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Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie

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E-G. <strong>Schroe<strong>der</strong></strong><br />

<strong>Lehrbuch</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Pflanzengeographie</strong><br />

Quelle & Meyer Verlag Wiesbaden


¡Io. 0^6 ■'l'!.. .<br />

J , L / ■<br />

^ 6 5<br />

<strong>1998</strong>, by Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., Wiesbaden<br />

ISBN 3-494-02235-6<br />

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes<br />

ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen auf<br />

fotomechanischem Wege (Fotokopie/Mikrokopie), Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung<br />

und Verarbeitung in elektronischen Systemen.


Gewidmet den Botanikern und Geographen, die die <strong>Pflanzengeographie</strong> in den letzten zwei Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

begründet und weiterentwickelt haben, insbeson<strong>der</strong>e:<br />

Alexan<strong>der</strong> von Humboldt, 1769-1859<br />

August Grisebach, 1814-1879<br />

Adolf Engler, 1844-1930<br />

O skar D rude, 1852-1933<br />

Andreas Franz W ilhelm Schimper, 1856-1901<br />

Martin Rikli, 1868-1951<br />

E duard Rubel, 1876-1960<br />

Heinrich Brockmann-Jerosch, 1879-1939<br />

JosiAS Braun-Blanquet, 1884-1980<br />

Heinrich W alter, 1898-1989<br />

C arl T roll, 1899-1975<br />

Reinhold T üxen, 1899-1980<br />

J osef Schmithüsen, 1909-1984<br />

Hermann M eusel, 1909-1997<br />

Heinz Ellenberg, 1913-1997


^ “3<br />

r' A<br />

Vorwort<br />

Die <strong>Pflanzengeographie</strong> ist eine Disziplin mit<br />

einer langen, zweihun<strong>der</strong>tjährigen Geschichte<br />

und einer Tradition, in <strong>der</strong> die deskriptiv-vergleichende<br />

Betrachtung die Grundlage bildet.<br />

Wie auch die umstehende Personenliste zeigt,<br />

steht ihre Entwicklung in engem Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> deutschen Geistesgeschichte und<br />

wissenschaftlichen Philosophie des 19. und frühen<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Manche mo<strong>der</strong>nen Autoren<br />

ziehen es heute vor, von Geobotanik o<strong>der</strong><br />

Vegetationsgeographie zu sprechen, doch dekken<br />

sich beide Begriffe nicht ganz mit dem klassischen<br />

Inhalt. Indem ich mich <strong>der</strong> klassischen<br />

Tradition verbunden fühle, habe ich für das<br />

vorliegende Werk bewußt den Titel „<strong>Pflanzengeographie</strong>“<br />

gewählt.<br />

Es richtet sich sowohl an Studenten und Dozenten<br />

<strong>der</strong> Biologie und Geographie als auch<br />

an interessierte Laien. Der Text geht ursprünglich<br />

auf Vorlesungen zurück, die ich in den letzten<br />

Zwanzigjahren gehalten habe. Im Laufe dieses<br />

Zeitraumes hat sich die Darstellung, auch in<br />

Interaktion mit Hörern und Kollegen, ständig<br />

gewandelt und angepaßt. Ein wichtiges Anliegen<br />

war es mir dabei stets, die grundsätzlich<br />

wichtigen Tatsachen (die „roten Fäden“) in möglichst<br />

einfacher, leicht verständlicher Form aufscheinen<br />

zu lassen. Das gilt auch für die jetzige,<br />

zu einem Konzentrat aus den wichtigsten einschlägigen<br />

Bearbeitungen ausgebaute Fassung.<br />

Im einleitenden, allgemeinen Teil konnten<br />

die meisten Grundlagen kurz gefaßt werden, da<br />

es genügend gute Spezialdarstellungen (z. B. <strong>der</strong><br />

Ökologie) gibt. Etwas ausführlicher wurde jedoch<br />

die Verbreitungsökologie behandelt, die<br />

in den meisten gängigen Lehrbüchern - wenn<br />

überhaupt - nur ganz am Rande erwähnt wird.<br />

Vorausgesetzt wird eine gewisse Grundkenntnis<br />

<strong>der</strong> Flora Mitteleuropas.<br />

Der Hauptteil ist <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Flora<br />

und Vegetation <strong>der</strong> Erde in globaler und regionaler<br />

Sicht gewidmet. Bei einem solchen Vorhaben<br />

sollte ein Grundsatz im Vor<strong>der</strong>grund stehen:<br />

nämlich alle Zonen und Regionen möglichst<br />

gleichgewichtig zu erfassen. Dem stehen<br />

jedoch zwei Hin<strong>der</strong>nisse entgegen. Erstens zeigen<br />

Flora und Vegetation <strong>der</strong> einzelnen Regionen<br />

eine recht unterschiedliche Diversität und<br />

sind auch in sehr verschiedenem Ausmaße untersucht,<br />

d. h. es gibt über manche einfach mehr<br />

zu berichten als über an<strong>der</strong>e. Und zweitens ist<br />

das Buch von einem mitteleuropäischen Autor<br />

für mitteleuropäische Leser geschrieben. Das<br />

bedeutet nicht nur, daß die dem Leser geläufigen<br />

Verhältnisse unserer Heimat oft als Ausgangspunkt<br />

genommen werden; vielmehr ist<br />

zugleich ein wesentliches Ziel, die Stellung <strong>der</strong><br />

mitteleuropäischen Pflanzenwelt im globalen<br />

Rahmen, insbeson<strong>der</strong>e als (keineswegs zentralen)<br />

Teil <strong>der</strong> Holarktis, bewußt zu machen. Zwar<br />

leben wir heute in einer Zeit weltweiter Verbindungen<br />

- sei es in virtueller Hinsicht durch das<br />

Fernsehen, o<strong>der</strong> in realer durch die fast unbegrenzten<br />

Reisemöglichkeiten - , aber wenn es um<br />

Tatsachenwissen biologischer, geographischer<br />

o<strong>der</strong> historischer Art geht, so zeigt sich auch<br />

bei gebildeten Menschen oft eine erstaunliche,<br />

ja fast erschreckende Eingeengtheit des räumlichen<br />

und zeitlichen Horizontes: dieser reicht<br />

meist kaum über die Grenzen Mitteleuropas<br />

sowie über die letzten 50-100 Jahre hinaus.<br />

Ich hoffe, daß die Darstellung trotz <strong>der</strong> genannten<br />

Einschränkungen (und vielleicht noch einiger<br />

subjektiver Präferenzen des Autors) doch einigermaßen<br />

ausgewogen geworden ist. Daß sie<br />

unendlich viele Lücken enthält, ist allerdings unvermeidlich.<br />

Jedem Hinweis auf solche, die unbedingt<br />

gefüllt werden müßten, werde ich dankbar<br />

nachgehen.<br />

Die Verwandlung von Vorlesungskonzepten<br />

in ein dmckfertiges Manuskript ist ein arbeitsaufwendiges<br />

Unternehmen, das viel mehr Zeit beanspmcht<br />

als man anfänglich erwartet hat. Für<br />

die Geduld, die mir während dieser langen Zeit<br />

entgegengebracht wurde, danke ich allen Institutskollegen<br />

und ganz beson<strong>der</strong>s meiner Frau. Spezieller<br />

Dank gebührt Frau S. H ourticolon und<br />

Herrn B. Raufeisen für die tatkräftige Mithilfe bei<br />

<strong>der</strong> Anfertigung <strong>der</strong> Abbildungen. Zu meinem<br />

großen Bedauern wurde allerdings auf die Beigabe<br />

<strong>der</strong> ursprünglich vorgesehenen zahlreichen Fotos<br />

aus Kostengründen verzichtet.<br />

Göttingen, 7. September 1997<br />

Fred-Günter <strong>Schroe<strong>der</strong></strong>


Inhalt<br />

V orw ort..................................................................................................................................................................... VI<br />

I ' Allgemeine <strong>Pflanzengeographie</strong> ............................................................................................................. 1<br />

A Pflanzliche Bausteine und Umwelteinflüsse ....................................................................................2<br />

1 Die Pflanze und ihre Klassifizierung ....................................................................................... 2<br />

a Pflanzensippen und Pflanzenreich .................................................................................2<br />

b W uchs-und Lebensformen ..............................................................................................2<br />

2 Standortsökologie ........................................................................................................................... 6<br />

" a Physiologische Ansprüche und Standort ..................................................................... 6<br />

ö b Wirkung <strong>der</strong> global differenzierenden Faktoren ........................................................7<br />

c Maßgebliche Klimawerte und ihre Darstellung ....................................................... 12<br />

B Verbreitungsökologie .............................................................................................................................14<br />

1 Die Diasporen und ihre Bereitstellung ..................................................................................15<br />

2 Transport <strong>der</strong> Diasporen ............................................................................................................ 16<br />

a Zoochorie ..............................................................................................................................18<br />

b Anemochorie ....................................................................................................................... 26<br />

c Hydrochorie .........................................................................................................................32<br />

d Ballochorie ...........................................................................................................................34<br />

e Autochorie ............................................................................................................................ 36<br />

f Atelechorie ........................................................................................................................... 37<br />

3 Etablierung am Zielort ............................................................................................................... 38<br />

a Festsetzung <strong>der</strong> Diasporen .............................................................................................. 38<br />

b Keimung und Keimungsökologie ................................................................................. 39<br />

c Etablierung <strong>der</strong> Einzelpflanze und <strong>der</strong> Sippe .......................................................... 42<br />

4 Arealbildung.....................................................................................................................................42<br />

5 Verän<strong>der</strong>ung des Areals infolge Än<strong>der</strong>ung von Umweltfaktoren ................................ 46<br />

■¡l C Areale und Floren .................................................................................................................................. 48<br />

1 Methoden <strong>der</strong> Inventarisierung und Darstellung .............................................................. 48<br />

2 Analyse und Verknüpfung ........................................................................................................ 49<br />

a Größe und Gestalt von Arealen .....................................................................................49<br />

b Natürliche Florengebiete ..................................................................................................51<br />

c Arealtypen und Florenelemente ................................................................................... 52<br />

D Vegetation .................................................................................................................................................56<br />

o 1 Vegetationstypen und ihre Klassifizierung ............................................................................56<br />

« a Pflanzenformationen .........................................................................................................56<br />

" b Pflanzengesellschaften .......................................................................................................56<br />

o 2 Räumliche Ordnung <strong>der</strong> Vegetation; Vegetationsmosaik ............................................... 60<br />

“ 3 Zeitliche Ordnung <strong>der</strong> Vegetation: Sukzession und Klimax ........................................62<br />

a Verjüngung und Verjüngungssukzession ...................................................................62<br />

b Sukzession als Folge edaphischer Standortsän<strong>der</strong>ungen ......................................63<br />

c Sukzessionstheorien und Klimaxbegriff ..................................................................... 65<br />

• 4 Verbreitung von Vegetationseinheiten (Synchorologie) ...................................................66<br />

E Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation ........................................................................ 67<br />

1 Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Vegetation ......................................................................................................68<br />

2 Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung ....................................................................................71<br />

a Verkleinerung von Arealen, Gefährdung .................................................................. 71<br />

» b Vergrößerung von Arealen: Anthropochorie ........................................................... 74


VIII Inhalt<br />

II Pflanzengeographische Einteilung <strong>der</strong> Erde ....................................................................................... 85<br />

A A Floristische Glie<strong>der</strong>ung .......................................................................................................................<br />

1 Die Florenreiche und Florenregionen ................................................................................. 89<br />

2 Florenreiche und Sippenverbreitung ........................................... 101<br />

X B Vegetationsglie<strong>der</strong>ung .......................................................................................................................108<br />

1 Die thermischen Vegetationszonen ..................................................................................... 109<br />

2 Hygrische Unterglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> thermischen Zonen .....................................................112<br />

a Tropische Zone ............................................................................................................. 113<br />

b Méridionale und Australe Zone .............................................................................. 114<br />

c Nemorale Zone ............................................................................................................. 115<br />

d Boreale Zone .................................................................................................................. H 5<br />

3 Vegetation <strong>der</strong> Gebirge ............................................................................................................. 115<br />

a Alpine Stufe .................................................................................................................... H 8<br />

b Waldstufen in den Extratropen ............................................................................... 118<br />

c Oreotropische Stufe ..................................................................................................... 119<br />

4 Synopse <strong>der</strong> Wimax-Formationen ........................................................................................120<br />

5 Azonale Vegetation ................................................................................................................... 121<br />

C Kurzer Abriß <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation (Paläökologie) ....................................122<br />

1 Von den ersten Landpflanzen bis zum Steinkohlenwald .............................................. 123<br />

2 Die Zeit <strong>der</strong> Gymnospermen ..................................................................................................127<br />

3 Entstehung und Diversifizierung <strong>der</strong> Angiospermen ........................... 135<br />

4 Die Herausbildung <strong>der</strong> heutigen Verteilung von Flora und Vegetation .................. 141<br />

III Die Pflanzendecke in regionaler Betrachtung ..................................................................................145<br />

A Die Tropische Zone (Formationen 1-5) .......................................................................................147<br />

1 Tropischer Regenwald ...............................................................................................................148<br />

1.1 Neotropische Region ................................................................................................... 172<br />

1.2 Afrikanische Region ........................................................................................................174<br />

1.3 Indopazifische Region ...................................................................................................174<br />

Anhang: Die Mangrove ............................................................................................................ 176<br />

2 Regengrüner Wald und Savanne .......................................................................................... 178<br />

2.1 Neotropische Region .....................................................................................................186<br />

2.2 Afrikanische Region ....................................................................................................... 186<br />

2.3 Indopazifische Region ...................................................................................................186<br />

3 Eurytropische Trockengehölze ..............................................................................................187<br />

3.1 Amerikanische Region ...................................................................................................192<br />

3.2 Afrikanisch-Indische Region ........................................................................................193<br />

3.3 Australische Region .........................................................................................................194<br />

4 Eurytropische Wüste .................................................................................................................194<br />

4.1 Sonora-Region .................................................................................................................. 199<br />

4.2 Peruanisch-Patagonische Region ............................................................................... 199<br />

4.3 Saharo-Sindische Region ............................................................................................. 201<br />

4.4 Namib-Karru-Region ......................................................................................................202<br />

4.5 Australische Region ........................................................................................................ 203<br />

5 Oreotropischer Wald ................................................................................................................ 203<br />

5.1 Neotropische Region .....................................................................................................209<br />

5.2 Afrikanische Region ......................................................................................................209<br />

5.3 Indopazifische Region .................................................................................................. 210<br />

B Die Méridionale und die Australe Zone (Formationen 6-8) ................................................212<br />

o 6 Lorbeerwald ....................................................................................................................................212<br />

6.1 Sinojapanische Region .................................................................................................. 220<br />

6.2 Südost-Nordamerikanische Region ............................................................................ 221<br />

o 6.3 Makaronesische Region ................................................................................................. 222


Inhalt<br />

IX<br />

6.4 Ostaustralische Region .................................................................................................. 222<br />

6.5 Neuseeländische Region .............................................................................................. 225<br />

6.6 Südamerikanische Region ............................................................................................ 227<br />

6.7 Südafrikanische Region .................................................................................................230<br />

(^oS| 7 Hartlaubwald ..............................................................................................................................231<br />

7.1 Kalifornisch-Mexikanische Region ........................................................................... 234<br />

7.2 Mediterrane Region ........................................................................................................ 237<br />

7.3 Chilenische Region ........................................................................................................240<br />

7.4 Kapländische Region .................................................................................................... 241<br />

7.5 Australische Region ........................................................................................................ 244<br />

8 Pampa ............................................................................................................................................. 246<br />

8.1 Argentinische Region .................................................................................................... 248<br />

8.2 Südafrikanische Region .................................................................................................249<br />

C Die Nemorale Zone (Formationen 9-13) .................................................................................. 251<br />

9 Sommergrüner Laubwald ........................................................................................................251<br />

9.1 Ost-Nordamerikanische Region ................................................................................261<br />

9.2 Europäische Region .......................................................................................................268<br />

9.3 Sinojapanische Region ...................................................................................................270<br />

10 Nemoraler Nadelwald ................................................................................................................274<br />

10.1 West-Nordamerikanische Region .............................................................................. 279<br />

10.2 Mediterrane Region ........................................................................................................282<br />

11 Nemorale Trockengehölze ......................................................................................................283<br />

11.1 West-Nordamerikanische Region ..............................................................................284<br />

11.2 Westasiatische Region ................................................................................................... 285<br />

12 Steppe ............................................................................................................................................. 286<br />

12.1 Nordamerikanische Region ........................................................................................ 290<br />

12.2 Eurasiatische Region ......................................................................................................290<br />

13 Nemorale Wüste .........................................................................................................................291<br />

13.1 Nordamerikanische Region ........................................................................................ 293<br />

13.2 Eurasiatische Region ......................................................................................................294<br />

D Die Boreale Zone (Formationen 14-15) .....................................................................................297<br />

14 Dunkle Taiga ................................................................................................................................ 298<br />

14.1 Nordamerikanische Region .........................................................................................307<br />

14.2 Westeurasiatische Region ............................................................................................ 310<br />

14.3 Ostasiatische Region ......................................................................................................311<br />

15 Helle Taiga ....................................................................................................................................313<br />

= 15.1 Ostsibirische Region .................................................................................................. 313<br />

E Die Polarzonen und Alpinen Stufen .......................................................................................<br />

= 16 Tundra .........................................................................................................................................315<br />

16.1 Arktische Region .............................................................................................................335<br />

16.2 Holarktisch-Alpine Region ..........................................................................................337<br />

16.3 Tropisch-Alpine Region ................................................................................................340<br />

16.4 Austral-Antarktische Region ....................................................................................... 342<br />

F Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge .......................................................................... 344<br />

Tropische Zone (ohne nördliche Randtropen) ............................................................... 345<br />

Australe Zone ...............................................................................................................................354<br />

Nördliche Randtropen .................................. 358<br />

0 Méridionale Zone .......................................................................................................................364<br />

Nemorale Zone ........................................................................................................................... 369<br />

Boreale Zone .................................................................................................................................379<br />

G Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer ....................................................................................................381<br />

1 Die Binnengewässer ...................................................................................................................382<br />

2 Das Meer ....................................................................................................................................... 385<br />

?


X<br />

Inhalt<br />

H Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas ....................................................................................... 394<br />

1 Die Wie<strong>der</strong>bewaldung nach <strong>der</strong> letzten Eiszeit ............................................................. 394<br />

2 Die Entstehung <strong>der</strong> heutigen Pflanzendecke unter dem Einfluß des Menschen 400<br />

3 Die aktuelle Flora und Vegetation ....................................................................................... 405<br />

a Floristische Einordnung und Florenelemente ...................................................... 408<br />

b Vegetation ...........................................................................................................................411<br />

Literaturverzeichnis ............................................................................................................................................. 424<br />

1 Regionalliteratur zu Teil III ............................................................................................................424<br />

2 Gesamtliste aller zitierten Schriften ............................................................................................. 425<br />

Register .................................................................................................................................................................... 438<br />

Vegetationskarte (Einstecktasche auf dritter Umschlagseite)<br />

Praktische Anmerkungen<br />

Pflanzennamen sind gewöhnlich in <strong>der</strong> lateinischen Form angegeben, deutsche werden nur in Ausnahmefällen<br />

benutzt. Die Familienzugehörigkeit sämtlicher erwähnten Gattungen ist im Register<br />

vermerkt.<br />

Ortsnamen werden in <strong>der</strong> im Deutschen üblichen Form angewendet, auch für Orte außerhalb des<br />

deutschen Sprachraumes. Die Wie<strong>der</strong>gabe russischer Orts- und Personennamen erfolgt in <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

(slawistischen) Transkription, so weit keine gängige deutsche Form existiert.<br />

Bei Literaturangaben im Text werden nur Name und Jahreszahl genannt, bei mehreren Autoren<br />

folgt nach dem ersten Namen „etc.“<br />

Bei Angaben <strong>der</strong> Meereshöhe entfällt <strong>der</strong> oft übliche Zusatz „ü. M.“ o<strong>der</strong> „ü. N N “.<br />

Abkürzungen:<br />

N, O, S, W = Nord, Ost, Süd, W est; auch in Zusammensetzungen;<br />

M- = Mittel-.<br />

Jvh = Jahre vor heute.<br />

i. w. S., i. e. S. = im weiteren / engeren Sinne.<br />

Bei lateinischen Pflanzennamen: sp. = (irgendeine) Art, ssp. = Subspezies,<br />

sect. = Sektion, subg. = Untergattung, s. 1. = sensu latiore = i. w. S., s. str. =<br />

sensu strictiore = i. e. S.


I<br />

Allgemeine <strong>Pflanzengeographie</strong><br />

Gegenstand <strong>der</strong> <strong>Pflanzengeographie</strong> ist das vielfältige<br />

Pflanzenkleid <strong>der</strong> Erde, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

Landgebiete, in seiner aktuellen Glie<strong>der</strong>ung und<br />

seiner ökologischen und historischen Bedingtheit.<br />

Bevor dieses im einzelnen geschil<strong>der</strong>t wird,<br />

sind einige allgemeine Überlegungen notwendig.<br />

Die aktuelle Vielfalt beruht darauf, daß an<br />

jedem Ort <strong>der</strong> Erde eine ganz bestimmte Kombination<br />

von zwei Variablen vorliegt: <strong>der</strong> dort<br />

vorhandenen pflanzlichen Bausteine und <strong>der</strong> auf<br />

sie wirkenden Umwelteinflüsse. Die Untersuchung<br />

dieser Komponenten ist zwar Aufgabe <strong>der</strong><br />

Morphologie, Systematik und Ökologie; doch<br />

müssen einige Aspekte aus diesen Disziplinen<br />

vorweg hier kurz vorgeführt werden.<br />

Eine erste wichtige pflanzengeographische<br />

Frage ist, auf welche Weise die differenzierte<br />

räumliche Verteilung <strong>der</strong> Bausteine, d. h. <strong>der</strong><br />

Pflanzensippen, zustande kommt. Vorgang und<br />

Bedingungen <strong>der</strong> Ausbreitung (o<strong>der</strong> Verbreitung;<br />

dieses Wort bezeichnet sowohl den Vorgang<br />

als auch das Areal als sein Ergebnis) von<br />

Pflanzen untersucht die Teildisziplin, die als<br />

Verbreitungsökologie bezeichnet wird.<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Ausbreitung sind einerseits das<br />

Areal, d. h. die Summe aller Wuchsorte einer<br />

Sippe, an<strong>der</strong>erseits die Flora, d. h. die Gesamtzahl<br />

aller Sippen in einem definierten geographischen<br />

Raum. Mit <strong>der</strong> Methodik <strong>der</strong> Feststellung<br />

und mit <strong>der</strong> theoretischen Analyse von<br />

Arealen und Floren beschäftigt sich die allgemeine<br />

Arealkunde (auch Floristik o<strong>der</strong> Chorologie<br />

genannt).<br />

Gegenüber <strong>der</strong> rein statistisch definierten Flora<br />

bezeichnet man als Vegetation das geordnete,<br />

ökologisch kontrollierte Zusammenleben verschiedener<br />

Sippen am Wuchsort (quasi das „Integral“<br />

<strong>der</strong> dort anwesenden Flora). Die Erfassung<br />

und Klassifizierung von Vegetationseinheiten<br />

und die Untersuchung ihrer räumlichen<br />

und zeitlichen Ordnung sind Aufgaben <strong>der</strong> allgemeinen<br />

Vegetationskunde.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Faktor, dessen Bedeutung in<br />

den letzten Jahrhun<strong>der</strong>ten ständig zunimmt, ist<br />

<strong>der</strong> Einfluß des Menschen. Er hat sowohl die<br />

Flora als auch die Vegetation in großen Teilen<br />

<strong>der</strong> Erde nachhaltig verän<strong>der</strong>t und bedarf daher<br />

einer detaillierten Darstellung.


A Pflanzliche Bausteine und Umwelteinflüsse<br />

\i<br />

Die Pflanze und ihre<br />

Klassifizierung<br />

Für die Klassifizierung <strong>der</strong> Pflanzen gibt es zwei<br />

grundverschiedene Einteilungsprinzipien. Rein<br />

nach dem äußeren Habitus, <strong>der</strong> Physiognomie,<br />

kann man sogenannte Wuchs- o<strong>der</strong> Lebensformen<br />

unterscheiden. Exakte Analyse <strong>der</strong> Morphologie<br />

im weitesten Sinne, d. h. Feststellung<br />

und Vergleich aller erkennbaren Merkmale, fuhrt<br />

über die Kriterien <strong>der</strong> abgestuften Ähnlichkeit<br />

zum Natürlichen System des Pflanzenreiches als<br />

Ausdruck <strong>der</strong> durch die Evolution gegebenen<br />

Verwandtschaft.<br />

Pflanzensippen und Pflanzenreich<br />

Die botanische Systematik, ihre Methoden und<br />

Probleme sind nicht Thema dieser Darstellung.<br />

Definiert sei das häufig benutzte Wort Pflanzensippe<br />

(bzw. kurz Sippe): es ist eine allgemeine<br />

Bezeichnung für eine Einheit des Pflanzensystems<br />

ohne Berücksichtigung ihres Ranges in<br />

<strong>der</strong> taxonomischen Hierarchie. Die hier am häufigsten<br />

erwähnten Sippen sind Arten, Gattungen<br />

und Familien.<br />

Eine vereinfachte Übersicht über die Hauptgruppen<br />

des Pflanzenreiches gibt Tab. 1 (Näheres<br />

z. B. bei M elchior 1964, C ronquist 1981,<br />

Heywood 1982, Stewart 1983, Forr 1971, Hoek<br />

etc. 1993; vgl. auch Abb. 46, S. 124). Von ihnen<br />

sind in <strong>der</strong> Flora und Vegetation <strong>der</strong> Landoberfläche<br />

die Kormophyten dominierend,<br />

wobei die Physiognomie überwiegend von Samenpflanzen<br />

bestimmt wird. Die übrigen Gruppen<br />

können zwar physiologisch-ökologisch große<br />

Bedeutung haben (so Bakterien und Pilze),<br />

physiognomisch treten aber nur noch Moose<br />

und Flechten in Ausnahmefällen stärker in Erscheinung.<br />

Die Pflanzenwelt des Meeres wird<br />

hingegen von Algen beherrscht.<br />

Wuchs- und Lebensformen<br />

Gegenüber <strong>der</strong> Sippensystematik, die erst mit<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Entwicklung <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Botanik seit dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>t möglich<br />

wurde, ist die physiognomische Einteilung <strong>der</strong><br />

Pflanzen viel älter: schon seit Anbeginn <strong>der</strong><br />

sprachlichen Entwicklung <strong>der</strong> Menschheit entstanden<br />

physiognomische Bezeichnungen wie<br />

Baum, Strauch, Kraut. Die mo<strong>der</strong>ne Morphologie<br />

bzw. Ökologie hat solche Begriffe übernommen,<br />

neu definiert bzw. präzisiert, vermehrt<br />

und in Systeme gebracht (vgl. z. B. Rietz 1931,<br />

Rauh 1940, Schmithüsen 1968, Barkman 1988).<br />

Hierfür sind unterschiedliche Kriterien verwendbar,<br />

die entsprechend zu verschiedenen Glie<strong>der</strong>ungen<br />

führen. Zuweilen hat man versucht, alle<br />

Kriterien in einem Globalsystem zu vereinigen,<br />

doch fuhrt das zu extremer Unübersichtlichkeit,<br />

so daß es zweckmäßiger ist, mehrere Glie<strong>der</strong>ungen<br />

nebeneinan<strong>der</strong> bestehen zu lassen.<br />

Morphologisch begründete Kriterien für die<br />

Definition von Wuchsformen (Tab. 2) sind z. B.<br />

die Orientierung und Verteilung des Sproßsystems<br />

im Raume, die Gesamt-Lebensdauer, die<br />

Blühhäufigkeit o<strong>der</strong> die Verholzung <strong>der</strong> Achsen.<br />

Eine spezieller ökologisch definierte Glie<strong>der</strong>ung<br />

sind die sogenannten Lebensformen nach<br />

Raunkiaer (Abb. 1, Tab. 2.D). Dieses System,<br />

das seit seiner ersten Aufstellung (Raun-kiaer<br />

1904) viel benutzt und nach und nach erweitert<br />

wurde, basiert auf <strong>der</strong> ökologisch wichtigen Position<br />

<strong>der</strong> Überdauerungsknospen. Das ist zugleich<br />

sein Nachteil: es ist damit auf die Verhältnisse<br />

in <strong>der</strong> nördlichen gemäßigten Zone (d.<br />

h. einem Gebiet mit periodischem Klima) bezogen<br />

und daher in Gebieten ohne Klimaperiodizität<br />

(so in den feuchten Tropen) nur<br />

bedingt brauchbar.<br />

In einer sehr detaillierten Neubearbeitung haben<br />

Ellenberg & MOller-Dombois (1967b) versucht, tropische<br />

Lebensformen besser mit zu erfassen; für die<br />

Wuchsformen tropischer Gehölze ist außerdem die<br />

Klassifizierung von Hallé etc. (1978) grundlegend<br />

wichtig.


Die Pflanze und ihre Klassifizierung 3<br />

Tab. 1: Übersicht über das Pflanzenreich.<br />

Von den Nie<strong>der</strong>en Pflanzen sind nur die wichtigsten Gruppen angegeben.<br />

A = Abteilung, U.-A. = Unterabteilung, K = Klasse, U.-K. = Unterklasse; f = ausgestorben;<br />

[ 1= keine taxonomische, nur konventionelle Einheit.<br />

Taxonomische Einheit Deutscher Name bzw. Kurzbezeichnung Ungefähre Artenzahl<br />

Reich Procaryola<br />

Prokaryonten<br />

A Bacteria Bakterien 1600<br />

A Cyanophyceae Blaualgen 2000<br />

Reich Eucaryota<br />

Eukaryonten<br />

[Fungt\<br />

Pilze<br />

A Myxomycota Schleimpilze 700<br />

A Eumycota Echte Pilze 112000<br />

\Lichmes\<br />

Flechten (Symbiose Pilz/Alge)<br />

\Algae\<br />

Algen<br />

A Rhodophyta<br />

Rotalgen 4000<br />

A Chrysophyta<br />

K Ehaeophyceae Braunalgen 2000<br />

A Chlorophyta Grünalgen 8000<br />

A Bryophyta<br />

Moose<br />

K Anthocerotopsida Hornmoose 100<br />

K Hepaticae Lebermoose 5000<br />

K Musci Laubmoose 8000<br />

[Cormophyta]<br />

Kormophyten, Gefäßpflanzen<br />

A Pteridophyta<br />

Farnpflanzen<br />

K Psilophytopsida Urfarne (Psilophyten) t<br />

K Lycopodiopsida Bärlappartige (Lykophyten) 1000<br />

K Equisetopsida Schachtelhalmartige (Sphenophyten) 30<br />

K Etlicopsida<br />

Echte Farne (Pterophyten;<br />

inkl. Progymnospermen) 9000<br />

A Spermatophyta<br />

Samenpflanzen<br />

[U.-A. (Jymnospermae\ Nacktsamer<br />

K Pteridospermae Samenfarne t<br />

K Cycadopsida Cycadeen 120<br />

K Bennettitopsida Bennettiteen t<br />

K Pentoxylopüda Pentoxyleen t<br />

K Caytomopstda Caytonieen t<br />

K (Jlossoptendopsida Glossopterideen t<br />

K (Jzekanowskiopsida Czekanowskieen t<br />

K (Jmkgoopstda Ginkgoartige 1<br />

K Comjeropsida<br />

Koniferenartige<br />

U.-K. Lordaüidae Cordaiten t<br />

U.-K. Coniferae Koniferen, Nadelhölzer 600<br />

K Gnetopsida Gnetumartige 80<br />

U.-A. Angiospermae Blütenpflanzen 240000<br />

K Dicotyiedoneae<br />

Dikotylen<br />

K Monocotyledoneae Monokotylen


4 Pflanzliche Bausteine und Umwelteinflüsse<br />

Phanerophyt<br />

Therophyt<br />

9<br />

Helophyt<br />

Hydrophyten<br />

(Hemi-) (Eu-)<br />

Chamäphyten<br />

Abb. 1: Lebensformen nach Raunkiaer, modifiziert.<br />

Überdauernde Teile schwarz (vgl. Tab. 2.D). - Nach Raunkiaer 1904, Strasburger etc. 1991, Larcher 1994.<br />

Tab. 2: W uchsformen von Kormophyten.<br />

Nach diversen Quellen; zur Terminologie vgl. auch W agenitz 1996.<br />

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Die Pflanze und ihre Klassifizierung 5<br />

Forts. Tab. 2: Wuchsformen von Kormophyten.<br />

C<br />

Nach Orientierung und Verteilung des Sproßsystems im Raum<br />

Terrestrische: Im Boden wurzelnd, Blätter im Luftraum befindlich.<br />

Aufrechte: Hauptachse(n) negativ geotropisch wachsend, fest, freitragend; wenn mehrere, dann sich<br />

nicht gegenseitig stützend.<br />

Lianen: Achsen negativ geotropisch wachsend, aber nicht freitragend, son<strong>der</strong>n sich an ± vertikalen<br />

Unterlagen festhaltend.<br />

Schlinger: Die Hauptachse windet sich um die Unterlage.<br />

Rankenkletterer: Seitliche Organe winden sich um die Unterlage.<br />

Haftkletterer: Seitliche Organe befestigen sich mit ihrer rauhen Oberfläche an <strong>der</strong> Unterlage.<br />

Spreizkletterer: Die Pflanze stützt sich mit Wi<strong>der</strong>haken u.dgl. ab.<br />

Kriechende: Achsen nicht freitragend, dem Boden aufliegend, meist mit sproßbürtigen Wurzeln.<br />

Polsterpflanzen: Sprosse zahlreich, alle ± gleichartig, bodennahe, dicht aneinan<strong>der</strong>schließend und sich<br />

gegenseitig stützend.<br />

Rosettenpflanzen: Achse stark gestaucht, in o<strong>der</strong> unter Bodenniveau liegend, meist nur die Blätter<br />

sichtbar, die oft dem Boden aufliegen.<br />

Epiphyten: Nicht im Boden wurzelnd, son<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>e Pflanzen u. dgl. als Unterlage benutzend (noch<br />

weiter unterteilbar wie die Terrestrischen).<br />

Aquatische (Wasserpflanzen): Photosyntheseorgane im Wasser (submers) o<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Wasseroberfläche<br />

befindlich, Achsen vom Wasser getragen.<br />

Benthische: Auf dem Boden des Gewässers wurzelnd.<br />

Pelagische: Freischwimmend.<br />

D<br />

Nach Lage <strong>der</strong> (ggf.) ungünstige Jahreszeiten überdauernden Meristeme (Lebensformen nach<br />

R aunkiaer, modifiziert; Abb. 1)<br />

Phanerophyten: Oberirdischer Sproßzuwachs sich von Jahr zu Jahr addierend (vgl. B); Meristeme höher<br />

als 50 cm im freien Luftraum. Die Sproßachsen sind im Normalfall verholzt (= Bäume bzw. Sträucher),<br />

können aber auch krautig sein (Krautige Phanerophyten).<br />

Chamäphyten: Wie Phanerophyten, aber Meristeme höchstens 50 cm über dem Boden. Sproßachsen<br />

verholzt (= Zwergsträucher) o<strong>der</strong> krautig (Krautige Chamäphyten).<br />

Hemikryptophyten: Nur basale Sproßteile ausdauernd, oberirdische kurzlebig; Meristeme etwa in<br />

Bodenniveau.<br />

Geophyten: Meristeme nur an unterirdischen Organen. Nach diesen werden Rhizom-, Zwiebel-, Knollen-,<br />

Wurzelgeophyten unterschieden.<br />

Therophyten (= Sommerannuelle): Nur Samen bzw. Früchte überdauern.<br />

Helophyten: Sumpfpflanzen, photosynthetische Teile im Luftraum, überdauernde Meristeme unter<br />

Wasser.<br />

Hydrophyten: Wasserpflanzen, ± ganz im Wasser lebend, und zwar:<br />

Hemihydrophyten: Blätter an <strong>der</strong> Wasseroberfläche.<br />

Euhydrophyten: Völlig submers.<br />

Als Tropophyten faßt man nicht-annuelle Pflanzen in periodischen Klimaten zusammen, <strong>der</strong>en Aussehen<br />

sich im Laufe des Jahres wandelt, gewöhnlich durch den Verlust <strong>der</strong> Blätter o<strong>der</strong> weiterer oberirdischer<br />

Teile in <strong>der</strong> ungünstigen Jahreszeit (Sommergrüne/Regengrüne).


6 Pflanzliche Bausteine und Umwelteinflüsse<br />

2 Standortsökologie<br />

a<br />

Physiologische Ansprüche und<br />

Standort<br />

Das Verhalten <strong>der</strong> Pflanze in <strong>der</strong> Umwelt ist<br />

durch ihre physiologischen Ansprüche bedingt.<br />

Die autotrophe Landpflanze, mit <strong>der</strong> wir uns<br />

hier in erster Linie befassen, benötigt für ihre<br />

Existenz das Vorhandensein angemessener Mengen<br />

<strong>der</strong> folgenden Komponenten:<br />

Licht<br />

C O 2<br />

O 2<br />

Wärme<br />

Wasser<br />

Mineralstoffe.<br />

Diese „Lebensmittel“ sind ihr in verschiedener<br />

Form zugänglich: das Licht stammt aus <strong>der</strong> (direkten<br />

o<strong>der</strong> indirekten) Sonnenstrahlung, C O 2<br />

und O 2 entnimmt sie aus <strong>der</strong> Atmosphäre, Wärme<br />

teils ebenfalls aus dieser, teils direkt aus <strong>der</strong><br />

Strahlung, Wasser und Mineralstoffe im Normalfalle<br />

aus dem Boden. Näheres zu den<br />

ökophysiologischen Grundlagen vgl. bei Lar-<br />

CHER 1994 und Steubing etc. 1981.<br />

Wichtigstes Thema <strong>der</strong> <strong>Pflanzengeographie</strong><br />

ist die globale Differenzierung von Flora und<br />

Vegetation. Dementsprechend ist zu fragen, bei<br />

welchen <strong>der</strong> genannten Komponenten globale<br />

Unterschiede auftreten, die diese Differenzierung<br />

bewirken. Bei den Gasen C O j und O 2 ist<br />

das nicht <strong>der</strong> Fall: sie sind überall gleichmäßig<br />

verteilt. Der Gehalt an Mineralstoffen ist vom<br />

Boden abhängig und infolgedessen eher lokal<br />

als global verschieden. Beim Licht gibt es zwar<br />

große globale Unterschiede bezüglich <strong>der</strong> Tageslänge,<br />

die auch starken Einfluß auf das Verhalten<br />

<strong>der</strong> Einzelpflanze haben können (Kurz-,<br />

Langtagspflanzen); ein Einfluß auf die globale<br />

Floren- und Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ist aber (zumindest<br />

rezent) nicht erkennbar. Es bleiben die<br />

Faktoren W ärm e und Wasser. Beide sind auf<br />

<strong>der</strong> Erde sehr ungleich verteilt; wieviel von ihnen<br />

an einem Ort verfügbar ist, hängt vom jeweiligen<br />

Klima ab. Die Großgliedemng <strong>der</strong> Flora<br />

und Vegetation <strong>der</strong> Erde ist also durch das Klima<br />

mit seinen beiden Komponenten Temperatur<br />

und Feuchtigkeit bedingt.<br />

Wieviel Licht, Wärme, Wasser und Mineralstoffe<br />

<strong>der</strong> Einzelpflanze bzw. dem Einzelbestand<br />

an ihrem Wuchsort zur Verfügung stehen, wird<br />

aber nicht nur durch das Klima, son<strong>der</strong>n durch<br />

weitere Faktoren anorganischer und organischer<br />

Natur bestimmt, die das Wachstum auch noch<br />

in an<strong>der</strong>er Hinsicht beeinflussen können. Alle<br />

diese Umwelteinflüsse bezeichnet man als<br />

Standortsfaktoren, die Gesamtheit ihrer Wirkungen<br />

auf die Pflanze bzw. den Bestand als<br />

Standort (zu unterscheiden von den Begriffen<br />

W uchsort und Fundort, mit denen allein <strong>der</strong><br />

geographische Punkt des Vorkommens gemeint<br />

ist). Die vielfältigen Standortsfaktoren lassen sich<br />

in drei Gmppen unterglie<strong>der</strong>n: klimatische, biotische<br />

und edaphische (Tab. 3).<br />

Tab. 3: Standortsfaktoren.<br />

Klimatische (Groß- und Mesoklima)<br />

Temperatur<br />

Nie<strong>der</strong>schlag<br />

Einstrahlung<br />

Biotische (an<strong>der</strong>e Lebewesen, z. B.:)<br />

Konkurrenten<br />

Feinde<br />

Parasiten<br />

Symbionten<br />

Beschützer, z. B. gegen<br />

Freßfeinde<br />

Austrocknung<br />

Bestäuber<br />

Diasporen-Verbreiter<br />

Edaphische (i. w. S., z. B.:)<br />

Boden:<br />

Struktur<br />

Chemismus (einschl. pH)<br />

Wasserhaushalt<br />

Geländesituation<br />

Mikroklima<br />

Weitere Einflüsse auf die Flora und Vegetation<br />

gehen vom Menschen aus. Die Einwirkung des<br />

Menschen zeigt drei verschiedene Dimensionen:<br />

er ist (1) selbst biotischer Standortsfaktor, (2)<br />

Beeinflusser <strong>der</strong> übrigen Faktoren, (3) Erzeuger<br />

neuer, in <strong>der</strong> Natur so nicht vorkommen<strong>der</strong><br />

Zustände.


Standortsökologie 7<br />

b<br />

Wirkung <strong>der</strong> global<br />

differenzierenden Faktoren<br />

Von den beiden maßgebenden Klimakomponenten,<br />

<strong>der</strong> thermischen und <strong>der</strong> hygrischen, ist<br />

die Wärme die übergeordnete: das großklimatisch<br />

bedingte Angebot an Wasser läßt sich leicht durch<br />

lokale, edaphische Einflüsse grundlegend verän<strong>der</strong>n,<br />

das an Wärme hingegen kaum.<br />

Wärme<br />

Die Wärme, bzw. ihre Meßgröße, die Temperatur,<br />

wirkt in zweierlei Weise auf das Leben <strong>der</strong><br />

Pflanzen ein: einerseits durch Beeinflussung <strong>der</strong><br />

wichtigsten Lebensvorgänge wie Photosynthese<br />

und Atmung, an<strong>der</strong>erseits durch Schädigung <strong>der</strong><br />

lebenden Substanz bei <strong>der</strong> Über- o<strong>der</strong> Unterschreitung<br />

bestimmter Extremwerte.<br />

Photosynthese und Atmung sind chemische<br />

Prozesse und damit temperaturabhängig. Beide<br />

kommen erst bei einer bestimmten Mindesttemperatur<br />

in Gang und steigen dann mit zunehmenden<br />

Temperaturen an. Während <strong>der</strong> Anstieg<br />

bei <strong>der</strong> Atmung in Form einer Exponentialkurve<br />

erfolgt, entspricht er bei <strong>der</strong> Photosynthese einer<br />

Sättigungskurve, da <strong>der</strong> COj-Gehalt <strong>der</strong> Luft<br />

als Minimumfaktor dämpfend wirkt. Die Nettophotosynthese<br />

o<strong>der</strong> Stoffbilanz, d. h. die Menge<br />

<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Photosynthese erzeugten Substanz<br />

abzüglich <strong>der</strong> im gleichen Zeitraum durch Atmung<br />

verbrauchten, stellt sich demzufolge in<br />

Form einer Optimumskurve dar (Abb. 2). Für<br />

die Gesamtheit <strong>der</strong> höheren Landpflanzen liegt<br />

<strong>der</strong>en Optimumsbereich zwischen -t-10 und<br />

-1-35 °C und ist damit recht breit (bei den einzelnen<br />

Arten ist er schmäler, entsprechend den<br />

in ihrem Wuchsraum herrschenden Bedingungen).<br />

Liegt die Temperatur ober- o<strong>der</strong> unterhalb<br />

des Optimumsbereichs, so ist die Nettoproduktion<br />

herabgesetzt; ist das über längere Zeit<br />

<strong>der</strong> Fall, so kann das Wachstum zum Erliegen<br />

kommen und das Vorkommen <strong>der</strong> betr. Sippe<br />

auf die Dauer unmöglich werden.<br />

Niedriger liegt das Optimum bei manchen Kryptogamen<br />

extremer Standorte; so werden für Flechtenarten<br />

in <strong>der</strong> Antarktis Werte von 5 bis 8 °C angegeben, und<br />

eine positive Stoffbilanz ist hier sogar bei Temperaturen<br />

bis unter -10 °C möglich.<br />

Neben dem Optim um sbereich <strong>der</strong> N ettophotosynthese<br />

gibt es für jede Pflanzensippe<br />

einen wesentlich weiteren thermischen Toleranzbereich,<br />

in dem zumindest mittelfristiges<br />

Überleben möglich ist. Werden dessen Temperaturgrenzen<br />

überschritten, so kommt es zu<br />

Schädigungen, die meist auf Membrandegeneration<br />

in den Zellen und Störung des Eiweißstoffwechsels<br />

beruhen. Sie betreffen die einzelnen<br />

Zellsorten und Gewebe <strong>der</strong> Pflanze in<br />

unterschiedlichem Maße; doch kann schon das<br />

Absterben ein es wichtigen Gewebetyps für die<br />

ganze Pflanze letal wirken.<br />

Hitzeschäden können bei Temperaturen ab<br />

etwa 45 °C auftreten; 60 °C und mehr sind zumindest<br />

für die Blätter <strong>der</strong> meisten höheren<br />

Pflanzen letal. Solche Temperaturen treten in<br />

<strong>der</strong> Luft nur selten auf (in Libyen und Mexiko<br />

wurden bis zu 58 °C gemessen) und auch dann<br />

meist nur kurzzeitig. Allerdings kann infolge<br />

direkter Sonneneinstrahlung die Temperatur von<br />

Blättern bis zu 20 °C über die <strong>der</strong> Luft ansteigen.<br />

Als Anpassungen, die eine solche Überhitzung<br />

verhin<strong>der</strong>n können, werden angegeben:<br />

• Steilstellen <strong>der</strong> Blätter (z. B. Eucalyptus)<br />

• Glänzende, reflektierende Blattoberflächen<br />

Abb. 2: Temperaturbereich des<br />

Lebens höherer Pflanzen.


8 Pflanzliche Bausteine und Umwelteinflüsse<br />

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• Behaarung mit toten, lufterfüllten Haaren,<br />

die zugleich Reflexion und Isolation bewirken<br />

• Transpirationskühlung.<br />

Die letztgenannte, die in Lehrbüchern oft als wichtige<br />

Nebenwirkung <strong>der</strong> Transpiration angegeben wird, hat<br />

in Wirklichkeit nur geringe Bedeutung, da in Gebieten<br />

mit extrem hohen Temperaturen meist zugleich<br />

so starker Wasserstreß herrscht, daß eine uneingeschränkte<br />

Transpiration gar nicht möglich ist. Ausnahmen<br />

sind Fälle, in denen die Pflanze eine Verbindung<br />

zum Grundwasser hat.<br />

Insgesamt ist zu konstatieren, daß Schäden<br />

durch zu hohe Temperaturen keinen erkennbaren<br />

Einfluß auf die globale Floren- und Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

haben. Das Fehlen von Pflanzensippen<br />

in sehr heißen Gebieten beruht gewöhnlich<br />

auf <strong>der</strong> damit verbundenen Trockenheit.<br />

Umso größer ist die Wirkung von Kälteschäden.<br />

Die Amplitude <strong>der</strong> Temperaturen, die<br />

solche Schäden verursachen können, ist sehr<br />

groß: während manche Sippen tropischer Verbreitung<br />

schon bei etwa -F5 °C abzusterben beginnen,<br />

gibt es an<strong>der</strong>e, die selbst die am Kälte­<br />

pol <strong>der</strong> Nordhalbkugel auftretenden -7 0 °C<br />

ungeschädigt überstehen. Einen Überblick über<br />

das Auftreten von Frosttemperaturen auf <strong>der</strong><br />

Erde gibt Abb. 3.<br />

Nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Wirkung, die die Schädigung<br />

hervorruft, unterscheidet man Erkältungsschäden<br />

und Frostschäden. Erkältungsschäden<br />

entstehen bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt<br />

bzw. bei geringen Frostgraden im Außenmilieu,<br />

ohne daß es in <strong>der</strong> Pflanze selbst zur<br />

Bildung von Eis kommt (da das in <strong>der</strong> Pflanze<br />

vorhandene Wasser nicht chemisch rein und außerdem<br />

meist noch matrikal gebunden ist, liegt<br />

sein Gefrierpunkt in jedem Fall tiefer als 0 °C).<br />

Eigentliche Frostschäden werden durch Eisbildung<br />

im Innern <strong>der</strong> Pflanze hervorgerufen;<br />

diese kann sowohl innerhalb <strong>der</strong> lebenden Zellen<br />

als auch außerhalb <strong>der</strong>selben in wasserdurchtränkten<br />

Zellwänden und in Leitelementen erfolgen.<br />

Das in <strong>der</strong> Pflanze vorhandene Eis verstärkt<br />

die oben skizzierten Schädigungen durch<br />

Wasserentzug; in <strong>der</strong> lebenden Zelle selbst plötzlich<br />

entstehende Eiskristalle können außerdem<br />

die Feinstruktur <strong>der</strong> Zelle mechanisch schädigen.<br />

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Abb. 3: Auftreten von Frösten auf <strong>der</strong> Erde.<br />

1 frostfrei, 2 Fröste bis -10 °C, 3 mittlere Minima bis -<br />

1994, verän<strong>der</strong>t.<br />

°C, 4 dsgl. unter -40 °C, 5 Polareis. - Aus Larcher<br />

‘ „ * ■


Standortsökologie 9<br />

Wie auch bei an<strong>der</strong>en ökologischen Streßfaktoren,<br />

gibt es zwei Strategien zum Schutz<br />

gegen Schädigungen durch Kälte: die Kältevermeidung,<br />

und die Entwicklung einer wirklichen<br />

Kälteresistenz.<br />

Die Kältevermeidung besteht darin, daß die<br />

Pflanze dafür sorgt, daß sie bzw. zumindest ihre<br />

empfindlichsten Teile (im Normalfalle die physiologisch<br />

beson<strong>der</strong>s aktiven Blätter) den schädigenden<br />

Temperaturen gar nicht ausgesetzt<br />

wird. Typische Anpassungen dieser Art sind <strong>der</strong><br />

Abwurf <strong>der</strong> Blätter (sommergrüne Gehölze) o<strong>der</strong><br />

aller oberirdischen Teile (Geophyten), o<strong>der</strong> aber<br />

das völlige vegetative Absterben und die<br />

Überdauerung als im Zustand latenten Lebens<br />

befindliche Samen (Therophyten). Solche Verhaltensweisen<br />

sind allerdings auf Gebiete mit<br />

periodischem Klima beschränkt, in dem die zu<br />

tiefen Temperaturen zwar längere Zeit andauern<br />

können, aber nur einen bestimmten Teil des<br />

Jahres betreffen. Treten kritische Temperaturen<br />

stets nur kurzzeitig auf (z. B. als Nachtfröste in<br />

tropischen Gebirgslagen), so kann bereits eine<br />

Isolierung durch starke Behaarung ausreichen,<br />

um das Eindringen <strong>der</strong> Kälte in das lebende<br />

Gewebe zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Von echter Kälteresistenz spricht man, wenn<br />

Anpassungen vorliegen, die das Überleben <strong>der</strong><br />

tatsächlich auf die Zellen einwirkenden Tieftemperaturen<br />

erlauben. Es handelt sich hierbei<br />

um äußerlich nicht erkennbare, konstitutionelle<br />

physiologische Eigenschaften, die von den<br />

einzelnen Sippen in unterschiedlichem Ausmaße<br />

erworben o<strong>der</strong> nicht erworben wurden. Entsprechend<br />

<strong>der</strong> Unterteilung <strong>der</strong> Kälteschäden<br />

läßt sich auch hier zwischen Erkältungs- und<br />

Frostresistenz differenzieren.<br />

Erkältungsresistenz liegt vor, wenn alle Temperaturen<br />

bis direkt vor <strong>der</strong> beginnenden Eisbildung<br />

ohne Schaden ertragen werden. Diese<br />

Eigenschaft fehlt vielen tropischen Sippen, die<br />

eben deswegen auf die Tropen beschränkt sind.<br />

Viele Pflanzen nutzen die Erkältungsresistenz<br />

aus, um im Sinne einer Vermeidungsstrategie<br />

(„Eisvermeidung“) auch mäßige Fröste im<br />

Außenmilieu zu überstehen, ohne wirklich frostresistent<br />

zu sein. Das geschieht u. a. durch eine<br />

stärkere Gefrierpunktemiedrigung des Zellsaftes<br />

mit Hilfe einer aktiven Erhöhung seiner Konzentration,<br />

beson<strong>der</strong>s des Zuckergehaltes. Auf<br />

diese Weise können Fröste bis zu etwa -1 2 °C<br />

ohne Eisbildung in <strong>der</strong> Pflanze überstanden<br />

werden (bekanntes Beispiel ist Olea europaea, die<br />

bei beginnen<strong>der</strong> Eisbildung sofort geschädigt<br />

wird).<br />

Bei <strong>der</strong> wirklichen Frostresistenz (auch „Eisbeständigkeit“<br />

genannt) ist das Protoplasma befähigt,<br />

die Wirkungen <strong>der</strong> Eisbildung in <strong>der</strong><br />

Pflanze unbeschädigt zu überstehen; das jedoch<br />

nicht unbegrenzt, son<strong>der</strong>n nur bis zum Eintreten<br />

bestimmter, sehr unterschiedlicher Minimaltemperaturen.<br />

Wie schon angedeutet, sind die<br />

ohne Schaden ertragenen Temperaturen auch in<br />

den einzelnen Geweben und Organen <strong>der</strong>selben<br />

Pflanze recht unterschiedlich (Abb. 4). Außerdem<br />

wechseln sie im Laufe des Jahres: in<br />

Gebieten mit thermischen Jahreszeiten ist echte<br />

Frostresistenz nur im Winter vorhanden. Im<br />

Sommer sind die Pflanzen nur erkältungsresistent,<br />

was zur Folge hat, daß etwa im Mai<br />

auftretende Spätfröste von wenigen Minusgraden<br />

zu starken Schäden führen können. Zum<br />

Herbst hin erfolgt eine zunehmende „Abhärtung“,<br />

die anscheinend sowohl durch die sinkenden<br />

Temperaturen als auch durch die abnehmende<br />

Tageslänge induziert sein kann.<br />

Abb. 4: Differenzierte Frostresistenz in versehiedenen<br />

Teilen von Acer pseudoplatanus im Winter (abgehärtet)<br />

und in <strong>der</strong> Vegetationsperiode (nicht abgehärtet).<br />

Aus Larch ER 1994.


