Fort- und Weiterbildung in Rheumatologie und ... - Rheuma Schweiz
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dies zu e<strong>in</strong>er vermehrten aber frustranen Sekretion von<br />
Mediatoren <strong>und</strong> Zytok<strong>in</strong>en durch stimulierte Makrophagen.<br />
Zudem gibt es H<strong>in</strong>weise, dass PLF Knochengewebe unabhängig<br />
von Osteoklasten resorbieren können <strong>und</strong> ebenfalls<br />
Mediatoren <strong>und</strong> Matrix-degradierende Enzyme freisetzen<br />
können 4 . Dieser konzentrierte Angriff auf die Abriebpartikel<br />
führt zu e<strong>in</strong>em dramatischen Anstieg von knochenresorbierenden<br />
Faktoren <strong>und</strong> schliesslich zur Osteolyse.<br />
Osteoklasten <strong>und</strong> aktivierte Makrophagen s<strong>in</strong>d für die Knochenresorption<br />
gleichsam bedeutend. Da die Makrophagen<br />
den Hauptzelltyp <strong>in</strong> der periprothetischen Membran bilden,<br />
werden sie für die direkte Knochenresorption verantwortlich<br />
gemacht. Während die Makrophagen vor allem an der Knochenoberfläche<br />
<strong>und</strong> an kle<strong>in</strong>eren Osteolysen beteiligt s<strong>in</strong>d,<br />
werden die Osteoklasten für e<strong>in</strong>e aussergewöhnlich schnelle<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>tensive Knochenresorption sowie für größere Lakunen<br />
verantwortlich gemacht.<br />
Verschiedene Autoren haben gezeigt, dass, unabhängig von<br />
phagozytotischen Prozessen, alle<strong>in</strong> das B<strong>in</strong>den von Abriebpartikeln<br />
an die Zelloberfläche ausreichend ist, Entzündungsmediatoren<br />
wie TNFα, IL-1-α/β freizusetzen. Höchstwahrsche<strong>in</strong>lich<br />
aktivieren hierbei Abriebpartikel als exogene<br />
Liganden membranständige Rezeptoren, um e<strong>in</strong>e Makrophagenantwort<br />
zu <strong>in</strong>duzieren. Dies geschieht entweder<br />
<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Phagosoms oder auf der Zelloberfläche. Ob<br />
diese Rezeptoren für die opsonierten Abriebpartikel spezifisch<br />
s<strong>in</strong>d oder e<strong>in</strong>e unspezifische B<strong>in</strong>dung erfolgt, ist noch<br />
unklar 3 .<br />
Intrazelluläre Signalwege<br />
Das Freisetzen von Prostagland<strong>in</strong> E 2, Zytok<strong>in</strong>en, Chemok<strong>in</strong>en,<br />
Matrixmetalloprote<strong>in</strong>asen <strong>und</strong> Wachstumsfaktoren<br />
durch partikelstimulierte Zellen ist sowohl von der Form,<br />
Grösse <strong>und</strong> Zusammensetzung der Partikel als auch von der<br />
Funktion der Zielzelle abhängig 8 . Unterschiedliche Liganden,<br />
die an «nichtverwandte» Rezeptoren b<strong>in</strong>den, <strong>in</strong>itiieren<br />
Abb. 5: Abgeriebenes Inlay<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Signal-Transduktions-<br />
Mechanismus, der zur Aktivierung spezifischer Gene führt.<br />
Diese Schritte benötigen Transkriptionsfaktoren, die <strong>in</strong> der<br />
Lage s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> den Zellkern e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen, an die Promoterregion<br />
der DNA zu b<strong>in</strong>den <strong>und</strong> so entsprechende Zielgene zu<br />
aktivieren. E<strong>in</strong>er dieser Transkriptionsfaktoren ist NF-κB<br />
(nuclear factor-κB). NF-κB ist als Heterodimer im Zytoplasma<br />
an das <strong>in</strong>hibitorische I-κB geb<strong>und</strong>en. Unter E<strong>in</strong>fluss von<br />
TNFα <strong>und</strong> anderer Stressoren kommt es zu e<strong>in</strong>er ganzen<br />
Kaskade zellulärer Ereignisse, die letztlich zum Abbau von<br />
I-κB <strong>und</strong> zur nukleären Translokation von NF-κB führen 11 .<br />
Im Zellkern b<strong>in</strong>det NF-κB an die Promoterregion se<strong>in</strong>er<br />
Zielgene (<strong>in</strong>sbesondere pro<strong>in</strong>flammatorische Zytok<strong>in</strong>e, Chemok<strong>in</strong>e,<br />
Adhäsionsmoleküle <strong>und</strong> Matrix-degradierende<br />
Enzyme).<br />
TNFα<br />
Die wichtigste Folge der Aktivierung von NF-κB durch<br />
Abriebpartikel ist die Freisetzung von TNFα durch Makrophagen.<br />
Nachdem TNF sezerniert wird, b<strong>in</strong>det es an Rezeptoren<br />
auf Makrophagen <strong>und</strong> führt so zu e<strong>in</strong>er autokr<strong>in</strong>en Stimulation.<br />
In der periprothetischen Membran sche<strong>in</strong>t TNFα<br />
mit mehreren Zelltypen zu <strong>in</strong>teragieren <strong>und</strong> b<strong>in</strong>det <strong>in</strong>sbesondere<br />
an Rezeptoren der Osteoklastenvorläuferzellen 12 .Im<br />
weiteren reduziert TNFα die Expression von TIMP (human<br />
tissue <strong>in</strong>hibitors of metalloprote<strong>in</strong>ase), dem natürlichen<br />
Gegenspieler der Matrixmetalloprote<strong>in</strong>asen, was e<strong>in</strong>e verstärkte<br />
Knochenresorption zur Folge hat. Ebenso werden<br />
Fibroblasten stimuliert, Matrix-degradierende Enzyme <strong>und</strong><br />
Osteoklasten-stimulierende Faktoren freizusetzen.<br />
Schließlich reguliert TNFα die Genexpression des Rezeptoraktivator<br />
des NF-κB Liganden (RANKL) <strong>und</strong> dessen Antagonist,<br />
Osteoproteger<strong>in</strong> (OPG).<br />
Merkel et al. zeigten, dass Knochenmarkzellen aus TNF-<br />
Rezeptor Knockout-Mäusen unfähig s<strong>in</strong>d, sich <strong>in</strong> knochenresorbierende<br />
Osteoklasten zu differenzieren, <strong>und</strong> dass diese<br />
Mäuse trotz Zement-Partikel-Implantation vor Osteolysen<br />
geschützt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> weiteres Tiermodell von Schwarz et al.<br />
unterstreicht die Bedeutung von TNFα. Mäuse, denen der<br />
TNF-Rezeptor fehlte, zeigten nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge entzündliche<br />
<strong>und</strong> resorptive Reaktion auf Abriebpartikel. Da der Transkriptionsfaktor<br />
NF-κB für die Knochenresorption unerlässlich<br />
ist, kreuzten Schwarz et al. Mäuse, denen dieser Transkriptionsfaktor<br />
fehlte, mit Mäusen, die TNFα überexprimierten.<br />
Die Reaktion auf Partikelstimulation zeigte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
erhöhten Freisetzung von Entzündungsmediatoren jedoch<br />
ohne Knochenresorption. Dies unterstreicht die herausragende<br />
Bedeutung des TNFα / NF-κB-Signalweges für die<br />
Knochenresorption.