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ist nicht so, dass ich bis nach China reisen muss,<br />

um dort gegen die Flächengroßbrän<strong>de</strong> unter Tage<br />

zu <strong>de</strong>monstrieren. Das kann ich am En<strong>de</strong> auch vor<br />

meiner Haustür machen. Das bewegt mich auch,<br />

hier in Lacoma zu sein.<br />

F: Ja und um aufmerksam zu machen, auf<br />

<strong>de</strong>n Raubbau an <strong>de</strong>r Natur. Die Natur die hier<br />

unfruchtbar gemacht wird. Und um ein Um<strong>de</strong>nken<br />

zu för<strong>de</strong>rn, das es neben <strong>de</strong>r Kohle auch an<strong>de</strong>re<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>r Energiegewinnung gibt.<br />

Denkt ihr das es jeman<strong>de</strong>n von Außerhalb, o<strong>de</strong>r genauer<br />

aus Co� bus interessiert, wenn ihr hier hungert?<br />

R: Ja<br />

F: Natürlich. – Ja ich hoff e einfach das alle<br />

Menschen sich eine bessere Welt vorstellen<br />

können, als sie <strong>de</strong>rzeit ist.<br />

R: Wir haben uns bewusst für diesen Zeitpunkt<br />

entschie<strong>de</strong>n. Wir <strong>de</strong>nken das es <strong>de</strong>r Richtige ist. Die<br />

Initialzündung war, wenn man das rückwirkend<br />

betrachtet, die For<strong>de</strong>rung, <strong>de</strong>n sinnlosen<br />

Abriss, <strong>de</strong>r nicht von <strong>de</strong>r Entwässerungsleitung<br />

betroff enen Gebäu<strong>de</strong> in Lacoma auszusetzen, und<br />

zwar so lange, bis das Planfeststellungsverfahren<br />

gerichtlich entschie<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>.<br />

Es gibt noch keine rechtliche Grundlage für die<br />

Entwässerung. Was hier im Dorf passiert ist das<br />

Vorgehen von so genannten Hartlinern, und nicht<br />

alle in Va� enfall versuchen diesen Kurs zu gehen.<br />

Es gibt auch schon Gespräche. Wir sind doch nicht<br />

alleine. Im Herbst letzten Jahres, als die Wan<strong>de</strong>rung<br />

durch die Teiche von 300 Leuten mitgetragen<br />

wur<strong>de</strong>, da stan<strong>de</strong>n wir vor <strong>de</strong>r Holzinstallation<br />

und da kam genau das rüber. Rene Schuster hat<br />

es gesagt: „Keine Abrisse, bis über die rechtliche<br />

Grundlage entschie<strong>de</strong>n ist.“ Und darauf beziehen<br />

wir uns. Auf die Kra� die sich damals gezeigt hat.<br />

Es sind Leute die das nicht nur gesagt haben: „ja<br />

das ist gut“ son<strong>de</strong>rn die waren hier vor Ort und<br />

sind mit uns durch die Teiche marschiert. Und das<br />

gibt auf je<strong>de</strong>n Fall Mut.<br />

Was jetzt noch dazu kommt ist, dass gra<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Moment ist, in <strong>de</strong>m die Bürger Einsicht in das<br />

Planfeststellungsverfahren nehmen können. Im<br />

technischen Rathaus liegt das aus und es sollte<br />

je<strong>de</strong>r die Möglichkeit nutzen darauf hinzuweisen<br />

das hier Fehler drin sind und das manche Punkte<br />

einfach total unschlüssig sind und nicht vertretbar<br />

<strong>de</strong>r Natur gegenüber und auch für Lacoma<br />

selbst. Es kann sich doch je<strong>de</strong>r daran beteiligen.<br />

Und dann ist da noch die Motivation die wir<br />

hier bei unseren eigenen Leuten lostreten. Die<br />

Resonanz war in <strong>de</strong>n ersten Minuten schon groß.<br />

Wir haben uns zusammen an <strong>de</strong>n Tisch gesetzt<br />

und sie haben gesagt. „Super, vielleicht machen<br />

wir auch was.“ Also die Resonanz ist sehr gut,<br />

auf je<strong>de</strong>n Fall. Und das motiviert. Wir haben<br />

jetzt eine Besetzung zum Status <strong>de</strong>r Mahnwache<br />

erhoben. Und diese Mahnwache unterstützt auch<br />

dieses ganze Vorhaben die Häuser zu schützen,<br />

bis es überhaupt zu einem Gespräch kommt.<br />

Was für mich eine große Be<strong>de</strong>utung hat, ist das<br />

Zusammenwachsen <strong>de</strong>r wenigen Leute die jetzt<br />

hier im Dorf verblieben sind. Die unterstützen<br />

uns nicht nur, son<strong>de</strong>rn bil<strong>de</strong>n die eigentliche<br />

Substanz. Wir sind zwei Menschen, die sozusagen<br />

einen extremeren Weg gehen, um Missstän<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>utlich zu machen, aber nicht <strong>de</strong>sto trotz sind<br />

auch an<strong>de</strong>re Formen <strong>de</strong>s Protestes in Lacoma<br />

Franziska Liesigk und Robert Künne vor <strong>de</strong>m bedrohten Hammergraben in Lacoma<br />

Foto: Michael Dieke<br />

schon angewandt wor<strong>de</strong>n und wer<strong>de</strong>n weiterhin<br />

sicherlich auch geführt. Zu einem „Lacoma ist ein<br />

zerstörtes Dorf“ wird es nicht kommen! Dafür<br />

stehen wir hier gra<strong>de</strong> ein und das ist nur mit <strong>de</strong>n<br />

