Von der Natur lernen - VITA Zahnfabrik H. Rauter GmbH & Co. KG
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dd<br />
Abb. 33 und 34 Bei dieser 43-jährigen Pa tientin wurde eine OK- und UK-Versor gung<br />
nach dem Long-centric-Konzept an gestrebt<br />
Abb. 36 Hier ist das Wax-up <strong>der</strong> Ar beits -<br />
höcker nach natürlichem Vorbild zu sehen<br />
Der zweite Fall<br />
Im zweiten Fall klagte eine 43jährige Patientin seit<br />
fast vier Jahren über zunehmende Kopfschmerzen.<br />
Sowohl CT als auch EEG und die Untersuchung<br />
durch zwei Neurologen lieferten keine Hinweise<br />
auf die Ursachen. Die Schmerzen verschlimmerten<br />
sich vom Kiefergelenk ausgehend bis zur Schläfe<br />
und strahlten in Hinterkopf und Schulter aus. Im<br />
Schlussbiss hatte die Patientin ein Gefühl des<br />
Pressens, Kiefergelenksgeräusche lagen jedoch<br />
nicht vor.<br />
Klinischer und instrumenteller Befund<br />
Vier Jahre zuvor hatte die Patientin im oberen und<br />
unteren Seitenzahnbereich „Kronen“ erhalten. Der<br />
damalige Behandler vertrat das Okklusionskonzept<br />
<strong>der</strong> Long-centric (Abb. 33 und 34). Bei diesem Kon -<br />
zept findet in zentrischer Okklusion keine „Ver rie -<br />
ge lung“ statt, da die sagittale Unterkiefer be we -<br />
gung unter Zahnkontakt mehr Freiraum zwischen<br />
<strong>der</strong> habituellen Interkuspidation und <strong>der</strong> retralen<br />
Kontaktposition erlaubt. Wie beim ersten Fall lag<br />
auch hier eine deutliche Diskrepanz zwischen <strong>der</strong><br />
habituellen Interkuspidation und <strong>der</strong> physiologischen<br />
Zentrik vor.<br />
Funktionsanalyse<br />
Nach <strong>der</strong> Abformung und Modellherstellung wurden<br />
die Modelle schädelorientiert und mit einem<br />
Registrat in physiologischer Zentrik in den Arti ku -<br />
lator eingesetzt. In diese Zentrik wird die Patientin<br />
10 dental dialogue 9. JAHRGANG 2008 ©<br />
Abb. 37 Die eingepasste und eingeschliffene<br />
Aufbissschiene in Gold bewirkte …<br />
nicht vom Behandler geführt, son<strong>der</strong>n die Patientin<br />
muss sie selbst immer wie<strong>der</strong> und aus <strong>der</strong> Ruhelage<br />
heraus, neuromuskulär finden und bestätigen. Nach<br />
dem Absenken des Bisses im Artikulator hatten nur<br />
die Zähne 14 und 15 sowie 44 und 45 Kontakt.<br />
Therapie<br />
Abb. 35 Die Arbeitshöcker sind weit<br />
unterdimensioniert<br />
Abb. 38 … eine Entlastung <strong>der</strong><br />
Frontzähne<br />
Der durchgehende Frontzahnkontakt machte es<br />
unmöglich, eine physiologische Kontaktbeziehung<br />
einzuschleifen. Geplant wurde eine Aufbissschiene<br />
im Unterkiefer – in diesem Fall aus Metall – mit <strong>der</strong><br />
wir eine physiologische Kontaktpunktbeziehung<br />
additiv erreichen wollten. Dazu modellierten wir im<br />
Oberkiefer den Arbeitshöckerbereich – <strong>der</strong> stark<br />
unter dimensioniert vorlag – in einem natürlichen<br />
Verhältnis zu den Scherhöckern (Abb. 35 und 36).<br />
Anschließend stellten wir eine Duplierform her, um<br />
ein Modell aus Super-Hartgips als Gegenbiss zu<br />
erhalten. Die Schiene wurde in physiologischer<br />
Zentrik gearbeitet.<br />
Nachdem die Schiene eingepasst wurde, schliffen<br />
wir diese nach den Prinzipien <strong>der</strong> bio-logischen Pro -<br />
the tik ein und korrigierten die Zentrik (Abb. 37).<br />
Die Front konnte dadurch entlastet werden<br />
(Abb. 38). Neun Monate später wurde die Schiene<br />
wie<strong>der</strong> entfernt. Es zeigte sich eine Beson<strong>der</strong>heit:<br />
Durch die Gestaltung <strong>der</strong> Schiene regulierten sich<br />
die Oberkieferzähne in den zuvor aufgewachsten<br />
und jetzt freien Bereich <strong>der</strong> Arbeitshöcker und fanden<br />
eine stabile Abstützung in einer physiologischen<br />
Zentrik.