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TE KW 17

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Für Mama & Papa<br />

Viele Eltern kennen das<br />

Phänomen. Ihre Kleinkinder<br />

hauen, treten, schlagen um<br />

sich, wenn sie etwas wollen<br />

oder ihnen etwas nicht passt.<br />

Und viele sind erstaunt, wie<br />

ein so süßes Kind auf einmal<br />

zum Zornpinkel werden kann.<br />

Doch wie soll man als Eltern<br />

richtig auf Aggression und Wut<br />

des Kindes reagieren? Was ist<br />

angemessen, was hilft?<br />

Wenn die kleine Emma die<br />

Puppe haben möchte, mit der<br />

ihre große Schwester Anna gerade<br />

spielt, schlägt sie schon mal um<br />

sich – bis Mama und Papa eingreifen<br />

müssen. Schließlich besteht<br />

Verletzungsgefahr!<br />

WARUM KINDER STREI-<br />

<strong>TE</strong>N UND SCHLAGEN. Dass<br />

sich Kinder von Zeit zu Zeit streiten,<br />

ist ganz normal. Besonders<br />

unter Geschwistern, wie bei Emma<br />

und Anna, spielen Eifersucht und<br />

Rivalität eine große Rolle. Wem<br />

erlauben die Eltern mehr oder wer<br />

bekommt die meiste Aufmerksamkeit?<br />

Schläge sind oft ein Ventil,<br />

um mit dem Gefühl, ungerecht<br />

behandelt worden zu sein, umzugehen.<br />

Seine Aggressionen zu<br />

zeigen oder andere abzuwehren<br />

ist für Kinder wichtig, um sich zu<br />

behaupten oder um zu erfahren,<br />

dass man mitunter zurückstecken<br />

muss. Kindliche Aggressionen sind<br />

also nicht per se destruktiv. Doch<br />

sobald jedoch körperliche oder<br />

auch seelische Gewalt angewendet<br />

werden, müssen Erwachsene gegensteuern.<br />

Andernfalls kann aus gelegentlichen<br />

Aggressionen schnell<br />

ein festes Muster werden, mit dem<br />

sich Kinder immer wieder durchsetzen<br />

wollen.<br />

STREITREGELN FESTLE-<br />

GEN. Es ist besser vorzubeugen,<br />

anstatt Tränen trocknen zu müssen.<br />

Gut ist es, wenn Streitregeln festgelegt<br />

werden. Ihr Kind muss lernen,<br />

auch im größten Zorn bestimmte<br />

Regeln zu beachten. Stellen Sie<br />

gemeinsam eine Tabuliste auf,<br />

zum Beispiel „Niemals mit harten<br />

Gegenständen nach anderen werfen“,<br />

„Nicht alle gegen einen“ oder<br />

„Wenn einer weint, ist Schluss“.<br />

Die anschließende Versöhnung ist<br />

dagegen ein Muss.<br />

eine Kooperation von<br />

Beißen, schlagen, treten<br />

EINGREIFEN ANSTATT<br />

IGNORIEREN. Sie sollten eingreifen<br />

statt ignorieren. Streitsüchtige<br />

und aggressive Kinder suchen<br />

Aufmerksamkeit. Die Eltern sollten<br />

sie daher nicht durch Aufmerksamkeit<br />

belohnen, sondern sich in<br />

erster Linie den Opfern der Wüstlinge<br />

zuwenden. So lernen auch<br />

aggressive Kinder, dass sich friedfertiges<br />

Verhalten auszahlt. Ziehen<br />

Sie sich bei einem handgreiflichen<br />

Streit nicht zurück. Geben sie ihrem<br />

Kind in ruhigem, aber bestimmten<br />

Ton klare Anweisungen.<br />

„Hör auf Anna zu schlagen, und<br />

gib ihr das Spielzeug wieder. Ihr<br />

könnt doch gut damit zusammen<br />

