08.12.2012 Aufrufe

Download - kultur-cottbus.de

Download - kultur-cottbus.de

Download - kultur-cottbus.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

etc. sind hierbei nicht zu vergessen, <strong>de</strong>nn frei<br />

nach <strong>de</strong>m Mo�o „do it yourself“ ist auch Harry<br />

bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>r zur „Familie“ gehören<strong>de</strong>n<br />

Personen sehr variabel! Da wären zum Beispiel<br />

<strong>de</strong>r drogensüchtige aber durchaus romantisch<br />

veranlagte Komiker Eamon Fish, <strong>de</strong>ssen Sendung<br />

Harrys Format ist, <strong>de</strong>nn Harry arbeitet beim<br />

Fernsehen wo die Sendung „Und Freitags Fish“<br />

Harry`s und Eamons gemeinsames Baby ist. Ein<br />

Baby, dass sie verbin<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>nn genau dies ist<br />

<strong>de</strong>r springen<strong>de</strong> Punkt: Harry fühlt sich in <strong>de</strong>r<br />

Beziehung zu Cyd und ihrer Tochter isoliert und<br />

wenn <strong>de</strong>r kleine Engel zornig im Supermarkt<br />

steht und lauthals skandiert „Mein Papa hä�e mir<br />

Kelloggs Frosties gekau� und überhaupt, du bist<br />

nicht mein Papa und hast mir gar nichts zu sagen!“<br />

läu� es Harry heiß und kalt <strong>de</strong>n Rücken runter,<br />

<strong>de</strong>nn auch für ihn ist diese Situation nicht immer<br />

einfach. Harry wünscht sich also ein Baby mit Cyd,<br />

doch die bezaubern<strong>de</strong> Cyd hat ja bereits eines und<br />

ist gera<strong>de</strong> dabei ein weiteres zu bekommen, in<strong>de</strong>m<br />

sie sich mit ihrem Catering selbstständig macht.<br />

Wozu also noch ein Kind mit Harry? Das passt<br />

nun wirklich nicht in Cyds Terminplan, wo sie<br />

sich doch grad selbst verwirklicht, wie es immer<br />

ihr Traum war. Und Harry soll es ja nicht wagen<br />

ihr dabei im Wege zu stehen – wohin dies führt hat<br />

er bereits bei seiner Gina, seiner Ex-Frau, hautnah<br />

miterleben dürfen. Ach ja Gina, Gina die gera<strong>de</strong><br />

dabei ist mit Pat und „<strong>de</strong>m Neuen“ nach Amerika<br />

zu ziehen, England zu verlassen und Harry<br />

damit selbst <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>s Wochenendvaters zu<br />

berauben, was auch nicht zur Verbesserung von<br />

Harrys allgemeiner Lage beiträgt. Auch Eamon,<br />

<strong>de</strong>r grad auf Entzug ist, kann Harry dabei keine<br />

wesentliche Stütze sein, während nun auch noch<br />

<strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>r darüber berät „Und Freitags Fish“<br />

einzustellen... Und überhaupt? Wo bleibt die Liebe<br />

im Alltag? Wo bleibt sie mit einer quasi rund um<br />

die Uhr arbeiten<strong>de</strong>n Frau? Und Begehren? Alles<br />

was halt so dazu gehört und was sich Harry bei<strong>de</strong>r<br />

schönen Kazumi zu fin<strong>de</strong>n erho�...<br />

Mit Charme, einer klaren Sicht <strong>de</strong>r Dinge und viel<br />

britischem Humor gelingt es Tony Parsons <strong>de</strong>n<br />

Leser mit <strong>de</strong>r Geschichte von Harry und seiner<br />

Familie zu begeistern.<br />

Piper Verlag, 336 Seiten, Preis: 13,00€<br />

„Schwarzfahrer“<br />

Michael-Andrè Werner<br />

Stefan Kork ist bei oberflächlicher Betrachtung ein<br />

Be�ler, ein Schnorrer <strong>de</strong>r sich in <strong>de</strong>n Bahnhöfen<br />

