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Ein kostbares Geschenk aus Trier - Kath Bonn

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<strong>Kath</strong>olisches Stadtdekanat <strong>Bonn</strong> ▪ Pressemappe „Helena“ Seite 26 von 36<br />

himmlischen Job, einen Engel als Partner oder Partnerin. Das eigene Glück rangiert an erster<br />

Stelle und die Angst, in diesem Leben zu kurz zu kommen, ist weit verbreitet. Aber diese<br />

Zeitgenossen müssen schmerzlich erfahren: den Himmel auf Erden gibt es nicht. Er lässt sich<br />

nur erahnen in den Stunden des Glücks. Deshalb bleibt ihnen oft nur die Flucht in die Droge,<br />

in den R<strong>aus</strong>ch, in die Krankheit, manchmal in den Selbstmord. Alles Bemühen nützt ihnen<br />

nichts, der Himmel bleibt ihnen verschlossen.<br />

Im Mittelalter suchten die Menschen Kontakt zum Himmel. Der wurde ihnen nach ihrer<br />

Vorstellung gewährt, wenn sie mit den irdischen Überresten der Heiligen in Berührung kamen,<br />

wenn sie ihre Gebeine berühren oder an ihnen vorbeiziehen konnten. Reliquien von<br />

Heiligen zu besitzen, in der eigenen Stadt zu wissen, bedeutete, sich des himmlischen Beistandes<br />

sicher zu sein.<br />

Uns mag diese Sicht der Dinge fremd zu sein und manch einer mag sich stirnrunzelnd fragen,<br />

weshalb uns im Jahre 2012 die Reliquien der Heiligen Helena so wichtig ist. Sie zeigt<br />

mir, dass die Geschichte unserer Stadt nicht 1949 beginnt - wie viele meinen- , sondern viel<br />

weiter zurückreicht und auch mit den Namen dieser römischen Kaiserin verbunden ist, die<br />

über den Gräbern der römischen Märtyrer eine erste Kirche erbaut haben soll oder wenigstens<br />

die Gräber markiert hat. Wenn wir die Wurzeln, <strong>aus</strong> denen wir leben, <strong>aus</strong> dem Bewusstsein<br />

verlieren, dann werden wir anfällig für gegenwärtige Strömungen und auch Ideologien,<br />

die keine lange Haltbarkeit haben.<br />

Die Festschrift, die wir <strong>aus</strong> Anlass der erneuten Schenkung einer Helena-Reliquie, zeigt dass<br />

die Verehrung der Hl. Helena in unserem Münster schon viele Jahrhunderte andauert. Sie<br />

wird hoffentlich noch viele Menschen daran erinnern, woher wir kommen und wohin wir<br />

unterwegs sind.<br />

Grußwort Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, <strong>Bonn</strong><br />

Wir sind stolz auf unsere mehr als 2000 Jahre alte Stadtgeschichte. Sie hat die <strong>Bonn</strong>erinnen<br />

und <strong>Bonn</strong>er ein gesundes Selbstvertrauen und eine sympathisch wirkende, freundliche Gelassenheit<br />

gelehrt. Das ist die Grundlage für den Umgang mit den Her<strong>aus</strong>forderungen der<br />

jeweiligen Zeit. Dabei hilft es auch, beispielhaft das Lebenszeugnis einzelner Frauen und<br />

Männer zu betrachten.<br />

Wer von der Kaiserin Helena spricht, nennt ihren Wohnort <strong>Trier</strong> im gleichen Atemzug mit<br />

Jerusalem und Bethlehem, wo sie der Überlieferung nach wichtige Stätten der Christenheit<br />

markiert und das Kreuz Jesu wieder gefunden haben soll. Stolz dürfen wir <strong>Bonn</strong>erinnen und<br />

<strong>Bonn</strong>er feststellen, dass diese große Frau auch mit der Geschichte unserer Stadt untrennbar<br />

verbunden ist: die Legende bringt sie in Verbindung mit der Auffindung der Gebeine der<br />

christlichen Märtyrer Cassius und Florentius und der Errichtung einer ersten Kirche dort, wo<br />

sich heute das <strong>Bonn</strong>er Münster in unserer Stadt erhebt.<br />

Dieser Ort ist die Keimzelle des mittelalterlichen <strong>Bonn</strong>s. Von dort <strong>aus</strong> wuchs unsere Stadt.<br />

Das Cassius-Stift, dessen Kirche unseres heutiges Münster war, galt im Mittelalter als eine<br />

der einflussreichsten und wirtschaftlich potentesten <strong>Ein</strong>richtungen in unserer Region. Mit 13<br />

päpstlichen Urkunden legte der Propst Gerhard von Are im zwölften Jahrhundert dafür den<br />

Grundstein. Ihm verdanken wir die heutige Ansicht des Münsters und besonders den<br />

Kreuzgang, der zu den 1000 Orten in Deutschland, Österreich und der Schweiz zählt, die<br />

man gesehen haben soll bevor man stirbt.<br />

Dieser Propst holte auch 1135 eine erste Reliquie der Heiligen Helena nach <strong>Bonn</strong> und ließ<br />

dafür einen kostbaren Schrein bauen, der leider in den Truchsesschen Kriegen Ende des 16.<br />

Jahrhunderts geraubt wurde. Es freut mich sehr, dass das <strong>Trier</strong>er Domkapitel dem Wunsch<br />

des <strong>Bonn</strong>er Münsters entsprochen und erneut eine Reliquie der Heiligen Helena nach <strong>Bonn</strong><br />

gegeben hat, wo sie im Münster im Altar der Stadtpatrone aufbewahrt werden wird. So wird<br />

ein Teil der <strong>Bonn</strong>er Stadtgeschichte in unserer Mitte wieder sichtbar.

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