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Ein kostbares Geschenk aus Trier - Kath Bonn

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<strong>Kath</strong>olisches Stadtdekanat <strong>Bonn</strong> ▪ Pressemappe „Helena“ Seite 24 von 36<br />

O-TÖNE / GRUSSWORTE<br />

Grußwort Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, Erzbischof von Köln<br />

Wer das <strong>Bonn</strong>er Münster von Westen her betritt, dem begegnet als erstes die Bronzestatue<br />

der hl. Helena, die Franz Wilhelm Graf von Wartenberg, Propst des Cassius-Stiftes, im 17.<br />

Jahrhundert gestiftet hat. Überlebensgroß kniet die Kaiserin auf einem Kissen, in kostbarer<br />

Kleidung und mit einem Diadem im Haar. In den Händen hält sie ein Kreuz. Der Überlieferung<br />

nach hat sie bei ihrer Reise in das Heilige Land das Kreuz Christi wieder gefunden.<br />

Seitdem ihr Sohn, Kaiser Konstantin, das Kreuz auf den Feldzeichen seiner Truppen angebracht<br />

und infolge des Sieges über den Gegenkaiser Maxentius auch die Freiheit der christlichen<br />

Religion im römischen Reich begründet hat, ist das Kreuz Christi hineingegraben in<br />

unseren Kontinent.<br />

Es ist das Zeichen der Erlösung. Aber wir sind nicht erlöst worden durch Leiden, sondern<br />

durch Liebe. Das zeigt sich ja auch in unserer Muttersprache. Wenn ich jemanden liebe, kann<br />

ich auch sagen: „Ich mag dich leiden“ - oder: Was ich besonders liebe, ist meine „Leidenschaft“.<br />

Darum ist Liebe ohne Leid in den Dimensionen dieser Welt nicht denkbar. Und daher<br />

warnt uns der Apostel Paulus (vgl. 1 Kor 1,17): Höhlt das Kreuz nicht <strong>aus</strong>, macht nicht<br />

<strong>aus</strong> dem Plus ein Minus, linealisiert es nicht, denn das Kreuz ist der einzige Punkt in dieser<br />

Welt, an dem Minus in Plus umqualijiziert wird, Verlust in Gewinn, Tod in Leben. Und darum<br />

fällt und steht die Kirche mit dem Kreuz.<br />

Das ist eigentlich unser aller Berufung. Wir sind wie Helena Kreuzesleute, weil wir auf die<br />

Liebe Gottes getauft und gefirmt werden, die Liebe Gottes, die in dieser Welt immer die Gestalt<br />

des Kreuzes annimmt. Der Kreuzweg des Herrn ist die wichtigste Etappe der Nachfolge<br />

Christi.<br />

Im südlichen Querschiff des <strong>Bonn</strong>er Münster sieht man ein Fresko <strong>aus</strong> dem Jahre 1300 - das<br />

Schweißtuch der Veronika. Die 6. Station des Kreuzwegs erzählt: Veronika steht im Gewühl<br />

des Hasses und der Ablehnung in völliger Solidarität mit dem Herrn. Und sie reicht ihm das<br />

Schweißtuch ihres Mit-Leids, ihrer „Com-passio „. Im Leben der hl. Helena gab es nicht nur<br />

den Triumph der Kreuzesauffindung, sondern auch die Erfahrung des Leids: Sie wurde verstoßen<br />

vom Vater ihres Kindes, der ihr zudem auch noch das Liebste, ihren Sohn entzog. So<br />

ist die hl. Helena wie Veronika eine“ Compassionistin „. Eigentlich sind wir alle gerufen,<br />

„Kompassionisten“ zu sein, wie Veronika am Kreuzweg des Herrn. Denn durch das Kreuz<br />

kommt die Freude in die Welt.<br />

Im Kontrast zur Statue der hl. Helena, die das Kreuz in den Händen hält, steht hinter dem<br />

Priestersitz an dem Altar <strong>aus</strong> dem 17. Jahrhundert die Statue des Auferstandenen, der auch<br />

das Kreuz als Siegeszeichen trägt. Er zeigt auf seine Wundmale. Für mich persönlich ist es<br />

immer wieder hinreißend zu erkennen, dass auch der österliche Christus seine Wundmale<br />

behält, die er seinen Jüngern als Erkennungszeichen vorweist. Dass die Auferstehung die<br />

Wunden der Passion nicht <strong>aus</strong>gelöscht hat, zeigt, dass Leid und Verwundung wirklich nur<br />

die irdische Seite der göttlichen Liebe sind. Leid, Kreuz und Verwundung ragen als Ausdruck<br />

göttlicher Liebe im Irdischen ganz in seine trinitarische Herrlichkeit hinein.<br />

Ich freue mich, dass ich in der Oktav des Festes der hl. Helena dem <strong>Bonn</strong>er Münster die Reliquie<br />

dieser heiligen Kaiserin überbringen kann, die mir der Bischof von <strong>Trier</strong> und das <strong>Trier</strong>er<br />

Domkapitels während der Wallfahrt zum Heiligen Rock im Mai dieses Jahres für die<br />

ehemalige Stiftskirche der Heiligen Cassius und Florentius überreicht haben. Helena ist die<br />

Heilige des Kreuzes. Möge auf ihre Fürsprache hin uns allen unser Leben im Zeichen des<br />

Kreuzes gelingen.

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