Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie
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Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie
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E-G. <strong>Schroe<strong>der</strong></strong><br />
<strong>Lehrbuch</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Pflanzengeographie</strong><br />
Quelle & Meyer Verlag Wiesbaden
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J , L / ■<br />
^ 6 5<br />
<strong>1998</strong>, by Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., Wiesbaden<br />
ISBN 3-494-02235-6<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes<br />
ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen auf<br />
fotomechanischem Wege (Fotokopie/Mikrokopie), Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung<br />
und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Gewidmet den Botanikern und Geographen, die die <strong>Pflanzengeographie</strong> in den letzten zwei Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />
begründet und weiterentwickelt haben, insbeson<strong>der</strong>e:<br />
Alexan<strong>der</strong> von Humboldt, 1769-1859<br />
August Grisebach, 1814-1879<br />
Adolf Engler, 1844-1930<br />
O skar D rude, 1852-1933<br />
Andreas Franz W ilhelm Schimper, 1856-1901<br />
Martin Rikli, 1868-1951<br />
E duard Rubel, 1876-1960<br />
Heinrich Brockmann-Jerosch, 1879-1939<br />
JosiAS Braun-Blanquet, 1884-1980<br />
Heinrich W alter, 1898-1989<br />
C arl T roll, 1899-1975<br />
Reinhold T üxen, 1899-1980<br />
J osef Schmithüsen, 1909-1984<br />
Hermann M eusel, 1909-1997<br />
Heinz Ellenberg, 1913-1997
^ “3<br />
r' A<br />
Vorwort<br />
Die <strong>Pflanzengeographie</strong> ist eine Disziplin mit<br />
einer langen, zweihun<strong>der</strong>tjährigen Geschichte<br />
und einer Tradition, in <strong>der</strong> die deskriptiv-vergleichende<br />
Betrachtung die Grundlage bildet.<br />
Wie auch die umstehende Personenliste zeigt,<br />
steht ihre Entwicklung in engem Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> deutschen Geistesgeschichte und<br />
wissenschaftlichen Philosophie des 19. und frühen<br />
20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Manche mo<strong>der</strong>nen Autoren<br />
ziehen es heute vor, von Geobotanik o<strong>der</strong><br />
Vegetationsgeographie zu sprechen, doch dekken<br />
sich beide Begriffe nicht ganz mit dem klassischen<br />
Inhalt. Indem ich mich <strong>der</strong> klassischen<br />
Tradition verbunden fühle, habe ich für das<br />
vorliegende Werk bewußt den Titel „<strong>Pflanzengeographie</strong>“<br />
gewählt.<br />
Es richtet sich sowohl an Studenten und Dozenten<br />
<strong>der</strong> Biologie und Geographie als auch<br />
an interessierte Laien. Der Text geht ursprünglich<br />
auf Vorlesungen zurück, die ich in den letzten<br />
Zwanzigjahren gehalten habe. Im Laufe dieses<br />
Zeitraumes hat sich die Darstellung, auch in<br />
Interaktion mit Hörern und Kollegen, ständig<br />
gewandelt und angepaßt. Ein wichtiges Anliegen<br />
war es mir dabei stets, die grundsätzlich<br />
wichtigen Tatsachen (die „roten Fäden“) in möglichst<br />
einfacher, leicht verständlicher Form aufscheinen<br />
zu lassen. Das gilt auch für die jetzige,<br />
zu einem Konzentrat aus den wichtigsten einschlägigen<br />
Bearbeitungen ausgebaute Fassung.<br />
Im einleitenden, allgemeinen Teil konnten<br />
die meisten Grundlagen kurz gefaßt werden, da<br />
es genügend gute Spezialdarstellungen (z. B. <strong>der</strong><br />
Ökologie) gibt. Etwas ausführlicher wurde jedoch<br />
die Verbreitungsökologie behandelt, die<br />
in den meisten gängigen Lehrbüchern - wenn<br />
überhaupt - nur ganz am Rande erwähnt wird.<br />
Vorausgesetzt wird eine gewisse Grundkenntnis<br />
<strong>der</strong> Flora Mitteleuropas.<br />
Der Hauptteil ist <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Flora<br />
und Vegetation <strong>der</strong> Erde in globaler und regionaler<br />
Sicht gewidmet. Bei einem solchen Vorhaben<br />
sollte ein Grundsatz im Vor<strong>der</strong>grund stehen:<br />
nämlich alle Zonen und Regionen möglichst<br />
gleichgewichtig zu erfassen. Dem stehen<br />
jedoch zwei Hin<strong>der</strong>nisse entgegen. Erstens zeigen<br />
Flora und Vegetation <strong>der</strong> einzelnen Regionen<br />
eine recht unterschiedliche Diversität und<br />
sind auch in sehr verschiedenem Ausmaße untersucht,<br />
d. h. es gibt über manche einfach mehr<br />
zu berichten als über an<strong>der</strong>e. Und zweitens ist<br />
das Buch von einem mitteleuropäischen Autor<br />
für mitteleuropäische Leser geschrieben. Das<br />
bedeutet nicht nur, daß die dem Leser geläufigen<br />
Verhältnisse unserer Heimat oft als Ausgangspunkt<br />
genommen werden; vielmehr ist<br />
zugleich ein wesentliches Ziel, die Stellung <strong>der</strong><br />
mitteleuropäischen Pflanzenwelt im globalen<br />
Rahmen, insbeson<strong>der</strong>e als (keineswegs zentralen)<br />
Teil <strong>der</strong> Holarktis, bewußt zu machen. Zwar<br />
leben wir heute in einer Zeit weltweiter Verbindungen<br />
- sei es in virtueller Hinsicht durch das<br />
Fernsehen, o<strong>der</strong> in realer durch die fast unbegrenzten<br />
Reisemöglichkeiten - , aber wenn es um<br />
Tatsachenwissen biologischer, geographischer<br />
o<strong>der</strong> historischer Art geht, so zeigt sich auch<br />
bei gebildeten Menschen oft eine erstaunliche,<br />
ja fast erschreckende Eingeengtheit des räumlichen<br />
und zeitlichen Horizontes: dieser reicht<br />
meist kaum über die Grenzen Mitteleuropas<br />
sowie über die letzten 50-100 Jahre hinaus.<br />
Ich hoffe, daß die Darstellung trotz <strong>der</strong> genannten<br />
Einschränkungen (und vielleicht noch einiger<br />
subjektiver Präferenzen des Autors) doch einigermaßen<br />
ausgewogen geworden ist. Daß sie<br />
unendlich viele Lücken enthält, ist allerdings unvermeidlich.<br />
Jedem Hinweis auf solche, die unbedingt<br />
gefüllt werden müßten, werde ich dankbar<br />
nachgehen.<br />
Die Verwandlung von Vorlesungskonzepten<br />
in ein dmckfertiges Manuskript ist ein arbeitsaufwendiges<br />
Unternehmen, das viel mehr Zeit beanspmcht<br />
als man anfänglich erwartet hat. Für<br />
die Geduld, die mir während dieser langen Zeit<br />
entgegengebracht wurde, danke ich allen Institutskollegen<br />
und ganz beson<strong>der</strong>s meiner Frau. Spezieller<br />
Dank gebührt Frau S. H ourticolon und<br />
Herrn B. Raufeisen für die tatkräftige Mithilfe bei<br />
<strong>der</strong> Anfertigung <strong>der</strong> Abbildungen. Zu meinem<br />
großen Bedauern wurde allerdings auf die Beigabe<br />
<strong>der</strong> ursprünglich vorgesehenen zahlreichen Fotos<br />
aus Kostengründen verzichtet.<br />
Göttingen, 7. September 1997<br />
Fred-Günter <strong>Schroe<strong>der</strong></strong>
Inhalt<br />
V orw ort..................................................................................................................................................................... VI<br />
I ' Allgemeine <strong>Pflanzengeographie</strong> ............................................................................................................. 1<br />
A Pflanzliche Bausteine und Umwelteinflüsse ....................................................................................2<br />
1 Die Pflanze und ihre Klassifizierung ....................................................................................... 2<br />
a Pflanzensippen und Pflanzenreich .................................................................................2<br />
b W uchs-und Lebensformen ..............................................................................................2<br />
2 Standortsökologie ........................................................................................................................... 6<br />
" a Physiologische Ansprüche und Standort ..................................................................... 6<br />
ö b Wirkung <strong>der</strong> global differenzierenden Faktoren ........................................................7<br />
c Maßgebliche Klimawerte und ihre Darstellung ....................................................... 12<br />
B Verbreitungsökologie .............................................................................................................................14<br />
1 Die Diasporen und ihre Bereitstellung ..................................................................................15<br />
2 Transport <strong>der</strong> Diasporen ............................................................................................................ 16<br />
a Zoochorie ..............................................................................................................................18<br />
b Anemochorie ....................................................................................................................... 26<br />
c Hydrochorie .........................................................................................................................32<br />
d Ballochorie ...........................................................................................................................34<br />
e Autochorie ............................................................................................................................ 36<br />
f Atelechorie ........................................................................................................................... 37<br />
3 Etablierung am Zielort ............................................................................................................... 38<br />
a Festsetzung <strong>der</strong> Diasporen .............................................................................................. 38<br />
b Keimung und Keimungsökologie ................................................................................. 39<br />
c Etablierung <strong>der</strong> Einzelpflanze und <strong>der</strong> Sippe .......................................................... 42<br />
4 Arealbildung.....................................................................................................................................42<br />
5 Verän<strong>der</strong>ung des Areals infolge Än<strong>der</strong>ung von Umweltfaktoren ................................ 46<br />
■¡l C Areale und Floren .................................................................................................................................. 48<br />
1 Methoden <strong>der</strong> Inventarisierung und Darstellung .............................................................. 48<br />
2 Analyse und Verknüpfung ........................................................................................................ 49<br />
a Größe und Gestalt von Arealen .....................................................................................49<br />
b Natürliche Florengebiete ..................................................................................................51<br />
c Arealtypen und Florenelemente ................................................................................... 52<br />
D Vegetation .................................................................................................................................................56<br />
o 1 Vegetationstypen und ihre Klassifizierung ............................................................................56<br />
« a Pflanzenformationen .........................................................................................................56<br />
" b Pflanzengesellschaften .......................................................................................................56<br />
o 2 Räumliche Ordnung <strong>der</strong> Vegetation; Vegetationsmosaik ............................................... 60<br />
“ 3 Zeitliche Ordnung <strong>der</strong> Vegetation: Sukzession und Klimax ........................................62<br />
a Verjüngung und Verjüngungssukzession ...................................................................62<br />
b Sukzession als Folge edaphischer Standortsän<strong>der</strong>ungen ......................................63<br />
c Sukzessionstheorien und Klimaxbegriff ..................................................................... 65<br />
• 4 Verbreitung von Vegetationseinheiten (Synchorologie) ...................................................66<br />
E Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation ........................................................................ 67<br />
1 Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Vegetation ......................................................................................................68<br />
2 Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung ....................................................................................71<br />
a Verkleinerung von Arealen, Gefährdung .................................................................. 71<br />
» b Vergrößerung von Arealen: Anthropochorie ........................................................... 74
VIII Inhalt<br />
II Pflanzengeographische Einteilung <strong>der</strong> Erde ....................................................................................... 85<br />
A A Floristische Glie<strong>der</strong>ung .......................................................................................................................<br />
1 Die Florenreiche und Florenregionen ................................................................................. 89<br />
2 Florenreiche und Sippenverbreitung ........................................... 101<br />
X B Vegetationsglie<strong>der</strong>ung .......................................................................................................................108<br />
1 Die thermischen Vegetationszonen ..................................................................................... 109<br />
2 Hygrische Unterglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> thermischen Zonen .....................................................112<br />
a Tropische Zone ............................................................................................................. 113<br />
b Méridionale und Australe Zone .............................................................................. 114<br />
c Nemorale Zone ............................................................................................................. 115<br />
d Boreale Zone .................................................................................................................. H 5<br />
3 Vegetation <strong>der</strong> Gebirge ............................................................................................................. 115<br />
a Alpine Stufe .................................................................................................................... H 8<br />
b Waldstufen in den Extratropen ............................................................................... 118<br />
c Oreotropische Stufe ..................................................................................................... 119<br />
4 Synopse <strong>der</strong> Wimax-Formationen ........................................................................................120<br />
5 Azonale Vegetation ................................................................................................................... 121<br />
C Kurzer Abriß <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation (Paläökologie) ....................................122<br />
1 Von den ersten Landpflanzen bis zum Steinkohlenwald .............................................. 123<br />
2 Die Zeit <strong>der</strong> Gymnospermen ..................................................................................................127<br />
3 Entstehung und Diversifizierung <strong>der</strong> Angiospermen ........................... 135<br />
4 Die Herausbildung <strong>der</strong> heutigen Verteilung von Flora und Vegetation .................. 141<br />
III Die Pflanzendecke in regionaler Betrachtung ..................................................................................145<br />
A Die Tropische Zone (Formationen 1-5) .......................................................................................147<br />
1 Tropischer Regenwald ...............................................................................................................148<br />
1.1 Neotropische Region ................................................................................................... 172<br />
1.2 Afrikanische Region ........................................................................................................174<br />
1.3 Indopazifische Region ...................................................................................................174<br />
Anhang: Die Mangrove ............................................................................................................ 176<br />
2 Regengrüner Wald und Savanne .......................................................................................... 178<br />
2.1 Neotropische Region .....................................................................................................186<br />
2.2 Afrikanische Region ....................................................................................................... 186<br />
2.3 Indopazifische Region ...................................................................................................186<br />
3 Eurytropische Trockengehölze ..............................................................................................187<br />
3.1 Amerikanische Region ...................................................................................................192<br />
3.2 Afrikanisch-Indische Region ........................................................................................193<br />
3.3 Australische Region .........................................................................................................194<br />
4 Eurytropische Wüste .................................................................................................................194<br />
4.1 Sonora-Region .................................................................................................................. 199<br />
4.2 Peruanisch-Patagonische Region ............................................................................... 199<br />
4.3 Saharo-Sindische Region ............................................................................................. 201<br />
4.4 Namib-Karru-Region ......................................................................................................202<br />
4.5 Australische Region ........................................................................................................ 203<br />
5 Oreotropischer Wald ................................................................................................................ 203<br />
5.1 Neotropische Region .....................................................................................................209<br />
5.2 Afrikanische Region ......................................................................................................209<br />
5.3 Indopazifische Region .................................................................................................. 210<br />
B Die Méridionale und die Australe Zone (Formationen 6-8) ................................................212<br />
o 6 Lorbeerwald ....................................................................................................................................212<br />
6.1 Sinojapanische Region .................................................................................................. 220<br />
6.2 Südost-Nordamerikanische Region ............................................................................ 221<br />
o 6.3 Makaronesische Region ................................................................................................. 222
Inhalt<br />
IX<br />
6.4 Ostaustralische Region .................................................................................................. 222<br />
6.5 Neuseeländische Region .............................................................................................. 225<br />
6.6 Südamerikanische Region ............................................................................................ 227<br />
6.7 Südafrikanische Region .................................................................................................230<br />
(^oS| 7 Hartlaubwald ..............................................................................................................................231<br />
7.1 Kalifornisch-Mexikanische Region ........................................................................... 234<br />
7.2 Mediterrane Region ........................................................................................................ 237<br />
7.3 Chilenische Region ........................................................................................................240<br />
7.4 Kapländische Region .................................................................................................... 241<br />
7.5 Australische Region ........................................................................................................ 244<br />
8 Pampa ............................................................................................................................................. 246<br />
8.1 Argentinische Region .................................................................................................... 248<br />
8.2 Südafrikanische Region .................................................................................................249<br />
C Die Nemorale Zone (Formationen 9-13) .................................................................................. 251<br />
9 Sommergrüner Laubwald ........................................................................................................251<br />
9.1 Ost-Nordamerikanische Region ................................................................................261<br />
9.2 Europäische Region .......................................................................................................268<br />
9.3 Sinojapanische Region ...................................................................................................270<br />
10 Nemoraler Nadelwald ................................................................................................................274<br />
10.1 West-Nordamerikanische Region .............................................................................. 279<br />
10.2 Mediterrane Region ........................................................................................................282<br />
11 Nemorale Trockengehölze ......................................................................................................283<br />
11.1 West-Nordamerikanische Region ..............................................................................284<br />
11.2 Westasiatische Region ................................................................................................... 285<br />
12 Steppe ............................................................................................................................................. 286<br />
12.1 Nordamerikanische Region ........................................................................................ 290<br />
12.2 Eurasiatische Region ......................................................................................................290<br />
13 Nemorale Wüste .........................................................................................................................291<br />
13.1 Nordamerikanische Region ........................................................................................ 293<br />
13.2 Eurasiatische Region ......................................................................................................294<br />
D Die Boreale Zone (Formationen 14-15) .....................................................................................297<br />
14 Dunkle Taiga ................................................................................................................................ 298<br />
14.1 Nordamerikanische Region .........................................................................................307<br />
14.2 Westeurasiatische Region ............................................................................................ 310<br />
14.3 Ostasiatische Region ......................................................................................................311<br />
15 Helle Taiga ....................................................................................................................................313<br />
= 15.1 Ostsibirische Region .................................................................................................. 313<br />
E Die Polarzonen und Alpinen Stufen .......................................................................................<br />
= 16 Tundra .........................................................................................................................................315<br />
16.1 Arktische Region .............................................................................................................335<br />
16.2 Holarktisch-Alpine Region ..........................................................................................337<br />
16.3 Tropisch-Alpine Region ................................................................................................340<br />
16.4 Austral-Antarktische Region ....................................................................................... 342<br />
F Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge .......................................................................... 344<br />
Tropische Zone (ohne nördliche Randtropen) ............................................................... 345<br />
Australe Zone ...............................................................................................................................354<br />
Nördliche Randtropen .................................. 358<br />
0 Méridionale Zone .......................................................................................................................364<br />
Nemorale Zone ........................................................................................................................... 369<br />
Boreale Zone .................................................................................................................................379<br />
G Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer ....................................................................................................381<br />
1 Die Binnengewässer ...................................................................................................................382<br />
2 Das Meer ....................................................................................................................................... 385<br />
?
X<br />
Inhalt<br />
H Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas ....................................................................................... 394<br />
1 Die Wie<strong>der</strong>bewaldung nach <strong>der</strong> letzten Eiszeit ............................................................. 394<br />
2 Die Entstehung <strong>der</strong> heutigen Pflanzendecke unter dem Einfluß des Menschen 400<br />
3 Die aktuelle Flora und Vegetation ....................................................................................... 405<br />
a Floristische Einordnung und Florenelemente ...................................................... 408<br />
b Vegetation ...........................................................................................................................411<br />
Literaturverzeichnis ............................................................................................................................................. 424<br />
1 Regionalliteratur zu Teil III ............................................................................................................424<br />
2 Gesamtliste aller zitierten Schriften ............................................................................................. 425<br />
Register .................................................................................................................................................................... 438<br />
Vegetationskarte (Einstecktasche auf dritter Umschlagseite)<br />
Praktische Anmerkungen<br />
Pflanzennamen sind gewöhnlich in <strong>der</strong> lateinischen Form angegeben, deutsche werden nur in Ausnahmefällen<br />
benutzt. Die Familienzugehörigkeit sämtlicher erwähnten Gattungen ist im Register<br />
vermerkt.<br />
Ortsnamen werden in <strong>der</strong> im Deutschen üblichen Form angewendet, auch für Orte außerhalb des<br />
deutschen Sprachraumes. Die Wie<strong>der</strong>gabe russischer Orts- und Personennamen erfolgt in <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
(slawistischen) Transkription, so weit keine gängige deutsche Form existiert.<br />
Bei Literaturangaben im Text werden nur Name und Jahreszahl genannt, bei mehreren Autoren<br />
folgt nach dem ersten Namen „etc.“<br />
Bei Angaben <strong>der</strong> Meereshöhe entfällt <strong>der</strong> oft übliche Zusatz „ü. M.“ o<strong>der</strong> „ü. N N “.<br />
Abkürzungen:<br />
N, O, S, W = Nord, Ost, Süd, W est; auch in Zusammensetzungen;<br />
M- = Mittel-.<br />
Jvh = Jahre vor heute.<br />
i. w. S., i. e. S. = im weiteren / engeren Sinne.<br />
Bei lateinischen Pflanzennamen: sp. = (irgendeine) Art, ssp. = Subspezies,<br />
sect. = Sektion, subg. = Untergattung, s. 1. = sensu latiore = i. w. S., s. str. =<br />
sensu strictiore = i. e. S.
I<br />
Allgemeine <strong>Pflanzengeographie</strong><br />
Gegenstand <strong>der</strong> <strong>Pflanzengeographie</strong> ist das vielfältige<br />
Pflanzenkleid <strong>der</strong> Erde, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />
Landgebiete, in seiner aktuellen Glie<strong>der</strong>ung und<br />
seiner ökologischen und historischen Bedingtheit.<br />
Bevor dieses im einzelnen geschil<strong>der</strong>t wird,<br />
sind einige allgemeine Überlegungen notwendig.<br />
Die aktuelle Vielfalt beruht darauf, daß an<br />
jedem Ort <strong>der</strong> Erde eine ganz bestimmte Kombination<br />
von zwei Variablen vorliegt: <strong>der</strong> dort<br />
vorhandenen pflanzlichen Bausteine und <strong>der</strong> auf<br />
sie wirkenden Umwelteinflüsse. Die Untersuchung<br />
dieser Komponenten ist zwar Aufgabe <strong>der</strong><br />
Morphologie, Systematik und Ökologie; doch<br />
müssen einige Aspekte aus diesen Disziplinen<br />
vorweg hier kurz vorgeführt werden.<br />
Eine erste wichtige pflanzengeographische<br />
Frage ist, auf welche Weise die differenzierte<br />
räumliche Verteilung <strong>der</strong> Bausteine, d. h. <strong>der</strong><br />
Pflanzensippen, zustande kommt. Vorgang und<br />
Bedingungen <strong>der</strong> Ausbreitung (o<strong>der</strong> Verbreitung;<br />
dieses Wort bezeichnet sowohl den Vorgang<br />
als auch das Areal als sein Ergebnis) von<br />
Pflanzen untersucht die Teildisziplin, die als<br />
Verbreitungsökologie bezeichnet wird.<br />
Ergebnisse <strong>der</strong> Ausbreitung sind einerseits das<br />
Areal, d. h. die Summe aller Wuchsorte einer<br />
Sippe, an<strong>der</strong>erseits die Flora, d. h. die Gesamtzahl<br />
aller Sippen in einem definierten geographischen<br />
Raum. Mit <strong>der</strong> Methodik <strong>der</strong> Feststellung<br />
und mit <strong>der</strong> theoretischen Analyse von<br />
Arealen und Floren beschäftigt sich die allgemeine<br />
Arealkunde (auch Floristik o<strong>der</strong> Chorologie<br />
genannt).<br />
Gegenüber <strong>der</strong> rein statistisch definierten Flora<br />
bezeichnet man als Vegetation das geordnete,<br />
ökologisch kontrollierte Zusammenleben verschiedener<br />
Sippen am Wuchsort (quasi das „Integral“<br />
<strong>der</strong> dort anwesenden Flora). Die Erfassung<br />
und Klassifizierung von Vegetationseinheiten<br />
und die Untersuchung ihrer räumlichen<br />
und zeitlichen Ordnung sind Aufgaben <strong>der</strong> allgemeinen<br />
Vegetationskunde.<br />
Ein beson<strong>der</strong>er Faktor, dessen Bedeutung in<br />
den letzten Jahrhun<strong>der</strong>ten ständig zunimmt, ist<br />
<strong>der</strong> Einfluß des Menschen. Er hat sowohl die<br />
Flora als auch die Vegetation in großen Teilen<br />
<strong>der</strong> Erde nachhaltig verän<strong>der</strong>t und bedarf daher<br />
einer detaillierten Darstellung.
A Pflanzliche Bausteine und Umwelteinflüsse<br />
\i<br />
Die Pflanze und ihre<br />
Klassifizierung<br />
Für die Klassifizierung <strong>der</strong> Pflanzen gibt es zwei<br />
grundverschiedene Einteilungsprinzipien. Rein<br />
nach dem äußeren Habitus, <strong>der</strong> Physiognomie,<br />
kann man sogenannte Wuchs- o<strong>der</strong> Lebensformen<br />
unterscheiden. Exakte Analyse <strong>der</strong> Morphologie<br />
im weitesten Sinne, d. h. Feststellung<br />
und Vergleich aller erkennbaren Merkmale, fuhrt<br />
über die Kriterien <strong>der</strong> abgestuften Ähnlichkeit<br />
zum Natürlichen System des Pflanzenreiches als<br />
Ausdruck <strong>der</strong> durch die Evolution gegebenen<br />
Verwandtschaft.<br />
Pflanzensippen und Pflanzenreich<br />
Die botanische Systematik, ihre Methoden und<br />
Probleme sind nicht Thema dieser Darstellung.<br />
Definiert sei das häufig benutzte Wort Pflanzensippe<br />
(bzw. kurz Sippe): es ist eine allgemeine<br />
Bezeichnung für eine Einheit des Pflanzensystems<br />
ohne Berücksichtigung ihres Ranges in<br />
<strong>der</strong> taxonomischen Hierarchie. Die hier am häufigsten<br />
erwähnten Sippen sind Arten, Gattungen<br />
und Familien.<br />
Eine vereinfachte Übersicht über die Hauptgruppen<br />
des Pflanzenreiches gibt Tab. 1 (Näheres<br />
z. B. bei M elchior 1964, C ronquist 1981,<br />
Heywood 1982, Stewart 1983, Forr 1971, Hoek<br />
etc. 1993; vgl. auch Abb. 46, S. 124). Von ihnen<br />
sind in <strong>der</strong> Flora und Vegetation <strong>der</strong> Landoberfläche<br />
die Kormophyten dominierend,<br />
wobei die Physiognomie überwiegend von Samenpflanzen<br />
bestimmt wird. Die übrigen Gruppen<br />
können zwar physiologisch-ökologisch große<br />
Bedeutung haben (so Bakterien und Pilze),<br />
physiognomisch treten aber nur noch Moose<br />
und Flechten in Ausnahmefällen stärker in Erscheinung.<br />
Die Pflanzenwelt des Meeres wird<br />
hingegen von Algen beherrscht.<br />
Wuchs- und Lebensformen<br />
Gegenüber <strong>der</strong> Sippensystematik, die erst mit<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Entwicklung <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Botanik seit dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>t möglich<br />
wurde, ist die physiognomische Einteilung <strong>der</strong><br />
Pflanzen viel älter: schon seit Anbeginn <strong>der</strong><br />
sprachlichen Entwicklung <strong>der</strong> Menschheit entstanden<br />
physiognomische Bezeichnungen wie<br />
Baum, Strauch, Kraut. Die mo<strong>der</strong>ne Morphologie<br />
bzw. Ökologie hat solche Begriffe übernommen,<br />
neu definiert bzw. präzisiert, vermehrt<br />
und in Systeme gebracht (vgl. z. B. Rietz 1931,<br />
Rauh 1940, Schmithüsen 1968, Barkman 1988).<br />
Hierfür sind unterschiedliche Kriterien verwendbar,<br />
die entsprechend zu verschiedenen Glie<strong>der</strong>ungen<br />
führen. Zuweilen hat man versucht, alle<br />
Kriterien in einem Globalsystem zu vereinigen,<br />
doch fuhrt das zu extremer Unübersichtlichkeit,<br />
so daß es zweckmäßiger ist, mehrere Glie<strong>der</strong>ungen<br />
nebeneinan<strong>der</strong> bestehen zu lassen.<br />
Morphologisch begründete Kriterien für die<br />
Definition von Wuchsformen (Tab. 2) sind z. B.<br />
die Orientierung und Verteilung des Sproßsystems<br />
im Raume, die Gesamt-Lebensdauer, die<br />
Blühhäufigkeit o<strong>der</strong> die Verholzung <strong>der</strong> Achsen.<br />
Eine spezieller ökologisch definierte Glie<strong>der</strong>ung<br />
sind die sogenannten Lebensformen nach<br />
Raunkiaer (Abb. 1, Tab. 2.D). Dieses System,<br />
das seit seiner ersten Aufstellung (Raun-kiaer<br />
1904) viel benutzt und nach und nach erweitert<br />
wurde, basiert auf <strong>der</strong> ökologisch wichtigen Position<br />
<strong>der</strong> Überdauerungsknospen. Das ist zugleich<br />
sein Nachteil: es ist damit auf die Verhältnisse<br />
in <strong>der</strong> nördlichen gemäßigten Zone (d.<br />
h. einem Gebiet mit periodischem Klima) bezogen<br />
und daher in Gebieten ohne Klimaperiodizität<br />
(so in den feuchten Tropen) nur<br />
bedingt brauchbar.<br />
In einer sehr detaillierten Neubearbeitung haben<br />
Ellenberg & MOller-Dombois (1967b) versucht, tropische<br />
Lebensformen besser mit zu erfassen; für die<br />
Wuchsformen tropischer Gehölze ist außerdem die<br />
Klassifizierung von Hallé etc. (1978) grundlegend<br />
wichtig.
Die Pflanze und ihre Klassifizierung 3<br />
Tab. 1: Übersicht über das Pflanzenreich.<br />
Von den Nie<strong>der</strong>en Pflanzen sind nur die wichtigsten Gruppen angegeben.<br />
A = Abteilung, U.-A. = Unterabteilung, K = Klasse, U.-K. = Unterklasse; f = ausgestorben;<br />
[ 1= keine taxonomische, nur konventionelle Einheit.<br />
Taxonomische Einheit Deutscher Name bzw. Kurzbezeichnung Ungefähre Artenzahl<br />
Reich Procaryola<br />
Prokaryonten<br />
A Bacteria Bakterien 1600<br />
A Cyanophyceae Blaualgen 2000<br />
Reich Eucaryota<br />
Eukaryonten<br />
[Fungt\<br />
Pilze<br />
A Myxomycota Schleimpilze 700<br />
A Eumycota Echte Pilze 112000<br />
\Lichmes\<br />
Flechten (Symbiose Pilz/Alge)<br />
\Algae\<br />
Algen<br />
A Rhodophyta<br />
Rotalgen 4000<br />
A Chrysophyta<br />
K Ehaeophyceae Braunalgen 2000<br />
A Chlorophyta Grünalgen 8000<br />
A Bryophyta<br />
Moose<br />
K Anthocerotopsida Hornmoose 100<br />
K Hepaticae Lebermoose 5000<br />
K Musci Laubmoose 8000<br />
[Cormophyta]<br />
Kormophyten, Gefäßpflanzen<br />
A Pteridophyta<br />
Farnpflanzen<br />
K Psilophytopsida Urfarne (Psilophyten) t<br />
K Lycopodiopsida Bärlappartige (Lykophyten) 1000<br />
K Equisetopsida Schachtelhalmartige (Sphenophyten) 30<br />
K Etlicopsida<br />
Echte Farne (Pterophyten;<br />
inkl. Progymnospermen) 9000<br />
A Spermatophyta<br />
Samenpflanzen<br />
[U.-A. (Jymnospermae\ Nacktsamer<br />
K Pteridospermae Samenfarne t<br />
K Cycadopsida Cycadeen 120<br />
K Bennettitopsida Bennettiteen t<br />
K Pentoxylopüda Pentoxyleen t<br />
K Caytomopstda Caytonieen t<br />
K (Jlossoptendopsida Glossopterideen t<br />
K (Jzekanowskiopsida Czekanowskieen t<br />
K (Jmkgoopstda Ginkgoartige 1<br />
K Comjeropsida<br />
Koniferenartige<br />
U.-K. Lordaüidae Cordaiten t<br />
U.-K. Coniferae Koniferen, Nadelhölzer 600<br />
K Gnetopsida Gnetumartige 80<br />
U.-A. Angiospermae Blütenpflanzen 240000<br />
K Dicotyiedoneae<br />
Dikotylen<br />
K Monocotyledoneae Monokotylen
4 Pflanzliche Bausteine und Umwelteinflüsse<br />
Phanerophyt<br />
Therophyt<br />
9<br />
Helophyt<br />
Hydrophyten<br />
(Hemi-) (Eu-)<br />
Chamäphyten<br />
Abb. 1: Lebensformen nach Raunkiaer, modifiziert.<br />
Überdauernde Teile schwarz (vgl. Tab. 2.D). - Nach Raunkiaer 1904, Strasburger etc. 1991, Larcher 1994.<br />
Tab. 2: W uchsformen von Kormophyten.<br />
Nach diversen Quellen; zur Terminologie vgl. auch W agenitz 1996.<br />
• - ii.'/'-?* •-<br />
• .--r- ■
Die Pflanze und ihre Klassifizierung 5<br />
Forts. Tab. 2: Wuchsformen von Kormophyten.<br />
C<br />
Nach Orientierung und Verteilung des Sproßsystems im Raum<br />
Terrestrische: Im Boden wurzelnd, Blätter im Luftraum befindlich.<br />
Aufrechte: Hauptachse(n) negativ geotropisch wachsend, fest, freitragend; wenn mehrere, dann sich<br />
nicht gegenseitig stützend.<br />
Lianen: Achsen negativ geotropisch wachsend, aber nicht freitragend, son<strong>der</strong>n sich an ± vertikalen<br />
Unterlagen festhaltend.<br />
Schlinger: Die Hauptachse windet sich um die Unterlage.<br />
Rankenkletterer: Seitliche Organe winden sich um die Unterlage.<br />
Haftkletterer: Seitliche Organe befestigen sich mit ihrer rauhen Oberfläche an <strong>der</strong> Unterlage.<br />
Spreizkletterer: Die Pflanze stützt sich mit Wi<strong>der</strong>haken u.dgl. ab.<br />
Kriechende: Achsen nicht freitragend, dem Boden aufliegend, meist mit sproßbürtigen Wurzeln.<br />
Polsterpflanzen: Sprosse zahlreich, alle ± gleichartig, bodennahe, dicht aneinan<strong>der</strong>schließend und sich<br />
gegenseitig stützend.<br />
Rosettenpflanzen: Achse stark gestaucht, in o<strong>der</strong> unter Bodenniveau liegend, meist nur die Blätter<br />
sichtbar, die oft dem Boden aufliegen.<br />
Epiphyten: Nicht im Boden wurzelnd, son<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>e Pflanzen u. dgl. als Unterlage benutzend (noch<br />
weiter unterteilbar wie die Terrestrischen).<br />
Aquatische (Wasserpflanzen): Photosyntheseorgane im Wasser (submers) o<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Wasseroberfläche<br />
befindlich, Achsen vom Wasser getragen.<br />
Benthische: Auf dem Boden des Gewässers wurzelnd.<br />
Pelagische: Freischwimmend.<br />
D<br />
Nach Lage <strong>der</strong> (ggf.) ungünstige Jahreszeiten überdauernden Meristeme (Lebensformen nach<br />
R aunkiaer, modifiziert; Abb. 1)<br />
Phanerophyten: Oberirdischer Sproßzuwachs sich von Jahr zu Jahr addierend (vgl. B); Meristeme höher<br />
als 50 cm im freien Luftraum. Die Sproßachsen sind im Normalfall verholzt (= Bäume bzw. Sträucher),<br />
können aber auch krautig sein (Krautige Phanerophyten).<br />
Chamäphyten: Wie Phanerophyten, aber Meristeme höchstens 50 cm über dem Boden. Sproßachsen<br />
verholzt (= Zwergsträucher) o<strong>der</strong> krautig (Krautige Chamäphyten).<br />
Hemikryptophyten: Nur basale Sproßteile ausdauernd, oberirdische kurzlebig; Meristeme etwa in<br />
Bodenniveau.<br />
Geophyten: Meristeme nur an unterirdischen Organen. Nach diesen werden Rhizom-, Zwiebel-, Knollen-,<br />
Wurzelgeophyten unterschieden.<br />
Therophyten (= Sommerannuelle): Nur Samen bzw. Früchte überdauern.<br />
Helophyten: Sumpfpflanzen, photosynthetische Teile im Luftraum, überdauernde Meristeme unter<br />
Wasser.<br />
Hydrophyten: Wasserpflanzen, ± ganz im Wasser lebend, und zwar:<br />
Hemihydrophyten: Blätter an <strong>der</strong> Wasseroberfläche.<br />
Euhydrophyten: Völlig submers.<br />
Als Tropophyten faßt man nicht-annuelle Pflanzen in periodischen Klimaten zusammen, <strong>der</strong>en Aussehen<br />
sich im Laufe des Jahres wandelt, gewöhnlich durch den Verlust <strong>der</strong> Blätter o<strong>der</strong> weiterer oberirdischer<br />
Teile in <strong>der</strong> ungünstigen Jahreszeit (Sommergrüne/Regengrüne).
6 Pflanzliche Bausteine und Umwelteinflüsse<br />
2 Standortsökologie<br />
a<br />
Physiologische Ansprüche und<br />
Standort<br />
Das Verhalten <strong>der</strong> Pflanze in <strong>der</strong> Umwelt ist<br />
durch ihre physiologischen Ansprüche bedingt.<br />
Die autotrophe Landpflanze, mit <strong>der</strong> wir uns<br />
hier in erster Linie befassen, benötigt für ihre<br />
Existenz das Vorhandensein angemessener Mengen<br />
<strong>der</strong> folgenden Komponenten:<br />
Licht<br />
C O 2<br />
O 2<br />
Wärme<br />
Wasser<br />
Mineralstoffe.<br />
Diese „Lebensmittel“ sind ihr in verschiedener<br />
Form zugänglich: das Licht stammt aus <strong>der</strong> (direkten<br />
o<strong>der</strong> indirekten) Sonnenstrahlung, C O 2<br />
und O 2 entnimmt sie aus <strong>der</strong> Atmosphäre, Wärme<br />
teils ebenfalls aus dieser, teils direkt aus <strong>der</strong><br />
Strahlung, Wasser und Mineralstoffe im Normalfalle<br />
aus dem Boden. Näheres zu den<br />
ökophysiologischen Grundlagen vgl. bei Lar-<br />
CHER 1994 und Steubing etc. 1981.<br />
Wichtigstes Thema <strong>der</strong> <strong>Pflanzengeographie</strong><br />
ist die globale Differenzierung von Flora und<br />
Vegetation. Dementsprechend ist zu fragen, bei<br />
welchen <strong>der</strong> genannten Komponenten globale<br />
Unterschiede auftreten, die diese Differenzierung<br />
bewirken. Bei den Gasen C O j und O 2 ist<br />
das nicht <strong>der</strong> Fall: sie sind überall gleichmäßig<br />
verteilt. Der Gehalt an Mineralstoffen ist vom<br />
Boden abhängig und infolgedessen eher lokal<br />
als global verschieden. Beim Licht gibt es zwar<br />
große globale Unterschiede bezüglich <strong>der</strong> Tageslänge,<br />
die auch starken Einfluß auf das Verhalten<br />
<strong>der</strong> Einzelpflanze haben können (Kurz-,<br />
Langtagspflanzen); ein Einfluß auf die globale<br />
Floren- und Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ist aber (zumindest<br />
rezent) nicht erkennbar. Es bleiben die<br />
Faktoren W ärm e und Wasser. Beide sind auf<br />
<strong>der</strong> Erde sehr ungleich verteilt; wieviel von ihnen<br />
an einem Ort verfügbar ist, hängt vom jeweiligen<br />
Klima ab. Die Großgliedemng <strong>der</strong> Flora<br />
und Vegetation <strong>der</strong> Erde ist also durch das Klima<br />
mit seinen beiden Komponenten Temperatur<br />
und Feuchtigkeit bedingt.<br />
Wieviel Licht, Wärme, Wasser und Mineralstoffe<br />
<strong>der</strong> Einzelpflanze bzw. dem Einzelbestand<br />
an ihrem Wuchsort zur Verfügung stehen, wird<br />
aber nicht nur durch das Klima, son<strong>der</strong>n durch<br />
weitere Faktoren anorganischer und organischer<br />
Natur bestimmt, die das Wachstum auch noch<br />
in an<strong>der</strong>er Hinsicht beeinflussen können. Alle<br />
diese Umwelteinflüsse bezeichnet man als<br />
Standortsfaktoren, die Gesamtheit ihrer Wirkungen<br />
auf die Pflanze bzw. den Bestand als<br />
Standort (zu unterscheiden von den Begriffen<br />
W uchsort und Fundort, mit denen allein <strong>der</strong><br />
geographische Punkt des Vorkommens gemeint<br />
ist). Die vielfältigen Standortsfaktoren lassen sich<br />
in drei Gmppen unterglie<strong>der</strong>n: klimatische, biotische<br />
und edaphische (Tab. 3).<br />
Tab. 3: Standortsfaktoren.<br />
Klimatische (Groß- und Mesoklima)<br />
Temperatur<br />
Nie<strong>der</strong>schlag<br />
Einstrahlung<br />
Biotische (an<strong>der</strong>e Lebewesen, z. B.:)<br />
Konkurrenten<br />
Feinde<br />
Parasiten<br />
Symbionten<br />
Beschützer, z. B. gegen<br />
Freßfeinde<br />
Austrocknung<br />
Bestäuber<br />
Diasporen-Verbreiter<br />
Edaphische (i. w. S., z. B.:)<br />
Boden:<br />
Struktur<br />
Chemismus (einschl. pH)<br />
Wasserhaushalt<br />
Geländesituation<br />
Mikroklima<br />
Weitere Einflüsse auf die Flora und Vegetation<br />
gehen vom Menschen aus. Die Einwirkung des<br />
Menschen zeigt drei verschiedene Dimensionen:<br />
er ist (1) selbst biotischer Standortsfaktor, (2)<br />
Beeinflusser <strong>der</strong> übrigen Faktoren, (3) Erzeuger<br />
neuer, in <strong>der</strong> Natur so nicht vorkommen<strong>der</strong><br />
Zustände.
Standortsökologie 7<br />
b<br />
Wirkung <strong>der</strong> global<br />
differenzierenden Faktoren<br />
Von den beiden maßgebenden Klimakomponenten,<br />
<strong>der</strong> thermischen und <strong>der</strong> hygrischen, ist<br />
die Wärme die übergeordnete: das großklimatisch<br />
bedingte Angebot an Wasser läßt sich leicht durch<br />
lokale, edaphische Einflüsse grundlegend verän<strong>der</strong>n,<br />
das an Wärme hingegen kaum.<br />
Wärme<br />
Die Wärme, bzw. ihre Meßgröße, die Temperatur,<br />
wirkt in zweierlei Weise auf das Leben <strong>der</strong><br />
Pflanzen ein: einerseits durch Beeinflussung <strong>der</strong><br />
wichtigsten Lebensvorgänge wie Photosynthese<br />
und Atmung, an<strong>der</strong>erseits durch Schädigung <strong>der</strong><br />
lebenden Substanz bei <strong>der</strong> Über- o<strong>der</strong> Unterschreitung<br />
bestimmter Extremwerte.<br />
Photosynthese und Atmung sind chemische<br />
Prozesse und damit temperaturabhängig. Beide<br />
kommen erst bei einer bestimmten Mindesttemperatur<br />
in Gang und steigen dann mit zunehmenden<br />
Temperaturen an. Während <strong>der</strong> Anstieg<br />
bei <strong>der</strong> Atmung in Form einer Exponentialkurve<br />
erfolgt, entspricht er bei <strong>der</strong> Photosynthese einer<br />
Sättigungskurve, da <strong>der</strong> COj-Gehalt <strong>der</strong> Luft<br />
als Minimumfaktor dämpfend wirkt. Die Nettophotosynthese<br />
o<strong>der</strong> Stoffbilanz, d. h. die Menge<br />
<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Photosynthese erzeugten Substanz<br />
abzüglich <strong>der</strong> im gleichen Zeitraum durch Atmung<br />
verbrauchten, stellt sich demzufolge in<br />
Form einer Optimumskurve dar (Abb. 2). Für<br />
die Gesamtheit <strong>der</strong> höheren Landpflanzen liegt<br />
<strong>der</strong>en Optimumsbereich zwischen -t-10 und<br />
-1-35 °C und ist damit recht breit (bei den einzelnen<br />
Arten ist er schmäler, entsprechend den<br />
in ihrem Wuchsraum herrschenden Bedingungen).<br />
Liegt die Temperatur ober- o<strong>der</strong> unterhalb<br />
des Optimumsbereichs, so ist die Nettoproduktion<br />
herabgesetzt; ist das über längere Zeit<br />
<strong>der</strong> Fall, so kann das Wachstum zum Erliegen<br />
kommen und das Vorkommen <strong>der</strong> betr. Sippe<br />
auf die Dauer unmöglich werden.<br />
Niedriger liegt das Optimum bei manchen Kryptogamen<br />
extremer Standorte; so werden für Flechtenarten<br />
in <strong>der</strong> Antarktis Werte von 5 bis 8 °C angegeben, und<br />
eine positive Stoffbilanz ist hier sogar bei Temperaturen<br />
bis unter -10 °C möglich.<br />
Neben dem Optim um sbereich <strong>der</strong> N ettophotosynthese<br />
gibt es für jede Pflanzensippe<br />
einen wesentlich weiteren thermischen Toleranzbereich,<br />
in dem zumindest mittelfristiges<br />
Überleben möglich ist. Werden dessen Temperaturgrenzen<br />
überschritten, so kommt es zu<br />
Schädigungen, die meist auf Membrandegeneration<br />
in den Zellen und Störung des Eiweißstoffwechsels<br />
beruhen. Sie betreffen die einzelnen<br />
Zellsorten und Gewebe <strong>der</strong> Pflanze in<br />
unterschiedlichem Maße; doch kann schon das<br />
Absterben ein es wichtigen Gewebetyps für die<br />
ganze Pflanze letal wirken.<br />
Hitzeschäden können bei Temperaturen ab<br />
etwa 45 °C auftreten; 60 °C und mehr sind zumindest<br />
für die Blätter <strong>der</strong> meisten höheren<br />
Pflanzen letal. Solche Temperaturen treten in<br />
<strong>der</strong> Luft nur selten auf (in Libyen und Mexiko<br />
wurden bis zu 58 °C gemessen) und auch dann<br />
meist nur kurzzeitig. Allerdings kann infolge<br />
direkter Sonneneinstrahlung die Temperatur von<br />
Blättern bis zu 20 °C über die <strong>der</strong> Luft ansteigen.<br />
Als Anpassungen, die eine solche Überhitzung<br />
verhin<strong>der</strong>n können, werden angegeben:<br />
• Steilstellen <strong>der</strong> Blätter (z. B. Eucalyptus)<br />
• Glänzende, reflektierende Blattoberflächen<br />
Abb. 2: Temperaturbereich des<br />
Lebens höherer Pflanzen.
8 Pflanzliche Bausteine und Umwelteinflüsse<br />
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• Behaarung mit toten, lufterfüllten Haaren,<br />
die zugleich Reflexion und Isolation bewirken<br />
• Transpirationskühlung.<br />
Die letztgenannte, die in Lehrbüchern oft als wichtige<br />
Nebenwirkung <strong>der</strong> Transpiration angegeben wird, hat<br />
in Wirklichkeit nur geringe Bedeutung, da in Gebieten<br />
mit extrem hohen Temperaturen meist zugleich<br />
so starker Wasserstreß herrscht, daß eine uneingeschränkte<br />
Transpiration gar nicht möglich ist. Ausnahmen<br />
sind Fälle, in denen die Pflanze eine Verbindung<br />
zum Grundwasser hat.<br />
Insgesamt ist zu konstatieren, daß Schäden<br />
durch zu hohe Temperaturen keinen erkennbaren<br />
Einfluß auf die globale Floren- und Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
haben. Das Fehlen von Pflanzensippen<br />
in sehr heißen Gebieten beruht gewöhnlich<br />
auf <strong>der</strong> damit verbundenen Trockenheit.<br />
Umso größer ist die Wirkung von Kälteschäden.<br />
Die Amplitude <strong>der</strong> Temperaturen, die<br />
solche Schäden verursachen können, ist sehr<br />
groß: während manche Sippen tropischer Verbreitung<br />
schon bei etwa -F5 °C abzusterben beginnen,<br />
gibt es an<strong>der</strong>e, die selbst die am Kälte<br />
pol <strong>der</strong> Nordhalbkugel auftretenden -7 0 °C<br />
ungeschädigt überstehen. Einen Überblick über<br />
das Auftreten von Frosttemperaturen auf <strong>der</strong><br />
Erde gibt Abb. 3.<br />
Nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Wirkung, die die Schädigung<br />
hervorruft, unterscheidet man Erkältungsschäden<br />
und Frostschäden. Erkältungsschäden<br />
entstehen bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt<br />
bzw. bei geringen Frostgraden im Außenmilieu,<br />
ohne daß es in <strong>der</strong> Pflanze selbst zur<br />
Bildung von Eis kommt (da das in <strong>der</strong> Pflanze<br />
vorhandene Wasser nicht chemisch rein und außerdem<br />
meist noch matrikal gebunden ist, liegt<br />
sein Gefrierpunkt in jedem Fall tiefer als 0 °C).<br />
Eigentliche Frostschäden werden durch Eisbildung<br />
im Innern <strong>der</strong> Pflanze hervorgerufen;<br />
diese kann sowohl innerhalb <strong>der</strong> lebenden Zellen<br />
als auch außerhalb <strong>der</strong>selben in wasserdurchtränkten<br />
Zellwänden und in Leitelementen erfolgen.<br />
Das in <strong>der</strong> Pflanze vorhandene Eis verstärkt<br />
die oben skizzierten Schädigungen durch<br />
Wasserentzug; in <strong>der</strong> lebenden Zelle selbst plötzlich<br />
entstehende Eiskristalle können außerdem<br />
die Feinstruktur <strong>der</strong> Zelle mechanisch schädigen.<br />
:'V *r--'" n,<br />
'<br />
.^r-H-/'<br />
Abb. 3: Auftreten von Frösten auf <strong>der</strong> Erde.<br />
1 frostfrei, 2 Fröste bis -10 °C, 3 mittlere Minima bis -<br />
1994, verän<strong>der</strong>t.<br />
°C, 4 dsgl. unter -40 °C, 5 Polareis. - Aus Larcher<br />
‘ „ * ■
Standortsökologie 9<br />
Wie auch bei an<strong>der</strong>en ökologischen Streßfaktoren,<br />
gibt es zwei Strategien zum Schutz<br />
gegen Schädigungen durch Kälte: die Kältevermeidung,<br />
und die Entwicklung einer wirklichen<br />
Kälteresistenz.<br />
Die Kältevermeidung besteht darin, daß die<br />
Pflanze dafür sorgt, daß sie bzw. zumindest ihre<br />
empfindlichsten Teile (im Normalfalle die physiologisch<br />
beson<strong>der</strong>s aktiven Blätter) den schädigenden<br />
Temperaturen gar nicht ausgesetzt<br />
wird. Typische Anpassungen dieser Art sind <strong>der</strong><br />
Abwurf <strong>der</strong> Blätter (sommergrüne Gehölze) o<strong>der</strong><br />
aller oberirdischen Teile (Geophyten), o<strong>der</strong> aber<br />
das völlige vegetative Absterben und die<br />
Überdauerung als im Zustand latenten Lebens<br />
befindliche Samen (Therophyten). Solche Verhaltensweisen<br />
sind allerdings auf Gebiete mit<br />
periodischem Klima beschränkt, in dem die zu<br />
tiefen Temperaturen zwar längere Zeit andauern<br />
können, aber nur einen bestimmten Teil des<br />
Jahres betreffen. Treten kritische Temperaturen<br />
stets nur kurzzeitig auf (z. B. als Nachtfröste in<br />
tropischen Gebirgslagen), so kann bereits eine<br />
Isolierung durch starke Behaarung ausreichen,<br />
um das Eindringen <strong>der</strong> Kälte in das lebende<br />
Gewebe zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Von echter Kälteresistenz spricht man, wenn<br />
Anpassungen vorliegen, die das Überleben <strong>der</strong><br />
tatsächlich auf die Zellen einwirkenden Tieftemperaturen<br />
erlauben. Es handelt sich hierbei<br />
um äußerlich nicht erkennbare, konstitutionelle<br />
physiologische Eigenschaften, die von den<br />
einzelnen Sippen in unterschiedlichem Ausmaße<br />
erworben o<strong>der</strong> nicht erworben wurden. Entsprechend<br />
<strong>der</strong> Unterteilung <strong>der</strong> Kälteschäden<br />
läßt sich auch hier zwischen Erkältungs- und<br />
Frostresistenz differenzieren.<br />
Erkältungsresistenz liegt vor, wenn alle Temperaturen<br />
bis direkt vor <strong>der</strong> beginnenden Eisbildung<br />
ohne Schaden ertragen werden. Diese<br />
Eigenschaft fehlt vielen tropischen Sippen, die<br />
eben deswegen auf die Tropen beschränkt sind.<br />
Viele Pflanzen nutzen die Erkältungsresistenz<br />
aus, um im Sinne einer Vermeidungsstrategie<br />
(„Eisvermeidung“) auch mäßige Fröste im<br />
Außenmilieu zu überstehen, ohne wirklich frostresistent<br />
zu sein. Das geschieht u. a. durch eine<br />
stärkere Gefrierpunktemiedrigung des Zellsaftes<br />
mit Hilfe einer aktiven Erhöhung seiner Konzentration,<br />
beson<strong>der</strong>s des Zuckergehaltes. Auf<br />
diese Weise können Fröste bis zu etwa -1 2 °C<br />
ohne Eisbildung in <strong>der</strong> Pflanze überstanden<br />
werden (bekanntes Beispiel ist Olea europaea, die<br />
bei beginnen<strong>der</strong> Eisbildung sofort geschädigt<br />
wird).<br />
Bei <strong>der</strong> wirklichen Frostresistenz (auch „Eisbeständigkeit“<br />
genannt) ist das Protoplasma befähigt,<br />
die Wirkungen <strong>der</strong> Eisbildung in <strong>der</strong><br />
Pflanze unbeschädigt zu überstehen; das jedoch<br />
nicht unbegrenzt, son<strong>der</strong>n nur bis zum Eintreten<br />
bestimmter, sehr unterschiedlicher Minimaltemperaturen.<br />
Wie schon angedeutet, sind die<br />
ohne Schaden ertragenen Temperaturen auch in<br />
den einzelnen Geweben und Organen <strong>der</strong>selben<br />
Pflanze recht unterschiedlich (Abb. 4). Außerdem<br />
wechseln sie im Laufe des Jahres: in<br />
Gebieten mit thermischen Jahreszeiten ist echte<br />
Frostresistenz nur im Winter vorhanden. Im<br />
Sommer sind die Pflanzen nur erkältungsresistent,<br />
was zur Folge hat, daß etwa im Mai<br />
auftretende Spätfröste von wenigen Minusgraden<br />
zu starken Schäden führen können. Zum<br />
Herbst hin erfolgt eine zunehmende „Abhärtung“,<br />
die anscheinend sowohl durch die sinkenden<br />
Temperaturen als auch durch die abnehmende<br />
Tageslänge induziert sein kann.<br />
Abb. 4: Differenzierte Frostresistenz in versehiedenen<br />
Teilen von Acer pseudoplatanus im Winter (abgehärtet)<br />
und in <strong>der</strong> Vegetationsperiode (nicht abgehärtet).<br />
Aus Larch ER 1994.
10 Pflanzliche Bausteine und Umwelteinflüsse<br />
Neben den bisher behandelten direkten<br />
Kälteschäden gibt es auch indirekte Schädigungen,<br />
nämlich durch die sogenannte Frosttrocknis.<br />
Sie besteht darin, daß an sich frostresistente<br />
Pflanzen bei anhaltendem Frost, vor allem in<br />
Verbindung mit intensiver Sonneneinstrahlung,<br />
Wasser verlieren, das infolge des gefrorenen<br />
Bodens nicht ersetzt werden kann: es kommt<br />
also zum Vertrocknen, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Blätter<br />
(Schutzmaßnahmen hiergegen sind die gleichen<br />
wie bei Wasserstreß).<br />
Während die verschiedenen Formen kältebedingter<br />
Schäden theoretisch klar zu trennen<br />
sind, ist in <strong>der</strong> Praxis oft schwer zu ermitteln,<br />
welche Wirkungsweise im Einzelfall ausschlaggebend<br />
war. Ohne Differenzierung <strong>der</strong> Ursachen<br />
bezeichnet man als „Frosthärte“ gewöhnlich die<br />
Minustemperatur, die gerade noch ohne größere<br />
Schäden ertragen wird. Allgemein ist festzustellen,<br />
daß die Blätter <strong>der</strong> Angiospermen nur<br />
selten eine Frosthärte entwickelt haben, die wesentlich<br />
unter -1 5 °C geht (eine Ausnahme bilden<br />
viele Ericaceen). Sehr viel tiefere Frostgrade<br />
ertragen die xeromorphen Nadelblätter einiger<br />
Koniferen.<br />
Wasser<br />
Das Wasser ist für das Pflanzenleben von größter<br />
Bedeutung: es ist nicht nur <strong>der</strong> mengenmäßig<br />
wichtigste Baustoff <strong>der</strong> lebenden Substanz<br />
(Protoplasma 70-90 %, gesamte lebende Pflanzenzelle<br />
> 90 % HjO), son<strong>der</strong>n auch Nährstoff<br />
(bei <strong>der</strong> Photosynthese) und Transportmittel für<br />
gelöste Substanzen.<br />
Den wasserbewohnenden Vorfahren <strong>der</strong> höheren<br />
Pflanzen stand Wasser in unbegrenzter<br />
Menge zur Verfügung. An<strong>der</strong>s bei den Landpflanzen:<br />
sie leben im Luftraum, <strong>der</strong> fast immer<br />
ein starkes Wassersättigungsdefizit aufweist,<br />
und verlieren infolgedessen fast dauernd Wasser;<br />
dieser Wasserverlust ist die Transpiration.<br />
Die Bewältigung <strong>der</strong> durch die Transpiration<br />
drohenden Schäden war das größte Problem bei<br />
<strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Landpflanzen. Auch hierfür<br />
wurden die beiden unterschiedlichen Strategien<br />
<strong>der</strong> Vermeidung und <strong>der</strong> echten Resistenz<br />
angewandt. Dementsprechend sind zwei Typen<br />
des Wasserhaushaltes zu unterscheiden.<br />
Beim passiven Wasserhaushalt sind die Zellen<br />
resistent gegen Wasserverlust. Ihr Wassergehalt<br />
steht im Gleichgewicht mit dem <strong>der</strong> Umgebung,<br />
d. h. mit <strong>der</strong> relativen Luftfeuchte. Nur<br />
wenn diese sehr hoch ist (o<strong>der</strong> die Pflanze direkt<br />
mit flüssigem Wasser benetzt wird), ist aktives<br />
Leben möglich; bei Austrocknung gehen die<br />
Zellen in einen Zustand latenten Lebens über.<br />
Da eine genügend hohe Luftfeuchte fast überall<br />
nur ziemlich kurzzeitig eintritt, hat diese Strategie<br />
den Nachteil, daß nur schwache Wuchsleistungen<br />
möglich sind. Pflanzen mit solchem<br />
Verhalten, die auch poikilohydrisch heißen,<br />
erreichen daher nur geringe Größen und haben<br />
in <strong>der</strong> Vegetation nur eine geringe Bedeutung.<br />
Zu ihnen gehören neben einigen an <strong>der</strong> Luft<br />
lebenden Algen vor allem Moose und Flechten<br />
(von Kormophyten nur wenige, physiologisch<br />
aberrante Sippen).<br />
Die große Mehrzahl <strong>der</strong> Kormophyten, d. h.<br />
<strong>der</strong> typischen Landpflanzen, sind hingegen<br />
homoiohydrisch, sie haben einen aktiven Wasserhaushalt.<br />
Ihre Zellen vertragen keine stärkere<br />
Entwässerung. Um diese zu verhin<strong>der</strong>n, mußte<br />
eine Reihe von Schutzanpassungen entwikkelt<br />
werden, die den typischen anatomisch-physiologischen<br />
Merkmalskomplex <strong>der</strong> Kormophyten<br />
(Landpflanzen-Syndrom) bilden. Zunächst<br />
ist eine möglichst gute Abdichtung nach außen<br />
notwendig, <strong>der</strong> die im Prinzip lückenlose Epi<strong>der</strong>mis<br />
mit <strong>der</strong> Kutikula dient. Der Abschluß<br />
darf jedoch nicht vollständig sein: regelbare<br />
Durchlässe, die Spaltöffnungen (Stomata), sorgen<br />
dafür, daß das für die Photosynthese notwendige<br />
C O 2 (ebenso das O 2 für die Atmung)<br />
in die Pflanze gelangt. Das hierbei (durch „stomatäre<br />
Transpiration“) und ebenso durch die<br />
nicht völlig wasserdichte Kutikula („kutikuläre<br />
Transpiration“) zwangsläufig doch verlorengehende<br />
Wasser wird durch ein Wasserleitungssystem,<br />
das Xylem, ersetzt, dem es aus dem Boden<br />
mit Hilfe eines Aufnahmeorgans, <strong>der</strong> Wurzel,<br />
zugeführt wird. Auf diese Weise wird im Innern<br />
<strong>der</strong> Pflanze permanent ein bestimmter Wasserzustand<br />
(Hydratur) aufrechterhalten, <strong>der</strong> ein<br />
ununterbrochenes aktives Leben erlaubt und damit<br />
letztlich die Grundlage <strong>der</strong> erfolgreichen Erobemng<br />
des Landes durch die Kormophyten ist.<br />
Die ersten größeren Landpflanzen lebten<br />
unter Umweltbedingungen, die durch ein reiches<br />
Wasserangebot (sowohl in klimatischer als<br />
auch in edaphischer Hinsicht) die Aufrechterhaltung<br />
<strong>der</strong> Hydratur relativ leicht machten.<br />
Seither wurden jedoch immer trockenere Standorte<br />
besiedelt, so daß viele Pflanzensippen zeitweilig<br />
o<strong>der</strong> längerfristig unter Wasserstreß leiden.
Standortsökologie 11<br />
Von Wasserstreß kann man sprechen, wenn<br />
bei uneingeschränkter Transpiration (d. h. offenen<br />
Stomata) mehr Wasser verloren geht, als aus<br />
dem Boden nachgeleitet werden kann. Das Defizit<br />
in <strong>der</strong> Nachleitung kann zwei Ursachen<br />
haben: zu geringe Leitungskapazität, o<strong>der</strong> zu<br />
geringer Bodenwassergehalt.<br />
Die erste Ursache liegt meistens bei kurzzeitigem<br />
Wasserstreß vor, wie er oft täglich zur Zeit<br />
<strong>der</strong> höchsten Strahlungsintensität eintritt. Die<br />
Pflanze hilft sich hiergegen durch vorübergehenden<br />
Spaltenschluß; Folge ist die bekannte, bei<br />
<strong>der</strong> Messung von Transpirations-Tagesgängen<br />
häufig gefundene „Mittagsdepression“.<br />
Länger anhalten<strong>der</strong> Wasserstreß infolge Wassermangels<br />
im Boden tritt bei sehr trockenen<br />
Klima- o<strong>der</strong> Witterungsbedingungen auf (kann<br />
aber auch durch extreme Flachgründigkeit des<br />
Bodens bedingt sein, z. B. auf Felsuntergrund).<br />
Er führt im Prinzip zu langfristigem Spaltenschluß<br />
und damit letztlich zur Drosselung <strong>der</strong><br />
Photosynthese, d. h. <strong>der</strong> Produktion. Sind die<br />
ungünstigen Bedingungen jahreszeitlich begrenzt<br />
(Trockenzeit), so können ähnliche Vermeidungsstrategien<br />
wie beim Winter auftreten:<br />
Abwurf <strong>der</strong> Blätter, Zurückziehen in den Boden,<br />
Überdauern als Samen.<br />
Solche Maßnahmen sind jedoch unwirksam,<br />
wenn Wasserstreßperioden über das ganze Jahr<br />
verteilt sind o<strong>der</strong> (zumindest in <strong>der</strong> thermisch<br />
bedingten Vegetationsperiode) ununterbrochen<br />
andauern. Unter solchen Bedingungen lebende<br />
Pflanzen haben stärkere Anpassungen entwikkelt,<br />
die die Aufrechterhaltung nicht nur <strong>der</strong><br />
Hydratur, son<strong>der</strong>n auch einer gewissen Photosyntheseleistung<br />
gewährleisten. Nach den Anpassungsstrategien,<br />
die diese Dürreresistenz<br />
bewirken, unterscheidet man Xerophyten und<br />
Sukkulenten.<br />
Beide Gruppen benötigen eine effektive Abdichtung<br />
nach außen: sehr dichte Kutikula und<br />
gut schließende Spaltöffnungen. Bei den Sukkulenten,<br />
die unter Klimabedingungen mit zwar<br />
sehr kurzer, aber regelmäßig periodischer Regenzeit<br />
auftreten, wird das Überleben <strong>der</strong> Trockenzeit<br />
durch Wasserspeicherung gesichert. Sie erfolgt<br />
in großen Parenchymkomplexen, die zu<br />
einer Verdickung bzw. Abrundung <strong>der</strong> betroffenen<br />
Pflanzenteile führen (die resultierende Verkleinerung<br />
<strong>der</strong> Oberfläche im Verhältnis zum<br />
Volumen bewirkt zugleich eine relative Herabsetzung<br />
<strong>der</strong> kutikulären Transpiration). Entsprechend<br />
den O rganen , in denen das W asserspeichergewebe<br />
auftritt, gibt es Blatt- und<br />
Stammsukkulenten; die Ausbildung <strong>der</strong> Sukkulenz<br />
ist ein klassisches Beispiel für gleiche Physiognomie<br />
bei Sippen unterschiedlicher Verwandtschaft<br />
infolge konvergenter ökologischer<br />
Anpassung. Das Wurzelsystem größerer Sukkulenten<br />
ist meist differenziert in wenige tiefgehende,<br />
<strong>der</strong> Befestigung dienende Pfahlwurzeln<br />
und ein flaches, weit ausgedehntes Wurzelwerk<br />
dicht unter <strong>der</strong> Bodenoberfläche, das bei einsetzenden<br />
Regenfällen möglichst rasch viel Wasser<br />
aufhehmen kann. Bei den meisten Sukkulenten<br />
ist die Wasserspeicherung mit einer zweiten,<br />
spezielleren Anpassung verbunden: sie haben<br />
den Typ <strong>der</strong> CAM-Photosynthese. Hierbei<br />
müssen die Stomata zur C02-Aufnahme nur<br />
nachts geöffnet werden, so daß ein Stoffgewinn<br />
bei minimalem Wasserverlust möglich ist.<br />
Bei den Xerophyten (Xerom orphen) wird<br />
die Dürreresistenz ohne Wasserspeicherung erreicht.<br />
Mittel hierzu sind einerseits eine noch<br />
stärkere Verhin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Transpiration, an<strong>der</strong>erseits<br />
eine sehr ausgeprägte Fähigkeit zur Wasseraufhahme<br />
aus dem Boden. Letztere wird erm<br />
öglicht durch ein umfangreiches, tiefreichendes<br />
Wurzelsystem, das um ein Vielfaches<br />
größer sein kann als <strong>der</strong> oberirdische Teil <strong>der</strong><br />
Pflanze. An letzterem, zumindest an seinen grünen<br />
Abschnitten, ist zumeist ähnlich wie bei den<br />
Sukkulenten das Verhältnis Oberfläche zu Volumen<br />
verkleinert: die Blätter sind relativ dick<br />
und durch starke Sklerenchymanteile hart („hartlaubig“,<br />
„sklerophyll“), so daß sie auch bei starkem<br />
Wasserentzug nicht welken, o<strong>der</strong> sie sind<br />
ganz reduziert und die Photosynthese erfolgt in<br />
<strong>der</strong> Sproßachse. Das Chlorenchym (photosynthetisch<br />
tätige Gewebe) besteht meist nicht<br />
nur aus einer Palisadenschicht, son<strong>der</strong>n aus<br />
mehreren übereinan<strong>der</strong> (infolge <strong>der</strong> in Trockengebieten<br />
intensiven Einstrahlung gelangt auch<br />
in die tieferen Schichten noch genügend Licht).<br />
Die Kutikula ist oft noch durch Wachsüberzüge<br />
verstärkt, o<strong>der</strong> ein dichtes, aus toten lufterfüllen<br />
Zellen bestehendes Haarkleid schirmt sie vom<br />
offenen Luftraum ab, so daß verdunstendes<br />
Wasser nicht so schnell abgeführt wird. Dem<br />
gleichen Ziel dient die häufig auftretende Einsenkung<br />
des Spaltöffnungen; diese sind meist in<br />
sehr großer Zahl vorhanden, so daß bei ausnahmsweise<br />
eintretenden günstigen Bedingungen rasch<br />
eine intensive Photosynthese möglich ist.<br />
Insgesamt ist die äußere Konsistenz <strong>der</strong> Pflanzen,<br />
beson<strong>der</strong>s ihrer photosynthetisch aktiven
12 Pflanzliche Bausteine und Umwelteinflüsse<br />
Teile, sehr stark durch den Wasserfaktor bestimmt.<br />
Man unterscheidet dementsprechend<br />
eine Reihe von „morphologischen Wasserhaushaltstypen“:<br />
neben den besprochenen Sukkulenten<br />
und Xeromorphen gibt es noch Mesomorphe,<br />
die zwar einen guten Verdunstungsschutz,<br />
aber wenig Festigungsgewebe haben und<br />
daher bei stärkerem Wasserstreß welken, und<br />
Hygromorphe mit kaum entwickeltem Verdunstungsschutz,<br />
die auf dauernd hohe Luftfeuchte<br />
angewiesen sind.<br />
c<br />
Maßgebliche Klimawerte und ihre<br />
Darstellung<br />
Wie ausgefuhrt, ist die ökologische Grundlage<br />
<strong>der</strong> Großglie<strong>der</strong>ung von Flora und Vegetation<br />
die globale Differenzierung des Klimas. Für diese<br />
haben Geographen und Klimatologen eine Reihe<br />
verschiedener Glie<strong>der</strong>ungen entworfen, die<br />
hier nicht erörtert werden sollen (manche von<br />
ihnen basieren ihrerseits großenteils auf <strong>der</strong><br />
Vegetationsglie<strong>der</strong>ung).<br />
Will man die Verbreitung und Abgrenzung<br />
von Florenelementen und Vegetationstypen im<br />
Detail auf ihre klimatischen Ursachen zurückführen,<br />
so muß man auf die von <strong>der</strong> Meteorologie<br />
gelieferten Klimawerte zurückgreifen. Wie<br />
später noch näher ausgeführt werden wird, sind<br />
hierfür vor allem die folgenden Daten von Bedeutung:<br />
• die Zeit mit Temperaturmitteln über<br />
-1-10 °C („Sommerlänge“)<br />
das absolute Minimum <strong>der</strong> Temperatur<br />
• die Humidität bzw. Aridität.<br />
Die beiden thermischen Komponenten, die die<br />
Dauer des für die Stoffproduktion optimal nutzbaren<br />
Zeitraums bzw. das Auftreten für bestimmte<br />
Sippen letaler Tieftemperaturen anzeigen,<br />
bieten dabei keine Probleme. Schwierig ist aber<br />
eine adäquate Ermittlung und Darstellung des<br />
hygrischen Faktors. Die „Humidität“ des Klimas,<br />
die für das <strong>der</strong> Pflanzenwelt zur Verfügung stehende<br />
Wasserangebot verantwortlich ist, hängt<br />
von drei verschiedenen Klimamerkmalen ab: <strong>der</strong><br />
Menge <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge, ihrer jahreszeitlichen<br />
Verteilung und den zugleich herrschenden Temperaturen.<br />
Alle drei variieren un-abhängig voneinan<strong>der</strong>,<br />
so daß einerseits die verschiedensten<br />
Kombinationen möglich sind, an<strong>der</strong>erseits aber<br />
auch dieselbe Wirkung durch unterschiedliche<br />
Kombinationen erreicht werden kann. Diese<br />
Schwierigkeit hat man durch die Berechnung<br />
sogenannter Klimaindizes, in die alle drei Komponenten<br />
eingehen, zu meistern versucht. Doch<br />
sind die so ermittelten Zah-lenwerte insofern unbefriedigend,<br />
als sie erstens allgemein unanschaulich<br />
sind und zweitens die ihnen zugrundeliegenden<br />
konkreten Werte nicht mehr erkennen<br />
lassen.<br />
Beide genannten Nachteile lassen sich durch<br />
eine kombinierte grafische Darstellung vermeiden,<br />
wie sie in den auf Gaussen zurückgehenden,<br />
von W alter weltweit eingeführten (W alter<br />
etc. 1960f) Klimadiagrammen vorliegt. Diese<br />
eigens für ökologische Zwecke konzipierten,<br />
zahlreiche Informationen in übersichtlicher<br />
Form darbietenden Diagramme (Abb. 5) werden<br />
auch im vorliegenden Text verwendet. Speziell<br />
hervorgehoben sei dabei schon hier <strong>der</strong><br />
wichtige Begriff <strong>der</strong> „Dürrezeit“, <strong>der</strong> stets in dem<br />
von W alter definierten Sinne (m in Abb. 5)<br />
benutzt wird.
Standortsökologie 13<br />
ODESSA (7 0 m )<br />
DOUALA (13 m )<br />
MO)<br />
B Verbreitungsökologie<br />
Nehmen wir an, irgendwo auf <strong>der</strong> Erde sei eine<br />
neue Pflanzensippe entstanden. Sie hat eine<br />
Reihe genetisch fixierter Eigenschaften, von denen<br />
für uns zwei Gruppen von Interesse sind:<br />
die Standortsansprüche (klimatische, edaphische<br />
und hiotische; synökologische Konstitution)<br />
und die Ausbreitungsfähigkeit (verbreitungsökologische<br />
Konstitution).<br />
Grundlegend für die Ausbreitungsmöglichkeiten<br />
sind die klimatischen Ansprüche: unsere<br />
Pflanze wird nur da auf die Dauer wachsen können,<br />
wo die Klimaverhältnisse diesen entsprechen.<br />
Das Gebiet auf <strong>der</strong> Erde, in dem das zutrifft,<br />
ist ihr potentielles Areal.<br />
Die Pflanze wird nun beginnen, ihr potentielles<br />
Areal zu besiedeln. Wie weit sie das schafft,<br />
hängt von ihren übrigen Standortsansprüchen<br />
und ihrer Ausbreitungsfähigkeit ab. Aus verschiedenen<br />
Gründen ist das tatsächlich besiedelte,<br />
das reale Areal, gewöhnlich kleiner als das potentielle<br />
(Näheres S. 45).<br />
Die Form des potentiellen Areals ist durch<br />
die Klimabedingungen gegeben. An<strong>der</strong>n sich<br />
diese, so än<strong>der</strong>t sich auch das potentielle und in<br />
Folge davon auch das reale Areal.<br />
Die Ausbreitung wird durch die Diasporen<br />
(Verbreitungseinheiten) besorgt, das sind im<br />
Normalfalle beson<strong>der</strong>e, im Ruhezustand befindliche<br />
Teile des Pflanzenkörpers. Sie lösen sich<br />
von <strong>der</strong> Mutterpflanze, werden auf verschiedene<br />
Weise verfrachtet und schließlich irgendwo<br />
abgesetzt, wo die darin enthaltenen Keime (1<br />
bis viele) unter günstigen Umständen zu neuen<br />
Individuen heranwachsen können.<br />
Eine Ausbreitung hat stattgefunden, wenn<br />
eine Pflanzensippe einen Wuchsort, an dem sie<br />
bisher nicht vorkam, neu besetzt hat. Als wirklich<br />
erfolgreich und dauerhaft kann ein solcher<br />
Ausbreitungsschritt aber erst dann gelten, wenn<br />
die neu angesiedelten Exemplare fähig sind, sich<br />
selbst weiter fortzupflanzen. Den Gesamtvorgang<br />
kann man demnach in die folgenden<br />
Schritte aufglie<strong>der</strong>n:<br />
(1) Erzeugung <strong>der</strong> Diasporen<br />
(2) Bereitstellung für den Transport<br />
(3) Transport<br />
(4) Festsetzung am Zielort<br />
(5) Keimung<br />
(6) Etablierung als Einzelpflanze<br />
(7) Erzeugung neuer Diasporen<br />
[Die Trennung <strong>der</strong> Diasporen von <strong>der</strong> Mutterpflanze<br />
und <strong>der</strong> Keime voneinan<strong>der</strong> kann bei<br />
den Schritten (2), (3) o<strong>der</strong> (6) erfolgen].<br />
Tab. 4: Diasporen.<br />
Morphologie<br />
Generativ:<br />
Sporen<br />
Samen<br />
Keimlinge („Viviparie“)<br />
Früchte<br />
Früchtchen<br />
Teilfrüchte<br />
Früchte mit Zusatzorganen<br />
Scheinfrüchte<br />
Fmchtstände (normale)<br />
Tote Zweige o<strong>der</strong> ganze<br />
Pflanzen mit Früchten<br />
Vegetativ:<br />
Brutkörper<br />
Brutsprosse, -knospen.<br />
-zwiebeln, -knollen<br />
Ausläufer<br />
Fragmente vegetativer<br />
Zweige<br />
Ganze Pflanzen<br />
Beispiele<br />
Farne, Moose, Algen, Pilze<br />
Papaver, Orchidaceae, Evonymus, Aesculus<br />
Rhizophora (u. U. Mimulus guttatus)<br />
Corylus, Prunus, Helianthus, Triticum<br />
Ranunculus, Clematis, Potentilla, Geum<br />
Acer, Raphanus, Umbelliferae, Labiatae<br />
Carex, Carpinus<br />
Morus, Ficus<br />
Tilia, Cotinus<br />
Galium aparine, Saxifraga tridactylites, Seseli tortuosum<br />
Moose: Tetraphis, Marchantía<br />
Bryophyllum, Poa alpina, Hydrocharis, Dentaria bulbifera.<br />
Ranunculus ficaria<br />
Fragaria, Ranunculus repens, Epilobium<br />
Submerse Wasserpflanzen, Tillandsia usneoides<br />
Lemna, Azolla
Die Diasporen und ihre Bereitstellung 15<br />
Der erste und <strong>der</strong> letzte Schritt, die Erzeugung<br />
<strong>der</strong> Diasporen, gehören in die Morphologie bzw.<br />
Fortpflanzungsphysiologie und sind hier nicht<br />
weiter zu behandeln.<br />
Statt von Ausbreitung spricht man oft auch<br />
von Pflanzenwan<strong>der</strong>ung. Hierzu ist zu bemerken,<br />
daß die höheren Pflanzen, mit denen wir<br />
uns hier vorwiegend befassen, typischerweise<br />
ortsfest sind, im Gegensatz zum Tier, das sich<br />
als Individuum fortbewegen, also tatsächlich<br />
wan<strong>der</strong>n kann; <strong>der</strong> Begriff Wan<strong>der</strong>ung bezieht<br />
sich hier also nicht auf Individuen, son<strong>der</strong>n auf<br />
Sippen. Noch einen weiteren Unterschied zwischen<br />
den „Wan<strong>der</strong>ungen“ von Tier und Pflanze<br />
sollte man sich klarmachen: Ein Tier, also<br />
ein Individuum, kann zu einem Ort hin-, aber<br />
auch wie<strong>der</strong> wegwan<strong>der</strong>n. Eine Pflanzenwan<strong>der</strong>ung<br />
ist hingegen nur vorwärts möglich.<br />
Wenn eine Sippe an einem Wuchsort wie<strong>der</strong> verschwindet,<br />
dann nicht durch Wegwan<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n<br />
durch Aussterben.<br />
1 Die Diasporen und ihre<br />
Bereitstellung<br />
Die Diasporen sind morphologisch von sehr<br />
verschiedener Wertigkeit (Tab. 4). Allerdings<br />
haben die generativen bei weitem die größte<br />
Bedeutung, d. h. vor allem Frucht und Same<br />
<strong>der</strong> Angiospermen. Im Folgenden wird sich zeigen,<br />
daß bei ihnen die gleichen Anpassungen<br />
an bestimmte Transportarten usw. auf ganz unterschiedlicher<br />
morphologischer Grundlage entstehen<br />
können. Deshalb sind einige Grundbegriffe<br />
<strong>der</strong> Frucht- und Samenmorphologie hier<br />
schematisch zusammengestellt (Abb. 6).<br />
Die Bereitstellung <strong>der</strong> Diasporen ist stark von<br />
<strong>der</strong> Transportart abhängig; viele Einzelheiten<br />
sind im Zusammenhang mit dem Transport zu<br />
behandeln. Sie muß so erfolgen, daß das transportierende<br />
Agens die Diasporen in optimaler<br />
Weise erfassen kann. Grundsätzlich gibt es folgende<br />
Möglichkeiten:<br />
(1) Die Diaspore löst sich selbst vor dem Transport<br />
von <strong>der</strong> Mutterpflanze.<br />
(2) Die Diaspore bleibt an <strong>der</strong> Mutterpflanze,<br />
bis sie vom Transportmittel erfaßt und abgelöst<br />
wird.<br />
j (Griffel-Rest)<br />
Abb. 6: Einige Begriffe <strong>der</strong><br />
Frucht- und Samenmorphologie,<br />
erläutert anhand eines<br />
schematischen Schnittes<br />
durch die Frucht.
16 Verbreitungsökologie<br />
(3) Die Diaspore löst sich we<strong>der</strong> vor noch während<br />
des Transportes von <strong>der</strong> Mutterpflanze.<br />
Zu (1). Hier kann man noch unterscheiden:<br />
(a )<br />
(b)<br />
Abfallen: die Diaspore löst sich direkt von<br />
<strong>der</strong> Mutterpflanze ab, z. B. von einem Stiel<br />
mit Hilfe von Trennungsgewebe.<br />
Ausfallen: Die Diasporen fallen aus einem<br />
Behälter aus (z. B. Kapsel, Compositen-<br />
Körbchen, Koniferenzapfen).<br />
Das einfache, schwerkraftbedingte Herabfallen<br />
von Diasporen (a) hat man auch schon als beson<strong>der</strong>e<br />
Transportart bezeichnet, als „Barochorie“.<br />
Doch ist das unsinnig, da <strong>der</strong> Begriff<br />
des Transportes das horizontale Entferntwerden<br />
<strong>der</strong> Diaspore von <strong>der</strong> Mutterpflanze mit einschließt.<br />
Bei (b) greift oft schon das Transportmittel<br />
mit ein, z. B. durch Schütteln, also Übergang<br />
zu (2). Im übrigen haben solche Behälter oft<br />
spezielle Öffnungsmechanismen, die auf bestimmte<br />
Umweltbedingungen reagieren (meist<br />
mittels Hygroskopie), z. B.:<br />
Hygrochasie: Öffnung nur bei Feuchtigkeit<br />
Xerochasie: Öffnung nur bei Trockenheit<br />
(z. B. viele Koniferenzapfen).<br />
Extreme Fälle von Xerochasie treten bei sog.<br />
Pyrophyten auf: die Behälter öffnen sich nur<br />
bei sehr großer Hitze, wie sie etwa durch Waldbrände<br />
hervorgerufen wird (z. B. manche Pinus-<br />
Arten in Kalifornien, ähnlich Banksia-K ritn in<br />
Australien; beides Pioniergehölze mit stark verholzten<br />
Zapfen).<br />
Zu (2). Hier handelt es sich z. B. um das Abreißen<br />
<strong>der</strong> Diasporen von <strong>der</strong> Mutterpflanze durch<br />
Tiere o<strong>der</strong> Wind, Ausschütteln von Behältern<br />
durch Wind u. dgl.<br />
Zu (3). Dies erscheint zunächst wi<strong>der</strong>sinnig,<br />
kommt aber vor, nämlich:<br />
(a )<br />
(b)<br />
Die Mutterpflanze besorgt den Transport<br />
selbst (z. B. durch Ausläufer), die Trennung<br />
erfolgt erst nach Etablierung <strong>der</strong> Tochterpflanze.<br />
Der Transport soll überhaupt verhin<strong>der</strong>t<br />
werden (Atelechorie, vgl. später).<br />
Mit dieser Ausnahme erfolgt also die Trennung<br />
<strong>der</strong> Diasporen von <strong>der</strong> Mutterpflanze vor o<strong>der</strong><br />
beim Transport. Da aber die Diasporen oft<br />
vielkeimig sind, ist dann außerdem noch die<br />
Trennung <strong>der</strong> Keime voneinan<strong>der</strong> nötig (mehrere<br />
Individuen am selben Bestimmungsort<br />
würden sich unnötigerweise gegenseitig Konkurrenz<br />
machen). Die Vereinzelung <strong>der</strong> Keime erfolgt<br />
auf verschiedene Weise im Zusammenhang<br />
mit dem Transport. An<strong>der</strong>erseits kommt es auch<br />
vor, daß mehrere Keime (bzw. Samen) fest miteinan<strong>der</strong>verbunden<br />
bleiben (Synaptospermie);<br />
dies kann z. B. bei Zweihäusigen und Selbststerilen<br />
ökologisch sinnvoll sein.<br />
Bemerkt sei schließlich noch, daß bei vielen<br />
Pflanzen verschiedene Formen von Diasporen<br />
nebeneinan<strong>der</strong> auftreten, die dann auch unterschiedlich<br />
transportiert werden: H eterodiasporie.<br />
Oft treten Früchte/Samen und Ausläufer<br />
nebeneinan<strong>der</strong> auf (z. B. Fragaria, Epilobiuni).<br />
Es können aber auch die Früchte selbst unterschiedlich<br />
sein (Heterokarpie), o<strong>der</strong> sehr selten<br />
die Samen (Heterospermie).<br />
2 Transport <strong>der</strong> Diasporen<br />
Als Transportmittel <strong>der</strong> Diasporen fungieren<br />
Tiere, Wind, Wasser, ballistische Kräfte sowie<br />
die Pflanze selbst. Entsprechend unterscheidet<br />
man 5 Verbreitungsweisen (Tab. 5): Zoochorie,<br />
Anemochorie, Hydrochorie, Ballochorie und<br />
Autochorie („Transportklassen“; Näheres hierzu<br />
mit zahlreichen weiteren Beispielen vgl. bei<br />
M üller-S chnei<strong>der</strong> 1977, Pijl 1969, U lbrich<br />
1928, Ridley 1930). Ihre praktische Bedeutung<br />
ist sehr unterschiedlich (manche <strong>der</strong> traditionell<br />
unterschiedenen Formen sind eher als Kuriositäten<br />
anzusehen); weitaus am wichtigsten sind<br />
die beiden ersten. Dabei ist die Anemochorie<br />
die normale Verbreitungsweise <strong>der</strong> Kryptogamen.<br />
Bei den Samenpflanzen ist die Vielfalt sehr<br />
groß; hier ist aber die Zoochorie als die ursprünglichere<br />
anzunehm en (ursprüngliche<br />
Gruppen haben oft recht große, für W indtransport<br />
ungeeignete Samen).<br />
Die oft sehr auffälligen Anpassungen an die<br />
verschiedenen Verbreitungsweisen werden als<br />
Verbreitungsmittel bezeichnet. Sie finden sich<br />
nicht nur an den Diasporen selbst, son<strong>der</strong>n auch<br />
an an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong> Pflanze, wo sie z. B. bei<br />
<strong>der</strong> Bereitstellung Bedeutung haben können.<br />
Allerdings ist bei <strong>der</strong> Deutung auffälliger Strukturen<br />
stets Vorsicht geboten: sie könnten auch<br />
schon bei <strong>der</strong> Anthese wichtig gewesen sein,<br />
o<strong>der</strong> gar keine erkennbare Funktion haben. An-
Transport <strong>der</strong> Diasporen 17<br />
Tab. 5: Klassifizierung <strong>der</strong> Verbreitungsweisen.<br />
Zoochorie = Verbreitung durch Tiere. Formen;<br />
Diasporen<br />
dienen als<br />
Nahrung<br />
Keime selbst<br />
sind Nahrung<br />
an<strong>der</strong>e Teile <strong>der</strong><br />
Diaspore sind Nahrung<br />
'Keime nicht mitgefressen<br />
''Keime mitgefressen, im<br />
' Kot wie<strong>der</strong> ausgeschieden<br />
Dyszoochorie<br />
Synzoochorie<br />
Endozoochorie<br />
Diasporen<br />
dienen nicht ■<br />
als Nahrung<br />
/ zufällig mitgefressen<br />
außen anhaftend<br />
Epizoochorie<br />
Anemochorie = Verbreitung durch Wind. Formen:<br />
Transport über den Boden<br />
Transport durch die Luft<br />
Hydrochorie = Verbreitung durch Wasser. Formen:<br />
In fließendem Süßwasser ± zufällig mitgefuhrt<br />
An Schwimmen an <strong>der</strong> Wasseroberfläche angepaßt<br />
Ballochorie = Wegschleu<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Diasporen durch<br />
einmaligen Anstoß. Die Energie hierfür liefern:<br />
Tiere<br />
Wind<br />
Regentropfen<br />
die Pflanze selbst<br />
Autochorie = Selbsttransport. Formen;<br />
Die Mutterpflanze besorgt den Transport<br />
Die Diasporen bewegen sich selbst<br />
Chamäanemochorie<br />
Meteoranemochorie<br />
Rheohydrochorie<br />
Nautohydrochorie<br />
Zooballochorie<br />
Anemoballochorie<br />
Hydroballochorie<br />
Autoballochorie<br />
Blastautocborie<br />
Herpautochorie<br />
Atelechorie = Verhindemng des Transportes<br />
[Anthropochorie = Verbreitung durch den Menschen; Hier nicht einzuordnen, da von grundsätzlich<br />
an<strong>der</strong>er Dimension - nicht korreliert mit Diasporen-Eigenschaften.]<br />
<strong>der</strong>erseits gibt es auch viele Fälle erfolgreichen<br />
Transportes ohne sichtbare spezielle Anpassungen.<br />
Von daher lassen sich 3 Formen des Transportes<br />
unterscheiden:<br />
• angepaßt<br />
• unangepaßt, regelmäßig<br />
• zufällig.<br />
In <strong>der</strong> Praxis werden die meisten Diasporen<br />
ohnehin auf unterschiedliche Weise transportiert<br />
(„Polychorie“). Beson<strong>der</strong>s zwischen Nahund<br />
Ferntransport gibt es in dieser Hinsicht oft<br />
große Unterschiede (auch wenn man von<br />
Heterodiasporie absieht): So wirken viele <strong>der</strong><br />
beson<strong>der</strong>s auffallenden Anpassungen oft nur<br />
über geringe o<strong>der</strong> mittlere Distanzen, und ein<br />
wirklicher Ferntransport wird dann nur zufällig<br />
durch singuläre Ereignisse erreicht (untypische<br />
Verbreitungsfälle).
18 Verbreitungsökologie<br />
Zoochorie<br />
Die Verbindung zwischen Diaspore und Tier<br />
kann grundsätzlich auf zweierlei Weise Zustandekommen:<br />
entwe<strong>der</strong> werden die Diasporen<br />
absichtlich als Nahrung aufgesucht, o<strong>der</strong> sie sind<br />
für das Tier ohne Interesse und werden von diesem<br />
nur unabsichtlich mitgefuhrt. Letzteres trifft<br />
für die Epizoochorie zu; aber auch bei <strong>der</strong><br />
Endozoochorie sind Fälle, in denen Diasporen<br />
zusammen mit an<strong>der</strong>er Nahrung zufällig aufgenommen<br />
werden, nicht selten.<br />
Wichtigste beteiligte Tiergruppen sind Säugetiere,<br />
Vögel und Ameisen (neben <strong>der</strong> hier benutzten<br />
funktionellen Einteilung werden danach<br />
auch die Kategorien M am m aliochorie, Ornithochorie<br />
und M yrmekochorie unterschieden);<br />
seltener spielen auch Fische, Reptilien,<br />
Mollusken o<strong>der</strong> verschiedene Insektengruppen<br />
bei <strong>der</strong> Diasporenverbreitung eine Rolle. Eine<br />
Spezialisierung bestimmter Tiere auf bestimmte<br />
Pflanzen im Sinne einer Koevolution ist wesentlich<br />
seltener als in <strong>der</strong> Bestäubungsökologie,<br />
sie kommt nur in den Tropen relativ häufig vor<br />
(so bei fruchtfressenden Vögeln und Fle<strong>der</strong>mäusen).<br />
Dyszoochorie<br />
Bei dieser Form <strong>der</strong> Zoochorie dienen die in<br />
den Diasporen befindlichen Keime selbst den<br />
Tieren als Nahrung. Da sie hierbei zerstört werden,<br />
erscheint eine solche Transportart für die<br />
Pflanze zunächst sinnlos. Sie ist aber trotzdem<br />
wirksam, da verschiedene Umstände dafür sorgen,<br />
daß nur ein Teil <strong>der</strong> von den Tieren transportierten<br />
Diasporen tatsächlich verzehrt bzw.<br />
verdaut wird.<br />
Dyszoochore Diasporen enthalten meist viel<br />
Stärke und an<strong>der</strong>e Reservestoffe (Fette, Proteine).<br />
Sie sind off stark entwässert und daher haltbar,<br />
so daß sie sich zur Anlegung von Vorräten<br />
eignen. Es können 2 Typen unterschieden werden:<br />
• Körner-Typ: Klein bis mittelgroß, ± hart,<br />
treten in Mengen auf und werden als Ganzes<br />
verzehrt; es sind Samen (z. B. Papaver,<br />
Plantago, Caryophyllaceae, viele Leguminosen)<br />
o<strong>der</strong> kleine Nußfrüchte (z. B. Gramineae,<br />
Polygonaceae).<br />
• Nuß-Typ (Abb. 7): Mittelgroß bis groß, mit<br />
harter Schale, die vor dem Fressen des weichen,<br />
den Keim enthaltenden Inneren zertrümmert<br />
werden muß. Meist Früchte (z. B.<br />
Corylus, Fagus\ Steinkerne bei Juglans und<br />
Amygdalus)', doch gehören auch die Samen<br />
von Pinus cemhra („Zirbelnüsse“) hierher.<br />
Konsumenten sind Vögel und Säuger (hier beson<strong>der</strong>s<br />
Nager). Die Diasporen werden gesammelt<br />
und zu Freßplätzen gebracht, o<strong>der</strong> es werden<br />
Vorräte angelegt.<br />
Die Bereitstellung <strong>der</strong> Diasporen erfolgt meist<br />
auf dem Boden; von Vögeln und Kleinsäugern<br />
werden sie aber auch von <strong>der</strong> Pflanze selbst abgeholt.<br />
Überlebenschancen für die Keime sind an<br />
mehreren Punkten des Vorganges Nahrungsbeschaffung<br />
gegeben:<br />
Nuss - Typ<br />
Beeren - Typ<br />
(einkernig)<br />
Arillus - Typ<br />
harte Schale<br />
Keim }■<br />
Fleisch<br />
(Pulpa)<br />
Kern<br />
(mehrkernig)<br />
Fragaria - Typ<br />
Abb. 7: Dyszoochore (Nuß-Typ) und endozoochore<br />
Diasporen, scbematisch.
Transport <strong>der</strong> Diasporen 19<br />
• Verlust beim Einsammeln und Transport<br />
• Verlust beim Fressen (z. B. beim Ofifhen <strong>der</strong><br />
Schale, beim Füttern aus dem Kropf)<br />
• Ungenügendes Kauen (bei Körner-Diasporen:<br />
Verdauung erfolgt nur nach Beschädigung<br />
<strong>der</strong> Schale im Mund bzw. Muskelmagen,<br />
unbeschädigte werden wie<strong>der</strong> ausgeschieden)<br />
• Nichtwie<strong>der</strong>fmden von Vorräten (beson<strong>der</strong>s<br />
günstig bei einzeln im Boden vergrabenen<br />
Nuß-Diasporen: Eichelhäher, Eichhörnchen).<br />
Als Anpassungen an - besser gesagt Prädispositionen<br />
für - die Dyszoochorie könnte man neben<br />
dem Nährwert bei den Körner-Diasporen<br />
die große Zahl (Überlebenschancen einzelner<br />
erhöht), bei den Nuß-Diasporen die harte Schale<br />
(Freßerschwerung) ansehen.<br />
Was die Wirksamkeit dieser Verbreitungsweise<br />
betrifft, so ist zu konstatieren, daß sie bei Sippen<br />
mit großen Nuß-Diasporen die einzige wesentliche<br />
Transportart ist; bei den mitteleuropäischen<br />
Quercus- und Fh^ai-Arten hat sie offensichtlich<br />
ausgereicht, um die Wie<strong>der</strong>einwan<strong>der</strong>ung<br />
nach <strong>der</strong> Eiszeit zu gewährleisten<br />
(aber anscheinend nicht bei A esculus und<br />
Castanea). Direkte Beobachtungen gibt es nur<br />
wenige (so sammelte ein Eichelhäher in einem<br />
Fferbst 4600 Eicheln ein und transportierte sie<br />
durchschnittlich 4 km weit).<br />
Dyszoochore Diasporen treten beson<strong>der</strong>s<br />
häufig in Gebieten mit ungünstiger Jahreszeit<br />
(Winter, Trockenzeit) auf; im Tropischen Regenwald<br />
sind sie eher selten. Viele von ihnen sind<br />
für die menschliche Ernährung von großer Bedeutung<br />
(z. B. Getreide, viele Leguminosen,<br />
Helianthus).<br />
Endozoochorie<br />
Hier werden die Keime zwar vom Tier mit in<br />
den Darmtrakt aufgenommen, passieren diesen<br />
jedoch ± unbeschädigt. Der Verzehr <strong>der</strong> Diasporen<br />
kann zufällig geschehen (unangepaßte<br />
Endozoochorie); meist ist er aber beabsichtigt,<br />
da Teile von ihnen als Nahrung dienen (angepaßte<br />
Endozoochorie).<br />
Die u nan gep aß te Endozoochorie ist zwar<br />
unauffällig, aber keineswegs selten. Es handelt<br />
sich darum, daß große pflanzenfressende Säugetiere<br />
Diasporen ihrer Nahrungspflanzen mit<br />
aufnehmen. Die Diasporen sind meist klein,<br />
vom Körner-Typ, mit fester Schale, und haften<br />
oft lange an <strong>der</strong> Pflanze (z. B. Trifolium repens).<br />
Große Mengen noch keimfähiger Diasporen verschiedener<br />
Pflanzenarten fand z. B. M üller-<br />
Schnei<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Untersuchung von Kuhmist<br />
auf Schweizer Weiden (Tab. 6).<br />
Tab. 6: Unangepaßte Endozoochorie: Diasporen in<br />
Rin<strong>der</strong>kot.<br />
Die Diasporen wurden im Oktober 1944 aus 500 g<br />
Rin<strong>der</strong>kot von einer Weide in <strong>der</strong> Umgebung von<br />
Chur ausgewaschen und bis April 1945 auf ihre Keimfähigkeit<br />
geprüft. - Aus MOller-S chnei<strong>der</strong> 1945.<br />
Art<br />
Samenzahl<br />
Gekeimt<br />
Urtica dioica 219 143<br />
Plantago major 61 53<br />
Trifolium repens 42 40<br />
Helianthemum nummularium 29 22<br />
Agrostis tenuis 29 18<br />
Cynosurus cristatus 16 6<br />
Trifolium pratense 15 15<br />
Plantago lanceolata 14 3<br />
Linum catharticum 13 1<br />
Poa annua 12 2<br />
Veronica officinalis 11 9<br />
Festuca rubra 9 7<br />
Prunella vulgaris 7 3<br />
Cerastium caespitosum 5 5<br />
11 weitere Arten 25 15<br />
Für die Ausbreitung von Pflanzensippen über<br />
größere Entfernungen kann die unangepaßte<br />
Endozoochorie durchaus Bedeutung haben, so<br />
etwa bei den herdenbildenden Großsäugern <strong>der</strong><br />
Graslän<strong>der</strong>, die weite Wandemngen ausführen<br />
(übrigens wurden auch in Vogelkot keimfähige<br />
Diasporen dieses Typs gefunden).<br />
Die an gepaß te Endozoochorie ist ein klassischer<br />
und bezüglich seiner Anpassungen viel<br />
untersuchter Fall. Typische Verbreitungseinheiten<br />
sind die Saft-Diasporen. Sie bestehen aus<br />
einem meist wasserreichen, Kohlehydrate und<br />
Geschmacksstoffe, oft auch Vitamine (seltener<br />
Fette o<strong>der</strong> Proteine) enthaltenden Fleisch (Pulpa),<br />
das den Tieren zur Nahrung dient, und<br />
harten, unverdaulichen Kernen, die die Keime<br />
(in Ein- o<strong>der</strong> Mehrzahl) enthalten. Deren Schale<br />
ist off so resistent, daß sie die Keimung erschwert<br />
(so daß Kerne, die durch Passieren des
20 Verbreitungsökologie<br />
Tierdarmes außen schon etwas korrodiert sind,<br />
schneller keimen); außerdem besitzt sie zuweilen<br />
noch schleimige Außenschichten, die eine<br />
Beschädigung beim Kauen verhin<strong>der</strong>n (z. B. Tomate).<br />
Nach <strong>der</strong> Lage von Fleisch und Kernen zueinan<strong>der</strong><br />
lassen sich 3 Typen unterscheiden<br />
(Abb. 7):<br />
• Beeren-Typ: Kerne (1 o<strong>der</strong> mehrere) rings<br />
vom Fleisch umhüllt.<br />
• Arillus-Typ: ein einzelner Kern mit seitlich<br />
daran sitzendem o<strong>der</strong> ihn nur teilweise umhüllendem<br />
Fleisch.<br />
• Fragaria-Typ: mehrere Kerne, dem Fleisch<br />
außen aufsitzend.<br />
Die morphologische Wertigkeit <strong>der</strong> Diasporen ist unterschiedlich.<br />
Beim Arillus-Typ handelt es sich oft um<br />
Samen, wobei das Fleisch von einem echten Arillus<br />
gebildet wird (z. B. Taxm, Evonymus)', bei <strong>der</strong> Konifere<br />
Podocarpus ist die stielartige Samenschuppe fleischig.<br />
Ähnlich kann auch <strong>der</strong> Stiel einer Frucht als Pulpa<br />
ausgebildet sein (Sassafras, Anacardium). Der Fragaria-<br />
Typ ist am besten durch die Sammelfrucht <strong>der</strong> Erdbeere<br />
selbst repräsentiert, bei <strong>der</strong> das Fleisch vom<br />
Blütenboden geliefert wird; bei <strong>der</strong> Scheinfrucht von<br />
Laportea moroides sitzen die Nußfrüchte auf dem fleischigen<br />
Achsengerüst des Fruchtstandes. Zum Beeren-<br />
Typ vgl. Tab. 7.<br />
Konsumenten sind in <strong>der</strong> Hauptsache Säugetiere<br />
und Vögel. Im Gegensatz zu den dyszoochoren<br />
zeichnen sich endozoochore Diasporen<br />
durch spezielle Mittel <strong>der</strong> Anlockung aus, die je<br />
nach <strong>der</strong> Zielgruppe verschieden sind.<br />
Vögel sind bekanntlich Augentiere, <strong>der</strong>en<br />
Geruchssinn schlecht entwickelt ist (so wird für<br />
m anche Taubenarten angegeben, daß sie<br />
Amylazetat in <strong>der</strong> Luft erst in einer Konzentration<br />
wahrnehmen, die den in <strong>der</strong> chemischen<br />
Industrie zulässigen Maximalwert um ein Mehrfaches<br />
übersteigt). Dementsprechend sind an<br />
Vogelverbreitung angepaßte Diasporen meist<br />
geruchlos, zeichnen sich dafür aber durch auffallende<br />
Farben aus. Solche Lockfarben sind vor<br />
allem Rottöne, aber auch Gelb, Weiß, Blau;<br />
auch kann die Wirkung weniger intensiver Farben<br />
durch Kontraste verstärkt werden (z. B.<br />
Schwarz gegen rotes Herbstlaub).<br />
Tab, 7; An Endozoochorie angepaßte Diasporen, Beeren-Typ.<br />
Diaspore Fleisch Schale Keim Beispiele<br />
Same Sarkotesta Sklerotesta Samen-<br />
Inneres<br />
Beere<br />
- einkernig Perikarp Testa Samen-<br />
Inneres<br />
- mehrkernig Perikarp Testa Samen-<br />
Inneres<br />
Steinfrucht<br />
- einkernig (Exokarp -F)<br />
Mesokarp<br />
- mehrkemig (Exokarp ■+■)<br />
Mesokarp<br />
Blütenbecher<br />
Einzel-<br />
Exokarp<br />
Ginkgo, Magnolia, Paeonia<br />
Melocanna, Persea, Phoenix<br />
Actaea, AcHnidia, Carica, Convallaria,<br />
Cucumis, Ribes, Solanum, Vaccinium,<br />
Vitis<br />
Endokarp Same Mangifera, Prunus, Olea, Viburnum<br />
Einzel-<br />
Endokarpien<br />
Sammelfrucht<br />
- mit Nussfrüchtchen<br />
- mit Steinfrüchtchen<br />
Einzel-<br />
Perikarp<br />
Einzel-<br />
Endokarp<br />
Same<br />
Same<br />
Same<br />
Arctous, Comus, Empetrum, Ilex, He<strong>der</strong>á,<br />
Rhamnus, Sambucus<br />
Rosa, Cotoneaster, Mespilus<br />
Rubus<br />
Scheinfrucht<br />
- gymnosperm Zapfenschuppen<br />
Testa<br />
Samen- Ephedra, Juniperus<br />
Inneres<br />
- angiosperm Perigonien Perikarpien Samen Morus<br />
Fruchtstandsachse<br />
Perikarpien Samen Ficus<br />
(hohl)
Transport <strong>der</strong> Diasporen 21<br />
Die Bereitstellung <strong>der</strong> Vogel-Diasporen erfolgt<br />
gewöhnlich an <strong>der</strong> Pflanze. Ihre Größe ist<br />
in Mitteleuropa meist so begrenzt, daß sie von<br />
den Vögeln als ganzes geschluckt werden können.<br />
Dabei lassen sich jahreszeitliche Unterschiede<br />
<strong>der</strong> Konsistenz beobachten: im Sommer,<br />
zur Zeit größten Nahrungsangebotes reifende<br />
Früchte sind meist kurzlebig, weich, saftig<br />
und wohlschmeckend; im Herbst reifende<br />
sind dagegen oft weniger attraktiv, fest und geschmacklos,<br />
sie bleiben aber länger an <strong>der</strong> Pflanze<br />
und werden schließlich trotzdem gefressen<br />
(manche sog. „Wintersteher“ scheinen jedoch so<br />
schlecht zu schmecken, daß sie trotz auffallen<strong>der</strong><br />
Farbe nur im äußersten Notfall angenommen<br />
werden, z. B. Vihurnum opulus). In den<br />
Feuchttropen, wo Saft-Diasporen (vor allem<br />
Früchte) das ganze Jahr über zur Verfügung stehen,<br />
gibt es viele hierauf spezialisierte Vogelarten;<br />
hier sind auch große, vielkernige Früchte<br />
häufig, die von den Vögeln in Stücken verzehrt<br />
werden.<br />
Bei den Säugetieren spielt die Anlockung<br />
durch den Duft oft eine große Rolle, hingegen<br />
können die Farben eher unauffällig sein (beson<strong>der</strong>s<br />
für Nachttiere). Da Säuger kauende Mundwerkzeuge<br />
besitzen, ist die Größe <strong>der</strong> Diasporen<br />
unwesentlich; im Durchschnitt sind sie größer<br />
als bei Vögeln. Die Bereitstellung erfolgt in Mitteleuropa<br />
gewöhnlich durch einfaches Abfallen<br />
auf dem Boden, in den Tropen jedoch oft auch<br />
an <strong>der</strong> Pflanze: so in Baumkronen (Konsumenten<br />
z. B. Affen), am Grunde von Baumstämmen<br />
(kaulikarp, für Bodentiere) o<strong>der</strong> an langen<br />
Stielen herabhängend (für Fle<strong>der</strong>mäuse).<br />
Ein Spezialfall, <strong>der</strong> als Merkwürdigkeit erwähnt sei,<br />
ist die Endozoochorie durch Fische im tropischen<br />
Amazonasgebiet. Im dortigen Auenwald (Värzea),<br />
dessen Boden monatelang meterhoch überschwemmt<br />
ist, fruchten viele Bäume während <strong>der</strong> Hochwasserperiode.<br />
Ihre Saft-Diasporen schwimmen an <strong>der</strong> Wasseroberfläche<br />
und werden von Fischen verzehrt. Für<br />
etwa 50 Fischarten, die teils in ganzen Schwärmen<br />
auftreten, wurde festgestellt, daß sie regelmäßig Diasporen<br />
von ca. 100 Pflanzenarten fressen (z. B. wurden<br />
im Magen eines 25 kg schweren Welses 60 Palmenffüchte<br />
gefunden) und die Kerne wie<strong>der</strong> ausscheiden.<br />
Einige Fischarten aus <strong>der</strong> Piranha-Verwandtschaft betätigen<br />
sich allerdings auch im Sinne <strong>der</strong> Dyszoochorie<br />
(Goulding 1983).<br />
Im übrigen ist die skizzierte Differenzierung<br />
nach Tiergruppen keineswegs festgelegt: beson<strong>der</strong>s<br />
Diasporen, die nach ihren Merkmalen eindeutig<br />
als „vogelorientiert“ erscheinen, können<br />
genauso häufig von Säugern aufgenommen werden.<br />
Vielfach werden Saft-Diasporen auch von<br />
Tieren verzehrt, die an sich auf Fleischnahrung<br />
spezialisiert sind (Carnivora, Accipitridae)-. so<br />
nehmen Bären und Füchse viele Beeren als Zusatznahrung<br />
auf, und vor allem protein- o<strong>der</strong><br />
ölhaltige Früchte können auch einen größeren<br />
Nahrungsanteil ausmachen (z. B. Avocado bei<br />
Katzen und Jaguaren, Olpalme bei Geiern und<br />
Adlern).<br />
Wie erwähnt, wird durch die Mund- und<br />
Darmpassage die Schale <strong>der</strong> Kerne zumindest<br />
außen beschädigt, was einerseits eine Erleichterung<br />
<strong>der</strong> Keimung bedeuten kann; an<strong>der</strong>erseits<br />
führt es meist bei einem Teil <strong>der</strong> Diasporen zum<br />
Verlust <strong>der</strong> Keimfähigkeit.<br />
Die Wirksamkeit <strong>der</strong> Endozoochorie für die<br />
Nahausbreitung liegt auf <strong>der</strong> Hand. Ob es auch<br />
zum Transport über weitere Strecken kommt,<br />
hängt sowohl von <strong>der</strong> Beweglichkeit <strong>der</strong> Tiere<br />
als auch von <strong>der</strong> Zeit ab, die die Diaspore im<br />
Tier verbleibt. Bei Vögeln ist zwar die Beweglichkeit<br />
groß, aber die Verdauung erfolgt meist<br />
recht schnell, eine Darmpassage dauert oft nur<br />
Vj Stunde. Verlängert werden kann die Zeit<br />
durch Aufbewahrung <strong>der</strong> Diasporen im Kropf<br />
(zuweilen bis zu 2 Wochen). In Mitteleuropa ist<br />
die Transportweite jahreszeitlich verschieden: im<br />
Frühsommer, wenn die Vögel reviertreu sind,<br />
nur wenige 100 m; im Herbst zur Zeit des Vogelzuges<br />
können dagegen mehrere bis viele km<br />
überbrückt werden. Bei Säugetieren, vor allem<br />
größeren, kann die Darmpassage oft mehrere<br />
Tage dauern. Bei den wan<strong>der</strong>nden Herdentieren<br />
<strong>der</strong> Graslän<strong>der</strong> kann das zum Transport über<br />
viele km führen, nicht aber bei Waldbewohnern<br />
mit ihren meist begrenzten Revieren.<br />
In M itteleuropa gehören zu den Endozoochoren<br />
vor allem viele Sträucher und Kleinbäume;<br />
doch gibt es daneben auch eine Reihe<br />
von Waldbodenpflanzen.<br />
Synzoochorie<br />
Hier benutzen die Tiere die Diasporen zwar<br />
ebenfalls als Nahrung, aber die Keime selbst<br />
passieren nicht den Darm, son<strong>der</strong>n werden als<br />
wertlos weggeworfen; ein Transport findet statt,<br />
wenn die Diasporen zunächst zu einem Freßplatz<br />
gebracht werden. Für die Tiergruppen <strong>der</strong><br />
Vögel und Säugetiere läßt sich diese Transportart<br />
von <strong>der</strong> Endozoochorie kaum trennen:<br />
sie ist oft Begleiterscheinung, etwa wenn kleine
22 Verbreitungsökologie<br />
Tiere sich an Diasporen heranmachen, die eigentlich<br />
für größere „bestimmt“ sind. Vor allem<br />
gilt das für Saft-Diasporen mit einzelnem<br />
sehr großem Kern; solche sind beson<strong>der</strong>s in tropischen<br />
Bereichen verbreitet (z. B. Mango, Avocado).<br />
Die Anpassungen sind dieselben wie bei<br />
<strong>der</strong> Endozoochorie; die Wirksamkeit beschränkt<br />
sich jedoch auf geringe Entfernungen.<br />
Ein Spezialfall, <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Erwähnung<br />
verdient (und auch sehr detailliert untersucht<br />
ist), ist die M yrmekochorie, d. h. die Verbreitung<br />
durch Ameisen (vgl. S ernan<strong>der</strong> 1906,<br />
B resinsky 1963). Obwohl im Prinzip den bisher<br />
behandelten entsprechend, sind die Anpassungen<br />
hier doch sehr spezifisch. Die Anlockung<br />
<strong>der</strong> Ameisen erfolgt durch Duftstoffe, meist freie<br />
ungesättigte Fettsäuren (Ölsäuren, z. B. Rizinolsäure).<br />
Als Nahrung werden Zucker, Fette<br />
und Vitamine (z. B. Bi, C) angeboten. Die Diasporen,<br />
die verständlicherweise klein sind, sind<br />
zuweilen beerenartig gebaut. Meist entsprechen<br />
sie aber dem Arillus-typ, wobei einem glatten,<br />
harten, unverletzlichen Kern ein weicher, meist<br />
weißlicher „Ölkörper“, das Eläosom, ansitzt, das<br />
die Nährstoffe enthält (Abb. 8). Die morpholo<br />
gische Wertigkeit des Eläosoms ist sehr unterschiedlich<br />
(Tab. 8). Die Bereitstellung erfolgt entsprechend<br />
dem Lebensraum <strong>der</strong> Ameisen: in<br />
Mitteleuropa meist auf dem Boden durch Auso<strong>der</strong><br />
Abfallen bzw. durch auf dem Boden liegende<br />
Behälter; in den Tropen, wo viele Epiphyten<br />
durch Baumameisen verbreitet werden,<br />
bleiben die Diasporen oft bis zur Abholung an<br />
<strong>der</strong> Mutterpflanze. Häufig transportieren die<br />
Ameisen die Diasporen zunächst als Ganzes in<br />
ihre Bauten, verwerten dort die Ölkörper und<br />
schaffen die Kerne als Abfall wie<strong>der</strong> hinaus;<br />
doch können diese auch schon unterwegs zurückgelassen<br />
werden.<br />
Die Wirksamkeit beschränkt sich naturgemäß<br />
auf den Nahbereich: Entfernungen von mehr<br />
als 15 m werden nur selten überschritten (für<br />
Formica rufa werden als Höchstwert 70 m angegeben).<br />
Günstig ist, daß die Keime oft ± im Boden<br />
deponiert werden, so daß die Aussichten<br />
für das Aufkommen des Keimlings beson<strong>der</strong>s<br />
gut sind; dem entspricht es, daß oft nur eine<br />
relativ geringe Diasporenzahl erzeugt wird.<br />
Die mitteleuropäischen Myrmekochoren sind<br />
meist krautige Pflanzen; viele von ihnen sind
Transport <strong>der</strong> Diasporen 23<br />
Tab. 8: Myrmekochore Diasporen (Beispiele aus Mitteleuropa).<br />
Diaspore Eläosom Beispiele<br />
Same<br />
Auswuchs an Mikropyle<br />
o<strong>der</strong> Funikulus<br />
Chelidonium majus, Corydalis cava. Euphorbia amygdaloides,<br />
Helkborus foetidus, Leucojum vemum,<br />
Luzula pilosa, Moehringia trinervia, Polygala vulgaris.<br />
Primula vulgaris, Veronica he<strong>der</strong>ifolia, Viola odorata<br />
Früchtchen Basis des Perikarps Anemone nemorosa. Hepática nobilis, Potentilla alba<br />
Teilfrucht<br />
(Klause)<br />
Oberster Teil <strong>der</strong> Blütenachse<br />
Ajuga reptans, Glechoma he<strong>der</strong>acea, Lamium maculatum,<br />
Nonea lutea. Pulmonaria officinalis<br />
Frucht Basis des Perikarps Centaurea montana. Fumaria officinalis<br />
Griffelbasis<br />
Basis des Perigons<br />
Oberster Teil des Blütenstiels<br />
Basis eines Hochblattes<br />
Carduus nutans, Cirsium acaule<br />
Parietaria officinalis<br />
Thesium alpinum<br />
Carex montana (Schlauch), Knautia arvensis (Vorblatt)<br />
(Teil-)Fruchtstand Teil <strong>der</strong> Fruchtstandsachse Danthonia decumbens. Mélica nutans<br />
Waldbewohner, doch gehören auch einige Akker-<br />
und Wiesenpflanzen dazu (vgl. Tab. 8).<br />
Epizoochorie<br />
Im Gegensatz zu den bisher behandelten Formen<br />
<strong>der</strong> Zoochorie ist die Mitnahme <strong>der</strong> Diasporen<br />
hier, vom Tier her gesehen, rein zufällig.<br />
Von <strong>der</strong> Diaspore her gesehen kann die Anheftung<br />
an das Tier ebenfalls zufällig, unangepaßt,<br />
o<strong>der</strong> aber durch spezielle Anpassungen bedingt<br />
sein.<br />
Unangepaßte Epizoochorie liegt vor, wenn<br />
Diasporen am Tier befestigt werden durch<br />
Sehr kleine Diasporen vor allem von Wasserpflanzen,<br />
die an <strong>der</strong> Oberfläche schwimmen<br />
(z. B. Früchtchen von Alismaplantago, aber auch<br />
vegetative LmwÄ-Exemplare), können durch<br />
Adhäsion mit benetzendem Wasser an Tieren<br />
• mechanisches Hängenbleiben<br />
• Adhäsion mit Wasser<br />
• Ankleben mit Bodensubstanz.<br />
Durch Hängenbleiben größerer vegetativer<br />
Zweigfragmente im Gefie<strong>der</strong> von Wasservögeln<br />
werden viele größere untergetauchte und<br />
schwimmende Wasserpflanzen verbreitet. Zwar<br />
sind die Transportweiten meist gering, für die<br />
Verfrachtung von einem Gewässer zum nächsten<br />
reichen sie aber aus. Beobachtet wurde das<br />
u. a. für Potamogetón, Ceratophyllum und Elodea<br />
canadensis', die sehr rasche Ausbreitung <strong>der</strong> letzteren,<br />
in Europa nur in weiblichen Exemplaren<br />
vorhandenen Art, ist im vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
vielleicht großenteils auf diese Transportart zurückzuführen.<br />
Abb. 9: Splachnum luteum, ganze Pflanze und geöffnete<br />
Kapsel.<br />
Infolge Schrumpfung <strong>der</strong> Kapselwand ragt die Columella<br />
heraus; Näheres im Text. - Aus E ngler 1924f
24 Verbreitungsökologie<br />
Tab. 9: Epizoochore Diasporen.<br />
= Kleb-Diasporen; + = vornehmlich Trampelkletten.<br />
Diaspore Haftmittel Beispiele<br />
Same * Schleim Colchicum autumnale, Juncus effusus<br />
Borstenhaare<br />
Tillandsia spec.<br />
Früchtchen Griffel Geum urbanum. Ranunculus uncinatus<br />
Hakenemergenzen<br />
Ranunculus arvensis<br />
Teilfrucht Borstenhaare Osmorhiza chilensis<br />
Hakenhaare und -emergenzen Caucalis microcarpa, Cynoglossum officinale, Galium<br />
triflorum, Hackelia diffusa, Pavonia communis,<br />
Sanicula europaea<br />
Frucht Klebrige Drüsenhaare Adenocaulon bicolor, Salvia glutinosa (Kelch)<br />
Griffel<br />
Astragalus curvirostris, Rhynchospora alba<br />
Hakenhaare<br />
Circaea alpina. Myosotis arvensis (Kelch)<br />
Hakige und dornige Emergenzen Acaena lechleriana. Agrimonia eupatoria. Astragalus<br />
epiglottis, Eidens frondosa, Harpagophytum procumbens,<br />
Medicago polymorpha, + Tribuías terrestris<br />
Verdornte Kelch- o<strong>der</strong> Perigonblätter<br />
Verdornte Teile des Mesokarps<br />
+ Acicarpha tribuloides, + Bassia muricata, + Calycera<br />
spec.<br />
Proboscidea lutea<br />
Fmcht mit * Klebrige Drüsenhaare auf Linnaea borealis<br />
Zusatzorganen Hochblättern<br />
Schnabel am Schlauch<br />
Carex muricata, C. rostrata<br />
Hakige Rhachilla<br />
Uncinia lechleriana<br />
Fruchtstand Verdornte Hochblätter Arctium lappa, + Cenchrus longispinus, Rhagadiolus<br />
bzw. Schein-<br />
stellatus, -t Xanthium strumarium<br />
frucht Granne an Grasährchen Stipa setacea<br />
Tote Pflanzen Klebrige Drüsenhaare Cerastium glutinosum, Saxifraga tridactylites<br />
o<strong>der</strong> Teile Hakenhaare<br />
Galium aparine<br />
davon<br />
haften. Das wirkt zwar nur kurze Zeit bis zum<br />
Verdunsten des Wassers, kann aber bei Wasservögeln<br />
ebenfalls für den Transport zum nächsten<br />
Gewässer genügen.<br />
Weitaus größere, ja weltweite Transportleistungen<br />
sind aber durch das Ankleben kleiner,<br />
körnerartiger Diasporen zusammen mit<br />
Schlamm, feuchter Erde u. dgl. an Tieren möglich.<br />
Sie können lange haften bleiben, zuweilen<br />
monatelang. So wurden in Erde, die man von<br />
Vogelfüßen ablöste, Samen und Früchte zahlreicher<br />
Sumpfpflanzen gefunden (z. B. Glyceria<br />
fluitansjuncus bufonius, Lythrum salicaria, Rorippa<br />
amphibia, Verónica anagallis-aquatica), aber auch<br />
Diasporen von Ackerpflanzen traten auf Entsprechendes<br />
gilt natürlich auch für die Füße von<br />
Säugern. Näheres zur Wirksamkeit am Ende des<br />
nächsten Abschnittes.<br />
Bei angepaßter Epizoochorie unterscheidet<br />
man je nachdem, wie das Anhaften <strong>der</strong> Diasporen<br />
am Tier bewirkt wird, 3 Diasporentypen:<br />
• Kleb-Diasporen<br />
• Fellkletten<br />
• Trampelkletten.<br />
Die Kleb-Diasporen sind meist ziemlich kleine<br />
Samen o<strong>der</strong> Früchte, die mit Hilfe klebriger<br />
Substanzen haften. Die Klebsubstanz findet sich<br />
gelegentlich als Schleim an Samen (<strong>der</strong> sich oft<br />
erst bei Befeuchtung entwickelt und dann eher<br />
<strong>der</strong> Befestigung am Substrat dient); häufiger sind<br />
klebrige Drüsenhaare, die an verschiedenen<br />
Teilen <strong>der</strong> fruchtenden Pflanze auftreten können<br />
(Tab. 9). Die Bereitstellung erfolgt gewöhnlich<br />
an <strong>der</strong> Pflanze; die Diasporen müssen sich<br />
durch die Tiere - meist Vögel o<strong>der</strong> Säuger -
Transport <strong>der</strong> Diasporen 25<br />
leicht ablösen lassen. Die Dauer des Verbleibens<br />
am Tier ist je nach Art <strong>der</strong> Klebsubstanz unterschiedlich.<br />
Zugleich <strong>der</strong> Befestigung am Tier (Vogel) und am Zielort<br />
(Baum) dienen Klebsubstanzen bei manchen<br />
epiphytisch lebenden Pflanzen. Bei <strong>der</strong> Beere <strong>der</strong> an<br />
sich aufEndozoochorie ausgerichteten Mistel (Viscum)<br />
ist <strong>der</strong> innere Teil <strong>der</strong> Fruchtwand eine Klebmasse, die<br />
selbst die Passage des Vogeldarms übersteht; <strong>der</strong> Kern<br />
kann daher sowohl vor als auch nach dem Fressen an<br />
Aste angeklebt werden, kann aber auch außen auf dem<br />
Vogel transportiert werden. Ähnliches gilt für die<br />
epiphytische Kakteengattung Rhipsalis, bei <strong>der</strong>en äußerlich<br />
<strong>der</strong> Mistelfrucht ähnelnden Beeren zahlreiche<br />
Samen in einer extrem klebrigen Pulpa liegen (Rhipsalis<br />
ist die einzige auch außerhalb Amerikas vorkommende<br />
Kakteengattung).<br />
Als Merkwürdigkeit sei noch die Laubmoosgattung<br />
Splachnum erwähnt. Normalerweise werden Moossporen<br />
durch den Wind verbreitet. Die Splachnum-<br />
Arten haben jedoch eine spezielle Ökologie: sie wachsen<br />
auf verrottendem Kuhmist u. ä. Tierexkrementen.<br />
Da solche Standorte ephemer sind, ist es zweckmäßig,<br />
daß die Sporen gezielt übertragen werden. Sie sind<br />
klebrig und haften daher nach Vertrocknen <strong>der</strong> Kapselwand<br />
zunächst an <strong>der</strong> Columella (Abb. 9, S. 23). Zusätzlich<br />
strömen sie einen kotartigen Geruch aus und<br />
locken dadurch Mistfliegen an, an denen sie kleben<br />
bleiben und so leicht auf den nächsten, frischen Kuhfladen<br />
gelangen.<br />
Bei den Fellkletten, die den Hauptanteil <strong>der</strong><br />
epizoochoren Diasporen ausmachen, wird die<br />
Befestigung am Fell von Säugetieren bzw. Gefie<strong>der</strong><br />
von Vögeln durch haken-, seltener auch<br />
V|<br />
w<br />
1 A f c :<br />
Abb 10: Epizoochore Diasporen.<br />
Borstenhaare: 1 Omorhiza chilensis\ Hakenhaare: 2 Circaea alpina, 3 Galium triflorum’, Griffel als Haken (Früchtchen):<br />
4 Ranunculus uncinatus, 5 Geum urbanum', Rhachilla als Haken: 6 Uncinia lechkriana (Frucht mit Zusatzorgan);<br />
Einzelne Emergenzen als Wi<strong>der</strong>haken: 7 Bickns frondosa, 8 Pavonia communis (Teilfrucht), 9 Acaena<br />
lechkriana-. Zahlreiche, hakige o<strong>der</strong> dornige Emergenzen: 10 Ranunculus arvensis (Früchtchen), 11 Hackelia diffusa<br />
(Klause), \2 Medicagopolymorpha, 13 Caucalis microcarpa, 14 Agrimoniaeupatoria, \5 Harpagophytumprocumbens-,<br />
Dornen aus Hochblättern (Scheinfrucht): 16 Cenchrus longispinus, 17 Xanthium strumarium. - Früchte, soweit<br />
nicht an<strong>der</strong>s angegeben. - Quellen: 14, 7, 10, 11, 13, 16, 17 Hitchcock etc. 1955f; 5 Troll 1954f; 6, 9, 12<br />
Correa 1969L; 8, 14 Tachtad2ian 1980f; 15 Engler 1910f
26 Verbreitungsökologie<br />
1<br />
ü<br />
-■<br />
nadelartige Fortsätze erreicht. Hier gibt es eine<br />
große Vielfalt von konvergenten Anpassungen<br />
auf unterschiedlichster morphologischer Grundlage:<br />
die Diasporen können Samen, Früchte o<strong>der</strong><br />
Scheinfrüchte sein, die Verbreitungsmittel sind<br />
z. B. Trichome, Emergenzen, metamorphosierte<br />
Blätter o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Anthese umfunktionierte<br />
Griffel (Abb. 10, Tab. 9). Die Bereitstellung<br />
erfolgt an <strong>der</strong> Mutterpflanze, und zwar oberhalb<br />
des Erdbodens (bei Krautigen oft an <strong>der</strong><br />
Spitze o<strong>der</strong> entlang des nach <strong>der</strong> Anthese verlängerten<br />
Sprosses, wo sie von den Tieren abgestreift<br />
werden).<br />
Die sog. Trampelkletten sind zwar relativ selten,<br />
aber dafür umso auffälliger. Es handelt sich<br />
meist um ziemlich große Diasporen, die auf dem<br />
Boden liegen (durch Herabfallen, o<strong>der</strong> meist als<br />
Früchte kriechen<strong>der</strong> Bodenpflanzen bereits auf<br />
dem Boden erzeugt), eine sehr feste, verholzte<br />
Schale haben und mit harten, spitzen Dornen<br />
o<strong>der</strong> W i<strong>der</strong>haken bewehrt sind (Abb. 10,<br />
Tab. 9). Mit <strong>der</strong>en Hilfe werden sie in die Füße<br />
von Säugetieren eingetreten und können dort<br />
wochenlang haften bleiben, wobei die Tiere erhebliche<br />
Verletzungen und Entzündungen erleiden<br />
können. Sie kommen hauptsächlich in<br />
Graslän<strong>der</strong>n und Halbwüsten vor.<br />
Für die Wirksamkeit <strong>der</strong> Epizoochorie ist es<br />
ein großer Vorteil gegenüber <strong>der</strong> Endozoochorie,<br />
daß die Diasporen nicht die Tiere nach<br />
einer bestimmten Zeit automatisch wie<strong>der</strong> verlassen.<br />
So können Diasporen im Fell wan<strong>der</strong>n<strong>der</strong><br />
Großsäuger über weite Strecken verfrachtet<br />
werden. Die weitesten Transportdistanzen werden<br />
aber mit Hilfe von Zugvögeln erreicht.<br />
Bei Zugvögeln wurden Zuggeschwindigkeiten von 60-<br />
80 km/h nachgewiesen; dabei kommt es in manchen<br />
Fällen zu ununterbrochenen Flügen von bis zu 10<br />
Tagen, d. h. es ist ein Flug ohne Landung von <strong>der</strong><br />
gemäßigten Zone <strong>der</strong> Nord- bis in die <strong>der</strong> Südhalbkugel<br />
möglich (Luftlinien-Entfernung von 45°N<br />
bis 45°S ca. 10000 km). Beson<strong>der</strong>s günstig sind die<br />
Bedingungen bei Sumpfvögeln: da diese am Zielort<br />
ebenso wie bei Zwischenlandungen wie<strong>der</strong> Sümpfe<br />
aufsuchen, gelangen die Diasporen leicht an die geeigneten<br />
Standorte. Dementsprechend haben eine<br />
ganze Reihe von holarktischen Sumpf- und Wasserpflanzen<br />
disjunkte Arealteile in den Zielgebieten <strong>der</strong><br />
Zugvögel auf <strong>der</strong> Südhalbkugel (z. B. Lythrum salicaria,<br />
Ranunculus aquatilis). Entsprechendes gibt es aber auch<br />
bei Pflanzen an<strong>der</strong>er Standorte. Ein beson<strong>der</strong>s gut<br />
bekanntes Beispiel ist die Arealdisjunktion vieler Arten<br />
o<strong>der</strong> nahe verwandter Artenpaare zwischen den<br />
Westküsten Nord- und Südamerikas (British Columbia<br />
- Kalifornien / Chile - Patagonien; Abb. 11). Die<br />
nähere Untersuchung von 106 <strong>der</strong>artigen Sippen ergab,<br />
daß 53 epizoochor sind mit Klett-Diasporen, 21<br />
dsgl. mit kleinen Kleb-Diasporen, und 20 wahrscheinlich<br />
unangepaßt epizoochor (Diasporen sehr klein,<br />
meist Sumpfpflanzen); nur für 12 scheinen eher an<strong>der</strong>e<br />
Verbreitungsweisen (Endozoochorie?) in Frage zu<br />
kommen. In allen Fällen mußte man mit direktem<br />
Ferntransport rechnen, da eine etappenweise Ausbreitung<br />
mit Zwischenstationen („Hüpfen“ über Berggipfel)<br />
aus standörtlichen Gründen unwahrscheinlich war<br />
(CoNSTANCE 1963, Raven 1963).<br />
Anemochorie<br />
Abb. 11: Verbreitung von Osmorhiza chilensis.<br />
Nach Hitchcock etc. 1955f, Brown etc. 1983.<br />
Neben den verschiedenen Formen <strong>der</strong> Zoochorie<br />
ist die Anemochorie die zweite Transportart<br />
von sehr großer Bedeutung.<br />
Zunächst einige Bemerkungen zum Transportagens.<br />
Hier ist zu unterscheiden zwischen horizontalen<br />
und vertikalen Strömungen; für den<br />
Transport sind beide Komponenten wichtig.<br />
Die Stärke des Horizontalwindes nimmt mit<br />
<strong>der</strong> Höhe über dem Boden zu. So beträgt die<br />
mittlere Windgeschwindigkeit im Jahresdurchschnitt<br />
in Mitteleuropa in offenem Gelände in<br />
2 m Höhe etwa 3 m/s, in 100 m Höhe ist sie<br />
doppelt, in 500 m schon etwa 3mal so hoch.<br />
Die Höchstgeschwindigkeit bei Orkanen liegt<br />
im Bereich von 40-55 m/s, in einzelnen Böen<br />
kann sie sogar über 70 m/s erreichen.<br />
Die vertikal gerichteten Aufwinde können<br />
unterschiedliche Ursachen haben. Thermische
Transport <strong>der</strong> Diasporen 27<br />
Aufwinde werden durch die Erwärmung <strong>der</strong> bodennahen<br />
Luftschichten bei Strahlungswetter<br />
erzeugt. Ihre Geschwindigkeit ist am Boden gering<br />
(meist unter 1 m/s), kann aber in <strong>der</strong> Höhe<br />
bis auf 15 m/s anwachsen; unter Cumulus- und<br />
Cumulonimbus-Wolken kann <strong>der</strong> aufsteigende<br />
Luftstrom bis über 6000 m Höhe hinauf reichen.<br />
Dynamische Aufwinde entstehen bei stärkerem<br />
Horizontalwind durch Turbulenzen. Ihre Geschwindigkeit<br />
kann auch am Boden - hier oft<br />
durch Hin<strong>der</strong>nisse verstärkt - erheblich sein und<br />
etwa <strong>der</strong> des Horizontalwindes entsprechen.<br />
Bei Orkanen und Wirbelstürmen ist durch<br />
die Kombination extrem starker Horizontal- und<br />
Aufwinde <strong>der</strong> Transport von Diasporen ± je<strong>der</strong><br />
Art und Größe möglich. Man hat beobachtet,<br />
daß Erde und Steine bis zu 80 km weit verfrachtet<br />
wurden. Natürlich werden bei solchen singulären<br />
Ereignissen zahlenmäßig nur wenige<br />
Diasporen erfaßt; doch kann es für manche Sippen<br />
die einzige Chance zur Fernausbreitung<br />
sein.<br />
Von solchen Extremfällen abgesehen, kann<br />
<strong>der</strong> Windtransport in zwei Formen unterglie<strong>der</strong>t<br />
werden.<br />
Chamäanemochorie<br />
Hierbei treibt <strong>der</strong> Wind die Diasporen auf <strong>der</strong><br />
Bodenoberfläche entlang. Das ist in effektiver<br />
Weise nur in offenem Gelände möglich (also<br />
nicht im Wald). Zusätzlich muß das offene<br />
Gelände den Diasporen einen möglichst geringen<br />
Wi<strong>der</strong>stand bieten; das kann entwe<strong>der</strong><br />
durch eine glatte Bodenoberfläche ermöglicht<br />
werden, o<strong>der</strong> dadurch, daß die Diasporen sehr<br />
groß sind, größer als die hemmenden Unebenheiten<br />
des Bodens.<br />
Eine glatte Bodenoberfläche kann durch das<br />
Fehlen von Vegetation bedingt sein; sie kann<br />
aber auch temporär durch eine geschlossene<br />
Schneedecke erzeugt werden. In beiden Fällen<br />
können bei größeren Windstärken die verschiedensten<br />
Diasporen verfrachtet werden. Schneedecken<br />
sind beson<strong>der</strong>s günstig; aus Tundren und<br />
alpinen Gebieten gibt es hierzu eine Reihe genauer<br />
Beobachtungen.<br />
Auffälliger und daher allgemeiner bekannt ist<br />
die zweite Möglichkeit. Als Diasporen, sogenannte<br />
Steppenläufer (auch Steppenhexen genannt),<br />
fungieren hier ganze Fruchtstände o<strong>der</strong><br />
größere abgestorbene Pflanzenteile bzw. ganze<br />
Pflanzen, die mit Früchten besetzt sind. Sie haben<br />
eine ± rundliche Form und sind bei großem<br />
Volumen doch relativ leicht. So können<br />
sie von stärkeren Winden losgerissen und über<br />
weite Strecken auf dem Boden entlang gerollt<br />
werden, wobei sie nach und nach ihre Früchte<br />
bzw. Samen ausstreuen. Solche Steppenläufer<br />
sind in Grasland- und Halbwüstengebieten in<br />
aller Welt beobachtet worden, so z. B. in O-Europa<br />
Centaurea diffusa, Eryngium campestre, Goniolimon<br />
tataricum, Phiomis herba-venti, Rapistrum<br />
perenne, Seseli tortuosum.<br />
M eteoranemochorie<br />
Für die „normale“ Form <strong>der</strong> Anemochorie, den<br />
Transport durch die Luft, ist es notwendig, daß<br />
die Diasporen in den Luftraum gelangen, um<br />
dort vom Horizontalwind erfaßt zu werden. Am<br />
leichtesten geschieht das bei Baumdiasporen<br />
durch einfaches Abfallen; bei am Boden entstandenen<br />
Diasporen ist hingegen die Mitwirkung<br />
von Aufwinden notwendig. Diese sind aber<br />
für alle Diasporen wichtig, weil sie sie in höhere<br />
Luftschichten mit größeren Windgeschwindigkeiten<br />
beför<strong>der</strong>n können.<br />
Da die Schwerkraft den Aufwinden entgegenwirkt,<br />
ist die Grundvoraussetzung für den Transport<br />
eine möglichst geringe Sinkgeschwindigkeit.<br />
Um ihre Herabsetzung zu erreichen,<br />
haben sich zahlreiche, oft sehr auffallende Anpassungen<br />
entwickelt. Danach unterteilt man die<br />
meteoranemochoren Diasporen traditionell in<br />
5 Typen, die sich nicht nur in ihrem Aussehen,<br />
son<strong>der</strong>n auch in ihrer Wirkungsweise und Effektivität<br />
unterscheiden:<br />
Staubflieger<br />
Ballonflieger<br />
Schirmflieger<br />
Gleitflieger<br />
Schraubenflieger.<br />
Staubflieger sind Diasporen, die sehr klein und<br />
leicht sind und daher ohne beson<strong>der</strong>e Anpassungen<br />
schon von den leichtesten Aufwinden<br />
hochgehoben werden können. Hierher gehören<br />
die Sporen <strong>der</strong> Luft-Kryptogamen (Farne, Moose,<br />
Pilze). Sie gelangen leicht in große Höhen<br />
(mehrere 1000 m) und werden dort von Höhenströmungen<br />
verbreitet. Dementsprechend gibt<br />
es unter ihnen einen hohen Anteil an Kosmopoliten<br />
(vgl. S. 102, 104); begrenzen<strong>der</strong> Faktor<br />
für die Ausbreitung ist hier - abgesehen von den<br />
Standortsansprüchen - weniger die Flugweite als
28 Verbreitungsökologie<br />
Abb. 12: Staubflieger-Samen.<br />
Orchidaceac. 1 Gymnadenia campea, 2 Coeloglossum<br />
viride\ Droseraceae\ 3 Drosera rotundifolia\ Pyrolaceae:<br />
4 Morieses uniflora. - Quellen: 1, 2, 4 Salisbury 1942;<br />
3 Müller-Schnei<strong>der</strong> 1977.<br />
die Lebensdauer und Austrocknungsresistenz<br />
<strong>der</strong> Sporen, die häufig nicht ausreicht, um die<br />
gegebenen Transportmöglichkeiten voll ausnutzen<br />
zu können.<br />
Daneben gibt es aber auch Blütenpflanzen, <strong>der</strong>en<br />
Diasporen - hier Samen - so klein sind, daß<br />
sie auf diese Weise verbreitet werden können.<br />
Ihre Kleinheit ist Folge starker Reduktion aller<br />
Teile (Testa, Endosperm, meist auch Embryo;<br />
Abb. 12). Am weitesten geht die Reduktion bei<br />
den Orchideen: hier besteht <strong>der</strong> Embryo nur<br />
aus wenigen Zellen und enthält keinerlei Reservestoffe,<br />
so daß er für die Keimung auf die<br />
Mithilfe von Mykorrhizapilzen angewiesen ist.<br />
Solche Staubsamen wiegen meist nur zwischen<br />
1 und 10 pg, ihre Sinkgeschwindigkeit beträgt<br />
2-5 cm/s. Ihre Bereitstellung erfolgt oft in Kapseln<br />
mit seitlichen Spalten, die meist xerochas<br />
sind, d. h. sich nur bei trockenem Wetter öffnen;<br />
außerdem sind die frischen Samen oft<br />
unbenetzbar und haften daher nicht aneinan<strong>der</strong>.<br />
Außer bei den Orchideen gibt es solche<br />
Staubsamen auch bei an<strong>der</strong>en Gruppen mit<br />
obligater Mykorrhiza (Pyrolaceen, Ericaceen),<br />
ferner bei solchen mit spezieller Ernährungsweise,<br />
z. B. parasitischen Scrophulariaceen, Orobanchaceen,<br />
auch bei Droseraceen (hier begünstigt<br />
das Auftreten einer großen Zahl kleiner,<br />
leicht zu verbreiten<strong>der</strong> Samen wohl das Auffmden<br />
<strong>der</strong> wenig ausgedehnten geeigneten Standorte).<br />
Ein aktuelles Beispiel für den Ferntransport<br />
solcher Staubsamen ist das Auftreten mancher<br />
Pyrolaceen und Orchideen (z. B. Goodyera<br />
repens) aus <strong>der</strong> borealen Nadelwaldzone in künstlichen<br />
Kiefernforsten in Nordwestdeutschland,<br />
wo sie früher nicht vorkamen.<br />
Bei den vier übrigen Typen handelt es sich<br />
um größere Diasporen mit speziellen Anpassungen.<br />
Bei den Ballonfliegern bestehen diese darin,<br />
daß durch lufterfüllte Hohlräume das spezifische<br />
Gewicht herabgesetzt wird. Off sind es<br />
blasig aufgetriebene Früchte (z. B. Colutea,<br />
Physocarpus\ Anthyllis mit blasigem Kelch), die<br />
im Innern große einheitliche Lufträume enthalten,<br />
o<strong>der</strong> es kann <strong>der</strong> Kern <strong>der</strong> Diaspore rings<br />
herum von einem Haarkleid umhüllt sein (Samen<br />
von Gossypium, Ceiba pentandrd), in dem<br />
sich natürlich viel Luft befindet (solche Haarballen<br />
können auch entstehen, wenn mehrere<br />
Diasporen des folgenden Typs miteinan<strong>der</strong> verklumpen).<br />
Die Wirksamkeit dieser Eigenschaften<br />
ist recht unspezifisch und meist wenig erfolgreich;<br />
beson<strong>der</strong>s die in <strong>der</strong> Literatur oft genannten<br />
großen „aufgeblasenen“ Früchte, etwa<br />
von Colutea, werden womöglich eher im Sinne<br />
<strong>der</strong> Chamäanemochorie transportiert.<br />
Sehr viel effektiver sind die Schirmflieger,<br />
zahlenmäßig weitaus die größte Gruppe <strong>der</strong><br />
Anemochoren. Solche Diasporen bestehen aus<br />
einem ziemlich kleinen, festen, den Schwerpunkt<br />
enthaltenden Kern und einem sehr viel<br />
größeren ± einseitigen, haarigen Anhängsel.<br />
Durch diese Konstruktion erhalten sie eine definierte<br />
Lage in <strong>der</strong> Luft und bieten den Aufwinden<br />
gute Angriffspunkte. Nach seiner Form<br />
wird das Anhängsel als Fe<strong>der</strong>schweif (längliche<br />
Achse mit abstehenden Haaren), Haarschopf<br />
(einseitiges, dichtes, pinselartiges Haarbüschel)<br />
o<strong>der</strong> Fallschirm (wie Haarschopf, aber Haare<br />
schirmartig ausgebreitet, bei höchstspezialisierten<br />
mit stielartigem Schnabel) bezeichnet<br />
(Abb. 13). Alle drei Ausbildungen treten bei Sippen<br />
aus zahlreichen Familien und auf unterschiedlicher<br />
morphologischer Grundlage auf<br />
(Tab. 10).<br />
Beson<strong>der</strong>s häufig ist dieser Diasporentyp bei<br />
Pflanzen offener (oft Pionier-) Vegetation, sowohl<br />
krautiger als auch baumförmiger. Die Bereitstellung<br />
erfolgt oft in nach oben offenen<br />
Behältern (Kapseln, Compositen-Körbchen), in<br />
denen die Diasporen leicht vom Aufwind erfaßt<br />
werden können. Bei krautigen Arten wer-
Transport <strong>der</strong> Diasporen 29<br />
11 12 13<br />
Abb. 13: Schirmflieger.<br />
Fe<strong>der</strong>schweif: 1 Pulsatilla patens, 2 Cercocarpus ledifolius, 3 Stipa joannis\ Haarschopf: 4 Epilobium parviflorum,<br />
5 Sdixhumboldtiana, 6 Asckpias curassavica, 1 Arundo donax\ Fallschirm: 8 Valeriana officinalis, 9 Senecio vulgaris,<br />
10 Tillandsia utriculata, 11 Strophanthus hispidas, 12 Taraxacum officinale, 13 Tragopogón pratensis. -4 -6 , 10, 11<br />
Samen; 1 Früchtchen; 2, 8, 9, 12. 13 Früchte; 3, 7 Teilfruchtstände. - Quellen: 1 Hitchcock etc. 1955f ;<br />
2T achtadzian 1980f; 3 M üller-Schnei<strong>der</strong> 1977; 4, 7, 8, 9,11 U lbrich 1928; 5 ,1 2 ,1 3 C orrea 1969f; 6 M orí<br />
etc. 1994; 10 Rauh 1970E
30 Verbreitungsökologie<br />
Tab. 10: Anemochore Diasporen: Schirm-, Gleit- und Schraubenflieger.<br />
Diaspore V erbreitungsmittel Beispiele<br />
Same Haarschopf Asckpias, Epilobium, Populus, Salix, Tamarix,<br />
Tillandsia spp.<br />
Fallschirm<br />
Leucadendron, Strophanthus, Tillandsia utriculata<br />
2 ± seitliche Flügel Catalpa, Tanaecium, Zanonia<br />
± kreisförmiger Flügel Aspidosperma, Gentiana lutea, Lilium giganteum<br />
1 unsymmetrischer Flügel Abies, Picea, Pinus, Prionostemma, Pterygota,<br />
Swietenia<br />
Früchtchen Fe<strong>der</strong>schweif aus Griffel Clematis, Dry as, Geum montanum, Pulsatilla<br />
± kreisförmiger Flügel Anemone narcissiflora<br />
1 unsymmetrischer Flügel Liriodendron<br />
Teilfrucht Fallschirm aus Griffelanteil Pelargonium spp.<br />
± kreisförmiger Flügel Heracleum<br />
1 unsymmetrischer Flügel Acer, Securidaca<br />
unsymmetrisch-zweiflügelig<br />
Ailanthus<br />
Frucht Fe<strong>der</strong>schweif aus Griffel Cercocarpus<br />
Haarschopf aus Kelch (Pappus) Cirsium palustre<br />
- aus Perigon Eriopborum<br />
Fallschirm aus Kelch (Pappus) Senecio spp.. Taraxacum, Tragopogón, Valeriana<br />
2 seitliche Flügel Ainus, Betula, Terminalia<br />
± kreisförmiger Flügel Cbaunochiton, Ptelea, Pterocarpus, Ulmus<br />
1 unsymmetrischer Flügel<br />
Centrolobium, Fraxinus, Myroxylon<br />
als Auswuchs <strong>der</strong> Fmchtwand<br />
- aus Hochblättern Carpinus<br />
Mehrere unsymmetrische Flügel<br />
aus Kelchblättern<br />
Dipterocarpus<br />
Fruchtstand<br />
Fe<strong>der</strong>schweif aus Granne<br />
an Grasährchen<br />
Haarbüschel an Grasährchen<br />
1 unsymmetrischer Flügel aus<br />
Hochblatt<br />
Stipa joannis<br />
Arundo, Corta<strong>der</strong>ia spp.. Mélica ciliata, Phragmites<br />
Tilia<br />
den die Behälter meist durch postflorale Verlängerung<br />
des Stieles in die Höhe gehoben (z. B.<br />
Taraxacum, Tussilago). Da die Behälter meist<br />
xerochas sind und sich die Haare des Flugapparates<br />
bei Feuchtigkeit aneinan<strong>der</strong> legen,<br />
erfolgt <strong>der</strong> Transport nur bei trockenem Wetter.<br />
Die Sinkgeschwindigkeit <strong>der</strong> Diasporen liegt<br />
im Bereich von 10-40 cm /s, so daß sie schon<br />
von leichten Horizontalwinden gut verfrachtet<br />
werden können. Über die tatsächlich erreichten<br />
Flugweiten ist wenig bekannt; sie dürften<br />
aber beträchtlich sein. Ein näher untersuchtes<br />
Beispiel ist Senecio tubicaulis, <strong>der</strong> um 1960 auf<br />
dem trockengelegten Nordostpol<strong>der</strong> im Isselmeer<br />
(Nie<strong>der</strong>lande) Massenbestände ausbildete,<br />
von denen die Diasporen bis nach Mitteldeutschland<br />
flogen, also ca. 400 km weit (vgl.<br />
Runge 1987).<br />
Zu den Gleitfliegern gehören Diasporen unterschiedlicher<br />
Größe (Abb. 14). Sie sind flach<br />
(eben) und symmetrisch gebaut. Der im Vergleich<br />
zum Gesamtumfang kleine Kern, zugleich<br />
Schwerpunkt, liegt auf einer Linie, die die Diaspore<br />
in zwei gleiche Hälften teilt. Meist sind 2<br />
seitliche Flügel vorhanden, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kern ist<br />
rings von einem ± kreisförmigen Flügel umgeben<br />
(Tab. 10). Dadurch wird eine gleitende<br />
Abwärtsbewegung hervorgemfen, wie bei einem<br />
Segelflugzeug; wie bei diesem können Aufwinde<br />
auch zum Aufsteigen führen. Die Sinkgeschwindigkeit<br />
liegt bei 20-70 cm /s; wichtig ist<br />
I
Transport <strong>der</strong> Diasporen 31<br />
Abb. 14: Gleit- und Schraubenflieger.<br />
Gleitflieger: 1 Zanoniajavanica, 2 Tanaecium noctumum, 3 Terminaliaguyanensis, 4 Aspidosperma sandwithianum,<br />
5 Chamochiton kappleri, 6 Ulmus glabra, 7 Pterocarpus erinaceus\ Schraubenflieger: 8 Ailanthus altissima, 9 Picea<br />
abies, Prionoslemma aspera, 11 Pterygotaroxburghii, \Z Acerpseudoplatanus, 13 Securidaca uniflora, Myroxylon<br />
bakamum, 15 Centrolobium robustum, \6 Dipterocarpusretusus, 17 Carpinusbetulus, 18 Tiliaplatyphyllos.- 1 ,2 ,4 , 9,<br />
10, 11 Samen; 8, 12, 13 Teilfrüchte; 3, 5, 6, 7, 14, 15, 16 Früchte, 17 Frucht mit Hochblättern, 18 Fruchtstand<br />
mit Hochblatt. - Quellen: 1 Strasburger etc. 1991; 2, 3,4 , 5 ,1 0 ,1 3 M orí etc. 1994; 6, 8, 9 ,1 2 ,1 7 ,1 8 M üller-<br />
Schnei<strong>der</strong> 1977; 7, 15, 16 Tachtad2ian 1980f.; 11, 14 Ulbrich 1928.
32 Verbreitungsökologie<br />
^ i ^ r-<br />
V ’- H . '. .<br />
aber, daß das Absinken (und ebenso das Aufsteigen)<br />
auch bei fehlendem Horizontalwind zu<br />
einer horizontalen Entfernung von <strong>der</strong> Mutterpflanze<br />
fuhrt. Bei hochwüchsigen Pflanzen kann<br />
diese im Nahbereich beträchtlich sein; tatsächlich<br />
findet sich dieser Diasporentyp hauptsächlich<br />
bei Bäumen und hochwüchsigen Lianen.<br />
Die Bereitstellung erfolgt an <strong>der</strong> Pflanze; zum<br />
Ablösen ist keine große Kraft erfor<strong>der</strong>lich. Diasporen<br />
mit kreisförmigem Flügel sind aerodynamisch<br />
ungünstiger, sie geraten leicht ins Tmdeln<br />
und leiten damit zum letzten Typ über.<br />
Bei diesem, den Schraubenfliegern, handelt<br />
es sich meist um recht schwere Diasporen (von<br />
den angegebenen Beispielen sind nur die meisten<br />
Koniferensamen relativ leicht). Sie sind<br />
unsymmetrisch gebaut mit einem exzentrischen<br />
Kern und einem o<strong>der</strong> mehreren Flügeln, die oft<br />
nicht in einer Ebene liegen bzw. in sich gedreht<br />
sind (Abb. 14, Tab. 10). Dieser Bau führt dazu,<br />
daß beim Herabfallen einfache o<strong>der</strong> komplexe<br />
drehende Bewegungen entstehen, die den Fall<br />
verlangsamen. Das wird aber erst bei größerer<br />
Fallhöhe wirksam (z. B. bei Acer-Arten nach etwa<br />
40 cm, Fraxinus etwa 1 m). Dementsprechend<br />
kommt dieser Typ vorwiegend bei Bäumen vor.<br />
Die Sinkgeschwindigkeit ist trotz <strong>der</strong> Verlangsamung<br />
mit 1 0 0 - 2 0 0 cm /s recht hoch (geringer<br />
nur bei Koniferensamen). Zu einer nennenswerten<br />
horizontalen Verfrachtung (und erst recht<br />
zur Aufwärtsbewegung) kommt es daher erst bei<br />
stärkerem Wind. Dem entspricht die Bereitstellung:<br />
Schraubenflieger-Diasporen haften meistens<br />
ziemlich fest an <strong>der</strong> Mutterpflanze, so daß<br />
sie erst bei höheren Windstärken abgerissen werden,<br />
wenn die Chancen für einen weiteren<br />
Transport günstig sind. Die wenigen direkten<br />
Beobachtungen über erzielte Flugweiten liegen<br />
allerdings nur im Bereich von wenigen km.<br />
c<br />
Hydrochorie<br />
Neben Zoo- und Anemochorie ist die Hydrochorie<br />
die einzige weitere Transportart, mit <strong>der</strong>en<br />
Hilfe wirklicher Ferntransport möglich ist.<br />
Ihre Bedeutung ist aber weitaus geringer, da sie<br />
nur relativ wenige Sippen, bzw. Ausnahmesituationen<br />
betrifft.<br />
Der Wassertransport von Diasporen kann sowohl<br />
in fließenden als auch in stehenden Gewässern<br />
erfolgen, wozwischen aber kein prinzipieller<br />
Unterschied besteht. In <strong>der</strong> Literatur wird<br />
als beson<strong>der</strong>e Form oft <strong>der</strong> Transport durch Regen<br />
als „Ombrohydrochorie“ herausgestellt,<br />
doch handelt es sich dabei letztlich nur um die<br />
Wirkung temporärer Fließgewässer. Eine Unterteilung<br />
erfolgt daher am besten in angepaßte<br />
und unangepaßte Hydrochorie.<br />
Rheohydrochorie<br />
Hier handelt es sich um den Transport von nicht<br />
an das Schwimmen angepaßten Landpflanzen-<br />
Diasporen durch fließendes Süßwasser. Sowohl<br />
Bäche und Flüsse als auch temporäre, durch<br />
Starkregen verursachte Rinnsale und Schichtfluten<br />
können solche Diasporen mit sich führen.<br />
Ein kurzzeitiger Transport im Süßwasser<br />
schadet den meisten nicht.<br />
Bei abfließendem Regenwasser werden die<br />
Diasporen überall da, wo eine Verlangsamung<br />
eintritt, abgesetzt und können nach Versiegen<br />
des Rinnsals keimen. In ebenen Halbwüstengebieten,<br />
wo die ersten Regenfälle nach <strong>der</strong>Trokkenzeit<br />
zu Schichtfluten führen, werden an <strong>der</strong>en<br />
Oberfläche oft zahlreiche kleine Ballon-<br />
Diasporen (in Vor<strong>der</strong>asien z. B. von Astragalus-<br />
A rten) mitgeführt; möglicherweise ist dieser<br />
Diasporentyp in solchen Fällen ebenso stark auf<br />
Wasser- wie auf Lufttransport ausgerichtet.<br />
Nichtangepaßte Diasporen, die in permanente<br />
Gewässer gelangen, gehen dagegen meist zugrunde,<br />
da sie schließlich auf den Boden des<br />
Gewässers sinken. Eine erfolgreiche Verfrachtung<br />
in großem Ausmaße kann aber bei Flußhochwässern<br />
eintreten. Der Schlamm, <strong>der</strong> in den<br />
vorübergehend überschwemmten Bereichen<br />
abgesetzt wird, ist meist sehr diasporenreich.<br />
Viele Arten <strong>der</strong> Flußufer und -auen können sich<br />
auf diese Weise rasch über weite Entfernungen<br />
ausbreiten („Stromtalpflanzen“). In diesen Zusammenhang<br />
gehören auch die „vom Gebirge<br />
herabgeschwemmten“ Alpenpflanzen (z. B.<br />
Linaria alpina) auf den Kiesbänken <strong>der</strong> Voralpenflüsse.<br />
Nautohydrochorie<br />
Hierher gehört zunächst <strong>der</strong> Transport ganzer<br />
vegetativer Schwimmpflanzen durch Flüsse o<strong>der</strong><br />
Meeresströmungen. Auf tropischen Strömen,<br />
z. B. dem Amazonas, finden sich oft riesige Mengen<br />
solcher Schwimmpflanzen, die langsam<br />
flußabwärts treiben (vgl. S. 383^ Durch Meeresströmungen<br />
werden vor allem schwimmen
Transport <strong>der</strong> Diasporen 33<br />
de Algen (Tange) über weite Strecken verfrachtet.<br />
Während hier die vegetative Pflanze selbst<br />
Diaspore ist, werden natürlich auch ihre eigentlichen<br />
Vermehrungseinheiten (Sporen, Früchte,<br />
Samen, Brutknospen) im Wasser verbreitet.<br />
Im vorstehenden Fall lag die Anpassung an<br />
das Schwimmen bereits bei <strong>der</strong> vegetativen<br />
Pflanze vor. Es gibt aber auch Landpflanzen<br />
(und festsitzende Wasserpflanzen) mit speziellen<br />
Diasporen, die an <strong>der</strong> Wasseroberfläche<br />
schwimmen können. Am einfachsten wird das<br />
ermöglicht bei den sogenannten Leichtgewicht-<br />
Schwimmern. Es sind meist sehr kleine, leichte<br />
Diasporen, die unbenetzbar sind und auf <strong>der</strong><br />
Wasseroberfläche bleiben, weil die Oberflächenspannung<br />
das Einsinken verhin<strong>der</strong>t (z. B. Früchtchen<br />
von Ranunculusßamtnula, Teilfrüchte von<br />
Myosotispalustris-, Achänen von Cirsiumpalustre,<br />
wobei <strong>der</strong> Pappus eine Oberflächenvergrößemng<br />
bewirkt). Diese Methode ist aber wenig effektiv,<br />
da schon eine stärkere Bewegung <strong>der</strong> Wasseroberfläche<br />
zum Sinken führt.<br />
Wirkliche Anpassungen finden sich bei den<br />
Lufthöhlen-Schwimmern. Es sind kleine bis<br />
sehr große Diasporen, <strong>der</strong>en spezifisches Gewicht<br />
durch innere lufterfüllte Hohlräume herabgesetzt<br />
wird. Dabei handelt es sich entwe<strong>der</strong><br />
um einen einheitlichen großen Hohlraum<br />
(„Schwimmblase“, z. B. Same von Nymphaea,<br />
Früchtchen von Nuphar, Fruchtschlauch von<br />
Carex vesicaria), o<strong>der</strong> um ein Schwimmgewebe<br />
mit zahlreichen Interzellularen (z. B. in <strong>der</strong> Testa<br />
von Menyanthes-, im Perikarp von Cicuta, Sparganium).<br />
Meistens sind es Diasporen von krautigen<br />
Sumpf- o<strong>der</strong> auch wurzelnden Wasserpflanzen;<br />
es gehören aber auch in Ufernähe<br />
wachsende Gehölze hierher. Beson<strong>der</strong>e Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit<br />
benötigen Diasporen, die durch<br />
Meeresströmungen verbreitet werden; hier muß<br />
nicht nur die Schwimmfähigkeit sehr lange erhalten<br />
bleiben, son<strong>der</strong>n auch das Eindringen des<br />
schädlichen Salzwassers verhin<strong>der</strong>t werden. Musterbeispiel<br />
hierfür ist die Kokosnuß (Abb. 15.1);<br />
wieweit die Kokospalme ihre weite pantropische<br />
Endosperm<br />
flüssig<br />
Embryo<br />
Stielansatz<br />
1<br />
Abb. 15: Auffällige hydrochore Diasporen.<br />
1 Kokosnuß {Cocos nuciferä), Längsschnitt: das le<strong>der</strong>ige, wasserdichte Exokarp umschließt das faserige (Kokosfasern),<br />
lufthaltige Mesokarp und das verholzte Endokarp. 2 Rhizophora mangle, Frucht (links) und Embryo als<br />
Diaspore (rechts). - Nach W. T roll 1959.
34 Verbreitungsökologie<br />
Verbreitung <strong>der</strong> Hydrochorie verdankt und wieweit<br />
<strong>der</strong> Mithilfe des Menschen, ist allerdings<br />
nicht mehr feststellbar. Aber auch kleine, unscheinbare<br />
Diasporen können sehr wi<strong>der</strong>standsfähig<br />
sein: so bleiben die Bruchfrüchtchen des<br />
Meersenfs {Cakile, vgl. Abb. 18.3) im Meerwasserschwimmend<br />
mindestens 10 Wochen lebensfähig.<br />
Daß es auch <strong>der</strong>artige „Anpassungen“ gibt,<br />
die für die Pflanze keinerlei Sinn haben, zeigt<br />
das Beispiel von Entada gigas: die Früchte bzw.<br />
Samen dieser an Flußufem Mittelamerikas wachsenden<br />
tropischen Liane gelangen ins Meer und<br />
werden vom Golfstrom bis an die arktischen<br />
Küsten von Nord-Norwegen und Novaja Zemlja<br />
transportiert, und sie sind dann .sogar z. T. noch<br />
keimfähig!<br />
Als Merkwürdigkeit seien noch die Diasporen<br />
mancher Mangrovearten (z. B. Rhizophora mangle,<br />
Abb. 15.2) erwähnt. Ihre Embryonen entwikkeln<br />
schon an <strong>der</strong> Mutterpflanze eine lange, aus<br />
<strong>der</strong> einsamigen Frucht herausragende Pfahlwurzel.<br />
Bei <strong>der</strong> Reife fallen sie unter Zurücklassung<br />
<strong>der</strong> Keimblätter ab und können, da sie salzresistent<br />
sind, völlig ungeschützt an <strong>der</strong> Wasseroberfläche<br />
schwimmen. Allerdings ist ihre<br />
Lebensdauer doch begrenzt, sie reichte z. B. für<br />
eine natürliche Besiedlung <strong>der</strong> Hawaii-Inseln<br />
nicht aus (erst nach künstlicher Einführung haben<br />
sich Rh. mangle und Rh. mucronata an den<br />
dortigen Küsten sehr schnell eingebürgert).<br />
An die Mangroven-Embryonen erinnert etwas<br />
das Verhalten von Bachuferpflanzen aus <strong>der</strong><br />
Gattung M imulus, bei denen die Samen im<br />
Wasser keimen und die schwimmenden Keimlinge<br />
vom Wasser mitgeführt und schließlich<br />
an geeigneten Uferstellen abgesetzt werden kön-<br />
Ballochorie<br />
Im Gegensatz zu den bisher besprochenen<br />
Transportarten kommt es bei dieser und <strong>der</strong><br />
folgenden allein zur Ausbreitung in <strong>der</strong> nächsten<br />
Umgebung <strong>der</strong> Mutterpflanze. Den verschiedenen<br />
Formen <strong>der</strong> Ballochorie ist gemeinsam,<br />
daß die Diasporen durch einen einmaligen<br />
Impuls vom Entstehungsort weggeschleu<strong>der</strong>t<br />
werden. Um hierbei möglichst große Entfernungen<br />
zu überbrücken, sind Eigenschaften<br />
notwendig, die den bei <strong>der</strong> Anemochorie nötigen<br />
genau entgegengesetzt sind: die Diasporen<br />
müssen klein und kompakt sein und möglichst<br />
wenig Luftwi<strong>der</strong>stand bieten. Solche, oft „feilspanförmigen“<br />
Diasporen können trotz ihrer<br />
Kleinheit eine Sinkgeschwindigkeit von über<br />
500 cm/s haben.<br />
Die ersten drei zugehörigen Formen werden<br />
hier nur erwähnt, weil sie in <strong>der</strong> Literatur traditionell<br />
behandelt werden; das Auffallendste an<br />
ihnen sind die dafür erfundenen Fachtermini,<br />
während ihre tatsächliche Spezifizität bzw. Effektivität<br />
minimal ist.<br />
Zooballochorie<br />
Hier handelt es sich darum, daß auf elastischen<br />
Stielen stehende Diasporenbehälter krautiger<br />
Pflanzen von vorbeigehenden Tieren ein Stück<br />
mitgezogen werden, dann zurückschnellen und<br />
dabei die Diasporen ausschleu<strong>der</strong>n. Beson<strong>der</strong>s<br />
leicht geschieht das, wenn die Behälter Stacheln<br />
o<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>haken haben; hierfür wurde die Bezeichnung<br />
„Schüttelkletten“ geprägt, als Beispiel<br />
wird Dipsacus angegeben.<br />
Anemoballochorie<br />
Dieser Fall ähnelt dem vorigen, nur daß das<br />
Abbiegen <strong>der</strong> Behälter aus <strong>der</strong> Gleichgewichtslage<br />
vom Wind besorgt wird. Als Anpassung bei<br />
solchen „Schüttelfrüchten“ wird die oft durch<br />
postflorale Verlängerung bewirkte beson<strong>der</strong>e<br />
Länge <strong>der</strong> steif-aufrechten Stiele angesehen (z. B.<br />
Papaver). Die Streuweite bei <strong>der</strong> tier- o<strong>der</strong> windbedingten<br />
Ausschleu<strong>der</strong>ung mag in günstigen<br />
Fällen einige Meter betragen; doch kann man<br />
bei unvoreingenommener Betrachtung davon.<br />
ausgehen, daß es sich für die betreffenden Diasporen<br />
nur um eine, und sicherlich nicht die<br />
wichtigste, von mehreren Verbreitungsweisen<br />
handelt.<br />
Hydroballochorie<br />
Die hierher gehörenden Pflanzen, die auch als<br />
„Regenballisten“ bezeichnet werden, haben'<br />
meist kleine, an waagerechten, elastischen Stielen<br />
stehende Früchte, die sich bei <strong>der</strong> Reife so<br />
öffnen, daß die Samen lose auf einer löffelförmigen<br />
Fläche liegen. Trifft ein Regentropfen<br />
den Löffel, so biegt sich <strong>der</strong> Stiel nach unten<br />
und schnellt wie<strong>der</strong> zurück, wobei die Samen<br />
ausgeschleu<strong>der</strong>t werden. Als Beispiele werden<br />
Thlaspi perfoliatum und an<strong>der</strong>e Cruciferen genannt;<br />
die Streuweite soll bis zu 80 cm (!) betra-
Transport <strong>der</strong> Diasporen 35<br />
Abb. 16; Beispiele für Autoballochorie<br />
(Früchte).<br />
Saftdruckstreuer: 1 Impatiens<br />
parviflora, 2 EcbalEum ekterium,<br />
3 Arceuthobium vaginatum\ Austrocknungsstreuer:<br />
4 Geranium<br />
syhaücum (Frucht in 5 Klausen<br />
aufspaltend, dabei plötzliche<br />
Zusammenrollung <strong>der</strong> Griffel-<br />
Anteile), 5 Lotus comiculatus. -<br />
Quellen: 1, 2 Ulbrich 1928;<br />
3 Hawksworth 1961; 4,5 Müller-Schnh<strong>der</strong>1977.<br />
gen. Hier liegt also eine reine Kuriosität ohne<br />
jede praktische Bedeutung vor.<br />
Autoballochorie<br />
Diese Transportart hat wegen ihrer spektakulären,<br />
auch dem Laien auffallenden Erscheinungen<br />
beson<strong>der</strong>s viel Beachtung gefunden. Die<br />
Energie für das Fortschleu<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Diasporen<br />
wird hier gewöhnlich durch Spannungen im lebenden<br />
(„Saftdruckstreuer“) o<strong>der</strong> toten („Austrocknungsstreuer“)<br />
Gewebe <strong>der</strong> Behälter geliefert,<br />
die schließlich zu explosionsartigem Zerfall<br />
fuhren (Abb. 16).<br />
Bei den Saftdruckstreuern kommen die<br />
Spannungen durch den Turgor zustande. Meist<br />
handelt es sich um Früchte, bei denen mit fortschreiten<strong>der</strong><br />
Reife in bestimmten Geweben ein<br />
Überdruck aufgebaut wird, bis schließlich die<br />
leiseste Erschüttemng zur Explosion fuhrt. Gewöhnlich<br />
zerplatzen die Früchte infolge von<br />
Spannungen in <strong>der</strong> Fruchtwand entsprechend<br />
ihrem morphologischen Bau, z. B. als lokulizide<br />
Kapseln {Impatiens) o<strong>der</strong> Schoten {Cardam ine<br />
impatiens, Corydalis sibirica). Eine an<strong>der</strong>e, beson<strong>der</strong>s<br />
wirksame Konstruktion liegt bei <strong>der</strong> Spritzgurke<br />
{Ecballium elaterium) vor: ein <strong>der</strong>bes, elastisches<br />
Perikarp umschließt eine innere schleimige<br />
Masse, die die zahlreichen Samen enthält.<br />
In dieser entsteht ein Überdruck bis zu 2,5 bar,<br />
<strong>der</strong> zuletzt den Stiel <strong>der</strong> hängenden Frucht aus<br />
seiner Mündung stößt, so daß die Frucht abfällt<br />
und im gleichen Augenblick <strong>der</strong> Inhalt einschließlich<br />
<strong>der</strong> Samen hinausgespritzt wird.<br />
Nach dem gleichen Prinzip arbeiten die Früchte<br />
nordamerikanischer Mistel-Arten {Arceuthobium<br />
spp., z. B. auf Pinus und Pseudotsuga), die<br />
ihre klebrigen Samen so direkt von einem Baurti<br />
zum nächsten schießen können.<br />
Stärker abweichend verhält sich <strong>der</strong> Sauerklee<br />
{Oxalis acetosella u. a. spp.), bei dem die Samen<br />
mit Hilfe <strong>der</strong> Samenschale fortgeschleu<strong>der</strong>t
36 Verbreitungsökologie<br />
werden. Diese ist zweischichtig: einer inneren,<br />
harten Schicht liegt eine stark turgeszente Epi<strong>der</strong>mis<br />
auf, die durch eine feste, elastische Kutikula<br />
zusammengepreßt wird. Durch zunehmenden<br />
Überdruck in <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis (angeblich bis<br />
18 bar) wird dann plötzlich <strong>der</strong> innere Teil des<br />
Samen herausgequetscht und durch die Spalten<br />
<strong>der</strong> geöffneten Kapsel ins Freie geschossen.<br />
Hierher gehört übrigens auch die Ausschleu<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Sporen aus den Farnsporangien<br />
durch den bekannten Kohäsionsmechanismus.<br />
Da die ausgeschleu<strong>der</strong>ten Samen oft klebrig<br />
sind, können sie leicht an Tieren, die die Explosion<br />
ausgelöst haben, hängenbleiben und von<br />
diesen weitertransportiert werden; in solchen<br />
Fällen wäre das Abschießen eigentlich eine beson<strong>der</strong>e<br />
Form <strong>der</strong> Bereitstellung von epizoochoren<br />
Kleb-Diasporen.<br />
Die Spannungen in den Früchten <strong>der</strong> Austrocknungsstreuer<br />
beruhen meist auf einer ungleichen<br />
Verformung verschiedener Gewebeschichten<br />
(z. B. infolge von Faserschicht-Kreu-<br />
Zungen) bei <strong>der</strong> Austrocknung <strong>der</strong> abgestorbenen<br />
Fruchtwand. Oft wird eine rasche Austrocknung<br />
bei Sonnenschein durch die dunlde Färbung<br />
<strong>der</strong> Frucht begünstigt. Es können hauptsächlich<br />
2 Mechanismen unterschieden werden,<br />
die man als „Rollschleu<strong>der</strong>“ und „Quetschschleu<strong>der</strong>“<br />
bezeichnen kann. Im ersten Fall rollen<br />
sich Teile <strong>der</strong> Fruchtwand blitzschnell zusammen,<br />
wodurch die daran sitzenden Samen<br />
fortgeschleu<strong>der</strong>t werden (z. B. Genista, Lotus,<br />
Sarothamnus, Vicia u. a. Leguminosen, Geranium)-,<br />
die Frucht selbst wird dabei oft völlig<br />
zerlegt (beson<strong>der</strong>s auffällig bei dem tropischen<br />
Euphorbiaceen-Baum H ura crepitans, dessen<br />
etwa faustgroße Kapsel mit lautem Knall in zahlreiche<br />
Teile zerspringt). Im zweiten Fall werden<br />
die meist sehr harten, glatten Samen durch ein<br />
eher langsames Zusammenpressen bestimmter<br />
Perikarpteile plötzlich aus <strong>der</strong> Frucht herausgequetscht<br />
(z. B. Viola, Buxus, Hamamelis).<br />
Zu den bei <strong>der</strong> Autoballochorie erreichten<br />
Schußweiten vgl. Tab. 11.<br />
Tab. 11; Maximale „Schußweiten“ autoballochorer<br />
Diasporen.<br />
Nach Hawksworth 1961 und Müller-Schnei<strong>der</strong> 1977.<br />
Art<br />
Cardamine parvijlora f 2<br />
Geranium columbinum 1,5<br />
Pika spruceana 1,7<br />
Cardamine impatiens 2,0<br />
Montia fontana 2,0<br />
Euphorbia helioscopia 2,0<br />
Corydalis sibirica 2,2<br />
Oxalis acetosella 2,3<br />
Viola arvensis 2,4<br />
Geranium sylvaticum 2,7<br />
Cyclanthera explodens 3,0<br />
Impatiens parvijlora 3,4<br />
Lathraea clandestina 4,0<br />
Mercurialis perennis 4,0<br />
Alstroemeria psittacina 4,0<br />
Viola riviniana 4,6<br />
Dorstenia contrayerva 5,0<br />
Geranium robertianum 6,0<br />
Impatiens glandulifera 6,3<br />
Lupinus digitatus 7,0<br />
Wisteria sinensis 9,0<br />
Acanthus mollis 9,5<br />
Arceuthobium vaginatum 12,6<br />
Ecballium elaterium 12,7<br />
Hura crepitans 14,0<br />
Baubinia purpurea 15,0<br />
Weite in m<br />
Autochorie<br />
Die eben besprochene Autoballochorie wird oft<br />
mit zur Autochorie gerechnet. Doch gibt hierbei<br />
die Pflanze selbst nur den Anstoß zum Transport;<br />
bei echter Autochorie fuhrt sie ihn auch<br />
durch. In <strong>der</strong> Literatur werden 2 Formen <strong>der</strong><br />
Autochorie unterschieden, <strong>der</strong>en erste jedoch<br />
wie<strong>der</strong> nur eine Kuriosität ist, die für die Ausbreitung<br />
<strong>der</strong> Diasporen keine praktische Bedeutung<br />
hat.<br />
Herpautochorie<br />
Hier bewegen sich die auf dem Boden liegenden<br />
Diasporen mit Hilfe hygroskopischer Grannen<br />
o<strong>der</strong> Haare, die meist noch mit einseitig<br />
ausgerichteten Wi<strong>der</strong>haken besetzt sind. Meist<br />
legen diese Organe sich bei Feuchtigkeit dicht<br />
an, beim Austrocknen spreizen sie ab o<strong>der</strong> biegen<br />
sich knieartig um. Bei häufigem Feuchtigkeitswechsel<br />
(durch allnächtlichen Tau) kann<br />
eine ständige Fortbewegung <strong>der</strong> Diaspore in einer<br />
Richtung resultieren. Die zurückgelegten<br />
Distanzen sind minimal; ein Nutzen für die<br />
Pflanze kann zuweilen darin bestehen, daß die<br />
Diasporen in eine für die Keimung günstige Lage<br />
gebracht werden (bei Erodium werden sie sogar<br />
durch den Fruchtschnabel in den Boden einge-
Transport <strong>der</strong> Diasporen 37<br />
Abb. 17: Blastautochorie durch Ausläufer<br />
bei Ranunculus repens (schematisch).<br />
Eine Mutterpflanze (bei <strong>der</strong> Koordinate<br />
0/0) erzeugte in einer Vegetationsperiode<br />
34 Tochterpflanzen, von denen 22 (*)<br />
zugleich noch zur Blüte kamen. - Aus<br />
Sausbury 1942, verän<strong>der</strong>t.<br />
bohrt; an<strong>der</strong>e Beispiele: viele Grasfrüchte bewegen<br />
sich mit Hilfe ihrer Grannen, die von<br />
Trifolium stdlatum mit Hilfe <strong>der</strong> Kelchzipfel).<br />
Blastautochorie<br />
Bei Pflanzen mit nie<strong>der</strong>liegenden Stengeln werden<br />
Früchte und Samen an Stellen erzeugt, die<br />
vom Keimort <strong>der</strong> Mutterpflanze eine gewisse<br />
horizontale Strecke entfernt sind; doch handelt<br />
es sich hierbei um das normale vegetative<br />
Längenwachstum, das nicht speziell dem Diasporentransport<br />
dient. Eine spezielle Anpassung,<br />
die die Verbringung <strong>der</strong> Diasporen an einen<br />
günstigen Keimort bewirkt, liegt allerdings bei<br />
Tab. 12: Ausläufer, in einer Vegetationsperiode erzeugte<br />
Längen (Beispiele aus Mitteleuropa).<br />
Aus Müller-Schnei<strong>der</strong> 1977.<br />
Art<br />
Viola odorata 0,13<br />
Ajuga reptam 0,2<br />
Hieracium pilosella 0,3<br />
Geum reptans 0,5<br />
Lithospermum purpureo-coerukum 0,56<br />
PotentiUa amerina 1,1<br />
Ranunculus repens 1,3<br />
Rubus saxatilis 1,4<br />
PotentiUa reptans 1,5<br />
Vinca major 2,0<br />
Fragaria vesca 2,6<br />
Rubus caesius 3,2<br />
Rubus bifrons 6,5<br />
Phragmites australis 20,0<br />
Länge in m<br />
<strong>der</strong> Fels- und Mauerpflanze Cymbalaria muralis<br />
vor: hier wachsen die Fruchtstiele postfloral<br />
negativ phototropisch und beför<strong>der</strong>n dadurch<br />
die Kapseln in Fels- und Mauerritzen.<br />
Eindeutig von Transport kann man aber bei<br />
Pflanzen mit vegetativer Vermehrung durch<br />
Ausläufer sprechen. Hier sind die Diasporen<br />
Sproßvegetationspunkte, die mit Hilfe spezieller<br />
Transportorgane an den Bestimmungsort<br />
gebracht werden. Die Ausläufer haben allerdings<br />
nicht allein die Transportfunktion, son<strong>der</strong>n zugleich<br />
die Aufgabe, die an ihnen befindlichen<br />
Diasporen mit Nährstoffen zu versorgen. Deren<br />
Etablierung wird so sehr erleichtert, und es<br />
ist verständlich, daß Pflanzen mit Ausläufern<br />
oft eine sehr rasche Nahausbreitung zeigen<br />
(Abb. 17, Tab. 12).<br />
f<br />
Atelechorie<br />
Neben den vielen Anpassungen, die den Transport<br />
<strong>der</strong> Diasporen vom Entstehungsort hinweg<br />
begünstigen, gibt es zuweilen auch solche, die<br />
das Gegenteil bewirken. Das erscheint zunächst<br />
wi<strong>der</strong>sinnig: denn jede Pflanzensippe braucht<br />
die Fähigkeit sich auszubreiten. Selbst wenn sie<br />
in einem standörtlich zusagenden Gebiet lebt<br />
und deshalb im Augenblick eine Ausbreitung<br />
nicht nötig hat, so kann es doch je<strong>der</strong>zeit zu<br />
Klimaän<strong>der</strong>ungen kommen, die das potentielle<br />
Areal verschieben; kann die Sippe dann ihre Verbreitung<br />
den verän<strong>der</strong>ten Verhältnissen nicht<br />
anpassen, so ist sie vom Aussterben bedroht.
38 Verbreitungsökologie<br />
I<br />
Dementsprechend betrifft das Phänomen <strong>der</strong><br />
Atelechorie, <strong>der</strong> Verhin<strong>der</strong>ung des Diasporen-<br />
Transports, stets nur einen Teil <strong>der</strong> Diasporen<br />
<strong>der</strong> betreffenden Sippe. Es tritt vorwiegend bei<br />
Pflanzen auf, die unter sehr ungünstigen Klimabedingungen<br />
wachsen, vor allem in Halbwüstengebieten<br />
(vgl. ZoHARY 1937). Dort gibt es viele<br />
Einjährige, die den größten Teil des Jahres (o<strong>der</strong><br />
auch mehrere Jahre) als Diasporen verbringen<br />
und nur während einer kurzen Regenzeit vegetativ<br />
vorhanden sind. Sie wachsen an lokal günstigen<br />
Stellen, wo <strong>der</strong> Regen zusammenläuft. Ein<br />
Teil ihrer Früchte o<strong>der</strong> Samen wird an Ort und<br />
Stelle fixiert, so daß <strong>der</strong> einmal gefundene günstige<br />
Standort von <strong>der</strong> Art besetzt bleibt. Sie erreichen<br />
dadurch eine Art von Perennität, aber<br />
mit geringerem Stoffaufwand - vor allem<br />
Wasserverlust - als echte Perenne.<br />
Die Fixierung <strong>der</strong> Diasporen erfolgt meist<br />
durch Geokarpie, d. h. die Früchte werden in<br />
den Boden verlagert, entwe<strong>der</strong> durch kleistogame<br />
unterirdische Blüten, o<strong>der</strong> durch positiv<br />
geotropes Wachstum <strong>der</strong> Fruchtstiele nach <strong>der</strong><br />
Bestäubung. Das geschieht aber nur mit einem<br />
Teil <strong>der</strong> Früchte, es liegt also Heterokarpie vor.<br />
Meist sind die Erdfrüchte einsamig und bleiben<br />
geschlossen, die an<strong>der</strong>en, an <strong>der</strong> Luft erzeugten<br />
Früchte dagegen sind mehrsamig und<br />
öffnen sich normal (Abb. 18.1,2), so bei manchen<br />
Leguminosen (z. B. Lathyrus amphicarpus,<br />
Pisum amphicarpum, Mittelmeergebiet) und Cmciferen<br />
{C ardam ine chenopodiifolia, Anden).<br />
(Nicht in allen Fällen dient die Geokarpie <strong>der</strong><br />
Atelechorie: bei Vro/it-Arten ist sie z. B. eine<br />
Form <strong>der</strong> Bereitstellung myrmekochorer Diasporen,<br />
ähnlich bei Arachis hypogaea für Dyszoochorie<br />
seitens erdbewohnen<strong>der</strong> Nager.)<br />
Neben Geokarpie gibt es noch an<strong>der</strong>e Methoden<br />
<strong>der</strong> Transportverhin<strong>der</strong>ung, z. B. sehr<br />
festes Haften an <strong>der</strong> Mutterpflanze, Verankerung<br />
im Boden mit Haken, u. a. Als Beispiel,<br />
bei dem sich die beiden Hälften <strong>der</strong>selben<br />
Frucht unterschiedlich verhalten (Heteromerikarpie),<br />
sei noch <strong>der</strong> Meersenf {Cakile maritima)<br />
genannt: die Früchte sind 2samige Bmchschoten<br />
(Abb. 18.3), <strong>der</strong>en oberer Teil abbricht und verbreitet<br />
wird, während <strong>der</strong> untere an <strong>der</strong> toten<br />
Mutterpflanze verbleibt, mit dieser oft im Sand<br />
vergraben wird und so den bisherigen Wuchsort<br />
behaupten kann.<br />
3 Etablierung am Zielort<br />
Mit <strong>der</strong> Entfernung <strong>der</strong> Diaspore vom Wuchsort<br />
<strong>der</strong> Mutterpflanze ist die erste Voraussetzung<br />
für eine Ausbreitung erfüllt. Bis zur tatsächlichen,<br />
dauerhaften Eroberung eines neuen<br />
Wuchsortes ist es aber noch ein weiter Weg, auf<br />
dem die weiteren oben genannten Schritte zu<br />
durchlaufen sind.<br />
Die vielen Anpassungen, die den Transport bewirken,<br />
dürfen natürlich nicht ewig wirksam<br />
sein: irgendwann müssen die Keime zur Ruhe
Etablierung am Zielort 39<br />
kommen und sich am Bestimmungsort festsetzen.<br />
Die Beendigung des Transports kann bewirkt<br />
werden durch;<br />
(1) Verlust o<strong>der</strong> Unwirksamwerden <strong>der</strong> Verbreitungsmittel.<br />
Bei Endo- und Synzoochorie wirkt das<br />
Verbreitungsmittel nur einmal: mit dem<br />
Ausscheiden bzw. Wegwerfen des Kernes ist<br />
<strong>der</strong> Verbreitungsvorgang beendet. Epizoochore<br />
Diasporen können an Vegetation<br />
o<strong>der</strong> am Boden wie<strong>der</strong> abgestreift, o<strong>der</strong> vom<br />
Tier absichtlich beseitigt werden. Bei<br />
Anemochorie kann einfach die Windgeschwindigkeit<br />
zu gering werden; o<strong>der</strong> z. B.<br />
Staubflieger werden durch Regentropfen zu<br />
Boden beför<strong>der</strong>t, bei größeren Diasporen<br />
wird <strong>der</strong> Flugapparat zerstört o<strong>der</strong> abgeworfen<br />
o<strong>der</strong> legt sich bei Feuchtigkeit zusammen.<br />
Beim Wassertransport werden die<br />
Diasporen am Ufer abgesetzt, o<strong>der</strong> die Um <br />
hüllung des Schwimmapparates wird undicht,<br />
so daß Wasser eindringen kann und<br />
die Diasporen absinken.<br />
(2) Das Verbreitungsmittel dient zugleich <strong>der</strong><br />
Verankerung im Boden.<br />
Der perfekteste Fall dieser Art ist die vegetative<br />
Verbreitung durch Ausläufer. Von<br />
den generativen Diasporen betrifft es vor<br />
allem Epizoochore mit Haken, Borsten<br />
u. dgl., die nach dem Abstreifen vom Tier<br />
dazu führen, daß die Diaspore auf dem<br />
Boden bald eine feste Lage einnimmt (beson<strong>der</strong>s<br />
bei Trampelkletten kann die Verankerungsfunktion<br />
<strong>der</strong> Anhängsel <strong>der</strong> Transportfunktion<br />
gleichwertig sein). Auch bei<br />
Kleb-Diasporen kann die Klebsubstanz zur<br />
Befestigung am Substrat fuhren (vgl. die Mistel,<br />
S. 25). Daß die „Verbreitungsmittel“<br />
<strong>der</strong> Herpautochoren wohl überwiegend <strong>der</strong><br />
Verankerung dienen, wurde bereits erwähnt.<br />
(3) Entwicklung beson<strong>der</strong>er Verankerungsmittel.<br />
Viele kleine Diasporen, hauptsächlich Samen,<br />
entwickeln bei Befeuchtung einen zähen,<br />
klebrigen Schleim, <strong>der</strong> sie an <strong>der</strong> Unterlage<br />
festklebt (Myxospermie). Das ist beson<strong>der</strong>s<br />
in Trockengebieten häufig und bewirkt<br />
hier, daß die Samen bei beginnenden<br />
Regenfällen sofort fixiert werden; doch ist<br />
es auch in Mitteleuropa nicht selten (z. B.<br />
Plantago, Linum, Salvia).<br />
b<br />
Keimung und Keimungsökologie<br />
Während bei manchen vegetativen Diasporen,<br />
so bei <strong>der</strong> Ausläuferverbreitung, gleich eine voll<br />
ausgebildete Jungpflanze auftritt, liegt bei den<br />
generativen Diasporen <strong>der</strong> Samenpflanzen ein<br />
Embryo vor, <strong>der</strong> zunächst als Keimling die<br />
schützende Umhüllung verlassen muß. Das Stadium<br />
des Keimlings ist ein beson<strong>der</strong>s gefährdeter<br />
Abschnitt im Lebenszyklus <strong>der</strong> Pflanze. Es<br />
gibt daher viele Anpassungen, die dafür sorgen,<br />
daß es nur unter günstigen Außenbedingungen<br />
zur Keimung kommt. Manche Anpassungen<br />
laufen sogar darauf hinaus, eine Keimung nur<br />
dann zu ermöglichen, wenn auch die Voraussetzungen<br />
für das Aufwachsen <strong>der</strong> Jungpflanzen<br />
günstig sind (vgl. F enner 1985).<br />
Ein wichtiges Phänomen ist die Keimruhe,<br />
d. h. das Verhalten vieler Samen (bzw. samenhaltiger<br />
Diasporen), nach dem Verlassen <strong>der</strong><br />
Mutterpflanze eine Ruhepause durchzumachen,<br />
in <strong>der</strong> eine Keimung nicht erfolgt. Die Ursachen<br />
hierfür lassen sich in 4 Gruppen unterteilen,<br />
von denen man die beiden ersten als exogene,<br />
die beiden letzten als endogene zusammenfassen<br />
kann:<br />
(1) Physiko-chemische: Die für die Keimung<br />
notwendigen Werte <strong>der</strong> Außenbedingungen<br />
sind nicht gegeben. So ist <strong>der</strong> Temperaturbereich,<br />
in dem eine Keimung erfolgt,<br />
oft recht eng (z. B. eine Amplitude von<br />
10 °C); solange die Temperatur darunter<br />
o<strong>der</strong> darüber liegt, erfolgt keine Keimung.<br />
Ähnliches kann für den pH-Wert des Bodens<br />
gelten; auch hier gibt es manchmal<br />
recht enge Amplituden (kann bestimmend<br />
sein für das Vorkommen <strong>der</strong> betr. Sippe).<br />
Grundvoraussetzung ist natürlich ein genügen<strong>der</strong><br />
Wassergehalt des Bodens, <strong>der</strong> die für<br />
die Keimung nötige Quellung des Embryos<br />
ermöglicht. In Son<strong>der</strong>fällen sind noch weitere<br />
Faktoren entscheidend, z. B. auch biologische:<br />
so bei Orchideensamen die Anwesenheit<br />
eines geigneten Mykorrhizapilzes.<br />
(2) Mechanische; Die Schale <strong>der</strong> Diaspore ist<br />
wassemndurchlässig und verhin<strong>der</strong>t so die<br />
Quellung; zuweilen kann sie auch 0 2 -undurchlässig<br />
sein und dadurch die Atmung<br />
behin<strong>der</strong>n (diese ist bei keimenden Samen<br />
meist sehr stark, in Notfällen kommt auch<br />
anaerobe Energiegewinnung vor); in seltenen<br />
Fällen wird die Quellung trotz Wasserdurchlässigkeit<br />
durch zu große Härte <strong>der</strong>
40 Verbreitungsökologie<br />
Schale unmöglich gemacht. Diese Eigenschaften<br />
<strong>der</strong> Schale können auf mechanischem,<br />
physikalischem o<strong>der</strong> chemischem<br />
Wege beseitigt werden, z. B. durch<br />
• Dyszoochorie: Tier öffnet Schale und<br />
verliert Keim<br />
• Endozoochorie: Teüverdauung <strong>der</strong> Schale<br />
• „Überliegen“ im Boden: Beschädigung<br />
<strong>der</strong> Schale durch Frostwirkung im Winter,<br />
im folgenden Sommer dann Fortsetzung<br />
<strong>der</strong> Korrosion durch mikrobiellen<br />
Abbau.<br />
Letzteres trifft für viele Körner- und Nuß-<br />
Diasporen zu. Beson<strong>der</strong>s wi<strong>der</strong>standsfähig<br />
sind die Schalen mancher Leguminosen-Samen;<br />
hier beschleunigt man die Korrosion<br />
in <strong>der</strong> Praxis zuweilen durch Einlegen in<br />
H2SO4.<br />
(3) Ontogenetische: Der Embryo ist bei <strong>der</strong><br />
(scheinbaren) Samenreife noch ungenügend<br />
entwickelt und muß nach dem Abfallen erst<br />
nachwachsen (auf Kosten des Endosperms).<br />
Dieser Fall ist nicht selten (mitteleuropäische<br />
Beispiele: Pinus, Fraxinus excelsior, Ilex<br />
aquifolium, Eranthis u. a. Ranunculaceen,<br />
Corydalis cava).<br />
(4) Physiologische: Die Keimung erfolgt für<br />
eine gewisse Zeit auch dann nicht, wenn<br />
Hin<strong>der</strong>nisse nach (l)-(3) nicht vorliegen.<br />
Dieses als Keimhemmung bezeichnete Verhalten<br />
ist durch die Keimung hin<strong>der</strong>nde Inhaltsstoffe<br />
(häufig Abscisinsäure, auch Zimtsäure<strong>der</strong>ivate<br />
u. a.) bedingt; erst nach <strong>der</strong>en<br />
Abbau (o<strong>der</strong> auch Blockierung) ist die<br />
Diaspore „keimbereit“. Solche Substanzen<br />
können auch in den äußeren Teilen von<br />
Saft-Diasporen enthalten sein (so wurden<br />
im Fruchtfleisch von Perseagratissima bis zu<br />
10 mg/kg Abscisinsäure nachgewiesen). Im<br />
eigentlichen Samenbereich können sie im<br />
Laufe <strong>der</strong> Zeit von selbst degenerieren (selten<br />
ist einfache Auswaschung). Meist wird<br />
<strong>der</strong> Abbau aber durch die Wirkung exogener<br />
Reize beschleunigt, d. h. durch bestim<br />
m te Schwellenwerte von Um w eltfaktoren,<br />
die entwe<strong>der</strong> einmalig (kurz- o<strong>der</strong><br />
langzeitig) o<strong>der</strong> mehrfach im Wechsel auftreten.<br />
Zu nennen sind:<br />
• Temperaturen: tiefe (in Mitteleuropa oft<br />
0 bis 4-5 °C, sog. „Frostkeimer“); hohe;<br />
Wechsel<br />
• Licht: Belichtung hemmend („Dunkelkeimer“);<br />
för<strong>der</strong>nd („Lichtkeimer“); bestimmte<br />
Photoperiode nötig<br />
• Feuchtigkeit: mehrfacher Wechsel zwischen<br />
Anfeuchtung und Austrocknung<br />
• Chemismus: Wechsel zwischen Salzwasser<br />
und Regenwasser (bei Meerstrandpflanzen,<br />
z. B. Cakile).<br />
Zuweilen wird die Keimhemmung nur für<br />
eine bestimmte Zeit aufgehoben, danach ist<br />
die Keimung erneut gehemmt (periodische<br />
Keimbereitschaft). Manche Parasiten (z. B.<br />
Orobanche spp.) keimen nur in <strong>der</strong> Nähe ihrer<br />
Wirtspflanze; hier sind für die Aufhebung<br />
<strong>der</strong> Hemmung also wohl vom Wirt abgegebene<br />
Substanzen notwendig. Experimentell<br />
kann man die Keimhemmung bei vielen<br />
Pflanzen durch Zugabe von Gibberellinen beenden.<br />
Die tatsächliche Dauer <strong>der</strong> Keimruhe resultiert<br />
gewöhnlich aus <strong>der</strong> Kombination mehrerer <strong>der</strong><br />
genannten Ursachen. Sie ist sehr unterschiedlich<br />
und zeigt enge Beziehungen zu den ökologischen<br />
Bedingungen, unter denen die Sippe<br />
lebt. So keimen die Diasporen vieler mitteleuropäischer<br />
Pflanzen frühestens im nächsten<br />
Frühjahr, überdauern also den Winter im Ruhezustand.<br />
Entsprechendes gilt auch für an<strong>der</strong>e<br />
Gebiete mit Wechsel zwischen günstiger und ungünstiger<br />
Jahreszeit. Im Tropischen Regenwald<br />
hat man festgestellt, daß viele <strong>der</strong> dortigen<br />
Schatthölzer (Klimaxarten) keine Keimruhe haben.<br />
Ihre Diasporen keimen bald nach <strong>der</strong> Reife<br />
aus (so waren von 180 Schatthölzern aus dem<br />
malesischen Regenwald, die daraufhin untersucht<br />
wurden, 118 nach weniger als 3 Monaten<br />
gekeimt). Die Jungpflanzen sind sehr schattenfest<br />
und werden oft lange Zeit aus großen<br />
Reservestoffspeichern im Samen versorgt (z. B.<br />
Persea gratissima)-, sie können daher lange Zeit<br />
ohne stärkeres Wachstum abwarten, bis günstigere<br />
Bedingungen für sie eintreten. Samen von<br />
Lichthölzern, die den Sekundärwald bilden,<br />
haben dagegen Keimhemmung, die nur durch<br />
den Einfall von direktem Sonnenlicht aufgehoben<br />
wird, d. h. wenn die Voraussetzungen für<br />
erfolgreiches Aufwachsen gegeben sind.<br />
Pflanzensippen, die in einer Umwelt wachsen,<br />
in <strong>der</strong> günstige Bedingungen nur sehr unregelmäßig<br />
bzw. episodisch auffreten, zeigen beson<strong>der</strong>s<br />
ausgeprägt eine Eigenschaft, die auch<br />
sonst nicht selten ist: nämlich eine große Streuung<br />
in <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> Keimruhe. Beson<strong>der</strong>s Ein
Etablierung am Zielort 41<br />
jährige müssen, um ihr Überleben zu sichern,<br />
dafür sorgen, daß nicht alle ihre Diasporen zugleich<br />
keimen. Das trifft etwa in Halbwüstengebieten<br />
zu, wo es häufig Jahre gibt, in denen<br />
die Regenmenge nicht ausreicht, um die gekeimten<br />
Exemplare zum Fruchten kommen zu lassen:<br />
es bleiben noch genügend ungekeimte für<br />
bessere Jahre übrig. Ähnliches gilt für Ackerunkräuter,<br />
die so die Auswirkungen <strong>der</strong> Fruchtfolge<br />
(und in Grenzen auch <strong>der</strong> Herbizidanwendung)<br />
überstehen können.<br />
Die einzelnen Diasporen <strong>der</strong>selben Sippe verhalten<br />
sich hier also sehr unterschiedlich, d. h.<br />
es liegt eine Art von Heterospermie bzw. Heterokarpie<br />
vor. Diese kann auch morphologisch erkennbar<br />
sein: so sind bei manchen Compositen<br />
die äußeren Achänen des Körbchens wesentlich<br />
dickschaliger als die inneren und haben infolgedessen<br />
auch eine längere Keimruhe. Meist<br />
handelt es sich aber um eine äußerlich nicht<br />
sichtbare „physiologische Heterospermie“. Über<br />
<strong>der</strong>en Zustandekommen ist wenig bekannt; anscheinend<br />
können die Umweltbedingungen zur<br />
Zeit <strong>der</strong> Samenentwicklung einen Einfluß haben.<br />
So zeigten bei Stellaria media und Lactuca<br />
sativa Diasporen, die bei kühler Witterung und<br />
geringer Tageslänge heranwuchsen, eine langdauernde<br />
Keimruhe, solche bei hohen Temperaturen<br />
und langen Tagen hingegen eine nur<br />
kurzzeitige. Die sinnvolle ökologische Konsequenz<br />
besteht darin, daß im Hochsommer entstandene<br />
Diasporen rasch keimen und noch eine<br />
zweite Generation hervorbringen können, während<br />
im Herbst entstandene bis zum nächsten<br />
Frühjahr überliegen.<br />
Allein exogen bedingt ist die Streuung <strong>der</strong><br />
Keimruhe bei Pyrophyten: hier werden die Diasporen<br />
erst frei, wenn zuvor ein Waldbrand stattgefunden<br />
hat, d.h. wenn <strong>der</strong> für das Aufkommen<br />
<strong>der</strong> bei solchen Arten sehr konkurrenzschwachen<br />
Jungpflanzen notwendige offene<br />
Boden zur Verfügung steht.<br />
Wird so die Keimung zuweilen über längere<br />
Zeit verzögert, so ist das doch nicht unbegrenzt<br />
möglich. In diesem Zusammenhang ist ein Blick<br />
auf die Lebensdauer <strong>der</strong> Samen (bzw. samenhaltiger<br />
Diasporen) überhaupt von Interesse.<br />
Manche Samen leben nur wenige Tage (z. B.<br />
Sfl/fx-Arten); doch ist das eine extreme Ausnahme.<br />
Normalerweise ist die Lebenserwartung <strong>der</strong><br />
Samen erheblich länger, vorausgesetzt daß sie<br />
nicht durch äußere Einflüsse geschädigt werden<br />
(neben Tierfraß ist hier die Gefahr <strong>der</strong> Austrocknung<br />
zu nennen, die bei vielen relativ wenig<br />
entwässerten Samen gegeben ist); gewöhnlich<br />
beträgt sie mehrere Monate bis mehrere Jahre,<br />
nicht selten auch Jahrzehnte.<br />
Uber einige, meist auch in Mitteleuropa vorkommende<br />
Arten gibt das inzwischen berühmte, 1879 von Beal<br />
begonnene Experiment an <strong>der</strong> Universität von Michigan<br />
Auskunft (Kivilaan etc. 1981). Diasporen dieser<br />
20 Arten wurden mit Sand vermischt und in nach<br />
Tab. 13: Lebensdauer <strong>der</strong> Diasporen von 14 Pflanzenarten nach dem Versuch von Beal.<br />
? = Bestimmung von Verbascum blattaria bis 1920 unsicher, da anfangs noch an<strong>der</strong>e Verbascum-Knm beteiligt.<br />
Bei V. blattaria keimten 1980 noch 21 von 50 wie<strong>der</strong>gefundenen Samen. - Aus Kivilaan etc. 1981, gekürzt.<br />
1879 vergrabene Arten<br />
Agrostemma gthago<br />
Bromus secalinus<br />
Polygonum hydropiper<br />
Anthemis cotula<br />
Setaria glauca<br />
CapseUa bursa-pastoris<br />
Stellaria media<br />
Portulaca okracea<br />
Amaranthus retrojlexus<br />
Lepidium virginicum<br />
Brassica nigra<br />
Oenothera biennis<br />
Rumex crispus<br />
Verbascum blattaria<br />
1889 99<br />
- f - 1 -<br />
- 1 - - 1 -<br />
- 1 - -1 -<br />
+ - 1 - +<br />
+ - 1 - +<br />
+ +<br />
+ + +<br />
-1 - -1 - +<br />
+ -1 - +<br />
+ -H +<br />
+ + +<br />
-> > ><br />
Gekeimte Diasporen in den Jahren<br />
1909 20 30 40 50 60 70 80<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
5<br />
+ + + -1-<br />
-1- + -t- +<br />
-1- + 4- -(-
42 Verbreitungsökologie<br />
r , , . . r.y A * .<br />
V' r .V '^~-<br />
Vife--K -?,•.<br />
f<br />
unten offenen Flaschen im Boden vergraben. Jeweils<br />
alle 5, später alle 10 Jahre wurde je eine Flasche ausgegraben<br />
und die Keimfähigkeit geprüft (Tab. 13). Noch<br />
über die hier festgestellten 100 Jahre hinaus weisen<br />
einige Zufallsfunde subfossiler Diasporen. So wurden<br />
aus mindestens 400 Jahre alten Torfen in <strong>der</strong> Mandschurei<br />
Früchtchen von Nelumbo nucifera isoliert, die<br />
noch keimfähig waren; bestätigt wurde dieser Befund<br />
durch die erfolgreiche Aussaat aus 237Jahre altem Herbarmaterial<br />
<strong>der</strong>selben Art. Noch etwas älter waren<br />
keimfähige Samen von Canna compacta aus einer auf<br />
etwa 600 Jahre vor heute datierten archäologischen<br />
Fundstätte in Argentinien. Den Rekord, <strong>der</strong> allerdings<br />
auf ungewöhnlichen Umständen (Kühltruheneffekt)<br />
beruht, halten etwa 10000 Jahre alte Samen von<br />
Lupinus, Chenopodium und Spergularia aus dem Dauerfrostboden<br />
in Nord-Alaska.<br />
Insgesamt fuhrt die Fähigkeit vieler Diasporen,<br />
mehrere bis viele Jahre am Leben zu bleiben<br />
ohne zu keimen, zu einer Ansammlung leben<strong>der</strong><br />
Diasporen auf dem und vor allem im Boden.<br />
Diese Vorräte werden als Samenbank (o<strong>der</strong><br />
Samenpotential; exakter wäre Diasporenbank)<br />
bezeichnet. Die hier befindlichen Mengen, beson<strong>der</strong>s<br />
an kleinen Diasporen, die leicht in den<br />
Boden gelangen, sind erheblich; so werden aus<br />
England für 1 m^ Waldboden 100-1000 lebende<br />
Diasporen angegeben, für 1 m^ Boden unter<br />
Grasland und Acker sogar 1000 bis > 100000.<br />
Vielen von ihnen fehlen im Boden günstige<br />
Keimbedingungen (z. B. bezüglich Licht, Temperatur);<br />
werden sie durch Bodenverletzung an<br />
die Oberfläche gebracht, so können sie keimen.<br />
Die ökologische Bedeutung <strong>der</strong> Samenbank<br />
zeigt sich vor allem bei plötzlichen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Vegetation: viele <strong>der</strong> durch die verän<strong>der</strong>ten<br />
Umweltbedingungen begünstigten<br />
Arten sind dann als Diasporen schon vorhanden.<br />
Auch die nach Aufhören langjähriger<br />
Herbizidbehandlung wie<strong>der</strong> auftretenden Ackerunkräuter<br />
stammen meist aus <strong>der</strong> Samenbank.<br />
Etablierung <strong>der</strong> Einzelpflanze und<br />
<strong>der</strong> Sippe<br />
Die soeben besprochene Keimung leitet das vegetative<br />
Wachstum am neuen Wuchsort ein, das<br />
weiterhin zur erfolgreichen Ansiedlung <strong>der</strong><br />
Einzelpflanze und schließlich <strong>der</strong> ganzen<br />
Pflanzensippe führen soll. Damit dieses Ziel erreicht<br />
werden kann, müssen folgende Vorbedingungen<br />
gegeben sein:<br />
( 1)<br />
(2)<br />
(3)<br />
Das Klima muß den Ansprüchen <strong>der</strong> Sippe<br />
entsprechen, d. h. <strong>der</strong> neue Wuchsort muß<br />
in ihrem potentiellen Areal liegen.<br />
Ist das nicht <strong>der</strong> Fall, so kann es zwar ausnahmsweise<br />
zum Heranwachsen einer<br />
Einzelpflanze kommen, eine dauernde Ansiedlung<br />
ist aber nicht möglich (z. B. weil<br />
die Frosthärte nicht ausreicht o<strong>der</strong> die für<br />
die Fruchtreife notwendige Sommerwärme<br />
nicht gegeben ist).<br />
Die edaphischen Standortsansprüche <strong>der</strong><br />
Sippe müssen erfüllt sein.<br />
Trifft das nicht zu, so geht gewöhnlich schon<br />
<strong>der</strong> Keimling zugrunde.<br />
Ebenso müssen auch die biotischen Umweltbedingungen<br />
ausreichend sein (z. B. bezüglich<br />
Konkurrenten, Feinde, Symbionten,<br />
Bestäubet).<br />
Im ungünstigen Fall wird auch hier schon<br />
<strong>der</strong> Keimling zerstört, o<strong>der</strong> es kommt zumindest<br />
nicht zur Fortpflanzung.<br />
Selbst wenn die Bedingungen (l)-(3) zutreffen,<br />
genügt das Ankommen einzelner Diasporen<br />
meist nicht zur Etablierung <strong>der</strong> Sippe. Einerseits<br />
ist immer mit ungünstigen Zufällen zu rechnen<br />
(z. B. schlechte Witterung im Keimungsjahr),<br />
an<strong>der</strong>erseits sind zum Aufbau einer stabilen<br />
Population off mehrere Ausgangsindividuen<br />
nötig, so bei den vielen Selbststerilen. Weitere<br />
notwendige Voraussetzung ist daher off:<br />
(4) Das regelmäßige Ankommen von Diasporen<br />
in größerer Zahl und über längere Zeit<br />
hinweg („Diasporenregen“).<br />
Beson<strong>der</strong>s wichtig ist das, wenn die Standortsbedingungen<br />
für die Sippe am Zielort<br />
nicht optimal sind, z. B. in <strong>der</strong> Nähe ihrer<br />
klimatischen Arealgrenze.<br />
Sind alle diese Voraussetzungen erfüllt, so kann<br />
es zur dauerhaften Ansiedlung kommen: ein<br />
neuer Wuchsort ist erobert, ein Ausbreitungsschritt<br />
vollzogen.<br />
4 Arealbildung<br />
Durch die Summierung zahlreicher einzelner<br />
Ausbreitungsschritte kom m t es zur Arealbildung.<br />
Hierfür ist noch einmal zu unterscheiden<br />
zwischen Fern- und Nahausbreitung. Wie<br />
schon angedeutet, wird erstere in <strong>der</strong> Hauptsache<br />
durch Anemochorie, Epi- und Endozoochorie,<br />
in geringerem Ausmaße auch durch<br />
“ ' • * ' J
Arealbildung 43<br />
Dyszoochorie sowie Hydrochorie besorgt (Abb.<br />
19), während Synzoochorie, Ballochorie und<br />
Autochorie nur <strong>der</strong> Nahausbreitung dienen. Bei<br />
<strong>der</strong> Arealbildung wirkt beides zusammen: Die<br />
Schritte <strong>der</strong> Fernausbreitung fuhren zur Eroberung<br />
des Raumes und erzeugen schließlich den<br />
geographischen Umriß des Areals, die Arealgestalt;<br />
die Nahausbreitung bewirkt die Besetzung<br />
möglichst aller potentiellen Wuchsorte<br />
darin, die Arealausflillung.<br />
Wie schnell die Arealbildung erfolgt, hängt<br />
von <strong>der</strong> Ausbreitungsgeschwindigkeit ab. Diese<br />
ist durch 4 Faktoren bedingt:<br />
• Diasporenmenge<br />
• Transportart<br />
• Edaphisch-biotische Standortsamplitude<br />
• Blühreifealter.<br />
Die ersten beiden (und ebenso <strong>der</strong> vierte) sind<br />
verbreitungsökologische Kriterien. Die Menge<br />
<strong>der</strong> erzeugten Diasporen und die Transportart<br />
bestimmen Ausmaß und Reichweite des Diasporenregens.<br />
Das dritte, synökologische Kriterium<br />
ist maßgebend für dessen Erfolgsquote: je<br />
weiter die Standortsamplitude, um so größer ist<br />
die Zahl <strong>der</strong> besiedelbaren Wuchsorte. Nach<br />
erfolgreicher Ansiedlung entscheidet schließlich<br />
das Blühreifealter, in dem die neue Generation<br />
erstmalig Diasporen erzeugt, darüber, wann <strong>der</strong><br />
nächste Ausbreitungsschritt erfolgen kann.<br />
Die tatsächliche Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
einer Pflanzensippe ist schwer festzustellen.<br />
Eine Möglichkeit hierfür bietet die Wie<strong>der</strong>besiedlung<br />
Mitteleuropas nach <strong>der</strong> Eiszeit, <strong>der</strong>en<br />
Ablauf für die Baumarten gut bekannt ist<br />
(vgl. S. 398). Aus <strong>der</strong> Entfernung <strong>der</strong> Refugien<br />
und <strong>der</strong> Zeit bis zum Eintreffen in Mitteleuropa<br />
läßt sich eine durchschnittliche Wan<strong>der</strong>geschwindigkeit<br />
errechnen, aus <strong>der</strong> sich durch<br />
Multiplikation mit dem Blühreifealter die notwendige<br />
Länge <strong>der</strong> einzelnen Verbreitungssprünge<br />
ergibt (Tab. 14). Diese stimmt mit tatsächlichen<br />
aktuellen Beobachtungen gut überein.<br />
Schwieriger ist die Beurteilung von krautigen<br />
Pflanzen, da die Zeit ihres ersten Auftretens<br />
in Mitteldeutschland nicht bekannt ist. Ver-<br />
San Clemente<br />
Revillagigedo<br />
Desventuradas<br />
Abb. 19: Besiedlung pazifischer<br />
Inselgruppen durch Ferntransport.<br />
Vermutliche prozentuale Beteiligung<br />
<strong>der</strong> wichtigsten Transportarten<br />
bei <strong>der</strong> Einwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>jenigen<br />
Spermatophyten-Sippen, die<br />
die Vorfahren <strong>der</strong> heutigen idiochoren<br />
Floren bildeten. - Nach<br />
Carlquist aus Fenner 1985.<br />
Marquesas<br />
□ Epizoochorie<br />
(Vögel)<br />
Anemochorie<br />
Rapa<br />
Oeno<br />
Endozoochorie<br />
(Vögel)<br />
Hydrochorie<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0
44 Verbreitungsökologie<br />
Tab. 14: Wan<strong>der</strong>geschwindigkeiten einiger Baumarten bei <strong>der</strong> postglazialen Wie<strong>der</strong>bewaldung Mitteleuropas.<br />
WG = Wan<strong>der</strong>geschwindigkeit, BRA = Blühreifealter. - Nach Lang 1994.<br />
■flTvi ■■<br />
Gattung/Art<br />
WG<br />
km/Jahr<br />
BRA<br />
Jahre<br />
Verhreitungssprung km<br />
berechnet<br />
beobachtet<br />
Abies alba 0,04-0,3 30 1,2-9 8<br />
Fagas syhatka 0,175-0,35 40 7-14 -<br />
Quercus robur/petraea 0,005-0,5 30 2,2-15 10-30<br />
i ilia cordata/platypbylíos 0,05-0,5 10 0,5-5 -<br />
Picea a bies 0,06-0,5 30 1,8-15 -<br />
Fraxinus excelsior 0,2-0,5 25 5-12,5 -<br />
Carpirías betulas 0,05-1 20 1-20 -<br />
Ulmas spp. 0,1-1 30 3-30 10<br />
Acer spp. 0,5-1 20 10-20 4<br />
Corylus avellana 0,5-l,5 10 5-15 10<br />
Pinas sylvestris 1,5 10 15 2<br />
Betula pendula/pubescens 0,25-2 10 2,5-20 3<br />
Alnas glutinosa/incana 0,5-2 15 7,5-30 -<br />
de das etwa 0 , 2 km/Jahr bedeuten, o<strong>der</strong> bei einem<br />
Blühreifealter von 3 Jahren Ausbreitungssprünge<br />
von etwa 600 m (myrmekochorer Transport:<br />
bis 15, ausnahmsweise 70 m beobachtet).
Arealbildung 45<br />
Hier dürften demnach die „normalen“ Transportmittel<br />
allein nicht ausgereicht haben, son<strong>der</strong>n<br />
durch „untypische Verbreitungsfälle“ ergänzt<br />
worden sein.<br />
Die äußerste Grenze für die Ausbreitung ist<br />
durch die großldimatisch bedingten Grenzen des<br />
potentiellen Areals (pA) gegeben (Abb. 20). Um<br />
diese zu erreichen, muß genügend Zeit zur Verfügung<br />
stehen. Auch wenn das <strong>der</strong> Fall ist, wird<br />
die Pflanze meist nicht in alle Teile ihres pA<br />
gelangen: sie stößt an Verbreitungsschranken.<br />
Diese sind entwe<strong>der</strong> klimatischer (Bereiche mit<br />
ungeeignetem Klima) o<strong>der</strong> geomorphologischer<br />
Natur (Meere). Solche unbesiedelbaren Zonen<br />
müssen räumlich so groß sein, daß sie mit den<br />
für die Sippe normalen Ausbreitungschritten<br />
nicht übersprungen werden können: das pA besteht<br />
dann aus mehreren getrennten Teilen, es<br />
ist „disjunkt“ (vgl. S. 49).<br />
Aber auch in den Teilen des pA, die erreichbar<br />
sind, wird die Pflanze sich nicht überall ansiedeln<br />
können, nämlich an Stellen, wo ihre<br />
übrigen Standortsansprüche nicht erfüllt sind:<br />
hier liegen Ansiedlungshin<strong>der</strong>nisse vor. Diese<br />
können edaphisch (ungeeignete Bodenverhältnisse)<br />
o<strong>der</strong> biotisch (z. B. Vorhandensein übermächtiger<br />
Konkurrenten o<strong>der</strong> Feinde; Fehlen<br />
schützen<strong>der</strong> Vegetation, von Symbionten, Wirten,<br />
Bestäubern) bedingt sein. Während die<br />
edaphischen Hin<strong>der</strong>nisse meist eher die Arealausfüllung<br />
beeinträchtigen, können die biotischen<br />
ebenso wie die Verbreitungsschranken<br />
auch Einfluß auf die Arealgestalt haben. Diese<br />
kann außerdem durch noch nicht abgeschlossene<br />
Ausbreitung infolge Zeitmangels beeinflußt<br />
sein.<br />
So entsteht ein reales Areal (rA), das im Normalfalle<br />
kleiner ist als das pA. Seine Grenze kann<br />
Abb. 21: Die Arealgrenze <strong>der</strong> europäischen Buche {Fagus sylvaticä) hat in verschiedenen Teilen ihres Verlaufes<br />
verschiedene Ursachen.<br />
Im Mittelmeergebiet kommt die Buche nur etageal vor, es handelt sich also um eine Untergrenze. - Zugleich<br />
Beispiel für eine Punktkarte auf Rastergrundlage. - Arealbild ausjALAS etc.l972f
46 Verbreitungsökologie<br />
in ihrem Verlauf abwechselnd durch unterschiedliche<br />
Faktoren bedingt sein:<br />
• klimatische<br />
• geomorphologische<br />
• biotische<br />
• edaphische<br />
• temporäre.<br />
Auch die klimatisch bedingten Grenzen, die den<br />
Grundrahmen für die Gesamtverbreitung bilden,<br />
sind noch in sich differenziert (Abb. 21).<br />
Zwar wirkt das Klima im Prinzip als Ganzes auf<br />
die Pflanze ein, aber im Grenzbereich ist meist<br />
ein bestimmter Faktor ausschlaggebend, dessen<br />
Verän<strong>der</strong>ung zum Ungünstigen hin dann das<br />
Vorkommen unmöglich macht. In verschiedenen<br />
Teilen <strong>der</strong> Grenze sind das jedoch verschiedene<br />
Faktoren.<br />
Zusammengefaßt: Der große Umriß (Arealgestalt)<br />
<strong>der</strong> realen Areale ist gewöhnlich klimatisch<br />
und geomorphologisch bedingt, gelegentlich<br />
auch biotisch o<strong>der</strong> temporär; <strong>der</strong> Einzelverlauf<br />
<strong>der</strong> Grenze wird hingegen vorwiegend<br />
durch edaphische und biotische Faktoren bestimmt,<br />
ebenso <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Arealausfüllung.<br />
5 Verän<strong>der</strong>ung des Areals infolge<br />
Än<strong>der</strong>ung von Umweltfaktoren<br />
Bei <strong>der</strong> Besprechung <strong>der</strong> Arealbildung sind wir<br />
bisher stillschweigend von konstanten Außenbedingungen<br />
ausgegangen. Tatsächlich sind diese<br />
aber in ständigem Wandel begriffen, was auch<br />
eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Pflanzenareale bedingt.<br />
Än<strong>der</strong>n können sich alle genannten Faktoren.<br />
Die edaphischen können hier aber außer<br />
Betracht bleiben, da vor allem die Beeinflussung<br />
<strong>der</strong> Arealgestalt interessiert. Von den übrigen<br />
sind die klimatischen Än<strong>der</strong>ungen diejenigen,<br />
die, geologisch gesehen, in relativ kurzer Zeit<br />
vor sich gehen. Sie veranlassen die Pflanzensippen<br />
zu aktiven Reaktionen, d. h. zu Wan<strong>der</strong>ungen.<br />
Mit dem Klima än<strong>der</strong>t sich das potentielle<br />
Areal. Nehmen wir <strong>der</strong> Einfachheit halber an,<br />
bei einer Pflanzensippe seien pA und rA identisch<br />
(pA„ = rA J. Bei Eintreten einer Klimaän<strong>der</strong>ung<br />
gibt es 3 verschiedene Möglichkeiten<br />
(Abb. 22):<br />
(1) Das Klima wird für die Sippe allgemein ungünstiger.<br />
Folge ist eine Verkleinerung des<br />
pA, im Extremfalle Zerschlagung und Aussterben.<br />
(2) Das Klima wird allgemein günstiger. Es resultiert<br />
eine Ausweitung des pA.<br />
(3) Das für die Sippe günstige Klimagebiet verschiebt<br />
sich auf <strong>der</strong> Erdoberfläche horizontal.<br />
Entsprechend verschiebt sich dann auch<br />
das pA.<br />
Nicht in jedem dieser Fälle stimmt die Än<strong>der</strong>ung<br />
des rÄ automatisch mit <strong>der</strong> des pÄ überein.<br />
Zwar trifft das im Fall (1) zu: die Sippe wird<br />
an allen Orten eliminiert, die außerhalb des<br />
neuen pÄ, liegen. Dadurch sind rÄ und pÄ dauernd<br />
identisch.<br />
An<strong>der</strong>s in den Fällen (2) und (3). Hier kommen<br />
neue Arealteile hinzu, die die Pflanze erst<br />
besiedeln muß. Dazu braucht sie eine bestimmte<br />
Zeit, die von <strong>der</strong> Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
abhängt. Im Fall (2) ist das unproblematisch:<br />
irgendwann wird die Grenze des neuen pA2 erreicht<br />
werden, sofern dem keine Verbreitungsschranken<br />
entgegenstehen. Im Fall (3) kann es<br />
aber zu Schwierigkeiten kommen. Ist die Geschwindigkeit<br />
<strong>der</strong> Klimaverschiebung größer als<br />
die <strong>der</strong> Ausbreitung, so wird das rA vorübergehend<br />
verkleinert, auch wenn die Größe des PA3<br />
gleich bleibt. Hält diese Situation länger an, so<br />
besteht die Gefahr, daß die Pflanzensippe ausstirbt,<br />
obwohl ihr pA nach wie vor vorhanden<br />
ist. Sie wird sozusagen von <strong>der</strong> Klimaverschiebung<br />
überrollt.<br />
Das klingt zunächst sehr theoretisch. Es hat<br />
aber in <strong>der</strong> Eiszeit in Mitteleuropa große Bedeutung<br />
gehabt. Mindestens 3mal ist unsere<br />
gesamte Flora auf diese Weise von N nach S<br />
getrieben worden, und viele zu langsam wan<strong>der</strong>nde<br />
Sippen sind dabei auf <strong>der</strong> Strecke geblieben.<br />
Der Spezialfall <strong>der</strong> Reduktion des rA auf 0,<br />
d. h. das Äussterben einer Sippe, kann also zweierlei<br />
Gründe klimatischer Ärt haben (neben<br />
nichtklimatischen): völliges Verschwinden des<br />
pA, o<strong>der</strong> seine rasche Verschiebung bei zu geringer<br />
Ausbreitungsgeschwindigkeit.<br />
Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Geom orphologie haben<br />
ebenfalls zu umfangreichen Verän<strong>der</strong>ungen von<br />
Arealen geführt. Sie erfor<strong>der</strong>n aber viel längere<br />
Zeiträume, die die „Lebensdauer“ von Pflanzenarten<br />
meist überschreiten. Daher sind ihre Folgen<br />
eher an den Arealen von Sippen höheren<br />
Ranges, von <strong>der</strong> Gattung aufwärts, zu erkennen.<br />
Ein Faktor ist z. B. die Gebirgsbildung, die für
Verän<strong>der</strong>ung des Areals infolge Än<strong>der</strong>ung von Umweltfaktoren 47<br />
Geschwindigkeit <strong>der</strong> Klimaverschiebung<br />
pA^<br />
pAo : Ausgangszustand (rA = pA)<br />
pAj : vergrößertes pA bei Klimaverbesserung<br />
pAi : verkleinertes pA bei Klimaverschlechterung<br />
pAa : verschobenes pA bei Klimaverschiebung<br />
Abb. 22: Än<strong>der</strong>ungen des potentiellen und des realen Areals infolge von Klimaän<strong>der</strong>ungen.<br />
viele Sippen neue Ausbreitungswege geschaffen<br />
hat; außerdem bewirkte sie oft Klimaän<strong>der</strong>ungen<br />
in den umliegenden Gebieten (ein Musterbeispiel<br />
hierfür sind die amerikanischen Anden).<br />
Viel wichtiger sind aber die Auswirkungen <strong>der</strong><br />
Kontinentverschiebung.<br />
Die geomorphologischen Wandlungen (in<br />
geringerem Ausmaße auch die klimatischen,<br />
z. B. die Eiszeit) haben aber nicht nur die Form<br />
<strong>der</strong> Areale beeinflußt, son<strong>der</strong>n auch die Bildung<br />
neuer Arten bewirkt. Hierbei spielte einerseits<br />
die Entwicklung neuer Extremstandorte eine<br />
Rolle, an<strong>der</strong>erseits die Möglichkeit <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>entwicklung<br />
vorher einheitlicher Sippen<br />
infolge <strong>der</strong> Aufspaltung ihrer Areale in voneinan<strong>der</strong><br />
isolierte Teilstücke. So entstandene biotische<br />
Än<strong>der</strong>ungen haben aber kaum zur Verän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Areale <strong>der</strong> übrigen Sippen geführt;<br />
sie waren nicht Ursache, son<strong>der</strong>n Folge o<strong>der</strong> Begleiterscheinung<br />
<strong>der</strong> Verdrängung älterer Arten<br />
von ihren Wuchsorten. An<strong>der</strong>s ist das bei Sippen<br />
höheren Ranges. Hier hat die Entstehung<br />
neuer, effektiverer Baupläne die Verbreitung älterer,<br />
weniger konkurrenzfähiger Typen stark<br />
eingeschränkt: so wurden die bis zum Beginn<br />
<strong>der</strong> Kreidezeit in <strong>der</strong> Vegetation <strong>der</strong> Erde herrschenden<br />
Koniferen durch die Entwicklung <strong>der</strong><br />
Angiospermen auf marginale Standorte abgedrängt<br />
(vgl. Abb. 58, S. 139).
t e -<br />
C Areale und Floren<br />
Während die Verbreitungsökologie die dynamischen<br />
Vorgänge <strong>der</strong> Ausbreitung und Arealbildung<br />
untersucht, beschäftigt sich die Arealkunde<br />
mit <strong>der</strong>en Ergebnissen. Grundlage ist die<br />
Inventarisierung <strong>der</strong> Vorkommen <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Pflanzensippen, die es dann erlaubt, sowohl<br />
die Summe aller Wuchsorte <strong>der</strong> einzelnen<br />
Sippe, also ihr Areal, als auch die aller Sippen<br />
in einem bestimmten Gebiet, eine Gebietsflora,<br />
zu beschreiben. Durch Vergleich von Arealen<br />
kann man Arealtypen, durch Vergleich von<br />
Gebietsfloren natürliche Florengebiete etablieren.<br />
Die Ursachen für die Beschaffenheit von<br />
Arealen und Florengebieten liegen letztlich in<br />
<strong>der</strong> Standorts- und verbreitungsökologischen<br />
Konstitution <strong>der</strong> Einzelsippen; maßgebende<br />
Triebkraft bei <strong>der</strong> Entstehung ihrer aktuellen<br />
Gestalt war aber die historische Entwicklung.<br />
1 Methoden <strong>der</strong> Inventarisierung<br />
und Darstellung<br />
Sowohl die Erstellung von Gebietsfloren als<br />
auch die Ermittlung von Arealen basiert gewöhnlich<br />
auf <strong>der</strong> Auswertung zufällig bekannt<br />
gewordener Fundorte.<br />
Für eine Gebietsflora stellt man alle Sippen<br />
zusammen, die im betreffenden Gebiet wildwachsend<br />
gefunden worden sind, und nach <strong>der</strong><br />
Zahl <strong>der</strong> Fundorte kann man dann ihre ungefähre<br />
Häufigkeit angeben. Natürlich führt das<br />
zu Ungenauigkeiten: von auffälligen und leicht<br />
erkennbaren Sippen werden relativ mehr Fundorte<br />
bekannt sein als von solchen, die unauffällig<br />
o<strong>der</strong> schwer zu bestimmen sind.<br />
Entsprechendes gilt für die Areale. Um die<br />
Arealgestalt darzustellen, trägt man alle Fundorte<br />
<strong>der</strong> Sippe auf einer topographischen Karte<br />
ein. So entsteht eine Punktkarte (vgl. Abb. 21,<br />
S. 45). Kennt man die Standortsbeziehungen <strong>der</strong><br />
Sippe einigermaßen gut, so kann man vermuten,<br />
daß sie auch in Bereichen zwischen den bekannten<br />
Wuchsorten vorkommt, soweit ihre Ansprüche<br />
dort erfüllt sind. Man umrahmt dann<br />
das durch die Punkte angedeutete Gebiet durch<br />
eine Linie, die vermutliche Arealgrenze, und<br />
erhält so eine Umrißkarte.<br />
Beide Darstellungsweisen haben ihr Für und Wi<strong>der</strong>.<br />
Die Punktkarte erscheint insofern exakter, als sie nur<br />
Punkte angibt, an denen die Sippe tatsächlich vorkommt,<br />
während die Umrißkarte vielleicht auch Gebiete<br />
umfaßt, in denen sie fälschlicherweise vermutet<br />
wird. Aber in wenig erforschten Gebieten o<strong>der</strong> bei<br />
schwer erkennbaren Sippen können auch Punktkarten<br />
ein irreführendes Bild geben; sie zeigen oft Häufungen<br />
in bestimmten Arealteilen, die nicht durch beson<strong>der</strong>s<br />
gehäuftes Vorkommen gegenüber an<strong>der</strong>en<br />
Teilen bedingt sind, son<strong>der</strong>n durch dazwischen liegende<br />
Beobachtungslücken (so sind die Arealkarten<br />
mancher Pilzarten in Wirklichkeit Verbreitungskarten<br />
<strong>der</strong> Mykologen bzw. ihrer Arbeitsgebiete).<br />
Bei gut bekannten Arealgestalten kombiniert man<br />
oft beide Methoden, indem das dicht mit Fundorten<br />
besetzte Kerngebiet durch eine Umrißlinie o<strong>der</strong> durch<br />
Flächenfärbung gekennzeichnet wird und außerhalb<br />
davon gelegene Fundpunkte einzeln erscheinen; natürlich<br />
hängt die Form <strong>der</strong> Darstellung auch vom<br />
Maßstab <strong>der</strong> Karte ab.<br />
Das Unbefriedigende, das in <strong>der</strong> ausschließlichen<br />
Verwendung von Zufallsfunden liegt, hat<br />
in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, daß<br />
man in vielen Län<strong>der</strong>n zu einer systematischen<br />
Inventarisierung aller Pflanzenarten übergegangen<br />
ist. Ein wichtiger Anlaß hierfür war auch<br />
die tatsächliche o<strong>der</strong> vermutete Gefährdung <strong>der</strong><br />
Verbreitung vieler Sippen durch den Einfluß des<br />
Menschen. Am weitesten fortgeschritten ist die<br />
planmäßige floristische Kartierung in Teilen<br />
Europas (in Großbritannien wurde sie schon in<br />
den 50er Jahren begonnen). Anfangs wurden nur<br />
die Gefäßpflanzen erfaßt, inzwischen sind aber<br />
auch bereits Kartierungen von Moosen, Flechten<br />
und Pilzen im Gange. Da man hierbei nach<br />
politisch o<strong>der</strong> geographisch umgrenzten Gebieten<br />
vorgeht, erhält man zunächst detaillierte<br />
Gebietsfloren. Vom Areal je<strong>der</strong> Art werden gewöhnlich<br />
nur Teile erfaßt, denn die Areale <strong>der</strong><br />
meisten europäischen Pflanzenarten sind wesentlich<br />
größer als durchschnittliche europäische<br />
Staaten.<br />
Für die Kartierung teilt man das betreffende<br />
Gebiet in kleine, meist normierte Teilflächen ein,<br />
die sog. Grundfel<strong>der</strong>. Es wird dann für jedes<br />
davon das Vorkommen o<strong>der</strong> Fehlen je<strong>der</strong> Art<br />
ermittelt, d. h. für jedes Grundfeld wird eine<br />
vollständige Gebietsflora erstellt. Diese Datensammlung<br />
ist Grundlage für die Zeichnung von<br />
Verbreitungskarten, auf denen das Vorkommen<br />
je Gmndfeld als Punkt erscheint (vgl. Abb. 21);<br />
diese werden meist zu Florenatlanten zusammengefaßt.
Analyse und Verknüpfung 49<br />
Florenatlanten <strong>der</strong> Gefäßpflanzen gibt es in Europa<br />
schon länger für Großbritannien und Belgien (Perring<br />
etc. 1962, Rompaey etc. 1972). In West-Mitteleuropa,<br />
umfassend Deutschland, Österreich, die<br />
Schweiz, die Tschechei, Slowenien sowie Teile von<br />
Westungarn und Norditalien, wurde ein gemeinsames<br />
Kartierungsprojekt 1967 begonnen (vgl. Haeupler<br />
1970, Niklfeld 1971). Gmndfel<strong>der</strong> sind hier die Meßtischblätter<br />
(deutsche Topographische Karte 1 :25000),<br />
außer in <strong>der</strong> Schweiz, wo naturräumliche Einheiten<br />
zugmndegelegt wurden. Für die praktische Erfassung<br />
<strong>der</strong> Pflanzenarten, die zum größten Teil durch zahlreiche<br />
ehrenamtliche Helfer erfolgt(e), wurden sog.<br />
Geländelisten ausgegeben, in denen alle im betreffenden<br />
Teilbereich (z. B. Norddeutschland, Alpenlän<strong>der</strong>)<br />
möglicherweise vorkommenden Arten in abgekürzter<br />
Form aufgeführt sind und ggf angekreuzt werden können.<br />
Der heutige Stand <strong>der</strong> Kartierung ist in den beteiligten<br />
Län<strong>der</strong>n unterschiedlich: für die Schweiz,<br />
Westdeutschland und Ostdeutschland liegen bereits<br />
Florenatlanten vor (Welten etc. 1982, Haeupler etc.<br />
1988, Benkert etc. 1996); hingegen steckt die Kartiemng<br />
z. B. in Norditalien noch in den Anfängen. Auch<br />
in den Gebieten, in denen die Grundkartierung abgeschlossen<br />
ist, geht die Kartierungsarbeit jedoch noch<br />
weiter: so sind in mehreren deutschen Län<strong>der</strong>n Detailkartierungen<br />
im Gange, bei denen für bestimmte, beson<strong>der</strong>s<br />
gefährdete Arten die genaue Verbreitung im<br />
einzelnen, bis hin zur Populationsgröße, ermittelt wird.<br />
Im Gegensatz zu den sehr detaillierten Informationen<br />
über die Pflanzenverbreitung, die wir<br />
V<br />
jetzt in Europa bekommen, sind an<strong>der</strong>e Teile<br />
<strong>der</strong> Erde in dieser Hinsicht noch so gut wie<br />
unerforscht. Das gilt vor allem für große Teile<br />
<strong>der</strong> Tropen, in denen eine genauere Kenntnis<br />
angesichts <strong>der</strong> dort im Gange befindlichen dramatischen<br />
Umweltverän<strong>der</strong>ungen gerade beson<strong>der</strong>s<br />
nötig wäre.<br />
2 Analyse und Verknüpfung<br />
a<br />
Größe und Gestalt von Arealen<br />
Die Größe <strong>der</strong> Areale ist sehr unterschiedlich.<br />
Im Durchschnitt sind sie natürlich um so größer,<br />
je höher <strong>der</strong> Rang <strong>der</strong> Sippe ist: Gattungen<br />
sind weiter verbreitet als Arten, Familien weiter<br />
als Gattungen.<br />
Die kleinsten Art-Areale umfassen zuweilen<br />
nur wenige km^, sie sind z. B. auf ein einzelnes<br />
Gebirge o<strong>der</strong> sogar nur einen Berg beschränkt<br />
(„Endemiten“, vgl. weiter unten); ausnahmsweise<br />
kommt so etwas auch bei monotypischen<br />
Familien vor (z. B. Lacistemonaceae nur auf den<br />
185 km^ großen chilenischen Juan-Fernändez-<br />
Inseln). Das an<strong>der</strong>e Extrem sind die K osm o<br />
politen, Sippen, die auf allen Kontinenten verbreitet<br />
sind. Hierher gehören zahlreiche Familien<br />
und relativ viele Gattungen, jedoch nur<br />
recht wenige Gefäßpflanzen-Arten.<br />
Auf die Gestalt <strong>der</strong> Areale bezieht sich eine<br />
Reihe spezieller Begriffe, die im folgenden näher<br />
zu erläutern sind.<br />
Nach seinem flächigen Zusammenhang ist<br />
ein Areal geschlossen o<strong>der</strong> disjunkt. Genau genommen<br />
ist zwar kein Areal völlig geschlossen:<br />
in jedem gibt es z. B. edaphisch bedingte Lükken.<br />
Definitionsgemäß heißt ein Areal geschlossen,<br />
wenn die Lücken zwischen den Wuchsorten<br />
so klein sind, daß sie mit den für die Sippe normalen<br />
Verbreitungssprüngen überbrückt werden<br />
können (für Sippen nie<strong>der</strong>en Ranges von <strong>der</strong><br />
Art abwärts gilt zuweilen auch als Kriterium, daß<br />
die Populationen miteinan<strong>der</strong> im Genaustausch<br />
stehen).<br />
Disjunkt (Abb. 23) ist ein Areal, bei dem diese<br />
Bedingungen nicht zutreffen: es besteht aus<br />
mehreren Teilen, die keine Verbindung miteinan<strong>der</strong><br />
haben. Dabei stellt sich die Frage, wie so<br />
etwas zustande kommen kann. Folgende Ursachen<br />
sind möglich:<br />
(1) Polyphyletische Entstehung: die Sippe ist<br />
an mehreren Orten unabhängig voneinan<strong>der</strong><br />
mehrmals entstanden. Dieser Fall ist unwahrscheinlich,<br />
außer wenn es sich um Mutationen<br />
handelt,die nur ein einziges Allel<br />
betreffen (als Beispiele werden Chelidonium<br />
majus var. laciniatum und Fagus sylvatica var.<br />
tortuosa genannt), o<strong>der</strong> um Allopolyploide.<br />
(2) Säkulares Auftreten anomal großer Ausbreitungssprünge.<br />
Dies kann gelegentlich durch<br />
Zugvögel geschehen (z. B. Osmorhiza chilensis,<br />
vgl. Abb. 11, S. 26).<br />
(3) Zerschlagung eines ehemals geschlossenen<br />
Areals infolge Andemng <strong>der</strong> Umweltbedingungen<br />
(vgl. S. 46). Dies ist <strong>der</strong> bei weitem<br />
häufigste Fall.<br />
Ein Spezialfall, <strong>der</strong> bei Disjunktionen des Typs<br />
(3) oft auftritt, sind Reliktareale. Hierbei handelt<br />
es sich um Areale o<strong>der</strong> Arealteile, die räumlich<br />
sehr Idein sind gegenüber früherer Verbreitung,<br />
meist auch im Vergleich zum potentiellen<br />
Areal. Sippen mit solcher Verbreitung, die dann<br />
auch Relikte heißen, sind in Europa z. B.<br />
Aesculus hippocastanum und Picea om orika, in<br />
Nordamerika Sequoiadendron giganteum.
50 Areale und Floren<br />
i f p “<br />
Abies<br />
1 alba<br />
2 pinsapo s.l.<br />
3 numidica<br />
4 nebrodensis<br />
5 cephalonica<br />
5a borisii-regis<br />
6 cilicica s.l.<br />
7 nordmanniana s.l.<br />
: r r<br />
V<br />
' /<br />
ttC3=< cC^ /o- 6<br />
Abb. 23; Verbreitung <strong>der</strong> Tannen {Abies) in Mitteleuropa und im Mittelmeergebiet.<br />
Das im Tertiär wahrscheinlich zusammenhängende Gattungsareal wurde im Pleistozän in zahlreiche disjunkte<br />
Reliktvorkommen in verschiedenen mediterranen Gebirgen zersplittert. Die so voneinan<strong>der</strong> isolierten Populationen<br />
haben sich in <strong>der</strong> Zwischenzeit auseinan<strong>der</strong> entwickelt, so daß mehrere vikariierende neue Arten<br />
(Neoendemiten) entstanden sind. Diese haben jedoch keine genetischen Barrieren; kommen sie wie<strong>der</strong> in<br />
Kontakt, so kommt es zu Kreuzungen (auf diese Weise dürfte die bulgarische A. borisii-regis aus A. alba und<br />
A. cephalonica entstanden sein). - Arealbil<strong>der</strong> nach M eusel etc. 1965f. und Walter 1962f.<br />
Ebenfalls mit Disjunktionen des Typs (3) hängt<br />
das Auftreten von vikariierenden Sippen<br />
(Vikarianten) zusammen. Dies sind nahe verwandte<br />
Sippen, die in verschiedenen Gebieten<br />
Vorkommen (also vikariierende Areale haben)<br />
und dort jeweils vergleichbare ökologisch-soziologische<br />
Positionen einnehmen. Sie sind nach<br />
<strong>der</strong> Zerschlagung des Gesamtareals einer einheitlichen<br />
Sippe durch unterschiedliche weitere<br />
Evolution in den isolierten Teilarealen entstan^^^<br />
den (z. B. die verschiedenen A bies-hrttn des<br />
Mittelmeergebietes, Abb. 23, o<strong>der</strong> Platanus<br />
orientalis in Europa und P. occidentalis in Nordamerika,<br />
die trotz 40 Millionen Jahren Isolation<br />
noch so nahe verwandt sind, daß sie sich<br />
fruchtbar kreuzen lassen).<br />
Neben diesen geographischen Vikarianten wird <strong>der</strong><br />
gleiche Begriff auch für die sog. ökologischen<br />
Vikarianten benutzt. Es bandelt sich um Sippen, die<br />
im selben Gebiet verkommen, dort aber infolge verschiedener<br />
synökologischer Ansprüche verschiedene<br />
Standortstypen besetzen (bekannte Beispiele aus den<br />
Alpen: Gentiana clusii / G. kochiana und Rhododendron<br />
hirsutum / R. ferrugineum, jeweils auf Kalk- bzw. saurem<br />
Gesteinsuntergmnd).<br />
Ein weiteres Phänomen, das sich hier anschließt,<br />
ist das des Endemismus (dieses Wort bezeichnet<br />
nur das Verhalten; eine konkrete Sippe, die<br />
endemisch ist, ist ein Endemit).<br />
Diese Begriffe haben eine weitere und eine<br />
engere Bedeutung. Endemisch i. w. S. heißt,<br />
daß eine Sippe ausschließlich in einem bestimmten<br />
geographisch definierten Gebiet vorkommt,<br />
ungeachtet seiner Größe: so ist Fagus sylvatica<br />
in Europa endemisch, die Gattung Fagus auf <strong>der</strong><br />
Nordhalbkugel.<br />
Demgegenüber ist ein Endemit i. e. S. (das<br />
Substantiv wird meist mit dieser Bedeutung gebraucht)<br />
eine Sippe mit einem räumlich sehr<br />
kleinen Areal (zuweilen auch „Mikroarealophyt“<br />
genannt, vgl. H aeupler 1983); neuerdings wurde<br />
hierfür, d. h. für Sippen mit einem Areal von
F<br />
1<br />
Analyse und Verknüpfung 51<br />
Alpen<br />
- Pícea abies ' Fagus sylvatica . Abies a l b a --------------- He<strong>der</strong>á helix<br />
Abb. 24: Zonale und etageale Areale bzw. Arealteile einiger Gehölze entlang eines N-S-Transektes durch<br />
Europa.<br />
Fichte: zonales Areal in Nordeuropa, etageale Auslieger in Mittelgebirgen und Alpen, Buche: zonales Areal in<br />
Mitteleuropa, am S-Rand <strong>der</strong> Alpen etageal werdend. Tanne: rein etageales Areal. Efeu: zonales Areal von S-<br />
Skandinavien bis S-ltalien,<br />
weniger als 75000 km^ Größe, auch die Bezeichnung<br />
Lokalendem it vorgeschlagen (Gentry<br />
1986). Grund für die begrenzte Verbreitung kann<br />
sein:<br />
(1)<br />
(2)<br />
Die Sippe ist ein Relikt (siehe oben), sie<br />
heißt dann auch Reliktendemit o<strong>der</strong> Paläoendemit.<br />
Es handelt sich um eine neu entstandene<br />
Sippe, die (noch) keine Gelegenheit zur Ausbreitung<br />
hatte: ein progressiver Endemit<br />
o<strong>der</strong> Neoendemit.<br />
Beide Sorten von Endemiten (i. e. S.) sind beson<strong>der</strong>s<br />
häufig in Insel-Situationen, d. h. auf<br />
vom Festland weit entfernten Inseln sowie auf<br />
isolierten Gebirgsstöcken, im Fall (1) vor allem<br />
wegen Konkurrenzmangels, im Fall (2) auch<br />
wegen fehlen<strong>der</strong> Ausbreitungsmöglichkeiten.<br />
Eine Unterscheidung an<strong>der</strong>er Art, die sich<br />
auf die Lage im dreidimensionalen Raum bezieht,<br />
ist die zwischen zonalen und etagealen<br />
Arealen. Ein zonales Areal hat alle seine Grenzen<br />
im Tiefland (N-, O-, S-, W-Grenze). Etageale<br />
Areale (bzw. Arealteile) hingegen befinden<br />
sich in höheren Lagen von Gebirgen und haben<br />
eine Untergrenze (eine Obergrenze kann<br />
in beiden Fällen auftreten und ist für die Unterscheidung<br />
unwesentlich). Zwischen beiden Situationen<br />
sind alle Übergänge möglich (Abb. 24).<br />
Schließlich ist noch zwischen natürlichen<br />
und anthropogenen Arealen zu unterscheiden.<br />
Bei letzteren handelt es sich allerdings gewöhnlich<br />
nur um Arealteile bzw. um verschobene<br />
Arealgrenzen (Näheres S. 74). Sofern nicht aus<br />
drücklich etwas an<strong>der</strong>es gesagt wird, sind im<br />
folgenden gewöhnlich natürliche Areale gemeint.<br />
b<br />
Natürliche Florengebiete<br />
Die oben besprochenen Gebietsfloren, ob sie<br />
nun auf <strong>der</strong> Sammlung von Zufallsfünden o<strong>der</strong><br />
auf systematischer Kartierung beruhen, beziehen<br />
sich gewöhnlich auf politisch o<strong>der</strong> geographisch<br />
begrenzte Gebiete. Ihre Grenzen sind<br />
daher, von <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung her gesehen,<br />
künstlich.<br />
Das wurde natürlich von Anbeginn <strong>der</strong> floristischen<br />
Erforschung <strong>der</strong> Erde erkannt, und man<br />
versuchte schon seit Beginn des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />
durch Vergleich <strong>der</strong> verschiedenen Gebietsfloren<br />
die Erde in natürliche Florengebiete<br />
einzuteilen (vgl. S. 89). Hierfür ist seither eine<br />
hierarchische Glie<strong>der</strong>ung in mindestens 3 Kategorien<br />
üblich geworden: den höchsten Rang haben<br />
die Florenreiche, diese bestehen aus Florenregionen,<br />
die wie<strong>der</strong>um in Florenprovinzen<br />
(o<strong>der</strong> -bezirke) unterteilt werden; weitere<br />
Unterglie<strong>der</strong>ungen gibt es nur in Teilbereichen.<br />
Für die Abgrenzung <strong>der</strong> natürlichen Florengebiete<br />
können 3 Kriterien herangezogen werden:<br />
• rein empirische: optischer Vergleich von<br />
Arealgestalten, beson<strong>der</strong>s solcher von als<br />
„typisch“ angesehenen Sippen<br />
• florenstatistische: quantitativer Vergleich<br />
von Floreninventaren
52 Areale und Floren<br />
3 • ■<br />
, J-<br />
... . .j,, l ^ .<br />
-<br />
‘J •.<br />
• vegetationskundliche: qualitative Wertung<br />
<strong>der</strong> in den Floren enthaltenen Sippen nach<br />
ihrer Bedeutung in <strong>der</strong> Vegetation.<br />
Die älteste und auch heute noch wichtigste<br />
Abgrenzungsmethode für die floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />
im großen ist die empirische. Sie liefert<br />
zwar in vielen Fällen klare Grenzen, doch gibt<br />
es auch Bereiche auf <strong>der</strong> Erde, wo die Abgrenzung<br />
schwierig ist. In solchen Fällen kann man<br />
florenstatistische Untersuchungen hinzuziehen.<br />
Hierfür wird <strong>der</strong> zahlenmäßige Unterschied in <strong>der</strong><br />
Sippengarnitur berechnet: Zum Vergleich zweier Florengebiete<br />
A und B ermittelt man die Zahl a <strong>der</strong> Sippen,<br />
die in A vorhanden sind aber in B fehlen, und<br />
die Zahl b <strong>der</strong> Sippen in B die in A fehlen, a + b ist<br />
dann <strong>der</strong> Florenkontrast (es ist zugleich die Zahl <strong>der</strong><br />
zwischen A und B liegenden Arealgrenzen).<br />
Man kann den Florenkontrast auch für größere<br />
Teile <strong>der</strong> Erdoberfläche in regelmäßigen Abständen<br />
(in Form von Transekten) ermitteln, z. B. alle 100 km;<br />
dies ergibt das sog. Florengefalle. Auch hier wird wie<strong>der</strong><br />
die Zahl <strong>der</strong> durchgehenden Arealgrenzen gemessen.<br />
Diese kann auf weite Entfernungen sehr niedrig<br />
sein, um dann plötzlich einen starken Anstieg zu zeigen.<br />
Solche Häufungsgebiete sind gewöhnlich durch<br />
Schwellenwerte eines wichtigen ökologischen (meist<br />
klimatischen) Faktors bedingt; hier liegt dann eine natürliche<br />
Florengrenze.<br />
Durch die Florenkontrast- und -gefällemethode<br />
konnte man die Abgrenzung empirisch aufgestellter<br />
Florengebiete mancherorts präzisieren.<br />
Doch blieb das nicht selten unbefriedigend, da<br />
es sich eben um eine rein formale Methode handelt,<br />
für die sämtliche Pflanzensippen gleichgeachtet<br />
und nur als Zahlen berücksichtigt werden,<br />
ungeachtet ihrer tatsächlichen Menge und<br />
synökologischen Position. Um diese stärker zu<br />
gewichten, ist es zweckmäßig, vegetationskundliche<br />
Kriterien mit einzusetzen, was aber<br />
bisher noch in ungenügendem Ausmaße geschehen<br />
ist.<br />
c<br />
Arealtypen und Florenelemente<br />
Die Arealgestalten zeigen eine ungeheure Vielfalt.<br />
Doch entspricht diese keineswegs einer statistischen<br />
Verteilung; vielmehr sind bestimmte<br />
Arealbil<strong>der</strong> und Formelemente überrepräsentiert<br />
und treten immer wie<strong>der</strong> auf Diese Diskontinuität<br />
legt die Aufstellung von Typen nahe.<br />
Solche „Arealtypen“ (i. w. S.) kann man am<br />
einfachsten nach den Erdteilen benennen, für<br />
die sie charakteristisch sind. Da sie aber selbstverständlich<br />
Ausdmck von Umweltverhältnissen<br />
sind, werden sie sinnvollerweise mit diesen verknüpft,<br />
wobei man entwe<strong>der</strong> die Standortsbedingungen<br />
als solche zugrundelegen kann,<br />
o<strong>der</strong> die durch sie bewirkte Gliedemng <strong>der</strong> Pflanzendecke.<br />
Dementsprechend gibt es 3 verschiedene<br />
Gmppen von Arealtypen; sie beziehen sich<br />
auf<br />
• physiogeographische Gebiete<br />
• biogeographische Einheiten<br />
• ökologische Merkmale.<br />
Die physiogeographisch definierten Typen seien<br />
hier als Geographische Arealtypen bezeichnet;<br />
die zugehörigen Sippen sind die Geoelemente<br />
(dieser Begriff hat in <strong>der</strong> Literatur allerdings<br />
wechselnde Bedeutungen). Ihre Benennungen<br />
sprechen für sich selbst.<br />
Biogeographisch definiert sind die Floristischen<br />
Arealtypen. Wie <strong>der</strong> Name andeutet, sind<br />
sie auf natürliche Florengebiete bezogen. Man<br />
kann den Begriff aber dahingehend erweitern,<br />
daß man als biogeographische Bezugseinheiten<br />
Vegetationsgebiete mit einbezieht, vor allem als<br />
Untereinheiten. Die zugehörigen Sippen heißen<br />
Florenelemente.<br />
Das Wort „Florenelement“ wird in <strong>der</strong> Literatur allerdings<br />
mit zwei verschiedenen Bedeutungsinhalten<br />
benutzt: es kann sich entwe<strong>der</strong> auf die einzelne Sippe<br />
beziehen, o<strong>der</strong> es dient als Kollektivbegriff, d. h. als<br />
Synonym für den gesamten Areal typ. Der Unterschied<br />
läßt sich leicht an folgendem Satzpaar klarmachen:<br />
„Fagus sylvatica ist ein holarktisches Florenelement“<br />
gegenüber „Fagus sylvatica g eh ö rt zum Holarktischen<br />
Florenelement“. Im zweiten Falle ist das „Florenelement“<br />
also die Gesamtmenge aller holarktischen<br />
Sippen. Diese Version steht aber im Wi<strong>der</strong>spruch zur<br />
Bedeutung des Wortes Element sowohl in <strong>der</strong> allgemeinen<br />
Umgangssprache als auch in <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Mengenlehre und sollte daher vermieden werden.<br />
Florenelemente ähneln in vieler Hinsicht den<br />
Charakterarten in <strong>der</strong> Pflanzensoziologie (vgl. S. 59).<br />
Wie diese haben sie unterschiedliche „Treuegrade“,<br />
d. h. eine verschieden enge Bindung an die betr.<br />
biogeographische Einheit. Hiernach kann man die<br />
in einem bestimmten Florengebiet (FG) vorkommenden<br />
Sippen 6 verschiedenen Kategorien zuordnen<br />
(Abb. 25):<br />
1. Enge Charakterelemente (auf 1 FG beschränkt),<br />
und zwar:<br />
la. Gutes Charakterelement (Arealgrenzen mit denen<br />
des FG ± übereinstimmend)
Analyse und Verknüpfung 53<br />
Florengebiet A<br />
Florengebiet B<br />
Abb. 25: Je nach dem Grad ihrer Bindung an Florengebiete (FG) lassen sich 6 Kategorien von Florenelementen<br />
unterscheiden (schematisch). - Näheres im Text.<br />
lb. Charakterelement einer Untereinheit (diese<br />
gewöhnlich klimaökologisch charakterisiert)<br />
lc. Endemitisches Element (Areal sehr klein,<br />
meist nicht klimaökologisch deutbar)<br />
2. Weites Charakterelement (auf bestimmte, klimaökologisch<br />
charakterisierte Teile an<strong>der</strong>er FG übergreifend)<br />
3. Differential-Element (im Sinne von 2 aus an<strong>der</strong>em<br />
FG übergreifend)<br />
4. Extrazonales Element (Auslieger von 1, sporadisch<br />
an Son<strong>der</strong>standorten in an<strong>der</strong>em FG auftretend)<br />
5. Plurizonales Element (über mehrere FG verbreitet)<br />
6. Azonales Element (nicht erkennbar an FG gebunden).<br />
Großräumige, nach Florenreichen bzw. Vegetationszonen<br />
benannte Arealtypen lassen sich weltweit unterscheiden<br />
(vgl. S. 101); ihre Elemente sind meist Familien<br />
o<strong>der</strong> Gattungen. Detailliertere, auf begrenzte<br />
Untereinheiten bezogene Typisierungen (meist Arten<br />
betreffend) liegen dagegen nur aus Teilen <strong>der</strong> Erde vor.<br />
Für praktische Zwecke werden die Einheiten solcher<br />
Glie<strong>der</strong>ungen auch in Form von Abkürzungen dargestellt<br />
(Arealformeln, vgl. z. B. <strong>Schroe<strong>der</strong></strong> 1994).<br />
Typisierungen auf rein ökologischer Grundlage<br />
gibt es nur in Teilbereichen. Eine weltweite Geltung<br />
beanspruchende Glie<strong>der</strong>ung, die auf einem<br />
Gemisch aus ökologischen und biogeographischen<br />
Kriterien beruht, sind die sog. Arealtypen<br />
nach M eusel. (Der unerweiterte Begriff Arealtypen,<br />
<strong>der</strong> im Prinzip jede Typisierung von Arealen<br />
bezeichnet, wird im deutschen Sprachraum<br />
meist in diesem speziellen Sinne gebraucht.) Da<br />
dieses System in Mitteleuropa viel benutzt wird,<br />
sei es hier kurz erläutert (vgl. M eusel 1943,<br />
M eusel etc. 1965f).<br />
Der MEUSELschen Typisierung liegen 3 Merkmale zugrunde,<br />
die als Zonalität, Ozeanität und Höhenstufenbindung<br />
bezeichnet werden.<br />
Die Zonalität, ein überwiegend biogeograpbisches<br />
Kriterium, bildet die Grundlage <strong>der</strong> Klassifizierung.<br />
Die Arealgestalt wird hierfür in Bezug gesetzt zu 10 ±<br />
breitenparallelen Florenzonen (Abb. 26). Deren<br />
Umgrenzungen entsprechen in großen Teilen denen<br />
<strong>der</strong> thermischen Vegetationszonen (S. 109; Abb. 43,<br />
S. 110; näherer Vergleich bei<strong>der</strong> Systeme siehe dort).<br />
Das zweite Kriterium, die Ozeanität, ist überwiegend<br />
ökologisch definiert, nämlich durch die Humidität<br />
und/o<strong>der</strong> die Temperaturamplitude des Klimas.<br />
Hiernach wurden 4 Ozeanitätsgrade aufgestellt (Abb.<br />
26). Je nach ihrer engeren o<strong>der</strong> weiteren Bindung an<br />
einen o<strong>der</strong> mehrere davon werden für die Areale insgesamt<br />
10 Ozeanitätsstufen unterschieden.
54 Areale und Floren<br />
lii<br />
b<br />
115 '•<br />
Abb. 26: Florenzonen und Ozeanitätsglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erde im Sinne von Meusel.<br />
Ozeanitäts- bzw. Kontinentalitätsabstufung; oz, sehr ozeanisch, k, sehr kontinental, übrige Zwischenstufen. -<br />
Aus Meusel etc. 1965f.<br />
N L.<br />
X<br />
Die Beschreibung <strong>der</strong> Höhenstufenbindung erfolgt<br />
mit Hilfe <strong>der</strong> ökologisch definierten (aber oft vegetationskundlich<br />
mißinterpretierten) Begriffe kollin,<br />
montan, subalpin, alpin (vgl. S. 116).<br />
Für die praktische Anwendung <strong>der</strong> so gewonnenen<br />
typisierten Arealbeschreibungen auf die Einzelelemente<br />
wurde eine formelhafte Abkürzung, die<br />
Arealdiagnose, entwickelt. Sie besteht aus normierten<br />
Abkürzungen für die drei Kriterien und einer weiteren<br />
für den jeweiligen Erdteil. Sie lautet z. B. für<br />
Fagus sylvatica m/mo-temp.oz EUR (meridional/montan<br />
- temperar. ozeanisch Europa), für Adonis vemalis<br />
sm-temp.(k) EUR-WSIB (submeridional - temperar.<br />
weit kontinental Europa-Westsibirien).<br />
Die Arealtypen nach Meusel haben sich im weiteren<br />
mitteleuropäischen Raum sehr bewährt und daher<br />
eine weite Verbreitung gefunden. Das darf aber<br />
nicht über ihre Mängel hinwegtäuschen. Diese bestehen<br />
darin, daß in beiden Hauptkriterien <strong>der</strong> Abgrenzung<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Einheiten eine rein europäische<br />
Sichtweise zugrundeliegt. So entspricht die Grenze<br />
zwischen „temperater“ und „submeridionaler“ Florenzone<br />
in Europa <strong>der</strong> Grenze zwischen humiden mitteleuropäischen<br />
und trockenbeeinflußten submediterran-pontischen<br />
Vegetationstypen. In den nemoralen<br />
Waldgebieten O-Nordamerikas und Ostasiens hingegen<br />
ist sie eine rein formal gezogene, durch keine floristischen<br />
o<strong>der</strong> vegetationskundlichen Grenzen gestützte<br />
Linie.<br />
Noch stärker europazentrisch geprägt ist das Begriffssystem<br />
<strong>der</strong> „Ozeanität“, bzw. die Termini „ozeanisch“<br />
und „kontinental“. Ihre Verwendung hat zwar<br />
gerade in <strong>der</strong> deutschen pflanzengeographischen Literatur<br />
eine lange Tradition (vgl. z. B. schon bei Brockmann-Jerosch<br />
& Rubel 1912), doch ist das noch kein<br />
Beweis für ihre weltweite Brauchbarkeit. Es sind eigentlich<br />
relative, nicht quantifizierbare Begriffe. Sie<br />
beruhen auf <strong>der</strong> Kombination mehrerer voneinan<strong>der</strong><br />
unabhängiger Klimamerkmale; <strong>der</strong> Temperaturamplitude<br />
zwischen wärmstem und kältestem Monat, <strong>der</strong><br />
Nie<strong>der</strong>schlagsmenge und <strong>der</strong> jahreszeitlichen Nie<strong>der</strong>schlagsverteilung<br />
(die lapidare Angabe, das Klima sei<br />
irgendwo „kontinental“, ist also eher eine Verschleiemng<br />
<strong>der</strong> tatsächlich einwirkenden Klimafaktoren). In<br />
Europa zeigen diese drei Variablen parallele Gradienten<br />
von WNW nach O SO , so daß ein klares „Kontinentalitätsgefalle“<br />
entsteht. Ganz an<strong>der</strong>s ist das z. B.<br />
in O-Nordamerika: hier verlaufen <strong>der</strong> thermische und
Analyse und Verknüpfung 55<br />
die hygrischen Gradienten im rechten Winkel zueinan<strong>der</strong>;<br />
eine <strong>der</strong> europäischen entsprechende Abstufung<br />
ist daher nicht auffindbar. In den Tropen, wo<br />
thermische Unterschiede entfallen, reduziert sich die<br />
„Ozeanität“ ohnehin auf die Humidität (die peraride<br />
peruanische Küstenwüste als „extrem kontinental“ zu<br />
bezeichnen, erscheint etwas abwegig). Insgesamt ist zu<br />
konstatieren, daß die Charakterisierung von Arealtypen<br />
im Sinne von M eusel außerhalb Europas wenig<br />
brauchbar ist.