10 Pflanzliche Bausteine und Umwelteinflüsse<br />

Neben den bisher behandelten direkten<br />

Kälteschäden gibt es auch indirekte Schädigungen,<br />

nämlich durch die sogenannte Frosttrocknis.<br />

Sie besteht darin, daß an sich frostresistente<br />

Pflanzen bei anhaltendem Frost, vor allem in<br />

Verbindung mit intensiver Sonneneinstrahlung,<br />

Wasser verlieren, das infolge des gefrorenen<br />

Bodens nicht ersetzt werden kann: es kommt<br />

also zum Vertrocknen, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Blätter<br />

(Schutzmaßnahmen hiergegen sind die gleichen<br />

wie bei Wasserstreß).<br />

Während die verschiedenen Formen kältebedingter<br />

Schäden theoretisch klar zu trennen<br />

sind, ist in <strong>der</strong> Praxis oft schwer zu ermitteln,<br />

welche Wirkungsweise im Einzelfall ausschlaggebend<br />

war. Ohne Differenzierung <strong>der</strong> Ursachen<br />

bezeichnet man als „Frosthärte“ gewöhnlich die<br />

Minustemperatur, die gerade noch ohne größere<br />

Schäden ertragen wird. Allgemein ist festzustellen,<br />

daß die Blätter <strong>der</strong> Angiospermen nur<br />

selten eine Frosthärte entwickelt haben, die wesentlich<br />

unter -1 5 °C geht (eine Ausnahme bilden<br />

viele Ericaceen). Sehr viel tiefere Frostgrade<br />

ertragen die xeromorphen Nadelblätter einiger<br />

Koniferen.<br />

Wasser<br />

Das Wasser ist für das Pflanzenleben von größter<br />

Bedeutung: es ist nicht nur <strong>der</strong> mengenmäßig<br />

wichtigste Baustoff <strong>der</strong> lebenden Substanz<br />

(Protoplasma 70-90 %, gesamte lebende Pflanzenzelle<br />

> 90 % HjO), son<strong>der</strong>n auch Nährstoff<br />

(bei <strong>der</strong> Photosynthese) und Transportmittel für<br />

gelöste Substanzen.<br />

Den wasserbewohnenden Vorfahren <strong>der</strong> höheren<br />

Pflanzen stand Wasser in unbegrenzter<br />

Menge zur Verfügung. An<strong>der</strong>s bei den Landpflanzen:<br />

sie leben im Luftraum, <strong>der</strong> fast immer<br />

ein starkes Wassersättigungsdefizit aufweist,<br />

und verlieren infolgedessen fast dauernd Wasser;<br />

dieser Wasserverlust ist die Transpiration.<br />

Die Bewältigung <strong>der</strong> durch die Transpiration<br />

drohenden Schäden war das größte Problem bei<br />

<strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Landpflanzen. Auch hierfür<br />

wurden die beiden unterschiedlichen Strategien<br />

<strong>der</strong> Vermeidung und <strong>der</strong> echten Resistenz<br />

angewandt. Dementsprechend sind zwei Typen<br />

des Wasserhaushaltes zu unterscheiden.<br />

Beim passiven Wasserhaushalt sind die Zellen<br />

resistent gegen Wasserverlust. Ihr Wassergehalt<br />

steht im Gleichgewicht mit dem <strong>der</strong> Umgebung,<br />

d. h. mit <strong>der</strong> relativen Luftfeuchte. Nur<br />

wenn diese sehr hoch ist (o<strong>der</strong> die Pflanze direkt<br />

mit flüssigem Wasser benetzt wird), ist aktives<br />

Leben möglich; bei Austrocknung gehen die<br />

Zellen in einen Zustand latenten Lebens über.<br />

Da eine genügend hohe Luftfeuchte fast überall<br />

nur ziemlich kurzzeitig eintritt, hat diese Strategie<br />

den Nachteil, daß nur schwache Wuchsleistungen<br />

möglich sind. Pflanzen mit solchem<br />

Verhalten, die auch poikilohydrisch heißen,<br />

erreichen daher nur geringe Größen und haben<br />

in <strong>der</strong> Vegetation nur eine geringe Bedeutung.<br />

Zu ihnen gehören neben einigen an <strong>der</strong> Luft<br />

lebenden Algen vor allem Moose und Flechten<br />

(von Kormophyten nur wenige, physiologisch<br />

aberrante Sippen).<br />

Die große Mehrzahl <strong>der</strong> Kormophyten, d. h.<br />

<strong>der</strong> typischen Landpflanzen, sind hingegen<br />

homoiohydrisch, sie haben einen aktiven Wasserhaushalt.<br />

Ihre Zellen vertragen keine stärkere<br />

Entwässerung. Um diese zu verhin<strong>der</strong>n, mußte<br />

eine Reihe von Schutzanpassungen entwikkelt<br />

werden, die den typischen anatomisch-physiologischen<br />

Merkmalskomplex <strong>der</strong> Kormophyten<br />

(Landpflanzen-Syndrom) bilden. Zunächst<br />

ist eine möglichst gute Abdichtung nach außen<br />

notwendig, <strong>der</strong> die im Prinzip lückenlose Epi<strong>der</strong>mis<br />

mit <strong>der</strong> Kutikula dient. Der Abschluß<br />

darf jedoch nicht vollständig sein: regelbare<br />

Durchlässe, die Spaltöffnungen (Stomata), sorgen<br />

dafür, daß das für die Photosynthese notwendige<br />

C O 2 (ebenso das O 2 für die Atmung)<br />

in die Pflanze gelangt. Das hierbei (durch „stomatäre<br />

Transpiration“) und ebenso durch die<br />

nicht völlig wasserdichte Kutikula („kutikuläre<br />

Transpiration“) zwangsläufig doch verlorengehende<br />

Wasser wird durch ein Wasserleitungssystem,<br />

das Xylem, ersetzt, dem es aus dem Boden<br />

mit Hilfe eines Aufnahmeorgans, <strong>der</strong> Wurzel,<br />

zugeführt wird. Auf diese Weise wird im Innern<br />

<strong>der</strong> Pflanze permanent ein bestimmter Wasserzustand<br />

(Hydratur) aufrechterhalten, <strong>der</strong> ein<br />

ununterbrochenes aktives Leben erlaubt und damit<br />

letztlich die Grundlage <strong>der</strong> erfolgreichen Erobemng<br />

des Landes durch die Kormophyten ist.<br />

Die ersten größeren Landpflanzen lebten<br />

unter Umweltbedingungen, die durch ein reiches<br />

Wasserangebot (sowohl in klimatischer als<br />

auch in edaphischer Hinsicht) die Aufrechterhaltung<br />

<strong>der</strong> Hydratur relativ leicht machten.<br />

Seither wurden jedoch immer trockenere Standorte<br />

besiedelt, so daß viele Pflanzensippen zeitweilig<br />

o<strong>der</strong> längerfristig unter Wasserstreß leiden.


Standortsökologie 11<br />

Von Wasserstreß kann man sprechen, wenn<br />

bei uneingeschränkter Transpiration (d. h. offenen<br />

Stomata) mehr Wasser verloren geht, als aus<br />

dem Boden nachgeleitet werden kann. Das Defizit<br />

in <strong>der</strong> Nachleitung kann zwei Ursachen<br />

haben: zu geringe Leitungskapazität, o<strong>der</strong> zu<br />

geringer Bodenwassergehalt.<br />

Die erste Ursache liegt meistens bei kurzzeitigem<br />

Wasserstreß vor, wie er oft täglich zur Zeit<br />

<strong>der</strong> höchsten Strahlungsintensität eintritt. Die<br />

Pflanze hilft sich hiergegen durch vorübergehenden<br />

Spaltenschluß; Folge ist die bekannte, bei<br />

<strong>der</strong> Messung von Transpirations-Tagesgängen<br />

häufig gefundene „Mittagsdepression“.<br />

Länger anhalten<strong>der</strong> Wasserstreß infolge Wassermangels<br />

im Boden tritt bei sehr trockenen<br />

Klima- o<strong>der</strong> Witterungsbedingungen auf (kann<br />

aber auch durch extreme Flachgründigkeit des<br />

Bodens bedingt sein, z. B. auf Felsuntergrund).<br />

Er führt im Prinzip zu langfristigem Spaltenschluß<br />

und damit letztlich zur Drosselung <strong>der</strong><br />

Photosynthese, d. h. <strong>der</strong> Produktion. Sind die<br />

ungünstigen Bedingungen jahreszeitlich begrenzt<br />

(Trockenzeit), so können ähnliche Vermeidungsstrategien<br />

wie beim Winter auftreten:<br />

Abwurf <strong>der</strong> Blätter, Zurückziehen in den Boden,<br />

Überdauern als Samen.<br />

Solche Maßnahmen sind jedoch unwirksam,<br />

wenn Wasserstreßperioden über das ganze Jahr<br />

verteilt sind o<strong>der</strong> (zumindest in <strong>der</strong> thermisch<br />

bedingten Vegetationsperiode) ununterbrochen<br />

andauern. Unter solchen Bedingungen lebende<br />

Pflanzen haben stärkere Anpassungen entwikkelt,<br />

die die Aufrechterhaltung nicht nur <strong>der</strong><br />

Hydratur, son<strong>der</strong>n auch einer gewissen Photosyntheseleistung<br />

gewährleisten. Nach den Anpassungsstrategien,<br />

die diese Dürreresistenz<br />

bewirken, unterscheidet man Xerophyten und<br />

Sukkulenten.<br />

Beide Gruppen benötigen eine effektive Abdichtung<br />

nach außen: sehr dichte Kutikula und<br />

gut schließende Spaltöffnungen. Bei den Sukkulenten,<br />

die unter Klimabedingungen mit zwar<br />

sehr kurzer, aber regelmäßig periodischer Regenzeit<br />

auftreten, wird das Überleben <strong>der</strong> Trockenzeit<br />

durch Wasserspeicherung gesichert. Sie erfolgt<br />

in großen Parenchymkomplexen, die zu<br />

einer Verdickung bzw. Abrundung <strong>der</strong> betroffenen<br />

Pflanzenteile führen (die resultierende Verkleinerung<br />

<strong>der</strong> Oberfläche im Verhältnis zum<br />

Volumen bewirkt zugleich eine relative Herabsetzung<br />

<strong>der</strong> kutikulären Transpiration). Entsprechend<br />

den O rganen , in denen das W asserspeichergewebe<br />

auftritt, gibt es Blatt- und<br />

Stammsukkulenten; die Ausbildung <strong>der</strong> Sukkulenz<br />

ist ein klassisches Beispiel für gleiche Physiognomie<br />

bei Sippen unterschiedlicher Verwandtschaft<br />

infolge konvergenter ökologischer<br />

Anpassung. Das Wurzelsystem größerer Sukkulenten<br />

ist meist differenziert in wenige tiefgehende,<br />

<strong>der</strong> Befestigung dienende Pfahlwurzeln<br />

und ein flaches, weit ausgedehntes Wurzelwerk<br />

dicht unter <strong>der</strong> Bodenoberfläche, das bei einsetzenden<br />

Regenfällen möglichst rasch viel Wasser<br />

aufhehmen kann. Bei den meisten Sukkulenten<br />

ist die Wasserspeicherung mit einer zweiten,<br />

spezielleren Anpassung verbunden: sie haben<br />

den Typ <strong>der</strong> CAM-Photosynthese. Hierbei<br />

müssen die Stomata zur C02-Aufnahme nur<br />

nachts geöffnet werden, so daß ein Stoffgewinn<br />

bei minimalem Wasserverlust möglich ist.<br />

Bei den Xerophyten (Xerom orphen) wird<br />

die Dürreresistenz ohne Wasserspeicherung erreicht.<br />

Mittel hierzu sind einerseits eine noch<br />

stärkere Verhin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Transpiration, an<strong>der</strong>erseits<br />

eine sehr ausgeprägte Fähigkeit zur Wasseraufhahme<br />

aus dem Boden. Letztere wird erm<br />

öglicht durch ein umfangreiches, tiefreichendes<br />

Wurzelsystem, das um ein Vielfaches<br />

größer sein kann als <strong>der</strong> oberirdische Teil <strong>der</strong><br />

Pflanze. An letzterem, zumindest an seinen grünen<br />

Abschnitten, ist zumeist ähnlich wie bei den<br />

Sukkulenten das Verhältnis Oberfläche zu Volumen<br />

verkleinert: die Blätter sind relativ dick<br />

und durch starke Sklerenchymanteile hart („hartlaubig“,<br />

„sklerophyll“), so daß sie auch bei starkem<br />

Wasserentzug nicht welken, o<strong>der</strong> sie sind<br />

ganz reduziert und die Photosynthese erfolgt in<br />

<strong>der</strong> Sproßachse. Das Chlorenchym (photosynthetisch<br />

tätige Gewebe) besteht meist nicht<br />

nur aus einer Palisadenschicht, son<strong>der</strong>n aus<br />

mehreren übereinan<strong>der</strong> (infolge <strong>der</strong> in Trockengebieten<br />

intensiven Einstrahlung gelangt auch<br />

in die tieferen Schichten noch genügend Licht).<br />

Die Kutikula ist oft noch durch Wachsüberzüge<br />

verstärkt, o<strong>der</strong> ein dichtes, aus toten lufterfüllen<br />

Zellen bestehendes Haarkleid schirmt sie vom<br />

offenen Luftraum ab, so daß verdunstendes<br />

Wasser nicht so schnell abgeführt wird. Dem<br />

gleichen Ziel dient die häufig auftretende Einsenkung<br />

des Spaltöffnungen; diese sind meist in<br />

sehr großer Zahl vorhanden, so daß bei ausnahmsweise<br />

eintretenden günstigen Bedingungen rasch<br />

eine intensive Photosynthese möglich ist.<br />

Insgesamt ist die äußere Konsistenz <strong>der</strong> Pflanzen,<br />

beson<strong>der</strong>s ihrer photosynthetisch aktiven


12 Pflanzliche Bausteine und Umwelteinflüsse<br />

Teile, sehr stark durch den Wasserfaktor bestimmt.<br />

Man unterscheidet dementsprechend<br />

eine Reihe von „morphologischen Wasserhaushaltstypen“:<br />

neben den besprochenen Sukkulenten<br />

und Xeromorphen gibt es noch Mesomorphe,<br />

die zwar einen guten Verdunstungsschutz,<br />

aber wenig Festigungsgewebe haben und<br />

daher bei stärkerem Wasserstreß welken, und<br />

Hygromorphe mit kaum entwickeltem Verdunstungsschutz,<br />

die auf dauernd hohe Luftfeuchte<br />

angewiesen sind.<br />

c<br />

Maßgebliche Klimawerte und ihre<br />

Darstellung<br />

Wie ausgefuhrt, ist die ökologische Grundlage<br />

<strong>der</strong> Großglie<strong>der</strong>ung von Flora und Vegetation<br />

die globale Differenzierung des Klimas. Für diese<br />

haben Geographen und Klimatologen eine Reihe<br />

verschiedener Glie<strong>der</strong>ungen entworfen, die<br />

hier nicht erörtert werden sollen (manche von<br />

ihnen basieren ihrerseits großenteils auf <strong>der</strong><br />

Vegetationsglie<strong>der</strong>ung).<br />

Will man die Verbreitung und Abgrenzung<br />

von Florenelementen und Vegetationstypen im<br />

Detail auf ihre klimatischen Ursachen zurückführen,<br />

so muß man auf die von <strong>der</strong> Meteorologie<br />

gelieferten Klimawerte zurückgreifen. Wie<br />

später noch näher ausgeführt werden wird, sind<br />

hierfür vor allem die folgenden Daten von Bedeutung:<br />

• die Zeit mit Temperaturmitteln über<br />

-1-10 °C („Sommerlänge“)<br />

das absolute Minimum <strong>der</strong> Temperatur<br />

• die Humidität bzw. Aridität.<br />

Die beiden thermischen Komponenten, die die<br />

Dauer des für die Stoffproduktion optimal nutzbaren<br />

Zeitraums bzw. das Auftreten für bestimmte<br />

Sippen letaler Tieftemperaturen anzeigen,<br />

bieten dabei keine Probleme. Schwierig ist aber<br />

eine adäquate Ermittlung und Darstellung des<br />

hygrischen Faktors. Die „Humidität“ des Klimas,<br />

die für das <strong>der</strong> Pflanzenwelt zur Verfügung stehende<br />

Wasserangebot verantwortlich ist, hängt<br />

von drei verschiedenen Klimamerkmalen ab: <strong>der</strong><br />

Menge <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge, ihrer jahreszeitlichen<br />

Verteilung und den zugleich herrschenden Temperaturen.<br />

Alle drei variieren un-abhängig voneinan<strong>der</strong>,<br />

so daß einerseits die verschiedensten<br />

Kombinationen möglich sind, an<strong>der</strong>erseits aber<br />

auch dieselbe Wirkung durch unterschiedliche<br />

Kombinationen erreicht werden kann. Diese<br />

Schwierigkeit hat man durch die Berechnung<br />

sogenannter Klimaindizes, in die alle drei Komponenten<br />

eingehen, zu meistern versucht. Doch<br />

sind die so ermittelten Zah-lenwerte insofern unbefriedigend,<br />

als sie erstens allgemein unanschaulich<br />

sind und zweitens die ihnen zugrundeliegenden<br />

konkreten Werte nicht mehr erkennen<br />

lassen.<br />

Beide genannten Nachteile lassen sich durch<br />

eine kombinierte grafische Darstellung vermeiden,<br />

wie sie in den auf Gaussen zurückgehenden,<br />

von W alter weltweit eingeführten (W alter<br />

etc. 1960f) Klimadiagrammen vorliegt. Diese<br />

eigens für ökologische Zwecke konzipierten,<br />

zahlreiche Informationen in übersichtlicher<br />

Form darbietenden Diagramme (Abb. 5) werden<br />

auch im vorliegenden Text verwendet. Speziell<br />

hervorgehoben sei dabei schon hier <strong>der</strong><br />

wichtige Begriff <strong>der</strong> „Dürrezeit“, <strong>der</strong> stets in dem<br />

von W alter definierten Sinne (m in Abb. 5)<br />

benutzt wird.


Standortsökologie 13<br />

ODESSA (7 0 m )<br />

DOUALA (13 m )<br />

MO)<br />


B Verbreitungsökologie<br />

Nehmen wir an, irgendwo auf <strong>der</strong> Erde sei eine<br />

neue Pflanzensippe entstanden. Sie hat eine<br />

Reihe genetisch fixierter Eigenschaften, von denen<br />

für uns zwei Gruppen von Interesse sind:<br />

die Standortsansprüche (klimatische, edaphische<br />

und hiotische; synökologische Konstitution)<br />

und die Ausbreitungsfähigkeit (verbreitungsökologische<br />

Konstitution).<br />

Grundlegend für die Ausbreitungsmöglichkeiten<br />

sind die klimatischen Ansprüche: unsere<br />

Pflanze wird nur da auf die Dauer wachsen können,<br />

wo die Klimaverhältnisse diesen entsprechen.<br />

Das Gebiet auf <strong>der</strong> Erde, in dem das zutrifft,<br />

ist ihr potentielles Areal.<br />

Die Pflanze wird nun beginnen, ihr potentielles<br />

Areal zu besiedeln. Wie weit sie das schafft,<br />

hängt von ihren übrigen Standortsansprüchen<br />

und ihrer Ausbreitungsfähigkeit ab. Aus verschiedenen<br />

Gründen ist das tatsächlich besiedelte,<br />

das reale Areal, gewöhnlich kleiner als das potentielle<br />

(Näheres S. 45).<br />

Die Form des potentiellen Areals ist durch<br />

die Klimabedingungen gegeben. An<strong>der</strong>n sich<br />

diese, so än<strong>der</strong>t sich auch das potentielle und in<br />

Folge davon auch das reale Areal.<br />

Die Ausbreitung wird durch die Diasporen<br />

(Verbreitungseinheiten) besorgt, das sind im<br />

Normalfalle beson<strong>der</strong>e, im Ruhezustand befindliche<br />

Teile des Pflanzenkörpers. Sie lösen sich<br />

von <strong>der</strong> Mutterpflanze, werden auf verschiedene<br />

Weise verfrachtet und schließlich irgendwo<br />

abgesetzt, wo die darin enthaltenen Keime (1<br />

bis viele) unter günstigen Umständen zu neuen<br />

Individuen heranwachsen können.<br />

Eine Ausbreitung hat stattgefunden, wenn<br />

eine Pflanzensippe einen Wuchsort, an dem sie<br />

bisher nicht vorkam, neu besetzt hat. Als wirklich<br />

erfolgreich und dauerhaft kann ein solcher<br />

Ausbreitungsschritt aber erst dann gelten, wenn<br />

die neu angesiedelten Exemplare fähig sind, sich<br />

selbst weiter fortzupflanzen. Den Gesamtvorgang<br />

kann man demnach in die folgenden<br />

Schritte aufglie<strong>der</strong>n:<br />

(1) Erzeugung <strong>der</strong> Diasporen<br />

(2) Bereitstellung für den Transport<br />

(3) Transport<br />

(4) Festsetzung am Zielort<br />

(5) Keimung<br />

(6) Etablierung als Einzelpflanze<br />

(7) Erzeugung neuer Diasporen<br />

[Die Trennung <strong>der</strong> Diasporen von <strong>der</strong> Mutterpflanze<br />

und <strong>der</strong> Keime voneinan<strong>der</strong> kann bei<br />

den Schritten (2), (3) o<strong>der</strong> (6) erfolgen].<br />

Tab. 4: Diasporen.<br />

Morphologie<br />

Generativ:<br />

Sporen<br />

Samen<br />

Keimlinge („Viviparie“)<br />

Früchte<br />

Früchtchen<br />

Teilfrüchte<br />

Früchte mit Zusatzorganen<br />

Scheinfrüchte<br />

Fmchtstände (normale)<br />

Tote Zweige o<strong>der</strong> ganze<br />

Pflanzen mit Früchten<br />

Vegetativ:<br />

Brutkörper<br />

Brutsprosse, -knospen.<br />

-zwiebeln, -knollen<br />

Ausläufer<br />

Fragmente vegetativer<br />

Zweige<br />

Ganze Pflanzen<br />

Beispiele<br />

Farne, Moose, Algen, Pilze<br />

Papaver, Orchidaceae, Evonymus, Aesculus<br />

Rhizophora (u. U. Mimulus guttatus)<br />

Corylus, Prunus, Helianthus, Triticum<br />

Ranunculus, Clematis, Potentilla, Geum<br />

Acer, Raphanus, Umbelliferae, Labiatae<br />

Carex, Carpinus<br />

Morus, Ficus<br />

Tilia, Cotinus<br />

Galium aparine, Saxifraga tridactylites, Seseli tortuosum<br />

Moose: Tetraphis, Marchantía<br />

Bryophyllum, Poa alpina, Hydrocharis, Dentaria bulbifera.<br />

Ranunculus ficaria<br />

Fragaria, Ranunculus repens, Epilobium<br />

Submerse Wasserpflanzen, Tillandsia usneoides<br />

Lemna, Azolla


Die Diasporen und ihre Bereitstellung 15<br />

Der erste und <strong>der</strong> letzte Schritt, die Erzeugung<br />

<strong>der</strong> Diasporen, gehören in die Morphologie bzw.<br />

Fortpflanzungsphysiologie und sind hier nicht<br />

weiter zu behandeln.<br />

Statt von Ausbreitung spricht man oft auch<br />

von Pflanzenwan<strong>der</strong>ung. Hierzu ist zu bemerken,<br />

daß die höheren Pflanzen, mit denen wir<br />

uns hier vorwiegend befassen, typischerweise<br />

ortsfest sind, im Gegensatz zum Tier, das sich<br />

als Individuum fortbewegen, also tatsächlich<br />

wan<strong>der</strong>n kann; <strong>der</strong> Begriff Wan<strong>der</strong>ung bezieht<br />

sich hier also nicht auf Individuen, son<strong>der</strong>n auf<br />

Sippen. Noch einen weiteren Unterschied zwischen<br />

den „Wan<strong>der</strong>ungen“ von Tier und Pflanze<br />

sollte man sich klarmachen: Ein Tier, also<br />

ein Individuum, kann zu einem Ort hin-, aber<br />

auch wie<strong>der</strong> wegwan<strong>der</strong>n. Eine Pflanzenwan<strong>der</strong>ung<br />

ist hingegen nur vorwärts möglich.<br />

Wenn eine Sippe an einem Wuchsort wie<strong>der</strong> verschwindet,<br />

dann nicht durch Wegwan<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n<br />

durch Aussterben.<br />

1 Die Diasporen und ihre<br />

Bereitstellung<br />

Die Diasporen sind morphologisch von sehr<br />

verschiedener Wertigkeit (Tab. 4). Allerdings<br />

haben die generativen bei weitem die größte<br />

Bedeutung, d. h. vor allem Frucht und Same<br />

<strong>der</strong> Angiospermen. Im Folgenden wird sich zeigen,<br />

daß bei ihnen die gleichen Anpassungen<br />

an bestimmte Transportarten usw. auf ganz unterschiedlicher<br />

morphologischer Grundlage entstehen<br />

können. Deshalb sind einige Grundbegriffe<br />

<strong>der</strong> Frucht- und Samenmorphologie hier<br />

schematisch zusammengestellt (Abb. 6).<br />

Die Bereitstellung <strong>der</strong> Diasporen ist stark von<br />

<strong>der</strong> Transportart abhängig; viele Einzelheiten<br />

sind im Zusammenhang mit dem Transport zu<br />

behandeln. Sie muß so erfolgen, daß das transportierende<br />

Agens die Diasporen in optimaler<br />

Weise erfassen kann. Grundsätzlich gibt es folgende<br />

Möglichkeiten:<br />

(1) Die Diaspore löst sich selbst vor dem Transport<br />

von <strong>der</strong> Mutterpflanze.<br />

(2) Die Diaspore bleibt an <strong>der</strong> Mutterpflanze,<br />

bis sie vom Transportmittel erfaßt und abgelöst<br />

wird.<br />

j (Griffel-Rest)<br />

Abb. 6: Einige Begriffe <strong>der</strong><br />

Frucht- und Samenmorphologie,<br />

erläutert anhand eines<br />

schematischen Schnittes<br />

durch die Frucht.


16 Verbreitungsökologie<br />

(3) Die Diaspore löst sich we<strong>der</strong> vor noch während<br />

des Transportes von <strong>der</strong> Mutterpflanze.<br />

Zu (1). Hier kann man noch unterscheiden:<br />

(a )<br />

(b)<br />

Abfallen: die Diaspore löst sich direkt von<br />

<strong>der</strong> Mutterpflanze ab, z. B. von einem Stiel<br />

mit Hilfe von Trennungsgewebe.<br />

Ausfallen: Die Diasporen fallen aus einem<br />

Behälter aus (z. B. Kapsel, Compositen-<br />

Körbchen, Koniferenzapfen).<br />

Das einfache, schwerkraftbedingte Herabfallen<br />

von Diasporen (a) hat man auch schon als beson<strong>der</strong>e<br />

Transportart bezeichnet, als „Barochorie“.<br />

Doch ist das unsinnig, da <strong>der</strong> Begriff<br />

des Transportes das horizontale Entferntwerden<br />

<strong>der</strong> Diaspore von <strong>der</strong> Mutterpflanze mit einschließt.<br />

Bei (b) greift oft schon das Transportmittel<br />

mit ein, z. B. durch Schütteln, also Übergang<br />

zu (2). Im übrigen haben solche Behälter oft<br />

spezielle Öffnungsmechanismen, die auf bestimmte<br />

Umweltbedingungen reagieren (meist<br />

mittels Hygroskopie), z. B.:<br />

Hygrochasie: Öffnung nur bei Feuchtigkeit<br />

Xerochasie: Öffnung nur bei Trockenheit<br />

(z. B. viele Koniferenzapfen).<br />

Extreme Fälle von Xerochasie treten bei sog.<br />

Pyrophyten auf: die Behälter öffnen sich nur<br />

bei sehr großer Hitze, wie sie etwa durch Waldbrände<br />

hervorgerufen wird (z. B. manche Pinus-<br />

Arten in Kalifornien, ähnlich Banksia-K ritn in<br />

Australien; beides Pioniergehölze mit stark verholzten<br />

Zapfen).<br />

Zu (2). Hier handelt es sich z. B. um das Abreißen<br />

<strong>der</strong> Diasporen von <strong>der</strong> Mutterpflanze durch<br />

Tiere o<strong>der</strong> Wind, Ausschütteln von Behältern<br />

durch Wind u. dgl.<br />

Zu (3). Dies erscheint zunächst wi<strong>der</strong>sinnig,<br />

kommt aber vor, nämlich:<br />

(a )<br />

(b)<br />

Die Mutterpflanze besorgt den Transport<br />

selbst (z. B. durch Ausläufer), die Trennung<br />

erfolgt erst nach Etablierung <strong>der</strong> Tochterpflanze.<br />

Der Transport soll überhaupt verhin<strong>der</strong>t<br />

werden (Atelechorie, vgl. später).<br />

Mit dieser Ausnahme erfolgt also die Trennung<br />

<strong>der</strong> Diasporen von <strong>der</strong> Mutterpflanze vor o<strong>der</strong><br />

beim Transport. Da aber die Diasporen oft<br />

vielkeimig sind, ist dann außerdem noch die<br />

Trennung <strong>der</strong> Keime voneinan<strong>der</strong> nötig (mehrere<br />

Individuen am selben Bestimmungsort<br />

würden sich unnötigerweise gegenseitig Konkurrenz<br />

machen). Die Vereinzelung <strong>der</strong> Keime erfolgt<br />

auf verschiedene Weise im Zusammenhang<br />

mit dem Transport. An<strong>der</strong>erseits kommt es auch<br />

vor, daß mehrere Keime (bzw. Samen) fest miteinan<strong>der</strong>verbunden<br />

bleiben (Synaptospermie);<br />

dies kann z. B. bei Zweihäusigen und Selbststerilen<br />

ökologisch sinnvoll sein.<br />

Bemerkt sei schließlich noch, daß bei vielen<br />

Pflanzen verschiedene Formen von Diasporen<br />

nebeneinan<strong>der</strong> auftreten, die dann auch unterschiedlich<br />

transportiert werden: H eterodiasporie.<br />

Oft treten Früchte/Samen und Ausläufer<br />

nebeneinan<strong>der</strong> auf (z. B. Fragaria, Epilobiuni).<br />

Es können aber auch die Früchte selbst unterschiedlich<br />

sein (Heterokarpie), o<strong>der</strong> sehr selten<br />

die Samen (Heterospermie).<br />

2 Transport <strong>der</strong> Diasporen<br />

Als Transportmittel <strong>der</strong> Diasporen fungieren<br />

Tiere, Wind, Wasser, ballistische Kräfte sowie<br />

die Pflanze selbst. Entsprechend unterscheidet<br />

man 5 Verbreitungsweisen (Tab. 5): Zoochorie,<br />

Anemochorie, Hydrochorie, Ballochorie und<br />

Autochorie („Transportklassen“; Näheres hierzu<br />

mit zahlreichen weiteren Beispielen vgl. bei<br />

M üller-S chnei<strong>der</strong> 1977, Pijl 1969, U lbrich<br />

1928, Ridley 1930). Ihre praktische Bedeutung<br />

ist sehr unterschiedlich (manche <strong>der</strong> traditionell<br />

unterschiedenen Formen sind eher als Kuriositäten<br />

anzusehen); weitaus am wichtigsten sind<br />

die beiden ersten. Dabei ist die Anemochorie<br />

die normale Verbreitungsweise <strong>der</strong> Kryptogamen.<br />

Bei den Samenpflanzen ist die Vielfalt sehr<br />

groß; hier ist aber die Zoochorie als die ursprünglichere<br />

anzunehm en (ursprüngliche<br />

Gruppen haben oft recht große, für W indtransport<br />

ungeeignete Samen).<br />

Die oft sehr auffälligen Anpassungen an die<br />

verschiedenen Verbreitungsweisen werden als<br />

Verbreitungsmittel bezeichnet. Sie finden sich<br />

nicht nur an den Diasporen selbst, son<strong>der</strong>n auch<br />

an an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong> Pflanze, wo sie z. B. bei<br />

<strong>der</strong> Bereitstellung Bedeutung haben können.<br />

Allerdings ist bei <strong>der</strong> Deutung auffälliger Strukturen<br />

stets Vorsicht geboten: sie könnten auch<br />

schon bei <strong>der</strong> Anthese wichtig gewesen sein,<br />

o<strong>der</strong> gar keine erkennbare Funktion haben. An-


Transport <strong>der</strong> Diasporen 17<br />

Tab. 5: Klassifizierung <strong>der</strong> Verbreitungsweisen.<br />

Zoochorie = Verbreitung durch Tiere. Formen;<br />

Diasporen<br />

dienen als<br />

Nahrung<br />

Keime selbst<br />

sind Nahrung<br />

an<strong>der</strong>e Teile <strong>der</strong><br />

Diaspore sind Nahrung<br />

'Keime nicht mitgefressen<br />

''Keime mitgefressen, im<br />

' Kot wie<strong>der</strong> ausgeschieden<br />

Dyszoochorie<br />

Synzoochorie<br />

Endozoochorie<br />

Diasporen<br />

dienen nicht ■<br />

als Nahrung<br />

/ zufällig mitgefressen<br />

außen anhaftend<br />

Epizoochorie<br />

Anemochorie = Verbreitung durch Wind. Formen:<br />

Transport über den Boden<br />

Transport durch die Luft<br />

Hydrochorie = Verbreitung durch Wasser. Formen:<br />

In fließendem Süßwasser ± zufällig mitgefuhrt<br />

An Schwimmen an <strong>der</strong> Wasseroberfläche angepaßt<br />

Ballochorie = Wegschleu<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Diasporen durch<br />

einmaligen Anstoß. Die Energie hierfür liefern:<br />

Tiere<br />

Wind<br />

Regentropfen<br />

die Pflanze selbst<br />

Autochorie = Selbsttransport. Formen;<br />

Die Mutterpflanze besorgt den Transport<br />

Die Diasporen bewegen sich selbst<br />

Chamäanemochorie<br />

Meteoranemochorie<br />

Rheohydrochorie<br />

Nautohydrochorie<br />

Zooballochorie<br />

Anemoballochorie<br />

Hydroballochorie<br />

Autoballochorie<br />

Blastautocborie<br />

Herpautochorie<br />

Atelechorie = Verhindemng des Transportes<br />

[Anthropochorie = Verbreitung durch den Menschen; Hier nicht einzuordnen, da von grundsätzlich<br />

an<strong>der</strong>er Dimension - nicht korreliert mit Diasporen-Eigenschaften.]<br />

<strong>der</strong>erseits gibt es auch viele Fälle erfolgreichen<br />

Transportes ohne sichtbare spezielle Anpassungen.<br />

Von daher lassen sich 3 Formen des Transportes<br />

unterscheiden:<br />

• angepaßt<br />

• unangepaßt, regelmäßig<br />

• zufällig.<br />

In <strong>der</strong> Praxis werden die meisten Diasporen<br />

ohnehin auf unterschiedliche Weise transportiert<br />

(„Polychorie“). Beson<strong>der</strong>s zwischen Nahund<br />

Ferntransport gibt es in dieser Hinsicht oft<br />

große Unterschiede (auch wenn man von<br />

Heterodiasporie absieht): So wirken viele <strong>der</strong><br />

beson<strong>der</strong>s auffallenden Anpassungen oft nur<br />

über geringe o<strong>der</strong> mittlere Distanzen, und ein<br />

wirklicher Ferntransport wird dann nur zufällig<br />

durch singuläre Ereignisse erreicht (untypische<br />

Verbreitungsfälle).


18 Verbreitungsökologie<br />

Zoochorie<br />

Die Verbindung zwischen Diaspore und Tier<br />

kann grundsätzlich auf zweierlei Weise Zustandekommen:<br />

entwe<strong>der</strong> werden die Diasporen<br />

absichtlich als Nahrung aufgesucht, o<strong>der</strong> sie sind<br />

für das Tier ohne Interesse und werden von diesem<br />

nur unabsichtlich mitgefuhrt. Letzteres trifft<br />

für die Epizoochorie zu; aber auch bei <strong>der</strong><br />

Endozoochorie sind Fälle, in denen Diasporen<br />

zusammen mit an<strong>der</strong>er Nahrung zufällig aufgenommen<br />

werden, nicht selten.<br />

Wichtigste beteiligte Tiergruppen sind Säugetiere,<br />

Vögel und Ameisen (neben <strong>der</strong> hier benutzten<br />

funktionellen Einteilung werden danach<br />

auch die Kategorien M am m aliochorie, Ornithochorie<br />

und M yrmekochorie unterschieden);<br />

seltener spielen auch Fische, Reptilien,<br />

Mollusken o<strong>der</strong> verschiedene Insektengruppen<br />

bei <strong>der</strong> Diasporenverbreitung eine Rolle. Eine<br />

Spezialisierung bestimmter Tiere auf bestimmte<br />

Pflanzen im Sinne einer Koevolution ist wesentlich<br />

seltener als in <strong>der</strong> Bestäubungsökologie,<br />

sie kommt nur in den Tropen relativ häufig vor<br />

(so bei fruchtfressenden Vögeln und Fle<strong>der</strong>mäusen).<br />

Dyszoochorie<br />

Bei dieser Form <strong>der</strong> Zoochorie dienen die in<br />

den Diasporen befindlichen Keime selbst den<br />

Tieren als Nahrung. Da sie hierbei zerstört werden,<br />

erscheint eine solche Transportart für die<br />

Pflanze zunächst sinnlos. Sie ist aber trotzdem<br />

wirksam, da verschiedene Umstände dafür sorgen,<br />

daß nur ein Teil <strong>der</strong> von den Tieren transportierten<br />

Diasporen tatsächlich verzehrt bzw.<br />

verdaut wird.<br />

Dyszoochore Diasporen enthalten meist viel<br />

Stärke und an<strong>der</strong>e Reservestoffe (Fette, Proteine).<br />

Sie sind off stark entwässert und daher haltbar,<br />

so daß sie sich zur Anlegung von Vorräten<br />

eignen. Es können 2 Typen unterschieden werden:<br />

• Körner-Typ: Klein bis mittelgroß, ± hart,<br />

treten in Mengen auf und werden als Ganzes<br />

verzehrt; es sind Samen (z. B. Papaver,<br />

Plantago, Caryophyllaceae, viele Leguminosen)<br />

o<strong>der</strong> kleine Nußfrüchte (z. B. Gramineae,<br />

Polygonaceae).<br />

• Nuß-Typ (Abb. 7): Mittelgroß bis groß, mit<br />

harter Schale, die vor dem Fressen des weichen,<br />

den Keim enthaltenden Inneren zertrümmert<br />

werden muß. Meist Früchte (z. B.<br />

Corylus, Fagus\ Steinkerne bei Juglans und<br />

Amygdalus)', doch gehören auch die Samen<br />

von Pinus cemhra („Zirbelnüsse“) hierher.<br />

Konsumenten sind Vögel und Säuger (hier beson<strong>der</strong>s<br />

Nager). Die Diasporen werden gesammelt<br />

und zu Freßplätzen gebracht, o<strong>der</strong> es werden<br />

Vorräte angelegt.<br />

Die Bereitstellung <strong>der</strong> Diasporen erfolgt meist<br />

auf dem Boden; von Vögeln und Kleinsäugern<br />

werden sie aber auch von <strong>der</strong> Pflanze selbst abgeholt.<br />

Überlebenschancen für die Keime sind an<br />

mehreren Punkten des Vorganges Nahrungsbeschaffung<br />

gegeben:<br />

Nuss - Typ<br />

Beeren - Typ<br />

(einkernig)<br />

Arillus - Typ<br />

harte Schale<br />

Keim }■<br />

Fleisch<br />

(Pulpa)<br />

Kern<br />

(mehrkernig)<br />

Fragaria - Typ<br />

Abb. 7: Dyszoochore (Nuß-Typ) und endozoochore<br />

Diasporen, scbematisch.


Transport <strong>der</strong> Diasporen 19<br />

• Verlust beim Einsammeln und Transport<br />

• Verlust beim Fressen (z. B. beim Ofifhen <strong>der</strong><br />

Schale, beim Füttern aus dem Kropf)<br />

• Ungenügendes Kauen (bei Körner-Diasporen:<br />

Verdauung erfolgt nur nach Beschädigung<br />

<strong>der</strong> Schale im Mund bzw. Muskelmagen,<br />

unbeschädigte werden wie<strong>der</strong> ausgeschieden)<br />

• Nichtwie<strong>der</strong>fmden von Vorräten (beson<strong>der</strong>s<br />

günstig bei einzeln im Boden vergrabenen<br />

Nuß-Diasporen: Eichelhäher, Eichhörnchen).<br />

Als Anpassungen an - besser gesagt Prädispositionen<br />

für - die Dyszoochorie könnte man neben<br />

dem Nährwert bei den Körner-Diasporen<br />

die große Zahl (Überlebenschancen einzelner<br />

erhöht), bei den Nuß-Diasporen die harte Schale<br />

(Freßerschwerung) ansehen.<br />

Was die Wirksamkeit dieser Verbreitungsweise<br />

betrifft, so ist zu konstatieren, daß sie bei Sippen<br />

mit großen Nuß-Diasporen die einzige wesentliche<br />

Transportart ist; bei den mitteleuropäischen<br />

Quercus- und Fh^ai-Arten hat sie offensichtlich<br />

ausgereicht, um die Wie<strong>der</strong>einwan<strong>der</strong>ung<br />

nach <strong>der</strong> Eiszeit zu gewährleisten<br />

(aber anscheinend nicht bei A esculus und<br />

Castanea). Direkte Beobachtungen gibt es nur<br />

wenige (so sammelte ein Eichelhäher in einem<br />

Fferbst 4600 Eicheln ein und transportierte sie<br />

durchschnittlich 4 km weit).<br />

Dyszoochore Diasporen treten beson<strong>der</strong>s<br />

häufig in Gebieten mit ungünstiger Jahreszeit<br />

(Winter, Trockenzeit) auf; im Tropischen Regenwald<br />

sind sie eher selten. Viele von ihnen sind<br />

für die menschliche Ernährung von großer Bedeutung<br />

(z. B. Getreide, viele Leguminosen,<br />

Helianthus).<br />

Endozoochorie<br />

Hier werden die Keime zwar vom Tier mit in<br />

den Darmtrakt aufgenommen, passieren diesen<br />

jedoch ± unbeschädigt. Der Verzehr <strong>der</strong> Diasporen<br />

kann zufällig geschehen (unangepaßte<br />

Endozoochorie); meist ist er aber beabsichtigt,<br />

da Teile von ihnen als Nahrung dienen (angepaßte<br />

Endozoochorie).<br />

Die u nan gep aß te Endozoochorie ist zwar<br />

unauffällig, aber keineswegs selten. Es handelt<br />

sich darum, daß große pflanzenfressende Säugetiere<br />

Diasporen ihrer Nahrungspflanzen mit<br />

aufnehmen. Die Diasporen sind meist klein,<br />

vom Körner-Typ, mit fester Schale, und haften<br />

oft lange an <strong>der</strong> Pflanze (z. B. Trifolium repens).<br />

Große Mengen noch keimfähiger Diasporen verschiedener<br />

Pflanzenarten fand z. B. M üller-<br />

Schnei<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Untersuchung von Kuhmist<br />

auf Schweizer Weiden (Tab. 6).<br />

Tab. 6: Unangepaßte Endozoochorie: Diasporen in<br />

Rin<strong>der</strong>kot.<br />

Die Diasporen wurden im Oktober 1944 aus 500 g<br />

Rin<strong>der</strong>kot von einer Weide in <strong>der</strong> Umgebung von<br />

Chur ausgewaschen und bis April 1945 auf ihre Keimfähigkeit<br />

geprüft. - Aus MOller-S chnei<strong>der</strong> 1945.<br />

Art<br />

Samenzahl<br />

Gekeimt<br />

Urtica dioica 219 143<br />

Plantago major 61 53<br />

Trifolium repens 42 40<br />

Helianthemum nummularium 29 22<br />

Agrostis tenuis 29 18<br />

Cynosurus cristatus 16 6<br />

Trifolium pratense 15 15<br />

Plantago lanceolata 14 3<br />

Linum catharticum 13 1<br />

Poa annua 12 2<br />

Veronica officinalis 11 9<br />

Festuca rubra 9 7<br />

Prunella vulgaris 7 3<br />

Cerastium caespitosum 5 5<br />

11 weitere Arten 25 15<br />

Für die Ausbreitung von Pflanzensippen über<br />

größere Entfernungen kann die unangepaßte<br />

Endozoochorie durchaus Bedeutung haben, so<br />

etwa bei den herdenbildenden Großsäugern <strong>der</strong><br />

Graslän<strong>der</strong>, die weite Wandemngen ausführen<br />

(übrigens wurden auch in Vogelkot keimfähige<br />

Diasporen dieses Typs gefunden).<br />

Die an gepaß te Endozoochorie ist ein klassischer<br />

und bezüglich seiner Anpassungen viel<br />

untersuchter Fall. Typische Verbreitungseinheiten<br />

sind die Saft-Diasporen. Sie bestehen aus<br />

einem meist wasserreichen, Kohlehydrate und<br />

Geschmacksstoffe, oft auch Vitamine (seltener<br />

Fette o<strong>der</strong> Proteine) enthaltenden Fleisch (Pulpa),<br />

das den Tieren zur Nahrung dient, und<br />

harten, unverdaulichen Kernen, die die Keime<br />

(in Ein- o<strong>der</strong> Mehrzahl) enthalten. Deren Schale<br />

ist off so resistent, daß sie die Keimung erschwert<br />

(so daß Kerne, die durch Passieren des


20 Verbreitungsökologie<br />

Tierdarmes außen schon etwas korrodiert sind,<br />

schneller keimen); außerdem besitzt sie zuweilen<br />

noch schleimige Außenschichten, die eine<br />

Beschädigung beim Kauen verhin<strong>der</strong>n (z. B. Tomate).<br />

Nach <strong>der</strong> Lage von Fleisch und Kernen zueinan<strong>der</strong><br />

lassen sich 3 Typen unterscheiden<br />

(Abb. 7):<br />

• Beeren-Typ: Kerne (1 o<strong>der</strong> mehrere) rings<br />

vom Fleisch umhüllt.<br />

• Arillus-Typ: ein einzelner Kern mit seitlich<br />

daran sitzendem o<strong>der</strong> ihn nur teilweise umhüllendem<br />

Fleisch.<br />

• Fragaria-Typ: mehrere Kerne, dem Fleisch<br />

außen aufsitzend.<br />

Die morphologische Wertigkeit <strong>der</strong> Diasporen ist unterschiedlich.<br />

Beim Arillus-Typ handelt es sich oft um<br />

Samen, wobei das Fleisch von einem echten Arillus<br />

gebildet wird (z. B. Taxm, Evonymus)', bei <strong>der</strong> Konifere<br />

Podocarpus ist die stielartige Samenschuppe fleischig.<br />

Ähnlich kann auch <strong>der</strong> Stiel einer Frucht als Pulpa<br />

ausgebildet sein (Sassafras, Anacardium). Der Fragaria-<br />

Typ ist am besten durch die Sammelfrucht <strong>der</strong> Erdbeere<br />

selbst repräsentiert, bei <strong>der</strong> das Fleisch vom<br />

Blütenboden geliefert wird; bei <strong>der</strong> Scheinfrucht von<br />

Laportea moroides sitzen die Nußfrüchte auf dem fleischigen<br />

Achsengerüst des Fruchtstandes. Zum Beeren-<br />

Typ vgl. Tab. 7.<br />

Konsumenten sind in <strong>der</strong> Hauptsache Säugetiere<br />

und Vögel. Im Gegensatz zu den dyszoochoren<br />

zeichnen sich endozoochore Diasporen<br />

durch spezielle Mittel <strong>der</strong> Anlockung aus, die je<br />

nach <strong>der</strong> Zielgruppe verschieden sind.<br />

Vögel sind bekanntlich Augentiere, <strong>der</strong>en<br />

Geruchssinn schlecht entwickelt ist (so wird für<br />

m anche Taubenarten angegeben, daß sie<br />

Amylazetat in <strong>der</strong> Luft erst in einer Konzentration<br />

wahrnehmen, die den in <strong>der</strong> chemischen<br />

Industrie zulässigen Maximalwert um ein Mehrfaches<br />

übersteigt). Dementsprechend sind an<br />

Vogelverbreitung angepaßte Diasporen meist<br />

geruchlos, zeichnen sich dafür aber durch auffallende<br />

Farben aus. Solche Lockfarben sind vor<br />

allem Rottöne, aber auch Gelb, Weiß, Blau;<br />

auch kann die Wirkung weniger intensiver Farben<br />

durch Kontraste verstärkt werden (z. B.<br />

Schwarz gegen rotes Herbstlaub).<br />

Tab, 7; An Endozoochorie angepaßte Diasporen, Beeren-Typ.<br />

Diaspore Fleisch Schale Keim Beispiele<br />

Same Sarkotesta Sklerotesta Samen-<br />

Inneres<br />

Beere<br />

- einkernig Perikarp Testa Samen-<br />

Inneres<br />

- mehrkernig Perikarp Testa Samen-<br />

Inneres<br />

Steinfrucht<br />

- einkernig (Exokarp -F)<br />

Mesokarp<br />

- mehrkemig (Exokarp ■+■)<br />

Mesokarp<br />

Blütenbecher<br />

Einzel-<br />

Exokarp<br />

Ginkgo, Magnolia, Paeonia<br />

Melocanna, Persea, Phoenix<br />

Actaea, AcHnidia, Carica, Convallaria,<br />

Cucumis, Ribes, Solanum, Vaccinium,<br />

Vitis<br />

Endokarp Same Mangifera, Prunus, Olea, Viburnum<br />

Einzel-<br />

Endokarpien<br />

Sammelfrucht<br />

- mit Nussfrüchtchen<br />

- mit Steinfrüchtchen<br />

Einzel-<br />

Perikarp<br />

Einzel-<br />

Endokarp<br />

Same<br />

Same<br />

Same<br />

Arctous, Comus, Empetrum, Ilex, He<strong>der</strong>á,<br />

Rhamnus, Sambucus<br />

Rosa, Cotoneaster, Mespilus<br />

Rubus<br />

Scheinfrucht<br />

- gymnosperm Zapfenschuppen<br />

Testa<br />

Samen- Ephedra, Juniperus<br />

Inneres<br />

- angiosperm Perigonien Perikarpien Samen Morus<br />

Fruchtstandsachse<br />

Perikarpien Samen Ficus<br />

(hohl)


Transport <strong>der</strong> Diasporen 21<br />

Die Bereitstellung <strong>der</strong> Vogel-Diasporen erfolgt<br />

gewöhnlich an <strong>der</strong> Pflanze. Ihre Größe ist<br />

in Mitteleuropa meist so begrenzt, daß sie von<br />

den Vögeln als ganzes geschluckt werden können.<br />

Dabei lassen sich jahreszeitliche Unterschiede<br />

<strong>der</strong> Konsistenz beobachten: im Sommer,<br />

zur Zeit größten Nahrungsangebotes reifende<br />

Früchte sind meist kurzlebig, weich, saftig<br />

und wohlschmeckend; im Herbst reifende<br />

sind dagegen oft weniger attraktiv, fest und geschmacklos,<br />

sie bleiben aber länger an <strong>der</strong> Pflanze<br />

und werden schließlich trotzdem gefressen<br />

(manche sog. „Wintersteher“ scheinen jedoch so<br />

schlecht zu schmecken, daß sie trotz auffallen<strong>der</strong><br />

Farbe nur im äußersten Notfall angenommen<br />

werden, z. B. Vihurnum opulus). In den<br />

Feuchttropen, wo Saft-Diasporen (vor allem<br />

Früchte) das ganze Jahr über zur Verfügung stehen,<br />

gibt es viele hierauf spezialisierte Vogelarten;<br />

hier sind auch große, vielkernige Früchte<br />

häufig, die von den Vögeln in Stücken verzehrt<br />

werden.<br />

Bei den Säugetieren spielt die Anlockung<br />

durch den Duft oft eine große Rolle, hingegen<br />

können die Farben eher unauffällig sein (beson<strong>der</strong>s<br />

für Nachttiere). Da Säuger kauende Mundwerkzeuge<br />

besitzen, ist die Größe <strong>der</strong> Diasporen<br />

unwesentlich; im Durchschnitt sind sie größer<br />

als bei Vögeln. Die Bereitstellung erfolgt in Mitteleuropa<br />

gewöhnlich durch einfaches Abfallen<br />

auf dem Boden, in den Tropen jedoch oft auch<br />

an <strong>der</strong> Pflanze: so in Baumkronen (Konsumenten<br />

z. B. Affen), am Grunde von Baumstämmen<br />

(kaulikarp, für Bodentiere) o<strong>der</strong> an langen<br />

Stielen herabhängend (für Fle<strong>der</strong>mäuse).<br />

Ein Spezialfall, <strong>der</strong> als Merkwürdigkeit erwähnt sei,<br />

ist die Endozoochorie durch Fische im tropischen<br />

Amazonasgebiet. Im dortigen Auenwald (Värzea),<br />

dessen Boden monatelang meterhoch überschwemmt<br />

ist, fruchten viele Bäume während <strong>der</strong> Hochwasserperiode.<br />

Ihre Saft-Diasporen schwimmen an <strong>der</strong> Wasseroberfläche<br />

und werden von Fischen verzehrt. Für<br />

etwa 50 Fischarten, die teils in ganzen Schwärmen<br />

auftreten, wurde festgestellt, daß sie regelmäßig Diasporen<br />

von ca. 100 Pflanzenarten fressen (z. B. wurden<br />

im Magen eines 25 kg schweren Welses 60 Palmenffüchte<br />

gefunden) und die Kerne wie<strong>der</strong> ausscheiden.<br />

Einige Fischarten aus <strong>der</strong> Piranha-Verwandtschaft betätigen<br />

sich allerdings auch im Sinne <strong>der</strong> Dyszoochorie<br />

(Goulding 1983).<br />

Im übrigen ist die skizzierte Differenzierung<br />

nach Tiergruppen keineswegs festgelegt: beson<strong>der</strong>s<br />

Diasporen, die nach ihren Merkmalen eindeutig<br />

als „vogelorientiert“ erscheinen, können<br />

genauso häufig von Säugern aufgenommen werden.<br />

Vielfach werden Saft-Diasporen auch von<br />

Tieren verzehrt, die an sich auf Fleischnahrung<br />

spezialisiert sind (Carnivora, Accipitridae)-. so<br />

nehmen Bären und Füchse viele Beeren als Zusatznahrung<br />

auf, und vor allem protein- o<strong>der</strong><br />

ölhaltige Früchte können auch einen größeren<br />

Nahrungsanteil ausmachen (z. B. Avocado bei<br />

Katzen und Jaguaren, Olpalme bei Geiern und<br />

Adlern).<br />

Wie erwähnt, wird durch die Mund- und<br />

Darmpassage die Schale <strong>der</strong> Kerne zumindest<br />

außen beschädigt, was einerseits eine Erleichterung<br />

<strong>der</strong> Keimung bedeuten kann; an<strong>der</strong>erseits<br />

führt es meist bei einem Teil <strong>der</strong> Diasporen zum<br />

Verlust <strong>der</strong> Keimfähigkeit.<br />

Die Wirksamkeit <strong>der</strong> Endozoochorie für die<br />

Nahausbreitung liegt auf <strong>der</strong> Hand. Ob es auch<br />

zum Transport über weitere Strecken kommt,<br />

hängt sowohl von <strong>der</strong> Beweglichkeit <strong>der</strong> Tiere<br />

als auch von <strong>der</strong> Zeit ab, die die Diaspore im<br />

Tier verbleibt. Bei Vögeln ist zwar die Beweglichkeit<br />

groß, aber die Verdauung erfolgt meist<br />

recht schnell, eine Darmpassage dauert oft nur<br />

Vj Stunde. Verlängert werden kann die Zeit<br />

durch Aufbewahrung <strong>der</strong> Diasporen im Kropf<br />

(zuweilen bis zu 2 Wochen). In Mitteleuropa ist<br />

die Transportweite jahreszeitlich verschieden: im<br />

Frühsommer, wenn die Vögel reviertreu sind,<br />

nur wenige 100 m; im Herbst zur Zeit des Vogelzuges<br />

können dagegen mehrere bis viele km<br />

überbrückt werden. Bei Säugetieren, vor allem<br />

größeren, kann die Darmpassage oft mehrere<br />

Tage dauern. Bei den wan<strong>der</strong>nden Herdentieren<br />

<strong>der</strong> Graslän<strong>der</strong> kann das zum Transport über<br />

viele km führen, nicht aber bei Waldbewohnern<br />

mit ihren meist begrenzten Revieren.<br />

In M itteleuropa gehören zu den Endozoochoren<br />

vor allem viele Sträucher und Kleinbäume;<br />

doch gibt es daneben auch eine Reihe<br />

von Waldbodenpflanzen.<br />

Synzoochorie<br />

Hier benutzen die Tiere die Diasporen zwar<br />

ebenfalls als Nahrung, aber die Keime selbst<br />

passieren nicht den Darm, son<strong>der</strong>n werden als<br />

wertlos weggeworfen; ein Transport findet statt,<br />

wenn die Diasporen zunächst zu einem Freßplatz<br />

gebracht werden. Für die Tiergruppen <strong>der</strong><br />

Vögel und Säugetiere läßt sich diese Transportart<br />

von <strong>der</strong> Endozoochorie kaum trennen:<br />

sie ist oft Begleiterscheinung, etwa wenn kleine


22 Verbreitungsökologie<br />

Tiere sich an Diasporen heranmachen, die eigentlich<br />

für größere „bestimmt“ sind. Vor allem<br />

gilt das für Saft-Diasporen mit einzelnem<br />

sehr großem Kern; solche sind beson<strong>der</strong>s in tropischen<br />

Bereichen verbreitet (z. B. Mango, Avocado).<br />

Die Anpassungen sind dieselben wie bei<br />

<strong>der</strong> Endozoochorie; die Wirksamkeit beschränkt<br />

sich jedoch auf geringe Entfernungen.<br />

Ein Spezialfall, <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Erwähnung<br />

verdient (und auch sehr detailliert untersucht<br />

ist), ist die M yrmekochorie, d. h. die Verbreitung<br />

durch Ameisen (vgl. S ernan<strong>der</strong> 1906,<br />

B resinsky 1963). Obwohl im Prinzip den bisher<br />

behandelten entsprechend, sind die Anpassungen<br />

hier doch sehr spezifisch. Die Anlockung<br />

<strong>der</strong> Ameisen erfolgt durch Duftstoffe, meist freie<br />

ungesättigte Fettsäuren (Ölsäuren, z. B. Rizinolsäure).<br />

Als Nahrung werden Zucker, Fette<br />

und Vitamine (z. B. Bi, C) angeboten. Die Diasporen,<br />

die verständlicherweise klein sind, sind<br />

zuweilen beerenartig gebaut. Meist entsprechen<br />

sie aber dem Arillus-typ, wobei einem glatten,<br />

harten, unverletzlichen Kern ein weicher, meist<br />

weißlicher „Ölkörper“, das Eläosom, ansitzt, das<br />

die Nährstoffe enthält (Abb. 8). Die morpholo­<br />

gische Wertigkeit des Eläosoms ist sehr unterschiedlich<br />

(Tab. 8). Die Bereitstellung erfolgt entsprechend<br />

dem Lebensraum <strong>der</strong> Ameisen: in<br />

Mitteleuropa meist auf dem Boden durch Auso<strong>der</strong><br />

Abfallen bzw. durch auf dem Boden liegende<br />

Behälter; in den Tropen, wo viele Epiphyten<br />

durch Baumameisen verbreitet werden,<br />

bleiben die Diasporen oft bis zur Abholung an<br />

<strong>der</strong> Mutterpflanze. Häufig transportieren die<br />

Ameisen die Diasporen zunächst als Ganzes in<br />

ihre Bauten, verwerten dort die Ölkörper und<br />

schaffen die Kerne als Abfall wie<strong>der</strong> hinaus;<br />

doch können diese auch schon unterwegs zurückgelassen<br />

werden.<br />

Die Wirksamkeit beschränkt sich naturgemäß<br />

auf den Nahbereich: Entfernungen von mehr<br />

als 15 m werden nur selten überschritten (für<br />

Formica rufa werden als Höchstwert 70 m angegeben).<br />

Günstig ist, daß die Keime oft ± im Boden<br />

deponiert werden, so daß die Aussichten<br />

für das Aufkommen des Keimlings beson<strong>der</strong>s<br />

gut sind; dem entspricht es, daß oft nur eine<br />

relativ geringe Diasporenzahl erzeugt wird.<br />

Die mitteleuropäischen Myrmekochoren sind<br />

meist krautige Pflanzen; viele von ihnen sind


Transport <strong>der</strong> Diasporen 23<br />

Tab. 8: Myrmekochore Diasporen (Beispiele aus Mitteleuropa).<br />

Diaspore Eläosom Beispiele<br />

Same<br />

Auswuchs an Mikropyle<br />

o<strong>der</strong> Funikulus<br />

Chelidonium majus, Corydalis cava. Euphorbia amygdaloides,<br />

Helkborus foetidus, Leucojum vemum,<br />

Luzula pilosa, Moehringia trinervia, Polygala vulgaris.<br />

Primula vulgaris, Veronica he<strong>der</strong>ifolia, Viola odorata<br />

Früchtchen Basis des Perikarps Anemone nemorosa. Hepática nobilis, Potentilla alba<br />