<strong>de</strong>s Berliner Untergrunds herumtreibt und<br />

die Fahrgäste um ihr sauer verdientes Geld<br />

erleichtert.<br />

Aber Be�eln ist hier nicht Be�eln, son<strong>de</strong>rn ein<br />

Job, eine Möglichkeit Geld zu verdienen. Und<br />

Be�eln ist kein einfacher Job. Das braucht eine<br />

innere Einstellung, Vorbereitung, Durchdachtheit,<br />

Sitzfleisch, vor allem Sitzfleisch. Und am<br />

schlimmsten ist die Langeweile. Man kann sich<br />

ja schlecht ein Buch rausholen und ein bisschen<br />

lesen.<br />

Aber vor allem ist es nur eine Überbrückung, bis<br />

man die eigentliche Bestimmung, <strong>de</strong>n eigentlichen<br />

Beruf gefun<strong>de</strong>n hat. So ist Kork so etwas wie<br />

Ka�as Hungerkünstler. Immer auf <strong>de</strong>r Suche<br />

nach neuen Projekten. Dinge, die man sich mit<br />

Freun<strong>de</strong>n nachts in einer Kneipe und nach <strong>de</strong>m<br />

sechsten Bier aus<strong>de</strong>nkt.<br />

Und davon hat Kork eine ganze Menge, zum<br />

Beispiel das Flohmarkt-Projekt, das Regenschirm-<br />

Projekt, das Lyrik-als-Werbeze�el-Projekt und<br />

schließlich das Rathausprojekt, welches aber<br />

bislang nicht aus <strong>de</strong>m Stadium <strong>de</strong>r Namensfindung<br />

herausgekommen war. Die Realisierung dieser<br />

Projekte scheiterte bisher allerdings immer am<br />

Zeitfaktor. Schließlich muss man sich ja seinen<br />

Lebensunterhalt verdienen bzw. erbe�eln.<br />

Und das ist <strong>de</strong>r Grund warum Kork zusammen<br />

mit seinen Kumpanen Doberstein und Zabel einen<br />

ebenso einfachen wie genialen Plan ausbrütet, um<br />

das ansonst dür�ige Einkommen zu verbessern.<br />

Sie besorgen sich in einem Secondhand-Geschä�<br />

eine ähnliche Gar<strong>de</strong>robe wie sie<br />

die Kontrolleure <strong>de</strong>s Berliner Verkehrsnetzes<br />

tragen. So „verklei<strong>de</strong>t“, nehmen sie die<br />

Schwarzfahrer aufs Korn und luchsen ihnen das<br />

fällige Bußgeld von 60 D-Mark ab.<br />

Der Rest <strong>de</strong>r Geschichte ist schnell erzählt. So<br />

kontrollieren Sie fortan wie Kontrolleure und nur<br />

die Tatsache dass sie einen an<strong>de</strong>ren Arbeitgeber<br />

haben, sozusagen selbstständig sind, unterschei<strong>de</strong>t<br />

sie noch von <strong>de</strong>n „echten“ Kollegen.<br />

LIES MICH!<br />

Und dabei verliert man schon ziemlich schnell<br />

<strong>de</strong>n Eindruck, dass es Gauner sind, die sich quasi<br />

die »Robin-Hood-Metho<strong>de</strong>« zueigen machen,<br />

son<strong>de</strong>rn merkt, dass sie das Geld erstens nur für<br />

sich benutzen und es ihnen zweitens ziemlich<br />

egal ist, wen sie da ausnehmen und dass sie eben<br />

nicht so sympathisch sind, wie sie am Anfang<br />

vielleicht scheinen mögen. So wer<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>m<br />

