikel<br />

aller Art.<br />

Armin Prosteder und Edwin Eifler,<br />

Bayern-Genetik<br />

Paula Wimmer mußte als Vorjahressiegerin<br />

die Bayern-Kini-Torte<br />

anschneiden. Bezahlen durfte sie<br />

dann Johann Kern.<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 9


Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration<br />

Ausstieg aus der betäubungslosen<br />

Ferkelkastration – welche Alternativen<br />

bleiben uns?<br />

Nachdem der Gesetzgeber schon vor<br />

längerer Zeit einen Ausstieg aus der<br />

betäubungslosen Ferkelkastration<br />

zum 01.01.2019 beschlossen hat, ist<br />

das Thema durch die Bekanntgabe<br />

führender Lebensmitteleinzelhändler<br />

ab dem 01.01.2017 kein Fleisch von<br />

betäubungslos kastrierten Tieren<br />

bzw. von überhaupt kastrierten Tieren<br />

mehr anbieten zu wollen, aktuell<br />

wieder stark in den Fokus gerückt.<br />

Somit wendet sich der Blick auf die<br />

zur Verfügung stehenden Alternativen,<br />

die in diesem Artikel beleuchtet<br />

werden sollen.<br />

Ebergeruch – das Problem<br />

Der Grund für die seit Jahrhunderten<br />

bestehende Praxis männliche Ferkel<br />

zu kastrieren liegt in dem unangenehmen<br />

Geruch, welcher einem<br />

bestimmten Anteil des Eberfleischs<br />

anhaftet. Verantwortlich für diesen<br />

Geruch sind in der Hauptsache zwei<br />

Komponenten: das Androstenon, ein<br />

männliches Pheromon und Skatol,<br />

ein Endprodukt des Eiweißstoffwechsels<br />

im Darm. Daneben gibt es<br />

noch zahlreiche andere Komponenten,<br />

die weit weniger bedeutsam<br />

sind (z. B. Indol). Androstenon ist ein<br />

Metabolit des Sexualhormons Testosteron<br />

und wird im Hoden männlicher<br />

Tiere gebildet (siehe Abbildung<br />

1, Infobox Ebergeruch). Obwohl es<br />

bereits im Ferkelalter vorkommt,<br />

wird es erst ab der Pubertät in<br />

hohem Ausmaß produziert. Androstenon<br />

wird von empfindlichen Personen<br />

als schweiß- bis urinartiger<br />

Geruch beschrieben 1 . Die zweite<br />

Hauptkomponente Skatol wird von<br />

Bakterien im Colon (Dickdarm) im<br />

Rahmen des Abbaus der Aminosäure<br />

Tryptophan gebildet. Es bewirkt<br />

einen Geruch & Geschmack des Fleisches,<br />

der von empfindlichen Personen<br />

als Mottenkugel-, Mist- oder Teer<br />

charakterisiert wird 1 . Da beide Stoffe<br />

lipohil („fettliebend“) sind, werden<br />

sie sehr stark im Fettge<strong>web</strong>e eingelagert,<br />

was wiederrum ein besonderes<br />

Problem beim Fleischverzehr bedeutet.<br />

Bisher wurden die männlichen<br />

Ferkel kastriert, um dieses Problem<br />

zu lösen. Ein kastriertes Tier bildet<br />

kein Androstenon mehr und auch die<br />

Konzentration von Skatol im Vergleich<br />

zu intakten Ebern ist deutlich<br />

reduziert. Dies ist vermutlich durch<br />

einen veränderten Leberstoffwechsel<br />

bei den Ebern bedingt, welcher zu<br />

einem langsameren Abbau des Skatols<br />

führt. In Studien sind bis zu 75%<br />

(Männer) bzw. 84% (Frauen) in<br />

Europa empfindlich für Androstenon<br />

1 . Der Anteil von geruchsauffälligen<br />

Tieren schwankt je nach Untersuchung<br />

stark. In einer Studie der<br />

bayerischen LfL wiesen z. B. 8,1%<br />

der Eber eine erhebliche Geruchsabweichung<br />

auf. Zudem zeigten 40,5%<br />

eine geringe Geruchsabweichung<br />

gegenüber nur 4,4% bei den Kastraten<br />

2 .<br />

Welche Möglichkeiten bieten sich?<br />

In den vergangen Jahren wurden<br />

zahlreiche Verfahren getestet, um<br />

alternative Lösungen für das Problem<br />

des Ebergeruchs zu finden.<br />

Hierbei lassen sich grundsätzlich<br />

zwei unterschiedliche Lösungsansätze<br />

unterscheiden: 1. Das Fortführen<br />

der Kastration unter Nutzung verschiedenster<br />

Verfahren um eine<br />

Schmerzreduktion bzw. Ausschaltung<br />

(evtl. unter Narkose) zu ermöglichen<br />

und 2. Der Verzicht auf die Kastration.<br />

I. Fortführung der Kastration<br />

Hinsichtlich der Fortführung der Kastration<br />

wurden die verschiedensten<br />

Verfahren, welche eine Schmerzreduktion<br />

bzw. Ausschaltung ermöglichen<br />

sollen, getestet. Da derzeit in<br />

der Hauptsache nur noch ein Verfahren<br />

als praxistauglich diskutiert wird<br />

(Isofluran-Narkose), soll auf die anderen<br />

nur sehr kurz eingegangen wer-<br />

Infobox 1: Entstehung des Ebergeruchs/Regelkreislauf<br />

Im Hypothalamus (einem speziellen Bereich des<br />

Gehirns) wird beim Schwein wie bei allen Säugetieren<br />

der Gonadotropin-Releasing-Factor (GnRF/GnRH) gebildet.<br />

Dieser gelangt dann in die Hirnanhangsdrüse<br />

(Hypophyse) und löst dort eine Produktion von luteinisierendem<br />

Hormon (LH) und Follikel-Stimulierendem<br />

Hormon (FSH) aus. Diese Hormone gelangen dann<br />

beim Eber in den Hoden wo in den Leydigzellen Testosteron,<br />

Androstenon und andere Steroide gebildet werden.<br />

Skatol entsteht auf einem komplett anderen Weg –<br />

es ist Produkt des Abbaus der Aminosäure Tryptophan<br />

und wird beim bakteriellen Nahrungsabbau im Darm<br />

gebildet.<br />

Abbildung 1: Entstehung des Ebergeruchs.<br />

10 <strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong>


den. Zur Messung des Schmerzes<br />

wird beim Schwein häufig der Parameter<br />

Serumcortisol benutzt, da eine<br />

gute Korrelation zu einer vorhandenen<br />

Schmerzreaktion besteht.<br />

Lokalanästhesie/Lokale Betäubung<br />

In einer Studie der Klinik für <strong>Schweine</strong><br />

der LMU München 3 wurden zwei<br />

verschiedene Lokalanästhetika (Procain<br />

& Lidocain) in Bezug auf ihre<br />

Fähigkeit getestet, den Kastrationsschmerz<br />

zu reduzieren. Die Lokalanästhetika<br />

wurden dabei intratestikulär<br />

(in den Hoden) bzw. intraskrotal<br />

(in den Hodensack) appliziert. Es<br />

zeigte sich hierbei, dass durch die<br />

Lokalanästhetika keine Reduktion<br />

des Kastrationsschmerzes erreicht<br />

werden konnte.<br />

CO 2 Narkose<br />

In einer Studie, welche die Kastration<br />

unter CO 2 Narkose untersuchte 4 ,<br />

wurden Ferkel entweder mit einer<br />

Mischung aus CO 2 und Sauerstoff<br />

(70%/30%) anästhesiert oder aber<br />

ohne Narkose kastriert. Eine zusätzliche<br />

Gruppe wurde mit CO 2 anästhesiert<br />

ohne kastriert zu werden. Bei<br />

den unter CO 2 Narkose kastrierten<br />

Tieren zeigte sich eine Stunde nach<br />

der Kastration eine geringe Reduktion<br />

der Cortisolspiegel (und damit<br />

des Schmerzlevels). Es zeigte sich<br />

jedoch auch ein extremer Anstieg<br />

des Stresshormons Noradrenalin<br />

während der Einleitung der Narkose<br />

sowohl bei den kastrierten Tieren als<br />

auch bei der unkastrierten aber<br />

anästhesierten Kontrollgruppe. Die<br />

Schlussfolgerung der Autorin in der<br />

Studie lautet: „Demzufolge kann<br />

diese Form der Betäubung keine<br />

Schmerz- und Stressfreiheit erzielen<br />

und wird damit den Ansprüchen an<br />

eine Narkose nicht gerecht 4 .“ Somit<br />

verbietet sich ein Einsatz der CO 2<br />

Narkose schon aus Tierschutzgesichtspunkten<br />

eindeutig.<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />

Infobox 2: Hinweise für die korrekte Durchführung einer Isofluran Narkose<br />

(Auszüge aus Factsheet Anwendung von Isofluran zur Inhalationsanästhesie<br />

von Ferkeln, Schweizerische<br />

Unfallversicherungsanstalt) 6<br />

- Abschlussdichte Anästhesiemaske mit integrierter Gasabsaugung<br />

muss vorhanden sein<br />

- Aus der Anästhesiemaske abgesaugtes Gas darf nicht in die Raumluft<br />

zurück, sondern muss zuverlässig und sicher ins Freie geführt werden –<br />

keine Aktivkohlefilter<br />

- Ein freies Ausströmen aus einer nicht belegten Anästhesiemaske<br />

muss mit technischen Maßnahmen verhindert werden oder der Gasfluss<br />

automatisch gestoppt werden<br />

- Die Instandhaltung des Gerätes gemäß den Angaben des Herstellers<br />

ist zu gewährleisten und zu dokumentieren<br />

- Während der Vorbereitung und des Betriebs des Anästhesiegerätes<br />

ist für eine ausreichende natürliche oder künstliche Lüftung des<br />

Raumes zu sorgen<br />

- Für den Umgang mit dem Anästhesiegerät und mit Isofluran ist eine<br />

betriebsspezifische Arbeitsanweisung zu erstellen, darin sollen unter<br />

anderem die notwendigen Schutzmaßnahmen beim Betrieb des Gerätes<br />

sowie das Verhalten im Havariefall festgelegt werden.<br />

Inhalationsnarkose mit Isofluran<br />

Die Inhalationsnarkose mit Isofluran<br />

ist ein nach wie vor diskutiertes Verfahren,<br />

welches auch in begrenztem<br />

Umfang in Deutschland eingesetzt<br />

wird/wurde und zudem in der<br />

Schweiz Anwendung findet. Bei der<br />

Betrachtung der Eignung von Isofluran<br />

sind mehrere Aspekte zu<br />

betrachten. Zunächst stellt sich das<br />

Problem, dass es in Deutschland kein<br />

für <strong>Schweine</strong> zugelassenes Isofluran-<br />

Präparat gibt. Aufgrund der Möglichkeit<br />

einer Injektionsanästhesie mit<br />

zugelassenen Medikamenten (Ketamin/Azaperon)<br />

ist es fraglich, ob eine<br />

Umwidmung des Präparates derzeit<br />

überhaupt rechtlich möglich ist (kein<br />

Therapienotstand). Zusätzlich stellt<br />