D Vegetation<br />
Wie besprochen, bezieht sich <strong>der</strong> Begriff Vegetation<br />
auf das durch die integrierte Wirkung <strong>der</strong><br />
Umweltfaktoren geordnete Zusammenleben <strong>der</strong><br />
Pflanzensippen am Wuchsort. Die Unterschiede<br />
<strong>der</strong> Umweltbedingungen ebenso wie die <strong>der</strong><br />
Flora bedingen eine große Vielfalt in <strong>der</strong> Struktur<br />
<strong>der</strong> Pflanzendecke. Um diese in adäquater<br />
Weise zu beschreiben, muß man sie in abgrenzbare<br />
Einheiten, in Vegetationstypen, aufglie<strong>der</strong>n.<br />
Wie die einzelnen Pflanzensippen, so sind<br />
auch die Vegetationstypen in gesetzmäßiger<br />
Weise im Raum angeordnet; außerdem zeigen<br />
sie häufig auch eine zeitliche Abwandlung, die<br />
durch äußere Einflüsse bedingt sein kann, teils<br />
aber auch in ihrer Struktur selbst begründet ist.<br />
1 Vegetationstypen und ihre<br />
Kiassifizierung<br />
Grundlage <strong>der</strong> Vegetationsanalyse sind Untersuchung<br />
und Vergleich konkreter Pflanzenbestände.<br />
Aus gleichartigen Beständen abstrahiert<br />
man dann Vegetationstypen (auch Vegetationseinheiten<br />
genannt, wenn sie in einem<br />
Klassifizierungssystem eingestuft sind). Je nach<br />
den zugrundegelegten Eigenschaften gibt es zwei<br />
Sorten von Vegetationstypen: die physiognomische<br />
Untersuchung (nach Lebensformen) ergibt<br />
Pflanzenform ationen, die floristische (nach<br />
Pflanzensippen) Pflanzengesellschaften. Naturgemäß<br />
ist die physiognomische Klassifizierung<br />
sehr viel gröber und steht daher bei <strong>der</strong> globalen<br />
Vegetationsgliedemng im Vor<strong>der</strong>gmnd, während<br />
die floristische ihre Hauptbedeutung mehr<br />
im regionalen und lokalen Bereich hat.<br />
a<br />
Pflanzenformationen<br />
Ähnlich wie die Namen <strong>der</strong> ihnen zugrundeliegenden<br />
Lebensform en stam m en auch die<br />
Grundbegriffe <strong>der</strong> Formationstypologie (z. B.<br />
Wald, Heide, Wüste) aus dem allgemeinen<br />
Sprachgebrauch und damit aus vorwissenschaftlicher<br />
Zeit. Ihre wissenschaftliche Adaptation<br />
erfolgte im letzten Drittel des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
(vgl. S. 8 6 , 108); in den letzten Jahrzehnten<br />
wurden sehr detaillierte Glie<strong>der</strong>ungen entworfen<br />
(ScHMiTHüSEN 1968, Ellenberg etc. 1967a).<br />
Hierfür wurde eine Hierarchie entwickelt,<br />
<strong>der</strong>en höchste Kategorie meist als Formationsklasse<br />
bezeichnet wird; nächstfolgende Untereinheiten<br />
sind Formationsgruppe, Formation<br />
i. e. S. und Subformation. Eine solche hierarchische<br />
Glie<strong>der</strong>ung ist allerdings nicht unproblematisch:<br />
einerseits zeigen die hierfür verwendbaren<br />
Kriterien vielfache Überschneidungen,<br />
so daß oft schwer zu entscheiden ist, welchem<br />
<strong>der</strong> jeweils höhere o<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>e Rang zukommt;<br />
an<strong>der</strong>erseits entsteht bei voller Ausnutzung<br />
eine Unzahl von Zwergkategorien, die die<br />
Übersichtlichkeit beeinträchtigt (vgl. E llenberg<br />
etc. 1967a). Die hier vorgeführte Klassifikation<br />
(Tab. 15) beschränkt sich daher zunächst auf<br />
die Definition von 11 Formationsklassen <strong>der</strong><br />
Landvegetation und die Angabe einiger wichtiger<br />
Unterteilungsmöglichkeiten.<br />
Grundkriterien <strong>der</strong> rein physiognomischen<br />
Ordnung sind erstens die Wuchs- und Lebensformen,<br />
zweitens die Dichte <strong>der</strong> Vegetationsdecke.<br />
Bei den stärker differenzierten Glie<strong>der</strong>angen<br />
werden jedoch stets ökologische Kriterien<br />
mit benutzt, und zwar um so mehr, je niedriger<br />
das Glie<strong>der</strong>ungsniveau ist; es handelt sich dann<br />
in Wirklichkeit um physiognomisch-ökologische<br />
Klassifizierungen.<br />
Natürlich sind auch die beschriebenen Formationsklassen<br />
ökologisch bedingt. Es gibt verschiedene<br />
Qualitäten dieser ökologischen Bedingtheit:<br />
klimatische, biotische, edaphische,<br />
temporäre und anthropogene. Je nachdem, welche<br />
vorherrscht, ist die Bedeutung <strong>der</strong> Formationen<br />
in <strong>der</strong> Vegetation <strong>der</strong> Erde unterschiedlich.<br />
Hierauf werden wir nach <strong>der</strong> Besprechung<br />
<strong>der</strong> Vegetationszonen zurückkommen (S. 120).<br />
b<br />
Pflanzengesellschaften<br />
Wie schon erwähnt, sind die unteren Einheiten<br />
<strong>der</strong> Formationssysteme meist ökologisch definiert.<br />
Auf diesem niedrigen, mehr regionalen<br />
Niveau ist aber, zumindest in Gebieten mit gut<br />
bekannter Flora, auch eine floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />
in Pflanzengesellschaften möglich und<br />
kann dann als adäquatere Ordnung an die Stelle<br />
<strong>der</strong> formationstypologischen treten bzw. diese<br />
präzisieren.<br />
Solche regionalen floristischen Gliedemngen<br />
gibt es für mehrere Teile <strong>der</strong> Erde. Ihre Regionalität<br />
hat allerdings eine nachteilige Nebenerscheinung:<br />
Für die Erarbeitung floristisch defi-
Vegetationstypen und ihre lOassifizierung 57<br />
Tab. 15: Formationsklassen <strong>der</strong> Landvegetation.<br />
(I.) Phanerophyten-Formationen<br />
A. Wald<br />
Geschlossene Bestände aus Bäumen, also mindestens 5-10 m hoch, Kronendach mindestens 50 % <strong>der</strong> Fläche<br />
überdeckend und den Unterwuchs stark durch Beschattung beeinflussend.<br />
B. Offenwald (Baumflur)<br />
Physiognomisch von Bäumen beherrscht, Bestand aber nicht geschlossen, Kronendach meist weit < 30 %<br />
<strong>der</strong> Fläche überdeckend. Unterwuchs daher von den Bäumen kaum beeinflußt.<br />
C. Gebüsch (Busch, Strauchflur)<br />
Von Sträuchern (i. w. S.) beherrschte Bestände, also etwa 2-5 m hoch (selten höher); Strauchschicht geschlossen<br />
o<strong>der</strong> offen (dementsprechend mit schwachem bis starkem Unterwuchs).<br />
Unterteilungskriterien für A-C:<br />
(1) nach <strong>der</strong> Physiognomie <strong>der</strong> Phanerophyten; 1. Laubwald (bzw. -offenwald usw.), 1.1. von normaler<br />
Gestalt, 1.2. aus Schopfbäumen; 2. Nadelwald usw.; 3. Sukkulentenwald usw.<br />
(2) nach dem Verhalten <strong>der</strong> Blätter: a. immergrün; b. wechselgrün (sommer-, regengrün); c. blattlos.<br />
(II.) Nicht von Phanerophyten beherrschte Formationen mit ± geschlossener Vegetationsdecke (meist<br />
weit > 50 % deckend). D-F können auch als Grasland i. w. S. zusammengefaßt werden.<br />
D. Heide<br />
Geschlossene Bestände aus Zwergsträuchern (i. w. S.), in denen die stets vorhandenen an<strong>der</strong>en Wuchsformen<br />
kaum hervortreten.<br />
Unterteilungskriterien:<br />
(1) nach <strong>der</strong> Physiognomie <strong>der</strong> Zwergsträucher: 1. Strauchheide (aufrecht); 2. Teppichheide (nie<strong>der</strong>liegend);<br />
3. Polsterheide; 4. Sukkulentenheide.<br />
(2) nach dem Verhalten <strong>der</strong> Blätter: wie bei A-C.<br />
E. Grasflur<br />
Physiognomie durch ausdauernde Grasartige bestimmt, an<strong>der</strong>e Wuchsformen zwar beigemischt, aber höchstens<br />
zeitweise (z.B. zur Blütezeit) aspektbestimmend.<br />
Unterteilungskriterien:<br />
(1) nach <strong>der</strong> Wuchsform: 1. Rasengrasflur; 2. Büschelgrasflur.<br />
(2) nach dem Verhalten <strong>der</strong> Blätter: a. immergrün; b. tropophytisch.<br />
F. Staudenflur<br />
Überwiegend aus nicht grasartigen, nicht verholzten Ausdauernden (Stauden i. e. S.) bestehend.<br />
Unterteilung: nach dem Verhalten <strong>der</strong> Blätter wie bei E.<br />
G. Annuellenflur<br />
Kurzlebige Bestände aus kraut- o<strong>der</strong> grasartigen Hapaxanthen (Therophyten o<strong>der</strong> Winterannuellen).<br />
H. Moos- und Flechtendecken<br />
Niedrige, aus ausdauernden Moosen und/o<strong>der</strong> Flechten bestehende Bodenüberzüge mit höchstens sporadischer<br />
Beimischung höherer Pflanzen.<br />
I. Süßwasservegetation<br />
Unter Wasser wurzelnde o<strong>der</strong> wurzellose, untergetaucht (submers) o<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Oberfläche von Binnengewässern<br />
lebende Pflanzenbestände (verschiedene Unterteilungen möglich).<br />
(III.) Nicht geschlossene Formationen, meist weit < 30 % <strong>der</strong> Fläche deckend: Wüste i. w. S.<br />
J. Halbwüste<br />
Pflanzen ± gleichmäßig über die Fläche verteilt, oberirdisch voneinan<strong>der</strong> isoliert, sich aber unterirdisch (so<br />
weit es die Bodenstruktur erlaubt) mit den Wurzelsystemen berührend („diffuse Vegetation“).<br />
Unterteilung nach Wuchsformen möglich entsprechend D-H, o<strong>der</strong> nach Bodenart.<br />
K. Vollwüste<br />
Normalstandorte pflanzenleer, nur an lokal günstigeren Stellen Pflanzenwuchs („kontrahierte Vegetation“).<br />
Unterteilung nicht nach Wuchsformen, son<strong>der</strong>n nach Bodenart.
58 Vegetation<br />
i<br />
nierter Vegetationstypen wurden in verschiedenen<br />
Län<strong>der</strong>n verschiedene Methoden benutzt.<br />
Sie beruhten auf unterschiedlichen praktischen<br />
Zielsetzungen und wissenschaftlichen Philosophien<br />
und entwickelten sich nach und nach (in<br />
Form sog. „Schulen“) immer mehr auseinan<strong>der</strong>;<br />
infolgedessen sind die Ergebnisse selbst für Gebiete<br />
mit sehr ähnlicher Flora und Vegetation<br />
oft schwer vergleichbar. Erst in jüngster Zeit<br />
beginnen diese Unterschiede wie<strong>der</strong> abzunehmen,<br />
hauptsächlich dadurch, daß die bei weitem<br />
wichtigste <strong>der</strong> Schulen, die von B raun-<br />
B lanquet, zunehmende Akzeptanz gewinnt,<br />
und zwar auch in Län<strong>der</strong>n, in denen sie bisher<br />
+ strikt abgelehnt wurde.<br />
Die Methodik <strong>der</strong> BRAUN-BtANQUET-Schule (auch<br />
Schule von Zürich-Montpellier genannt) wurde in<br />
Mitteleuropa entwickelt und ist hier unter <strong>der</strong> Bezeichnung<br />
Pflanzensoziologie bekannt (i. e. S., eigentlich<br />
ist dies ein allgemeinerer Begriff; vgl. Braun-Blanquet<br />
1964, Dierschke 1994). Sie ist eine typologische Methode<br />
par excellence. Ihre wichtigsten Prinzipien bei<br />
<strong>der</strong> Ermittlung von Vegetationstypen sind (1) die Festlegung<br />
<strong>der</strong> Untersuchungsflächen nach qualitativer Beurteilung<br />
durch den Augenschein, nicht nach statistisch-formalen<br />
Gesichtspunkten; (2) die gleichmäßige<br />
Berücksichtigung aller vorhandenen Pflanzensippen<br />
(im Normalfalle -arten), ungeachtet ob sie eine dominierende<br />
o<strong>der</strong> (anscheinend) untergeordnete Rolle<br />
spielen; (3) die ausschließliche Verwendung floristischer<br />
Kriterien, d. h. <strong>der</strong> Anwesenheit und Menge <strong>der</strong><br />
einzelnen Arten (ökologische werden nicht für die Abgrenzungen<br />
selbst herangezogen, son<strong>der</strong>n nur zu <strong>der</strong>en<br />
Erklärung); (4) die hierarchische Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Vegetationstypen nach <strong>der</strong> abgestuffen Ähnlichkeit<br />
ihrer Artenkombination.<br />
Um ein Gebiet pflanzensoziologisch zu untersuchen,<br />
nimmt man als erstes eine erschöpfende Rekognoszierung<br />
<strong>der</strong> gesamten Vegetationsdecke vor. Aufgmnd<br />
des so gewonnenen Überblicks lassen sich dann<br />
Aufnahmeflächen auswählen, die für eine adäquate<br />
Glie<strong>der</strong>ung homogen genug erscheinen. Diese werden<br />
nach erprobter Methodik aufgenommen, indem <strong>der</strong><br />
Deckungsgrad aller vorhandenen Arten geschätzt<br />
wird. Gewöhnlich unterscheidet man mindestens<br />
6 Stufen <strong>der</strong> „Artmächtigkeit“: -t- unter 1 % deckend,<br />
1 1-5 %, 2 5-25 %, 3 25-50 %, 4 50-75 %, 5 75-100 %<br />
(zu den vielen, aber im Prinzip wenig wichtigen Abweichungen<br />
dieser Methode vgl. D ierschke 1994). Die<br />
so erstellten Präsenzlisten (Aufnahmen) werden in<br />
eine Tabelle zusammengefaßt, womit die typologische<br />
Analyse beginnen kann. Zunächst werden die vorhandenen<br />
Arten nach ihrer Frequenz (Stetigkeit) sortiert.<br />
Hieraus kann dann auf ihre diagnostische Wertigkeit<br />
geschlossen werden: Arten, die gleichmäßig über alle<br />
Aufnahmen verteilt sind, haben dabei ebenso wenig<br />
Bedeutung wie solche, die nur vereinzelt als Raritäten<br />
Vorkommen; wichtig sind hingegen solche, die in einem<br />
wesentlichen Teil <strong>der</strong> Aufnahmen vorhanden sind<br />
und in einem an<strong>der</strong>en fehlen. Durch Verschieben <strong>der</strong><br />
einzelnen Arten und deir einzelnen Aufnahmen in <strong>der</strong><br />
Tabelle gegeneinan<strong>der</strong> wird dann versucht, Arten mit<br />
ähnlicher Verteilung bzw. Aufnahmen mit ähnlicher<br />
Artengarnitur zusammenzubringen. Diese „Tabellenarbeit“,<br />
früher ein mühseliges Unternehmen, wird<br />
heute durch adäquate Computerprogramme (z. B.<br />
Peppler 1988) sehr erleichtert. Ergebnis ist eine Tabelle,<br />
in <strong>der</strong> die Aufnahmen auf bestimmte Vegetationseinheiten<br />
verteilt sind, die sich durch das Vorhandensein<br />
o<strong>der</strong> Fehlen bestimmter Artengruppen<br />
(Differentialarten i. w. S.) unterscheiden. So ergibt sich<br />
eine hierarchische Glie<strong>der</strong>ung in zunächst ranglose<br />
Pflanzengesellschaften. Will man diese mit früher beschriebenen<br />
vergleichen, so wandelt man die Gesamttabelle<br />
in eine Stetigkeitstabelle um, in <strong>der</strong> die<br />
Stetigkeit je<strong>der</strong> Art in den einzelnen Gesellschaften<br />
ebenfalls in etwa 6 Stufen (-t-, TV) angegeben wird.<br />
Untersucht man die gesamte Vegetation eines<br />
größeren Gebietes (z. B. einer Vegetationsregion,<br />
vgl. S. 145) auf diese Weise, so kommt man zu<br />
einer vielfältigen hierarchischen Glie<strong>der</strong>ung, die<br />
die Anwendung von definierten Rangstufen<br />
zuläßt. Diese sind denen <strong>der</strong> Sippensystematik<br />
nachgebildet, und ebenso wie die Sippen (Taxa)<br />
werden auch die eingestuften PflanzengeselT<br />
schaften (Syntaxa) mit lateinischen Namen belegt,<br />
die nach festgelegten Nomenklaturregeln<br />
gebildet werden. Sie leiten sich von den Namen<br />
von jeweils 1-2 in <strong>der</strong> Gesellschaft wichtigen<br />
Arten ab, wobei an den Gattungsnamen bestimmte<br />
Endungen angehängt werden und das<br />
Artepithet in den Genitiv gesetzt wird.<br />
Als Basiseinheit, analog <strong>der</strong> Art, gilt die Assoziation<br />
(Endung -etum, z. B. Alnetum incanae). Mehrere Assoziationen<br />
bilden einen Verband {-iorv, hier Alno-Ulmion<br />
minoris), mehrere Verbände eine Ordnung {-etalia;<br />
hier Fagetalia sylvaticae), mehrere Ordnungen eine<br />
Klasse {-etea; hier Querco-Fagetea sylvaticae). Verband,<br />
Ordnung und Klasse können nach Bedarf noch in<br />
Unterverbände, -Ordnungen, -klassen unterteilt werden<br />
(Endungen -enion, -enalia, -ened). Die Klassen, als<br />
höchste Syntaxa innerhalb einer Vegetationsregion,<br />
unterscheiden sich neben ihrer floristischen Zusammensetzung<br />
oft auch dadurch, daß sie verschiedenen<br />
physiognomischen Formationen angehören (z. B. in<br />
Europa Querco-Fagetea sylvaticae sommergrüne Laubwäl<strong>der</strong>,<br />
Molinio-Arrhenatheretea Grasfluren, Calluno-<br />
Ulicetea Zwergstrauchheiden); allerdings umfaßt eine<br />
Formation in <strong>der</strong>selben Region meist mehrere Klassen.<br />
Oberhalb <strong>der</strong> Klasse gibt es noch die bisher wenig<br />
benutzte Klassengruppe (Endung -ea), in <strong>der</strong> homologe<br />
Klassen verschiedener Vegetationsregionen zu-
Vegetationstypen und ihre Klassifizierung 59<br />
sammengefaßt werden können (mit Gattungen statt<br />
Arten als Differentialsippen).<br />
Diagnostische Merkmale <strong>der</strong> Syntaxa sind die<br />
beteiligten Arten. Diejenigen von ihnen, die sich<br />
für Abgrenzungen verwenden lassen, kann man,<br />
wenn man einen Gesamtüberblick über die<br />
Pflanzengesellschaften <strong>der</strong> Region hat, noch<br />
unterteilen in Charakterarten (= Kennarten),<br />
die ± auf bestimmte Vegetationseinheiten beschränkt<br />
sind, und Differentialarten (i. e. S.,<br />
= Trerinarten), die in mehreren Einheiten höherer<br />
Ordnung auftreten und dort jeweils Einheiten<br />
nie<strong>der</strong>er Ordnung abgrenzen. Insgesamt<br />
setzt sich die Artengarnitur einer Pflanzengesellschaft<br />
also aus 3 Gruppen von Arten zusammen;<br />
aus Charakterarten, Differentialarten,<br />
und solchen, die keine Bedeutung für die Abgrenzung<br />
haben, den Begleitern. Zu beachten<br />
ist dabei, daß die Zugehörigkeit einer Art zu einer<br />
<strong>der</strong> drei Gruppen nicht absolut zu sehen,<br />
son<strong>der</strong>n in weitem Bereich relativ ist.<br />
Charakterarten werden gewöhnlich für die 4 Haupt-<br />
Rangstufen von <strong>der</strong> Assoziation aufwärts unterschieden;<br />
Assoziations-, Verbands-, Ordnungs-, Klassencharakterarten.<br />
Dabei gilt das Prinzip <strong>der</strong> Verschachtelung;<br />
die Charakterart einer Einheit ist zugleich auch<br />
eine solche für die übergeordneten Rangstufen. Je nach<br />
<strong>der</strong> Enge <strong>der</strong> Bindung unterscheidet man verschiedene<br />
Treuegrade; enge Charakterarten sind ± vollständig<br />
auf eine Gesellschaft bechränkt, weite können<br />
darüber hinaus z. B. in einer an<strong>der</strong>en gleichen Ranges<br />
als Differentialarten für Untereinheiten auftreten.<br />
Das Prinzip <strong>der</strong> Charakterarten ist in <strong>der</strong> Pflanzensoziologie<br />
zeitweise überstrapaziert worden, indem<br />
man for<strong>der</strong>te, daß jedes Syntaxon mindestens eine<br />
Charakterart haben müsse. Im Bereich <strong>der</strong> höheren<br />
Rangstufen ist diese Bedingung im Normalfalle erfüllt.<br />
Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Assoziation kann es jedoch schwierig<br />
sein, Arten zu finden, die eine genügend enge<br />
synökologische Amplitude haben, und diejenigen, auf<br />
die das zutrifft, sind off Spezialisten, die auch in „ihrer“<br />
Assoziation nur als Raritäten auftreten. Extreme<br />
Vertreter einer „reinen Lehre“ haben demgemäß Gesellschaften,<br />
für die keine Charakterarten ermittelt<br />
werden konnten, nicht als Assoziationen anerkannt,<br />
was <strong>der</strong> Pflanzensoziologie berechtigte Kritik eingebracht<br />
hat. Heute spielen <strong>der</strong>artige Probleme keine<br />
Rolle mehr; einerseits erkennt man auch Gesellschaften<br />
mit einer genügend deutlichen Ausstattung mit<br />
Differentialarten und Charakterarten höherer Ordnung<br />
(nach <strong>der</strong> gesamten „charakteristischen Artenkombination“)<br />
als Assoziationen an, und an<strong>der</strong>erseits<br />
ist man von <strong>der</strong> zeitweise üblichen Aufsplitterung in<br />
zahlreiche sehr kleine Assoziationen wie<strong>der</strong> abgekom-<br />
Die Assoziationen, die heute als solche gewöhnlich<br />
relativ weit gefaßt werden, unterteilt man entsprechend<br />
dem Auftreten von Differentialarten weiter in<br />
Subassoziationen, Varianten und Fazies (es gibt noch<br />
weitere Zwischenkategorien). Die hierarchische Gliedemng<br />
macht auf diesem Niveau aber grundsätzliche<br />
Schwierigkeiten; die Abwandlung <strong>der</strong> Standortsverhältnisse,<br />
die das Auftreten <strong>der</strong> Differentialarten steuert,<br />
ist durch Gradienten verschiedener Faktoren bedingt,<br />
die sich überkreuzen und ein mehrdimensionales<br />
Netz bilden; eine eindimensionale Rangstufung<br />
dieser Faktoren untereinan<strong>der</strong> ist objektiv nicht möglich.<br />
Neuerdings wird daher vorgeschlagen, für die<br />
Assoziation die Aufstellung mehrerer, unabhängig<br />
nebeneinan<strong>der</strong> bestehen<strong>der</strong> Unterglie<strong>der</strong>ungen nach<br />
verschiedenen Kriterien zuzulassen. Deren wichtigste<br />
sind die geographisch-horizontale (großklimatisch bedingte),<br />
die geographisch-vertikale, die lokal-edaphische<br />
(vor allem nach Bodenwasser- und nach Bodennährstoffgehalten),<br />
die lokal-dynamische (vgl. S. 62)<br />
und die nutzungsbedingte (vgl. S. 68) Variabilität<br />
(Dierschke 1994, Peppler 1992).<br />
Die Pflanzensoziologie im Sinne von B raun-<br />
B lanquet ist in Mitteleuropa und den angrenzenden<br />
Teilen West-, Süd- und Südosteuropas<br />
mit großem Erfolg angewandt worden. Seit den<br />
30er Jahren hat die Auswertung von vielen Tausenden<br />
von Aufnahmen aus sämtlichen natürlichen<br />
und anthropogenen Vegetationstypen dazu<br />
geführt, daß dieser Raum heute <strong>der</strong> vegetationskundlich<br />
bestbekannte Teil <strong>der</strong> Erde ist.<br />
Inzwischen liegen auch aus vielen an<strong>der</strong>en Teilen<br />
<strong>der</strong> Erde pflanzensoziologische Untersuchungen<br />
vor, so vor allem aus Japan, ferner z. B.<br />
aus Vor<strong>der</strong>asien, dem Himalaja, Ostkanada<br />
(Québec), Chile und an<strong>der</strong>en südamerikanischen<br />
Län<strong>der</strong>n.<br />
Im Prinzip ist (entgegen manchen früheren Annahmen)<br />
die BRAUN-BtANQUET-Methode überall auf <strong>der</strong><br />
Erde anwendbar. Schwierigkeiten gibt es allerdings in<br />
den Tropen, vor allem im Bereich des Tropischen<br />
Regenwaldes. Hier ist meist die Artenzahl so groß und<br />
vor allem das Erkennen <strong>der</strong> Arten im Gelände so<br />
schwierig, daß jede Methode, die die Berücksichtigung<br />
sämtlicher Arten anstrebt, einen kaum zu bewältigenden<br />
Arbeitsaufwand bedingt. Dort ist es daher sinnvoller,<br />
als Kriterien die Präsenz bzw. Dominanz von<br />
Wuchsformen (vgl. Hallé etc. 1978) o<strong>der</strong> bestimmten<br />
auffälligen, leicht erkennbaren Einzelsippen (Indikatorsippen)<br />
zu benutzen (d. h. überwiegend physiognomisch<br />
zu klassifizieren).<br />
Auf die übrigen floristischen Methoden <strong>der</strong> Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
braucht hier nicht näher eingegangen<br />
zu werden (vgl. M ueller-D ombois etc. 1974,<br />
D ierschke 1994). Erwähnt sei die in Nordeuropa (und
60 Vegetation 1<br />
•%'¥. 3 =<br />
in ähnlicher Form in Rußland) lange Zeit führende<br />
„Waldtypenlehre“ (Cajan<strong>der</strong> 1909, 1930; vgl. S. 310).<br />
Im sehr artenarmen Gebiet <strong>der</strong> borealen Nadelwaldzone<br />
erwies es sich (vor allem für forstliche Zielsetzungen)<br />
als zweckmäßig, die Glie<strong>der</strong>ung weniger nach<br />
<strong>der</strong> Präsenz <strong>der</strong> (meist ubiquitär verbreiteten) Arten,<br />
son<strong>der</strong>n nach ihrer Dominanz vorzunehmen. Die<br />
nordischen „Waldtypen“ lassen sich aber leicht in<br />
Einheiten des Braun-Blanquet-Systems überführen.<br />
Auffallend ist, daß aus den englischsprachigen Län<strong>der</strong>n<br />
bisher kaum pflanzensoziologische Untersuchungen<br />
vorliegen. Das hat mehrere Ursachen. Erstens sind<br />
alle grundlegenden frühen Arbeiten, die den Siegeszug<br />
<strong>der</strong> Pflanzensoziologie in Kontinentaleuropa einleiteten,<br />
in deutscher o<strong>der</strong> französischer Sprache geschrieben<br />
(Symbol ist <strong>der</strong> Name des „Altmeisters“<br />
Braun-Blanquet). Bei <strong>der</strong> bekannten Abneigung <strong>der</strong><br />
Anglophonen gegen die Benutzung frem<strong>der</strong> Sprachen<br />
bedeutete das eine Sprachbarriere, die den Informationsfluß<br />
sehr einschränkte. Zum zweiten steht die typologische<br />
und sehr auf Anschauung basierende Methodik<br />
in starkem Gegensatz zur angelsächsischen wissenschaftlichen<br />
Philosophie, in <strong>der</strong> statistisch-mathematisches<br />
Denken im Vor<strong>der</strong>gmnd steht. Dementsprechend<br />
wurde die Pflanzensoziologie von anglophonen<br />
Autoren meist als „subjektiv“ o<strong>der</strong> gar „unwissenschaftlich“<br />
abgelehnt. Zwar ist richtig, daß bei <strong>der</strong> Auswahl<br />
<strong>der</strong> einzelnen Aufnahmefläche eine starke subjektive<br />
Komponente beteiligt ist; diese ist aber längst kompensiert<br />
durch die gewaltige Zahl <strong>der</strong> inzwischen ausgewerteten<br />
Aufnahmen. Und zum dritten wurde die<br />
anglo-amerikanische Vegetationskunde lange Zeit von<br />
<strong>der</strong> sog. Monoklimaxtheorie beherrscht (vgl. S. 65),<br />
nach <strong>der</strong> nur die leicht formationstypologisch erfaßbare<br />
klimatische Klimax als wichtig, alle übrigen Vegetationstypen<br />
aber einer näheren Untersuchung nicht<br />
würdig angesehen wurden. Ergebnis <strong>der</strong> angelsächsischen<br />
Abneigung ist, daß die Vegetation Nordamerikas,<br />
die vor allem im Osten mit <strong>der</strong> mitteleuropäischen<br />
in physiognomischer und floristischer Hinsicht<br />
eng verwandt ist, bisher nur sehr ungleichmäßig untersucht<br />
ist: neben den großräumigen, mehr praktisch<br />
ausgerichteten Glie<strong>der</strong>ungen („Forest Cover Types“)<br />
gibt es nur einzelne punktuelle und dann extrem exakte<br />
(und entsprechend arbeitsaufwendige) Detailuntersuchungen,<br />
<strong>der</strong>en Bedeutung über das Lokale<br />
nicht hinausgeht (neuerdings leisten Japaner „Entwicklungshilfe“,<br />
vgl. Miyawaki etc. 1994).<br />
Räumliche Ordnung <strong>der</strong><br />
Vegetation; Vegetationsmosaik<br />
Vegetationstypen sind standortsbedingt. Für die<br />
Determination des an einem Wuchsort vorhandenen<br />
Vegetationstyps liegt die Bedeutung <strong>der</strong><br />
einzelnen Standortsfaktoren auf verschiedenem<br />
Niveau. Wie bei <strong>der</strong> Arealbildung, so nimmt<br />
auch hier das Großklima den höchsten Rang<br />
ein: es entscheidet darüber, welche Lebewesen<br />
am Ort zur Verfügung stehen. Es bestimmt also<br />
die biotische Ausstattung und damit auch die<br />
für Wald zu trocken<br />
(Pinus) Vitle LicM hoUorten und Sträucher (Pinus)<br />
QUERCUS PETRAEA, ROBUR od.r PUBESCENS<br />
oooooooooooooooooo<br />
Ouercus-Arten, Sorbus- Arten, T itia -A rte n<br />
A cer- Arten<br />
Fraxinus excelsior<br />
D icra n o -<br />
(C o rynephorio n ) ( X e ro bro m io n )<br />
" " m i t Pinus sjflvestris<br />
P in io n<br />
Ouercion pubescenti-petroeoe "<br />
) 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0^0 OOO0 OO0<br />
Carpinion_<br />
^ Cepholanthero-Fagion<br />
s °<br />
0 Luzulo-<br />
O 0 0 Fagion<br />
Fagion<br />
O<br />
C<br />
O O Eu- Fagion<br />
0) >00000 000 000 ooooooo OOOOOO<br />
o<br />
Carpinion<br />
m it M o/inia<br />
___— Alno-Ulmion<br />
Betulion pubescentis<br />
Alnion glutinosoe<br />
( S p h o g n io n ) ( M a g n o c o ric io n )<br />
Abb. 27: Edaphische Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> natürlichen Vegetation in tieferen (submontanen) Lagen West-Mitteleuropas.<br />
A: Wichtigste Waldbäume (die Schriftgröße entspricht etwa <strong>der</strong> Bedeutung in <strong>der</strong> Baumschicht).<br />
B: Waldgesellschaften (Verbände, vgl. auch S. 411).<br />
- Aus Ellenberg 1963, verän<strong>der</strong>t.
Räumliche Ordnung <strong>der</strong> Vegetation; Vegetationsmosaik 61<br />
VG I (Klima feucht) Ökoton VG H (Klima trocken)<br />
AzonalerVT (z.B. Felsflur) Azonaler VT Azonaler VT<br />
Extrazonal: VT von VG II<br />
Zonaler VT<br />
(Klimax,<br />
edaph. Varianten)<br />
VT von VG H<br />
VT von VG r<br />
Zonaler VT<br />
(Klimax,<br />
edaph. Varianten)<br />
Extrazonal: VT von VG I<br />
AzonalerVT (Wasserveget.) Azonaler VT Azonaler VT<br />
Abb. 28: Verteilung <strong>der</strong> edaphisch bedingten Vegetationstypen (VT) in zwei benachbarten Vegetationsgebieten<br />
(VG) mit unterschiedlicher Klimaxvegetation und in ihrem Übergangsbereich (Ökoton), schematisch.<br />
Pllanzenformationen, die hieraus gebildet werden<br />
können. Derjenige dieser potentiellen<br />
Vegetationstypen, <strong>der</strong> am wenigsten durch an<strong>der</strong>e<br />
Standortsfaktoren beeinflußt ist, ist <strong>der</strong><br />
zonale Vegetationstyp o<strong>der</strong> die klimatische<br />
Klimax (Näheres S. 65).<br />
Durch die edaphischen Faktoren wird <strong>der</strong><br />
zonale Vegetationstyp abgewandelt. Im Rahmen<br />
<strong>der</strong> klimatisch bedingten Pflanzenformation<br />
entstehen verschiedene Ausbildungen (Vegetationseinheiten<br />
nie<strong>der</strong>en Ranges), die ein edaphisch<br />
bedingtes Vegetationsmosaik bilden; im<br />
Extremfall kann die klimatische Klimax dabei<br />
auch durch an<strong>der</strong>e Formationen ersetzt werden.<br />
Diese sind entwe<strong>der</strong> extrazonale Vegetationstypen,<br />
die ihre zonale Verbreitung in an<strong>der</strong>en<br />
Klimagebieten haben (<strong>der</strong>en Charakteristika<br />
durch die edaphischen Bedingungen in gewisser<br />
Weise kopiert werden, im Sinne <strong>der</strong> „relativen<br />
Standortskonstanz“, W alter etc. 1953); o<strong>der</strong><br />
es sind azonale Vegetationstypen ohne zonales<br />
Verbreitungsgebiet auf <strong>der</strong> Erde.<br />
Das edaphische Vegetationsmosaik läßt sich für jeden<br />
Klimatyp schematisch darstellen durch die sog.<br />
Okogramme nach Ellenberg. Hierfür beschränkt man<br />
sich allerdings auf die Darstellung <strong>der</strong> Gradienten <strong>der</strong><br />
beiden wichtigsten Faktoren, Bodenfeuchte und Nährstoffgehalt,<br />
auf „Normalstandorten“ (also ohne Berücksichtigung<br />
von Son<strong>der</strong>faktoren wie z. B. periodische<br />
Überschwemmung o<strong>der</strong> Bodenversalzung). Als<br />
konkretes Beispiel sei die natürliche Vegetation <strong>der</strong><br />
Tieflagen Mitteleuropas gewählt (Abb. 27). Die mitteleuropäische<br />
Klimaxformation, <strong>der</strong> sommergrüne<br />
Laubwald, ist in mehrere edaphisch bedingte Gesellschaften<br />
differenziert (vgl. auch S. 411): reicher Buchenwald<br />
{Eu-Fagion = Fagion sylvaticae), ärmerer Buchenwald<br />
{Luzulo-Fagion), trocken-reicher Eichenwald<br />
(Quercion pubescenti-petraeae), armer Eichenwald<br />
(Quercion robori-petraeae), feuchter Eichen-Hainbuchen-Mischwald<br />
{Carpinion betult), Erlenbruchwald<br />
{Alnion glutinosae), Birkenbruchwald (Betulion pubescentis).<br />
Der auf sehr trocken-arm-sauren Böden auftretende<br />
Kiefernwald (Dicrano-Pinion) ist ein extrazonaler<br />
Auslieger des borealen Nadelwaldes. Als azonale<br />
Formationen kommen schließlich die Vegetation für<br />
Wald zu flachgründiger Felsstandorte sowie die des<br />
Süßwassers hinzu.<br />
Durch solche Ökogramme läßt sich auch die komplizierte<br />
Vegetationsgliedemng in Übergangsbereichen<br />
(Ökotonen) zwischen den Gebieten verschiedener<br />
Klimaxformationen in sinnvoller Weise darstellen.<br />
Hierfür seien zwei angenommene Vegetationsgebiete<br />
einan<strong>der</strong> gegenübergestellt, <strong>der</strong>en eines (VG I) z. B.<br />
ein (semi)humides Waldklima, das an<strong>der</strong>e (VG II) ein<br />
semiarides Steppenklima besitze (Abb. 28). In <strong>der</strong><br />
Nähe des Grenzbereiches werden in VG I die edaphisch<br />
trockensten Stellen bereits vom Vegetationstyp<br />
des VG II (Steppe) besetzt sein, ebenso in VG II<br />
die edaphisch feuchtesten Bereiche von dem des VG I<br />
(Wald). Im eigentlichen Übergangsbereich nehmen<br />
beide zonalen Vegetationstypen im Ökogramm etwa<br />
den gleichen Raum ein.
Zeitliche Ordnung <strong>der</strong><br />
Vegetation: Sukzession und<br />
Klimax<br />
Die Beschreibung von Vegetationsmosaiken, so<br />
wie sie eben skizziert wurde, entspricht einer<br />
statischen Betrachtungsweise. In Wirklichkeit ist<br />
die Vegetationsdecke aber oft in ± starker Verän<strong>der</strong>ung<br />
begriffen; das im Gelände auffindbare<br />
Vegetationsmosaik ist dann nur eine Art Momentaufnahme,<br />
und es kann neben edaphisch<br />
bedingten Modifikationen auch solche mit zeitlicher<br />
Ursache enthalten. Die Dynamik <strong>der</strong> Vegetation<br />
zeigt sich gewöhnlich in Form einer<br />
gesetzmäßigen Aufeinan<strong>der</strong>folge bestirnmter<br />
Zustände: auf eine Initialphase folgen Übergangsphasen,<br />
die in mehr o<strong>der</strong> weniger vielen<br />
Schritten einem Endstadium zustreben; diese<br />
Abfolge heißt Sukzession, <strong>der</strong> Endzustand Klimax<br />
(griechische Bedeutung eigentlich „Leiter“<br />
bzw. im übertragenen Sinne „oberste Sprosse<br />
<strong>der</strong> Leiter“).<br />
Je nach dem Zustand, <strong>der</strong> vor Beginn <strong>der</strong> Entwicklung<br />
am Wuchsort herrschte, unterscheidet<br />
man zwischen primärer Sukzession auf Stellen,<br />
die vorher ± vegetationsfrei waren, und sekundärer<br />
Sukzession als Folge <strong>der</strong> Zerstörung<br />
vorher vorhandener Vegetation. Eine an<strong>der</strong>e<br />
Unterscheidung bezieht sich auf die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Bestandesstruktur. Im Normalfall geht<br />
diese von einfachen, wenig stmkturierten Beständen<br />
in Richtung auf kompliziertere, stärker differenzierte<br />
(im Sinne <strong>der</strong> sog. soziologischen<br />
Progression); solche Abläufe heißen aufsteigende<br />
(progressive) Sukzession. Es gibt aber auch<br />
den umgekehrten Fall <strong>der</strong> absteigenden (regressiven)<br />
Sukzession von höher zu niedriger organisierten<br />
Vegetationstypen.<br />
Unter natürlichen Verhältnissen hängen Sukzessionen,<br />
so wie sie hier definiert werden, häufig<br />
mit <strong>der</strong> Verjüngung <strong>der</strong> Vegetationseinheit<br />
zusammen. Daneben gibt es aber auch Fälle, in<br />
denen sie durch Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> edaphischen<br />
Umweltbedingungen hervorgerufen werden.<br />
a<br />
Verjüngung und Verjüngungssukzession<br />
Im Mikrobereich setzt sich je<strong>der</strong> Pflanzenbestand<br />
aus Individuen verschiedener Arten zusammen,<br />
<strong>der</strong>en jede einerseits eine begrenzte<br />
Lebensdauer hat (wenn auch von unterschiedlicher<br />
Länge), an<strong>der</strong>erseits Diasporen erzeugt, die<br />
eine kontinuierliche Ersetzung absterben<strong>der</strong><br />
Exemplare durch Jungpflanzen, die Verjüngung,<br />
ermöglichen. Folge davon ist die zeitliche Verschiebung<br />
<strong>der</strong> Wüchsplätze <strong>der</strong> einzelnen Arten<br />
innerhalb des Bestandesmosaiks. Da dieses<br />
durch <strong>der</strong>artige „Lücken-“ o<strong>der</strong> „Mosaikdynamik“<br />
in seiner Grundstruktur nicht wesentlich<br />
verän<strong>der</strong>t wird, spricht man in diesem Falle nicht<br />
von Sukzession.<br />
Bei niedrigen (Nichtwald-) Formationen ist<br />
eine solche permanente Verjüngung weit verbreitet.<br />
Sie kommt auch bei Wäl<strong>der</strong>n vor, doch<br />
tritt hier ebenso häufig die sog. katastrophische<br />
Verjüngung auf (Abb. 29). Diese beruht auf einer<br />
plötzlichen Zerstörung <strong>der</strong> Baumschicht<br />
(ähnlich dem forstlichen Kahlschlag) durch äußere<br />
Ereignisse, vor allem Windwurf o<strong>der</strong> Waldbrand<br />
(zuweilen auch epidemieartiges Auftreten<br />
parasitischer Pilze o<strong>der</strong> Tiere). Hierdurch<br />
wird eine sekundäre Sukzession ausgelöst. Der<br />
Wegfall <strong>der</strong> Bäume setzt die unteren Schichten<br />
des Bestandes <strong>der</strong> vollen Belichtung aus, so daß<br />
sich stark lichtbedürftige Arten ansiedeln können.<br />
Sie bilden zunächst eine krautige Kahlschlagflur,<br />
die aber ziemlich rasch durch Pioniergebüsch<br />
aus ebenfalls lichtbedürftigen, aber<br />
den Krautigen konkurrenzüberlegenen Sträuchern<br />
ersetzt wird. Diese werden ihrerseits von<br />
einem Pionierwald aus schnellwüchsigen, kurzlebigen<br />
Baumarten überwachsen. In diesem<br />
nimmt allmählich <strong>der</strong> Anteil mehr langlebiger,<br />
aber ebenfalls noch ziemlich lichtbedürftiger<br />
Baumarten zu (Übergangswald). Schließlich<br />
werden auch diese lichtliebenden Arten durch<br />
stark schattenertragende ersetzt, die zwar unter<br />
ersteren auflcommen können, selbst aber <strong>der</strong>en<br />
Verjüngung verhin<strong>der</strong>n; damit ist das Endstadium,<br />
<strong>der</strong> Klimaxwald, erreicht. Es wird also in<br />
gesetzmäßig aufeinan<strong>der</strong>folgenden Schritten <strong>der</strong><br />
Ausgangszustand wie<strong>der</strong>hergestellt: es liegt eine<br />
zyklische Sukzession vor.<br />
Der Ablauf einer zyklischen Sukzession ist umso komplizierter,<br />
je größer die Zahl <strong>der</strong> potentiell beteiligten<br />
Pflanzenarten ist (so können im Tropischen Regenwald<br />
mehrere bis viele Pionier- und Ubergangsstadien<br />
aufeinan<strong>der</strong> folgen, vgl. Hallé etc. 1978). Dabei ist<br />
die tatsächliche Abfolge im Einzelfall stark vom Zufall<br />
abhängig: diejenigen <strong>der</strong> Pionierarten, die zufällig<br />
in <strong>der</strong> Nähe wachsen, haben die größte Chance, sich<br />
anzusiedeln (so kann z. B. bei starker Präsenz von<br />
Pionierbaumarten das Gebüschstadium übersprungen<br />
werden). An<strong>der</strong>erseits kann, vor allem wenn die Zahl<br />
<strong>der</strong> Baumarten sehr gering ist, eine einmalige kata-
Zeitliche Ordnung <strong>der</strong> Vegetation: Sukzession und Klimax 63<br />
Verjüngung<br />
permanent<br />
katastrophisch<br />
Pionierwald<br />
z .B . Belula<br />
imUnlerwuchs<br />
z .B . Epilobium, Digitalis<br />
Abb. 29: Permanente und katastrophische Verjüngung am Beispiel des mitteleuropäischen Buchenwaldes,<br />
schematisch vereinfacht.<br />
strophische Verjüngung dazu fuhren, daß dieses Ereignis<br />
sich im selben Bestand mehrfach wie<strong>der</strong>holt:<br />
da die Baumindividuen des Klimaxwaldes alle ± gleich<br />
alt sind, erreichen alle etwa zur gleichen Zeit ihre Altersgrenze,<br />
wodurch die Wahrscheinlichkeit einer neuen<br />
Katastrophe groß wird.<br />
Die in <strong>der</strong> Verjüngungssukzession nacheinan<strong>der</strong><br />
auftretenden Vegetationstypen sind ein integrieren<strong>der</strong><br />
Bestandteil des durch die Klimaxgesellschaft als höchstentwickelte<br />
Stufe gekennzeichneten Ökosystems; die<br />
sie aufbauenden Arten sind im Wuchsbereich <strong>der</strong> Klimax<br />
stets irgendwo vorhanden, auch dann, wenn die<br />
katastrophische Verjüngung nur seltener Ausnahmefall<br />
ist.<br />
Zuweilen kommt es vor, daß bereits vor Abschluß<br />
<strong>der</strong> Verjüngungssukzession neue katastrophische<br />
Ereignisse eintreten, so daß die Entwicklung<br />
aufgehalten bzw. auf frühere Stadien<br />
zurückgeworfen wird. Geschieht das sehr oft, so<br />
kann die Abfolge schließlich über bestimmte<br />
Sukzessionsstadien nicht mehr hinauskommen,<br />
und die Ausbildung <strong>der</strong> Klimaxgesellschaft wird<br />
permanent verhin<strong>der</strong>t. Diese Erscheinung findet<br />
man oft in Gebieten mit häufigen Bränden;<br />
<strong>der</strong> Vegetationstyp, bei dem die Sukzession dann<br />
stehen bleibt, heißt Feuerklimax. Seltener ist<br />
die biotische Klimax, die dadurch bedingt ist,<br />
daß nicht-pflanzliche Lebewesen, d. h. gewöhnlich<br />
weidende herdenbildende Großsäuger, die<br />
Sukzession aufhalten. Solche länger erhalten<br />
bleibenden, aber nicht <strong>der</strong> echten Klimax entsprechenden<br />
Vegetationstypen heißen auch<br />
Dauergesellschaften.<br />
b<br />
Sukzession als Folge edaphischer<br />
Standortsän<strong>der</strong>ungen<br />
Im Gegensatz zur zyklischen Sukzession kann<br />
es sich hier um die Entstehung von etwas Neuem<br />
handeln, das vorher am Wuchsort so nicht<br />
vorhanden war, also um eine primäre Sukzession.<br />
Die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> edaphischen Bedingungen<br />
ist dabei aber nicht nur Auslöser <strong>der</strong><br />
Sukzession, son<strong>der</strong>n wird pieistens umgekehrt<br />
auch durch diese gesteuert, d. h. es besteht eine<br />
Wechselwirkung zwischen <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />
Vegetation und <strong>der</strong> <strong>der</strong> abiotischen Faktoren.<br />
Das klassische Beispiel einer solchen nichtzyklischen<br />
Sukzession ist die Verlandung stehen<strong>der</strong><br />
Gewässer. Der Faktor, <strong>der</strong> sich hierbei<br />
irreversibel än<strong>der</strong>t, ist letztlich das Niveauverhältnis<br />
zwischen Bodenoberfläche und Wasserspiegel;<br />
diese Än<strong>der</strong>ung kann zum großen<br />
Teil durch die Vegetation selbst hervorgerufen<br />
werden. Indem <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Wasservegetation<br />
erzeugte Detritus den Boden des Gewässers all-
64 Vegetation<br />
________________ 1____ J E »<br />
\<br />
Abb. 30: Vegetationszonierung am Rande eines eutrophen Sees (Beispiel aus Mitteleuropa) als momentanes<br />
Stadium <strong>der</strong> Verlandungssukzession.<br />
Spl = Supralitoral, Eul = Eulitoral, Sbl = Sublitoral (vgl. S. 381). Die durch Zahlen bezeichneten Vegetationstypen<br />
(vgl. auch S. 383,421) folgen in <strong>der</strong> Sukzession aufeinan<strong>der</strong>; 1 und 2 Unterseewiesen (1 aus Charophyceen,<br />
2 aus submersen Kormophyten), 3 Schwimmblattpflanzenflur, 4 Röhricht, 5 Sumpfpflanzenflur (von 4 und 6<br />
schwer zu trennen), 6 Erlenbruchwald. Durch Ablagerung <strong>der</strong> zugehörigen, überwiegend organischen Substrate<br />
(1, 2, 3 Mudde; 4, 5 Schilf- und Seggentorf; 6 Bruchwaldtorf) wird <strong>der</strong> ursprüngliche Gewässergrund<br />
(F Felsuntergrund, M Mineralboden) laufend erhöht, so daß die Sukzession nach links fortschreitet. - Aus<br />
Strasburger etc. 1991, verän<strong>der</strong>t.<br />
mählich erhöht, können die das Gewässer in<br />
Form einer Zonierung umgebenden Vegetationstypen<br />
kontinuierlich nach innen vorrükken,<br />
wobei die jeweils innersten nacheinan<strong>der</strong><br />
verschwinden (Abb. 30). In dem dargestellten<br />
mitteleuropäischen Beispiel ist die Schlußgesellschaft<br />
(Klimax) <strong>der</strong> Erlenbruchwald.<br />
An<strong>der</strong>e, gut bekannte primäre Sukzessionen<br />
sind die Anlandung an <strong>der</strong> Küste des Wattenmeeres<br />
sowie die Besiedlung des beim Rückzug<br />
von Gletschern frei werdenden o<strong>der</strong> bei Vulkanausbrüchen<br />
neu entstehenden Rohbodens.<br />
Der Beitrag <strong>der</strong> Vegetation zur Standortsän<strong>der</strong>ung<br />
besteht im ersten Fall in <strong>der</strong> Begünstigung<br />
<strong>der</strong> Schlicksedimentation, im zweiten<br />
in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> (sowohl physikochemisch<br />
als auch biologisch bedingten) Bodenreifung.<br />
Eine Mischung zwischen katastrophischer<br />
Verjüngung und primärer Sukzession findet sich<br />
bei <strong>der</strong> Vegetationsdynamik in Flußauen. Durch<br />
die Tätigkeit des Wassers kommt es zur Zerstörung<br />
von Teilen <strong>der</strong> vorhandenen Vegetation,
Zeitliche Ordnung <strong>der</strong> Vegetation: Sukzession und Klimax 65<br />
wobei nicht nur die Pflanzendecke selbst bzw.<br />
<strong>der</strong>en oberste Schicht beseitigt wird, son<strong>der</strong>n<br />
auch ihre edaphische Unterlage. Der als Folge<br />
davon entstehende Rohboden ist ein völlig verän<strong>der</strong>ter<br />
Standort, auf dem eine neue, quasi-primäre<br />
Sukzession beginnen kann.<br />
Endstadium <strong>der</strong> Auensukzession ist in den Waldregionen<br />
<strong>der</strong> Hartholzauenwald, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Klimax <strong>der</strong><br />
Normalstandorte sehr ähnlich ist und sich von ihr nur<br />
durch die Wirkungen <strong>der</strong> gelegentlichen Überschwemmungeh<br />
unterscheidet. In den flußnahen Teilen <strong>der</strong><br />
Aue wird diese Schlußgesellschaft aber gewöhnlich<br />
nicht erreicht, da die Entwicklung schon vorher durch<br />
neue Hochwasserschäden unterbrochen wird. Sie<br />
kommt daher über die aus raschwüchsigen Sträuchern<br />
und Bäumen bestehenden Pionierstadien nicht hinaus,<br />
die die Dauergesellschaft des Weichholzauenwaldes<br />
bilden.<br />
Die bisher besprochenen Sukzessionen (einschließlich<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verjüngung) sind sämtlich<br />
von aufsteigendem Typ. Es gibt aber auch natürliche<br />
absteigende Sukzessionen. So kann z. B.<br />
nach Abschluß <strong>der</strong> oben skizzierten Verlandung<br />
unter speziellen, sehr humid-oligotrophen Verhältnissen<br />
eine neue, ganz an<strong>der</strong>e Entwicklung<br />
einsetzen: Im Erlenbruchwald siedeln sich Torfmoose<br />
{Sphagna) an, die dichte, das Regenwasser<br />
festhaltende Polster bilden und dadurch die<br />
Bäume allmählich zum Absterben bringen. Aus<br />
dem hoch organisierten Bruchwald entsteht so<br />
schließlich ein wesentlich einfacher strukturiertes<br />
Hochmoor.<br />
c<br />
Sukzessionstheorien und<br />
Klimaxbegriff<br />
Im vorliegenden Text wird <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Sukzession<br />
auf Vegetationsän<strong>der</strong>ungen bei konstantem<br />
Klima beschränkt, was m. E. die sinnvollste<br />
Definition ist. Früher wurden aber auch historische<br />
pflanzengeographische Abläufe oft hier<br />
mit einbezogen: so wurde (und wird noch) von<br />
vielen Autoren die Wie<strong>der</strong>bewaldung Mitteleuropas<br />
in <strong>der</strong> Nacheiszeit (ebenso entsprechende<br />
Vorgänge in den Interglazialen) häufig als<br />
„säkulare Sukzession“ bezeichnet.<br />
Säkulare Sukzessionen an<strong>der</strong>er Art spielten<br />
lange Zeit in <strong>der</strong> englischsprachigen Literatur<br />
eine große Rolle, und zwar im Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> sog. M onoklimaxtheorie (C lements<br />
1928).<br />
Diese Theorie sah alle erkennbaren Vegetationseinheiten<br />
nur als Glie<strong>der</strong> von Sukzessionsserien, die einem<br />
einzigen Schlußstadium, <strong>der</strong> klimatischen Klimax,<br />
zustreben. So betrachtete man Gewässer als Ausgangspunkte<br />
einer „Hydroserie“, die nach Ende <strong>der</strong><br />
eigentlichen Verlandung infolge weiterer Auffüllung<br />
<strong>der</strong> noch vorhandenen Depression durch aus <strong>der</strong> Umgebung<br />
eingetragene Sedimente schließlich mit dem<br />
Auftreten <strong>der</strong> klimatischen Klimax ende. Ebenso galten<br />
Felsstandorte als Beginn einer „Xeroserie“, die infolge<br />
Abtragung <strong>der</strong> Felsen allmählich ebenfalls zur<br />
klimatischen Klimax fuhren würde. (An beiden, diametral<br />
verschiedenen Standorten würde demnach in<br />
Mitteleuropa am Ende <strong>der</strong> Sukzession als klimatische<br />
Klimax ein Buchenwald wachsen.) Die Monoklimaxtheorie<br />
hat sich zwar dadurch selbst ad absurdum geführt,<br />
daß in ihr eine wichtige Tatsache nicht beachtet<br />
wurde, nämlich daß Klimaändemngen in viel kürzeren<br />
Zeitspannen ablaufen als die von ihr gefor<strong>der</strong>ten<br />
geologischen Einebnungsvorgänge (die klimatische<br />
Klimax könnte also am Ende des geologischen Vorganges<br />
ganz an<strong>der</strong>s aussehen als zu dessen Beginn);<br />
sie ist daher heute nicht mehr aktuell. Sie hat aber<br />
dazu geführt, daß viele anglophone Vegetationskundler<br />
allein die klimatische Klimax als wirkliche<br />
„Vegetation“ und alles übrige nur als unwichtige Sukzessionsstadien<br />
ansahen; in Nordamerika ist diese Einstellung<br />
noch heute weit verbreitet.<br />
Durch die offensichtliche Unstimmigkeit <strong>der</strong><br />
Monoklimaxtheorie wurde auch <strong>der</strong> Klimaxhegriff<br />
selbst zeitweise in Mißkredit gebracht,<br />
und manche Autoren versuchten ihn ganz zu<br />
eliminieren. Das ist jedoch unnötig und wird<br />
jetzt auch nicht mehr befürwortet. Die klimatische<br />
Klimax wird heute ganz ohne hypothetisches<br />
Beiwerk als <strong>der</strong> Vegetationstyp definiert,<br />
<strong>der</strong> essentiell durch das Großklima bestimmt<br />
wird, ohne edaphisch o<strong>der</strong> durch Sukzession<br />
bedingte Modifikationen. Sie ist damit ein Maß<br />
für die aus den vorhandenen pflanzlichen Bausteinen<br />
und den Klimabedingungen resultierende<br />
ökologische Potenz des jeweiligen Wuchsraumes.<br />
Eine noch stärkere begriffliche Abstraktion<br />
liegt bei <strong>der</strong> therm ischen Klimax vor, die<br />
den Klimaxtyp bezeichnet, <strong>der</strong> allein dem Wärmeklima<br />
entspricht bei theoretischer Ausschaltung<br />
von Beeinträchtigungen durch klimatischen<br />
Wassermangel (vgl. S. 108). Die durch<br />
nicht-klimatische Einflüsse definierten Bezeichnungen<br />
biotische Klim ax und Feuerklim ax<br />
wurden schon besprochen.<br />
Daß <strong>der</strong> Klimaxbegriff heute meist in einem<br />
solchen allgemeinen, regional-globalen Sinne<br />
verwendet wird, ist sicher eine Nachwirkung <strong>der</strong><br />
Monoklimaxtheörie. Will man sich auf das End-
66 Vegetation<br />
Stadium konkreter lokaler Sukzessionen beziehen,<br />
so spricht man meist eher von Schlußgesellschaft<br />
o<strong>der</strong> allenfalls Klimaxgesellschaft. Das<br />
einfache Wort „Klimax“ ist dagegen meist eine<br />
Abkürzung für klimatische Klimax, beson<strong>der</strong>s<br />
in häufig benutzten biogeographischen Termini<br />
wie Klimaxdomäne, vgl. im Folgenden.<br />
Verbreitung von Vegetationseinheiten<br />
(Synchoroiogie)<br />
Ähnlich wie die geographische Verteilung <strong>der</strong><br />
Einzelsippen kann man auch die von Vegetationseinheiten<br />
sowohl im Hinblick auf das Areal<br />
<strong>der</strong> einzelnen Einheit als auch auf das Inventar<br />
eines Gebietes hin analysieren. Die Ermittlung<br />
und Darstellung von Vegetationstyp-Arealen<br />
folgt den gleichen Prinzipien wie bei Sippen<br />
(auch eine systematische Kartierung von<br />
Pflanzengesellschaften ähnlich <strong>der</strong> floristischen<br />
ist in manchen Teilen Mitteleuropas schon im<br />
Gange). Den Gebietsfloren entsprechen vegetationskundliche<br />
Monographien, die sämtliche<br />
im Gebiet vorkommenden Vegetationseinheiten<br />
auflisten und beschreiben.<br />
Für die Abgrenzung natürlicher Vegetationsgebiete,<br />
analog den natürlichen Florengebieten<br />
und mit diesen z. T. ineinan<strong>der</strong>fließend (vgl.<br />
S. 89), werden als Kriterien die eben besprochenen<br />
Klimaxphasen herangezogen. Den höchsten<br />
Rang nimmt dabei die thermische Klimax ein,<br />
mit <strong>der</strong>en Hilfe sich (in Verbindung mit <strong>der</strong> Lage<br />
auf <strong>der</strong> Erde und daher nicht rein vegetationskundlich<br />
bestimmt) die thermischen Vegetationszonen<br />
definieren lassen. Innerhalb je<strong>der</strong><br />
dieser Zonen kann die klimatische Klimax je<br />
nach den hygrischen Verhältnissen unterschiedlich<br />
sein; alle Gebiete mit <strong>der</strong>selben klimatischen<br />
Klimax bilden eine Klimaxdomäne o<strong>der</strong> Vegetationsdomäne<br />
(diese umfaßt in einigen Fällen<br />
Abschnitte mehrerer Zonen).
E Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />
Daß <strong>der</strong> Mensch die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Erde stark<br />
beeinflußt, weiß heute je<strong>der</strong>. In <strong>der</strong> Allgemeinheit<br />
beschränkt sich dieses Wissen allerdings<br />
weitgehend auf kleine Teilaspekte, und zwar in<br />
erster Linie auf die nachteiligen Wirkungen <strong>der</strong><br />
Milieuverunreinigung. Solche Verunreinigungen<br />
sind nichts Neues: so gibt es schon seit einigenjahrhun<strong>der</strong>ten<br />
Nachrichten über „Rauchschäden“<br />
in Wäl<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Nähe von Hüttenwerken<br />
u. ä. Anlagen, und auch die Verschmutzung<br />
von Gewässern (vgl. S. 385) hat schon im<br />
vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t die Proteste von Fischern<br />
hervorgerufen. Im heutigen großräumigen, über<br />
lokale Störungen hinausgehenden Ausmaße<br />
sind sie aber eine sehr junge Erscheinung, die<br />
erst infolge <strong>der</strong> Uberindustrialisierung in den<br />
letzten Jahrzehnten gravierend geworden ist;<br />
ihre Auswirkung auf Flora und Vegetation <strong>der</strong><br />
Erde ist daher noch gering.<br />
Um so größer sind die Folgen <strong>der</strong>jenigen<br />
menschlichen Aktivitäten, die man als mechanische<br />
EingrifFe im weitesten Sinne zusammenfassen<br />
kann. Diese sind bereits seit vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten,<br />
teils seit Jahrtausenden im Gange<br />
und haben dazu geführt, daß heute <strong>der</strong> größte<br />
Teil <strong>der</strong> Vegetationsdecke <strong>der</strong> Erde nicht mehr<br />
natürlich ist und daß auch <strong>der</strong> Florenbestand<br />
vieler Gebiete und die Areale vieler Sippen stark<br />
anthropogen verän<strong>der</strong>t sind. Beide Aspekte, die<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Flora und die <strong>der</strong> Vegetation,<br />
werden im Folgenden näher analysiert, dies<br />
auch unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Korrektur<br />
einiger nicht nur unter Laien verbreiteter Fehleinschätzungen<br />
und Vorurteile.<br />
Die Hauptwirkung <strong>der</strong> mechanischen Eingriffe<br />
besteht in <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> natürlichen<br />
Standortsbedingungen. Von den drei Faktorengmppen,<br />
den klimatischen, edaphischen und<br />
biotischen, sind die Idimatischen hier unbedeutend:<br />
auf das Großldima hat <strong>der</strong> Mensch, zumindest<br />
bisher, keinen wesentlichen Einfluß.<br />
Lediglich mesoklimatische, lokale Abän<strong>der</strong>ungen sind<br />
erkennbar: so ist das Lokalklima z. B. im Zentrum<br />
von Großstädten meist etwas wärmer und trockener<br />
als im Umland, was mancherorts auch eine Zunahme<br />
von Sippen mit entsprechenden Ansprüchen bewirkt<br />
hat.<br />
Die nach häufiger Annahme bereits erfolgten anthropogenen<br />
Än<strong>der</strong>ungen des Großklimas sind hingegen<br />
nicht beweisbar; ihre angeblichen Auswirkungen<br />
lassen sich meist leicht durch an<strong>der</strong>e Ursachen<br />
erklären. So ist z. B. das bekannte Vordringen <strong>der</strong><br />
Wüste in <strong>der</strong> Sahelzone zwar anthropogen bedingt,<br />
aber nicht über eine Beeinflussung des Klimas (vgl.<br />
S. 71).<br />
Mit großer Skepsis sind übrigens auch die Prophezeiungen<br />
über zukünftige anthropogene Klimaän<strong>der</strong>ungen<br />
zu betrachten. Zumindest <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Tagespresse<br />
schon fast als Selbstverständlichkeit gehandelte<br />
Begriff <strong>der</strong> „Klimakatastrophe“ hält einer seriösen<br />
Überprüfung nicht stand. Selbst wenn <strong>der</strong> vorausgesagte<br />
Temperaturanstieg wirklich in <strong>der</strong> vermuteten<br />
Höhe eintreten sollte, ist keineswegs vorherzusehen,<br />
ob seine Folgen negativ o<strong>der</strong> positiv sein werden: es<br />
ist z. B. auch eine Wie<strong>der</strong>annäherung an die im frühen<br />
Tertiär herrschenden weltweit optimalen Klimabedingungen<br />
(vgl. S. 137, 141) denkbar.<br />
Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> edaphischen Bedingungen<br />
sind demgegenüber sehr verbreitet. Hierzu gehören<br />
Bodenverletzungen durch Ackerbau, Torfstich,<br />
Steinbrüche und sonstige A b b au <br />
maßnahmen, durch starke Nutzung bedingte<br />
Bodenverdichtung, Erosion und Sedimentation,<br />
Verän<strong>der</strong>ungen des Grundwasserstandes, aber<br />
auch Beeinflussung des Bodenchemismus durch<br />
Exploitation, Düngung o<strong>der</strong> Anreicherung von<br />
Giftstoffen. Alle diese Einflüsse können die Vegetation<br />
und damit auch die Populationsdichte<br />
vieler Sippen stark verän<strong>der</strong>n; da sie aber meist<br />
lokal begrenzt sind, ist ihre Wirkung im großräumigen<br />
Maßstab vergleichsweise gering (außerdem<br />
sind sie häufig nur Folgeerscheinungen<br />
biotischer Än<strong>der</strong>ungen).<br />
Den stärksten Einfluß haben die anthropogenen<br />
Eingriffe in die biotische Umwelt. Vor<br />
allem handelt es sich dabei um den Zugriff auf<br />
die Pflanzenwelt selbst durch differenzierte Nutzung,<br />
För<strong>der</strong>ung, Änbau, Bekämpfung o<strong>der</strong> Beseitigung;<br />
aber auch die positive o<strong>der</strong> negative<br />
Einwirkung auf für die Pflanzen nützliche o<strong>der</strong><br />
schädliche Tiere (zuweilen auch an<strong>der</strong>e Organismen)<br />
kann von Bedeutung sein. Diese Aktivitäten<br />
haben zu großräumiger Modifizierung<br />
und Zerstörung <strong>der</strong> natürlichen Vegetation geführt,<br />
und in <strong>der</strong>en Gefolge kam es dann auch<br />
zu zahlreichen und z. T. sehr umfangreichen Än<strong>der</strong>ungen<br />
von Arealen und Floren.<br />
Zuweilen wurde diskutiert, ob <strong>der</strong> Mensch<br />
selbst zu den biotischen Standortsfaktoren zu<br />
rechnen sei. Diese Frage läßt sich nur differenziert<br />
beantworten. Solange er nur Pflanzen-
68 Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />
material zu seiner Ernährung entnimmt o<strong>der</strong><br />
Diasporen an seinem Körper transportiert, handelt<br />
er nicht an<strong>der</strong>s als an<strong>der</strong>e tierische Lebewesen.<br />
Sowie er aber die Natur mit Hilfe vorgeplanter<br />
Handlungen verän<strong>der</strong>t (z. B. Waldrodung<br />
zum Zwecke des Ackerbaues, Beweidung<br />
von Wäl<strong>der</strong>n mit Herden gezähmter Haustiere,<br />
Transport von Diasporen mit Schiffen über<br />
Ozeane hinweg), hat sein Einfluß eine neue Dimension,<br />
und er ist als ein Agens sui generis<br />
außerhalb <strong>der</strong> natürlichen Standortsfaktoren<br />
anzusehen (vgl. S. 6 ).<br />
1 Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Vegetation<br />
In den meisten heute dichter besiedelten Teilen<br />
<strong>der</strong> Erde ist die natürliche Klimaxformation<br />
Wald. Da dieser zugleich <strong>der</strong> höchstdifferen-zierte<br />
Vegetationstyp ist, gehen wir bei <strong>der</strong> Darstellung<br />
<strong>der</strong> anthropogenen Verän<strong>der</strong>ungen zunächst<br />
vom Walde aus.<br />
Die Beeinflussung des Waldes geschieht auf<br />
zweierlei Weise. Durch Rodung wird er direkt<br />
beseitigt und durch Kulturpflanzen-Bestände,<br />
daneben auch durch Siedlungen, Wege u. ä. ±<br />
vegetationslose Flächen ersetzt. Nicht gerodete<br />
Waldbestände werden durch Waldnutzung verän<strong>der</strong>t.<br />
Historisch und weltweit gesehen handelt<br />
es sich dabei um vielseitige Nutzungen:<br />
neben dem H olzhau spielt vor allem die<br />
Beweidung durch Vieh eine große Rolle, daneben<br />
auch die Entnahme von Viehfutter, von<br />
Bodensubstanz u. a.; hinzu kommen an<strong>der</strong>e<br />
schädliche Einwirkungen, wie fahrlässig o<strong>der</strong><br />
absichtlich verursachte Brände. Neben <strong>der</strong> direkten<br />
Schädigung behin<strong>der</strong>n alle diese Einflüsse<br />
vor allem die Verjüngung. Dauern sie längere<br />
Zeit an, so führen sie zur Verschlechterung des<br />
Waldzustandes und schließlich zur W aldverwüstung,<br />
die gewöhnlich in folgen<strong>der</strong> Form<br />
als absteigende Sukzession vor sich geht:<br />
Schattholzwald (Klimax)<br />
Lichtholzwald (Subklimax)<br />
nL<br />
Offenwald,Gebüsch<br />
Nichtphanerophyten-Vegetation<br />
nL<br />
Vegetationsloser Mineralboden.<br />
Wie weit diese Sukzession im Einzelfall fortschreitet,<br />
hängt einerseits von Art, Intensität und<br />
Dauer <strong>der</strong> Nutzungen ab, an<strong>der</strong>erseits von <strong>der</strong><br />
standortsbedingten Stabilität des Ökosystems.<br />
Das Zusammenwirken bei<strong>der</strong> Eingriffsformen,<br />
Rodung und Waldnutzung, hat dazu geführt,<br />
daß in vielen Erdgegenden, die von Natur<br />
aus bewaldet sind, <strong>der</strong> Wald heute nur noch<br />
einen kleineren Teil <strong>der</strong> Gesamtfläche bedeckt.<br />
Das bedeutet zugleich eine starke Diversifiziemng<br />
(und damit Bereicherung) <strong>der</strong> Vegetationsdecke.<br />
Vor Beginn wirksamer menschlicher<br />
Eingriffe, in <strong>der</strong> Naturlandschaft, gab es (abgesehen<br />
von Extrem- und Son<strong>der</strong>standorten) nur<br />
die Klimax-Waldgesellschaft und Stadien ihrer<br />
Verjüngungssukzession. Nachher, in <strong>der</strong> Kulturlandschaft,<br />
finden sich dann nebeneinan<strong>der</strong><br />
• die Klimaxgesellschaft (räumlich und qualitativ<br />
eingeschränkt)<br />
• Sukzessionsstadien (vermehrt und ausgeweitet)<br />
• neue, anthropogene Vegetationstypen<br />
• vegetationsfreie Flächen (= anthropogene<br />
Wüsten).<br />
Es existieren also im gleichen Wuchsraum Flächen<br />
mit Vegetation von sehr unterschiedlicher<br />
„Naturnähe“ Seite an Seite; dabei zeigen auch<br />
die als anthropogen zusammengefaßten Vegetationstypen<br />
(Ersatzgesellschaften) untereinan<strong>der</strong><br />
noch große Unterschiede bezüglich ihrer Verwandtschaft<br />
mit <strong>der</strong> Klimaxvegetation. Es hat<br />
daher nicht an Versuchen gefehlt, den Grad <strong>der</strong><br />
Natürlichkeit <strong>der</strong> Vegetation (bzw. allgemein des<br />
Standortes) zu klassifizieren. Die bekannteste<br />
<strong>der</strong>artige Klassifikation arbeitet mit dem Begriff<br />
<strong>der</strong> Hemerobie, worunter die integrierte Wirkung<br />
aller direkten und indirekten menschlichen<br />
Einflüsse verstanden wird. Gewöhnlich unterscheidet<br />
man 6 H em erobiegrade (Tab. 16).<br />
Dieses System wurde in Europa entwickelt und<br />
bisher auch nur hier benutzt; es läßt sich aber<br />
problemlos auch weltweit anwenden.<br />
Während oligohemerobe Standorte nur leichte<br />
quantitative Verän<strong>der</strong>ungen im Rahmen <strong>der</strong><br />
Klimaxvegetation zeigen, liegen bei den höheren<br />
Hemerobiegraden meist Vegetationstypen<br />
vor, die ganz an<strong>der</strong>en Formationen angehören.<br />
Die stark verän<strong>der</strong>ten Standortsbedingungen<br />
(z. B. fehlende Beschattung) im meso- und euhemeroben<br />
Bereich führen zu einer Auslese im<br />
Pflanzenbestand <strong>der</strong> natürlichen Vegetation:<br />
empfindlichere Sippen, die Hemerophoben,
Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Vegetation 69<br />
Tab. 16: System <strong>der</strong> Hemerobiegrade.<br />
Erläutert nach mitteleuropäischen Kriterien. - Nach J alas 1955 und Sukopp etc. 1976.<br />
Hemerobiegrad Menschlicher Einfluß Pflanzendecke<br />
0 Ahemerob fehlend natürlich<br />
I Oligohemerob schwach, episodisch nur quantitativ verän<strong>der</strong>t<br />
(z. B. erhöhter Anteil von<br />
Nichtklimaxstadien <strong>der</strong><br />
natürliche zyklischen<br />
Sukzession)<br />
Natürliche<br />
Vegetation<br />
2 Mesohemerob stärker,<br />
- entwe<strong>der</strong>:<br />
regelmäßig, indirekt<br />
- o<strong>der</strong>:<br />
episodisch, direkt<br />
3 Euhemerob stark, regelmäßig, direkt<br />
- Aussaat, Düngung, Ernte<br />
- mehrfache Mahd,<br />
Düngung<br />
- intensive Beweidung<br />
„Halbkuhurgesellschaften“<br />
- z. B. Magerrasen<br />
(Wiesen, Weiden),<br />
Heiden<br />
- z. B. Nadelholzforsten<br />
im natürlichen<br />
Laubholzgebiet<br />
„Vollkulturgesellschaften"<br />
- Äcker<br />
- rationell genutzte Wiesen<br />
- rationell genutzte Weiden<br />
Anthropogene<br />
Vegetation<br />
4 Polyhemerob sehr stark und permanent<br />
- Ru<strong>der</strong>alisierung<br />
- überhöhte Düngung,<br />
Herbizidanwendung<br />
5 Metahemerob total und letal<br />
(Boden versiegelt/vergiftet)<br />
- Ru<strong>der</strong>algesellschaften<br />
- Kulturpflanzen-Reinbestände<br />
fehlend<br />
Anthropogene<br />
Wüste<br />
verschwinden, und nur robustere mit weiterer<br />
Standortsamplitude, die Hemerophilen, bleiben<br />
erhalten. Solche Hemerophilen, die auch<br />
auf anthropogenen, von ihrem natürlichen Habitat<br />
stark abweichenden Standorten noch wachsen<br />
können und dort u. U. sogar geför<strong>der</strong>t werden,<br />
heißen auch Apophyten. Neben den Apophyten<br />
enthält die anthropogene Vegetation, vor<br />
allem unter euhemeroben Bedingungen, meist<br />
einen ± großen Anteil an Arten von Extremstandorten<br />
sowie an Anthropochoren, d. h. Sippen,<br />
die aus an<strong>der</strong>en Florengebieten zugewan<strong>der</strong>t<br />
sind (vgl. S. 74). Im polyhemeroben Bereich,<br />
wo infolge <strong>der</strong> extremen Bedingungen die<br />
Gesamtartenzahl stark vermin<strong>der</strong>t ist, ist <strong>der</strong> Anteil<br />
<strong>der</strong> beiden letztgenannten Gmppen prozentual<br />
(nicht absolut) beson<strong>der</strong>s hoch, während<br />
Apophyten kaum noch auftreten.<br />
Die Formationen, zu denen die anthropogenen<br />
Ersatzgesellschaften gehören, sind meist<br />
solche, die unter an<strong>der</strong>en, extremeren Bedingungen<br />
auch in <strong>der</strong> Natur Vorkommen. Dabei haben<br />
vor allem mesohemerobe Bestände oft große<br />
Ähnlichkeit mit solchen <strong>der</strong> natürlichen Formation,<br />
was in <strong>der</strong> Vergangenheit dazu geführt<br />
hat, daß manche anthropogenen Vegetationstypen<br />
lange Zeit nicht als solche erkannt, son<strong>der</strong>n<br />
für natürlich gehalten wurden (auch heute<br />
gibt es in dieser Hinsicht noch ungeklärte Fälle).<br />
Mit zunehmendem Hemerobiegrad werden<br />
die Übereinstimmungen geringer, so daß euhemerobe<br />
Bestände oft nur noch formal und<br />
polyhemerobe z. T. gar nicht mehr zugeordnet<br />
werden können.<br />
Abweichungen vom Naturzustand gibt es aber auch<br />
schon bei den Resten des Klimaxwaldes, die in <strong>der</strong>
70 Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />
Kulturlandschaft noch vorhanden sind. Auch wenn<br />
solche Wäl<strong>der</strong> nur <strong>der</strong> Holznutzung dienen und nach<br />
dem Prinzip <strong>der</strong> Nachhaltigkeit bewirtschaftet werden<br />
(was weltweit gesehen nur sehr kleinflächig <strong>der</strong> Fall<br />
ist), werden sie meist in <strong>der</strong> Baumschicht modifiziert,<br />
indem bestimmte, wirtschaftlich erwünschte Baumarten<br />
in ihrem Anteil an <strong>der</strong> Bestockung erhöht o<strong>der</strong><br />
auch aus an<strong>der</strong>en Beständen, Wuchsräumen o<strong>der</strong> Florengebieten<br />
neu eingebracht werden. Wäl<strong>der</strong>, die dadurch<br />
in <strong>der</strong> Zusammensetzung ihrer Baumschicht<br />
essentiell verän<strong>der</strong>t sind, bezeichnet man als Forsten;<br />
sie entsprechen meist, vor allem wenn zusätzlich eine<br />
Än<strong>der</strong>ung des Formationstyps erfolgt ist (z. B. durch<br />
Einbringung von Nadelhölzern in Laubwäl<strong>der</strong>), dem<br />
Hemerobiegrad 2. Forsten, die überwiegend aus am<br />
Wuchsorte nicht einheimischen Baumarten bestehen,<br />
werden oft nicht als „Vegetation“ akzeptiert, son<strong>der</strong>n<br />
als etwas grundsätzlich Verschiedenes („Holzplantagen“)<br />
deklariert. Das ist insofern unlogisch, als die<br />
Pflanzenbestände auf den insgesamt viel naturferneren<br />
Äckern durchaus als Vegetationstypen klassifiziert<br />
werden. Ursache dieser Ungleichbehandlung ist wohl,<br />
daß z. B. die in Mitteleuropa häufigen künstlichen<br />
Fichten-Reinbestände wegen zu kurzer Umtriebszeiten<br />
nur selten das Alter einer „ausgereiften“ Waldgesellschaft<br />
erreichen, son<strong>der</strong>n oft schon eingeschlagen werden,<br />
wenn das Bestandesinnere noch so dunkel ist,<br />
daß kaum ein Unterwuchs aufkommen kann. Läßt<br />
man sie alt genug - und damit lichtreicher - werden,<br />
so entwickeln sie eine charakteristische Krautschicht,<br />
die sich von <strong>der</strong> natürlicher Fichtenwäl<strong>der</strong> kaum unterscheidet.<br />
ln den Tropen kann die Bezeichnung<br />
Holzplantage allerdings angemessen sein, wenn<br />
schnellwüchsige Baumarten (z. B. Eucalyptus) mit Umtriebszeiten<br />
von 10 Jahren und weniger bewirtschaftet<br />
werden.<br />
Die Formation des Graslandes i. w. S. ist in <strong>der</strong><br />
anthropogenen Vegetation durch Savannen (in den<br />
Tropen) sowie Heiden, Weiden und Wiesen (in den<br />
gemäßigten Zonen) vertreten. Zumindest die mesohemeroben<br />
unter ihnen können als anthropogene<br />
Spontanvegetation gelten: sie sind infolge <strong>der</strong> Beseitigung<br />
<strong>der</strong> Baumschicht (durch Holzhau, Beweidung,<br />
Brand) von selbst entstanden, und sie werden durch<br />
regelmäßige, aber relativ extensive Nutzung (Beweidung<br />
und z. T. gezielt angelegte Brände; Mahd nur in<br />
Gebieten mit ungünstiger Jahreszeit) erhalten. Als<br />
Spontanvegetation zeigen sie oft eine große biologische<br />
Vielfalt, die heute häufig durch Intensivierungsmaßnahmen<br />
gefährdet ist: entwe<strong>der</strong> werden sie in eubis<br />
polyhemerobe Intensivkulturen umgewandelt, o<strong>der</strong><br />
die Nutzung wird ganz aufgegeben, so daß eine Wie<strong>der</strong>bewaldung<br />
eintritt. Die Erhaltung solcher Halbkulturgesellschaften,<br />
sowohl aus Gründen des Artenschutzes<br />
als auch <strong>der</strong> Landschaftsdiversität, ist heute<br />
eine wichtige, aber oft schwer zu lösende Aufgabe für<br />
den Naturschutz.<br />
ln <strong>der</strong> anthropogenen Vegetation gibt es schließlich<br />
auch Vegetationstypen, die <strong>der</strong> Formation <strong>der</strong><br />
Halbwüsten ähneln. Hierher gehören vor allem die<br />
traditionell bewirtschafteten, euhemeroben Getreidefel<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> gemäßigten Zonen. Die hier angebauten<br />
Kulturpflanzen entstammen einer speziellen Ausbildung<br />
<strong>der</strong> Halbwüste, den in Vor<strong>der</strong>- und Mittelasien<br />
verbreiteten Löß-Halbwüsten (vgl. S. 295). ln die künstlich<br />
angesäten Bestände dieser einjährigen Kulturgräser<br />
haben sieb als Unkräuter viele an<strong>der</strong>e Annuelle<br />
eingeglie<strong>der</strong>t, die zu einem erheblichen Teil aus demselben<br />
natürlichen Vegetationstyp stammen. Auch hier<br />
besteht heute eine starke Gefährdung durch die Intensiviemng<br />
<strong>der</strong> Landwirtschaft. Floristische Verwandtschaft<br />
mit Halbwüsten-Vegetation zeigen übrigens<br />
auch polyhemerobe Ru<strong>der</strong>albestände, die aber im<br />
Bereich von Waldklimaten sehr viel dichter sind als<br />
in einer echten, natürlichen Halbwüste.<br />
H ört irgendwo in <strong>der</strong> Kulturlandschaft <strong>der</strong><br />
menschliche Einfluß auf, so beginnt sofort die<br />
Rückentwicklung (aufsteigende Sukzession) in<br />
Richtung auf die natürliche Klimaxgesellschaft.<br />
Diese entspricht, zumindest auf Formationsrang,<br />
normalerweise <strong>der</strong> vor dem Eingreifen des Menschen<br />
vorhanden gewesenen ursprünglichen<br />
Vegetation. Doch ist sie damit im Detail oft<br />
nicht ganz identisch, und zwar dann, wenn die<br />
menschliche Tätigkeit irreversible Verändemngen<br />
<strong>der</strong> natürlichen Umweltbedingungen hervorgerufen<br />
hat. Diese können z. B. bestehen in<br />
• Bodenerosion, -abtrag o<strong>der</strong> -aufschüttung<br />
• Än<strong>der</strong>ung des Grundwasserspiegels<br />
• Verschwinden o<strong>der</strong> Neuauftreten von Pflanzensippen.<br />
Man nennt daher den Vegetationstyp, <strong>der</strong> sich<br />
an einem gegebenen Ort als Endstadium <strong>der</strong><br />
Sukzession voraussichtlich entwickeln würde,<br />
wenn alle menschlichen Tätigkeiten vollständig<br />
und endgültig aufhörten, die potentielle natürliche<br />
Vegetation (Tüxen 1956). Die potentielle<br />
natürliche Vegetation kann als Maß für die aktuelle<br />
Kapazität des Wuchsortes angesehen werden;<br />
da eine reale natürliche Vegetation vielerorts<br />
nicht mehr existiert, ist sie das eigentliche<br />
Kartierungsobjekt auf Karten, die die natürliche<br />
Vegetation darstellen sollen.<br />
Bisher wurden die anthropogenen Einflüsse<br />
vor allem im Hinblick auf natürliche Waldgebiete<br />
diskutiert. Es bleibt noch zu überlegen,<br />
wie sie sich auf natürliche Nichtwald-Vegetation<br />
auswirken. Gmnd für natürliche, klimatisch<br />
bedingte Waldfreiheit ist eine zu geringe Nettoproduktion<br />
infolge Wärme- o<strong>der</strong> Wasserman-
Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung 71<br />
gels. Es ist leicht einzusehen, daß unter solchen<br />
Bedingungen eine menschliche Nutzung, die ja<br />
mit <strong>der</strong> Entnahme von Biomasse verbunden ist,<br />
nur bei größter Vorsicht unschädlich sein kann.<br />
Jede Übernutzung bringt die Gefahr einer<br />
Degradation in Richtung Wüste mit sich. Ein<br />
bekanntes Beispiel hierfür ist die Sahelzone. Hier<br />
ist die Wüste seit langem in Ausbreitung begriffen,<br />
weil permanent mehr Biomasse entnommen<br />
wird als unter den herrschenden Klimabedingungen<br />
nachwachsen kann.<br />
durch direkte Mithilfe bei <strong>der</strong> Ausbreitung<br />
(Abb. 31).<br />
Während <strong>der</strong> zweite Faktor naturgemäß nur<br />
positiv wirkt (s. unter 2 b), ist <strong>der</strong> erste ambivalent;<br />
dieselbe Än<strong>der</strong>ung kann für manche Sippen<br />
nachteilig, für an<strong>der</strong>e günstig sein. Der zunächst<br />
nur die lokale Populationsdichte beeinflussende<br />
Unterschied zwischen hemerophobem<br />
und hemerophilem Verhalten (vgl. S. 6 8 )<br />
kann schließlich auch zu entsprechen<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Arealgestalt führen.<br />
2 Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
Pflanzenverbreitung<br />
a<br />
Verkleinerung von Arealen,<br />
Gefährdung<br />
Auf die Pflanzenverbreitung kann sich <strong>der</strong><br />
menschliche Einfluß gleichermaßen negativ<br />
o<strong>der</strong> positiv auswirken, d. h. es sind sowohl Verkleinerungen<br />
- bis hin zum Aussterben - als<br />
auch Ausweitungen von Arealen bekannt. Die<br />
Einwirkung erfolgt auf zwei unterschiedlichen<br />
Wegen: einerseits synökologisch durch die besprochene<br />
Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Standortsbedingungen,<br />
an<strong>der</strong>erseits verbreitungsökologisch<br />
Der anthropogene Rückgang einer Pflanzensippe<br />
vollzieht sich in mehreren Schritten<br />
(Abb. 31). Erste Folge negativer Einwirkungen<br />
ist eine Abnahme <strong>der</strong> Populationsdichte. Nimmt<br />
diese Verdünnung stärkere Ausmaße an, so kann<br />
es in den Randbereichen des Areals, wo die<br />
Dichte meist ohnehin geringer ist, zum völligen<br />
Verschwinden kommen, d. h. zu einem Zurückweichen<br />
<strong>der</strong> Arealgrenze; zugleich können<br />
Einfluss des Menschen auf die Pflanzenverbreitung<br />
/<br />
\<br />
Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Standortbedingungen Mithilfe bei <strong>der</strong><br />
Ausbreitung<br />
/<br />
negativ<br />
/<br />
Arealverdünnung<br />
i<br />
Arealverkleinerung<br />
i<br />
Gefährdung<br />
i<br />
Aussterben<br />
\<br />
positiv<br />
\<br />
Arealverdichtung<br />
(Standorts-)<br />
Arealausweitung, =<br />
Anthropochohe<br />
(Transport-)<br />
Verarmung <strong>der</strong> Flora<br />
Bereicherung <strong>der</strong> Flora<br />
Abb. 31: Die Wirkung <strong>der</strong> menschlichen Tätigkeit auf die Verbreitung von Pflanzensippen ist ambivalent.
72 Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />
M<br />
im Inneren so große Lücken entstehen, daß <strong>der</strong><br />
Genaustausch eingeschränkt wird (innere Disjunktion).<br />
Weitere Fortsetzung des Rückganges<br />
fuhrt zur Zerschlagung des Areals in disjunkte<br />
Reliktvorkommen, womit eine akute Gefährdung<br />
gegeben ist; <strong>der</strong> letzte Schritt bis zum<br />
Aussterben ist dann nicht mehr weit.<br />
Bei <strong>der</strong> großen Mehrzahl <strong>der</strong> Pflanzenarten<br />
ist diese Entwicklung bisher höchstens bis zur<br />
2. Stufe gegangen: also eine Vermindemng <strong>der</strong><br />
Siedlungsdichte im Innern und eine gewisse<br />
Schrumpfung des Areals an den Rän<strong>der</strong>n. Diese<br />
marginale Schrumpfung ist zwar im Vergleich<br />
zum Gesamtareal meist unbedeutend, sie kann<br />
aber im regionalen Bereich doch recht auffällig<br />
sein und, wenn sie in einem Florengebiet bei<br />
vielen Sippen zugleich stattfmdet, zu einer erheblichen<br />
Verarmung <strong>der</strong> Flora führen. Eine<br />
solche tatsächliche o<strong>der</strong> zu befürchtende Verarmung<br />
wird heute für viele Teile <strong>der</strong> Erde durch<br />
die sog. Roten Listen dokumentiert.<br />
Solche Listen liegen vor allem aus floristisch gut erforschten<br />
Gebieten Europas und Nordamerikas, aber<br />
auch aus manchen Teilen <strong>der</strong> Südhalbkugel vor. Sie<br />
führen alle Arten auf, für die ein Rückgang gegenüber<br />
früher nachgewiesen (durch Vergleich früherer Fundortsangaben<br />
aus Literatur und Herbarien mit dem<br />
heutigen Vorkommen) o<strong>der</strong> für die Zukunft wahrscheinlich<br />
ist (z. B. weil die Sippe beson<strong>der</strong>s gefährdete<br />
Standortstypen besiedelt o<strong>der</strong> schon von Natur<br />
aus beson<strong>der</strong>s selten ist). Gewöhnlich wird <strong>der</strong> Grad<br />
<strong>der</strong> Gefährdung in einer meist Sstufigen Skala angegeben<br />
(Tab. 17). Die Definition <strong>der</strong> Skalenstufen wird<br />
allerdings regional etwas unterschiedlich gehandhabt,<br />
beson<strong>der</strong>s bei dem untersten (potentiellen) Gefahrdungsgrad,<br />
<strong>der</strong> je nach den subjektiven Meinungen<br />
<strong>der</strong> Bearbeiter sehr eng o<strong>der</strong> sehr weit gefaßt sein kann.<br />
Infolgedessen ist ein direkter Vergleich von Roten<br />
Listen verschiedener Gebiete oft problematisch; vor<br />
allem gilt das für die Angaben über den Prozentsatz<br />
<strong>der</strong> Gefährdung <strong>der</strong> Gesamtflora, wenn dieser aus <strong>der</strong><br />
Zahl aller in <strong>der</strong> Liste genannten Arten berechnet wird.<br />
Für den <strong>der</strong>zeitigen Rückgang <strong>der</strong> Artenvielfalt<br />
in vielen Florengebieten können zwei Hauptursachen<br />
verantwortlich gemacht werden. In den<br />
dichtbesiedelten alten Kulturlän<strong>der</strong>n ist es die<br />
Intensivierung (bis hin zur Industrialisiemng)<br />
<strong>der</strong> Landwirtschaft, durch die viele hemerophile<br />
Sippen zurückgedrängt werden. In Gebieten, wo<br />
unbeeinflußte natürliche Vegetation (insbeson<strong>der</strong>e<br />
natürlicher Wald) bisher noch in größerem<br />
Ausmaße vorhanden war, führt <strong>der</strong>en rapide<br />
zunehmende Zerstörung vor allem zur Abnahme<br />
von Hemerophoben; hier kann es dann<br />
u. U. zur essentiellen Gefährdung mancher Sippen<br />
kommen.<br />
Insgesamt ist die akute Gefährdung einer<br />
Pflanzenart als solcher bisher aber noch eine<br />
relativ seltene Ausnahme. Zu betonen ist <strong>der</strong><br />
große Unterschied, <strong>der</strong> in dieser Hinsicht zwischen<br />
Pflanzen und Tieren besteht: bei vielen<br />
Tiergruppen (z. B. Säugetiere und Vögel) ist<br />
Tab. 17: Beispiele für Rote Listen für Gefäßpflanzen in Mitteleuropa.<br />
Anteile <strong>der</strong> Gefährdungsgrade in % <strong>der</strong> Gesamtflora. Nisa Nie<strong>der</strong>sachsen (Garve 1993), D Deutschland (D.A.<br />
1996), GH Schweiz (Landolt 1991). Definition <strong>der</strong> Gefährdungsgrade entsprechend Garve (in <strong>der</strong> Schweiz<br />
etwas abweichend).<br />
• -JA^<br />
' J.\<br />
Gefährdungsgrad Nisa D CH<br />
0 Ausgestorben o<strong>der</strong> Verschollen 5,5 1,6 2,9<br />
1 Vom Aussterben bedroht<br />
(nur noch in geringen, kaum überlebensfähigen<br />
Restpopulationen vorhanden)<br />
10,1 4,1<br />
2 Stark gefährdet<br />
(in starkem Rückgang begriffen, vielerorts schon 12,9 9,7<br />
verschwunden)<br />
\ 12,2<br />
3 Gefährdet<br />
(allgemein zurückgehend) 13,6 13,7 9,2<br />
0-3 zusammen: „Aktuell gefährdet“ 42,1 29,1 24,3<br />
4 Potentiell gefährdet<br />
(infolge genereller Seltenheit; aktuell aber nicht bedroht) 3,6 3,9 8,2<br />
Gesamt-Artenzahl im Florengebiet 1704 2747 2696
Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung 73<br />
heute ein großer Teil <strong>der</strong> Arten akut gefährdet.<br />
Der Grund für die unterschiedliche Gefährdung<br />
von Tieren und Pflanzen ist leicht einzusehen:<br />
die Gesamt-Individuenzahl einer Art ist bei Säugern<br />
und Vögeln im Durchschnitt um Zehnerpotenzen<br />
kleiner, das zum Überleben notwendige<br />
„Revier“ um Zehnerpotenzen größer als bei<br />
höheren Pflanzen. (Die benötigte Grundfläche<br />
pro Individuum liegt selbst bei einem 100 m<br />
hohen Mammutbaum in <strong>der</strong> Größenordnung<br />
von m’^, bei Großsäugern und Vögeln hingegen<br />
von ha, ja km^.) Theoretisch läßt sich leicht Vorhersagen,<br />
welcherart Pflanzensippen in beson<strong>der</strong>em<br />
Maße gefährdet sein dürften: es sind solche<br />
mit extrem kleinem Areal, und solche mit<br />
zwar größerem Areal, aber sehr geringer Arealausfüllung.<br />
Also einerseits konkurrenzschwache<br />
„Endemiten“, an<strong>der</strong>erseits ökologische Spezialisten<br />
mit sehr enger Standortsamplitude (beide<br />
Gmppen sind übrigens auch bei natürlichen<br />
Umweltverän<strong>der</strong>ungen stark gefährdet). Dementsprechend<br />
ist <strong>der</strong> Anteil gefährdeter Arten<br />
in endemitenreichen Gebieten beson<strong>der</strong>s hoch:<br />
für die Hawaii-Inseln werden 50 % angegeben<br />
(SuKOPP etc. 1976), für Südafrika 20 % (Hall etc.<br />
1984, D avis etc. 1986). Demgegenüber ist <strong>der</strong><br />
Prozentsatz in Mitteleuropa praktisch Null.<br />
Die letzte Aussage steht nur scheinbar im Wi<strong>der</strong>spruch<br />
zu den Angaben in den Roten Listen. Diese beziehen<br />
sich allein auf den Status <strong>der</strong> darin genannten Arten<br />
im jeweiligen Florengebiet. Bei vielen Laien haben sie<br />
jedoch zu Mißverständnissen geführt, indem die Gefährdungskategorien<br />
als absolut verstanden wurden;<br />
das gilt beson<strong>der</strong>s für den den Anschein <strong>der</strong> Endgültigkeit<br />
erweckenden Begriff des „Aussterbens“. Wenn<br />
in Nie<strong>der</strong>sachsen (Tab. 17) 10,1 % <strong>der</strong> Arten „vom<br />
Aussterben bedroht“ sind, dann drückt das die Befürchtung<br />
aus, daß diese Arten wohl aus <strong>der</strong> Flora<br />
Nie<strong>der</strong>sachsens verschwinden werden; vom tatsächlichen<br />
Aussterben als Art ist jedoch keine von ihnen<br />
bedroht. Sachlich wäre es wohl adäquater, statt von<br />
Aussterben von Verschwinden zu sprechen; die Beibehaltung<br />
des emotionsträchtigen Wortes Aussterben<br />
hat allein politische Gründe. Näheres zu <strong>der</strong> durch<br />
die Roten Listen dokumentierten Florenverarmung in<br />
Mitteleuropa vgl. S. 405.<br />
Wie viele Pflanzenarten weltweit tatsächlich<br />
existenzgefährdet sind, läßt sich schwer schätzen.<br />
Die Internationale Union für Naturschutz<br />
rechnet mit etwa 10 % <strong>der</strong> Gefäßpflanzen, d. h.<br />
ca. 25000 Arten (Sukopp etc. 1976). Nachweisbar<br />
sind solche Zahlen nicht: sie können in<br />
Wirklichkeit viel niedriger, aber auch erheblich<br />
höher sein. In <strong>der</strong> endemitenarmen und zugleich<br />
floristisch gut erforschten Holarktis kommen nur<br />
einige 100 deutlich vom Aussterben bedrohte<br />
Arten zusammen; in <strong>der</strong> südlichen gemäßigten<br />
Zone liegt die Zahl wahrscheinlich höher. Ganz<br />
unübersichtlich ist die Situation aber in den<br />
Tropen, denn viele tropische Gebiete sind<br />
taxonomisch noch sehr ungenügend erforscht.<br />
Man kennt hier noch nicht einmal die Arten<br />
richtig - umso weniger kann man Aussagen<br />
machen über ihre Areale o<strong>der</strong> eine eventuelle<br />
Gefährdung. Nur indirekt legt die Zerstörung<br />
immer größerer Teile <strong>der</strong> tropischen Wäl<strong>der</strong> die<br />
Befürchtung nahe, daß dadurch auch viele Arten<br />
verloren gehen dürften.<br />
Abschließend seien hier noch einige Beispiele<br />
von tatsächlich erfolgtem bzw. kurz bevorstehendem<br />
Aussterben besprochen.<br />
Santalum fernandezianum. Chilenischer Sandelholzbaum.<br />
Endemit <strong>der</strong> nur 185 km^ großen Juan-Fernändez-Inseln,<br />
spielte dort früher in <strong>der</strong> Waldvegetation<br />
eine wichtige Rolle. Wegen seines wertvollen Holzes<br />
wurde er im 17. und 18. Jahrhun<strong>der</strong>t vollständig<br />
exploitiert und gilt seit über 100 Jahren als ausgestorben.<br />
Abies nebrodensis, Sizilianische Tanne. Endemit <strong>der</strong><br />
Gebirgshochlagen in Nordsizilien westlich des Ätna.<br />
Durch die seit vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten andauernde Waldverwüstung<br />
extrem dezimiert, so daß heute nur noch<br />
wenige Einzelexemplare vorhanden sind. Neuerdings<br />
forstliche Versuche zur Rettung, aber bisher wenig erfolgreich.<br />
Saxifraga oppositifolia ssp. amphibia, Bodensee-Steinbrech.<br />
Dieser morphologisch etwas abweichende Ökotyp<br />
<strong>der</strong> arktisch-alpin weit verbreiteten Art hat sich<br />
wohl im Umkreis <strong>der</strong> Eiszeit entwickelt. Früher an<br />
flachen, steinigen Ufern des Bodensees und einiger<br />
benachbarter Seen vorkommend, wurde er durch Eutrophierung<br />
und mechanische Beschädigung weitgehend<br />
vernichtet; heute nur noch 1 Fundort bekannt<br />
(eines <strong>der</strong> wenigen Beispiele für das wirkliche Aussterben<br />
einer Sippe in Mitteleuropa).<br />
Castanea dentata. Amerikanische Edelkastanie. Im<br />
Gegensatz zu den bisher genannten, typisch „endemitischen“<br />
Sippen handelt es sich hier um den seltenen<br />
Fall, daß eine Art mit weiter Verbreitung und teils<br />
dominieren<strong>der</strong> Stellung in <strong>der</strong> Vegetation so gut wie<br />
ausgerottet wurde. Castanea dentata war eine <strong>der</strong><br />
Hauptbaumarten auf ärmeren Böden in einem großen<br />
Teil <strong>der</strong> ost-nordamerikanischen Sommerwaldregion<br />
(vgl. S. 264). Mit Jungpflanzen <strong>der</strong> verwandten<br />
japanischen Art C. crenata, die um 1900 in den botanischen<br />
Garten New York gelangten, wurde <strong>der</strong> parasitische<br />
Pilz Endothia parasitica nach Amerika eingeschleppt,<br />
gegen den C. crenata zwar resistent ist, nicht<br />
aber C. dentata. Von New York ausgehend, breitete<br />
Endothia sich epidemisch aus, und schon gegen Ende
74 Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />
><br />
<strong>der</strong> 40er Jahre waren auch die südlichsten Teile des<br />
Kastanienareals in Georgia befallen. Durch Verstopfung<br />
<strong>der</strong> Leitungsbahnen bringt <strong>der</strong> Pilz die Bäume<br />
zum Absterben; da Castanea sehr regenerationsfähig<br />
ist, entstanden anfangs häufig noch Stockausschläge,<br />
doch wurden diese bald erneut befallen, so daß von<br />
<strong>der</strong> Art heute nur noch geringe Reste <strong>der</strong> Population<br />
vorhanden sind und ihr Überleben zweifelhaft ist (vgl,<br />
W oods etc. 1959).<br />
b<br />
Vergrößerung von Arealen:<br />
Anthropochorie<br />
Insgesamt ist festzustellen, daß die Vergrößening<br />
von Arealen durch menschliche Tätigkeit his-A<br />
her zumindest räumlich viel bedeuten<strong>der</strong> ist als<br />
die Verkleinerung. Vielen Sippen ist durch den<br />
Menschen eine gewaltige Ausweitung ihres Areals<br />
ermöglicht worden, wodurch zugleich die<br />
Artenzahl in vielen Florengebieten stark vermehrt<br />
wurde. Diese Erscheinungen werden als<br />
Anthropochorie zusammengefaßt.<br />
Nicht unter diesen Begriff fallt es, wenn <strong>der</strong> Mensch<br />
sich z. B. im Sinne <strong>der</strong> Endo- o<strong>der</strong> Epizoochorie betätigt.<br />
Er bezieht sich vielmehr nur auf solche Ausbreitungshilfen,<br />
die aus einer spezifisch menschlichen<br />
Tätigkeit resultieren. Manche Autoren sprechen stattdessen<br />
auch von Hemerochorie; besser (so auch hier)<br />
wird dieses Wort aber auf die Fälle absichtlicher Einführung<br />
(d. h. auf Ergasiophyten -I- Ergasiophygophyten,<br />
vgl. Tab. 18) beschränkt, was sprachlich richtiger<br />
ist (griech. hemeros = zahm). Auch das Wort<br />
Synanthropie wird oft im Sinne von Anthropochorie<br />
benutzt; dies ist aber eigentlich ein Begriff mit weiterer<br />
Bedeutung, <strong>der</strong> auch die Apophyten mit umfaßt.<br />
Anthropochor sind also alle Pflanzensippen,<br />
die ein bestimmtes Florengebiet nur infolge<br />
menschlicher Tätigkeit erreicht haben. Sippen,<br />
die ohne menschliches Zutun anwesend sind,<br />
heißen demgegenüber idiochor. Im Gegensatz<br />
zu Begriffen wie endozoochor, anemochor usw.,<br />
die mit ± festliegenden Anpassungen <strong>der</strong> Pflanzen<br />
verbunden sind, sind diese beiden Termini<br />
relativ: sie beziehen sich jeweils allein auf das<br />
Verhalten einer Sippe in einem bestimmten,<br />
definierten Gebiet. Irgendwo auf <strong>der</strong> Erde ist<br />
jede Sippe idiochor (es sei denn, sie ist selbst<br />
anthropogen, vgl. S. 79).<br />
Vorgang <strong>der</strong> Ausbreitung<br />
Grundlage für die Möglichkeit <strong>der</strong> Anthropochorie<br />
ist die Tatsache, daß die meisten Sippen<br />
ihr potentielles Areal nicht voll besiedeln konnten,<br />
weil sie daran durch Ansiedlungshin<strong>der</strong>nisse<br />
o<strong>der</strong> Verbreitungsschranken gehin<strong>der</strong>t wurden<br />
(vgl. S. 45; Abb. 20, S, 44); in dem tatsächlich<br />
besiedelten realen natürlichen Areal sind sie<br />
idiochor. Vielen hat <strong>der</strong> Mensch nun geholfen,<br />
sich in bisher unbesiedelte Teile ihres potentiellen<br />
Areals auszubreiten; es kommen also anthropogene<br />
Arealteile hinzu. Demzufolge kann<br />
man die Flora in jedem Florengebiet in idiochore<br />
(alteinheimische) und anthropochore (adventive)<br />
Florenelemente einteilen; die letzteren lassen<br />
sich noch nach verschiedenen Gesichtspunkten<br />
weiter differenzieren.<br />
Die Hilfe des Menschen bei <strong>der</strong> Arealvergrößerung<br />
kann auf dreierlei Weise vor sich gehen<br />
(Abb. 32):<br />
(1) Die menschlichen Einwirkungen sind dieselben<br />
wie bei <strong>der</strong> Arealverkleinerung; Verän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> edaphischen und vor allem<br />
<strong>der</strong> biotischen Standortsfaktoren. Wie erwähnt,<br />
ist <strong>der</strong>en Wirkung ambivalent: so<br />
nimmt z. B. die Zerstörung von Wäl<strong>der</strong>n<br />
hemerophoben Schattenpflanzen die Existenzmöglichkeit,<br />
beseitigt dagegen ein Ansiedlungshin<strong>der</strong>nis<br />
für hemerophile Lichtpflanzen.<br />
Die Beseitigung von Ansiedlungshin<strong>der</strong>nissen<br />
bewirkt zunächst die Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Siedlungsdichte im bestehenden<br />
Areal, kann aber auch zur Arealvergrößerung<br />
führen. In einem so besiedelten neuen<br />
Arealteil ist die Sippe allerdings darauf<br />
angewiesen, daß <strong>der</strong> Mensch die biotischen<br />
Ansiedlungshin<strong>der</strong>nisse dauernd fernhält;<br />
tut er das nicht, so wird sie auf die Dauer<br />
wie<strong>der</strong> verschwinden. Sie ist also auch nach<br />
<strong>der</strong> Ansiedlung im neuen Arealteil weiterhin<br />
vom Menschen abhängig und hält sich<br />
nur in anthropogener Vegetation. Die Hilfe<br />
des Menschen ist hier also indirekt und<br />
andauernd, die Ansiedlung reversibel; dieser<br />
Modus <strong>der</strong> Hilfeleistung sei hier als<br />
S tandorts-A nthropochorie bezeichnet.<br />
Florenelemente, die in dieser Weise vom<br />
Menschen abhängen, heißen Epökophyten<br />
(Kulturabhängige).
Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung 75<br />
X<br />
(T) Standorts-Anthropochorie<br />
(I)j(3) Transport-Anthropochorie<br />
Abb. 32: Mithilfe des M enschen hei <strong>der</strong> Ausbreitung und Status einer Pflanzensippe in verschiedenen<br />
Arealteilen (vgl. Abb. 20, S. 44).<br />
(2) Der Mensch hilft beim Überspringen von<br />
Verbreitungsschranken. Durch den Weltverkehr<br />
werden heute Diasporen absichtlich<br />
o<strong>der</strong> zufällig über weite Entfernungen transportiert;<br />
so haben viele Sippen die Möglichkeit,<br />
ihnen bisher unzugängliche Teile<br />
ihres potentiellen Areals zu erreichen. Diese<br />
Transport-Anthropochorie hat zu starken<br />
Arealausweitungen geführt, konnten<br />
doch ganze Kontinente neu besiedelt werden.<br />
Kommt eine Sippe dabei in ein Gebiet,<br />
in dem keine natürlichen synökologischen<br />
Ansiedlungshin<strong>der</strong>nisse bestehen,<br />
so kann sie sich nicht nur ansiedeln, son<strong>der</strong>n<br />
sich auch in die natürliche Vegetation<br />
einglie<strong>der</strong>n und sich hier auf Dauer halten.<br />
Florenelemente dieser Art heißen Agriophyten;<br />
die menschliche Hilfe ist hier direkt<br />
und einmalig, die Ansiedlung irreversibel.<br />
(Natürlich gibt es auch den Fall, daß<br />
eine Sippe auf diese Weise in ein Gebiet<br />
gelangt, in dem sie nur als Epökophyt leben<br />
kann; und umgekehrt kann auch infolge<br />
einer Ausbreitung im Sinne <strong>der</strong> Standorts-Anthropochorie<br />
wie<strong>der</strong> ein Arealteil<br />
ohne natürliche Ansiedlungshin<strong>der</strong>nisse erreicht<br />
werden, wo eine Einbürgerung als<br />
Agriophyt möglich ist).<br />
(3) Schließlich gibt es bei <strong>der</strong> Transport-Anthropochorie<br />
auch die Möglichkeit, daß<br />
Diasporen in Gebiete gelangen, die außerhalb<br />
des potentiellen Areals liegen. Das gilt<br />
u. a. für viele Kulturpflanzen (Ergasiophyten).<br />
Das Klima erlaubt es solchen Sippen<br />
dann nicht, ihren vollständigen Lebenszyklus<br />
ablaufen zu lassen. Sie können aber<br />
trotzdem vorübergehend wildwachsend<br />
auftreten (so in Mitteleuropa Kartoffel- und<br />
Tomatenjungpflanzen häufig auf Müllplätzen).<br />
Solche wildwachsenden Pflanzen, die<br />
meist nach kurzer Zeit wie<strong>der</strong> verschwinden,<br />
heißen Ephemerophyten. Um regelmäßig<br />
in einem Florengebiet aufzutreten,<br />
müssen sie immer wie<strong>der</strong> neu eingebracht<br />
werden, d. h. sie brauchen eine dauernde,<br />
direkte Hilfe des Menschen, da sie zu einer<br />
echten Ansiedlung nicht fähig sind.
76 Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />
Klassifizierung <strong>der</strong> Anthropochoren<br />
Die Dynamik <strong>der</strong> Ausbreitungsvorgänge hat die<br />
Floristen seit langem angeregt, sich intensiv mit<br />
<strong>der</strong> Anthropochorie zu befassen, schon lange<br />
bevor die negativen Wirkungen des menschlichen<br />
Einflusses stärker beachtet wurden. So hat<br />
man auch schon früh versucht, die Anthropochoren<br />
jedes Florengebietes in Gruppen einzuteilen,<br />
die man <strong>der</strong> alteinheimischen Flora gegenüberstellte<br />
(Thellung 1915; vgl. auch Schroe-<br />
DER 1969). Für eine solche Klassifizierung <strong>der</strong><br />
Anthropochoren gibt es unterschiedliche Kriterien,<br />
die je nach dem Einzelfall von verschiedener<br />
Wichtigkeit sind (Tab. 18; in dieser werden<br />
zugleich einige weitere in diesen Zusammenhang<br />
gehörige Begriffe genauer definiert).<br />
Die drei wichtigsten Einteilungsprinzipien sind:<br />
(1) <strong>der</strong> Einbürgerungsgrad, d. h. <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong><br />
Verselbständigung <strong>der</strong> Sippe gegenüber <strong>der</strong><br />
menschlichen Tätigkeit im neuen Arealteil.<br />
Hierher gehören die eben besprochenen 3<br />
Kategorien, die sich nicht nur nach <strong>der</strong> Art<br />
und Weise <strong>der</strong> menschlichen Hilfe, son<strong>der</strong>n<br />
auch nach vegetationskundlichen Kriterien<br />
definieren lassen (so in Tab. 18).<br />
(2) die Einwan<strong>der</strong>ungszeit, d. h. die Zeit des<br />
ersten wildwachsenden Auftretens. Die für<br />
die Abgrenzung <strong>der</strong> beiden vielbenutzten<br />
Kategorien Archäophyten und Neophyten<br />
verwendeten Begriffe prähistorisch und historisch<br />
bedürfen einer näheren Erläuterung:<br />
als „historisch“ bezeichnet man hier<br />
Zeitpunkte, die direkt belegbar o<strong>der</strong> aus<br />
sachlichen Gründen indirekt eingegrenzt<br />
sind (in Europa können z. B. alle Sippen<br />
amerikanischer Herkunft erst nach 1496 aufgetreten<br />
sein); „prähistorische“ (also archäophytische)<br />
Einbürgerungen lassen sich hingegen<br />
nur durch Indizien (z. B. Fehlen potentieller<br />
Standorte in <strong>der</strong> Naturlandschaft)<br />
bzw. durch paläo-ethnobotanische Befunde<br />
wahrscheinlich machen (vgl. Abb. 191,<br />
S. 406).<br />
(3) die Einwan<strong>der</strong>ungsweise, d. h. auf welche<br />
Weise die Diasporen in den neuen, anthropogenen<br />
Arealteil gelangt sind.<br />
Die so definierten Kategorien werden auch als<br />
floristischer Status <strong>der</strong> zugehörigen Sippen bezeichnet.<br />
Einige Beispiele für Anthropochoren<br />
mit verschiedenem Status in Mitteleuropa zeigt<br />
Tab. 19.<br />
Tab. 18: Klassifizierung von Florenbestandteilen nach Gesichtspunkten <strong>der</strong> Anthropochorie (Floristischer
Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung 77<br />
Tab. 19: Verschiedene Typen von Anthropochoren, Beispiele aus dem nordwestdeutschen Tiefland.<br />
Abkürzungen: Ag(riophyt), E(p)ö(kophyt), E(p)h(emerophyt), Ar(chäophyt), Ne(ophyt), Ak(olutophyt),<br />
Xe(nophyt), Er(gasiophygophyt). ? = Zuordnung nicht sicher.<br />
Gruppe<br />
Nr.<br />
Beispiel<br />
Einbürgerungsgrad<br />
Ag Eö Eh<br />
Einwan<strong>der</strong>ungszeit<br />
Ar Ne<br />
Einfuhmngsweise<br />
Ak Xe Er<br />
1 Vinca minor -1- -E -E<br />
2 Goodyera repens + + -E<br />
3 Bidens frondosa + +<br />
p<br />
4 Impatiens parviflora + -E -E<br />
5 Sonchus oleraceus -1- -E<br />
?<br />
6 Agrostemma githago -h -E<br />
?<br />
7 Isatis tinctoria + -E -E<br />
8 Senecio vernalis -t- -E -E<br />
9 Conyza canadensis + -E<br />
><br />
10 Oenothera biennis -1- -E -E<br />
11 Harpagophytum sp. -E -E -E<br />
12 Solanum tuberosum + + -E<br />
Weitere Beispiele:<br />
Gr. 1: Acorus calamus, Helleborus viridis.<br />
Gr. 4: Acer negundo, Amelanchier lamarckii, Aster div. sp., Cornus alba, Elodea canadensis, Impatiensglandulifera,<br />
Mahonia aquifolium, Mimulus guttatus. Polygonum cuspidatum u. sachalinense, Solidago canadensis u. gigantea.<br />
Spiraea salicifolia, Vaccinium macrocarpum.<br />
Gr. 5/6: Adonis aestivalis. Avena fatua, Bromus erectas, Capsella bursa-pastoris. Consolida regalis. Euphorbia<br />
peplus. Fumaria officinalis, Papaver rhoeas. Ranunculus arvensis, Scandix pecten-aieneris, Thlaspi arvense. Vicia<br />
hirsuta u. tetrasperma.<br />
Gr. 7: Myrrhis odorata, Nigella sativa.<br />
Gr. 9/10: Galinsoga ciliata u. parviflora,Juncus tenuis, Matricaria suaveolens. Senecio inaequidens, Veronica<br />
ftliformis u. pérsica.<br />
Gr. 12: Helianthus annuus, Phalaris canariensis, Solanum lycopersicum.<br />
Sippenspezifische Ausbreitungsfähigkeit<br />
Grundsätzlich können die besprochenen äußeren<br />
Voraussetzungen <strong>der</strong> Anthropochorie jede<br />
Pflanzensippe begünstigen; ob und wie schnell<br />
es tatsächlich zu einer erfolgreichen anthropochoren<br />
Ausbreitung (d. h. Einbürgerung)<br />
kommt, hängt aber auch von den Eigenschaften<br />
je<strong>der</strong> Sippe im einzelnen ab (vgl. auch JA<br />
G E R 1988). Die große Mehrzahl <strong>der</strong> heute in aller<br />
Welt bekannten Anthropochoren zeichnet<br />
sich durch die Kombination einer Reihe charakteristischer<br />
Merkmale bzw. Verhaltensweisen<br />
aus, die man als „Anthropochoren-Syndrom“<br />
bezeichnen könnte. Hierzu gehören<br />
• hohe Diasporenproduktion<br />
• Diasporen leicht, wenig spezialisiert (auf<br />
verschiedene Weise verbreitbar)<br />
• Dauer <strong>der</strong> Keimruhe bei Diasporen <strong>der</strong>selben<br />
Art sehr variabel<br />
• rasche Generationenfolge<br />
• starke vegetative Ausbreitungsfähigkeit<br />
• weite edaphische Standortsamplitude.<br />
Alle diese Eigenschaften ermöglichen ein schnelles<br />
Besetzen und Erobern geeigneter Standorte.<br />
Pflanzen solcher Konstitution, in <strong>der</strong> Ökologie<br />
auch „r-Strategen“ genannt, sind meist Bewohner<br />
offener Pionier- und Extremstandort-Vegetation,<br />
bzw. (in Gebieten mit Waldvegetation<br />
als Klimax) Vertreter früher bis mittlerer Stadien<br />
<strong>der</strong> Verjüngungssukzession. In entsprechenden<br />
Vegetationstypen sind denn auch Anthropochoren<br />
beson<strong>der</strong>s häufig.<br />
Diese Verhältnisse haben oft den Eindruck<br />
erweckt, als seien Klimax-Arten, beson<strong>der</strong>s die<br />
Konstituenten <strong>der</strong> Klimaxwäl<strong>der</strong>, zu antbropochorer<br />
Ausbreitung unfähig; ja es wurde umgekehrt<br />
sogar ernsthaft die Vermutung geäußert,<br />
natürliche, ungestörte Klimaxgesellschaften seien<br />
gegen das Eindringen von Anthropochoren<br />
„immun“. Solche Behauptungen gehören in den<br />
Bereich <strong>der</strong> Mystik. In Wirklichkeit beeinflus-
78 Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />
sen sippenspezifische Eigenschaften hauptsächlich<br />
die Geschwindigkeit <strong>der</strong> anthropogenen<br />
Ausbreitung, aber kaum die Ausbreitungsfähigkeit<br />
als solche. Daß bisher vergleichsweise wenige<br />
Klimaxarten als Anthropochoren auftreten,<br />
liegt daran, daß diese im Normalfalle, als „K-<br />
Strategen", nur eine geringe Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
haben. Bis zum Beginn des 16.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts waren die vom Menschen gegebenen<br />
Ausbreitungshilfen überwiegend solche<br />
vom Typ <strong>der</strong> Standorts-Anthropochorie, d. h.<br />
Beseitigung von Ansiedlungshin<strong>der</strong>nissen, wodurch<br />
im wesentlichen r-Strategen begünstigt<br />
wurden. Erst im Zuge <strong>der</strong> Entschleierung <strong>der</strong><br />
Erde bot sich die Möglichkeit, in Form <strong>der</strong><br />
Transport-Anthropochorie in größerem Ausmaße<br />
auch Arten aus Klimaxwäl<strong>der</strong>n auf an<strong>der</strong>e<br />
Kontinente zu verfrachten; für eine erfolgreiche<br />
Etablierung solcher Arten als Anthropochoren<br />
war die Zeit bisher aher meistens viel zu<br />
kurz.<br />
Von dieser Regel gibt es einige Ausnahmen, die zeigen,<br />
daß die Einbürgerung von Arten aus Klimaxwäl<strong>der</strong>n<br />
in Klimaxwäl<strong>der</strong> durchaus möglich ist. So ist<br />
Castanea sativa, von Natur aus eine wichtige Komponente<br />
<strong>der</strong> Laubmischwäl<strong>der</strong> auf sauren Böden in Nordanatolien<br />
und Kaukasien, heute in großen Teilen W-<br />
und SW-Europas in Wäl<strong>der</strong>n entsprechen<strong>der</strong> Standorte<br />
voll eingebürgert und kann mit Sicherheit auch<br />
als Bestandteil <strong>der</strong> potentiellen natürlichen Vegetation<br />
gelten. Ermöglicht wurde das dadurch, daß sie bereits<br />
von den Römern in <strong>der</strong>en gesamtem Reich als<br />
Kulturpflanze verbreitet wurde und so in Teile ihres<br />
potentiellen Areals gelangte, die sie auf natürlichem<br />
Wege (wohl wegen ihrer zu schweren Früchte) nach<br />
<strong>der</strong> Eiszeit nicht wie<strong>der</strong> besiedeln konnte; die seither<br />
vergangenen 2000 Jahre waren für eine vollständige<br />
Etablierung als Agriophyt ausreichend.<br />
Ein Beispiel aus <strong>der</strong> Waldbodenflora sind die<br />
Impatiens-Antn\ neben <strong>der</strong> alteinheimischen /. nolitangere<br />
sind in naturnahen Wäl<strong>der</strong>n Mitteleuropas<br />
heute zwei weitere eingebürgert. I. parvißora aus relativ<br />
trockenen Laubwäl<strong>der</strong>n Mittelasiens ist weit verbreitet<br />
auf Standorten, die meist trockener sind als die<br />
von 7. noli-tangere (vgl. Abb. 33, S. 83); I. glandulifera<br />
aus bachbegleitenden Wäl<strong>der</strong>n im Himalaja wächst<br />
heute auch bei uns an entsprechenden Standorten. Ursache<br />
<strong>der</strong> raschen Einbürgerung bei<strong>der</strong> Arten ist, daß<br />
sie, im Gegensatz zur Mehrzahl <strong>der</strong> Waldbodenpflanzen,<br />
Therophyten mit sehr hoher Samenproduktion<br />
sind.<br />
Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Transport-<br />
Anthropochorie<br />
Die Ausbreitung nach dem Muster <strong>der</strong> Standorts-Anthropochorie<br />
unterscheidet sich als Vorgang<br />
im Prinzip nicht von einer natürlichen<br />
Wan<strong>der</strong>ung. An<strong>der</strong>s ist das bei <strong>der</strong> Transport-<br />
Anthropochorie: hier kommt die anthropochore<br />
Sippe plötzlich in ein ganz neues Umfeld (gleiches<br />
gilt i. ü. auch für die Fälle natürlicher untypischer<br />
Fernverbreitung, vgl. S. 17). Damit<br />
sind einige ökologische Beson<strong>der</strong>heiten verknüpft,<br />
die Konsequenzen <strong>der</strong> beiden folgenden<br />
Umstände sind:<br />
(1) Es gelangen gewöhnlich nur wenige Diasporen<br />
(im Extremfalle eine einzige) in den<br />
neuen Arealteil.<br />
(2) Es hat keine Koevolution <strong>der</strong> anthropochoren<br />
Sippe mit den im neu besiedelten<br />
Ökosystem vorhandenen an<strong>der</strong>en Lebewesen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e Tieren, stattgefunden_^<br />
Zu (1). Das Genreservoir <strong>der</strong> neu entstehenden<br />
Population ist zunächst sehr eingeschränkt, und<br />
damit auch ihre ökologische Anpassungsfähigkeit.<br />
Erst nach und nach kann sich die genetische<br />
Diversität infolge neu auftreten<strong>der</strong> Mutationen<br />
wie<strong>der</strong> erhöhen. Wie schnell das geht,<br />
hängt natürlich von <strong>der</strong> Generationenfolge ah,<br />
d. h. Annuelle sind hier bei weitem im Vorteil,<br />
So hat z. B. Im patiens glan dulifera im Bereich <strong>der</strong><br />
vormaligen Sowjetunion bereits zahlreiche Ökotypen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e solche phänologischer Natur,<br />
entwickelt, so daß sie Teilgehiete mit sehr<br />
unterschiedlichem Klima besiedeln konnte. Die<br />
auch in Mitteleuropa zu beobachtende Erscheinung,<br />
daß Neophyten, die schon seit langem<br />
sporadisch verwil<strong>der</strong>t auftraten, sich in den letzten<br />
Jahrzehnten plötzlich explosionsartig ausbreiten,<br />
wird oft durch diesen populationsökologischen<br />
Effekt zu erklären versucht. Doch<br />
dürfte das bei Ausdauernden, die sich großenteils<br />
vegetativ vermehren, kaum zutreffen (z. B.<br />
bei Polygonum cuspidatum wirkt wohl eher die<br />
großflächige Verbrachung von feuchtem Grünland<br />
för<strong>der</strong>nd, vgl. S. 82).<br />
Zu (2). Von den Tieren, mit denen die Pflanzen<br />
in Beziehung stehen, sind neben Bestäubern<br />
und Diasporen-Verbreitern vor allem die Freßfeinde<br />
wichtig; allein auf diese sei hier eingegangen.<br />
Das Verhältnis zwischen <strong>der</strong> Pflanze<br />
und einem (potentiellen) Freßfeind wird vor al-
Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung 79<br />
lern durch chemische Eigenschaften geregelt. Im<br />
neuen Arealteil kann nun die „Chemie“ in zweierlei<br />
Hinsicht nicht stimmen:<br />
(a) Der Pflanze fehlen die notwendigen chemischen<br />
Abwehrstoffe gegen bestimmte<br />
hier vorhandene Freßfeinde.<br />
(b) Der Pflanze fehlen Substanzen, an denen<br />
vorhandene potentielle Freßfeinde sie als<br />
freßbar erkennen, also Erkennungsmarken.<br />
Im ersten Falle kann die Ansiedlung von vornherein<br />
vollständig verhin<strong>der</strong>t werden (je<strong>der</strong><br />
Gartenbesitzer kennt die Gefahr <strong>der</strong> totalen<br />
Vernichtung bestimmter exotischer Zierpflanzen<br />
z. B. durch Schnecken). Das ist mit Sicherheit<br />
sehr häufig <strong>der</strong> Fall und wahrscheinlich einer<br />
<strong>der</strong> Gründe dafür, daß z. B. in Mitteleuropa nur<br />
kaum mehr als 5 % <strong>der</strong> absichtlich o<strong>der</strong> unabsichtlich<br />
eingeführten außereuropäischen<br />
Freilandpflanzen als Neophyten auftreten. Indem<br />
es gar nicht erst zum Aufbau von Populationen<br />
kommt, ist hier auch keine genetisch<br />
bedingte Anpassung zu erwarten.<br />
Der zweite Fall kann für die betreffende<br />
Pflanzensippe ein großer ökologischer Vorteil<br />
sein und eine Massenausbreitung ermöglichen.<br />
Allerdings ist dieser Vorteil nur als temporär<br />
anzusehen. Je stärker die Population des Neophyten<br />
anwächst, um so häufiger werden die<br />
Berühmngen mit den potentiellen Freßfeinden<br />
und um so größer die Wahrscheinlichkeit, daß<br />
dabei auch Kontakte mit mutierten Individuen<br />
auftreten, die die Pflanze als freßbar erkennen.<br />
Damit wird dann die Eindämmung <strong>der</strong> Massenvermehrung<br />
eingeleitet.<br />
Ein gutes Beispiel in dieser Hinsicht ist Elodea canadensis,<br />
die in <strong>der</strong> Anfangsphase ihrer europäischen<br />
Ausbreitung im vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t in solchen Mengen<br />
auftrat, daß sie Schiffahrtswege verstopfte und so<br />
ihren deutschen Namen „Wasserpest“ bekam. Schon<br />
nach wenigen Jahrzehnten jedoch begann ihr Rückgang,<br />
hauptsächlich infolge des Befalls mit Nematoden<br />
(man findet heute kaum ein Exemplar, dessen<br />
Vegetationspunkte nicht von Nematoden befressen<br />
werden), so daß sie bis heute ein zwar regelmäßiges,<br />
aber unauffälliges Mitglied <strong>der</strong> submersen Süßwasserflora<br />
geworden ist.<br />
Anthropogene Sippen<br />
Wie schon im vorigen Abschnitt angedeutet,<br />
führt die Anthropochorie nicht nur zu Arealausweitungen,<br />
son<strong>der</strong>n u. U. auch zur Verän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Pflanzensippe selbst. Im Extremfall<br />
kann es zur Bildung ganz neuer, anthropogener<br />
Sippen kommen. Das ist auf zwei verschiedenen<br />
Wegen möglich.<br />
Am häufigsten ist die allmähliche selektive<br />
Verän<strong>der</strong>ung. Sie setzt automatisch ein, wenn<br />
eine Population unter verän<strong>der</strong>te Standortsbedingungen<br />
gerät, sei es durch Verbringung in<br />
ein nicht ganz identisches Klima, sei es durch<br />
Eindringen in anthropogene Vegetationstypen,<br />
die so in <strong>der</strong> Natur nicht Vorkommen. Beide<br />
Einflüsse treffen z. B. auf die Unkräuter <strong>der</strong><br />
mitteleuropäischen Getreidefel<strong>der</strong> zu. Wie erwähnt,<br />
stammen viele von diesen ebenso wie<br />
die Getreidearten selbst aus vor<strong>der</strong>- bis mittelasiatischen<br />
Lößhalbwüsten. Aus einem Halbwüstenklima<br />
kamen sie in ein Waldklima, und<br />
außerdem wurden sie <strong>der</strong> Prozedur <strong>der</strong> künstlichen<br />
Aussaat und Ernte unterworfen. Durch<br />
diese neuen Bedingungen wurden sie in entsprechen<strong>der</strong><br />
Richtung selektiert. So zeigen selbst die<br />
in Mitteleuropa einheimischen Arten L ap san a<br />
com m unis, A ethusa cynapium und Veronica he<strong>der</strong>ifo<br />
lia schon deutliche morphologische und entwicklungsbiologische<br />
Unterschiede zwischen<br />
Populationen aus naturnahen Wäl<strong>der</strong>n und solchen<br />
aus Äckern. Bei Sippen, die sehr lange als<br />
Unkräuter etabliert und dabei zugleich in sehr<br />
abweichende Klimagebiete gelangt waren, konnten<br />
diese Unterschiede taxonomisch faßbar<br />
werden und neue Varietäten, Subspezies o<strong>der</strong><br />
sogar Arten begründen.<br />
Ein gut belegtes Beispiel dieser Art bieten einige Sippen<br />
<strong>der</strong> Cmciferen-Gattung Camelina (Bertsch 1947).<br />
Die Ausgangsart, C. microcarpa, fand sich (bzw. findet<br />
sich heute noch) idiochor in natürlichen Lößhalbwüsten<br />
unter Klimabedingungen, die die Keimung im<br />
Herbst und Blühen und Fmchten im Frühjahr bedingen,<br />
also ein winterannuelles Verhalten. Als Unkraut<br />
in die ökologisch ähnlichen Wintergetreide-Äcker eingedrungen,<br />
wan<strong>der</strong>te sie als Epökophyt mit dem Getreidebau<br />
nach Mitteleuropa. Im Gegensatz zu dem<br />
ihrer Heimat erlaubt das mitteleuropäische Klima auch<br />
Sommerkulturen, die erst im Frühjahr ausgesät werden.<br />
Gelegentlich auftretende, im Frühjahr keimende<br />
Mutanten von C. microcarpa, die in <strong>der</strong> Heimat <strong>der</strong><br />
Sommerdürre zum Opfer gefallen wären, konnten sich<br />
in diese Sommerkulturen einfugen und dort Populationen<br />
aufbauen, die sich von <strong>der</strong> winterannuellen<br />
Muttersippe allmählich isolierten. Beson<strong>der</strong>s günstig<br />
entwickelten sich diese in Leinäckern, da ihr Entwicklungszyklus<br />
etwa dem des Leins entspricht. Nachdem<br />
nun <strong>der</strong> Lein nicht nur als Faser-, son<strong>der</strong>n auch<br />
als Ölpflanze genutzt wurde, selektierte man diesen<br />
auf das Geschlossenbleiben <strong>der</strong> Kapseln, um die Samen<br />
besser ernten zu können. Mit den Kapseln des
80 Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />
!•<br />
■<br />
Ölleins wurden dann auch Schoten von Camelina-<br />
Pflanzen mitgeerntet, die länger geschlossen blieben<br />
als normal, d. h. aus <strong>der</strong> sommerannuellen Population<br />
von C. microcarpa wurde unabsichtlich eine neue<br />
Teilpopulation herausselektiert, <strong>der</strong>en Samen nicht<br />
nur zusammen mit dem Lein geerntet, son<strong>der</strong>n auch<br />
(da es noch keine Saatgutreinigung gab) wie<strong>der</strong> ausgesät<br />
wurden. Das bedeutete eine sehr enge Bindung an<br />
den Leinanbau und eine noch stärkere Isolierung von<br />
den älteren Populationen, die schließlich dazu führte,<br />
daß eine auch morphologisch abweichende neue<br />
Kleinart, C. alyssum, entstand. Damit war die Entwicklung<br />
aber noch nicht zu Ende. Wie viele an<strong>der</strong>e<br />
Craciferen enthält auch Camelina für die menschliche<br />
Ernährung verwertbare Öle. Als man das entdeckte,<br />
nahm man C. alyssum selbst als Ölpflanze in Kultur.<br />
Die neue Kulturpflanze wurde nun planmäßig in<br />
Richtung auf höhere Erträge, d. h. auf möglichst große<br />
Samen, selektiert; das brachte noch weitere morphologische<br />
Verän<strong>der</strong>ungen mit sich, so daß eine weitere<br />
neue Kleinart, C. saliva, entstand. So gab es<br />
schließlich in Mitteleuropa 3 Camdina-KiX.tVi\ die<br />
anthropochore C. microcarpa, den anthropogenen<br />
Epökophyten C. alyssum und die reine Kulturpflanze<br />
C. saliva. Heute sind alle drei Arten in Mitteleuropa<br />
wie<strong>der</strong> im Verschwinden: C. saliva wird als nicht lohnend<br />
nicht mehr angebaut, C. alyssum hat infolge Aufgabe<br />
des Leinanbaues keine Existenzmöglichkeit mehr,<br />
und C microcarpa wird durch die allgemeine Unkrautbekämpfung<br />
dezimiert. Die beiden ersten werden<br />
wahrscheinlich vollständig aussterben, während<br />
die Ursprungsart C. microcarpa zumindest in ihrer Heimat<br />
erhalten bleiben dürfte.<br />
Der Mensch hat also zusammen mit seinen<br />
Kulturpflanzen unabsichtlich auch Unkräuter<br />
mit herangezüchtet (unter diesem Aspekt erscheint<br />
es unsinnig, wenn heute zuweilen versucht<br />
wird, aus ideologischen Gründen das Wort<br />
Unkraut durch „Wildkraut“ zu ersetzen). Wie<br />
groß die Zahl <strong>der</strong>artiger anthropogener, in natürlicher<br />
Vegetation prinzipiell nicht vorkommen<strong>der</strong><br />
(und auch nie vorgekommener) Sippen<br />
ist, ist unbekannt. Wenn manche Autoren (z. B.<br />
Scholz 1996, Sukopp etc. 1997) vermuten, die<br />
meisten mitteleuropäischen Segetal-Archäophyten<br />
seien solche „obligatorischen Unkräuter“<br />
(„Anökophyten“), so ist das zumindest kaum<br />
nachweisbar; wichtig für die Beurteilung ist dabei<br />
natürlich auch, ob man von einem engen<br />
o<strong>der</strong> weiten Artbegriff ausgeht.<br />
Während die Entstehung anthropogener Sippen<br />
auf dem Wege selektiver Anpassung doch<br />
relativ lange Zeit erfor<strong>der</strong>t und nur aus Indizien<br />
rückblickend erschlossen werden kann, läßt sich<br />
die zweite Möglichkeit praktisch direkt beobachten:<br />
nämlich die Bildung neuer Arten durch<br />
Allopolyploidie. Durch die Überwindung von<br />
Verbreitungsschranken kommen oft verwandte<br />
Arten wie<strong>der</strong> zusammen, die sich dann kreuzen<br />
können. Sind sie sehr nahe verwandt und die<br />
Kreuzungsprodukte fértil, so kann es u. U., genügend<br />
Zeit vorausgesetzt, zu einer vollständigen<br />
Vermischung und damit Aufhebung <strong>der</strong><br />
Artunterschiede kommen (also ein anthropogenes<br />
Verschwinden von Arten ohne Aussterben).<br />
Haben die Arten jedoch unterschiedliche Chromosomenzahlen,<br />
so sind die Bastarde oft steril,<br />
bedingt durch die Behin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Reduktionsteilung.<br />
In solchen Fällen können aber zuweilen<br />
unreduzierte, also diploide Geschlechtszellen<br />
gebildet werden, durch <strong>der</strong>en Verschmelzung<br />
dann eine neue tetraploide, wie<strong>der</strong> voll<br />
fertile Sippe entsteht, die die Chromosomensätze<br />
bei<strong>der</strong> Elternarten doppelt enthält und eine<br />
neue Art darstellt, die sich von beiden Eltern<br />
wesentlich unterscheiden kann. Solche als Folge<br />
von Anthropochorie entstandenen neuen Arten<br />
nennt man auch „neogene Endemiten“ (die<br />
Artneubildung durch Allopolyploidie ist aber<br />
auch unter natürlichen Bedingungen nicht selten).<br />
Hierfür sei die im Schlick von Meeresküsten verbreitete<br />
Gramineen-Gattung Sparlina als Beispiel genannt.<br />
Von dieser gibt es eine alteinheimische Art, S. maritima<br />
mit <strong>der</strong> Chromosomenzahl 2n = 60, an den Küsten<br />
Westeuropas. Im vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t wurde S. allerniflora<br />
(2n = 62) aus Ost-Nordamerika nach England<br />
eingeführt und vielerorts an den Küsten zur Landgewinnung<br />
angepflanzt, da sie den Schlick besser Festhalten<br />
sollte als S. maritima. Wo beide Arten zusammentrafen,<br />
kam es häufig zur Kreuzung; <strong>der</strong> Bastard,<br />
als S. X lownsendii beschrieben, war mit 2n = 61 steril.<br />
Durch Allopolyploidie entstand hieraus dann aber die<br />
neue Art S. anglica mit 2n = 122, die sich inzwischen<br />
an den Küsten West- und Mitteleuropas weit ausgebreitet<br />
hat.<br />
Anthropochoren als Florenbestandteile<br />
Über den Anteil <strong>der</strong> Anthropochoren an <strong>der</strong><br />
Gesamtflora gibt es Angaben aus mehreren Florengebieten.<br />
Ihre Zuverlässigkeit ist unterschiedlich:<br />
für abgeschlossene Gebiete wie z. B. landferne<br />
Inseln, für die nur Transport-Anthropochorie<br />
in Frage kommt, ist die Beurteilung leichter<br />
als für Teile größerer Kontinente, in denen<br />
die Standorts-Anthropochorie eine große Rolle<br />
spielen kann, wobei dann die Grenzen zwischen<br />
natürlicher und anthropogener Ausbreitung<br />
schwer zu ziehen sind. Für manche Gebiete wird
Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung 81<br />
daher in <strong>der</strong> Literatur nur die - eindeutig bestimmbare<br />
- Zahl <strong>der</strong> Neophyten angegeben.<br />
In europäischen Län<strong>der</strong>n liegt <strong>der</strong> Prozentsatz <strong>der</strong><br />
Arten, die als Anthropochoren gelten, meist zwischen<br />
15 und 20 % (so Deutschland und Großbritannien je<br />
16 %, Finnland 18 %; nach Sukopp etc. 1976).<br />
Auffällig ist die hohe Zahl <strong>der</strong> Anthropochoren<br />
auf landfernen Inseln. Auf Neukaledonien (Näheres<br />
vgl. S. 98) finden sich neben 2437 einheimischen etwa<br />
500 neophytische Arten, d. h. 16 % <strong>der</strong> Gesamtflora,<br />
auf Hawaii neben 1440 einheimischen 460 neophytische,<br />
d. h. 24 % (Saint-John 1973). Weit über 50 %<br />
dürfte <strong>der</strong> Neophytenanteil auf Neuseeland liegen: die<br />
Flora von Allan etc. (1961f) listet neben 1450 Einheimischen<br />
bereits 1400 „Adventive“ auf, wobei aber<br />
die vielen eingebürgerten Gramineen noch nicht erfaßt<br />
sind (zur Vegetationszerstömng auf dieser Inselgmppe<br />
vgl. S. 226). Trotz <strong>der</strong> hohen Zahl einheimischer<br />
Arten macht die Flora solcher Gebiete einen „ungesättigten“<br />
Eindruck, d. h. sie scheint keine einheimischen<br />
Arten zu enthalten, die als Apophyten zur<br />
Besiedlung neuer, durch den Menschen geschaffener<br />
Standorte fähig sind. Vielleicht spielt dabei mit, daß<br />
die meisten Neophyten aus Gebieten mit schon alter,<br />
dichter Besiedlung kommen, wo sie sich bereits über<br />
lange Zeit an ein „Unkrautdasein“ anpassen konnten.<br />
Interessant sind auch Vergleiche zwischen <strong>der</strong> Zahl<br />
<strong>der</strong> eingebürgerten Neophyten und <strong>der</strong> <strong>der</strong> Arten,<br />
<strong>der</strong>en Diasporen vom Menschen insgesamt absichtlich<br />
o<strong>der</strong> unabsichtlich ins Land gebracht wurden. So<br />
stehen in Mitteleuropa einer Zahl von etwa 3800 eingefuhrten<br />
Arten nur etwa 200 gegenüber, die sich tatsächlich<br />
etablieren konnten (Sukopp etc. 1976).<br />
Beeinflussung <strong>der</strong> Idiochoren<br />
Wichtig ist in diesem Zusammenhang schließlich<br />
die Frage <strong>der</strong> Auswirkung <strong>der</strong> Anthropochoren<br />
auf die idiochore Flora und Vegetation.<br />
Befurchtet wird oft eine Gefährdung von einheimischen<br />
Sippen. Diese Frage läßt sich jedoch<br />
nicht generell beantworten; vielmehr ist die Situation<br />
je nach dem betrachteten Florengebiet<br />
sehr verschieden. Grundsätzlich gilt, daß das<br />
Hinzukommen neuer Arten den Lebensraum<br />
<strong>der</strong> bisher vorhandenen einschränkt. Im Normalfall<br />
sind solche Einschränkungen aber unbedeutend.<br />
Eine Gefahr sind sie nur für solche<br />
Idiochoren, die eine sehr enge Standortsamplitude<br />
bzw. ein sehr kleines Areal haben,<br />
und auch dann nur, wenn eine sehr konkurrenzstarke<br />
Anthropochore auftritt, die genau denselben<br />
Standortstyp besetzt. Demnach ist eine<br />
ernsthafte Bedrohung <strong>der</strong> idiochoren Flora<br />
durch Anthropochoren vor allem dort zu erwarten,<br />
wo es viele endemitische „Mikroarealophyten“<br />
gibt. Wie die folgenden Beispiele zeigen,<br />
ist das auch wirklich <strong>der</strong> Fall.<br />
Ein beson<strong>der</strong>s bekanntes Beispiel für die Gefährdung<br />
vieler einheimischer Sippen durch sich aggressiv ausbreitende<br />
Anthropochoren ist Südafrika, insbeson<strong>der</strong>e<br />
das Gebiet des Kapländischen Florenreiches. Hier gibt<br />
es eine extrem hohe Zahl sehr kleinräumig verbreiteter<br />
Endemiten (vgl. Tab. 33, S. 242). Viele von ihnen,<br />
meist Klein- o<strong>der</strong> Zwergsträucher, sind Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Fynbos-Vegetation<br />
(vgl. S. 241), die durch regelmäßige<br />
Brände beeinflußt wird (Feuerklimax), also eines Vegetationstyps,<br />
in dem eine Neuansiedlung viel schneller<br />
geht als z. B. in Wäl<strong>der</strong>n. Hier sind nun einige Neophyten<br />
australischer Herkunft in starker Ausbreitung<br />
begriffen; am aggressivsten sind einige Acacia-Kx\.t’a..<br />
Diese Arten, Großsträucher bis Kleinbäume, wurden<br />
im vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t als Zierpflanzen eingefuhrt<br />
und später auch zur Dünenbefestigung im Gelände<br />
angepflanzt. Sie zeichnen sich nicht nur durch sehr<br />
hohe Samenproduktion aus, son<strong>der</strong>n auch durch ein<br />
unbegrenztes Stockausschlagvermögen nach Beschädigung<br />
durch Brände. Sie dringen in Fynbos-Bestände<br />
ein und schädigen die meist niedrigeren Einheimischen<br />
durch Beschattung. Die weitverbreiteten Fynbos-Arten<br />
finden zwar trotzdem noch genügend Platz;<br />
die vielen Lokalendemiten kommen aber rasch so in<br />
Bedrängnis, daß die Gefahr des Aussterbens besteht.<br />
Die Naturschutzorganisationen betreiben deshalb<br />
schon seit Jahrzehnten eine intensive mechanische Bekämpfung<br />
von Acacia, doch sind die Erfolge in dem<br />
großen, dünn besiedelten Land bisher begrenzt. Neuerdings<br />
versucht man daher, durch die Einführung von<br />
Freßfeinden aus Australien, die auf den Verzehr <strong>der</strong><br />
Samen spezialisiert sind, die Erzeugung keimfähiger<br />
Acacia-Szmtn einzuschränken.<br />
Ein an<strong>der</strong>es Gebiet, in dem viele idiochore Arten<br />
gefährdet sind, sind die Hawaii-Inseln. Im Unterschied<br />
zu Südafrika ist die einheimische Flora hier sehr jung:<br />
die Inseln sind vulkanischen Ursprungs und hatten<br />
nie Verbindung mit den Kontinenten; alle hier wachsenden<br />
Pflanzensippen sind durch episodische, oft<br />
untypische Femverbreitung auf die Inseln gekommen.<br />
Die Zahl <strong>der</strong> idiochoren Einwan<strong>der</strong>er war dabei relativ<br />
gering; manche von ihnen haben dann durch<br />
adaptative Radiation neue Arten gebildet, wodurch die<br />
hohe Endemitenzahl zustandekommt; trotzdem ist die<br />
Flora aber extrem ungesättigt. Das betrifft auch die<br />
Klimaxvegetation. So gibt es auf <strong>der</strong> sehr vielseitigen<br />
Hauptinsel Hawaii Klimagebiete mit Tropischem<br />
Regenwald (vgl. S. 353). Dieser enthält neben zahlreichen<br />
kleineren Gehölzen und Epiphyten nur 3 Hauptbaumarten<br />
{Metrosi<strong>der</strong>os collina, Bobea elatior. Acacia<br />
koa). Nachdem inzwischen zahlreiche Regenwaldbäume<br />
aus aller Welt als Zier- o<strong>der</strong> Nutzpflanzen eingeführt<br />
worden sind, konnten sich einige davon einbürgern<br />
(z. B. Akurites moluccana, Psidiumguajavä) und<br />
bedrohen nun mancherorts die relativ konkurrenzschwachen<br />
Einheimischen. (Daneben gibt es auch in
82 Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />
an<strong>der</strong>en Vegetationstypen Gefährdungen; vgl. Knapp<br />
1965.)<br />
Ganz an<strong>der</strong>s liegen die Dinge hingegen in Mitteleuropa.<br />
Wenn auch hier in Naturschutzkreisen<br />
oft vermutet o<strong>der</strong> gar als Tatsache hingestellt<br />
wird, bestimmte Anthropochoren seien<br />
eine Gefahr für die einheimische Flora und Vegetation,<br />
so sind das Behauptungen ohne sachliche<br />
Grundlage. Sie haben teils emotionale<br />
Ursachen („Auslän<strong>der</strong>feindlichkeit“), teils beruhen<br />
sie auf mangeln<strong>der</strong> Sachkenntnis (insbeson<strong>der</strong>e<br />
bezüglich <strong>der</strong> „Natürlichkeit“ anthropogener<br />
Vegetationstypen), auf unzulässiger Verallgemeinerung<br />
von Beispielen aus an<strong>der</strong>en Florengebieten<br />
o<strong>der</strong> auch auf unbewußter Einbeziehung<br />
ökonomischer Gesichtspunkte. Wie<br />
unsachlich hier zuweilen argumentiert wird,<br />
zeigt sich darin, daß oft einerseits <strong>der</strong> Rückgang<br />
alter, archäophytischer Anthropochoren (z. B.<br />
Ackerunkräuter) beklagt und an<strong>der</strong>erseits zugleich<br />
die Bekämpfung sich neu einbürgern<strong>der</strong><br />
Arten gefor<strong>der</strong>t wird. Da die von nichteinheimischen<br />
Pflanzenarten angeblich drohenden<br />
Gefahren in Deutschland sogar schon zu Bestrebungen<br />
geführt haben, das Anpflanzen ausländischer<br />
Zierpflanzen in Gärten zu verbieten<br />
(!), erscheint die nähere Diskussion einiger oft<br />
zitierter Beispiele notwendig.<br />
Beson<strong>der</strong>s auffallend ist die <strong>der</strong>zeitige Ausbreitung<br />
mancher Ausläufer- und Polykormpflanzen in <strong>der</strong><br />
Vegetation, wie Polygonum cuspidatum aus Japan und<br />
Solidago canademis/gigantea aus Nordamerika. Beide<br />
Sippen sind seit langem eingebürgert; eine beson<strong>der</strong>s<br />
starke Zunahme zeigen sie aber in den letzten Jahrzehnten.<br />
Grund dafür ist u. a. die zunehmende Verbrachung<br />
von Grünland, wodurch Arten dieses Ausbreitungstyps<br />
begünstigt werden: auch die einheimische<br />
Urtica dioica bildet nicht selten große Reinbestände,<br />
ebenso auf geeigneten Böden Calamagrostis epigejos.<br />
Natürlich werden durch solche aggressiven Arten -<br />
ob einheimisch o<strong>der</strong> neophytisch - an<strong>der</strong>e zurückgedrängt,<br />
allerdings werden sie nur selten ganz eliminiert.<br />
Und da es sich um anthropogene Vegetation<br />
handelt, sind die jetzt beeinträchtigten Arten meist<br />
solche, die früher durch den Menschen wirtschaftsbedingt<br />
geför<strong>der</strong>t wurden. Die Ausbreitung von<br />
Polykormstauden ist nichts weiter als ein Stadium <strong>der</strong><br />
in Richtung auf die potentielle natürliche Vegetation<br />
(d. h. den Wald) verlaufenden Verbrachungssukzession.<br />
Zwar können starkwüchsige Polykormpflanzen<br />
das Aufkommen von Gehölzen verzögern (die<br />
einheimische Calamagrostis epigejos ist bei den Forstleuten<br />
als Verjüngungshin<strong>der</strong>nis berüchtigt), auf die<br />
Dauer würde aber <strong>der</strong> Wald doch die Oberhand gewinnen.<br />
Und wenn Arten wie Polygonum cuspidatum<br />
gelegentlich in naturnahen Wäl<strong>der</strong>n auftreten, werden<br />
sie durch die Beschattung so reduziert, daß sie die<br />
an<strong>der</strong>en Waldarten kaum beeinträchtigen.<br />
Eine an<strong>der</strong>e Art, die off als nachteilig für die mitteleuropäische<br />
Vegetation hingestellt wird, ist <strong>der</strong> nordamerikanische<br />
Helianthus tuberosus. Er neigt zur Ausbreitung<br />
in Flußauen, oft in Konkurrenz mit Urtica<br />
dioica. Höherwüchsig als diese, kann er die Brennessel<br />
überwachsen und zurückdrängen (vgl. Lohmeyer<br />
1971). Im Gegensatz zu den Rhizomen von Urticasmd<br />
seine zahlreichen Ausläufer kurzlebig und verrotten<br />
im Herbst, nur die Uberwinterungsknollen bleiben erhalten.<br />
Während t/rftc
Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung 83<br />
^ « t -■ «k ^ ^ ^<br />
Abb. 33 : Bestand von Impatiens noütangere<br />
in einer feuchten Waldmulde,<br />
vor (A) und nach (B) <strong>der</strong> Einwan<strong>der</strong>ung<br />
von I. parvißora, schematisch.<br />
Schließlich ist noch eine Gehölzart zu erwähnen, die<br />
sich in Norddeutschland mancherorts massenhaft eingebürgert<br />
hat und zum „Forstunkraut“ geworden ist,<br />
nämlich die nordamerikanische Prunus serótina. In ihrer<br />
Heimat kann sie in Sommerwäl<strong>der</strong>n auf reichen<br />
Böden als langlebige Pionierholzart ein großer Baum<br />
werden. Sie wurde zu Anfang des Jahrhun<strong>der</strong>ts als<br />
Unterbau in Kiefernforsten auf armen Sandböden eingebracht,<br />
teils als Wildfutter, teils zur „Bodenverbesserung“.<br />
Auf solchen Standorten erreicht sie keine<br />
großen Höhen, beginnt aber sehr früh reichlich zu<br />
fruchten und kann sich mit Hilfe <strong>der</strong> Vögel rasch ausbreiten.<br />
Sie bildet heute vielfach Unterholz-Dickichte,<br />
die die Verjüngung <strong>der</strong> Kiefern vollständig unmöglich<br />
machen. Forstlich gesehen ist sie daher äußert<br />
unerwünscht und muß bekämpft werden. In ökologischer<br />
Hinsicht ist ihr Verhalten insofern interessant,<br />
als hier die Verjüngungssukzession des mitteleuropäischen<br />
Waldes durch das Hinzutreten einer neuen Art<br />
stark modifiziert worden ist. Prunus serótina baut das<br />
erste, von <strong>der</strong> Kiefer gebildete Pionierstadium (das die<br />
Forstwirtschaft aus wirtschaftlichen Gründen dauernd<br />
zu erhalten sucht) ab und leitet so die Sukzession zum<br />
potentiellen natürlichen Laubwald ein, in dem sie<br />
wahrscheinlich auch auf die Dauer einen festen Platz<br />
(als Agriophyt) haben dürfte. Eine Gefährdung alteinheimischer<br />
Arten ist damit jedoch nicht verbunden.<br />
Um noch einmal zu resümieren: in Mitteleuropa<br />
gibt es keine Gefährdung idiochorer Pflanzenarten<br />
durch Anthropochoren. Die nicht nur<br />
endemitenfreie, son<strong>der</strong>n auch insgesamt relativ<br />
arme einheimische Flora besteht aus Sippen, die<br />
ihre Konkurrenzstärke in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
dadurch bewiesen haben, daß sie nach mindestens<br />
Smaliger Eliminierung aus Mitteleuropa<br />
während <strong>der</strong> Eiszeiten immer wie<strong>der</strong> die Wie<strong>der</strong>besiedlung<br />
bewerkstelligt haben (viele konkurrenzschwache<br />
Sippen waren hierzu nicht fähig).<br />
Die heutige Einbürgerung bzw. Ausbreitung<br />
mancher Neophyten ist nur einer von vielen<br />
Schritten im Zuge <strong>der</strong> anthropogenen Fluktuation<br />
von Flora und Vegetation (Näheres hierzu<br />
vgl. S. 404).
II Pflanzengeographische Einteilung<br />
<strong>der</strong> Erde<br />
Wie ganz zu Anfang betont, ist die Vielfalt des<br />
Pflanzenkleides <strong>der</strong> Erde Ergebnis <strong>der</strong> Kombination<br />
zweier Variablen: <strong>der</strong> Umwelteinflüsse<br />
und <strong>der</strong> vorhandenen pflanzlichen Bausteine.<br />
Dementsprechend lassen sich im globalen Maßstab<br />
drei unterschiedliche Glie<strong>der</strong>ungen aufstellen:<br />
eine ökologische (d. h. großklimatische),<br />
eine floristische sowie die aus Komponenten<br />
bei<strong>der</strong> resultierende, insgesamt komplexere vegetationskundliche.<br />
Bei <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> globalen<br />
Glie<strong>der</strong>ungen beschränken wir uns hier auf<br />
Flora und Vegetation <strong>der</strong> Landoberfläche; zur<br />
Pflanzenwelt des Meeres vgl. S. 385.<br />
Die großklimatische Glie<strong>der</strong>ung ist nicht<br />
selbst Gegenstand <strong>der</strong> <strong>Pflanzengeographie</strong>; sie<br />
bildet vielmehr den Hintergrund für die kausale<br />
Erklärung <strong>der</strong> beiden pflanzengeographischen<br />
Klassifikationen. Die floristische Einteilung, mit<br />
ihrer höchsten Kategorie <strong>der</strong> Florenreiche, ist<br />
wenig problematisch und hat sich daher seit langem,<br />
von unwesentlichen Einzelheiten abgesehen,<br />
kaum verän<strong>der</strong>t.<br />
Kontroverser sind die Ansichten über die<br />
Vegetationsglie<strong>der</strong>ung. Das ist nicht verwun<strong>der</strong>lich:<br />
im Gegensatz zur Floristik, in <strong>der</strong> es um<br />
die räumliche Verteilung klar umrissener Pflanzensippen<br />
geht, lassen sich die Vegetationstypen<br />
bzw. -phasen, die Subjekte und Kriterien <strong>der</strong><br />
Gliedemng sein sollen, sehr unterschiedlich definieren.<br />
Geht man vom aktuellen Zustand <strong>der</strong> Vegetationsdecke<br />
<strong>der</strong> Erde aus, so kann man vier<br />
verschiedene Ebenen mit zunehmendem Abstraktionsgrad<br />
etablieren (vgl. auch S. 65, 70):<br />
(1) die aktuelle Vegetation<br />
(2) die potentielle natürliche Vegetation (abstrahiert<br />
von den Einflüssen des Menschen)<br />
(3) die klimatische Klimax (abstrahiert von <strong>der</strong><br />
Wirkung edaphischer Unterschiede)<br />
(4) das Klima als <strong>der</strong>en Grundlage (abstrahiert<br />
von <strong>der</strong> Vegetation selbst).<br />
Alle vier Abstraktionsniveaus sind schon für die<br />
Darstellung <strong>der</strong> Vegetationsglie<strong>der</strong>ung benutzt<br />
worden, z. T. auch in vermischter Form. So zeigen<br />
rein geographische Werke (z. B. Schulatlanten)<br />
nicht selten eine Mischung von (1) und (2)<br />
o<strong>der</strong> (3); lokale und regionale Vegetationsmonographien<br />
wenden sinnvollerweise das Niveau<br />
(2) an. Das vierte Niveau, bei dem die Vegetation<br />
selbst eliminiert ist, begründet eine<br />
nicht mehr pflanzengeographische, son<strong>der</strong>n rein<br />
ökologische Einteilung (siehe oben). Für die globale<br />
Vegetationsglie<strong>der</strong>ung vom botanischen<br />
Standpunkt her ist allein die klimatische Klimax<br />
(3) die angemessene Grundlage.<br />
Auch wenn man diesem Grundsatz folgt, wie<br />
es im vorliegenden Text <strong>der</strong> Fall ist, sind noch<br />
recht unterschiedliche Interpretationen möglich.<br />
Im Gegensatz zur floristischen Einteilung, die<br />
nur referiert zu werden braucht, erscheint es<br />
daher sinnvoll, die hier zugrundegelegte Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
im einzelnen zu entwickeln<br />
und zu begründen.<br />
Von den beiden Komponenten, die die globale<br />
Diversität <strong>der</strong> Pflanzendecke bedingen, resultiert<br />
die erste, die ökologische, aus den aktuellen<br />
Bedingungen abiotischer Natur. Hingegen<br />
ist die floristische Komponente nicht allein aktuell<br />
zu erklären, son<strong>der</strong>n nur als Ergebnis <strong>der</strong><br />
erdgeschichtlichen Entwicklung, d. h. <strong>der</strong> Evolution<br />
und Ausbreitung <strong>der</strong> Landpflanzen im<br />
Zusammenhang <strong>der</strong> geologischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
von Landoberfläche und Klima. Nach <strong>der</strong><br />
Vorstellung <strong>der</strong> aktuellen Floren- und Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
wird deshalb in einem abschließenden<br />
Kapitel ein kurzer Abriß dieser paläökologischen<br />
Hintergründe gegeben.<br />
Daß in verschiedenen Erdgegenden unterschiedliche<br />
Pflanzensippen und Vegetationstypen<br />
Vorkommen, ist <strong>der</strong> Menschheit schon<br />
von Anbeginn bekannt. Eine wissenschaftliche<br />
Analyse dieser Unterschiede im globalen Rahmen<br />
wurde aber erst durch die Entwicklung <strong>der</strong><br />
mo<strong>der</strong>nen Taxonomie und die Entschleierung<br />
immer größerer Teile <strong>der</strong> Erde möglich. So begann<br />
die historische Entwicklung <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
<strong>Pflanzengeographie</strong> gegen Anfang
86 Pflanzengeographische Einteilung <strong>der</strong> Erde<br />
Tab. 20: Beispiele für pflanzengeographisehe Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Erde seit 1800.<br />
K = Mit Kartendarstellung.<br />
Autor Florengebiete Formationen V egetationsgebiete K<br />
T reviranus 1803 8 Hauptfloren -<br />
A.P. Decandolle 1821 20 Kégions botaniques -<br />
ScHOuw 1823 22 pflanzengeogr. Keiche ■f<br />
A. D ecandolle 1835 45 Régions botaniques -<br />
Meyen 1836<br />
8 pflanzengeogr. Zonen<br />
je Hemisphäre<br />
Martius 1838/53 51 Florae Imperia +<br />
Grisebach 1872 24 Natürliche Floren 24 Vegetations-<br />
Gebiete<br />
Engler 1882 4 Florenreiche (ebenso 14 physiologische +<br />
noch bis 1936)<br />
Pflanzengruppen<br />
D rude 1884/87/90<br />
4 Florenreichsgruppen<br />
mit 14 Florenreichen<br />
Drude 1886/90 6 Vegetationszonen +<br />
SCHIMPER 1898<br />
13 Formationstypen<br />
+<br />
D elpino 1898 21 Florengebiete -<br />
Drude 1906<br />
Brockmann-Jerosch<br />
& Kübel 1912<br />
14 Formationsklassen -<br />
Drude 1913 11 Vegetationstypen -<br />
Kiku 1913 6 Florenreiche 6 Vegetationszonen -<br />
D iels 1918 6 Florenreiche +<br />
Brockmann-Jerosch<br />
1919<br />
9 Formationsgruppen +<br />
Kübel 1930 9 Formationsklassen +<br />
G ood 1953 6 Floristic Kingdoms 8 Vegetation Zones +<br />
mit 37 Floristic Regions<br />
je Hemisphäre<br />
Mattick 1954<br />
Meusel etc. 1965<br />
Ellen BERG &<br />
Müller-Dombois 1966<br />
6 Florenreiche mit<br />
43 Florengebieten<br />
-I-<br />
6 Florenreiche und,<br />
-1-<br />
davon unabhängig,<br />
10 Florenzonen -1<br />
7 Formationsklassen<br />
SCHMITHÜSEN 1968 8 Formationsklassen 9 Vegetationsgürtel -<br />
W alter 1968 11 Vegetationstypen (z. T. auch Zonen<br />
genannt)<br />
Laubenfels 1975 4 Florenreiche -1-<br />
Walter 1976 9 Zonobiome +<br />
-<br />
+<br />
+<br />
-<br />
25 Pflanzenformationen<br />
+
Pflanzengeographische Einteilung <strong>der</strong> Erde 87<br />
des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Dahei mußte man sich erst<br />
nach und nach über die Unterschiede zwischen<br />
Flora und Vegetation, zwischen biologischen<br />
(Vegetationstypen) und hiogeographischen Einheiten<br />
(Floren- bzw. Vegetationsgebieten), sowie<br />
über die erwähnten Abstraktionsniveaus klar<br />
werden.<br />
Gemeinhin gilt Alexan<strong>der</strong> von H umboldt<br />
als „Vater <strong>der</strong> <strong>Pflanzengeographie</strong>“. Aus <strong>der</strong> Verknüpfung<br />
<strong>der</strong> vielen zu Anfang des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
bereits bekannten Einzeltatsachen (vgl.<br />
ScHMiTHüSEN 1985) mit den Erfahrungen seiner<br />
5jährigen Tropenreise entstanden seine<br />
grundlegenden Schriften (1805, 1806, 1807), in<br />
denen viele wichtige Aspekte des Zusammenhanges<br />
zwischen Klima, Geomorphologie, Flora<br />
und Vegetation erstmals in logischer Klarheit<br />
formuliert sind. Allerdings hat H umboldt nicht<br />
versucht, selbst eine weltweite Glie<strong>der</strong>ung zu<br />
entwerfen.<br />
Wie die anliegende Zusammenstellung (Tab.<br />
20) zeigt, erschienen aber bereits im ersten Drittel<br />
des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts mehrere solche Einteilungen.<br />
Diese ersten Versuche waren naturgemäß<br />
vorwiegend floristischer Art. Die Erarbeitung<br />
echt vegetationskundlicher Glie<strong>der</strong>ungen<br />
konnte erst wesentlich später beginnen, da als<br />
notwendige Voraussetzung hierfür zunächst<br />
kartierbare Vegetationstypen definiert werden<br />
mußten. Obwohl schon H umboldt durch seine<br />
Liste physiognomischer Lebensformen (1806)<br />
eine Grundlage hierfür geliefert und G risebach<br />
1838 den Begriff <strong>der</strong> „pflanzengeographischen<br />
Formation“ geschaffen hatte, -wurde ein umfassendes<br />
System von Pflanzenformationen erst im<br />
letzten Drittel des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts entwickelt.<br />
Möglicherweise erschien eine solche, auf Gestaltbegriffen<br />
aus dem allgemeinen Sprachgebrauch<br />
bemhende Klassifikation vielen vorwiegend taxonomisch<br />
orientierten Botanikern <strong>der</strong> damaligen<br />
Zeit zu wenig wissenschaftlich. Ihr Erscheinen<br />
brachte dann aber sehr rasch den Durchbmch<br />
zur Aufstellung natürlicher Vegetationsgebiete.<br />
Schon einige Jahre vor H umboldt hatte T reviranus<br />
einen umfangreichen Aufsatz (1803: 44-<br />
136) über die „Geographische Verbreitung <strong>der</strong><br />
Pflanzen“ veröffentlicht. Hierin unterteilt er die<br />
Erde in 8 „Hauptfloren“, d. h. geographische<br />
Gebiete, die durch ihre mutmaßlich wichtigsten<br />
Pflanzengattungen und -familien charakterisiert<br />
werden. Diese älteste Einteilung zeigt bereits erstaunliche<br />
Ähnlichkeiten mit heute üblichen floristischen<br />
und vegetationskundlichen Gliedemngen.<br />
Ihre Einheiten heißen (in Klammern <strong>der</strong><br />
ungefähre Umfang):<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
Nordische Flor (alle Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Alten und<br />
Neuen Welt nördlich von etwa 50°N)<br />
Morgenländische Flor, noch unterteilt in:<br />
Levantische (etwa Mittelmeergebiet)<br />
Tatarische (S-Sibirien, Turkestan, Tibet)<br />
Japanische (Japan, N-China)<br />
Virginische Flor (N-Amerika etwa von 50°N<br />
bis 35°N)<br />
Abb. 34: SCHOUWS Karte <strong>der</strong> Pflanzengeographischen Reiche von 1823.
88 Pflanzengeographische Einteilung <strong>der</strong> Erde<br />
4. Afrikanische Flor (Afrika südlich des Atlas)<br />
5. Ostindische Flor (Indien, Indochina, S-China,<br />
Indonesien)<br />
6 . Westindische Flor (Wärmeres Amerika, etwa<br />
zwischen 35°N und 35°S)<br />
7. Austrasische Flor (Australien und Südseeinseln)<br />
8 . Antarktische Flor (Chile, Paraguay (?), Feuerland,<br />
Neuseeland).<br />
Gegenüber dieser recht übersichtlichen Glie<strong>der</strong>ung<br />
zeigen die nächstfolgenden eine rasche<br />
Zunahme <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Einheiten. So unterscheidet<br />
A. P. Decandolle 1821 20 geographisch benannte<br />
„Régions botaniques“, und Schouw<br />
1823 22 „pflanzengeographische Reiche“. Diese<br />
benennt er großenteils nach für charakteristisch<br />
gehaltenen Pflanzensippen und bildet sie<br />
auf <strong>der</strong> ersten pflanzengeographischen Weltkarte<br />
ab (Abb. 34). Bei A. D ecandolle (1835) hat sich<br />
die Zahl <strong>der</strong> Régions botaniques bereits auf 45<br />
vermehrt, und bei Martius (1838/53) sind es<br />
51 „Florae Imperia“.<br />
Kritik an den bisherigen floristischen Gliedemngen<br />
übt 1836 Meyen. Er meint, eine richtige<br />
„pflanzenstatistische“ Einteilung <strong>der</strong> Erde<br />
würde erst möglich sein, „wenn die größte Anzahl<br />
<strong>der</strong> Pflanzen für alle Län<strong>der</strong> bekannt sein<br />
wird“; hingegen könne man auf Grund physiognomischer<br />
Kriterien leicht eine geographische<br />
Einteilung <strong>der</strong> Pflanzendecke vornehmen. Er<br />
präsentiert dann 17 „pflanzengeographische Zonen“,<br />
die durch die Vegetation charakterisiert<br />
seien; in Wirklichkeit sind sie aber allein durch<br />
Breitengrade und mittlere Jahrestemperaturen<br />
definiert, es handelt sich also um eine rein ökologische<br />
(z. T. sogar nur mathematisch-geographische)<br />
Klassifikation. Von ähnlichem, rein<br />
abiotisch definiertem Charakter sind auch die 9<br />
„Zones“ von B entham (1832/36) und die 11<br />
„Divisions“ von Pickering (1856/76), auf die diese<br />
Autoren ihre inzwischen bereits 61 bzw. 150<br />
„Floristic Regions“ verteilen.<br />
Der Übergang zu mo<strong>der</strong>nen Sichtweisen beginnt<br />
dann mit Grisebachs Werk „Die Vegetation<br />
<strong>der</strong> Erde nach ihrer klimatischen Anordnung“<br />
(1872). In etwa auf die alten Einheiten<br />
von Schouw und A. P. Decandolle zurückgreifend,<br />
unterscheidet er 24 „Natürliche Floren“,<br />
die aber auf <strong>der</strong> beigegebenen, schon 1866 erstmals<br />
veröffentlichten Karte „Vegetations-Gebiete“<br />
heißen. Tatsächlich kennt er noch keine Trennung<br />
zwischen den Begriffen Flora und Vegetation<br />
im heutigen Sinne. Seine Einheiten werden<br />
jedoch gekennzeichnet als Gebiete, „in <strong>der</strong>en<br />
Bereich die Pflanzenformen und ihre Anordnung<br />
einen gewissen Grad von Gleichartigkeit<br />
erkennen lassen... Jede natürliche Flora ist<br />
so darzustellen, daß zuerst die Vegetationsformen<br />
und ihre Anordnung zu Formationen<br />
als vom Klima abhängig nachgewiesen... werden“.<br />
Damit sind sie eindeutig vegetationskundlich<br />
definiert, und zugleich wird das Klima<br />
hier, an<strong>der</strong>s als bei Meyen usw., nicht selbst<br />
als Einteilungsprinzip, son<strong>der</strong>n als kausaler Hintergrund<br />
<strong>der</strong> Vegetationsglie<strong>der</strong>ung betrachtet,<br />
wie es auch nach heutiger Auffassung adäquat<br />
ist. Jedoch hat er noch keine prononcierte Liste<br />
solcher Formationen zusammengestellt, und infolgedessen<br />
kann er Hinweise auf die Verbreitung<br />
<strong>der</strong>selben Formation in verschiedenen Vegetationsgebieten<br />
nur andeutungsweise geben<br />
(z. B. durch Verwendung jeweils <strong>der</strong>selben Farben<br />
für die Vegetationsgebiete 2 und 12, 3 und<br />
14 sowie 4 und 13 auf <strong>der</strong> Karte).<br />
Die in G risebachs Werk noch sichtbaren<br />
Unvollkommenheiten wurden schon bald von<br />
seinen wissenschaftlichen Nachfolgern, Engler<br />
und Drude, beseitigt. Ihr Verdienst ist zunächst<br />
die klare begriffliche Unterscheidung zwischen<br />
„Flora“ und „Vegetation“ und ebenso zwischen<br />
Vegetationstypen und Vegetationsgebieten. So<br />
konnten von nun an die floristische und die<br />
vegetationskundliche Glie<strong>der</strong>ung unabhängig<br />
voneinan<strong>der</strong> weiterentwickelt werden.
A Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />
Ausgangspunkt für die heute übliche floristische<br />
Einteilung <strong>der</strong> Erde ist die Arbeit von Engler<br />
(1882). Aufgrund einer umfassenden Analyse <strong>der</strong><br />
Weltflora, unter Einbeziehung <strong>der</strong> damals schon<br />
in recht großer Menge bekannten Tertiär-Fossilien,<br />
beseitigte er die überkommene Inflation<br />
<strong>der</strong> floristischen Einheiten und reduzierte ihre<br />
Zahl auf etwa 30 „Florengebiete“. Diese faßte er<br />
zu 4 „Florenreichen“ zusammen; in beiden<br />
Rangstufen sind die Abgrenzungen rein floristisch<br />
definiert. Trotzdem entsprechen die Florenreiche<br />
recht gut <strong>der</strong> großklimatischen Differenzierung<br />
<strong>der</strong> Erde: je ein gürtelförmiges, die<br />
ganze Erde umspannendes Reich umfaßt die<br />
nördliche und die südliche extratropische Zone;<br />
nur die tropische Zone ist in 2 Reiche, ein altund<br />
ein neuweltliches, unterteilt.<br />
Auf dieser Grundlage hat es in <strong>der</strong> Folgezeit<br />
nur relativ wenige Än<strong>der</strong>ungen gegeben (Tab.<br />
21). Die einzige wirklich wichtige war die von<br />
Rikli (1913), <strong>der</strong> von dem südlich-extratropischen<br />
Florenreich zwei Teile, Australien und das<br />
Kapland, als eigene Reiche abtrennte, so daß<br />
seither 6 Florenreiche unterschieden werden.<br />
Ansonsten gibt es nur geringe Meinungsverschiedenheiten,<br />
z. B. bezüglich <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong><br />
Florenregionen (in deutscher Literatur oft mit<br />
dem unspezifischen Begriff Florengebiete benannt)<br />
und -provinzen (letztere werden aber<br />
nicht in allen globalen Darstellungen mit aufgeführt,<br />
vgl. Tab. 2 1 ). Umstritten ist an einigen<br />
Stellen die Abgrenzung <strong>der</strong> Florenreiche; Näheres<br />
hierzu in <strong>der</strong> folgenden Einzeldarstellung.<br />
In dieser werden zunächst die Einheiten näher<br />
Umrissen; es folgt dann eine Analyse <strong>der</strong> Weltflora<br />
im Hinblick auf charakteristische Verbreitungsmuster<br />
bezüglich <strong>der</strong> Florenreiche.<br />
'I<br />
Die Florenreiche und<br />
Florenregionen<br />
Wenn es um die weltweite Florenglie<strong>der</strong>ung<br />
geht, wird im deutschen Sprachraum gewöhnlich<br />
die Klassifikation von Mattick (1964) angewendet,<br />
von <strong>der</strong> wir auch hier ausgehen. Wichtige<br />
Detailän<strong>der</strong>ungen hierzu haben in jün-gerer<br />
Zeit Tachtadzian (1969, 1978) sowie Meu-Sel<br />
etc. (1965,1992) vorgeschlagen. Dabei neigt ersterer<br />
zu einer Verringerung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Florenregionen,<br />
während letztere, die allerdings nur<br />
den eurasiatischen Teil <strong>der</strong> Holarktis bearbeitet<br />
haben, eher eine starke Aufsplitterung vertreten.<br />
In <strong>der</strong> hier vorgeführten Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Landflora<br />
(Abb. 35, Tab. 22) ist versucht worden, die<br />
zwischen den drei Konzepten bestehenden Differenzen<br />
in möglichst sinnvoller Weise auszugleichen.<br />
Die genannten Autoren M eusel etc. haben übrigens<br />
außer ihren Vorschlägen zur Än<strong>der</strong>ung traditioneller<br />
Florenregionen durch die Aufstellung <strong>der</strong> schon erwähnten<br />
„Florenzonen“ (S. 53) ein neues Element in<br />
die floristische <strong>Pflanzengeographie</strong> eingebracht. Von<br />
<strong>der</strong> Absicht her floristisch angelegt, sind diese Zonen<br />
doch in Wirklichkeit ebenso stark vegetationskundlich<br />
bestimmt und werden deshalb im Zusammenhang mit<br />
den Vegetationszonen noch einmal diskutiert (S. 112).<br />
Hier zeigt sich eine gewisse, nicht unberechtigte Wie<strong>der</strong>annäherung<br />
zwischen beiden Betrachtungsweisen,<br />
die sich seit <strong>der</strong> ENGLERschen Trennung manchmal<br />
etwas zu stark voneinan<strong>der</strong> entfernt hatten.<br />
Bei <strong>der</strong> Besprechung <strong>der</strong> einzelnen floristischen<br />
Einheiten werden im folgenden vielfach vegetationskundliche<br />
Fakten zur Charakterisierung<br />
mit herangezogen. Man könnte sich dabei die<br />
Frage stellen, ob die Unterscheidung zwischen<br />
Floren- und Vegetations-Glie<strong>der</strong>ung überhaupt<br />
notwendig sei, denn floristische und vegetationskundliche<br />
Grenzen sind tatsächlich oft<br />
identisch. Doch ist das keineswegs immer <strong>der</strong><br />
Fall, denn es besteht doch ein grundsätzlicher<br />
Unterschied. Vegetationsgrenzen beziehen sich<br />
stets auf die klimatische Klimaxvegetation, floristische<br />
hingegen auf die gesamte Flora, d. h.<br />
auch auf diejenige, die die Nichtklimax-Vegetationstypen<br />
aufbaut. Grenzt etwa ein Waldgebiet<br />
an ein Steppengebiet (vgl. Abb. 28, S. 61),<br />
so kann an trockenen Son<strong>der</strong>standorten im Bereich<br />
des Waldes extrazonal die lichtliebende<br />
Steppenflora Vorkommen, während umgekehrt<br />
an feuchten Standorten in <strong>der</strong> Steppe die Waldflora<br />
auftritt; azonale Standortstypen (Felsen,<br />
Gewässer) unterscheiden sich in beiden Gebieten<br />
möglicherweise überhaupt nicht. So kann<br />
in summa die Flora zweier Gebiete mit ganz unterschiedlicher<br />
Klimaxvegetation weitgehend<br />
identisch sein. Dementsprechend umfassen viele<br />
Florenregionen Klimaxgebiete verschiedener<br />
Vegetationstypen.<br />
I. Holarktisches Florenreich. In früherer Zeit<br />
(zuletzt noch bei Good 1953) auch als Boreales<br />
Florenreich bezeichnet, danach z. T. noch heute<br />
bei manchen Geographen (<strong>der</strong> Terminus
90 Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />
Tab. 21: Floristische Großglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erde seit Engler 1882.<br />
Abkürzungen: FR = Florenreich, FRg = Florenregion, FPr = Florenprovinz<br />
Engler 1882(11)<br />
32 FRg („Gebiete“)<br />
Engler 1904<br />
27 FRg („Gebiete“)<br />
Riku 1913 Good 1953<br />
36 FRg („Regions“)<br />
1. Nördliches Extratropisches<br />
FR<br />
9 FRg, 41 FPr<br />
I. Nördliches Extratropisches<br />
o<strong>der</strong><br />
Boreales FR<br />
9 FRg, 45 FPr<br />
I. Holarktisches FR<br />
= Holarktis<br />
Boreal Kingdom<br />
8 FRg, 45 FPr<br />
3. Südamerikanisches<br />
FR<br />
5 FRg, 13 FPr<br />
III. Zentral- und<br />
südamerikanisches<br />
FR<br />
5 FRg, 15 FPr<br />
III. Neotropisches<br />
FR<br />
= Neotropis<br />
Neotropical K.<br />
7 FRg, 18 FPr<br />
2. Paläotropisches FR<br />
o<strong>der</strong> Tropisches FR<br />
<strong>der</strong> Alten Welt<br />
10 FRg, 19 FPr<br />
II. Paläotropisches FR<br />
8 FRg, 26 FPr<br />
II. Paläotropisches FR<br />
= Paläotropis<br />
Palaeotropical K.<br />
(3 Subkingdoms)<br />
15 FRg, 46 FPr<br />
4. Altoceanisches FR<br />
8 FRg, 12 FPr<br />
' IV. Australes (Altozeanisches)<br />
FR<br />
5 FRg, 10 FPr<br />
IV. Kapländisches FR<br />
= Capensis<br />
South African K.<br />
1 FRg, 1 FPr<br />
V. Australisches FR<br />
= Australis<br />
Australian K.<br />
3 FRg, 8 FPr<br />
VI. Antarktisches FR<br />
= Antarktis<br />
Antarctic K.<br />
3 FRg, 10 FPr<br />
Boreal sollte aber zur Vermeidung von Mißverständnissen<br />
jetzt auf die entsprechende Vegetationszone<br />
bzw. Florenregion, s. unten, beschränkt<br />
werden). Als nördlich-extratropisches<br />
Gürtelreich reicht die Holarktis nach S etwa bis<br />
an die ökologische Tropengrenze, d. h. ihre<br />
Grenze ist ± identisch mit <strong>der</strong> zwischen <strong>der</strong><br />
Meridionalen und <strong>der</strong> Tropischen Vegetationszone<br />
(S. 111). Diese Grenze ist in den humiden<br />
Gebieten an den Ostseiten <strong>der</strong> Kontinente (O-<br />
Nordamerika, China) klar definiert, ebenso in<br />
Gebieten, wo das Temperaturgefälle durch Gebirge<br />
verstärkt wird (Mexiko, Himalaja). Schwierigkeiten<br />
bietet ihre Plazierung aber in den großen<br />
altweltlichen Trockengebieten (Näheres hierzu<br />
bei <strong>der</strong> Florenregion 9).<br />
Während die Holarktis bisher nur in Florenregionen<br />
(FRg) unterteilt wurde, schlägt T achtad2ian (1969)<br />
oberhalb dieser Ebene eine Glie<strong>der</strong>ung in 3 Unterreiche<br />
vor. Danach bilden die FRg 1-3, 5, 6 und 11<br />
das „Boreale“ (zu diesem Namen s. oben), die FRg 4<br />
das „Madrische“ und die FRg 7-10 das „Tethys“- o<strong>der</strong><br />
„Mesogäische“ Unterreich, d. h. das erste enthält im<br />
wesentlichen die humiden, die beiden an<strong>der</strong>en die<br />
nicht-humiden Teile <strong>der</strong> Holarktis.<br />
Holarktis und Paläotropis sind die vielgestaltigsten<br />
Florenreiche. Während das bei letzterer<br />
durch die starke geomorphologische Zersplitterung<br />
bedingt ist, ist es bei <strong>der</strong> Holarktis Folge<br />
<strong>der</strong> ökologischen Differenzierung: umfaßt sie<br />
doch 4 thermische Vegetationszonen (Arktisch<br />
bis Meridional). Diese sind zugleich eine zweite
Die Florenreiche und Florenregionen 91<br />
Fortsetzung Tab. 21: Floristische Großglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erde seit Engler 1882.<br />
Mattick 1964<br />
Tachtadzian 1969<br />
Tachtadzian 1978<br />
Laubenfels 1975<br />
43 FRg<br />
(„Florengebiete“)<br />
37 FRg<br />
(„Regions“)<br />
34 FRg<br />
(„Obiasti“)<br />
1. Holarktisches FR<br />
11 FRg<br />
I. Holarctic Kingdom<br />
(3 Subkingdoms)<br />
9 FRg<br />
I. Golarkticeskoe<br />
Carstvo<br />
= Holarctis<br />
(3 Podcarstva)<br />
9 FRg, 63 FPr<br />
Holarctic Realm<br />
(3 Subrealms)<br />
III. Neotropisches FR<br />
7 FRg<br />
III. Neotropical K.<br />
7 FRg<br />
111. Neotropiceskoe C.<br />
= Neotropis<br />
5 FRg, 13 FPr<br />
Neotropical R.<br />
(2 Subrealms)<br />
II. Paläotropisches FR<br />
(3 Unterreiche)<br />
17 FRg<br />
11. Paleotropical K.<br />
(5 Subkingdoms)<br />
14 FRg<br />
11. Paleotropiceskoe C.<br />
= Palaeotropis<br />
(5 Podcarstva)<br />
12 FRg, 48 FPr<br />
Paleotropical R.<br />
(nur Afrika)<br />
(2 Subrealms)<br />
Austromalesian R.<br />
(Humid Austromalesian<br />
Subrealm)<br />
IV. Kapländisches FR<br />
1 FRg<br />
III. Cape K.<br />
IFRg<br />
IV. Kapskoe C.<br />
= Capensis<br />
1 FRg, 1 FPr<br />
(Cape Subrealm)<br />
V. Australisches FR<br />
3 FRg<br />
V. Australian K.<br />
3 FRg<br />
V. Avstralijskoe C.<br />
= Australis<br />
3 FRg, 6 FPr<br />
(Australian Subrealm)<br />
VI. Antarktisches FR<br />
(2 Unterreiche)<br />
4 FRg<br />
VI. Antarctic K.<br />
3 FRg<br />
VI. Golantarkticeskoe C.<br />
= Holantarctis<br />
4 FRg, 16 FPr<br />
(Antarctic Subrealm)<br />
Ebene oberhalb <strong>der</strong> FRg, auf die sich die Verbreitung<br />
vieler holarktischer Florenelemente<br />
beziehen läßt; bei <strong>der</strong> Besprechung <strong>der</strong> zugehörigen<br />
Klimaxdomänen und Vegetationsregionen<br />
wird auf die entsprechenden Arealtypen eingegangen.<br />
Die Unterteilung <strong>der</strong> Holarktis in FRg wurde<br />
gerade in jüngerer Zeit etwas unterschiedlich gehandhabt.<br />
In Tab. 23 (S. 94) ist deshalb die hier<br />
benutzte Glie<strong>der</strong>ung den Meinungen einiger an<strong>der</strong>er<br />
Autoren vergleichend gegenübergestellt.<br />
1. Arktische Florenregion. Umfaßt die gesamte<br />
arktische Tundrenzone, <strong>der</strong>en Flora rings um<br />
den Nordpol auch auf Artniveau sehr einheitlich<br />
ist. Mit einzubeziehen sind Island und Südgrönland,<br />
die zwar noch zur Borealen Vegetationszone<br />
gehören, <strong>der</strong>en Flora aber von arktischen<br />
Sippen dominiert wird. Diese FRg wird<br />
schon seit Engler (1882) permanent in etwa gleichem<br />
Umfange unterschieden. Nur Tachta-<br />
DziAN glie<strong>der</strong>t sie 1978 in seine sehr weit gefaßte<br />
„Zirkumboreale“ FRg ein.<br />
2. Zirkum boreale Florenregion. Entspricht<br />
etwa <strong>der</strong> Borealen Vegetationszone ohne ihre<br />
sich nach S erstreckenden Ausläufer in den Gebirgen<br />
W-Nordamerikas und Ostasiens. Im<br />
Grundstock <strong>der</strong> Flora recht artenarm und einheitlich<br />
mit einer Reihe gemeinsamer Arten,<br />
Artaggregate o<strong>der</strong> Untergattungen. Angereichert,<br />
wird dieser Gmndbestand durch Sippen, die aus
92 Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />
den südlich angrenzenden FRg 5 , 6 und 11 übergreifen;<br />
danach erscheint eine Unterglie<strong>der</strong>ung<br />
in 3 Unterregionen angemessen: a. Kanadische,<br />
b. Skandisch-Westsibirische und c. Ostsibirische<br />
Unterregion; die Grenze zwischen b und<br />
c verläuft etwa von <strong>der</strong> Jenissej-Mündung zum<br />
Baikalsee.<br />
Diese FRg wurde schon von Engler seit 1882 in ähnlichem<br />
Umfange etabliert. Spätere Autoren wichen<br />
aber davon ab und teilten sie auf, wobei <strong>der</strong> nordamerikanische<br />
Teil meist auf die FRg 3 und 5 verteilt,<br />
<strong>der</strong> eurasiatische mit FRg 6 zu einer großen „eurosibirischen“<br />
FRg vereinigt wurde (vgl. Tab. 23). Mit<br />
<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> zirkumborealen FRg schließen<br />
wir uns M eusel etc. (1965/92) an.<br />
3. Oregonische Florenregion. Diese Region, im<br />
wesentlichen das Gebiet <strong>der</strong> nemoralen und<br />
borealen Nadelwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> W-nordamerikanischen<br />
Gebirge, wird auch als „Rocky Mountain<br />
Region“, „Cordilleran Forest Region“, „Boreopazifisch“<br />
u. a. bezeichnet. Der hier benutzte<br />
Name lehnt sich an die alte Bedeutung des<br />
Landesnamen Oregon an, <strong>der</strong> ungefähr diesen<br />
ganzen Raum umfaßte, also weit über den heutigen<br />
Staat Oregon hinausging. Entsprechend<br />
<strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung von Gleason etc. (1964) wurde<br />
<strong>der</strong> zeitweise dieser Region zugeschlagene W-<br />
Teil <strong>der</strong> FRg 2a von Tachtadzian wie<strong>der</strong> abgetrennt.<br />
4. Madrische Florenregion. Umfang und Benennung<br />
dieser Region entsprechen Tachtadzian<br />
1969. Sie umfaßt einen Komplex sehr unterschiedlicher<br />
Vegetationstypen: stark trockenbeeinflußte<br />
méridionale und nemorale (im Gebirge)<br />
Wäl<strong>der</strong> sowie nemorale (im Great Basin)<br />
und méridionale (im sonorisch-mexikanischen<br />
Bereich) Wüsten. Im Gegensatz zur Alten Welt,<br />
wo die klare räumliche Trennung <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Vegetationstypen zur Aufstellung von<br />
3 eigenen FRg (8 , 9, 10) geführt hat, ist das hier<br />
wegen ihrer starken mosaikartigen Verzahnung<br />
nicht möglich. Die Südgrenze, zugleich Grenze<br />
gegen die Neotropis, schließt das mexikanische<br />
Hochland mit ein und greift dadurch weit nach<br />
S aus. Im Bereich <strong>der</strong> W-Küste kommen zahlreiche<br />
Reliktendemiten vor.
Die Florenreiche und Florenregionen 93<br />
5. Ostnordamerikanische Florenregion. In <strong>der</strong><br />
Umgrenzung von Tachtad2ian 1978 ist dieses<br />
Gebiet trotz seiner verschiedenen Klim axregionen<br />
(Sommerwald, Lorbeerwald, Prärie)<br />
eine organisch zusammenhängende Einheit; frühere<br />
Versuche <strong>der</strong> Aufteilung (Good, Mattick)<br />
hatten kaum sachliche Berechtigung. (Näheres<br />
zur klimatisch-vegetationskundlich-floristischen<br />
Differenzierung dieses Raumes vgl. bei <strong>der</strong> Besprechung<br />
<strong>der</strong> Nemoralen Zone, S. 261.) Die<br />
Südgrenze gegen die Neotropis auf <strong>der</strong> Halbinsel<br />
Florida ist sehr scharf<br />
6 . Südeurosibirische Florenregion. Wie erwähnt,<br />
wurde dieses Gebiet früher häufig mit<br />
dem eurasiatischen Teil <strong>der</strong> FRg 2 zur „Eurosibirischen<br />
FRg“ zusammengefaßt (vgl. Good,<br />
Tachtad2ian 1969). Die (Wie<strong>der</strong>-) Aufteilung<br />
dieses sehr großen Gebietes begann mit <strong>der</strong> Spaltung<br />
in eine (rein boreale) „Ostsibirische“ und<br />
eine „Euro-Westsibirische“ FRg durch Mattick.<br />
Letztere wurde nun durch die Wie<strong>der</strong>herstellung<br />
<strong>der</strong> Zirkumborealen FRg auf ihren nicht-borealen<br />
Südteil reduziert. Da dieser bisher keinen<br />
adäquaten Namen hatte und an<strong>der</strong>erseits die<br />
Florengebietsbezeichnung „eurosibirisch“ sehr<br />
geläufig ist, wird hier <strong>der</strong> Name „Südeurosibirische<br />
FRg“ vorgeschlagen. In ihrem immer noch<br />
recht großen Umfang von W-Europa bis SW-<br />
Sibirien und N-Iran umfaßt sie die Klimaxregionen<br />
des europäisch-vor<strong>der</strong>asiatischen Sommerwaldes<br />
und <strong>der</strong> Steppe und ist damit ein<br />
Pendant zur ostamerikanischen FRg 5.<br />
Meusel etc., auf die die Abspaltung des borealen Teils<br />
zurückgeht, haben die Südeurosibirische FRg nicht als<br />
solche erhalten, son<strong>der</strong>n noch weiter aufgeteilt, und<br />
zwar in einer Form, durch die auch ihre Südgrenze<br />
gegen die Mediterrane FRg, über die sonst bei den<br />
meisten Autoren (Good, Mattick, Tachtadzian) Einigkeit<br />
herrscht, stark verän<strong>der</strong>t wird. Dieser Gliedemng<br />
wird hier nicht gefolgt. Näheres zur Unterteilung<br />
<strong>der</strong> FRg 6 in Florenprovinzen vgl. Abb. 193,<br />
S. 408.<br />
7. Makaronesische Florenregion. Diese Region,<br />
die schon von Engler 1882 im heute noch<br />
üblichen Umfang aufgestellt wurde, besteht aus<br />
den vier atlantischen Inselgruppen Azoren,<br />
Madeira, Kanaren und Kapverden. Wichtigste<br />
floristische Beson<strong>der</strong>heit ist das Vorkommen <strong>der</strong><br />
reliktären europäischen Lorbeerwaldflora auf<br />
den drei nördlichen Gruppen. Als zweites Element<br />
tritt auf Madeira und (hier in bester Entfaltung)<br />
auf den Kanaren eine maritim getönte.<br />
Tab. 22: Florenreiche und Florenregionen (FRg) des<br />
Landes.<br />
I. Holarktisches Florenreich<br />
1. Arktische FRg<br />
2. Zirkumboreale FRg<br />
a. Kanadische URg<br />
b. Skandisch-Westsibirische URg<br />
c. Ostsibirische URg<br />
3. Oregonische FRg<br />
4. Madrische FRg<br />
5. Ostnordamerikanische FRg<br />
6. Südeurosibirische FRg<br />
7. Makaronesische FRg<br />
8. Mediterrane FRg<br />
9. Saharo-Arabische FRg<br />
10. Irano-Turanische FRg<br />
a. Orientalisch-Kasachische URg<br />
b. Tibetisch-Mongolische URg<br />
11. Sino-Japanische FRg<br />
II. Neotropisches Florenreich<br />
12. Karibische FRg<br />
13. Venezolanisch-Guajanische FRg<br />
14. Andisch-Pazifische FRg<br />
15. Amazonische FRg<br />
16. Brasilianische FRg<br />
17. Laplata-FRg<br />
III. Paläotropisches Florenreich<br />
A. Afrikanisches "Unterreich<br />
18. Sudano-Sindische FRg<br />
a. Sahelo-Sudanische URg<br />
b. Nubo-Sindische URg<br />
19. Guinea-Kongo-FRg<br />
20. St.-Helena-Ascension-FRg<br />
21. Sambesische FRg<br />
22. Karru-Namib-FRg<br />
23. Madagassische FRg<br />
B. Indo-Pazifisches Unterreich<br />
24. Vor<strong>der</strong>indische FRg<br />
25. Indochinesische FRg<br />
26. Malesische FRg<br />
27. Papuasische FRg<br />
28. Neukaledonische FRg<br />
29. Polynesische FRg<br />
30. Hawaiische FRg<br />
IV. Kapländisches Florenreich<br />
31. Kapländische FRg<br />
V. Australisches Florenreich<br />
32. Südwestaustralische FRg<br />
33. Zentralaustralische FRg<br />
34. Nordaustralische FRg<br />
35. Südostaustralische FRg<br />
VI. Holantarktisches Florenreich<br />
36. Chilenisch-Patagonische FRg<br />
37. Neuseeländische FRg<br />
38. Antarktische FRg
Die Florenreiche und Florenregionen 95<br />
von <strong>der</strong> <strong>der</strong> angrenzenden Sahara ziemlich verschiedene<br />
Trockenflora hinzu. Die Flora <strong>der</strong> sehr<br />
trockenen Kapverden ist demgegenüber stark<br />
verarmt. Sie wird wegen des Ubergreifens einiger<br />
typischer Sippen traditionell hier angeschlossen;<br />
doch könnte man sie mit gleicher Berechtigung<br />
auch zur FRg 9 o<strong>der</strong> sogar, wie es Meusel<br />
etc. tun, zur Paläotropis stellen.<br />
8 . Mediterrane Florenregion. Über Benennung<br />
und Umgrenzung dieser Region, die im wesentlichen<br />
das Klimaxgebiet des mediterranen Hartlaubwaldes<br />
umfaßt, herrscht bei fast allen neueren<br />
Autoren Einigkeit. Nur M eusel etc. vergrößern<br />
den Umfang durch Hinzufügung von Teilen<br />
<strong>der</strong> Submediterranen und Euxinisch-Hyrkanischen<br />
Provinzen von FRg 6 , was aber wenig<br />
einsichtig ist.<br />
9. Saharo-Arabische Florenregion. Das große<br />
nordafrikanisch-südwestasiatische Trockengebiet<br />
wurde traditionell meist als „Saharo-Sindische“<br />
FRg zur Paläotropis gestellt (so noch bei<br />
Good, M A T n C K u n d T A C H T A D iiA N 1969). Schon<br />
Engler hatte allerdings auf seiner Karte von 1882<br />
das nördliche Drittel <strong>der</strong> Sahara und <strong>der</strong> arabischen<br />
Wüste an sein „Mittelmeergebiet" angeglie<strong>der</strong>t,<br />
und auch die spätere Saharo-Sindische FRg<br />
wird oft als Mischgebiet mit mediterranen und<br />
paläotropischen Elementen bezeichnet (z. B.<br />
Engler 1904, 1936). Die Arbeiten von Eig<br />
(1931), Ozenda (1958), Q u fiZ E L (1965) und Zo-<br />
HARY (1963, 1973) haben dann gezeigt, daß in<br />
<strong>der</strong> Mischflora <strong>der</strong> Sahara und <strong>der</strong> arabischen<br />
Wüste nur im ganz frostfreien S das paläotropische<br />
Element dominiert, während sonst das<br />
holarktische mindestens gleichstark vertreten ist.<br />
Das führte zur Abtrennung <strong>der</strong> Saharo-Arabischen<br />
FRg von <strong>der</strong> Saharo-Sindischen, <strong>der</strong>en<br />
Rest dann mit FRg 18 vereinigt wurde (Zohary<br />
1963, 1973). Diese neue Glie<strong>der</strong>ung, durch die<br />
die Grenze <strong>der</strong> Holarktis wesentlich nach S verschoben<br />
wird, wurde im globalen Rahmen erstmals<br />
von Tachtadzian (1978) übernommen.<br />
10. Irano-Turanische Florenregion. Umfaßt die<br />
gesamten winterkalten (nemoralen) Trockengebiete<br />
West- und Zentralasiens. Die extremen Üimatischen<br />
Bedingungen bewirken eine ziemliche<br />
Gleichförmigkeit. Eine gewisse klimatische<br />
und floristische Grenze wird allerdings durch<br />
die mittelasiatische Gebirgsbarriere (Pamir -<br />
Tienschan - Altai) gebildet, auf <strong>der</strong>en W-Seite<br />
die Einstrahlungen aus den FRg 6 , 8 und 9 wesentlich<br />
stärker sind als östlich davon. Sie rechtfertigt<br />
die Aufteilung in 2 Unterregionen (vgl.<br />
Zohary 1973), die hier als Orientalisch-Kasachische<br />
(a) und Tibetisch-Mongolische (b) bezeichnet<br />
seien (O zenda 1982 sowie M eusel etc.<br />
1992 erheben sie sogar in den Rang eigener Regionen).<br />
11. Sino-Japanische Florenregion. Zu dieser<br />
Region, <strong>der</strong> am wenigsten umstrittenen <strong>der</strong><br />
Holarktis, gehört das gesamte Lorbeerwald- und<br />
Sommerwaldgebiet Ostasiens einschließlich des<br />
westlich angrenzenden Steppensaumes. Sie ist<br />
das ostasiatische Gegenstück zu den FRg 5 und<br />
6 . Sie zeichnet sich durch eine große Zahl von<br />
Reliktendemiten (u. a. eine Reihe von ursprünglichen<br />
Angiospermen und Koniferen) aus, beson<strong>der</strong>s<br />
in den gebirgigen Teilen des SW (vgl.<br />
Tab. 35, S. 272).<br />
II. Neotropisches Florenreich. Während die<br />
Holarktis in <strong>der</strong> <strong>Pflanzengeographie</strong> (im Gegensatz<br />
zur Tiergeographie) immer als einheitliches,<br />
den Globus umspannendes Reich angesehen<br />
wurde, hat man die Flora <strong>der</strong> tropischen Vegetationszone<br />
von Anfang an in 2 Reiche aufgeteilt.<br />
Die floristischen Unterschiede zwischen<br />
Alter und Neuer Welt erscheinen hierfür groß<br />
genug, obwohl es an<strong>der</strong>erseits auch viele floristische<br />
(pantropische, vgl. S. 104) Gemeinsamkeiten<br />
gibt. Die Grenzen gegen die Paläotropis<br />
sind durch die Meere gegeben. Dabei wird <strong>der</strong><br />
Atlantik etwa in <strong>der</strong> Mitte durchquert; im Pazifik<br />
gehören dagegen nur einige kontinentnahe<br />
Inselgruppen (z. B. die Galápagos) zur Neotropis.<br />
Schwierigkeiten bietet die Abgrenzung<br />
im S gegen die Holantarktis. Infolge <strong>der</strong> geringen<br />
Landmasse ist das Temperaturgefälle auf <strong>der</strong><br />
Südhalbkugel sehr gering, und es findet sich ein<br />
breiter Übergangsgürtel, dessen Zuordnung umstritten<br />
ist. Während M attick allein den südlichen<br />
Teil des chilenischen Waldgebietes (etwa<br />
ab 40°S) zur Holantarktis stellt, zieht T achtadzian<br />
1978 die Grenze im Bereich zwischen 33<br />
und 35°S quer durch Südamerika. Die FRg 17<br />
(vgl. S. 96), die dadurch zur Holantarktis käme,<br />
ist aber trotz ihres ± extratropischen Klimas<br />
noch überwiegend von Florenelementen tropischer<br />
Verwandtschaft beherrscht; deshalb wird<br />
diese Zuordnung hier nicht übernommen. Von<br />
dieser Meinungsverschiedenheit abgesehen, un-
96 Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />
terteilen die meisten Autoren die Neotropis recht<br />
gleichmäßig.<br />
12. Karibische Florenregion. Durch Meeresteile,<br />
Inseln und Gebirge sehr stark geglie<strong>der</strong>t,<br />
beherbergt diese Region alle Abstufungen tropischer<br />
Vegetation vom Tropischen Regenwald<br />
bis zur Wüste. Die charakteristischen Florenelemente<br />
aller dieser Vegetationstypen sind oft<br />
recht weit über den ganzen Raum verbreitet;<br />
daneben gibt es wegen <strong>der</strong> kleinräumigen Glie<strong>der</strong>ung<br />
zahlreiche Lokalendemiten nie<strong>der</strong>en<br />
Ranges. In den höheren Gebirgen Mittelamerikas<br />
treten Einstrahlungen extratropischer Elemente<br />
hinzu, sowohl aus <strong>der</strong> Holarktis als auch<br />
aus <strong>der</strong> Holantarktis (vgl. S. 206, 209).<br />
13. Venezolanisch-Guajanische Florenregion.<br />
Der vorigen Region nahestehend, jedoch davon<br />
abgehoben durch die Florenelemente <strong>der</strong> ausgedehnten,<br />
meist edaphisch bedingten Savannen<br />
(Llanos) und vor allem durch die einzigartige,<br />
viele Reliktendemiten enthaltende Flora des<br />
guajanischen Berglandes.<br />
14. Andisch-Pazifische Florenregion. Auch<br />
diese Region, die neben dem breiten Andenmassiv<br />
das pazifische Küstentiefland umfaßt, ist<br />
ökologisch sehr vielseitig mit ihrem Feuchtegradienten<br />
von <strong>der</strong> extrem ariden Küstenwüste<br />
bis zu den perhumiden Gebirgswäl<strong>der</strong>n an den<br />
Osthängen. In den Andenhochlagen sind <strong>der</strong><br />
genuinen tropischen Gebirgsflora viele extratropische<br />
(beson<strong>der</strong>s holantarktische) Elemente<br />
beigemischt (vgl. S. 209), die allerdings keine<br />
Herauslösung <strong>der</strong> Region aus dem tropischen<br />
Zusammenhang rechtfertigen würden.<br />
15. Amazonische Florenregion (Hyläa). Um <br />
faßt das Gebiet des amazonischen Regenwaldes,<br />
das trotz ökologischer Gleichförmigkeit infolge<br />
langer ungestörter Entwicklung eine äußerst<br />
reichhaltige Flora aufweist. Neben <strong>der</strong> dominierenden<br />
Waldflora sind auch Pflanzen <strong>der</strong> Gewässer<br />
und Überschwemmungsbereiche sowie<br />
solche offener Vegetation auf extrem armen<br />
Böden charakteristisch.<br />
16. Brasilianische Florenregion. Hier, südlich<br />
des Amazonasgebietes, herrscht wie<strong>der</strong> hygrische<br />
Vielfalt, die vom Regenwald bis zu semiariden<br />
Offenwäl<strong>der</strong>n reicht. Insofern ähnelt dieser<br />
Bereich <strong>der</strong> FRg 12, doch ist die geomor-<br />
phologische Glie<strong>der</strong>ung (und damit auch die<br />
Zahl <strong>der</strong> Lokalendemiten) viel geringer. Holantarktische<br />
Einstrahlungen finden sich auf dem<br />
Altiplano Südbrasiliens.<br />
17. Laplata-Florenregion. Wie angedeutet, handelt<br />
es sich hier um ein Ubergangsgebiet. Früher<br />
oft als Pampa-Region bezeichnet (<strong>der</strong> hier<br />
benutzte Name stam mt von S chmithüsen<br />
1968), wurde diese Region meist ziemlich weit<br />
gefaßt. Hier beschränken wir sie auf den Bereich<br />
<strong>der</strong> Pampa und <strong>der</strong> südlichen Domgehölze (etwa<br />
die Pampa- und die Monte-Provinz im Sinne<br />
von C abrera 1953/1971). Die Mischung von<br />
tropischen und extratropischen Elementen ist<br />
beson<strong>der</strong>s bei den Gräsern und Kräutern <strong>der</strong><br />
Pampa auffällig, während im Monte die neotropische<br />
Flora noch weit überwiegt. An<strong>der</strong>erseits<br />
ist die im SW angrenzende Patagonische<br />
Provinz C abreras stark holantarktisch dominiert<br />
und wird daher zur FRg 36 gestellt.<br />
III. Paläotropisches Florenreich. Verglichen mit<br />
<strong>der</strong> Neotropis ist dieses Florenreich nicht nur<br />
viel größer, son<strong>der</strong>n auch viel stärker geglie<strong>der</strong>t.<br />
Analysiert man die Verbreitung <strong>der</strong> tropischen<br />
Vegetationstypen par excellence, <strong>der</strong> immerfeuchten<br />
und wechselfeuchten Wäl<strong>der</strong>, und ihrer<br />
Flora, so stellt man fest, daß die Paläotropis<br />
zwei Mannigfaltigkeitszentren aufweist: das<br />
m ittlere Afrika und den südostasiatischpapuasischen<br />
Raum. Beide stehen dem neotropischen<br />
Zentrum an Eigenständigkeit nicht<br />
nach, und man könnte durchaus dafür plädieren,<br />
sie als separate Florenreiche anzusehen. Einer<br />
solchen Aufteilung (die bisher nur Laubenfels<br />
durchgeführt hat, allerdings mit weiteren<br />
Abweichungen, vgl. Tab. 21) steht aber u. a. die<br />
Tatsache entgegen, daß zwei FRg, nämlich Madagaskar<br />
und Vor<strong>der</strong>indien, eine starke Vermischung<br />
von Elementen bei<strong>der</strong> Bereiche zeigen.<br />
Entsprechend <strong>der</strong> allgemeinen Auffassung werden<br />
daher hier nur 2 Unterreiche, das Afrikan<br />
isch e (A) m it den FRg 18-23, und das<br />
Indopazifische (B) mit den FRg 24-30, unterschieden<br />
(Tachtadzian favorisiert eine Aufteilung<br />
in 5 Unterreiche). Bezüglich <strong>der</strong> Untergliedemng<br />
in FRg sind die Differenzen (außer bei<br />
FRg 18) nicht sehr groß.<br />
Über die Abgrenzung gegen die Holarktis in Afrika<br />
vgl. bei FRg 9; weiter östlich ist diese kaum umstritten.<br />
Gleiches gilt für die Südgrenze gegen die Kapensis.
Die Florenreiche und Florenregionen 97<br />
Weniger einig ist man sich im SO: hier wurde Neuseeland<br />
früher z. T. noch zur Paläotropis gerechnet,<br />
und neuerdings gibt es Tendenzen zur Anglie<strong>der</strong>ung<br />
N-Australiens an diese (vgl. bei FRg 34 und 37).<br />
18. Sudano-Sindische Florenregion. Verglichen<br />
mit älteren Darstellungen, etwa bei M attick,<br />
setzt sich diese Region aus drei Teilen zusammen:<br />
aus M atticks „Senegambisch-Sudanischer“<br />
und „Nordostafrikanischer" sowie dem<br />
S- und ,0-Teil <strong>der</strong> ehemaligen Saharo-Sindischen<br />
Region (vgl. bei FRg 9). Sie umfaßt damit den<br />
gesamten Bereich <strong>der</strong> nordafrikanischen nichthumiden<br />
Tropenvegetation (vom semihumiden<br />
Wald bis zur Wüste) und erstreckt sich im<br />
semiariden und ariden Bereich bis nach Indien<br />
(die indischen semihumiden Monsunwäl<strong>der</strong><br />
sind hingegen floristisch abweichend).<br />
Die frühere Abgrenzung einer N ordostafrikanischen<br />
FRg wurde mit dem Auftreten<br />
„afromontaner“ Flora auf dem äthiopischen<br />
Hochland begründet (obwohl etageal verbreitete<br />
Florenelemente im allgemeinen nicht zur Abgrenzung<br />
von FRg verwendet werden sollten).<br />
Wie ZoHARY (1973) gezeigt hat, verläuft aber am<br />
Westrande dieses Bereiches und weiter bis nach<br />
0-Agypten eine floristische Grenzlinie, die eine<br />
Aufteilung <strong>der</strong> Region in 2 Unterregionen nahelegt:<br />
eine Sahelo-Sudanische (a) im W und<br />
eine Nubo-Sindische (b) im O.<br />
19. Guinea-Kongo-Florenregion. Als Klimaxgebiet<br />
des Tropischen Regenwaldes ist diese<br />
Region das Gegenstück zur amazonischen FRg<br />
15. Verglichen mit dieser ist ihre Flora aber wesentlich<br />
ärmer. Ganz allgemein ist festzustellen,<br />
daß die Flora Afrikas (beson<strong>der</strong>s die <strong>der</strong> humi<strong>der</strong>en<br />
Bereiche) gegenüber den beiden an<strong>der</strong>en<br />
tropischen Zentren „verdünnt“ erscheint, möglicherweise<br />
als Folge stärkerer Austrocknung im<br />
Pleistozän (vgl. auch S. 174).<br />
2 0 . St.-Helena-Ascension-Florenregion. Um <br />
faßt nur die beiden namengebenden, landfemen<br />
Vulkaninseln mit einer sehr armen, auf Artniveau<br />
allerdings überwiegend endemischen Flora;<br />
wurde traditionell stets als eigene FRg angesehen.<br />
21. Sambesische Florenregion. Der östliche<br />
und südliche Teil des semihumiden und semiariden<br />
tropischen Afrika. Zeigt viele Ähnlichkeiten<br />
mit FRg 18 und wird deshalb von<br />
T achtadzian mit dieser zu einer großen „Sudano-Sambesischen“<br />
Region vereinigt; doch sind<br />
die Unterschiede für eine Trennung groß genug.<br />
22. Karru-Namib-Florenregion. Die ariden Teile<br />
S- und SW-Afrikas zeigen eine große floristische<br />
Eigenständigkeit, die beson<strong>der</strong>s die<br />
Sulckulentenflora betrifft. Neben dem tropischafrikanischen<br />
Grundstock gibt es starke floristische<br />
Beziehungen zum angrenzenden Kapländischen<br />
Florenreich, so daß auch ein Anschluß<br />
an dieses diskutabel erscheint.<br />
23. Madagassische Florenregion. Ein Kontinent<br />
im Kleinen, zeigt Madagaskar alle Übergänge<br />
vom Tropischen Regenwald an <strong>der</strong> Ostküste<br />
bis zu semiariden Offenwäl<strong>der</strong>n im SW.<br />
Während die Flora <strong>der</strong> trockneren Teile weitgehend<br />
afrikanisch ist (wenn auch in erheblich<br />
abgewandelter Form), zeigen sich vor allem im<br />
Regenwald eine ganze Reihe von indopazifischen<br />
Elementen, die dem afrikanischen Festland<br />
fehlen. So nimmt die Insel eine Zwischenstellung<br />
zwischen den beiden Teilen <strong>der</strong> Paläotropis<br />
ein; da sie außerdem eine große Zahl von<br />
endemischen Gattungen enthält, wird sie von<br />
T achtadzian als eigenes Unterreich abgegrenzt.<br />
24. Vor<strong>der</strong>indische Florenregion. Hier gilt<br />
Ähnliches wie in Madagaskar: die Flora dieser<br />
weithin semihumiden Region gehört zwar überwiegend<br />
östlichen Verwandtschaftskreisen an,<br />
doch gibt es eine nicht unerhebliche Beimischung<br />
von Elementen afrikanischer Herkunft.<br />
Die Grenze gegen die Holarktis entlang dem<br />
Himalaja ist dagegen recht scharf, so daß bereits<br />
die Flora <strong>der</strong> untersten Gebirgslagen (unter<br />
800 m) fast rein tropisch ist.<br />
25. -27. Im Gegensatz zu Südamerika und Afrika<br />
gibt es im indopazifischen Raum keine einheitliche<br />
Kernregion mit großflächigem Tropischem<br />
Regenwald. Das Gebiet größter floristischer<br />
Mannigfaltigkeit, das sich über den in zahllose<br />
getrennte Landmassen zersplitterten, durch<br />
das Auftreten hoher Gebirge mit Höhenstufung<br />
und Luv- und Leewirkungen ökologisch sehr<br />
vielseitigen Raum von Burma bis zu den Salomonen<br />
erstreckt, differenziert sich vielmehr in<br />
drei gleichwertige Teilbereiche, für <strong>der</strong>en U m <br />
grenzung wir uns T achtadzian 1969 anschließen.
98 Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />
25. Indochinesische Florenregion. Zwar ohne<br />
jeden Zweifel ein Teil <strong>der</strong> Paläotropis, zeichnet<br />
sich dieses Gebiet doch durch eine starke Durchmischung<br />
mit Elementen holarktischer Herkunft<br />
aus, die auf den N-S streichenden Gebirgsketten<br />
<strong>der</strong> indochinesischen Halbinseln weit nach<br />
S Vordringen. Die N-Grenze gegen die rein holarktische<br />
FRg 11 hat wie im Himalaja etage-alen<br />
Charakter, ist jedoch wegen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Streichrichtung<br />
<strong>der</strong> Gebirge sehr ausgefranst.<br />
26. Malesische Florenregion. Obwohl auch hier<br />
in den G ebirgen m ehrfach tem perierte<br />
(oreotropische) Höhenstufen mit vielen extratropischen<br />
Florenelementen auftreten, ist <strong>der</strong>en<br />
Anteil an <strong>der</strong> Gesamtflora doch wesentlich geringer<br />
als in den beiden Nachbarregionen, so<br />
daß diese Region als <strong>der</strong> am reinsten tropisch<br />
geprägte <strong>der</strong> drei genannten Teile angesehen<br />
werden kann.<br />
27. Papuasische Florenregion. Oft mit <strong>der</strong> vorigen<br />
vereinigt, ist dieses Gebiet doch genügend<br />
eigenständig, um als separate Region akzeptiert<br />
zu werden. Die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Hauptinsel<br />
Neuguinea sind einerseits durch die ausgedehnten,<br />
sehr hohen Gebirgsmassive, an<strong>der</strong>erseits<br />
durch die geologische Geschichte (vgl. Abb. 59,<br />
S. 140) bedingt. Folge ist wie<strong>der</strong> ein hoher<br />
Florenanteil aus extratropischen, hier vor allem<br />
holantarktischen Verwandtschaftskreisen; in den<br />
Tieflagen greifen zusätzlich noch australische<br />
Elemente über. Die Son<strong>der</strong>stellung dieses Bereiches<br />
ist bekanntlich in <strong>der</strong> Tiergeographie<br />
noch viel prononcierter.<br />
28. Neukaledonische Florenregion. Diese Region,<br />
<strong>der</strong> hier auch die Fidshi-Inseln, die Neuen<br />
Hebriden und die Norfolk-Insel angeschlossen<br />
werden, wird von T achtadzlan 1978 als eigenes<br />
Unterreich angesehen; sie zeichnet sich<br />
durch einen sehr ausgeprägten Endemismus aus.<br />
Vor allem die Hauptinsel Nouvelle Calédonie<br />
(Grande-Terre) ist als botanisches Museum bekannt.<br />
Sie liegt bei 20-22°S in randtropisch-ozeanischem,<br />
leicht wechselfeuchtem Klima, ist ca. 18000 km' groß<br />
und enthält bis 1800 m hohe Gebirge, die zu großen<br />
Teilen aus extremen Gesteinen (Serpentin, Peridotit)<br />
bestehen. Die natürliche Vegetation ist Wald, <strong>der</strong> im<br />
Tiefland wegen periodischer Trockenheit (Dürrezeit<br />
November), im feuchteren Gebirge wegen <strong>der</strong> Flachgründigkeit<br />
<strong>der</strong> Böden meist ziemlich licht ist und<br />
oberhalb 1600 m von einer Art alpiner Heide abgelöst<br />
wird. Die Flora umfaßt (neben etwa 500 Neophyten)<br />
539 einheimische Kormophytengattungen mit<br />
etwa 2700 Arten, davon sind 135 bzw. 2437 endemisch.<br />
Die pflanzengeographische Analyse zeigt, daß die Flora<br />
etwa zu 2/3 aus Elementen besteht, die südlich-extratropischen<br />
Verwandtschaftskreisen angehören (Tab. 24,<br />
Abb. 36). Unter den endemischen Gattungen sind eine<br />
Anzahl sehr ursprünglicher Angiospermen (darunter<br />
die monotypische Familie Amborel-laceae). An Koniferen<br />
sind 10 Gattungen (davon 3 en-demisch:<br />
Austrotaxus, Neocallitropsis und die parasitische<br />
Podocarpacee Parasitaxus) mit ca. 40 endemischen<br />
Arten vorhanden. Allein die Gattung Araucaria umfaßt<br />
8 Arten (von insgesamt 18), die zusammen mit 5<br />
Nothofagus-Arten die Dominanten <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
meisten Höhenstufen bilden. Die Gründe für die Beson<strong>der</strong>heit<br />
<strong>der</strong> Insel liegen im Zusammentreffen mehrerer<br />
günstiger Umstände. Bis in die Oberkreide war<br />
sie ein Teil von Gondwanaland (vgl. S. 128); zur Zeit<br />
Tab. 24: Floristische Beziehungen <strong>der</strong> einheimischen Flora von Neukaledonien (Hauptinsel Grande-Terre).<br />
Nach Baumann-Bodenheim 1956.<br />
Verwandtschaftliche und floristische Stellung <strong>der</strong> Gattungen Gattungen (Zahl) endemische Arten<br />
7<br />
A. Südlich-extratropische Verwandtschaft (Abb. 36), davon: 373 1637<br />
1. endemisch in Neukaledonien 120 450<br />
2. Neukaledonien + Neuseeland -I-Australien<br />
H- Gebirge von Neuguinea und Fidshi (nicht überall) 80 424<br />
3. dsgl. -1- indonesische Gebirge 70 260<br />
4. noch weiter verbreitet (bis Madagaskar, Südafrika,<br />
Südamerika) 103 503<br />
B. Tropische Verwandtschaft, davon: 166 800<br />
5. endemisch in Neukaledonien 15 50<br />
6. indopazifisch 27 181<br />
7. paläotropisch 33 81<br />
8. pan tropisch 91 488
Die Florenreiche und Florenregionen 99<br />
Abb. 36: Verbreitungstypen <strong>der</strong> neukaledonischen Florenelemente südhemisphärischer Verwandtschaft.<br />
Näheres vgl. Tab. 24.<br />
<strong>der</strong> Ablösung hiervon lag sie bei etwa 35°S. Seither<br />
wan<strong>der</strong>te sie um etwa 15° nach N, doch blieb infolge<br />
<strong>der</strong> zugleich erfolgten globalen Abkühlung das Klima<br />
± randtropisch (bzw. im Gebirge temperiert). Die<br />
Kombination von Isoliemng, gleichbleibendem Klima<br />
und konkurrenzbehin<strong>der</strong>nden Bodenverhältnissen<br />
erlaubte die Erhaltung großer Teile <strong>der</strong> an<strong>der</strong>wärts<br />
längst verschwundenen kretazischen Flora und<br />
Vegetation (Baumann-Bodenheim 1956, Schmid 1981,<br />
Schneckenberger 1991).<br />
29. Polynesische Florenregion. In <strong>der</strong> weit verstreuten<br />
Inselflur östlich <strong>der</strong> FRg 26-28, die hier<br />
(abgesehen von Hawaii) als eine Region zusammengefaßt<br />
wird, ist nach O eine kontinuierliche<br />
Verarmung zu beobachten. Nennenswerte<br />
Einflüsse aus <strong>der</strong> Neotropis, die man erwarten<br />
könnte, sind selbst auf <strong>der</strong> östlichsten Inselgruppe<br />
(Osterinseln) kaum bemerkbar.<br />
30. Hawaiische Florenregion. Weit nach NO<br />
verschoben und durch sehr hohe Gebirge ausgezeichnet,<br />
stellt die Hawaii-Gruppe gegenüber<br />
dem übrigen Polynesien auch floristisch eine<br />
Beson<strong>der</strong>heit dar. Die Flora, die als Ergebnis<br />
relativ weniger Einwan<strong>der</strong>ungsereignisse durch<br />
episodische Fernverbreitung angesehen wird,<br />
stammt überwiegend aus <strong>der</strong> Paläotropis, doch<br />
sind auch einige holarktische und neotropische<br />
Elemente beteiligt. Alle zusammen haben eine<br />
durchaus eigenständige Entwicklung genommen,<br />
so daß heute 33 endemische Gattungen<br />
existieren.<br />
IV. Kapländisches Florenreich = 31. Kapländische<br />
Florenregion. Im Gegensatz zu den<br />
bisher behandelten, große, letztlich klimazonal<br />
definierte Erdteile umfassenden Florenreichen<br />
handelt es sich bei diesem kleinen Gebiet um<br />
eine lokale Son<strong>der</strong>entwicklung, die so viele eigenständige<br />
Züge zeigt, daß sie seit Rikli unbestritten<br />
als eigenes Florenreich anerkannt wird.<br />
Ökologisch ist es recht einheitlich: klimatisch<br />
extratropisch-semihumid bis -semiarid, zeichnet<br />
es sich in edaphischer Hinsicht durch das Vorherrschen<br />
alter, basenarmer, meist sehr saurer<br />
Gesteine aus. Unter diesen speziellen Bedingungen,<br />
die hier schon sehr lange vorhanden sein<br />
dürften, haben eine Reihe von Verwandtschaftskreisen<br />
eine extrem diverse Entwicklung genommen<br />
(darunter z. B. die südhemisphärischen<br />
Proteaceen und Restionaceen sowie die eher aus<br />
<strong>der</strong> Holarktis stammenden Ericoideen). Es gibt<br />
etwa 190 endemische Gattungen und 4 endemische<br />
Familien (vgl. Tab. 33, S. 242). Dieser<br />
starke Endemismus, sowohl reliktären als auch<br />
progressiven Charakters, erinnert an die Situation<br />
auf landfernen Inseln, was umso unverständlicher<br />
ist, als das Kapland in <strong>der</strong> geologischen<br />
Geschichte immer ein Teil des afrikanischen<br />
Kontinentes war und auch ökologisch -<br />
zumindest rezent - von dessen Rest keineswegs<br />
isoliert ist.
100 Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />
V. Australisches Florenreich. Dieses Reich zeigt<br />
einige Gemeinsamkeiten mit dem vorigen: ebenso<br />
wie die Kapensis ist die Australis eine Son<strong>der</strong>entwicklung<br />
am Nordrand <strong>der</strong> südlichen Extratropen,<br />
mit weithin nicht-humidem Klima, alten<br />
basenarmen Gesteinen und extremer Diversität<br />
bestimmter Gruppen (vor allem Myrtacear,<br />
daneben z. B. auch hier Proteaceae und Restionaceae).<br />
Allerdings ist die Australis, die den ganzen<br />
Kontinent umfaßt, sowohl klimatisch als<br />
auch floristisch inhomogener: im tropischen N<br />
greifen viele paläotropische Elemente aus den<br />
FRg26 und 27 über, im humid-temperierten SO<br />
ist <strong>der</strong> holantarktische Anteil recht bedeutend.<br />
Doch werden diese Unterschiede durch die<br />
Überlagerung mit allgegenwärtigen australischen<br />
Typen (z. B. über 400 Eucalyptus- und ca. 40<br />
Casuarina-A.ne.n) abgeschwächt, so daß sie nur<br />
die Abgrenzung von Florenregionen bedingen.<br />
32. Südwestaustralische Florenregion. Entspricht<br />
im wesentlichen dem Klimaxgebiet <strong>der</strong><br />
südwestlichen Hartlaubwäl<strong>der</strong>; die Flora dieser<br />
Region ist am reinsten australisch und zeigt zugleich<br />
die meisten Ähnlichkeiten mit dem Kapland.<br />
33. Zentralaustralische Florenregion (Eremäa).<br />
Umfaßt das gesamte semiaride und aride Innere<br />
Australiens und ist im ganzen sehr einheitlich,<br />
so daß nicht einmal eine Unterteilung in<br />
Provinzen versucht wurde. Die Flora enthält<br />
neben typisch australischen und kosmopolitischen<br />
Elementen auch solche holarktischer Verwandtschaft;<br />
hingegen sind die Beziehungen zur<br />
Paläotropis geringer, da im indopazi-fischen<br />
Unterreich keine ausgeprägte Trockenflora entwickelt<br />
ist.<br />
34. Nordaustralische Florenregion. Im tropisch-semihumiden<br />
und -humiden N- und NO-<br />
Australien spielen neben <strong>der</strong> genuinen australischen<br />
Flora Florenelemente malesisch-papuasischer<br />
Herkunft eine große Rolle. M eusel etc.<br />
stellen die nördlichen Teile deshalb sogar zur<br />
Paläotropis. An<strong>der</strong>erseits wurde diese Region<br />
bisher meist mit FRg 35 vereinigt; die von<br />
ScHMiTHüSEN (1968) durchgefuhrte Trennung ist<br />
aber gut begründet.<br />
35. Südostaustralische Florenregion. Dieses<br />
ebenfalls überwiegend humide Gebiet ist durch<br />
die Beimischung von holantarktischen Elemen<br />
ten charakterisiert, <strong>der</strong>en Bedeutung von N nach<br />
S zunimmt und auf Tasmanien beson<strong>der</strong>s groß<br />
ist. Für diese Insel wurde daher auch schon ein<br />
Anschluß an die Holantarktis diskutiert; doch<br />
ist <strong>der</strong> australische Gesamtcharakter auch hier<br />
noch deutlich genug.<br />
VI. Holantarktisches Florenreich. Dieser Name<br />
wurde 1978 von T achtadzian nach dem Vorschlag<br />
SzAFERS (1952) für das bisher als „Antarktis“<br />
bezeichnete Florenreich eingeführt. Da das<br />
Florenreich sowohl den Kontinent Antarktis als<br />
auch die Antarktische Vegetationszone an Umfang<br />
weit übertrifft, konnte die Verwendung<br />
desselben Namen für so unterschiedliche Gebiete<br />
leicht zu Mißverständnissen führen, und<br />
so ist die Umbenennung berechtigt.<br />
Das südlich-extratropische Gürtelreich, neben<br />
dem praktisch pflanzenleeren Südkontinent nur<br />
den Südteil Südamerikas sowie einige Gruppen<br />
größerer und kleinerer Inseln umfassend, ist ein<br />
typisches Reliktgebiet. Sein unbezweifelbarer<br />
Zusammenhang ist nur historisch zu erklären;<br />
daß in früherer Zeit die eisfreie Antarktis die<br />
Verbindung zwischen den rezent disjunk-ten<br />
Teilen herstellte (S. 128,140), ist auch durch Fossilien<br />
belegt. Die Nordgrenze <strong>der</strong> Holantarktis<br />
gegen Neo- und Paläotropis ist bis heute umstritten;<br />
zu <strong>der</strong> hier gezogenen Abgrenzung vgl.<br />
bei den FRg.<br />
36. C hilenisch-Patagonische Florenregion.<br />
Von <strong>der</strong> Andenkette als Klimascheide durchzogen,<br />
ist diese Region ökologisch vielseitig: mit<br />
dem chilenisch-patagonischen Waldgebiet sowie<br />
den ostpatagonischen Steppen und Halbwüsten<br />
umfaßt sie Vegetationstypen von perhumidem<br />
bis aridem Charakter.<br />
Im hier umrissenen Umfang setzt sich die Region aus<br />
4 Untereinheiten (Provinzen) zusammen, <strong>der</strong>en Zuordnung<br />
bisher verschieden gehandhabt wurde: (a)<br />
Juan-Fernändez-Inseln, (b) Mittelchilenisches Hartlaubgebiet,<br />
(c) Südchilenisch-westpatagonisches<br />
Feuchtwaldgebiet mit Feuerland und den Falklandinseln,<br />
(d) Ostpatagonien, d. h. die Patagonische Provinz<br />
C abreras (1971; von ihm an seine „Andino-<br />
Patagonische Region“ angeschlossen). Mattick rechnet<br />
nur (c) zur Holantarktis, TACHXADiiAN 1979 (c) und<br />
(d) als „Patagonische“ FRg., ähnlich GOOD, dieser allerdings<br />
nur mit <strong>der</strong> Südhälfte von (c). Tachtad2ian<br />
1978 zieht die Grenze dann viel weiter nördlich (vgl.<br />
S. 95). Die Juan-Femändez-Inseln (a) werden meist<br />
als eigene FRg angesehen; doch sind die floristischen
Florenreiche und Sippenverbreitung 101'<br />
Ähnlichkeiten <strong>der</strong> mit Lorbeerwald bedeckten Inseln<br />
zu (c) groß genug, um sie hier mit einzuglie<strong>der</strong>n.<br />
37. Neuseeländische Florenregion. Umfaßt<br />
beide Hauptinseln sowie die Nachbargebiete bis<br />
zu den Kermadec- und den Antipoden-Inseln.<br />
ln Klima und Vegetation <strong>der</strong> FRg 36 ähnelnd<br />
(allerdings ohne echt aride Gebiete), zeigt sie<br />
auch in <strong>der</strong> Flora viele Parallelen. Trotzdem stellte<br />
Mattick nur den SW <strong>der</strong> Südinsel zur Holantarktis,<br />
den Rest zur Paläotropis (wohl aufgmnd<br />
<strong>der</strong> Küstenvegetation, die infolge <strong>der</strong> an<br />
<strong>der</strong> unmittelbaren Küste fehlenden Fröste vorwiegend<br />
aus tropischen Sippen besteht). Die<br />
meisten übrigen neueren Autoren sind sich über<br />
die Zugehörigkeit zur Holantarktis einig (nur<br />
M eusel etc. schließen sie ohne Angabe von<br />
Gründen an die Australis an).<br />
38. Antarktische Florenregion. Die hierher gehörende,<br />
weit verstreute Inselflur, von den nördlich<br />
von 40°S gelegenen Inseln Tristan da Cunha<br />
und Amsterdam südlich bis Südgeorgien, <strong>der</strong><br />
Macquarie-Insel und dem Nordzipfel des antarktischen<br />
Festlandes, enthält eine ziemlich<br />
gleichförmige, sehr artenarme Flora.<br />
2 Florenreiche und<br />
Sippenverbreitung<br />
Als Florenelemente, durch die sich die Florenreiche<br />
charakterisieren lassen, sind vor allem<br />
Familien geeignet (doch haben auch viele Gattungen<br />
und sogar manche Arten Areale von<br />
vergleichbarer Größe). Solche Charaktersippen<br />
sollten in ihrem Arealumriß möglichst gut mit<br />
<strong>der</strong> Umgrenzung des Florenreiches übereinstimmen,<br />
was natürlich nur selten <strong>der</strong> Fall ist. Gerade<br />
wenn die Übereinstimmung im ganzen groß<br />
ist, ist sehr oft an bestimmten Stellen ein Übergreifen<br />
auf Nachbargebiete zu bemerken; es<br />
handelt sich dann also um „weite Charakterelemente“<br />
(vgl. Abb. 25, S. 53). Die häufigsten<br />
Ursachen für solches Übergreifen sind zweierlei:<br />
bei tropischen Sippen bestehen sie darin,<br />
daß einzelne Vertreter eine etwas größere Frosthärte<br />
entwickelt haben und daher die Tropengrenze<br />
polwärts überschreiten können; bei extratropischen<br />
tritt eine (eigentlich nur scheinbare)<br />
Grenzüberschreitung dadurch ein, daß sie die<br />
temperierte o<strong>der</strong> alpine Stufe tropischer Gebirge<br />
besiedeln. Diese Aspekte dürfen bei <strong>der</strong> Beurteilung<br />
<strong>der</strong> floristischen Bindung eines Gesamtareals<br />
nicht unberücksichtigt bleiben.<br />
Tab. 25: Floristische Arealtypen höheren Ranges, erläutert anhand <strong>der</strong> räumlichen Lage <strong>der</strong> Florenreiche I-VI.<br />
I<br />
Holarktisch<br />
II<br />
Neotropisch<br />
IIIA<br />
Afrikanisch<br />
IIIB<br />
Indopazifisch<br />
IV<br />
Kapländisch<br />
V<br />
Australisch<br />
VI<br />
Holantarktisch<br />
I + II-H III-I- (IV) -t- V<br />
II-t IIIA -I-IIIB<br />
IIIA-t-IIIB<br />
II -t IIIA<br />
II-I-IIIB<br />
1 -t IV / V / VI<br />
(IV) -t (V) -I- (VI)<br />
VI<br />
Kosmopolitisch<br />
Pantropisch<br />
Paläotropisch<br />
Neotropisch-Afrikanisch<br />
Neotropisch-Indopazifisch<br />
Bipolar-Extratropisch<br />
Südlich-Extratropisch
102 Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />
Tab. 26: Verbreitungstypen wichtiger Pflanzenfamilien.<br />
Familien-Zahlen nach V ester 1940, Umfang <strong>der</strong> Familien nach Gattungen und Arten (abgesehen von <strong>der</strong><br />
Aufteilung <strong>der</strong> Leguminosen) nach Mabberley 1987 (es werden auch an<strong>der</strong>e Zahlen angegeben, vgl. z. B. S. 163).<br />
Floristischer Arealtyp Anzahl Familien Beispiele Gattungen/ Arten<br />
Kosmopolitisch 80 Compositae 1314/21000<br />
Orchidaceae 796/18000<br />
Gramineae 635/9000<br />
Papilionaceae 437/11300<br />
Euphorbiaceae 321/7950<br />
Liliaceae s. 1. 294/4500<br />
Labiatae 221/5600<br />
Scrophulariaceae 222/4450<br />
Boraginaceae 154/2500<br />
Catyophyllaceae 89/2070<br />
&<br />
Tropisch (nur tropische<br />
Florenreiche). Davon:<br />
81<br />
Pantropisch 38 Acanthaceae 346/4300<br />
Melastomataceae 215/4750<br />
Palmae 198/2650<br />
Gesneriaceae 146/2400<br />
Annonaceae 128/2050<br />
StercuHaceae 72/1500<br />
Mimosaceae 58/3100<br />
Zingiberaceae 53/1300<br />
Meliaceae 51/575<br />
Bombacaceae 30/250<br />
Combretaceae 20/500<br />
Lecythidaceae 20/280<br />
Piperaceae s. 1. 14/1940<br />
Begoniaceae 2/900<br />
Paläotropisch 25 Dipterocarpaceae 16/530<br />
Pandanaceae 3/675<br />
Salvadoraceae 3/11<br />
Sonneratiaceae 2/7<br />
Nepenthaceae 1/70<br />
Neotropisch 18 Cactaceae 130/1650<br />
Bromeliaceae 46/2110<br />
Loasaceae 15/260<br />
Cyclanthaceae 11/190<br />
Vochysiaceae 7/210<br />
In früherer Zeit hat man bei <strong>der</strong> Charakterisiemng von<br />
Florengebieten ganz beson<strong>der</strong>en Wert auf das Vorhandensein<br />
echter Endemiten gelegt, und auch heute wird<br />
<strong>der</strong>en Zahl oft noch als Kriterium für die Selbständigkeit<br />
eines Florengebietes benutzt (vgl. z. B. Tachta-<br />
DZIAN 1978). Diejenigen Familien, <strong>der</strong>en Verbreitung<br />
vollständig auf ein bestimmtes Florenreich beschränkt<br />
ist, haben aber nicht selten nur sehr kleine („endemitische“)<br />
Areale und sind damit für das Gesamtgebiet<br />
überhaupt nicht typisch. Echt endemische Sippen, die<br />
zugleich gute („enge“) Charakterelemente sind, sind<br />
auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Florenreiche eher selten. Häufiger<br />
sind sie, meist im Range von Gattungen, bei Florenregionen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e solchen, die in physiogeographischer<br />
Hinsicht gut abgegrenzt sind. Auf die Charakterelemente<br />
von Florenregionen kann hier jedoch<br />
nicht eingegangen werden.<br />
Von den Gefäßpflanzen-Familien sind etwa 30 %<br />
± auf ein bestimmtes Florenreich beschränkt (mit
Florenreiche und Sippenverbreitung 103<br />
Forts. Tab. 26: Verbreitungstypen wichtiger Pflanzenfamilien<br />
Floristischer Arealtyp Anzahl Familien Beispiele Gattungen/ Arten<br />
Extratropisch (kaum in<br />
tropischen FR). Davon:<br />
61<br />
Bipolar-Extratropisch 12 Umbdliferae 418/3100<br />
Cruciferae 390/3000<br />
Ericaceae 130/3350<br />
Rosaceae 107/3100<br />
Ranunculaceae 58/1750<br />
Fagaceae 7/1050<br />
Primulaceae 22/800<br />
Jm caceae 10/325<br />
Holarktisch 27 Betulaceae 6/150<br />
Juglandaceae 7/59<br />
Salicaceae 2/435<br />
Aceraceae 2/113<br />
Diapensiaceae 5/13<br />
Nyssaceae 3/8<br />
Paeoniaceae 2/34<br />
Platanaceae 1/6<br />
Vorwiegend südlichtemperiert;<br />
davon:<br />
25<br />
Südlich-Extratropisch 5 Proteaceae 75/1350<br />
Restionaceae 38/400<br />
Epacridaceae 31/400<br />
Cunoniaceae 24/340<br />
Stylidiaceae 5/170<br />
Holantarktisch 7 Misodendraceae 1/8<br />
Eucryphiaceae 1/5<br />
Aextoxicaceae 1/1<br />
Gomortegaceae 1/1<br />
Australisch 7 Goodeniaceae 16/430<br />
Xanthorrhoeaceae 9/60<br />
Casuarinaceae 4/70<br />
Tremandraceae 3/43<br />
Kapländisch 6 Bruniaceae 11/69<br />
Penaeaceae 7/21<br />
Achariaceae 3/4<br />
1 Grubbiaceae 1/3<br />
Arealgrößen vom endemitischen bis zum weiten<br />
Charakterelement). Die übrigen umfassen in ihrer<br />
Verbreitung mehrere bis alle Florenreiche. Auch<br />
die Areale solcher weitverbreiteten Sippen sind<br />
jedoch großenteils noch verschiedenen, definierten<br />
Arealtypen zuzuordnen. Eine Auflistung dieser<br />
globalen Verbreitungsmuster gibt Tab. 25.<br />
Eine Gesamtanalyse von Verbreitung und<br />
Arealgestalten sämtlicher Angiospermen-Familien<br />
lieferte V ester (1940). Zwar ist die Umgrenzung<br />
mancher seiner 302 Familien (heute werden<br />
350-420 unterschieden) inzwischen veraltet,<br />
und auch die Verbreitung ist bei vielen heute<br />
besser bekannt; doch gibt es keine neuere Zu-
104 Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />
Abb. 37: Kosmopolitische Elemente.<br />
Die Gramineen (1) sind die Familie mit <strong>der</strong> weitesten Verbreitung überhaupt; die Labiaten (2) zeigen ein<br />
Arealbild, das für viele weit verbreitete Familien gilt. Der kosmopolitische Farn Pteridium aquilinum (3) kommt<br />
zwar in allen Florenreichen vor, meidet aber als Waldpflanze die großen Trockengebiete und hat auch<br />
Verbreitungslücken (in S-Südamerika), die aktuell-ökologisch nicht erklärbar sind. - Nach Heywood 1982,<br />
M eusel etc. 1965f.<br />
sammenstellung von ähnlicher Vollständigkeit.<br />
V ester unterscheidet 12, meist noch weiter unterteilte<br />
Arealtypen, die jedoch physiogeographisch<br />
definiert sind (also geographische Arealtypen).<br />
Sein Material läßt sich aber leicht auch<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Bindung an Florenreiche auswerten;<br />
dabei ergibt sich, daß die Verbreitungsbil<strong>der</strong><br />
von fast 75 % seiner Familien sich den in<br />
Tab. 25 definierten floristischen Arealtypen zuordnen<br />
lassen (Tab. 26). Charakteristische Einzelbeispiele<br />
für diese (Florenelemente; auch solche<br />
unterhalb des Familienranges) werden im<br />
Folgenden anhand von Arealkarten besprochen.<br />
Kosmopolitische Elemente sind gewöhnlich<br />
definiert als Sippen, die in sämtlichen Florenreichen<br />
wesentliche Vorkommen haben (die<br />
Kapensis als kleinstes Reich kann fehlen). Wie<br />
Abb. 37 zeigt, kann <strong>der</strong> Gesamtumfang <strong>der</strong> Areale<br />
dabei noch recht unterschiedlich sein. Neben<br />
solchen, die die ganze klim atische Variationsbreite<br />
von arktisch bis antarktisch und humid<br />
bis arid umfassen (so die in Tab. 26 genannten<br />
Familien), gibt es auch viele, die auf bestimmte,<br />
ökologisch definierte Teilbereiche beschränkt<br />
sind. Zu den kosmopolitischen Gattungen<br />
gehören einerseits einige sehr große, vielgestaltige<br />
(so Euphorbia mit ca. 1600, Senecio s. 1.<br />
mit 1500 und Carex mit 1100 Arten), an<strong>der</strong>erseits<br />
eine Reihe von Wasserpflanzen und sonstigen<br />
ökologischen Spezialisten (z. B. Nymphaea,<br />
Typha, Lemna, Drosera). Die relativ wenigen<br />
kosmopolitischen Arten zeigen meist eine<br />
gewisse Variabilität und lassen sich daher auch<br />
in Kleinarten aufspalten (so Pteridium aquilinum<br />
s. 1. und Phragmites communis s. 1.).<br />
Pantropische Elemente. Hierher rechnen wir<br />
diejenigen Sippen, die in allen drei tropischen<br />
Zentren Bedeutung haben (Abb. 38). Dazu gehört<br />
die große Mehrzahl <strong>der</strong> wichtigen Familien<br />
tropischer Verbreitung, sowohl solche mit für
Florenreiche und Sippenverbreitung 105<br />
Abb, 38: Pantropische Elemente.<br />
Während die engtropischen Bombacaceen (2) ganz auf die Tropen beschränkt sind, gehen die weittropischen<br />
Palmen (1) bei<strong>der</strong>seits darüber hinaus in die Méridionale bzw, Australe Zone (allerdings überschreiten nur etwa<br />
15 <strong>der</strong> über 2600 Arten die Tropengrenze). Die eng-pantropische Gattung Parinari (3) umfaßt Bäume humi<strong>der</strong><br />
und subhumi<strong>der</strong> tropischer Wäl<strong>der</strong>. - Nach W alter etc. 1970, Heywood 1982, Prange etc. 1983.<br />
tropische Wäl<strong>der</strong> charakteristischen Gehölzen<br />
(z. B. M eliaceae, Simarouhaceae, Bom bacaceae,<br />
Pabnae), als auch überwiegend krautige Gruppen<br />
(Gesneriaceae, Melastomataceae, Maranlaceae).<br />
Bei allen tropischen Florenelementen kann<br />
man unterscheiden zwischen engtropischen, die<br />
praktisch auf die tropischen Florenreiche beschränkt<br />
sind (allerdings oft mit Einschluß von<br />
N-Australien), und weittropischen Sippen, die<br />
meist auf beiden Hemisphären mit einzelnen<br />
Vertretern wesentlich in die angrenzenden extratropischen<br />
Gebiete (Australe und Méridionale<br />
Zone, in Ausnahmefällen sogar in die Nemorale)<br />
übergreifen.<br />
Abb. 39: Tropische Familien unterschiedlicher Verbreitung.<br />
Neotropisch (weit): Bromeliaceae (1; mit 1 Art von > 2000 in W-Afrika); Paläotropisch (eng): Dipterocarpaceae (2;<br />
neuerdings einige reliktendemitische Arten in Venezuela und Ecuador entdeckt); Neotropisch-Indopazifisch<br />
(weit): Symplocaceae (3; je eine Art in O-Nordamerika und O-Asien bis in die Nemorale Zone vordringend);<br />
Neotropisch-Afrikanisch (eng): Velloziaceae (4). - Nach Vester 1940, Heywood 1982.
106 Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />
^<br />
!<br />
"C ?....<br />
(j :<br />
-A,<br />
2 .<br />
1 u. 2 Fagaceae<br />
2 Nothofagus<br />
+ fossil<br />
3 Lythrum<br />
Abb. 40: Bipolar-Extratropische Elemente.<br />
Die bipolare Verbreitung <strong>der</strong> Fagaceen (1-F2) reicht bis in die Kreidezeit zurück. Die nordhemisphärischen<br />
Sippen (1: Quercus s. 1., Lithocarpus, Castanopsis, Castanea, Fagus) besiedeln die humiden und semihumiden<br />
Teile <strong>der</strong> Nemoralen und Meridionalen Zone und haben sich von hier aus in tropischen Gebirgen weit nach S<br />
ausgebreitet; die einzige südhemisphärische Gattung Nothofagus (2) ist ein holantarktisches Element, dessen<br />
südamerikanische und SW-pazifische Arealteile früher über den antarktischen Kontinent (Fossilfunde) verbunden<br />
waren (auch die Vorkommen auf Neukaledonien und Neuguinea dürften Splitter eines ehemals zusammenhängenden<br />
Gondwana-Areals sein). Die N-S-Disjunktion <strong>der</strong> Gattung Lythrum (3) könnte hingegen das<br />
Ergebnis von Fernverbreitung durch Zugvögel sein (das Indigenat in Südamerika ist umstritten). - Nach<br />
Strasburger etc. 1991, M eusel etc. 1965f, W alter etc. 1970.<br />
An<strong>der</strong>e tropische Elemente. Diejenigen tropischen<br />
Arealtypen, die nicht alle drei Zentren umfassen<br />
(Abb. 39), sind ganz überweigend durch<br />
Gattungen repräsentiert. Nur wenige <strong>der</strong> hierher<br />
gehörenden Familien (Tab. 26, S. 102) sind<br />
sehr artenreich, so die neotropischen Bromeliaceen<br />
und Cactaceen, und ebenso spielen auch<br />
nur wenige eine größere Rolle in Klimaxwäl<strong>der</strong>n,<br />
wie die paläotropischen Dipterocarpaceen.<br />
Extratropische Elemente. Während die tropische<br />
Bindung von Sippen einigermaßen gut an<br />
den Arealbil<strong>der</strong>n erkennbar ist, ist das bei den<br />
extratropischen nicht immer so einfach. Viele<br />
von ihnen haben auch einzelne Vertreter innerhalb<br />
<strong>der</strong> Tropen, entwe<strong>der</strong> in temperierten<br />
Gebirgslagen o<strong>der</strong> an Son<strong>der</strong>- und Extrem <br />
standorten; wo <strong>der</strong> wirkliche Schwerpunkt <strong>der</strong><br />
Verbreitung liegt, läßt sich oft nur durch Analyse<br />
<strong>der</strong> Verbreitung <strong>der</strong> gesamten Sippengarnitur<br />
ermitteln.<br />
Bipolar-extratropische Elem ente (Abb. 40).<br />
Eine Reihe von extratropischen Sippen kommen<br />
zu wesentlichen Teilen in den Extratropen bei<strong>der</strong><br />
Hemisphären vor, oft verbunden durch<br />
Zwischenfundorte in tropischen Gebirgen. Meist<br />
ist die „bipolare Disjunktion“ als Rest einer ehemals<br />
kosmopolitischen Verbreitung (durch Aussterben<br />
im tropischen Bereich) zu erklären. Doch<br />
gibt es auch Fälle, in denen eine Verbreitung<br />
ursprünglich holarktischer Sippen durch Zugvögel<br />
auf die Südhalbkugel wahrscheinlicher ist.
Florenreiche und Sippenverbreitung 107<br />
Abb. 41; Holarktische und Südlich-Extratropische Elemente.<br />
Von den beiden holarktischen Familien sind die Betulaceen (1) gesamtholarktisch, die Aceraceen (2) sind<br />
hingegen auf die Waldgebiete <strong>der</strong> Meridionalen und Nemoralen Zone beschränkt. Die zonale Südgrenze ist<br />
bei beiden fast identisch; in tropischen Gebirgen stoßen sie mit je 1 Art weit nach S vor, die eine (mit Ainus<br />
jorullensis s. 1.) in Amerika, die an<strong>der</strong>e (mit Acer niveum) in Malesien. Die allgemein südhemisphärischen<br />
Restionaceen (3) haben in den Arealteilen außerhalb <strong>der</strong> Kapensis und <strong>der</strong> Australis nur wenige Arten. Die<br />
beiden übrigen Sippen sind holantarktische Elemente (vgl. auch Nothofagus, Abb. 40.2), Eucryphia (4) als Waldbaum<br />
und Donatia (5) als Polsterpflanze antarktisch-alpiner Tundren. - Nach M eusel etc. 1965f., W alter<br />
etc.1970, Steenis etc. 1948f., Steenis etc.l963£<br />
Holarktische Elemente (Abb. 41). Bedingt durch<br />
die starke klimaökologische Differenzierung <strong>der</strong><br />
Holarktis in 4 Vegetationszonen zeigen auch die<br />
Areale holarktischer Familien (und Gattungen)<br />
eine entsprechende Staffelung. Näheres zu denjenigen,<br />
die als Elemente nur einer Zone anzusehen<br />
sind, vgl. bei <strong>der</strong> Besprechung dieser Zonen.<br />
Auch die weiter verbreiteten lassen sich noch unterglie<strong>der</strong>n<br />
in gesamtholarktische und solche, die<br />
in <strong>der</strong> Arktischen o<strong>der</strong> aber in <strong>der</strong> Arktischen und<br />
<strong>der</strong> Borealen Zone fehlen. Die Areale <strong>der</strong> meisten<br />
weitverbreiteten Familien und Gattungen<br />
zeigen Auslieger in den Tropen; beson<strong>der</strong>s auf<br />
<strong>der</strong> Andenkette, die einen ± durchgehenden Wan<strong>der</strong>weg<br />
von <strong>der</strong> Borealen bis in die Australe Zone<br />
bildet (Abb. 40.1, 41.1), können diese bis weit<br />
nach Südamerika reichen.<br />
Südlich-extratropische Elem ente (Abb. 41).<br />
Die größten Familien, die für die gesamten südlichen<br />
Extratropen typisch sind, sind Proteaceae<br />
und Restionaceae, beide mit Mannigfaltigkeitszentren<br />
sowohl in <strong>der</strong> Kapensis als auch in <strong>der</strong><br />
Australis. Für die einzelnen südlichen Florenreiche<br />
sind einige Gattungen viel charakteristischer<br />
als die meist reliktendemitischen und oft<br />
monotypischen Familien: so Erica und Pelargonium<br />
für die Kapensis, Eucalyptus für die Australis,<br />
Nothofagus, Acaena und Azorella für die<br />
Holantarktis. Holantarktische Elemente haben<br />
sich oft, ähnlich wie holarktische, entlang <strong>der</strong><br />
Gebirge weit in die Tropen ausgebreitet (so<br />
Euchsia in den Anden bis Mexiko).
B Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
Wie für die floristische, so hat E ngler auch für<br />
die vegetationskundliche Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erde<br />
eine essentielle Grundlage geschaffen. In seiner<br />
Arbeit von 1882 beschreibt er 14 „physiologische<br />
Pflanzengruppen“ (vgl. Tab. 20, S. 8 6 ). Sowohl<br />
diese Bezeichnung als auch die Namen <strong>der</strong><br />
einzelnen Einheiten klingen z. T. heute etwas<br />
seltsam; es sind aber klar physiognomisch definierte,<br />
zum Teil zusätzlich durch ökologische<br />
Merkmale abgegrenzte Formationen. Ihr Vorkommen<br />
auf <strong>der</strong> Erde (als Klimaxforma-tionen,<br />
welcher Terminus seinerzeit allerdings we<strong>der</strong> als<br />
Wort noch als Begriff existierte) wird auf einer<br />
farbigen Karte dargestellt. Mo<strong>der</strong>ner anmutende<br />
Namen erhielten E nglers Einheiten dann als<br />
„Formationstypen“ bei Schimper (1898, ebenfalls<br />
mit Verbreitungskarte); Ausgangspunkt für<br />
die heute üblichen Klassifizierungen (S. 57) wurde<br />
die Bearbeitung von B rockmann-Jerosch &<br />
Rübel (1912), die 14 For-mationsklassen unterscheiden<br />
(mit festgelegten lateinischen und deutschen<br />
Namen), welche noch weiter in Formationsgruppen<br />
unterteilt werden.<br />
E nglers Karte ist die erste klar konzipierte<br />
Verbreitungskarte von Vegetationstypen. Sie<br />
beschränkt sich aber auf <strong>der</strong>en kartographische<br />
Darstellung und enthält keine Benennung von<br />
Vegetationsgebieten. Ein mo<strong>der</strong>nes Konzept<br />
solcher pflanzengeographischer Einheiten entwickelt<br />
zu haben, ist das Verdienst D rudes, <strong>der</strong><br />
1886 eine Glie<strong>der</strong>ung in 6 Vegetationszonen<br />
vorschlägt (Tab. 27, S. 112). Es handelt sich um<br />
thermische Zonen, die nach dem Wärmeklima<br />
benannt sind, <strong>der</strong>en Abgrenzungen aber eindeutig<br />
nach <strong>der</strong> Vegetation erfolgen. Jede dieser thermischen<br />
Zonen umfaßt Gebiete mit unterschiedlichen,<br />
meist hygrisch bedingten (Klimax-) Formationen.<br />
Dieses Glie<strong>der</strong>ungsprinzip ist als das<br />
logischste anzusehen; es liegt daher auch den<br />
meisten späteren Glie<strong>der</strong>ungen zugrunde.<br />
Eine neuere Klassifizierung, die davon stärker abweicht,<br />
ist die von WALTER. Während er in seinen älteren<br />
Arbeiten (z. B. 1968) meist, ähnlich wie Engler<br />
und Schimper, nur die Idimabedingte Verbreitung <strong>der</strong><br />
von ihm unterschiedenen 9-11 Formationen darstellt<br />
(wobei gelegentlich, aber nicht durchgehend, auch von<br />
Zonen die Rede ist), benutzt W alter neuerdings (Walter<br />
1976, Walter etc. 1983ff) eine ganz neue Terminologie.<br />
Sie basiert auf dem Begriff „Biom“ und erhebt<br />
den Anspmch, nicht mehr pflanzengeographisch.<br />
son<strong>der</strong>n universell biogeographisch zu sein (d. h. neben<br />
den Pflanzen sollen theoretisch auch die übrigen<br />
Lebewesen, Tiere und Mikroorganismen, für die Glie<strong>der</strong>ung<br />
Bedeutung haben). Es werden 9 „Zonobiome“<br />
unterschieden, die allerdings nichts an<strong>der</strong>es sind als<br />
die Klimaxgebiete <strong>der</strong> vorgenannten Formationen. Daneben<br />
gibt es „Pedobiome“, das sind durch spezielle<br />
(vom Durchschnittsstandort stark abweichende) Bodenverhältnisse<br />
bedingte Vegetationstypen, sowie<br />
„Orobiome“, d. h. Gebirge, die infolge thermischer<br />
Höhenstufung unterschiedliche Klimaxformationen<br />
beherbergen. Es fällt dabei auf, daß diese drei Grundeinheiten<br />
ganz verschiedenen Begriffsebenen angehören:<br />
die Zonobiome sind biogeographische, die Pedobiome<br />
biologische und die Orobiome physiogeographische<br />
Einheiten. Insofern (und auch in manch an<strong>der</strong>er<br />
Hinsicht) hat dieses System mehr Verwirrung als<br />
Klarheit gebracht und ist kaum als Fortschritt anzusehen.<br />
Im vorliegenden Text schließen wir uns dem<br />
DRUDEschen Konzept an; die hier benutzte Glie<strong>der</strong>ung<br />
(SCHROEDER 1983) ist eine mo<strong>der</strong>ne Bearbeitung<br />
davon. Grundsatz ist die getrennte<br />
Analyse <strong>der</strong> Wirkungen <strong>der</strong> beiden grandlegenden<br />
Klimakomponenten, Wärme und Feuchtigkeit,<br />
wodurch die komplexe Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Vegetation <strong>der</strong> Erde leichter überschaubar wird<br />
(Abb. 42).<br />
Dabei ist <strong>der</strong> thermische Faktor <strong>der</strong> übergeordnete<br />
(vgl. S. 7). Er wird durch die geographische<br />
Breite bestimmt: vom Äquator zu den Polen<br />
än<strong>der</strong>t sich die Temperatur von immer warm<br />
zu immer kalt. Dieser Gradient wird durch<br />
geomorphologische Faktoren (Verteilung von<br />
Land und Meer, Gebirge) nur modifiziert; durch<br />
edaphische Faktoren läßt sich ungünstiges<br />
Wärmeklima nicht wesentlich verbessern. Etwa<br />
breitenparallele, thermisch bedingte Zonen bilden<br />
daher die Grundlage <strong>der</strong> Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Erde.<br />
Die hygrischen Verhältnisse sind ± unabhängig<br />
von <strong>der</strong> Breitenlage: in den meisten thermischen<br />
Zonen gibt es eine hygrisch bedingte Unterglie<strong>der</strong>ung<br />
von dauernd feucht zu dauernd<br />
trocken. Ungünstige hygrische Verhältnisse können<br />
jedoch durch edaphische Faktoren ausgeglichen<br />
werden (z. B. Wasserzufuhr durch Flüsse<br />
aus klimatisch feuchteren Gebieten). Der Vegetationstyp<br />
des dauerfeuchten (humiden) Teils<br />
<strong>der</strong> jeweiligen thermischen Zone, die thermische<br />
Klimax, ist daher auch in den nicht-humiden<br />
Teilen möglich und für die Abgrenzung verwendbar.<br />
Um die rein thermische Zonierung vom<br />
Äquator zu den Polen zu ermitteln, müssen also
Die thermischen Vegetationszonen 109<br />
1<br />
immer<br />
kalt<br />
KALTEWUSTE<br />
NICHTWALD-VEGETATION<br />
CO sZJ<br />
a>
110 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
f' -'i- -<br />
i-î<br />
nebeneinan<strong>der</strong> folgende Än<strong>der</strong>ungen im Temperaturklima<br />
ein, die zu Beeinträchtigungen des<br />
Pflanzenlebens fuhren können:<br />
(1)<br />
(2)<br />
(3)<br />
(4)<br />
Das Jahresmittel nimmt ab.<br />
Die Monatsmittel werden unterschiedlich,<br />
es kommt zu einer Abstufung vom wärmsten<br />
zum kältesten Monat.<br />
Das Mittel des kältesten Monats sinkt in<br />
einen Bereich, in dem keine volle Photosynthese<br />
mehr möglich ist; dadurch entsteht<br />
eine relative Wachstums-Ruhezeit, d. h. ein<br />
W inter im ökologischen Sinne. Weitere<br />
Temperaturabnahme - auch im Sinne von<br />
(4) - fuhrt dazu, daß <strong>der</strong> Winter zur absoluten<br />
Ruhezeit und die Wachstumsperiode<br />
(Sommer) auf die Hälfte des Jahres o<strong>der</strong><br />
weniger beschränkt wird.<br />
Es treten Temperatur-Minima unter dem<br />
Gefrierpunkt auf, wodurch das Vorkommen<br />
nicht frostharter Sippen unmöglich wird.<br />
Weiteres Sinken <strong>der</strong> Minima bewirkt eine<br />
immer schärfere Auslese unter den verbleibenden<br />
Sippen und Lebensformen nach<br />
ihrer Frosthärte.<br />
(5) Das Mittel des wärmsten Monats sinkt so<br />
weit ab, daß auch im Sommer die Photosynthese<br />
nicht mehr optimal stattfinden<br />
kann und schließlich völlig unmöglich wird.<br />
Welche dieser Gradienten bewirken nun wo<br />
welche Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> klimatischen Klimaxvegetation?<br />
Wie die folgende Änalyse zeigt, sind<br />
allein zwei von ihnen für die globale Glie<strong>der</strong>ung<br />
maßgebend: die absoluten Temperaturminima<br />
und die Periode mit Temperaturen im<br />
Bereich <strong>der</strong> optimalen Photosynthese (= Länge<br />
und Qualität des Sommers). Das heißt, die global<br />
wichtigen Vegetationsgrenzen sind teils<br />
durch das Auftreten letaler Frosttemperaturen<br />
bedingt (die näher zum Äquator gelegenen), teils<br />
durch die Abnahme <strong>der</strong> photosynthetischen<br />
Produktivität (die polnäheren). Sie erlauben die<br />
Unterscheidung <strong>der</strong> folgenden rein thermisch<br />
bedingten Vegetationszonen (Abb. 43; vgl. Tab.<br />
28, S. 113). (Die zwischen diesen vermittelnden<br />
Ubergangssäume [Ökotone] werden hier bewußt<br />
vernachlässigt, da es auf die Darstellung<br />
des Typischen ankommt.)<br />
Ä ..A -yät.<br />
Abb. 43: Thermische Vegetationszonen.
Die thermischen Vegetationszonen 111<br />
Im klimatisch günstigsten Vegetationsgebiet,<br />
den feuchten inneren Tropen, ist die Klimaxvegetation<br />
immergrüner Laubwald, <strong>der</strong> sog. Tropische<br />
Regenwald (S. 148). Diese thermische<br />
Klimax reicht vom Äquator weit in Gebiete mit<br />
erheblichen Unterschieden (bis zu 10 °C) zwischen<br />
wärmstem und kältestem Monat. Irgendwo<br />
jenseits des 20. Breitengrades (etwa bei 23°N<br />
in China, 28°N in O-Indien, 27°N in Florida,<br />
25°S in O-Australien) treten jedoch deutliche<br />
Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Vegetation auf. Zwar bleibt<br />
<strong>der</strong> Wald immergrün, aber seine floristische<br />
Zusammensetzung wird stark abgewandelt. Viele<br />
Familien und Gattungen erreichen ihre polare<br />
Ärealgrenze, so daß die Artenvielfalt erheblich<br />
abnimmt. An<strong>der</strong>erseits treten eine Reihe von<br />
Sippen extratropischer Verwandtschaft neu auf<br />
(einschließlich <strong>der</strong> Koniferen, die im Tropischen<br />
Regenwald weitgehend fehlen) und werden bald<br />
(mit-) dominierend. Der klimatische Hintergmnd<br />
dieses Wandels ist leicht zu finden: es ist<br />
die Isotherme <strong>der</strong> absoluten Minima von 0 °C,<br />
d. h. die Frostgrenze. Mit dem Auftreten von<br />
Frösten endet <strong>der</strong> Tropische Regenwald und wird<br />
durch extratropische (temperierte) Vegetation<br />
ersetzt. So läßt sich die T ropische Vegetationszone<br />
als das Gebiet zwischen <strong>der</strong> nördlichen<br />
und <strong>der</strong> südlichen Frostgrenze definieren.<br />
An dieser Grenze beginnt also das Klimaxgebiet<br />
<strong>der</strong> temperierten Wäl<strong>der</strong>. Es erstreckt sich<br />
bis an die polare Waldgrenze, die in Breitenlagen<br />
von etwa 55-70°N bzw. 40-55°S erreicht<br />
wird. Diese Grenze ist auf beiden Hemisphären<br />
durch die Sommerlänge bedingt: sie läuft ±<br />
parallel mit <strong>der</strong> -1-10 °C-Isotherme des wärmsten<br />
Monats. Wo das Temperaturmittel des wärmsten<br />
Monats unter diese Marke sinkt, wird die<br />
Nettoproduktion so reduziert, daß sie für den<br />
Aufbau von Bäumen nicht mehr ausreicht, und<br />
<strong>der</strong> Wald wird durch Grasland (i. w. S.) ersetzt<br />
(das an den extremsten, polnächsten Stellen in<br />
eine Kältewüste übergehen kann). Die beiden<br />
Gebiete, wo polares Grasland, die Tundra, die<br />
thermische Klimax ist, sind die Arktische und<br />
die Antarktische Vegetationszone.<br />
Der breite temperierte Waldgürtel zwischen<br />
den Tropen und den beiden Polarzonen ist noch<br />
nicht homogen. Auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel besteht<br />
er aus 3 deutlich verschiedenen Zonen. Der südlichste,<br />
an die Tropen angrenzende Teil, mit<br />
temperiertem immergrünem Laubwald - meist<br />
als Lorbeerwald bezeichnet - als thermischer<br />
Klimax, bildet die M éridionale Vegetationszone.<br />
Weiter nördlich wird <strong>der</strong> immergrüne<br />
durch laubwerfenden Wald ersetzt, den Sommergrünen<br />
Laubwald o<strong>der</strong> Sommerwald, als<br />
thermische Klimax <strong>der</strong> N em oralen Vegetationszone.<br />
Wie <strong>der</strong> weltweite Vergleich zeigt,<br />
ist dieser Übergang - ebenso wie <strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />
Tropischen zur Meridionalen Zone - durch die<br />
Temperaturminima bedingt: wo die Temperaturen<br />
regelmäßig unter -1 0 °C sinken, werden<br />
die Blätter <strong>der</strong> meisten Angiospermen-Bäume<br />
durch den Frost geschädigt, so daß die Vermeidungsstrategie<br />
des Laubabwurfes vorteilhafter<br />
wird. Noch weiter nördlich geht <strong>der</strong> Sommerwald<br />
schließlich in immergrünen Nadelwald, die<br />
Dunkle Taiga, über, die thermische Klimax <strong>der</strong><br />
Borealen Vegetationszone. Hier ist <strong>der</strong> Wechsel<br />
durch die Länge (bzw. Kürze) des Sommers<br />
bedingt: die Grenze liegt etwa da, wo die Zeit<br />
mit einem Temperaturmittel über -f-10 °C unter<br />
4 Monate sinkt. Von hier an ist die immergrüne<br />
Lebensform <strong>der</strong> Koniferen konkurrenzüberlegen;<br />
für die sommergrünen Bäume, die<br />
jedes Jahr ihren ganzen Photosyntheseapparat<br />
neu aufbauen müssen, ist <strong>der</strong> Produktionsertrag<br />
des kurzen Sommers zu gering. Allmählich an<br />
Höhe und Dichte abnehmend, reicht die Taiga<br />
bis an die arktische Waldgrenze.<br />
Im Gegensatz zur nördlichen zeigt die südliche<br />
Hemisphäre keine vergleichbare Differenzierung.<br />
Wie im südlichen Südamerika deutlich<br />
wird, reicht hier <strong>der</strong> temperierte immergrüne<br />
Lorbeerwald nach S bis an die antarktische Waldgrenze,<br />
und es gibt keine Gebiete mit an<strong>der</strong>er<br />
thermischer Klimax wie die Nemorale und<br />
Boreale Zone. So bildet <strong>der</strong> gesamte temperierte<br />
Teil <strong>der</strong> Südhalbkugel nur eine einzige Klimaxzone,<br />
die Australe Vegetationszone. Grund<br />
für diese Asymmetrie zwischen Nord und Süd<br />
ist die extreme Ozeanität <strong>der</strong> südlichen temperierten<br />
Zone. Sie verhin<strong>der</strong>t fast überall das Auftreten<br />
starker Fröste unter -1 0 °C, die in den<br />
höheren Breiten <strong>der</strong> Nordhalbkugel zur Ausschaltung<br />
<strong>der</strong> immergrünen Laubhölzer führen.<br />
Insgesamt sind auf <strong>der</strong> Erde also 7 thermische<br />
Vegetationszonen zu unterscheiden: die 2<br />
Polarzonen jenseits <strong>der</strong> nördlichen und südlichen<br />
Waldgrenze, die Tropische Zone und 4<br />
extratropische (temperierte) Waldzonen. Ihre<br />
Namen und Charakteristika sind in Tab. 28<br />
nochmals, in <strong>der</strong> Reihenfolge von N nach S,<br />
zusammengestellt.
112 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
Tab. 27: Die hier unterschiedenen Vegetationszonen im Vergleich zu einigen früheren Glie<strong>der</strong>ungen.<br />
Thermische Zonen DRUDE 1890<br />
REGEL 1950<br />
SJÖRS 1963<br />
SAFRO NO VA 1964<br />
(Atlas Mira)<br />
M EUSEL<br />
& a !.1 9 6 5<br />
HOLUB &<br />
JIR ASEK 1967<br />
HÄMET-AHTI<br />
&al.1974<br />
M<br />
Supraseptentrional<br />
Nemoral<br />
Boreo-Subtropisch<br />
Nemoral ^<br />
7<br />
Nemoral *<br />
Subtropisch *<br />
(Subtropiöeskij)<br />
Temperat<br />
Submeridional<br />
Meridional<br />
Q. Infra-<br />
Co septentrional<br />
Temperat<br />
Tropisch<br />
Tropisch<br />
Tropisch*<br />
Nahetropisch*<br />
(Podtropiäeskij)<br />
Boreosubtropisch<br />
Tropisch<br />
Austrosubtropisch<br />
Supratropisch<br />
Äquatorial<br />
Infratropisch<br />
Austrosubtropisch<br />
Subantarktisch- *<br />
nemoral<br />
Austral<br />
Antarktisch<br />
Subantarktischtundrisch<br />
Lage d er Abgrenzungen in den älteren Glie<strong>der</strong>ungen ;<br />
- ± übereinstim m end - stärker abweichend<br />
* Name bezieht sich nur au f die bewaldeten Teile <strong>der</strong> Zone<br />
Da Namen und Umgrenzungen <strong>der</strong> Vegetationszonen<br />
in <strong>der</strong> Literatur variieren, werden in Tab. 27 die Auffassungen<br />
verschiedener wichtiger Autoren vorgeführt.<br />
Wie man sieht, wurden 4 <strong>der</strong> hier unterschiedenen<br />
Zonen schon von D rude in ähnlicher Form Umrissen.<br />
Die größten Differenzen zeigen sich bei den<br />
Namen <strong>der</strong> 3 nördlich-temperierten Zonen: „boreal“<br />
wird erst seit Regel allgemeiner im heutigen Sinne<br />
benutzt; auf diesen geht auch „nemoral“ zurück, das<br />
aber erst durch SjöRS und W alter bekannter wurde<br />
und auch heute noch nicht allgemein akzeptiert ist;<br />
„meridional“ wurde durch M eusel etc. propagiert.<br />
Manche <strong>der</strong> neueren Autoren neigen zu einer stärkeren,<br />
durch die globale Vegetationsglie<strong>der</strong>ung aber<br />
nicht gedeckten Aufteilung. Hierzu gehört auch M eusel,<br />
dessen zwar floristisch deklarierte, aber eigentlich<br />
vegetationskundliche Einteilung (vgl. S. 53, Abb. 26)<br />
im deutschen Sprachraum viel benutzt wird und deshalb<br />
einer kritischen Betrachtung bedarf Seine Aufteilung<br />
<strong>der</strong> Nemoralen Zone (auf die <strong>der</strong> Tropischen<br />
sei hier nicht eingegangen) in eine „Temperate“ und<br />
eine „Submeridionale“ Einheit ist in doppelter Hinsicht<br />
unbefriedigend. Wie schon angedeutet, ist die<br />
Grenze zwischen beiden nur in Europa in Vegetation<br />
und Flora tatsächlich wie<strong>der</strong>zufinden, und hier ist sie<br />
in Wirklichkeit weniger eine thermische als eher eine<br />
hygrische Grenze; in Ostasien und vor allem in Nordamerika<br />
ist sie eine rein willkürlich gezogene Linie,<br />
die einheitliche Floren- und Vegetationsgebiete zertrennt.<br />
Beson<strong>der</strong>s unglücklich ist aber die Benennung<br />
„temperat“ für die nördliche Hälfte: dieser Begriff wird<br />
hier in einem eingeengten Sinne benutzt, <strong>der</strong> vom<br />
allgemein üblichen Sprachgebrauch abweicht, denn<br />
sowohl im Deutschen wie in an<strong>der</strong>en Sprachen bezieht<br />
sich das Wort „temperiert“, „temperate“, „tempere“<br />
usw. gewöhnlich auf die gesamte gemäßigte Zone<br />
zwischen Tropen und Polargebiet.<br />
2 Hygrische Unterglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
thermischen Zonen<br />
Außer in den beiden Polarzonen, in denen<br />
hygrische Unterschiede keine Rolle spielen, gibt<br />
es in fast allen thermischen Zonen einen hygrischen<br />
Gradienten von dauernd feuchten bis<br />
zu dauernd trockenen Bedingungen. Entlang<br />
diesem Gradienten wird <strong>der</strong> thermische Klimaxwald<br />
zunächst in floristischer bzw. physiognomischer<br />
Hinsicht modifiziert, dann durch an<strong>der</strong>e<br />
(Nichtwald-) Formationen und schließlich<br />
durch Wüste ersetzt (Abb. 42, Tab. 28). Dementsprechend<br />
bestehen die 5 nichtpolaren<br />
Vegetationszonen jeweils aus hygrischen Untereinheiten,<br />
die man formal den folgenden 4,<br />
durch den Vegetationscharakter definierten<br />
Humiditätsgraden zuordnen kann:<br />
• Humid: Feuchtigkeit für den thermischen<br />
Klimaxwald ausreichend.<br />
• Semihumid; klimatische Klimax ebenfalls<br />
geschlossener Wald, aber in <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />
und/o<strong>der</strong> Physiognomie von <strong>der</strong><br />
thermischen Klimax deutlich abweichend.<br />
• Semiarid: jenseits <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze,<br />
aber Vegetationsdecke noch ± geschlossen<br />
(Offenwald, Busch o<strong>der</strong> Grasland).
Hygrische Unterglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> thermischen Zonen 113<br />
• Arid: ohne geschlossene Vegetationsdecke<br />
(Halb- und Vollwüste).<br />
Im Gegensatz zu den thermischen Vegetationsgrenzen,<br />
die sich mit einfachen Klimadaten verknüpfen<br />
lassen, ist das bei den hygrischen nicht<br />
möglich, da <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Humidität bzw. Aridität<br />
durch die Kombination <strong>der</strong> drei Merkmale<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsmenge, -Verteilung und Temperatur<br />
bedingt ist. Da semihumide und semiaride<br />
Klimate meist periodisch sind (solche ohne Periodizität<br />
sind zumindest rezent selten), ist außerdem<br />
wichtig, wie die Regenzeit ggf mit thermischen<br />
Jahreszeiten zusammenfallt. Im folgenden<br />
wird die hygrische Differenzierung für die<br />
einzelnen thermischen Zonen getrennt besprochen<br />
(vgl. auch die farbige Vegetationskarte im<br />
Anhang).<br />
a<br />
Tropische Zone<br />
Im Gegensatz zu allen an<strong>der</strong>en Zonen beherbergen<br />
die semihumiden Gebiete <strong>der</strong> Tropen<br />
eine sowohl in den Lebensformen als auch im<br />
Sippenbestand eigenständige Waldformation:<br />
<strong>der</strong> Tropische Regenwald wird hier durch einen<br />
wechselgrünen Laubwald ersetzt, den Regengrünen<br />
Wald. Entsprechend seinem tropophytischen<br />
Charakter ist dieser um so reiner ausgebildet,<br />
je schärfer <strong>der</strong> Gegensatz zwischen Regen-<br />
und Trockenzeit ist. Die laubwerfenden<br />
Bäume des Regengrünen Waldes ähneln physiognomisch<br />
oft denen des nemoralen Sommerwaldes,<br />
gehören aber meist abweichenden Sippen<br />
an; wahrscheinlich sind die beiden Typen<br />
laubwerfen<strong>der</strong> Angiospermen unabhängig voneinan<strong>der</strong><br />
entstanden (vgl. S. 141). W ie im<br />
Sommerwald erlaubt das beson<strong>der</strong>e Lichtklima<br />
eine tropophytische Krautschicht. Diese vertrocknet<br />
zum Ende <strong>der</strong> Vegetationsperiode und<br />
führt zusammen mit <strong>der</strong> Laubstreu in <strong>der</strong> Trokkenzeit<br />
zu starker Brandgefährdung. Wo das regionale<br />
Klima zur Ausbildung von Trockengewittern<br />
neigt, kann <strong>der</strong> klimatische Klimaxwald<br />
durch Brände geschädigt und im Extremfall<br />
schließlich durch Grasland (Savanne) ersetzt<br />
werden; verstärkt und modifiziert wird die<br />
Brandwirkung mancherorts (vor allem in Afrika)<br />
durch den Einfluß von Großwildherden. Da<br />
dieselben Wirkungen auch durch die Tätigkeit<br />
des Menschen und seines Weideviehes hervor-<br />
Tab. 28: Die thermischen Vegetationszonen <strong>der</strong> Erde mit Humiditätsgraden und klimatischen Klimaxformationen.<br />
Humid itätsgrade Humid Semihumid Semiarid Arid<br />
Thermische Zonen<br />
m it K l i m a g r e n z w e r t e n ^<br />
Sommerregen Winterregen Sommerregen Winterregen<br />
Arktisch<br />
Tundra<br />
W a ld g re n z e : th e r m is c h<br />
— — —<br />
Boreai Dunkle Taiga Helle Taiga — : — — —<br />
Nemoral<br />
Meridional<br />
Sommergrüner Laubwald<br />
, Lorbeerwald<br />
Lorbeerwald ' mit Sommer- und<br />
, Regengrünen<br />
Nemoraler<br />
Nadelwald<br />
Hartlaubwald<br />
5 Steppe<br />
'S.<br />
&<br />
Trockengehölze,<br />
Steppe<br />
Memórale<br />
Trockengehölze<br />
Memórale<br />
Wüste<br />
Tropisch<br />
Tropischer<br />
Regenwald<br />
Regengrüner Wald<br />
(Savannen als Feuero<strong>der</strong><br />
biotische Klimax)<br />
Eurytropische 1 "rockengehölze<br />
(Offenwald, Tockenbusch)<br />
Eurytropische<br />
Wüste<br />
Austral<br />
Lorbeerwald<br />
Lorbeerwald<br />
mit Regengrünen<br />
Hartlaubwald<br />
—<br />
Pampa,<br />
Ttockengehölze<br />
Antarktisch<br />
Tundra<br />
th e rm is c h<br />
— — — —
114 V egetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
gerufen werden können, ist es eine <strong>der</strong> umstrittensten<br />
vegetationskundlichen Fragen, wo dieser<br />
Vegetationstyp natürlich ist (als Feuer- bzw.<br />
biotische Klimax) und wo nicht (als anthropogene<br />
Klimax). Ist <strong>der</strong> Gegensatz Regenzeit/Trokkenzeit<br />
stärker verwischt (z. B. durch Ausbildung<br />
mehrerer kürzerer Regenzeiten), so kann <strong>der</strong><br />
Wald auch im semihumiden Bereich einen größeren<br />
Anteil an Immergrünen enthalten und ähnelt<br />
dann mehr dem extratropischen Hartlaubwald<br />
(s. unten). Sonst gibt es Vorkommen immergrünen<br />
Waldes im Grundwasserbereich dauernd<br />
fließen<strong>der</strong> Flüsse; sie bleiben als „Galeriewäl<strong>der</strong>“<br />
auch in Savannengebieten erhalten,<br />
soweit sie wegen des Fehlens vertrockneten<br />
Unterwuchses von Bränden verschont werden.<br />
Jenseits <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze, in den<br />
semiariden Gebieten, setzt sich die Vegetation<br />
aus einer Fülle verschiedenartiger Lebensformen<br />
zusammen. Physiognomisch dominieren Holzgewächse,<br />
so Kleinbäume o<strong>der</strong> Sträucher mit<br />
immergrüner o<strong>der</strong> regengrüner Belaubung, auch<br />
solche von extrem xeromorphem (oft dornigem)<br />
o<strong>der</strong> sukkulentem Bau sowie xeromorphe Klein-<br />
Schopfbäume; hinzu kommen Klein- und Zwergsträucher<br />
ähnlicher Bautypen, xeromorphe Gräser<br />
und Stauden, Geophyten und Therophyten.<br />
Welche <strong>der</strong> Gehölz-Lebensformen die Vegetation<br />
beherrschen, hängt sowohl vom speziellen<br />
Klimacharakter ab (Menge, Verteilung und Ausmaß<br />
<strong>der</strong> jährlichen Schwankungen des Nie<strong>der</strong>schlages)<br />
als auch von den Bodenverhältnissen,<br />
die unter so extremem Klima für die Physiognomie<br />
genau so bestimmend sein können wie das<br />
Klima selbst. So zeigt die klimatische Klimaxvegetation<br />
viele Abwandlungen, die aber im globalen<br />
Rahmen nicht kartierbar sind; sie werden<br />
daher als Formation <strong>der</strong> Trockengehölze zusammengefaßt.<br />
Die Brandgefährdung ist auch<br />
hier erheblich, aber nicht so stark wie im Regengrünen<br />
Wald.<br />
In den ariden Gebieten bleiben von den Lebensformen<br />
<strong>der</strong> semiariden nur die niedrigwüchsigen<br />
übrig. Sie bilden eine offene Halbwüsten-Vegetation,<br />
die unter extremsten (perariden)<br />
Bedingungen, in den Vollw üsten,<br />
schließlich nur noch auf den edaphisch günstigsten<br />
Lagen auftritt.<br />
b<br />
Méridionale und Australe Zone<br />
Diese beiden Zonen werden zusammen behandelt,<br />
denn sie haben nicht nur dieselbe thermische<br />
Klimax (den Lorbeerwald), son<strong>der</strong>n auch<br />
eine ± identische Vegetationsabfolge entlang<br />
dem Feuchtegradienten. Sie werden oft als „subtropische“<br />
Zonen zusammengefaßt. Dieser Terminus<br />
hat jedoch so viele unterschiedliche Bedeutungen,<br />
daß er - zumindest in vegetationskundlicher<br />
Hinsicht - kaum einen definierten<br />
Aussagewert besitzt; wir ersetzen ihn deshalb<br />
durch „peritropisch“, wenn eine gemeinsame<br />
Benennung benötigt wird. Wie in allen extratropischen<br />
Zonen, müssen die semihumiden<br />
Gebiete hier differenziert werden in solche mit<br />
Sommerregen und solche mit Winterregen. In<br />
Sommerregengebieten fällt die hygrisch günstige<br />
mit <strong>der</strong> thermisch günstigen Jahreszeit zusammen,<br />
wodurch <strong>der</strong> Unterschied Sommer/<br />
Winter verstärkt wird; das begünstigt das Auftreten<br />
tropophytischer Lebensformen. Für Winterregengebiete<br />
gilt das Umgekehrte.<br />
Die meisten semihumiden Teile bei<strong>der</strong> Zonen<br />
haben W interregen. Sie tragen einen modifizierten<br />
Lorbeerwald, <strong>der</strong> wegen seines anscheinend<br />
erhöhten Anteils an Sippen mit harten,<br />
skleromorphen Blättern traditionell als<br />
Hartlaubwald bezeichnet wird. In den beiden<br />
m eridionalen W interregengebieten ist <strong>der</strong><br />
Sippenbestand dieser klimatischen Klimax ±<br />
eine trockenresistente Auslese aus <strong>der</strong> nordhemisphärischen<br />
Lorbeerwaldflora; die Flora <strong>der</strong><br />
australen Hartlaubwaldgebiete ist dagegen viel<br />
eigenständiger. Auf edaphischen Extremstandorten<br />
können Koniferen eine große Rolle spielen.<br />
Bereiche mit Sommerregen sind demgegenüber<br />
unbedeutend. Ihre Vegetation zeigt meist<br />
eine Mischung aus Gehölzen des Lorbeerwaldes<br />
mit nemoralen Sommergrünen und/o<strong>der</strong> tropischen<br />
Regengrünen, läßt sich also als Ökoton<br />
zwischen den betreffenden Klimaxgebieten auffassen.<br />
In semiariden Gebieten mit Sommerregen<br />
können auf beson<strong>der</strong>s hierzu geeigneten Böden<br />
Formationen aus hochwüchsigen Gräsern auftreten,<br />
die den nemoralen Steppen (S. 115) ähneln;<br />
nach dem Gebiet ihrer Hauptverbreitung<br />
kann man sie als Pampa bezeichnen. Sonst, vor<br />
allem wo W interregen vorherrscht, ähnelt das<br />
Vegetationsmosaik sehr dem <strong>der</strong> Trockengehölze<br />
in den semiariden Tropen. Es treten
Hygrische Unterglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> thermischen Zonen 115<br />
die gleichen Lebensformen auf, und auch die<br />
Flora enthält oft noch viele Sippen tropischer<br />
Verwandtschaft. Dasselbe gilt auch für die W ü<br />
sten <strong>der</strong> ariden Gebiete. Wie die nähere Analyse<br />
zeigt, ist <strong>der</strong> Sprung in <strong>der</strong> Lebensformengarnitur<br />
an <strong>der</strong> Grenze meridional-nemoral deutlich<br />
größer als an <strong>der</strong> tropisch-meridionalen (zur<br />
Schwierigkeit <strong>der</strong> floristischen Abgrenzung vgl.<br />
S. 95). Dementsprechend sind die tropischen<br />
und peritropischen Trockengehölz- bzw. Wüsten-Formationen<br />
zu je einer klimatischen Klimax<br />
zusammenzufassen, für die man den SammelbegrifF„eurytropisch‘‘<br />
(= tropisch + peritropisch)<br />
benutzen kann.<br />
c<br />
Memórale Zone<br />
Hier liegt das Regenmaximum meistens im Sommerhalbjahr.<br />
Sofern die ganze Vegetationsperiode<br />
humid ist und Dürreperioden nur im Winter<br />
auftreten, wird die Formation des Sommerwaldes,<br />
abgesehen von unbedeutenden floristischen<br />
Unterschieden, dadurch kaum beeinträchtigt.<br />
Zu semihumiden Bedingungen für die Vegetation<br />
kommt es nur dann, wenn auch Teile<br />
<strong>der</strong> Vegetationsperiode arid sind (mit Regenzeit<br />
entwe<strong>der</strong> im Frühjahr o<strong>der</strong> im Hochsommer),<br />
ln diesem Falle zeigen sich größere Abweichungen<br />
vom normalen humiden Sommerwald sowohl<br />
in physiognomischer (lichtes Kronendach<br />
und dichter Strauchunterwuchs) als auch in floristischer<br />
Hinsicht. Doch sind diese Unterschiede<br />
mehr graduell als substantiell, so daß sie keine<br />
eigene Klimaxformation erzeugen.<br />
An<strong>der</strong>s ist die Situation in Gebieten mit prononciertem<br />
W interregen. Wie an <strong>der</strong> Grenze<br />
nemoral-boreal, so wird auch hier die Qualität<br />
des Sommers im Hinblick auf die photosynthetische<br />
Produktion reduziert (hier durch die<br />
Dürre). Folge ist, daß immergrüne Koniferen<br />
konkurrenzüberlegen werden und <strong>der</strong> Sommerwald<br />
durch immergrünen Nadelwald ersetzt<br />
wird. Dieser Nemorale Nadelwald unterscheidet<br />
sich von <strong>der</strong> borealen Dunklen Taiga grundlegend<br />
durch seine an<strong>der</strong>sartige und viel reichere<br />
Flora und ist daher nicht, wie es noch häufig<br />
geschieht, mit dieser zu vereinigen, son<strong>der</strong>n als<br />
eigene Klimaxformation aufzufassen.<br />
Im semiariden Bereich ist die jahreszeitliche<br />
Lage <strong>der</strong> Regenzeit ebenso wichtig, ln Gebieten<br />
mit Sommerregen ist die Klimaxvegetation -<br />
zumindest auf Löß- und Lehmböden, die hier<br />
zufällig auf sehr großen Flächen vorherrschen -<br />
das tropophytische Grasland <strong>der</strong> Steppe. Auf<br />
sehr steinigen und felsigen Böden kann die Steppe<br />
durch Trockengehölze ersetzt werden, die im<br />
übrigen die Klimaxformation <strong>der</strong> Winterregen-<br />
Gebiete sind (vgl. Abb. 139, S. 283). Wie schon<br />
angedeutet, differiert diese Formation hier wesentlich<br />
von ihrem eurytropischen Gegenstück:<br />
es fehlen eine Reihe auffälliger Lebensformen,<br />
wie Sukkulenten und Klein-Schopfbäume, ebenso<br />
wie die frostempfindlichen Sippen tropischer<br />
Herkunft. Dieser Vegetationstyp ist sinnvollerweise<br />
als N em orale Trockengehölze zu bezeichnen<br />
(er tritt allerdings nicht nur unter<br />
nemoralen Klimabedingungen auf, son<strong>der</strong>n<br />
auch in Borealen Gebirgsstufen).<br />
Die Vegetation ari<strong>der</strong> nemoraler Gebiete unterscheidet<br />
sich in entsprechen<strong>der</strong> Weise von <strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> äquatornäheren Zonen; sie wird diesen als<br />
Nemorale W üste gegenübergestellt.<br />
d<br />
Boreale Zone<br />
Im größten Teil <strong>der</strong> Borealen Zone ist das Klima<br />
humid. Große semihumide Gebiete mit<br />
Sommerregen gibt es aber im Inneren Ostsibiriens.<br />
Hier wird die immergrüne Dunkle Taiga<br />
durch tropophytische Lärchenwäl<strong>der</strong> ersetzt.<br />
Dieser sommergrüne Nadelwald, die Helle Taiga,<br />
ist aber möglicherweise nicht nur durch die<br />
Aridität des Winters, son<strong>der</strong>n auch durch die<br />
extrem tiefen Temperaturen bedingt, die selbst<br />
bei den frosthärtesten immergrünen Koniferen<br />
zu Nadelschäden führen können. Beide Waldtypen<br />
werden oft unter dem Oberbegriff „Borealer<br />
Nadelwald“ zusammengefaßt.<br />
Kleine semiaride Bereiche mit Sommerregen<br />
nahe dem Südrand <strong>der</strong> Zone tragen Ausläufer<br />
<strong>der</strong> nemoralen Steppenvegetation.<br />
Semihumide und semiaride Gebiete mit<br />
Winterregen gibt es in <strong>der</strong> Borealen Zone ebensowenig<br />
wie voll aride. Derartige Klimate treten<br />
allerdings in Borealen Höhenstufen südlicherer<br />
Gebirge auf; ihre Klimaxvegetation ist die gleiche<br />
wie unter entsprechenden Verhältnissen in<br />
<strong>der</strong> Nemoralen Zone.<br />
3 Vegetation <strong>der</strong> Gebirge<br />
Die vorstehende Analyse <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> klimatischen<br />
Klimaxvegetation bezieht sich auf die
116 V egetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
S<br />
A«"-<br />
' «iy -"J<br />
großräumige, flächige Differenzierung <strong>der</strong> Tieflagen.<br />
Diese horizontale Glie<strong>der</strong>ung wird aber<br />
vielerorts infolge des Auftretens von Gebirgen<br />
durch eine vertikale Komponente ergänzt und<br />
modifiziert.<br />
Höhere Gebirge beeinflussen Flora und Vegetation<br />
in vielfältiger Weise. Als wichtigste<br />
Charakteristika von Gebirgen sind zu nennen:<br />
(1) Temperaturabnahme mit <strong>der</strong> Höhe.<br />
Diese verläuft meist ziemlich gleichmäßig<br />
mit einem je nach <strong>der</strong> geographischen Lage<br />
und <strong>der</strong>jahreszeit etwas verschiedenen Gradienten<br />
(zwischen 0,3 und 1 °C je 100 m<br />
Anstieg). Bei genügend großer vertikaler<br />
Erhebung kann sie zu einer <strong>der</strong> thermischen<br />
Zonierung analogen vertikalen Stufung fuhren<br />
(siehe unten).<br />
(2) ^iie<strong>der</strong>schlagszunahme mit <strong>der</strong> Höhe.<br />
Sie kann von unten nach oben ± gleichmäßig<br />
sein, o<strong>der</strong> aber in einer bestimmten Höhenlage<br />
ein Maximum erreichen mit Wie<strong>der</strong>abnahme<br />
darüber. Oft führt sie zur Ausbildung<br />
humi<strong>der</strong> Gebirgsstufen über nichthumidem<br />
Tiefland; ist das Tiefland arid, so<br />
kann eine untere Waldgrenze auftreten.<br />
(3) Luv- und Leewirkung.<br />
Gebirge, die in Gebieten mit Vorherrschen<br />
einer bestimmten Windrichtung liegen, zeigen<br />
große mesoklimatische Unterschiede<br />
zwischen Luv- und Leeseiten. Beson<strong>der</strong>s<br />
groß ist diese Wirkung bei quer zur Windrichtung<br />
verlaufenden Kettengebirgen; als<br />
Klimascheide beeinflussen diese auch Klittw^und<br />
Vegetation <strong>der</strong> Umgebung.<br />
(4) /Erhöhte Standortsdiversität.<br />
Durch unterschiedliche Hangneigungen<br />
und Expositionen, wechselnde Gesteinsunterlagen,<br />
Reliefdynamik sowie durch das<br />
dichte räumliche Nebeneinan<strong>der</strong> verschiedener<br />
thermischer und hygrischer Klimate<br />
wird eine Vielzahl von Vegetationstypen ermöglicht,<br />
die auch ökologische Nischen für<br />
, die Erhaltung von Reliktsippen sowie Gej<br />
legenheit zur Artneubildung bieten. Infol-<br />
I gedessen ist die Flora viel reicher als in ana-<br />
: logen Vegetationsgebieten des Tieflandes.<br />
(5) Begünstigung von Pflanzenwan<strong>der</strong>ungen.<br />
Die Standortsdiversität erleichtert auch die<br />
Ausbreitung von Pflanzensippen, was beson<strong>der</strong>s<br />
bei langgestreckten Gebirgsketten<br />
auffällig ist. Die früher oft geäußerte gegenteilige<br />
Vermutung, Gebirge seien Ausbreitungsbarrieren,<br />
ist unrichtig; wenn manche<br />
Gebirgsketten tatsächlich die Arealgrenze<br />
für viele Sippen bilden, dann infolge ihrer<br />
Wirkung als Klimascheide.<br />
Im vorliegenden Zusammenhang sind die durch<br />
(1) bedingten thermischen Vegetationsstufen<br />
w esentlich, die ggf. durch (2) und (3) in<br />
hygrischer Hinsicht modifiziert werden (vgl.<br />
auch Abb. 176, S. 344). Gebirge, die mindestens<br />
eine einer polnäheren Vegetationszone entsprechende<br />
Stufe enthalten, bezeichnen wir als plurizonal.<br />
Die Bedingtheit <strong>der</strong> Stufen ist an sich<br />
leicht verständlich, denn sie folgt natürlich denselben<br />
ökologischen Grundprinzipien wie die<br />
horizontale Vegetationsglie<strong>der</strong>ung.<br />
Trotzdem ist ihre Darstellung in <strong>der</strong> Literatur oft verwirrend,<br />
beson<strong>der</strong>s bezüglich <strong>der</strong> europäischen Gebirge.<br />
Ursache ist, daß viele Autoren sich nicht darüber<br />
im klaren sind, daß es zwei verschiedene wissenschaftliche<br />
Ansätze für solcKeTlöhenstufungen gibt: einen<br />
rein ökologischen, von Vegetationstypen unabhängigen<br />
und einen vegetationskundlichen, an <strong>der</strong><br />
klimatischen Klimax orientierten. Ein Höhenstufenmodell<br />
des ersten Typs ist in Mitteleuropa seit langem<br />
in Gebrauch und wurde hier dann verständlicherweise<br />
mit mitteleuropäischen Vegetationstypen parallelisiert.<br />
Bei seiner Übertragung in klimatisch an<strong>der</strong>e<br />
Gebiete, z. B. die Mediterraneis, wurde diese Parallelisierung<br />
unzulässigerweise beibehalten, was zwangsläufig<br />
zu Unstimmigkeiten führte; diese versuchte man<br />
dann durch die Erfindung zahlreicher neuer, letztlich<br />
überflüssiger Termini zu überbrücken (vgl. z. B. O z e n -<br />
D A 1985). Um dieser Vermischung zweier nicht kompatibler<br />
Prinzipien entgegenzuwirken, wird die ökologische<br />
Höhenstufung hier kurz vorgeführt (Abb.<br />
44). Ihre Kategorien lassen sich wie folgt definieren:<br />
Planar: Tieflagen mit dem zonalen Großklima, Topographie<br />
eben, kaum reliefbedingte Standortsunterschiede.<br />
Kollin; Wie planar, aber durch starkes Kleinrelief erheblich<br />
erhöhte edaphisch-mikroklimatische<br />
Standortsdiversität.<br />
Submontan: Wie kollin, aber durch die Lage im Fußbereich<br />
höherer Gebirge mesoklimatisch begünstigt<br />
durch leicht erhöhte Nie<strong>der</strong>schläge sowie ggf<br />
(infolge Abfließens <strong>der</strong> Kaltluft) weniger ausgeprägte<br />
Temperaturminima.<br />
Montan: gegenüber den unteren Stufen deutlich niedrigere<br />
Temperaturen, höhere Nie<strong>der</strong>schläge und<br />
geringere Sonneneinstrahlung; tägliche und/o<strong>der</strong><br />
jahreszeitliche Temperaturschwankungen herabgesetzt<br />
(Klima stärker „ozeanisch“). Kann je nach<br />
<strong>der</strong> vertikalen Höhenamplitude noch weiter unterteilt<br />
werden (nie<strong>der</strong>-, mittel-, hochmontan;<br />
<strong>der</strong> oberste Abschnitt, in dem ggf <strong>der</strong> Wald sich<br />
auflockert, heißt subalpin).
' 4<br />
Abb. 44: Ökologische Höhenstufung.<br />
Näheres im Text.<br />
Oreal (Wolkenstufe): In Gebirgen mit scharf begrenzter<br />
Lage <strong>der</strong> Wolkenschicht (namentlich in innerund<br />
randtropischen Passatgebieten); die für die<br />
Montanstufe allgemein geltenden Bedingungen<br />
sind hier in extremer Form ausgeprägt. Gewöhnlich<br />
innerhalb <strong>der</strong> montanen Stufe gelegen, aber<br />
keineswegs immer (wie oft dargestellt) <strong>der</strong>en obersten<br />
Abschnitt bildend,<br />
Alpin: In Gebirgen mit Waldbedeckung die Stufe<br />
oberhalb <strong>der</strong> thermischen Waldgrenze. Auch die<br />
alpine Stufe wird oft noch unterteilt (eualpin,<br />
hochalpin; nival oberhalb <strong>der</strong> klimatischen<br />
Schneegrenze; Näheres vgl. S. 322).<br />
Diese Klassifikation ist weltweit anwendbar, unabhängig<br />
von <strong>der</strong> Vegetationszone; angemerkt sei, daß sie<br />
in einer Kategorie, <strong>der</strong> Alpinen Stufe, mit <strong>der</strong> vegetationskundlichen<br />
zusammenfällt.<br />
Die vegetationskundliche Höhenstufung zeigt,<br />
wie angedeutet, im Prinzip Ähnlichkeit mit <strong>der</strong><br />
horizontalen Zonierung. Steigt man aus dem<br />
Tiefland in höhere Gebirgslagen auf, so sinkt<br />
das Jahresmittel <strong>der</strong> Temperatur ähnlich wie von<br />
nie<strong>der</strong>en zu höheren Breiten. Dabei besteht jedoch<br />
zugleich ein großer Unterschied gegenüber<br />
dem thermischen Gradienten Äquator - Pol: die<br />
Ausbildung thermischer Jahreszeiten än<strong>der</strong>t sich<br />
in vertikaler Richtung praktisch nicht. Ob und<br />
in welchem Ausmaße solche vorhanden sind,<br />
ist durch die thermische Zone bedingt, in <strong>der</strong><br />
das Gebirge liegt. Daher weicht die H öhenstufung<br />
teilweise von <strong>der</strong> Breitenzonierung ab,<br />
und auch da, wo sie mit ihr im großen übereinstimmt,<br />
sind die floristischen und ökologischen<br />
Unterschiede zwischen einer Stufe und <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Zone um so größer, je weiter beide<br />
in N-S-Richtung auseinan<strong>der</strong>liegen. In den<br />
meisten Fällen läßt sich die Vegetation <strong>der</strong> H ö<br />
henstufen aber an die Klimax-Vegetationstypen<br />
<strong>der</strong> horizontalen Zonen anschließen (vgl. auch<br />
das Horizontalprofd auf <strong>der</strong> farbigen Vegetationskarte).<br />
Im folgenden wird die Höhenstufung nur<br />
grundsätzlich, d. h. für den Bereich humiden<br />
Klimas, skizziert, also entsprechend wie die thermischen<br />
Vegetationszonen. Beispiele nicht-humi<strong>der</strong><br />
Gebirgsvegetation werden bei <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> einzelnen Regionen sowie bei Abb.<br />
178 (S. 346-378) behandelt.
118 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
a<br />
Alpine Stufe<br />
Die eindeutigste und auffallendste Stufengrenze<br />
in den höheren Gebirgen ist die thermische<br />
Waldgrenze, in den Gebirgen alpine W aldgrenze<br />
genannt. Von Tieflandslage am Rande<br />
<strong>der</strong> Polarzonen steigt sie bis in die Tropen auf<br />
über 3000, teils über 4000 m Meereshöhe an<br />
(vgl. Abb. 45). Wie die polaren Waldgrenzen ist<br />
sie durch die Drosselung <strong>der</strong> photosynthe-tischen<br />
Produktion infolge zu niedriger Temperaturen<br />
während <strong>der</strong> Vegetationsperiode bedingt,<br />
und innerhalb <strong>der</strong> temperierten Zonen<br />
läßt sie sich auch ebenso mit <strong>der</strong> 4-10 °C-lsotherme<br />
des wärmsten Monats parallelisieren. Mit<br />
<strong>der</strong> Verwischung <strong>der</strong> thermischen Jahreszeiten<br />
in nie<strong>der</strong>en Breiten wird das undeutlicher, und<br />
in den inneren Tropen scheint <strong>der</strong> Schwellenwert,<br />
bei dem die Produktion für den Aufbau<br />
von Bäumen nicht mehr ausreicht, etwa bei einem<br />
Jahresmittel von 5 bis 7 °C zu liegen.<br />
Zur Höhenlage <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze ist anzumerken,<br />
daß sich das Diagramm (Abb. 45) nur auf humide<br />
Verhältnisse bezieht. In nicht-humiden Gebieten<br />
liegt die Waldgrenze gewöhnlich höher als in humiden<br />
gleicher Breitenlage. Solche nicht-humiden Bedingungen<br />
sind beson<strong>der</strong>s in den Randtropen weit<br />
verbreitet; bezieht man sie (auch in quantitativer Hinsicht)<br />
mit ein, so erhält man das in <strong>der</strong> Literatur oft<br />
reproduzierte zweigipflige Diagramm von T roll<br />
(1948).<br />
als in den Polarzonen. Die thermischen Verhältnisse<br />
än<strong>der</strong>n sich von den temperierten Zonen,<br />
wo sie noch den polaren ähneln, in Richtung<br />
auf die inneren Tropen grundlegend: hier fuhrt<br />
die Abwesenheit thermischer Jahreszeiten zu<br />
einer zwar ganzjährigen, aber ± täglich durch<br />
Frost beeinträchtigten Vegetationsperiode. Daneben<br />
bestehen auch hygrische Unterschiede,<br />
denn die Alpine Stufe umfaßt auch Gebirgslagen,<br />
die zeitweise o<strong>der</strong> dauernd arid sind. Die<br />
Klimaxformation <strong>der</strong> Tundra zeigt daher in ihren<br />
etagealen Vorkommen eine viel größere Vielfalt<br />
als in den zonalen (vgl. S. 322).<br />
b<br />
Waldstufen in den Extratropen<br />
In den nördlichen temperierten Zonen entspricht<br />
die vertikale Stufung weitgehend <strong>der</strong><br />
horizontalen Zonierung (Abb. 45), die Klimax-<br />
Vegetationstypen sind die gleichen.<br />
Die Boreale Stufe <strong>der</strong> Nemoralen Zone enthält<br />
im humiden Bereich Waldtypen, die sich<br />
von <strong>der</strong> zonalen Taiga nur unwesentlich unterscheiden.<br />
Weiter südlich, in <strong>der</strong> Meridionalen<br />
Zone, nimmt die Artenzahl sehr zu, und die floristische<br />
Zusammensetzung än<strong>der</strong>t sich auch<br />
insofern, als Sippen dominierend werden, die<br />
ihre zonale Verbreitung mehr in den Nemoralen<br />
Nadelwäl<strong>der</strong>n haben. Semihumide Gebiete mit<br />
Winterregen zeigen nur geringe Abweichungen.<br />
In solchen mit Sommerregen können die immergrünen<br />
Koniferen z. T. durch sommergrüne<br />
Nadel- o<strong>der</strong> Laubbäume ersetzt werden; doch<br />
sind Bereiche mit solchen Bedingungen weit
Vegetation <strong>der</strong> Gebirge 119<br />
weit bedeutungslos. Die Vegetation semiari<strong>der</strong><br />
und ari<strong>der</strong> Lagen in <strong>der</strong> Borealen Stufe ähnelt<br />
<strong>der</strong> entsprechen<strong>der</strong> nemoraler Gebiete.<br />
Eine Nemorale Stufe kann naturgemäß nur<br />
in <strong>der</strong> Meridionalen Zone auftreten. Hier sind<br />
alle Variationen <strong>der</strong> zonalen nemoralen Vegetation<br />
in nur wenig verän<strong>der</strong>ter Form wie<strong>der</strong>zufinden.<br />
Eine Schwierigkeit gibt es in semihumiden<br />
Winterregen-Gebieten: hier fließen <strong>der</strong> Nemorale<br />
Nadelwald und die Dunkle Taiga, die in <strong>der</strong><br />
horizontalen Zonierung sowohl räumlich als<br />
auch floristisch deutlich getrennt sind, oft zu<br />
einer untrennbaren Einheit zusammen.<br />
In den höheren Gebirgen <strong>der</strong> Australen Zone<br />
ist logischerweise keine abweichende Waldstufe<br />
über dem Lorbecrwald <strong>der</strong> Tieflagen zu erwarten:<br />
dieser erstreckt sich, allmählich verarmend,<br />
bis an die alpine ebenso wie an die polare Waldgrenze.<br />
Nur im südlichen Südamerika, wo auch<br />
in Tieflagen Anklänge an nemorale Vegetation<br />
auftreten können, ist <strong>der</strong> immergrüne Lorbeerwald<br />
an <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze mancherorts<br />
von einem schmalen Gürtel sommergrüner<br />
Nothofagus^'iXAtr überlagert.<br />
c<br />
Oreotropische Stufe<br />
In den humiden Gebirgen <strong>der</strong> inneren Tropen<br />
zeigt die Stufung keine Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> nordhemisphärischen<br />
Waldzonen (Abb. 45). Der<br />
gesamte Bereich bis zur alpinen Waldgrenze<br />
hinauf ist von immergrünem Laubwald bedeckt,<br />
<strong>der</strong> auf den ersten Blick keine Glie<strong>der</strong>ung in<br />
mehrere Formationen erkennen läßt. Erst genauere<br />
Untersuchung zeigt, daß je nach den<br />
lokalen Gegebenheiten etwa im Bereich zwischen<br />
1000 und 2500 m eine deutliche floristische<br />
Grenze liegt. Hier fallen viele typische Sippen<br />
des Tiefland-Regenwaldes aus, während die<br />
Bedeutung an<strong>der</strong>er stark zunimmt, und außerdem<br />
treten immer mehr extratropische Elemente<br />
hinzu, darunter auch Koniferen.<br />
Soweit die sehr wenigen vorliegenden Klimadaten<br />
eine Verknüpfung erlauben, wird diese<br />
Grenze, vom Tiefland her gesehen, spätestens<br />
dort erreicht, wo die ersten gelegentlichen Fröste<br />
auftreten. Sie wäre demnach den Grenzen<br />
<strong>der</strong> Tropischen gegen die Méridionale und Australe<br />
Zone homolog. Allerdings beginnt <strong>der</strong> floristische<br />
Wandel mancherorts schon wesentlich<br />
tiefer; das scheint umso mehr <strong>der</strong> Fall zu sein,<br />
je humi<strong>der</strong> das Klima ist. Möglicherweise führt<br />
die hier beson<strong>der</strong>s starke Depression <strong>der</strong> Temperaturmaxima<br />
dazu, daß die weniger wärmebedürftigen<br />
Sippen <strong>der</strong> höheren Lagen schon<br />
konkurrenzüberlegen werden, bevor tropische<br />
Elemente durch Minima geschädigt werden.<br />
Zusammen mit <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze umschließt<br />
diese Florengrenze eine tropisch-temperierte<br />
Waldstufe. Daß diese allein (zumindest<br />
überwiegend) aus immergrünem Laubwald besteht,<br />
ist durch das Fehlen stärkerer Fröste unter<br />
-1 0 °G bedingt (solche gibt es, sofern überhaupt,<br />
erst oberhalb <strong>der</strong> Waldgrenze), die das<br />
Vorkommen immergrüner Angiospermen beeinträchtigen<br />
würden.<br />
Der klimatische Hintergrund ebenso wie die<br />
Flora und z. T. auch die Physiognomie des temperierten<br />
Waldes <strong>der</strong> tropischen Höhenstufe<br />
deuten auf eine nahe Verwandtschaft mit den<br />
Lorbeerwäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Meridionalen und Australen<br />
Zone hin, vor allem <strong>der</strong> letzteren, die ja ebenfalls<br />
den ganzen temperierten Bereich umfaßt.<br />
Trotzdem kann man diese Stufe nicht einfach<br />
als Auslieger <strong>der</strong> Australen Zone betrachten. Die<br />
Flora enthält sowohl australe als auch holarktische<br />
Elemente zusammen mit solchen, die<br />
auf tropische Gebirge beschränkt sind, und das<br />
Klima unterscheidet sich von dem bei<strong>der</strong> Zonen<br />
durch das Fehlen <strong>der</strong> thermischen Jahreszeiten.<br />
Daher ist dieser Vegetationstyp als eigene<br />
thermische Klimax, Oreotropischer Wald,<br />
anzusehen, <strong>der</strong> eine selbständige Oreotropische<br />
Stufe bildet.<br />
Ein interessantes Phänomen ist die Ablösung des holarktischen<br />
Typs <strong>der</strong> Höhenstufung durch den tropischen<br />
an <strong>der</strong> Nordgrenze <strong>der</strong> Tropen (Abb. 45). Im<br />
mittleren Teil <strong>der</strong> Meridionalen Zone, z. B. in Südjapan,<br />
beginnt bei etwa 800-1000 m Meereshöhe die<br />
Nemorale Stufe, bedingt durch das Auftreten stärkerer<br />
Fröste, und weiter oben folgt die Boreale Stufe.<br />
Ein Übergang zwischen dieser und <strong>der</strong> tropischen Situation<br />
findet sich auf Taiwan (ähnlich auch im O-<br />
Himalaja und in manchen humiden Gebirgen Mexikos;<br />
vgl. Abb. 178.21-30). Hier wird <strong>der</strong> Tropische<br />
Regenwald <strong>der</strong> Tieflagen bei etwa 700 m durch meridionalen<br />
Lorbeerwald ersetzt, <strong>der</strong> nach oben bis ca.<br />
2000 m Höhe reicht. Der oberste Teil des Gebirges<br />
(von 2900 bis 3600 m) ist von borealem Hfei-Wald<br />
bedeckt. Zwischen diesen beiden Waldformationen,<br />
wo die Nemorale Stufe zu erwarten wäre, treten immergrüne<br />
Laubbäume, sommergrüne Laubbäume und<br />
Koniferen nebeneinan<strong>der</strong> auf, entwe<strong>der</strong> als Mischbestände<br />
o<strong>der</strong> als edaphisch bedingtes Mosaik. Mit<br />
an<strong>der</strong>en Worten, hier werden die Grenzen <strong>der</strong><br />
Nemoralen gegen die Méridionale und die Boreale<br />
?
120 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
Stufe undeutlich, wahrscheinlich weil die Untergrenze<br />
des Auftretens stärkerer Fröste sich dem Niveau <strong>der</strong><br />
Waldgrenze annähert. So wird <strong>der</strong> Ausbildung<br />
nemoraler Vegetation die ökologische Grundlage entzogen.<br />
Noch näher zum Äquator wird die räumliche<br />
Trennung zwischen Lorbeerwald und Nadelwald völlig<br />
aufgehoben, die letzten nemoralen Elemente verschwinden,<br />
und die übrig bleibenden Koniferen werden<br />
in den oreotropischen Laubwald eingeglie<strong>der</strong>t.<br />
Außer den bisher behandelten humiden Bereichen<br />
enthält die Oreotropische Stufe auch den<br />
gesamten hygrischen Gradienten bis hin zum<br />
ariden Klima. Im semihumiden Bereich ist, im<br />
Gegensatz zum tropischen Tiefland, kein typischer<br />
Regengrüner Wald anzutreffen; <strong>der</strong> Wald<br />
bleibt vielmehr weitgehend immergrün. Zwar<br />
werden die Blätter oft im Durchschnitt etwas<br />
kleiner und fester, es tritt also eine gewisse Ähnlichkeit<br />
mit dem Hartlaubwald auf; doch ist eine<br />
Abtrennung als eigene Formation kaum möglich.<br />
Gmnd für das weitgehende Fehlen tropophytischer<br />
Regengrüner ist wohl die klimatische<br />
Ungunst: <strong>der</strong> Unterschied zwischen günstiger<br />
Regen- und ungünstiger Trockenzeit wird kompensiert<br />
durch die andauernd niedrigen Temperaturen,<br />
die gerade in <strong>der</strong> Regenzeit off durch<br />
die häufige Bewölkung noch mehr herabgesetzt<br />
werden. Die Vegetation semiari<strong>der</strong> und ari<strong>der</strong><br />
oreotropischer Bereiche entspricht weitgehend<br />
den Klimaxformationen <strong>der</strong> entsprechenden tropischen<br />
und peritropischen Gebiete.<br />
Obwohl die Oreotropische Stufe, wie ausgeführt,<br />
also nicht als Auslieger <strong>der</strong> Australen o<strong>der</strong><br />
Meridionalen Zone gesehen werden sollte, kann<br />
man sie doch als drittes Element dem diesen<br />
beiden Zonen übergeordneten „peritropischen“<br />
Gebiet (S. 114) hinzufügen.<br />
4 Synopse <strong>der</strong> Klimax-<br />
Formationen<br />
Wie vorstehende Schil<strong>der</strong>ung gezeigt hat, sind<br />
die früher beschriebenen (S. 57), rein physiognomisch<br />
definierten 11 Landvegetations-Formationen<br />
in <strong>der</strong> globalen Vegetationsgliedemng<br />
von sehr unterschiedlicher Gewichtung; manche<br />
von ihnen spielen in diesem Zusammenhang<br />
überhaupt keine Rolle. Unter denjenigen,<br />
die als klimatische Klimax auftreten, sind einige<br />
untereinan<strong>der</strong> so eng verknüpft (in Form lokaler<br />
o<strong>der</strong> regionaler Mosaiken), daß sie zusammengefaßt<br />
werden mußten (so die Graslän<strong>der</strong><br />
i. w. S.); an<strong>der</strong>e hingegen erfor<strong>der</strong>ten wegen ihrer<br />
starken Differenzierung eine Aufteilung (so<br />
die Wäl<strong>der</strong>). Die so modifizierten physiognomischen<br />
Formationen sind jedoch in sich auch<br />
noch nicht einheitlich, son<strong>der</strong>n können jeweils<br />
unter verschiedenen Klimabedingungen (und<br />
mit entsprechend verschiedener Flora) auftreten.<br />
Es resultiert eine erhöhte Zahl von klimatischen<br />
Klimaxformationen, die die Gmndlage für<br />
die detaillierte Darstellung (Teil III) <strong>der</strong> Vegetation<br />
und Flora <strong>der</strong> Erde bilden. Ihre klimaökologische<br />
Bedingtheit zeigt Tab. 28 (S. 113).<br />
Hiervon gibt es bei Einbeziehung <strong>der</strong> Gebirgsstufen<br />
noch leichte Abweichungen, auf die in<br />
<strong>der</strong> folgenden Zusammenstellung verwiesen<br />
wird. Insgesamt sind es 16 Klimaxformationen,<br />
<strong>der</strong>en Verbreitung auf <strong>der</strong> Erde auf <strong>der</strong> farbigen<br />
Vegetationskarte im Anhang dargestellt ist. Sie<br />
gehören 7 physiognomischen Formationen an<br />
(die Zahlen in Klammern entsprechen <strong>der</strong> Numerierung<br />
in Teil III):<br />
Immergrüne Laubwäl<strong>der</strong>:<br />
Tropischer Regenwald (1)<br />
Lorbeerwald (6 )<br />
Hartlaubwald (7)<br />
Oreotropischer Wald (5): in humiden bis<br />
semihumiden temperierten Stufen tropischer<br />
Hochgebirge.<br />
Wechselgrüne Laubwäl<strong>der</strong>:<br />
Sommergrüner Laubwald (9)<br />
Regengrüner Wald (2)<br />
Immergrüne Nadelwäl<strong>der</strong>:<br />
Dunkle Taiga (14): auch in borealen Gebirgsstufen<br />
mit Sommerdürre.<br />
Nem oraler Nadelwald (10)<br />
Wechselgrüne Nadelwäl<strong>der</strong>:<br />
Helle Taiga (15)<br />
Trockengehölze (Offenwald, Trockenbusch):<br />
Eurytropische Trockengehölze (3)<br />
Nemorale Trockengehölze (11): auch in<br />
borealen Gebirgsstufen.<br />
Grasland i. w. S.:<br />
Tundra (16): auch in nicht-ariden alpinen<br />
Stufen.<br />
Pampa (8 )<br />
Steppe (12): auch in borealen Gebirgsstufen.<br />
Wüste i. w. S.:<br />
Eurytropische Wüste (4)<br />
Nemorale Wüste (13): auch in borealen<br />
Gebirgsstufen.<br />
[Polar-Alpine Wüste: die in diesem Klimabereich<br />
auftretenden, teils durch Trok-
Azonale Vegetation 121<br />
kenheit, teils durch Kälte bedingten Wüsten<br />
werden im Rahmen <strong>der</strong> Tundra<br />
(16) mit behandelt.]<br />
5 Azonale Vegetation<br />
Bei <strong>der</strong> Übersicht über die Vegetationsgliedemng<br />
<strong>der</strong> Erde haben wir uns bisher auf die<br />
klimatischen Klimaxformationen beschränkt. Im<br />
Anschluß daran ist noch ein Blick auf die<br />
azonale Vegetation notwendig.<br />
Als azonale Vegetationstypen bezeichnet<br />
man solche, die nicht durch das Großklima,<br />
son<strong>der</strong>n durch edaphische Spezialfaktoren bedingt<br />
sind und daher kein zonales (bzw.<br />
etageales) Areal auf <strong>der</strong> Erde haben. Dabei ist<br />
allerdings zu bedenken, daß auch sie keineswegs<br />
vom Klima unabhängig sind: selbst die<br />
extremsten edaphischen Bedingungen können<br />
die Wirkungen des Klimas nicht ganz ausschalten.<br />
Einen völlig azonalen Vegetationstyp, <strong>der</strong><br />
in allen Klimazonen identisch wäre, gibt es nicht.<br />
Bei weiter Fassung des Begriffes <strong>der</strong> azonalen<br />
Vegetation werden gewöhnlich die folgenden<br />
natürlichen Formationen hierzu gerechnet:<br />
Felsvegetation<br />
Dünenvegetation <strong>der</strong> Küsten<br />
Feuchtwiesen<br />
Flachmoore<br />
Hochmoore<br />
Vegetation <strong>der</strong> Binnengewässer<br />
Vegetation des Meeres.<br />
Hiervon kann man jedoch die fünf ersten nur<br />
als bedingt azonal betrachten. Sie fallen nur innerhalb<br />
<strong>der</strong> Walddomänen als etwas Beson<strong>der</strong>es,<br />
von <strong>der</strong> Klimaxvegetation Verschiedenes auf<br />
Rein physiognomisch entsprechen sie Formationen,<br />
die die zonale Vegetation jenseits <strong>der</strong><br />
hygrischen bzw. thermischen Waldgrenzen bilden<br />
(insofern könnte man sie auch als extrazonal<br />
bezeichnen). Fels- und Dünenvegetation gleichen<br />
in ihrer Struktur manchen Wüstentypen:<br />
es sind edaphisch bedingte Wüsten. Ebenso<br />
ähneln die Feuchtwiesen, Flachm oore und<br />
Hochmoore bestimmten Ausprägungen <strong>der</strong><br />
Pampa-, Steppen- o<strong>der</strong> Tundravegetation. Diese<br />
Vegetationstypen werden daher, so weit es<br />
überhaupt notwendig erscheint, bei <strong>der</strong> detaillierten<br />
Darstellung im Rahmen <strong>der</strong> Klimaxvegetation<br />
mit behandelt. Als Muster für das<br />
edaphisch (und ebenso anthropogen) bedingte<br />
Auftreten solcher azonaler Vegetation vgl. auch<br />
die Behandlung <strong>der</strong> Vegetationstypen Mitteleuropas<br />
in Kapitel III.H.3.b.<br />
Die einzigen echt azonalen Vegetationstypen,<br />
die in allen klimatischen Zonen von <strong>der</strong><br />
klimatischen Klimaxvegetation eindeutig verschieden<br />
sind, sind die <strong>der</strong> Gewässer. Die U n<br />
terschiede beruhen auf dem abweichenden Milieu<br />
und sind daher grundsätzlicher Art. Näheres<br />
hierzu in Kapitel III.G.
Kurzer Abriß <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />
(Paläökologie)<br />
I<br />
Ein Überblick über das historische Werden <strong>der</strong><br />
Pflanzendecke <strong>der</strong> Erde, wie er im Folgenden<br />
zu geben versucht wird, erfor<strong>der</strong>t die Kombination<br />
<strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Erforschung dreier verschiedener<br />
Komponenten:<br />
• <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Landoberfläche<br />
• <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen des Klimas<br />
• <strong>der</strong> Evolution <strong>der</strong> Landpflanzen selbst.<br />
Die Forschungsmethoden und benutzten Indizien<br />
<strong>der</strong> drei beteiligten Disziplinen, <strong>der</strong> Paläogeographie,<br />
Paläoklimatologie und Paläobotanik,<br />
sind im Prinzip sehr verschieden; sie wurden<br />
aber an<strong>der</strong>erseits auch oft aufeinan<strong>der</strong> bezogen,<br />
indem Argumente aus <strong>der</strong> einen in <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en mit benutzt wurden und umgekehrt.<br />
Da schon die innerhalb einer Disziplin gewonnenen<br />
Ergebnisse oft große Anteile an Spekulation<br />
enthalten, ist bei einer Kombination die<br />
wirkliche Beweiskraft oft gering; zudem besteht<br />
die Gefahr von Zirkelschlüssen. Vor Beginn <strong>der</strong><br />
zusammenfassenden Darstellung ist daher ein<br />
kurzer Blick auf die Einzeldisziplinen nötig.<br />
Die mo<strong>der</strong>nen Ansichten über die Geschichte<br />
<strong>der</strong> Landoberfläche gehen letztlich auf die<br />
Theorie <strong>der</strong> Kontinentverschiebung von W ege-<br />
NER (1915) zurück. Sie war von ihm u. a. auf<br />
Grund geomorphologischer (z. B. auffällige<br />
Übereinstimmung des Küstenverlaufs von Südamerika<br />
und Afrika) und biogeographischer Tatsachen<br />
(Arealdisjunktionen, die auf an<strong>der</strong>e<br />
Weise nicht erklärbar schienen) entwickelt worden,<br />
wurde aber anfangs von geologischer und<br />
geographischer Seite weithin abgelehnt (nur<br />
manche Biogeographen hielten sie für diskutabel).<br />
In den letzten Jahrzehnten konnte sie jedoch<br />
durch die mo<strong>der</strong>ne, mit <strong>der</strong> Analyse vieler<br />
verschiedener Parameter arbeitende geotektonische<br />
Forschung weitgehend bestätigt werden<br />
und ist heute als „Plattentektonik“ allgemein<br />
akzeptiert.<br />
Nach dem heutigen Kenntnisstand existierten<br />
bis ins Unterkarbon zwei Landmassen, eine<br />
größere, kompakte im Süden und eine nördliche,<br />
die aus mehreren kleineren, nahe beieinan<strong>der</strong><br />
liegenden Platten bestand und von <strong>der</strong><br />
südlichen durch einen breiten Meeresteil getrennt<br />
war. Im Oberkarbon stießen diese beiden<br />
Teile zusammen (eine Folge davon war die<br />
herzynisch-variszische Gebirgsbildung) und vereinigten<br />
sich zu einem großen Universalkontinent,<br />
<strong>der</strong> Pangäa (Abb. 50.A, S. 128), die in<br />
ähnlicher Form bis in die Trias bestehen blieb.<br />
Ab Ende <strong>der</strong> Trias begann sie sich wie<strong>der</strong> aufzuspalten.<br />
Durch Ausbildung eines schmalen Meeresarmes,<br />
<strong>der</strong> Tethys, entstanden zunächst zwei<br />
Kontinente: das nördliche Laurasia umfaß-te<br />
etwa das heutige Nordamerika und Eurasien<br />
ohne Vor<strong>der</strong>indien und Arabien, das südliche<br />
Gondwana die restliche Landfläche (Abb. 50.B).<br />
Durch weitere Aufteilung entstand schließlich<br />
die heutige Konfiguration; dabei ist aber zu bemerken,<br />
daß bis in die Oberkreide hinein die<br />
meisten Teile so nahe beieinan<strong>der</strong> lagen, daß in<br />
verbreitungsökologischer Hinsicht praktisch<br />
noch eine Pangäa bestand.<br />
Während die Ergebnisse <strong>der</strong> plattentektonischen<br />
Forschung heute recht gut fundiert erscheinen,<br />
sind die Ansichten über die K lim a<br />
entwicklung viel weniger gesichert. Neben zeitlich<br />
und örtlich nur zerstreut auftretenden direkten<br />
Klimaindikatoren wie Vergletscherungsspuren<br />
o<strong>der</strong> Salzabscheidungen sind als relativ<br />
objektives Indiz noch die Sauerstoff-Isotopen<br />
zu nennen, die je nach <strong>der</strong> Temperatur in verschiedenem<br />
Verhältnis in die organische Substanz<br />
eingebaut werden; einigermaßen zuverlässig<br />
läßt sich das aber nur an Hochseesedimenten<br />
untersuchen. Darüber hinaus ist man auf biotische<br />
Kriterien angewiesen. Für die jüngere Zeit<br />
kann man hierfür die Verbreitung rezent noch<br />
existieren<strong>der</strong> Pflanzensippen heranziehen; Voraussetzung<br />
ist allerdings <strong>der</strong>en autökologische<br />
Konstanz, die aber in vielen Fällen gut gesichert<br />
erscheint. Für ältere Zeiten, aus <strong>der</strong>en pflanzlichem<br />
Inventar nichts mehr in die Gegenwart<br />
herüberreicht, hat man versucht, morphologische<br />
und anatomische Merkmale als Klimaindikatoren<br />
zu interpretieren; doch ist die Gefahr<br />
von Fehlschlüssen hier groß, zumal auch<br />
die Schwierigkeit <strong>der</strong> Unterscheidung zwischen<br />
thermischen und hygrischen Einflüssen besteht.<br />
Die Ansichten über den tatsächlichen Ablauf<br />
<strong>der</strong> Klimaentwicklung sind daher vielfach konträr,<br />
und die in <strong>der</strong> nachfolgenden Darstellung<br />
genannten Daten, vor allem die für das Paläo-
Von den ersten Landpflanzen bis zum Steinkohlenwald 123<br />
und Mesozoikum, sind nur als möglich o<strong>der</strong><br />
wahrscheinlich, nicht aber als gesicherte Fakten<br />
zu verstehen.<br />
Uber die Evolution <strong>der</strong> Landpflanzen sind<br />
wir durch die zahlreichen Funde von Makround<br />
Mikrofossilien gut unterrichtet (Abb. 46).<br />
Das bedeutet allerdings nicht, daß es keine offenen<br />
Fragen mehr gäbe. Ein großes Problem<br />
bei <strong>der</strong> Analyse von Fossilfunden ist die<br />
Fragmentation, die bei Pflanzen infolge ihrer<br />
offenen Gestalt im Gegensatz zu Tieren sehr<br />
stark ist. Die einzeln gefundenen Teile - Blätter,<br />
Achsen, Blüten, Früchte, Samen, Sporen,<br />
Epi<strong>der</strong>misfragmente u. a. - werden bei <strong>der</strong> Beschreibung<br />
gewöhnlich zunächst provisorisch<br />
sog. Formgattungen zugeordnet. Ihre Zusammenfugung<br />
kann große Schwierigkeiten machen<br />
und ist oft nur als Ergebnis beson<strong>der</strong>s günstiger<br />
Zufälle möglich, so daß in vielen Fällen die Rekonstruktion<br />
des Gesamtorganismus bisher<br />
nicht gelungen ist. Das gilt beson<strong>der</strong>s für Vertreter<br />
heute nicht mehr existieren<strong>der</strong> Gmppen,<br />
bei denen möglicherweise Merkmalskombinationen<br />
auftraten, die heute unüblich sind, so daß<br />
die Einzelteile nicht als zusammengehörig erkannt<br />
werden. Große Lücken in <strong>der</strong> fossilen<br />
Überlieferung klaffen oft auch gerade da, wo<br />
Bindeglie<strong>der</strong> zwischen gut definierten Großgmppen<br />
des Pflanzenreiches zur Ermittlung <strong>der</strong><br />
Abstammung beson<strong>der</strong>s erwünscht wären.<br />
Wenn schon die Einzeldaten, wie angedeutet,<br />
mit vielen Unsicherheiten behaftet sind,<br />
dann kann erst recht eine hieraus abgeleitete Zusammenschau<br />
im Höchstfälle als einigermaßen<br />
wahrscheinliche Modellvorstellung angesehen<br />
werden. Die hier vorgeführte bemht auf einer<br />
kritischen (aber zwangsläufig nicht von Subjektivität<br />
freien) Auswertung <strong>der</strong> wichtigsten neueren<br />
Darstellungen (vor allem B eck 1976 u. 1988,<br />
Friis etc. 1987, M ägdefrau 1968, M ai 1995,<br />
Schwarzbach 1974, Stanley 1986, Stewart<br />
1983, T henius 1977, Vachrameev etc. 1978, Zimmermann<br />
1959). Zur Abfolge <strong>der</strong> geologischen<br />
Perioden vgl. Abb. 46.<br />
1 Von den ersten Landpflanzen<br />
bis zum Steinkohlenwald<br />
Die ersten Landpflanzen traten ab dem mittleren<br />
Silur auf Wie einige gut erhaltene Fossilien<br />
zeigen, waren es niedrige Kräuter (Abb. 47). Diese<br />
als Psilophyten (Klasse Psilophytopsidä) zusammengefaßten<br />
„Urlandpflanzen“ hatten zwar<br />
noch nicht die charakteristische morphologische<br />
Glie<strong>der</strong>ung in die 3 Gmndorgane, entsprachen<br />
aber in ihrem physiologischen Grundmuster<br />
schon den echten Kormophyten: das Vorhandensein<br />
von Spaltöffnungen, Xylem und basalen<br />
bzw. unterirdischen, <strong>der</strong> Wasseraufnahme dienenden<br />
Teilen deutet auf einen autonomen<br />
Wasserhaushalt. Übereinstimmung mit den echten<br />
Kormophyten besteht auch darin, daß die<br />
gefundenen vegetativen Exemplare Sporangien<br />
mit Meiosporen besaßen, also einer diploiden<br />
(Sporophyten-) Generation angehörten. Über<br />
die Abstammung <strong>der</strong> Urlandpflanzen ist nichts<br />
Genaueres bekannt. Als Vorfahren <strong>der</strong> gesamten<br />
Kormophyten (einschließlich Bryophyten)<br />
kommen aus zytochemischen Gründen nur<br />
Grünalgen in Frage; doch sind echte Übergangsformen<br />
bisher nicht gefunden worden.<br />
Für eine solche, sozusagen eben erst „dem<br />
Wasser entstiegene“ Pflanzengruppe ist zu vermuten,<br />
daß sie auf dem Lande nur an sehr feuchten<br />
Standorten leben konnten. Das wird durch<br />
die Stratigraphie <strong>der</strong> Fossilfunde bestätigt. Die<br />
ersten Vegetationstypen des Landes waren demnach<br />
niedrige Sumpfpflanzengesellschaften, die<br />
wohl eine entfernte Ähnlichkeit mit Binsenbeständen<br />
hatten. Daß das Klima humid und<br />
einigermaßen warm gewesen sein dürfte, ist anzunehmen,<br />
doch weiß man hierüber wenig.<br />
Von den Psilophyten, die selbst bis ins Oberdevon<br />
überlebten, leiteten sich im Laufe des<br />
Devons die drei rezent noch existierenden<br />
Hauptgruppen <strong>der</strong> Pteridophyten (Lycopodiopsida,<br />
Equisetopsida, F ilicopsidd) ab. Hier ist <strong>der</strong><br />
Zusammenhang gut belegt: zahlreiche Fossilien<br />
demonstrieren fast nahtlos den Gestaltwandel<br />
vom ungeglie<strong>der</strong>ten Psilophyten zur typischen<br />
Kormophyten-Dreiglie<strong>der</strong>ung (in klassischer<br />
Form dargestellt in <strong>der</strong> Telomtheorie, Zimmermann<br />
1959). Nach einer Fülle von Zwischenformen<br />
erschienen im Oberdevon in allen drei<br />
Gmppen Vertreter mit <strong>der</strong> typischen Merkmalsausprägung.<br />
Ungeklärt ist hingegen die Abstammung <strong>der</strong> Moose.<br />
Ihre Verwandtschaft mit den Kormophyten ist zwar<br />
unzweifelhaft; aber ihre ersten fossilen Vertreter, die<br />
im Oberdevon auftreten, sind bereits typische Lebermoose<br />
(Laubmoose spätestens ab Perm); irgendwelche<br />
Zwischenformen sind nicht bekannt. Wahrscheinlich<br />
sind auch sie, durch Reduktion <strong>der</strong> sporophytischen<br />
Generation, von den Psilophyten abzuleiten.<br />
Auch ihr poikilohydrischer Wasserhaushalt dürfte eine
124 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />
u<br />
-438-<br />
P s ilo p h . = P s ilo p h y to p s id a , Progymn. = „Progymnospermen'', P e n t. = P e n to x y lo p s id a , C zeka n . = C z e k a n o w s k io p s id a<br />
Zahlen = Millionen Jvh<br />
Abb. 46: Die Hauptgruppen <strong>der</strong> Kormophyten, ihre mutmaßliche Abstammung und ihre relative Bedeutung<br />
in Flora und Vegetation.<br />
Zur Taxonomie vgl. auch Tab. 1, S. 3. - Nach Stewart 1983, Stanley 1986, u. a.<br />
Reduktionserscheinung sein, denn die an manchen<br />
Moossporophyten {Anthoceros, viele Laubmoose) auftretenden<br />
Spaltöffnungen sind eigentlich nur als Atavismus<br />
zu deuten.<br />
bis 15-20 m bzw. 60 cm, A neurophyton (Filic.)<br />
bis 12 m bzw. 1 m (Abb. 48). Das Holz letzterer<br />
und zahlreicher verwandter Sippen, unter dem<br />
Namen C allirylon seit langem gut bekannt (die<br />
Zusammengehörigkeit mit farnartigen Blättern<br />
und Sporangien wurde erst 1960 nachgewiesen),<br />
besitzt ein starkes sekundäres Dickenwachstum<br />
mit ausgedehntem sekundärem Xylem, es zeigt<br />
insgesamt große Ähnlichkeit mit dem <strong>der</strong> Koniferen<br />
(pyknoxyl, vgl. S. 129); Pterophyten mit
Von den ersten Landpflanzen bis zum Steinkohlenwald 125<br />
solchen Stämmen werden deshalb auch als<br />
„Progymnospermen“ bezeichnet und zuweilen<br />
als eigene Klasse abgetrennt. Es darf demnach<br />
angenommen werden, daß spätestens im Oberdevon<br />
bereits große Teile <strong>der</strong> Erdoberfläche bewaldet<br />
waren, und zwar keineswegs nur auf<br />
hygrisch beson<strong>der</strong>s begünstigten Standorten.<br />
Nähere Einzelheiten sind hierüber wegen <strong>der</strong><br />
zu sporadischen Fossilfunde aber nicht bekannt.<br />
Gleiches gilt auch für den unteren Teil des<br />
Karbons. Erst aus dem Oberkarbon liegt dann<br />
eine äußerst reichhaltige fossile Dokumentation<br />
vor, die beste aus dem ganzen Paläozoikum;<br />
Ursachen sind einerseits die günstigen E r<br />
haltungsbedingungen in <strong>der</strong> Steinkohlen-Stratigraphie,<br />
an<strong>der</strong>erseits die intensive Erschließung<br />
durch den Kohleabbau. Für diese Periode sind<br />
daher detaillierte Aussagen sowohl über die Zusammensetzung<br />
<strong>der</strong> Vegetationstypen als auch<br />
über die globale Differenzierung möglich.<br />
Im „Steinkohlenwald“ (Abb. 49) erreichten<br />
die baumförmigen Pteridophyten den Höhepunkt<br />
ihrer Entwicklung. Die auffallendsten<br />
Pflanzengestalten waren das stark gabelig verzweigte<br />
Lepidodendron und die oft unverzweigte,<br />
schopfbaumartige S igillaria, beide Vertreter <strong>der</strong><br />
Lycopodiopsida mit Höhen bis über 30 m. Ihre<br />
1-2 m dicken Stämme waren allerdings sehr primitiv<br />
gebaut, es waren „Parenchymstämme“, die<br />
überwiegend aus einer sehr dicken, parenchymatischen<br />
und sklerenchymatischen Rinde bestanden<br />
und innen nur einen kleinen Xylem-<br />
Kern enthielten (manoxyl, S. 129). Das bedeutete<br />
eine mangelhafte Wasserleitfähigkeit, und<br />
so ist es nicht verwun<strong>der</strong>lich, daß die schmalen,<br />
bis über 1 m langen Blätter nicht nur sehr<br />
xeromorph gebaut waren, son<strong>der</strong>n mit ihrer Ligula<br />
noch ein zusätzliches Organ hatten, das<br />
<strong>der</strong> direkten Aufnahme am Zweig herablaufenden<br />
Regenwassers diente. Große, bis über 20 m<br />
hohe Bäume waren auch die zu den Equisetopsida<br />
gehörenden, im Habitus riesigen Schachtelhalmen<br />
gleichenden Calamitaceen, und auch<br />
aus dem Verwandtschaffskreis <strong>der</strong> F ilicopsida gab<br />
es eine Reihe baumförmiger Vertreter.<br />
Die umfangreiche fossile Uberliefemng erlaubt<br />
auch Aussagen über Struktur und edaphische<br />
Glie<strong>der</strong>ung dieses Vegetationstyps. Die<br />
Abb. 47: Psilophyten als erste Landpflanzen.<br />
1 Cooksonia cakdonica (Obersilur), 2 Steganotheca striata (Obersilur), 3 Rhynia major (Unterdevon), 4 Homeophyton<br />
lignieri (Unterdevon). Höhe etwa 15-50 cm. - Aus Stewart 1983 (1, 2 nach E dwards 1970, 3 nach Kidston &<br />
Lang 1917, 4 nach E ggert 1974).
126 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />
1 m<br />
Ahb. 48: Hochwüchsige Pteridophyten des Oberdevons.<br />
1 Cyclostigma kiltorkense {Lycopodiopsidä), 2 Pseudobornia ursina (Equiselopsida), 3 Aneurophyton sp. (=<br />
Eospermatopteris\ Filicopsidd). - Quellen: 1, 2 M ägdefrau 1968 (2 aus Schweitzer 1967); 3 Stewart 1983 (aus<br />
Andrews 1961).<br />
charakteristischste Ausbildung war ein Bruchbzw.<br />
Flachmoorwald, <strong>der</strong> edaphisch den heutigen<br />
Taxodiunt-SürKpitn <strong>der</strong> nordamerikanischen<br />
Südostkiiste (vgl. S. 266) entsprochen haben<br />
mag. Unter <strong>der</strong> oberen Baumschicht aus L epidodendron<br />
(weithin dominierend) und Sigülaria<br />
fand sich ein Unterwuchs aus kleineren baumförmigen<br />
L y copodiopsidä und vor allem F ilicopsida<br />
(hierunter anscheinend auch Lianen) bis<br />
hinab zu einer an den Stammbasen und z. T.<br />
auch amphibisch wachsenden Krautschicht, in<br />
<strong>der</strong> neben Sippen, die rezenten Selaginella-hxten<br />
sehr ähneln, die eigenartige, zu den Equisetopsida<br />
gehörende Gattung Sphenophyllum eine<br />
Rolle spielte. Auf Standorten mit höherer Uberstauungsintensität<br />
nahm <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Calamiten<br />
an <strong>der</strong> Baumschicht zu, und im eigentlichen<br />
Verlandungsbereich offener Gewässer fanden<br />
sich Calamiten-Reinbestände. Am an<strong>der</strong>en<br />
Ende des Feuchtegradienten, an Stellen mit
Die Zeit <strong>der</strong> Gymnospermen 127<br />
nicht mehr versumpftem Mineralboden, wurde<br />
die Dominanz in <strong>der</strong> Baumschicht hingegen von<br />
Nicht-Pteridophyten, den Cordaiten (S. 129),<br />
übernommen.<br />
2 Die Zeit <strong>der</strong> Gymnospermen<br />
Allerdings sind die gängigen, auch in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
bekannten Vegetationsbil<strong>der</strong> des<br />
Steinkóhlenwaldes trotz ihrer exakten Rekonstmktion<br />
in gewisser Hinsicht irreführend. Denn<br />
dieser Vegetationstyp, aus dem die Steinkohlenflöze<br />
entstanden sind, war eine Pflanzengesellschaft<br />
extremer edaphischer Son<strong>der</strong>standorte<br />
innerhalb <strong>der</strong> damaligen tropischen Klimazone<br />
und daher keineswegs repräsentativ für Flora und<br />
Vegetation <strong>der</strong> gesamten Erde. Auch über diese<br />
haben wir jedoch, infolge <strong>der</strong> intensiven Durchforschung<br />
karbonischer Sedimente auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach Kohle, gute Kenntnisse; insgesamt ist<br />
das Oberkarbon die erste geologische Periode,<br />
für die sich ein einigermaßen schlüssiges Gesamtbild<br />
von Paläogeographie, Klima und Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
entwerfen läßt.<br />
Die damals gerade entstandene Pangäa reichte<br />
von etwa 70°N bis zum Südpol, wobei sich ihr<br />
größerer Teil auf <strong>der</strong> Südhalbkugel befand<br />
(Abb. 50.A). Die weite N-S-Erstreckung dieser<br />
Landmasse hatte eine entsprechende Glie<strong>der</strong>ung<br />
des Wärmeklimas zur Folge, und diese führte<br />
zu einer weltweiten floristischen Differenzierung.<br />
Bevor beides im Zusammenhang besprochen<br />
wird, ist aber zunächst ein Blick auf die<br />
weitere Evolution <strong>der</strong> Pflanzenwelt nötig.<br />
Die spektakulären baumförmigen L ycopodiopsida<br />
des Steinkohlenwaldes waren eigentlich<br />
nichts weiter als Kuriositäten, durch beson<strong>der</strong>e<br />
Umstände ermöglichte extreme Endglie<strong>der</strong> einer<br />
Entwicklungsreihe ohne Zukunft in einer<br />
Abb. 49; Oberkarbonische Landschaft mit Steinkohlenwald (Euramerisches Florengebiet).<br />
Die obere Baumschicht des Sumpfwaldes besteht aus Lepidodendron (stark gabelig verzweigte Kronen) und<br />
Sigülaria (einfache o<strong>der</strong> wenig verzweigte Schopfbäume). Die Baumfarne des Unterwuchses können sporentragende<br />
Filicopsida o<strong>der</strong> Pteridospermen sein, die helophytischen Groß-Schachtelhalme sind Calamiten. Der<br />
Wald am Berghang im Hintergrund wird von Cordaiten gebildet. - Aus Raven etc. 1985.
128 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />
Abb. 50: G estalt <strong>der</strong><br />
L an d ob erfläch e und<br />
Florengebiete (FG) <strong>der</strong><br />
Erde vom Oberkarbon<br />
bis zur Unterkreide.<br />
A; Nach Bildung <strong>der</strong><br />
Pangäa im Oberkarbon,<br />
ca. 300 Mill. Jvh. (Die<br />
Landzusammenhänge<br />
im angarisch-cathaysischen<br />
Bereich sind noch<br />
sehr umstritten.) Kreuzsignatur:<br />
Gebiete mit<br />
verbreiteter Inland-Vergletscherung.<br />
B: Nach Aufspaltung <strong>der</strong><br />
Pangäa in Laurasia und<br />
Gondwana zu Beginn<br />
des Jura, ca. 180 Mill.<br />
Jvh.<br />
C : Unmittelbar vor Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Angiospermen<br />
in <strong>der</strong> Unterkreide,<br />
ca. 135 Mill. Jvh. (Die<br />
floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />
auf <strong>der</strong> Südhalbkugel<br />
wird auch an<strong>der</strong>s gehandhabt.)<br />
In den Randgebieten <strong>der</strong><br />
Kontinente traten oft<br />
örtliche Meerestransgressionen<br />
auf, so daß<br />
die tatsächliche Küstenlinie<br />
nicht immer und<br />
überall mit <strong>der</strong> Grenze<br />
<strong>der</strong> Kontinentalschollen<br />
übereinstimmte. Durch<br />
die Art <strong>der</strong> Projektion<br />
sind die Umrisse in höheren<br />
Breiten stark verzerrt.<br />
- Nach Stanley<br />
1986, S ch uster 1976,<br />
Parrish 1987 u. a.
Die Zeit <strong>der</strong> Gymnospermen 129<br />
Umgebung, die längst von einer höher organisierten<br />
Gruppe, den Gymnospermen, beherrscht<br />
wurde. Wenn man von <strong>der</strong> konvergenten Entstehung<br />
einiger weniger, bereits im Perm wie<strong>der</strong><br />
ausgestorbener samentragen<strong>der</strong> Lycopodiopsida<br />
(Lepidospermen) absieht, leiten sich sämtliche<br />
Samenpflanzen aus dem F ilicopsida-hsi <strong>der</strong> Pteridophyten<br />
ab. Ihre Entwicklung begann im Oberdevon<br />
und führte schon im Karbon zu einer<br />
großen Vielfalt, einschließlich des Erscheinens<br />
erster Vertreter <strong>der</strong> rezenten Gruppe <strong>der</strong> Koniferen<br />
im Oberkarbon.<br />
Nach einem wichtigen vegetativen Merkmal läßt sich<br />
<strong>der</strong> gesamte Komplex <strong>der</strong> (fossilen und rezenten) Gymnospermen<br />
in zwei Gruppen unterteilen, die möglicherweise<br />
parallele Entwicklungsreihen darstellen. Diese<br />
Merkmalsdifferenzierung, die bei den Filicopsida anscheinend<br />
schon vor dem Auftreten <strong>der</strong> Samenbildung<br />
vorhanden war, betrifft die Stmktur des sekundären<br />
Stammzuwachses: Als pyknoxyl bezeichnet man Stämme<br />
mit dickem sekundärem Holzkörper, <strong>der</strong> relativ kleine<br />
Markkomplexe umschließt und selbst von einer nur<br />
dünnen Rinde umgeben ist (Abb. 51.2a; typisches Beispiel<br />
sind die Koniferen, aber auch bereits das devonische<br />
CaUixyhn zeigt diesen Bau). Manoxyle Stämme<br />
bestehen demgegenüber überwiegend aus Gmndgewebe<br />
(Parenchym, Sklerenchym), in das ein einziges bzw. einige,<br />
wenig umfangreiche Xylemkomplexe (auch in<br />
unregelmäßiger Anordnung) eingelagert sind (Abb.<br />
51.1a); rezent gehöiOen hierher nur die Baumfame und<br />
die Gycadeen. Die (durchaus nicht bewiesene) Annahme,<br />
es handele sich dabei um zwei streng getrennte<br />
Entwicklungslinien, ist eines <strong>der</strong> Argumente für die neuerdings<br />
oft praktizierte Aufteilung <strong>der</strong> Gymnospermen<br />
in „Coniferophytina“ und „Cycadophytind'.<br />
Als älteste Gymnospermengruppe erscheinen im<br />
Oberdevon die Pteridosperm en. Es waren<br />
Pflanzen von vollständig farnartigem Habitus,<br />
oft kleine Bäume mit manoxylem Stamm (Abb.<br />
51.1), an <strong>der</strong>en meist sehr großen, mehrfach<br />
gefie<strong>der</strong>ten Blättern (Wedeln) einzelne Fie<strong>der</strong>n<br />
o<strong>der</strong> Fie<strong>der</strong>komplexe in Mikro- bzw. Megasporangienträger<br />
umgewandelt waren; die Megasporangien<br />
waren bereits vollkommen typische<br />
Samenanlagen. (Diese fertilen Teile sind die einzigen<br />
Kennzeichen <strong>der</strong> Gruppe; sterile Fragmente<br />
sind von „echten“, sporenverbreiteten Farnen<br />
nicht zu unterscheiden). Im Karbon erreichten<br />
die Pteridospermen den Höhepunkt ihrer Entwicklung<br />
mit zahlreichen gut belegten Formen;<br />
auch viele „Farne“ des Steinkohlenwaldes gehören<br />
sicher o<strong>der</strong> vermutlich zu dieser Gruppe. Sie<br />
starben dann bereits im Perm aus, gelten aber<br />
als Vorfahren <strong>der</strong> Cycadeen-Verwandtschaft.<br />
Die zweite frühe Gruppe sind die Cordaiten.<br />
Nach unsicheren Vorläufern im Oberdevon entwickelten<br />
sie sich im Karbon und hatten im<br />
Oberkarbon nicht nur einen hohen Anteil an<br />
<strong>der</strong> Flora, son<strong>der</strong>n spielten als hochwüchsige<br />
Bäume (bis > 30 m; Abb. 51.3) auch eine wichtige<br />
Rolle in <strong>der</strong> Vegetation. Mit ihren pyknoxylen<br />
Stämmen, einfachen (allerdings sehr großen,<br />
bis > 1 m lang) Blättern und Fortpflanzungsorganen,<br />
die nicht an planierten Blättern saßen<br />
und sich mit denen <strong>der</strong> Koniferen homologisieren<br />
lassen, gelten sie als nahe Verwandte dieser<br />
Gruppe. Auch sie starben schon im Perm<br />
wie<strong>der</strong> aus.<br />
Mit <strong>der</strong> Familie <strong>der</strong> V oltziaceae {Lebachiaceae)<br />
treten im Oberkarbon aber auch schon die ersten<br />
echten Koniferen auf. Im Habitus wohl<br />
etwa an Araukarien erinnernd, hatten sie noch<br />
sehr ursprüngliche Fortpflanzungsorgane; gerade<br />
diese sind aber von beson<strong>der</strong>er theoretischer<br />
Bedeutung, da sie infolge ihrer Zwischenstellung<br />
zwischen denen <strong>der</strong> Cordaiten und den rezenten<br />
Koniferenzapfen <strong>der</strong>en morphologische Interpretation<br />
(im Sinne <strong>der</strong> Telomtheorie) ermöglichen.<br />
Schließlich ist noch <strong>der</strong> Verwandtschaftskreis<br />
von G lossopteris zu nennen. Auch diese, überwiegend<br />
südhemisphärische Gruppe, die ihre<br />
Optimalphase in Perm und Trias erreichte, war<br />
im Oberkarbon schon vorhanden. G lossopteris<br />
ähnelte vegetativ den Cordaiten: wie diese hatte<br />
sie pyknoxyle Stämme und einfache, wenn<br />
auch kleinere Blätter (Abb. 51.2). Die Fortpflanzungsorgane<br />
waren jedoch blattbürtig und ähnelten<br />
denen mancher Pteridospermen, so daß<br />
<strong>der</strong> Anschluß dieser Sippen ganz unsicher ist.<br />
Wie erwähnt, waren die Gymnospermen im<br />
Oberkarbon in <strong>der</strong> Vegetation <strong>der</strong> Erde bereits<br />
weithin dominierend. Dabei läßt sich eine deutliche,<br />
mit Sicherheit klimatisch bedingte floristische<br />
Differenzierung erkennen, die eine Glie<strong>der</strong>ung<br />
in mehrere Florengebiete ermöglicht<br />
(Abb. 50.A).<br />
Floristisch weitaus am reichsten war <strong>der</strong> Bereich,<br />
in dem auch die Steinkohlenwäl<strong>der</strong> lagen.<br />
Er umfaßte in <strong>der</strong> Hauptsache Europa und O-<br />
Nordamerika und wird danach als Euramerisches<br />
Florengebiet bezeichnet. Nach allen Indizien<br />
war das Klima sehr warm und zugleich<br />
feucht, d. h. es handelte sich um die damalige<br />
feucht-tropische Zone. Klimaxvegetation war<br />
offensichtlich ein hochwüchsiger Wald aus<br />
Cordaiten (in <strong>der</strong>en pyknoxylem Holz finden
130 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />
sich hier keine Jahrringe) mit Unterwuchs aus<br />
Pteridospermen sowie krautigen Pteridophyten<br />
ähnlich wie im Steinkohlenwald.<br />
Ähnlich, aber insgesamt etwas artenärmer war<br />
das östlich anschließende Cathaysische Florengebiet.<br />
Auch hier gab es Steinkohlenwäl<strong>der</strong>; das<br />
Klima scheint zwar ebenso warm, aber weniger<br />
feucht (periodisch?) gewesen zu sein.<br />
Stärker abweichend war das Angara-Florengebiet,<br />
das mit Ostsibirien wohl den ± extratropischen<br />
Teil <strong>der</strong> damaligen Nordhalbkugel<br />
umfaßte. Zwar wurde auch hier Steinkohle gebildet<br />
(z. B. im Revier von Kuzneck), aber unter<br />
den flözbildenden Fossilien fehlen völlig die<br />
typischen Lepidodendren und Sigillarien. Die<br />
Klimaxvegetation bestand anscheinend aus<br />
Cordaiten, Koniferen und Pteridospermen; darunter<br />
gibt es viele euramerische Elemente, doch<br />
treten auch eine Reihe endemischer Gattungen<br />
auf. Das Holz <strong>der</strong> pyknoxylen Bäume zeigt z. T.<br />
deutliche Jahrringe. Es gab also Jahreszeiten, die<br />
vermutlich thermisch bedingt waren. Ob auch<br />
eine hygrische Periodizität existierte, ist unbekannt;<br />
immerhin gibt es mancherorts petrographische<br />
Hinweise auf eine gewisse Aridität.<br />
Die drei bisher besprochenen Florengebiete<br />
werden zuweilen zu einem „Arktokarbonischen<br />
Florenreich“ (Vachrameev etc. 1978) zusammengefaßt.<br />
Das ist insofern berechtigt, als sie<br />
doch viele Gemeinsamkeiten zeigen, vor allem<br />
gegenüber dem völlig abweichenden südlichen<br />
Gondwana-Florengebiet (bzw. Florenreich).<br />
Dieses trägt seinen Namen nach <strong>der</strong> zentralindischen<br />
Landschaft Gondwana, in <strong>der</strong> eine lückenlose stratigraphische<br />
Folge vom Oberdevon bis zur Oberkreide<br />
erschlossen ist. Schon bei ihrer ersten Beschreibung<br />
(um 1880) erregten die dortigen Fossilien wegen ihrer<br />
Verschiedenheit vom bisher Bekannten großes Aufsehen,<br />
das sich noch steigerte, als sich herausstellte, daß<br />
dieselbe Flora auch auf allen vier heutigen Südkontinenten<br />
auftritt. Der Name Gondwanaland wurde<br />
dann später für den vereinigten Südkontinent eingeführt.<br />
Die oberkarbonische Gondwana-Flora hatte mit<br />
<strong>der</strong> arktokarbonischen zwar einige Vertreter <strong>der</strong><br />
Cordaiten gemeinsam, sonst ist sie aber bezüglich<br />
<strong>der</strong> Bäume ganz abweichend und auch sehr<br />
viel artenärmer. Leitfossilien sind die Glossopterideen.<br />
Auffallend ist das Fehlen manoxyler<br />
Bäume; die pyknoxylen besaßen sehr deutliche<br />
Jahrringe. Nach diesem und weiteren Indizien<br />
war das Klima extratropisch-humid mit ausgeprägten<br />
thermischen Jahreszeiten. Das läßt das<br />
Auftreten laubwerfen<strong>der</strong> (sommergrüner) Bäume<br />
erwarten. Im Gegensatz zu den Farnbäumen<br />
mit ihren riesigen Wedeln und den auch recht<br />
großblättrigen Cordaiten ist dieses Verhalten bei<br />
den Glossopterideen mit ihren relativ kleinen<br />
(meist 10-20 cm) Blättern denkbar (übrigens sind<br />
auch Knospenschuppen gefunden worden),<br />
doch ist hierüber nichts Näheres bekannt. Im<br />
südlichsten Teil <strong>der</strong> Landmasse befand sich eine<br />
ausgedehnte Inlandvergletscherung, <strong>der</strong>en Spuren<br />
(Moränen, Gletscherschliffe) in allen Teilbereichen<br />
gut dokumentiert sind; vor allem in<br />
<strong>der</strong> Übergangszeit zum Perm scheint es auch<br />
stärkere Wärmeschwankungen mit Gletschervorstößen<br />
und -rückzügen ähnlich wie im Pleistozän<br />
gegeben zu haben.<br />
Nachdem die Gymnospermen so im Oberkarbon<br />
schon weithin das Übergewicht in <strong>der</strong><br />
Baumschicht <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> erlangt hatten, übernahmen<br />
sie im Laufe des anschließenden Perms<br />
die absolute Dominanz. Vom Beginn dieser Periode<br />
an wurde das Klima, vor allem in den tropischen<br />
Gebieten, anscheinend erheblich trokkener.<br />
Das führte zum raschen Aussterben <strong>der</strong><br />
nur unter optimalen Feuchtebedingungen lebensfähigen<br />
baumförmigen L ycopodiopsida.<br />
Auch die Pteridospermen (und ebenso baumförmige<br />
Farne mit „normaler“ Fortpflanzung)<br />
verschwanden im Unterperm (Rotliegenden)<br />
nach und nach, und gleiches gilt für die baumförmigen<br />
Calamiten. Deren krautige Nachkommen,<br />
die allmählich zu Equisetum überleiten,<br />
waren aber weiterhin bevorzugte Besiedler von<br />
Sümpfen und Ufern. An<strong>der</strong>e E quisetopsida waren,<br />
zusammen mit einer großen Vielfalt niedriger<br />
Farne, im krautigen Unterwuchs <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong><br />
vertreten, während die L ycopodiopsida von<br />
nun an keine große Rolle mehr spielten. Mancherorts<br />
(vor allem im Bereich <strong>der</strong> Angara-Flora)<br />
erschienen jetzt erstmals Moose in größerer<br />
Menge.<br />
Auch die im Oberkarbon so wichtigen, als<br />
Pyknoxyle in ihrem Wasserhaushalt eigentlich<br />
günstiger gestellten Cordaiten waren offensichtlich<br />
nicht fähig, sich an stärkere Aridität anzupassen,<br />
und überlebten nur bis ins Oberperm.<br />
Sie wurden ersetzt durch Koniferen, <strong>der</strong>en Basisgruppe,<br />
die V oltziales, nunmehr in großer<br />
Menge und Diversität auftraten und weithin die<br />
Vegetation beherrschten.<br />
Die bisher skizzierten permischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
betrafen die „arktokarbonischen“ Florengebiete,<br />
wobei sie im euramerischen Gebiet
Die Zeit <strong>der</strong> Gymnospermen 131<br />
Abb. 51: Paläozoische Gymnospermen.<br />
1 MeduUosa {Pteridospermae, Oberkarbon), a Querschnitt durch den manoxylen Stamm; 2 Glossopteris (Perm), a<br />
Querschnitt durch die pyknoxyle Wurzel; 3 Verschiedene Cordaites-Arten (Oberkarbon), a Zweig mit Fortpflanzungsorganen.<br />
- Qiellen: 1, 2 Stewart 1983 (2 nach G ould etc. 1977); 3 G rand’E ury 1877.<br />
beson<strong>der</strong>s früh einsetzten. Abweichend war die<br />
Entwicklung im gondwanischen Florengebiet,<br />
dessen Klimaverhältnisse sich gegenüber dem<br />
Oberkarbon wohl kaum än<strong>der</strong>ten. Hier blieben<br />
die Glossopterideen nicht nur die dominieren-<br />
de Gymnospermengruppe, son<strong>der</strong>n gelangten<br />
sogar zum Höhepunkt ihrer Entfaltung; demgegenüber<br />
spielten Koniferen hier noch keine<br />
Rolle,
132 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />
Die folgenden geologischen Perioden Trias,<br />
Jura und Kreide, gemeinhin als Mesozoikum<br />
zusammengefaßt, sind paläogeographisch dadurch<br />
gekennzeichnet, daß sich <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />
<strong>der</strong> Pangäa aus dem Bereich <strong>der</strong> Südhalbkugel<br />
allmählich in Richtung auf den Äquator<br />
verlagerte. So lag <strong>der</strong> Südpol nicht mehr<br />
auf dem Festland, und die bisher in seinem Umkreis<br />
vorhandenen Inlandeismassen konnten<br />
abschmelzen. Folge davon war ein zunächst<br />
langsamer, ab Jura stärkerer weltweiter Temperaturanstieg.<br />
Auch das Nie<strong>der</strong>schlagsregime<br />
wurde beeinflußt: das Vorhandensein einer großen,<br />
kompakten Landmasse in den tropischen<br />
und gemäßigten Zonen führte nach Ansicht vieler<br />
Klimatologen zur Ausbildung eines Monsunklimas,<br />
das sich im Perm schon andeutete und<br />
in Trias und Jura auf großen Teilen <strong>der</strong> Landoberfläche<br />
geherrscht haben soll.<br />
Inzwischen entstand ab Ende <strong>der</strong> Trias im<br />
äquatorialen Bereich, von Ost nach West fort<br />
schreitend, <strong>der</strong> Meeresarm <strong>der</strong> Tethys, womit<br />
die Zeit <strong>der</strong> Pangäa zu Ende war (Abb. 50.B).<br />
Während das nördlich davon liegende Laurasia<br />
noch bis zum Beginn des Tertiärs ± erhalten<br />
blieb, spaltete sich das südliche Gondwanaland<br />
schon ab Ende des Jura weiter auf (Abb. 50.C).<br />
Durch diese Zerrüttung <strong>der</strong> Landmasse verschwanden<br />
die Voraussetzungen des Monsunklimas,<br />
so daß dieses in <strong>der</strong> Unterkreide sein<br />
Ende fand; für die Kreidezeit wird weltweit keine<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsperiodizität angenommen (vgl.<br />
S. 137).<br />
In <strong>der</strong> Pflanzenwelt brachte das Mesozoikum<br />
eine starke Diversifizierung <strong>der</strong> Gymnospermen.<br />
Als wichtigste Waldbäume bauten die Koniferen<br />
ihre dominierende Stellung weiter aus. Neben<br />
den vom Oberkarbon bis zum mittleren Jura<br />
überdauernden Voltziales traten in <strong>der</strong> oberen<br />
Trias schon mehrere <strong>der</strong> rezent noch vorhandenen<br />
Familien auf; im Jura sind diese dann alle<br />
vorhanden, und manche Fossilien lassen sich
Die Zeit <strong>der</strong> Gymnospermen 133<br />
schon heutigen Gattungen zuordnen {A raucaria,<br />
A throtaxis, C unningham ia, Torreya). Jura und<br />
Unterkreide waren die absolute Blütezeit <strong>der</strong><br />
Koniferen, ihre Artenzahl betrug damals sicher<br />
ein Mehrfaches <strong>der</strong> heutigen; mit dem Auftreten<br />
<strong>der</strong> Angiospermen begann dann ihr Rückgang.<br />
Zwar insgesamt geringere Bedeutung, aber<br />
einen ähnlichen Verlauf <strong>der</strong> Evolutionsgeschichte<br />
hatten auch die Ginkgogewächse und die<br />
Cycadeen: erstes, wenn auch nur vereinzeltes<br />
Auftreten seit dem Perm, Zunahme in <strong>der</strong> Trias,<br />
größte Vielfalt in Jura und Unterkreide, und<br />
dann Absinken auf den Status überlebter Relikte.<br />
Daneben gab es noch weitere mesozoische<br />
Gmppen, die die Gegenwart nicht mehr erlebt<br />
haben, so die vielgestaltigen Bennettiteen sowie<br />
die aus <strong>der</strong> fossilen Überlieferung z. T. nur ungenügend<br />
bekannten Gaytonieen, Pentoxyleen<br />
und Czekanowskieen.<br />
In <strong>der</strong> floristischen Glie<strong>der</strong>ung zeigte sich<br />
gegenüber dem Perm zunächst wenig Ändemng.<br />
Erst ab <strong>der</strong> mittleren Trias wirkte sich die Erwärmung<br />
auf dem Südteil <strong>der</strong> Landmasse dahingehend<br />
aus, daß die Son<strong>der</strong>stellung <strong>der</strong><br />
Gondwana-Flora verlorenging: die bisher herrschenden<br />
Glossopterideen nahmen rasch ab und<br />
starben schon im unteren Jura aus, und wie<br />
schon im übrigen Teil <strong>der</strong> Landoberfläche ging<br />
die Dominanz an die Koniferen über. Insgesamt<br />
gab es dann im weiteren Mesozoikum eine floristische<br />
Dreigliedemng auf niedrigerem Niveau:<br />
einem mittleren, die sich allmählich noch verbreiternde<br />
Tropische Zone umfassenden Euramerischen<br />
(o<strong>der</strong> Eurosinischen) Florengebiet<br />
standen zwei gemäßigte gegenüber, das Sibirische<br />
(später Sibirisch-Kanadische) Florengebiet<br />
im N und das Gondwana-Florengebiet im S,<br />
jetzt zuweilen auch Australisches Florengebiet<br />
genannt (Abb. 50.B,G).<br />
Wie sah nun die mesozoische Vegetation im<br />
einzelnen aus? Wenn auch die fossile Überlieferung<br />
bei manchen Pflanzengruppen so fragmentiert<br />
ist, daß eine Rekonstruktion ihrer Lebensform<br />
bisher noch nicht möglich war, so gibt<br />
es doch genügend Indizien, um zumindest für<br />
die Optimalphase (Jura-Unterkreide) ein ungefähres<br />
Bild zu entwerfen (Abb. 52). Waldbildner<br />
in <strong>der</strong> Tropischen Zone waren die Koniferen,<br />
wobei insbeson<strong>der</strong>e die Taxodiaceen und die<br />
ihnen (als Vorläufer?) nahestehenden Cheirolepidaceen,<br />
aber auch Cupressaceen und Araucariaceen<br />
die Hauptrolle gespielt haben dürften.<br />
Unter <strong>der</strong> Koniferen-Baumschicht bildeten niedrigere<br />
Gehölze, vor allem schopfbaumartige<br />
Abb. 53: Niedrigwüchsige Bennettiteen.<br />
1 Wielandiella (Obere Trias), 2 Williamsonia (Unterer Jura). Die Fortpflanzungsorgane („Blüten“) stehen<br />
endständig, so daß die Sprosse sympodial verzweigt sind. Vermutlich die ältesten krautigen Samenpflanzen. -<br />
Quellen: 1 Nathorst 1909; 2 M ägdefrau 1968 (aus T homas 1916).
W h>- r<br />
134 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation
Entstehung und Diversifiziemng <strong>der</strong> Angiospermen 135<br />
Cycadeen und Bennettiteen, eine „Strauchschicht“,<br />
dies um so mehr, je lichter <strong>der</strong> Wald<br />
war; unter beson<strong>der</strong>s ariden Bedingungen sind<br />
auch niedrige Offenwäl<strong>der</strong> aus den oft sehr<br />
xeromorph anmutenden Vertretern dieser Gruppen<br />
denkbar. Einige niedrige Bennettiteen (Abb.<br />
53) dürften auch an <strong>der</strong> Krautschicht beteiligt<br />
gewesen sein, die i. ü. aus Pteridophyten (wohl<br />
überwiegend Farnen) bestand. Die Bäume <strong>der</strong><br />
tropischen Wäl<strong>der</strong> weisen allgemein keine Jahrringe<br />
auf, was zumindest für die Juraperiode zu<br />
<strong>der</strong> durch an<strong>der</strong>e Indizien gestützten Annahme<br />
eines Monsunklimas im Wi<strong>der</strong>spmch steht. In<br />
den gemäßigten Zonen waren den Koniferen in<br />
<strong>der</strong> Baumschicht oft in größerer Menge Ginkgogewächsc<br />
(die allerdings auch in den Tropen<br />
vorkamen) beigemischt. An<strong>der</strong>erseits fehlten<br />
hier weitgehend die Bennettiteen und Cycadeen<br />
(letztere sind ja auch rezent ± auf die Tropen<br />
beschränkt); als niedrige Gehölze <strong>der</strong> Strauchschicht<br />
wurden sie anscheinend durch Caytonieen<br />
vertreten. Die Bäume zeigen hier deutliche<br />
Jahrringe, und für die Ginkgogewächse liegt<br />
auch die Annahme <strong>der</strong> sommergrünen Lebensform<br />
nahe. Letztere ist auch bei den im sibirischen<br />
Gebiet häufigen Czekanowskieen wahrscheinlich<br />
(diese fehlten ebenso wie die Pinaceen<br />
im südlich-gemäßigten Florengebiet).<br />
Die Behandlung <strong>der</strong> mesozoischen Vegetation<br />
kann nicht abgeschlossen werden, ohne einen<br />
ökologischen Faktor zu erwähnen, <strong>der</strong> hier<br />
erstmalig in größerem Ausmaße in Erscheinung<br />
tritt: den Einfluß pflanzenfressen<strong>der</strong> Großtiere,<br />
nämlich <strong>der</strong> Dinosaurier (Abb. 54). In <strong>der</strong> mittleren<br />
Trias noch aus wenigen kleinen Arten (von<br />
etwa 30 cm Körperlänge) bestehend, nahm diese<br />
Grappe bald einen raschen Aufschwung, sowohl<br />
bezüglich <strong>der</strong> Artenzahl als auch <strong>der</strong> Körpergröße.<br />
Gegen Ende <strong>der</strong> Trias wurden schon<br />
6 m Länge erreicht, und im Laufe von Jura und<br />
Kreide entstanden zahlreiche Arten von über<br />
10 m Länge (D iplodocus bis 26 m). Für die Oberkreide<br />
wurde berechnet, daß etwa 50-80 % aller<br />
pflanzenfressenden Wirbeltierarten Großtiere<br />
mit über 1000 kg Gewicht waren. Als wechselwarme<br />
Reptilien (von einigen Arten wird auch<br />
vermutet, daß sie homöotherm waren) konzentrierten<br />
sie sich in <strong>der</strong> tropischen Zone, allerdings<br />
wohl vorwiegend in <strong>der</strong>en randlichen Teilen.<br />
Das sehr heiße und trockene Klima <strong>der</strong> inneren<br />
Tropen (S. 137) dürfte ihnen nicht nur<br />
wegen zu geringer Produktion an freßbarer Pflanzenmasse<br />
weniger zugesagt haben, son<strong>der</strong>n auch<br />
deshalb, weil für ihre riesigen, mit wenig transpirieren<strong>der</strong><br />
Oberfläche versehenen Körper die<br />
Gefahr des Hitzestaues bestand. In den Randtropen<br />
traten sie anscheinend z. T. in Herden<br />
auf (ähnlich den heutigen Säugetierherden in<br />
Ostafrika). Daß hierdurch große Schäden in <strong>der</strong><br />
Vegetation angerichtet wurden, liegt auf <strong>der</strong><br />
Hand; vor allem in Gegenden, wo <strong>der</strong> Klimaxwald<br />
ohnehin infolge geringer Humidität labil<br />
war, ist die Ausbildung einer biotischen Klimax<br />
entsprechend den rezenten Savannen zu erwarten.<br />
Bekannt ist hierüber jedoch nichts, und es<br />
ist auch schwer vorzustellen, welche Pflanzensippen<br />
in solchen „Savannen“ die Rolle <strong>der</strong> heutigen<br />
Gräser übernommen haben könnten.<br />
Ebenso weiß man auch nichts über die Futter-<br />
Präferenzen <strong>der</strong> pflanzenfressenden Saurier. Es<br />
erscheint nicht unmöglich, daß manche typischen<br />
Eigenschaften <strong>der</strong> Koniferen, so die harten<br />
skleromorphen Blätter und die Harzkanäle,<br />
als Schutzanpassungen gegen Freßfeinde entstanden<br />
sind.<br />
3 Entstehung und Diversifizierung<br />
<strong>der</strong> Angiospermen<br />
Die meisten wichtigen Gymnospermen-Gruppen<br />
erschienen in Form früher Vertreter bzw.<br />
Vorläufer schon lange bevor sie größere Bedeutung<br />
in <strong>der</strong> Vegetation erlangten. An<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong><br />
höchstentwickelten Pflanzengmppe, den Angiospermen:<br />
sie treten im oberen Teil <strong>der</strong> Unterkreide<br />
ganz plötzlich in Erscheinung, entwikkeln<br />
sehr schnell eine große Formenfülle und<br />
übernehmen schon bald weltweit die Dominanz.<br />
Zwar hat man mehrfach geglaubt, frühe Angiospermen<br />
(-Vorläufer) schon im Jura gefunden<br />
zu haben, doch erwiesen sich solche Vermutungen<br />
bisher stets als unzutreffend o<strong>der</strong><br />
zumindest nicht verifizierbar. Auch die phylogenetische<br />
Herkunft <strong>der</strong> Angiospermen liegt im<br />
Dunkeln; zwar ist anzunehmen, daß sie irgendwie<br />
aus dem vielgestaltigen Formenkreis <strong>der</strong><br />
mesozoischen Gymnospermen hervorgegangen<br />
sind, doch gibt es keine eindeutigen Anknüpfungen.<br />
Die ersten Fossilien, die eindeutig den<br />
Angiospermen zugeordnet werden können, sind<br />
Pollenfunde aus dem Barreme (zur Stratigraphie<br />
von Kreide und Tertiär vgl. Abb. 55). Makrofossilien<br />
sind aus <strong>der</strong> nächsten Periode, dem Apt,<br />
nachweisbar, wo sie 5 % <strong>der</strong> insgesamt bekann-
Entstehung und Diversifizierung <strong>der</strong> Angiospermen 137<br />
ten fossilen Pflanzenarten ausmachen. Der Anteil<br />
steigt dann rasch an und erreicht bereits im<br />
Cenoman etwa 80 %. ln dieser Periode sind auch<br />
schon über 60 verschiedene Angiospermenfamilien<br />
nachgewiesen. Bis ins Eozän erhöht sich<br />
ihre Zahl auf über 150 (Abb. 55). Bedenkt man,<br />
daß für viele <strong>der</strong> insgesamt unterschiedenen ca.<br />
350 rezenten Familien eine gute Fossilisierung<br />
bzw. die Auffindung von Fossilien unwahrscheinlich<br />
ist, weil sie z. B. eine ungeeignete<br />
Konsistenz, ungeeignete Standorte o<strong>der</strong> zu geringe<br />
Artenzahl bzw. Verbreitung haben, so erscheint<br />
die Annahme berechtigt, daß die ganze<br />
Vielfalt <strong>der</strong> Angiospermen spätestens im Eozän<br />
vorhanden war. Wie nähere Betrachtung zeigt,<br />
bestand <strong>der</strong> Gesamtvorgang <strong>der</strong> Diversifizierang<br />
<strong>der</strong> Angiospermen aus zwei Phasen, die sich<br />
durch die herrschenden Umweltbedingungen<br />
unterscheiden; die Grenze liegt an <strong>der</strong> Wende<br />
Kreide / Tertiär.<br />
Die Verhältnisse in <strong>der</strong> Kreidezeit knüpfen<br />
an das bereits Skizzierte an. Die seit <strong>der</strong> Trias<br />
im Gange befindliche Erwärmung erreichte in<br />
<strong>der</strong> Oberkreide ihren Höhepunkt, und die Zeit<br />
vom Campan bis zum mittleren Eozän (ca. 84<br />
bis 45 Mill. Jvh) war <strong>der</strong> wärmste Zeitabschnitt<br />
seit dem Präkambrium. Die Temperaturen lagen<br />
- allerdings nicht ohne kurzzeitige Schwankungen<br />
- weltweit viel höher als heute, und zugleich<br />
war <strong>der</strong> Temperaturgradient Äquator-Pol<br />
viel geringer (Abb. 56). Das für den Nordpol<br />
errechnete Jahresmittel entsprach mit -1-7 °C<br />
etwa dem heutigen von Stockholm, Montréal<br />
o<strong>der</strong> Sapporo. So ergab sich eine thermische<br />
Dreiglie<strong>der</strong>ung: eine sehr breite tropische Zone,<br />
die sich etwa von 45°N bis 45°S erstreckte, wurde<br />
von zwei bis zu den Polen reichenden gemäßigten<br />
Zonen umrahmt; Äquivalente <strong>der</strong> heutigen<br />
Polarzonen fehlten. Was das Nie<strong>der</strong>schlagsregime<br />
während <strong>der</strong> mittleren und oberen<br />
Kreidezeit betrifft, so tendiert die Meinung <strong>der</strong><br />
meisten Paläoklimatologen dahin, daß - zumindest<br />
auf <strong>der</strong> Nordhemisphäre - die gemäßigte<br />
Zone nördlich von 50°N allgemein humid war.<br />
Von hier äquatorwärts wurden die Nie<strong>der</strong>schläge<br />
immer geringer, so daß in <strong>der</strong> tropischen Zone<br />
weithin eine Form von aperiodischer Semihumidität<br />
herrschte, wie sie heute so auf <strong>der</strong> Erde<br />
kaum zu finden ist. Hier gab es sicher auch, vor<br />
allem im Innern <strong>der</strong> Kontinente und in Lee von<br />
Gebirgen, große semiaride und aride Gebiete;<br />
an<strong>der</strong>erseits sind in Luvlagen auch lokal humide<br />
Verhältnisse anzunehmen.<br />
So weit die fossile Evidenz es erkennen läßt,<br />
geschah <strong>der</strong> erste Evolutionsschub <strong>der</strong> Angiospermen<br />
wohl in den äußeren Tropen. Habitate,<br />
die für neue Entwicklungen geeignet waren, gab<br />
es hier genügend; relativ offene Wäl<strong>der</strong> in einem<br />
semihumiden Klima, stark gestört sowohl<br />
im Kronendach als auch im Bodenbereich durch<br />
die Aktivitäten <strong>der</strong> pflanzenfressenden Großtiere;<br />
als beson<strong>der</strong>s „evolutionsträchtige“ Son<strong>der</strong>standorte<br />
in diesem Bereich werden oft noch<br />
Flußauen und -mündungen hervorgehoben.<br />
Lange Zeit hat man angenommen, die Ur-Angiospermen<br />
seien sämtlich großblütige Sträucher<br />
und Kleinbäume von „magnolioidem“ Typ<br />
(Abb. 57.1) gewesen, die etwa den rezenten Gmppen<br />
<strong>der</strong> M agnoliales und Illiciales nahestanden.<br />
In jüngster Zeit hat sich jedoch herausgestellt,<br />
daß daneben von Anfang an, d. h. bereits im<br />
Jahresmittel<br />
Abb. 56: Temperaturabnahme Äquator - Pol während<br />
des oberkretazeisch-alttertiären W ärmeoptimums<br />
im Vergleich zu heute.<br />
Nach Angaben bei Friis etc. 1987, B eck 1976, u. a.
138 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />
M M<br />
M |<br />
Abb. 57: Ursprüngliche Angiospermen.<br />
1 Archaeanthus linnenbergeri (Cenoman), mit magnolienartiger Blüte, a Fmcht (Karpelle im Gegensatz zu Magnolia<br />
vielsamig); 2 Chloranthus japonicus (rezent, als Beispiel für den Verwandtschaftskreis), mit vielblütiger Ähre, a<br />
Einzelblüte (nur 1 einsamiges Karpell). - Quellen; 1 DiLCHERetc. 1984; 2 Tachtad2ian 1980f<br />
Apt, auch krautige Formen existiert haben (vgl.<br />
E ndress 1992). Diese „Urkräuter“ (die in <strong>der</strong><br />
englischen Literatur benutzte Wortchimäre<br />
„paleoherbs“ läßt sich nicht direkt in eine akzeptable<br />
sprachliche Form überführen), die z. T.<br />
recht kleine, unscheinbare Blüten hatten, lassen<br />
sich den Verwandtschaftskreisen <strong>der</strong> Piperales<br />
(insbes. C hloranthaceae, 51.2), A ristolochiaks<br />
und N ym phaeales zuordnen, d. h. sie gehörten<br />
ebenfalls in den Bereich <strong>der</strong> Dikotylen-Unterklasse<br />
M agnoliidae\ daneben gab es auch schon<br />
erste Monokotylen. Schon die ersten Angiospermen<br />
umfaßten also Lebensformen mit sehr verschiedenem<br />
ökologischem Verhalten: neben<br />
längerlebigen, wahrscheinlich mit chemischen<br />
o<strong>der</strong> mechanischen Mitteln die Freßfeinde abwehrenden<br />
Holzpflanzen (K-Strategen) gab es<br />
auch kurzlebige, schnellwüchsige Krautige (und<br />
wahrscheinlich Weichhölzer), die zur raschen<br />
Besiedlung gestörter Standorte fähig waren (r-<br />
Strategen), und sogar Wasserpflanzen.<br />
Wie angedeutet, erfolgte die weitere Radiation<br />
<strong>der</strong> Angiospermen sehr schnell, so daß für<br />
das obere Cenoman schon 60 Familien nachgewiesen<br />
sind. Damit einher ging eine rasche weltweite<br />
Ausbreitung, die dadurch erleichtert wurde,<br />
daß <strong>der</strong> Nordkontinent Laurasia noch zusammenhing<br />
und auch die Teile des Gondwanalandes<br />
noch nahe beieinan<strong>der</strong> lagen (Abb. 50.C,<br />
S. 128). So wurde das Vegetationsbild <strong>der</strong> Erde<br />
grundlegend umgestaltet (Abb. 58). Die bisher<br />
herrschenden Koniferen wurden rasch auf den<br />
zweiten Platz verdrängt, ohne allerdings irgendwo<br />
ganz zu verschwinden. Sehr viel schlechter<br />
ging es den Unterwuchs-Gymnospermen wie<br />
Cycadeen und Bennettiteen; letztere starben<br />
schon im Cenoman aus. Für das obere Cenoman<br />
läßt sich auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel eine charakteristische<br />
Vegetationszonierung erschließen.<br />
In <strong>der</strong> tropischen Zone herrschte weithin<br />
ein niedriger, ± xeromorpher Hartlaubwald, in<br />
dem auch Koniferen noch eine Rolle spielten;<br />
vielfach dürfte dieser Vegetationstyp aber sehr<br />
licht, bis hin zum Offenwald, gewesen sein, teils<br />
wegen des trockenen Klimas, vor allem aber infolge<br />
<strong>der</strong> Tätigkeit <strong>der</strong> Dinosaurier. Daran schloß<br />
sich etwa von 45° bis 65°N eine Zone dichterer<br />
extratropischer immergrüner Hartlaub- und<br />
(mehr im N) Lorbeerwäl<strong>der</strong> (<strong>der</strong> heutigen Meridionalen<br />
Zone entsprechend) an. Die nördlich-
Entstehung und Dtverstfiz.erung <strong>der</strong> Angiospermen 139<br />
Abb. 58: Die Ausbreitung <strong>der</strong> Angiospermen (schwarz) in <strong>der</strong> Vegetation <strong>der</strong> Erde auf Kosten <strong>der</strong> übrigen<br />
Kormophyten (Situation etwa in <strong>der</strong> Meridionalen Zone).<br />
a, b Koniferen (a „araukarioid“, b „taxodioid“), c, d Cycadeen und Bennettiteen, e Lykophyten, f Pterophyten,<br />
g, h, i Angiospermen (g Strauch, h Kraut, i Baum), j Gnetumartige (die Fossilüberlieferung dieser Gruppe ist<br />
allerdings sehr lückenhaft). - Aus G rane 1987, korrigiert.<br />
sten Teile <strong>der</strong> Landoberfläche waren von einem<br />
„polaren sommergrünen Laubwald“ bedeckt, in<br />
dem bereits viele <strong>der</strong> rezenten sommergrünen<br />
Gehölzsippen auftraten; dieser, im Tertiär dann<br />
als „arktotertiär“ bezeichnete Vegetationstyp ist<br />
nichts an<strong>der</strong>es als <strong>der</strong> Ursprung <strong>der</strong> Nemoralen<br />
Zone. Bemerkenswert ist, daß die nördlichsten<br />
dieser Wäl<strong>der</strong> in einem Raume lebten, in dem<br />
eine ein- bis mehrmonatige Polarnacht auftritt;<br />
die sommergrüne Lebensform, die aktuell-öko-
140 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />
m m<br />
logisch als Anpassung an Winterfröste erscheint,<br />
könnte demnach auch im Zusammenhang mit<br />
winterlicher Dunkelheit entstanden sein.<br />
Die im Cenoman erreichte Struktur von Flora<br />
und Vegetation blieb für den Rest <strong>der</strong> Kreidezeit<br />
anscheinend ziemlich stabil. Erst <strong>der</strong> Übergang<br />
zum Tertiär brachte neue Verän<strong>der</strong>ungen.<br />
Diese Zeitenwende ist bekanntlich durch das<br />
singuläre Ereignis <strong>der</strong> „Massentötung“ gekennzeichnet,<br />
dem etwa 70 % aller existierenden<br />
Pflanzen- und Tierarten zum Opfer gefallen sein<br />
sollen. Über die Ursachen dieser globalen Katastrophe<br />
herrscht immer noch keine völlige Klarheit;<br />
die wahrscheinlichste Hypothese besagt,<br />
daß <strong>der</strong> Absturz eines ungewöhnlich großen<br />
Meteoriten eine riesige Staubwolke erzeugte und<br />
dadurch eine Art „atomaren Winter“ hervorrief,<br />
<strong>der</strong> mindestens mehrere Jahrhun<strong>der</strong>te andauerte<br />
und so das Aussterben vieler empfindlicher<br />
Sippen (darunter <strong>der</strong> als Poikilotherme auf große<br />
Wärme angewiesenen Dinosaurier) bewirkte.<br />
Die nach <strong>der</strong> weltweiten Destabilisierung <strong>der</strong><br />
Vegetationsdecke einsetzende Regeneration<br />
führte in <strong>der</strong> folgenden Periode, dem Paläozän,<br />
zu einem neuen Evolutionsschub. Das betraf<br />
die ganze Erde, hatte seine stärksten Auswirkungen<br />
aber in <strong>der</strong> Tropen: hier wurde eine weitgehende<br />
„Mo<strong>der</strong>nisierung“ <strong>der</strong> Angiospermen eingeleitet.<br />
Eine wichtige Ursache hierfür war die<br />
verän<strong>der</strong>te biotische Situation: die vor <strong>der</strong> Katastrophe<br />
die Vegetation verwüstenden gigantischen<br />
Dinosaurier waren verschwunden, und es<br />
gab zunächst nur kleine, weniger als 1 0 kg schwere<br />
Säugetiere, die <strong>der</strong> Pflanzenwelt wenig Schaden<br />
zufügten. Als zweiter positiver Faktor setzte<br />
eine Klimaän<strong>der</strong>ung ein, in <strong>der</strong>en Verlauf<br />
Lorbeerwald ( örtlich Hartlaubwald ) • Tropischer Regenwald { örtlich Regengrüner Wald )<br />
Abb. 59: Landoberfläche und mutmaßliche Vegetationsglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nordhalbkugel im frühen Eozän,<br />
ca. 55 Mill. Jvh.<br />
Wesentliche Unterschiede <strong>der</strong> Gestalt <strong>der</strong> Landoberfläche gegenüber heute: noch kaum unterbrochener Zusammenhang<br />
Nordamerika-Eurasien sowie Südamerika-Antarktis-Australien; sehr südliche Lage Australiens<br />
mit dem am Nordrande erkennbaren Neuguinea (fast vollständig in <strong>der</strong> gemäßigten Zone); fehlende Verbindung<br />
zwischen Indien und Eurasien sowie zwischen Süd- und Nordamerika. - Nach Stanley 1986, Schuster<br />
1976, Parrish 1987, U pchurch etc. 1987, Krutzsch 1992, u. a.
Die Herausbildung <strong>der</strong> heutigen Verteilung von Flora und Vegetation 141<br />
auch die Tropenzone großflächig humid wurde.<br />
Der Zeitraum des oberen Paläozäns und des<br />
unteren Eozäns war mit weltweit feucht-warmem<br />
Klima die günstigste Klimaperiode in <strong>der</strong> Geschichte<br />
<strong>der</strong> Landpflanzenwelt.<br />
Folge war die Entstehung und Ausbreitung<br />
des Tropischen Regenwaldes. Im Eozän bedeckte<br />
diese Formation dann den größten Teil<br />
<strong>der</strong> Tropenzone. Die für sie charakteristischen<br />
Sippen sind großenteils jünger als die <strong>der</strong> extratropischen<br />
Waldformationen, die meist schon<br />
aus <strong>der</strong> Kreidezeit stam m en. Die enorm e<br />
Konkurrenzkraft des Regenwaldes führte zum<br />
Aussterben <strong>der</strong> Koniferen in den tropischen<br />
Tieflagen. Ebenso wurden die niedrigen,<br />
langsamwüchsigen holzigen Vertreter <strong>der</strong><br />
Urangiospermen weitgehend verdrängt, sie überlebten<br />
(abgesehen von Vorkommen in den<br />
Extratropen) nur sporadisch unter Son<strong>der</strong>bedingungen.<br />
Ein Gebiet, in dem sich infolge des<br />
Zusammentreffens mehrerer günstiger Umstände<br />
ein beson<strong>der</strong>s reichhaltiges Ensemble an<br />
Relikten kretazisch-randtropischer Flora und<br />
Vegetation erhalten hat, ist die Insel Neukaledonien<br />
(S. 98).<br />
Im Gegensatz zur Tropischen Zone än<strong>der</strong>te<br />
sich in den Extratropen gegenüber den Verhältnissen<br />
in <strong>der</strong> Oberkreide im Prinzip nur wenig.<br />
Im unteren Eozän zeigte die Vegetation <strong>der</strong> Erde<br />
demnach eine sehr einfache Großgliedemng: auf<br />
die breite Zone des Tropischen Regenwaldes<br />
folgte nach N zunächst die extratropische (méridionale)<br />
Lorbeerwaldzone und dann die<br />
(nemorale) Zone des polaren Sommerwaldes<br />
(Abb. 59); für die Südhalbkugel, <strong>der</strong>en fossile<br />
Überlieferung spärlicher ist, darf ähnliches vermutet<br />
werden.<br />
Ein letzter Schritt in <strong>der</strong> evolutiven Radiation<br />
<strong>der</strong> baumförmigen Angiospermen erfolgte<br />
im oberen Eozän. In dieser Zeit entwickelte sich<br />
in größeren Teilen des Tropengürtels ein semihumides<br />
Monsunklima, also ein Klima mit<br />
hygrischen Jahreszeiten, wie es auch heute in<br />
den Tropen verbreitet ist. Das hatte die Entstehung<br />
- o<strong>der</strong> zumindest die Diversifiziemng und<br />
Ausbreitung - <strong>der</strong> Formation des Regengrünen<br />
Waldes zur Folge. Die Lebensform <strong>der</strong> regengrünen<br />
Laubbäume hat sich generell später herausgebildet<br />
als die <strong>der</strong> physiognomisch ähnlichen<br />
Sommergrünen, und sie entstand auch<br />
zum großen Teil auf an<strong>der</strong>er taxonomischer<br />
Grundlage. Mit dem Erscheinen <strong>der</strong> charakteristischen<br />
tropisch-regengrünen Familien kann die<br />
Großevolution <strong>der</strong> Angiospermen als abgeschlossen<br />
gelten.<br />
4 Die Herausbildung <strong>der</strong> heutigen<br />
Verteilung von Flora und<br />
Vegetation<br />
Die weitere Entwicklung nach dem eozänen<br />
Klimaoptimum ist durch eine permanente Klimaverschlechtemng<br />
gekennzeichnet, die ihren<br />
Tiefpunkt in den pleistozänen Vereisungen erreichte.<br />
Sie betraf beide Klimakomponenten,<br />
Wärme und Feuchtigkeit. Der Abbau <strong>der</strong> weltweiten<br />
Humidität deutete sich schon durch das<br />
Auftreten <strong>der</strong> Monsunklimate im oberen Eozän<br />
an. In den folgenden Perioden gerieten immer<br />
größere Teile <strong>der</strong> Landoberfläche unter semihumide<br />
bis aride Bedingungen. Im Miozän setzte<br />
dann auch eine weltweite Temperaturabnahme<br />
ein. Als Ursache hierfür wird angenommen,<br />
daß im Oligozän <strong>der</strong> antarktische Kontinent,<br />
<strong>der</strong> sich inzwischen in den Bereich des<br />
Südpols verlagert hatte, von Südamerika und<br />
Australien vollständig getrennt wurde; dadurch<br />
entwickelte sich eine kalte zirkumantarktische<br />
Meeresströmung, die die Antarktis von den Einflüssen<br />
wärmerer Meeresteile abschnitt. Folge<br />
war die Entstehung von Inlandeis im Südpolbereich,<br />
das an Menge ständig zunahm und<br />
durch seine Reflexion die globale W ärm e<br />
aufnahme vermin<strong>der</strong>te. Über die Gründe für die<br />
extremen Wärmeschwankungen während des<br />
Pleistozäns sind die Meinungen allerdings noch<br />
geteilt; ebenso sind auch die komplexen Ursachen<br />
<strong>der</strong> jungtertiären Austrocknung noch wenig<br />
geklärt.<br />
Diesen großen klimatischen Ändemngen entsprachen<br />
die Reaktionen von Flora und Vegetation.<br />
Das Entstehen großer Trockengebiete för<strong>der</strong>te<br />
die Evolution (meist im Rahmen <strong>der</strong> vorhandenen<br />
Familien und Ordnungen) in Richtung<br />
auf die Ausbildung abgeleiteter, nie<strong>der</strong>wüchsiger<br />
Lebensformen, die zusammen mit<br />
älteren Komponenten die Steppen- und Halbwüstenvegetation<br />
aufbauten. Die globale Abkühlung<br />
bewirkte die Verschmälerung <strong>der</strong> Tropischen<br />
Zone und die Verlagerung <strong>der</strong> Meridionalen<br />
und Nemoralen Zonen nach S. Am Nordrande<br />
letzterer entstand zunächst die Boreale<br />
Zone, in <strong>der</strong> nach Verschwinden <strong>der</strong> meisten<br />
nemoralen Elemente nur einige beson<strong>der</strong>s anspruchslose<br />
und frostharte Koniferen als Wald-
142 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />
- ^ 3<br />
Land-Vergletscherung (ohne kleinere Gebirgsgletscher)<br />
? Abgrenzung <strong>der</strong> Eisbedeckung beson<strong>der</strong>s unsicher bzw. umstritten<br />
Permanente Eisdecke auf dem Meer<br />
-— ■—■— ^ Von den rezenten abweichende Küstenlinien<br />
Abb. 60: Die Nordhalbkugel während des Höchststandes <strong>der</strong> letzten Vereisung (Weichsel-Eiszeit, ca. 20000<br />
In <strong>der</strong> Osthälfte Eurasiens - auch in N-Sibirien - waren nur die höheren Gebirge vergletschert. Die Ansichten<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Autoren über die Vegetationsglie<strong>der</strong>ung sind im einzelnen zu kontrovers, um hier dargestellt<br />
zu werden. Für Europa vgl. auch Abb. 188.A, S. 396. - Nach Frenzel etc. 1992, Karten 49, 51, 55.<br />
Bildner übrig blieben. Die weitere Temperatursenkung<br />
führte dann auf den nördlichsten Landgebieten<br />
zur Ausbildung <strong>der</strong> waldfreien Arktischen<br />
Zone, bei <strong>der</strong>en Besiedlung neben Elementen<br />
aus den Nachbarregionen auch solche<br />
aus weiter entfernten alpinen Gebirgsstufen beteiligt<br />
waren (insbeson<strong>der</strong>e die zentralasiatischen<br />
Hochlän<strong>der</strong> können als frühe Entwicklungszentren<br />
vieler Tundra-Elemente gelten).<br />
Im letzten Abschnitt des Tertiärs, dem Pliozän,<br />
ähnelte das Klima weltweit ungefähr dem<br />
heutigen, und auch die Kontinente und Ozeane<br />
hatten im großen und ganzen ihre heutige<br />
Lage eingenommen. So dürfte auch die globale<br />
Glie<strong>der</strong>ung von Flora und Vegetation etwa <strong>der</strong><br />
rezenten entsprochen haben. Wie die Fossilfunde<br />
zeigen, war die Flora im europäischen,<br />
z. T. auch im nordamerikanischen Raum aber<br />
wesentlich vielfältiger als heute. Die seither eingetretene<br />
Verarmung ist Folge <strong>der</strong> eiszeitlichen<br />
(pleistozänen) Klimaschwankungen.<br />
Die „Eiszeit“ war bekanntlich keine einheitlich<br />
kalte Periode, son<strong>der</strong>n sie bestand aus einem<br />
Wechsel von Kaltzeiten (Eisvorstößen) und<br />
Warmzeiten (Interglazialen), wobei letztere klimatisch<br />
dem Pliozän bzw. <strong>der</strong> Jetztzeit (die zuweilen<br />
auch als Interglazial angesehen wird) ähnelten.<br />
Nach neueren weltweiten Forschungen<br />
gab es während des gesamten, etwa 1,8 Milk Jahre<br />
dauernden Pleistozäns bis zu 18 <strong>der</strong>artige Eisvorstöße<br />
bzw. -rückgänge. Etwa 3 bis 4 davon<br />
zeichnen sich durch beson<strong>der</strong>e Intensität und<br />
dementsprechend starke sedimentäre Hinterlassenschaften<br />
aus. Für die mutmaßlich stärkste,<br />
die Saale- (Riß-) Kaltzeit, wurde berechnet, daß<br />
während ihres Höchststandes (etwa 110000Jvh)<br />
auf <strong>der</strong> ganzen Erde etwa 45 Milk km^ mit Eis<br />
bedeckt waren, davon 13 Milk in Nordamerika<br />
und 6 Milk in Nordeuropa (heute insgesamt<br />
15 Milk km^, davon 13 auf <strong>der</strong> Antarktis). Infolge<br />
<strong>der</strong> großen als Eis festgelegten Wässermenge<br />
war <strong>der</strong> Meeresspiegel mindestens 100 m<br />
niedriger als heute, was dazu führte, daß zwischen<br />
Alaska und Sibirien eine Landverbindung<br />
bestand, die indonesische Inselwelt Teil des Festlandes<br />
sowie das Mittelmeer vom Atlantik isoliert<br />
und möglicherweise in mehrere Binnenseen<br />
aufgeteilt war.<br />
Während <strong>der</strong> Kaltzeiten wurde die Tropenzone<br />
weiter eingeengt, und die extratropischen<br />
Zonen wurden entsprechend äquatorwärts verschoben.<br />
Auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel erfolgte diese<br />
Verlagerung aber, verglichen mit <strong>der</strong> heutigen<br />
Lage, nicht symmetrisch, wie an <strong>der</strong> ungleichen
Die Herausbildung <strong>der</strong> heutigen Verteilung von Flora und Vegetation 143<br />
Verteilung <strong>der</strong> Eismassen erkennbar ist (Abb. 60).<br />
Als Ursache hierfür wird vermutet, daß die Lage<br />
des Nordpols gegenüber heute in Richtung auf<br />
das nordöstliche Nordamerika verschoben war.<br />
So scheint sich in O stasien die Lage <strong>der</strong><br />
Vegetationszonen vom Pliozän bis heute nur<br />
wenig verän<strong>der</strong>t zu haben, und daher ist hier<br />
auch kaum eine Verarmung eingetreten. In<br />
Nordamerika hingegen, wo die polaren Eismassen<br />
bis in die Breite von New York, d. h.<br />
fast bis' 40°N, vorrückten, wurden die gemäßigten<br />
Waldzonen weit nach S abgedrängt. Da diese<br />
Südverlagerung in je<strong>der</strong> Kaltzeit erneut erfolgte,<br />
kam es zur allmählichen Ausmerzung von<br />
Sippen, die infolge ihrer geringen standörtlichen<br />
Verbreitung nur langsam wan<strong>der</strong>n konnten (vor<br />
allem Koniferen, vgl. S. 253, 275). Stark dezimiert<br />
wurde im Bereich <strong>der</strong> USA die Flora des<br />
meridionalen Lorbeerwaldes, da dessen potentielles<br />
Areal während <strong>der</strong> Kaltzeiten überwiegend<br />
im Meer lag. Das Vorhandensein des warmen,<br />
tropisch beeinflußten Meeres im S und SO war<br />
aber für die Vegetation des Festlandes insofern<br />
von Vorteil, als es die Zufuhr feucht-warmer Luftmassen<br />
för<strong>der</strong>te und dadurch ein humides Klima<br />
aufrechterhielt. Hiervon hat vor allem die<br />
Flora <strong>der</strong> Nemoralen Zone profitiert, die in großer<br />
Reichhaltigkeit überleben konnte.<br />
Ganz an<strong>der</strong>s war die Situation in Europa.<br />
Hier war das Klima während <strong>der</strong> Kaltzeiten nicht<br />
nur kälter, son<strong>der</strong>n auch viel trockener als heute.<br />
Es war charakterisiert durch den Wechsel von<br />
Kaltluffausbrüchen aus dem Bereich <strong>der</strong> bis etwa<br />
52°N reichenden Eismasse, die sich auf dem<br />
Weg nach S erwärmten und dadurch extrem<br />
trocken wurden, und trocken-warmen Luftmassen<br />
aus <strong>der</strong> Sahara, die durch das während <strong>der</strong><br />
Kaltzeiten reduzierte Mittelmeer nur ungenügend<br />
befeuchtet wurden. Infolgedessen waren<br />
die gemäßigten Waldzonen nicht, wie man früher<br />
annahm, einfach nach S verlagert, son<strong>der</strong>n<br />
fast völlig verschwunden. Wie viele neuere Untersuchungen<br />
gezeigt haben, herrschte im größten<br />
Teil des Mittelmeergebietes zwischen den<br />
Tundren des Nordens und den Halbwüsten des<br />
Südens eine baumlose, steppenhafte Vegetation<br />
(Abb. 188.A). Nur in orographisch begünstigten<br />
Gebirgslagen, vor allem im SO, konnten<br />
sich Wäl<strong>der</strong> halten, die jedoch, da die Zerschlagung<br />
des gemäßigten Waldgürtels in je<strong>der</strong><br />
Kaltzeit erneut erfolgte, immer mehr verarmten.<br />
Hier liegt die Ursache <strong>der</strong> extremen Armut <strong>der</strong><br />
europäischen nemoralen und mediterranen<br />
Gehölzflora. Wenn in manchen Lehrbüchern<br />
noch immer behauptet wird, diese Verarmung<br />
sei durch Behin<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ung durch<br />
die Querlage des Mittelmeeres o<strong>der</strong> gar <strong>der</strong> Alpen<br />
bedingt, so gehört das in den Bereich <strong>der</strong><br />
Märchen. Näheres zur Vegetationsgeschichte<br />
Mitteleuropas nach <strong>der</strong> letzten Vereisung vgl.<br />
S. 394.<br />
Auf <strong>der</strong> Südhalbkugel, über <strong>der</strong>en tertiäre<br />
Floren- und Vegetationsentwicklung vergleichsweise<br />
wenig bekannt ist, gab es größere Vereisungen<br />
(abgesehen von <strong>der</strong> Antarktis) nur in<br />
Patagonien. Ob die im südlichen Südamerika<br />
vorhandenen sommergrünen N othofagus-A rttn<br />
im Kontext <strong>der</strong> Kaltzeiten entstanden o<strong>der</strong> aber<br />
Relikte einer älteren „austro-nemoralen“ Zone<br />
sind, ist unbekannt.
Die Pflanzendecke in regionaler<br />
Betrachtung<br />
Die im Vorstehenden gegebene Besprechung <strong>der</strong><br />
allgemeinen Grundlagen und <strong>der</strong> globalen Klassifizierung<br />
liefert den Rahmen für das Verständnis<br />
des vielfältigen Mosaiks, das Flora und Vegetation<br />
auf <strong>der</strong> Landoberfläche bilden. Es soll im<br />
folgenden Hauptteil im einzelnen vorgestellt<br />
werden, und zwar anhand <strong>der</strong> thermischen Vegetationszonen<br />
und <strong>der</strong> in ihnen enthaltenen<br />
klimatischen Klim axform ationen (Tab. 28;<br />
S. 120). Nach diesen ist die folgende Darstellung<br />
geordnet. Da sie durch zwei verschiedene<br />
Gradienten (thermisch und hygrisch) bestimmt<br />
sind, kann eine lineare Anordnung nie ganz adäquat<br />
sein. So weit möglich, wird <strong>der</strong> zonalen<br />
Gliedemng gefolgt: Tropische Zone (1.-5.), Méridionale<br />
und Australe Zonen (6 .-8 .), Nemorale<br />
Zone (9.-13.), Boreale Zone (14.-15.), Polarzonen<br />
und Alpine Stufen (16.); dabei können aber<br />
die ariditätsbestimmten Einheiten (4.-5., 11.-13.)<br />
jeweils auf die polnäheren Zonen übergreifen.<br />
Die Areale <strong>der</strong> einzelnen Klimaxformationen,<br />
die Vegetationsdomänen, sind meistens nicht<br />
zusammenhängend, son<strong>der</strong>n disjunkt, entsprechend<br />
<strong>der</strong> disjunkten Verteilung <strong>der</strong> zugrundeliegenden<br />
Klimatypen. Sie bestehen also aus<br />
getrennten biogeographischen Untereinheiten,<br />
die wir Vegetationsregionen (bzw. im Folgenden<br />
kurz Regionen) nennen wollen. Diese zeigen<br />
meist deutliche floristische Unterschiede<br />
gegeneinan<strong>der</strong>; ihre Lage auf <strong>der</strong> Erdoberfläche<br />
kann sowohl zonal als auch etageal sein (o<strong>der</strong><br />
von zonal in etageal übergehen, vgl. die Sippenareale,<br />
Abb. 24, S. 51). Manche Regionen lassen<br />
sich aufgrund geringerer geographisch-floristischer<br />
Unterschiede noch in Unterregionen<br />
teilen’.<br />
Außer <strong>der</strong> geographischen Differenzierung<br />
zeigen die Klimaxformationen noch interne<br />
klimaökologische Abwandlungen, die durch die<br />
thermische und hygrische Variationsbreite innerhalb<br />
<strong>der</strong> Rahmenkonditionen bedingt sind. Diese<br />
Klimavarianten (bzw. kurz Varianten) können<br />
in den Regionen <strong>der</strong>selben Vegetationsdomäne<br />
in unterschiedlichem Ausmaße vorhanden<br />
sein.<br />
In diesen Zusammenhang gehören auch<br />
Vegetationstypen, die an <strong>der</strong> Grenze zweier<br />
Klimaxdomänen auftreten. Solche Abgrenzungen<br />
sind gewöhnlich nicht scharf, vielmehr gibt<br />
es ± breite Übergangssäume (Ökotone). Im vorliegenden<br />
Text werden <strong>der</strong>artige Übergangsformationen<br />
als Varianten einer <strong>der</strong> beiden<br />
Haupteinheiten behandelt; dabei ist aber zu<br />
bedenken, daß die Zuordnung zur einen o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en oft Geschmackssache ist.<br />
Die wesentlichen Varianten je<strong>der</strong> Klimaxformation<br />
werden mit Hilfe ihres klimatischen<br />
Hintergrundes gekennzeichnet. Hierfür benutzen<br />
wir ein Formelsystem, in dem die Merkmalsabstufungen<br />
<strong>der</strong> beiden Klimakomponenten<br />
durch die Buchstaben T (für thermisch) bzw.<br />
H (für hygrisch) in Verbindung mit Zahlen dargestellt<br />
werden. Durch die Kombination bei<strong>der</strong><br />
Teilformeln (z. B. T2.H4) erhält man eine Kurzcharakteristik<br />
des Gesamtklimas.<br />
Die Klimamerkmale werden für die thermische Komponente,<br />
bei <strong>der</strong> es sich meist um die Abstufung einfacher<br />
Zahlenwerte handelt, jeweils für die gesamte<br />
thermische Vegetationszone definiert. Die hygrischen<br />
Merkmale können jedoch, da ihre Wirkung nicht autonom,<br />
son<strong>der</strong>n von den thermischen Werten mit<br />
abhängig ist, nur im kleineren Rahmen, d. h. für jede<br />
einzelne Formation, differenziert werden. Dementsprechend<br />
werden die thermischen Klimatypen jeweils<br />
bei den Zonen, die hygrischen bei den Formationen<br />
besprochen; zur besseren Orientierung findet sich<br />
außerdem eine Übersicht über alle unterschiedenen<br />
Typen auf dem vor<strong>der</strong>en Vorsatzblatt.<br />
Die allgemeine Beschreibung (Charakteristik)<br />
<strong>der</strong> Klimaxformationen erfolgt gewöhnlich anhand<br />
<strong>der</strong>jenigen Variante, die als die typischste<br />
anzusehen ist.<br />
Im Anschluß an die Behandlung <strong>der</strong> Klimaxvegetation<br />
in zonaler Anordnung wird die Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
einiger wichtiger Hochgebirge<br />
exemplarisch vorgeführt. Es folgt dann ein<br />
Kapitel über die Vegetation und Flora <strong>der</strong><br />
Gewässer als wichtigster azonaler Vegetationstypen,<br />
und zum Schluß werfen wir noch einen
146 Die Pflanzendecke in regionaler Betrachtung<br />
Blick auf die pflanzengeographischen Verhältnisse<br />
Mitteleuropas.<br />
Die folgende Darstellung ist ein Konzentrat<br />
aus dem Inhalt zahlloser Quellen, <strong>der</strong>en jeweilige<br />
Einzelerwähnung im Text nicht möglich ist.<br />
Die wichtigsten von ihnen, insbeson<strong>der</strong>e sofern<br />
sie eine Vertiefung ermöglichen, sind am Beginn<br />
des Literaturverzeichnisses in regional angeordneter<br />
Form zusammengestellt.<br />
' t r-
A Die Tropische Zone (Formationen 1-5)<br />
Bei <strong>der</strong> allgemeinen Besprechung <strong>der</strong> Vegetationszonen<br />
haben wir die Tropische Zone zunächst<br />
in vereinfachter Form als ein Gebiet charakterisiert,<br />
in dem Fröste, jahreszeitliche<br />
Wärmeschwankungen und suboptimale Temperaturen<br />
fehlen und in dem die Großglie<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Vegetation allein durch den hygrischen Faktor<br />
bestimmt wird. Dieses zwangsläufig vergröberte<br />
Bild erfor<strong>der</strong>t eine etwas detailliertere Betrachtung<br />
bezüglich bei<strong>der</strong> Klimakomponenten<br />
und ihrer Wirkung auf die Vegetation.<br />
Überblickt man den gesamten Bereich, <strong>der</strong><br />
nach pflanzengeographisch-ökologischen Kriterien<br />
als Tropenzone anzusehen ist, so zeigt sich,<br />
daß die drei genannten thermischen Merkmale<br />
nur in den Tieflagen <strong>der</strong> äquatornahen Teile<br />
<strong>der</strong> Tropen zutreffen. Deutliche, wenn auch die<br />
Vegetation nicht sehr beeinflussende jahreszeitliche<br />
Temperaturschwankungen gibt es in den<br />
äußeren Teilen <strong>der</strong> Tropen; suboptimale Temperaturen<br />
finden sich in höheren Gebirgslagen.<br />
Gebiete, in denen leichte Fröste auftreten, erreicht<br />
man in beiden Richtungen (in den äußeren<br />
Tropen allerdings nur unter nicht-humiden<br />
Bedingungen). Nach diesen thermischen Unterschieden<br />
kann man in horizontaler Richtung<br />
zwischen Innentropen (= Äquatoriale Zone) und<br />
Randtropen, in vertikaler zwischen Warmen<br />
Tropen, Temperierten Tropen (= Oreotropische<br />
Stufe) und Kalten Tropen (= Tropisch-Alpine<br />
Stufe) differenzieren (Abb. 61). Von Klima<br />
und Vegetation her als extratropisch ist die<br />
Temperierte Stufe in den Randtropen anzusehen;<br />
gleiches gilt, vor allem in floristischer Flinsicht,<br />
auch für die Tropisch-Alpine Stufe.<br />
Die Variationsbreite <strong>der</strong> Temperatur im so definierten<br />
tropischen Klimabereich erlaubt die<br />
Unterscheidung <strong>der</strong> folgenden thermischen<br />
PClimatypen (räumliche Verteilung vgl. Abb. 61):<br />
H o c h - I I<br />
g e b irg e<br />
Kalte I<br />
A<br />
I<br />
L P I N E<br />
Tropen |<br />
I<br />
Temperiert-<br />
A^in I<br />
x ■ h ai ■<br />
Tropisch-Alpin<br />
thermische<br />
Waldgrenze<br />
Temperierte<br />
Tropen<br />
Frostgrenze<br />
•••••• T T T T T T T T T 7 ]<br />
T2/5 T2 T2/5<br />
—<br />
W arm e<br />
Tropen<br />
( w A R M T R 0 P I S C H E S T U F E)<br />
: (T6) T5 T I T5 (T6 ):<br />
T ie fla n d<br />
Randtropen<br />
Innentropen<br />
Randtropen<br />
Frostgrenze<br />
(im humiden Bereich)<br />
Alle Stufen ohne thermische Jahreszeiten<br />
Frostgrenze<br />
N<br />
Ä q u a to r<br />
— ► S<br />
Abb. 61: Schema <strong>der</strong> thermischen Differenzierung im Bereich <strong>der</strong> Tropischen Zone.<br />
Dünn punktierte Linien: Abgrenzung frostbeeinflußter Gebiete (T6) in den nicht-humiden Randtropen. Dick<br />
punktierte Umrandung: Grenze <strong>der</strong> Vegetationsdomänen mit vorwiegend tropischem Florencharakter. Erläuterung<br />
<strong>der</strong> thermischen Khmatypen vgl. im Text.
FfTfT<br />
148 Die Tropische Zone<br />
Klima<br />
hygrische<br />
Waldgrenze<br />
perhumid euhumid subhumid<br />
perarid<br />
#<br />
perhumi<strong>der</strong> optimaier saisonierter<br />
Tropischer Regenwald<br />
teilimmergr.<br />
reiner<br />
Regengrüner Wald<br />
Trockengehölze<br />
Abb. 62: Abstufung <strong>der</strong> tropischen Klimaxformationen entlang dem Feuchtegradienten.<br />
Beispiel aus Südamerika (Pem/Ecuador). Im einzelnen treten selbstverständlich Unterschiede auf: so sind z. B.<br />
in semihumiden Monsungebieten SO-Asiens die Nie<strong>der</strong>schläge während <strong>der</strong> Regenzeit viel höher, was zur<br />
Folge hat, daß die Regengrünen Wäl<strong>der</strong> dort ähnliche Wuchshöhen erreichen wie <strong>der</strong> Tropische Regenwald. -<br />
Aus Ellenberg 1975, verän<strong>der</strong>t.<br />
i 5<br />
T I : Temperatur das ganze Jahr über etwa auf<br />
gleicher Höhe, alle Monatsmittel etwa im<br />
Bereich von 24 bis 28 °C.<br />
T2; Wie T I, aber Monatsmittel nur 18 bis<br />
22 °C.<br />
T3: Ebenso, aber Monatsmittel 12 bis 16 °C;<br />
gelegentliche leichte Fröste möglich.<br />
T4: Ebenso, Monatsmittel 6 bis 10 °C; leichte<br />
Fröste häufig.<br />
T5: Leichte thermische Periodizität: Mittel des<br />
wärmsten Monats 24 bis 28 °C, Mittel des<br />
kältesten mindestens 5° niedriger.<br />
T6: Wie T5, aber mit leichten Frösten.<br />
Wie früher (S. 113) besprochen, definieren die<br />
hygrischen Verhältnisse das Auftreten <strong>der</strong> Klimaxformationen<br />
Tropischer Regenwald, Regengrüner<br />
Wald, Trockengehölze und Wüste. Ihre<br />
Anordnung und feinere Differenzierung entlang<br />
dem Feuchtegradienten ließ sich am besten in<br />
Südamerika untersuchen, wo die Ersetzung von<br />
Wäl<strong>der</strong>n durch natürlich o<strong>der</strong> anthropogen bedingte<br />
sekundäre Savannen keine sehr große<br />
Rolle spielt. Als Beispiel (das aber zwangsläufig<br />
nicht alle Variationsmöglichkeiten erfassen<br />
kann) sei hier die Darstellung von E llenberg<br />
vorgeführt (Abb. 62).<br />
1 Tropischer Regenwald<br />
Als thermische Klimax <strong>der</strong> Tropischen Zone beherrscht<br />
diese Formation die humiden Teile <strong>der</strong><br />
frostfreien Warmtropischen Stufe (Abb. 61);<br />
anzuschließen sind auch außerhalb <strong>der</strong> Feuchttropen<br />
wachsende immergrüne Wäl<strong>der</strong> edaphisch<br />
dauerfeuchter Standorte. Formationstypologisch<br />
könnte man von einem „warmtropisch-humiden<br />
immergrünen Laubwald“ sprechen.<br />
Der Name „Tropischer Regenwald“ geht aufScHlMPER<br />
(1898) zurück; von B rockmann-Jerosch & RObel<br />
(1912) wurde er in „Pluviisilva“ latinisiert. Eigentlich<br />
ist diese Bezeichnung nicht gut: einerseits ist je<strong>der</strong> Klimaxwald<br />
auf Regen angewiesen, und an<strong>der</strong>erseits wird<br />
<strong>der</strong> Name Regenwald nicht selten auch außerhalb <strong>der</strong><br />
Tropen benutzt, dort aber stets nur für Wäl<strong>der</strong> in einem<br />
extrem regenreichen (perhumiden) Klima, während<br />
<strong>der</strong> Tropische Regenwald auch weniger nasse<br />
Varianten umfaßt (S. 169). Es hat daher nicht an Ver-,<br />
suchen gefehlt, adäquatere Namen einzuführen, doch<br />
ohne dauernden Erfolg. Inzwischen ist <strong>der</strong> Schimpersche<br />
Name nicht nur in alle wichtigen Weltsprachen<br />
übergegangen (Tropical Rain Forest, Forêt tropicale<br />
pluviale, Pluviselva tropical), son<strong>der</strong>n durch die Umweltdiskussion<br />
auch in den Sprachgebrauch <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
gelangt; er läßt sich also heute nicht mehr<br />
ersetzen.
© 0<br />
UAUPES(SÄO GABRIEL) 2 ^ ^ 2 6 0 0<br />
[15-101 ( 8 3 m ^ N G A P U R ( 3 m ) 2^52 2A»5<br />
TONGAREVACmj<br />
r i i<br />
283“ 2296<br />
Tropischer Regenwald 149<br />
0<br />
ANDAGOYA (7 6 m ) 27.6*7089<br />
T 1 .H 2 (1 .1 .a ) T 1 .H 2 ( i.3 .a ) T 1 .H 2<br />
©<br />
© ©<br />
PORT HARCOURT(20m^6,8* 2A05<br />
PULAU LANGKAWI(4ml27,0°2473<br />
M ANA0S(45m ) 27,2“ 1771 (5 -3 7 )<br />
T1.H 1<br />
(1.1.b)<br />
T 1 .H 3 (1.2.a) T 1 .H 3 (1 .3 .a)<br />
TAMATAVE<br />
^(3ml<br />
T 2 .H 2 (1.1.b) T 2 .H 2 (1.2 .a) T 2 .H 2 (1.3.a) T 2/5.H 3/1 (1 .3 .a)<br />
Abb. 63: Klima im Bereich des Tropischen Regenwaldes.<br />
Die Klimadiagramme sind aus dem Klimadiagramm-Weltadas (Walter etc. 1960f.) entnommen, z. T. aus an<strong>der</strong>en<br />
(Quellen ergänzt. Unter jedem Diagramm sind die Formel <strong>der</strong> hier unterschiedenen Klimavariante sowie (in<br />
Klammem) die Nummer <strong>der</strong> Vegetations-Region angegeben (Entsprechendes gilt fur alle folgenden Klimadiagramm-Abbildungen).<br />
Län<strong>der</strong> bzw. Gebiete: 1 NW-Brasilien (Amazonas), 2 S-Malakka, 3 M-Pazifik, 4 W-Kolumbien, 5 N-Brasilien<br />
(Amazonas), 6 Nigérien, 7 W-Malakka, 8 Madagaskar, 9 NO-Australien (Queensland), 10 Indien (Assam),<br />
11 Kolumbien, 12 NO-Zaire, 13 Sumatra, 14 Indien (Assam, Khasia-Berge). 14 gilt als nie<strong>der</strong>schlagsreichster<br />
Ort <strong>der</strong> Erde.
150 Die Tropische Zone<br />
m<br />
Ä<br />
j<br />
Im Folgenden sprechen wir <strong>der</strong> Einfachheit halber<br />
statt vom Tropischen Regenwald nur vom<br />
„Regenwald“ (für Wäl<strong>der</strong> außerhalb <strong>der</strong> Tropen<br />
wird dieser Terminus im vorliegenden Text nicht<br />
benutzt). Wegen ihrer großen theoretischen<br />
Bedeutung wird diese Formation in vielen ihrer<br />
Teilaspekte ausführlicher besprochen als die<br />
meisten folgenden; zusammen mit <strong>der</strong> dem<br />
Leser geläufigen Form ation des nemoralen<br />
Sommerwaldes kann sie als Bezugssystem für<br />
das Verständnis <strong>der</strong> übrigen Waldtypen dienen.<br />
Klimabedingungen (Abb. 63)<br />
Hauptmerkmal des typischen Klimas im Bereich<br />
des Regenwaldes ist das Fehlen einer effektiven<br />
Periodizität: es gibt we<strong>der</strong> thermische noch hygrische<br />
Jahreszeiten. Das Temperaturklima, das<br />
in den Typen T I, T2 und T5 auftritt, zeichnet<br />
sich neben dem grundlegenden Kriterium <strong>der</strong><br />
Frostfreiheit dadurch aus, daß - auch in Gebirgslagen<br />
(T2) und in den Randtropen (T5) -<br />
die Mittel aller Monate stets über 10 °C liegen<br />
(meist weit über 20 °C); es herrschen also permanent<br />
optimale Bedingungen für die Photosynthese.<br />
Gleiches gilt auch für den hygrischen<br />
Faktor: alle Monate sind gewöhnlich humid,<br />
und selbst wenn mancherorts eine kurze Periode<br />
geringerer Nie<strong>der</strong>schläge auftritt, so bedeutet<br />
das doch infolge <strong>der</strong> hohen Wasservorräte<br />
im Boden kaum eine Einschränkung <strong>der</strong> photosynthetischen<br />
Aktivität. Nach Menge und Verteilung<br />
<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge lassen sich folgende<br />
hygrischen Klimatypen unterscheiden:<br />
H l (Perhumid): Ganzjährig humid (kein Monat<br />
< 100 mm), dabei Jahresnie<strong>der</strong>schlag<br />
extrem hoch (meist > 4000, zuweilen bis<br />
> 9000 mm). Tritt hauptsächlich an <strong>der</strong><br />
Luvseite höherer Gebirge auf<br />
H2 (Euhumid): Wie H l, aber Nie<strong>der</strong>schlag etwa<br />
1600-3000 mm.<br />
H3 (Subhumid): Nie<strong>der</strong>schlagsmenge ähnlich<br />
wie H2, aber mit einer schwach ausgeprägten<br />
Dürrezeit von höchstens 2 Monaten.<br />
Die Kombination <strong>der</strong> thermischen und hygrischen<br />
Abwandlungen ergibt dann doch einige<br />
deutlich unterschiedene Varianten des Gesamtklimas<br />
(Abb. 63). Das „normale“ Klima des typischen<br />
Regenwaldes, wie er im folgenden beschrieben<br />
wird, ist die Kombination T1.H2.<br />
Im übrigen bestehen über die W itterung im<br />
Regenwald oft ebenso falsche, verallgemeinerte<br />
Vorstellungen wie z. B. über die Bestandesstruktur.<br />
Die normale und zugleich optimale<br />
Variante, von <strong>der</strong> wir hier ausgehen, zeichnet<br />
sich keineswegs durch permanente, triefende<br />
Nässe aus. Zwar hegt die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />
hoch (kein Monat unter 100 mm), und es gibt<br />
in manchen Bereichen auch täglich Regen, aber<br />
es regnet durchaus nicht dauernd.<br />
Als Beispiel sei <strong>der</strong> Witterungsablauf eines durchschnittlichen<br />
Tages im inneren Amazonasbecken skizziert.<br />
Morgens herrscht zuweilen Nebel, zumindest aber starker<br />
Tau, <strong>der</strong> dazu fuhren kann, daß es aus den Baumkronen<br />
regnet. Nach Sonnenaufgang löst sich <strong>der</strong> Nebel<br />
rasch auf, <strong>der</strong> Vormittag wird sonnig und trocken.<br />
Ab Mittag bildet sich Quellbewölkung, die dann am<br />
Nachmittag, oft zu einer ziemlich bestimmten Zeit, zu<br />
starkem Gewitterregen fuhrt. Zum Abend klart es auf,<br />
und in <strong>der</strong> Nacht fallt bald wie<strong>der</strong> Tau o<strong>der</strong> Nebel.<br />
Dieser Tagesgang umfaßt erhebliche thermische<br />
und hygrische Unterschiede (Abb. 64.A). Die<br />
Lufttemperatur steigt von etwa 20 °C in <strong>der</strong><br />
Nacht auf über 30 °C am Mittag; dabei können<br />
sich von <strong>der</strong> senkrechten Sonnenstrahlung getroffene<br />
Blätter noch um etwa 15° höher erhitzen.<br />
Da die relative Luftfeuchte zugleich unter<br />
40 % liegen kann, bedeutet das einen starken<br />
Wasserstreß, <strong>der</strong> immerhin mehrere Stunden<br />
andauert. Der von den Geographen geprägte<br />
Begriff des „Tageszeitenklimas“ ist von daher also<br />
berechtigt (er ist allerdings insofern etwas irreführend,<br />
als die Tagesamplitude <strong>der</strong> Temperatur<br />
mit ca. 10-12 °C wesentlich kleiner ist als<br />
etwa an einem hochsommerlichen Strahlungstag<br />
in Mitteleuropa).<br />
Abb. 64: Charakteristische Tagesgänge von Temperatur<br />
und relativer Luftfeuchte im Bereich des<br />
Tropischen Regenwaldes.<br />
A: im Freiland bzw. an <strong>der</strong> Oberfläche des Kronendaches.<br />
B: im geschlossenen Waldbestand 1,5 m über<br />
dem Boden. Schraffiert: „humide“, punktiert: „aride“<br />
Tageszeit. - „Tagesklimadiagramme“, nach E llenberg<br />
1975 und Angaben bei verschiedenen Autoren.
Tropischer Regenwald 151<br />
Wo ein <strong>der</strong>artiger Witterungsablauf die Regel<br />
ist (was auch im Optimalbereich nur mancherorts<br />
zutrifft), führt er in Gebirgen zu deutlichen<br />
Expositions-Unterschieden: die Osthänge,<br />
<strong>der</strong> vormittäglichen Sonneneinstrahlung ausgesetzt,<br />
sind wesentlich wärmer und dadurch auch<br />
trockener als die Westhänge.<br />
Diese Tagesschwankungen von Temperatur<br />
und Luftfeuchte betreffen allerdings nur das<br />
Freiland und damit auch die Oberfläche des<br />
Kronendaches. Im Inneren eines intakten, auf<br />
± ebener Fläche stockenden Waldes sind sie viel<br />
geringer (Abb. 64.B).<br />
Bodenverhältnisse<br />
Das gleichmäßige, aperiodisch warm-humide<br />
Klima <strong>der</strong> feuchten Tropen ist zwar als solches<br />
für das Pflanzenleben optimal; es hat aber zugleich<br />
zu beson<strong>der</strong>en Bodeneigenschaften geführt,<br />
die sich für die Vegetation eher ungünstig<br />
auswirken können. Hierauf muß daher etwas<br />
näher eingegangen werden.<br />
Die Böden sind in tropischen Tieflän<strong>der</strong>n oft<br />
sehr alt; durch die ununterbrochene Verwitterung<br />
seit dem Tertiär können sie 20-40 m tief<br />
sein. Das gilt auch für weniger steile Hanglagen,<br />
da unter <strong>der</strong> Walddecke kaum Erosion auftritt.<br />
Infolge <strong>der</strong> permanenten Humidität unterliegen<br />
sie einer starken Basenauswaschung, die<br />
oft zu völliger Entkalkung geführt hat. Ansonsten<br />
hängt <strong>der</strong> Bodentyp aber, wie an<strong>der</strong>wärts,<br />
von <strong>der</strong> geologischen Unterlage ab. Ist diese Silikat-<br />
o<strong>der</strong> Kalkgestein, so entsteht meist ein<br />
Rotlehm mit einem pH-Wert von 4-5, <strong>der</strong> nach<br />
Auswaschung großer Teile <strong>der</strong> Silikate überwiegend<br />
aus AI2O 3 und FejOj besteht (Lateritisiemng);<br />
eine Humusschicht fehlt, da die Laubstreu<br />
unter den feucht-warmen Bedingungen<br />
sehr schnell zersetzt wird. Auf armer Unterlage,<br />
wie etwa Sandstein, kommt es hingegen zur Bildung<br />
von Podsol, dessen pH-Wert unter 3 liegen<br />
kann; die abbauenden Mikroorganismen<br />
sind hier so gehemmt, daß eine Rohhumusschicht<br />
entstehen kann. In beiden Fällen ist im<br />
Boden kaum Stickstoff und Phosphor nachweisbar:<br />
<strong>der</strong> gesamte Mineralstoffvorrat befindet sich<br />
im Kreislauf, d. h. in <strong>der</strong> lebenden und toten<br />
Biomasse; was bei <strong>der</strong> Zersetzung <strong>der</strong> Laubstreu<br />
frei wird, wird von den Pflanzen sofort wie<strong>der</strong><br />
aufgenommen.<br />
Dementsprechend ist auch die Durchwurzelung<br />
des Bodens sehr flach: viele Bäume haben<br />
ein Tellerwurzelwerk, das kaum mehr als<br />
die obersten 20 cm erfaßt (selten bis 75 cm);<br />
dies dürfte zugleich auch durch 0 2 -Mangel als<br />
Folge von Bodennässe und starker Zersetzung<br />
bedingt sein. Nur <strong>der</strong> Befestigung dienende<br />
Pfahlwurzeln können tiefer gehen. Mykorrhiza<br />
ist bei den Bäumen sehr verbreitet.<br />
Große Teile <strong>der</strong> Feuchttropen - vor allem in<br />
Südostasien - sind allerdings von Gebirgen mit<br />
hoher Reliefenergie erfüllt. Hier gibt es dann<br />
auch jüngere und, vor allem auf Kalk- und vulkanischem<br />
Gestein, mineralreiche Böden.<br />
Sippenbestand<br />
Die Zahl <strong>der</strong> beteiligten Sippen ist im Regenwald<br />
bekanntlich sehr hoch; das betrifft sowohl die<br />
Gesamtftora als auch die Zusammensetzung des<br />
Einzelbestandes. Allgemein gilt dabei, daß die<br />
Zahl <strong>der</strong> Gehölze die <strong>der</strong> Krautigen off übersteigt.<br />
Die meisten Familien, denen die Bäume des<br />
Regenwaldes angehören, sind entwe<strong>der</strong> rein tropisch<br />
verbreitet, o<strong>der</strong> sie kommen zwar auch in<br />
den Extratropen vor, aber nur mit krautigen<br />
Vertretern. Nur wenige, so die Leguminosen,<br />
spielen in beiden Bereichen als Gehölze eine<br />
größere Rolle. Zum großen Teil sind sie pantropische<br />
Elemente, sind dabei allerdings meist<br />
nicht auf den Regenwald beschränkt, son<strong>der</strong>n<br />
greifen auch auf den Regengrünen Wald über<br />
(Tab. 29). Beispiele einiger Bäume aus typisch<br />
tropischen Familien zeigt Abb. 65 (vgl. auch die<br />
Arealbil<strong>der</strong> Abb. 38 und 39, S. 105).<br />
Die Gesamtartenzahl <strong>der</strong> eigentlichen Regenwäl<strong>der</strong> ist<br />
schwer zu schätzen. Zahlenangaben liegen nur für einige<br />
Gebiete politischer Umgrenzung vor, die auch<br />
an<strong>der</strong>e tropische Vegetationstypen beherbergen. So<br />
wird für Java 1911 (Koor<strong>der</strong>s) eine Zahl von etwa<br />
5000 Kormophytenarten angegeben, für Zaire (Belgisch-Kongo)<br />
1948 (Robyns) etwa 11000, für Peru 1993<br />
(Brako etc.) über 17000, für Ecuador 1991 (D odson<br />
etc.) 20000; dabei ist mindestens die erste Zahl mit<br />
Sicherheit viel zu niedrig.<br />
In hinsichtlich <strong>der</strong> edaphischen Bedingungen<br />
einheitlichen Einzelbeständen werden oft nebeneinan<strong>der</strong><br />
weit über 100 Baumarten (zuweilen<br />
sogar bis 500) gefunden. Off ist das gesamte<br />
Artinventar des Bestandes auf einer Fläche von<br />
5 ha bei weitem noch nicht erfaßt (in Mitteleuropa<br />
ist meist schon 1/4 ha ausreichend). Infolgedessen<br />
ist die Individuenzahl <strong>der</strong> einzelnen<br />
Arten im Bestand sehr gering. Zusammen mit<br />
<strong>der</strong> großen physiognomischen Ähnlichkeit vie-
152 Die Tropische Zone<br />
Tab. 29: Wichtigste Familien, die die Baumschicht des Tropischen Regenwaldes und des Regengrünen<br />
Waldes zusammensetzen.<br />
Geordnet nach ihrer ungefähren Bedeutung in <strong>der</strong> Vegetation <strong>der</strong> je drei Regionen, Signaturen:<br />
+++ oft sehr großer Anteil am Kronendach des Regenwaldes<br />
++ häufig im Rronendach, zumindest in manchen Ausbildungen<br />
+ verbreitet, aber nur in geringer Individuenzahl o<strong>der</strong> hauptsächlich in den unteren Schichten<br />
• bedeutungslos o<strong>der</strong> ganz fehlend<br />
”■ Familien mit erheblichem Anteil an regengrünen Arten, daher auch im Regengrünen Wald von<br />
Bedeutung<br />
vorwiegend im Regengrünen Wald,<br />
Familie<br />
Neotropische Region<br />
(1.1, 2.1)<br />
Afrikanische Region<br />
(1.2, 2.2)<br />
Indopazifische Region<br />
(1.3, 2.3)<br />
Leguminosae* 4-4-4- 4-<br />
Dipterocarpaceae * • • 4-4-4-<br />
Euphorbiaceae* -t-+ 4-4- + +<br />
Meliaceae ”■ -l-l- 4-4- 4-4-<br />
Moraceae ”■ -l-l- 4-4- 4-4-<br />
Sapotaceae + -I- 4-4- 4-4-<br />
Annonaceae -l-l- 4-4- 4-4-<br />
Lauraceae -l-l- 4- 4-4-<br />
Myrtaceae -l-l- 4- 4-4-<br />
Myristicaceae -l-l- 4- 4-4- -----<br />
Palmae 4-1- 4- 4-4-<br />
Sapindaceae* 4- 4-4- 4-4-<br />
Sterculiaceae* 4- 4-4- 4-4-<br />
Bombacaceae** 4-4- 4- 4-<br />
Lecythidaceae 4-4- 4- 4-<br />
Chtysobalanaceae * 4- 4-4- 4-<br />
Apocynaceae * 4- 4-4- 4-<br />
Clusiaceae 4- + 4-4-<br />
Rutaceae * 4- 4- 4-4-<br />
Anacardiaceae* 4- 4- 4-4-<br />
Combretaceae* + 4- ++<br />
Burseraceae** + 4- + +<br />
Elaeocarpaceae 4- • 4-4-<br />
Vochysiaceae 4-4- • •<br />
Bignoniaceae** 4- 4- +<br />
Rubiaceae 4- 4- +<br />
Celastraceae 4- + +<br />
Simaroubaceae ”■* 4- + +<br />
Flacourtiaceae* 4- + 4-<br />
Verbenaceae* 4- • 4-<br />
1er Arten (S. 158) sind diese Bedingungen <strong>der</strong><br />
Grund dafür, daß die vegetationskundliche Analyse<br />
<strong>der</strong> Regenwäl<strong>der</strong> auf große Schwierigkeiten<br />
stößt.<br />
Im Gegensatz zu den aus zahlreichen verschiedenen<br />
Familien stammenden Bäumen gehört<br />
<strong>der</strong> ± krautige Unterwuchs relativ wenigen<br />
Verwandtschaffskreisen an. Neben Famen und<br />
Selaginellen sind es unter den Monokotylen<br />
beson<strong>der</strong>s Vertreter <strong>der</strong> Zingiberales, Araceae,<br />
Pandanaceae, Cyclanthaceae und Palmae (nicht<br />
wenige Arten aus dieser Familie wachsen zeitlebens<br />
über ein „chamäphytisches“ Stadium nicht<br />
hinaus), unter den Dikotylen Piperaceae, MelastoP<br />
mataceae, Balsaminaceae, Solanaceae, Rubiaceae,<br />
Acanthaceae und Gesneriaceae.<br />
'(
Tropischer Regenwald 153<br />
V<br />
Abb. 65; Einige charakteristische Bäume des Tropischen Regenwaldes.<br />
1 Dipterocarpaceae-, Shoreafallax (ßomeo)\ links unten die Fmcht mit den flügelartig vergrößerten Kelchblättern.<br />
2 Lecythidaceae: Cariniana penduliflora (Amazonien). 3 Chrysobalmaceae-, Hirtella mucronata (Amazonien).<br />
4 Vochysiaceae: Quakajundiahy (Amazonien). Der Maßstab gilt nur für die Zweige. - Quellen: 1 J acobs 1981;<br />
2, 3 D.A. 1968f.; 4 Engler etc. 1887f.
154 Die Tropische Zone<br />
Bestandesstruktur<br />
Regenwaldbestände klimatisch und edaphisch<br />
optimaler Standorte erreichen gewöhnlich H ö<br />
hen von 30-50 m. Ihre Struktur ist durch eine<br />
weitgehende Ausfüllung des gesamten unter <strong>der</strong><br />
Kronenoberfläche hefindlichen Raumes gekennzeichnet.<br />
Die Baumschicht besteht dementsprechend<br />
aus dem eigentlichen Kronendach (obere<br />
Baumschicht) und damnter befindlichen niedrigeren<br />
Bäumen verschiedenster Höhe, die sich<br />
kaum weiter in „Schichten“ aufglie<strong>der</strong>n lassen<br />
(Ahb. 6 6 ). Letztere gehören großenteils schattenertragenden<br />
Sippen von weniger hohem Wuchs<br />
an, denen aber auch Jungwuchs <strong>der</strong> K ronendachbildner<br />
beigemischt ist. In manchen Beständen<br />
ist das eigentliche geschlossene Kronendach<br />
niedriger und wird von nicht so dicht<br />
schließenden „Überbäumen“ überragt, die bis<br />
über 60 m hoch werden können (Ahb. 67).<br />
Die starke vertikale Ausnutzung des Raumes<br />
durch das Blattwerk <strong>der</strong> verschieden hohen<br />
Baumkronen führt dazu, daß die Lichtintensität<br />
in Bodennähe permanent sehr gering sein kann.<br />
Sie liegt meist weit unter 10 % des Freilandwertes,<br />
nicht selten sinkt sie bis weit unter 1 %<br />
(Abb. 67). Infolgedessen sind die aus extratropischen<br />
Wäl<strong>der</strong>n bekannten tieferen Schichten<br />
oft nur mit geringem Deckungsgrad ausgebildet;<br />
ungestörte Klimaxwäl<strong>der</strong> sind meistens<br />
gut durchgängig. Eine „Strauchschicht“ besteht<br />
gewöhnlich nur aus sehr schattenfestem Baumjungwuchs<br />
und ist insofern nach oben kaum<br />
abgrenzbar. Auch die Krautschicht ist in ungestörten<br />
Klimaxbeständen des Normaltyps nur<br />
ziemlich gering entwickelt, ihre Deckung liegt<br />
hier meist unter 25 % (vgl. auch Abb. 70, S. 158).<br />
Sie besteht aus Pflanzen, die man formal den<br />
Kategorien <strong>der</strong> Chamäphyten, Hemikryptophyten<br />
und Geophyten zuordnen kann (doch<br />
sind die an die Überdauerung des Winters geknüpften<br />
Definitionen dieser Lebensformen hier<br />
hinfällig). Sinkt die Lichtintensität unter 0,5 %,<br />
so fallen Angiospermen (außer wenigen chlorophylllosen<br />
Saprophyten) ganz aus; Farne können<br />
noch bis herab zu 0,2 % aushalten. Ist es<br />
noch dunkler, so sind nur noch Moose lebensfähig.<br />
Doch ist eine Moosschicht auf dem Boden<br />
meist kaum ausgehildet, da dieser ± von<br />
dem permanent abfallenden, sich rasch zersetzenden<br />
Laub bedeckt ist und daher keinen stabilen<br />
Standort bildet; hingegen finden sich<br />
Moose häufig an Stammhasen und auf Wurzelanläufen<br />
<strong>der</strong> Bäume.<br />
Wo jedoch mehr Licht auf den Waldboden<br />
gelangt - sei es infolge von Störungen des Kronendaches<br />
o<strong>der</strong> im Bereich edaphisch bedingter<br />
Waldrän<strong>der</strong> u. dgl. - , kann sich eine sehr<br />
üppige Schicht krautiger Pflanzen von 5 m Höhe<br />
und mehr entwickeln, die mit extratropischen<br />
Krautschichten kaum vergleichbar ist. Von ihren<br />
Komponenten können beson<strong>der</strong>s die monokotylen<br />
Araceen, Musaceen und Zingiberaceen<br />
riesige Dimensionen erreichen; auch „krautige<br />
Phanerophyten“ (S. 160) gehören hierher (Abb.<br />
^1) Āußer in <strong>der</strong> Krautschicht treten Krautige<br />
auch im lichtklimatisch günstiger gestellten oberen<br />
Kronendach als Epiphyten auf. Sie bilden<br />
hier eine Epiphytenschicht, die in fast allen<br />
Regenwäldem vorhanden ist und die bodenständige<br />
Krautschicht nicht nur in <strong>der</strong> Artenzahl,<br />
son<strong>der</strong>n zuweilen auch in <strong>der</strong> Biomasse weit<br />
übertreffen kann.<br />
50Vt Lichtintensität<br />
Abb. 67: Lichtgenuß im Innern eines Regenwaldbestandes<br />
(hier mit Uberbäumen Ü).<br />
Zum Boden hin sinkt die Lichtintensität (logarithmische<br />
Skala) auf weniger als 0,5 % des Freilandwertes. -<br />
Nach Kira aus J acobs 1981, verän<strong>der</strong>t.<br />
Abb. 66: Ausschnitt aus einem Regenwaldbestand in<br />
Französisch-Guajana.<br />
Flächig punktiert: Jungbäume von am Kronendach<br />
beteiligten Arten (die große Krone mit punktiertem<br />
Umriß befand sich hinter <strong>der</strong> Transektebene). Pflanzen<br />
von weniger als 5 m Höhe weggelassen. - Aus<br />
Hallé etc. 1978.
Tropischer Regenwald 155<br />
¿eciitkis<br />
(VoöV/
156 Die Tropische Zone<br />
Lebensformen<br />
Der Regenwald ist also eine Phanerophyten-<br />
Gesellschaft: dieser Lebensform gehören oft ca.<br />
70 % <strong>der</strong> Arten an, und die meisten davon sind<br />
Bäume. In ihren Wuchsformen zeigen die Bäume<br />
in den Tropen eine viel größere Vielfalt als<br />
etwa in <strong>der</strong> Nemoralen Zone. Das bezieht sich<br />
nicht nur auf die reine Physiognomie, son<strong>der</strong>n<br />
auch schon auf den Prozeß des Heranwachsens.<br />
Geht man davon aus, daß ein erwachsener Baum<br />
aus Wurzelsystem (i. w. S.), Stamm und Krone<br />
(i. w. S.) besteht, so stellt man fest, daß es vier<br />
verschiedene zeitliche Modi <strong>der</strong> Entwicklung<br />
dieser drei Komponenten gibt (Abb. 6 8 ).<br />
B<br />
0<br />
Abb. 68: Vier verschiedene Modi des Wachstums<br />
baumartiger Phanerophyten.<br />
A Normalmodus, B Palmenmodus, C Bambusmodus,<br />
D Würgermodus. Näheres im Text. - Aus Hallé etc.<br />
1978.<br />
kl<br />
i\<br />
C<br />
Im häufigsten Fall (A) entwickeln sich alle drei synchron,<br />
so daß sie dauernd etwa im gleichen Größenverhältnis<br />
zueinan<strong>der</strong> stehen. Voraussetzung für diesen<br />
Normalmodus ist die Fähigkeit zu sekundärem<br />
Dickenwachstum. Fehlt diese, wie bei den meisten<br />
Monokotylen, so verläuft die Entwicklung an<strong>der</strong>s.<br />
Beim Palmenmodus (B) wächst die Jungpflanze zunächst<br />
längere Zeit in Form einer Rosettenstaude. Erst<br />
wenn durch primäres Erstarkungswachstum die Blattrosette,<br />
das Wurzelsystem und die Achse ± ihre endgültige<br />
Größe bzw. Dicke erreicht haben, setzt das<br />
vertikale Wachstum ein; die „Krone“ ist also bereits<br />
fertig, bevor ein Stamm in Erscheinung tritt. Ein zweites<br />
bei vielen Monokotylen (nicht nur bei Gramineae)<br />
verbreitetes Wuchsverhalten ist <strong>der</strong> Bambusmodus<br />
(C), <strong>der</strong> letztlich einer ins Baumförmige vergrößerten -<br />
Rhizom- (bzw. Polykorm-) Staude entspricht. Auch<br />
hier wird das Erstarkungswachstum ausgenutzt, aber<br />
nicht innerhalb <strong>der</strong>selben Achse, son<strong>der</strong>n im Rahmen<br />
eines Sympodiums: die erste vom Primärsproß abzweigende<br />
Seitenachse wächst zunächst unterirdisch als<br />
Rhizom und richtet sich dann als Laubsproß auf Dieser<br />
Laubsproß ernährt eine neue, schon stärkere Seitenachse<br />
gleichen Verhaltens, und durch die Aufeinan<strong>der</strong>folge<br />
weiterer, immer größer werden<strong>der</strong> Sproßgenerationen<br />
werden schließlich Höhen bis zu 30 m<br />
erreicht. Dabei kann die verzweigte „Krone“ des oberirdischen<br />
Teils schon in <strong>der</strong> unterirdischen Knospe<br />
fertig angelegt sein, so daß sie bei dem sehr schnellen<br />
Hochwachsen nur noch entfaltet werden muß; hier<br />
ist es also das unterirdische System, das als erstes seine<br />
volle Größe erreicht. Das vierte, als Würgermodus<br />
bezeichnete Wuchsverhalten (D) ist ein Son<strong>der</strong>fall, <strong>der</strong><br />
vor allem in <strong>der</strong> Gattung Ficus häufig ist und infolge<br />
<strong>der</strong>en weiter Verbreitung in Wäl<strong>der</strong>n aller tropischen<br />
Gebiete vorkommt (an<strong>der</strong>e Familien mit Würgebäumen<br />
sind die Clusiaceen und Araliaceen). Hier<br />
entsteht die Jungpflanze nicht auf dem Boden, son<strong>der</strong>n<br />
als Epiphyt in <strong>der</strong> Krone eines an<strong>der</strong>en Baumes.<br />
Ihre Luftwurzeln wachsen am Stamme des Wirtsbaumes<br />
abwärts in den Boden, anastomosieren miteinan<strong>der</strong><br />
zu einem Netzwerk und entwickeln sich<br />
schließlich zu einem massiven Hohlzylin<strong>der</strong>, <strong>der</strong> den<br />
Wirtsbaum zum Absterben bringen kann und dann<br />
aus eigener Kraft aufrecht steht. Im Gegensatz zu den<br />
drei an<strong>der</strong>en Wuchsmodi befindet sich die Krone hier<br />
schon von Anfang an im lichtbegünstigten Kronendach<br />
des Waldes und muß nicht erst in dieses hineinwachsen.<br />
Die Physiognomie <strong>der</strong> ausgewachsenen Bäume<br />
ist mit diesen Wuchsmodi nicht voll kongment,<br />
es lassen sich nur drei Hauptformen unterscheiden;<br />
Kronenbäume, Schopfbäume und Bambusbäume.<br />
Als Kronenbäume bezeichnen wir solche mit stark<br />
verzweigter, physiognomisch eine Einheit bilden<strong>der</strong><br />
Krone, wie sie auch in den Extratropen verbreitet sind.
Tropischer Regenwald 157<br />
Taxonomisch sind es Dikotylen und Koniferen, nach<br />
dem Wuchsverhalten Vertreter des Normal- und des<br />
Würgermodus. Im einzelnen können sie nach <strong>der</strong><br />
Konstruktion des Zweigsystems in viele Unterformen<br />
differenziert werden, <strong>der</strong>en Zahl in den Tropen viel<br />
größer ist als in temperierten Gebieten (Näheres hierzu<br />
bei Hallé etc. 1978). Schopfbäume zeichnen sich<br />
dadurch aus, daß die „Krone“ nicht durch Sproßverzweigungen,<br />
son<strong>der</strong>n durch eine Rosette sehr großer<br />
Blätter gebildet wird. Im typischen Fall ist nur eine<br />
solche Rosette vorhanden („Palmenform“); es können<br />
aber durch Verzweigung des Stammes auch mehrere<br />
sein, die jedoch physiognomisch keine Einheit bilden,<br />
son<strong>der</strong>n jede einzeln als solche erscheinen („Pandanus-<br />
Form“). Schopfbäume entstehen meist nach dem<br />
Palmenmodus (Monokotylen, Baumfarne); es gibt aber<br />
auch Dikotylen-Schopfbäume, die nach dem Normalmodus<br />
heranwachsen, jedoch mit Unterdrückung <strong>der</strong><br />
Verzweigung. Bambusbäume entsprechen völlig dem<br />
Bambus-Wuchsmodus.<br />
Im Bereich des Regenwaldes sind alle drei Gestalttypen<br />
verbreitet; allerdings ist anzumerken,<br />
daß die beiden den Europäer exotisch anmutenden<br />
Formen überwiegend in Son<strong>der</strong>-Vegetationstypen<br />
edaphischen, marginalen o<strong>der</strong> sukzessionalen<br />
Charakters eine größere Rolle im<br />
Kronendach spielen, z. B. in Sümpfen, Nebelwäl<strong>der</strong>n<br />
o<strong>der</strong> Sekundärwäl<strong>der</strong>n. Der ungestörte<br />
Klimaxwald auf Normalstandorten besteht - wie<br />
in den Extratropen - überwiegend aus normalen<br />
Kronenbäumen und enthält die beiden an<strong>der</strong>en<br />
Formen nur im Unterwuchs zuweilen in<br />
größerer Menge (vgl. Abb. 78).<br />
Die Normalbäume des Regenwaldes zeichnen<br />
sich meist durch schlanke Stämme (nur<br />
Uberbäume werden oft weit über 1 m dick) mit<br />
sehr hoch ansetzen<strong>der</strong> Krone aus. Da kaum<br />
Transpirationsschutz notwendig ist, fehlt eine<br />
dicke Borke, die Rinde ist dünn und glatt, oft<br />
hell (weißlich) gefärbt, zuweilen auch durch<br />
Chlorenchym grün. Beson<strong>der</strong>s in den untersten,<br />
bodennahen Teilen des Stammes ist sie von einer<br />
sehr großen Zahl an Poren (Lentizellen)<br />
durchsetzt, die offensichtlich <strong>der</strong> Sauerstoffzufuhr<br />
zu den im Oj-armen Boden befindlichen<br />
Wurzeln dienen.<br />
Eine auffällige Erscheinung in allen Regenwäl<strong>der</strong>n,<br />
die allerdings gewöhnlich nur einzelne<br />
Baumarten betrifft, ist das Auftreten von<br />
Brettwurzeln (Abb. 69.1). Solche brettartigen<br />
Vorsprünge an <strong>der</strong> Stammbasis, oft 3-5 pro<br />
Stamm und zuweilen bis 9 m hoch und ebenso<br />
breit, entstehen durch einseitiges sekundäres<br />
Dickenwachstum zunächst normal ausgebildeter,<br />
an <strong>der</strong> Bodenoberfläche liegen<strong>der</strong> Seiten-<br />
- 2 m<br />
Abb. 69: Auffällige Beson<strong>der</strong>heiten bei Regenwaldbäumen.<br />
1 Brettwurzeln (Moragonggrijpii)-, 2 Kauliflorie (Theobroma cacao\ Blütenzweig weniger verkleinert); 3 „Laubausschüttung“.<br />
- Quellen: 1 Richards 1952; 2 Strasburger etc. 1991; 3 Bünning 1956.
158 Die Tropische Zone<br />
wurzeln. Sie scheinen beson<strong>der</strong>s häufig zu sein<br />
in Wäl<strong>der</strong>n auf Naßböden sowie bei Überbäumen,<br />
und sie werden deshalb meist als<br />
Stabilisierungselemente gedeutet. Eine zweite<br />
wichtige Aufgabe besteht aber wahrscheinlich<br />
in <strong>der</strong> Vergrößerung <strong>der</strong> lentizellenfiihrenden<br />
Stammoberfläche zur Verbessemng <strong>der</strong> Oj-Versorgung<br />
für die vielen an ihrer Unterseite befindlichen<br />
Nährwurzeln.<br />
Eine morphologische Beson<strong>der</strong>heit, die bei<br />
tropischen Bäumen viel häufiger auffritt als in<br />
den Extratropen, ist die Kauliflorie. Aus dem<br />
alten Holz <strong>der</strong> unteren Stammteile entspringen<br />
entwe<strong>der</strong> Gruppen von Einzelblüten o<strong>der</strong> größere,<br />
auf die Erzeugung von Blüten spezialisierte<br />
Zweigsysteme. Der ökologische Hintergrund<br />
dieser Erscheinung ist nicht sicher; häufig dürfte<br />
sie als Anpassung an die Bestäubung o<strong>der</strong><br />
Fruchtverbreitung durch Fle<strong>der</strong>mäuse zu deuten<br />
sein (Abb. 69.2).<br />
Die Blätter <strong>der</strong> Regenwaldbäume zeigen erhebliche<br />
Unterschiede in <strong>der</strong> Größe und Konsistenz<br />
je nach ihrer Position im vertikalen<br />
Raum. Die Lichtblätter an <strong>der</strong> Peripherie des<br />
I<br />
|ä<br />
U = überbäume (> 35m)<br />
B = geschlossene Baumschicht<br />
B l: 10 - 35m<br />
B2 : bis 10m<br />
K = Krautschicht<br />
L = Lianen<br />
r I<br />
Abb. 70: Blattformen-Diagramm aus einem Tieflands-Regenwald im Amazonasbecken.<br />
Von einer Probefläche in <strong>der</strong> Nähe von Iquitos (Peru) wurde von sämtlichen unterscheidbaren Pflanzenarten<br />
jeweils ein Blatt durchschnittlicher Größe und Gestalt im Umriß wie<strong>der</strong>gegeben (F = Fie<strong>der</strong>n von<br />
zusammengestzten Blättern). Auf deutlich vorgezogene Spitzen wird durch einen Kringel hingewiesen; die<br />
Häufigkeit <strong>der</strong> betr. Sippe ist durch die Zahl <strong>der</strong> Linien am rechten Blattrand angedeutet (1 ,2 o<strong>der</strong> 3 Linien<br />
entsprechen den Deckungsgraden 1-3 <strong>der</strong> BRAUN-BtANQUET-Skala). Die schwarzen Sektoren <strong>der</strong> Kreisdiagramme<br />
geben die prozentuelle Deckung <strong>der</strong> betr. Schicht an. - Aus Ellenberg 1985.
Tropischer Regenwald 159<br />
Kronendaches sind meist mittelgroß (etwa wie<br />
solche von Prunus laurocerasus) und oft leicht<br />
le<strong>der</strong>ig-xeromorph gebaut, entsprechend <strong>der</strong><br />
starken mittäglichen Sonneneinstrahlung. Nach<br />
unten gehen sie immer mehr in Schattenblätter<br />
über, mit zunehmen<strong>der</strong> Größe und mesomorpher,<br />
in Bodennähe hygromorpher Konsistenz.<br />
Sehr auffällig ist aber die Einheitlichkeit <strong>der</strong><br />
Blattgestalt, die die Bestimmung nicht blühen<strong>der</strong><br />
Pflanzen außerordentlich schwierig macht.<br />
Die Blätter sind meist ± elliptisch-ganzrandig<br />
mit einer auffallend vorgezogenen Spitze. Diese<br />
Form kommt im Regenwald bei Bäumen (und<br />
auch bei an<strong>der</strong>en Wuchsformen) aus den verschiedensten<br />
Pflanzenfamilien vor; bei Sippen<br />
mit konstitutionell zusammengesetzten Blättern<br />
(z. B. Leguminosen) betrifft sie die Blättchen<br />
(Abb. 70).<br />
Die stereotype Blattform wurde früher als ökologische<br />
Konvergenz gedeutet. Insbeson<strong>der</strong>e die charakteristische<br />
Spitze, danach als „Träufelspitze“ bezeichnet,<br />
sollte dazu dienen, bei Regen das auf <strong>der</strong> Blattfläche<br />
befindliche Wasser schneller abzuleiten, um die Spaltöffnungen<br />
für den Gasaustausch frei zu machen. Experimentelle<br />
Untersuchungen (Ellenberg 1985) ergaben<br />
allerdings, daß das Wasser von Blättern ohne Spitze,<br />
aber sonst identischer Form genau so schnell abläuft<br />
wie von solchen mit Spitze; außerdem ist bei<br />
manchen Sippen die Spitze in natürlicher Position<br />
aufwärts gerichtet, so daß sie für den Ablauf gar nicht<br />
Abb. 71; Hochwüchsige Krautpflanzen des Regenwaldbereiches.<br />
Krautige Phanerophyten: 1 Philodendron selloum, Krautstamm; 2 Musa maclayi, Scheinstamm (erst zur Blütezeit<br />
wächst die Achse durch die ineinan<strong>der</strong>gesteckten Blattscheiden nach oben). Riesen-Geophyt: 3 Amorphophallus<br />
titanum (rechts Blatt, links Blütenstand; einer <strong>der</strong> größten Blütenstände überhaupt). 1 und 3 Araceae. Der<br />
Größenmaßstab gilt für alle drei. - Quellen: 1, 2 Halle etc. 1978; 3 Tachtadzian 1980f
160 Die Tropische Zone<br />
4<br />
in Frage kommt. So neigt man heute eher dazu, das<br />
Phänomen wachstumsmorphologisch zu erklären:<br />
beim Entstehen <strong>der</strong> Blätter in einer kontinuierlich<br />
wachsenden Knospe ohne echte Knospenumhüllung<br />
werden die Spitzenteile bereits ausdifferenziert, bevor<br />
sie in die Breite wachsen können, und dienen als sog.<br />
„Vorläuferspitzen“ (Troll 1937f) vorübergehend dem<br />
Schutz <strong>der</strong> weiter innen hegenden Teile. Auch diese<br />
Deutung ist aber nicht immer überzeugend, denn auch<br />
viele Arten mit einem rhythmischen Wachstum mit<br />
Laubausschüttung (S. 164) zeigen solche Spitzen. Ohnehin<br />
nicht erklärbar ist die Einheitlichkeit des Gesamtumrisses.<br />
Knospenschutz durch echte, trockene Knospenschuppen<br />
wie in Gebieten mit ungünstiger<br />
Jahreszeit kommt nur selten vor; wenn solche<br />
vorhanden sind, sind sie gewöhnlich grün und<br />
saftig, oft sind es proleptische Stipeln von Blättern,<br />
<strong>der</strong>en Spreite erst heranwächst. Daneben<br />
werden wachsende Knospen oft durch Haare<br />
o<strong>der</strong> Schleim geschützt.<br />
Neben den verschiedenartigen Bäumen<br />
kommt im Regenwald noch die beson<strong>der</strong>e Lebensform<br />
<strong>der</strong> krautigen Phanerophyten vor.<br />
Es sind bis über 5 m hohe, meist ausdauernde<br />
Pflanzen, <strong>der</strong>en aufrecht stehende Sprosse ihre<br />
Stabilität nicht vorrangig <strong>der</strong> Verholzung, son<strong>der</strong>n<br />
überwiegend dem Turgor verdanken, <strong>der</strong><br />
im immerfeuchten Klima niemals gefährdet ist.<br />
Ihre achsenartigen Teile sind entwe<strong>der</strong> Krautstämme,<br />
also echte unverholzte Achsen (z. B.<br />
Philodendron und viele an<strong>der</strong>e Araceen, Abb.<br />
71.1), o<strong>der</strong> Scheinstämme, die nur aus ineinan<strong>der</strong>gesteckten<br />
scheidigen Blattbasen bestehen,<br />
wie bei <strong>der</strong> Banane {Musa, Abb. 71.2). Übrigens<br />
können auch die in <strong>der</strong> Krautschicht vorkommenden<br />
Geophyten zuweilen über 5 m Höhe<br />
erreichen; ihre unterirdischen Teile dienen zwar<br />
gewöhnlich nur <strong>der</strong> vegetativen Vermehrung,<br />
doch gibt es auch einige, die infolge eines endogenen<br />
Rhythmus zeitweise einziehen, also sich<br />
wie „echte Geophyten“ verhalten {Amorphophallus,<br />
Abb. 71.3).<br />
Eine Lebensform, die für den Tropischen<br />
Regenwald oft als beson<strong>der</strong>s typisch angesehen<br />
wird, sind die verholzten Lianen. Tatsächlich<br />
gibt es solche in großer Formenfülle. Entgegen<br />
landläufiger Ansicht spielen sie aber im normalen,<br />
ungestörten Klimaxwald nur eine relativ geringe<br />
Rolle (vgl. Abb. 6 6 , S. 155, u. 70, S. 158).<br />
Hauptsächlich sind es hier Haftkletterer, die an<br />
den Stämmen <strong>der</strong> großen Bäume emporklimmen<br />
(dem steht aber nicht selten eine zu glatte<br />
Rinde entgegen, vgl. Efeu auf Buche!), sowie<br />
Schlinger, die über die Stufen Baumjungwuchs<br />
- nie<strong>der</strong>e - höhere Unterwuchsbäume ins Kronendach<br />
gelangen können; Schwierigkeiten haben<br />
hingegen Rankenkletterer. In großen Massen<br />
treten Lianen aber an Waldrän<strong>der</strong>n und gestörten<br />
Waldstellen auf (Flußufer, Windschäden,<br />
anthropogen verwüstete Bestände): hier können<br />
sie, zusammen mit den erwähnten hochwüchsigen<br />
Krautpflanzen, undurchdringliche Dikkichte<br />
bilden. Daß solche „Dschungel“ häufig<br />
als die typische Form des Regenwaldes angesehen<br />
wurden (und ihm sogar ihren Namen liehen),<br />
liegt daran, daß die älteren botanischen<br />
Erforscher gewöhnlich von den Flüssen bzw.<br />
von menschlichen Siedlungen her kamen, dabei<br />
zunächst auf den Dschungel trafen und off<br />
Abb. 72: Epiphylle Kryptogamen<br />
auf dem Blatt eines Regenwaldbaumes.<br />
a: Pilzmyzel; b-e: Algen; f, g:<br />
Flechten; h: Plagiochila (Lebermoos).<br />
- Nach M arche-Mar-<br />
CHAND aus T rochain 1980.
Tropischer Regenwald 161<br />
überhaupt nicht bis in den ungestörten Wald<br />
vordrangen.<br />
Ähnliche Fehleinschätzungen betreffen auch<br />
die Rolle <strong>der</strong> Epiphyten. Sie treten zwar in fast<br />
allen Regenwäl<strong>der</strong>n in großer Artenzahl auf; <strong>der</strong><br />
gewaltige, aspektbeherrschende Individuen- und<br />
Massenreichtum, <strong>der</strong> so oft als typisch hingestellt<br />
wird, ist aber auf bestimmte Varianten beschränkt<br />
(S. 170). In einem Waldtyp, <strong>der</strong> am<br />
Boden extrem wenig Licht bietet, ist <strong>der</strong> Epiphytismus<br />
für Pflanzen geringer Größe eine<br />
sinnvolle Strategie, um besseren Lichtgenuß zu<br />
erreichen (vgl. auch J ohansson 1974, Ibisch<br />
1996). Epiphyten gibt es aus verschiedenen<br />
Pflanzengruppen. Thallo-Epiphyten, d. h. Luftalgen,<br />
Flechten und Moose, sind bekanntlich<br />
auch in den Extratropen nicht selten; in den<br />
feuchten Tropen treten sie, beson<strong>der</strong>s Algen und<br />
Lebermoose, nicht nur auf Stämmen, son<strong>der</strong>n<br />
sogar auf Blättern auf (Abb. 72). Solche „Epiphyllen“<br />
sind dann darauf angewiesen, ihren<br />
Lebenszyklus innerhalb <strong>der</strong> Lebensdauer des<br />
Blattes ablaufen zu lassen.<br />
Als eigenständige, für die Tropen typische Lebensform<br />
sind aber nur die Kormo-Epiphyten<br />
anzusehen. Sie erkaufen sich den besseren Lichtgenuß<br />
in den oberen Schichten des Waldes mit<br />
einer Reihe ökologischer Schwierigkeiten, die<br />
den Wasserhaushalt, die Mineralstoffversorgung<br />
und die Ansiedlung betreffen.<br />
Der Wasserhaushalt bietet (außer bei einigen Famen,<br />
die wie die Thallo-Epiphyten poikilohydrisch sind) die<br />
größten Probleme. Da die Wasserbeschafifung schwierig<br />
ist, ist es zunächst wichtig, den Wasserverlust zu<br />
begrenzen; viele Epiphyten sind daher xeromorph.<br />
Auch Wasserspeicherung ist nicht selten; neben normaler<br />
(Blatt-, Stamm-) Sukkulenz (Abb. 73.3) dienen<br />
hierzu auch die bei den Orchideen verbreiteten oberirdischen<br />
Sproßlcnollen (Abb. 73.4). Die Wasseraufnahme<br />
erfolgt im einfachsten Fall in normaler Form<br />
durch die Wurzeln aus dem am Stamm herablaufenden<br />
Regenwasser; damit diese während trockener<br />
Tageszeiten nicht vertrocknen, sind sie an <strong>der</strong><br />
Unterseite des Epiphyten geborgen. Hier kann sich<br />
allmählich auch etwas Staub und Detritus ansammeln,<br />
so daß unter dem Epiphyten, beson<strong>der</strong>s wenn er in<br />
Astgabeln o<strong>der</strong> an ähnlichen günstigen Stellen sitzt,<br />
ein eigener, durchwurzelter Boden entsteht, in dem<br />
das Regenwasser sich länger hält. Manche Epiphyten<br />
bauen einen solchen Boden selbst auf: so <strong>der</strong> anisophylle<br />
Geweihfarn {Platycerium, Abb. 73.1), <strong>der</strong> im<br />
Wechsel mit den normalen, gabelig verzweigten Laubblättern<br />
flache, dem Substrat anliegende Blattorgane<br />
(„Nischenblätter“) ausbildet, die sich dicht übereinan<strong>der</strong><br />
legen, absterben und verrotten. Zuweilen wird<br />
ein wasserspeicherndes Substrat auch durch Ausbildung<br />
eines dichten, zopfartig herabhängenden Wurzelfilzes<br />
erzeugt. Eine kuriose Son<strong>der</strong>bildung sind die<br />
„Taschenblätter“ <strong>der</strong> Asclepiadacee Dischidia (Abb.<br />
73.5), die sich bei Regen mit Wasser füllen, das dann<br />
durch hineinragende sproßbürtige Wurzeln aufgenommen<br />
wird.<br />
Viele Kormo-Epiphyten können das Wasser auch auf<br />
an<strong>der</strong>e Weise aufnehmen. So schließen .die Blattrosetten<br />
vieler Bromeliaceen im unteren Teil so dicht<br />
zusammen, daß eine Zisterne entsteht (Abb. 73.2), in<br />
<strong>der</strong> sich das Regenwasser sammelt, das direkt von den<br />
Blattbasen aufgenommen wird; solche Zisternen-<br />
KJeingewässer können so permanent sein, daß sich<br />
darin eine charakteristische Tierwelt ansiedelt. Die<br />
meisten Bromeliaceen, so beson<strong>der</strong>s die Gattung<br />
Tillandsia, besitzen außerdem auf <strong>der</strong> Blattoberfläche<br />
spezielle Wasseraufnahmeorgane, die Saugschuppen,<br />
die auf das Blatt fallende Wassertropfen sofort aufsaugen<br />
und dem Xylem Zufuhren. Ein ähnliches Saugorgan<br />
ist auch das an den Luftwurzeln vieler Orchideen<br />
vorhandene Velamen radicis, ein totes, bei Trokkenheit<br />
lufterfülltes vielschichtiges Gewebe, das aus<br />
<strong>der</strong> Rhizo<strong>der</strong>mis entstanden ist.<br />
Die Versorgung mit den lebensnotwendigen M i<br />
neralien erfolgt teils durch das Regenwasser (vor allem<br />
Stickstoff), teils durch herangewehten Staub. Auch<br />
Tiere können zur Stickstoffversorgung beitragen: beson<strong>der</strong>s<br />
Ameisen bauen häufig ihre Nester im Bereich<br />
von Epiphyten; manche Epiphyten stellen für solche<br />
Nester sogar spezielle Hohlräume in ihrem Körper<br />
bereit, wie die Rubiacee Hydnophytumformicamm im<br />
Hypokotyl (Abb. 73.7). In passiver Form liefern Tiere<br />
den Stickstoff bei den in <strong>der</strong> Paläotropis häufigen<br />
insektivoren Nepenthes-Axien (Abb. 73.6).<br />
Die eben genannten Ameisen können auch bei <strong>der</strong><br />
Ansiedlung <strong>der</strong> Epiphyten eine Rolle spielen, allerdings<br />
gewöhnlich nur bei <strong>der</strong> Nahausbreitung innerhalb<br />
<strong>der</strong>selben Baumkrone. Für die Weiterverbreitung<br />
von Baum zu Baum sind die Vögel die maßgebende<br />
Tiergruppe, sowohl in Form <strong>der</strong> Endo- als auch <strong>der</strong><br />
Synzoochorie (letztere ist beson<strong>der</strong>s auffällig bei <strong>der</strong><br />
epiphytischen Kakteengattung Rhipsalis, vgl. S. 25).<br />
Ebenso wichtig wie diese gezielte Übertragung ist die<br />
nach dem Zufallsprinzip wirkende Anemochorie, bei<br />
<strong>der</strong> große Mengen sehr kleiner Diasporen als Staubflieger<br />
transportiert werden, wie bei den Farnen und<br />
Orchideen. Ob es wirklich zu einer Ansiedlung<br />
kommt, hängt natürlich auch vom Substrat ab: die<br />
Rindenstruktur und die Verzweigungsform (Astgabeln,<br />
Richtung <strong>der</strong> Seitenzweige) spielen eine große Rolle.<br />
Die Anzahl <strong>der</strong> epiphytisch lebenden Kormophyten-Sippen<br />
ist recht groß. Sie umfaßt neben<br />
zahlreichen Farnen Vertreter aus sehr unterschiedlichen<br />
Verwandtschaftskreisen <strong>der</strong> Blütenpflanzen;<br />
in größerem Ausmaße sind allerdings<br />
nur relativ wenige Familien beteiligt.
162 Die Tropische Zone<br />
- 10 cm<br />
\<br />
a<br />
5a<br />
~sb<br />
Abb. 73: Epiphyten mit beson<strong>der</strong>en Anpassungen.<br />
1 Platycerium akicorne (Geweihfarn), mit humussammelnden „Nischenblättern“ (n) und normalen gabeligen<br />
Laubblättem. 2 Aechmea weilbachii, die dicht aneinan<strong>der</strong>schließenden Blattbasen bilden eine Zisterne. 3 Rhipsalis<br />
houlletiana, mit sukkulenten, blattähnlichen Flachsprossen (Platykladien). 4 Epidendrum vespa, mit wasserspeichernden<br />
Sproßknollen („Pseudobulben“). 5 Dischidia vidalii, mit wassersammelnden Schlauchblättem (sb),<br />
in die sproßbürtige Wurzeln hineinwachsen (zu sehen im Schnitt 5a). 6 Nepenthesgracilis (Kannenpflanze), mit<br />
in Tierfangorgane umgewandelten Blattspreiten zur Verbessemng <strong>der</strong> N-Versorgung. 7 Hydnophytumformicarum,<br />
von Hohlräumen durchsetzte Hypokotylknolle (7a Schnitt durch die Knolle <strong>der</strong> verwandten Myrmecodia tuberosd),<br />
in <strong>der</strong> sich Ameisen ansiedeln, die ebenfalls zur N-Versorgung mit beitragen. - Quellen: 1 Strasburger<br />
etc, 1991; 2 Tachtadzian 1980f; 3, 6 Engler etc. 1887f; 4 Lasser 1968E; 5, 7 T roll 1937f
Tropischer Regenwald 163<br />
Die weitaus größte Zahl an Epiphyten enthalten<br />
die Orchideen, nach neueren Schätzungen<br />
sollen etwa 20000 von insgesamt 28000 Arten<br />
epiphytisch sein. Auch im konkreten Waldbestand<br />
können sie in erheblicher Menge auftreten;<br />
so sollen im amazonischen Regenwald<br />
in <strong>der</strong> Krone eines einzigen Baumes ebenso viele<br />
Arten gefunden worden sein wie in ganz Mitteleuropa<br />
Vorkommen. Weitere wichtige Familien<br />
sind Brom diaceae (1500 Epiphyten von insgesamt<br />
2500 Arten), Araceae (1400 von 2500),<br />
Gesneriaceae (700 von 2500), Pipemceae (700 von<br />
3000, beson<strong>der</strong>s die Gattung Peperomid), Ericaceae<br />
(700 von 3500, allerdings überwiegend in<br />
oreotropischen Wäl<strong>der</strong>n), M elastomataceae (600<br />
von 4700), Cactaceae (200 von 2000); letztere,<br />
beson<strong>der</strong>s aber die Bromeliaceen können auch<br />
in Regengrünen Wäl<strong>der</strong>n von großer Bedeutung<br />
sein (vgl. Ibisch 1996, J ohansson 1974).<br />
Neben Epiphyten, die ihr ganzes Leben als<br />
solche verbringen, gibt es auch viele „Hemiepiphyten“,<br />
die zwar zunächst rein epiphytisch<br />
leben, später aber mit hinabwachsenden Luftwurzeln<br />
den Boden erreichen (vgl. Abb. 80) und<br />
ihren Wasser- und Nährstoffbedarf zumindest<br />
teilweise aus diesem decken (<strong>der</strong> Extremfall sind<br />
die erwähnten Würgebäume); hierzu gehören<br />
viele Araceen.<br />
Einige epiphytisch lebende Kormophyten<br />
sind schließlich dazu übergegangen, Wasser und<br />
Mineralstoffe direkt aus <strong>der</strong> Trägerpflanze zu<br />
entnehmen. Solche Halbparasiten vom Typ <strong>der</strong><br />
extratropischen Mistel (meist ebenfalls Loranthaceae)<br />
spielen aber gegenüber „normalen“ Epiphyten<br />
zahlenmäßig nur eine geringe Rolle.<br />
Rhythmus, Aspekte<br />
Charakteristisch für den optimalen Regenwald<br />
ist das monotone Erscheinungsbild - sowohl<br />
räumlich (die meisten Bäume sehen einan<strong>der</strong><br />
ähnlich) als auch zeitlich: die Blätter sind imausgewachsen<br />
0 0 ö (Í<br />
-heranwachsend<br />
abständig -<br />
Abb. 74: Kontinuierliche Blattentwicklung bei einer Palme (Actinorhytis).<br />
Näheres im Text. - Aus Hallé etc. 1978.
164 Die Tropische Zone<br />
mergrün, und die Blüten <strong>der</strong> einzelnen Arten<br />
erscheinen zu unterschiedlichen Zeiten, auch<br />
in dieser Hinsicht gibt es also keine jahreszeitlichen<br />
Aspekte.<br />
Da dem Klima <strong>der</strong> Rhythmus fehlt, liegt die<br />
Annahme nahe, daß auch das Wuchsverhalten<br />
<strong>der</strong> Bäume aperiodisch sei. Das stimmt aber so<br />
nicht, vielmehr gibt es beide Verhaltensweisen:<br />
sowohl kontinuierliches Wachstum als auch<br />
rhythmisches Wachstum mit einer autonomen<br />
Periodizität.<br />
Kontinuierliches Wachstum ist beson<strong>der</strong>s für viele<br />
tropische Palmen charakteristisch (ebenso für an<strong>der</strong>e<br />
Vertreter des Palmenmodus, z. B. Baumfarne). Nach<br />
Erreichen des endgültigen Stammdurchmessers und<br />
Beginn des Höhenwachstums enthält ihre Blattrosette<br />
im Idealfall dauernd die gleiche Anzahl ausgewachsener<br />
und heranwachsen<strong>der</strong> Blätter: mit dem Absterben<br />
eines alten Blattes tritt zugleich ein neues in den Blattschopf<br />
ein (Abb. 74). Es werden also am Vegetationskegel<br />
in immer gleichem Zeitabstand neue,<br />
völlig gleichartige Blattanlagen erzeugt, die - zumindest<br />
solange die Pflanze nur vegetativ wächst - nur<br />
Laubblätter ergeben. Bei Cocoi nucifera sind z. B. gewöhnlich<br />
30 fertige und 30 unentfaltete Blätter vorhanden;<br />
da sich etwa jeden Monat ein neues Blatt<br />
entfaltet, beträgt die Gesamtlebensdauer eines Blattes<br />
von <strong>der</strong> Anlegung bis zum Abwurf etwa 5 Jahre, wovon<br />
die Zeit <strong>der</strong> photosynthetischen Aktivität etwa<br />
die Hälfte ausmacht. Bei Elaeis guinecnsis enthält die<br />
Rosette etwa 40 Blätter, <strong>der</strong> Abstand zwischen <strong>der</strong><br />
Entfaltung (bzw. <strong>der</strong> Anlegung) zweier Blätter beträgt<br />
16 Tage. Ist das Klima nicht ganz gleichmäßig, son<strong>der</strong>n<br />
leicht periodisch (hygrisch-saisoniert o<strong>der</strong> randtropisch),<br />
so wird die zeitliche Periode während <strong>der</strong><br />
ungünstigeren Jahreszeit verlängert, jedoch ohne daß<br />
morphologische Unterschiede auffreten.<br />
Ein solches ununterbrochenes Wachstum ist jedoch<br />
auch bei dikotylen Normalbäumen nicht selten,<br />
nur ist <strong>der</strong> Ablauf hier infolge <strong>der</strong> Verzweigung<br />
komplizierter. Bei Rhizophora mangle befinden sich in<br />
<strong>der</strong> von den Stipeln des jüngsten entfalteten Blattes<br />
umhüllten Knospe stets 3 noch unfertige Blattpaare;<br />
<strong>der</strong> Zeitabstand zwischen <strong>der</strong> Entfaltung zweier aufeinan<strong>der</strong>folgen<strong>der</strong><br />
Paare ist aber je nach dem Verzweigungsgrad<br />
unterschiedlich. Im übrigen entspricht dem<br />
kontinuierlichen Blattwachstum auch ein gleichmäßiges<br />
sekundäres Dickenwachstum; das Holz solcher<br />
Dikotylen enthält folglich keine Wachstumsringe.<br />
Ebenso häufig ist bei Dikotylen aber auch ein<br />
rhythmisches Wachstum. Es beruht letztlich darauf,<br />
daß die beiden Vorgänge <strong>der</strong> Meristemaktivität und<br />
<strong>der</strong> Blattentfaltung, die beim aperiodischen Wachstum<br />
parallel laufen, zeitlich getrennt sind. Perioden<br />
scheinbarer Ruhe, während <strong>der</strong>er sich das oft von speziellen<br />
Rnospenschuppen geschützte Apikalmeristen^<br />
in Wirklichkeit in intensiver Teilung und Differenzierung<br />
befindet, wechseln mit solchen plötzlicher<br />
Internodienstreckung und Blattentfaltung (Abb. 75).<br />
Die Dauer eines solchen Wuchszyklus ist verschieden:<br />
meist sind es mehrere Zyklen im Jahr (bei Hevea<br />
brasiliensis z. B. etwa 6-9); es gibt aber auch einzelne<br />
Fälle mit Zyklen von über 2 Jahren. Die Entfaltung<br />
erfolgt oft außerordentlich rasch: die präformierten<br />
beblätterten Zweige brechen in kürzester Zeit aus <strong>der</strong><br />
Knospe hervor, sie sind dabei noch weich und unverholzt,<br />
so daß sie herabhängen, und von weißer, gelblicher<br />
o<strong>der</strong> rötlicher Farbe. Diese „Laubausschüttung“<br />
(Abb. 69.3), die von weitem den Eindmck des Blühens<br />
machen kann, gilt als typisches Phänomen des<br />
Regenwaldes. Am ausgewachsenen Zweig ist die Periodizität<br />
anhand <strong>der</strong> unterschiedlichen Blattformen<br />
(o<strong>der</strong> zumindest -großen, sofern keine Knospenschuppen<br />
gebildet werden) zu erkennen; sie manifestiert<br />
sich außerdem in einer rhythmischen Anlegung<br />
von Seitenzweigen. Im Holz führt sie zur Ausbildung<br />
von Wachstumsringen.<br />
Der periodischen Blattentfaltung entspricht meist<br />
ein+ periodischer Laubfall. Die Lebensdauer <strong>der</strong> Blätter<br />
liegt zwischen einigen Monaten und wenigen Jahren;<br />
bei Hevea brasiliensis beträgt sie z. B. etwa 1 Jahr.<br />
In seltenen Ausnahmefällen kann sie kürzer sein als<br />
<strong>der</strong> Wuchszyklus, dann steht die Pflanze kurze Zeit<br />
kahl.
Tropischer Regenwald 165<br />
Allerdings betrifft das rhythmische Wachstum gewöhnlich<br />
nicht die Gesamtpflanze; die Wurzeln scheinen<br />
nach den bisher vorliegenden Untersuchungen<br />
stets kontinuierlich zu wachsen. Auch die oberirdischen<br />
Teile können sich zuweilen unterschiedlich<br />
verhalten, indem größere Zweigsysteme (vor allem<br />
sog. Reiterationstriebe) einen vom Rest des Baumes<br />
abweichenden Rhythmus zeigen. Enthält das Klima<br />
An-sätze von Periodizität, so kommt es natürlich leicht<br />
zur Synchronisierung <strong>der</strong> Wuchsrhythmen.<br />
Dynamik, Verjüngung<br />
Im optimalen Klima <strong>der</strong> feuchten Tropen sind<br />
erhebliche Wuchsleistungen möglich. Begrenzen<strong>der</strong><br />
Faktor ist - abgesehen vom Boden - die Beschattung.<br />
Bei vollem Licht ist die Wuchsgeschwindigkeit<br />
sehr groß, es können mehr als 5 m<br />
pro Jahr erreicht werden (dies betrifft allerdings<br />
nur Pionierholzarten). Die Nettoproduktion kann<br />
in Jungbeständen über 30 t pro ha und Jahr betragen<br />
(zum Vergleich: Nemorale Sommerwäl<strong>der</strong><br />
10-13 t). Das Alter <strong>der</strong> erwachsenen Bäume ist<br />
wegen des Fehlens normaler Jahrringe schwer festzustellen;<br />
es ist aber wahrscheinlich, daß sie nur<br />
wenige 100 Jahre alt werden.<br />
In einem aus sehr vielen verschiedenen Arten<br />
bestehenden Waldbestand, wo nur selten<br />
mehrere Exemplare <strong>der</strong>selben Art nebeneinan<strong>der</strong><br />
stehen, ist als Normalfall die permanente<br />
Verjüngung zu erwarten. Erreicht ein Baum <strong>der</strong><br />
Kronenschicht seine Altersgrenze und stirbt ab,<br />
so wird er sehr rasch zersetzt (z. B. durch Termiten)<br />
und bricht in sich zusammen (die Bäume<br />
„sterben im Stehen“; die landläufige Vorstellung<br />
vom „Urwald“ mit vielen am Boden<br />
liegenden toten Stämmen stammt aus extratropischen,<br />
vor allem borealen Wäl<strong>der</strong>n und trifft<br />
für den Regenwald nicht zu). Die entstehende,<br />
relativ kleine Lücke gibt einigen <strong>der</strong> im Unterwuchs<br />
schon bereitstehenden, lange von den<br />
Reservestoffen im Samen zehrenden und daher<br />
sehr schattenfesten Jungbäume die Chance zum<br />
Heranwachsen. Die Lücke wird also schnell wie<strong>der</strong><br />
gefüllt, und es kommt zu keiner wesentlichen<br />
Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bestandesstruktur.<br />
Auffallen<strong>der</strong> und in ihrer Abfolge sehr komplex<br />
ist die katastrophische Verjüngung. Die Zerstörung<br />
größerer Bestandesflächen erfolgt unternatürlichen<br />
Umständen hauptsächlich durch<br />
tropische Wirbelstürme und spielt daher in küstennahen<br />
Gebieten eine große Rolle. In Flußtälern<br />
können auch Hochwässer ähnlich wirken;<br />
heute ist es aber vor allem <strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> in<br />
allen Regenwaldgebieten großflächige Verwüstungen<br />
anrichtet. Dem Zusammenbruch des<br />
Bestandes folgt eine rasche Zersetzung <strong>der</strong> toten<br />
Biomasse (sie kann noch beschleunigt werden<br />
durch Brände, da das tote Holz - im Gegensatz<br />
zum lebenden Regenwald - leicht durch<br />
Blitzschlag entzündet wird). Dadurch wird auf<br />
einen Schlag <strong>der</strong> gesamte im Ökosystem vorhandene<br />
Gehalt an mineralischen Nährstoffen<br />
freigesetzt, was eine sehr schnelle Wie<strong>der</strong>besiedlung,<br />
teils durch Krautige, vor allem aber durch<br />
raschwüchsige Pioniergehölze ermöglicht.<br />
Die Pionierbäume, vor allem die des Initialstadiums,<br />
unterscheiden sich von den Klimaxarten des Regenwaldes<br />
in vieler Hinsicht. Sie gehören relativ weni-<br />
20 nm<br />
Abb. 76: Pionierwald an Stelle eines durch Sturm zerstörten Regenwaldes in Westafrika, 10 Jahre alt.<br />
Die flach-schirmförmigen Kronen <strong>der</strong> Cecropiacee Musanga („Parasolier“) haben schon fast 20 m Höhe erreicht.<br />
- Nach Louis aus Huetz de Lemps 1970.
166 Die Tropische Zone<br />
gen, speziellen Familien an (z. B. Bombacaceae, Cecropiaceae).<br />
Ihre Diasporen sind meist leicht und werden<br />
durch den Wind verbreitet (seltener durch Vögel), sie<br />
haben gewöhnlich eine Keimhemmung, die nur durch<br />
den Einfluß direkten Sonnenlichtes aufgehoben wird.<br />
Die Blätter sind sehr groß und meistens gelappt o<strong>der</strong><br />
eingeschnitten. Das Holz ist leicht und verkernt nicht,<br />
so daß es sehr anfällig für mechanische und biotische<br />
Schäden ist. Daher ist die erste Pioniergeneration raschwüchsig<br />
(Abb. 76) und kurzlebig, sie bricht meistens<br />
schon nach wenigen Jahrzehnten zusammen. Das bedeutet<br />
aber noch nicht das Wie<strong>der</strong>auftreten <strong>der</strong><br />
Klimaxgesellschaft; es kann vielmehr, je nach dem<br />
Reichtum <strong>der</strong> Flora, noch mehrere weitere, zunehmend<br />
längere Pionierstadien geben. Darüber, wie lange<br />
es bis zur ungefähren Wie<strong>der</strong>herstellung des ursprünglichen<br />
Zustandes dauert, ist wenig bekannt;<br />
Vermutungen variieren zwischen 100 und 1000 Jahren.<br />
Sicherlich hängt es auch vom Grad <strong>der</strong> Zerstörung,<br />
<strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Fläche und den edaphischen<br />
Standortsbedingungen ab.<br />
Zwischen den beiden Extremen, <strong>der</strong> permanenten<br />
und <strong>der</strong> katastrophischen Verjüngung, gibt<br />
es natürlich alle Übergänge. Sehr häufig und in<br />
vielen Regenwaldgebieten charakteristisch sind<br />
leichtere Schädigungen <strong>der</strong> oberen Baumschicht<br />
durch schwächere Stürme o<strong>der</strong> lokale Windböen,<br />
aber auch z. B. durch das Umfallen von<br />
Bäumen infolge Bodenaufweichung nach beson<strong>der</strong>s<br />
starken Regenfällen. Solche partiellen Störungen,<br />
die keine Beseitigung, aber eine Auflockerung<br />
des Bestandes bewirken (in <strong>der</strong> Literatur<br />
oft als „Chablis“ bezeichnet), führen zu<br />
stärkerem Lichtgenuß <strong>der</strong> unteren Schichten,<br />
wodurch sowohl <strong>der</strong> Jungwuchs <strong>der</strong> Klimaxartenals<br />
auch das Auftreten von Pionierarten geför<strong>der</strong>t<br />
werden kann. Es kommt also zu einer Verdichtung<br />
des Unterwuchses, und bei wie<strong>der</strong>holter<br />
Störung am gleichen Ort kann Dschungelbildung<br />
die Folge sein. In gleicher Richtung<br />
wirken sich auch schwächere anthropogene Eingriffe<br />
aus, z. B. die selektive Fällung bestimmter<br />
Baumarten.<br />
■iS<br />
10-<br />
i S U ,<br />
%<br />
,ca\S<br />
' Oa<br />
m 20 30<br />
Abb. 77: Schlechtwüchsiger Regenwald auf extrem armem, stark podsoliertem Boden im amazonischen Rio-<br />
Negro-Gehiet („edaphische Caatinga“).<br />
Zahlreiche dünnstämmige, 5-10 m hohe Kleinbäume unter einem lockeren Schirm weniger knorrig verzweigter<br />
höherer Bäume (diese hier Aldina lalifolia). Die Buchstaben A, B und O in den Baumkronen deuten die Familienzugehörigkeit<br />
<strong>der</strong> Epiphyten an (Araceae, Bromeliaceae, Orchidaceae). - Nach Takeuchi aus Siou 1968.
Tropischer Regenwald 167<br />
Edaphische Glie<strong>der</strong>ung<br />
Auch im feuchttropischen Optimalgebiet des<br />
Waldes gibt es edaphische Extrembedingungen,<br />
die einen Waldwuchs nicht zulassen. Für die<br />
Feuchttropen Südamerikas hat E llenberg (1966)<br />
die edaphischen Grenzen des Waldes und die<br />
angrenzenden Ersatzgesellschaften etwa so definiert;<br />
• Trockengrenze: < 1 0 cm Feinerde über Fels<br />
(Offene Felsvegetation)<br />
• Nässegrenze: Bodenoberfläche > 8 Monate<br />
überflutet (Wasservegetation; o<strong>der</strong>, bei<br />
regelmäßigem Trockenfallen, edaphische<br />
Savanne)<br />
• Nährstoffmangelgrenze: extrem armes mineralisches<br />
Substrat, z. B. reiner Quarzsand<br />
(Offenwald, im Extremfall Hochmoor)<br />
• Salzgrenze (an <strong>der</strong> Küste); potentieller osmotischer<br />
Druck <strong>der</strong> Bodenlösung > 60 bar<br />
(Salz-Halbwüste)<br />
• Dünengrenze (an <strong>der</strong> Küste): Wan<strong>der</strong>geschwindigkeit<br />
des Sandes größer als Wuchsgeschwindigkeit<br />
(edaphische Sandwüste).<br />
Innerhalb dieser Grenzen folgen die edaphischen<br />
Abwandlungen den Faktoren Mineralstoffe<br />
und Wasser. Die Frage <strong>der</strong> Verfügbarkeit<br />
von Mineralstoffen wurde schon generell behandelt.<br />
Ihr Einfluß auf den Vegetationstyp ist<br />
vor allem in Bereichen mit sehr armem geologischen<br />
Substrat zu spüren: hier ist nicht nur die<br />
Artenzahl erheblich niedriger, son<strong>der</strong>n auch<br />
Dichte und/o<strong>der</strong> Höhe des Bestandes können<br />
stark vermin<strong>der</strong>t sein (in Extremfällen weniger<br />
als 15 m hoch, Abb. 77). Zwischen dem „Normaltyp“<br />
(mit Rotlehmböden) und beson<strong>der</strong>s mineralreichen<br />
Standortstypen auf Kalk- o<strong>der</strong> vulkanischem<br />
Untergmnd bestehen demgegenüber<br />
nur geringe Unterschiede; sofern die letzteren<br />
mancherorts höhere Artenzahlen aufweisen,<br />
kann das auch eine Folge erhöhter Standortsdiversität<br />
im Gebirge sein.<br />
m<br />
30-<br />
Se<br />
Ma Jb<br />
Bruchwald Übergang Wald auf grundwasserfernem Boden<br />
Abb. 78: Geländeprofil im Regenwald <strong>der</strong> amazonischen Terra firme, mit beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>der</strong><br />
auftretenden Palraenarten.<br />
Auf gut dränierten Böden sind Palmen zwar nicht selten, aber auf den Unterwuchs beschränkt. Im Bmchwald<br />
beherrschen sie hingegen das Kronendach; allerdings sind von den 15 im Transekt vorhandenen Arten hier<br />
nur 4 beteiligt (Ep = Euterpeprecatoria, Se = Socratea exorrhiza, Ma = Mauritiella aculeata,]h = Jessenia barbaua).<br />
- Aus Kahn etc. 1992.
168 Die Tropische Zone<br />
I<br />
m<br />
w<br />
'Zvr,; K<br />
* K<br />
Abb. 79: Weichholzauenwäldchen auf einer Sandbank am Rande eines kleineren Flusses im Staate Para<br />
(Brasilien).<br />
Hauptbestand (Mitte und rechts) Cecropiapalmata, z.T. mit klettern<strong>der</strong> krautiger Passißora\ die ± schmalblättrigen<br />
Sträucber Salix humboldtiana-, Baum links Bombax mungaba. - Aus M artius 1840f., „Tabula physiognomica“<br />
11 (Nie<strong>der</strong>sächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen).<br />
' W<br />
&<br />
\:03S i<br />
><br />
4<br />
Beim Wasserfaktor ist zunächst zu unterscheiden<br />
zwischen normalen Klimaxstandorten (im<br />
Amazonasgebiet als „Terra firme“ bezeichnet)<br />
und Flußauen mit alljährlicher Überschwemmung.<br />
Auf gut dränierten, grundwasserfernen<br />
Böden <strong>der</strong> Terra firme stockt <strong>der</strong> Normaltyp des<br />
Regenwaldes. Mit steigendem Grundwasserspiegel<br />
ist als auffälligste Abän<strong>der</strong>ung die Zunahme<br />
hochwüchsiger, am Kronendach beteiligter Palmen<br />
zu beobachten, und wenn stagnierendes<br />
Wasser bis an die Bodenoberfläche reicht (also<br />
im Sumpfwäl<strong>der</strong>n ähnlich dem mitteleuropäischen<br />
Erlenbruch), so verschwinden die meisten<br />
dikotylen Bäume und die Palmen übernehmen<br />
oft die Dominanz (Abb. 78). Solche „Palmenbruchwäl<strong>der</strong>“<br />
können bei sonst günstigen Bedingungen<br />
bis 30 m Höhe erreichen, meist sind<br />
sie aber niedriger; auch im Unterwuchs haben<br />
Palmen oft hohe Deckungsgrade.<br />
Im Bereich <strong>der</strong> Auenwäl<strong>der</strong> wird die kurzlebige<br />
Weichholzaue von raschwüchsigen Pionierbäumen,<br />
z. B. Cecropiaceen, beherrscht (Abb.<br />
79), wie sie auch bei Beginn <strong>der</strong> Verjüngungssukzession<br />
auftreten (vgl. S. 166). Die stabilere,<br />
kaum noch durch Fließdynamik, son<strong>der</strong>n nur<br />
durch Überflutung gekennzeichnete Hartholzaue<br />
ist z. B. im Am azonasgebiet (als sog.<br />
„Värzea“) ein weitverbreiteter und sehr auffallen<strong>der</strong><br />
Waldtyp. Im Bereich <strong>der</strong> großen Ströme,<br />
die meistens aus Gebieten mit stärkerer<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsperiodizität kommen (auch in<br />
Teilen des Amazonasbeckens selbst ist diese erheblich),<br />
treten langandauernde Überschwemmungen<br />
<strong>der</strong> Flußauen auf, bei denen <strong>der</strong> Wasserspiegel<br />
bis zu 5 Monate lang mehr als 5 m<br />
über <strong>der</strong> Bodenoberfläche stehen kann. Da das<br />
Wasser <strong>der</strong> aus dem Gebirge kommenden Flüsse<br />
infolge <strong>der</strong> Erosion reich an Bodenteilchen<br />
und gelösten Mineralstoffen ist, werden die<br />
überschwemmten Bereiche stark gedüngt und<br />
sind dadurch sehr fruchtbar. Die hier wachsenden<br />
Auenwäl<strong>der</strong> sind zwar wegen <strong>der</strong> extremen<br />
Bedingungen relativ artenarm, können aber<br />
doch eine erhebliche Höhe erreichen. Palmen
Tropischer Regenwald 169<br />
spielen in ihnen eine geringere Rolle, dominierend<br />
sind Dikotylen. Dauert die Überschwemmung<br />
sehr lange, so kann <strong>der</strong> Oj-Mangel im<br />
Wurzelbereich die Bäume zur Drosselung des<br />
Stoffwechsels zwingen, <strong>der</strong> sogar von Laubabwurf<br />
begleitet sein kann („überschwemmungskahle<br />
Bäume“, vgl. W orbes 1986). An Flüssen,<br />
die keine Bodenfracht mit sich führen, sind die<br />
Auenwäl<strong>der</strong> (hier ,,Igapö“ genannt) sehr viel<br />
schlechtwüchsiger. Über entsprechende Vegetationstypen<br />
in an<strong>der</strong>en Regionen ist weniger bekannt.<br />
Ein weiterer Waldtyp, <strong>der</strong> in diesem Zusammenhang<br />
zu erwähnen wäre, ist die Mangrove.<br />
Sie ist aber nicht auf die Domäne des Regenwaldes<br />
beschränkt, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> ganzen Tropischen<br />
Zone verbreitet. Ihr ist deshalb ein eigener<br />
Abschnitt am Ende dieses Kapitels gewidmet.<br />
Varianten und Regionen<br />
Gegenüber <strong>der</strong> bisher behandelten normalen<br />
und zugleich optimalen Ausbildung des Regenwaldes<br />
(T1.H2) zeigt die Vegetation <strong>der</strong> Variante<br />
T5 die geringsten ünterschiede, höchstens<br />
kann bei Pflanzen mit rhythmischem Wuchsverhalten<br />
eine gewisse Synchronisation auftreten.<br />
Stärker abweichend ist <strong>der</strong> montane Regenwald<br />
T2, <strong>der</strong> meist durch geringere Höhe und<br />
Abb. 80: Perhumi<strong>der</strong> Regenwald<br />
im südbrasilianischen<br />
Küstengebirge (Serra do Mar).<br />
Pedra da On?a bei Sebastianopolis,<br />
Anfang 19. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />
Zahlreiche Epiphyten {Bromeliaceae,<br />
Farne, Orchidaceae, Piperaceae)<br />
an Stämmen, auf Ästen<br />
und auf Lianen, viele mit herabhängenden<br />
Wurzeln, die teils<br />
den Boden erreichen. Auffallend<br />
auch die eine Zwischenstellung<br />
zwischen Lianen und<br />
Epiphyten einnehmenden großblättrigen<br />
Araceen (rechts) und<br />
Cyclanthaceen (ganz rechts, mit<br />
palmenähnlichen Blättern). Die<br />
Palmen gehören den Gattungen<br />
Euterpe und Geonoma an. - Aus<br />
Marhus 1840f, „Tabula physiognomica“<br />
34 (Nie<strong>der</strong>sächsische<br />
Staats- und Universitätsbibliothek<br />
Göttingen).