Teilfrucht<br />

(Klause)<br />

Oberster Teil <strong>der</strong> Blütenachse<br />

Ajuga reptans, Glechoma he<strong>der</strong>acea, Lamium maculatum,<br />

Nonea lutea. Pulmonaria officinalis<br />

Frucht Basis des Perikarps Centaurea montana. Fumaria officinalis<br />

Griffelbasis<br />

Basis des Perigons<br />

Oberster Teil des Blütenstiels<br />

Basis eines Hochblattes<br />

Carduus nutans, Cirsium acaule<br />

Parietaria officinalis<br />

Thesium alpinum<br />

Carex montana (Schlauch), Knautia arvensis (Vorblatt)<br />

(Teil-)Fruchtstand Teil <strong>der</strong> Fruchtstandsachse Danthonia decumbens. Mélica nutans<br />

Waldbewohner, doch gehören auch einige Akker-<br />

und Wiesenpflanzen dazu (vgl. Tab. 8).<br />

Epizoochorie<br />

Im Gegensatz zu den bisher behandelten Formen<br />

<strong>der</strong> Zoochorie ist die Mitnahme <strong>der</strong> Diasporen<br />

hier, vom Tier her gesehen, rein zufällig.<br />

Von <strong>der</strong> Diaspore her gesehen kann die Anheftung<br />

an das Tier ebenfalls zufällig, unangepaßt,<br />

o<strong>der</strong> aber durch spezielle Anpassungen bedingt<br />

sein.<br />

Unangepaßte Epizoochorie liegt vor, wenn<br />

Diasporen am Tier befestigt werden durch<br />

Sehr kleine Diasporen vor allem von Wasserpflanzen,<br />

die an <strong>der</strong> Oberfläche schwimmen<br />

(z. B. Früchtchen von Alismaplantago, aber auch<br />

vegetative LmwÄ-Exemplare), können durch<br />

Adhäsion mit benetzendem Wasser an Tieren<br />

• mechanisches Hängenbleiben<br />

• Adhäsion mit Wasser<br />

• Ankleben mit Bodensubstanz.<br />

Durch Hängenbleiben größerer vegetativer<br />

Zweigfragmente im Gefie<strong>der</strong> von Wasservögeln<br />

werden viele größere untergetauchte und<br />

schwimmende Wasserpflanzen verbreitet. Zwar<br />

sind die Transportweiten meist gering, für die<br />

Verfrachtung von einem Gewässer zum nächsten<br />

reichen sie aber aus. Beobachtet wurde das<br />

u. a. für Potamogetón, Ceratophyllum und Elodea<br />

canadensis', die sehr rasche Ausbreitung <strong>der</strong> letzteren,<br />

in Europa nur in weiblichen Exemplaren<br />

vorhandenen Art, ist im vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

vielleicht großenteils auf diese Transportart zurückzuführen.<br />

Abb. 9: Splachnum luteum, ganze Pflanze und geöffnete<br />

Kapsel.<br />

Infolge Schrumpfung <strong>der</strong> Kapselwand ragt die Columella<br />

heraus; Näheres im Text. - Aus E ngler 1924f


24 Verbreitungsökologie<br />

Tab. 9: Epizoochore Diasporen.<br />

= Kleb-Diasporen; + = vornehmlich Trampelkletten.<br />

Diaspore Haftmittel Beispiele<br />

Same * Schleim Colchicum autumnale, Juncus effusus<br />

Borstenhaare<br />

Tillandsia spec.<br />

Früchtchen Griffel Geum urbanum. Ranunculus uncinatus<br />

Hakenemergenzen<br />

Ranunculus arvensis<br />

Teilfrucht Borstenhaare Osmorhiza chilensis<br />

Hakenhaare und -emergenzen Caucalis microcarpa, Cynoglossum officinale, Galium<br />

triflorum, Hackelia diffusa, Pavonia communis,<br />

Sanicula europaea<br />

Frucht Klebrige Drüsenhaare Adenocaulon bicolor, Salvia glutinosa (Kelch)<br />

Griffel<br />

Astragalus curvirostris, Rhynchospora alba<br />

Hakenhaare<br />

Circaea alpina. Myosotis arvensis (Kelch)<br />

Hakige und dornige Emergenzen Acaena lechleriana. Agrimonia eupatoria. Astragalus<br />

epiglottis, Eidens frondosa, Harpagophytum procumbens,<br />

Medicago polymorpha, + Tribuías terrestris<br />

Verdornte Kelch- o<strong>der</strong> Perigonblätter<br />

Verdornte Teile des Mesokarps<br />

+ Acicarpha tribuloides, + Bassia muricata, + Calycera<br />

spec.<br />

Proboscidea lutea<br />

Fmcht mit * Klebrige Drüsenhaare auf Linnaea borealis<br />

Zusatzorganen Hochblättern<br />

Schnabel am Schlauch<br />

Carex muricata, C. rostrata<br />

Hakige Rhachilla<br />

Uncinia lechleriana<br />

Fruchtstand Verdornte Hochblätter Arctium lappa, + Cenchrus longispinus, Rhagadiolus<br />

bzw. Schein-<br />

stellatus, -t Xanthium strumarium<br />

frucht Granne an Grasährchen Stipa setacea<br />

Tote Pflanzen Klebrige Drüsenhaare Cerastium glutinosum, Saxifraga tridactylites<br />

o<strong>der</strong> Teile Hakenhaare<br />

Galium aparine<br />

davon<br />

haften. Das wirkt zwar nur kurze Zeit bis zum<br />

Verdunsten des Wassers, kann aber bei Wasservögeln<br />

ebenfalls für den Transport zum nächsten<br />

Gewässer genügen.<br />

Weitaus größere, ja weltweite Transportleistungen<br />

sind aber durch das Ankleben kleiner,<br />

körnerartiger Diasporen zusammen mit<br />

Schlamm, feuchter Erde u. dgl. an Tieren möglich.<br />

Sie können lange haften bleiben, zuweilen<br />

monatelang. So wurden in Erde, die man von<br />

Vogelfüßen ablöste, Samen und Früchte zahlreicher<br />

Sumpfpflanzen gefunden (z. B. Glyceria<br />

fluitansjuncus bufonius, Lythrum salicaria, Rorippa<br />

amphibia, Verónica anagallis-aquatica), aber auch<br />

Diasporen von Ackerpflanzen traten auf Entsprechendes<br />

gilt natürlich auch für die Füße von<br />

Säugern. Näheres zur Wirksamkeit am Ende des<br />

nächsten Abschnittes.<br />

Bei angepaßter Epizoochorie unterscheidet<br />

man je nachdem, wie das Anhaften <strong>der</strong> Diasporen<br />

am Tier bewirkt wird, 3 Diasporentypen:<br />

• Kleb-Diasporen<br />

• Fellkletten<br />

• Trampelkletten.<br />

Die Kleb-Diasporen sind meist ziemlich kleine<br />

Samen o<strong>der</strong> Früchte, die mit Hilfe klebriger<br />

Substanzen haften. Die Klebsubstanz findet sich<br />

gelegentlich als Schleim an Samen (<strong>der</strong> sich oft<br />

erst bei Befeuchtung entwickelt und dann eher<br />

<strong>der</strong> Befestigung am Substrat dient); häufiger sind<br />

klebrige Drüsenhaare, die an verschiedenen<br />

Teilen <strong>der</strong> fruchtenden Pflanze auftreten können<br />

(Tab. 9). Die Bereitstellung erfolgt gewöhnlich<br />

an <strong>der</strong> Pflanze; die Diasporen müssen sich<br />

durch die Tiere - meist Vögel o<strong>der</strong> Säuger -


Transport <strong>der</strong> Diasporen 25<br />

leicht ablösen lassen. Die Dauer des Verbleibens<br />

am Tier ist je nach Art <strong>der</strong> Klebsubstanz unterschiedlich.<br />

Zugleich <strong>der</strong> Befestigung am Tier (Vogel) und am Zielort<br />

(Baum) dienen Klebsubstanzen bei manchen<br />

epiphytisch lebenden Pflanzen. Bei <strong>der</strong> Beere <strong>der</strong> an<br />

sich aufEndozoochorie ausgerichteten Mistel (Viscum)<br />

ist <strong>der</strong> innere Teil <strong>der</strong> Fruchtwand eine Klebmasse, die<br />

selbst die Passage des Vogeldarms übersteht; <strong>der</strong> Kern<br />

kann daher sowohl vor als auch nach dem Fressen an<br />

Aste angeklebt werden, kann aber auch außen auf dem<br />

Vogel transportiert werden. Ähnliches gilt für die<br />

epiphytische Kakteengattung Rhipsalis, bei <strong>der</strong>en äußerlich<br />

<strong>der</strong> Mistelfrucht ähnelnden Beeren zahlreiche<br />

Samen in einer extrem klebrigen Pulpa liegen (Rhipsalis<br />

ist die einzige auch außerhalb Amerikas vorkommende<br />

Kakteengattung).<br />

Als Merkwürdigkeit sei noch die Laubmoosgattung<br />

Splachnum erwähnt. Normalerweise werden Moossporen<br />

durch den Wind verbreitet. Die Splachnum-<br />

Arten haben jedoch eine spezielle Ökologie: sie wachsen<br />

auf verrottendem Kuhmist u. ä. Tierexkrementen.<br />

Da solche Standorte ephemer sind, ist es zweckmäßig,<br />

daß die Sporen gezielt übertragen werden. Sie sind<br />

klebrig und haften daher nach Vertrocknen <strong>der</strong> Kapselwand<br />

zunächst an <strong>der</strong> Columella (Abb. 9, S. 23). Zusätzlich<br />

strömen sie einen kotartigen Geruch aus und<br />

locken dadurch Mistfliegen an, an denen sie kleben<br />

bleiben und so leicht auf den nächsten, frischen Kuhfladen<br />

gelangen.<br />

Bei den Fellkletten, die den Hauptanteil <strong>der</strong><br />

epizoochoren Diasporen ausmachen, wird die<br />

Befestigung am Fell von Säugetieren bzw. Gefie<strong>der</strong><br />

von Vögeln durch haken-, seltener auch<br />

V|<br />

w<br />

1 A f c :<br />

Abb 10: Epizoochore Diasporen.<br />

Borstenhaare: 1 Omorhiza chilensis\ Hakenhaare: 2 Circaea alpina, 3 Galium triflorum’, Griffel als Haken (Früchtchen):<br />

4 Ranunculus uncinatus, 5 Geum urbanum', Rhachilla als Haken: 6 Uncinia lechkriana (Frucht mit Zusatzorgan);<br />

Einzelne Emergenzen als Wi<strong>der</strong>haken: 7 Bickns frondosa, 8 Pavonia communis (Teilfrucht), 9 Acaena<br />

lechkriana-. Zahlreiche, hakige o<strong>der</strong> dornige Emergenzen: 10 Ranunculus arvensis (Früchtchen), 11 Hackelia diffusa<br />

(Klause), \2 Medicagopolymorpha, 13 Caucalis microcarpa, 14 Agrimoniaeupatoria, \5 Harpagophytumprocumbens-,<br />

Dornen aus Hochblättern (Scheinfrucht): 16 Cenchrus longispinus, 17 Xanthium strumarium. - Früchte, soweit<br />

nicht an<strong>der</strong>s angegeben. - Quellen: 14, 7, 10, 11, 13, 16, 17 Hitchcock etc. 1955f; 5 Troll 1954f; 6, 9, 12<br />

Correa 1969L; 8, 14 Tachtad2ian 1980f; 15 Engler 1910f


26 Verbreitungsökologie<br />

1<br />

ü<br />

-■<br />

nadelartige Fortsätze erreicht. Hier gibt es eine<br />

große Vielfalt von konvergenten Anpassungen<br />

auf unterschiedlichster morphologischer Grundlage:<br />

die Diasporen können Samen, Früchte o<strong>der</strong><br />

Scheinfrüchte sein, die Verbreitungsmittel sind<br />

z. B. Trichome, Emergenzen, metamorphosierte<br />

Blätter o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Anthese umfunktionierte<br />

Griffel (Abb. 10, Tab. 9). Die Bereitstellung<br />

erfolgt an <strong>der</strong> Mutterpflanze, und zwar oberhalb<br />

des Erdbodens (bei Krautigen oft an <strong>der</strong><br />

Spitze o<strong>der</strong> entlang des nach <strong>der</strong> Anthese verlängerten<br />

Sprosses, wo sie von den Tieren abgestreift<br />

werden).<br />

Die sog. Trampelkletten sind zwar relativ selten,<br />

aber dafür umso auffälliger. Es handelt sich<br />

meist um ziemlich große Diasporen, die auf dem<br />

Boden liegen (durch Herabfallen, o<strong>der</strong> meist als<br />

Früchte kriechen<strong>der</strong> Bodenpflanzen bereits auf<br />

dem Boden erzeugt), eine sehr feste, verholzte<br />

Schale haben und mit harten, spitzen Dornen<br />

o<strong>der</strong> W i<strong>der</strong>haken bewehrt sind (Abb. 10,<br />

Tab. 9). Mit <strong>der</strong>en Hilfe werden sie in die Füße<br />

von Säugetieren eingetreten und können dort<br />

wochenlang haften bleiben, wobei die Tiere erhebliche<br />

Verletzungen und Entzündungen erleiden<br />

können. Sie kommen hauptsächlich in<br />

Graslän<strong>der</strong>n und Halbwüsten vor.<br />

Für die Wirksamkeit <strong>der</strong> Epizoochorie ist es<br />

ein großer Vorteil gegenüber <strong>der</strong> Endozoochorie,<br />

daß die Diasporen nicht die Tiere nach<br />

einer bestimmten Zeit automatisch wie<strong>der</strong> verlassen.<br />

So können Diasporen im Fell wan<strong>der</strong>n<strong>der</strong><br />

Großsäuger über weite Strecken verfrachtet<br />

werden. Die weitesten Transportdistanzen werden<br />

aber mit Hilfe von Zugvögeln erreicht.<br />

Bei Zugvögeln wurden Zuggeschwindigkeiten von 60-<br />

80 km/h nachgewiesen; dabei kommt es in manchen<br />

Fällen zu ununterbrochenen Flügen von bis zu 10<br />

Tagen, d. h. es ist ein Flug ohne Landung von <strong>der</strong><br />

gemäßigten Zone <strong>der</strong> Nord- bis in die <strong>der</strong> Südhalbkugel<br />

möglich (Luftlinien-Entfernung von 45°N<br />

bis 45°S ca. 10000 km). Beson<strong>der</strong>s günstig sind die<br />

Bedingungen bei Sumpfvögeln: da diese am Zielort<br />

ebenso wie bei Zwischenlandungen wie<strong>der</strong> Sümpfe<br />

aufsuchen, gelangen die Diasporen leicht an die geeigneten<br />

Standorte. Dementsprechend haben eine<br />

ganze Reihe von holarktischen Sumpf- und Wasserpflanzen<br />

disjunkte Arealteile in den Zielgebieten <strong>der</strong><br />

Zugvögel auf <strong>der</strong> Südhalbkugel (z. B. Lythrum salicaria,<br />

Ranunculus aquatilis). Entsprechendes gibt es aber auch<br />

bei Pflanzen an<strong>der</strong>er Standorte. Ein beson<strong>der</strong>s gut<br />

bekanntes Beispiel ist die Arealdisjunktion vieler Arten<br />

o<strong>der</strong> nahe verwandter Artenpaare zwischen den<br />

Westküsten Nord- und Südamerikas (British Columbia<br />

- Kalifornien / Chile - Patagonien; Abb. 11). Die<br />

nähere Untersuchung von 106 <strong>der</strong>artigen Sippen ergab,<br />

daß 53 epizoochor sind mit Klett-Diasporen, 21<br />

dsgl. mit kleinen Kleb-Diasporen, und 20 wahrscheinlich<br />

unangepaßt epizoochor (Diasporen sehr klein,<br />

meist Sumpfpflanzen); nur für 12 scheinen eher an<strong>der</strong>e<br />

Verbreitungsweisen (Endozoochorie?) in Frage zu<br />

kommen. In allen Fällen mußte man mit direktem<br />

Ferntransport rechnen, da eine etappenweise Ausbreitung<br />

mit Zwischenstationen („Hüpfen“ über Berggipfel)<br />

aus standörtlichen Gründen unwahrscheinlich war<br />

(CoNSTANCE 1963, Raven 1963).<br />

Anemochorie<br />

Abb. 11: Verbreitung von Osmorhiza chilensis.<br />

Nach Hitchcock etc. 1955f, Brown etc. 1983.<br />

Neben den verschiedenen Formen <strong>der</strong> Zoochorie<br />

ist die Anemochorie die zweite Transportart<br />

von sehr großer Bedeutung.<br />

Zunächst einige Bemerkungen zum Transportagens.<br />

Hier ist zu unterscheiden zwischen horizontalen<br />

und vertikalen Strömungen; für den<br />

Transport sind beide Komponenten wichtig.<br />

Die Stärke des Horizontalwindes nimmt mit<br />

<strong>der</strong> Höhe über dem Boden zu. So beträgt die<br />

mittlere Windgeschwindigkeit im Jahresdurchschnitt<br />

in Mitteleuropa in offenem Gelände in<br />

2 m Höhe etwa 3 m/s, in 100 m Höhe ist sie<br />

doppelt, in 500 m schon etwa 3mal so hoch.<br />

Die Höchstgeschwindigkeit bei Orkanen liegt<br />

im Bereich von 40-55 m/s, in einzelnen Böen<br />

kann sie sogar über 70 m/s erreichen.<br />

Die vertikal gerichteten Aufwinde können<br />

unterschiedliche Ursachen haben. Thermische


Transport <strong>der</strong> Diasporen 27<br />

Aufwinde werden durch die Erwärmung <strong>der</strong> bodennahen<br />

Luftschichten bei Strahlungswetter<br />

erzeugt. Ihre Geschwindigkeit ist am Boden gering<br />

(meist unter 1 m/s), kann aber in <strong>der</strong> Höhe<br />

bis auf 15 m/s anwachsen; unter Cumulus- und<br />

Cumulonimbus-Wolken kann <strong>der</strong> aufsteigende<br />

Luftstrom bis über 6000 m Höhe hinauf reichen.<br />

Dynamische Aufwinde entstehen bei stärkerem<br />

Horizontalwind durch Turbulenzen. Ihre Geschwindigkeit<br />

kann auch am Boden - hier oft<br />

durch Hin<strong>der</strong>nisse verstärkt - erheblich sein und<br />

etwa <strong>der</strong> des Horizontalwindes entsprechen.<br />

Bei Orkanen und Wirbelstürmen ist durch<br />

die Kombination extrem starker Horizontal- und<br />

Aufwinde <strong>der</strong> Transport von Diasporen ± je<strong>der</strong><br />

Art und Größe möglich. Man hat beobachtet,<br />

daß Erde und Steine bis zu 80 km weit verfrachtet<br />

wurden. Natürlich werden bei solchen singulären<br />

Ereignissen zahlenmäßig nur wenige<br />

Diasporen erfaßt; doch kann es für manche Sippen<br />

die einzige Chance zur Fernausbreitung<br />

sein.<br />

Von solchen Extremfällen abgesehen, kann<br />

<strong>der</strong> Windtransport in zwei Formen unterglie<strong>der</strong>t<br />

werden.<br />

Chamäanemochorie<br />

Hierbei treibt <strong>der</strong> Wind die Diasporen auf <strong>der</strong><br />

Bodenoberfläche entlang. Das ist in effektiver<br />

Weise nur in offenem Gelände möglich (also<br />

nicht im Wald). Zusätzlich muß das offene<br />

Gelände den Diasporen einen möglichst geringen<br />

Wi<strong>der</strong>stand bieten; das kann entwe<strong>der</strong><br />

durch eine glatte Bodenoberfläche ermöglicht<br />

werden, o<strong>der</strong> dadurch, daß die Diasporen sehr<br />

groß sind, größer als die hemmenden Unebenheiten<br />

des Bodens.<br />

Eine glatte Bodenoberfläche kann durch das<br />

Fehlen von Vegetation bedingt sein; sie kann<br />

aber auch temporär durch eine geschlossene<br />

Schneedecke erzeugt werden. In beiden Fällen<br />

können bei größeren Windstärken die verschiedensten<br />

Diasporen verfrachtet werden. Schneedecken<br />

sind beson<strong>der</strong>s günstig; aus Tundren und<br />

alpinen Gebieten gibt es hierzu eine Reihe genauer<br />

Beobachtungen.<br />

Auffälliger und daher allgemeiner bekannt ist<br />

die zweite Möglichkeit. Als Diasporen, sogenannte<br />

Steppenläufer (auch Steppenhexen genannt),<br />

fungieren hier ganze Fruchtstände o<strong>der</strong><br />

größere abgestorbene Pflanzenteile bzw. ganze<br />

Pflanzen, die mit Früchten besetzt sind. Sie haben<br />

eine ± rundliche Form und sind bei großem<br />

Volumen doch relativ leicht. So können<br />

sie von stärkeren Winden losgerissen und über<br />

weite Strecken auf dem Boden entlang gerollt<br />

werden, wobei sie nach und nach ihre Früchte<br />

bzw. Samen ausstreuen. Solche Steppenläufer<br />

sind in Grasland- und Halbwüstengebieten in<br />

aller Welt beobachtet worden, so z. B. in O-Europa<br />

Centaurea diffusa, Eryngium campestre, Goniolimon<br />

tataricum, Phiomis herba-venti, Rapistrum<br />

perenne, Seseli tortuosum.<br />

M eteoranemochorie<br />

Für die „normale“ Form <strong>der</strong> Anemochorie, den<br />

Transport durch die Luft, ist es notwendig, daß<br />

die Diasporen in den Luftraum gelangen, um<br />

dort vom Horizontalwind erfaßt zu werden. Am<br />

leichtesten geschieht das bei Baumdiasporen<br />

durch einfaches Abfallen; bei am Boden entstandenen<br />

Diasporen ist hingegen die Mitwirkung<br />

von Aufwinden notwendig. Diese sind aber<br />

für alle Diasporen wichtig, weil sie sie in höhere<br />

Luftschichten mit größeren Windgeschwindigkeiten<br />

beför<strong>der</strong>n können.<br />

Da die Schwerkraft den Aufwinden entgegenwirkt,<br />

ist die Grundvoraussetzung für den Transport<br />

eine möglichst geringe Sinkgeschwindigkeit.<br />

Um ihre Herabsetzung zu erreichen,<br />

haben sich zahlreiche, oft sehr auffallende Anpassungen<br />

entwickelt. Danach unterteilt man die<br />

meteoranemochoren Diasporen traditionell in<br />

5 Typen, die sich nicht nur in ihrem Aussehen,<br />

son<strong>der</strong>n auch in ihrer Wirkungsweise und Effektivität<br />

unterscheiden:<br />

Staubflieger<br />

Ballonflieger<br />

Schirmflieger<br />

Gleitflieger<br />

Schraubenflieger.<br />

Staubflieger sind Diasporen, die sehr klein und<br />

leicht sind und daher ohne beson<strong>der</strong>e Anpassungen<br />

schon von den leichtesten Aufwinden<br />

hochgehoben werden können. Hierher gehören<br />

die Sporen <strong>der</strong> Luft-Kryptogamen (Farne, Moose,<br />

Pilze). Sie gelangen leicht in große Höhen<br />

(mehrere 1000 m) und werden dort von Höhenströmungen<br />

verbreitet. Dementsprechend gibt<br />

es unter ihnen einen hohen Anteil an Kosmopoliten<br />

(vgl. S. 102, 104); begrenzen<strong>der</strong> Faktor<br />

für die Ausbreitung ist hier - abgesehen von den<br />

Standortsansprüchen - weniger die Flugweite als


28 Verbreitungsökologie<br />

Abb. 12: Staubflieger-Samen.<br />

Orchidaceac. 1 Gymnadenia campea, 2 Coeloglossum<br />

viride\ Droseraceae\ 3 Drosera rotundifolia\ Pyrolaceae:<br />

4 Morieses uniflora. - Quellen: 1, 2, 4 Salisbury 1942;<br />

3 Müller-Schnei<strong>der</strong> 1977.<br />

die Lebensdauer und Austrocknungsresistenz<br />

<strong>der</strong> Sporen, die häufig nicht ausreicht, um die<br />

gegebenen Transportmöglichkeiten voll ausnutzen<br />

zu können.<br />

Daneben gibt es aber auch Blütenpflanzen, <strong>der</strong>en<br />

Diasporen - hier Samen - so klein sind, daß<br />

sie auf diese Weise verbreitet werden können.<br />

Ihre Kleinheit ist Folge starker Reduktion aller<br />

Teile (Testa, Endosperm, meist auch Embryo;<br />

Abb. 12). Am weitesten geht die Reduktion bei<br />

den Orchideen: hier besteht <strong>der</strong> Embryo nur<br />

aus wenigen Zellen und enthält keinerlei Reservestoffe,<br />

so daß er für die Keimung auf die<br />

Mithilfe von Mykorrhizapilzen angewiesen ist.<br />

Solche Staubsamen wiegen meist nur zwischen<br />

1 und 10 pg, ihre Sinkgeschwindigkeit beträgt<br />

2-5 cm/s. Ihre Bereitstellung erfolgt oft in Kapseln<br />

mit seitlichen Spalten, die meist xerochas<br />

sind, d. h. sich nur bei trockenem Wetter öffnen;<br />

außerdem sind die frischen Samen oft<br />

unbenetzbar und haften daher nicht aneinan<strong>der</strong>.<br />

Außer bei den Orchideen gibt es solche<br />

Staubsamen auch bei an<strong>der</strong>en Gruppen mit<br />

obligater Mykorrhiza (Pyrolaceen, Ericaceen),<br />

ferner bei solchen mit spezieller Ernährungsweise,<br />

z. B. parasitischen Scrophulariaceen, Orobanchaceen,<br />

auch bei Droseraceen (hier begünstigt<br />

das Auftreten einer großen Zahl kleiner,<br />

leicht zu verbreiten<strong>der</strong> Samen wohl das Auffmden<br />

<strong>der</strong> wenig ausgedehnten geeigneten Standorte).<br />

Ein aktuelles Beispiel für den Ferntransport<br />

solcher Staubsamen ist das Auftreten mancher<br />

Pyrolaceen und Orchideen (z. B. Goodyera<br />

repens) aus <strong>der</strong> borealen Nadelwaldzone in künstlichen<br />

Kiefernforsten in Nordwestdeutschland,<br />

wo sie früher nicht vorkamen.<br />

Bei den vier übrigen Typen handelt es sich<br />

um größere Diasporen mit speziellen Anpassungen.<br />

Bei den Ballonfliegern bestehen diese darin,<br />

daß durch lufterfüllte Hohlräume das spezifische<br />

Gewicht herabgesetzt wird. Off sind es<br />

blasig aufgetriebene Früchte (z. B. Colutea,<br />

Physocarpus\ Anthyllis mit blasigem Kelch), die<br />

im Innern große einheitliche Lufträume enthalten,<br />

o<strong>der</strong> es kann <strong>der</strong> Kern <strong>der</strong> Diaspore rings<br />

herum von einem Haarkleid umhüllt sein (Samen<br />

von Gossypium, Ceiba pentandrd), in dem<br />

sich natürlich viel Luft befindet (solche Haarballen<br />

können auch entstehen, wenn mehrere<br />

Diasporen des folgenden Typs miteinan<strong>der</strong> verklumpen).<br />

Die Wirksamkeit dieser Eigenschaften<br />

ist recht unspezifisch und meist wenig erfolgreich;<br />

beson<strong>der</strong>s die in <strong>der</strong> Literatur oft genannten<br />

großen „aufgeblasenen“ Früchte, etwa<br />

von Colutea, werden womöglich eher im Sinne<br />

<strong>der</strong> Chamäanemochorie transportiert.<br />

Sehr viel effektiver sind die Schirmflieger,<br />

zahlenmäßig weitaus die größte Gruppe <strong>der</strong><br />

Anemochoren. Solche Diasporen bestehen aus<br />

einem ziemlich kleinen, festen, den Schwerpunkt<br />

enthaltenden Kern und einem sehr viel<br />

größeren ± einseitigen, haarigen Anhängsel.<br />

Durch diese Konstruktion erhalten sie eine definierte<br />

Lage in <strong>der</strong> Luft und bieten den Aufwinden<br />

gute Angriffspunkte. Nach seiner Form<br />

wird das Anhängsel als Fe<strong>der</strong>schweif (längliche<br />

Achse mit abstehenden Haaren), Haarschopf<br />

(einseitiges, dichtes, pinselartiges Haarbüschel)<br />

o<strong>der</strong> Fallschirm (wie Haarschopf, aber Haare<br />

schirmartig ausgebreitet, bei höchstspezialisierten<br />

mit stielartigem Schnabel) bezeichnet<br />

(Abb. 13). Alle drei Ausbildungen treten bei Sippen<br />

aus zahlreichen Familien und auf unterschiedlicher<br />

morphologischer Grundlage auf<br />

(Tab. 10).<br />

Beson<strong>der</strong>s häufig ist dieser Diasporentyp bei<br />

Pflanzen offener (oft Pionier-) Vegetation, sowohl<br />

krautiger als auch baumförmiger. Die Bereitstellung<br />

erfolgt oft in nach oben offenen<br />

Behältern (Kapseln, Compositen-Körbchen), in<br />

denen die Diasporen leicht vom Aufwind erfaßt<br />

werden können. Bei krautigen Arten wer-


Transport <strong>der</strong> Diasporen 29<br />

11 12 13<br />

Abb. 13: Schirmflieger.<br />

Fe<strong>der</strong>schweif: 1 Pulsatilla patens, 2 Cercocarpus ledifolius, 3 Stipa joannis\ Haarschopf: 4 Epilobium parviflorum,<br />

5 Sdixhumboldtiana, 6 Asckpias curassavica, 1 Arundo donax\ Fallschirm: 8 Valeriana officinalis, 9 Senecio vulgaris,<br />

10 Tillandsia utriculata, 11 Strophanthus hispidas, 12 Taraxacum officinale, 13 Tragopogón pratensis. -4 -6 , 10, 11<br />

Samen; 1 Früchtchen; 2, 8, 9, 12. 13 Früchte; 3, 7 Teilfruchtstände. - Quellen: 1 Hitchcock etc. 1955f ;<br />

2T achtadzian 1980f; 3 M üller-Schnei<strong>der</strong> 1977; 4, 7, 8, 9,11 U lbrich 1928; 5 ,1 2 ,1 3 C orrea 1969f; 6 M orí<br />

etc. 1994; 10 Rauh 1970E


30 Verbreitungsökologie<br />

Tab. 10: Anemochore Diasporen: Schirm-, Gleit- und Schraubenflieger.<br />

Diaspore V erbreitungsmittel Beispiele<br />

Same Haarschopf Asckpias, Epilobium, Populus, Salix, Tamarix,<br />

Tillandsia spp.<br />

Fallschirm<br />

Leucadendron, Strophanthus, Tillandsia utriculata<br />

2 ± seitliche Flügel Catalpa, Tanaecium, Zanonia<br />

± kreisförmiger Flügel Aspidosperma, Gentiana lutea, Lilium giganteum<br />

1 unsymmetrischer Flügel Abies, Picea, Pinus, Prionostemma, Pterygota,<br />

Swietenia<br />

Früchtchen Fe<strong>der</strong>schweif aus Griffel Clematis, Dry as, Geum montanum, Pulsatilla<br />

± kreisförmiger Flügel Anemone narcissiflora<br />

1 unsymmetrischer Flügel Liriodendron<br />

Teilfrucht Fallschirm aus Griffelanteil Pelargonium spp.<br />

± kreisförmiger Flügel Heracleum<br />

1 unsymmetrischer Flügel Acer, Securidaca<br />

unsymmetrisch-zweiflügelig<br />

Ailanthus<br />

Frucht Fe<strong>der</strong>schweif aus Griffel Cercocarpus<br />

Haarschopf aus Kelch (Pappus) Cirsium palustre<br />

- aus Perigon Eriopborum<br />

Fallschirm aus Kelch (Pappus) Senecio spp.. Taraxacum, Tragopogón, Valeriana<br />

2 seitliche Flügel Ainus, Betula, Terminalia<br />

± kreisförmiger Flügel Cbaunochiton, Ptelea, Pterocarpus, Ulmus<br />

1 unsymmetrischer Flügel<br />

Centrolobium, Fraxinus, Myroxylon<br />

als Auswuchs <strong>der</strong> Fmchtwand<br />

- aus Hochblättern Carpinus<br />

Mehrere unsymmetrische Flügel<br />

aus Kelchblättern<br />

Dipterocarpus<br />

Fruchtstand<br />

Fe<strong>der</strong>schweif aus Granne<br />

an Grasährchen<br />

Haarbüschel an Grasährchen<br />

1 unsymmetrischer Flügel aus<br />

Hochblatt<br />

Stipa joannis<br />

Arundo, Corta<strong>der</strong>ia spp.. Mélica ciliata, Phragmites<br />

Tilia<br />

den die Behälter meist durch postflorale Verlängerung<br />

des Stieles in die Höhe gehoben (z. B.<br />

Taraxacum, Tussilago). Da die Behälter meist<br />

xerochas sind und sich die Haare des Flugapparates<br />

bei Feuchtigkeit aneinan<strong>der</strong> legen,<br />

erfolgt <strong>der</strong> Transport nur bei trockenem Wetter.<br />

Die Sinkgeschwindigkeit <strong>der</strong> Diasporen liegt<br />

im Bereich von 10-40 cm /s, so daß sie schon<br />

von leichten Horizontalwinden gut verfrachtet<br />

werden können. Über die tatsächlich erreichten<br />

Flugweiten ist wenig bekannt; sie dürften<br />

aber beträchtlich sein. Ein näher untersuchtes<br />

Beispiel ist Senecio tubicaulis, <strong>der</strong> um 1960 auf<br />

dem trockengelegten Nordostpol<strong>der</strong> im Isselmeer<br />

(Nie<strong>der</strong>lande) Massenbestände ausbildete,<br />

von denen die Diasporen bis nach Mitteldeutschland<br />

flogen, also ca. 400 km weit (vgl.<br />

Runge 1987).<br />

Zu den Gleitfliegern gehören Diasporen unterschiedlicher<br />

Größe (Abb. 14). Sie sind flach<br />

(eben) und symmetrisch gebaut. Der im Vergleich<br />

zum Gesamtumfang kleine Kern, zugleich<br />

Schwerpunkt, liegt auf einer Linie, die die Diaspore<br />

in zwei gleiche Hälften teilt. Meist sind 2<br />

seitliche Flügel vorhanden, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kern ist<br />

rings von einem ± kreisförmigen Flügel umgeben<br />

(Tab. 10). Dadurch wird eine gleitende<br />

Abwärtsbewegung hervorgemfen, wie bei einem<br />

Segelflugzeug; wie bei diesem können Aufwinde<br />

auch zum Aufsteigen führen. Die Sinkgeschwindigkeit<br />

liegt bei 20-70 cm /s; wichtig ist<br />

I


Transport <strong>der</strong> Diasporen 31<br />

Abb. 14: Gleit- und Schraubenflieger.<br />

Gleitflieger: 1 Zanoniajavanica, 2 Tanaecium noctumum, 3 Terminaliaguyanensis, 4 Aspidosperma sandwithianum,<br />

5 Chamochiton kappleri, 6 Ulmus glabra, 7 Pterocarpus erinaceus\ Schraubenflieger: 8 Ailanthus altissima, 9 Picea<br />

abies, Prionoslemma aspera, 11 Pterygotaroxburghii, \Z Acerpseudoplatanus, 13 Securidaca uniflora, Myroxylon<br />

bakamum, 15 Centrolobium robustum, \6 Dipterocarpusretusus, 17 Carpinusbetulus, 18 Tiliaplatyphyllos.- 1 ,2 ,4 , 9,<br />

10, 11 Samen; 8, 12, 13 Teilfrüchte; 3, 5, 6, 7, 14, 15, 16 Früchte, 17 Frucht mit Hochblättern, 18 Fruchtstand<br />

mit Hochblatt. - Quellen: 1 Strasburger etc. 1991; 2, 3,4 , 5 ,1 0 ,1 3 M orí etc. 1994; 6, 8, 9 ,1 2 ,1 7 ,1 8 M üller-<br />

Schnei<strong>der</strong> 1977; 7, 15, 16 Tachtad2ian 1980f.; 11, 14 Ulbrich 1928.


32 Verbreitungsökologie<br />

^ i ^ r-<br />

V ’- H . '. .<br />

aber, daß das Absinken (und ebenso das Aufsteigen)<br />

auch bei fehlendem Horizontalwind zu<br />

einer horizontalen Entfernung von <strong>der</strong> Mutterpflanze<br />

fuhrt. Bei hochwüchsigen Pflanzen kann<br />

diese im Nahbereich beträchtlich sein; tatsächlich<br />

findet sich dieser Diasporentyp hauptsächlich<br />

bei Bäumen und hochwüchsigen Lianen.<br />

Die Bereitstellung erfolgt an <strong>der</strong> Pflanze; zum<br />

Ablösen ist keine große Kraft erfor<strong>der</strong>lich. Diasporen<br />

mit kreisförmigem Flügel sind aerodynamisch<br />

ungünstiger, sie geraten leicht ins Tmdeln<br />

und leiten damit zum letzten Typ über.<br />

Bei diesem, den Schraubenfliegern, handelt<br />

es sich meist um recht schwere Diasporen (von<br />

den angegebenen Beispielen sind nur die meisten<br />

Koniferensamen relativ leicht). Sie sind<br />

unsymmetrisch gebaut mit einem exzentrischen<br />

Kern und einem o<strong>der</strong> mehreren Flügeln, die oft<br />

nicht in einer Ebene liegen bzw. in sich gedreht<br />

sind (Abb. 14, Tab. 10). Dieser Bau führt dazu,<br />

daß beim Herabfallen einfache o<strong>der</strong> komplexe<br />

drehende Bewegungen entstehen, die den Fall<br />

verlangsamen. Das wird aber erst bei größerer<br />

Fallhöhe wirksam (z. B. bei Acer-Arten nach etwa<br />

40 cm, Fraxinus etwa 1 m). Dementsprechend<br />

kommt dieser Typ vorwiegend bei Bäumen vor.<br />

Die Sinkgeschwindigkeit ist trotz <strong>der</strong> Verlangsamung<br />

mit 1 0 0 - 2 0 0 cm /s recht hoch (geringer<br />

nur bei Koniferensamen). Zu einer nennenswerten<br />

horizontalen Verfrachtung (und erst recht<br />

zur Aufwärtsbewegung) kommt es daher erst bei<br />

stärkerem Wind. Dem entspricht die Bereitstellung:<br />

Schraubenflieger-Diasporen haften meistens<br />

ziemlich fest an <strong>der</strong> Mutterpflanze, so daß<br />

sie erst bei höheren Windstärken abgerissen werden,<br />

wenn die Chancen für einen weiteren<br />

Transport günstig sind. Die wenigen direkten<br />

Beobachtungen über erzielte Flugweiten liegen<br />

allerdings nur im Bereich von wenigen km.<br />

c<br />

Hydrochorie<br />

Neben Zoo- und Anemochorie ist die Hydrochorie<br />

die einzige weitere Transportart, mit <strong>der</strong>en<br />

Hilfe wirklicher Ferntransport möglich ist.<br />

Ihre Bedeutung ist aber weitaus geringer, da sie<br />

nur relativ wenige Sippen, bzw. Ausnahmesituationen<br />

betrifft.<br />

Der Wassertransport von Diasporen kann sowohl<br />

in fließenden als auch in stehenden Gewässern<br />

erfolgen, wozwischen aber kein prinzipieller<br />

Unterschied besteht. In <strong>der</strong> Literatur wird<br />

als beson<strong>der</strong>e Form oft <strong>der</strong> Transport durch Regen<br />

als „Ombrohydrochorie“ herausgestellt,<br />

doch handelt es sich dabei letztlich nur um die<br />

Wirkung temporärer Fließgewässer. Eine Unterteilung<br />

erfolgt daher am besten in angepaßte<br />

und unangepaßte Hydrochorie.<br />

Rheohydrochorie<br />

Hier handelt es sich um den Transport von nicht<br />

an das Schwimmen angepaßten Landpflanzen-<br />

Diasporen durch fließendes Süßwasser. Sowohl<br />

Bäche und Flüsse als auch temporäre, durch<br />

Starkregen verursachte Rinnsale und Schichtfluten<br />

können solche Diasporen mit sich führen.<br />

Ein kurzzeitiger Transport im Süßwasser<br />

schadet den meisten nicht.<br />

Bei abfließendem Regenwasser werden die<br />

Diasporen überall da, wo eine Verlangsamung<br />

eintritt, abgesetzt und können nach Versiegen<br />

des Rinnsals keimen. In ebenen Halbwüstengebieten,<br />

wo die ersten Regenfälle nach <strong>der</strong>Trokkenzeit<br />

zu Schichtfluten führen, werden an <strong>der</strong>en<br />

Oberfläche oft zahlreiche kleine Ballon-<br />

Diasporen (in Vor<strong>der</strong>asien z. B. von Astragalus-<br />

A rten) mitgeführt; möglicherweise ist dieser<br />

Diasporentyp in solchen Fällen ebenso stark auf<br />

Wasser- wie auf Lufttransport ausgerichtet.<br />

Nichtangepaßte Diasporen, die in permanente<br />

Gewässer gelangen, gehen dagegen meist zugrunde,<br />

da sie schließlich auf den Boden des<br />

Gewässers sinken. Eine erfolgreiche Verfrachtung<br />

in großem Ausmaße kann aber bei Flußhochwässern<br />

eintreten. Der Schlamm, <strong>der</strong> in den<br />

vorübergehend überschwemmten Bereichen<br />

abgesetzt wird, ist meist sehr diasporenreich.<br />

Viele Arten <strong>der</strong> Flußufer und -auen können sich<br />

auf diese Weise rasch über weite Entfernungen<br />

ausbreiten („Stromtalpflanzen“). In diesen Zusammenhang<br />

gehören auch die „vom Gebirge<br />

herabgeschwemmten“ Alpenpflanzen (z. B.<br />

Linaria alpina) auf den Kiesbänken <strong>der</strong> Voralpenflüsse.<br />

Nautohydrochorie<br />

Hierher gehört zunächst <strong>der</strong> Transport ganzer<br />

vegetativer Schwimmpflanzen durch Flüsse o<strong>der</strong><br />

Meeresströmungen. Auf tropischen Strömen,<br />

z. B. dem Amazonas, finden sich oft riesige Mengen<br />

solcher Schwimmpflanzen, die langsam<br />

flußabwärts treiben (vgl. S. 383^ Durch Meeresströmungen<br />

werden vor allem schwimmen­


Transport <strong>der</strong> Diasporen 33<br />

de Algen (Tange) über weite Strecken verfrachtet.<br />

Während hier die vegetative Pflanze selbst<br />

Diaspore ist, werden natürlich auch ihre eigentlichen<br />

Vermehrungseinheiten (Sporen, Früchte,<br />

Samen, Brutknospen) im Wasser verbreitet.<br />

Im vorstehenden Fall lag die Anpassung an<br />

das Schwimmen bereits bei <strong>der</strong> vegetativen<br />

Pflanze vor. Es gibt aber auch Landpflanzen<br />

(und festsitzende Wasserpflanzen) mit speziellen<br />

Diasporen, die an <strong>der</strong> Wasseroberfläche<br />

schwimmen können. Am einfachsten wird das<br />

ermöglicht bei den sogenannten Leichtgewicht-<br />

Schwimmern. Es sind meist sehr kleine, leichte<br />

Diasporen, die unbenetzbar sind und auf <strong>der</strong><br />

Wasseroberfläche bleiben, weil die Oberflächenspannung<br />

das Einsinken verhin<strong>der</strong>t (z. B. Früchtchen<br />

von Ranunculusßamtnula, Teilfrüchte von<br />

Myosotispalustris-, Achänen von Cirsiumpalustre,<br />

wobei <strong>der</strong> Pappus eine Oberflächenvergrößemng<br />

bewirkt). Diese Methode ist aber wenig effektiv,<br />

da schon eine stärkere Bewegung <strong>der</strong> Wasseroberfläche<br />

zum Sinken führt.<br />

Wirkliche Anpassungen finden sich bei den<br />

Lufthöhlen-Schwimmern. Es sind kleine bis<br />

sehr große Diasporen, <strong>der</strong>en spezifisches Gewicht<br />

durch innere lufterfüllte Hohlräume herabgesetzt<br />

wird. Dabei handelt es sich entwe<strong>der</strong><br />

um einen einheitlichen großen Hohlraum<br />

(„Schwimmblase“, z. B. Same von Nymphaea,<br />

Früchtchen von Nuphar, Fruchtschlauch von<br />

Carex vesicaria), o<strong>der</strong> um ein Schwimmgewebe<br />

mit zahlreichen Interzellularen (z. B. in <strong>der</strong> Testa<br />

von Menyanthes-, im Perikarp von Cicuta, Sparganium).<br />

Meistens sind es Diasporen von krautigen<br />

Sumpf- o<strong>der</strong> auch wurzelnden Wasserpflanzen;<br />

es gehören aber auch in Ufernähe<br />

wachsende Gehölze hierher. Beson<strong>der</strong>e Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit<br />

benötigen Diasporen, die durch<br />

Meeresströmungen verbreitet werden; hier muß<br />

nicht nur die Schwimmfähigkeit sehr lange erhalten<br />

bleiben, son<strong>der</strong>n auch das Eindringen des<br />

schädlichen Salzwassers verhin<strong>der</strong>t werden. Musterbeispiel<br />

hierfür ist die Kokosnuß (Abb. 15.1);<br />

wieweit die Kokospalme ihre weite pantropische<br />

Endosperm<br />

flüssig<br />

Embryo<br />

Stielansatz<br />

1<br />

Abb. 15: Auffällige hydrochore Diasporen.<br />

1 Kokosnuß {Cocos nuciferä), Längsschnitt: das le<strong>der</strong>ige, wasserdichte Exokarp umschließt das faserige (Kokosfasern),<br />

lufthaltige Mesokarp und das verholzte Endokarp. 2 Rhizophora mangle, Frucht (links) und Embryo als<br />

Diaspore (rechts). - Nach W. T roll 1959.


