Berufsspezial 2016 Fritz+Fränzi
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Ich erzähle<br />
«Nach der Lehre<br />
merkte ich, dass<br />
ich gern studieren<br />
würde»<br />
Markus Meier, 33, aus Zürich,<br />
war schon früh von Technik<br />
fasziniert. Nach der<br />
Berufsmatur begann er eine<br />
Lehre als Elektroniker.<br />
Inzwischen arbeitet er als<br />
Entwicklungsingenieur.<br />
«Für mich war klar, dass ich etwas<br />
Technisches lernen wollte. Ich bastelte<br />
mit meinem Kosmos-Elektronik-Baukasten<br />
und fand das einfach<br />
spannend. Sicher hat mich<br />
auch mein Vater inspiriert, der<br />
ursprünglich Laborant war und zur<br />
Zeit meiner Berufswahl medizinische<br />
Geräte vertrieb. Das Gymi<br />
interessierte mich weniger, obwohl<br />
– oder vielleicht auch weil – meine<br />
beiden älteren Schwestern diesen<br />
Weg gewählt hatten. Nach Schnupperlehren<br />
bei Siemens und Alcatel<br />
stiess ich auf die Mechatronik-<br />
Schule Winterthur, eine Lehrwerkstätte,<br />
wo ich einen Lehrvertrag als<br />
Elektroniker erhielt. Es war üblich,<br />
dass man die Berufsmatur machte.<br />
Ich machte mir zwar noch keine<br />
Gedanken, ob ich mal studieren<br />
wollte, doch dass ich mir damit diese<br />
Möglichkeit offenhielt, fand ich<br />
gut. Für mich war eher die Schule<br />
anstrengend, aber auch die Zwischenprüfungen<br />
nach zwei Jahren.<br />
Da kam ich mit einem Schnitt von<br />
4,0 sauber durch. Die technische<br />
Arbeit gefiel mir, insgesamt habe<br />
ich schöne Erinnerungen an die<br />
Lehre. Meine Lehrabschlussarbeit<br />
war ein elektronischer Würfel, der<br />
auf Knopfdruck eine mit einem<br />
Zufallsgenerator erzeugte Augenzahl<br />
anzeigte.<br />
Gegen Ende der Lehre merkte<br />
ich, dass ich gerne studieren würde.<br />
Die Frage war dann, ob ich Elektrotechnik<br />
oder Informatik wählen<br />
sollte. Mein Hauptinteresse war<br />
immer das Programmieren, von<br />
daher wäre Informatik naheliegend<br />
gewesen. Weil ich da gegenüber<br />
den gelernten Informatikern aber<br />
Lücken gehabt hätte, entschied ich<br />
mich für Elektrotechnik. Nach der<br />
RS begann ich an der ZHAW in Winterthur,<br />
wo ich die meisten aus<br />
meiner Lehrklasse wiedertraf.<br />
Den Lernaufwand hatte ich<br />
etwas unterschätzt, und nach den<br />
Assessment-Prüfungen wurde mir<br />
nahegelegt, das erste Jahr zu wiederholen.<br />
Nach dem Grundstudium<br />
konnte ich mir meine Fächer selber<br />
zusammenstellen. Wieder ging ich<br />
in Richtung Informatik, und da lief<br />
es mir dann besser. Klar, immer<br />
wenn Prüfungen anstanden, wurde<br />
es anstrengender, aber mit den<br />
angewandten Fächern kam ich gut<br />
zurecht.<br />
Inzwischen arbeite ich seit acht<br />
Jahren als Entwicklungsingenieur<br />
bei der Firma, die mich nach dem<br />
Studium angestellt hatte. Auch<br />
heute muss ich mich regelmässig<br />
weiterbilden, die Informatik ändert<br />
sich schnell. Manchmal geht das<br />
praktisch, während ich etwas programmiere,<br />
manchmal lese ich<br />
über das Wochenende ein Buch.<br />
Mein Leben spielt sich nicht nur<br />
vor dem Bildschirm ab. Ich bewege<br />
mich gerne im Freien, fotografiere<br />
und koche leidenschaftlich. Aber<br />
ich bin auch in einer Linux-Distributionsgruppe<br />
dabei (eine offene<br />
Software, die von unzähligen Menschen<br />
rund um die Welt entwickelt<br />
wird), da investiere ich einen bis<br />
zwei Abende pro Woche. Ja, ich<br />
arbeite wirklich auf dem Gebiet,<br />
das mich auch privat sehr interessiert.»<br />
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