170 Die Tropische Zone<br />
Abb. 81: Verbreitung des Tropischen Regenwaldes.<br />
i<br />
a<br />
reduzierte Artenzahl, zuweilen auch durch das<br />
Hinzutreten von Sippen mit Hauptverbreitung<br />
in <strong>der</strong> Oreotropischen Stufe (S. 203) gekennzeichnet<br />
ist.<br />
Sehr distinkt ist die Variante H l, <strong>der</strong> perhumide<br />
Regenwald (auf diesen Typ hätte <strong>der</strong><br />
Name „Regenwald“ eigentlich beschränkt werden<br />
müssen). Hier sind die Bäume mit großen<br />
Massen von Epiphyten besetzt, die sowohl die<br />
Stämme als auch die Kronen besiedeln (Abb.<br />
80) ; in den letzteren fuhrt ihr Gewicht oft zum<br />
Bruch von Ästen. Zusammen mit <strong>der</strong> fast permanenten<br />
Bewölkung, die die Sonneneinstrahlung<br />
und damit die photosynthetische Produktivität<br />
<strong>der</strong> Bäume beeinträchtigt, haben diese<br />
Schädigungen oft ein niedrigeres und weniger<br />
geschlossenes Kronendach zur Folge. Im<br />
Unterwuchs sind Baumfarne charakteristisch,<br />
und die Krautschicht aus Farnen und sehr<br />
hygromorphen Angiospermen kann ziemlich<br />
dicht sein. Diese Merkmale verstärken sich noch<br />
durch die häufige Kombination mit T2 (und<br />
lokal noch mehr, wenn <strong>der</strong> Bestand sich in einer<br />
prononcierten Wolkenstufe befindet).<br />
Die subhumide Variante H3 zeichnet sich<br />
durch eine Synchronisierung <strong>der</strong> Wuchsrhythmen<br />
aus (oft noch verstärkt durch die Kombination<br />
mit T5), einschließlich des Laubabwurfs<br />
bei einigen wenigen Bäumen des Kronendaches.<br />
Der resultierende saisonierte Regenwald bildet<br />
den ersten Schritt beim Übergang zum Regengrünen<br />
Wald (vgl. Abb. 62, S. 148).<br />
Die Domäne des Tropischen Regenwaldes besteht<br />
aus 3 großen disjunkten Regionen (Abb.<br />
81) , die zugleich als Entwicklungszentren dieser<br />
Formation gelten können: <strong>der</strong> N eotropischen<br />
Region (1.1), <strong>der</strong> Afrikanischen Region<br />
(1.2) und <strong>der</strong> Indopazifischen Region (1.3).<br />
Den floristischen Grundstock <strong>der</strong> Vegetation,<br />
insbeson<strong>der</strong>e was die charakteristischen Bäume<br />
betrifft, bilden überall die genannten pantropischen<br />
Familien. Doch haben diese in den<br />
verschiedenen Regionen z. T. eine unterschiedliche<br />
Gewichtung, und außerdem können noch<br />
bestimmte ± endemische Gruppen hinzutreten.<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Bis in die erste Hälfte unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts waren<br />
die meisten großen Regenwaldgebiete vom<br />
Menschen noch wenig verän<strong>der</strong>t. Die dort lebenden<br />
indigenen Völker, meist gering an Kopfzahl,<br />
waren entwe<strong>der</strong> Sammler und Jäger o<strong>der</strong><br />
sie betrieben den sog. Wan<strong>der</strong>feldbau, bei dem<br />
jeweils kleine Flächen gerodet, einigejahre lang<br />
bebaut und dann wie<strong>der</strong> sich selbst überlassen<br />
wurden. Diese konnten sich dann schnell wie<strong>der</strong><br />
bewalden und unterschieden sich kaum von<br />
durch natürliche Ursachen entstandenen Chablis-Flächen.<br />
Der Wald befand sich also noch in<br />
einem ahemeroben bis oligohemeroben Zustand.<br />
Zwar haben die Kolonialmächte bzw. eingewan<strong>der</strong>te<br />
Europäer schon im vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
zur Anlegung von Plantagen verschiedener<br />
Kulturpflanzen auch größere Flächen gerodet<br />
sowie aus dem Walde selbst wertvolle Holzarten<br />
exploitiert; doch betraf das meist nur von<br />
<strong>der</strong> Küste o<strong>der</strong> von Flüssen her gut zugängliche<br />
Randbereiche, und das Innere <strong>der</strong> großen Waldkomplexe<br />
blieb unberührt.<br />
In den letzten Jahrzehnten hat sich das radikal<br />
geän<strong>der</strong>t. In allen Regenwaldgebieten ist in
Tropischer Regenwald 171<br />
zwischen eine Waldverwüstung größten Ausmaßes<br />
im Gange, die die völlige Zerstörung großer<br />
Teile dieser Formation befürchten läßt.<br />
Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Als einige <strong>der</strong><br />
wichtigsten sind zu nennen:<br />
(1) Die Bevölkerung <strong>der</strong> meisten tropischen Län<strong>der</strong><br />
ist infolge <strong>der</strong> verbesserten medizinischen Versorgung<br />
in starker Zunahme begriffen. Damit steigt<br />
auch <strong>der</strong> Bedarf an Nahrungsmitteln, und zur Vergrößerung<br />
<strong>der</strong> landwirtschaftlichen Anbaufläche<br />
sind Waldrodungen notwendig.<br />
(2) Die mo<strong>der</strong>ne Technik erleichtert den Bau von Straßen,<br />
durch die auch die inneren Teile <strong>der</strong> Waldkomplexe<br />
„erschlossen“ werden, so daß sie sowohl<br />
für potentielle Siedler nach (1) als auch für Holznutzer<br />
nach (3) leicht zugänglich sind.<br />
(3) Ebenso ermöglicht die Technik eine problemlose<br />
Nutzung und Abfuhr des im Walde vorhandenen<br />
Holzvorrates. Bei dem meist von großen Privatfirmen,<br />
ohne Mitwirlcung von Forstbehörden, betriebenen<br />
Holzeinschlag werden nicht nur die wirklich<br />
zur Verwertung bestimmten Bäume (die oft nur<br />
einen geringen Teil des Bestandes ausmachen) gefällt,<br />
son<strong>der</strong>n durch die schweren Maschinen wird<br />
meist <strong>der</strong> gesamte Bestand nie<strong>der</strong>gemacht; hierdurch<br />
wird die Entstehung von Bränden geför<strong>der</strong>t,<br />
die weitere Schäden verursachen können.<br />
(4) In vielen tropischen Län<strong>der</strong>n herrscht die Mentalität<br />
einer Pioniergesellschaft, für die <strong>der</strong> natürliche<br />
Wald als Feind einer höheren Zivilisation gilt,<br />
<strong>der</strong> beseitigt werden muß. Vielerorts gilt sogar das<br />
Rechtsprinzip, daß gerodetes Land in den Besitz<br />
desjenigen übergeht, <strong>der</strong> es gerodet hat. Allein aus<br />
diesem Grunde werden große Waldflächen sinnlos<br />
zerstört, ohne anschließend einer Nutzung zugeführt<br />
zu werden.<br />
(5) Die in den Tropen neu entstandenen bzw. zu größerer<br />
Souveränität gelangten Staaten haben das<br />
Bestreben, sich durch Großprojekte verschiedenster<br />
Art international zu profilieren. Die hierfür<br />
benötigten, eigentlich nicht vorhandenen Geldmittel<br />
versucht man durch Ausverkauf <strong>der</strong> natürlichen<br />
Ressourcen, d. h. in erster Linie des Wäldes,<br />
zu beschaffen.<br />
(6) Das Prinzip des „freien Welthandels“ führt dazu,<br />
daß viele landwirtschaftliche Produkte nicht dort<br />
erzeugt werden, wo es von den natürlichen Bedingungen<br />
her am angemessensten wäre, son<strong>der</strong>n<br />
dort, wo es (meist weil die Arbeitskräfte sich mit<br />
Minimallöhnen zufrieden geben) am billigsten erscheint.<br />
So werden z. B. in Amazonien große<br />
Waldflächen zerstört, um dort Rin<strong>der</strong>weiden anzulegen,<br />
die dem Fleischexport in temperierte Län<strong>der</strong><br />
dienen; in diesen kann die Rin<strong>der</strong>zucht zwar<br />
viel nachhaltiger betrieben werden, wird aber vielerorts<br />
wegen „Unrentabilität“ aufgegeben.<br />
Wie früher besprochen, ist Waldverwüstung<br />
kein neues Phänomen - sie ist so alt wie die<br />
zivilisierte Menschheit. An<strong>der</strong>erseits hat sich in<br />
Mitteleuropa gezeigt - und auch in Teilen des<br />
Mittelmeergebietes deutet sich Ähnliches an -<br />
daß auch eine fast völlig zerstörte Walddecke<br />
so gut wie<strong>der</strong> regeneriert werden kann, daß sie<br />
fast dem ursprünglichen Zustande gleicht. Es<br />
fragt sich nun, ob Entsprechendes auch für den<br />
Tropischen Regenwald gilt.<br />
Diese Frage ist zu verneinen. Zwar bleibt auch<br />
nach einer Entwaldung die potentielle natürliche<br />
Vegetation Regenwald, aber dieser potentielle<br />
sekundäre Regenwald ist nicht mit dem ursprünglichen<br />
identisch, da die großflächige Zerstörung<br />
des Waldes mit irreversiblen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
verbunden ist. Die gravierendste und<br />
zugleich eindeutigste dieser Än<strong>der</strong>ungen ist die<br />
bevorstehende rapide Abnahme <strong>der</strong> Zahl an<br />
Pflanzenarten (und ebenso Tierarten) durch<br />
Aussterben. (Alle übrigen Prophezeiungen über<br />
katastrophale Folgen - sie reichen von <strong>der</strong> Entstehung<br />
von „Wüsten“ anstelle des Regenwaldes<br />
bis zur totalen Verän<strong>der</strong>ung des Weltklimas -<br />
sind demgegenüber als wenig fundiert anzusehen).<br />
Die erfolgreiche Verjüngung <strong>der</strong> zahlreichen, aber nur<br />
in wenigen, weit verstreut lebenden Individuen vorhandenen<br />
Pflanzenarten des Klimaxwaldes ist nur im Umfeld<br />
genügend weiträumiger, ungestörter Bestände möglich.<br />
Auf größeren Kahlflächen auch natürlicher Art<br />
kommt zwar rasch ein Wald aus Pionierhölzem auf, die<br />
Wie<strong>der</strong>einwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Klimaxarten geht aber sehr<br />
langsam vor sich (vgl. S. 166). Das gilt schon für Kahlflächen,<br />
die rings von intaktem Wald umgeben sind. In<br />
den heutigen Waldverwüstungsgebieten ist die Situation<br />
aber meist umgekehrt: es bleiben nur kleine, inselartige<br />
Waldreste übrig. Von diesen aus erfolgt nicht nur<br />
keine Wie<strong>der</strong>besiedlung <strong>der</strong> Umgebung, son<strong>der</strong>n sie<br />
sind auch selbst zu klein für eine erfolgreiche Verjüngung<br />
ihres gesamten Artenbestandes. So kommt es zu<br />
einer fortschreitenden Verarmung dieser Restbestände,<br />
die in summa das Verschwinden vieler Arten aus großen<br />
Gebieten zur Folge hat. Und da die verwüsteten<br />
Gebiete heute häufig schon weit größer sind als die -<br />
beson<strong>der</strong>s in den floristisch reichsten Teilen - off ziemlich<br />
kleinen Artareale, bedeutet das dann ein vollständiges<br />
Aussterben.<br />
Als eines <strong>der</strong> wenigen Län<strong>der</strong>, aus denen genauere<br />
Daten über das Ausmaß <strong>der</strong> Wäldzerstörung vorliegen,<br />
sei hier West-Ecuador genannt. Dieses Gebiet, in dessen<br />
natürlicher Vegetation allerdings alle Abstufungen<br />
vom Regenwald bis zum Trockenbuscb Vorkommen,<br />
enthält auf einer Fläche von 80000 km^ etwa 6000 Gefäßpflanzenarten,<br />
davon etwa 1200 endemische. Es war
172 Die Tropische Zone<br />
um 1938 zu etwa 75 % bewaldet, um 1958 noch zu etwa<br />
63 %. Bis 1990 ist die Waldfläche jedoch auf weniger<br />
als 5 % zusammengeschmmpft, und für mehr als<br />
50 % <strong>der</strong> Endemiten wird das Aussterben in naher Zukunft<br />
befurchtet (D odson etc. 1991).<br />
Die durch die Medien verbreitete Kenntnis von<br />
den wahrscheinlichen, den weniger wahrscheinlichen<br />
und auch den nur eingebildeten Folgen<br />
<strong>der</strong> Zerstörung <strong>der</strong> Regenwäl<strong>der</strong> hat zu einer<br />
scharfen weltweiten Opposition hiergegen geführt.<br />
Diese Opposition, so lautstark sie ist, ist<br />
aber nur von geringer praktischer Wirkung. Das<br />
hat zwei Gründe; sie findet sich hauptsächlich<br />
in den Industrielän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> temperierten Zonen,<br />
die von den Problemen <strong>der</strong> tropischen Län<strong>der</strong><br />
sowohl räumlich als auch mental weit entfernt<br />
sind, und sie stellt Maximalfor<strong>der</strong>ungen, die<br />
we<strong>der</strong> objektiv sinnvoll noch praktisch durchführbar,<br />
ja oft sogar kontraproduktiv sind.<br />
Ein charakteristisches Beispiel hierfür ist <strong>der</strong> in manchen<br />
europäischen Län<strong>der</strong>n propagierte Boykott von<br />
Tropenholz. Ein solcher undifferenzierter Boykott mag<br />
zwar gelegentlich einen W aldbestand vor <strong>der</strong><br />
Exploitation retten. Er beseitigt aber zugleich für die<br />
in den Tropen wirtschaftenden Menschen den einzigen<br />
ökonomischen Grund, <strong>der</strong> für die dauerhafte Erhaltung<br />
von Waldbeständen spricht: gerade in Län<strong>der</strong>n,<br />
in denen <strong>der</strong> Wald meist noch als zivilisationsfeindliches<br />
Unland gilt, ist ein Waldbestand, aus dem<br />
man nicht einmal Holz verkaufen kann, erst recht<br />
zerstörenswürdig. So fällt man denjenigen in den Rükken,<br />
die in den Tropen eine schonende, nachhaltige<br />
Forstwirtschaft aufzubauen versuchen. Den Befürwortern<br />
solcher Boykottmaßnahmen ist offensichtlich<br />
nicht bewußt, daß <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufbau des zerstörten<br />
mitteleuropäischen Waldes im vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
nicht <strong>der</strong> Naturschwärmerei deutscher Bildungsbürger,<br />
son<strong>der</strong>n den ökonomischen Zwängen des Holzmangels<br />
zu verdanken ist.<br />
Zwischen den Extremen einer rein an kurzfristigem<br />
Profit orientierten, mit brutalem technischem<br />
Aufwand operierenden Raubwirtschaft<br />
und einer ideologisch gefärbten, ökonomische<br />
Notwendigkeiten ignorierenden Opposition ist<br />
es die Aufgabe <strong>der</strong> Wissenschaften, sinnvolle<br />
Lösungen zu finden, die sowohl den Bedürfnissen<br />
<strong>der</strong> tropischen Län<strong>der</strong> und ihrer Bevölkerung<br />
Rechnung tragen als auch den Erhalt möglichst<br />
großer Teile des einmaligen Ökosystems<br />
Tropischer Regenwald ermöglichen. Bei vorurteilsfreier,<br />
objektiver Betrachtung ist zu akzeptieren,<br />
daß <strong>der</strong> oben genannte gestiegene Bedarf<br />
an Nahrungsmitteln eine Rodung von Wäl<strong>der</strong>n<br />
für landwirtschaftliche Zwecke nicht nur<br />
notwendig macht, son<strong>der</strong>n auch rechtfertigt. Bei<br />
einer rationell betriebenen Landwirtschaft, für<br />
die es auch in den Feuchttropen genügend funktionierende<br />
Beispiele gibt, würde für die Erweiterung<br />
<strong>der</strong> Anbauflächen aber ein Bmchteil dessen<br />
genügen, was heute an Waldfläche zerstört<br />
wird. Der übrige noch vorhandene Wald könnte,<br />
abgesehen von Gebieten, die teils als Naturreservate,<br />
teils wegen ungünstiger Standortsverhältnisse<br />
(erosionsgefährdete Gebirgshänge,<br />
extrem arme Sandböden) auf Dauer ungenutzt<br />
bleiben, mit FFilfe einer schonenden Forstwirtschaft<br />
einer Nutzung zugeführt werden. Auch<br />
hierfür gibt es genügend Beispiele, beson<strong>der</strong>s aus<br />
Südostasien, wo man ohne Zerstörung <strong>der</strong> Bestandesstruktur<br />
die wertvollen FFolzarten einzelstammweise<br />
nutzt und zugleich durch gezielte<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verjüngung in ihrem Anteil zu<br />
vermehren sucht. Der Erzeugung <strong>der</strong> daneben<br />
benötigten Massenware könnten Fdolzplantagen<br />
auf bereits früher entwaldeten Flächen dienen.<br />
Die Chancen für sinnvolle Lösungen sind also<br />
durchaus gegeben; das FJauptproblem bleibt<br />
jedoch die politische Durchsetzung solcher<br />
Lösungen im Rahmen des komplexen Geflechtes<br />
wi<strong>der</strong>streiten<strong>der</strong> Interessen.<br />
1.1 Neotropische Region<br />
Typisch für die Baumschicht neotropischer<br />
Regenwäl<strong>der</strong> ist die weitverbreitete Dominanz<br />
<strong>der</strong> Leguminosen, die in großer Artenzahl (bis<br />
zu 60 % <strong>der</strong> Baumarten) auftreten. An zweiter<br />
Stelle folgen die Lecythidaceen, die zwar ebenfalls<br />
pantropisch verbreitet sind, in den an<strong>der</strong>en<br />
Regionen aber keine größere Rolle spielen.<br />
Weitgehend endemisch (von den etwa 200 Arten<br />
kommen nur wenige, bedeutungslose in<br />
Westafrika vor) ist die drittwichtigste Familie <strong>der</strong><br />
Vbchysiaceen. Ein sehr distinktes Element neotropischer<br />
Wäl<strong>der</strong> sind die zahlreichen epiphytischen<br />
Bromeliaceen; diese große Familie ist<br />
bis auf eine einzige terrestrische Art in Westafrika<br />
auf die Neotropis beschränkt. Ähnliches gilt<br />
für die nicht wenigen epiphytischen Kakteen,<br />
von denen nur eine Art {Rhipsalis baccifera) auch<br />
in <strong>der</strong> Paläotropis vorkommt. Charakteristische<br />
Elemente in <strong>der</strong> Unterschicht, teils auch als<br />
halbepiphytische Lianen, sind die endemischen<br />
Cyclanthaceen.<br />
Die Gesamtverbreitung <strong>der</strong> neotropischen<br />
Regenwäl<strong>der</strong> erstreckt sich über den Raum von
Tropischer Regenwald 173<br />
NO-Mexiko und S-Florida bis nach NW-Argentinien<br />
und SO-Brasilien. Dieses große Areal läßt<br />
sich in drei Unterregionen glie<strong>der</strong>n.<br />
Kernbereich ist die Am azonische U nterregion<br />
(1.1,a), seit Humboldt & B onpland auch<br />
als Hyläa bekannt. Vom Atlantik bis zum Westrand<br />
<strong>der</strong> Anden reichend, ist sie mit einer Fläche<br />
von über 3 Milk km^ das größte zusammenhängende,<br />
einheitliche Regenwaldgebiet <strong>der</strong><br />
Erde. Sie besteht zum größten Teil aus dem tiefgelegenen<br />
Amazonasbecken (noch bei Iquitos,<br />
ca. 2500 km W <strong>der</strong> Atlantiklcüste, beträgt die<br />
Meereshöhe kaum über 100 m), das randlich in<br />
niedrige Hügellän<strong>der</strong> übergeht. Klimatisch entspricht<br />
<strong>der</strong> amazonische Regenwald großenteils<br />
<strong>der</strong> Normalvariante TI.H 2, wobei allerdings die<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsmenge doch eine deutliche Periodizität<br />
aufweist. Im Bereich von Obidos und<br />
Santarem, wo die Nie<strong>der</strong>schläge insgesamt niedriger<br />
sind, führt das zur Ausbildung einer leichten<br />
Trockenzeit (Variante T 1.H 3; Abb. 63.5), so<br />
daß <strong>der</strong> Regenwald hier einen saisonierten Charakter<br />
annimmt. An edaphischen Abwandlungen<br />
ist im Tiefland die Värzea wichtig, die entlang<br />
<strong>der</strong> großen Ströme oft viele km breite Streifen<br />
bildet. Im mittleren N des Amazonasbeckens<br />
finden sich großflächig sehr arme, fast reine<br />
Q uarzsande, die aus <strong>der</strong> A btragung des<br />
guajanischen Sandsteinplateaus herrühren; hier<br />
ist die Vegetation ein niedriger, als Caatinga<br />
bezeichneter Buschwald (Abb. 77, S. 166), <strong>der</strong><br />
an den extremsten Stellen in Offenwald übergeht.<br />
Größere Meereshöhen, in denen montane<br />
Regenwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Typen T2.H 2 und T2.H1<br />
(perhumid) auftreten, gibt es an den Osthängen<br />
<strong>der</strong> Anden, wo sie nach N und S weit über<br />
das Hyläa-Gebiet hinausreichen. An diesen und<br />
im angrenzenden westlichen Viertel <strong>der</strong> Tieflands-Hyläa<br />
finden sich die floristisch reichhaltigsten<br />
Teile, in denen nach glaubwürdigen<br />
Schätzungen mindestens 10-20 % <strong>der</strong> Gefäßpflanzenarten<br />
noch nicht beschrieben sein dürften.<br />
Diese artenreichsten Gebiete zeigen allerdings<br />
eine recht ungleichmäßige Verteilung, die<br />
man neuerdings durch die Hypothese zu erklären<br />
versucht, das Areal des Regenwaldes sei während<br />
<strong>der</strong> Glazialphasen wegen trockneren Klimas<br />
in mehrere disjunkte, von Regengrünem<br />
Wald umgebene Teilareale aufgespalten gewesen<br />
(vgl. Prange 1987).<br />
In N W -V enezuela und W -K olu m b ien<br />
schließt sich an Amazonien die Karibisch-Mexikanische<br />
Unterregion (l.l.b ) an. In diesem<br />
topographisch sehr vielgestaltigen, durch Meer<br />
und Gebirge geglie<strong>der</strong>ten Raum zeigt <strong>der</strong> Regenwald<br />
eine sehr disjunkte Verbreitung und zugleich<br />
eine große klimatische Vielseitigkeit. Die<br />
meisten hier vorhandenen Regenwaldvorkommen<br />
befinden sich an den Luvseiten höherer<br />
Gebirge in einer Umgebung, die von Formationen<br />
trockneren Klimas beherrscht wird;<br />
daher treten die hygrischen Varianten H3, H2<br />
und H l oft dicht nebeneinan<strong>der</strong> auf Beson<strong>der</strong>s<br />
große perhumide (H l) Gebiete mit z. T. über<br />
10000 mm Nie<strong>der</strong>schlag (Abb. 63.4) finden sich<br />
an den Anden-Westhängen in Kolumbien; aber<br />
auch an den niedrigen Gebirgen mancher Inseln<br />
können ähnliche Werte erreicht werden<br />
(z. B. 9000 mm auf Guadeloupe). Auf den kleineren<br />
Inseln sind die Wäl<strong>der</strong> oft niedrig infolge<br />
<strong>der</strong> häufigen Schädigungen durch tropische<br />
Stürme. Beson<strong>der</strong>s auffällig ist das in den nördlichsten<br />
Vorkommen im ebenen S-Florida, wo<br />
die inselartig auf erhöhten „Hammocks“ in die<br />
Grassümpfe <strong>der</strong> Everglades eingesprengten<br />
Wäl<strong>der</strong> kaum 10 m hoch werden. Hier wie auch<br />
in den Regenwaldresten Mexikos zeigt die Temperatur<br />
schon erhebliche jahreszeitliche Unterschiede<br />
(T5). Die kleineren, isolierten Vorkommen<br />
sind meist relativ artenarm.<br />
Die dritte, die O stbrasilianische U n terregion<br />
(1.1.c), ist von Amazonien durch einen<br />
breiten Streifen trockenen Klimas getrennt. Sie<br />
bildet ein schmales Band, das sich zwischen etwa<br />
10 und 30°S an <strong>der</strong> Atlantikküste entlangzieht,<br />
mit einer Unterbrechung im Raum N von Rio<br />
de Janeiro. Der Regenwald besiedelt hier die<br />
Küstenebene und die luvseitigen Hänge des<br />
Küstengebirges; das Klima variiert dementsprechend<br />
zwischen H 3, H2 und H l (vgl. Abb. 80);<br />
thermisch ist <strong>der</strong> S-Teil deutlich T5. Im Tiefland<br />
erreichen die Bestände Höhen von 30-<br />
35 m, an den Berghängen gewöhnlich weniger.<br />
Die floristische Vielfalt ist recht groß, wenn auch<br />
geringer als in Amazonien.<br />
1.2 Afrikanische Region<br />
Ähnlich wie die neotropischen zeichnen sich die<br />
afrikanischen Regenwäl<strong>der</strong> durch die häufige<br />
Dominanz <strong>der</strong> Leguminosen aus; in <strong>der</strong> Unterregion<br />
des Kontinents stellen diese mit etwa<br />
450 Baumarten in 95 Gattungen den weitaus<br />
größten Anteil an allen Familien. Im übrigen<br />
ist die Afrikanische Region gegenüber den bei-
174 Die Tropische Zone<br />
mm<br />
den an<strong>der</strong>en eher negativ charakterisiert; die wenigen<br />
endemischen afrikanischen Familien umfassen<br />
nur wenige Arten und haben in <strong>der</strong> Vegetation<br />
mengenmäßig keine Bedeutung. Auffällig<br />
ist die vergleichsweise niedrige Artenzahl in<br />
vielen typischen pantropischen Familien, so z.<br />
B. bei den Lauraceen und Palmen; von letzteren<br />
enthält <strong>der</strong> gesamte afrikanische Kontinent<br />
in sämtlichen Vegetationstypen nur 15 Gattungen,<br />
während in <strong>der</strong> Neuen Welt 92, in Südostasien<br />
107 auftreten. Auch die Zahl <strong>der</strong> Orchideen<br />
ist viel geringer, so werden für Zaire weniger<br />
als 400 Arten angegeben gegenüber 900 auf<br />
<strong>der</strong> mehr als 20mal kleineren Halbinsel Malakka,<br />
2600 im mehr als 8 mal kleineren Ecuador. Die<br />
relative Armut Afrikas vor allem an Vertretern<br />
humi<strong>der</strong> Vegetationstypen wird meist als Folge<br />
<strong>der</strong> Eiszeit gedeutet; das schon rezent nicht übermäßig<br />
humide Klima soll während <strong>der</strong> Glazialperioden<br />
noch wesentlich trockener gewesen sein<br />
und daher zum Aussterben vieler Sippen geführt<br />
haben. Tatsächlich sind einige heute auf die<br />
Neotropis und/o<strong>der</strong> Indomalesien beschränkte<br />
Sippen in Afrika als Tertiärfossilien gefunden<br />
worden.<br />
Diese pleistozäne Verarmung hat die ozeanisch<br />
beeinflußte Insel Madagaskar kaum betroffen;<br />
demzufolge zeigen die dortigen Regenwäl<strong>der</strong><br />
größere Abweichungen von denen des<br />
Kontinents, was die Aufteilung in zwei Unterregionen<br />
rechtfertigt.<br />
Die Guineisch-Kongolesische Unterregion<br />
(1.2.a) erscheint als ein verkleinertes Pendant <strong>der</strong><br />
Hyläa. Wie diese erstreckt sie sich von <strong>der</strong> Küste<br />
weit ins Innere und umfaßt auch überwiegend<br />
relativ niedrig gelegenes Land mit äquatorialen<br />
Temperaturbedingungen (TI). Höher<br />
gelegene Gegenden mit montanem Regenwald<br />
(T2) sind außer in Kamerun vorwiegend an den<br />
Rän<strong>der</strong>n mit einbezogen. Die hygrischen Verhältnisse<br />
sind aber zum größten Teil von<br />
subhumidem Charakter (H3; Abb. 63.6,7), selbst<br />
bei extrem hohem Gesamtnie<strong>der</strong>schlag ist meist<br />
noch eine kurze Trockenperiode ausgebildet. In<br />
<strong>der</strong> oberen Baumschicht sind daher meist einige<br />
laubwerfende Arten vorhanden (z. B. aus <strong>der</strong><br />
Gattung Celtis). An auffälligen edaphischen Ausbildungen<br />
gibt es Värzea-ähnliche Auenwäl<strong>der</strong><br />
am Kongo; auch palmenreiche Sumpfwäl<strong>der</strong><br />
werden erwähnt. Jenseits des Ostrandes des geschlossenen<br />
Regenwaldgebietes gibt es noch weit<br />
verstreute lokale Vorkommen in Luvlagen <strong>der</strong><br />
ostafrikanischen Vulkangebirge und an einigen<br />
Stellen <strong>der</strong> Ostküste.<br />
Die Madagassische Unterregion (1.2.b) erstreckt<br />
sich längs <strong>der</strong> Ostküste <strong>der</strong> Insel an <strong>der</strong><br />
Luvseite des Gebirgszuges und ähnelt damit <strong>der</strong><br />
südbrasilianischen. Wie diese zeigt sie nach S<br />
hin T5-Temperaturen, und die Nie<strong>der</strong>schläge<br />
variieren im Bereich von H2 und H l. Die Flora<br />
ist im Grundstock afrikanisch, doch treten (neben<br />
vielen Endemiten) eine Reihe von Sippen<br />
hinzu, die ihre Hauptverbreitung in Indomalesien<br />
haben und auf dem afrikanischen<br />
Kontinent fehlen. Wie weit das die Folge des<br />
Aussterbens älterer Vorkommen auf dem Kontinent<br />
ist o<strong>der</strong> eventuell auf jüngerer Einwan<strong>der</strong>ung<br />
aus dem Osten beruht, ist ungeklärt.<br />
1.3 Indopazifische Region<br />
Im Gegensatz zu den beiden an<strong>der</strong>en enthält<br />
diese Region keine großflächigen zusammenhängenden<br />
Tieflandgebiete. Sie ist überwiegend<br />
Gebirgsland mit großen vertikalen Distanzen<br />
und hoher Reliefenergie, sowohl auf den Inseln<br />
als auch auf den angrenzenden Festlän<strong>der</strong>n. Es<br />
resultiert ein vielfältiges Vegetationsmosaik mit<br />
kleinflächigem Wechsel zwischen den verschiedenen<br />
Varianten des Regenwaldes sowie zwischen<br />
Regenwald und an<strong>der</strong>en Formationen.<br />
Dieser Diversität entspricht die überaus reiche<br />
Flora sowohl des Gesamtgebietes als auch <strong>der</strong><br />
Regenwäl<strong>der</strong> selbst.<br />
Ein auffälliges Charakteristikum <strong>der</strong> indopazifischen<br />
Regenwäl<strong>der</strong> ist die große Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Dipterocarpaceen, einer Familie, die<br />
an<strong>der</strong>wärts nur 2 unbedeutende Gattungen in<br />
Afrika und 2 monotypische Relikte in Venezuela<br />
und Ecuador aufweist. Vor allem in <strong>der</strong> Indomalesischen<br />
Unterregion beherrschen sie häufig<br />
mit vielen nebeneinan<strong>der</strong> vorkommenden<br />
Arten die Baumschicht, und die sonst so wichtigen<br />
Leguminosen nehmen nur eine untergeordnete<br />
Stellung ein. Unter den Epiphyten sind<br />
die insektivoren Nepenthes-Krte.n auffällig (die<br />
übrigens auch noch auf Madagaskar Vorkommen).<br />
Eine Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Region besteht<br />
auch darin, daß die Oreotropische Stufe, in <strong>der</strong><br />
beson<strong>der</strong>s Fagaceen dominieren, hier erheblich<br />
weiter in tiefere Lagen hinabreicht als in den<br />
an<strong>der</strong>en Regionen (S. 210). Im übrigen ist einer<br />
Koniferengattung, Agathis, hier sogar das Ein
Tropischer Regenwald 175<br />
dringen in normale Tieflandsregenwäl<strong>der</strong> gelungen.<br />
Die geographische Zersplitterung des Gebietes<br />
hat naturgemäß auch eine floristische Differenziemng<br />
des Regenwaldes zur Folge. Sie legt<br />
eine Aufteilung in vier Unterregionen nahe, zwei<br />
im Kernbereich und zwei marginale.<br />
Die artenreichste ist die Indom alesische<br />
Unterregion (1.3.a). Mit ihrer weiten Erstrekkung<br />
vom O-Himalaja und S-China bis nach<br />
Indonesien und den Philippinen ist sie auch<br />
flächenmäßig am größten. Die ausgedehntesten<br />
Regenwaldgebiete finden sich auf Borneo, <strong>der</strong><br />
Halbinsel Malakka und Sumatra; in den übrigen<br />
Teilen herrscht ein stärkerer, meist orographisch<br />
bedingter Wechsel mit semihumiden<br />
Wäl<strong>der</strong>n. Wie schon erwähnt, ist die Herrschaft<br />
<strong>der</strong> Dipterocarpaceen hier beson<strong>der</strong>s ausgeprägt;<br />
als Artenzahlen (sämtlich Bäume) werden angegeben<br />
für Borneo 267, Malakka 155, Sumatra<br />
106, die Philippinen 50 (hingegen nur 15 für<br />
Neuguinea). Die edaphischen Bedingungen sind<br />
infolge des gebirgigen Terrains meist relativ gut,<br />
beson<strong>der</strong>s in den vulkanischen Gebieten. Eine<br />
Ausnahme ist die Insel Borneo, wo arme Sandsteine<br />
weit verbreitet sind, so daß hier vielerorts<br />
niedrige, artenarme Wäl<strong>der</strong> ähnlich wie in <strong>der</strong><br />
N-Hyläa auftreten (hier Kerangas genannt); lokal<br />
kommt auch Torfbildung vor. Interessant ist,<br />
daß diese Unterregion, beson<strong>der</strong>s in ihrem zentralen<br />
Teil, die Heimat zahlreicher auch für den<br />
M enschen w ichtiger Fruchtbäum e ist: so<br />
M angifera indica (Mango), A rtocarpus heterophyllus<br />
0ackfrucht), Durio zibethinus (Durian),<br />
Nephelium lappaceum (Rambutan), Garcinia mangostana,<br />
Eugenia spp., M usa spp., Citrus spp. Als<br />
Ursache für das Auftreten so vieler großer eßbarer<br />
Früchte wird die langzeitige ungestörte<br />
Koevolution von Pflanzen und größeren Säugetieren<br />
(Abb. 82) angenommen.<br />
Die zweite, die Papuasisch-Australische<br />
Unterregion (1.3.b), umfaßt neben <strong>der</strong> großenteils<br />
von Regenwald bedeckten Hauptinsel<br />
Neuguinea die östlich anschließenden Nachbarinseln<br />
sowie den schmalen Regenwaldstreifen<br />
an <strong>der</strong> nördlichen Ostküste Australiens. Auch<br />
auf Neuguinea ist die Regenv/aldflora sehr artenreich;<br />
die floristische Son<strong>der</strong>stellung dieser<br />
, ■ . 'N ich tige im Regenwald Indomalesiens lebende Säugetiere.<br />
a reiche Arten aus verschiedenen Familien bewohnen wowohl den Boden als auch die Baumkronen und<br />
sind teils tags, teils nachts aktiv. - Nach W hitmore aus J acobs 1981.
176 Die Tropische Zone<br />
Insel, die im wesendichen durch die in den oberen<br />
Gebirgsstufen auftretende südlich-temperierte<br />
Reliktflora bestimmt wird, macht sich im<br />
Regenwald aber wenig bemerkbar. Die Sippen<br />
des Regenwaldes (auch in Ostaustralien) sind<br />
indomalesischer Herkunft, wenn auch mit vielen<br />
Endemiten nie<strong>der</strong>en Ranges. Die Dipterocarpaceen<br />
spielen hier allerdings keine dominierende<br />
Rolle. In Australien ist <strong>der</strong> Regenwald nur<br />
als subhumide Variante ausgebildet (H3) und<br />
stark verarmt.<br />
Durch den Golf von Bengalen vom südlichen<br />
und die großen indischen Trockengebiete vom<br />
nordwestlichen Teil <strong>der</strong> Indomalesischen Unterregion<br />
getrennt, treten Regenwäl<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> weit<br />
westlich auf Ceylon und an den Westabhängen<br />
<strong>der</strong> SW-indischen „Ghats“ auf. Auch diese<br />
Malabar-Ceylon-Unterregion (1.3.c) ist gegenüber<br />
dem Kerngebiet verarmt.<br />
Noch mehr gilt das für die O zeanische<br />
Unterregion (I.3.d), die sich über die weit verstreute<br />
Inselflur des Pazifik erstreckt. Viele <strong>der</strong><br />
kleinen Inseln sind vulkanischer Herkunft und<br />
daher gebirgig, so daß sie durch Luvwirkung im<br />
Passatklima lokal Regenwaldbedingungen hervormfen<br />
können. Die Zahl <strong>der</strong> Arten, die diese<br />
versprengten Wuchsorte erreicht haben, wird<br />
aber mit zunehmen<strong>der</strong> Entfernung vom Kernbereich<br />
immer kleiner.<br />
Anhang: Die Mangrove<br />
Diese im Gezeitenbereich <strong>der</strong> Meeresküsten lebende<br />
Waldformation könnte man als edaphische<br />
Abwandlung des Tropischen Regenwaldes<br />
ansehen: wie dieser ist sie ein immergrüner tropischer<br />
Wald, <strong>der</strong> dauernd gleichmäßig gut wasserversorgt<br />
ist. Sie leidet aber, da sie unter dem Einfluß<br />
von Salz- bzw. Brackwasser steht, zugleich<br />
unter permanentem Wasserstreß. Da sie nicht<br />
vom klimatischen Wasserangebot abhängig ist,<br />
kann sie die gesamte Tropenzone besiedeln, ohne<br />
Rücksicht auf das Nie<strong>der</strong>schlagsregime. Sie ist<br />
damit ein durchaus eigenständiger, in hygrischer<br />
Hinsicht azonaler Vegetationstyp.<br />
Höhere Salzkonzentrationen (d. h. hauptsächlich<br />
NaCl) im Boden (bzw. im Bodenwasser),<br />
wie sie einerseits in vielen Halbwüsten, an<strong>der</strong>erseits<br />
an den Meeresküsten auftreten, können<br />
nur von wenigen, stark angepaßten höheren<br />
Pflanzen ertragen werden. In den gemäßigten<br />
Zonen sind solche Halophyten ausschließlich<br />
Kräuter o<strong>der</strong> Halb- und Kleinsträucher. Nur<br />
an den tropischen Küsten kommen mit den<br />
Mangrovepflanzen auch baumförmige Halophyten<br />
vor. Offensichtlich waren baumförmige<br />
Kormophyten nicht fähig, nebeneinan<strong>der</strong> zugleich<br />
Salztoleranz und Frostresistenz zu entwickeln.<br />
Die Mangroveformation erreicht daher<br />
überall dort ihre Polargrenze, wo die ersten Fröste<br />
auftreten (Abb. 83). Sie kann allerdings zuweilen<br />
ein wenig über die allgemeine ökologische<br />
Tropengrenze hinausgehen, da die auf dem<br />
Lande auftretenden Temperaturminima durch<br />
das Meerwasser gemil<strong>der</strong>t werden.<br />
Das ökophysiologische Problem aller Halophyten ist<br />
die Salzanreicherung in den Zellen infolge <strong>der</strong> Transpiration.<br />
Sie haben hiergegen eine Resistenz entwikkelt,<br />
und ihr Zellsaft enthält daher immer NaCl (bei<br />
manchen ist das sogar für gutes Gedeihen notwendig:<br />
obligate Halophyten). Doch darf dieser Salzgehalt<br />
nicht zu hoch werden, sonst kommt es auch hier zu<br />
Schäden. Die Schädigungsgrenze liegt gewöhnlich bei<br />
potentiellen osmotischen Drücken des Zellsaftes von<br />
etwa 30 bis 60 bar. Es gilt also dafür zu sorgen, daß<br />
solche Werte nicht erreicht werden. Folgende Gegenmaßnahmen<br />
sind möglich:<br />
• Einschränkung <strong>der</strong> Transpiration<br />
• Sukkulenz („Halosukkulenz“) <strong>der</strong> Blätter: das günstigere<br />
Verhältnis von Oberfläche zu Volumen verringert<br />
die relative Transpiration, und zugleich wird<br />
Speicherraum für das anfallende Salz gewonnen;<br />
wird die Salzmenge im älteren Blatt zu groß, so wird<br />
es abgeworfen.<br />
• Salzabscheidung: einige wenige Halophyten haben<br />
die Fähigkeit, durch spezielle „Salzdrüsen“ kristallines<br />
Salz aus den Blättern abzuscheiden.<br />
• Wasserentsalzung in den Wurzeln: dies ist die eleganteste<br />
Methode, da das Salz erst gar nicht in die<br />
Pflanze gelangt. Sie scheint bei den Mangrovebäumen<br />
die Regel zu sein, denn meistens enthält ihrXylemsaft<br />
weniger Salz als das Bodenwasser; sie ist aber, ebenso<br />
wie die vorige, sehr energieaufwendig.<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Baumarten, die solche Anpassungen<br />
entwickelt haben, ist gering, und daher ist<br />
die Mangrove eine artenarme Formation; die<br />
einzelnen Arten haben dabei eine sehr weite<br />
Verbreitung (die auf dem Wege <strong>der</strong> Hydrochorie<br />
erreicht wurde). Man unterscheidet danach eine<br />
reichere „östliche“ Mangrove mit über 20 Baumarten<br />
aus 6 verschiedenen Familien, die die Küsten<br />
des Indischen Ozeans und des Westpazifik<br />
besiedelt, und eine nur aus 5 Arten (aus 3 Familien)<br />
bestehende „westliche“ an den Küsten des<br />
Atlantik und <strong>der</strong> amerikanischen Pazifikküste.<br />
Mangrovewäl<strong>der</strong> kommen keineswegs überall<br />
an den tropischen Küsten vor, sie sind vielmehr<br />
an spezielle Standortsbedingungen gebun-
Mangrove 177<br />
Abb. 83: Verbreitung <strong>der</strong> Mangrove.<br />
Schraffuren: Küsten, an denen Mangrovebestände Vorkommen, mit ungefährer Zahl <strong>der</strong> beteiligten Arten.<br />
N: Verbreitung <strong>der</strong> salztoleranten Palme Nypafruticans (links unten: a Habitus, b Teil des gabelig verzweigten<br />
Rhizoms; Kreuze: Fossilfunde, meist aus dem Eozän). - Nach Schmithüsen 1968, T achtadzian 1980f, V areschi<br />
1980.<br />
den. Wichtig sind Schutz vor zu starker Brandung<br />
und geeignete, nicht zu leicht bewegte Substrate.<br />
Das sind vor allem Schlick und feinerer<br />
Sand, aber auch Korallenkalkböden, sofern sie<br />
genügend Klüfte besitzen. Bevorzugte Wuchsorte<br />
<strong>der</strong> Mangrove sind daher Flußmündungen,<br />
Haffe und geschützte Buchten. Begrenzen<strong>der</strong><br />
Faktor ist übrigens auch zu kühles Meerwasser:<br />
im Bereich <strong>der</strong> kalten Meeresströmungen an den<br />
Westküsten Südamerikas und Südafrikas, wo die<br />
Temperatur des Oberflächenwassers mehrere<br />
Monate im Jahr unter -1-20 °C liegt, ist die Südgrenze<br />
<strong>der</strong> Mangrove weit nach N verschoben.<br />
Die Struktur <strong>der</strong> Mangrovebestände ist sehr<br />
einfach: sie bestehen allein aus einer Baumschicht,<br />
die von <strong>der</strong> Außengrenze am tieferen<br />
Wasser in Richtung auf das feste Land allmählich<br />
höher wird, aber auch dort meistens Höhen<br />
von 15 m kaum überschreitet; nur in <strong>der</strong><br />
östlichen Mangrove kann an edaphisch beson<strong>der</strong>s<br />
günstigen und zugleich windgeschützten<br />
Stellen zuweilen 30 m Höhe erreicht werden.<br />
Meist enthält <strong>der</strong> Bestand mehrere Arten, die<br />
sich aber nur selten mischen, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />
entlang dem Wassertiefe-Gradienten eine Zonierung<br />
bilden (Abb. 84). Eine Beson<strong>der</strong>heit, die<br />
die Grenznatur <strong>der</strong> Mangrove durch die Mischung<br />
terrestrischer und mariner Lebensformen<br />
gut symbolisiert, ist das häufige Auftreten dichter<br />
Rasen von epiphytischen Makroalgen auf den<br />
untersten, nicht allzu lange über dem Wasserspiegel<br />
liegenden Teilen <strong>der</strong> Stämme und Luftwurzeln.<br />
Sie werden weltweit von 4 Rotaigen-<br />
Gattungen {Bostrychia, Caloglossa, Catenella,<br />
Stictosiphonid) dominiert, <strong>der</strong>en Vorkommen<br />
weitgehend auf Mangrovestandorte beschränkt<br />
ist (Post 1963, Karsten 1995). Eine Art Krautschicht<br />
aus Gefäßpflanzen, oft allein aus dem<br />
auffallenden, bis 2 m hohen Farn Acrostichum<br />
aureum bestehend, kommt mancherorts in den<br />
landnächsten, nur flach überschwemmten Teilen<br />
vor; in <strong>der</strong> östlichen Mangrove findet sich<br />
hier auch die seltsame kriechende Palme Nypa<br />
fruticans (Abb. 83), die schon als kreidezeitliches<br />
Fossil für ähnliche Standorte nachgewiesen ist.<br />
Jenseits <strong>der</strong> normalen Hochwassergrenze können<br />
sich Bestände des zonalen Waldtyps anschließen;<br />
in zeitweise o<strong>der</strong> dauernd ariden Gebieten findet<br />
sich hier aber oft eine Salz-Halbwüste als Folge<br />
des nach episodischen Überflutungen bei <strong>der</strong> Verdunstung<br />
zurückbleibenden Salzes.<br />
In ihrer Morphologie zeigen die Mangrove-<br />
Bäume einige auffallende Beson<strong>der</strong>heiten, die<br />
bei Vertretern verschiedener Verwandtschaftskreise<br />
konvergent auftreten. Das sind zum einen<br />
die sehr verschieden gestalteten „Atemwurzeln“<br />
(Abb. 84), <strong>der</strong>en Zweck darin bestehen<br />
dürfte, den wasseraufnehmenden Wurzelteilen<br />
den für die Energiegewinnung zur Wasserentsalzung<br />
notwendigen Sauerstoff zuzuführen.
lt,c.<br />
178 Die Tropische Zone<br />
K'<br />
Abb. 84: Zonierung <strong>der</strong> Mangrove an <strong>der</strong> afrikanischen Ostküste, schematisch.<br />
MNW = Mittel-Niedrigwasser, MHW = Mittel-Hochwasser, SHW = Spring-Hochwasser (die nur von diesem<br />
erreichten Randbereiche sind wegen <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Trockenzeit auftretenden starken Versalzung vegetationslos). -<br />
Aus W alter 1936, verän<strong>der</strong>t.<br />
Zum an<strong>der</strong>en ist es die schon erwähnte „Viviparie“,<br />
bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> mit stark vergrößerter Keimwurzel<br />
versehene Embryo (Abb. 15.2, S. 33) unter<br />
Zurücklassung <strong>der</strong> Keimblätter aus <strong>der</strong> Frucht<br />
herausfällt. Der ökologische Sinn dieser Erscheinung<br />
ist nicht ganz klar; er soll darin bestehen,<br />
<strong>der</strong> Jungpflanze in dem bewegten Gezeiten-<br />
Milieu eine raschere Keimung zu ermöglichen.<br />
Regengrüner Wald und<br />
Savanne<br />
Wie Abb. 62 (S. 148) zeigt, umfaßt die Domäne<br />
des Regengrünen Waldes den Gradienten zwischen<br />
dem Tropischen Regenwald und <strong>der</strong><br />
hygrischen Waldgrenze. Der dem semihumiden<br />
Klima mit ausgeprägten hygrischenjahreszeiten,<br />
d. h. Regenzeit und Trockenzeit, entsprechende<br />
Regengrüne Wald ist wegen seiner Labilität die<br />
umstrittenste Klimaxformation <strong>der</strong> Erde, was<br />
schon in <strong>der</strong> großen Uneinigkeit über seine Benennung<br />
aufscheint.<br />
Als Waldtyp wird er u. a. auch Trockenkahler<br />
Wald (E llenberg), Monsunwald (Schimper)<br />
o<strong>der</strong> Passatwald (Vareschi) genannt, wobei diese<br />
Namen sich aber z. T. nur auf bestimmte<br />
Varianten beziehen; <strong>der</strong> lateinische Terminus<br />
für die Formation als Ganzes ist Hiemisilva<br />
(B rockmann-Jerosch & R übel). Das häufige<br />
Auftreten von Savannen im Bereich dieser<br />
Klimaxdomäne hat jedoch dazu geführt, daß<br />
diese auf Vegetationskarten, insbeson<strong>der</strong>e auf<br />
solchen, die von geographischer Seite entworfen<br />
sind, oft insgesamt als Gebiet <strong>der</strong> „Savanne“<br />
bezeichnet wird. Von daher wurde dann<br />
diese Bezeichnung nicht selten auf den Waldtyp<br />
selbst übertragen, z. T. auch in differenzierter<br />
Form; bei Literaturangaben über das Vorkommen<br />
von „Feuchtsavanne“ bzw. „Trockensavanne“<br />
ist oft nicht erkennbar, ob damit die<br />
Waldformation o<strong>der</strong> das sie ersetzende Grasland<br />
gemeint ist. Im vorliegenden Text werden beide<br />
scharf unterschieden, <strong>der</strong> Savanne ist ein spezieller<br />
Abschnitt gewidmet (S. 183).<br />
Klimabedingungen (Abb. 85)<br />
Die Temperatur entspricht <strong>der</strong> des Regenwaldgebietes<br />
(T I, T2, T5), sie kann allerdings während<br />
<strong>der</strong> Trockenzeit bei ganztägiger Sonneneinstrahlung<br />
höhere Maxima erreichen. Für die<br />
Struktur <strong>der</strong> Vegetation spielt sie kaum eine<br />
Rolle. Bestimmend sind die hygrischen Verhältnisse.<br />
Diese können in dreierlei Hinsicht variieren:<br />
in <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge, die von weit<br />
über 2500 mm bis unter 1000 mm reicht, in <strong>der</strong><br />
Länge <strong>der</strong> Trockenzeit (3 bis 7 Dürremonate)<br />
und in <strong>der</strong> Stärke des Kontrastes zwischen Regen-<br />
und Trockenzeit. Da die Länge <strong>der</strong> Trokkenzeit<br />
± aus <strong>der</strong> Kombination <strong>der</strong> beiden an<strong>der</strong>en<br />
Variablen resultiert, beziehen sich die
Regengrüner WaW und Savanne 179<br />
CONCEIpAO DE ARAGUAIA (16m)<br />
I5 I , ^ ^ ^ 2 5 , 9 ° 1575 BRAZZAVILLE ( 314 m) 250° 1370<br />
© ©<br />
SAKSONUm) 26^°19e5 DARWINOJm) 28,1' 1538<br />
T1.H2 (2.1.b) T1.H2 (2.3.b) ' T5.H1 (2.3.a) T5.H1 (2 .2 )<br />
©<br />
TUCUMAN(481m) 19,1° 974<br />
1301<br />
10<br />
©<br />
TANANARI10(l375m) 18,4° 1345<br />
T5.H2 (2.1.a) T5.H2 (2.3.a)<br />
T2/5.H1 (2 .2 ) T2.H2 (2.1.b)<br />
Abb. 85: Klima im Klimaxgebiet des Regengrünen Waldes.<br />
Län<strong>der</strong>: 1 M-Brasilien (Goias), 2 W-Kongo, 3 S-Vietnam, 4 N-Australien, 5 W-Ecuador, 6 Indonesien (Timor),<br />
7 Ostbengalen, 8 Mocambique, 9 NW-Argentinien, 10 Burma, 11 Madagaskar, 12 Venezuela.<br />
hygrischen KJimatypen nur auf diese. Folgende<br />
können unterschieden werden:<br />
H l: Nie<strong>der</strong>schlag hoch, mit etwa 1200 bis<br />
> 2500 mm z. T. ähnlich wie im Regenwald.<br />
H 2: Nie<strong>der</strong>schlag geringer, nur wenig > 1 0 0 0 mm<br />
bis hinab gegen 800 (-600) mm (hygrische<br />
Waldgrenze).<br />
H3: Regenzeit und Trockenzeit scharf unterschieden,<br />
erstere gleichmäßig humid, letztere<br />
weitgehend regenlos.<br />
H4: Unterschied zwischen Regen- und Trockenzeit<br />
weniger scharf, z. B. auch die Trockenzeit<br />
mit nicht nur sporadischen Regenfällen,<br />
o<strong>der</strong> die Regenzeit aus zwei kleineren<br />
feuchten Perioden bestehend, die durch einen<br />
trockneren Zeitabschnitt getrennt sind.<br />
[H5: Nie<strong>der</strong>schlagsperiodizität völlig fehlend,<br />
semihumide Konditionen nur durch geringen<br />
Nie<strong>der</strong>schlag im Sinne von H2 bedingt.<br />
Dieser Typ tritt heute kaum o<strong>der</strong><br />
höchstens unter lokalen Son<strong>der</strong>bedingungen<br />
auf; er soll aber in <strong>der</strong> Kreidezeit in<br />
den Tropen weit verbreitet gewesen sein<br />
(S. 137).]
180 Die tropische Zone<br />
Regengrüner Wald: Sippenbestand<br />
Die Flora des Gebietes <strong>der</strong> Regengrünen Wäl<strong>der</strong><br />
ähnelt im großen und ganzen <strong>der</strong> des Regenwaldes<br />
(vgl. Tab. 29; Beispiele Abb. 8 6 ). Dessen<br />
wichtigste Familien, Leguminosen und Dipterocarpaceen,<br />
haben auch zahlreiche regengrüne<br />
Arten hervorgebracht, ebenso die Euphorbiaceen<br />
und Meliaceen. Eine stärkere Bedeutung<br />
als im Regenwald haben die Familien Bignoniaceen,<br />
Simaroubaceen und Burseraceen, die<br />
sehr viele laubwerfende Arten enthalten, sowie<br />
die durch Arten mit Tonnenstämmen beson<strong>der</strong>s<br />
auffälligen Bombacaceen.<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Arten im Einzelbestand hängt<br />
von den Standortsbedingungen ab. Die optimale<br />
Variante, <strong>der</strong> Regengrüne Feuchtwald (s. unten),<br />
steht in ihrer Reichhaltigkeit dem Regenwald<br />
kaum nach; <strong>der</strong> Regengrüne Trockenwald hingegen<br />
ist viel artenärmer und kann im Extremfall<br />
von nur einer einzigen Baumart dominiert<br />
werden.<br />
Regengrüner Wald: Bestandesstruktur,<br />
Rhythmus, Aspekte<br />
Charakteristische, optimale Ausbildung ist <strong>der</strong><br />
Regengrüne Feuchtwald (Variante H l/3 ). Er ist<br />
ein dichter, hochwüchsiger Wald aus Normalbäumen<br />
um 25-30 (-40) m ITöhe, <strong>der</strong> an Üppigkeit<br />
dem Regenwald ähnelt und von diesem<br />
während <strong>der</strong> Regenzeit, in belaubtem Zustande,<br />
physiognomisch kaum zu unterscheiden ist.<br />
Wie in diesem finden sich unter dem eigentlichen<br />
Kronendach niedrigere Bäume unterschiedlicher<br />
Höhe, die den Raum weitgehend<br />
ausfüllen, und folglich ist die Krautschicht wegen<br />
Lichtmangels ebenfalls relativ spärlich.<br />
Ganz an<strong>der</strong>s ist <strong>der</strong> Aspekt in <strong>der</strong> Trockenzeit:<br />
die Bäume stehen 2-4 Monate lang kahl,<br />
und <strong>der</strong> Boden ist mit einer dicken Schicht trokkenen<br />
Laubes bedeckt, das, sofern es nicht verweht<br />
wird, bis zum Beginn <strong>der</strong> Regenzeit<br />
unzersetzt liegen bleibt (und damit eine große<br />
Brandgefährdung bildet). Der Aspekt des kahlen<br />
Waldes erinnert an nemorale Somrnerwäl<strong>der</strong><br />
im Winterzustand. Allerdings ist <strong>der</strong> Übergang<br />
vom belaubten zum kahlen Zustand weniger<br />
plötzlich: <strong>der</strong> Laubfall kann längere Zeit andauern,<br />
er setzt meist bei den Blättern des obersten<br />
Kronendaches ein und greift allmählich auf die<br />
tieferen Schichten über; die bodennahe Schicht<br />
enthält zuweilen auch Palmen u. ä. nichttropophytische<br />
Sippen und kann dadurch teilweise<br />
grün bleiben.<br />
So weit bekannt, scheint <strong>der</strong> Laubfall bei den<br />
meisten Baumarten fakultativ zu sein. Die natürliche<br />
Lebensdauer <strong>der</strong> Blätter ist also eigentlich<br />
noch nicht erreicht, son<strong>der</strong>n das Abfallen<br />
ist rein exogen durch den zunehmenden Wasserstreß<br />
bedingt; so ist es einleuchtend, daß die<br />
Blätter des Kronendaches, die <strong>der</strong> direkten<br />
Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, zuerst abfallen.<br />
Allerdings kommt es nicht etwa, wie man<br />
vermuten könnte, zu einem „Vertrocknen“ am<br />
Zweig, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Abwurf erfolgt in geregelter<br />
Form; dabei können auch Verfärbungen ähnlich<br />
<strong>der</strong> nemoralen Herbstfärbung auftreten. In<br />
Gegenden mit gerichteten starken Winden ist<br />
zuweilen zu beobachten, daß einzeln stehende<br />
Bäume auf <strong>der</strong> vom Wind ausgetrockneten Luvseite<br />
schon völlig kahl sind, während die Leeseite<br />
noch voll belaubt ist. Dauert die Regenzeit<br />
ausnahmsweise länger, so beginnt auch das<br />
Laub später zu fallen; im Extremfall kann essogar<br />
bis zur nächsten Regenzeit überdauern.<br />
Trotz dieser Flexibilität besitzen die meisten<br />
Bäume jedoch einen ausgeprägten jahreszeidichen<br />
Rhythmus. Das zeigt sich in Form eines weithin<br />
synchronen Austriebes, <strong>der</strong> zu Beginn <strong>der</strong> Regenzeit<br />
erfolgt, aber oft schon vor <strong>der</strong>en tatsächlichem<br />
Einsetzen. Viele Baumarten (z. B. Bignoniaceae)<br />
blühen dann im noch unbelaubten Zustande<br />
und sind dadurch beson<strong>der</strong>s auffällig.<br />
Das Wurzelsystem <strong>der</strong> Bäume ähnelt mehr<br />
dem temperierter Wäl<strong>der</strong> als dem des Regenwaldes:<br />
da <strong>der</strong> Boden nicht dauernd wasser-'<br />
durchtränkt ist und da infolge des aufsteigenden<br />
Wasserstroms während <strong>der</strong> Trockenzeit kei-^<br />
ne so starke Auswaschung <strong>der</strong> Mineralien erfolgt,<br />
ist die Durchwurzelung nicht auf die oberste<br />
Bodenschicht beschränkt, son<strong>der</strong>n geht wesentlich<br />
tiefer. Allerdings kann das wechselnde<br />
Wasserregime auf bestimmten, beson<strong>der</strong>s auf<br />
tonreichen Substraten zu Bodenverdichtungen<br />
führen, die das Eindringen <strong>der</strong> Wurzeln in tiefere<br />
Schichten u. U. vollständig verhin<strong>der</strong>n (vgl.-<br />
S. 183).<br />
Regengrüner Wald: Lebensformen<br />
Bei näherer Betrachtung zeigen die Normal ■f<br />
bäume des Regengrünen Waldes doch deutliche<br />
Unterschiede gegenüber denen des Regeh-((<br />
Waldes. Sie haben meist recht große, mesomorphe<br />
Blätter, die oft gelappt o<strong>der</strong> zusammen-
Regengrüner Wald und Savanne 181<br />
Abb. 86; Charakteristische Bäume Regengrüner Wäl<strong>der</strong>.<br />
1 Mdiaceae: Trichilia americana (M-Amerika). 2 Bombacaceae-, Choriúa speciosa (Brasilien). Leguminosae: 3 Coluphospermum<br />
mopane (Afrika, Sambesigebiet); 4 Pterocarpus echinaceus (Angola). 5 Verbenaceae-, Tectona granáis<br />
(Tiekbaum, Hinterindien), 6 Bignoniaceae: Jacaranda caucana (M-Amerika). - Quellen: 1, 6 D.A. 1968f; 2, 5<br />
Engler etc. 1887f; 3, 4 E ngler 1910f.<br />
de <strong>der</strong> Regenwaldbäume ist eine echte Borke<br />
entwickelt, und das Holz enthält deutliche Jahr-<br />
ringe. In all diesen Merkmalen besteht Ähnlich<br />
keit mit den sommergrünen, aber meist ande-<br />
gesetzt sind (vgl. Abb. 8 6 ). Entsprechend dem<br />
Auftreten <strong>der</strong> ungünstigen Jahreszeit besitzen<br />
sie Ruheknospen, die durch typische Knospenschuppen<br />
geschützt sind. Statt <strong>der</strong> dünnen Rin-
182 Die Tropische Zone<br />
ren Verwandtschaftskreisen angehörenden Bäumen<br />
<strong>der</strong> Nemoralen Zone.<br />
Natürlich gibt es auch Abweichungen. Eine<br />
beson<strong>der</strong>s auffallende ist das Auftreten von sog.<br />
Flaschenbäumen, die in ihren durch die Ausbildung<br />
massiver Parenchymkomplexe tonnenartig<br />
verdickten Stämmen Wasser speichern<br />
(Abb. 89, S. 187). Sie kommen zwar in allen<br />
Regionen dieser Klimaxdomäne vor, jedoch vorwiegend<br />
in den trockneren Teilen und auch da<br />
keineswegs in allen Beständen.<br />
Von den an<strong>der</strong>en Lebensformen des Regenwaldes<br />
fehlen naturgemäß diejenigen, die ein<br />
dauernd humides Milieu benötigen, wie die<br />
krautigen Phanerophyten. Schopfbäume, meist<br />
Palmen, die vor allem im Unterwuchs Vorkommen,<br />
überdauern die Trockenzeit mit Hilfe stark<br />
xeromorpher Blätter. Nicht selten sind Epiphyten,<br />
denen die dauernd humide Regenzeit gutes<br />
Gedeihen ermöglicht; da sie schon im Regenwald<br />
einer gewissen Xeromorphie bedürfen, fiel<br />
es ihnen nicht schwer, stärker xeromorphe Formen<br />
zu entwickeln, die dem Wasserstreß <strong>der</strong><br />
Trockenzeit gewachsen sind (beson<strong>der</strong>s die neotropische<br />
Bromeliaceen-Gattung Tillandsia war<br />
in dieser Hinsicht sehr erfolgreich). An<strong>der</strong>e haben<br />
den sukkulenten Habitus ausgebaut, und<br />
schließlich gibt es auch kleinstrauchige Epiphyten,<br />
die wie die Trägerpflanzen laubwerfend<br />
geworden sind. Bezüglich <strong>der</strong> Mineralstoffversorgung<br />
können Epiphyten hier sogar besser<br />
gestellt sein als im Regenwald, da offene Bodenstellen,<br />
von denen in <strong>der</strong> Trockenzeit Staub<br />
aufgewirbelt wird, meist in größerer Nähe vorhanden<br />
sind.<br />
Regengrüner Wald; Edaphische<br />
Abwandlungen<br />
In den Bereich <strong>der</strong> edaphischen Abwandlungen<br />
dieser Formation gehört auch ein Teil <strong>der</strong> weiter<br />
unten im Zusammenhang zu besprechenden<br />
Savannen. Auf flachgründig-felsigen Standorten<br />
nähert sich die Struktur des Waldes <strong>der</strong> <strong>der</strong> klimatisch<br />
trockneren Variante. Distinkt sind die<br />
Wäl<strong>der</strong> in den Auen permanent wasserführen<strong>der</strong><br />
Flüsse, die sich als immergrüne Galeriewäl<strong>der</strong><br />
in ihrer Struktur den Regenwäl<strong>der</strong>n annähern<br />
(je nach dem Wasserregime oft in einer Värzeaähnlichen<br />
Form).<br />
Regengrüner Wald: Varianten<br />
Gegenüber dem besprochenen Optimaltyp ist<br />
die Variante H 2/3, <strong>der</strong> Regengrüne Trockenwald,<br />
in vieler Hinsicht verarmt. Gewöhnlich<br />
ist nur eine einzige, höchstens 10-15 m hohe,<br />
aus wenigen Arten bestehende Baumschicht<br />
vorhanden. Da ihr Kronendach mehr Licht<br />
durchläßt, kann sich eine dichte Krautschicht<br />
ausbilden, die oft aus tropophytischen Gräsern<br />
besteht (aber auch dikotyle Stauden und Geophyten<br />
kommen vor). Das ist vor allem auf feiner<strong>der</strong>eichen<br />
Böden <strong>der</strong> Fall; auf felsigen, skelettreichen<br />
treten stattdessen eher niedrige Sträucher<br />
auf Manche Bestände sind reich an Lianen,<br />
die wegen des niedrigen Wuchses <strong>der</strong> Bäume<br />
leicht ins Kronendach gelangen können. Auch<br />
Flaschenbäume können häufig sein; diese erreichen<br />
zuweilen infolge ihrer Wasserspeicherung<br />
größere Wuchsleistungen und können dann als<br />
„Überbäume“ auftreten. An den normalen Bäumen<br />
fällt oft eine extrem dicke, tiefrissige Borke<br />
auf, die als Schutz gegen Brände dient. Nähert<br />
man sich <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze, so werden<br />
die Bäume noch niedriger und nehmen oft<br />
eine sog. Obstbaumform an mit kurzen, knorrigen<br />
Stämmen und abgeflachter Krone (Bäume<br />
dieses Habitus sind meist Mimosoideen aus<br />
den Gattungen A cacia o<strong>der</strong> Prosopis, <strong>der</strong>en doppelt<br />
gefie<strong>der</strong>te Blätter durch extrem kleine Blättchen<br />
auffallen; vgl. Abb. 91.1, S. 189).<br />
Die beiden bisher besprochenen Varianten<br />
umfassen den idealen, während <strong>der</strong> Trockenzeit<br />
vollständig kahlen Typ des Regengrünen Waldes.<br />
Dieser ist aber so nur in kleineren Teilen<br />
des semihumiden Klimagebietes verwirklicht;<br />
vielmehr gehört <strong>der</strong> größere Teil <strong>der</strong> Variante<br />
H4 an. Hier begünstigt <strong>der</strong> weniger scharfe Kontrast<br />
zwischen Regen- und Trockenzeit eine stärkere<br />
Beteiligung Immergrüner, die vornehmlich<br />
in den unteren Schichten auftreten, während das<br />
eigentliche Kronendach laubwerfend bleibt<br />
(Abb. 87). Neben einigen Schopfbäumen sind<br />
es vorwiegend kleinere Normalbäume mit obligat<br />
immergrüner Belaubung, <strong>der</strong>en oft ziemlich<br />
kleine Blätter (es gibt aber auch Ausnahmen)<br />
die Trockenzeit mit Hilfe stark xeromorpher<br />
Anpassungen überdauern. Je geringer die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge,<br />
umso xeromorpher werden<br />
die Blätter. Der Mengenanteil solcher „Hartlaubgehölze“<br />
an <strong>der</strong> Bestandesstruktur variiert<br />
je nach dem Nie<strong>der</strong>schlagsregime. Rein theoretisch<br />
könnte man diese Lebensform als Element
Regengrüner Wald und Savanne 183<br />
m<br />
15<br />
1 0<br />
0 -J<br />
r-<br />
0<br />
— I—<br />
10 20 m<br />
Abb. 87: Regengrüner Trockenwald mit immergrünem Unterwuchs (schwarz) im östlichen Gran Chaco in N-<br />
Argentinien.<br />
Gelegen im feuchteren Teilbereich des Trockenwaldes, Klimatyp etwa H 2/4. Ab: Astronium balamae-, Ti: Tabebuia<br />
ipe; Pa: Patagonulaamericana-, RI: Ruprechtialaxiflora-, Chg: Chrysophyllumgonocarpum-, Ga: Gleditsia amorphoides-.<br />
Mp: Myrcianthuspungens-. M l: Myrcialaruotteana-, Eu: Eugenia uniflora-. Te: Trichiliaelegans-, Tc: Trichilia catigua-,<br />
Ax: Achatocarpus bicornutus-, Ba: Brunfelsia australis-, Cv: Cupania vemalis-, Pb: Philyra brasiliensis. Krautschicht<br />
meist Bromeliaceen. - Aus E skuche 1982.<br />
eines hypothetischen, dem aperiodisch-semihumiden<br />
Klimatyp „H5“ entsprechenden „Hartlaubwaldes“<br />
betrachten. Die Variante H4 wäre<br />
dann eine Ubergangsform zwischen diesem und<br />
dem echten Regengrünen Wald.<br />
Savannen als Ersatzgesellschaften<br />
Wie schon angedeutet, wird <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Savanne<br />
oft in einem sehr weiten und wenig definierten<br />
Sinne gebraucht. Das ist vor allem in<br />
<strong>der</strong> geographischen Literatur <strong>der</strong> Fall. In <strong>der</strong><br />
geobotanischen hat sich in den letzten Jahrzehnten<br />
eine Konsolidiemng vollzogen, <strong>der</strong> auch hier<br />
gefolgt wird.<br />
Wir definieren demnach die Savanne als tropisches<br />
Grasland unter Waldklima. In diesem<br />
Sinne ist sie keine klimatische Klimaxformation<br />
- wie früher off angenommen wurde son<strong>der</strong>n<br />
eine Ersatzgesellschaft. Die Gründe für die Substitution<br />
des Waldes durch Grasland sind vielfältig.<br />
Danach kann man folgende „genetischen<br />
Savannentypen“ unterscheiden:<br />
• Natürliche Savanne:<br />
Nässe-Savanne (edaphisch bedingt)<br />
Dichtboden-Savanne (dsgl.)<br />
Brand-Savanne (Feuerklimax)<br />
Brand-Wildfraß-Savanne (Feuer- und<br />
biotische Klimax)<br />
• Anthropogene Savanne:<br />
Brand-Weide-Savanne.<br />
Nässe-Savannen können in allen tropischen<br />
Waldgebieten Vorkommen. Sie sind durch jahreszeitliche,<br />
langanhaltende (aber nicht dauernde)<br />
Überschwemmung <strong>der</strong> Bodenoberfläche<br />
bedingt, die das Aufkommen von Gehölzen<br />
verhin<strong>der</strong>t. Wie schon erwähnt, liegt die Grenze<br />
hierfür z. B. im Bereich des Regenwaldes bei<br />
einer Überschwemmungsdauer von über 8 Monaten.<br />
Die Nässe spielt auch eine Rolle bei <strong>der</strong> Entstehung<br />
von Dichtboden-Savannen, die auf das<br />
wechselfeuchte Gebiet beschränkt sind. Sie finden<br />
sich in ebenen Gegenden mit tonreichen<br />
Böden (z. B. in den venezolanischen „Llanos").<br />
Der Boden enthält in geringer Tiefe (ca. 1 m)
184 Die Tropische Zone<br />
^'r<br />
eine extrem verdichtete, fast betonartige Schicht.<br />
Diese verhin<strong>der</strong>t in <strong>der</strong> Regenzeit das Versikkern<br />
des Wassers, so daß <strong>der</strong> Oberboden bis<br />
zur Oberfläche wassergesättigt wird. In <strong>der</strong> Trokkenzeit<br />
wird <strong>der</strong> Oberboden schnell vollständig<br />
wasserfrei, und infolge <strong>der</strong> Verdichtungsschicht<br />
ist ein Vordringen von Wurzeln in tiefere<br />
Schichten nicht möglich. Dieses extreme<br />
Bodenwasserregime begünstigt die Gräser mit<br />
ihrem dichten, kompakten Wurzelsystem und<br />
verhin<strong>der</strong>t das Aufkommen von Gehölzen. Wie<br />
solche Verdichtungsschichten entstanden sind,<br />
ist nicht ausreichend geklärt (auch eine anthropogene<br />
Entstehung ist nicht auszuschließen).<br />
Gegenüber den beiden mehr lokal auftretenden<br />
edaphischen Savannentypen ist die Brand-<br />
Savanne im Gebiet des Regengrünen Waldes<br />
eine weit verbreitete Erscheinung, vor allem in<br />
<strong>der</strong> trockenen Variante (H2). Der Regengrüne<br />
Trockenwald ist <strong>der</strong> am stärksten brandgefährdete<br />
natürliche Vegetationstyp, beson<strong>der</strong>s dort,<br />
wo er auf feiner<strong>der</strong>eichem Boden eine dichte<br />
Krautschicht enthält. Treten zu Beginn <strong>der</strong> Regenzeit<br />
Trockengewitter auf (was in manchen<br />
Gegenden die Regel ist), so kommt es leicht zur<br />
Entzündung <strong>der</strong> auf dem Boden befindlichen,<br />
völlig ausgedörrten toten Biomasse. Im Normalfalle<br />
entstehen zwar nur Bodenfeuer, die die<br />
Bäume mit Hilfe ihrer dicken Borke ungeschädigt<br />
überleben. Sind solche Brände aber häufiger,<br />
so kann <strong>der</strong> Wald durch Schädigung einzelner<br />
Bäume allmählich lichter werden. Das<br />
för<strong>der</strong>t den Graswuchs, wodurch dann anschließend<br />
wie<strong>der</strong> die Intensität <strong>der</strong> Brände verstärkt<br />
wird. So resultiert eine absteigende Sukzession,<br />
an <strong>der</strong>en Ende, als Feuerklimax, ein baumfreies<br />
o<strong>der</strong> zumindest -armes, tropophytisches Grasland<br />
steht.<br />
In Afrika ist auf <strong>der</strong> Grundlage des Brandsavannen-Prinzips<br />
ein beson<strong>der</strong>es Ökosystem<br />
entstanden, die Brand-Wildfraß-Savanne, in<br />
<strong>der</strong> die Wirkungen von Bränden und die Verhaltensweisen<br />
<strong>der</strong> dortigen großen Wildherden<br />
in komplexer Form ineinan<strong>der</strong>greifen; die Wirkungsweise<br />
wurde erst in den letzten Jahrzehnten<br />
im einzelnen aufgeklärt (Sinclair etc. 1979).<br />
Ausgangspunkt ist, wie eben beschrieben, ein Trockenwald<br />
mit Grasunterwuchs. Durch Brände wird <strong>der</strong><br />
Wald gelichtet, die Grasdecke verstärkt sich und wird<br />
dadurch für die Wildherden attraktiv. Die Beweidung<br />
bewirkt, durch Zerstörung von Bäumen (Elefanten)<br />
und den Verbiß des Jungwuchses, eine Umwandlung<br />
in Grasland mit nur einzelnen Bäumen, das regelmäßig<br />
abbrennt. Durch alljährliche starke Beweidung (die<br />
wan<strong>der</strong>nden Wildherden neigen dazu, aus Tradition<br />
immer dieselben Wan<strong>der</strong>routen zu benutzen) wird das<br />
Grasland allmählich degradiert und aufgelockert; es<br />
stellen sich Dornsträucher als Weideunkräuter ein.<br />
Diese schließen nach und nach immer dichter zu<br />
Dorngebüschen zusammen, die das Gras weiter verdrängen.<br />
Daraufhin wird die Fläche vom Wild aufgegeben.<br />
In das Dorngebüsch, das wegen des fehlenden<br />
Grases weniger brandgefährdet ist, wan<strong>der</strong>n Bäume<br />
ein, die allmählich wie<strong>der</strong> zu einem Wald zusammenschließen.<br />
Durch die Beschattung sterben die Domsträucher<br />
ab, es kommt wie<strong>der</strong> Gras auf, und <strong>der</strong> Zyklus<br />
kann von neuem beginnen. Diese Sukzession läuft<br />
überall in dem von den Wildherden durchwan<strong>der</strong>ten<br />
potentiellen Trockenwaldgebiet ab, so daß dessen<br />
Vegetation insgesamt ein Mosaik aus den verschiedenen<br />
Sukzessionsstadien bildet; dabei än<strong>der</strong>t sich die<br />
Lage <strong>der</strong> einzelnen Mosaiksteine zeitlich dauernd.<br />
Trotz des Auftretens solcher hochkomplexen<br />
Ökosysteme ist aber davon auszugehen, daß die<br />
anthropogenen Savannen bei weitem die größten<br />
Flächen dieses Vegetationstyps ausmachen.<br />
Sie dienen <strong>der</strong> Viehzucht und werden ebenfalls<br />
durch Brand offengehalten. Die Brände, die alljährlich<br />
während <strong>der</strong> Trockenzeit planmäßig<br />
angelegt werden, beschleunigen die Mineralisierung<br />
<strong>der</strong> toten Pflanzenmasse; dadurch kann<br />
<strong>der</strong> junge Austrieb zu Beginn <strong>der</strong> Regenzeit<br />
schneller erscheinen, und dessen Abweidung<br />
wird weniger durch das tote Gras behin<strong>der</strong>t. Vor<br />
allem in Afrika, wo diese Wirtschaftsweise schon<br />
seit vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten (ja vielleicht Jahrtausenden;<br />
vermutlich befindet sich hier, und zwar<br />
gerade in Waldrandgebieten, die Wiege <strong>der</strong><br />
Menschheit) betrieben wird, sind dadurch die<br />
Regengrünen Wäl<strong>der</strong> auf allen besseren Böden<br />
weitgehend beseitigt worden; nur auf armen<br />
Skelettböden, auf denen sich keine brenn- bzw.<br />
freßbare Grasdecke entwickeln kann, blieben<br />
Reste erhalten. Sogar Teile des saisonierten<br />
Regenwaldes konnten hier in Savannen umgewandelt<br />
werden; dieser Waldtyp brennt zwar<br />
von Natur aus nicht, doch kann man in ihm<br />
durch künstliches Auflichten und Verbrennen<br />
des Unterholzes einen üppigen Graswuchs erzeugen,<br />
<strong>der</strong> während <strong>der</strong> kurzen Trockenzeit<br />
dürr wird und dann <strong>der</strong> alljährlichen Brandbehandlung<br />
unterzogen werden kann.<br />
Die Vegetation <strong>der</strong> Savannen wird physiognomisch<br />
und auch bezüglich <strong>der</strong> Biomasse von<br />
Süßgräsern {Gramineae) beherrscht. Die Wüchsigkeit<br />
<strong>der</strong> Gräser richtet sich vor allem nach<br />
<strong>der</strong> Humidität des Klimas; man unterscheidet
Regengrüner Wald und Savanne 185<br />
Feuchtsavanne (Hochgrassavanne) mit einer bis<br />
zu 4 m hohen, geschlossenen Grasdecke (fast<br />
100 % Deckung) im Klimabereich <strong>der</strong> Regengrünen<br />
Feuchtwäl<strong>der</strong> (und ggf Regenwäl<strong>der</strong>)<br />
und Trockensavanne (Nie<strong>der</strong>grassavanne) im<br />
Bereich <strong>der</strong> Trockenwäl<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Grasdecke<br />
lückiger und nur 1-2 m hoch ist. Abgesehen von<br />
<strong>der</strong> immergrünen Nässe-Savanne, in <strong>der</strong> auch<br />
Sumpfpflanzen beteiligt sind, sind die übrigen<br />
Savannentypen tropophytisch und enthalten<br />
neben den Gräsern eine Reihe niedrigerer Chamäphyten,<br />
Hemikryptophyten und Geophyten,<br />
die ihre Hauptentwicklung meist schon zu Beginn<br />
<strong>der</strong> Regenzeit, vor voller Entfaltung <strong>der</strong><br />
Gräser, durchlaufen.<br />
Zur Physiognomie <strong>der</strong> Brandsavannen-Landschaft<br />
als Ganzes gehören häufig (aber nicht<br />
zwingend) einzelne beson<strong>der</strong>s feuerresistente<br />
Bäume (darunter auch Palmen) als Relikte des<br />
Waldes; manchmal sind es auch absichtlich gepflanzte<br />
Kulturarten. Charakteristisch für Savannengebiete<br />
sind auch die immergrünen Galeriewäl<strong>der</strong><br />
in Flußauen u. ä. Feuchtgebieten, die<br />
wegen des Fehlens vertrockneten Unterwuchses<br />
von den Bränden nicht erfaßt werden und daher<br />
erhalten bleiben.<br />
Regionen<br />
Die regionale Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Domäne des<br />
Regengrünen Waldes entspricht <strong>der</strong> des Regenwaldes,<br />
mit dem diese Formation ja floristisch<br />
und räumlich eng verzahnt ist. Es sind also 3<br />
Regionen zu unterscheiden (Abb. 8 8 ): die N eotropische<br />
Region (2.1), die Afrikanische Region<br />
(2.2) und die Indopazifische Region (2.3).<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Während über die Zerstörung von Regenwäl<strong>der</strong>n<br />
in <strong>der</strong> Tagespresse fast unablässig berichtet<br />
wird, hört man über die Regengrünen<br />
Wäl<strong>der</strong> in dieser Hinsicht fast nichts. Das rührt<br />
sicherlich von mangeln<strong>der</strong> Sachkenntnis <strong>der</strong><br />
Journalisten her, die die Begriffe „Tropen“ und<br />
„Regenwald“ meist als synonym ansehen. Doch<br />
hat es auch einen sachlichen Grund: im Gegensatz<br />
zu den Regenwäl<strong>der</strong>n, die bis in unser Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
auf großen Flächen ziemlich unversehrt<br />
erhalten geblieben waren, sind die Regengrünen<br />
W äl<strong>der</strong> schon seit langem stark durch die<br />
menschliche Nutzung verän<strong>der</strong>t und dezimiert<br />
worden, so daß sie heute nirgends mehr in auffallend<br />
großen, einheitlichen Beständen auftreten.<br />
In allen tropischen Län<strong>der</strong>n ist die Domäne<br />
des Regengrünen Waldes traditionell wesentlich<br />
dichter besiedelt als die des Regenwaldes.<br />
Die Gründe dafür liegen auf <strong>der</strong> Hand: <strong>der</strong> Wald<br />
läßt sich nicht nur, wie besprochen, leicht in ertragreiches<br />
Grasland umwandeln, son<strong>der</strong>n er<br />
eignet sich, wegen <strong>der</strong> geringeren Auswaschung<br />
<strong>der</strong> Mineralstoffe aus dem Boden, auch zur<br />
Anlegung von dauergenutzten Äckern (nicht zu<br />
vernachlässigen ist übrigens <strong>der</strong> psychische<br />
Aspekt: das jahreszeitlich wechselnde semihumide<br />
Klima ist für menschliche Aktivitäten<br />
viel anregen<strong>der</strong> als das gleichmäßige, stupide des<br />
Regenwaldes). Vor allem in den alten Kulturlän<strong>der</strong>n<br />
des tropischen Asien sind dem Ackerbau<br />
schon Vorjahrhun<strong>der</strong>ten große Flächen des<br />
Regengrünen Waldes zum Opfer gefallen, und<br />
auch die europäische Besiedlung <strong>der</strong> amerikanischen<br />
Tropen konzentrierte sich in den wechselfeuchten<br />
Gebieten, die „grüne Hölle“ des<br />
Regenwaldes wurde lange Zeit gemieden.<br />
Abb. 88: Verbreitung (bzw. klimatische Klimaxdomäne) des Regengrünen Waldes.
186 Die Tropische Zone<br />
Doch sind die Gefahren <strong>der</strong> Nutzung auch<br />
hier nicht zu übersehen. Ein Charakteristikum<br />
dieser Domäne ist die starke Erosionsgefährdung<br />
<strong>der</strong> Böden. Häufig setzt die Regenzeit sehr plötzlich<br />
mit heftigen Gewittergüssen ein, und <strong>der</strong><br />
vollständig ausgetrocknete Boden kann das<br />
Wasser zunächst nicht aufnehmen. So entstehen<br />
Schichtfluten, die schon bei wenig steiler<br />
Hangneigung zu reißenden Strömen werden<br />
können, die den Oberboden rasch abtragen.<br />
Eine Nutzung, die nachhaltig sein soll, erfor<strong>der</strong>t<br />
also eine pflegliche Behandlung. Diese ist<br />
auch kennzeichnend für den traditionellen Akkerbau<br />
beson<strong>der</strong>s in den asiatischen Län<strong>der</strong>n.<br />
Jede Übernutzung, wie sie gerade heute infolge<br />
„Mo<strong>der</strong>nisierung“ und Industrialisierung <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft vielerorts eingesetzt hat, kann<br />
katastrophale Folgen haben. Die Ersetzung <strong>der</strong><br />
traditionellen, den lokalen Verhältnissen angepaßten<br />
Wirtschaftsweisen durch mo<strong>der</strong>ne aus<br />
den Extratropen stammende kapital- und profitorientierte<br />
Formen gefährdet ebenso die Bewirtschaftung<br />
<strong>der</strong> Savannen. Beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong>en<br />
trockneren Teilen, wo die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />
jährlich stark wechseln kann, wird <strong>der</strong> Viehbestand<br />
heute oft auf nasse Jahre ausgerichtet, was<br />
dann in trockenen Jahren nicht nur zu massenhaftem<br />
Viehsterben führt, son<strong>der</strong>n auch zur<br />
Zerstörung <strong>der</strong> Vegetationsdecke.<br />
Die forstliche Nutzung ist vor allem in <strong>der</strong><br />
asiatischen Region wegen des Vorhandenseins<br />
zahlreicher wertvoller Holzarten {Dipterocarpaceae\<br />
Tectona grandis) schon lange ein wichtiger<br />
Wirtschaftsfaktor, <strong>der</strong> dort auch zur Anlegung<br />
größerer Forstplantagen geführt hat. Von<br />
einer allgemeinen rationellen, auf Nachhaltigkeit<br />
ausgerichteten Forstwirtschaft ist man aber<br />
auch dort noch weit entfernt.<br />
2.1 Neotropische Region<br />
Der größte Bereich Regengrünen Waldes in<br />
Amerika befindet sich in Zentralbrasilien und<br />
angrenzenden Gebieten im SO des amazonischen<br />
Regenwaldes und kann als Brasilianische<br />
Unterregion (2.La) bezeichnet werden.<br />
Hier finden sich auf großen Flächen Regengrüne<br />
Feuchtwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Variante H l/4 , doch ist in den<br />
zentralen Hochlän<strong>der</strong>n sowie im südwestlichen<br />
Randbereich (Chaco) auch die trockene Variante<br />
H 2/4 nicht selten. Die Karibisch-Mexikanische<br />
Unterregion (2.1.b) auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />
Amazoniens umfaßt größere Gebiete im Raum<br />
Venezuela-Guajana (hier auch die voll trockenkahle<br />
Variante H 3); weiter nach NW ist sie über<br />
die karibische Inselwelt und Mittelamerika in<br />
häufigem Wechsel mit dem Regenwald weit<br />
verstreut bis nach W-Mexiko, dabei an <strong>der</strong> pazifischen<br />
Küste Mittelamerikas stärker verbreitet<br />
als an <strong>der</strong> atlantischen (jedoch sind diese beiden<br />
Seiten nicht so einheitlich verschieden wie<br />
es <strong>der</strong> kleine Maßstab <strong>der</strong> Karte erscheinen läßt).<br />
Savannen unterschiedlichen Ursprungs treten<br />
vor allem in Venezuela („Llanos“) und Guajana<br />
auf größerer Fläche auf, aber auch im zentralen<br />
Hochland Brasiliens sind solche („Campos“,<br />
wohl meistens vom Dichtboden-Typ) nicht selten.<br />
2.2 Afrikanische Region<br />
In Afrika umrahmt <strong>der</strong> Regengrüne Wald den<br />
Regenwald an allen drei Seiten und reicht auch<br />
wenig verän<strong>der</strong>t auf die Insel Madagaskar hinüber.<br />
Entlang dem Regenwald und in gebirgigen<br />
Lagen tritt die Variante H l/4 auf, die am<br />
häufigsten in Form des sog. Miombo-Waldes<br />
(benannt nach <strong>der</strong> Caesalpinioideen-Gattung<br />
Brachystegid) erhalten geblieben ist. Den größten<br />
Raum nehmen aber trocknere Typen (H2)<br />
ein. Diese enthalten im ganzen Bereich als beson<strong>der</strong>s<br />
distinkte Komponente die durch ihre<br />
gewaltigen Tonnenstämme auffallenden Arten<br />
<strong>der</strong> Gattung Adansonia (Affenbrotbaum, Kremtartenboom,<br />
Bombacaceae; Abb. 89), die gewöhnlich<br />
das normale Kronendach überragen und<br />
wegen ihrer vielfältigen Nutzbarkeit (Früchte,<br />
Blätter, Rinde) bei <strong>der</strong> Zerstörung <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong><br />
oft als einzige übriggeblieben sind. Sie wachsen<br />
vornehmlich in artenreichen Beständen auf<br />
edaphisch günstigen Standorten. Viel weiterverbreitet<br />
sind aber ärmere Waldtypen, in denen<br />
nur wenige Arten dominieren, so im N und O<br />
die Gattung Comhretum, im S die Caesalpinioidee<br />
Colophospermum mopane („Mopane-Wäl<strong>der</strong>“).<br />
Die große Bedeutung <strong>der</strong> Savannen in<br />
Afrika wurde schon besprochen.<br />
2.3 Indopazifische Region<br />
Die beiden Hauptteile dieser Region liegen weit<br />
voneinan<strong>der</strong> entfernt und weichen auch floristisch<br />
und ökologisch deutlich voneinan<strong>der</strong> ab.
Regengrüner Wald und Savanne 187<br />
Abb. 89: Verbreitung <strong>der</strong> Gattung Adansonia, mit Artenzahlen.<br />
Auf dem afrikanischen Festland kommt nur A. digitata vor, <strong>der</strong>en Areal recht genau die Verbreitung des Regengrünen<br />
Waldes nachzeichnet; hingegen ist Madagaskar Diversitätszentrum mit 7 Arten, damnter die abgebildete,<br />
bis 30 m hoch und 7 m dick werdende A. grandidieri. In NW-Australien wächst A. gregorii. - Nach SchmithOsen<br />
1968, Knapp 1973, Rauh 1973, Beadle 1981.<br />
Die Indische Unterregion (2.3.a) ist durch ihr<br />
prononciertes Monsunklima ausgezeichnet, in<br />
dem die hochwüchsige, voll trockenkahle Variante<br />
T5.H1/3 von Natur aus weit verbreitet wäre<br />
(auf größerer Fläche erhalten ist sie aber nur in<br />
gebirgigen Teilen Hinterindiens und Indochinas).<br />
Wie im Regenwald, so dominieren auch<br />
hier meist die Dipterocarpaceen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Gattung Shorea. An diese Unterregion lassen<br />
sich auch noch die Vorkommen auf den<br />
Sundainseln und den Philippinen anschließen.<br />
In <strong>der</strong> Australischen Unterregion (2.3.b) sind<br />
die Unterschiede zwischen Regen- und Trockenzeit<br />
schwächer (H4), vor allem im O nähern sie<br />
sich mancherorts sogar dem theoretischen Typ<br />
„H5“ an. Daher ist es nicht erstaunlich, daß sowohl<br />
die feuchten als auch die trockenen Regengrünen<br />
Wäl<strong>der</strong> hier selbst in ihrer Kronenschicht<br />
fast stets immergrüne Vertreter <strong>der</strong> auf Australien<br />
allgegenwärtigen Gattung<br />
enthalten.<br />
Östlich von Australien gibt es auf vielen<br />
<strong>der</strong> pazifischen Inseln kleinflächige Regengrüne<br />
Wäl<strong>der</strong>, die ähnlich wie die Regenwäl<strong>der</strong> mit<br />
zunehmen<strong>der</strong> Entfernung vom Festland immer<br />
artenärmer werden. Natürliche Savannen spielen<br />
in beiden Teilbereichen keine größere Rolle;<br />
anthropogene Waldverwüstungsstadien sind<br />
im dichtbesiedelten Indien allerdings weit verbreitet,<br />
und selbst in Australien haben schon<br />
die „Aborigines“ manche Trockenwäl<strong>der</strong> durch<br />
Brand in offene, savannenähnliche Bestände<br />
umgewandelt.<br />
3 Eurytropische Trockengehölze<br />
Schon <strong>der</strong> Regengrüne Trockenwald ist nicht<br />
mehr sehr wüchsig, hat aber doch noch ein geschlossenes<br />
Kronendach. Nimmt die Intensität<br />
<strong>der</strong> Trockenzeit weiter zu, so ist kein geschlossener<br />
Wald mehr möglich, d. h. die hygrische<br />
Waldgrenze ist erreicht (Abb. 62). Die jenseits<br />
dieser befindliche, physiognomisch meist von<br />
Gehölzen unterschiedlicher Lebensformen dominierte<br />
Formation ist letztlich nichts weiter als<br />
ein großräumiger „Waldmantel“, ein Übergangssaum<br />
(Ökoton) zwischen Wald und Wüste, <strong>der</strong><br />
umso größere Flächen einnimmt, je schwächer<br />
das hygrische Gefalle ist. In <strong>der</strong> Literatur werden<br />
die hierher gehörenden Vegetationstypen<br />
unter den verschiedensten Namen geführt (s.<br />
unten).<br />
Klimabedingungen (Abb. 90)<br />
Die hygrische Waldgrenze liegt oft etwa dort,<br />
wo die Zahl <strong>der</strong> humiden Monate 4 unterschreitet;<br />
als Grenze gegen die Wüste kann unter<br />
warmtropischen Bedingungen etwa eine Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />
von < 2 0 0 mm angenommen<br />
werden. Der klimatische Rahmen für das Auftreten<br />
von Trockengehölzen umfaßt also etwa<br />
die Gebiete mit 200-600 mm Nie<strong>der</strong>schlag und<br />
8-11 Monaten Dürrezeit; alle diese Richtwerte<br />
variieren aber stark in Abhängigkeit von den<br />
übrigen Standortsbedingungen. Innerhalb die-
188 Die Tropische Zone<br />
ses Rahmens entspricht dem hygrischen Gradienten<br />
eine Abstufung von höheren bzw. dichteren<br />
Beständen nahe <strong>der</strong> Waldgrenze zu niedrigeren/offeneren<br />
nahe <strong>der</strong> Wüste (doch wird<br />
diese so stark von edaphischen Wirkungen überlagert,<br />
daß sich hierauf keine Glie<strong>der</strong>ung in Varianten<br />
gründen läßt). So lassen sich nur zwei<br />
hygrische Klimatypen nach <strong>der</strong> Homogenität<br />
des Nie<strong>der</strong>schlagsregimes unterscheiden:<br />
H l : Nie<strong>der</strong>schlag regelmäßig, jedes Jahr etwa<br />
in gleicher Menge und zu gleicher Zeit.<br />
H2; Nie<strong>der</strong>schlagsregime unzuverlässig, d. h.<br />
Nie<strong>der</strong>schlag von Jahr zu Jahr in <strong>der</strong> Menge<br />
(o<strong>der</strong> auch im Zeitpunkt) stark wechselnd.<br />
Bei <strong>der</strong> Temperatur kommt die ganze Palette<br />
<strong>der</strong> Abwandlungen vor (TI bis T 6 ). Dabei ist es<br />
für den Vegetationstyp von geringer Bedeutung,<br />
ob die Monatsmittel gleichmäßig o<strong>der</strong> unterschiedlich<br />
sind, und auch die Depression in<br />
höheren Lagen spielt keine große Rolle. Im Tiefland<br />
liegen die Temperaturen sehr hoch, meist<br />
höher als in den feuchteren Teilen <strong>der</strong> Tropen,<br />
es kommen Monatsmittel bis über 30 °C vor.<br />
An<strong>der</strong>erseits sind in dem extremen Strahlungsklima<br />
auch die Minima tiefer, und gerade in<br />
dieser Hinsicht besteht ein großer Unterschied<br />
zu den humi<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong> Tropen. Während<br />
diese von den Extratropen eindeutig durch die<br />
Frostgrenze geschieden sind, treten hier, vor allem<br />
im Inneren <strong>der</strong> Kontinente, Fröste bereits<br />
in Gegenden auf, die nach allen an<strong>der</strong>en Kriterien<br />
noch zu den Randtropen zu rechnen sind<br />
und in denen auch die Flora zum großen Teil<br />
aus Sippen tropischer Verwandtschaft besteht<br />
(Klimatyp T 6 ). Daß diese die leichten Fröste<br />
vertragen, hängt wohl damit zusammen, daß<br />
Trocken- und Frostresistenz auf den gleichen<br />
ökophysiologischen Grundlagen bemhen. Hierdurch<br />
wird die Abgrenzung gegen die Méridionale<br />
bzw. Australe Zone verwischt (vgl. auch<br />
S. 115), so daß die tropischen und die peritropischen<br />
Gebiete mit Trockengehölzen zu einer<br />
Klimaxdomäne zusammenfließen, in <strong>der</strong> die<br />
Frostgrenze dann nur noch zur Abgrenzung von<br />
Varianten führt (S. 191). Im übrigen kann sich<br />
dieser Vegetationstyp in den Gebirgen bis hinauf<br />
in die Oreotropische Stufe erstrecken, wo<br />
die Temperaturmittel entsprechend niedriger liegen<br />
und ebenfalls Fröste auftreten (T3, T4).
Eurytropische Trockengehölze 189<br />
Sippenbestand<br />
Durch die ungünstigen Klimabedingungen ist die<br />
Gehölzflora gegenüber <strong>der</strong> <strong>der</strong> tropischen Wäl<strong>der</strong><br />
stark verarmt. Wichtigste, in allen Teilen <strong>der</strong><br />
Domäne verbreitete Familie bleiben die Leguminosen,<br />
und zwar vor allem in <strong>der</strong> Unterfamilie<br />
Mimosoideae (allein die Gattung Acacia umfaßt<br />
im australischen Trockengebiet über 700, im afrikanischen<br />
ca. 100-200 Arten; Abb. 91). Auch die<br />
Anacardiaceen, Burseraceen, Sterculiaceen, Euphorbiaceen,<br />
Rutaceen, Apocynaceen und Myrtaceen<br />
sind in mehreren Teilbereichen vertreten.<br />
Daneben treten einige Gehölzfamilien hinzu, die<br />
in den feuchten Tropen keine Rolle spielen; so<br />
die Capparidaceen, Zygophyllaceen, Rhamnaceen<br />
und Agavaceen. Einige weitere sind auf bestimmte<br />
Regionen beschränkt (s. dort). Die krautige bzw.<br />
Zwerg- o<strong>der</strong> halbstrauchige Bodenschicht wird in<br />
<strong>der</strong> Hauptsache von <strong>der</strong> Flora <strong>der</strong> Halbwüsten<br />
gebildet.<br />
Während die Gesamtflora dieses Bereiches<br />
noch relativ artenreich ist, bestehen die EinzeT<br />
bestände meist nur aus recht wenigen Arten, die,<br />
wie für extreme Standortsbedingungen typisch,<br />
in umso größerer Individuenzahl auftreten.<br />
Bestandesstruktur, Lebensformen, Aspekte<br />
Eine einheitliche Bestandesstruktur ist in diesem<br />
Klimaxbereich nicht gegeben: je nach den<br />
lokalen Standortsbedingungen sind die Einzelbestände<br />
physiognomisch sehr verschieden. Im<br />
Prinzip kann eine Baumschicht, eine Strauchschicht<br />
und eine Bodenschicht auftreten, in vielen<br />
Beständen sind aber nicht alle drei vorhanden.<br />
Auf diese Schichten verteilen sich folgende<br />
Lebensformen (Abb. 92):<br />
Baumschicht (5-10 m hoch, nie geschlossen)<br />
• Normalbäume: niedrig, knorrig (oft „obstbaumförmig“),<br />
hartholzig, oft dornig, meist<br />
kleinblättrig, dabei regengrün o<strong>der</strong> immergrün<br />
(dann oft sehr hartlaubig, filzig u. dgl.),<br />
o<strong>der</strong> zuweilen Blätter zu Schuppen reduziert<br />
bzw. ganz fehlend (mikro- o<strong>der</strong> aphyll)<br />
• Klein-Flaschenbäume (= sukkulentstämmige<br />
Regengrüne); manche werfen in <strong>der</strong> Trokkenzeit<br />
nicht nur Blätter, son<strong>der</strong>n auch<br />
Zweige ab<br />
• Stark xeromorphe niedrige Schopfbäume<br />
(z. B. Palmen, Agavaceen, Cycadeen u. a.;<br />
Abb. 93)<br />
• Hochwüchsige blattlose Stammsuklculenten<br />
(Säulen- und Kandelaber-Kakteen bzw. -Euphorbien)<br />
Abb. 91; Zweige von Acacia-Aiien.<br />
1 A.giraffae, afrikanische Art mit regengrünen Fie<strong>der</strong>blätern (a Frucht). 2-5 australische Arten mit immergrünen<br />
hartlaubigen Phyllodien, die teils flügelartig herablaufen: 2 A. armata, 3 A. marginata, 4 A. decipiens, 5 A. alata.<br />
- Quellen: 1 Engler 1910f; 2-5 Schimper 1898.
190 Die Tropische Zone<br />
s ä<br />
1 2 i 1 5 1 i 3 5 5<br />
Abb. 92: Lebensformen in Trockengehölzen<br />
(Beispiel aus SW-Madagaskar).<br />
1 Stammsukkulenten (z. B. Didieraceae,<br />
Euphorbid)\ 2 Blattsukkulenten<br />
(Kalanchoe)-, 3 Klein-Flaschenbaum<br />
(Pachypodium)-, 4 Klein-Schopfbäume<br />
(Aloe)-, 5 Lianen (Cucurbitaceae, Vitaceae,<br />
Asclepiadaceae). Die übrigen sind<br />
regengrüne, hartlaubige o<strong>der</strong> malakophylle<br />
Normalbäume und -Sträuchen<br />
Auf dem Boden außerdem vereinzelte<br />
niedrige Gräser. - Nach Keraudren<br />
aus Knapp 1973.<br />
Strauchschicht (1-5 m hoch, offen o<strong>der</strong> geschlossen,<br />
von Baumschicht oft kaum trennbar)<br />
• Gleiche Formen wie oben in Kleinformat,<br />
dazu:<br />
• Holzige Lianen (regengrün o<strong>der</strong> immergrün)<br />
• Blattsukkulenten<br />
„Malakophylle Xerophyten“, d. h. relativ<br />
weichlaubige, aperiodisch wachsende Sträucher,<br />
die während <strong>der</strong> Regenzeit ziemlich<br />
große, in <strong>der</strong> Dürrezeit dann immer kleinere<br />
Blätter ausbilden und die größeren entsprechend<br />
dem zunehmenden Wasserstreß<br />
sukzessive abwerfen<br />
2m<br />
M<br />
f lüllK<br />
kt<br />
Abb. 93: Verzweigte o<strong>der</strong> unverzweigte, monokotyle Kleinschopfbäume sind oft beson<strong>der</strong>s im Grenzbereich<br />
<strong>der</strong> Trockengehölze gegen die Wüste auffallend.<br />
1 Yucca brevifolia (Joshua Tree, O-Kalifornien; darunter Jungpflanzen); 2 Aloe pillansii (Langer Kokerboom,<br />
Namaqualand, Südafrika); 3 Xantborrhoea quadrangulata (Grasbaum, S-Australien). - Quellen: 1 Sudworth<br />
1908; 2, 3 Tachtadzlan 1980f
Eurytropische Trockengehölze 191<br />
• Xylopodium-Sträucher, d. h. Sträucher verschiedener<br />
Formen mit einer großen unterirdischen<br />
verholzten, wasserspeichernden<br />
Knolle (Xylopodium, Lignotuber), <strong>der</strong>en<br />
Zweige mit zunehmen<strong>der</strong> Dürre von <strong>der</strong><br />
Spitze her absterben, so daß im Extremfalle<br />
das ganze oberirdische Sproßsystem verloren<br />
geht und nur das Xylopodium überdauert<br />
(oft tritt dieser Extremfall aber nur als<br />
Folge von Bränden auf, d. h. die Pflanzen<br />
sind Pyrophyten)<br />
Bodenschicht (unter 1 m hoch; Deckungsgrad<br />
oft komplementär zu dem <strong>der</strong> Strauchschicht)<br />
• gleiche Formen wie oben als Zwergsträucher,<br />
dazu;<br />
• Xeromorphe o<strong>der</strong> tropophytische Gräser<br />
• An<strong>der</strong>e Hemikryptophyten<br />
• Geophyten<br />
• Therophyten.<br />
In welcher Form diese unterschiedlichen Lebensformen<br />
zu Beständen zusammentreten, hängt<br />
vor allem von den edaphischen Standortsbedingungen<br />
im einzelnen ab (die über das Wasserregime<br />
des Bodens indirekt auch die Wirkungen<br />
<strong>der</strong> hygrischen Klimakomponente beeinflussen),<br />
daneben aber auch vom Florengebiet, da<br />
nicht alle Lebensformen überall vorhanden sind.<br />
Auffällige, definierte Vegetationstypen, zwischen<br />
denen es alle Übergänge gibt, sind:<br />
(1) Offenwald, bestehend aus einzeln stehenden,<br />
weit voneinan<strong>der</strong> entfernten Normalbäumen<br />
(seltener Schopfbäumen o<strong>der</strong> Sukkulenten)<br />
über einer niedrigen Bodenschicht<br />
aus Gräsern o<strong>der</strong> Zwergsträuchern.<br />
Da die Bäume oft dornig sind, auch als<br />
„Dornsavanne“ bezeichnet.<br />
(2) Trockenbusch, dichte Bestände aus ebenfalls<br />
oft dornigen Sträuchern verschiedener<br />
Formen (wenig Sukkulenten) mit nur geringem<br />
Unterwuchs („Dornbusch“, „Dornwald“).<br />
(3) Sukkulentenbusch, überwiegend aus mittelhohen<br />
(bis ca. 5 m), teils ein-, teils mehrstämmigen<br />
Stammsukkulenten bestehend,<br />
auch mit vielen kleineren Sukkulenten in<br />
<strong>der</strong> Bodenschicht.<br />
(4) Trocken-Grasland, dichte Grasbestände mit<br />
beigemischten an<strong>der</strong>en krautigen Pflanzen,<br />
unter speziellen Bodenverhältnissen (klimatisch<br />
bedingtes Trocken-Grasland gilt als<br />
eigene Klimaxformation Pampa, S. 246).<br />
In <strong>der</strong> skizzierten Form finden sich diese Typen<br />
im hygrisch günstigeren Bereich nahe <strong>der</strong><br />
Waldgrenze; in den trockneren Teilen in Richtung<br />
auf die Wüstengrenze werden die Bäume<br />
des Offenwaldes niedriger bzw. die Strauchbestände<br />
usw. offener. Durch welche ökologischen<br />
Faktoren das Auftreten <strong>der</strong> einen o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en dieser Formationen bewirkt wird, ist<br />
meist nur anhand <strong>der</strong> lokalen Verhältnisse zu<br />
entscheiden. Bezüglich <strong>der</strong> edaphischen Bedingungen<br />
läßt sich generell nur sagen, daß feinkörnige,<br />
lehmige Böden eher den Graswuchs<br />
begünstigen, felsige und skelettreiche eher den<br />
Gehölzwuchs. Die Durchwurzelung des Bodens<br />
seitens <strong>der</strong> Gehölze kann recht tief gehen; im<br />
Offenwald streichen die Wurzeln <strong>der</strong> Bäume<br />
unterhalb des Wurzelhorizontes <strong>der</strong> Bodenschicht<br />
auch horizontal sehr weit.<br />
Jahreszeitliche Aspekte sind nur durch den<br />
gemeinsamen Austrieb (oft einschließlich Blüte)<br />
vieler Arten zu Beginn <strong>der</strong> Regenzeit angedeutet.<br />
Varianten und Regionen<br />
Thermische Varianten sind durch die Temperaturminima<br />
bedingt, sie sind nur in <strong>der</strong> Flora<br />
erkennbar. Diese ist unter Frosteinfluß (T3, T4,<br />
T 6 ) erheblich verarmt, es fehlen viele empfindlichere<br />
Sippen, die in den frostfreien Gebieten<br />
(TI, T2, T5) vorhanden sind; durch übergreifende<br />
extratropische Elemente werden sie nur<br />
unzureichend ersetzt. Die hygrischen Varianten<br />
sind durch die Lebensformen unterschieden: H l<br />
begünstigt vor allem die Sukkulenten (Näheres<br />
vgl. bei E llenberg 1981) sowie in <strong>der</strong> Krautschicht<br />
die Geophyten, während die extremeren<br />
Bedingungen von H2 besser von Immergrünen<br />
mit stark xeromorpher o<strong>der</strong> malakophyller Belaubung,<br />
Mikro- und Aphyllen sowie Therophyten<br />
vertragen werden können.<br />
Wie in den an<strong>der</strong>en tropischen Domänen sind<br />
3 Regionen zu unterscheiden, <strong>der</strong>en Abgrenzung<br />
aber nicht mit <strong>der</strong> in den Waldgebieten, son<strong>der</strong>n<br />
mehr mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> Wüsten übereinstimmt<br />
(Abb. 94): die Amerikanische Region (3.1), die<br />
Afrikanisch-Indische Region (3.2) und die Australische<br />
Region (3.3).
192 Die Tropische Zone<br />
Abb. 94: Verbreitung <strong>der</strong> Eurytropischen Trockengehölze.<br />
Menschlicher Einfluß 3.1 Amerikanische Region<br />
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Während die Domäne des Regengrünen Waldes<br />
traditionell das Hauptsiedlungsgebiet <strong>der</strong><br />
warmen Tropen ist, bilden die Trockengehölze<br />
eher dessen Rand an <strong>der</strong> Außengrenze <strong>der</strong> Ökumene.<br />
In den humi<strong>der</strong>en Teilen ist eine Nutzung<br />
durch Trockenfeldbau möglich, sonst wird<br />
aber hauptsächlich Beweidung betrieben; die<br />
Holzpflanzen dienen als Brennmaterial.<br />
Die Brandgefahr ist hier etwas geringer als<br />
im Trockenwald, da nicht so viel abgestorbene<br />
Biomasse herumliegt; doch werden vielerorts<br />
auch hier Brände zur För<strong>der</strong>ung des Graswuchses<br />
angelegt. Sehr groß ist die Erosionsgefahr,<br />
da die Bodenschicht schon von Natur<br />
aus oft nicht geschlossen ist. Im übrigen führt<br />
unter den herrschenden Klimabedingungen jede<br />
Übernutzung schnell zu wüstenähnlichen Degradationsstadien.<br />
Bei weitem <strong>der</strong> stärksten Beeinflussung und<br />
Degradation ist dieser Vegetationstyp seit langem<br />
in <strong>der</strong> afrikanischen Sahelzone unterworfen;<br />
neben dem indischen ist dieser Teilbereich<br />
<strong>der</strong> am dichtesten besiedelte Teil <strong>der</strong> Domäne.<br />
Daß in dieser Gegend die Wüste ständig weiter<br />
nach S vorrückt, ist allgemein bekannt; wie<br />
schon besprochen, liegt die Ursache darin, daß<br />
dauernd mehr Biomasse entnommen wird, als<br />
durch die Photosynthese nachgeliefert werden<br />
kann.<br />
Im übrigen ist davon auszugehen, daß viele<br />
heutige Trockengehölz-Bestände ihrerseits<br />
durch Übernutzung aus Regengrünen Trockenwäl<strong>der</strong>n<br />
entstanden sein dürften; was in Wirklichkeit<br />
die natürliche Vegetation wäre, ist vielerorts<br />
schwer zu rekonstruieren.<br />
Diese Region ist floristisch in erster Linie durch<br />
die neotropische Familie <strong>der</strong> Kakteen gekennzeichnet,<br />
die als hochwüchsige Stammsukkulenten<br />
vielen Beständen einen beson<strong>der</strong>en Gharakter<br />
verleihen. Ebenso charakteristisch sind die<br />
Agavaceen (vgl. Abb. 93.1), die zwar auch in<br />
Afrika Vorkommen, aber doch in geringerem<br />
Ausmaße. Unter den Normalbäumen sind die<br />
Leguminosen zwar wichtig, nehmen aber keine<br />
so überragende Stellung ein wie in den beiden<br />
an<strong>der</strong>en Regionen (so ist z. B. die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Gattung Acacia viel geringer; wichtiger ist<br />
Prosopis).<br />
Drei große Bereiche mit Trockengehölzen<br />
sind auf dem Doppelkontinent vorhanden, die<br />
sich als Unterregionen einstufen lassen; sie sind<br />
zwar weit voneinan<strong>der</strong> entfernt, aber doch durch<br />
kleinflächige Vorkommen in den Zwischengebieten<br />
stärker miteinan<strong>der</strong> verbunden, als es<br />
die Karte erkennen läßt. Die Mexikanisch-Karibische<br />
Unterregion (3 .La) ist noch einmal<br />
unterteilt in einen Hauptteil in Mexiko und einen<br />
kleineren in N-Venezuela und -Kolumbien,<br />
dem sich sporadische Bestände in trockenen<br />
Leebereichen vieler Antillen-Inseln anschließen.<br />
Dieser südliche Teil gehört großenteils <strong>der</strong><br />
Variante T I.H l an, mancherorts mit auffallend<br />
dichten Sukkulentenbeständen; im mexikanischen<br />
Teil, <strong>der</strong> auch Gebirgslagen enthält, treten<br />
fast überall leichte Fröste auf (T 6 , T3, T4),<br />
das Nie<strong>der</strong>schlagsregime - und damit auch <strong>der</strong><br />
Anteil an Sukkulenten - wechselt zwischen Hl<br />
und H2. Als floristische Beson<strong>der</strong>heit sind hier<br />
die Fouquieriaceen zu nennen; auch Agavaceen
Eurytropische Trockengehölze 193<br />
sind häufig. Ähnlich vielgestaltig ist die Anden-<br />
Chaco-Unterregion (3.1.b), die sich von <strong>der</strong><br />
Westküste in S-Ecuador über die mittleren Anden<br />
bis in die Tieflän<strong>der</strong> des bolivianischen<br />
Chaco und <strong>der</strong> argentinischen „Monte“-Landschaft<br />
ertreckt und damit auch kühlere, montane<br />
und oreotropische Bereiche umfaßt. Der<br />
westliche Küstenbereich und <strong>der</strong> nördliche<br />
Chaco sind frostfrei (TI), sonst herrschen die<br />
frostbeeinflußten Varianten vor; in hygrischer<br />
Hinsicht sind die westlichen Teile mehr H l, die<br />
östlichen mehr H2, wobei aber, vor allem im<br />
Gebirge, die lokalen Unterschiede groß sein<br />
können. Sehr einheitlich ist die dritte, die Caatinga-Unterregion<br />
(S.l.c) in NO-Brasilien, die<br />
im Gegensatz zu den beiden an<strong>der</strong>en nicht mit<br />
Wüstengebieten in Kontakt steht, son<strong>der</strong>n nur<br />
eine Art „Lichtung“ inmitten des Regengrünen<br />
Waldes bildet. Die hier überwiegend unter<br />
T1.H2-Bedingungen wachsenden Trockengehölze,<br />
in Brasilien als Caatinga bezeichnet (klimatische<br />
Caatinga, zu unterscheiden von den<br />
ebenso benannten, edaphisch bedingten Beständen<br />
im Regenwaldgebiet, S. 167), bestehen in<br />
<strong>der</strong> Baumschicht meist aus laubwerfenden Bäumen,<br />
denen einzelne größere Kakteen sowie<br />
xeromorphe Palmen beigemischt sind (Abb. 95).<br />
3.2 Afrikanisch-Indische Region<br />
Im Gegensatz zu Amerika spielen hier die Mimosoideen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e die über 100 Acacia-<br />
Arten, in <strong>der</strong> Vegetation eine große Rolle; daneben<br />
sind Capparidaceen und Combretaceen<br />
von beson<strong>der</strong>er Bedeutung. Auch Stammsukkulenten<br />
treten auf; die fehlenden Kakteen werden<br />
durch konvergente Formen aus <strong>der</strong> Gattung<br />
Euphorbia vertreten, und als monokotyle Kleinschopflaäume<br />
fallen viele Aloeaceen auf (vgl.<br />
Abb. 93.2).<br />
Ausgedehnter als die amerikanische, zeigt<br />
diese Region wegen des schwächeren Reliefs<br />
größere Gleichförmigkeit, doch lassen sich auch<br />
Abb. 95: Caatinga im Staate Bahia (Brasilien).<br />
Noch ziemlich dichte Vegetation, nicht weit vom Übergang zum Regengrünen Trockenwald. Der Flaschenbaum<br />
ist Cavanilksia tuberculata, die Palme Cocos (s. 1.) coronata, <strong>der</strong> Baum rechts im Vor<strong>der</strong>gmnd Bursera<br />
leptophloeos. Außerdem viele bäum- und strauchfbrmige Kakteen (Cereus, Opuntia u. a.), z. T. mit xeromorphen<br />
epiphytischen Bromeliaceen. - Aus Martius 1840£, „Tabula physiognomica“ 10 (Nie<strong>der</strong>sächsische Staats- und<br />
Universitätsbibliothek Göttingen).
194 Die Tropische Zone<br />
isi!r<br />
I<br />
hier Unterregionen unterscheiden. Weitaus am<br />
größten ist die Nordafrikanische Unterregion<br />
(3.2.a), die die große Saharisch-Arabische Wüste<br />
an beiden Seiten umrandet. Im N nur ein<br />
schmales Band, ist sie im S, in <strong>der</strong> Sahelzone,<br />
wesentlich umfangreicher und bedeckt auch<br />
noch große Flächen in Ostafrika südlich des<br />
äthiopischen Hochlandes. Der nördliche Randstreifen,<br />
mit leichten Frösten (T6 ), ist recht verarmt<br />
und mit meridionalen Elementen durchsetzt,<br />
doch sind die für die ganze Region typischen<br />
Akazien auch hier noch bedeutsam. Die<br />
übrigen, meist frostfreien Teile werden in <strong>der</strong><br />
Sahelzone (T 1.H 2) meist von Akazien beherrscht,<br />
während in Ostafrika die Gattung<br />
Commiphora {Burseraceae) eine größere Rolle<br />
spielt. Für höhere Anteile an Sukkulenten geeignete<br />
Klimate (H l) kommen kleinflächig an<br />
<strong>der</strong> nordwestlichen Atlantikküste und an einigen<br />
Inselbergen des südlichen Sahel, in größerem<br />
Ausmaße im Bereich <strong>der</strong> ostafrikanischen<br />
Gebirge vor. Während die Trockengehölze auf<br />
<strong>der</strong> arabischen Halbinsel noch zur Nordafrikanischen<br />
Unterregion gehören, bilden die indischen<br />
eine eigene Indische Unterregion (3.2.b),<br />
die gegenüber <strong>der</strong> vorigen zwar verarmt, aber<br />
an<strong>der</strong>erseits mit einigen östlichen Elementen<br />
angereichert ist. Das Klima entspricht überwiegend<br />
T6.H 2; größere Sukkulenten spielen nur<br />
eine geringe Rolle. In <strong>der</strong> weit südlich gelegenen<br />
Kalahari-Unterregion (3.2.c) entsprechen<br />
Vegetation und Flora im großen und ganzen<br />
denen Ostafrikas, sind allerdings wegen Frosteinwirkung<br />
(T6.H2) artenärmer; auch hier können<br />
in den Berglän<strong>der</strong>n Sukkulentenbestände<br />
auftreten. Eine Son<strong>der</strong>stellung nimmt hingegen<br />
die flächenmäßig nur sehr kleine Madagassische<br />
Unterregion (3.2.d) ein: sie ist frostfrei und beson<strong>der</strong>s<br />
in Meeresnähe in hygrischer Hinsicht<br />
begünstigt (T I.H l), so daß hier sukkulentenreiche<br />
Bestände verbreitet sind, in denen neben<br />
Euphorbien die endemische Familie <strong>der</strong> Didieraceen<br />
auffällt.<br />
3.3 Australische Region<br />
Diese Region ist homogener als die beiden übrigen.<br />
Sie umgibt das australische Wüstengebiet<br />
an allen Seiten, wobei sie im W, O und SO größere<br />
Flächen einnimmt. Das Klima ist einheitlich<br />
vom Typ T 6.H 2: selbst im Nordteil treten<br />
Fröste auf, und die Unzuverlässigkeit des<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsregimes ist ein Charakteristikum<br />
ganz Australiens. Sowohl infolge dieses Klimatyps<br />
als auch infolge <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en florengeschichtlichen<br />
Situation des Kontinents weicht<br />
das Lebensformenspektrum von dem <strong>der</strong> beiden<br />
an<strong>der</strong>en Regionen stark ab. Sukkulenten<br />
fehlen völlig, und die Mehrzahl <strong>der</strong> „Normalgehölze“<br />
ist nicht laubwerfend, son<strong>der</strong>n hartlaubig-immergrün.<br />
Das gilt vor allem für die<br />
beiden tonangebenden Gattungen Eucalyptus<br />
und Acacia. Die Eukalypten beherrschen große<br />
Teile <strong>der</strong> Formation physiognomisch, teils in<br />
Form ziemlich dichter, niedriger Bestände aus<br />
Xylopodium-Sträuchern („Mallee“), teils mehr<br />
als Offenwäl<strong>der</strong>. Die Akazien, mit 750 Arten<br />
zahlenmäßig die größte Gehölzgattung, besitzen<br />
statt normaler Fie<strong>der</strong>blätter immergrüne,<br />
meist xeromorphe Phyllodien (Abb. 91). Hartlaubig<br />
sind auch eine Reihe weiterer Myrtaceen-<br />
Gattungen sowie die vielen Proteaceen. Weit<br />
verbreitet sind die Cupressaceen-Gattung Callitris<br />
sowie die „Pseudo-Konifere“ Casuarina\ als<br />
typische Endemiten sind noch die Klein-Schopfbäume<br />
<strong>der</strong> Xanthorrhoeaceen („Grasbäume“,<br />
Abb. 93.3) zu nennen. Die Bodenschicht, so<br />
weit vorhanden, wird oft von Zwergsträuchern<br />
(„Heide“) gebildet; aber auch Gras-Unterwuchs<br />
ist verbreitet, oft als Folge <strong>der</strong> nicht seltenen<br />
Brände. Argumente für eine Aufteilung in Unterregionen<br />
gibt es nicht.<br />
4 Eurytropische Wüste<br />
Am Ende des hygrischen Gradienten (Abb. 62)<br />
steht die Wüste. Die Abgrenzung gegen die Formation<br />
<strong>der</strong> Trockengehölze liegt etwa da, wo<br />
keine Pflanzen mehr auftreten, die 2 m Höhe<br />
erreichen; zugleich ist auch keine Bodendeckung<br />
mehr gegeben. Das Fehlen höheren Gehölzwuchses<br />
resultiert überwiegend darin, daß die<br />
meisten höherwüchsigen Sippen ausfallen; einige<br />
von ihnen können sich aber auch als Zwergformen<br />
in die übrig bleibende Bodenschicht<br />
einfügen.<br />
Klimabedingungen (Abb. 96)<br />
Wie erwähnt, liegt die Grenze <strong>der</strong> Wüste unter<br />
warmtropischen Bedingungen etwa da, wo die<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsmenge von 200 mm unterschritten<br />
wird; in höheren Lagen bzw. Breiten mit<br />
tieferen (Winter-) Temperaturen kann sie aber
35,9<br />
3t,4<br />
o<br />
LA ORCHILA ( 3 ) 27.6* 150<br />
[ 10]<br />
© ©<br />
IS L A S E Y M O U R (1 lm ) ? 5 ,0 °I0 2 NOUAKCHOTT (S m l ^ 2 5 .8 ° 1 2 1<br />
13 1<br />
Eurytropische Wüste 195<br />
©<br />
nsi<br />
i. .
196 Die Tropische Zone<br />
■ m<br />
diaceen, Crassulaceen und Aizoaceen. Die Artenzahl<br />
in Florengebieten und Einzelbeständen<br />
kann recht unterschiedlich sein. Generell kann<br />
man sagen, daß sie in Gegenden mit unregelmäßigem<br />
Nie<strong>der</strong>schlag (H2) wesentlich niedriger<br />
ist als in solchen mit regelmäßigem (H l); in<br />
letzteren haben einige Gruppen eine sehr hohe<br />
Zahl kleinflächig verbreiteter Endemiten gebildet.<br />
Daß entlang dem allgemeinen hygrischen<br />
Gradienten überall eine weitere Abnahme erfolgt,<br />
ist selbstverständlich; an den extremsten<br />
Steilen überleben nur ganz wenige Arten.<br />
Bestandesstruktur; edaphische Wüstentypen<br />
Charakteristisch ist die oberirdisch nicht geschlossene<br />
Pflanzendecke: die Vegetation besteht<br />
aus einzelnen, durch offenen Boden voneinan<strong>der</strong><br />
getrennten Pflanzenindividuen, die<br />
allerdings unterirdisch, m it ihren Wurzelsystemen,<br />
meist miteinan<strong>der</strong> in Kontakt (und<br />
damit in Konkurrenz) stehen. Im Untertyp <strong>der</strong><br />
Halbwüste ist die gesamte Fläche in dieser Form<br />
bewachsen, in <strong>der</strong> Vollwüste sind es nur Stellen<br />
mit überdurchschnittlicher Wasserversorgung<br />
(Abb. 97).<br />
Der offene Boden nimmt hier also - auch in<br />
den Halbwüsten - mehr Fläche ein als die Bedeckung<br />
mit Pflanzen und tritt dadurch auch<br />
physiognomisch in Erscheinung. Da die Boden-<br />
Tab. 30: Charakteristische Familien und Lebensformen in Wüsten.<br />
Thermische Zone Austral Tropisch Meridional Nemoral<br />
ij<br />
Familien (betr.nur Vorkommen in Wüsten)<br />
Chenopodiaceae -1- + -t- +<br />
Compositae -1- -1- + +<br />
Gramineae + + -t- +<br />
Leguminosae -1- + -1- +<br />
ZygophyUaceae + -t + 4-<br />
Amaranlhaceae -1- -1- -1- +<br />
Ephedraceae -1- -1- -1- +<br />
Apoiynaceae -t -1- -1- ~<br />
Asclepiadaceae + + -1-<br />
Cactaceae (Amerika) + + + -<br />
Crassulaceae + + + -<br />
Passifloraceae (Afrika) + + + -<br />
Agavaceae + + -1- -<br />
Aloeaceae (Afrika) + + -1- -<br />
Bromeliaceae (Amerika) + -1- -1- -<br />
Aizoaceae (Afrika) + -1- + -<br />
Polygonaceae -t - -f +<br />
Cruciferae + - -1- +<br />
Umbelliferae + - + +<br />
I'antartcaceae {AWe Welt) - - + +<br />
Lebensformen<br />
Normale Klein- und Zwergsträucher:<br />
hartlaubig-immergrün -1- -t- +<br />
regengrün (tropophytisch) -1- -1- -1- -<br />
malakophyll -1- -1- -1- +<br />
mikro- und aphyll -1- + + +<br />
Zwerg-Schopf- und -Flaschenbäume + + + -<br />
Sukkulenten (Stamm-, Blatt-) + + -1- -<br />
Hemikryptophyten (vorwiegend Gräser) + + + +<br />
Geophyten -1- + -1- -t-<br />
Therophyten + + -1- +
Eurytropische Wüste 197<br />
Abb. 97: Übergang von <strong>der</strong><br />
„diffusen“ Vegetation <strong>der</strong> Halbwüste<br />
(oben) zur „kontrahierten“<br />
Vegetation <strong>der</strong> Vollwüste<br />
(unten) bei abnehmen<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge,<br />
schematisch.<br />
Aus W alter 1962E, verän<strong>der</strong>t.<br />
y<br />
Hl/<br />
art auch für die Form des Bewuchses mit entscheidend<br />
ist, kiassifiziert man die Wüsten oft<br />
nach dem Substrat. Die wichtigsten Typen sind<br />
foigende:<br />
(1) Felswüste auf anstehendem Gestein. Da das<br />
aus Regen o<strong>der</strong> Tau stammende Wasser hier<br />
schneii in die Spalten sickert und dort gut<br />
vor Verdunstung geschützt wird, ist dieser<br />
Typ für den Pflanzenwuchs relativ günstig<br />
und kann ziemlich artenreich sein.<br />
(2) Kies- und Schotterwüste auf ebenen Sedimentationsflächen,<br />
aus denen die feinkörnigen<br />
Bestandteile durch den Wind ausgeblasen<br />
werden, so daß nur die Steine übrig<br />
bleiben. Zwischen diesen wird wegen ihrer<br />
lockeren Lage nur wenig Wasser festgehalten,<br />
daher sind solche Standorte oft sehr<br />
pflanzenarm.<br />
(3) Sandwüste: Diese dem Laien geläufige<br />
Form umfaßt weltweit höchstens 20 % <strong>der</strong><br />
Flächen. Der Sand hält das Wasser relativ<br />
gut und gibt es leicht an die Pflanzen ab,<br />
insofern ist er günstig; an<strong>der</strong>erseits ist er aber<br />
ein sehr instabiles Substrat, das nur von<br />
Pflanzen besiedelt werden kann, die mit<br />
Hilfe von Ausläufern u.dgl. mit seiner Verlagerung<br />
Schritt halten können.<br />
(4) Lehmwüste: Lehmige und tonige Substrate<br />
sind im ariden Klima beson<strong>der</strong>s ungünstige<br />
Standorte, da sie das Wasser so stark<br />
adsorbieren, daß es von den Pflanzen kaum<br />
aufgenommen werden kann. Wie die Kieswüsten<br />
sind sie daher nur spärlich bewachsen.<br />
(5) Salzwüste: Salzböden sind in den ariden<br />
Gebieten sehr verbreitet. Sie können überall<br />
in Senken entstehen, in denen Wasser<br />
sich sammelt und unter Zurücklassung <strong>der</strong><br />
gelösten Salze verdunstet. Die Dimension<br />
solcher Senken reicht von kleinen Depressionen<br />
mit tonigen Böden, in denen das<br />
Regenwasser nicht versickern kann, bis zu<br />
großen, von Flüssen gespeisten abflußlosen<br />
Salzpfannen o<strong>der</strong> permanenten Salzseen.<br />
Aus den sehr salzreichen Innen- bzw. Uferbereichen<br />
<strong>der</strong> beiden letzteren kann vom<br />
Wind Salz ausgeblasen werden und so zur<br />
Versalzung <strong>der</strong> weiteren Umgebung führen.<br />
Die Standortsverhältnisse <strong>der</strong> versalzten<br />
Senken sind durch einen Antagonismus<br />
gekennzeichnet; einerseits ist die Wasserversorgung<br />
insofern günstiger, als die verfügbare<br />
Wassermenge über <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />
liegt; an<strong>der</strong>erseits bedingt<br />
aber <strong>der</strong> Salzgehalt des Bodenwassers eine<br />
Drosselung <strong>der</strong> Transpiration (vgl. S. 11).<br />
Je nach <strong>der</strong> Kombination dieser beiden<br />
Merkmale kann die Vegetation sehr verschieden<br />
sein; meist findet sich eine deutliche<br />
Zonierung. In <strong>der</strong> Flora solcher Salzwüsten<br />
dom inieren meist die C henopodiaceen,<br />
die eine beson<strong>der</strong>s hohe Zahl<br />
salztoleranter Sippen enthalten.<br />
Neben diesen Abwandlungen innerhalb <strong>der</strong><br />
Wüstenvegetation gibt es in <strong>der</strong> Domäne <strong>der</strong><br />
Wüsten auch Bereiche extrazonaler Gehölzvegetation<br />
an Stellen, wo eine erhöhte Menge<br />
an nicht versalztem Wasser zur Verfügung steht.<br />
Hierher gehören vor allem Trockentäler (Wadis,<br />
Riviere, Arroyos), in denen in für die Pflanzen<br />
erreichbarer Tiefe ein Grundwasserstrom entlangfließt<br />
und daher die Trockengehölze <strong>der</strong>
198 Die Tropische Zone<br />
vorigen Domäne auftreten können. Noch dichtere,<br />
galerieartige Wäl<strong>der</strong> sind in den Auen<br />
perennieren<strong>der</strong>, aus feuchteren Gegenden kommen<strong>der</strong><br />
Flüsse möglich, doch sind diese Auen<br />
fast überall seit langem bevorzugte Siedlungsgebiete,<br />
und <strong>der</strong> Wald ist restlos durch Kulturland<br />
ersetzt. Ähnliches gilt auch für die durch<br />
artesische Quellen bedingten Oasen, <strong>der</strong>en natürliche<br />
Vegetation z. T. von Palmensümpfen<br />
gebildet wurde, wovon aber meist nur noch einige<br />
Palmen als Überhälter über dichten Kulturpflanzenbeständen<br />
übrig geblieben sind.<br />
Lebensformen, Aspekte<br />
Die Lebensformen sind dieselben wie in <strong>der</strong><br />
Bodenschicht <strong>der</strong> Trockengehölze (Tab. 30).<br />
Wie dort werden sie durch das Nie<strong>der</strong>schlagsregime<br />
unterschiedlich geför<strong>der</strong>t (S. 191), aber<br />
auch die Bodenverhältnisse spielen eine wichtige<br />
Rolle. So sind strauchige und sukkulente Sippen<br />
beson<strong>der</strong>s auf Felsböden begünstigt; auch<br />
auf Salzböden dominieren zwergstrauchige, allerdings<br />
taxonomisch ganz verschiedene Sippen,<br />
die oft zugleich halosukkulent sind. Auf Sandböden<br />
können ausläufertreibende Büschelgräser,<br />
auflehmig-tonigen Böden Therophyten beson<strong>der</strong>s<br />
häufig sein. So werden die Wüsten oft auch<br />
nach dem Überwiegen bestimmter Lebensformen<br />
klassifiziert (Kleinstrauch-Wüste, Therophyten-Wüste<br />
usw.). Wo keiner <strong>der</strong> skizzierten<br />
edaphischen bzw. klimatischen Standortsfaktoren<br />
stärker überwiegt, sind alle genannten<br />
Lebensformen vertreten.<br />
Das Hauptproblem aller Wüstenpflanzen ist<br />
die Wasserbeschafiting. Um von dem wenigen<br />
Nie<strong>der</strong>schlagswasser möglichst viel aufnehmen<br />
zu können, muß ein großes Bodenvolumen<br />
durchwurzelt werden. Das trifft meist sowohl<br />
in horizontaler wie in vertikaler Richtung zu;<br />
vertikal streichende Wurzeln können ggf noch<br />
Grundwasser in 6 m Tiefe erreichen.<br />
Jahreszeitliche Aspekte fehlen in den meisten<br />
Wüsten. In solchen mit regelmäßigen Nie<strong>der</strong>schlägen<br />
(H l) gibt es mancherorts einen Blühaspekt<br />
von Sukkulenten und/o<strong>der</strong> Geophyten,<br />
in solchen mit unregelmäßigen (H2) kann nach<br />
ungewöhnlich hohen Regenmengen ein Therophyten-Aspekt<br />
auftreten („die Wüste blüht“),<br />
wobei die Therophyten die Lücken zwischen<br />
den Perennen ausfüllen und so für kurze Zeit<br />
eine fast geschlossene Vegetationsdecke erzeugen<br />
können.<br />
Varianten und Regionen<br />
Wie im Bereich <strong>der</strong> Trockengehölze sind in <strong>der</strong><br />
Variante mit regelmäßigen Nie<strong>der</strong>schlägen (Hl)<br />
Sukkulenten und Geophyten begünstigt, in H2<br />
hartlaubige und malakophylle Xerophyten sowie<br />
Therophyten. Die Variante H3 ist die Vollwüste<br />
mit kontrahierter Vegetation, die nur aus<br />
ganz wenigen Arten besteht. Erheblich reicher<br />
kann die „Nebelwüste“ (H4) sein, die sich vor<br />
allem in <strong>der</strong> Neotropis durch einige Beson<strong>der</strong>heiten<br />
auszeichnet (S. 200).<br />
Die Temperaturvarianten, frostfrei (TI, T2,<br />
T5) bzw. frostbeeinflußt (T3, T4, T 6 ), differen-<br />
Abb. 98: Verbreitung <strong>der</strong> Eurytropischen Wüste.
Eurytropische Wüste 199<br />
zieren sich floristisch entsprechend wie in <strong>der</strong><br />
vorigen Domäne. Im Klimatyp T6 können, im<br />
Bereich <strong>der</strong> polwärtigen Grenzen, vereinzelt<br />
sogar Fröste unter -1 0 °C auftreten; <strong>der</strong> vollständige<br />
Übergang zur temperierten (nemoralen)<br />
Wüstenflora erfolgt erst hei Minima von -1 5<br />
bis -2 0 °C.<br />
Die regionale Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> eurytropischen<br />
Wüsten ähnelt im Prinzip <strong>der</strong> <strong>der</strong> Trockengehölze,<br />
doch sind die einzelnen Teile stärker voneinan<strong>der</strong><br />
isoliert. So können insgesamt 5 Regionen<br />
unterschieden werden (Abb. 98): die<br />
Sonora-Region (4.1), die Peruanisch-Patagonische<br />
Region (4.2), die Saharo-Sindische Region<br />
(4.3), die Namib-Karru-Region (4.4) und<br />
die Australische Region (4.5).<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Die Nutzung <strong>der</strong> Halbwüsten besteht in einer<br />
extensiven Beweidung. Wegen <strong>der</strong> geringen Produktion<br />
ist zur Ernährung eines Stückes Vieh<br />
eine große Fläche nötig, was zur Folge hatte,<br />
daß die traditionelle Viehhaltung von nomadischen<br />
Völkern betrieben wird. Diese nutzen zugleich<br />
die holzigen Wüstenpflanzen als Brennmaterial.<br />
Zunehmende Bevölkerungszahl und<br />
die daraus resultierende stärkere Nutzung haben<br />
vielerorts die Degradation <strong>der</strong> Halbwüste<br />
zur Vollwüste zur Folge. Intensivere Wirtschaft<br />
war traditionell nur in Fluß- und Quell-Oasen<br />
möglich und wird heute vielfach durch künstliche<br />
Bewässerung aus neu erbohrten Brunnen<br />
betrieben. Dabei ist jedoch große Vorsicht bei<br />
<strong>der</strong> Dosierung <strong>der</strong> Wassermenge geboten, da<br />
überschüssiges Wasser unter Zurücklassung seines<br />
Mineraliengehaltes schnell verdunsten und<br />
so zur Bodenversalzung führen kann.<br />
4.1 Sonora-Region<br />
Die warme Wüstenregion im SW Nordamerikas<br />
erstreckt sich auf beiden Seiten <strong>der</strong> mexikanischen<br />
Hauptgebirgskette, durch die sie in zwei<br />
Teile getrennt wird, die Chihuahua-Wüste im<br />
O und die Sonora-Wüste im W (von dieser wird<br />
oft noch <strong>der</strong> nördlichste Abschnitt an <strong>der</strong> Grenze<br />
gegen die Nemorale Zone als Mojave-Wüste<br />
abgeglie<strong>der</strong>t). Sie entspricht großenteils <strong>der</strong> Variante<br />
T6.H 1. Dabei sind die Nie<strong>der</strong>schläge<br />
ziemlich hoch, peraride Bedingungen treten<br />
nirgends au f Vielmehr sind große Teile des<br />
Gebietes eher Grenzbereich zwischen Halbwüste<br />
und Trockengehölzen, was noch durch das gebirgige<br />
Gelände mit orographisch bedingtem<br />
Nebeneinan<strong>der</strong> feuchterer und trocknerer Lokalitäten<br />
geför<strong>der</strong>t wird. Die floristische Charakteristik<br />
entspricht daher <strong>der</strong> <strong>der</strong> Region 3.1<br />
bzw. 3.1.a mit großer Bedeutung <strong>der</strong> Kakteen,<br />
<strong>der</strong> Agavaceen sowie <strong>der</strong> in 3 .La und 4.1 endemischen<br />
Fouquieriaceen; die Vertreter aller drei<br />
Familien können sowohl als Komponenten<br />
höherwüchsiger Trockengehölze als auch nie<strong>der</strong>wüchsiger<br />
Halbwüsten auftreten. Neben diesen<br />
Sukkulenten bzw. Halb-Sukkulenten för<strong>der</strong>n<br />
die steinigen Gebirgsböden auch das Vorkommen<br />
von Kleinsträuchern; einer <strong>der</strong> auffälligsten<br />
und weitest verbreiteten hiervon ist die<br />
Zygophyllacee Larrea divaricata (Kreosotbusch).<br />
Versalzte Bereiche sind infolge des gebirgigen<br />
Terrains wenig verbreitet.<br />
4.2 Peruanisch-Patagonische Region<br />
Ähnlich wie die vorige wird auch die südamerikanische<br />
Wüstenregion von <strong>der</strong> Andenkette<br />
durchzogen; die Abschnitte auf beiden Seiten<br />
des Gebirges sind aber sehr unterschiedlich und<br />
daher als zwei Unterregionen anzusehen, die<br />
allerdings durch Wüstenbereiche im Gebirge<br />
selbst verbunden werden.<br />
Der Westteil bildet die Atacama-Unterregion<br />
(4.2.a), auch als Peruanisch-Chilenische Küstenwüste<br />
bezeichnet, die sich auf <strong>der</strong> schmalen<br />
Küstenebene und den Westhängen des Gebirges<br />
vom nördlichsten Zipfel Perus bis in die eigentliche<br />
Atacama in N-Chile erstreckt. Ihr Klima<br />
wird vom Einfluß <strong>der</strong> kalten Meeresströmung<br />
(Humboldt-Strom) bestimmt: die Temperaturen<br />
sind dadurch niedrig, aber zugleich<br />
frostfrei (T2), und die Nie<strong>der</strong>schläge sind äußerst<br />
gering (H3; Arica in <strong>der</strong> Atacama 1 mm<br />
Jahresnie<strong>der</strong>schlag). Große Bereiche, vor allem<br />
in N-Chile, sind daher fast pflanzenleere Vollwüste,<br />
in <strong>der</strong> nur die aus dem Gebirge kommenden<br />
Trockenflußbetten (Arroyos) etwas Vegetation<br />
tragen. In den etwas nie<strong>der</strong>schlagsreicheren<br />
höheren Gebirgslagen (meist T 2/6.H 1) wird<br />
die Vegetation vielfach von mittelgroßen Säulenkakteen<br />
beherrscht; charakteristisch sind<br />
auch xerophytische terrestrische Bromeliaceen,<br />
darunter sogar Kleinschopfbäume wie die bekannte,<br />
auf die Oreotropische Stufe beschränkte<br />
Puya raimondii, die die hier wenig bedeuten-
200 Die Tropische Zone<br />
SW<br />
800 n<br />
. über 20°C<br />
t / ' . ’<br />
selten<br />
•‘ .■■.öfters’.-’.'<br />
NO<br />
400-<br />
xi;::-;T>V-;Garúa anhaltend (auch über Mittag);'.;;;i;.‘;;;X ;‘.-'.-;-<br />
..............i i : i i ; t häufig;; : ■i •; : ■: X X ; x ; ' ■ ............ ...<br />
ca.17°C '<br />
. X ' . öfters'<br />
• . selten (u. nur bis morgens).Kryptogamen<br />
------"•'''W ü s te<br />
Tillandslen<br />
dichte<br />
Nebelkräuterflur<br />
(Baunnwuchs möglich)<br />
lockere<br />
Nebelkräuterflur<br />
Wüste''<br />
Abb. 99: Nebel-Verteilung und Vegetationsdecke während <strong>der</strong> Garüa-Zeit an den Lomas <strong>der</strong> peruanischen<br />
Küste, schematisch.<br />
Aus Ellenberg 1959.<br />
den Agavaceen vertreten. Im übrigen sind hier<br />
auch alle an<strong>der</strong>en Lebensformen vorhanden. In<br />
einigen flachen, rings von hohen Bergketten<br />
umgebenen Gebirgsbecken gibt es auch große<br />
Salzpfannen bzw. -seen (Salare) mit angrenzenden<br />
Salzwüsten.<br />
Eine Beson<strong>der</strong>heit, die in Peru im unmittelbaren<br />
Küstenbereich auftritt, ist die Nebelwüste (T2.H4;<br />
E llenberg 1959, M üller 1985). Über dem kalten<br />
Meerwasser bildet sich eine Inversionsschicht, an <strong>der</strong><br />
eine Hochnebeldecke, die „Garúa“, entsteht, die oft<br />
längere Zeit (bis über 4 Monate während <strong>der</strong> etwas<br />
kühleren Jahreshälfte) erhalten bleibt. Sie kann dem<br />
Boden aufliegen und von hier bis in fast 1000 m Höhe<br />
reichen; meistens ist sie aber auf eine mittlere Höhe<br />
beschränkt (z. B. um 600 m, Abb. 99) und dehnt sich<br />
nur während <strong>der</strong> Nachtzeiten nach unten und oben<br />
etwas aus. Aus dieser Wolkenschicht fällt kein Nie<strong>der</strong>schlag;<br />
jedoch kommt es da, wo sie an die Berghänge<br />
des Küstengebirges („Lomas“) stößt, zu einer<br />
Befeuchtung des Bodens, die um so stärker ist, je unebener<br />
die Bodenoberfläche ist. Sie ermöglicht kleinen,<br />
annuellen Pflanzen die Keimung, und mit <strong>der</strong>en<br />
Heranwachsen vermehrt sich automatisch die Menge<br />
des von ihnen aus dem ziehenden Nebel ausgekämmtem<br />
Wassers, so daß an den günstigsten Stellen schließlich<br />
eine dichte, bis 60 cm hohe, hygromorphe „Nebelkräuterflur“<br />
aufwachsen kann, <strong>der</strong> auch einige Geophyten<br />
beigemischt sind. Gegenüber einer Regenmenge<br />
von < 20 mm kann <strong>der</strong> während einer 3monatigen<br />
Garúa-Periode von den Kräutern aufgefangene Nebelnie<strong>der</strong>schlag<br />
bis über 200 mm betragen. Versuche mit<br />
an solchen Stellen angepflanzten, anfangs künstlich<br />
bewässerten Bäumen {Camarina, Eucalyptus) ergaben,<br />
daß diese nach Erreichen von ca. 5 m Höhe sogar<br />
einen Nebelnie<strong>der</strong>schlag von 500-700 mm erzeugten,<br />
mit dem sie sich selbst erhalten konnten. Das legt die<br />
Vermutung nahe, daß hier von Natur aus Wald gewesen<br />
sein könnte, <strong>der</strong> jedoch vom Menschen beseitigt<br />
wurde. Eine zweite Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> peruanischen<br />
Nebelwüste findet sich in den tieferen Lagen unter<br />
<strong>der</strong> Nebeldecke, die von dieser nur gelegentlich berührt<br />
werden: hier wachsen auf ebenen Sandflächen<br />
wurzellose, xeromorphe Tillandsien, die ihren Wasserbedarf<br />
allein aus dem wenigen Nebelnie<strong>der</strong>schlag<br />
mit Hilfe ihrer Saugschuppen decken.<br />
Auf <strong>der</strong> Ostseite <strong>der</strong> Anden befindet sich die<br />
Patagonische Unterregion (4.2.b). Sie liegt viel<br />
südlicher und ist daher überall frostbeeinflußt.<br />
Dabei liegen die Temperaturmittel nur im nördlichsten<br />
Abschnitt noch hoch; <strong>der</strong> größte Teil<br />
entspricht <strong>der</strong> Variante T 2/6 (dabei können im<br />
südlichen Viertel stärkere Fröste auftreten).<br />
Noch tiefere Temperaturmittel (T3) haben die<br />
hochgelegenen Wüsten <strong>der</strong> Oreotropischen Stufe<br />
<strong>der</strong> Anden, beson<strong>der</strong>s in Bolivien. Die Nie<strong>der</strong>schläge<br />
sind unterschiedlich; Vollwüsten<br />
(H3) können vor allem in Leelagen <strong>der</strong> Gebirge<br />
im nördlichen Teil auftreten (hier sind auch große<br />
Salzpfannen verbreitet). Im übrigen sind sowohl<br />
H l- als auch H2-Bedingungen häufig. Die<br />
Vegetation wird nur in den wärmeren Teilen<br />
noch öfter von aufrecht wachsenden Kakteen<br />
beherrscht. In den kühleren, etwa südlich von<br />
40°S, sind dagegen xeromorphe Dorn- und<br />
Rutensträucher oft tonangebend, daneben die<br />
sowohl für die Hochanden als auch für Ostpatagonien<br />
charakteristischen Hartpolster (vgl.
Eurytropische Wüste 201<br />
Hager 1986). In floristischer Hinsicht fällt <strong>der</strong><br />
große Anteil <strong>der</strong> südhemisphärischen Umbelliferen-Unterfamilie<br />
Hydrocotyloideae an diesen Lebensformen<br />
auf Im südlichsten Teil (hier T3)<br />
können auch an<strong>der</strong>e extratropische Sippen dominieren;<br />
hier gibt es auch kleinflächig Grasbestände,<br />
die an die nemoralen Steppen erinnern.<br />
4.3 Saharo-Sindische Region<br />
Diese Region erstreckt sich als sehr einheitlicher,<br />
geomorphologisch wenig geglie<strong>der</strong>ter Streifen<br />
durch ganz Nordafrika und Arabien; nur auf <strong>der</strong><br />
Somali-Halbinsel sowie in S-Iran und W-Indien<br />
ist sie durch Gebirge stärker in kleinere Teile<br />
zersplittert und von Trockengehölzen durchsetzt.<br />
Sie ist die größte <strong>der</strong> eurytropischen<br />
Wüstenregionen und enthält zugleich die bei<br />
weitem größte Fläche echter Vollwüste (H3);<br />
ihre Gleichförmigkeit gibt keine Veranlassung<br />
zur Aufteilung in Unterregionen.<br />
Im saharisch-arabischen Hauptteil sind die<br />
Klimabedingungen im nördlichen Viertel überwiegend<br />
T6.H2, im südlichen T5.H2. Von diesen<br />
beiden Rän<strong>der</strong>n nimmt die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />
zum Zentrum hin in einem großräumigen<br />
Gradienten bis unter 5 mm ab (Abb. 100),<br />
so daß etwa die mittlere Hälfte - abgesehen von<br />
meernahen Randstreifen und eingelagerten<br />
Inselgebirgen - von Vollwüste des Typs T6.H3<br />
bedeckt ist. Dieser zentrale Streifen zeichnet sich<br />
zusammen mit dem nördlichen durch einen<br />
extremen Temperaturgegensatz (bis über 20 °C)<br />
zwischen wärmstem und kältestem Monat aus.<br />
Im beidseitigen Halbwüstengürtel sind die genannten<br />
<strong>der</strong> Variante H2 entsprechenden Lebensformen<br />
vertreten, wobei die verschiedenen<br />
edaphischen Wüstentypen oft ebenfalls sehr<br />
weiträumig wechseln. Halbwüstenvegetation<br />
bedeckt übrigens auch die höchsten Lagen <strong>der</strong><br />
bis über 3000 m hohen Inselgebirge <strong>der</strong> Zentralsahara<br />
und SO-Arabiens.<br />
Die Idimatisch günstigste Variante T 5.H l tritt<br />
nur kleinflächig im Umkreis <strong>der</strong> Meeresküsten<br />
auf, so an <strong>der</strong> Atlantikküste (einschließlich <strong>der</strong><br />
leeseitigen Wüstengebiete <strong>der</strong> Kanarischen Inseln)<br />
sowie am Roten Meer und Indischen Ozean<br />
in Erythräa, Somalien und Sokotra. Hier<br />
können Sukkulenten einen physiognomisch<br />
auffallenden Anteil an <strong>der</strong> Vegetation haben;<br />
neben Euphorbien sind es vor allem Asclepiadaceen<br />
und Aloe-Axttn.<br />
Abb. 100: Jahres-Isohyeten <strong>der</strong> westlichen und mittleren Sahara.<br />
Schwarz: Höhenlagen mit über 100 mm Nie<strong>der</strong>schlag in den Gebirgen. - Aus Q uEzel 1965.
202 Die Tropische Zone<br />
4.4 Namib-Karru-Region<br />
Dieses Gebiet zeigt einige Ähnlichkeit mit <strong>der</strong><br />
Unterregion 4.2.a. Wie dort fuhrt eine kalte Meeresströmung<br />
(Benguela-Strom) zu einer Depression<br />
von Temperatur und Nie<strong>der</strong>schlag an <strong>der</strong><br />
Westküste. Während <strong>der</strong> NW-Teil, die Namib,<br />
fast regenlos ist, erhält <strong>der</strong> südliche, die Kanu,<br />
Ausläufer <strong>der</strong> kapländischen Winterregen.<br />
Die Namib, die vom südlichen Angola bis<br />
etwa zur Oranjemündung reicht, ist im Küstenbereich<br />
eine Nebelwüste vom Typ T2.H4. Wie<br />
w<br />
- 5 cm<br />
Abb. 101: Kleinwüchsige Sukkulenten aus <strong>der</strong> Namib-Karru-Region.<br />
1 Haworthia radula\ 2 Crassula lycopodioides\ 3 Lithops truncatellus-, 4 Mesembryanthemum densunr, 5 Sarcocaulon<br />
ripdunt', 6 Arthraerua leubnitziae. 5 und 6 stamm-, die übrigen blattsukkulent. - Aus E ngler 1910f.
Oreotropischer Wald 203<br />
an <strong>der</strong> peruanischen Küste können Nebel- bzw.<br />
Hochnebeldecken monatelang anhalten. An<strong>der</strong>s<br />
als in Peru wird aber die Küste nicht von steil<br />
aufragenden Gebirgsketten begleitet, son<strong>der</strong>n<br />
das Gelände steigt nur langsam in Richtung auf<br />
das innere Hochland an. So kann die Nebeldecke<br />
bis etwa 100 km weit ins Innere reichen,<br />
jedoch wird die Dauer <strong>der</strong> Nebelbedeckung<br />
landeinwärts immer geringer. Der Nebelnie<strong>der</strong>schlag<br />
liefert daher überall nur geringe Wassermengen,<br />
Parallelen zur pemanischen Lomavegetation<br />
gibt es nicht. An floristisch-morphologischen<br />
Beson<strong>der</strong>heiten ist nur die seltsame Gymnosperme<br />
Welwitschia mirabilis zu erwähnen.<br />
Jenseits <strong>der</strong> Nebelgrenze schließt sich die Variante<br />
T6.H3 und noch weiter landeinwärts T6.H2<br />
an.<br />
Im Küstengebiet zwischen <strong>der</strong> Südgrenze <strong>der</strong><br />
Namib und <strong>der</strong> Region <strong>der</strong> kapländischen Hartlaubgehölze<br />
findet sich ein Bereich mit <strong>der</strong> Variante<br />
T2.H1, die sog. Sukkulenten-Karru. Sie<br />
zeichnet sich durch eine große Fülle von Sukkulenten<br />
aus mehreren Verwandtschaftskreisen<br />
aus, beson<strong>der</strong>s zahlreich sind Aizoaceen {Mesemhryanthemum<br />
s. 1.), Grassulaceen, Asclepiadaceen<br />
und Aloaceen vertreten. Die meisten sukkulenten<br />
Arten sind kleinwüchsig (viele unter 20 cm<br />
hoch; Abb. 101), doch gibt es auch einzelne<br />
Arten, die 2 m Höhe erreichen können. Neben<br />
den Sukkulenten sind auch Geophyten mancherorts<br />
häufig, und manche während <strong>der</strong> kurzen<br />
Regenperioden überschwemmten Senken<br />
können eine große Zahl von schönblühenden<br />
Stauden und Annuellen beherbergen, so daß im<br />
Frühling ein auffälliger Blühaspekt auftritt. In<br />
<strong>der</strong> östlich anschließenden, klimatisch weniger<br />
günstigen (T2/6, z. T. auch H2) eigentlichen o<strong>der</strong><br />
Hochland-Karru, einem Plateau in ca. 800-<br />
1200 m Höhe, sind Sukkulenten auch noch häufig,<br />
doch wird <strong>der</strong> Aspekt stärker durch Kleinsträucher<br />
(darunter viele halbsukkulente Vertreter<br />
von Mesembryanthemum s. 1.) bestimmt. Im<br />
Ostteil zeigen größere Anteile an Gräsern den<br />
Übergang zum Grasland des Hogevelds (S. 250)<br />
an.<br />
4.5 Australische Region<br />
Die australische Wüstenregion, auch als Eremäa<br />
bezeichnet, ist klimatisch ziemlich einheitlich,<br />
sie entspricht fast überall <strong>der</strong> Variante T6.H2.<br />
Dabei liegt die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge meist relativ<br />
hoch; nur an wenigen Stellen im südlichen<br />
Zentralbereich werden 150 mm unterschritten,<br />
im größten Teil beträgt sie sogar über 200 mm.<br />
Diese scheinbar günstigen Bedingungen werden<br />
aber relativiert durch die Unregelmäßigkeit, die<br />
oft zu lang anhaltenden, bis mehrjährigen Dürreperioden<br />
führen kann, und zugleich durch die<br />
weit verbreiteten sehr armen Böden. So liegt die<br />
Grenze großflächiger Wüstenvegetation schon<br />
bei durchschnittlichen Nie<strong>der</strong>schlägen von<br />
250 mm und darüber; Mosaiken zwischen Halbwüste<br />
und Trockengehölzen sind aber weit verbreitet,<br />
so daß eine klare Grenzlinie kaum zu<br />
ziehen ist. Von den Lebensformen dominieren<br />
die Klein- und Zwergsträucher; nach B eadle<br />
gehören von den ca. 2 0 0 0 bis zu 2 m hohen<br />
Pflanzenarten <strong>der</strong> ariden Gebiete 42 % dieser<br />
Kategorie an. Es folgen Stauden mit 35 % und<br />
Annuelle mit 18 %, alle übrigen Lebensformen<br />
verteilen sich auf die restlichen 5 %. Sukkulenten<br />
fehlen fast völlig. Unter den einjährigen und<br />
ausdauernden Krautigen sind zahlreiche Gräser,<br />
von Dikotylen spielen Compositen eine große<br />
Rolle. Diese finden sich auch bei den Zwergsträuchern;<br />
diese Lebensform wird aber vor allem<br />
durch Chenopodiaceen repräsentiert, die<br />
auf den häufig versalzten Böden weithin dominieren<br />
können.<br />
5 Oreotropischer Wald<br />
Wie schon früher angedeutet, nimmt diese Formation<br />
eine gewisse Son<strong>der</strong>stellung ein; sie ist<br />
zwar ein Teil <strong>der</strong> Tropischen Zone, hat aber bezüglich<br />
Klima und Flora ebenso starke Beziehungen<br />
zu den temperierten Zonen, namentlich<br />
zur Formation <strong>der</strong> Lorbeerwäl<strong>der</strong>. Lei<strong>der</strong><br />
sind die Informationen über die Vegetation <strong>der</strong><br />
„temperierten Tropenstufe“ sehr lückenhaft und<br />
ungleichmäßig. Sie wurde bisher kaum als eigenständige<br />
Klimaxdomäne anerkannt und<br />
schon gar nicht zusammenfassend beschrieben.<br />
In den meisten Teilen <strong>der</strong> Tropen sind oreotropische<br />
Wäl<strong>der</strong> nur lokal und meist im Zusammenhang<br />
mit den Wäl<strong>der</strong>n tieferer Lagen untersucht<br />
worden, ohne daß auf ihre speziellen<br />
Eigenarten geachtet wurde. Auch die Klimaverhältnisse<br />
können meist nur indirekt erschlossen<br />
bzw. extrapoliert werden, da die Zahl <strong>der</strong><br />
Klimastationen in den entsprechenden Höhenlagen<br />
unzureichend ist.
204 Die Tropische Zone<br />
Klimabedingungen (Abb. 102)<br />
Die klimatischen Grundlagen <strong>der</strong> Abgrenzung<br />
des Oreotropischen Waldes gegen die warmtropischen<br />
Wäl<strong>der</strong> tieferer Lagen wurden schon<br />
diskutiert: das Auftreten von Frösten ist zwar<br />
eine hinreichende, aber nicht immer eine notwendige<br />
Bedingung für das Erscheinen dieses<br />
Vegetationstyps. Die Temperatur hegt mit Mitteln<br />
von unter -1 -6 °C bis über 16 °C im Bereich<br />
von T3 und T4, greift aber von oben her mancherorts<br />
noch auf die T2-Stufe über. Jahreszeitliche<br />
Schwankungen (T3/5 bzw. T 4/5) treten nur<br />
in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Extratropen auf Die Grenze zu<br />
diesen, an <strong>der</strong> <strong>der</strong> Oreotropische Wald in <strong>der</strong><br />
gleichen Höhenlage durch peritropischen Lorheerwald<br />
abgelöst wird, ist schwer zu ziehen, es<br />
handelt sich um einen allmählichen Übergang.<br />
Der ökologische Unterschied zwischen beiden<br />
Formationen besteht im Fehlen bzw. Vorhandensein<br />
effektiver thermischer Jahreszeiten. Da<br />
man davon ausgehen kann, daß ein Unterschied<br />
zwischen wärmstem und kältestem Monat von<br />
etwa 8 °C in dieser Höhenlage ausreicht, um<br />
solche zu etablieren, setzen wir die Polargrenze<br />
<strong>der</strong> oreotropischen Domäne an diese Marke.<br />
o ©<br />
Wie bereits angedeutet (Abb. 61, S. 147), liegt<br />
sie näher zum Äquator als die ökologische<br />
Tropengrenze im Tiefland.<br />
Die hygrischen Verhältnisse können, wie bereits<br />
erwähnt, humid o<strong>der</strong> semihumid sein.<br />
Meist umfaßt <strong>der</strong> Oreotropische Wald auch die<br />
(oreale) Wolkenstufe. Er kann aber schon unterhalb<br />
von dieser beginnen, und nach oben<br />
reicht er oft weit über sie hinaus. Da ihre Lage<br />
(und ihr Auftreten überhaupt) stark von lokalen<br />
oreographischen Einflüssen abhängen kann,<br />
läßt sie sich für die Ausscheidung hygrischer<br />
KJimatypen nicht verwerten. Deren lassen sich<br />
also nur 2 unterscheiden:<br />
H l: Humid (z. T. auch perhumid o<strong>der</strong> subhumid).<br />
H 2: Semihumid mit Wechsel von Regen- und<br />
Trockenzeit.<br />
Sippenbestand<br />
Nach seiner floristischen Gesamtzusammensetzung<br />
gehört <strong>der</strong> Oreotropische Wald ohne<br />
Zweifel noch den tropischen Florenreichen an.<br />
Doch ist die Zahl <strong>der</strong> tropischen Familien in<br />
0SlNGGALANG(2877ti>)9,3“ 3728<br />
MOUNT N U ZA<br />
QUITO ( 2 8 5 0 m ) 1 2 ß °U 2 0 ¡5 4 j ( 2 0 3 2 m ) t<br />
M 3 -1 5 1<br />
12,9 1805 NUWARA ELIYA (r87Sm)l5,2® 2295<br />
(12 - 301 ^<br />
[2-161<br />
1--------------------------- ----------<br />
T3.H1 (5.1) T3.H1 (5.2) T3.H1<br />
~rA<br />
(5.3)<br />
0 © 0<br />
A R G 0R JR 0(2«m ) ^9®l8A5<br />
A D D lS -A B E 8A (244O m )15,9*1302<br />
1 3 -7 ] ^<br />
H U M U U L A (7 0 3 G m ) 11,1'* 87 6 L A P A Z ( 3 G 5 0 m ) 9 ,3 *5 6 2<br />
" " 10 .5 1<br />
r<br />
T3.H2 T3.H2 (5,3)<br />
T3/4.H2<br />
(5.3) T4.H2 (5.1)<br />
Abb, 102: Klima im Bereich des Oreotropischen Waldes.<br />
Län<strong>der</strong>: 1 Ecuador, 2 Simbabwe, 3 Ceylon, 4 Sumatra, 5 Äthiopien, 6 Java, 7 Insel Hawaii, 8 Bolivien.
Oreotropischer Wald 205<br />
Abb. 103: Charakteristische Gehölzgattungen oreotropischer Verbreitung.<br />
1 Podocarpus pittieri {Coniferae, VmtZüAa). 2 Xymalos monosperma {Monimiaceae, O-Afrika). 3 Weinmannia sorb folia<br />
(Cunoniaceae, Bolivien). 4 Polylepis neglecta {Rosaceae, Bolivien). 5 Oreopanax xalapensis {Araliaceae, Mexiko).<br />
6 Afrocraniavolkensii (Comaceae, O-Afrika). 7 Rapaneaferruginea (Myrsinaceae, Venezuela). 8 Agam ia salicifolia<br />
(Ericaceae, O-Afrika). 9 Macleania glabra (Ericaceae, Costarica), ein epiphytischer Strauch mit verholzen<strong>der</strong><br />
Hypokotylknolle Qungpflanze). - Quellen: 1, 7 Steyermark etc. 1978; 2, 6, 8 Robyns 1947f; 3 Killeen etc.<br />
1993; 4 Kessler 1993; 5 D.A. 1978f; 9 W eber 1958.
206 Die Tropische Zone<br />
<strong>der</strong> Baumschicht gegenüber den Wäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />
tieferen Lagen deutlich eingeschränkt. Die übrig<br />
bleibenden nehmen dafür umso größeren<br />
Raum ein, so beson<strong>der</strong>s die weittropisch verbreiteten<br />
Myrtaceen, Lauraceen, Clusiaceen, Loganiaceen<br />
s. 1. {Buddleja, Nuxid) und Araliaceen.<br />
Zu diesen gesellen sich Gehölzfamilien <strong>der</strong> nördlichen<br />
und südlichen Extratropen: Fagaceen,<br />
Rosaceen, Theaceen, Aquifoliaceen, Cunoniaceen<br />
sowie Koniferen, vor allem die für alle<br />
oreotropischen Gebiete typische Gattung Podocarpus<br />
s. 1. (Abb. 103, 104, Tab. 31). Auch unter<br />
den strauchigen und krautigen Komponenten<br />
gibt es viele extratropische Elemente, die z. T.<br />
ihre Hauptverbreitung oberhalb <strong>der</strong> Waldgrenze<br />
in <strong>der</strong> Alpinen Stufe haben. Manche dieser Sippen<br />
temperierter Verwandtschaft sind möglicherweise<br />
Relikte aus <strong>der</strong> Zeit vor <strong>der</strong> optimalen<br />
Entwicklung des Regenwaldes, die meisten<br />
dürften ihre Anwesenheit aber späterer Einwandemng<br />
aus den temperierten Zonen verdanken.<br />
Bestandesstruktur, Lebensformen<br />
Der Normaltyp (T 3.H 1) ist gewöhnlich als<br />
gutwüchsiger Hochwald von 15-30 m Höhe ausgebildet;<br />
unter beson<strong>der</strong>s günstigen Standortsbedingungen<br />
werden gelegentlich, vornehmlich<br />
von Podocarpus-hittn und an<strong>der</strong>en Koniferen,<br />
Höhen von 35 m überschritten. Neben den<br />
dominierenden Normalbäumen können noch<br />
einzelne Palmen vorhanden sein, ebenso, vor<br />
allem in Nebelwäl<strong>der</strong>n, Baumfarne. Die Krautschicht<br />
ist oft gut entwickelt und besteht aus<br />
hygromorphen Stauden und Farnen; auch niedrige<br />
Bambusarten kommen vor. Als Epiphyten,<br />
die unter Nebelwaldbedingungen noch zahlreich<br />
sein können, treten vorwiegend Moose<br />
und Farne auf, aber auch Blütenpflanzen wie<br />
Orchideen und speziell an Epiphytismus angepaßte<br />
strauchige Ericaceen (Abb. 103.9) sind<br />
nicht selten. Im übrigen kann die Physiognomie<br />
<strong>der</strong> Bestände je nach den orographischen<br />
und mesoklimatischen Verhältnissen stark wechseln.<br />
Jahreszeitliche Aspekte sind in <strong>der</strong> Normalvariante<br />
mit ihrem gleichmäßigen tropischen<br />
Klima ebensowenig zu erwarten wie im Regenwald.<br />
Auffällige edaphische Abwandlungen bestehen<br />
z. B. darin, daß auf flachgründigen Stellen<br />
des Reliefs (Oberhänge, Kammlagen) die<br />
Beteiligung <strong>der</strong> Koniferen zunimmt; in noch<br />
extremeren Geländeteilen nähert sich die Bestandesstruktur<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong> oberhalb anschließenden<br />
subalpinen Variante (s. unten) an. Auf undurchlässigen<br />
Plateaulagen, beson<strong>der</strong>s im perhumiden<br />
Bereich, kann <strong>der</strong> Wald durch moorartige<br />
Vegetationstypen ersetzt werden.<br />
Varianten und Regionen<br />
Der Oreotropische Wald erstreckt sich vertikal<br />
vom warmtropischen Wald bis hinauf zur alpinen<br />
Waldgrenze. Diesem Wärmegradienten entspricht<br />
eine Gliedemng in zwei Varianten. Im<br />
unteren Teil, wo die Bedingungen für Waldwuchs<br />
noch gut sind, stockt die beschriebene Normalvariante<br />
(T3.H1). Demgegenüber ist die im obe-<br />
Abb. 104: Areale <strong>der</strong> beiden vornebmlich oreotropischen Gattungen Podocarpus s. 1. und Weinmannia s. 1.<br />
Beide Gattungen reichen mit wenigen Arten in die Australe Zone. Die etwas frosthärtere Konifere Podocarpus<br />
(1) dringt in SO-Asien auch in die méridionale Holarktis ein; die beson<strong>der</strong>s hygrophile Weinmannia fehlt auf<br />
dem trocknisbeeinflußten afrikanischen Festland. Nähere Einzelheiten vgl. in Tab. 31. - Nach Ba<strong>der</strong> 1960.
Oreotropischer Wald 207<br />
Tab. 31: Artenzahlen und ungefähre Höhenverbreitung von Podocarpus s. I. und Weinmannia s. 1.<br />
Die Gattung Podocarpus wird heute oft in mehrere Gattungen aufgeteilt, für die die diesbezüglichen Daten z. Zt.<br />
noch schwer zu ermitteln sind; die australischen Arten von Weinmannia werden oft als eigene Gattung<br />
Pseudoweinmannia abgetrennt.<br />
Nach Ba<strong>der</strong> 1960, aus an<strong>der</strong>en Quellen ergänzt.<br />
Florenreich<br />
Teilgebiet<br />
Podocarpus<br />
Arten<br />
Höhe m<br />
Holarktis 3<br />
Japan, China, Osthimalaja 3 0-1500<br />
Weinmannia<br />
Arten<br />
Höhe m<br />
Paläotropis 59 73<br />
Festländ. SO-Asien 8 300-2000 1 200-1800<br />
Philippinen, Taiwan 12 300-2800 8 300-1700<br />
Indonesien 16 100-3500 11 800-2400<br />
Neuguinea 14 100-4300 11 200-2700<br />
Neukaledonien 12 0-1600 5 300-1300<br />
Melanesien, Polynesien 8 300-1200 20 50-1700<br />
Madagaskar, Maskarenen 2 800-2300 19 500-2400<br />
O-Affika 9 400-3500 -<br />
W-Afrika 2 1400-2300 -<br />
Neotropis 32 115<br />
Mexiko, M-Amerika, Antillen 14 200-3200 9 600-3500<br />
Venezuela 11 1400-3500 19 800-3600<br />
Kolumbien 5 1200-3500 39 700-3400<br />
Ecuador 4 1500-4000 20 1000-3500<br />
Bolivien, NW-Argentinien 6 300-2800 17 1100-3500<br />
Brasilien, NO-Argentinien 2 600-2000 9 1100-2700<br />
Holantarktis 10 3<br />
Chile, Patagonien 3 0-1100 1 0-1200<br />
Neuseeland 7 0-1800 2 0-1000<br />
Australis 7 6<br />
0-Australien 6 0-1800 6 0-1500<br />
W-Australien 1 0-1000 -<br />
Kapensis 2 0-1200 -<br />
ren Teil (Klimatyp T4) befindliche subalpine Variante<br />
durch niedrigen Wuchs (bis hinab zu 4-<br />
8 m) gekennzeichnet; oft haben die Bäume dabei<br />
eine auffallend mnde, halbkugelige Kronenform<br />
(„Kugelschirmbäume“). Sie kann entwe<strong>der</strong><br />
noch einen relativ durchgängigen Wald bilden<br />
(Abb. 105), o<strong>der</strong> sie hat Krummholzcharakter,<br />
indem die Kronen <strong>der</strong> in tieferen Lagen höherwüchsigen<br />
Bäume sich direkt am Boden verzweigen,<br />
ohne erst einen aufrechten Stamm zu bilden.<br />
Solche Kmmmholzbestände, auch als „Elfenwald“<br />
bezeichnet (vgl. S. 316-318), können sehr<br />
dicht und fast undurchdringlich sein; die Stämme<br />
und Aste tragen oft dicke Moosbeläge. Zur<br />
Waldgrenze hin verlieren sie allmählich an Höhe<br />
und gehen mancherorts direkt in ebenso dichte.<br />
aus denselben Arten gebildete, niedrige (bis unter<br />
1 m) Strauchbestände über. Vertreter <strong>der</strong> Familien<br />
hochwüchsiger Bäume wie Lauraceen und<br />
Fagaceen fehlen hier meistens; dafür treten weitere<br />
Familien nie<strong>der</strong>wüchsiger Sippen hinzu, meist<br />
solche extratropischer Provenienz. Häufig sind<br />
auch Bambusgräser beteiligt.<br />
Die semihumide Variante H2 ist, wie erwähnt,<br />
ebenfalls immergrün und ähnelt etwas<br />
den peritropischen Hartlaubwäl<strong>der</strong>n; nur in<br />
mehr randtropischen Gebieten, da wo es schon<br />
Unterschiede in den monatlichen Temperaturmitteln<br />
gibt und Trockenzeit und kühlere Periode<br />
zusammenfallen, können auch laubwerfende<br />
Bäume stärker beteiligt sein. In floristischer<br />
Hinsicht kommt es öfter zu stärkeren An-
208 Die Tropische Zone<br />
# J I<br />
20m<br />
Abb, 105: Profil eines gut durchgängigen Kugelschirmkronen-Waldes in 2150 m Höhe auf Ceylon.<br />
Dominierend ist Calophyüum walkeri\ die übrigen Bäume sind Elaeocarpus (E), Cinnamomum (C) und Symplocos<br />
(S), die Liane Piper. Aus W erner 1984.<br />
■ Jt<br />
teilen an Koniferen, und in <strong>der</strong> subalpinen Variante<br />
T4.H2 können erikoide Kleinbäume (sowohl<br />
Ericaceen selbst als auch konvergente Typen<br />
aus an<strong>der</strong>en Familien) eine größere Rolle<br />
spielen. Im Gegensatz zu den humiden sind die<br />
semihumiden Oreotropischen Wäl<strong>der</strong> auch<br />
brandgefährdet; diese Gefahr wird dadurch erhöht,<br />
daß <strong>der</strong> Wald an den im Gebirge häufigen<br />
Extremstandorten stark gelichtet bzw. durch<br />
offene (oft Gras-) Vegetation ersetzt ist.<br />
Die Domäne <strong>der</strong> Oreotropischen Wäl<strong>der</strong> besteht<br />
aus 3 Regionen (Abb. 106), die denen <strong>der</strong><br />
Regenwäl<strong>der</strong> und Regengrünen Wäl<strong>der</strong> entsprechen:<br />
die Neotropische Region (5.1), die Afrikanische<br />
Region (5.2) und die Indopazifische<br />
Region (5.3).<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Wann <strong>der</strong> Mensch in den Oreotropischen Wäl<strong>der</strong>n<br />
erstmalig stärker eingegriffen hat, hängt<br />
sowohl von den hygrischen Verhältnissen als<br />
auch von <strong>der</strong> Orographie ab. Gebiete mit humidem<br />
Klima und starkem Relief ohne größere<br />
Verebnungen wurden meist lange ^ i t gemieden<br />
und fallen erst heute mancherorts <strong>der</strong> Exploitation<br />
zum Opfer, soweit sie wertvolle Hölzer<br />
(vor allem Podocarpus) enthalten. Das an<strong>der</strong>e<br />
Extrem sind semihumide Plateaulandschaften,<br />
wie sie namentlich auf dem peruanisch-bolivianischen<br />
Altiplano, aber auch auf dem äthiopischen<br />
Hochland vorliegen. Hier kam es schon<br />
Vorjahrtausenden zu dichterer Besiedlung durch<br />
eine seßhafte, Landwirtschaft treibende Bevölkerung,<br />
die schließlich zur Bildung von Hochkulturen<br />
führte. Nachteilige Begleiterscheinung<br />
war die großflächige Beseitigung <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong>.<br />
Diese ging in Peru/Bolivien so weit, daß man<br />
lange Zeit angenommen hat, das Hochland sei<br />
von Natur aus waldfrei, und das heute dort weit<br />
verbreitete xeromorphe Grasland, die Puna, sei<br />
die natürliche Vegetation. Erst durch neueste<br />
'<br />
Abb. 106: Verbreitung des Oreotropischen Waldes.
Oreotropischer Wald 209<br />
Untersuchungen konnte eindeutig bewiesen<br />
werden, daß <strong>der</strong> größere Teil des bolivianischen<br />
Altiplano, jedenfalls so weit er bewohnt und<br />
landwirtschaftlich genutzt ist, als Klimaxgebiet<br />
semihumi<strong>der</strong> Polylepis-'WiXáer anzusehen ist<br />
(Kessler 1995, s. unten).<br />
5.1 Neotropische Region (vgl. auch<br />
Abb. 178.1-4)<br />
Von S-Mexiko bis nach N-Bolivien erstreckt sich<br />
längs <strong>der</strong> Anden, nur durch wenige Lücken in<br />
Mittelamerika unterbrochen, das größte zusammenhängende<br />
Gebiet Oreotropischen Waldes<br />
auf <strong>der</strong> Erde. Zusammen mit <strong>der</strong> neotropischen<br />
Alpinen Stufe (16.3.a) bildet es das klassische<br />
Beispiel für die Einwan<strong>der</strong>ung australer und<br />
meridionaler Florenelemente in die temperierte<br />
Stufe <strong>der</strong> Tropen. In Mittelamerika und im<br />
nördlichen Südamerika etwa bis Ecuador entspricht<br />
die Vegetation meist - abgesehen von<br />
Leelagen in Längstälern - <strong>der</strong> humiden Variante<br />
H l, die sich in Peru und Bolivien nur noch<br />
auf <strong>der</strong> Außenseite <strong>der</strong> östlichen Andenkette<br />
fortsetzt, während die nach W anschließenden<br />
Teile des Gebirges und des Altiplanos - so weit<br />
die Feuchte für Wald überhaupt ausreicht -<br />
semihumid (H2) sind. Außerhalb <strong>der</strong> Anden finden<br />
sich kleinflächige Vorkommen nur auf einigen<br />
Bergen Guajanas; die temperierte Stufe des<br />
südbrasilianischen Hochlandes ist schon als austral<br />
anzusehen.<br />
Im humiden Bereich befindet sich die Waldgrenze,<br />
als einzige im Gelände direkt feststellbare<br />
Linie, gewöhnlich in Höhenlagen von etwa<br />
3200-3800 m. Die Untergrenze <strong>der</strong> Oreotropischen<br />
Stufe scheint meist etwa bei 2000-2400 m<br />
zu liegen. Der untere, optim ale W aldtyp<br />
(T3.H1), in Kolumbien als Andiner Wald, in<br />
Peru als Montaña und in Bolivien als Medio<br />
Yungas bezeichnet, ist noch recht artenreich; sehr<br />
verbreitet sind die Gattungen Podocarpus, die<br />
mancherorts, und zwar wohl vorwiegend an<br />
edaphisch und klimatisch nicht übermäßig<br />
feuchten Standorten, zu größerer Dominanz<br />
gelangen kann, und Hedyosmum {Chloranthaceae).<br />
Als holarktische Beigabe sind bis zu ihrer Südgrenze<br />
in Kolumbien Arten anzutreffen.<br />
Der subalpine Waldtyp T4.H 1, <strong>der</strong> meist etwa<br />
die obersten 200-400 m einnimmt, die sog. „Ceja<br />
de la Montaña“, enthält an Kleinbäumen u.a.<br />
Vertreter <strong>der</strong> australen (holantarktischen) Gattungen<br />
Drimys, Fuchsia und Escallonia, <strong>der</strong> holarktischen<br />
Clethra, Vihurnum und Sambucus sowie<br />
als Andenhochlagen-Endemiten die Rosaceen<br />
Plesperomdes und Polylepis. In Nebelwaldlagen<br />
sind viele epiphytische Vertreter <strong>der</strong> Ericaceen-Unterfamilie<br />
Vaccinioideae auffällig.<br />
Die semihumiden Bereiche im Südteil von<br />
N-Peru ab befinden sich überwiegend im Inneren<br />
des breiten Andensystems bzw. des Altiplanos,<br />
denn die Außenhänge des Gebirges sind<br />
im O überall humid, im W arid. Sie liegen daher<br />
großenteils in <strong>der</strong> Subalpinen Stufe (T4.H2),<br />
und wo sie in innerandinen Tälern tiefer hinabreichen<br />
(T3.H2), kommen sie bald <strong>der</strong> hygrischen<br />
Waldgrenze nahe. Infolgedessen erlaubt<br />
<strong>der</strong> semihumide Bereich überall nur begrenztes<br />
Wachstum, so daß Bestandeshöhen über 10 m<br />
selten erreicht werden. Die wenigen in diesem<br />
Gebiet noch vorhandenen Wäl<strong>der</strong> sind fast überall<br />
durch das Vorherrschen <strong>der</strong> Rosaceen-Gattung<br />
Polylepis gekennzeichnet. Sie ist in mehreren,<br />
bezüglich <strong>der</strong> Meereshöhe und <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />
vikariierenden Sippen über die<br />
gewaltige vertikale Spanne von etwa 2200 bis<br />
über 5000 m ü.M. verbreitet (Kessler 1995),<br />
wobei die höchstgelegenen Vorkommen allerdings<br />
nur aus niedrigen Kleinsträuchern in alpiner<br />
Wüste bestehen. Waldartige, bis etwa 6 m<br />
hohe Bestände gibt es aber noch bis über 4200 m<br />
Höhe; sie gelten als die höchstgelegenen Wäl<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Erde. Neben <strong>der</strong> dominierenden Polylepis<br />
sind nur wenige an<strong>der</strong>e baumförmige Sippen beteiligt,<br />
so Vertreter <strong>der</strong> Gattungen Escallonia,<br />
Schinus und Buddleja.<br />
5.2 Afrikanische Region (vgl. auch Abb.<br />
178.5-10)<br />
In Afrika besteht die Oreotropische Stufe aus<br />
weit verstreuten, disjunkten Einzelarealen. Die<br />
meisten finden sich in Ostafrika, vom größten<br />
Gebiet auf dem äthiopischen Hochland (an das<br />
die Hochlagen des Jemen anzuschließen sind)<br />
über die ostafrikanischen Vulkane bis zu den<br />
Bergen in <strong>der</strong> Umgebung des Njassasees und<br />
den höheren Lagen <strong>der</strong> Gebirgskette Madagaskars.<br />
In Westafrika zeigt allein das Gebiet des<br />
Kamerunberges eine genügend große Höhenerstreckung,<br />
daneben gibt es nur schwache Andeutungen<br />
an einigen höheren Punkten in Guinea<br />
und Angola. Wie die Tieflagen, so sind auch<br />
die oreotropischen Bereiche Afrikas großenteils
210 Die Tropische Zone<br />
trockenheitbeeinflußt. Nur <strong>der</strong> Kamerunberg<br />
und die Berge Madagaskars liegen innerhalb <strong>der</strong><br />
Regenwaldregion, alle an<strong>der</strong>en Teile sind von<br />
semihumiden bis semiariden Tieflän<strong>der</strong>n umgeben.<br />
Das hat eine komplizierte Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Vegetation <strong>der</strong> höheren Lagen zur Folge. An den<br />
meisten Bergen gibt es regenreiche, humide (H l)<br />
Luvlagen und semihumide (H2) Leelagen, die<br />
schon innerhalb desselben Bergmassivs je nach<br />
<strong>der</strong> lokalen Orographie unterschiedlich verteilt<br />
sein können. Noch größer sind die Abweichungen<br />
zwischen den verschiedenen voneinan<strong>der</strong><br />
weit isolierten Bergmassiven, wobei auch die unterschiedliche<br />
Massenerhebung von Einfluß ist.<br />
Die alpine Waldgrenze befindet sich anscheinend<br />
meist in Höhenlagen von etwa 3200-<br />
3600 m; die Untergrenze <strong>der</strong> oreotropischen Vegetation<br />
mag auch hier im Bereich von 2000 m<br />
liegen, doch gibt es auch Angaben über Vorkommen<br />
ab etwa 1500 m. ln den gutwüchsigen<br />
Wäl<strong>der</strong>n des Typs T3.H1 finden sich neben vielen<br />
Lauraceen, Myrtaceen und Araliaceen als<br />
Vertreter beson<strong>der</strong>er Familien z. B. die Gattungen<br />
Afrocrania (Cornaceai), Pittospomm, Rapanea<br />
{Myrsinaceae) und Xymalos {Monimiaceae). Die<br />
Koniferengattung Podocarpus kann vor allem in<br />
den klimatisch weniger feuchten Bereichen eine<br />
große Rolle spielen und Höhen bis 35 m erreichen.<br />
ln <strong>der</strong> semihumiden Variante T3.H 2 wird<br />
sie durch den ebenfalls bis 30 m hoch werdenden<br />
Baumwachol<strong>der</strong>Juniperus procera ersetzt. Mit<br />
mehreren Arten <strong>der</strong> Gattung Olea enthalten die<br />
Wachol<strong>der</strong>wäl<strong>der</strong> ein weiteres Element, dessen<br />
Schwerpunkt in den Extratropen liegt.<br />
ln <strong>der</strong> Subalpinen Stufe T4 spielt auch hier<br />
eine endemische Rosacee eine große Rolle, nämlich<br />
Hagenia abyssinica, die vielerorts die höchstgelegenen,<br />
5-15 m hohen Waldbestände bildet.<br />
Diesem Waldtyp beigemischt und nach oben<br />
hin stärker zunehmend sind Ericaceen, darunter<br />
die breitblättrige Gattung Agaura in <strong>der</strong> humiden<br />
(H l), Erica, Philippia u. a. nadelblättrige<br />
Sippen in <strong>der</strong> semihumiden (H2) Variante. Verbreitet<br />
sind auch Compositen-Kleinbäume, sowie<br />
im humiden Bereich Bambusarten.<br />
5.3 Indopazifische Region (vgl. auch<br />
Abb. 178.11-14)<br />
Auch hier ist <strong>der</strong> Oreotropische Wald stark<br />
disjunkt verbreitet. Die größten Flächen befinden<br />
sich in dem langgestreckten, die ganze Insel<br />
durchziehenden Hochland Neuguineas, sowie<br />
in den ebenfalls 4000 m übersteigenden<br />
(Kinabalu) Gebirgen Borneos. Kleinere, auf <strong>der</strong><br />
Karte z. T. nicht mehr darstellbare Flächen werden<br />
auf den niedrigeren Gebirgen Südvietnams,<br />
<strong>der</strong> Halbinsel Malakka, <strong>der</strong> Sunda-Inseln und<br />
<strong>der</strong> Phlippinen besiedelt; da es sich hier überwiegend<br />
um Kettengebirge handelt, ist <strong>der</strong> Zusammenhang<br />
trotz <strong>der</strong> disjunkten Lage ziemlich<br />
eng. Versprengte Einzelvorkommen erscheinen<br />
noch auf einigen höheren pazifischen Inseln<br />
bis nach Hawaii. Charakteristisch für die<br />
Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> gesamten Region ist ihr humides<br />
(H l) Klima; auch in Gegenden, wo das warmtropische<br />
Klima semihumid ist, sorgt <strong>der</strong> Anstieg<br />
<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge meist für volle<br />
Humidität in den höheren Lagen.<br />
Die Lage <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze wird für<br />
Neuguinea und für Borneo übereinstimmend<br />
mit etwa 3900 m angegeben; in den übrigen Gebirgen<br />
werden entsprechende Höhen kaum erreicht,<br />
und die Waldfreiheit <strong>der</strong> Hochlagen<br />
mancher Vulkane auf Java ist vermutlich zugleich<br />
edaphisch bedingt. Ein Charakteristikum<br />
in den indopazifischen Gebirgen ist die sehr tiefe<br />
Lage <strong>der</strong> floristischen Untergrenze: die Dominanz-Übernahme<br />
durch extratropische Sippen,<br />
namentlich Fagaceen, beginnt meist schon bei<br />
etwa 1000-1200 m, so daß die vertikale Spanne<br />
<strong>der</strong> Oreotropischen Stufe mehr als 2500 m beträgt.<br />
Die Ursache hierfür ist unbekannt. Vielleicht<br />
liegt sie darin, daß die im indopazifischen<br />
Regenwald dominierenden Dipterocarpaceen<br />
beson<strong>der</strong>s wärmebedürftig sind und durch reduzierte<br />
Temperaturen stark behin<strong>der</strong>t werden.<br />
Die so entstandene Nische konnte von den<br />
Fagaceen besiedelt werden, denn diese hatten<br />
in SO-Asien ein genetisches Mannigfaltigkeitszentrum<br />
und damit die Chance, neue Arten zu<br />
entwickeln, die in Lagen konkurrenzfähig sind,<br />
in denen eigentlich die montane Variante des<br />
Tropischen Regenwaldes zu erwarten wäre.<br />
Komponenten dieses „Fagaceen-Mischwaldes“<br />
sind gewöhnlich Vertreter <strong>der</strong> drei Gattungen<br />
Castanopsis, Lithocarpus und Quercus\ daneben<br />
treten - abgesehen von den üblichen oreotropischen<br />
Gruppen - auch schon Vertreter <strong>der</strong> Koniferengattungen<br />
Podocarpus s. 1., Dacrydium und<br />
Papuacedrus (auf Neuguinea) auf Wo die Wolkenstufe<br />
beginnt, gewinnen oft Myrtaceen sowie<br />
die genannten Koniferen die Oberhand.<br />
Auf Neuguinea zeigen die Fagaceenwäl<strong>der</strong> noch eine<br />
interessante Beson<strong>der</strong>heit: hier ist nur <strong>der</strong>en unterster
Oreotropischer Wald 211<br />
Teil von den erwähnten Gattungen holarktischer Verwandtschaft<br />
beherrscht, hingegen dominiert ab etwa<br />
1500 m die holantarktische Gattung Nothofagus. Daß<br />
hier nord- und südhemisphärische Fagaceen nebeneinan<strong>der</strong><br />
Vorkommen, ist sicherlich eine sekundäre<br />
Erscheinung: Nothofagus dürfte auf <strong>der</strong> australischneuguineischen<br />
Platte bei ihrer Nordwan<strong>der</strong>ung (Lage<br />
noch im Alttertiär viel südlicher, vgl. Abb. 59, S. 140)<br />
aus <strong>der</strong> Australen Zone „mitgebracht“ worden sein,<br />
während die an<strong>der</strong>en Gattungen erst in jüngerer Zeit<br />
aus Indomalesien einwan<strong>der</strong>ten. Ein weiteres südhemisphärisches<br />
(„gondwanisches“) Element ist die Gattung<br />
Araucaria, die allerdings vorzugsweise in <strong>der</strong><br />
unteren („indomalesischen“) Stufe des Bergwaldes vorkommt,<br />
wo sie mit bis 80 m hohen Überbäumen das<br />
etwa 30 m hohe Kronendach weit überragt (G ölte<br />
1993).<br />
Als „Subalpine“ (bzw. „obere montane“) Stufe<br />
(T4.H1) wird für Neuguinea ein recht breiter<br />
Bereich, etwa ab <strong>der</strong> Obergrenze von Nothofagus<br />
bei 3100 m, angegeben (am Kinabalu auf Borneo<br />
ist eine entsprechende Grenze bei 3200 m<br />
überwiegend edaphisch, durch das Vorherrschen<br />
unverwitterter Granodioritfelsen, bedingt). Hier<br />
finden sich, oft unterbrochen durch Grasland,<br />
Wäl<strong>der</strong> aus den Koniferen Papuacedrus und<br />
Podocarpus und <strong>der</strong> Araliacee Schefßera, die im<br />
unteren Teil noch bis 18 m hoch werden können.<br />
Als Kleinbäume sind Arten <strong>der</strong> Gattungen<br />
Drimys, Rapanea, Prunus (subg. Laurocerasus),<br />
Pittosporum, M yrica, Coprosma, Olearia, Vaccinium<br />
und Rhododendron vorhanden; sie bilden<br />
in den oberen Lagen die Hauptmasse des dann<br />
nur noch ca. 6 m hohen Waldes. Ähnliche Bestände<br />
(mit Vaccinium, Rhododendron, Myrica,<br />
Rapanea, Schefßera, Euryd) gibt es in Hochlagen<br />
(über 3000 m) einiger Vulkane auf Java und Sumatra.<br />
Beigemischt sind auf Neuguinea auch<br />
Baumfarne {Cyathed)\ diese bilden hier z. T. auch<br />
offenwaldartige Bestände in Grasland. Wie weit<br />
diese offenen Vegetationstypen natürlich sind,<br />
ist nicht bekannt; zumindest zum Teil dürften<br />
sie ihre Existenz den von Menschen zu Jagdzwecken<br />
entzündeten Feuern verdanken.
B Die Méridionale und die Australe Zone<br />
(Formationen 6-8)<br />
Die thermische Grundlage <strong>der</strong> beiden peritropischen<br />
Zonen bildet <strong>der</strong> Winter: in <strong>der</strong> Abfolge<br />
vom Äquator zum Pol tritt hier erstmalig ein<br />
Winter im ökologischen Sinne auf. Die Minima<br />
liegen zwischen 0 und -1 0 °C, es gibt also<br />
regelmäßig Frost; oft (aber nicht zwingend) unterschreitet<br />
das Temperaturmittel des kältesten<br />
Monats auch -1 - 1 0 °G, d. h. die untere Grenze<br />
des Photosynthese-Optimums.<br />
Entsprechend <strong>der</strong> unterschiedlichen Gesamtgliedemng<br />
<strong>der</strong> beiden Hemisphären sind die peritropischen<br />
Zonen ungleich breit: die Australe<br />
erstreckt sich etwa von 30 bis 55°S, die Méridionale<br />
nur von etwa 28 bis höchstens 45°N. Beide<br />
Zonen reichen in Form etagealer Vorkommen in<br />
Gebirgen noch in die Tropische Zone hinein;<br />
an<strong>der</strong>erseits wird die Méridionale Zone in Gebirgen<br />
von Ausliegern <strong>der</strong> Nemoralen überlagert.<br />
Da die peritropischen Zonen im Wärmegradienten<br />
vom Äquator zum Pol liegen, ist<br />
polwärts eine Temperaturabnahme zu erwarten.<br />
Diese betrifft in den beiden Zonen aber verschiedene<br />
Klimamerkmale (Abb. 107). In <strong>der</strong> Meridionalen<br />
Zone bedingt das Absinken <strong>der</strong> Minima<br />
unter -1 0 °C die Nordgrenze gegen die<br />
Nemorale Zone, während die oft recht hohen<br />
Sommertemperaturen ziemlich gleich bleiben.<br />
In <strong>der</strong> Australen Zone hingegen sinkt die Temperatur<br />
des wärmsten Monats allmählich auf<br />
+10 °C und bewirkt damit die thermische (polare)<br />
Waldgrenze; die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Minima ist<br />
demgegenüber ohne Bedeutung.<br />
Insgesamt betrifft die thermische Variationsbreite<br />
<strong>der</strong> peritropischen Zonen also nur die<br />
Sommerwärme, die mit Mitteln des wärmsten<br />
Monats zwischen +10 und 30 °C eine sehr weite<br />
Spanne umfaßt. Danach lassen sich 3 thermische<br />
Klimatypen unterscheiden:<br />
T I : Sommer sehr warm, Mittel des wärmsten<br />
Monats etwa 24 bis 28 °C.<br />
T 2 : Sommer gemäßigt, wärmster Monat etwa<br />
18 bis 22 °C.<br />
T3: Sommer kühl, wärmster Monat nur etwa<br />
12 bis 16 °C. Marginaler Typ <strong>der</strong> Australen<br />
Zone nahe <strong>der</strong> antarktischen bzw. alpinen<br />
Waldgrenze.<br />
Von den durch die hygrischen Verhältnisse bedingten<br />
meridionalen und australen Formationen<br />
(vgl. S. 114) wurden die semiariden Trokkengehölze<br />
und die Wüsten schon im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Tropischen Zone behandelt.<br />
6 Lorbeerwald<br />
Die thermische Klimax <strong>der</strong> Meridionalen und<br />
Australen Zone ist in ihrer Struktur und Verbreitung<br />
gut bekannt und in keiner Weise problematisch.<br />
Die einzige Unstimmigkeit besteht<br />
M E R ID IO N A L E Z O N E<br />
J u lim itte l<br />
°c<br />
- 30 ■<br />
A U S T R A L E Z O N E<br />
Zunahme<br />
des Auftretens<br />
Sommergrüner<br />
^ ----<br />
Sehr<br />
artenreich,<br />
rein<br />
immergrün<br />
■ 20 •<br />
Sehr<br />
artenreich<br />
■ 10 -<br />
- 0 ■<br />
■-10 ■<br />
T G<br />
Abnehmende<br />
Artenzahl<br />
Nothofagus-<br />
Dominanz<br />
Abb. 107: Unterschiedliche<br />
Temperaturgradienten (Mittel<br />
des wärmsten Monats, Absolute<br />
Minima) von <strong>der</strong> Tropengrenze<br />
(TG) in Richtung Pol in <strong>der</strong> Meridionalen<br />
und in <strong>der</strong> Australen<br />
Zone, schematisch.<br />
In Kursiv ist die Auswirkung aut<br />
die Zusammensetzung des im<br />
humiden Bereich herrschenden<br />
Lorbeerwaldes angedeutet.
Lorbeerwald 213<br />
O © © ©<br />
TEZIUTLAN GOOAm) K? 1752<br />
C M A N G S H A ( ^ m ) 17,6®1329 H A M A D A ( Z O m ) U 6 “ ie 4 5 P E N S A C O L A (i.m ) 20,0® 1565<br />
1 6 - 2 6 1 ^ ^ ^ 1301 C303 ^ Fla. ------<br />
CURITVSAreoBrr) 16,5° 1397 Dl^iPWALLE (519m) 15,5” 1214<br />
TOOWOOMBA (6 2 9 m ) 16,8® 930<br />
T2.H2 (6.6.b) T2.H2<br />
0<br />
TAURANGA(3m) 13,8°133<br />
[301<br />
wA<br />
-5,6tZ^i23“<br />
(6.7) T2.H2<br />
1 0<br />
©<br />
SANTANA(415m) 15,5° 1314 TEMUCO (tlO m ) 11,6” 011<br />
i p<br />
72BSZZ2Z3— 2,5 ■ '—<br />
i i<br />
(6.4) T2.H 3 (6.4)<br />
C1 2<br />
ilM A R U ( l7 m ) 108® 586<br />
1301<br />
^5tez^7722T“<br />
- ~ 7 2 7 7 Z n<br />
•6 ,4<br />
T2.H2<br />
(6.5)<br />
T2.H3<br />
(6.3) T3.H3<br />
(6.6.a) T3.H 3 (6.5)<br />
16<br />
USHUAIA(8 m)<br />
I 1201<br />
5 A® A79<br />
— y /Z á ■'ip'^'TTZTTT^<br />
(6.1.c)<br />
T3.H1<br />
■ras<br />
-i^zzzzzzzzr^<br />
(6.5) T3.H1<br />
'raras -11.6— i ' rara<br />
(6.6.a) T 3.H 3 (6.6.a)<br />
Abb. 108: Klima im Bereich des Lorbeerwaldes.<br />
Lan<strong>der</strong>: 1 China (Prov. Hunan), 2 Japan (SW-Honshu), 3 N-Florida, 4 O-Mexiko, 5 S-Brasilien (Paraná),<br />
6 Südafrika (S-Kapland), 7 O-Australien (Queensland), 8 SO-Australien (Victoria), 9 Neuseeland (Nordinsel),<br />
10 Madeira, 11 M-Chile (Prov. Arauco), 12 Neuseeland (Südinsel, Ostseite), 13 Indien (O-Himalaja), 14 Neuseeland<br />
(Südinsel, Westseite), 15 Chile (Prov. Aisen), 16 Feuerland.
214 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
darin, daß es für diese Formation noch immer<br />
keinen einheitlichen, allgemein akzeptierten<br />
Namen gibt. Der hier benutzte Terminus Lorbeerwald,<br />
sowohl auf die häufige Beteiligung<br />
von Lauraceen als auch auf eine charakteristische<br />
Blattgestalt bezogen, wurde zwar schon von<br />
B rockmann-Jerosch & Rübel (1912) in <strong>der</strong> lateinischen<br />
Form Laurisilva gut definiert. Für die<br />
verschiedenen Regionen <strong>der</strong> Domäne werden<br />
aber auch heute daneben noch mehrere an<strong>der</strong>e<br />
Namen benutzt, wie Subtropischer Laubwald,<br />
Subtropischer Regenwald, Temperierter Regenwald,<br />
Warmtemperierter Laubwald, Feuchter<br />
Hartlaubwald u. a.<br />
Klimabedingungen (Abb. 108)<br />
Defmitionsgemäß ist <strong>der</strong> Lorbeerwald die Klimax<br />
<strong>der</strong> humiden Bereiche bei<strong>der</strong> Zonen. Doch<br />
zeigt <strong>der</strong> hygrische Faktor auch im humiden<br />
Rahmen noch Abwandlungen, die sowohl die<br />
absolute Regenmenge als auch die jahreszeitliche<br />
Verteilung betreffen können (auf die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> relativen Lage thermischer und hygrischer<br />
Jahreszeiten in den Extratropen wurde<br />
schon hingewiesen). Folgende hygrische Klimatypen<br />
treten auf (die Zahlenangaben beziehen<br />
sich auf T 1 -Varianten) ;<br />
H l (Perhumid): Nie<strong>der</strong>schlag extrem hoch<br />
(3000-5000 mm und mehr), dabei alle Monate<br />
humid o<strong>der</strong> zuweilen im Winter eine<br />
kurze Dürrezeit (zwischen feuchtestem<br />
und trockenstem Monat können erhebliche<br />
Unterschiede bestehen).<br />
H2 (Euhumid): Nie<strong>der</strong>schlag hoch (1000-2500<br />
mm), sonst wie H l.<br />
H3 : Subhumid, entwe<strong>der</strong> mit kurzer Trockenzeit<br />
(selten Dürrezeit) im Sommer, o<strong>der</strong><br />
Trockenzeiten unregelmäßig auftretend,<br />
o<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag weit unter 800 mm.<br />
ln thermischer Hinsicht treten in <strong>der</strong> Lorbeerwald-Domäne<br />
alle drei Klimatypen (TI, T2, T3)<br />
auf<br />
Sippenbestand<br />
Obwohl <strong>der</strong> Lorbeerwald physiognomisch noch<br />
große Ähnlichkeit mit dem Tropischen Regenwald<br />
haben kann, sind die floristischen Unterschiede<br />
groß. An <strong>der</strong> Frostgrenze erfolgt eine<br />
scharfe Auslese, und die große Zahl <strong>der</strong> Familien<br />
im Regenwald wird ersetzt durch eine besser<br />
überschaubare Kombination von relativ wenigen<br />
dominierenden Familien mit unterschiedlicher<br />
Gesamtverbreitung, nämlich<br />
• Kosmopoliten (z. B. Rosaceae, Oleaceae)<br />
• weittropische Elemente (z. B. Lauraceae,<br />
Palmai)<br />
• extratropische Waldelemente (z. B. Fagaceae,<br />
Coniferae allgemein)<br />
• Lorbeerwaldelemente (z. B. Cunoniaceae,<br />
Theaceae, Araucariaceae)<br />
• Endemiten einzelner Lorbeerwaldregionen<br />
(z. B. Trochodendraceae, Aextoxicaceae).<br />
Die weiter verbreiteten von ihnen differenzieren<br />
sich noch nach ihrem Vorkommen in beiden o<strong>der</strong><br />
nur einer <strong>der</strong> peritropischen Zonen bzw. in <strong>der</strong><br />
Alten und/o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Neuen Welt (Tab. 32). Im<br />
übrigen finden sich unter den typischen Sippen<br />
des Lorbeerwaldes (Abb. 109,110) viele ursprüngliche<br />
Angiospermen und ebenso auch reliktäre<br />
Koniferengattungen (vgl. auch Tab. 35, S. 272);<br />
manche von diesen reichen auch noch in die angrenzenden,<br />
klimatisch günstigsten Teile <strong>der</strong><br />
nemoralen Sommerwäl<strong>der</strong> hinüber. Anscheinend<br />
waren die Bedingungen für das Überleben solcher<br />
alten Typen hier beson<strong>der</strong>s günstig: das Klima<br />
begrenzte einerseits die Konkurrenz <strong>der</strong> aggressiven<br />
jüngeren Sippen des Regenwaldes und<br />
war an<strong>der</strong>erseits doch noch frei von stärkerem<br />
thermischen o<strong>der</strong> hygrischen Streß. Voraussetzung<br />
für das Überleben war allerdings, daß diese Klimabedingungen<br />
einigermaßen gleich blieben. In den<br />
Regionen, wo sich die pleistozänen Klimaschwankungen<br />
stärker ausgewirkt haben, sind kaum Relikte<br />
erhalten geblieben.<br />
Dieser florengeschichtliche Aspekt beeinflußt<br />
auch die Artenzahl insgesamt: sie ist in denjenigen<br />
Regionen am höchsten, die am wenigsten<br />
von <strong>der</strong> Eiszeit beeinträchtigt wurden; günstig<br />
wirken sich auch direkte Kontakte mit an<strong>der</strong>en<br />
(namentlich tropischen) Waldregionen aus. Innerhalb<br />
<strong>der</strong> australen Regionen ist jeweils eine<br />
starke Verarmung in Richtung auf die polare<br />
Waldgrenze zu bemerken. Die Einzelbestände<br />
sind aber auch bei optimalen Floren-, Klimaund<br />
Bodenbedingungen wesentlich artenärmer<br />
als im Regenwald; es gibt nur selten Bestände,<br />
<strong>der</strong>en oberes Kronendach von mehr als 10 Baumarten<br />
gebildet wird, und eine floristische Analyse<br />
im Sinne <strong>der</strong> Pflanzensoziologie ist daher problemlos<br />
möglich.
Lorbeerwald 215<br />
Tab. 32: Für die Lorbeerwald-Gebiete charakteristische Gehölz-Familien.<br />
Es ist jeweils die Zahl <strong>der</strong> Gattungen mit immergrünen Gehölzen angegeben (im gleichen Gebiet vorkommende<br />
Sommergrüne sind nicht berücksichtigt).<br />
= Maßgeblich an den oberen Baumschichten beteiligt (zumindest in bestimmten Ausbildungen).<br />
Familie China, SO-N- Mexiko Makaro- O-Aus- Neu- Chile S-Brasi- S-Af-<br />
Japan Amerika nesien traben Seeland silien rika<br />
Region 6.1 6.2.a 6.2.b 6.3 6.4 6.5 6.6.a 6.6.b 6.7<br />
Lauraceae r 1" 6^ 4»- (>* V V ’ 4» 2 *<br />
Fagaceae 3* U - 1'- V ’ 1* - -<br />
Oleaceae ^ 1 1 1 2 ’^ 1 1 - 1 3 *<br />
Cupressaceae 4 1 2 1 2 1 3^ - 1<br />
Myrsinaceae 4 - 3 3 2 1 - 1 2 *<br />
AquifoliaceM 1 1 1 1* - - - T' l *<br />
Rosaceae 4 1 1 3 * - - 2 2<br />
Celastraceae 2 - 3 1 - 1 1 4 *<br />
Araliaceae 4 - 2 1 3 2 1 2 2<br />
Baumfarne 2 - 3 1 2 2 1 2 1<br />
Palmae 2 2 1 - 3 1 - 2 -<br />
Flacourtiaceae 1 - 2 - 2 - 2 3 4<br />
Rutaceae 4 - 1 - 7 1 - 2 4<br />
Myricaceae 1 1 1 1 - - 1 - 1<br />
Pittosporaceae 1 - - 1 4 1 - - 1<br />
Theaceae 9* U 2 1 - - - 1 -<br />
Pinaceae 2 l* 2^^ 1 - - - -<br />
Magnoliaceae A* 1* U' - - - - - -<br />
Hamamelidaceae 5* - 2 - - - - - 1<br />
Clethraceae 1 - r 1 - - - 1 -<br />
Taxaceae 3 2 1 1 - - - - -<br />
Illiciaceae 1 1 1 - - - - - -<br />
Cunoniaceae - - 1 - 2* 2* 2* 2*<br />
Proteaceae 1 - 1 - 8’^ 4 2 2<br />
Araucariaceae - - - - 2 r- U -<br />
Myrtaceae 2 - 2 1 9’'- 3’^ 6 8* 2<br />
Monimiaceae - - 2 - 5'^ 2 2=" 1 1<br />
Podocarpaceae 2 - 1 - 5 3 3 L"<br />
Escalloniaceae 1 - 1 - 5* 3 1 1 1<br />
Winteraceae - - 1 - 1 2 1 -<br />
Elaeocarpaceae 2 - 1 - 3 2=" 2 2 -<br />
EucTyphiaceae - - - - 1 - 1* - -<br />
Cornaceae 2 - - - - 2 1 1 1<br />
Philesiaceae - - - - 2 1 3 - 1<br />
Bestandesstruktur, Lebensformen, Aspekte<br />
Der Optimaltyp (T1.H2) des Lorbeerwaldes steht<br />
dem Tropischen Regenwald an Wüchsigkeit<br />
kaum nach. Im Normalfall sind die Bestände<br />
30-50 m hoch mit dicht geschlossenem Kronendach.<br />
Unter diesem finden sich meist auch niedrigere<br />
Bäume verschiedener Höhen, die den<br />
Raum ± stark ausfüllen; gelegentlich kommen<br />
auch Uberbäume vor. Für die Menge an Lianen,<br />
die in ansehnlicher Artenzahl auftreten können.<br />
gilt Entsprechendes wie im Tropischen Regenwald.<br />
Die Baumschicht besteht überwiegend aus<br />
Normalbäumen, unter denen sich hier auch Koniferen<br />
befinden. Daneben kommt in den meisten<br />
Lorbeerwaldgebieten die Palmenform vor<br />
(allerdings nur in wenigen Arten); das Nebeneinan<strong>der</strong><br />
von Koniferen und Palmen kann ein<br />
charakteristisches Landschaftsmerkmal sein. Allerdings<br />
neigen beide Gruppen dazu, an Son<strong>der</strong>-<br />
o<strong>der</strong> Extrem standorten Entmischungs-
216 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
Abb. 109: Einige Florenelemente <strong>der</strong> Lorbeerwäl<strong>der</strong>.<br />
Es handelt sich meist um Gattungen aus weit verbreiteten Familien: 1 Araliaceae\ 2 Illiciaceae (einzige mit ±<br />
meridionaler Verbreitung); 3, 3a Oleaceae-, 4, 4a Comaceae\ 5 Flacourtiaceae\ 6 Proteaceae. Vgl. auch Nothofagus<br />
und Eucryphia, Abb. 40.2/41.4, S. 106/107. - Nach Steenis etc. 1963F., Little 1971F, B rowicz 1982F. u. a.<br />
bestände zu bilden. Kleinere Schopfbäume aus<br />
an<strong>der</strong>en Familien sind in mehreren Regionen<br />
als Besiedler von Waldrän<strong>der</strong>n typisch. Die<br />
Wuchsform <strong>der</strong> Würgerbäume ist selten, da die<br />
Gattung Ficus meist an <strong>der</strong> Tropengrenze halt<br />
macht; zuweilen wird sie von Araliaceen praktiziert.<br />
Baumförmige Bambusarten fehlen meist,<br />
doch können nie<strong>der</strong>wüchsige mancherorts flächendeckende<br />
Strauchschichten bilden (vor allem<br />
in Ostasien). Als Strauchschicht erscheinen<br />
sonst die niedrigsten <strong>der</strong> unter dem Kronendach<br />
befindlichen Normalgehölze; ihre Dichte hängt<br />
von dessen Lichtabsorption, aber auch von <strong>der</strong><br />
Humidität des Klimas ab. In perhumiden Gebieten<br />
kann sie auch kleine Baumfarne enthalten.<br />
Eine Krautschicht ist meistens ziemlich gering<br />
und besteht aus immergrünen Chamäphyten<br />
und Hemikryptophyten, vor allem Farnen.<br />
Epiphyten können in perhumiden (Hl)<br />
Varianten bzw. Nebelwaldlagen häufig sein;<br />
sonst ist <strong>der</strong> Epiphytenbesatz eher unaufFällig.<br />
Insgesamt kann auch <strong>der</strong> normale Lorbeerwald<br />
noch als „Phanerophytengesellschaft“ bezeichnet<br />
werden; für die perhumide Variante in Chile<br />
wird z. B. folgendes auf die Artenzahl bezogene<br />
Lebensformenspektrum angegeben (Oberdörfer<br />
1960):<br />
Aufrechte Phanerophyten 44 %<br />
Holzige Lianen 15 %<br />
„Hemikryptophyten“ 15 %<br />
Chamäphyten 14 ®/o<br />
Epiphyten 12 ®/o<br />
Geophyten 1 %<br />
Therophyten 1 %■
1<br />
Lorbeerwald 217<br />
Abb, 110: Charakteristische Gehölze <strong>der</strong> Lorbeerwäl<strong>der</strong>.<br />
1 (Südafrika); 2 Ocoteafoetens {Lauraceae, Kanaren); 3 Schima superba (TheMeae, China); 4 Magnolia<br />
grandiflora (SO-Nordamerika); 5 Knightiaexcelsa (Proteaceae, Neuseeland); 6 Eucryphia cordifolia (Chile); 7 Alherosperma<br />
moschatum (Monimiaceae, Australien); 8 Nothofagus dombeyi {Fagaceae, Chile). - Quellen: 1 ,4, 5 Engler etc. 1887f;<br />
2 Bramwell 1974; 3, 6, 7 Tachtadíian 1980f.; 8 C orrea 1969f.
218 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
Die dominierenden Bäume des optimalen Lorbeerwaldes<br />
sind meist schlank und geradschäftig,<br />
mit relativ dünner, glatter Borke. Brettwurzeln<br />
wie im Tropischen Regenwald fehlen gewöhnlich<br />
(nur in Auenwäl<strong>der</strong>n kommen sie zuweilen<br />
vor, was übrigens auch noch für die Sommergrünen<br />
Wäl<strong>der</strong> gilt). Häufig ist eine ausgeprägte<br />
Stockausschlagfähigkeit bei Gehölzen<br />
aller Wuchshöhen, so daß sie nach witterungsbedingten<br />
Schäden mehrstämmig werden. Die<br />
Blätter <strong>der</strong> Dikotylenbäume sind relativ einheitlich,<br />
überwiegend sind sie mittelgroß, länglicheiförmig<br />
bis eiförmig, ganzrandig o<strong>der</strong> gesägt<br />
und schwach le<strong>der</strong>ig mit glänzen<strong>der</strong> Oberseite<br />
(dieser Gestaltung kann sich auch die Konifere<br />
Podocarpus annähern). Doch ist die Variationsbreite<br />
größer als im Tropischen Regenwald. Größe<br />
und Konsistenz variieren vor allem entsprechend<br />
den Feuchtebedingungen, aber auch<br />
sippenspezifische Eigenschaften spielen eine<br />
Rolle (so hat die wichtige Gattung Nothofagus<br />
meist sehr kleine Blätter von < 5 cm Länge).<br />
Wie <strong>der</strong> Regenwald ist <strong>der</strong> Lorbeerwald ein<br />
dichter, ganzjährig dunkler Wald mit wenig jahreszeitlicher<br />
Abwechslung (Abb. 112, S. 221). Der<br />
Winter ist eine relative Ruhezeit, in <strong>der</strong> meistens<br />
zwar eine positive Nettophotosynthese möglich<br />
ist, aber die Produktion ist doch gering, und es<br />
kommt zu keinem Längenwachstum. Dieses endet<br />
vielmehr im Laufe des Herbstes, und die Triebe<br />
werden durch typische Winterknospen abgeschlossen.<br />
Der einzige deutliche jahreszeitliche<br />
Aspekt ist <strong>der</strong> Frühling, in dem die meisten Sippen<br />
synchron austreiben und dann einen auffälligen<br />
Kontrast zeigen zwischen dem hellgrünen<br />
jungen und dem dunklen älteren Laub. Die Blütezeiten<br />
sind je nach Sippe verschieden und können<br />
über das ganze Jahr verteilt sein (selbst im<br />
Winter); bevorzugt sind aber Frühling und Herbst<br />
(die herbstliche Blüte des mitteleuropäischen<br />
Efeus ist ein typisches, aus seiner meridionalen<br />
Heimat mitgebrachtes Lorbeerwald-Verhalten).<br />
Neben Immergrünen enthält das Ökosystem<br />
Lorbeerwald aber meist auch einige laubwerfende<br />
Gehölze. Es sind teils solche von sommergrünem<br />
(in <strong>der</strong> Meridionalen Zone und in Ghile),<br />
teils solche von regengrünem Gharakter.<br />
Einzelne von ihnen, vor allem von ersteren,<br />
können zuweilen in normalen, ungestörten<br />
Waidbeständen beteiligt sein. Meist sind sie aber<br />
raschwüchsige, weichholzige Komponenten <strong>der</strong><br />
Sekundärsukzession, die sich namentlich in<br />
anthropogen verwüsteten Gebieten stark ausbreiten<br />
und dann den Gharakter <strong>der</strong> Vegetation<br />
völlig verän<strong>der</strong>n. Eine ähnliche Rolle können<br />
auch Koniferen (vor allem Pinus, daneben<br />
Cupressaceen) sowie in Australien die Pseudo-<br />
Konifere Casuarina spielen.<br />
Edaphische Abwandlungen<br />
Physiognomisch auffällige Abwandlungen edaphischer<br />
Bedingtheit äußern sich vor allem in<br />
Form einer Entmischung <strong>der</strong> beteiligten Koniferen.<br />
Diese können je nach <strong>der</strong> Sippe einzeln zwischen<br />
den Angiospermen verteilt sein und dann<br />
zuweilen auch als Uberbäume o<strong>der</strong> als obere<br />
Baumschicht auftreten (vgl. Abb. 116, S. 230).<br />
Viele von ihnen neigen aber dazu, an Son<strong>der</strong>standorten<br />
± reine Bestände zu bilden. Das ist<br />
namentlich an flachgründig-felsigen Stellen<br />
(Steilhänge, exponierte Kammlagen im Gebirge)<br />
<strong>der</strong> Fall, und zwar sowohl in sehr trockenen<br />
als auch in sehr luftfeuchten Lagen. Auch auf<br />
tiefgründigen armen Sanden können Koniferen<br />
dominieren, ebenso in Sümpfen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
in solchen von hochmoorartigem Charakter.<br />
Ein an<strong>der</strong>er, physiognomisch oft distinkter<br />
Son<strong>der</strong>standort sind die Auenwäl<strong>der</strong>. Sie werden<br />
in <strong>der</strong> Meridionalen Zone meist von Sommergrünen<br />
beherrscht (auch in <strong>der</strong> Hartholzaue),<br />
die aus dem benachbarten nemoralen<br />
Auenwald übergreifen. Der Grund für die offensichtliche<br />
Konkurrenzüberlegenheit <strong>der</strong><br />
Sommergrünen könnte darin bestehen, daß auf<br />
dem sehr nährstoffreichen Auenboden die Photosyntheseleistung<br />
während <strong>der</strong> günstigen<br />
Sommermonate völlig ausreicht, um ein genügendes<br />
Höhenwachstum zu erreichen, zumal in<br />
die kurzlebigen Blätter nur wenig Substanz investiert<br />
werden muß (ähnliche Ursachen könnten<br />
auch <strong>der</strong> Beteiligung <strong>der</strong> Sommergrünen im<br />
Sekundärwald zugmnde liegen). In <strong>der</strong> Australen<br />
Zone, wo geeignete Sommergrüne fehlen, dominieren<br />
in den Auenwäl<strong>der</strong>n meist Myrtaceen.<br />
Varianten und Regionen<br />
Als zentraler Vegetationstyp <strong>der</strong> beiden peritropischen<br />
Zonen hat <strong>der</strong> Lorbeerwald sowohl thermisch<br />
als auch hygrisch bedingte Varianten. Von<br />
den thermischen ist TI zwar die artenreichste,<br />
doch kann auch T2 noch fast ebenso reichhaltig<br />
sein. Hingegen sind die Bestände unter T3-<br />
Bedingungen meist sehr schlechtwüchsig und<br />
werden nur von wenigen Arten gebildet.
Lorbeerwald 219<br />
Abb. 111: Verbreitung des Lorbeerwaldes.<br />
Die perhumide Variante H l, oft nicht zu unrecht<br />
als „Temperierter Regenwald“ bezeichnet,<br />
ähnelt in ihrem Reichtum an Epiphyten den entsprechenden<br />
Ausbildungen des Tropischen Regenwaldes.<br />
Zwar ist die Artenzahl weniger groß<br />
als dort (wichtigste beteiligte Gruppen sind Farne,<br />
daneben Orchideen und Gesneriaceen sowie<br />
Moose); die epiphytische Pflanzenmasse<br />
kann aber ähnliche Ausmaße annehmen, ln den<br />
subhumiden Varianten fehlen Epiphyten hingegen<br />
fast ganz. Tritt die kurze Trockenzeit hier<br />
im Winter auf (H3), so wird dadurch die relative<br />
Ungunst des Winters und damit die Winterruhe<br />
verstärkt; das kann eine gewisse Beimischung<br />
laubwerfen<strong>der</strong> Arten zur Folge haben,<br />
d. h. auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel deutet sich <strong>der</strong><br />
Übergang in Richtung auf den nemoralen Sommerwald<br />
an. Bedingungen nach H4 sind demgegenüber<br />
<strong>der</strong> erste Schritt in Richtung auf den<br />
Hartlaubwald; vor allem die Blätter <strong>der</strong> Kronendach-Bäume<br />
können schon etwas mehr skleromorph<br />
sein, und die Trockenzeit im Sommer<br />
erhöht die Gefahr von Bränden, die sonst im<br />
Lorbeerwald selten sind.<br />
Die Domäne des Lorbeerwaldes besteht aus<br />
7 weit disjunkten Regionen auf beiden Hemisphären<br />
(Abb. 111). ln <strong>der</strong> Meridionalen Zone<br />
finden sich die Sinojapanische Region (6.1), die<br />
Südost-Nordamerikanische Region (6.2) und<br />
die Makaronesische Region (6.3), die floristisch<br />
alle zur Holarktis gehören. Die australen werden<br />
traditionell zu 3 verschiedenen Floren-reichen<br />
gerechnet: die Ostaustralische Region<br />
(6.4) zur Australis, die Neuseeländische (6.5)<br />
und die Südamerikanische (6 .6 ) zur Holantarktis,<br />
die Südafrikanische (6.7) zur Kapensis.<br />
Doch gehören ihre wichtigsten Waldbäume<br />
überwiegend zu Sippen von mehr holantarktischer<br />
Verbreitung, die floristische Verwandtschaft<br />
ist also groß.<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Das Klima des Lorbeerwaldes erlaubt (außer in<br />
den T3-Varianten) den Anbau <strong>der</strong> verschiedensten<br />
Nutzpflanzen: ähnlich wie in <strong>der</strong> natürlichen<br />
Flora finden sich darunter neben indigenen<br />
(z. B. Tee, Zitrusfrüchte) auch solche tropischer<br />
(z. B. Reis) und nemoraler Provenienz (z. B.<br />
Rosaceen-Obst). Das hat aber nur in Ostasien<br />
dazu geführt, daß schon seit alters her große<br />
Teile <strong>der</strong> Domäne landwirtschaftlich genutzt<br />
werden; in den übrigen Regionen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
in <strong>der</strong> Australen Zone, ist <strong>der</strong> Lorbeerwald<br />
bis zum Beginn <strong>der</strong> europäischen Besiedlung<br />
nur wenig vom Menschen beeinflußt worden.<br />
Heute sind Art und Grad <strong>der</strong> Nutzung sehr unterschiedlich,<br />
Näheres wird daher bei den einzelnen<br />
Regionen besprochen. Allgemein ist zu<br />
bemerken, daß eine rationelle Forstwirtschaft,<br />
die sich auf die Bewirtschaftung <strong>der</strong> indigenen<br />
Lorbeergehölze stützt und dadurch zu einer<br />
dauerhaften Erhaltung größerer Teile des Vegetationstyps<br />
auch außerhalb von Naturschutzgebieten<br />
führen könnte, bisher kaum entwickelt<br />
ist. Insbeson<strong>der</strong>e in den australen Regionen beschränkt<br />
sich die forstliche Tätigkeit neben <strong>der</strong><br />
Exploitation des Naturwaldes meist auf die Anlegung<br />
von Holzplantagen mit nur wenigen Exoten,<br />
vor allem Eucalyptus-Antn sowie einigen
220 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
J<br />
Koniferen. Die in Kalifornien als Reliktendemit<br />
auf nur wenigen km^ beheimatete Pinus radíala<br />
soll auf <strong>der</strong> Südhalbkugel inzwischen schon eine<br />
Fläche einnehmen, die <strong>der</strong> gesamten Koniferen-<br />
Waldfläche Kaliforniens entspricht.<br />
6.1 Sinojapanische Region<br />
Dies ist die größte und auch die einzige gut ausgebildete<br />
Lorbeerwald-Region <strong>der</strong> Holarktis. Sie<br />
besteht aus 3 Teilen: <strong>der</strong> zentralen Chinesischen<br />
Unterregion (6 . La), die ein ausgedehntes Areal<br />
im Tiefland und niedrigeren Gebirge des südlichen<br />
Mittelchina bedeckt, <strong>der</strong> Japanischen Unterregion<br />
(6.1.b) in Südjapan und dem südlichsten<br />
Korea, und <strong>der</strong> Himalajischen Unterregion<br />
(6.1.c), die sich als schmales etageales Band entlang<br />
<strong>der</strong> Südabdachung <strong>der</strong> Gebirgskette von W-<br />
Yünnan bis M-Nepal erstreckt. Südlich des Hauptareals<br />
liegen noch größere disjunkte Vorkommen<br />
in Höhenstufen <strong>der</strong> Gebirge von Taiwan, Hainan,<br />
N-Indochina und Assam-Burma.<br />
Die Chinesische Unterregion, mit einer Fläche<br />
von über 1 Milk km^, ist das Kemgebiet des<br />
holarktischen Lorbeerwaldes überhaupt. Sie zeigt<br />
seine optimale Ausbildung mit weiträumiger Verbreitung<br />
<strong>der</strong> Variante T1.H2; daneben ist auch<br />
T2.H2 in den plateauartigen mittelhohen Gebirgen<br />
großflächig vorhanden. Entsprechend dem<br />
Monsunklima weisen die Nie<strong>der</strong>schläge eine Winterdepression<br />
auf, doch führt diese nur lokal in<br />
orographisch ungünstigen Leelagen zu einer Trokkenzeit<br />
im Sinne von H3. Die Zahl <strong>der</strong> Baumarten<br />
ist groß (Schätzungen kommen auf über 1000<br />
immergrüne Baum- und Straucharten). Allein die<br />
drei Hauptgattungen <strong>der</strong> Fagaceen, Quercus, Lithocarpus<br />
und Castanopsis, umfassen mehr als 150<br />
immergrüne Arten (für die gesamte Region werden<br />
über 250 geschätzt). Hinzu kommen z. B.<br />
etwa 40 Lauraceen aus den Gattungen Persea s. 1.<br />
(in Ostasien meist als Machilus abgetrennt), Cinnamomum,<br />
Cryptocarya, Actinodaphne, Phoebe und<br />
Beikchmiedia und 25 immergrüne Magnoliaceen<br />
(Magnolia, Manglietia, Michelia). Die hohe Artenzahl<br />
in manchen Gattungen ist allerdings das Ergebnis<br />
starker räumlicher Differenziemng in dem<br />
durch Gebirge vielfach geglie<strong>der</strong>ten Gebiet; in den<br />
einzelnen Teilbereichen sind von je<strong>der</strong> dieser Gattungen<br />
meist nur wenige Arten vorhanden (z. B.<br />
auf Taiwan 6 , Lithocarpus 3, Castanopsis 3),<br />
und in Einzelbeständen ist es off nur eine. Zu<br />
den Dominanten <strong>der</strong> oberen Baumschicht gehören<br />
fast immer die drei Fagaceen-Gattungen und<br />
einige von den genannten Lauraceen und Magnoliaceen;<br />
hinzu kommen die Theaceen-Gattung<br />
Schima sowie die Hamamelidaceen A h in ca chinensis<br />
und Exbucklandiapopulnea. Die beiden letzten<br />
Arten, über die ganze Unterregion hin kaum<br />
differenziert, sind das an<strong>der</strong>e Extrem gegenüber<br />
<strong>der</strong> expansiven taxonomischen Aufspaltung <strong>der</strong><br />
Fagaceen. In vielen Beständen enthält das Kronendach<br />
mit <strong>der</strong> sommergrünen Liquidambarformosana<br />
eine weitere Hamamelidacee, die von <strong>der</strong><br />
Lebensform her als Fremdkörper erscheint. Von<br />
den übrigen charakteristischen Sippen (vgl. auch<br />
Tab. 35, S. 272) können einige von Fall zu Fall<br />
ebenfalls in <strong>der</strong> oberen Baumschicht beteiligt sein;<br />
meistens gehören sie aber den tieferen Schichten<br />
an. Ähnliches gilt auch für die insgesamt 19 auftretenden<br />
Koniferen-Gattungen; unter ihnen hat<br />
allerdings die Gattung Pinus größere Bedeutung<br />
in <strong>der</strong> Sekundärvegetation, zusammen mit einigen<br />
sommergrünen Quercus-kñs.n.<br />
Die Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Japanischen Unterregion sind<br />
in Klima und Zusammensetzung sehr ähnlich,<br />
wenn auch die Flora etwas verarmt ist. So fehlen<br />
unter den Dominanten die Gattung Schima (außer<br />
auf den Ryukyu-Inseln, Abb. 112) und die<br />
genannten Hamamelidaceen, so daß die obere<br />
Baumschicht off noch mehr von Fagaceen und<br />
Lauraceen beherrscht wird; eine Beson<strong>der</strong>heit ist<br />
das Auffreten einer Tanne (Abies firma) in den an<br />
die Nemorale Zone bzw. Stufe angrenzenden<br />
Lagen. Die Himalajische Unterregion (vgl. auch<br />
Abb. 178.25-30) ist durch ihr extremes Monsunklima<br />
gekennzeichnet, das mit Nie<strong>der</strong>schlägen bis<br />
über 1 0 0 0 0 mm perhumid ist, aber trotzdem im<br />
Winter eine Nie<strong>der</strong>schlagsdepression bis hin zur<br />
Trockenzeit zeigen kann (Abb. 108.13, S. 213).<br />
Die hier vorhandenen Lorbeerwäl<strong>der</strong>, meist in Höhenlagen<br />
zwischen 1000 und 2500 m angesiedelt,<br />
sind daher äußerst reich an Epiphyten; ihre Flora<br />
nimmt vom Optimum im Bereich des Tsangpo-<br />
Knies nach W allmählich ab.<br />
In Japan hegt das Hauptsiedlungsgebiet im<br />
Bereich des Lorbeerwaldes, dieser ist daher in<br />
allen für den Ackerbau nutzbaren Lagen verschwunden<br />
und nur in steilem Gebirgsgelände<br />
erhalten geblieben. Auch in China und im Himalaja<br />
haben vor allem unzugängliche Gebirgslagen<br />
die Erhaltung des Waldes begünstigt, doch<br />
ist infolge verbesserter Verkehrsbedingungen<br />
heute überall Raubbau im Gange; größere Flächen<br />
sind inzwischen mit Sekundärwäl<strong>der</strong>n aus<br />
Kiefern u. a. Koniferen bedeckt.
Lorbeerwald 221<br />
18 191220<br />
Abb. 112: Artenreicher Lorbeerwald (Lasiantho-Castanopsietum sieboldii, Camellieteajaponicae) am Yuwan-dake<br />
(etwa 350 m) auf <strong>der</strong> südjapanischen Insel Amami (Ryukyu-Inseln).<br />
Die Ryukyu-Inseln nehmen floristisch eine Zwischenstellung zwischen China und Japan ein: so ist die auf den<br />
Hauptinseln fehlende Schima wallichii hier noch vorhanden, dagegen spielt die dort wichtige Camellia japónica<br />
keine Rolle mehr. Gehölze (außer Nr. 15 sämtlich immergrün): 1 Distylium racemomm, 2 Castanopsis sieboldii,<br />
3 Scbima wallicbii, 4 Elaeocarpus japónicas, 5 Quercus miyagii, 6 Podocarpus nagi, 7 Myrsine seguinii, 8 Podocarpus<br />
macropbyllus, 9 Cleyerajapónica, 10 Symplocosprunifolia, 11 Ternstroemia gymnantbera, \2 Psycbotria rubra, 13 Eulyajapónica,<br />
14 Neolitsea aciculata, 15 Rhododendron tashiroi, 16 lllicium religio sum, 17 Ilex aenata, 18 Damnacantbus<br />
indicas, 20 Psycbotria serpens, 21 Randia cantboides, 22 Sarcandra glabra. Trotz <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Tropengrenze (etwa<br />
28°N) sind Sippen echt tropischer Provenienz nur schwach vertreten (z. B. Nr. 12, 18, 20, 21,22). Die spärliche<br />
Krautschicht enthält u. a. Asarum lutcbuense, Disporum sessile sowie die Farne Dryopteris sordidipes und Lindsaea<br />
chienii. - Aus Miyawaki etc. 1978.<br />
6.2 Südost-Nordamerikanische Region<br />
Gegenüber<strong>der</strong> Sinojapanischen sind die beiden<br />
übrigen holarktischen Lorbeerwaldregionen<br />
nichts als verarmte Relikte. In O-Nordamerika<br />
umfaßt das zonale Klimaxgebiet des Lorbeerwaldes<br />
einen schmalen Streifen entlang <strong>der</strong><br />
Küste von Süd-Carolina bis ins östliche Texas,<br />
mit größerer Ausdehnung auf <strong>der</strong> Nordhälfte<br />
<strong>der</strong> Halbinsel Florida. Dieses Gebiet, vollständig<br />
in <strong>der</strong> Küstenebene (Coastal Plain) gelegen,<br />
ist aber trotz günstigen Klimas (T1.H2) keineswegs<br />
großflächig mit Lorbeerwald bedeckt. Es<br />
enthält überwiegend Extremböden (Sümpfe,<br />
sehr arme Sande), auf denen die gleichen<br />
Son<strong>der</strong>vegetationstypen stocken wie in den nach<br />
N anschließenden nemoralen Gebieten (vgl.<br />
S. 266). Für den Klimaxwald bleiben nur kleine,<br />
isolierte Flächen übrig. Diese ungünstigen<br />
aktuellen Bedingungen verstärken noch die Folgen<br />
<strong>der</strong> Florenverarmung im Pleistozän (S. 143);<br />
die ostamerikanische Lorbeerwaldflora ist daher<br />
sehr arm. Hochwüchsige Hauptbaumarten, die<br />
dominieren können, sind M agnolia grandißora<br />
(auf besseren, frischen bis feuchten Böden),<br />
Quercus virginiana (vor allem auf nicht zu trokkenen<br />
Dünen im Küstenbereich) sowie auf<br />
feuchten bis sehr feuchten Standorten Persea<br />
borbonia und G ordonia lasianthus. In sauren,<br />
wechselfeuchten Sümpfen können die beiden<br />
letzteren zusammen mit weiteren strauchigen<br />
Lorbeergehölzen ein niedriges immergrünes<br />
Gebüsch bilden, das sog. Pocosin. In den Kontext<br />
des Lorbeerwaldes gehören auch die Palme<br />
Sabalpalmetto, oft am Rande von Sümpfen vorkommend,<br />
und mehrere méridionale Pinus-hr-
222 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
■Mi<br />
1<br />
ten, die den größten Teil <strong>der</strong> Fläche bedecken.<br />
Die geringe Zahl an hochwüchsigen Klimaxbäumen<br />
hat zur Folge, daß fast überall noch<br />
sommergrüne nemorale Arten beigemischt sind<br />
(so gilt die Kombination von M agnolia grandiflora<br />
und Fagus grandifolia als charakteristisch).<br />
Daher wird die ostamerikanische Lorbeerwaldregion<br />
von vielen Autoren gar nicht von <strong>der</strong><br />
Nemoralen Zone abgetrennt. Diejenigen <strong>der</strong> wenigen,<br />
in <strong>der</strong> dominierenden Subklimaxvegetation<br />
verstreuten Klimaxbestände, die nicht<br />
dem Ackerbau zum Opfer gefallen sind, stehen<br />
heute meist unter Schutz.<br />
Südlich von seinem zonalen Areal, das als<br />
Floridanische Unterregion (6.2.a) bezeichnet<br />
werden kann, tritt <strong>der</strong> Lorbeerwald mehrfach in<br />
etagealen Ausliegern in <strong>der</strong> östlichen Bergkette<br />
Mexikos auf, hier meist als perhumide Nebelwald-Variante<br />
(T2.H 1). Diese M exikanische<br />
Unterregion (6.2.b) ist nicht von <strong>der</strong> pleistozänen<br />
Verarmung betroffen und daher floristisch<br />
reicher; infolge <strong>der</strong> günstigen Wan<strong>der</strong>bedingungen<br />
auf <strong>der</strong> Andenkette enthält sie<br />
auch Sippen oreotropischer und sogar australer<br />
Provenienz (vgl. auch Abb. 178.22).<br />
6.3 Makaronesische Region<br />
In Europa ist <strong>der</strong> Lorbeerwald als Vegetationstyp<br />
auf dem Festland durch die Eiszeit vollständig<br />
vernichtet worden, er blieb nur auf den drei<br />
atlantischen Inselgruppen erhalten. Hier bildet<br />
er heute auf den Azoren die zonale Vegetation,<br />
auf den klimatisch trockneten Inseln Madeira<br />
und Kanaren tritt er etageal in durch den Passateinfluß<br />
befeuchteten Höhenstufen auf (Abb.<br />
178.24). Das Klima ist überall nur mäßig warm<br />
(T2), die hygrische Komponente entspricht auf<br />
den Azoren H2, auf den übrigen H4, wobei die<br />
sommerliche Nie<strong>der</strong>schlagsarmut aber durch<br />
häufigen Nebel (Passatwolke) gemil<strong>der</strong>t wird. Da<br />
die vulkanischen Inseln niemals Verbindung mit<br />
dem Festland hatten, ist ihre Flora Ergebnis<br />
überseeischer Einwan<strong>der</strong>ung mit Hilfe von<br />
Wind und Vögeln. Der Grundstock <strong>der</strong> Gehölzflora<br />
ist daher arm; das Fehlen <strong>der</strong> sonst für<br />
Lorbeerwäl<strong>der</strong> so typischen Fagaceen beruht sicher<br />
darauf, daß sich keine Vögel fanden, die<br />
die schweren (dyszoochoren) Diasporen weit<br />
übers Meer transportierten. Entsprechend <strong>der</strong><br />
ozeanischen, stark windausgesetzten Lage sind<br />
die Wäl<strong>der</strong> meist niedrig und bestehen nur aus<br />
einer einzigen Kronenschicht; Höhen von 20<br />
m werden nur in windgeschützten Mulden und<br />
Schluchten überschritten. Hauptbaumarten sind<br />
die vier Lauraceen {Persea, Laurus, Ocotea, Apollonias),<br />
die O lezcee Picconia excelsa, Prunus (Laurocerasus)<br />
lusitanica und Ilexplatyphylla\ die übrigen<br />
Arten bleiben meist eher strauchig. Auf<br />
flachgründigen, windexponierten Hängen und<br />
Graten können Myrica fa y a und Erica arbórea<br />
einen nie<strong>der</strong>en Buschwald bilden. Die auf den<br />
größeren Kanaren (Teneriffa, Gran Canaria)<br />
endemische Kiefer Pinus canariensis beteiligt sich<br />
nicht am eigentlichen Lorbeerwald; sie besiedelt<br />
vielmehr hauptsächlich höhere Lagen, wo<br />
das Klima an <strong>der</strong> Obergrenze <strong>der</strong> Passatwolke<br />
trockener wird, und kann dort im Unterwuchs<br />
noch einige <strong>der</strong> niedrigeren Lorbeergehölze enthalten.<br />
Während die Wäl<strong>der</strong> auf den leicht zugänglichen<br />
Azoren heute größtenteils vernichtet<br />
sind, waren sie in den gebirgigen Lagen Madeiras<br />
und <strong>der</strong> Kanaren noch bis vor kurzem<br />
ziemlich gut erhalten geblieben; doch werden<br />
sie jetzt vielerorts durch unkontrollierte Siedlung<br />
und Holzentnahme geschädigt.<br />
Auf dem Kontinent haben zwar einige Arten<br />
aus <strong>der</strong> Lorbeerwaldflora die Eiszeit überlebt,<br />
doch sind darunter keine hochwüchsigen,<br />
zur Dominanz fähigen Bäume. Sie fristen ihr<br />
Leben heute teils an lokal bzw. edaphisch günstigen<br />
Stellen <strong>der</strong> Hartlaubregion, teils als Unterwuchs<br />
in Sommerwäl<strong>der</strong>n im wintermilden Bereich<br />
<strong>der</strong> Nemoralen Zone (dieser ist z. T. sogar<br />
als potentielles Lorbeerwaldgebiet anzusehen,<br />
vgl. S. 269).<br />
6.4 Ostaustralische Region<br />
Wie Ostasien im N, so ist Ostaustralien auf <strong>der</strong><br />
Südhalbkugel das floristisch weitaus reichste<br />
Lorbeerwaldgebiet. Es erstreckt sich an <strong>der</strong> Ostküste<br />
entlang von etwa 30°S bis zur Südspitze<br />
Tasmaniens (etwa 44°S). Diese weite Breitenamplitude<br />
ist typisch für die australen Regionen<br />
und hat gegenüber den holarktischen eine<br />
stärkere klimaökologische Differenzierung zur<br />
Folge. Als einzige südhemisphärische hat die<br />
australische Region nach N direkte Verbindung<br />
mit dem Tropischen Regenwald. Zwischen 25<br />
und 30°S liegt ein breiter Übergangsbereich bei<strong>der</strong><br />
Formationen, in dem frostfreie und frostbeeinflußte<br />
Standorte je nach <strong>der</strong> lokalen Topographie<br />
dicht nebeneinan<strong>der</strong> auffreten. In den
Lorbeerwald 223<br />
höheren Lagen des Berglandes reichen Bestände,<br />
die zum Lorbeerwald gerechnet werden können,<br />
noch bis etwa 20°S.<br />
Das Klima entspricht auf dem Festland theoretisch<br />
weithin <strong>der</strong> Variante T 2.H 2; dabei hegt<br />
das Nie<strong>der</strong>schlagsmaximum im N mehr im<br />
Sommer, im S mehr im Winter. Da sich aber<br />
auch hier die typisch australische Unregelmäßigkeit<br />
<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge auswirkt, sind die effektiven<br />
Bedingungen eher subhumid (H3 bzw.<br />
H4); in lokalen Leelagen kann die durchschnittliche<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsmenge sogar in semihumides<br />
Niveau (600-500 mm) absinken. Auf <strong>der</strong> Insel<br />
Tasmanien sind die Temperaturen niedriger<br />
(T3), hygrisch entspricht <strong>der</strong> O dem Festland,<br />
während an <strong>der</strong> W-Seite perhumide Verhältnisse<br />
aultreten (T3.H1). Solche sind auf dem Festland<br />
nur an einigen Stellen am Osthang des mit<br />
2231 m nicht sehr hohen südlichen Berglandes<br />
angedeutet.<br />
Zwei Beson<strong>der</strong>heiten kennzeichnen die ostaustralische<br />
Lorbeerwaldregion: einerseits die<br />
sehr reiche Vertretung südhemisphärischer Familien,<br />
vor allem <strong>der</strong> Cunoniaceen, Monimiaceen<br />
und Escalloniaceen; an<strong>der</strong>erseits die Allgegenwart<br />
<strong>der</strong> Gattung Eucalyptus, die, obwohl<br />
sie eigentlich nicht als Klimaxelement des<br />
Lorbeerwaldes anzusehen ist, doch mit zahlreichen<br />
Arten an <strong>der</strong> Vegetationsdecke beteiligt ist.<br />
Nach dem erstgenannten Merkmal wäre Ostaustralien<br />
eigentlich als das Zentrum des zonalen<br />
südlich-temperierten (holantarktischen)<br />
Florenreiches anzusehen; die Uberformung<br />
durch das zweite fuhrt jedoch zur untrennbaren<br />
Verbundenheit mit dem Rest des Kontinents.<br />
Zuerst seien die reinen Lorbeerwäl<strong>der</strong> betrachtet.<br />
Es sind gutwüchsige Wäl<strong>der</strong> von 30-<br />
40 m Höhe, die in <strong>der</strong> normalen Variante<br />
(T2.H2) meist von Cunoniaceen beherrscht<br />
werden. Die wichtigste Dominante ist Ceratopetalum<br />
apetalum, das im ganzen festländischen<br />
Bereich von <strong>der</strong> Küste bis etwa 1300 m Mee-<br />
.eshöhe verbreitet ist. Es teilt sich die Herrschaft<br />
in <strong>der</strong> Baumschicht je nach Boden und Höhenlage<br />
mit weiteren Cunoniaceen {Schizomeria,<br />
Ackanna), Monimiaceen (Doryphorä), Lauraceen<br />
(Cinnamomun, Cryptocarya, Endiandra), Myrtaceen<br />
(Acmena, Tristanid) und Proteaceen {Helicia,<br />
Oriics). Als Überbaum kann lokal A m ucaria<br />
cunninghamii Vorkommen, auf Sandböden u. a.<br />
.Son<strong>der</strong>standorten können auch hochwüchsige<br />
Palmen (z. B. Livistona australis) beigemischt<br />
sein. Die Gesamtzahl <strong>der</strong> Baumarten beträgt in<br />
tieferen Lagen etwa 50 und sinkt oberhalb<br />
1000 m auf weniger als 20 ab; das Kronendach<br />
des Einzelbestandes enthält aber auch im Tiefland<br />
selten mehr als 10 Arten. Im unmittelbaren<br />
Küstenbereich reichen einige Elemente aus<br />
<strong>der</strong> tropischen Flora noch weit nach S, so die<br />
Sapindacee Diploglottis und die Meliacee Toona<br />
australis. Epiphyten kommen vor, wenn auch<br />
nicht sehr zahlreich; neben Farnen sind auch<br />
einige Orchideen darunter. Lianen sind in manchen<br />
Beständen häufig. Die Krautschicht besteht<br />
meist aus Farnen; auch etwa 5 m hohe<br />
Baumfarne {Dicksonia antárctica, Cyathea australis)<br />
sind nicht selten.<br />
Die einzige südhemisphärische Fagaceen-<br />
Gattung, Nothofagus, die im Tertiär in Australien<br />
weit verbreitet gewesen sein soll, ist heute<br />
weitgehend auf kühl-feuchte Lagen beschränkt.<br />
Am wichtigsten ist N . cunninghamii auf Tasmanien,<br />
sie ist dort außer an <strong>der</strong> trockenen Ostküste<br />
weithin die Hauptholzart. Sie bildet off Reinbestände,<br />
auf günstigen Böden bis über 40 m<br />
hoch (Abb. 113); mitbeteiligt in <strong>der</strong> Baumschicht<br />
sind zuweilen Atherosperma, Eucryphia<br />
und Anodopetalum. Häufig ist Dicksonia antárctica.<br />
In ähnlicher Vergesellschaftung wächst N.<br />
cunningham ii auch auf dem Festland in S-<br />
Victoria. In beiden Gebieten steigt sie bis etwa<br />
1300 m ü. M., wo sie allerdings nur noch 10 m<br />
hoch wird; hier können auch Koniferen wie<br />
Podocarpus und Phyllocladus auftreten. In Tasmanien<br />
folgt weiter oben (das Gebirge ist bis<br />
1570 m hoch, vgl. Abb. 178.18) ein subalpines<br />
Krummholz, das vorwiegend aus <strong>der</strong> sommergrünen<br />
Nothofagus gunnii besteht; beigemischt<br />
sind hier neben Drimys {Tasmannid) und <strong>der</strong> Proteacee<br />
Telopea die reliktären Koniferen Athrotaxis<br />
und Diselma, aber auch als typischer Australier<br />
Eucalyptus coccifera. Die dritte Nothofagus-An,<br />
N. moorei, hat nur einige disjunkte Vorkommen<br />
im Gebirge N von Sydney, wo sie in 1000-<br />
1500 m auf guten Böden ebenfalls gutwüchsige<br />
Reinbestände bildet.<br />
Auch in den Gegenden, <strong>der</strong>en Vegetation<br />
vom Lorbeerwald beherrscht wird, gibt es kaum<br />
ein Landschaftsbild ohne Eucalyptus. Diese Gattung<br />
greift aus dem westlich anschließenden<br />
Hartlaubgebiet überall massiv auf die Lorbeerwaldregion<br />
über: es kommen etwa 80 Arten vor,<br />
von denen nicht wenige endemisch sind. Die<br />
Eucalypten können vor allem unter folgenden<br />
Bedingungen Bedeutung erlangen:
i ■*<br />
224 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
• auf extrem armen und sauren Böden<br />
• auf sauren, sumpfig-moorigen Böden<br />
• auf edaphisch o<strong>der</strong> mesoklimatisch sehr<br />
trockenen Standorten<br />
• nach Waldbränden als Pioniere, die z. T.<br />
wegen ihrer Langlebigkeit auch im wie<strong>der</strong>erstandenen<br />
Klimaxwald noch lange erhalten<br />
bleiben.<br />
Bei <strong>der</strong> extremen Tendenz zur Artneubildung<br />
in <strong>der</strong> Gattung gibt es für jede dieser Situationen<br />
an<strong>der</strong>e Arten, die außerdem noch geographisch<br />
differenziert sind. Auf den drei genannten<br />
Subkhmaxstandorten, die aus geologischen<br />
und klimatischen Gründen große Flächen einnehmen<br />
können, bilden die Eucalypten meist<br />
wenig gutwüchsige, lichte Reinbestände, denen<br />
-i5 0 m<br />
25<br />
B<br />
E Eucalyptus<br />
75m<br />
c<br />
;<br />
L X<br />
v_.<br />
Y^ p. Nothofagus<br />
^ ' ■ cunninghamii<br />
^ /\ Atherosperma<br />
^ moschatum<br />
Dicksonia - 50<br />
antárctica<br />
f<br />
25<br />
1^^<br />
ff<br />
0 25 50 75 100m<br />
Abb. 113: Lorbeerwald auf Tasmanien ohne (A) und mit (B) Brandeinfluß.<br />
Näheres im Text (im Unterwuchs ist <strong>der</strong> Baumfarn Dicksonia antárctica häufig). - Nach G ilbert aus W alter 1962Í
Lorbeerwald 225<br />
im Unterwuchs ähnliche Sippen beigemischt<br />
sind wie im Hartlaubwaldgebiet (7.6), z. B. die<br />
charakteristischen Akazien. Sie nehmen hier also<br />
eine ähnliche Stellung ein wie an<strong>der</strong>wärts Koniferen;<br />
zuweilen können auch Arten von<br />
Callitris o<strong>der</strong> Casuarina beteiligt sein. Eine ganz<br />
beson<strong>der</strong>e Rolle spielen die Eucalypten aber als<br />
Waldbrandpioniere. Waldbrände sind, als Folge<br />
<strong>der</strong> unregelmäßigen Nie<strong>der</strong>schläge, auch in<br />
den feuchten Teilen Australiens häufig, und<br />
zwar nicht erst als Folge menschlicher Tätigkeit.<br />
Die „Waldbrand-Eucalypten“ kommen auf allen<br />
Böden vor, und die auf den besten Böden<br />
wachsenden Arten können immense Höhen erreichen<br />
(£. regnans über 80, angeblich bis 1 1 0<br />
m). Diese Riesenbäume bilden eine stets gleichaltrige,<br />
lichtdurchlässige (infolge <strong>der</strong> senkrechten<br />
Blattorientierung) Oberschicht über dem eigentlichen<br />
30-40 m hohen Kronendach des<br />
Lorbeerwaldes; da sie sich unter diesem nicht<br />
verjüngen können, sind sie für ihr Überleben<br />
auf den nächsten Waldbrand angewiesen.<br />
Die Beziehung zwischen dem Lorbeerwald und den<br />
Waldbrand-Eucalypten wurde anhand des Verhaltens<br />
von E. regnans im Nothofagus^iXd Tasmaniens näher<br />
untersucht (Gilbert 1959; Abb. 113). E. regnans erreicht<br />
ein Alter von 350 Jahren, Nothofagus cunninghamiimrd<br />
450 und das beigemischte Atherosperma ntoschatum<br />
250Jahre alt. Je nach <strong>der</strong> Häufigkeit von Waldbränden<br />
sind folgende Vegetationsphasen zu finden:<br />
(1) Waldbrände fehlend o<strong>der</strong> höchstens alle 400 Jahre:<br />
Reiner Lorbeerwald, Eucalyptus fehlt (Abb.<br />
113.A).<br />
(2) Waldbrände alle 150-300 Jahre: Lorbeerwald mit<br />
£Kca^/>iKi-Überhältern (Abb. 113.B).<br />
(3) Waldbrände alle 50-100 Jahre: Nothofagus und<br />
Atherosperma verschwinden, es bleibt ein reiner<br />
EucalyptusN/add übrig mit ± lichtliebenden Sträuchem<br />
(u. a. Acacid) im Unterwuchs.<br />
(4) Waldbrände alle 10-20Jahre: Hierdurch wird auch<br />
<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Jugend brandempfindliche E. regnans<br />
eliminiert, es breiten sich an<strong>der</strong>e, niedrige Eucalyptus-hnm<br />
aus.<br />
(5) Bei noch häufigeren Bränden wird <strong>der</strong> Wald durch<br />
Gebüsche aus Myrtaceen und Proteaceen ersetzt.<br />
Der einzige Son<strong>der</strong>standort, <strong>der</strong> nicht durchweg<br />
von Eucalyptus beherrscht wird, sind Auenund<br />
Uferwäl<strong>der</strong>. Hier sind meist an<strong>der</strong>e Myrtaceen<br />
{Mdaleuca, Tristania, Leptospermum) dominierend,<br />
auch Casuarina-hiX&n können auftreten.<br />
ln Tasmanien findet sich an Flußufern die<br />
Konifere Athrotaxis.<br />
Erwähnt sei noch, daß die alpine Waldgrenze<br />
im festländischen Gebirge (bei etwa 2000 m)<br />
allein von einer Eucalyptus-Axt, E. niphophila,<br />
gebildet wird (vgl. Abb. 178.17). Warum hier<br />
nicht, wie in Tasmanien, Vertreter <strong>der</strong> Lorbeerwaldflora<br />
auftreten, ist unbekannt. Möglicherweise<br />
liegt die Ursache in <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> in<br />
den höchsten Lagen sehr starken Winde: im<br />
Gegensatz zum perhumiden, meerumgebenen<br />
Tasmanien kommen diese auf dem Festland aus<br />
den westlichen Trockengebieten, so daß zeitweilig<br />
ein starker Wasserstreß herrschen dürfte.<br />
In <strong>der</strong> Lorbeerwaldregion liegt heute das<br />
Hauptsiedlungsgebiet SO-Australiens. Da die<br />
Besiedlung, die erst im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t begann,<br />
überwiegend nur die Tieflagen erfaßt hat, in<br />
denen Eucalyptus-doxmxntrtt Subklimaxvegetation<br />
vorherrschte, sind die vornehmlich im<br />
Gebirge befindlichen echten Lorbeerwäl<strong>der</strong><br />
noch großenteils im Naturzustände erhalten<br />
geblieben. Wie unberührt sie z. T. noch sind,<br />
zeigt die Tatsache, daß 1994 in einem Waldgebiet<br />
ca. 150 km nordwestlich von Sydney eine<br />
bisher unbekannte Koniferengattung {Wollemia<br />
nobilis) entdeckt werden konnte.<br />
6.5 Neuseeländische Region<br />
Neuseeland ist von Natur aus fast vollständig<br />
von Lorbeerwald bedeckt. Die Unterschiede zu<br />
Australien sind trotz <strong>der</strong> relativen räumlichen<br />
Nähe sehr groß. Sie betreffen nicht nur die allgemeinen<br />
Fakten: viel südlichere Lage (34-48°S),<br />
hohe Gebirge bis über 3700 m, keine Kontakte<br />
mit tropischer und mit Hartlaubvegetation. In<br />
<strong>der</strong> Flora Neuseelands fehlen die für Australien<br />
beson<strong>der</strong>s typischen Sippen: es gibt we<strong>der</strong><br />
Eucalyptus noch Acacia. Aber auch die charakteristischen<br />
holantarktischen Elemente treten<br />
bei weitem nicht in gleicher Fülle auf In den<br />
meisten Merkmalen zeigt Neuseeland größere<br />
Ähnlichkeit mit <strong>der</strong> viel weiter entfernten Südamerikanischen<br />
Region.<br />
Das Klima entspricht <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> Inseln innerhalb<br />
<strong>der</strong> Westwindzone. Am weitesten verbreitet<br />
ist die Variante T2.H 2. Allerdings liegt<br />
die Temperatur meist im unteren Bereich, und<br />
im W- und S-Teil <strong>der</strong> Südinsel sinkt sie auf T3.<br />
Die Südinsel, mit dem hohen Gebirgszug im<br />
W, ist auch hygrisch stärker differenziert: die ganze<br />
Westküste ist perhumid (H l) mit Nie<strong>der</strong>schlägen<br />
bis über 6000 mm; an<strong>der</strong>erseits treten im<br />
Regenschatten <strong>der</strong> höchsten Berge im Innern<br />
(Otago) semiaride Täler mit weniger als 500 mm
226 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
I r<br />
auf, die aber so kleinflächig sind, daß sie im globalen<br />
Maßstab nicht kartierbar sind; sie enthalten<br />
eine Art Büschelgrasflur, die man als ökologisch<br />
extreme Variante <strong>der</strong> Pampa (S. 246) betrachten<br />
könnte. Im Gegensatz zu Australien erheben<br />
sich die Gebirge weit über die Waldgrenze,<br />
die auf <strong>der</strong> Nordinsel meist bei 1200-<br />
1400 m liegt, ähnlich auch auf <strong>der</strong> Südinsel auf<br />
<strong>der</strong> O-Seite des Gebirges. Im perhumiden SW<br />
ist sie dagegen vielerorts auf 900-700 m herabgedrückt;<br />
hier reichen die Gletscher durch die<br />
Waldstufe hindurch fast bis auf Meereshöhe<br />
hinunter.<br />
Charakteristisch für den neuseeländischen<br />
Lorbeerwald ist die starke Beteiligung von Koniferen;<br />
<strong>der</strong> normale, im Tiefland im größten<br />
Teile des Landes herrschende Waldtyp wird daher<br />
auch Lorbeer-Koniferen-Wald genannt.<br />
Wichtigste Dominanten dieses Waldes sind<br />
Podocarpus (mehrere Arten), Dacrydium cupressinum,<br />
Beüschmiedia, Metrosi<strong>der</strong>os, Knightia excelsa,<br />
Elaeocarpus hookerianus, Dysoxylum spectabik (Meliaceae,<br />
einzige Art aus einer sonst rein tropischen<br />
Gattung), mancherorts auch Nothofagus (4 Arten).<br />
Dabei sind Koniferen und Blütenpflanzen<br />
± gleichmäßig gemischt; allerdings kann Podocarpus<br />
dacrydioides, <strong>der</strong> bis über 50 m hoch<br />
wird, Entmischungsbestände in Auen- und<br />
Sumpfwäl<strong>der</strong>n bilden. Unter <strong>der</strong> aus einigen <strong>der</strong><br />
genannten Sippen bestehenden oberen Baumschicht<br />
finden sich meist noch zahlreiche kleinere<br />
Bäume, darunter auch eine wenig auffallende<br />
Palme {Rhopalostylis sapida). Baumfarne<br />
(Dicksonia squarrosa, Cyathed) sind verbreitet. Die<br />
Krautschicht besteht meist aus Farnen; auch<br />
Moose können reichlich vorhanden sein. Während<br />
Epiphyten allgemein keine große Rolle<br />
spielen, sind sie in den perhumiden Wäl<strong>der</strong>n<br />
des SW, die in <strong>der</strong> Baumgarnitur wenig abweichen,<br />
in großen Massen vorhanden: die Bäume<br />
sind von dicken Polstern aus Moosen und<br />
Hymenophyllaceen bedeckt, in denen neben<br />
größeren Farnen auch einige Orchideen , und<br />
an<strong>der</strong>e Monokotylen (z. B. Astelia) wurzeln.<br />
Als eigener Waldtyp („Kauri-Wald“) wird oft<br />
die Variante <strong>der</strong> Aucldand-Halbinsel nördlich<br />
von 38°S abgetrennt. Hier tritt als Beson<strong>der</strong>heit<br />
die Kauritanne Agathis australis auf, die oft als<br />
bis zu 60 m hoher Überbaum das eigentliche<br />
Kronendach überragt. Da diese Art <strong>der</strong> in den<br />
malesischen Warmtropen verbreiteten Koniferengattung<br />
Agathis angehört, und da zugleich<br />
an den Küsten dieser Gegend die südlichsten<br />
Mangrovebestände auftreten, wurde dieser<br />
Waldtyp zuweilen an den Tropischen Regenwald<br />
angeschlossen; doch stimmt die Artengarnitur<br />
weitgehend mit dem südlicheren Lorbeerwald<br />
überein, es treten kaum neue (tropische)<br />
Sippen hinzu.<br />
Im übrigen zeigt <strong>der</strong> allgemein verbreitete<br />
Waldtyp von N nach S eine allmähliche Verarmung,<br />
beson<strong>der</strong>s bezüglich <strong>der</strong> Artenzahl <strong>der</strong><br />
Angiospermen-Bäume. Im südlichen Viertel <strong>der</strong><br />
Südinsel sind von ihnen als Dominanten nur<br />
noch Weinmannia, Metrosi<strong>der</strong>os und die Nothofagu<br />
s-A rten übrig, wobei letztere vielerorts<br />
aspektbestimmend werden. Entsprechendes gilt<br />
für die höheren Lagen des Gebirges (vgl. auch<br />
Abb. 178.19, 20): hier tritt (im S ab etwa 300-<br />
500 m, im N ab 600-800 m) ein „Bergwald“ ähnlicher<br />
Zusammensetzung auf, in dem an Koniferen<br />
neben den genannten Gattungen noch<br />
Libocedrus und Phyllocladus stärker beteiligt sein<br />
können. Eine Beson<strong>der</strong>heit innerhalb dieser<br />
Bergwaldstufe ist die trocknete Ostabdachung<br />
<strong>der</strong> „Alpen“ auf <strong>der</strong> Südinsel: hier fallen vielerorts<br />
alle Baumarten bis auf Nothofagus aus, die<br />
monotone Reinbestände bildet. Als Spezialstandorte<br />
beson<strong>der</strong>s auffällig sind im Hochgebirge<br />
Lawinenbahnen und Schuttfächer, auf<br />
denen niedrige Buschwäl<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> sommergrünen<br />
(!) Malvacee Hoheria glabrata wachsen,<br />
die an die Grünerlenbestände nemoraler Hochgebirge<br />
erinnern. Neben Hoheria gibt es übrigens<br />
noch eine zweite laubwerfende Kleinbaumart,<br />
nämlich die weitverbreitete Fuchsia excorticata.<br />
Von allen Lorbeerwaldgebieten hat Neuseeland<br />
die schlimmste Waldzerstömng erlitten. In<br />
diesem dünn besiedelten Land, das in Gestalt<br />
und Größe <strong>der</strong> italienischen Halbinsel gleicht,<br />
aber nur etwa 3 Millionen Menschen beherbergt,<br />
sind heute fast nur noch die unzugänglichen<br />
Gebirgslagen bewaldet. Von den riesigen entwaldeten<br />
Flächen werden nur kleine Teile, namentlich<br />
auf <strong>der</strong> Nordinsel sowie in einigen<br />
ebenen Bereichen im O <strong>der</strong> Südinsel, für den<br />
Acker- und Gartenbau genutzt. Alles übrige<br />
dient <strong>der</strong> Schafweide. Schon seit ihrem Beginn<br />
um 1850 hatte die europäische Besiedlung <strong>der</strong><br />
Inselgruppe in erster Linie kommerzielle Zwekke,<br />
nämlich die Schaffung von Schafzuchtgebieten<br />
zur Versorgung <strong>der</strong> britischen Wollindustrie.<br />
Hierfür wurde das natürliche Waldkleid<br />
rücksichtslos und systematisch vernichtet. Auch<br />
heute ist die Waldvernichtung noch nicht abge
Lorbeerwald 111<br />
schlossen, noch immer werden die heutigen<br />
Rän<strong>der</strong> des Waldes, vor allem am östlichen<br />
Gebirgsrand auf <strong>der</strong> Südinsel, durch ständiges<br />
Brennen weiter zurückgedrängt. Man hat geschätzt,<br />
daß in den lOOJahren von 1860 bis 1960<br />
etwa 3 Milliarden Schafe die Inselgruppe bevölkert<br />
haben; durch ihren Verbiß und Tritt wurden<br />
Vegetation und Boden so degradiert, daß<br />
ein Wie<strong>der</strong>aufkommen des natürlichen Waldes<br />
vielerorts kaum noch möglich erscheint. Auch<br />
die noch vorhandenen Wäl<strong>der</strong> in unzugänglichen<br />
Gebirgslagen - selbst in Naturschutzgebieten<br />
- sind übrigens stark von Degradation bedroht,<br />
und zwar durch eingebürgerte exotische<br />
Tiere. Neuseeland beherbergte von Natur aus<br />
keine großen pflanzenfressenden Säugetiere. Zur<br />
„Belebung <strong>der</strong> Landschaft“ wurden von den<br />
Siedlern u. a. europäische Rothirsche ausgesetzt,<br />
die sich infolge zusagenden Klimas und Fehlens<br />
natürlicher Feinde gewaltig vermehrt haben und<br />
die natürliche Vegetation erheblich schädigen.<br />
Inzwischen versucht man sie zwar durch Abschuß<br />
zu dezimieren, doch ist das im unbewohnten,<br />
unwegsamen Gebirge so gut wie aussichtslos.<br />
6.6 Südamerikanische Region<br />
In Südamerika bedeckt <strong>der</strong> Lorbeerwald ein großes<br />
Areal endang <strong>der</strong> Andenkette vom südlichen<br />
Mittelchile (bei etwa 38°S) bis zur antarktischen<br />
Waldgrenze auf Feuerland (55°S). Im Vergleich<br />
mit dem in vieler Hinsicht verwandten Gegenstück<br />
Neuseeland auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite des Pazifik<br />
zeigt dieses Gebiet eine stärkere Differenzierung<br />
<strong>der</strong> Vegetation, bedingt durch die weitere<br />
Erstreckung nach S sowie durch die starke<br />
Luv- und Leewirkung <strong>der</strong> ähnlich hohen, aber<br />
lückenlosen, quer zur Hauptwindrichtung stehenden<br />
Gebirgskette. Der reichste Waldtyp ist<br />
<strong>der</strong> sog. Valdivianische Regenwald, <strong>der</strong> das Küstengebirge<br />
und die Westhänge <strong>der</strong> hohen Andenkette<br />
einnimmt, südlich bis auf die Insel<br />
Chiloe. Es ist ein schwach perhumi<strong>der</strong> Wald <strong>der</strong><br />
Variante T2.H 1 (allerdings an <strong>der</strong> untersten<br />
Grenze von T2), <strong>der</strong> Höhen von 30-40 m erreichen<br />
kann. Dominierende Bäume sind das endemische<br />
A extoxicon punctatum , Eucryphia,<br />
Lau relia sowie W einmannia und N othofagus<br />
dombeyi, wobei <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> beiden letzten mit<br />
zunehmen<strong>der</strong> Meereshöhe, d. h. in kühleren<br />
Lagen, ansteigt. Häufig sind Lianen, darunter<br />
arealkundlich von beson<strong>der</strong>em Interesse die<br />
Abb. 114: Lorbeerwald<br />
(Notbofago-Peneetuni)<br />
im chilenischen Längstal<br />
am Lago Villarica.<br />
Mit sommergrünen<br />
Uberbäumen von N o<br />
thofagus obliqua (weiß)<br />
über <strong>der</strong> immergrünen<br />
Unterschicht (punktiert)<br />
aus Persea lingue,<br />
Laurelia sempervirens<br />
u. a.<br />
Aus Oberdörfer 1960. 0 1 2 3m
228 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
|rl<br />
Lardizabalacee Boquila sowie Hydrangea integerrima,<br />
einzige Art <strong>der</strong> Gattung auf <strong>der</strong> Südhalbkugel.<br />
Wie zu erwarten gibt es einen starken<br />
Epiphytenbesatz, allerdings überwiegend<br />
aus Farnen und Moosen, an Blütenpflanzen treten<br />
nur die Gesneriacee Sarmienta repens und die<br />
Bromeliacee Fascicularia bicolor auf. Auch in <strong>der</strong><br />
Bodenschicht können viele Farne vorhanden<br />
sein. Charakteristisch im Unterwuchs ist auch<br />
das Bambusgras Chusquea, das bei Auflichtung<br />
des Waldes zur Massenausbreitung neigt.<br />
Im zwischen den Gebirgsketten gelegenen<br />
chilenischen Längstal, wo die Nie<strong>der</strong>schläge geringer<br />
sind (T2.H 2), wird <strong>der</strong> Valdivianische<br />
Wald dadurch abgewandelt, daß eine sommergrüne<br />
Nothofagus-Krt, N. obliqua, hinzutritt. Diese<br />
kann über 40 m hoch werden und bildet gewöhnlich<br />
eine obere Baumschicht über einer<br />
etwa 30 m hohen unteren aus den Immergrünen<br />
Aextoxicon, Laurelia, E uayphia und Persea<br />
(Abb. 114). Eine generell-ökologische Ursache<br />
für das Auftreten dieses „Sommer-Lorheerwaldes“<br />
ist nicht zu erkennen: we<strong>der</strong> sind die<br />
Fröste stärker, noch gibt es eine winterliche Trokkenzeit<br />
- im Gegenteil, die Nie<strong>der</strong>schläge zeigen<br />
eine deutliche sommerliche Depression ähnlich<br />
wie im nördlich angrenzenden H artlaubwald.<br />
Es handelt sich hier also nicht um<br />
einen Ökoton in Richtung auf den Sommerwald,<br />
son<strong>der</strong>n um eine lokale Beson<strong>der</strong>heit.<br />
Nothofagus obliqua zeigt etwa das Verhalten einer<br />
langlebigen Pionierholzart; daß sie, wohl im<br />
Umkreis des Pleistozäns, sommergrün geworden<br />
ist, ist eher „Zufall“.<br />
Von <strong>der</strong> Insel Chiloe aus nach S wird das<br />
Klima immer kühler (T3.H1). Der hier an <strong>der</strong><br />
Westseite überall perhumide, oft durch Hochmoore<br />
unterbrochene Wald verarmt und wird<br />
meist allein von <strong>der</strong> immergrünen Nothofagus<br />
betuloides dominiert, neben <strong>der</strong> noch Weinmannia<br />
und Drimys winteri eine Rolle spielen<br />
können; die Bestandeshöhe sinkt in Richtung<br />
auf die polare Waldgrenze auf unter 10 m ab.<br />
Ähnlich wie nach S kommt es im valdivianischen<br />
Bereich auch gegen die alpine Waldgrenze<br />
hin zur<br />
Dominanz: in höheren<br />
Gebirgslagen bleibt nur N. dombepi übrig.<br />
Diese reicht jedoch meist nicht bis ganz oben;<br />
direkt unter <strong>der</strong> Waldgrenze (ungefähre Höhenlage:<br />
bei 38°S 1700 m, 45°S 1300 m, 50°S 900 m,<br />
53°S 400 m) findet sich gewöhnlich ein 100-<br />
200 Höhenmeter breites Band, das von sommergrünem<br />
Wald o<strong>der</strong> Krummholz aus Nothofagus<br />
pumilio bzw. N . antárctica besiedelt ist (vgl. auch<br />
Abb. 160, S. 317, Abb. 178.15 u. 16, S. 355).<br />
Diese subalpinen Wäl<strong>der</strong> haben physiognomische<br />
und auch klimatische Ähnlichkeit mit subalpinen<br />
Buchenwäl<strong>der</strong>n mitteleuropäischer Gebirge,<br />
z. B. <strong>der</strong> Vogesen.<br />
Noch größer wird die Ähnlichkeit mit nemoralen<br />
Verhältnissen an <strong>der</strong> Ostseite <strong>der</strong> Andenkette.<br />
Hier, im Regenschatten des Gebirges,<br />
dehnt sich die patagonische Wüste aus. Am<br />
unmittelbaren Gebirgsfuß gibt es aber einen<br />
schmalen Streifen, in dem einerseits die Nie<strong>der</strong>schläge<br />
für Wald noch ausreichen und an<strong>der</strong>erseits<br />
regelmäßig Fröste unter -1 0 °C auftreten,<br />
denen die empfindlichen Lorbeergehölze<br />
wie Nothofagus dombeyi nicht gewachsen sind.<br />
Dies ist die einzige - wenn auch orographisch<br />
bedingte - Stelle <strong>der</strong> Australen Zone, wo Klimabedingungen<br />
nemoralen Charakters Vorkommen.<br />
Dementsprechend wächst hier ein sommergrüner<br />
Laubwald aus Nothofagus pumilio, <strong>der</strong><br />
in den klimatisch und edaphisch günstigsten<br />
Lagen 30 m Höhe erreichen kann. Das Klimaxgebiet<br />
dieses „austro-nem oralen“ Sommerwaldes,<br />
<strong>der</strong> dem nordhemisphärischen durchaus<br />
entspricht, zieht sich mit wenigen Unterbrechungen<br />
an den Anden entlang von etwa<br />
40°S bis nach Feuerland.<br />
Zum Schluß noch einige Bemerkungen zur<br />
Rolle <strong>der</strong> Koniferen. Während die Podocarpaceen<br />
(Podocarpus, Saxegothaed) ± in den normalen<br />
Wald eingeglie<strong>der</strong>t sind, neigen die übrigen<br />
mehr zur Entmischung, so Pilgerodendron<br />
und Fitzroya in moorig-sumpfigen, Austrocedrus<br />
und Araucaria in flachgründig-trockenen Lagen.<br />
Die beiden letzten können aber im Innern und<br />
am Ostrande <strong>der</strong> Hauptgebirgskette eine beson<strong>der</strong>e,<br />
klimaxähnliche Stellung einnehmen. So<br />
bildet Araucaria araucana größere Wäl<strong>der</strong> im Gebirge<br />
bei etwa 38-40°S in Höhenlagen zwischen<br />
700 und 1700 m. Dieses Gebiet ist klimaökologisch<br />
als Dreiecks-Ökoton zwischen dem<br />
Lorbeerwald, dem austro-nemoralen Sommerwald<br />
und dem Hartlaubwald anzusehen; am<br />
Östrand in Argentinien entspricht das Klima<br />
etwa dem des Nemoralen Nadelwaldes. Letzteres<br />
gilt auch für viele Bestände von Austrocedrus<br />
chilensis, die, teils sogar als Offenwäl<strong>der</strong>, am<br />
Westrand <strong>der</strong> patagonischen Wüste zwischen<br />
38 und 43°S auftreten (Abb. 115; vgl. auch<br />
178.16).<br />
Neben dem bisher besprochenen Hauptteil,<br />
<strong>der</strong> Chilenischen Unterregion (6 .6 .a), gibt es
Lorbeerwald 229<br />
noch zwei kleine disjunkte etageale Vorkommen<br />
weit im N. Die Südbrasilianische Unterregion<br />
(6.6 .b), meist als Gebiet <strong>der</strong> südbrasilianischen<br />
Araukarienwäl<strong>der</strong> bezeichnet, bedeckt das<br />
Hochplateau <strong>der</strong> drei Südstaaten (Paraná, Sta.<br />
Catarina, Rio Grande do Sul) in Höhenlagen<br />
oberhalb etwa 600-800 m. Das Klima ist allgemein<br />
vom Typ T2.H2, wobei beide Merkmale<br />
eher im oberen Grenzbereich liegen. Der Wald<br />
ist vegetationsökologisch ein echter Lorbeerwald<br />
ohne ökotonalen Charakter, obwohl er weithin<br />
von <strong>der</strong> Konifere A raucaria angustifolia beherrscht<br />
wird. In <strong>der</strong> zweiten Baumschicht unter<br />
ihrem Kronendach finden sich Vertreter typischer<br />
Lorbeerwald-Familien (Abb. 116). Eine<br />
weitere wichtige Baumart ist Podocarpus lambertii,<br />
<strong>der</strong> an edaphisch feuchten Stellen die Dominanz<br />
übernimmt. In <strong>der</strong> Strauchschicht kann<br />
an sehr feuchten Stellen <strong>der</strong> Baumfarn Dicksonia<br />
sellowiana auftreten.<br />
Die dritte, die Tucumanische Unterregion<br />
(6 .6 .c), bildet entlang den Osthängen <strong>der</strong> Anden<br />
in Südbolivien und Nordargentinien eine<br />
Höhenstufe, die etwa von 800-1000 m bis<br />
3000 m reicht (H ueck 1953, 1954; vgl. Abb.<br />
178.4). Klimatisch entspricht sie <strong>der</strong> Variante<br />
T2.H3 bzw. in den höheren Lagen T3.H 3. Der<br />
winterlichen Nie<strong>der</strong>schlagsdepression entspricht<br />
J O r m<br />
Abb. 115: Koniferenwäl<strong>der</strong><br />
am Ostrande <strong>der</strong> Anden<br />
in Argentinien.<br />
A: Araucaria araucana {Carici-Araucarietum),<br />
Paso<br />
Tromen (Prov. Neuquén),<br />
Höhenlage 1180 m. Älteste<br />
Bäume etwa 200 Jahre.<br />
In <strong>der</strong> Strauchschicht vereinzelt<br />
die sommergrüne<br />
Nothqfagus pumilio.<br />
B: Auslrocedrus chilensis<br />
(Gavileo-A ustrocedretum),<br />
Epuyen (Prov. Chubut),<br />
320 m. Älteste Bäume etwa<br />
160 Jahre. In <strong>der</strong> Strauchschicht<br />
die Immergrünen<br />
Lomatia hirsuta und Notho-<br />
Jagus dombeyi.<br />
Aus Seibert 1972.