34 Verbreitungsökologie<br />

Verbreitung <strong>der</strong> Hydrochorie verdankt und wieweit<br />

<strong>der</strong> Mithilfe des Menschen, ist allerdings<br />

nicht mehr feststellbar. Aber auch kleine, unscheinbare<br />

Diasporen können sehr wi<strong>der</strong>standsfähig<br />

sein: so bleiben die Bruchfrüchtchen des<br />

Meersenfs {Cakile, vgl. Abb. 18.3) im Meerwasserschwimmend<br />

mindestens 10 Wochen lebensfähig.<br />

Daß es auch <strong>der</strong>artige „Anpassungen“ gibt,<br />

die für die Pflanze keinerlei Sinn haben, zeigt<br />

das Beispiel von Entada gigas: die Früchte bzw.<br />

Samen dieser an Flußufem Mittelamerikas wachsenden<br />

tropischen Liane gelangen ins Meer und<br />

werden vom Golfstrom bis an die arktischen<br />

Küsten von Nord-Norwegen und Novaja Zemlja<br />

transportiert, und sie sind dann .sogar z. T. noch<br />

keimfähig!<br />

Als Merkwürdigkeit seien noch die Diasporen<br />

mancher Mangrovearten (z. B. Rhizophora mangle,<br />

Abb. 15.2) erwähnt. Ihre Embryonen entwikkeln<br />

schon an <strong>der</strong> Mutterpflanze eine lange, aus<br />

<strong>der</strong> einsamigen Frucht herausragende Pfahlwurzel.<br />

Bei <strong>der</strong> Reife fallen sie unter Zurücklassung<br />

<strong>der</strong> Keimblätter ab und können, da sie salzresistent<br />

sind, völlig ungeschützt an <strong>der</strong> Wasseroberfläche<br />

schwimmen. Allerdings ist ihre<br />

Lebensdauer doch begrenzt, sie reichte z. B. für<br />

eine natürliche Besiedlung <strong>der</strong> Hawaii-Inseln<br />

nicht aus (erst nach künstlicher Einführung haben<br />

sich Rh. mangle und Rh. mucronata an den<br />

dortigen Küsten sehr schnell eingebürgert).<br />

An die Mangroven-Embryonen erinnert etwas<br />

das Verhalten von Bachuferpflanzen aus <strong>der</strong><br />

Gattung M imulus, bei denen die Samen im<br />

Wasser keimen und die schwimmenden Keimlinge<br />

vom Wasser mitgeführt und schließlich<br />

an geeigneten Uferstellen abgesetzt werden kön-<br />

Ballochorie<br />

Im Gegensatz zu den bisher besprochenen<br />

Transportarten kommt es bei dieser und <strong>der</strong><br />

folgenden allein zur Ausbreitung in <strong>der</strong> nächsten<br />

Umgebung <strong>der</strong> Mutterpflanze. Den verschiedenen<br />

Formen <strong>der</strong> Ballochorie ist gemeinsam,<br />

daß die Diasporen durch einen einmaligen<br />

Impuls vom Entstehungsort weggeschleu<strong>der</strong>t<br />

werden. Um hierbei möglichst große Entfernungen<br />

zu überbrücken, sind Eigenschaften<br />

notwendig, die den bei <strong>der</strong> Anemochorie nötigen<br />

genau entgegengesetzt sind: die Diasporen<br />

müssen klein und kompakt sein und möglichst<br />

wenig Luftwi<strong>der</strong>stand bieten. Solche, oft „feilspanförmigen“<br />

Diasporen können trotz ihrer<br />

Kleinheit eine Sinkgeschwindigkeit von über<br />

500 cm/s haben.<br />

Die ersten drei zugehörigen Formen werden<br />

hier nur erwähnt, weil sie in <strong>der</strong> Literatur traditionell<br />

behandelt werden; das Auffallendste an<br />

ihnen sind die dafür erfundenen Fachtermini,<br />

während ihre tatsächliche Spezifizität bzw. Effektivität<br />

minimal ist.<br />

Zooballochorie<br />

Hier handelt es sich darum, daß auf elastischen<br />

Stielen stehende Diasporenbehälter krautiger<br />

Pflanzen von vorbeigehenden Tieren ein Stück<br />

mitgezogen werden, dann zurückschnellen und<br />

dabei die Diasporen ausschleu<strong>der</strong>n. Beson<strong>der</strong>s<br />

leicht geschieht das, wenn die Behälter Stacheln<br />

o<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>haken haben; hierfür wurde die Bezeichnung<br />

„Schüttelkletten“ geprägt, als Beispiel<br />

wird Dipsacus angegeben.<br />

Anemoballochorie<br />

Dieser Fall ähnelt dem vorigen, nur daß das<br />

Abbiegen <strong>der</strong> Behälter aus <strong>der</strong> Gleichgewichtslage<br />

vom Wind besorgt wird. Als Anpassung bei<br />

solchen „Schüttelfrüchten“ wird die oft durch<br />

postflorale Verlängerung bewirkte beson<strong>der</strong>e<br />

Länge <strong>der</strong> steif-aufrechten Stiele angesehen (z. B.<br />

Papaver). Die Streuweite bei <strong>der</strong> tier- o<strong>der</strong> windbedingten<br />

Ausschleu<strong>der</strong>ung mag in günstigen<br />

Fällen einige Meter betragen; doch kann man<br />

bei unvoreingenommener Betrachtung davon.<br />

ausgehen, daß es sich für die betreffenden Diasporen<br />

nur um eine, und sicherlich nicht die<br />

wichtigste, von mehreren Verbreitungsweisen<br />

handelt.<br />

Hydroballochorie<br />

Die hierher gehörenden Pflanzen, die auch als<br />

„Regenballisten“ bezeichnet werden, haben'<br />

meist kleine, an waagerechten, elastischen Stielen<br />

stehende Früchte, die sich bei <strong>der</strong> Reife so<br />

öffnen, daß die Samen lose auf einer löffelförmigen<br />

Fläche liegen. Trifft ein Regentropfen<br />

den Löffel, so biegt sich <strong>der</strong> Stiel nach unten<br />

und schnellt wie<strong>der</strong> zurück, wobei die Samen<br />

ausgeschleu<strong>der</strong>t werden. Als Beispiele werden<br />

Thlaspi perfoliatum und an<strong>der</strong>e Cruciferen genannt;<br />

die Streuweite soll bis zu 80 cm (!) betra-


Transport <strong>der</strong> Diasporen 35<br />

Abb. 16; Beispiele für Autoballochorie<br />

(Früchte).<br />

Saftdruckstreuer: 1 Impatiens<br />

parviflora, 2 EcbalEum ekterium,<br />

3 Arceuthobium vaginatum\ Austrocknungsstreuer:<br />

4 Geranium<br />

syhaücum (Frucht in 5 Klausen<br />

aufspaltend, dabei plötzliche<br />

Zusammenrollung <strong>der</strong> Griffel-<br />

Anteile), 5 Lotus comiculatus. -<br />

Quellen: 1, 2 Ulbrich 1928;<br />

3 Hawksworth 1961; 4,5 Müller-Schnh<strong>der</strong>1977.<br />

gen. Hier liegt also eine reine Kuriosität ohne<br />

jede praktische Bedeutung vor.<br />

Autoballochorie<br />

Diese Transportart hat wegen ihrer spektakulären,<br />

auch dem Laien auffallenden Erscheinungen<br />

beson<strong>der</strong>s viel Beachtung gefunden. Die<br />

Energie für das Fortschleu<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Diasporen<br />

wird hier gewöhnlich durch Spannungen im lebenden<br />

(„Saftdruckstreuer“) o<strong>der</strong> toten („Austrocknungsstreuer“)<br />

Gewebe <strong>der</strong> Behälter geliefert,<br />

die schließlich zu explosionsartigem Zerfall<br />

fuhren (Abb. 16).<br />

Bei den Saftdruckstreuern kommen die<br />

Spannungen durch den Turgor zustande. Meist<br />

handelt es sich um Früchte, bei denen mit fortschreiten<strong>der</strong><br />

Reife in bestimmten Geweben ein<br />

Überdruck aufgebaut wird, bis schließlich die<br />

leiseste Erschüttemng zur Explosion fuhrt. Gewöhnlich<br />

zerplatzen die Früchte infolge von<br />

Spannungen in <strong>der</strong> Fruchtwand entsprechend<br />

ihrem morphologischen Bau, z. B. als lokulizide<br />

Kapseln {Impatiens) o<strong>der</strong> Schoten {Cardam ine<br />

impatiens, Corydalis sibirica). Eine an<strong>der</strong>e, beson<strong>der</strong>s<br />

wirksame Konstruktion liegt bei <strong>der</strong> Spritzgurke<br />

{Ecballium elaterium) vor: ein <strong>der</strong>bes, elastisches<br />

Perikarp umschließt eine innere schleimige<br />

Masse, die die zahlreichen Samen enthält.<br />

In dieser entsteht ein Überdruck bis zu 2,5 bar,<br />

<strong>der</strong> zuletzt den Stiel <strong>der</strong> hängenden Frucht aus<br />

seiner Mündung stößt, so daß die Frucht abfällt<br />

und im gleichen Augenblick <strong>der</strong> Inhalt einschließlich<br />

<strong>der</strong> Samen hinausgespritzt wird.<br />

Nach dem gleichen Prinzip arbeiten die Früchte<br />

nordamerikanischer Mistel-Arten {Arceuthobium<br />

spp., z. B. auf Pinus und Pseudotsuga), die<br />

ihre klebrigen Samen so direkt von einem Baurti<br />

zum nächsten schießen können.<br />

Stärker abweichend verhält sich <strong>der</strong> Sauerklee<br />

{Oxalis acetosella u. a. spp.), bei dem die Samen<br />

mit Hilfe <strong>der</strong> Samenschale fortgeschleu<strong>der</strong>t


36 Verbreitungsökologie<br />

werden. Diese ist zweischichtig: einer inneren,<br />

harten Schicht liegt eine stark turgeszente Epi<strong>der</strong>mis<br />

auf, die durch eine feste, elastische Kutikula<br />

zusammengepreßt wird. Durch zunehmenden<br />

Überdruck in <strong>der</strong> Epi<strong>der</strong>mis (angeblich bis<br />

18 bar) wird dann plötzlich <strong>der</strong> innere Teil des<br />

Samen herausgequetscht und durch die Spalten<br />

<strong>der</strong> geöffneten Kapsel ins Freie geschossen.<br />

Hierher gehört übrigens auch die Ausschleu<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Sporen aus den Farnsporangien<br />

durch den bekannten Kohäsionsmechanismus.<br />

Da die ausgeschleu<strong>der</strong>ten Samen oft klebrig<br />

sind, können sie leicht an Tieren, die die Explosion<br />

ausgelöst haben, hängenbleiben und von<br />

diesen weitertransportiert werden; in solchen<br />

Fällen wäre das Abschießen eigentlich eine beson<strong>der</strong>e<br />

Form <strong>der</strong> Bereitstellung von epizoochoren<br />

Kleb-Diasporen.<br />

Die Spannungen in den Früchten <strong>der</strong> Austrocknungsstreuer<br />

beruhen meist auf einer ungleichen<br />

Verformung verschiedener Gewebeschichten<br />

(z. B. infolge von Faserschicht-Kreu-<br />

Zungen) bei <strong>der</strong> Austrocknung <strong>der</strong> abgestorbenen<br />

Fruchtwand. Oft wird eine rasche Austrocknung<br />

bei Sonnenschein durch die dunlde Färbung<br />

<strong>der</strong> Frucht begünstigt. Es können hauptsächlich<br />

2 Mechanismen unterschieden werden,<br />

die man als „Rollschleu<strong>der</strong>“ und „Quetschschleu<strong>der</strong>“<br />

bezeichnen kann. Im ersten Fall rollen<br />

sich Teile <strong>der</strong> Fruchtwand blitzschnell zusammen,<br />

wodurch die daran sitzenden Samen<br />

fortgeschleu<strong>der</strong>t werden (z. B. Genista, Lotus,<br />

Sarothamnus, Vicia u. a. Leguminosen, Geranium)-,<br />

die Frucht selbst wird dabei oft völlig<br />

zerlegt (beson<strong>der</strong>s auffällig bei dem tropischen<br />

Euphorbiaceen-Baum H ura crepitans, dessen<br />

etwa faustgroße Kapsel mit lautem Knall in zahlreiche<br />

Teile zerspringt). Im zweiten Fall werden<br />

die meist sehr harten, glatten Samen durch ein<br />

eher langsames Zusammenpressen bestimmter<br />

Perikarpteile plötzlich aus <strong>der</strong> Frucht herausgequetscht<br />

(z. B. Viola, Buxus, Hamamelis).<br />

Zu den bei <strong>der</strong> Autoballochorie erreichten<br />

Schußweiten vgl. Tab. 11.<br />

Tab. 11; Maximale „Schußweiten“ autoballochorer<br />

Diasporen.<br />

Nach Hawksworth 1961 und Müller-Schnei<strong>der</strong> 1977.<br />

Art<br />

Cardamine parvijlora f 2<br />

Geranium columbinum 1,5<br />

Pika spruceana 1,7<br />

Cardamine impatiens 2,0<br />

Montia fontana 2,0<br />

Euphorbia helioscopia 2,0<br />

Corydalis sibirica 2,2<br />

Oxalis acetosella 2,3<br />

Viola arvensis 2,4<br />

Geranium sylvaticum 2,7<br />

Cyclanthera explodens 3,0<br />

Impatiens parvijlora 3,4<br />

Lathraea clandestina 4,0<br />

Mercurialis perennis 4,0<br />

Alstroemeria psittacina 4,0<br />

Viola riviniana 4,6<br />

Dorstenia contrayerva 5,0<br />

Geranium robertianum 6,0<br />

Impatiens glandulifera 6,3<br />

Lupinus digitatus 7,0<br />

Wisteria sinensis 9,0<br />

Acanthus mollis 9,5<br />

Arceuthobium vaginatum 12,6<br />

Ecballium elaterium 12,7<br />

Hura crepitans 14,0<br />

Baubinia purpurea 15,0<br />

Weite in m<br />

Autochorie<br />

Die eben besprochene Autoballochorie wird oft<br />

mit zur Autochorie gerechnet. Doch gibt hierbei<br />

die Pflanze selbst nur den Anstoß zum Transport;<br />

bei echter Autochorie fuhrt sie ihn auch<br />

durch. In <strong>der</strong> Literatur werden 2 Formen <strong>der</strong><br />

Autochorie unterschieden, <strong>der</strong>en erste jedoch<br />

wie<strong>der</strong> nur eine Kuriosität ist, die für die Ausbreitung<br />

<strong>der</strong> Diasporen keine praktische Bedeutung<br />

hat.<br />

Herpautochorie<br />

Hier bewegen sich die auf dem Boden liegenden<br />

Diasporen mit Hilfe hygroskopischer Grannen<br />

o<strong>der</strong> Haare, die meist noch mit einseitig<br />

ausgerichteten Wi<strong>der</strong>haken besetzt sind. Meist<br />

legen diese Organe sich bei Feuchtigkeit dicht<br />

an, beim Austrocknen spreizen sie ab o<strong>der</strong> biegen<br />

sich knieartig um. Bei häufigem Feuchtigkeitswechsel<br />

(durch allnächtlichen Tau) kann<br />

eine ständige Fortbewegung <strong>der</strong> Diaspore in einer<br />

Richtung resultieren. Die zurückgelegten<br />

Distanzen sind minimal; ein Nutzen für die<br />

Pflanze kann zuweilen darin bestehen, daß die<br />

Diasporen in eine für die Keimung günstige Lage<br />

gebracht werden (bei Erodium werden sie sogar<br />

durch den Fruchtschnabel in den Boden einge-


Transport <strong>der</strong> Diasporen 37<br />

Abb. 17: Blastautochorie durch Ausläufer<br />

bei Ranunculus repens (schematisch).<br />

Eine Mutterpflanze (bei <strong>der</strong> Koordinate<br />

0/0) erzeugte in einer Vegetationsperiode<br />

34 Tochterpflanzen, von denen 22 (*)<br />

zugleich noch zur Blüte kamen. - Aus<br />

Sausbury 1942, verän<strong>der</strong>t.<br />

bohrt; an<strong>der</strong>e Beispiele: viele Grasfrüchte bewegen<br />

sich mit Hilfe ihrer Grannen, die von<br />

Trifolium stdlatum mit Hilfe <strong>der</strong> Kelchzipfel).<br />

Blastautochorie<br />

Bei Pflanzen mit nie<strong>der</strong>liegenden Stengeln werden<br />

Früchte und Samen an Stellen erzeugt, die<br />

vom Keimort <strong>der</strong> Mutterpflanze eine gewisse<br />

horizontale Strecke entfernt sind; doch handelt<br />

es sich hierbei um das normale vegetative<br />

Längenwachstum, das nicht speziell dem Diasporentransport<br />

dient. Eine spezielle Anpassung,<br />

die die Verbringung <strong>der</strong> Diasporen an einen<br />

günstigen Keimort bewirkt, liegt allerdings bei<br />

Tab. 12: Ausläufer, in einer Vegetationsperiode erzeugte<br />

Längen (Beispiele aus Mitteleuropa).<br />

Aus Müller-Schnei<strong>der</strong> 1977.<br />

Art<br />

Viola odorata 0,13<br />

Ajuga reptam 0,2<br />

Hieracium pilosella 0,3<br />

Geum reptans 0,5<br />

Lithospermum purpureo-coerukum 0,56<br />

PotentiUa amerina 1,1<br />

Ranunculus repens 1,3<br />

Rubus saxatilis 1,4<br />

PotentiUa reptans 1,5<br />

Vinca major 2,0<br />

Fragaria vesca 2,6<br />

Rubus caesius 3,2<br />

Rubus bifrons 6,5<br />

Phragmites australis 20,0<br />

Länge in m<br />

<strong>der</strong> Fels- und Mauerpflanze Cymbalaria muralis<br />

vor: hier wachsen die Fruchtstiele postfloral<br />

negativ phototropisch und beför<strong>der</strong>n dadurch<br />

die Kapseln in Fels- und Mauerritzen.<br />

Eindeutig von Transport kann man aber bei<br />

Pflanzen mit vegetativer Vermehrung durch<br />

Ausläufer sprechen. Hier sind die Diasporen<br />

Sproßvegetationspunkte, die mit Hilfe spezieller<br />

Transportorgane an den Bestimmungsort<br />

gebracht werden. Die Ausläufer haben allerdings<br />

nicht allein die Transportfunktion, son<strong>der</strong>n zugleich<br />

die Aufgabe, die an ihnen befindlichen<br />

Diasporen mit Nährstoffen zu versorgen. Deren<br />

Etablierung wird so sehr erleichtert, und es<br />

ist verständlich, daß Pflanzen mit Ausläufern<br />

oft eine sehr rasche Nahausbreitung zeigen<br />

(Abb. 17, Tab. 12).<br />

f<br />

Atelechorie<br />

Neben den vielen Anpassungen, die den Transport<br />

<strong>der</strong> Diasporen vom Entstehungsort hinweg<br />

begünstigen, gibt es zuweilen auch solche, die<br />

das Gegenteil bewirken. Das erscheint zunächst<br />

wi<strong>der</strong>sinnig: denn jede Pflanzensippe braucht<br />

die Fähigkeit sich auszubreiten. Selbst wenn sie<br />

in einem standörtlich zusagenden Gebiet lebt<br />

und deshalb im Augenblick eine Ausbreitung<br />

nicht nötig hat, so kann es doch je<strong>der</strong>zeit zu<br />

Klimaän<strong>der</strong>ungen kommen, die das potentielle<br />

Areal verschieben; kann die Sippe dann ihre Verbreitung<br />

den verän<strong>der</strong>ten Verhältnissen nicht<br />

anpassen, so ist sie vom Aussterben bedroht.


38 Verbreitungsökologie<br />

I<br />

Dementsprechend betrifft das Phänomen <strong>der</strong><br />

Atelechorie, <strong>der</strong> Verhin<strong>der</strong>ung des Diasporen-<br />

Transports, stets nur einen Teil <strong>der</strong> Diasporen<br />

<strong>der</strong> betreffenden Sippe. Es tritt vorwiegend bei<br />

Pflanzen auf, die unter sehr ungünstigen Klimabedingungen<br />

wachsen, vor allem in Halbwüstengebieten<br />

(vgl. ZoHARY 1937). Dort gibt es viele<br />

Einjährige, die den größten Teil des Jahres (o<strong>der</strong><br />

auch mehrere Jahre) als Diasporen verbringen<br />

und nur während einer kurzen Regenzeit vegetativ<br />

vorhanden sind. Sie wachsen an lokal günstigen<br />

Stellen, wo <strong>der</strong> Regen zusammenläuft. Ein<br />

Teil ihrer Früchte o<strong>der</strong> Samen wird an Ort und<br />

Stelle fixiert, so daß <strong>der</strong> einmal gefundene günstige<br />

Standort von <strong>der</strong> Art besetzt bleibt. Sie erreichen<br />

dadurch eine Art von Perennität, aber<br />

mit geringerem Stoffaufwand - vor allem<br />

Wasserverlust - als echte Perenne.<br />

Die Fixierung <strong>der</strong> Diasporen erfolgt meist<br />

durch Geokarpie, d. h. die Früchte werden in<br />

den Boden verlagert, entwe<strong>der</strong> durch kleistogame<br />

unterirdische Blüten, o<strong>der</strong> durch positiv<br />

geotropes Wachstum <strong>der</strong> Fruchtstiele nach <strong>der</strong><br />

Bestäubung. Das geschieht aber nur mit einem<br />

Teil <strong>der</strong> Früchte, es liegt also Heterokarpie vor.<br />

Meist sind die Erdfrüchte einsamig und bleiben<br />

geschlossen, die an<strong>der</strong>en, an <strong>der</strong> Luft erzeugten<br />

Früchte dagegen sind mehrsamig und<br />

öffnen sich normal (Abb. 18.1,2), so bei manchen<br />

Leguminosen (z. B. Lathyrus amphicarpus,<br />

Pisum amphicarpum, Mittelmeergebiet) und Cmciferen<br />

{C ardam ine chenopodiifolia, Anden).<br />

(Nicht in allen Fällen dient die Geokarpie <strong>der</strong><br />

Atelechorie: bei Vro/it-Arten ist sie z. B. eine<br />

Form <strong>der</strong> Bereitstellung myrmekochorer Diasporen,<br />

ähnlich bei Arachis hypogaea für Dyszoochorie<br />

seitens erdbewohnen<strong>der</strong> Nager.)<br />

Neben Geokarpie gibt es noch an<strong>der</strong>e Methoden<br />

<strong>der</strong> Transportverhin<strong>der</strong>ung, z. B. sehr<br />

festes Haften an <strong>der</strong> Mutterpflanze, Verankerung<br />

im Boden mit Haken, u. a. Als Beispiel,<br />

bei dem sich die beiden Hälften <strong>der</strong>selben<br />

Frucht unterschiedlich verhalten (Heteromerikarpie),<br />

sei noch <strong>der</strong> Meersenf {Cakile maritima)<br />

genannt: die Früchte sind 2samige Bmchschoten<br />

(Abb. 18.3), <strong>der</strong>en oberer Teil abbricht und verbreitet<br />

wird, während <strong>der</strong> untere an <strong>der</strong> toten<br />

Mutterpflanze verbleibt, mit dieser oft im Sand<br />

vergraben wird und so den bisherigen Wuchsort<br />

behaupten kann.<br />

3 Etablierung am Zielort<br />

Mit <strong>der</strong> Entfernung <strong>der</strong> Diaspore vom Wuchsort<br />

<strong>der</strong> Mutterpflanze ist die erste Voraussetzung<br />

für eine Ausbreitung erfüllt. Bis zur tatsächlichen,<br />

dauerhaften Eroberung eines neuen<br />

Wuchsortes ist es aber noch ein weiter Weg, auf<br />

dem die weiteren oben genannten Schritte zu<br />

durchlaufen sind.<br />

Die vielen Anpassungen, die den Transport bewirken,<br />

dürfen natürlich nicht ewig wirksam<br />

sein: irgendwann müssen die Keime zur Ruhe


Etablierung am Zielort 39<br />

kommen und sich am Bestimmungsort festsetzen.<br />

Die Beendigung des Transports kann bewirkt<br />

werden durch;<br />

(1) Verlust o<strong>der</strong> Unwirksamwerden <strong>der</strong> Verbreitungsmittel.<br />

Bei Endo- und Synzoochorie wirkt das<br />

Verbreitungsmittel nur einmal: mit dem<br />

Ausscheiden bzw. Wegwerfen des Kernes ist<br />

<strong>der</strong> Verbreitungsvorgang beendet. Epizoochore<br />

Diasporen können an Vegetation<br />

o<strong>der</strong> am Boden wie<strong>der</strong> abgestreift, o<strong>der</strong> vom<br />

Tier absichtlich beseitigt werden. Bei<br />

Anemochorie kann einfach die Windgeschwindigkeit<br />

zu gering werden; o<strong>der</strong> z. B.<br />

Staubflieger werden durch Regentropfen zu<br />

Boden beför<strong>der</strong>t, bei größeren Diasporen<br />

wird <strong>der</strong> Flugapparat zerstört o<strong>der</strong> abgeworfen<br />

o<strong>der</strong> legt sich bei Feuchtigkeit zusammen.<br />

Beim Wassertransport werden die<br />

Diasporen am Ufer abgesetzt, o<strong>der</strong> die Um ­<br />

hüllung des Schwimmapparates wird undicht,<br />

so daß Wasser eindringen kann und<br />

die Diasporen absinken.<br />

(2) Das Verbreitungsmittel dient zugleich <strong>der</strong><br />

Verankerung im Boden.<br />

Der perfekteste Fall dieser Art ist die vegetative<br />

Verbreitung durch Ausläufer. Von<br />

den generativen Diasporen betrifft es vor<br />

allem Epizoochore mit Haken, Borsten<br />

u. dgl., die nach dem Abstreifen vom Tier<br />

dazu führen, daß die Diaspore auf dem<br />

Boden bald eine feste Lage einnimmt (beson<strong>der</strong>s<br />

bei Trampelkletten kann die Verankerungsfunktion<br />

<strong>der</strong> Anhängsel <strong>der</strong> Transportfunktion<br />

gleichwertig sein). Auch bei<br />

Kleb-Diasporen kann die Klebsubstanz zur<br />

Befestigung am Substrat fuhren (vgl. die Mistel,<br />

S. 25). Daß die „Verbreitungsmittel“<br />

<strong>der</strong> Herpautochoren wohl überwiegend <strong>der</strong><br />

Verankerung dienen, wurde bereits erwähnt.<br />

(3) Entwicklung beson<strong>der</strong>er Verankerungsmittel.<br />

Viele kleine Diasporen, hauptsächlich Samen,<br />

entwickeln bei Befeuchtung einen zähen,<br />

klebrigen Schleim, <strong>der</strong> sie an <strong>der</strong> Unterlage<br />

festklebt (Myxospermie). Das ist beson<strong>der</strong>s<br />

in Trockengebieten häufig und bewirkt<br />

hier, daß die Samen bei beginnenden<br />

Regenfällen sofort fixiert werden; doch ist<br />

es auch in Mitteleuropa nicht selten (z. B.<br />

Plantago, Linum, Salvia).<br />

b<br />

Keimung und Keimungsökologie<br />

Während bei manchen vegetativen Diasporen,<br />

so bei <strong>der</strong> Ausläuferverbreitung, gleich eine voll<br />

ausgebildete Jungpflanze auftritt, liegt bei den<br />

generativen Diasporen <strong>der</strong> Samenpflanzen ein<br />

Embryo vor, <strong>der</strong> zunächst als Keimling die<br />

schützende Umhüllung verlassen muß. Das Stadium<br />

des Keimlings ist ein beson<strong>der</strong>s gefährdeter<br />

Abschnitt im Lebenszyklus <strong>der</strong> Pflanze. Es<br />

gibt daher viele Anpassungen, die dafür sorgen,<br />

daß es nur unter günstigen Außenbedingungen<br />

zur Keimung kommt. Manche Anpassungen<br />

laufen sogar darauf hinaus, eine Keimung nur<br />

dann zu ermöglichen, wenn auch die Voraussetzungen<br />

für das Aufwachsen <strong>der</strong> Jungpflanzen<br />

günstig sind (vgl. F enner 1985).<br />

Ein wichtiges Phänomen ist die Keimruhe,<br />

d. h. das Verhalten vieler Samen (bzw. samenhaltiger<br />

Diasporen), nach dem Verlassen <strong>der</strong><br />

Mutterpflanze eine Ruhepause durchzumachen,<br />

in <strong>der</strong> eine Keimung nicht erfolgt. Die Ursachen<br />

hierfür lassen sich in 4 Gruppen unterteilen,<br />

von denen man die beiden ersten als exogene,<br />

die beiden letzten als endogene zusammenfassen<br />

kann:<br />

(1) Physiko-chemische: Die für die Keimung<br />

notwendigen Werte <strong>der</strong> Außenbedingungen<br />

sind nicht gegeben. So ist <strong>der</strong> Temperaturbereich,<br />

in dem eine Keimung erfolgt,<br />

oft recht eng (z. B. eine Amplitude von<br />

10 °C); solange die Temperatur darunter<br />

o<strong>der</strong> darüber liegt, erfolgt keine Keimung.<br />

Ähnliches kann für den pH-Wert des Bodens<br />

gelten; auch hier gibt es manchmal<br />

recht enge Amplituden (kann bestimmend<br />

sein für das Vorkommen <strong>der</strong> betr. Sippe).<br />

Grundvoraussetzung ist natürlich ein genügen<strong>der</strong><br />

Wassergehalt des Bodens, <strong>der</strong> die für<br />

die Keimung nötige Quellung des Embryos<br />

ermöglicht. In Son<strong>der</strong>fällen sind noch weitere<br />

Faktoren entscheidend, z. B. auch biologische:<br />

so bei Orchideensamen die Anwesenheit<br />

eines geigneten Mykorrhizapilzes.<br />

(2) Mechanische; Die Schale <strong>der</strong> Diaspore ist<br />

wassemndurchlässig und verhin<strong>der</strong>t so die<br />

Quellung; zuweilen kann sie auch 0 2 -undurchlässig<br />

sein und dadurch die Atmung<br />

behin<strong>der</strong>n (diese ist bei keimenden Samen<br />

meist sehr stark, in Notfällen kommt auch<br />

anaerobe Energiegewinnung vor); in seltenen<br />

Fällen wird die Quellung trotz Wasserdurchlässigkeit<br />

durch zu große Härte <strong>der</strong>


40 Verbreitungsökologie<br />

Schale unmöglich gemacht. Diese Eigenschaften<br />

<strong>der</strong> Schale können auf mechanischem,<br />

physikalischem o<strong>der</strong> chemischem<br />

Wege beseitigt werden, z. B. durch<br />

• Dyszoochorie: Tier öffnet Schale und<br />

verliert Keim<br />

• Endozoochorie: Teüverdauung <strong>der</strong> Schale<br />

• „Überliegen“ im Boden: Beschädigung<br />

<strong>der</strong> Schale durch Frostwirkung im Winter,<br />

im folgenden Sommer dann Fortsetzung<br />

<strong>der</strong> Korrosion durch mikrobiellen<br />

Abbau.<br />

Letzteres trifft für viele Körner- und Nuß-<br />

Diasporen zu. Beson<strong>der</strong>s wi<strong>der</strong>standsfähig<br />

sind die Schalen mancher Leguminosen-Samen;<br />

hier beschleunigt man die Korrosion<br />

in <strong>der</strong> Praxis zuweilen durch Einlegen in<br />

H2SO4.<br />

(3) Ontogenetische: Der Embryo ist bei <strong>der</strong><br />

(scheinbaren) Samenreife noch ungenügend<br />

entwickelt und muß nach dem Abfallen erst<br />

nachwachsen (auf Kosten des Endosperms).<br />

Dieser Fall ist nicht selten (mitteleuropäische<br />

Beispiele: Pinus, Fraxinus excelsior, Ilex<br />

aquifolium, Eranthis u. a. Ranunculaceen,<br />

Corydalis cava).<br />

(4) Physiologische: Die Keimung erfolgt für<br />

eine gewisse Zeit auch dann nicht, wenn<br />

Hin<strong>der</strong>nisse nach (l)-(3) nicht vorliegen.<br />

Dieses als Keimhemmung bezeichnete Verhalten<br />

ist durch die Keimung hin<strong>der</strong>nde Inhaltsstoffe<br />

(häufig Abscisinsäure, auch Zimtsäure<strong>der</strong>ivate<br />

u. a.) bedingt; erst nach <strong>der</strong>en<br />

Abbau (o<strong>der</strong> auch Blockierung) ist die<br />

Diaspore „keimbereit“. Solche Substanzen<br />

können auch in den äußeren Teilen von<br />

Saft-Diasporen enthalten sein (so wurden<br />

im Fruchtfleisch von Perseagratissima bis zu<br />

10 mg/kg Abscisinsäure nachgewiesen). Im<br />

eigentlichen Samenbereich können sie im<br />

Laufe <strong>der</strong> Zeit von selbst degenerieren (selten<br />

ist einfache Auswaschung). Meist wird<br />

<strong>der</strong> Abbau aber durch die Wirkung exogener<br />

Reize beschleunigt, d. h. durch bestim<br />

m te Schwellenwerte von Um w eltfaktoren,<br />

die entwe<strong>der</strong> einmalig (kurz- o<strong>der</strong><br />

langzeitig) o<strong>der</strong> mehrfach im Wechsel auftreten.<br />

Zu nennen sind:<br />

• Temperaturen: tiefe (in Mitteleuropa oft<br />

0 bis 4-5 °C, sog. „Frostkeimer“); hohe;<br />

Wechsel<br />

• Licht: Belichtung hemmend („Dunkelkeimer“);<br />

för<strong>der</strong>nd („Lichtkeimer“); bestimmte<br />

Photoperiode nötig<br />

• Feuchtigkeit: mehrfacher Wechsel zwischen<br />

Anfeuchtung und Austrocknung<br />

• Chemismus: Wechsel zwischen Salzwasser<br />

und Regenwasser (bei Meerstrandpflanzen,<br />

z. B. Cakile).<br />

Zuweilen wird die Keimhemmung nur für<br />

eine bestimmte Zeit aufgehoben, danach ist<br />

die Keimung erneut gehemmt (periodische<br />

Keimbereitschaft). Manche Parasiten (z. B.<br />

Orobanche spp.) keimen nur in <strong>der</strong> Nähe ihrer<br />

Wirtspflanze; hier sind für die Aufhebung<br />

<strong>der</strong> Hemmung also wohl vom Wirt abgegebene<br />

Substanzen notwendig. Experimentell<br />

kann man die Keimhemmung bei vielen<br />

Pflanzen durch Zugabe von Gibberellinen beenden.<br />

Die tatsächliche Dauer <strong>der</strong> Keimruhe resultiert<br />

gewöhnlich aus <strong>der</strong> Kombination mehrerer <strong>der</strong><br />

genannten Ursachen. Sie ist sehr unterschiedlich<br />

und zeigt enge Beziehungen zu den ökologischen<br />

Bedingungen, unter denen die Sippe<br />

lebt. So keimen die Diasporen vieler mitteleuropäischer<br />

Pflanzen frühestens im nächsten<br />

Frühjahr, überdauern also den Winter im Ruhezustand.<br />

Entsprechendes gilt auch für an<strong>der</strong>e<br />

Gebiete mit Wechsel zwischen günstiger und ungünstiger<br />

Jahreszeit. Im Tropischen Regenwald<br />

hat man festgestellt, daß viele <strong>der</strong> dortigen<br />

Schatthölzer (Klimaxarten) keine Keimruhe haben.<br />

Ihre Diasporen keimen bald nach <strong>der</strong> Reife<br />

aus (so waren von 180 Schatthölzern aus dem<br />

malesischen Regenwald, die daraufhin untersucht<br />

wurden, 118 nach weniger als 3 Monaten<br />

gekeimt). Die Jungpflanzen sind sehr schattenfest<br />

und werden oft lange Zeit aus großen<br />

Reservestoffspeichern im Samen versorgt (z. B.<br />

Persea gratissima)-, sie können daher lange Zeit<br />

ohne stärkeres Wachstum abwarten, bis günstigere<br />

Bedingungen für sie eintreten. Samen von<br />

Lichthölzern, die den Sekundärwald bilden,<br />

haben dagegen Keimhemmung, die nur durch<br />

den Einfall von direktem Sonnenlicht aufgehoben<br />

wird, d. h. wenn die Voraussetzungen für<br />

erfolgreiches Aufwachsen gegeben sind.<br />

Pflanzensippen, die in einer Umwelt wachsen,<br />

in <strong>der</strong> günstige Bedingungen nur sehr unregelmäßig<br />

bzw. episodisch auffreten, zeigen beson<strong>der</strong>s<br />

ausgeprägt eine Eigenschaft, die auch<br />

sonst nicht selten ist: nämlich eine große Streuung<br />

in <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> Keimruhe. Beson<strong>der</strong>s Ein­


Etablierung am Zielort 41<br />

jährige müssen, um ihr Überleben zu sichern,<br />

dafür sorgen, daß nicht alle ihre Diasporen zugleich<br />

keimen. Das trifft etwa in Halbwüstengebieten<br />

zu, wo es häufig Jahre gibt, in denen<br />

die Regenmenge nicht ausreicht, um die gekeimten<br />

Exemplare zum Fruchten kommen zu lassen:<br />

es bleiben noch genügend ungekeimte für<br />

bessere Jahre übrig. Ähnliches gilt für Ackerunkräuter,<br />

die so die Auswirkungen <strong>der</strong> Fruchtfolge<br />

(und in Grenzen auch <strong>der</strong> Herbizidanwendung)<br />

überstehen können.<br />

Die einzelnen Diasporen <strong>der</strong>selben Sippe verhalten<br />

sich hier also sehr unterschiedlich, d. h.<br />

es liegt eine Art von Heterospermie bzw. Heterokarpie<br />

vor. Diese kann auch morphologisch erkennbar<br />

sein: so sind bei manchen Compositen<br />

die äußeren Achänen des Körbchens wesentlich<br />

dickschaliger als die inneren und haben infolgedessen<br />

auch eine längere Keimruhe. Meist<br />

handelt es sich aber um eine äußerlich nicht<br />

sichtbare „physiologische Heterospermie“. Über<br />

<strong>der</strong>en Zustandekommen ist wenig bekannt; anscheinend<br />

können die Umweltbedingungen zur<br />

Zeit <strong>der</strong> Samenentwicklung einen Einfluß haben.<br />

So zeigten bei Stellaria media und Lactuca<br />

sativa Diasporen, die bei kühler Witterung und<br />

geringer Tageslänge heranwuchsen, eine langdauernde<br />

Keimruhe, solche bei hohen Temperaturen<br />

und langen Tagen hingegen eine nur<br />

kurzzeitige. Die sinnvolle ökologische Konsequenz<br />

besteht darin, daß im Hochsommer entstandene<br />

Diasporen rasch keimen und noch eine<br />

zweite Generation hervorbringen können, während<br />

im Herbst entstandene bis zum nächsten<br />

Frühjahr überliegen.<br />

Allein exogen bedingt ist die Streuung <strong>der</strong><br />

Keimruhe bei Pyrophyten: hier werden die Diasporen<br />

erst frei, wenn zuvor ein Waldbrand stattgefunden<br />

hat, d.h. wenn <strong>der</strong> für das Aufkommen<br />

<strong>der</strong> bei solchen Arten sehr konkurrenzschwachen<br />

Jungpflanzen notwendige offene<br />

Boden zur Verfügung steht.<br />

Wird so die Keimung zuweilen über längere<br />

Zeit verzögert, so ist das doch nicht unbegrenzt<br />

möglich. In diesem Zusammenhang ist ein Blick<br />

auf die Lebensdauer <strong>der</strong> Samen (bzw. samenhaltiger<br />

Diasporen) überhaupt von Interesse.<br />

Manche Samen leben nur wenige Tage (z. B.<br />

Sfl/fx-Arten); doch ist das eine extreme Ausnahme.<br />

Normalerweise ist die Lebenserwartung <strong>der</strong><br />

Samen erheblich länger, vorausgesetzt daß sie<br />

nicht durch äußere Einflüsse geschädigt werden<br />

(neben Tierfraß ist hier die Gefahr <strong>der</strong> Austrocknung<br />

zu nennen, die bei vielen relativ wenig<br />

entwässerten Samen gegeben ist); gewöhnlich<br />

beträgt sie mehrere Monate bis mehrere Jahre,<br />

nicht selten auch Jahrzehnte.<br />

Uber einige, meist auch in Mitteleuropa vorkommende<br />

Arten gibt das inzwischen berühmte, 1879 von Beal<br />

begonnene Experiment an <strong>der</strong> Universität von Michigan<br />

Auskunft (Kivilaan etc. 1981). Diasporen dieser<br />

20 Arten wurden mit Sand vermischt und in nach<br />

Tab. 13: Lebensdauer <strong>der</strong> Diasporen von 14 Pflanzenarten nach dem Versuch von Beal.<br />

? = Bestimmung von Verbascum blattaria bis 1920 unsicher, da anfangs noch an<strong>der</strong>e Verbascum-Knm beteiligt.<br />

Bei V. blattaria keimten 1980 noch 21 von 50 wie<strong>der</strong>gefundenen Samen. - Aus Kivilaan etc. 1981, gekürzt.<br />

1879 vergrabene Arten<br />

Agrostemma gthago<br />

Bromus secalinus<br />

Polygonum hydropiper<br />

Anthemis cotula<br />

Setaria glauca<br />

CapseUa bursa-pastoris<br />

Stellaria media<br />

Portulaca okracea<br />

Amaranthus retrojlexus<br />

Lepidium virginicum<br />

Brassica nigra<br />

Oenothera biennis<br />

Rumex crispus<br />

Verbascum blattaria<br />

1889 99<br />

- f - 1 -<br />

- 1 - - 1 -<br />

- 1 - -1 -<br />

+ - 1 - +<br />

+ - 1 - +<br />

+ +<br />

+ + +<br />

-1 - -1 - +<br />

+ -1 - +<br />

+ -H +<br />

+ + +<br />

-> > ><br />

Gekeimte Diasporen in den Jahren<br />

1909 20 30 40 50 60 70 80<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

5<br />

+ + + -1-<br />

-1- + -t- +<br />

-1- + 4- -(-


42 Verbreitungsökologie<br />

r , , . . r.y A * .<br />

V' r .V '^~-<br />

Vife--K -?,•.<br />

f<br />

unten offenen Flaschen im Boden vergraben. Jeweils<br />

alle 5, später alle 10 Jahre wurde je eine Flasche ausgegraben<br />

und die Keimfähigkeit geprüft (Tab. 13). Noch<br />

über die hier festgestellten 100 Jahre hinaus weisen<br />

einige Zufallsfunde subfossiler Diasporen. So wurden<br />

aus mindestens 400 Jahre alten Torfen in <strong>der</strong> Mandschurei<br />

Früchtchen von Nelumbo nucifera isoliert, die<br />

noch keimfähig waren; bestätigt wurde dieser Befund<br />

durch die erfolgreiche Aussaat aus 237Jahre altem Herbarmaterial<br />

<strong>der</strong>selben Art. Noch etwas älter waren<br />

keimfähige Samen von Canna compacta aus einer auf<br />

etwa 600 Jahre vor heute datierten archäologischen<br />

Fundstätte in Argentinien. Den Rekord, <strong>der</strong> allerdings<br />

auf ungewöhnlichen Umständen (Kühltruheneffekt)<br />

beruht, halten etwa 10000 Jahre alte Samen von<br />

Lupinus, Chenopodium und Spergularia aus dem Dauerfrostboden<br />

in Nord-Alaska.<br />

Insgesamt fuhrt die Fähigkeit vieler Diasporen,<br />

mehrere bis viele Jahre am Leben zu bleiben<br />

ohne zu keimen, zu einer Ansammlung leben<strong>der</strong><br />

Diasporen auf dem und vor allem im Boden.<br />

Diese Vorräte werden als Samenbank (o<strong>der</strong><br />

Samenpotential; exakter wäre Diasporenbank)<br />

bezeichnet. Die hier befindlichen Mengen, beson<strong>der</strong>s<br />

an kleinen Diasporen, die leicht in den<br />

Boden gelangen, sind erheblich; so werden aus<br />

England für 1 m^ Waldboden 100-1000 lebende<br />

Diasporen angegeben, für 1 m^ Boden unter<br />

Grasland und Acker sogar 1000 bis > 100000.<br />

Vielen von ihnen fehlen im Boden günstige<br />

Keimbedingungen (z. B. bezüglich Licht, Temperatur);<br />

werden sie durch Bodenverletzung an<br />

die Oberfläche gebracht, so können sie keimen.<br />

Die ökologische Bedeutung <strong>der</strong> Samenbank<br />

zeigt sich vor allem bei plötzlichen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Vegetation: viele <strong>der</strong> durch die verän<strong>der</strong>ten<br />

Umweltbedingungen begünstigten<br />

Arten sind dann als Diasporen schon vorhanden.<br />

Auch die nach Aufhören langjähriger<br />

Herbizidbehandlung wie<strong>der</strong> auftretenden Ackerunkräuter<br />

stammen meist aus <strong>der</strong> Samenbank.<br />

Etablierung <strong>der</strong> Einzelpflanze und<br />

<strong>der</strong> Sippe<br />

Die soeben besprochene Keimung leitet das vegetative<br />

Wachstum am neuen Wuchsort ein, das<br />

weiterhin zur erfolgreichen Ansiedlung <strong>der</strong><br />

Einzelpflanze und schließlich <strong>der</strong> ganzen<br />

Pflanzensippe führen soll. Damit dieses Ziel erreicht<br />

werden kann, müssen folgende Vorbedingungen<br />

gegeben sein:<br />

( 1)<br />

(2)<br />

(3)<br />

Das Klima muß den Ansprüchen <strong>der</strong> Sippe<br />

entsprechen, d. h. <strong>der</strong> neue Wuchsort muß<br />

in ihrem potentiellen Areal liegen.<br />

Ist das nicht <strong>der</strong> Fall, so kann es zwar ausnahmsweise<br />

zum Heranwachsen einer<br />

Einzelpflanze kommen, eine dauernde Ansiedlung<br />

ist aber nicht möglich (z. B. weil<br />

die Frosthärte nicht ausreicht o<strong>der</strong> die für<br />

die Fruchtreife notwendige Sommerwärme<br />

nicht gegeben ist).<br />

Die edaphischen Standortsansprüche <strong>der</strong><br />

Sippe müssen erfüllt sein.<br />

Trifft das nicht zu, so geht gewöhnlich schon<br />

<strong>der</strong> Keimling zugrunde.<br />

Ebenso müssen auch die biotischen Umweltbedingungen<br />

ausreichend sein (z. B. bezüglich<br />

Konkurrenten, Feinde, Symbionten,<br />

Bestäubet).<br />

Im ungünstigen Fall wird auch hier schon<br />

<strong>der</strong> Keimling zerstört, o<strong>der</strong> es kommt zumindest<br />

nicht zur Fortpflanzung.<br />

Selbst wenn die Bedingungen (l)-(3) zutreffen,<br />

genügt das Ankommen einzelner Diasporen<br />

meist nicht zur Etablierung <strong>der</strong> Sippe. Einerseits<br />

ist immer mit ungünstigen Zufällen zu rechnen<br />

(z. B. schlechte Witterung im Keimungsjahr),<br />

an<strong>der</strong>erseits sind zum Aufbau einer stabilen<br />

Population off mehrere Ausgangsindividuen<br />

nötig, so bei den vielen Selbststerilen. Weitere<br />

notwendige Voraussetzung ist daher off:<br />

(4) Das regelmäßige Ankommen von Diasporen<br />

in größerer Zahl und über längere Zeit<br />

hinweg („Diasporenregen“).<br />

Beson<strong>der</strong>s wichtig ist das, wenn die Standortsbedingungen<br />

für die Sippe am Zielort<br />

nicht optimal sind, z. B. in <strong>der</strong> Nähe ihrer<br />

klimatischen Arealgrenze.<br />

Sind alle diese Voraussetzungen erfüllt, so kann<br />

es zur dauerhaften Ansiedlung kommen: ein<br />

neuer Wuchsort ist erobert, ein Ausbreitungsschritt<br />

vollzogen.<br />

4 Arealbildung<br />

Durch die Summierung zahlreicher einzelner<br />

Ausbreitungsschritte kom m t es zur Arealbildung.<br />

Hierfür ist noch einmal zu unterscheiden<br />

zwischen Fern- und Nahausbreitung. Wie<br />

schon angedeutet, wird erstere in <strong>der</strong> Hauptsache<br />

durch Anemochorie, Epi- und Endozoochorie,<br />

in geringerem Ausmaße auch durch<br />

“ ' • * ' J


Arealbildung 43<br />

Dyszoochorie sowie Hydrochorie besorgt (Abb.<br />

19), während Synzoochorie, Ballochorie und<br />

Autochorie nur <strong>der</strong> Nahausbreitung dienen. Bei<br />

<strong>der</strong> Arealbildung wirkt beides zusammen: Die<br />

Schritte <strong>der</strong> Fernausbreitung fuhren zur Eroberung<br />

des Raumes und erzeugen schließlich den<br />

geographischen Umriß des Areals, die Arealgestalt;<br />

die Nahausbreitung bewirkt die Besetzung<br />

möglichst aller potentiellen Wuchsorte<br />

darin, die Arealausflillung.<br />

Wie schnell die Arealbildung erfolgt, hängt<br />

von <strong>der</strong> Ausbreitungsgeschwindigkeit ab. Diese<br />

ist durch 4 Faktoren bedingt:<br />

• Diasporenmenge<br />

• Transportart<br />

• Edaphisch-biotische Standortsamplitude<br />

• Blühreifealter.<br />

Die ersten beiden (und ebenso <strong>der</strong> vierte) sind<br />

verbreitungsökologische Kriterien. Die Menge<br />

<strong>der</strong> erzeugten Diasporen und die Transportart<br />

bestimmen Ausmaß und Reichweite des Diasporenregens.<br />

Das dritte, synökologische Kriterium<br />

ist maßgebend für dessen Erfolgsquote: je<br />

weiter die Standortsamplitude, um so größer ist<br />

die Zahl <strong>der</strong> besiedelbaren Wuchsorte. Nach<br />

erfolgreicher Ansiedlung entscheidet schließlich<br />

das Blühreifealter, in dem die neue Generation<br />

erstmalig Diasporen erzeugt, darüber, wann <strong>der</strong><br />

nächste Ausbreitungsschritt erfolgen kann.<br />

Die tatsächliche Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

einer Pflanzensippe ist schwer festzustellen.<br />

Eine Möglichkeit hierfür bietet die Wie<strong>der</strong>besiedlung<br />

Mitteleuropas nach <strong>der</strong> Eiszeit, <strong>der</strong>en<br />

Ablauf für die Baumarten gut bekannt ist<br />

(vgl. S. 398). Aus <strong>der</strong> Entfernung <strong>der</strong> Refugien<br />

und <strong>der</strong> Zeit bis zum Eintreffen in Mitteleuropa<br />

läßt sich eine durchschnittliche Wan<strong>der</strong>geschwindigkeit<br />

errechnen, aus <strong>der</strong> sich durch<br />

Multiplikation mit dem Blühreifealter die notwendige<br />

Länge <strong>der</strong> einzelnen Verbreitungssprünge<br />

ergibt (Tab. 14). Diese stimmt mit tatsächlichen<br />

aktuellen Beobachtungen gut überein.<br />

Schwieriger ist die Beurteilung von krautigen<br />

Pflanzen, da die Zeit ihres ersten Auftretens<br />

in Mitteldeutschland nicht bekannt ist. Ver-<br />

San Clemente<br />

Revillagigedo<br />

Desventuradas<br />

Abb. 19: Besiedlung pazifischer<br />

Inselgruppen durch Ferntransport.<br />

Vermutliche prozentuale Beteiligung<br />

<strong>der</strong> wichtigsten Transportarten<br />

bei <strong>der</strong> Einwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>jenigen<br />

Spermatophyten-Sippen, die<br />

die Vorfahren <strong>der</strong> heutigen idiochoren<br />

Floren bildeten. - Nach<br />

Carlquist aus Fenner 1985.<br />

Marquesas<br />

□ Epizoochorie<br />

(Vögel)<br />

Anemochorie<br />

Rapa<br />

Oeno<br />

Endozoochorie<br />

(Vögel)<br />

Hydrochorie<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0


44 Verbreitungsökologie<br />

Tab. 14: Wan<strong>der</strong>geschwindigkeiten einiger Baumarten bei <strong>der</strong> postglazialen Wie<strong>der</strong>bewaldung Mitteleuropas.<br />

WG = Wan<strong>der</strong>geschwindigkeit, BRA = Blühreifealter. - Nach Lang 1994.<br />

■flTvi ■■<br />

Gattung/Art<br />

WG<br />

km/Jahr<br />

BRA<br />

Jahre<br />

Verhreitungssprung km<br />

berechnet<br />

beobachtet<br />

Abies alba 0,04-0,3 30 1,2-9 8<br />

Fagas syhatka 0,175-0,35 40 7-14 -<br />

Quercus robur/petraea 0,005-0,5 30 2,2-15 10-30<br />

i ilia cordata/platypbylíos 0,05-0,5 10 0,5-5 -<br />

Picea a bies 0,06-0,5 30 1,8-15 -<br />

Fraxinus excelsior 0,2-0,5 25 5-12,5 -<br />

Carpirías betulas 0,05-1 20 1-20 -<br />

Ulmas spp. 0,1-1 30 3-30 10<br />

Acer spp. 0,5-1 20 10-20 4<br />

Corylus avellana 0,5-l,5 10 5-15 10<br />

Pinas sylvestris 1,5 10 15 2<br />

Betula pendula/pubescens 0,25-2 10 2,5-20 3<br />

Alnas glutinosa/incana 0,5-2 15 7,5-30 -<br />

de das etwa 0 , 2 km/Jahr bedeuten, o<strong>der</strong> bei einem<br />

Blühreifealter von 3 Jahren Ausbreitungssprünge<br />

von etwa 600 m (myrmekochorer Transport:<br />

bis 15, ausnahmsweise 70 m beobachtet).


