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Jahresbericht 2013

Überblick über die Aktivitäten des Deutschen Kulturforums östliches Europa, Potsdam, im Kalenderjahr 2013

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Geteilte Städte und Regionen<br />

Tschechisches Tĕšín, polnisches Cieszyn, Teschener Schlesien<br />

Unsere Exkursion für Studierende, junge Berufstätige und<br />

Multiplikatoren ins Teschener Schlesien hatten wir dem Jahresschwerpunkt<br />

»Vergessene Regionen« zugeordnet, und<br />

bereits die Anreise am 12. September <strong>2013</strong> gab uns recht: Die<br />

19 Teilnehmer aus allen Teilen Deutschlands – Mannheim,<br />

Münster, München, Hamburg, Berlin – brauchten für eine<br />

Fahrt teilweise über zwölf Stunden! Dorothee Ahlers, die als<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Passau<br />

tätig ist und ihre Master-Arbeit über das Teschener Schlesien<br />

schrieb, führte uns von unserem Hotel »Piast« in Český Tĕšín<br />

aus entlang verschiedener »Zeichen der Teilung« durch die<br />

Stadt. Unser Hotel hieß ursprünglich Hotel »Polonia«, das Haus<br />

Jaromír Nohavica (rechts) sang sein »Těšínská« auch live – beim Konzert mit<br />

Frank Viehweg zum Teschen-Thementag am 23. September <strong>2013</strong>.<br />

wurde im Dezember 1931 eröffnet und beherbergte neben<br />

dem Hotel- und Restaurationsbetrieb mehrere polnische Institutionen<br />

und Vereine. Es ist eines der zahlreichen Gebäude,<br />

die jetzt die Straße gegenüber dem Bahnhof in Český Tĕšín<br />

säumen und erst nach der Teilung der Stadt nach dem Ersten<br />

Weltkrieg entstanden.<br />

In Český Tĕšín befindet sich auch der Sitz der polnischen<br />

Minderheit. Im Gegensatz zur polnischen Seite, wo nur wenige<br />

Tschechen lebten, gab es nach der Teilung des Teschener<br />

Schlesien auf der tschechischen Seite eine bedeutende polnische<br />

Minderheit. Józef Szymeczek, der Vorsitzende des Kongresses<br />

der Polen in Tschechien, seine Mitstreiter und sogar<br />

zwei Schüler der polnischen Oberschule auf tschechischer<br />

Seite standen uns Rede und Antwort.<br />

Nach Ostrau/Ostrava fuhren wir mit der während des Industriebooms<br />

so wichtigen Kaschau-Oderberger-Bahn, die die<br />

Kohle aus dem Industrierevier um Ostrava nach Kaschau/<br />

Košice transportierte, wo sie zur Herstellung von Stahl aus<br />

ukrainischem Erz diente. Aber auch für den heimischen Eisenbahnantrieb<br />

war die Kohle vor Ort vonnöten. Bei der Führung<br />

von Architekt Miloš Matěj durch die Grube Michal in Ostrau<br />

erfuhren wir, dass diese Grube zu ihrer Zeit schon eine der<br />

modernsten in Europa war. Seit ihrem Umbau im Jahr 1915<br />

bedurfte sie keiner entscheidenden Neuerung mehr, und<br />

obwohl sie bis 1993 in Betrieb war, mutet ihr Erhaltungszustand<br />

dinosaurierhaft an. Sie erfuhr nämlich nicht wie so viele Industriebauten<br />

eine Renovierung (die häufig mit einer Umgestaltung<br />

zum Kulturzentrum einherging), sondern wird in ihrem<br />

bis zuletzt funktionstüchtigen Zustand bewahrt. Das hält: mit<br />

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