230 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
- 1 ^ i i<br />
O co tea . p o r o s a . íímbiLta)<br />
¿^/‘auûar/fi ('pmhe/ro ^<br />
-I3 0<br />
20<br />
- 10<br />
¿ H efkrü s ^ á b r0 C (^ rn f‘ äe-t>aai)<br />
¿o^e/'/itia fguam/r/m-'fisrro) '<br />
Û/Jûph(///u£‘ pi/a/Yj^/f/cu^ fcof/coff)<br />
yieafmfte^ra isftee o kifa faüfteJa-am arvi^J<br />
Si/a/fpe/v specjo^a (ÿuapiré)<br />
Ocobsa pulekgJla (eairela'loiean^)<br />
Abb. 116: Blockdiagramm eines Araukarienwaldes in Siidbrasilien.<br />
ln <strong>der</strong> zweiten Baumschicht hauptsächlich Lauraceae {Nectandra, Ocotea) und Cunoniaceae (Berlangera —<br />
Lamanonia), daneben oft auch Ilex; im Unterwuchs neben Clethra und Drimys Myrtaceae {Calyptranthus) und<br />
Bambusgräser (Merostachys). - Aus Klein 1984.<br />
das Auftreten einiger sommergrüner Bäume, die<br />
hier sogar holarktischen Gattungen angehören.<br />
Im unteren Teil, bis etwa 1700 m, sind die Hauptbaum<br />
arten P odocarpu s p a rla to rei und die<br />
sommergrüne Juglans australis sowie Eugenia und<br />
an<strong>der</strong>e Myrtaceen an beson<strong>der</strong>s feuchten Stellen<br />
(z. B. in Nebelwaldsituationen); hinzu kommen<br />
Ilex argentina, Prunus tucumanensis, Crinodendron<br />
tucumana u. a. Immergrüne. Nach oben<br />
geht dieser bis über 20 m hohe Sommer-Lorbeerwald<br />
allmählich in einen rein sommergrünen<br />
Wald aus Ainus jorullensis über, <strong>der</strong> bis 2700 m<br />
reichen kann; hier finden sich neben Sambucus<br />
peruviana auch in <strong>der</strong> Krautschicht Sippen holarktischer<br />
Provenienz. Die oberste, subalpine<br />
Stufe wird aus Polylepis australis gebildet, die als<br />
einzige Art <strong>der</strong> Gattung ebenfalls sommergrün<br />
sein soll.<br />
Die Lorbeerwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Region 6 .6 sind auch<br />
nach <strong>der</strong> europäischen „Conquista“ noch lange<br />
im Naturzustände geblieben, da die Spanier bzw.<br />
Portugiesen sich vorzugsweise in den wechselfeuchten<br />
Gebieten nie<strong>der</strong>ließen. Sowohl in Südchile<br />
als auch in Südbrasilien holte man dann<br />
im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t zur „Erschließung“ <strong>der</strong><br />
Lorbeerwaldgebiete deutsche Siedler ins Land,<br />
<strong>der</strong>en Spuren auch heute noch deutlich sind. In<br />
Chile ist das Längstal heute weitgehend landwirtschaftlich<br />
genutzt, während die Gebirgslagen<br />
noch stärker bewaldet sind, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> südliche<br />
Teil in Patagonien ist noch überwiegend<br />
Waldwildnis; die Exploitation mit mo<strong>der</strong>nen<br />
Maschinen ist aber vielerorts im Gange. In Südbrasilien<br />
blieben auf dem Plateau zunächst noch<br />
größere Waldgebiete übrig, doch führte <strong>der</strong> große<br />
Wert des Araukarienholzes schon bald dazu,<br />
daß diese ehemals dominierende Baumart in<br />
großem Ausmaße abgeholzt wurde und heute<br />
nur noch auf kleinen Bmchteilen ihres ursprünglichen<br />
Areals vorkommt.<br />
6.7 Südafrikanische Region<br />
Diese Region umfaßt ein wenig ausgedehntes<br />
zonales Gebiet an <strong>der</strong> Südküste (am besten erhalten<br />
in dem bekannten Knysna-Wald) und<br />
zieht von dort aus als mehrfach unterbrochenes<br />
etageales Band an <strong>der</strong> Außenkante <strong>der</strong><br />
Drakensberg-Schichtstufe entlang bis nach<br />
Simbabwe. Das Klima ist im S T2.H2 und geht<br />
nach N mehr in T2.H3 über. Die typische südhemisphärische<br />
Lorbeerwaldflora ist zwar vorhanden,<br />
aber doch ziemlich ausgedünnt. Teilweise<br />
aufgefüllt werden die Lücken durch spezielle<br />
Sippen, so die baumförmige Scrophulariacee<br />
H alleria lucida, mehrere endemische<br />
Celastraceen und Anacardiaceen o<strong>der</strong> Tricho-
Hartlaubwald 231<br />
cladus als einzige Hamamelidacee <strong>der</strong> Südhalbkugel.<br />
Nicht zu übersehen ist aber eine erhebliche<br />
Beimischung von Elementen tropischer<br />
Verwandtschaft, die auch dadurch begünstigt<br />
wird, daß die Frosteinwirkungen gering<br />
sind: meist liegen die absoluten Minima im<br />
Bereich von 0 °C, so daß nur in topographisch<br />
ungünstigen Lagen tatsächlich schwache Fröste<br />
auftreten. Auffallendste Dominante <strong>der</strong> zonalen<br />
Wäl<strong>der</strong> im S ist Podocarpus falcatus, <strong>der</strong> bis<br />
45 rri hoch wird und als Uberbaum auftreten<br />
kann. Im normalen Kronendach gibt es daneben<br />
P. latifolius-, wichtig sind hier auch Ocotea<br />
bullata, Cunonia capensis, Platylophus trifoliatus,<br />
Olea capensis, Rapanea melanophloeos, Ilex mitis,<br />
Faurea macnaughtonii, Prunus africana, Curtisia<br />
dentata u. a. Als starkwüchsige Liane sei Rhoicissus<br />
tomentosa erwähnt. Epiphyten sind nicht sehr<br />
häufig, umfassen aber neben Farnen auch<br />
Gesneriaceen (Streptocarpus) sowie die auch terrestrisch<br />
wachsende Clivia. An feuchten Stellen<br />
wächst <strong>der</strong> Baumfarn Cyathea capensis\ an Waldrän<strong>der</strong>n<br />
fallen die KJeinschopfbäume <strong>der</strong> Gattung<br />
Strelitzia auf In den nördlichen, etagealen<br />
Teilen <strong>der</strong> Region, wo die Nie<strong>der</strong>schläge ein<br />
Winterminimum zeigen, sind auch Laubwerfende<br />
beigemischt, die aber sämtlich zu Sippen<br />
des Regengrünen Waldes gehören.<br />
Vom Menschen wurde <strong>der</strong> Lorbeerwald an<br />
<strong>der</strong> Südküste wegen seiner leichten Zugänglichkeit<br />
von <strong>der</strong> See her schon seit langem exploitiert<br />
und seiner wertvollsten Elolzarten {Podocarpus,<br />
Ocotea) beraubt; die randlichen Teile wurden<br />
vielfach in Hartlaubgebüsch (anthropogenen<br />
Fynbos) umgewandelt.<br />
7 Hartlaubwald<br />
Dieser Vegetationstyp wurde schon früh als solcher<br />
erkannt und benannt, weil er für die im<br />
nemoralen Europa beheimateten „Väter <strong>der</strong><br />
<strong>Pflanzengeographie</strong>“ als exotisches Symbol des<br />
Südens sozusagen vor <strong>der</strong> Tür lag. Der Name<br />
Hartlaubwald, von Brockmann-Jerosch & Rü-<br />
BEL in Durisilva latinisiert, ist heute weltweit akzeptiert,<br />
und auch über die Zugehörigkeit <strong>der</strong><br />
über beide Hemisphären verstreuten fünf Regionen<br />
gibt es keine Kontroversen. Trotzdem<br />
könnte man fragen, ob hier wirklich eine eigenständige<br />
Formation vorliege o<strong>der</strong> nur eine trokkenresistente<br />
Variante des Lorbeerwaldes. Das<br />
namengebende Merkmal <strong>der</strong> „harten“ (skleromorphen)<br />
Blätter ist wenig distinkt, es gibt sowohl<br />
im typischen Lorbeerwald Sippen mit recht<br />
harten als auch im Hartlaubwald solche mit relativ<br />
weichen, fast mesomorphen Blättern. Doch<br />
sind die Unterschiede in an<strong>der</strong>er Hinsicht recht<br />
deutlich: nicht nur die Flora kann große Eigenständigkeit<br />
zeigen, son<strong>der</strong>n auch das Ensemble<br />
<strong>der</strong> edaphisch bedingten Abwandlungsmöglichkeiten<br />
weicht von dem im Lorbeerwald ab.<br />
Klimabedingungen (Abb. 117)<br />
Hauptmerkmal des Klimas <strong>der</strong> Hartlaubwaldgebiete,<br />
auch als „Etesienklima“ bezeichnet, ist<br />
die sommerliche Dürrezeit, die 2 bis über 6 Monate<br />
dauern kann. Ihr Auftreten ist ein Indiz<br />
für die Ökoton-Situation dieser Domäne zwischen<br />
Lorbeerwald und Wüste. Dementsprechend<br />
zeigt die hygrische Klimakomponente<br />
einen Gradienten <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge, <strong>der</strong><br />
für die Wüchsigkeit des Waldes bestimmend ist.<br />
Er reicht von über 800 bis unter 300 mm und<br />
läßt sich in 3 hygrische Klimatypen glie<strong>der</strong>n:<br />
H l : Nie<strong>der</strong>schlag hoch, weit über 800 mm, dabei<br />
zugleich scharfer Kontrast zwischen<br />
den Jahreszeiten, mindestens 3 Dürremonate<br />
im Sommer (an<strong>der</strong>nfalls wäre die<br />
Vegetation Lorbeerwald vom Typ H3).<br />
H2: Nie<strong>der</strong>schlag etwa 500-800 mm.<br />
H3: Nie<strong>der</strong>schlag unter 400 mm. Marginaler<br />
Klimatyp nahe <strong>der</strong> hygrischen W aldgrenze.<br />
In thermischer Hinsicht ist die Variationsbreite<br />
geringer als im Lorbeerwald: da die Domäne nirgends<br />
in die Nähe <strong>der</strong> antarktischen Waldgrenze<br />
reicht, fehlen Gebiete mit kühlen Sommern.<br />
Meistens entsprechen die Temperaturen T I, aber<br />
auch T2 tritt auf an Küsten mit kühlem Meerwasser<br />
z. T. an <strong>der</strong> unteren Grenze.<br />
Gewöhnlich sind <strong>der</strong> hygrische und <strong>der</strong> thermische<br />
Gradient gegenläufig: mit zunehmen<strong>der</strong><br />
Temperatur nimmt die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge ab.<br />
Da <strong>der</strong> Sommer zugleich Trockenzeit ist, sind<br />
die höchsten Temperaturen hier die ökologisch<br />
ungünstigsten.<br />
Sippenbestand<br />
Betrachtet man allein die (obere) Baumschicht,<br />
so hat man durchaus den Eindruck einer „verdünnten“<br />
Lorbeerwaldflora: die Bäume gehören<br />
durchweg denselben Familien an, aber die
232 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
o © © ©<br />
0<br />
CHERAT 0 3 0 8 m ) 18,0® 727<br />
T1.H2<br />
(7.2.b) T1.H2 (7.1.b) T1.H2<br />
V 7 7 7 7 7 7 7 ~ ~ .r/------------- 777/1<br />
(7.5.b) T2.H1 (7.5.a)<br />
© ©<br />
12<br />
Abb. 117: Klima im Bereich des Hartlaubwaldes.<br />
Län<strong>der</strong>: 1 S-Türkei, 2 Italien (Apulien), 3 Kalifornien (am Längstal), 4 Griechenland (Kykladen), 5 N-Pakistan,<br />
6 Arizona, 7 SO-Australien (New South Wales), 8 SW-Australien, 9 Südafrika (SW-Kapland), 10 M-Chile (Prov.<br />
Colchagua), 11 M-Chile, 12 Kalifornien (Küste).<br />
Zahl <strong>der</strong> Gattungen ist viel geringer. An<strong>der</strong>s sieht<br />
es bei den Kleinbäumen und Sträuchern aus,<br />
die in dieser Formation eine sehr wesentliche<br />
Rolle spielen. Hier treten einerseits eine Reihe<br />
von Sippen auf, die dem typischen Lorbeerwald<br />
fremd sind, darunter auch Endemiten; an<strong>der</strong>erseits<br />
hat in bestimmten Familien bzw. Gattungen<br />
eine extreme Differenzierung stattgefunden,<br />
die zu sehr hohen Artenzahlen geführt hat. Diese<br />
Aspekte sehen aber in den einzelnen Regionen<br />
sehr verschieden aus; insgesamt ist die Verwandtschaft<br />
zwischen den Regionen, selbst innerhalb<br />
<strong>der</strong>selben Hemisphäre, geringer als beim<br />
Lorbeerwald.<br />
Bestandesstruktur, Lebensformen, Aspekte,<br />
Abwandlungen<br />
Als „normaler“ Durchschnittstyp des Hartlaubwaldes<br />
sei die Variante T2.H2 betrachtet.<br />
Sie kann im besten Falle als ein dichter, 20-30<br />
m hoher Wald ausgebildet sein, wobei das<br />
Kronendach entwe<strong>der</strong> als einheitliche Schicht<br />
erscheint o<strong>der</strong> in obere und untere Baumschicht<br />
geglie<strong>der</strong>t ist (ein abweichen<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>fall sind<br />
die australischen Eucalyptm^'i^A^x, S. 245). Solche<br />
Bestände enthalten wegen <strong>der</strong> Kombination<br />
von Lichtmangel und sommerlichem Wassermangel<br />
(verstärkt durch die Wurzelkonkur
Hartlaubwald 233<br />
renz <strong>der</strong> Bäume) nur einen geringen Unterwuchs<br />
aus immergrünen Kleinsträuchern und Chamäphyten<br />
sowie wenigen Hemikryptophyten. Sie<br />
nehmen aber meist nur die günstigsten Abschnitte<br />
des edaphischen Vegetationsmosaiks<br />
ein. Die rigorosen Klimabedingungen führen<br />
dazu, daß schon edaphisch mäßig trockene/<br />
arme/flachgründige o<strong>der</strong> sonnenexponierte<br />
Standortsvarianten, die unter humiden Verhältnissen<br />
nur unwesentliche floristische Verän<strong>der</strong>ungen<br />
hervorrufen würden, zu einer Beeinträchtigung<br />
des Baumwuchses führen. Höhe und<br />
Dichte <strong>der</strong> Baumschicht werden reduziert, und<br />
die geringere Beschattung erlaubt die stärkere<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Strauchschicht. Diese kann 3-<br />
6 m hoch und sehr dicht sein; je ungünstiger<br />
die edaphischen Bedingungen werden, umso<br />
niedriger und lockerer wird sie, bis auf den<br />
extremsten Standorten nur lockere, unter 1 m<br />
hohe Bestände (Heiden) übrig bleiben, die oft<br />
aus Kleinsträuchern mit erikoi<strong>der</strong> (nadelförmiger)<br />
Belaubung bestehen. In solchen offenen Beständen<br />
finden dann auch Geophyten und<br />
Therophyten Platz, die ihre oberirdische Präsenz<br />
± auf das feuchte Winterhalbjahr beschränken.<br />
Die offenen (Nichtwald-) Formationen mit den<br />
genannten Lebensformen bilden einen integralen<br />
Bestandteil des Ökosystems Hartlaubwald.<br />
Ebenso ist auch ihr Sippeninventar eine charakteristische<br />
Komponente <strong>der</strong> Flora <strong>der</strong> Hartlaubwalddomäne;<br />
die an sich naheliegende<br />
Annahme, die offenen Stellen würden von Elementen<br />
aus den angrenzenden Gebieten <strong>der</strong><br />
Trockengehölze und Wüsten besiedelt werden,<br />
trifft nur in Ausnahmefällen zu.<br />
Die aspektbestimmenden immergrünen Gehölze<br />
sind - zumindest mehrheitlich - durch<br />
ihre sklerophylle Belaubung gekennzeichnet. Als<br />
anatomisch-morphologische Merkmale <strong>der</strong> Blätter<br />
treten auf; relative Dicke (oft mehrere Lagen<br />
Palisadenparenchym); viel Sklerenchym; sehr<br />
dichte Kutikula, z. T. noch zusätzliche Wachsüberzüge;<br />
sehr viele, sehr dicht schließende<br />
Spaltöfthungen; Haare als Verdunstungsschutz;<br />
Glanz o<strong>der</strong> senkrechte Orientierung <strong>der</strong> Blätter<br />
zur Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sonneneinstrahlung;<br />
Nadel- o<strong>der</strong> Schuppenform. Die Sträucher sind<br />
nicht selten dornig, auch Rutensträucher mit<br />
reduzierten Blättern können häufig sein. Neben<br />
den Immergrünen kommen auch Laubwerfende<br />
vor.<br />
Innerhalb des beschriebenen Vegetationsmosaiks<br />
kann es in <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> offenen<br />
Stellen zu einer Anhäufung von Koniferen<br />
{Pinus, Cupressaceen) kommen. Diese spielen<br />
oft auch als Pionierhölzer in <strong>der</strong> Sukzession nach<br />
Waldzerstörung eine Rolle. Flußauen werden<br />
ähnlich wie im Lorbeerwaldgebiet in <strong>der</strong> Meridionalen<br />
Zone meist von Sommergrünen, in <strong>der</strong><br />
Australen von Myrtaceen besetzt.<br />
Die offenen, mit ± dichtem Gesträuch bestandenen<br />
natürlichen Lichtungen sind die von<br />
Natur aus verwundbarsten Stellen des Hartlaubwaldes.<br />
Im heißen und zugleich trockenen<br />
Sommer können hier leicht Brände entstehen.<br />
Die Entzündungsgefahr wird noch dadurch verstärkt,<br />
daß viele Straucharten Harze, ätherische<br />
Öle u. ä. Substanzen enthalten, die wohl <strong>der</strong><br />
Abwehr von Freßfeinden dienen. Von den Gebüschen<br />
greift <strong>der</strong> Brand auf den Wald über,<br />
und so ist <strong>der</strong> Hartlaubwald nach dem Regengrünen<br />
Wald <strong>der</strong> am meisten brandgefährdete<br />
Waldtyp. Das hat vielerorts zu einer starken<br />
Ausbreitung <strong>der</strong> Gebüsche (als Feuerklimax) auf<br />
Kosten des Waldes geführt. Daß das nicht erst<br />
ein Ergebnis <strong>der</strong> Tätigkeit des Menschen ist,<br />
beweist das Vorkommen typischer Pyrophyten.<br />
Im übrigen ist aber <strong>der</strong> Einfluß des Feuers in<br />
den einzelnen Regionen sehr verschieden groß,<br />
und infolgedessen zeigt auch die Physiognomie<br />
<strong>der</strong> Gesamtvegetation große Unterschiede.<br />
Die Phänologie <strong>der</strong> Hartlaubwäl<strong>der</strong> entspricht<br />
dem Klimagang. Günstigste Jahreszeiten<br />
sind Frühling und Herbst, wenn die Temperaturen<br />
schon/noch relativ hoch und die Nie<strong>der</strong>schläge<br />
noch/schon im Gange sind. Die meisten<br />
Immergrünen treiben im Frühling ± synchron<br />
aus, zusammen mit ihnen auch die in<br />
<strong>der</strong> Meridionalen Zone zuweilen beigemischten<br />
Sommergrünen. Unter den Sträuchern gibt<br />
es aber vereinzelt auch Regengrüne mit umgekehrter<br />
Abfolge; Austrieb im Herbst, Blattabwurf<br />
im Frühsommer (so Euphorbia dendroides<br />
im südlichen Mittelmeergebiet). Regengrün sind<br />
auch die meisten Geophyten; ihr Lebenszyklus<br />
beginnt oft mit <strong>der</strong> Blüte im Herbst und anschließen<strong>der</strong><br />
Entwicklung <strong>der</strong> Blätter, die im<br />
nächsten Sommer vergilben. Die Therophyten<br />
keimen gewöhnlich im Herbst und kommen im<br />
Spätwinter bis Frühling zur Blüte. Bei den immergrünen<br />
Gehölzen kann die Blütezeit sowohl<br />
im Frühling wie im Herbst liegen, zuweilen aber<br />
auch in an<strong>der</strong>en Jahreszeiten.
234 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
m<br />
Varianten und Regionen<br />
Gegenüber dem beschriebenen Normaltyp<br />
T2.H2 ist die seltene Variante T2.H1 beson<strong>der</strong>s<br />
gutwüchsig (S. 246). Die H3-Varianten, beson<strong>der</strong>s<br />
T1.H3, umfassen die niedrigen Bestände<br />
nahe <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze, die selten mehr<br />
als 10 m hoch werden; edaphische Extrem <br />
standorte wirken sich hier beson<strong>der</strong>s stark aus<br />
und können schon Florenelemente aus den<br />
semiariden und ariden Gebieten enthalten.<br />
Von den fünf Regionen (Abb. 118) sind zwei<br />
holarktisch, die Kalifornisch-Mexikanische Region<br />
(7.1) und die Mediterrane Region (7.2).<br />
Die übrigen, in <strong>der</strong> Australen Zone, verteilen<br />
sich wie<strong>der</strong> auf die drei südlichen Florenreiche;<br />
die Chilenische Region (7.3) gehört zur Holantarktis,<br />
die Kapländische Region (7.4) zur<br />
Kapensis und die Australische Region (7.5) zur<br />
Australis. Dabei sind die beiden letzten Florenreiche<br />
vorrangig durch Hartlaubwald-Sippen<br />
charakterisiert.<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Die meisten Hardaubgebiete sind heute, mindestens<br />
im Vergleich mit ihrer jeweiligen Umgebung,<br />
ziemlich dicht besiedelt. Am nachteiligsten hat<br />
sich <strong>der</strong> Einfluß des Menschen infolge <strong>der</strong> seit<br />
vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten sehr dichten Besiedlung in<br />
<strong>der</strong> Vegetation <strong>der</strong> Mediterranen Region ausgewirkt.<br />
Näheres siehe bei den Regionen.<br />
7.1 Kalifornisch-Mexikanische Region<br />
Die typische Ausbildung <strong>der</strong> westamerikanischen<br />
Hartlaubvegetation findet sich in zonaler<br />
Lage in <strong>der</strong> Kalifornischen Unterregion<br />
(7. La). Das Klima entspricht hier im Küstenbereich<br />
infolge <strong>der</strong> kalten Meeresströmung T2,<br />
in <strong>der</strong> Umrahmung des Längstales T I. Hygrisch<br />
sind die nördlichen Randgebiete H2, <strong>der</strong> größte<br />
Teil ist aber trockener (H3), und <strong>der</strong> innere<br />
Bereich des Längstales hat schon fast Wüstenklima.<br />
Infolge des stark gebirgigen Terrains gibt<br />
es viele höhen- und expositionsbedingte Übergänge<br />
zwischen diesen Varianten sowie zwischen<br />
ihnen und den Ausläufern des Nemoralen Nadelwaldes,<br />
die in höheren Gebirgslagen nach S<br />
ausstreichen.<br />
Wichtigste Vertreter <strong>der</strong> Baumschicht sind<br />
Eichen. Es kommen etwa 10 baumförmige ¿«ercus-Aiten<br />
vor, darunter allerdings 4 sommergrüne.<br />
Weitere immergrüne Laubbäume sind Castanopsis<br />
chrysophylla, Lithocarpus densiflora, Umbellularia<br />
californica und Arbutus menziesii. Alle<br />
vier zeigen ihre beste Entwicklung in den nördlichen<br />
bzw. höheren Lagen mit T2.H2-Bedingungen<br />
und reichen noch ± weit in die Domäne<br />
des Nemoralen Nadelwaldes hinein (Näheres<br />
hierzu S. 281, 282). Zum Bauminventar gehören<br />
aber auch eine Reihe von Koniferen (abgesehen<br />
von denen, die aus dem Nemoralen Nadelwald<br />
übergreifen), nämlich mehrere in <strong>der</strong><br />
Hartlaubregion endemische Pinus- und Cupres-<br />
'i lr-<br />
, L.<br />
Abb. 118: Verbreitung des Hartlaubwaldes (7, schräg schraffiert und Dreiecke) und <strong>der</strong> Pampa (8, senkrecht<br />
schraffiert).
Hartlaubwald 235<br />
i«j-Arten. Neben solchen mit sehr kleinen,<br />
endemitischen Arealen {Pinus radiata, Cupressus<br />
macrocarpa) sind darunter auch solche mit weiterer<br />
Verbreitung (z. B. Pinus sabiniand).<br />
Viel größer ist die Zahl <strong>der</strong> immergrünen<br />
Sträucher, meist von etwa 2-6 m Wuchshöhe<br />
(Abb. 119). Hierzu gehören auch 5 Quercus-hiten,<br />
die niemals baumförmigen Wuchs erreichen,<br />
dazu Arten von Rhamnus, Rhus, Myrica,<br />
Dendromecon, Garrya, die Rosaceen Heteromeies,<br />
Adenostoma, Cercocarpus, u. a. Beson<strong>der</strong>s charakteristisch<br />
sind zwei Gattungen, die hier ihr Mannigfaltigkeitszentrum<br />
haben, nämlich Arctoslaphylus<br />
(über 20 Arten) und Ceanothus (über<br />
25 Arten). Daneben gibt es auch einzelne Sommergrüne,<br />
so den berüchtigten Giftsumach Rhus<br />
{Toxicodendron) diversiloba.<br />
Diese große Menge an Straucharten ist kein<br />
Zufall. Sie sind nämlich die Lebensform, die in<br />
Kalifornien als sog. Chaparral weiträumig das<br />
Landschaftsbild beherrscht. Diese Strauchformation,<br />
<strong>der</strong>en Hauptverbreitung in Gegenden<br />
mit etwa 300-650 mm Nie<strong>der</strong>schlag liegt,<br />
ist vielerorts sicherlich durch die Kombination<br />
ungünstiger Nie<strong>der</strong>schlags- und Bodenverhältnisse<br />
bedingt. Ihr großflächiges Auftreten ist aber<br />
die Folge natürlicher Brände, d. h. <strong>der</strong> Chaparral<br />
ist eine Feuerklimax. In dem sehr dichten, z. T.<br />
mit harzigen Blättern versehenen Gebüsch breiten<br />
sich einmal ausgebrochene Brände sehr<br />
schnell aus. Dabei werden die oberirdischen<br />
Triebe abgetötet; <strong>der</strong> unterirdische Teil bleibt<br />
aber bei den meisten am Leben und schlägt bald<br />
wie<strong>der</strong> aus (schon nach 6 Wochen können die<br />
Stockausschläge über 1 m hoch sein). Nur wenige<br />
Arten sind nicht an das Überleben <strong>der</strong> Brände<br />
angepaßt; sie verjüngen sich durch Samen,<br />
die auf den abgebrannten Flächen gute Keimungsbedingungen<br />
finden. Letzteres gilt auch<br />
für Therophyten, die nach Bränden für kurze<br />
Zeit in dem offenen Gelände auftreten können.<br />
Auch einige Geophyten kommen vor, die meist<br />
nach dem Brand zur Blüte kommen, während<br />
sie in dem intakten Gebüsch nur ein kümmerliches<br />
vegetatives Leben fristen. Die Gebüsche<br />
sind so dicht und schattig, daß ein Eindringen<br />
von Bäumen kaum möglich ist. Erst wenn längere<br />
Zeit keine Brände auftreten, erreichen manche<br />
Sträucher die Altersgrenze, <strong>der</strong> Bestand wird<br />
lückig, und Baumjungwuchs kann aufkommen,<br />
sofern diasporenliefernde Bäume nahe genug<br />
stehen. So ist <strong>der</strong> Chaparral mancherorts mit<br />
einzeln stehenden höheren Bäumen durchsetzt.<br />
die ihre Existenz dem zufälligen Auftreten solcher<br />
Lücken verdanken. Hierunter gibt es<br />
pyrophytische Kiefernarten, die mit Hilfe sehr<br />
dicker Borke Brände überstehen und zugleich<br />
dicht geschlossene Zapfen haben, die sich nur<br />
bei Hitzeeinwirkung öffnen, so daß <strong>der</strong> Brand<br />
für die Aussamung nötig ist.<br />
Die genannten feuer-adaptiven Eigenschaften<br />
<strong>der</strong> Chaparralflora zeigen, daß das Feuer in<br />
Kalifornien ein natürlicher Standortsfaktor sein<br />
muß und nicht erst als Folge menschlicher Tätigkeit<br />
aufgetreten ist, wie man zuweilen, aufgrund<br />
von Vergleichen mit <strong>der</strong> mediterranen<br />
„Macchie“, angenommen hat.<br />
Neben den Chaparral-Gebüschen gibt es<br />
auch natürliche Klein- und Zwergstrauchheiden,<br />
die z. B. an beson<strong>der</strong>s flachgründigen Standorten<br />
Vorkommen. Sie sind nicht sehr artenreich;<br />
auffällig sind einige Salvia- und Eriogonum-Axten;<br />
hinzu kommen schon Sippen mit Hauptverbreitung<br />
in den benachbarten Wüsten, wie<br />
Artemisia. Offene Stellen in solchen Gesellschaften<br />
sind die natürlichen Standorte <strong>der</strong> zahlreichen<br />
in Kalifornien endemischen, oft sehr schön<br />
blühenden Therophyten, die heute auf anthropogen<br />
vegetationsarmen Flächen in großen<br />
Mengen auftreten können.<br />
Als Fremdkörper in <strong>der</strong> kalifornischen Hartlaublandschaft<br />
erscheinen die Flußauen, Bachauen<br />
und Schluchtwäl<strong>der</strong>, in denen off Sommergrüne<br />
nemoraler Verwandtschaft dominieren,<br />
wie Platanus, Juglans, Fraxinus, Populus, in luftfeuchten<br />
Schluchten auch Aesculus und Acer<br />
macrophyUum-, von den Immergrünen wächst hier<br />
gern Umbellularia sowie die reliktäre Torreya<br />
californica.<br />
Eine Singularität, die klimaökologisch mehr<br />
zur Meridionalen Zone, floristisch-physiognomisch<br />
aber mehr in den Kontext des Nemoralen<br />
Nadelwaldes gehört, sind die Wäl<strong>der</strong> von Sequoia<br />
sempervirens-, sie werden bei <strong>der</strong> letztgenannten<br />
Formation besprochen (S. 281).<br />
Jenseits <strong>der</strong> Mojave- und Sonora-Wüsten erscheint<br />
die Hartlaubvegetation wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Mexikanischen Unterregion (7.1.b). Diese zieht<br />
sich als eine nach S langsam ansteigende Höhenstufe<br />
entlang <strong>der</strong> Sierra Madre Occidental oberhalb<br />
<strong>der</strong> umgebenden Sonora- und Chihuahua-<br />
Wüsten von SO-Arizona (hier in 1200-1500 m<br />
Höhe) bis in die Umrahmung des mexikanischen<br />
Hochlandes bei etwa 18°N. Als Gebirgsstufe<br />
hat sie durchweg Temperaturen vom T2-<br />
Typ. Die Nie<strong>der</strong>schläge entsprechen meist H2,
236 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
às<br />
Æ<br />
7<br />
_x<br />
~ 5 cm<br />
10<br />
11 12<br />
Abb. 119: Charakteristische Sträucher (Wuchshöhe 2-5 m) des kalifornischen Chaparrals.<br />
I Adenostomafasciculatum\ 2 Heteromdes arbutifolia', 3 Prunus ilicifolia\ 4 Quercus berberidifolia', 5 Rhamnus crocea\<br />
6 Ceanothus cuneatus\ 7 C. velutinus\ 8 Fremontodendron californicum\ 9 Rhus ovata\ 10 Arctostaphylos glauca\<br />
II Pickeringia montana\ 12 Garrya elliptica. Die Gattungen 1, 2, 8 und 11 sind in <strong>der</strong> Region 7.1 ± endemisch, 6<br />
und 10 zeigen hier die größte Artenvielfalt. - Quellen: 1, 2, 3, 10 Abrams 1923f.; 4, 5, 8, 9, 11 Hickman 1993;<br />
6, 7, 12 H itchcock etc. 1955f<br />
i :
Hartlaubwald 237<br />
sind aber in <strong>der</strong> jahreszeitlichen Verteilung abweichend.<br />
Im N gibt es neben <strong>der</strong> winterlichen<br />
Regenperiode eine kurze zweite Regenzeit im<br />
Hoch- o<strong>der</strong> Spätsommer, die von zwei längeren<br />
Trockenperioden eingerahmt wird (Abb. 117.6,<br />
S. 232). Nach S nimmt <strong>der</strong> Anteil des Winterregens<br />
allmählich ab und <strong>der</strong> des Sommerregens<br />
zu, entsprechend dem tropischen Nie<strong>der</strong>schlagsregime<br />
<strong>der</strong> dortigen semihumiden Tieflän<strong>der</strong>.<br />
Entsprechend wandelt sich auch die Vegetation.<br />
Im N ähnelt sie noch sehr <strong>der</strong> kalifornischen,<br />
wenn auch mit etwas abweichenden Arten (ob<br />
<strong>der</strong> hier auftretende „Chaparral“ ebenfalls natürliche<br />
Feuerklimax o<strong>der</strong> eher durch menschlichen<br />
Einfluß bedingt ist, ist wenig erforscht).<br />
Nach S sind zunehmend sommergrüne Eichen<br />
beigemischt; daneben dringen vereinzelt auch<br />
tropische regengrüne Arten aus <strong>der</strong> darunter liegenden<br />
Tropischen Stufe ein (vgl. auch Abb.<br />
178.22). Es handelt sich hier um einen Dreiecks-<br />
Ökoton zwischen Hartlaubwald, nemoralem<br />
Sommerwald und Regengrünem Wald.<br />
In Kalifornien sind heute alle besseren Böden<br />
in nie<strong>der</strong>en Lagen großflächig in Kultur<br />
genommen. Da aber größere Teile auch <strong>der</strong><br />
niedrigen Gebirge hierfür nicht geeignet sind,<br />
ist die Hartlaubvegetation, vor allem <strong>der</strong> Chaparral,<br />
noch in genügendem Ausmaße erhalten.<br />
Beeinträchtigt wird sie hier allerdings durch die<br />
ausufernde Zersiedlung im Umkreis <strong>der</strong> Millionenstädte<br />
des Küstenbereiches. Forstliche Nutzung<br />
spielt infolge <strong>der</strong> Nähe des forstlich optimalen<br />
Nemoralen Nadelwaldes keine Rolle. Seit<br />
sehr langer Zeit dicht besiedelt ist das untypische<br />
Hartlaubgebiet des mexikanischen Hochlandes,<br />
einst das Zentrum <strong>der</strong> Azteken-Hochkultur;<br />
die langdauernde menschliche Einwirkung<br />
hat die hier schon von Natur aus komplizierten<br />
ökologischen Verhältnisse noch unübersichtlicher<br />
gemacht.<br />
7.2 Mediterrane Region<br />
Der Hauptteil dieser Region, die Eumediterrane<br />
Unterregion (7.2.a), ist nach <strong>der</strong> Flächenausdehnung<br />
das größte Hartlaubgebiet. Sie umgibt das<br />
Mittelmeer ± rings hemm, dabei liegen die größten<br />
zusammenhängenden (potentiellen) Hartlaubwaldflächen<br />
in <strong>der</strong> Südhälfte <strong>der</strong> Iberischen<br />
Halbinsel, den Atlaslän<strong>der</strong>n und auf den größeren<br />
Inseln. Hingegen gehört in Italien, <strong>der</strong> Balkanhalbinsel<br />
und Anatolien nur ein schmaler<br />
Küstensaum dazu, das gebirgige Innere ist<br />
nemoral. Das Klima zeigt parallele (d. h. gegenläufige)<br />
Gradienten von Temperatur und Nie<strong>der</strong>schlag<br />
von N nach S, und so ist <strong>der</strong> zu Europa<br />
(im traditionellen Sinne) gehörende Teil überwiegend<br />
T2.H 2, während in den südlichen Teilen<br />
T1.H3 vorherrscht.<br />
Was die Gehölzflora betrifft, so ist die Unterregion<br />
trotz ihrer Größe das artenärmste aller<br />
Hartlaubgebiete, bedingt durch die extremen<br />
Verhältnisse im Pleistozän (S. 143, 396). Hochwüchsige<br />
Waldbäume sind 3 immergrüne Eichenarten<br />
(Quercus Hex, Q. súber und cocciferw,<br />
dazu noch einige sommergrüne) sowie 3 heute<br />
ebenfalls weitverbreitete Kiefern {Pinus hakpensis,<br />
P. pinea, P. maritima). Hinzu kommen als kleinere,<br />
selten mehr als 10 m hohe Bäume Olea<br />
Oleaster, Ceratonia siliqua, Phillyrea, Pistacia,<br />
Arbutus, Laurus nobilis, die alle sehr stockausschlagfreudig<br />
sind und häufig (zumindest heute)<br />
nur Strauchform haben, sowie einige Juniperus-h.tX.tVi.<br />
Als weitere, nur selten baumförmige<br />
Großsträucher sind noch Viburnum tinus, Rham <br />
nus alaternas, Myrtus communis und Erica arbórea<br />
zu nennen. Die heute weithin häufige Cupressus<br />
semperuirens ist wahrscheinlich nur in den östlichen<br />
Randgebieten von Natur aus einheimisch,<br />
eine weitere Cupressacee, Tetraclinis quadrivalvis,<br />
ist auf die südlichsten Teile dicht an <strong>der</strong> hygrischen<br />
Waldgrenze beschränkt. Auch 2 im<br />
Mittelmeergebiet einheimische Palmen kommen<br />
nur im Südteil vor, dabei ist die kaum über<br />
5 m hoch werdende Zwergpalme Chamaerops humilis<br />
noch relativ häufig, während Phoenix<br />
theophrasti ein Reliktendemit ist mit nur wenigen<br />
Fundorten auf Kreta und in Südanatolien.<br />
Gegenüber den wenigen Großgehölzen gibt es<br />
allerdings eine große Zahl von Klein- und Zwergsträuchern;<br />
eine beson<strong>der</strong>s große Vielfalt zeigen<br />
die Leguminosen-Tribus Genisteae, die Labiaten<br />
{Lavandula, Thymus, Satureja s. 1.) sowie<br />
Cistus, auch die Gattung Erica ist stark vertreten.<br />
An krautigen Pflanzen fallen neben Therophyten<br />
viele Geophyten (vorwiegend M onokotylen)<br />
auf<br />
Das eumediterrane Hartlaubgebiet war das<br />
erste, das botanisch näher erforscht wurde. Hier<br />
entstand <strong>der</strong> Begriff Hartlaubwald, und hier ist<br />
eine große Fülle von geobotanischen Untersuchungen<br />
durchgeführt worden. Manche hieraus<br />
resultierenden allgemeinen Folgerungen und<br />
Ansichten wurden dann auch auf an<strong>der</strong>e Hartlaubgebiete<br />
übertragen, was jedoch nicht immer
238 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
‘ ä,- -<br />
sachgerecht war. Denn dieses Gebiet ist nicht<br />
nur das größte und das gehölzärmste, son<strong>der</strong>n<br />
auch dasjenige, dessen Vegetation am meisten<br />
durch die Tätigkeit des Menschen verän<strong>der</strong>t ist.<br />
Seit mehr als 2000 Jahren ist das Mittelmeergebiet ein<br />
dicht besiedelter Kulturraum, die Wiege <strong>der</strong> europäischen<br />
Zivilisation. Infolgedessen ist die natürliche<br />
Waldvegetation seit langem weitgehend beseitigt. Alles<br />
Land, was für Ackerbau geeignet war, wurde unter<br />
den Pflug genommen, und <strong>der</strong> Rest wurde durch<br />
Beweidung und die sonstigen Nutzungen (vgl. S. 68)<br />
entwaldet. Reste natürlichen Waldes haben sich nur<br />
in unzugänglichen Gebirgslagen erhalten, vorwiegend<br />
im klimatisch günstigeren Nordteil. Hier ist daher die<br />
Rekonstruktion <strong>der</strong> potentiellen natürlichen Vegetation<br />
einigermaßen gut möglich; nach S hin wird sie<br />
immer unzuverlässiger.<br />
Der nördliche Teil (Variante T2.H2) gilt als Klimaxgebiet<br />
hochwüchsiger (bis über 25 m) Eichenwäl<strong>der</strong>,<br />
in denen im mittleren Abschnitt Qucrcus Hex dominiert,<br />
während nach W Q. súber (vor allem auf sauren<br />
Böden) häufiger wird, nach O Q. coccifera zusammen<br />
mit sommergrünen Arten; als pflanzensoziologische<br />
Einheit werden sie gewöhnlich als Quercion ilicis bezeichnet.<br />
Zum Unterwuchs dieser Wäl<strong>der</strong> gehören die<br />
genannten niedrigeren Sippen wie Phillyrea, Pistacia,<br />
Arbutus, Rhamnus, Vibumum, als häufige Kletterpflanzen<br />
Smilax aspera und He<strong>der</strong>á helix\ letztere tritt auch<br />
als Bodendecker auf Von den Kiefern ist Pinus pinea<br />
von Natur aus sicherlich nur als Element meernaher<br />
Sandgebiete von Bedeutung, die beiden an<strong>der</strong>en sind<br />
Besiedler verschiedener Extremstandorte sowie<br />
Pionierbäume, doch ist ihre natürliche Verbreitung<br />
heute kaum noch zu ermitteln. Die Wäl<strong>der</strong> des<br />
Quercion ilicis treten im S als Höhenstufe im Atlas (oberhalb<br />
etwa 800 m) auf Für die Tieflagen des S (Variante<br />
T1.H3) nimmt man einen niedrigen Wald (etwa<br />
10 m) mit den Hauptholzarten Olea europaea und Ceratonia<br />
siliqua („Oleo-Ceratonion“) an, <strong>der</strong> aber kaum irgendwo<br />
noch andeutungsweise vorhanden ist; trockene,<br />
felsige Hänge in diesem Gebiet kann Tetraclinis<br />
quadrivalvis besiedeln. Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Flußauen bestehen<br />
im N aus Ainus, Populus, Salix, Fraxinus u. a. Sommergrünen,<br />
darunter im O-Teil auch Platanus orientalis\<br />
nach S nimmt die Artengarnitur immer mehr ab. Im<br />
Unterwuchs kann Myrtus communis eine Rolle spielen<br />
sowie im S vor allem Nerium oiean<strong>der</strong>, das bis in die<br />
waldlosen Wadis <strong>der</strong> Wüstengebiete vordringt.<br />
Die aktuelle Spontan-Vegetation des Mittelmeergebietes<br />
wird von den verschiedenen Degradationsstadien<br />
des Hartlaubwaldes (Abb. 120) beherrscht.<br />
Noch relativ natumahe sind die 3-5 m hohen Gebüsche,<br />
die unter dem Namen Macchie bekannt sind.<br />
In ihnen sind alle wichtigen Laubbaum- und -straucharten<br />
noch vorhanden, einschließlich <strong>der</strong> Eichen; sich<br />
stark ausbreiten und undurchdringliche Dickichte bilden<br />
kann Smilax. In <strong>der</strong> Frühzeit <strong>der</strong> pflanzengeographischen<br />
Erforschung hat man die Macchien für die<br />
natürliche Klimaxformation gehalten, und so wurde<br />
dieser Name zuweilen auf den gesamten Hartlaubwald<br />
übertragen. Von Natur aus gibt es macchienartige Gebüsche<br />
kleinflächig auf extrem trockenen, wasserdurchlässigen<br />
Kalkstein-Unterlagen, beson<strong>der</strong>s im auch klimatisch<br />
trockenen Süden; ob sie schon vor dem Eingreifen<br />
des Menschen auch auf eigentlich waldfähigen<br />
Standorten vorkamen (ähnlich dem Chaparral in Kalifornien),<br />
ist unbekannt. Allerdings zeigen die Macchiensippen<br />
keine auffallenden Pyrophyten-Merkmale,<br />
und die heute häufigen Brände sind gewöhnlich<br />
anthropogen. Die nächste Degradationsstufe, die Gärige,<br />
kann auch noch Reste <strong>der</strong> Waldflora enthalten<br />
(selbst Quercus-hnen überleben zuweilen mit Wuchshöhen<br />
von 30 cm), überwiegend besteht sie aber aus<br />
den vorgenannten Kleinsträuchern. In den Lücken<br />
sind auch lichtliebende Therophyten, Hemikryptophyten<br />
und Geophyten eingesprengt. Bei noch stätkerer<br />
Degradation bleiben nur lückige Bestände dieser<br />
Krautigen mit vereinzelten Zwergsträuchem übrig.<br />
Solche Steintriften sind das Ergebnis <strong>der</strong> unter<br />
den herrschenden Klimabedingungen starken Erosion,<br />
die gerade in den Gebieten mit höheren Nie<strong>der</strong>schlägen<br />
(z. B. im Karst) oft zum völligen Abtrag des<br />
Bodens bis auf das Steinskelett geführt hat, so daß die<br />
Pflanzen nur noch in den Ritzen wurzeln können.<br />
Die in <strong>der</strong> deutschen Literatur übliche Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Formationsnamen Macchie und Gärige entspricht<br />
<strong>der</strong> im Italienischen {macchia, gariga). Um Mißverständnissen<br />
vorzubeugen, sei aber darauf verwiesen,<br />
daß die Begriffe in an<strong>der</strong>en mediterranen Sprachen<br />
oft abweichend definiert sind. So bezeichnet im Katalanischen,<br />
dessen geobotanische Terminologie beson<strong>der</strong>s<br />
exakt ausgearbeitet ist (vgl. Folch i GuillLn<br />
1981), das Wort „garriga“ die anthropogene Macchie,<br />
während „mäquia'' für die oben erwähnten natürlichen<br />
Hartlaubgebüsche reserviert ist; unsere Gärige heißt<br />
hingegen „brolla“. Im Französischen entspricht <strong>der</strong> Gebrauch<br />
von „maquis“ und „garrigue“ zwar meist unserem,<br />
doch kann „garrigue“ auch im katalanischen Sinne<br />
verwendet werden. Weitere Synonyme sind „matorral“<br />
(spanisch) für die Macchie sowie Jomillares“<br />
(spanisch), „phrygana“ (griechisch) und „batha“ (hebräisch)<br />
für die Gärige.<br />
Aspektbestimmend in <strong>der</strong> mediterranen Landschaft<br />
sind heute vielerorts die Kiefern, die sich als Pionierbäume<br />
stark ausgebreitet haben und zugleich schon<br />
seit langem zu Aufforstungen benutzt wurden. Auch<br />
die schon seit <strong>der</strong> Römerzeit als Zierbaum angepflanzte<br />
Cupressus sempervirens ist weithin eingebürgert, wobei<br />
die Säulenform oft wie<strong>der</strong> in die normale, breitwüchsige<br />
Form zurückschlägt. Die weite Verbreitung offener<br />
Vegetationstypen hat auch die Einbürgerung einiger<br />
auffälliger Neophyten aus dem Bereich <strong>der</strong> nordamerikanisch-mexikanischen<br />
Trockengebiete begünstigt,<br />
die als Zier- o<strong>der</strong> Nutzpflanzen angebaut wurden<br />
und heute fast schon als mediterrane Charakterelemente<br />
erscheinen, wie Agaven und Opuntien.
Hartlaubwald 239<br />
10 - 15m hoher, geschlossener<br />
Wald aus<br />
Q u e rc u s ile x mit:<br />
P hillyrea m e d ia<br />
R h a m n u s a la te rn u s<br />
A rbutus u n e d o<br />
P istacia ien tiscu s<br />
Viburnum tinus<br />
E rica a rb ó re a<br />
S m ilax a s p e ra<br />
H e d e rá h elix<br />
R uscu s a c u le a tu s<br />
R ubia p e re g rin a u.a.<br />
Hartlaubwald<br />
• Vn'-- '<br />
. ....... - I<br />
-ilOm<br />
(Nie<strong>der</strong>waldbetrieb,<br />
ca. 20jähriger Umtrieb)<br />
3-5m hoher Nie<strong>der</strong>wald<br />
ähnlicher Zusammensetzung,<br />
Anteil an Sträuchern<br />
und Lianen vermehrt<br />
Macchie<br />
(häufigere Holznutzung,<br />
ungeregelte Weide, Brand)<br />
1,5 m<br />
Lockerer Bestand aus Kleinund<br />
Zwergsträuchern, z.B.:<br />
R o sm arin u s officinalis<br />
L avandula latifolia<br />
Erica m ultiflora<br />
G lobularia a ly p u m<br />
T h ym elaea tinctoria<br />
G en ista sco rp iu s u.a.,<br />
dazwischen Gräser,<br />
Stauden, Therophyten.<br />
(P inus h a le p e n s is als Pionier)<br />
Boden bis auf das<br />
Steinskelett abgetragen,<br />
nur in den Ritzen<br />
zwischen den Steinen noch<br />
einzelne Garigepflanzen<br />
Steintrift<br />
(anthropogene Halbwüste)<br />
(stärkere Übernutzung<br />
bei erosionsgefährdetem<br />
Gelände)<br />
Abb. 120: Degradations-Sukzession des mediterranen Hartlaubwaldes.<br />
Beispiel aus dem katalanischen Küstengebiet. - Blockdiagramme aus Folch i Guill6n 1981.
240 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
v i Die zweite, die Afghanisch-Himalajische U n<br />
terregion (7.2.b) ist zwar von <strong>der</strong> eigentlichen<br />
Mediterraneis durch die weiten vor<strong>der</strong>asiatischen<br />
Wüstengebiete getrennt, zeigt aber doch noch<br />
floristische Verwandtschaft. Sie bildet einen<br />
schmalen Streifen, <strong>der</strong> sich an den O- bzw. S-<br />
Hängen <strong>der</strong> ostafghanischen Gebirge und des<br />
NW-Himalajas entlangzieht, als Grenzsaum<br />
zwischen den ariden Gebieten im südlichen Tiefland<br />
und dem im Gebirge oberhalb (ab etwa<br />
1600 m) anschließenden Nemoralen Nadelwald<br />
(vgl. Abb. 178.25). Wichtigste Baumart ist die<br />
oft nur als Unterart von Q. Hex angesehene<br />
Quercus baloot, daneben treten Olea und Pislacia<br />
sowie einige Pinus- und Juniperus-Krttn auf sowie<br />
Nerium als Flußbegleiter. Phillyrea und<br />
Arhutus fehlen, dafür erscheint die auch in an<strong>der</strong>en<br />
Hartlaubregionen vorhandene Maytenus.<br />
Im übrigen bedingt die Lage am Gebirgsrand<br />
eine sehr Ideinflächige orographische und klimatische<br />
Gliedemng, die zur Folge hat, daß vielerorts<br />
Komponenten aus den Nachbarregionen<br />
beigemischt sind, so tropisch-aride wie Acacia<br />
aus den südlichen Trockengehölzen, nemorale<br />
wie Cedrus, Colutea, Cotoneaster u.v.a. aus dem<br />
Gebirge.<br />
7.3 Chilenische Region<br />
Diese Region zeigt die Idassische Okoton-Situation<br />
des Hartlaubwaldes: zwischen Lorbeerwald<br />
und Wüste gelegen, reicht sie etwa von 38°S bis<br />
zur hygrischen Waldgrenze bei 32°S. Dementsprechend<br />
nehmen die Nie<strong>der</strong>schläge von H2<br />
(H l am äußersten Südrande) kontinuierlich<br />
nach H3 ab. Die Temperatur liegt, infolge <strong>der</strong><br />
kalten Meeresströmung, überall im Bereich T2.<br />
Die Baumschicht <strong>der</strong> chilenischen H artlaubwäl<strong>der</strong><br />
(„Matorrales“; doch bezieht sich dieser<br />
Name oft mehr auf macchienartige Degradationsstadien)<br />
ist nicht sehr artenreich. Von den<br />
typischen Lorbeerwald-Familien treten Lauraceen<br />
und Monimiaceen auf, allerdings in an<strong>der</strong>en<br />
Gattungen als im Lorbeerwald; hingegen<br />
fehlen die Fagaceen (die einzige südhemisphärische<br />
Gattung Nothofagus hat keine trockenresistenten<br />
Hartlaubgehölze hervorgebracht). Hinzu<br />
kommen einige Anacardiaceen, Celastraceen,<br />
Rosaceen, Sapotaceen und Icacinaceen; als Konifere<br />
greift Austrocedrus chilensis über. Auch eine<br />
Palme, Ju baea chilensis, kommt vor. Unter den<br />
Groß- und Kleinsträuchern finden sich neben<br />
vielen Compositen und Leguminosen auch<br />
Rhamnaceen, Flacourtiaceen, Escalloniaceen,<br />
Euphorbiaceen und Solanaceen, als Lianen treten<br />
die Compositen M utisia und Proustia auf<br />
Der Unterschied zwischen einer feuchten Variante<br />
(H2) im S und einer trockneren (H3) im<br />
N läßt sich auch pflanzensoziologisch gut fassen,<br />
man unterscheidet die Verbände Cryptncaiyion<br />
und Lithraeion (O berdörfer I960). Im<br />
Cryptocaryion, das trotz günstiger Wasserversorgung<br />
nur selten höher als 15-20 m wird, dominieren<br />
die Gattungen Peumus, Cryptocarya und<br />
Beilschm iedia, weitere Bäume sind Villaresia<br />
(Icacinaceae) und Lucuma {Sapotaceae). Als Sträucher<br />
sind Schinus latifolius, A zara integrifolia,<br />
Myrceugenia obtusa, Adenopeltis serrala {Euphorbiaceae)<br />
und <strong>der</strong> Bambus Chusquea cummingii<br />
häufig, als Liane Proustia pyrifolia. Die Krautschicht<br />
besteht meist überwiegend aus Adiantum<br />
glanduliferum. Das trocknere Lithraeion, kaum<br />
höher als 10 m, enthält neben Peumus und Cryptocarya<br />
die hautreizende Anacardiacee Lithraea<br />
caustica, daneben die urtümlichen Rosaceen<br />
Quillaja saponaria und Kageneckia oblonga. An<br />
sehr trockenen Stellen ist es oft durch Hartlaubgebüsche<br />
ersetzt, in denen die Rhamnacee Trevoa<br />
trinervia dominiert, begleitet von Colliguaya<br />
odorifera (Euphorbiaceae), Cestrum parqui (Solanaceae)<br />
u. a.; unter beson<strong>der</strong>s extremen Bedingungen<br />
können Elemente <strong>der</strong> nördlich angrenzenden<br />
Trockengehölze (Acacia caven, Trichocereus)<br />
eindringen. An<strong>der</strong>erseits tritt das Lithraeion<br />
an edaphisch trockneren Stellen auch<br />
innerhalb des Cryptocaryion-CSP6\&tts, auf Ein<br />
Son<strong>der</strong>typ sind die heute nur noch an wenigen<br />
Orten vorhandenen Mischbestände mit Jubaea<br />
chilensis auf Standorten mit stärkerem Gmndwassereinfluß;<br />
hier bildet die Palme eine lichte,<br />
20-25 m hohe Oberschicht über dem niedrigen<br />
Hartlaubwald.<br />
Pyrophyten-Merlonale fallen in <strong>der</strong> chilenischen<br />
Flartlaubvegetation nicht auf, es scheint<br />
hier kaum natürliche Brände gegeben zu haben.<br />
Die Auenwäl<strong>der</strong> des Hartlaubgebietes sind<br />
ebenfalls immergrün. Sie enthalten an Bäumen<br />
meist Myrceugenia, Peumus und die Celastracee<br />
Maytenus boaria, an Sträuchern weitere Myrtaceen,<br />
Escallonia, Baccharis sowie die Lorbeerwaldart<br />
Drimys winteri.<br />
Im Gebirge reicht die mittelchilenische Hartlaubvegetation<br />
bis etwa 1900 m hinauf Dabei<br />
ist in Lagen oberhalb 900 m oft Austrocedrus<br />
beigemischt, und an schattigen, luft- o<strong>der</strong>
Hartlaubwald 241<br />
bodenfeuchten Südhängen können inselartig<br />
Nothofagus-obliqua-Wi\Atr auftreten. Auch hier<br />
gibt es also Anklänge an nemorale Verhältnisse<br />
(vgl. S. 228). Südlich von 35,5°S erscheint dann<br />
oberhalb des Hartlaubwaldes eine durchgehende<br />
Lorbeerwaldstufe (vgl. Abb. 178.15); an<strong>der</strong>erseits<br />
zieht sich <strong>der</strong> Hartlaubwald von seiner<br />
N-Grenze aus in <strong>der</strong> Region <strong>der</strong> Trockengehölze<br />
und Wüsten in höheren Lagen noch etwas weiter<br />
nach N.<br />
Heute ähnelt die Vegetationsdecke sehr <strong>der</strong><br />
des Mittelmeergebietes. Schon zu Zeiten des<br />
Inkareiches ziemlich dicht bevölkert, wurde die<br />
Haitlaubregion nach <strong>der</strong> Conquista zum Hauptsiedlungsgebiet<br />
<strong>der</strong> Spanier, die in <strong>der</strong> ihrer<br />
Heimat ähnlichen Vegetationslandschaft die<br />
gesamte mediterrane Wirtschaftsweise, Acker-,<br />
Gartenbau und Weidewirtschaft, etablierten. So<br />
entspricht die heutige Kulturlandschaft <strong>der</strong> mediterranen:<br />
neben den für den Pflanzenbau genutzten<br />
Teilen sind große Flächen extensive<br />
Weiden, auf denen von <strong>der</strong> natürlichen Vegetation<br />
nur noch macchien- und garigenartige<br />
Degradationsstadien vorhanden sind; Reste des<br />
Hartlaubwaldes finden sich nur in schwer zugänglichem<br />
Gebirgsgelände. Stark ausgebreitet<br />
haben sich in <strong>der</strong> anthropogenen Vegetation die<br />
in den nördlichen Trockengebieten einheimische,<br />
sehr dornige Acacia caven („Espino“) sowie<br />
europäische Brombeeren {Rubus ulmifolius<br />
aggr.) und an<strong>der</strong>e holarktische Dorngehölze<br />
{Crataegus, Rosa, Robinia).<br />
7.4 Kapländische Region<br />
Bei weitem das kleinste Hartlaubgebiet, umfaßt<br />
diese Region den äußersten SW und S Afrikas<br />
südlich <strong>der</strong> Trockengebiete von Namib und<br />
Karm. Entsprechend <strong>der</strong> meernahen Lage ist die<br />
Temperatur gemäßigt (T2), höhere Werte werden<br />
erst außerhalb in <strong>der</strong> Karru erreicht. Die<br />
Nie<strong>der</strong>schläge variieren infolge <strong>der</strong> Orographie<br />
st.rrk. Das Gebiet wird von mehreren parallelen,<br />
meist O-W streichenden Gebirgsketten bis<br />
über 2000 m Höhe durchzogen, zwischen denen<br />
sich breite, tiefliegende Senken befinden.<br />
Da die regenbringenden Luftmassen meist aus<br />
SO vom warmen Indischen Ozean kommen,<br />
ergeben sich ausgeprägte Luv- und Leewirkungen.<br />
Die unmittelbare Südküste und die ihr zugewandten<br />
Hänge <strong>der</strong> ersten Bergketten sind H2,<br />
örtlich sogar H l (euhumid ist das Lorbeerwaldgebiet<br />
von Knysna, vgl. S. 230). In den leeseitigen<br />
Becken wird hingegen nur H3 erreicht,<br />
und weiter nach N werden allmählich auch die<br />
luvseitigen Hänge H3 und die Becken semiarid<br />
(„Kleine Karru“), bis schließlich <strong>der</strong> Übergang<br />
zur zonalen Trockenvegetation <strong>der</strong> Großen<br />
Karru erfolgt.<br />
Trotz ihrer geringen Größe ist die kapländische<br />
Hartlaubregion floristisch äußerst reich<br />
und so distinkt, daß sie als eigenes Florenreich<br />
betrachtet wird (S. 99), das über ihre Grenzen<br />
kaum hinaus reicht. Die Zahl <strong>der</strong> in diesem<br />
kaum 100000 km^ großen Gebiet vorkommenden<br />
Endemiten ist sehr hoch, sowohl auf Artais<br />
auch auf höherem Niveau (Tab. 33). Die<br />
Ursachen hierfür liegen sicher z. T. in <strong>der</strong> starken<br />
orographisch-klimatischen Zerklüftung, die<br />
durch zahlreiche Örtlichkeiten mit Insel-Situation<br />
die Artbildung för<strong>der</strong>te. Weniger offensichtlich<br />
sind die Gründe für das Vorkommen <strong>der</strong><br />
vielen endemischen Gattungen und noch höheren<br />
Taxa, denn eine großräumige Isolierung<br />
von <strong>der</strong> Flora des übrigen Afrika ist we<strong>der</strong> rezent<br />
noch für frühere Perioden zu erkennen. Sicherlich<br />
enthält die Kapflora einen großen Anteil<br />
alter südhemisphärischer Elemente, die sich hier<br />
unter speziellen klimatischen und edaphischen<br />
Bedingungen halten und sekundär aufspalten<br />
konnten, doch sind unter den endemitenreichen<br />
Gruppen auch viele kosmopolitische und sogar<br />
einige holarktische Elemente (wie die Ericaceae-<br />
Ericoideae).<br />
Ist schon die extreme Eigenständigkeit <strong>der</strong><br />
Flora nicht leicht zu verstehen, so gibt die Stmktur<br />
<strong>der</strong> Vegetation erst recht Rätsel auf, denn<br />
trotz <strong>der</strong> günstigen Klimaverhältnisse im S (Abb.<br />
117.9, S. 232) gibt es nirgends hochstämmige<br />
Wäl<strong>der</strong>. Die kapländische Hartlaubvegetation<br />
besteht fast ausschließlich aus Gebüschen verschiedener<br />
Höhe, dem sog. Fynbos (spr.ySzwboss).<br />
Die besten Bestände sind etwa 3-6 m hoch<br />
und von unterschiedlicher Dichte. Sie werden<br />
vorwiegend von Proteaceen gebildet {Protea,<br />
Leucospermum, Leucadendron, Mimetes), hinzu<br />
kommen als Beimischung z. B. Pbylica {Rhamnaceae),<br />
Podalyria und Virgilia {Papilionaceae),<br />
Polygala, Rhus, Maytenus s. 1. u. a. In lückigen<br />
Beständen finden sich als Unterwuchs zahlreiche<br />
Klein- und Zwergsträucher, die an extremeren<br />
Standorten auch allein eine 30-100 cm hohe<br />
Heide bilden können. Viele von ihnen sind<br />
erikoid; außer Ericaceen selbst haben auch Vertreter<br />
vieler an<strong>der</strong>er Familien solche nadel- o<strong>der</strong>
242 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
Tab. 33: Sippenzahl und Endemitenanteil bei den 15 größten und einigen weiteren Familien <strong>der</strong> Kapflora.<br />
Nach G oldblatt 1984.<br />
Familien<br />
(-' = Familie endemisch)<br />
insgesamt<br />
Gattungen<br />
endemisch<br />
insgesamt<br />
Arten<br />
endemisch<br />
Compositae 107 30 986 608<br />
Mesembryanthemaceae 61 16 660 507<br />
Gramineae 61 4 181 76<br />
Liliaceae s.l. 44 3 418 237<br />
Iridaceae 39 8 612 485<br />
Leguminosae 38 8 644 525<br />
Scrophulariaceae 35 5 310 160<br />
Asclepiadaceae 29 1 123 37<br />
Orchidaceae 28 4 206 124<br />
Cyperaceae 26 5 203 124<br />
Umbdliferae 24 3 100 72<br />
Ericaceae 22 17 672 650<br />
Restionaceae 19 12 310 290<br />
Campanulaceae 16 6 222 157<br />
AmaTyllidaceae 15 3 83 46<br />
Proteaceae 14 9 320 306<br />
Rutaceae 14 6 259 242<br />
Bruniaceae 12 10 75 73<br />
*Penaeaceae 7 7 21 21<br />
Rosaceae 7 - 114 97<br />
Thymelaeaceae 5 2 122 88<br />
Geraniaceae 5 - 133 67<br />
Crassulaceae 5 - 123 35<br />
Rhamnaceae 4 - 136 122<br />
Polygalaceae 3 - 139 117<br />
*Grubbiaceae 1 1 3 3<br />
*Roridulaceae 1 1 2 2<br />
*Geissolomataceae 1 1 1 1<br />
Oxalidaceae 1 - 129 90<br />
Gesamtflora 989 193 8578 5850<br />
schuppenförmigen Kleinblätter, so Rutaceen,<br />
Compositen, Thymelaeaceen, Polygalaceen, Papilionaceen,<br />
Rosaceen sowie die endemischen<br />
Gmbbiaceen, Penaeaceen und Bruniaceen (Abb.<br />
121). In diesen Kleinstrauchheiden gibt es auch<br />
Rutensträucher (z. B. die auffällige Crucifere<br />
Brassicarpaeajuncea)-, einen ganz ähnlichen Habitus<br />
haben, obwohl sie ständige Monokotylen<br />
sind, viele Restionaceen. Dornsträucher aller<br />
Größen sind nicht selten, neben Sproßdornen<br />
gibt es bei vielen Blätter mit stark verdomten<br />
Spitzen (z. B. Aspalathus, Cliffortia). An felsigen<br />
Stellen kommen auch Halbsukkulente (z. B. Pelargonium)<br />
und Vollsukkulente (Crassulaceae,<br />
Mesemhryanthemaceae, Aloe) vor, die dann in den<br />
karroiden Beckenlandschaften immer häufiger<br />
werden. In <strong>der</strong> Bodenschicht finden sich, je nach<br />
Bodenart, neben einigen Hemikryptophyten<br />
und Therophyten auch viele Geophyten.<br />
Daß die kapländische Vegetation von Sträuchern<br />
dominiert wird, wurde zuweilen auf das<br />
Vorherrschen sehr alter, armer Gesteinsunterlagen<br />
zurückgeführt. Hauptursache dürfte aber<br />
das Feuer sein; <strong>der</strong> Fynbos ist eine eindeutige<br />
Feuerklimax. Vor allem die erikoiden Kleinsträucher<br />
gelangen im trockenen Sommer leicht<br />
zur Entzündung. Pyrophyten-Merkmale sind<br />
verbreitet. Eine Reihe von Arten überleben den<br />
Brand unterirdisch und schlagen schnell vom<br />
Stock wie<strong>der</strong> aus. An<strong>der</strong>e (so viele Proteaceen)<br />
werden zwar abgetötet, öffnen aber die verholzten<br />
Früchte und laufen aus Samen wie<strong>der</strong> auf;<br />
bis zur Wie<strong>der</strong>herstellung einer hohen Strauchschicht<br />
kann es allerdings 5-10 Jahre dauern. Im
Hartlaubwald 243<br />
Abb. 121: Erikoide Klein- und Zwergsträucher des Fynbosgebietes.<br />
1 Gnidiapinifolia (Thymelaeaceae)\ 2 Phylica virgata {Rhamnaceae)\ 3 Berzelia abrotanoides (Bruniaceae); 4 Muraltia<br />
mixta {Polygalaceae); 5 Grubbia rosmarimfolia\ 6 Acmadenia juniperina {Rutaceae\ ebenso 7 und 8); 7 Agathosma<br />
ereclum\ 8 Cokonema albuur, 9 Selago corymbosa (Scrophulariaceae); 10 Roellia ciliata (Campanulaceae). - Quellen: 1,<br />
3 SCHIMPER 1898; die übrigen Engler 1910f.
244 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
I î r<br />
ersten Frühjahr nach dem Brand erscheint oft<br />
ein beeindrucken<strong>der</strong> Blütenaspekt durch die<br />
zahlreichen schönblühenden Geophyten (meist<br />
Monokotylen); nicht wenige von ihnen kommen<br />
nur nach einem Feuer zur Blüte.<br />
Insgesamt ähneln die Verhältnisse also denen<br />
im kalifornischen Chaparralgebiet. Der große<br />
Unterschied liegt aber darin, daß auch auf<br />
Wuchsorten, die vom Feuer verschont bleiben,<br />
kein richtiger Wald aufkommt. Ausnahmen sind<br />
nur einige aus orographischen Gründen euhumide<br />
Son<strong>der</strong>standorte (SO-Hänge, so <strong>der</strong> des<br />
Tafelberges bei Kapstadt), an denen inselhafte,<br />
verarmte Vorposten des Lorbeerwaldes auftreten.<br />
Im Gebiet des Hartlaubwaldklimas (auch<br />
bei H2 und H l) fehlen jedoch höherwüchsige<br />
Bäume. Als einzige kommt an wenigen, vor allem<br />
felsigen Stellen im Gebirge die zuweilen<br />
20 m erreichende Cupressacee Widdringtonia<br />
vor. Der einzige Laubbaum, <strong>der</strong> 10-15 m erreichen<br />
kann, ist die Proteacee Leucadendron argenteum,<br />
<strong>der</strong> Silberbaum, dessen Berühmtheit als<br />
Symbol <strong>der</strong> kapländischen Hartlaubflora in keinem<br />
Verhältnis zu seiner äußerst sporadischen<br />
Verbreitung steht. Das Fehlen größerer einheimischer<br />
Bäume ist umso unverständlicher, als<br />
exotische Zier- und Forstbäume wie die europäische<br />
Quercus robur, die kalifornische Pinus<br />
radiata und australische Eucalyptus-Axitn ohne<br />
weiteres 25 m und mehr erreichen. Trotz ihrer<br />
Reichhaltigkeit ist die kapländische Flora also,<br />
was die Bäume betrifft, in gewisser Weise ungesättigt.<br />
Die Ungesättigtheit zeigt sich im übrigen<br />
noch viel stärker darin, daß eingeführte australische<br />
Acacia- und H akea-A iten sich mancherorts<br />
in größtem Ausmaße eingebürgert haben<br />
und manche <strong>der</strong> vielen kleinflächig verbreiteten<br />
Endemiten in Gefahr bringen (vgl. S. 81).<br />
Der menschliche Einfluß dürfte in Form <strong>der</strong><br />
Weidenutzung schon lange eine Rolle spielen;<br />
es wird angenommen, daß schon das nomadische<br />
Hirtenvolk <strong>der</strong> Hottentotten durch Anlegung<br />
zusätzlicher Brände im Fynbos die Weidefläche<br />
zu vergrößern suchte. Mit <strong>der</strong> holländisch-nie<strong>der</strong>deutschen<br />
Besiedlung (Jan van Rie-<br />
BEEK 1653) begann <strong>der</strong> Ackerbau; heute sind die<br />
meisten ackerfähigen Flächen in Kultur. Doch<br />
ist die Fynbos-Vegetation im gebirgigen Gelände<br />
noch auf relativ großer Fläche vorhanden.<br />
Gefahr droht ihr einerseits durch Aufforstung<br />
(Pinus radiata, Eucalyptus), an<strong>der</strong>erseits durch die<br />
Ausbreitung <strong>der</strong> eben genannten Exoten.<br />
7.5 Australische Region<br />
Nach dem Mittelmeergebiet ist Australien <strong>der</strong><br />
Erdteil mit <strong>der</strong> größten Ausdehnung von Hartlaubwäl<strong>der</strong>n.<br />
Sie sind auf zwei, durch die großen<br />
Trockengebiete des mittleren Südens getrennte<br />
Areale verteilt. Die Südwestaustralische<br />
Unterregion (7.5.a) umfaßt die SW-Ecke des<br />
Kontinents. Die Südostaustralische U nterregion<br />
(7.5.b) setzt etwa in <strong>der</strong> Umgebung von<br />
Adelaide an <strong>der</strong> Südküste ein und zieht sich<br />
dann an <strong>der</strong> inländischen (nördlichen bzw. westlichen)<br />
Seite <strong>der</strong> Gebirgskette nach O und N,<br />
hier den Übergang (Ökoton) zwischen dem östlichen<br />
Lorbeerwald und <strong>der</strong> Trockenvegetation<br />
des Inneren bildend. In ihrer Vegetation sind<br />
sich beide Gebiete sehr ähnlich; die floristischen<br />
Unterschiede liegen meist nur auf dem Niveau<br />
<strong>der</strong> Arten. Das Klima ist im Bereich <strong>der</strong> Südküste<br />
überall T2, geht aber nach N bzw. dem Inneren<br />
zu bald in TI über. Die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />
ist in 7.5.a an <strong>der</strong> SW-Küste sehr hoch;<br />
in dieser Unterregion, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Kontrast zwischen<br />
Regen- und Trockenzeit gut ausgeprägt<br />
ist, läßt sich von SW nach N O ein Klimagradient<br />
<strong>der</strong> Form T2.H1 - T2.H 2 - T1.H3 beobachten.<br />
Im SO liegen die Nie<strong>der</strong>schläge auch<br />
an <strong>der</strong> Küste nirgends höher als H2.<br />
Auch die australische Hartlaubregion gehört<br />
einem eigenen Florenreich an, <strong>der</strong> Australis, das<br />
aber, obwohl durch viele Hartlaubsippen charakterisiert,<br />
weit über die Region hinausreichend<br />
den ganzen Kontinent umfaßt. Mit <strong>der</strong> Kapensis<br />
bestehen manche Ähnlichkeiten, so die hohe<br />
Sippenzahl <strong>der</strong> Proteaceen und Restionaceen;<br />
die Gesamtzahl ist aber bei weitem nicht so<br />
hoch. So enthält das mit <strong>der</strong> Kapensis gut vergleichbare,<br />
wenn auch 3mal so große SW-Australien<br />
nur etwa 280 Gattungen mit 3600 Arten,<br />
gegenüber 990 und 8500 im Kapland; <strong>der</strong><br />
prozentuale Anteil an Endemiten ist mit 6 8 %<br />
<strong>der</strong> Arten in beiden Gebieten gleich. Von einer<br />
„Ungesättigtheit“ <strong>der</strong> Flora, beson<strong>der</strong>s an Gehölzen,<br />
ist in Australien nichts zu merken.<br />
Die australische Hartlaubvegetation wird in<br />
<strong>der</strong> Baumschicht von einer einzigen Gattung beherrscht:<br />
Yon Eucalyptus. Welche <strong>der</strong> zahlreichen<br />
Arten jeweils dominieren, hängt von den Standortsbedingungen<br />
im einzelnen ab. Da Eucalypten<br />
auch in allen übrigen gehölzfähigen Vegetationstypen<br />
auftreten und von diesen her an<br />
Son<strong>der</strong>standorten ins Hartlaubgebiet übergreifen<br />
können, ist die Zahl <strong>der</strong> für dieses typischen
Hartlaubwald 245<br />
Arten schwer zu ermitteln. Einigermaßen klar<br />
ist die Glie<strong>der</strong>ung in SW-Australien. Hier gibt<br />
es etwa 16 baumförmige Arten, die sich als<br />
Waldbildner entlang dem Feuchtegradienten<br />
ablösen. Im günstigsten Hl-Gebiet an <strong>der</strong> SW-<br />
Küste bildet E. diversicolor (Karri) mit 60-80 m<br />
Höhe die weitaus bestwüchsigen Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
gesamten Hartlaubdomäne; ähnliche Höhen erreicht<br />
auch <strong>der</strong> nur lokal verbreitete E.jacksonii.<br />
Auch im nach NO anschließenden mäßig feuch-<br />
Abb. 122: Strauchige Proteaceen des australischen Hartlaubgebietes.<br />
1 Lambertia ilicifolia, 2 Grevillea lanigera, 3 Persoonia chamaepeuce, 4 Hakea microcarpa, 5 Xylomelum angustifolium,<br />
6 Petrophile ericifoUa, 1 P. pedunculata, 8 Banksia omata. Die drei letzten mit zapfenartigen Fruchtständen an verholzter<br />
Achse, dabei hat Petrophik verholzte Hochblätter, zwischen denen die Nußfrüchte geborgen sind, bei<br />
Banksia hingegen sind die nur in geringer Zahl ausgebildeten Früchte verholzte 2samige Kapseln, die sich nur<br />
bei großer Flitze öffnen (pyrophytisch). 1, 5 und 6 west-, die übrigen südostaustralisch. - Quellen: 2, 3, 4 Bur-<br />
BlDGE etc. 1970; SjESSOPetc. 1986f.; die übrigen D.A. 1981f
246 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
i<br />
ten (H2) Bereich sind noch gutwüchsige Wäl<strong>der</strong><br />
von 20-35 m Höhe vorhanden, in denen je<br />
nach den Bodenverhältnissen verschiedene Arten<br />
(darunter E. marginata und E. wandoo) dominieren<br />
können. Der trockenste Randbereich<br />
(H3) wird von niedrigen (kaum über 15 m) und<br />
ziemlich lockeren Beständen eingenommen, die<br />
von wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Arten gebildet werden.<br />
Weniger übersichtlich ist die Situation im SO.<br />
Hier ist die Zahl <strong>der</strong> Eucalyptus-Äxten höher, und<br />
die klimatische Variation zeigt in dem mehr gebirgigen<br />
Gelände keinen so klaren Gradienten,<br />
son<strong>der</strong>n eher ein wirres Mosaik, noch verstärkt<br />
durch die wenig festgelegte Klimaperiodizität.<br />
Nur selten werden die Wäl<strong>der</strong> hier höher als<br />
25 m; zuweilen kann die Cupressacee Callitris<br />
im Kronendach mit beteiligt sein.<br />
Die beson<strong>der</strong>e Lichtdurchlässigkeit <strong>der</strong> Eucalyptus-Yxonexi<br />
erlaubt auch in geschlossenen Beständen<br />
einen dichten Gehölzunterwuchs, <strong>der</strong><br />
im günstigen Falle 4-8 (-10) m Höhe erreichen<br />
kann. Er besteht aus Proteaceen (z. B. Banksia,<br />
Hakea, Persoonia, Abb. 122), Myrtaceen, vielen<br />
Papilionaceen, Rhamnaceen, Rutaceen, Casuarina<br />
u. a. Auffällig sind vielerorts die Kleinschopfbäume<br />
<strong>der</strong> Gattung Xanthorrhoea (Grasbaum,<br />
Abb. 93.3, S. 190); auch Cycadeen kommen vor.<br />
Neben den größeren Sträuchern gibt es viele<br />
Klein- und Zwergsträucher (oft erikoid), unter<br />
denen neben Proteaceen, Myrtaceen und Papilionaceen<br />
beson<strong>der</strong>s die australen Familien<br />
Epacridaceae und Goodeniaceae eine Rolle spielen.<br />
Wie an<strong>der</strong>wärts, können die Gebüsche und<br />
Heiden an edaphischen Extremstandorten auch<br />
ohne Waldbedeckung auftreten. Da solche<br />
Standorte auf den meist sehr armen Gesteinen<br />
häufig sind, sind solche Gesellschaften innerhalb<br />
des Hartlaubgebietes weit verbreitet.<br />
Wie die Eucalyptus^'-Piàti <strong>der</strong> östlichen Lorbeerwaldregion,<br />
so sind auch die australischen<br />
Hartlaubwäl<strong>der</strong> feuerbeeinflußt. Pyrophytische<br />
Anpassungen sind häufig. Die baumförmigen<br />
Eucalypten sind im ausgewachsenen Zustand<br />
fast alle feuerresistent; die in den H3-Varianten<br />
zusätzlich auffretenden strauchigen Arten (Malice,<br />
vgl. S. 194) überleben mit ihrem Xylopodium.<br />
Die meisten an<strong>der</strong>en Sträucher regenerieren<br />
durch Aussaat; bekannt sind die auffälligen<br />
verholzten Kapseln vieler Proteaceen<br />
(Banksia, H akea), die sich nur nach Bränden<br />
öffnen. Sehr häufige Feuer führen nicht nur zu<br />
einer Behin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Eucalyptus-Yei'jüngung,<br />
son<strong>der</strong>n auch zur Ausbreitung von Acacia-Atten,<br />
<strong>der</strong>en Hauptverbreitung im Bereich <strong>der</strong><br />
Trockengehölze (S. 189,194) liegt. Die Abgrenzung<br />
zwischen diesen und <strong>der</strong> trockensten Ausbildung<br />
des Hartlaubwaldes ist in Australien sehr<br />
unscharf, da einerseits die trockensten Wäl<strong>der</strong><br />
sehr licht sind und deshalb stets auch Akazien<br />
enthalten, an<strong>der</strong>erseits die Gattung Eucalyptus<br />
als Mallee auch eine Komponente <strong>der</strong> Trockengehölze<br />
ist.<br />
Heute sind die Hartlaubwäl<strong>der</strong>, soweit sie<br />
nicht <strong>der</strong> Rodung zum Opfer fielen, infolge ihrer<br />
beson<strong>der</strong>en Struktur durch die Beweidung<br />
oft in einer Richtung verän<strong>der</strong>t worden, die von<br />
<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en Hartlaubgebieten sehr abweicht:<br />
die lockere Eucalyptus-Bmmschxch.t blieb oft ±<br />
erhalten, hingegen wurde die Strauchschicht<br />
beseitigt und durch Gräser ersetzt (die ihrerseits<br />
bei stärkerer Überweidung durch zahlreiche<br />
neophytische Weideunkräuter mediterraner<br />
Herkunft verdrängt werden). Am wenigsten gefährdet<br />
sind die Karri-Wäl<strong>der</strong> an <strong>der</strong> SW-Küste.<br />
In diesem sehr regenreichen Gebiet setzte die<br />
Besiedlung erst spät ein, so daß kaum gerodet<br />
wurde. Heute wird ein großer Teil des holzwirtschaftlich<br />
sehr wertvollen Waldes in schonen<strong>der</strong>,<br />
auf Nachhaltigkeit ausgerichteter Weise<br />
forstlich bewirtschaftet; kleinere Teile wurden<br />
unter Naturschutz gestellt.<br />
8 Pampa<br />
Diese Formation gehört eigentlich in den Zusammenhang<br />
<strong>der</strong> eurytropischen Trockenvegetation.<br />
Wie besprochen (S. 191), können sich<br />
die vielfältigen Lebensformen <strong>der</strong> Trockengehölz-Domäne<br />
je nach den edaphischen Verhältnissen<br />
in verschiedener Richtung entmischen,<br />
so daß Flächen mit Offenwald, Gebüsch und<br />
Grasland nebeneinan<strong>der</strong> Vorkommen, jedoch in<br />
einem kleinräumigen, für eine globale Kartierung<br />
nicht trennbaren Mosaik. Zu einer großräumigen<br />
und wohl vorrangig klimatisch bedingten<br />
Entmischung kommt es aber in Teilen <strong>der</strong><br />
Australen Zone, wo baumfreies peritropischsemiarides<br />
Grasland größere Flächen einnimmt.<br />
Am weitesten ist es als „Pampa“ im südöstlichen<br />
Südamerika verbreitet. Dieser Name wird deshalb<br />
hier in einem sehr weiten Sinne für die<br />
ganze Formation verwendet. Allerdings ist gerade<br />
die ökologische Bedingtheit <strong>der</strong> südamerikanischen<br />
Pampa lange sehr umstritten gewesen<br />
(s. unten).
Pampa 247<br />
Klimabedingungen (Abb. 123)<br />
Das Klima, in dem pampaartiges Grasland auftritt,<br />
kann annäherungsweise als semiarid mit<br />
Regenmaximum im Sommerhalbjahr charakterisiert<br />
werden. Meist liegt <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag im<br />
Bereich von 300-600 mm bei mäßigen Temperaturen,<br />
er kann aber in wärmeren Gebieten auch<br />
bis über 800 mm betragen. Auffällig ist, daß die<br />
absolute Höhe des Nie<strong>der</strong>schlages etwa <strong>der</strong> in<br />
den Hartlaubregionen, also bezüglich <strong>der</strong> Vegetation<br />
semihumiden Gebieten, entspricht. Hier<br />
zeigt sich, welch große Bedeutung in den Extratropen<br />
die relative Lage <strong>der</strong> thermischen und<br />
hygrischen Jahreszeiten hat. In den Hartlaubgebieten<br />
fällt <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag im kühlen Winterhalbjahr,<br />
in dem die Verdunstung gering ist,<br />
und kommt so zum überwiegenden Teile als<br />
Wasservorrat dem Boden zugute. Von den Sommerregen<br />
werden hingegen große Anteile schnell<br />
wie<strong>der</strong> verdunstet. Hinzu kommt noch, daß die<br />
Winterregen des Etesienklimas zyklonal bedingt<br />
und dementsprechend oft mäßig starke, anhaltende<br />
„Landregen“ sind, die allmählich in den<br />
Boden einsickern können, wogegen die Sommerregen<br />
gewöhnlich als Starkregen bei Gewittern<br />
fallen und zu wesentlichen Teilen schon als<br />
Oberflächenabfluß verloren gehen.<br />
Da die Verbreitung <strong>der</strong> Formation begrenzt<br />
ist, ist auch die Variabilität des Klimas gering,<br />
ln thermischer Hinsicht variiert es zwischen T2<br />
und dem untersten Bereich von T I. Bei den<br />
hygrischen Verhältnissen zeigen sich Unterschiede<br />
sowohl bezüglich <strong>der</strong> absoluten Höhe des<br />
Nie<strong>der</strong>schlages als auch <strong>der</strong> Distinktheit <strong>der</strong> Jahreszeiten.<br />
Sie bedingen aber nicht mehr als 2<br />
hygrische Klimatypen:<br />
Hl: Nie<strong>der</strong>schlag 700-800 mm und mehr,<br />
Winterdürre mäßig stark bzw. Dürreperioden<br />
unregelmäßig verteilt.<br />
H2: Nie<strong>der</strong>schlag 400-600 mm, Winterhalbjahr<br />
trocken mit 2-4 Dürremonaten.<br />
Charakteristik<br />
Als gehölzfreies Grasland setzt sich die Pampaformation<br />
fast ausschließlich aus krautigen Lebensformen<br />
zusammen. In Aspekt und Biomasse<br />
dominieren grasartige Pflanzen, überwiegend<br />
Gramineen. Charakteristisch ist dabei die Mischung<br />
von Vertretern <strong>der</strong> extratropischen Unterfamilie<br />
Pooideae mit solchen aus den überwiegend<br />
tropischen Andropogonoideae, Eragrostoideae<br />
und Panicoideae. Neben den Grasartigen<br />
ist aber meist eine große Zahl an<strong>der</strong>er Arten vorhanden.<br />
Es sind hauptsächlich Hemikryptophyten,<br />
daneben auch Geophyten. Ihre Überdauerungsorgane<br />
sind nicht selten verholzt; einige<br />
können durch leichte oberirdische Verholzung<br />
auch den Charakter von Halbsträuchern annehmen.<br />
Ferner treten, je nach Standortsverhältnissen<br />
und Bestandesstruktur, auch Therophyten<br />
auf Die Begleitsippen gehören vielen verschiedenen<br />
Familien an. Meist sind es Dikotylen,<br />
darunter eine Reihe von Compositen und<br />
Leguminosen; auch Scrophulariaceen, Verbenaceen<br />
und die Gattung Oxcdis können auffallend<br />
sein.<br />
Die Struktur <strong>der</strong> Vegetationsdecke variiert<br />
zwischen dichten, geschlossenen Rasen und<br />
Büschelgrasfluren, bei denen die Graspflanzen<br />
deutlich distinkte, in einiger Entfernung voneinan<strong>der</strong><br />
stehende kompakte Horste bilden.<br />
Auch solche Büschelgrasbestände können aber<br />
an ihrer Oberfläche lückenlos erscheinen, indem<br />
sich die Blattspitzen benachbarter Horste<br />
berühren. An<strong>der</strong>erseits haben auch die rasigen<br />
Bestände genügend Lücken, in denen die Begleitarten<br />
Platz finden. Unter letzteren gibt es<br />
auch solche, die polykormartig wachsen und<br />
dadurch Fazies bilden können. Die Bestandeshöhe<br />
beträgt in den günstigsten Fällen bis 2 m,<br />
gebildet von den Gräsern und einem Teil <strong>der</strong><br />
Begleitsippen; die meisten <strong>der</strong> letzteren befinden<br />
sich aber gewöhnlich in einer niedrigen<br />
Abb. 123: Klima im Bereich<br />
<strong>der</strong> Pampa.<br />
Lan<strong>der</strong>: 1 Argentinien (Prov.<br />
Santa Fe), 2 Argentinien (Prov.<br />
La Pampa), 3 Südafrika (Oran<br />
je)-<br />
o<br />
ROSARIO ( 3 0 m ) 178« 852<br />
1 ,«iifnink . 1 i<br />
T1.H1<br />
•6,7<br />
©<br />
(8.1) T1.H2<br />
S A N TA R 0 S A ( 1 8 9 m ) 1 5 ,3 *5 6 9<br />
1 I3 0 J<br />
©<br />
BLOEM FONTEIN (1422m ) 16,1®56¿<br />
[141<br />
-8;âeZ2z2Z^<br />
(8.1) T2.H2 (8.2)
248 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
Unterschicht. Unter ungünstigen Bedingungen<br />
werden oft nur 30-50 cm erreicht, eine Schichtung<br />
ist dann nicht mehr erkennbar.<br />
Im Gegensatz zu den nemoralen Steppen<br />
(S. 286) ist die Pampa nur fakultativ tropophytisch;<br />
<strong>der</strong> Grad des winterlichen Vertrocknens<br />
entspricht <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong> Dürre. Er ist<br />
daher nicht nur regional verschieden, son<strong>der</strong>n<br />
kann je nach <strong>der</strong> Witterung auch von Jahr zu<br />
Jahr wechseln. Ähnlichkeit mit den Steppen<br />
besteht hingegen in einem deutlichen Aspektwechsel<br />
in <strong>der</strong> großenteils auffällig blühenden<br />
Begleitflora, <strong>der</strong>en Blütezeiten sich vom Frühling<br />
über den Sommer bis in den Herbst abstufen<br />
können.<br />
Varianten und Regionen<br />
Die relativ geringen thermischen Unterschiede<br />
haben auf die Vegetation nur indirekte Wirkung<br />
über die Beeinflussung <strong>der</strong> Aridität. Die hygrische<br />
Variante H l ist hochwüchsig (1-2 m, Hochgras-Pampa)<br />
und bleibt im Winter gewöhnlich<br />
mindestens so weit grün, daß sie vom Vieh noch<br />
beweidet werden kann. Hingegen ist H2 niedriger<br />
(meist unter 1 m, Kurzgras-Pampa) und im<br />
Winter zumindest zeitweise vollständig trocken.<br />
Es können zwei flächig ausgebildete Regionen<br />
unterschieden werden (Abb. 118, S. 234):<br />
die Argentinische Region (8.1) und die Südafrikanische<br />
Region (8.2). Die Andeutung einer<br />
dritten findet sich auf <strong>der</strong> Südinsel von Neuseeland<br />
in Tallagen im Regenschatten <strong>der</strong> Hochgebirge<br />
(S. 226).<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Für beide Pamparegionen ist die Beschreibung<br />
<strong>der</strong> natürlichen Vegetation überwiegend nur<br />
eine historische Reminiszenz. Heute ist <strong>der</strong> weitaus<br />
größte Teil landwirtschaftliche Nutzfläche.<br />
Die feuchte Pampa Südamerikas dient großenteils<br />
dem Ackerbau, sie ist mit ihren fruchtbaren<br />
Böden eines <strong>der</strong> großen landwirtschaftlichen<br />
Produktionszentren <strong>der</strong> Erde; wichtigste Feldfrüchte<br />
sind Getreide, daneben Sonnenblumen,<br />
Lein und Kartoffeln. Die nicht unter den Pflug<br />
genommenen Flächen dienen <strong>der</strong> Viehzucht<br />
(vorwiegend Rin<strong>der</strong>). Auch die trockene Variante<br />
(die in Südafrika dominiert) ist vielerorts<br />
in Getreidefel<strong>der</strong> umgewandelt, doch wird sie<br />
auch vielfach noch als Weideland genutzt. Hier<br />
ist das Grasland dann zwar als solches erhalten<br />
geblieben, doch hat sich die Artenzusammensetzung<br />
je nach <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong> Nutzung meist<br />
± stark verän<strong>der</strong>t.<br />
8.1 Argentinische Region<br />
Diese Region, die eigentliche „Pampa“ i. e. S.,<br />
umfaßt die argentinische Provinz Buenos Aires,<br />
den größten Teil von Uruguay sowie einige<br />
Randgebiete nördlich davon. Sie ist zum großen<br />
Teil Hochgras-Pampa <strong>der</strong> Variante TI.H l<br />
(„feuchte Pampa“), nur am westlichen und südlichen<br />
Rande geht sie in die trocknete Kurzgras-<br />
Variante T I.H 2 über. Die Grasflora besteht etwa<br />
zu gleichen Teilen aus tropischen und extratropischen<br />
Sippen; dominierend ist aber weithin<br />
die temperierte Gattung Stipa. Zusammen mit<br />
Vertretern einiger weiterer Gattungen {Piptochaetium,<br />
Bothriochloa, Briza, Bromus, Eragrostis, Eleusine.<br />
M élica, Panicum u. a.) bilden die Arten<br />
S. hyalina, S. neesiana und S. papposa im größten<br />
Teil des Gebietes dichte, gleichmäßige Bestände.<br />
Nach SW zu treten an<strong>der</strong>e Stipa-Aiitn<br />
auf, die mehr zur Bildung von Büschelgrasflur<br />
neigen, und noch weiter westlich, in <strong>der</strong> Kurzgras-Pampa,<br />
wird die Dominanz von Poaligularis<br />
übernommen.<br />
Die Pamparegion ist überwiegend Tiefland,<br />
teils leicht wellig, teils aber auch tischeben. Geologisches<br />
Substrat <strong>der</strong> Bodenbildung ist meist tiefgründiger<br />
Löß. Die ebenen Teile sind häufig abflußlos,<br />
d. h. das Wasser sammelt sich in flachen<br />
Depressionen, wo es unter Zurücklassung <strong>der</strong> gelösten<br />
Mineralien verdunstet. Folge ist eine Bodenverbrackung,<br />
die zwar relativ schwach ist, aber<br />
doch vielerorts zum Auftreten von Salzpflanzen<br />
(Salicomia, Suaeda, Distichlis) führt, die <strong>der</strong> normalen<br />
Vegetation beigemischt, in größeren Senken<br />
aber auch alleinherrschend sein können.<br />
An<strong>der</strong>e auf Sondeistandorten auftretende abweichende<br />
Vegetationstypen sind kleine Wäldchen, die<br />
hauptsächlich aus <strong>der</strong> niedrigen (< 1 0 m), laubwenfenden<br />
Ulmacee Celtis spinosa (Lala) bestehen. Sie<br />
finden sich vor allem an den zum Tal des Rio Paraná<br />
bzw. zum Laplata-Golf abfallenden niedrigen Hängen,<br />
und zwar meist auf skelettreichen Böden in<br />
Erosionsschluchten, auf angeschwemmten Muschelbänken<br />
sowie auf alten Dünen.<br />
Das Vorkommen dieser Wäldchen, noch mehr aber<br />
die heute überall in <strong>der</strong> Pamparegion sichtbaren, gutwüchsigen<br />
(bis 20 m) angepflanzten Einzelbäume von<br />
Sippen verschiedenster Herkunft (z. B. Eucalyptus, Po-
Pampa 249<br />
pulus, Quercus, Rohinia, Cupressus, Melia) haben schon<br />
früh die Frage aufgeworfen, ob die Pampa, namentlich<br />
die feuchte, überhaupt natürliches Grasland und<br />
nicht eher potentielles, ehemals vom Menschen entwaldetes<br />
Waldland sei. Auch die Klimadiagramme<br />
(Abb. 123) erwecken auf den ersten Blick den Eindruck,<br />
es müsse sich um ein Lorbeerwaldgebiet handeln.<br />
An<strong>der</strong>erseits gibt es aber keinerlei konkrete Indizien,<br />
die dafür sprechen, daß die Pampa einmal Wald gewesen<br />
sei. Alle historischen Nachrichten belegen, daß<br />
das baumlose Grasland bereits zur Zeit des ersten<br />
Eintreffens <strong>der</strong> Europäer vorhanden war. Zwar hat man<br />
die Vermutung geäußert, die schon seit über 5000Jahren<br />
in <strong>der</strong> Region lebenden Indianerstämme hätten<br />
den Wald durch Feuer beseitigt, indem sie Brände zum<br />
Zwecke <strong>der</strong> Jagd anlegten. Selbst wenn man das annimmt,<br />
hat man jedoch Schwierigkeiten, sich vorzustellen,<br />
aus welchen Arten ein geschlossener Wald<br />
bestanden haben könnte. Die genannten niedrigen<br />
Tala-Bestände sind ziemlich licht und locker, mit<br />
Grasunterwuchs, sie machen also durchaus den Eindruck<br />
von marginalen Trockengehölzen im Bereich<br />
<strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze.<br />
Wie sind diese Diskrepanzen zu deuten? Noch<br />
1962 schreibt E llenberg resignierend: „Wir finden keine<br />
Erklärungsmöglichkeit“. Aber die durch die Bemühungen<br />
mehrerer namhafter Vegetationskundler (Ca-<br />
BRERA, Parodi, E llenberg, W alter) zusammengetragenen<br />
Argumente haben inzwischen doch dazu geführt,<br />
daß das „Pampaproblem“ heute nicht mehr als<br />
solches gesehen werden muß. Auch die feuchte Pampa<br />
darf als natürliches Grasland angesehen werden,<br />
wenn man folgende Gesichtpunkte berücksichtigt:<br />
(1) Da <strong>der</strong> größte Teil des Nie<strong>der</strong>schlages im warmen<br />
Sommerhalbjahr fällt, ist das Klima nicht so humid,<br />
wie es nach dem Klimadiagramm aussieht<br />
(vgl. S. 247).<br />
(2) Hinzu kommt, daß Dürrezeiten häufig sind, obwohl<br />
sie im Klimadiagramm nicht aufscheinen.<br />
Zwar liegt das Nie<strong>der</strong>schlagsminimum im Winter;<br />
mehrmonatige Dürren, mit Regenmengen unter<br />
20 mm pro Monat, können aber zu je<strong>der</strong> Jahreszeit<br />
auffreten (so in Dolores Juli 1917 3 mm,<br />
August 1924 10 mm, Oktober 1917 4 mm, November<br />
1923 10 mm, Dezember 1908 20 mm,<br />
Januar 1929 15 mm, März 1929 3 mm, Mai 1929<br />
18 mm; W alter 1968: 693). Dieses unregelmäßige<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsregime kann von den fakultativ<br />
tropophytischen Gräsern gut ertragen werden; für<br />
Bäume ist es hingegen viel ungünstiger.<br />
(3) In allen semiariden Gebieten ist zu beobachten,<br />
daß durch steinige, skelettreiche und grobsandige<br />
Böden <strong>der</strong> Gehölzwuchs, durch feinkörnig-dichte,<br />
wie sie in <strong>der</strong> Pampa vorliegen, <strong>der</strong> Graswuchs<br />
begünstigt wird. Die Ursache hierfür dürfte in <strong>der</strong><br />
unterschiedlichen Ausbildung des Wurzelsystems<br />
<strong>der</strong> beiden Lebensformen liegen. Wo an <strong>der</strong> Westgrenze<br />
<strong>der</strong> Provinz Buenos Aires <strong>der</strong> Lößlehm<br />
durch Sandböden abgelöst wird, treten sofort<br />
Trockengehölze aus Prosopis-Axttn auf<br />
(4) Das gute Wachstum gepflanzter Einzelbäume ist<br />
noch kein Beweis für die Möglichkeit <strong>der</strong> Existenz<br />
entsprechen<strong>der</strong> geschlossener Wäl<strong>der</strong> (während<br />
größere künstliche Waldbestände bei zu geringem<br />
Nie<strong>der</strong>schlag den Gmndwasserspiegel senken und<br />
sich dadurch schließlich selbst das Wasser abgraben,<br />
kann die durch gepflanzte Einzelbäume bewirkte<br />
punktuelle Absenkung ständig von den<br />
Seiten her ausgeglichen werden).<br />
(5) Ein objektives Kriterium für die effektive Semiaridität<br />
des Klimas sind die erwähnten Verbrackungserscheinungen.<br />
Die in <strong>der</strong> argentinischen Pamparegion herrschenden<br />
Klimabedingungen sind also durchaus semiarid. Sie<br />
ermöglichen je nach <strong>der</strong> Bodenart das Auftreten von<br />
Trockengehölzen o<strong>der</strong> von Grasland; beide Formationen<br />
sind als Klimax anzusehen. Das Konkurrenzgleichgewicht<br />
zwischen ihnen ist sehr labil und kann<br />
daher durch äußere Einflüsse, wie die Tätigkeit des<br />
Menschen, leicht verschoben werden.<br />
Neben dem großflächigen Auftreten in <strong>der</strong> eigentlichen<br />
Pampa kommt Grasland noch jenseits<br />
des patagonischen Wüstengürtels kleinflächig<br />
am Ostrande <strong>der</strong> Andenkette sowie etwas<br />
umfangreicher im südlichsten Patagonien<br />
vor. Diese Bestände werden fast ausschließlich<br />
von extratropischen Sippen gebildet; die südlichsten<br />
haben dabei schon starke Beziehungen<br />
zum antarktischen (polaren) Grasland.<br />
8.2 Südafrikanische Region<br />
Die zweite Region mit pampaartigem Grasland<br />
ist das südafrikanische Hogeveld, das Hochplateau<br />
von Transvaal und N-Oranje in etwa 1000-<br />
1500 (-2000) m Höhe. Die Klimaverhältnisse<br />
sind hier eindeutiger: fast überall T2.H 2 mit<br />
ausgeprägter Winterdürre. Die Vegetation ist<br />
daher meist Kurzgras-Pampa („Grasveld“) mit<br />
vollständiger Winterruhe. Wie in den an<strong>der</strong>en<br />
australen Vegetationstypen Südafrikas, sind auch<br />
hier die extratropischen Florenelemente ziemlich<br />
schwach vertreten. Unter den Gräsern treten<br />
zwar auch Gattungen wie Festuca, Poa, Koeleria<br />
und Bromus auf; weithin dominierend ist<br />
aber die paläotropische Themeda triandra, begleitet<br />
von zahlreichen weiteren tropischen Sippen<br />
{Setaria, Elionurus, Heteropogon, Eragrostis, Digitaria<br />
u. v. a.). In <strong>der</strong> Begleitflora gibt es eine Anzahl<br />
geophytischer Pyrophyten; natürliche Brände<br />
müssen demnach zum Ökosystem gehören.
250 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
Vermutlich haben sie am feuchteren Ostrande<br />
zu einer Zurückdrängung <strong>der</strong> im Bereich <strong>der</strong><br />
Drakensberg-Schichtstufe wachsenden Lorbeerwäl<strong>der</strong><br />
geführt. Im übrigen sind die genauen natürlichen<br />
Grenzen des Grasveldes gegen an<strong>der</strong>e<br />
Vegetationstypen unbekannt. Zwar war das Gebiet<br />
vor <strong>der</strong> gleichzeitigen Einwan<strong>der</strong>ung von<br />
Buren aus dem S und Zulus aus dem N in <strong>der</strong><br />
ersten Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts nur sehr dünn<br />
besiedelt, doch dürften anthropogene Brände<br />
wohl auch früher schon eine Rolle gespielt haben.
C Die Nemorale Zone (Formationen 9-13)<br />
Von den vier temperierten Zonen ist die Nemorale<br />
Zone die eigenständigste und vielseitigste.<br />
In floristischer Hinsicht kann sie als die temperierte<br />
Zone par excellence bezeichnet werden.<br />
Sie enthält eine reichhaltige, rein holarktische<br />
Flora; demgegenüber ist für die Flora <strong>der</strong> Meridionalen<br />
und Australen Zonen die Mischung<br />
temperierter und weittropischer Elemente typisch,<br />
und die <strong>der</strong> Borealen Zone ist allein durch<br />
Verarmung gekennzeichnet.<br />
Auch bezüglich des FGimas zeigt die Nemorale<br />
Zone große Vielfalt; die thermische Variabilität<br />
ist in keiner an<strong>der</strong>en Zone größer. Das deutet<br />
sich schon darin an, daß die Abgrenzung gegen<br />
die Nachbarzonen von Werten verschiedener<br />
Klimamerkmale bestimmt wird: gegen die Méridionale<br />
Zone sind es die Winterminima, gegen<br />
die Boreale die Sommerlänge. Beide Merkmale<br />
haben auch innerhalb <strong>der</strong> Nemoralen Zone eine<br />
große Amplitude: die absoluten Minima variieren<br />
zwischen - 1 0 und -5 0 °C, die Sommerlänge<br />
(Zahl <strong>der</strong> Monate mit Mittel über -f 10 °C) von<br />
4 bis 11. Als dritte Variable kommt die Mitteltemperatur<br />
des wärmsten Monats (meist Juli) hinzu,<br />
die eine Spanne von 12 bis 30 °C umfaßt.<br />
Dieses letzte Merkmal ist für die innere Differenziemng<br />
beson<strong>der</strong>s wichtig, es beeinflußt maßgeblich<br />
die floristische Reichhaltigkeit, namentlich in<br />
<strong>der</strong> thermischen Klimax Sommergrüner Laubwald.<br />
Hierauf beziehen sich deshalb die beiden<br />
wichtigsten thermischen Klimatypen (TI, T2); die<br />
aufWerte <strong>der</strong> beiden an<strong>der</strong>en bezogenen beschreiben<br />
nur Abweichungen von den „normalen“ Bedingungen<br />
(als solche können Minima zwischen<br />
-15 und -3 0 °C sowie Sommerlängen ab 5 Monate<br />
gelten). Zum räumlichen Mosaik dieser<br />
Klimatypen vgl. Abb. 129.A.<br />
TI: Sommer sehr warm, Julimittel etwa 24 bis<br />
28 °C.<br />
T2: Sommer mäßig warm, Julimittel etwa 16<br />
bis 22 °C.<br />
T3 : Winter mild, absolute Minima meist nicht<br />
unter -1 5 °C.<br />
T4: Winter sehr kalt, absolute Minima unter<br />
-3 0 °C.<br />
T5: Sommer kurz, höchstens 5 Monate (150<br />
Tage) mit Mitteln über 4-10 °C.<br />
Die hygrische Variabilität hält sich im üblichen<br />
Rahmen, die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge kann von 0 bis<br />
über 3000 (ausnahmsweise bis 6000) mm betragen.<br />
Der tatsächliche Humiditätsgrad und seine<br />
Auswirkung auf den Vegetationstyp ist hier noch<br />
mehr als in allen an<strong>der</strong>en Zonen von den übrigen<br />
Klimamerkmalen abhängig, beson<strong>der</strong>s groß<br />
ist die Bedeutung <strong>der</strong> Koinzidenz thermischer und<br />
hygrischer Jahreszeiten (vgl. S. 114).<br />
In <strong>der</strong> Nemoralen Zone kommt noch ein<br />
Klimamerkmal hinzu, das in den äquatornäheren<br />
Zonen fehlt, nämlich eine bleibende geschlossene<br />
Schneedecke. Ob eine solche auftritt,<br />
hängt von den thermischen und hygrischen Verhältnissen<br />
des Winters ab. Im N <strong>der</strong> Zone gehört<br />
sie zum normalen Wechsel <strong>der</strong> Jahreszeiten,<br />
nach S hin wird ihr Erscheinen unregelmäßiger<br />
bzw. episodisch. Ihre Bedeutung für die<br />
Vegetation liegt im Schutz des Bodens vor zu<br />
starken Frösten und vor Austrocknung, wovon<br />
vor allem die Nicht-Phanerophyten profitieren.<br />
9 Sommergrüner Laubwald<br />
Der Sommergrüne Laubwald, entsprechend dem<br />
lateinischen Namen Aestisilva (B rockmann-<br />
J erosch & Rübel 1912) auch kurz (so im Folgenden)<br />
Sommerwald genannt, ist die natürliche<br />
Umwelt, in <strong>der</strong> die meisten „Väter“ <strong>der</strong> <strong>Pflanzengeographie</strong><br />
und Vegetationskunde gelebt und gearbeitet<br />
haben. Infolgedessen sind seine floristischen<br />
und strukturellen Merkmale, sein jahreszeitliches<br />
Verhalten sowie das Mosaik seiner<br />
edaphischen und anthropogenen Abwandlungen<br />
und Ersatzgesellschaffen genauestens bekannt.<br />
Gegenüber <strong>der</strong> Unzahl von Detailuntersuchungen,<br />
die aus den drei zugehörigen Regionen vorliegen,<br />
ist aber ein Aspekt bisher unterentwickelt<br />
geblieben, nämlich die vergleichende Analyse <strong>der</strong><br />
Domäne als Ganzes. Ursache dafür dürfte neben<br />
<strong>der</strong> Vielfalt innerhalb <strong>der</strong> einzelnen Regionen, die<br />
viele Untersucher davon abhielt, über die eigenen<br />
„Kirchtürme“ hinauszuschauen, auch die Unterschiedlichkeit<br />
<strong>der</strong> verschiedenen vegetationskundlichen<br />
Schulen (S. 57) sein, die eine Vergleichbarkeit<br />
<strong>der</strong> erarbeiteten Gliedemngen bis fast<br />
zur Unmöglichkeit erschwerte. Gerade deshalb<br />
wird hier auf die vergleichende Betrachtung beson<strong>der</strong>er<br />
Wert gelegt.
Sommergrüner Laubwald 253<br />
Klimabedingungen (Abb. 124)<br />
Vorweg seien noch einmal die beiden klimatischen<br />
Gmndbedingungen für das Auftreten des<br />
Sommerwaldes (vgl. S. 111) klargestellt: das regelmäßige<br />
Auftreten von Frösten unter -1 0 °C<br />
schließt durch die Schädigung <strong>der</strong> Blätter den<br />
immergrünen Lorbeerwald aus, und das Vorhandensein<br />
von mindestens 4 humiden Monaten<br />
über -t-10 °C macht die sommergrüne Lebensform<br />
gegenüber <strong>der</strong> immergrünen <strong>der</strong> borealen<br />
Koniferen konkurrenzüberlegen. Das Klima ist<br />
also durch den Gegensatz zweier scharf unterschiedener<br />
thermischer Jahreszeiten gekennzeichnet:<br />
eines genügend langen und warmen,<br />
für die Photosynthese gut nutzbaren Sommers,<br />
und eines ± kalten Winters, <strong>der</strong> (an<strong>der</strong>s als in<br />
den peritropischen Zonen) eine Zeit absoluter<br />
Vegetationsmhe ist. Innerhalb dieses Rahmens<br />
können alle beschriebenen thermischen Klimatypen<br />
(TI bis T5) auftreten.<br />
Die hygrischen Bedingungen können, bei<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsmengen zwischen etwa 400 und<br />
> 3000 mm, humid o<strong>der</strong> semihumid sein. Im<br />
letzteren Falle liegt die Regenzeit im Sommerhalbjahr,<br />
denn bei Winterregen und Sommerdürre<br />
ist die Kondition von mindestens 4 humiden<br />
Sommermonaten nicht mehr erfüllt, und<br />
die Koniferen werden konkurrenzüberlegen (vgl.<br />
S. 115; Abb. 129.A, S. 262). Es können 4<br />
hygrische Klimatypen unterschieden werden:<br />
Hl : Ganzjährig humid. Dabei sind aber erhebliche<br />
Differenzen zwischen <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />
des feuchtesten (gewöhnlich<br />
im Sommer) und des trockensten Monats<br />
möglich.<br />
H2: Semihumid mit ziemlich hoher Regenmenge<br />
im Hochsommer und einer Trokken-<br />
o<strong>der</strong> Dürrezeit im Winter, die noch<br />
auf Teile von Frühling und/o<strong>der</strong> Herbst<br />
übergreift.<br />
H3 : Semihumid mit Regenmaximum im Frühling<br />
bis Frühsommer und einer Trockeno<strong>der</strong><br />
Dürrezeit im Hoch- bis Spätsommer<br />
(oft noch ein zweites Regenmaximum im<br />
Herbst).<br />
H4 : Nie<strong>der</strong>schlag gering, marginaler Klimatyp<br />
nahe <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze. Die<br />
Nie<strong>der</strong>schlagshöhe, die diesen Typ von<br />
den günstigeren abgrenzt, liegt in T2-Gebieten<br />
meist bei etwa 400-500 mm, in den<br />
wärmsten Teilen von TI bei 700-900 mm.<br />
Sippenbestand<br />
Die Flora des Sommerwaldes ist, über die ganze<br />
Domäne hinweg betrachtet, sehr einheitlich,<br />
und zwar im wesentlichen auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong><br />
Gattungen (Tab. 34). Sie zeigt klar die Spuren<br />
des ehemaligen Zusammenhanges, <strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />
Entstehung vieler Sippen in <strong>der</strong> gemäßigt-polaren<br />
Zone <strong>der</strong> Kreidezeit an über die „Arktotertiäre<br />
Flora“ des Alttertiärs noch weit bis ins<br />
Jungtertiär hinein bestanden hat. Charakteristische<br />
Sommerwald-Elemente sind neben den<br />
Bäumen (darunter auch Koniferen) auch viele<br />
Sippen <strong>der</strong> Krautschicht, <strong>der</strong>en Eigenständigkeit<br />
als typische Beson<strong>der</strong>heit des Sommerwaldes anzusehen<br />
ist. Während <strong>der</strong> Grundbestand <strong>der</strong><br />
Sommerwaldflora in allen drei Regionen (9.1-<br />
9.3) vorhanden ist, gibt es auch eine ganze Anzahl<br />
von Sippen, die in <strong>der</strong> europäischen Region<br />
fehlen o<strong>der</strong> nur im klimabegünstigten SO<br />
Vorkommen (Abb. 125, 126).<br />
Von den 80 in Tab. 34 erfaßten Gehölz-Gattungen,<br />
die in <strong>der</strong> ostasiatischen Region alle vorhanden sind,<br />
sind 71 auch in <strong>der</strong> ostamerikanischen verbreitet. Hingegen<br />
fehlen 34 von ihnen im europäischen Raum<br />
ganz, und weitere 15 sind auf den SO beschränkt. Es<br />
sind dies einerseits solche Sippen, <strong>der</strong>en Verbreitungsschwerpunkt<br />
in den klimatisch günstigsten Varianten<br />
(T I.H l, vgl. S. 260) liegt (z. B. Liriodendron, Liquidambar),<br />
an<strong>der</strong>erseits solche, <strong>der</strong>en Wan<strong>der</strong>geschwindigkeit<br />
gering ist, etwa weil sie nur an Son<strong>der</strong>standorten<br />
Vorkommen (z. B. Koniferen wie Tsuga) o<strong>der</strong> weil sie<br />
schwer transportierbare Diasporen haben (z. B. Aesculus).<br />
Die Untervertretung dieser Elemente im europäischen<br />
Raum ist im ersten Falle den heutigen ungünstigen<br />
Klimaverhältnissen zu verdanken (sie haben<br />
hier heute kein potentielles Areal mehr), im zweiten<br />
den Wirkungen <strong>der</strong> Eiszeit. Wenn beide Gruppen<br />
von Gattungen zuweilen generell als „Tertiärrelikte“<br />
bezeichnet werden, so ist das eine aus europazentrischer<br />
Betrachtungsweise entsprungene Fehleinschätzung.<br />
Die Familien, zu denen die Sommerwaldelemente<br />
gehören, sind meist von weiter Verbreitung,<br />
entwe<strong>der</strong> Kosmopoliten o<strong>der</strong> extratropische<br />
Waldelemente. Allerdings konnten auch<br />
einzelne Vertreter aus weittropischen Familien<br />
noch die sommergrüne Lebensform entwickeln,<br />
so die Lauraceen Sassafras und Lin<strong>der</strong>a o<strong>der</strong><br />
Catalpa und Ailanthus aus den überwiegend<br />
regengrünen Bignoniaceen bzw. Simaroubaceen.<br />
Größere Familien von rein nemoraler Verbreitung<br />
gibt es kaum; am ehesten gehören die<br />
Aceraceen hierher, mit nur ganz wenigen meri-
254 Die Nemorale Zone<br />
Tab. 34: W eit verbreitete Gehölzsippen (Bäume, Großsträucher und -Hanen) des Sommenvaldes und des<br />
Nemoralen Nadelwaldes.<br />
Aufgenommen sind nur Gattungen, <strong>der</strong>en Verbreitungsschwerpunkt in <strong>der</strong> Nemoralen o<strong>der</strong> in dieser und <strong>der</strong><br />
Meridionalen Zone (hier mit immergrünen Arten) liegt. Die Artenzahlen beziehen sich nur auf das Vorkommen<br />
in nemoralen Wäl<strong>der</strong>n nicht-extremer Standorte. Die Anordnung <strong>der</strong> Familien entspricht ungefähr ihrer<br />
Bedeutung in <strong>der</strong> Vegetation.<br />
(m) = Gattung enthält auch méridionale Immergrüne<br />
(b) = Gattung enthält auch Arten borealer Verbreitung (meist Vertreter bestimmter Untergruppen)<br />
L = Gattung umfaßt überwiegend Lianen, (L) dsgl. vereinzelt<br />
unterstrichen = mindestens in bestimmten Ausbildungen im oberen Kronendach<br />
= Als Fossil im Tertiär nachgewiesen (Angaben nur für Europa vollständig)<br />
# = Gattung im Gebiet als Krautige o<strong>der</strong> in einer Borealen Gebirgsstufe vorhanden<br />
* = in Europa nur im SO (S-Balkan bis Hyrkanien/Turkestan).<br />
Nach K rOssmann 1960, Krüssmann 1960L, Schenck 1939, Reh<strong>der</strong> 1940, M abberley 1987, Kubitzki etc. 1990f,<br />
LirriJ. 1971f., Sargent 1922, T utin etc. 1964f, D avis 1965f, B rowicz 1982f, O hwi 1965, W ang 1961, Mai<br />
1995 u. a.<br />
Familie<br />
Gattung<br />
Region<br />
W-Nordamerika<br />
10.1<br />
Artenzahl<br />
O-Nord- Europa<br />
amerika i. w. S.<br />
9.1 9.2<br />
Ostasien<br />
9.3<br />
Fagaceae Querem (m) 2 22 >20 10<br />
Fagm t 1 2 6<br />
Castanea t 4 D 7<br />
Aceraceae Acer (m) 5 9 >10 >50<br />
Okaceae Fraxinus 2 7 5 >15<br />
Ligmtrum (m) - - 1 >10<br />
Syringa (m) - - 3* 22<br />
Forsythia - - \* 6<br />
Chionanthm - 1 t 1<br />
Tiliaceae Tilia t 3 6 >10<br />
Ulmaceae Ulmus t 6 5 10<br />
Zelkova t<br />
- 2* 3<br />
Juglandaceae Juglans 3 3 l * 6<br />
Carya t 10 t >1<br />
Pterocarya t t 1* 5<br />
Hamamelidaceae Liquidambar t 1 r 2<br />
Hamamelis t 2 t 3<br />
Hippocastanaceae Aesculus 1 5 p 5<br />
Magnoliaceae Liriodendron t 1 t 1<br />
Magnolia (m) t 6 t >15<br />
Nyssaceae Nyssa t 3 t 1<br />
Lauraceae Sassafras t 1 t 2<br />
Betulaceae Carpinus t 1 3 >10<br />
Betula (b) 1 4 4 >15<br />
Ainus (b) 2 2 4 >10<br />
Corylus 1 2 4 6<br />
Ostrya 1 1 1 6<br />
Leguminosae Gleditsia - 2 P 7<br />
Gymnocladus t 1 t 4<br />
Gerds 1 1 P 2<br />
Cladrastis - 1 - 3<br />
Wisteria L - 2 - 5<br />
Platanaceae Platanus 2 1 P 1<br />
Salicaceae Populus (b) 4 4 3 >10<br />
Slyracaceae Halesia - 3 t 2
Sommergrüner Laubwald 255<br />
Forts. Tab. 34: Weit verbreitete Gehölzsippen (Bäume, Großsträucher und -lianen) des Sommerwaldes und des<br />
Nemoralen Nadelwaldes.<br />
Familie<br />
Bifftoniaceae<br />
Rosaceae<br />
Pinaceae<br />
Cupressaceae<br />
Taxaceae<br />
Riamnaceae<br />
Celastraceae<br />
Staphykaceae<br />
Vitaceae<br />
Comaceae<br />
Ericaceae<br />
Caprifoliaccae<br />
Grossulariaceae<br />
Hydrangeaceae<br />
Moraceae<br />
Anacardiaceae<br />
Thtaceae<br />
Araliaceae<br />
Schisandraceae<br />
Menispermaceae<br />
Escalloniaceae<br />
Santalaceae<br />
Gattung<br />
Region<br />
Catalpa<br />
Campsis L<br />
Prunus s. 1. (m, b)<br />
Sorbus (b)<br />
P^rus<br />
Malus<br />
Amelanchier<br />
Physocarpus<br />
Pinus (m, b)<br />
Abies (b)<br />
Tsuga s.l. (b)<br />
Pseudotsuga<br />
Juniperus (m, b)<br />
Thuja s.str.<br />
Chamaecyparis<br />
Calocedrus<br />
Taxus<br />
Torreya<br />
Rhamnus s.l. (m)<br />
Evonymus (m)<br />
Celastrus (m) L<br />
Staphylea<br />
Vitis L<br />
Ampélopsis L<br />
Parthenocissus L<br />
Cornus (m, b)<br />
Rhododendron (m, b)<br />
Menziesia<br />
Elliottia s.l.<br />
Vibumum (m, b)<br />
Lonicera (m, b) (L)<br />
Ribes (m, b)<br />
Philadelphus (m)<br />
Hydrangea (m) (L)<br />
Decumaria L<br />
Morus<br />
Cotinus<br />
Stewartia<br />
Aralia<br />
Oplopanax<br />
Schisandra (m) L<br />
Menispermum L<br />
hea (m)<br />
Buckkya<br />
Pyrularia<br />
Artenzahl<br />
W-Nord- O-Nord- Europa Osta<br />
amerika amerika i. w. S.<br />
10.1 9.1 9.2 9.3<br />
t 2 t 4<br />
- 1 -<br />
1<br />
3 10 >5 >60<br />
1 1 >10 >30<br />
- - >5 >5<br />
1 3 >5 >5<br />
>3 >5 2 1<br />
>3 3 t 1<br />
7 8 5 10<br />
4 # 9 >2<br />
1 2 t 6<br />
2 t t 3<br />
1 2 1 >5<br />
1 1 t 3<br />
2 1 t 4<br />
1 - - 2<br />
1 2 1 2<br />
1 1 t 3<br />
2 4 >5 >15<br />
1 3 6 >20<br />
- 1 t >10<br />
1 1 2 >3<br />
2 13 1 >10<br />
- 2 T >5<br />
t 3 t 6<br />
4 10 4 >10<br />
2 10 l ’" >15<br />
1 1 - 3<br />
1 1 - 2<br />
3 14 3 >30<br />
5 9 >10 >40<br />
>20 12 >10 >20<br />
5 7 1* >10<br />
t 2 t >5<br />
- 1 t 1<br />
- 2 r 5<br />
- 1 1 1<br />
- 2 t 4<br />
# 1 t >2<br />
1 - - 2<br />
1 t >5<br />
- 1 t 1<br />
t 1 t 1<br />
- 1 - 3<br />
1 - 2
256 Die Nemorale Zone<br />
Abb. 125: Charakteristische Gattungsareale <strong>der</strong> nemoralen Waldflora.<br />
Während die beiden ersten Sippen in allen vier Waldregionen weiter verbreitet sind, zeigen die übrigen zunehmende<br />
Arealreduktionen im europäischen und/o<strong>der</strong> west-nordamerikanischen Raum. 2, 5, 7, 10 Vertreter <strong>der</strong><br />
Krautschicht (2: Asarum Sect. Eu-Asarum A. B raun), die übrigen Bäume. - Nach Little 1971F., KrOSSMANN<br />
1960, KrOSSMANN 1960F., Schenck 1939, M eusel etc. 1965f., Li 1971 u. a.<br />
4<br />
dionalen immergrünen Acer-Axttri. Auch einige<br />
reliktäre Urangiospermen gibt es, sie überlebten<br />
im ostasiatischen Bereich in enger Nachbarschaft<br />
zu den Reliktvorkommen im Lorbeerwald.<br />
In den gleichen Zusammenhang gehören<br />
auch reliktäre Gymnospermen wie Metasequoia,<br />
Sciadopitys und Ginkgo (vgl. Tab. 35, S. 272).<br />
Was die Zahl <strong>der</strong> Arten betrifft, so weicht<br />
<strong>der</strong>en Verteilung von <strong>der</strong> <strong>der</strong> Gattungen wesentlich<br />
ab: hier ist Ostnordamerika oft ärmer als<br />
die beiden an<strong>der</strong>en Regionen (Tab. 34). Die starke<br />
geomorphologisch-klimatische Differenzierung<br />
Europas und Ostasiens führte in beiden<br />
Gebieten zu starker Artneubildung (neoendemische<br />
Arten mit oft kleinen Arealen), wozu im<br />
wenig geglie<strong>der</strong>ten amerikanischen Osten kaum<br />
Veranlassung bestand.<br />
Die Sippenzahl in den Einzelbeständen variiert.<br />
Bei optimalen Bedingungen (T I.H l) kann<br />
die Baumschicht aus 10-20 Arten bestehen, unter<br />
weniger günstigen Umständen sinkt sie zuweilen<br />
auf 1 Art ab. Wenn aber in manchen<br />
Lehrbüchern <strong>der</strong> Eindruck vermittelt wird, eine<br />
solche Artenarmut sei das Normale, so bemht<br />
das wie<strong>der</strong>um auf einer eingeengten, auf (Mittel-)<br />
Europa beschränkten Sichtweise.<br />
Bestandesstruktur, Lebensformen, Aspekte<br />
In <strong>der</strong> Opimalvariante T I.H l bildet die Formation<br />
dichte, 30-45 (-60) m hohe Bestände. Das<br />
Kronendach kann von einer einzigen Baumschicht<br />
aufgebaut werden („Hallenwald“); meist<br />
finden sich aber noch tiefere Stockwerke mit kleineren<br />
Bäumen, die ähnlich wie im Tropischen<br />
Regenwald den Raum unter dem oberen<br />
Kronendach weitgehend ausfüllen. Der Typ des<br />
Hallenwaldes scheint eher in den kühleren Gebieten<br />
(T2) mit kürzerem Sommer verbreitet zu<br />
sein; vermutlich ist für die unteren Schichten,
Sommergrüner Laubwald 257<br />
Abb. 126: Aufïallige, in Europa fehlende Gattungen <strong>der</strong> nemoralen Waldflora.<br />
1 Liriodendron chínense, 2 Sassafras albidum, 3 Caiya ovalis, 4 Nyssa sylvatica, 5 Hamamelis virginiana, 6 Dicentra<br />
cucultaria, 7 Trillium erectum. 1 ostasiatische, die übrigen ost-nordamerikanische Arten. - Quellen: 1 Steward<br />
1958; 2, 7 Tachtadíian 1980f; 3, 4, 5 Kurz etc. 1962; 6 Hitchcock etc. 1955f.
258 Die Nemorale Zone<br />
<strong>der</strong>en Produktion durch Lichtmangel eingeschränkt<br />
ist, als Ausgleich eine längere Vegetationsperiode<br />
nötig.<br />
Eine Strauchschicht ist unter günstigen Bedingungen<br />
nur unbedeutend; sie kann aber dichter<br />
werden, wenn die Baumschicht wegen ungünstiger<br />
edaphischer (trocken, arm) o<strong>der</strong> klimatischer<br />
(semihumid) Verhältnisse lockerer ist.<br />
Gut entwickelt und auffallend ist sie auch, wenn<br />
das Klima (im Übergang zu T3) das Auftreten<br />
immergrüner Sträucher erlaubt, die Perioden<br />
geeigneter Witterung während des Kahlstehens<br />
<strong>der</strong> Bäume für die Photosynthese nutzen können.<br />
Die Gehölze des Sommerwaldes gehören fast<br />
ausschließlich dem Typ des Normalbaumes an;<br />
nur bei den Sträuchern kommt auch die Bambusform<br />
vor, die in Ostasien die Physiognomie<br />
stark beeinflussen kann. Anpassungen an den<br />
Winter zeigen sich in <strong>der</strong> Ausbildung einer oft<br />
dicken Borke sowie von Winterknospen, die<br />
durch dichte Beschuppung, Haarbesatz, Harze<br />
u. dgl. gegen Austrocknung geschützt sind (gegen<br />
anhaltenden Frost helfen alle diese Mittel<br />
allerdings nicht). Das physiognomisch auffälligste<br />
Merkmal ist <strong>der</strong> Laubfall, <strong>der</strong> bei allen typischen<br />
Sommerwald-Sippen obligat ist. Er wird<br />
im Normalfalle schon vor dem Eintreten schädlicher<br />
Temperaturen vorbereitet, oft induziert<br />
durch die Verkürzung <strong>der</strong> Tageslänge (manche<br />
Bäume, z. B. Betula pendula, bleiben im Lichtbereich<br />
von Straßenlampen länger belaubt). In<br />
den Blättern erfolgt ein planmäßiger Abbau und<br />
Abtransport wertvoller Substanzen, was zur allmählichen<br />
Farbändemng führt (Herbstfärbung);<br />
durch die Bildung eines Trenngewebes wird<br />
dann <strong>der</strong> Abwurf eingeleitet. Nur bei wenigen<br />
Sippen, die nahe mit Immergrünen verwandt<br />
sind und/o<strong>der</strong> im wintermilden Bereich nahe<br />
<strong>der</strong> Lorbeerwald-Grenze wachsen, ist <strong>der</strong> Laubfall<br />
fakultativ (so können beim europäischen<br />
Ligustrum vulgare die Blätter in milden Wintern<br />
grün am Strauch überdauern).<br />
Die Blütezeit <strong>der</strong> Bäume liegt meist im Frühjahr,<br />
teils vor, teils nach <strong>der</strong> Laubentfaltung; nur<br />
wenige Sippen blühen später im Jahr. Dabei sind<br />
Blüten von auffälliger Schönheit wie bei M agnolia,<br />
Aesculus o<strong>der</strong> Prunus eher in <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>zahl;<br />
neben den anemogamen sind auch die von<br />
Tieren bestäubten oft ziemlich unscheinbar<br />
(z. B. Tilia, Nyssa, viele Acer-AxX&n). Mehr schönblütige<br />
Sippen gibt es unter den Sträuchern.<br />
Gravierende Folge des Laubfalles <strong>der</strong> Gehölze<br />
ist die Periodizität des Lichtklimas im Bestand,<br />
durch die sich <strong>der</strong> Sommerwald von allen<br />
immergrünen Waldtypen grundlegend unterscheidet.<br />
Sie führt dazu, daß am Waldboden<br />
im Frühling (März bis Mai) eine kurze günstige<br />
Jahreszeit auftritt, in <strong>der</strong> guter Lichtgenuß mit<br />
schon relativ hoher Temperatur zusammenfällt.<br />
Das ermöglicht das Auftreten einer stark entwickelten<br />
Krautschicht, <strong>der</strong>en Flora aus einer<br />
großen Anzahl spezifisch angepaßter Sippen<br />
besteht. Die am stärksten angepaßte Lebensform<br />
sind die Frühlings-Geophyten, die mit einer sehr<br />
kurzen Vegetationsperiode auskommen können;<br />
nach Blüte und intensiver Stoffproduktion im<br />
April/Mai ziehen sie oft schon bald nach <strong>der</strong><br />
Belaubung wie<strong>der</strong> ein. Deneben gibt es viele<br />
Hemilcryptophyten, die den ganzen Sommer<br />
über grün bleiben; sie können die Atmung im<br />
Sommer sehr stark drosseln, so daß sie auch bei<br />
sehr wenig Licht noch eine positive Stoffbilanz<br />
aufweisen {Oxalis acetosella noch bei 0,5 % <strong>der</strong><br />
Lichtintensität im Freiland). Viele von ihnen<br />
sind (meist fakultativ) immergrün, beson<strong>der</strong>s in<br />
wintermilden Gebieten und in solchen mit regelmäßiger<br />
geschlossener Schneedecke. Weniger<br />
zahlreich sind die (oft ebenfalls immergrünen)<br />
Chamäphyten; sie können dafür mit größerem<br />
Deckungsgrad auftreten, vorwiegend auf<br />
edaphisch ungünstigen (trockenen, armen)<br />
Standorten. Die Geophyten sind demgegenüber<br />
für ihre intensive Produktion auf edaphisch reiche<br />
Standorte angewiesen. Ähnliches gilt auch<br />
für die insgesamt wenigen Therophyten. Die Artenzahl<br />
<strong>der</strong> Krautschicht des Einzelbestandes<br />
kann von unter 10 auf armen bis auf über 40<br />
auf sehr reichen Böden variieren. Unterhalb <strong>der</strong><br />
Krautschicht ist häufig noch eine Moosschicht<br />
vorhanden, die aber höchstens an sehr armen<br />
Standorten physiognomisch auffällig werden<br />
kann.<br />
Das Auftreten <strong>der</strong> Lebensphasen vegetatives<br />
Wachstum, Blühen, Fruchten und Einziehen bei<br />
den verschiedenen Elementen <strong>der</strong> Krautschicht<br />
führt zu einer charakteristischen Abfolge von<br />
Aspekten. Sie modifizieren das durch die Phänologie<br />
<strong>der</strong> tropophytischen Bäume gegebene grobe<br />
Bild des jahreszeitlichen Wechsels durch feinere<br />
Nuancen und tragen dadurch sehr zum ästhetischen<br />
Wert des Sommerwaldes bei, <strong>der</strong> in<br />
keinem an<strong>der</strong>en Waldtyp seinesgleichen findet.<br />
Im mitteleuropäischen Wald unterscheidet man<br />
z. B. 11 <strong>der</strong>artige „Phänophasen“ (Abb. 127).
Sommergrüner Laubwald 259<br />
Phänophasen<br />
Name<br />
Ungefähre Lage <strong>der</strong> Blütezeit (bzw. ‘ Laubfall, “ Kahlstehen <strong>der</strong> Bäume)<br />
M ä rz April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov.<br />
C o ry lu s -a v e lla n a -<br />
L e u c o ju m -v e rn u m -<br />
A c e r-p la ta n o id e s -<br />
A n e m o n e -n e m o ro s a -<br />
P ru n u s -a v iu m -<br />
R a n u n c u lu s -a u ric o m u s -<br />
F a g u s -s y lv a tic a -<br />
■ L a m iu m -g a le o b d o lo n -<br />
S o rb u s -a u c u p a ria -<br />
G a liu m -o d o ra tu m -<br />
C o rru s -s a n g u in e a -<br />
M e lic a -u n iflo ra -<br />
L ig u s tru m -v u lg a re -<br />
S ta c h y s -s y lv a tic a -<br />
C le m a tis -v ita lb a -<br />
G a liu m -s y lv a tic u m -<br />
H e d e ra -h e lix -<br />
S o lid a g o -v irg a u re a -<br />
Herbst-<br />
Winter-Phase<br />
Abb. 127: Phänophasen im Sommerwald des mitteldeutschen Hügellandes.<br />
In den Frühlings-Phänophasen sind die Blütezeiten <strong>der</strong> einzelnen Arten recht kurz, da es sich hier um die<br />
rasche Entfaltung bereits im Vorjahr angelegter Blütentriebe handelt; die Phasen verlängern sich hier nur scheinbar<br />
infolge <strong>der</strong> unterschiedlichen Zeitpunkte des Frühlingsbeginnes. Im Sommer treten hingegen wesentlich längere<br />
Blühperioden auf, da sich dann bei vielen Arten die Blütenstände längere Zeit weiterentwickeln. - Nach<br />
Dierschke 1994, modifiziert.<br />
Die detaillierte Untersuchung und Beschreibung solcher<br />
Feinperiodizität („Symphänologie") ist in Mitteleuropa<br />
am weitesten entwickelt (vgl. D ierschke<br />
1994); sie dürfte aber auch in an<strong>der</strong>en nemoralen Regionen<br />
lohnend sein. Vorläufige Beobachtungen aus<br />
Ost-Nordamerika vermitteln den Eindruck eines sehr<br />
ähnlichen Ablaufes; ein deutlicher Unterschied ist dort<br />
aber <strong>der</strong> sehr auffallende Compositen-Aspekt im Spätsommer,<br />
<strong>der</strong> im Gegensatz zu <strong>der</strong> einzigen Art<br />
{Solidago virgaurea) unserer Phänophase 9 durch zahlreiche<br />
Arten aus den Gattungen Solidago, A ster und<br />
Eupatorium gebildet wird. Einige Untersuchungen liegen<br />
inzwischen auch aus Japan vor (Nakagoshi 1980).<br />
Zeitliche und räumliche Abwandlungen<br />
Die Verjüngung erfolgt entsprechend den besprochenen<br />
Mustern, sie kann permanent o<strong>der</strong><br />
katastrophisch sein. Die Vernichtung größerer<br />
Bestände erfolgt gewöhnlich durch Stürme;<br />
Brände treten zumindest in den humiden Varianten<br />
(H l) kaum auf Zuweilen kann <strong>der</strong> Baumjungwuchs<br />
durch die stark entwickelte, sich bei<br />
Lichteinfluß noch verdichtende Krautschicht behin<strong>der</strong>t<br />
werden. In <strong>der</strong> Verjüngungssukzession<br />
(vgl. S. 62) können als Pionierbäume überall die<br />
Gattungen Salix und Betula auftreten; wichtig<br />
ist in den meisten Teilbereichen auch Pinus. Allgemein<br />
üblich ist auch das Erscheinen von<br />
Quercus-Axttn im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Entwicklung.<br />
Daneben spielen aber in den einzelnen<br />
Regionen noch unterschiedliche an<strong>der</strong>e Sippen<br />
eine Rolle, und das umso mehr, je wärmer <strong>der</strong><br />
Sommer ist.<br />
Auch bezüglich <strong>der</strong> standörtlichen Glie<strong>der</strong>ung<br />
gibt es einige allgemeine Regeln, die in <strong>der</strong><br />
gesamten Domäne gelten. So neigt im semihumiden<br />
Bereich die Gattung Quercus zur Dominanz,<br />
und unter den vielen beigemischten<br />
Sträuchern und Kleinbäumen finden sich viele<br />
Rosaceen (z. B. Malus, Crataegus, Prunus). In<br />
Auenwäl<strong>der</strong>n wird die Weichholzaue meist von<br />
Salix und Populus gebildet, während in <strong>der</strong><br />
Hartholzaue Acer, Ulmus, Fraxinus, Quercus,<br />
Juglandaceen sowie mancherorts Platanus und
260 Die Nemorale Zone<br />
Gkditsia wichtig sein können. Im Bereich des<br />
„Normalökogramms“ (vgl. Abb. 27, S. 60) <strong>der</strong><br />
humiden Varianten werden Bmchwäl<strong>der</strong> meist<br />
von Ainus und Betula, daneben auch von Koniferen<br />
{Pinus, Thuja, Picea) beherrscht. Auf marginalen<br />
armen und trockenen Standortstypen<br />
konkurrieren Quercus-Arttn mit Koniferen (vor<br />
allem Pinus). Die sonstigen für die Nemorale<br />
Zone typischen Koniferen sind teils dem Sommerwald<br />
im Kronendach (z. B. Tsuga, Pinus sect.<br />
Strobus) o<strong>der</strong> in den unteren Schichten (z. B.<br />
Taxus) beigemischt, teils bilden sie Entm i<br />
schungsbestände auf Spezialstandorten, so oft<br />
auf flachgründigen, felsigen o<strong>der</strong> auch sandigen<br />
Böden in edaphisch o<strong>der</strong> mesoklimatisch feuchten<br />
Lagen (z. B. Thuja, Chamaecyparis, Tsuga).<br />
Varianten und Regionen<br />
Entsprechend <strong>der</strong> klimatischen Vielfalt <strong>der</strong><br />
Nemoralen Zone zeigt <strong>der</strong> Sommerwald eine<br />
Reihe gut unterscheidbarer Varianten. Zentraler<br />
Vegetationstyp, d. h. eigentliche thermische<br />
Klimax, sind die hochwüchsigen Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> humiden<br />
Variante (H l). Von den semihumiden<br />
Ausbildungen sind H2 und H3 in <strong>der</strong> Hauptsache<br />
floristisch abweichend, in <strong>der</strong> Bestandesstruktur<br />
aber noch ähnlich mit Wuchshöhen bis<br />
über 30 m. Die marginale Variante H4, <strong>der</strong> Trokken-Sommerwald,<br />
bildet hingegen oft nur niedrige,<br />
lichte Bestände von kaum über 10 m Höhe,<br />
bei denen die höheren Vertreter des Unterwuchses,<br />
namentlich Rosaceen-Kleinbäume,<br />
sich in das vorwiegend von Eichen gebildete<br />
Kronendach einglie<strong>der</strong>n können.<br />
Die thermischen Varianten sind vor allem im<br />
humiden Bereich (H l) distinkt. Die Variante<br />
T I . H l ist die beste Ausbildung des Sommerwaldes,<br />
mit zahlreichen Baumarten und optimaler<br />
Bestandesstruktur. Demgegenüber zeigt<br />
die sommerkühlere Variante T2 eine erhebliche<br />
Verarmung an Sippen, ebenso die winterkalte<br />
T4. Die beiden übrigen Varianten sind Ubergangstypen<br />
(Ökotone) zu den Nachbarzonen.<br />
Sie enthalten wesentliche Anteile an Immergrünen;<br />
doch ist das Charakteristikum des Sommerwaldes,<br />
das periodische Lichtklima im Bestand,<br />
noch gegeben, und deshalb ist ihre Zuordnung<br />
zur Nemoralen Zone berechtigt. Der „meridionemorale“<br />
Ökoton T3 hat eine Beimischung von<br />
relativ frostharten Lorbeergehölzen, teils mitdominierend<br />
im Kronendach, teils als Unterwuchs<br />
(Lorbeer-Sommerwald). Im „boreonemoralen“<br />
Öko ton T5 findet sich meist ein Mosaik<br />
von Laubwald auf edaphisch besseren und<br />
Nadelwald auf schlechteren Standorten, doch<br />
gibt es auch Mischbestände; als Formation kann<br />
man beide Typen als Taiga-Sommerwald zusammenfassen.<br />
Die Domäne umfaßt drei Regionen (Abb.<br />
128): die Ost-Nordamerikanische Region (9.1),<br />
die Europäische Region (9.2) und die Sinojapanische<br />
Region (9.3). Wie Abb. 129.B-D zeigen,<br />
ist <strong>der</strong> flächenmäßige Anteil <strong>der</strong> einzelnen Varianten<br />
in ihnen recht verschieden.<br />
In Abb. 129 (S. 262/263) ist die räumliche<br />
Verteilung <strong>der</strong> verschiedenen nemoralen Waldtypen<br />
(einschließlich des Nemoralen Nadelwaldes)<br />
für die gesamte Zone dargestellt. Anhand<br />
des Grundschemas (Abb. 129.A), das <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung<br />
in Nordamerika nachempfunden ist, läßt<br />
sich vor allem die prinzipielle Differenzierung<br />
<strong>der</strong> Sommerwald-Domäne anschaulich machen.<br />
Nach Abzug <strong>der</strong> marginalen semihumiden und<br />
ökotonalen (T3, T5) Varianten bleibt ein zentraler<br />
Teil übrig, in dem die Formation in rein-
Sommergrüner Laubwald 261<br />
Ster und typischster Ausbildung vorliegt; Kern<br />
dieses Zentralteils ist <strong>der</strong> Optimalbereich T l.H l,<br />
von dem aus in Richtung auf kühlere Sommer<br />
und kältere Winter eine Verarmung erfolgt.<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Alle Sommerwaldgebiete sind heute dicht besiedelt,<br />
und so gibt es ursprüngliche, einigermaßen<br />
im Naturzustand verbliebene Wäl<strong>der</strong>, wenn<br />
überhaupt, meist nur noch in wenig zugänglichen<br />
Gebirgslagen. Uber die frühere Zerstörung<br />
<strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> in Mitteleuropa wird unten noch<br />
genauer berichtet (S. 400); wegen ihrer Artenarmut<br />
hat es hier keine floristischen Verluste<br />
gegeben, und infolge ihrer einfachen Struktur<br />
war die Wie<strong>der</strong>herstellung naturnaher Bestände<br />
leicht möglich. An<strong>der</strong>s ist die Lage im extrem<br />
artenreichen China, wo die W aldzerstörung<br />
heute gerade in den bisher noch halbwegs<br />
naturnahen Teilen rapide fortschreitet.<br />
Hier ist daher <strong>der</strong> Verlust vieler Sippen mit wenig<br />
großen Arealen zu befürchten. In Japan, wo<br />
das Hauptsiedlungsgebiet in <strong>der</strong> Lorbeerwaldregion<br />
liegt, sind Sommerwäl<strong>der</strong> in den Gebirgen<br />
noch gut erhalten. Allerdings neigt die Forstwirtschaft<br />
dazu, sie durch Nadelholzforsten<br />
(hauptsächlich aus Cryptomerid) zu ersetzen;<br />
doch gibt es auch starke Naturschutzbestrebungen,<br />
und viele beson<strong>der</strong>s wertvolle Gebiete stehen<br />
bereits unter Schutz. Am größten ist <strong>der</strong><br />
Bestand an Wäl<strong>der</strong>n, die seit <strong>der</strong> Urwaldzeit<br />
noch in einigermaßen ursprünglichem Zustand<br />
erhalten geblieben sind, im erst seit kurzem und<br />
auch heute noch relativ dünn besiedelten Nordamerika.<br />
Beson<strong>der</strong>s in den gebirgigen Teilen,<br />
dem vielgestaltigen, von Maine bis Georgia reichenden<br />
Appalachensystem, gibt es noch große<br />
Waldflächen, die bisher zwar durch ein- bis<br />
mehrmalige Exploitation bestimmter wertvoller<br />
Holzarten sowie durch zeitweilige Beweidung<br />
beeinflußt, ansonsten aber kaum verän<strong>der</strong>t worden<br />
sind. Die reichhaltigsten Bestände, so die<br />
Great Smoky Mountains, sind als Nationalparks<br />
gesichert, aber auch außerhalb davon, in den<br />
holzwirtschaftlich ausgerichteten „National<br />
Forests“, werden größere Anteile als Schutzgebiete<br />
behandelt.<br />
9.1 Ost-Nordamerikanische Region<br />
Der nordamerikanische Sommerwald bedeckt<br />
eine kompakte, geschlossene Fläche in <strong>der</strong> Osthälfte<br />
des Kontinents. Da <strong>der</strong> hygrische und <strong>der</strong><br />
thermische Klimagradient klar voneinan<strong>der</strong> getrennt<br />
sind (Abnahme <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge von<br />
O nach W, Zunahme <strong>der</strong> Sommerwärme und<br />
Abnahme <strong>der</strong> Fröste von N nach S) und auch<br />
keine das IGima modifizierenden Hochgebirge<br />
vorhanden sind, zeigt diese Region die klimatische<br />
Differenzierung des Sommerwaldes in klassischer<br />
Form. Sie kann daher auch als Modell<br />
für das bessere Verständnis <strong>der</strong> beiden übrigen,<br />
komplizierter geglie<strong>der</strong>ten Regionen dienen. Da<br />
sie zugleich sehr gut untersucht ist, wird sie etwas<br />
detaillierter besprochen (Abb. 129.B).<br />
Fast die gesamte Südhälfte des humiden Teils<br />
wird von <strong>der</strong> Optimalvariante T l.H l besiedelt,<br />
<strong>der</strong>en Klima sich neben den hohen Temperaturen<br />
auch durch ergiebigen Nie<strong>der</strong>schlag (nirgends<br />
unter 1000 mm) auszeichnet. Seit den<br />
grundlegenden Arbeiten von B r a u n (1950) allgemein<br />
als „Mixed Mesophytic Forest“ (i. w. S.)<br />
bekannt, enthält diese Variante fast alle in <strong>der</strong><br />
Region vorhandenen Gehölzsippen. So beherbergt<br />
allein <strong>der</strong> ziemlich in <strong>der</strong> Mitte gelegene<br />
Great Smoky Mountains National Park, ein nur<br />
etwa 2000 km^ großes Waldgebirge mit Höhenlagen<br />
von 400 bis 2000 m, insgesamt 70 einheimische<br />
Baumarten in 37 Gattungen, dazu 95<br />
Straucharten und 20 holzige Lianen. Von den<br />
vielen Baumarten ist allerdings nur <strong>der</strong> kleinere<br />
Teil an <strong>der</strong> Bildung des oberen Kronendaches<br />
beteiligt, die übrigen finden sich in den tieferen<br />
Schichten. Auch die Dominanten kommen<br />
selbstverständlich nicht alle zusammen im selben<br />
Bestand vor. Die ungefähre edaphische Glie<strong>der</strong>ung<br />
zeigt das Ökogramm (Abb. 130) mit den<br />
im Englischen üblichen Gesellschaftsbezeichnungen.<br />
Der Mixed Mesophytic Forest im engeren Sinne<br />
nimmt die besseren Teile des edaphischen Mosaiks<br />
ein. Sein oberes Kronendach besteht stets aus einer<br />
charakteristischen Mischung relativ weniger Baumarten.<br />
Wichtigste, oft aspektbestimmende Arten sind<br />
Acer saccharum s. 1., Liriodendron tulipifera, Tilia<br />
heterophylla. Aesculusßava, Fagus grandifolia, Quercus<br />
rubra, Q. alba, Castanea dentata (früher, siehe unten);<br />
ebenfalls hohe Stetigkeit, aber meist nur geringe<br />
Deckungsgrade haben Fraxinus americana, Magnolia<br />
acuminata, Nyssa sylvatica, Caiya-hittn, Acer rubrum<br />
und Quercus prinus. Hinzu kommen in den verschiedenen<br />
Teilen des großen Areals weitere, mehr lokal
Sommergrüner Laubwald 263
264 Die Nemorale Zone<br />
verbreitete Arten. Eine beson<strong>der</strong>e Stellung nimmt <strong>der</strong><br />
Tulpenbaum {Liriodendron tulipiferd) ein: er ist mit bis<br />
zu 60 m die am höchsten werdende Baumart und bildet<br />
zuweilen Überbäume. In syndynamischer Hinsicht<br />
ist er ein langlebiger Pionierbaum, <strong>der</strong> nach Waldzerstörung<br />
aufkommen und sehr rasch hochwachsen<br />
kann; im geschlossenen Bestand kann er sich zwar<br />
nicht verjüngen, bleibt wegen seiner Langlebigkeit aber<br />
doch erhalten. Er fehlt in Gebirgslagen über 1000 m,<br />
da er sehr wärmebedürftig ist (seine Arealgrenze entspricht<br />
etwa <strong>der</strong> 20°-Juli-Isotherme).<br />
Das Mengenverhältnis <strong>der</strong> einzelnen Arten des<br />
skizzierten Ensembles kann je nach den edaphischen<br />
Verhältnissen wechseln. Unter bestimmten Bedingungen<br />
können sich stärker abweichende Entmischungsbestände<br />
(„Segregation Units“) bilden. So dominieren<br />
an südexponierten, etwas ausgehagerten Hängen<br />
mittlerer Bodengüte oft Fagus grandifolia und Quercus<br />
alba\ in feucht-kühlen Tälern kann Fagus sogar<br />
Deckungsgrade von über 50 % erreichen. Auch sonst<br />
scheint Fagus an kühleren Stellen Konkurrenzvorteile<br />
zu haben, so bildet sie in höheren Lagen <strong>der</strong> Appalachen<br />
(über 1400 m bei Julimitteln von etwa 18 °C)<br />
Reinbestände. In beson<strong>der</strong>s luftfeuchten, felsig eingeschnittenen<br />
Schluchten kann als einzige Konifere<br />
Tsuga canadensis hinzutreten und größere Anteile einnehmen.<br />
Mehr als Übergänge zu den anschließenden<br />
Gesellschaften sind Dominanzbestände von Acer<br />
saccharum und Castanea auf trockneten Oberhängen<br />
anzusehen o<strong>der</strong> solche mit Carya auf kalkreichen Böden.<br />
Unterhalb des eigentlichen Kronendaches können<br />
viele an<strong>der</strong>e Arten kleinerer Bäume auftreten, so z. B.<br />
Ostrya virginiana, Carpinus caroliniana, Sassafras albidum<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> auffallend weiß blühende Blumenhartriegel<br />
(Cornus florida). Die Strauchschicht ist meist wenig<br />
auffällig; nur in feucht-kühlen Fagus- und Tsuga-V>^ständen<br />
findet sich oft in größerer Menge das immergrüne<br />
Rhododendron maximum. Die Krautschicht ist<br />
gewöhnlich sehr reich mit vielen schönblühenden<br />
Frühlingsgeophyten; daneben erlaubt die hohe Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />
auch einen aus Hochstauden bestehenden<br />
Frühsommeraspekt, und im Spätsommer tritt<br />
noch eine auffällige Blühphase aus Compositen auf<br />
Auf suboptimalen, ärmeren und trockneten Standorten<br />
wird <strong>der</strong> Mixed Mesophytic Forest vom Oak-<br />
Chestnut Forest abgelöst. Neben den übergreifenden<br />
Arten Castanea dentata, Quercus alba und Q. prinus sowie<br />
Nyssa sylvatica und Carya spp. enthält er weitere,<br />
je nach dem Teilgebiet unterschiedliche Eichenarten.<br />
Von an<strong>der</strong>en häufig hinzutretenden Sippen seien<br />
Liquidambar styraciflua und die Kleinbäume Diospyros<br />
virginiana und Cercis canadensis genannt. Infolge des<br />
lichteren Kronendaches ist oft eine dichte Strauchschicht<br />
entwickelt, die zu großen Teilen aus Ericaceen<br />
{Rhododendron, Kalmia, Leucothoe, Vaccinium u. a.; teils<br />
immergrün) besteht; auch eine baumförmige Ericacee<br />
{Oxydendrum arboreum, sommergrün) kommt vor. Die<br />
Krautschicht besteht aus ziemlich wenigen, z. T. immergrünen<br />
Arten.<br />
Die Beschreibung <strong>der</strong> bisher besprochenen Waldtypen<br />
gibt den ursprünglichen Zustand wie<strong>der</strong>, wie er<br />
bis etwa 1930 bestanden hat. Seitdem sind durch den<br />
Ausfall <strong>der</strong> bisher vielerorts mitherrschenden Castanea<br />
dentata gravierende Än<strong>der</strong>ungen eingetreten. Castanea<br />
wurde durch den aus Ostasien stammenden parasitischen<br />
Pilz Endothia parasitica in ihrem ganzen Areal<br />
fast vollständig eliminiert (vgl. S. 73). Bis etwa 1950<br />
waren alle großen Bäume abgetötet; stehende tote<br />
Stämme waren noch um 1970 in vielen Waldbeständen<br />
<strong>der</strong> Südappalachen zu sehen. Welche Arten die<br />
Kastanie in Zukunft ersetzen werden, läßt sich noch<br />
nicht sagen; zunächst führte die Auflichtung zu einer<br />
starken Vermehrung <strong>der</strong> Strauchschicht, stark zugenommen<br />
haben dann die verschiedenen Eichen (vgl.<br />
auch W oods etc. 1959).<br />
Auf trocken-kalkreichen Böden werden (wurde)<br />
Castanea durch Carya-Aiitn und die Ericaceen durch<br />
an<strong>der</strong>e Sträucher ersetzt, und <strong>der</strong> Wald nähert sich dem<br />
Typ des Oak-Hickory Forest an (siehe unten).<br />
Die im Nährstoff- und Wasserhaushalt extremsten<br />
Standorte werden vom Oak-Pine Forest eingenommen.<br />
Die lichten, meist niedrigen Bestände werden<br />
außer von verschiedenen Eichen vor allem von<br />
Kiefemarten {Pinus rigda, P. virginiana, P. echinala, P.<br />
taeda u. a.) beherrscht. Auch hier spielen Kleinbäume<br />
und Sträucher (Ericaceen u. a.) eine große Rolle, sie<br />
lassen aber meist noch genügend Licht auf den Boden,<br />
um eine Krautschicht aus lichtbedürftigen<br />
Trockenpflanzen zu ermöglichen.<br />
Wenig einheitlich sind die Waldtypen, die den<br />
untersten, nässebeeinflußten Teil des Ökogramms ein
Sommergrüner Laubwald 265<br />
nehmen. In Ost-Nordamerika gibt es keine baumförmigen<br />
Erlen; so wird die Baumschicht an Standorten,<br />
die denen <strong>der</strong> europäischen Erlenbmchwäl<strong>der</strong> entsprechen,<br />
von an<strong>der</strong>en Bäumen eingenommen, so von<br />
Quercus- und Fraxinus-AittVi (Oak-Ash Swamp Forest);<br />
eine Strauchschicht kann von Ainus serrulata zusammen<br />
mit an<strong>der</strong>en Sträuchern (Cornus, Viburnum,<br />
Cephalanthus occidentalis u. a.) gebildet werden. In den<br />
südlichen, tiefliegenden Randgebieten sowie im Mississippi-Talsystem<br />
tritt stattdessen aber schon <strong>der</strong><br />
Cypress-Tupelo Swamp Forest auf, <strong>der</strong> seine Hauptverbreitung<br />
im südlich anschließenden Tl/3-Gebiet<br />
hat (siehe unten).<br />
Die im Ökogramm nicht erfaßten Auenwäl<strong>der</strong><br />
sind wie<strong>der</strong> ein recht einheitlicher Vegetationstyp. Beson<strong>der</strong>s<br />
in den weiten Nie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Mississippi-<br />
Talung nehmen äußerst reiche, bis über 40 m hohe<br />
Hartholzauenwäl<strong>der</strong> große Flächen ein. Von den zahlreichen<br />
Bäumen seien als wichtigste die Gattungen<br />
Acer{A. negundo, saccharinum, drummondii), Platanus,<br />
Ulmus, Fraxinus, Liquidambar, Carya,Juglans, Gleditsia,<br />
Quercus und Nyssa genannt; sehr charakteristisch sind<br />
auch die vielen Lianen (Vitis, Parthenocissus, Menispermum,<br />
Bignonia, Schisandra, Wisteria, Smilax u. a.). In<br />
den Tälern kleiner Flüsse und Bäche dominiert oft<br />
die durch ihre tiefrissige schwarze Borke auffallende<br />
Betula nigra. Die Weichholzauenwäl<strong>der</strong> werden von<br />
Populus und Salix gebildet.<br />
Braun (1950) behandelt das hier umrissene<br />
Tl.Hl-Gebiet nicht als Einheit, son<strong>der</strong>n teilt<br />
es in 4 Teile (Abb. 131): von W nach O die<br />
Western Mesophytic Forest Region (2), die eigentliche<br />
Mixed Mesophytic Forest Region (1),<br />
die Oak-Chestnut Forest Region (4) und die<br />
Oak-Pine Forest Region (5). Diese Aufteilung<br />
ist aber im wesentlichen nicht klimatisch, son<strong>der</strong>n<br />
edaphisch begründet. Die BRAUNschen „Regionen“<br />
sind nicht durch ihre klimatische Klimax<br />
(die überall dieselbe ist), son<strong>der</strong>n durch die<br />
Dominanz <strong>der</strong> verschiedenen Gesellschaften<br />
definiert, d. h. es sind forstliche Wuchsgebiete.<br />
In (1) sind bei günstigen Reliefverhältnissen<br />
überwiegend gute Böden verbreitet, infolgedessen<br />
nimmt <strong>der</strong> Mixed Mesophytic Forest den<br />
größten Raum ein. Region (4), <strong>der</strong> Südteil des<br />
Appalachengebirges, besteht großenteils aus relativ<br />
armen Gesteinen, so daß <strong>der</strong> Oak-Chestnut<br />
Forest in <strong>der</strong> Landschaft dominiert; Mixed<br />
Mesophytic Forest ist hier oft auf feucht-reiche<br />
Muldenlagen beschränkt („Cove Forest“). In <strong>der</strong><br />
Region (5), vorwiegend das Piedmont umfassend,<br />
finden sich großflächig sehr arme Gesteinsunterlagen<br />
(lockere Sandsteine u. dgl.), auf denen<br />
schlechtwüchsige Laubwäl<strong>der</strong> mit großem<br />
Kiefernanteil stocken; da die ursprünglich vorhandenen<br />
reinen Laubwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> besseren Böden<br />
dem Ackerbau gewichen sind, ist <strong>der</strong> Oak-<br />
Pine Forest heute <strong>der</strong> häufigste Waldtyp. Die<br />
westliche Region (2) schließlich besteht aus Aachen,<br />
sich nach W allmählich abdachenden Pla-<br />
Abb. 131: Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> ostamerikanischen<br />
Sommerwaldregion<br />
nach B raun.<br />
Teilgebiete („Forest Regions“):<br />
1Mixed Mesophytic, 2 Western<br />
Mesophytic, 3 Oak-Hickory,<br />
4 Oak-Chestnut, 5 Oak-Pine,<br />
6 Southeastern Evergreen, 7<br />
Beech-Maple, 8 Maple-Basswood,<br />
9 Hemlock-White Pine-<br />
Northem Hardwoods. - Aus<br />
Braun 1950, vereinfacht.
266 Die Nemorale Zone<br />
teaus, die meist aus ziemlich durchlässigen Kalko<strong>der</strong><br />
Sandsteinschichten aufgebaut sind; es überwiegen<br />
daher hier trocknere Waldtypen (in den<br />
tief eingeschnittenen Tälern ist <strong>der</strong> Mixed<br />
Mesophytic Forest aber noch gut ausgebildet).<br />
Südlich des Gebietes <strong>der</strong> Optimalvariante<br />
liegt das <strong>der</strong> Variante T 1/3.H 1, d. h. <strong>der</strong> Übergangssaum<br />
zum Lorbeerwald. Die Unterschiede<br />
in <strong>der</strong> Klimaxvegetation sind im Prinzip nicht<br />
groß: zur Artengarnitur treten Immergrüne aus<br />
dem Lorbeerwald hinzu. Wichtigste ist Magnolia<br />
grandiflora, die mit Fagus grandifolia charakteristische<br />
Mischwäl<strong>der</strong> bildet. Diese sind aber -<br />
neben den Auenwäl<strong>der</strong>n - fast die einzigen<br />
gutwüchsigen Laubwäl<strong>der</strong> in diesem Gebiet, das<br />
± vollständig in <strong>der</strong> Küstenebene (Coastal Plain)<br />
liegt. In dieser naturräumlichen Einheit, <strong>der</strong> eine<br />
reliefbedingte Standortsvielfalt weitgehend fehlt,<br />
überwiegen flächenmäßig die Extrem - und<br />
Son<strong>der</strong>standorte. Den größten Teil nehmen<br />
arme Sandflächen ein; sie wechseln ab mit weiten,<br />
vernäßten Nie<strong>der</strong>ungen (Swamps). Dementsprechend<br />
besteht die Vegetation überwiegend<br />
aus Beständen verschiedener Kiefernarten<br />
{Pinus taeda, P. palustris u. a.) mit variablem<br />
Unterholz aus Kleinbäumen und sommer- o<strong>der</strong><br />
immergrünen Sträuchern. Diesem Aussehen<br />
entsprechend wird das Gebiet von den amerikanischen<br />
Botanikern meistens als „Southeastern<br />
Evergreen Forest Region“ bezeichnet.<br />
Bei B r a u n umfaßt diese Region (6 ) auch das<br />
Lorbeerwaldgebiet, in dem die edaphischen<br />
Standortsverhältnisse ähnlich sind; <strong>der</strong> Name<br />
bezieht sich aber auf die immergrünen Kiefern.<br />
Ein sehr distinkter Son<strong>der</strong>-Vegetationstyp sind hier<br />
die torfbildenden TaxodiutnSümpk (Cypress-Tupelo<br />
Swamps). Die sommergrüne Gattung Taxodium<br />
(Sumpfzypresse) aus <strong>der</strong> reliktären Familie Taxodiaceae<br />
hat an diesen extremen Standorten eine ökologische<br />
Nische gefunden, in <strong>der</strong> sie in größerem Ausmaße überleben<br />
konnte. Es handelt sich um flache Nie<strong>der</strong>ungen,<br />
in denen <strong>der</strong> Boden den größten Teil des Jahres bis<br />
mehr als 1 m hoch unter Wasser steht (meist im regenreicheren<br />
Sommerhalbjahr).<br />
Es lassen sich zwei Typen solcher Sumpfwäl<strong>der</strong><br />
unterscheiden, solche auf reicheren, ± basischen Standorten,<br />
die durch gelegentliche Flußhochwässer<br />
eutrophiert werden, und ärmere, die nur von saurem<br />
Gmndwasser gespeist werden. Im reicheren Typ kann<br />
Taxodium distichum ziemlich dichte, zuweilen bis 40 m<br />
hohe Bestände bilden. Charakteristikum <strong>der</strong> Sumpfzypressen<br />
sind die „Atemknie“, pfahlartige, nach oben<br />
gerichtete Auswüchse <strong>der</strong> Wurzeln, die etwa die Höhe<br />
des höchsten Wasserstandes erreichen und <strong>der</strong> Sauerstoffversorgung<br />
<strong>der</strong> Wurzeln dienen sollen. Einzige<br />
weitere Baumart ist Nyssa aquatica (Tupelo), die aber<br />
off nur vereinzelt beigemischt ist. Beide Baumarten<br />
haben meist eine stark verdickte Stamrabasis zur Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Standfestigkeit. Der Unterwuchs wird<br />
durch niedrige Sträucher gebildet. Sehr auffällig ist in<br />
vielen Beständen <strong>der</strong> dichte Behang <strong>der</strong> Kronen mit<br />
<strong>der</strong> flechtenähnlichen Bromeliacee Tillandsia usneoidts,<br />
die zwar auch in an<strong>der</strong>en Waldtypen SO-Nordamerikas<br />
verbreitet ist, hier aber in beson<strong>der</strong>s großer Menge<br />
vorkommt. In den Sumpfwäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> ärmeren (anmoorigen)<br />
Standorte treten beide Baumgattungen mit<br />
an<strong>der</strong>en Arten auf {T. ascendens bzw. N. biflord)', die<br />
Bestände sind meist viel niedriger und lockerer. Die<br />
Verjüngung <strong>der</strong> Baumschiebt ist übrigens nur bei gelegentlichem<br />
längerem Trockenfallen des Bodens<br />
möglich, da die Samen unter Wasser nicht keimen<br />
können. Als ± azonaler Vegetationstyp sind die<br />
Taxodium-Sümpfc nach S bis ins tropische Florida,<br />
nach N bis nach Virginia und zur Ohio-Mündung<br />
verbreitet.<br />
Nördlich des Optimalgebietes schließt sich das<br />
Gebiet <strong>der</strong> sommerkühleren Variante T2.H1 an,<br />
die etwa <strong>der</strong> Beech-Maple Forest Region (7)<br />
von B r a u n entspricht. Gegenüber T I.H l ist diese<br />
Variante überwiegend negativ gekennzeichnet.<br />
Eine Reihe wärmebedürftiger Sippen fehlen<br />
bereits (darunter Liquidambar, überwiegend<br />
aber Kleinbäume <strong>der</strong> Unterschicht). An<strong>der</strong>e anspruchsvolle<br />
Arten, wie Liriodendron und Nyssa<br />
sylvatica, kommen zwar noch vor, neigen aber<br />
dazu, sich auf beson<strong>der</strong>s günstige (wärmere)<br />
Standorte zurückzuziehen (da solche in <strong>der</strong><br />
mehr gebirgigen Osthälfte häufiger sind als in<br />
<strong>der</strong> flacheren westlichen, schlagen manche Autoren,<br />
so B r a u n , die Osthälfte noch den südlichen<br />
Regionen zu). Allgemein wird das Kronendach<br />
auf guten Standorten meist von Acer<br />
saccharum und Fagus grandifolia beherrscht, alle<br />
übrigen spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Manche Gattungen treten mit an<strong>der</strong>en Arten<br />
auf (so Tilia americana statt T. heterophylld), vielgestaltige<br />
wie Quercus und Pinus haben viel geringere<br />
Artenzahlen. Auch die Strauchgarnitur<br />
ist artenärmer; hingegen zeigt die Krautschicht<br />
<strong>der</strong> feucht-reichen Böden wenig Abweichung,<br />
sie ist in <strong>der</strong> ganzen ost-nordamerikanischen<br />
Sommerwaldregion sehr einheitlich.<br />
Stärker verarmt ist die winterkalte Variante<br />
T4.H 1, die ein relativ kleines Gebiet im NW<br />
einnimmt, die Maple-Basswood Forest Region<br />
( 8 ) B r a u n s . Hier fehlen nicht nur Liriodendron,<br />
Nyssa und Aesculus, son<strong>der</strong>n auch die sonst weit<br />
nach N reichende Fagus. Die Waldbestände reicher<br />
Böden sind von Tilia americana und Acer<br />
saccharum beherrscht, denen oft auch Quercus<br />
I '7*
Sommergrüner Laubwald 267<br />
rubra stärker beigemischt ist. Als Vertreter einer<br />
Familie, die in Europa fälschlicherweise als frostempfindlich<br />
gilt, seien Juglans (in Auenwäl<strong>der</strong>n)<br />
und Carya (an Trockenstandorten) erwähnt.<br />
Gegenüber den weitgehend sommergrünen<br />
Varianten T I, T2 und T4, in denen immergrüne<br />
Koniferen nur an Extrem- und Son<strong>der</strong>standorten<br />
Vorkommen, än<strong>der</strong>t sich das Bild völlig,<br />
wenn man das Gebiet <strong>der</strong> Variante T5.H1 (9 bei<br />
B r a u n ) , die U bergangsregion des Taiga-<br />
Somrrierwaldes, betritt. H ier werden alle<br />
suboptimalen Standortstypen weitgehend von<br />
Koniferen besetzt, <strong>der</strong> Laubwald bleibt nur auf<br />
den besseren Böden übrig, doch auch hier nicht<br />
alleinherrschend. Die ungefähren Beziehungen<br />
<strong>der</strong> beteiligten Baumarten zueinan<strong>der</strong> zeigt das<br />
Ökogramm (Abb. 132). Die vier Hauptholzarten<br />
Fagusgrandifolia, Acer saccharum, Betula lutea und<br />
Tsuga canadensis kommen in unterschiedlichen<br />
Mischungen vor, können aber auch Reinbestände<br />
bilden, insbeson<strong>der</strong>e im nördlichsten Bereich<br />
in <strong>der</strong> Nähe ihrer Arealgrenzen. Auch Pinus<br />
strobus kann mit allen Mischungen eingehen.<br />
Die Eichen spielen nur in Son<strong>der</strong>fällen eine größere<br />
Rolle.<br />
Da es sich um einen Ökoton handelt, sollte<br />
man vermuten, daß sich die Komponenten <strong>der</strong><br />
beiden aneinan<strong>der</strong>grenzenden Zonen einfach<br />
mischen. Das stimmt aber nur zum Teil: es treten<br />
nämlich zusätzlich 4 Arten auf, die als spezielle<br />
Elemente <strong>der</strong> boreonemoralen Übergangszone<br />
gelten können, nämlich Betula lutea, Tsuga<br />
canadensis, Thuja occidentalis und Pinus strobus.<br />
Betula lutea ist kein Pionierbaum wie die Weißbirken,<br />
son<strong>der</strong>n eine ziemlich langlebige Klimaxart;<br />
die drei Koniferen gehören Sippen von allgemein<br />
nemoraler Verbreitung an (Tsuga, Thuja,<br />
bzw. Pinus sect. Strobus). Echte Elemente <strong>der</strong><br />
Borealen Zone sind Picea m ariana und A bies<br />
balsamea". Picea rubens ist nur in <strong>der</strong> Borealen<br />
Stufe <strong>der</strong> Appalachen verbreitet und kommt<br />
auch nur im appalachischen Ostteil des Gebietes<br />
vor. Als weitere boreale Elemente sind die<br />
Pionierholzarten Populus tremuloides und Betula<br />
papyrifera zu nennen.<br />
Den westlichen Rand des Sommerwaldgebietes<br />
zur Steppe hin bildet <strong>der</strong> semihumide<br />
Saum, die Oak-Hickory Forest Region (3) nach<br />
B r a u n . Generell sind die Wäl<strong>der</strong> dieses Gebietes<br />
durch die Dominanz vieler verschiedener<br />
Eichenarten gekennzeichnet, daneben spielt die<br />
Gattung Carya (Hickory) vielerorts eine große<br />
Rolle. Feuchtebedürftige Sippen wie Lirioden-<br />
A.<br />
(für W ald zu trocken)<br />
lutea<br />
Tsuga<br />
Q u e r c u s<br />
r u b r a<br />
Betula<br />
Fagus<br />
canadensis<br />
Abies<br />
balsamea<br />
(für Wald zu nass)<br />
Quercus alba<br />
T ilia<br />
a m e r ic a n a<br />
Acer<br />
grandifolia<br />
Fraxinus nigra<br />
saccharum<br />
Ulmus<br />
americana<br />
T h u ja o c c id e n ta lis<br />
Abb. 132: Edaphische Verteilung <strong>der</strong> Haupt-Baumarten<br />
im Taiga-Sommerwald <strong>der</strong> boreonemoralen<br />
Ubergangsregion Ost-Nordamerikas.<br />
dron und Fagus fehlen ganz; die übrigen Elemente<br />
<strong>der</strong> humiden Wäl<strong>der</strong> nehmen entlang<br />
dem Feuchtegradienten von H l über H3 bis H4<br />
nach und nach an Zahl und Bedeutung ab. Nach<br />
Temperatur und Nie<strong>der</strong>schlagsverteilung können<br />
zwei Teilbereiche unterschieden werden.<br />
Nördlich des Missouri herrscht die Variante<br />
T2.H 3, die nur einen schmalen Streifen mit rascher<br />
Abnahme <strong>der</strong> Artenzahl umfaßt. Die südlich<br />
davon anschließende Variante T 1.H 3<br />
nimmt einen breiteren Raum ein und ist viel<br />
artenreicher. In manchen Gattungen werden die<br />
Arten des humiden Bereichs durch an<strong>der</strong>e ersetzt;<br />
auch kommen einige zusätzliche Gattungen<br />
an Sträuchern und Kleinbäumen hinzu, so<br />
Cotinus americanus. Nahe <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze<br />
(H4) kommt es oft zu einer Auflösung<br />
<strong>der</strong> Bestände zu niedrigen Offenwäl<strong>der</strong>n mit<br />
Steppenunterwuchs; im äußersten SW (Texas)<br />
können hier auch Gehölze tropischer Provenienz<br />
(z. B. Prosopis) beigemischt sein (Dreiecks-<br />
Ökoton zwischen Sommerwald, Steppe und<br />
Eurytropischen Trockengehölzen). Im Bereich<br />
<strong>der</strong> nördlichen Variante entspricht die Waldgrenze<br />
hingegen mehr dem Typ <strong>der</strong> Waldsteppe<br />
mit einem Mosaik aus Grasflächen und noch<br />
ziemlich gutwüchsigen Waldbeständen.<br />
Im Anschluß an die NW-Ecke <strong>der</strong> Oak-Hikkory<br />
Forest Region tritt als beson<strong>der</strong>er Vegetationstyp<br />
noch das Aspen Woodland auf, das<br />
sich zwischen Steppe und borealer Taiga weit
268 Die Nemorale Zone<br />
í 4<br />
nach N W erstreckt. Es entspricht wärm e<br />
klimatisch <strong>der</strong> boreonemoralen Übergangszone<br />
(T5.H4) und ist daher noch zur Nemoralen Zone<br />
zu rechnen. Es ist ein W aldsteppengebiet<br />
(Weichholz-Waldsteppe), dessen Gehölzbestände<br />
von Populus tremuloides gebildet werden;<br />
nur im östlichsten Teil sind noch einige echt<br />
nemorale Bäume (Quercus macrocarpa, Ulmus<br />
americana) beteiligt.<br />
Einige Gattungen <strong>der</strong> Flora des humiden<br />
Sommerwaldes haben noch disjunkte etageale<br />
Vorkommen in den Gebirgen des östlichen<br />
Mexiko (z. B. Liquidam bar, Fagus, Carpinus,<br />
Ostryd), teils sogar noch bis Mittelamerika. Sie<br />
bilden dort aber keine echte Sommerwaldstufe,<br />
son<strong>der</strong>n sind nur <strong>der</strong> oberen Baumschicht von<br />
Lorbeerwäl<strong>der</strong>n (S. 222) beigemischt. Auch die<br />
sommergrünen Eichen des mexikanischen<br />
Hochlandes sind als Bestandteile an<strong>der</strong>er Vegetationstypen<br />
anzusehen (S. 237).<br />
9.2 Europäische Region<br />
Die europäische Sommerwaldregion (Abb. 129.C;<br />
vgl. auch Abb. 188.D, S. 397) umfaßt nicht nur<br />
den größten Teil Europas, son<strong>der</strong>n reicht nach<br />
SO weit über dessen formale Grenzen hinaus bis<br />
in die nord- und südiranischen Kettengebirge. An<br />
ihrer Südgrenze überlagert sie als Nemorale Stufe<br />
das mediterrane Hartlaubgebiet. Im weltweiten<br />
Vergleich ist ihr auffälligstes Kennzeichen das<br />
vollständige Fehlen <strong>der</strong> Optimalvariante T l.H l.<br />
Überall wo im europäischen Raum die Julimittel<br />
22 °C übersteigen, ist das Klima entwe<strong>der</strong> semihumid<br />
bis arid, o<strong>der</strong> man befindet sich bereits in<br />
<strong>der</strong> Meridionalen Zone.<br />
Die relativ beste Ausbildung des Sommerwaldes<br />
ist in Europa also die Variante T2.H1.<br />
Sie nimmt im weiteren Mitteleuropa große Flächen<br />
ein, wobei die klimatischen Bedingungen<br />
wenig günstig sind: die Temperatur liegt mit<br />
Julimitteln von 17-19 °C im unteren Bereich von<br />
T2, und auch <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag ist, abgesehen<br />
von Gebirgslagen, mit 600-800 mm ziemlich<br />
niedrig. Es ist daher nicht verwun<strong>der</strong>lich, daß<br />
die Wäl<strong>der</strong> nur von wenigen Arten gebildet<br />
werden, wobei Fagus sylvatica die Hauptbaumart<br />
ist, außer auf zu trockenen, zu feuchten o<strong>der</strong><br />
zu armen Standorten, die von den Eichen {Queráis<br />
roter und Q. petraed) beherrscht werden. Zum<br />
edaphischen Mosaik vgl. das Ökogramm (Abb.<br />
TI, S. 60); die Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hartholzaue werden<br />
gewöhnlich aus Quercus, Ulmus, Acer und Fraxinus<br />
gebildet.<br />
Günstiger werden die Bedingungen im SO,<br />
auf <strong>der</strong> Balkanhalbinsel sowie vor allem in den<br />
disjunkten Teilen an den Küsten des Schwarzen<br />
und Kaspischen Meeres, d. h. in <strong>der</strong> Kolchis<br />
bzw. in Hyrkanien. Hier steigen die Julimittel<br />
auf etwas über 20 °C, und auch <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag<br />
kann infolge <strong>der</strong> Luvlage hoch sein (bis weit über<br />
2000 mm). Dementsprechend kommen hier einige<br />
Gehölzsippen vor, die man in den Zusammenhang<br />
des „Mixed Mesophytic Forest“ stellen<br />
kann, wie Fterocarya fraxinifolia, Zelkova<br />
carpinifolia sowie die Hamamelidacee Farrotia<br />
pérsica und Gleditsia caspica in Hyrkanien. Ebenso<br />
haben die heute in Europa subspontan weit<br />
verbreiteten Nutzbäume Castanea sativa und]uglans<br />
regia hier ihre Heimat. Sehr kleine, reliktäre<br />
Areale haben Aesculus hippocastanum, Finuspeuce<br />
(Sekt. Strohus) und Ficea omorika (Sekt. Omorikd)<br />
auf <strong>der</strong> Balkanhalbinsel. Der relative Gehölzreichtum<br />
des SO ist zugleich auch dadurch bedingt,<br />
daß hier die Hauptrefugien während <strong>der</strong><br />
Glazialphasen lagen (Abb. 188.A; zur allgemeinen<br />
Gehölzarmut des europäischen Sommerwaldes<br />
vgl. auch S. 253 und Tab. 34, S. 254). Im<br />
übrigen sind hier auch Gattungen wie Acer und<br />
Quercus artenreicher als in Mitteleuropa; das<br />
än<strong>der</strong>t aber nichts daran, daß auch hier die<br />
edaphisch besseren Standorte meist von <strong>der</strong><br />
Buche (von Thrakien aus ostwärts Fagus orientalis)<br />
beherrscht werden. Auch in <strong>der</strong> Strauchschicht<br />
kommen Sippen vor, die etwas an den<br />
Optimaltyp in Nordamerika erinnern, so Rhododendren<br />
und hochstrauchige Vaccinien. Die<br />
Krautschicht ist ebenfalls reicher, aber in ihrem<br />
Gmndstock von W-Mitteleuropa bis Hyrkanien<br />
doch recht ähnlich.<br />
Der Westrand des Sommerwaldgebietes wird<br />
von <strong>der</strong> Variante T 2/3.H 1 eingenommen, dem<br />
Lorbeer-Sommerwald. Die immergrüne Komponente<br />
ist hier hauptsächlich Ilex aquifolium,<br />
die zwar als Baum bis 15 m hoch werden kann,<br />
oft aber unter dem sommergrünen Kronendach<br />
eine dichte Strauchschicht bildet. Beigemischt<br />
sein können Buxus sempervirens sowie einige kleinere<br />
immergrüne Sträucher wie Daphne laureola<br />
o<strong>der</strong> Ruscus. Im küstennahen Raum, beson<strong>der</strong>s<br />
auf den Britischen Inseln, sind die Nie<strong>der</strong>schläge<br />
z. T. recht hoch und haben auf den verbreiteten<br />
armen Gesteinen zu starker Mineralienauswaschung<br />
geführt. Infolgedessen gibt es hier<br />
zahlreiche beson<strong>der</strong>s azidiphile Pflanzensippen,
Sommergrüner Laubwald 269<br />
unter denen Ericaceen-Zwergsträucher beson<strong>der</strong>s<br />
auffallend sind. Sie dominieren heute großflächig<br />
auf anthropogenen Heiden, nach denen<br />
dieses Gebiet früher auch als „Region <strong>der</strong> atlantischen<br />
Heiden“ u. ä. benannt wurde. Lorbeer-<br />
Sommerwäl<strong>der</strong> gibt es i. ü. auch in den besprochenen<br />
kolchischen und hyrkanischen Gebieten.<br />
Sie finden sich dort in den nie<strong>der</strong>en Lagen<br />
entlang den Küsten in einem schmalen Streifen,<br />
<strong>der</strong> sich auf <strong>der</strong> Karte nicht mehr darstellen<br />
läßt. Immergrüne Charakterart ist hier - neben<br />
Ilex - die Lorbeerkirsche {Prunus laurocerasus)-,<br />
als weitere typische Immergrüne ist Osmanthus<br />
decorus zu nennen.<br />
In einigen Teilen dieses Bereiches sind die Winterfröste<br />
so gering, daß als Klimaxvegetation eigentlich<br />
Lorbeerwald zu erwarten wäre; die Sommergrünen<br />
dominieren nur deshalb, weil die hochwüchsigen<br />
Lorbeerwald-Bäume auf dem Kontinent in <strong>der</strong> Eiszeit<br />
eliminiert worden sind. Das gilt vor allem für den<br />
gesamten atlantischen Küstensaum von Asturien bis<br />
Schottland; bestätigt wird es z. B. durch die heutige<br />
Einbürgerung zahlreicher Lorbeerwaldarten aus verschiedenen<br />
Erdteilen in Irland sowie durch erfolgreiche<br />
Aufforstungen mit neuseeländischen N othofagus-<br />
Arten in W-Schottland. Ebenso wintermild sind die<br />
Tieflagen <strong>der</strong> Kolchis, wo sich sogar <strong>der</strong> Teestrauch<br />
(Camellia sinensis) anbauen läßt. Schließlich gibt es ein<br />
solches potentielles Lorbeerwaldgebiet auch unmittelbar<br />
am Rande Mitteleuropas, nämlich in Insubrien,<br />
<strong>der</strong> Landschaft am italienischen Südfuß <strong>der</strong> Alpen<br />
zwischen Lago d’Orta und Lago di Como (das Klimadiagramm<br />
des hier gelegenen Locarno stimmt in allen<br />
Merkmalen mit solchen aus dem meridionalen<br />
Japan überein). Schon seit über 100 Jahren werden<br />
hier, namentlich im Südteil des Kantons Tessin, zahlreiche<br />
Lorbeergehölze in Parks und Gärten kultiviert.<br />
Sie zeigen nicht nur gutes Gedeihen, son<strong>der</strong>n auch<br />
Naturverjüngung, und manche bürgern sich immer<br />
mehr auch außerhalb <strong>der</strong> Gärten ein (am meisten fällt<br />
dabei die chinesische Hanfpalme Trachycarpusfortunei<br />
auf). Wenn solche Verwil<strong>der</strong>ungen neuerdings zum<br />
Beweis für die sog. globale Erwärmung hochstilisiert<br />
werden (z. B. Klötzli etc. 1996), so ist das eines <strong>der</strong><br />
vielen Märchen, die in diesem Zusammenhang nicht<br />
nur von Journalisten, son<strong>der</strong>n lei<strong>der</strong> auch von Wissenschaftlern<br />
verbreitet werden.<br />
Nach O schließt sich an den mitteleuropäischen<br />
Sommerwald die winterkalte Variante T4.H1 an,<br />
in <strong>der</strong> neben <strong>der</strong> Hauptholzart Fagus sylvatica<br />
noch einige weitere Arten fehlen. Sie bildet nach<br />
0 hin nur einen schmalen Übergangssaum zwischen<br />
dem südlich anschließenden semihumiden<br />
Wald und <strong>der</strong> Variante T5.H 1, dem Taiga-Sommerwald.<br />
Dieser nimmt in den baltischen<br />
Län<strong>der</strong>n und in W-Rußland einen sehr<br />
breiten Raum ein (Abb. 188.D). Seine Artengarnitur<br />
ist eine Mischung <strong>der</strong> weitverbreiteten<br />
nemoralen Arten (in Südskandinavien einschließlich<br />
Fagus) mit den beiden borealen Nadelhölzern<br />
Picea abies und Pinus sylvestris-, das<br />
edaphische Mosaik entspricht im Prinzip dem<br />
in Nordamerika (Abb. 132), mit dem Unterschied<br />
daß Bruchwäl<strong>der</strong> anstelle von Thuja aus<br />
Ainus gebildet werden und auch <strong>der</strong> Platz von<br />
Tsuga durch Laubhölzer eingenommen wird.<br />
Spezielle auf den Ökoton beschränkte Arten gibt<br />
es in Nordeuropa nicht. Hingegen enthält <strong>der</strong><br />
Taiga-Sommerwald <strong>der</strong> mitteleuropäischen Gebirge<br />
als typische Art Abies alba, die im SO von<br />
Abies nordmanniana s. 1. abgelöst wird; auch die<br />
in vielen südlichen Gebirgen verbreitete Pinus<br />
nigra gehört in diesen Zusammenhang.<br />
Klimatische Beson<strong>der</strong>heit Europas ist die Parallelität<br />
von thermischen und hygrischen Klimagradienten.<br />
Von Mitteleuropa nach S werden die<br />
Sommer wärmer und die Winter mil<strong>der</strong>; zugleich<br />
wird das Klima semihumid mit Winterregen, ohne<br />
daß die Nie<strong>der</strong>schläge sich vermin<strong>der</strong>n. Nach SO<br />
werden ebenfalls die Sommer wärmer, und zugleich<br />
sinkt die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge in semihumide<br />
und weiter in semiaride Bereiche mit<br />
(Früh-) Sommerregen. Diesen beiden Abstufungen<br />
entsprechen zwei verschiedene Typen semihumi<strong>der</strong><br />
Sommerwäl<strong>der</strong>: die submediterranen<br />
im Übergang zum mediterranen Hartlaubwald<br />
und die sarmatischen als Grenzsaum gegen die<br />
Steppe. Komplizierte Mischungen zwischen beiden<br />
Aspekten finden sich in den südosteuropäisch-vor<strong>der</strong>asiatischen<br />
Gebirgen.<br />
Die submediterrane Variante bildet ein unterschiedlich<br />
breites Band zwischen humidem<br />
Sommerwald und Hartlaubwald (Abb. 188.D),<br />
mit dem Klimatyp T 2/3.H 3, wobei <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag<br />
meist Maxima im Frühjahr und Herbst<br />
aufweist; die Temperatur kann sich örtlich TI<br />
annähern. Die Gehölzflora ist ziemlich reich;<br />
neben Eichen, <strong>der</strong>en Zahl vor allem im SO groß<br />
ist (über 10), sind mit Acer, Carpinus, Tilia,<br />
Fraxinus usw. (aber ohne Fagus) die meisten charakteristischen<br />
Sippen beteiligt, hinzu treten<br />
noch Celtis und Ostrya (diese, die in Nordamerika<br />
fast die ganze Sommerwaldregion besiedelt,<br />
fehlt in Mitteleuropa wohl wegen <strong>der</strong> zu kühlen<br />
Sommer), sowie als Großstrauch Cotinus<br />
coggygria. Im Grenzbereich zum Hartlaubwald<br />
können auch Immergrüne wie Phillyrea den<br />
Unterwuchs bilden; eine immergrüne Art mit
270 Die Nemorale Zone<br />
m<br />
submediterraner Hauptverbreitung ist Buxus<br />
sempervirens. Wären in Europa mehr von den<br />
typischen nemoralen Koniferensippen erhalten<br />
geblieben, so würde <strong>der</strong> Nadelholzanteil sicherlich<br />
höher liegen; forstliche Anbauten von<br />
Pseudotsuga m enziesii zeigen hervorragende<br />
Wuchsleistungen.<br />
Viel artenärm er ist die ukrainisch-südrussische<br />
sarmatische Variante, die mit ihrem<br />
Klimatyp T2.H3 etwa den nördlichen Oak-Hikkory<br />
Forests Nordamerikas entspricht. Neben<br />
<strong>der</strong> H auptholzart Quercus robur spielen im<br />
Kronendach vor allem Acer campestre und Tilia<br />
cordata noch eine Rolle; hinzu treten, beson<strong>der</strong>s<br />
in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Waldgrenze (H4), Kleinbäume<br />
wie Acer tataricum sowie Crataegus, Pyrus,<br />
Malus u. a. Rosaceen; diese finden sich aber in<br />
ganz beson<strong>der</strong>s großer Menge und Artenzahl<br />
in entsprechenden Situationen Vor<strong>der</strong>asiens, wo<br />
sie zu den semiariden Trockengehölzen überleiten<br />
(hier liegt die Urheimat vieler unserer<br />
kultivierten Obstarten) Die Steppengrenze im<br />
ukrainisch-russischen Gebiet soll, soweit noch<br />
zu rekonstruieren, vom Typ <strong>der</strong> Waldsteppe mit<br />
edaphisch bedingtem Wechsel zwischen gut<br />
ausgebildeten Waldstücken und Grasbeständen<br />
gewesen sein.<br />
Der sarmatische Waldtyp reicht nach O bis<br />
an den Ural, wo er durch eine Zunge borealen<br />
Nadelwaldes unterbrochen wird. Östlich des<br />
Gebirges setzt er sich in Form einer Weichholz-<br />
Waldsteppe, die klimatisch (T5.H4) und physiognom<br />
isch dem am erikanischen Aspen<br />
Woodland entspricht (nur daß hier neben<br />
Populus trémula noch Betula pendula auftritt), bis<br />
ins Gebiet nördlich des Altai fort. Hier, an seinem<br />
östlichen Rande, gibt es noch ein disjunktes<br />
Vorkommen von Tilia cordata an lokalklimatisch<br />
günstigen Standorten.<br />
Disjunkte Vorkom m en reicherer sem i<br />
humi<strong>der</strong> Sommerwäl<strong>der</strong> finden sich noch im<br />
Westteil des Tienschan-Systems, beson<strong>der</strong>s am<br />
Nordrand des Fergana-Beckens, wo sie in etwa<br />
1500-2000 m Höhe eine unzusammenhängende<br />
Höhenstufe bilden. Mit dem Klimatyp T2.H3<br />
ähneln sie denen <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>asiatischen Gebirge,<br />
ebenso in ihrer Artengarnitur, durch die sie<br />
ohne Zweifel in den Kontext des europäischen<br />
Sommerwaldes gehören. Hauptbaumart ist<br />
Juglans regia s. 1., als Kleinbäume kommen daneben<br />
Acer-hrte.n sowie zahlreiche Rosaceen<br />
(Maloideen und Prunoideen) vor, darunter <strong>der</strong><br />
dem Kulturapfel nahestehende Malus sieversii.<br />
9.3 Sinojapanische Region<br />
Ähnlich wie <strong>der</strong> Südteil <strong>der</strong> europäischen ist<br />
auch die ostasiatische Sommerwaldregion (Abb.<br />
129.D, S. 263) geomorphologisch stark geglie<strong>der</strong>t.<br />
Klimatisches Hauptmerkmal ist <strong>der</strong> Monsuneinfluß;<br />
insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> aus dem extrem<br />
kalten Ostsibirien kommende Wintermonsun<br />
sorgt für eine winterliche Depression von Temperatur<br />
und Nie<strong>der</strong>schlag, die nur im S durch<br />
die Schutzwirkung <strong>der</strong> Gebirge, in Japan durch<br />
den Einfluß <strong>der</strong> warmen Japansee gemil<strong>der</strong>t<br />
wird. Zusammen mit <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> innerasiatischen<br />
Trockengebiete bewirkt er, daß die humiden<br />
Teile im S und O durch ein breites semihumides<br />
Gebiet in <strong>der</strong> Mitte, im nach NW ziemlich<br />
offenen Nordchina, getrennt werden.<br />
Optimale Ausbildung des Sommerwaldes ist<br />
die Variante T 1/3.H 1, die in Mittelchina einen<br />
großen Raum in <strong>der</strong> Talung des Jangtsekiang<br />
und den sie bei<strong>der</strong>seits begleitenden Mittelgebirgen<br />
einnimmt. In <strong>der</strong> Literatur wird sie oft<br />
als „Mixed Mesophytic Forest“ bezeichnet; mit<br />
<strong>der</strong> amerikanischen Variante dieses Namens hat<br />
sie zwar viel Ähnlichkeit, doch ist sie damit nicht<br />
identisch, denn sie bildet den Ökoton zur südlich<br />
angrenzenden Meridionalen Zone, ist also<br />
ein Lorbeer-Sommerwald. Die Sommerwärme<br />
ist mit Julimitteln bis über 28 °C sehr hoch (erst<br />
in Gebirgslagen über 1000 m sinkt die Temperatur<br />
gegen T2), und auch <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag liegt<br />
oft weit über 1000 mm. Der Monsuneinfluß<br />
bewirkt zwar große Unterschiede zwischen Sommer<br />
und Winter (Nie<strong>der</strong>schlag im Juli etwa 180-<br />
300 mm, im Januar nur 20-60), doch bedeutet<br />
das noch keine Wintertrockenheit.<br />
Der chinesische Lorbeer-Sommerwald ist die<br />
bei weitem artenreichste Waldformation <strong>der</strong><br />
Nemoralen Zone. Allein die Zahl <strong>der</strong> Laubholz-<br />
Gattungen, die an <strong>der</strong> Bildung des oberen<br />
Kronendaches beteiligt sind, beträgt über 50 (darunter<br />
ca. 15 Immergrüne). Hinzu kommen 14<br />
Koniferen-Gattungen, von denen 5 endemisch<br />
sind (Cunninghamia, Metasequoia, Pseudotaxus,<br />
Pseudolarix, Taiwanid)\ auch die wenigen Reliktvorkommen<br />
von Ginkgo biloba liegen hier. Schätzungen<br />
<strong>der</strong> Artenzahlen gibt es nur für kleinere<br />
Teilgebiete. So werden für die etwa 100000 km^<br />
große Provinz Chekiang 650 Gehölzarten angegeben,<br />
für das darin gelegene Gebirge Tienmushan<br />
(bis 1500 m hoch) 424, davon 67 Arten<br />
hochwüchsiger Bäume. Beson<strong>der</strong>s hoch ist<br />
die Artenzahl in manchen Gattungen; so soll
Sommergrüner Laubwald 271<br />
allein die Nemorale Stufe Szechuans 67 Acer-,<br />
53 Ilex- und 128 Prunus-hrttn enthalten.<br />
Die floristische Vielfalt ist sicherlich z. T.<br />
durch die Mischung von Elementen zweier Formationen,<br />
sowie durch starke Artneubildung in<br />
dem durch Gebirge vielfach geglie<strong>der</strong>ten Gebiet<br />
bedingt. Hauptursache ist aber wohl das Fehlen<br />
von Formationsverschiebungen im Pleistozän,<br />
wodurch viele nemorale Gattungen erhalten<br />
blieben, die an<strong>der</strong>wärts, selbst im rezent klimatisch<br />
ebenso günstigen Nordam erika, verschwunden<br />
sind. Solche Endemiten <strong>der</strong> ostasiatischen<br />
Sommerwaldregion sind in Tab. 35 aufgeführt;<br />
zusammen mit Tab. 34 (S. 254) gibt sie<br />
einen Überblick über die wichtigsten Gattungen<br />
insgesamt.<br />
Bei <strong>der</strong>art hoher Artenzahl ist nicht zu erwarten,<br />
daß einzelne davon zur Herrschaft gelangen.<br />
So betont W ang (1961) ausdrücklich,<br />
das Fehlen von Dominanz im Kronendach sei<br />
ein Charakteristikum des chinesischen Lorbeer-<br />
Sommerwaldes. Der Einzelbestand kann 30 und<br />
mehr Baumarten enthalten, die jeweils nur in<br />
wenigen Einzelexemplaren auftreten. Selbstverständlich<br />
dürfte es unter beson<strong>der</strong>en Standortsbedingungen<br />
auch Entmischungsbestände geben,<br />
doch ist darüber wenig bekannt. Infolge<br />
sehr dichter Besiedlung ist <strong>der</strong> Wald in großen<br />
Teilen des Gebietes weitgehend zerstört bzw.<br />
durch Sekundärbestände (daneben auch durch<br />
Forsten aus Pinus massoniana u. a. Koniferen)<br />
ersetzt, so daß die Rekonstruktion <strong>der</strong> natürlichen<br />
Glie<strong>der</strong>ung - gerade in Anbetracht <strong>der</strong><br />
hohen Artenzahl - kaum möglich ist. In den<br />
Gebirgen Szechuans zeigt sich als auffallende<br />
Erscheinung eine Zunahme des Anteils von<br />
Tsuga in den Sommerwäl<strong>der</strong>n höherer Lagen<br />
dicht unter <strong>der</strong> Borealen Stufe, was sehr an das<br />
Verhalten von Tsuga canadensis im boreonemoralen<br />
Bereich Nordamerikas erinnert.<br />
Außer in M ittelchina tritt <strong>der</strong> Lorbeer-<br />
Sommerwald jenseits des semihumiden Gebietes<br />
noch in Japan und Korea auf; er bildet hier<br />
aber nur einen schmalen Übergangsstreifen zwischen<br />
Lorbeerwald und eigentlichem Sommerwald<br />
und ist stark verarmt. An ihn schließt sich<br />
in diesen beiden Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> humide reine<br />
Sommerwald an. Er hat zwar randlich noch T l-<br />
Ternperaturen, zum größten Teil entspricht er<br />
aber <strong>der</strong> Variante T2.H1. Dieser Waldtyp besitzt<br />
nicht mehr die extreme Artenfülle Chinas,<br />
m <strong>der</strong> Artenzahl entspricht er etwa seinem Gegenstück<br />
in Nordamerika. In Japan, wo er neben<br />
seiner zonalen Verbreitung im nördlichen<br />
Drittel von Honshu als Höhenstufe im Gebirge<br />
bis auf die südlichste Insel Kyushu reicht, wird<br />
er weithin von Buchen (Fagus crenata, F. sieboldii)<br />
beherrscht. Das hygrische Klima japans weicht<br />
von dem des Festlandes insofern ab, als die Nie<strong>der</strong>schläge<br />
auch im Winter hoch sind. Der aus<br />
Sibirien kommende kalte Wintermonsun belädt<br />
sich über <strong>der</strong> warmen Japansee mit Feuchtigkeit<br />
und führt vor allem im N W Honshus und<br />
auf Hokkaido zu starken Schneefällen. Die entstehende<br />
hohe Schneedecke bildet eine Schutzschicht,<br />
unter <strong>der</strong> niedrige Immergrüne, namentlich<br />
Bambusgräser {Sasa), überwintern können.<br />
Das starke, oft flächendeckende Auftreten niedriger<br />
Bambusarten ist ein auffallendes Merkmal<br />
<strong>der</strong> japanischen Buchenwäl<strong>der</strong>, das sich auch<br />
noch in die boreonemoralen Wäl<strong>der</strong> und sogar<br />
bis in die Boreale Zone auf S-Sachalin erstreckt.<br />
In Korea finden sich Wäl<strong>der</strong> des T2.H1-Typs<br />
nur in <strong>der</strong> Südhälfte. Sie sind aber <strong>der</strong> winterlichen<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsdepression voll ausgesetzt<br />
und weichen daher von den japanischen ab<br />
{Fagus fehlt weitgehend, und auch <strong>der</strong> Bambus-<br />
Unterwuchs spielt keine so große Rolle).<br />
In Nordkorea und <strong>der</strong> anschließenden östlichen<br />
Mandschurei herrscht die Variante T4.H1<br />
mit strengen Winterfrösten, wobei die Sommerwärme<br />
mit Julimitteln von 22 bis 24 °C noch<br />
fast im Tl-Bereich liegen kann. Der Nie<strong>der</strong>schlag<br />
ist mit 500-700 mm nicht sehr hoch, konzentriert<br />
sich aber auf den Sommer (Juni bis<br />
August etwa 60 % <strong>der</strong> Jahressumme). Zusammen<br />
mit dem überwiegend gebirgigen Terrain<br />
ist <strong>der</strong> feucht-warme Sommer wohl <strong>der</strong> Grund<br />
dafür, daß die Gehölzflora noch erstaunlich<br />
reich ist, wesentlich reicher als in dem weitgehend<br />
ebenen T4.H1-Gebiet Nordamerikas. Neben<br />
den üblichen nemoralen Gattungen {Acer,<br />
Tilia, Ulmus, Fraxinus,Juglans, Quercus) gehören<br />
zu den Dominanten des Waldes auch die beiden<br />
rein ostasiatischen Gattungen Phellodendron<br />
und M aackia. Auch in <strong>der</strong> Strauchflora gibt es<br />
mit Abelia, Syringa und A ralia noch Gattungen,<br />
die man eigentlich in wintermil<strong>der</strong>en Gegenden<br />
erwarten würde. Neben ihrem zonalen Verbreitungsgebiet<br />
tritt diese Variante auch etageal in<br />
den südlicheren Gebirgen des semihumiden<br />
Gebietes auf (z. B. Abb. 178.54), wo sie aber bei<br />
weniger starken Frösten mehr den Charakter von<br />
T2.H1 annehmen kann.<br />
Von Hokkaido bis ins Amurgebiet grenzt die<br />
Sommerwaldregion an die Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Borealen
272 Die Nemorale Zone<br />
Tab. 35: Endemische Gehölzgattungen <strong>der</strong> Sinojapanischen Florenregion (meridionaler und nemoraler Anteil).<br />
Die Anordnung <strong>der</strong> Familien entspricht <strong>der</strong> bei Mabberley 1987.<br />
M = Anzahl meridionaler (immergrüner), N = Anzahl nemoraler Arten<br />
(ohne Schrägstrich: Arten in beiden Zonen verbreitet)<br />
= endemische Familie<br />
L = Lianen<br />
E = fossil in Europa i.w.S., A = fossil in Nordamerika.<br />
Quellen wie bei Tab. 34 (S. 254).<br />
- i S<br />
Familie Gattung Artenzahl<br />
M/N<br />
Vorkommen<br />
Himalaja China Japan<br />
i. w. S.<br />
Fossil<br />
Ginkgoaccae* Ginkgo -/I + EA<br />
Pinaceae Keteleeria 2/- + EA<br />
Pseudolarix - n + EA<br />
Taxodiaceae Cunninghamia 2 + E<br />
Taiwania 1/- + E<br />
Cryptomeria 1 + + E<br />
M etasequoia - n + EA<br />
Glyptostrobus 1/- + EA<br />
Sciadopitys - n + E<br />
Cupressaceae Eokienia 1/- + A<br />
Thujopsis - n + E<br />
Cephalotaxaceae * Amentotaxus 4/- + EA<br />
Cephalotaxus 4 + + + EA<br />
Taxaceae Pseudotaxus 1/- +<br />
C dycm thaceae Chimonanthus 5 +<br />
Sinocalycanthus - n +<br />
Chloranthaceae Sarcandra 1/- + +<br />
Berberidaceae N an din a 1/- + + +<br />
Sargentodoxaceae * Sargentodoxa L -/I + E<br />
Lardizabalaceae Decaisnea -/2 + + E<br />
H olboellia L 5/- + +<br />
Stauntonia L >5/- + + +<br />
A kehia L -/2 + + E<br />
Sinofranchetia L ~n +<br />
Menispermaceae Sinomenium L - n + + E<br />
Tetracentraceae* Tetracentron - n + A<br />
Trochodendraceae * Trochodendron y - + + EA<br />
Cercidiphyllaceae * Cercidiphyllum -/2 + + EA<br />
Euptekaceae* Euptelea -/2 + + + EA<br />
H am am elidaceae Disanthus -/I + + E<br />
Loropetalum 1/- + + +<br />
Sinowilsonia -/I + A<br />
Fortunearia -/I + E<br />
Corylopsis -/7 + + + EA<br />
Sycopsis 3/- + + + E<br />
Eucommiaceae'^ Eucommia -/I + . EA<br />
Ulmacae Hemiptelea -/I + E<br />
Pteroceltis -/I + E<br />
Rhoipteleaceae* Rhoiptelea -/I + E<br />
Juglandaceae Platycarya -/I + E A<br />
ßetulaceae Ostryopsis -/2 +<br />
Theaceae Schima 1/- + + E<br />
Actinidiaceae A ctinidia L -/>20 + + + EA<br />
C km atockthra L -/>10 +<br />
Flacourtiaceae Idesia -/I + + A<br />
Poliothyrsis -/I + E<br />
Stachyuraceae* Stachyurus -/5 + + + E<br />
Ericaceae Enkianthus -/lO + + +
Sommergrüner Laubwald 273<br />
Forts. Tab. 35: Endemische Gehölzgatttmgen <strong>der</strong> Sinojapanischen Florenregion (meridionaler und nemoraler Anteil).<br />
Familie<br />
Styriuaceae<br />
Hydrangeaceae<br />
Rosaceae<br />
Leguminosae<br />
Nyssaceae<br />
Comaceae<br />
Celastraceae<br />
Icacinaceae<br />
Rhamnaceae<br />
StaphyUaceae<br />
Bntschnei<strong>der</strong>aceae *<br />
Sapindaceae<br />
Acmiceae<br />
Rutaceae<br />
Araliaceae<br />
Oleaceae<br />
Scrophulariaceae<br />
Rubiaceae<br />
^^pnfoliaceae<br />
Gattung<br />
Artenzahl<br />
M/N<br />
Vorkommen<br />
Himalaja China<br />
i. w. S.<br />
Japan<br />
Fossil<br />
Alniphyllum -/8 +<br />
Sinojackia -/2 + E<br />
Reh<strong>der</strong>odendron -/9 + EA<br />
Huodendron -/6 +<br />
Pterostyrax -/4 + E<br />
Melliodendron -/3 +<br />
Pikostegia L 3/- + +<br />
Schizophragma L -/4 + + + E<br />
Platycrater L -/I +<br />
Sorbaria -/7 + + + E<br />
Stephanandra -/4 + + E<br />
Neillia -/ ll + +<br />
Pentactina - n +<br />
Exochorda -/4 +<br />
Maddenia -/4 + +<br />
Prinsepia -/3 + + E<br />
Kenia -/I + +<br />
Rhodotypos -/I + +<br />
Docynia 5/- + +<br />
Chaenomeles -/3 + +<br />
Eriobotrya >10/- + + +<br />
Photinia >20/>5 + + +<br />
Rhaphiolepis >10/- + + +<br />
Maackia -/>5 + +<br />
Euchresta 4/- + +<br />
Davidia -/I +<br />
Camptotheca -/I +<br />
Aucuba 3/- + + +<br />
Helwingia -/3 + + +<br />
I oricellia 3/- + +<br />
Tripterygium L -/2 + + +<br />
Hosiea L -/2 + + EA<br />
Rhamnella -/>5 + + +<br />
Berchemiella -/2 -f- +<br />
Hovenia -/2 + + E<br />
Euscaphis -/I + + E<br />
Turpinia 1/- + EA<br />
Bretschnei<strong>der</strong>a -/I +<br />
Koelreuteria -/3 + EA<br />
Xanthoceras -/I +<br />
Delavaya 1/- +<br />
Dipteronia -/2 + A<br />
Skimmia 6/- + + +<br />
Poncirus -/I +<br />
Phellodendron -/lO + + E<br />
Orixa -/I +<br />
Fatsia 1/- + E<br />
Evodiopanax -/2 + +<br />
Eleutherococcus -/>25 + + + E<br />
Abdiophyllum -/I +<br />
Paulownia -/6 + + E<br />
Damnacanthus 6/- + +<br />
Emmenopterys -/2 +<br />
Lepto<strong>der</strong>mis >20 + + +<br />
Weigela -/lO + + E<br />
Leycesteria 6 + +<br />
Kolkwitzia -/I +<br />
Dipelta -/4 + E
274 Die Nemorale Zone<br />
If'i<br />
Zone. Die Variante T5.H 1, <strong>der</strong> Taiga-Sommerwald,<br />
ist auf Hokkaido in typischer Form als<br />
Mosaik ausgebildet, mit Laubwald aus Acer,<br />
Tilia, Fraxinus, Ulmus, Quercus u. a. auf den<br />
edaphisch besseren und Nadelwald {Picea, Abies)<br />
auf den ungünstigen Standorten. Ähnlich sieht<br />
es auch noch im Ostteil des russischen Fernen<br />
Ostens (Sichota-Alin-Gebirge) aus. Charakteristische<br />
Konifere mit boreonemoraler Verbreitung<br />
ist Pinus koraiensis, die taxonomisch zur<br />
Sektion Cemhra gehört, ökologisch aber <strong>der</strong> Sektion<br />
Strobus nahesteht (weitere Arten mit<br />
boreonemoralem Schwerpunkt aus den Gattungen<br />
Abies und Tsuga treten in <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Stufe <strong>der</strong> südlicheren Gebirge auf). Weiter<br />
westlich, im mittleren Amurtal und Kleinen<br />
Chingan, werden die heutigen Wäl<strong>der</strong> zunehmend<br />
von Birken {Betula costata, B. platyphylla)<br />
beherrscht, was z. T. mit <strong>der</strong> stärkeren Winterdürre<br />
(Klimatyp T 5.H 1/2) Zusammenhängen<br />
mag; vermutet wird jedoch auch, daß Teile dieser<br />
Birkenwäl<strong>der</strong> nur Pionierstadien anstelle<br />
abgeholzter Nadelwäl<strong>der</strong> seien.<br />
Das geographische Zentrum <strong>der</strong> Sinojapanischen<br />
Region in Nordchina beherbergt als potentielle<br />
K lim axform ation sem ih u m id en<br />
Sommerwald <strong>der</strong> Variante T1.H 2. Das Klima<br />
kann als extrem bezeichnet werden. Die Julimittel<br />
liegen bei 26-28 °C, was auch den Wert<br />
<strong>der</strong> hohen Sommernie<strong>der</strong>schläge (bis 75 % <strong>der</strong><br />
500-700 mm fallen im Juni bis August) min<strong>der</strong>t;<br />
das Winterhalbjahr (Oktober bis März) ist mit<br />
nur etwa 10% <strong>der</strong> Jahresmenge extrem trocken.<br />
Die natürliche Vegetation ist im Ostteil, in den<br />
seit Jahrtausenden dicht besiedelten großen chinesischen<br />
Ebenen, vollständig zerstört. Nur in<br />
den umgebenden Gebirgen sind nennenswerte<br />
Waldreste erhalten geblieben (auch dort finden<br />
sich aber großflächig nur Degradationsstadien,<br />
meist in Form ± dichter, off dorniger Gebüsche).<br />
Dominierende Gattung ist Quercus, von <strong>der</strong> etwa<br />
7 Arten im Kronendach herrschen können; die<br />
beiden wichtigsten sind Q. liaotungensis in den<br />
feuchteren und mongólica in den trockensten<br />
(H4) Teilen. Als häufige Beimischungen sind<br />
Vertreter <strong>der</strong> Gattungen Ulmus, Celtis und Pistacia<br />
sowie Ailanthus altissima als Pionierart zu nennen.<br />
Die übrigen „normalen“ Elemente des<br />
Sommerwaldes finden sich eher lokal an<br />
edaphisch o<strong>der</strong> mesoklimatisch feuchteren<br />
Standorten. An felsigen Gebirgshängen können<br />
die trockenresistenten Koniferen Pinus tabulaeformis<br />
und Thuja {Platycladus) orientalis auftreten.<br />
Höhere Gebirgslagen beherbergen off eine humide<br />
Stufe, in <strong>der</strong> je nach den Temperaturen<br />
alle Übergänge von <strong>der</strong> Variante T4.H1 über<br />
T 2.H 1 bis T 1 /3 .H 1 sowie auch etageale<br />
Auslieger <strong>der</strong> Borealen Zone zu finden sind.<br />
Ähnlich wie im amerikanischen Raum gibt<br />
es auch in Südostasien disjunkte etageale Vorkommen<br />
nemoraler Sippen in tropischer Umgebung,<br />
die aber dort keine eigene Stufe bilden,<br />
son<strong>der</strong>n sich <strong>der</strong> Lorbeerwaldstufe einglie<strong>der</strong>n.<br />
Bekannteste Beispiele sind Taiwan (S. 119) sowie<br />
<strong>der</strong> O-Himalaja, letzterer mitJuglans, Ulmus,<br />
Acer, Aesculus, Ainus, Betula u. a.<br />
10 Nemoraler Nadelwald<br />
In forstlichen Kreisen wegen <strong>der</strong> immensen<br />
Wüchsigkeit als einer <strong>der</strong> wertvollsten Waldtypen<br />
überhaupt bekannt, ja berühmt, wurde<br />
diese Formation von botanischer Seite nur selten<br />
als eigenständig anerkannt; sofern sie überhaupt<br />
wahrgenommen wurde, schlug man sie<br />
meist dem Borealen Nadelwald zu. In Wirklichkeit<br />
sind die beiden von Koniferen beherrschten<br />
Klimaxformationen aber sowohl bezüglich<br />
<strong>der</strong> klimatischen Gmndlagen als auch <strong>der</strong> floristischen<br />
Zusammensetzung und <strong>der</strong> Bestandesstruktur<br />
deutlich verschieden.<br />
Wie die Betrachtung <strong>der</strong> Gesamtverbreitung<br />
<strong>der</strong> rezenten Koniferengattungen auf <strong>der</strong> Erde<br />
zeigt (Äbb. 133), finden sich diese überwiegend<br />
in <strong>der</strong> Nemoralen, Meridionalen und Australen<br />
Zone; die Boreale Zone hingegen, in <strong>der</strong> sie die<br />
thermische Klimax bilden, wird nur von wenigen<br />
Gattungen erreicht. Hierin zeigt sich deutlich<br />
<strong>der</strong> reliktäre Charakter <strong>der</strong> ganzen Gmppe:<br />
weit davon entfernt, ihr ökologisches Optimum<br />
zu beherrschen, sind die Koniferen durch die<br />
Konkurrenz <strong>der</strong> Angiospermen (vgl. Abb. 58,<br />
S. 139) an die ökologischen Rän<strong>der</strong> des Waldes<br />
abgedrängt worden: an den thermischen Rand<br />
in <strong>der</strong> Borealen Zone, an hygfisch o<strong>der</strong> edaphisch<br />
marginale Standorte in den thermisch<br />
günstigeren Bereichen. In letzteren sind sie allein<br />
im sommertrocken-semihumiden Teil <strong>der</strong><br />
nemoralen Zone so konkurrenzstark, daß sie nicht<br />
nur die klimatische Klimax aufbauen, son<strong>der</strong>n<br />
auch Wüchsleistungen zeigen können, die in den<br />
meisten an<strong>der</strong>en Waldtypen kaum erreicht werden.<br />
Man könnte diese Nemoralen Nadelwäl<strong>der</strong><br />
als letzte Reste <strong>der</strong> im Mesozoikum weltweit herrschenden<br />
Waldvegetation ansehen.
Nemoraler Nadelwald 275<br />
Abb. 133: Verbreitung<br />
<strong>der</strong> rezenten Koniferen-<br />
Gattungen über Vegetationszonen<br />
und Erdteile.<br />
Quellen wie bei Tab. 34<br />
(S. 254).<br />
F a m ilie<br />
G a ttu n g<br />
P in a c e a e<br />
A b ie s<br />
K e te le e ria<br />
P s e u d o ts u g a<br />
P ice a<br />
Tsuga<br />
C e drus<br />
P se u d o la rix<br />
L arix<br />
P in u s<br />
V e g e ta tio n s z o n e n<br />
A u stral T ro p isch M e rid io n a l N e m o ra l B o real<br />
E rd te ile *<br />
W M<br />
O<br />
A ra u c a ria c e a e<br />
A g a th is<br />
A ra u c a ria<br />
W o lle m ia<br />
T a x o d ia c e a e s.l.<br />
A th ro ta x is<br />
C u n n in g h a m ia<br />
T a lw a nia<br />
C ry p to m e ria<br />
S e q u o ia d e n d ro n<br />
S e q u o ia<br />
M e ta s e q u o ia<br />
G ly p to s tro b u s<br />
T a xod iu m<br />
S c ia d o p ity s<br />
C u p re s s a c e a e<br />
N e o c a llitro p s is<br />
C a llitris<br />
A c tin o s tro b u s<br />
W id d rin g to n ia<br />
T e tra clin is<br />
P la ty c la d u s<br />
M ic ro b io ta<br />
Thuja<br />
P ilg e ro d e n d ro n<br />
A u s tro c e d ru s<br />
L ib o c e d ru s<br />
P a p u a c e d ru s<br />
C a lo c e d ru s<br />
F o k ie n ia<br />
F itzro ya<br />
D isetm a<br />
T h u jo p sis<br />
C h a m a e c y p a ris<br />
C u p re s s u s<br />
Ju n ip e ru s<br />
P o d o c a ro a c e a e s.l.<br />
S a x e g o th a e a<br />
P o d o c a rp u s s.l.<br />
A c m o p y le<br />
D a c ry d iu m s.l.<br />
M ic ro c a c h ry s<br />
M ic ro s tro b u s<br />
C e p h a lo ta x a c e a e<br />
C e p h a lo ta x u s<br />
A m e n to ta x u s<br />
T a xaceae<br />
P s e u d o ta x u s<br />
A u s tro ta x u s<br />
Taxus<br />
Torre ya<br />
-----------= 1 -3 Arten — =4-10 Arten = > 10 Arten ****» » » i n * = in höheren Stufen<br />
plurizonaler Gebirge<br />
•Erdteile: W = Neue Welt; M = Europa i.w.S., Afrika; 0 = 0-, SO-Asien, Australien, Ozeanien.<br />
Klimabedingungen (Abb. 134)<br />
Die thermischen Verhältnisse liegen voll im<br />
nemoralen Rahmen. Im typischsten Falle beträgt<br />
die Zahl <strong>der</strong> Monate über +10 °C 6 bis 7, die<br />
Fröste variieren zwischen -1 0 und -3 0 °C ;<br />
randliche Ausbildungen spezieller Natur können<br />
allerdings etwas über die thermischen Grenzen<br />
bei<strong>der</strong> Nachbarzonen hinaus verbreitet sein<br />
(S. 281). Von den unterschiedenen Klimatypen
Tib<br />
Die Nemorale Zone<br />
sind T2 und T3 am häufigsten; TI und T4 werden<br />
nur selten erreicht, und zwar in den trokkensten<br />
Teilen in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze.<br />
Während die Temperaturen vor allem die floristische<br />
Zusammensetzung beeinflussen, sind<br />
für die Bestandesstruktur die hygrischen Bedingungen<br />
entscheidend, d. h. Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />
und Länge <strong>der</strong> sommerlichen Dürrezeit. Danach<br />
lassen sich 3 hygrische Klimatypen unterscheiden:<br />
H l:<br />
H2:<br />
H3:<br />
Nie<strong>der</strong>schlag hoch, 1000-2000 mm und<br />
mehr (zuweilen bis 6000 mm), Dürrezeit<br />
kurz (1-3 Monate) und nie ganz ohne Regen<br />
(in beson<strong>der</strong>en Fällen nur als eine<br />
sommerliche Nie<strong>der</strong>schlagsdepression erscheinend,<br />
vgl. Abb. 134.8).<br />
Nie<strong>der</strong>schlag mäßig, 600-800 mm, Dürrezeit<br />
oft länger, die trockensten Monate<br />
manchmal völlig regenlos.<br />
Nie<strong>der</strong>schlag gering, nur 300-500 mm, mit<br />
sehr langer Dürrezeit (bis 6 Monate). Marginaler<br />
Typ nahe <strong>der</strong> Waldgrenze.<br />
Sippenbestand<br />
Die Hauptbaumarten gehören zu den nemoralen<br />
Koniferengattungen Tsuga, Pseudotsuga,<br />
Abies, Cedrus, Thuja sowie den ebenfalls nemoralen<br />
Sippen Pinus sect. Strobus und Picea sect.<br />
Omorika. Als Gattungen mit geringerer Verbreitung<br />
o<strong>der</strong> min<strong>der</strong>em Bestockungsanteil kommen<br />
Chamaecyparis, Calocedrus, Sequoia, Sequoiadendron,<br />
Taxus und Torr^;« hinzu (Abb. 135, vgl.<br />
auch 125.4, S. 256). Vertreter <strong>der</strong> weit verbreiteten<br />
„normalen“ Kiefern {Pinus subg. Diploxylon)<br />
finden sich vorwiegend an edaphischen Extremstandorten<br />
als Pioniere sowie im trockenen H3-<br />
Bereich.<br />
Als Teil <strong>der</strong> Nemoralen Zone erweist sich<br />
diese Formation auch durch die Beteiligung<br />
nemoraler Sommergrüner. Wie angedeutet, sind<br />
die Konkurrenzverhältnisse gegenüber dem humiden<br />
Sommerwald hier umgekehrt: die Koniferen<br />
besetzen den Normalbereich des edaphischen<br />
Mosaiks, die Laubhölzer wachsen unter<br />
Son<strong>der</strong>bedingungen. Neben sommergrünen<br />
Bäumen wie Acer, Fraxinus, Quercus und Ainus<br />
o ©<br />
0 L Y M P IA (2 1 m ) 10,5°<br />
M 6 4 - 6 7 ]W a s h .<br />
IF R A N E (1635 m ) 10,0° 1101<br />
hlW-25)<br />
0<br />
YOStMITE N .P A R K (1 2 1 6 m )1 1 ,l°<br />
©<br />
C H O R ES (1 9 3 0 m )<br />
.in<br />
9,1*76«<br />
pp»"<br />
-22’ol<br />
' T2.H1 (10.1) T2.H1 (10.2.a) T2.H 2 (10.1) T2.H 2 (10.2.a)<br />
I<br />
©<br />
© © ©<br />
Ü C LU ELET 9,1“ 2688<br />
D R 0 5 H ( 1 4 3 3 m ) 1 6 ,7 *45 9<br />
T1/4.H 3<br />
T2/3.H1<br />
Abb. 134: Klima in Bereich des Nemoralen Nadelwaldes.<br />
Län<strong>der</strong>: 1 Washington State (W-Teil), 2 Marokko (Moyen Atlas), 3 Kalifornien (Sierra Nevada), 4 Libanon,<br />
5 Kaschmir, 6 Pakistan (Himalaja/Hindukusch), 7 Washington State (O-Teil), 8 Washington State (unmittelbar<br />
an <strong>der</strong> Küste).
Nemoraler Nadelwald 277<br />
Abb. 135: Koniferen-Gattungen mit vorwiegend nemoraler Verbreitung.<br />
1 Pseudotsuga menziesii (W-Nordamerika); 2 Tsuga sieboldii 0apan); 3 Cedrus deodara (Himalaja); 4 Metasequoia<br />
glyptostroboides (M-China; bis 1945 nur als Fossil bekannt); 5 Sequoiadendron giganteum (Kalifornien); 6 Thuja<br />
plicata (W-Nordamerika); 7 Chamaecyparispisifera 0apan); 8 Taxus baccata (Europa). - Quellen: 1 Hegi 1909f ;<br />
2, 3 Farjon 1990; 4 D.A. 1971f.; 5, 7, 8 R rüssmann 1960; 6 Hitchcock etc. 1955E
278 Die Nemorale Zone<br />
I<br />
'<br />
IfW:<br />
nr '<br />
n<br />
treten auch viele typisch nemorale Strauchgattungen<br />
auf. Auch eine Reihe nemoraler<br />
Waldbodenpflanzen sind vorhanden. Insgesamt<br />
ist die Sippengarnitur des Sommerwaldes aber<br />
verständlicherweise verdünnt.<br />
Bestandesstruktur<br />
Die Optimalvariante T2.H1 ist einer <strong>der</strong> bestwüchsigen<br />
Waldtypen <strong>der</strong> Erde. Baumhöhen<br />
von 40-60 m und mehr sind das Normale. Meist<br />
wird die Baumschicht aus mehreren Arten gebildet,<br />
doch gibt es auch Entmischungsbestände<br />
sowohl edaphischen als auch klimatischen Charakters.<br />
Eine vertikale Glie<strong>der</strong>ung in eine obere<br />
und untere Baumschicht kommt nur in einigen<br />
Typen vor. Eine Strauchschicht ist gewöhnlich<br />
vorhanden, sie ist meist sommergrün, kann aber<br />
auch Immergrüne enthalten. In <strong>der</strong> Krautschicht<br />
sind, vor allem auf ärmeren Böden, Immergrüne<br />
(namentlich Zwergsträucher) häufig; die typisch<br />
nemoralen Geophyten sind meist auf die<br />
edaphisch besten Standorte beschränkt. Daß<br />
trotz <strong>der</strong> permanenten Beschattung durch die<br />
immergrünen Bäume noch relativ viel Unterwuchs<br />
vorhanden ist, wird wahrscheinlich dadurch<br />
ermöglicht, daß infolge <strong>der</strong> hohen Winternie<strong>der</strong>schläge<br />
auch im Sommer am Waldboden<br />
kaum Wasserstreß auftritt und daß an<strong>der</strong>erseits<br />
die starke Sonneneinstrahlung während<br />
<strong>der</strong> sommerlichen Trockenzeit noch genügend<br />
Licht auf den Boden gelangen läßt.<br />
Jahreszeitliche Aspekte sind in <strong>der</strong> Baumschicht<br />
kaum zu erkennen, sie werden nur durch<br />
die tropophytischen Elemente des Unterwuchses<br />
geliefert. Die Verjüngungsdynamik des Waldes<br />
wird unter natürlichen Umständen vornehmlich<br />
durch Brände gesteuert, die während <strong>der</strong> sommerlichen<br />
Trockenzeit im Zusammenhang mit<br />
Gewittern leicht ausbrechen können, vor allem<br />
in den edaphisch trockneren Teilen des Vegetationsmosaiks.<br />
Hat ein solcher Brand erst einmal<br />
das Kronendach des Waldes erfaßt, so kann er<br />
sich infolge des Harzreichtums <strong>der</strong> benadelten<br />
Zweige schnell über größere Flächen ausbreiten.<br />
Näheres zum Ablauf <strong>der</strong> Verjüngungs-Sukzession<br />
sowie über das edaphische Mosaik bei<br />
<strong>der</strong> Besprechung <strong>der</strong> Region 10.1.<br />
zeichnen wollen, ist die Variante H2, <strong>der</strong> Halbfeucht-Koniferenwald,<br />
von geringerer Wüchsigkeit,<br />
doch werden auch hier 30 m Höhe oft überschritten.<br />
Da die weniger günstigen hygrischen<br />
Bedingungen den Einfluß edaphischer Trockenheit<br />
verstärken, ist die Standortsdiversität erhöht,<br />
was auch zu größerer floristischer Vielfalt fuhren<br />
kann. Der Trocken-Koniferenwald (H3),<br />
<strong>der</strong> gewöhnlich von Kiefern beherrscht wird,<br />
zeigt hier kaum eine Verringerung <strong>der</strong> Wuchshöhe,<br />
son<strong>der</strong>n stattdessen eine Auflichtung des<br />
Bestandes, so daß <strong>der</strong> Deckungsgrad <strong>der</strong> bis<br />
30 m hohen Baumschicht oft nur wenig mehr<br />
als 50 % beträgt und die Unterschichten ± von<br />
Lichtpflanzen beherrscht werden.<br />
Von den thermischen Varianten ist vor allein<br />
T 2/3 zu nennen, in <strong>der</strong> eine Beimischung immergrüner<br />
Laubbäume möglich ist. Die Variante<br />
T5 zeigt wenig Abweichung, nur in <strong>der</strong><br />
boreonemoralen Gebirgsstufe gibt es eigenständige<br />
Arten, die hier ihren Schwerpunkt haben.<br />
Von den beiden Regionen (Abb. 136) hat nur<br />
die W est-Nordamerikanische Region (10.1)<br />
ein echtes zonales Areal, hingegen ist die Mediterrane<br />
Region (10.2) auf etageale Vorkommen<br />
in isolierten Gebirgen beschränkt.<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Obwohl Gebirgsland, ist die mediterrane Region<br />
seit langem stark vom Menschen beeinflußt,<br />
da sie in bzw. am Rande von dicht besiedelten<br />
Län<strong>der</strong>n liegt. Im Mittelmeergebiet hatte neben<br />
<strong>der</strong> landwirtschaftlichen Nutzung (vor allem<br />
durch Weide) die Holznutzung schon früh große<br />
Bedeutung; die bereits in <strong>der</strong> Bibel erwähnten<br />
Ze<strong>der</strong>nwäl<strong>der</strong> des Libanon sind seither bis<br />
auf wenige Einzelbäume vernichtet. Die größten<br />
noch einigermaßen geschlossenen Bestände<br />
finden sich heute im Taurus, wo man inzwischen<br />
auch eine nachhaltige Forstwirtschaft zu<br />
betreiben versucht. Im Himalaja ist <strong>der</strong> Bereich<br />
des Nemoralen Nadelwaldes Siedlungsgebiet<br />
von Bergbauern, die darin ähnlich wie in den<br />
Alpen Rodungen für Ackerbau und Wiesen anlegten<br />
und den verbleibenden Wald durch<br />
Beweidung usw. nutzten, ohne ihn aber in großem<br />
Ausmaße zu zerstören. Erst das starke Bevölkerungswachstum<br />
<strong>der</strong> letzten Jahrzehnte sowie<br />
<strong>der</strong> zunehmende Einfluß auswärtiger, auf<br />
Exploitation bedachter Holzwirtschaftsbetriebe<br />
haben vielerorts zu großflächiger Waldzerstörung<br />
geführt.
Nemoraler Nadelwald 279<br />
Abb. 136: Verbreitung des Nemoralen Nadelwaldes.<br />
ln West-Nordamerika, das erst im vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
stärker von Europäern besiedelt wurde,<br />
ist <strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> Waldfläche bis heute<br />
erhalten geblieben. Noch immer gibt es, so im<br />
feuchten Küstenbereich des Staates Washington,<br />
Bestände, die fast im Urwaldzustand sind<br />
und jetzt erstmalig <strong>der</strong> forstlichen Nutzung zugeführt<br />
werden. Dabei wird mit einer den Mitteleuropäer<br />
schockierenden Brutalität vorgegangen.<br />
Trotzdem ist aber für die meisten dieser<br />
Wäl<strong>der</strong> eine nachhaltige Bewirtschaftung vorgesehen.<br />
Die Verjüngung wird gewöhnlich dadurch<br />
erreicht, daß man Kahlschläge von begrenzter<br />
Größe (15-30 ha) anlegt, die von dem<br />
umgebenden Wald rasch wie<strong>der</strong> besamt werden<br />
können („Patchwork Clearcutting“); größere<br />
Kahlschläge und Brandflächen werden auch<br />
künstlich von Hubschraubern aus besät.<br />
10.1 West-Nordamerikanische Region<br />
ln Amerika als „Pacific Northwest Forest Region“<br />
bekannt, bedeckt <strong>der</strong> nördliche, zonale Teil<br />
dieser Region das südliche British Columbia, die<br />
Staaten Washington und Oregon und das Land<br />
östlich davon bis zur Hauptkette <strong>der</strong> Rocky<br />
Mountains, abgesehen von <strong>der</strong> Borealen Stufe<br />
<strong>der</strong> Hochgebirge und den semiariden/ariden<br />
Beckenlandschaften (Abb. 129.B, S. 262). Nach<br />
S wird sie selbst zur Gebirgsstufe, mit ziemlich<br />
großer Ausdehnung in Kalifornien und Colorado<br />
und kleineren disjunkten Ausliegern in Arizona<br />
und New Mexico sowie auf einigen höheren<br />
Bergen Mexikos.<br />
Alle drei hygrischen Varianten sind vorhanden.<br />
Das Maximum <strong>der</strong> Vitalität findet sich in<br />
den Feucht-Koniferenwäl<strong>der</strong>n (H l), <strong>der</strong>en normale,<br />
charakteristische Ausbildung als „Tsuga<br />
heterophylla Z o n e“ die Staaten Oregon und Washington<br />
westlich des Kaskadengebirges bededct.<br />
Hauptbaumarten sind Tsuga heterophylla, Thuja<br />
plicata, Pseudotsuga menziesii und Abies grandis<br />
(örtlich auch A . procerd)\ in Oregon tritt noch<br />
Chamaecyparis law soniana hinzu. Zur Wuchshöhe<br />
und Lebensdauer <strong>der</strong> Bäume vgl. Tab. 36,<br />
zum edaphischen Mosaik Abb. 137. Von den<br />
beigemischten Laubbäumen siedeln Acermacrophyllum<br />
vor allem in Schluchten und an feuchten<br />
Steilhängen, Quercus garryana auf trockenen<br />
Lößböden; beide Arten bilden zusammen mit<br />
Fraxinus oregona Auenwäl<strong>der</strong> an größeren Flüssen.<br />
Die Auenwäl<strong>der</strong> schnellfließen<strong>der</strong> Gebirgsflüsse<br />
bestehen aus Ainus rubra. Diese Art ist<br />
aber zugleich auch Pionierbaum. Nach Waldvernichtung<br />
durch Brand (bzw. Kahlschlag)<br />
kann sie einen raschwüchsigen, kurzlebigen<br />
Vorwald bilden. Als zweites Sukzessionsstadium<br />
kommt gewöhnlich Pseudotsuga menziesii auf.<br />
Diese Art ähnelt in ihrem syndynamischen Verhalten<br />
den Eichen <strong>der</strong> humiden Sommerwaldgebiete.<br />
Sie ist eine langlebige Pionierbaumart,<br />
die auf den ärmeren Böden die Schlußgesellschaft<br />
bildet; auf den reicheren wird sie zwar<br />
von den an<strong>der</strong>en Arten unterwachsen und kann<br />
sich nicht mehr verjüngen, bleibt aber wegen<br />
ihrer Langlebigkeit erhalten, zumal sie wesentlich<br />
älter wird und auch größere Dimensionen<br />
erreicht als die wichtigste Klimaxart Tsuga heterophylla<br />
(Abb. 138). Die permanente Verjüngung<br />
in ungestörten Beständen wird oft durch<br />
die dicke Nadelstreu behin<strong>der</strong>t; Jungpflanzen<br />
kommen am besten auf moosüberzogenen liegenden<br />
Stämmen umgestürzter Bäume auf (tote
w<br />
280 Die Nemorale Zone<br />
Tab. 36; Alter, Größe und Schattenfestigkeit (Sch) <strong>der</strong> wichtigsten Koniferenarten des west-nordamerikanischen<br />
Nemoralen Nadelwaldes.<br />
Für Höhe und Durchmesser sind die auf edaphisch günstigen Standorten im Normalfalle erreichten Maße<br />
angegeben (keine Maximalwerte).<br />
Vorkommen: F = Feucht-, H = Halbfeucht-, T = Trocken-Koniferenwald.<br />
Schattenfestigkeit; S = Schattholz, H = Halbschattholz, L = Lichtholz.<br />
*■= Auch in <strong>der</strong> Borealen Stufe von Bedeutung.<br />
Nach Franklin etc. 1969 und Fowells 1965.<br />
Í:<br />
It<br />
Vorkommen<br />
(W aldtyp)<br />
Art Sch Alter<br />
Jahre<br />
Höhe<br />
m<br />
Durchmesser<br />
cm<br />
F Tsuga heterophylla S 400 50-65 90-120<br />
F Thuja plicata S 1000 60 150-300<br />
F A bies granáis S 300 40-60 75-125<br />
F Picea sitchensis S 800 70-75 180-230<br />
F Chamaecyparis law soniana S 500 60 120-180<br />
F Sequoia sempervirens S 1000 75-100 150-380<br />
F A bies procera H 400 45-70 100-150<br />
F H Pinus m onticola“" H 400 60 HO<br />
F H Pseudotsuga menziesii L 750 70-80 150-220<br />
F H T Pinus contorta* L 250 25-35 50<br />
H A bies concolor S 300 40-55 100-150<br />
H Calocedrus decurrens H 500 45 90-120<br />
H Pinus lam bertiana H 400 45-55 100-125<br />
H Sequoiadendron giganteum L 3000 70-80 400-600<br />
H T Pinus pon<strong>der</strong>osa L 600 30-50 75-125<br />
;.T<br />
Stämme von Thuja können wegen ihrer antiseptischen<br />
InhaltsstofFe viele Jahrzehnte unzersetzt<br />
bleiben).<br />
Auffällige Vertreter <strong>der</strong> Strauchschicht sind,<br />
neben mehreren hochwüchsigen Vacdmum- und<br />
Ruhus-hritn, <strong>der</strong> den japanischen Fächerahornen<br />
nahestehende Acer circinatum und die urtümliche<br />
Prunoidee Osmaronia cerasiformis\ charakteristisch<br />
für die edaphisch ärmeren bzw.<br />
mittleren Lagen sind die immergrünen, großblättrigen<br />
Kleinsträucher Gaultheria shallon bzw.<br />
M ahonia nervosa. In sehr feuchten Lagen kann<br />
<strong>der</strong> Farn Polystichum munitum in <strong>der</strong> Krautschicht<br />
große Bestände bilden.<br />
Neben seinem Hauptareal, in dem die Temperatur<br />
meist im Grenzbereich von T2 zu T 2/3<br />
liegt, hat <strong>der</strong> Waldtyp <strong>der</strong> Tsuga-heterophylla-<br />
Zone noch einen disjunkten Arealteil am Westfuß<br />
<strong>der</strong> Rocky Mountains, namentlich in den<br />
Tälern <strong>der</strong> Quellflüsse des Columbia-Nebenflusses<br />
Kootenai. Die Bedingungen sind hier etwas<br />
ungünstiger (Nie<strong>der</strong>schlagsmenge und Temperaturminima<br />
im unteren Grenzbereich); die Bestände<br />
werden nicht ganz so hoch, sind aber<br />
sonst sehr ähnlich.<br />
Ein Son<strong>der</strong>typ im Rahmen des Feucht-Koniferenwaldes<br />
ist die „Picea sitchensis Zone“. Sie erstreckt sich<br />
im unmittelbaren Küstenbereich von S-Oregon bis S-<br />
Alaska. Die Temperatur entspricbt T2/3, nach N geht<br />
sie in T5 über, und <strong>der</strong> äußerste Nordteil gehört for-<br />
b<br />
b<br />
Qj<br />
CO<br />
Nemoraler Nadelwald 281<br />
Abb. 138: Urwaldbestand<br />
in <strong>der</strong> Tsuga-heterophylla-<br />
Zone am Westfuß des Kaskadengebirges<br />
in Oregon.<br />
Die optimal gewachsenen<br />
Douglasien {Pseudotsuga menziesii)<br />
sind sämtlich etwa 400<br />
Jahre alt, sie sind veimutlich<br />
nach einem Waldbrand aufgekommen.<br />
Tsugahetorophylla<br />
zeigt hingegen verschiedene<br />
Altersstufen von fast 400 bis<br />
unter 100 Jahren; für Thuja<br />
plicata ist <strong>der</strong> Standort sowohl<br />
bezüglich <strong>der</strong> Höhenlage (etwa<br />
800 m) als auch des Bodens<br />
(nur mittlerer Basengehalt)<br />
wenig günstig. In <strong>der</strong><br />
(nicht gezeichneten) StrauchläkhiA<br />
cerdrcinatum, Rhododendron<br />
macropkfUum, Vcwciniumparvifoüum,<br />
in <strong>der</strong> Krautschicht<br />
Oxalis<br />
oregana, Polystichum munitum,<br />
Tutreda unifoüolata, Linnaeaborealis,<br />
Viola sempervirens<br />
u. a. - Aus Kuiper 1988.<br />
20 4 0 SO 6 0 70 8 0 9 0 100<br />
P s e u d o ts u g a m e n z le s li T h u ja p lic a ta<br />
J T s u g a h e t e r o p h y lla f l T a x u s b re v i fo 1ia<br />
mal schon zur Borealen Zone, ohne daß sich am<br />
Waldtyp viel än<strong>der</strong>t. Es handelt sich hier um eine Art<br />
von azonaler Vegetation, <strong>der</strong>en klimatisches Hauptmerkmal<br />
die sehr hohen Nie<strong>der</strong>schläge sind (Abb.<br />
134.8, S. 276), zusammen mit <strong>der</strong> infolge <strong>der</strong> Nähe<br />
des Meeres („die Sitkafichte will das Meer sehen“) ständig<br />
hohen Luftfeuchte. Dominierende Baumart ist die<br />
zur Sektion Omorika gehörende Picea sitchensis zusammen<br />
mit Tsugaheterophylla\ Pseudotsuga und Thuja können<br />
lokal auch noch von Bedeutung sein. Mancherorts,<br />
so am Westrande <strong>der</strong> Olympic Mountains in Washington,<br />
ist <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag mit über 6000 mm so<br />
hoch, daß die Bäume, vor allem im unteren Stockwerk<br />
des Waldes, mit großen Massen epiphytischer<br />
Moose und Selaginellen behängen sind („Pacific<br />
Northwest Rain Forest“).<br />
An ihrem Südrande schließt sich an die Piceasitchensis-Zone<br />
<strong>der</strong> bei weitem auffälligste Teil des<br />
Feucht-Koniferenwaldes an, das „Redwood Belt“.<br />
Ebenfalls im unmittelbaren Küstenbereich gelegen, ist<br />
dieses Gebiet durch die häufigen, von <strong>der</strong> kalten Meeresströmung<br />
verursachten Küstennebel gekennzeichnet,<br />
es reicht nur so weit ins Landesinnere wie diese.<br />
Einsame Dominante des Waldes ist <strong>der</strong> Küsten-Mammutbaum,<br />
die bis über 100 m hoch werdende Sequoia<br />
sempervirens. Sie bildet einen Hallenwald, in dem sich<br />
eine lockere untere Baumschicht von 10-25 m Höhe<br />
einstellen kann, die aus Acer macrophyllum und den<br />
Immergrünen Lithocarpus densiflora und Umbellularia<br />
califom ica besteht. Als Kleinbaum ist <strong>der</strong> sommergrüne<br />
Blumenhartriegel {Comus nuttallii) häufig, <strong>der</strong> zusammen<br />
mit dem immergrünen Rhododendron califom icum<br />
einen Blühaspekt im Frühling bilden kann. Der Nie<strong>der</strong>schlag<br />
kann im Südteil des Gebietes in den H2-<br />
Bereich sinken, doch wird die effektive Humidität<br />
durch die gerade im Sommer oft lange anhaltende<br />
Hochnebeldecke erhöht. Die Temperatur entspricht<br />
T2/3 mit sehr niedrigem Julimittel (um 17 °C) und<br />
sehr schwachen Frösten (kaum unter -8 °C). Nach letzterem<br />
Kriterium wäre das Redwood Belt zur Meridionalen<br />
Zone zu rechnen. Alle Merkmale zusammen<br />
kennzeichnen es aber als ein Mehrfach-Ökoton, in<br />
dem sich unter ganz speziellen ökologischen Bedingungen<br />
Komponenten des Nadelwaldes, des Sommerwaldes<br />
und des Lorbeerwaldes mischen. Nur diese singuläre<br />
Konstellation hat <strong>der</strong> reliktären Taxodiacee<br />
Sequoia das Überleben auf größerer Fläche ermöglicht.<br />
Als letzte Abwandlung des Feucht-Koniferenwaldes<br />
sei noch die „A bies am abilis Zone“ erwähnt. Es handelt<br />
sich um die boreonemorale Übergangsstufe in<br />
mittleren Gebirgslagen (im nördlichen Kaskadengebirge<br />
etwa 800-1300 m; vgl. Abb. 178.40). Zu den<br />
Arten <strong>der</strong> Tsuga-heterophylla-Zone, <strong>der</strong>en Anteil (beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>der</strong> von Thuja) stark abnimmt, tritt als neue<br />
Dominante A bies am abilis hinzu, örtlich auch A .<br />
p rocera und C ham aecyparis n ootkatensis’, aus <strong>der</strong><br />
Borealen Stufe können A bies lasiocarpa und Picea<br />
engelmannii (vgl. S. 309) hemnterreichen.