Arealbildung 45<br />

Hier dürften demnach die „normalen“ Transportmittel<br />

allein nicht ausgereicht haben, son<strong>der</strong>n<br />

durch „untypische Verbreitungsfälle“ ergänzt<br />

worden sein.<br />

Die äußerste Grenze für die Ausbreitung ist<br />

durch die großldimatisch bedingten Grenzen des<br />

potentiellen Areals (pA) gegeben (Abb. 20). Um<br />

diese zu erreichen, muß genügend Zeit zur Verfügung<br />

stehen. Auch wenn das <strong>der</strong> Fall ist, wird<br />

die Pflanze meist nicht in alle Teile ihres pA<br />

gelangen: sie stößt an Verbreitungsschranken.<br />

Diese sind entwe<strong>der</strong> klimatischer (Bereiche mit<br />

ungeeignetem Klima) o<strong>der</strong> geomorphologischer<br />

Natur (Meere). Solche unbesiedelbaren Zonen<br />

müssen räumlich so groß sein, daß sie mit den<br />

für die Sippe normalen Ausbreitungschritten<br />

nicht übersprungen werden können: das pA besteht<br />

dann aus mehreren getrennten Teilen, es<br />

ist „disjunkt“ (vgl. S. 49).<br />

Aber auch in den Teilen des pA, die erreichbar<br />

sind, wird die Pflanze sich nicht überall ansiedeln<br />

können, nämlich an Stellen, wo ihre<br />

übrigen Standortsansprüche nicht erfüllt sind:<br />

hier liegen Ansiedlungshin<strong>der</strong>nisse vor. Diese<br />

können edaphisch (ungeeignete Bodenverhältnisse)<br />

o<strong>der</strong> biotisch (z. B. Vorhandensein übermächtiger<br />

Konkurrenten o<strong>der</strong> Feinde; Fehlen<br />

schützen<strong>der</strong> Vegetation, von Symbionten, Wirten,<br />

Bestäubern) bedingt sein. Während die<br />

edaphischen Hin<strong>der</strong>nisse meist eher die Arealausfüllung<br />

beeinträchtigen, können die biotischen<br />

ebenso wie die Verbreitungsschranken<br />

auch Einfluß auf die Arealgestalt haben. Diese<br />

kann außerdem durch noch nicht abgeschlossene<br />

Ausbreitung infolge Zeitmangels beeinflußt<br />

sein.<br />

So entsteht ein reales Areal (rA), das im Normalfalle<br />

kleiner ist als das pA. Seine Grenze kann<br />

Abb. 21: Die Arealgrenze <strong>der</strong> europäischen Buche {Fagus sylvaticä) hat in verschiedenen Teilen ihres Verlaufes<br />

verschiedene Ursachen.<br />

Im Mittelmeergebiet kommt die Buche nur etageal vor, es handelt sich also um eine Untergrenze. - Zugleich<br />

Beispiel für eine Punktkarte auf Rastergrundlage. - Arealbild ausjALAS etc.l972f


46 Verbreitungsökologie<br />

in ihrem Verlauf abwechselnd durch unterschiedliche<br />

Faktoren bedingt sein:<br />

• klimatische<br />

• geomorphologische<br />

• biotische<br />

• edaphische<br />

• temporäre.<br />

Auch die klimatisch bedingten Grenzen, die den<br />

Grundrahmen für die Gesamtverbreitung bilden,<br />

sind noch in sich differenziert (Abb. 21).<br />

Zwar wirkt das Klima im Prinzip als Ganzes auf<br />

die Pflanze ein, aber im Grenzbereich ist meist<br />

ein bestimmter Faktor ausschlaggebend, dessen<br />

Verän<strong>der</strong>ung zum Ungünstigen hin dann das<br />

Vorkommen unmöglich macht. In verschiedenen<br />

Teilen <strong>der</strong> Grenze sind das jedoch verschiedene<br />

Faktoren.<br />

Zusammengefaßt: Der große Umriß (Arealgestalt)<br />

<strong>der</strong> realen Areale ist gewöhnlich klimatisch<br />

und geomorphologisch bedingt, gelegentlich<br />

auch biotisch o<strong>der</strong> temporär; <strong>der</strong> Einzelverlauf<br />

<strong>der</strong> Grenze wird hingegen vorwiegend<br />

durch edaphische und biotische Faktoren bestimmt,<br />

ebenso <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Arealausfüllung.<br />

5 Verän<strong>der</strong>ung des Areals infolge<br />

Än<strong>der</strong>ung von Umweltfaktoren<br />

Bei <strong>der</strong> Besprechung <strong>der</strong> Arealbildung sind wir<br />

bisher stillschweigend von konstanten Außenbedingungen<br />

ausgegangen. Tatsächlich sind diese<br />

aber in ständigem Wandel begriffen, was auch<br />

eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Pflanzenareale bedingt.<br />

Än<strong>der</strong>n können sich alle genannten Faktoren.<br />

Die edaphischen können hier aber außer<br />

Betracht bleiben, da vor allem die Beeinflussung<br />

<strong>der</strong> Arealgestalt interessiert. Von den übrigen<br />

sind die klimatischen Än<strong>der</strong>ungen diejenigen,<br />

die, geologisch gesehen, in relativ kurzer Zeit<br />

vor sich gehen. Sie veranlassen die Pflanzensippen<br />

zu aktiven Reaktionen, d. h. zu Wan<strong>der</strong>ungen.<br />

Mit dem Klima än<strong>der</strong>t sich das potentielle<br />

Areal. Nehmen wir <strong>der</strong> Einfachheit halber an,<br />

bei einer Pflanzensippe seien pA und rA identisch<br />

(pA„ = rA J. Bei Eintreten einer Klimaän<strong>der</strong>ung<br />

gibt es 3 verschiedene Möglichkeiten<br />

(Abb. 22):<br />

(1) Das Klima wird für die Sippe allgemein ungünstiger.<br />

Folge ist eine Verkleinerung des<br />

pA, im Extremfalle Zerschlagung und Aussterben.<br />

(2) Das Klima wird allgemein günstiger. Es resultiert<br />

eine Ausweitung des pA.<br />

(3) Das für die Sippe günstige Klimagebiet verschiebt<br />

sich auf <strong>der</strong> Erdoberfläche horizontal.<br />

Entsprechend verschiebt sich dann auch<br />

das pA.<br />

Nicht in jedem dieser Fälle stimmt die Än<strong>der</strong>ung<br />

des rÄ automatisch mit <strong>der</strong> des pÄ überein.<br />

Zwar trifft das im Fall (1) zu: die Sippe wird<br />

an allen Orten eliminiert, die außerhalb des<br />

neuen pÄ, liegen. Dadurch sind rÄ und pÄ dauernd<br />

identisch.<br />

An<strong>der</strong>s in den Fällen (2) und (3). Hier kommen<br />

neue Arealteile hinzu, die die Pflanze erst<br />

besiedeln muß. Dazu braucht sie eine bestimmte<br />

Zeit, die von <strong>der</strong> Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

abhängt. Im Fall (2) ist das unproblematisch:<br />

irgendwann wird die Grenze des neuen pA2 erreicht<br />

werden, sofern dem keine Verbreitungsschranken<br />

entgegenstehen. Im Fall (3) kann es<br />

aber zu Schwierigkeiten kommen. Ist die Geschwindigkeit<br />

<strong>der</strong> Klimaverschiebung größer als<br />

die <strong>der</strong> Ausbreitung, so wird das rA vorübergehend<br />

verkleinert, auch wenn die Größe des PA3<br />

gleich bleibt. Hält diese Situation länger an, so<br />

besteht die Gefahr, daß die Pflanzensippe ausstirbt,<br />

obwohl ihr pA nach wie vor vorhanden<br />

ist. Sie wird sozusagen von <strong>der</strong> Klimaverschiebung<br />

überrollt.<br />

Das klingt zunächst sehr theoretisch. Es hat<br />

aber in <strong>der</strong> Eiszeit in Mitteleuropa große Bedeutung<br />

gehabt. Mindestens 3mal ist unsere<br />

gesamte Flora auf diese Weise von N nach S<br />

getrieben worden, und viele zu langsam wan<strong>der</strong>nde<br />

Sippen sind dabei auf <strong>der</strong> Strecke geblieben.<br />

Der Spezialfall <strong>der</strong> Reduktion des rA auf 0,<br />

d. h. das Äussterben einer Sippe, kann also zweierlei<br />

Gründe klimatischer Ärt haben (neben<br />

nichtklimatischen): völliges Verschwinden des<br />

pA, o<strong>der</strong> seine rasche Verschiebung bei zu geringer<br />

Ausbreitungsgeschwindigkeit.<br />

Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Geom orphologie haben<br />

ebenfalls zu umfangreichen Verän<strong>der</strong>ungen von<br />

Arealen geführt. Sie erfor<strong>der</strong>n aber viel längere<br />

Zeiträume, die die „Lebensdauer“ von Pflanzenarten<br />

meist überschreiten. Daher sind ihre Folgen<br />

eher an den Arealen von Sippen höheren<br />

Ranges, von <strong>der</strong> Gattung aufwärts, zu erkennen.<br />

Ein Faktor ist z. B. die Gebirgsbildung, die für


Verän<strong>der</strong>ung des Areals infolge Än<strong>der</strong>ung von Umweltfaktoren 47<br />

Geschwindigkeit <strong>der</strong> Klimaverschiebung<br />

pA^<br />

pAo : Ausgangszustand (rA = pA)<br />

pAj : vergrößertes pA bei Klimaverbesserung<br />

pAi : verkleinertes pA bei Klimaverschlechterung<br />

pAa : verschobenes pA bei Klimaverschiebung<br />

Abb. 22: Än<strong>der</strong>ungen des potentiellen und des realen Areals infolge von Klimaän<strong>der</strong>ungen.<br />

viele Sippen neue Ausbreitungswege geschaffen<br />

hat; außerdem bewirkte sie oft Klimaän<strong>der</strong>ungen<br />

in den umliegenden Gebieten (ein Musterbeispiel<br />

hierfür sind die amerikanischen Anden).<br />

Viel wichtiger sind aber die Auswirkungen <strong>der</strong><br />

Kontinentverschiebung.<br />

Die geomorphologischen Wandlungen (in<br />

geringerem Ausmaße auch die klimatischen,<br />

z. B. die Eiszeit) haben aber nicht nur die Form<br />

<strong>der</strong> Areale beeinflußt, son<strong>der</strong>n auch die Bildung<br />

neuer Arten bewirkt. Hierbei spielte einerseits<br />

die Entwicklung neuer Extremstandorte eine<br />

Rolle, an<strong>der</strong>erseits die Möglichkeit <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>entwicklung<br />

vorher einheitlicher Sippen<br />

infolge <strong>der</strong> Aufspaltung ihrer Areale in voneinan<strong>der</strong><br />

isolierte Teilstücke. So entstandene biotische<br />

Än<strong>der</strong>ungen haben aber kaum zur Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Areale <strong>der</strong> übrigen Sippen geführt;<br />

sie waren nicht Ursache, son<strong>der</strong>n Folge o<strong>der</strong> Begleiterscheinung<br />

<strong>der</strong> Verdrängung älterer Arten<br />

von ihren Wuchsorten. An<strong>der</strong>s ist das bei Sippen<br />

höheren Ranges. Hier hat die Entstehung<br />

neuer, effektiverer Baupläne die Verbreitung älterer,<br />

weniger konkurrenzfähiger Typen stark<br />

eingeschränkt: so wurden die bis zum Beginn<br />

<strong>der</strong> Kreidezeit in <strong>der</strong> Vegetation <strong>der</strong> Erde herrschenden<br />

Koniferen durch die Entwicklung <strong>der</strong><br />

Angiospermen auf marginale Standorte abgedrängt<br />

(vgl. Abb. 58, S. 139).


t e -<br />

C Areale und Floren<br />

Während die Verbreitungsökologie die dynamischen<br />

Vorgänge <strong>der</strong> Ausbreitung und Arealbildung<br />

untersucht, beschäftigt sich die Arealkunde<br />

mit <strong>der</strong>en Ergebnissen. Grundlage ist die<br />

Inventarisierung <strong>der</strong> Vorkommen <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Pflanzensippen, die es dann erlaubt, sowohl<br />

die Summe aller Wuchsorte <strong>der</strong> einzelnen<br />

Sippe, also ihr Areal, als auch die aller Sippen<br />

in einem bestimmten Gebiet, eine Gebietsflora,<br />

zu beschreiben. Durch Vergleich von Arealen<br />

kann man Arealtypen, durch Vergleich von<br />

Gebietsfloren natürliche Florengebiete etablieren.<br />

Die Ursachen für die Beschaffenheit von<br />

Arealen und Florengebieten liegen letztlich in<br />

<strong>der</strong> Standorts- und verbreitungsökologischen<br />

Konstitution <strong>der</strong> Einzelsippen; maßgebende<br />

Triebkraft bei <strong>der</strong> Entstehung ihrer aktuellen<br />

Gestalt war aber die historische Entwicklung.<br />

1 Methoden <strong>der</strong> Inventarisierung<br />

und Darstellung<br />

Sowohl die Erstellung von Gebietsfloren als<br />

auch die Ermittlung von Arealen basiert gewöhnlich<br />

auf <strong>der</strong> Auswertung zufällig bekannt<br />

gewordener Fundorte.<br />

Für eine Gebietsflora stellt man alle Sippen<br />

zusammen, die im betreffenden Gebiet wildwachsend<br />

gefunden worden sind, und nach <strong>der</strong><br />

Zahl <strong>der</strong> Fundorte kann man dann ihre ungefähre<br />

Häufigkeit angeben. Natürlich führt das<br />

zu Ungenauigkeiten: von auffälligen und leicht<br />

erkennbaren Sippen werden relativ mehr Fundorte<br />

bekannt sein als von solchen, die unauffällig<br />

o<strong>der</strong> schwer zu bestimmen sind.<br />

Entsprechendes gilt für die Areale. Um die<br />

Arealgestalt darzustellen, trägt man alle Fundorte<br />

<strong>der</strong> Sippe auf einer topographischen Karte<br />

ein. So entsteht eine Punktkarte (vgl. Abb. 21,<br />

S. 45). Kennt man die Standortsbeziehungen <strong>der</strong><br />

Sippe einigermaßen gut, so kann man vermuten,<br />

daß sie auch in Bereichen zwischen den bekannten<br />

Wuchsorten vorkommt, soweit ihre Ansprüche<br />

dort erfüllt sind. Man umrahmt dann<br />

das durch die Punkte angedeutete Gebiet durch<br />

eine Linie, die vermutliche Arealgrenze, und<br />

erhält so eine Umrißkarte.<br />

Beide Darstellungsweisen haben ihr Für und Wi<strong>der</strong>.<br />

Die Punktkarte erscheint insofern exakter, als sie nur<br />

Punkte angibt, an denen die Sippe tatsächlich vorkommt,<br />

während die Umrißkarte vielleicht auch Gebiete<br />

umfaßt, in denen sie fälschlicherweise vermutet<br />

wird. Aber in wenig erforschten Gebieten o<strong>der</strong> bei<br />

schwer erkennbaren Sippen können auch Punktkarten<br />

ein irreführendes Bild geben; sie zeigen oft Häufungen<br />

in bestimmten Arealteilen, die nicht durch beson<strong>der</strong>s<br />

gehäuftes Vorkommen gegenüber an<strong>der</strong>en<br />

Teilen bedingt sind, son<strong>der</strong>n durch dazwischen liegende<br />

Beobachtungslücken (so sind die Arealkarten<br />

mancher Pilzarten in Wirklichkeit Verbreitungskarten<br />

<strong>der</strong> Mykologen bzw. ihrer Arbeitsgebiete).<br />

Bei gut bekannten Arealgestalten kombiniert man<br />

oft beide Methoden, indem das dicht mit Fundorten<br />

besetzte Kerngebiet durch eine Umrißlinie o<strong>der</strong> durch<br />

Flächenfärbung gekennzeichnet wird und außerhalb<br />

davon gelegene Fundpunkte einzeln erscheinen; natürlich<br />

hängt die Form <strong>der</strong> Darstellung auch vom<br />

Maßstab <strong>der</strong> Karte ab.<br />

Das Unbefriedigende, das in <strong>der</strong> ausschließlichen<br />

Verwendung von Zufallsfunden liegt, hat<br />

in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, daß<br />

man in vielen Län<strong>der</strong>n zu einer systematischen<br />

Inventarisierung aller Pflanzenarten übergegangen<br />

ist. Ein wichtiger Anlaß hierfür war auch<br />

die tatsächliche o<strong>der</strong> vermutete Gefährdung <strong>der</strong><br />

Verbreitung vieler Sippen durch den Einfluß des<br />

Menschen. Am weitesten fortgeschritten ist die<br />

planmäßige floristische Kartierung in Teilen<br />

Europas (in Großbritannien wurde sie schon in<br />

den 50er Jahren begonnen). Anfangs wurden nur<br />

die Gefäßpflanzen erfaßt, inzwischen sind aber<br />

auch bereits Kartierungen von Moosen, Flechten<br />

und Pilzen im Gange. Da man hierbei nach<br />

politisch o<strong>der</strong> geographisch umgrenzten Gebieten<br />

vorgeht, erhält man zunächst detaillierte<br />

Gebietsfloren. Vom Areal je<strong>der</strong> Art werden gewöhnlich<br />

nur Teile erfaßt, denn die Areale <strong>der</strong><br />

meisten europäischen Pflanzenarten sind wesentlich<br />

größer als durchschnittliche europäische<br />

Staaten.<br />

Für die Kartierung teilt man das betreffende<br />

Gebiet in kleine, meist normierte Teilflächen ein,<br />

die sog. Grundfel<strong>der</strong>. Es wird dann für jedes<br />

davon das Vorkommen o<strong>der</strong> Fehlen je<strong>der</strong> Art<br />

ermittelt, d. h. für jedes Grundfeld wird eine<br />

vollständige Gebietsflora erstellt. Diese Datensammlung<br />

ist Grundlage für die Zeichnung von<br />

Verbreitungskarten, auf denen das Vorkommen<br />

je Gmndfeld als Punkt erscheint (vgl. Abb. 21);<br />

diese werden meist zu Florenatlanten zusammengefaßt.


Analyse und Verknüpfung 49<br />

Florenatlanten <strong>der</strong> Gefäßpflanzen gibt es in Europa<br />

schon länger für Großbritannien und Belgien (Perring<br />

etc. 1962, Rompaey etc. 1972). In West-Mitteleuropa,<br />

umfassend Deutschland, Österreich, die<br />

Schweiz, die Tschechei, Slowenien sowie Teile von<br />

Westungarn und Norditalien, wurde ein gemeinsames<br />

Kartierungsprojekt 1967 begonnen (vgl. Haeupler<br />

1970, Niklfeld 1971). Gmndfel<strong>der</strong> sind hier die Meßtischblätter<br />

(deutsche Topographische Karte 1 :25000),<br />

außer in <strong>der</strong> Schweiz, wo naturräumliche Einheiten<br />

zugmndegelegt wurden. Für die praktische Erfassung<br />

<strong>der</strong> Pflanzenarten, die zum größten Teil durch zahlreiche<br />

ehrenamtliche Helfer erfolgt(e), wurden sog.<br />

Geländelisten ausgegeben, in denen alle im betreffenden<br />

Teilbereich (z. B. Norddeutschland, Alpenlän<strong>der</strong>)<br />

möglicherweise vorkommenden Arten in abgekürzter<br />

Form aufgeführt sind und ggf angekreuzt werden können.<br />

Der heutige Stand <strong>der</strong> Kartierung ist in den beteiligten<br />

Län<strong>der</strong>n unterschiedlich: für die Schweiz,<br />

Westdeutschland und Ostdeutschland liegen bereits<br />

Florenatlanten vor (Welten etc. 1982, Haeupler etc.<br />

1988, Benkert etc. 1996); hingegen steckt die Kartiemng<br />

z. B. in Norditalien noch in den Anfängen. Auch<br />

in den Gebieten, in denen die Grundkartierung abgeschlossen<br />

ist, geht die Kartierungsarbeit jedoch noch<br />

weiter: so sind in mehreren deutschen Län<strong>der</strong>n Detailkartierungen<br />

im Gange, bei denen für bestimmte, beson<strong>der</strong>s<br />

gefährdete Arten die genaue Verbreitung im<br />

einzelnen, bis hin zur Populationsgröße, ermittelt wird.<br />

Im Gegensatz zu den sehr detaillierten Informationen<br />

über die Pflanzenverbreitung, die wir<br />

V<br />

jetzt in Europa bekommen, sind an<strong>der</strong>e Teile<br />

<strong>der</strong> Erde in dieser Hinsicht noch so gut wie<br />

unerforscht. Das gilt vor allem für große Teile<br />

<strong>der</strong> Tropen, in denen eine genauere Kenntnis<br />

angesichts <strong>der</strong> dort im Gange befindlichen dramatischen<br />

Umweltverän<strong>der</strong>ungen gerade beson<strong>der</strong>s<br />

nötig wäre.<br />

2 Analyse und Verknüpfung<br />

a<br />

Größe und Gestalt von Arealen<br />

Die Größe <strong>der</strong> Areale ist sehr unterschiedlich.<br />

Im Durchschnitt sind sie natürlich um so größer,<br />

je höher <strong>der</strong> Rang <strong>der</strong> Sippe ist: Gattungen<br />

sind weiter verbreitet als Arten, Familien weiter<br />

als Gattungen.<br />

Die kleinsten Art-Areale umfassen zuweilen<br />

nur wenige km^, sie sind z. B. auf ein einzelnes<br />

Gebirge o<strong>der</strong> sogar nur einen Berg beschränkt<br />

(„Endemiten“, vgl. weiter unten); ausnahmsweise<br />

kommt so etwas auch bei monotypischen<br />

Familien vor (z. B. Lacistemonaceae nur auf den<br />

185 km^ großen chilenischen Juan-Fernändez-<br />

Inseln). Das an<strong>der</strong>e Extrem sind die K osm o­<br />

politen, Sippen, die auf allen Kontinenten verbreitet<br />

sind. Hierher gehören zahlreiche Familien<br />

und relativ viele Gattungen, jedoch nur<br />

recht wenige Gefäßpflanzen-Arten.<br />

Auf die Gestalt <strong>der</strong> Areale bezieht sich eine<br />

Reihe spezieller Begriffe, die im folgenden näher<br />

zu erläutern sind.<br />

Nach seinem flächigen Zusammenhang ist<br />

ein Areal geschlossen o<strong>der</strong> disjunkt. Genau genommen<br />

ist zwar kein Areal völlig geschlossen:<br />

in jedem gibt es z. B. edaphisch bedingte Lükken.<br />

Definitionsgemäß heißt ein Areal geschlossen,<br />

wenn die Lücken zwischen den Wuchsorten<br />

so klein sind, daß sie mit den für die Sippe normalen<br />

Verbreitungssprüngen überbrückt werden<br />

können (für Sippen nie<strong>der</strong>en Ranges von <strong>der</strong><br />

Art abwärts gilt zuweilen auch als Kriterium, daß<br />

die Populationen miteinan<strong>der</strong> im Genaustausch<br />

stehen).<br />

Disjunkt (Abb. 23) ist ein Areal, bei dem diese<br />

Bedingungen nicht zutreffen: es besteht aus<br />

mehreren Teilen, die keine Verbindung miteinan<strong>der</strong><br />

haben. Dabei stellt sich die Frage, wie so<br />

etwas zustande kommen kann. Folgende Ursachen<br />

sind möglich:<br />

(1) Polyphyletische Entstehung: die Sippe ist<br />

an mehreren Orten unabhängig voneinan<strong>der</strong><br />

mehrmals entstanden. Dieser Fall ist unwahrscheinlich,<br />

außer wenn es sich um Mutationen<br />

handelt,die nur ein einziges Allel<br />

betreffen (als Beispiele werden Chelidonium<br />

majus var. laciniatum und Fagus sylvatica var.<br />

tortuosa genannt), o<strong>der</strong> um Allopolyploide.<br />

(2) Säkulares Auftreten anomal großer Ausbreitungssprünge.<br />

Dies kann gelegentlich durch<br />

Zugvögel geschehen (z. B. Osmorhiza chilensis,<br />

vgl. Abb. 11, S. 26).<br />

(3) Zerschlagung eines ehemals geschlossenen<br />

Areals infolge Andemng <strong>der</strong> Umweltbedingungen<br />

(vgl. S. 46). Dies ist <strong>der</strong> bei weitem<br />

häufigste Fall.<br />

Ein Spezialfall, <strong>der</strong> bei Disjunktionen des Typs<br />

(3) oft auftritt, sind Reliktareale. Hierbei handelt<br />

es sich um Areale o<strong>der</strong> Arealteile, die räumlich<br />

sehr Idein sind gegenüber früherer Verbreitung,<br />

meist auch im Vergleich zum potentiellen<br />

Areal. Sippen mit solcher Verbreitung, die dann<br />

auch Relikte heißen, sind in Europa z. B.<br />

Aesculus hippocastanum und Picea om orika, in<br />

Nordamerika Sequoiadendron giganteum.


50 Areale und Floren<br />

i f p “<br />

Abies<br />

1 alba<br />

2 pinsapo s.l.<br />

3 numidica<br />

4 nebrodensis<br />

5 cephalonica<br />

5a borisii-regis<br />

6 cilicica s.l.<br />

7 nordmanniana s.l.<br />

: r r<br />

V<br />

' /<br />

ttC3=< cC^ /o- 6<br />

Abb. 23; Verbreitung <strong>der</strong> Tannen {Abies) in Mitteleuropa und im Mittelmeergebiet.<br />

Das im Tertiär wahrscheinlich zusammenhängende Gattungsareal wurde im Pleistozän in zahlreiche disjunkte<br />

Reliktvorkommen in verschiedenen mediterranen Gebirgen zersplittert. Die so voneinan<strong>der</strong> isolierten Populationen<br />

haben sich in <strong>der</strong> Zwischenzeit auseinan<strong>der</strong> entwickelt, so daß mehrere vikariierende neue Arten<br />

(Neoendemiten) entstanden sind. Diese haben jedoch keine genetischen Barrieren; kommen sie wie<strong>der</strong> in<br />

Kontakt, so kommt es zu Kreuzungen (auf diese Weise dürfte die bulgarische A. borisii-regis aus A. alba und<br />

A. cephalonica entstanden sein). - Arealbil<strong>der</strong> nach M eusel etc. 1965f. und Walter 1962f.<br />

Ebenfalls mit Disjunktionen des Typs (3) hängt<br />

das Auftreten von vikariierenden Sippen<br />

(Vikarianten) zusammen. Dies sind nahe verwandte<br />

Sippen, die in verschiedenen Gebieten<br />

Vorkommen (also vikariierende Areale haben)<br />

und dort jeweils vergleichbare ökologisch-soziologische<br />

Positionen einnehmen. Sie sind nach<br />

<strong>der</strong> Zerschlagung des Gesamtareals einer einheitlichen<br />

Sippe durch unterschiedliche weitere<br />

Evolution in den isolierten Teilarealen entstan^^^<br />

den (z. B. die verschiedenen A bies-hrttn des<br />

Mittelmeergebietes, Abb. 23, o<strong>der</strong> Platanus<br />

orientalis in Europa und P. occidentalis in Nordamerika,<br />

die trotz 40 Millionen Jahren Isolation<br />

noch so nahe verwandt sind, daß sie sich<br />

fruchtbar kreuzen lassen).<br />

Neben diesen geographischen Vikarianten wird <strong>der</strong><br />

gleiche Begriff auch für die sog. ökologischen<br />

Vikarianten benutzt. Es bandelt sich um Sippen, die<br />

im selben Gebiet verkommen, dort aber infolge verschiedener<br />

synökologischer Ansprüche verschiedene<br />

Standortstypen besetzen (bekannte Beispiele aus den<br />

Alpen: Gentiana clusii / G. kochiana und Rhododendron<br />

hirsutum / R. ferrugineum, jeweils auf Kalk- bzw. saurem<br />

Gesteinsuntergmnd).<br />

Ein weiteres Phänomen, das sich hier anschließt,<br />

ist das des Endemismus (dieses Wort bezeichnet<br />

nur das Verhalten; eine konkrete Sippe, die<br />

endemisch ist, ist ein Endemit).<br />

Diese Begriffe haben eine weitere und eine<br />

engere Bedeutung. Endemisch i. w. S. heißt,<br />

daß eine Sippe ausschließlich in einem bestimmten<br />

geographisch definierten Gebiet vorkommt,<br />

ungeachtet seiner Größe: so ist Fagus sylvatica<br />

in Europa endemisch, die Gattung Fagus auf <strong>der</strong><br />

Nordhalbkugel.<br />

Demgegenüber ist ein Endemit i. e. S. (das<br />

Substantiv wird meist mit dieser Bedeutung gebraucht)<br />

eine Sippe mit einem räumlich sehr<br />

kleinen Areal (zuweilen auch „Mikroarealophyt“<br />

genannt, vgl. H aeupler 1983); neuerdings wurde<br />

hierfür, d. h. für Sippen mit einem Areal von


F<br />

1<br />

Analyse und Verknüpfung 51<br />

Alpen<br />

- Pícea abies ' Fagus sylvatica . Abies a l b a --------------- He<strong>der</strong>á helix<br />

Abb. 24: Zonale und etageale Areale bzw. Arealteile einiger Gehölze entlang eines N-S-Transektes durch<br />

Europa.<br />

Fichte: zonales Areal in Nordeuropa, etageale Auslieger in Mittelgebirgen und Alpen, Buche: zonales Areal in<br />

Mitteleuropa, am S-Rand <strong>der</strong> Alpen etageal werdend. Tanne: rein etageales Areal. Efeu: zonales Areal von S-<br />

Skandinavien bis S-ltalien,<br />

weniger als 75000 km^ Größe, auch die Bezeichnung<br />

Lokalendem it vorgeschlagen (Gentry<br />

1986). Grund für die begrenzte Verbreitung kann<br />

sein:<br />

(1)<br />

(2)<br />

Die Sippe ist ein Relikt (siehe oben), sie<br />

heißt dann auch Reliktendemit o<strong>der</strong> Paläoendemit.<br />

Es handelt sich um eine neu entstandene<br />

Sippe, die (noch) keine Gelegenheit zur Ausbreitung<br />

hatte: ein progressiver Endemit<br />

o<strong>der</strong> Neoendemit.<br />

Beide Sorten von Endemiten (i. e. S.) sind beson<strong>der</strong>s<br />

häufig in Insel-Situationen, d. h. auf<br />

vom Festland weit entfernten Inseln sowie auf<br />

isolierten Gebirgsstöcken, im Fall (1) vor allem<br />

wegen Konkurrenzmangels, im Fall (2) auch<br />

wegen fehlen<strong>der</strong> Ausbreitungsmöglichkeiten.<br />

Eine Unterscheidung an<strong>der</strong>er Art, die sich<br />

auf die Lage im dreidimensionalen Raum bezieht,<br />

ist die zwischen zonalen und etagealen<br />

Arealen. Ein zonales Areal hat alle seine Grenzen<br />

im Tiefland (N-, O-, S-, W-Grenze). Etageale<br />

Areale (bzw. Arealteile) hingegen befinden<br />

sich in höheren Lagen von Gebirgen und haben<br />

eine Untergrenze (eine Obergrenze kann<br />

in beiden Fällen auftreten und ist für die Unterscheidung<br />

unwesentlich). Zwischen beiden Situationen<br />

sind alle Übergänge möglich (Abb. 24).<br />

Schließlich ist noch zwischen natürlichen<br />

und anthropogenen Arealen zu unterscheiden.<br />

Bei letzteren handelt es sich allerdings gewöhnlich<br />

nur um Arealteile bzw. um verschobene<br />

Arealgrenzen (Näheres S. 74). Sofern nicht aus­<br />

drücklich etwas an<strong>der</strong>es gesagt wird, sind im<br />

folgenden gewöhnlich natürliche Areale gemeint.<br />

b<br />

Natürliche Florengebiete<br />

Die oben besprochenen Gebietsfloren, ob sie<br />

nun auf <strong>der</strong> Sammlung von Zufallsfünden o<strong>der</strong><br />

auf systematischer Kartierung beruhen, beziehen<br />

sich gewöhnlich auf politisch o<strong>der</strong> geographisch<br />

begrenzte Gebiete. Ihre Grenzen sind<br />

daher, von <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung her gesehen,<br />

künstlich.<br />

Das wurde natürlich von Anbeginn <strong>der</strong> floristischen<br />

Erforschung <strong>der</strong> Erde erkannt, und man<br />

versuchte schon seit Beginn des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />

durch Vergleich <strong>der</strong> verschiedenen Gebietsfloren<br />

die Erde in natürliche Florengebiete<br />

einzuteilen (vgl. S. 89). Hierfür ist seither eine<br />

hierarchische Glie<strong>der</strong>ung in mindestens 3 Kategorien<br />

üblich geworden: den höchsten Rang haben<br />

die Florenreiche, diese bestehen aus Florenregionen,<br />

die wie<strong>der</strong>um in Florenprovinzen<br />

(o<strong>der</strong> -bezirke) unterteilt werden; weitere<br />

Unterglie<strong>der</strong>ungen gibt es nur in Teilbereichen.<br />

Für die Abgrenzung <strong>der</strong> natürlichen Florengebiete<br />

können 3 Kriterien herangezogen werden:<br />

• rein empirische: optischer Vergleich von<br />

Arealgestalten, beson<strong>der</strong>s solcher von als<br />

„typisch“ angesehenen Sippen<br />

• florenstatistische: quantitativer Vergleich<br />

von Floreninventaren


52 Areale und Floren<br />

3 • ■<br />

, J-<br />

... . .j,, l ^ .<br />

-<br />

‘J •.<br />

• vegetationskundliche: qualitative Wertung<br />

<strong>der</strong> in den Floren enthaltenen Sippen nach<br />

ihrer Bedeutung in <strong>der</strong> Vegetation.<br />

Die älteste und auch heute noch wichtigste<br />

Abgrenzungsmethode für die floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />

im großen ist die empirische. Sie liefert<br />

zwar in vielen Fällen klare Grenzen, doch gibt<br />

es auch Bereiche auf <strong>der</strong> Erde, wo die Abgrenzung<br />

schwierig ist. In solchen Fällen kann man<br />

florenstatistische Untersuchungen hinzuziehen.<br />

Hierfür wird <strong>der</strong> zahlenmäßige Unterschied in <strong>der</strong><br />

Sippengarnitur berechnet: Zum Vergleich zweier Florengebiete<br />

A und B ermittelt man die Zahl a <strong>der</strong> Sippen,<br />

die in A vorhanden sind aber in B fehlen, und<br />

die Zahl b <strong>der</strong> Sippen in B die in A fehlen, a + b ist<br />

dann <strong>der</strong> Florenkontrast (es ist zugleich die Zahl <strong>der</strong><br />

zwischen A und B liegenden Arealgrenzen).<br />

Man kann den Florenkontrast auch für größere<br />

Teile <strong>der</strong> Erdoberfläche in regelmäßigen Abständen<br />

(in Form von Transekten) ermitteln, z. B. alle 100 km;<br />

dies ergibt das sog. Florengefalle. Auch hier wird wie<strong>der</strong><br />

die Zahl <strong>der</strong> durchgehenden Arealgrenzen gemessen.<br />

Diese kann auf weite Entfernungen sehr niedrig<br />

sein, um dann plötzlich einen starken Anstieg zu zeigen.<br />

Solche Häufungsgebiete sind gewöhnlich durch<br />

Schwellenwerte eines wichtigen ökologischen (meist<br />

klimatischen) Faktors bedingt; hier liegt dann eine natürliche<br />

Florengrenze.<br />

Durch die Florenkontrast- und -gefällemethode<br />

konnte man die Abgrenzung empirisch aufgestellter<br />

Florengebiete mancherorts präzisieren.<br />

Doch blieb das nicht selten unbefriedigend, da<br />

es sich eben um eine rein formale Methode handelt,<br />

für die sämtliche Pflanzensippen gleichgeachtet<br />

und nur als Zahlen berücksichtigt werden,<br />

ungeachtet ihrer tatsächlichen Menge und<br />

synökologischen Position. Um diese stärker zu<br />

gewichten, ist es zweckmäßig, vegetationskundliche<br />

Kriterien mit einzusetzen, was aber<br />

bisher noch in ungenügendem Ausmaße geschehen<br />

ist.<br />

c<br />

Arealtypen und Florenelemente<br />

Die Arealgestalten zeigen eine ungeheure Vielfalt.<br />

Doch entspricht diese keineswegs einer statistischen<br />

Verteilung; vielmehr sind bestimmte<br />

Arealbil<strong>der</strong> und Formelemente überrepräsentiert<br />

und treten immer wie<strong>der</strong> auf Diese Diskontinuität<br />

legt die Aufstellung von Typen nahe.<br />

Solche „Arealtypen“ (i. w. S.) kann man am<br />

einfachsten nach den Erdteilen benennen, für<br />

die sie charakteristisch sind. Da sie aber selbstverständlich<br />

Ausdmck von Umweltverhältnissen<br />

sind, werden sie sinnvollerweise mit diesen verknüpft,<br />

wobei man entwe<strong>der</strong> die Standortsbedingungen<br />

als solche zugrundelegen kann,<br />

o<strong>der</strong> die durch sie bewirkte Gliedemng <strong>der</strong> Pflanzendecke.<br />

Dementsprechend gibt es 3 verschiedene<br />

Gmppen von Arealtypen; sie beziehen sich<br />

auf<br />

• physiogeographische Gebiete<br />

• biogeographische Einheiten<br />

• ökologische Merkmale.<br />

Die physiogeographisch definierten Typen seien<br />

hier als Geographische Arealtypen bezeichnet;<br />

die zugehörigen Sippen sind die Geoelemente<br />

(dieser Begriff hat in <strong>der</strong> Literatur allerdings<br />

wechselnde Bedeutungen). Ihre Benennungen<br />

sprechen für sich selbst.<br />

Biogeographisch definiert sind die Floristischen<br />

Arealtypen. Wie <strong>der</strong> Name andeutet, sind<br />

sie auf natürliche Florengebiete bezogen. Man<br />

kann den Begriff aber dahingehend erweitern,<br />

daß man als biogeographische Bezugseinheiten<br />

Vegetationsgebiete mit einbezieht, vor allem als<br />

Untereinheiten. Die zugehörigen Sippen heißen<br />

Florenelemente.<br />

Das Wort „Florenelement“ wird in <strong>der</strong> Literatur allerdings<br />

mit zwei verschiedenen Bedeutungsinhalten<br />

benutzt: es kann sich entwe<strong>der</strong> auf die einzelne Sippe<br />

beziehen, o<strong>der</strong> es dient als Kollektivbegriff, d. h. als<br />

Synonym für den gesamten Areal typ. Der Unterschied<br />

läßt sich leicht an folgendem Satzpaar klarmachen:<br />

„Fagus sylvatica ist ein holarktisches Florenelement“<br />

gegenüber „Fagus sylvatica g eh ö rt zum Holarktischen<br />

Florenelement“. Im zweiten Falle ist das „Florenelement“<br />

also die Gesamtmenge aller holarktischen<br />

Sippen. Diese Version steht aber im Wi<strong>der</strong>spruch zur<br />

Bedeutung des Wortes Element sowohl in <strong>der</strong> allgemeinen<br />

Umgangssprache als auch in <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Mengenlehre und sollte daher vermieden werden.<br />

Florenelemente ähneln in vieler Hinsicht den<br />

Charakterarten in <strong>der</strong> Pflanzensoziologie (vgl. S. 59).<br />

Wie diese haben sie unterschiedliche „Treuegrade“,<br />

d. h. eine verschieden enge Bindung an die betr.<br />

biogeographische Einheit. Hiernach kann man die<br />

in einem bestimmten Florengebiet (FG) vorkommenden<br />

Sippen 6 verschiedenen Kategorien zuordnen<br />

(Abb. 25):<br />

1. Enge Charakterelemente (auf 1 FG beschränkt),<br />

und zwar:<br />

la. Gutes Charakterelement (Arealgrenzen mit denen<br />

des FG ± übereinstimmend)


Analyse und Verknüpfung 53<br />

Florengebiet A<br />

Florengebiet B<br />

Abb. 25: Je nach dem Grad ihrer Bindung an Florengebiete (FG) lassen sich 6 Kategorien von Florenelementen<br />

unterscheiden (schematisch). - Näheres im Text.<br />

lb. Charakterelement einer Untereinheit (diese<br />

gewöhnlich klimaökologisch charakterisiert)<br />

lc. Endemitisches Element (Areal sehr klein,<br />

meist nicht klimaökologisch deutbar)<br />

2. Weites Charakterelement (auf bestimmte, klimaökologisch<br />

charakterisierte Teile an<strong>der</strong>er FG übergreifend)<br />

3. Differential-Element (im Sinne von 2 aus an<strong>der</strong>em<br />

FG übergreifend)<br />

4. Extrazonales Element (Auslieger von 1, sporadisch<br />

an Son<strong>der</strong>standorten in an<strong>der</strong>em FG auftretend)<br />

5. Plurizonales Element (über mehrere FG verbreitet)<br />

6. Azonales Element (nicht erkennbar an FG gebunden).<br />

Großräumige, nach Florenreichen bzw. Vegetationszonen<br />

benannte Arealtypen lassen sich weltweit unterscheiden<br />

(vgl. S. 101); ihre Elemente sind meist Familien<br />

o<strong>der</strong> Gattungen. Detailliertere, auf begrenzte<br />

Untereinheiten bezogene Typisierungen (meist Arten<br />

betreffend) liegen dagegen nur aus Teilen <strong>der</strong> Erde vor.<br />

Für praktische Zwecke werden die Einheiten solcher<br />

Glie<strong>der</strong>ungen auch in Form von Abkürzungen dargestellt<br />

(Arealformeln, vgl. z. B. <strong>Schroe<strong>der</strong></strong> 1994).<br />

Typisierungen auf rein ökologischer Grundlage<br />

gibt es nur in Teilbereichen. Eine weltweite Geltung<br />

beanspruchende Glie<strong>der</strong>ung, die auf einem<br />

Gemisch aus ökologischen und biogeographischen<br />

Kriterien beruht, sind die sog. Arealtypen<br />

nach M eusel. (Der unerweiterte Begriff Arealtypen,<br />

<strong>der</strong> im Prinzip jede Typisierung von Arealen<br />

bezeichnet, wird im deutschen Sprachraum<br />

meist in diesem speziellen Sinne gebraucht.) Da<br />

dieses System in Mitteleuropa viel benutzt wird,<br />

sei es hier kurz erläutert (vgl. M eusel 1943,<br />

M eusel etc. 1965f).<br />

Der MEUSELschen Typisierung liegen 3 Merkmale zugrunde,<br />

die als Zonalität, Ozeanität und Höhenstufenbindung<br />

bezeichnet werden.<br />

Die Zonalität, ein überwiegend biogeograpbisches<br />

Kriterium, bildet die Grundlage <strong>der</strong> Klassifizierung.<br />

Die Arealgestalt wird hierfür in Bezug gesetzt zu 10 ±<br />

breitenparallelen Florenzonen (Abb. 26). Deren<br />

Umgrenzungen entsprechen in großen Teilen denen<br />

<strong>der</strong> thermischen Vegetationszonen (S. 109; Abb. 43,<br />

S. 110; näherer Vergleich bei<strong>der</strong> Systeme siehe dort).<br />

Das zweite Kriterium, die Ozeanität, ist überwiegend<br />

ökologisch definiert, nämlich durch die Humidität<br />

und/o<strong>der</strong> die Temperaturamplitude des Klimas.<br />

Hiernach wurden 4 Ozeanitätsgrade aufgestellt (Abb.<br />

26). Je nach ihrer engeren o<strong>der</strong> weiteren Bindung an<br />

einen o<strong>der</strong> mehrere davon werden für die Areale insgesamt<br />

10 Ozeanitätsstufen unterschieden.


54 Areale und Floren<br />

lii<br />

b<br />

115 '•<br />

Abb. 26: Florenzonen und Ozeanitätsglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erde im Sinne von Meusel.<br />

Ozeanitäts- bzw. Kontinentalitätsabstufung; oz, sehr ozeanisch, k, sehr kontinental, übrige Zwischenstufen. -<br />

Aus Meusel etc. 1965f.<br />

N L.<br />

X<br />

Die Beschreibung <strong>der</strong> Höhenstufenbindung erfolgt<br />

mit Hilfe <strong>der</strong> ökologisch definierten (aber oft vegetationskundlich<br />

mißinterpretierten) Begriffe kollin,<br />

montan, subalpin, alpin (vgl. S. 116).<br />

Für die praktische Anwendung <strong>der</strong> so gewonnenen<br />

typisierten Arealbeschreibungen auf die Einzelelemente<br />

wurde eine formelhafte Abkürzung, die<br />

Arealdiagnose, entwickelt. Sie besteht aus normierten<br />

Abkürzungen für die drei Kriterien und einer weiteren<br />

für den jeweiligen Erdteil. Sie lautet z. B. für<br />

Fagus sylvatica m/mo-temp.oz EUR (meridional/montan<br />

- temperar. ozeanisch Europa), für Adonis vemalis<br />

sm-temp.(k) EUR-WSIB (submeridional - temperar.<br />

weit kontinental Europa-Westsibirien).<br />

Die Arealtypen nach Meusel haben sich im weiteren<br />

mitteleuropäischen Raum sehr bewährt und daher<br />

eine weite Verbreitung gefunden. Das darf aber<br />

nicht über ihre Mängel hinwegtäuschen. Diese bestehen<br />

darin, daß in beiden Hauptkriterien <strong>der</strong> Abgrenzung<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Einheiten eine rein europäische<br />

Sichtweise zugrundeliegt. So entspricht die Grenze<br />

zwischen „temperater“ und „submeridionaler“ Florenzone<br />

in Europa <strong>der</strong> Grenze zwischen humiden mitteleuropäischen<br />

und trockenbeeinflußten submediterran-pontischen<br />

Vegetationstypen. In den nemoralen<br />

Waldgebieten O-Nordamerikas und Ostasiens hingegen<br />

ist sie eine rein formal gezogene, durch keine floristischen<br />

o<strong>der</strong> vegetationskundlichen Grenzen gestützte<br />

Linie.<br />

Noch stärker europazentrisch geprägt ist das Begriffssystem<br />

<strong>der</strong> „Ozeanität“, bzw. die Termini „ozeanisch“<br />

und „kontinental“. Ihre Verwendung hat zwar<br />

gerade in <strong>der</strong> deutschen pflanzengeographischen Literatur<br />

eine lange Tradition (vgl. z. B. schon bei Brockmann-Jerosch<br />

& Rubel 1912), doch ist das noch kein<br />

Beweis für ihre weltweite Brauchbarkeit. Es sind eigentlich<br />

relative, nicht quantifizierbare Begriffe. Sie<br />

beruhen auf <strong>der</strong> Kombination mehrerer voneinan<strong>der</strong><br />

unabhängiger Klimamerkmale; <strong>der</strong> Temperaturamplitude<br />

zwischen wärmstem und kältestem Monat, <strong>der</strong><br />

Nie<strong>der</strong>schlagsmenge und <strong>der</strong> jahreszeitlichen Nie<strong>der</strong>schlagsverteilung<br />

(die lapidare Angabe, das Klima sei<br />

irgendwo „kontinental“, ist also eher eine Verschleiemng<br />

<strong>der</strong> tatsächlich einwirkenden Klimafaktoren). In<br />

Europa zeigen diese drei Variablen parallele Gradienten<br />

von WNW nach O SO , so daß ein klares „Kontinentalitätsgefalle“<br />

entsteht. Ganz an<strong>der</strong>s ist das z. B.<br />

in O-Nordamerika: hier verlaufen <strong>der</strong> thermische und


Analyse und Verknüpfung 55<br />

die hygrischen Gradienten im rechten Winkel zueinan<strong>der</strong>;<br />

eine <strong>der</strong> europäischen entsprechende Abstufung<br />

ist daher nicht auffindbar. In den Tropen, wo<br />

thermische Unterschiede entfallen, reduziert sich die<br />

„Ozeanität“ ohnehin auf die Humidität (die peraride<br />

peruanische Küstenwüste als „extrem kontinental“ zu<br />

bezeichnen, erscheint etwas abwegig). Insgesamt ist zu<br />

konstatieren, daß die Charakterisierung von Arealtypen<br />

im Sinne von M eusel außerhalb Europas wenig<br />

brauchbar ist.


D Vegetation<br />

Wie besprochen, bezieht sich <strong>der</strong> Begriff Vegetation<br />

auf das durch die integrierte Wirkung <strong>der</strong><br />

Umweltfaktoren geordnete Zusammenleben <strong>der</strong><br />

Pflanzensippen am Wuchsort. Die Unterschiede<br />

<strong>der</strong> Umweltbedingungen ebenso wie die <strong>der</strong><br />

Flora bedingen eine große Vielfalt in <strong>der</strong> Struktur<br />

<strong>der</strong> Pflanzendecke. Um diese in adäquater<br />

Weise zu beschreiben, muß man sie in abgrenzbare<br />

Einheiten, in Vegetationstypen, aufglie<strong>der</strong>n.<br />

Wie die einzelnen Pflanzensippen, so sind<br />

auch die Vegetationstypen in gesetzmäßiger<br />

Weise im Raum angeordnet; außerdem zeigen<br />

sie häufig auch eine zeitliche Abwandlung, die<br />

durch äußere Einflüsse bedingt sein kann, teils<br />

aber auch in ihrer Struktur selbst begründet ist.<br />

1 Vegetationstypen und ihre<br />

Kiassifizierung<br />

Grundlage <strong>der</strong> Vegetationsanalyse sind Untersuchung<br />

und Vergleich konkreter Pflanzenbestände.<br />

Aus gleichartigen Beständen abstrahiert<br />

man dann Vegetationstypen (auch Vegetationseinheiten<br />

genannt, wenn sie in einem<br />

Klassifizierungssystem eingestuft sind). Je nach<br />

den zugrundegelegten Eigenschaften gibt es zwei<br />

Sorten von Vegetationstypen: die physiognomische<br />

Untersuchung (nach Lebensformen) ergibt<br />

Pflanzenform ationen, die floristische (nach<br />

Pflanzensippen) Pflanzengesellschaften. Naturgemäß<br />

ist die physiognomische Klassifizierung<br />

sehr viel gröber und steht daher bei <strong>der</strong> globalen<br />

Vegetationsgliedemng im Vor<strong>der</strong>gmnd, während<br />

die floristische ihre Hauptbedeutung mehr<br />

im regionalen und lokalen Bereich hat.<br />

a<br />

Pflanzenformationen<br />

Ähnlich wie die Namen <strong>der</strong> ihnen zugrundeliegenden<br />

Lebensform en stam m en auch die<br />

Grundbegriffe <strong>der</strong> Formationstypologie (z. B.<br />

Wald, Heide, Wüste) aus dem allgemeinen<br />

Sprachgebrauch und damit aus vorwissenschaftlicher<br />

Zeit. Ihre wissenschaftliche Adaptation<br />

erfolgte im letzten Drittel des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

(vgl. S. 8 6 , 108); in den letzten Jahrzehnten<br />

wurden sehr detaillierte Glie<strong>der</strong>ungen entworfen<br />

(ScHMiTHüSEN 1968, Ellenberg etc. 1967a).<br />

Hierfür wurde eine Hierarchie entwickelt,<br />

<strong>der</strong>en höchste Kategorie meist als Formationsklasse<br />

bezeichnet wird; nächstfolgende Untereinheiten<br />

sind Formationsgruppe, Formation<br />

i. e. S. und Subformation. Eine solche hierarchische<br />

Glie<strong>der</strong>ung ist allerdings nicht unproblematisch:<br />

einerseits zeigen die hierfür verwendbaren<br />

Kriterien vielfache Überschneidungen,<br />

so daß oft schwer zu entscheiden ist, welchem<br />

<strong>der</strong> jeweils höhere o<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>e Rang zukommt;<br />

an<strong>der</strong>erseits entsteht bei voller Ausnutzung<br />

eine Unzahl von Zwergkategorien, die die<br />

Übersichtlichkeit beeinträchtigt (vgl. E llenberg<br />

etc. 1967a). Die hier vorgeführte Klassifikation<br />

(Tab. 15) beschränkt sich daher zunächst auf<br />

die Definition von 11 Formationsklassen <strong>der</strong><br />

Landvegetation und die Angabe einiger wichtiger<br />

Unterteilungsmöglichkeiten.<br />

Grundkriterien <strong>der</strong> rein physiognomischen<br />

Ordnung sind erstens die Wuchs- und Lebensformen,<br />

zweitens die Dichte <strong>der</strong> Vegetationsdecke.<br />

Bei den stärker differenzierten Glie<strong>der</strong>angen<br />

werden jedoch stets ökologische Kriterien<br />

mit benutzt, und zwar um so mehr, je niedriger<br />

das Glie<strong>der</strong>ungsniveau ist; es handelt sich dann<br />

in Wirklichkeit um physiognomisch-ökologische<br />

Klassifizierungen.<br />

Natürlich sind auch die beschriebenen Formationsklassen<br />

ökologisch bedingt. Es gibt verschiedene<br />

Qualitäten dieser ökologischen Bedingtheit:<br />

klimatische, biotische, edaphische,<br />

temporäre und anthropogene. Je nachdem, welche<br />

vorherrscht, ist die Bedeutung <strong>der</strong> Formationen<br />

in <strong>der</strong> Vegetation <strong>der</strong> Erde unterschiedlich.<br />

Hierauf werden wir nach <strong>der</strong> Besprechung<br />

<strong>der</strong> Vegetationszonen zurückkommen (S. 120).<br />

b<br />

Pflanzengesellschaften<br />

Wie schon erwähnt, sind die unteren Einheiten<br />

<strong>der</strong> Formationssysteme meist ökologisch definiert.<br />

Auf diesem niedrigen, mehr regionalen<br />

Niveau ist aber, zumindest in Gebieten mit gut<br />

bekannter Flora, auch eine floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />

in Pflanzengesellschaften möglich und<br />

kann dann als adäquatere Ordnung an die Stelle<br />

<strong>der</strong> formationstypologischen treten bzw. diese<br />

präzisieren.<br />

Solche regionalen floristischen Gliedemngen<br />

gibt es für mehrere Teile <strong>der</strong> Erde. Ihre Regionalität<br />

hat allerdings eine nachteilige Nebenerscheinung:<br />

Für die Erarbeitung floristisch defi-


Vegetationstypen und ihre lOassifizierung 57<br />

Tab. 15: Formationsklassen <strong>der</strong> Landvegetation.<br />

(I.) Phanerophyten-Formationen<br />

A. Wald<br />

Geschlossene Bestände aus Bäumen, also mindestens 5-10 m hoch, Kronendach mindestens 50 % <strong>der</strong> Fläche<br />

überdeckend und den Unterwuchs stark durch Beschattung beeinflussend.<br />

B. Offenwald (Baumflur)<br />

Physiognomisch von Bäumen beherrscht, Bestand aber nicht geschlossen, Kronendach meist weit < 30 %<br />

<strong>der</strong> Fläche überdeckend. Unterwuchs daher von den Bäumen kaum beeinflußt.<br />

C. Gebüsch (Busch, Strauchflur)<br />

Von Sträuchern (i. w. S.) beherrschte Bestände, also etwa 2-5 m hoch (selten höher); Strauchschicht geschlossen<br />

o<strong>der</strong> offen (dementsprechend mit schwachem bis starkem Unterwuchs).<br />

Unterteilungskriterien für A-C:<br />

(1) nach <strong>der</strong> Physiognomie <strong>der</strong> Phanerophyten; 1. Laubwald (bzw. -offenwald usw.), 1.1. von normaler<br />

Gestalt, 1.2. aus Schopfbäumen; 2. Nadelwald usw.; 3. Sukkulentenwald usw.<br />

(2) nach dem Verhalten <strong>der</strong> Blätter: a. immergrün; b. wechselgrün (sommer-, regengrün); c. blattlos.<br />

(II.) Nicht von Phanerophyten beherrschte Formationen mit ± geschlossener Vegetationsdecke (meist<br />

weit > 50 % deckend). D-F können auch als Grasland i. w. S. zusammengefaßt werden.<br />

D. Heide<br />

Geschlossene Bestände aus Zwergsträuchern (i. w. S.), in denen die stets vorhandenen an<strong>der</strong>en Wuchsformen<br />

kaum hervortreten.<br />

Unterteilungskriterien:<br />

(1) nach <strong>der</strong> Physiognomie <strong>der</strong> Zwergsträucher: 1. Strauchheide (aufrecht); 2. Teppichheide (nie<strong>der</strong>liegend);<br />

3. Polsterheide; 4. Sukkulentenheide.<br />

(2) nach dem Verhalten <strong>der</strong> Blätter: wie bei A-C.<br />

E. Grasflur<br />

Physiognomie durch ausdauernde Grasartige bestimmt, an<strong>der</strong>e Wuchsformen zwar beigemischt, aber höchstens<br />

zeitweise (z.B. zur Blütezeit) aspektbestimmend.<br />

Unterteilungskriterien:<br />

(1) nach <strong>der</strong> Wuchsform: 1. Rasengrasflur; 2. Büschelgrasflur.<br />

(2) nach dem Verhalten <strong>der</strong> Blätter: a. immergrün; b. tropophytisch.<br />

F. Staudenflur<br />

Überwiegend aus nicht grasartigen, nicht verholzten Ausdauernden (Stauden i. e. S.) bestehend.<br />

Unterteilung: nach dem Verhalten <strong>der</strong> Blätter wie bei E.<br />

G. Annuellenflur<br />

Kurzlebige Bestände aus kraut- o<strong>der</strong> grasartigen Hapaxanthen (Therophyten o<strong>der</strong> Winterannuellen).<br />

H. Moos- und Flechtendecken<br />

Niedrige, aus ausdauernden Moosen und/o<strong>der</strong> Flechten bestehende Bodenüberzüge mit höchstens sporadischer<br />

Beimischung höherer Pflanzen.<br />

I. Süßwasservegetation<br />

Unter Wasser wurzelnde o<strong>der</strong> wurzellose, untergetaucht (submers) o<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Oberfläche von Binnengewässern<br />

lebende Pflanzenbestände (verschiedene Unterteilungen möglich).<br />

(III.) Nicht geschlossene Formationen, meist weit < 30 % <strong>der</strong> Fläche deckend: Wüste i. w. S.<br />

J. Halbwüste<br />

Pflanzen ± gleichmäßig über die Fläche verteilt, oberirdisch voneinan<strong>der</strong> isoliert, sich aber unterirdisch (so<br />

weit es die Bodenstruktur erlaubt) mit den Wurzelsystemen berührend („diffuse Vegetation“).<br />

Unterteilung nach Wuchsformen möglich entsprechend D-H, o<strong>der</strong> nach Bodenart.<br />

K. Vollwüste<br />

Normalstandorte pflanzenleer, nur an lokal günstigeren Stellen Pflanzenwuchs („kontrahierte Vegetation“).<br />

Unterteilung nicht nach Wuchsformen, son<strong>der</strong>n nach Bodenart.


