PT-Magazin_03_2016_Komplett
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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Wirtschaft <strong>PT</strong>-MAGAZIN 3/<strong>2016</strong><br />
30<br />
Ordnungspolitik<br />
im Würgegriff von<br />
Interventionsspiralen<br />
1<br />
„Wann immer man die Forderung<br />
nach mehr Wettbewerb und nach<br />
einer beschäftigungsorientierten<br />
Deregulierung stellt, wird man mit der<br />
Schablone bedacht: neoliberal! Dieses<br />
Schablonendenken mogelt sich an der<br />
Wirklichkeit vorbei“, so das Fazit von<br />
Ulrich Pfeifer, damaliger Sprecher des<br />
Managerkreises der Friedrich-Ebert-Stiftung<br />
in seinem 1999 veröffentlichten<br />
Plädoyer „Deutschland-Entwicklungspolitik<br />
für ein entwickeltes Land“. Das Zitat<br />
belegt dreierlei: Erstens, die aktuelle Diagnose<br />
fiele nicht anders aus. Zweitens,<br />
„neoliberal“ ist immer noch ein K.o.-Wort.<br />
Und drittens, wir Wähler verstehen<br />
wenig von Ordnungspolitik – ein Resultat<br />
mangelnder ökonomischer Bildung<br />
bis hin zu den Eliten der Politik?<br />
2<br />
Dabei ist das vor dem Hintergrund<br />
der deutschen Nachkriegsgeschichte<br />
gar nicht nachvollziehbar.<br />
War es doch Ludwig Erhard, der mit Mut<br />
und Entschlossenheit gegen auch innerparteiliche<br />
Widerstände das neo- oder,<br />
wie man es nannte, ordoliberale Konzept<br />
der Wirtschaftspolitik der sog. Freiburger<br />
Schule um den Gelehrten Walter Eucken<br />
zur Grundlage seiner Sozialen Marktwirtschaft<br />
gemacht hat. Das Ergebnis<br />
„Wohlstand für alle“ überzeugte dann<br />
auch die SPD in ihrem Godesberger Programm.<br />
Die Prinzipien dieser Marktordnung<br />
fanden sich auch bestätigt im „Vertrag<br />
über die Schaffung einer Währungs-,<br />
Wirtschafts- und Sozialunion zwischen<br />
der Bundesrepublik Deutschland und<br />
der Deutschen Demokratischen Republik“<br />
vom 18. Mai 1990 (Staatsvertrag).<br />
Dort heißt es in Art.1 Abs.3: „Grundlage<br />
der Wirtschaftsunion ist die Soziale<br />
Marktwirtschaft als gemeinsame Wirtschaftsordnung<br />
beider Vertragsparteien.<br />
Sie wird insbesondere bestimmt durch<br />
Privateigentum, Leistungswettbewerb,<br />
freie Preisbildung und grundsätzlich<br />
volle Freizügigkeit von Arbeit, Kapital<br />
und Dienstleistungen“.<br />
3<br />
Trotz des Bekenntnisses zu dieser<br />
Wirtschaftsordnung ist im Laufe der<br />
Zeit infolge der „Interdependenz der<br />
Ordnungen“ – so zwischen Demokratie<br />
als politischem System und Sozialer<br />
Marktwirtschaft – das Denken und Handeln<br />
in Ordnungen verdrängt worden<br />
vom politischen Alltag. Er war bestimmt<br />
von Einzelfallentscheidungen statt des<br />
Setzens ordnungspolitischer Rahmenbedingungen.<br />
Die Liste dieser Einzelfallentscheidungen<br />
ist exzessiv und beinhaltet<br />
alle Bereiche politischen Handelns von<br />
der Abgaben- und Steuerpolitik bis hin<br />
zur Wirtschafts-, Umwelt- oder Sozialpolitik.<br />
4<br />
Das Ergebnis sind Interventionsspiralen<br />
– jeweils demokratisch<br />
zustande gekommen und legitimiert.<br />
Im Ergebnis also ein gravierender<br />
Paradigmenwechsel in der Wirtschafts-,<br />
aber auch in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik.<br />
Hayek würde diagnostizieren:<br />
statt Nomokratie jetzt Teleokratie, statt<br />
Herrschaft durch Regeln jetzt Herrschaft<br />
durch Ziele.<br />
5<br />
Aktuellstes Beispiel (neben der Einführung<br />
des Mindestlohns oder den<br />
noch immer fehlenden ordnungspolitischen,<br />
marktadäquaten Rahmenbedingungen<br />
für die Kreditwirtschaft)<br />
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