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22 bauen + wohnen <strong>BESTplus</strong><br />

FRANK PSOTTA: KOSTENGÜNSTIG BAUEN MIT<br />

QUALITÄT, RENDITE UND SOZIALVERTRÄGLICHKEIT<br />

[Bp-ws]. Wir Deutschen werden immer<br />

älter. Immer mehr Menschen wünschen<br />

sich, so lange wie möglich selbstbestimmt<br />

in den eigenen vier Wänden<br />

leben zu können, aber die notwendige<br />

Mobilität lässt in den meisten Fällen<br />

nach und nach nach. Wer rechtzeitig ein<br />

paar bauliche Maßnahmen vornimmt,<br />

kann sich den Traum vom Altwerden im<br />

eigenen Haus erfüllen. Barrierefreies<br />

Bauen ist mehr als nur ein Trend!<br />

Der demografische Wandel hat Deutschland<br />

fest im Griff. Jeder Dritte wird im<br />

Jahr 2060 über 65 Jahre alt sein und die<br />

Lebenserwartung wird auf über 80 Jahre<br />

gestiegen sein, so schätzt die Bundesregierung<br />

es in ihrem aktuellen Demografiebericht.<br />

Spätestens wenn das Treppensteigen<br />

beschwerlich wird, ist es an<br />

der Zeit, das Haus seinem Alter entsprechend anzupassen bzw.<br />

zu bauen.<br />

Frank Psotta, Mitinhaber der Cuborg 2 GbR ist ein Baumeister,<br />

der bereits einige richtungsweisende Projekte realisiert hat. Mit<br />

Leib und Seele Bauingenieur, macht er sich Gedanken über die<br />

Zukunft seines Gewerbes. Dabei denkt er so quer, dass seine<br />

Sicht der Dinge eher geradeaus rückwärtsgewandt geht.<br />

Psotta: „Die Baukosten sind in den letzten Jahren über 50% gestiegen,<br />

die Renten in der gleichen Zeit aber nur um ca. 3%.<br />

Das passt doch nicht zusammen.“ Er stellt sich vor, in Zukunft<br />

heutige Standards der Bauqualität wieder etwas zurückzufahren,<br />

was zur Folge hätte, dass die Kosten sich dem entsprechend<br />

verringern würden.<br />

Als ein besondere Kalamität für ihn stellt sich die EnEV, die<br />

Energieeinsparverordnung dar, deren Ziele er zwar befürwortet,<br />

das Regelwerk aber, das bestimmte Standards definiert, für<br />

völlig überzogen hält. „Mit der EnEV 2016 bewegt man sich<br />

mittlerweile auf einer Ebene, auf der mit großem finanziellen<br />

Aufwand in vielen Fällen – wenn überhaupt – nur ein minimaler<br />

Nutzen erzielt wird. Meiner Meinung nach wäre es förderlich,<br />

den Standard für Neubauten<br />

auf den Stand von<br />

2006 bis 2010 zurückzusetzen,<br />

denn unter dem Blickwinkel<br />

des Klimaschutzes<br />

wäre dieser nur unbedeutend<br />

schlechter als der heutige<br />

und mit geringerem<br />

finanziellen Aufwand zu erreichen,“<br />

so Psotta.<br />

Als unentbehrlich erachtet er<br />

überdies die Renovierung<br />

der Bestandsimmobilien aus<br />

der Zeit vor den 1970er Jahren,<br />

die bis heute nur unge-<br />

An der Stupe 5 · 37124 Rosdorf · Tel. 0551.5002517 · www.cuborg.de<br />

nügend gedämmt sind und damit einen<br />

viel höheren CO2-Ausstoß hervorrufen<br />

als die, die nach der Wärmeschutzverordnung<br />

von 1977 gebaut wurden. Was<br />

die Kosten anbelangt sagt Psotta, dass<br />

sich vorgeschriebene Mehrinvestitionen<br />

trotz eines niedrigeren Energiebedarfs<br />

niemals amortisieren werden. Bei Mietobjekten<br />

würde dies zu m 2 -Preisen führen,<br />

bei denen man keinesfalls mehr von<br />

„bezahlbarem Wohnraum“ sprechen<br />

kann.<br />

Der findige Bauingenieur hat sich aber<br />

schon einige Gedanken gemacht und<br />

bemerkt, dass die EnEV unter § 25 eine<br />

Befreiungsklausel enthält. Demnach<br />

müssen – auf Antrag – die zuständigen<br />

Behörden den Bauherren von den Anforderungen<br />

der EnEV befreien, wenn<br />

die Anforderungen im Einzelfall durch besondere Umstände<br />

durch einen unangemessenen Aufwand oder in sonstiger<br />

Weise zu einer unbilligen Härte führen.<br />

Psotta ist sicher, dass in den nächsten Jahren viele Bauherren<br />

von diesem Paragraph profitieren werden. Er hält es für sinnvoll,<br />

wenn jeder Bauherr selbst entscheiden kann, ob er den<br />

derzeitigen EnEV-Standard zu hundert Prozent erfüllen will<br />

oder nicht. Er fordert nicht die Rückkehr zur schlecht gedämmten<br />

Immobilie, sondern zu einem ökologisch und ökonomisch<br />

angemessenem Reglement.<br />

„Ich will damit nicht sagen, dass es nicht auch einen Bedarf an<br />

Häusern gibt, die die Anforderungen der Energieeinsparverordnung<br />

voll erfüllen oder sogar übertreffen. Wir realisieren<br />

solche Häuser in unserem Projekt meinQuartier in Rosdorf<br />

(<strong>BESTplus</strong> berichtete bereits darüber in einer früheren Ausgabe).<br />

Bei dieser Maßnahme kommt uns zugute, dass wir ein<br />

innovatives System (Eisspeicher) einsetzen, für das wir eine besondere<br />

Gegebenheit des bebauten Areals nutzen konnten. In<br />

Verbindung mit einer entsprechend dimensionierten, sich<br />

selbst finanzierenden Photovoltaikanlage mit Speichersystem<br />

werden die geforderten Werte<br />

bereits jetzt schon weit unterschritten,<br />

so dass es zum<br />

Erreichen des ausgezeichneten<br />

Energieeffizienzhaus-<br />

Standards 55 (auch KFW 55)<br />

nur noch ein Katzensprung<br />

war.<br />

Mit meinQuartier sprechen<br />

wir Menschen an, die für<br />

einen hohen und nachhaltigen<br />

Energiestandard und die<br />

Nähe zu Göttingen bereit<br />

sind, einen entsprechenden<br />

Kaufpreis zu bezahlen”.

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