58 Vegetation<br />

i<br />

nierter Vegetationstypen wurden in verschiedenen<br />

Län<strong>der</strong>n verschiedene Methoden benutzt.<br />

Sie beruhten auf unterschiedlichen praktischen<br />

Zielsetzungen und wissenschaftlichen Philosophien<br />

und entwickelten sich nach und nach (in<br />

Form sog. „Schulen“) immer mehr auseinan<strong>der</strong>;<br />

infolgedessen sind die Ergebnisse selbst für Gebiete<br />

mit sehr ähnlicher Flora und Vegetation<br />

oft schwer vergleichbar. Erst in jüngster Zeit<br />

beginnen diese Unterschiede wie<strong>der</strong> abzunehmen,<br />

hauptsächlich dadurch, daß die bei weitem<br />

wichtigste <strong>der</strong> Schulen, die von B raun-<br />

B lanquet, zunehmende Akzeptanz gewinnt,<br />

und zwar auch in Län<strong>der</strong>n, in denen sie bisher<br />

+ strikt abgelehnt wurde.<br />

Die Methodik <strong>der</strong> BRAUN-BtANQUET-Schule (auch<br />

Schule von Zürich-Montpellier genannt) wurde in<br />

Mitteleuropa entwickelt und ist hier unter <strong>der</strong> Bezeichnung<br />

Pflanzensoziologie bekannt (i. e. S., eigentlich<br />

ist dies ein allgemeinerer Begriff; vgl. Braun-Blanquet<br />

1964, Dierschke 1994). Sie ist eine typologische Methode<br />

par excellence. Ihre wichtigsten Prinzipien bei<br />

<strong>der</strong> Ermittlung von Vegetationstypen sind (1) die Festlegung<br />

<strong>der</strong> Untersuchungsflächen nach qualitativer Beurteilung<br />

durch den Augenschein, nicht nach statistisch-formalen<br />

Gesichtspunkten; (2) die gleichmäßige<br />

Berücksichtigung aller vorhandenen Pflanzensippen<br />

(im Normalfalle -arten), ungeachtet ob sie eine dominierende<br />

o<strong>der</strong> (anscheinend) untergeordnete Rolle<br />

spielen; (3) die ausschließliche Verwendung floristischer<br />

Kriterien, d. h. <strong>der</strong> Anwesenheit und Menge <strong>der</strong><br />

einzelnen Arten (ökologische werden nicht für die Abgrenzungen<br />

selbst herangezogen, son<strong>der</strong>n nur zu <strong>der</strong>en<br />

Erklärung); (4) die hierarchische Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Vegetationstypen nach <strong>der</strong> abgestuffen Ähnlichkeit<br />

ihrer Artenkombination.<br />

Um ein Gebiet pflanzensoziologisch zu untersuchen,<br />

nimmt man als erstes eine erschöpfende Rekognoszierung<br />

<strong>der</strong> gesamten Vegetationsdecke vor. Aufgmnd<br />

des so gewonnenen Überblicks lassen sich dann<br />

Aufnahmeflächen auswählen, die für eine adäquate<br />

Glie<strong>der</strong>ung homogen genug erscheinen. Diese werden<br />

nach erprobter Methodik aufgenommen, indem <strong>der</strong><br />

Deckungsgrad aller vorhandenen Arten geschätzt<br />

wird. Gewöhnlich unterscheidet man mindestens<br />

6 Stufen <strong>der</strong> „Artmächtigkeit“: -t- unter 1 % deckend,<br />

1 1-5 %, 2 5-25 %, 3 25-50 %, 4 50-75 %, 5 75-100 %<br />

(zu den vielen, aber im Prinzip wenig wichtigen Abweichungen<br />

dieser Methode vgl. D ierschke 1994). Die<br />

so erstellten Präsenzlisten (Aufnahmen) werden in<br />

eine Tabelle zusammengefaßt, womit die typologische<br />

Analyse beginnen kann. Zunächst werden die vorhandenen<br />

Arten nach ihrer Frequenz (Stetigkeit) sortiert.<br />

Hieraus kann dann auf ihre diagnostische Wertigkeit<br />

geschlossen werden: Arten, die gleichmäßig über alle<br />

Aufnahmen verteilt sind, haben dabei ebenso wenig<br />

Bedeutung wie solche, die nur vereinzelt als Raritäten<br />

Vorkommen; wichtig sind hingegen solche, die in einem<br />

wesentlichen Teil <strong>der</strong> Aufnahmen vorhanden sind<br />

und in einem an<strong>der</strong>en fehlen. Durch Verschieben <strong>der</strong><br />

einzelnen Arten und deir einzelnen Aufnahmen in <strong>der</strong><br />

Tabelle gegeneinan<strong>der</strong> wird dann versucht, Arten mit<br />

ähnlicher Verteilung bzw. Aufnahmen mit ähnlicher<br />

Artengarnitur zusammenzubringen. Diese „Tabellenarbeit“,<br />

früher ein mühseliges Unternehmen, wird<br />

heute durch adäquate Computerprogramme (z. B.<br />

Peppler 1988) sehr erleichtert. Ergebnis ist eine Tabelle,<br />

in <strong>der</strong> die Aufnahmen auf bestimmte Vegetationseinheiten<br />

verteilt sind, die sich durch das Vorhandensein<br />

o<strong>der</strong> Fehlen bestimmter Artengruppen<br />

(Differentialarten i. w. S.) unterscheiden. So ergibt sich<br />

eine hierarchische Glie<strong>der</strong>ung in zunächst ranglose<br />

Pflanzengesellschaften. Will man diese mit früher beschriebenen<br />

vergleichen, so wandelt man die Gesamttabelle<br />

in eine Stetigkeitstabelle um, in <strong>der</strong> die<br />

Stetigkeit je<strong>der</strong> Art in den einzelnen Gesellschaften<br />

ebenfalls in etwa 6 Stufen (-t-, TV) angegeben wird.<br />

Untersucht man die gesamte Vegetation eines<br />

größeren Gebietes (z. B. einer Vegetationsregion,<br />

vgl. S. 145) auf diese Weise, so kommt man zu<br />

einer vielfältigen hierarchischen Glie<strong>der</strong>ung, die<br />

die Anwendung von definierten Rangstufen<br />

zuläßt. Diese sind denen <strong>der</strong> Sippensystematik<br />

nachgebildet, und ebenso wie die Sippen (Taxa)<br />

werden auch die eingestuften PflanzengeselT<br />

schaften (Syntaxa) mit lateinischen Namen belegt,<br />

die nach festgelegten Nomenklaturregeln<br />

gebildet werden. Sie leiten sich von den Namen<br />

von jeweils 1-2 in <strong>der</strong> Gesellschaft wichtigen<br />

Arten ab, wobei an den Gattungsnamen bestimmte<br />

Endungen angehängt werden und das<br />

Artepithet in den Genitiv gesetzt wird.<br />

Als Basiseinheit, analog <strong>der</strong> Art, gilt die Assoziation<br />

(Endung -etum, z. B. Alnetum incanae). Mehrere Assoziationen<br />

bilden einen Verband {-iorv, hier Alno-Ulmion<br />

minoris), mehrere Verbände eine Ordnung {-etalia;<br />

hier Fagetalia sylvaticae), mehrere Ordnungen eine<br />

Klasse {-etea; hier Querco-Fagetea sylvaticae). Verband,<br />

Ordnung und Klasse können nach Bedarf noch in<br />

Unterverbände, -Ordnungen, -klassen unterteilt werden<br />

(Endungen -enion, -enalia, -ened). Die Klassen, als<br />

höchste Syntaxa innerhalb einer Vegetationsregion,<br />

unterscheiden sich neben ihrer floristischen Zusammensetzung<br />

oft auch dadurch, daß sie verschiedenen<br />

physiognomischen Formationen angehören (z. B. in<br />

Europa Querco-Fagetea sylvaticae sommergrüne Laubwäl<strong>der</strong>,<br />

Molinio-Arrhenatheretea Grasfluren, Calluno-<br />

Ulicetea Zwergstrauchheiden); allerdings umfaßt eine<br />

Formation in <strong>der</strong>selben Region meist mehrere Klassen.<br />

Oberhalb <strong>der</strong> Klasse gibt es noch die bisher wenig<br />

benutzte Klassengruppe (Endung -ea), in <strong>der</strong> homologe<br />

Klassen verschiedener Vegetationsregionen zu-


Vegetationstypen und ihre Klassifizierung 59<br />

sammengefaßt werden können (mit Gattungen statt<br />

Arten als Differentialsippen).<br />

Diagnostische Merkmale <strong>der</strong> Syntaxa sind die<br />

beteiligten Arten. Diejenigen von ihnen, die sich<br />

für Abgrenzungen verwenden lassen, kann man,<br />

wenn man einen Gesamtüberblick über die<br />

Pflanzengesellschaften <strong>der</strong> Region hat, noch<br />

unterteilen in Charakterarten (= Kennarten),<br />

die ± auf bestimmte Vegetationseinheiten beschränkt<br />

sind, und Differentialarten (i. e. S.,<br />

= Trerinarten), die in mehreren Einheiten höherer<br />

Ordnung auftreten und dort jeweils Einheiten<br />

nie<strong>der</strong>er Ordnung abgrenzen. Insgesamt<br />

setzt sich die Artengarnitur einer Pflanzengesellschaft<br />

also aus 3 Gruppen von Arten zusammen;<br />

aus Charakterarten, Differentialarten,<br />

und solchen, die keine Bedeutung für die Abgrenzung<br />

haben, den Begleitern. Zu beachten<br />

ist dabei, daß die Zugehörigkeit einer Art zu einer<br />

<strong>der</strong> drei Gruppen nicht absolut zu sehen,<br />

son<strong>der</strong>n in weitem Bereich relativ ist.<br />

Charakterarten werden gewöhnlich für die 4 Haupt-<br />

Rangstufen von <strong>der</strong> Assoziation aufwärts unterschieden;<br />

Assoziations-, Verbands-, Ordnungs-, Klassencharakterarten.<br />

Dabei gilt das Prinzip <strong>der</strong> Verschachtelung;<br />

die Charakterart einer Einheit ist zugleich auch<br />

eine solche für die übergeordneten Rangstufen. Je nach<br />

<strong>der</strong> Enge <strong>der</strong> Bindung unterscheidet man verschiedene<br />

Treuegrade; enge Charakterarten sind ± vollständig<br />

auf eine Gesellschaft bechränkt, weite können<br />

darüber hinaus z. B. in einer an<strong>der</strong>en gleichen Ranges<br />

als Differentialarten für Untereinheiten auftreten.<br />

Das Prinzip <strong>der</strong> Charakterarten ist in <strong>der</strong> Pflanzensoziologie<br />

zeitweise überstrapaziert worden, indem<br />

man for<strong>der</strong>te, daß jedes Syntaxon mindestens eine<br />

Charakterart haben müsse. Im Bereich <strong>der</strong> höheren<br />

Rangstufen ist diese Bedingung im Normalfalle erfüllt.<br />

Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Assoziation kann es jedoch schwierig<br />

sein, Arten zu finden, die eine genügend enge<br />

synökologische Amplitude haben, und diejenigen, auf<br />

die das zutrifft, sind off Spezialisten, die auch in „ihrer“<br />

Assoziation nur als Raritäten auftreten. Extreme<br />

Vertreter einer „reinen Lehre“ haben demgemäß Gesellschaften,<br />

für die keine Charakterarten ermittelt<br />

werden konnten, nicht als Assoziationen anerkannt,<br />

was <strong>der</strong> Pflanzensoziologie berechtigte Kritik eingebracht<br />

hat. Heute spielen <strong>der</strong>artige Probleme keine<br />

Rolle mehr; einerseits erkennt man auch Gesellschaften<br />

mit einer genügend deutlichen Ausstattung mit<br />

Differentialarten und Charakterarten höherer Ordnung<br />

(nach <strong>der</strong> gesamten „charakteristischen Artenkombination“)<br />

als Assoziationen an, und an<strong>der</strong>erseits<br />

ist man von <strong>der</strong> zeitweise üblichen Aufsplitterung in<br />

zahlreiche sehr kleine Assoziationen wie<strong>der</strong> abgekom-<br />

Die Assoziationen, die heute als solche gewöhnlich<br />

relativ weit gefaßt werden, unterteilt man entsprechend<br />

dem Auftreten von Differentialarten weiter in<br />

Subassoziationen, Varianten und Fazies (es gibt noch<br />

weitere Zwischenkategorien). Die hierarchische Gliedemng<br />

macht auf diesem Niveau aber grundsätzliche<br />

Schwierigkeiten; die Abwandlung <strong>der</strong> Standortsverhältnisse,<br />

die das Auftreten <strong>der</strong> Differentialarten steuert,<br />

ist durch Gradienten verschiedener Faktoren bedingt,<br />

die sich überkreuzen und ein mehrdimensionales<br />

Netz bilden; eine eindimensionale Rangstufung<br />

dieser Faktoren untereinan<strong>der</strong> ist objektiv nicht möglich.<br />

Neuerdings wird daher vorgeschlagen, für die<br />

Assoziation die Aufstellung mehrerer, unabhängig<br />

nebeneinan<strong>der</strong> bestehen<strong>der</strong> Unterglie<strong>der</strong>ungen nach<br />

verschiedenen Kriterien zuzulassen. Deren wichtigste<br />

sind die geographisch-horizontale (großklimatisch bedingte),<br />

die geographisch-vertikale, die lokal-edaphische<br />

(vor allem nach Bodenwasser- und nach Bodennährstoffgehalten),<br />

die lokal-dynamische (vgl. S. 62)<br />

und die nutzungsbedingte (vgl. S. 68) Variabilität<br />

(Dierschke 1994, Peppler 1992).<br />

Die Pflanzensoziologie im Sinne von B raun-<br />

B lanquet ist in Mitteleuropa und den angrenzenden<br />

Teilen West-, Süd- und Südosteuropas<br />

mit großem Erfolg angewandt worden. Seit den<br />

30er Jahren hat die Auswertung von vielen Tausenden<br />

von Aufnahmen aus sämtlichen natürlichen<br />

und anthropogenen Vegetationstypen dazu<br />

geführt, daß dieser Raum heute <strong>der</strong> vegetationskundlich<br />

bestbekannte Teil <strong>der</strong> Erde ist.<br />

Inzwischen liegen auch aus vielen an<strong>der</strong>en Teilen<br />

<strong>der</strong> Erde pflanzensoziologische Untersuchungen<br />

vor, so vor allem aus Japan, ferner z. B.<br />

aus Vor<strong>der</strong>asien, dem Himalaja, Ostkanada<br />

(Québec), Chile und an<strong>der</strong>en südamerikanischen<br />

Län<strong>der</strong>n.<br />

Im Prinzip ist (entgegen manchen früheren Annahmen)<br />

die BRAUN-BtANQUET-Methode überall auf <strong>der</strong><br />

Erde anwendbar. Schwierigkeiten gibt es allerdings in<br />

den Tropen, vor allem im Bereich des Tropischen<br />

Regenwaldes. Hier ist meist die Artenzahl so groß und<br />

vor allem das Erkennen <strong>der</strong> Arten im Gelände so<br />

schwierig, daß jede Methode, die die Berücksichtigung<br />

sämtlicher Arten anstrebt, einen kaum zu bewältigenden<br />

Arbeitsaufwand bedingt. Dort ist es daher sinnvoller,<br />

als Kriterien die Präsenz bzw. Dominanz von<br />

Wuchsformen (vgl. Hallé etc. 1978) o<strong>der</strong> bestimmten<br />

auffälligen, leicht erkennbaren Einzelsippen (Indikatorsippen)<br />

zu benutzen (d. h. überwiegend physiognomisch<br />

zu klassifizieren).<br />

Auf die übrigen floristischen Methoden <strong>der</strong> Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

braucht hier nicht näher eingegangen<br />

zu werden (vgl. M ueller-D ombois etc. 1974,<br />

D ierschke 1994). Erwähnt sei die in Nordeuropa (und


60 Vegetation 1<br />

•%'¥. 3 =<br />

in ähnlicher Form in Rußland) lange Zeit führende<br />

„Waldtypenlehre“ (Cajan<strong>der</strong> 1909, 1930; vgl. S. 310).<br />

Im sehr artenarmen Gebiet <strong>der</strong> borealen Nadelwaldzone<br />

erwies es sich (vor allem für forstliche Zielsetzungen)<br />

als zweckmäßig, die Glie<strong>der</strong>ung weniger nach<br />

<strong>der</strong> Präsenz <strong>der</strong> (meist ubiquitär verbreiteten) Arten,<br />

son<strong>der</strong>n nach ihrer Dominanz vorzunehmen. Die<br />

nordischen „Waldtypen“ lassen sich aber leicht in<br />

Einheiten des Braun-Blanquet-Systems überführen.<br />

Auffallend ist, daß aus den englischsprachigen Län<strong>der</strong>n<br />

bisher kaum pflanzensoziologische Untersuchungen<br />

vorliegen. Das hat mehrere Ursachen. Erstens sind<br />

alle grundlegenden frühen Arbeiten, die den Siegeszug<br />

<strong>der</strong> Pflanzensoziologie in Kontinentaleuropa einleiteten,<br />

in deutscher o<strong>der</strong> französischer Sprache geschrieben<br />

(Symbol ist <strong>der</strong> Name des „Altmeisters“<br />

Braun-Blanquet). Bei <strong>der</strong> bekannten Abneigung <strong>der</strong><br />

Anglophonen gegen die Benutzung frem<strong>der</strong> Sprachen<br />

bedeutete das eine Sprachbarriere, die den Informationsfluß<br />

sehr einschränkte. Zum zweiten steht die typologische<br />

und sehr auf Anschauung basierende Methodik<br />

in starkem Gegensatz zur angelsächsischen wissenschaftlichen<br />

Philosophie, in <strong>der</strong> statistisch-mathematisches<br />

Denken im Vor<strong>der</strong>gmnd steht. Dementsprechend<br />

wurde die Pflanzensoziologie von anglophonen<br />

Autoren meist als „subjektiv“ o<strong>der</strong> gar „unwissenschaftlich“<br />

abgelehnt. Zwar ist richtig, daß bei <strong>der</strong> Auswahl<br />

<strong>der</strong> einzelnen Aufnahmefläche eine starke subjektive<br />

Komponente beteiligt ist; diese ist aber längst kompensiert<br />

durch die gewaltige Zahl <strong>der</strong> inzwischen ausgewerteten<br />

Aufnahmen. Und zum dritten wurde die<br />

anglo-amerikanische Vegetationskunde lange Zeit von<br />

<strong>der</strong> sog. Monoklimaxtheorie beherrscht (vgl. S. 65),<br />

nach <strong>der</strong> nur die leicht formationstypologisch erfaßbare<br />

klimatische Klimax als wichtig, alle übrigen Vegetationstypen<br />

aber einer näheren Untersuchung nicht<br />

würdig angesehen wurden. Ergebnis <strong>der</strong> angelsächsischen<br />

Abneigung ist, daß die Vegetation Nordamerikas,<br />

die vor allem im Osten mit <strong>der</strong> mitteleuropäischen<br />

in physiognomischer und floristischer Hinsicht<br />

eng verwandt ist, bisher nur sehr ungleichmäßig untersucht<br />

ist: neben den großräumigen, mehr praktisch<br />

ausgerichteten Glie<strong>der</strong>ungen („Forest Cover Types“)<br />

gibt es nur einzelne punktuelle und dann extrem exakte<br />

(und entsprechend arbeitsaufwendige) Detailuntersuchungen,<br />

<strong>der</strong>en Bedeutung über das Lokale<br />

nicht hinausgeht (neuerdings leisten Japaner „Entwicklungshilfe“,<br />

vgl. Miyawaki etc. 1994).<br />

Räumliche Ordnung <strong>der</strong><br />

Vegetation; Vegetationsmosaik<br />

Vegetationstypen sind standortsbedingt. Für die<br />

Determination des an einem Wuchsort vorhandenen<br />

Vegetationstyps liegt die Bedeutung <strong>der</strong><br />

einzelnen Standortsfaktoren auf verschiedenem<br />

Niveau. Wie bei <strong>der</strong> Arealbildung, so nimmt<br />

auch hier das Großklima den höchsten Rang<br />

ein: es entscheidet darüber, welche Lebewesen<br />

am Ort zur Verfügung stehen. Es bestimmt also<br />

die biotische Ausstattung und damit auch die<br />

für Wald zu trocken<br />

(Pinus) Vitle LicM hoUorten und Sträucher (Pinus)<br />

QUERCUS PETRAEA, ROBUR od.r PUBESCENS<br />

oooooooooooooooooo<br />

Ouercus-Arten, Sorbus- Arten, T itia -A rte n<br />

A cer- Arten<br />

Fraxinus excelsior<br />

D icra n o -<br />

(C o rynephorio n ) ( X e ro bro m io n )<br />

" " m i t Pinus sjflvestris<br />

P in io n<br />

Ouercion pubescenti-petroeoe "<br />

) 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0^0 OOO0 OO0<br />

Carpinion_<br />

^ Cepholanthero-Fagion<br />

s °<br />

0 Luzulo-<br />

O 0 0 Fagion<br />

Fagion<br />

O<br />

C<br />

O O Eu- Fagion<br />

0) >00000 000 000 ooooooo OOOOOO<br />

o<br />

Carpinion<br />

m it M o/inia<br />

___— Alno-Ulmion<br />

Betulion pubescentis<br />

Alnion glutinosoe<br />

( S p h o g n io n ) ( M a g n o c o ric io n )<br />

Abb. 27: Edaphische Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> natürlichen Vegetation in tieferen (submontanen) Lagen West-Mitteleuropas.<br />

A: Wichtigste Waldbäume (die Schriftgröße entspricht etwa <strong>der</strong> Bedeutung in <strong>der</strong> Baumschicht).<br />

B: Waldgesellschaften (Verbände, vgl. auch S. 411).<br />

- Aus Ellenberg 1963, verän<strong>der</strong>t.


Räumliche Ordnung <strong>der</strong> Vegetation; Vegetationsmosaik 61<br />

VG I (Klima feucht) Ökoton VG H (Klima trocken)<br />

AzonalerVT (z.B. Felsflur) Azonaler VT Azonaler VT<br />

Extrazonal: VT von VG II<br />

Zonaler VT<br />

(Klimax,<br />

edaph. Varianten)<br />

VT von VG H<br />

VT von VG r<br />

Zonaler VT<br />

(Klimax,<br />

edaph. Varianten)<br />

Extrazonal: VT von VG I<br />

AzonalerVT (Wasserveget.) Azonaler VT Azonaler VT<br />

Abb. 28: Verteilung <strong>der</strong> edaphisch bedingten Vegetationstypen (VT) in zwei benachbarten Vegetationsgebieten<br />

(VG) mit unterschiedlicher Klimaxvegetation und in ihrem Übergangsbereich (Ökoton), schematisch.<br />

Pllanzenformationen, die hieraus gebildet werden<br />

können. Derjenige dieser potentiellen<br />

Vegetationstypen, <strong>der</strong> am wenigsten durch an<strong>der</strong>e<br />

Standortsfaktoren beeinflußt ist, ist <strong>der</strong><br />

zonale Vegetationstyp o<strong>der</strong> die klimatische<br />

Klimax (Näheres S. 65).<br />

Durch die edaphischen Faktoren wird <strong>der</strong><br />

zonale Vegetationstyp abgewandelt. Im Rahmen<br />

<strong>der</strong> klimatisch bedingten Pflanzenformation<br />

entstehen verschiedene Ausbildungen (Vegetationseinheiten<br />

nie<strong>der</strong>en Ranges), die ein edaphisch<br />

bedingtes Vegetationsmosaik bilden; im<br />

Extremfall kann die klimatische Klimax dabei<br />

auch durch an<strong>der</strong>e Formationen ersetzt werden.<br />

Diese sind entwe<strong>der</strong> extrazonale Vegetationstypen,<br />

die ihre zonale Verbreitung in an<strong>der</strong>en<br />

Klimagebieten haben (<strong>der</strong>en Charakteristika<br />

durch die edaphischen Bedingungen in gewisser<br />

Weise kopiert werden, im Sinne <strong>der</strong> „relativen<br />

Standortskonstanz“, W alter etc. 1953); o<strong>der</strong><br />

es sind azonale Vegetationstypen ohne zonales<br />

Verbreitungsgebiet auf <strong>der</strong> Erde.<br />

Das edaphische Vegetationsmosaik läßt sich für jeden<br />

Klimatyp schematisch darstellen durch die sog.<br />

Okogramme nach Ellenberg. Hierfür beschränkt man<br />

sich allerdings auf die Darstellung <strong>der</strong> Gradienten <strong>der</strong><br />

beiden wichtigsten Faktoren, Bodenfeuchte und Nährstoffgehalt,<br />

auf „Normalstandorten“ (also ohne Berücksichtigung<br />

von Son<strong>der</strong>faktoren wie z. B. periodische<br />

Überschwemmung o<strong>der</strong> Bodenversalzung). Als<br />

konkretes Beispiel sei die natürliche Vegetation <strong>der</strong><br />

Tieflagen Mitteleuropas gewählt (Abb. 27). Die mitteleuropäische<br />

Klimaxformation, <strong>der</strong> sommergrüne<br />

Laubwald, ist in mehrere edaphisch bedingte Gesellschaften<br />

differenziert (vgl. auch S. 411): reicher Buchenwald<br />

{Eu-Fagion = Fagion sylvaticae), ärmerer Buchenwald<br />

{Luzulo-Fagion), trocken-reicher Eichenwald<br />

(Quercion pubescenti-petraeae), armer Eichenwald<br />

(Quercion robori-petraeae), feuchter Eichen-Hainbuchen-Mischwald<br />

{Carpinion betult), Erlenbruchwald<br />

{Alnion glutinosae), Birkenbruchwald (Betulion pubescentis).<br />

Der auf sehr trocken-arm-sauren Böden auftretende<br />

Kiefernwald (Dicrano-Pinion) ist ein extrazonaler<br />

Auslieger des borealen Nadelwaldes. Als azonale<br />

Formationen kommen schließlich die Vegetation für<br />

Wald zu flachgründiger Felsstandorte sowie die des<br />

Süßwassers hinzu.<br />

Durch solche Ökogramme läßt sich auch die komplizierte<br />

Vegetationsgliedemng in Übergangsbereichen<br />

(Ökotonen) zwischen den Gebieten verschiedener<br />

Klimaxformationen in sinnvoller Weise darstellen.<br />

Hierfür seien zwei angenommene Vegetationsgebiete<br />

einan<strong>der</strong> gegenübergestellt, <strong>der</strong>en eines (VG I) z. B.<br />

ein (semi)humides Waldklima, das an<strong>der</strong>e (VG II) ein<br />

semiarides Steppenklima besitze (Abb. 28). In <strong>der</strong><br />

Nähe des Grenzbereiches werden in VG I die edaphisch<br />

trockensten Stellen bereits vom Vegetationstyp<br />

des VG II (Steppe) besetzt sein, ebenso in VG II<br />

die edaphisch feuchtesten Bereiche von dem des VG I<br />

(Wald). Im eigentlichen Übergangsbereich nehmen<br />

beide zonalen Vegetationstypen im Ökogramm etwa<br />

den gleichen Raum ein.


Zeitliche Ordnung <strong>der</strong><br />

Vegetation: Sukzession und<br />

Klimax<br />

Die Beschreibung von Vegetationsmosaiken, so<br />

wie sie eben skizziert wurde, entspricht einer<br />

statischen Betrachtungsweise. In Wirklichkeit ist<br />

die Vegetationsdecke aber oft in ± starker Verän<strong>der</strong>ung<br />

begriffen; das im Gelände auffindbare<br />

Vegetationsmosaik ist dann nur eine Art Momentaufnahme,<br />

und es kann neben edaphisch<br />

bedingten Modifikationen auch solche mit zeitlicher<br />

Ursache enthalten. Die Dynamik <strong>der</strong> Vegetation<br />

zeigt sich gewöhnlich in Form einer<br />

gesetzmäßigen Aufeinan<strong>der</strong>folge bestirnmter<br />

Zustände: auf eine Initialphase folgen Übergangsphasen,<br />

die in mehr o<strong>der</strong> weniger vielen<br />

Schritten einem Endstadium zustreben; diese<br />

Abfolge heißt Sukzession, <strong>der</strong> Endzustand Klimax<br />

(griechische Bedeutung eigentlich „Leiter“<br />

bzw. im übertragenen Sinne „oberste Sprosse<br />

<strong>der</strong> Leiter“).<br />

Je nach dem Zustand, <strong>der</strong> vor Beginn <strong>der</strong> Entwicklung<br />

am Wuchsort herrschte, unterscheidet<br />

man zwischen primärer Sukzession auf Stellen,<br />

die vorher ± vegetationsfrei waren, und sekundärer<br />

Sukzession als Folge <strong>der</strong> Zerstörung<br />

vorher vorhandener Vegetation. Eine an<strong>der</strong>e<br />

Unterscheidung bezieht sich auf die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Bestandesstruktur. Im Normalfall geht<br />

diese von einfachen, wenig stmkturierten Beständen<br />

in Richtung auf kompliziertere, stärker differenzierte<br />

(im Sinne <strong>der</strong> sog. soziologischen<br />

Progression); solche Abläufe heißen aufsteigende<br />

(progressive) Sukzession. Es gibt aber auch<br />

den umgekehrten Fall <strong>der</strong> absteigenden (regressiven)<br />

Sukzession von höher zu niedriger organisierten<br />

Vegetationstypen.<br />

Unter natürlichen Verhältnissen hängen Sukzessionen,<br />

so wie sie hier definiert werden, häufig<br />

mit <strong>der</strong> Verjüngung <strong>der</strong> Vegetationseinheit<br />

zusammen. Daneben gibt es aber auch Fälle, in<br />

denen sie durch Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> edaphischen<br />

Umweltbedingungen hervorgerufen werden.<br />

a<br />

Verjüngung und Verjüngungssukzession<br />

Im Mikrobereich setzt sich je<strong>der</strong> Pflanzenbestand<br />

aus Individuen verschiedener Arten zusammen,<br />

<strong>der</strong>en jede einerseits eine begrenzte<br />

Lebensdauer hat (wenn auch von unterschiedlicher<br />

Länge), an<strong>der</strong>erseits Diasporen erzeugt, die<br />

eine kontinuierliche Ersetzung absterben<strong>der</strong><br />

Exemplare durch Jungpflanzen, die Verjüngung,<br />

ermöglichen. Folge davon ist die zeitliche Verschiebung<br />

<strong>der</strong> Wüchsplätze <strong>der</strong> einzelnen Arten<br />

innerhalb des Bestandesmosaiks. Da dieses<br />

durch <strong>der</strong>artige „Lücken-“ o<strong>der</strong> „Mosaikdynamik“<br />

in seiner Grundstruktur nicht wesentlich<br />

verän<strong>der</strong>t wird, spricht man in diesem Falle nicht<br />

von Sukzession.<br />

Bei niedrigen (Nichtwald-) Formationen ist<br />

eine solche permanente Verjüngung weit verbreitet.<br />

Sie kommt auch bei Wäl<strong>der</strong>n vor, doch<br />

tritt hier ebenso häufig die sog. katastrophische<br />

Verjüngung auf (Abb. 29). Diese beruht auf einer<br />

plötzlichen Zerstörung <strong>der</strong> Baumschicht<br />

(ähnlich dem forstlichen Kahlschlag) durch äußere<br />

Ereignisse, vor allem Windwurf o<strong>der</strong> Waldbrand<br />

(zuweilen auch epidemieartiges Auftreten<br />

parasitischer Pilze o<strong>der</strong> Tiere). Hierdurch<br />

wird eine sekundäre Sukzession ausgelöst. Der<br />

Wegfall <strong>der</strong> Bäume setzt die unteren Schichten<br />

des Bestandes <strong>der</strong> vollen Belichtung aus, so daß<br />

sich stark lichtbedürftige Arten ansiedeln können.<br />

Sie bilden zunächst eine krautige Kahlschlagflur,<br />

die aber ziemlich rasch durch Pioniergebüsch<br />

aus ebenfalls lichtbedürftigen, aber<br />

den Krautigen konkurrenzüberlegenen Sträuchern<br />

ersetzt wird. Diese werden ihrerseits von<br />

einem Pionierwald aus schnellwüchsigen, kurzlebigen<br />

Baumarten überwachsen. In diesem<br />

nimmt allmählich <strong>der</strong> Anteil mehr langlebiger,<br />

aber ebenfalls noch ziemlich lichtbedürftiger<br />

Baumarten zu (Übergangswald). Schließlich<br />

werden auch diese lichtliebenden Arten durch<br />

stark schattenertragende ersetzt, die zwar unter<br />

ersteren auflcommen können, selbst aber <strong>der</strong>en<br />

Verjüngung verhin<strong>der</strong>n; damit ist das Endstadium,<br />

<strong>der</strong> Klimaxwald, erreicht. Es wird also in<br />

gesetzmäßig aufeinan<strong>der</strong>folgenden Schritten <strong>der</strong><br />

Ausgangszustand wie<strong>der</strong>hergestellt: es liegt eine<br />

zyklische Sukzession vor.<br />

Der Ablauf einer zyklischen Sukzession ist umso komplizierter,<br />

je größer die Zahl <strong>der</strong> potentiell beteiligten<br />

Pflanzenarten ist (so können im Tropischen Regenwald<br />

mehrere bis viele Pionier- und Ubergangsstadien<br />

aufeinan<strong>der</strong> folgen, vgl. Hallé etc. 1978). Dabei ist<br />

die tatsächliche Abfolge im Einzelfall stark vom Zufall<br />

abhängig: diejenigen <strong>der</strong> Pionierarten, die zufällig<br />

in <strong>der</strong> Nähe wachsen, haben die größte Chance, sich<br />

anzusiedeln (so kann z. B. bei starker Präsenz von<br />

Pionierbaumarten das Gebüschstadium übersprungen<br />

werden). An<strong>der</strong>erseits kann, vor allem wenn die Zahl<br />

<strong>der</strong> Baumarten sehr gering ist, eine einmalige kata-


Zeitliche Ordnung <strong>der</strong> Vegetation: Sukzession und Klimax 63<br />

Verjüngung<br />

permanent<br />

katastrophisch<br />

Pionierwald<br />

z .B . Belula<br />

imUnlerwuchs<br />

z .B . Epilobium, Digitalis<br />

Abb. 29: Permanente und katastrophische Verjüngung am Beispiel des mitteleuropäischen Buchenwaldes,<br />

schematisch vereinfacht.<br />

strophische Verjüngung dazu fuhren, daß dieses Ereignis<br />

sich im selben Bestand mehrfach wie<strong>der</strong>holt:<br />

da die Baumindividuen des Klimaxwaldes alle ± gleich<br />

alt sind, erreichen alle etwa zur gleichen Zeit ihre Altersgrenze,<br />

wodurch die Wahrscheinlichkeit einer neuen<br />

Katastrophe groß wird.<br />

Die in <strong>der</strong> Verjüngungssukzession nacheinan<strong>der</strong><br />

auftretenden Vegetationstypen sind ein integrieren<strong>der</strong><br />

Bestandteil des durch die Klimaxgesellschaft als höchstentwickelte<br />

Stufe gekennzeichneten Ökosystems; die<br />

sie aufbauenden Arten sind im Wuchsbereich <strong>der</strong> Klimax<br />

stets irgendwo vorhanden, auch dann, wenn die<br />

katastrophische Verjüngung nur seltener Ausnahmefall<br />

ist.<br />

Zuweilen kommt es vor, daß bereits vor Abschluß<br />

<strong>der</strong> Verjüngungssukzession neue katastrophische<br />

Ereignisse eintreten, so daß die Entwicklung<br />

aufgehalten bzw. auf frühere Stadien<br />

zurückgeworfen wird. Geschieht das sehr oft, so<br />

kann die Abfolge schließlich über bestimmte<br />

Sukzessionsstadien nicht mehr hinauskommen,<br />

und die Ausbildung <strong>der</strong> Klimaxgesellschaft wird<br />

permanent verhin<strong>der</strong>t. Diese Erscheinung findet<br />

man oft in Gebieten mit häufigen Bränden;<br />

<strong>der</strong> Vegetationstyp, bei dem die Sukzession dann<br />

stehen bleibt, heißt Feuerklimax. Seltener ist<br />

die biotische Klimax, die dadurch bedingt ist,<br />

daß nicht-pflanzliche Lebewesen, d. h. gewöhnlich<br />

weidende herdenbildende Großsäuger, die<br />

Sukzession aufhalten. Solche länger erhalten<br />

bleibenden, aber nicht <strong>der</strong> echten Klimax entsprechenden<br />

Vegetationstypen heißen auch<br />

Dauergesellschaften.<br />

b<br />

Sukzession als Folge edaphischer<br />

Standortsän<strong>der</strong>ungen<br />

Im Gegensatz zur zyklischen Sukzession kann<br />

es sich hier um die Entstehung von etwas Neuem<br />

handeln, das vorher am Wuchsort so nicht<br />

vorhanden war, also um eine primäre Sukzession.<br />

Die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> edaphischen Bedingungen<br />

ist dabei aber nicht nur Auslöser <strong>der</strong><br />

Sukzession, son<strong>der</strong>n wird pieistens umgekehrt<br />

auch durch diese gesteuert, d. h. es besteht eine<br />

Wechselwirkung zwischen <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

Vegetation und <strong>der</strong> <strong>der</strong> abiotischen Faktoren.<br />

Das klassische Beispiel einer solchen nichtzyklischen<br />

Sukzession ist die Verlandung stehen<strong>der</strong><br />

Gewässer. Der Faktor, <strong>der</strong> sich hierbei<br />

irreversibel än<strong>der</strong>t, ist letztlich das Niveauverhältnis<br />

zwischen Bodenoberfläche und Wasserspiegel;<br />

diese Än<strong>der</strong>ung kann zum großen<br />

Teil durch die Vegetation selbst hervorgerufen<br />

werden. Indem <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Wasservegetation<br />

erzeugte Detritus den Boden des Gewässers all-


64 Vegetation<br />

________________ 1____ J E »<br />

\<br />

Abb. 30: Vegetationszonierung am Rande eines eutrophen Sees (Beispiel aus Mitteleuropa) als momentanes<br />

Stadium <strong>der</strong> Verlandungssukzession.<br />

Spl = Supralitoral, Eul = Eulitoral, Sbl = Sublitoral (vgl. S. 381). Die durch Zahlen bezeichneten Vegetationstypen<br />

(vgl. auch S. 383,421) folgen in <strong>der</strong> Sukzession aufeinan<strong>der</strong>; 1 und 2 Unterseewiesen (1 aus Charophyceen,<br />

2 aus submersen Kormophyten), 3 Schwimmblattpflanzenflur, 4 Röhricht, 5 Sumpfpflanzenflur (von 4 und 6<br />

schwer zu trennen), 6 Erlenbruchwald. Durch Ablagerung <strong>der</strong> zugehörigen, überwiegend organischen Substrate<br />

(1, 2, 3 Mudde; 4, 5 Schilf- und Seggentorf; 6 Bruchwaldtorf) wird <strong>der</strong> ursprüngliche Gewässergrund<br />

(F Felsuntergrund, M Mineralboden) laufend erhöht, so daß die Sukzession nach links fortschreitet. - Aus<br />

Strasburger etc. 1991, verän<strong>der</strong>t.<br />

mählich erhöht, können die das Gewässer in<br />

Form einer Zonierung umgebenden Vegetationstypen<br />

kontinuierlich nach innen vorrükken,<br />

wobei die jeweils innersten nacheinan<strong>der</strong><br />

verschwinden (Abb. 30). In dem dargestellten<br />

mitteleuropäischen Beispiel ist die Schlußgesellschaft<br />

(Klimax) <strong>der</strong> Erlenbruchwald.<br />

An<strong>der</strong>e, gut bekannte primäre Sukzessionen<br />

sind die Anlandung an <strong>der</strong> Küste des Wattenmeeres<br />

sowie die Besiedlung des beim Rückzug<br />

von Gletschern frei werdenden o<strong>der</strong> bei Vulkanausbrüchen<br />

neu entstehenden Rohbodens.<br />

Der Beitrag <strong>der</strong> Vegetation zur Standortsän<strong>der</strong>ung<br />

besteht im ersten Fall in <strong>der</strong> Begünstigung<br />

<strong>der</strong> Schlicksedimentation, im zweiten<br />

in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> (sowohl physikochemisch<br />

als auch biologisch bedingten) Bodenreifung.<br />

Eine Mischung zwischen katastrophischer<br />

Verjüngung und primärer Sukzession findet sich<br />

bei <strong>der</strong> Vegetationsdynamik in Flußauen. Durch<br />

die Tätigkeit des Wassers kommt es zur Zerstörung<br />

von Teilen <strong>der</strong> vorhandenen Vegetation,


Zeitliche Ordnung <strong>der</strong> Vegetation: Sukzession und Klimax 65<br />

wobei nicht nur die Pflanzendecke selbst bzw.<br />

<strong>der</strong>en oberste Schicht beseitigt wird, son<strong>der</strong>n<br />

auch ihre edaphische Unterlage. Der als Folge<br />

davon entstehende Rohboden ist ein völlig verän<strong>der</strong>ter<br />

Standort, auf dem eine neue, quasi-primäre<br />

Sukzession beginnen kann.<br />

Endstadium <strong>der</strong> Auensukzession ist in den Waldregionen<br />

<strong>der</strong> Hartholzauenwald, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Klimax <strong>der</strong><br />

Normalstandorte sehr ähnlich ist und sich von ihr nur<br />

durch die Wirkungen <strong>der</strong> gelegentlichen Überschwemmungeh<br />

unterscheidet. In den flußnahen Teilen <strong>der</strong><br />

Aue wird diese Schlußgesellschaft aber gewöhnlich<br />

nicht erreicht, da die Entwicklung schon vorher durch<br />

neue Hochwasserschäden unterbrochen wird. Sie<br />

kommt daher über die aus raschwüchsigen Sträuchern<br />

und Bäumen bestehenden Pionierstadien nicht hinaus,<br />

die die Dauergesellschaft des Weichholzauenwaldes<br />

bilden.<br />

Die bisher besprochenen Sukzessionen (einschließlich<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verjüngung) sind sämtlich<br />

von aufsteigendem Typ. Es gibt aber auch natürliche<br />

absteigende Sukzessionen. So kann z. B.<br />

nach Abschluß <strong>der</strong> oben skizzierten Verlandung<br />

unter speziellen, sehr humid-oligotrophen Verhältnissen<br />

eine neue, ganz an<strong>der</strong>e Entwicklung<br />

einsetzen: Im Erlenbruchwald siedeln sich Torfmoose<br />

{Sphagna) an, die dichte, das Regenwasser<br />

festhaltende Polster bilden und dadurch die<br />

Bäume allmählich zum Absterben bringen. Aus<br />

dem hoch organisierten Bruchwald entsteht so<br />

schließlich ein wesentlich einfacher strukturiertes<br />

Hochmoor.<br />

c<br />

Sukzessionstheorien und<br />

Klimaxbegriff<br />

Im vorliegenden Text wird <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Sukzession<br />

auf Vegetationsän<strong>der</strong>ungen bei konstantem<br />

Klima beschränkt, was m. E. die sinnvollste<br />

Definition ist. Früher wurden aber auch historische<br />

pflanzengeographische Abläufe oft hier<br />

mit einbezogen: so wurde (und wird noch) von<br />

vielen Autoren die Wie<strong>der</strong>bewaldung Mitteleuropas<br />

in <strong>der</strong> Nacheiszeit (ebenso entsprechende<br />

Vorgänge in den Interglazialen) häufig als<br />

„säkulare Sukzession“ bezeichnet.<br />

Säkulare Sukzessionen an<strong>der</strong>er Art spielten<br />

lange Zeit in <strong>der</strong> englischsprachigen Literatur<br />

eine große Rolle, und zwar im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> sog. M onoklimaxtheorie (C lements<br />

1928).<br />

Diese Theorie sah alle erkennbaren Vegetationseinheiten<br />

nur als Glie<strong>der</strong> von Sukzessionsserien, die einem<br />

einzigen Schlußstadium, <strong>der</strong> klimatischen Klimax,<br />

zustreben. So betrachtete man Gewässer als Ausgangspunkte<br />

einer „Hydroserie“, die nach Ende <strong>der</strong><br />

eigentlichen Verlandung infolge weiterer Auffüllung<br />

<strong>der</strong> noch vorhandenen Depression durch aus <strong>der</strong> Umgebung<br />

eingetragene Sedimente schließlich mit dem<br />

Auftreten <strong>der</strong> klimatischen Klimax ende. Ebenso galten<br />

Felsstandorte als Beginn einer „Xeroserie“, die infolge<br />

Abtragung <strong>der</strong> Felsen allmählich ebenfalls zur<br />

klimatischen Klimax fuhren würde. (An beiden, diametral<br />

verschiedenen Standorten würde demnach in<br />

Mitteleuropa am Ende <strong>der</strong> Sukzession als klimatische<br />

Klimax ein Buchenwald wachsen.) Die Monoklimaxtheorie<br />

hat sich zwar dadurch selbst ad absurdum geführt,<br />

daß in ihr eine wichtige Tatsache nicht beachtet<br />

wurde, nämlich daß Klimaändemngen in viel kürzeren<br />

Zeitspannen ablaufen als die von ihr gefor<strong>der</strong>ten<br />

geologischen Einebnungsvorgänge (die klimatische<br />

Klimax könnte also am Ende des geologischen Vorganges<br />

ganz an<strong>der</strong>s aussehen als zu dessen Beginn);<br />

sie ist daher heute nicht mehr aktuell. Sie hat aber<br />

dazu geführt, daß viele anglophone Vegetationskundler<br />

allein die klimatische Klimax als wirkliche<br />

„Vegetation“ und alles übrige nur als unwichtige Sukzessionsstadien<br />

ansahen; in Nordamerika ist diese Einstellung<br />

noch heute weit verbreitet.<br />

Durch die offensichtliche Unstimmigkeit <strong>der</strong><br />

Monoklimaxtheorie wurde auch <strong>der</strong> Klimaxhegriff<br />

selbst zeitweise in Mißkredit gebracht,<br />

und manche Autoren versuchten ihn ganz zu<br />

eliminieren. Das ist jedoch unnötig und wird<br />

jetzt auch nicht mehr befürwortet. Die klimatische<br />

Klimax wird heute ganz ohne hypothetisches<br />

Beiwerk als <strong>der</strong> Vegetationstyp definiert,<br />

<strong>der</strong> essentiell durch das Großklima bestimmt<br />

wird, ohne edaphisch o<strong>der</strong> durch Sukzession<br />

bedingte Modifikationen. Sie ist damit ein Maß<br />

für die aus den vorhandenen pflanzlichen Bausteinen<br />

und den Klimabedingungen resultierende<br />

ökologische Potenz des jeweiligen Wuchsraumes.<br />

Eine noch stärkere begriffliche Abstraktion<br />

liegt bei <strong>der</strong> therm ischen Klimax vor, die<br />

den Klimaxtyp bezeichnet, <strong>der</strong> allein dem Wärmeklima<br />

entspricht bei theoretischer Ausschaltung<br />

von Beeinträchtigungen durch klimatischen<br />

Wassermangel (vgl. S. 108). Die durch<br />

nicht-klimatische Einflüsse definierten Bezeichnungen<br />

biotische Klim ax und Feuerklim ax<br />

wurden schon besprochen.<br />

Daß <strong>der</strong> Klimaxbegriff heute meist in einem<br />

solchen allgemeinen, regional-globalen Sinne<br />

verwendet wird, ist sicher eine Nachwirkung <strong>der</strong><br />

Monoklimaxtheörie. Will man sich auf das End-


66 Vegetation<br />

Stadium konkreter lokaler Sukzessionen beziehen,<br />

so spricht man meist eher von Schlußgesellschaft<br />

o<strong>der</strong> allenfalls Klimaxgesellschaft. Das<br />

einfache Wort „Klimax“ ist dagegen meist eine<br />

Abkürzung für klimatische Klimax, beson<strong>der</strong>s<br />

in häufig benutzten biogeographischen Termini<br />

wie Klimaxdomäne, vgl. im Folgenden.<br />

Verbreitung von Vegetationseinheiten<br />

(Synchoroiogie)<br />

Ähnlich wie die geographische Verteilung <strong>der</strong><br />

Einzelsippen kann man auch die von Vegetationseinheiten<br />

sowohl im Hinblick auf das Areal<br />

<strong>der</strong> einzelnen Einheit als auch auf das Inventar<br />

eines Gebietes hin analysieren. Die Ermittlung<br />

und Darstellung von Vegetationstyp-Arealen<br />

folgt den gleichen Prinzipien wie bei Sippen<br />

(auch eine systematische Kartierung von<br />

Pflanzengesellschaften ähnlich <strong>der</strong> floristischen<br />

ist in manchen Teilen Mitteleuropas schon im<br />

Gange). Den Gebietsfloren entsprechen vegetationskundliche<br />

Monographien, die sämtliche<br />

im Gebiet vorkommenden Vegetationseinheiten<br />

auflisten und beschreiben.<br />

Für die Abgrenzung natürlicher Vegetationsgebiete,<br />

analog den natürlichen Florengebieten<br />

und mit diesen z. T. ineinan<strong>der</strong>fließend (vgl.<br />

S. 89), werden als Kriterien die eben besprochenen<br />

Klimaxphasen herangezogen. Den höchsten<br />

Rang nimmt dabei die thermische Klimax ein,<br />

mit <strong>der</strong>en Hilfe sich (in Verbindung mit <strong>der</strong> Lage<br />

auf <strong>der</strong> Erde und daher nicht rein vegetationskundlich<br />

bestimmt) die thermischen Vegetationszonen<br />

definieren lassen. Innerhalb je<strong>der</strong><br />

dieser Zonen kann die klimatische Klimax je<br />

nach den hygrischen Verhältnissen unterschiedlich<br />

sein; alle Gebiete mit <strong>der</strong>selben klimatischen<br />

Klimax bilden eine Klimaxdomäne o<strong>der</strong> Vegetationsdomäne<br />

(diese umfaßt in einigen Fällen<br />

Abschnitte mehrerer Zonen).


E Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />

Daß <strong>der</strong> Mensch die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Erde stark<br />

beeinflußt, weiß heute je<strong>der</strong>. In <strong>der</strong> Allgemeinheit<br />

beschränkt sich dieses Wissen allerdings<br />

weitgehend auf kleine Teilaspekte, und zwar in<br />

erster Linie auf die nachteiligen Wirkungen <strong>der</strong><br />

Milieuverunreinigung. Solche Verunreinigungen<br />

sind nichts Neues: so gibt es schon seit einigenjahrhun<strong>der</strong>ten<br />

Nachrichten über „Rauchschäden“<br />

in Wäl<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Nähe von Hüttenwerken<br />

u. ä. Anlagen, und auch die Verschmutzung<br />

von Gewässern (vgl. S. 385) hat schon im<br />

vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t die Proteste von Fischern<br />

hervorgerufen. Im heutigen großräumigen, über<br />

lokale Störungen hinausgehenden Ausmaße<br />

sind sie aber eine sehr junge Erscheinung, die<br />

erst infolge <strong>der</strong> Uberindustrialisierung in den<br />

letzten Jahrzehnten gravierend geworden ist;<br />

ihre Auswirkung auf Flora und Vegetation <strong>der</strong><br />

Erde ist daher noch gering.<br />

Um so größer sind die Folgen <strong>der</strong>jenigen<br />

menschlichen Aktivitäten, die man als mechanische<br />

EingrifFe im weitesten Sinne zusammenfassen<br />

kann. Diese sind bereits seit vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten,<br />

teils seit Jahrtausenden im Gange<br />

und haben dazu geführt, daß heute <strong>der</strong> größte<br />

Teil <strong>der</strong> Vegetationsdecke <strong>der</strong> Erde nicht mehr<br />

natürlich ist und daß auch <strong>der</strong> Florenbestand<br />

vieler Gebiete und die Areale vieler Sippen stark<br />

anthropogen verän<strong>der</strong>t sind. Beide Aspekte, die<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Flora und die <strong>der</strong> Vegetation,<br />

werden im Folgenden näher analysiert, dies<br />

auch unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Korrektur<br />

einiger nicht nur unter Laien verbreiteter Fehleinschätzungen<br />

und Vorurteile.<br />

Die Hauptwirkung <strong>der</strong> mechanischen Eingriffe<br />

besteht in <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> natürlichen<br />

Standortsbedingungen. Von den drei Faktorengmppen,<br />

den klimatischen, edaphischen und<br />

biotischen, sind die Idimatischen hier unbedeutend:<br />

auf das Großldima hat <strong>der</strong> Mensch, zumindest<br />

bisher, keinen wesentlichen Einfluß.<br />

Lediglich mesoklimatische, lokale Abän<strong>der</strong>ungen sind<br />

erkennbar: so ist das Lokalklima z. B. im Zentrum<br />

von Großstädten meist etwas wärmer und trockener<br />

als im Umland, was mancherorts auch eine Zunahme<br />

von Sippen mit entsprechenden Ansprüchen bewirkt<br />

hat.<br />

Die nach häufiger Annahme bereits erfolgten anthropogenen<br />

Än<strong>der</strong>ungen des Großklimas sind hingegen<br />

nicht beweisbar; ihre angeblichen Auswirkungen<br />

lassen sich meist leicht durch an<strong>der</strong>e Ursachen<br />

erklären. So ist z. B. das bekannte Vordringen <strong>der</strong><br />

Wüste in <strong>der</strong> Sahelzone zwar anthropogen bedingt,<br />

aber nicht über eine Beeinflussung des Klimas (vgl.<br />

S. 71).<br />

Mit großer Skepsis sind übrigens auch die Prophezeiungen<br />

über zukünftige anthropogene Klimaän<strong>der</strong>ungen<br />

zu betrachten. Zumindest <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Tagespresse<br />

schon fast als Selbstverständlichkeit gehandelte<br />

Begriff <strong>der</strong> „Klimakatastrophe“ hält einer seriösen<br />

Überprüfung nicht stand. Selbst wenn <strong>der</strong> vorausgesagte<br />

Temperaturanstieg wirklich in <strong>der</strong> vermuteten<br />

Höhe eintreten sollte, ist keineswegs vorherzusehen,<br />

ob seine Folgen negativ o<strong>der</strong> positiv sein werden: es<br />

ist z. B. auch eine Wie<strong>der</strong>annäherung an die im frühen<br />

Tertiär herrschenden weltweit optimalen Klimabedingungen<br />

(vgl. S. 137, 141) denkbar.<br />

Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> edaphischen Bedingungen<br />

sind demgegenüber sehr verbreitet. Hierzu gehören<br />

Bodenverletzungen durch Ackerbau, Torfstich,<br />

Steinbrüche und sonstige A b b au ­<br />

maßnahmen, durch starke Nutzung bedingte<br />

Bodenverdichtung, Erosion und Sedimentation,<br />

Verän<strong>der</strong>ungen des Grundwasserstandes, aber<br />

auch Beeinflussung des Bodenchemismus durch<br />

Exploitation, Düngung o<strong>der</strong> Anreicherung von<br />

Giftstoffen. Alle diese Einflüsse können die Vegetation<br />

und damit auch die Populationsdichte<br />

vieler Sippen stark verän<strong>der</strong>n; da sie aber meist<br />

lokal begrenzt sind, ist ihre Wirkung im großräumigen<br />

Maßstab vergleichsweise gering (außerdem<br />

sind sie häufig nur Folgeerscheinungen<br />

biotischer Än<strong>der</strong>ungen).<br />

Den stärksten Einfluß haben die anthropogenen<br />

Eingriffe in die biotische Umwelt. Vor<br />

allem handelt es sich dabei um den Zugriff auf<br />

die Pflanzenwelt selbst durch differenzierte Nutzung,<br />

För<strong>der</strong>ung, Änbau, Bekämpfung o<strong>der</strong> Beseitigung;<br />

aber auch die positive o<strong>der</strong> negative<br />

Einwirkung auf für die Pflanzen nützliche o<strong>der</strong><br />

schädliche Tiere (zuweilen auch an<strong>der</strong>e Organismen)<br />

kann von Bedeutung sein. Diese Aktivitäten<br />

haben zu großräumiger Modifizierung<br />

und Zerstörung <strong>der</strong> natürlichen Vegetation geführt,<br />

und in <strong>der</strong>en Gefolge kam es dann auch<br />

zu zahlreichen und z. T. sehr umfangreichen Än<strong>der</strong>ungen<br />

von Arealen und Floren.<br />

Zuweilen wurde diskutiert, ob <strong>der</strong> Mensch<br />

selbst zu den biotischen Standortsfaktoren zu<br />

rechnen sei. Diese Frage läßt sich nur differenziert<br />

beantworten. Solange er nur Pflanzen-


68 Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />

material zu seiner Ernährung entnimmt o<strong>der</strong><br />

Diasporen an seinem Körper transportiert, handelt<br />

er nicht an<strong>der</strong>s als an<strong>der</strong>e tierische Lebewesen.<br />

Sowie er aber die Natur mit Hilfe vorgeplanter<br />

Handlungen verän<strong>der</strong>t (z. B. Waldrodung<br />

zum Zwecke des Ackerbaues, Beweidung<br />

von Wäl<strong>der</strong>n mit Herden gezähmter Haustiere,<br />

Transport von Diasporen mit Schiffen über<br />

Ozeane hinweg), hat sein Einfluß eine neue Dimension,<br />

und er ist als ein Agens sui generis<br />

außerhalb <strong>der</strong> natürlichen Standortsfaktoren<br />

anzusehen (vgl. S. 6 ).<br />

1 Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Vegetation<br />

In den meisten heute dichter besiedelten Teilen<br />

<strong>der</strong> Erde ist die natürliche Klimaxformation<br />

Wald. Da dieser zugleich <strong>der</strong> höchstdifferen-zierte<br />

Vegetationstyp ist, gehen wir bei <strong>der</strong> Darstellung<br />

<strong>der</strong> anthropogenen Verän<strong>der</strong>ungen zunächst<br />

vom Walde aus.<br />

Die Beeinflussung des Waldes geschieht auf<br />

zweierlei Weise. Durch Rodung wird er direkt<br />

beseitigt und durch Kulturpflanzen-Bestände,<br />

daneben auch durch Siedlungen, Wege u. ä. ±<br />

vegetationslose Flächen ersetzt. Nicht gerodete<br />

Waldbestände werden durch Waldnutzung verän<strong>der</strong>t.<br />

Historisch und weltweit gesehen handelt<br />

es sich dabei um vielseitige Nutzungen:<br />

neben dem H olzhau spielt vor allem die<br />

Beweidung durch Vieh eine große Rolle, daneben<br />

auch die Entnahme von Viehfutter, von<br />

Bodensubstanz u. a.; hinzu kommen an<strong>der</strong>e<br />

schädliche Einwirkungen, wie fahrlässig o<strong>der</strong><br />

absichtlich verursachte Brände. Neben <strong>der</strong> direkten<br />

Schädigung behin<strong>der</strong>n alle diese Einflüsse<br />

vor allem die Verjüngung. Dauern sie längere<br />

Zeit an, so führen sie zur Verschlechterung des<br />

Waldzustandes und schließlich zur W aldverwüstung,<br />

die gewöhnlich in folgen<strong>der</strong> Form<br />

als absteigende Sukzession vor sich geht:<br />

Schattholzwald (Klimax)<br />

Lichtholzwald (Subklimax)<br />

nL<br />

Offenwald,Gebüsch<br />

Nichtphanerophyten-Vegetation<br />

nL<br />

Vegetationsloser Mineralboden.<br />

Wie weit diese Sukzession im Einzelfall fortschreitet,<br />

hängt einerseits von Art, Intensität und<br />

Dauer <strong>der</strong> Nutzungen ab, an<strong>der</strong>erseits von <strong>der</strong><br />

standortsbedingten Stabilität des Ökosystems.<br />

Das Zusammenwirken bei<strong>der</strong> Eingriffsformen,<br />

Rodung und Waldnutzung, hat dazu geführt,<br />

daß in vielen Erdgegenden, die von Natur<br />

aus bewaldet sind, <strong>der</strong> Wald heute nur noch<br />

einen kleineren Teil <strong>der</strong> Gesamtfläche bedeckt.<br />

Das bedeutet zugleich eine starke Diversifiziemng<br />

(und damit Bereicherung) <strong>der</strong> Vegetationsdecke.<br />

Vor Beginn wirksamer menschlicher<br />

Eingriffe, in <strong>der</strong> Naturlandschaft, gab es (abgesehen<br />

von Extrem- und Son<strong>der</strong>standorten) nur<br />

die Klimax-Waldgesellschaft und Stadien ihrer<br />

Verjüngungssukzession. Nachher, in <strong>der</strong> Kulturlandschaft,<br />

finden sich dann nebeneinan<strong>der</strong><br />

• die Klimaxgesellschaft (räumlich und qualitativ<br />

eingeschränkt)<br />

• Sukzessionsstadien (vermehrt und ausgeweitet)<br />

• neue, anthropogene Vegetationstypen<br />

• vegetationsfreie Flächen (= anthropogene<br />

Wüsten).<br />

Es existieren also im gleichen Wuchsraum Flächen<br />

mit Vegetation von sehr unterschiedlicher<br />

„Naturnähe“ Seite an Seite; dabei zeigen auch<br />

die als anthropogen zusammengefaßten Vegetationstypen<br />

(Ersatzgesellschaften) untereinan<strong>der</strong><br />

noch große Unterschiede bezüglich ihrer Verwandtschaft<br />

mit <strong>der</strong> Klimaxvegetation. Es hat<br />

daher nicht an Versuchen gefehlt, den Grad <strong>der</strong><br />

Natürlichkeit <strong>der</strong> Vegetation (bzw. allgemein des<br />

Standortes) zu klassifizieren. Die bekannteste<br />

<strong>der</strong>artige Klassifikation arbeitet mit dem Begriff<br />

<strong>der</strong> Hemerobie, worunter die integrierte Wirkung<br />

aller direkten und indirekten menschlichen<br />

Einflüsse verstanden wird. Gewöhnlich unterscheidet<br />

man 6 H em erobiegrade (Tab. 16).<br />

Dieses System wurde in Europa entwickelt und<br />

bisher auch nur hier benutzt; es läßt sich aber<br />

problemlos auch weltweit anwenden.<br />

Während oligohemerobe Standorte nur leichte<br />

quantitative Verän<strong>der</strong>ungen im Rahmen <strong>der</strong><br />

Klimaxvegetation zeigen, liegen bei den höheren<br />

Hemerobiegraden meist Vegetationstypen<br />

vor, die ganz an<strong>der</strong>en Formationen angehören.<br />

Die stark verän<strong>der</strong>ten Standortsbedingungen<br />

(z. B. fehlende Beschattung) im meso- und euhemeroben<br />

Bereich führen zu einer Auslese im<br />

Pflanzenbestand <strong>der</strong> natürlichen Vegetation:<br />

empfindlichere Sippen, die Hemerophoben,


Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Vegetation 69<br />

Tab. 16: System <strong>der</strong> Hemerobiegrade.<br />

Erläutert nach mitteleuropäischen Kriterien. - Nach J alas 1955 und Sukopp etc. 1976.<br />