sich das Problem, dass derzeit ein<br />

Tierarzt die Narkose durchführen<br />

muss, hierzu heißt es im Tierschutzgesetz:<br />

„Die Betäubung warmblütiger<br />

Wirbeltiere sowie von Amphibien<br />

und Reptilien ist von einem<br />

Tierarzt vorzunehmen“, was die<br />

Frage nach der Durchführbarkeit bei<br />

20-25 Millionen männlichen Ferkeln<br />

pro Jahr aufwirft. Zudem ist die<br />

Arbeitssicherheit für den Tierarzt/Landwirt<br />

bei der Durchführung<br />

der Narkose unter Stallbedingungen<br />

ein Problem. Die Schweizerische<br />

Unfallversicherungsanstalt (SUVA)<br />

gibt hierzu konkrete Hinweise für<br />

Landwirte (siehe Infobox „Hinweise<br />

für die korrekte Durchführung einer<br />

Isofluran-Narkose“), die verdeutlichen<br />

welche hohen Anforderungen<br />

an eine Anästhesie im Stall gestellt<br />

werden (müssen). Neben diesen<br />

Aspekten muss natürlich auch<br />

berücksichtigt werden, ob eine Narkose<br />

mit Isofluran aus fachlicher<br />

Sicht zu befürworten ist. Hierbei zeigt<br />

eine Untersuchung 7 der Klinik für<br />

<strong>Schweine</strong> der LMU München, dass<br />

zwar eine Reduktion von Noadrenalin<br />

und damit des Stresslevels während<br />

der Kastration gegeben ist, der Kastrationsschmerz<br />

(gemessen anhand<br />

der Höhe des Cortisolspiegels) aber<br />

vom Isofluran nicht beeinflusst wird.<br />

Dieser Effekt verwundert anhand der<br />

schlechten analgetischen (schmerzlindernden)<br />

Wirkung von Isofluran<br />

nicht. Eine zusätzliche Gabe von<br />

einem nicht-Opioidanalgetikum (ein<br />

Schmerzmittel wie z. B. Meloxicam)<br />

reduziert zwar diesen Schmerz 7 , dies<br />

kann aber auch durch eine alleinige<br />

Gabe von z. B. Meloxicam erreicht<br />

werden (siehe Infobox „Schmerzmittel“).<br />

Schmerzreduktion (-auschaltung)<br />

Es ist mittlerweile seit vielen Jahren<br />

bestehende Praxis, vor bzw. zu der<br />

Kastration ein Schmerzmittel aus der<br />

Klasse der nicht-Opioidanalgetika zu<br />

verabreichen. Hierzu zählen z. B.<br />

Meloxicam, Metamizol und Flunixin.<br />

Hierbei ist eine deutliche Reduktion<br />

des Kastrationschmerzes, gemessen<br />

anhand von Cortisolspiegeln erreicht<br />

worden 8 , ohne aber natürlich eine<br />

Schmerzausschaltung zu erreichen.<br />

Aufgrund der Tatsache, dass das<br />

Tierschutzgesetz die Möglichkeit<br />

einer „Schmerzausschaltung“ ohne<br />

Beeinträchtigung der Wahrnehmungs-<br />

und Empfindungsfähigkeit<br />

11


Infobox 3: Schmerzmittel<br />

Man unterscheidet verschiedene Klassen von Schmerzmitteln. Dabei kann man zwei Überklassen unterscheiden:<br />

Opioidanalgetika und nicht-Opioidanalgetika. Zu den nicht-Opioidanalgetika zählen z. B. die sog. nicht steroidalen<br />

Antiphlogistika (NSAID) wie z. B. Meloxicam & Flunixin, aber auch Metamizol. Auch Ketamin gehört in die Klasse<br />

der nicht-Opioidanalgetika. Daneben gibt es ein weites Feld von Opioidanalgetika. Der bekannteste Vertreter aus<br />

dieser Klasse ist sicherlich Morphin, aber es gibt zahlreiche weitere Vertreter wie Butorphanol, Buprenoprhin, Fentanyl<br />

und Methadon. Innerhalb dieser Klasse gibt es beträchtliche Unterschiede, welche sich durch die unterschiedliche<br />

Bindungsfähigkeit zu den verschiedenen Opioidrezeptoren im Körper erklären lässt. Fast alle Opioidanalgetika<br />

fallen aufgrund des erheblichen Suchtpotentials unter das Betäubungsmittelgesetz.<br />

für Eingriffe bei Tieren (wie z. B. die<br />

Kastration) erwähnt, bestand die<br />

Hoffnung ein solches Medikament zu<br />

finden. Hierbei richtete sich der<br />

Fokus auf Präparate aus dem Spektrum<br />

der Opioidanalgetika. Derzeit<br />

gibt es in der Veterinärmedizin nur<br />

einen Vertreter der Opioidanalgetika,<br />

welcher nicht unter das Betäubungsmittelgesetzt<br />

fällt. Es handelt sich<br />

hierbei um Butorphanol. Eine aktuelle<br />

Studie der Klinik für <strong>Schweine</strong> der<br />

LMU München 9 untersuchte die<br />

Potenz von Butorphanol in Hinblick<br />

auf seine schmerzreduzierende bzw.<br />

schmerzausschaltende Wirkung bei<br />

der Kastration von Ferkeln bei alleiniger<br />

Gabe oder in Kombination mit<br />

Meloxicam. Hierbei wurden die Paramater<br />

Vokalisation (Lautäußerung)<br />

und abermals Cortisolspiegel untersucht.<br />

Die Autorin zieht hierzu folgendes<br />

Fazit: „Weder anhand der<br />

Analyse der Cortisolkonzentration<br />

im Blut noch anhand der Vokalisationsanalyse<br />

konnte eine schmerzreduzierende<br />

Wirkung des Opioids<br />

Butorphanol bzw. der Kombination<br />

aus Butorphanol und dem Antiphlogistikum<br />

Meloxicam bei der Saugferkelkastration<br />

nachgewiesen werden<br />

9 .“<br />

II. Verzicht auf die Kastration<br />

Wenn vom Verzicht auf die Kastration<br />

die Rede ist, kommen aus heutiger<br />

Sicht nur zwei Möglichkeiten in<br />

Betracht: die Mast von Ebern oder<br />

die Mast von Ebern in einer Kombination<br />

mit der Impfung gegen den<br />

Ebergeruch.<br />

Ebermast<br />

Die Mast von Ebern wird von vielen<br />

als logischer Weg aus der Kastration<br />

angesehen, da der für das Tier belastende<br />

Eingriff der Kastration komplett<br />

entfällt, was neben dem Tierschutzaspekt<br />

auch weitere Vorteile<br />

12<br />

wie die Vermeidung der Kastrationswunde<br />

als Eintrittspforte für Krankheitserreger<br />

hat. Aus diesem Grund<br />

werden schon seit einigen Jahren<br />

auch in Deutschland in nennenswertem<br />

Umfang Eber gemästet und<br />

geschlachtet. Aktuell liegt der Anteil<br />

am Gesamtmarkt jedoch bei unter<br />

5% 10 und verzeichnet nur noch einen<br />

leichten jährlichen Anstieg bzw. stagniert.<br />

Derzeit schlachten vor allem<br />

die drei großen Schlachtunternehmen<br />

Tönnies, VION und Westfleisch<br />

Eber. Aufgrund der deutlich verbesserten<br />

Futterverwertung und der<br />

höheren Magerfleischanteile weisen<br />

Eber gegenüber Kastraten auch deutliche<br />

wirtschaftliche Vorteile für den<br />

Mäster auf. Während in Norddeutschland<br />

schon jetzt in nennenswertem<br />

Umfang Eber gemästet werden,<br />

ist der Anteil in Süddeutschland<br />

noch gering. Da Eber eine höhere<br />

Aggressivität aufweisen können 11 ,<br />

stellt sich die Frage welchen Einfluss<br />

dies auf das Tierwohl hat, speziell da<br />

Kastraten in der Endmast ruhiger<br />

werden und sich Eber genau gegenteilig<br />

verhalten 11 . Aktuelle Untersuchungen<br />

der Klinik für <strong>Schweine</strong> der<br />

LMU München an drei Betrieben 12<br />

zeigen vermehrtes Kampf- und Aufreitverhalten<br />

im Vergleich zu Kastraten<br />

bzw. weiblichen Masttieren sowie<br />

sog. Penisbeißen und eine hohe Rate<br />

an Penisverletzungen im Vergleich zu<br />

Kastraten 12 . Demgegenüber stehen<br />

einige Millionen von gemästeten und<br />

geschlachteten Ebern in zahlreichen<br />

Betrieben vor allem in Norddeutschland.<br />

Beachtenswert ist natürlich<br />

auch die Tatsache, dass eine<br />

Geruchsdetektion auf Grund der Problematik<br />

des Ebergeruchs am<br />

Schlachtband unvermeidbar ist, was<br />

natürlich auch einen zusätzlichen<br />

Aufwand für das abnehmende<br />

Schlachtunternehmen bedeutet. Eine<br />

weitere Herausforderung ist zudem<br />

die Tatsache, dass die Schlachtkörperbeschaffenheit<br />

eines Ebers sich<br />

von der eines Kastraten unterscheidet<br />

13 (z. B. hinsichtlich des Gehalts/<br />

der Zusammensetzung des Fettes)<br />

und somit andere Verarbeitungseigenschaften<br />

aufweist.<br />

Impfung gegen Ebergeruch<br />

Eine Mast von Ebern mit Impfung<br />

gegen Ebergeruch stellt die zweite<br />

derzeit verfügbar Alternative bei<br />

komplettem Verzicht auf die Kastration<br />

dar. Hierbei werden die unkastrierten<br />

Tiere 2x gegen Ebergeruch<br />

geimpft. Der Vorteil liegt dabei in der<br />

Tatsache, dass der unerwünschte<br />

Ebergeruch genauso effektiv kontrolliert<br />

wird wie mit einer chirurgischen<br />

Kastration. Daneben kommt es auch<br />

zu einer deutlichen Reduktion des<br />

unerwünschten Eberverhaltens nach<br />

der zweiten Impfung, d. h. gerade die<br />

kritischen Phase des Endmastbereiches<br />

wird hier abgedeckt. Die Impfung<br />

basiert hierbei auf folgendem<br />

Prinzip: Ein Analogon des natürlichen<br />

GnRF, welches in seiner Struktur<br />

so verändert ist, dass es nicht<br />

mehr an körpereigene Rezeptoren<br />

binden kann (und damit keinerlei<br />

Hormonwirkung hat), wird an ein<br />

stark immunogenes Trägerprotein<br />

gekoppelt wodurch das Immunsystem<br />

auch das GnRF Analogon als<br />

„fremd“ erkennt und eine Immunreaktion<br />

dagegen in Gang gesetzt wird.<br />

Bei der erstmaligen Impfung erfolgt<br />

dabei (wie auch von anderen Impfstoffen<br />

bekannt) ein sog. „Priming“<br />

des Immunsystems, d. h. es werden<br />

zunächst nur wenige Antikörper<br />

gebildet, dafür aber Gedächtniszellen<br />

welche auf einen erneuten Kontakt<br />

mit dem Antigen schnell reagieren<br />

können. Genau dies passiert nach<br />

der zweiten Applikation des Impfstoffs.<br />

Hier kommt es zu einer Bildung<br />

von Antikörpern, welche das<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong>