282 Die Nemorale Zone<br />
Die Halbfeucht-Koniferenwäl<strong>der</strong> (H2) sind viel<br />
weiter verbreitet als die Hl-Variante. Abgesehen<br />
von <strong>der</strong> feuchten Nordwestküste kommen sie<br />
in <strong>der</strong> gesamten Region vor, oft in orographisch<br />
bedingtem kleinflächigem Wechsel mit Trocken-<br />
Koniferenwäl<strong>der</strong>n und Halbwüsten sowie<br />
Borealem Nadelwald <strong>der</strong> Hochlagen. Von den<br />
Dominanten des Feucht-Koniferenwaldes bleiben<br />
nur Pseudotsuga menziesii und Ahies grandis<br />
übrig. Erstere ist durch die ganze Region verbreitet,<br />
während die zweite in den trockneten<br />
Teilen nach SO zu von <strong>der</strong> nahe verwandten,<br />
durch Ubergangsformen (A. lowiand) verbundenen<br />
A . concolor ersetzt wird. Als wichtige Komponente<br />
in edaphisch trockneten Beständen tritt<br />
Pinuspon<strong>der</strong>osa hinzu. Im Nordteil, in Washington,<br />
Idaho und O-Oregon, bestehen die Wäl<strong>der</strong><br />
vorwiegend aus diesen drei Arten (mit A.<br />
grandis). In höheren Lagen, die <strong>der</strong> boreonemoralen<br />
Stufe entsprechen, kann Pinus monticola<br />
(Sekt. Strobus) zusammen mit <strong>der</strong> hier endemischen<br />
L arix occidentalis dominierend werden<br />
(dieser Typ ist namentlich in Idaho verbreitet).<br />
Pionierbaum <strong>der</strong> Verjüngungssukzession nach<br />
den hier beson<strong>der</strong>s häufigen Waldbränden ist<br />
Pinus contorta.<br />
Im S, wo die Region in etageale Lage übergeht,<br />
treten weitere Arten hinzu, so Pinus lambertiana<br />
(Sekt. Strobus) und Calocedrus decurrens.<br />
Am reichsten ist die Gehölzflora in den Klamath<br />
Mountains (Grenzgebiet von Oregon und Kalifornien)<br />
und an den Westhängen <strong>der</strong> Sierra<br />
Nevada. Hier finden sich auch die Reliktendemiten<br />
Picea breweriana (Sekt. Omorika, Klamath<br />
Mountains) und Sequoiadendrongganteum.<br />
Letzteres, <strong>der</strong> Gebirgs-Mammutbaum, <strong>der</strong> zwar mit<br />
etwa 90 m nicht die Höhe von Sequoia sempervirens,<br />
aber umso größere Stammdurchmesser und ein Alter<br />
von über 3000 Jahren erreicht, besiedelt nur etwa 30<br />
kleine disjunkte Arealteile („Groves“) in mittleren<br />
Höhenlagen <strong>der</strong> Sierra Nevada oberhalb 1400 m, die<br />
heute alle unter Naturschutz stehen. Seine Ökologie<br />
ist gut bekannt. Er kann sich nur nach Waldbränden<br />
verjüngen, da die Jungpflanzen sehr konkurrenzschwach<br />
sind und nur auf offenem Boden aufkommen<br />
können. Zum guten Gedeihen braucht er aber<br />
feuchte Muldenlagen, <strong>der</strong>en Bodenvegetation von<br />
Bränden normalerweise nicht erfaßt wird. So gelingt<br />
eine erfolgreiche Verjüngung nur sehr selten, und das<br />
Überleben <strong>der</strong> Art wurde nur durch die Langlebigkeit<br />
<strong>der</strong> Individuen gesichert.<br />
In den nie<strong>der</strong>en, an die Méridionale Zone bzw.<br />
Stufe angrenzenden Lagen wird die Flora <strong>der</strong><br />
Halbfeucht-Nadelwäl<strong>der</strong> durch eine Reihe von<br />
sommergrünen (z. B. Quercus-Axttn) und immergrünen<br />
Laubbäumen (Quercus, Lithocarpus,<br />
Castanopsis, Umbellularia, Arbutus menziesii) und<br />
-sträuchern angereichert, wodurch die Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
beson<strong>der</strong>s kompliziert wird.<br />
Der Trocken-K oniferenw ald (H3) wird<br />
durch die ganze Region hin von <strong>der</strong> Gelbkiefer<br />
{Pinus pon<strong>der</strong>osa) gebildet, zu <strong>der</strong> nur örtlich<br />
an<strong>der</strong>e Baumarten (z. B. Pinusjeffreyi) hinzutreten.<br />
Die bis 30 m hohen, aber sehr lichten Wäl<strong>der</strong><br />
besitzen im Unterwuchs eine Strauchschicht,<br />
in <strong>der</strong> auch schon Arten <strong>der</strong> Halbwüste, in Nähe<br />
<strong>der</strong> Meridionalen Zone aber auch solche des<br />
Chaparrals beteiligt sein können.<br />
10.2 Mediterrane Region<br />
Gegenüber <strong>der</strong> optimalen Ausbildung in Nordamerika<br />
hat <strong>der</strong> Nemorale Nadelwald hier nur<br />
verarmte Reliktvorkommen in etagealer Lage.<br />
Immerhin ist mit Cedrus eine endemische Gattung<br />
vorhanden; sonst sind nur Arten von Gattungen<br />
vertreten, die auch in boreale Wäl<strong>der</strong><br />
übergreifen. Die Region besteht aus zwei weit<br />
voneinan<strong>der</strong> entfernten Teilen, <strong>der</strong> Eumediterranen<br />
Unterregion und <strong>der</strong> Afghanisch-Kaschmirischen<br />
Unterregion.<br />
In <strong>der</strong> Eumediterranen Unterregion (I0.2.a)<br />
bedeckt <strong>der</strong> Nemorale Nadelwald kleine Flächen<br />
auf den isolierten südmediterranen Gebirgen<br />
vom Atlas (Abb. 178.37) bis zum Taums und<br />
Libanon. Während im N des Mittelmeergebietes<br />
<strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge in den<br />
Gebirgen dafür sorgt, daß die Nemorale Stufe<br />
humid und daher von Sommerwald mit <strong>der</strong><br />
Klimaxart Fagus besiedelt ist, bleibt im S die<br />
sommerliche Trockenzeit auch in den Hochlagen<br />
erhalten, womit die Bedingung für das Auftreten<br />
von Nadelwald, allerdings meist nur <strong>der</strong><br />
Variante T2.H 2, erfüllt ist. Alle Arealteile sind<br />
durch das Vorkommen von Abies gekennzeichnet,<br />
die in mehrere vikariierende Kleinarten<br />
aufgespalten ist (Abb. 23, S. 50). Cedrus libani<br />
s. 1., über <strong>der</strong>en Aufteilung in 3 Arten man sich<br />
nicht einig ist, fehlt in manchen Gebirgen; ihre<br />
größten Bestände finden sich im Taurus. Wo<br />
beide zusammen Vorkommen, besiedelt Abies<br />
gewöhnlich die besseren, Cedrus die weniger guten<br />
Standorte. Dritte Komponente ist die ebenfalls<br />
vielgestaltige, aber nicht überall verbreitete<br />
Pinus nigra s. 1., die da, wo sie vorkommt, aut<br />
den edaphisch trockensten Stellen wächst und<br />
auch (so in Anatolien) marginale Bestände <strong>der</strong>
Nemoraler Nadelwald 283<br />
Variante H3 bildet. Der Unterwuchs <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong><br />
besteht überwiegend aus submediterranen<br />
Elementen.<br />
Ausgedehnter sind die Nemoralen Nadelwäl<strong>der</strong><br />
in <strong>der</strong> Afghanisch-Kaschmirischen Unterregion<br />
(lO.Z.b). Sie sind hier als ± durchgehende<br />
Höhenstufe an <strong>der</strong> dem indischen Tiefland<br />
zugewandten Seite <strong>der</strong> Gebirge etwa von 70 bis<br />
80°O verbreitet, mit größter Fläche in <strong>der</strong> Umgebung<br />
des Beckens von Kaschmir (vgl. Abb.<br />
178.25-27). Die Untergrenze liegt bei 1600-<br />
1800 m. Im unteren Teil, mit dem Klimatyp<br />
T2.H2, herrschen Cedrus deodara und Pinus wallichiana<br />
(Sekt. Strobus)', zu ihnen gesellen sich an<br />
trockneten Stellen immergrüne Eichen (Quercus<br />
mcana, Q. dilalald) und an feuchten eine Reihe<br />
von Sommergrünen {Fraxinus, Aesculus sowie die<br />
aus dem submediterranen Bereich bis hierher<br />
übergreifenden Juglans regia, Acerlaetum, Corylus<br />
columd). Hierher gehören auch zahlreiche sommergrüne<br />
Sträucher (darunter <strong>der</strong> Endemit Parrotiopsis<br />
jacquemontiana), die ebenfalls enge Beziehungen<br />
zur submediterranen Flora zeigen. Ab<br />
etwa 2300 m treten Picea smithiana sowie an<br />
feuchteren Stellen (Schatthängen) Abiespindrow<br />
hinzu und Cedrus und die Sommergrünen nehmen<br />
ab; etwa hier dürfte <strong>der</strong> Beginn <strong>der</strong><br />
boreonemoralen Stufe anzusetzen sein, die allmählich<br />
zu <strong>der</strong> von A bies webbiana beherrschten<br />
Borealen Stufe überleitet. Weiter im SO<br />
kommen Pinus wallichiana und Cedrus deodara<br />
nur an lokalen Son<strong>der</strong>standorten vor (vor allem<br />
in leeseitigen Tälern hinter einigen <strong>der</strong> höchsten<br />
Gebirgsmassive), da die Nemorale Stufe hier<br />
(südlich 30°N) allmählich verschwindet.<br />
11 Nemorale Trockengehölze<br />
Die semiariden Teile <strong>der</strong> Nemoralen Zone beherbergen<br />
zwei unterschiedliche Klimaxformationen:<br />
Trockengehölze und Steppe. Verantwortlich<br />
für diese Differenziemng ist vornehmlich<br />
die Lage <strong>der</strong> Regenzeit. Schon früher<br />
(S. 115) wurde aber angedeutet, daß unter<br />
semiaridem Klima auch Eigenschaften des Bodens<br />
mitbestimmend sein können. So wird die<br />
Steppe nicht nur durch Sommerregen, son<strong>der</strong>n<br />
auch durch feinkörnige Böden, insbeson<strong>der</strong>e<br />
Lößlehm, geför<strong>der</strong>t, und umgekehrt begünstigen<br />
neben W interregen auch skelettreiche<br />
Gesteinsböden die Formation <strong>der</strong> Trockengehölze<br />
(Abb. 139). So kann <strong>der</strong> klimabedingte<br />
Vegetationstyp im Extremfall ins Gegenteil verkehrt<br />
werden.<br />
Die Trockengehölze schließen sich jenseits<br />
<strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze direkt an die Nemoralen<br />
Nadelwäl<strong>der</strong> an. Ihre jeweilige Ausdehnung<br />
zwischen Wald und Wüste hängt von <strong>der</strong><br />
Stärke des hygrischen Gradienten ab.<br />
Klimabedingungen (Abb. 140)<br />
Ähnlich wie im Nemoralen Nadelwald liegt die<br />
Temperatur überwiegend im T2-Bereich, wobei<br />
die Julimittel eher zum oberen, die Winterminima<br />
zum unteren Rande hin tendieren.<br />
Mancherorts werden auch TI bzw. T4 erreicht,<br />
und in Gebirgslagen kann sogar T5 unterschritten<br />
werden, womit eigentlich ein boraler Klimatyp<br />
vorliegt.<br />
Bodenart<br />
Regenzeit |<br />
Sommer<br />
Dichtboden<br />
(Löss, Lehm)<br />
STEPPE ^ /<br />
Gesteinsboden<br />
Abb. 139: Das Auftreten von<br />
.Steppe o<strong>der</strong> Trockengehölzen in<br />
den .Semianden Teilen <strong>der</strong> Nemoralen<br />
Zone ist nicht nur vom<br />
Klima, son<strong>der</strong>n auch vom Boden<br />
abhängig.<br />
Winter / GEHÖLZE
© 0 0<br />
l6 O IR ( 0 5 5 m ) n,6® 273<br />
QUETTA (16 6 2 m ) U ,5 * 260 K A R G lL {2 6 8 0 m ) 9,J® 260<br />
T 1 /2 (11.2)<br />
Abb. 140: Klima im Bereich <strong>der</strong> Nemoralen Trockengehölze.<br />
Län<strong>der</strong>: 1 Utah, 2 O-Türkei, 3 W-Pakistan, 4 Kaschmir (Industal).<br />
Der Nie<strong>der</strong>schlag beträgt meist etwa 200-<br />
300 mm. Er ist damit meist wesentlich niedriger<br />
als in den Steppengebieten; da er aber mindestens<br />
zur Hälfte, oft sogar überwiegend im<br />
Winterhalbjahr fällt, kommt er in größerem Ausmaße<br />
dem Bodenwasservorrat zugute als Sommerregen,<br />
von dem ein großer Teil schnell wie<strong>der</strong><br />
verdunstet. Hygrische Klimatypen lassen sich<br />
nicht unterscheiden.<br />
Charakteristik<br />
Die vom Aspekt her auffälligste Ausbildung dieser<br />
Formation ist ein Offenwald aus niedrigen<br />
Koniferen, unter denen sich neben Sträuchern<br />
ein Unterwuchs befindet, <strong>der</strong> den benachbarten<br />
Halbwüsten ähnelt. Die Baumschicht, die<br />
selten höher wird als 8 m, kann aber auch aus<br />
Sommergrünen bestehen. Auch reine, dichtere<br />
sommergrüne Strauchbestände mit vielen dornigen<br />
Komponenten (Trockenbusch) kommen<br />
vor. Das Auftreten dieser Abwandlungen wird<br />
von <strong>der</strong> speziellen edaphischen und klimatischen<br />
Situation bestimmt, hängt aber auch vom<br />
Florengebiet ab.<br />
Wichtigste Baumgattung ist Juniperus\ daneben<br />
kommt örtlich auch Pinm sowie in beson<strong>der</strong>s<br />
wintermilden Grenzgebieten (T3) Cupressus<br />
vor. Unter den Sommergrünen, vom Kleinbaum<br />
bis zum Kleinstrauch, spielen die Rosaceen (mit<br />
allen vier Unterfamilien) die Hauptrolle; sie<br />
enthalten auch einige Gattungen bzw. Untergattungen,<br />
die in dieser Formation endemisch<br />
sind o<strong>der</strong> doch ihren Schwerpunkt haben. An<strong>der</strong>e<br />
wichtige Sippen sind die Leguminosen,<br />
Rhamnaceen, Elaeagnaceen, Caprifoliaceen sowie<br />
die Gattungen Berberis und Ribes. Compositen<br />
sind vor allem im niedrigen Unterwuchs<br />
zahlreich, wo sie neben <strong>der</strong> typischen Halbwüstengattung<br />
Artemisia noch eine Reihe weiterer<br />
kleinstrauchiger Gattungen hervorgebracht<br />
haben, die ± auf die Trockengehölz-Formation<br />
beschränkt sind. Unter bestimmten edaphischklimatischen<br />
Bedingungen können auch Geophyten<br />
(meist Monokotylen) eine größere Rolle<br />
spielen.<br />
Rein klimabedingte Varianten sind kaum auszumachen;<br />
zu erwähnen wäre hier vielleicht eine<br />
stärkere Beteiligung immergrüner Sträucher im<br />
wintermilden (T3) Grenzbereich. Zwei Regionen<br />
sind zu unterscheiden (Abb. 141); entsprechend<br />
<strong>der</strong> großräumigen Klimagliedemng nimmt die<br />
West-Nordamerikanische Region (11.1) den<br />
Westrand, die Westasiatische Region (11.2) die<br />
westliche Hälfte des Südrandes <strong>der</strong> jeweiligen innerkontinentalen<br />
Trockengebiete ein.<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Die Trockengehölzregion Nordamerikas ist<br />
noch heute sehr dünn besiedelt; außer durch<br />
extensive Beweidung wird die Vegetation kaum<br />
genutzt und ist daher auf großer Fläche noch<br />
gut erhalten. An<strong>der</strong>s ist die Lage in Westasien,<br />
wo die Bevölkerungszunahme in den meisten<br />
Län<strong>der</strong>n zu immer stärkerer vielseitiger Nutzung<br />
führt. Vielerorts sind die Bäume des ehemaligen<br />
Offenwaldes längst verschwunden, und die<br />
verbliebene Bodenschicht wird durch starke<br />
Beweidung und ebenso durch die Abemtung<br />
selbst kleinster Sträucher als Brennmaterial immer<br />
weiter in Richtung auf die Halbwüste bzw.<br />
sogar Vollwüste degradiert.<br />
11.1 West-Nordamerikanische Region<br />
Im westamerikanischen Gebirgsraum sind<br />
Nemorale Trockengehölze von Oregon bis N-<br />
Mexiko verbreitet; ihre größte Ausdehnung erreichen<br />
sie in Nevada, Utah, Arizona und New<br />
Mexico (in den beiden erstgenannten Staaten
Nemorale Trockengehölze 285<br />
Abb. 141: Verbreitung <strong>der</strong> Netnoralen Trockengehölze (11, schräg schraffiert) und <strong>der</strong> Steppe (12, senkrecht<br />
schraffiert).<br />
machen sie über 90 % <strong>der</strong> überhaupt mit höheren<br />
Gehölzen bestandenen Fläche aus). Sie werden<br />
überall von Wachol<strong>der</strong> beherrscht (Juniperus<br />
occidentalis,]. scopulorum,]. osteosperma,]. monosperma,<br />
J. pachyphloed)-, zweite wichtige Baumsippe<br />
ist (außer im nördlichsten Teil) die niedrige<br />
Kiefer Pinus cemhroides s. 1. (Pinyon; danach<br />
wird die Formation gewöhnlich „Pinyon-Juniper<br />
Woodland“ genannt). Fdochwüchsige sommergrüne<br />
Sträucher sind selten (z. B. Crataegus,<br />
Amelanchier)-, unter den mittelgroßen bis kleinen<br />
sind die endemischen Rosaceen Chamaebatiaria,<br />
Cercocarpus, C ow ania, Fallugia und<br />
Purshia zu nennen. Im südlichen bis südwestlichen<br />
Grenzgebiet können sich niedrige sommero<strong>der</strong><br />
immergrüne ¿«ercar-Arten beimischen; das<br />
Auftreten von Yucca brevifolia deutet den Übergang<br />
zum eurytropischen Trockengebiet an.<br />
Ein größeres, edaphisch bedingtes Vorkommen<br />
echter Grassteppe liegt im nordöstlichen<br />
Washington an <strong>der</strong> Grenze zu Idaho auf den<br />
Palouse Hills, einem welligen, mit mächtigen<br />
Lößschichten bedeckten Hügelland.<br />
11.2 Westasiatische Region<br />
Hier finden sich Nemorale Trockengehölze in<br />
dem weiten Raum von Anatolien bis zu den<br />
Rän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> ostafghanischen und tadshikischen<br />
Gebirge; in lokalen Trockenlagen des W-Himalaja<br />
(Abb. 178.26,28) setzen sie sich noch weiter<br />
nach O fort. In den westlichen und östlichen<br />
Abschnitten, im Kontakt mit den Nemoralen<br />
Nadelwäl<strong>der</strong>n, werden sie auch hier von Wachol<strong>der</strong>-Arten<br />
d om iniert (Juniperus excelsa, J .<br />
foelidissima im W ,/ seravschanica,J. turcomanica,<br />
/. semighbosa u. a. im O), allerdings ohne Beteiligung<br />
von Kiefern (nur im Himalaja kann Pinus<br />
gerardiana hinzutreten). Der Anteil von Sommergrünen,<br />
auch Kleinbäumen, ist aber allgemein<br />
höher als in Amerika. Dominierend werden<br />
diese im mittleren Teil, im iranischen Hochland,<br />
wo Juniperus fehlt. Neben Maloideen wie<br />
Pyrus, Crataegus und M alus herrscht hier vor allem<br />
die Prunus-\SrsXsx%3XXMVi% Amygdalus in mehreren<br />
Arten; zweite wichtige Komponente ist<br />
Pistacia („Bergmandel-Pistazien-Baumflur“).<br />
Weit verbreitet sind auch Leguminosen wie Caragana,<br />
Sophora, Colutea, sowie Hippophae rhamnoides<br />
und die xeromorphe Strauch-Esche Fraxinus<br />
xanthoxyloides. Auch viele im submediterranen<br />
Bereich verbreitete Strauchgattungen<br />
sind mit stärker trockenresistenten Arten vertreten.<br />
Auffallend sind mancherorts, so vor allem<br />
in den Randgebieten <strong>der</strong> mittelasiatischen Gebirge,<br />
eine Reihe schönblühen<strong>der</strong>, z. T. sehr großer<br />
Geophyten, namentlich Liliaceen {Eremurus,<br />
Allium, Tulipd) sowie ebenfalls hochwüchsige<br />
(bis 3 m) Umbelliferen.<br />
Auch in dieser Region gibt es edaphisch bedingte<br />
Steppengebiete; das bekannteste ist die<br />
anatolische Steppe. Rings von höheren Gebirgen<br />
umgeben, nimmt sie das Zentrum des anatolischen<br />
Hochlandes ein. Während die untersten<br />
Teile <strong>der</strong> steinigen Gebirgshänge auch heute<br />
stellenweise noch Wachol<strong>der</strong>-Offenwald tragen,<br />
war die von tiefgründigen Lehmböden eingenommene<br />
Ebene von Natur aus wahrscheinlich<br />
mit dichter Grassteppe bedeckt. Genaueres läßt<br />
sich darüber aber in dem seit vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />
stark genutzten Gebiet nicht sagen.
286 Die Nemorale Zone<br />
12 Steppe<br />
Ähnlich wie die „Savanne“ wurde (und wird z. T.<br />
immer noch) das Wort „Steppe“ mit unterschiedlichen<br />
Bedeutungen benutzt. In weitester<br />
Amplitude umfaßte es zuweilen alle aus hygrischen<br />
Gründen waldfreie Vegetation außer <strong>der</strong><br />
Vollwüste; in an<strong>der</strong>en Fällen wurde es auf Grasland<br />
jeglicher Art, mit Ausnahme des polar-alpinen,<br />
beschränkt. Mit <strong>der</strong> hier gegebenen Definition<br />
als Grasland semiari<strong>der</strong> nemoraler Gebiete<br />
folgen wir W alter, <strong>der</strong> den Begriff wie<strong>der</strong><br />
auf seine ursprüngliche Bedeutung in Osteuropa<br />
(russ. Stepj) zurückgeführt hat. Synonym ist <strong>der</strong><br />
amerikanische Name „Prärie“ (Prairie).<br />
Zeitweilig wurde <strong>der</strong> Charakter <strong>der</strong> Steppe als<br />
klimatische Klimaxformation bestritten, o<strong>der</strong> es<br />
wurde sogar ihre Natürlichkeit insgesamt bezweifelt.<br />
Nach heutigem Kenntnisstand darf man sie<br />
aber, unter Berücksichtigung <strong>der</strong> skizzierten klimatisch-edaphischen<br />
Wechselbeziehung mit den<br />
Trockengehölzen (S. 283, Abb. 139), als natürliche<br />
Klimax ansehen. Allerdings ist anzunehmen,<br />
daß ihre Ausdehnung schon vor dem Eingreifen<br />
des Menschen infolge natürlicher Brände und des<br />
Einflusses von Wild (Büffel in Amerika, Antilopen,<br />
Pferde u. a. in Eurasien) auf Kosten des<br />
Waldes etwas über die klimatische (hygrische)<br />
Waldgrenze hinaus verschoben war.<br />
Klimabedingungen (Abb. 142)<br />
Entsprechend <strong>der</strong> großen Ausdehnung <strong>der</strong> Domäne<br />
sind die thermischen Verhältnisse vielgestaltig,<br />
es treten alle Typen TI bis T5 auf Hierbei<br />
sind vornehmlich die Sommertemperaturen<br />
wichtig; zwischen TI und T2 bestehen große<br />
floristische Unterschiede. Deneben liegt die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Temperatur in <strong>der</strong> Beeinflussung<br />
<strong>der</strong> Humidität. In dem Übergangssaum vom<br />
Wald zur Wüste ist es diese, die die Struktur<br />
<strong>der</strong> Vegetation bestimmt. Entsprechend dem<br />
strukturellen Wandel, <strong>der</strong> entlang dem hygrischen<br />
Gradienten auftritt, läßt sich dieser empirisch<br />
in 2 hygrische Klimatypen glie<strong>der</strong>n;<br />
H l: Feuchtes Steppenklima, <strong>der</strong> „Wiesensteppe"<br />
entsprechend.<br />
H 2: Trockenes Steppenklima („Kurzgrassteppe“).<br />
O © 0 ©<br />
© ©<br />
! r t<br />
Abb. 142: Klima im Bereich <strong>der</strong> Steppe.<br />
Län<strong>der</strong>: 1 Montana, 2 Ukraine, 3 N-Kasachstan, 4 Sibirische Mongolei, 5 Texas, 6 China (Prov. Shansi).
1<br />
Steppe 287<br />
Die ungefähren Werte <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />
an <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze (d. h. oberer Rand<br />
von H l) betragen bei Julimitteltemperaturen von<br />
18, 24 bzw. 28 °C etwa 350, 700 bzw. 900 mm.<br />
Die Grenze gegen die Wüste (unterer Rand von<br />
H2) liegt bei etwa 150 bis 300 mm. Im übrigen<br />
kann das Nie<strong>der</strong>schlagsregime sehr unzuverlässig<br />
sein; beson<strong>der</strong>s bekannt geworden ist die Dürreperiode<br />
<strong>der</strong> dreißiger Jahre im nordamerikanischen<br />
Steppengebiet (W eaver etc. 1936), als die<br />
Nie<strong>der</strong>schläge 7 Jahre nacheinan<strong>der</strong> (1933-1939)<br />
dauernd weit unter (z. T. < 50 %) dem Durchschnitt<br />
lagen.<br />
Sippenbestand<br />
Die wichtigsten Komponenten des Graslandes<br />
sind naturgemäß Gramineen. Von dieser Familie<br />
sind etwa 15-20 Gattungen maßgeblich beteiligt.<br />
Sie differenzieren sich nach <strong>der</strong> Sommerwärme,<br />
ln den T2-Gebieten finden sich fast nur Gattungen<br />
aus <strong>der</strong> Unterfamilie Pooideae {Festuca, Stipa<br />
s. 1., Bromus, Agropyron, Koeleria, Elymus s. 1., Poa,<br />
Phkum, Avena, Calamagrostis u. a.). Diese mit C¡-<br />
Photosynthese arbeitenden Gräser spielen unter<br />
TI-Bedingungen nur noch eine untergeordnete<br />
Rolle, die Dominanz wird hier von C^-Pflanzen<br />
<strong>der</strong> Eragrostoideae und Panicoideae übernommen.<br />
Begleitet werden die dominierenden Gramineen<br />
von einer großen Zahl an<strong>der</strong>er Sippen aus verschiedenen<br />
Familien. Beson<strong>der</strong>s zahlreich sind<br />
Leguminosen und Compositen, daneben sind<br />
auch Vertreter <strong>der</strong> Rosaceen {Potentilla, Sanguisorba),<br />
Ranunculaceen {Anemone, Pulsatilla, Thalictrum),<br />
Umbelliferen, Labiaten, Scrophulariaceen,<br />
Caryophyllaceen sowie z. B. die Gattungen Galium,<br />
Euphorbia und Linum weit verbreitet. Die<br />
Gesamtartenzahl <strong>der</strong> Steppenflora in Gebieten<br />
mittlerer Größe (ca. 10000 km^) liegt gewöhnlich<br />
bei 200-300.<br />
Auch die Einzelbestände sind sehr artenreich;<br />
Artenzahlen von weit über 50 sind normal, über<br />
100 nicht selten. So wurden in einer 100 m^ großen<br />
Aufnahmefläche in Mittelmßland insgesamt<br />
117 Arten festgestellt, darunter 16 Gramineen, 18<br />
Compositen und 1 2 Leguminosen.<br />
Bestandesstruktur, Lebensformen, Aspekte<br />
ln ihrer hygrisch günstigsten Variante (H l), <strong>der</strong><br />
Wiesensteppe, bildet die Formation geschlossene<br />
Bestände aus überwiegend mesomorphen<br />
Pflanzen mit 100 % Bodendeckung und Wuchshöhen<br />
von 1-1,5 m (zuweilen bis über 2 m, vgl.<br />
S. 290). Wichtigste Lebensform sind die Hemikryptophyten,<br />
zu denen neben den Gräsern<br />
auch die meisten übrigen Sippen gehören. Die<br />
Gramineen sind in <strong>der</strong> Hauptsache Horstgräser.<br />
Daneben gibt es auch rasenbildende Arten, die<br />
sich durch meist unterirdische Ausläufer („Rhizome“)<br />
ausbreiten; hierzu gehören auch einige<br />
„Graminoiden“, wie die Cyperaceen Carex humilis<br />
(Europa) und C. pensylvanica (Amerika).<br />
Solche Rasengräser bilden oft eine niedrigere<br />
Bodenschicht („Untergräser“), während die<br />
Horstgräser eher die hochwüchsige, aspektbestimmende<br />
Komponente („Obergräser“) liefern.<br />
Während die Gräser, vor allem die Horstgräser,<br />
ein sehr dichtes, aber nur mäßig tief (selten<br />
tiefer als 1 m) reichendes Intensiv-Wurzelsystem<br />
besitzen, sind die dikotylen Hemikryptophyten<br />
mehr extensiv bewurzelt (Abb. 143). Ihre<br />
Wurzeln gehen oft 2-3 m (zuweilen sogar bis<br />
10 m) tief und erschließen dadurch die Wasserund<br />
Mineralienvorräte tieferer Bodenschichten.<br />
So resultiert eine optimale Ausnutzung des Bodens,<br />
die auch den großen Artenreichtum ermöglicht.<br />
Voraussetzung ist allerdings genügende<br />
Tiefgründigkeit, wie sie namentlich durch die<br />
Mächtigkeit <strong>der</strong> auf beiden Kontinenten großflächig<br />
vorhandenen, periglazial entstandenen<br />
Lößdecken gegeben ist. Das dichte Wurzelwerk<br />
<strong>der</strong> Gräser, das bei seiner alljährlichen Regeneration<br />
auch erhebliche Mengen an toter Biomasse<br />
zurückläßt, hat eine starke Humusanreicherung<br />
zur Folge, die zu einer Dunkelfärbung<br />
<strong>der</strong> oberen Bodenschichten geführt hat. Diese<br />
„Schwarzerde“ (Tschemosem) ist charakteristisch<br />
für Steppengebiete; sie ist zugleich einer <strong>der</strong> Beweise<br />
für die Natürlichkeit <strong>der</strong> Steppe, da sie nicht<br />
erst während <strong>der</strong> relativ kurzen Zeit menschlicher<br />
Beeinflussung entstanden sein kann.<br />
Neben Hemikryptophyten sind auch Geophyten<br />
beteiligt, sie tragen aber meist nur temporär<br />
(vor allem im Frühling, s. unten) stärker<br />
zum Gesamtaspekt bei. Auch eine Reihe von<br />
Therophyten gehören zur Sippengamitur. In <strong>der</strong><br />
dichten Vegetationsdecke haben sie zwar nur<br />
geringe Entfaltungsmöglichkeiten, doch gibt es<br />
genügend Störungsstellen, an denen sie sich<br />
ansiedeln können, so im Bereich <strong>der</strong> Bauten <strong>der</strong><br />
für die Steppenregionen charakteristischen Nagetiere.<br />
Schließlich enthält die Steppenvegetation<br />
noch einige niedrige, oft polykormbildende<br />
Kleinsträucher, namentlich aus den Gattungen
288 Die Nemorale Zone<br />
Abb. 143: Wurzelsysteme von Steppenpflanzen aus <strong>der</strong> amerikanischen Prärie.<br />
1 Geum triflorum-, 2 W yethia amplexicaulis-, 3 Lupinus leucophyllus\ 4 L. sericeus-, 5 Poa sandbergii; 6 Lomatium<br />
dissectum-, 1 Agropyron spicatum. Die beiden Gramineen (5 und 7) mit dichtem Intensiv-Wurzelwerk, die Dikotylen<br />
(außer 1) meist mit lockerem, weit und tief streichendem Wurzelsystem. - Nach W eaver aus W alter<br />
1962f.<br />
Spiraea, Symphoricarpus (nur Amerika), Prunus<br />
(subg. Cerasus und Amygdalus) sowie Cytisus s. 1.<br />
(nur Eurasien). An<strong>der</strong>e, größere Gehölze finden<br />
sich nur an Son<strong>der</strong>standorten wie auf Felsböden<br />
sowie in den Flußauen, in denen die Auenwäl<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> nemoralen Waldgebiete weit in den<br />
Steppenbereich Vordringen können.<br />
Die große Artenfulle ermöglicht das Auftreten<br />
auffälliger jahreszeitlicher Aspekte, für die<br />
die Steppenvegetation bei<strong>der</strong> Kontinente berühmt<br />
ist. Verantwortlich hierfür sind vornehmlich<br />
die vielen schönblühenden Geophyten und<br />
dikotylen Hemikryptophyten; von den Gräsern<br />
trägt nur das Fe<strong>der</strong>gras {Stipa spp.) durch seine<br />
Fruchtstände dazu bei.<br />
Im Bereich <strong>der</strong> nördlichen Wiesensteppen Rußlands<br />
unterscheidet man z. B. 11 phänologische Phasen, von<br />
denen 9 durch die Blüte bestimmter Arten(gmppen)<br />
charakterisiert sind, Hauptblütezeit sind hier Frühling<br />
und Frühsommer (Abb. 144). Ab Mitte Juli wird <strong>der</strong><br />
Gesamtaspekt aber nicht mehr durch die wenigen dann<br />
noch blühenden Arten bestimmt, son<strong>der</strong>n durch das<br />
zunehmende Vertrocknen <strong>der</strong> meisten Pflanzen, wodurch<br />
die Steppe eine braune bis strohgelbe Färbung<br />
annimmt. Im amerikanischen Nebraska vrde die Zeit<br />
von Anfang April bis Ende August in 4 Blühphasen<br />
eingeteilt, wobei folgende Zahlen an blühenden Arten<br />
angegeben werden: „Vorfrühling“ 12, „Frühling“<br />
40, „Frühsommer“ 70, „Hochsommer“ 40 (Knapp<br />
1965).<br />
Das Vertrocknen <strong>der</strong> tropophytischen Vegetationsdecke<br />
im Ffoch- o<strong>der</strong> Spätsommer, das in<br />
allen Steppengebieten eintritt, ermöglicht die<br />
Entstehung und Ausbreitung von Bränden. Solche<br />
dürften in <strong>der</strong> Steppe auch zu den natürlichen<br />
Standortsfaktoren gehört haben. Im Bereich<br />
<strong>der</strong> Waldgrenze haben sie wahrscheinlich durch<br />
Abtötung von vordringendem Baumjungwudis<br />
zu <strong>der</strong>en Stabilisiemng beigetragen.<br />
Varianten und Regionen<br />
Die beschriebene optimale Variante, die Wiesensteppe<br />
(Langgrassteppe), wird in den hygrisch<br />
weniger günstigen, wüstennäheren Gebieten<br />
(H2) durch die Kurzgrassteppe abgelöst. Diese<br />
ist durch niedrige Wuchshöhen (unter 50 cm)<br />
und unvollständige Bodendeckung gekenn-
Steppe 289<br />
100<br />
cm<br />
Abb. 144: Frühsommer-Aspekt (Juni) <strong>der</strong> osteuropäischen Wiesensteppe.<br />
Die meisten vorhandenen Arten kommen auch in Mitteleuropa vor. Von links nach rechts: Trifolium repetís,<br />
Salvia pratensis. Festuca sulcata, V iola arenaria, Trifolium montanum, Stipa joan n is, C arex vem a. Ranunculus<br />
polyanthemus, Leucanthemum vulgare, H ypochoeris m aculata, Anthoxanthum odoratum . A renaria gram in ifolia.<br />
Filipéndula vulgaris, Carex m ontana, Agrostis canina, Viola canina, Scorzonera purpurea. Euphorbia gracilis, Potentilla<br />
opaca. Festuca rubra. Astragalus danicus, Phlomis tuberosa, K oeleria delavignei, Galium boreale, Echium rubrum. -<br />
Nach Aljechin aus W alter 1962F.<br />
zeichnet. Die Gräser haben hier oft einen stärker<br />
xeromorphen Habitus. Neben Hemikryptophyten<br />
und Geophyten können Halb- und<br />
Zwergsträucher hinzutreten, die z. T. aus den<br />
benachbarten Halbwüsten übergreifen. Die<br />
Lückigkeit ermöglicht eine stärkere Beteiligung<br />
von Therophyten, die in ausnahmsweise feuchteren<br />
Jahren zum kurzfristigen Schluß <strong>der</strong> Vegetationsdecke<br />
führen, in beson<strong>der</strong>s trockenen aber<br />
auch ganz ausbleiben können. Die Zahl <strong>der</strong> typischen<br />
Steppenpflanzen ist gegenüber <strong>der</strong><br />
Wiesensteppe verringert, und dadurch ist auch<br />
die Aspektfolge weniger ausgeprägt.<br />
Auch hier bedingt das Auftreten auf beiden<br />
Kontinenten die Unterscheidung von zwei Regionen<br />
(Abb. 141, S. 285). Die Nordamerikanische<br />
Region (12.1) umfaßt die Osthälfte, die<br />
Eurasiadsche Region (12.2) den nördlichen und<br />
nordöstlichen Rand <strong>der</strong> jeweiligen arid-semiariden<br />
Gebiete.<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Die auf tiefgründigem Lößlehm befindlichen<br />
Wiesensteppen sind von Klima und Boden her<br />
ideal für den Ackerbau geeignet. Infolgedessen<br />
sind sie heute fast vollständig unter den Pflug<br />
genommen. Gut erhaltene Reste gibt es noch<br />
in wenigen Naturreservaten, sonst hält sich die<br />
Steppenflora nur an edaphisch ungünstigen Stellen<br />
sowie auf Weg- und Feldrän<strong>der</strong>n und ähnlichen,<br />
kleinflächigen ungenutzten Teilen <strong>der</strong><br />
Kulturlandschaft. Auf solchen Standorten hat<br />
sie sich epökophytisch auch weit in frühere
290 Die Nemorale Zone<br />
Waldgebiete hinein ausgebreitet (eine Gefährdung<br />
von Arten besteht daher kaum). Die großräumige<br />
Beseitigung <strong>der</strong> Steppenvegetation begann<br />
allerdings in den meisten Gebieten erst im<br />
vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t. In Amerika war sie Folge<br />
des Vorrückens <strong>der</strong> europäischen Siedler. Vor<br />
<strong>der</strong>en Ankunft waren die Prärien von den gewaltigen<br />
Herden <strong>der</strong> Büffel beherrscht (<strong>der</strong>en<br />
Zahl betmg schätzungsweise 50-60 Millionen).<br />
Diese waren Nahrungsgrundlage für die dort<br />
lebenden Indianerstämme, die zu Jagdzwecken<br />
auch das Feuer einsetzten. Durch die kombinierte<br />
Wirkung bei<strong>der</strong> Faktoren dürfte die Waldgrenze<br />
um eine geringe Strecke nach O verschoben<br />
gewesen sein; insbeson<strong>der</strong>e für die höchstwücbsigen<br />
Präriebestände am Ostrande ist eine<br />
solche anthropo-zoogene Entstehung nicht unwahrscheinlich.<br />
Aber auch in Eurasien sind die<br />
meisten Wiesensteppengebiete erst in den letzten<br />
150-200 Jahren in Kultur genommen worden.<br />
Vorher waren sie weithin von nomadischen<br />
Reitervölkern beherrscht, die sie als Weideland<br />
nutzten, und erst die effektive Erobemng durch<br />
Rußland im W bzw. China im O führte zur<br />
Besiedlung mit Ackerbauern. In Rußland wurden<br />
hierzu zahlreiche Siedler aus Deutschland<br />
ins Land gemfen und mit beson<strong>der</strong>en Rechten<br />
ausgestattet; die heutige Volksgmppe <strong>der</strong> Rußlanddeutschen<br />
stammt überwiegend aus dieser<br />
Besiedlungsphase.<br />
Gegenüber <strong>der</strong> Wiesensteppe ist die Kurzgrassteppe<br />
für den Ackerbau weniger geeignet. Wo<br />
man in ihrem Grenzbereich noch Äcker angelegt<br />
hat, kam es, beson<strong>der</strong>s in hügeligem Gelände,<br />
zu starken Erosionsschäden bis hin zum<br />
völligen Abtrag des Oberbodens. Solche Erosionswüsten<br />
(„Bad Lands“) sind namentlich im<br />
amerikanischen Westen weit verbreitet. Im übrigen<br />
dient die Kurzgrassteppe auch heute noch<br />
überwiegend als Weideland. Auf dieser Variante<br />
ist in Zentralasien, hauptsächlich in <strong>der</strong> Mongolei,<br />
mancherorts noch die alte Nomadenwirtschaft<br />
erhalten geblieben.<br />
12.1 Nordamerikanische Region<br />
Entlang dem Westsaum des Sommerwaldes erstreckt<br />
sich die nordamerikanische Steppe (Prärie)<br />
vom Rande <strong>der</strong> Borealen bis zu dem <strong>der</strong><br />
Meridionalen Zone. Dem entspricht ein starker<br />
Temperaturgradient von N nach S: Die Julimittel<br />
steigen von 17 auf 28 °C, die Minima von<br />
-4 8 bis auf -2 2 °C. Die Grenze zwischen den<br />
Klimatypen T 2/4 und T I liegt etwa an <strong>der</strong> Nordgrenze<br />
von Nebraska und Iowa. Wie im Sommerwaldgebiet<br />
verläuft auch hier <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsgradient<br />
senkrecht dazu in O-W-Richtung.<br />
Seine Wirkung auf die effektive Humidität<br />
wird aber dadurch abgeschwächt, daß zugleich<br />
das Gelände von O nach W ansteigt (die<br />
Fußfläche, aus <strong>der</strong> sich die Rocky Mountains<br />
erheben, liegt überall oberhalb 1000, im S sogar<br />
oberhalb 1500 m), so daß auch die Temperatur<br />
nach W abnimmt. Infolgedessen reicht die<br />
Steppenregion bis an den Fuß des Gebirges,<br />
wobei etwa gleiche Hälften dieses breiten Streifens<br />
auf die Wiesensteppe im O und die Kurzgrassteppe<br />
im W entfallen.<br />
Die Variante T l.H l, die Südliche Wiesensteppe,<br />
zeigt in ihrer Gramineenflora die schon<br />
erwähnte Vorherrschaft von C 4-Pflanzen tropischer<br />
Verwandtschaft. Wichtigste Gattungen<br />
sind Andropogon, Bouteloua, Sorghastrum, Sporobolus,<br />
Eragrostis, Panicum und Buchloe (aus den<br />
extratropischen Pooideae sind nur Elymus, Stipa<br />
und Agropyron von einiger Bedeutung). An klimatisch<br />
und zugleich edaphisch beson<strong>der</strong>s<br />
feuchten Standorten, wo oft noch die Gattung<br />
Spartina hinzutritt, können die Bestände bis über<br />
2 m hoch werden („High Grass Prairie“). Im äußersten<br />
S, im westlichen Texas, kommen noch<br />
weitere südliche Grasgattungen hinzu, und zugleich<br />
treten hier auch Elemente <strong>der</strong> Eurytropischen<br />
Trockengehölze auf (Ökoton zur Region<br />
3 .La, obwohl die Temperaturminima noch<br />
unter -2 0 °C liegen).<br />
Nördlich <strong>der</strong> Temperaturgrenze, im Klimabereich<br />
T2/4, verschiebt sich das Mengenverhältnis<br />
zwischen tropischen und extratropischen<br />
Elementen allmählich zugunsten <strong>der</strong> letzteren,<br />
bis diese schließlich im nördlichsten Viertel in<br />
ziemlich großer Sippenzahl (vgl. S. 287) alleinherrschend<br />
werden (Nördliche Wiesensteppe).<br />
Die Kurzgrassteppe (H 2) im W liegt im<br />
Durchschnitt in größerer Meereshöhe, so daß<br />
ihr Temperaturklima auch im S nicht überall in<br />
den Tl-Bereich hineinreicht. Ihre Flora ist daher<br />
viel stärker aus nördlichen und südlichen<br />
Elementen gemischt.<br />
12.2 Eurasiatische Region<br />
Die eurasiatische Steppe hat ihre größte Ausdehnung<br />
in W-O-Richtung. Von Osteuropa bis
Steppe 291<br />
in die Mandschurei und nach N-China reichend,<br />
tritt sie in Kontakt mit zwei verschiedenen<br />
Sommerwaldregionen, und da auch das<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsregime etwas unterschiedlich ist,<br />
ergibt sich eine Aufteilung in 2 Unterregionen.<br />
Die Eurosibirische Unterregion (12.2.a) erstreckt<br />
sich zwischen Sommerwald und Wüste<br />
von <strong>der</strong> Ukraine bis zum Altai; ein südlicher<br />
Auslieger findet sich noch jenseits <strong>der</strong> Balchaschsee-Wüsten<br />
an den NW -Hängen des<br />
Tienschan-Gebirges. Wie schon in O-Mitteleuropa,<br />
so laufen auch hier <strong>der</strong> Wärme- und <strong>der</strong><br />
Feuchtegradient parallel: von N nach S wird es<br />
zugleich wärmer und trockener (nur im SW, im<br />
Vorland des Kaukasus, steigen die Nie<strong>der</strong>schläge<br />
ganz im S wie<strong>der</strong> an). Die Temperatur entspricht<br />
aber überall T 2/4, und folglich ist die<br />
hygrisch bessere Variante allein als Nördliche<br />
Wiesensteppe (T2/4.H1) ausgebildet, Gräser tropischer<br />
Verwandtschaft fehlen weitgehend. In<br />
<strong>der</strong> russischen Literatur wird diese Wiesensteppe<br />
i. w. S. entlang dem Feuchtegradienten noch in<br />
zwei Untertypen geglie<strong>der</strong>t, die Wiesensteppe<br />
i. e. S. und die Krautreiche Fe<strong>der</strong>grassteppe. Einziges<br />
Klimamerkmal, das sich von W nach O<br />
än<strong>der</strong>t, sind die Winterminima. Sie sinken von<br />
etwa -3 0 in <strong>der</strong> Ukraine bis auf fast -5 0 °C im<br />
Altaigebiet; doch ist ihr Einfluß gering, die floristische<br />
Zusammensetzung ist im gesamten<br />
Gebiet sehr gleichmäßig.<br />
Die Kurzgrassteppe (in <strong>der</strong> russischen Literatur<br />
meist als Krautarme o<strong>der</strong> Trockene Fe<strong>der</strong>grassteppe<br />
bezeichnet) hat im Durchschnitt etwas<br />
höhere Temperaturen als die Wiesensteppe,<br />
doch kommen sie auch hier nur ausnahmsweise<br />
in den Grenzbereich zu T I. Die Nähe <strong>der</strong><br />
Halbwüste deutet sich durch häufiges Auftreten<br />
kleinstrauchiger Artemisien an („Wermut-<br />
Fe<strong>der</strong>grassteppe“).<br />
Die Mongolisch-Chinesische Unterregion<br />
(1 2 .2 .b) unterscheidet sich von den beiden an<strong>der</strong>en<br />
Steppengebieten dadurch, daß das Nie<strong>der</strong>schlagsmaximum<br />
nicht wie dort im Frühsommer<br />
(Mai-Juni) liegt, son<strong>der</strong>n, entsprechend<br />
dem ostasiatischen Monsunklima, im Hochsommer<br />
(Juli-August). Infolge <strong>der</strong> großen Ausdehnung<br />
in N-S-Richtung zeigt die Temperatur größere<br />
Unterschiede als in 12.2.a. Der nördliche<br />
Teil, namentlich die hoch gelegene Mongolei,<br />
gehört bezüglich <strong>der</strong> Sommerlänge (nur 3 Monate<br />
über -f-10 °C) formal schon zur Borealen<br />
Zone, was aber bezüglich <strong>der</strong> Flora wenig Wirkung<br />
zeigt. Das Julimittel, das hier nur etwa<br />
17 °C beträgt, steigt nach S zwar an, erreicht<br />
aber auch im südlichsten Teil (Ordos-Gebiet)<br />
nicht mehr als 22 °C, und die Minima än<strong>der</strong>n<br />
sich von -5 0 au f-3 0 °C. Der Klimatyp ist also<br />
auch hier im ganzen Bereich noch T 2/4, und<br />
entsprechend herrscht die Nördliche Wiesensteppe,<br />
allerdings sind ihr in den südlichen und<br />
niedrig gelegenen Teilen schon einige Gräser<br />
tropischer Verwandtschaft beigemischt, so Andropogon,<br />
Diplachne sowie die weit-paläotropische,<br />
von China bis Südafrika verbreitete Themeda<br />
triandra.<br />
Die hygrisch günstige Wiesensteppe (H l)<br />
nimmt aber insgesamt nur einen ziemlich<br />
schmalen Streifen entlang <strong>der</strong> Waldgrenze und<br />
am Rande von Gebirgen ein. Viel größere Flächen,<br />
namentlich im Bereich <strong>der</strong> südlichen und<br />
Inneren Mongolei, sind von Kurzgrassteppe<br />
(H2) bedeckt.<br />
Südlich von <strong>der</strong> mehr zonalen Verbreitung<br />
erscheint steppenartiges Grasland auch noch als<br />
Höhenstufe am relativ feuchten östlichen und<br />
südlichen Rande des tibetanischen Plateaus. Das<br />
Becken von Lhasa, etwa 3700 m hoch gelegen,<br />
besitzt ein nemorales Klima, das etwa dem Rande<br />
des Trocken-Sommerwaldes gegen die Steppe<br />
entspricht.<br />
13 Memórale Wüste<br />
In vielen wesentlichen Eigenschaften, die durch<br />
den gemeinsamen Extremfaktor Wassermangel<br />
bedingt sind, ähneln die Wüsten <strong>der</strong> Nemoralen<br />
Zone den eurytropischen. Bei <strong>der</strong> allgemeinen<br />
Charakterisierung kann daher oft auf diese verwiesen<br />
werden. Einige genauere Einzelheiten<br />
werden bei den Regionen besprochen.<br />
Klimabedingungen (Abb. 145)<br />
In thermischer Hinsicht ist <strong>der</strong> Klimatyp T 2/4<br />
am häufigsten. In den südlicheren Teilen ist<br />
auch TI nicht selten, und in höheren Gebirgslagen<br />
kann nicht nurT5 auftreten, son<strong>der</strong>n auch<br />
die „Sommerlänge“ auf boreales Niveau absinken,<br />
was aber, wie in <strong>der</strong> Steppe, auf die Vegetation<br />
kaum Einfluß hat.<br />
Die hygrische Wüstengrenze liegt ähnlich wie<br />
in den Tropen etwa im Bereich von 200 mm<br />
Nie<strong>der</strong>schlag. Nach <strong>der</strong> jahreszeitlichen Verteilung<br />
und <strong>der</strong> Gesamtmenge lassen sich als<br />
hygrische Klimatypen unterscheiden:
292 Die Nemorale Zone<br />
o © 0 ©<br />
© © © ©<br />
Abb. 145: Klima im Bereich <strong>der</strong> Nemoralen Wüste.<br />
Län<strong>der</strong>: 1 Nevada, 2 S-Rußland, 3 W-Usbekistan, 4 M-Persien, 5 Kaschmir, 6 China (Prov. Sinkiang), 7 S-Mongolei,<br />
8 China (Prov. Kansu).<br />
H l: Nie<strong>der</strong>schlag überwiegend im Sommerhalbjahr.<br />
H 2: Nie<strong>der</strong>schlag überwiegend im Winterhalbjahr<br />
o<strong>der</strong> gleichmäßig verteilt.<br />
H3 (Perarid): Nie<strong>der</strong>schlag episodisch, unter<br />
40 mm.<br />
Das Auftreten von Nie<strong>der</strong>schlägen im Winter<br />
(nur o<strong>der</strong> auch) ist insofern vorteilhaft, als es<br />
die Bildung einer den Boden gegen Frost und<br />
Austrocknung schützenden Schneedecke zur<br />
Folge haben kann.<br />
Sippenbestand<br />
Von den Pflanzenfamilien, die die Vegetation<br />
aufbauen (Tab. 30, S. 196), sind die Compositen<br />
und die Chenopodiaceen weitaus die wichtigsten.<br />
Manche ihrer Gattungen sind in den W ü<br />
sten bei<strong>der</strong> Kontinente verbreitet, so die vielerorts<br />
aspektbestimmende Artemisia (ca. 250 Arten)<br />
bzw. die Chenopodiaceen Atriplex (150 Arten),<br />
Suaeda (100 Arten), Eurotia s. I. und Salicornia.<br />
Viele weitere Gattungen bei<strong>der</strong> Familien<br />
sind jeweils auf einen Kontinent beschränkt.<br />
Große Bedeutung können auch die Leguminosen<br />
haben, allerdings vorwiegend in Eurasien.<br />
Hier, wo infolge <strong>der</strong> viel größeren Ausdehnung<br />
und klimatischen Vielseitigkeit auch die Flora<br />
viel reichhaltiger ist, sind auch Vertreter <strong>der</strong><br />
Zygophyllaceen, Caryophyllaceen, Polygonaceen<br />
und Cmciferen nicht selten; auf die eurasiatischen<br />
Wüsten beschränkt sind die Tamaricaceen<br />
und die Plumbaginaceen. Eine Gattung,<br />
die über alle Wüstengebiete verbreitet ist, ist die<br />
Gymnosperme Ephedra. Die Artenzahl <strong>der</strong> Gesamtflora<br />
ist je nach den Klimabedingungen verschieden.<br />
Der floristisch reichste Teil dürfte die<br />
Irano-Turanische Unterregion (S. 294) sein.<br />
Bestandesstruktur, Lebensformen, Aspekte<br />
Die früher (S. 197) definierten edaphischen Wüstentypen<br />
lassen sich hier in gleicher Form unterscheiden,<br />
und für den Einfluß des Bodensubstrates<br />
auf die Dichte und floristische Vielfalt des<br />
Bewuchses gilt Entsprechendes wie in den Eurytropischen<br />
Wüsten. Auch die verbleibenden Lebensformen<br />
(Tab. 30), nämlich Klein- und Zwergsträucher<br />
(immergrün, malakophyll, blattlos o<strong>der</strong><br />
selten sommergrün; oft dornig), Gräser (xeromorph,<br />
selten tropophytisch), an<strong>der</strong>e Hemikryptophyten<br />
(nur wenige), Geophyten und Therophyten<br />
sind in ähnlicher Form verteilt. Etwas<br />
abweichend ist <strong>der</strong> Einfluß von dichten Lehmund<br />
Lößböden: auf ihnen kann unter beson<strong>der</strong>en<br />
klimatischen Umständen <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>typ <strong>der</strong><br />
„Ephemerenwüste“ entstehen, in <strong>der</strong> ein auffälliger<br />
Frühlingsaspekt auftritt (S. 295). Sonst sind<br />
jahreszeitliche Aspekte, wie in den Eurytropischen<br />
Wüsten, eher die Ausnahme.
Nemorale Wüste 293<br />
Abb. 146: Verbreitung <strong>der</strong> Nemoralen Wüste.<br />
Als extrazonale Vegetation kommen in <strong>der</strong><br />
Wüste an lokal feuchten Stellen Steppenfragmente<br />
o<strong>der</strong> Trockengehölze vor. In den Auen<br />
größerer Flüsse finden sich sommergrüne Auenwäl<strong>der</strong>,<br />
<strong>der</strong>en Baumschicht meist allein aus<br />
Pappeln besteht; in <strong>der</strong> Strauchschicht gibt es<br />
neben Salix typische Sippen <strong>der</strong> ariden Gebiete<br />
wie Elaeagnaceen und Tamarix.<br />
Varianten und Regionen<br />
Als charakteristische klimabedingte Variante ist<br />
die weit verbreitete, von Artemisia-kxXs.Vi beherrschte<br />
„Wermut-Halbwüste“ zu nennen, die<br />
unter dem Klimatyp T2/4.H 2 o<strong>der</strong> T 2/4.H 1/2<br />
(Nie<strong>der</strong>schlag ± gleichmäßig verteilt) auftritt. Bei<br />
wärmeren Sommern (TI) o<strong>der</strong> reinem Sommerregen<br />
(H l) geht die Dominanz von Artemisia<br />
verloren, und die Chenopodiaceen o<strong>der</strong> auch<br />
die Leguminosen können mehr in den Vor<strong>der</strong>grund<br />
treten. Die Flora perari<strong>der</strong> Vollwüsten<br />
(H3) ist naturgemäß arten- und individuenarm.<br />
Die beiden Regionen <strong>der</strong> Nemoralen Wüste,<br />
die Nordamerikanische Region (13.1) und die<br />
Eurasiatische Region (13.2), nehmen die Kernbereiche<br />
<strong>der</strong> Trockengebiete bei<strong>der</strong> Kontinente<br />
ein (Abb. 146).<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Dichtere Besiedlung ist auch in den Nemoralen<br />
Wüsten nur in Oasen möglich, <strong>der</strong>en es in den<br />
großen Flußtälern <strong>der</strong> Eurasiatischen Region<br />
viele gibt. Die Nutzung <strong>der</strong> Wüstenvegetation<br />
durch Beweidung und Gewinnung von Brennmaterial<br />
wurde traditionell teils von hier aus,<br />
teils durch Nomaden betrieben. In den Wermut-Halbwüsten<br />
kann die Übernutzung zu einer<br />
Ausbreitung ephemerer Grasfluren führen.<br />
in denen Dromus tectorum dominiert; das ist nicht<br />
nur in Eurasien <strong>der</strong> Fall, son<strong>der</strong>n auch in Amerika,<br />
wo sich diese Art als Neophyt an Stellen<br />
ausgebreitet hat, an denen die Sträucher als<br />
Weidehin<strong>der</strong>nis beseitigt wurden. Sonst ist die<br />
Nutzung in Amerika aber gering, und die Vegetation<br />
ist großflächig kaum gefährdet. Größer<br />
sind die Schäden, bis hin zur völligen Degradierung,<br />
in manchen Teilen Eurasiens. Spezielle<br />
Schäden gibt es in <strong>der</strong> ehemaligen Sowjetunion:<br />
hier hat man in den 30er Jahren große<br />
Flächen durch künstliche Bewässerung aus den<br />
Flüssen (Amu-Darja, Syr-Darja) in Kultur genommen,<br />
von denen inzwischen ein großer Teil<br />
durch Versalzung für die Nutzung unbrauchbar<br />
geworden ist.<br />
13.1 Nordamerikanische Region<br />
Die Wüsten <strong>der</strong> amerikanischen Nemoralen Zone<br />
besiedeln die Beckenlandschaffen im Innern des<br />
Rocky-Mountain-Systems (Columbia Basin,<br />
Great Basin) sowie das südlich anschließende<br />
Colorado-Plateau i. w. S. in Nevada, Utah und<br />
N-Arizona. Von zonaler Tieflandslage (ca. 300 m)<br />
im N steigt das Gebiet nach S in etageale Höhenlage<br />
von 1200-2300 m an. Infolgedessen sind die<br />
klimatischen Bedingungen sehr einheitlich, sie<br />
entsprechen weithin dem Klimatyp T 2/4.H 2;<br />
Vollwüsten gibt es nirgends. Die Vegetation ist<br />
fast überall eine Wermut-Halbwüste mit <strong>der</strong> dominierenden<br />
Art Artemisia tridentata, einem etwa<br />
1 m hohen, graugefärbten Kleinstrauch. Beigemischt<br />
sind neben weiteren Artemisien eine Reihe<br />
an<strong>der</strong>er, z. T. auffällig gelb blühen<strong>der</strong> Compositen<br />
(Chrysothamnus, Tetradymia, Gutierrezid),<br />
ferner Chenopodiaceen {Atriplex, Eurotia, Grayia)<br />
sowie die Rosacee Purshia. Nur in etwas tieferen
294 Die Nemorale Zone<br />
Lagen im S, namentlich auf Teilen des Colorado-Plateaus,<br />
wo die thermischen Bedingungen im<br />
günstigsten Bereich von T2/4 (z. T. T2) liegen,<br />
wird die Bedeutung von Artemisia geringer, und<br />
<strong>der</strong> Aspekt wird mehr von Atriplex bestimmt.<br />
Daneben tauchen als Beson<strong>der</strong>heiten die Rosacee<br />
Coleog^ne und die Oleacee Menodora auf, womit<br />
sich <strong>der</strong> Übergang zur benachbarten Sonora-Region<br />
(4.1) andeutet; wo bei etwa 1100 m <strong>der</strong> bekannte<br />
Joshua Tree {Yucca brevifolid) auftritt, beginnt<br />
die eurytropische Mojave-Wüste.<br />
Nicht nur in klimatischer, son<strong>der</strong>n auch in<br />
edaphischer Hinsicht zeigt diese Region wenig<br />
Abwechslung. We<strong>der</strong> Löß- noch Sandböden<br />
kommen in größerer Ausdehnung vor, das meiste<br />
sind durchschnittliche Gebirgsböden mit<br />
anstehendem Gestein bzw. Mischsedimenten.<br />
Weit verbreitet sind allerdings Salzböden, sowohl<br />
in Form kleinerer Mulden („Alkali Fiats“,<br />
„Playas“) als auch in bzw. an größeren Salzpfannen<br />
und Salzseen. Sie werden fast auschließlich<br />
von Chenopodiaceen {Atriplex, Kochia, Suaeda,<br />
Sarcobatus u. a.) beherrscht.<br />
13.2 Eurasiatische Region<br />
Die eurasiatische Wüstenregion umfaßt nicht<br />
nur flächenmäßig ein Vielfaches <strong>der</strong> amerikanischen,<br />
son<strong>der</strong>n sie ist auch in klimatischer und<br />
edaphischer Hinsicht äußerst vielgestaltig. So<br />
enthält sie die ausgedehntesten Sandwüsten <strong>der</strong><br />
ganzen Erde, und Lößvorkommen sind zwar<br />
räumlich begrenzt, tragen aber den Son<strong>der</strong>typ<br />
<strong>der</strong> Ephemerenwüste. Sie läßt sich in 4 Unterregionen<br />
unterteilen, die sich nicht nur floristisch,<br />
son<strong>der</strong>n auch im Nie<strong>der</strong>schlagsregime<br />
unterscheiden: die Irano-Turanische Unterregion<br />
(1 3 .2 .a) mit W internie<strong>der</strong>schlag (H 2), die<br />
Kasachisch-Dsungarische Unterregion (13.2.b)<br />
mit ± gleichmäßiger Nie<strong>der</strong>schlagsverteilung<br />
(H l/2 ), die Mongolisch-Chinesische Unterregion<br />
(13.2.c) mit Sommernie<strong>der</strong>schlag (H l)<br />
und die großenteils peraride (H 3) Tarim-Unterregion<br />
(13.2.d). Artenreichster Teil ist 13.2.a, wo<br />
sich <strong>der</strong> weiter verbreiteten nemoralen W ü<br />
stenflora nicht nur eine Reihe von Endemiten<br />
beimischen, son<strong>der</strong>n auch Sippen mit Verwandtschaftsbeziehungen<br />
in die Mediterraneis<br />
bzw. die Saharo-Sindische Region. Beson<strong>der</strong>heiten<br />
ostasiatischer Herkunft enthält 13.2.c; am<br />
ärmsten ist das peraride Tarimbecken.<br />
Größte Ähnlichkeit mit <strong>der</strong> Amerikanischen<br />
Region hat die K asachisch-D sungarische<br />
Unterregion. Unter dem Klimatyp T2/4.H1/2<br />
herrschen hier weithin Wermut-Halbwüsten.<br />
Häufigste und weitest verbreitete Dominante ist<br />
(neben an<strong>der</strong>en Arten <strong>der</strong> Gattung) Artemisia<br />
terrae-albae, sie wird u. a. von Chenopodiaceen<br />
{C am phorosm a, A triplex, E urotia, A nabasis,<br />
Kochia) begleitet, die wie üblich bei Bodenversalzung<br />
dominant werden. An nicht versalzten<br />
feuchteren Stellen sind Steppenfragmente<br />
noch häufig.<br />
Die Irano-Turanische Unterregion umfaßt<br />
neben etagealen Teilen im Iranischen Hochland,<br />
die im S als Höhenstufe oberhalb <strong>der</strong> Region<br />
4.2 erscheinen, als Kern die Tieflän<strong>der</strong> von Turkmenistan<br />
und Usbekistan, mit dem Klimatyp<br />
T1.H 2 und großer edaphischer Diversität. Da<br />
dieser Teil sehr genau untersucht ist, sei etwas<br />
näher darauf eingegangen ( W a l t e r 1968,1974).<br />
Die Wüstenflora des turanischen (d. h. des ehemals zur<br />
Sowjetunion gehörenden) Anteils wird mit etwa 1600<br />
Arten angegeben, damnter 246 Chenopodiaceen (15 %),<br />
160 Compositen (10 %), 148 Leguminosen (9 %) und<br />
96 Cmciferen (6 %). Allein von Artemisia gibt es hier<br />
ca. 100 Arten, von Calligonum 67, S abok s. 1. 54, Zygophyllum<br />
31, Ammodendron 26, Limonium 22.<br />
Beeindmckend sind die ausgedehnten Sandwüsten<br />
des Kara-Kum und Kyzyl-Kum, zusammen über<br />
500000 km^ groß. Infolge <strong>der</strong> für den Wasserhaushalt<br />
günstigen Bodeneigenschaften tragen sie eine relativ<br />
dichte Vegetationsdecke, die aus etwa 350 Arten (davon<br />
56 % Endemiten) besteht. Damnter sind die einzelnen<br />
Lebensformen mit etwa ähnlich großen Anteilen<br />
vertreten. Eine auffallende, ziemlich zusammenhängende<br />
niedrige Bodenschicht bildet vielerorts die<br />
etwa 20 cm hohe geophytische Carex physodes, die<br />
ähnlich wie die mitteleuropäische C. arenaria den Sand<br />
in allen Richtungen mit ihren Rhizomen durchzieht<br />
und damit auch zu dessen Festigung beiträgt. Dazwischen<br />
wachsen neben an<strong>der</strong>en niedrigen Geophyten<br />
(z. B. Poa bulbosa, Leontice eversmannii) einzeln stehende<br />
größere Stauden wie Rheum o<strong>der</strong> Ferula sowie eine<br />
Reihe von Kleinsträuchem. Unter ihnen fallt neben<br />
Leguminosen (z. B. Smirnovia, Ammodendron, Erem<br />
ospartium) und Calligonum vor allem <strong>der</strong> Saksaul<br />
{H aloxylon persicum) auf, <strong>der</strong> mit seiner Pfahlwurzel<br />
beson<strong>der</strong>s tiefliegende Wasservorräte anzapfen kann<br />
und daher oft größer, ja zuweilen sogar baumförmig<br />
wird (bis 8 m; an<strong>der</strong>e Haloxylon-hxxexi können sogar<br />
über 10 m hoch werden). Auf weniger stabilen Standorten,<br />
so auf den Dünenkämmen <strong>der</strong> meist ± welligen<br />
Sandoberfläche, siedeln speziell angepaßte Horstgräser,<br />
unter denen sich, entsprechend dem sommerwarmen<br />
(TI) Klima, auch solche tropischer Verwandtschaft<br />
finden, z. B. Aristida. Während <strong>der</strong> größte Teil
Nemorale Wüste 295<br />
<strong>der</strong> Sandgebiete bewachsen ist, gibt es mancherorts<br />
auch große, + pflanzenleere Wan<strong>der</strong>dünen (Barchane),<br />
die ihre Existenz aber möglicherweise <strong>der</strong> Tätigkeit<br />
von Mensch und Vieh verdanken.<br />
Die steinig-felsigen Bereiche <strong>der</strong> turanischen Wüsten<br />
werden wegen ihres häufigen Gipsgehaltes meist<br />
als Gipswüsten bezeichnet. Auch sie sind sehr artenreich,<br />
wobei die ca. 400 Arten beson<strong>der</strong>s vielen verschiedenen<br />
Familien angehören: neben den üblichen<br />
Compositen, Chenopodiaceen, Leguminosen und<br />
Gramineen sind z. B. auch Caryophyllaceen, Labiaten,<br />
Rutaceen, Rubiaceen u. a. beteiligt. Es sind überwiegend<br />
Klein- und Zwergsträucher, oft mit Domen bewehrt.<br />
Die Dichte <strong>der</strong> Vegetationsdecke ist geringer<br />
als in <strong>der</strong> Sandwüste.<br />
Salzwüsten, die auch hier häufig sind, werden wie<br />
üblich von den Chenopodiaceen beherrscht, doch<br />
spielen unter den etwa 100 beteiligten Arten hier auch<br />
die ebenfalls auf Salztoleranz spezialisierten Plumbaginaceen,<br />
Tamaricaceen und Zygophyllaceen eine<br />
größere Rolle.<br />
Ein spezieller, ± im turanischen Gebiet endemischer<br />
Wüstentyp ist die Ephemerenwüste. Sie ist auf<br />
die Kombination von einigermaßen zuverlässigen<br />
Winterregen und Lößböden beschränkt. Solche Bedingungen<br />
finden sich entlang <strong>der</strong> nördlichen Vorberge<br />
<strong>der</strong> Gebirge Kopet Dagh, W-Hindukusch, Pamir-Alai<br />
und W-Tienschan. Hier gibt es eine kurze für den<br />
Pflanzenwuchs günstige Periode im März-April, wenn<br />
noch ausreichende Feuchtigkeit und schon genügend<br />
hohe Temperatur Zusammentreffen. Der Lößboden<br />
ist dann in seiner obersten Schicht wassergesättigt und<br />
ermöglicht die Entwicklung einer dichten, fast 100 %<br />
deckenden niedrigen Vegetationsdecke, die überwiegend<br />
aus Therophyten, im übrigen aus Geophyten<br />
(„Ephemeroiden“) besteht (Abb. 147). Die Gesamtzahl<br />
<strong>der</strong> beteiligten, durchweg mesomorphen Arten<br />
beträgt etwa 50 (davon etwa 40 Therophyten), <strong>der</strong><br />
Einzelbestand enthält meist 10-15 Arten. Die Durchwurzelung<br />
erfaßt nur die wasserhaltenden Teile des<br />
Bodens (meist 20-30 cm). Nach <strong>der</strong> Hauptblütezeit<br />
im April ist schon Mitte bis Ende Mai alles Wasser<br />
verbraucht, und die Annuellen bzw. die oberirdischen<br />
Teile <strong>der</strong> Geophyten vertrocknen. Nach einer Vegetationsperiode<br />
von 2-2" Monaten ist für den Rest des<br />
Jahres oberirdisch keinerlei lebendes Pflanzenmaterial<br />
sichtbar. Holzpflanzen können unter diesen Bedingungen<br />
nicht überleben, da kein Wasser in tiefere<br />
Bodenschichten gelangt. Manche <strong>der</strong> hier wachsenden<br />
Annuellen (Cruciferae, Compositae, Gramineae) sind<br />
nahe mit mitteleuropäischen Ackerunkräutern verwandt<br />
und sind wahrscheinlich als <strong>der</strong>en Vorfahren<br />
anzusehen.<br />
In <strong>der</strong> Mongolisch-Chinesischen Unterregion,<br />
einem überwiegend 1000-1500 m hoch gelegenen<br />
Hochland, entspricht das Klima meist<br />
T 2/4.H 1, im S-Teil, dem sog. Kansu-Korridor,<br />
wird stellenweise TI erreicht. Da die Winter sehr<br />
trocken sind, ist <strong>der</strong> schneelose Boden ungeschützt<br />
den Frösten und zugleich <strong>der</strong> Dürre ausgesetzt.<br />
Geophyten fehlen daher weitgehend,<br />
auch Therophyten sind selten. Die Vegetation<br />
setzt sich vorwiegend aus KJeinsträuchern zusammen,<br />
darunter vielen Leguminosen (beson<strong>der</strong>s<br />
die Gattungen Hedysarum und Caragana<br />
sind zahlreich vertreten). Bemerkenswert sind<br />
die endemischen Gattungen Ammopiptanthus<br />
und Potaninia, <strong>der</strong>en Verwandtschaftsbeziehungen<br />
mehr in die Méridionale Zone weisen. Vorherrschen<strong>der</strong><br />
Wüstentyp ist die Stein- und Felswüste,<br />
am ausgedehntesten in <strong>der</strong> Gobi. Die Vegetation<br />
ist hier äußerst spärlich; auffällig sind<br />
die an gmndwasserführenden Erosionsrinnen<br />
wachsenden Kleinbäume <strong>der</strong> sehr dürreresistenten<br />
Ulmuspumila. Etwas dichteren Bewuchs zeigen<br />
sandige Böden; größere Sandwüsten gibt es<br />
nur am SO-Rande (Alaschan-Wüste). Eine Son<strong>der</strong>stellung<br />
nimmt das im SW gelegene Gebiet<br />
von Cajdam (Zaidam, Tsaidam) ein, ein etwa<br />
3000 m hoch gelegenes muldenförmiges Plateau<br />
am Rande des tibetischen Hochlandes mit einem<br />
Klima T 2/4.H l bis H3, das aber wegen seicm<br />
30<br />
Abb. 147; Südturanische Ephemerenwüste im Optimalstadium (April).<br />
Die dicht geschlossene Vegetationsdecke besteht zu ca. 80 % aus Therophyten (Rest Geophyten). - Nach<br />
Korovin aus W alter 1974.
296 Die Nemorale Zone<br />
nes kurzen Sommers eigentlich als boréal anzusehen<br />
ist. Es besteht großenteils aus Salzwüsten;<br />
auf den nichtversalzten Stellen dominiert Artemisia.<br />
Das extremste Wüstengebiet <strong>der</strong> Nemoralen<br />
Zone ist das Tarim-Becken. Obwohl es in etwa<br />
800-1200 m Höhe liegt, stellt es gegenüber den<br />
umgebenden Hochgebirgen doch ein Tiefland<br />
dar. Die Gebirgsumrahmung (Tienschan im N,<br />
Pamir im W, Karakorum im S, Kuenlun im SO,<br />
alle mit Gipfeln über 7000 m) schirmt es fast<br />
vollständig von allen regenbringenden Luftströmungen<br />
ab, und da die fehlende Bewölkung<br />
zugleich zu sehr starker Ein- und Ausstrahlung<br />
führt, ist das Klima vom Typ TI .H3 (mit Winterfrösten<br />
nahe T4). Wasser - und damit dichtere<br />
Vegetation in Form von Pappel-Auenwäl<strong>der</strong>n -<br />
findet sich im Bereich <strong>der</strong> aus den Gebirgen<br />
kommenden Flüsse. Die meisten von ihnen versiegen<br />
unweit des Gebirgsrandes, nur <strong>der</strong> Hauptfluß<br />
Tarim und sein Nebenfluß Chotan-Darja<br />
(dieser nicht immer) durchfließen das ganze<br />
Becken, um schließlich in dem seine Lage zuweilen<br />
verän<strong>der</strong>nden Salzsee Lop-Nor zu verdunsten.<br />
Den größten Teil des Tarim-Beckens<br />
nimmt die etwa 250000 km^ große Sandwüste<br />
Takla-Makan ein. Da <strong>der</strong> Sandboden wegen des<br />
perariden Klimas nicht von einer Vegetationsdecke<br />
geschützt wird, bildet er bis zu 150 m (angeblich<br />
sogar 300 m) hohe Wan<strong>der</strong>dünen. Etwas<br />
dichtere W üstenvegetation bedeckt die<br />
nicht ganz so trockenen Gebirgshänge; die Flora<br />
ist sehr artenarm.
D Die Boreale Zone (Formationen 14-15)<br />
Global gesehen bildet diese Zone den in je<strong>der</strong><br />
Hinsicht beeinträchtigten Waldsaum entlang <strong>der</strong><br />
thermischen Waldgrenze. Bezüglich <strong>der</strong> Flora<br />
stellt sie eigentlich nur eine verarmte Variante<br />
<strong>der</strong> Nemoralen Zone dar, und man könnte daran<br />
denken, sie mit dieser zusammenzufassen<br />
(wie es D rude unter dem Namen Boreal tat).<br />
Von <strong>der</strong> Physiognomie und Ökologie her ist die<br />
heute übliche Trennung aber berechtigt, auch<br />
im Hinblick auf die immense räumliche Verbreitung<br />
<strong>der</strong> beiden zugehörigen Formationen. Diese<br />
beschränkt sich nicht auf die eigentliche Zone,<br />
vielmehr gibt es auch große etageale Vorkommen<br />
(Boreale Stufen) in südlichen Gebirgen,<br />
namentlich in <strong>der</strong> Nemoralen Zone.<br />
Klimabedingungen (Abb. 149, 158)<br />
Die thermischen Grenzen <strong>der</strong> Zone sind durch<br />
die Sommerlänge gegeben (vgl. auch J äger 1968):<br />
die Zahl <strong>der</strong> Monate über -t-10 °C sinkt von 4 an<br />
<strong>der</strong> Südgrenze auf 1 an <strong>der</strong> Nordgrenze. Parallel<br />
dazu verringert sich das Julimittel von etwa 18 °C<br />
(nur in Ausnahmefällen werden noch 20 °C erreicht)<br />
auf 10 °C. Die höchstens mäßig warmen<br />
Sommer sind mit sehr kalten Wintern kombiniert.<br />
Im Normalfalle liegt das Januarmittel zwischen<br />
-1 0 und -3 0 “C. Infolgedessen tritt in manchen<br />
Teilen <strong>der</strong> Zone, vor allem im Norden, Dauerfrostboden<br />
(Ewige Gefrornis, Permafrost) auf<br />
(Abb. 148). Die gefrorene Schicht kann dabei<br />
Inlandeis<br />
Perm anentes Packeis<br />
Abb. 148: Dauerfrostboden und Eisbedeckung auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel.<br />
Nach SchmithOsen 1968, W alter 1974, B rown 1970.
298 Die Boreale Zone<br />
mehr als 100 m, in Teilen Sibiriens angeblich sogar<br />
bis zu 500 m tief reichen. Im Sommer taut sie<br />
oberflächlich auf; die dadurch für die Pflanzen<br />
nutzbare „aktive Schicht“ kann bis etwa 1 m dick<br />
sein, so daß <strong>der</strong> Waldwuchs nicht verhin<strong>der</strong>t wird;<br />
doch sind die Wäl<strong>der</strong> namentlich in den kälteren<br />
Dauerfrostgebieten meist ziemlich licht, da bei<br />
dichtem Kronenschluß die Beschattung das Auftauen<br />
des Bodens zu sehr verzögern würde. Beson<strong>der</strong>s<br />
kalt sind die Winter in NO-Eurasien;<br />
an<strong>der</strong>erseits kann die Temperatur in Küstenbereichen<br />
mil<strong>der</strong> sein, was auch für die meisten<br />
etagealen Auslieger zutrifft. An thermischen<br />
Klimatypen, die für die Ausbildung <strong>der</strong> Vegetation<br />
von Bedeutung sind, lassen sich unterscheiden:<br />
T I: Sommer relativ lang, 2-4 Monate (60-120<br />
Tage) über -1-10 °C.<br />
T 2: Sommer sehr kurz, < 2 Monate (30-60 Tage)<br />
über -1-10 °C.<br />
T3: Winter ungewöhnlich mild, Januarmittel<br />
über -1 0 °C. Kein Vorkommen von Dauerfrostboden.<br />
T4: Winter extrem kalt, Januarmittel unter<br />
-3 0 °C und absolute Minima unter -5 0 °C.<br />
Stets Dauerfrostboden.<br />
Die kalten Winter bewirken, daß die hygrischen<br />
Verhältnisse überall durch das Auftreten<br />
länger anhalten<strong>der</strong> Schneebedeckung gekennzeichnet<br />
sind. Der Nie<strong>der</strong>schlag variiert im zonalen<br />
Bereich zwischen 120 und 1200 mm (am<br />
häufigsten sind Werte zwischen 350 und 700<br />
mm); wesentlich höher kann er in Gebirgen und<br />
gebirgsbeeinflußten Luvlagen sein. Der Jahresgang<br />
zeigt meist ein Maximum im Sommer.<br />
Infolge <strong>der</strong> niedrigen Temperatur bedeuten auch<br />
Nie<strong>der</strong>schläge von 400 mm und darunter noch<br />
ein humides Klima. Erst Werte unter 200 mm<br />
können im Sommerregengebiet als semihumid<br />
angesehen werden. Semihumide (und noch<br />
trocknere) Bedingungen mit Winterregen treten,<br />
wie schon angedeutet, nur in Borealen Gebirgsstufen<br />
auf<br />
Die relativ geringe Variabilität erlaubt die Unterscheidung<br />
von 3 hygrischen Klimatypen, die<br />
für die ganze Zone (einschl. Stufen) gelten:<br />
H l: Humid.<br />
H2: Semihumid mit Sommerregen, Nie<strong>der</strong>schlag<br />
oft < 2 0 0 mm.<br />
H3: Semihumid mit Winternie<strong>der</strong>schlag.<br />
14 Dunkle Taiga<br />
Diese Formation wird oft ungenau als Borealer<br />
Nadelwald bezeichnet, doch umfaßt dieser Begriff<br />
wie schon erwähnt, auch die folgende Formation.<br />
Die normale, in ihrer Domäne weithin<br />
vorherrschende Ausbildung <strong>der</strong> Dunklen Taiga<br />
ist die zonal verbreitete Variante T I.H l; ihre<br />
klimatischen Verhältnisse wurden schon im<br />
Vorstehenden skizziert (Abb. 149). Auf sie bezieht<br />
sich die folgende Darstellung.<br />
Sippenbestand<br />
Die thermische Klimax <strong>der</strong> Borealen Zone, die<br />
die flächenmäßig größte Walddomäne <strong>der</strong> Erde<br />
bedeckt, wird von immergrünen Koniferen beherrscht.<br />
Jedoch erreichen diese hier we<strong>der</strong> das<br />
Optimum ihrer Vitalität, noch weisen sie ein<br />
Mannigfaltigkeitszentrum auf (vgl. S. 274, Abb.<br />
133). Vielmehr enthält <strong>der</strong> gesamte zonale Bereich<br />
- einschließlich <strong>der</strong> Hellen Taiga - weniger<br />
als 20 <strong>der</strong> etwa 600 rezenten Koniferenarten<br />
(Tab. 37).<br />
Allgemein ist festzustellen, daß typisch<br />
boreale Florenelemente gewöhnlich Sippen nie<strong>der</strong>en<br />
taxonomischen Ranges sind: meist Arten<br />
o<strong>der</strong> Artengruppen, die zu Gattungen mit hauptsächlich<br />
nemoraler o<strong>der</strong> noch weiterer Verbreitung<br />
gehören (Abb. 150). Unter den Koniferen<br />
kann man höchstens L arix als zonal-boreale<br />
Gattung ansehen; bei Picea liegt zwar <strong>der</strong> größte<br />
Teil <strong>der</strong> Arealfläche in <strong>der</strong> Borealen Zone,<br />
die Mehrzahl <strong>der</strong> Arten kommt aber in den Gebirgen<br />
<strong>der</strong> Nemoralen Zone vor. Neben den Koniferen<br />
enthält das Sippeninventar <strong>der</strong> Borealen<br />
Zone auch eine Anzahl von sommergrünen<br />
Laubbäumen aus nemoraler Verwandtschaft<br />
(Tab. 37). Diese sog. Weichhölzer (im russischen<br />
Schrifttum „kleinblättrige Laubhölzer“ genannt)<br />
investieren nur ein Minimum <strong>der</strong> im kurzen<br />
Sommer erzeugten Substanz in den Holzkörper,<br />
und so bleibt dieser locker, unverkernt und anfällig<br />
für den Befall durch Mikroorganismen. Sie<br />
sind daher zwar schnellwüchsig, aber auch kurzlebig<br />
und dadurch <strong>der</strong> Konkurrenz <strong>der</strong> Nadelhölzer<br />
unterlegen. Sie treten als Pionierbäume<br />
au f daneben auch als Besiedler bestimmter<br />
Son<strong>der</strong>standorte.<br />
Der strauchige und krautige Unterwuchs <strong>der</strong><br />
nemoralen Wäl<strong>der</strong> nimmt beim Übergang in die<br />
Boreale Zone zwar an Artenzahl ab, jedoch<br />
kommt es nicht, wie bei den Bäumen, zum weit-
Dunkle Taiga 299<br />
oLONGLACOlTm) 0,1* 683<br />
[30]<br />
© ©<br />
A R C H A N G E L S K (lO m ) O.ä “ 666<br />
©<br />
IRKU TSK ( 4 6 7 m ) -|,3 3 5 9 ,<br />
T1.H1<br />
(14.1.a)<br />
T I .H l<br />
(14.2.a)<br />
(14.1.a) T I . H l (14.2.a)<br />
© ©<br />
K E R 8 IN O ( 6 5 m ) T l ' e i S M V K L A N D (7 3 0 m ) 5 ,2 ° 1127<br />
181<br />
©<br />
T A IN IN Q (3496m ) 4,1° 735<br />
T1/3.H1<br />
(14.2.a)<br />
T1/3.H1 (14.2.b) T1/3.H1 (14.3)<br />
0<br />
O R AS { 3 0 5 6 m ) 1,6* 6 5 2<br />
©<br />
( 12)<br />
C H U R C H IL L (3 9 2 m ) - 7 3 ° 390<br />
YELLOWSTONE P A R K (i8 99 m )3 ,6*Ä 4A<br />
,(4 4 -4 ? | ifc^Wyo.<br />
T1/3.H3<br />
(14.1.b)<br />
T1.H 3<br />
(14.3)<br />
(1 6 )<br />
13<br />
(1 4 )<br />
15<br />
Abb. 149: Klima im Bereich <strong>der</strong> Dunklen Taiga.<br />
bän<strong>der</strong>. 1 (Quebec, 2 N-Rußland, 3 British Columbia (NO-Teil), 4 M-Sibirien, 5 O-Sibirien (Unterer Amur),<br />
6 W-Norwegen, 7 Tirol, 8 China (Prov. Szechuan), 9 Wyoming, 10 Kaschmir (Industal), 11 N-Manitoba,<br />
12 NO-Rußland, 13 N-Norwegen, 14 Island, 15 Kamtschatka, 16 China (Prov. Szechuan).
300 Die Boreale Zone<br />
Tab, 37: Baumarten <strong>der</strong> zonalen (flächig-ebenen) Teile <strong>der</strong> Borealen Zone auf beiden Kontinenten.<br />
Berücksichtigt sind nur die Unterregionen 14.1.a und 14.2.a <strong>der</strong> Dunklen Taiga sowie die Helle Taiga 15.1. (Zu<br />
den Koniferenarten Ostsibiriens vgl. Tab. 38).<br />
“■= in Fennoskandien fehlend, ** = hauptsächlich in <strong>der</strong> Region 15.1.<br />
Gattung<br />
Nordkanada<br />
14.La<br />
Nord-Eurosibirien<br />
14.2.a und 15.1<br />
Koniferen: Picea glauca<br />
abies s. 1.<br />
m añana<br />
A bies balsam ea sibiricaP<br />
Pinus sect. Haploxylon - cembra s. 1. *<br />
sect. Diploxylon banksiana sylvestris<br />
L arix laricina russica*<br />
gmeliniP'^<br />
Laubbäume (mehr Pionierarten)<br />
Betula papyrifera pubescens s. 1.<br />
occidentalis<br />
pendula<br />
platyphyüa s. 1. **<br />
Sorbus americana aucuparia<br />
decora<br />
sibirica*<br />
Prunus sect. Cerasus pensylvanica -<br />
Populas sect. Leuce tremuloides trémula<br />
(mehr Auenwald-Arten)<br />
sect. Tacam ahaca balsam ifera lau rifolia*<br />
suaveolens**<br />
Chosenia - bracteosa**<br />
Ainus rugosa incana s. 1.<br />
Prunus sect. Padus virginiana padus<br />
u<br />
gehenden Ausfall. Vielmehr gibt es eine Anzahl<br />
nemoraler Arten, die noch weit in die Boreale<br />
Zone hineinreichen. An neu auftretenden, echt<br />
borealen Elementen (Abb. 151) finden sich vor<br />
allem einige Ericaceen-Zwergsträucher, Pyrolaceen<br />
und saprophytische O rchideen; das<br />
Mannigfaltigkeitszentrum <strong>der</strong> betreffenden Gattungen<br />
liegt aber auch hier oft in <strong>der</strong> Nemoralen<br />
Zone (z. T. im Nemoralen Nadelwald). Mehrere<br />
dieser borealen Arten sind in beiden Kontinenten<br />
(zirkumboreal) verbreitet, darunter auch<br />
die monotypische Linnaea borealis s. 1. (Abb.<br />
150.2).<br />
Bestandesstruktur, standörtliche und<br />
zeitliche Abwandlungen<br />
Die Normalvariante <strong>der</strong> Dunklen Taiga (T l.H l)<br />
ist gewöhnlich ein dichter, einheitlicher Nadelwald<br />
von 20-25 m Höhe (unter beson<strong>der</strong>s günstigen<br />
Umständen können 30 m erreicht werden).<br />
Infolge <strong>der</strong> floristischen Armut besteht die<br />
Baumschicht oft nur aus einer einzigen Art, und<br />
eine Schichtung ist nicht zu erkennen. Zusammen<br />
mit dem selbst im Hochsommer niedrigen<br />
Sonnenstand bewirkt die immergrüne Lebensform<br />
<strong>der</strong> Bäume, daß in Beständen auf ebener<br />
Fläche nur wenig Licht auf den Boden gelangt;<br />
eine Strauchschicht ist daher meist unbedeutend.<br />
Auch die Krautschicht wird nur von wenigen<br />
beson<strong>der</strong>s schattenfesten Sippen gebildet.<br />
Wichtigste Lebensform sind hier Chamäphyten,<br />
namentlich Zwergsträucher <strong>der</strong> Gattung Vaccinium<br />
können flächendeckend auftreten. Zu den<br />
Hemikryptophyten gehören neben Grasartigen<br />
die immergrünen Pyrola-Aittn sowie die zirkumborealen<br />
Oxalis acetosella s. 1. und Dryopteris<br />
dilatata s. 1. Saprophyten, die kein Licht benötigen,<br />
profitieren von den dichten Auflagen aus<br />
Nadel-Rohhumus {M onotropa, Coratlorhiza).<br />
Einen hohen Deckungsgrad können Moose erreichen.<br />
Ein stärkerer und vielseitigerer Unteiwuchs<br />
findet sich nur an den feuchten und reichen Rän<strong>der</strong>n<br />
des Normal-Okogramms sowie in gebirgi-
Dunkle Taiga 301<br />
Abb. 150: Charakteristische Areale horealer Sippen.<br />
Die Baumgattung L arix ist die Dominante <strong>der</strong> nordostsibirischen Hellen Taiga, sonst hat sie nur als langlebiger<br />
Pionierbaum bzw. an Nicht-Klimaxstandorten Bedeutung. Linnaea und Corallorhiza sind typische Bodenpflanzen<br />
<strong>der</strong> Dunklen Taiga. Die Hochmoorpflanze Vaccinium oxycoccos bevorzugt die humi<strong>der</strong>en Bereiche; dabei ist ihr<br />
Areal aber im beson<strong>der</strong>s humiden NW-Nordamerika stark eingeschränkt. - Nach M eusel etc. 1965f., L ittle<br />
1971f., O hwi 1965, W ang 1961.
302 Die Boreale Zone<br />
r :<br />
i I:<br />
Abb. 151: Zirkumboreal verbreitete Krautschicht-Arten <strong>der</strong> Dunklen Taiga.<br />
1 Lycopodium annotim nv, 2 M ajanthemum bifolium s. 1. (fruchtend); 3 Calypso bulbosa', 4 Corallorhiza trífida (Saprophyt);<br />
5 Oxalis acetosella s. 1.; 6 Vaccinium vitis-idaea', 7 M oneses {Pyrold) uniflora-, 8 Trientalis europaea s. 1.; 9 Linnaea<br />
borealis. Die meisten greifen an geeigneten Standorten auch in den Nordteil <strong>der</strong> Nemoralen Zone über (so<br />
in Mitteleuropa beson<strong>der</strong>s 2 und 5; hingegen ist 3 rein boreal). - Quellen: 1-4 H itchcock etc. 1955f.; 5,6 Hegi<br />
etc. 1909; 1, 8 H ess etc. 1967f ; 9 W ittrock 1907.
Dunkle Taiga 303<br />
gern Gelände, wo in Hanglagen <strong>der</strong> Lichtzutritt<br />
besser sein kann. Auch auf edaphisch beson<strong>der</strong>s<br />
armen Standorten, wo die Baumschicht oft sehr<br />
locker und kaum 10 m hoch ist, ist <strong>der</strong> Lichtgenuß<br />
besser, doch läßt die Bodenbeschaffenheit<br />
hier meist nur einen Flechten-Unterwuchs<br />
zu.<br />
Die Lage <strong>der</strong> Dunklen Taiga im kühlen Randsaum<br />
des Waldes schafft beson<strong>der</strong>e ökologische<br />
Bedingungen, die mit den Schlagworten Podsoliemng<br />
und Vernässung gekennzeichnet werden<br />
können. Die geringe Temperatursumme des<br />
Sommers hat eine nur schwache Verdunstung<br />
zur Folge, die im geschlossenen Bestand noch<br />
dadurch verringert wird, daß <strong>der</strong> Boden nie von<br />
<strong>der</strong> direkten Sonnenstrahlung getroffen wird. Er<br />
trocknet daher nur selten oberflächlich ab und<br />
erwärmt sich im Frühling nur sehr langsam.<br />
Diese feucht-kalten Bedingungen behin<strong>der</strong>n die<br />
Mikroorganismen beim Abbau <strong>der</strong> ohnehin<br />
schwer zersetzbaren Nadelstreu. Es kommt zur<br />
Ansammlung von Rohhumus, und die aus diesem<br />
heraussickernden Huminsäuren waschen<br />
die löslichen Bestandteile aus dem Mineralboden<br />
aus. Der so entstandene saure Podsol ist<br />
<strong>der</strong> charakteristische Bodentyp <strong>der</strong> humiden<br />
Borealen Zone, er entwickelt sich selbst über<br />
kalkreichem Untergrund. Mineralreichere Böden<br />
treten daher nur bei stärkerer Reliefdynamik<br />
sowie unter dem Einfluß bewegten mineralhaltigen<br />
Wassers auf<br />
Die feucht-sauren Bodeneigenschaften bewirken,<br />
daß die Bäume meist sehr flach wurzeln<br />
und daß die meisten Pflanzen, auch die <strong>der</strong><br />
Krautschicht, auf die Verbesserung ihres Mineralstoffhaushaltes<br />
mittels Mykorrhiza angewiesen<br />
sind. Trifft das allgemein feucht-saure Bodenmilieu<br />
mit verdichteten Bodenschichten auf<br />
ebenem Terrain zusammen, so kann eine Versumpfung<br />
des Waldes eintreten, womit die Voraussetzung<br />
für die Ansiedlung von Hochmoorvegetation<br />
gegeben ist. Tatsächlich sind Hochmoore<br />
ein charakteristisches Element <strong>der</strong> humiden<br />
Borealen Zone; die meisten typischen<br />
Hochmoorpflanzen, auch die in <strong>der</strong> Nemoralen<br />
Zone vorkommenden, sind boreale Florenelemente.<br />
Auf diesen Floren- und Vegetationstyp<br />
wird daher unten noch etwas näher eingegangen.<br />
Neben den Hochmooren sind als weitere<br />
Son<strong>der</strong>standorte die Sumpf- und Auenwäl<strong>der</strong><br />
zu nennen. Bruchartige Sumpfwäl<strong>der</strong> können<br />
im südlichen Teil <strong>der</strong> Zone noch Erlen beherbergen,<br />
sonst werden sie von Koniferen gebildet.<br />
Die Auen kleinerer Flüsse werden oft von<br />
Erlen <strong>der</strong> Alnus-incana-Gm'p’p t begleitet. An<br />
größeren Flüssen finden sich diese, zusammen<br />
mit Pappeln und vielen sommergrünen Sträuchern,<br />
in <strong>der</strong> Weichholzaue, während die Hartholzaue<br />
aus Nadelbäumen besteht. In den beson<strong>der</strong>s<br />
winterkalten Gebieten, namentlich in<br />
Sibirien, zeigt sich hier noch eine Beson<strong>der</strong>heit.<br />
Die großen Ströme sind im Winter mit einer<br />
dicken Eisschicht bedeckt. Wenn diese im Frühling<br />
aufbricht, kommt es zu einem Eisgang gewaltigen<br />
Ausmaßes, <strong>der</strong> an vielen Stellen <strong>der</strong> Aue<br />
das Aufkommen von Wald verhin<strong>der</strong>t. Hier<br />
befinden sich infolgedessen natürliche Auenwiesen.<br />
Als immergrüner Waldtyp zeigt die Dunkle<br />
Taiga - abgesehen vom jungen Austrieb im Frühling<br />
- kaum jahreszeitliche Aspekte. Langzeitliche<br />
Verändemngen, d. h. die Verjüngung,<br />
sind in <strong>der</strong> üblichen Form differenziert. Trotz<br />
des insgesamt kühlen Klimas sind Waldbrände<br />
nicht selten, denn im Sommer können mehrwöchige<br />
Trockenperioden auffreten, und auch<br />
Gewitter kommen vor; <strong>der</strong> Harzreichtum <strong>der</strong><br />
Bäume för<strong>der</strong>t die Brandbereitschaft. Die auf<br />
Brände folgende Sukzession ist wegen <strong>der</strong> unkomplizierten<br />
floristischen Situation in beiden<br />
Kontinenten gut bekannt (Abb. 155, S. 308);<br />
im ersten Stadium treten off Laubbäume {Betula,<br />
Populus, Prunus) auf.<br />
Hochmoore als Son<strong>der</strong>vegetationstyp<br />
Moore sind geologisch gesehen Lagerstätten von<br />
Torf, d.h. von mindestens 30 cm dicken Schichten<br />
subfossilen, unvollständig zersetzten Pflanzenmaterials<br />
oberhalb des Mineralbodens. Der<br />
Torf ist von <strong>der</strong> darauf wachsenden Pflanzendecke<br />
selbst erzeugt; seine weitere Zersetzung<br />
wird durch 0 2 -Mangel infolge Wassersättigung,<br />
z. T. auch durch weitere bodenphysikalische<br />
o<strong>der</strong> chemische Faktoren verhin<strong>der</strong>t. Solche<br />
Torfe können unter verschiedenen Vegetationstypen<br />
auftreten, auch unter geschlossenen Wäl<strong>der</strong>n<br />
(Bruchwäl<strong>der</strong>, Sumpfwäl<strong>der</strong>). In <strong>der</strong><br />
Vegetationskunde spricht man von Mooren jedoch<br />
nur dann, wenn die Vegetationsdecke offen<br />
ist, d. h. waldfrei o<strong>der</strong> höchstens locker mit<br />
Bäumen bestanden (offenwaldartig).<br />
Die meisten M oore sind rein edaphisch<br />
durch zu hohen Grundwasserstand bedingt, oft<br />
auch als Teile von Gewässerrand-Zonierungen.
304 Die Boreale Zone<br />
Solche Moore, die zur azonalen Vegetation gehören,<br />
heißen Topogene Moore, Minerotrophe<br />
Moore o<strong>der</strong> Flachmoore; ihre Vegetation entspricht<br />
meist <strong>der</strong> Formation des Graslandes.<br />
Demgegenüber besteht die ökologische Basis<br />
<strong>der</strong> hier zu besprechenden Hochmoore in<br />
einer Kombination edaphischer und klimatischer<br />
Faktoren. Die Voraussetzungen für ihre<br />
Entstehung sind zunächst edaphischer Art:<br />
Vernässung durch hoch anstehendes Grundo<strong>der</strong><br />
Stauwasser und zugleich sehr armes Bodensubstrat<br />
mit niedrigem pH-Wert. Solche Bedingungen<br />
ermöglichen das Wachstum von „Torfmoosen“<br />
<strong>der</strong> Gattung Sphagnum. Ist das Klima<br />
genügend humid, so können sich bestimmte<br />
Arten aus dieser Gattung ansiedeln, <strong>der</strong>en dichte<br />
Polster ein für Moose recht starkes Längenwachstum<br />
(bis über 10 cm pro Jahr) zeigen. Sie<br />
wachsen an <strong>der</strong> Spitze nach oben, während sie<br />
an <strong>der</strong> Basis kontinuierlich absterben. Da keine<br />
Zersetzung erfolgt, bleibt die für die Sphagna<br />
typische Wasserspeicherkapazität auch in den<br />
toten Teilen erhalten. So erhebt sich die Moosdecke<br />
im Laufe ihrer Entwicklung über das ehemalige<br />
Grundwasserniveau (daher <strong>der</strong> Name<br />
H och m oor), bleibt aber trotzdem wassergesättigt,<br />
d. h. sie baut einen eigenen, vom<br />
Mineralboden unabhängigen Wasservorrat auf<br />
Dieser stammt nicht aus dem Grundwasser, son<strong>der</strong>n<br />
direkt aus dem Nie<strong>der</strong>schlag; danach nennt<br />
man die Hochmoore auch Ombrogene Moore.<br />
Siedeln sich hochmoorbildende Torfmoose in<br />
einem Waldbestand an, so können sie durch die<br />
Anhebung des Vernässungsspiegels die Bäume<br />
zum Absterben bringen.<br />
Hochmoorartige Vegetation gibt es in den humiden<br />
Teilen aller Zonen, so z. B. in <strong>der</strong> Tropischen<br />
Zone auf Borneo, in <strong>der</strong> Australen im perhumiden<br />
Westpatagonien, in <strong>der</strong> Nemoralen in<br />
Norddeutschland (vgl. S. 418) und Großbritannien.<br />
Ihre weitaus größte Verbreitung hat sie aber<br />
in <strong>der</strong> Borealen Zone. Wie besprochen, schafft<br />
das Klima hier durch die allgemeine Tendenz zur<br />
Podsolierung die Voraussetzungen für die Hochmoorbildung<br />
zum großen Teil selbst; die Hochmoore<br />
sind demnach in <strong>der</strong> Domäne <strong>der</strong> Dunklen<br />
Taiga als ein aberranter Teil <strong>der</strong> klimatischen<br />
Klimaxvegetation anzusehen.<br />
Die Struktur <strong>der</strong> borealen Hochmoorvegetation<br />
wird im wesentlichen durch drei Lebens-<br />
Randwalti<br />
Lngg '<br />
R ü lle<br />
K o lke<br />
¡-agg<br />
^4<br />
i r<br />
•'1<br />
I ' ^ ' i-<br />
Logg<br />
ia g g<br />
B ach<br />
Abb. 152: Typen ombrogener Moore, schematische Profilschnitte.<br />
1 Typisches baumloses Hochmoor in euhumidem Klima, entstanden in einer vernäßten Senke (x), mit<br />
„uhrglasförmiger“ Wölbung (verbreitet vom nemoralen Nie<strong>der</strong>rhein bis in die mittlere Taiga W-Sibiriens).<br />
2 Waldhochmoor, ähnlich vorigem, aber in etwas trocknerem Klima, in dem zeitweiliges Austrocknen <strong>der</strong><br />
Oberfläche das Aufkommen von Bäumen {Pinus, Betula) erlaubt, die eine lockere Baumschicht (Offenwald)<br />
bilden (im Gebiet <strong>der</strong> südlichen Taiga und <strong>der</strong> Boreonemoralen Zone von NO-Deutschland nach O). 3 Deckenmoor<br />
(Blanket Bog), in mild-(per)humidem nemoralem bis boreonemoralem Klima, in dem die Sphagnum-<br />
Decke fähig ist, auch Bodenwellen zu überwachsen (Westküste <strong>der</strong> Britischen Inseln und S-Norwegens). Schraffiert<br />
die wassergefullte, vom Grundwasser unabhängige Torfmasse. - Aus O svald 1925, verän<strong>der</strong>t.
Dunkle Taiga 305<br />
formen bestimmt: Moose, Zwergsträucher und<br />
Hemikryptophyten (vorwiegend Grasartige). Die<br />
Verteilung dieser Lebensformen im Hochmoor<br />
ist unterschiedlich: es kommen Dom inanzbestände<br />
von allen dreien vor, aber auch Mischungen<br />
verschiedenen Grades sowohl zwischen<br />
den Einzeltypen als auch in Form von<br />
Mosaikkomplexen. Im einzelnen hängt die<br />
Struktur von den speziellen klimatischen und<br />
topographischen Außenbedingungen ab; im<br />
Bereich <strong>der</strong> eurosibirischen Borealen und<br />
Nemoralen Zone unterscheidet man 3 Haupttypen<br />
<strong>der</strong> Hochmoore (Abb. 152). Hinzu kommen<br />
noch 2 weitere im subarktischen und arktischen<br />
Gebiet, worauf hier aber nicht näher eingegangen<br />
werden kann.<br />
Die Hochmoore zeigen extreme ökologische<br />
Bedingungen in zweierlei Hinsicht. Die Herkunft<br />
des Wassers allein aus dem Nie<strong>der</strong>schlag<br />
fuhrt zu großer Armut an Mineralien, insbeson<strong>der</strong>e<br />
an Stickstoff; nur wenige Sippen, wie die<br />
insektivoren D rosera-hrttn, können zusätzliche<br />
N-Quellen erschließen, und infolgedessen ist die<br />
Gesamt-Artenzahl sehr gering. Der zweite Faktor,<br />
das ständige Hochwachsen <strong>der</strong> Torfmoose,<br />
zwingt die beteiligten Kormophyten zu Maßnahmen,<br />
um damit Schritt zu halten (Abb. 153).<br />
Die hochmoorbildenden Sphagnum -hrttn<br />
\ sind meist weltweit verbreitet. Unter den Kormophyten<br />
finden sich eine Anzahl ± auf die<br />
Boreale (und z. T. Arktische) Zone beschränkter<br />
Hochmoorsippen, so die Ericaceen-Gattungen<br />
Chamaedaphne, A ndrom eda s. str. und Ledum<br />
sowie Vaccinium subg. Oxycoccus, ferner Arten<br />
<strong>der</strong> Gattungen Rhynchospora, Trichophorum,<br />
Eriophorum, Drosera. Im übrigen enthält die Flora<br />
einige weitverbreitete Sumpfpflanzen {Carex-,<br />
Juncus-Kxttn) sowie aus dem Wald übergreifende<br />
Säurezciger.<br />
Varianten und Regionen<br />
Die Boreale Zone bildet den letzten Abschnitt<br />
des Gradienten vom Äquator zur thermischen<br />
Waldgrenze. An diesem entlang folgt auf die<br />
besprochene normale Variante (T l.H l) <strong>der</strong><br />
Abb. 153: Mitwachsen <strong>der</strong> Hochmoor-Kormophyten mit <strong>der</strong> Sphagnum -U ccke.<br />
1 Sphapium-V ([m ztn, oben wachsend (w), unten abgestorben (t), mit Vaccinium oxycoccus, das in jedem Jahr<br />
neue Sprosse an die Oberfläche sendet, die dann im folgenden Jahre vom Sphagnum überwachsen werden. 2, 3<br />
Jährliche Verlagerung <strong>der</strong> Blattrosette von Drosera rotundifolia (2) bzw. <strong>der</strong> Horstbasis von C arexfusca (3) nach<br />
oben. - Quellen: 1 G rosse-B rauckmann 1963; 2, 3 B ertsch 1925.
306 Die Boreale Zone<br />
iy.<br />
J f i<br />
^ m -<br />
n<br />
Dunklen Taiga nach N die Variante T2.H1, d. h.<br />
<strong>der</strong> Ubergangssaum (Ökoton) vom Wald zur<br />
Tundra, gemeinhin als Subarktische Zone (exakter<br />
Unterzone) bzw. als Waldtundra bezeichnet.<br />
Es sind niedrige, lockere Waldbestände, <strong>der</strong>en<br />
Höhe von etwa 10 m im S auf weniger als<br />
5 m an <strong>der</strong> Nordgrenze sinkt. Sie sind durchsetzt<br />
von waldfreien, mit Tundravegetation bewachsenen<br />
Flecken auf den edaphisch ungünstigen<br />
Stellen, <strong>der</strong>en Ausdehnung immer weiter<br />
zunimmt, bis schließlich die letzten Waldreste<br />
nur noch an den günstigsten Standorten (z. B.<br />
Südhänge mit tiefgründigem Boden) übrig bleiben.<br />
Oft nehmen die Gehölze hier die Form<br />
von Krummholz an; beson<strong>der</strong>s häufig sind<br />
Krummholzbestände im oberen Saum borealer<br />
Gebirgsstufen, d. h. in <strong>der</strong> Subalpinen Stufe<br />
(bzw. richtiger Unterstufe; vgl. S. 316).<br />
Eine beson<strong>der</strong>e Variante <strong>der</strong> Waldtundra ist<br />
<strong>der</strong> Subarktische Birkenwald, <strong>der</strong> in küstennahen<br />
Gebieten mit mildem Winter (T2/3.H 1)<br />
auftritt. Die Artengarnitur <strong>der</strong> Taiga wird hier<br />
zugunsten von Betula entmischt, die dominant<br />
werden und z. T. reine Bestände bilden kann.<br />
Die Ursache für die Dominanz <strong>der</strong> Sommergrünen<br />
ist ungeklärt. Es wurde z. B. angenommen,<br />
daß bei wintermildem Klima die immergrünen<br />
Nadeln <strong>der</strong> Koniferen in dem langen,<br />
dunklen Winter fast ebenso viel Substanz veratmen,<br />
wie in dem kurzen Sommer hinzugewonnen<br />
werden kann (Hinweise, die in diese<br />
Richtung deuten, gaben mißlungene Aufforstungsversuche<br />
mit immergrünen Koniferen auf<br />
Island). Eine an<strong>der</strong>e Annahme geht von <strong>der</strong> Beobachtung<br />
aus, daß Koniferen-Jungpflanzen, die<br />
längere Zeit bei wenig tiefer Temperatur vom<br />
Schnee bedeckt sind, häufig von Pilzen („Schneeschimmel“,<br />
Herpotrichia nigra bzw. Lopho<strong>der</strong>mium<br />
pinastri) befallen und abgetötet werden. Beide<br />
Argumente würden zu einer Konkurrenzüberlegenheit<br />
<strong>der</strong> sommergrünen Birken fuhren. Im<br />
übrigen ist anzumerken, daß auch in ozeanisch<br />
getönten Gebirgen <strong>der</strong> Nemoralen Zone die<br />
Subalpine Stufe oft von Sommergrünen {Betula<br />
ode.r Fagus) gebildet wird; die Klimaverhältnisse<br />
dürften ähnlich sein. Ein Charakteristikum des<br />
Vegetationsmosaiks im Bereich solcher subarktisch/subalpinen<br />
Laubwäl<strong>der</strong> ist das Auftreten<br />
von Hochstaudenfluren an feuchten bis nassen<br />
(oft durchrieselten) Standorten mit guter Basenversorgung.<br />
Die wintermilde Variante <strong>der</strong> normalen<br />
Dunklen Taiga, Klimatyp T 1/3.H 1, kommt im<br />
zonalen Bereich nur an <strong>der</strong> NW-Küste Nordamerikas<br />
vor, wo sie zugleich durch sehr hohe<br />
Nie<strong>der</strong>schläge auffällt (S. 281). Ihr gehören aber<br />
auch große Teile <strong>der</strong> etagealen Taiga-Vorkommen<br />
in den Borealen Stufen <strong>der</strong> Nemoralen<br />
Zone an. Die mil<strong>der</strong>en Wintertemperaturen erlauben<br />
das Hinzutreten weiterer Koniferenarten<br />
aus Gattungen, <strong>der</strong>en Hauptverbreitung in den<br />
Nemoralen Nadelwäl<strong>der</strong>n liegt (aber dort meist<br />
mit an<strong>der</strong>en Arten), namentlich Abies\md Tsuga.<br />
In den südlichsten Vorkommen etagealer Taiga,<br />
in <strong>der</strong> Meridionalen Zone, übernimmt HW«<br />
oft die alleinige Dominanz.<br />
Völlig auf Boreale Stufen ist die sommertrockene<br />
Variante T1.H 3 beschränkt. Sie erscheint<br />
meist als oberer Saum <strong>der</strong> Nemoralen<br />
Nadelwäl<strong>der</strong>, von denen sie sich schwer trennen<br />
läßt; die Subalpine Stufe (T2.H3) wird dabei<br />
meist von Juniperus-, zuweilen auch von<br />
Pinus-hntn gebildet.<br />
Der zonale Teil <strong>der</strong> Domäne ist ziemlich<br />
gleichförmig, und wenn es die etagealen südlichen<br />
Auslieger nicht gäbe, könnte man sie als<br />
Abb. 154: Verbreitung <strong>der</strong> Dunklen (14, schräg schraffiert und Dreiecke) und <strong>der</strong> Hellen (15, senkrecht<br />
schraffiert) Taiga.
Dunkle Taiga 307<br />
eine einzige Region ansehen, in <strong>der</strong> die aus den<br />
benachbarten nemoralen Waldgebieten kommenden<br />
Einflüsse auf die Kraut- und Strauchschicht<br />
höchstens eine Ausscheidung von Unterregionen<br />
erlauben. Diese Einflüsse sind in <strong>der</strong><br />
Dunklen Taiga <strong>der</strong> Borealen Stufen aber wesentlich<br />
stärker, und auch manche <strong>der</strong> als boreal<br />
anzusehenden Florenelemente zeigen hier eine<br />
größere Vielfalt. Hierdurch erhalten die W äl<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Borealen Stufen ein größeres Gewicht;<br />
fast könnte man die zonale Dunkle Taiga als<br />
<strong>der</strong>en verarmte nördliche Variante ansehen. Wie<br />
beim Sommerwald ist daher eine Aufteilung in<br />
drei Regionen angemessen (Abb. 154): die Nordamerikanische<br />
Region (14.1), die Westeurasiatische<br />
Region (14.2) und die Ostasiatischc Region<br />
(14.3).<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Von den zonalen Teilen ist nur <strong>der</strong> osteuropäische<br />
Raum von Skandinavien bis zum Ural dichter<br />
besiedelt, die durch bäuerliche Landwirtschaft<br />
gekennzeichnete europäische Kulturlandschaft<br />
greift hier aus dem boreonemoralen Bereich<br />
in die Dunkle Taiga über. Sonst reichen<br />
die Hauptsiedlungsgebiete mit landwirtschaftlicher<br />
Nutzung, sowohl in Sibirien als auch in<br />
Kanada, meist nur bis zum Südrand <strong>der</strong> Borealen<br />
Zone. Die Taiga war hier traditionell von<br />
indigenen Volksstämmen auf dem Niveau <strong>der</strong><br />
Jäger und Sammler bewohnt, die dem Wald<br />
wenig Schaden zufügten; auch nach <strong>der</strong> russischen<br />
bzw. französisch/britischen Eroberung<br />
wurden nur einzelne weit verstreute, dem Handel<br />
o<strong>der</strong> dem Bergbau dienende Siedlungen<br />
angelegt. Seit <strong>der</strong> Mitte unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
sind jedoch in beiden Kontinenten großflächige<br />
Holz-Exploitationen im Gange, bei denen auf<br />
Gesichtspunkte <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verjüngung und damit<br />
<strong>der</strong> Nachhaltigkeit wenig Rücksicht genommen<br />
wird.<br />
Auch die Borealen Stufen sind im europäischen<br />
Raum am stärksten besiedelt, mit traditionell<br />
weit hinauf reichen<strong>der</strong> Landwirtschaft.<br />
Dabei bot das gebirgige Gelände jedoch genügend<br />
Standorte, an denen diese nicht möglich<br />
war und deshalb <strong>der</strong> Wald erhalten blieb, wenn<br />
auch beeinflußt durch bäuerliche Holznutzung<br />
und Beweidung. Auch in den weiter östlich gelegenen<br />
Gebirgsstufen Eurasiens, die sich über<br />
die von Nomaden bewohnten Steppen und<br />
Halbwüsten erheben, hatte die Beweidung einigen<br />
Einfluß, und die Holzvorräte wurden von<br />
den Bewohnern <strong>der</strong> dicht besiedelten Taloasen<br />
genutzt. Am wenigsten beeinflußt sind die<br />
borealen Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> nordamerikanischen Gebirge.<br />
Heute werden zwar auch die Gebirgswäl<strong>der</strong><br />
nicht von Exploitationen verschont,<br />
doch erschwert das Gelände eine flächendeckende<br />
Nutzung, und inzwischen sind auch vielerorts<br />
größere Bestände unter Schutz gestellt worden.<br />
14.1 Nordamerikanische Region<br />
Obwohl die zonalen und die etagealen Vorkommen<br />
<strong>der</strong> Dunklen Taiga in Nordamerika von<br />
Alberta bis Alaska direkt aneinan<strong>der</strong> stoßen, ist<br />
ihre Vegetation doch unterschiedlich genug, um<br />
als zwei Unterregionen anerkannt zu werden.<br />
Die Kanadische Unterregion (14. La), von<br />
Neufundland bis NO-Alaska reichend, zeigt die<br />
typische Verteilung mit <strong>der</strong> günstigsten Variante<br />
T I.H l im S und <strong>der</strong> subarktischen Waldtundra<br />
(T2.H1) im N; letztere ist beson<strong>der</strong>s ausgedehnt<br />
in <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> Hudson Bay. Im<br />
Tl-Bereich zeichnet sich <strong>der</strong> östliche Teil in<br />
Québec und Ontario durch beson<strong>der</strong>s hohen<br />
Nie<strong>der</strong>schlag bis über 1000 mm aus; an<strong>der</strong>erseits<br />
finden sich in NO-Alaska sehr trocken-kalte<br />
Bedingungen, die allerdings bezüglich <strong>der</strong><br />
Winterkälte von denen <strong>der</strong> sibirischen Hellen<br />
Taiga noch weit entfernt sind. Von den beteiligten<br />
Baumarten (Tab. 37, S. 300) sind nur die<br />
beiden Fichten und die Tanne Komponenten<br />
<strong>der</strong> normalen Klimaxgesellschaft. Dabei dominiert<br />
Picea glauca mehr auf den trockneren, P.<br />
m ariana auf den feuchten und armen Böden;<br />
A bies balsamea, die nur im feuchten SO häufiger<br />
ist und die trockenen und sehr kalten Gebiete<br />
meidet, bevorzugt feucht-reiche Standorte.<br />
Die Lärche spielt nur an Son<strong>der</strong>standorten<br />
eine Rolle, namentlich an Hochmoorrän<strong>der</strong>n.<br />
Pinus banksiana ist ein kurzlebiger Pionierbaum,<br />
<strong>der</strong> nach Waldbränden vor allem auf armen<br />
Sandböden rasch aufkommt, aber bereits nach<br />
wenigen Jahrzehnten sein Wachstum einstellt<br />
und durch die Fichten ersetzt wird. Auf weniger<br />
armen Böden treten die Laubhölzer Betula<br />
papyrifera, Prunus pensylvanica und Populus<br />
tremuloides 2i\s Pioniere auf (Abb. 155). Die IGautschicht<br />
differenziert sich ähnlich wie in Eurosibirien<br />
(vgl. Abb. 157). Die arktische Waldgrenze<br />
wird von den beiden Fichten gebildet.
308 Die Boreale Zone<br />
ErSSgiS^^^fcg*<br />
W tiW<br />
2 M f ‘<br />
Abb. 155: Waldbrand-Sukzession in <strong>der</strong> kanadischen Dunklen Taiga (Laurentischer Schild, N-Quebec).<br />
Die durch den Brand aus dem Rohhumus freigesetzten Stickstoffreserven erlauben in den ersten Jahren die<br />
Entwicklung einer hochwüchsigen Kahlschlagflur (1), die aber bald wie<strong>der</strong> durch überlebende Vertreter <strong>der</strong><br />
eigentlichen Waldflora abgelöst wird (2, auf reicheren Böden mehr Stauden, auf ärmeren mehr Zwergsträucher).<br />
Zwischen diesen kommen dann die Pionierbäume auf (3) und bilden einen Vorwald (4, 5), <strong>der</strong> schließlich<br />
wie<strong>der</strong> durch den Klimaxwald ersetzt wird (6).<br />
a Epilobium angustifolium, b div. Farne, c div. Vaccinium-hx^zxi, d Betulapapyrifera und Populus tremuloides, e Pinus<br />
banksiana, f Picea glauca und A bies balsamea. Krautschicht überhöht gezeichnet. - Aus M arie-Victorin 1925,<br />
verän<strong>der</strong>t.
Dunkle Taiga 309<br />
Ausgedehnte Hochmoorgebiete hegen in den<br />
Tieflän<strong>der</strong>n um die Hudson Bay. Kleinflächige<br />
südliche Auslieger <strong>der</strong> kanadischen Dunklen<br />
Taiga finden sich auf den höchsten Gipfeln <strong>der</strong><br />
Appalachenkette (Abb. 178.38,39), sie bestehen<br />
aus Tannen (von Virginia südlich A.fraseri) und<br />
<strong>der</strong> dem ganzen Appalachensystem eigenen<br />
Picea rubens.<br />
Die etageale Kordillerische U nterregion<br />
(14.1.b; vgl. Abb. 178.33,34,40-42,58) erstreckt<br />
sich einigermaßen geschlossen entlang <strong>der</strong> Gebirgskämme<br />
vom nördlichen British Columbia<br />
bis Oregon und Idaho. Von hier nach S teilt sie<br />
sich zunehmend in isolierte Vorkommen auf<br />
einzelnen Bergmassiven auf, <strong>der</strong>en südlichste bis<br />
ins Hochland von Mexiko reichen. Im Nordteil<br />
ist die Dunkle Taiga nicht nur floristisch<br />
deutlich vom Nemoralen Nadelwald <strong>der</strong> tieferen<br />
Lagen abgesetzt, son<strong>der</strong>n sie unterscheidet<br />
sich auch klimatisch durch das Fehlen <strong>der</strong><br />
Sommerdürre (T I.H l). Ihre Untergrenze liegt<br />
im südlichen British Columbia um 1000 m, in<br />
S-Oregon bei 1700 m, die vertikale Erstreckung<br />
beträgt 400-800 m. Hauptbaumarten sind im W<br />
(Küsten- und Kaskadengebirge) A bies lasiocarpa<br />
und Tsuga mertensiana (mit Chamaecyparis nootkalensis<br />
als häufiger Beimischung), im O Abies<br />
lasiocarpa und Picea engelmannii. Pinus contorta<br />
ist als Pionierart und auf edaphischen Extremstandorten<br />
überall verbreitet. Zusätzliches Element<br />
<strong>der</strong> Subalpinen Stufe, in <strong>der</strong> Tsuga mertensiana<br />
oft in sehr auffälliger, malerischer Gestalt<br />
auftritt (Abb. 156), ist die niedrige, zur Sekt.<br />
Cembra gehörige Pinus albicaulis. Charakteristisch<br />
für die hohen, schneereichen Gebirge sind die<br />
oft die ganze Boreale Stufe durchziehenden, mit<br />
<strong>der</strong> Grünerle Ainus sinuata bewachsenen Lawinenbahnen<br />
(vgl. Abb. 165, S. 322).<br />
Weiter südlich (im O etwa ab 44°N, im W<br />
ab 42°N) greift die Sommerdürre auch auf die<br />
Boreale Stufe über (T1.H3). Im O, wo <strong>der</strong> Nemorale<br />
Nadelwald <strong>der</strong> Tieflagen meist nur aus Pinus<br />
pon<strong>der</strong>osa besteht, wird Picea engelmannii z. T.<br />
durch die trockenresistente P. pungens ersetzt,<br />
und es treten Pinusflexilis und in <strong>der</strong> Subalpinen<br />
Stufe P. aristata (beide Sekt. Cembra) hinzu.<br />
Die isolierten Gebirgszüge, die aus den Wüstenbecken<br />
von Nevada und Utah aufragen, sind<br />
z. T. auch in <strong>der</strong> Borealen Stufe weit hinauf nur<br />
mit Wachol<strong>der</strong>-Offenwäl<strong>der</strong>n bestanden, die<br />
dann in <strong>der</strong> Subalpinen Stufe bei etwa 3600 m<br />
von Pinus aristata abgelöst werden. Diese Art,<br />
namentlich die var. longaeva, kann unter den in<br />
je<strong>der</strong> Hinsicht extremen Klimaverhältnissen<br />
(T2.H3) bei sehr langsamem Wachstum ein Alter<br />
von über 4000 Jahren erreichen.<br />
Beson<strong>der</strong>e Verhältnisse liegen in <strong>der</strong> kalifornischen<br />
Sierra Nevada vor. Hier tritt einerseits<br />
M t<br />
.M<br />
f i<br />
, 1' ^ :<br />
Abb, 156: Alte Exemplare von Tsuga m erten sian a in <strong>der</strong> Subalpinen Stufe des Kaskadengebirges<br />
(N-Washington).<br />
Mt. Baker National Forest, Galena Chain Pass, Höhe ca. 1500 m (i. H. links Mt. Shuksan, 2784 m). - Zeichnung<br />
B. Raufeisen.
310 Die Boreale Zone<br />
Tsuga mertensiana auf, an<strong>der</strong>erseits aber auch<br />
Pinus flexilis, P. aristata sowie weitere Kiefernarten;<br />
Abies lasiocarpa wird durch A . magnifica<br />
ersetzt. Diese besiedelt aber auch die Boreonemorale<br />
Stufe, und damit deutet sich die für<br />
Höhenstufen <strong>der</strong> semihumiden Meridionalen<br />
Zone typische Verwischung <strong>der</strong> Grenze zwischen<br />
Nemoraler und Borealer Stufe an. In den<br />
weiter südlich gelegenen sporadischen Vorkommen<br />
in Mexiko ist die Trennung bei<strong>der</strong> nicht<br />
mehr möglich. Die höchstgelegenen Wäl<strong>der</strong> an<br />
den Vulkanbergen des mexikanischen Hochlandes<br />
in 3900-4000 m Höhe werden von Pinus<br />
hartwegii gebildet (vgl. Abb. 178.22).<br />
14.2 Westeurasiatische Region<br />
Auch hier sind eine zonale und eine etageale<br />
Unterregion zu unterscheiden. Die Eurosibirische<br />
Unterregion (14.2.a) umfaßt mit ihrer<br />
Erstreckung von Skandinavien bis zum Baikalsee<br />
eine ähnliche Fläche wie die kanadische. Die<br />
Optimalvariante (T I.H l) zeigt ihre volle Artengarnitur<br />
mit Fichte, Kiefer, Tanne, Zirbe und<br />
Lärche (Tab. 37, S. 300) nur im östlichen Teil;<br />
nach W verschwinden die drei letzteren, vermutlich<br />
infolge noch unvollständiger Rückwan<strong>der</strong>ung<br />
nach <strong>der</strong> Eiszeit. Hauptbaumarten sind<br />
Pinus cemhra ssp. sibirica. Picea abies ssp. obovata<br />
und Abies sibirica. Sie bilden oft Mischbestände,<br />
wobei die Tanne die größten Anteile auf besseren<br />
Böden hat, während die Zirbe mehr im mittleren<br />
Bereich des edaphischen Mosaiks dominiert.<br />
Pinus sylvestris und Larix russica sind auf<br />
die trockenen und armen Randstandorte beschränkt.<br />
Im Altaigebirge (Abb. 178.47), dessen<br />
nordwestliche Teile ein für die Dunkle Taiga<br />
recht günstiges Klima zeigen, werden die höheren<br />
Lagen ab etwa 1200 m bis zur alpinen Waldgrenze<br />
bei 1700-2000 m von <strong>der</strong> Zirbe beherrscht,<br />
begleitet von <strong>der</strong> Lärche als Marginalund<br />
Pionierart. Im verarmten Westen <strong>der</strong> Region,<br />
in Fennoskandien und W-Rußland, werden<br />
die günstigeren Standorte von <strong>der</strong> Fichte,<br />
die ungünstigeren von <strong>der</strong> Kiefer eingenommen.<br />
Da das Ensemble von nur 2 Baumarten eine detailliertere<br />
Vegetationsgliedemng, wie sie für forstliche und<br />
botanische Zwecke erwünscht war, nicht zuließ, hat man<br />
hier schon früh eine solche entwickelt, die allein auf<br />
den Dominanzverhältnissen <strong>der</strong> Krautschicht basiert.<br />
Dies sind die sog. Waldtypen nach C ajan<strong>der</strong> (1909,<br />
1930), die zunächst nur auf Finnland bezogen waren.<br />
sich aber wegen <strong>der</strong> großen floristischen Einheitlichkeit<br />
<strong>der</strong> Domäne nicht nur in Rußland und Sibirien,<br />
son<strong>der</strong>n in sehr ähnlicher Form sogar in <strong>der</strong> kanadischen<br />
Region wie<strong>der</strong>fmden lassen. Entsprechend einer<br />
edaphischen AbstuEmg von trocken-arm nach feuchtreich<br />
unterscheidet man (Abb. 157):<br />
Flechten-Typ (Bestand sehr licht und meist kaum<br />
10 m hoch)<br />
C allm a-Typ<br />
Vaccinium^itis-idaeaAyp<br />
Vaccinium-myrtillusAyp<br />
O xalis-acetosella-Typ (Bestand dicht, bis 25 m<br />
hoch).<br />
Sehr genau untersucht ist in Nordeuropa auch die<br />
Sukzession nach Waldbränden (vgl. Abb. 155). Da sie<br />
bei dem ungünstigen Klima recht langsam abläuft,<br />
enthält das natürliche Waldmosaik neben den edaphischen<br />
Varianten meist auch Sukzessionsstadien.<br />
Gleichaltrige Bestände von Kiefer, Birke o<strong>der</strong> Espe<br />
können als Zeichen für einen ehemaligen Brand gelten.<br />
Beson<strong>der</strong>s Pinus sylvestris, die im Gegensetz zu<br />
ihrem kanadischen Gegenstück P. banksiana sehr langlebig<br />
ist, ist dadurch vielerorts viel stärker repräsentiert,<br />
als es dem rein edaphischen Mosaik entsprechen<br />
würde.<br />
Im mittleren Bereich <strong>der</strong> Region, im großen<br />
westsibirischen Tiefland zwischen Ural und<br />
Jenissej, ist die Taiga großflächig durch Hochmoore<br />
und sie umgebende Sumpfvegetation<br />
ersetzt. Hier sind rund 50 %, örtlich sogar bis<br />
Abb. 157: Ökogramm <strong>der</strong> CAjANUERschen Wald<br />
typen in <strong>der</strong> nordeuropäischen Dunklen Taiga.<br />
Punktierte Linie: Ungefähre Grenze zwischen dei<br />
Dominanz von Pinus sylvestris (links oben) und Pica<br />
abies (rechts unten).
Dunkle Taiga 311<br />
80 % <strong>der</strong> Fläche vermoort; die gesamte Moorfläche<br />
in diesem Gebiet wird mit 786000 km^<br />
angegeben. Die Torfschichten können bis 10 m<br />
dick sein.<br />
Die arktische Waldgrenze wird im mittleren<br />
Teil von <strong>der</strong> Fichte, östlich des Ob meist von<br />
<strong>der</strong> Lärche gebildet. Von <strong>der</strong> Halbinsel Kola an<br />
nach W sorgt jedoch <strong>der</strong> Einfluß des Golfstromes<br />
für eine Mil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wintertemperatur<br />
(T2/3), so daß hier <strong>der</strong> Subarktische Birkenwald<br />
auftritt. Er besteht aus Betula tortuosa (zu B.<br />
pubescens s. 1. gehörig) und bildet in den skandinavischen<br />
Gebirgen auch die Subalpine Stufe;<br />
weiter westlich findet er sich noch auf Island<br />
und S-Grönland als einziger borealer Waldtyp.<br />
Der ctageale Teil <strong>der</strong> Region, die Alpen-<br />
Tienschan-Unterregion (14.2.b), besteht aus<br />
vielen isolierten Gebirgsstufen, die meist etwa<br />
Höhenlagen von 1400 bis über 2000 m einnehmen<br />
(Abb. 178.43-49). Da sie nicht sehr weit<br />
nach S reicht, ist die Baumflora nicht viel reicher<br />
als in 14.2.a. Zu unterscheiden sind 3<br />
Hauptmassive, Alpen, Kaukasus und Tienschan,<br />
denen die umgebenden kleineren Gebirge als<br />
verarmte Auslieger zuzuordnen sind. Dabei ähnelt<br />
die Dunkle Taiga <strong>der</strong> Alpen mit ihren<br />
Hauptbaumarten Fichte, Zirbe (Arve), Lärche<br />
und Kiefer (neben Pinus sylvestris auch <strong>der</strong> Endemit<br />
P. mugo mit <strong>der</strong> Krummholzform ssp. mugo\<br />
Abiesalba ist hingegen zur Boreonemoralen Stufe<br />
zu rechnen) am meisten <strong>der</strong> Mittelsibiriens;<br />
entsprechend wie im Altai herrschen hier Pinus<br />
cembra und Larix decidua im höchsten Teil <strong>der</strong><br />
Borealen Stufe. Im südlicher gelegenen Kaukasus<br />
sind nur Tanne {Abies nordmanniana), Fichte<br />
{Picea orientalis) und Kiefer (auch hier Pinus<br />
sylvestris) vorhanden. Dem starken Feuchtigkeitsgefälle<br />
entsprechend differenzieren sie sich von<br />
W nach O: im humiden W dominiert die Tanne<br />
mit beigemischter Fichte, im mittleren Bereich<br />
herrscht diese allein und im O bleiben nur<br />
Kiefern-Trockenwäl<strong>der</strong> des Typs T1.H3 übrig;<br />
die Subalpine Stufe kann im W z. T. von Buche<br />
und Birken {Fagus orientalis, Betula medwedjewii<br />
u. a.) gebildet werden. Im Tienschan, wo die<br />
Untergrenze <strong>der</strong> Borealen Stufe häufig zugleich<br />
untere Waldgrenze gegen die Steppe ist, ist die<br />
Hauptbaumart Picea schrenkiana, nur an lokalklimatisch<br />
günstigen Stellen tritt auch eine Tanne<br />
{Ahies semenovii) auf In den beson<strong>der</strong>s trokkenen<br />
südlichen Ketten sind oft nur die Nordhänge<br />
bewaldet; an<strong>der</strong>erseits geht <strong>der</strong> Wald hier<br />
stellenweise bis 3000 m hinauf<br />
14.3 Ostasiatische Region<br />
Der zonale Teil dieser Region liegt zwischen<br />
zwei klimatischen Extrem en: dem trockenwinterkalten<br />
Klima <strong>der</strong> Hellen Taiga im W und<br />
dem sommerkühl-feuchten, subarktischen des<br />
Beringmeeres im O. Zwischen beiden besiedelt<br />
die Dunkle Taiga östlich des Dshugdshur-Gebirges<br />
und im Innern Kamtschatkas nur relativ<br />
kleine Flächen, etwas größere im unteren Amurgebiet<br />
und auf Sachalin. Alle diese Gegenden<br />
sind ± gebirgig, und da die floristischen und<br />
ökologischen Beziehungen zu den etagealen<br />
Taiga-Vorkommen <strong>der</strong> südlich benachbarten<br />
Gebirge deutlich sind, ist eine Trennung in eine<br />
zonale und eine ctagcalc Region nicht angemessen.<br />
Die ganze Region kann vielmehr als eine<br />
große, aus zahlreichen Teilen bestehende<br />
Boreale Gebirgsstufe angesehen werden, die sich<br />
bogenförmig von Kamtschatka bis zum Himalaja<br />
erstreckt und von Meereshöhe bis in eine<br />
Höhenlage von über 3000 m ansteigt (die alpine<br />
Waldgrenze liegt im Sichota-Alin bei etwa<br />
1300 m, im Himalaja meist um 4000 m ; vgl.<br />
Abb. 178.21,25-32,52-57).<br />
In diesem weiten Raum ist die Zahl <strong>der</strong> ±<br />
vikariierenden Koniferenarten groß (Tab. 38).<br />
Auffällig ist dabei, daß die Dunkle Taiga fast<br />
auschließlich von Picea und Abies gebildet wird.<br />
In den südlicheren Teilen, wo meist die Tannen<br />
dominieren, tritt noch Tsuga hinzu, die aber oft<br />
eher <strong>der</strong> Boreonemoralen Ubergangsstufe angehört.<br />
Das gilt noch stärker für die Gattung Pinus,<br />
soweit sie überhaupt auftritt (einzige Hochlagenart<br />
ist die im NO verbreitete Krummholz-Zirbe<br />
P. pumila an <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze). Die Lärchen<br />
bilden auf dem Kontinent, namentlich in<br />
den trockneten Gebieten, oft die Subalpine Stufe<br />
oberhalb <strong>der</strong> Fichten-Tannen-Wäl<strong>der</strong>.<br />
Auf den stark ozeanisch beeinflußten Inseln,<br />
von Kamtschatka bis Mitteljapan, tritt ein dem<br />
Klimatyp T2/3.H1 entsprechen<strong>der</strong> Subarktischer<br />
Birkenwald aus Betula ermanii auf Im Bereich dieser<br />
Birken-Waldtundra wachsen auf feucht-reichen<br />
Böden, begünstigt durch mineralreichen<br />
vulkanischen Untergrund und hohe Sommernie<strong>der</strong>schläge,<br />
auffallende Hochstaudenfluren, die<br />
bis über 4 m hoch werden können. Sie kommen<br />
an Son<strong>der</strong>standorten, z. B. in Flußauen, auch im<br />
Bereich <strong>der</strong> normalen Dunklen Taiga vor, am<br />
häufigsten auf Sachalin. Birkenwäl<strong>der</strong> aus Betula<br />
utilis bilden übrigens auch die Subalpine Stufe in<br />
den humiden Teilen des Himalaja.
312 Die Boreale Zone<br />
Tab. 38: Boreale Koniferen in den Gebirgen <strong>der</strong> Ostasiatischen Taiga-Region (14.3), angeordnet nach ihrer<br />
Verbreitung von NO nach SW.<br />
N-China: die Gebirge <strong>der</strong> Provinzen Jehol, Chahar und Shensi; Tsinling Shan: die Gebirgssysteme am Südrand<br />
von Nordchina, die die Einflüsse des innerasiatischen Trockengebietes von den südlicheren Teilen femhalten;<br />
SW-China: die Gebirge von W-Szechuan, Yünnan und Sikang bzw. O-Tibet.<br />
* = Art von untergeordneter Bedeutung.<br />
Nach W a n g 1961, F a r j o n 1990, Liu 1971, O hwi 1965, K o m a r o v 1934f. u. a.<br />
Gebiete L a rix Picea A bies Tsuga<br />
Inseln<br />
Kamtschatka g m d in ii jezoen sis sachalinensis* -<br />
Sachalin gm elin ii jez oen sh<br />
glehnii<br />
Hokkaido - jezoen sis<br />
glehnii<br />
Honshu kaem p feri* jezoen sis<br />
bicolor<br />
glehn ii*<br />
m ax im ow iczii*<br />
k o y a m a i*<br />
sachalinensis -<br />
sachalinensis<br />
m ariesii<br />
veitchii<br />
diversifolia<br />
Shikoku - veitchii diversifolia<br />
Kyushu - - - diversifolia<br />
T aiwan - m orrisonicola k a w a k a m ii chinensis*<br />
r<br />
Festland<br />
Ochotsk, Dshugdshur gm elinii jezoen sis<br />
abies<br />
- —<br />
Sichota-Alin gm elinii jezoen sis nephrolepis -<br />
Mandschurei, Korea gm elinii jezoen sis<br />
koraiensis'^<br />
N-China gm elinii meyeri<br />
jezoen sis*<br />
n eoveitchii*<br />
Tsinling Shan usw. p otan in ii asperata<br />
SW-China<br />
p o ta n in ii*<br />
m astersiana *<br />
g riffith ian a*<br />
neoveitchii<br />
p u rp u rea*<br />
brachytyla*<br />
w ilsonii*<br />
likiangensis<br />
pu rpu rea<br />
brachytyla<br />
n eoveitchii*<br />
a u ra n tiaca*<br />
retroflexa*<br />
nephrolepis<br />
nephrolepis<br />
chensiensis<br />
farg esii<br />
delavayi<br />
forrestii<br />
squ am ata<br />
chensiensis*<br />
fa r g esii*<br />
recurvata “■<br />
chinensis *<br />
chinensis<br />
forrestii*<br />
du m osa*<br />
fa b r i *<br />
O-Himalaja g riffilh ian a* spinulosa densa<br />
du m osa*<br />
W-Himalaja sm ithian a spectabilis<br />
_J
Helle Taiga 313<br />
15 Helle Taiga<br />
= 15.1 Ostsibirische Region<br />
Von den Koniferen des Borealen Nadelwaldes<br />
sind die Lärchen neben den zweinadligen Kiefern<br />
die konkurrenzschwächsten, sie kommen<br />
deshalb gewöhnlich nur als Pionierbäume sowie<br />
an Extremstandorten vor. Nur im nordöstlichen<br />
Teil Sibiriens, wo die immergrünen Koniferen<br />
infolge <strong>der</strong> extremen Winterfröste weitgehend<br />
ausfallen, bleibt die Lärche als einzige<br />
Baumgattung übrig und baut in Form <strong>der</strong> Hellen<br />
Taiga einen eigenen Waldtyp auf, <strong>der</strong> sich<br />
von <strong>der</strong> Dunklen Taiga ökologisch und floristisch<br />
deutlich unterscheidet.<br />
Klimabedingungen (Abb. 158)<br />
Das Klima entspricht im größten Teil <strong>der</strong> Region<br />
(Abb. 154, S. 306), <strong>der</strong>en Kerngebiet Jakutien<br />
ist, dem Typ T 1/4.H 2. Die Winter sind extrem<br />
kalt, die Monatsmittel liegen meist 2-4 Monate<br />
lang unter -3 0 °C, die Minima unterschreiten<br />
oft in mehreren Monaten -5 0 °C (selbst im April<br />
kann dieser Wert noch erreicht werden). An<strong>der</strong>erseits<br />
können noch nördlich des Polarkreises<br />
2-3 Monate mit Temperaturmitteln über -fl 0 °C<br />
und Julimittel über 15 °C auftreten. Die polare<br />
Waldgrenze erreicht im Bereich <strong>der</strong> Chatangaund<br />
Lena-Mündungen bei etwa 72°N ihre nördlichste<br />
Lage auf <strong>der</strong> Erde, und auch die alpine<br />
Waldgrenze kann am Polarkreis noch oberhalb<br />
von 1500 m liegen (Abb. 178.62). Der Nie<strong>der</strong>schlag<br />
beträgt meist 120-200 mm mit Maximum<br />
im Spätsommer. Der Frühsommer erscheint im<br />
Klimadiagramm als Dürrezeit, doch wirkt sich<br />
diese für die Vegetation nicht aus, da durch das<br />
Auftauen des überall vorhandenen Dauerfrostbodens<br />
(Abb. 148, S. 297) genügend Wasser zur<br />
Verfügung steht. Der starke Kontrast zwischen<br />
Winter und Sommer begünstigt sicherlich die<br />
tropophytischen Lärchen; doch ist das Fehlen<br />
immergrüner Koniferen weniger auf Konkurrenz<br />
Zurückzufuhren als vielmehr auf die Schädigung<br />
<strong>der</strong> Nadeln durch Frost und Frosttrocknis.<br />
Charakteristik, Unterglie<strong>der</strong>ung<br />
In großen Teilen <strong>der</strong> Region ist Larix gmelinii<br />
die einzige Baumart. Picea abies und Pinus sylvestris<br />
reichen von SW her zwar noch etwa bis<br />
Jakutsk, aber nur als sporadische Einzelvorkommen<br />
ohne Bedeutung in <strong>der</strong> Vegetation. Die<br />
Lärchenwäl<strong>der</strong>, die bestenfalls 25 m, gewöhnlich<br />
aber kaum 15 m hoch werden, erreichen<br />
zuweilen Schlußgrade von 80 %, doch sind sie<br />
meist viel lichter bis hinab zu Offenwäl<strong>der</strong>n mit<br />
20 % Deckung. Abhängig ist ihre Struktur vom<br />
Boden, namentlich von <strong>der</strong> Auftautiefe des<br />
Dauerfrostbodens. In dem überwiegend gebirgigen<br />
Gelände sind daher Südhänge mit starker<br />
Sonneneinstrahlung bevorzugt, hier wachsen die<br />
besten Bestände, während Nordhänge nur schütter<br />
bewachsen, in den nördlichen Teilen sogar<br />
ganz kahl sein können. Auch in den dichtesten<br />
Beständen ist aber das Kronendach sehr lichtdurchlässig,<br />
und insofern weicht das Lichtklima<br />
o © © ©<br />
Län<strong>der</strong>: 1 N-Burjätien, 2 M-Jakutien, 3 N-Jakutien, 4 N-Jakutien (Untere Lena).
314 Die Boreale Zone<br />
<strong>der</strong> Hellen Taiga von dem <strong>der</strong> Dunklen sehr<br />
ab. Der Unterwuchs ist daher ziemlich reichhaltig.<br />
An Sträuchern kommen neben Salix,<br />
Betula, Ainus und Juniperus z. B. Rosa, Spiraea,<br />
Potentilla fruticosa und Lonicera vor. Die Krautschicht<br />
besteht aus einem Gemisch von Arten<br />
<strong>der</strong> Dunklen Taiga mit solchen aus <strong>der</strong> Tundra;<br />
an geeigneten Stellen können auch Elemente<br />
<strong>der</strong> Steppe und Halbwüste hinzutreten.<br />
An Son<strong>der</strong>vegetationstypen seien die Flußauen<br />
genannt, die zumindest im südlicheren Teil<br />
Auenwäl<strong>der</strong> aus Populus suaveolens und Chosenia<br />
bracteata tragen können; wo Picea abies noch<br />
vorkommt, kann auch sie beteiligt sein. Auf Aachen<br />
Verebnungen, in denen sich Wasser staut,<br />
kann bei dem trockenen Klima eine leichte Versalzung<br />
erfolgen, die durch Halophyten wie<br />
Atriplexlitoralis, Spergularia marina und Salicomia<br />
angezeigt wird. Die alpine Waldgrenze <strong>der</strong> Gebirge<br />
wird oft von Krummholzbeständen aus<br />
Pinuspumila begleitet.<br />
Die Region glie<strong>der</strong>t sich in zwei U nterregionen.<br />
Die Jakutische Unterregion (IS.l.a)<br />
umfaßt den größeren Nordteil; vor allem auf<br />
sie trifft die vorstehende Beschreibung zu. Die<br />
südlich <strong>der</strong> Baikal-, Vitim- und Stanovoj-Gebirge,<br />
großenteils im Stromgebiet des Amur gelegene<br />
Dahurische Unterregion (IS.l.b) weicht<br />
durch ein nicht ganz so extremes Klima ab. Hier<br />
können in den dominierenden, oft gutwüchsigen<br />
Lärchenwald an lokalklimatisch o<strong>der</strong><br />
edaphisch günstigen Stellen auch Fichten-, Kiefern-<br />
o<strong>der</strong> Birkenbestände (aus Betulaplatyphylld}<br />
eingesprengt sein; eine charakteristische Strauchart<br />
ist das sommergrüne, vor Laubausbmch blühende<br />
Rhododendron dahuricum, und in <strong>der</strong><br />
Krautschicht fallen oft großblättrige Bergenia-<br />
Arten auf Dieses Gebiet ist als Mehrfach-Ökoton<br />
zwischen Heller Taiga, Dunkler Taiga, Trokken-Sommerwald<br />
und Steppe anzusehen.<br />
Der menschliche EinAuß ist ähnlich wie in<br />
den benachbarten Teilen <strong>der</strong> Dunklen Taiga. Für<br />
großangelegte Holz-Exploitationen ist <strong>der</strong> Holzvorrat<br />
<strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> meistens zu dürftig; an<strong>der</strong>erseits<br />
kann aber die Brennholznutzung in <strong>der</strong><br />
Umgebung größerer Siedlungen sehr schädlich<br />
sein, zumal die Wie<strong>der</strong>besiedlung unter den<br />
herrschenden Klimabedingungen nur äußerst<br />
langsam vor sich geht.
E Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />
= 16 Tundra<br />
Gemeinsames Merkmal <strong>der</strong> Arktischen und<br />
Antarktischen Zone sowie <strong>der</strong> Temperiert-Alpinen<br />
und <strong>der</strong> Tropisch-Alpinen Gebirgsstufen ist<br />
die thermisch bedingte Waldfreiheit. Wie besprochen,<br />
ist <strong>der</strong> ökophysiologische Grund für<br />
das Fehlen des Waldes <strong>der</strong> Wärmemangel während<br />
<strong>der</strong> Vegetationsperiode, <strong>der</strong> die N ettoproduktion<br />
so vermin<strong>der</strong>t, daß sie für den Aufbau<br />
von Bäumen nicht mehr ausreicht. An<strong>der</strong>e<br />
in <strong>der</strong> Literatur oft genannte Faktoren, wie<br />
Windwirkung, Frosttrocknis u. a., sind als sekundär<br />
anzusehen; sie können die Lage <strong>der</strong> thermischen<br />
Waldgrenze zwar lokal und in Einzelheiten<br />
beeinflussen, sind aber nicht <strong>der</strong>en generelle<br />
Ursache.<br />
Im günstigsten Falle wächst jenseits <strong>der</strong> Waldgrenze<br />
eine dicht geschlossene Vegetationsdecke.<br />
Sie entspricht am häufigsten einem gemischten<br />
Grasland, kann sich aber auch in Richtung<br />
auf reine Grasflur, Fleide, Staudenflur o<strong>der</strong><br />
Moos- und Flechtendecken entmischen. Werden<br />
die ökologischen Verhältnisse zunehmend<br />
ungünstiger, so wird die Vegetation zunächst<br />
lückig, dann vergrößern sich die Lücken, es bleiben<br />
nur noch getrennte Vegetationsflecken übrig,<br />
die weiter auf isolierte Einzelpflanzen reduziert<br />
werden; schließlich verschwinden die<br />
Kormophyten ganz, und es finden sich nur noch<br />
Moose und Flechten. Diese Abstufung in Richtung<br />
auf wüstenartige Vegetation kann durch<br />
alle drei ökologischen Gradienten bewirkt werden;<br />
den thermischen, den hygrischen (nur in<br />
Alpinen Stufen) und den edaphischen. In gebirgigem<br />
Gelände wird die Ausprägung und<br />
Wechselwirkung dieser Faktoren noch durch<br />
den kleinräumigen Wechsel von Exposition und<br />
geologischem Untergrund beeinflußt.<br />
Es resultiert ein kompliziertes Mosaik, dessen<br />
einzelne Komponenten im weltweiten Maßstab<br />
nicht differenziert kartierbar sind. Deshalb<br />
ist es zweckmäßig sie zu einer einzigen Komplexformation<br />
unter <strong>der</strong> Bezeichnung Tundra (sensu<br />
latissimo) zusammenzufassen.<br />
In seiner ursprünglichen Bedeutung im Russischen<br />
bezeichnet das Wort Tundra nur die Vegetation jenseits<br />
<strong>der</strong> arktischen Waldgrenze in Eurasien. In <strong>der</strong><br />
europäischen Literatur wird es heute gewöhnlich auf<br />
die Vegetation <strong>der</strong> gesamten Arktischen Zone bezogen,<br />
z. T. auch noch auf die Antarktische ausgedehnt;<br />
die alpine Vegetation <strong>der</strong> europäischen Gebirge wird<br />
aber meist nicht dazu gerechnet. Grund ist wohl die<br />
fehlende Verbindung zwischen beiden Vegetationsgebieten.<br />
An<strong>der</strong>s in Nordamerika: hier, wo sich die<br />
alpine Vegetation des Kordillerensystems in Alaska<br />
direkt an die arktische anschließt, ist die Bezeichnung<br />
alpine Tundra geläufig, und unter nordamerikanischem<br />
Einfluß wurde auch in Südamerika für die dort<br />
als Paramo und Puna bekannten Vegetationstypen<br />
schon <strong>der</strong> gemeinsame Oberbegriff Tundra benutzt.<br />
Dieser Tendenz folgend, erweitern wir den Begriff hier<br />
auf die gesamte polar-alpine Vegetation.<br />
Waldgrenze und Ökoton Wald/Tundra<br />
Als Vegetation jenseits <strong>der</strong> thermischen Waldgrenze<br />
schließt die Tundra polwärts bzw. nach<br />
oben an verschiedene Waldformationen an: den<br />
Borealen Nadelwald, den Lorbeerwald und den<br />
Oreotropischen Wald. Der Ökoton zwischen<br />
Wald und Tundra, die Subpolaren Zonen bzw.<br />
Subalpinen Stufen, wurden schon bei <strong>der</strong> Besprechung<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Waldzonen mit erwähnt.<br />
Es erscheint aber sinnvoll, diesen Übergangsbereich<br />
hier noch einmal zusammenfassend<br />
zu betrachten.<br />
Der Übergang zwischen Wald und Tundra ist<br />
- das Fehlen waldfeindlicher edaphischer<br />
Extremstandorte vorausgesetzt - im Prinzip in<br />
zwei verschiedenen Formen verwirklicht:<br />
(1) ; Mosaik-Typ: Der Wald lockert sich auf und<br />
zieht sich zugleich auf die edaphisch günstigsten<br />
Standorte zurück, so daß ein Mosaik<br />
aus Wald und Tundra entsteht. Entlang<br />
dem Wärmegradienten nimmt <strong>der</strong><br />
Anteil <strong>der</strong> Tundra zu, <strong>der</strong> des Waldes ab;<br />
mit den letzten Waldbeständen ist die<br />
Waldgrenze erreicht.<br />
(2) Reduktions-Typ: Der Wald wird bei abnehmen<strong>der</strong><br />
Wärme niedriger, ohne sich stärker<br />
aufzulockern, und geht allmählich in<br />
ein geschlossenes Gebüsch (Waldmantel)<br />
über, im Extremfall schließlich sogar in eine<br />
dichte Kleinstrauchheide. Hier ist es manchmal<br />
schwierig, eine Waldgrenze zu definieren;<br />
wir wollen sie etwa dort ansetzen, wo<br />
die Bestandeshöhe 2 m unterschreitet.<br />
Der Mosaik-Typ ist charakteristisch für die zonale<br />
arktische Waldgrenze, an <strong>der</strong> entlang er als
316 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />
t t<br />
subarktische Waldtundra einen bis zu mehrere<br />
100 km breiten Streifen einnehmen kann (vgl.<br />
S. 306). Ansonsten haben sich die Ansichten<br />
über seine Verbreitung in den letzten Jahrzehnten<br />
sehr gewandelt. Vom aktuellen Erscheinungsbild<br />
des subalpinen Bereichs <strong>der</strong> Alpen<br />
ausgehend, hatte man seit dem vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
auch für die alpine Waldgrenze <strong>der</strong> Gebirge<br />
(mindestens <strong>der</strong> extratropischen) generell eine<br />
ähnliche Vegetationsglie<strong>der</strong>ung angenommen;<br />
charakteristisch für diese Auffassung war die<br />
auch heute noch häufig benutzte Unterscheidung<br />
zwischen „Waldgrenze“ (als obere Grenze<br />
des geschlossenen Waldes) und „Baumgrenze“,<br />
die oft mehrere 100 Höhenmeter auseinan<strong>der</strong><br />
liegen sollten. Inzwischen hat sich aber<br />
herausgestellt, daß solche subalpinen Mosaik-<br />
Landschaften meistens anthropogen sind: durch<br />
Brand und Beweidung wurde die Grenze des<br />
geschlossenene Waldes hinabgedrückt, und nur<br />
auf Standorten, die von Bränden nicht erfaßt<br />
wurden bzw. für Beweidung nicht geeignet waren,<br />
konnten sich Baumgruppen o<strong>der</strong> Einzelbäume<br />
halten. Natürliche Wald-Tundren-Mosaiken<br />
finden sich in Gebirgen anscheinend nur<br />
unter beson<strong>der</strong>en Standortsverhältnissen; ein<br />
eindeutiges, klimatisch bedingtes Beispiel ist die<br />
als „Subalpine Parkland“ bekannte Mosaik-Vegetation<br />
im Kaskadengebirge NW-Nordamerikas<br />
(Abb. 159; vgl. auch 178.40).<br />
In den meisten Hochgebirgen ist die natürliche<br />
alpine Waldgrenze also eher vom Reduktions-lyp.<br />
Das gilt sowohl für die Tropen als<br />
auch für die Extratropen. Die Physiognomie des<br />
Grenzsaumes kann dabei je nach <strong>der</strong> floristischen<br />
Ausstattung recht unterschiedlich sein<br />
(Abb. 160). In Fällen, wo <strong>der</strong> unterhalb des subalpinen<br />
Ökotonbereiches liegende Hochwald<br />
einschichtig ist, kann die Reduktion <strong>der</strong> Bestandeshöhe<br />
sehr gleichmäßig vor sich gehen<br />
(Abb. 160.C); zuweilen bleibt dabei sogar die<br />
Baumart dieselbe. Ist <strong>der</strong> Wald hingegen 2- o<strong>der</strong><br />
mehrschichtig, so erfolgt die Abnahme mehr in<br />
gestufter Form, indem die einzelnen Schichten<br />
nacheinan<strong>der</strong> ausfallen (Abb. 160.A,B). Das<br />
Aussehen des hochstrauchigen „Waldmantels“<br />
im unmittelbaren Grenzbereich variiert außerdem<br />
entsprechend dem Klima. In extratropischen<br />
Gebirgen mit hoher winterlicher Schneedecke<br />
hat er häufig die Form des Krummholzes,<br />
bei dem die Basalteile <strong>der</strong> Stämme durch den<br />
Schneedruck dem Boden angedrückt sind, ln<br />
IM. ^ ‘<br />
Abb. 159: Mosaik-Typ <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze im Kaskadengebirge (N-Washington).<br />
Mt. Baker National Forest, Church Mtn. Range, Höhe ca. 1400 m. Die sehr hohen Nie<strong>der</strong>schläge (ca. 3000 mm<br />
mit Wintermaximum) führen in Muldenlagen zur Anhäufung großer Schneemassen, <strong>der</strong>en Abtauen so lange<br />
dauert, daß die Vegetationsperiode für Baumwuchs zu kurz und nur Wiesenwuchs möglich ist. Gutwüchsige<br />
Baumgruppen (hier aus A bies am ahilis) finden sich hingegen auf allen erhöhten Geländeteilen (vgl. auch Ahb.<br />
178.40). - Zeichnung B. Raufeisen.
Waldgrenze 317<br />
ALPIN<br />
H e lic h ry s u m spp.<br />
A lc h e m illa sp p. u.a.<br />
L obelia<br />
rh y n c h o p e ta lu m<br />
H a g e n ia a b y s s in ic a<br />
E rica trim era<br />
^H ypericum re vo lu tu m<br />
WG<br />
ALPIN<br />
AUSTRAL<br />
Subalpin<br />
W iesentundra m it<br />
Zw ergsträuchem<br />
Einschichtiger<br />
Hochwald<br />
F e s tu c a su b a n d in a<br />
P e m e tty a p o e p p ig ii u.a.<br />
N o th o fa g u s a n tá rctica<br />
N o th o fa g u s p u m ilio<br />
Abb. 160: Vegetationsstruktur an <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze (WG), Reduktions-Typ, in einigen Gebirgen im<br />
nördlich-temperierten (A), tropischen (B) und südlich-temperierten (C) Bereich.<br />
A: M-Himalaja (Nepal), Höhe ca. 4100 m (vgl. auch Abb. 178.28).<br />
B: Bale-Gebirge (Äthiopien), Höhe ca. 4100 m (vgl. auch Abb. 178.8).<br />
C: Anden im Bereich des Lago Nahuel Huapi (Argentinien), Höhe ca. 1700 m.<br />
Quellen: A, B G. & S. M iehe 1994 u. 1996; C E llenberg 1966, ergänzt nach O berdörfer 1960.
318 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />
t i<br />
humiden tropischen Gebirgen herrscht hingegen<br />
<strong>der</strong> sog. Elfenwald, <strong>der</strong> den Eindruck eines<br />
Waldes erweckt, bei dem die Stämme unterdrückt<br />
sind und nur die oft sehr wirr und bizarr<br />
verzweigten Kronen übrig geblieben sind (beide<br />
Typen werden zuweilen auch als Krummholz<br />
i.w.S. zusammengefaßt). Nähere Einzelheiten<br />
zur Vegetation <strong>der</strong> Subalpinen Stufe diverser<br />
Gebirge vgl. in Kap. III.F.<br />
Klimabedingungen, klimatischgeographische<br />
Differenzierung<br />
Der weltweiten Verbreitung <strong>der</strong> Domäne entsprechend,<br />
weisen die thermischen Verhältnisse<br />
<strong>der</strong> Tundra eine große Variationsbreite auf Eine<br />
überall im Prinzip gleiche Erscheinung ist die<br />
weitere Temperaturabnahme mit zunehmen<strong>der</strong><br />
geographischer Breite bzw. Meereshöhe. Sie<br />
bewirkt die oben skizzierte Reduktion <strong>der</strong><br />
Vegetationsdecke, die entlang diesem thermischen<br />
Gradienten aber allein mit immer stärkerer<br />
Verarmung verbunden ist. Ähnlich wie bei<br />
<strong>der</strong> Abnahme <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge von arid nach<br />
perarid ist eine Ausscheidung beson<strong>der</strong>er Klimatypen<br />
hier nicht erfor<strong>der</strong>lich. Stattdessen kann<br />
man die Domäne entsprechend <strong>der</strong> Qualitätsabnahme<br />
<strong>der</strong> Vegetation pragmatisch in 3 Untereinheiten<br />
einteilen (vgl. Abb. 164, S. 322);<br />
bei <strong>der</strong> Besprechung <strong>der</strong> einzelnen Regionen<br />
wird jeweils nur die gut ausgebildete, eupolare<br />
bzw. eualpine Variante berücksichtigt.<br />
Sehr große regionale Unterschiede bestehen<br />
bezüglich des jahreszeitlichen Klimaganges,<br />
wobei neben <strong>der</strong> rein thermischen Komponente<br />
auch die Tageslängen von Bedeutung sind<br />
(Tab. 39). Ökologisch wichtig ist namentlich die<br />
Form und Häufigkeit des Frostwechsels (Abb.<br />
161); so erscheint die Unterscheidung zwischen<br />
polar/temperiertem „Jahreszeiten-“ und tropischem<br />
„Tageszeitenklima“ gerade hier beson<strong>der</strong>s<br />
treffend. Danach lassen sich 3, <strong>der</strong> geographischen<br />
Glie<strong>der</strong>ung entsprechende thermische<br />
Klimatypen (Abb. 162) unterscheiden:<br />
T 1 (Arktischer Typ): Winter lang und sehr kalt,<br />
mit längerer Dauernacht um den Mittwinter<br />
herum und Minima unter -3 0 °G, häufig<br />
Dauerfrostboden (vgl. Abb. 148, S. 297);<br />
Sommer mit Dauertag und geringen Temperaturschwankungen.<br />
T2 (Temperiert-alpiner Typ): Winter ebenfalls<br />
lang und kalt, aber ohne Dauernacht, Minima<br />
nur selten unter -3 0 °C, meist kein<br />
Dauerfrostboden; Sommer ohne Dauertag,<br />
mit erheblichen täglichen Schwankungen.<br />
T3 (Tropisch-alpiner Typ): Kein Winter, Vegetationsperiode<br />
ganzjährig, aber mit starken<br />
Tagesschwankungen und ± allnächtlichen<br />
Frösten, diese aber nur selten unter-1 0 °C.<br />
Im übrigen können die thermischen Bedingungen,<br />
denen die meist niedrigen, ± in Bodenniveau<br />
befindlichen Einzelpflanzen ausgesetzt<br />
sind, von den üblichen meteorologischen Meßwerten<br />
hier ganz beson<strong>der</strong>s stark abweichen, vor<br />
allem in den Hochlagen <strong>der</strong> Gebirge mit ihrer<br />
intensiven Einstrahlung. Einige Beispiele für an<br />
den Pflanzen selbst auftretende Temperaturen<br />
bei verschiedenen Lebensformen und in verschiedenen<br />
W uchsräum en zeigt Abb. 163<br />
(S. 321).<br />
Der hygrische Faktor spielt in den Polarzonen<br />
für die Variabilität des Klimas keine große<br />
Rolle. Die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge ist zwar allgemein<br />
gering, aber doch für humide Bedingungen<br />
ausreichend, und selbst wenn sie örtlich<br />
extrem niedrig ist, sorgt das Auftauen des Dauerfrostbodens<br />
im Sommer für Ausgleich. In den<br />
Alpinen Stufen gibt es hingegen auch aride Klimate.<br />
Da die Markierung durch eine hygrische<br />
Vincocaya (Peru), 4377m
Tundra 319<br />
Tab. 39: Ökologisch wichtige Unterschiede zwischen Arktischer Zone und Alpinen Stufen.<br />
Arktische Zone<br />
Holarktisch-Alpine Stufe,<br />
humid (z.B. Alpen)<br />
Tropisch-Alpine Stufe,<br />
humid<br />
V egetationsperiode ca. 4 Monate ca. 4 Monate ganzjährig<br />
Tageslänge Dauertag bis >16 Std. 12 Std.<br />
Sonnenstand niedrig hoch senkrecht<br />
mittags<br />
Strahlungs- ziemlich gering stark sehr stark<br />
intensität<br />
Temperatur<br />
kaum Schwankungen<br />
starke Tagesschwankung<br />
sehr starke Tagesschwankung<br />
Frostwechsel selten häufig fast täglich<br />
Minima meist > -1 0 °C meist > -10 °C meist > -10 °C<br />
(= Abs. Minimum)<br />
Schneefall gelegentlich gelegentlich häufig<br />
Dauer <strong>der</strong> höchstens wenige Tage höchstens wenige Tage wenige Stunden<br />
Schneedecke<br />
Winter ca. 8 Monate ca. 8 Monate fehlend<br />
Tageslänge Dauernacht kurz (bis < 8 Std.) -<br />
Strahlungs- 0 zeitweise ziemlich stark -<br />
intensität<br />
Temperatur dauernd kalt (nie > 0 °C) stark wechselnd<br />
-<br />
(zuweilen auch > 0 °C)<br />
Abs. Minimum oft < -4 0 °C selten < -3 0 °C -<br />
Schneedecke nicht sehr dick,<br />
sehr dick, aber stark -<br />
aber bleibend<br />
wechselnd<br />
Temperatur unter oft bis -30 °C kaum < 0 °C<br />
Schneedecke<br />
Dauerfrostboden meist vorhanden meist fehlend -<br />
Waldgrenze fehlt, läßt sich <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsgradient<br />
nur in 3 hygrische Klimatypen einteilen<br />
(Abb. 162):<br />
Hl:<br />
H2:<br />
H3:<br />
Klima humid.<br />
Klima wechselfeucht, Trockenzeit in <strong>der</strong><br />
Vegetationsperiode (d.h. in den Extratropen<br />
im Sommer; winterliche Trockenzeiten<br />
haben auf den Gesamtcharakter <strong>der</strong><br />
Vegetation weniger Einfluß).<br />
Klima arid.<br />
Eine wichtige Komponente des hygrischen Faktors<br />
ist die Ausbildung einer Schneedecke (vgl.<br />
Tab. 39). In den Extratropen, namentlich in den<br />
Alpinen Stufen, wo sogar perhumide Bedingungen<br />
Vorkommen, kann eine hohe Schneedecke<br />
so guten Frostschutz bieten, daß viele Pflanzen<br />
darunter den Winter über grün bleiben. An<strong>der</strong>erseits<br />
kann sie aber auch eine Beeinträchtigung<br />
des Sommers bedeuten. Die Länge <strong>der</strong> sommerlichen<br />
Vegetationsperiode hängt ja nicht allein<br />
von den reinen Lufttemperaturen ab, son<strong>der</strong>n<br />
auch von <strong>der</strong> Aperzeit, d.h. <strong>der</strong> Periode ohne<br />
Schneebedeckung. Diese ist bei gleicher Temperatur<br />
um so kürzer, je höher die Schneedecke<br />
war. Sehr hohe Winternie<strong>der</strong>schläge können<br />
daher zu einer Depression <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze<br />
und <strong>der</strong> darüber liegenden min<strong>der</strong>en<br />
Grenzlinien (vgl. Abb. 164) führen.<br />
Rein räumlich gesehen ist die polar-alpine<br />
Tundra die am weitesten verbreitete Vegetationsformation.<br />
Die klimatischen Merkmale, die ihre<br />
Unterglie<strong>der</strong>ung bedingen, sind zugleich auch<br />
solche <strong>der</strong> geographischen Lage. Diese Beziehungen<br />
sind in Abb. 164 in vereinfachter Form<br />
schem atisch dargestellt. Ein Beispiel <strong>der</strong><br />
Vegetations-Abfolge vom Wald zur Kältewüste<br />
im humiden Bereich zeigt Abb. 165.
320 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />
©AH G M A G S S A U K ( 2 9 m ) - 0 ,9 80 2<br />
1 A<br />
© ©<br />
C H E S T E R F lE L O (A m ) -11,8*282<br />
t30J (-<br />
TlCHAJA B U C H T A U m )-W .l* »21<br />
( 7 - 1 0 1 PE A R Y L A N D IS m )<br />
(21<br />
-15,0° 53<br />
-31 9<br />
• t i 9<br />
T1.H1 (16.1)<br />
Z -------1 6 0 — \<br />
SC H N EEKOPPE ( 1 6 l8 m )0 ,t*<br />
1 5 0 - 4 0 )<br />
(16.1)<br />
©<br />
Z U G S P IT Z E (Z9G<br />
T1.H1<br />
©<br />
(16.1)<br />
N -S A L A N G (3366m)<br />
19] -0 ,5 * 1 2 0 0<br />
T1.H2 (16.1)<br />
©<br />
N W -T IB E T (4900m) - 8 ,2 “ 19<br />
T2.H1<br />
(16.2.b) T 2.H 2 (16.2.C)<br />
©<br />
© ©<br />
T U L L U K O N T E N (4050m) 6 .5 “ 8 5 2<br />
C A IL LO M A ( 3 9 6 0 m ) _ 4 ,3 * 663 Fä RAMO DE M UCUCHlES(622lm )<br />
, 1 2 0 - 1 7 ) 2,8* 682 f<br />
VINCOCAYA ( 4 3 6 0 m ) 1,9*263<br />
( 5 - 1 )<br />
T3.H1 (16.3.b) T3.H1 (16.3.a) T3.H1 (16.3.a) T 3.H 2 (16.3.a)<br />
P O R T S T A N L E Y (35m) 6 0 * 6 8 5<br />
( 11) __<br />
©<br />
K E R G U E L E N U e m ) ^ 9 * 9 2 5 H E A R D IS L A N 0 (5 m ) 1.1* 1379<br />
[ 3 - l J<br />
.dinii<br />
(51 D ECEPTION iS U N O ( fm h 3 3 * 5 6 3<br />
^ l*-2l / r<br />
_ _ HUI<br />
T(3).H1 (16.4.a) T(3)/2.H1 (16.4.a) T(3)/2.H1 (16.4.a) 'L -<br />
T1.H1<br />
(16.4.a)<br />
Abb. 162: Klima im Bereich <strong>der</strong> Polar-Alpinen Tundra.<br />
Län<strong>der</strong>: 1 N-Kanada (Keewatin), 2 O-Grönland, 3 Franz-Josef-Land, 4 N-Grönland, 5 Schlesien/Böhmen,<br />
6 Bayern/Tirol, 7 Afghanistan, 8 Tibet, 9 Äthiopien, 10 S-Peru, 11 Venezuela, 12 S-Peru, 13 Falkland-Inseln,<br />
14 u. 15 Subantarktische Inseln, 16 Antarktis (Graham-Land).
Tundra 321<br />
A<br />
Geum glaciale<br />
11h<br />
Schatten<br />
Sonne<br />
75°N<br />
B<br />
Sempervivum montanum 2200m<br />
6-7h 13-14h<br />
Luñ; 9°C Luft: 22°C<br />
cm<br />
Festuca pilgeri<br />
6h<br />
4200m<br />
D Espeletia schuitzii 3670m<br />
12-13h Luft:14-16°C<br />
AO<br />
' l|//<br />
' ' / / ,<br />
80<br />
16°-22°<br />
20<br />
AO<br />
20<br />
3 0 1-<br />
Abb. 163: Temperaturen von Pflanze und Boden an Strahlungstagen bei Vertretern verschiedener Tundraregionen.<br />
A: Arktis, N-Sibirien, später Vormittag im Hochsommer, rechts sonnseitige, links sonnenabgewandte Teile <strong>der</strong><br />
Pflanze.<br />
B: Holarktisch-Alpine Stufe, Mitteleuropa (Alpen), Hochsommer, links Tagesminima, rechts -maxima.<br />
C; Tropisch-Alpine Stufe, Ostafrika (Kenia-Berg), Tagesminima an einem Büschelgras.<br />
D: dsgi., Venezuela (Anden), Maxima bei senkrechtem Sonnenstand an einer Schopfrosettenpflanze.<br />
.Anach T ichomirov aus W alter 1962f; B und D aus Franz 1979; C aus H edberg 1964.
322 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />
Unter-Zone/<br />
-Stufe<br />
TROPISCH-ALPIN<br />
(T3)<br />
POLAR<br />
(TI)<br />
TEMPERIERT-ALPIN<br />
(T2)<br />
K ä I t e w ü s t e<br />
{<br />
hochpolar/<br />
hochalpin<br />
Superparamo<br />
Offentundra<br />
Wüstenpuna<br />
Dornpolsterflur<br />
Wüsten<br />
tundra<br />
eupolar/<br />
eualpin<br />
Paramo<br />
Wiesentundra<br />
Arid<br />
(H3)<br />
Wechselfeucht<br />
(H2)<br />
H u m i d<br />
(H1)<br />
Wechselfeucht<br />
(H2)<br />
Arid<br />
(H3)<br />
Abb. 164: Geographisch-klimatische Abwandlungen <strong>der</strong> Tundraformation (schematisch).<br />
Die Klimavarianten sind im Text (S. 318/319) erklärt.<br />
I'<br />
h ö c h s te A lp e n q ip fe l<br />
O b e r g r e n z e e in z e ln e r<br />
P h a n e r o q a m e n<br />
O b e r g r e n z e d ik o t y le r -<br />
P o ls te r g n jp p e n<br />
Q<br />
d-'<br />
O s<br />
0<br />
-. 0<br />
(S •<br />
NIVAL<br />
Abb. 165: Abwandlung<br />
<strong>der</strong> Vegetationsdecke<br />
vom<br />
geschlossenen Wald<br />
his in den nivalen<br />
Bereich am Beispiel<br />
Moose u. Flechten<br />
KLIMATISCHE<br />
SCHNEEGRENZE<br />
SUBNIVAL<br />
’CÜÜS•<br />
eine Lawinenbahn,
Tundra 323<br />
Sippenbestand<br />
Die Klimabedingungen <strong>der</strong> polar-alpinen Domäne<br />
bedeuten eine starke Auslese in <strong>der</strong> Flora.<br />
Die Kormophytengattungen, die die Vegetation<br />
aufbauen, gehören etwa 65 Familien an, von<br />
denen allerdings nur etwa 40 einige Bedeutung<br />
haben (Tab. 40). Diese sind teils kosmopolitisch<br />
verbreitet, teils sind es solche m it extratropischem<br />
Schwerpunkt. Das gilt auch für die<br />
Tropisch-Alpinen Stufen; im Gegensatz zur<br />
Oreotropischen Stufe, die noch viele Sippen aus<br />
tropischen Familien enthält, sind solche hier<br />
kaum mehr vorhanden. Etwa 20 Familien haben<br />
Vertreter sowohl in beiden Polarzonen als<br />
auch in den Alpinen Stufen; die übrigen sind<br />
auf eine <strong>der</strong> beiden Zonen beschränkt und reichen<br />
von dort aus verschieden weit in die Alpinen<br />
Stufen hinein.<br />
Nach <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> beteiligten Gattungen stehen die<br />
Compositen mit ungefähr 80 an erster Stelle, es folgen<br />
Gramineen (45), Umbelliferen (30), Cruciferen<br />
(25), Scrophulariaceen (20), Caryophyllaceen (20),<br />
Ericaceen (l5), Campanulaceen (12), Cyperaceen (lO),<br />
Ranunculaceen (10). Die Gattungen haben meist nur<br />
beschränkte Verbreitung, nur etwa 20 besiedeln + die<br />
ganze Domäne; nähere Einzelheiten in Tab. 40.<br />
Aspektbestimmend in <strong>der</strong> Vegetation sind oft die Grasartigen;<br />
daneben können Ericaceen, Compositen,<br />
Caryophyllaceen, Umbelliferen o<strong>der</strong> Cruciferen durch<br />
starke Massierung bzw. beson<strong>der</strong>e Lebensformen auffallen.<br />
Tab. 40: In <strong>der</strong> polar-alpinen Tundra weitverbreitete bzw. für bestimmte Teile charakteristische Gattungen.<br />
Die Zahlen <strong>der</strong> Kopfleiste bezeichnen die Regionen bzw. Unterregionen (vgl. Abb. 171, S. 335): 1 Arktische,<br />
2 Holarktisch-Alpine (a Nordamerikanische, b Europäisch-Mediterrane, c Ostasiatische URg.), 3 Tropisch-Alpine<br />
(a Iberoamerikanische, b Afrikanische, c Indopazifische URg.), 4 Austral-Antarktische (a Antarktische,<br />
b Südamerikanische, c Australische, d Neuseeländische URg.). * = Gattungen mit überwiegend polar-alpiner<br />
Verbreitung. - Nach diversen Quellen. Reihenfolge <strong>der</strong> Eamilien nach M abberley 1987.<br />
Familie<br />
Gattung<br />
1 2a 2b 2c 3a 3b 3c 4b 4c 4d 4a<br />
Ramnculaceae<br />
Ranunculus 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- + 4- 4-<br />
Caltha 4- 4- 4- 4- 4- 4- + 4- 4-<br />
Anemone 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />
Thalictrum 4- 4- 4- 4- +<br />
Delphinium + 4- + + 4-<br />
Aconitum + 4- + +<br />
Trollius + 4- + +<br />
— Papaveraceae<br />
Papaver 4- + 4- + 4- 4- 4-<br />
Portulacaceae<br />
M anila 4- + 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- + 4-<br />
CatyophyUaceae<br />
Steüaria 4- 4- 4- 4- 4- 4- + +<br />
Cerastium 4- 4- 4- 4- 4- + 4-<br />
Siiene 4- 4- 4- 4- 4- + 4-<br />
Sagina + 4- + + +<br />
— M inuartia* 4- 4- 4- 4- +<br />
Arenaria 4- 4- + 4- 4-<br />
Colobanlhus* 4- 4- + 4- 4-<br />
Polygonaceae<br />
Rumex 4- 4- + + 4-<br />
Polygonum 4- + 4- + 4-<br />
— Oxyria* + + + +<br />
Muehlenbeckia 4- 4- 4-<br />
i<br />
Clusiaceae<br />
Hypericum 4- 4- 4-
324 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />
Forts. Tab. 40: In <strong>der</strong> polar-alpinen Tundra weitverbreitete bzw. für bestimmte Teile charakteristische Gattungen.<br />
Familie<br />
Gattung<br />
1 2a 2b 2c 3a 3b 3c 4b 4c 4d 4a<br />
Violaceae<br />
Viola 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />
Cruciferae<br />
D raba* + + 4- 4- 4- 4- 4-<br />
Cardamine -1- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />
B raya* -1- 4- 4- 4-<br />
Thlaspi -H 4- 4-<br />
Empetraceae<br />
Empetrum -1- 4- 4- +<br />
Epacridaceae<br />
Styphelia 4- 4- 4- +<br />
Dracophyllum 4- 4- +<br />
Ericaceae<br />
Vaccinium -1- 4- 4- 4- 4- 4-<br />
Rhododendron -t- 4- 4- 4- +<br />
Arctostaphylos s. 1. 4- 4- 4- 4- +<br />
Loiseleuria * 4- 4- 4- +<br />
Phyllodoce* 4- 4- 4- 4-<br />
Cassiope* 4- 4- 4-<br />
Gaultheria 4- 4- 4- 4- 4- +<br />
Pernettya 4- 4- 4- 4- +<br />
Primulaceae<br />
Primula 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />
A ndrosace* 4- 4- 4- 4-<br />
Crassulaceae<br />
Sedum s. 1. 4- 4- 4- 4- 4-<br />
Saxifragaceae<br />
Saxifraga 4- 4- + 4- 4- +<br />
Rosaceae<br />
Geum s. 1. 4- 4- 4- 4- 4- + 4- +<br />
Alchem illa s. 1. 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />
Potentilla 4- 4- 4- 4- 4-<br />
D ryas* 4- 4- 4- 4-<br />
S ibbaldia* 4- 4- 4- 4-<br />
A caena* 4- 4- 4- 4- 4- +<br />
Leguminosae<br />
Astragalus 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />
Irifolium 4- 4- + +<br />
Lupinus 4- 4- 4-<br />
Oxytropis 4- 4- 4- +<br />
Gunneraceae<br />
Gunnera 4- 4- 4- 4- 4- 4- +<br />
Onagraceae<br />
Epilobium 4- 4- 4- 4- 4- 4- + 4- + +<br />
O xalidaceae<br />
Oxalis 4- 4- 4- + +<br />
Geraniaceae<br />
Geranium 4- + 4- 4- 4- + 4- 4- 4-<br />
Umbelliferae<br />
Angelica s. 1. + 4- 4- 4-<br />
Heracleum 4- 4- 4- 4-<br />
A zorella * 4- 4- 4- +<br />
Oreomyrrhis* 4- 4- 4- 4- 4- +
Tundra 325<br />
Forts. Tab. 40: In <strong>der</strong> polar-alpinen Tundra weitverbreitete bzw. für bestimmte Teile charakteristische Gattungen.<br />
Familie 1 2a 2b 2c 3a 3b 3c 4b 4c 4d 4a<br />
Gattung<br />
Gentianaceae<br />
Gentiana s. 1.* -1- + -1- + + -1-<br />
Swertia -1- -1- -1- -t -1-<br />
+ -1- -f- -1-<br />
Lom atogonium*<br />
+ -h -1-<br />
Pokmoniaceae<br />
Pokmonium -f -1- -1- + +<br />
Boraginaceae<br />
Myosotis -1- + -1- + + + -1- +<br />
Cryptantha + + +<br />
+<br />
Eritrichium * -H + -f -1- +<br />
Plantapnaceae<br />
Pkntago<br />
-1- -1-<br />
Scrophulariaceae<br />
+ -1- -1- -1- +<br />
Euphrasia + -1- -1- + + +<br />
Veronica + -1- -1- -t- -f- -f -1- +<br />
B artsia* -1- -1- -1- -t-<br />
Pedicularis* -1- -1- -H -f -H<br />
Castilkja -1- -1- -1-<br />
Ourisia* -1- + -1- +<br />
Hebe s. 1.<br />
Campanulaceae %. 1.<br />
-1- + + + -1-<br />
Campanula + -1- -1- -1- +<br />
Lobelia s. 1. -1- -1- + + +<br />
Hypsela* -1- + +<br />
Wahknbergia<br />
Stylidiaceae<br />
+ -1- -f<br />
Phyllachne*<br />
D onatiaceae<br />
-t -1- -1- +<br />
D onatia*<br />
Rubiaceae<br />
-H -1- +<br />
Galium<br />
+<br />
Vakrianaceae<br />
-1- + -1-<br />
Vakriana<br />
-1- -1- +<br />
Compositae<br />
+ +<br />
Senecio s. 1. + -1- -1- + -1- + + + + +<br />
Gnaphalium -t- -1- -1- + -1- -1- -1- + + +<br />
Erigeron + + + + -f + + +<br />
+<br />
Taraxacum + -1- +<br />
Artemisia + -1- -1- -1- -1-<br />
-1- +<br />
Aster -1- -1- + -1- -1-<br />
Saussurea* -1- + -1- -1-<br />
Petasites -1- + -h +<br />
Arnica -1- + + +<br />
Crepis + + + -t-<br />
Solidago + + -1- +<br />
Antennaria + -1- -1-<br />
+<br />
Cotula<br />
+ -1- +<br />
+ +<br />
Helichrysum + +<br />
A brotanella*<br />
Bradiycome<br />
Celm isia*<br />
Cassinia<br />
+<br />
+<br />
-1- +<br />
+<br />
+ -1-<br />
-1-<br />
-f<br />
-1-<br />
-f<br />
+<br />
+
326 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />
Forts. Tab. 40: In <strong>der</strong> polar-alpinen Tundra weitverbreitete bzw. für bestimmte Teile charakteristische Gattungen.<br />
Familie<br />
Gattung<br />
1 2a 2b 2c 3a 3b 3c 4b 4c 4d 4a<br />
Eriocaulaceae<br />
Eriocaulon + 4- 4-<br />
Centrokpidaceae<br />
G aim ardia * 4- 4- + 4- 4- 4-<br />
Juncaceae<br />
Luzula -1- + -1- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- +<br />
Juncus + 4- 4- 4- 4- + 4-<br />
Cyperaceae<br />
Carex -H + -1- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />
K obresia* -1- + + 4-<br />
Oreobolus* 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />
Uncinia 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />
Gramineae<br />
Poa -1- + -1- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />
Festuca + -1- -1- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />
Trisetum -1- -(- -1- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />
Deschampsia -1- + -1- 4- 4- 4- 4- +<br />
Agrostis -1- -1- 4- 4- 4- 4- 4- 4- +<br />
Phleum + -1- + 4- + 4-<br />
Stipa -1- 4- 4- +<br />
Calamagrostis + + 4- 4- 4-<br />
Bromus -1- -1- 4- 4- 4-<br />
Corta<strong>der</strong>ia 4- 4- + +<br />
Ldiaceae s. 1.<br />
Lloydia * + -1- -1- 4-<br />
Astelia 4- 4- 4- 4- +<br />
Iridaceae<br />
Sisyrinchium 4- 4- 4- 4- 4- +<br />
Orchidaceae<br />
Coeloglossum ”■ + -t- + 4-<br />
I ;<br />
Lebensformen<br />
Sieht man von Kleinsträuchern im waldnahen<br />
Randbereich (in den offenen Teilen des subpolaren/subalpinen<br />
Mosaiks) ab, so wird die polaralpine<br />
Vegetation vorwiegend von Chamäphyten<br />
und Hemikryptophyten gebildet. Lokal können<br />
auch Geophyten eine Rolle spielen; die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Therophyten ist gering (in wechselfeuchten<br />
Gebieten können beide stärker vorhanden<br />
sein). Die beiden Haupt-Lebensformen haben<br />
infolge <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Lebensbedingungen<br />
<strong>der</strong> Domäne eine stärkere Differenzierung erfahren,<br />
auf die etwas näher eingegangen werden<br />
muß (Abb. 166, 167).<br />
Die Normalform <strong>der</strong> holzigen Chamäphyten, die aufrechten<br />
Zwergsträucher, können in Gegenden mit ungünstiger<br />
Jahreszeit laubwerfend sein, meist sind sie<br />
aber immergrün. Häufig sind sie erikoid, d. h. ihre<br />
Blätter sind nadel- o<strong>der</strong> schuppenfbrmig, im letzteren<br />
Falle oft sehr dicht gedrängt stehend („kupres-soid“).<br />
Eine beson<strong>der</strong>e Abwandlung sind die Spaliersträucher,<br />
<strong>der</strong>en Zweigsysteme dem Boden angedrückt<br />
sind und sich oft nur wenige cm über dessen Oberfläche<br />
erheben; im Extremfall können die ausdauernden<br />
Zweige sogar im Auflagehumus verborgen sein<br />
(Abb. 166.2,3).<br />
,*r*Zti~den Chamäphyten gehören auch die Polsterpnanzen,<br />
eine Wuchsform, die in <strong>der</strong> polar-alpinen<br />
Vegetation von großer Bedeutung ist (Abb. 167). Nach<br />
ihrer Gestalt unterscheidet man halbkugelige, in <strong>der</strong><br />
Mitte stark erhöhte Kugelpolster und niedrigere Hachpolster<br />
mit mehr gleichhoher Oberfläche. Beide Formen<br />
sind das Ergebnis eines bestimmten Wachstumsmodus,<br />
<strong>der</strong> sich, von <strong>der</strong> Primärachse ausgehend,<br />
durch kontinuierliche akrotone Verzweigung und zugleich<br />
extrem kurze Internodien auszeichnet. Die Verzweigung<br />
selbst ebenso wie das Längenwachstum er-
Tundra 327<br />
Abb. 166: Beson<strong>der</strong>e Lebensformen im Tundrenbereich (ohne Polsterpflanzen).<br />
1 Cassiope tetragona (Arktis); 2 Baccharis alpina (Peru); 3 Salix herbácea (Arktis); 4 Primula glutinosa (Alpen);<br />
5 Englerocharis peruviana (Peru); 6 Liabum bullatum (Peru); 7 W emera nubigena (Peru); 8 N othotriche macleanii<br />
(Peru); 9 V iolapseudovulcanica (PztAgonion)-, 10 Stangea henrici {Pom).<br />
1 uns 2 Chamäphyten; 1 kupressoi<strong>der</strong> Zwergstrauch, 2 Spalierstrauch. 3 Spalierstrauch mit in den Boden<br />
versenkten Zweigen („geophytischer Chamäphyt“). 4-10 Rosettenpflanzen (Grenzbereich zwischen Chamäphyten<br />
und Hemikryptophyten): 4 mit normalem Blutenstand, 5-10 mit nicht emporgehobenen Blüten („Nanismus“);<br />
6-8 mit verdickter, wasserspeichern<strong>der</strong> Wurzel; 8-10 mit dicht-dachziegeliger, fast polsterförmiger Beblätterung.<br />
-Quellen: 1 Hitchcocketc. 1955f; 2 W eddell 1855; 3 T roll 1937f ;4 H egi 1909f; 5-8,10 W eberbauer 1911;<br />
9 Correa 1969f
328 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />
Abb. 167: Polar-alpine Polsterpflanzen und ähnliche Charaäphyten.<br />
Vollkugelpolster: 1 Schema; 2 R aoulia rubra (Neuseeland). Flachpolster: 3 Sikne acau lh (Arktis), jüngere Pflanze<br />
von unten gesehen; 4 Gentiana sedifolia (Peru); 5 A zorella m ultifida (Peru), seitlicher Teil eines größeren Polsters.<br />
Stark verzweigte, + polsterartige Rosettenpflanzen: 6 Eriogonum androsaceum (W-Nordamerika), mit verholzten<br />
Achsen; 7 Androsace villosa (Alpen), mit mehr krautigen Achsen. Graspolster: 8 A ciachnepuhinata (Peru). -<br />
Quellen: 1 Rauh 1988; 2, 3 Rauh 1940; 4, 5, 8 W eberbauer 1911; 6 Hitchcock etc. 1955f; 7 Hegi 1909f.
Tundra 329<br />
folgt im ganzen Polster synchron, so daß die wachsenden<br />
Enden jeweils eine einheitliche Oberfläche bilden.<br />
Beim Kugelpolster sind Verzweigungsgrad und<br />
Längenwachstum überall etwa gleich, beim FlachpoT<br />
ster sind sie im Randbereich stärker als in <strong>der</strong> Mitte.<br />
Die Primärwurzel bleibt im Normalfalle zeitlebens als<br />
dominierende Pfahlwurzel erhalten.<br />
Die Achsen <strong>der</strong> polsterbildenden Pflanzen können<br />
verholzt o<strong>der</strong> mehr krautig sein. Wichtiger für die Konsistenz<br />
des Gesamtpolsters ist aber <strong>der</strong> räumliche Zusammenschluß<br />
<strong>der</strong> Zweige. Ist dieser locker, so daß Licht<br />
ins Innere dringt und alte Blätter nach dem Abfallen<br />
fortgeweht werden können, so liegt ein IJohlpolster<br />
vor. Beim Vollpolster hingegen liegen die dicht be-blätterten<br />
Zweige lückenlos aneinan<strong>der</strong>, oft gegeneinan<strong>der</strong><br />
abgeplattet, und umschließen einen dunklen Innenraum,<br />
<strong>der</strong> mit abgestorbenen, oft noch lange an den<br />
Achsen haftenden Blättern erfüllt ist. Diese verrotten<br />
allmählich und wandeln sich in Humus um. Der selbst<br />
erzeugte IBoden kann <strong>der</strong> Pflanze als Wasserspeicher<br />
dienen, er wird oft von zahlreicher) feinen Sproßwurzeln<br />
durchzögen. Vollpolster mit Kugelform können über<br />
meterhoch werden und sind wegen ihrer kompakten<br />
Struktur oft so hart („Hartpolster“), daß man nur mit<br />
_<strong>der</strong>_Axt Teile heraustrennen kann.<br />
Eine Son<strong>der</strong>form <strong>der</strong> Polsterpflanzen sind die<br />
Dornpolster, aus <strong>der</strong>en Peripherie dornige Fortsätze<br />
herausragen (Abb. 174, S. 339). Diese sind morphologisch<br />
von unterschiedlicher Natur (dornspitzige Blätter<br />
bzw. Blattdornen, Langtrieb-, Kurztriebdornen,<br />
Achsensysteme früherer Infloreszenzen u. a.). Im Gegensatz<br />
zu den dornenlosen Polsterpflanzen, die fast<br />
vollständig auf die polar-alpine Vegetation beschränkt<br />
sind, kommen sie auch in eurytropischen und nemoralen<br />
Halbwüsten vor.<br />
Zu den Hemikryptophyten gehören vor allem die<br />
vielen Grasartigen (nur wenige von ihnen sind Geophyten<br />
o<strong>der</strong> Therophyten). Sie können mehr rasenartig<br />
o<strong>der</strong> mehr borstig wachsen; eine Kombination<br />
von beidem, bei <strong>der</strong> auf kriechenden Rhizomsystemen<br />
zahlreiche kleine Horste dicht nebeneinan<strong>der</strong> stehen,<br />
nähert sich <strong>der</strong> Polsterform an. Eine beson<strong>der</strong>e Form<br />
borstigen Wuchses, die in den Tropen und auf <strong>der</strong><br />
Südhalbkugel häufig ist, ist die <strong>der</strong> Büschelgräser (in<br />
Südamerika Ichu, auf Neuseeländ Tussock genannt).<br />
Es sind 50-100 cm hohe, dichte Horste, <strong>der</strong>en Blätter<br />
± xeromorph gebaut sind (z. T. dauernd gefaltet o<strong>der</strong><br />
gerollt) und auch nach dem Absterben nicht gleich<br />
verrotten, son<strong>der</strong>n noch jahrelang erhalten bleiben<br />
können. Die toten Blätter, die <strong>der</strong> Gesamtpflanze eine<br />
ständige gelbliche o<strong>der</strong> bräunliche Färbung verleihen,<br />
wirken als Frostschutz für die im Innern des Horstes<br />
befindlichen Jungtriebe (Abb. 163.C, S. 321). Diese<br />
Wuchsform, die außer bei Gramineen (Festuca, Poa,<br />
Agrostis, Calamagrostis, Stipa, Deschampsia u. a.) auch<br />
bei Cyperaceen {Carex) auftritt, kann als AriEassung,<br />
an eine Vegetationsperiode mit häufigem Frostwechsel<br />
(vgl. Abb. 161, S. 318) angesehen werden.<br />
Abb. 168: Wuchsformen von Schopfrosettenpflanzen mit (2, 3, 5) und ohne (1, 4) aufrechten Stamm, schematisch.<br />
1,2 Espeletia s. 1.; 3 Dendrosenecio\ 4 Senecio brassicw, 5 Lobelia.<br />
Bei Espeletia sind die Infloreszenzen seitenständig, bei den übrigen endständig. Dies bewirkt bei Dendrosenecio<br />
nach dem ersten Blühen (a) die Verzweigung des aufrechten Stammes (b), während bei Lobelia (ebenso bei<br />
Senecio brassica) die Innovation durch basale Seitenrosetten erfolgt.<br />
1 Innovationsknospen; M Mark; Holzkörper schwarz, Borke schraffiert. - Aus Rauh 1988.
Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />
Die dikotylen Hemikryptophyten sind vorwiegend<br />
als Rosettenstauden (Halb- o<strong>der</strong> Ganzrosetten) ausgebildet;<br />
doch sind in Gebieten mit ungünstiger Jahreszeit<br />
auch solche ohne überdauernde Blattorgane nicht<br />
selten. Oft unterbleibt bei Ganzrosettenstauden auch<br />
die Verlängerung des Infloreszenzschaftes, so daß die<br />
Blüten direkt <strong>der</strong> Rosette aufsitzen (Nanismus).<br />
Eine spezielle, in manchen tropischen Hochgebirgen<br />
sehr auffallende Wuchsform sind die Schopfrosettenpflanzen<br />
(Abb. 168). Sie kombinieren Merkmale<br />
von Hemikryptophyten, Chamäphyten und<br />
krautigen Phanerophyten und lassen sich in dem extratropisch<br />
geprägten System <strong>der</strong> RAUNKlAERschen Lebensformen<br />
nicht unterbringen. Zumindest in ihrer<br />
Jugend erscheinen sie als Rosettenstauden; die Rosetten<br />
sind aber sehr groß (oft weit über 50 cm Durchmesser),<br />
und die zahlreichen, oft weiß behaarten Blätter<br />
sind nicht dem Boden angedrückt, son<strong>der</strong>n bogig<br />
aufgerichtet. Meist führen die Blätter -Schlafbewegungen<br />
aus, d. h. sie krümmen sich nachts nach innen'<br />
und schließen zu einer..„Nachtknospe“ zusammen,<br />
durch die das Innere mit dem Vegetationspunkt<br />
vor Frost geschützt wird. Manche Schopfrosettenpflanzen<br />
bleiben zeitlebens niedrig (Abb. 168.1,4); bei<br />
den meisten wächst aber die <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Blätter<br />
entsprechend recht dicke Achse allmählich in die<br />
Höhe. Dadurch wird die Pflanze zu einer Art Schopfbaum,<br />
<strong>der</strong> sich im Falle terminaler Stellung <strong>der</strong> Infloreszenzen<br />
auch verzweigen kann (Abb. 168.3). Die<br />
Stämme dieser zuweilen 8 m hoch werdenden baumförmigen<br />
Pflanzen enthalten jedoch nur einen sehr<br />
dünnen äußeren Holzkörper, im Innern bestehen sie<br />
überwiegend aus Mark (vgl. auch Abb. 163 .D), es sind<br />
also Krautstämme (manoxyl). Oft bleiben die abgestorbenen<br />
älteren Blätter erhalten und umhüllen den<br />
Stamm als dichter, dem Frostschutz dienen<strong>der</strong> Mantel<br />
(in Südamerika werden die Pflanzen deswegen<br />
„Frailejones“ genannt). Während die Form <strong>der</strong> Blütenstände<br />
bei den Compositen (Senecio, Espektia) im<br />
Rahmen des Normalen bleibt, nehmen diese bei manchen<br />
an<strong>der</strong>en (z. B. Lobelia, Lupinm) die Gestalt dichter,<br />
eine Unzahl kleiner Blüten enthalten<strong>der</strong> Keulen<br />
o<strong>der</strong> Kerzen an (Kerzen-Blütenstände). Dabei werden<br />
die Blüten oft durch zahlreiche stark behaarte, wahrscheinlich<br />
dem Frostschutz dienende Hochblätter eingehüllt<br />
(„Wollkerzen“).<br />
Bestandesstruktur <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Varianten<br />
An<strong>der</strong>s als bei den meisten Klimaxformationen<br />
kann hier keine <strong>der</strong> klimatisch-geographischen<br />
Varianten (Abb. 164, S. 322) als <strong>der</strong> eindeutige<br />
Typus angesehen werden, von dem sich die übrigen<br />
ableiten lassen. Mit <strong>der</strong> extratropischen<br />
Wiesentundra und dem tropischen Paramo liegen<br />
mindestens zwei solche Typen vor. Zweckmäßigerweise<br />
sind daher alle Varianten hier zu<br />
behandeln.<br />
Wiesentundra. Die optimale Variante <strong>der</strong> extratropischen<br />
Tundra sei zunächst anhand ihrer<br />
arktischen Ausbildung (T l.H l, Tundra im engsten<br />
Sinne) vorgeführt, die auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel<br />
ausgedehnte Flächen bedeckt. Sie ist<br />
gekennzeichnet durch eine Vegetationsperiode<br />
von 3-4 Monaten, in <strong>der</strong> zwar keine sehr hohen<br />
Temperaturen herrschen, die aber infolge des<br />
Dauertages und <strong>der</strong> geringen täglichen Temperaturschwankungen<br />
für die Photosynthese doch<br />
relativ günstige Bedingungen bietet. Allerdings<br />
ist die Strahlungsintensität wegen des niedrigen<br />
Sonnenstandes gering; am günstigsten sind daher<br />
die dem höchsten Sonnenstand zugewandten<br />
Südhänge. Hier taut auch <strong>der</strong> Dauerfrostboden<br />
am tiefsten auf (bis über 50 cm, sonst oft<br />
kaum mehr als 2 0 cm), während an<strong>der</strong>erseits an<br />
Nordhängen auch die Aperzeit am kürzesten ist.<br />
Auf tief gelegenen ebenen Flächen kommt es<br />
über dem Bodeneis leicht zur Vernässung. Mikroklimatisch<br />
ist im Sommer die Schicht dicht<br />
über dem Boden am günstigsten, hier wird die<br />
höchste Temperatur erreicht (Abb. 163, S. 321).<br />
Für das Lebensformenspektmm kann die Flora<br />
von Grönland als Beispiel dienen: von 184<br />
Gefäßpflanzenarten sind hier 52 % Hemikryptophyten,<br />
28 % Chamäphyten und 16 % Geophyten;<br />
hinzu kommen viele Moose und Flechten.<br />
Die meisten Blütenpflanzen bilden ihre<br />
Blüten bereits im Spätsommer des Vorjahres<br />
vollständig aus, so daß im Frühling die Blüte<br />
nach dem Ausapern sofort einsetzen kann.<br />
Trotzdem kann <strong>der</strong> Sommer in manchen Jahren<br />
für die Fruchtreife nicht ausreichen; daher<br />
gibt es eine Reihe von Sippen, die einen Teil<br />
<strong>der</strong> Blüten durch vegetative Brutknospen ersetzen<br />
(„Pseudoviviparie“, z. B. Polygonum viviparum).<br />
Im übrigen sind die meisten Sippen recht<br />
langlebig, ein Alter <strong>der</strong> Individuen von über 100<br />
Jahren wird für viele als normal angegeben.<br />
Die ungefähre edaphische Differenzierung<br />
zeigt das Schema Abb. 169 anhand <strong>der</strong> Verhältnisse<br />
in N-Rußland. Reichster Vegetationstyp<br />
sind gutwüchsige, geschlossene Wiesen aus<br />
mesomorphen Gramineen und dikotylen Stauden<br />
auf nährstoffreichen, tiefgründigen Böden<br />
an Unterhängen in Südexposition. Das an<strong>der</strong>e<br />
Extrem sind flache nach N gerichtete Unterhänge<br />
und Mulden, in denen <strong>der</strong> Schnee beson<strong>der</strong>s<br />
lange liegen bleibt („Schneetälchen“)
Tundra 331<br />
Seggentundra<br />
Moostundra<br />
Zwerastrauchtundra<br />
Wiesentundra i.e.S.<br />
C y p e ra c e a e<br />
J u n c a c e a e<br />
Wassermoose<br />
S p h a g n u m<br />
Moose +<br />
einzelne I<br />
Angiospermen, i<br />
z.B.<br />
I<br />
S a lix h e rb á c e a<br />
R a n u n c u lu s<br />
p y g m a e u s<br />
I<br />
I<br />
B e tu la n a n a , E m p e tru m<br />
D ia p e n s ia , L o is e le u ria<br />
V a c c in iu m , P h y llo d o c e<br />
C a s s io p e , A r c to s ta p h y lu s<br />
A rc to u s , D ry a s , L u z u la<br />
G ra m in e a e (niedrig)<br />
(exponiert, steinig :<br />
Flechten)<br />
G ra m in e a e (hoch)<br />
G e ra n iu m<br />
L o tu s<br />
S o lid a g o<br />
P e d ic u la h s<br />
V e ro n ic a<br />
,r—<br />
— Schmelzwasser—<br />
stark vernässte<br />
ebene Fläche<br />
N-Hang<br />
wenig Sonne<br />
lange Schnee<br />
± ebene<br />
Plateaufläche,<br />
kaum vernässt<br />
S-Hang<br />
viel Sonne<br />
früh aper<br />
Oberfläche des<br />
Dauereises<br />
Abb. 169: Schematisches Geländeprofil im Bereich <strong>der</strong> Wiesentundra in Nordost-Europa.<br />
Nach diversen Quellen.<br />
und daher nur eine dürftige Vegetation aus<br />
Moosen und wenigen Blütenpflanzen existiert.<br />
Den größten Flächenanteil nimmt in <strong>der</strong> Arktischen<br />
Zone ± ebenes Gelände ein. Ist dieses<br />
wegen erhöhter Lage o<strong>der</strong> durchlässigen Untergmndes<br />
relativ trocken, so enthält die Vegetation<br />
neben Hemikryptophyten (darunter oft<br />
leicht xeromorphe Gräser und Carices) meist<br />
große Anteile an Zwergsträuchern, die teils aufrecht,<br />
teils als Spalier wachsen; auch Flachpolster<br />
kommen vor. Spaliersträucher und Flachpolster<br />
können, zusammen mit Flechten, beson<strong>der</strong>s an<br />
steinigen und felsigen Stellen überwiegen. Auf<br />
den ausgedehnten vernäßten Flächen dominieren<br />
meist Cyperaceen und Juncaceen zusammen<br />
mit Moosen, aber auch Zwergsträucher und<br />
Flechten können beteiligt sein. Überhaupt ist die<br />
Trennung <strong>der</strong> skizzierten Vegetationstypen meist<br />
sehr unscharf, auch bedingt durch die kleinstflächig<br />
wechselnde Beschaffenheit <strong>der</strong> jungen, glazial<br />
geformten oberen Bodenschichten.<br />
Im subpolaren Mosaik kann die Wiesentundra<br />
mit niedrigen Sträuchern (z. B. Salix<br />
lapponica) angereichert sein; die Vegetation <strong>der</strong><br />
edaphisch reichsten Stellen kann hier den Charakter<br />
von Hochstaudenfluren tragen. Verfolgt<br />
man den Temperaturgradienten in die an<strong>der</strong>e<br />
Richtung, so treten nach und nach immer mehr<br />
vegetationsfreie Flecken an den edaphisch ungünstigsten<br />
Stellen auf (Offentundra). Zugleich<br />
nimmt <strong>der</strong> Anteil an Moosen und Flechten zu,<br />
so daß die vegetationsbedeckten Flächen in <strong>der</strong><br />
Hocharktis weithin von diesen beiden Gruppen<br />
beherrscht werden. In <strong>der</strong> subnivalen Kältewüste<br />
tragen schließlich nur noch die edaphisch günstigsten<br />
Stellen, z. B. lehmige Böden, kleine,<br />
voneinan<strong>der</strong> isolierte Flechten- und M oosbestände<br />
sowie einzelne zwergige Kormophyten<br />
(Abb. 170).<br />
Die temperiert-alpine Wiesentundra (T2.H1)<br />
ähnelt im Prinzip <strong>der</strong> arktischen; die klimatischen<br />
Abweichungen (Tab. 39, S. 319) bewirken<br />
nur geringe Unterschiede, die hauptsächlich<br />
quantitativer Natur und teils auch mit durch<br />
die Geomorphologie verursacht sind. Die Flora<br />
ist wesentlich reicher, bedingt durch die weniger<br />
extremen Wintertemperaturen (auch unter<br />
<strong>der</strong> Schneedecke), die stärkere Standortsdiversität<br />
im Gebirge mit Gelegenheit zur Erhaltung<br />
alter und Bildung neuer Sippen und den<br />
engen räumlichen Kontakt zur an<strong>der</strong>sartigen<br />
Vegetation tieferer Lagen. Infolge des starken<br />
Reliefs nehmen Verebnungen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
vernäßte mit den darauf wachsenden Seggentundren,<br />
nur einen unbedeutenden Raum ein.<br />
Flächenmäßig am weitesten verbreitet sind ar-
332 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />
m<br />
1 ^ 1 ES32 [ ^ 3 C ^ 4 [X ]5 [%Zl6 [IO ? [ E | 8 [ ^ 9 Q U lO H Z ! 11<br />
Abb. 170: Letzte Vegetationsspuren am Rande <strong>der</strong> absoluten Kältewüste auf Franz-Josef-Land (Zemlja<br />
Franca Josifa), N-Rußland.<br />
Centralnaja SuVa auf <strong>der</strong> Insel Zemlja Aleksandra, ca. 80°40'N, ebener Lehmboden mit Polygonbildung; Temperaturmittel<br />
des wärmsten Monats (Jub) -fl°C . Fläche 1 m".<br />
1 Polygonfurchen; 2-4 Flechten: 2 Belag aus verschiedenen Krustenflechten (z.T. mit Algen), 3 Stereocaulon<br />
rigidum, 4 Cladoniapyxidatw , 5-6 Moose: 5 Polster von Bryum teres, 6 Stämmchen von Polytrichumfragile (vereinzelt<br />
auch Pohlia crudd)\ 7-10 Kormophyten (meist steril): 7 Phippsia algida, 8 Cerastium regelii, 9 C. arclicum,<br />
10 D raba ohlongata; 11 nackte Lehmoberflädien. - Aus Aleksandrova 1988.<br />
tenreiche Wiesen auf günstigen Hanglagen sowie<br />
Zwergstrauch tundren auf trockneren (Ober-)<br />
Hängen und Kuppen. Daneben sind Extremstandorte<br />
wie Felsen und Schuttflächen stark<br />
vertreten, die eine offene Vegetation (edaphische<br />
Halbwüste) tragen, in <strong>der</strong> Polsterpflanzen<br />
sowie spezielle Schuttfestiger häufig sind. An<br />
steilen Felshängen, an denen keine Schneedekke<br />
entstehen kann, können noch weit oberhalb<br />
<strong>der</strong> klimatischen Schneegrenze einige beson<strong>der</strong>s<br />
anspruchslose Kormophyten-Arten aushalten.<br />
Paramo. Das tropische Gegenstück (T3.H1) zur<br />
Wiesentundra unterscheidet sich physiognomisch<br />
von dieser erheblich, vor allem auf den<br />
edaphisch günstigen Standorten. Quantitativ<br />
herrschende und aspektbildende Lebensform<br />
sind hier die Büschelgräser. Sie bilden scheinbar<br />
geschlossene Bestände, <strong>der</strong>en Struktur aber<br />
nicht <strong>der</strong> Rasenstruktur einer extratropischen<br />
Wiese entspricht. Vielmehr stehen die Grashorste,<br />
<strong>der</strong>en Blätter hier nicht sehr xeromorph<br />
sind, deutlich voneinan<strong>der</strong> entfernt, und die
Tundra 333<br />
Lücken zwischen ihnen werden von wesentlich<br />
kleineren Stauden (meist Dikotylen) ausgefüllt.<br />
Als zweite beson<strong>der</strong>e Lebensform treten oft die<br />
beschriebenen Schopfrosettenpflanzen hinzu,<br />
die meist in lockeren Gruppen stehen und dann,<br />
beson<strong>der</strong>s wenn sie Stämme ausbilden, landschaftsprägend<br />
sein können (Abb. 168, S. 329,<br />
u. 175, S. 341).<br />
Wie früher besprochen, gelten beide Lebensformen<br />
als Anpassungen an das Frostwechselklima<br />
(vgl. Abb. 163, S. 321). Die Tag-Nacht-<br />
Unterschiede können bei klarem Wetter sehr<br />
groß sein: wenn die Sonne mittags im Zenit<br />
steht, erwärmt sich die Bodenoberfläche oft auf<br />
-1-30 °C und mehr; in <strong>der</strong> Nacht aber sinkt die<br />
Temperatur auf -5 bis -1 0 °C, und im Oberboden<br />
bildet sich Eis, oft in Form von Eisnadeln.<br />
Allerdings sind solche klaren Strahlungstage im<br />
humiden Paramo eher die Ausnahme. Meist ist<br />
das Wetter wechselhaft; dabei fällt <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag,<br />
bei Temperaturen von +2 bis +6 °C, oft<br />
als Schnee, <strong>der</strong> aber nur selten länger als einige<br />
Stunden liegen bleibt.<br />
Außer Büschelgräsern, Schopfrosettenpflanzen<br />
und hemikryptophytischen Dikotylen enthält<br />
<strong>der</strong> Paramo auch viele Zwergsträucher verschiedener<br />
Formen (aufrechte und spalierwüchsige,<br />
nicht selten erikoid). Sie können vor allem<br />
auf edaphisch weniger günstigen Standorten zur<br />
Vorherrschaft kommen. Geringere Bedeutung<br />
haben Polsterpflanzen; neben solchen, die Felsspalten<br />
besiedeln, gibt es einige Arten (darunter<br />
auch polsterartige Monokotylen) in Sümpfen<br />
und Mooren. Solche, im übrigen von Gramineen,<br />
Cyperaceen, Juncaceen und Moosen (die<br />
auch sonst im Paramo nicht selten sind) bestandene<br />
Naßvegetation ist im Paramo verbreitet,<br />
da die meisten mit Paramo bedeckten Gebirgsteile<br />
trotz ihrer großen Meereshöhe ziemlich<br />
weiche Landschaftsformen aufweisen.<br />
Entlang des Wärmegradienten unterscheidet<br />
man in Südamerika Subparamo, Paramo und<br />
Superparamo, wobei <strong>der</strong> Subparamo, in dem<br />
häufiger noch größere Sträucher auftreten, eher<br />
zur Subalpinen Stufe zu rechnen ist. Im Superparamo<br />
ist die Vegetationsdecke schon lückig.<br />
Unklar erscheint hier allerdings das Verhalten<br />
<strong>der</strong> Schopfrosettenpflanzen. Zu erwarten wäre,<br />
daß solche großwüchsigen Gewächse ihre<br />
Hauptverbreitung im Subparamo hätten und<br />
nach oben hin abnähmen. Das scheint aber oft<br />
nicht <strong>der</strong> Fall zu sein; ja für Venezuela wird sogar<br />
angegeben, daß im „Superparamo“ mehr<br />
hochstämmige Espeletien vorhanden seien als<br />
im „Paramo“.<br />
Die w echselfeuchten Varianten <strong>der</strong> Tundra<br />
zeichnen sich allgemein durch eine nicht geschlossene<br />
Vegetationsdecke aus; die vertikale<br />
Unterteilung ist hier daher noch schwieriger. In<br />
manchen Gebirgen unterscheidet sich die wechselfeuchte<br />
Tundra nur durch ihre Offenheit von<br />
<strong>der</strong> humiden des gleichen thermischen Bereichs;<br />
meist än<strong>der</strong>n sich aber auch Flora und Lebensformengarnitur,<br />
so daß sich beson<strong>der</strong>e Varianten<br />
unterscheiden lassen.<br />
Dornpolsterflur (T2.H2). Dieser Typ ist beson<strong>der</strong>s<br />
auffällig in den Gebirgen <strong>der</strong> mediterranen<br />
und chilenischen Winterregengebiete (vgl. Abb.<br />
174, S. 339). Die Dornpolster, die selten viel höher<br />
als 50 cm werden, aber oft über 1 m Durchmesser<br />
haben können, gehören relativ wenigen<br />
Familien an {Papilionaceae, Cruciferae, Caryophyüaceae,<br />
Umbelliferae, Plumbaginaceae). Ihre physiognomische<br />
Ähnlichkeit legt die Deutung als<br />
ökologische Konvergenz nahe; doch hat man<br />
bisher nicht ergründen können, inwiefern diese<br />
Lebensform eine Anpassung an ein alpines Klima<br />
mit kaltem Winter und trockenem Sommer<br />
sein könnte. In <strong>der</strong> Vegetation haben die einzelnen<br />
Polster meist ziemlich weite Abstände<br />
voneinan<strong>der</strong>; in den Zwischenräumen finden<br />
sich einzelne Exemplare xeromorpher Gräser<br />
und an<strong>der</strong>er Hemikryptophyten sowie Therophyten<br />
und Geophyten. Letztere können einen<br />
auffälligen Frühlingsaspekt bilden. In manchen<br />
Gebirgen scheinen die Dornpolster nur die untersten<br />
Teile <strong>der</strong> Alpinen Stufe zu besiedeln, in<br />
an<strong>der</strong>en gehen sie höher hinauf; Näheres hierüber<br />
ist aber kaum bekannt.<br />
Puna (T3.IT2). Diese Formation ist in ihrem<br />
ausgedehnten Vorkommen in den peruanischbolivianischen<br />
Anden sehr genau untersucht<br />
worden. In klimatischer Hinsicht ist sie durch<br />
den Wechsel von Regenzeit und Trockenzeit<br />
gekennzeichnet, wobei in letzterer das „Tageszeitenklima“<br />
mit nächtlichen Frösten und hohen<br />
Mittagstemperaturen über viele Wochen bestimmend<br />
ist. Für die Photosynthese ist diese Periode<br />
die günstigste Jahreszeit, da die Temperatur<br />
in <strong>der</strong> Regenzeit oft auch mittags kaum über<br />
-t-5 °C steigt. Für die meisten Pflanzen ist die<br />
Trockenzeit daher keine Ruhezeit, und um sie<br />
nutzen zu können, sind starke Anpassungen
334 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />
nötig. Diese zeigen sich in allgemein xerophytischem<br />
Bau; beson<strong>der</strong>s gut adaptiert sind aber<br />
die Polsterpflanzen, namentlich die Vollpolster.<br />
Sie speichern in ihrem selbsterzeugten Humus<br />
nicht nur Nie<strong>der</strong>schlagswasser, son<strong>der</strong>n auch<br />
den bei <strong>der</strong> starken Abkühlung allnächtlich fallenden<br />
Tau.<br />
Die offene Vegetation <strong>der</strong> Puna wird daher<br />
vielerorts durch Polsterpflanzen charakterisiert.<br />
Eine zweite weit verbreitete und aspektbestimmende<br />
Komponente sind Klein- und Zwergsträucher,<br />
oft mit erikoi<strong>der</strong>, dorniger o<strong>der</strong> reduzierter<br />
Beblätterung; viele von ihnen haben aromatisch-harzige<br />
Überzüge, die wohl <strong>der</strong> Einschränkung<br />
<strong>der</strong> Verdunstung dienen. Wichtig<br />
sind ferner niedrige, dem Boden angedrückte<br />
Rosettenpflanzen, oft mit verdickten, wahrscheinlich<br />
wasserspeichernden Rübenwurzeln<br />
o<strong>der</strong> Rhizomen und stengellosen Blüten bzw.<br />
Blütenständen (Abb. 166, S. 327). Schließlich<br />
spielen auch xerophytische Gräser eine große<br />
Rolle; neben großen, sehr hartblättrigen Büschelgräsern<br />
gibt es auch niedrige Arten von<br />
mehr polsterartigem Wuchs. Von geringerer Bedeutung<br />
in <strong>der</strong> Vegetation sind Geophyten und<br />
Therophyten. Sehr spärlich sind Moose und<br />
Flechten vertreten.<br />
Jahreszeitliche Aspekte sind in <strong>der</strong> Puna nicht<br />
sehr auffällig, aber doch erkennbar. Viele Arten,<br />
die in <strong>der</strong> Regenzeit grün sind, nehmen in <strong>der</strong><br />
Trockenzeit nach und nach eine bräunliche o<strong>der</strong><br />
gelbliche Färbung an, indem die älteren Blätter<br />
vertrocknen; die Bildung neuer Blätter wird dabei<br />
zwar verlangsamt, jedoch nur selten ganz<br />
eingestellt (nur in den äquatorfernsten Gegenden,<br />
wo sich schon thermische Jahreszeiten andeuten,<br />
gibt es auch laubwerfende Kleinsträucher).<br />
In <strong>der</strong> Regenzeit, vor allem gegen<br />
<strong>der</strong>en Ende, kommen beson<strong>der</strong>s viele Arten zur<br />
Blüte, so daß es einen Blühaspekt geben kann;<br />
aber auch im Rest des Jahres gibt es blühende<br />
Pflanzen.<br />
In klimatischer Hinsicht wird die Puna oft<br />
noch in Feuchtpuna und Trockenpuna unterteilt,<br />
doch ist die Abgrenzung hier genau so<br />
unscharf wie entlang dem thermischen Gradienten:<br />
in beiden Richtungen sind Hauptmerkmale<br />
die immer offener werdende Vegetation<br />
und die Abnahme <strong>der</strong> Artenzahl.<br />
Die ariden Formationen <strong>der</strong> Alpinen Stufen,<br />
die Wüstentundra (T2.H3) bzw. Wüstenpuna<br />
(T3.H3), unterscheiden sich in ihrer spärlichen<br />
Flora und Vegetation kaum noch von den<br />
nemoralen bzw. eurytropischen Wüsten <strong>der</strong><br />
umgebenden Tieflagen, mit denen sie das bestimmende,<br />
die thermischen Unterschiede relativierende<br />
Merkmal <strong>der</strong> Aridität verbindet.<br />
Regionen<br />
Die regionale Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> polar-alpinen Domäne<br />
ist schwierig. Die einzige klare Abgrenzung<br />
läßt sich zwischen den Tropisch-Alpinen<br />
Gebirgsstufen einerseits und den Nördlich-Temperierten<br />
an<strong>der</strong>erseits ziehen. Für die weitere<br />
Einteilung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten,<br />
die sich alle mit guten Argumenten begründen<br />
lassen. Im vorliegenden Text unterscheiden<br />
wir - als praktikablen Kompromiß - vier Regionen<br />
(Abb. 171): 16.1 Arktische Region, identisch<br />
mit <strong>der</strong> Arktischen Zone; 16.2 Holarktisch-Alpine<br />
Region, die Gebirge <strong>der</strong> Nemoralen<br />
und Meridionalen Zone umfassend; 16.3<br />
Tropisch-Alpine Region; 16.4 Austral-Antarktische<br />
Region, in <strong>der</strong> die Gebirge <strong>der</strong> Australen<br />
Zone und die bezüglich <strong>der</strong> vegetationsbedeckten<br />
Flächen nur sehr kleine Antarktische Zone<br />
zusammengefaßt sind. Die drei letzten Regionen,<br />
die aus zahlreichen räumlich isolierten<br />
Teilen bestehen, unterteilen sich dementsprechend<br />
noch in Unterregionen.<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Die Nutzung <strong>der</strong> polar-alpinen Vegetation besteht<br />
überall in <strong>der</strong> Beweidung, die in Eurasien,<br />
aber auch in Südamerika schon seit vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />
praktiziert wird. In <strong>der</strong> Arktis wird<br />
sie meist von Nomaden, in den Gebirgen mehr<br />
von Seßhaften (oft in Form des Saison-Nomadismus,<br />
d. h. <strong>der</strong> Almwirtschaft) betrieben. Die<br />
Weidetiere sind z. T. domestizierte Abkömmlinge<br />
endemischer Wildarten, so die Rentiere in<br />
<strong>der</strong> Arktis, die Jaks in Zentralasien, die Lamas<br />
in Südamerika. In <strong>der</strong> Vegetation hat starke Beweidung<br />
oft eine relative Vermehrung des Anteils<br />
nicht gefressener Arten (Weideunkräuter)<br />
bewirkt; bei stärkerer Überbeweidung kann es<br />
zur Zerstörung <strong>der</strong> Vegetationsdecke und anschließen<strong>der</strong><br />
Erosion kommen. Fast überall hat<br />
<strong>der</strong> Weidebetrieb zu einer Ausweitung tundraartiger<br />
Vegetation auf Kosten des Waldes geführt,<br />
d. h. zu einer Verschiebung <strong>der</strong> Waldgrenze<br />
nach S bzw. in tiefere Lagen. Am wenigsten<br />
durch Weide beeinflußt sind die alpinen<br />
Tundren in den dünn besiedelten Gebirgen
Tundra 335<br />
Abb. 171: Verbreitung <strong>der</strong> Polar-Alpinen Tundren.<br />
Grenze zwischen eupolarer (e, eng schraffiiert) und hochpolarer (h, weit schraffiert) Unterzone (= Übergang<br />
von Wiesentundra zu Offentundra) in Arktis und Antarktis nach Aleksandrova 1977.<br />
Nordamerikas, Neuseelands und Australiens. In<br />
Europa ist die Almwirtschaft in den letzten Jahrzehnten<br />
in den meisten humiden Gebirgen rückläufig.<br />
16.1 Arktische Region<br />
Die große, die ganze Erde umspannende Arktische<br />
Tundrenregion (T I.H l) ist in Flora und Vegetation<br />
über beide Kontinente hin sehr einheitlich,<br />
sie ist regional nicht weiter zu unterteilen.<br />
Die Differenzierung <strong>der</strong> Vegetation entlang dem<br />
W ärm egradienten läßt sich m it <strong>der</strong> Ju litemperatur<br />
verknüpfen: bei Julimitteln von etwa<br />
-I- 6 °C geht die Wiesentundra (Südliche Tundra)<br />
in die Offentundra (Nördliche Tundra) über<br />
(Abb.171), und bei +2 °C beginnt <strong>der</strong> Übergang<br />
zur Kältewüste; diese bedeckt aber nur kleine<br />
Flächen an den unvergletscherten Rän<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />
Inseln im Eismeer (vgl. Abb. 170). Über die<br />
edaphische Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> arktischen Wiesentundra<br />
wurde schon berichtet (S. 331).<br />
Die floristische Einheitlichkeit innerhalb <strong>der</strong><br />
Vegetationszonen erreicht hier ihren höchsten<br />
Grad: während in <strong>der</strong> Tropischen und Meridionalen<br />
Zone die Übereinstimmung meist die<br />
Rangstufe <strong>der</strong> Familien betrifft, in <strong>der</strong> Nemoralen<br />
und Borealen die <strong>der</strong> Gattungen, liegt sie<br />
hier auf Artrang. Viele Arten zeigen zirkumarktische<br />
Verbreitung (Abb. 172; vgl. auch Polunin<br />
1959), wobei es meist nicht einmal zur Ausbildung<br />
geographischer Rassen gekommen ist. In<br />
<strong>der</strong> europäischen Floristik ist es üblich, zwischen<br />
„arktischen“ i. e. S. und „arktisch-alpinen“ Sippen<br />
zu unterscheiden, je nachdem ob sie außer<br />
in <strong>der</strong> Arktis auch in den mitteleuropäischen Gebirgen<br />
Vorkommen. Weltweit gesehen ist das<br />
jedoch eine unzulässige Einengung auf den europäischen<br />
Blickwinkel. Die meisten zirkumarktischen<br />
Arten kommen irgendwo auch im<br />
Bereich <strong>der</strong> Holarktisch-AIpinen Gebirgsstufen<br />
vor - wenn nicht in Europa, dann in Ostasien<br />
o<strong>der</strong> Nordamerika; <strong>der</strong> Begriff arktisch-alpin<br />
wäre also in dieser Richtung zu erweitern.
336 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />
T<br />
1 Salix<br />
reticulata ,<br />
> /<br />
o><br />
4 Bartsia<br />
alpina<br />
Sa<br />
6 \ \ .><br />
acaulis<br />
7 -<br />
'S i.^4715 Cerastium<br />
arcticum<br />
6 Geum<br />
glaciale<br />
sX<br />
N<br />
f % 0<br />
( I<br />
i 1<br />
3 Lloydia /'<br />
serotina<br />
^<br />
7 Ranunculus<br />
sabinii ,<br />
Abb. 172: Arktische Arten mit unterschiedlich weiter zirkumarktischer Verbreitung.<br />
Von den weit verbreiteten Arten fehlt 1 nur in Grönland, 2 meidet die extrem winterkalten Gebiete NO-<br />
Sibiriens, 3 hingegen den nordatlantischen Raum, auf den 4 beschränkt ist. Weit in die Hocharktis gehen 5 und<br />
6, das extremste nördliche Areal hat 7. Vgl. auch Tab. 40. - Nach M eusel etc. 1965f, Aleksandrova 1?88, Dahl<br />
1958.
Tundra 337<br />
Trotz <strong>der</strong> großen Gleichförmigkeit ist die Arktische<br />
Region (bzw. Zone) aber keineswegs ohne<br />
klimatische Unterschiede. Diese betreffen zwei<br />
Merkmale, die zwar für den allgemeinen Vegetationscharakter<br />
keine große Bedeutung haben,<br />
wohl aber für die Verbreitung von Arten: nämlich<br />
Winterkälte und Nie<strong>der</strong>schlagsmenge. Bei<br />
den Wintertemperaturen umfassen die Januarmittel<br />
etwa die Spanne von -1 0 bis -3 5 °C, die<br />
absoluten Minima -3 5 bis -5 5 °C; <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag<br />
liegt zwischen 50 und 450 mm. Treffen<br />
niedrige Temperatur und geringer Nie<strong>der</strong>schlag<br />
(= wenig Schutz durch Schneedecke) zusammen,<br />
so fallen eine Reihe wenig frostharter Arten<br />
aus. Das ist z. B. im zentralen N-Sibirien<br />
<strong>der</strong> Fall, wo viele zirkumarktische Arten eine<br />
Areallücke zeigen. Aber auch hohe Nie<strong>der</strong>schläge<br />
und geringer Winterfrost können die Artenzahl<br />
vermin<strong>der</strong>n, indem die Aperzeit verkürzt<br />
wird und Pilzschäden auftreten. Einige Areallücken<br />
gibt es auch im Bereich von N-Skandinavien<br />
über Grönland zum Nordkanadischen<br />
Archipel; sie werden auf die hier beson<strong>der</strong>s starke<br />
pleistozäne Vereisung zurückgeführt.<br />
Spezielle Klima- und Vegetationsverhältnisse finden<br />
sich in manchen gebirgigen Teilen <strong>der</strong> Arktis. Ein<br />
beson<strong>der</strong>s aufFälliges Beispiel ist das Gebiet von Peary-<br />
Land in NO-Grönland. Hier, bei etwa 80-82°N, gibt<br />
es tief in das eisbedeckte Hochgebirge eindringende<br />
Fjordtäler, die weitgehend von den Nie<strong>der</strong>schlägen<br />
abgeschirmt sind. Vom vereisten Plateau kommende<br />
Fallwinde bewirken nicht nur meist klares Sommerwetter,<br />
son<strong>der</strong>n auch noch zusätzliche Trockenheit,<br />
so daß ein Klima mit Sommerdürre entsteht (Abb.<br />
162.4, S. 320). An günstig exponierten Hängen kann<br />
<strong>der</strong> Boden im Sommer bis etwa 1 m tief auftauen,<br />
und da <strong>der</strong> langanhaltende Dauertag, mit einer frostfreien<br />
Periode von fast 2 Monaten, eine intensive Photosynthese<br />
erlaubt, resultiert eine reichhaltige, z. T.<br />
trockensteppenartige Vegetation. Sie enthält fast 100<br />
Kormophytenarten, was für diese Breitenlage sehr ungewöhnlich<br />
ist (vgl. Abb. 170); es sind überwiegend<br />
zirkumarktisch verbreitete Sippen (H olmen 1957,<br />
Schwarzenbach 1960).<br />
16.2 Holarktisch-Alpine Region<br />
Diese Region (vgl. auch Abb. 178.21,25-62) ist<br />
sehr vielgestaltig, sowohl was die disjunkte Lage<br />
ihrer zahlreichen isolierten Teile betrifft, als auch<br />
hinsichtlich des Auftretens aller drei Humiditätsstufen.<br />
Die humiden Teile sind floristisch eng<br />
mit <strong>der</strong> Arktischen Region verbunden. Viele in<br />
<strong>der</strong> Arktis verbreitete Gattungen haben neben<br />
den beiden Regionen gemeinsamen (arktischalpinen)<br />
Arten noch weitere hervorgebracht, so<br />
daß <strong>der</strong> Eindruck entstehen kann, die arktische<br />
Flora sei nur eine verarmte Ausgabe <strong>der</strong> holarktisch-alpinen.<br />
Daneben enthalten die Gebirgstundren<br />
aber noch viele zusätzliche Sippen<br />
(Abb. 173), die oft Verwandtschaftskreisen aus<br />
den umgebenden tieferen Lagen angehören, und<br />
<strong>der</strong>en Anteil vergrößert sich von N nach S. Die<br />
alpine Vegetation ist also auch durch das Florengebiet<br />
geprägt, in das sie eingebettet ist. Die<br />
Unterschiede zwischen den einzelnen Teilen <strong>der</strong><br />
Region sind daher viel größer als in <strong>der</strong> Arktis.<br />
Dem entspricht eine Aufteilung in 3 Unterregionen.<br />
Die Nordamerikanische Unterregion (16.2.a)<br />
erstreckt sich von S-Alaska und British Columbia,<br />
wo sie an die zonale Tundra anschließt, <strong>der</strong><br />
ganzen Kordillerenkette entlang bis zu den hohen<br />
Vulkanbergen am Südrande des mexikanischen<br />
Fiochlandes. Im N einigermaßen zusammenhängend<br />
verbreitet, löst sie sich nach S in<br />
weit voneinan<strong>der</strong> isolierte Einzelvorkommen<br />
auf Das Klima zeigt verschiedene Ausprägungen.<br />
Im NW, im Küstengebirge und Kaskadengebirge<br />
von Alaska bis NW-Oregon, ist es humid<br />
(T2.H1) mit sehr hohem Winternie<strong>der</strong>schlag.<br />
Dadurch liegt die Schneegrenze hier sehr<br />
niedrig, und die Alpine Stufe nimmt nur einen<br />
schmalen Gürtel (200-300 Höhenmeter) ein.<br />
Selbst die alpine Waldgrenze hat hier infolge<br />
<strong>der</strong> großen Schneemengen eine beson<strong>der</strong>e<br />
Form: sie bildet ein parkartiges Mosaik aus<br />
gutwüchsigen Waldbeständen auf erhöhten<br />
Geländeteilen und üppigen Wiesen in Muldenlagen,<br />
in denen die Aperzeit so kurz ist, daß <strong>der</strong><br />
Baumwuchs verhin<strong>der</strong>t wird (Abb. 159, S. 316).<br />
Weniger schneereich, aber auch noch humid<br />
(T2.H1) ist das Klima in den östlicher gelegenen<br />
Rocky Mountains von Alberta und Montana<br />
bis Colorado. Hier ist die Alpine Stufe vertikal<br />
wesentlich höher (500 m und mehr) und<br />
sowohl bezüglich <strong>der</strong> Vegetationstypen als auch<br />
<strong>der</strong> Artengarnitur sehr vielfältig; auf den östlichsten,<br />
aus <strong>der</strong> Prärie aufsteigenden Bergmassiven,<br />
wo <strong>der</strong> Winter zu einer gewissen Trockenheit<br />
neigt, enthält die Wiesentundra auch Steppenelemente.<br />
Ein echt wechselfeuchtes Klima<br />
(T2.H2) haben schließlich die südwestlichen<br />
und südlichen Tundravorkommen von <strong>der</strong> Sierra<br />
Nevada an südwärts. Die Vegetation ist hier
338 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />
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Abb. 173: Polar-alpine Sippen mit unterschiedlichen Arealen.<br />
1 Kosmopolitisches Gras, eine <strong>der</strong> weitest verbreiteten Arten. 2 Monotypische Gattung (Zwergspalierstrauch)<br />
im feuchten NW-Nordamerika. 3 Geophyten (3 Arten) in den trockneren Teilen <strong>der</strong> Rocky Mountains. 4 Geophyten<br />
(10 Arten) <strong>der</strong> eurasiatischen Gebirge. 5 Hemikryptophyten (ca. 25 Arten), einzige Gattung <strong>der</strong> Umbelliferen-Unterfamilie<br />
A pioideae mit Verbreitungsschwerpunkt auf <strong>der</strong> Südhalbkugel. 6 Schopfrosettenpflanzen<br />
(„Riesen-Lobelien“, ca. 10 Arten). 7 Niedrige Zwergsträucher und Rosettenpflanzen (ca. 20 Arten), neben Poa<br />
die einzige Gefäßpflanzen-Gattung, die das antarktische Festland erreicht. 8 Hygrophile Großstauden (3 Arten).<br />
Vgl. auch D onatia, Abb. 41. - Nach M eusel etc. 1965f, Steenis etc. 1963f, Schnell 1970f,^Baumann<br />
1988, KORNAi etc. 1986 u .a.
Tundra 339<br />
gewöhnlich offen, ohne daß aber eine richtige<br />
Dompolsterflur auftritt, wie sie für diesen Klimatyp<br />
sonst oft charakteristisch ist. Auf den isolierten<br />
Gebirgsstöcken <strong>der</strong> Beckenlandschaften<br />
in Nevada und Utah ist das Klima z. T. selbst in<br />
<strong>der</strong> Alpinen Stufe so trocken (T2.H3), daß nur<br />
noch eine artenarme Wüstentundra existieren<br />
kann.<br />
Die Europäisch-M editerrane U nterregion<br />
(16.2.b) umfaßt die vielen isolierten Hochlagen<br />
<strong>der</strong> Gebirgsmassive in Europa sowie die in <strong>der</strong><br />
Umgebung des Mittelmeeres und weiter nach<br />
O bis in den Iran und zum Hindukusch. In den<br />
nördlichen Teilen, von den Pyrenäen bis zum<br />
W-Kaukasus, ist das Klima humid (T2.H1), und<br />
es ist eine floristisch und physiognomisch vielgestaltige<br />
Wiesentundra entwickelt, in <strong>der</strong> auch<br />
eine Reihe endemischer Gattungen auftreten.<br />
In den südlichen Gebirgen herrscht überall<br />
wechselfeuchtes Klima (T2.H2), und die Dornpolsterflur<br />
nimmt hier große Flächen ein. Beson<strong>der</strong>s<br />
ausgedehnt und reichhaltig ist sie in<br />
Vor<strong>der</strong>asien (Abb. 174), wo allein die weitgehend<br />
auf diese Formation beschränkte Gattung<br />
Acantholimon etwa 120 Arten aufweist. In den<br />
meisten Gebirgen ist die Dornpolsterflur durch<br />
den Menschen auf Kosten des Waldes weit in<br />
tiefere Lagen ausgedehnt worden.<br />
Zur Ostasiatischen Unterregion (16.2.c) sind<br />
neben den Alpinen Stufen des Gebirgsbogens<br />
von Japan bis zum Himalaja auch die <strong>der</strong><br />
zentralasiatischen Gebirge bis zum Tienschan<br />
und Altai zu rechnen (die Gebirgstundren in<br />
<strong>der</strong> Region <strong>der</strong> Hellen Taiga unterscheiden sich<br />
hingegen nicht von <strong>der</strong> Arktis). Das Klima ist<br />
in Japan, O- und M-China vom Typ T2.H1 mit<br />
normaler Wiesentundra (dabei treten am unteren<br />
Rande zuweilen strauchige Bambusarten<br />
auf). Auch in den südlichen (äußeren) Ketten<br />
des Himalaja ist die Alpine Stufe humid, die<br />
Lage am Tropenrand bedingt aber gewisse Beson<strong>der</strong>heiten,<br />
und so gibt es in <strong>der</strong> hier sehr<br />
artenreichen Wiesentundra auch Anklänge an<br />
den Paramo, z. B. die Wollkerzen-Blütenstände<br />
bestimmter Saussurea-Artcn. In diesem höchsten<br />
Gebirge <strong>der</strong> Erde finden sich auch die höchststeigenden<br />
Blütenpflanzen: in Felsspalten <strong>der</strong><br />
nivalen Stufe wurden hier bis 6100 m Arenaria<br />
bryophylh und Stellaria decumbens, bei 6300 m<br />
E rm ania him alayensis, bei 6400 m Saussurea<br />
gnaphalioides gefunden. In den inneren Teilen<br />
des Himalaja, wo <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag abnimmt und<br />
U f e ' .<br />
Abb. 174: Dornpolstervegetation in <strong>der</strong> Alpinen Stufe (oberhalb 2000 m) des iranischen Hochlandes nördlich<br />
von Schiras.<br />
Im Vor<strong>der</strong>grund Acantholim on spec, mit etwa 5 cm langen nadelförmigen, dornigen (aber grünen) Blättern,<br />
rechts Ashlmttr Astragalus spec, mit verdornter Blattrhachis (Blättchen abgefallen). - Aus Kerner von M arilaun<br />
1887f
340 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />
sich die winterliche Trockenheit bemerkbar<br />
macht, enthält die Wiesentundra zunehmend<br />
Steppenelemente, und <strong>der</strong>artige „Steppentundren“<br />
(Gebirgssteppen) treten auch in den übrigen<br />
Gebirgen im Innern des Kontinents auf, so<br />
weit sie noch genügend Sommernie<strong>der</strong>schlag<br />
empfangen: Osträn<strong>der</strong> des tibetanischen Plateaus,<br />
Nanschan, SO-Altai, Tienschan. Ganz extremes<br />
Klima herrscht im innersten Teil Zentralasiens,<br />
auf dem tibetanischen Plateau, im<br />
Kuenlun, Karakorum und Pamir. Bei Nie<strong>der</strong>schlägen<br />
bis unter 20 mm sind gewaltige Flächen<br />
oberhalb von 4000 m von einer kombinierten<br />
Kälte-Trocken-Wüste bedeckt, in <strong>der</strong> nur<br />
noch ganz wenige Pflanzensippen (darunter<br />
beson<strong>der</strong>s Arten <strong>der</strong> Gattungen Carex, Kohresia<br />
und Saussurea, aber auch vereinzelte Steppenund<br />
Wüstenelemente) in Einzelexemplaren Vorkommen.<br />
Im Untergrund findet sich hier Dauerfrostboden;<br />
an<strong>der</strong>erseits kann es örtlich sogar<br />
zur Versalzung kommen.<br />
16.3 Tropisch-Alpine Region<br />
Gebirge mit alpiner Waldgrenze kommen in allen<br />
drei Teilen <strong>der</strong> Tropischen Zone vor (vgl.<br />
Abb. 178.1-14), und dementsprechend sind drei<br />
Unterregionen zu unterscheiden. Am größten<br />
sind die Flächen mit alpiner Vegetation in Iberoamerika,<br />
wo das Andensystem nicht nur die<br />
gesamte Zone durchquert, son<strong>der</strong>n sich mehrfach<br />
auch noch in mehrere parallele Züge aufteilt<br />
bzw. plateauartig verbreitert. Die Vorkommen<br />
in Afrika und im indopazifischen Raum<br />
sind hingegen flächenmäßig wesentlich kleiner<br />
und mehr voneinan<strong>der</strong> isoliert.<br />
Die Iberoamerikanische Unterregion (16.3.a) ist<br />
die einzige, in <strong>der</strong> die Abgrenzung gegen extratropische<br />
Tundrentypen nicht ganz eindeutig ist.<br />
Im N zeigen bereits die Vulkane des mexikanischen<br />
Hochlandes floristische Beziehungen zu<br />
den Paramos, doch gehören sie eher noch zur<br />
Holarktis. Stärker gemischt sind die wenigen alpinen<br />
Lagen in Guatemala, die wir hier schon als<br />
tropisch ansehen. In Costarica tauchen dann die<br />
nördlichsten typischen Paramos auf, und in Kolumbien,<br />
Venezuela und Ecuador bedecken sie<br />
ausgedehnte Areale oberhalb von etwa 3200-<br />
3500 m (z. T. bis etwa 4700 m ansteigend). Die<br />
charakteristischen Schopfrosettenpflanzen, die<br />
große Bestände bilden können, gehören hier <strong>der</strong><br />
Gattung Espektia s. 1. an. Südlich von Ecuador<br />
wird das Gebiet des humiden Paramoklimas<br />
(T3.H1) zunehmend auf die Anden-Ostseite beschränkt,<br />
auf <strong>der</strong> es in einem immer schmäleren<br />
Streifen bis N-Bolivien reicht; die südlichen<br />
Paramo-Bestände, in Peru als Jalca bezeichnet,<br />
sind aber verarmt und enthalten z. B. keine<br />
Espeletien mehr.<br />
In Pem ist <strong>der</strong> größte Teil des Hochlandes<br />
wechselfeucht (T3.H2) und daher von Puna<br />
bedeckt, die sich hier durch großen Artenreichtum<br />
auszeichnet. Ihre untere Grenze liegt bei<br />
etwa 3800-4000 m; oberhalb 4600 m beginnt<br />
sie zu verarmen, einzelne Blütenpflanzen gehen<br />
aber noch bis über 5200 m hinauf Auffallendste<br />
Pflanzengestalten sind hier die sehr xeromorphen<br />
Büschelgräser (Ichus) und die großen<br />
Hart-Kugelpolster. In Südperu und Bolivien<br />
wird <strong>der</strong> Westteil des Gebirges immer trockener;<br />
in <strong>der</strong> hier befindlichen „Trockenpuna“<br />
nimmt <strong>der</strong> Anteil kleinblättriger Zwergsträucher,<br />
meist Compositen {Lepidophyllum, Baccharis,<br />
Chuquiragua u. a.) stark zu („Tola-Heide“). Charakteristisch<br />
für diesen trockneren Teil <strong>der</strong> Puna<br />
sind auch polsterförmig wachsende Kakteen aus<br />
<strong>der</strong> Verwandtschaft von Opuntia {Tephrocactus).<br />
Im übrigen ist die Abgrenzung <strong>der</strong> Alpinen Stufe<br />
nach unten hier schwierig: am Westrande gehen<br />
punaähnliche Bestände infolge des trockenen<br />
Klimas, das keinen Baumwuchs erlaubt, auch<br />
in tiefere Lagen bis unterhalb 3400 m, und im<br />
Zentrum, namentlich auf dem bolivianischen<br />
Hochland, ist <strong>der</strong> dort eigentlich herrschende<br />
subalpine Polylepis^A A (S. 209) großflächig<br />
durch anthropogene Puna ersetzt. In SW-Bolivien<br />
und N-Chile wird die Alpine Stufe schließlich<br />
so trocken (T3.H3), daß die spärliche Pflanzendecke<br />
als Wüstenpuna zu bezeichnen ist;<br />
damit endet <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> tropisch-alpinen Vegetation.<br />
Zentrum <strong>der</strong> A frik an isch en U nterregion<br />
(16.3.b) sind die ostafrikanischen Hochgebirge<br />
(Ruwenzori, Elgon, Satimma, Kenia, Kilimandscharo),<br />
auf denen die „afro-alpine“ Vegetation<br />
am typischsten ausgebildet ist. In etwas abgewandelter<br />
Form (mit leichten mediterranen<br />
Einflüssen) nimmt sie auch auf dem äthiopischen<br />
Hochland noch größere Flächen ein; verarmt<br />
ist sie auf dem weit abgelegenen Kamerunberg<br />
sowie in den kleinen, versprengten Vorkommen<br />
um den Njassasee, auf Madagaskar, Réunion<br />
und in den Drakensbergen. Von den bei
Tundra 341<br />
den tropischen Tundra-Typen sind sowohl Paramo<br />
als auch Puna vertreten.<br />
Die Paramos, charakterisiert durch die verzweigten<br />
Schopfrosettenpflanzen <strong>der</strong> Gattung<br />
Senecio s. L, die Kerzen-Blütenstände von Lohelia<br />
sowie durch zwergstrauchige Alchemilla-Axien,<br />
sind am reinsten in den Ruwenzori- und Virunga-Bergen<br />
ausgebildet (Abb. 175). Das sehr<br />
nie<strong>der</strong>schlagsreiche Klima ermöglicht hier sogar<br />
das Auftreten von Sphagnum-M.oore.n. In<br />
den östlicheren Gebirgen, wo das Nie<strong>der</strong>schlagsregime<br />
mehr durch Luv- und Leelagen beeinflußt<br />
wird, gibt es oft Übergänge zur Puna. Diese,<br />
zu <strong>der</strong>en wichtigsten Bestandteilen neben Büschelgräsern<br />
Zwergsträucher <strong>der</strong> Gattung Helichrysum<br />
gehören, zeigt ihre weiteste Verbreitung<br />
in Äthiopien, wo auch Ericaceen (Blaeria) und<br />
Labiaten (Micromeria, als mediterranes Element)<br />
eine Rolle spielen können. Die Untergrenze <strong>der</strong><br />
afro-alpinen Vegetation liegt meist bei etwa<br />
3400-3800 m; an manchen Bergen kann sie dadurch<br />
herabgedrückt werden, daß die Nie<strong>der</strong>schläge<br />
oberhalb einer ausgeprägten Wolkenstufe<br />
rapide abnehmen, so am Kilimandscharo<br />
bei etwa 3000 m (es handelt sich hier also um<br />
keine rein thermische Waldgrenze). Die hochalpine<br />
Stufe beginnt meist bei 4200-4400 m;<br />
einzelne Blütenpflanzen wurden am Kenia-Berg<br />
noch bei 4950 m gefunden.<br />
Flächenmäßig größter Teil <strong>der</strong> Indopazifischen<br />
Unterregion (16.3.c) ist die Alpine Stufe Neuguineas.<br />
Sie beginnt etwa bei 3800-3900 m Höhe<br />
und tritt daher auf mehreren Bergmassiven auf<br />
(Sukarno-Top, Trikora, Mandala, Giluwe, Bismarck-Gebirge,<br />
Saruwaged), wo sie bis zu den<br />
höchsten Gipfeln (5030 m) reicht. Entsprechend<br />
dem humiden Klima (T3.H1) ist die Vegetation<br />
vom Typ des Paramo, <strong>der</strong> auf den Plateaus und<br />
flachen Hängen als ziemlich mesomorphes<br />
Büschelgrasland ausgebildet ist, aber auch<br />
Zwergstrauchbestände enthält. Auch Polster-<br />
Abb. 175: Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Alpinen Stufe des Ruwenzori<br />
(O-Afrika).<br />
Die alpine Waldgrenze wird in<br />
diesem sehr humiden Gebirge<br />
(2000-4000 mm Nie<strong>der</strong>schlag)<br />
bei etwa 3800 m von dem Ericaceen-KIeinbaum<br />
P hilippia(l) gebildet.<br />
Die darüber befindlichen,<br />
vielerorts von zwergstrauchigen<br />
A lchem itta-hAtn (6) beherrschten<br />
Paramos enthalten<br />
an beson<strong>der</strong>s günstigen Standorten<br />
Bestände von Schopfrosettenpflanzen<br />
(Dendrosenecio,<br />
2), auf trockneten Rücken<br />
Kleinstrauchfluren aus Helichrysum<br />
stuhlmannii (3). An nassen<br />
Stellen herrscht das Büschelgras<br />
Carexmnssoroensis (4), dem häufig<br />
die Wollkerzen-Pflanze Lobelia<br />
woUastonii (8) beigemischt ist;<br />
an Seeufern wird es durch Deschampsia<br />
caespitosa (5) abgelöst,<br />
mancherorts auch durch Sphagnum<br />
(7). Ab etwa 4300 m nehmen<br />
die Blütenpflanzen stark<br />
ab, es beginnt die durch Moose<br />
und Flechten (9) charakterisierte<br />
hochalpine Stufe (Superparamo).<br />
- Aus Hauman 1933.
342 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />
r* i<br />
pflanzen kommen vor, hingegen fehlen Schopfrosettenpflanzen.<br />
Das gilt auch für die beiden<br />
einzigen Berge des eigentlichen Indonesien, die<br />
in die Alpine Stufe aufragen, nämlich Kinabalu<br />
(4175 m) auf Borneo und Kerinci (3800 m) auf<br />
Sumatra. Auf beiden läßt sich die Lage <strong>der</strong> thermischen<br />
Waldgrenze wegen <strong>der</strong> felsigen Topographie<br />
nicht genau ermitteln; sie wird im Bereich<br />
zwischen 3300 und 3700 m vermutet.<br />
Wegen <strong>der</strong> überwiegend steilen Hänge bildet die<br />
alpine Vegetation, die vorwiegend aus Zwergsträuchern<br />
und einigen büschelbildenden Cyperaceen<br />
besteht, nur selten eine geschlossene<br />
Decke. Schließlich kehrt die Alpine Stufe noch<br />
einmal weit entfernt im N O <strong>der</strong> pazifischen<br />
Inselwelt wie<strong>der</strong>, nämlich auf <strong>der</strong> bis 4205 m<br />
hohen Hauptinsel von Hawaii. Da das Klima<br />
hier mehr wechselfeucht ist (T3.H2), ist die Vegetation<br />
trotz weicher Geländeformen meist eine<br />
ziemlich offene Puna aus Kleinsträuchern und<br />
Polsterpflanzen, in <strong>der</strong> das berühmte Silberschwert<br />
(Argj/roxiphion sandwicense) etwas an die<br />
Wollkerzenpflanzen <strong>der</strong> Paramos erinnert.<br />
16.4 Austral-Antarktische Region<br />
Schon auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel deutete sich an,<br />
daß die Flora <strong>der</strong> Arktischen Zone gegenüber<br />
den Holarktisch-Alpinen Gebirgsstufen auch innerhalb<br />
typisch arktischer Gattungen eine gewisse<br />
Artenverarmung zeigt. Entsprechendes gilt<br />
für den Süden noch viel mehr, bedingt durch<br />
die räumliche Beschränktheit <strong>der</strong> vegetationsbedeckten<br />
Teile <strong>der</strong> Antarktischen Zone. Die typische<br />
holantarktische Tundrenflora hat ihre<br />
reichsten Vorkommen in <strong>der</strong> Alpinen Stufe <strong>der</strong><br />
südlich-temperierten (australen) Gebirge (vgl.<br />
Abb. 178.15-20). Eine Trennung <strong>der</strong> antarktischen<br />
Tundra in eine zonale und eine etageale<br />
Region wäre daher unangemessen; die Antarktische<br />
Zone ist vielmehr nur als eine von 4 Unterregionen<br />
<strong>der</strong> südhemisphärischen Tundrenregion<br />
einzustufen.<br />
Die zonale Antarktische Unterregion (16.4.a)<br />
besteht aus zwei sehr ungleichen Teilen. Der<br />
extrem kalte (TI) antarktische Kontinent, zum<br />
größten Teil mit Eis bedeckt, zeigt nur an seinen<br />
äußersten Rän<strong>der</strong>n eine subnivale Kältewüste<br />
aus Flechten und Moosen, in <strong>der</strong>en nördlichstem<br />
Zipfel (Graham-Land, Süd-Orkneyinseln)<br />
noch 2 Blütenpflanzen-Arten vorkommen<br />
(Deschampsia antárctica, Colobanthus quitensis).<br />
Durch breite, eisfreie Meeresteile hiervon<br />
getrennt, erstreckt sich zwischen 45 und 60°S<br />
<strong>der</strong> Gürtel <strong>der</strong> „subantarktischen“ Inseln. Ihr<br />
Klima könnte man formal als eupolar bezeichnen;<br />
es unterscheidet sich aber fundamental von<br />
dem entsprechen<strong>der</strong> Teile <strong>der</strong> Arktis. Die Unterschiede<br />
zwischen Sommer und Winter sind<br />
minimal (stets < 10, z. T. < 5 °C Differenz zwischen<br />
wärmstem und kältestem Monat), es gibt<br />
keinen Dauerfrostboden, ja es kommt meist<br />
nicht einmal zur Bildung länger bleiben<strong>der</strong><br />
Schneedecken. Wegen <strong>der</strong> niedrigen Breitenlage<br />
fehlt mit Dauertag und Polarnacht noch ein<br />
weiteres Charakteristikum <strong>der</strong> Arktis. Insgesamt<br />
erscheint das Wärmeklima als ein Mischtyp zwischen<br />
tropischem und temperiertem Gebirgsklima<br />
(T2/3), von beiden unterscheidet es sich<br />
allerdings durch die sehr geringe Strahlungsintensität.<br />
In hygrischer Hinsicht ist es überall<br />
humid; <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag kann zu allen Jahreszeiten<br />
als Regen o<strong>der</strong> als Schnee auffreten, oft<br />
verbunden mit sehr starken, stürmischen Winden<br />
(Westwindzone). Flächenmäßig größte dieser<br />
Inselgmppen sind die Falklandinseln. Sie sind<br />
überwiegend mit einem paramoartigen Büschelgrasland<br />
aus Poa flabellata und Corta<strong>der</strong>ia pilosa<br />
bedeckt, in das in feuchten Mulden Sphagnum-<br />
Sümpfe eingestreut sind. Auf flachgründigen<br />
Böden finden sich Zwergstrauchheiden aus<br />
Empetrum, Pernettya und Baccharis mit beigemischten<br />
Farnen. Beson<strong>der</strong>s auffällig sind an<br />
steinigen Stellen wachsende, bis 1 m hohe Hartkugelpolster<br />
von B olax globaria\ daneben gibt<br />
es auch noch an<strong>der</strong>e Polsterpflanzen. Einziger<br />
höher werden<strong>der</strong> Strauch ist Hebe elliptica. Ähnlich<br />
sieht auch die antarktische Tundra <strong>der</strong> übrigen<br />
Inselgruppen aus; auf manchen (Kerguelen,<br />
Macquarie) tritt mit zwar stammlosen, aber<br />
auffallend großen Schopfrosettenpflanzen<br />
(Pringlea, Pleurophyllum) ein weiteres Element<br />
hinzu, das an tropisch-alpine Vegetation erinnert.<br />
Die Südamerikanische Unterregion (16.4.b)<br />
hat an <strong>der</strong> Südspitze Feuerlands (Isla Hoste) direkten<br />
Kontakt mit <strong>der</strong> zonalen antarktischen.<br />
Von hier aus erstreckt sie sich, in immer höhere<br />
Lagen aufsteigend, bis etwa 25°S (Untergrenze<br />
hier bei 2 0 0 0 m), wo die nordchilenische<br />
Wüstenpuna beginnt und in die Tropisch-Alpine<br />
Region überleitet. Entsprechend dem<br />
Feuchtegradienten sind zwei Klimabereiche zu
Tundra 343<br />
unterscheiden. Der humide Südteil reicht etwa<br />
bis ins Quellgebiet des Rio Bio-Bio bei 38°S.<br />
Das Klima ist hier, namentlich in den sehr nie<strong>der</strong>schlagsreichen<br />
Westteilen des Gebirges, vom<br />
Typ T 2/3.H 1 mit sehr geringer Temperaturamplitude,<br />
und die Vegetation entspricht im<br />
großen und ganzen <strong>der</strong> antarktischen Tundra;<br />
wegen <strong>der</strong> tief liegenden Schneegrenze ist die<br />
Alpine Stufe recht schmal. In weniger ozeanischen<br />
Leelagen kann das Klima sich aber dem<br />
Typ T2.H1 annähern, und damit nimmt auch<br />
die Vegetation mancherorts mehr den Charakter<br />
<strong>der</strong> nemoral-alpinen Wiesentundra an (auch<br />
in den tieferen Lagen gibt es hier ja Anklänge<br />
an nemorale Vegetation). Nördlich von 38°S (an<br />
<strong>der</strong> Anden-Ostseite schon etwas südlicher) wird<br />
das Klima wechselfeucht (T2.H2), und die Vegetation<br />
geht in eine offene Dornpolsterflur<br />
über. Die Dornpolster gehören vorwiegend zu<br />
den Gattungen Adesmia, Mulinum, Berberis und<br />
Chuquiragua-, daneben gibt es auch einige<br />
dornenlose Polsterpflanzen, die aus <strong>der</strong> Puna<br />
bzw. <strong>der</strong> antarktischen Tundra übergreifen.<br />
Entsprechend dem Fehlen von Hochgebirgen<br />
in Australien umfaßt die Australische Unterregion<br />
(16.4.c) nur zwei sehr kleine Gebiete,<br />
beide mit dem Klimatyp T 2/3.H 1. Auf <strong>der</strong> Insel<br />
Tasmanien sind es die höchsten, plateauartigen<br />
Lagen einiger isolierter, bis 1573 m hoher<br />
Berge. Oberhalb 1200-1300 m sind hier auf den<br />
ständigen starken Westwinden ausgesetzten<br />
Hochflächen niedrige Heiden aus Hartpolstern,<br />
Zwerg- und Spaliersträuchern entwickelt; in<br />
Muldenlagen finden sich Sümpfe mit Büschelgräsern<br />
(Mesomelaena sphaerocephala), in denen<br />
ebenfalls Polsterpflanzen Vorkommen. Auf dem<br />
australischen Festland nimmt die alpine Vegetation<br />
(einschließlich des subalpinen Eucalyptus-<br />
Offenwaldes) in den Snowy Mountains an <strong>der</strong><br />
Grenze von Victoria und New South Wales<br />
angeblich etwa eine Fläche von 5000 km^ ein.<br />
Das ziemlich flachwellige Gelände ist zum größten<br />
Teil mit Büschelgrasfluren aus Poa caespitosa<br />
und Danthonia nudiflora bedeckt. Flachgründige<br />
Hänge tragen Zwergstrauchheiden, in denen<br />
Epacridaceen und Myrtaceen dominieren; Polsterpflanzen<br />
scheinen zu fehlen.<br />
Auch die N eu seelän d isch e U n te rre g io n<br />
(16.4.d) entspricht vollständig dem Klimatyp<br />
T2/3.H 1 . Trotz <strong>der</strong> großen N-S-Erstreckung und<br />
<strong>der</strong> Luv- und Lee-Wirkungen ist die oberhalb<br />
1000-1500 m wachsende alpine Vegetation ziemlich<br />
einheitlich. Dominierend ist überall die<br />
Büschelgrasflur aus Chionochloaflavescens, <strong>der</strong>en<br />
Artepithet auf die charakteristische, zu allen Jahreszeiten<br />
monoton-gelbliche Färbung hinweist.<br />
Auf flachgründigen und felsigen Standorten, die<br />
in dem stark reliefierten Hochgebirge verbreitet<br />
sind, finden sich neben Zwergstrauchheiden riesige<br />
Hartpolster <strong>der</strong> Compositen Raoulia und<br />
Haastia.
F Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />
Im horizontalen Bereich ist die Verteilung <strong>der</strong><br />
klimatischen Klimaxformationen weiträumig<br />
und daher leicht zu überschauen. In plurizonalen<br />
Hochgebirgen bilden sie hingegen kleinräumige<br />
Mosaike, die zwar denselben ökologischen<br />
Prinzipien folgen, aber wegen ihrer engen<br />
Verzahnung doch sehr kompliziert erscheinen<br />
können. Um sie besser verständlich zu<br />
machen, werden einige dieser vertikalen Gliedemngen<br />
im Folgenden in Form schematisierter<br />
Profile vorgeführt (vgl. auch das Horizontalprofil<br />
auf <strong>der</strong> farbigen Vegetationskarte).<br />
Die allgemeine thermische Differenzierung<br />
<strong>der</strong> Vegetation plurizonaler Gebirge und ihre<br />
Beziehung zu den Vegetationszonen wurde<br />
schon besprochen (S. 116). Demnach beträgt<br />
die Zahl <strong>der</strong> vertikal unterscheidbaren. Zonenanalogen<br />
Stufen in <strong>der</strong> Australen und Borealen<br />
Zone 2, in <strong>der</strong> Tropischen und Nemoralen 3<br />
und in <strong>der</strong> Meridionalen 4 (in den nördlichen<br />
Randtropen örtlich sogar 5).<br />
In hygrischer Hinsicht können in den einzelnen<br />
Gebirgen sehr unterschiedliche Abwandlungen<br />
auftreten, sowohl in vertikaler als auch<br />
in horizontaler Richtung. Sichtbarster Ausdmck<br />
davon ist (unterhalb <strong>der</strong> thermischen Waldgrenze)<br />
das Auftreten o<strong>der</strong> Fehlen von Wald.<br />
In vereinfachter Darstellung (waldfreundliche<br />
Abb. 176; Grundtypen <strong>der</strong> hygrischen Vegetationsglie<strong>der</strong>ung plurizonaler Gebirge.<br />
Näheres im Text.<br />
5<br />
i t<br />
Abb. 177: Übersicht über die Lage <strong>der</strong> in Abb. 178 dargestellten Gebirgsprofile 1-62.
Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge 345<br />
Konditionen als humid i. w. S., waldfeindliche<br />
als arid i. w. S. bezeichnet) läßt sich die Vielfalt<br />
aber auf nur 4 Grundtypen <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung bzw.<br />
<strong>der</strong>en Kombination zurückführen (Abb. 176):<br />
HH: Klima von unten bis oben humid, daher<br />
Waldbedeckung von <strong>der</strong> Basis bis an die<br />
alpine (thermische) Waldgrenze.<br />
AH: Umland arid, durch den Anstieg <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge<br />
ist in höheren Lagen aber Wald<br />
niöglich, es gibt eine Waldstufe mit unterer<br />
(hygrischer) Waldgrenze.<br />
Ein Son<strong>der</strong>fall dieses Typs tritt vor allem<br />
im Bereich <strong>der</strong> Tropen öfter auf: hier<br />
nimmt die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge oberhalb<br />
einer ausgeprägten Wolkenstufe nach<br />
oben wie<strong>der</strong> ab, so daß auch die obere<br />
Waldgrenze mindestens partiell hygrisch<br />
bedingt sein kann (AHA-Typ).<br />
AA: Gesamte Vertikalerstreckung arid, keine<br />
Waldstufe vorhanden. Hier ist die Ermittlung<br />
<strong>der</strong> thermischen Untergrenze <strong>der</strong> Alpinen<br />
Stufe nur durch Indizien möglich<br />
(z. B. das Auftreten o<strong>der</strong> Fehlen von Gehölzen<br />
entlang von Wasserläufen).<br />
LL: Das Gebirge liegt in einem Raum, in dem<br />
bestimmte Windrichtungen vorherrschen,<br />
die Unterschiede in <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />
(zuweilen auch bei den Temperaturen)<br />
zwischen Luv und Lee zur Folge<br />
haben.<br />
Die Anordnung <strong>der</strong> 62 numerierten Profile, die<br />
zur Abbildung 178 zusammengefaßt sind, folgt<br />
im wesentlichen den Vegetationszonen (Lageplan<br />
Abb. 177). Die meisten sind punktuelle<br />
Höhenprofile, bezogen auf eine bestimmte Stelle<br />
des jeweiligen Gebirges. Bei LL-Glie<strong>der</strong>ungen<br />
wurden jedoch Horizontalprofile gezeichnet, die<br />
das Gebirge parallel zur Richtung des Gradienten<br />
durchschneiden.<br />
Um die Profile einigermaßen vergleichbar zu machen,<br />
wurde (außer bei Nr. 25) ein einheitlicher Höhenmaßstab<br />
(ca. 2 cm = 1500 m) verwendet. Die km-Angaben<br />
bei den Horizontalprofilen beziehen sich nur<br />
auf die horizontale Entfernung vom Anfangs- zum<br />
Endpunkt; die Abstände <strong>der</strong> ggf. auftretenden<br />
Zwischenpunkte sind allein durch den verfügbaren<br />
Platz bedingt.<br />
In den Grafiken werden die unterscheidbaren<br />
Klimaxformationen gewöhnlich von unten nach oben<br />
numeriert; namentlich genannt werden aus Platzgründen<br />
meist nur Einheiten höheren Ranges bzw.<br />
Kuabezeichnungen. Nähere Einzelheiten finden sich<br />
im Text; hier ist auch auf die Region verwiesen, <strong>der</strong><br />
die Vegetation <strong>der</strong> Gebirgsbasis angehört (Einzel-<br />
Seitenverweise sind daher unnötig). Die Vegetation<br />
<strong>der</strong> Alpinen Stufe wird gewöhnlich nur durch die<br />
Klimaxformation des untersten, eualpinen Teils charakterisiert;<br />
Vegetationstypen <strong>der</strong> höheren, verarmten<br />
Lagen werden nur dann geson<strong>der</strong>t behandelt, wenn<br />
sie eine ungewöhnliche Ausdehnung o<strong>der</strong> sonstige<br />
Beson<strong>der</strong>heiten haben (i. ü. sei auf die Darstellung<br />
<strong>der</strong> alpinen Vegetation in Kap. III.E verwiesen).<br />
Die Zuordnung <strong>der</strong> unterschiedenen Klimaxformationen<br />
zu den thermischen Höhenstufen ist<br />
neben dem Profil durch die entsprechenden Abkürzungen<br />
(W T = Warmtropisch, O T = Oreotropisch,<br />
AU, M E, N E, BO , AL) angegeben (bei unsicherer<br />
Zuordnung bzw. Abgrenzung eingeklammert). Aride,<br />
semiaride, semihumide, subhumide und perhumide<br />
Bedingungen sind bei den Formationen durch a, sa,<br />
sh, (sh), ph gekennzeichnet. SG bezeichnet die Lage<br />
<strong>der</strong> Schneegrenze. Bei den Horizontalprofilen geben<br />
Pfeile die Hauptwindrichtung an (bei absoluter Dominanz<br />
einer Richtung ein dicker, bei nur relativem<br />
Überwiegen ein dünnerer Pfeil).<br />
Im übrigen sei ausdrücklich darauf verwiesen, daß<br />
die vorgeführten Profile nur als Modelle zu verstehen<br />
sind. Insbeson<strong>der</strong>e die Höhenangaben <strong>der</strong> Stufengrenzen<br />
sind nichts als ungefähre Näherungswerte; in<br />
<strong>der</strong> Natur kann ihre Lage schon an einem einzigen<br />
Berggipfel je nach Exposition, Hangneigung, geologischem<br />
Substrat usw. um mehrere 100 m schwanken.<br />
Hinzu kommen noch die Unsicherheiten des ausgewerteten<br />
Materials. In den vielen Fällen, wo grafische<br />
Profildarstellungen in <strong>der</strong> Literatur nicht Vorlagen,<br />
mußten sie aus allgemeinen Vegetationsbeschreibungen<br />
konstruiert werden, wobei die Kombination<br />
von Daten aus unterschiedlichen Quellen und/o<strong>der</strong><br />
aus unterschiedlichen Gebirgsteilen oft nicht zu vermeiden<br />
war. Auch kann die Zahl <strong>der</strong> unterschiedenen<br />
etagealen Vegetationseinheiten selbst bei nahe verwandten<br />
Stufüngen je nach <strong>der</strong> Genauigkeit <strong>der</strong> verwerteten<br />
Darstellung recht verschieden sein.<br />
Tropische Zone (ohne nördliche<br />
Randtropen; Profiie 1-14)<br />
Wie bereits angedeutet, ist <strong>der</strong> Unterschied zwischen<br />
den charakteristischen Vegetationstypen<br />
<strong>der</strong> Warmtropischen und <strong>der</strong> Oreotropischen<br />
Stufe zwar groß, die Abgrenzung zwischen beiden<br />
im einzelnen aber schwierig, da breite Übergangsbereiche<br />
auftreten und zugleich die Zahl<br />
<strong>der</strong> diesbezüglichen Vegetationsanalysen sehr<br />
gering ist. Die in den Profilen eingezeichnete<br />
Lage dieser Grenze ist also als beson<strong>der</strong>s unsicher<br />
bzw. arbiträr anzusehen.<br />
Aus Platzgründen wird <strong>der</strong> Oreotropische Wald in den<br />
Profilen mit dem neutralen BegrifF„Bergwald“ bezeichnet
346 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />
©<br />
Cordillera de<br />
Talamanca<br />
9,5°N 83,5°W<br />
C htrripó Grande<br />
38 20 m<br />
W-Kordillere<br />
Altiplano<br />
0-Kordillere<br />
lllim ani<br />
6882 m<br />
Abb. 178.1-3: Tropische Zone (Mittel- und Südamerika).
Tropische Zone (ohne nördliche Randtropen) 347<br />
In den südlichen Randtropen geht die Oreotropische<br />
Stufe in die Australe über; die Zuordnung<br />
ist mancherorts Geschmackssache. Die<br />
komplizierten Verhältnisse <strong>der</strong> nördlichen<br />
Randtropen werden später dargestellt (S. 358).<br />
Das ausgedehnteste tropische Gebirgssystem<br />
liegt in Iberoamerika mit <strong>der</strong> zusammenhängenden,<br />
die gesamte Tropische Zone durchziehenden<br />
Andenkette, die nur in Mittelamerika über<br />
größere Strecken weniger als 2000 m hoch ist.<br />
Bis etwa zum Äquator ist ihre Umgebung meist<br />
beidseitig humid bis semihumid; weiter nach S<br />
tritt dann bald eine scharfe LL-Glie<strong>der</strong>ung mit<br />
humi<strong>der</strong> Ost- und ari<strong>der</strong> Westseite auf Die übrigen<br />
Gebirge (Antillen, Guajana, O-Brasilien)<br />
sind unbedeutend. Ganz an<strong>der</strong>s ist die Situation<br />
in Afrika; hier sind die tropischen Hochgebirge<br />
sämtlich ± isolierte Gebirgsstöcke, meist<br />
vulkanischer Herkunft. Nur <strong>der</strong> Kamerunberg<br />
liegt in rein humi<strong>der</strong> Umgebung, bei den übrigen<br />
ist die Basis mindestens z. T. semihumid<br />
bis arid mit deutlichen LL- und AH-Glie<strong>der</strong>ungen.<br />
Der dritte Hauptteil <strong>der</strong> Tropen, <strong>der</strong><br />
Indopazifische Raum, ist zwar auf dem größten<br />
Teil seiner Fläche gebirgig, doch liegen wirkliche,<br />
bis in die Alpine Stufe reichende Hochgebirge<br />
auch hier nur weit verstreut auf den verschiedenen<br />
Inseln; das größte ist die Zentralgebirgskette<br />
auf Neuguinea.<br />
1. Cordillera de Talamanca, Costarica, Region<br />
1.1.b. Höchster Teil <strong>der</strong> Anden auf <strong>der</strong> mittelamerikanischen<br />
Landbrücke südlich von Guatemala,<br />
in überwiegend humi<strong>der</strong> Umgebung. -<br />
Nach W eber 1958, Knapp 1965 u. a.<br />
Warmtropische Stufe<br />
(1) Tiefland-Regenwald, an abgeschirmten W-Hängen<br />
örtlich mit Übergängen zum Regengrünen<br />
Wald.<br />
(2) Montaner Regenwald, überall humid.<br />
Oreotropische Stufe<br />
(3) Unterer Oreotropischer Wald mit Quercus, Podocarpm,<br />
Ocotea, Engelhardia, hochwüchsig (bis über<br />
30 m).<br />
(4) Nebelwald, von ähnlicher Zusammensetzung,<br />
aber niedriger und mit hohen Anteilen an Weinmannia,<br />
Ckthra, Clusia.<br />
(5) Subalpiner, 3-4 m hoher Offenwald und Busch<br />
mit Ericaceen {Arctostaphylus, Vaccinium, Pernettya),<br />
Myrtaceen, strauchigen 5e«m'o-Arten und<br />
starkem Bambus-Anteil {Chusqued)\Quercus fehlt.<br />
Alpine Stufe<br />
(6) Paramo, vorwiegend Büschelgrasflur, wechselnd<br />
mit Kleinstrauchheiden und niedrigen Chusquea-<br />
Beständen.<br />
2. Sierra Nevada de Merida, Venezuela, Region<br />
2.1.b. Höchster Teil <strong>der</strong> Anden in Venezuela,<br />
ein nach NO streichen<strong>der</strong> Ausläufer <strong>der</strong><br />
kolumbianischen Ostkordillere (dargestellt ist<br />
die Glie<strong>der</strong>ung am Südabfall).- Nach H ueck<br />
1966 sowie persönlichen Angaben von Herrn<br />
A. B erg, Göttingen.<br />
Warmtropische Stufe<br />
(1) Regengrüner Wald, im ebenen Tiefland weithin<br />
durch edaphische (Dichtboden-) o<strong>der</strong> anthropogene<br />
Savanne ersetzt, an den Berghängen nach<br />
oben mit zunehmendem Anteil an Immergrünen.<br />
(2) Montaner Regenwald.<br />
Oreotropische Stufe, meist von <strong>der</strong> unteren Grenze<br />
ab mit Nebelwald-Bedingungen.<br />
(3) Unterer Oreotropischer Wald, mit etwa 30 m hohem<br />
Kronendach, das an geeigneten Stellen von<br />
dem bis zu 40 m hohen Podocarpus rospigliosii<br />
überragt wird. Im Unterwuchs häufig Clusia-, die<br />
in Kolumbien noch vorkommende Quercus hat<br />
Venezuela nicht mehr erreicht. (Mancherorts<br />
schon bei etwa 1500 m beginnend.)<br />
(4) Oberer Oreotropischer Wald, stark an Höhe abnehmend,<br />
mit Weinmannia, Oreopanax sowie an<strong>der</strong>en<br />
Podocarpus-Axltn.<br />
(5) „Subparamo“, d. h. 2-4 m hohes subalpines Gebüsch<br />
(auch Chirrivital genannt) mit Escallonia,<br />
Vaccinium, Libanothamnus u. a. strauchigen Compositen,<br />
Vallea, Polykpis, Heteromeks.<br />
Alpine Stufe<br />
(6) Paramo (i. e. S.) mit geschlossener Vegetationsdecke<br />
aus Büschelgräsern (z. B. Calamagrostis<br />
effusd} und Rosettenstauden {Espektia s. str.), unter<br />
diesen aber kaum stammbildende.<br />
(7) Superparamo, Vegetationsdecke nicht geschlossen,<br />
auffallende Bestände stammbilden<strong>der</strong><br />
Schopffosettenpflanzen aus <strong>der</strong> in den venezolanischen<br />
Paramos endemischen Gattung Coespektia,<br />
dazwischen kleinere Büschelgräser, z. B. die<br />
ebenfalls in dieser Höhenstufe endemische Helkria<br />
fragilis. Dieser Vegetationstyp steigt bis etwa<br />
4800 m, darüber herrscht Kältewüste.<br />
3. Anden und A ltiplano, B olivien /C h ile,<br />
Horizontalprofil von Region 1.1. a nach Region<br />
4.2.a. Das Andensystem besteht hier aus zwei<br />
randlichen Ketten, <strong>der</strong> West- und <strong>der</strong> Ostkordillere,<br />
<strong>der</strong>en höchste, über 6000 m hohe Gipfel<br />
meist vulkanischen Ursprungs sind, und dem<br />
dazwischen liegenden, 3500-4000 m hohen
348 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />
Sierra de Aconauiia<br />
© 27°S 66°W ©^ Kamerun-Berg<br />
4°N 11°0<br />
El C lavillo<br />
5 4 5 0 m<br />
0<br />
Ruwenzori<br />
0,5°N 30°O<br />
© Kilimandscharo<br />
3°S 37,5°0<br />
Kibo<br />
6 0 1 0 m<br />
P ic M argu erite<br />
5 1 1 5 m<br />
Abb. 178.4-7: Tropische Zone (Südamerika, Afrika)
Tropische Zone (ohne nördliche Randtropen) 349<br />
Hochland (Altiplano). Die dem Amazonasbecken<br />
zugewandte NO-Flanke ist humid, die<br />
pazifische Seite in den Tieflagen perarid; auch<br />
auf dem Hochland nimmt die Humidität von<br />
NO nach SW ab. - Nach C. T roll 1959, H ueck<br />
1966, Kessler 1995.<br />
Luvseite <strong>der</strong> Ostkordillere<br />
(1) Tropischer Regenwald („Yungas“), montaner Typ<br />
(die Tieflands-Regenwäl<strong>der</strong> beginnen erst weiter<br />
nördlich, im O schließen z. T. Regengrüne Wäl<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Region 2.1.a an).<br />
(2) Unterer Oreotropischer Wald („Medio Yungas“),<br />
z. T. schon von Nebelwaldcharakter und mit starkem<br />
Epiphytenbesatz, aber noch gutwüchsig.<br />
(3) Oberer Oreotropischer Wald („Ceja“) im Niveau<br />
<strong>der</strong> stärksten Wolkenkonzentration (perhumid),<br />
meist unter 20 ,m hoch.<br />
(4) Subalpiner, humi<strong>der</strong> Krummholzwald aus Polylepis<br />
pepei, Escallonia, Brachyotis, Gynoxys und<br />
weiteren Compositen.<br />
(5) Paramo, meist aus Gräsern bestehend (Schopfrosettenpflanzen<br />
kommen nicht mehr vor).<br />
(6) Subnivale Kältewüste.<br />
Westseite <strong>der</strong> Ostkordillere und Altiplano<br />
(7) Eurytropische Trockengehölze in den oberhalb<br />
ihres Durchbmches durch die Ostkordillere gelegenen<br />
Teilen tief eingeschnittener, nach O entwässern<strong>der</strong><br />
Täler („Valles“), mit hochwüchsigen<br />
Sukkulenten und Dornsträuchern.<br />
(8) Subalpiner, semihumi<strong>der</strong> niedriger Wald aus<br />
Polylepis {P. bessert u. a.), durch Einfluß des Menschen<br />
großflächig durch Grasland (anthropogene<br />
Feuchtpuna) bzw. Ackerflächen ersetzt.<br />
(9) Natürliche Feuchtpuna <strong>der</strong> Alpinen Stufe.<br />
(10) „Trockenpuna“ im SW-Teil des Altiplano, wahrscheinlich<br />
aus hygrischen Gründen von Natur aus<br />
waldfrei (= oreotropische Halbwüste).<br />
Westkordillere<br />
(11) Vollwüste <strong>der</strong> Atacama.<br />
(12) Halbwüste, vielfach mit KJeinsträuchern (Tola-<br />
Heide).<br />
(13) Subalpin-semiari<strong>der</strong> Offenwald bzw. Gebüsch aus<br />
Polylepis tarapacana.<br />
(14) Alpine, durch Kälte und Trockenheit zugleich<br />
bedingte Wüstenpuna.<br />
4. Sierra de Aconquija, Ajgentinien, Horizontalprofil<br />
von Region 2.1.a in die Hochlagen von<br />
4.2.b. Teil des östlichen Andenrandes in <strong>der</strong> Provinz<br />
Tucumän, direkt den aus O kommenden<br />
feuchteren Luftmassen entgegengestellt und<br />
daher mit deutlicher LL-Glie<strong>der</strong>ung. Hier treffen<br />
die südlichsten Ausläufer des amazonischen<br />
Regenwaldes mit den nördlichsten <strong>der</strong> australen<br />
Vegetation zusammen. - Nach H ueck 1953.<br />
Warmtropische Stufe <strong>der</strong> Luvseite<br />
(1) Regengrüner Wald, infolge <strong>der</strong> am Gebirgsrand<br />
mit 700-800 mm schon relativ hohen Nie<strong>der</strong>schläge<br />
besserwüchsig (ca. 20 m hoch) als im östlich<br />
angrenzenden Chaco-Gebiet.<br />
(2) Artenreicher Tropischer Regenwald, noch mit Vertretern<br />
<strong>der</strong> wichtigsten typischen Familien<br />
{Lauraceae, Leguminosae, Meliaceae, Bignoniaceae,<br />
Myrtaceae)', Nie<strong>der</strong>schläge hier und in den Stufen<br />
(3)-(5) im Bereich von 1500-2000 mm (mit<br />
deutlichem Sommermaximum).<br />
Australe Stufe<br />
(3) Lorbeerwald, vornehmlich aus Myrtaceen gebildet,<br />
meist unter 20 m hoch und mit starkem Besatz<br />
an epiphytischen Moosen. Hier ist <strong>der</strong> Bereich<br />
<strong>der</strong> stärksten Nebelkondensation, und die<br />
damit verbundene Absenkung <strong>der</strong> Temperaturmaxima<br />
fuhrt zum Ausfall <strong>der</strong> meisten Regenwaldbäume.<br />
(4) Sommerwald aus Juglans australis mit örtlicher<br />
starker Beteiligung von Podocarpusparlatorei, etwa<br />
20 m hoch.<br />
(5) Sommerwald aus Ainus joruUensis, in günstigen<br />
Lagen ebenfalls bis 20 m, nach oben niedriger<br />
werdend.<br />
(6) Subalpiner Krummholzwald aus Polylepis australis<br />
(die Angaben, diese Art sei als einzige ihrer Gattung<br />
sommergrün, sind umstritten).<br />
Alpine Stufe. Nach oben nimmt die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />
stark ab, so daß die alpine Waldgrenze möglicherweise<br />
hygrisch mit beeinflußt ist.<br />
(7) Büschelgraspuna aus Festuca orthophylla.<br />
(8) Hochalpine Wüstenpuna.<br />
Leeseite<br />
(9) Niedrige Kleinstrauch-Halbwüste mit Larrea divaricata,<br />
Cassia aphylla u. a., örtlich vereinzelte Säulenkakteen.<br />
5. Kamerunberg, Kam erun/Nigerien, Region<br />
1.2.a. Isolierter, relativ sanft ansteigen<strong>der</strong> Vulkankegel<br />
im unmittelbaren Küstenbereich. - Nach<br />
Knapp 1973, Lauer 1976.<br />
Warmtropische Stufe<br />
(1) Tiefland-Regenwald, großenteils durch Kulturland<br />
ersetzt.<br />
(2) Montaner Regenwald.<br />
Oreotropische Stufe<br />
(3) Unterer Oreotropischer Wald, artenreich und<br />
hochwüchsig (bis ca. 30 m).<br />
(4) Oberer Oreotropischer Wald, niedriger und vielfach<br />
mit edaphisch (wasserdurchlässige Aschenböden)<br />
o<strong>der</strong> anthropogen bedingtem Grasland<br />
durchsetzt.<br />
(5) Subalpine Gebüsche und Offenwäl<strong>der</strong> aus<br />
Ericaceen (Agauria, Philippia), Myrica, Hypericum,<br />
Rapanea.
Tropische Zone (ohne nördliche Randtropen) 351<br />
Alpine Stufe<br />
(6) Paramo, überwiegend Büschelgrasflur (die ostafrikanischen<br />
Schopfrosettenpflanzen fehlen hier,<br />
nur Lobelien mit Kerzen-Infloreszenzen sind vorhanden).<br />
(7) Durch vulkanische Lockerböden bedingte Wüste.<br />
6. Ruwenzori, Zaire/Uganda, Horizontalprofil<br />
von Region 1.2.a nach Region 2.2. Nordwestlichstes<br />
<strong>der</strong> hohen Bergmassive Ostafrikas, nicht<br />
vulkanisch; an <strong>der</strong> NW-Seite durch Luvwirkung<br />
durchgehend humid. - Nach H auman 1933,<br />
Robyns 1948, Knapp 1973.<br />
Warmtropische Stufe<br />
(1) Tiefland-Regenwald.<br />
(2) Montaner Regenwald.<br />
(3) Trockener Regengrüner Wald (aktuell weitgehend<br />
durch anthropogene Savanne ersetzt).<br />
(4) Montaner Regengrüner Wald, feuchter, den<br />
Übergang zur durchweg humiden Oreotropischen<br />
Stufe bildend (aktuell Wechsel von Waldresten<br />
und Feuchtsavannen).<br />
Oreotropische Stufe<br />
(5) Unterer Oreotropischer Wald, sehr artenreich und<br />
gutwüchsig (bis über 40 m hoch).<br />
(6) Oberer Oreotropischer Wald (hauptsächlich<br />
Nebelstufe), artenärmer und meist unter 20 m<br />
hoch, mit baumförmigen Ericaceen {Erica arbórea,<br />
Agauria), Podocarpus, Rapanea, Myrica, nach oben<br />
stellenweise auch Hagenia abyssinica (infolge anthropogener<br />
Waldverwüstung z. T. durch Bambusdickichte<br />
ersetzt).<br />
(7) Subalpiner Offenwald und Busch aus Ericaceen<br />
(vorwiegend Philippia).<br />
Alpine Stufe<br />
(8) Paramo (vgl. Abb. 175, S. 341).<br />
7. Kilimandscharo, Tanganjika, Region 3.2.a.<br />
Der höchste Berg Afrikas liegt in einer semiariden<br />
Umgebung und zugleich im Bereich eines<br />
ausgeprägten SW-Monsuns. Dieser erzeugt<br />
eine etwa zwischen 2000 und 3000 m liegende<br />
Wolkenstufe, oberhalb <strong>der</strong>er die Regenmenge<br />
wie<strong>der</strong> stark abnimmt (AHA-Typ). Die obere<br />
Waldgrenze ist also sowohl thermisch als auch<br />
hygrisch bedingt, und die parallele Abnahme<br />
von Temperatur und Nie<strong>der</strong>schlag nach oben<br />
hat zur Folge, daß die alpine Vegetation eine<br />
sehr breite Stufe umfaßt. - Nach V olkens 1897,<br />
Klötzli 1958, W alter 1962f<br />
Warmtropische Stufe<br />
(1) Tropische Trockengehölze. An <strong>der</strong> Leeseite reichen<br />
diese von Natur aus schätzungsweise bis<br />
etwa 1600 m hinauf, während sie im SW erst in<br />
größerer Entfernung auftraten, wo die Luvwirkung<br />
des Bergmassives geringer ist.<br />
(2) Regengrüner Wald: Klimatische Klimaxvegetation<br />
<strong>der</strong> unteren Hänge, aktuell weitgehend<br />
durch Savanne (natürliche Brand-Wildfraß-, o<strong>der</strong><br />
anthropogene) und sekundäre Trockengehölze ersetzt.<br />
(3) Tropischer Regenwald: Potentielle Klimaxvegetation<br />
<strong>der</strong> höheren Hanglagen, zumindest auf <strong>der</strong><br />
Luvseite; aktuell fast vollständig in Kulturland<br />
umgewandelt.<br />
Oreotropische Stufe<br />
(4) Oreotropischer Wald, meist Nebelwald mit starkem<br />
Epiphytenbesatz; er zieht sich um das ganze<br />
Bergmassiv hemm, hat aber an <strong>der</strong> Leeseite<br />
eine geringere Höhenverbreitung.<br />
(5) Subalpiner Buschwald: Diese Stufe wird durch<br />
das Auftreten von Hagenia abyssinica eingeleitet,<br />
besteht aber in <strong>der</strong> Hauptsache aus
352 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />
h e<br />
mit charakteristischer Beimischung von Schefflera<br />
und Prunus africana.<br />
(4) Oberer Oreotropischer Wald, Hauptbaumart<br />
Hagenia abyssinica (bis 25, im oberen Teile 12-<br />
18 m hoch), wichtige Kleinbäume sind Rapanea<br />
melmophloeos und Hypericum revolutum, nach<br />
oben hin auch Erica trimera. An felsigen Stellen<br />
kann Juniperus procera auftreten; hier und an anthropogen<br />
aufgelichteten Stellen findet sich auch<br />
die seltsame, xeromorphe Schopfrosettenpflanze<br />
Echinops longisetus.<br />
(5) Niedriger subalpiner Wald, Krummholz und Gebüsch<br />
vorwiegend aus Erica trimera s. 1.<br />
Alpine Stufe<br />
(6) Paramo/Puna: Obwohl die vorliegenden Klimadaten<br />
für die höchsten Lagen keine Abnahme <strong>der</strong><br />
Nie<strong>der</strong>schläge andeuten, macht die Vegetation<br />
vielfach einen Puna-ähnlichen Eindmck (Ursache<br />
sind vielleicht die verbreiteten unentwickelten<br />
Lava-Rohböden). Es wechseln Zwergstrauchheiden<br />
aus Helichrysum- und Alchemilla-hrttn mit<br />
Büschelgrasfluren.<br />
9. Djebel M arra, Sudan, Region 3.2.a. Vulkanisches<br />
Inselgebirge in <strong>der</strong> östlichen Sahelzone,<br />
in semiari<strong>der</strong> Umgebung nicht weit nördlich<br />
von <strong>der</strong> Grenze <strong>der</strong> Regengrünen Wäl<strong>der</strong>.<br />
Die thermische Waldgrenze wird nicht erreicht.<br />
- Nach M iehe 1988.<br />
Warmtropische Stufe<br />
(1) Regengrüne Trockengehölze (an hygrisch günstigen<br />
Stellen schon mit Übergängen zum Regengrünen<br />
Wald).<br />
(2) Regengrüner Trockenwald mit Immergrünen, relativ<br />
artenreich (aktuell meist anthropogene Domgehölze<br />
und Trockensavannen).<br />
(3) Wie (2), aber artenärmer infolge Ausfalls einer<br />
Reihe wärmebedürftiger Sippen (aktuell meist<br />
Trockensavanne).<br />
Oreotropische Stufe<br />
(4) Immergrüner Hartlaubwald aus Olea laperrinii und<br />
Ficus ovata (aktuell meist anthropogene Büschelgrasflur).<br />
10. Hoggar-Gebirge, Sahara, Region 4.3. Vulkanisches<br />
Inselgebirge in <strong>der</strong> mittleren Sahara,<br />
Nie<strong>der</strong>schläge von <strong>der</strong> Fußfläche zu den Gipfeln<br />
zwar etwa auf das lOfache zunehmend, aber<br />
auch die Idochlagen mit unter 2 0 0 mm noch<br />
semiarid. Die Alpine Stufe wird nicht erreicht.<br />
- Nach Lauer 1976.<br />
Warmtropische Stufe<br />
(1) Vollwüste mit wenigen Chamäphyten, nur an<br />
edaphisch günstigeren Standorten etwas dichtere<br />
Vegetation.<br />
(2) Halbwüste mit vorwiegend Hemikryptophyten<br />
und Therophyten; niedrige Gehölze (Tamarix,<br />
Nerium) nur in etwas feuchteren Schluchten.<br />
Oreotropische Stufe<br />
(3) Niedriger Offenwäld aus Olea laperrinii, mit<br />
Unterwuchs von ArtctwAtü-Kleinsträuchern.<br />
11. Gunung Losir, Sumatra, Region 1.3.a. Bergmassiv<br />
im Westsumatranischen Bergland; die<br />
Alpine Stufe wird nicht erreicht. Eine Beson<strong>der</strong>heit<br />
N-Sumatras ist das Auftreten von Pinus<br />
m erkusii, die in den Stufen (1) bis (3) auf felsigen<br />
Hängen vorkommt und sich nach anthropogener<br />
Waldverwüstung als Pionierbaumart<br />
ausbreiten kann (südlichste natürliche Vorkommen<br />
von Pinus, bis knapp über den Äquator<br />
reichend). - Nach Stein 1978.<br />
Warmtropische Stufe<br />
(1) Von Dipterocarpaceen beherrschter Tropischer<br />
Regenwald.<br />
Oreotropische Stufe<br />
(2) Hochwüchsiger Fagaceen-Mischwald mit Schima,<br />
Exbucklandia und Lauraceen.<br />
(3) Nebelwald von nur mäßiger Wuchshöhe (10-15 m),<br />
vorwiegend aus Myrtaceen, Koniferen {Podocarpus,<br />
Daaydium) und Myisinaceen bestehend.<br />
(4) Niedriger (meist < 10 m) Wald mit auffallenden<br />
Kugelschirmkronen, vor allem Myrsinaceen, Symplocos,<br />
Myrica und Rhododendron, mit fließendem<br />
Übergang zu (5).<br />
(5) Subalpines Gebüsch (2-3 m hoch) mit Dominanz<br />
von Ericaceen (Rhododendron, Vaccinium, Gaultheriä)<br />
und Myrica.<br />
12. Zentralgebirge, Neuguinea, Region 1.3.b.<br />
Da Neuguinea schon im Tiefland fast durchgängig<br />
humid ist, zeigen sich in dem mehr als<br />
1500 km langen, die Insel längs durchziehenden<br />
Zentralgebirge erst recht kaum hygrische<br />
Unterschiede. Die Vegetationsgliedemng ist also<br />
rein thermisch bedingt und daher recht übersichtlich,<br />
Näheres vgl. S. 211. - Nach Paajmans<br />
1976, Mangen 1993.<br />
Warmtropische Stufe<br />
(1) Artenreicher Tropischer Regenwald.<br />
Oreotropische Stufe<br />
(2) Unterer Fagaceen-Mischwald mit Dominanz holarktischer<br />
Gattungen (Lithocarpus, Quercus, Castanopsis).<br />
(3) Oberer Fagaceen-Mischwald mit Dominanz von<br />
Nothofagus.<br />
(4) Oberer Oreotropischer Wald (Nebelwald) mit<br />
Dominanz von Koniferen (Podocarpus, Papuacedrus),<br />
nur 15-20 m hoch.
Tropische Zone (ohne nördliche Randtropen) 353<br />
(5) Artenreiches subalpines Gebüsch.<br />
Alpine Stufe<br />
(6) Paramo, meist Büschelgrasflur.<br />
13. Neukaledonien, Region 2.3.b. Die von einer<br />
niedrigen, die Alpine Stufe nicht erreichenden<br />
Bergkette durchzogene Insel (vgl. S. 98) liegt<br />
in den südlichen Randtropen in einem semihumiden<br />
Klima, dessen Nie<strong>der</strong>schlagsregime<br />
ähnlich wie in Australien sehr unregelmäßig ist,<br />
so daß zwar längere Dürrezeiten nicht selten,<br />
aber nicht mit bestimmten Jahreszeiten korreliert<br />
sind; hierdurch wird eine hartlaubig-immergrüne<br />
Vegetation begünstigt. In den höheren<br />
Lagen wird das Klima humid; da <strong>der</strong> vorherrschende<br />
SO-Passat etwa <strong>der</strong> Gebirgskette parallel<br />
weht, sind LL-Effekte unbedeutend. Wichtig<br />
ist die weite Verbreitung extremer, sehr<br />
schwer verwittern<strong>der</strong> Gesteine (Serpentin u. ä.),<br />
die dazu führt, daß <strong>der</strong> Wald in allen Höhenstufen<br />
von Natur aus bis hin zu offenen Gebüschen<br />
aufgelockert sein kann; gerade an solchen<br />
Stellen fanden die vielen reliktären Urangiospermen<br />
ihre Überlebenschancen. Am Rande<br />
solcher Son<strong>der</strong>standorte können auch die beiden<br />
australen Gattungen N othofagus und A raucaria<br />
bis in die Tieflagen hinabreichen. - Nach<br />
Schlechter 1905, Däniker 1939, Baumann-<br />
Bodenheim 1956.<br />
Warmtropische Stufe<br />
(1) Semihumi<strong>der</strong>, lichter Hartlaubwald aus Melakuca<br />
kucadendron („Niauli“).<br />
(2) Subhumi<strong>der</strong> tropischer Wald mit Moraceen,<br />
Euphorbiaceen, Rutaceen, Ulmaceen, Lauraceen<br />
u. a.<br />
Temperierte Stufe. Ob diese Stufe als „oreotropisch“<br />
o<strong>der</strong> schon als „austral“ zu bezeichnen ist, ist Geschmackssache.<br />
Die geringen Temperaturunterschiede<br />
zwischen Januar und Juli legen eher das erstere nahe;<br />
an<strong>der</strong>erseits deutet die Begleitflora <strong>der</strong> Hauptbaumarten<br />
- abgesehen von den Reliktendemiten - eher<br />
nach Neuseeland und Australien als nach Neuguinea.<br />
(3) Unterer Lorbeerwald aus Nothofagus, Cunoniaceen<br />
{Cunonia, Spiraeanthemum), Myrtaceen und<br />
Proteaceen (Knightia, Kermadecia). Bereich <strong>der</strong><br />
häufigsten Wolkenkonzentration (aber kein ausgesprochener<br />
Nebelwald).<br />
(4) Oberer (Koniferen-) Lorbeerwald; neben Nothofagus<br />
können Koniferen (mehrere Araucaria-hxten,<br />
Podocarpus, Dacrydium, Callitris, Libocedrus)<br />
dominieren.<br />
(5) Gebüsch aus niedrigen Angiospermen, von manchen<br />
Autoren als „subalpin“ bezeichnet; doch<br />
wird <strong>der</strong> Waldwuchs auf den exponierten, einzeln<br />
stehenden Berggipfeln wohl eher durch starke<br />
Windwirkung als durch zu niedrige Temperaturmittel<br />
behin<strong>der</strong>t.<br />
14. Hawaii, H auptinsel, Region 1.3.d. Die<br />
Gmppe <strong>der</strong> vulkanischen Hawaii-Inseln liegt im<br />
Bereich des NO-Passates. Die dadurch bewirkte<br />
LL-Glie<strong>der</strong>ung ist auf <strong>der</strong> höchsten (und jüngsten)<br />
Insel Hawaii naturgemäß am auffälligsten<br />
(Nie<strong>der</strong>schlagsmengen von > 6000 mm in Luv<br />
bis < 500 mm in Lee). Erschwert ist die an <strong>der</strong><br />
Klimax orientierte Beurteilung <strong>der</strong> Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
einerseits durch das Überwiegen von<br />
jungen vulkanischen Gesteinen mit noch mangelhafter<br />
Bodenbildung (namentlich in höheren<br />
Lagen) und z. T. starker Porosität, an<strong>der</strong>erseits<br />
durch die ungesättigte, sehr zufallsbedingte<br />
Zusammensetzung <strong>der</strong> Flora. - Nach Robyns<br />
etc. 1939, C. T roll 1959, Knapp 1965.<br />
Warmtropische Stufe, Luvseite<br />
(1) Unterer Tropischer Regenwald: Auf den kleinen<br />
Flächen, wo er heute noch (bzw. als Sekundärwald<br />
wie<strong>der</strong>) vorhanden ist, wird er meist von<br />
<strong>der</strong> eingebürgerten (durch die Polynesier eingeführten)<br />
indomalesischen Akurites ford ii beherrscht<br />
(über sein ursprüngliches Aussehen ist<br />
nichts bekannt).<br />
(2) Oberer Tropischer Regenwald (z. T. Nebelwald)<br />
aus Metrosi<strong>der</strong>os collina und Acacia koa\ unter <strong>der</strong>en<br />
relativ niedrigem Kronendach (10-15 m) viele<br />
Kleinbäume und Sträucher (auch Baumfarne).<br />
Warmtropische Stufe, Leeseite<br />
(3) Trockenbusch aus teils regengrünen, teils hartlaubigen<br />
Kleinbäumen und Sträuchern (häufigste<br />
Erythrina monosperma und M aba sandwicensis),<br />
heute gemischt mit zahlreichen Neophyten<br />
[Prosopis, Acacia, Leucaena, Opuntia).<br />
Oreotropische Stufe (oberhalb <strong>der</strong> Wolkenstufe,<br />
semihumid)<br />
(4) Höhen-Trockenwald aus Sophora chrysophylla und<br />
Myoporum sandwicense mit einer Reihe von Sträuchern<br />
extratropischer Verwandtschaft {Coprosma,<br />
Osteomeks, Wikstroemid), niedrig und aus edaphischen<br />
Gründen vielerorts lückenhaft o<strong>der</strong> nur als<br />
Offenwald; ab 2500 m nur noch Sträucher.<br />
Alpine Stufe<br />
(5) Offentundra (Puna) aus Zwergsträuchern, Gräsern<br />
und wenigen Rosettenpflanzen (darunter das bekannte<br />
Argyroxiphium sandwicense).<br />
(6) Moos- und Flechtentundra (klimatisch und edaphisch<br />
bedingt).
354 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />
' ä t<br />
i l<br />
t í<br />
Australe Zone (Profile 15-20)<br />
Wie in N-S-Richtung, so kann die australe Vegetation<br />
auch in vertikaler Richtung noch eine<br />
Differenzierung in wärmeklimatisch (d. h. durch<br />
die Sommerwärme) bedingte Untereinheiten<br />
zeigen. Starke LL-Wirkungen finden sich in den<br />
südlichen, in <strong>der</strong> Westwindzone gelegenen Teilen.<br />
Das gilt beson<strong>der</strong>s für Südamerika. Die in<br />
den südlichen Randtropen vorhandene Glie<strong>der</strong>ung<br />
des Andensystems in eine aride West- und<br />
eine humide Ostseite kehrt sich nach einem allseits<br />
ariden Zwischenstück in <strong>der</strong> Australen Zone<br />
um: ab etwa 32°S wird die Westseite zunehmend<br />
feuchter bis zu perhumiden Verhältnissen in S-<br />
Chile, während die argentinische Ostseite ein<br />
arides Halbwüstenklima zeigt. In Australien gibt<br />
es demgegenüber nur niedrige Gebirge mit<br />
Mittelgebirgscharakter, so daß die LL-Wirkung<br />
auch im südlich gelegenen Tasmanien mehr<br />
lokal begrenzt bleibt. Auf Neuseeland besitzt<br />
die Südinsel mit den über 3700 m hohen<br />
Southern Alps wie<strong>der</strong> ein ausgesprochenes<br />
Hochgebirge mit großen Unterschieden zwischen<br />
<strong>der</strong> perhumiden SW-Seite und örtlich<br />
semiariden Beckenlagen am Ostrande.<br />
15. Sierra de Parral, M -Chile, Region 7.3. Auf<br />
den <strong>der</strong> eigentlichen (wasser- und klimascheidenden)<br />
Hauptkordillere vorgelagerten<br />
Bergmassiven wird <strong>der</strong> australe Hartlaubwald,<br />
ähnlich wie <strong>der</strong> méridionale im Mittelmeergebiet,<br />
von einer breiten Feuchtwaldstufe überlagert,<br />
die eine etageale Fortsetzung des südchilenischen<br />
Lorbeerwaldes (Region 6 .6 .a) ist. -<br />
Nach ScHMiTHüSEN 1956, O berdörfer 1960.<br />
Australe Stufe<br />
Hartlaubwald vom Typ des Cryptocaryion.<br />
Unterer Lorbeerwald: „Sommer-Lorbeerwald“<br />
mit Nothofagus obliqua, dem Tieflagen-Typ des<br />
Längstals südlich von 38°S entsprechend.<br />
(3) Oberer Lorbeerwald: Rein immergrüner Wald<br />
vom valdivianischen Typ.<br />
Sommerwald aus Nothofa^spumilio.<br />
Krummholz aus Nothofagus antárctica.<br />
Alpine Stufe<br />
(6) Tundra: Oberhalb <strong>der</strong> Waldgrenze scheint die<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsmenge wie<strong>der</strong> abzunehmen. Den<br />
größten Raum nimmt Offentundra und Dornpolsterflur<br />
ein, Wiesentundra ist nur an edaphisch<br />
feuchten Stellen entwickelt.<br />
16. Bolsön-Gebiet, N-Patagonien, Horizontalprofil<br />
von Region 6 .6 .a nach Region 4.2.b. Das<br />
Andensystem bietet hier, trotz mäßiger Höhe,<br />
ein klassisches LL-Beispiel. Im dargestellten Bereich<br />
besteht es aus einer ziemlich durchgehenden<br />
westlichen Hauptkette, die östlich eines<br />
„subandinen“, noch zum Pazifik entwässernden<br />
Längstales von einer mehr in einzelne Bergstöcke<br />
aufgelösten zweiten Kette begleitet wird, an <strong>der</strong>en<br />
Ostrand die Hochflächen (Mesetas) <strong>der</strong><br />
patagonischen Halbwüste beginnen. - Nach<br />
O berdörfer 1960, S eibert 1974 u. 1979,<br />
V illagrAn 1980.<br />
Luvseite. Hohe Nie<strong>der</strong>schläge bis über 2500 mm, daher<br />
üppig entwickelter Lorbeerwald.<br />
(1) Unterer Lorbeerwald vom artenreichen valdivianischen<br />
Typ.<br />
(2) Oberer Lorbeerwald mit herrschen<strong>der</strong> A/ot¿q^¿«í<br />
dombeyi, örtlich auch größere Anteile <strong>der</strong> Koniferen<br />
Fitzroyapatagónica und Saxegothaea conspicua.<br />
(3) Sommerwald aus Nothofagus pumilio, aber mit<br />
häufiger Beimischung von N. dombeyi und immergrünen<br />
Sträuchern (Drimys winteri, Embothrium<br />
coccineum) im Unterwuchs.<br />
(4) Krummholz aus Nothofagus antárctica.<br />
Interandinas Tal. Das Klima <strong>der</strong> tieferen Lagen (El<br />
Bolsón 300 m) entspricht mit 814 mm Nie<strong>der</strong>schlag,<br />
etwa 2 Monaten Sommerdürre und Frösten um -10 '’C<br />
etwa dem im Grenzbereich <strong>der</strong> Meridionalen und<br />
Nemoralen Zone W-Nordamerikas, und es tritt auch<br />
ein Vegetationstyp auf (5), <strong>der</strong> sich an dortige Formationen<br />
anschließen läßt.<br />
(5) Halbfeucht-Koniferenwald aus Austrocedrus<br />
chilensis, an günstigen Standorten dichte, bis über<br />
30 m hohe Bestände bildend (vgl. Abb. 115.B,<br />
S. 229).<br />
(6) Sommerwald aus Nothofagus pumilio, hier eine<br />
breite Stufe bildend und ohne immergrüne Bäume<br />
und Großsträucher (nur niedrige, im Winter<br />
durch die Schneedecke geschützte Immergrüne<br />
kommen vor).<br />
Ostseite <strong>der</strong> zweiten Kette. Im Regenschatten sinken<br />
die Nie<strong>der</strong>schläge hier rasch unter 500 mm ab.<br />
Während <strong>der</strong> Sommerwald <strong>der</strong> höheren Lagen noch<br />
gut entwickelt ist, ist <strong>der</strong> AustrocedrusNlalA auf einen<br />
schmalen Streifen geschrumpft und wird nach unten<br />
immer offener bis zur unteren Waldgrenze.<br />
(7) Patagonische Halbwüste mit Mulinum spinosum<br />
im Tale des Rio Chubut.<br />
Alpine Stufe<br />
(8) Wiesentundra, auf beiden Bergketten gut entwikkelt,<br />
an <strong>der</strong> Ostseite <strong>der</strong> zweiten an trockenen<br />
Stellen Beimischung von Elementen <strong>der</strong> Halbwüste.
Tropische/Australe Zone 355<br />
Insel Hawaii<br />
19,5°N 154,5“W<br />
Mauna Kea<br />
4205 m<br />
Sierra de Parral<br />
36°S 71°W<br />
Longavi<br />
3230 m<br />
®<br />
Snowy Mountains<br />
37°S 148°0<br />
Bolson-Gebiet<br />
42°S 71-72°W<br />
Mount Kosciusko<br />
2231 m<br />
Tasmanien<br />
43°S 147°0<br />
©<br />
Mount Eamont<br />
39.5°S 174°0<br />
W<br />
O<br />
Abb. 178.14-19: Tropische Zone (Ozeanien); Australe Zone (Südamerika, Australien, Neuseeland)
Australe Zone/Nördliche Randtropen 357<br />
17. Snowy Mountains, Australien, Victoria/<br />
New South Wales, Region 6.4. Das Bergland<br />
SO-Australiens (höchster Teil des „Great<br />
Dividing Range“) liegt im Grenzbereich zwischen<br />
<strong>der</strong> Lorbeerwaldregion im SO und <strong>der</strong><br />
Hartlaubregion (7.5) im N W ; dabei ist aber keine<br />
großräumige LL-Glie<strong>der</strong>ung zu finden. Vielmehr<br />
handelt es sich um einen allmählichen<br />
Übergang, in dem lokale Unterschiede <strong>der</strong><br />
Exposition, Hangneigung und Regenschattenwirkung<br />
für die Ausbildung von Lorbeer- o<strong>der</strong><br />
Hartlaubwald entscheidend sind. Da die im<br />
Hartlaubwald herrschende Gattung Eucalyptus<br />
außerdem auch als Besiedler jeglicher Subklimaxstandorte<br />
und als Brandfolger auftritt,<br />
entsteht ein kompliziertes Mosaik, das sich nur<br />
sehr pauschal vertikal glie<strong>der</strong>n läßt. - Nach Lang<br />
1970, B e a d l e 1981.<br />
Australe Stufe<br />
(1) Artenreicher Tiefland-Lorbeerwald, mit Eucalyptus<br />
regnans als Brandfolger. Auf den ungünstigen<br />
Teilen des Standortsmosaiks herrschen Eucalyptoi-Hartlaubwäl<strong>der</strong>,<br />
bis hin zu Offenwald in stark<br />
abgeschirmten Beckenlagen.<br />
(2) Artenärmerer Berg-Lorbeerwald, häufig von Atherosperma<br />
moschatum und lokal von Nothofagus cunninghamii<br />
dominiert; V>iAnA-Eucalyptus ist E.fastigiata.<br />
(3) Hochwüchsiger (noch bis etwa 50 m) Eucalyptus-<br />
Wald mit den Dominanten E. delegatensis (günstige<br />
Standorte) und E. dalrympleana (ungünstige).<br />
Warum die typischen Lorbeerwaldarten hier<br />
verschwinden, ist unbekannt (keine Abnahme <strong>der</strong><br />
Nie<strong>der</strong>schläge),<br />
(4) Mittelhoher Wald (ca. 20 m) aus Eucalyptus pauciflora.<br />
(5) Niedriger Offenwald aus Eucalyptus niphophila.<br />
Alpine Stufe<br />
(6) Büschelgrasflur.<br />
18. Mount Field, Tasmanien, Region 6.4. Auf<br />
dieser in <strong>der</strong> Westwindzone gelegenen Insel sind<br />
LL-Effekte zu erwarten; da das Bergland jedoch<br />
nicht sehr hoch und dabei mehr in einzelne<br />
Massive aufgeglie<strong>der</strong>t ist, sind die Unterschiede<br />
zwischen Luv- und Leeseiten nicht sehr groß,<br />
semihumide Bedingungen treten nur lokal in<br />
Beckenlagen auf - Nach S c h w e i n f u r t h 1962.<br />
Australe Stufe<br />
(1) E u c a l y p t u s ^ im Becken des Derwent River,<br />
in den untersten Lagen (< 200 m) sehr trocken.<br />
(2) Lorbeerwald aus Nothofagus cunninghamii, häufige<br />
Begleitart Atherosperma moschatum (im unteren<br />
Teil Eucalyptus regnans als Brandfolger).<br />
(3) Subalpiner (?) niedriger Offenwald aus Eucalyptus<br />
coccifera (mehr trockene Standorte) und Athrotaxis<br />
cupressoides (mehr feuchte), abwechselnd mit<br />
Krummholz aus <strong>der</strong> sommergrünen Nothofagus<br />
gunnii und Drimys (Tasmannid) lanceolata, dazwischen<br />
die Dracaena-'ih.n\\ch.e. Epacridacee Richea<br />
pandanifolia.<br />
Alpine Stufe (?)<br />
(4) Edaphisch differenziertes Gemisch aus verschiedenen<br />
Lebensformen, in dem niedrige Polstersträucher<br />
und flachmoorartige Büschelgrasfluren<br />
beson<strong>der</strong>s auffallen. Ob es sich um eine echte,<br />
thermisch bedingte Tundra handelt o<strong>der</strong> z. T.<br />
auch um Wirkungen <strong>der</strong> permanenten starken<br />
Winde, ist nicht bekannt.<br />
19. Mount Egmont, Neuseeland, Nordinsel,<br />
Region 6.5. Direkt an <strong>der</strong> Westküste aus dem<br />
Tiefland aufragen<strong>der</strong>, isolierter Vulkankegel. -<br />
Nach S c h w ein fu r th 1966.<br />
Australe Stufe<br />
(1) Lorbeer-Koniferen-Wald des Tieflandes.<br />
(2) „Bergwald“ mit dominieren<strong>der</strong> Weinmannia<br />
racemosa, wichtig daneben Griselinia littoralis,<br />
Podocarpus hallii und Libocedrus bidwillii (Nothofagus<br />
fehlt hier). Der niedrige Wald (Höhe nur<br />
10-15 m, nach oben auf 3-5 m abnehmend) besteht<br />
aus kurzstämmigen, gedrungenen Bäumen<br />
mit einem äußerst dichten, an <strong>der</strong> Oberfläche fast<br />
polsterartigen Kronendach (als Anpassung an extremen<br />
Windeinfluß gedeutet); im Innern sind<br />
Stämme und Äste mit dicken Polstern epiphytischer<br />
Moose und Hymenophyllaceen bedeckt.<br />
(3) Subalpines Strauch-Krummholz, mit seiner dichten,<br />
undurchdringlichen Oberfläche dem Kronendach<br />
des Bergwaldes ähnelnd, aber aus an<strong>der</strong>en<br />
Sippen bestehend (Olearia, Cassinia, Hebe,<br />
Coprosma).<br />
Alpine Stufe<br />
(4) Paramoartige Büschelgrasflur.<br />
(5) Offen- und Moostundra, edaphisch bedingt (fehlende<br />
Bodenbildung auf jungvulkanischen Gesteinen).<br />
20. Southern Alps bei Arthur’s Pass, Neuseeland,<br />
Südinsel, Region 6.5. Der Gebirgszug <strong>der</strong><br />
Southern Alps zeigt ähnlich wie die patagonischen<br />
Anden einen starken LL-Effekt, <strong>der</strong> allerdings<br />
auf <strong>der</strong> Ostseite dadurch abgeschwächt<br />
wird, daß infolge <strong>der</strong> geringen Breite <strong>der</strong> Insel<br />
(meist < 200 km) auch von O her maritime Einflüsse<br />
auftreten können. Semihumide (bis semiaride)<br />
Leelagen gibt es daher nur in einigen tiefen<br />
Beckenlandschaften (nicht im Bereich des<br />
Proflies). - Nach S c h w ein fu r th 1966.
358 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />
iS«<br />
I I'<br />
. I t<br />
Australe Stufe<br />
( 1) Lorbeer-Koniferen-Wald des luvseitigen Tieflandes.<br />
(2) Luvseitiger, niedriger „Bergwald“, vorwiegend aus<br />
Weinmannia racemosa, Metrosi<strong>der</strong>os robusta und<br />
Libocedrus bidwillii.<br />
(3) Leeseitiger Südbuchenwald mit Reiribeständen<br />
aus Nothofagus (meist cliffortioides) über die gesamte<br />
vertikale Erstreckung. In dem gutwüchsigen<br />
Hochwald fehlt die Strauchschicht fast völlig, was<br />
durch die Kombination von starker Beschattung<br />
und relativ geringen Nie<strong>der</strong>schlägen bedingt sein<br />
dürfte.<br />
(4) Subalpine Strauchstufe mit Olearia, Hebe, Dracophyllum,<br />
Cassine u. a., nicht so dicht wie am<br />
Mount Egmont und von offenen Stellen durchsetzt.<br />
Alpine Stufe<br />
(5) Büschelgrasflur mit dominieren<strong>der</strong> Chionochloa<br />
ßavescens.<br />
Nördliche Randtropen (Profile 21-30)<br />
In diesem Bereich vollzieht sich <strong>der</strong> Übergang<br />
zwischen dem tropischen Typ <strong>der</strong> H öhenstufung<br />
mit nur einer temperierten, <strong>der</strong> Oreotropischen<br />
Stufe, und dem holarktischen Typ<br />
mit <strong>der</strong> Aufglie<strong>der</strong>ung in 3 deutlich verschiedene,<br />
den temperierten Zonen <strong>der</strong> Nordhalbkugel<br />
entsprechende Stufen (vgl. S. 119, sowie das<br />
Horizontalprofil auf <strong>der</strong> farbigen Vegetationskarte).<br />
Am klarsten ist <strong>der</strong> Übergangscharakter<br />
im humiden Südostasien zu erkennen, wo Taiwan<br />
ein klassisches Beispiel bietet. Im orographisch<br />
stark geglie<strong>der</strong>ten Andenbereich Süd-<br />
Nordamerikas ist die Situation hingegen durch<br />
LL-Wirkungen komplizierter, und es treten auch<br />
AH-Typen auf Noch stärker abgeleitet ist <strong>der</strong><br />
AHA-Typ in Makaronesien. Schließlich zeigt<br />
das höchste Gebirge <strong>der</strong> Erde, <strong>der</strong> Himalaja, mit<br />
seinen Abstufungen von warmtropisch bis alpin,<br />
perhumid bis arid, mit HH-, AH- und LL-<br />
Glie<strong>der</strong>ungen eine beson<strong>der</strong>s große Fülle verschiedener<br />
Vegetationstypen; er wird deshalb<br />
etwas ausführlicher behandelt.<br />
21. Taiwan, Region 1.3.a. Die Insel wird in<br />
Längsrichtung von einer fast 4000 m hohen<br />
Gebirgskette durchzogen. - Nach Hosokawa<br />
1954, W ang 1961, Li 1963, Liu 1968.<br />
Warmtropische Stufe<br />
(1) Der basale Tropische Regenwald kann stellenweise<br />
(so an <strong>der</strong> etwas nie<strong>der</strong>schlagsärmeren Westkü-<br />
ste) leicht saisonierten (subhumiden) Charakter<br />
haben.<br />
Temperierte Stufen<br />
(2) Der Lorbeerwald, <strong>der</strong> einen sehr breiten Vertikalraum<br />
einnimmt, ist in seiner Zusammensetzung<br />
mit dem des meridionalen Festlandes (Region 6.1)<br />
fast identisch; dieser Bereich ist also als Méridionale<br />
Stufe anzusehen.<br />
(3) Die Wäl<strong>der</strong> dieser Stufe bestehen (teils in Einzelmischung,<br />
teils als edaphisch entmischtes Mosaik)<br />
aus Lorbeergehölzen (Fagaceae, Lauraceae,<br />
Trochodendron, lllkium), Sommergrünen (Acer,<br />
Querem, Fagus, Carpinm,Juglans, Ulmus, Zelkom,<br />
Phellodendron) und nicht-borealen Koniferen<br />
(Chamaecfparisformosensis als wichtigste Art, ferner<br />
Taiwania, Cunninghamia, Taxus, Tsuga, Pseudotsuga).<br />
Nach <strong>der</strong> topographischen Lage wäre<br />
dies die Nemorale Stufe, sie ist aber nicht mehr<br />
klar abgegrenzt, son<strong>der</strong>n sozusagen „in statu<br />
disapparendi“.<br />
(4) Dunkle Taiga aus Abtes kawakamii, z. T. mit Beimischung<br />
von Picea morrisonicola und Tsuga chinensis.<br />
Diese Zusammensetzung entspricht weitgehend<br />
den Taiga-Vorkommen innerhalb <strong>der</strong><br />
Region 6.1., es liegt hier also eine wirkliche<br />
Boreale Stufe vor (<strong>der</strong> Region 14.3 zugehörig).<br />
(5) Subalpiner Offenwald und Gebüsch aus Juniperus<br />
squamata und Rhododendron.<br />
Alpine Stufe<br />
(6) Wiesentundra.<br />
22. Ost-M ittelm exiko, Horizontalprofil von<br />
Region 1.1.b nach Region 7.1.b. Das Profil erfaßt<br />
zwei klimaökologisch unterschiedliche<br />
Landschaftsteile. Die Sierra Madre Oriental, <strong>der</strong><br />
etwas erhöhte, abgesehen von aufgesetzten Vulkanen<br />
meist nur 2500-3000 m hohe Rand des<br />
mexikanischen Hochlandes, ist dem NO-Passat<br />
ausgesetzt und daher an ihrer Luvseite infolge<br />
von Steigungsregen großenteils humid. Der<br />
meist oberhalb 2 0 0 0 m gelegene Altiplano hat<br />
ein meridional-semihumides Klima mit vorwiegend<br />
sommerlichen Konvektionsregen; feuchter<br />
(subhumid) sind hier nur die Westseiten <strong>der</strong><br />
hohen Vulkankegel, die weniger <strong>der</strong> starken,<br />
austrocknenden vormittäglichen Sonnenstrahlung<br />
ausgesetzt sind als die Ostseiten. So ist die<br />
Vegetationsglie<strong>der</strong>ung vielfältig; die thermische<br />
Stufung hat sich auch in den populären Stufenbezeichnungen<br />
Tierra caliente bis Tierra helada<br />
nie<strong>der</strong>geschlagen, die in ganz Iberoamerika verbreitet,<br />
aber nur selten so gut mit natürlichen<br />
Vegetationstypen korreliert sind wie hier. - Nach<br />
Lauer 1973, Klink etc. 1973, Ern 1974, Rze-<br />
DOWSKi 1978.
Nördliche Randtropen 359<br />
Warmtropische Stufe (Tierra caliente)<br />
(1) Tropischer Regenwald, leicht saisoniert. Zuweilen<br />
noch in 2 Stufen unterteilt, <strong>der</strong>en untere (bis<br />
400 m) sich aber hauptsächlich dadurch unterscheidet,<br />
daß <strong>der</strong> Wald hier im Tiefland weitgehend<br />
beseitigt ist.<br />
Temperierte Stufen<br />
(2) Unterer Liquidambar-'Loxhte.rKÚá <strong>der</strong> Luvseite<br />
(Tierra templada). Gmndstock <strong>der</strong> Baumschicht<br />
aus immergrünen Eichen, dazu an<strong>der</strong>e Lorbeergehölze<br />
wie Magnolia sowie Sippen vorwiegend<br />
oreotropischer Verbreitung (Podocarpus, Weinmannia,<br />
Clethra, Oreopanax). Hinzu kommen einzelne<br />
Pinus-Aiten sowie einige nemorale Sommergrüne,<br />
unter denen Liquidambar styraciflua in <strong>der</strong><br />
oberen Baumschicht auffällt. Als Erklärung hierfür<br />
wird oft angeführt, die obere Baumschicht sei<br />
den Einflüssen winterlicher Kaltlufteinbrüche<br />
(„Nortes“) beson<strong>der</strong>s stark ausgesetzt; doch sei<br />
daran erinnert, daß auch im optimalen Lorbeerwald<br />
Mittelchinas die sommergrüne Liquidambar<br />
eine Rolle spielt. Schließlich sind noch einige aus<br />
dem Tropischen Regenwald übergreifende Arten<br />
beigemischt.<br />
(3) Oberer Z,/^«/í¿??w¿ar-Lorbeerwald (Tierra fría, unterer<br />
Teil), z. T. mit Nebelwaldcharakter. Die Arten<br />
aus <strong>der</strong> Warmtropischen Stufe fehlen, stattdessen<br />
nimmt <strong>der</strong> Koniferenanteil zu (mehrere<br />
Kiefemarten), und als Kuriosität tritt örtlich Fagus<br />
mexicana auf.<br />
(4) Kiefern-Eichen-Trockenwald. Normaler Vegetationstyp<br />
<strong>der</strong> unteren Tierra fría auf dem semihumiden<br />
Altiplano, ein Gemisch aus mehreren<br />
Kiefemarten {Pinus montezumae, teocote, oaxacana,<br />
rudis u. a.) mit sommergrünen Eichen sowie immergrünen<br />
Eichen und an<strong>der</strong>en Hartlaubgehölzen<br />
(z. B. Arbutus glandulosa). An beson<strong>der</strong>s<br />
trockenen Stellen Offenwäl<strong>der</strong> aus Pinus cembroides<br />
und Juniperus deppeana mit verholzten Agavaceen<br />
(Yucca, Nolina). Natürliche Vegetation<br />
größtenteils durch Kulturland ersetzt.<br />
(5) Koniferen-Mischwald (Obere Tierra fría). Zusammensetzung<br />
je nach <strong>der</strong> Humidität variierend. Am<br />
humiden Osthang <strong>der</strong> Sierra Madre dominieren<br />
Abies religiosa, Pinus patula, P. ayacahuite und<br />
Cupressus lindleyi, an den subhumiden Westhängen<br />
<strong>der</strong> Vulkane wird die beson<strong>der</strong>s feuchtebedürftige<br />
Pinus patula durch an<strong>der</strong>e Kiefern ersetzt,<br />
und an <strong>der</strong>en semihumiden Osthängen<br />
verschwinden auch Tanne und Zypresse und es<br />
dominieren Pinus montezumae, P. pseudostrobus<br />
und P. teocote (in allen drei Typen ist die immergrüne<br />
Quercus laurina beigemischt).<br />
(6) Hochlagen-Kiefernwald (Untere Tierra helada)<br />
aus Pinus hartwegii, gegen die Waldgrenze hin mit<br />
Juniperus monticola.<br />
Vergleichend-typologisch gesehen lassen sich (6) <strong>der</strong><br />
Borealen Stufe und (2), (3), (4), (5) <strong>der</strong> Meridionalen<br />
Stufe zuordnen. Die Nemorale Stufe, auf Taiwan noch<br />
andeutungsweise vorhanden, ist hier ganz verschwunden,<br />
ihre Elemente sind in die Méridionale eingeglie<strong>der</strong>t.<br />
Alpine Stufe (Obere Tierra helada)<br />
(7) Büschelgrasflur mit dominieren<strong>der</strong> Festuca tolucensis,<br />
an die feuchte Puna Südamerikas erinnernd.<br />
23. Santa Catalina Mountains, Süd-Arizona,<br />
Region 4.1. Inselgebirge, den eigentlichen Kordilleren-Ketten<br />
im SW vorgelagert, im Bereich<br />
<strong>der</strong> Sonora-Wüste. Die Nie<strong>der</strong>schläge fallen<br />
vorwiegend im Winter, und die Vegetation <strong>der</strong><br />
semihumiden temperierten Stufen entspricht<br />
weitgehend <strong>der</strong> <strong>der</strong> nördlich anschließenden<br />
temperierten Zonen (Regionen 7. La, 10.1). Die<br />
Boreale Stufe wird nicht erreicht. - Nach W alter<br />
1962f., W hittaker etc. 1968.<br />
Warmtropische Stufe<br />
(1) Eurytropische Halbwüste mit Larrea tridentata,<br />
Kakteen und vielen tropischen Elementen.<br />
(2) Trockengehölze mit Prosopis, Acacia, strauchigen<br />
Chaparral-Elementen sowie einzelnen aus (3) herabreichenden<br />
immergrünen Eichen.<br />
Méridionale Stufe<br />
(3) Hartlaubwald aus Quercus emoryi und an<strong>der</strong>en immergrünen<br />
Eichen.<br />
Nemorale Stufe<br />
(4) Trocken-Koniferenwald aus Pinus pon<strong>der</strong>osa.<br />
(5) Halbfeucht-Koniferenwald aus Abies concolor und<br />
Pseudotsuga menziesii mit dem mexikanischen Element<br />
Pinus strobiformis.<br />
24. Teneriffa, Kanaren, Region 4.3. Die mit<br />
dem Pico de Teide höchste Insel <strong>der</strong> Kanaren<br />
liegt im Bereich des NO-Passates; ihre vielseitige<br />
Vegetationsglie<strong>der</strong>ung resultiert aus <strong>der</strong> Kombination<br />
<strong>der</strong> Typen LL und AHA. - Nach W alter<br />
1962f, Kunkel 1980 u. a.<br />
Warmtropische Stufe<br />
(1) Eurytropische Halbwüste, infolge <strong>der</strong> oft hohen<br />
relativen Luftfeuchte und ziemlich regelmäßigem<br />
Nie<strong>der</strong>schlag physiognomisch durch Sukkulenten<br />
bestimmt.<br />
(2) Trockengehölze, überwiegend aus Elementen mediterraner<br />
Verwandtschaft, daneben mit randtropischen<br />
Elementen wie Dracaena draco.<br />
Méridionale Stufe<br />
(3) Lorbeerwald (zur Region 6.3).<br />
(4) Trocken-Kiefemwald aus dem Endemiten Pinus<br />
canariensis, auf <strong>der</strong> Luvseite nur in höheren Lagen<br />
oberhalb des Lorbeerwaldes (und <strong>der</strong> häufigsten<br />
Wolkenbildung), an <strong>der</strong> Leeseite die ganze
360 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />
Waldstufe umfassend. Mit vielen mediterranen<br />
Elementen im Unterwuchs und daher typologisch<br />
an den mediterranen Hartlaubwald anzuschließen<br />
(dessen hochwüchsige Klimaxbäume wie<br />
Quercus Hex haben die Kanaren nicht erreicht).<br />
Hochlagen. Die Obergrenze des Kiefernwaldes ist mit<br />
Sicherheit nicht thermisch bedingt, son<strong>der</strong>n Folge <strong>der</strong><br />
oberhalb 2000 m rapide in den semiariden Bereich<br />
absinkenden Nie<strong>der</strong>schlagsmenge.<br />
(5) Kugelstrauch-Trockengehölze, insbeson<strong>der</strong>e im<br />
Bereich <strong>der</strong> Cañadas, einer den Kegel des Pico<br />
de Teide umgebenden Cal<strong>der</strong>a. Dominierend ist<br />
<strong>der</strong> ca. 2 m hohe Strauch Spartocytisus supranuhius.<br />
An günstigen Stellen vereinzelt vorkommende<br />
Exemplare von Juniperus cedrus und Sorbus aria<br />
sowie das bei Zusatz-Bewässerung gute Gedeihen<br />
angepflanzter Cedrus atlántica, Prunus cerasifera<br />
und an<strong>der</strong>er Sommergrüner, ebenso wie das Auftreten<br />
von Frösten unter -10 °C legen eine Zuordnung<br />
dieses Bereiches zur Nemoralen Stufe<br />
nahe.<br />
(6) Die an den Hängen des Teide befindliche, sehr<br />
arten- und individuenarme Wüstenvegetation<br />
(Wüstenpuna) ist durch die Kombination edaphischer<br />
(vulkanische Rohböden) und klimatischer<br />
Trockenheit und niedriger Temperaturen bedingt;<br />
ihre obersten Teile können sicher <strong>der</strong> Alpinen<br />
Stufe zugeordnet werden.<br />
25. Himalaja, Übersicht. Das Himalaja-System<br />
erstreckt sich im Grenzbereich zwischen Tropen<br />
und Extratropen etwa 2000 km weit von O<br />
nach W bzw. N W (O-W-Richtung im östlichen<br />
Teil bis etwa 8 4 ° 0 , dann SO-NW-Richtung);<br />
^2^ Himalaja. Übersicht<br />
C h o m o lu n g m a<br />
N a n g a P a rb a t<br />
^ 8 1 2 5 m<br />
(NW)\ ^<br />
IH<br />
! t<br />
Abb. 178.25: Nördliche Randtropen, Himalaja. Horizontale und vertikale Vegetationsgliedemng entlang <strong>der</strong><br />
Südwest- bzw. Südflanke (Luvseite) des Gebirgszuges von 73°0 (Indus-Durchbruch) bis 9 6 °0 (Tsangpo-Knie).<br />
Die Höhenlage <strong>der</strong> Schneegrenze (nach T roll 1967) ist ein Durchschnittswert <strong>der</strong> äußersten Ketten; an einzelnen<br />
Bergen, beson<strong>der</strong>s im inneren Bereich, kann sie stark davon abweichen.<br />
Die Lage <strong>der</strong> Querprofile 26-30 ist in <strong>der</strong> Fußleiste eingezeichnet. Die Angabe <strong>der</strong> Breitengrade bezieht sich auf<br />
den Gebirgsfuß.
Nördliche Randtropen 361<br />
es berührt damit die Regionen 1.3.a, 2.3.a, 3.2.b,<br />
7.2.b. Dabei zeigt es - zusätzlich zur thermischen<br />
Höhenstufung - folgende klimatische Gradienten:<br />
(1) Abnahme <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge von O<br />
nach W.<br />
(2) Übergang von <strong>der</strong> im O und in <strong>der</strong> Mitte herrschenden<br />
tropischen Nie<strong>der</strong>schlagsverteilung<br />
mit Monsun-bedingtem sommerlichem Maximum<br />
zum mediterranen Typ mit zyklonalen<br />
Winterregen im äußersten NW.<br />
(3) Zunahme <strong>der</strong> winterlichen Fröste, einschließlich<br />
ihres Auftretens auch im tiefgelegenen Vorland,<br />
von dem „Knick“ bei 8 4 °0 ab nach NW.<br />
(4) Starke LL-Abstufung von <strong>der</strong> humiden Außenabdachung<br />
in Richtung auf das aride tibetische<br />
Hochland; da viele Flußtäler infolge rückschreiten<strong>der</strong><br />
Erosion bis hinter (= nördlich) die<br />
höchsten Bergmassive reichen, gibt es auch aride<br />
Tieflagen.<br />
Die großräumige 0-W(-NW)-Differenzierung<br />
wird zunächst anhand <strong>der</strong> luvseitigen Außenabdachung<br />
vorgeführt (nach S chweinfurth<br />
1957, T roll 1967, M iehe 1991 u. a.); es folgen<br />
dann einige Querprofile (26-30) von Luv nach<br />
Lee zur Darstellung von Einzelheiten.<br />
Die Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ist zwar im großen<br />
und ganzen gut bekannt, doch fehlte es<br />
bisher an einer klaren Homologisierung <strong>der</strong> unterscheidbaren<br />
Stufen mit denen an<strong>der</strong>er Gebirge<br />
bzw. den holarktischen Vegetationszonen.<br />
Das gilt namentlich für die temperierte Stufe<br />
(die Warmtropische und die Alpine Stufe bieten<br />
keine Probleme). Diese Stufe zeigt in horizontaler<br />
Richtung eine Zweiteilung: während sie<br />
im östlichen und mittleren Teil durchweg humid<br />
his perhumid ist, wird sie westlich des<br />
„Knickes“ ab etwa 8 2 ° 0 bis in hohe Lagen hinauf<br />
semihumid. Für die Vegetation dieser beiden<br />
Teile wurden in <strong>der</strong> Literatur bisher oft unterschiedliche<br />
Terminologien benutzt, die den<br />
Vergleich untereinan<strong>der</strong> und mit an<strong>der</strong>en Gebirgen<br />
erschweren. Dabei läßt sich aber die Gliedemng<br />
des Westteiles leicht an die Stufung im<br />
südlichen Mittelmeergebiet anschließen und<br />
bietet damit auch den Ausgangspunkt für die<br />
typologische Einordnung des Restes, in dem die<br />
Grenzen <strong>der</strong> holarktischen Stufen stärker verwischt<br />
sind.<br />
Warmtropische Stufe. In den tropischen Tieflagen<br />
entspricht die hygrische Abstufung von O nach W<br />
dem klassischen Muster. Im O (im Assam-Himalaja)<br />
herrscht Tropischer Regenwald. Das schon hier vorhandene<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsminimum im Januar/Februar<br />
verstärkt sich nach W, und ab etwa 92°0 ist <strong>der</strong> „Feuchte<br />
Salwald“ (Sal = Shorea robusta, die wichtigste Baumart)<br />
die Klimaxformation. Dieser wird in <strong>der</strong> Literatur<br />
teils als immergrün, teils als regengrün bezeichnet;<br />
offensichtlich handelt es sich um einen subhumiden<br />
saisonierten Regenwald, dessen laubwerfende Komponente<br />
nur in trockneren Jahren über einen nennenswerten<br />
Zeitraum kahl steht. Weiter nach W folgt dann,<br />
bei schon mehrmonatiger Dürrezeit, <strong>der</strong> „Trockene<br />
Salwald“, ein typischer Regengrüner Wald, und<br />
schließlich, bei Nie<strong>der</strong>schlägen bis unter 600 mm, das<br />
Gebiet <strong>der</strong> Trockengehölze m it A cacia, Cassia,<br />
Zizyphus.<br />
Temperierte Stufe, Westabschnitt. Die Wäl<strong>der</strong> dieses<br />
Bereiches wurden in <strong>der</strong> Literatur oft pauschal als<br />
„Temperierter Eichen- und Koniferen-Mischwald“<br />
ohne nähere vertikale Glie<strong>der</strong>ung zusammengefaßt.<br />
Tatsächlich finden sich in fast allen Höhenlagen sowohl<br />
Koniferen als auch Eichen (meist immergrüne);<br />
eine nähere Analyse zeigt aber, daß in den verschiedenen<br />
Höhenlagen durchaus verschiedene Arten vorhanden<br />
sind. Danach lassen sich 5 Vegetationstypen<br />
unterscheiden, <strong>der</strong>en Zuordnung zu den drei holarktischen<br />
temperierten Stufen eindeutig ist.<br />
• Méridionale Stufe: Trockener bis feuchter Hartlaubwald<br />
aus Quercus baloot (~Q; Hex), teils auch<br />
Q. incana, mit Olea cuspidata und <strong>der</strong> Pinus<br />
canarienüs nahestehenden P. roxburghii, die als<br />
Besiedlet von Trocken- und Extremstandorten<br />
sowie als Pionier- und Brandfolgebaum eine große<br />
Rolle spielt.<br />
• Nemorale Stufe: Nemoraler Nadelwald mit <strong>der</strong><br />
Hauptbaumart Pinus wallichiana, noch zu differenzieren:<br />
(a) Unterer Nemoraler Nadelwald<br />
(Halbfeucht-Koniferenwald) mit häufiger Dominanz<br />
von Cedrus deodara sowie Beteiligung von<br />
immergrünen Eichen (Quercus incana und/o<strong>der</strong><br />
dilatata) und Sommergrünen wie Juglans, Acer,<br />
Corylus, Fraxinus, Aesculus, (b) Oberer Nemoraler<br />
Nadelwald (Halbfeucht- o<strong>der</strong> Feucht-Koniferenwald),<br />
mit weniger Ze<strong>der</strong> und Sommergrünen,<br />
dafür örtlich Picea smithiana, Cupressus torulosa<br />
und Abies pindrow sowie <strong>der</strong> halbimmergrünen<br />
Quercus semecarpifolia. Diese Stufe ist als boreonemoraler<br />
Ökoton anzusehen.<br />
• Boreale Stufe: In <strong>der</strong> Hauptsache Dunkle Taiga<br />
(Feucht-Koniferenwald) aus Abies spectabilis, örtlich<br />
mit Picea smithiana sowie an edaphischen<br />
Trockenstandorten Quercus semecarpifolia (dies erinnert<br />
an das Vorkommen immergrüner Eichen<br />
in Hochlagen-Tannenwäldem Mexikos, Profil 22,<br />
und <strong>der</strong> Sierra Nevada, Profil 33). Wo das Klima<br />
in lokalen Leelagen semihumid wird, ist Pinus<br />
wallichiana beigemischt (die Konifere mit <strong>der</strong><br />
größten Höhenamplitude, die weiter westlich, im
Nördliche Randtropen 363<br />
Hindukusch, wo Abies fehlt, die gesamte boreale<br />
Taiga allein bildet). An <strong>der</strong> oberen Grenze des<br />
Waldes tritt ein subalpines Krummholz auf, im<br />
Normalfall aus Betula utilis, unter trockneren Bedingungen<br />
mehr aus Juniperus-Aitexi bestehend.<br />
Temperierte Stufe, Ostabschnitt. Dieser Teil ist gekennzeichnet<br />
durch sehr hohe Nie<strong>der</strong>schläge (3000-<br />
5000 mm und mehr), die durch den Monsun bedingt<br />
und daher überwiegend auf das Sommerhabjahr konzentriert<br />
sind (mit Monatssummen bis 500 mm und<br />
darüber). Während dieser Regenzeit sind die oberen<br />
bis j dieser Stufe fast täglich in Wolken gehüllt.<br />
Nach <strong>der</strong> Untergrenze des Wolken- (orealen) Bereichs<br />
unterteilt man die als „Bergwald“, „Tropischer Bergwald“<br />
o<strong>der</strong> „Montaner Wald“ bezeichnete temperierte<br />
Vegetation traditionell in einen „Unteren Bergwald“<br />
und einen „Oberen Bergwald“ o<strong>der</strong> „Nebelwald“, <strong>der</strong><br />
sich durch starken Epiphytenbesatz auszeichnet. Dieser<br />
wird dann noch weiter in den „Unteren“, „Mittleren“<br />
und „Oberen Nebelwald“ differenziert.<br />
• „Unterer Bergwald“. Der unterhalb <strong>der</strong> orealen<br />
Stufe gelegene, gutwüchsige immergrüne Wald erinnert<br />
in seiner Zusammensetzung (Fagaceae,<br />
Lauraceae, Theaceae, Magnoliaceae, Exbucklandia)<br />
an den Lorbeerwald Chinas; er ist in <strong>der</strong> Tat dessen<br />
westlicher Ausläufer und demnach <strong>der</strong> Meridionalen<br />
Stufe zuzuordnen. Hiermit stimmt<br />
überein, daß seine Höhenlage die gleiche ist wie<br />
die des semihumiden Hartlaubwaldes im W. Infolge<br />
des direkten Kontaktes mit den unterhalb<br />
liegenden warmtropischen Wäl<strong>der</strong>n ist er allerdings,<br />
ähnlich wie die oreotropischen Fagaceen-<br />
Mischwäl<strong>der</strong> SO-Asiens, stärker mit tropischen<br />
Elementen durchsetzt als in China.<br />
• „Unterer Nebelwald“. Ebenfalls von immergrünen<br />
Angiospermen beherrscht, also ein Lorbeerwald.<br />
Charakteristisch ist das Auftreten baumförmiger<br />
Rhododendren, die bis in den Oberen<br />
Nebelwald verbreitet sind (Rhododendron arboreum<br />
u. a.); im übrigen ist die Zahl <strong>der</strong> Baumarten reduziert,<br />
zuweilen auch die Wüchshöhe.<br />
„Mittlerer Nebelwald“. Diese Stufe ist dadurch<br />
gekennzeichnet, daß oberhalb einer Schicht niedriger<br />
Laubbäume eine zweite Baumschicht aus<br />
Tmga dumosa auftritt, die bis über 40 m hoch<br />
werden kann. Formationstypologisch liegt ein<br />
Koniferen-Lorbeerwald vor. In <strong>der</strong> Laubbaumschicht<br />
finden sich hier aber auch Sommergrüne<br />
(Acer, Magnolia, Acanthopanax, ebenso eine Reihe<br />
sommergrüner Sträucher); einzelne davon<br />
können zwar bis in den Unteren Bergwald hinuntergehen,<br />
sie sind hier aber relativ am häufigsten.<br />
Hier konzentrieren sich also die Reste <strong>der</strong><br />
im Verschwinden begriffenen Nemoralen Stufe;<br />
auch Tsuga selbst ist ja eine vorwiegend nemorale<br />
Sippe.<br />
■ „Oberer Nebelwald“. Dieser Waldtyp schließt<br />
sich sowohl nach seiner Höhenlage als auch nach<br />
seiner Zusammensetzung aus Tannen (Abies spectabilis,<br />
ab etwa 86° nach O A. densd) an die Dunkle<br />
Taiga des Westteiies an, entspricht also <strong>der</strong><br />
Borealen Stufe. Der Unterschied gegen den W<br />
besteht im Vorhandensein einer unteren Baumschicht<br />
aus Rhododendren und dem starken<br />
Epiphytenbesatz (hier meist Thallo-Epiphyten).<br />
An <strong>der</strong> Obergrenze des Tannenwaldes wächst<br />
auch hier ein subalpines Krummholz, in dem<br />
neben Betula utilis immergrüne Rhododendren<br />
umso mehr dominieren, je feuchter die Standortsbedingungen<br />
sind.<br />
Alpine Stufe. Die alpine Vegetation entspricht im ganzen<br />
Bereich dem Vegetationskomplex <strong>der</strong> Wiesentundra<br />
(trockenbeeinflußte Offentundren und Dompolsterfluren<br />
finden sich im Leebereich, vgl. Profile<br />
27 und 29).<br />
26. Himalaja, Querprofil Kaschmir. Hinter<br />
einer Vorkette (Pir Panjal) liegt das weite Bekken<br />
von Kaschmir mit dem größten Gebiet<br />
nemoraler Vegetation im Himalaja, erst dahinter<br />
folgt <strong>der</strong> Hochgipfel Nanga Parbat, dessen<br />
Regenschatten im dahinter gelegenen Industal<br />
aride Bedingungen hervormft. - Nach Schweinfurth<br />
1957, Troll 1967, Meusel etc. 1971,M iehe<br />
1991. - Nähere Einzelheiten werden nur zu den<br />
Vegetationstypen angegeben, die nicht schon<br />
unter 25 besprochen wurden.<br />
Luvseite<br />
(1) Eurytropische Trockengehölze.<br />
(2) Meridionaler Hartlaubwald.<br />
(3) Unterer Nemoraler Nadelwald (im PCaschmir-Bekken<br />
vielfach durch sog. Kaschmir-Busch aus zahlreichen<br />
sommergrünen Sträuchern (submediterran)<br />
ersetzt, wahrscheinlich anthropogen).<br />
(4) Oberer Nemoraler Nadelwald.<br />
(5) Dunkle Taiga.<br />
(6) Krummholz.<br />
(7) Wiesentundra.<br />
Leeseite (nur zusätzliche Vegetationstypen)<br />
(8) Trockenbeeinflußte Dunkle Taiga aus Picea smithiana<br />
und Pinus wallichiana.<br />
(9) Offenwald aus Pinus gerardiana und Juniperus spp.<br />
mit Artemisia.<br />
(10) Kleinstrauch-Halbwüste mit Capparis, Artemisia,<br />
Salsola.<br />
27. Himalaja, Querprofil Tehri Garhwal. Hinter<br />
<strong>der</strong> ersten Hauptkette liegt <strong>der</strong> mäßig trokkene<br />
mittlere Abschnitt des Ganga-Tales, hinter<br />
<strong>der</strong> zweiten beginnt <strong>der</strong> Bereich des ariden<br />
Tibet-Plateaus. - Nach Schweinfurth 1957,<br />
T roll 1967, M iehe 1991.
364 Vegetationsgliedemng ausgewählter Gebirge<br />
1<br />
Luvseite<br />
(1) Trockener Salwald.<br />
(2) Hartlaubwald aus Quercus incana und Pinus roxburghii,<br />
an lokal feuchten Stellen schon mit östlichen<br />
Lorbeerwald-Elementen wie Rhododendron<br />
arboreum.<br />
(3) Unterer Nemoraler Nadelwald, ebenfalls mit einzelnen<br />
Lorbeergehölzen.<br />
(4) Oberer Nemoraler Nadelwald.<br />
(5) Dunkle Taiga.<br />
(6) Krummholz {Betula, Juniperus, Rhododendron).<br />
(7) Wiesentundra.<br />
Leebereiche<br />
(8) Dunkle Taiga mit Pinus wallichiana.<br />
(9) Nemoraler Nadelwald nur aus Cedrus und Pinus<br />
wallichiana.<br />
(10) Tibetische Offentundra aus Polsterpflanzcn,<br />
Dornpolstern, niedrigen Büschelgräsern u. a.<br />
28. Himalaja, Querprofil Mittel-Nepal. Der<br />
Nilgiri (nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen<br />
Bergen in S-lndien) ist ein westlicher<br />
Ausläufer des Annapurna-Massives, umflossen<br />
vom Kali Gandaki, dessen Talhoden an <strong>der</strong><br />
Nordseite bereits semiarid ist. - Nach M iehe<br />
1982.<br />
Luvseite<br />
(1) Feuchter Salwald.<br />
(2) Unterer Lorbeerwald.<br />
(3) Nebel-Lorbeerwald.<br />
(4) Koniferen-Lorbeerwald.<br />
(5) Dunkle Taiga {Abies spectabilis, Rhododendron).<br />
(6) Krummholz.<br />
(7) Wiesentundra.<br />
Leeseite<br />
(8) Dunkle Taiga aus Pinus wallichiana', Abies spectabilis<br />
nur an hygrisch günstigen Stellen.<br />
(9) Trockener Nemoraler Nadelwald aus Pinus wallichiana<br />
und Cupressus torulosa.<br />
(10) Nemorale Trockengehölze mit Juniperus, Cotoneaster,<br />
Rhamnus, Caragana, Rosa, Sophora u. a.<br />
29. Himalaja, Querprofil Sikkim. Hinter dem<br />
Hauptkamm (<strong>der</strong> gezeichnete Berg ist ein östlicher<br />
Ausläufer des 8598 m hohen Kangchendzönga)<br />
ist das Lachen-Tal (eines <strong>der</strong> Quelltäler<br />
<strong>der</strong> Tista) mäßig trocken; hinter dem Chomo<br />
Yummo beginnt <strong>der</strong> aride tibetische Bereich. -<br />
Nach Schweinfurth 1957, M iehe 1990 u. 1991.<br />
Luvseite<br />
(1) Feuchter Salwald.<br />
(2) Unterer Lorbeerwald.<br />
(3) Nebel-Lorbeerwald.<br />
(4) Koniferen-Lorbeerwald.<br />
(5) Dunkle Taiga {Abies densa, Rhododendron).<br />
(6) Krummholz {Rhododendron, wenig Betula).<br />
(7) Wiesentundra.<br />
Leebereiche<br />
(8) Krummholz nur aus Juniperus.<br />
(9) Taiga aus Abies densa in feuchteren. Larixgriffithii<br />
in trockneren Lagen.<br />
(10) Nemoraler Nadelwald aus Tsuga dumosa (!) mit<br />
Picea spinulosa. Larix griffithii, Acerlaetum,Juglans,<br />
Fraxinus, Pfrus, Corylus u. a.<br />
(11) Tibetische Offentundra.<br />
30. Himalaja, Querprofil Ost-Assam. Letzter<br />
Ausläufer des Hohen Himalaja im O, an drei<br />
Seiten vom Tsangpo umflossen, dessen oberes,<br />
W -O gerichtetes Tal in den unteren Lagen bereits<br />
± semiarid ist. Die Flora zeigt Beziehungen<br />
zu SW-China. - Nach Schweinfurth 1957,<br />
T roll 1967, M iehe 1990 u. 1991 sowie Angaben<br />
von Herrn Dr. B. D ickorL, Göttingen.<br />
Luvseite<br />
(1) Tropischer Regenwald.<br />
(2) Unterer Lorbeerwald.<br />
(3) Nebel-Lorbeerwald.<br />
(4) Koniferen-Lorbeerwald (mit Pinus armandii neben<br />
Tsuga).<br />
(5) Dunkle Taiga, feucht.<br />
(6) Krummholz {Betula, Rhododendron).<br />
(7) Wiesentundra.<br />
Leeseite<br />
(8) Untere Taiga, trockener, aus Larix griffithii und<br />
Picea likiangensis mit Betula albo-sinensis.<br />
(9) Trockenwald aus Pinus tabulaeformis, Cupressus<br />
gigantea, Quercus aquifolioides {~Q, Hex), Betula<br />
platyphylla u. a.<br />
(10) Trockenbusch aus meist sommergrünen Sträuchem<br />
{Buddleja, Rosa, Berberis, Syringa u. a.); möglicherweise<br />
anthropogene Ersatzgesellschaft des<br />
Trockenwaldes.<br />
Méridionale Zone (Profile 31-37)<br />
Die wichtigsten plurizonalen Gebirge dieser<br />
Zone in Ostasien liegen im humiden Lorbeerwaldbereich.<br />
ln Nordamerika (Kalifornien) bilden<br />
sie einen Teil des westlichen Kordillerensystems<br />
und liegen daher im Grenzbereich zwischen<br />
semihumiden und ariden Bedingungen.<br />
Im europäischen Mittelmeergebiet, wo in <strong>der</strong><br />
Basalstufe <strong>der</strong> sem ihum ide Hartlaubwald<br />
herrscht, wird dieser im N von humiden Höhenstufen<br />
überlagert (nordmediterrane Stufung),<br />
während im S die Sommerdürre bis in die Alpine<br />
Stufe hinauf reicht (südmediterrane Stufung).
Abb. 178.28-30: Nördliche Randtropen (Himalaja, Querprofile)<br />
Nördliche Randtropen 365
366 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />
®<br />
Yosemite Park<br />
38“N 119,5°W M o u n t L ye ll<br />
3 9 9 4 m<br />
© N-Appennin<br />
44”N 10,5°O<br />
AL<br />
— -------- iRnn/ V ) Tundra<br />
_(BO) (D u n k le T a iga )<br />
NE<br />
ME<br />
/s )<br />
Taiga-<br />
Sommerwald<br />
/(4)<br />
-Som m erwald------\800<br />
/ 3 ) ~<br />
/ Hartlaub-Sommerwald \<br />
/(2) » s t<br />
/{!) Hartlaubwald<br />
___»Ar.<br />
©<br />
Panamint Range<br />
36°N 117°W<br />
T e le s c o p e P e a k<br />
3 3 6 9 m<br />
® M-Pvrenäen<br />
43,5°N 0,5°O<br />
M a s s is d e M a la d e ta<br />
3 4 0 4 m<br />
N<br />
Abb. 178.31-36: Méridionale Zone (Ostasien, Kalifornien, Europa)
Méridionale Zone 367<br />
31. Omei-Shan, China, Prov. Szechuan, Region<br />
6 . La. Dem westchinesischen Hochgebirge<br />
vorgelagerter Gebirgsstock am W-Rande des<br />
„Roten Beckens“, bekannter Wallfahrtsort, daher<br />
gut zugänglich und botanisch seit langem<br />
gut bekannt. Wie gewöhnlich auf isolierten Bergmassiven,<br />
liegt die alpine Waldgrenze tiefer als<br />
in den anschließenden, ausgedehnteren Hochgebirgen.<br />
- Nach W ang 1961.<br />
Méridionale Stufe<br />
(1) Lorbeerwald.<br />
Nemorale Stufe<br />
(2) Meridionemoraler Lorbeer-Sommerwald, dem<br />
„Mixed Mesophytic Forest“ <strong>der</strong> Region 9.3 entsprechend.<br />
(3) Artenreicher reiner Sommerwald.<br />
(4) Boreonemoraler Taiga-Sommerwald mit erheblich<br />
geringerer Artenzahl; als charakteristische<br />
Laubhölzer treten Betula-Kxien, als Konifere Tsuga<br />
chinensis hinzu.<br />
Boreale Stufe<br />
(5) Dunkle Taiga aus Abies ddavayi, vereinzelt noch<br />
mit Tsuga chinensis.<br />
(6) Subalpine Stufe, niedriger offener Tannenwald<br />
mit starkem Auftreten von strauchigen Bambus-<br />
Arten.<br />
Alpine Stufe<br />
(7) Wiesentundra.<br />
32. Fuji-san, Japan, Honshu, Chubu-Distrikt,<br />
Region 6.1.b. Höchster Berg Japans, isolierter<br />
Vulkankegel dicht an <strong>der</strong> Küste, infolge jüngerer<br />
Tätigkeit mit ausgedehnten Extremstandorten<br />
(Locker- und Rohböden aus Asche und<br />
Lava). - Nach D.A. 1966, M iyawaki 1979 u. 1984,<br />
Miyawaki etc. 1980f, Miyawaki etc. 1984.<br />
Méridionale Stufe<br />
(1) Lorbeerwald (mehrere Gesellschaften <strong>der</strong> Camellietea<br />
japonicae).<br />
Nemorale Stufe<br />
(2) Lorbeer-Sommerwald aus immer- und sommergrünen<br />
Laubbäumen, mit charakteristischer Beimischung<br />
<strong>der</strong> weitgehend auf diesen Waldtyp beschränkten<br />
Abies firma.<br />
(3) Sommerwald : auf mittleren Böden herrschen die<br />
Buche {Fagus crenata), auf feucht-reichen Edellaubhölzer<br />
{Fraxinus spaethiana, Acer spp.), auf<br />
ärmeren Quercus und Castanea sowie örtlich Chamaecyparis<br />
obtusa.<br />
(4) Boreonemoraler Taiga-Sommerwald aus Fagus<br />
crenata und Abies homolepis.<br />
Boreale Stufe<br />
(5) Dunkle Taiga aus Piceajezoensis und Abies veitchii,<br />
im unteren Bereich auch Tsuga diversifolia. Auf<br />
den sehr ausgedehnten Extremböden Pionierwald<br />
aus Larix kaempferi.<br />
(6) Subalpines Krummholz aus Betula ermanii, Ainus<br />
matsumurae (Grauerle) und A. maximowiczii<br />
(Grünerle) auf besseren Böden; auf trocken-armen<br />
Offenwald aus Larix kaempferi.<br />
Alpine Stufe<br />
(7) Sehr artenarme edaphische Halbwüste auf vulkanischer<br />
Asche; die dem humiden Klima entsprechende<br />
üppige Wiesentundra tritt nur ganz<br />
sporadisch am Rande <strong>der</strong> Subalpinen Stufe auf<br />
33. Sierra Nevada (Westseite), Kalifornien,<br />
Yosemite N ational Park, Region 7. La. Das<br />
Gebirge steigt aus dem kalifornischen Längstal<br />
steil auf, während es sich an <strong>der</strong> Ostseite sanfter<br />
in die Hochplateaus von Nevada verflacht. Der<br />
stark reliefierte westliche Teil hat eine HH-Stufenfolge,<br />
wobei alle Höhenlagen semihumid<br />
sind. - Nach C r itc h fiel d 1971, B a r bo u r etc.<br />
1977.<br />
Méridionale Stufe<br />
(1) Hartlaubwald aus Quercus wislizenii und Q. chrysolepis<br />
mit Pinus sabineana als Pionierart und je<br />
nach Bodenverhältnissen und Feuereinfluß wechselndem<br />
Anteil an Chaparral (örtlich sind auch<br />
die sommergrünen Eichen Q. kelloggii und Q.<br />
douglasii beigemischt).<br />
Nemorale Stufe<br />
(2) Halbfeucht-Koniferenwald aus Abies concolor,<br />
Pinus lambertiana, Pseudotsuga menziesii, Calocedrus<br />
decurrens und Pinuspon<strong>der</strong>osa, örtlich mit Beständen<br />
(„Groves“) von Sequoiadendron. Im untersten<br />
Teil ist noch Quercus chrysolepis beigemischt, im<br />
obersten tritt Pinus jeffreyi hinzu, doch ist eine<br />
Abtrennung beson<strong>der</strong>er Stufen (meridio- bzw.<br />
boreonemoral) kaum gerechtfertigt.<br />
Boreale Stufe<br />
(3) Dunkle Taiga aus Abies magnifica {Picea fehlt), mit<br />
Pinus jeffreyi an trockenen Standorten, sowie beigemischter<br />
Pinus monticola und Tsuga mertensiana,<br />
die nach oben hin zunimmt. Eine Beson<strong>der</strong>heit<br />
ist Quercus vaccinifolia, ein nie<strong>der</strong>hegen<strong>der</strong> immergrüner<br />
Strauch von ca. 1 m Höhe, <strong>der</strong> unter <strong>der</strong><br />
Schneedecke überwintert.<br />
(4) Subalpiner Offenwald und Krummholz aus Tsuga<br />
mertensiana und Pinus albicaulis.<br />
Alpine Stufe<br />
(5) Semihumide Offentundra (ohne typische Dornpolster);<br />
alpine Wiesen treten nur an Gewässern<br />
und Quellstellen auf
368 Vegetationsgliedemng ausgewählter Gebirge<br />
5 ^<br />
Jl<br />
1^<br />
1 ^<br />
Ir-î<br />
34. Panamint Range, Kalifornien, Region 4.1.<br />
In <strong>der</strong> „Basin and Range Province“ gelegener<br />
Gebirgszug, <strong>der</strong> sich am W-Rande <strong>der</strong> Depression<br />
des Death Valley entlangzieht. Die Alpine<br />
Stufe wird nicht erreicht. - Nach H öllermann<br />
1973, B arbour etc. 1977.<br />
Méridionale Stufe<br />
(1) Halbwüste mit L a m a tridentata, infolge <strong>der</strong> relativ<br />
starken Fröste in <strong>der</strong> Beckenlage ohne echt<br />
tropische Elemente, im oberen Bereich örtlich mit<br />
Atripkx confertifolia und Yucca brevifolia Qoshua<br />
Tree).<br />
Nemorale Stufe<br />
(2) Wermut-Halbwüste aus Artemisia tridentata.<br />
(3) Koniferen-Offenwald (Pinyon-Juniper Woodland).<br />
Boreale Stufe<br />
(4) Semiari<strong>der</strong> Offenwald aus Pinus aristata\ nur an<br />
den hygrisch günstigsten Standorten zeigen sich<br />
Andeutungen einer semihumiden Taiga aus Pinus<br />
ßexilis.<br />
35. Nord-Appennin, Italien, Toskana, Region<br />
7.2.a. In semihumi<strong>der</strong> Umgebung gelegen, ist<br />
dieses nicht sehr hohe Gebirge, das mit einigen<br />
Gipfeln gerade noch die Alpine Stufe erreicht,<br />
im oberen Teil humid (bis perhumid). - Nach<br />
M üller-H ohenstein 1969, C redaro etc. 1980.<br />
Méridionale Stufe<br />
(1) Hartlaubwald (Quercetum ilicis), nur in den tiefsten<br />
Lagen in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Küste.<br />
Nemorale Stufe<br />
(2)<br />
(3)<br />
(4)<br />
(5)<br />
Hartlaub-Sommerwald (meridionemoral) mit<br />
wechselnden Anteilen von Quercus Hex und den<br />
sommergrünen Q. cerris, Q. pubescens u. a.; Vegetationstyp<br />
des toskanischen Hügellandes.<br />
Artenreicher submediterraner, rein sommergrüner<br />
Wald, noch leicht subhumid.<br />
Wie (3), aber mit Fagus sylvatica (euhumid).<br />
Boreonemoraler Taiga-Sommerwald aus Buche<br />
und Tanne {Abies albd).<br />
„Boreale“ Stufe<br />
(6) Die Dunkle Taiga ist, wie öfter in niedrigen und<br />
oben perhumiden Gebirgen, stark reduziert und<br />
nur durch das Hinzutreten von Picea abies angedeutet<br />
(Fichten-Tannen-Buchen-Wald); <strong>der</strong> obere<br />
Teil ihrer geringen Vertikalausdehnung ist schon<br />
subalpin.<br />
Alpine Stufe<br />
(7) Wiesentundra.<br />
36. Mittlere Pyrenäen, Katalonien, Horizontalprofil<br />
von Region 7.2.a nach Region 9.2. Das<br />
Gebirge bildet hier eine scharfe Klima- und<br />
Vegetationsscheide zwischen dem semihumiden<br />
(bis -ariden) mediterranen Ebrobecken im S und<br />
dem humiden atlantischen Westteil <strong>der</strong> Sommerwaldregion.<br />
Die Südseite zeigt schon Anklänge<br />
an die südmediterrane Stufung. - Nach<br />
Riba i Ar<strong>der</strong>iu etc. 1980, Folch i G uillèn 1981.<br />
Waldstufen <strong>der</strong> Leeseite<br />
(1) Sehr trockener Hartlaubwald („Alzinar continental“)<br />
mit Quercus Hex ssp. rotundifolia.<br />
(2) Submediterraner Flaumeichenwald {Quercus pubescens<br />
u. a.).<br />
(3) Nemoraler Nadelwald aus Pinus sylvestris', beim<br />
Vergleich mit <strong>der</strong> Nordseite erweist sich dies als<br />
die Boreonemorale Stufe.<br />
(4) „Dunkle“ Taiga, allein aus <strong>der</strong> in den Pyrenäen<br />
und Westalpen endemischen Pinus uncinata bestehend;<br />
die „eigentlich“ hierher gehörige Picea<br />
abies hat die Pyrenäen nicht mehr erreicht.<br />
Alpine Stufe<br />
(5) Wiesentundra (wie schon in <strong>der</strong> Borealen Stufe<br />
bestehen hier kaum noch Unterschiede zwischen<br />
N- und S-Seite, <strong>der</strong> humide Einfluß von N überwiegt).<br />
Waldstufen <strong>der</strong> Luvseite<br />
(6) Boreonemoraler Taiga-Sommerwald aus Buche<br />
und Tanne.<br />
(7) Reiner Buchenwald.<br />
(8) Eichenmischwald mitteleuropäischen Charakters.<br />
37. Moyen Atlas, Marokko, Region 7.2.a. Dieser<br />
nördlichste Zug des Atlasgebirges erhebt sich<br />
im Klimaxbereich des südmediterranen O ko-<br />
C eratonion. Mit zunehmen<strong>der</strong> Höhe steigen die<br />
Nie<strong>der</strong>schläge zwar stark an, doch bleibt die<br />
Sommerdürre in allen Höhenlagen erhalten, so<br />
daß die typische südmediterrane Stufung auftritt.<br />
- Nach E mberger 1936.<br />
Méridionale Stufe<br />
(1) Niedrigwüchsiges Oleo-Ceratonion mit Olea europaea,<br />
Pistacia lentiscus, örtlich auch Tetraclinis<br />
articulata.<br />
(2) Hochwüchsiger Quercus-ilex-Yf/3.\à', an lokalklimatisch<br />
beson<strong>der</strong>s feuchten Stellen örtlich mit<br />
<strong>der</strong> sommergrünen Q.faginea. Auf Extrem- und<br />
Pionierstandorten Pinus halepensis.<br />
Nemorale Stufe<br />
(3) Halbfeucht-Koniferenwald aus Cedrus atlántica (die<br />
in an<strong>der</strong>en südmediterranen Gebirgen vorhandene<br />
Abies fehlt hier); als Kleinbäume im Unterwuchs<br />
treten z. B. Taxus baccata, Ilex aquifolium, Acer<br />
monspessulanum, Sorbus aria und S. torminalis auf<br />
„Boreale“ Stufe. Während im W-Himalaja, dessen<br />
Méridionale und Nemorale Stufen ähnlich sind, auch
Meridionale/Nemorale Zone 369<br />
die Boreale Stufe gut entwickelt ist, ist diese hier, wohl<br />
infolge <strong>der</strong> geringeren Höhe, weitgehend reduziert,<br />
man kann ihr nur einen schmalen subalpinen Bereich<br />
zuordnen.<br />
(4) Niedriger subalpiner Wald bzw. Offenwald aus<br />
Juniperus thuriferw, die Untergrenze dieses Typs<br />
ist nicht nur thermisch, son<strong>der</strong>n auch hygrisch<br />
bedingt: mit <strong>der</strong> Obergrenze <strong>der</strong> Wolkenstufe,<br />
die zugleich die <strong>der</strong> Ze<strong>der</strong> ist, wird das Klima<br />
schlagartig trockener.<br />
Alpine Stufe<br />
(5) Dornpolsterflur.<br />
Nemorale Zone (Profile 38-57)<br />
Die große Vielfalt <strong>der</strong> nemoralen Vegetationstypen<br />
spiegelt sich auch in den Gebirgen wie<strong>der</strong>.<br />
In Nordamerika sind im humiden Osten<br />
nur die niedrigen, kaum in die Alpine Stufe reichenden<br />
Appalachen vorhanden, im überwiegend<br />
semihumiden bis ariden Westen herrscht<br />
hingegen das hohe, starke LL-Wirkungen hervormfende<br />
Kordillerensystem. Die stärker voneinan<strong>der</strong><br />
isolierten Hochgebirge von Europa-<br />
Vor<strong>der</strong>asien besitzen zwar alle humide Stufungen,<br />
doch sind diese infolge von LL-Effekten<br />
nur an <strong>der</strong> Außen- bzw. auch nur an einer Seite<br />
gut entwickelt. Im ariden Innerasien sind manche<br />
<strong>der</strong> z. T. sehr hohen Kettengebirge noch AH-<br />
Typen mit Waldstufen, an<strong>der</strong>e sind durchgehend<br />
arid. Ostasien zeigt schließlich wie<strong>der</strong><br />
überwiegend humide Glie<strong>der</strong>ungen.<br />
38. Great Smoky Mountains (S-Appalachen),<br />
North Carolina/Tennessee, Region 9.1. Das<br />
Appalachensystem, das sich durch O-Nordamerika<br />
von SW nach NO über mehr als 10 Breitengrade<br />
erstreckt (d. h. fast durch den gesamten<br />
Bereich <strong>der</strong> Nemoralen Zone), hat trotz Höhen<br />
bis über 2000 m nur Mittelgebirgscharakter.<br />
Die Klimadaten des höchsten Berges im S,<br />
Mount Mitchell (2042 m), entsprechen ziemlich<br />
genau denen des m itteleuropäischen<br />
Schwarzwaldes bei 1 0 0 0 m, also noch etwa<br />
400 m unter <strong>der</strong> thermischen Waldgrenze. -<br />
Nach ScHROEDER 1974.<br />
Nemorale Stufe<br />
(1) Artenreicher Sommerwald vom Typ des Mixed<br />
Mesophytic Forest.<br />
(2) Artenärmerer montaner Sommerwald aus Acer<br />
saccharum, Tilia heterophylla, Fraxinus americana.<br />
Aesculus octandra, Quercus rubra und (früher)<br />
Castanea dentata.<br />
(3) Boreonemoraler Taiga-Sommerwald aus Fagus<br />
grandifolia, Betula lutea und Picea rubens.<br />
Boreale Stufe<br />
(4) Dunkle Taiga aus Abies fraseri und Picea rubens.<br />
Auf flachgründig-felsigen Hängen wird <strong>der</strong> Wald<br />
durch dichte, 2-4 m hohe Bestände aus Rhododendron<br />
catawbiense u. a. Sträuchem ersetzt („Heath<br />
Balds“).<br />
39. White Mountains (N-Appalachen), New<br />
Hampshire, Region 9.1. In den höchsten Teilen<br />
<strong>der</strong> bereits im Boreonemoralen Ökoton gelegenen<br />
N-Appalachen wird die Waldgrenze<br />
überschritten. - Nach B raun 1950, W alter<br />
1962f, Buss 1963.<br />
Nemorale Stufe<br />
(1) Boreonemoraler Taiga-Sommerwald vom Typ<br />
„Hemlock - White Pine - Northern Hardwoods“.<br />
Boreale Stufe<br />
(2) Dunkle Taiga aus Picea rubens und Abies balsamea,<br />
mit Beimischung von Betula lutea sowie B. papyrifera<br />
als Pionierart.<br />
(3) Subalpines Krummholz aus den genannten Taiga-Arten.<br />
Alpine Stufe<br />
(4) Wiesentundra, aus disjunkt auftretenden Arten<br />
<strong>der</strong> arktischen Tundra (Region 16.1) bestehend.<br />
40. Mount Rainier, Kaskadengebirge (Cascade<br />
Range), Washington State, Horizontalprofil<br />
von Region 10.1 nach Region 13.1. Das N-S<br />
streichende Kaskadengebirge, im Kammbereich<br />
durchschnittlich nicht über 2 0 0 0 m hoch, aber<br />
von höheren Vulkanbergen gekrönt (Mount<br />
Rainier ist <strong>der</strong> höchste), zeigt eine ausgesprochene<br />
LL-Glie<strong>der</strong>ung. Die Ostabdachung erhebt<br />
sich als AH-Typ aus dem ariden Columbia<br />
Basin. - Nach T roll 1955, K üchler 1964,<br />
Franklin etc. 1969.<br />
Nemorale Stufe <strong>der</strong> Westseite<br />
(1) Unterer Feucht-Koniferenwald <strong>der</strong> Tsuga-heteropbylla-Xone..<br />
(2) Oberer Feucht-Koniferenwald <strong>der</strong> Abies-amabilis-<br />
Zone, als boreonemoraler Ökoton anzusehen.<br />
Boreale Stufe<br />
(3) Dunkle Taiga aus Abies lasiocarpa und Tsuga mertensiana,<br />
dazu vereinzelt Chamaecyparis nootkatensis<br />
und mancherorts (nach O zunehmend)<br />
Picea mgelmannii. Im oberen Bereich tritt die niedrige,<br />
typisch subalpine Pinus albicaulis hinzu. Die<br />
Waldgrenze ist je nach Geländeform und Bodenart<br />
sehr unterschiedlich ausgebildet: in steilerem<br />
Gelände und auf trockenen Böden (vulkanische
370 Vegetationsgliedemng ausgewählter Gebirge<br />
Aschen) tritt Krummholz auf, das von allen genannten<br />
Koniferen gebildet werden kann; bei<br />
sanfteren Geländeformen und besseren Böden ist<br />
sie hingegen vom Mosaiktyp (Abb. 159, S. 316),<br />
und dieses „Subalpine Parkland“ kann bis 1500 m<br />
hinunterreichen. Eine definierte Subalpine Stufe<br />
läßt sich daher nicht abtrennen.<br />
Alpine Stufe<br />
(4) Wiesentundra, sehr üppig (abgesehen von edaphischen<br />
Halbwüsten auf Asche- und Lavaböden).<br />
Ihre vertikale Ausdehnung ist gering; die klimatische<br />
Schneegrenze liegt infolge <strong>der</strong> sehr hohen<br />
Winternie<strong>der</strong>schläge schon bei etwa 2200 m, so<br />
daß Höhenlagen, die vom Wärmeklima her <strong>der</strong><br />
hochalpinen Stufe entsprechen würden, fast vollständig<br />
mit Eis bedeckt sind.<br />
Nemorale Stufe <strong>der</strong> Ostseite<br />
(5) Halbfeucht-Koniferenwald mit Pseudotsuga, Abies<br />
grandis, Pinus monticola, P. contorta. Picea engelmannii.<br />
Larix occidentalis, hier wohl dem boreonemoralen<br />
Ökoton zuzurechnen (die hygrisch<br />
bedingte Grenze gegen die folgende Stufe kann<br />
an<strong>der</strong>wärts auch wesentlich höher o<strong>der</strong> tiefer liegen).<br />
(6) Trocken-Koniferenwald aus Pinus pon<strong>der</strong>osa, in<br />
zunehmend offener Form bis an die hygrische<br />
Waldgrenze reichend (<strong>der</strong> an<strong>der</strong>wärts oft den<br />
„Waldmantel“ bildendeJuniperus-OEcrvuiXA fehlt<br />
hier).<br />
(7) Wermut-Halbwüste mit Artemisia tridentata.<br />
4 L Front Range, Mittlere Rocky Mountains,<br />
Colorado, Region 12.1. Der mittlere, höchste<br />
Teil des Rocky-Mountain-Systems erhebt sich<br />
aus dem obersten, ca. 1500 m hoch gelegenen<br />
Teil <strong>der</strong> präriebedeckten Great Plains als AH-<br />
Typ. - Nach M ark 1967, Holtmeier 1981, Haase<br />
1987.<br />
Nemorale Stufe<br />
( 1)<br />
(2)<br />
(3)<br />
Kurzgras-Prärie.<br />
Trocken-Koniferenwald aus Pinus pon<strong>der</strong>osa, im<br />
untersten Teil waldsteppenartig aufgelockert, an<br />
beson<strong>der</strong>s feuchten Stellen mit Pseudotsuga.<br />
Halbfeucht-Koniferenwald aus Pseudotsuga menziesii,<br />
mit Pinus pon<strong>der</strong>osa an Trockenstandorten.<br />
(4) Wie (3), aber an Trockenstandorten mit Pinus<br />
flexilis und mit P. contorta als Pionierbaumart<br />
(boreonemoraler Bereich).<br />
Boreale Stufe<br />
(5) Dunkle Taiga aus Abies lasiocarpa. Picea engelmannii<br />
und Pinus flexilis, die sich etwa in dieser<br />
Reihenfolge entlang dem Feucht-Trocken-Gradienten<br />
abstufen; P. flexilis wird außerdem zur<br />
Waldgrenze hin immer häufiger. An dieser können<br />
alle drei Arten als Krummholz auftreten.<br />
Alpine Stufe<br />
(6) Wiesentundra, überwiegend aus niedrigen Cyperaceen<br />
(häufig dominiert Kobresia) und vielen<br />
ebenfalls niedrigwüchsigen Dikotylen,<br />
42. Coconino Mountains, Colorado Plateau,<br />
Nord-Arizona, Region 13.1. Das Plateau hat<br />
weithin eine Höhenlage von 1200-1500 m und<br />
mehr; die einzelnen aufgesetzten Gebirge steigen<br />
bis in die Alpine Stufe auf - Nach M erkle<br />
1954, W alter 1962f<br />
Nemorale Stufe<br />
(1) Wermut-Halbwüste (Artemisia tridentata).<br />
(2) Pinyon-Juniper Woodland.<br />
(3) Trocken-Koniferenwald aus Pinus pon<strong>der</strong>osa.<br />
(4) Halbfeucht-Koniferenwald aus Abies concolor,<br />
Pseudotsuga menziesii. Picea pungens.<br />
Boreale Stufe<br />
(5) Dunkle Taiga, ebenfalls + semihumid, mit Picea<br />
engelmannii und Abies lasiocarpa an feuchteren<br />
Standorten (N-Hänge) sowie Pinusflexilis und P.<br />
aristata an trockneten (S-Hänge). An <strong>der</strong> Waldgrenze<br />
herrscht P. aristata.<br />
Alpine Stufe<br />
(6) Offentundra, meist aus Zwergsträuchem.<br />
43. M ittlere Alpen, Bayern/Tirol/Trentino,<br />
Region 9.2, Horizontalprofil. Infolge <strong>der</strong> Aufgliedemng<br />
in mehrere parallele Kettenzüge mit dazwischenliegenden<br />
Längstälem gibt es bekanntermaßen<br />
charakteristische Unterschiede vom LL-<br />
Typ zwischen Randalpen und Innenalpen, so<br />
daß in den am stärksten abgeschirmten Tälern<br />
(Val dAoste, Wallis, Vinschgau) das Klima <strong>der</strong> Tieflagen<br />
± semihumid wird und zugleich infolge <strong>der</strong><br />
stärkeren sommerlichen Einstrahlung die alpine<br />
Waldgrenze erheblich höher liegt. Im weltweiten<br />
Vergleich ist diese Differenzierung allerdings relativ<br />
unbedeutend. - Nach E llenberg 1963,<br />
M ayer 1963, W agner 1966, Peer 1983.<br />
Nemorale Stufe<br />
(1) Mitteleuropäischer Buchenmischwald.<br />
(2)<br />
(3)<br />
Boreonemoraler Buchen-Tannen-Fichtenwald.<br />
Mischwald mit Tanne (Abies alba) und Fichte (Picea<br />
abies) sowie Buche (Fagus sylvaticd) an beson<strong>der</strong>s<br />
humiden und Kiefer (Pinus sylvestris) an beson<strong>der</strong>s<br />
trockenen Stellen; eine vertikale Glie<strong>der</strong>ung<br />
entsprechend (l)/(2) ist hier kaum möglich.<br />
Submediterraner, niedriger Flaumeichen-Trokkenwald<br />
(Quercuspubescens).<br />
Trocken-Koniferenwald aus Kiefer mit Steppenund<br />
Halbwüstenelementen (z. B. Ephedra helvética)<br />
im Unterwuchs; zonationstypologisch als<br />
boreonemoral anzusehen.
Meridionale/Nemorale Zone 371<br />
©<br />
Moyen Atlas<br />
33,5°N 4°W<br />
@ S-Appalachen<br />
35,5°N 83,5°W<br />
D jé b e l B o u Ib la n e<br />
3 2 1 9 m<br />
C lin g m a n s D o m e<br />
2 0 2 6 m<br />
® N-Appalachen<br />
44°N 7 r W<br />
M o u n t W a s h in g to n<br />
1 9 1 7 m<br />
©<br />
Front Range<br />
40°N 105,5°W<br />
A ra p a h o P e a k<br />
41 1 1 m<br />
® N-Kaskadenaebirae<br />
47°N 122°W<br />
M o u n t R a in ie r<br />
4 3 9 4 m<br />
©<br />
Coconino Mountains<br />
35,5°N 111,5°W<br />
S a n F ra n c is c o P e a k<br />
37 6 1 m<br />
Abb. 178.37-42: Méridionale Zone (Nordafrika); Nemorale Zone (Nordamerika)
372 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />
I M-Alpen<br />
' 46-47°N 11“0<br />
N -A lp e n<br />
Zentralalpen<br />
S-Alpen<br />
N<br />
W eißkugel<br />
3746 m<br />
Zufallspitze<br />
3778 m<br />
Presanella<br />
3565 m<br />
!<br />
M iem inger<br />
2743 m<br />
AL<br />
AL<br />
V IO O —<br />
-^.n < '/9 )K ru m m h o lz<br />
BO<br />
/ D un kle T aig a<br />
BO<br />
Passo del<br />
Tonale<br />
T aiga-<br />
NE I 6 o m m e rw a ld |<br />
Koniferen- u\ n e /<br />
Som m enw ald i l d \ /<br />
2>.<br />
|4) T rocken -<br />
,\N E /<br />
-K onifere nw ald .<br />
Vinscfigau<br />
-6 0 0 m<br />
W-Kaukasus<br />
43-45°N 41 °0<br />
Psyà<br />
3787 m<br />
©<br />
Zinana-Gebirae<br />
41°N 41°0<br />
Kaçkar Dag<br />
3931 m<br />
so<br />
AL<br />
AL<br />
BO<br />
BO<br />
BO<br />
N E 90o/itL<br />
NE<br />
NE<br />
T rocken - \<br />
S o m m e rw a ld \<br />
Lorbeer-S om m erw a ld<br />
Abb. 178.43-45: Nemorale Zone (Europa, Vor<strong>der</strong>asien)<br />
t<br />
(6) Feuchter submediterraner Laubmischwald mit<br />
Osttya carpinifolia, Fraxinus ornus, Quercus pubescens<br />
u. a.<br />
(7) Boreonemoraler Buchen-Tannen-Wald (Fichte<br />
fehlt).<br />
Boreale Stufe<br />
(8) Dunkle Taiga mit dominieren<strong>der</strong> Fichte.<br />
(9) Krummholz aus Latsche (Pinm mugo, auf trockneten<br />
Standorten, vorwiegend auf Kalk) und<br />
Grünerle (Ainus viridis, auf feucht-reichen Standorten);<br />
nicht überall vorhanden.<br />
(10) Dunkle Taiga aus Fichte und Zirbe (Pinus cembrd)<br />
mit Lärche (Larix decidud).<br />
(11) Untere Dunkle Taiga aus Fichte.<br />
(12) Obere Dunkle Taiga aus Zirbe mit Lärche.<br />
(13) Dunkle Taiga aus Fichte und Tanne mit Lärche.<br />
Alpine Stufe<br />
(14) Wiesentundra.<br />
4 4 . W est-K au k asu s, R u ß lan d /G eorgien ,<br />
Horizontalprofil von Region 9.2 nach Region<br />
12.2.a. Im westlichen Kaukasus bestehen große<br />
thermische und hygrische Unterschiede zwischen<br />
den Basallagen <strong>der</strong> N- und S-Seite: die<br />
Schwarzmeerküste empfängt sehr hohe Nie<strong>der</strong>
Nemorale Zone 373<br />
schlage und wird zugleich im Winter vor den<br />
kalten Luftmassen aus dem N geschützt. Weiter<br />
nach SO wird das Gebirge beidseitig trockener<br />
(vgl. S. 311). - Nach W alter 1974.<br />
Nemorale Stufe<br />
(1) Kolchischer Mischwald (meridionemoral, vgl.<br />
S. 268).<br />
(2) Wiesensteppe.<br />
(3) Waldsteppe: Mosaik von (2) und (4).<br />
(4) Eichenmischwald {Querco-Carpinetum mitteleuropäischen<br />
Charakters).<br />
(5) Feucht-kühle Buchenwaldstufe (Fagus orientalis),<br />
auch auf die Leeseite übergreifend. Ein boreonemoraler<br />
Ökoton wird nicht beschrieben.<br />
Boreale Stufe<br />
(6) Dunkle Taiga aus Abies nordmanniana und Picea<br />
orientalis.<br />
(7) Subalpines Krummholz aus Fagus orientalis und<br />
verschiedenen Betula-Aitzn im Wechsel mit üppigen<br />
Hochstaudenfluren (± perhumid).<br />
Alpine Stufe<br />
(8) Artenreiche Wiesentundra.<br />
45. Zigana-Gebirge, Nordost-Türkei, Region<br />
9.2, Horizontalprofil. Fast 4000 m hoher Gebirgszug<br />
an <strong>der</strong> Südküste des Schwarzen Meeres<br />
mit ausgeprägter LL-Situation; die Nordseite<br />
ähnelt z. T. <strong>der</strong> Südseite des W-Kaukasus. -<br />
Nach M ayer etc. 1986.<br />
Waldstufen <strong>der</strong> Luvseite<br />
(1) Kolchischer Mischwald (meridionemoral).<br />
(2) Artenreicher unterer Sommerwald aus Fagus orientalis,<br />
Carpinus betulus, Castanea sativa u. a.<br />
(3) Oberer Sommerwald aus Buche, oft mit Strauchschicht<br />
aus Rhododendron ponticum.<br />
(4) Boreonemoraler Wald aus Buche und Picea orientalis.<br />
(5) Dunkle Taiga, unterer Teil, vorwiegend aus Fichte.<br />
(6) Dsgl., oberer Teil, aus Fichte und Tanne {Abies<br />
nordmanniana).<br />
(7) Niedriger Offenwald aus Fichte (zuweilen auch<br />
Pinus sylvestris an Stellen mit lokalem Trockeneinfluß<br />
aus S), im Wechsel mit Krummholz aus<br />
Rhododendron ponticum und Rh.flavum.<br />
Alpine Stufe<br />
(8) Kleinräumiger Wechsel humi<strong>der</strong> und nicht-humi<strong>der</strong><br />
Vegetationstypen; es gibt alle Übergänge<br />
von artenreicher Wiesentundra auf luvseitigen<br />
Nordhängen bis zu offener Dompolsterflur auf<br />
leeseitigen Südhängen.<br />
Waldstufen <strong>der</strong> Leeseite<br />
(9) „Dunkle“ Taiga aus Pinus sylvestris, nur an lokal<br />
günstigen Stellen können Tanne und Fichte noch<br />
beigemischt sein.<br />
(10) Eichen-Trockenwald submediterranen Charakters,<br />
in den untersten Lagen im Coruh-Tal örtlich von<br />
Offenwald aus Juniperus excelsa abgelöst.<br />
46. Elburs-Gebirge, Nord-Persien, Horizontalprofil<br />
von Region 9.2 nach Region 11.2. Uber<br />
5000 m hohes Kettengebirge am Südufer des<br />
Kaspischen Meeres, wie das Zigana-Gebirge ein<br />
ausgeprägter LL-Typ. Ein großer Unterschied<br />
besteht aber darin, daß die Wolkendecke, die<br />
die vom Meer kommenden feuchten Luftmassen<br />
erzeugen, gewöhnlich sehr niedrig liegt, so<br />
daß <strong>der</strong> oberste Teil <strong>der</strong> Waldstufe dürrebeeinflußt<br />
ist; die obere Waldgrenze ist wahrscheinlich<br />
nicht allein thermisch bedingt (AHA-<br />
Typ). Eine Boreale Stufe ist physiognomisch<br />
nicht erkennbar, ihre wärmeklimatische Lage<br />
kann man wegen fehlen<strong>der</strong> Klimadaten nur vermuten.<br />
- Nach B obek 1951, N oirfalise etc.<br />
1965, U erpmann etc. 1981.<br />
Waldstufen <strong>der</strong> Luvseite<br />
(1) Artenreicher hyrkanischer Sommerwald mit immergrünem<br />
Unterwuchs (z. B. Prunus laurocerasus).<br />
(2) Buchenwald {Fagus orientalis) mit Immergrünen.<br />
(3) Reiner Buchenwald ohne Immergrüne.<br />
(4) Eichen-Trockenwald aus Quercus macranthera, zur<br />
oberen Waldgrenze hin Krüppelwuchs annehmend.<br />
Waldfreie Hochlagen („Alpine“ Stufe)<br />
(5) Dornpolsterflur,<br />
Leeseite<br />
(6) Offenwald aus Juniperus macropoda.<br />
(7) Mandel-Pistazien-Trockengehölze.<br />
47. West-Altai, Sibirien/Kasachstan, Horizontalprofil<br />
von Region 14.2.a nach Region 12.2.a.<br />
Der Altai, in Höhe und Ausdehnung den Alpen<br />
vergleichbar, liegt an <strong>der</strong> Grenze <strong>der</strong><br />
Nemoralen und <strong>der</strong> Borealen Zone und zeigt<br />
zugleich einen starken Feuchtegradienten von<br />
NW nach SO (die östlichsten Teile reichen weit<br />
in den dsungarisch-mongolischen W üstenbereich<br />
hinein). - Nach W alter 1974.<br />
Nemorale Stufe<br />
(1) Wiesensteppe.<br />
Boreale Stufe: Vertikal sehr ausgedehnt und daher<br />
mit starker thermischer und hygrischer Unterglie<strong>der</strong>ung.<br />
(2) Untere, „Finstere“ Taiga aus Fichte {Picea abies),<br />
Zirbe {Pinus cembrd) und Tanne {Abies sibirica) im<br />
nördlichen Vorland und an den unteren Hängen<br />
<strong>der</strong> nördlichen Ketten.
374 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />
(3)<br />
(4)<br />
(5)<br />
(6)<br />
Mittlere Dunkle Taiga aus Fichte und Zirbe.<br />
Obere Dunkle Taiga aus Zirbe mit Lärche (Larix<br />
russicä) als Subklimaxart (diese gegen die Waldgrenze<br />
hin zunehmend).<br />
Trockenwald in Tieflagen abgeschirmter Täler und<br />
Becken des Nordteils, neben Lärche auch Espe<br />
(Populus trémula) und Birke (Betula pendula) enthaltend<br />
und damit Anklänge an die boreonemorale<br />
Weichholz-Waldsteppe zeigend.<br />
Helle Taiga (Trockenwald) aus Lärche in den<br />
semihumiden Lagen im Südteil, <strong>der</strong>en vertikale<br />
Erstreckung nach S immer mehr zunimmt.<br />
Alpine Stufe<br />
(7) Artenreiche Wiesentundra, im S zunehmend mit<br />
Steppenelementen.<br />
48. West-Tienschan, Kirgisistan, Region 13.2.<br />
Das gewaltige Gebirgssystem des Tienschan, das<br />
sich zwischen den Wüsten Kasachstans und <strong>der</strong><br />
Dsungarei im N und denen des Fergana- und<br />
Tarim-Beckens im S etwa 1800 km von W nach<br />
O erstreckt, erhält seine Nie<strong>der</strong>schläge vorwiegend<br />
aus W und NW. Klimatisch beson<strong>der</strong>s<br />
günstig sind die westlichen Teil-Gebirgsketten<br />
in Kirgisistan und Kasachstan, in denen noch<br />
eine breite, bis in nemorale Lagen herabreichende<br />
Waldstufe vorhanden sein kann. Diese<br />
wird nach O schmäler (Profil 49); am SO-<br />
Rand gegen das Tarim-Becken bildet sie nur<br />
noch ein schmales Band in großer Höhe (z. B.<br />
3200-3600 m in <strong>der</strong> Umgebung von Kaschgar),<br />
und vielerorts fehlt sie ganz. Auffallend sind im<br />
ganzen Bereich die starken Unterschiede <strong>der</strong><br />
Humidität je nach <strong>der</strong> Exposition; steile Südhänge<br />
sind sehr viel ari<strong>der</strong> und können auch<br />
innerhalb gut ausgebildeter Waldstufen von<br />
Natur aus waldfrei sein. - Nach W alter 1974.<br />
Nemorale Stufe<br />
(1) Halbwüste.<br />
(2) Artenreiche Wiesensteppe.<br />
(3) Trocken-Sommerwald (teils waldsteppenartig aufgelockert)<br />
aus Juglans regia s.l. und Ähorn-Arten<br />
(Acerturkestanicum u. a., nach oben zunehmend),<br />
mit reichem Unterwuchs an Wildobstarten (Malus,<br />
Prunus s.l.).<br />
Boreale Stufe<br />
(4) Dunkle Taiga aus Picea schrenkiana, lokal an beson<strong>der</strong>s<br />
feucht-reichen Stellen mit Abiessemenovii.<br />
Alpine Stufe<br />
(5) Wiesentundra, beson<strong>der</strong>s im unteren Bereich mit<br />
Steppenelementen.<br />
49. Ost-Tienschan, C hina, Prov. Sinkiang,<br />
Region 13.2. Östlichster, etwas abgesetzter Abschnitt<br />
des Tienschan (vgl. bei Profil 48) im chinesischen<br />
(dsungarischen) Anteil in <strong>der</strong> Nähe<br />
<strong>der</strong> Stadt Urumci. - Nach W ang 1961, W alter<br />
1962f<br />
Nemorale Stufe<br />
(1)<br />
(2)<br />
(3)<br />
Wermut-Halbwüste.<br />
Steppe, von unten nach oben an Dichte zunehmend.<br />
Waldsteppe, Mosaik aus Wiesensteppe und<br />
Trockenwäl<strong>der</strong>n aus Espe, Birke, Ulmusparvifolia<br />
und Sorbus tianschanica.<br />
Boreale Stufe<br />
(4) Dunkle Taiga aus Picea schrenkiana.<br />
(5) Krummholz aus Juniperus turkestanica.<br />
Alpine Stufe<br />
(6) Wiesentundra.<br />
50. Turkestan-Gebirge, Tadshikistan, Region<br />
13.2. O-W streichen<strong>der</strong> Ausläufer des Pamir-<br />
Alai-Systems am Südrand <strong>der</strong> usbekischen Wüste,<br />
in sehr aridem Klima (Übergang zum<br />
Winterregen-Klimatyp), ohne richtige Waldstufe.<br />
- Nach W alter 1974.<br />
Nemorale Stufe<br />
(1) Halbwüste, vielerorts auf lößbedeckten Gebirgs-<br />
Vorhügeln als Ephemerenflur ausgebildet.<br />
(2) Normale Halbwüste ohne Lößvorkommen.<br />
(Theoretische) Boreale Stufe<br />
(3) Wiesen- und Trockensteppe; an beson<strong>der</strong>s geeigneten<br />
Standorten (z. B. steinige Nordhänge) lokal<br />
Wachol<strong>der</strong>-Offenwäl<strong>der</strong> (Juniperus seravschanica,<br />
turkestanica).<br />
Alpine Stufe<br />
(4) „Steppentundra“ mit typischen Steppensippen als<br />
Ober- und arktisch-alpinen Elementen (z. B.<br />
Kobresid) als Untergräsern; echte alpine Wiesen<br />
nur an Quellstellen; auf steinigen Böden Dompolsterflur.<br />
51. Karakorum (N ordabfall), China, Prov.<br />
Sinkiang, Region 13.2. In diesem extremen<br />
Trockengebiet wird die gesamte Höhenstufenfolge<br />
von Wüste eingenommen. Diese läßt sich<br />
aber durchaus floristisch differenzieren, so daß<br />
anhand des Auftretens bestimmter Leitarten 5<br />
Stufen unterschieden werden können. Einige<br />
Indizien lassen auch die ungefähre Zuordnung<br />
zu den üblichen thermischen Höhenstufen zu.<br />
- Nach D ickore 1991 u. 1995.<br />
Stufenfolge<br />
(1) Nach D ickorE „Stufe I, kollin“; Vollwüste.<br />
(2) „Stufe II, montan“: Vollwüste bis Halbwüste mit<br />
<strong>der</strong> Leitart Sjmpegma regelii (Chenopodiaceae)', ab
Nemorale Zone 375<br />
W-Tienschan<br />
41 °N 72,5“0<br />
F ergana-G ebirge<br />
44 90 m<br />
3200 m treten sporadisch strauchige Einzelexem- (4)<br />
plare von Juniperus pseudosabina auf.<br />
(3) „Stufe III, subalpin“: Halbwüste mit <strong>der</strong> Leitart<br />
Krascheninnikovia (= Eurotia) ceratoides (Chenopodiaceae)',<br />
örtlich strauchige Einzelexemplare von<br />
Hippophae rhamnoides und Juniperus turkestanica.<br />
In Flußtälern gehen 1-2 m hohe Sträucher von<br />
Myricaria elegans noch bis zur Obergrenze dieser (5)<br />
Stufe; hier ist demnach die theoretische Grenze<br />
<strong>der</strong> Alpinen Stufe anzusetzen.<br />
„Stufe IV, alpin“: Offentundra (alpine Halbwüste)<br />
mit <strong>der</strong> Leitart Ajania tibetica {Compositae). Dies<br />
ist die Stufe mit <strong>der</strong> höchsten Aftenzahl (in 4300-<br />
4400 m Höhe wurden 45 Gefaßpflanzen-Arten<br />
gefunden gegenüber nur 12 in 3900-4000 m), und<br />
auch <strong>der</strong> Deckungsgrad <strong>der</strong> Vegetation ist hier<br />
am höchsten.<br />
„Stufe V, subnival“: Subnivale Kältewüste mit starker<br />
Abnahme von Artenzahl und Deckungsgrad,<br />
Leitart Sibbaldia tetrandra\ einzelne Angiospermen<br />
sind noch bis 5200 m {Thylacospermum,<br />
Crucijerae) gefunden worden.
376 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />
SiSJ<br />
52. Nan-Shan, China, Prov. Kansu/Tsinghai,<br />
Region 13.2. Bis über 6000 m hohes Kettengebirge<br />
am Südrande <strong>der</strong> Alashan- und Beishan-<br />
Wüsten, im östlichen Teil mit Waldstufe. -<br />
Nach W a n g 1961, W a l t e r 1962f. u. 1974.<br />
Nemorale Stufe<br />
(1) Voll- und Halbwüsten auf Sand- (im basalen<br />
Hessi-Plateau) und Gesteinsböden.<br />
(2) Artenreiche Wiesensteppe.<br />
(3) Waldsteppe mit Populus trémula var. davidiana,<br />
Betula sp., Sorbus tianschanica, Juniperus rígida,<br />
Rhamnus, Cotoneaster u. a. (wohl boreonemoraler<br />
Bereich).<br />
Boreale Stufe<br />
(4) Dunkle Taiga aus Picea asperata, an N-Hängen<br />
dichter Wald, an steilen S-Hängen hingegen oft<br />
stark aufgelockert bis hin zu Juniperus-rigida-<br />
Offenwäl<strong>der</strong>n.<br />
(5) Subalpines Gebüsch mit Salix, Spiraea, Potentilla<br />
fruticosa u. a.<br />
Alpine Stufe<br />
(6) Wiesentundra, im unteren Teil mit Steppenelementen<br />
durchsetzt.<br />
53. Tsinling-Shan, China, Prov. Shensi, Region<br />
9.3. Bis 4000 m hohes Kettengebirge, das<br />
sich vom westchinesischen Hochland in Kansu<br />
und Tsinghai entlang 34°N etwa 600 km nach<br />
O erstreckt. Es hält im Winter die aus N W kommenden<br />
trocken-kalten Luftmassen von den<br />
südlicher gelegenen Gegenden fern und bildet<br />
dadurch eine Klimascheide zwischen dem Gebiet<br />
des semihumiden Sommerwaldes im N und<br />
dem des humiden Lorbeer-Sommerwaldes im<br />
S. - Nach W a n g 1961, C h e n 1987, R o s t 1992.<br />
Nemorale Stufe<br />
(1) Lorbeer-Sommerwald („Mixed Mesophytic<br />
Forest“).<br />
(2) Artenreicher humi<strong>der</strong> Sommerwald.<br />
(3) Trocken-Sommerwald mit vorherrschen<strong>der</strong>¿»ercKi,<br />
an trocken-felsigen Hängen die sehr trockenresistente<br />
Platycladus (Thuja) orientalis.<br />
Artenärmerer boreonemoraler Sommerwald mit<br />
starker Beteiligung von Pinus armandii und schwächerer<br />
von Tsuga chinensis und Pinus tabulaeformis.<br />
Wie (4), aber mit starker Zunahme von Betula<br />
albo-sinensis unter den Laubbäumen und Beteiligung<br />
von Koniferen aus (6).<br />
Alpine Stufe<br />
(9) Wiesentundra.<br />
54. Tungling-Shan, China, Prov. Hopei, Region<br />
9.3. Teil des mittelhohen Gebirgslandes<br />
nordöstlich von Peking (ehern. Provinz Jehol),<br />
mit mehreren Gipfeln in die Alpine Stufe reichend.<br />
- Nach W ang 1961.<br />
Nemorale Stufe<br />
(1) Troclcen-Sommerwald mit vorherrschenden Eichen<br />
(Quercus aliena, variabilis, dentatd) und Pinus<br />
tabulaeformis an Pionier- und Extremstandorten,<br />
(2) Humi<strong>der</strong> Sommerwald mit Acer, Tilia und Betula.<br />
Eine prononcierte Boreonemorale Stufe scheint<br />
nicht aufzutreten.<br />
Boreale Stufe<br />
(3) Dunkle Taiga aus Picea meyeri und Abies nephrolepis.<br />
(4) Helle Taiga aus Larix gmelinii.<br />
Alpine Stufe<br />
(5) Wiesentundra.<br />
55. Changpai-Shan, China (Mandschurei),<br />
Prov. Kirin, Region 9.3. Gebirgszug im Grenzgebiet<br />
zwischen <strong>der</strong> Mandschurei und Korea<br />
(Ostmandschurisches Bergland), meist unter<br />
1500 m, aber mit einigen mehr hochgebirgsartigen<br />
Gipfeln. - Nach D a n e r t etc. 1956, W ang<br />
1961, C h e n 1987.<br />
Nemorale Stufe<br />
(1) Artenreicher mandschurischer Sommerwald mit<br />
Acer, Tilia, Juglans, M aackia, Phellodendron,<br />
Fraxinus, Betula, Quercus.<br />
(2) Artenärmerer, boreonemoraler Sommerwald mit<br />
starkem Anteil von Pinus koraiensis (oft als Überbaum)<br />
und Abies holophylla (an sumpfigen Stellen<br />
Larix gmelinii).<br />
Boreale Stufe<br />
(3) Dunkle Taiga aus Picea jezoensis und Abies nephrolepis.<br />
Helle Taiga aus Larix gmelinii', an beson<strong>der</strong>s<br />
feucht-reichen Stellen Betula ermanii.<br />
Subalpines Krummholz aus Pinus pumila.<br />
Alpine Stufe<br />
(6) Wiesentundra.<br />
56. Ide-san und Azuma-yama, Japan, Honshu,<br />
Tohoku-Distrikt, Region 9.3, Horizontalprofil.<br />
Zwei Vulkangipfel im Bergland von N-Honshu,<br />
mit unterschiedlicher Ausbildung <strong>der</strong> Borealen<br />
Stufe je nach <strong>der</strong> Entfernung von <strong>der</strong> Westküste.<br />
- Nach M i y a w a k i 1979 u. 1984, M iyawaki<br />
etc. 1980L, M i y a w a k i etc. 1984.
Nemorale Zone 377<br />
@ M-Nan-Shan<br />
39°N 99°0<br />
K ilie n -S h a n<br />
- 4 0 0 0 m<br />
® Tsinlina-Shan<br />
34°N 108°O<br />
T a ip a i-S h a n<br />
3 8 5 2 m N<br />
Abb. 178.49-54: Nemorale Zone (Zentral-und Ostasien)
Boreale Zone 379<br />
Nemorale Stufe<br />
(1) Artenreicher Sommerwald mit Quercus mongólica<br />
var. grosseserrata, Castanea crenata und vielen Edellaubhölzern<br />
{Acer, Aesculus, Magnolia, Acanthopanax<br />
inkl. Kalopanax, Carpinus, Prunus u. a.).<br />
(2) Oberer Sommerwald, von <strong>der</strong> Buche {Fagus crenatä)<br />
beherrscht, an <strong>der</strong> Westküste bis ins Meeresniveau<br />
hinabsteigend,<br />
Boreale Stufe<br />
(3) Dunkle Taiga aus Abies mariesii mit etwas Picea<br />
jezoensis und Tsuga diversifolia.<br />
(4) Subalpines Krummholz aus Pinuspumila.<br />
(5) Niedriger Wald aus Betula ermanii, an beson<strong>der</strong>s<br />
windausgesetzten Hängen durch sommergrünes<br />
Krummholz ersetzt, das aus Acer-, Sorbus- und<br />
Alnus-Aittn, im unteren Bereich auch m s Quercus<br />
mongólica var. undulatifolia besteht; auf trockneten<br />
Felsrippen Pinus pumila. Das weitgehende<br />
Fehlen des Nadelwaldes am Ide-san wird auf die<br />
Wirkung <strong>der</strong> winterlichen Schneestürme aus W<br />
zurückgefuhrt, denen dieser dicht an <strong>der</strong> Küste<br />
<strong>der</strong> Japansee gelegene Berg direkt ausgesetzt ist<br />
(vermutlich wirkt auch <strong>der</strong> Befall von Jung-Koniferen<br />
durch Schneeschimmel unter den sehr<br />
hohen Schneemassen mit).<br />
Alpine Stufe<br />
(6) Die Tundra ist wegen starker Windwirkung auf<br />
beiden Berggipfeln vorwiegend als Zwergstrauchtundra<br />
ausgebildet.<br />
57. Daisetsu-Gebirge, Japan, Hokkaido, Region<br />
9.3. Zentrales Gebirge <strong>der</strong> Insel, bereits im<br />
Bereich des boreonemoralen Ökotons gelegen.<br />
- Nach M iyawaki etc. 1980f.<br />
Nemorale Stufe<br />
(1) Artenreicher Laubmischwald ähnlich wie in N-<br />
Honshu (ohne Buche), aber mit regelmäßiger Beimischung<br />
<strong>der</strong> borealen Arten Abies sachalinensis.<br />
Picea jezoensis und Betula ermanii („Pan-mixed<br />
Forest“).<br />
Boreale Stufe<br />
(2) Dunkle Taiga aus Abies sachalinensis und Picea<br />
jezoensis, an feucht-sauren Standorten auch mit<br />
Picea glehnii. Aktuell auf weiten Flächen Waldbrand-Pionierwäl<strong>der</strong><br />
aus Betula ermanii.<br />
(3) Kmmmholz aus Pinus pumila, an feuchtreichen<br />
Standorten auch aus Betula ermanii.<br />
Alpine Stufe<br />
(4) Wiesentundra.<br />
Boreale Zone (Profile 58-62)<br />
Die Boreale Zone besteht zu großen Teilen aus<br />
Tiefland sowie niedrigen bis mittelhohen Plateauflächen<br />
ohne auffällige Höhenstufenglie<strong>der</strong>ung.<br />
Echte Hochgebirge finden sich einerseits<br />
in NW-Nordamerika mit den Nordteilen<br />
des Kordillerensystems, an<strong>der</strong>erseits in O-Sibirien<br />
vom schon behandelten Altai an ost- und<br />
nordostwärts. Die europäischen borealen Gebirge<br />
(Skandinavien, Ural) sind nach ihrer Höhe<br />
kaum mehr als Mittelgebirge.<br />
58. N ördlich e R ocky M ountains, British<br />
Columbia, Region 14.1.a/14.1.b. Erste Gebirgskette<br />
am Westrande des NW-kanadischen Tieflandes,<br />
etwa 150 km nördlicher als die nördlichsten<br />
Prärie-Inseln am Peace River. - Nach<br />
K r a j i n a 1965, BARBOuaetc. 1988.<br />
Boreale Stufe. Die Artengarnitur <strong>der</strong> Dunklen Taiga<br />
zeigt eine Mischung von Elementen <strong>der</strong> Regionen<br />
14.1. aund 14.1.b, <strong>der</strong>en Hauptbaumarten sich etageal<br />
überlagern; die Pionierarten Populus tremuloides und<br />
Pinus contorta sind überall vorhanden.<br />
(1) Untere Dunkle Taiga aus Picea glauca und P.<br />
mariana.<br />
(2) Obere Dunkle Taiga aus Abies lasiocarpa mit wenig<br />
Picea glauca.<br />
(3) Krummholz aus Abies und Picea glauca.<br />
Alpine Stufe<br />
(4) Wiesentundra.<br />
59. Helagsfjäll, Schweden, Jämtland, Region<br />
14.2. a. Während das Skandinavische Gebirge in<br />
Norwegen alpine Formen und größere Vergletscherungen<br />
aufweist, hat es in Mittelschweden<br />
reinen Mittelgebirgscharakter. - Nach S jÖ R S<br />
1956, R u n e 1965.<br />
Boreale Stufe<br />
(1) Dunkle Taiga aus Picea abies und Pinus sylvestris.<br />
(2) Subalpiner niedriger Wald und Krummholz aus<br />
Betulapubescens (ssp. tortuosd).<br />
Alpine Stufe. Infolge <strong>der</strong> milden Formen des Gebirges<br />
läßt sich die fast 900 Höhenmeter umfassende<br />
Alpine Stufe gut in 3 Untereinheiten aufglie<strong>der</strong>n.<br />
(3) Wiesentundra.<br />
(4) Hochalpine Offentundra.<br />
(5) Steinwüste aus kleinen bis mittelgroßen Steinen,<br />
abgesehen von Krustenflechten sehr pflanzenarm.<br />
Diese Formation ist für die höchsten Lagen vieler<br />
wenig reliefierter Gebirge <strong>der</strong> Borealen Zone<br />
charakteristisch und wird als Golec (russisch<br />
„Kahlkopf“, von goloj = kahl, PI. Golcy, spr. galetz,<br />
galzi) bezeichnet. Die Entstehung <strong>der</strong> Golcy ist
380 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />
durch die unter den extremen Klimaverhältnissen<br />
dieser Höhenlage vorherrschende rein physikalische<br />
Verwitterung bedingt, die zu keiner Feinbodenbildung<br />
führt; wegen <strong>der</strong> geringen Hangneigung<br />
bleiben die Steine an Ort und Stelle liegen<br />
(Frostschuttboden),<br />
60. Mittlerer Ural, Rußland, Region 14.2.a,<br />
Horizontalprofil. Der über 16 Breitengrade in<br />
N-S-Richtung verlaufende Ural erreicht nördlich<br />
von 59°N fast überall die Alpine Stufe, südlich<br />
davon hingegen nur auf einzelnen höheren<br />
Gipfeln. Zwischen W- und O-Seite besteht<br />
ein leichtes LL-Gefälle. - Nach W alter 1974.<br />
Boreale Stufe<br />
(1) Dunkle Taiga aus Picea abies, Pinus cembra und Abies<br />
sibirica mit edaphisch bedingten unterschiedlichen<br />
Anteilen.<br />
(2) Trockenwald aus Pinus sylvestris.<br />
(3) Subalpiner Fichten-Offenwald mit Krummholz<br />
aus Betulapubescens s. 1.<br />
(4) Subalpiner Offenwald aus Larix russica.<br />
Alpine Stufe<br />
(5) Wiesentundra.<br />
(6) Golec.<br />
61. Chentej Nuruu, Nord-Mongolei, Region<br />
12.2.b/15.1. Im Grenzbereich <strong>der</strong> mongolischen<br />
(klimatisch schon borealen) Hochlandsteppe<br />
gelegenes Gebirge im NO von Ulan-Bator, SW-<br />
Ausläufer des sibirischen Jablonoj-Gebirges. -<br />
Nach W ang 1961, H ilbig etc. 1983.<br />
Boreale Stufe<br />
(1) Wiesensteppe.<br />
(2) Waldsteppe mit Gehölzbeständen aus Larix russica,<br />
Populas trémula, Betula platyphylla und Ulmus<br />
pumila.<br />
(3) Helle Taiga aus Larix russica mit dem halbimmergrünen<br />
Rhododendron dahuricum als Strauchschicht.<br />
(4) Dunkle Taiga aus Pinus cembra mit wenig Picea abies.<br />
(5) Subalpines Krummholz aus Pinus pumila.<br />
Alpine Stufe<br />
(6) Golec, nur in den unteren Teilen noch örtlich von<br />
niedriger Tundra aus Zwergsträuchem {Dryas) und<br />
Klein-Cyperaceen (Kobresid) durchsetzt.<br />
62. Cerskij Chrebet, Jakutien, Region 15.1.<br />
Über 3000 m hohes Gebirge im extrem winterkalten<br />
NO-Sibirien (<strong>der</strong> „Kältepol“ Ojmjakon<br />
liegt etwa 250 km südwestlich). - Nach W alter<br />
1974.<br />
Boreale Stufe<br />
(1) Helle Taiga aus Larixgmelinii, nur an Südhängen<br />
einigermaßen gut in waldartiger Form ausgebildet;<br />
an Nordhängen kann die Einstrahlung so<br />
gering sein, daß die auftauende Oberschicht des<br />
Dauerfrostbodens für Gehölzwuchs nicht mehr<br />
ausreichend ist.<br />
(2) Subalpines Krummholz aus Pinus pumila.<br />
Alpine Stufe<br />
(3) Golec mit nur ganz vereinzelten Gefäßpflanzen,<br />
die oberhalb 2500 m ganz fehlen.
G Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer<br />
Wenn auch <strong>der</strong> Schwerpunkt des vorliegenden<br />
Textes auf <strong>der</strong> Flora und Vegetation des Landes<br />
liegt, so bedürfen doch auch die Gewässer einer<br />
kurzen Darstellung (Näheres vgl. z. B. bei<br />
Gessner 1955, R uttner 1962, Lüning 1985).<br />
Wir beschränken uns dabei allein auf den Anteil<br />
ihrer Vegetation, <strong>der</strong> aus „Makrophyten“<br />
(Kormophyten, M oose, höher organisierte<br />
„Makroalgen“) besteht.<br />
Für die ganz o<strong>der</strong> teilweise im Wasser lebenden<br />
Organismen unterscheidet man in <strong>der</strong><br />
Gewässerökologie zwei verschiedene Lebensräume:<br />
das Benthal, d. h. den Boden des Gewässers,<br />
und das freie Wasser o<strong>der</strong> das Pélagial (Abb.<br />
179). Makrophyten finden sich in beiden: es gibt<br />
freischwimmende (pelagische) und festsitzende<br />
(benthische).<br />
Die pelagische Lebensweise bietet für die<br />
Makrophyten allerdings große Nachteile. Als<br />
nicht aktiv bewegliche Lebewesen sind sie den<br />
Wirkungen von Wind und Wasserströmungen<br />
ausgeliefert, wobei die Gefahr besteht, daß sie<br />
an ökologisch ungünstige Orte (aufs Ufer, vom<br />
Süßwasser ins Meer, im Meer in Gebiete mit<br />
an<strong>der</strong>em Klima) beför<strong>der</strong>t werden. Daher ist<br />
sowohl die Zahl pelagisch leben<strong>der</strong> Makrophyten<br />
als auch die räumliche Ausdehnung <strong>der</strong><br />
von ihnen gebildeten Vegetation nicht sehr bedeutend.<br />
Die Mehrzahl <strong>der</strong> aquatischen Makrophyten<br />
sind also ortsfest. Sie können jedoch wegen <strong>der</strong><br />
Lichtabsorption des Wassers nur einen Teil des<br />
Benthals besiedeln. Ähnlich wie auf dem Lande<br />
ist eine positive Stoffbilanz photoautotropher<br />
Pflanzen etwa bis hinab zu 0,5 % des<br />
vollen Tageslichtes möglich. Die Wassertiefe, in<br />
<strong>der</strong> dieser Wert erreicht wird, hängt von <strong>der</strong><br />
Reinheit des Wassers ab. In Meeren mit sehr sauberem,<br />
planktonarmem Wasser kann sie bei etwa<br />
120 m liegen. Meist ist <strong>der</strong> photosynthetisch<br />
nutzbare Vertikalraum aber viel kleiner, in<br />
nährstoffreichen Binnenseen hört er zuweilen<br />
schon bei 5 m und weniger auf<br />
Der von Makrophyten bewachsene, gewöhnlich<br />
ufernahe Teil des Benthals wird als Phytal<br />
bezeichnet. Es umfaßt auch Bereiche, in denen<br />
die Pflanzen nicht ganz bzw. dauernd vom Wasser<br />
bedeckt sind, d. h. den Okoton von <strong>der</strong> Landzur<br />
Wasservegetation. Gewöhnlich unterteilt<br />
man das Phytal in 3 Abschnitte: das Sublitoral,<br />
in dem <strong>der</strong> Boden ständig unter Wasser liegt,<br />
das Eulitoral (Litoral i. e. S.), das den Bereich<br />
normaler Schwankungen des Wasserspiegels<br />
umfaßt, und das Supralitoral, in dem <strong>der</strong> Boden<br />
nur noch in unregelmäßigen Abständen<br />
überschwemmt bzw. die Pflanzenwelt vom Gewässer<br />
noch mittelbar beeinflußt wird (Abb.<br />
179). Die räumliche Ausdehnung des Phytals<br />
und seiner Teile hängt in erster Linie vom Grad<br />
des Gefälles <strong>der</strong> Bodenoberfläche ab, daneben<br />
(beim Eulitoral) von <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Schwankungen<br />
des Wasserspiegels sowie (beim Sublitoral)<br />
von <strong>der</strong> Reinheit des Wassers.<br />
An Lebensform en enthält die Gewässervegetation<br />
Helophyten und Hydrophyten; letztere<br />
können benthisch o<strong>der</strong> pelagisch sein. Bei<br />
ihnen ist noch zu unterscheiden zwischen solchen,<br />
<strong>der</strong>en Photosyntheseorgane Kontakt zum<br />
Luftraum haben (Schwim m blätter u. dgl.;<br />
Hemihydrophyten) und solchen, die (evtl, mit<br />
Ausnahme <strong>der</strong> Blüten) völlig untergetaucht<br />
(submers) leben (Euhydrophyten, vgl. Abb. 1,<br />
S. 4). Nur die Submersen sind vollständig an das<br />
Milieu Wasser angepaßt, das ökophysiologisch<br />
Abb. 179: Lebensräume in und<br />
an Gewässern.<br />
Nach Ruttner 1962 und Lüning<br />
1985.
382 Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer<br />
in vieler Hinsicht vom Luftraum abweicht. Vorteilhaft<br />
ist das Fehlen von Wasserstreß und von<br />
Frosteinwirkung (<strong>der</strong> Eisbildung an <strong>der</strong> Oberfläche<br />
können sich submerse Pflanzen leicht<br />
entziehen). Der C 0 2 -Haushalt ist dadurch gekennzeichnet,<br />
daß im Wasser zwar genügend<br />
C O 2 gelöst ist, daß dieses aber nur sehr langsam<br />
diffundiert; die Versorgung kann aber durch<br />
das Vorhandensein von Bikarbonat verbessert<br />
werden, das viele Submerse nutzen können.<br />
Auch <strong>der</strong> Sauerstoffhaushalt ist etwas problematisch,<br />
da O 2 sich im Wasser nur in ziemlich geringer<br />
Menge löst und im Bereich <strong>der</strong> Bodenoberfläche<br />
infolge <strong>der</strong> Zersetzung organischer<br />
Substanzen oft ganz fehlt. Daher ist bei Helophyten<br />
und Hemihydrophyten meist ein Luftgewebe<br />
(Aerenchym) entwickelt, das in seinen<br />
großen Interzellularen den Sauerstoff aus <strong>der</strong><br />
Luft direkt den submersen Teilen zuführt. Bei<br />
Euhydrophyten kann <strong>der</strong> tagsüber bei <strong>der</strong> Photosynthese<br />
anfallende Sauerstoff für die Atmung<br />
während <strong>der</strong> Nacht gespeichert werden.<br />
Von den aquatischen Lebensräumen <strong>der</strong> Erde<br />
ist das Meer <strong>der</strong> eigenständigste und von den<br />
terrestrischen am meisten abweichende; so bildet<br />
es auch ein eigenes Florenreich. Die Binnengewässer<br />
sind demgegenüber viel mehr von<br />
den Einflüssen des umgebenden Landes geprägt,<br />
sowohl in klimatischer als auch in floristischer<br />
Hinsicht. Beide Lebensräume zeigen also große<br />
Unterschiede und sind deshalb getrennt zu behandeln.<br />
1 Die Binnengewässer<br />
Bei den Binnengewässern sind zwei Typen zu<br />
unterscheiden: stehende und fließende. In Flüssen<br />
sind die Ansiedlungsmöglichkeiten für<br />
Makrophyten wegen <strong>der</strong> häufigen Substratumlagerungen<br />
eingeschränkt. Seen sind daher die<br />
günstigeren Standorte und stehen deshalb bei<br />
<strong>der</strong> Besprechung im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Sippen und Lebensformen<br />
Die Makrophyten <strong>der</strong> Binnengewässer sind ganz<br />
überwiegend Kormophyten. Nur selten und<br />
meist unter beson<strong>der</strong>en Bedingungen kommen<br />
auch einige Moose und Makroalgen (vorwiegend<br />
zu den Grünalgen gehörenden Charophyceen)<br />
vor. An Lebensformen finden sich<br />
Helophyten sowie benthische und pelagische<br />
Hydrophyten; unter den beiden letzten sind<br />
sowohl hemihydrophytische (bei den pelagischen<br />
überwiegend) als auch voll submerse. Fast<br />
nur aus Hydro- und Helophyten bestehen die<br />
vielen Familien <strong>der</strong> monokotylen (Uber-) Ordnung<br />
H elobiae, ferner die Nymphaeaceen,<br />
Ceratophyllaceen, Podostemaceen, Lemnaceen,<br />
Sparganiaceen, Typhaceen und Salviniaceen.<br />
Häufig sind auch Vertreter <strong>der</strong> Cyperaceen,<br />
Juncaceen und Araceen; hinzu kommen einzelne<br />
Gattungen bzw. Arten aus vielen an<strong>der</strong>en Familien.<br />
Bezüglich ihrer Verbreitung schließen sich<br />
die Helophyten oft noch den Arealtypen <strong>der</strong><br />
terrestrischen Vegetation an, doch gibt es unter<br />
ihnen auch eine Reihe von Kosmopoliten. Bei<br />
den Hydrophyten, namentlich den submersen,<br />
steigt <strong>der</strong>en Anteil stark an. Selbstverständlich<br />
existiert auch eine klimatische Differenzierang,<br />
doch besteht diese hauptsächlich in einer Verarmung<br />
von den Tropen in polwärtiger Richtung.<br />
Während viele Gattungen und Arten von<br />
Süßwasserpflanzen auf die Tropen beschränkt<br />
sind, gibt es kaum solche, die nur in extratropischen<br />
Gegenden Vorkommen; vielmehr finden<br />
sich die extratropischen Gattungen fast alle<br />
in den Tropen wie<strong>der</strong>, meist mit höherer Artenzahl<br />
(vgl. C ook etc. 1975).<br />
Struktur und Differenzierung <strong>der</strong> Bestände<br />
Betrachten wir zunächst die Seen. Die Limnologie<br />
unterscheidet mehrere Seetypen, nämlich:<br />
(1) Eutrophe Seen: Wasser nährstoffreich, mit<br />
hohem Stickstoff- und Phosphorgehalt; pH-<br />
Wert meist 7 o<strong>der</strong> höher.<br />
(2) Oligotrophe Seen: Wasser nährstoffarm, N<br />
und P nur in Spuren vorhanden. Je nach<br />
<strong>der</strong> Herkunft <strong>der</strong> Zuflüsse kann das Wasser<br />
kalkreich (pH etwa 7,5) o<strong>der</strong> kalkarm (pH<br />
bis unter 5) sein.<br />
(3) Dystrophe Seen: Spezialtyp im Einflußbereich<br />
von Hochmooren (d. h. vorwiegend<br />
in <strong>der</strong> Borealen Zone), Wasser sehr nährstoffarm,<br />
mit Huminsäuren angereichert<br />
(pH weit unter 5).<br />
(4) Halotrophe Seen (Salzseen): Spezialtyp in<br />
ariden und semiariden Gegenden. Die Salze<br />
können überwiegend Karbonate (Soda),<br />
Chloride o<strong>der</strong> Sulfate sein.<br />
Dystrophe Seen sind meist vegetationslos o<strong>der</strong><br />
nur mit wenigen Hochmoorpflanzen {Sphag-
Die Binnengewässer 383<br />
m m ) bewachsen. Salzseen ähneln je nach Art<br />
und Menge des Salzes in ihrer Vegetation teils<br />
mehr eutrophen Seen, teils mehr dem Meere<br />
(so das Kaspische Meer als größter Salzsee), teils<br />
sind sie ohne hydrophytische Vegetation. Die<br />
Vegetation oligotropher Seen zeichnet sich gegenüber<br />
<strong>der</strong> des im Folgenden behandelten<br />
Normaltyps durch Verarmung sowohl bezüglich<br />
<strong>der</strong> Menge als auch <strong>der</strong> Artenzahl aus, aber auch<br />
durch abweichende Artengarnitur.<br />
In einem durchschnittlichen eutrophen See<br />
zeigen die Ufer eine charakteristische Zonierung<br />
<strong>der</strong> Makrophytenvegetation (Abb. 30, S. 64). Sofern<br />
man sich in einer Waldregion befindet, ist<br />
das Supralitoral gewöhnlich mit Gehölzen (Gebüsch,<br />
Bruchwald) bewachsen. In Richtung auf<br />
das offene Wasser lösen dann die folgenden<br />
Vegetationstypen einan<strong>der</strong> ab:<br />
(1) Gürtel <strong>der</strong> Sumpfpflanzen (= Eulitoral).<br />
Ausschließlich von Helophyten besiedelt<br />
(dazwischen zuweilen Pioniere <strong>der</strong> Gehölzvegetation).<br />
Meist nur eine Art Ökoton zwischen<br />
Bmchwald und Röhricht und von beiden<br />
schwer zu trennen.<br />
(2) Gürtel des Röhrichts (oberer Teil des<br />
Sublitorals, gewöhnlich bis etwa 2 m Wassertiefe,<br />
nur ausnahmsweise noch tiefer reichend).<br />
Die Vegetation besteht aus hochwüchsigen<br />
Helophyten (in <strong>der</strong> Nemoralen<br />
Zone meist Grasartige, in wärmeren Gegenden<br />
können jedoch viele an<strong>der</strong>e hinzukommen,<br />
z. B. Araceen); zwischen diesen sind<br />
auch benthische Hydrophyten vorhanden.<br />
(3) Gürtel <strong>der</strong> Schwimmblattpflanzen (bis etwa<br />
5 m Wassertiefe). Submerse sind stets beigemischt;<br />
auch manche Schwimmblattpflanzen<br />
können zusätzlich Unterwasserblätter<br />
haben (z. B. Nupharluteum).<br />
(4) Gürtel <strong>der</strong> Submersen („Unterseewiesen“).<br />
Wie weit dieser hinabreicht, hängt von <strong>der</strong><br />
Reinheit des Wassers ab. Reicht er sehr tief,<br />
so werden die untersten Teile oft allein von<br />
Charophyceen gebildet (das ist beson<strong>der</strong>s<br />
in wenig nährstoffreichen Kalkseen <strong>der</strong> Fall).<br />
Als weiterer Vegetationstyp kommen die pelagischen<br />
Schwimmpflanzenbestände hinzu. Sie<br />
besiedeln meist keinen eigenen Bereich, son<strong>der</strong>n<br />
werden von Wind und Strömungen in die Sublitoralvegetation<br />
getrieben, wo sie sich als zusätzliche<br />
Komponente in den Röhricht- und<br />
Schwimmblattgürtel einglie<strong>der</strong>n. Beson<strong>der</strong>s auffällig<br />
sind die hemihydrophytischen Schwimmpflanzen;<br />
manche von ihnen zeichnen sich<br />
durch sehr starke vegetative Vermehrung aus, so<br />
die tropische Eichhornia crassipes, aber auch<br />
Lemna- und Azolla-Kxttn. Kleine, windgeschützte<br />
Gewässer können sie mit so dichten Decken<br />
überziehen, daß das Auftreten submerser Vegetation<br />
durch die Beschattung verhin<strong>der</strong>t wird.<br />
Die beschriebene Zonierung findet sich allerdings<br />
nur in einigermaßen geschützten Uferbereichen.<br />
Wo in größeren Seen stärkerer Wellengang<br />
zum Auftreten von Brandung führt, ist<br />
die Vegetationsdecke meist stark reduziert, zumindest<br />
was die Helophyten angeht.<br />
In Flüssen, sofern sie genügend langsam fließen,<br />
kann die Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ähnlich<br />
sein, namentlich im Bereich von Altwässern und<br />
toten Winkeln; hingegen sind Prallhänge mit<br />
Erosion gewöhnlich vegetationsfrei. Eine auffällige<br />
Erscheinung auf manchen tropischen<br />
Strömen, so auf dem Amazonas, sind große<br />
Bestände pelagischer Makrophyten, die langsam<br />
flußabwärts treiben und damit dem sicheren<br />
Tode im Meere entgegengehen, sofern sie nicht<br />
unterwegs in seitliche Stillwasserbereiche gelangen.<br />
Ganz an<strong>der</strong>s ist die Lage in schnellfließenden<br />
Flüssen und Bächen. Zwar ist hier vom Supralitoral<br />
her eine Ausbreitung von Helophyten ins<br />
Eulitoral möglich, die Ansiedlung von Hydrophyten<br />
im Sublitoral ist aber wegen des bewegten<br />
Substrates sehr erschwert. Einzige stabile<br />
Standorte sind hier felsiger Untergmnd und größere<br />
Felsblöcke, auf denen aber normale Kormophyten<br />
kaum Fuß fassen können. In den<br />
Extratropen sind die einzigen Besiedler daher<br />
Moose (z. B. Fontinalis) und Algen (z. B. Lem a-<br />
nea, eine <strong>der</strong> wenigen makrophytischen Rotalgen<br />
des Süßwassers). In den Tropen gibt es jedoch<br />
mit den Podostemaceen eine Angiospermenfamilie,<br />
die in Anpassung an solche Standorte<br />
extreme morphologische Abwandlungen entwikkelt<br />
hat (Abb. 180). Bei manchen sind die vegetativen<br />
Organe so stark verän<strong>der</strong>t, daß sie kaum<br />
noch Spuren kormophytischer Organisation<br />
zeigen (allein die Blütenstände haben normalen<br />
Bau). Die Wurzeln sind oft zu fädigen Haftorganen<br />
umgebildet, die in die kleinsten Unebenheiten<br />
des Gesteins eindringen; in an<strong>der</strong>en<br />
Fällen bilden sie eine thallusähnliche Kruste,<br />
die <strong>der</strong> felsigen Unterlage aufsitzt und zugleich<br />
<strong>der</strong> Photosynthese dient. Im übrigen kann<br />
die Gestalt des Vegetationskörpers, sei er <strong>der</strong><br />
Wurzel o<strong>der</strong> dem Sproß homolog, sehr verschie-
384 Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer<br />
FA<br />
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1 1<br />
Abb. 180: Unterschiedlich stark metamorphosierte Podostemaceen.<br />
1 Tristicha hypnoidey. relativ „normaler“ Bau, kriechende, stark verzweigte, am Substrat befestigte Haftwurzeln<br />
mit 3zeilig beblätterten Wurzelsprossen. 2 Marathrum utilr. kriechende Haftwurzel mit Wurzelsprossen, <strong>der</strong>en<br />
Achsen gestaucht sind, so daß nur die großen, gelappten Blätter und die gestielten Blüten sichtbar sind.<br />
3 Mourera weddelliana: Wurzel nur als Haftscheibe entwickelt, aus <strong>der</strong> ein Blütensproß mit einer Rosette großer,<br />
mehrfach gabelig geteilter Blätter entspringt. 4 Anastrophea abyssinica\ ähnlich voriger, aber Wurzel als thallusartige,<br />
dem Substrat angedrückte, photosynthetisch aktive Kruste ausgebildet. 5 Inversodicraea pelludda\ Laubsprosse<br />
fehlend, die thallöse, photosynthetische Krustenwurzel trägt nur Blütensprosse. 6 Dicraea stylosa: Wie<br />
vorige, aber thallöse Wurzel stark aufgeteilt und im Wasser flutend. - Quellen: 1, 2, 5 Tachtad2ian 1980f; 3,<br />
4 Troll 1937f; 6 Engler etc. 1887f
Das Meer 385<br />
den sein, er kann z. B. als verzweigter bandförmiger<br />
Thallus, als gefie<strong>der</strong>tes Blatt o<strong>der</strong> als feinzerteiltes<br />
Bäumchen erscheinen. In größter Fülle<br />
finden sich die Podostemaceen in Stromschnellen<br />
und Wasserfällen; sie leben nicht nur<br />
submers, son<strong>der</strong>n auch in einem quasi-eulitoralen<br />
Bereich, wo sie vom Spritzwasser dauernd<br />
feucht gehalten werden. Da die Bestäubung und<br />
Fruchtbildung nur an <strong>der</strong> Luft stattfindet, liegt<br />
die Blütezeit gewöhnlich in Perioden niedrigen<br />
Wasserstandes.<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Schädliche Folgen menschlicher Tätigkeit zeigen<br />
sich in den Binnengewässern in beson<strong>der</strong>s<br />
großem Ausmaße. Sie bestehen vorwiegend in<br />
<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung des Milieus. Dabei sind drei<br />
Komponenten zu unterscheiden, die auf die Vegetation<br />
in unterschiedlicher Weise einwirken.<br />
Die direkteste Schädigung erfolgt als Vergiftung<br />
durch die Einleitung von Giftstoffen. Die Verschmutzung<br />
mit festen Partikeln kann das Gedeihen<br />
submerser Pflanzen durch Lichtmangel<br />
unmöglich machen. Häufigste Erscheinung ist<br />
aber die Eutrophierung, insbeson<strong>der</strong>e durch N-<br />
und P-haltige Substanzen. Sie führt einerseits<br />
zur För<strong>der</strong>ung eutraphenter Arten, die durch<br />
ihre Konkurrenz dann die weniger anspruchsvollen<br />
verdrängen können. An<strong>der</strong>erseits kann<br />
sie auch Massenentwicklungen planktontischer<br />
Organismen hervorrufen, die durch ihre Lichtabsorption<br />
die Makrophyten beeinträchtigen<br />
und außerdem nachts durch ihre starke Atmung<br />
einen Sauerstoffschwund, mit Todesfolge für<br />
Wassertiere, bewirken.<br />
Neben den Milieuverän<strong>der</strong>ungen sind aber<br />
auch mechanische Schädigungen nicht zu vernachlässigen.<br />
Sie bestehen einerseits in <strong>der</strong> immer<br />
stärkeren Verbauung von Gewässern zu verschiedensten<br />
Zwecken, an<strong>der</strong>erseits in <strong>der</strong> zunehmenden<br />
Freizeitnutzung, die namentlich für<br />
den Eulitoralbereich ver<strong>der</strong>blich ist. Als eher<br />
positiver Aspekt ist hier allerdings die Anlegung<br />
von künstlichen Stillgewässern (Teichen, Stauseen)<br />
zu erwähnen.<br />
Von den beiden Typen <strong>der</strong> Binnengewässer<br />
werden die Seen vorwiegend durch Freizeitnutzung<br />
und Eutrophierung beeinträchtigt; letztere<br />
hat den Charakter mancher früher oligotropher<br />
Seen schon völlig verän<strong>der</strong>t. Schlimmer<br />
betroffen sind die Flüsse, die vielerorts zu ganz<br />
naturfremden Abwasserkanälen geworden sind.<br />
Die in Mitteleuropa in den letzten Jahrzehnten<br />
erreichte Besserung darf nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
daß sich ihr Zustand weltweit rapide<br />
verschlechtert.<br />
2 Das Meer<br />
Der ökophysiologische Hauptunterschied des<br />
Meeres gegenüber normalen Binnengewässern<br />
liegt in seinem Salzgehalt. Er beträgt im Durchschnitt<br />
3,5 % des Gewichtes (davon 77 % NaCl);<br />
in abgeschlossenen Randbecken kann er bei starkem<br />
Süßwasserzufluß geringer (Ostsee am Ausgang<br />
ins Kattegat 2,8 %, bei Rügen 0,8 %, im<br />
Bottnischen Meerbusen unter 0,2 %), bei aridem<br />
Klima aber auch höher sein (Rotes Meer 4,3 %).<br />
Für die submersen Meerespflanzen bietet das<br />
Salz keine Probleme. Zur Aufrechterhaltung des<br />
Turgors hat ihr Zellsaft einen potentiellen osmotischen<br />
Druck von 25-30 bar und liegt damit<br />
mindestens 5 bar über dem des Milieus (bei<br />
submersen Süßwasserpflanzen ist die Differenz<br />
übrigens ähnlich). Streßsituationen können allerdings<br />
im Eulitoral auftreten.<br />
Das Eulitoral des Meeres ist ein beson<strong>der</strong>s distinkter<br />
Lebensraum. Durch die Gezeiten sind die<br />
hier wachsenden Pflanzen alltäglich einem starken<br />
ökologischen Wechsel ausgesetzt, <strong>der</strong> nicht<br />
nur in periodischem Wasserstreß, son<strong>der</strong>n auch<br />
in erheblichen Schwankungen des Salzgehaltes<br />
besteht. Dieser kann, wenn während des Trokkenfallens<br />
Regen auftritt, auf <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong><br />
Pflanzen gegen 0 sinken; bei anhaltendem Sonnenschein<br />
steigt er hingegen wegen <strong>der</strong> Verdunstung<br />
an. Pflanzen des Eulitorals mußten daher<br />
eine Resistenz gegen kurzfristige Verän<strong>der</strong>ungen<br />
des Salzgehaltes entwickeln; die Toleranzspanne<br />
reicht gewöhnlich von 0,3 bis 12 %.<br />
Die räumliche Ausdehnung des marinen Eulitorals<br />
wird maßgeblich durch den Unterschied<br />
zwischen Hoch- und Niedrigwasser (Tidenhub)<br />
bestimmt. Dieser beträgt gewöhnlich einige<br />
Meter (z. B. bei Helgoland im Mittel 2,3 m); im<br />
Extremfall können aber 12-15 m und mehr erreicht<br />
werden (so in bestimmten Buchten <strong>der</strong><br />
Bretagne, Neuschottlands und Patagoniens).<br />
Treffen hoher Tidenhub und flaches Gelände<br />
zusammen, so kann das Eulitoral große Flächen<br />
einnehmen. In abgeschlossenen Randmeeren<br />
(Ostsee, Mittelmeer) sind die Gezeiten hingegen<br />
reduziert, und das Eulitoral umfaßt kaum<br />
mehr als die Brandungszone.
386 Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer<br />
f 41<br />
Sippen und Lebensformen<br />
Die Makrophytenflora des Meeres besteht vornehmlich<br />
aus submersen Hydrophyten. Unter<br />
diesen sind die Algen weit überwiegend: etwa<br />
8000 Arten Makroalgen („Tange“; Grünalgen,<br />
Rotalgen und Braunalgen) stehen nur etwa 50<br />
Blütenpflanzen gegenüber. Diese, die sog. Seegräser,<br />
gehören 12 Gattungen <strong>der</strong> Helobien-Familien<br />
Potamogetonaceae s. 1. und Hydrocharitaceae<br />
an; sie sind so stark angepaßt, daß sie sogar unter<br />
Wasser blühen (Hydrogamie; Pollenkörner<br />
fadenförmig). Hemihydrophyten gibt es im<br />
Meer nicht, und auch Helophyten sind nicht<br />
häufig, sie kommen nur in bestimmten Typen<br />
des Eulitorals vor.<br />
Marine Florenzonen, Sippenverbreitung<br />
Ökologisches Kennzeichen des Wassers ist die<br />
gute Wärmepufferung, die dazu führt, daß<br />
Temperaturextreme wie auf dem Lande im Meer<br />
nicht erreicht werden. Das heißt aber nicht, daß<br />
die Variation <strong>der</strong> Temperatur unbedeutend sei.<br />
Vom Äquator zum Pol sinkt die Temperatur des<br />
Meerwassers von 25 bis 28 °C auf etwa -2 °C,<br />
und in den extratropischen Meeresteilen treten<br />
auch jahreszeitliche Schwankungen auf, <strong>der</strong>en<br />
Amplitude allerdings nur selten 10 °C übersteigt.<br />
Die globalen Temperaturunterschiede bewirken<br />
eine entsprechende geographische Glie<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Meeresflora. An<strong>der</strong>s als im Süßwasser<br />
(und auf dem Lande) handelt es sich aber nicht<br />
um eine generelle Verarmung von den Tropen<br />
in Richtung höhere Breiten. Vielmehr kann die<br />
Flora in manchen kühlen Meeresteilen ebenso<br />
reich, ja reicher sein als in tropischen. Dabei<br />
sind die floristischen Unterschiede zwischen den<br />
einzelnen Teilen des Weltmeeres, auch innerhalb<br />
ähnlicher Breitenlagen, recht groß, so daß<br />
man das gesamte Ozeanische Florenreich in etwa<br />
23 Florenregionen einteilt. Diese werden gewöhnlich<br />
in 7 thermisch definierte „Regionalgruppen“<br />
zusammengefaßt, die man zwanglos<br />
auch Marine Florenzonen nennen kann. Ihre<br />
Abgrenzungen lassen sich ungefähr mit <strong>der</strong><br />
Wassertemperatur des kältesten (T|J o<strong>der</strong> wärmsten<br />
(T„) Monats (jeweils Februar bzw. August)<br />
Abb. 181: Marine Florenzonen.<br />
ARK = Arktisch, N KG = Nördlich-kaltgemäßigt, NW G = Nördlich-warmgemäßigt, T R = Tropisch, SWG =<br />
Südlich-warmgemäßigt, SKG = Südlich-kaltgemäßigt, ANT = Antarktisch. - Nach Lüning 1985.
Das Meer 387<br />
verknüpfen. Von N nach S folgen aufeinan<strong>der</strong><br />
(Abb. 181):<br />
Arktische Zone (Südgrenze; T„ etwa 7,5 °C)<br />
Nördliche Kaltgemäßigte Zone (Südgrenze:<br />
Tk 10 bis 15 °C)<br />
Nördliche Warmgemäßigte Zone (Südgrenze:<br />
Tfc 20 bis 22 °C)<br />
Tropische Zone (T ganzjährig über 20 bis<br />
22 °C)<br />
Südliche Warmgemäßigte Zone (Nordgrenze:<br />
T|; 20 bis 22 °C)<br />
Südliche Kaltgemäßigte Zone (Nordgrenze;<br />
Tk 10 bis 15 °C)<br />
Antarktische Zone (Nordgrenze: T„ etwa<br />
5°C ).<br />
Die auf dem Lande vorhandene Asymmetrie<br />
zwischen N- und S-Halbkugel wird im Meer also<br />
ausgeglichen. Erhebliche Unterschiede zwischen<br />
wärmeren und kälteren Florenzonen gibt es übrigens<br />
bezüglich <strong>der</strong> Anteile <strong>der</strong> großen Algengmppen<br />
an <strong>der</strong> Gesamtflora.<br />
So nimmt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Braunalgen an <strong>der</strong> Gesamtzahl<br />
<strong>der</strong> Makroalgen-Arten von <strong>der</strong> Tropischen bis zur<br />
Kaltgemäßigten Zone ständig zu: er beträgt im tropischen<br />
Indonesien 15 %, im warmgemäßigten Südafrika<br />
20 %, im kaltgemäßigten Großbritannien 33 %. Hingegen<br />
vermin<strong>der</strong>t sich <strong>der</strong> Prozentsatz bei den Rotalgen<br />
von 63 über 59 auf 48, bei den Grünalgen bleibt er mit<br />
22, 21 und 19 etwa gleich (Lüning 1985).<br />
Bei den Arealen von Gattungen und Arten zeigen<br />
sich ähnliche Muster wie in <strong>der</strong> Landflora:<br />
es gibt viele Abstufungen von sehr weiter bis zu<br />
streng regionaler Verbreitung. Einige Beispiele<br />
zeigt Abb. 182.<br />
Struktur und Differenzierung <strong>der</strong> Bestände<br />
Die benthische Vegetation des Meeres ist je nach<br />
Art des Meeresbodens sehr verschieden. Der bei<br />
weitem reichste Bewuchs findet sich auf felsigem<br />
Substrat. Grund hierfür ist <strong>der</strong> morphologische<br />
Bau <strong>der</strong> Makroalgen: die große Mehrzahl<br />
von ihnen besitzt dem Substrat angedrückte<br />
Haftorgane, die bei <strong>der</strong> Festsetzung <strong>der</strong> Diasporen<br />
(Zoo- o<strong>der</strong> Aplanosporen, Zygoten, vegetative<br />
Vermehrungskörper) als erstes ausdifferenziert<br />
werden und später zu keinen größeren<br />
Wuchsverän<strong>der</strong>ungen mehr fähig sind. Sie sind<br />
daher auf einen stabilen Untergrund angewiesen.<br />
Ein charakteristisches Beispiel <strong>der</strong> Zonierung<br />
<strong>der</strong> Algenvegetation an einer Felsküste zeigt<br />
Abb. 183. Typischer, dauernd submerser Lebensraum<br />
ist das Sublitoral, das sich noch in drei<br />
Abschnitte unterteilen läßt: das obere mit noch<br />
starkem Einfluß des Wellenganges, das mittlere<br />
mit mehr ruhigem Wasser, und das untere, in<br />
dem <strong>der</strong> Lichtgenuß schon gering wird und die<br />
Pflanzen daher kleiner bleiben. Im standörtlich<br />
günstigen oberen und mittleren Teil finden sich<br />
die bestwüchsigen „Algenwäl<strong>der</strong>“. Dieser Name<br />
kann durchaus angemessen sein, handelt es sich<br />
doch oft um Bestände aus mehrere bis viele<br />
Meter hohen Pflanzen. Sie können sogar eine<br />
Schichtung zeigen: unter den hohen, dem vollen<br />
Licht ausgesetzten „Deckalgen“ findet sich<br />
am Boden eine Art Krautschicht aus niedrigen,<br />
schattenertragenden „Unterwuchsalgen“. Beson<strong>der</strong>s<br />
hochwüchsig sind die Algenwäl<strong>der</strong> an den<br />
Westküsten von W-Nordamerika (Abb. 184)<br />
und Patagonien, wo riesige Braunalgen {Macrocystis,<br />
Pelagophycus, Nereocystis) Längen von über<br />
50 m (angeblich sogar bis 100 m) erreichen können.<br />
Wo das Sublitoral Verebnungen zeigt (z. B.<br />
auf älteren Brandungs terrassen), können solche<br />
Wäl<strong>der</strong> größere Flächen bedecken. Übrigens<br />
zeigen viele Makroalgen in den extratropischen<br />
Zonen eine jahreszeitliche Periodizität, die im<br />
Extremfall bis zu einer Art tropophytischem<br />
Habitus gehen kann (Abb. 185, S. 391).<br />
Auch die Algen des Eulitorals sind im Prinzip<br />
Hydrophyten des submersen Typs (nicht<br />
etwa Helophyten). Mit dem Trockenfallen beginnt<br />
ihre Austrocknung, die zunächst in einer<br />
langsamen Entquellung <strong>der</strong> ± gallertigen, oft<br />
noch von Schleimschichten überzogenen äußeren<br />
Zellwände besteht. Währenddessen kann die<br />
Photosynthese, jetzt sogar durch besseres Licht<br />
begünstigt, fortgesetzt werden; erst bei zu starker<br />
Austrocknung hört sie auf Manche Eulitoralalgen<br />
können eine Entwässerung bis auf 10 %<br />
des Anfangswassergehaltes überleben; in <strong>der</strong><br />
Kaltgemäßigten und Arktischen Zone wird übrigens<br />
auch das Gefrieren bei -1 0 bis -2 0 °C<br />
(angeblich sogar bis -4 0 °C) ohne Schaden vertragen.<br />
Der Bewuchs des Supralitorals, das durch das<br />
Spritzwasser <strong>der</strong> Brandung salzbeeinflußt, aber<br />
zugleich relativ trocken ist, besteht meist aus<br />
krustenartigen, kaum noch zu den Makrophyten<br />
zu rechnenden Überzügen aus Algen<br />
und Flechten. Hier können auch einzelne salztolerante,<br />
in Felsspalten wachsende Kormophyten<br />
auftreten (z. B. Crithmum maritimum im<br />
Mittelmeergebiet).
388 Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer<br />
atlantisch; 4 kaltgemäßigt, europäisch.<br />
1 und 3 Braunalgen, 2 und 4 Rotalgen. - Aus Lüning 1985.
Das Meer 389<br />
Krusten - Aigen u. Flechten Verrucaria, Prasiola<br />
Fadenalgen Bangia, Urospora<br />
Obere Flächenalgen Porphyra, Enteromorpha<br />
Pelvetia<br />
Fucus platycarpus<br />
Fucus vesiculosus<br />
MHW<br />
Ascophyllum<br />
Untere Flächenalgen Rhodymenia<br />
Laminaria digitata<br />
Laminaria<br />
hyperborea<br />
Abb. 183: Abstufung <strong>der</strong> Algenvegetation an einer stark exponierten Felsküste mit einem Tidenhub von<br />
etwa 10 m (Ärmelkanal).<br />
MHW = Mittleres Hochwasser, MNW = Mittleres Niedrigwasser. - Aus Nienburg 1930, verän<strong>der</strong>t.
390 Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer<br />
8<br />
Corallina<br />
officinalis<br />
Rhodymenia<br />
californica<br />
oGelidium<br />
nudifrons<br />
Gigartina<br />
cotymbifera<br />
Lithophyllum<br />
imitans<br />
Abb. 184: „Algenwald“ mit Macroiystispyrifera als „Baumschicht“ an <strong>der</strong> kalifornischen Küste.<br />
1 Habitusbild; 2 Aufiiß mit <strong>der</strong> Andeutung von 4 Schichten (von den „Kronen“ <strong>der</strong> „Baumschicht“ ist nur <strong>der</strong><br />
untere Ansatz zu sehen). - 3 und 4 ebenso wie Macrogistis Braunalgen, die übrigen Rotalgen. - Aus Lüning<br />
1985.<br />
Ganz an<strong>der</strong>s sieht die Vegetationszonierung auf<br />
nichtfelsigem Untergrund aus, d. h. auf Sand<br />
o<strong>der</strong> Schlick. Die meisten Algen können hier<br />
nicht Fuß fassen, and die Vegetation des Sublitorals<br />
wird überwiegend von Seegräsern gebildet,<br />
die mit ihren Rhizomen den Boden durchziehen<br />
und sich Substratverlagemngen leicht anpassen<br />
können (bei klarem Wasser können sie<br />
in Tiefen bis etwa 40 m gehen, so Posidonia im<br />
Mittelmeer). In den wärmeren Meeren kommen<br />
daneben auch einige Grünalgen aus <strong>der</strong> Ordnung<br />
Caulerpales (= Siphonales) vor, so Caukrpa<br />
selbst mit rhizomähnlichen Kriechtrieben (Abb.<br />
186). An flachen Stellen mit wenig Wasser- und<br />
Substratbewegung tritt noch eine an<strong>der</strong>e Wuchsform<br />
auf, nämlich die <strong>der</strong> „Kalkkmstenalgen“<br />
(z. B. Lithothamnion s. 1.): es sind kleine (ca.<br />
5 cm), ± gabelig verzweigte, kalkverkmstete Rot-
Das Meer 391<br />
Abb. 185: „Tropophytische“ Meeresalgen.<br />
1 Rissoella verruculosa (Rotalge, Mittelmeer): Aus dem ausdauernden, krustenförmigen Basalthallus wachsen<br />
ab November (hier gezeichneter Zustand) aufrechte Photosynthese-Thalli hervor, die ihr Größenmaximum<br />
im Juni erreichen und dann zum Herbst hin absterben. 2 Laminaria cloustonii (Braunalge, Nordsee): Thallus<br />
in einen aus dicken Rhizoiden („Haftkrallen“) bestehenden, am Substrat befestigten Fuß, einen kräftigen, mit<br />
phloemartigen Leitelementen versehenen Stiel (Kauloid) und ein flächiges Phylloid geglie<strong>der</strong>t. Letzteres besitzt<br />
eine basale interkalare, ausdauernde Meristemzone (M), die alljährlich einen neuen Blattkörper („Laub“)<br />
bildet; <strong>der</strong> alte (La) wird teils nach, teils schon vor <strong>der</strong> Bildung des neuen (Ln) abgeworfen. - Quellen: 1<br />
Lüning 1985; 2 O ltmans 1904f<br />
Abb. 186: Pflanzen des marinen Sublitorals auf Sand- und Sehlickböden.<br />
1 Zostern marina\ 2 Posidonia oceanica\ 3 Cymodocea nodosa\ 4 Thalassodendron ciliatunr, 5 Caulerpaproliféra. \A<br />
Seegräser, 5 siphonale Grünalge. - Quellen: 1 Engler etc. 1887E; 2 Riedl 1963; 3, 4 Tachtadzian 1980f ; 5<br />
SCHIMPER 1898.
392 Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer<br />
algen, die locker auf dem Boden liegend zuweilen<br />
größere, zusammenhängende Decken bilden.<br />
Das Eulitoral ist bei grobsandigem Untergrund<br />
oft vegetationslos, da <strong>der</strong> Sand durch die<br />
Bewegung des Wassers dauernd umgelagert wird<br />
(Strandbildung). Allerdings können sich mancherorts<br />
Pflanzen mit langen Kriechtrieben, wie<br />
die in den Tropen verbreitete Ipomoeapes-caprae,<br />
aus dem supralitoralen Dünenbereich immer<br />
wie<strong>der</strong> vorübergehend auf den Strand ausbreiten.<br />
Auf Schlick, wie er in den flachen Wattenmeeren<br />
verbreitet ist, siedelt sich eine Gesellschaft<br />
von halophytischen Kormophyten an, in<br />
<strong>der</strong> z. B. Gräser {Spartina, Puccinellia, Distichlis)<br />
und Ghenopodiaceen {Salicornid) eine beson<strong>der</strong>e<br />
Rolle spielen können. Das nur noch ausnahmsweise<br />
von Überschwemmungen erfaßte<br />
Supralitoral ist meist von einer wiesenartigen<br />
Vegetation bedeckt, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Anteil salztoleranter<br />
Arten zum Land hin allmählich abnimmt.<br />
Abweichend ist die Vegetationsabfolge in den<br />
Tropen an Stellen, wo Eulitoralbereiche mit feinsandigem<br />
o<strong>der</strong> schlickartigem Boden vor dem<br />
Einfluß <strong>der</strong> Brandung geschützt sind. Hier tritt<br />
<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>vegetationstyp <strong>der</strong> Mangrove auf, <strong>der</strong><br />
schon früher besprochen wurde (S. 176).<br />
Gegenüber <strong>der</strong> benthischen ist die pelagische<br />
Makrophyten-Vegetation auf den Weltmeeren<br />
von geringerer Bedeutung. Sie tritt nur an<br />
einer einzigen Stelle in großer Menge auf; in<br />
<strong>der</strong> Sargassosee im südwestlichen Nordatlantik.<br />
Diese bildet das wind- und strömungsarme Zentrum<br />
einer großen ellipsenförmigen Meeresströmung,<br />
die sich aus dem Golfstrom, dem Nordatlantischen<br />
Strom und dem Nordäquatorialstrom<br />
zusammensetzt (Abb. 187). Auf einer Fläche<br />
von mindestens 3 Millionen km^ befinden<br />
sich hier gewaltige, an <strong>der</strong> Wasseroberfläche treibende<br />
Tangmassen, die nur aus 2 Arten <strong>der</strong><br />
Braunalgen-Gattung Sargassum bestehen. Anfänglich<br />
hat man vermutet, es handele sich um<br />
Pflanzen, die ständig von <strong>der</strong> Brandung an den<br />
Küsten losgerissen und von den Strömungen in<br />
die Sargassosee verfrachtet würden. Ein solcher<br />
Ursprung ist auch wahrscheinlich, jedoch nicht<br />
als aktuelles Geschehen, son<strong>der</strong>n als Ereignis <strong>der</strong><br />
geologischen Vergangenheit. Die beiden beteiligten<br />
Tange (S.fluitans und S. natans) sind nämlich<br />
von allen benthischen Sargassum-Arten<br />
deutlich verschieden. Sie haben die Fähigkeit<br />
zu sexueller Fortpflanzung verloren (die bei dieser<br />
entstehenden Zygoten bedürfen für ihre Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> Festsetzung am Substrat) und<br />
vermehren sich rein vegetativ durch Fragmentation.<br />
Außerdem beherbergen die Sargassum-
Das Meer 393<br />
Bestände eine spezielle Begleitfauna aus endemischen<br />
Arten verschiedener Tiergruppen (Mollusken,<br />
Krebse, Fische). Die Entstehung dieses<br />
Ökosystems dürfte schon Millionen von Jahren<br />
zurückliegen.<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Die Auswirkungen <strong>der</strong> menschlichen Tätigkeit<br />
auf die Vegetation sind im Meer viel schwerer<br />
zu beurteilen als im Süßwasser. Sicherlich hat<br />
die Einleitung verschiedenster chemischer Substanzen,<br />
nicht nur durch verschmutzte Flüsse,<br />
son<strong>der</strong>n auch durch den Schiffsverkehr, Folgen,<br />
<strong>der</strong>en Art und Ausmaß bisher aber nur unzureichend<br />
bekannt sind. Genauere Untersuchungen<br />
haben gezeigt, daß die Resistenz gegen<br />
Schadstoffbelastung recht unterschiedlich sein<br />
kann. So verschwanden in stark verschmutzten<br />
Teilen <strong>der</strong> Adria zunächst Arten <strong>der</strong> Gattung<br />
Sargassum und etwas später von Cystoseira\ hingegen<br />
war Fucus wesentlich weniger empfindlich.<br />
Eine an<strong>der</strong>e Beeinflussung <strong>der</strong> Meeresvegetation<br />
erfolgt durch die wirtschaftliche Nutzung.<br />
Diese dient hauptsächlich <strong>der</strong> menschlichen Ernährung<br />
(in Ostasien werden bestimmte Makroalgen<br />
schon seit Jahrtausenden als Nahmngsmittel<br />
verwendet). Daneben benutzt man Algenprodukte<br />
für die Herstellung von Futter- und<br />
Düngemitteln. An den europäischen Küsten<br />
wurden früher größere Mengen von Algen verbrannt,<br />
um aus <strong>der</strong> Asche Pottasche und Jod zu<br />
gewinnen. Die Menge <strong>der</strong> heute für wirtschaftliche<br />
Zwecke geernteten Meeresalgen wird auf<br />
etwa 3 Millionen Tonnen jährlich geschätzt;<br />
davon soll aber etwa die Hälfte aus künstlich<br />
angelegten Kulturen in China und Japan stammen.
H Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />
Hauptanliegen des vorliegenden Textes ist es,<br />
einen vergleichenden Überblick über die Pflanzendecke<br />
im weltweiten Maßstabe zu geben.<br />
Dabei haben wir zur Verdeutlichung allgemeiner<br />
Aussagen häufig Beispiele aus Mitteleuropa<br />
herangezogen. Da für den Leser die Verhältnisse<br />
in seiner engeren Heimat aber auch an sich<br />
von Interesse sind, sollen zum Abschluß noch<br />
einige Aspekte <strong>der</strong> <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />
im Zusammenhang besprochen werden.<br />
Schwerpunkte sind dabei einerseits die aktuelle<br />
Flora und Vegetation und ihre Einbettung in<br />
die pflanzengeographische Glie<strong>der</strong>ung Europas,<br />
an<strong>der</strong>erseits ihre Entwicklung unter dem Einfluß<br />
des klimatischen Wandels und <strong>der</strong> menschlichen<br />
Eingriffe seit dem Tiefpunkt während <strong>der</strong><br />
letzten Eiszeit.<br />
Durch die zahllosen in den letzten 100 Jahren<br />
durchgeführten Untersuchungen zur Quartärbotanik,<br />
Forstgeschichte, Floristik, Pflanzensoziologie<br />
und Ökologie gehört unser mitteleuropäischer<br />
Raum zu den in dieser Hinsicht am<br />
besten bekannten Teilen <strong>der</strong> Erde. Zugleich geben<br />
die hier gewonnenen Erkenntnisse aber auch<br />
viele Hinweise und Anregungen für das Verständnis<br />
<strong>der</strong> Verhältnisse in an<strong>der</strong>en, bisher<br />
noch weniger gut durchforschten Erdgegenden.<br />
die Abfolge ist sicherlich überwiegend durch die<br />
Än<strong>der</strong>ungen des Klimas bedingt. Doch dürften<br />
daneben wohl auch die Lage <strong>der</strong> Refugien und<br />
die Ausbreitungsgeschwindigkeiten mitgespielt<br />
haben, die je nach <strong>der</strong> Art unterschiedlich sein<br />
können.<br />
Tab. 41: Vegetationsentwicklung und Kulturstufen<br />
des Menschen in Mitteleuropa seit dem Ende <strong>der</strong><br />
Eiszeit.<br />
In Klammem die z. T. sachlich irreführenden, in <strong>der</strong><br />
englischen Literatur aber immer noclr benutzten Bezeichnungen<br />
von Blytt & Sernan<strong>der</strong>.<br />
Nach Strasburger etc. 1991, Lang 1994, Firbas 1949f.<br />
Zeitabschnitte<br />
Nachwdrmezeit<br />
(Subatlantikum)<br />
Späte Wärmezeit<br />
(Subboreal)<br />
Mittlere Wärmezeit<br />
(Atlantikum)<br />
Vegetation<br />
Sommerwald mit<br />
vorherrschen<strong>der</strong><br />
Buche<br />
Gemischter<br />
Sommerwald aus<br />
Eiche<br />
Linde<br />
Ahorn<br />
Esche<br />
Ulme<br />
Kulturstufen<br />
Geschlchtitche<br />
Zeit<br />
Jungsteinzeit<br />
=Neolithikum<br />
1 Die Wie<strong>der</strong>bewaldung nach <strong>der</strong><br />
letzten Eiszeit<br />
Frühe Wänmezeit<br />
(Boreal)<br />
Vorwärmezeit<br />
(PrSboreal)<br />
Kiefernwald mit<br />
Hasel-Unterwuchs<br />
Mttlere Steinzeit<br />
^Mesolithikum<br />
Die quartäre Vegetationsgeschichte Europas<br />
wurde kürzlich von Lang (1994) in einer umfassenden<br />
Gesamtschau geschil<strong>der</strong>t, auf <strong>der</strong> auch<br />
die folgende Kurzdarstellung basiert. Allerdings<br />
beschränkt sich dieses schöne Werk lei<strong>der</strong> auf<br />
„Europa“ in <strong>der</strong> traditionellen, pflanzengeographisch<br />
gesehen ganz künstlichen Umgrenzung,<br />
so daß gerade <strong>der</strong> (auch hinsichtlich <strong>der</strong> Glazialrefugien)<br />
interessanteste Teil <strong>der</strong> europäischen<br />
Sommerwaldregion, das euxinisch-hyrkanische<br />
Gebiet, nicht erfaßt wird.<br />
Bei <strong>der</strong> nacheiszeitlichen Wie<strong>der</strong>einwan<strong>der</strong>ung<br />
bzw. -ausbreitung <strong>der</strong> Baumarten ist eine<br />
charakteristische Reihenfolge zu beobachten<br />
(vgl. auch Firbas 1949f). Danach unterscheidet<br />
man eine Anzahl von Zeitabschnitten, über die<br />
Tab. 41 einen Überblick gibt. Sie sind meist nach<br />
klimatischen Gesichtspunkten benannt, denn<br />
Subarktische Zeit<br />
(Subarktikum)<br />
Waldiose Zeit<br />
(/Vktikuin)<br />
PLENIGLAZIAL<br />
=HOCHGLAZIAL<br />
Taiga aus<br />
Kiefer und Birke<br />
Tundra<br />
(bzw. Eis)<br />
Das Weichsel-Hochglazial als<br />
Ausgangspunkt<br />
Altsteinzeit<br />
^Paläolithikum<br />
Der Höchststand <strong>der</strong> letzten Vereisung, <strong>der</strong><br />
Weichsel- (Würm-) Eiszeit, dauerte bis etwa<br />
20000Jvh. Zu dieser Zeit (Abb. 188.A) war ganz<br />
Fennoskandien von einer Eismasse bedeckt, die
Die Wie<strong>der</strong>bewaldung nach <strong>der</strong> letzten Eiszeit 395<br />
nach S über die Ostsee hinweg bis südlich von<br />
Berlin reichte (Brandenburger Stadium); ein<br />
zweiter Eisschild überdeckte den größten Teil<br />
<strong>der</strong> Britischen Inseln. Im Süden waren die Alpen<br />
bis auf kleine Teile am SO- und SW-Rande<br />
vollständig vergletschert, und kleinere lokale<br />
Vereisungen gab es auf vielen weiteren Gebirgen<br />
bis zur Sierra Nevada in Spanien und Rila<br />
Planina in Bulgarien. Infolge <strong>der</strong> Absenkung des<br />
Meeresspiegels waren die Küstenlinien seewärts<br />
verschoben; insbeson<strong>der</strong>e waren fast die ganze<br />
Nordsee und <strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> Adria Land.<br />
Das Klima war, wie schon erwähnt, während <strong>der</strong><br />
Glazialphasen in Europa nicht nur kälter, son<strong>der</strong>n<br />
auch viel trockener als heute. Daher waren<br />
nicht nur Mittel- und Westeuropa, son<strong>der</strong>n auch<br />
<strong>der</strong> zu Europa (im traditionellen Sinne) gehörende<br />
Teil des Mittelmeergebietes weitgehend<br />
waldfrei.<br />
Mitteleuropa war Teil <strong>der</strong> Arktischen Zone.<br />
NW-Deutschland, ebenso die westlich anschließenden<br />
Gebiete bis zur Bretagne sowie die eisfreien<br />
Teile Englands, trugen typische arktische<br />
Tundra. Nach S muß jedoch die Trockenheit<br />
zugenommen haben, denn im südlichen Mitteleuropa<br />
herrschte eine Steppentundra, in <strong>der</strong><br />
die arktisch-alpine Flora stark mit Steppenelementen<br />
vermischt war.<br />
Südlich <strong>der</strong> vergletscherten Alpen, aber auch<br />
in den Tieflagen des Karpatenraumes und in SW-<br />
Frankreich, fielen die Florenelemente <strong>der</strong> Tundra<br />
weitgehend aus, und die Vegetation ging in<br />
reine Steppe über. Diese, die wegen des häufigen<br />
Vorkommens von Artemisia und Chenopodiaceen<br />
als wüstennahe Trockensteppe anzusehen<br />
ist, erstreckte sich in tieferen Lagen auch<br />
über das ganze europäische Mittelmeergebiet.<br />
Die noch in <strong>der</strong> ersten Hälfte unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
gängige Annahme, die borealen und nemoralen<br />
Waldgürtel seien während <strong>der</strong> Glazialphasen<br />
einfach nach S verschoben gewesen, ist in<br />
den letzten Jahrzehnten klar wi<strong>der</strong>legt worden.<br />
Vollkommen waldlos war Europa jedoch<br />
nicht. In manchen Gebirgen gab es Stellen, an<br />
denen ganz lokal aus orographischen Gründen<br />
<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag so weit erhöht war, daß Baumwuchs<br />
möglich war. Das waren die Orte, an denen<br />
die Baumarten „überwintern“ konnten. Einige<br />
dieser Refugien sind in den letzten Jahrzehnten<br />
durch Pollen- o<strong>der</strong> Großrestfunde nachgewiesen<br />
worden, doch ist ihre Zahl lei<strong>der</strong> noch<br />
sehr gering, bedingt durch die Seltenheit geeigneter<br />
Lagerstätten.<br />
Ziemlich gut belegt sind die Refugien <strong>der</strong> drei mitteleuropäischen<br />
Taiga-Arten Pinus cembra. Picea abies und<br />
Larix decidua. Alle drei kamen in den nördlichen Karpaten<br />
(sowohl am S- als auch am N-Rande) vor. Auch<br />
am SO-Rand <strong>der</strong> Alpen in Slowenien gab es Lärche,<br />
Zirbe und Fichte; weiter westlich, in Norditalien,<br />
scheint hingegen nur die Lärche vorhanden gewesen<br />
zu sein. Die Fichte wurde außerdem in den O- und S-<br />
Karpaten gefunden. Weniger Klarheit herrscht über<br />
die Refugien von Pinus sylvestris und Betula pubescens<br />
(tortuosa), da sie von verwandten Arten pollenanalytisch<br />
nicht trennbar sind.<br />
Spuren von Baumarten <strong>der</strong> nemoralen Wäl<strong>der</strong> fanden<br />
sich an den eben genannten, gut untersuchten<br />
Stellen kaum. Sie treten in größerer Menge erst viel<br />
weiter südlich auf Beson<strong>der</strong>s reichhaltig sind zwei<br />
Fundstellen in Süditalien (Kalabrien) und Nordgriechenland<br />
(Pindos-Gebiet), wo neben Fagus sylvatica,<br />
Carpinus betulus und Abies alba u. a. Vertreter <strong>der</strong><br />
Gattungen Quercus, Tilia, Acer, Ulmus, Corylus sowie<br />
Ilex aquifolium und Buxus sempervirens gefunden wurden.<br />
Diese beiden Refugien sind als westlichster Abschnitt<br />
des Haupt-Uberdauerungszentrums im euxinisch-hyrkanischen<br />
Raum anzusehen, über das aber<br />
in quartärbotanischer Hinsicht noch wenig bekannt<br />
ist. Weiter westlich, auf <strong>der</strong> Iberischen Halbinsel, war<br />
die Anzahl überdauern<strong>der</strong> nemoraler Sippen anscheinend<br />
geringer; immerhin sind hier auch Quercus, Acer<br />
und Ulmus nachgewiesen, und auch Buxus dürfte vorhanden<br />
gewesen sein.<br />
Die Lage <strong>der</strong> Refugien erlaubt es, den ungefähren<br />
Verlauf <strong>der</strong> Grenzen zwischen den thermischen<br />
Zonen zu rekonstruieren (Abb. 188.A).<br />
Demnach lag die Nordgrenze <strong>der</strong> Borealen Zone<br />
etwa da, wo die Steppentundra durch die reine<br />
Steppe abgelöst wurde. Die Nemorale Zone<br />
dürfte mindestens die südlichen Hälften <strong>der</strong> drei<br />
südeuropäischen Halbinseln umfaßt haben. Zur<br />
Meridionalen Zone gehörte möglicherweise<br />
Kreta (hier scheinen Refugien von Quercus Hex<br />
gelegen zu haben; auch das Vorhandensein <strong>der</strong><br />
endemischen Palme Phoenix theophrasti ist ein<br />
Indiz); weiter westlich war sie wohl auf Nordafrika<br />
beschränkt.<br />
Spätglazial<br />
Nach seinem Höchststand verlagerte sich <strong>der</strong><br />
Südrand <strong>der</strong> nordischen Eismasse zunächst langsam<br />
ein wenig nach Norden; um 15000 Jvh entstanden<br />
in Norddeutschland als letzte Endmoränen<br />
die des Pommerschen Stadiums. Nun begann<br />
eine starke Erwärmung, die den Anfang<br />
des Spätglazials markiert. Das Eis zog sich rasch<br />
nach N zurück, so daß <strong>der</strong> Eisrand um 12000
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• Taigabereiche (in B) m it F, L. Z<br />
Bereiche herrschen<strong>der</strong> Buche {in C, D) . . . . A t W estgrenze <strong>der</strong> Fichte (in C) „ ............ O stgrenze <strong>der</strong> H ülse (in C , D)<br />
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Abb. 188: Ungefähre Vegetationsglie<strong>der</strong>ung des westlichen Europa während des Höchststandes <strong>der</strong> letzten Vereisung (A), zu Beginn des Postglazials (B) und<br />
gegen Ende <strong>der</strong> Mittleren Wärmezeit (C) im Vergleich zu heute (D).<br />
AR Arktische Zone, BO Boreale Zone, NE Nemorale Zone, M E Méridionale Zone; Atu = Tundra, Ats = Steppentundra, Bwt = Waldtundra, Btg = Taiga, Bst =<br />
Boreale Steppe, Nbo = Boreonemoraler Ökoton, Nhu = Nördlicher, humi<strong>der</strong> Sommerwald, Nsm = Submediterraner Sommerwald, Ntr = Trocken-Sommerwald<br />
(sarmatisch) und Waldsteppe, Nst = Nemorale Steppe (teils auch Halbwüste), Mhw = Hartlaubwald. „BE“ = Baltischer Eissee. - A - C nach Lang 1994 (stark<br />
modifiziert), D nach diversen Quellen.<br />
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398 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />
Jvh auf <strong>der</strong> Insel Gotland, um 11000 schon in<br />
<strong>der</strong> Gegend von Stockholm lag. Hier blieb er<br />
allerdings für etwa 600 Jahre stehen, bedingt<br />
durch einen Klimarückschlag, <strong>der</strong> in Großbritannien<br />
sogar zu einem leichten Eisvorstoß geführt<br />
haben soll. Im Gegensatz zum nordischen<br />
wurde <strong>der</strong> Eisschild <strong>der</strong> Alpen bereits während<br />
des Spätglazials weitgehend abgebaut; am Ende<br />
dieser Periode soll das Gebirge, abgesehen von<br />
einigen größeren Talgletschern, schon bis mindestens<br />
2000 m Höhe eisfrei gewesen sein.<br />
Mit dem Rückzug des Eises begann die Ausbreitung<br />
<strong>der</strong> Gehölze. In Mitteleuropa ist mit<br />
dem ersten Auftreten subarktischer Birken- und<br />
Kiefernwäl<strong>der</strong> ab etwa 13000Jvh zu rechnen (Beginn<br />
<strong>der</strong> Subarktischen Zeit). Die ungefähre Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
Europas am Ende des Spätglazials<br />
um 10000 Jvh zeigt Abb. 188.B. Die<br />
Grenze zwischen <strong>der</strong> Arktischen und <strong>der</strong> Borealen<br />
Zone, nunmehr als polare Waldgrenze<br />
erkennbar, lag etwa im Bereich <strong>der</strong> heutigen<br />
nordfranzösischen und norddeutschen Küsten.<br />
Von W-Frankreich über N-Deutschland bis ins<br />
Baltikum erstreckte sich die Waldtundra (Bwt),<br />
die im W vornehmlich von Betula, weiter östlich<br />
auch von Pinus gebildet wurde. Die nach S<br />
anschließende geschlossene Taiga (Btg), die bis<br />
zum Südrande <strong>der</strong> Pyrenäen, Alpen, Dinaren<br />
und Südkarpaten reichte, bestand aus Kiefer mit<br />
beigemischter Birke. Nur in den Alpen und Karpaten<br />
enthielt sie auch größere Anteile an Lärche<br />
und Zirbe, die sich von ihren Refugien am<br />
Gebirgsfuß schnell in höhere Lagen ausgebreitet<br />
hatten (die Fichte scheint nur in den Karpaten<br />
schon eine größere Rolle gespielt zu haben).<br />
ln <strong>der</strong> Nemoralen Zone, die den größten<br />
Teil des europäischen Mittelmeergebietes umfaßte,<br />
muß das Klima noch ziemlich trocken<br />
gewesen sein, denn die Ergebnisse <strong>der</strong> Pollenanalyse<br />
deuten überall auf das Vorhandensein<br />
steppennaher sommergrüner Eichen-Trockenwäl<strong>der</strong><br />
(Ntr); baumlose Steppe (Nst) trat wohl<br />
im Schwarzmeergebiet auf Hartlaubwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Meridionalen Zone gab es in Südspanien; für<br />
die in ähnlicher Breitenlage befindlichen Inseln<br />
Sizilien und Kreta liegen bisher keine Nachweise<br />
vor.<br />
Vorwärmezeit und W ärm ezeit<br />
Ab 10000 Jvh setzte die endgültige Erwärmung<br />
ein, mit <strong>der</strong> zugleich die Nacheiszeit (Postglazial,<br />
Holozän) beginnt. Die Eismassen tauten jetzt<br />
sehr schnell ab und waren schon um 8000 Jvh<br />
bis auf kleine, den heutigen Gebirgsgletschern<br />
entsprechende Reste verschwunden, ln <strong>der</strong> Mittleren<br />
Wärmezeit, namentlich von etwa 7000 bis<br />
5000 Jvh, war das Klima nach allen Indizien erheblich<br />
wärmer als heute, für Mitteleuropa wird<br />
eine Erhöhung <strong>der</strong> Mitteltemperaturen um etwa<br />
2,5 bis 4 °C angenommen.<br />
Zusammen mit <strong>der</strong> Erwärmung begann die<br />
rapide Ausbreitung <strong>der</strong> nemoralen Flora. In<br />
Mitteleuropa erschien als „Vorhut“ des nemoralen<br />
Gehölzensembles zuerst die Hasel; sie erreichte<br />
bis zum Ende <strong>der</strong> Vorwärmezeit schon<br />
Südskandinavien und Schottland. Als Unterholzstrauch<br />
mit früher Blühreife, dessen dyszoochore<br />
Früchte von mehreren Säugetier- und<br />
Vogelarten systematisch gesammelt und dadurch<br />
verbreitet wurden, konnte Corylus aveüana<br />
offensichtlich beson<strong>der</strong>s schnell vorrücken und<br />
als Strauchschicht die relativ lichten Kiefernwäl<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> bisherigen Taiga unterwan<strong>der</strong>n. Sie muß<br />
dort vielerorts Massenbestände gebildet haben<br />
(dementsprechend wird die Vorwärmezeit zuweilen<br />
auch Kiefern-Hasel-Zeit genannt). Schon<br />
bald folgten <strong>der</strong> Hasel aber die hochwüchsigen<br />
nemoralen Baumarten. Die weitere Verjüngung<br />
<strong>der</strong> Lichtholzart Kiefer wurde unterbunden, und<br />
die Taiga wurde ab etwa 9000 Jvh fast vollständig<br />
durch nemoralen Sommerwald aus Quercus,<br />
Tilia, Acer, Ulmus, Fraxinus u. a. ersetzt.<br />
Im palynologischen Schrifttum wird <strong>der</strong> wärmezeitliche<br />
Sommerwald traditionell als „Eichenmischwald“<br />
{Quercetum mixtum) bezeichnet. Dieser Name, <strong>der</strong> auf<br />
<strong>der</strong> Übervertretung <strong>der</strong> windbestäubten Eichen gegenüber<br />
den meist tierbestäubten an<strong>der</strong>en Bäumen im<br />
Pollenspektrum beruhen dürfte, ist etwas irreführend,<br />
indem er den Eindruck erweckt, die Eichen seien allgemein<br />
dominierende Hauptholzarten gewesen. Das<br />
ist jedoch unwahrscheinlich; vielmehr spricht nichts<br />
gegen die Annahme, daß die Quercus-kittci, wie überall<br />
in <strong>der</strong> Nemoralen Zone, nur auf trockenen und<br />
armen Subklimaxstandorten vorherrschten, während<br />
die Vegetation in den edaphisch besseren Teilen des<br />
Mosaiks von den an<strong>der</strong>en Bäumen (Edellaubhölzern)<br />
gebildet wurde.<br />
Die Vegetationsglie<strong>der</strong>ung des engeren Europa<br />
um 5000 Jvh (am Ende <strong>der</strong> optimalen Wärmephase)<br />
zeigt Abb. 188.C. Im großen und ganzen<br />
ähnelt das Bild sehr dem heutigen. Auffälligster<br />
Unterschied ist die nördlichere Lage <strong>der</strong><br />
boreal-nemoralen Grenze in Fennoskandien.<br />
Daß nemorale Elemente damals viel weiter nach<br />
N reichten als heute {Corylus z. B. bis über<br />
200 km), ist durch Großrestfunde schon seit ca.
Die Wie<strong>der</strong>bewaldung nach <strong>der</strong> letzten Eiszeit 399<br />
100 Jahren bekannt und war damals <strong>der</strong> erste<br />
Anlaß zur Aufstellung <strong>der</strong> Hypothese über eine<br />
„postglaziale Wärmezeit“. Daß die Temperaturen<br />
aber auch im südlichen Mitteleuropa wesentlich<br />
höher gewesen sein müssen als heute,<br />
geht u. a. daraus hervor, daß die alpine Waldgrenze<br />
in den Alpen zeitweise etwa 200 m höher<br />
lag. Übrigens wurden auch an <strong>der</strong> polaren<br />
Waldgrenze in N-Norwegen postglaziale Großreste<br />
von Pinus sylvestris noch mehr als 50 km<br />
nördlich von ihrer heutigen Arealgrenze gefunden.<br />
Die Verschiebung <strong>der</strong> Nordgrenze <strong>der</strong> Nemoralen<br />
Zone ebenso wie die <strong>der</strong> thermischen Waldgrenzen<br />
deutet daraufhin, daß die Sommer nicht nur wärmer,<br />
son<strong>der</strong>n auch länger gewesen sein müssen. Hingegen<br />
scheinen die Winter, zumindest was die auftretenden<br />
Minima betrifft, eher den heutigen entsprochen zu<br />
haben. Jedenfalls verlief die Ostgrenze <strong>der</strong> Hülse (Ilex<br />
aquifolium), die als guter Indikator für die Winterkälte<br />
gilt, fast genau so wie heute. Demnach wäre in <strong>der</strong><br />
Wärmezeit in Mitteleuropa die Temperaturamplitude<br />
zwischen Sommer und Winter deutlich größer gewesen.<br />
Die übrigen Abweichungen <strong>der</strong> wärmezeitlichen<br />
gegenüber <strong>der</strong> heutigen Vegetation betreffen die<br />
Rolle <strong>der</strong> beiden wichtigen Baumarten Picea abies<br />
und Fagus sylvatica.<br />
Die Fichte, <strong>der</strong>en etageale Vorkommen in den südlichen<br />
Gebirgen etwa den heutigen entsprachen, fehlte<br />
noch im größten Teil Fennoskandiens. Von ihren östlichen<br />
Refugien (<strong>der</strong>en westlichste werden etwa 150<br />
km nördlich von Moskau vermutet) war sie erst bis zu<br />
einer Linie vorgedrungen, die vom Weißen Meer über<br />
den Saimaa-See und den Peipus-See bis zur mittleren<br />
Memel verläuft. Die skandinavische Taiga bestand<br />
damals also nur aus Pinus sylvestris (daneben Betula),<br />
ebenso die Nadelholz-Komponente <strong>der</strong> Boreonemoralen<br />
Zone in den Baltischen Län<strong>der</strong>n (die übrigen<br />
Koniferen <strong>der</strong> eurosibirischen zonalen Taiga, Larix<br />
russica, Pinus cetnbra ssp. sibirica und Abies sibirica, waren<br />
noch viel weiter zurück und haben Fenno-skandien<br />
bis heute nicht erreicht).<br />
Die Buche hatte im Gegensatz zu heute im engeren<br />
Mitteleuropa nur in einem Streifen höhere Anteile,<br />
<strong>der</strong> sich vom Jura über Vogesen, Schwarzwald und<br />
die böhmischen Randgebirge bis zu den westlichen<br />
Karpaten erstreckt. Zwar war sie auch weiter nördlich<br />
schon vorhanden, aber offensichtlich nur in Form<br />
sporadischer Vorposten (vgl. unten).<br />
Nachwärmezeit<br />
Im letzten Abschnitt <strong>der</strong> Wärmezeit näherten<br />
sich die Temperaturen und damit auch die eben<br />
besprochenen Vegetationsgrenzen dem heutigen<br />
Zustande an, <strong>der</strong> etwa zu Beginn <strong>der</strong> Nachwärmezeit<br />
um 2500 Jvh erreicht wurde. Dieser<br />
Zeitpunkt ist aber in Mitteleuropa vor allem<br />
durch ein Ereignis gekennzeichnet, das das Bild<br />
<strong>der</strong> Waldvegetation im einzelnen stark verän<strong>der</strong>t<br />
hat: nämlich die starke Zunahme von Fagus<br />
sylvatica, die dazu führte, daß diese Baumart<br />
großflächig die Dominanz übernahm (außer auf<br />
den von Quercus beherrschten Subklimax-Standorten,<br />
vgl. das Ökogramm Abb. 27, S. 60). Diese<br />
Umschichtung hat nur die Teile des engeren<br />
Mitteleuropa nicht erfaßt, die klimatisch beson<strong>der</strong>s<br />
trocken und/o<strong>der</strong> großflächig von sehr armen<br />
Böden beherrscht sind, wie das innere nordostdeutsch-polnische<br />
Tiefland o<strong>der</strong> Innerböhmen.<br />
Daß die Buche als heutige Klimaxholzart Mitteleuropas<br />
ihre beherrschende Stellung erst so spät erlangt<br />
hat, ist erstaunlich und hat selbstverständlich zu Fragen<br />
über die Ursachen geführt. Die vier wichtigsten<br />
Denkmöglichkeiten sind die folgenden:<br />
(1) Gegenüber den an<strong>der</strong>en Baumarten hatte die<br />
Buche so weit entfernte Refugien und/o<strong>der</strong> eine<br />
so langsame Ausbreitungsgeschwindigkeit, daß sie<br />
erst als letzte ankam.<br />
(2) Während <strong>der</strong> Wärmezeit wurde die Buche als<br />
Baum humiden Klimas durch zu große Trockenheit<br />
beeinträchtigt und konnte sich erst stärker<br />
ausbreiten, als das Klima feuchter wurde.<br />
(3) Während <strong>der</strong> Wärmezeit waren die Temperaturen<br />
so hoch, daß die an<strong>der</strong>en Baumarten <strong>der</strong><br />
Buche konkurrenzüberlegen waren; erst die Temperaturabnahme<br />
erlaubte ihr die Dominanzübernahme.<br />
(4) Die Arealverdichtung <strong>der</strong> Buche wurde durch die<br />
Schädigung <strong>der</strong> übrigen Baumarten infolge <strong>der</strong><br />
stark zunehmenden Eingriffe des Menschen ermöglicht.<br />
Die Version (1) wird durch viele palynologische Daten<br />
wi<strong>der</strong>legt. Schon um 5000 Jvh war die Buche im<br />
gesamten Bereich <strong>der</strong> nördlichen (niedrigen) deutschen<br />
Mittelgebirge anwesend, um 4000 erreichte sie die<br />
nordwestdeutsche und dänische Küste und das Pariser<br />
Becken, und um 3000 erschien sie auch in SO-<br />
England. Die Ankunft erfolgte also bereits mindestens<br />
500 bis über 2500 Jahre vor <strong>der</strong> Übernahme <strong>der</strong> Dominanz,<br />
Aber auch die Version (4) ist nicht haltbar.<br />
Wie viele ökologische und forstgeschichtliche Untersuchungen<br />
belegen, führte die frühgeschichtliche bis<br />
frühneuzeitliche vielseitige Waldnutzung (vgl. S. 400)
400 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />
zu einer Zurückdrängung <strong>der</strong> klimaxbildenden Schatthölzer<br />
und einer Begünstigung <strong>der</strong> Lichthölzer früherer<br />
Sukzessionsstadien. Die weitere Ausbreitung <strong>der</strong><br />
Buche wurde durch den Menschen also eher aufgehalten.<br />
Das ist übrigens in Großbritannien ganz offensichtlich:<br />
in diesem schon früh stark entwaldeten<br />
Land kam die natürliche Rückwan<strong>der</strong>ung um 1000<br />
Jvh in Mittelengland zum Stillstand (vgl. Abb. 21,<br />
S. 45), obwohl die Britischen Inseln sicherlich ganz<br />
im potentiellen Fagus-Krtzl liegen, wie heute durch<br />
die überall sichtbare subspontane Ausbreitung angepflanzter<br />
Buchen deutlich wird.<br />
Die Buchenausbreitung zu Beginn <strong>der</strong> Nachwärmezeit<br />
dürfte demnach Idimatische Ursachen haben; es<br />
fragt sich nur noch, ob dabei <strong>der</strong> hygrische (2) o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> thermische (3) Faktor ausschlaggebend war. Im Fall<br />
(2) müßte das Klima <strong>der</strong> Wärmezeit also trockener<br />
gewesen sein als das heutige. Bei den zugleich höheren<br />
Sommertemperaturen würde das bedeuten, daß<br />
<strong>der</strong> sarmatische Trockenwald und die Steppe wesentlich<br />
weiter nach NW gereicht hätten als heute. Von<br />
einer solchen Grenzverschiebung zeigen die rekonstruierten<br />
Vegetationskarten (Abb. 188.C) aber keine<br />
Spur. Demnach bleibt nur die thermische Erklärung,<br />
und diese ist auch einleuchtend, insbeson<strong>der</strong>e im weltweiten<br />
Vergleich. In allen Teilen <strong>der</strong> humiden<br />
Nemoralen Zone beginnt die Dominanz von Fagus<br />
über die an<strong>der</strong>en nemoralen Baumarten dort, wo das<br />
Julimittel wesentlich unter 4-20 °C absinkt: hier, und<br />
beson<strong>der</strong>s bei 18 °C und darunter, wird die Buche<br />
konkurrenzüberlegen. Wenn die Temperatur in <strong>der</strong><br />
Wärmezeit 2,5 bis 4 °C höher lag als heute, hätte demnach<br />
das Julimittel in Mitteleuropa 20 bis 22 °C betragen,<br />
genug, um die Dominanz <strong>der</strong> Edellaubhölzer<br />
zu gewährleisten. Nur in den höheren Lagen <strong>der</strong> südlichen<br />
Mittelgebirge herrschten damals schon niedrigere<br />
Temperaturen, die eine Buchenstufe hervorriefen.<br />
Zum Ende <strong>der</strong> Wärmezeit verbreitete diese Kondition<br />
sich dann auch über die Tieflagen und machte<br />
fast ganz Mitteleuropa zum KJimaxgebiet <strong>der</strong> Buche.<br />
Mit diesen letzten Verän<strong>der</strong>ungen nahm das<br />
natürliche Vegetationsmosaik Europas schließlich<br />
die Gestalt an, wie sie Abb. 188.D zeigt.<br />
Dieses Bild ist aber auf großen Flächen heute<br />
keine Realität mehr, son<strong>der</strong>n es bildet als potentielle<br />
natürliche Vegetation nur noch den<br />
theoretischen Hintergrund für die weithin vorherrschenden<br />
anthropogenen Vegetationstypen.<br />
2 Die Entstehung <strong>der</strong> heutigen<br />
Pflanzendecke unter dem<br />
Einfluß des Menschen<br />
Bis zum Ende <strong>der</strong> Mittleren Steinzeit (vgl. Tab.<br />
41, S. 394) stand die spärliche europäische Be<br />
völkerung noch auf <strong>der</strong> Kulturstufe <strong>der</strong> nomadisierenden<br />
Jäger und Sammler und beeinflußte<br />
die Vegetation kaum. Das begann sich zu än<strong>der</strong>n,<br />
als sich von Vor<strong>der</strong>asien her <strong>der</strong> Ackerbau,<br />
und damit die seßhafte Lebensweise, nach<br />
Europa ausbreitete, womit die Periode <strong>der</strong> Jungsteinzeit<br />
begann. Diese „neolithische Revolution“<br />
setzte in Griechenland gegen 8500 Jvh ein.<br />
Allmählich nach NW vordringend, erreichte sie<br />
Mitteleuropa etwa um 7000-6500 und NW-Europa<br />
um 5000 Jvh. Doch waren die entstehenden<br />
ersten Rodungen noch lange Zeit nur winzige<br />
Löcher in <strong>der</strong> Walddecke. Erste stärkere und<br />
nachhaltige Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Vegetation sind<br />
in manchen Teilen des Mittelmeergebietes ab<br />
etwa 4500 Jvh nachweisbar.<br />
In Mitteleuropa, auf das wir uns im Folgenden<br />
beschränken, ist die natürliche Walddecke<br />
bis in die mittlere Jungsteinzeit noch weitgehend<br />
unversehrt erhalten geblieben. Erst ab etwa<br />
5000 Jvh trat erstmalig eine größere Zahl von<br />
Rodungsinseln in den fruchtbaren Lößgebieten<br />
auf, die aber sehr klein waren und auch bezüglich<br />
ihrer räumlichen Lage noch keine Stabilität<br />
zeigten. Etwas größere Waldauflichtungen,<br />
die jedoch ebenfalls nicht von längerer Dauer<br />
waren, gab es wohl um etwa 4000 Jvh im Bereich<br />
<strong>der</strong> Megalithgräber-Kulturen. Zu wirklich<br />
bedeutenden und dauernden Entwaldungen<br />
kam es bei uns jedoch erst in <strong>der</strong> Römerzeit,<br />
etwa ab Christi Geburt (= 2000 Jvh). Auch diese<br />
betrafen zunächst nur die für den Ackerbau<br />
günstigsten Standorte und dehnten sich dann<br />
mit <strong>der</strong> allmählichen Zunahme <strong>der</strong> Bevölkemng<br />
auf immer weniger günstige aus; die höheren<br />
Mittelgebirge wurden meist erst im Mittelalter<br />
o<strong>der</strong> gar in <strong>der</strong> frühen Neuzeit erfaßt.<br />
Die Zeit des Vorhandenseins ungestörter natürlicher<br />
Wäl<strong>der</strong>, auch als Urwaldzeit bezeichnet,<br />
endete in den verschiedenen Teillandschaften<br />
Mitteleuropas also zu unterschiedlichen<br />
Zeitpunkten. Von <strong>der</strong> damit einsetzenden<br />
anthropogenen Entwicklung wollen wir zunächst<br />
den vegetationskundlichen, dann den floristischen<br />
Aspekt betrachten.<br />
Vegetation<br />
Mit dem Ende <strong>der</strong> Urwaldzeit begann eine Periode,<br />
die durch die ständig zunehmende Beeinträchtigung<br />
des Waldes sowie die Entstehung<br />
und Ausdehnung anthropogener Vegetationstypen<br />
gekennzeichnet ist (Abb. 189), die Zeit
Die Entstehung <strong>der</strong> heutigen Pflanzendecke unter dem Einfluß des Menschen 401<br />
<strong>der</strong> extensiven Landwirtschaft und Waldverwüstung.<br />
Von den Siedlungen aus, die in den<br />
zunächst sehr kleinen, inselhaften Rodungsflächen<br />
lagen, wurde <strong>der</strong> Wald in vielfältiger<br />
Weise genutzt. Mit wachsen<strong>der</strong> Bevölkerungszahl<br />
vergrößerten sich sowohl die Rodungsflächen<br />
als auch <strong>der</strong> Nutzungsdruck auf den<br />
verbleibenden Wald. Während dieser anfangs<br />
quasi herrenloses Allgemeingut war, begannen<br />
im Mittelalter die einzelnen Siedlungen die sie<br />
4 (prähistor.<br />
Zeit)<br />
erste<br />
Eingriffe<br />
des<br />
Menschen<br />
(frühes<br />
2 Mittelalter)<br />
Bevölkemngs-<br />
Zunahme,<br />
Übernutzung<br />
(um 1750)<br />
Trennung von<br />
Wald und Weide,<br />
Wie<strong>der</strong>aufbau<br />
des Waldes,<br />
rationelle<br />
Landwirtschaft<br />
(um 1950)<br />
r<br />
^ Flurbereinigung, Herbizidanwendung, Überdüngung, Verbrachung usw.<br />
Abb. 189: Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Vegetationsdecke Mitteleuropas durch den Menschen, schematisch.<br />
Zeitabschnitte: 1 Urwaldzeit; 2 Zeit <strong>der</strong> extensiven Landwirtschaft und Waldverwüstung; 3 Zeit <strong>der</strong> rationellen<br />
Land-und Forstwirtschaft; 4 Zeit <strong>der</strong> Technisierung <strong>der</strong> Landschaft.
402 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />
"1<br />
umgebenden Waldgebiete als Besitz zu beanspruchen.<br />
So entstanden die den Siedlungen<br />
zugeordneten Marken (Gemeinheiten, Allmenden),<br />
in denen die Nutzung nicht mehr unbeschränkt<br />
war: sie stand nur noch den Bewohnern<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Siedlungen (den Markgenossen)<br />
zu, und auch für diese wurde sie meist<br />
schon bald durch sog. Markenordnungen reguliert,<br />
die letztlich den Zweck hatten, die<br />
Nachhaltigkeit zu garantieren.<br />
che zu; <strong>der</strong>en Nutzung war daher am stärksten reglementiert.<br />
Zwar hatten alle Markgenossen ein Anrecht<br />
auf Bauholz; <strong>der</strong> tatsächliche Einschlag von Eichenholz<br />
wurde aber gewöhnlich nur bei nachgewiesenem<br />
Bedarf gewährt. Der beson<strong>der</strong>e Schutz <strong>der</strong> Eiche hatte<br />
noch einen zweiten Grund: sie und ebenso die<br />
Buche, beide oft als „fruchtbare Bäume“ zusammengefaßt,<br />
lieferten die für die Schweinemast (vgl. Gate<br />
1972) benötigten Eicheln und Bucheckern. Da vor<br />
Einführung <strong>der</strong> Kartoffel die Mästung <strong>der</strong> Schweine<br />
ganz überwiegend im Walde erfolgte (Abb. 190), hatten<br />
diese Baumfrüchte für die Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
mit Fleisch und Fett eine außerordentlich große<br />
Bedeutung (oft wurde <strong>der</strong> Wert eines Waldes durch<br />
die Zahl <strong>der</strong> „bei voller Mast“ darin mästbaren Schweine<br />
angegeben). Da <strong>der</strong> Mastansatz <strong>der</strong> Bäume von Jahr<br />
zu Jahr sehr wechselt, wurde in jedem Herbst beim<br />
sog. Holzgericht nach eingehen<strong>der</strong> Besichtigung die<br />
Zahl <strong>der</strong> jeweils mästbaren Schweine neu festgesetzt;<br />
nach <strong>der</strong> Markenordnung hatte dann je<strong>der</strong> Markgenosse<br />
das Anrecht auf einen bestimmten Anteil<br />
daran. Alle übrigen Nutzungen galten gegenüber Bauholz<br />
und Mast nur als geringwertig. Brennholz, seinerzeit<br />
vielerorts einziges Brennmaterial und daher<br />
zum Kochen und Heizen dringend benötigt, durfte<br />
Solche Markenordnungen liegen aus vielen Teilen<br />
Deutschlands vom 16. Jahrhun<strong>der</strong>t an in schriftlich<br />
fixierter Form vor; es kann aber davon ausgegangen<br />
werden, daß viele von ihnen schon älter waren und<br />
vorher nur mündlich überliefert wurden. Sie geben<br />
ein plastisches Bild <strong>der</strong> ausgefuhrten Nutzungsarten<br />
und ihrer unterschiedlichen Wertschätzung. Die Holznutzung<br />
erfolgte gewöhnlich in einer Art Mittelwaldbetrieb;<br />
während man die Eiche und z. T. auch die<br />
Buche als Hochstämme (Kernwüchse) zu bewirtschaften<br />
suchte, wurden alle übrigen Baum- und Straucharten<br />
im Stockausschlagbetrieb als Brennholz genutzt.<br />
Der höchste Wert kam <strong>der</strong> als Bauholz wichtigen Eimi<br />
D i<br />
Abb. 190: Schweineherde bei <strong>der</strong> Eichelmast.<br />
Aus dem „Kreutter Buch“ von H ieronymus B ock,<br />
Ausgabe 1572. Im Text heißt es „Die Eychelen ...<br />
gehören fürr die Sew“. (Nie<strong>der</strong>sächsische Staatsund<br />
Universitätsbibliothek Göttingen).
Die Entstehung <strong>der</strong> heutigen Pflanzendecke unter dem Einfluß des Menschen 403<br />
meist von allen Markgenossen unbeschränkt geschlagen<br />
tverden; nur in manchen schon sehr waldarmen<br />
Gegenden (z. B. in <strong>der</strong> Rheinischen Bucht) gibt es<br />
bereits im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t Nachrichten über einen geregelten<br />
Umtrieb. Völlig ungeregelt war fast überall<br />
die allgemeine Viehweide. Dieser diente <strong>der</strong> gesamte<br />
Bereich <strong>der</strong> Mark, und das Weidevieh (Rin<strong>der</strong>, Schafe,<br />
Ziegen, z. T. auch Pferde) war allgegenwärtig, so<br />
daß alle Flächen, auf denen es Schaden anrichten<br />
konnte (z. B. die Acker), eingezäunt werden mußten.<br />
Gewöhnlich hatten alle Markgenossen ein unbegrenztes<br />
Wei<strong>der</strong>echt; nur Vieh, das aus fremden Marken<br />
eindrang, wurde beschlagnahmt und mußte durch<br />
Geldzahlung ausgelöst werden. Ebenso unbeschränkt<br />
waren die vielerorts betriebene Streunutzung, die darin<br />
bestand, daß man die Krautschicht des Waldes abräumte<br />
(oft in Form von Plaggen einschließlich <strong>der</strong><br />
obersten Bodenschicht) und als Winterstreu in die<br />
Viehställe brachte, sowie die Gewinnung von Laubheu<br />
als Winterfutter durch Schneitelung <strong>der</strong> Gehölze.<br />
So versuchten die Markenordnungen zwar die erwachsenen,<br />
masttragenden Eichen und Buchen durch<br />
Reglementierung möglichst zu schützen; zugleich<br />
wurde aber durch die ungeregelte Beweidung und<br />
Streunutzung <strong>der</strong>en Verjüngung be- bzw. verhin<strong>der</strong>t.<br />
Da das den Markgenossen nicht verborgen blieb,<br />
wurde in vielen Marken vom 16. Jahrhun<strong>der</strong>t an die<br />
Ersatzpflanzung junger Eichen, z. T. auch die Anlegung<br />
von Eichelkämpen zur Pflanzenanzucht angeordnet.<br />
Schon zur Zeit ihrer ersten schriftlichen Aufzeichnung<br />
reichten die Nutzungsbeschränkungen<br />
durch die Markenordnungen jedoch für die<br />
Erhaltung des Waldes bei weitem nicht mehr<br />
aus. Vielmehr ist die Zeit vom 16.-18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
durch eine rapide zunehmende Waldverwüstung<br />
gekennzeichnet, die gegen Mitte des<br />
18. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu einem Tiefpunkt des Waldzustandes<br />
führte, wie er heute kaum vorstellbar<br />
erscheint. Waldartige Pflanzenbestände waren -<br />
abgesehen von meist kleinflächigen, den Landesherren,<br />
dem Adel o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kirche gehörenden<br />
„Gehegen“ - vielerorts nur noch in den<br />
Teilen <strong>der</strong> Marken vorhanden, die von den Siedlungen<br />
am weitesten entfernt waren. Sie entsprachen<br />
vegetationskundlich höchstens <strong>der</strong> Subklimaxgesellschaft<br />
(vgl. S. 63, 6 8 ) mit starker Auflichtung<br />
und dadurch bedingter relativer Zunahme<br />
lichtlieben<strong>der</strong> Pionierbäume und -sträucher;<br />
in Gegenden, wo Nadelhölzer von Natur aus<br />
vorkamen, hatten auch diese meist relativ zugenommen,<br />
vor allem die Pionierart Kiefer (zuweilen<br />
aber auch die Fichte, <strong>der</strong>en Jungwuchs<br />
vom Vieh weniger verbissen wird als <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Laubhölzer). In Gegenden mit beson<strong>der</strong>s armen<br />
Böden, so in vielen Teilen Norddeutschlands,<br />
war <strong>der</strong> Wald so gut wie völlig verschwunden.<br />
Als zwar beson<strong>der</strong>s extremes, aber doch kennzeichnendes<br />
Beispiel für den Waldzustand um 1780 seien<br />
hier die gut dokumentierten Verhältnisse im münsterischen<br />
Amte Meppen (Emsland; entspricht etwa den<br />
Altkreisen Meppen und Aschendorf in Nordwest-<br />
Nie<strong>der</strong>sachen) vorgestellt. Von dessen 2200 km^ Fläche<br />
waren damals nach recht genauen topographischen<br />
Karten noch 30 km^ (1,4 %) Wald; demgegenüber<br />
nahmen „Sandwehen“, d. h. anthropogene offene<br />
Dünen, 165 km^ (7,5 %) ein. Die restliche Fläche<br />
war, abgesehen von den sehr kleinflächigen Siedlungen<br />
und Ackern, in Bach- und Flußnie<strong>der</strong>ungen befindlichen<br />
Wiesen sowie den von Natur aus waldfreien<br />
Hochmooren, mit Heide bedeckt. Eine gleichzeitige<br />
detaillierte Forstbeschreibung zeigt, daß von den<br />
3000 ha nomineller Waldfläche jedoch nur 70 ha mit<br />
hochstämmigen Bäumen bestockt waren, alles übrige<br />
bestand aus verstreut in <strong>der</strong> Heide stehendem Gebüsch.<br />
Wirklicher Wald bedeckte also nur noch 0,03 %<br />
<strong>der</strong> Landesfläche (H esmer etc. 1963).<br />
Da das Holz damals als wichtiger Baustoff,<br />
Werkstoff und Brennstoff eine weit größere Bedeutung<br />
hatte als heute, war <strong>der</strong> katastrophale<br />
Waldzustand ein großes wirtschaftliches Problem.<br />
Daher begann man im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
in fast allen deutschen Territorien, scharfe Verordnungen<br />
gegen die weitere Verwüstung <strong>der</strong><br />
Wäl<strong>der</strong> und für ihre Wie<strong>der</strong>herstellung zu erlassen,<br />
und vielerorts wurden auch direkte Maßnahmen<br />
zur Wie<strong>der</strong>aufforstung in Gang gebracht.<br />
Nach anfänglichen Fehlschlägen (beson<strong>der</strong>s<br />
die weideberechtigten Markgenossen leisteten<br />
oft heftigen Wi<strong>der</strong>stand) brachten diese Bemühungen<br />
gegen Ende des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
erste Erfolge. Damit wurde eine neue Periode<br />
eingeleitet: die Zeit <strong>der</strong> rationellen Land- und<br />
Forstwirtsehaft. Die wichtigste Maßnahme, die<br />
in <strong>der</strong> Folgezeit zunächst durchgeführt wurde,<br />
war die Trennung von Wald und Weide. Sie<br />
befreite nicht nur die noch bestehenden Restwäl<strong>der</strong><br />
von <strong>der</strong> schädlichen Weidenutzung, son<strong>der</strong>n<br />
führte weiterhin auch dazu, daß die durch<br />
die Waldverwüstung entstandenen ausgedehnten<br />
mesohemeroben Magerrasen und Heiden<br />
großenteils einer rationelleren Bewirtschaftung<br />
zugeführt werden konnten. Von diesen Flächen<br />
gelangte meist ein kleinerer Teil in forstliche,<br />
<strong>der</strong> größere in landwirtschaftliche Nutzung.<br />
Beim Wie<strong>der</strong>aufbau des Waldes, <strong>der</strong> in Zukunft nur<br />
noch <strong>der</strong> Holzerzeugung diente, ging man zunächst<br />
zweigleisig vor. Die noch vorhandenen Wäl<strong>der</strong> wurden<br />
durch För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Naturverjüngung und zusätzliche<br />
Pflanzung verbessert, wobei die älteren Betriebsformen<br />
des Mittel- und Nie<strong>der</strong>waldes meist anfangs<br />
noch beibehalten wurden. Die neu unter Forst-
404 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />
regie gelangten Ödlän<strong>der</strong>eien wurden systematisch<br />
aufgeforstet, wozu, beson<strong>der</strong>s auf sehr armen und<br />
degradierten Böden, oft Nadelhölzer (Kiefer und Fichte)<br />
verwendet wurden. Diese Neuaufforstungen wurden<br />
von vornherein im Hochwaldbetrieb bewirtschaftet.<br />
Aber auch in den alten Wäl<strong>der</strong>n ging man allmählich<br />
immer mehr zum Hochwald über, und vielerorts<br />
brachte man dann auch hier Nadelhölzer mit<br />
ein, die sich auf ärmeren Böden als ertragreicher als<br />
das Laubholz erwiesen.<br />
Im Bereich <strong>der</strong> Landwirtschaft ermöglichte vor allem<br />
die Einführung <strong>der</strong> Mineraldüngung eine Meliorierung<br />
<strong>der</strong> mesohemeroben Magerrasenvegetation.<br />
Diese wurde großenteils in euhemerobe Acker und<br />
Grünlän<strong>der</strong>eien umgewandelt; unter den letzteren gab<br />
es nunmehr neben den schon früher vorhandenen<br />
Heuwiesen auch Weiden, die allein und ausschließlich<br />
<strong>der</strong> Beweidung durch das Vieh dienten. Magerrasen<br />
und Heiden blieben nur auf den ungünstigsten<br />
Böden als Relikte des älteren Zustandes erhalten. Die<br />
zunehmende wissenschaftliche Untermauerung <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft führte im Laufe <strong>der</strong> Zeit zu einer stärkeren<br />
Differenzierung des Anbaues mit <strong>der</strong> Zielsetzung,<br />
möglichst an jedem Ort diejenige Kulturart anzuwenden,<br />
die den gegebenen Standortsbedingungen<br />
am besten entspricht.<br />
So nahm die mitteleuropäische Pflanzendecke<br />
allmählich den Zustand an, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> ersten<br />
Hälfte unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts von <strong>der</strong> sich entwickelnden<br />
Pflanzensoziologie vorgefunden<br />
wurde. Die Wäl<strong>der</strong>, inzwischen wie<strong>der</strong> 20-30 ®/o<br />
<strong>der</strong> Landesfläche bedeckend, hatten sich gegenüber<br />
den früheren Degradationsprodukten infolge<br />
des Hochwaldbetriebes zum Teil wie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> potentiellen natürlichen Klimaxvegetation<br />
angenähert; zum an<strong>der</strong>en Teile waren neue, anthropogene<br />
Forstgesellschaften entstanden. Der<br />
großen Diversität <strong>der</strong> Kulturen auf den landwirtschaftlich<br />
genutzten Flächen entsprach eine<br />
große Zahl von Ersatzgesellschaften (verschiedene<br />
Typen von Wiesen, Weiden, Ackerunkrautgesellschaften<br />
usw.), die sich anhand ihrer<br />
Artenvielfalt vegetationskundlich leicht differenzieren<br />
ließen.<br />
Diese Form <strong>der</strong> Vegetationsglie<strong>der</strong>ung blieb<br />
bis etwa 1950 bestehen. Seither sind erneut starke<br />
Verändemngen eingetreten, die vorwiegend den<br />
landwirtschaftlich genutzten Bereich betreffen<br />
und durch die Mechanisierung und Industrialisierung<br />
<strong>der</strong> Landwirtschaft bedingt sind. Sie sind<br />
gekennzeichnet durch die rigorose Beseitigung<br />
<strong>der</strong> natürlichen Standortsvielfalt („Flurbereinigung“,<br />
Symbol Planierraupe), übermäßige Düngung<br />
(am extremsten durch Gülle in Gebieten<br />
mit Massentierhaltung) und großflächige An<br />
wendung von Herbiziden zur Unkrautbekämpfung.<br />
Folge ist, daß immer größere Flächenanteile<br />
in einen polyhemeroben Zustand übergehen.<br />
Dadurch sind von den früheren vielen<br />
euhemeroben Pflanzengesellschaften heute oft<br />
nur extrem artenarme Fragmente übrig, die sich<br />
kaum noch differenzieren lassen. Nur die Waldbestände<br />
haben sich bisher wenig verän<strong>der</strong>t (infolge<br />
Aufgabe landwirtschaftlicher Nutzflächen<br />
ist übrigens mit ihrer allmählichen Vergrößerung<br />
zu rechnen). Von den Einflüssen <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
werden sie höchstens marginal betroffen<br />
(z. B. durch Eutrophierung infolge Nährstoffeintrag);<br />
stärker sind mancherorts Schäden<br />
durch die verstärkte Freizeitnutzung infolge <strong>der</strong><br />
Motorisierung <strong>der</strong> Bevölkerung. Insgesamt kann<br />
man die heutige Periode <strong>der</strong> anthropogenen Vegetationsentwicklung<br />
als die Zeit <strong>der</strong> Technisierung<br />
<strong>der</strong> Landschaft bezeichnen.<br />
Tab. 42: Herkunft <strong>der</strong> Flora <strong>der</strong> anthropogenen<br />
Vegetationstypen.<br />
Umrahmt; Anthropochoren.<br />
*■= aus diesen Quellen auch Bildung neuer, anthropogener<br />
Sippen.<br />
Magerrasen, Heiden, Wiesen, Weiden:<br />
Neukombination aus<br />
• Waldflora (vor allem Sukzessionsstadien, sowie<br />
arm, trocken, naß)<br />
• Neuzuwan<strong>der</strong>ern<br />
- von Nichtwald-Standorten im Gebiet<br />
- von außerhalb Mitteleuropas<br />
Äcker:<br />
Neukombination aus<br />
• Kulturpflanzen (absichtlich eingefuhrt)<br />
• Unkräutern, Herkunft:<br />
- instabile Stellen im Gebiet*<br />
Kunstforsten:<br />
nur die Bäume nicht autochthon, und zwar<br />
• von an<strong>der</strong>en Waldstandorten im Gebiet
Die aktuelle Flora und Vegetation 405<br />
Flora<br />
Vom Ende <strong>der</strong> Urwaldzeit an bis zum Beginn<br />
<strong>der</strong> allgemeinen Technisierung um 1950 entstanden<br />
immer wie<strong>der</strong> neue anthropogene Vegetationstypen.<br />
Je mehr sich diese strukturell von<br />
<strong>der</strong> natürlichen Waldvegetation unterschieden,<br />
um so weniger konnten sie allein von Sippen<br />
aus <strong>der</strong> idiochoren Waldflora (als Apophyten)<br />
aufgebaut werden. Ihre Sippengarnitur wurde<br />
folglich, durch Bestandteile an<strong>der</strong>er autochthoner<br />
(Nichtwald-) Gesellschaften, vor allem aber<br />
durch Epökophyten aus an<strong>der</strong>en Florengebieten<br />
aufgefüllt (Tab. 42). Das bedeutete also eine Bereicherung<br />
<strong>der</strong> Flora durch hinzukommende<br />
Archäo- und später auch Neophyten. Nicht nur<br />
für letztere, son<strong>der</strong>n auch für viele Archäophyten<br />
gibt es inzwischen recht genaue Hinweise<br />
auf die Zeit ihres erstmaligen Auftretens (Abb.<br />
191).<br />
Ihre Einwan<strong>der</strong>ung erfolgte auf unterschiedliche Weise<br />
(vgl. auch Tab. 19, S. 77). Die Diasporen von Ackerunkräutern<br />
wurden oft xenophytisch zusammen mit<br />
dem ungereinigten Saatgut <strong>der</strong> Kulturpflanzen verbreitet.<br />
Für die Ausbreitung von Magerrasen-Arten hatten<br />
die Schafe eine außerordentlich große Bedeutung,<br />
die in ihrem dichten Fell Diasporen zahlreicher Arten<br />
transportieren (auch solche ohne jegliche Epizoochorie-Anpassungen);<br />
beson<strong>der</strong>s wirksam waren die<br />
früher im Rahmen <strong>der</strong> „Transhumanz“ alljährlich<br />
stattfindenden weiten Wan<strong>der</strong>ungen großer Schafherden.<br />
Erst in <strong>der</strong> jetzigen Periode <strong>der</strong> Technisierung ist<br />
diese Entwicklung in großem Ausmaße rücldäufig.<br />
Zwar hat es auch früher, bei je<strong>der</strong> Ändemng<br />
von Wirtschaftsweisen, starke Fluktuationen in<br />
<strong>der</strong> Häufigkeit mancher Sippen gegeben. Der<br />
gleichzeitige Rückgang des Vorkommens zahlreicher<br />
Arten mit <strong>der</strong> Gefahr ihres Verschwindens<br />
(vgl. Fin k etc. 1992, Jedicke 1997) und damit <strong>der</strong><br />
starken Dezimiemng <strong>der</strong> Gesamtflora ist jedoch<br />
neu. Die Gründe hierfür wurden im Vorstehenden<br />
aufgezeigt. Wie eine nähere Analyse <strong>der</strong> im<br />
Rückgang befindlichen Sippengarnitur zeigt (Tab.<br />
43), sind davon die Epökophyten (und ebenso<br />
Apophyten) <strong>der</strong> meso- und euhemeroben Vegeta-<br />
Art<br />
SG ML NL BZ EZ GZ Heute<br />
Abb. 19T. Auftreten einiger wichtiger<br />
mitteleuropäischer Ackerunkräuter<br />
und Ru<strong>der</strong>alpflanzen in <strong>der</strong><br />
Nacheiszeit (nach Pollen- und Diasporenfunden).<br />
SG = Spätglazial, ML = Mesolithikum,<br />
NL = Neolithikum, BZ = Bronzezeit,<br />
EZ = Eisenzeit, GZ = Geschichtliche<br />
Zeit. Unter „Heute“ sind<br />
ggf die Gefährdungskategorien nach<br />
<strong>der</strong> Roten Liste für Nie<strong>der</strong>sachsen angegeben,<br />
als Hinweis auf Rückgangstendenzen.<br />
Die drei erstgenannten Arten sind seit<br />
dem Spätglazial durchgehend nachgewiesen<br />
und daher trotz ihrer Präferenz<br />
anthropogener Standorte als<br />
idiochor anzusehen. Demgegenüber<br />
erscheint die Hauptmenge <strong>der</strong> häufigen<br />
Unkrautarten erst im Neolithikum.<br />
Im übrigen ist auffällig, daß einige<br />
heute beson<strong>der</strong>s gefährdete Arten<br />
erst sehr spät eingewan<strong>der</strong>t sind,<br />
wohl unter beson<strong>der</strong>s günstigen Bedingungen.<br />
Nach WiLLERDiNG 1986 und Garve<br />
1993.<br />
C e n ta u re a c y a n u s<br />
S te lla ria m e d ia<br />
Tara xacu m o ffic in a le<br />
C o n v o lv u lu s a rv e n s is<br />
C h e n o p o d iu m a lb u m<br />
A trip le x p a tu la<br />
P a p a v e r rfio e a s<br />
L a m iu m p u rp u re u m<br />
M a tric a ria c h a m o m illa<br />
C a p s e lla b u rs a -p a s to rls<br />
T h ia s p i a rv e n s e<br />
A g ro s te m m a g ith a g o<br />
B ro m u s s te rllls<br />
S in a p is a rv e n s is<br />
S o n c h u s o le ra c e u s<br />
F u m a ria o ffic in a lis<br />
A s p e ru la a rv e n s is<br />
L ith o s p e rm u m a rv e n s e<br />
A rte m is ia v u lg a ris<br />
M y o s o tis a rv e n s is<br />
E u p h o rb ia h e lio s c o p ia<br />
A n th é m is a rv e n s is<br />
A d o n is a e s tiv a lis<br />
B a llo ta n ig ra<br />
M a tric a ria in o d o ra<br />
R a n u n c u lu s a rv e n s is<br />
P o a a n n u a<br />
C o n iu m m a c u la tu m<br />
S e n e c io v u lg a ris<br />
C h ry s a n th e m u m se g e tu m<br />
C o n s o lid a re g a lis<br />
M e la m p y ru m a rv e n s e<br />
L e g o u s ia s p e c u lu m -v e n e ris<br />
N ig e lia a rv e n s is<br />
M e iilo tu s o ffic in a lis
406 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />
Tab. 43: Anzahl gefährdeter Gefäßpflanzen (Gefährdungskategorien 0-3) in den mitteleuropäischen<br />
Vegetationstypen und ihr prozentueller Anteil an <strong>der</strong>en Gesamt-Artenzahl.<br />
Bezogen aufWestdeutschland vor 1990. Die Arten sind jeweils nur den Vegetationstypen zugeordnet, in denen<br />
sie ihr Hauptvorkommen haben. - Nach Sukopp etc. 1978.<br />
Vegetationstyp (in Klammern die Nummern <strong>der</strong> Klassen in Tab. 44)<br />
Gefährdete Arten<br />
Zahl %<br />
Trocken- und Halbtrockenrasen (10, 24, 27) 145 33<br />
Oligotrophe Moore und Gewässer (21 z.T, 22, 23, 34, 35) 117 56<br />
Ackerunkrautfluren und kurzlebige Ru<strong>der</strong>alvegetation (31) 80 24<br />
Feuchtwiesen (21 z.T, 29 z.T.) 72 , 32<br />
Vegetation eutropher Gewässer (37-39) 52 31<br />
Trockenwäl<strong>der</strong> und -gebüsche (3, 4, 8 z.T.) 46 15<br />
Zwergstrauchheiden und Borstgrasrasen (25, 26) 34 23<br />
Hygrophile Therophytenfluren (28 z.T, 36) 30 36<br />
Subalpine Vegetation (12) 30 9<br />
Alpine Vegetation (13-17, 18 z.T, 19 z.T.) 28 8<br />
Ausdauernde Ru<strong>der</strong>al-, Stauden- und Schlagfluren (7, 30, 32) 21 7<br />
Kriechpflanzenrasen (33 z.T.) 20 22<br />
Küstenvegetation (40-47) 19 21<br />
Bodensaure Sommerwäl<strong>der</strong> und Nadelwäl<strong>der</strong> (2, 9, 11) 15 11<br />
Feucht- und Naßwäl<strong>der</strong> (5, 6) 13 7<br />
Frischwiesen und -weiden (29 z.T.) 11 8<br />
Mesophile Sommerwäl<strong>der</strong> einschl Tannenwäl<strong>der</strong> (1, 8 z.T.) 10 4<br />
Quellfluren (20) 6 17<br />
Außeralpine Felsvegetation (18 z.T, 19 z.T.) 5 6
Die aktuelle Flora und Vegetation 407<br />
tionstypen beson<strong>der</strong>s stark betrofien. Von den wenigen<br />
Neophyten, die sich heute neu einbürgern,<br />
werden die entstehenden Verluste bei weitem<br />
nicht ausgeglichen.<br />
Zusammenfassend ist zu konstatieren, daß<br />
<strong>der</strong> menschliche Einfluß in Mitteleuropa bis<br />
etwa 1950 insgesamt, wenn auch mit internen<br />
Schwankungen, eine Zunahme sowohl <strong>der</strong><br />
Standortsdiversität als auch <strong>der</strong> Artenzahl in <strong>der</strong><br />
Flora bewirkt hat (Abb. 192). Seitdem geht jedoch<br />
die standörtliche und floristische Vielfalt<br />
immer mehr verloren und damit auch ein wesentlicher<br />
Teil <strong>der</strong> Attraktivität und Lebensqualität<br />
in unserer Kulturlandschaft.<br />
3 Die aktuelle Flora und<br />
Vegetation<br />
Unter Mitteleuropa verstehen wir den historischen<br />
deutschen Kulturraum, also den Bereich<br />
von den W -O verlaufenden Küsten <strong>der</strong> Nordund<br />
Ostsee bis und mit den ebenfalls W -O streichenden<br />
Alpen. Mit dem Tiefland des Nordens,<br />
den Hügeln und Mittelgebirgen <strong>der</strong> Mitte und<br />
dem Hochgebirge des Südens zeichnet es sich<br />
durch große landschaftliche Vielfalt und kleinräumige<br />
Glie<strong>der</strong>ung aus. Trotzdem sind aber in<br />
Flora, Vegetation und Kulturlandschaft doch<br />
viele gemeinsame Züge zu erkennen. Diese „Einheit<br />
in <strong>der</strong> Vielfalt“ hat gewiß auch kulturgeschichtliche<br />
Ursachen, bemht aber in <strong>der</strong> Hauptsache<br />
auf dem relativ einheitlichen Klima.<br />
Trotz <strong>der</strong> N-S-Erstreckung über fast 10 Breitengrade<br />
än<strong>der</strong>t sich das Temperaturklima von<br />
<strong>der</strong> Küste bis zum Alpenrand nur wenig, bedingt<br />
durch den in gleicher Richtung erfolgenden Geländeanstieg.<br />
In W-O-Richtung zeigt sich zwar<br />
eine langsame Abnahme des ozeanischen Einflusses,<br />
mit geringeren Temperatur-Amplituden<br />
im W und größeren im O ; doch sind auch diese<br />
Unterschiede, im weltweiten Rahmen gesehen,<br />
unbedeutend. So zeigt die natürliche Vegetation<br />
des nemoralen Sommerwaldes im Norden<br />
nur eine geringe, vorwiegend edaphisch<br />
bedingte Variation. In <strong>der</strong> Mitte und im Süden<br />
wird das schwache großräumige Klimagefälle<br />
Abb. 192: Anteil <strong>der</strong> Hemerobiegrade, Standortsdiversität<br />
und Fluktuation <strong>der</strong> Artenzahl in <strong>der</strong><br />
Pflanzendecke M itteleuropas seit Beginn des<br />
menschlichen Einflusses, schematisch.<br />
von den regionalen Einflüssen des Reliefs, die<br />
sich beson<strong>der</strong>s auf das Nie<strong>der</strong>schlagsregime, aber<br />
auch auf das thermische Mesoklima auswirken,<br />
überlagert und dadurch teils verstärkt, teils abgeschwächt;<br />
hinzu kommt hier noch <strong>der</strong> viel stärkere<br />
Wechsel des geologischen Substrats. Infolgedessen<br />
ist die Diversität <strong>der</strong> natürlichen Flora<br />
und Vegetation hier wesentlich erhöht; nicht<br />
nur <strong>der</strong> Sommerwald zeigt stärkere Variabilität,<br />
son<strong>der</strong>n auch die Vielfalt an Son<strong>der</strong>standorten,<br />
die das Auftreten von extra- und azonalen Vegetationstypen<br />
ermöglichen, ist größer.<br />
Im Süden ragen die plurizonalen Alpen aus<br />
ihrer nemoralen Umgebung in die Boreale und<br />
Alpine Stufe empor. Beim Aufstieg gelangt man<br />
aus dem reinen Sommerwald <strong>der</strong> tieferen Lagen<br />
zunächst in die durch Nadel-Laub-Mischwäl<strong>der</strong><br />
charakterisierte boreonemorale Übergangsstufe.<br />
Bei etwa 1300-1600 m Höhe beginnt<br />
die Boreale Stufe, die bis an die alpine Waldgrenze<br />
reicht. Diese liegt zwischen etwa 1800 m<br />
in den Randalpen und 2200 (2400) m in den<br />
Zentralalpen und wird oft von einem Krummholzgürtel<br />
begleitet. Die Alpine Stufe reicht<br />
theoretisch bis zur klimatischen Schneegrenze<br />
(etwa 2400 m in den Rand-, bis 3400 m in den<br />
Zentralalpen); doch gibt es infolge des Reliefs<br />
keine wirkliche Grenzlinie, einzelne Kormophyten<br />
gehen noch wesentlich höher hinauf<br />
{Ranunculus glacialis bis 4275 m). In den höheren<br />
Mittelgebirgen ist eine fragmentarische Alpine<br />
Stufe nur auf den höchsten Kuppen angedeutet<br />
(Gr. Belchen in den Vogesen, Feldberg<br />
im Schwarzwald, Arber im Böhmerwald, Brokken<br />
im Harz; ausgedehnter nur auf <strong>der</strong> Schneekoppe<br />
im Riesengebirge); die Boreale Stufe beginnt<br />
hier meist erheblich tiefer als in den Alpen,<br />
ist aber vom boreonemoralen Ökoton oft<br />
schwer abzugrenzen.<br />
Von <strong>der</strong> Alpinen Stufe abgesehen, nahmen<br />
die von Natur aus waldfreien Son<strong>der</strong>standorte<br />
(vor allem Gewässer, Hochmoore, extreme Felsund<br />
Trockenhänge, Salzböden <strong>der</strong> Meeresküsten)<br />
nur sehr kleine Flächen (< 5 % <strong>der</strong> Gesamtfläche)<br />
ein. Heute sind infolge <strong>der</strong> Eingriffe<br />
des Menschen 70-80 % waldfrei. Die auf diesen<br />
entwaldeten Flächen entstandenen anthropogenen<br />
Vegetationstypen zeichnen nicht nur<br />
die Unterschiede des natürlichen Vegetationsmosaiks<br />
mit an<strong>der</strong>en Bauelementen nach, son<strong>der</strong>n<br />
vervielfachen sie noch infolge <strong>der</strong> Einwirkung<br />
unterschiedlicher Nutzungsformen. Ihre<br />
Zahl ist in den Tieflagen bei weitem am größ-
'''<br />
i<br />
408 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />
m<br />
ten; in <strong>der</strong> Borealen und erst recht in <strong>der</strong> Alpinen<br />
Stufe treten nur wenige anthropogene Gesellschaften<br />
auf<br />
Die so als Ergebnis <strong>der</strong> natürlichen und anthropogenen<br />
Entwicklung entstandene aktuelle<br />
Pflanzendecke kann hier nur in ihren Grundzügen<br />
behandelt werden. Für eine detaillierte<br />
und umfassende Schil<strong>der</strong>ung sei auf die klassischen<br />
Werke von M eusel etc. (1965-92) für die<br />
Flora und E llenberg (1963/96) für die Vegetation<br />
sowie auf die neuen Zusammenstellungen<br />
<strong>der</strong> Pflanzengesellschaften von Pott (1995) und<br />
Grabherr etc. (1993) verwiesen. Sie bilden auch<br />
die wichtigste Grundlage für die folgenden Kurzdarstellungen.<br />
a<br />
Floristische Einordnung und<br />
Florenelemente<br />
Wie früher besprochen, gehört Mitteleuropa zur<br />
Südeurosibirischen Florenregion (FRg 6, vgl.<br />
S. 93). Ähnlich wie über die Umgrenzung dieser<br />
Region sind auch die Ansichten über ihre<br />
Unterteilung kontrovers. Die Zahl <strong>der</strong> beschrie<br />
benen Florenprovinzen liegt zwischen 4 (W alter<br />
etc. 1970) und 11 (M eusel etc. 1992). Orientiert<br />
man sich auch an vegetationskundlichen<br />
Aspekten, so erscheint eher eine geringere Zahl<br />
angemessen. Demgemäß unterscheiden wir hier<br />
(vornehmlich in Anlehnung an W alter etc.<br />
1970, ZoHARY 1973 und K ornM etc. 1986) folgende<br />
Florenprovinzen (Abb. 193);<br />
(1) Atlantische Florenprovinz: das humide,<br />
wintermilde Klimaxgebiet des Lorbeer-<br />
Sommerwaldes in W-Europa.<br />
(2) M itteleuropäische Florenprovinz: <strong>der</strong><br />
westliche, großenteils euhumide, mäßig<br />
winterkalte Teil des flächig verbreiteten<br />
Klimaxgebietes des reinen Sommerwaldes<br />
und des Taiga-Sommerwaldes.<br />
(3) Sarmatische Florenprovinz: <strong>der</strong> östliche,<br />
sehr winterkalte Teil des Klimaxbereiches<br />
des Taiga-Sommerwaldes und des reinen<br />
Sommerwaldes einschließlich des semihumiden<br />
sarmatischen Waldes am Südrande.<br />
(4) Submediterrane Florenprovinz: <strong>der</strong> stark<br />
durch Gebirge geglie<strong>der</strong>te Ubergangs-<br />
S ü d e u r o s ib ir is c h e F R g<br />
F lo r e n p r o v in z e n :<br />
1 A tla n t is c h e<br />
2 M itt e le u r o p ä is c h e<br />
3 S a r m a tis c h e ' '<br />
4 S u b m e d ite r r a n e<br />
5 E u x i n is c h - H y r k a n is c h e<br />
6 P o n t is c h - S ü d s ib ir is c h e<br />
i A lp is c h e<br />
A A r k t is c h e F R g<br />
B Z ir k u m b o r e a le F R g :<br />
a S k a n d is c h e P r.<br />
b W e s t s ib ir is c h e P r.<br />
M M e d it e r r a n e F R g<br />
T I r a n o - T u r a n is c h e F R g<br />
r V '<br />
i<br />
M<br />
Die aktuelle Flora und Vegetation 409<br />
bereich zur Mediterranen Region, in dem<br />
in den trocken-warmen Tieflagen <strong>der</strong> semihumide<br />
submediterrane Wald herrscht,<br />
während die kühl-feuchten Gebirge noch<br />
Mitteleuropa entsprechen.<br />
(5) Euxinisch-Hyrkanische Florenprovinz:<br />
das dem submediterranen ähnelnde Gebiet<br />
im Bereich des Schwarzen und Kaspischen<br />
Meeres, in dem die Flora stärker mit Relikten<br />
des tertiären Optimalwaldes angereichert<br />
ist.<br />
(6 ) Pontisch-Südsibirische Florenprovinz: das<br />
trocken-winterkalte Gebiet <strong>der</strong> Steppen und<br />
Waldsteppen, nach O bis zum Fuße des<br />
Altais reichend.<br />
Zu diesen sechs flächig (zonal) ausgedehnten<br />
Provinzen kommt noch als siebente, disjunktetageale<br />
hinzu:<br />
(7) Alpische Florenprovinz: die Alpen und<br />
übrigen höheren Gebirge (z. B. Pyrenäen,<br />
Karpaten; die Einbeziehung des Kaukasus<br />
ist umstritten).<br />
Charakterisiert nicht nur durch Florenelemente<br />
<strong>der</strong> Alpinen Stufe, son<strong>der</strong>n auch durch viele Sippen,<br />
die infolge <strong>der</strong> großen Standortsdiversität<br />
in tieferen Lagen neu entstanden sind und sich<br />
kaum über das betreffende Gebirge hinaus ausgebreitet<br />
haben. Zur sprachlichen Differenzierung<br />
gegenüber <strong>der</strong> global definierten Alpinen<br />
Stufe wurde als Florenelement-Bezeichnung die<br />
Wbrtform „alpisch“ geschaffen, doch wird diese<br />
Unterscheidung nur selten konsequent durchgeführt.<br />
Jede dieser Provinzen ist durch spezielle Florenelemente<br />
gekennzeichnet. Deren Zahl ist am<br />
kleinsten in <strong>der</strong> Mitteleuropäischen Provinz,<br />
denn die Vertreter <strong>der</strong> hier typischen Waldflora<br />
greifen fast alle noch ± weit auf an<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />
Sommerwald-Domäne angehörende Provinzen<br />
über. Einige typische Arealbil<strong>der</strong> von Sippen <strong>der</strong><br />
mitteleuropäischen Flora mit unterschiedlichem<br />
pflanzengeographischem Charakter zeigt Abb.<br />
194.<br />
Unser Gebiet hegt zum größten Teil in <strong>der</strong><br />
Mitteleuropäischen Provinz, nur <strong>der</strong> NW gehört<br />
<strong>der</strong> Atlantischen Provinz an, und <strong>der</strong> S wird von<br />
<strong>der</strong> Alpischen Provinz überlagert. Starke floristische<br />
Einflüsse kommen aber auch aus <strong>der</strong><br />
unmittelbar südlich angrenzenden Submediterranen<br />
Provinz. Insbeson<strong>der</strong>e von SW (vom<br />
Rhonetal her) und SO (vom Pannonischen Bekken)<br />
strahlen sie in die trocken-warmen Beckenlandschaften<br />
des südlichen Berg- und Hügellandes<br />
ein, bis ins oberrheinische, innerböhmische<br />
und mitteldeutsche Trockengebiet und<br />
z. T. noch weiter nach NO (z. B. Quercus pubescens<br />
an <strong>der</strong> unteren O<strong>der</strong>). In den beiden letztgenannten<br />
Gebieten spielen auch Elemente aus<br />
<strong>der</strong> Sarmatischen und <strong>der</strong> weiter entfernten Pontisch-Südsibirischen<br />
Provinz eine Rolle, die vereinzelt<br />
auch noch weiter im W und SW auftreten<br />
(z. B. Adonis vernalis im Mainzer Becken und<br />
im Wallis). Im äußersten N O , <strong>der</strong> schon <strong>der</strong><br />
boreonemoralen Zone angehört, sind auch Elemente<br />
borealer Herkunft (aus FRg 2) im Tiefland<br />
verbreitet; weit nach W bis in die Atlantische<br />
Provinz gehen die borealen Hochmoor-<br />
Sippen. Sonst gibt es boreale Elemente in <strong>der</strong><br />
entsprechenden Höhenstufe im Gebirge, und<br />
in <strong>der</strong> Alpinen Stufe sind auch solche aus <strong>der</strong><br />
Arktischen Region (FRg 1) von großer Bedeutung<br />
(„Arktisch-Alpin“, vgl. S. 335). Ferner treten<br />
noch Sippen aus <strong>der</strong> Irano-Turanischen (FRg<br />
10) und <strong>der</strong> Mediterranen Florenregion (FRg 8 )<br />
in Mitteleuropa auf, doch sind diese wohl überwiegend<br />
Anthropochoren (Archäophyten), wie<br />
es die weitgehende Beschränkung ihres Vorkommens<br />
auf anthropogene Vegetationstypen andeutet.<br />
Zu diesen Florenbestandteilen mit deutlich<br />
definierter begrenzter Verbreitung kommen<br />
dann noch solche, <strong>der</strong>en Areale den Umfang<br />
von Florenregionen weit übertreffen, bis hin zu<br />
Kosmopoliten.<br />
So ist die Gesamtflora Mitteleuropas durch<br />
Einflüsse aus den verschiedensten Richtungen<br />
geprägt. Das bedeutet zugleich, daß sie wenig<br />
Eigenständiges besitzt. Eine größere Anzahl von<br />
Endemiten enthalten nur die Alpen, d. h. die<br />
Alpische Florenprovinz. Hierzu gehören nicht<br />
nur Sippen <strong>der</strong> Alpinen Stufe selbst, mit z. T.<br />
sehr kleinen Arealen, son<strong>der</strong>n auch solche tieferer<br />
Lagen (dealpische Elemente); selbst Waldpflanzen<br />
sind darunter. In <strong>der</strong> eigentlichen Mitteleuropäischen<br />
Florenprovinz gibt es hingegen<br />
nur sehr wenige Endemiten.<br />
Ein wichtiges Element <strong>der</strong> mitteleuropäischen<br />
Flora sind schließlich die Anthropocho-ren. So<br />
weit sie archäophytisch sind, ist ihr mutmaßlicher<br />
Status allerdings nur durch Indizien angedeutet,<br />
und sie werden daher in <strong>der</strong> Floristik<br />
gewöhnlich nicht von den Idiochoren unterschieden<br />
und wie diese den gängigen chorologischen<br />
Kategorien zugeordnet. Eindeutig als<br />
solche belegt sind nur die Neophyten. Obwohl<br />
sie sich von den Archäophyten nur in einem
S<br />
f i '<br />
4 10 Z u r Pflanzen geograph ie M itteleuropas<br />
1 Ranunculus<br />
lanuginosus<br />
S r ’<br />
f l<br />
Astragalus arenarius<br />
f<br />
"V<br />
< r X -<br />
2 Corydalis claviculata<br />
. \ Semh<br />
^ ^ palatin«k(<br />
3 Acer monspessulanum s.str.'<br />
l i<br />
^ 7 Ilex aquifolium s.l.<br />
d<br />
iV-<br />
- X : ' -<br />
r<br />
4 Fagus orientalis<br />
Sr'<br />
8 Fraxinus excelsior<br />
^ ^Vj<br />
Ö<br />
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-ttu,, r “<br />
■A.<br />
5 -<br />
LÄi<br />
r r ^<br />
Abb. 194: Beispiele charakteristischer Florenelemente in Mitteleuropa und Umgebung.<br />
1 Mitteleuropäisch; 2 Atlantisch; 3 Submediterran; 4 Euxinisch-hyrkanisch (Fagus sylvatica vgl. Abb. 21); 5 Sarmatisch;<br />
6 Pontisch-südsibirisch; 7 Atlantisch/submediterran/euxinisch-hyrkanisch; 8 Atlantisch/mitteleuropäisch/sarmatisch/submediterran/euxinisch-hyrkanisch<br />
(d. h. + im gesamten Sommerwaldgebiet). - Nach M eusel<br />
etc. 1965f., B rowicz 1982f. u. a.
