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Für Mama & Papa<br />
Viele Eltern kennen das<br />
Phänomen. Ihre Kleinkinder<br />
hauen, treten, schlagen um<br />
sich, wenn sie etwas wollen<br />
oder ihnen etwas nicht passt.<br />
Und viele sind erstaunt, wie<br />
ein so süßes Kind auf einmal<br />
zum Zornpinkel werden kann.<br />
Doch wie soll man als Eltern<br />
richtig auf Aggression und Wut<br />
des Kindes reagieren? Was ist<br />
angemessen, was hilft?<br />
Wenn die kleine Emma die<br />
Puppe haben möchte, mit der<br />
ihre große Schwester Anna gerade<br />
spielt, schlägt sie schon mal um<br />
sich – bis Mama und Papa eingreifen<br />
müssen. Schließlich besteht<br />
Verletzungsgefahr!<br />
WARUM KINDER STREI-<br />
<strong>TE</strong>N UND SCHLAGEN. Dass<br />
sich Kinder von Zeit zu Zeit streiten,<br />
ist ganz normal. Besonders<br />
unter Geschwistern, wie bei Emma<br />
und Anna, spielen Eifersucht und<br />
Rivalität eine große Rolle. Wem<br />
erlauben die Eltern mehr oder wer<br />
bekommt die meiste Aufmerksamkeit?<br />
Schläge sind oft ein Ventil,<br />
um mit dem Gefühl, ungerecht<br />
behandelt worden zu sein, umzugehen.<br />
Seine Aggressionen zu<br />
zeigen oder andere abzuwehren<br />
ist für Kinder wichtig, um sich zu<br />
behaupten oder um zu erfahren,<br />
dass man mitunter zurückstecken<br />
muss. Kindliche Aggressionen sind<br />
also nicht per se destruktiv. Doch<br />
sobald jedoch körperliche oder<br />
auch seelische Gewalt angewendet<br />
werden, müssen Erwachsene gegensteuern.<br />
Andernfalls kann aus gelegentlichen<br />
Aggressionen schnell<br />
ein festes Muster werden, mit dem<br />
sich Kinder immer wieder durchsetzen<br />
wollen.<br />
STREITREGELN FESTLE-<br />
GEN. Es ist besser vorzubeugen,<br />
anstatt Tränen trocknen zu müssen.<br />
Gut ist es, wenn Streitregeln festgelegt<br />
werden. Ihr Kind muss lernen,<br />
auch im größten Zorn bestimmte<br />
Regeln zu beachten. Stellen Sie<br />
gemeinsam eine Tabuliste auf,<br />
zum Beispiel „Niemals mit harten<br />
Gegenständen nach anderen werfen“,<br />
„Nicht alle gegen einen“ oder<br />
„Wenn einer weint, ist Schluss“.<br />
Die anschließende Versöhnung ist<br />
dagegen ein Muss.<br />
eine Kooperation von<br />
Beißen, schlagen, treten<br />
EINGREIFEN ANSTATT<br />
IGNORIEREN. Sie sollten eingreifen<br />
statt ignorieren. Streitsüchtige<br />
und aggressive Kinder suchen<br />
Aufmerksamkeit. Die Eltern sollten<br />
sie daher nicht durch Aufmerksamkeit<br />
belohnen, sondern sich in<br />
erster Linie den Opfern der Wüstlinge<br />
zuwenden. So lernen auch<br />
aggressive Kinder, dass sich friedfertiges<br />
Verhalten auszahlt. Ziehen<br />
Sie sich bei einem handgreiflichen<br />
Streit nicht zurück. Geben sie ihrem<br />
Kind in ruhigem, aber bestimmten<br />
Ton klare Anweisungen.<br />
„Hör auf Anna zu schlagen, und<br />
gib ihr das Spielzeug wieder. Ihr<br />
könnt doch gut damit zusammen<br />