spielen.“<br />

STREIT-STÜHLE. Wie Sie<br />

mit den Streithähnen umgehen<br />

können, wollen wir anhand von<br />

zwei Beispielen zeigen. Die Streit-<br />

Stühle: Auf zwei Stühlen sitzen<br />

sich die zwei Streitenden gegenüber<br />

und vertreten von dort aus<br />

ihre Argumente – bis die Wut aufeinander<br />

nachlässt.<br />

WUT-VENTILE. Die Wut-Ventile:<br />

Hat sich Ihr Kind so richtig<br />

„verrannt“ in seinem Zorn und<br />

schlägt immer fester zu, dann helfen<br />

Sie ihm seine Wut ohne Handgreiflichkeiten<br />

loszuwerden. Gehen<br />

Sie mit ihm vor die Tür und warten<br />

Sie bis es sich beruhigt hat. Oft<br />

genügt ein tiefes Durchatmen, ein<br />

„Boxkampf“ mit dem Kopfkissen<br />

oder ein kurzes Fußballspiel, um<br />

Aggressionen in die richtige Bahn<br />

zu lenken.<br />

LÖSUNGEN SUCHEN. Lassen<br />

Sie den Konflikt und den<br />

Streithergang von allen Beteiligten<br />

nacherzählen. So lernen die Kinder,<br />

ihre Wünsche und Bedürfnisse<br />

zu äußern, auf Vorwürfe zu reagieren<br />

und Konflikte zu lösen. Wenn<br />

die Kinder selbst keinen Kompromiss<br />

finden, machen Sie ihnen<br />

einen Vorschlag. Dabei ist es ganz<br />

wichtig nicht für ein Kind Partei<br />

zu ergreifen, und belohnen Sie die<br />

Streithähne, wenn sie ihren Konflikt<br />

konstruktiv beenden konnten.<br />

SPIELERISCHE AGGRES-<br />

SIONEN. Aggressionen die spielerisch<br />

eingesetzt werden, sollten<br />

nicht besorgniserregend sein. Kinder<br />

testen in Spielen wie Räuber<br />

und Gendarm ihre Kräfte und ihren<br />

eigenen, beziehungsweise den<br />

fremden Körper aus. Für uns Eltern<br />

natürlich unverständlich, aber<br />

für Kinder ganz normal ist es auch<br />

über Aggressionen Kontakt aufzunehmen.<br />

Lautes Schreien oder<br />

Schubsen kann also wild aussehen,<br />

aber völlig harmlos sein.<br />

EIN VORBILD SEIN. Als<br />

Eltern sollte man seinem Kind<br />

korrekte Konfliktlösung bei jeder<br />

möglichen Situation aufzeigen.<br />

Kinder lernen durch Nachahmung.<br />

Werden in der eigenen Familie<br />

Konflikte über Gewalt und laute<br />

aggressive Äußerungen gelöst,<br />

Haus der<br />

Telfer Kinder<br />

Eltern-Kind-Zentrum<br />

27./28. April 2016 RUNDSCHAU Seite 31<br />

&<br />

ist dies selbstverständlich absolut<br />

kontraproduktiv. Für Eltern ist es<br />

nicht einfach die richtige Balance<br />

zwischen Dulden und Korrigieren<br />

zu finden. Zwar sollen Kinder lernen,<br />

dass es auch in Ordnung ist<br />

Aggressionen zu haben und diese<br />

auch zu leben, allerdings müssen<br />

sie ebenso beigebracht bekommen,<br />

wo und wann genau sie diese<br />

auslassen dürfen und an welchem<br />

Punkt Schluss ist.<br />

Buchtipp<br />

Als Buchtipp sei „Anna und die<br />

Wut“ von Christine Nöstlinger erwähnt.<br />

Geschwisterstreit hat auch positive Seiten: Kinder lernen schon früh, sich mit den<br />

Bedürfnissen und Wünschen anderer Kinder auseinanderzusetzen. Fotos: pixabay.com

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