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Fort- und Weiterbildung in Rheumatologie und ... - Rheuma Schweiz

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14<br />

dies zu e<strong>in</strong>er vermehrten aber frustranen Sekretion von<br />

Mediatoren <strong>und</strong> Zytok<strong>in</strong>en durch stimulierte Makrophagen.<br />

Zudem gibt es H<strong>in</strong>weise, dass PLF Knochengewebe unabhängig<br />

von Osteoklasten resorbieren können <strong>und</strong> ebenfalls<br />

Mediatoren <strong>und</strong> Matrix-degradierende Enzyme freisetzen<br />

können 4 . Dieser konzentrierte Angriff auf die Abriebpartikel<br />

führt zu e<strong>in</strong>em dramatischen Anstieg von knochenresorbierenden<br />

Faktoren <strong>und</strong> schliesslich zur Osteolyse.<br />

Osteoklasten <strong>und</strong> aktivierte Makrophagen s<strong>in</strong>d für die Knochenresorption<br />

gleichsam bedeutend. Da die Makrophagen<br />

den Hauptzelltyp <strong>in</strong> der periprothetischen Membran bilden,<br />

werden sie für die direkte Knochenresorption verantwortlich<br />

gemacht. Während die Makrophagen vor allem an der Knochenoberfläche<br />

<strong>und</strong> an kle<strong>in</strong>eren Osteolysen beteiligt s<strong>in</strong>d,<br />

werden die Osteoklasten für e<strong>in</strong>e aussergewöhnlich schnelle<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>tensive Knochenresorption sowie für größere Lakunen<br />

verantwortlich gemacht.<br />

Verschiedene Autoren haben gezeigt, dass, unabhängig von<br />

phagozytotischen Prozessen, alle<strong>in</strong> das B<strong>in</strong>den von Abriebpartikeln<br />

an die Zelloberfläche ausreichend ist, Entzündungsmediatoren<br />

wie TNFα, IL-1-α/β freizusetzen. Höchstwahrsche<strong>in</strong>lich<br />

aktivieren hierbei Abriebpartikel als exogene<br />

Liganden membranständige Rezeptoren, um e<strong>in</strong>e Makrophagenantwort<br />

zu <strong>in</strong>duzieren. Dies geschieht entweder<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Phagosoms oder auf der Zelloberfläche. Ob<br />

diese Rezeptoren für die opsonierten Abriebpartikel spezifisch<br />

s<strong>in</strong>d oder e<strong>in</strong>e unspezifische B<strong>in</strong>dung erfolgt, ist noch<br />

unklar 3 .<br />

Intrazelluläre Signalwege<br />

Das Freisetzen von Prostagland<strong>in</strong> E 2, Zytok<strong>in</strong>en, Chemok<strong>in</strong>en,<br />

Matrixmetalloprote<strong>in</strong>asen <strong>und</strong> Wachstumsfaktoren<br />

durch partikelstimulierte Zellen ist sowohl von der Form,<br />

Grösse <strong>und</strong> Zusammensetzung der Partikel als auch von der<br />

Funktion der Zielzelle abhängig 8 . Unterschiedliche Liganden,<br />

die an «nichtverwandte» Rezeptoren b<strong>in</strong>den, <strong>in</strong>itiieren<br />

Abb. 5: Abgeriebenes Inlay<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Signal-Transduktions-<br />

Mechanismus, der zur Aktivierung spezifischer Gene führt.<br />

Diese Schritte benötigen Transkriptionsfaktoren, die <strong>in</strong> der<br />

Lage s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> den Zellkern e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen, an die Promoterregion<br />

der DNA zu b<strong>in</strong>den <strong>und</strong> so entsprechende Zielgene zu<br />

aktivieren. E<strong>in</strong>er dieser Transkriptionsfaktoren ist NF-κB<br />

(nuclear factor-κB). NF-κB ist als Heterodimer im Zytoplasma<br />

an das <strong>in</strong>hibitorische I-κB geb<strong>und</strong>en. Unter E<strong>in</strong>fluss von<br />

TNFα <strong>und</strong> anderer Stressoren kommt es zu e<strong>in</strong>er ganzen<br />

Kaskade zellulärer Ereignisse, die letztlich zum Abbau von<br />

I-κB <strong>und</strong> zur nukleären Translokation von NF-κB führen 11 .<br />

Im Zellkern b<strong>in</strong>det NF-κB an die Promoterregion se<strong>in</strong>er<br />

Zielgene (<strong>in</strong>sbesondere pro<strong>in</strong>flammatorische Zytok<strong>in</strong>e, Chemok<strong>in</strong>e,<br />

Adhäsionsmoleküle <strong>und</strong> Matrix-degradierende<br />

Enzyme).<br />

TNFα<br />

Die wichtigste Folge der Aktivierung von NF-κB durch<br />

Abriebpartikel ist die Freisetzung von TNFα durch Makrophagen.<br />

Nachdem TNF sezerniert wird, b<strong>in</strong>det es an Rezeptoren<br />

auf Makrophagen <strong>und</strong> führt so zu e<strong>in</strong>er autokr<strong>in</strong>en Stimulation.<br />

In der periprothetischen Membran sche<strong>in</strong>t TNFα<br />

mit mehreren Zelltypen zu <strong>in</strong>teragieren <strong>und</strong> b<strong>in</strong>det <strong>in</strong>sbesondere<br />

an Rezeptoren der Osteoklastenvorläuferzellen 12 .Im<br />

weiteren reduziert TNFα die Expression von TIMP (human<br />

tissue <strong>in</strong>hibitors of metalloprote<strong>in</strong>ase), dem natürlichen<br />

Gegenspieler der Matrixmetalloprote<strong>in</strong>asen, was e<strong>in</strong>e verstärkte<br />

Knochenresorption zur Folge hat. Ebenso werden<br />

Fibroblasten stimuliert, Matrix-degradierende Enzyme <strong>und</strong><br />

Osteoklasten-stimulierende Faktoren freizusetzen.<br />

Schließlich reguliert TNFα die Genexpression des Rezeptoraktivator<br />

des NF-κB Liganden (RANKL) <strong>und</strong> dessen Antagonist,<br />

Osteoproteger<strong>in</strong> (OPG).<br />

Merkel et al. zeigten, dass Knochenmarkzellen aus TNF-<br />

Rezeptor Knockout-Mäusen unfähig s<strong>in</strong>d, sich <strong>in</strong> knochenresorbierende<br />

Osteoklasten zu differenzieren, <strong>und</strong> dass diese<br />

Mäuse trotz Zement-Partikel-Implantation vor Osteolysen<br />

geschützt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> weiteres Tiermodell von Schwarz et al.<br />

unterstreicht die Bedeutung von TNFα. Mäuse, denen der<br />

TNF-Rezeptor fehlte, zeigten nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge entzündliche<br />

<strong>und</strong> resorptive Reaktion auf Abriebpartikel. Da der Transkriptionsfaktor<br />

NF-κB für die Knochenresorption unerlässlich<br />

ist, kreuzten Schwarz et al. Mäuse, denen dieser Transkriptionsfaktor<br />

fehlte, mit Mäusen, die TNFα überexprimierten.<br />

Die Reaktion auf Partikelstimulation zeigte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

erhöhten Freisetzung von Entzündungsmediatoren jedoch<br />

ohne Knochenresorption. Dies unterstreicht die herausragende<br />

Bedeutung des TNFα / NF-κB-Signalweges für die<br />

Knochenresorption.

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