Abbildung 2: Unterdrückung des Ebergeruchs durch die Impfung.<br />

körpereigene GnRF „neutralisieren“<br />

und damit auch die Produktion von<br />

Androstenon (und Testosteron) verhindern<br />

(Abbildung 2). Die erste Impfung<br />

erfolgt in der Praxis meist bei<br />

der Einstallung in die Mast (ab einem<br />

Alter von 8 Wochen und min. 4<br />

Wochen vor der zweiten Impfung)<br />

wobei die zweite Impfung ca. 5<br />

Wochen (zwischen 4-6) vor Ablieferung<br />

der ersten Tiere einer Partie<br />

erfolgen muss. Obwohl die Verhaltensreduktion<br />

nach der zweiten Impfung<br />

sehr schnell erfolgt, ist dieser<br />

Abstand erforderlich um einen<br />

Abbau von im Fettge<strong>web</strong>e eingelagerten<br />

Geruchsstoffen zuverlässig zu<br />

gewährleisten. Nach der Ablieferung<br />

der ersten Tiere verbleibt dann ein<br />

Fenster von ca. 5 Wochen um den<br />

Rest der Partie abzuliefern. Es darf<br />

kein Tier später als 10 Wochen nach<br />

der zweiten Impfung des Schlachthof<br />

erreichen, um nicht Gefahr zu laufen,<br />

dass „Stinker“ auftreten. Der Impfstoff<br />

wird dabei nach einer Schulung<br />

(durch den jeweiligen Tierarzt) mit<br />

einem Sicherheitsinjektor (Abbildung<br />

3) appliziert und bietet somit auch<br />

eine sehr hohe Anwendersicherheit.<br />

Erwähnenswert ist, dass im Gegensatz<br />

zu ungeimpften Ebern am<br />

Schlachtband keine Geruchsprüfung<br />

von sämtlichen Tieren erforderlich<br />

ist, sondern nur ggf. einzelne auffällige<br />

Tiere geprüft werden müssen 14<br />

(Abbildung 4). Auch die geimpften<br />

Tiere weisen im Vergleich zu Kastraten<br />

eine verbesserte Futterverwertung<br />

und hohe Zunahmen in der<br />

Endmast auf. Die Schlachtkörperqualität<br />

(z. B. die Fettbeschaffenheit)<br />

unterscheidet sich im Vergleich zu<br />

den intakten Ebern weniger stark<br />

gegenüber der Schlachtkörperqualität<br />

von Kastraten 13 .Zuletzt noch ein<br />

Wort zur Verbraucherakzeptanz: Hier<br />

zeigen Umfragen, dass die Mehrheit<br />

der Verbraucher die Impfung gegen<br />

Ebergeruch gegenüber der chirurgischen<br />

Kastration bevorzugt 15 .<br />

Fazit:<br />

Aus heutiger Sicht scheint sich ein<br />

Ausstieg aus der betäubungslosen<br />

Ferkelkastration schon zum 01. Januar<br />

2017 abzuzeichnen, somit verkürzt<br />

Abbildung 3: Sicherheitsinjektor für die Applikation der<br />

Impfung gegen Ebergeruch.<br />

Abbildung 4: Vergleich zwischen geimpften und<br />

ungeimpften Ebern am Schlachtband.<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 13


sich der verfügbare Zeitraum für die<br />

Implementierung der Lösungen<br />

gegenüber dem 01.01.2019 drastisch.<br />

Nachdem sich die Hoffnung<br />

auf ein Mittel zur „vollständigen<br />

Schmerzausschaltung“ nach den<br />

jüngsten Forschungsergebnissen 9<br />

zumindest mittelfristig eindeutig zerschlagen<br />

hat und eine Isoflurannarkose<br />

sowohl mit fachlichen als auch<br />

rechtlichen Problemen behaftet ist,<br />

scheint derzeit alles auf einen Kastrationsverzicht<br />

hinauslaufen. Somit<br />

sollte so schnell wie möglich mit der<br />

Implementierung der beiden verfügbaren<br />

Methoden Ebermast und Ebermast<br />

mit Impfung gegen Ebergeruch<br />

begonnen werden, da der Zeitrahmen<br />

bereits sehr eng ist. Es ist die<br />

Überzeugung des Autors, dass<br />

beide Methoden in Deutschland zum<br />

Einsatz kommen werden, die anteilsmäßige<br />

Verteilung wird dabei maßgeblich<br />

von der Aufnahmekapazität<br />

des Marktes für das Fleisch<br />

ungeimpfter Eber abhängen. Angesichts<br />

des nach wie vor relativ geringen<br />

Anteils 10 von Ebern an den<br />

Gesamtschlachtungen und nach den<br />

Erfahrungen in den Niederlanden mit<br />

mittlerweile deutlichen Preisabzügen<br />

für Eber (bis -4,50€) 10 und gleichzeitig<br />

dem Beginn der Zahlung von Aufschlägen<br />

für „Sauen“ und Börge<br />

(+1€) 10 erscheint es zumindest sehr<br />

fraglich ob 100% der männlichen<br />

Ferkel als ungeimpfte Eber vermarktet<br />

werden können. Die Impfung bietet<br />

hier eine Alternative, welche das<br />

„Geruchsproblem“ zuverlässig löst<br />

und zudem aufgrund der Tatsache,<br />

dass nicht bei jedem Tier eine<br />

Geruchsdetektion durchgeführt werden<br />

muss 14 auch für kleinere<br />

Schlachthöfe umsetzbar ist.<br />

Martin Kreutzmann – Tierarzt bei der<br />

Zoetis Deutschland GmbH<br />

Quellen:<br />

[1] Schneider et al. (2011): Die Wahrnehmung<br />

von Ebergeruch, DGS Magazin<br />

1/2013<br />

[2] Lindner (<strong>2015</strong>): Herausforderungen<br />

bei der Ebermast, Tagungsband <strong>Schweine</strong>fachtagung<br />

<strong>2015</strong> Grub<br />

[3] Zankl (2007): Untersuchungen zur<br />

Wirksamkeit und Ge<strong>web</strong>everträglichkeit<br />

von Lokalanästhetika bei der Kastration<br />

männlicher Saugferkel, Dissertation Veterinärmedizin<br />

München<br />

[4] Mühlbauer (2009): Untersuchungen<br />

zur Belastung bei der Kastration von<br />

Saugferkeln unter CO2-Narkose, Dissertation<br />

Veterinärmedizin München<br />

[5] VETIDATA (<strong>2015</strong>)<br />

[6] SUVA (2009): Factsheet Anwendung<br />

von Isofluran zur Inhalationsanästhesie<br />

von Ferkeln, www.suva.ch/arbeitsmedizin-factsheets<br />

[7] Schulz (2007): Auswirkung einer Isofluran-Inhalationsnarkose<br />

auf den Kastrationsstress<br />

und die postoperativen Kastrationsschmerzen<br />

von Ferkeln, Dissertation<br />

Veterinärmedizin München<br />

[8] Langhoff(2008): Untersuchungen über<br />

den Einsatz von Schmerzmitteln zur<br />

Reduktion kastrationsbedingter Schmerzen<br />

beim Saugferkel, Dissertation Veterinärmedizin<br />

München<br />

[9] Amirtahmaseb (<strong>2015</strong>): Untersuchung<br />

über den Einsatz von Butorphanol zur<br />

Reduktion kastrationsbedingter Schmerzen<br />

beim Saugferkel, Dissertation Veterinärmedizin<br />

München<br />

[10]ISN (<strong>2015</strong>): News Vollbremsung<br />

Ebermast? - Nächstes Schlachtunternehmen<br />

in NL kürzt Auszahlungspreise für<br />

Eber<br />

http://www.schweine.net/news/vollbremsung-ebermast-naechstes-schlachtunternehme.html<br />