Hemerobiegrad Menschlicher Einfluß Pflanzendecke<br />

0 Ahemerob fehlend natürlich<br />

I Oligohemerob schwach, episodisch nur quantitativ verän<strong>der</strong>t<br />

(z. B. erhöhter Anteil von<br />

Nichtklimaxstadien <strong>der</strong><br />

natürliche zyklischen<br />

Sukzession)<br />

Natürliche<br />

Vegetation<br />

2 Mesohemerob stärker,<br />

- entwe<strong>der</strong>:<br />

regelmäßig, indirekt<br />

- o<strong>der</strong>:<br />

episodisch, direkt<br />

3 Euhemerob stark, regelmäßig, direkt<br />

- Aussaat, Düngung, Ernte<br />

- mehrfache Mahd,<br />

Düngung<br />

- intensive Beweidung<br />

„Halbkuhurgesellschaften“<br />

- z. B. Magerrasen<br />

(Wiesen, Weiden),<br />

Heiden<br />

- z. B. Nadelholzforsten<br />

im natürlichen<br />

Laubholzgebiet<br />

„Vollkulturgesellschaften"<br />

- Äcker<br />

- rationell genutzte Wiesen<br />

- rationell genutzte Weiden<br />

Anthropogene<br />

Vegetation<br />

4 Polyhemerob sehr stark und permanent<br />

- Ru<strong>der</strong>alisierung<br />

- überhöhte Düngung,<br />

Herbizidanwendung<br />

5 Metahemerob total und letal<br />

(Boden versiegelt/vergiftet)<br />

- Ru<strong>der</strong>algesellschaften<br />

- Kulturpflanzen-Reinbestände<br />

fehlend<br />

Anthropogene<br />

Wüste<br />

verschwinden, und nur robustere mit weiterer<br />

Standortsamplitude, die Hemerophilen, bleiben<br />

erhalten. Solche Hemerophilen, die auch<br />

auf anthropogenen, von ihrem natürlichen Habitat<br />

stark abweichenden Standorten noch wachsen<br />

können und dort u. U. sogar geför<strong>der</strong>t werden,<br />

heißen auch Apophyten. Neben den Apophyten<br />

enthält die anthropogene Vegetation, vor<br />

allem unter euhemeroben Bedingungen, meist<br />

einen ± großen Anteil an Arten von Extremstandorten<br />

sowie an Anthropochoren, d. h. Sippen,<br />

die aus an<strong>der</strong>en Florengebieten zugewan<strong>der</strong>t<br />

sind (vgl. S. 74). Im polyhemeroben Bereich,<br />

wo infolge <strong>der</strong> extremen Bedingungen die<br />

Gesamtartenzahl stark vermin<strong>der</strong>t ist, ist <strong>der</strong> Anteil<br />

<strong>der</strong> beiden letztgenannten Gmppen prozentual<br />

(nicht absolut) beson<strong>der</strong>s hoch, während<br />

Apophyten kaum noch auftreten.<br />

Die Formationen, zu denen die anthropogenen<br />

Ersatzgesellschaften gehören, sind meist<br />

solche, die unter an<strong>der</strong>en, extremeren Bedingungen<br />

auch in <strong>der</strong> Natur Vorkommen. Dabei haben<br />

vor allem mesohemerobe Bestände oft große<br />

Ähnlichkeit mit solchen <strong>der</strong> natürlichen Formation,<br />

was in <strong>der</strong> Vergangenheit dazu geführt<br />

hat, daß manche anthropogenen Vegetationstypen<br />

lange Zeit nicht als solche erkannt, son<strong>der</strong>n<br />

für natürlich gehalten wurden (auch heute<br />

gibt es in dieser Hinsicht noch ungeklärte Fälle).<br />

Mit zunehmendem Hemerobiegrad werden<br />

die Übereinstimmungen geringer, so daß euhemerobe<br />

Bestände oft nur noch formal und<br />

polyhemerobe z. T. gar nicht mehr zugeordnet<br />

werden können.<br />

Abweichungen vom Naturzustand gibt es aber auch<br />

schon bei den Resten des Klimaxwaldes, die in <strong>der</strong>


70 Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />

Kulturlandschaft noch vorhanden sind. Auch wenn<br />

solche Wäl<strong>der</strong> nur <strong>der</strong> Holznutzung dienen und nach<br />

dem Prinzip <strong>der</strong> Nachhaltigkeit bewirtschaftet werden<br />

(was weltweit gesehen nur sehr kleinflächig <strong>der</strong> Fall<br />

ist), werden sie meist in <strong>der</strong> Baumschicht modifiziert,<br />

indem bestimmte, wirtschaftlich erwünschte Baumarten<br />

in ihrem Anteil an <strong>der</strong> Bestockung erhöht o<strong>der</strong><br />

auch aus an<strong>der</strong>en Beständen, Wuchsräumen o<strong>der</strong> Florengebieten<br />

neu eingebracht werden. Wäl<strong>der</strong>, die dadurch<br />

in <strong>der</strong> Zusammensetzung ihrer Baumschicht<br />

essentiell verän<strong>der</strong>t sind, bezeichnet man als Forsten;<br />

sie entsprechen meist, vor allem wenn zusätzlich eine<br />

Än<strong>der</strong>ung des Formationstyps erfolgt ist (z. B. durch<br />

Einbringung von Nadelhölzern in Laubwäl<strong>der</strong>), dem<br />

Hemerobiegrad 2. Forsten, die überwiegend aus am<br />

Wuchsorte nicht einheimischen Baumarten bestehen,<br />

werden oft nicht als „Vegetation“ akzeptiert, son<strong>der</strong>n<br />

als etwas grundsätzlich Verschiedenes („Holzplantagen“)<br />

deklariert. Das ist insofern unlogisch, als die<br />

Pflanzenbestände auf den insgesamt viel naturferneren<br />

Äckern durchaus als Vegetationstypen klassifiziert<br />

werden. Ursache dieser Ungleichbehandlung ist wohl,<br />

daß z. B. die in Mitteleuropa häufigen künstlichen<br />

Fichten-Reinbestände wegen zu kurzer Umtriebszeiten<br />

nur selten das Alter einer „ausgereiften“ Waldgesellschaft<br />

erreichen, son<strong>der</strong>n oft schon eingeschlagen werden,<br />

wenn das Bestandesinnere noch so dunkel ist,<br />

daß kaum ein Unterwuchs aufkommen kann. Läßt<br />

man sie alt genug - und damit lichtreicher - werden,<br />

so entwickeln sie eine charakteristische Krautschicht,<br />

die sich von <strong>der</strong> natürlicher Fichtenwäl<strong>der</strong> kaum unterscheidet.<br />

ln den Tropen kann die Bezeichnung<br />

Holzplantage allerdings angemessen sein, wenn<br />

schnellwüchsige Baumarten (z. B. Eucalyptus) mit Umtriebszeiten<br />

von 10 Jahren und weniger bewirtschaftet<br />

werden.<br />

Die Formation des Graslandes i. w. S. ist in <strong>der</strong><br />

anthropogenen Vegetation durch Savannen (in den<br />

Tropen) sowie Heiden, Weiden und Wiesen (in den<br />

gemäßigten Zonen) vertreten. Zumindest die mesohemeroben<br />

unter ihnen können als anthropogene<br />

Spontanvegetation gelten: sie sind infolge <strong>der</strong> Beseitigung<br />

<strong>der</strong> Baumschicht (durch Holzhau, Beweidung,<br />

Brand) von selbst entstanden, und sie werden durch<br />

regelmäßige, aber relativ extensive Nutzung (Beweidung<br />

und z. T. gezielt angelegte Brände; Mahd nur in<br />

Gebieten mit ungünstiger Jahreszeit) erhalten. Als<br />

Spontanvegetation zeigen sie oft eine große biologische<br />

Vielfalt, die heute häufig durch Intensivierungsmaßnahmen<br />

gefährdet ist: entwe<strong>der</strong> werden sie in eubis<br />

polyhemerobe Intensivkulturen umgewandelt, o<strong>der</strong><br />

die Nutzung wird ganz aufgegeben, so daß eine Wie<strong>der</strong>bewaldung<br />

eintritt. Die Erhaltung solcher Halbkulturgesellschaften,<br />

sowohl aus Gründen des Artenschutzes<br />

als auch <strong>der</strong> Landschaftsdiversität, ist heute<br />

eine wichtige, aber oft schwer zu lösende Aufgabe für<br />

den Naturschutz.<br />

ln <strong>der</strong> anthropogenen Vegetation gibt es schließlich<br />

auch Vegetationstypen, die <strong>der</strong> Formation <strong>der</strong><br />

Halbwüsten ähneln. Hierher gehören vor allem die<br />

traditionell bewirtschafteten, euhemeroben Getreidefel<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> gemäßigten Zonen. Die hier angebauten<br />

Kulturpflanzen entstammen einer speziellen Ausbildung<br />

<strong>der</strong> Halbwüste, den in Vor<strong>der</strong>- und Mittelasien<br />

verbreiteten Löß-Halbwüsten (vgl. S. 295). ln die künstlich<br />

angesäten Bestände dieser einjährigen Kulturgräser<br />

haben sieb als Unkräuter viele an<strong>der</strong>e Annuelle<br />

eingeglie<strong>der</strong>t, die zu einem erheblichen Teil aus demselben<br />

natürlichen Vegetationstyp stammen. Auch hier<br />

besteht heute eine starke Gefährdung durch die Intensiviemng<br />

<strong>der</strong> Landwirtschaft. Floristische Verwandtschaft<br />

mit Halbwüsten-Vegetation zeigen übrigens<br />

auch polyhemerobe Ru<strong>der</strong>albestände, die aber im<br />

Bereich von Waldklimaten sehr viel dichter sind als<br />

in einer echten, natürlichen Halbwüste.<br />

H ört irgendwo in <strong>der</strong> Kulturlandschaft <strong>der</strong><br />

menschliche Einfluß auf, so beginnt sofort die<br />

Rückentwicklung (aufsteigende Sukzession) in<br />

Richtung auf die natürliche Klimaxgesellschaft.<br />

Diese entspricht, zumindest auf Formationsrang,<br />

normalerweise <strong>der</strong> vor dem Eingreifen des Menschen<br />

vorhanden gewesenen ursprünglichen<br />

Vegetation. Doch ist sie damit im Detail oft<br />

nicht ganz identisch, und zwar dann, wenn die<br />

menschliche Tätigkeit irreversible Verändemngen<br />

<strong>der</strong> natürlichen Umweltbedingungen hervorgerufen<br />

hat. Diese können z. B. bestehen in<br />

• Bodenerosion, -abtrag o<strong>der</strong> -aufschüttung<br />

• Än<strong>der</strong>ung des Grundwasserspiegels<br />

• Verschwinden o<strong>der</strong> Neuauftreten von Pflanzensippen.<br />

Man nennt daher den Vegetationstyp, <strong>der</strong> sich<br />

an einem gegebenen Ort als Endstadium <strong>der</strong><br />

Sukzession voraussichtlich entwickeln würde,<br />

wenn alle menschlichen Tätigkeiten vollständig<br />

und endgültig aufhörten, die potentielle natürliche<br />

Vegetation (Tüxen 1956). Die potentielle<br />

natürliche Vegetation kann als Maß für die aktuelle<br />

Kapazität des Wuchsortes angesehen werden;<br />

da eine reale natürliche Vegetation vielerorts<br />

nicht mehr existiert, ist sie das eigentliche<br />

Kartierungsobjekt auf Karten, die die natürliche<br />

Vegetation darstellen sollen.<br />

Bisher wurden die anthropogenen Einflüsse<br />

vor allem im Hinblick auf natürliche Waldgebiete<br />

diskutiert. Es bleibt noch zu überlegen,<br />

wie sie sich auf natürliche Nichtwald-Vegetation<br />

auswirken. Gmnd für natürliche, klimatisch<br />

bedingte Waldfreiheit ist eine zu geringe Nettoproduktion<br />

infolge Wärme- o<strong>der</strong> Wasserman-


Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung 71<br />

gels. Es ist leicht einzusehen, daß unter solchen<br />

Bedingungen eine menschliche Nutzung, die ja<br />

mit <strong>der</strong> Entnahme von Biomasse verbunden ist,<br />

nur bei größter Vorsicht unschädlich sein kann.<br />

Jede Übernutzung bringt die Gefahr einer<br />

Degradation in Richtung Wüste mit sich. Ein<br />

bekanntes Beispiel hierfür ist die Sahelzone. Hier<br />

ist die Wüste seit langem in Ausbreitung begriffen,<br />

weil permanent mehr Biomasse entnommen<br />

wird als unter den herrschenden Klimabedingungen<br />

nachwachsen kann.<br />

durch direkte Mithilfe bei <strong>der</strong> Ausbreitung<br />

(Abb. 31).<br />

Während <strong>der</strong> zweite Faktor naturgemäß nur<br />

positiv wirkt (s. unter 2 b), ist <strong>der</strong> erste ambivalent;<br />

dieselbe Än<strong>der</strong>ung kann für manche Sippen<br />

nachteilig, für an<strong>der</strong>e günstig sein. Der zunächst<br />

nur die lokale Populationsdichte beeinflussende<br />

Unterschied zwischen hemerophobem<br />

und hemerophilem Verhalten (vgl. S. 6 8 )<br />

kann schließlich auch zu entsprechen<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Arealgestalt führen.<br />

2 Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Pflanzenverbreitung<br />

a<br />

Verkleinerung von Arealen,<br />

Gefährdung<br />

Auf die Pflanzenverbreitung kann sich <strong>der</strong><br />

menschliche Einfluß gleichermaßen negativ<br />

o<strong>der</strong> positiv auswirken, d. h. es sind sowohl Verkleinerungen<br />

- bis hin zum Aussterben - als<br />

auch Ausweitungen von Arealen bekannt. Die<br />

Einwirkung erfolgt auf zwei unterschiedlichen<br />

Wegen: einerseits synökologisch durch die besprochene<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Standortsbedingungen,<br />

an<strong>der</strong>erseits verbreitungsökologisch<br />

Der anthropogene Rückgang einer Pflanzensippe<br />

vollzieht sich in mehreren Schritten<br />

(Abb. 31). Erste Folge negativer Einwirkungen<br />

ist eine Abnahme <strong>der</strong> Populationsdichte. Nimmt<br />

diese Verdünnung stärkere Ausmaße an, so kann<br />

es in den Randbereichen des Areals, wo die<br />

Dichte meist ohnehin geringer ist, zum völligen<br />

Verschwinden kommen, d. h. zu einem Zurückweichen<br />

<strong>der</strong> Arealgrenze; zugleich können<br />

Einfluss des Menschen auf die Pflanzenverbreitung<br />

/<br />

\<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Standortbedingungen Mithilfe bei <strong>der</strong><br />

Ausbreitung<br />

/<br />

negativ<br />

/<br />

Arealverdünnung<br />

i<br />

Arealverkleinerung<br />

i<br />

Gefährdung<br />

i<br />

Aussterben<br />

\<br />

positiv<br />

\<br />

Arealverdichtung<br />

(Standorts-)<br />

Arealausweitung, =<br />

Anthropochohe<br />

(Transport-)<br />

Verarmung <strong>der</strong> Flora<br />

Bereicherung <strong>der</strong> Flora<br />

Abb. 31: Die Wirkung <strong>der</strong> menschlichen Tätigkeit auf die Verbreitung von Pflanzensippen ist ambivalent.


72 Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />

M<br />

im Inneren so große Lücken entstehen, daß <strong>der</strong><br />

Genaustausch eingeschränkt wird (innere Disjunktion).<br />

Weitere Fortsetzung des Rückganges<br />

fuhrt zur Zerschlagung des Areals in disjunkte<br />

Reliktvorkommen, womit eine akute Gefährdung<br />

gegeben ist; <strong>der</strong> letzte Schritt bis zum<br />

Aussterben ist dann nicht mehr weit.<br />

Bei <strong>der</strong> großen Mehrzahl <strong>der</strong> Pflanzenarten<br />

ist diese Entwicklung bisher höchstens bis zur<br />

2. Stufe gegangen: also eine Vermindemng <strong>der</strong><br />

Siedlungsdichte im Innern und eine gewisse<br />

Schrumpfung des Areals an den Rän<strong>der</strong>n. Diese<br />

marginale Schrumpfung ist zwar im Vergleich<br />

zum Gesamtareal meist unbedeutend, sie kann<br />

aber im regionalen Bereich doch recht auffällig<br />

sein und, wenn sie in einem Florengebiet bei<br />

vielen Sippen zugleich stattfmdet, zu einer erheblichen<br />

Verarmung <strong>der</strong> Flora führen. Eine<br />

solche tatsächliche o<strong>der</strong> zu befürchtende Verarmung<br />

wird heute für viele Teile <strong>der</strong> Erde durch<br />

die sog. Roten Listen dokumentiert.<br />

Solche Listen liegen vor allem aus floristisch gut erforschten<br />

Gebieten Europas und Nordamerikas, aber<br />

auch aus manchen Teilen <strong>der</strong> Südhalbkugel vor. Sie<br />

führen alle Arten auf, für die ein Rückgang gegenüber<br />

früher nachgewiesen (durch Vergleich früherer Fundortsangaben<br />

aus Literatur und Herbarien mit dem<br />

heutigen Vorkommen) o<strong>der</strong> für die Zukunft wahrscheinlich<br />

ist (z. B. weil die Sippe beson<strong>der</strong>s gefährdete<br />

Standortstypen besiedelt o<strong>der</strong> schon von Natur<br />

aus beson<strong>der</strong>s selten ist). Gewöhnlich wird <strong>der</strong> Grad<br />

<strong>der</strong> Gefährdung in einer meist Sstufigen Skala angegeben<br />

(Tab. 17). Die Definition <strong>der</strong> Skalenstufen wird<br />

allerdings regional etwas unterschiedlich gehandhabt,<br />

beson<strong>der</strong>s bei dem untersten (potentiellen) Gefahrdungsgrad,<br />

<strong>der</strong> je nach den subjektiven Meinungen<br />

<strong>der</strong> Bearbeiter sehr eng o<strong>der</strong> sehr weit gefaßt sein kann.<br />

Infolgedessen ist ein direkter Vergleich von Roten<br />

Listen verschiedener Gebiete oft problematisch; vor<br />

allem gilt das für die Angaben über den Prozentsatz<br />

<strong>der</strong> Gefährdung <strong>der</strong> Gesamtflora, wenn dieser aus <strong>der</strong><br />

Zahl aller in <strong>der</strong> Liste genannten Arten berechnet wird.<br />

Für den <strong>der</strong>zeitigen Rückgang <strong>der</strong> Artenvielfalt<br />

in vielen Florengebieten können zwei Hauptursachen<br />

verantwortlich gemacht werden. In den<br />

dichtbesiedelten alten Kulturlän<strong>der</strong>n ist es die<br />

Intensivierung (bis hin zur Industrialisiemng)<br />

<strong>der</strong> Landwirtschaft, durch die viele hemerophile<br />

Sippen zurückgedrängt werden. In Gebieten, wo<br />

unbeeinflußte natürliche Vegetation (insbeson<strong>der</strong>e<br />

natürlicher Wald) bisher noch in größerem<br />

Ausmaße vorhanden war, führt <strong>der</strong>en rapide<br />

zunehmende Zerstörung vor allem zur Abnahme<br />

von Hemerophoben; hier kann es dann<br />

u. U. zur essentiellen Gefährdung mancher Sippen<br />

kommen.<br />

Insgesamt ist die akute Gefährdung einer<br />

Pflanzenart als solcher bisher aber noch eine<br />

relativ seltene Ausnahme. Zu betonen ist <strong>der</strong><br />

große Unterschied, <strong>der</strong> in dieser Hinsicht zwischen<br />

Pflanzen und Tieren besteht: bei vielen<br />

Tiergruppen (z. B. Säugetiere und Vögel) ist<br />

Tab. 17: Beispiele für Rote Listen für Gefäßpflanzen in Mitteleuropa.<br />

Anteile <strong>der</strong> Gefährdungsgrade in % <strong>der</strong> Gesamtflora. Nisa Nie<strong>der</strong>sachsen (Garve 1993), D Deutschland (D.A.<br />

1996), GH Schweiz (Landolt 1991). Definition <strong>der</strong> Gefährdungsgrade entsprechend Garve (in <strong>der</strong> Schweiz<br />

etwas abweichend).<br />

• -JA^<br />

' J.\<br />

Gefährdungsgrad Nisa D CH<br />

0 Ausgestorben o<strong>der</strong> Verschollen 5,5 1,6 2,9<br />

1 Vom Aussterben bedroht<br />

(nur noch in geringen, kaum überlebensfähigen<br />

Restpopulationen vorhanden)<br />

10,1 4,1<br />

2 Stark gefährdet<br />

(in starkem Rückgang begriffen, vielerorts schon 12,9 9,7<br />

verschwunden)<br />

\ 12,2<br />

3 Gefährdet<br />

(allgemein zurückgehend) 13,6 13,7 9,2<br />

0-3 zusammen: „Aktuell gefährdet“ 42,1 29,1 24,3<br />

4 Potentiell gefährdet<br />

(infolge genereller Seltenheit; aktuell aber nicht bedroht) 3,6 3,9 8,2<br />

Gesamt-Artenzahl im Florengebiet 1704 2747 2696


Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung 73<br />

heute ein großer Teil <strong>der</strong> Arten akut gefährdet.<br />

Der Grund für die unterschiedliche Gefährdung<br />

von Tieren und Pflanzen ist leicht einzusehen:<br />

die Gesamt-Individuenzahl einer Art ist bei Säugern<br />

und Vögeln im Durchschnitt um Zehnerpotenzen<br />

kleiner, das zum Überleben notwendige<br />

„Revier“ um Zehnerpotenzen größer als bei<br />

höheren Pflanzen. (Die benötigte Grundfläche<br />

pro Individuum liegt selbst bei einem 100 m<br />

hohen Mammutbaum in <strong>der</strong> Größenordnung<br />

von m’^, bei Großsäugern und Vögeln hingegen<br />

von ha, ja km^.) Theoretisch läßt sich leicht Vorhersagen,<br />

welcherart Pflanzensippen in beson<strong>der</strong>em<br />

Maße gefährdet sein dürften: es sind solche<br />

mit extrem kleinem Areal, und solche mit<br />

zwar größerem Areal, aber sehr geringer Arealausfüllung.<br />

Also einerseits konkurrenzschwache<br />

„Endemiten“, an<strong>der</strong>erseits ökologische Spezialisten<br />

mit sehr enger Standortsamplitude (beide<br />

Gmppen sind übrigens auch bei natürlichen<br />

Umweltverän<strong>der</strong>ungen stark gefährdet). Dementsprechend<br />

ist <strong>der</strong> Anteil gefährdeter Arten<br />

in endemitenreichen Gebieten beson<strong>der</strong>s hoch:<br />

für die Hawaii-Inseln werden 50 % angegeben<br />

(SuKOPP etc. 1976), für Südafrika 20 % (Hall etc.<br />

1984, D avis etc. 1986). Demgegenüber ist <strong>der</strong><br />

Prozentsatz in Mitteleuropa praktisch Null.<br />

Die letzte Aussage steht nur scheinbar im Wi<strong>der</strong>spruch<br />

zu den Angaben in den Roten Listen. Diese beziehen<br />

sich allein auf den Status <strong>der</strong> darin genannten Arten<br />

im jeweiligen Florengebiet. Bei vielen Laien haben sie<br />

jedoch zu Mißverständnissen geführt, indem die Gefährdungskategorien<br />

als absolut verstanden wurden;<br />

das gilt beson<strong>der</strong>s für den den Anschein <strong>der</strong> Endgültigkeit<br />

erweckenden Begriff des „Aussterbens“. Wenn<br />

in Nie<strong>der</strong>sachsen (Tab. 17) 10,1 % <strong>der</strong> Arten „vom<br />

Aussterben bedroht“ sind, dann drückt das die Befürchtung<br />

aus, daß diese Arten wohl aus <strong>der</strong> Flora<br />

Nie<strong>der</strong>sachsens verschwinden werden; vom tatsächlichen<br />

Aussterben als Art ist jedoch keine von ihnen<br />

bedroht. Sachlich wäre es wohl adäquater, statt von<br />

Aussterben von Verschwinden zu sprechen; die Beibehaltung<br />

des emotionsträchtigen Wortes Aussterben<br />

hat allein politische Gründe. Näheres zu <strong>der</strong> durch<br />

die Roten Listen dokumentierten Florenverarmung in<br />

Mitteleuropa vgl. S. 405.<br />

Wie viele Pflanzenarten weltweit tatsächlich<br />

existenzgefährdet sind, läßt sich schwer schätzen.<br />

Die Internationale Union für Naturschutz<br />

rechnet mit etwa 10 % <strong>der</strong> Gefäßpflanzen, d. h.<br />

ca. 25000 Arten (Sukopp etc. 1976). Nachweisbar<br />

sind solche Zahlen nicht: sie können in<br />

Wirklichkeit viel niedriger, aber auch erheblich<br />

höher sein. In <strong>der</strong> endemitenarmen und zugleich<br />

floristisch gut erforschten Holarktis kommen nur<br />

einige 100 deutlich vom Aussterben bedrohte<br />

Arten zusammen; in <strong>der</strong> südlichen gemäßigten<br />

Zone liegt die Zahl wahrscheinlich höher. Ganz<br />

unübersichtlich ist die Situation aber in den<br />

Tropen, denn viele tropische Gebiete sind<br />

taxonomisch noch sehr ungenügend erforscht.<br />

Man kennt hier noch nicht einmal die Arten<br />

richtig - umso weniger kann man Aussagen<br />

machen über ihre Areale o<strong>der</strong> eine eventuelle<br />

Gefährdung. Nur indirekt legt die Zerstörung<br />

immer größerer Teile <strong>der</strong> tropischen Wäl<strong>der</strong> die<br />

Befürchtung nahe, daß dadurch auch viele Arten<br />

verloren gehen dürften.<br />

Abschließend seien hier noch einige Beispiele<br />

von tatsächlich erfolgtem bzw. kurz bevorstehendem<br />

Aussterben besprochen.<br />

Santalum fernandezianum. Chilenischer Sandelholzbaum.<br />

Endemit <strong>der</strong> nur 185 km^ großen Juan-Fernändez-Inseln,<br />

spielte dort früher in <strong>der</strong> Waldvegetation<br />

eine wichtige Rolle. Wegen seines wertvollen Holzes<br />

wurde er im 17. und 18. Jahrhun<strong>der</strong>t vollständig<br />

exploitiert und gilt seit über 100 Jahren als ausgestorben.<br />

Abies nebrodensis, Sizilianische Tanne. Endemit <strong>der</strong><br />

Gebirgshochlagen in Nordsizilien westlich des Ätna.<br />

Durch die seit vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten andauernde Waldverwüstung<br />

extrem dezimiert, so daß heute nur noch<br />

wenige Einzelexemplare vorhanden sind. Neuerdings<br />

forstliche Versuche zur Rettung, aber bisher wenig erfolgreich.<br />

Saxifraga oppositifolia ssp. amphibia, Bodensee-Steinbrech.<br />

Dieser morphologisch etwas abweichende Ökotyp<br />

<strong>der</strong> arktisch-alpin weit verbreiteten Art hat sich<br />

wohl im Umkreis <strong>der</strong> Eiszeit entwickelt. Früher an<br />

flachen, steinigen Ufern des Bodensees und einiger<br />

benachbarter Seen vorkommend, wurde er durch Eutrophierung<br />

und mechanische Beschädigung weitgehend<br />

vernichtet; heute nur noch 1 Fundort bekannt<br />

(eines <strong>der</strong> wenigen Beispiele für das wirkliche Aussterben<br />

einer Sippe in Mitteleuropa).<br />

Castanea dentata. Amerikanische Edelkastanie. Im<br />

Gegensatz zu den bisher genannten, typisch „endemitischen“<br />

Sippen handelt es sich hier um den seltenen<br />

Fall, daß eine Art mit weiter Verbreitung und teils<br />

dominieren<strong>der</strong> Stellung in <strong>der</strong> Vegetation so gut wie<br />

ausgerottet wurde. Castanea dentata war eine <strong>der</strong><br />

Hauptbaumarten auf ärmeren Böden in einem großen<br />

Teil <strong>der</strong> ost-nordamerikanischen Sommerwaldregion<br />

(vgl. S. 264). Mit Jungpflanzen <strong>der</strong> verwandten<br />

japanischen Art C. crenata, die um 1900 in den botanischen<br />

Garten New York gelangten, wurde <strong>der</strong> parasitische<br />

Pilz Endothia parasitica nach Amerika eingeschleppt,<br />

gegen den C. crenata zwar resistent ist, nicht<br />

aber C. dentata. Von New York ausgehend, breitete<br />

Endothia sich epidemisch aus, und schon gegen Ende


74 Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />

><br />

<strong>der</strong> 40er Jahre waren auch die südlichsten Teile des<br />

Kastanienareals in Georgia befallen. Durch Verstopfung<br />

<strong>der</strong> Leitungsbahnen bringt <strong>der</strong> Pilz die Bäume<br />

zum Absterben; da Castanea sehr regenerationsfähig<br />

ist, entstanden anfangs häufig noch Stockausschläge,<br />

doch wurden diese bald erneut befallen, so daß von<br />

<strong>der</strong> Art heute nur noch geringe Reste <strong>der</strong> Population<br />

vorhanden sind und ihr Überleben zweifelhaft ist (vgl,<br />

W oods etc. 1959).<br />

b<br />

Vergrößerung von Arealen:<br />

Anthropochorie<br />

Insgesamt ist festzustellen, daß die Vergrößening<br />

von Arealen durch menschliche Tätigkeit his-A<br />

her zumindest räumlich viel bedeuten<strong>der</strong> ist als<br />

die Verkleinerung. Vielen Sippen ist durch den<br />

Menschen eine gewaltige Ausweitung ihres Areals<br />

ermöglicht worden, wodurch zugleich die<br />

Artenzahl in vielen Florengebieten stark vermehrt<br />

wurde. Diese Erscheinungen werden als<br />

Anthropochorie zusammengefaßt.<br />

Nicht unter diesen Begriff fallt es, wenn <strong>der</strong> Mensch<br />

sich z. B. im Sinne <strong>der</strong> Endo- o<strong>der</strong> Epizoochorie betätigt.<br />

Er bezieht sich vielmehr nur auf solche Ausbreitungshilfen,<br />

die aus einer spezifisch menschlichen<br />

Tätigkeit resultieren. Manche Autoren sprechen stattdessen<br />

auch von Hemerochorie; besser (so auch hier)<br />

wird dieses Wort aber auf die Fälle absichtlicher Einführung<br />

(d. h. auf Ergasiophyten -I- Ergasiophygophyten,<br />

vgl. Tab. 18) beschränkt, was sprachlich richtiger<br />

ist (griech. hemeros = zahm). Auch das Wort<br />

Synanthropie wird oft im Sinne von Anthropochorie<br />

benutzt; dies ist aber eigentlich ein Begriff mit weiterer<br />

Bedeutung, <strong>der</strong> auch die Apophyten mit umfaßt.<br />

Anthropochor sind also alle Pflanzensippen,<br />

die ein bestimmtes Florengebiet nur infolge<br />

menschlicher Tätigkeit erreicht haben. Sippen,<br />

die ohne menschliches Zutun anwesend sind,<br />

heißen demgegenüber idiochor. Im Gegensatz<br />

zu Begriffen wie endozoochor, anemochor usw.,<br />

die mit ± festliegenden Anpassungen <strong>der</strong> Pflanzen<br />

verbunden sind, sind diese beiden Termini<br />

relativ: sie beziehen sich jeweils allein auf das<br />

Verhalten einer Sippe in einem bestimmten,<br />

definierten Gebiet. Irgendwo auf <strong>der</strong> Erde ist<br />

jede Sippe idiochor (es sei denn, sie ist selbst<br />

anthropogen, vgl. S. 79).<br />

Vorgang <strong>der</strong> Ausbreitung<br />

Grundlage für die Möglichkeit <strong>der</strong> Anthropochorie<br />

ist die Tatsache, daß die meisten Sippen<br />

ihr potentielles Areal nicht voll besiedeln konnten,<br />

weil sie daran durch Ansiedlungshin<strong>der</strong>nisse<br />

o<strong>der</strong> Verbreitungsschranken gehin<strong>der</strong>t wurden<br />

(vgl. S. 45; Abb. 20, S, 44); in dem tatsächlich<br />

besiedelten realen natürlichen Areal sind sie<br />

idiochor. Vielen hat <strong>der</strong> Mensch nun geholfen,<br />

sich in bisher unbesiedelte Teile ihres potentiellen<br />

Areals auszubreiten; es kommen also anthropogene<br />

Arealteile hinzu. Demzufolge kann<br />

man die Flora in jedem Florengebiet in idiochore<br />

(alteinheimische) und anthropochore (adventive)<br />

Florenelemente einteilen; die letzteren lassen<br />

sich noch nach verschiedenen Gesichtspunkten<br />

weiter differenzieren.<br />

Die Hilfe des Menschen bei <strong>der</strong> Arealvergrößerung<br />

kann auf dreierlei Weise vor sich gehen<br />

(Abb. 32):<br />

(1) Die menschlichen Einwirkungen sind dieselben<br />

wie bei <strong>der</strong> Arealverkleinerung; Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> edaphischen und vor allem<br />

<strong>der</strong> biotischen Standortsfaktoren. Wie erwähnt,<br />

ist <strong>der</strong>en Wirkung ambivalent: so<br />

nimmt z. B. die Zerstörung von Wäl<strong>der</strong>n<br />

hemerophoben Schattenpflanzen die Existenzmöglichkeit,<br />

beseitigt dagegen ein Ansiedlungshin<strong>der</strong>nis<br />

für hemerophile Lichtpflanzen.<br />

Die Beseitigung von Ansiedlungshin<strong>der</strong>nissen<br />

bewirkt zunächst die Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Siedlungsdichte im bestehenden<br />

Areal, kann aber auch zur Arealvergrößerung<br />

führen. In einem so besiedelten neuen<br />

Arealteil ist die Sippe allerdings darauf<br />

angewiesen, daß <strong>der</strong> Mensch die biotischen<br />

Ansiedlungshin<strong>der</strong>nisse dauernd fernhält;<br />

tut er das nicht, so wird sie auf die Dauer<br />

wie<strong>der</strong> verschwinden. Sie ist also auch nach<br />

<strong>der</strong> Ansiedlung im neuen Arealteil weiterhin<br />

vom Menschen abhängig und hält sich<br />

nur in anthropogener Vegetation. Die Hilfe<br />

des Menschen ist hier also indirekt und<br />

andauernd, die Ansiedlung reversibel; dieser<br />

Modus <strong>der</strong> Hilfeleistung sei hier als<br />

S tandorts-A nthropochorie bezeichnet.<br />

Florenelemente, die in dieser Weise vom<br />

Menschen abhängen, heißen Epökophyten<br />

(Kulturabhängige).


Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung 75<br />

X<br />

(T) Standorts-Anthropochorie<br />

(I)j(3) Transport-Anthropochorie<br />

Abb. 32: Mithilfe des M enschen hei <strong>der</strong> Ausbreitung und Status einer Pflanzensippe in verschiedenen<br />

Arealteilen (vgl. Abb. 20, S. 44).<br />

(2) Der Mensch hilft beim Überspringen von<br />

Verbreitungsschranken. Durch den Weltverkehr<br />

werden heute Diasporen absichtlich<br />

o<strong>der</strong> zufällig über weite Entfernungen transportiert;<br />

so haben viele Sippen die Möglichkeit,<br />

ihnen bisher unzugängliche Teile<br />

ihres potentiellen Areals zu erreichen. Diese<br />

Transport-Anthropochorie hat zu starken<br />

Arealausweitungen geführt, konnten<br />

doch ganze Kontinente neu besiedelt werden.<br />

Kommt eine Sippe dabei in ein Gebiet,<br />

in dem keine natürlichen synökologischen<br />

Ansiedlungshin<strong>der</strong>nisse bestehen,<br />

so kann sie sich nicht nur ansiedeln, son<strong>der</strong>n<br />

sich auch in die natürliche Vegetation<br />

einglie<strong>der</strong>n und sich hier auf Dauer halten.<br />

Florenelemente dieser Art heißen Agriophyten;<br />

die menschliche Hilfe ist hier direkt<br />

und einmalig, die Ansiedlung irreversibel.<br />

(Natürlich gibt es auch den Fall, daß<br />

eine Sippe auf diese Weise in ein Gebiet<br />

gelangt, in dem sie nur als Epökophyt leben<br />

kann; und umgekehrt kann auch infolge<br />

einer Ausbreitung im Sinne <strong>der</strong> Standorts-Anthropochorie<br />

wie<strong>der</strong> ein Arealteil<br />

ohne natürliche Ansiedlungshin<strong>der</strong>nisse erreicht<br />

werden, wo eine Einbürgerung als<br />

Agriophyt möglich ist).<br />

(3) Schließlich gibt es bei <strong>der</strong> Transport-Anthropochorie<br />

auch die Möglichkeit, daß<br />

Diasporen in Gebiete gelangen, die außerhalb<br />

des potentiellen Areals liegen. Das gilt<br />

u. a. für viele Kulturpflanzen (Ergasiophyten).<br />

Das Klima erlaubt es solchen Sippen<br />

dann nicht, ihren vollständigen Lebenszyklus<br />

ablaufen zu lassen. Sie können aber<br />

trotzdem vorübergehend wildwachsend<br />

auftreten (so in Mitteleuropa Kartoffel- und<br />

Tomatenjungpflanzen häufig auf Müllplätzen).<br />

Solche wildwachsenden Pflanzen, die<br />

meist nach kurzer Zeit wie<strong>der</strong> verschwinden,<br />

heißen Ephemerophyten. Um regelmäßig<br />

in einem Florengebiet aufzutreten,<br />

müssen sie immer wie<strong>der</strong> neu eingebracht<br />

werden, d. h. sie brauchen eine dauernde,<br />

direkte Hilfe des Menschen, da sie zu einer<br />

echten Ansiedlung nicht fähig sind.


76 Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />

Klassifizierung <strong>der</strong> Anthropochoren<br />

Die Dynamik <strong>der</strong> Ausbreitungsvorgänge hat die<br />

Floristen seit langem angeregt, sich intensiv mit<br />

<strong>der</strong> Anthropochorie zu befassen, schon lange<br />

bevor die negativen Wirkungen des menschlichen<br />

Einflusses stärker beachtet wurden. So hat<br />

man auch schon früh versucht, die Anthropochoren<br />

jedes Florengebietes in Gruppen einzuteilen,<br />

die man <strong>der</strong> alteinheimischen Flora gegenüberstellte<br />

(Thellung 1915; vgl. auch Schroe-<br />

DER 1969). Für eine solche Klassifizierung <strong>der</strong><br />

Anthropochoren gibt es unterschiedliche Kriterien,<br />

die je nach dem Einzelfall von verschiedener<br />

Wichtigkeit sind (Tab. 18; in dieser werden<br />

zugleich einige weitere in diesen Zusammenhang<br />

gehörige Begriffe genauer definiert).<br />

Die drei wichtigsten Einteilungsprinzipien sind:<br />

(1) <strong>der</strong> Einbürgerungsgrad, d. h. <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong><br />

Verselbständigung <strong>der</strong> Sippe gegenüber <strong>der</strong><br />

menschlichen Tätigkeit im neuen Arealteil.<br />

Hierher gehören die eben besprochenen 3<br />

Kategorien, die sich nicht nur nach <strong>der</strong> Art<br />

und Weise <strong>der</strong> menschlichen Hilfe, son<strong>der</strong>n<br />

auch nach vegetationskundlichen Kriterien<br />

definieren lassen (so in Tab. 18).<br />

(2) die Einwan<strong>der</strong>ungszeit, d. h. die Zeit des<br />

ersten wildwachsenden Auftretens. Die für<br />

die Abgrenzung <strong>der</strong> beiden vielbenutzten<br />

Kategorien Archäophyten und Neophyten<br />

verwendeten Begriffe prähistorisch und historisch<br />

bedürfen einer näheren Erläuterung:<br />

als „historisch“ bezeichnet man hier<br />

Zeitpunkte, die direkt belegbar o<strong>der</strong> aus<br />

sachlichen Gründen indirekt eingegrenzt<br />

sind (in Europa können z. B. alle Sippen<br />

amerikanischer Herkunft erst nach 1496 aufgetreten<br />

sein); „prähistorische“ (also archäophytische)<br />

Einbürgerungen lassen sich hingegen<br />

nur durch Indizien (z. B. Fehlen potentieller<br />

Standorte in <strong>der</strong> Naturlandschaft)<br />

bzw. durch paläo-ethnobotanische Befunde<br />

wahrscheinlich machen (vgl. Abb. 191,<br />

S. 406).<br />

(3) die Einwan<strong>der</strong>ungsweise, d. h. auf welche<br />

Weise die Diasporen in den neuen, anthropogenen<br />

Arealteil gelangt sind.<br />

Die so definierten Kategorien werden auch als<br />

floristischer Status <strong>der</strong> zugehörigen Sippen bezeichnet.<br />

Einige Beispiele für Anthropochoren<br />

mit verschiedenem Status in Mitteleuropa zeigt<br />

Tab. 19.<br />

Tab. 18: Klassifizierung von Florenbestandteilen nach Gesichtspunkten <strong>der</strong> Anthropochorie (Floristischer


Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung 77<br />

Tab. 19: Verschiedene Typen von Anthropochoren, Beispiele aus dem nordwestdeutschen Tiefland.<br />

Abkürzungen: Ag(riophyt), E(p)ö(kophyt), E(p)h(emerophyt), Ar(chäophyt), Ne(ophyt), Ak(olutophyt),<br />

Xe(nophyt), Er(gasiophygophyt). ? = Zuordnung nicht sicher.<br />

Gruppe<br />

Nr.<br />

Beispiel<br />

Einbürgerungsgrad<br />

Ag Eö Eh<br />

Einwan<strong>der</strong>ungszeit<br />

Ar Ne<br />

Einfuhmngsweise<br />

Ak Xe Er<br />

1 Vinca minor -1- -E -E<br />

2 Goodyera repens + + -E<br />

3 Bidens frondosa + +<br />

p<br />

4 Impatiens parviflora + -E -E<br />

5 Sonchus oleraceus -1- -E<br />

?<br />

6 Agrostemma githago -h -E<br />

?<br />

7 Isatis tinctoria + -E -E<br />

8 Senecio vernalis -t- -E -E<br />

9 Conyza canadensis + -E<br />

><br />

10 Oenothera biennis -1- -E -E<br />

11 Harpagophytum sp. -E -E -E<br />

12 Solanum tuberosum + + -E<br />

Weitere Beispiele:<br />

Gr. 1: Acorus calamus, Helleborus viridis.<br />

Gr. 4: Acer negundo, Amelanchier lamarckii, Aster div. sp., Cornus alba, Elodea canadensis, Impatiensglandulifera,<br />

Mahonia aquifolium, Mimulus guttatus. Polygonum cuspidatum u. sachalinense, Solidago canadensis u. gigantea.<br />

Spiraea salicifolia, Vaccinium macrocarpum.<br />

Gr. 5/6: Adonis aestivalis. Avena fatua, Bromus erectas, Capsella bursa-pastoris. Consolida regalis. Euphorbia<br />

peplus. Fumaria officinalis, Papaver rhoeas. Ranunculus arvensis, Scandix pecten-aieneris, Thlaspi arvense. Vicia<br />

hirsuta u. tetrasperma.<br />

Gr. 7: Myrrhis odorata, Nigella sativa.<br />

Gr. 9/10: Galinsoga ciliata u. parviflora,Juncus tenuis, Matricaria suaveolens. Senecio inaequidens, Veronica<br />

ftliformis u. pérsica.<br />

Gr. 12: Helianthus annuus, Phalaris canariensis, Solanum lycopersicum.<br />

Sippenspezifische Ausbreitungsfähigkeit<br />

Grundsätzlich können die besprochenen äußeren<br />

Voraussetzungen <strong>der</strong> Anthropochorie jede<br />

Pflanzensippe begünstigen; ob und wie schnell<br />

es tatsächlich zu einer erfolgreichen anthropochoren<br />

Ausbreitung (d. h. Einbürgerung)<br />

kommt, hängt aber auch von den Eigenschaften<br />

je<strong>der</strong> Sippe im einzelnen ab (vgl. auch JA­<br />

G E R 1988). Die große Mehrzahl <strong>der</strong> heute in aller<br />

Welt bekannten Anthropochoren zeichnet<br />

sich durch die Kombination einer Reihe charakteristischer<br />

Merkmale bzw. Verhaltensweisen<br />

aus, die man als „Anthropochoren-Syndrom“<br />

bezeichnen könnte. Hierzu gehören<br />

• hohe Diasporenproduktion<br />

• Diasporen leicht, wenig spezialisiert (auf<br />

verschiedene Weise verbreitbar)<br />

• Dauer <strong>der</strong> Keimruhe bei Diasporen <strong>der</strong>selben<br />

Art sehr variabel<br />

• rasche Generationenfolge<br />

• starke vegetative Ausbreitungsfähigkeit<br />

• weite edaphische Standortsamplitude.<br />

Alle diese Eigenschaften ermöglichen ein schnelles<br />

Besetzen und Erobern geeigneter Standorte.<br />

Pflanzen solcher Konstitution, in <strong>der</strong> Ökologie<br />

auch „r-Strategen“ genannt, sind meist Bewohner<br />

offener Pionier- und Extremstandort-Vegetation,<br />

bzw. (in Gebieten mit Waldvegetation<br />

als Klimax) Vertreter früher bis mittlerer Stadien<br />

<strong>der</strong> Verjüngungssukzession. In entsprechenden<br />

Vegetationstypen sind denn auch Anthropochoren<br />

beson<strong>der</strong>s häufig.<br />

Diese Verhältnisse haben oft den Eindruck<br />

erweckt, als seien Klimax-Arten, beson<strong>der</strong>s die<br />

Konstituenten <strong>der</strong> Klimaxwäl<strong>der</strong>, zu antbropochorer<br />

Ausbreitung unfähig; ja es wurde umgekehrt<br />

sogar ernsthaft die Vermutung geäußert,<br />

natürliche, ungestörte Klimaxgesellschaften seien<br />

gegen das Eindringen von Anthropochoren<br />

„immun“. Solche Behauptungen gehören in den<br />

Bereich <strong>der</strong> Mystik. In Wirklichkeit beeinflus-


78 Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />

sen sippenspezifische Eigenschaften hauptsächlich<br />

die Geschwindigkeit <strong>der</strong> anthropogenen<br />

Ausbreitung, aber kaum die Ausbreitungsfähigkeit<br />

als solche. Daß bisher vergleichsweise wenige<br />

Klimaxarten als Anthropochoren auftreten,<br />

liegt daran, daß diese im Normalfalle, als „K-<br />

Strategen", nur eine geringe Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

haben. Bis zum Beginn des 16.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts waren die vom Menschen gegebenen<br />

Ausbreitungshilfen überwiegend solche<br />

vom Typ <strong>der</strong> Standorts-Anthropochorie, d. h.<br />

Beseitigung von Ansiedlungshin<strong>der</strong>nissen, wodurch<br />

im wesentlichen r-Strategen begünstigt<br />

wurden. Erst im Zuge <strong>der</strong> Entschleierung <strong>der</strong><br />

Erde bot sich die Möglichkeit, in Form <strong>der</strong><br />

Transport-Anthropochorie in größerem Ausmaße<br />

auch Arten aus Klimaxwäl<strong>der</strong>n auf an<strong>der</strong>e<br />

Kontinente zu verfrachten; für eine erfolgreiche<br />

Etablierung solcher Arten als Anthropochoren<br />

war die Zeit bisher aher meistens viel zu<br />

kurz.<br />

Von dieser Regel gibt es einige Ausnahmen, die zeigen,<br />

daß die Einbürgerung von Arten aus Klimaxwäl<strong>der</strong>n<br />

in Klimaxwäl<strong>der</strong> durchaus möglich ist. So ist<br />

Castanea sativa, von Natur aus eine wichtige Komponente<br />

<strong>der</strong> Laubmischwäl<strong>der</strong> auf sauren Böden in Nordanatolien<br />

und Kaukasien, heute in großen Teilen W-<br />

und SW-Europas in Wäl<strong>der</strong>n entsprechen<strong>der</strong> Standorte<br />

voll eingebürgert und kann mit Sicherheit auch<br />

als Bestandteil <strong>der</strong> potentiellen natürlichen Vegetation<br />

gelten. Ermöglicht wurde das dadurch, daß sie bereits<br />

von den Römern in <strong>der</strong>en gesamtem Reich als<br />

Kulturpflanze verbreitet wurde und so in Teile ihres<br />

potentiellen Areals gelangte, die sie auf natürlichem<br />

Wege (wohl wegen ihrer zu schweren Früchte) nach<br />

<strong>der</strong> Eiszeit nicht wie<strong>der</strong> besiedeln konnte; die seither<br />

vergangenen 2000 Jahre waren für eine vollständige<br />

Etablierung als Agriophyt ausreichend.<br />

Ein Beispiel aus <strong>der</strong> Waldbodenflora sind die<br />

Impatiens-Antn\ neben <strong>der</strong> alteinheimischen /. nolitangere<br />

sind in naturnahen Wäl<strong>der</strong>n Mitteleuropas<br />

heute zwei weitere eingebürgert. I. parvißora aus relativ<br />

trockenen Laubwäl<strong>der</strong>n Mittelasiens ist weit verbreitet<br />

auf Standorten, die meist trockener sind als die<br />

von 7. noli-tangere (vgl. Abb. 33, S. 83); I. glandulifera<br />

aus bachbegleitenden Wäl<strong>der</strong>n im Himalaja wächst<br />

heute auch bei uns an entsprechenden Standorten. Ursache<br />

<strong>der</strong> raschen Einbürgerung bei<strong>der</strong> Arten ist, daß<br />

sie, im Gegensatz zur Mehrzahl <strong>der</strong> Waldbodenpflanzen,<br />

Therophyten mit sehr hoher Samenproduktion<br />

sind.<br />

Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Transport-<br />

Anthropochorie<br />

Die Ausbreitung nach dem Muster <strong>der</strong> Standorts-Anthropochorie<br />

unterscheidet sich als Vorgang<br />

im Prinzip nicht von einer natürlichen<br />

Wan<strong>der</strong>ung. An<strong>der</strong>s ist das bei <strong>der</strong> Transport-<br />

Anthropochorie: hier kommt die anthropochore<br />

Sippe plötzlich in ein ganz neues Umfeld (gleiches<br />

gilt i. ü. auch für die Fälle natürlicher untypischer<br />

Fernverbreitung, vgl. S. 17). Damit<br />

sind einige ökologische Beson<strong>der</strong>heiten verknüpft,<br />

die Konsequenzen <strong>der</strong> beiden folgenden<br />

Umstände sind:<br />

(1) Es gelangen gewöhnlich nur wenige Diasporen<br />

(im Extremfalle eine einzige) in den<br />

neuen Arealteil.<br />

(2) Es hat keine Koevolution <strong>der</strong> anthropochoren<br />

Sippe mit den im neu besiedelten<br />

Ökosystem vorhandenen an<strong>der</strong>en Lebewesen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e Tieren, stattgefunden_^<br />