Leuten möglich und mit <strong>de</strong>n vielen Unterstützern<br />

die wir haben.<br />

Wir wollen <strong>de</strong>utlich sagen und zeigen, das es<br />

je<strong>de</strong>m möglich ist in seinem Maß etwas für die<br />

Sache zu tun, ob er zum Planfeststellungsverfahr<br />

en eine Aussage macht, ob er <strong>de</strong>n Strom wechselt<br />

o<strong>de</strong>r hier her kommt und uns besucht, am<br />

Hammergraben entlang spaziert und die Natur<br />

genießt und vielleicht feststellt, dass hier nicht<br />

nur Verrückte sind. Also es kann je<strong>de</strong>r auf seine<br />

Art etwas tun<br />

Ihr kommt bei<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r Stadt?<br />

R: Ja, ich komm halt aus <strong>de</strong>r Pla� e. 14 Jahre Pla� e.<br />

F: Pla� e, ja.<br />

R: Ich komme aus Leipzig, aus <strong>de</strong>m Randgebiet,<br />

aber meine Oma hat ein Gehö� auf <strong>de</strong>m Dorf.<br />

Also bin ich eigentlich ein Stadt-Land-Kind.<br />

Für mich ist bei<strong>de</strong>s kein Schock und ich mag<br />

die Kontraste zwischen bei<strong>de</strong>n. Das ist eben ein<br />

ganz merkwürdiger Schri� . Früher ha� e ich <strong>de</strong>n<br />

Kontrast Stadt-Land und jetzt geht es ein Stück,<br />

eine Stufe weiter, zum Baumdorf. Das man eben<br />

noch ein Stück weiter zur Natur geht und <strong>de</strong>n<br />

Kontrast mit <strong>de</strong>n Häusern im Dorf hat. Das ist<br />

noch mal ein ganz interessanter Punkt, <strong>de</strong>nn es<br />

ist ein Unterschied, ob du von <strong>de</strong>r Stadt ins Dorf<br />

gehst, o<strong>de</strong>r ob du auf <strong>de</strong>m Dorf wohnst und dann<br />

in ein Tippi, eine Jurte o<strong>de</strong>r ein Hogan in einem<br />

kleinen Waldstückchen hast. Also nicht das wir<br />

da jetzt zu <strong>de</strong>n Einsiedlern gehören, aber das ist<br />

einfach noch mal eine an<strong>de</strong>re Wohnform und es<br />

macht Spass. Es ist eben Geschmackssache und es<br />

ist für je<strong>de</strong>n etwas dabei. Es riecht gut.<br />

F. Ich habe hier in Lacoma einfach ein an<strong>de</strong>res<br />

Leben geführt. Ich ha� e hier ein Zelt, da habe<br />

ich 3 Jahre gewohnt, mit Ofen, so Jurtenartig.<br />

LACOMA<br />

Ich wollte <strong>de</strong>r Natur nahe sein. Wollte mit<br />

Menschen zusammen sein. Hier das Dorf, das<br />

habe ich über das Eurotopia (ein Buch über<br />

verschie<strong>de</strong>ne Lebensgemeinscha� en in Europa)<br />

kennen gelernt, und Lacoma war als Gemeinscha�<br />

beschrieben und das hat mich angelockt, weil<br />

ich mit Menschen was zusammen machen<br />

wollte. Lebendig sein, und nicht in Leipzig in<br />

<strong>de</strong>r Großstadt im Hinterhof so .. verrecken. Naja<br />

und das Studieren war halt nicht mein Ding.<br />

Und hier habe ich wie<strong>de</strong>r angefangen zu leben,<br />

bin aufgeblüht. Es war, als wenn ein Traum<br />

Wirklichkeit wird. Also ich hab einfach gemerkt,<br />

wie wun<strong>de</strong>rbar das Leben wie<strong>de</strong>r sein kann.<br />

R: Man hat hier eine gute Mischung aus Alltag und<br />

Urlaub. Man hat hier eine gewisse Konzentration<br />

aus nachbarscha� lichen Problemen und man<br />

tut seine Arbeit die eben erfor<strong>de</strong>rlich ist um<br />

beispielsweise über <strong>de</strong>n Winter zu kommen. Auf<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite hat man aber die Natur so nahe,<br />

das man eben nicht so weit weg in <strong>de</strong>n Urlaub<br />

fahren muss. Das ist eben nicht dieses Extrem,<br />

das man ein Jahr in <strong>de</strong>r Stadtbaracke wohnt und<br />

dann 2 Wochen im Sommer wegfahren muss, und<br />

das dann megaweit weg. Hier hat man 365 Tage<br />

so einen Halburlaub. Den Hammergraben, die<br />

Natur, das ist einfach super spannend, genau mein<br />

Ding. Ja mir war das mit <strong>de</strong>m Studium auch zu<br />

wissenscha� lich.<br />

Wovon lebt ihr?<br />

F: Also ich gehe nicht zur Sozialhilfe o<strong>de</strong>r so. Da<br />

habe ich mich von Anfang an entschie<strong>de</strong>n, als ich<br />

mir sagte, Studium und ein „normales Leben“ ist<br />

vorbei, was mach ich jetzt, wie soll ich mein Leben<br />

fi nanzieren. Ich bekomme kein Bafög mehr auch<br />

nichts vom Arbeitsamt o<strong>de</strong>r so und es ist auch<br />

nicht mein Interesse <strong>de</strong>m Staat auf <strong>de</strong>r Tasche zu<br />

liegen. Ich habe auf je<strong>de</strong>n Fall das Bedürfnis die<br />

Dinge die ich zum Leben brauche selbstständig<br />

zu verdienen. So viel braucht man hier ja auch<br />

Blicklicht- 5

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