[11] Meyer (2012):Erfahrungen mit der<br />

Ebermast, Fachartikel Proteinmarkt.de<br />

[12] Isernhagen (<strong>2015</strong>): Haltung von<br />

Ebern unter herkömmlichen Mastbedingungen<br />

–<br />

Einfluss auf Tiergesundheit und Wohlbefinden,<br />

Dissertation Veterinärmedizin<br />

München<br />

[13] Versuchsbericht: Stabiles Fett durch<br />

Eberimpfung, SUS 4/<strong>2015</strong><br />

[14] Schindler (2010): Hinweise der AFFL<br />

zur Untersuchung und Beurteilung von<br />

Ebern, Rundschau für Fleischhygiene<br />

und Lebensmittelüberwachung 12/2010<br />

[15] Sattler und Schmoll (2012): Impfung<br />

oder Kastration zur Vermeidung von<br />

Ebergeruch – Ergebnisse einer repräsentativen<br />

Verbraucherumfrage in Deutschland,<br />

Journal für Verbraucherschutz und<br />

Lebensmittelsicherheit<br />

Öko-<strong>Schweine</strong>haltung: eine Chance für den bäuerlichen<br />

Betrieb in der Region?<br />

Auf Initiative des AELF Landshut<br />

haben sich interessierte <strong>Schweine</strong>halter<br />

am 15. September <strong>2015</strong> zu<br />

einem Meinungsaustausch um das<br />

Thema Öko-<strong>Schweine</strong>haltung getroffen.<br />

Begrüßt wurden die Interessierten<br />

von Frank Trauzettel (AELF), der<br />

den Abend moderierte. Xaver<br />

Schmid (AELF) wies in seinem Vortrag<br />

auf die wirtschaftliche Situation<br />

bei der Öko-Ferkelerzeugung hin.<br />

Die positive Entwicklung am Bio-<br />

<strong>Schweine</strong>markt setzte sich auch in<br />

<strong>2015</strong> fort. Erfreulich ist, dass auch die<br />

Bio-Ferkelerzeuger an der guten<br />

Marktentwicklung teilhaben. Eine<br />

Berechnung der LfL ergab, dass bei<br />

hohen und mittleren Ferkelzahlen pro<br />

Sau die Vollkostendeckung bei 105<br />

€ bzw. 118 € eintritt – dies war rückblickend<br />

i. d. R. der Fall (siehe Tabelle).<br />

In Zusammenarbeit von Öko-Verbänden<br />

und Ämtern sollen sich<br />

interessierte Landwirte beraten lassen<br />

können und auch einen Arbeitskreis<br />

gründen. Dieser könnte so<br />

organisiert sein:<br />

- fester Kreis von Teilnehmern<br />

- Teilnehmer legen die Themen fest<br />

- wichtig sind Detailthemen<br />

- kurzes Einführungsreferat (15 min)<br />

- Diskussion unter Leitung eines<br />

Moderators<br />

- alle bringen sich ein<br />

- um 22 Uhr Ende der Treffen<br />

- Treffen etwa alle 3 Monate<br />

- Erstellung eines Protokolls<br />

- Verschwiegenheit der Teilnehmer<br />

Mögliche Themen sind Stallbau und<br />

Haltung, Förderung, Produktionstechnik<br />

(Fütterung, Fruchtbarkeit,<br />

Rassen, Eber, Nachzucht), Management<br />

(Produktionsrhythmus, Rein-<br />

Raus-Systeme, Poolbildung), Wirtschaftlichkeit<br />

und eventuell<br />

Lehrfahrten.<br />

Zum Bereich Eberauswahl stellte<br />

Schmid heraus, welche Zuchtwerte<br />

für die Öko-<strong>Schweine</strong>haltung im Vordergrund<br />

stehen wie zum Beispiel<br />

14<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong>


Xaver Schmid (AELF Landshut) beginnt mit seinen Ausführungen.<br />

Tropfsaftverlust, Fruchtbarkeit Milchleistung<br />

oder Langlebigkeit. Durch<br />

seine 35-jährige Tätigkeit als Fachberater<br />

wusste er natürlich über geeignete<br />

<strong>Schweine</strong>rassen und deren Vorteile<br />

Bescheid. Neben der Deutschen<br />

Landrasse ging er auch auf Duroc,<br />

Schwäbisch-Hällische Landrasse und<br />

Large Black (Cornwall) ein. Ein weiterer<br />

Punkt des Vortrags waren die Förderprogramme<br />

wie EIF (Einzelbetriebliche<br />

Investitionsförderung bzw.<br />

Premiumförderung) und das BSL<br />

(Bayerisches Sonderprogramm<br />

Landwirtschaft).<br />

Die anwesenden Naturland-Vertreter<br />

erklärten, dass der Bedarf an Öko-<br />

<strong>Schweine</strong>fleisch deutschlandweit<br />

derzeit nicht gedeckt ist. Im Gegensatz<br />

zur konventionellen <strong>Schweine</strong>haltung<br />

werden immer noch Betriebe<br />

gesucht, die sich in die Öko-Richtung<br />

weiterentwickeln wollen. Der Weg<br />

zum anerkannten Öko-Betrieb ist<br />

zwar steinig, aber die höheren Preise<br />

rechtfertigen den Aufwand. Es wird<br />

zwar niemand reich als Öko-Bauer,<br />

aber man erzielt ein sicheres Einkommen,<br />

ohne die großen Schwankungen,<br />

denen man momentan im konventionellen<br />

Bereich ausgeliefert ist,<br />

erklärten sie. Da der Öko-Markt nur<br />

eine kleine Nische in der Fleischproduktion<br />

darstellt, können allerdings<br />

nicht endlos viele neue Betriebe aufgenommen<br />

werden.<br />

Am 10. November traf man sich das<br />

zweite Mal. Hier ging es vor allem um<br />

einen Vortrag zum Thema Stallbaumaßnahmen<br />

von Naturlandmitarbeiter<br />

Jürgen Herrle. Seit mehr als 16<br />

Jahren ist er bereits bei Naturland<br />

tätig. Hauptanliegen des Vortrags<br />

war das Wohlbefinden der Sau in<br />

den Mittelpunkt der Stallbaumaßnahme<br />

zu stellen. Der Referent legte in<br />

seinen Ausführungen dar, dass man<br />

die Planung aus der Sicht der Tiere<br />

und deren Anforderungen an ihr<br />

Umfeld betrachten soll. Natürlich<br />

sind auch arbeits- und betriebswirtschaftliche<br />

Aspekte mit einzubeziehen.<br />

Anhand vieler konkreter Beispiele<br />

wurde den Besuchern dies<br />

anschaulich erläutert. Dabei zeigte<br />

sich, wie viel man beim Stallbau<br />

falsch oder nicht optimal machen<br />

kann. Besonders hervorgehoben hat<br />

Herrle die Aufstallung für säugende<br />

Sauen der Höheren Bundeslehr- und<br />

Forschungsanstalt in Raumberg-<br />

Gumpenstein (Österreich). Bei den<br />

zwischendrin stattfindenden Diskussionen<br />

konnten einige Betriebsleiter<br />

ihre bisherigen Erfahrungen und<br />

daraus resultierende Verbesserungsvorschläge<br />

einbringen.<br />

Vor der Gründung des Arbeitskreises<br />

mit einem festen Mitgliederkreis findet<br />

nochmals eine Informationsveranstaltung<br />

statt.<br />

Weitere Infos zum Arbeitskreis erhalten<br />

Sie durch das AELF Landshut Tel.<br />

0871 603129 (Hr. Schmid oder Hr.<br />

Trauzettel). Seit September <strong>2015</strong> gibt<br />

es darüber hinaus am AELF Deggendorf<br />

das Fachzentrum Ökologischer<br />

Landbau für ganz Niederbayern.<br />

F. Trauzettel, AELF Landshut<br />

A. Prosteder u. E. Eifler, Bayern-<br />

Genetik<br />

Ökonomik Öko – Ferkelerzeugung (letzten 60 Monate)<br />

Frau Irene Faulhaber LfL – Institut für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur<br />

niedrig mittel hoch<br />

verk. Ferkel 16 18 20<br />

Ferkelgrundpreis 108.- € 108.- € 108.- €<br />

Ferkelerlös inkl. 10,7 % MwSt. 127,5 € 127,5 € 127,5 €<br />

Akh je Sau 30 Std 30 Std 30 Std<br />

Deckungsbeitrag 710.- € 890.- € 1065.- €<br />

Gebäude + Technik 471.- € 471.- € 471.- €<br />

Lohnansatz: 30 Std. x 18.- € 540.- € 540.- € 540.- €<br />

Unternehmergewinn - 455.-€ -187.- € 74,2 €<br />

Entlohnung AKh 4,50 € 11.25 € 20,5 €<br />

Entlohnung 60 Sauen 8100.- € 20250.- € 36900.- €<br />

Vollkosten deckender Grundpreis 134.- € 118.- € 105.- €<br />

Folie 2<br />

Kurztext<br />

Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />

Landshut<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 15


Absetzferkeldurchfall, ein Verwandter der Ödemkrankheit<br />

Durchfallerkrankungen bei Absetzferkeln<br />

sind in vielen Ferkelerzeugerbetrieben<br />

zu beobachten und häufiger<br />

Anlass für den metaphylaktischen<br />

Einsatz von Antibiotika.<br />

Wie bei der Ödemkrankheit (s.<br />

„<strong>Schweine</strong>welt“ Juni/<strong>2015</strong>) sind die<br />

Verursacher auch hier bestimmte<br />

Stämme krankmachender Colibakterien.<br />

In diesem Fall trifft es fast ausschließlich<br />

frisch abgesetzte Ferkel,<br />

doch in seltenen Fällen kann es nach<br />

jeder Futterumstellung oder Futterkarenz<br />

zu dem unten beschriebenen<br />

Krankheitsbild kommen. Wir erinnern<br />

uns an dieser Stelle, dass viele<br />

Colibakterien natürliche und für den<br />

Wirt nützliche Bewohner des Dickdarmes<br />

sind. Pathogene, also krankmachende<br />

Varianten können jedoch,<br />

wenn sie in ausreichend hoher<br />

Anzahl im Darm sind, verschiedene<br />

schwere Erkrankungen auslösen.<br />

Pathogene E.coli Bakterien<br />

Zur Wiederholung: es handelt sich<br />

um ein gramnegatives Stäbchenbakterium.<br />

Pathogene Arten können sich<br />

mit Hilfe von wichtigen Virulenzfaktor,<br />

den Fimbrien, an die Dünndarmschleimhaut<br />

anheften. Dort vermehren<br />

sie sich und produzieren je nach<br />

Stamm unterschiedliche Giftstoffe.<br />

Das können Endotoxine (bilden alle<br />

Colibakterien), Neurotoxine oder<br />

Enterotoxine sein. Je nach Art der<br />

produzierten Toxine entsteht entweder<br />

Durchfall, plötzlicher Tod durch<br />

ein Schockgeschehen oder die sog.<br />

Ödemkrankheit. Auch Mischformen<br />

werden beobachtet.<br />

E.coli Bakterien, die Enterotoxine<br />

bilden<br />

Absetzferkeldurchfall wird durch<br />

Enterotoxine verursacht. Das Bakterium<br />

dockt mit speziesspezifischen<br />

Fimbrien an den Dünndarmzotten an,<br />

vermehrt sich und bildet Enteroxine.<br />

Diese zerstören die Darmzotten in<br />

der Regel nicht, führen jedoch zu<br />

einer vermehrten Sekretion im Dünndarmbereich.<br />

Es wird also vermehrt<br />

Flüssigkeit vom Körper in den Darm<br />

abgegeben. Dieser Menge an Flüssigkeit<br />

ist der Dickdarm nicht<br />

16<br />

Quelle: Waldmann/Wendt - Lehrbuch der <strong>Schweine</strong>krankheiten.<br />

