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Berufsspezial 2016 Fritz+Fränzi

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Schaut man sich unter<br />

Jugendlichen um, könnte<br />

man meinen, sie interessierten<br />

sich nur noch<br />

dafür, was auf ihrem<br />

Smartphone läuft. Doch weit<br />

gefehlt! Nummer vier auf der<br />

Beliebtheits-Rangliste der Lehrberufe<br />

ist die Ausbildung zur Fachfrau<br />

oder zum Fachmann Betreuung,<br />

kurz FaBe. Rund 8200 Jugendliche<br />

lernen zurzeit Kinder, Jugendliche,<br />

Betagte oder Menschen mit einer<br />

Behinderung zu betreuen; allein<br />

2014 wurden über 3000 neue Lehrverträge<br />

abgeschlossen.<br />

«Das ist der Lehrberuf, der<br />

gefehlt hat», ist Thomas Volk überzeugt.<br />

In der Institution Züriwerk<br />

betreut er Menschen mit Behinderung<br />

in Arbeitsateliers und ist dort<br />

auch Berufsbildner. «Dieser Beruf<br />

ist das Richtige für Menschen, die<br />

sich nicht vor dem Bildschirm am<br />

wohlsten fühlen, sondern im Kontakt<br />

mit anderen Menschen. Die<br />

den Umgang mit Menschen mit<br />

kognitiver Beeinträchtigung als<br />

eine Bereicherung empfinden.»<br />

2005 begannen die ersten Lehrgänge<br />

für FaBe. Katrin Fuhrer,<br />

stellvertretende Leiterin von<br />

SAVOIRSOCIAL, der Dachorganisation<br />

der Arbeitswelt Soziales,<br />

erinnert sich: «Am Anfang<br />

herrschte eine gewisse Skepsis, ob<br />

Jugendliche direkt nach der Schule<br />

schon reif genug sind, um Menschen<br />

mit einer Behinderung zu<br />

betreuen. Die Erfahrung hat<br />

gezeigt, dass die Jugendlichen ihre<br />

Sache gut machen und eine Bereicherung<br />

sind für die Institutionen,<br />

in denen sie arbeiten.»<br />

Menschen weiterbringen<br />

Die FaBe üben einen anspruchsvollen<br />

Job aus, der Einfühlungsvermögen,<br />

Verantwortung und persönliche<br />

Reife erfordert. Doch der<br />

Lehrberuf wurde auch in Abgrenzung<br />

zu den an einer Hochschule<br />

oder Höheren Fachschule ausgebildeten<br />

Sozialpädagogen geschaffen.<br />

Die FaBe üben primär jene<br />

Tätigkeiten aus, für die kein Studium<br />

nötig ist. Thomas Volk<br />

beschreibt die Unterschiede so:<br />

«FaBe unterstützen die Menschen<br />

primär in alltäglichen und wiederkehrenden<br />

Situationen. Sozialpädagoginnen<br />

und Sozialpädagogen<br />

sind zusätzlich dazu ausgebildet,<br />

für neu auftauchende und komplexere<br />

Probleme Lösungen zu finden.»<br />

«Die Fachpersonen Betreuung<br />

begleiten Menschen aller Altersstufen<br />

mit oder ohne körperliche,<br />

geistige, psychische oder soziale<br />

Ich erzähle<br />

Betreuungsberufe liegen im<br />

Trend. 2014 gab es<br />

3000 neue Lehrverträge.<br />

«Ich wollte etwas<br />

mit Menschen<br />

machen»<br />

Rebecca Sharabbi, 18, aus<br />

Adetswil ZH, wusste früh, dass<br />

ihr Beruf mit Menschen zu tun<br />

haben muss. Heute arbeitet sie<br />

nach einem Praktikum in einer<br />

Kindertagesstätte bei der<br />

Stiftung Züriwerk und möchte<br />

Sozialpädagogin werden.<br />

«Für mich war klar, dass ich mit<br />

Menschen zu tun haben will. Meine<br />

Mutter arbeitet mit Menschen mit<br />

Beeinträchtigung, und wir haben<br />

Beeinträchtigung im Alltag»<br />

erklärt Kathrin Fuhrer. «Sie unterstützen,<br />

betreuen und fördern sie,<br />

ihren Lebensphasen und individuellen<br />

Bedürfnissen entsprechend,<br />

in der Entwicklung beziehungsweise<br />

Bewahrung der Selbständigkeit.»<br />

Menschen weiterbringen,<br />

darum geht es in diesem Beruf.<br />

Besonders beliebt sind die<br />

Lehrstellen in Kindertagesstätten.<br />

«Es sind ganz verschiedene<br />

Jugendliche, die bei uns die Lehre<br />

machen», sagt Karoline Franzen<br />

vom Kinderhaus Entlisberg.<br />

«Allen gemeinsam ist, dass ihr<br />

Herz bei den Kindern ist. Die<br />

meisten haben bereits Erfahrung,<br />

eine Zeit lang in einer Institution<br />

gewohnt, in der meine Mutter angestellt<br />

war. Zuerst wollte ich aber<br />

eine Lehre in einer Kindertagesstätte<br />

machen. Doch im Praktikum<br />

merkte ich, dass das nichts für<br />

mich ist. Ich brach es ab, begann<br />

ein Praktikum in einer Schule mit<br />

Kindern mit Beeinträchtigung. Dort<br />

gefiel es mir so, dass ich eine Lehrstelle<br />

in diesem Bereich suchte und<br />

schliesslich vor knapp einem Jahr<br />

bei Züriwerk anfing.<br />

Das erste Lehrjahr mache ich im<br />

Atelier, verschiedenen Werkstätten,<br />

in denen unsere Klienten<br />

arbeiten. Ich bin für einen Mann<br />

zuständig. Weil er am Anfang überhaupt<br />

nicht sprach, fertigte ich<br />

50 Mai <strong>2016</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Berufswahl-Spezial

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