Fort- und Weiterbildung in Rheumatologie und ... - Rheuma Schweiz
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12<br />
SCHWERPUNKT<br />
Molekulare <strong>und</strong> zelluläre Mechanismen<br />
der aseptischen Prothesenlockerung<br />
Jährlich werden weltweit zirka 1’300’000 Endoprothesen implantiert. Die Endoprothesenimplantation ist e<strong>in</strong><br />
grosser Erfolg der jüngeren Mediz<strong>in</strong>geschichte <strong>und</strong> hat stark zur Verbesserung der Lebensqualität der betroffenen Patienten<br />
beigetragen. Dennoch s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>mal implantierten Prothesen nicht von lebenslanger Dauer. Trotz immer neuer<br />
Entwicklungen müssen <strong>in</strong>nerhalb der ersten 15 Jahre 10 bis 15 Prozent der Implantate aufgr<strong>und</strong> vorzeitiger Prothesenlockerung<br />
gewechselt werden1 . Bei vorzeitiger Lockerung ohne Infekt oder Trauma spricht man von aseptischer Lockerung.<br />
Aseptische Lockerungsmechanismen<br />
Die vorzeitige aseptische Lockerung ist die Hauptkomplikation<br />
implantierter Prothesen. Die aseptische Lockerung<br />
basiert auf unterschiedlichen Mechanismen. E<strong>in</strong>e wichtige<br />
Ursache liegt <strong>in</strong> der Prothese selbst, wenn es aufgr<strong>und</strong> mangelnder<br />
Primärstabilität des Implantates nicht zu e<strong>in</strong>er ausreichenden<br />
Osteo<strong>in</strong>tegration der Prothese kommt <strong>und</strong> damit<br />
zu Mikrobewegungen des Implantates 2 . Weiterh<strong>in</strong> wird der<br />
Flüssigkeitsfluss <strong>und</strong> -druck für die Entstehung von periartikulären<br />
Zysten e<strong>in</strong>es arthrotisch veränderten Gelenkes verantwortlich<br />
gemacht. Als Reaktion hierauf kommt es zu<br />
e<strong>in</strong>em Zytok<strong>in</strong>anstieg. Weiterh<strong>in</strong> unterstützt vermehrter<br />
Flüssigkeitsfluss den Transport von Abriebpartikeln. Diese<br />
Abriebpartikel des Implantates (Polyethylen, Inlay, Zement,<br />
Keramik, Metall) <strong>und</strong> die daraus resultierende Entzündung<br />
spielen den entscheidenden Faktor 3 .<br />
Charakteristisch für die Lockerung ist histopathologisch die<br />
periprothetische Membran (Abb. 1 <strong>und</strong> 2) <strong>und</strong> das Ausbilden<br />
von Osteolysen (Abb. 3 <strong>und</strong> 4), <strong>in</strong> denen sich ebenfalls e<strong>in</strong>e<br />
periprothetische Membran bef<strong>in</strong>det 4 . Diese Membran<br />
schwankt <strong>in</strong> ihrer Dicke stark (im Schaftbereich zwischen 0,1<br />
<strong>und</strong> 0,3 mm <strong>und</strong> im Pfannenbereich bis zu 1,0 mm).<br />
Abb. 1: Periprothetische Membran<br />
PHILIPP DREES / LARS C. HUBER<br />
Abb. 2: Periprothetische abrieb<strong>in</strong>duzierte Membran<br />
Betrachtet man die periprothetische Membran histopathologisch,<br />
so besteht sie grösstenteils aus Makrophagen, Prothesenlockerungs-spezifischen<br />
Fibroblasten <strong>und</strong> mult<strong>in</strong>ukleären<br />
Riesenzellen. Grössere Abriebpartikel (beispielsweise Polyethylen<br />
> 5µm) f<strong>in</strong>den sich vor allem <strong>in</strong> mult<strong>in</strong>ukleären Riesenzellen,<br />
während kle<strong>in</strong>ere PE Partikel (< 2µm) vor allem<br />
von Makrophagen aufgenommen werden. Ganz vere<strong>in</strong>zelt<br />
f<strong>in</strong>den sich Lymphozyten <strong>und</strong> zuweilen auch nekrotische<br />
Areale. Selbstverständlich s<strong>in</strong>d auch die ursächlich verantwortlichen<br />
Abriebpartikel aus Polyethylen, Keramik, Metall<br />
oder Zement (je nach Prothesentyp) darstellbar.