gewachsen, weshalb nur ein kleiner<br />

Teil davon rückresorbiert werden<br />

kann. Dadurch gehen Flüssigkeit und<br />

Elektrolyte verloren und der Kot wird<br />

dünnflüssig. Nährstoffe werden weitgehend<br />

aufgenommen. In Einzelfällen<br />

können gleichzeitig vorhandene<br />

Endotoxine (Bestandteil der Bakterienzellwand)<br />

auch die Darmwand<br />

überwinden und zum Schockgeschehen<br />

führen, was mit plötzlichen<br />

Todesfällen einhergeht, noch bevor<br />

der Durchfall zu sehen ist.<br />

Klinik<br />

Die Ferkel zeigen einen typisch wässrigen<br />

Durchfall, der in der Regel weitgehend<br />

frei von unverdauten Nahrungsbestandteilen<br />

ist. Die Farbe ist<br />

abhängig vom aufgenommenen Futter.<br />

Der Geruch ist fade. Die Tiere<br />

trocknen aus, wodurch die Haut faltig<br />

und rau wird. Die Wirbel und die Rippen<br />

treten hervor, die Borsten werden<br />

struppig. Wird der Flüssigkeitsund<br />

Elektrolytverlust nicht ausgeglichen,<br />

sterben die betroffenen Tiere<br />

an Nierenversagen.<br />

Eine sehr seltene Form ist die hämorrhagische<br />

(blutige) Gastroenteritis.<br />

Infolge eines Kreislaufschocks treten<br />

blaue Hautverfärbungen sowie gelbbrauner<br />

Durchfall auf. Die Tiere sterben<br />

kurz nach Krankheitsbeginn.<br />

Eine Diagnostik ist für die richtige<br />

Behandlung wichtig und notwendig.<br />

Wässriger Kot innerhalb der ersten<br />

Woche nach dem Absetzen ist ein<br />

deutlicher Hinweis für das Vorliegen<br />

einer E. coli-bedingten Darmerkrankung.<br />

Dennoch sollte versucht werden,<br />

über Kotproben oder besser<br />

Tupfer aus dem Dünndarm von Sektionstieren<br />

den Erreger zu isolieren<br />

und ein Antibiogramm zu erstellen.<br />

Gleichzeitig kann im Verdachtsfall<br />

durch Typisierung eine Abgrenzung<br />

zu Shigatoxin-bildenden Colistämmen<br />

erfolgen.<br />

Faktorenerkrankung mit vielfältigen<br />

Auslösern<br />

Absetzferkeldurchfall tritt fast immer<br />

innerhalb der ersten Woche nach<br />

dem Absetzen auf. Grund ist die mit<br />

dem Absetzen verbundene Futterumstellung<br />

(der Verdauungsapparat<br />

der Tiere muss sich von einem Tag<br />

auf den anderen von hauptsächlich<br />

Muttermilch auf Getreidefütterung<br />

umstellen) in Verbindung mit dem<br />

Absetzstress (Änderung der Futterquelle,<br />

Trennung von der Mutter, i. d.<br />

R. Stallwechsel, Umgruppierungen,…).<br />

Dies alles sind Stressfaktoren<br />

für den Darm, der dadurch aus<br />

dem Gleichgewicht gerät. Ein<br />

„gestresster Darm“ aber ermöglicht<br />

den krankmachenden Bakterien eine<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong>


• Eine optimale Rationsgestaltung<br />

(Säure-Bindungs-Kapazität < 700<br />

meq/kg, kleine Protionen, optimaler<br />

Rohfasergehalt,…) um den<br />

Darm gesund zu erhalten<br />

• Ausreichend Wärme (Tiere müssen<br />

nebeneinander, nicht aufeinander<br />

liegen)<br />

• Zugluft in jedem Fall vermeiden<br />

• Wasser in ausreichender Menge<br />

und Qualität zur Verfügung stellen<br />

(Durchfluss, Tränkehöhe und -plätze)<br />

Auch Wasser ist wichtig für die<br />

Darmgesundheit.<br />

Futterstreß durch zu wenig Futterplätze (Quelle IDT).<br />

starke Vermehrung und damit erhöhte<br />

Toxinausscheidung. Wichtig ist<br />

also der Erhalt einer stabilen Darmgesundheit<br />

in der kritischen Übergangsphase.<br />

Diese erreicht man<br />

durch die Vermeidung jeglichen<br />

Stresses, optimalem Futter und ausreichend<br />

Wasser in guter Qualität.<br />

Therapie<br />

Wichtigste Maßnahme ist der Ersatz<br />

von Flüssigkeit und Elektrolyten. Am<br />

besten geschieht dies durch die<br />

Bereitstellung zusätzlicher Tränkeschalen,<br />

die immer wieder gereinigt<br />

und mit sauberem Tränkewasser neu<br />

befüllt werden müssen. Hilfreich ist<br />

auch die Herstellung einer Elektrolytlösung,<br />

die neben Wasser auch wichtige<br />

Salze und Puffersubstanzen enthält.<br />

Zusätzlich sollte sofort mit einer<br />

wirksamen Antibiotikatherapie begonnen<br />

werden, die erst beendet<br />

wird, wenn der Durchfall komplett<br />

ausgeheilt ist. Dabei muss das Antibiotikum<br />

zuerst nach Erfahrungswerten<br />

ausgewählt werden. Sobald ein<br />

Antibiogramm vorliegt, kann die<br />

Therapie darauf abgestimmt werden.<br />

Wichtig ist es auch, die Ferkel wirklich<br />

warm zu halten, da die Durchfallerkrankung<br />

zu einem erhöhten Wärmebedürfnis<br />

führt.<br />

Vorbeugemaßnahmen<br />

Da es sich beim E. coli-bedingten<br />

Absetzferkeldurchfall grundsätzlich<br />

um den gleichen Erreger bei derselben<br />

Altersgruppe handelt, der für die<br />

Ödemkrankheit verantwortlich ist,<br />

gelten auch die gleichen Vorbeugemaßnahmen:<br />

• jede Art von Stressvermeidung<br />

• kein abrupter Futterwechsel<br />

• Keine ad libitum Fütterung nach<br />

Futterkarenz<br />

• Ein Anfüttern der Ferkel spätestens<br />

ab der 3., besser ab der 2. Lebenswoche<br />

• Ein gleitender Übergang zur<br />

Aufzuchtmischung<br />

• Eine ausreichende Eingewöhnung<br />

an neue Futtertechniken, um unnötigen<br />

Stress am Futterbarren und<br />

zu lange Fresspausen zu vermeiden<br />

• Ausreichend Futterplätze, um<br />

Stress am Futterbarren zu vermeiden.<br />

Vor allem beim Absetzen am<br />

besten ein Fressplatzverhältnis von<br />

1:1 (evtl. zusätzliche Schalen beim<br />

Absetzen) gewährleisten.<br />

Futterstreß vermeiden durch höhere<br />

Anzahl an Futterplätzen.<br />

Tränken in genügender Menge und<br />

mit guter Wasserqualität anbieten.<br />

• Eventuell Zusätze wie Prä-Probiotika<br />

oder pflanzliche Zusätze,… verwenden<br />

• Absetz-, Umstallungs-, Gruppierungsstress<br />

so weit wie möglich<br />

vermeiden<br />

• Überbelegung vermeiden<br />

• Häufige und genaue Tierkontrollen,<br />

um schnell reagieren zu können<br />

• Erregerdruck durch Hygiene minimieren<br />

• …<br />

Fazit<br />

Der Absetzferkeldurchfall wird von<br />

bestimmten E-coli-Bakterien verursacht,<br />

wenn der Darm aus dem<br />

Gleichgewicht gerät. Um dies zu vermeiden,<br />

hilft die konsequente<br />

Umsetzung eines Management-,<br />

Gesundheits- und Hygienekonzepts,<br />

sowie eine angepasste Futterrationsgestaltung.<br />

Bei Auftreten der Krankheit sind eine<br />

schnelle Therapie, sowie die Diagnostik<br />

mit Erstellung eines Antibiogramms<br />

zur Optimierung von Prophylaxe<br />

und Therapie wichtig.<br />

Dr. Ulrike Mittermeier, Tiergesundheitsdienst<br />

Bayern e. V.<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 17


Neue Merkmale in der Leistungsprüfung<br />

Die Leistungsprüfung an den Stationen<br />

Grub und Schwarzenau ist die<br />

Basis der bayerischen <strong>Schweine</strong>zucht.<br />

Während sich die Prüfungskriterien<br />

in der Vergangenheit weitgehend<br />

auf die Mast- und Schlachtleistung<br />

beschränkten, rücken in<br />

neuerer Zeit verstärkt sogenannte<br />

sekundäre Kriterien in den Fokus der<br />

Untersuchungen. Jüngste Beispiele<br />

sind die Feststellung von eventuellem<br />

Ebergeruch bei Prüftieren der<br />

Mutterrassen sowie von Schleimbeutelentzündungen<br />

(Bursitiden) bei<br />

allen Prüftieren, um zu untersuchen,<br />

ob diese Erscheinungen einem genetischen<br />

Einfluss unterliegen.<br />

Über 9.000 Prüftiere<br />

Beide Prüfstationen wurden im Zeitraum<br />

2002 bis 2009 grundlegend<br />

saniert und verfügen im gesamten<br />

Bereich über modern eingerichtete<br />

Stallungen mit Gruppenhaltung und<br />

Futterabrufstationen. Die Prüfkapazität<br />

war auch im Jahr 2014 mit insgesamt<br />

9.071 Abschlüssen weitgehend<br />

ausgelastet. 59,8 % der Tiere stammen<br />

aus Herdbuch (HB)-Betrieben,<br />

40,2 % aus Vertragsbetrieben zur<br />

Prüfung von Besamungsebern der<br />

Rasse Piétrain (PI) (s. Abb.). Im PI-<br />

Ankunft an der Leistungsprüfanstalt<br />

18<br />

25%<br />

AufteilungderPrüftiereindenLPAsGrubund<br />

Schwarzenau nachRassen2014<br />

14%<br />

8%<br />

2,3%<br />

Zuchtprogramm werden zusätzlich<br />

zu den HB-Ergebnissen auch die<br />

Daten aus der Endproduktprüfung (PI<br />

x DL bzw. DE/DL) für die Zuchtwertschätzung<br />

verwendet. Bei den Mutterrassen<br />

(DL, DE und Kreuzungen)<br />

wurden bis 2014 nur Kastraten, bei<br />

der PI-Prüfung (PI, PI x DL bzw.<br />

DE/DL) nur weibliche Tiere in die<br />

Prüfstation eingestellt.<br />

6,2%<br />

15,3%<br />

29,2%<br />

PIxPI<br />

DLxDL<br />

DExDL<br />

DLxDE<br />

PIxDL<br />

PIx(DExDL)<br />

Sonstige<br />

Ebergeruch und Bursitiden werden<br />

neu erfasst<br />

Seit dem Jahr <strong>2015</strong> werden neben<br />

Kastraten auch Eberferkel bei den<br />

Mutterrassenprüfungen eingestallt<br />

und geprüft. Von jedem Landrasseund<br />

Edelschweineber, der in den<br />

Stallungen der bayerischen Besamungsorganisationen<br />

Neustadt a. d.<br />

Aisch bzw. Bayern-Genetik GmbH<br />

steht, werden mind. 6 männliche,<br />

nicht kastrierte Nachkommen der<br />

Leistungsprüfung unterzogen und im<br />

Anschluss auf den Gehalt der beiden<br />

wichtigsten Ebergeruchssubstanzen<br />

Androstenon und Skatol untersucht.<br />

Das Ziel dieser Untersuchungen ist<br />

der Aufbau einer Zuchtwertschätzung<br />

zur Verringerung des Ebergeruchs.<br />

Voruntersuchungen des Instituts<br />

für Tierzucht der Landesanstalt<br />

für Landwirtschaft zeigten, dass bei<br />

den Mutterrassen der Gehalt an<br />

Androstenon im Nackenspeck etwa<br />

1,5mal so hoch ist wie bei Endprodukten<br />

(PI x DL). Der Handlungsbedarf<br />

ist hier somit besonders groß.<br />

Parallel dazu wird die im Jahr 2013<br />

aufgebaute Zuchtwertschätzung zur<br />

Verringerung des Ebergeruchs für<br />

die Rasse Piétrain weiterentwickelt<br />

und verbessert.<br />

Ein weiteres neu eingeführtes Merkmal<br />

ist die Erfassung von Hilfs-<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong>


