bearbeitet - 4_VSWG-Zur Geschichte der spanischen Reitermilizen
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Die Composiciön <strong>der</strong> Caballeros de Cuantla (1586-1593)<br />
Die Durchführung <strong>der</strong> Composiciön 99<br />
Vdlez nichts zu unternehmen««. In vielen an<strong>der</strong>en Fällen, in denen eindeutig<br />
nachgewiesen werden konnte, daß Ansprüche auf die Hidalgula zu<br />
Unrecht erhoben worden waren, hat die Krone die geheime Composiciön<br />
gestattet*«. Damit wurde aber geduldet, daß die begünstigten Personen<br />
in <strong>der</strong> Öffentlichkeit weiter als Hidalgos galten und die entsprechenden<br />
Vorrechte genossen. Gingen die Betreffenden nicht auf die geheime Composiciön<br />
ein, dann waren die Kommissare, wie es scheint, nicht befugt,<br />
sie in die öffentlichen Listen einzuschreiben. So wurde es dem in Murcia<br />
tätigen Kommissar, <strong>der</strong> um die Erlaubnis zur Übergehung eines Rodrigo<br />
de Pusmarin gebeten hatte, immerhin gestattet, mit diesem heimlich über<br />
seine Composiciön zu verhandeln, „denn obgleich sein Vater ein Caballero<br />
war, so darf er (Pusmarin), da er unehelich geboren ist (siendo el<br />
bastardo), doch nicht die Freiheiten und den Adel seines Vaters genießen“«<br />
8. Zum „eigenen großen Bedauern“ des Kommissars ließ sich Pusmarin<br />
zur Composiciön gegen Zahlung von 300 Dukaten veranlassen. Als<br />
nun aber die Regidoren Murcias, zu denen Pusmarin gehörte, von <strong>der</strong><br />
Composiciön bzw. <strong>der</strong> Einschreibung als Caballeros de Cuantla freigestellt<br />
wurden««, hat die Camara de Castilla den zwischen dem Kommissar<br />
und Pusmarin ausgehandelten Vertrag zurückgeschickt und dem Kommissar<br />
aufgetragen, „daß V. M. unter dem strengsten Geheimnis den Vertrag<br />
an Rodrigo de Pusmarin zurückgeben möge . . . , wobei V. M. ihm<br />
sagen möge, daß Ihr es aus eigenem Entschluß tut, um ihm zu helfen“»*0.<br />
Häufig baten die Kommissare um die Erlaubnis, bestimmte Familien<br />
82« Juan Vizquez an Pedro Zapata de Cirdenas vom 7. November 1586, o.O.,<br />
(Kopie). A.G.S., C.d.C. Lib. 370, Fols. 320v.—323v. u. <strong>der</strong>s. an dens. vom 5.<br />
Mai 1587, o.O., (Kopie). Ebda., Lib. 372, Fols. 67v.—68v. Der Kommissar sollte<br />
beachten, »que esto este muy secreto y que ninguna persona entienda que se<br />
ha embiado esta orden a V.M. por el inconveniente que podria traer si se entendiesse“.<br />
9.7 Vgl. Juan Vazquez an Pedro Zapata de Cirdenas vom 7. November<br />
1586, o.O., (Kopie). Ebda., Lib. 370, Fols. 320v.—323v. u. Anm. 325. Es ließe<br />
sich eine Fülle von Beispielen anführen. Der Vorteil <strong>der</strong> geheimen Composiciön<br />
bestand darin, daß die Einschreibung ab Caballero de Cuantla nicht erst publik<br />
kj!}1 • 1 wie k« den einfachen Pecheros. Während diese in aller öffent-<br />
' a m ai” 8e^orc^ert wurden, die Composiciön einzugehen o<strong>der</strong> sich mit Pferd<br />
,, a en 2U versehen, verhandelte er mit den Begünstigten im Geheimen.<br />
_ i r an. *»zcluez an Pedro Zapata de Cirdenas vom 7. November 1586,<br />
0-°? A-G-S., C.d.C. Lib. 370, Fob. 320v.-323v.<br />
»*« Vgl. S. 102.<br />
“ Vi Z3U” “ Pedr0 ZaPata de Cirdenas vom 5. Mai 1587, o.O., (Kopie).<br />
