Ein kostbares Geschenk aus Trier - Kath Bonn
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<strong>Kath</strong>olisches Stadtdekanat <strong>Bonn</strong> ▪ Pressemappe „Helena“ Seite 19 von 36<br />
Als Propst mischte Gerhard von Are ganz oben mit, allerdings nicht zur Bereicherung und<br />
aufgrund von Machtwillen. Es ging ihm immer um den Standort <strong>Bonn</strong> und das Kloster am<br />
<strong>Bonn</strong>er Münster. Für „seinen Laden” ist er sogar an Köln vorbei nach Rom gegangen und<br />
fand einen Verbündeten im Papst. Man nannte ihn einen „besonderen Sohn der hl. römischen<br />
Kirche“. Sein <strong>Ein</strong>kommen war doppelt so hoch wie das des Kölner Dompropstes.<br />
Durch geschicktes Taktieren und kluges Handeln machte er das St. Cassius-Stift zu einer<br />
bedeutenden Institution. Bereits 1131 ließ er sich in einer großen Besitzurkunde durch Papst<br />
Innozenz II. die Besitzungen des Stifts bestätigen und vogtfrei stellen, so dass sie außerhalb<br />
der weltlichen Gerichtsbarkeit standen. 1135 erlangte er vom Papst im Dekanatsstreit das<br />
Visitationsrecht, das ihm als Archidiakon weitreichende Machtbefugnisse zusprach. Noch im<br />
selben Jahr erhielt er von Papst Innozenz II. das Recht der freien Appellation an den apostolischen<br />
Stuhl. Damit konnte er, unter Umgehung seines Vorgesetzten, des Kölner Erzbischofs,<br />
seine Interessen unmittelbar beim römischen Oberhaupt durchsetzen. Insgesamt erhielt<br />
das <strong>Bonn</strong>er Münsterstift elf Papsturkunden während Gerhards Amtszeit, soviel wie zu<br />
keiner anderen Epoche. Seine Biografen sagen: „Gerhard ist nicht wegzudenken <strong>aus</strong> der<br />
rheinischen Politik seines Jahrhunderts“.<br />
Neben vielen anderen Gütern erwarb Gerhard 1149 die im Bau befindliche Burg Drachenfels,<br />
ließ sie vollenden und konnte dadurch die weit verbreiteten Stiftsbesitztümer sichern. Drachen<br />
gab es allerdings auch damals nicht am Rhein. Den Namen hat der Berg eher durch den<br />
Trachyt. Dabei handelt es sich um Vulkangestein, welches im Rheinland vielfach Verwendung<br />
fand. Zunächst am <strong>Bonn</strong>er Münster, später beim Bau des Kölner Doms.<br />
Seine größte Leistung bestand allerdings im Ausbau der <strong>Bonn</strong>er Münsterbasilika. Er ließ den<br />
karolingischen Bau durch einen gewaltigen, von zwei Flankentürmen begleiteten, Ostchor<br />
erweitern und einen Kreuzgang errichten, der in seiner geschlossenen Erhaltung heute einmalig<br />
im Rheinland ist. Die dreigeschossige Apsis (Rheinischer Etagenchor), oben mit einer<br />
Zwerchgalerie abgeschlossen, war die Erste ihres Typs am Niederrhein und prägte für nahezu<br />
einhundert Jahre das Erscheinungsbild vieler Kirchen im gesamten Raum durch Um- und<br />
Neubauten (wie z.B. St. Gereon in Köln und Abtei Maria Laach).<br />
Der Höhepunkt seiner Karriere war das Jahr 1156, als Gerhard nach dem Tod des Kölner<br />
Erzbischofs Arnolds von Wied als Nachfolger für den Bischofsstuhl im Gespräch war. Bei<br />
der Wahl kam es zu einer Pattsituation und der <strong>Bonn</strong>er musste sich dem Schiedsspruch Kaiser<br />
Friedrich I. Barbarossa unterwerfen, der Friedrich von Berg den Vorzug gab.<br />
1166 folgte ein für die Stadt <strong>Bonn</strong> wichtiges Ereignis: Propst Gerhard von Are ließ am 2. Mai<br />
die Gebeine der heiligen Cassius und Florentius <strong>aus</strong> den Märtyrergräbern heben und sie, in<br />
Anwesenheit des Kölner Erzbischofs Rainalds von Dassel, nach einer feierlichen Prozession<br />
über den Münsterplatz in kostbaren Schreinen auf dem Hochaltar zur Verehrung aufstellen.<br />
Anlässlich der Feierlichkeiten gewährte Erzbischof Rainald den <strong>Bonn</strong>ern einen jährlichen,<br />
abgabefreien dreitägigen Markt. Bis heute wird dieser Tag im <strong>Bonn</strong>er Münster gefeiert. Das<br />
große Fest dieser Stadtpatrone findet allerdings 10 Tage lang rund um ihren Namenstag am<br />
10. Oktober statt. (www.stadtpatrone.de)<br />
Nach seinem Tod am 23. Februar 1169 wurde Gerhard in der Cyriacuskapelle, dem heutigen<br />
Kapitelsaal beigesetzt. Er gilt bis heute als der bedeutendste Propst in der Geschichte des St.<br />
Cassius-Stifts. Seinem Sarg wurde eine Bleiplatte beigefügt, die heute noch im Münster zu<br />
sehen ist: „Im 1169 der Menschwerdung des Herrn ist der Körper des Propstes Gerhard in<br />
diesem Sarg beigesetzt worden, welcher die Kirchen mit vielen Gebäuden und Fenstern geziert,<br />
mit Gütern bereichert und die Leiber der heiligen Märtyrer übertragen und mit vielen<br />
Zierden <strong>aus</strong>gestattet hat. Von edler Abkunft auf dem Schloss Are geboren, hat er ein noch<br />
edleres Leben geführt. Christus erbarme dich deines Dieners. Amen“<br />
Die Nachwelt rühmte ihn mit einer für alle sichtbaren Inschrift über dem <strong>Ein</strong>gang zur<br />
Cyriacuskapelle: „Keiner der früheren hat so viel wieder neugeschaffen wie Gerhard, edel<br />
von Geburt, berühmter durch sein Werk, der Ruhm seines Stammes; er verwandte die Schätze,<br />
er häufte sie nicht an, indem er solches schuf, die Hallen des Klosters und die Mauern der