LPA-Bucht mit Abrufstation<br />

schleimbeuteln (Bursitiden). Dazu<br />

werden direkt nach der Entblutung<br />

der Tiere an den Gliedmaßen der<br />

Schlachtkörper eventuelle Schleimbeutel<br />

festgestellt und ihre Ausprägung<br />

beurteilt. Diese Bonitierung<br />

erfolgt in Anlehnung an eine von der<br />

LMU durchgeführte Studie. Dabei<br />

werden die Gliedmaßen beginnend<br />

mit der Stufe 0 (kein Schleimbeutel)<br />

bis hin zur Stufe 3 (geschwüriger,<br />

blutender Schleimbeutel) beurteilt.<br />

Die ersten Auswertungen zeigen,<br />

dass wenn Hilfsschleimbeutel vorhanden<br />

sind, diese vorrangig an den<br />

Hintergliedmaßen auftreten. Dabei<br />

handelt es sich bei den allermeisten<br />

Fällen um Hilfsschleimbeutel der<br />

Stufe 1 (geringer Befund). Völlig<br />

unbekannt ist derzeit noch, ob Bursitiden<br />

quantitativ genetisch determiniert<br />

sind und ob das Tierwohl bei<br />

gering- bzw. mittelgradigem Auftreten<br />

beeinträchtigt wird. Im Rahmen<br />

der Untersuchungen soll festgestellt<br />

werden, ob es Unterschiede zwischen<br />

den verschiedenen Rassen im<br />

Hinblick auf das Auftreten von Bursitiden<br />

gibt und wie hoch der Erblichkeitsgrad<br />

dieser Auffälligkeit ist.<br />

Außerdem interessieren die systematischen<br />

Einflussfaktoren und die<br />

Beziehungen zu Lahmheiten von Tieren.<br />

Hierzu werden ergänzende Versuche<br />

durchgeführt.<br />

Ein weiteres Zukunftsfeld für die<br />

Leistungsprüfung ist die Untersuchung<br />

von Verhaltensmerkmalen.<br />

Nur in den Prüfanstalten kann das<br />

Verhalten von Tieren mit bekannter<br />

Abstammung und aus allen bayerischen<br />

Zuchtbetrieben mit vertretbarem<br />

Aufwand beobachtet werden.<br />

Das Ziel muss aber auch hier sein,<br />

möglichst einfache Hilfsmerkmale zu<br />

entwickeln, die an vielen tausend<br />

Tieren jährlich erhoben werden können.<br />

So wurde die Erfassung von<br />

Hautverletzungen durch Rangkämpfe<br />

(Läsionen) als mögliches Kriterium<br />

für aggressives Verhalten über einen<br />

längeren Zeitraum festgestellt. Dabei<br />

zeigte sich, dass der Erfassungszeitpunkt<br />

(Anfang, Mitte oder Ende der<br />

Mast) und das Geschlecht der Tiere<br />

keinen großen Einfluss auf das Auftreten<br />

haben und dass alle Rassen<br />

bzw. Kreuzungskombinationen in<br />

gleicher Weise von Läsionen betroffen<br />

sind. Eine Neugruppierung der<br />

Bucht wirkt sich in jedem Fall in Richtung<br />

stärkerer Läsionsgrade aus. Am<br />

häufigsten traten Läsionen in der<br />

Kopf-/ Schulterregion auf. Es ist noch<br />

nicht geklärt, ob die Erfassung weiter<br />

fortgesetzt werden kann, um genügend<br />

Daten für eine genetische Analyse<br />

zu sammeln.<br />

Wüchsige Piétrain<br />

Eine weitere Stärke der stationären<br />

Leistungsprüfung neben der Erhebung<br />

von im Feld nicht erfassbaren<br />

Merkmalen ist, dass die Stall- und<br />

Fütterungsbedingungen standardisiert<br />

sind und somit bei optimalen<br />

Haltungsbedingungen genetische<br />

Leistungsunterschiede zwischen den<br />

Tieren deutlich erkennbar werden.<br />

So werden seit dem Jahr <strong>2015</strong> nicht<br />

nur das Stallabteil, sondern sogar die<br />

einzelne Bucht oder auch der<br />

Schlachttag als Umwelteffekte in der<br />

Zuchtwertschätzung berücksichtigt.<br />

Die Folge sind noch exaktere Zuchtwerte<br />

zur Einschätzung der Vererbungsleistung<br />

der Tiere.<br />

In den vergangenen Jahren wurden<br />

große Anstrengungen zur Harmonisierung<br />

der Prüfbedingungen in den<br />

beiden LPAs unternommen. Leistungsunterschiede<br />

zwischen den beiden<br />

Prüfstationen treten seit mehreren<br />

Jahren deshalb kaum noch auf.<br />

Trotzdem werden etwa 10 % der<br />

Prüftiere aus Südbayern in Schwarzenau<br />

und umgekehrt etwa 10 % der<br />

Tiere aus Nordbayern in Grub<br />

geprüft, um eine saubere Schätzung<br />

genetischer Unterschiede zwischen<br />

den Prüfanstalten zu ermöglichen.<br />

Ein Leistungsvergleich über mehrere<br />

Jahre ist erst ab 2012 möglich, weil<br />

seitdem die Schlachtgewichte von 85<br />

kg auf 95 kg bei Mutterrassen und<br />

Endprodukten bzw. auf 90 kg bei PI-<br />

Reinzuchttieren heraufgesetzt wurden.<br />

Damit wurde in Bayern das Prüfendgewicht<br />

den in der Praxis<br />

üblichen Schlachtgewichten angepasst.<br />

Die Erhöhung der Schlachtgewichte<br />

bedingt auf Grund der Anforderungen<br />

der <strong>Schweine</strong>haltungsverordnung<br />

einen erhöhten Platzanspruch<br />

je Tier und durch die längere<br />

Mastdauer eine Reduzierung der<br />

Zahl der Umtriebe pro Jahr. Da man<br />

sich in den Prüfanstalten aber nicht<br />

mit dem gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Mindestwert zufrieden geben<br />

will, wird seit dem 1.7.<strong>2015</strong> in Anlehnung<br />

an die Vorgaben der Initiative<br />

Tierwohl das Platzangebot pro Tier<br />

freiwillig um 20% erhöht. Insgesamt<br />

bedeuten diese Maßnahmen einen<br />

merklichen Kapazitätsverlust, wodurch<br />

das strikte Management bei<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 19


