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2014-05 Pfarrblatt

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Glauben wagen – und darüber sprechen<br />

Jacqueline Straub, Theologiestudentin in Freiburg<br />

Eigentlich ist das Sprechen über den Glauben<br />

an Gott ganz einfach. Doch leider machen es<br />

heute nicht mehr viele. Sie fürchten sich vor<br />

den Reaktionen der Menschen, die mit Glauben<br />

und Religion nichts mehr anfangen können. Ich<br />

glaube, dass es vielen Menschen schwerfällt<br />

über ihren Glauben zu sprechen, da sie fürchten<br />

auf Widerstand zu stossen in einer Gesellschaft,<br />

die aufgeklärt und pluralistisch ist.<br />

Oft heisst es dann: «Wer glaubt denn noch an<br />

Gott? Wir brauchen ihn nicht, denn wir können<br />

heute alles mit den Wissenschaften beweisen.<br />

Warum sich dann noch einen Gott ‹herbeidenken›?»<br />

Doch auch wenn Wissenschaft uns heute<br />

vieles erklärt, darf dabei der Glaube an Gott<br />

nicht in den Hintergrund gedrängt werden. Naturwissenschaft<br />

und Glaube sind miteinander<br />

vereinbar. Und auch ein aufgeklärter Mensch<br />

kann guten Gewissens an Gott glauben und<br />

diesen auch bekennen. Schliesslich glaube<br />

ich selber und gebe immer wieder öffentlich<br />

Zeugnis von meinem Glauben, weil ich es wichtig<br />

finde, dass es noch Menschen gibt, die genau<br />

in einer solchen skeptischen Gesellschaft<br />

zu dem stehen, von dem sie überzeugt sind.<br />

Der Glaube ist ein Herzens-Ding. Ich kann Gott<br />

nicht beweisen, zumindest nicht mit den wissenschaftlichen<br />

Methoden. Aber ich fühle Gott,<br />

ich kann ihn erahnen, aber eben immer nur in<br />

meiner Dimension des Menschseins. Der Glaube<br />

an Gott ermöglicht es mir, dass ich vertrauen<br />

und mir selber und anderen eingestehen<br />

kann: «Ich weiss nicht alles. Aber das muss ich<br />

auch nicht.» An Gott zu glauben, ist mutig. Mutig,<br />

weil man eben nicht alles hundert Prozent<br />

weiss, aber auch mutig, weil man sich auf etwas<br />

einlässt, wovon man nicht weiss, wo der Weg<br />

endet.<br />

Der Glaube an Gott fällt sicherlich nicht vom<br />

Himmel. Es ist ein Prozess, der einen das ganze<br />

Leben begleitet. Ich musste auch erst lernen,<br />

wie es ist, zu glauben. Durch genaues Hinhören<br />

auf Gottes Wort ist Schritt für Schritt mein<br />

Glaube an ihn gewachsen. Vor allem durch Gebete,<br />

Wall- und Pilgerfahren, aber auch durch<br />

ganz alltägliche Momente im Leben hat sich<br />

mein Glaube an Gott entwickelt. Das Schöne<br />

am Glauben ist, dass er nie gross genug sein<br />

kann. Seine Dimensionen sind unendlich – wie<br />

die Liebe und Barmherzigkeit Gottes.<br />

Was ich weiss, ist, dass mein Glaube an Gott<br />

noch nicht zu Ende oder ans Ziel gekommen<br />

ist. Es wird vermutlich immer wieder<br />

Momente in meinem Leben geben, in denen<br />

ich Gott ganz nah stehe und andere, in<br />

denen ich wieder intensiver zu Gott finden<br />

muss, um meine Beziehung zu ihm zu stärken.<br />

Das ist wie im Leben: Eine Beziehung<br />

funktioniert nur dann, wenn man sie pflegt<br />

und auch selber etwas gibt. Manchmal fällt<br />

das einem leichter. Manchmal schwerer. Glaube<br />

ist also auch mit Anstrengung verbunden.<br />

© meli.photodesign<br />

Doch das Resultat ist wunderbar. Der Glaube ist<br />

wie ein Garten: Ein Gärtner steckt viel Arbeit,<br />

Mühe und Liebe in seinen Garten, so dass der<br />

Garten durch eine wunderschönen Blumenpracht<br />

erstrahlt.<br />

Ich finde, dass die Menschen, die sich auf Gott<br />

einlassen, wirklich etwas wagen. Schon das<br />

Alte Testament zeigt uns, dass der Glaube an<br />

Gott nicht immer einfach ist und schon gar<br />

nicht bequem. Ganz im Gegenteil, wer glaubt<br />

muss seinen Glauben immer kritisch reflektieren<br />

und sich ganz oft unbequeme Fragen stellen.<br />

Wie der junge Samuel mutig war, indem<br />

er sagte «Rede, Herr, denn dein Diener hört»<br />

(1 Sam 3,9) und sich dabei auf Gott einliess, so<br />

können auch wir heute wieder lernen, dass es<br />

ganz einfach ist, an Gott zu glauben und darüber<br />

zu sprechen. Wir brauchen nur Mut, Geduld<br />

und ein offenes Ohr. Denn die Stimme Gottes<br />

ist manchmal ganz leise und man muss genau<br />

hinhören, damit der Glaube wachsen kann –<br />

wie das Senfkorn, das eines Tages zu einem<br />

grossen, prächtigen Baum wird.<br />

Inhalt <strong>Pfarrblatt</strong> Mai <strong>2014</strong><br />

Kontakt2<br />

Editorial3<br />

Zu einigen Anlässen 4<br />

Pfarrei-Agenda5<br />

Aus dem Pfarreileben 6<br />

… gut zu wissen 7<br />

Regionale Angebote 8<br />

Dekanat Deutschfreiburg 9<br />

Jugend10<br />

Zäme stah – vorwärts gah! 12<br />

Deutsche, franz. Gottesdienste 14<br />

Sonntagsgottesdienste dieses Monats 15<br />

Verschiedenes16<br />

3

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