A.G.S., C.d.C. Lib. 372, Fob. 67v.-68v.<br />
und Personenkreise ganz verschonen o<strong>der</strong> wenigstens in die Geheimlbten<br />
eintragen zu dürfen, obgleich dem Rechte nach dazu keine Veranlassung<br />
bestand. So fragte <strong>der</strong> Kommissar Juan de Ribera, ob er in Cördoba, wo<br />
er über 900 Personen eingeschrieben habe, nicht die Personen übergehen<br />
dürfe, „die in <strong>der</strong> öffentlichen Meinung als Caballeros und zur besten<br />
Geselbchaft (gerne principal) gehörig gelten, und <strong>der</strong>en Väter und Großväter<br />
keine Steuern gezahlt haben“. Insgesamt handle es sich nur um<br />
etwa dreiunddreißig o<strong>der</strong> vierunddreißig Familien**1. Die Krone gab<br />
dazu ihr Einverständnis, ersuchte Ribera aber um strikte Geheimhaltung,<br />
um nicht mögliche Interessenten für eine Composiciön aus diesen Kreben<br />
zu verlieren. Dem in Murcia tätigen Kommbsar wurde auf seine Bitte hin<br />
eine Liste von Personen zugestellt, um <strong>der</strong>en bevorzugte Behandlung er<br />
ersucht hatte*»*. Gegen Pedro Zapata de Cirdenas, <strong>der</strong> im Verlaufe <strong>der</strong><br />
Kommission vom Kommissar zum Corregidor in Murcia ernannt wurde,<br />
erhob man 1588 den Vorwurf, in Lorca etwa 70 Personen stillschweigend<br />
bei <strong>der</strong> Composiciön übergangen und sie nicht in die Lbten eingeschrieben<br />
zu haben»3*. Für diese, früher den Corregidoren vorgeworfene, jetzt<br />
jedoch entwe<strong>der</strong> mit dem Einverständnis <strong>der</strong> Krone o<strong>der</strong> auch ohne ihr<br />
Wbsen von den Kommbsaren geübte Nachsicht mit Personen und Familien<br />
von hohem Ansehen in <strong>der</strong> Gesellschaft sind zwei Fälle beson<strong>der</strong>s bezeichnend,<br />
da hier persönliche Bekanntschaft, Beziehungen zur Zentralbürokratie<br />
und Anspruch auf die Hidalgula eine enge Verbindung bildeten.<br />
Ab <strong>der</strong> Kommissar Gerönimo de Zapata in <strong>der</strong> Ortschaft Villamartln<br />
auf Martin de Bohörquez, den Bru<strong>der</strong> des „Seiior Licenciado Bohorquez<br />
del Consejo“, und auf den Neffen gleichen Namens stieß, die in Granada<br />
noch um die Anerkennung ihrer Hidalgula prozessierten, bat er darum,<br />
sie bei <strong>der</strong> Einschreibung übergehen zu dürfen. Die Krone gestattete es<br />
ihm»»4. Groteske Formen nahm die Rücksicht auf solche verwandtschaftlichen<br />
Beziehungen an, als Zapata auch um die Freistellung von zwei angeblichen<br />
Vettern zweiten Grades des „Senor Francisco de Vera del Consejo“<br />
ersuchte, <strong>der</strong>en Ansprüche auf die Hidalgula von <strong>der</strong> Chancillena<br />
de Granada bereits zurückgewiesen worden waren. Die Camara de Cas-<br />
931 Juan de Ribera an S.M. vom 7. Oktober 1586, Cördoba. A.G.S., C.d.C.<br />
Leg. 2265.<br />
»»2 Vgl. Anm. 328.<br />
333 Camara de CastÜla an den Corregidor von Murcia vom 23. August 1588,<br />
o.O., (Kopie). A.G.S., C d.C Lib. 372, Fols. 198v.—199v. Eingeschlossen ist<br />
eine Liste <strong>der</strong> Namen und Ämter und des geschätzten Vermögens <strong>der</strong> Freigestellten<br />
33« Juan Vizquez an Gerönimo Zapata Osorio vom 10. Dezember 1588,<br />
o.O., (Kopie). Ebda., Fols. 232v.—234r.