der Beschickung der Leistungsprüfungsanstalten<br />

noch weiter an<br />

Bedeutung gewinnen wird.<br />

Die Prüfergebnisse 2014 (siehe<br />

Tabelle) zeigen, dass der in der Regel<br />

zum Einsatz kommende PI-Eber über<br />

ein hohes Wachstumspotential verfügt.<br />

Der genetische Trend über die<br />

letzten 5 Geburtsjahre zeigt bei diesem<br />

ökonomisch bedeutenden<br />

Merkmal einen jährlichen Anstieg<br />

von 11 g/Tag. Dieser starke Trend<br />

entspricht den Vorgaben des Zuchtziels,<br />

welches den Schwerpunkt auf<br />

hohe Zunahmen und einen geringen<br />

Futterverbrauch legt. Gleichzeitig<br />

werden der für PI-Tiere typische<br />

hohe Muskelfleischanteil und die<br />

starke Ausprägung der fleischtragenden<br />

Körperteile weiter verbessert.<br />

Bei den Mutterrassen zeigt die im<br />

Zuchtziel 2010 eingeführte intensive<br />

Selektion auf Fruchtbarkeit Wirkung,<br />

weil sie einen großen Teil des Selektionspotenzials<br />

dieser Rassen beansprucht.<br />

Das hohe Zunahmeniveau<br />

von rund 1.000 g und der Muskelfleischanteil<br />

im Schlachtkörper konnten<br />

jedoch im Durchschnitt annähernd<br />

gehalten werden.<br />

Fleischbeschaffenheit neu bewertet<br />

Eine optimale Zartheit, Saftigkeit<br />

sowie ein tierarttypischer Fleischgeschmack<br />

werden bei der Vermarktung<br />

als selbstverständlich vorausgesetzt.<br />

Großen Fortschritt brachte die<br />

1992 bei allen Rassen eingeführte<br />

MHS-Sanierung, die bereits seit 1997<br />

bei den Mutterrassen abgeschlossen<br />

ist. Auch bei den Vaterrassen schreitet<br />

die Stresssanierung mit rasantem<br />

Tempo voran, 99 % der aktuell eingestallten<br />

PI-Besamungseber sind<br />

Prüfergebnisse nach Prüfarten in Bayern (Jahr 2014)<br />

Merkmale<br />

Mutterrassen Vaterrassen Endprodukte<br />

(DL, DE und (PI) (PIxDL und<br />

Kreuzungen)<br />

PIxDE/DL)<br />

Kastrat weibl. weibl.<br />

n=4866 n=562 n=3643<br />

Mastleistung<br />

Stallendgewicht kg 120,0 110,0 117,2<br />

tägl. Zunahmen g 990 827 881<br />

Futteraufwand kg 2,60 2,26 2,37<br />

Schlachtkörperzusammensetzung<br />

Schlachtgewicht warm kg 95,9 91,1 96,0<br />

Länge cm 104,4 96,9 102,0<br />

Rückenspeckdicke cm 2,61 1,58 1,93<br />

Seitenspeckdicke cm 3,35 1,61 2,18<br />

Fleischfläche korr. cm2 46,2 70,3 62,6<br />

Fleisch:Fett-Verh. 1: 0,49 0,13 0,22<br />

Fleischanteil LPA % 53,4 67,3 62,9<br />

Klassifizierter Fleischanteil % 53,0 65,1 61,0<br />

Fleischanteil im Bauch % 52,0 66,5 61,7<br />

Fleischbeschaffenheit<br />

pH1-Rückenmuskel 6,40 6,34 6,35<br />

Intramuskuläres Fett % 1,83 1,05 1,15<br />

Tropfsaftverlust * % 3,31 3,45 3,51<br />

stressstabil, drei Viertel sogar reinerbig<br />

(MHS-Status NN). Dies hat dazu<br />

geführt, dass der Anteil von PSEbzw.<br />

PSE-verdächtigen Schlachtkörpern<br />

in den LPAs bei Endprodukttieren<br />

von ursprünglich 16% im Jahr<br />

1997 auf 1,2% im Jahr 2014 reduziert<br />

werden konnte. Trotzdem bleibt die<br />

stetige Verbesserung der Fleischqualität<br />

in der <strong>Schweine</strong>zucht weiterhin<br />

von großer Bedeutung. Während in<br />

der Vergangenheit indirekte Merkmale<br />

zur Bewertung der Fleischqualität,<br />

wie z. B. der pH-Wert eine Stunde<br />

nach der Schlachtung, üblich waren,<br />

kommen seit 2005 bzw. 2010 die<br />

direkten Merkmale IMF (Intramuskulärer<br />

Fettanteil) und TSV (Tropfsaftverlust)<br />

zur Anwendung. 2014 wurden<br />

diese beiden Qualitätsparameter<br />

auch bei den Endprodukt-Prüfungen<br />

eingeführt. Bei den Mutterrassen ist<br />

bei beiden Merkmalen ein positiver<br />

Trend festzustellen. Der optimale<br />

Wert von 2,5 % IMF bzw. max. 3 %<br />

TSV beim Endprodukt ist jedoch<br />

noch nicht erreicht.<br />

Den vollständigen Jahresbericht<br />

2014 über die Leistungsprüfung und<br />

Zuchtwertschätzung beim Schwein<br />

in Bayern finden Sie unter:<br />

www.lfl.bayern.de/itz<br />

Die neuesten Prüfungsergebnisse<br />

fließen gemeinsam mit den in HBund<br />

LKV-Betrieben erfassten Daten<br />

zur Fruchtbarkeit und Nutzungsdauer<br />

der Sauen bzw. zu den Erbfehlern<br />

(Anomalien) in die wöchentliche<br />

Zuchtwertschätzung am Institut für<br />

Tierzucht der LfL ein. Wer sich laufend<br />

über den Leistungsstand der<br />

aktuellen KB-Eber informieren will,<br />

kann diese Informationen auch im<br />

Internet unter:<br />

www.lfl.bayern.de/itz/schwein/bazi<br />

nachlesen. Zudem präsentieren sich<br />

die Leistungsprüfungsanstalten am<br />

Tag der offenen Tür in Grub.<br />

Dr. Peter Lindner, LVFZ Schwarzenau<br />

Dr. Rudolf Eisenreich, Institut für Tierzucht,<br />

beide LfL<br />

20<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong>


Fachausschuss zu Besuch in Kammerlehen<br />

Am Donnerstag, 12. November trafen<br />

sich die Mitglieder des Fachausschuss<br />

Schwein der Bayern-Genetik<br />

im Vorführraum an der Eberstation<br />

Kammerlehen. Aufgrund des Eintritts<br />

des niederbayerischen <strong>Schweine</strong>zuchtverbands<br />

in die Bayern-Genetik<br />

GmbH wurde der Ausschuss gegründet.<br />

Er setzt sich zusammen aus<br />

gewählten Mitgliedern des Zuchtverbandes.<br />

Derzeitiger Vorsitzender ist<br />

Alois Lagleder, Geiersberg. Hintergrund<br />

des Treffen war eine Sichtung<br />

der Ebereinkäufe aus den letzten<br />

Monaten. Die Mitglieder wurden<br />

durch Bayern-Genetik Ebereinkäufer<br />

Armin Prosteder begrüßt. Er stellte<br />

ihnen einen Auszug aus den angekauften<br />

Ebern vor. Dies waren sechs<br />

DE-Eber, sieben DL-Eber und zwölf<br />

Pietrain-Tiere. Bei einer anschließenden<br />

Nachbesprechung wurden noch<br />

weitere Tiere mittels Videopräsentation<br />

gezeigt und besprochen. Die<br />

Die Mitglieder des Fachausschußes Schwein mit stellvertretendem Vorsitzendem<br />

der Bayern-Genetik Josef Häfel (re), Ebereinkäufer Armin Prosteder<br />

(2. von re) und Laborleiter Josef Limmer (li).<br />

Fachausschussmitglieder zeigten<br />

sich zufrieden mit den angekauften<br />

Tieren und sahen in ihnen Potenzial<br />

für die weitere Zuchtarbeit. Selbstverständlich<br />

soll innerhalb der Bayern-Genetik<br />

Wert darauf gelegt werden,<br />

Mutterrassen-Eber die ein<br />

umgängliches Wesen haben und dieses<br />

auch an ihre Töchter vererben zu<br />

kaufen. Aufzuchtleistung, stabiles<br />

Fundament und Nachhaltigkeit der<br />

Nachkommen stehen im Vordergrund<br />

der Ankaufspolitik. Bei den<br />

Ebern für die Mastendprodukte ist<br />

nach wie vor eine hohe Mastleistung<br />

gefragt, wobei auch auf die Fleischausprägung<br />

geachtet wird. Rahmigkeit<br />

und Fundamentstärke, welche<br />

die gezeigten Eber demonstierten<br />

werden somit auch an die Mastendprodukte<br />

weitergegeben.<br />

Die aktuellen Zuchtwerte aller Eber<br />

der Bayern-Genetik können auf der<br />

Internetseite angesehen werden:<br />

www.bayern-genetik.de<br />

Bei fast allen Tieren gibt es darüber<br />

hinaus ein Bild und ein kurzes Video.<br />

Auf der Internetseite finden Sie den<br />

aktuellen Sprungplan und Sie können<br />

hier auch Ihre Spermabestellung<br />

abgeben.<br />

A. Prosteder u. E. Eifler, Bayern-<br />

Genetik<br />

Neue Information auf Samentuben<br />

Ab Anfang 2016 wird als Hilfestellung<br />

der Tag aufgedruckt, bis zu welchem<br />

der Samen mindestens problemlos<br />

zu verwenden ist.<br />

Für unsere Kunden ergibt sich der<br />

Vorteil, dass sie bei Tuben, die nach<br />

dem geplanten Besamungsvorgang<br />

noch übrig sind auf einen Blick<br />

erkennen, wie lange eine erfolgreiche<br />

Besamung noch möglich ist.<br />

Dadurch erleichtern wir Ihnen die<br />

Planung ob bei um- oder nachrauschenden<br />

Sauen eine zusätzliche<br />

Samenbestellung nötig ist, oder der<br />

vorhandene Samen verwendet werden<br />

kann.<br />

Vorausgesetzt ist selbstverständich<br />

die richtige Lagerung auf dem<br />

Betrieb in einer Thermobox bei 17°<br />

Celsius. Kontrollieren Sie regelmäßig<br />

die Funktionalität Ihrer Thermobox<br />

und reinigen Sie den Ventilator.<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 21


Tierwohlpreis an Familie Braun, Gigersreuth verliehen<br />

Familie Braun mit Minister Brunner (re.) (Bild: Baumgart/StMELF).<br />

Das Bayerische Staatsministerium<br />

für Ernährung, Landwirtschaft und<br />

Forsten vergab <strong>2015</strong> zum zweiten<br />

Mal den „Bayerischen Nutztierwohl-<br />

Preis”.<br />

Prämiert werden kleine technische<br />

beziehungsweise bauliche Maßnahmen<br />

oder Managementmaßnahmen<br />

zur Verbesserung des Tierwohls in<br />

der Landwirtschaft, die nachhaltig,<br />

praxisgerecht und auf andere landwirtschaftliche<br />

Betriebe mit Nutztierhaltung<br />

übertragbar sind.<br />

Eine Fachjury hat aus 24 Bewerbern<br />

drei gleichwertige Sieger ausgewählt.<br />

Am 9. September <strong>2015</strong> zeichnete<br />

Staatsminister Helmut Brunner<br />

die drei landwirtschaftlichen Betriebe<br />

mit dem Bayerischen Nutztierwohl-<br />

Preis <strong>2015</strong> aus. „Der Wettbewerb und<br />

unsere Sieger zeigen, wie einfallsreich<br />

die bayerischen Tierhalter sind,<br />

wenn es darum geht, ihren Tieren<br />

mehr Bewegungsfreiheit und<br />

Lebensqualität zu verschaffen”,<br />

betonte der Minister in seiner Laudatio.<br />

Der Bayerische Tierwohl-Preis für<br />

landwirtschaftliche Nutztierhalter ist<br />

ein weiterer Baustein des Landwirtschaftsministeriums<br />

in der Initiative<br />

für tiergerechte Haltungsbedingungen.<br />

Preisträger <strong>2015</strong> in der Kategorie<br />

Umbau - Zuchtsauen wurde der<br />

Betrieb von Thomas und Martina<br />

Braun, Gigersreuth, Gemeinde Reisbach,<br />

Landkreis Dingolfing-Landau.<br />

Für die Erprobung und Weiterentwicklung<br />

einer Bewegungsbucht für<br />

Ferkel führende Sauen sowie die<br />

Erprobung von Keramikplatten als<br />

neue Bodenelemente wurden sie<br />

ausgezeichnet. Die Sauen haben<br />

freie Bewegung bis kurz vor dem<br />

Abferkeln. Zusätzlich werden Jutetücher<br />

angeboten um den Nestbautrieb<br />

zu fördern (siehe Betriebsreportage<br />

in der <strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> Ausgabe<br />

<strong>Dezember</strong> 2014. Zu finden unter<br />

www.bayern-genetik.de).<br />

Aus einer Pressemitteilung des<br />

Staatsministerium für Ernährung<br />

Landwirtschaft und Forsten<br />

Lehrgang zum Eigenbestandsbesamer Schwein<br />

Von Montag 15. Februar mit Mittwoch<br />

17. Februar 2016 findet im<br />

Gasthaus Pauliwirt in Erharting bei<br />

Mühldorf ein Lehrgang zum Eigenbestandsbesamer<br />

Schwein statt. Wenn<br />

Sie Ihren Sauenbestand selbst besamen<br />

wollen, müssen Sie die Teilnahme<br />

an einem solchen Kurs nachweisen<br />

können. Diese Vorgabe ist<br />

gesetzlich verankert. Bei dem Kurs<br />

werden Ihnen von verschiedenen<br />

Referenten unte anderem folgende<br />

Inhalte dargestellt:<br />

- rechtliche Grundlagen der Besamung<br />

beim Schwein<br />

- Anatomie der Geschlechtsorgane<br />

bei Sau und Eber<br />

- Fortpflanzungshormone beim<br />

Schwein<br />

- Brunstkontrolle und Brunsterkennung<br />

- Bestellung, Behandlung und Lagerung<br />

des Samen<br />

- Sameneinführung (auch als praktischer<br />

Teil des Lehrgangs)<br />

Am Ende des Kurses müssen Sie<br />

eine Prüfung ablegen.<br />

Interessierte können sich unter folgenden<br />

Telefonnummern anmelden:<br />

Verwaltung Altenbach<br />

0871 95310 36<br />

Eberstation Bergheim<br />

08431 585756<br />

Eberstation Kammerlehen<br />

08743 960430<br />

22<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong>


Ehrung verdienter Mitarbeiter<br />

Die BAYERN-GENETIK GmbH hat die<br />

Weihnachtsfeier zum Anlass genommen,<br />

um ihre langjährigen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter (siehe<br />

