Berufsspezial 2016 Fritz+Fränzi
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Ich erzähle<br />
«Oft bin ich von<br />
der Arbeit so<br />
müde, dass ich<br />
um acht schlafe»<br />
Fabian Scheidegger, 18, aus<br />
Derendingen SO, macht eine<br />
Lehre als Sanitärinstallateur.<br />
Am liebsten arbeitet er auf der<br />
Baustelle. Er mag Abwechslung<br />
und frische Luft, eine Arbeit<br />
im Büro wäre nichts für ihn.<br />
«Als es um die Berufswahl ging,<br />
interessierte ich mich für verschiedene<br />
Berufe. Ich schnupperte als<br />
Automechaniker, Metallbauer und<br />
irgendwann auch als Sanitärinstallateur.<br />
Das gefiel mir eindeutig am<br />
besten, also suchte ich mir eine<br />
Lehrstelle. Eine zu finden, war nicht<br />
allzu schwierig, eine handwerkliche<br />
Lehre macht ja heutzutage fast niemand<br />
mehr. Die meisten meiner<br />
Kollegen wollten ins Büro. Für mich<br />
wäre das nichts. Ich brauche<br />
Abwechslung, frische Luft, und ich<br />
will unter den Leuten sein.<br />
Natürlich müssen auch die<br />
Schulleistungen stimmen. Die<br />
Berufsschule ist extrem schwer.<br />
Wir rechnen viel mit physikalischen<br />
Formeln. Ich habe mal unsere<br />
Matheaufgaben mit denen eines<br />
Kollegen verglichen, der ins Gymnasium<br />
geht, und es war kein grosser<br />
Unterschied. Oder auch das<br />
Zeichnen: Wir müssen zum Beispiel<br />
auf dem Plan eines Einfamilienhauses<br />
sämtliche Wasserleitungen<br />
einzeichnen, berechnen, wie lang<br />
sie sein müssen, Bogen und Durchmesser<br />
berechnen. Das muss alles<br />
klar sein, bevor man Rohrstücke für<br />
eine Montage zuschneidet. An der<br />
Lehrabschlussprüfung müssen wir<br />
die Wasserleitungen und Anlagen<br />
wie Dusche oder Boiler eines ganzen<br />
Einfamilienhauses planen und<br />
zeichnen können.<br />
Am liebsten arbeite ich auf Baustellen.<br />
Apparate montieren<br />
mache ich gern oder auch auf dem<br />
Rohbau die Ablaufrohre von oben<br />
bis unten verbinden und anschliessen.<br />
Mein Beruf ist sehr abwechslungsreich,<br />
wir arbeiten dauernd<br />
woanders, machen nie tagelang<br />
das Gleiche und sind immer unter<br />
Leuten. Sitzen oder Büroarbeit<br />
gibt es bei uns nicht. Wie anstrengend<br />
das ist, merkte ich in den<br />
ersten Wochen der Lehre gar nicht.<br />
Aber nach zwei Monaten war ich so<br />
kaputt, dass ich manchmal schon<br />
im Bus auf dem Weg nach Hause<br />
einschlief. Inzwischen komme ich<br />
gut damit zurecht. Aber wenn ich<br />
am Abend nicht noch etwas unternehme,<br />
kommt es vor, dass ich<br />
schon um acht Uhr schlafe.<br />
In meiner Freizeit spiele ich<br />
Fussball beim FC Biberist. Dafür<br />
reicht meine Energie noch. Die vielen<br />
Ferien, die ich in der Schule<br />
hatte, fehlen mir nicht. Meine Lehre<br />
ist so abwechslungsreich, dass<br />
mir fünf Wochen Ferien genügen.<br />
Nach der Lehre will ich erst mal ein<br />
paar Jahre als Sanitärinstallateur<br />
arbeiten. Wenn es mir dann immer<br />
noch gefällt, dann bilde ich mich<br />
vielleicht weiter: Am ehesten könnte<br />
ich mir vorstellen, die Meisterprüfung<br />
zu machen. Es gibt auch<br />
die Ausbildung zum Sanitärplaner,<br />
aber das wäre nichts für mich,<br />
denn da müsste ich im Büro am<br />
Computer arbeiten.»<br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl-Spezial<br />
Mai <strong>2016</strong>57