Deckmantel <strong>de</strong>r Autorität schon mal gültige<br />

Au�ri�serlaubnisse für Straßenmusikanten in<br />

<strong>de</strong>n U-Bahnhöfen als abgelaufen erklärt und samt<br />

Tageseinnahmen konfisziert, eine Oma beklaut<br />

und Straßenzeitungsverkäufer verjagt.<br />

So lebt <strong>de</strong>r Roman sowieso eher durch die drei<br />

sehr unterschiedlichen Charaktere als durch eine<br />

spannen<strong>de</strong> Handlung, wodurch man sich als Leser<br />

<strong>de</strong>nnoch gut unterhalten fühlt.<br />

Au�au Taschenbuch Verlag, 208 Seiten, Preis 7,95€<br />

„Tage mit Romy“<br />

Chantal Pelletier<br />

“Broadcast me a joyful noise into the times, Lord,<br />

count your blessings, ignore the lowest fear, come<br />

one, what more? It’s been a bad day, please don’t<br />

take your pictures.” Was kann jetzt noch kommen?<br />

Die Frage die sich je<strong>de</strong>m Verzweifelten stellt, <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>nkt schlimmer geht’s nicht mehr! Gar nicht so<br />

schlecht, soweit und schon ziemlich nah dran<br />

von R.E.M. - je<strong>de</strong>r hat mal einen schlechten Tag,<br />

aber <strong>de</strong>r Tag, <strong>de</strong>n die Heldin in Chantal Pelletier`s<br />

Roman „Tage mit Romy” durchlebt ist nicht nur<br />

ein bad Day, <strong>de</strong>r sich vor ihr au�ürmt, wie eine<br />

drohen<strong>de</strong> Tsunami vor Japans Strand, in <strong>de</strong>m<br />

Moment in <strong>de</strong>m die Menschen mit angstvoll<br />

geweiteten Augen und starren Glie<strong>de</strong>rn erkennen,<br />

dass es kein entrinnen gibt. Mit einem bewaffneten<br />

Überfall auf ihren geliebten Renault, <strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>ssen Diebstahl gipfelt und eine schier endlose<br />

Wartezeit auf <strong>de</strong>r Polizeiwache nach sich zieht,<br />

bekommt man gleich zu Beginn <strong>de</strong>r Geschichte<br />

einen zagha�en Einblick wie sich ein solcher Tag,<br />

<strong>de</strong>n man selbst nie durchleben möchte, anfühlt.<br />

Erschöp� von <strong>de</strong>n Strapazen <strong>de</strong>s Tages hat unsere<br />

Heldin nur noch einen Wunsch: ins Be� zu fallen<br />

und in Ruhe gelassen zu wer<strong>de</strong>n, doch dass es<br />

dazu nicht kommt weiß die Mu�er mit nerven<strong>de</strong>n<br />

Anrufen zu verhin<strong>de</strong>rn, im Fernsehen läu� eine<br />

Sendung für Gehörlose und plötzlich klingelt es<br />

an <strong>de</strong>r Tür… und dann noch um diese Zeit! Wie<br />

verhält man sich, wenn plötzlich eine längst tot<br />

geglaubte Schauspielerin bei einem vor <strong>de</strong>r Tür<br />

steht? Eine Frage mit <strong>de</strong>r sich unsere vom Tag<br />

bisher so gebeutelte Heldin spontan konfrontiert<br />

sieht, <strong>de</strong>nn vor ihrer Tür steht Romy Schnei<strong>de</strong>r.<br />

Fragt man sich ob man jetzt auch noch <strong>de</strong>n<br />

Verstand verliert o<strong>de</strong>r bi�et man <strong>de</strong>n ungela<strong>de</strong>nen<br />

aber <strong>de</strong>nnoch sehr willkommenen Gast fasziniert<br />

und mit <strong>de</strong>m Kopf voller Fragen herein? Pelletier`s<br />

Heldin entschließt sich für die zweite Variante<br />

und nutzt so die Gelegenheit einige traumha�e<br />

Tage mit Romy zu verbringen. Tage voller Glück<br />

über Romys Anwesenheit und Sorge darüber,<br />

dass die weltbekannte und ihr <strong>de</strong>nnoch frem<strong>de</strong><br />

Romy sie genauso plötzlich wie sie in ihrem Leben<br />

au�auchte auch wie<strong>de</strong>r verlassen könnte. Von <strong>de</strong>r<br />

Zeit, die die bei<strong>de</strong>n Frauen gemeinsam verbringen,<br />

han<strong>de</strong>lt diese bezaubern<strong>de</strong> kleine Geschichte.<br />

Verlag Kiepenheuer & Witsch, 176 Seiten, Preis: 16,90€<br />

Blicklicht- 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!