spielen.“<br />
STREIT-STÜHLE. Wie Sie<br />
mit den Streithähnen umgehen<br />
können, wollen wir anhand von<br />
zwei Beispielen zeigen. Die Streit-<br />
Stühle: Auf zwei Stühlen sitzen<br />
sich die zwei Streitenden gegenüber<br />
und vertreten von dort aus<br />
ihre Argumente – bis die Wut aufeinander<br />
nachlässt.<br />
WUT-VENTILE. Die Wut-Ventile:<br />
Hat sich Ihr Kind so richtig<br />
„verrannt“ in seinem Zorn und<br />
schlägt immer fester zu, dann helfen<br />
Sie ihm seine Wut ohne Handgreiflichkeiten<br />
loszuwerden. Gehen<br />
Sie mit ihm vor die Tür und warten<br />
Sie bis es sich beruhigt hat. Oft<br />
genügt ein tiefes Durchatmen, ein<br />
„Boxkampf“ mit dem Kopfkissen<br />
oder ein kurzes Fußballspiel, um<br />
Aggressionen in die richtige Bahn<br />
zu lenken.<br />
LÖSUNGEN SUCHEN. Lassen<br />
Sie den Konflikt und den<br />
Streithergang von allen Beteiligten<br />
nacherzählen. So lernen die Kinder,<br />
ihre Wünsche und Bedürfnisse<br />
zu äußern, auf Vorwürfe zu reagieren<br />
und Konflikte zu lösen. Wenn<br />
die Kinder selbst keinen Kompromiss<br />
finden, machen Sie ihnen<br />
einen Vorschlag. Dabei ist es ganz<br />
wichtig nicht für ein Kind Partei<br />
zu ergreifen, und belohnen Sie die<br />
Streithähne, wenn sie ihren Konflikt<br />
konstruktiv beenden konnten.<br />
SPIELERISCHE AGGRES-<br />
SIONEN. Aggressionen die spielerisch<br />
eingesetzt werden, sollten<br />
nicht besorgniserregend sein. Kinder<br />
testen in Spielen wie Räuber<br />
und Gendarm ihre Kräfte und ihren<br />
eigenen, beziehungsweise den<br />
fremden Körper aus. Für uns Eltern<br />
natürlich unverständlich, aber<br />
für Kinder ganz normal ist es auch<br />
über Aggressionen Kontakt aufzunehmen.<br />
Lautes Schreien oder<br />
Schubsen kann also wild aussehen,<br />
aber völlig harmlos sein.<br />
EIN VORBILD SEIN. Als<br />
Eltern sollte man seinem Kind<br />
korrekte Konfliktlösung bei jeder<br />
möglichen Situation aufzeigen.<br />
Kinder lernen durch Nachahmung.<br />
Werden in der eigenen Familie<br />
Konflikte über Gewalt und laute<br />
aggressive Äußerungen gelöst,<br />
Haus der<br />
Telfer Kinder<br />
Eltern-Kind-Zentrum<br />
27./28. April 2016 RUNDSCHAU Seite 31<br />
&<br />
ist dies selbstverständlich absolut<br />
kontraproduktiv. Für Eltern ist es<br />
nicht einfach die richtige Balance<br />
zwischen Dulden und Korrigieren<br />
zu finden. Zwar sollen Kinder lernen,<br />
dass es auch in Ordnung ist<br />
Aggressionen zu haben und diese<br />
auch zu leben, allerdings müssen<br />
sie ebenso beigebracht bekommen,<br />
wo und wann genau sie diese<br />
auslassen dürfen und an welchem<br />
Punkt Schluss ist.<br />
Buchtipp<br />
Als Buchtipp sei „Anna und die<br />
Wut“ von Christine Nöstlinger erwähnt.<br />
Geschwisterstreit hat auch positive Seiten: Kinder lernen schon früh, sich mit den<br />
Bedürfnissen und Wünschen anderer Kinder auseinanderzusetzen. Fotos: pixabay.com