Berufsspezial 2016 Fritz+Fränzi
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Nehme ich das Jäckchen<br />
oder den<br />
Hoodie? Gehen<br />
wir ins Kino oder<br />
ans Konzert? Trifft<br />
man sich im Jugendzentrum oder<br />
am See? Das Leben als Jugendlicher<br />
ist voller Entscheidungen.<br />
Doch nun kommt eine, die für das<br />
weitere Leben richtungsweisend<br />
ist: Was mache ich nach der<br />
3. Sekundarklasse? Welchen Beruf<br />
will ich einmal ausüben? Was will<br />
ich eigentlich aus meinem Leben<br />
machen?<br />
Meeresbiologin? Game Designer?<br />
Pilot? In der Berufswahl öffnet<br />
sich den jungen Menschen eine<br />
enorme Auswahl an Möglichkeiten.<br />
Es ist die Zeit, um nach den<br />
Sternen zu greifen. Aber auch die<br />
Zeit, in der die Realität des Ar <br />
beitsmarkts ein erstes Mal zu <br />
schlägt. Während sich die >>><br />
Weiter auf Seite 14<br />
Meeresbiologin?<br />
Game Designer? Pilot?<br />
Es ist Zeit, um nach den<br />
Sternen zu greifen.<br />
Ich erzähle<br />
«Mit Schmutz darf<br />
man keine<br />
Probleme haben»<br />
Dario Job, 19, aus Frenkendorf<br />
BL, macht eine Lehre als<br />
Kaminfeger. Auch wenn sich der<br />
Beruf stark verändert hat –<br />
schwarz wird man bei der Arbeit<br />
immer noch.<br />
«Ich war einmal bei meinen Grosseltern<br />
zu Besuch, da kam der<br />
Kaminfeger. Aus Spass sagten sie:<br />
‹Das wäre doch ein Beruf für dich!›<br />
Ich hatte bereits als Strassenbauer,<br />
als Auto- und als Töffmech ge -<br />
schnuppert. Also machte ich eine<br />
Schnupperlehre in einem Kaminfegerbetrieb.<br />
Es machte Spass und<br />
mein Chef meinte: ‹Wenn es dir<br />
gefallen hat, komm noch eine<br />
Woche, danach kannst du entscheiden.›<br />
Nach der zweiten Woche<br />
bewarb ich mich und erhielt die<br />
Lehrstelle.<br />
Die ersten Wochen waren sehr<br />
anstrengend. Es ist harte körperliche<br />
Arbeit, und das oft in der Hitze<br />
der Heizräume oder draussen an<br />
der prallen Sonne. Aber der Beruf<br />
gefällt mir, er ist sehr abwechslungsreich,<br />
man erlebt immer wieder<br />
Neues, trifft die unterschiedlichsten<br />
Menschen.<br />
Unsere Hauptbeschäftigung ist<br />
das Warten von Heizungen, also Öl-,<br />
Gas- oder Holzfeuerungen. Dazu<br />
gehört die Kaminreinigung, die<br />
immer noch das Bild des Kaminfegers<br />
bestimmt. Wir machen auch<br />
Abgasmessungen bei Öl- und Gasheizungen.<br />
Unschön ist nur, dass<br />
wir manchmal bei schönem Sommerwetter<br />
in einem stickigen Heiz-<br />
raum arbeiten müssen und bei<br />
Kälte draussen auf einem Dach.<br />
Wenn es regnet oder gefroren ist,<br />
arbeiten wir nicht in der Höhe, das<br />
wäre zu gefährlich.<br />
Was den Beruf abwechslungsreich<br />
macht, ist, dass fast jede Heizung<br />
anders ist, man immer wieder<br />
anders arbeiten muss. Und auch<br />
jeder Kunde ist anders. Wer gerne<br />
handwerklich arbeitet, aber nicht<br />
immer in der gleichen Werkstatt,<br />
dem könnte es bei den Kaminfegern<br />
gefallen. Aber nur, wenn man<br />
körperlich einiges aushält und<br />
auch mit Schmutz keine Probleme<br />
hat. Der Beruf hat sich gewandelt,<br />
ist viel technischer geworden. Wir<br />
werden immer noch schwarz, aber<br />
nicht mehr so schwarz wie unsere<br />
Kollegen vor fünfzig oder hundert<br />
Jahren.<br />
Was sich auch geändert hat: Es<br />
werden heute weniger Ölheizungen<br />
gebaut. Neubauten erhalten oft<br />
eine Wärmepumpe. In einer solchen<br />
Anlage gibt es für den Kaminfeger<br />
nichts zu tun. Holzfeuerungen<br />
hingegen gibt es wieder mehr.<br />
Auch die Ölheizungen werden nicht<br />
so schnell verschwinden. Für Ka -<br />
minfeger gibt es noch lange Arbeit.<br />
Auch deshalb, weil nicht mehr so<br />
viele diesen Beruf lernen.<br />
Nach der Lehre werde ich mir<br />
einen neuen Arbeitgeber suchen<br />
müssen, denn in meinem Lehrbetrieb<br />
ist gerade ein weiterer Kaminfeger<br />
eingestellt worden. Sorgen<br />
mache ich mir keine, es gibt genug<br />
Stellen. Die nächsten Jahre werde<br />
ich sicher auf dem Beruf arbeiten,<br />
dann schaue ich weiter. Für den<br />
Moment bin ich absolut zufrieden<br />
mit dem Beruf, den ich gewählt<br />
habe.»<br />
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