Die aktuelle Flora und Vegetation 411<br />
einzigen quantitativen, prinzipiell eigentlich<br />
unwichtigen Merkmal unterscheiden, werden sie<br />
von manchen Floristen - und auch Vegetationskundlern<br />
- zu Unrecht als etwas qualitativ ganz<br />
Verschiedenes behandelt.<br />
b<br />
Vegetation<br />
Die aktuelle Vegetation Mitteleuropas, einschließlich<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong> Borealen und Alpinen Stufen<br />
in den Gebirgen, besteht aus zahllosen<br />
Vegetationseinheiten, die z. Z. in 47 Klassen<br />
(Pott 1995) eingeordnet werden. Von diesen enthalten<br />
nur etwa 7 die eigentliche Klimaxvegetation,<br />
und etwa 1 0 umfassen überwiegend<br />
anthropogene Vegetationstypen. Alle übrigen<br />
sind Gesellschaften von Extrem- und Son<strong>der</strong>standorten,<br />
einschließlich <strong>der</strong> <strong>der</strong> Binnengewässer<br />
( 6 Klassen) und <strong>der</strong> Meeresküsten ( 8 Klassen).<br />
Dabei ist die Trennung zwischen natürlicher<br />
und anthropogener Vegetation aber keineswegs<br />
scharf Einen ungefähren Überblick über<br />
die Amplitude des Natürlichkeitsgrades und die<br />
Höhenverbreitung <strong>der</strong> Klassen gibt Tab. 44.<br />
Im Folgenden wird die Differenzierung <strong>der</strong><br />
Vegetationsdecke kurz besprochen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
bezüglich <strong>der</strong> ökologisch bedingten Verbreitung<br />
<strong>der</strong> einzelnen Klassen. Die wichtigsten ökologischen<br />
Faktoren, die dabei in Betracht kommen,<br />
sind:<br />
• klimatische:<br />
- Länge <strong>der</strong> Vegetationsperiode (bzw. des<br />
Sommers)<br />
- Wärme<br />
- Feuchtigkeit<br />
• edaphische:<br />
- Bodentextur<br />
- Bodenchemismus<br />
- Wasserregime des Bodens<br />
• dynamische:<br />
- Art <strong>der</strong> Verjüngung<br />
- Standortswandel (ggf)<br />
• anthropogene:<br />
- Nutzungsart<br />
- Intensität <strong>der</strong> Nutzung<br />
- indirekte Einflüsse (z. B. Immissionen).<br />
Am Anfang steht die Vegetation des Landes,<br />
die nicht nur flächenmäßig dominiert, son<strong>der</strong>n<br />
auch bezüglich des Natürlichkeitsgrades die<br />
größten Unterschiede aufweist; es folgen dann<br />
die Binnengewässer und die Meeresküsten. Die<br />
Anordnung <strong>der</strong> Landvegetation folgt etwa dem<br />
Gradienten abnehmen<strong>der</strong> Natürlichkeit, von <strong>der</strong><br />
naturnahen Klimaxvegetation <strong>der</strong> drei thermischen<br />
Stufen über die Vegetation von Son<strong>der</strong>und<br />
Extrem standorten und mesohemerobe<br />
Halbkulturgesellschaften bis hin zu Beständen<br />
rein eu- und polyhemeroben Charakters. Die<br />
syntaxonomische Nomenklatur richtet sich im<br />
wesentlichen nach Pott 1995.<br />
Klimaxwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Normalstandorte<br />
Die Klimaxausbildungen <strong>der</strong> beiden in Mitteleuropa<br />
auftretenden W aldformationen, des<br />
nemoralen Sommerwaldes und <strong>der</strong> borealen Taiga,<br />
sind nicht nur physiognomisch, son<strong>der</strong>n<br />
auch pflanzensoziologisch deutlich getrennt.<br />
Dementsprechend treten im Ubergangsbereich<br />
zwischen beiden Domänen auch Vegetationseinheiten<br />
aus beiden nebeneinan<strong>der</strong> auf<br />
N em o rale Z o n e bzw. S tu fe . Die Sommerwäl<strong>der</strong><br />
des Tieflandes und <strong>der</strong> unteren Berglagen<br />
differenzieren sich nach <strong>der</strong> Bodengüte (vgl. das<br />
Ökogramm Abb. 27, S. 60). Auf den edaphisch<br />
reichen bis mittleren Standorten stocken die<br />
Querco-Fagetea (1 in Tab. 44), und zwar in Form<br />
mehrerer Verbände <strong>der</strong> Ordnung Fagetalia, die<br />
als Normaltyp des europäischen Sommerwaldes<br />
gelten kann. In den Tieflagen sind sie meist als<br />
buchendominierter Mischwald, in <strong>der</strong> (unteren)<br />
montanen Stufe als reiner Buchenwald ausgebildet.<br />
Die Flora, namentlich die <strong>der</strong> sehr artenreichen<br />
Krautschicht, umfaßt überwiegend südeurosibirische<br />
Elemente, wobei <strong>der</strong> Verbreitungsschwerpunkt<br />
<strong>der</strong> meisten mitteleuropäisch/submediterran/euxinisch-hyrkanisch<br />
ist.<br />
Die armen Standorte werden von Eichenwäl<strong>der</strong>n<br />
d tr Quercetea robori-petraeae (2 ) besiedelt,<br />
<strong>der</strong>en artenarme Krautschicht durch einige nemoral<br />
und boreal weit verbreitete Sippen sowie<br />
solche mehr atlantischer Provenienz geprägt<br />
wird. Im W können Wäl<strong>der</strong> aus beiden Klassen<br />
als Lorbeer-Sommerwäl<strong>der</strong> mit unterständiger<br />
Hülse {Ilex aquifolium) ausgebildet sein. Die<br />
Ea^ite/M-Gesellschaften sind durch den Menschen<br />
off in mesohemerober Richtung abgewandelt<br />
(Eichen-Hainbuchen-Mittelwäl<strong>der</strong>, Eichenforsten<br />
u. V . a.); selbst euhemerobe Ausbildungen<br />
kommen vor, die in diesen Komplex gehören<br />
(z. B. Ahorn- und Robinien-Wäl<strong>der</strong> auf<br />
Schuttkippen u. dgl.; wamm manche Vegeta-
412 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />
Tab. 44: Die Klassen <strong>der</strong> mitteleuropäischen Vegetation und ihre Verbreitung bezüglich <strong>der</strong> Höhenstufen<br />
und des anthropogenen Einflusses.<br />
K = Natürliche Gesellschaft an Klimaxstandorten; S = dsgl. an Son<strong>der</strong>-, Extrem- o<strong>der</strong> Pionierstandorten; M =<br />
Anthropogene Gesellschaft an oligo- und mesohemeroben Standorten; E = dsgl. an eu- und polyhemeroben<br />
Standorten. 4- = typische Verbreitung, • = nur geringfügig verbreitet. - Nach Pott 1995, D ierschke 1994,<br />
E llenberg 1963/96, G rabherr etc. 1993 u. a.<br />
Nr. Klasse Deutscher Name Nemoral Boreal Alpin<br />
(Zahl <strong>der</strong> Ordnungen) K S M E K S M E K S M E<br />
í<br />
1 Querco-Fagetea (2) Sommerwäl<strong>der</strong><br />
+ + 4- • 4-<br />
reicherer Böden<br />
2 Quercetea robori-petraeae Eichen-Sommerwäl<strong>der</strong> -t- -1- 4-<br />
armer Böden<br />
3 Erico-Pinetea Schneeheide-<br />
+ 4-<br />
Kiefemwäl<strong>der</strong><br />
4 PuhatiUo-Pinetea (2) Steppen-Kiefemwäl<strong>der</strong> + •<br />
5 Alnetea glutinosae Erlenbruchwäl<strong>der</strong> 4- 4-<br />
6 Salicetea purpureae W eichholz-Auengehölze 4- • 4-<br />
7 Epilobietea an^stifoln Kahlschlagfluren und<br />
4- 4- 4- 4-<br />
-gebüsche<br />
8 Rhamno-Prunetea (3) Waldmäntel und<br />
4- 4- •<br />
Gebüsche reicherer Böden<br />
9 Franguktea alni (2) Waldmäntel u. Gebüsche + +<br />
armer Böden<br />
10 Trifolio-Geranietea Waldsäume + +<br />
sanguinei (2)<br />
11 Vacamo-Piceetea Boreale Nadelwäl<strong>der</strong> + + + *<br />
12 Betulo-Adenostyktea Subalpine Gebüsche<br />
und Hochstaudenfluren<br />
13 Elyno-Seslerietalia Alpine Blaugrasrasen<br />
+<br />
albicantis<br />
■<br />
14 Caricetea curvulae Alpine Krummseggenrasen • • 4-<br />
15 Carici-rupestris-<br />
Alpine Windeckenrasen +<br />
Kobresietea bellardii<br />
16 Loueleurio- Vaccinietea Alpine Windheiden 4-<br />
17 Salicetea herbaceae Alpine Schneetälchenfluren 4-<br />
18 Aspknietea trichomanis (3) Felsspaltenfluren + + • + • +<br />
19 l 'hlaspietea rotundijolit (7) Steinschutt- und<br />
4 ’ 4- 4- +<br />
Geröllfluren<br />
20 Montio-Cardaminetea (2) Quellfluren 4- 4- + 4- +<br />
21 Scheuchzerio-<br />
Kleinseggen-Sumpffasen + 4- 4- +<br />
Caricetea nigrae (3)<br />
22 Oxycocco-Sphagnetea Hochmoorbulten und<br />
4- 4- 4-<br />
Moorheiden<br />
23 Utricularietea intermedio- Zwergwasserschlauch- + • 4-<br />
minoris<br />
Moortümpel<br />
24 Festuco-Brometea (2) Basenreiche Magerrasen • 4- • •<br />
25 Calluno-Ulicetea (2) Saure Magerrasen und<br />
• + 4-<br />
Heiden<br />
26 Vioktea calaminariae Schwermetallrasen + 4- 4-<br />
27 Koekrio-Corynephoretea (3) Trockene Pionier- und<br />
4-<br />
4- 4-<br />
Felsbodenrasen<br />
■<br />
28 Isoeto-Nanojmcetea Feuchte Pionierrasen • +<br />
29 Molinio-Arrhena- Grünlandgesellschaften 4- 4- 4- •<br />
theretea s.str. (3)<br />
30 Galio-Urticetea (2) Nitrophile Uferstaudenfluren<br />
4- 4-<br />
u.<br />
Säume<br />
4-<br />
4-<br />
-
Die aktuelle Flora und Vegetation 413<br />
Forts. Tab. 44: Die Klassen <strong>der</strong> mitteleuropäischen Vegetation und ihre Verbreitung bezüglich <strong>der</strong> Höhenstufen<br />
und des anthropogenen Einflusses.<br />
Nr. Klasse Deutscher Name Nemoral Boreal Alpin<br />
(Zahl <strong>der</strong> Ordnungen) K S M E K S M E K S M E<br />
31 Stellarietea mediae (3) Ackemnkrautfluren und + •<br />
Pionier-Ru<strong>der</strong>alfluren<br />
32 Artemisietea vulgaris (3) Ausdauernde Ru<strong>der</strong>alfluren • • -t -F -F<br />
33 Plantapnetea majoris s.I. (2) Trittrasen + -F<br />
34 Littorelletea umßorae Strandlings-Litoralrasen -1- •<br />
35 Chareteafiagilis (2) Armleuchter- -F • •<br />
Unterseewiesen<br />
36 Bidentetea tripartitae Schlammuferfluren -1- -F 4-<br />
37 Phragmitetea australis (2) Röhrichte und -F -F •<br />
Großseggenrie<strong>der</strong><br />
38 Potamogetonetea pectincui Laichkraut- -F + •<br />
Unterseewiesen<br />
39 Lemnetea minoris Wasserlinsendecken -F -F -F<br />
40 Ammophiletea arenariae Strandhaferfluren -F<br />
41 Cakiktea maritimae Sandstrand-Spülsäume -F<br />
42 Asteretea tripolii Salzwiesen -F -F •<br />
43 Sapnetea maritimae Salz-Pionierrasen -F -F<br />
44 Thero-Salicomietea (2) Quellerfluren -F<br />
45 Spartinetea maritimae Schlickgrasfluren -F<br />
46 Ruppietea maritimae Meersaldenwiesen -F<br />
47 Zosteretea marinae Seegraswiesen -F<br />
tionskundler solche Bestände nicht als Wald akzeptieren<br />
wollen, ist nicht ganz verständlich).<br />
¿«ercitiÄ-Gesellschaften können in Gebieten<br />
mit ehemals starker Streunutzung, Nie<strong>der</strong>waldwirtschaft<br />
usw. auch Degradationsstadien weniger<br />
reicher Fagetalia-WiXAtr sein.<br />
B o reale S tu fe. Die Klimaxvegetation dieser<br />
Stufe wird ungeachtet <strong>der</strong> Bodengüte von Nadelwäl<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> auch in <strong>der</strong> Borealen Zone Nordeuropas<br />
herrschenden Vaccinio-Piceetea (11) gebildet,<br />
wobei in den unteren Lagen meist die<br />
Fichte, in den höchsten Lagen <strong>der</strong> Alpen aber<br />
Zirbe und Lärche (diese als langlebige Pionierholzart)<br />
dominieren. Die ICrautschicht enthält<br />
neben borealen Elementen in den Alpen auch<br />
eine Reihe alpischer Endemiten. In nemoralen<br />
Tieflagen bedecken zu dieser Klasse gehörende<br />
mesohemerobe Forsten aus Kiefer, Fichte o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Koniferen (z. B. Douglasie) heute große<br />
Flächen.<br />
B o re o n e m o ra le r Ö k o to n . Das zonale Areal<br />
dieses Ubergangssaumes erreicht Mitteleuropa<br />
gerade noch im äußersten NO. Hier sind die<br />
besseren Standorte von Gesellschaften<br />
(ohne Buche, aber nicht selten mit einzeln beigemischter<br />
Fichte) besetzt. Auf den ärmeren<br />
herrschen hingegen Vaccinio-Piceetea^'iXdtr, die<br />
an feuchteren Stellen zuweilen aus Fichte, überwiegend<br />
aber aus Kiefer bestehen; solche trokken-armen<br />
Kiefernwäl<strong>der</strong> {Dicrano-Pinion) sind<br />
von <strong>der</strong> Forstwirtschaft von Ostpreußen aus, wo<br />
sie sicher natürlich sind, weit nach W ausgedehnt<br />
worden, so daß ihre natürliche Westgrenze<br />
heute kaum noch festzustellen ist. In <strong>der</strong><br />
boreonemoralen Gebirgsstufe ist die Differenzierung<br />
im Prinzip ähnlich; wesentliches Merkmal<br />
ist aber, daß hier die Tanne als spezielles<br />
Element dieser Stufe hinzutritt. Die Fagetalia-<br />
Gesellschaften <strong>der</strong> reicheren Böden sind als<br />
Buchen-Tannen-Wald ausgebildet, die Vaccinio-<br />
Piceetea <strong>der</strong> ärmeren als Tannen-Fichten-Wald.<br />
Durch den Einfluß des Menschen ist die Fichte<br />
allerdings in beiden Waldtypen stark angereichert<br />
worden, oft bis hin zu Reinbeständen, die<br />
dann auch auf besseren Standorten - wie die<br />
Nadelholzforsten <strong>der</strong> Tieflagen - zu den Vaccinio-Piceetea<br />
gehören.
414 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />
Wäl<strong>der</strong> auf Son<strong>der</strong>standorten<br />
Als Son<strong>der</strong>standorte bezeichnen wir hier solche,<br />
an denen die Pflanzendecke zwar noch Wald ist<br />
(im Gegensatz zu Extremstandorten, die keinen<br />
Wald mehr zulassen), dieser aber von <strong>der</strong><br />
Klimaxausbildung <strong>der</strong> Normalstandorte soziologisch<br />
stärker abweicht. Zwei Gruppen von<br />
Son<strong>der</strong>standorten sind zu unterscheiden: solche<br />
mit sehr trocken-flachgründigen Böden, und solche<br />
die permanent o<strong>der</strong> zeitweise durch Nässe<br />
beeinflußt werden.<br />
T ro ck e n -fla ch g rü n d ig . An solchen Stellen<br />
treten mehrere verschiedene Waldtypen auf. Ist<br />
das Substrat sehr arm-sauer, so handelt es sich<br />
in den Tieflagen meist um Bestände 6sx Quercetea<br />
robori-petraeae. Auf basenreicheren Unterlagen<br />
können jedoch solche aus drei an<strong>der</strong>en Klassen<br />
erscheinen, von denen zwei auf <strong>der</strong>artige Standorte<br />
beschränkt sind; allerdings haben sie auch<br />
vieles gemeinsam, so daß die Zuordnung zur<br />
einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en manchmal etwas willkürlich<br />
erscheint. Die ökologischen Unterschiede betreffen<br />
im wesentlichen Klimamerkmale sowohl<br />
hygrischer als auch thermischer Art.<br />
In euhumidem, z. T. ziemlich nie<strong>der</strong>schlagsreichem<br />
Klima vor allem des Alpenbereichs finden<br />
sich über Kalkstein und -Schotter die Erico-<br />
Pinetea (3). Es sind Wäl<strong>der</strong> aus Pinus sylvestris (von<br />
Kärnten und Nie<strong>der</strong>österreich nach SO auch aus<br />
P. nigra), die von nemoralen Tieflagen bis in die<br />
Boreale Stufe aufsteigen (hier z. T , so im Schweizer<br />
Nationalpark, mit <strong>der</strong> Spirke, P. undnata). Im<br />
Unterwuchs finden sich neben alpischen (z. B.<br />
die namengebende Erica camea) auch eine Reihe<br />
von submediterranen Elementen.<br />
Bei trocken-sommerwarmem, subhumidem<br />
Klima kommt als weiterer differenzieren<strong>der</strong> Faktor<br />
die Winterkälte hinzu. In wintermilden Tieflagen<br />
<strong>der</strong> tiefen Täler und Becken des ITügelund<br />
Berglandes treten zu den Querco-Fagetea<br />
gehörende Flaumeichenwäl<strong>der</strong> auf Es sind letzte,<br />
verarmte Vorposten <strong>der</strong> OxAnwg, Quercetalia<br />
pubescenti-petraeae, die die Klimaxvegetation in<br />
den semihumiden, vor allem den submediterranen<br />
Teilen <strong>der</strong> europäischen Sommerwaldregion<br />
bildet; dementsprechend sind sowohl die<br />
Baumarten (Quercus pubescens, selten auch ^<br />
cerris und Acer monspessulanum) als auch viele<br />
typische Vertreter <strong>der</strong> Krautschicht submediterrane<br />
Elemente. In winterkälteren Gebieten, so<br />
im östlichen Tiefland sowie in etwas höheren<br />
(montanen) Lagen mancher trockener Alpentäler<br />
(Wallis, Vinschgau) wird <strong>der</strong> Flaumeichenwald<br />
durch Kiefernwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Pulsatillo-Pinetea<br />
(4) ersetzt, die neben submediterranen auch eine<br />
Anzahl sarmatischer und pontisch-südsibirischer<br />
Florenelemente enthalten.<br />
N ä sse b e e in flu ß t. Je nach Art des Nässeeinflusses<br />
sind hier zwei Gruppen von Wäl<strong>der</strong>n zu<br />
unterscheiden. Auf Böden mit dauernd hoch anstehendem<br />
Grundwasser (das zuweilen auch<br />
über die Bodenoberfläche ansteigt) stocken die<br />
torfbildenden Bruchwäl<strong>der</strong>. Sie werden auf euund<br />
mesotrophem Substrat von <strong>der</strong> Schwarzerle<br />
beherrscht und bilden hier die eigene Klasse<br />
<strong>der</strong> A lnetea glutinusae (5), die außer im humiden<br />
Sommerwaldgebiet auch noch in <strong>der</strong><br />
Borealen Zone vorkommt (wegen Fehlens geeigneter<br />
Standorte allerdings nicht in <strong>der</strong><br />
Borealen Stufe) und dementsprechend überwiegend<br />
aus weit verbreiteten Arten besteht. Sie sind<br />
bei uns oft durch W iesen ersetzt o<strong>der</strong> in<br />
mesohemerobe Pappelforsten umgewandelt und<br />
daher vielerorts selten geworden. Ist das Substrat<br />
sehr arm und sauer, so wird <strong>der</strong> Erlenbruchwald<br />
durch Birkenbruchwald aus Betula pubescens<br />
ersetzt, <strong>der</strong> soziologisch (als Betulionpubescentis)<br />
zu den Vaccinio-Piceetea gehört.<br />
Periodisch überschwemmte, sonst aber eher<br />
grundwasserferne Standorte in Flußtälern besiedeln<br />
die Auenwäl<strong>der</strong>, die noch nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong><br />
Hochwasserdynamik zu unterteilen sind. Sehr<br />
häufig und direkt den Überschwemmungen<br />
ausgesetzt und daher infolge von Schäden an<br />
Vegetation und Boden sehr instabil ist die<br />
Weichholzaue. Sie wird von Weidenbeständen<br />
<strong>der</strong> Saliceteapurpureae (6 ) besiedelt, die teilweise<br />
als Wäl<strong>der</strong> (meist aus Salix alba), überwiegend<br />
aber als Gebüsche ausgebildet sind und dann<br />
eher zu den Waldmänteln (s. nächster Abschnitt)<br />
gehören. In <strong>der</strong> nur relativ selten und<br />
kurzzeitig überschwemmten Hartholzaue <strong>der</strong><br />
größeren Flußtäler des Tieflandes, wo die Hochwässer<br />
kaum erodierend, son<strong>der</strong>n durch die Absetzung<br />
von Feinsedimenten eher düngend wirken,<br />
sind die aus Eiche, Ulme, Esche, Hainbuche<br />
u. a. bestehenden W äl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Klimaxvegetation<br />
so ähnlich, daß sie soziologisch zu<br />
den Fagetalia (als Alno-Ulntion) gehören. Gleiches<br />
gilt für die Erlen-Auenwäl<strong>der</strong> (aus Ainus<br />
glutinosa in den tieferen, A . incana in höheren<br />
Lagen bis in die Boreale Stufe) in den Tälern<br />
kleinerer Gewässer mit wenig Hochwasser
Die aktuelle Flora und Vegetation 415<br />
dynamik. Infolge <strong>der</strong> Rodungstätigkeit des Menschen<br />
sind von den Auenwäl<strong>der</strong>n vielerorts nur<br />
noch kleine Reste übrig geblieben.<br />
Baumfreie Standorte im Kontext <strong>der</strong><br />
Wäl<strong>der</strong><br />
In den Kontext des Ökosystems Wald gehören<br />
zwei Gruppen von Natur aus baumfreier Vegetationstypen:<br />
die durch die Verjüngungsdynamik<br />
bedingte Pioniervegetation, und die Übergangsgesellschaften<br />
am Rande des Waldes gegen<br />
waldfreie Flächen.<br />
P io n ie rv e g e ta tio n . Die im Rahmen <strong>der</strong> natürlichen<br />
Sukzession bei katastrophischer Verjüngung<br />
kurzzeitig auftretenden Pionierstadien<br />
lassen sich in <strong>der</strong> Klasse Epilobietea angustifolii<br />
(7) zusammenfassen. Hierher gehören die ersten<br />
kurzlebigen Annuellenbestände (z. B. Senecio<br />
sylvalicus), die darauf folgenden ausdauernden<br />
Staudenfluren (z. B. Epilobium angustifolium,<br />
Digitalis purpurea, A tropa belladonna) und die<br />
zum Pionierwald überleitenden Gebüsche aus<br />
weichholzigen Sträuchern (z. B. Sambucus)\ sie<br />
reichen mit nur geringer Abwandlung bis in die<br />
Boreale Stufe hinauf Die zugehörigen Arten<br />
sind z. T. von sehr weiter {Epilobium angustifolium<br />
z. B. südeurosibirisch/zirkumboreal), teils von<br />
mehr regionaler Verbreitung. Infolge <strong>der</strong> Forstwirtschaft<br />
sind die Kahlschlagfluren heute viel<br />
häufiger als in <strong>der</strong> Naturlandschaft; auf immer<br />
wie<strong>der</strong> gestörten Plätzen wie Waldwegen,<br />
Holzlagerplätzen u. dgl. können sie auch als<br />
Vegetation mesohemeroben Charakters länger<br />
erhalten bleiben.<br />
W ald rän d er. In <strong>der</strong> Naturlandschaft können<br />
Waldrän<strong>der</strong> klimatisch o<strong>der</strong> edaphisch bedingt<br />
sein. Ihre Vegetation läßt sich noch in zwei physiognomische<br />
Formationen unterteilen: den aus<br />
Sträuchern aufgebauten Waldmantel, und den<br />
aus Stauden bestehenden krautigen Waldsaum.<br />
Klimatisch bedingte Waldrän<strong>der</strong> kommen bei<br />
uns nur an <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze vor. Vielerorts<br />
(jedoch keineswegs überall) sind hier auffällige,<br />
auch flächig ausgedehnte Mantelgesellschaften<br />
in Form von Krummholz ausgebildet,<br />
die sich edaphisch differenzieren. Auf mehr trokken-flachgründigen<br />
Böden (häufig über Kalkunterlage)<br />
ist die dominierende Art die Latsche<br />
(Legföhre, Pinus mugo s. str.), auf feucht-reichtiefgründigen<br />
die Grünerle {Ainus viridis), meist<br />
im Gemisch mit Sa/ix-Arten. Während die Latschenbestände<br />
sich soziologisch den Erico-Pinetea<br />
anschließen (im Erico-IHnion mugi), bilden<br />
die Grünerlengebüsche die eigene Klasse Betulo-<br />
Adenostyletea (12). Zu dieser gehören auch die<br />
mit den Gebüschen oft ein Mosaik bildenden,<br />
als Saumgesellschaften erscheinenden alpinen<br />
Hochstaudenfluren. In <strong>der</strong> Artengarnitur mischen<br />
sich alpische Elemente (z. B. Adenostyles<br />
alliariae, Doronicum austriacum-, auch Pinus mugó)<br />
mit solchen, die auch in <strong>der</strong> Borealen und/o<strong>der</strong><br />
Arktischen Zone weit verbreitet sind {Ainus<br />
viridis s. 1., Geranium sylvaticum, Cicerbita alpina).<br />
Die alpine Waldgrenzvegetation bei<strong>der</strong> Typen<br />
kann in den Alpen auch in den Waldstufen an<br />
Son<strong>der</strong>standorten (z. B. Grünerlen in Lawinenbahnen,<br />
vgl. Abb. 165, S. 322) sowie als anthropogene<br />
Ersatzgesellschaften auftreten.<br />
Waldrän<strong>der</strong> edaphischen Charakters sind gegenüber<br />
flachgründig-felsigen Extremstandorten<br />
sowie Gewässern ausgebildet. Die hier wachsenden<br />
Waldmantel-(Gebüsch-)Gesellschaften differenzieren<br />
sich in zwei Klassen. Die <strong>der</strong> trockneren<br />
und ± basenreichen Böden gehören zu<br />
den Rhamno-Prunetea (8 ), die neben vielen südeurosibirisch<br />
verbreiteten Straucharten auch einige<br />
submediterrane und pontisch-südsibirische<br />
Elemente (z. B. Amelanchier ovalis, Prunusfruticosa)<br />
enthalten. Die zweite Klasse, die Eranguletea<br />
alni (9), umfaßt Waldmäntel auf arm-sauren<br />
Böden sowie an Rän<strong>der</strong>n stehen<strong>der</strong> Gewässer,<br />
die nur aus wenigen Arten unterschiedlicher<br />
Verbreitung (z. B. Frángula alnus südeurosibirisch/boreal.<br />
Lonicera periclymenum atlantisch)<br />
bestehen (die neuerdings üblich gewordene Heranziehung<br />
zahlreicher Rubus-fruticosus-Y^zmarten<br />
zu diagnostischen Zwecken ist eher als<br />
unglücklich anzusehen). Beide Mantelgesellschaften<br />
haben sich in <strong>der</strong> Kulturlandschaft an<br />
künstlichen Waldrän<strong>der</strong>n und als Gebüsche und<br />
Hecken (auch als Pioniere <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>bewaldung<br />
auf Magerrasen) weit ausgebreitet und bedekken<br />
heute ein Vielfaches <strong>der</strong> Fläche ihrer natürlichen<br />
Vorkommen; den mesohemeroben Rham <br />
no-Prunetea fehlen dabei meistens die beson<strong>der</strong>s<br />
an Wärme und Trockenheit angepaßten Sippen.<br />
Die Vegetation <strong>der</strong> krautigen Waldsäume bildet<br />
die Masse Trifolio-Geranietea sanguinei {\Q).<br />
Die Unterschiede bezüglich <strong>der</strong> Bodengüte äußern<br />
sich hier in <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung in 2 Ordnungen:<br />
die Origanetalia vulgaris auf reicheren und<br />
die M elam pyro-H olcetalia mollis auf arm-sauren<br />
Böden. Für die floristischen Beziehungen gilt
416 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />
Ähnliches wie bei den Gebüschgesellschaften,<br />
ebenso für die starke anthropogene Ausbreitung,<br />
die heute infolge <strong>der</strong> Verbrachung vieler von<br />
Gebüschen durchsetzten Magerrasen noch zunimmt<br />
(„Versäumung“).<br />
Geschlossene Vegetation <strong>der</strong> Alpinen Stufe<br />
Den Reigen <strong>der</strong> waldfernen Nichtphanerophyten-Gesellschaften<br />
eröffnen wir mit den klimatisch<br />
bedingten Vegetationstypen <strong>der</strong> Alpinen<br />
Stufe. Neben den Normalstandorten sind hier<br />
auch geländebedingte, in ökologischer Hinsicht<br />
vorwiegend durch vom Normalen abweichende<br />
Schneebedeckung gekennzeichnete Son<strong>der</strong>standorte<br />
mit inbegriffen (die im Hochgebirge<br />
beson<strong>der</strong>s verbreiteten ± feinbodenfreien Felsund<br />
Steinschuttflächen werden zusammen mit<br />
denen <strong>der</strong> tieferen Lagen als Extremstandorte<br />
behandelt; ebenso werden auch amphibische<br />
Standorte mit denen <strong>der</strong> tieferen Lagen zusammengefaßt).<br />
Die überwiegend aus Stauden<br />
(einschl. Grasartigen) und Zwergsträuchern (neben<br />
vielen Kryptogamen) bestehende Flora enthält<br />
durchgängig ein Gemisch aus „arktisch-alpinen“<br />
und genuin alpischen Florenelementen.<br />
K lim a x s ta n d o rte . Die Rasengesellschaften<br />
<strong>der</strong> Normalstandorte sind entsprechend <strong>der</strong> Bodengüte<br />
geglie<strong>der</strong>t. Auf kalk- bzw. basenreichen<br />
Böden wachsen die Elyno-Seslerietalia albicantis<br />
(13), die sich durch beson<strong>der</strong>en Artenreichtum<br />
auszeichnen. Dabei werden die mengenmäßig<br />
dominierenden Grasartigen im Aspekt meist<br />
durch zahlreiche schönblühende Dikotylen {Leguminosae,<br />
Compositae, Primulaceae, Gentianaceae,<br />
Caryophyllaceae, Scrophulariaceae u. a.) übertroffen;<br />
viele Arten sind alpische Elemente, die oft<br />
aus submediterranen Verwandtschaftskreisen<br />
stammen. Den arm-sauren Flügel auf Silikatunterlagen<br />
bilden die viel artenärmeren, auch<br />
im Aspekt mehr von Grasartigen beherrschten<br />
Caricetea curvulae (14). Beide Gesellschaften<br />
können an waldfreien Son<strong>der</strong>standorten auch<br />
in die Boreale Stufe hinabsteigen; die Caricetea<br />
curvulae kommen in dieser auch als weidebedingte<br />
Ersatzgesellschaft vor.<br />
S o n d e rsta n d o rte . Die Schneedecke bildet in<br />
<strong>der</strong> Alpinen Stufe einen wichtigen ökologischen<br />
Faktor, einerseits als Schutz gegen Frost und<br />
Austrocknung, an<strong>der</strong>erseits durch die Begrenzung<br />
<strong>der</strong> Länge <strong>der</strong> Vegetationsperiode (vgl.<br />
S. 319). An exponierten Stellen auf Graten und<br />
Buckeln, wo sie durch Windwirkung reduziert<br />
wird, sog. Windecken, kommt es zu starker Auslese<br />
durch Frosttrocknis, <strong>der</strong> nur wenige beson<strong>der</strong>s<br />
angepaßte Sippen gewachsen sind, darunter<br />
mehrere von sehr weiter arktisch-alpiner Verbreitung.<br />
Auf besseren, basenreichen Böden<br />
wachsen hier die meist aus niedrigen Grasartigen<br />
bestehenden Carici-rupestris-Kobre-sietea<br />
bellardii (15), auf sauren, basenarmen die dem<br />
Boden angedrückten, oft mit Flechten durchsetzten<br />
Zwergstrauchteppiche <strong>der</strong> Loise-leurio-<br />
Vaccinietea (16). Das an<strong>der</strong>e Extrem bilden die<br />
sog. Schneetälchen, Mulden und Hangfüße (oft<br />
in N -E x p o sitio n ), an denen <strong>der</strong> Schnee<br />
zusammengeweht und durch spätes Ausapern<br />
die Vegetationsperiode stark (bis auf weniger als<br />
2 Monate) verkürzt wird. Sie tragen die aus nur<br />
wenigen Kormophyten bestehenden Salicetea<br />
herbaceae (17); an den am spätesten ausapemden<br />
Stellen finden sich nur noch Moose.<br />
Natürlich waldfreie trockene<br />
Extremstandorte<br />
Hierher gehören Geländeteile, in denen das<br />
Wachstum von Wald bzw. geschlossenen alpinen<br />
Rasen wegen fehlenden Feinbodens nicht<br />
möglich ist, d. h. solche mit anstehendem Fels<br />
o<strong>der</strong>± lockerem Steinschutt und Geröll. Sie nehmen<br />
in <strong>der</strong> Alpinen Stufe wegen <strong>der</strong> dort vorherrschenden<br />
physikalischen Verwitterung die<br />
größten Flächen ein, kommen aber auch in tieferen<br />
Lagen vor bis hinab in die Durchbruchstäler<br />
<strong>der</strong> größeren Flüsse und die Schichtstufen<br />
des nie<strong>der</strong>en Berg- und Hügellandes. Wie die<br />
flächige Verbreitung ist auch die Artenzahl <strong>der</strong><br />
zugehörigen Vegetationstypen, die man als<br />
edaphische Halbwüsten bezeichnen kann, in <strong>der</strong><br />
Alpinen Stufe am größten, nach unten zeigt sich<br />
eine zunehmende Verarmung. Unter den beteiligten<br />
Sippen sind einige von sehr weiter Verbreitung;<br />
größer ist aber die Zahl <strong>der</strong> alpischen<br />
Elemente.<br />
A n ste h e n d e r Fels. Die Gesellschaften <strong>der</strong><br />
Felsvegetation bilden die Klasse Asplenietea<br />
trichomanis (18). Es sind weit offene Bestände<br />
aus normalen, teils auch polsterförmigen o<strong>der</strong><br />
sukkulenten Stauden und Zwergsträuchern<br />
(dazu viele Moose) in den Spalten und Klüften<br />
des Gesteins. 2 Ordnungen sind zu unterscheiden:<br />
die sehr artenreichen P otentilletalia
Die aktuelle Flora und Vegetation 417<br />
caulescentis auf Kalkgestein und die artenärmeren<br />
Androsacetalia vandellii auf sauren Unterlagen.<br />
Beide reichen von <strong>der</strong> Alpinen Stufe bis in die<br />
Tieflagen hinab. Hier treten sie auch als mesohemerobe<br />
Vegetation in Steinbrüchen und an<br />
Bauwerken auf; namentlich die Potentilletalia<br />
haben sich in Mauerfugen anthropochor weit<br />
über ihr natürliches Areal hinaus bis ins Norddeutsche<br />
Tiefland ausgebreitet, allerdings bestehen<br />
sie hier nur noch aus einigen durch ihre<br />
Sporen leicht verbreiteten Farnen (z. B. Asplénium<br />
mta-murarid). Nur an meso-, z. T. sogar an<br />
euhemeroben Mauerstandorten des Tieflandes<br />
finden sich Fragmente einer dritten Ordnung,<br />
<strong>der</strong> von Natur aus in wintermilden Gegenden<br />
West- und Südeuropas verbreiteten Parietarietalia<br />
judaicae, die bei uns nur aus verwil<strong>der</strong>ten<br />
Gartenpflanzen (z. B. Cymbalaria muralis) gebildet<br />
werden.<br />
S te in sch u tt und G e rö ll. Diese Standortstypen<br />
sind sehr variabel, sie differenzieren sich<br />
nicht nur nach <strong>der</strong> chemischen Zusammensetzung<br />
des Gesteins, son<strong>der</strong>n noch nach vielen<br />
weiteren Merkmalen wie <strong>der</strong> Form und Größe<br />
<strong>der</strong> Gesteinspartikel o<strong>der</strong> <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Neigung<br />
des Geländes abhängigen Stabilität. Dementsprechend<br />
besteht die Vegetation aus unterschiedlichen<br />
Lebensformen. Am häufigsten sind<br />
Stauden verschiedener Wuchsform (z. B. borstig<br />
wachsende „Schuttstauer“ o<strong>der</strong> „Schuttwan<strong>der</strong>er“<br />
mit langen, sich im Geröll ober- o<strong>der</strong> unterirdisch<br />
ausbreitenden Kriechtrieben), aber<br />
auch Spaliersträucher und aufrechte Kleinsträucher<br />
sowie Therophyten können eine Rolle spielen.<br />
Zwar wird dieses ganze heterogene Ensemble<br />
in <strong>der</strong> Klasse Thlaspietea rotundifolii (19)<br />
zusammengefaßt, doch glie<strong>der</strong>t sich diese dann<br />
in 7 Ordnungen auf. 4 davon haben ihren<br />
Schwerpunkt in <strong>der</strong> Alpinen Stufe; die beiden<br />
wichtigsten, weit verbreiteten und auch ziemlich<br />
artenreichen sind die Thlaspietalia rotundifo<br />
lii auf kalkreichen und die Androsacetalia alpinae<br />
auf silikatischen Unterlagen. Entsprechend<br />
gibt es auch 2 Ordnungen auf Hangschottern<br />
<strong>der</strong> Tieflagen, die Stipetalia calamagrostis auf<br />
Kalk und die (sehr artenarmen) Galiopsietalia<br />
segetum auf Silikat. Auf Kies- und Schotterbänken<br />
schnellfließen<strong>der</strong> Alpenflüsse finden<br />
sich schließlich die Epilobietalia fleischeri. Sie<br />
steigen von <strong>der</strong> Alpinen Stufe bis in die Tieflagen<br />
hinab; in diesen enthalten sie die einzigen<br />
Fundorte mancher in höheren Lagen verbreitetet,<br />
„herabgeschwemmter“ Sippen wie z. B.<br />
Linaria alpina und Hutchinsia alpina. Diese Gesellschaft<br />
findet sich auch auf anthropogen verän<strong>der</strong>ten<br />
Stellen wie Kiesabbauflächen u. dgl.;<br />
auch die beiden vorgenannten Ordnungen können<br />
als mesohemerobe Vegetation in Steinbrüchen<br />
und auf Abraumhalden des Bergbaues<br />
auftreten, wenn auch oft nur sehr fragmentarisch.<br />
Natürlich waldfreie amphibische<br />
(süßwasserbeeinflußte) Standorte<br />
Hier fassen wir waldfreie Vegetationstypen zusammen,<br />
die durch fließendes o<strong>der</strong> stehendes,<br />
entwe<strong>der</strong> dauernd in Bodenniveau o<strong>der</strong> wechselnd<br />
wenig ober- und unterhalb desselben befindliches<br />
Wasser gekennzeichnet sind, ohne daß<br />
sie direkten Zusammenhang mit größeren offenen<br />
Gewässern haben müssen. Nach Art des<br />
Wasserregimes und <strong>der</strong> Mineralstoflfversorgung<br />
<strong>der</strong> Vegetation können Quellfluren, Flachmoorund<br />
Hochmoorgesellschaften unterschieden<br />
werden.<br />
Q u e llflu re n . Ständig fließende Riesel- und<br />
Sickerquellen des Berg- und Hügellandes sowie<br />
die Rän<strong>der</strong> <strong>der</strong> aus ihnen entstehenden schnellfließenden<br />
Quellbäche haben einige beson<strong>der</strong>e<br />
Standortseigenschaften: die ganzjährig gleichbleibend<br />
niedrige Temperatur ermöglicht die<br />
Ausbildung zwar schwachwüchsiger, aber immergrüner<br />
Vegetation, und das dauernde Fließen<br />
führt auch dann zu relativ guter Versorgung mit<br />
Mineralstoffen, wenn <strong>der</strong> absolute Mineraliengehalt<br />
des Wassers gering ist. Die aus nur<br />
wenigen niedrigen Kormophyten meist weiter<br />
(namentlich borealer) Verbreitung bestehenden,<br />
oft mehr von Moosen beherrschten Bestände<br />
bilden die Klasse M ontio-Cardaminetea (20).<br />
Nach den Lichtverhältnissen läßt sie sich in 2<br />
Ordnungen glie<strong>der</strong>n. Die Cardamino-Chrysosplenietalia<br />
umfassen die im Inneren nemoraler und<br />
borealer Wäl<strong>der</strong> gelegenen, abhängigen Gesellschaften<br />
<strong>der</strong> Waldquellen, die zwar selbst keine<br />
Bäume enthalten, aber von denen <strong>der</strong> umgebenden<br />
Waldgesellschaft beschattet werden. Die in<br />
vollem Licht wachsende Quell- und Quellbachvegetation<br />
<strong>der</strong> M ontio-Cardaminetalia ist<br />
in <strong>der</strong> Alpinen Stufe natürlich; im Waldgebiet<br />
hat sie hingegen meist mesohemeroben Charakter<br />
(gewöhnlich innerhalb von bewirtschaftetem<br />
Grünland gelegen).
418 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />
*. .1<br />
• 1<br />
F la ch m o o re . Hierher gehören amphibische<br />
Standorte mit Torfbildung, die durch hochanstehendes<br />
bzw. aufsteigendes Gmndwasser o<strong>der</strong><br />
durch Überrieselung mit Mineralien versorgt<br />
werden; von den Quellfluren, zu denen Übergänge<br />
bestehen, unterscheiden sie sich durch die<br />
geringere (wenn überhaupt) Fließgeschwindigkeit<br />
und weniger gleichbleibende Temperaturen.<br />
Die Vegetation besteht meist aus niedrigen (bis<br />
mittelhohen), von weit verbreiteten Cyperaceen<br />
und Binsen dominierten Rasen. Soziologisch<br />
gehören sie 2 Ordnungen <strong>der</strong> Klasse Scheuchzerio-Caricetea<br />
nigrae (21) an. Auf kalkreichem<br />
Substrat wachsen die Caricetalia davallianae, die<br />
(beson<strong>der</strong>s in den Kalkalpen) neben den Grasartigen<br />
oft viele schönblühende Arten enthalten.<br />
Die weniger artenreichen Caricetalia nigrae<br />
besiedeln kalkarme, aber noch relativ gut nährstoffversorgte<br />
Standorte. In <strong>der</strong> Alpinen Stufe<br />
natürlich, sind die Flachmoorgesellschaften im<br />
Bereich <strong>der</strong> Waldstufen oft anthropogen ausgeweitet,<br />
z. B. als Ersatzgesellschaft von Erlenbruchwäl<strong>der</strong>n;<br />
heute sind sie hier ebenso wie<br />
an<strong>der</strong>e Halbkulturgesellschaften stark im Rückgang.<br />
H o ch m o o r-V e g e ta tio n sk o m p le x . Die nur<br />
durch mineralarmes Regenwasser gespeisten<br />
(ombrogenen), wachsenden Hochmoore (vgl.<br />
S. 303), die in NW-Deutschland früher große<br />
Flächen bedeckten, sind heute bis auf minimale<br />
Reste zerstört (etwas besser erhalten sind noch<br />
einige wenige in höheren Gebirgslagen). In intakter<br />
Form bild(et)en sie ein charakteristisches<br />
Kleinmosaik aus etwas erhöhten Bülten und tieferen,<br />
am Grunde meist mit Wasser gefüllten<br />
Schlenken, <strong>der</strong>en Vegetation sich auf Klassenebene<br />
unterscheidet. Auf den Bülten wachsen<br />
Gesellschaften <strong>der</strong> Oxycocco-Sphagnetea (22), die<br />
neben Sphagnum und an<strong>der</strong>en Moosen vorwiegend<br />
Zwergsträucher teils borealer, teils atlantischer<br />
Verbreitung sowie einige Grasartige enthalten.<br />
Die (neben Sphagnum) überwiegend aus<br />
Cyperaceen bestehende Vegetation <strong>der</strong> Schlenken<br />
bildet hingegen die Ordnung Scheuchzerietalia<br />
palustris innerhalb <strong>der</strong> Scheuchzerio-<br />
Carketea nigrae. Als dritte Komponente gehören<br />
zum Hochmoorkomplex noch die in etwas<br />
größeren, auf verschiedene Weise entstandenen<br />
Vertiefungen befindlichen Moortümpel mit einer<br />
submersen Vegetation aus Sphagnum und wenigen<br />
Korm ophyten (zumeist insektivoren<br />
Utricularia-hrttri), die als Klasse Utricularietea<br />
intermedio-minoris (23) beschrieben wurden. Die<br />
Entwässerung <strong>der</strong> Hochmoore hat - vor Einsetzen<br />
weiterer Kultivierungsmaßnahmen - zunächst<br />
zu einer starken Ausweitung <strong>der</strong> Oxycocco-<br />
Sphagnetea in Form von Erica tetralix dominierter<br />
Feuchtheiden geführt. Auch die Moortümpelgesellschaft<br />
konnte sich in historischer Zeit in<br />
den durch die bäuerliche Torfnutzung entstandenen<br />
Torfstichlöchern ausbreiten, ist aber inzwischen<br />
wie<strong>der</strong> zurückgegangen. Wie weit die<br />
heute an einigen Stellen vom Naturschutz betriebene<br />
Wie<strong>der</strong>vernässung zu einer Regeneration<br />
wachsen<strong>der</strong> Hochmoore fuhren wird, ist<br />
noch nicht abzusehen.<br />
Anthropogene Nichtphanerophyten-<br />
Vegetation<br />
Die hierher gehörenden Vegetationstypen verdanken<br />
nicht nur ihre heutige weite Verbreitung,<br />
son<strong>der</strong>n auch ihre charakteristische Artenkombination<br />
und vielfach sogar Teile ihrer Flora <strong>der</strong><br />
Tätigkeit des Menschen. Das heißt nicht, daß<br />
manche von ihnen nicht auch schon in <strong>der</strong><br />
Naturlandschaft in Form punktuell verbreiteter<br />
Vorstufen vorhanden gewesen sein können; jedoch<br />
dürften das meist nur unvollständige Initialen<br />
gewesen sein. Die anthropogenen Gesellschaften<br />
können unterteilt werden in solche, die<br />
als direkte Folge bestimmter landwirtschaftlicher<br />
Nutzungsweisen entstanden sind, und solche,<br />
die auf indirekte, vom Menschen nicht beabsichtigte<br />
Wirkungen zurückgehen, also eher Nebenerscheinungen<br />
sind. Diese Unterscheidung<br />
gilt für alle Hemerobiestufen.<br />
Ü b e rw ie g e n d m e s o h e m e r o b . Als Nutzungsprodukte<br />
finden sich in dieser Gruppe die<br />
auch als Halbkulturgesellschaften bezeichneten,<br />
durch die Einwirkungen <strong>der</strong> Waldverwüstungszeit<br />
(vgl. S. 401) entstandenen Magerrasen und<br />
Heiden. Sie differenzieren sich nach <strong>der</strong> Bodengüte.<br />
Auf basenreichen Unterlagen wachsen die<br />
Festuco-Brometea (24). Diese sehr artenreichen,<br />
aus Grasartigen und vielen schönblühenden<br />
Stauden bestehenden Rasen dürften ihre Initialen<br />
wohl im Bereich steinig-felsiger Hänge gehabt<br />
haben. Nach Verbreitung und chorologischem<br />
Spektrum werden 2 Ordnungen unterschieden,<br />
die mehr westlich-südlich verbreiteten<br />
B rom etalia erecti mit vorwiegend submediterranen<br />
und die mehr östlichen Festucetalia<br />
vallesiacae mit einer Anzahl von pontisch-süd-
Die aktuelle Flora und Vegetation 419<br />
sibirischen Elementen. Ein Teil dieser geographischen<br />
DifFerentialarten bei<strong>der</strong> Gruppen dürfte<br />
in Mitteleuropa wohl anthropochor sein, doch<br />
ist darüber wenig bekannt. Die Gesellschaften<br />
saurer Böden gehören zur Klasse C alluno-<br />
Ulicetea (25; bisher als Nardo-Callunetea bekannt),<br />
die ebenfalls 2 Ordnungen enthält. Die<br />
meist auf sandige Böden des Tieflandes beschränkten<br />
Ulicetalia minoris (= Calluno-Ulicetalia)<br />
enthalten die typischen artenarmen, von<br />
Calluna vulgaris und wenigen atlantischen sowie<br />
weit verbreiteten Arten gebildeten Zwergstrauchheiden,<br />
<strong>der</strong>en Ursprünge an lichten Stellen von<br />
Quercetea-^dXdtm extrem armer Böden sowie<br />
auf strandfernen Küstendünen zu suchen sind.<br />
Etwas artenreicher sind die bis in die Alpine<br />
Stufe aufsteigenden N ardetalia strictae (Borstgrasrasen)<br />
auf sauren Lehmböden und Silikatgestein,<br />
die in höheren Lagen neben <strong>der</strong> meist<br />
dominierenden, boreal bis zur arktischen Waldgrenze<br />
verbreiteten Nardus stricta auch einige<br />
alpische Elemente enthalten können. Alle Magerrasen-<br />
und Heidegesellschaften im KJimaxbereich<br />
des Waldes nehmen heute nur noch<br />
einen Bruchteil des Umfanges ein, den sie vor<br />
200 Jahren hatten, und auch diese Reste sind<br />
infolge Aufgabe <strong>der</strong> traditionellen Nutzung vom<br />
Verschwinden bedroht. Wegen ihrer floristischen<br />
(und ebenso faunistischen) Beson<strong>der</strong>heiten<br />
sowie ihrer Bedeutung als Landschaftselemente<br />
ist ihre Erhaltung heute eine <strong>der</strong> zentralen<br />
Aufgaben des Naturschutzes. Als Spezialgesellschaft<br />
ist hier schließlich noch die Klasse<br />
Violetea calaminariae (26) anzufügen, lockere,<br />
arme Rasen auf schwermetallhaltigen Gesteinsund<br />
Schotterböden <strong>der</strong> Alpinen Stufe sowie auf<br />
Abraum- und Schlackenhalden von Erzbergwerken<br />
und Schmelzhütten in tieferen Lagen. Die<br />
charakteristischen Sippen sind meist Ökotypen,<br />
Varietäten o<strong>der</strong> Kleinarten von lokaler Verbreitung,<br />
die sich aus weiter verbreiteten Arten in<br />
ziemlich kurzer Zeit abgespalten haben.<br />
Begleiter <strong>der</strong> nutzungsbedingten Magerrasenvegetation<br />
sind niedrige. Nährstoff-anspruchslose<br />
Pionierrasen, die aus beson<strong>der</strong>s konkurrenzschwachen,<br />
oft im nemoralen und borealen<br />
Europa weit verbreiteten Arten bestehen, darunter<br />
vielen Therophyten. Sie besiedeln offene<br />
Bodenstellen verschiedenen Ursprunges, wo sie<br />
je nach dem Substrat und den sonstigen Um <br />
weltbedingungen mehr o<strong>der</strong> weniger lange erhalten<br />
bleiben können. Sie verteilen sich auf<br />
zwei, durch den Bodenwasserhaushalt verschiedene<br />
Klassen. Auf trockenen Standorten wachsen<br />
die Koelerio-Coiynephoretea (27; bisher meist<br />
als Sedo-Scleranthetea bezeichnet), die sich noch<br />
in 3 Ordnungen von edaphisch und/o<strong>der</strong> klimatisch<br />
etwas unterschiedlichem Charakter unterteilen.<br />
Die Corynephoretalia canescentis finden<br />
sich vorwiegend im klimatisch feuchten<br />
NW -Deutschland auf lockerem, kalkfreiem<br />
Sanduntergrund, insbeson<strong>der</strong>e im Bereich anthropogen<br />
entwaldeter Flugsande, mit natürlichen<br />
Initialen in den Küstendünen. Ebenfalls<br />
auf Sand, <strong>der</strong> aber auch kalkreicher sein kann,<br />
wachsen die mehr im klimatisch trockneten<br />
Osten verbreiteten Festuco-Sedetalia. Natürlich<br />
o<strong>der</strong> künstlich entblößten Felsuntergrund sauren<br />
Charakters bevorzugen die Sedo-Scleranthetalia,<br />
in denen neben Therophyten und<br />
Kleinstauden oft auch niedrige Sukkulenten<br />
(z. B. Sedum acre) beteiligt sind. Kleinflächige<br />
natürliche Vorkommen, die bis in die Alpine<br />
Stufe hinaufreichen, haben sie auf Felsbän<strong>der</strong>n<br />
und -simsen; entsprechende künstliche Standorte<br />
im Tiefland sind Mauerkronen. Die Pionierrasen<br />
feuchter bzw. zeitweilig nässebeeinflußter<br />
Böden bilden die Klasse hoeto-N anojuncetea<br />
(28), die überwiegend aus niedrigen, teils zu<br />
amphibischem Wachstum befähigten Therophyten<br />
bestehen und ihre Hauptverbreitung auf<br />
unbefestigten Wegen mit zeitweise wassergefüllten<br />
Fahrspuren u. ä. Standorten haben.<br />
Natürliche Initialen kommen auf trockenfallenden<br />
Ufern stehen<strong>der</strong> Gewässer vor, doch verdankt<br />
auch dieser Standortstyp seine Existenz<br />
heute größtenteils dem Menschen (die Wasserspiegelschwankungen<br />
sind in künstlichen Gewässern<br />
wie Fischteichen o<strong>der</strong> Stauseen meist<br />
viel stärker als in natürlichen).<br />
M eso- bis e u h e m e ro b . In diese Kategorie<br />
gehört als nutzungsbedingte Vegetation das<br />
Wirtschaftsgrünland, soziologisch die Klasse<br />
M olinio-Arrhenatheretea (29) umfassend. Schon<br />
in <strong>der</strong> Waldverwüstungszeit in mesohemeroben<br />
(namentlich bodenfeuchten) Vorstufen entstanden,<br />
haben diese Vegetationstypen mit dem<br />
Übergang zur rationellen Landwirtschaft ihren<br />
typischen, meist euhemeroben Charakter <strong>der</strong><br />
durch regelmäßige Mahd und/o<strong>der</strong> mäßige bis<br />
starke Beweidung bewirtschafteten Wiesen und<br />
Weiden mit artenreichen, gut differenzierten<br />
Gesellschaften angenommen, die allerdings heute<br />
durch Intensivierung und Überdüngung immer<br />
mehr in arme, uncharakteristische poly-
420 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />
hemerobe Bestände umgewandelt werden. Die<br />
klassischen Grünlandtypen bestehen aus Gramineen<br />
mit wechselnden Anteilen an dikotylen<br />
Stauden, ihre Komponenten sind meist nemoral<br />
und boreal weit verbreitet; mindestens einige<br />
von ihnen (so Arrhenatherum elatius) dürften in<br />
Mitteleuropa anthropochor sein. Nach dem<br />
Wasserhaushalt werden 2 wichtige Ordnungen<br />
unterschieden. Die Arrhenatheretalia umfassen<br />
gedüngte Wiesen und Weiden auf frischen bis<br />
mäßig trockenen Böden, die M olinietalia caeruleae<br />
feuchte bis nasse o<strong>der</strong> wechselfeuchte Bestände,<br />
die z. T. nur wenig gedüngt werden und<br />
oft noch mesohemeroben Charakter haben.<br />
Beide Ordnungen sind auch in <strong>der</strong> Borealen,<br />
die erste auch in <strong>der</strong> Alpinen Stufe verbreitet.<br />
Eine dritte Ordnung auf kleinflächigen Spezialstandorten<br />
sind die Potentillo-Polygonetalia (=<br />
Agrostietalia stoloniferae), aus meist kriechenden<br />
Gräsern bestehende Rasen auf zeitweise überfluteten<br />
Weidestandorten (Flutrasen), die sich<br />
infolge häufigen Viehtrittes den Trittrasen<br />
(S. 421) annähern.<br />
Nicht direkt durch Nutzung entstandene Gesellschaften<br />
meso- bis euhemeroben Charakters<br />
sind die Nitrophilen Säume und Ufer-Staudenfluren,<br />
die Klasse Galio-Urticetea (30). Es sind<br />
dichte Bestände aus mittelhohen bis hohen,<br />
auch kletternden, überwiegend dikotylen Stauden<br />
(darunter viele Neophyten), auf sehr nährstoff-,<br />
insbeson<strong>der</strong>e stickstoffreichen (aber nicht<br />
ru<strong>der</strong>alen) Standorten, vorwiegend in den Tieflagen.<br />
Nach dem Wasserhaushalt glie<strong>der</strong>n sie<br />
sich in 2 Ordnungen. Die L a m ió-Chenopodietalia<br />
(= Glechometalia he<strong>der</strong>aceae, = Galio-Alliarietalia)<br />
besiedeln frische bis feuchte Böden an<br />
Wegrän<strong>der</strong>n, Böschungen u. dgl., teils auch im<br />
Halbschatten von Waldrän<strong>der</strong>n und Hecken<br />
(fragmentarische Initialen dürften im natürlichen<br />
Wald an Wildwechseln vorhanden gewesen<br />
sein). Heute sind sie infolge des Nitrateintrages<br />
in starker Ausbreitung begriffen, was in<br />
<strong>der</strong> Landschaft durch die Zunahme einiger großer<br />
Umbelliferen (Chaerophyllum bulbosum als<br />
Idiochorophyt - o<strong>der</strong> Archäophyt? - , Heracleum<br />
mantegazzianum als Neophyt) augenfällig wird.<br />
Die zweite Ordnung Convolvuletalia septum<br />
umfaßt Vegetationstypen ± nasser bzw. nässebeeinflußter<br />
Böden im Uferbereich natürlicher<br />
und künstlicher Fließgewässer. An ersteren hatten<br />
sie auch kleinflächige natürliche Vorkommen;<br />
durch die Entwaldung wurde ihr Areal<br />
dann sehr ausgedehnt. Der Anteil an Neophyten<br />
kann sehr groß sein, auch begünstigt durch die<br />
Hilfe des Wassers bei <strong>der</strong> Ausbreitung.<br />
E u - bis p o ly h e m e ro b . Unter den am stärksten<br />
anthropogen geprägten Vegetationstypen<br />
sind zunächst die Ackerunkrautfluren zu nennen,<br />
überwiegend aus Therophyten (und Winterannuellen)<br />
bestehende, kurzlebige Gesellschaften<br />
offener Böden, <strong>der</strong>en Komponenten<br />
meist Archäophyten mediterraner und iranoturanischer<br />
Provenienz sind. Als Bewohner von<br />
Gebieten mit wechselndem, z. T. unzuverlässigem<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsregime prädestiniert, konnten<br />
sie sich den instabilen Bedingungen <strong>der</strong><br />
Ackerstandorte anpassen (vgl. S. 295). In den<br />
Anfangszeiten <strong>der</strong> Pflanzensoziologie noch gut<br />
ausgebildet und in viele charakteristische Gesellschaften<br />
differenziert, ist die Ackerunkrautvegetation<br />
heute durch Herbizidanwendung und<br />
Überdüngung stark zurückgedrängt und verarmt.<br />
Soziologisch bildet sie 2 durch die Bodengüte<br />
differenzierte Ordnungen <strong>der</strong> Klasse<br />
S tella rietea m ediae (31): die Papaveretalia<br />
rhoeadis („Mohnäcker“) auf basenreichen und<br />
die Sperguletalia arvensis („Kornblumenäckcr“)<br />
auf basenarmen Böden.<br />
In <strong>der</strong> nicht durch landwirtschaftliche Nutzung<br />
bedingten Vegetation dieser Hemerobiestufe<br />
sind die auf durch Erdbewegung, Müllund<br />
Schuttablagerung u. dgl. häufig gestörten<br />
Plätzen (auch „Industriebrachen“) wachsenden<br />
Ru<strong>der</strong>alfluren die auffälligsten. Sie lassen sich<br />
zunächst entwicklungsdynamisch unterglie<strong>der</strong>n.<br />
Direkt nach Störung durch Bodenverletzung<br />
treten einjährige, oft durch hochwüchsige Cruciferen<br />
gekennzeichnete Pioniergesellschaften auf,<br />
die soziologisch den Ackerunkrautfluren nahestehen<br />
und sich daher als Ordnung Sisymbrietalia<br />
an die Stellarietea mediae anschließen. Sofern<br />
weitere Störungen zunächst ausbleiben,<br />
werden sie schnell durch hochwüchsige Stauden<br />
(auch mehrjährige Hapaxanthe) verdrängt,<br />
die die ausdauernde Ru<strong>der</strong>alvegetation <strong>der</strong><br />
Artem isietea vulgaris (32) aufbauen. Diese glie<strong>der</strong>n<br />
sich nach Substrat und Klima in 3 Ordnungen.<br />
Die Onopordetalia acanthii besiedeln<br />
trockene Schüttböden, Bahndämme u. ä. vorwiegend<br />
in relativ trocken-warmem Klima, die<br />
Agropyretalia repentis mehr trockene, basenreiche<br />
Feinböden auf Böschungen, Erdaufschüttungen<br />
und aufgelassenen Ackern. Weniger<br />
anspruchsvoll bezüglich Klima und Boden<br />
sind die weit verbreiteten Artemisietalia vulgaris'.
Die aktuelle Flora und Vegetation 421<br />
als Lägerfluren reichen sie noch bis in die<br />
Boreale und Alpine Stufe hinauf. Die konstituierenden<br />
Arten sind wahrscheinlich großenteils<br />
Anthropochoren, heute oft mit sehr großen<br />
Arealen. Fragmentarische natürliche Vorkommen<br />
sind im Bereich von Erdrutschen in Hanglagen<br />
denkbar.<br />
Die naturfernsten aller spontanen Vegetationstypen<br />
sind schließlich die Trittrasen, die<br />
sich als Plantaginetea majoris (33) zusammenfassen<br />
lassen. Als Besiedler durch ständige mechanische<br />
Beschädigung und starke Bodenverdichtung<br />
gekennzeichneter Extremstandorte<br />
bestehen sie aus wenigen, niedrigwüchsigen Sippen<br />
meist weiter Verbreitung (z. B. Plantago major<br />
heute in allen tem perierten Zonen bei<strong>der</strong><br />
Hemisphären), <strong>der</strong>en ursprüngliche Heimat oft<br />
nicht mehr feststellbar ist. Es werden 2 Ordnungen<br />
unterschieden, die z. T. auch an an<strong>der</strong>e Klassen<br />
angeschlossen werden. Zu den Polygono-<br />
Poetalia annuae gehören sehr offene, vorwiegend<br />
aus Einjährigen bestehende Pionier- bzw. Fragment-Bestände<br />
an beson<strong>der</strong>s stark beanspruchten<br />
Stellen sowie in Pflasterfugen u. dgl., während<br />
die Plantaginetalia majoris dichtere, meist<br />
aus niedrigen Stauden gebildete Gesellschaften<br />
umfassen.<br />
Binnengewässer<br />
Überwiegend natürliche Vegetation azonalen<br />
Charakters, die sich physiognomisch in die<br />
emersen helophytischen Vegetationstypen des<br />
Uferbereichs und die höchstens bis an den Wasserspiegel<br />
reichenden des offenen Wassers glie<strong>der</strong>t<br />
(zur allgemeinen Standortsglie<strong>der</strong>ung vgl.<br />
Abb. 179, S. 381, zur Vegetationszonierung Abb.<br />
30, S. 64). Der menschliche Einfluß hat einerseits<br />
durch mechanische Eingriffe, Eutrophierung<br />
und Verschmutzung Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> natürlichen<br />
Gesellschaften bewirkt, an<strong>der</strong>erseits<br />
durch die Anlegung künstlicher Gewässer zur<br />
Vermehrung ihrer Standorte geführt. Von den<br />
durch den Chemismus unterschiedenen Gewässertypen<br />
(S. 382) sind bei uns nur die oligotrophen<br />
und die eutrophen von Bedeutung.<br />
O lig o tro p h e G ew ässer. Nährstoff-und zugleich<br />
kalkarme, saure Gewässer sind im nördlichen<br />
Altmoränengebiet weit verbreitet, kommen<br />
aber auch an<strong>der</strong>wärts vor, z. B. im Alpenvorland.<br />
Viel seltener ist die Kombination von<br />
Nährstoffarmut und hohem Kalkgehalt; sie tritt<br />
z. B. im Bereich von Karstquellen sowie in künstlichen<br />
Gewässern in Kalksteinbrüchen auf. Alle<br />
oligotrophen Gewässer bzw. ihre Vegetationstypen<br />
sind durch die heute weit verbreitete Eutrophierung<br />
stark gefährdet. Die Vegetation des<br />
Eulitorals und oberen Sublitorals bildet die Klasse<br />
Littorelktea unißorae (34), die allerdings auf<br />
saures Milieu beschränkt ist (entsprechende Vegetationstypen<br />
kalkreicher Standorte sind nicht<br />
beschrieben). Es sind amphibische bis submerse<br />
Rasen aus niedrigen, rosettenbildenden „Gmndsproßgewächsen“<br />
(z. B. Littorella uniflora, Lobelia<br />
dortmanna), gemischt mit niedrigen Kriechstauden<br />
(z. B. Hypericum elodes) und einigen submersen<br />
Arten [Myriophyllum alterniflorum), die vorzugsweise<br />
auf schlammfreiem Sanduntergrund<br />
wachsen. Die meisten Arten sind ± gute atlantische<br />
Florenelemente. Als echt submerse Gesellschaften<br />
oligotropher Gewässer treten im tieferen<br />
Sublitoral die fast nur aus einer Anzahl von<br />
Armleuchteralgen-Arten bestehenden Charetea<br />
fragilis (35) auf, die sich in 2 Ordnungen glie<strong>der</strong>n,<br />
die N itelletaliaßexilis in kalkarmem und<br />
die Charetalia hispidae in kalkreichem Milieu;<br />
in letzteren sind die Pflanzen oft von dicken<br />
Kalkkrusten überzogen. CÄarcto-Gesellschaften<br />
können auch noch im ärmeren Flügel eutropher<br />
Seen im lichtarmen untersten Teil des Phytals<br />
Vorkommen.<br />
E u tro p h e G ew ässer (vgl. Abb. 30). Die meisten<br />
unserer stehenden und fließenden Gewässer<br />
sind ± eutroph; auch viele früher oligotrophe<br />
sind inzwischen in diesen Zustand übergegangen.<br />
Ihre Flora besteht überwiegend aus<br />
weit verbreiteten Arten, <strong>der</strong>en Areale meist das<br />
ganze temperierte Europa o<strong>der</strong> noch weitere<br />
Teile <strong>der</strong> Holarktis umfassen und z. T. sogar bis<br />
in die Tropen reichen.<br />
Die Helophytenbestände <strong>der</strong> Uferzonen lassen<br />
sich noch nach ihrer Lebensdauer unterglie<strong>der</strong>n.<br />
Auf länger trockenfallenden, nährstoffreichen<br />
Schlammböden des Eulitorals, insbeson<strong>der</strong>e<br />
langsamfließen<strong>der</strong> größerer Flüsse, finden<br />
sich die Bidentetea tripartitae (36), oft dichte und<br />
üppige Bestände aus zuweilen über meterhohen<br />
Annuellen. An natürlichen Seen mit geringen<br />
Schwankungen des Wasserspiegels sind sie selten,<br />
um so häufiger kommen sie aber als meso-,<br />
z. T. sogar euhemerobe Vegetation an künstlichen<br />
und künstlich verän<strong>der</strong>ten Gewässern vor.<br />
Die ausdauernde Helophytenvegetation des<br />
Eulitorals und oberen Sublitorals bilden die
422 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />
meist von mittelhohen bis hohen Grasartigen<br />
dominierten Phragmitetea australis (37). Sie umfassen<br />
2 Ordnungen: die hochwüchsigen (bis<br />
über 2 m) Phragmitetalia australis an Seen und<br />
größeren Flüssen, und die meist nur mittelhohen<br />
Nasturtio-Glycerietalia (Bachröhrichte) an und<br />
in kleineren Flüssen und Bächen. Die letzteren<br />
sind oft stark anthropogen verän<strong>der</strong>t bzw. (z. B.<br />
in Gräben) auch rein kulturbedingt.<br />
Die submerse und hemihydrophytische Vegetation<br />
des offenen Wassers unterteilt sich in<br />
eine benthische und eine pelagische Klasse. Zu<br />
den benthischen Potamogetonetea pectinati (38)<br />
gehören sowohl die rein submersen „Unterseewiesen“<br />
als auch die mit ihnen oft vermischten<br />
wurzelnden Schwimmblattpflanzenfluren. Neben<br />
benthischen enthalten sie meist auch größere<br />
pelagische Arten (z. B. Hydrocharis morsusranae),<br />
die sich mit den ersteren mechanisch<br />
verhaken und dadurch an Ort und Stelle bleiben.<br />
Rein pelagisch sind die aus meist hemihydrophytischen<br />
Zwergpflanzen (submers sind<br />
nur Lemna trisulca und Riedafluitans) bestehenden<br />
Lemnetea minoris (39). Sie sind off als Mischkomponente<br />
innerhalb von Phragmitetea- und<br />
Potamogetonetea-^e.s,iänAe.n eingesprengt; auf<br />
windgeschützten Kleingewässern, insbeson<strong>der</strong>e<br />
wenn sie stark anthropogen eutrophiert sind,<br />
können sie aber auch als dichtschließende Dekken<br />
die einzige Vegetation bilden.<br />
Meeresküsten<br />
Die azonale Vegetation des Küstenbereichs ist<br />
ökologisch in erster Linie durch die überall ±<br />
starke Salzeinwirkung gekennzeichnet. Die Differenzierung<br />
<strong>der</strong> Vegetationstypen ist neben <strong>der</strong><br />
Position im Supralitoral, Eulitoral o<strong>der</strong> Sublitoral<br />
auch durch unterschiedliche Substrate<br />
(Sand/Schlick) sowie durch den Grad des Schutzes<br />
gegen den mechanischen und substratverlagernden<br />
Einfluß des Seeganges (Offene Küste/Wattenmeer)<br />
bedingt. Die beteiligten Arten<br />
sind meist von weiter Verbreitung entlang <strong>der</strong><br />
europäischen Küsten und darüber hinaus (z. T.<br />
mit Bildung lokaler Kleinarten); manche erscheinen<br />
auch als irano-turanische Flalbwüstenelemente,<br />
die sich sekundär an den Küsten ausgebreitet<br />
haben.<br />
Supralitoral. Im Bereich <strong>der</strong> offenen Küste<br />
kommt es im Normalfall zur Anlandung von<br />
Grobsand, <strong>der</strong> durch den Wind im Supralitoral<br />
zu noch stark salzhaltigen Dünen (Vordünen,<br />
Weißdünen) aufgeweht wird. Geför<strong>der</strong>t wird die<br />
Dünenbildung durch die ± hochwüchsigen,<br />
artenarmen Strandhaferfluren <strong>der</strong> Ammophiletea<br />
arenariae (40), <strong>der</strong>en Gräser durch ihre Wuchsform<br />
(Kombination von Horstwuchs und Ausläufern)<br />
zur Festlegung des Flugsandes beitragen.<br />
Am unteren Rande <strong>der</strong> Dünen gegen das<br />
Eulitoral, da wo gewöhnlich die höchsten Brandungswellen<br />
auslaufen und sich angespültes<br />
Schwemmgut aufhäuft, bildet sich eine kurzlebige<br />
Spezialvegetation aus einigen nitrophilen<br />
Annuellen aus, die Cakiletea maritimae (41). Ihr<br />
Standort ist sehr instabil und wird durch Sturmfluten<br />
schnell wie<strong>der</strong> beseitigt; sie sind daher<br />
nicht als Pionierstadien <strong>der</strong> Dünenbildung anzusehen.<br />
Im Bereich des Wattenmeeres (ebenso in den<br />
Bodden und Haffen <strong>der</strong> Ostsee) wird die Vegetation<br />
des Supralitorals von den Salzwiesen <strong>der</strong><br />
Asteretea tripolii (42) beherrscht. Sie wachsen<br />
meist auf Schlick, aber auch auf festliegenden<br />
Sanden und reichen noch in den oberen Teil<br />
des Eulitorals hinab (an <strong>der</strong> Nordsee etwa bis<br />
zum Niveau des mittleren Tidehochwassers).<br />
Wegen <strong>der</strong> in unregelmäßigen Abständen auftretenden<br />
Überflutungen schwankt <strong>der</strong> Salzgehalt<br />
stark. Die relativ artenreichen, aus Gräsern<br />
und dikotylen Stauden bestehenden Wiesen<br />
sind meist beweidet und dadurch in ihrer Zusammensetzung<br />
modifiziert. Manche Komponenten<br />
(z. B. Puccinellia maritima) sind heute im<br />
Binnenland infolge <strong>der</strong> Anwendung von Auftausalzen<br />
entlang von Straßen stark in Ausbreitung<br />
begriffen. Eine Son<strong>der</strong>gesellschaft innerhalb<br />
<strong>der</strong> Salzwiesen, etwa den Koelerio-Corynephoretea<br />
vergleichbar, sind die Saginetea maritimae<br />
(43), niedrige Annuellenfluren auf kleinflächigen,<br />
natürlichen o<strong>der</strong> anthropozoogenen,<br />
offenen Störstellen.<br />
Eulitoral. Die Strände <strong>der</strong> Brandungsküsten<br />
sind wegen ihrer Instabilität vegetationslos. In<br />
den geschützteren Bereichen, namentlich im<br />
Wattenmeer, werden die amphibischen Standorte<br />
weithin von den Thero-Salicomietea (44) besiedelt.<br />
Es sind lockere bis dichte, meist auf<br />
Schlick wachsende Annuellenfluren, die an <strong>der</strong><br />
Nordsee meist etwa 40 cm unterhalb des Niveaus<br />
des mittleren Hochwassers beginnen und<br />
bis zu diesem herauf reichen. Infolge <strong>der</strong> extremen<br />
Bedingungen mit ständigem Wechsel von<br />
Wasserspiegel und Salzgehalt sind sie sehr arten
Die aktuelle Flora und Vegetation 423<br />
arm und bestehen ausschließlich aus Chenopodiaceen.<br />
An ähnlichen Standorten wächst noch<br />
eine zweite Gesellschaft, die aus ausdauernden,<br />
ausläuferbildenden Horstgräsem besteht und zur<br />
Klasse Spartinetea maritimae (45) gehört. Sie wird<br />
bei uns von dem Neophyten Spartina anglica<br />
(vgl. S. 80) gebildet und ist z. Zt. in Ausbreitung<br />
begriffen; wahrscheinlich wird sie die Quellerfluren<br />
auf die Dauer von bestimmten Standortstypen<br />
(z. B. solchen, die beson<strong>der</strong>s gut vor<br />
dem Seegang geschützt sind) verdrängen.<br />
Sublitoral. Im Sublitoral unserer Küsten sind<br />
zwei submerse Vegetationstypen zu unterscheiden,<br />
die beide ziemlich artenarm sind. Die<br />
Ruppietea maritimae (46) wachsen im Brackwasser,<br />
und zwar hauptsächlich in vom offenen<br />
Meer abgetrennten, meist nicht mehr als 1 m<br />
tiefen Kleingewässem; sie deuten so einen Übergang<br />
zu den Binnengewässern an und werden<br />
zuweilen auch an die Potamogetonetea angeschlossen.<br />
Die submerse Vegetation des offenen Meeres<br />
(außer an den Felsküsten von Helgoland, vgl.<br />
S. 387) wird von den Zosteretea marinae (47) gebildet,<br />
die auf sandigem o<strong>der</strong> schlickigem Untergrund<br />
bis in etwa 3 m Wassertiefe ausgedehnte,<br />
ausschließlich aus Zx)stera-hxXs.n bestehende<br />
Unterseewiesen bilden. In den letztenjahrzehnten<br />
sind ihre Bestände allerdings mancherorts<br />
stark zurückgegangen; die genaue Ursache dafür<br />
ist bisher nicht bekannt.
Literaturverzeichnis<br />
1 Regionalliteratur zu Teil III<br />
Es handelt sich hierbei um eine subjektive Auswahl<br />
grundsätzlich wichtiger und monographischer<br />
Schriften, die keinen Anspmch auf Vollständigkeit<br />
erhebt. Die Anordnung folgt großenteils<br />
geographischen bzw. politischen Einheiten.<br />
Die vollständigen Titel finden sich in <strong>der</strong> Gesamtliste.<br />
* = Monographische Darstellungen, die einen beson<strong>der</strong>s<br />
guten Überblick geben.<br />
F = Arealkartenwerke und Floren (von diesen nur einige<br />
beson<strong>der</strong>s wertvolle).<br />
Welt: H enning 1994, Karsten etc. 1903f., M üller-<br />
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“H allé etc. 1978, “J acobs 1981, Lauer 1976, M iehe<br />
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H ultén etc. 1986, Lid 1985, Polunin 1959.<br />
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1988, H ilbig 1990, Knystautas 1987, “W alter<br />
1974; F: Komarov 1934E<br />
Vor<strong>der</strong>asien: “B obek 1951, “Freitag 1971b, G ilu<br />
1969, M ayer etc. 1986, Q uézel 1973, W issmann<br />
1972, “ZoHARY 1973; F: B rowicz 1982E, C ollenette<br />
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Tropisches Asien, allgemein: B lasco 1971, B rünig<br />
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Ostasien, allgemein: HüBL 1988b, Li 1971, Song<br />
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China, Korea: ‘ D anert etc. 1956, Song 1983, Song<br />
1988b, ‘ W ang 1961, Yim etc. 1975f.; F: D ickoré<br />
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1980f.;F: O hwi 1965.<br />
O zeanien: C ockayne 1928, ‘ Knaep 1965, M errill<br />
1946, Papy 1951, R obyns etc. 1939, Schlechter<br />
1905, Schneckenberger 1991, ‘ S chweinfurth<br />
1966; F: Allan etc. 1961L, Saint-John 1973, Schmid<br />
1981, Steenis etc. 1963f.<br />
Australien: B eadle 1981, D iels 1906, ‘ G roves 1981,<br />
‘ Schweinfurth 1962; F: C urtis 1967, D.A. 1981F.,<br />
jESSOPetc. 1986.<br />
Afrika, allgemein: E ngler 1910f, ‘ Knapp 1973.<br />
N ordafrika: ‘ E m berger 1936, Q uézel 1957,<br />
‘ Q uézel 1965, ‘ Rauh 1952, W ojterski 1985; F:<br />
J ahandiez etc. 1931, O zenda 1958, Q uézel etc.<br />
1962f, T äckholm 1974.<br />
Tropisches Afrika: G uinea López 1946, ‘ H edberg<br />
1964, Lebrun 1947, Leistner etc. 1973, Letouzey<br />
1968, Lind etc. 1974, M iehe 1988, ‘ M iehe 1994,<br />
‘ Rauh 1973, Robyns 1948, ‘ Schnell 1970f 1I1,IV,<br />
SiLLANS 1958, Sinclair etc. 1979, T rochain 1940;<br />
F: B erhaut 1967, Friedmann 1994, H edberg 1957,<br />
M aydell 1990, R obyns 1948f, T huun 1993f<br />
Südafrika: Acocks 1953, ‘ M arloth 1908, M eulen<br />
1979, W erger 1973, Z in<strong>der</strong>en-B akker 1973; F:<br />
B ond etc. 1984, D yer 1975, G oldblatt 1984,<br />
Palmer etc. 1972.<br />
2 Gesamtliste aller zitierten<br />
Schriften<br />
Mehrbändige Werke, <strong>der</strong>en Erscheinen noch<br />
nicht abgeschlossen ist, sind durch „ff.“ bei Jahres-<br />
und Bandzahlen gekennzeichnet. Bei mehr<br />
als 2 Autoren folgt auf den Namen des ersten<br />
Autors „& al.". D.A. (= Diverse Autoren): W erke<br />
ohne eindeutige Autorenangabe.<br />
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Register<br />
Halbfette Zahlen verweisen auf eine zusammenfassende Darstellung (sonst deuten Bindestriche<br />
nur an, daß das Stichwort auch auf allen dazwischenliegenden Seiten auftritt, bzw. bei f auf <strong>der</strong><br />
folgenden).<br />
* = Abbildung (auch: Karte).<br />
Abkürzungen: FE = Florenelemente, FG = Florengebiet, FR = Florenreich, FRg = Florenregion,<br />
URg = Unterregion.<br />
Pflanzennamen: Taxa unterhalb Gattungsrang sind nicht aufgenommen. Gattungsnamen erscheinen<br />
nur in <strong>der</strong> lateinischen Form; bei allen rezenten Kormophyten steht dahinter in Klammern<br />
<strong>der</strong> abgekürzte Familienname (außer bei <strong>der</strong> namengebenden Gattung; nach M abberley 1987). Für<br />
die übrigen Gattungen wird nur die Zugehörigkeit zur Großgruppe (deutsche bzw. Kurzbezeichnungen<br />
entsprechend Tab. 1, S. 3) angegeben.<br />
Geographische Namen: es werden nur Namen von Län<strong>der</strong>n, Landschaften, Gebirgen usw. genannt,<br />
nicht einzelne Orte.<br />
Abelia {Caprif) 271<br />
Abeliophyllum (Okac.) 273<br />
Abhärtung 9<br />
Abies [Pin) 30, 44, 50’h 5Lh 73,<br />
119, 220, 255, 267,269, 274-<br />
276,279-283, 300, 306-312,<br />
308*, 316^ 317^ 358f., 361,<br />
363f., 367-370, 372-374, 376,<br />
379f., 395, 399, 413<br />
Abies-amabilis-Zone 281<br />
Abrotanella {Comp) 325<br />
Absolute Minima 12, llOf.<br />
Acacia {Leg) 81, 182, 189*, 192-<br />
194, 225, 240f., 244, 246, 353,<br />
359, 361<br />
Acaena{Ros)2A, 25*, 107,324<br />
Acanthaceae 102, 152<br />
Acantholimon {Plumb.) 339*<br />
Acanthopanax {Aral) 363, 379<br />
Acanthus 36<br />
Acer 9*. 14, 30, 31*£, 44, 60, 77,<br />
107, 235, 256, 258f., 261, 264-<br />
271,274, 276, 279-281,283,<br />
358, 361, 363f., 367-369, 374,<br />
376, 379, 395, 398, 410*f., 414<br />
Aceraceae 103, 107*, 253f.<br />
Achariaceae 103<br />
Achatocarpus 183*<br />
Aciachne {Gram) 328*<br />
Acicarpha {Calycer) 24<br />
Ackanna {Cunon) 223.<br />
Acker 41f., 70, 79, 82,295,401,<br />
404, 420; auch —>Unkräuter<br />
Acmadenia {Rut) 243*<br />
Acmena {Myrt) 223<br />
Acmopyle {Podoc.) 275<br />
Aconitum {Ranunc) 323<br />
Acorus {Arac) 11<br />
Acrostichum {Adiant) 177<br />
Actaea (Ranunc) 20<br />
Actinidia 20, 272<br />
Actinodaphne (Laur) 220<br />
Actinorhytis {Palm.) 163*<br />
Actinostrobus {Cupr) 275<br />
Adansonia {Bomb.) 186, 187*<br />
Adenocaulon {Comp) 24<br />
Adenopeltis {Euph) 240<br />
Adenostoma {Ros) 235, 236*<br />
Adenostyles {Comp) 415<br />
Adesmia {Leg.) 343<br />
Adiantum 240<br />
Adonis {Ranunc) 54, 77, 405, 409<br />
Adria 393, 395<br />
Adventive 74, 76<br />
Aechmea {Bromei.) 162*<br />
Aesculus {Hippoc) 14, 19, 49, 235,<br />
253£, 256*, 258, 261,266, 268,<br />
274, 283, 361, 369, 379<br />
Aestisilva 251<br />
Aethusa {Umb.) 79<br />
Aextoxicon, -aceae 103, 214, 227£.<br />
Afghanistan 240, 283, 285, 320<br />
Afrikanische FE 101<br />
Afrikanisches Unterreich 92*, 96<br />
afro-alpin 340f.<br />
Afrocrania {C om ) 205*, 210<br />
Agathis {Arauc.) 174, 226, 275<br />
Agathosma {Rut.) 243*<br />
Agauria {Eric) 205*, 210, 349, 351<br />
Agavaceae 189, 192, 196, 199f.<br />
Agave 238<br />
Agrimonia {Ros) 24, 25*<br />
Agriophyten 75*, 76-78, 83<br />
Agropyretalia repentis 420<br />
Agropyron {Gram.) 287, 288*, 290<br />
Agrostemma {Caryoph) 41, 77, 405<br />
Agrostis {Gram) 19, 289*, 326, 329<br />
ahemerob 69, 406<br />
Ailanthus {Simar) 30, 31*, 253,<br />
274<br />
Aizoaceae 196<br />
Ajania {Comp) 375<br />
Ajuga {Lab) 23, 37<br />
Akebia {Lardiz) 2L11<br />
Akolutophyten 76f.<br />
Aktuelle Vegetation 85<br />
Alangium 351<br />
Alaria (Braunalge) 389*<br />
Alaschan-Wüste 295<br />
Alaska 42, 142, 280, 307, 337<br />
Alberta 307, 337<br />
AkhemiUa {Ros.) 317, 324, 341, 352<br />
Aldina {Leg.) 166*<br />
Aleurites {Euph.) 81, 353<br />
Algen 2£, 10, 14, 33, 160£, 382,<br />
386<br />
Algenwald 387, 390*<br />
Alisma 23<br />
Alkali Fiats 294
Register 439<br />
Allium {LU.) 285<br />
Allmenden 402<br />
Allopolyploidie 80<br />
Almwirtschaft 334f.<br />
Alnetea glutinosae 407, 412, 414<br />
Alniphyllum {Styrac.) 273<br />
Ainus (Bet.) 30, 44, 60, 64“-, 107,<br />
230, 238, 254, 260, 265, 269,<br />
274, 276, 279f., 300, 303, 309,<br />
314, 349,367,372, 379, 414f.<br />
Aloaceae 196, 203<br />
Aloe 190*, 193, 201, 242<br />
A lpenSl, 311, 321,322^ 327f.,<br />
372*, 395, 398, 407, 409<br />
alpin (sub-, eu-, hoch-) 117"^, 318,<br />
322^ 335, 341»<br />
Alpine Stufe 117»f„ 315-343, 345-<br />
380, 407,409,411,416421<br />
Alpische FE 409<br />
Alpische Florenprovinz 408»f.<br />
Alstroemeria (LU.) 36<br />
Altadventive 76<br />
Altai 291, 310f„ 339f., 375»<br />
AUingia (Hamam.) 220<br />
Altiplano (Boliv.) 208, 346»<br />
Altiplano (Mex.) 356»<br />
Altozeanisches FR 90<br />
Amaranthaceae 196<br />
Amaranthus Al<br />
Amaryllidaceae 242<br />
Amazonas 32, 383<br />
Amazonien 21, 150, 153, 158,<br />
166-168, 171, 173<br />
Amazonische FRg 92», 96<br />
Amborellaceae 98<br />
Amelanchier (Ros.) 77, 255, 285,<br />
415<br />
Amentotaxus (Cephalotax.) 272,275<br />
Ammodendron (Leg) 294<br />
Ammophiletea arenariae 407, 413,<br />
422<br />
Ammopiptanthus (Leg.) 295<br />
Amorphophallus (Arac.) 159»f.<br />
Ampélopsis i y it) 255<br />
Amurgebiet 271, 274, 311<br />
Amygdalus (Ros.) 18, 285, 288<br />
Anabasis (Chenop.) 294<br />
Anacardiaceae 152, 189, 230, 240<br />
Anacardium 20<br />
Anastrophea (Podostem) 384»<br />
Anatolien 78, 237, 282, 285<br />
Anden 47, 173, 193,209, 227,<br />
317», 321,333,340, 343, 346»,<br />
348», 355»<br />
Andisch-Pazifische FRg 92», 96<br />
Andromeda (Eric.) 305<br />
Andropogon (Gram) 290f<br />
Androsace (Primul) 324, 328»<br />
Androsacetalia alpinae 417<br />
Androsacetalia vandellii 417<br />
Anemoballochorie 17, 34<br />
Anemochorie 16, 17, 26-32, 39,<br />
42, 43, 74, 161<br />
Anemone (Ranunc) 23, 30, 287,<br />
323<br />
Aneurophyton (Pteroph.) 124,<br />
126»<br />
Angara-FG 128», 130<br />
Angelica (Umb.) 324<br />
Angiospermae 3, 10, 47, 124, 135-<br />
141, 139»<br />
Angola 202, 209<br />
Annonaceae 102, 152<br />
Annuellenflur 57<br />
Anodopetalum (Cunon) 223<br />
Anökophyten 80<br />
Ansässige 76<br />
Ansiedlungshin<strong>der</strong>nisse 44»f., 74,<br />
75», 78<br />
Antarktis 7, 140»f., 143, 320, 342<br />
Antarktische FRg 92», 101<br />
Antarktische Zone 110»-113, 315-<br />
343<br />
Antarktisches FR 90<br />
Antennaria (Comp.) 325<br />
Anthemis (Comp) 41, 405<br />
Anthoceros 124<br />
Anthoxanthum (Gram.) 289»<br />
Anthriscus (Umb.) 82<br />
Anthropochorie 17, 69, 71, 74-83,<br />
404, 409, 419-421<br />
Anthropogene Sippen 79f.<br />
Anthropogene Vegetation 68-71,<br />
400, 404f.,407, 409, 411,418-<br />
423<br />
Anthropogene Wüste 6 8 f, 71<br />
Anthyllis (Leg.) 28<br />
Aperzeit 319, 330, 337<br />
Aphytal 381»<br />
Apocynaceae 152, 189, 196<br />
Apollonias (Laur.) 222<br />
Apophyten 69, 74, 81, 405<br />
Appalachen 261, 264, 309, 371»<br />
Appennin 366»<br />
Apt 135, 138, 139»<br />
Aquifoliaceae 206, 215<br />
Arabien 194, 201<br />
Araceae 152, 154, 163, 166, 169»,<br />
382f.<br />
Arachis (Leg.) 38<br />
Aralia 255, 271<br />
Araliaceae 156, 206, 210, 215f.<br />
Araucaria 98, 129, 133, 211, 223,<br />
228, 229», 230», 275, 353<br />
Araucariaceae 132»f, 214f.<br />
Arbutus (Eric.) 234, 237-239, 282,<br />
359<br />
Arceuthobium (Loranth) 35»f.<br />
Archaeanthus (Magnol.) 138»<br />
Archäophten 76f, 82, 405f., 409,<br />
420<br />
Arctium (Comp) 24<br />
Arctostaphylos (Eric.) 235, 236»,<br />
324, 331,347<br />
Arctous (Eric.) 20, 331<br />
Areal, -gestalt, -grenzen, -große 1,<br />
14, 42-55, 44», 51», 71, 74f.<br />
Arealdiagnose 54<br />
Arealformeln 53<br />
Arealtypen 48, 52-55<br />
Arenaria (Caiyoph) 289», 323, 339<br />
Argentinien 42, 173, 179, 183,<br />
188, 193, 207, 2 28f, 247-249,<br />
317,349<br />
Argyroxiphium (Comp) 342, 353<br />
Aridität 12, 113-115<br />
Arillus-Typ 18», 20, 22<br />
Aristida (Gram) 294<br />
Aristolochiales 138<br />
Aristotelia (Elaeoc.) 218»<br />
Arizona 188, 232, 235, 279, 283£,<br />
356», 370<br />
Arktisch-alpine FE 335, 336»f,<br />
409,416<br />
Arktische FRg 91, 92», 94, 408f<br />
Arktische Zone 110»-113, 142,<br />
315-343, 395, 396», 397», 415<br />
Arktokarbonisches FR 130<br />
Arktotertiäre Flora 139, 253<br />
Ärmelkanal 389<br />
Arnica (Comp.) 325<br />
Amingeria (Sapot.) 351<br />
Arrhenatheretalia 420<br />
Arrhenatherum (Gram.) 420<br />
Arroyos 197, 199<br />
Artemisia (Comp) 235, 284, 291-<br />
294, 325, 352, 363, 368, 370,<br />
374, 395, 405<br />
Artemisietea vulgaris, -etalia 407,<br />
413,420<br />
Arthraerua (Amaranth.) 202»<br />
Artocarpus (Mor.) 175<br />
Arundo (Gram.) 29»f.<br />
Asarum (Aristol.) 221, 256»<br />
Asclepiadaceae 190, 196, 201, 203,<br />
242<br />
Asclepias 29»f<br />
Ascophyllum (Braunalge) 389»<br />
Aspalathus (Leg) 242<br />
Aspen Woodland 257f.<br />
Asperula (Rub.) 405<br />
Aspidosperma (Apotyn.) 30, 31»<br />
Asplenietea trichomanis ^01 , 412,<br />
416<br />
Asplenium 417<br />
Assam 149, 220, 365»<br />
Assoziation 58f
440 Register<br />
Astelia (LU.) 226, 326<br />
Aster (Comp.) 77, 259, 325<br />
Asteretea tripolii407, 413, 422<br />
Astragalus (Leg.) 24, 32, 289'',<br />
324, 339^ 410'‘■<br />
Astrocaryum (Palm) 155*<br />
Astronium (Anac.) 183*<br />
Asturien 269<br />
Atacama 199, 349<br />
Atelechorie 17, 37, 38*<br />
Atemknie, -wurzeln 177, 266<br />
Atherosperma (Monim.) 217*, 223,<br />
224*f., 357<br />
Äthiopien 204, 208f., 317, 320,<br />
3 4 0 £ ,351<br />
Athrotaxis (Taxod.) 133, 223, 225,<br />
275, 357<br />
Atlantik 176, 392*<br />
Atlantische Florenprovinz 408*f.,<br />
410*<br />
Atlaslän<strong>der</strong> 237f„ 276, 282, 371*<br />
Atriplex (Chenop.) 292-294, 314,<br />
368,405<br />
Atropa (Solan.) 415<br />
Aucuba (Corn) 273<br />
Auenwald 65, 168*f., 218, 225f.,<br />
233,235,238, 240, 259,265,<br />
279,288, 293,2 9 6 ,3 0 3 ,3 1 4 ,<br />
414<br />
Auenwiesen 303<br />
Aufnahmen 58<br />
Ausbreitung 1, 14, 42-47, 74-78<br />
Ausbreitungsfähigkeit 14, 77f<br />
Ausbreitungsgeschwindigkeit 43,<br />
4 6 f,78<br />
Ausläufer 14, 37*, 39<br />
Aussterben 46, 71-74, 81, 171f<br />
Australe Stufe 118*, 147, 317,<br />
3 4 8 f,353<br />
Australe Zone 110*-115, 118f,<br />
188, 196, 206,211,212-250,<br />
274f, 354-358<br />
Australes FR 90<br />
Australien 81, 140*, 149, 175f,<br />
179, 187-190, 194,207,213,<br />
217, 222-225, 232, 244, 357<br />
Australische FE 101, 103, 107<br />
Australisches FG 128*, 133<br />
Australisches FR (Australis) 90,<br />
9 2 *f, 100, 244<br />
Austrocedrus (Cupr) 228, 229*,<br />
240, 275, 354<br />
Austrocknungsstreuer 3 5 *f<br />
Austromalesisches FR 91<br />
austro-nemoral 143, 228<br />
Austrotaxus (Taxac.) 98, 275<br />
Autoballochorie 17, 3 5 *f<br />
Autochorie 1 6 f, 36-37, 43<br />
Avena (Gram.) 77, 287<br />
Avicennia (Verben.) 178*<br />
Azara (Flacourt.) 240<br />
Azolla 14, 383<br />
Azonale FE 53<br />
Azonale Vegetation 61, 121, 176<br />
Azorella(Umb) 107, 324, 328*<br />
Azoren 222<br />
Baccharis (Comp) 240, 327*, 340,<br />
342<br />
Bad Lands 290<br />
Baiera (Ginkg.) 132*<br />
Bakterien 2 f<br />
Bale-Gebirge 317*, 350*<br />
Balkanhalbinsel 237, 268<br />
Ballochorie 16f, 34-36, 43<br />
Ballonflieger 27f<br />
Ballota (Lab) 405<br />
Balsaminaceae 152<br />
Bairische Län<strong>der</strong> 269<br />
Bambus 2 06f, 210, 216, 228,<br />
230, 240, 258, 271,339, 347,<br />
351, 367<br />
Bambus-Bäume 157<br />
Bambus-Wuchsmodus 156*<br />
Bangia (Rotalge) 389*<br />
Banksia (Prot.) 16, 245*f<br />
Barochorie 16<br />
Bárreme 135<br />
Bartsia (Scroph) 325, 336*<br />
Bassia (Chenop) 24<br />
Batha 238<br />
Bauhinia (Leg.) 36<br />
Bauholz 402<br />
Bäume 4 f<br />
Baumfarne 129, 157, 164, 170,<br />
206, 2 1 1 ,2 1 5 f, 2 23f, 226,<br />
231,353<br />
Baumflur 57<br />
Baumgrenze 316<br />
Beech-Maple Forest 265f<br />
Beeren-Typ 18*, 20<br />
Begleiter 59<br />
Begoniaceae 102<br />
Behälter 16<br />
Beilschmiedia (Laur.) 220, 226, 240<br />
Belgien 49<br />
Benguela-Strom 202<br />
Bennettitopsida 3, 124, 132*, 133*,<br />
135f, 138, 139*<br />
Benthal, benthisch 5, 381*-383,<br />
387, 422<br />
Beobachtungslücken 48<br />
Berberis 284, 343, 364, 376<br />
Berchemiella (Rhamn.) 273<br />
Bereitstellung <strong>der</strong> Diasporen 15<br />
Bergenia (Saxifr.) 314<br />
Bergmandel-Pistazien-Baumflur<br />
285<br />
Berzelia (Brun) 243*<br />
Betula 30, 44, 60, 63, 254,258-<br />
260, 265, 267, 270, 274, 300,<br />
303f, 306-308*, 3 lOf, 314,<br />
317*, 3 6 3 f, 367, 369, 373f,<br />
376, 379f, 395, 398f, 414<br />
Betulaceae 103, 107*<br />
Betulo-Adenostyletea 407, 412, 415<br />
Beweidung 184, 192, 199, 238,<br />
244, 246, 248, 293, 334, 401,<br />
403, 422<br />
Bidens (Comp.) 24, 25*, 77<br />
Bidentetea tripartitae 407, 413, 421<br />
Bienne 4<br />
Bignonia 265<br />
Bignoniaceae 152, 180, 253, 349<br />
Binnengewässer 57, 121, 382-<br />
385,415,417-422<br />
Biom 108<br />
Biotische Klimax 63, 65, 113f,<br />
183f<br />
Bipolar-Extratropische FE 101,<br />
103, 106*<br />
Blaeria (Eric.) 341<br />
Blastautochorie 17, 37<br />
Blaualgen 3<br />
Blühreifealter 43<br />
Bobea (Rub) 81<br />
Bodensee 73<br />
Böhmen 320, 407, 409<br />
Bolax (Umb) 342<br />
Bolivien 200, 2 0 4 f, 207-209, 229,<br />
333, 340, 346*<br />
Bombacaceae 102, 105*, 152, 166,<br />
180<br />
Bombax 168*<br />
Boquila (Lardiz.) 228<br />
Boraginaceae 102<br />
Boreale FE 298<br />
Boreale Zone und Stufen 110*,<br />
111-113, 115, 118*f, 141,<br />
274f, 291,297-314,317,356,<br />
358-380, 395, 396*, 397*f, 407,<br />
409,411,413-416<br />
Borealer Nadelwald 115, 274, 298<br />
Boreales FR 89, 90<br />
Boreonemoral 260, 267*-269, 274,<br />
281,304, 310f, 407, 409,413<br />
Borke 181f, 184,218, 258<br />
Borneo 153, 175,210, 304, 342<br />
Bothriochloa (Gram.) 248<br />
Bouteloua (Gram.) 290<br />
Brachycome (Comp.) 325<br />
Brachyotis (Comp.) 349<br />
Brachystegia (Leg.) 186<br />
Brandgefahr, -Wirkung 180, 224f,<br />
233, 235, 242, 2 7 8 f, 282, 288,<br />
303, 308*, 310<br />
Brand-Savanne 183f
Register 441<br />
Brasilianische FRg 92*, 96<br />
Brasilien 149, 168f., 173, 179,<br />
186, 193, 207,213,229f.<br />
Brassica (Crue.) 41<br />
Brassicarpaea (Crue.) 242<br />
Braunalgen 3, 386f.<br />
Broya (Crue.) 324<br />
Brennholz 402<br />
Bretsehnei<strong>der</strong>a 273<br />
Brettwurzeln 157*, 218<br />
Britische Inseln 48f., 81, 268, 304<br />
British Columbia 279, 299, 309,<br />
337f„ 379<br />
Briza (Gram.) 248<br />
Brolla 238<br />
Bromeliaeeae 102, 105*f., 161,<br />
163, 166, 169*, 172, 183, 193,<br />
196, 199<br />
Brometalia ereeti 418<br />
Bromus (Gram.) 41, 77, 248f., 287,<br />
293, 326, 405<br />
Bronzezeit 394, 405<br />
Bruchwald 64*fi, 167*f., 260,<br />
265, 303, 414<br />
Brunfelsia (Solan.) 183*<br />
Bruniaeeae 103, 242<br />
Brutknollen, -knospen, -körper,<br />
-sprosse, -zwiebeln 14<br />
Bryophyllum (Crass.) 14<br />
Bryophyta —> Moose<br />
Bryum (Laubmoos) 332<br />
Buehloe (Gram) 290<br />
Buckleya (Santal.) 255<br />
Buddleja (Logan.) 206, 209, 364<br />
Burjätien 313<br />
Burma 179, 220<br />
Bursera 193*<br />
Burseraeeae 152, 180, 189<br />
Busch 57, 112<br />
Büschelgräser 198, 321*, 329,<br />
332-334, 340-343<br />
Büschelgrasflur 57, 247f.<br />
Buxus 36, 268, 270, 395<br />
Caatinga 166*, 173, 193*<br />
Caetaeeae 102, 106, 163, 172, 189,<br />
192£, 196, 199f„ 349, 359<br />
Cajdam 295<br />
Cakile (Crue.) 34, 38*, 40<br />
Cakiletea maritimae AÇn, 413, 422<br />
Calamagrostis (Gram) 82, 287,<br />
326, 329, 347<br />
Calamites (Sphenoph.) 125f.,<br />
127*, 130<br />
Callianthemum (Ranune.) 338*<br />
Calligonum (Polygon.) 294<br />
Callitris (Cupr) 194, 225, 246,<br />
275, 353<br />
Callixylon (Pteroph.) 124, 129<br />
Calluna (Erie.) 310, 419<br />
Calluno-Ulieetea 58, 407, 412, 419<br />
Caloeedrus (Cupr) 255, 275f., 280,<br />
282, 367<br />
Calophyüum (Clus.) 208*<br />
Caltha (Ranune) 323<br />
Calyeera 24<br />
Calypso (Oreh) 302*<br />
Calyptranthus (Myrt) 230<br />
Cornelina (Crue) 79f.<br />
Camellia (Theae.) 219, 221, 269,<br />
367<br />
Camellietea japonicae 221<br />
Campan 137, 139*<br />
Campanula 325<br />
Campanulaeeae 242, 323<br />
Camphorasma (Chenop.) 294<br />
CAM-Photosynthese 11<br />
Campos 186<br />
Campsis (Bignon.) 255<br />
Camptotheea (Nyss.) l l i<br />
Canna 42<br />
Capparidaeeae 189, 193<br />
Capparis 363<br />
Caprifoliaeeae 284<br />
Capsella (Crue) 41, 77, 405<br />
Caragana (Leg.) 285, 295, 364<br />
Cardamine (Crue.) 35f., 38*, 324<br />
Cardamina- Chiysosplenietalia 417<br />
Carduus (Comp.) 23<br />
Carex (Cyp.) 14, 22*-24, 33, 104,<br />
287, 289*, 294, 305*, 326, 329,<br />
340f.<br />
Cariea 20<br />
Carieetalia davallianae 418<br />
Carieetalia nigrae 418<br />
Caricetea eurvulae AGI, 412, 416<br />
Cariei-rupestris-Kobresietea bellardii<br />
407, 412, 416<br />
Cariniana (Leeyth.) 153*<br />
Carpinus (Bet.) 14, 30, 31*, 44,<br />
60, 254, 264, 268£, 358, 373,<br />
379,395,411,414<br />
Carya(Jugl.) 254, 257*, 261,<br />
264£, 267<br />
Caryophyllaeeae 18, 102, 287, 292,<br />
295, 323, 333,416<br />
Cassia (Leg.) 349, 361<br />
Cassinia(Comp) 325, 357£<br />
Cassiope(Eric.) 324, 327*, 331<br />
Castanea (Pag) 19, 73, 78, 106,<br />
254, 261, 264, 268, 367, 369,<br />
373, 379<br />
Castanopsis (Fag.) 106, 210, 220,<br />
221*, 234, 282, 352<br />
Castillejo (Seroph.) 325<br />
Casuarina, -aeeae 100, 103, 194,<br />
200, 218, 225, 246<br />
Catalpa (Bignon.) 30, 253, 255<br />
Cathaysisches FG 128*, 130<br />
Cauealis (Umb) 24, 25*<br />
Caulerpa (Grünalge) 390, 391*<br />
Cavanillesia (Bomb.) 193*<br />
Caytoniopsida 3, 124, 133, 135<br />
Ceanothus (Rhamn) 235, 236*<br />
Ceeropia, -aeeae 166, 168*<br />
Cedrus (Pin.) 240, Z lS -llT , 282£,<br />
3 6 0 £ ,3 6 4 ,368£<br />
Ceiba (Bomb.) 28<br />
Ceja de la Montaña 209, 349<br />
Celastraeeae 152, 215, 230, 240<br />
Celastrus 255<br />
Celmisia (Comp) 325<br />
Celtis (Ulm) 174, 248, 269, 274<br />
Cenehrus (Gram.) 24, 25*<br />
Cenoman 137£, 139*£<br />
Centaurea (Comp.) 23, 27, 405<br />
Centrolobium (Leg) 30, 31*<br />
Cephalanthus (Rub.) 265<br />
Cephalotaxus 272, 275<br />
Cerastium (Caryoph) 19, 24, 323,<br />
332,336*<br />
Ceratonia (Leg.) 237£<br />
Ceratopetalum (Cunon) 223<br />
Ceratophyllum, -aeeae 23, 382<br />
Cereidiphyüum 272<br />
Cereis (Leg) 254, 264<br />
Cereoearpus (Ros.) 29*£, 235, 285<br />
Cereus (Caet.) 193*<br />
Ceriops (Rhizophor.) 178*<br />
Cersiaj Chrebet 378*<br />
Cestrum (Solan) 240<br />
Ceylon 176, 204, 208<br />
Chablis 166, 170<br />
Chaco 183, 186, 193<br />
Chaenomeles (Ros.) 273<br />
Chaerophyllum (Umb.) 82, 420<br />
Chamäanemochorie 17, 27<br />
Chamaebatiaria (Ros.) 285<br />
Chamaecyparis (Cupr.) 255, 260,<br />
215-21T, 279-281,309,358,<br />
367, 369<br />
Chamaedaphne (Erie.) 305<br />
Chamaerops (Palm.) 237<br />
Chamäphyten 4*£, 216, 233,<br />
258, 300, 326, 327*, 328*, 330<br />
Changpai-Shan 378*<br />
Chaparral 235, 236*£, 282<br />
Charakterarten 52, 59<br />
Charakterelemente 52, 101-103<br />
Charakteristische Artenkombination<br />
59<br />
Charetalia hispidae 421<br />
Chareteafraplis 407, 413, 421<br />
Charophyeeae 64*, 382£<br />
Chaunochiton (Olaeae) 30, 31*<br />
Cheirolepidaeeae 13 2 * £<br />
Chekiang 270
442 Register<br />
’''# 1<br />
Chelidonium (Papav.) 23, 49<br />
Chenopodiaceae 195-197, 203, 292-<br />
295, 395, 423<br />
Chenopodium 42, 405<br />
Chente) Nuniu 378“"<br />
Chihuahua-Wüste 199<br />
Chile 59, 195, 199, 207,213,<br />
217f„ 227f„ 230, 232, 240E,<br />
333, 340, 342f., 347, 354<br />
Chilenisch-Patagonische FRg<br />
92*, 100<br />
Chimonanthm (Calycanth) T Jl<br />
China 175,207,213,217,220,<br />
252, 2 6 1 ,270f., 277, 286, 291f.,<br />
295,299,312, 339, 367,374,<br />
376, 393<br />
Chingan 274<br />
Chionanthm {Oleac.) 254<br />
Chionochloa{Gram.) 343, 358<br />
Chloranthaceae 138*<br />
Chorisia {Bomb.) 181*<br />
Chorologie 1<br />
Chosenia {Salic) 300, 314<br />
Chrysanthemum {Comp.) 331, 405<br />
Chrysobalanaceae 152, 153*<br />
Chrysophyllum {Sapot.) 183*<br />
Chrysothamnus {Comp) 293<br />
Chuquiragua {Comp.) 340, 343<br />
Chusquea {Cram.) 228, 240, 347<br />
Cicerbita {Comp.) 415<br />
Cicuta {Umb.) 33<br />
Cinnamomum {Laur) 208*, 220,<br />
223<br />
Circaea {Onagr.) 24, 25*<br />
Cirsium {Comp.) 23, 30, 33<br />
Cistus 237<br />
Citrus {Rut.) 175, 219<br />
Cladonia (Flechte) 332<br />
Cladrastis {Leg.) 254<br />
Clematis {Ranunc) 14, 30<br />
Clematoclethra {Actin.) T Jl<br />
Clethra, -aceae 209, 215, 230*, 347,<br />
359<br />
Cleyera {Theac.) 221*<br />
Cliffortia {Ros.) 242<br />
Clivia {Lil.) 231<br />
Clusia 347<br />
Clusiaceae 152, 156, 206<br />
Coastal Plain 221<br />
Cocos {Palm.) 33*, 164, 193*<br />
Coelo¿ossum {Orch.) 28*, 326<br />
Coespeletia {Comp.) 347<br />
Colchicum {Lil) 24<br />
Cokogyne {Ros) 294<br />
Coleonema {Rut.) 243*<br />
Colliguaya {Euph.) 240<br />
Colobanthus {Caryoph) Í23, 338*,<br />
342<br />
Colophospermum {Leg.) 181*, 186<br />
Colorado 279, 293, 337, 370<br />
Columbia Basin 293<br />
Colutea {Leg) 28, 240, 285<br />
Combretaceae 102, 152, 193, 351<br />
Combretum 186<br />
Commiphora {Burs.) 194<br />
Compositae 41, 102, 195f., 203,<br />
210, 240, 242, 247,264, 284,<br />
287,292, 294f„ 323,416<br />
Coniferae 3, —> Koniferen<br />
Coniferophytina 129<br />
Coniferopsida 3<br />
Conium {Umb.) 405<br />
Consolida {Ranunc.) 77, 405<br />
Convallaria {Lil.) 20<br />
Convolvuktalia sepium 420<br />
Convolvulus 405<br />
Cony za {Comp) 77<br />
Cooksonia (Psiloph.) 125*<br />
Coprosma {Ruh) 211, 353, 357<br />
Corallina (Rotalge) 390*<br />
Corallorhiza {Orch) 300, 301*,<br />
302*<br />
Cordaites 131*<br />
Cordaitidae 3, 124, 127*, 129f.<br />
Comaceae 21S{.<br />
Conzai20, 77, 255,264f.,281<br />
Corta<strong>der</strong>ia {Cram.) 30, 326, 342<br />
Corydalis {Papav) 22*f., 35f., 40,<br />
44, 410*<br />
Corylopsis {Hamam.) 272<br />
Corylus{Bet) 14, 18, 44, 254, 283,<br />
361,364, 395,398<br />
Corynephoretalia canescentis 419<br />
Costarica 205, 340, 347<br />
Cotinus {Anac) 14, 255, 267, 269<br />
Cotoneaster {Ros.) 20, 240, 364, 376<br />
Cotula {Comp) 325<br />
Cove Forest 265<br />
Cowania {Ros.) 285<br />
Crassula 202*<br />
Crassulaceae 196, 203, 242<br />
Crataegus {Ros.) 241, 259, 270,<br />
285<br />
Crépis {Comp) 325<br />
Crinodendron {Elaeoc.) 230<br />
Crithmum {Umb.) 387<br />
Cruciferae 103, 196, 292, 294f„<br />
323, 333, 420<br />
Cryptantha {Borag.) 325<br />
Cryptocarya {Laur.) 220, 223, 240,<br />
354<br />
Cryptomeria {Taxod.) 261, 272, 275<br />
Cucumis {Cucurb) 20<br />
Cucurbitaceae 190<br />
Cunninghamia {Taxod.) 133, 270,<br />
272, 275, 358<br />
Cunonia 217*, 231, 353<br />
Cunoniaceae 103, 206, 214f, 223<br />
Cupania {Sapind.) 183*<br />
Cupressaceae 133, 215, 218, 233<br />
Cupressus 234f., 237f, 249, 275,<br />
284, 359, 361, 364<br />
Curtisia {Corn.) 216*, 231<br />
Cyathea 211, 221, 22h, 231<br />
Cycadophytina 129<br />
Cycadopsida 3, 124, 129, 132*f.,<br />
135f, 138, 139*, 189, 246<br />
Cyclanthaceae 102, 152, 169*, 172<br />
Cyclanthera {Cucurb.) 36<br />
Cyclostigma (Lykoph.) 124, 126*<br />
Cymbalaria {Scroph.) 37, 417<br />
Cymodocea 391*<br />
Cynoglossum {Borag.) 24<br />
Cynosurus {Cram) 19<br />
Cyperaceae 242, 323, 331, 333,<br />
342, 382, 418<br />
Cypress-Tupelo Swamp Forest<br />
264-266<br />
Cystoseira (Braunalge) 393<br />
Cytisus {Leg.) 288<br />
Czekanowskiopsida 3, 124, 133, 135<br />
Dacrydium {Podoc) 210, 226, 275,<br />
352,353<br />
Dahurien 314<br />
Daisetsu 378*<br />
Damnacanthus {Rub.) 221, 273<br />
Danthonia {Cram ) 23, 343<br />
Daphne {Thymel.) 268<br />
Dauerfrostboden 297*f, 313,<br />
318f„ 330f, 340, 342<br />
Dauergesellschaften 63<br />
Dauemacht, -tag 318f, 330, 337,<br />
342<br />
Davidia {Nyss.) 273<br />
Dealpische FE 409<br />
Decaisnea {Lardiz.) 272<br />
Deckalgen 387, 390*<br />
Deckenmoor 304*<br />
Deckungsgrad 58<br />
Decumaria {Hydrang.) 255<br />
Delavaya {Sapind.) 273<br />
Delesseria (Rotalge) 388*<br />
Delphinium {Ranunc.) 323<br />
Dendromecon {Papav.) 235<br />
Dendrosenecio {Comp) 329*, 341*<br />
Dentaria {Cruc) 14, 256*<br />
Deschampsia {Cram.) 326, 329,<br />
34 I f<br />
Deutschland 49, 72, 81, 304<br />
Devon 123<br />
Diapensia 331<br />
Diapensiaceae 103<br />
Diasporen 14f<br />
Diasporenregen 42<br />
Dicentra {Papav.) 257*<br />
Dichtboden-Savanne 183f
Register 443<br />
Dicksonia 223E, 226, 229<br />
Dicraea (Podostem.) 384"^<br />
Dictamnus (Rut.) 82<br />
Didieraceae 190”^, 194<br />
Differentialarten 58f<br />
Differential-Elemente 53<br />
Diffuse Vegetation 197*<br />
Digitalis (Scroph.) 63, 415<br />
Difftaria (Gram) 249<br />
Dikotylen 3, 138<br />
Dinosaurier 134*f., 138, 140<br />
Diospyros (Eben.) 264<br />
Dipelta (Caprif) 273<br />
Diplachne (Gram.) 291<br />
Diploglottis (Sapind.) 223<br />
Dipsacus 34<br />
Dipterocarpaceae 102, 105*f, 152,<br />
153*, 174-176, 180, 186f,210,<br />
352<br />
Dipterocarpus 30, 31*<br />
Dipteronia (Acerac) 273<br />
Disanthus (Hamam.) 272<br />
Dischidia (Asclep.) 161, 162*<br />
Discopodium (Solan.) 317<br />
Diselma (Cupr) 223, 275<br />
disjunkt 45, 49, 106, 145<br />
Disporum (LU.) 221<br />
Distichlis (Gram.) 248, 392<br />
Dispflium (H am am ) 221*<br />
Djebel Marra 350*<br />
Docynia (Ros) 273<br />
Donatia, -aceae 107*, 325<br />
Dorngebüsch 184<br />
Dornpolster, -flur 322, 329, 333,<br />
339*, 343, 354, 364, 368f„ 371,<br />
373, 375<br />
Doronicum (Comp) 415<br />
Dorstenia (Mor.) 36<br />
Doryphora (Monim.) 223<br />
Draba (Cruc.) 324, 332<br />
Dracaena (Agav.) 359<br />
Dracophyüum (Epacr) 324, 358<br />
Drakensberge 230, 250, 340<br />
Drimys (Wint.) 209, 211, 223,<br />
228, 230*, 240, 354, 357<br />
Drosera, -aceae 28*, 104, 305*<br />
Diyas(Ros.) 30, 324,331,380<br />
Dryopteris (Asplen.) 221, 300<br />
Dschungel 160, 166<br />
Dshugdshur 31 If.<br />
Dunkelkeimer 40<br />
Dunkle Taiga 111, 113, 119f,<br />
298-312, 356,358-380<br />
Dunkle Taiga, Regionen 306*,<br />
307-312<br />
Durio (Bomb.) 175<br />
Durisilva 231<br />
Dürreresistenz 11<br />
Dürrezeit (Trockenzeit) 12,<br />
113f,150, 178-180, 187, 195,<br />
214, 231,249, 276, 287,313,<br />
333f<br />
Dysoxylum (Meliac.) 226<br />
Dystrophe Seen 382<br />
Dyszoochorie 17, 18-19, 40, 43<br />
Ecballium (Cucurb) 3 5*f<br />
Echinops (Comp.) 352<br />
Echium (Borag) 289*<br />
Ecuador 151, 171, 174, 179, 193,<br />
204, 207, 209, 340<br />
edaphisch —> Standortsfaktoren<br />
Eichenmischwald 398<br />
Eichbomia (Ponte<strong>der</strong>) 383<br />
Einbürgerungsgrad 76f<br />
Eindringlinge 76<br />
Eingeschleppte 76<br />
Einheimische 76, 81f<br />
Einjährige 4<br />
Einwan<strong>der</strong>ungsweise 76<br />
Einwan<strong>der</strong>ungszeit 76<br />
Eisbedeckung (Gletscher,<br />
Inlandeis) 64, 128, 130, 132,<br />
141, 142*f, 226, 297<br />
Eisbeständigkeit 9<br />
Eisenia (Braunalge) 390*<br />
Eisenzeit 394, 405<br />
Eistage 318*<br />
Eisvermeidung 9<br />
Eiszeit (Pleistozän) 43, 4 6 f,<br />
141f, 221f, 237, 268f, 271,<br />
337, 394<br />
Elaeagnaceae 284, 293<br />
Elaeis (Palm.)164<br />
Elaeocarpaceae 152, 215<br />
Elaeocarpus 208*, 221*, 226<br />
Eläosom 2 2 *f<br />
Elburs-Gebirge 375*<br />
Eleusine (Gram.) 248<br />
Eleutherococcus (Aral.) 273<br />
Elfenwald 207, 317*f<br />
Elgon 340<br />
Elionurus (Gram) 249<br />
EUiottia (Eric.) 255<br />
Elodea (Hydrochar.) 23, 77, 79<br />
Elymus (Gram.) 287, 290<br />
Elyno-Seslerietalia albicantis 407,<br />
412,416<br />
Embothrium (Prot.) 354<br />
Emmenopterys (Ruh) 273<br />
Empetrum 20, 324, 331, 342<br />
Endemismus, endemisch,<br />
Endemiten 50-51, 53, 73 , 81,<br />
98f, 102, 171, 2 41f, 272-273,<br />
294, 409<br />
Endiandra (Laur.) 223<br />
Endothia (Pilz) 73, 264<br />
Endozoochorie 17, 19-21, 39f,<br />
4 2 f, 74, 161<br />
Engelhardia (Jugl.) 347<br />
England 42, 80, 252<br />
Englerocharis (Cruc) 327*<br />
Engtropische FE 105<br />
Enkianthus (Eric.) 272<br />
Entada (Leg.) 34<br />
Enteromorpha (Grünalge) 389*<br />
Eozän 137, 140*f, 177<br />
Epacridaceae 103, 246, 343<br />
Ephedra, -aceae 20, 196, 292, 370<br />
Ephemerenwüste 292, 295*<br />
Ephemerophyten 75 *-77<br />
Epidendrum (Dreh) 162*<br />
Epilobietalia fleischeri 417<br />
Epilobietea angustifolii 4QÍJ, 412, 415<br />
Epilobium (Onagr.) 14, 2 9 * f, 63,<br />
308*, 324,415<br />
Epiphylle 160*f<br />
Epiphyten 5, 154, 161-163, 162*,<br />
166*, 169*f, 177, 182, 193,<br />
205*£, 216, 2 1 9 f,2 2 3 , 226,<br />
228, 231<br />
Epizoochorie 17, 23-26, 39, 4 2 f,<br />
74<br />
Epökophyten 74, 75*-77, 289,<br />
405<br />
Equisetites (Sphenoph.) 132*<br />
Equisetopsida 3, 123-125, 130<br />
Equisetum 130<br />
Eragrostis (Gram.) 2 4 8 f, 290<br />
Eranthis (Ranunc.) 40<br />
Eremäa 203<br />
Eremospartium (Leg.) 294<br />
Eremurus (LU) 285<br />
Ergasiophygophyten 74, 76f<br />
Ergasiophyten 74-76<br />
Erica 107, 210, 222, 237, 239,<br />
317*, 351f, 414,418<br />
Ericaceae 10, 28, 99, 103, 163,<br />
206, 208f, 241f„ 264, 269,<br />
300, 323<br />
Erico-Pinetea 407, 412, 414f<br />
Erigeron (Comp) 325<br />
erikoid 208, 232, 241f, 243*,<br />
246, 326, 333f<br />
Eriobotrya (Ros.) 273<br />
Eriocaulon 326<br />
Eriogonum (Polygon.) 235, 328*<br />
Eriophorum (Cyp.) 30, 305<br />
Eritrichium (Borag.) 325<br />
Erkältungsresistenz 9<br />
Erkältungsschäden 8<br />
Ermania (Cruc.) 339<br />
Erodium (Geran.) 36<br />
Erosion 186, 192, 238f, 334<br />
Ersatzgesellschaften 68f<br />
Eiyngium (Umb.) 21<br />
Erythräa 201
444 Register<br />
Erythrina (Leg.) 353<br />
Escallonia 209, 240, 347, 349<br />
Escalloniaceae 215, 223, 240<br />
Espeletia (Comp.) 32 r , 329-^f„<br />
340, 347<br />
Etageales Areal 51*<br />
Etesienklima 231<br />
Eucalyptus (Myrt.) 70, 100, 107,<br />
187, 194,200,219, 223, 224*f.,<br />
232, 244-246, 248, 343, 357<br />
Euchresta (Leg.) XTi<br />
Eucommia 272<br />
Eucryphia, -aceae 103, 107*, 215E,<br />
217*, 223, 227f.<br />
Eugenia (Myrt.) 175, 183*, 230<br />
euhemerob 68-70, 404-406, 411,<br />
417,419-421<br />
Euhydrophyten 4*f., 381f.<br />
Eulitoral 64*, 381*, 383, 385,<br />
387, 389*, 392, 421f.<br />
Eupatorium (Comp.) 259<br />
Euphorbia 22*f., 36, 77, 104, 189,<br />
190*, 193£, 201,233,287,<br />
289*, 405<br />
Euphorbiaceae 102, 152, 180, 189,<br />
240, 353<br />
Euphrasia (Scroph.) 325<br />
Euptelea 272<br />
Euramerisches FG 128*, 129f.,<br />
132f.<br />
Eurosibirische FRg 93f.<br />
Eurosinisches FG 128*, 133<br />
Eurotia (Chenop) 292-294, 375<br />
Eurya (Theac.) 211, 221*<br />
eurytropisch 113, 115<br />
Eurytropische Trockengehölze<br />
120, 148, 187-194, 203, 246,<br />
249, 290, 346, 348-353, 355f„<br />
359-363<br />
Eurytropische Trockengehölze,<br />
Regionen 192*-194<br />
Eurytropische Wüste 113-115,<br />
120, 148, 189, 192, 194-203,<br />
346, 348-350, 352, 354-356,<br />
359. 366, 368<br />
Eurytropische Wüste, Regionen<br />
198*, 199-203<br />
Euscaphis (Staphyl.) 273<br />
Euterpe (Palm.) 167*, 169*<br />
Eutrophe Gewässer 64*, 382E,<br />
421-422<br />
Euxinisch-Hyrkanische Florenprovinz<br />
394f., 408*f., 410*<br />
Everglades 173<br />
Evodiopanax (Aral.) 273<br />
Evolution <strong>der</strong> Landpflanzen 123,<br />
124*-141<br />
Evonymus (Celastr.) 14, 20, 255<br />
Ewige Gefromis 297<br />
Exbucklandia (Hamam.) 220, 352,<br />
363<br />
Exochorda (Ros.) 273<br />
Extratropische FE 103, 106<br />
Extratropischer Wald 109<br />
Extrazonale FE 53<br />
Extrazonale Vegetation 61<br />
Extrem- und Son<strong>der</strong>standorte<br />
411,413, 415f.<br />
Fagaceae 103, 106*, 174, 206, 210,<br />
214f.,220, 222,352, 358,363<br />
Pagetalia 411, 413 f.<br />
Fagus 18, 44, 45*, 49f„ 51*f„ 54,<br />
60, 63, 106, 222, 254, 261,264,<br />
266-269, 271,306, 311, 358f„<br />
367-370, 373, 379, 395, 397,<br />
399f„ 402, 410*f.<br />
Falkland-Inseln 320, 342<br />
Fallschirm 28, 29*<br />
Fallugia (Ros.) 285<br />
Farne, Echte Filicopsida<br />
Farnpflanzen Pteridophyta<br />
Farnsporangien 36<br />
Fascicularia (Bromei.) 228<br />
Fatsia (Aral.) 273<br />
Faurea (Prot) 231<br />
Fe<strong>der</strong>grassteppe 291<br />
Fe<strong>der</strong>schweif 28, 29*<br />
Fellkletten 24, 2 5 *f<br />
Felsvegetation 121, 167, 416<br />
Felswüste 197<br />
Fergana-Becken 270<br />
Fernausbreitung 42, 43*<br />
Ferula (Umb.) 294<br />
Festuca (Gram.) 19, 249,287, 289*,<br />
317,321*, 326, 329, 349,359<br />
Festucetalia vallesiacae 418<br />
Festuco-Brometea 407, 412, 418<br />
Festuco-Sedetalia 419<br />
Feucht-Koniferenwald 278-281 *<br />
Feuchtsavanne 178, 185<br />
Feuchtwiesen 121<br />
Feuerklimax 63, 65, 81, 113f,<br />
183f, 233, 235,237,242<br />
Feuerland 213, 227, 342<br />
Ficus (Mor.) 14, 20, 156, 352<br />
Filicopsida 3, 14, 27, 36, 123-126<br />
Filipéndula (Ros.) 289*<br />
Finnland 81, 300, 310<br />
Fitzroya (Cupr.) 228, 275, 354<br />
Flachpolster 326, 328*, 331<br />
Flacourtiaceae 152, 2 15f, 240<br />
Flaschenbäume 182, 189, 190*,<br />
193*, 196<br />
Flechten (Eichenes) 2 f, 7, 10,<br />
160*f, 303,330-332, 341f,<br />
387, 389<br />
Flechtendecken 315<br />
Flora, Floren 1, 4 8 f, 51f, 87f,<br />
405,407-411<br />
Florenatlanten 48<br />
Florenelemente 52-55, 53*, 74,<br />
101<br />
Florengebiete 48, 51f, 86, 89,<br />
128, 129, 133<br />
Florengefalle, -kontrast 52<br />
Florenprovinzen 51, 89<br />
Florenreiche und -regionen 51,<br />
89-101,92*<br />
Florenzonen 53, 54*, 89, 112<br />
Florida 173, 213, 2 21f, 266<br />
Floristik 1<br />
Floristische Kartierung 48<br />
Floristischer Status 76<br />
Flurbereinigung 404<br />
Flußauen 32, 64, 303<br />
Flüsse 383<br />
Flutrasen 420<br />
Fokienia (Cupr.) 272, 275<br />
Fontinalis (Laubmoos) 383<br />
Forest Cover Types 60<br />
Formationen (-klassen usw.) 5 6 f,<br />
8 6 f,1 0 8 f<br />
Formgattungen 123<br />
Forst (-Wirtschaft) 70, 83, 172, 186,<br />
219,246, 261,278-279, 307,<br />
4 0 1 ,4 03404,411,413415<br />
Forsythia (Oleac.) 254<br />
Fortune aria (Hamam.) 272<br />
Fouquieriaceae 192, 199<br />
Fragaria (Ros.) 14, 37<br />
Fragariahyp 18*, 20<br />
Frailejones 330<br />
Frángula (Rhamn.) 415<br />
Franguletea alni 407, 412,415<br />
Franz-Josef-Land 320, 332<br />
Fraxinus (Oleac.) 30, 32, 40, 44,<br />
60, 63, 235, 238, 254, 256*,<br />
259, 261,265,267-269, 271,<br />
274, 276, 2 7 9 f, 283, 285, 361,<br />
364, 367, 369, 372, 376, 398,<br />
410*, 414<br />
Fremontodendron (Stercul.) 236*<br />
Freßfeinde 6, 78f<br />
Frost 8*-10, 110, 113, 191f, 194,<br />
199f, 204,212<br />
Frostgrenze 8*, 111<br />
Frosthärte 10<br />
Frostkeimer 40<br />
Frostresistenz 9*, 188<br />
Frosttrocknis 10, 315<br />
Frostwechsel, -tage 318*f, 329,<br />
333<br />
Frucht und Same 15*<br />
Fuchsia (Onagr.) 107, 209, 226<br />
Fucus (Braunalge) 388*, 389*, 393<br />
Fuji-san 366*
Register 445<br />
Fumaria (Papav.) 23, 77, 405<br />
Fundort 6, 48<br />
Fynbos 81, 241 f., 243<br />
Gaimardia {Centrolep.) 326<br />
Galápagos 195<br />
Galeriewäl<strong>der</strong> 182, 185<br />
Galimoga(Comp.) 11<br />
Galiopsietalia segetum 4 17<br />
Galio-Urticetea 407, 412, 420<br />
Galium (Rub) 14, 24, 25*, 287,<br />
289*, 325<br />
Garcinia (Clus) 175<br />
Gärige 238, 239*, 241<br />
Garrya 235, 236*<br />
Garúa 200*<br />
Gaultheria (Eric.) 280, 324, 352<br />
Gebietsfloren 48<br />
Gebirge (plurizonale) 53, 109,<br />
115-120, 117*, 118*, 203-211,<br />
309-312,315-343, 344-380,<br />
416f.<br />
Gebirgssteppe 340<br />
Gebüsch 57, 233, 235, 240, 246,<br />
315<br />
Gefährdung 71-74, 81, 405f.<br />
Gefäßpflanzen 3<br />
Gehölze 4<br />
Geissolomataceae 242<br />
Geländelisten 49<br />
Gelidium (Rotalge) 390*<br />
Gemeinheiten 402<br />
Genista (Leg) 36, 239<br />
Genisteae l y i<br />
Genreservoir 78<br />
Gentiana 30, 50, 325, 328*<br />
Gentianaceae 416<br />
Geoelemente 52<br />
Geokarpie 38<br />
Geonoma (Palm) 169*<br />
Geophyten 4 * f, 9, 159*f, 185,<br />
191, 196, 198, 200, 203, 232,<br />
235, 2 3 7 f, 242, 244, 247, 249,<br />
258, 264, 278, 2 8 4 f, 287-289,<br />
292, 2 94f, 326, 330, 333f, 338<br />
Geraniaceae 242<br />
Geranium 35*, 36, 324, 331, 415<br />
Geschichtliche Zeit 394, 400, 405<br />
Gesneriaceae \02, 105, 152, 163,<br />
219<br />
Geum (Ros) 14, 24, 25*, 30, 37,<br />
288*, 321*, 324, 336*<br />
Gewässer 121, 381-393<br />
Gezeiten 176, 385<br />
Gigartina (Rotalge) 390*<br />
Ginkgo 20, 256, 270, 272<br />
Ginkgoopsidai, 124, 133, 135<br />
Gipswüste 295<br />
Glechoma (Lab) 23<br />
Gleditsia (Leg.) 183*, 254, 260,<br />
265, 268<br />
Gleitflieger 27, 30, 31*<br />
Globale Differenzierung 6<br />
Globularia 239<br />
Glossopteridopsida 3, 124, 129-<br />
131*, 133<br />
Glossopteris 131*<br />
Glyceria (Gram) 24<br />
Glyptostrobus (Taxod) 272, 275<br />
Gnaphalium (Comp.) 325<br />
Gnetopsida 3, 124, 139*<br />
Gnidia (Thymel.) 243*<br />
Gobi 295<br />
Golec 379f<br />
Gomortegaceae 103<br />
Gondwana 98, 122, 128*, 132,<br />
138<br />
Gondwana-FG 128*, 130f, 133<br />
Goniolimon (Plumb.) 27<br />
Goodeniaceae 103, 246<br />
Goodyera (Orch.) 28, 77<br />
Gordonia (Theac.) 221<br />
Gossypium (Malv.) 28<br />
Graham Land 320, 342<br />
Gramineae 18, 37, 102, 104*, 184,<br />
191, 195f,242, 247,287,295,<br />
323, 3 3 0 f, 333, 420, 422<br />
Grasartige (Graminoiden) 4, 287<br />
Grasflur 57<br />
Grasland 57, 70, 112, 120, 183f,<br />
1 9 1 ,2 1 1 ,2 4 6 f, 286,315<br />
Grasveld 249f<br />
Grayia (Chenop) 293<br />
Great Basin 293<br />
Grevillea (Prot) 2457<br />
Griselinia (Com.) 216*, 357<br />
Grönland 311, 320, 330, 336f<br />
Grubbia, -aceae 103, 242, 243*<br />
Grünalgen (Chlorophyta) 3, 123,<br />
382, 386f<br />
Grundfel<strong>der</strong> 4 8f<br />
Guadeloupe 173<br />
Guajana 154, 186, 209<br />
Guatemala 340<br />
Guinea 174, 209<br />
Guinea-Kongo-FRg 92*, 97<br />
Gunnera 324<br />
Gunung Losir 350*<br />
Gutierrezia (Comp.) 293<br />
Gymnadenia (Orch.) 28*<br />
Gymnocladus (Leg.) 254<br />
Gymnospermae (Nacktsamer) 3,<br />
127-141<br />
Gynoxis (Comp) 349<br />
Haarschopf 28, 29*<br />
Haastia (Comp.) 343<br />
Hackelia (Borag.) 24, 25*<br />
Haftkletterer 5, 160<br />
Hagenia (Ros.) 210, 317*, 351f<br />
Hainan 220<br />
Hakea (Prot.) 244, 245*f<br />
Halbfeucht-Koniferenwald 278,<br />
280, 282<br />
Halbkulturgesellschaften 69f.,<br />
411, 418f<br />
Halbwüste 57, 196, 197*; sonst<br />
—>Wüste<br />
Halesia (Styrac.) 254<br />
Hallenwald 256, 281<br />
Halleria (Scroph.) 230<br />
Halophyten 176, 314<br />
Halosukkulenz 176, 198<br />
Halotrophe Seen 382<br />
Haloxylum (Cbenop.) 294<br />
Hamamelidaceael\5, 220<br />
Hamamelis 36, 254, 257*<br />
Hapaxanthe 4<br />
Harpagophytum (Pedal.) 24, 25*, 77<br />
Hartlaubwald 113f, 120, 138,<br />
140, 182f, 207, 228, 231-246,<br />
239*, 350, 352, 354-357, 359-<br />
364, 366-368, 371, 396*, 397*f<br />
Hartlaubwald, Regionen 234*-246<br />
Hartpolster 200, 329, 340, 343<br />
Harz 407<br />
Hawaii 34, 73, 81, 204, 210, 342,<br />
355*<br />
Hawaiische FRg 92*, 99<br />
Haworthia (Aloac) 202*<br />
Heath Bald 369<br />
Hebe (Scroph.) 325, 342, 357f<br />
He<strong>der</strong>á (Aral.) 20, 51*, 218, 238f<br />
Hedyosmum (Chloranth.) 209<br />
Hedysarum (Leg.) 295<br />
Heide 57, 70, 232, 235, 241, 269,<br />
315, 317, 3 4 3 ,4 0 1 ,4 0 3 f, 418f<br />
Helagsfjäll 378*<br />
Helianthemum (Cist.) 19<br />
Helianthus (Comp.) 14, 19, 77, 82<br />
Helichrysum (Comp.) 317, 325,<br />
3 4 1 ,3 5 1 f<br />
Helicia (Prot.) 223<br />
Helle Taiga 113, 115, 120, 300f,<br />
306*, 313-314, 375-378,380<br />
Helleborus (Ranunc) 23, 77<br />
Helkria (Gram.) 347<br />
Helobiae 382, 386<br />
Helophyten 4 * f , 381-383, 386,<br />
421<br />
Helwingia (Com.) XTi<br />
Hemerobiegrade 6 8 f, 406<br />
Hemerochorie 74, 76<br />
Hemerophile, -phobe 69, 71f, 74<br />
Hemiepiphyten 163<br />
Hemihydrophyten 4 *f, 3 8 1 f,<br />
386, 422
446 Register<br />
Hemikryptophyten 4*f., 185,<br />
191, 196,216,233, 238, 242,<br />
247, 258, 287-289, 292, 300,<br />
305. 326, 327% 329f., 333, 338<br />
Hemiptelea (Ulm) 272<br />
Hemlock-White Pine-Northern<br />
Hardwood Forest 265<br />
Hepática (Ranunc) 22*i.<br />
Heracleum (Umb.) 30, 82, 324, 420<br />
Herbizide 42, 69, 404, 420<br />
Herbstfärbung 258<br />
Herpautochorie 17, 36, 39<br />
Herpotrichia (Pilz) 306<br />
Hesperomeies (Ros.) 209<br />
Heterodiasporie 16<br />
Heterokarpie 16, 38*, 41<br />
Heteromeies (Ros.) 235, 236*, 347<br />
Heteromerikarpie 38*<br />
Heteropogon (Gram.) 249<br />
Heterospermie 16, 41<br />
Hevea (Euph.) 164*<br />
Hiemisilva 178<br />
Hieracium (Comp.) 37<br />
High Grass Prairie 290<br />
Himalaja 59, 78, 119, 175,207,<br />
213,220, 240, 274, 276-278,<br />
283, 285, 31 I f , 317*, 339,<br />
360*-365*<br />
Hindukusch 276, 295, 339<br />
Hinterindien 187<br />
Hippophae (Elaeagn.) 285, 375<br />
Hirtelia (Chrysobal.) 153*<br />
Hitzeschäden 7*<br />
Hocharktis 318, 331<br />
Hochstaudenflut 306, 311, 331,<br />
415<br />
Hogeveld 249<br />
Hoggar-Gebitge 350*<br />
Höhenstufenbindung 53f<br />
Höhenstufung 116, 117*, 344-<br />
380<br />
Hoheria (M alv) 226<br />
Hohlpolster 329<br />
Hokkaido 271,274,312, 379<br />
Holantarktische FE 101, 103,<br />
107*<br />
Holantarktisches FR<br />
(Holantarktis) 91, 9 2 *f, 100-<br />
101,223,342<br />
Holarktisch-Alpine Stufe 319,<br />
323-326,315-343<br />
Holarktische FE 101, 103, 107*<br />
Holarktisches FR (Holarktis) 73,<br />
89-95, 92*<br />
Holboellia (Lardiz) 272<br />
Holozän 394<br />
homoiohydrisch 10<br />
Honshu 213, 252, 271,312,367,<br />
376, 378*<br />
Hosiea (Icac.) 273<br />
Hovenia (Rhamn) 273<br />
Hudson Bay 307, 309<br />
Humboldt-Strom 199<br />
Humiditätsgrade 12, 112-114<br />
Huodendron (Styrac.) 273<br />
Hura (Euph) 36<br />
Hutchinsia (Cruc) 417<br />
Hydnophytum (Ruh) 161, 162*<br />
Hydrangea 228, 255<br />
Hydratur 10<br />
Hydroballochorie 17, 34<br />
Hydrocharis 14, 422<br />
Hydrocharitaceae 386<br />
Hydrochorie 16f, 32-34, 43, 176<br />
Hydrocotyloideae 201<br />
Hydrophyten 4 *f, 381-383<br />
Hydroserie 65<br />
Hygrochasie 16<br />
Hygromorphe 12<br />
Hyläa 96, 173<br />
Hymenophyllaceae 226, 357<br />
Hypericum (Clus) 317*, 323, 349,<br />
3 5 1f,421<br />
Hypochoeris (Comp.) 289*<br />
Hypsela (Camp.) 325<br />
Hyrkanien 268f<br />
Iberische Halbinsel 237, 395<br />
Icacinaceae 240<br />
Ichu 329, 340<br />
Idaho 282, 285, 309<br />
Idesia (Flacourt.) 272<br />
Idiochorophyten 74, 76, 81, 406<br />
Igapó 169<br />
Ilex(Aquifol.) 20, 40, 2 21*f,<br />
2 30f, 268, 271, 368, 395, 397,<br />
399, 410*f<br />
iniciales 137<br />
Illicium, -aceae 2\5, 216*, 221*,<br />
358<br />
Impatiens (Balsam) 3 5 * f, 7 7 f, 82,<br />
83*<br />
Indien 140*, 187f, 193f,201,<br />
213<br />
Indikatorsippen 59<br />
Indischer Ozean 176<br />
Indochina 187, 220<br />
Indochinesische FRg 92*, 98<br />
Indonesien 175, 179, 207, 342<br />
Indopazifische FE 98, 101<br />
Indo-Pazifisches Unterreich 92*,<br />
96<br />
Innentropen 147*<br />
Insektivoren 161, 305<br />
Insubrien 269<br />
Interglaziale 142<br />
Inversodicraea (Podostem.) 384*<br />
Iowa 290<br />
Ipomoea (Convolv) 392<br />
Iran (Persien) 201, 268, 285, 292,<br />
2 9 4 f, 339, 373<br />
Irano-Turanische FRg 92*, 9 4 f,<br />
408E<br />
Iridaceae 242<br />
Irland 269<br />
Isatis (Cruc.) 11<br />
Isla Hoste 342<br />
Island 299,306,311<br />
Isoeto-Nanojuncetea 407, 412, 419<br />
Isselmeer 30<br />
Italien 4 9 ,5 1 ,2 3 2 , 237,252,368<br />
Itea (Escallon) 255<br />
Jacaranda (Bignon) 181*<br />
Jahreszeiten, hygrisch 112-115,<br />
150, 178<br />
Jahreszeiten, thermisch 111-113,<br />
117, 119, 130, 150, 204<br />
Jahrringe 130, 135, 181<br />
Jakutien 313f., 380<br />
Jalea 340<br />
Japan 59, 82, 207, 213, 220, 252,<br />
259, 2 6 1,270f, 277,311,339,<br />
367, 376, 379, 393<br />
Java 151,204, 210f<br />
Jemen 209<br />
Jessenia (Palm.) 167*<br />
Juan-Fernández-Inseln 49, 73<br />
Jubaea (Palm.) 240<br />
Juglandaceae 103, 259<br />
Juglans 18, 230, 235, 254, 265,<br />
267f., 270f, 274, 283, 349, 358,<br />
361, 364, 374, 376<br />
Juncaceae 103, 331, 333, 382<br />
Juncus 24, 77, 305, 326, 418<br />
Juniperus (Cupr.) 20, 210, 237,<br />
240, 255, 275, 2 8 4 f, 306, 309,<br />
314, 352, 358-360, 363£, 369f,<br />
373-376<br />
Jura (geol. Periode) 128*, 132*-<br />
135<br />
Kageneckia (Ros) 240<br />
Kahlschlagflur 62f, 415<br />
Kalabrien 395<br />
Kalahari 188, 194<br />
Kalanchoe (Crass.) 190*<br />
Kalifornien 190, 220, 232, 234-<br />
236, 276, 279, 282, 367£, 390<br />
Kalmia (Eric.) 264<br />
Kalopanax (Aral.) 379<br />
Kalte Tropen 147*<br />
Kälteresistenz 9<br />
Kälteschäden 7*, 8<br />
Kältevermeidung 9<br />
Kältewüste —>Polar-alpin<br />
Kaltzeiten 142
■fc s-.<br />
Register 447<br />
Kamerun 174<br />
Kamerunberg 209f., 340, 348“^<br />
Kamtschatka 299, 311f.<br />
Kanada 307-309, 320, 337<br />
Kanadische URg 92*, 94<br />
Kanaren 201,217,222,359<br />
Kansu-Korridor 295<br />
Kapländische FE 101, 103, 107<br />
Kapländisches FR (Kapensis) und<br />
FRg 81, 90, 92*£, 99, 207, 241<br />
Karakorum 340, 377*<br />
Kara-Kum 294<br />
Karbon 125-131<br />
Karibische FRg 92’^ 96<br />
Karibische Inseln (Antillen) 173,<br />
186, 192, 207<br />
Karpaten 395, 409<br />
Karru 202f„ 241<br />
Karru-Namib-FRg 92*, 97<br />
Karst 238<br />
Kasachstan 252, 286, 294, 373<br />
Kaschmir 276, 283f„ 292, 299,<br />
362*<br />
Kaskadengebirge 279, 281, 309*,<br />
316*, 337,371*<br />
Katalonien 239, 368<br />
Kaukasus 78, 291, 311, 339, 372*,<br />
409<br />
Kauliflorie 157*f.<br />
Kauri-Wald 226<br />
Keime 14<br />
Keimungsökologie 39-42, 166<br />
Kenia-Berg 321, 340f.<br />
Kennarten 59<br />
Kerangas 175<br />
Kerguelen 320, 342<br />
Kerinci 342<br />
Kermadecia {Prot.) 353<br />
Kerria {Ros) 273<br />
Keteleeria {Pin.) 275<br />
Kiefern-Hasel-Zeit 398<br />
Kies- und Schotterwüste 197<br />
Kilimandscharo 340f., 348*<br />
Kinabalu 342<br />
Klamath Mountains 282<br />
Kleb-Diasporen 24, 26, 36, 39<br />
Klima 6, 12, 108-110, 112f„ 145<br />
Klimadiagramme 12, 13*, 149*,<br />
150*, 179*, 188*, 195*, 204*,<br />
213*, 232*, 247*, 252*, 276*,<br />
284*. 286*, 292*, 299*, 313*,<br />
320*<br />
Klimatische Klimaxformationen<br />
60£, 65£, 77£, 85, 89, 108£,<br />
120,411-413<br />
Klimax 62-66<br />
Knautia {Dipsac.) 23<br />
Knightia {Prot.) 217*, 226, 353<br />
Knospenschuppen 160, 181<br />
Knysna 230<br />
Kobresia {Cyp) 326, 340, 370, 374,<br />
380<br />
Kochia {Chenop.) 294<br />
Koeleria {Gram.) 249, 287, 289*<br />
Koelerio-Coiynephoretea 407, 412,<br />
419<br />
Koelreuteria {Sapind.) 273<br />
Koevolution 175<br />
Kola (Halbinsel) 311<br />
Kolchis 268£.<br />
Kolkwitzia {Capriß) 273<br />
kollin54, 116, 117*<br />
Kolumbien 149, 173, 192, 207,<br />
209, 340<br />
Koni£eren 3, 10, 16, 47, 98, 111,<br />
118£, 124, 129-139*, 132*,<br />
141, 143,206, 208, 214£, 218,<br />
220, 226, 228, 233£, 253, 267,<br />
270, 274, 275*, 284, 298<br />
Kontinentalität 54<br />
Kontinentverschiebung 47, 122<br />
Kontinuierliches Wachstum<br />
163*£<br />
Kontrahierte Vegetation 197*<br />
Kopet Dagh 295<br />
Korea 271, 312<br />
Kormo-Epiphyten 161<br />
Kormophyten (Gefäßpflanzen) 3,<br />
10, 123<br />
Körner-Diasporen 18£, 24, 40<br />
Kosmopolitische FE 27, 49, 101£,<br />
104*, 323, 338, 382, 409<br />
Kräuter 4<br />
Krautige Phanerophyten 4£, 154,<br />
1 5 9 *£ ,330<br />
Rrautschicht 154, 158, 170, 180,<br />
206,216, 253,258£, 300<br />
Kreidezeit 132-140, 177, 179<br />
Kreta 237, 395<br />
Kronenbäume 156<br />
Krummholz 207, 223, 228, 306,<br />
311,314,316-318*, 322*, 349,<br />
352, 357, 363£, 370, 376, 379,<br />
415<br />
K-Strategen 78, 138<br />
Kuenlun 340<br />
Kugelpolster 326, 328*, 340<br />
Kugelschirmbäume 207, 208*,<br />
352<br />
Kulturabhängige 74, 76<br />
Kulturlandschaft 68, 405, 407<br />
kupressoid 326, 327*<br />
Kurzgrassteppe 286, 288-291<br />
Kyushu 271, 312<br />
Kyzyl-Kum 294<br />
Labiatae 14, 102, 104*, 237, 287,<br />
295<br />
Lacistemonaceae 49<br />
Lactuca {Comp) 41<br />
Lägerflur 421<br />
Lamanonia {Cunon) 230*<br />
Lambertia {Prot.) 245*<br />
Laminaria (Braunalge) 388*,<br />
389*, 390*, 391*<br />
Lamio-Chenopodietalia 420<br />
Lamium {Lab.) 22*£, 405<br />
Landpflanzen 10, 123<br />
Laplata-FRg 92*, 96<br />
Laportea {Urtic.) 20<br />
Lapsana {Comp) 79<br />
Larix {Pin) 275, 282, 298, 300,<br />
301*, 307, 310-314, 364, 367,<br />
370, 372, 374, 376, 380, 395£,<br />
3 9 8 £ ,413<br />
Larrea {Zygoph.) 199, 349, 359,<br />
368<br />
Lateritisierung 151<br />
Lathraea {Scroph.) 36<br />
Lathyrus {Leg) 38*<br />
Laubausschüttung 157*, 160, 164<br />
Laubfall 164, 180, 258<br />
Laubmoose {Musci) 3, 123, 124<br />
Laubwald 57<br />
Lauraceae 152, 174, 206, 210,<br />
214f.,220, 240, 253,349,<br />
352£, 358, 363<br />
Laurasia 122, 128*, 132, 138<br />
Laurelia {Monim) 227*(.<br />
Laurisilva 214<br />
Laurus 222, 237<br />
Lavandula {Lab) 237, 239<br />
Lawinenbahn 226, 309, 322*, 415<br />
Lebachiaceae 129<br />
Lebensdauer <strong>der</strong> Samen 41<br />
Lebensformen 2, 4*, 56, 87, 190*,<br />
196<br />
Lebermoose {Hepaticae) 3, 123<br />
Lecythidaceae 102, 152, 153*, 172<br />
Lecythis 155*<br />
Ledum {Eric) 305<br />
Legousia {Camp) 405<br />
Leguminosae 18£, 40, 102, 151£,<br />
159, 172-174, 180, 189, 192,<br />
195£, 237, 240, 242, 247, 284,<br />
287, 292-295, 349, 416<br />
Lehmwüste 197<br />
Leichtgewicht-Schwimmer 33<br />
Lemanea (Rotalge) 383<br />
Lemna, -aceae 14, 23, 104, 382£,<br />
422<br />
Lemnetea minoris 407, 413, 422<br />
Leontice {Berber) 294<br />
Lepidium {Cruc) 41<br />
Lepidodendron (Lykoph.) 125-127*<br />
Lepidophyllum {Comp.) 340<br />
Lepidospermae (Lykoph.) 129
448 Register<br />
• •<br />
•£<br />
Lepto<strong>der</strong>mis (Rub.) 273<br />
Leptospermum (Myrt.) 225<br />
Leucadendron {Prot.) 30, 241, 244<br />
Leucaena (Leg.) 353<br />
Leucanthemum (Comp) 289’^<br />
Leucojum (Amaryll) 23<br />
Leucospermum (Prot.) 241<br />
Leucothoe (Eric.) 264<br />
Leycesteria (Caprif) T li<br />
Liabum (Comp) ’i l l *<br />
Lianen 5, 160, 190% 215, 216,<br />
223, 227, 240<br />
Libanon 276, 278, 282<br />
Libanothamnus (Comp.) 347<br />
Libocedrus (Cupr) 226, 275, 353,<br />
357f.<br />
Licht 6<br />
Lichtkeimer 40<br />
Lignotuber 191<br />
Ligustrum (Oleac) 254, 258<br />
Liliaceae 102, 242<br />
Lilium 30<br />
Limonium (Plumb.) 294<br />
Linaria (Scroph.) 32, 417<br />
Lin<strong>der</strong>a (Laur.) 253<br />
Lindsaea (Dennstaedt.) 221<br />
Linnaea (Caprif) 24, 281, 300,<br />
301% 302^^<br />
Linum 19, 39, 287<br />
Liquidambar (Hamam) 220,<br />
253f., 256% 264-266, 268, 359<br />
Liriodendron (Magnol) 30, 253L,<br />
256% 257% 261,264, 266f.<br />
Lithocarpus (Pag) 106, 210, 220,<br />
234, 281£, 352<br />
Lithophyllum (Rotalge) 390*<br />
Lithops (Mesembr) 202*<br />
Lithospermum (Borag.) 37, 405<br />
Lithothamnion (Rotalge) 390<br />
Lithraea (Anac.) 240<br />
Littorella (Plantag.) 421<br />
Littorelletea uniflorae 407, 413, 421<br />
Livistona (Palm.) 223<br />
Lloydia (Lil.) 326, 336*<br />
Loasaceae 102<br />
Lobelia (Camp.) 317*, 325, 329*f„<br />
338% 341*, 351,421<br />
Loiseleuria (Eric.) 324, 331<br />
Loisekurio-VaccinieteaAOn, 412, 416<br />
Lokalendemit 51<br />
Lomas 200*<br />
Lomatia (Prot) 229<br />
Lomatium (Umb.) 288*<br />
Lomatogonium (Gent.) 325<br />
Lonicera (Caprif) 255, 314, 376,<br />
415<br />
Lopho<strong>der</strong>mium (Pilz) 306<br />
Loranthaceae 163<br />
Lorbeer-Koniferen-Wald 226<br />
Lorbeer-Sommerwald 260, 268-<br />
271<br />
Lorbeerwald 111, 113f., 119f.,<br />
138f„ 141, 143,212-231,221*,<br />
224% 227*, 244, 269, 281,348-<br />
350, 353-360, 363-367<br />
Lorbeerwald, Regionen 219*,<br />
220-231<br />
Loropetalum (H am am ) 272<br />
Lotus (Leg) 35*f., 331<br />
Lucuma (Sapot.) 240<br />
Luetkea (Ros.) 338*<br />
Lufthöhlen-Schwimmer 33<br />
Lupinus (Leg.) 36, 42, 288*, 324,<br />
330<br />
Luv und Lee 116, 180,210, 227,<br />
341, 344*f., 349, 351, 353f„ 357-<br />
359, 361, 364, 368, 372f„ 376<br />
Luzulagunc) 22*f„ 326, 331<br />
Lycopodiopsida, Lykophyten 3,<br />
123-129, 139*<br />
Lycopodium 302*<br />
Ly thrum 24, 26, 106*<br />
Maackia (Leg.) 271, 273, 376<br />
M aba (Eben.) 353<br />
Macchie 238f„ 241<br />
Machilus (Laur.) 220<br />
Macleania (Eric.) 205*<br />
Macquarie Island 342<br />
Macrocystis (Braunalge) 387, 390*<br />
Madagaskar 149, 174, 179, 186f„<br />
190, 194,207, 209f„ 340<br />
Madagassische FRg 92*, 97<br />
Maddenia (Ros.) 2Ti<br />
Madeira 213, 222<br />
Madrische FRg 92*, 94<br />
Magerrasen 401, 403-405, 415,<br />
418f.<br />
Magnolia 20, 217*, 220L, 254,<br />
258, 261,266, 359,363, 379<br />
Magnoliaceae, -ales 137, 215, 220,<br />
363<br />
Mahonia (Berber) 77, 280f.<br />
Majanthemum (Lil) 302*<br />
Makaronesien 222<br />
Makaronesische FRg 92*, 93f.<br />
Makroalgen 177, 381f„ 386-389<br />
Makrophyten 38If., 386<br />
Malakka 149, 174f.,210<br />
Malakophylle 190, 196, 198<br />
Malesische FRg 92*, 98<br />
Mallee 194, 246<br />
Malus (Ros.) 255, 259, 270, 285,<br />
374<br />
Mammaliochorie 18<br />
Mandschurei 42, 252, 271, 291,<br />
312,376<br />
Mangifera (Anac.) 20, 175<br />
Manglietia (Magnol) 220<br />
Mangrove 34, 176-178*, 177*,<br />
226, 392<br />
manoxyl 125, 129, 131*, 330<br />
Maple-Basswood Forest 265-267<br />
Marantaceae 105<br />
Marathrum (Podostem) 384*<br />
Marchantía (Lebermoos) 14<br />
Marine Florenzonen 386*<br />
Marken, -Ordnungen 402f.<br />
Marokko 276, 368<br />
Maskarenen 207<br />
Massentötung 140<br />
Matorral 238, 240<br />
Matricaria (Comp) 77, 405<br />
Mauritiella (Palm) 167*<br />
Maytenus (Celastr.) 240f.<br />
Medicago (Leg.) 24, 25*<br />
Medio Yungas 209<br />
Mediterrane FRg 92*, 94f,, 408f.<br />
Medullosa iftem p h .) 131*<br />
Meer 121, 385-393<br />
Meeresküste 121, 176, 419, 422f.<br />
Melaleuca (Myrt.) 225, 353<br />
Melampyro-Holcetalia mollis 415<br />
Melampyrum (Scroph.) 405<br />
Melanesien 207<br />
Melastomataceae 102, 105, 152,<br />
163<br />
Melia 249<br />
Meliaceae 102, 105, 152, 180, 349<br />
Mélica (Gram.) 22*f„ 30, 248<br />
Melilotus (Leg.) 405<br />
Melliodendron (Styrac.) 273<br />
Melocanna (Gram.) 20<br />
Menispermum 255, 265<br />
Menodora (Oleac.) 294<br />
Menschlicher Einfluß 1, 6, 67-83,<br />
170-172, 185f„ 192, 199, 208,<br />
219, 230, 234, 237-239% 244,<br />
248, 261,278-279, 284, 289f.,<br />
293,307,314, 334,385,393,<br />
399, 400406, 421<br />
Menyanthes 33<br />
Menziesia (Eric) 255<br />
Mercurialis (Euph.) 36<br />
Meridionale Stufe 118*, 147, 356,<br />
358-365<br />
Meridionale Zone 110*-115,<br />
118f, 138-141, 140*, 188, 196,<br />
212-250, 272- 275,281,295,<br />
306,364-369, 371,395,396*,<br />
397*f<br />
Mesembryanthemaceae 242<br />
Mesembryanthemum 202*, 203<br />
mesohemerob 68-70, 404f, 411,<br />
413-415,417421<br />
Mesolithikum (Mittlere Steinzeit)<br />
394, 400, 405
Register 449<br />
Mesomelaena (Cyp.) 343<br />
Mesomorphe 12<br />
Mesozoikum 132, 274<br />
Mespilus (Ros.) 20<br />
metahemerob 69, 406<br />
Metasequoia (Taxod.) 256, 270,<br />
272, 275, 277*<br />
Meteoranemochorie 17, 27-32<br />
Metrosi<strong>der</strong>os (Myrt) 81, 226, 353,<br />
358<br />
Mexiko 173, 186, 192, 205, 207,<br />
209, 213, 222, 235-237, 268,<br />
279, 284, 309f., 337, 340, 356*,<br />
358<br />
Michelia (Magnol.) 220<br />
Microbiota (Cupr.) 275<br />
Microcachrys (Podoc.) 275<br />
Micromeria (Lab.) 341<br />
Microstrobus (Podoc.) 275<br />
Mikroarealophyten 50, 81<br />
Mikroklima 6<br />
Milieuverunreinigung 67, 385, 393<br />
Mimetes (Prot.) 241<br />
Mimosoideae (-aceae) 102, 189,<br />
193<br />
Mimulus (Scroph) 14, 34, 77<br />
Mineralstoffe 6, 161<br />
Minuartia (Caiyoph.) 323<br />
Miombo-Wald 186<br />
Miozän 141<br />
Misodendraceae 103<br />
Mittelamerika 34, 186, 207, 209,<br />
268<br />
Mittelasien 78, 270<br />
Mitteleuropa 43f., 46, 50f,, 53,<br />
60f., 73, 78-83, 268-270, 339,<br />
394423<br />
Mitteleuropäische Florenprovinz<br />
408*f„ 410*<br />
Mittelmeer 142, 143, 385<br />
Mittelmeergebiet (Mediterraneis)<br />
237-240, 282f., 339<br />
Mittelwaldbetrieb 402<br />
Mixed Mesophytic Forest 261-<br />
266, 268, 270<br />
Moehringia (Caryoph.) 23<br />
Mojave-Wüste 199<br />
Molinietalia caeruleae 420<br />
Molinio-Arrhenatheretea 58, 407,<br />
412,419<br />
Moneses (Pyrol.) 28*, 302*<br />
Mongolei 286, 290-292, 295, 380<br />
Monimiaceae 215, 223, 240<br />
Monoklimaxtheorie 60, 65<br />
Monokotylen 3, 138<br />
Monotropa (Pyrol.) 300<br />
Monsunklima 132, 135, 141, 187,<br />
220, 270f.,291<br />
Monsunwald 178<br />
montan (sub-, nie<strong>der</strong>-, mittel-,<br />
hoch-) 54, 116, 117*, 322<br />
Montana 286, 337<br />
Montaña 209<br />
Montia (Portul.) 36, 323<br />
Montio-Cardaminetea, -etalia 407,<br />
412,417<br />
Moore (Flach-, Hoch-) 65, 121,<br />
167, 301, 303, 304*f„ 309£,<br />
333,409,418<br />
Moos- und Flechtendecken 57,<br />
315, 331<br />
Moose (Bryophytä) 2E, 10, 14, 27,<br />
123f., 130, 154, 161, 206, 226,<br />
228, 300, 330-333, 341f.<br />
Mopane-Wald 186<br />
Mora (Leg.) 157*<br />
Moraceae 152, 353<br />
Morus 14, 20, 255<br />
Mosaikdynamik 62<br />
Mosaik-Typ <strong>der</strong> Waldgrenze 315,<br />
316*, 337<br />
Mount Egmont 355*<br />
Mourera (Podostem.) 384*<br />
Muehlenbeckia (Polygon.) 323<br />
Mulinum (Umb.) 343, 354<br />
Muraltia (Polygal) 243*<br />
Musa, -aceae 154, 159*f., 175<br />
Musanga (Cecrop.) 165*<br />
Mutisia (Comp) 240<br />
Mykorrhiza 28, 39, 151,303<br />
Myoporum 353<br />
Myosotis (Borag) 22*, 24, 33, 325,<br />
405<br />
Myrceugenia (Myrt) 240<br />
Myrcia (Myrt) 183*<br />
Myrcianthus (Myrt.) 183*<br />
Myrica, -aceae2l\, 215, 222, 235,<br />
349, 351f.<br />
Myricaria (Tamaric) 375<br />
Myriophyüum (Halorag.) 421<br />
Myristicaceae 152<br />
Myrmecodia (Rub.) 162*<br />
Myrmekochorie 18, 22£, 44, 161<br />
Myroxylon (Leg.) 30, 31*<br />
Myrrhis (Umb.) 77<br />
Myrsinaceae 215, 352<br />
Myrsine 221*<br />
Myrtaceae 100, 152, 189, 194,<br />
2 0 6 ,2 1 0 ,2 1 5 ,2 1 8 , 223,225,<br />
233, 240, 246, 343, 347, 349,<br />
352f.<br />
Myrtus 237f.<br />
Myxospermie 39<br />
Nacheiszeit 394<br />
Nachtknospe 330<br />
Nachwärmezeit 394, 397*, 399f.<br />
Nadelwald 57<br />
Nahausbreitung 42f.<br />
Namib 195, 202f.<br />
Nandina (Berber.) 272<br />
Nanismus 327, 330<br />
Nan-Shan 340, 377*<br />
Nardetalia strictae 419<br />
Nardus (Gram) 419<br />
Nässe-Savanne 183, 185<br />
Nasturtio-Glycerietalia 422<br />
Naturlandschaft 68<br />
Nautohydrochorie 17, 32-34<br />
Nebelkräuterflur 200*<br />
Nebelwald 157,216, 230, 347,<br />
349,351,3 5 9 ,3 6 3<br />
Nebelwüste 198, 200*, 202<br />
Nebraska 288, 290<br />
Nectandra (Laut) 230*<br />
Neillia (Ros.) 273<br />
Nelumbo 42<br />
Nemorale Stufe 118*f, 356, 358-<br />
368, 371<br />
Nemorale Trockengehölze 120,<br />
283-285, 286, 356, 360, 362-<br />
366, 368, 370f, 373, 375<br />
Nemorale Trockengehölze,<br />
Regionen 284-285*<br />
Nemorale Wüste 113, 115, 120,<br />
282, 284, 291-296, 314, 362f,<br />
366, 368, 370f, 374-377<br />
Nemorale Wüste, Regionen 293*-<br />
296<br />
Nemorale Zone 110*-113, 115,<br />
118, 139, 140*f, 143, 196, 228,<br />
251-296, 302,306,369-379,<br />
395, 396*, 397*f<br />
Nemoraler Nadelwald 113, 115,<br />
119f, 228, 229*, 234, 240, 254,<br />
260, 262, 274-283, 300, 306,<br />
309, 354-356, 359-372<br />
Nemoraler Nadelwald, Regionen<br />
279*-283<br />
Neocallitropsis (Cupr.) 98, 275<br />
Neocom 139*<br />
Neoendemit 51<br />
Neolithikum (Jungsteinzeit) 394,<br />
400, 405<br />
Neolitsea (Laur) 221*<br />
Neophyten 76-79, 81, 238, 246,<br />
4 0 5 f, 409, 420, 423<br />
Neotropisch-Afrikanische FE<br />
101, 105*<br />
Neotropische FE lO lf, 105*<br />
Neotropisches FR 90, 9 2 * f, 95-<br />
96<br />
Neotropisch-Indopazifische FE<br />
101, 105*<br />
Nepal 220, 365*<br />
Nepenthes, -aceae 102, 161, 162*,<br />
174
450 Register<br />
L.1<br />
Nephelium (Sapind.) 175<br />
Nereogistis (Braunalge) 387<br />
Nerium (Apoiyn.) 238, 240, 352<br />
Neuadventive 76<br />
Neufundland 307<br />
Neuguinea 140^ 175f, 207, 210,<br />
341, 350*<br />
Neuheimische 76<br />
Neukaledonien 81, 141, 207, 350*<br />
Neukaledonische FRg 92*, 98, 99*<br />
Neuseeland 81,207, 213, 217,<br />
225-227, 323-326, 328, 343, 357<br />
Neuseeländische FRg 92*, 101<br />
Nevada 284, 292f, 309, 339<br />
New Mexico 279, 284<br />
Nicht-humi<strong>der</strong> Wald 109<br />
Nichtwald-Vegetation 109<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen 72f, 405<br />
Nie<strong>der</strong>schlag 6, 12<br />
Nigella (Ranunc.) 77, 405<br />
Nischenblätter 161, 162*<br />
Nitdletalia flexilis 421<br />
nival (sub-) 117, 322*<br />
Njassasee, -land 209, 340<br />
Nolina {Agav) 359<br />
Nomaden 199, 290, 293, 334<br />
N om a {Borag.) 23<br />
Nordamerika 60, 82, 143, 272f,<br />
290, 293f., 323-326, 337-339;<br />
auch —>Ost-, West-<br />
Nordaustralische FRg 92*, 100<br />
Nördliches Extratropisches FR 90<br />
Nordsee 395<br />
Normalbäume 157, 180f, 189,<br />
206,215<br />
Normal-Wuchsmodus 156*<br />
Norwegen 34, 299, 304<br />
Nothofagus (Fag.) 98, 106*f., 119,<br />
143,211f.,216, 217*f., 223-<br />
229,224*, 227*, 241, 269,<br />
317*, 352-354, 357f.<br />
Nothotriche (Malv.) 327*<br />
Nubo-Sindische URg 92*, 97<br />
Nuphar {Nymph.) 33, 383<br />
Nur-Kultivierte 76<br />
Nuß-Diasporen 18*f„ 40<br />
Nuxia (Logan.) 206<br />
Nymphaea, -aceae 33, 104, 382<br />
Nymphaeales 138<br />
Nypa (Palm.) Y ll*<br />
Nyssa, -aceae 103, 254, 257*f,<br />
261,264-266<br />
Oak-Ash Swamp Forest 264f.<br />
Oak-Chestnut Forest 264f.<br />
Oak-Hickory Forest 2 6 4 f, 267<br />
Oak-Pine Forest 264f.<br />
Oasen 198f, 293<br />
Oberdevon 123f.<br />
Oberkarbon 125-131, 128*<br />
Oberkreide 137-140<br />
Obstbaumform 182<br />
Ochotsk 312<br />
Ocotea (Laur.) 217*, 222, 2 30*f,<br />
347, 351<br />
Oenothera (Onagr) 41, 77<br />
Offentundra 322, 331, 335, 354f,<br />
357, 362, 364-367, 370f, 375,<br />
377, 379<br />
Offenwald 57, 112, 120, 138, 167,<br />
173, 191,267,284, 309,313,<br />
343<br />
Ökogramm 60*, 61*<br />
Ökoton 61, 110, 145, 187<br />
0 /m 9, 20,210, 2 3 1 ,2 3 7 f, 240,<br />
351f, 361, 368<br />
Oleaceae 214-216<br />
Olearia (Comp.) 211, 357f<br />
oligohemerob 6 8 f, 406<br />
Oligotrophe Seen 382f., 421<br />
Oligozän 141<br />
Ölkörper 22<br />
Olympic Mountains 281<br />
Ombrohydrochorie 32<br />
Omei-Shan 366*<br />
Onopordetalia acanthii 420<br />
Ontario 307<br />
Oplopanax (Aral) 255<br />
Opuntia (Cacti) 193*, 238, 340,<br />
353<br />
Oranje 247, 249<br />
Orchidaceae 14, 39, 102, 161, 163,<br />
166, 169*, 174, 206,219, 223,<br />
226, 242, 300<br />
Ordos-Gebiet 291<br />
oreal 117*<br />
Oregon 279-282, 284, 309, 337<br />
Oregonische FRg 92*, 94<br />
Oreobolus (Cyp.) 326<br />
Oreomyrrhis (Umb.) 324, 338*<br />
Oreopanax (Aral.) 205*, 347, 359<br />
Oreotropische Stufe 118*-120,<br />
147*, 174, 188, 200,317,345-<br />
353, 355<br />
Oreotropischer Wald 11 9 f, 203-<br />
211, 345-353, 355<br />
Oreotropischer Wald, Regionen<br />
208*, 209-211<br />
Oreoxis (Umb.) 338*<br />
Orientalisch-Kasachische URg<br />
92*, 94f<br />
Origanetalia vulgaris 415<br />
Orites (Prot) 216*, 223<br />
Orixa (Rut.) 273<br />
Ornithochorie 18<br />
Orobanche, -aceae 28, 40<br />
Orobiom 108<br />
Osmanthus (Oleac.) 216*, 269<br />
Osmaronia (Ros.) 280<br />
Osmorhiza (Umb.) 24, 25*, 26*, 49<br />
Ostafrika 178, 184, 194, 205, 207,<br />
209, 321<br />
Ostasien 143, 219, 253-257, 311f,<br />
323-326, 339f.<br />
Osteomeies (Ros.) 353<br />
Österreich 49<br />
Osteuropa 290<br />
Ost-Nordamerika 73, 80, 221f,<br />
253-257, 259, 261-268<br />
Ostnordamerikanische FRg 92*,<br />
93 f.<br />
Ostpreußen 252, 413<br />
Osttya (Bet.) 254, 264, 2 6 8 f, 372<br />
Ostryopsis (Bet.) 272<br />
Ostsee 385<br />
Ostsibirische URg 92*, 94<br />
Otago 225<br />
Ourisia (Scroph.) 325<br />
Oxalidaceae 242<br />
Oxalis 35f, 247, 258, 281, 300,<br />
302*, 310, 324<br />
Oxycocco-Spbagnetea 407, 412, 418<br />
Oxydendrum (Eric.) 264<br />
Oxyria (Polygon) 323<br />
Oxytropis (Leg) 324<br />
Ozeanisches FR 386<br />
Ozeanität 53, 54*<br />
Pachypodium (Apocyn) 190*<br />
Pacific Northwest Forest Region<br />
279<br />
Pacific Northwest Rain Forest 281<br />
Paeonia, -aceae 20, 103<br />
Paläobotanik, -geographie,<br />
-klimatologie 122<br />
Paläoendemit 51<br />
Paläolithikum (Altsteinzeit) 394<br />
Paläotropische FE 98, lO lf, 105*<br />
Paläotropisches FR 90, 9 2 *f, 96-<br />
99<br />
Paläozän 140f<br />
Paläozoikum 125<br />
P alm aen , 102, 105*, 152, 164,<br />
167*f„ 174, 180, 182, 185, 189,<br />
198, 206, 214f<br />
Palmaria (Rotalge) 388*<br />
Palmen-Form 157<br />
Palmen-Wuchsmodus 156*, 164<br />
Pamir 295, 340<br />
Pampa 113f., 120, 226, 246-250<br />
Pampa, Regionen 234*, 248-250<br />
Panamint Range 366*<br />
Pandanaceae 102, 152<br />
Pandanus-Form 157<br />
Pangäa 122, 127, 128*, 132<br />
Panicum (Gram) 248, 290
Register 451<br />
Pantropische FE 98, lOlf., 104,<br />
105», 151<br />
Papaver 14, 18, 34, 77, 323, 405<br />
Papaveretalia rhoeadis 420<br />
Papilionoideae, -aceae 102, 246, 333<br />
Papuacedrus {Cupr.) 210f., 275, 352<br />
Papuasische FRg 92», 98, 175<br />
Paramo 317, 322, 332-333,339-<br />
341», 342, 346-353, 355-358<br />
Parasitaxus (Podoc.) 98<br />
Parietaria (Urtic.) 23<br />
Parietarietalia judaicae 417<br />
Parinari (Chtysobal.) 105»<br />
Parrotia (H am am ) 268<br />
Parrotiopsh {Hamam) 283<br />
Parthenocissus {Vit) 255, 265<br />
Passatwald 178<br />
Passiflora, -aceae 168, 196<br />
Patagonien 143, 195, 200f., 207,<br />
228, 230, 249, 304, 327, 354,<br />
385,387<br />
Patagonula {Borag.) 183»<br />
Paulownia {Scroph) 273<br />
Pavonia {M alv) 24, 25»<br />
Pazifische Inselgruppen 43», 176,<br />
187<br />
Peary Land 337<br />
Pedicularis {Scroph.) 325, 331<br />
Pedobiom 108<br />
Pélagial, pelagisch 5, 381»-383,<br />
392, 422<br />
Pelagophycus (Braunalge) 387<br />
Pelargonium {Geran.) 30, 107, 242<br />
Pelvetia (Braunalge) 389»<br />
Penaeaceae 103, 242<br />
Pentactina {Ros) 273<br />
Pentoxylopsida 3, 124, 133<br />
Peperomia {Piper.) 163<br />
perarid 195, 292f.<br />
Perennierende 4<br />
perhumid 148, 150, 214, 219f,<br />
223, 226f.<br />
perhumi<strong>der</strong> Regenwald 169», 170,<br />
173<br />
peritropisch 114, 120, 212<br />
Perm 130f<br />
Permafrost 297<br />
Pemettya {Eric.) 317, 324, 342, 347<br />
Persea {Laur.) 20f, 40, 220-222, 228<br />
Persien Iran<br />
Persoonia {Prot.) 245»f<br />
Peru 151, 195, 199f, 2 0 8 f, 320,<br />
3 2 7 f ,333,340<br />
Petasites {Comp.) 325<br />
Petrophile {Prot) 245»<br />
Peumus {M onim) 240<br />
Pflanzenformationen 56f<br />
Pflanzengesellschaften 56-60<br />
Pflanzenreich 2 f<br />
Pflanzensoziologie 58-60<br />
Pflanzenwan<strong>der</strong>ungen 15, 116<br />
Phalaris {Gram.) 77<br />
Phanerophyten 4»f., 156», 216<br />
Phänologische Phasen 2 5 8 f, 288<br />
Phellodendron {Rut.) 271, 273, 358,<br />
376<br />
Philadelphus {Hydrang.) 255<br />
Philesiaceae 215<br />
Philippia {Eric.) 210, 341», 349,<br />
351<br />
Philippinen 175, 187, 207, 210<br />
Phillyrea {Oleac) 237-239, 269<br />
Philodendron {Arac) 159»f<br />
Philyra {Euph) 183»<br />
Phippsia {Gram.) 332<br />
Phleum {Gram.) 287, 326<br />
Phiomis {Lah.) 27, 289»<br />
Phoehe {Laut) 220<br />
Phoenix {Palm.) 20, 237, 395<br />
Photinia {Ros.) 273<br />
Phragmites {Gram.) 30, 37, 104<br />
Phragmitetea australis, -etalia 407,<br />
413,422<br />
Phrygana 238<br />
Phßica (Rhamn) 241, 243»<br />
Phyllachne {Stylid) 325<br />
Phyllocladus {Podoc.) 223, 226<br />
Phyllodoce {Eric) 324, 331<br />
Physocarpus {Ros.) 28, 255<br />
Phytal 381»<br />
Picconia {Oleac.) 216», 222<br />
Picea {Pin) 30, 31», 44, 49, 51»,<br />
70, 260, 267-269, 274-276, 280-<br />
283, 298, 300, 307-314, 308»,<br />
358, 361, 363f, 367-370, 372-<br />
374, 376, 379f, 395-399, 403f„<br />
413<br />
Picea-sitchensis-7,one. 280<br />
Pickeringia {Leg) 236»<br />
Pilea {Urtic) 36<br />
Pileostegia {Hydrang.) 273<br />
Pilgerodendron {Cupr) 228, 275<br />
Pilze 2 f, 14, 27, 160<br />
Pinaceae 135, 215<br />
Pindos-Gebirge 395<br />
Pinus 16, 18, 28, 30, 40, 44, 60,<br />
83, 218, 220-222, 233-234, 237-<br />
240, 244, 255, 2 5 9 f, 264-269,<br />
271, 274-276, 280, 282-285,<br />
300, 304, 306-314, 308», 352,<br />
359, 361, 363f, 367-370, 372-<br />
374, 376, 379f, 395f, 398f„<br />
403f., 413^15<br />
Pinyon-Juniper Woodland 285<br />
Pioniervegetation 62f, 165», 415,<br />
419-421<br />
Piper, -aceae 102, 152, 163, 169,<br />
208<br />
Piperales 138<br />
Piptochaetium {Gram) 248<br />
Pistacia {Anac.) 237-240, 274, 285,<br />
368, 373<br />
Pisum {Leg.) 38<br />
Pithecellohium {Leg.) 155»<br />
Pittosporum, -aceae 210,211,215<br />
Plagiochila (Lebermoos) 160»<br />
planar 116, 117»<br />
Plantaginetea majoris, -etalia 407,<br />
413,421<br />
Plantago 18f, 39, 325, 421<br />
Platanus, -aceae 50, 103, 235, 238,<br />
254, 259, 265<br />
Plattentektonik 122<br />
Platycarya {Jugl.) 272<br />
Platycerium {Polypod) 161, 162»<br />
Platycladus {Cupr.) TIM., Tl(s<br />
Platycrater {Hydrang.) 273<br />
Platylophus {Cunon) 231<br />
Pleistozän —> Eiszeit<br />
Pleurophyllum {Comp) 342<br />
Pliozän 142<br />
Plumhapnaceae 292, 295, 333<br />
Plurienne 4<br />
plurizonal —> Gebirge<br />
Pluviisilva 148<br />
Poa {Gram.) 14, 19, 2 4 8 f, 287,<br />
288», 294, 326, 329, 338, 3 4 2 f,<br />
405<br />
Pocosin 221<br />
Podalyria {Leg) 241<br />
Podocarpaceae 215<br />
Podocarpus 20, 205», 206», 207-<br />
211,218, 221», 223,226, 228-<br />
231,275, 347,349, 351-353,<br />
357, 359<br />
Podophyllum {Berber) 256»<br />
Podostemaceae 382-384»<br />
Podsolierung 151, 303<br />
Pohlia (Laubmoos) 332<br />
poikilohydrisch 10, 123, 161<br />
polar (eu-, hoch) 318, 322, 335»,<br />
336»<br />
Polar-Alpine Wüste 109, 120,<br />
315,319, 322,331,332», 340,<br />
342<br />
Polarnacht 139, 342<br />
Polarzonen Antarktisch,<br />
Arktisch<br />
Polemonium 325<br />
Poliothyrsis {Elacourt) T12<br />
Pollakanthe 4<br />
Polsterheide 57<br />
Polsterpflanzen 5, 322, 326,<br />
328»f., 332-334, 341-343<br />
Polychorie 17<br />
Polygala T i, 241<br />
Polygalaceae 242
452 Register<br />
}<br />
Polygonaceae 18, 196, 292<br />
Polygono-Poetalia annuae 421<br />
Polygonum 41, 77f., 82, 323, 330<br />
polyhemerob 69f., 404, 406, 411,<br />
419-421<br />
Polylepis (Ros.) 205“', 209, 230,<br />
340, 347, 349<br />
Polynesien 207<br />
Polynesische FRg 92*', 99<br />
Polystichum (Asplen.) 280f.<br />
Polytrichum (Laubmoos) 332<br />
Poncirus (Rut) IT i<br />
Pontisch-Südsibirische<br />
Florenprovinz 408’''f., 410''<br />
Populus (Salic) 30, 235, 238, 248,<br />
254, 259, 265, 267f„ 270, 293,<br />
296, 300, 303, 307, 308% 310,<br />
314, 374, 376, 379f.<br />
Porphyra (Rotalge) 389*<br />
Portulaca 41<br />
Posidonia 390, 391*<br />
Postglazial 394, 396*, 398<br />
Potamogetón 23<br />
Potamogetonaceae 386<br />
Potamogetoneteapectinati 407, 413,<br />
422, 423<br />
Potaninia (Leg) 295<br />
Potentielle natürliche Vegetation<br />
70, 82, 85, 397*, 400<br />
Potentielles Areal 14, 42, 44*-46,<br />
47*, 74, 75*<br />
Potentilla (Ros) 14, 23, 37, 287,<br />
289*, 314, 324, 376<br />
Potentiüetalia caulescentis 416<br />
Potentiüo-Polygonetalia 420<br />
Prärie 286, 288*, 290<br />
Primula 23, 324, 327*<br />
Primulaceae 103, 416<br />
Pringlea (Cruc) 342<br />
Prinsepia (Ros) ZTi<br />
Prionostemma (Celastr.) 30, 31*<br />
Proboscidea (Pedal) 24<br />
Progressiver Endemit 51<br />
Progymnospermen 3, 124f.<br />
Prosopis (Leg.) 182, 192, 249, 267,<br />
353,359<br />
Protea 241<br />
Proteaceae 991, 103, 107, 194,<br />
215f.,223, 225, 241f„ 244,<br />
245*f.<br />
Proustia (Comp.) 240<br />
Prunella (Lab) 19<br />
Prunus (Ros) 14, 20, 83, 211, 222,<br />
230f., 236*, 255, 258£, 269,<br />
271,285,288, 300, 303, 307,<br />
352, 360, 373£, 379, 410*, 415<br />
Pseudobornia (Sphenoph.) 124,<br />
126*<br />
Pseudolarix (Pin.) ZIQ, 272, 275<br />
Pseudopanax (Aral) 216*<br />
Pseudotaxus (Taxac.) 270, 272, 275<br />
Pseudotsuga (Pin) 35, 255, 270,<br />
n S -Z lT , 279-281*, 282, 358£,<br />
367,370,413<br />
Psidium (Myrt.) 81<br />
Psilophytopsida, Psilophyten 3,<br />
123-125*<br />
Psychotria (Rub.) 221*<br />
Ptelea (Rut.) 30<br />
Pteridium (Dennstaedt) 104*<br />
Pteridophyta 1, 123-127, 136<br />
Pteridospermae 3, 124, 127, 129-<br />
131*<br />
Pterocarpus (Leg.) 30, 31*, 181*<br />
Pterocarya (Jugl.) 254, 268<br />
Pteroceltis (Ulm) 272<br />
Pterophyten 3, 139*<br />
Pterostyrax (Styrac.) XTi<br />
Pterygota (Stercul.) 30, 31*<br />
Puccinellia (Gram) 392, 422<br />
Pulmonaria (Borag) 23<br />
Pulpa 19<br />
Pulsatilla (Ranunc.) 29*£, 287<br />
Pulsatilb-PineteaAff], 412<br />
Puna 208, 322, 333-334, 340-342,<br />
346, 348-353,355,359<br />
Punktkarte 45*, 48<br />
Purshia (Ros) 285, 293<br />
Puya (Bromei.) 199<br />
pyknoxyl 124, 129-131*<br />
Pyrenäen 339, 366*, 409<br />
tyrola, -aceae 28, 300<br />
Pyrophyten 16, 41, 191, 233, 235,<br />
242, 245£, 249<br />
pyrularia (Santal.) 255<br />
Pyrus (Ros) 255, 270, 285, 364<br />
Qualea (Vochys.) 153*, 155*<br />
Québec 59, 252, 299, 307£<br />
Quellflur 417<br />
Quercetalia pubescenti-petraeae 414<br />
Quercetea robori-petraeae 407, 411-<br />
414,419<br />
Querco-Fagetea 58, 407, 411£, 414<br />
Quercus (Pag) 19, 44, 60, 63, 106,<br />
209£,220, 221*, 234-240,<br />
236*, 239*, 244, 249, 254, 259-<br />
261,264-271,274, 276, 279£,<br />
282£,285, 347,352, 358-361,<br />
364, 367-370, 372£, 376, 379,<br />
395, 398£, 402, 409,411,414<br />
Quetschschleu<strong>der</strong> 36<br />
Quillaja (Ros.) 240<br />
Randia (Rub.) 221<br />
Randtropen 147*, 188, 356, 358-<br />
365<br />
Rankenkletterer 5, 160<br />
Ranunculaceae 103, 323<br />
Ranunculus 14, 24, 25*£, 33, 37*,<br />
77,289*, 323,331,336*, 405,<br />
407, 410*<br />
Raoulia (Comp.) 328*, 343<br />
Rapanea (Myrsin.) 205*, 210£,<br />
231,317,349, 351£<br />
Raphanus (Cruc.) 14<br />
Rapistrum (Cruc) 27<br />
Rasengrasflur 57<br />
Rationelle Land- und Forstwirtschaft<br />
401, 403-404, 406,419<br />
Reale natürliche Vegetation 70<br />
Reales Areal 14, 44*-46, 47*, 74,<br />
75*<br />
Reduktions-Typ <strong>der</strong> Waldgrenze<br />
315-317*<br />
Redwood Belt 281<br />
Refugien 43, 258, 395, 396*, 399<br />
Regengrüne 5, 57, 233, 237<br />
Regengrüner Wald 113, 120,<br />
140£, 148, 151£, 163, 173, 178-<br />
187, 237, 346-353, 360-362, 364<br />
Regengrüner Wald, Regionen<br />
185*, 186-187<br />
Regenzeit 113£, 178£, 182, 253,<br />
283<br />
Reh<strong>der</strong>odendron (Styrac) XTi<br />
Relikt, -areal, -endemit 49, 51<br />
Restionaceae 99£, 103, 107*, 242,<br />
244<br />
Reunion 340<br />
Rhagadiolus (Comp) 24<br />
Rhamnaceae 189, 240, 242, 246,<br />
284<br />
Rhamnella (Rhamn.) 273<br />
Rhamno-Prunetea 407, 412, 415<br />
Rhamnus 20, 235, 236*-239, 255,<br />
364, 376<br />
Rhaphiolepis (Ros.) 273<br />
Rheohydrochorie 17, 32<br />
Rheum (Polygon.) 294<br />
Rhipsalis(Cact.) 25, 161, 162*, 172<br />
Rhizopbora 14, 33*£, 164, 178*<br />
Rhododendron (Eric.) 50, 211,<br />
221*, 255, 264,268, 281,314,<br />
317*, 324, 352, 358, 363£, 369,<br />
373, 376, 380<br />
Rhodotypos (Ros.) 273<br />
Rhodymenia (Rotalge) 389*, 390*<br />
Rhoicissus (Vit.) 231<br />
Rhoiptelea 272<br />
Rhopalostylis (Palm.) 226<br />
Rhus(Anac.) 2 i5 ,2 i6 * , 241<br />
Rhynchospora (Cyp.) 24, 305<br />
Rhynia (Psiloph.) 125*<br />
Rhythmisches Wachstum 164*£<br />
Ribes (Grossul.) 20, 255, 284<br />
Riccia (Lebermoos) 422
Register<br />
453<br />
Richea {Epacrid.) 357<br />
Riesengebirge 407<br />
Rissoella (Rotalge) 391*’<br />
Riviere 197<br />
Robinia {Leg) 241, 249, 411<br />
Rocky Mountains 279f., 290, 293,<br />
3 3 7 £ ,371*,378*<br />
Rodung 68, 401<br />
Roellia {Camp) 243*<br />
Röhricht 64*, 383, 422<br />
Rollschleu<strong>der</strong> 36<br />
Roridulaceae 242<br />
Rorippa {Cruc.) 24<br />
RosaZQ, 241,314,364<br />
Rosaceae 103, 206, 214£, 219,<br />
240, 242, 260, 270, 284<br />
Rosettenstauden 5, 327*, 328*,<br />
330, 334, 338<br />
Rosmarinus {Lab) 239<br />
Rotalgen 3, 177, 383, 386£<br />
Rote Listen 72£, 405<br />
Rotes Meer 385<br />
Rotlehm 151, 167<br />
r-Strategen 77£, 138<br />
Rubia 239<br />
Rubiaceae 152, 295<br />
Rubus {Ros) 20, 37, 241, 280, 415<br />
Ru<strong>der</strong>alvegetation 70, 401, 404£,<br />
420<br />
Rumex {Polygon) 41, 323<br />
Ruppietea maritimae 407, 413, 423<br />
Ruprechtia {Polygon.) 183*<br />
Ruscus {Lil) 239, 268<br />
Rußland 269, 287£, 290, 292,<br />
299,310, 330, 372,380<br />
Rutaceae 152, 189, 215, 242, 246,<br />
295, 353<br />
Ruwenzori 340, 341*, 348*<br />
Ryukyu-Inseln 220£<br />
Saale- (Riß-) Kaltzeit 142<br />
Sabal {Palm.) 221<br />
Sachalin 271, 31 If.<br />
Saft-Diasporen 18*£, 21<br />
Saftdruckstreuer 35*<br />
Sagina {Caryoph) 323<br />
Saginetea maritimae 413, 422<br />
Sahara 143, 194, 201*, 352<br />
Saharo-Arabische FRg 92*, 94f.<br />
Sahelo-Sudanische URg 92*, 97<br />
Sahel-Zone 71, 188, 192, 194<br />
Saisonierter Regenwald 170, 173,<br />
360f,<br />
Säkulare Sultzession 65<br />
Salicaceae 103<br />
Salicetea herbaceae 407, 412, 416<br />
Salicetea purpureae W l, 412, 414<br />
Salicornia {Chenop) 248, 292, 314,<br />
392<br />
S Ä 29*£, 41,63, 168*, 238,<br />
259, 265, 293,314, 327*, 331,<br />
336*, 376, 414£.<br />
Salsola {Chenop) 294, 363<br />
Salvadoraceae 102<br />
Salvia {L ab) 24, 39, 235, 289*<br />
Salviniaceae 382<br />
Salzabscheidung 176<br />
Salzseen 382f.<br />
Salzwiesen 422<br />
Salzwüste 167, 177£, 197, 200,<br />
295f.<br />
Sambesische FRg 92*, 97<br />
Sambucas {Caprif) 20, 63, 209,<br />
230,415<br />
Samenbank 42<br />
Samenpflanzen 2£, 129<br />
Sandwehen 403<br />
Sandwüste 167, 197, 294-296<br />
Sanguisorba {Ros.) 287<br />
Sanicula {Umb) 24<br />
Sankt-Helena-Ascension-FRg<br />
92*, 97<br />
Santalum 73<br />
Sapindaceae 152<br />
Sapotaceae 152, 240<br />
Saprophyten 154, 300<br />
Sarcandra {Chloranth) 221, 272<br />
Sarcobatus {Chenop) 294<br />
Sarcocaulon {Ceran) 202*<br />
Sargassosee 392*<br />
Sargassum (Braunalge) 392*f.<br />
Sargentodoxa 272<br />
Sarmatische Florenprovinz<br />
4 0 8 *£ ,410*<br />
Sarmatischer Sommerwald 270<br />
Sarmienta {Gesner.) 228<br />
Sarothamnus {Leg.) 36<br />
Sasa {Gram.) 271<br />
Sassafras {Laur) 20, 253£, 257*,<br />
264<br />
Satimma 340<br />
Satureja {Lab.) 237<br />
Saugschuppen 161<br />
Saussurea {Comp) 325, 339, 340<br />
Savanne 70, 113, 135, 167, 178,<br />
183-185, 186f.<br />
Saxegothaea {Podoc.) 228, 275, 354<br />
Saxifraga 14, 24, 73, 324<br />
Scandix {Umb.) 11<br />
Scheffkra {Aral) 211, 352<br />
Scheinstamm 159*f.<br />
Scheuchzerietalia palustris 418<br />
Scheuchzerio-Caricetea nigrae 407,<br />
412,418<br />
Schichtfluten 32, 186<br />
Schima {Theac.) 217*, 220, 221*,<br />
272, 352<br />
Schinus {Anac.) 209, 240<br />
Schirmflieger 27-29*, 30<br />
Schisandra 255, 265<br />
Schizomeria {Canon) 223<br />
Schizophragma {Hydrang) 273<br />
Schlauchblätter 162*<br />
Schlinger 5, 160<br />
Schneedecke 251, 292, 298, 316,<br />
319, 331,337,342,416<br />
Schneegrenze 322, 343, 345£,<br />
348, 355, 360, 362, 365, 37l£,<br />
375, 377, 407<br />
Schneeschimmel 306<br />
Schneetälchen 330, 416<br />
Schneitelung 401, 403<br />
Schopfbäume 157, 182, 189,<br />
190*, 196, 199,216, 231<br />
Schopfrosettenpflanzen 317,<br />
321*, 329*£, 333,338, 340,<br />
341*f.<br />
Schottland 269<br />
Schraubenflieger 27, 30, 31*f.<br />
Schüttelfrüchte, -kletten 34<br />
Schwarzerde 287<br />
Schwarzwald 407<br />
Schweden 379<br />
Schweinemast 402*<br />
Schweiz 19, 49, 72<br />
Schwimmblattpflanzen 64*, 383,<br />
422<br />
Sciadopitys {Taxod.) 256, 272, 275<br />
Scorzonera {Comp) 289*<br />
Scrophulariaceae 28, 102, 242, 247,<br />
287, 323, 416<br />
Securidaca {Leg.) 30, 31*<br />
Sedo-Scleranthetalia 419<br />
Sedum {Crass.) 324, 419<br />
See, -typen 64*, 382<br />
Seegräser 386, 390, 391*<br />
Seggentundra 331<br />
Selaginella 152<br />
Selago {Scroph.) 243*<br />
Selektive Verän<strong>der</strong>ung 79<br />
semiarid , semihumid 112-114<br />
Sempervivum {Crass.) 321*<br />
Senecio {Comp.) 29*£, 77, 104,<br />
325, 329*£, 347, 405, 415<br />
Sequoia {Taxod.) 235, 275£, 280f.<br />
Sequoiadendron {Taxod.) 49, 73,<br />
275-277*, 280, 282, 367<br />
Seseli {Umb) 14, 27<br />
Setaria {Gram.) 41, 249<br />
Shikoku 312<br />
Shorea {Dipteroc.) 153*, 187, 361<br />
Sibbaldia {Ros.) 324, 375<br />
Sibirien 142, 252, 298£, 303£, 307,<br />
310£, 313£, 321,336, 337,373<br />
Sibirisch(-Kanadisch)es FG 128*,<br />
133<br />
Sichota-Alin 274,311,312
454 Register<br />
m<br />
Sierra Madre Occidental 235<br />
Sierra Nevada (Kalif.) 276, 282,<br />
309, 337, 367<br />
Sigillaria (Lykoph.) 125-127“'<br />
Sikkim 365“<br />
Silene (Caryoph) 323, 328“, 336“<br />
Silur 123<br />
Simaroubaceae 105, 152, 180, 253<br />
Simbabwe 204, 230<br />
Sinapis (Cruc.) 405<br />
Sinldang 292, 374<br />
Sinocalycanthus (Calycanth.) 272<br />
Sinofranchetia (Lardiz) T ll<br />
Sinojackia (Styrac.) 273<br />
Sino-Japanische FRg 92“, 9 4 f,<br />
2 2 0 f, 272f<br />
Sinomenium {Menisp) 272<br />
Sinowikonia (Hamatn) T ll<br />
Sisymbrietalia 420<br />
Sisyrinchium (Irid.) 326<br />
Sizilien 73<br />
Skandinavien 51, 269, 300, 307,<br />
3 1 0 f ,337<br />
Skandische Florenprovinz 408“<br />
Skandisch-Westsibirische URg<br />
92“, 94<br />
Skimmia (Rut.) T1T><br />
sklerophyll 11,231,233<br />
Slowenien 49, 395<br />
Smilax 2 3 8 f, 265<br />
Smimovia (Leg) 294<br />
Snowy Mountains 343, 355“<br />
Socratea (Palm.) 167“<br />
Sokotra 201<br />
Solanaceae 152, 240<br />
Solanum 20, 75, 77<br />
Solidago (Comp) 77, 82, 259, 325,<br />
331<br />
Somalien 188, 201<br />
Sommer 110<br />
Sommerannuelle 4 f<br />
Sommerdürre 231, 276, 309, 337<br />
Sommergrüne 5, 9, 57, 218, 233,<br />
235, 237£, 298<br />
Sommergrüner Laubwald<br />
(Sommerwald) 111, 113, 115,<br />
120, 139-141, 180, 228,230,<br />
237,251-274, 281,291,314,<br />
349, 354f, 366-379, 396“,<br />
397“f,4 0 7 , 411<br />
Sommergrüner Laubwald, Regionen<br />
260“, 262/263“, 261-274<br />
Sommerlänge 12, llO f, 251, 297<br />
Sommer-Lorbeerwald 230<br />
Sommerregen 113-115, 237, 247,<br />
283f<br />
Sonchus (Comp) 77, 405<br />
Sonneratia, -aceae 102, 178“<br />
Sonora-Wüste 199<br />
Sophora (Leg.) 285, 353, 364<br />
Sorb aria (Ros) 273<br />
Sorbas (Ros) 60, 255, 300, 317“,<br />
360, 368, 374, 376, 379<br />
Sorghastrum (Gram) 290<br />
South Carolina 221<br />
Southeastern Evergreen Forest<br />
265f<br />
Southern Alps 226, 356*<br />
Sowjetunion 78<br />
Spaliersträucher 326, 327“, 331,<br />
343<br />
Sparganium, -aceae 33, 382<br />
Spartina (Gram) 80, 290, 392, 423<br />
Spartinetea maritimae 407, 413, 423<br />
Spartocytisus (Leg) 360<br />
Spätglazial 394f, 405<br />
Spergularia (Caryoph) 42, 314<br />
Sperguletalia arvensis 420<br />
Sphagnum (Laubmoos) 65, 304,<br />
305“, 331, 341f, 382, 418<br />
Sphenophyllum (Sphenoph.) 126<br />
Sphenophyten 3<br />
Spiraea (Ros) 77, 288, 314, 376<br />
Spiraeanthemum (Cunon) 353<br />
Splachnum (Laubmoos) 23“, 25<br />
Sporobolus (Gram) 290<br />
Spreizkletterer 5<br />
Stachyurus T ll<br />
Standorts-Anthropochorie 71,<br />
74f, 78, 80<br />
Standortsdiversität 68, 116, 404,<br />
406“<br />
Standortsfaktoren (biotisch,<br />
edaphisch, klimatisch) 6-12,<br />
14, 42, 6 0 f, 67<br />
Stangea (Valer.) TTl*<br />
Staphylea 255<br />
Staubflieger 27, 28“, 161<br />
Stauden 4<br />
Staudenflur 57, 315<br />
Stauntonia (Lardiz.) T ll<br />
Steganotheca (Psiloph.) 125“<br />
Steinkohlenwald 125-127“<br />
Steintrift 238f<br />
Stellaria (Caryoph.) 41, 323, 339,<br />
405<br />
Stellarietea mediae 407, 413, 420<br />
Stephanandra (Ros.) T ll<br />
Steppe 113, 115, 120f, 141, 143,<br />
201,248, 267,283,286-291,<br />
311,314, 337,370-378,380,<br />
395, 396“, 397“f<br />
Steppe, Regionen 285“, 290-291<br />
Steppenläufer 27<br />
Steppentundra 340, 395, 396“<br />
Sterculiaceae 102, 152, 189<br />
Stereocaulon (Flechte) 332<br />
Stewartia (Theac.) 255<br />
Stilbocarpa (Aral.) 338“<br />
Stipa (Gram.) 24, 29“f , 248, 287-<br />
289“, 290, 326, 329<br />
Stipetalia calamagrostis 417<br />
Stoffbilanz 7“<br />
Strand 392<br />
Sträucher 4 f<br />
Strauchflur, -beide 57<br />
Strelitzia Ti 1<br />
Streptocarpus (Gesner.) 231<br />
Streunutzung 401, 403, 413<br />
Stromtalpflanzen 32<br />
Strophanthus (Apoyn.) 29“f<br />
Stylidiaceae 103<br />
Styphelia (Epacr.) 324<br />
Suaeda (Chenop.) 248, 292, 294<br />
Subalpine Parkland 316“<br />
Subalpine Stufe 54, 116, 117“,<br />
207,209-211,228, 230,306,<br />
309, 311, 315f, 322“, 333,343,<br />
345-380<br />
Subantarktische Inseln 320, 342<br />
Subarktische Zeit 394<br />
Subarktische (Subpolare) Zone<br />
306, 3 1 1 ,3 1 5 f, 331<br />
Subarktischer Birkenwald 306,<br />
311<br />
Sublitoral 64“, 381“, 383, 387,<br />
389“, 390“, 391“, 421-423<br />
Submediterrane FE 283<br />
Submediterrane Florenprovinz<br />
408“f , 410“<br />
Submediterraner Sommerwald<br />
269<br />
Submeridionale Zone 54“, 112<br />
Submerse 14, 381-383, 385-387,<br />
421-423<br />
Subparamo 333<br />
subtropisch 114<br />
Subtropischer Laubwald 214<br />
Subtropischer Regenwald 214<br />
Südafrika 73, 81, 177, 188, 190,<br />
213,217,230-232, 241-244,<br />
247, 249<br />
Südamerikanisches FR 90<br />
Sudan 352<br />
Sudano-Sindische FRg 92“, 97<br />
Südeurosibirische FRg 92“-94,<br />
408*<br />
Südlich-Extratropische FE 98,<br />
101, 103, 107“<br />
Süd-Orkney-Inseln 342<br />
Südostasien 207<br />
Südostaustralische FRg 92“, 100<br />
Südwestafrika 195<br />
Südwestaustralische FRg 92“, 100<br />
Sukkulenten l l f , 161, 182, 189,<br />
190“, 192, 193“f , 196, 198f,<br />
201,202“f,2 4 2 , 419
Register 455<br />
Sukkulentenbusch, -Heide, -wald<br />
57, 191<br />
Sukzession 62-66, 184, 303, 308*,<br />
310<br />
Sumatra 149, 175, 204, 211, 342.<br />
352<br />
Sundainseln 187,210<br />
Superparamo 322, 333, 341*<br />
Supralitoral 64*, 381*, 383, 387,<br />
389*, 392, 422<br />
Süßwasservegetation —><br />
Binnengewässer<br />
Swertia {Gent) 325<br />
Swietenia {Meliac.) 30<br />
Sycopsis {Hamam.) 272<br />
Sympegma {Chenop.) 374<br />
Symphänologie 259<br />
Symphoricarpus {Caprif) 288<br />
Symplocos, -aceae 105*, 208*,<br />
221*, 352<br />
Synanthropie 74<br />
Synaptospermie 16<br />
Synchorologie 66<br />
Synökologische Konstitution 14<br />
Syntaxa 58f.<br />
Synzoochorie 17, 21-23, 39, 43,<br />
161<br />
Syringa {Okac.) 254, 271, 364<br />
Syzygium {Myrt.) 351<br />
Szechuan 271, 299, 367<br />
Tabebuia {Bignon.) 183*<br />
Tadshikistan 285, 374<br />
Tafelberg 244<br />
Tagesklimadiagramme 150*<br />
Tageslänge 318<br />
Tageszeitenklima 150, 318, 333<br />
Taiga 395, 396*, 3 97*f; sonst —><br />
Dunkle Taiga, Helle Taiga<br />
Taiga-Sommerwald 260, 267, 269,<br />
274<br />
Taiwan 119, 207, 220, 274, 312,<br />
356*<br />
Taiwania {Taxod.) 270, 272, 275,<br />
358<br />
Takla-Makan 296<br />
Tamaricaceae 196, 292, 295<br />
Tamarix 30, 293, 352<br />
Tanaecium {Bignon) 30, 31*<br />
Tanganjika 351<br />
Taraxacum {Comp.) 29*£, 325,<br />
405<br />
Tarim-Becken 296<br />
Taschenblätter 161<br />
Tasmanien 222-225, 343, 355*<br />
Taurus 278, 282<br />
Taxaceae 215<br />
Taxodiaceae 132*f.<br />
Taxodium 266, 275<br />
Taxus 20, 255, 260, XlS-ZlT,<br />
281*, 358, 368<br />
Technisierung <strong>der</strong> Landschaft<br />
401, 404-406<br />
Tectona {Verben) 181*, 186<br />
Telomtheorie 123, 129<br />
Telopea {Prot.) 223<br />
Températe Zone 54*, 112<br />
Temperatur 6, 12, 109f, 116f,<br />
137*<br />
Temperiert-Alpine Stufen 315-<br />
343<br />
Temperierte Tropen 147*<br />
Temperierte (Gemäßigte) Zonen<br />
110*f„ 137<br />
Temperierter Regenwald 214, 219<br />
Temperierter Wald 109<br />
Teneriffa 356*<br />
Tephrocactus {Cact) 340<br />
Teppichheide 57<br />
Terminalia {Combret.) 30, 31*<br />
Ternstroemia (Jbeac) 221*<br />
Terra firme 167, 168<br />
Tertiär 136f„ 140-142, 254f<br />
Tertiärrelikte 253<br />
Tessin 269<br />
Tethys 122, 128*, 132<br />
Tetracentron T ll<br />
Tetraclinis {Cupr) 237£, 275, 368<br />
Tetradymia {Comp) 293<br />
Tetraphis {Laubm oos) 14<br />
Texas 221,252, 267,286, 290<br />
Thalassodendron {Cymodoc) 391*<br />
Thalictrum {Ranunc.) 287, 323<br />
Thallo-Epiphyten 161<br />
Theaceae 206, 214£, 220, 363<br />
Themeda {Gram) 249, 291<br />
Theobroma {Stercul.) 157*<br />
Thermische Klimax 65f.<br />
Thermische Vegetationsstufen<br />
116, 118*-120<br />
Thermische Vegetationszonen 66,<br />
108, 109-112, 110*, 138-143<br />
Therophyten 4*£, 9, 191, 196,<br />
198, 232, 235, 237£, 242, 247,<br />
258, 287, 289, 292, 295, 326,<br />
333f.<br />
Thero-Salicomietea ‘\0n, 413, 422<br />
Thesium {Santal.) 22*f.<br />
Thlaspi {Cruc.) 34, 77, 324, 405<br />
Thlaspietea rotundifolii, -etalia 407,<br />
412,417<br />
Thuja {Cupr.) 255, 260, 267, 274-<br />
277*, 279-281*, 376<br />
Thujopsis {Cupr.) 272, 275<br />
Thylacospermum {Cruc.) 375<br />
Thymelaea 239<br />
Thymelaeaceae 242<br />
Thymus {Lab.) 237<br />
Tiarella {Saxifr.) 281<br />
Tibet 291, 320, 340<br />
Tibetisch-Mongolische URg 92*,<br />
94f.<br />
Tidenhub 385<br />
Tienschan 270, 291,295,311,<br />
339£, 375*, 377*<br />
Tierra caliente, fría, helada,<br />
templada 358f.<br />
Tilia 14, 3 0 ,3 1 *, 44, 60, 254,<br />
256*, 258, 261, 266£, 269-271,<br />
274, 369, 376, 395, 398<br />
Tillandsia {Bromel) 14, 24, 29*£,<br />
161, 182, 200,266<br />
Tola-Heide 340, 349<br />
Tomillares 238<br />
Tongareva 149<br />
Tonnenstämme 180, 182, 186,<br />
187*<br />
Toona {Meliac.) 223<br />
Toricellia {Corn) 273<br />
Torrea {Taxac.) 133, 235, 255,<br />
l l S i .<br />
Toskana 368<br />
Trachycarpus {Palm.) 269<br />
Tragopogón {Comp) 29*f.<br />
Trampelkletten 24, 25*£, 39<br />
Transhumanz 405<br />
Transpiration 8, lOf.<br />
Transpirationskühlung 8<br />
Transport-Anthropochorie 71, 75,<br />
7 8 £ ,80<br />
Transportklassen 16-38<br />
Transvaal 249<br />
Träufelspitze 158*£<br />
Tremandraceae 103<br />
Trennarten 59<br />
Trennung <strong>der</strong> Keime 16<br />
Trennung von Wald und Weide<br />
403<br />
Treuegrade 52, 59<br />
Trevoa {Rhamn.) 240<br />
Trias 132£, 135<br />
Tribulus {Zygoph.) 24<br />
Trichilia {Meliac.) 181*, 183*<br />
Trichocereus {Cact) 240<br />
Trichocladus {H am am ) 230<br />
Trichophorum {Cyp) 305<br />
Trientalis {Primul.) 302*<br />
Trifolio-Geranietea sanguinei 407,<br />
412,415<br />
Trifolium {Leg) 19, 37, 289*, 324<br />
Trillium {LU) 256*, 257*<br />
Tripterygium {Celastr) 273<br />
Trisetum {Gram) 326, 338*<br />
Tristania {Myrt) 223, 225<br />
Tristicha {Podostem.) 384*<br />
Triticum {Gram.) 14<br />
Trittrasen 421<br />
i
456 Register<br />
n i<br />
Trochodendron, -acea elld , 272,<br />
358<br />
Trockenbusch 120, 191, 284<br />
Trockenfeldbau 192<br />
Trockengehölze 113-115, 120;<br />
sonst —>Eurytropisch,<br />
Nemoral<br />
Trockenkahler Wald 178<br />
Trocken-Koniferenwald 278, 280,<br />
282<br />
Trockensavanne 178<br />
Trockenwald 109<br />
Trockenwüste 109<br />
Trockenzeit —>Dürrezeit<br />
Trollius (Ranunc) 323<br />
Tropisch-Alpine Stufe 147”', 315-<br />
343<br />
Tropische Klimaxformationen<br />
148”<br />
Tropische Zone 49, 73, 110”-114,<br />
118, 127, 135, 137f, 140”f ,<br />
147”, 147-211,275, 345-353,<br />
355, 356, 358-365<br />
Tropischer Regenwald 40, 59, 62,<br />
81, 109, 111, 113, 119f, 140f,<br />
148-176, 154”, 155”, 166”,<br />
167”, 168”, 169”, 346-353,<br />
355f, 358-361, 364f<br />
Tropischer Regenwald, Regionen<br />
170”, 172-176<br />
Tropophyten 5, 180, 196, 258,<br />
288<br />
Tscheche! 49<br />
Tschernosem 287<br />
Tsinling-Shan 312, 377”<br />
Tsuga (Pin) 253, 256», 264, 267,<br />
271,274-277”, 279-281”, 306,<br />
309”, 310-312, 358, 363f, 367,<br />
369, 376, 379<br />
Tsuga-heterophylla-Xone. 279f<br />
Tucumán 229f<br />
Tulipa (LU) 285<br />
Tundra 111, 113, 118, 120f,<br />
142f, 314, 315-343, 395,396”,<br />
397”<br />
Tundra, Regionen 335”-343<br />
Tungling-Shan 377”<br />
Turan 294f<br />
Türkei 232, 284, 373<br />
Turkestan-Gebirge 377”<br />
Turkmenistan 294<br />
Turpinia (Staphyl.) 273<br />
Tussilago (Comp) 30<br />
Tussock 329<br />
Typha, -aceae 104, 382<br />
Überbäume 154”, 157f, 182,<br />
211,215,218, 226, 227”, 264<br />
Überliegen 40<br />
Uganda 351<br />
Ukraine 286, 291<br />
Ulicetalia minoris 419<br />
Ulmaceae 353<br />
t//w«í30,31”, 44, 60, 254, 259,<br />
265, 267f, 271, 274, 295, 358,<br />
374, 380, 395, 398, 414<br />
Umbdliferae 14, 103, 196, 201,<br />
242, 285, 287, 323, 333<br />
Umbellularia (Laur) 2 34f, 281f<br />
Umrißkarte 48<br />
Uncinia (Cyp.) 24, 25”, 326<br />
Ungarn 49<br />
Unkräuter 41f, 70, 79f, 82, 184,<br />
295, 334, 404, 405”, 420<br />
Unterkreide 128”, 135-139<br />
Unterseewiesen 64”, 383, 422<br />
Unterwuchsalgen 387, 390”<br />
Ural 270, 307, 310, 378”<br />
Urkräuter 138<br />
Urlandpflanzen 123<br />
Urospora (Grünalge) 389”<br />
Ursprüngliche Vegetation 70<br />
Urtica 19, 82<br />
Umguay 248<br />
Urwaldzeit 4 0 0 f, 405f<br />
Usbekistan 292, 294<br />
Utah 284, 293, 309, 339<br />
Utricularia 418<br />
Utricularietea intermedio-minoris<br />
407,412,418<br />
Vaccinio-Piceetea 407,412-414<br />
Vaccinium (Eric.) 20, 77, 211, 264,<br />
268, 2 80f, 300, 301”, 302”,<br />
305”, 308,310, 324, 331,347,<br />
352<br />
Valdivianischer Regenwald 227<br />
Valeriana 29”f , 325<br />
Vallea (Elaeoc) 347<br />
Várzea21, 168, 173f, 182<br />
Vegetation 1, 56-66, 68-71, 85-88,<br />
108-121, 109”<br />
Vegetationsdomänen, -gebiete,<br />
-regionen 66, 86-88, 109, 145<br />
Vegetationseinheiten, -typen 56-<br />
66, 86-88<br />
Vegetationsmosaik 60”, 61”<br />
Vegetationsstufen, -zonen —><br />
Thermisch<br />
Vegetationszoniemng 64”, 383,<br />
387, 389”, 421<br />
Velamen radicis 161<br />
Velloziaceae 105”<br />
Venezolanisch-Guajanische FRg<br />
92”, 96<br />
Venezuela 173f, 179, 183, 186,<br />
188, 192, 195,205, 207, 320f,<br />
333, 340, 347<br />
Verbascum (Seraph) 41<br />
Verbenaceae 152, 247<br />
Verbrachung 78, 82<br />
Verbreitung 1<br />
Verbreitungseinheiten 14<br />
Verbreitungsmittel 16, 39<br />
Verbreitungsökologische<br />
Konstitution 14<br />
Verbreitungsschranken 44”f , 74,<br />
75”<br />
Verbreitungsweisen 17<br />
Verjüngung 62, 63”, 165”f , 2 7 8 f,<br />
308”<br />
Verlandung 63, 64”<br />
Veronica (Scroph) 19, 2 3 f, 77, 79,<br />
325,331<br />
Verwil<strong>der</strong>te 76<br />
Viburnum (Caprif) 20, 21, 209,<br />
237-239, 255, 265<br />
Vicia (Leg) 36, 77<br />
Vietnam 179, 210<br />
Vikariierende Areale, Sippen 50”<br />
Villaresia (Icac.) 240<br />
Vinca (Apoiyn.) 37, 77<br />
Vinschgau 414<br />
Wo/« 22”f , 36-38, 281,289”,<br />
324,327”<br />
Violetea calaminariae 407, 412, 419<br />
Virgilia (Leg) 241<br />
Virginia 266<br />
Virunga-Berge 341<br />
Viscum (Loranth.) 25, 39<br />
Vitaceae 190<br />
Vitis 20, 255, 265<br />
Viviparie 14, 178, 330<br />
Vochysiaceae 102, 152, 153”, 172<br />
Vogesen 228, 407<br />
Vollkulturgesellschaften 69f<br />
Vollpolster 328”f , 334<br />
Vollwüste 57, 196, 197”; sonst<br />
Wüste<br />
Voltziaceae, -ales 129f, 132<br />
Vor<strong>der</strong>asien 270, 339<br />
Vor<strong>der</strong>indische FRg 92”, 97<br />
Vorläuferspitze 158”, 160<br />
Vorwärmezeit 394, 398<br />
Wachstumsringe 164<br />
Wadis 197, 238<br />
Wahlenbergia (Camp.) 325<br />
Wald 57,68-70, 109, 401,403<br />
Waldgrenze, edaphische 60”, 61”,<br />
167<br />
Waldgrenze, hygrische 109, 113,<br />
179, 182, 187,231,234, 240,<br />
267, 283, 286-288, 344”-346,<br />
348, 350, 355f, 360, 362,<br />
365f, 3 7 1 f,375, 377f
Register 457<br />
Waldgrenze, thermische (polare,<br />
alpine) 109, 111, 113, 118•^<br />
207, 209f., 212, 225-228, 231,<br />
297, 310f., 313-316*, 317*-319,<br />
322*, 334, 341*, 344*, 345-<br />
380, 398f., 407, 415<br />
Waldhochmoor 304*<br />
Waldlose Zeit 394<br />
Waldmantel 187, 315f., 414f.<br />
Waldnutzung 68, 401<br />
Waldsaum 415<br />
Waldsteppe 267f., 270<br />
Waldtundra 306f., 311, 316,<br />
396*, 397*f.<br />
Waldtypen (C ajan<strong>der</strong>) 60, 310*<br />
Waldverwüstung, -zeit 68, 171f.,<br />
226f., 238, 239*, 241, 401-403,<br />
406, 418<br />
Wallis 409, 414<br />
Wan<strong>der</strong>dünen (Barchane) 295f.<br />
Wan<strong>der</strong>feldbau 170<br />
Wan<strong>der</strong>geschwindigkeit 44<br />
Wärme 6, 7-10<br />
Warme Tropen 147*<br />
Wärmezeit 394, 397*-399<br />
Warmtropische Stufe 118*, 147*,<br />
148, 345<br />
Warmzeiten 142<br />
Washington State 276, 279, 281f,<br />
309, 316, 369<br />
Wasserentsalzung 176f<br />
Wasserhaushalt 6, 10-12, 123, 161<br />
Wasserpflanzen 5, 138<br />
Wasserspeicherung 11<br />
Wasserstreß 11, 176, 180<br />
Wattenmeer 64, 392, 422<br />
wechselgrün 57, 120<br />
Weichsel-Kaltzeit (Hochglazial)<br />
142*, 394, 396*<br />
Weichhölzer 298<br />
Weide 70, 4 03f, 4 1 9 f; auch<br />
Beweidung, Unkräuter<br />
Weigela (Caprif) IT i<br />
Weinmannia (Cunon.) 205*,<br />
2 06*f, 226-228, 347, 357-359<br />
Weittropische FE 105<br />
Welwitschia 203<br />
Wermut-Halbwüste 293f<br />
Wernera (Comp) 327*<br />
Westafrika 165, 207<br />
West-Nordamerika 254-256, 277,<br />
279-282, 284f, 328, 387<br />
Westsibirische Florenprovinz<br />
408*<br />
Widdringtonia (Cupr.) 244, 275<br />
Wie<strong>der</strong>bewaldung 44, 394400<br />
Wielandiella (Bennett.) 133*<br />
Wiese 70, 401, 404, 419f<br />
Wiesensteppe 286-291, 289*<br />
Wiesentundra 322, 330, 331*£,<br />
339f, 343, 354-356, 358, 360,<br />
362-380<br />
Wikstroemia (Thymel.) 353<br />
Williamsonia (Bennett.) 133*<br />
Windecken 416<br />
Winter 110, 212<br />
Winteraceae 215<br />
Winterannuelie 4<br />
Winterknospen 218, 258<br />
Winterregen 113-115,202,231,<br />
237, 253, 269, 283, 295, 333<br />
Wintersteher 21<br />
Wisteria (Leg) 36, 254, 265<br />
Wolkenstufe 117*, 345<br />
Wollemia (Arauc) 225, 275<br />
Wollkerzen 330, 339, 34If.<br />
Wuchsformen 2, 56, 156<br />
Wuchsgeschwindigkeit 165<br />
Wuchsort 6<br />
Würgebäume 163<br />
Würger-Wuchsmodus 156*<br />
Wüste 38, 41, 57, 70, 79, 109,<br />
112, 120f, 141, 197*, 315, 416;<br />
sonst —>Eurytropisch,<br />
Nemoral, Polar-alpin<br />
Wüstenpuna 322, 334, 340, 346,<br />
3 4 8 f, 356, 360<br />
Wüstentundra 322, 334, 339<br />
Wyethia (Comp) 288*<br />
Xanthium (Comp.) 24, 25*<br />
Xanthoceras (Sapind.) 273<br />
Xanthorrhoea, -aceae 103, 190*,<br />
194,246<br />
Xenophyten 76f<br />
Xerochasie 16, 28, 30<br />
Xeromorphe, -phyten l l f , 161,<br />
182, 189E, 198,334<br />
Xeroserie 65<br />
Xylomelum (Prot.) 245*<br />
Xylopodium 191, 194, 246<br />
Xymalos (Monim) 205*, 210<br />
Yosemite Park 366*<br />
Yucca (Agav.) 190*, 285, 294, 359,<br />
368<br />
Yungas 349<br />
Yünnan 220<br />
Zaire 149, 151, 174,351<br />
Zanonia (Cucurb) 30, 31*<br />
Zelkova (Ulm.) 254, 268, 358<br />
Zentralaustralische FRg 92*, 100<br />
Zigana-Gebirge 372*<br />
Zingiberaceae, -ales 102, 152, 154<br />
Zirkumarktische FE 335, 336*f.<br />
Zirkumboreale FE 300, 301*<br />
Zirkumboreale FRg 91, 92*, 94,<br />
408f<br />
Zisterne 161, 162*<br />
Zizypbus (Rhamn) 361<br />
Zonaler Vegetationstyp 61<br />
Zonales Areal 51*<br />
Zonalität 53<br />
Zonobiom 108<br />
Zooballochorie 17, 34<br />
Zoochorie 16f, 18-26<br />
Zostera 423<br />
Zosteretea marinae 407, 413, 423<br />
Zwergsträucher 4, 196, 203, 241,<br />
246, 269, 278, 289, 292, 295,<br />
300, 305, 326, 327*, 3 3 3 f, 338,<br />
340-343<br />
Zwergstrauchtundra 33I f<br />
Zygophyllaceae 189, 196, 292, 295<br />
Zygophyllum 294<br />
Zyklische Sukzession 62
Übersicht über die in Teii ill definierten Kiima-Varianten<br />
Die thermischen Varianten sind auf die Vegetationszonen, die hygrischen auf die Domänen <strong>der</strong> Klimaxformationen<br />
bezogen. Näheres auf den angegebenen Seiten.<br />
1. Thermische Varianten<br />
Tropische Zone (S. 147)<br />
Grundrahmen: Ohne effektive thermische Jahreszeiten<br />
und typischerweise frostfrei. Leichte Fröste (nie<br />
unter -10 °C) nur in höheren Gebirgslagen (T3, T4)<br />
sowie in semiariden/ariden Teilen <strong>der</strong> Randtropen<br />
(T6).<br />
T I: Temperatur das ganze Jahr über etwa auf gleicher<br />
Höhe, alle Monatsmittel etwa im Bereich von 24<br />
bis 28 °G.<br />
T2: Wie T I, aber Monatsmittel nur 18 bis 22 °C.<br />
T3: Ebenso, Monatsmittel 12 bis 16 °C; gelegentliche<br />
leichte Fröste möglich.<br />
T4: Ebenso, Monatsmittel 6 bis 10 °C; leichte Fröste<br />
häufig.<br />
T5: Leichte thermische Periodizität: Mittel des wärmsten<br />
Monats 24 bis 28 °G, Mittel des kältesten mindestens<br />
5° niedriger.<br />
T6: Wie T5, aber mit leichten Frösten.<br />
Méridionale und Australe Zone (S. 212)<br />
Grundrahmen: Deutliche thermische Jahreszeiten; Winter<br />
mit regelmäßigen Frösten zwischen 0 und<br />
-10 °G, oft auch mit Monatsmitteln unter -1-10 °C.<br />
T I: Sommer sehr warm, Mittel des wärmsten Monats<br />
etwa 24 bis 28 °C.<br />
T2: Sommer gemäßigt, wärmster Monat etwa 18 bis<br />
22 °C.<br />
T3: Sommer kühl, wärmster Monat nur etwa 12 bis<br />
16 °C.<br />
Nemorale Zone (S. 251)<br />
Grundrahmen: Winter kalt mit regelmäßigen Frösten<br />
unter -10 °C; im Sommer > 4 Monate (120 Tage)<br />
mit Mitteln über 4-10 °C.<br />
Normalkonditionen des Winters: Fröste zwischen -15<br />
und -30 °C; des Sommers: > 5 Monate (150 Tage)<br />
über 4-10 °C.<br />
T I : Sommer sehr warm, Julimittel etwa 24 bis 28 °C.<br />
T2: Sommer mäßig warm, Julimittel etwa 16 bis 22 °C.<br />
T3: Winter mild, absolute Minima meist nicht unter<br />
-15 °C.<br />
T4: Winter sehr kalt, absolute Minima unter -30 °C.<br />
T5: Sommer kurz, höchstens 5 Monate (150 Tage) über<br />
4-10 °C.<br />
Boreale Zone (S. 297)<br />
Grundrahmen: Winter mindestens so kalt wie in <strong>der</strong><br />
Nemoralen Zone; im Sommer 1-4 Monate (30-120<br />
Tage) über 4-10 °C.<br />
Normalkondition des Winters: Januarmittel zwischen<br />
-1 0 und -3 0 °C.<br />
T I : Sommer relativ lang, 2-4 Monate (60-120 Tage) über<br />
4-10 °G.<br />
T2: Sommer sehr kurz, < 2 Monate (30-60 Tage) über<br />
4-10 °C.<br />
T3: W inter ungewöhnlich mild, Januarmittel über<br />
-10 °C.<br />
T4: Winter extrem kalt, Januarmittel unter -30 °C und<br />
absolute Minima unter -50 °C.<br />
Polarzonen und Alpine Stufen (S. 318)<br />
Grundrahmen: ln den Extratropen mit thermischen Jahreszeiten<br />
Mittel auch des wärmsten Monats unter<br />
4-10 °C; in den Tropen Jahresmittel unter etwa 4-5<br />
bis +1 °C.<br />
T I: Winter lang und sehr kalt, mit längerer Dauernacht<br />
um den Mittwinter herum und Minima unter<br />
-30 °G; Sommer mit Dauertag und geringen<br />
Temperaturschwankungen.<br />
T2: Winter ebenfalls lang und kalt, aber ohne Dauernacht,<br />
Minima nur selten unter -30 °C; Sommer<br />
ohne Dauertag, mit erheblichen täglichen Schwankungen.<br />
T3: Kein Winter, Vegetationsperiode ganzjährig, aber<br />
mit starken Tagesschwankungen und ± allnächtlichen<br />
Frösten, diese aber nur selten unter -10 °G.<br />
2. Hygrische Varianten<br />
Tropischer Regenwald (S. 150)<br />
H l: Ganzjährig humid (kein Monat < 1 0 0 mm), dabei<br />
Jahresnie<strong>der</strong>schlag extrem hoch (meist > 4000, zuw.<br />
bis > 9000 mm).<br />
H2: Wie H l, aber Nie<strong>der</strong>schlag meist etwa 1600-<br />
3000 mm.<br />
H3: Nie<strong>der</strong>schlagsmenge ähnlich wie H2, aber mit einer<br />
schwach ausgeprägten Dürrezeit von höchstens<br />
2 Monaten.<br />
Regengrüner Wald (S. 178)<br />
Grundrahmen: Semihumid mit etwa 3-7 Dürremonaten.<br />
H l: Nie<strong>der</strong>schlag hoch, etwa 1200 bis > 2500 mm.<br />
H2: Nie<strong>der</strong>schlag geringer, nur wenig > 1000 bis hinab<br />
gegen 800 (-600) mm.<br />
H3: Regenzeit und Trockenzeit scharf unterschieden,<br />
erstere gleichmäßig humid, letztere weitgehend<br />
regenlos.<br />
H4: Unterschied zwischen Regen- und Trockenzeit weniger<br />
scharf, z. B. auch die Trockenzeit mit nicht<br />
nur sporadischen Regenfällen, o<strong>der</strong> die Regenzeit
aus zwei kleineren feuchten Perioden bestehend,<br />
die durch einen trockneten Zeitabschnitt getrennt<br />
sind.<br />
Eurytropische Trockengehölze (S. 187)<br />
Grundrahmen: Semiarid mit etwa 8-11 Dürremonaten,<br />
Nie<strong>der</strong>schlag 200-600 mm.<br />
H l: Nie<strong>der</strong>schlag regelmäßig, jedes Jahr etwa in gleicher<br />
Menge und zu gleicher Zeit.<br />
H2: Nie<strong>der</strong>schlagsregime unzuverlässig: Nie<strong>der</strong>schlag<br />
von Jahr zu Jahr in Menge (o<strong>der</strong> auch im Zeitpunkt)<br />
stark wechselnd.<br />
Eurytropische Wüste (S. 194)<br />
Grundrahmen: Ganzjährig arid mit < 200 mm Nie<strong>der</strong>schlag.<br />
H l: Nie<strong>der</strong>schlag regelmäßig, jedes Jahr etwa in ähnlicher<br />
Menge und zu ähnlichen Zeiten.<br />
H2: Nie<strong>der</strong>schlag unregelmäßig (episodisch): u. U. können<br />
auf ein Jahr mit ziemlich hoher Regenmenge<br />
mehrere völlig regenlose folgen.<br />
H 3: Fast regenlos o<strong>der</strong> mit minimalen episodischen Nie<strong>der</strong>schlägen<br />
< 40 mm.<br />
H4: Wie H3, aber mit einer gewissen Wasserversorgung<br />
durch häufig auftretenden Nebel (Nebelnie<strong>der</strong>schlag).<br />
Oreotropischer Wald (S. 204)<br />
H l: Humid.<br />
H2: Semihumid mit Wechsel von Regen- und Trockenzeit.<br />
Lorbeerwald (S. 214)<br />
H l: Nie<strong>der</strong>schlag extrem hoch (3000-5000 mm und<br />
mehr), dabei alle Monate humid o<strong>der</strong> zuw. im Winter<br />
kurze Dürrezeit.<br />
H2: Nie<strong>der</strong>schlag hoch (1000-2500 mm), sonstwie H l.<br />
H3: Subhumid, entwe<strong>der</strong> mit kurzer Trockenzeit (selten<br />
Dürrezeit) im Sommer, o<strong>der</strong> Trockenzeiten unregelmäßig<br />
auftretend, o<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag weit unter<br />
800 mm.<br />
Hartlaubwald (S. 231)<br />
Grundrahmen: Semihumid mit 2-6 Dürremonaten im<br />
Sommerhalbjahr.<br />
H l: Nie<strong>der</strong>schlag hoch, weit über 800 mm, dabei zugleich<br />
scharfer Kontrast zwischen den Jahreszeiten,<br />
mind. 3 Dürremonate im Sommer.<br />
H2: Nie<strong>der</strong>schlag etwa 500-800 mm.<br />
H3: Nie<strong>der</strong>schlag unter 400 mm.<br />
Pampa (S. 247)<br />
Grundrahmen: Semiarid mit Regenmaximum im Sommer;<br />
im Winter mehrere Trocken- o<strong>der</strong> Dürremonate.<br />
H l: Nie<strong>der</strong>schlag 700-800 mm und mehr, Winterdürre<br />
mäßig stark bzw. Dürreperioden unregelmäßig verteilt.<br />
H 2: Nie<strong>der</strong>schlag 400-600 mm, Winterhalbjahr trocken<br />
mit 2-4 Dürremonaten.<br />
Sommergrüner Laubwald (S. 253)<br />
H l: Ganzjährig humid.<br />
H2: Semihumid mit ziemlich hoher Regenmenge im<br />
Hochsommer und einer Trocken- o<strong>der</strong> Dürrezeit<br />
im Winter, die noch auf Teile von Frühling und/<br />
o<strong>der</strong> Herbst übergreift.<br />
H3: Semihumid mit Regenmaximum im Frühling bis<br />
Frühsommer und einer Trocken- o<strong>der</strong> Dürrezeit im<br />
Hoch- bis Spätsommer.<br />
H4: Nie<strong>der</strong>schlag gering, marginaler Klimatyp nahe <strong>der</strong><br />
hygrischen Waldgrenze.<br />
Nemoraler Nadelwald (S. 275)<br />
Grundrahmen: Semihumid mit Regenmaximum im<br />
Winter und 1-6 Dürremonaten im Sommerhalbjahr.<br />
H l: Nie<strong>der</strong>schlag hoch, 1000-2000 mm und mehr,<br />
Dürrezeit kurz (1-3 Monate) und nie ganz ohne<br />
Regen.<br />
H2: Nie<strong>der</strong>schlag mäßig, 600-800 mm, Dürrezeit oft<br />
länger, die trockensten Monate manchmal völlig<br />
regenlos.<br />
H3: Nie<strong>der</strong>schlag gering, nur 300-500 mm, mit sehr langer<br />
Dürrezeit (bis 6 Monate)<br />
Nemorale Trockengehölze (S. 283)<br />
Semiarid mit 200-300 mm Nie<strong>der</strong>schlag, Maximum oft<br />
im Winter (o<strong>der</strong> ± gleichmäßig verteilt). Hygrische<br />
Klimatypen lassen sich nicht unterscheiden.<br />
Steppe (S. 286)<br />
Grundrahmen: Semiarid mit (200-) 300-500 (-600) mm<br />
Nie<strong>der</strong>schlag, Maximum im Früh- bis Hochsommer.<br />
H l: Feuchtes Steppenklima („Wiesensteppe“).<br />
H2: Trockenes Steppenklima („Kurzgrassteppe“).<br />
Nemorale Wüste (S. 291)<br />
Grundrahmen: Ganzjährig arid mit < 200 mm Nie<strong>der</strong>schlag.<br />
H l: Nie<strong>der</strong>schlag überwiegend im Sommerhalbjahr.<br />
H2: Nie<strong>der</strong>schlag überwiegend im Winterhalbjahr (o<strong>der</strong><br />
+ gleichmäßig verteilt).<br />
H3: Nie<strong>der</strong>schlag episodisch, < 40 mm.<br />
Dunkle und Helle Taiga (S. 298)<br />
H l: Humid.<br />
H2: Seraihumid mit Sommerregen, Nie<strong>der</strong>schlag oft<br />
< 200 mm.<br />
H3: Semihumid mit Winternie<strong>der</strong>schlag.<br />
Polare und Alpine Tundra (S. 318)<br />
HT. Humid.<br />
H2: Wechselfeucht, Trockenzeit in <strong>der</strong> Vegetationsperiode.<br />
H3: Arid.
S u s a n n e Bo n n /P e t e r P o s c h l o d<br />
Ausbreitungsbiologie <strong>der</strong> Pflanzen Mitteleuropas<br />
<strong>1998</strong>, 404 Seiten, 45 Abb., 67 Tabellen, kt., 4 8 ,- DM<br />
ISBN 3-494-02242-9, Best.-Nr, 494-02242<br />
Susanne Bonn<br />
Peter Poschlod<br />
Art und Dimension <strong>der</strong> Ausbreitung einzelner Pflanzen-<br />
. arten und Pflanzengemeinschaften beschäftigten schon<br />
viele Generationen von Naturwissenschaftlern. Ziel dieses<br />
Buches ist es, nicht nur die Bedeutung <strong>der</strong> Ausbreitung innerhalb<br />
<strong>der</strong> Lebensgeschichte einer Pflanze und bisher existierende<br />
Klassifikationssysteme darzustellen, son<strong>der</strong>n auch landschaftsökologische<br />
Aspekte zu berücksichtigen. Erstmals werden hier<br />
Aiisbreitungsprozesse und Vektoren innerhalb und zwischen<br />
Lebensräumen fürdie nacheiszeitliche Urlandschaft, die historische<br />
und die aktuelle Kulturlandschaft betrachtet und einan<strong>der</strong><br />
gegenübergestellt.<br />
ln einem weiteren Teil wird die Bedeutung <strong>der</strong> Ausbreitungsbiologie<br />
für Aspekte des Arten- und Biotopschutzes vorgestellt.<br />
Ausbreitungsbiologie<br />
<strong>der</strong> Pflanzen<br />
Mitteleuropas<br />
UTB<br />
FÜR WISSEN<br />
SCHAFT<br />
Quelle&Meyer<br />
O t m a r S p r in g /H o l g e r Bu s c h m a n n<br />
Grundlagen und Methoden <strong>der</strong> Pflanzensystematik<br />
Otmar Spring<br />
Holger Buschmann<br />
Grundlagen und<br />
Methoden <strong>der</strong><br />
Pflanzensystematik<br />
UTB<br />
FÜR WISSEN<br />
SCHAFT<br />
Quelle&Meyer<br />
<strong>1998</strong>, 149 Seiten, 36 Abb., 26 Tabellen, kt., 34,80 DM<br />
ISBN 3-494-02244-5, Best.-Nr. 494-02244<br />
Die biologische Systematik wird heute wie<strong>der</strong> mehr<br />
und mehr zu einem aktuellen und dynamischen W issenschaftszweig,<br />
<strong>der</strong> eine unentbehrliche Wissensgrundlage für<br />
alle übrigen biologisch geprägten Fächer darstellt, ln diesem<br />
Buch wird zunächst eine Einführung in die theoretischen<br />
Grundlagen <strong>der</strong> Systematik sowie ein Rückblick auf die<br />
historische Entwicklung dieser Disziplin gegeben. Darüber<br />
hinaus zeichnet es die enge Verzahnung geistiger und technischer<br />
Meilensteine mit dem Fortschritt in <strong>der</strong> Systematik<br />
nach, so daß in einem zweitem Themenschwerpunkt sowohl<br />
die von theoretischen als auch von methodischen Aspekten<br />
geprägten Instrumentedieser Wissenschaft ausführlich vorgestellt<br />
werden.<br />
Ein für Lehrende und Lernende, die sich mit systematischen<br />
Fragestellungen befassen möchten, gleichsamgewinnbringendes<br />
Werk.<br />
Quelle & Meyer<br />
Q<br />
W iesbaden<br />
Postfach 47 47<br />
65037 W iesbaden