Tabelle) zu ehren und ihnen im Rahmen<br />

einer Laudatio ein kleines Präsent<br />

zu überreichen.<br />

Bauer Siegfried in den Ruhestand<br />

verabschiedet<br />

Genau 36 Jahre und 10 Monate ist es<br />

her, dass Siegfried Bauer damals seinen<br />

Dienst bei der Niederbayerischen<br />

Besamungsgenossenschaft<br />

Landshut-Pocking eG, der heutigen<br />

BAYERN-GENETIK GmbH, aufgenommen<br />

hat. Seitdem engagierte<br />

sich der Besamungstechniker im<br />

Vom <strong>Schweine</strong>bereich wurden geehrt:<br />

Zugehörigkeit:Name: Tätigkeit: Standort:<br />

10 Jahre Specht Alexander Tierpfleger Bergheim<br />

10 Jahre Weiß Marion Labor Kammerlehen<br />

20 Jahre Salbeck Gertrud Labor Bergheim<br />

35 Jahre Bauer Wolfgang Tierpfleger Kammerlehen<br />

35 Jahre Köberich Peter Tierpfleger Kammerlehen<br />

35 Jahre Hiesinger Anton freiberufl. Techniker Bergheim<br />

40 Jahre Brunner Johann Labor/Tierpfleger Kammerlehen<br />

40 Jahre Fuß Anton Techniker Bergheim<br />

40 Jahre Hofmeister Josef Tierpfleger Kammerlehen<br />

<strong>Schweine</strong>bereich erfolgreich für das<br />

Unternehmen und stand den Betrieben<br />

mit Rat und Tat zur Seite. Hierfür<br />

haben wir ihm bei der Weihnachtsfeier<br />

unseren herzlichen Dank und<br />

große Anerkennung ausgesprochen<br />

und ihn in seinen wohlverdienten<br />

Ruhestand verabschiedet.<br />

Aus den Gremien<br />

Rupert Schlauderer aus dem Gremium<br />

verabschiedet<br />

In der ordentlichen Vertreterversammlung<br />

im Juni <strong>2015</strong> wurde<br />

Rupert Schlauderer aus der NBG-Vorstandschaft<br />

und somit auch aus dem<br />

BAYERN-GENETIK-Gremium verabschiedet.<br />

Er hat im Mai 2003 damals<br />

die Nachfolge von Wilhelm Schwarz<br />

angetreten, der als Vorsitzender<br />

des Verbands Niederbayerischer<br />

<strong>Schweine</strong>züchter fungierte und aufgrund<br />

dieser Position auch das Vorstandsamt<br />

bei der NBG bekleidete.<br />

Seither hat Rupert Schlauderer viel<br />

Engagement bewiesen und die Organisation<br />

sowohl in den schwierigen<br />

Zeiten der Umbruchphase als auch<br />

durch die Fusionszeiten mit der Prüfund<br />

Besamungsstation München-<br />

Grub e. V. und der <strong>Schweine</strong>prüfund<br />

Besamungsstation Bergheim e.<br />

V. begleitet. Nicht zuletzt ist es ihm zu<br />

verdanken, dass Zucht- und Besamung<br />

im <strong>Schweine</strong>bereich wieder<br />

zueinandergefunden haben und der<br />

Verband Niederbayerischer <strong>Schweine</strong>züchter<br />

als Gesellschafter in die<br />

BAYERN-GENETIK eintrat.<br />

Er setzte sich immer für seine Berufskollegen<br />

ein und repräsentierte die<br />

BAYERN-GENETIK wie beispielsweise<br />

am politischen Aschermittwoch<br />

Bayern-Genetik Vorstandsvorsitzender Sebastian Mühlbauer (li) und<br />

NBG-Aufsichtsratsvorsitzender Stephan Riedl mit Rupert Schlauderer bei<br />

dessen Verabschiedung.<br />

bei einer hofeigenen Veranstaltung<br />

oder in Interviews über Nutztierhaltung<br />

mit dem Bayerischen Rundfunk.<br />

Aufgrund seines züchterischen<br />

Erfolgs, zahlreicher Berichte in den<br />

öffentlichen Medien und weiterer<br />

Ehrenämter beim Bauernverband<br />

und in der Politik erhielt der verheiratete<br />

Landwirtschaftsmeister und<br />

zweifache Familienvater 2006 die<br />

Staatsmedaille in Silber sowie eine<br />

Auszeichnung als bester bayerischer<br />

<strong>Schweine</strong>züchter bei den DL-Jung-<br />

Jungsauen (ZLF).<br />

Last but not least ist seine Leidenschaft<br />

für Laub- und Nadelhölzer zu<br />

erwähnen. Sein exotischer Versuchsgarten<br />

hat selbst Minister Helmut<br />

Brunner schon zum Staunen<br />

gebracht.<br />

Wir wünschen ihm für den baldigen<br />

Ruhestand alles Gute und hoffen,<br />

dass er ein genauso hohes Alter<br />

erreicht, wie unser Mammutbaum,<br />

den er uns einst zur Gründung der<br />

BAYERN-GENETIK geschenkt hat.<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong> 23


Thomas Roßmanith rückt für Rupert<br />

Schlauderer ins Gremium nach<br />

2013 hat Thomas Roßmanith aus<br />

Moosthann das Amt des Vorsitzenden<br />

beim Verband Niederbayerischer<br />

<strong>Schweine</strong>züchter übernommen<br />

und wurde in diesem Jahr von<br />

den Delegierten als Nachfolger in die<br />

NBG-Vorstandschaft/Beirat der BAY-<br />

ERN-GENETIK gewählt. Der 52-Jährige<br />

ist Jungsauenvermehrer und hält<br />

aktuell 40 Herdbuch-Muttersauen der<br />

Rasse DL mit einer Leistung von 27-<br />

28 aufgezogenen Ferkeln. Auch züchterisch<br />

ist er stark involviert, da ist es<br />

nicht verwunderlich, dass er neben<br />

seinem 30-ha-Ackerlandbetrieb noch<br />

ehrenamtlich im Beirat der EGZH<br />

fungiert. Wir gratulieren ihm herzlich<br />

zur Wahl und wünschen ihm jederzeit<br />

ein glückliches Händchen bei anstehenden<br />

Entscheidungen. Um eine<br />

Doppelbesetzung im Beirat der BAY-<br />

ERN-GENETIK seitens des SZVB zu<br />

umgehen, ist Alois Lagleder (Stellvertreter)<br />

nachgerückt. Auch ihm<br />

wünschen wir im Gremium viel<br />

Erfolg.<br />

C. Plötz, Bayern-Genetik<br />

Laborleiter Manfred Käsmayr verstorben<br />

Viel zu früh verstarb am 17. Oktober<br />

<strong>2015</strong> unser Mitarbeiter und Kollege<br />

Manfred Käsmayr im Alter von nur<br />

64 Jahren. Er kam 2013 über den<br />

Gesellschafter der <strong>Schweine</strong>prüfund<br />

Besamungsstation Oberbayern-<br />

Schwaben e. V. zur BAYERN-GENE-<br />

TIK GmbH. Dort war er von 1981 bis<br />

1992 als freiberuflicher Besamungstechniker<br />

und dann als angestellter<br />

Mitarbeiter im Innen- und Außendienst<br />

tätig. Durch seine Flexibilität,<br />

seine Hingabe zum Beruf, seinem<br />

Arbeitsverständnis sowie durch<br />

seine Loyalität zum Verein machte er<br />

sich in kürzester Zeit zu einem unverzichtbaren<br />

Mitarbeiter und Kollegen.<br />

Egal welche Tätigkeit er verrichtete,<br />

ob als Techniker, Scanner, Kurierfahrer,<br />

Berater der Mitgliedsbetriebe,<br />

Laborleiter oder Vertreter des Stationsleiters,<br />

man konnte sich einfach<br />

zu 100% auf ihn verlassen. Mit dem<br />

Eintritt in die BAYERN-GENETIK<br />

GmbH änderte sich für Manfred Käsmayr<br />

wenig in seiner täglichen<br />

Arbeit, allerdings erforderte diese<br />

Verschmelzung eine große und neue<br />

Verantwortung für ihn. Leider ging<br />

seine Zeit bei der BAYERN-GENETIK<br />

GmbH viel zu schnell zu Ende und<br />

wir müssen uns von einem beliebten<br />

Kollegen,<br />

engagierten<br />

Mitarbeiter<br />

und guten<br />

Freund verabschieden.<br />

Wir<br />

werden ihn<br />

stets in<br />

guter Erinnerung<br />

behalten.<br />

Manfred Käsmayr<br />

Josef Kreilinger - eine Legende ist von uns gegangen<br />

Es gibt kaum jemanden, der ihn nicht<br />

kannte. Josef Kreilinger war bayernweit,<br />

ja sogar deutschland- und weltweit<br />

ein bekannter Mann, der sich<br />

besonders im Rahmen seiner Ehrenämter<br />

durch seine Verdienste in der<br />

Tierzucht einen Namen gemacht hat.<br />

Die lange Liste an Auszeichnungen<br />

spiegelt seine große Persönlichkeit in<br />

der Agrarpolitik wieder. Das Bundesverdienstkreuz,<br />

die Staatsmedaille<br />

des Bayerischen Staatsministeriums<br />

in Gold, der Bayerische Verdienstorden,<br />

Ehrenbürger von Fürstenzell -<br />

um nur einige davon zu nennen. Am<br />

Mittwoch, den 25. November <strong>2015</strong><br />

ist Josef Kreilinger aus Munzing im<br />

Alter von 87 Jahren aus dem irdischen<br />

Leben geschieden. Ein Verlust,<br />

der auch die Bayern-Genetik stark<br />

24<br />

bestürzt. Josef Kreilinger war dort<br />

bei den Gesellschaftern Niederbayerische<br />

Besamungsgenossenschaft<br />

Landshut-Pocking eG (1978 bis 1994)<br />

und beim Verband Niederbayerischer<br />

<strong>Schweine</strong>züchter e. V. (1974<br />

bis 1988) über viele Jahre hinweg als<br />

Vorstandsvorsitzender bzw. als Ausschussmitglied<br />

tätig. Auch an der<br />

Gründung der Zuchteinheit GFN war<br />

er maßgeblich beteiligt und vertrat<br />

die Organisationen weltweit als<br />

Repräsentant. Für manche Leute mit<br />

Englischkenntnissen nur schwer vorstellbar,<br />

wie man mit einem Wortschatz<br />

bestehend aus „Whisky Pur”<br />

und „Coffee black” die ganze <strong>Welt</strong><br />

bereisen konnte. Aber gerade das<br />

zeichnete den bis zuletzt in Bad<br />

Höhenstadt lebenden Pionier der<br />

Landwirtschaft<br />

und Fleckviehzucht<br />

aus und<br />

machte ihn<br />

sympathisch –<br />

seine Ehrlichkeit,<br />

seine<br />

Gradlinigkeit<br />

und nicht<br />

zuletzt auch<br />

manchmal<br />

seine Unbequemlichkeit.<br />

Josef Kreilinger<br />

Wir danken<br />

Josef Kreilinger für seine Verdienste<br />

zu Gunsten aller Landwirte und werden<br />

Ihn stets in guter Erinnerung<br />

behalten!<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong>

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