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der Spezialist von Voith Paper für lücken

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72<br />

Ralf Bißdorf gewinnt im Viertelfinale gegen den<br />

Ungarn Mark Marsi.<br />

Olympia-Teilnehmer im Fechtsport stellt?<br />

Neugierig geworden, sind wir zu Gast im<br />

„Fechtzentrum Heidenheim“. Als erstes<br />

erfahren wir, dass Heidenheim unter Insi<strong>der</strong>n<br />

als das „Wimbledon des Degenfechtens“<br />

gilt. Der „Heidenheimer Pokal“, bereits<br />

seit 1953 ausgetragen, ist heute<br />

nach Olympia und den Weltmeisterschaften<br />

das global bedeutendste und größte<br />

Fechtturnier. Regelmäßig in <strong>der</strong> ersten<br />

Woche nach Ostern kreuzen etwa 300 <strong>der</strong><br />

weltbesten Degenfechter in Heidenheim<br />

ihre Klingen. Im Anschluss an den Heidenheimer<br />

Pokal findet außerdem <strong>der</strong><br />

„Coupe d’Europe“ statt. Dabei ermitteln<br />

die stärksten Vereins-Mannschaften Europas<br />

ihr jährliches Siegerteam.<br />

Angefangen hat das alles bereits vor<br />

mehr als 150 Jahren. Auch im damals<br />

noch königlichen Württemberg regte sich<br />

wie in ganz Deutschland viel freiheitliches<br />

Gedankengut, das mangels politischer<br />

Parteien beson<strong>der</strong>s in Turnvereinen und<br />

Studentenverbindungen auf fruchtbaren<br />

Boden fiel. So sind in den Annalen <strong>der</strong><br />

damaligen „Turngemeinde Heidenheim“<br />

bereits <strong>für</strong> den Winter 1847 regelmäßige<br />

Freitagstreffen mit „Fecht- und Freiübungen“<br />

verzeichnet. Wenn die Turnvereine<br />

und ihre Fechtsektionen nach 1848 auch<br />

zeitweilig als vermeintliche Keimzellen<br />

republikanischer Umtriebe aufgelöst wurden,<br />

blieb in <strong>der</strong> aufgeschlossenen, wirtschaftlich<br />

immer bedeuten<strong>der</strong> werdenden<br />

Maschinenbau-Metropole Heidenheim mit<br />

ihren wachsenden Verbindungen weit<br />

über die Grenzen des Landes hinaus stets<br />

ein gewisses Faible <strong>für</strong> den Fechtsport erhalten.<br />

Nicht zu Unrecht sagt man ihm<br />

hohe Affinität zu ausgefeilter Technik, zu<br />

beson<strong>der</strong>er Beherrschung physikalischer<br />

Gesetze und blitzschneller Reaktionsfähigkeit<br />

nach.<br />

So richtig los ging es dann wie<strong>der</strong> um<br />

1930, als man in Heidenheim die ersten<br />

landesweiten Fechtturniere installierte.<br />

1950 folgte dann <strong>der</strong> nationale und internationale<br />

Durchbruch. Eine legendäre<br />

Degen-Mannschaft holte zwischen 1957<br />

und 1961 gleich fünfmal in ununterbrochener<br />

Folge den Titel des Deutschen<br />

Mannschafts-Siegers nach Heidenheim.<br />

92 Deutsche Meistertitel, 148 Weltmeisterschafts-<br />

sowie 8 Olympia-Teilnahmen<br />

mit jeweils hervorragenden Platzierungen<br />

– das ist die außerordentliche Bilanz, die<br />

die Heidenheimer Fechterinnen und Fechter<br />

seit 1950 <strong>für</strong> sich verbuchen können.<br />

„Wie ist so etwas möglich? Lässt sich<br />

mit Fechten denn Geld verdienen?“ Die<br />

bewusst provozierend gestellte Frage löst<br />

in <strong>der</strong> Tischrunde Heiterkeit aus. Eingedenk<br />

<strong>der</strong> Summen, die heute im Spitzensport,<br />

in so mancher telegenen Disziplin<br />

vereinnahmt werden, hört sich die Antwort<br />

des anwesenden Vorstandsmitgliedes<br />

des „Fechtzentrums Heidenheim“ fast<br />

anachronistisch an: „Reich werden kann<br />

bei uns niemand! Auch bei internationalen<br />

Spitzenturnieren gibt es we<strong>der</strong> Start-<br />

noch Sieggel<strong>der</strong>. Sicher werden wir <strong>von</strong><br />

den Bundes- und Landesverbänden des<br />

Fechtsports geför<strong>der</strong>t. Im Wesentlichen<br />

leben wir aber <strong>von</strong> sehr, sehr viel Idealismus,<br />

viel Improvisation, vom persönlichen<br />

Engagement und <strong>der</strong> Unterstützung<br />

vorwiegend regionaler Sponsoren, die<br />

sich wie die <strong>Voith</strong>-Unternehmensgruppe<br />

dem Heidenheimer Fechtsport traditionell<br />

verbunden fühlen.“<br />

Ralf Bißdorf ergänzt: „Wenn wir beim<br />

Weltcup dabei sein wollen, müssen wir<br />

nicht nur eine Menge Zeit in Training und<br />

Vorbereitung investieren, son<strong>der</strong>n auch<br />

die finanziellen Aufwendungen wie etwa<br />

Reisekosten zu den über alle Kontinente<br />

verstreuten Austragungsorten mittragen.<br />

Wer aber dem Fechten, <strong>der</strong> ganzen Atmosphäre<br />

dieses Sports, den internationalen<br />

Kontakten und Freundschaften, die<br />

sich daraus entwickeln, so richtig verfallen<br />

ist, <strong>der</strong> bringt diese Opfer. Keineswegs<br />

nur <strong>für</strong> den Erfolg! Es sind Erlebnisse,<br />

beson<strong>der</strong>s die Olympia-Teilnahmen,<br />

die keiner <strong>von</strong> uns missen möchte und<br />

wohl auch lebenslang in Erinnerung behalten<br />

wird.“<br />

Was mit diesem Idealismus aufgebaut<br />

wurde, weitergegeben und geleistet wird,<br />

verdient Anerkennung. Hinter <strong>der</strong> Bezeichnung<br />

„Fechtzentrum Heidenheim“ und<br />

dem schmucken Neubau in <strong>der</strong> Virchowstraße<br />

(Fotos rechts) verbirgt sich ein<br />

Bundesstützpunkt und Landesleistungszentrum,<br />

in dem acht international bekannte<br />

Trainer und ein Sportphysiotherapeut<br />

ständig etwa 200 Fechterinnen und<br />

Fechter betreuen. Der Komplex umfasst<br />

drei Hallen mit 30 Fechtbahnen, Physiotherapie-,<br />

Kraft- und Schulungsräume,<br />

daneben einen zweckmäßigen, freundlich

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