Zu (1). Das Genreservoir <strong>der</strong> neu entstehenden<br />

Population ist zunächst sehr eingeschränkt, und<br />

damit auch ihre ökologische Anpassungsfähigkeit.<br />

Erst nach und nach kann sich die genetische<br />

Diversität infolge neu auftreten<strong>der</strong> Mutationen<br />

wie<strong>der</strong> erhöhen. Wie schnell das geht,<br />

hängt natürlich von <strong>der</strong> Generationenfolge ah,<br />

d. h. Annuelle sind hier bei weitem im Vorteil,<br />

So hat z. B. Im patiens glan dulifera im Bereich <strong>der</strong><br />

vormaligen Sowjetunion bereits zahlreiche Ökotypen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e solche phänologischer Natur,<br />

entwickelt, so daß sie Teilgehiete mit sehr<br />

unterschiedlichem Klima besiedeln konnte. Die<br />

auch in Mitteleuropa zu beobachtende Erscheinung,<br />

daß Neophyten, die schon seit langem<br />

sporadisch verwil<strong>der</strong>t auftraten, sich in den letzten<br />

Jahrzehnten plötzlich explosionsartig ausbreiten,<br />

wird oft durch diesen populationsökologischen<br />

Effekt zu erklären versucht. Doch<br />

dürfte das bei Ausdauernden, die sich großenteils<br />

vegetativ vermehren, kaum zutreffen (z. B.<br />

bei Polygonum cuspidatum wirkt wohl eher die<br />

großflächige Verbrachung von feuchtem Grünland<br />

för<strong>der</strong>nd, vgl. S. 82).<br />

Zu (2). Von den Tieren, mit denen die Pflanzen<br />

in Beziehung stehen, sind neben Bestäubern<br />

und Diasporen-Verbreitern vor allem die Freßfeinde<br />

wichtig; allein auf diese sei hier eingegangen.<br />

Das Verhältnis zwischen <strong>der</strong> Pflanze<br />

und einem (potentiellen) Freßfeind wird vor al-


Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung 79<br />

lern durch chemische Eigenschaften geregelt. Im<br />

neuen Arealteil kann nun die „Chemie“ in zweierlei<br />

Hinsicht nicht stimmen:<br />

(a) Der Pflanze fehlen die notwendigen chemischen<br />

Abwehrstoffe gegen bestimmte<br />

hier vorhandene Freßfeinde.<br />

(b) Der Pflanze fehlen Substanzen, an denen<br />

vorhandene potentielle Freßfeinde sie als<br />

freßbar erkennen, also Erkennungsmarken.<br />

Im ersten Falle kann die Ansiedlung von vornherein<br />

vollständig verhin<strong>der</strong>t werden (je<strong>der</strong><br />

Gartenbesitzer kennt die Gefahr <strong>der</strong> totalen<br />

Vernichtung bestimmter exotischer Zierpflanzen<br />

z. B. durch Schnecken). Das ist mit Sicherheit<br />

sehr häufig <strong>der</strong> Fall und wahrscheinlich einer<br />

<strong>der</strong> Gründe dafür, daß z. B. in Mitteleuropa nur<br />

kaum mehr als 5 % <strong>der</strong> absichtlich o<strong>der</strong> unabsichtlich<br />

eingeführten außereuropäischen<br />

Freilandpflanzen als Neophyten auftreten. Indem<br />

es gar nicht erst zum Aufbau von Populationen<br />

kommt, ist hier auch keine genetisch<br />

bedingte Anpassung zu erwarten.<br />

Der zweite Fall kann für die betreffende<br />

Pflanzensippe ein großer ökologischer Vorteil<br />

sein und eine Massenausbreitung ermöglichen.<br />

Allerdings ist dieser Vorteil nur als temporär<br />

anzusehen. Je stärker die Population des Neophyten<br />

anwächst, um so häufiger werden die<br />

Berühmngen mit den potentiellen Freßfeinden<br />

und um so größer die Wahrscheinlichkeit, daß<br />

dabei auch Kontakte mit mutierten Individuen<br />

auftreten, die die Pflanze als freßbar erkennen.<br />

Damit wird dann die Eindämmung <strong>der</strong> Massenvermehrung<br />

eingeleitet.<br />

Ein gutes Beispiel in dieser Hinsicht ist Elodea canadensis,<br />

die in <strong>der</strong> Anfangsphase ihrer europäischen<br />

Ausbreitung im vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t in solchen Mengen<br />

auftrat, daß sie Schiffahrtswege verstopfte und so<br />

ihren deutschen Namen „Wasserpest“ bekam. Schon<br />

nach wenigen Jahrzehnten jedoch begann ihr Rückgang,<br />

hauptsächlich infolge des Befalls mit Nematoden<br />

(man findet heute kaum ein Exemplar, dessen<br />

Vegetationspunkte nicht von Nematoden befressen<br />

werden), so daß sie bis heute ein zwar regelmäßiges,<br />

aber unauffälliges Mitglied <strong>der</strong> submersen Süßwasserflora<br />

geworden ist.<br />

Anthropogene Sippen<br />

Wie schon im vorigen Abschnitt angedeutet,<br />

führt die Anthropochorie nicht nur zu Arealausweitungen,<br />

son<strong>der</strong>n u. U. auch zur Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Pflanzensippe selbst. Im Extremfall<br />

kann es zur Bildung ganz neuer, anthropogener<br />

Sippen kommen. Das ist auf zwei verschiedenen<br />

Wegen möglich.<br />

Am häufigsten ist die allmähliche selektive<br />

Verän<strong>der</strong>ung. Sie setzt automatisch ein, wenn<br />

eine Population unter verän<strong>der</strong>te Standortsbedingungen<br />

gerät, sei es durch Verbringung in<br />

ein nicht ganz identisches Klima, sei es durch<br />

Eindringen in anthropogene Vegetationstypen,<br />

die so in <strong>der</strong> Natur nicht Vorkommen. Beide<br />

Einflüsse treffen z. B. auf die Unkräuter <strong>der</strong><br />

mitteleuropäischen Getreidefel<strong>der</strong> zu. Wie erwähnt,<br />

stammen viele von diesen ebenso wie<br />

die Getreidearten selbst aus vor<strong>der</strong>- bis mittelasiatischen<br />

Lößhalbwüsten. Aus einem Halbwüstenklima<br />

kamen sie in ein Waldklima, und<br />

außerdem wurden sie <strong>der</strong> Prozedur <strong>der</strong> künstlichen<br />

Aussaat und Ernte unterworfen. Durch<br />

diese neuen Bedingungen wurden sie in entsprechen<strong>der</strong><br />

Richtung selektiert. So zeigen selbst die<br />

in Mitteleuropa einheimischen Arten L ap san a<br />

com m unis, A ethusa cynapium und Veronica he<strong>der</strong>ifo<br />

lia schon deutliche morphologische und entwicklungsbiologische<br />

Unterschiede zwischen<br />

Populationen aus naturnahen Wäl<strong>der</strong>n und solchen<br />

aus Äckern. Bei Sippen, die sehr lange als<br />

Unkräuter etabliert und dabei zugleich in sehr<br />

abweichende Klimagebiete gelangt waren, konnten<br />

diese Unterschiede taxonomisch faßbar<br />

werden und neue Varietäten, Subspezies o<strong>der</strong><br />

sogar Arten begründen.<br />

Ein gut belegtes Beispiel dieser Art bieten einige Sippen<br />

<strong>der</strong> Cmciferen-Gattung Camelina (Bertsch 1947).<br />

Die Ausgangsart, C. microcarpa, fand sich (bzw. findet<br />

sich heute noch) idiochor in natürlichen Lößhalbwüsten<br />

unter Klimabedingungen, die die Keimung im<br />

Herbst und Blühen und Fmchten im Frühjahr bedingen,<br />

also ein winterannuelles Verhalten. Als Unkraut<br />

in die ökologisch ähnlichen Wintergetreide-Äcker eingedrungen,<br />

wan<strong>der</strong>te sie als Epökophyt mit dem Getreidebau<br />

nach Mitteleuropa. Im Gegensatz zu dem<br />

ihrer Heimat erlaubt das mitteleuropäische Klima auch<br />

Sommerkulturen, die erst im Frühjahr ausgesät werden.<br />

Gelegentlich auftretende, im Frühjahr keimende<br />

Mutanten von C. microcarpa, die in <strong>der</strong> Heimat <strong>der</strong><br />

Sommerdürre zum Opfer gefallen wären, konnten sich<br />

in diese Sommerkulturen einfugen und dort Populationen<br />

aufbauen, die sich von <strong>der</strong> winterannuellen<br />

Muttersippe allmählich isolierten. Beson<strong>der</strong>s günstig<br />

entwickelten sich diese in Leinäckern, da ihr Entwicklungszyklus<br />

etwa dem des Leins entspricht. Nachdem<br />

nun <strong>der</strong> Lein nicht nur als Faser-, son<strong>der</strong>n auch<br />

als Ölpflanze genutzt wurde, selektierte man diesen<br />

auf das Geschlossenbleiben <strong>der</strong> Kapseln, um die Samen<br />

besser ernten zu können. Mit den Kapseln des


80 Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />

!•<br />

■<br />

Ölleins wurden dann auch Schoten von Camelina-<br />

Pflanzen mitgeerntet, die länger geschlossen blieben<br />

als normal, d. h. aus <strong>der</strong> sommerannuellen Population<br />

von C. microcarpa wurde unabsichtlich eine neue<br />

Teilpopulation herausselektiert, <strong>der</strong>en Samen nicht<br />

nur zusammen mit dem Lein geerntet, son<strong>der</strong>n auch<br />

(da es noch keine Saatgutreinigung gab) wie<strong>der</strong> ausgesät<br />

wurden. Das bedeutete eine sehr enge Bindung an<br />

den Leinanbau und eine noch stärkere Isolierung von<br />

den älteren Populationen, die schließlich dazu führte,<br />

daß eine auch morphologisch abweichende neue<br />

Kleinart, C. alyssum, entstand. Damit war die Entwicklung<br />

aber noch nicht zu Ende. Wie viele an<strong>der</strong>e<br />

Craciferen enthält auch Camelina für die menschliche<br />

Ernährung verwertbare Öle. Als man das entdeckte,<br />

nahm man C. alyssum selbst als Ölpflanze in Kultur.<br />

Die neue Kulturpflanze wurde nun planmäßig in<br />

Richtung auf höhere Erträge, d. h. auf möglichst große<br />

Samen, selektiert; das brachte noch weitere morphologische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen mit sich, so daß eine weitere<br />

neue Kleinart, C. saliva, entstand. So gab es<br />

schließlich in Mitteleuropa 3 Camdina-KiX.tVi\ die<br />

anthropochore C. microcarpa, den anthropogenen<br />

Epökophyten C. alyssum und die reine Kulturpflanze<br />

C. saliva. Heute sind alle drei Arten in Mitteleuropa<br />

wie<strong>der</strong> im Verschwinden: C. saliva wird als nicht lohnend<br />

nicht mehr angebaut, C. alyssum hat infolge Aufgabe<br />

des Leinanbaues keine Existenzmöglichkeit mehr,<br />

und C microcarpa wird durch die allgemeine Unkrautbekämpfung<br />

dezimiert. Die beiden ersten werden<br />

wahrscheinlich vollständig aussterben, während<br />

die Ursprungsart C. microcarpa zumindest in ihrer Heimat<br />

erhalten bleiben dürfte.<br />

Der Mensch hat also zusammen mit seinen<br />

Kulturpflanzen unabsichtlich auch Unkräuter<br />

mit herangezüchtet (unter diesem Aspekt erscheint<br />

es unsinnig, wenn heute zuweilen versucht<br />

wird, aus ideologischen Gründen das Wort<br />

Unkraut durch „Wildkraut“ zu ersetzen). Wie<br />

groß die Zahl <strong>der</strong>artiger anthropogener, in natürlicher<br />

Vegetation prinzipiell nicht vorkommen<strong>der</strong><br />

(und auch nie vorgekommener) Sippen<br />

ist, ist unbekannt. Wenn manche Autoren (z. B.<br />

Scholz 1996, Sukopp etc. 1997) vermuten, die<br />

meisten mitteleuropäischen Segetal-Archäophyten<br />

seien solche „obligatorischen Unkräuter“<br />

(„Anökophyten“), so ist das zumindest kaum<br />

nachweisbar; wichtig für die Beurteilung ist dabei<br />

natürlich auch, ob man von einem engen<br />

o<strong>der</strong> weiten Artbegriff ausgeht.<br />

Während die Entstehung anthropogener Sippen<br />

auf dem Wege selektiver Anpassung doch<br />

relativ lange Zeit erfor<strong>der</strong>t und nur aus Indizien<br />

rückblickend erschlossen werden kann, läßt sich<br />

die zweite Möglichkeit praktisch direkt beobachten:<br />

nämlich die Bildung neuer Arten durch<br />

Allopolyploidie. Durch die Überwindung von<br />

Verbreitungsschranken kommen oft verwandte<br />

Arten wie<strong>der</strong> zusammen, die sich dann kreuzen<br />

können. Sind sie sehr nahe verwandt und die<br />

Kreuzungsprodukte fértil, so kann es u. U., genügend<br />

Zeit vorausgesetzt, zu einer vollständigen<br />

Vermischung und damit Aufhebung <strong>der</strong><br />

Artunterschiede kommen (also ein anthropogenes<br />

Verschwinden von Arten ohne Aussterben).<br />

Haben die Arten jedoch unterschiedliche Chromosomenzahlen,<br />

so sind die Bastarde oft steril,<br />

bedingt durch die Behin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Reduktionsteilung.<br />

In solchen Fällen können aber zuweilen<br />

unreduzierte, also diploide Geschlechtszellen<br />

gebildet werden, durch <strong>der</strong>en Verschmelzung<br />

dann eine neue tetraploide, wie<strong>der</strong> voll<br />

fertile Sippe entsteht, die die Chromosomensätze<br />

bei<strong>der</strong> Elternarten doppelt enthält und eine<br />

neue Art darstellt, die sich von beiden Eltern<br />

wesentlich unterscheiden kann. Solche als Folge<br />

von Anthropochorie entstandenen neuen Arten<br />

nennt man auch „neogene Endemiten“ (die<br />

Artneubildung durch Allopolyploidie ist aber<br />

auch unter natürlichen Bedingungen nicht selten).<br />

Hierfür sei die im Schlick von Meeresküsten verbreitete<br />

Gramineen-Gattung Sparlina als Beispiel genannt.<br />

Von dieser gibt es eine alteinheimische Art, S. maritima<br />

mit <strong>der</strong> Chromosomenzahl 2n = 60, an den Küsten<br />

Westeuropas. Im vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t wurde S. allerniflora<br />

(2n = 62) aus Ost-Nordamerika nach England<br />

eingeführt und vielerorts an den Küsten zur Landgewinnung<br />

angepflanzt, da sie den Schlick besser Festhalten<br />

sollte als S. maritima. Wo beide Arten zusammentrafen,<br />

kam es häufig zur Kreuzung; <strong>der</strong> Bastard,<br />

als S. X lownsendii beschrieben, war mit 2n = 61 steril.<br />

Durch Allopolyploidie entstand hieraus dann aber die<br />

neue Art S. anglica mit 2n = 122, die sich inzwischen<br />

an den Küsten West- und Mitteleuropas weit ausgebreitet<br />

hat.<br />

Anthropochoren als Florenbestandteile<br />

Über den Anteil <strong>der</strong> Anthropochoren an <strong>der</strong><br />

Gesamtflora gibt es Angaben aus mehreren Florengebieten.<br />

Ihre Zuverlässigkeit ist unterschiedlich:<br />

für abgeschlossene Gebiete wie z. B. landferne<br />

Inseln, für die nur Transport-Anthropochorie<br />

in Frage kommt, ist die Beurteilung leichter<br />

als für Teile größerer Kontinente, in denen<br />

die Standorts-Anthropochorie eine große Rolle<br />

spielen kann, wobei dann die Grenzen zwischen<br />

natürlicher und anthropogener Ausbreitung<br />

schwer zu ziehen sind. Für manche Gebiete wird


Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung 81<br />

daher in <strong>der</strong> Literatur nur die - eindeutig bestimmbare<br />

- Zahl <strong>der</strong> Neophyten angegeben.<br />

In europäischen Län<strong>der</strong>n liegt <strong>der</strong> Prozentsatz <strong>der</strong><br />

Arten, die als Anthropochoren gelten, meist zwischen<br />

15 und 20 % (so Deutschland und Großbritannien je<br />

16 %, Finnland 18 %; nach Sukopp etc. 1976).<br />

Auffällig ist die hohe Zahl <strong>der</strong> Anthropochoren<br />

auf landfernen Inseln. Auf Neukaledonien (Näheres<br />

vgl. S. 98) finden sich neben 2437 einheimischen etwa<br />

500 neophytische Arten, d. h. 16 % <strong>der</strong> Gesamtflora,<br />

auf Hawaii neben 1440 einheimischen 460 neophytische,<br />

d. h. 24 % (Saint-John 1973). Weit über 50 %<br />

dürfte <strong>der</strong> Neophytenanteil auf Neuseeland liegen: die<br />

Flora von Allan etc. (1961f) listet neben 1450 Einheimischen<br />

bereits 1400 „Adventive“ auf, wobei aber<br />

die vielen eingebürgerten Gramineen noch nicht erfaßt<br />

sind (zur Vegetationszerstömng auf dieser Inselgmppe<br />

vgl. S. 226). Trotz <strong>der</strong> hohen Zahl einheimischer<br />

Arten macht die Flora solcher Gebiete einen „ungesättigten“<br />

Eindruck, d. h. sie scheint keine einheimischen<br />

Arten zu enthalten, die als Apophyten zur<br />

Besiedlung neuer, durch den Menschen geschaffener<br />

Standorte fähig sind. Vielleicht spielt dabei mit, daß<br />

die meisten Neophyten aus Gebieten mit schon alter,<br />

dichter Besiedlung kommen, wo sie sich bereits über<br />

lange Zeit an ein „Unkrautdasein“ anpassen konnten.<br />

Interessant sind auch Vergleiche zwischen <strong>der</strong> Zahl<br />

<strong>der</strong> eingebürgerten Neophyten und <strong>der</strong> <strong>der</strong> Arten,<br />

<strong>der</strong>en Diasporen vom Menschen insgesamt absichtlich<br />

o<strong>der</strong> unabsichtlich ins Land gebracht wurden. So<br />

stehen in Mitteleuropa einer Zahl von etwa 3800 eingefuhrten<br />

Arten nur etwa 200 gegenüber, die sich tatsächlich<br />

etablieren konnten (Sukopp etc. 1976).<br />

Beeinflussung <strong>der</strong> Idiochoren<br />

Wichtig ist in diesem Zusammenhang schließlich<br />

die Frage <strong>der</strong> Auswirkung <strong>der</strong> Anthropochoren<br />

auf die idiochore Flora und Vegetation.<br />

Befurchtet wird oft eine Gefährdung von einheimischen<br />

Sippen. Diese Frage läßt sich jedoch<br />

nicht generell beantworten; vielmehr ist die Situation<br />

je nach dem betrachteten Florengebiet<br />

sehr verschieden. Grundsätzlich gilt, daß das<br />

Hinzukommen neuer Arten den Lebensraum<br />

<strong>der</strong> bisher vorhandenen einschränkt. Im Normalfall<br />

sind solche Einschränkungen aber unbedeutend.<br />

Eine Gefahr sind sie nur für solche<br />

Idiochoren, die eine sehr enge Standortsamplitude<br />

bzw. ein sehr kleines Areal haben,<br />

und auch dann nur, wenn eine sehr konkurrenzstarke<br />

Anthropochore auftritt, die genau denselben<br />

Standortstyp besetzt. Demnach ist eine<br />

ernsthafte Bedrohung <strong>der</strong> idiochoren Flora<br />

durch Anthropochoren vor allem dort zu erwarten,<br />

wo es viele endemitische „Mikroarealophyten“<br />

gibt. Wie die folgenden Beispiele zeigen,<br />

ist das auch wirklich <strong>der</strong> Fall.<br />

Ein beson<strong>der</strong>s bekanntes Beispiel für die Gefährdung<br />

vieler einheimischer Sippen durch sich aggressiv ausbreitende<br />

Anthropochoren ist Südafrika, insbeson<strong>der</strong>e<br />

das Gebiet des Kapländischen Florenreiches. Hier gibt<br />

es eine extrem hohe Zahl sehr kleinräumig verbreiteter<br />

Endemiten (vgl. Tab. 33, S. 242). Viele von ihnen,<br />

meist Klein- o<strong>der</strong> Zwergsträucher, sind Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Fynbos-Vegetation<br />

(vgl. S. 241), die durch regelmäßige<br />

Brände beeinflußt wird (Feuerklimax), also eines Vegetationstyps,<br />

in dem eine Neuansiedlung viel schneller<br />

geht als z. B. in Wäl<strong>der</strong>n. Hier sind nun einige Neophyten<br />

australischer Herkunft in starker Ausbreitung<br />

begriffen; am aggressivsten sind einige Acacia-Kx\.t’a..<br />

Diese Arten, Großsträucher bis Kleinbäume, wurden<br />

im vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t als Zierpflanzen eingefuhrt<br />

und später auch zur Dünenbefestigung im Gelände<br />

angepflanzt. Sie zeichnen sich nicht nur durch sehr<br />

hohe Samenproduktion aus, son<strong>der</strong>n auch durch ein<br />

unbegrenztes Stockausschlagvermögen nach Beschädigung<br />

durch Brände. Sie dringen in Fynbos-Bestände<br />

ein und schädigen die meist niedrigeren Einheimischen<br />

durch Beschattung. Die weitverbreiteten Fynbos-Arten<br />

finden zwar trotzdem noch genügend Platz;<br />

die vielen Lokalendemiten kommen aber rasch so in<br />

Bedrängnis, daß die Gefahr des Aussterbens besteht.<br />

Die Naturschutzorganisationen betreiben deshalb<br />

schon seit Jahrzehnten eine intensive mechanische Bekämpfung<br />

von Acacia, doch sind die Erfolge in dem<br />

großen, dünn besiedelten Land bisher begrenzt. Neuerdings<br />

versucht man daher, durch die Einführung von<br />

Freßfeinden aus Australien, die auf den Verzehr <strong>der</strong><br />

Samen spezialisiert sind, die Erzeugung keimfähiger<br />

Acacia-Szmtn einzuschränken.<br />

Ein an<strong>der</strong>es Gebiet, in dem viele idiochore Arten<br />

gefährdet sind, sind die Hawaii-Inseln. Im Unterschied<br />

zu Südafrika ist die einheimische Flora hier sehr jung:<br />

die Inseln sind vulkanischen Ursprungs und hatten<br />

nie Verbindung mit den Kontinenten; alle hier wachsenden<br />

Pflanzensippen sind durch episodische, oft<br />

untypische Femverbreitung auf die Inseln gekommen.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> idiochoren Einwan<strong>der</strong>er war dabei relativ<br />

gering; manche von ihnen haben dann durch<br />

adaptative Radiation neue Arten gebildet, wodurch die<br />

hohe Endemitenzahl zustandekommt; trotzdem ist die<br />

Flora aber extrem ungesättigt. Das betrifft auch die<br />

Klimaxvegetation. So gibt es auf <strong>der</strong> sehr vielseitigen<br />

Hauptinsel Hawaii Klimagebiete mit Tropischem<br />

Regenwald (vgl. S. 353). Dieser enthält neben zahlreichen<br />

kleineren Gehölzen und Epiphyten nur 3 Hauptbaumarten<br />

{Metrosi<strong>der</strong>os collina, Bobea elatior. Acacia<br />

koa). Nachdem inzwischen zahlreiche Regenwaldbäume<br />

aus aller Welt als Zier- o<strong>der</strong> Nutzpflanzen eingeführt<br />

worden sind, konnten sich einige davon einbürgern<br />

(z. B. Akurites moluccana, Psidiumguajavä) und<br />

bedrohen nun mancherorts die relativ konkurrenzschwachen<br />

Einheimischen. (Daneben gibt es auch in


82 Einfluß des Menschen auf Flora und Vegetation<br />

an<strong>der</strong>en Vegetationstypen Gefährdungen; vgl. Knapp<br />

1965.)<br />

Ganz an<strong>der</strong>s liegen die Dinge hingegen in Mitteleuropa.<br />

Wenn auch hier in Naturschutzkreisen<br />

oft vermutet o<strong>der</strong> gar als Tatsache hingestellt<br />

wird, bestimmte Anthropochoren seien<br />

eine Gefahr für die einheimische Flora und Vegetation,<br />

so sind das Behauptungen ohne sachliche<br />

Grundlage. Sie haben teils emotionale<br />

Ursachen („Auslän<strong>der</strong>feindlichkeit“), teils beruhen<br />

sie auf mangeln<strong>der</strong> Sachkenntnis (insbeson<strong>der</strong>e<br />

bezüglich <strong>der</strong> „Natürlichkeit“ anthropogener<br />

Vegetationstypen), auf unzulässiger Verallgemeinerung<br />

von Beispielen aus an<strong>der</strong>en Florengebieten<br />

o<strong>der</strong> auch auf unbewußter Einbeziehung<br />

ökonomischer Gesichtspunkte. Wie<br />

unsachlich hier zuweilen argumentiert wird,<br />

zeigt sich darin, daß oft einerseits <strong>der</strong> Rückgang<br />

alter, archäophytischer Anthropochoren (z. B.<br />

Ackerunkräuter) beklagt und an<strong>der</strong>erseits zugleich<br />

die Bekämpfung sich neu einbürgern<strong>der</strong><br />

Arten gefor<strong>der</strong>t wird. Da die von nichteinheimischen<br />

Pflanzenarten angeblich drohenden<br />

Gefahren in Deutschland sogar schon zu Bestrebungen<br />

geführt haben, das Anpflanzen ausländischer<br />

Zierpflanzen in Gärten zu verbieten<br />

(!), erscheint die nähere Diskussion einiger oft<br />

zitierter Beispiele notwendig.<br />

Beson<strong>der</strong>s auffallend ist die <strong>der</strong>zeitige Ausbreitung<br />

mancher Ausläufer- und Polykormpflanzen in <strong>der</strong><br />

Vegetation, wie Polygonum cuspidatum aus Japan und<br />

Solidago canademis/gigantea aus Nordamerika. Beide<br />

Sippen sind seit langem eingebürgert; eine beson<strong>der</strong>s<br />

starke Zunahme zeigen sie aber in den letzten Jahrzehnten.<br />

Grund dafür ist u. a. die zunehmende Verbrachung<br />

von Grünland, wodurch Arten dieses Ausbreitungstyps<br />

begünstigt werden: auch die einheimische<br />

Urtica dioica bildet nicht selten große Reinbestände,<br />

ebenso auf geeigneten Böden Calamagrostis epigejos.<br />

Natürlich werden durch solche aggressiven Arten -<br />

ob einheimisch o<strong>der</strong> neophytisch - an<strong>der</strong>e zurückgedrängt,<br />

allerdings werden sie nur selten ganz eliminiert.<br />

Und da es sich um anthropogene Vegetation<br />

handelt, sind die jetzt beeinträchtigten Arten meist<br />

solche, die früher durch den Menschen wirtschaftsbedingt<br />

geför<strong>der</strong>t wurden. Die Ausbreitung von<br />

Polykormstauden ist nichts weiter als ein Stadium <strong>der</strong><br />

in Richtung auf die potentielle natürliche Vegetation<br />

(d. h. den Wald) verlaufenden Verbrachungssukzession.<br />

Zwar können starkwüchsige Polykormpflanzen<br />

das Aufkommen von Gehölzen verzögern (die<br />

einheimische Calamagrostis epigejos ist bei den Forstleuten<br />

als Verjüngungshin<strong>der</strong>nis berüchtigt), auf die<br />

Dauer würde aber <strong>der</strong> Wald doch die Oberhand gewinnen.<br />

Und wenn Arten wie Polygonum cuspidatum<br />

gelegentlich in naturnahen Wäl<strong>der</strong>n auftreten, werden<br />

sie durch die Beschattung so reduziert, daß sie die<br />

an<strong>der</strong>en Waldarten kaum beeinträchtigen.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Art, die off als nachteilig für die mitteleuropäische<br />

Vegetation hingestellt wird, ist <strong>der</strong> nordamerikanische<br />

Helianthus tuberosus. Er neigt zur Ausbreitung<br />

in Flußauen, oft in Konkurrenz mit Urtica<br />

dioica. Höherwüchsig als diese, kann er die Brennessel<br />

überwachsen und zurückdrängen (vgl. Lohmeyer<br />

1971). Im Gegensatz zu den Rhizomen von Urticasmd<br />

seine zahlreichen Ausläufer kurzlebig und verrotten<br />

im Herbst, nur die Uberwinterungsknollen bleiben erhalten.<br />

Während t/rftc


Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Pflanzenverbreitung 83<br />

^ « t -■ «k ^ ^ ^<br />

Abb. 33 : Bestand von Impatiens noütangere<br />

in einer feuchten Waldmulde,<br />

vor (A) und nach (B) <strong>der</strong> Einwan<strong>der</strong>ung<br />

von I. parvißora, schematisch.<br />

Schließlich ist noch eine Gehölzart zu erwähnen, die<br />

sich in Norddeutschland mancherorts massenhaft eingebürgert<br />

hat und zum „Forstunkraut“ geworden ist,<br />

nämlich die nordamerikanische Prunus serótina. In ihrer<br />

Heimat kann sie in Sommerwäl<strong>der</strong>n auf reichen<br />

Böden als langlebige Pionierholzart ein großer Baum<br />

werden. Sie wurde zu Anfang des Jahrhun<strong>der</strong>ts als<br />

Unterbau in Kiefernforsten auf armen Sandböden eingebracht,<br />

teils als Wildfutter, teils zur „Bodenverbesserung“.<br />

Auf solchen Standorten erreicht sie keine<br />

großen Höhen, beginnt aber sehr früh reichlich zu<br />

fruchten und kann sich mit Hilfe <strong>der</strong> Vögel rasch ausbreiten.<br />

Sie bildet heute vielfach Unterholz-Dickichte,<br />

die die Verjüngung <strong>der</strong> Kiefern vollständig unmöglich<br />

machen. Forstlich gesehen ist sie daher äußert<br />

unerwünscht und muß bekämpft werden. In ökologischer<br />

Hinsicht ist ihr Verhalten insofern interessant,<br />

als hier die Verjüngungssukzession des mitteleuropäischen<br />

Waldes durch das Hinzutreten einer neuen Art<br />

stark modifiziert worden ist. Prunus serótina baut das<br />

erste, von <strong>der</strong> Kiefer gebildete Pionierstadium (das die<br />

Forstwirtschaft aus wirtschaftlichen Gründen dauernd<br />

zu erhalten sucht) ab und leitet so die Sukzession zum<br />

potentiellen natürlichen Laubwald ein, in dem sie<br />

wahrscheinlich auch auf die Dauer einen festen Platz<br />

(als Agriophyt) haben dürfte. Eine Gefährdung alteinheimischer<br />

Arten ist damit jedoch nicht verbunden.<br />

Um noch einmal zu resümieren: in Mitteleuropa<br />

gibt es keine Gefährdung idiochorer Pflanzenarten<br />

durch Anthropochoren. Die nicht nur<br />

endemitenfreie, son<strong>der</strong>n auch insgesamt relativ<br />

arme einheimische Flora besteht aus Sippen, die<br />

ihre Konkurrenzstärke in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

dadurch bewiesen haben, daß sie nach mindestens<br />

Smaliger Eliminierung aus Mitteleuropa<br />

während <strong>der</strong> Eiszeiten immer wie<strong>der</strong> die Wie<strong>der</strong>besiedlung<br />

bewerkstelligt haben (viele konkurrenzschwache<br />

Sippen waren hierzu nicht fähig).<br />

Die heutige Einbürgerung bzw. Ausbreitung<br />

mancher Neophyten ist nur einer von vielen<br />

Schritten im Zuge <strong>der</strong> anthropogenen Fluktuation<br />

von Flora und Vegetation (Näheres hierzu<br />

vgl. S. 404).


II Pflanzengeographische Einteilung<br />

<strong>der</strong> Erde<br />

Wie ganz zu Anfang betont, ist die Vielfalt des<br />

Pflanzenkleides <strong>der</strong> Erde Ergebnis <strong>der</strong> Kombination<br />

zweier Variablen: <strong>der</strong> Umwelteinflüsse<br />

und <strong>der</strong> vorhandenen pflanzlichen Bausteine.<br />

Dementsprechend lassen sich im globalen Maßstab<br />

drei unterschiedliche Glie<strong>der</strong>ungen aufstellen:<br />

eine ökologische (d. h. großklimatische),<br />

eine floristische sowie die aus Komponenten<br />

bei<strong>der</strong> resultierende, insgesamt komplexere vegetationskundliche.<br />

Bei <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> globalen<br />

Glie<strong>der</strong>ungen beschränken wir uns hier auf<br />

Flora und Vegetation <strong>der</strong> Landoberfläche; zur<br />

Pflanzenwelt des Meeres vgl. S. 385.<br />

Die großklimatische Glie<strong>der</strong>ung ist nicht<br />

selbst Gegenstand <strong>der</strong> <strong>Pflanzengeographie</strong>; sie<br />

bildet vielmehr den Hintergrund für die kausale<br />

Erklärung <strong>der</strong> beiden pflanzengeographischen<br />

Klassifikationen. Die floristische Einteilung, mit<br />

ihrer höchsten Kategorie <strong>der</strong> Florenreiche, ist<br />

wenig problematisch und hat sich daher seit langem,<br />

von unwesentlichen Einzelheiten abgesehen,<br />

kaum verän<strong>der</strong>t.<br />

Kontroverser sind die Ansichten über die<br />

Vegetationsglie<strong>der</strong>ung. Das ist nicht verwun<strong>der</strong>lich:<br />

im Gegensatz zur Floristik, in <strong>der</strong> es um<br />

die räumliche Verteilung klar umrissener Pflanzensippen<br />

geht, lassen sich die Vegetationstypen<br />

bzw. -phasen, die Subjekte und Kriterien <strong>der</strong><br />

Gliedemng sein sollen, sehr unterschiedlich definieren.<br />

Geht man vom aktuellen Zustand <strong>der</strong> Vegetationsdecke<br />

<strong>der</strong> Erde aus, so kann man vier<br />

verschiedene Ebenen mit zunehmendem Abstraktionsgrad<br />

etablieren (vgl. auch S. 65, 70):<br />

(1) die aktuelle Vegetation<br />

(2) die potentielle natürliche Vegetation (abstrahiert<br />

von den Einflüssen des Menschen)<br />

(3) die klimatische Klimax (abstrahiert von <strong>der</strong><br />

Wirkung edaphischer Unterschiede)<br />

(4) das Klima als <strong>der</strong>en Grundlage (abstrahiert<br />

von <strong>der</strong> Vegetation selbst).<br />

Alle vier Abstraktionsniveaus sind schon für die<br />

Darstellung <strong>der</strong> Vegetationsglie<strong>der</strong>ung benutzt<br />

worden, z. T. auch in vermischter Form. So zeigen<br />

rein geographische Werke (z. B. Schulatlanten)<br />

nicht selten eine Mischung von (1) und (2)<br />

o<strong>der</strong> (3); lokale und regionale Vegetationsmonographien<br />

wenden sinnvollerweise das Niveau<br />

(2) an. Das vierte Niveau, bei dem die Vegetation<br />

selbst eliminiert ist, begründet eine<br />

nicht mehr pflanzengeographische, son<strong>der</strong>n rein<br />

ökologische Einteilung (siehe oben). Für die globale<br />

Vegetationsglie<strong>der</strong>ung vom botanischen<br />

Standpunkt her ist allein die klimatische Klimax<br />

(3) die angemessene Grundlage.<br />

Auch wenn man diesem Grundsatz folgt, wie<br />

es im vorliegenden Text <strong>der</strong> Fall ist, sind noch<br />

recht unterschiedliche Interpretationen möglich.<br />

Im Gegensatz zur floristischen Einteilung, die<br />

nur referiert zu werden braucht, erscheint es<br />

daher sinnvoll, die hier zugrundegelegte Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

im einzelnen zu entwickeln<br />

und zu begründen.<br />

Von den beiden Komponenten, die die globale<br />

Diversität <strong>der</strong> Pflanzendecke bedingen, resultiert<br />

die erste, die ökologische, aus den aktuellen<br />

Bedingungen abiotischer Natur. Hingegen<br />

ist die floristische Komponente nicht allein aktuell<br />

zu erklären, son<strong>der</strong>n nur als Ergebnis <strong>der</strong><br />

erdgeschichtlichen Entwicklung, d. h. <strong>der</strong> Evolution<br />

und Ausbreitung <strong>der</strong> Landpflanzen im<br />

Zusammenhang <strong>der</strong> geologischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

von Landoberfläche und Klima. Nach <strong>der</strong><br />

Vorstellung <strong>der</strong> aktuellen Floren- und Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

wird deshalb in einem abschließenden<br />

Kapitel ein kurzer Abriß dieser paläökologischen<br />

Hintergründe gegeben.<br />

Daß in verschiedenen Erdgegenden unterschiedliche<br />

Pflanzensippen und Vegetationstypen<br />

Vorkommen, ist <strong>der</strong> Menschheit schon<br />

von Anbeginn bekannt. Eine wissenschaftliche<br />

Analyse dieser Unterschiede im globalen Rahmen<br />

wurde aber erst durch die Entwicklung <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Taxonomie und die Entschleierung<br />

immer größerer Teile <strong>der</strong> Erde möglich. So begann<br />

die historische Entwicklung <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

<strong>Pflanzengeographie</strong> gegen Anfang


86 Pflanzengeographische Einteilung <strong>der</strong> Erde<br />

Tab. 20: Beispiele für pflanzengeographisehe Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Erde seit 1800.<br />

K = Mit Kartendarstellung.<br />

Autor Florengebiete Formationen V egetationsgebiete K<br />

T reviranus 1803 8 Hauptfloren -<br />

A.P. Decandolle 1821 20 Kégions botaniques -<br />

ScHOuw 1823 22 pflanzengeogr. Keiche ■f<br />

A. D ecandolle 1835 45 Régions botaniques -<br />

Meyen 1836<br />

8 pflanzengeogr. Zonen<br />

je Hemisphäre<br />

Martius 1838/53 51 Florae Imperia +<br />

Grisebach 1872 24 Natürliche Floren 24 Vegetations-<br />

Gebiete<br />

Engler 1882 4 Florenreiche (ebenso 14 physiologische +<br />

noch bis 1936)<br />

Pflanzengruppen<br />

D rude 1884/87/90<br />

4 Florenreichsgruppen<br />

mit 14 Florenreichen<br />

Drude 1886/90 6 Vegetationszonen +<br />

SCHIMPER 1898<br />

13 Formationstypen<br />

+<br />

D elpino 1898 21 Florengebiete -<br />

Drude 1906<br />

Brockmann-Jerosch<br />

& Kübel 1912<br />

14 Formationsklassen -<br />

Drude 1913 11 Vegetationstypen -<br />

Kiku 1913 6 Florenreiche 6 Vegetationszonen -<br />

D iels 1918 6 Florenreiche +<br />

Brockmann-Jerosch<br />

1919<br />

9 Formationsgruppen +<br />

Kübel 1930 9 Formationsklassen +<br />

G ood 1953 6 Floristic Kingdoms 8 Vegetation Zones +<br />

mit 37 Floristic Regions<br />

je Hemisphäre<br />

Mattick 1954<br />

Meusel etc. 1965<br />

Ellen BERG &<br />

Müller-Dombois 1966<br />

6 Florenreiche mit<br />

43 Florengebieten<br />

-I-<br />

6 Florenreiche und,<br />

-1-<br />

davon unabhängig,<br />

10 Florenzonen -1<br />

7 Formationsklassen<br />

SCHMITHÜSEN 1968 8 Formationsklassen 9 Vegetationsgürtel -<br />

W alter 1968 11 Vegetationstypen (z. T. auch Zonen<br />

genannt)<br />

Laubenfels 1975 4 Florenreiche -1-<br />

Walter 1976 9 Zonobiome +<br />

-<br />

+<br />

+<br />

-<br />

25 Pflanzenformationen<br />

+


Pflanzengeographische Einteilung <strong>der</strong> Erde 87<br />

des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Dahei mußte man sich erst<br />

nach und nach über die Unterschiede zwischen<br />

Flora und Vegetation, zwischen biologischen<br />

(Vegetationstypen) und hiogeographischen Einheiten<br />

(Floren- bzw. Vegetationsgebieten), sowie<br />

über die erwähnten Abstraktionsniveaus klar<br />

werden.<br />

Gemeinhin gilt Alexan<strong>der</strong> von H umboldt<br />

als „Vater <strong>der</strong> <strong>Pflanzengeographie</strong>“. Aus <strong>der</strong> Verknüpfung<br />

<strong>der</strong> vielen zu Anfang des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

bereits bekannten Einzeltatsachen (vgl.<br />

ScHMiTHüSEN 1985) mit den Erfahrungen seiner<br />

5jährigen Tropenreise entstanden seine<br />

grundlegenden Schriften (1805, 1806, 1807), in<br />

denen viele wichtige Aspekte des Zusammenhanges<br />

zwischen Klima, Geomorphologie, Flora<br />

und Vegetation erstmals in logischer Klarheit<br />

formuliert sind. Allerdings hat H umboldt nicht<br />

versucht, selbst eine weltweite Glie<strong>der</strong>ung zu<br />

entwerfen.<br />

Wie die anliegende Zusammenstellung (Tab.<br />

20) zeigt, erschienen aber bereits im ersten Drittel<br />

des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts mehrere solche Einteilungen.<br />

Diese ersten Versuche waren naturgemäß<br />

vorwiegend floristischer Art. Die Erarbeitung<br />

echt vegetationskundlicher Glie<strong>der</strong>ungen<br />

konnte erst wesentlich später beginnen, da als<br />

notwendige Voraussetzung hierfür zunächst<br />

kartierbare Vegetationstypen definiert werden<br />

mußten. Obwohl schon H umboldt durch seine<br />

Liste physiognomischer Lebensformen (1806)<br />

eine Grundlage hierfür geliefert und G risebach<br />

1838 den Begriff <strong>der</strong> „pflanzengeographischen<br />

Formation“ geschaffen hatte, -wurde ein umfassendes<br />

System von Pflanzenformationen erst im<br />

letzten Drittel des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts entwickelt.<br />

Möglicherweise erschien eine solche, auf Gestaltbegriffen<br />

aus dem allgemeinen Sprachgebrauch<br />

bemhende Klassifikation vielen vorwiegend taxonomisch<br />

orientierten Botanikern <strong>der</strong> damaligen<br />

Zeit zu wenig wissenschaftlich. Ihr Erscheinen<br />

brachte dann aber sehr rasch den Durchbmch<br />

zur Aufstellung natürlicher Vegetationsgebiete.<br />

Schon einige Jahre vor H umboldt hatte T reviranus<br />

einen umfangreichen Aufsatz (1803: 44-<br />

136) über die „Geographische Verbreitung <strong>der</strong><br />

Pflanzen“ veröffentlicht. Hierin unterteilt er die<br />

Erde in 8 „Hauptfloren“, d. h. geographische<br />

Gebiete, die durch ihre mutmaßlich wichtigsten<br />

Pflanzengattungen und -familien charakterisiert<br />

werden. Diese älteste Einteilung zeigt bereits erstaunliche<br />

Ähnlichkeiten mit heute üblichen floristischen<br />

und vegetationskundlichen Gliedemngen.<br />

Ihre Einheiten heißen (in Klammern <strong>der</strong><br />

ungefähre Umfang):<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

Nordische Flor (alle Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Alten und<br />

Neuen Welt nördlich von etwa 50°N)<br />

Morgenländische Flor, noch unterteilt in:<br />

Levantische (etwa Mittelmeergebiet)<br />

Tatarische (S-Sibirien, Turkestan, Tibet)<br />

Japanische (Japan, N-China)<br />

Virginische Flor (N-Amerika etwa von 50°N<br />

bis 35°N)<br />

Abb. 34: SCHOUWS Karte <strong>der</strong> Pflanzengeographischen Reiche von 1823.


88 Pflanzengeographische Einteilung <strong>der</strong> Erde<br />

4. Afrikanische Flor (Afrika südlich des Atlas)<br />

5. Ostindische Flor (Indien, Indochina, S-China,<br />

Indonesien)<br />

6 . Westindische Flor (Wärmeres Amerika, etwa<br />

zwischen 35°N und 35°S)<br />

7. Austrasische Flor (Australien und Südseeinseln)<br />

8 . Antarktische Flor (Chile, Paraguay (?), Feuerland,<br />

Neuseeland).<br />

Gegenüber dieser recht übersichtlichen Glie<strong>der</strong>ung<br />

zeigen die nächstfolgenden eine rasche<br />

Zunahme <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Einheiten. So unterscheidet<br />

A. P. Decandolle 1821 20 geographisch benannte<br />

„Régions botaniques“, und Schouw<br />

1823 22 „pflanzengeographische Reiche“. Diese<br />

benennt er großenteils nach für charakteristisch<br />

gehaltenen Pflanzensippen und bildet sie<br />

auf <strong>der</strong> ersten pflanzengeographischen Weltkarte<br />

ab (Abb. 34). Bei A. D ecandolle (1835) hat sich<br />

die Zahl <strong>der</strong> Régions botaniques bereits auf 45<br />

vermehrt, und bei Martius (1838/53) sind es<br />

51 „Florae Imperia“.<br />

Kritik an den bisherigen floristischen Gliedemngen<br />

übt 1836 Meyen. Er meint, eine richtige<br />

„pflanzenstatistische“ Einteilung <strong>der</strong> Erde<br />

würde erst möglich sein, „wenn die größte Anzahl<br />

<strong>der</strong> Pflanzen für alle Län<strong>der</strong> bekannt sein<br />

wird“; hingegen könne man auf Grund physiognomischer<br />

Kriterien leicht eine geographische<br />

Einteilung <strong>der</strong> Pflanzendecke vornehmen. Er<br />

präsentiert dann 17 „pflanzengeographische Zonen“,<br />

die durch die Vegetation charakterisiert<br />

seien; in Wirklichkeit sind sie aber allein durch<br />

Breitengrade und mittlere Jahrestemperaturen<br />

definiert, es handelt sich also um eine rein ökologische<br />

(z. T. sogar nur mathematisch-geographische)<br />

Klassifikation. Von ähnlichem, rein<br />

abiotisch definiertem Charakter sind auch die 9<br />

„Zones“ von B entham (1832/36) und die 11<br />

„Divisions“ von Pickering (1856/76), auf die diese<br />

Autoren ihre inzwischen bereits 61 bzw. 150<br />

„Floristic Regions“ verteilen.<br />

Der Übergang zu mo<strong>der</strong>nen Sichtweisen beginnt<br />

dann mit Grisebachs Werk „Die Vegetation<br />

<strong>der</strong> Erde nach ihrer klimatischen Anordnung“<br />

(1872). In etwa auf die alten Einheiten<br />

von Schouw und A. P. Decandolle zurückgreifend,<br />

unterscheidet er 24 „Natürliche Floren“,<br />

die aber auf <strong>der</strong> beigegebenen, schon 1866 erstmals<br />

veröffentlichten Karte „Vegetations-Gebiete“<br />

heißen. Tatsächlich kennt er noch keine Trennung<br />

zwischen den Begriffen Flora und Vegetation<br />

im heutigen Sinne. Seine Einheiten werden<br />

jedoch gekennzeichnet als Gebiete, „in <strong>der</strong>en<br />

Bereich die Pflanzenformen und ihre Anordnung<br />

einen gewissen Grad von Gleichartigkeit<br />

erkennen lassen... Jede natürliche Flora ist<br />

so darzustellen, daß zuerst die Vegetationsformen<br />

und ihre Anordnung zu Formationen<br />

als vom Klima abhängig nachgewiesen... werden“.<br />

Damit sind sie eindeutig vegetationskundlich<br />

definiert, und zugleich wird das Klima<br />

hier, an<strong>der</strong>s als bei Meyen usw., nicht selbst<br />

als Einteilungsprinzip, son<strong>der</strong>n als kausaler Hintergrund<br />

<strong>der</strong> Vegetationsglie<strong>der</strong>ung betrachtet,<br />

wie es auch nach heutiger Auffassung adäquat<br />

ist. Jedoch hat er noch keine prononcierte Liste<br />

solcher Formationen zusammengestellt, und infolgedessen<br />

kann er Hinweise auf die Verbreitung<br />

<strong>der</strong>selben Formation in verschiedenen Vegetationsgebieten<br />

nur andeutungsweise geben<br />

(z. B. durch Verwendung jeweils <strong>der</strong>selben Farben<br />

für die Vegetationsgebiete 2 und 12, 3 und<br />

14 sowie 4 und 13 auf <strong>der</strong> Karte).<br />

Die in G risebachs Werk noch sichtbaren<br />

Unvollkommenheiten wurden schon bald von<br />

seinen wissenschaftlichen Nachfolgern, Engler<br />

und Drude, beseitigt. Ihr Verdienst ist zunächst<br />

die klare begriffliche Unterscheidung zwischen<br />

„Flora“ und „Vegetation“ und ebenso zwischen<br />

Vegetationstypen und Vegetationsgebieten. So<br />

konnten von nun an die floristische und die<br />

vegetationskundliche Glie<strong>der</strong>ung unabhängig<br />

voneinan<strong>der</strong> weiterentwickelt werden.


A Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />

Ausgangspunkt für die heute übliche floristische<br />

Einteilung <strong>der</strong> Erde ist die Arbeit von Engler<br />

(1882). Aufgrund einer umfassenden Analyse <strong>der</strong><br />

Weltflora, unter Einbeziehung <strong>der</strong> damals schon<br />

in recht großer Menge bekannten Tertiär-Fossilien,<br />

beseitigte er die überkommene Inflation<br />

<strong>der</strong> floristischen Einheiten und reduzierte ihre<br />

Zahl auf etwa 30 „Florengebiete“. Diese faßte er<br />

zu 4 „Florenreichen“ zusammen; in beiden<br />

Rangstufen sind die Abgrenzungen rein floristisch<br />

definiert. Trotzdem entsprechen die Florenreiche<br />

recht gut <strong>der</strong> großklimatischen Differenzierung<br />

<strong>der</strong> Erde: je ein gürtelförmiges, die<br />

ganze Erde umspannendes Reich umfaßt die<br />

nördliche und die südliche extratropische Zone;<br />

nur die tropische Zone ist in 2 Reiche, ein altund<br />

ein neuweltliches, unterteilt.<br />

Auf dieser Grundlage hat es in <strong>der</strong> Folgezeit<br />

nur relativ wenige Än<strong>der</strong>ungen gegeben (Tab.<br />

21). Die einzige wirklich wichtige war die von<br />

Rikli (1913), <strong>der</strong> von dem südlich-extratropischen<br />

Florenreich zwei Teile, Australien und das<br />

Kapland, als eigene Reiche abtrennte, so daß<br />

seither 6 Florenreiche unterschieden werden.<br />

Ansonsten gibt es nur geringe Meinungsverschiedenheiten,<br />

z. B. bezüglich <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong><br />

Florenregionen (in deutscher Literatur oft mit<br />

dem unspezifischen Begriff Florengebiete benannt)<br />

und -provinzen (letztere werden aber<br />

nicht in allen globalen Darstellungen mit aufgeführt,<br />

vgl. Tab. 2 1 ). Umstritten ist an einigen<br />

Stellen die Abgrenzung <strong>der</strong> Florenreiche; Näheres<br />

hierzu in <strong>der</strong> folgenden Einzeldarstellung.<br />

In dieser werden zunächst die Einheiten näher<br />

Umrissen; es folgt dann eine Analyse <strong>der</strong> Weltflora<br />

im Hinblick auf charakteristische Verbreitungsmuster<br />

bezüglich <strong>der</strong> Florenreiche.<br />

'I<br />

Die Florenreiche und<br />

Florenregionen<br />

Wenn es um die weltweite Florenglie<strong>der</strong>ung<br />

geht, wird im deutschen Sprachraum gewöhnlich<br />

die Klassifikation von Mattick (1964) angewendet,<br />

von <strong>der</strong> wir auch hier ausgehen. Wichtige<br />

Detailän<strong>der</strong>ungen hierzu haben in jün-gerer<br />

Zeit Tachtadzian (1969, 1978) sowie Meu-Sel<br />

etc. (1965,1992) vorgeschlagen. Dabei neigt ersterer<br />

zu einer Verringerung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Florenregionen,<br />

während letztere, die allerdings nur<br />

den eurasiatischen Teil <strong>der</strong> Holarktis bearbeitet<br />

haben, eher eine starke Aufsplitterung vertreten.<br />

In <strong>der</strong> hier vorgeführten Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Landflora<br />

(Abb. 35, Tab. 22) ist versucht worden, die<br />

zwischen den drei Konzepten bestehenden Differenzen<br />

in möglichst sinnvoller Weise auszugleichen.<br />

Die genannten Autoren M eusel etc. haben übrigens<br />

außer ihren Vorschlägen zur Än<strong>der</strong>ung traditioneller<br />

Florenregionen durch die Aufstellung <strong>der</strong> schon erwähnten<br />

„Florenzonen“ (S. 53) ein neues Element in<br />

die floristische <strong>Pflanzengeographie</strong> eingebracht. Von<br />

<strong>der</strong> Absicht her floristisch angelegt, sind diese Zonen<br />

doch in Wirklichkeit ebenso stark vegetationskundlich<br />

bestimmt und werden deshalb im Zusammenhang mit<br />

den Vegetationszonen noch einmal diskutiert (S. 112).<br />

Hier zeigt sich eine gewisse, nicht unberechtigte Wie<strong>der</strong>annäherung<br />

zwischen beiden Betrachtungsweisen,<br />

die sich seit <strong>der</strong> ENGLERschen Trennung manchmal<br />

etwas zu stark voneinan<strong>der</strong> entfernt hatten.<br />

Bei <strong>der</strong> Besprechung <strong>der</strong> einzelnen floristischen<br />

Einheiten werden im folgenden vielfach vegetationskundliche<br />

Fakten zur Charakterisierung<br />

mit herangezogen. Man könnte sich dabei die<br />

Frage stellen, ob die Unterscheidung zwischen<br />

Floren- und Vegetations-Glie<strong>der</strong>ung überhaupt<br />

notwendig sei, denn floristische und vegetationskundliche<br />

Grenzen sind tatsächlich oft<br />

identisch. Doch ist das keineswegs immer <strong>der</strong><br />

Fall, denn es besteht doch ein grundsätzlicher<br />

Unterschied. Vegetationsgrenzen beziehen sich<br />

stets auf die klimatische Klimaxvegetation, floristische<br />

hingegen auf die gesamte Flora, d. h.<br />

auch auf diejenige, die die Nichtklimax-Vegetationstypen<br />

aufbaut. Grenzt etwa ein Waldgebiet<br />

an ein Steppengebiet (vgl. Abb. 28, S. 61),<br />

so kann an trockenen Son<strong>der</strong>standorten im Bereich<br />

des Waldes extrazonal die lichtliebende<br />

Steppenflora Vorkommen, während umgekehrt<br />

an feuchten Standorten in <strong>der</strong> Steppe die Waldflora<br />

auftritt; azonale Standortstypen (Felsen,<br />

Gewässer) unterscheiden sich in beiden Gebieten<br />

möglicherweise überhaupt nicht. So kann<br />

in summa die Flora zweier Gebiete mit ganz unterschiedlicher<br />

Klimaxvegetation weitgehend<br />

identisch sein. Dementsprechend umfassen viele<br />

Florenregionen Klimaxgebiete verschiedener<br />

Vegetationstypen.<br />

I. Holarktisches Florenreich. In früherer Zeit<br />

(zuletzt noch bei Good 1953) auch als Boreales<br />

Florenreich bezeichnet, danach z. T. noch heute<br />

bei manchen Geographen (<strong>der</strong> Terminus


90 Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />

Tab. 21: Floristische Großglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erde seit Engler 1882.<br />

Abkürzungen: FR = Florenreich, FRg = Florenregion, FPr = Florenprovinz<br />

Engler 1882(11)<br />

32 FRg („Gebiete“)<br />

Engler 1904<br />

27 FRg („Gebiete“)<br />

Riku 1913 Good 1953<br />

36 FRg („Regions“)<br />

1. Nördliches Extratropisches<br />

FR<br />

9 FRg, 41 FPr<br />

I. Nördliches Extratropisches<br />

o<strong>der</strong><br />

Boreales FR<br />

9 FRg, 45 FPr<br />

I. Holarktisches FR<br />

= Holarktis<br />

Boreal Kingdom<br />

8 FRg, 45 FPr<br />

3. Südamerikanisches<br />

FR<br />

5 FRg, 13 FPr<br />

III. Zentral- und<br />

südamerikanisches<br />

FR<br />

5 FRg, 15 FPr<br />

III. Neotropisches<br />

FR<br />

= Neotropis<br />

Neotropical K.<br />

7 FRg, 18 FPr<br />

2. Paläotropisches FR<br />

o<strong>der</strong> Tropisches FR<br />

<strong>der</strong> Alten Welt<br />

10 FRg, 19 FPr<br />

II. Paläotropisches FR<br />

8 FRg, 26 FPr<br />

II. Paläotropisches FR<br />

= Paläotropis<br />

Palaeotropical K.<br />

(3 Subkingdoms)<br />

15 FRg, 46 FPr<br />

4. Altoceanisches FR<br />

8 FRg, 12 FPr<br />

' IV. Australes (Altozeanisches)<br />

FR<br />

5 FRg, 10 FPr<br />

IV. Kapländisches FR<br />

= Capensis<br />

South African K.<br />

1 FRg, 1 FPr<br />

V. Australisches FR<br />

= Australis<br />

Australian K.<br />

3 FRg, 8 FPr<br />

VI. Antarktisches FR<br />

= Antarktis<br />

Antarctic K.<br />

3 FRg, 10 FPr<br />

Boreal sollte aber zur Vermeidung von Mißverständnissen<br />

jetzt auf die entsprechende Vegetationszone<br />

bzw. Florenregion, s. unten, beschränkt<br />

werden). Als nördlich-extratropisches<br />

Gürtelreich reicht die Holarktis nach S etwa bis<br />

an die ökologische Tropengrenze, d. h. ihre<br />

Grenze ist ± identisch mit <strong>der</strong> zwischen <strong>der</strong><br />

Meridionalen und <strong>der</strong> Tropischen Vegetationszone<br />

(S. 111). Diese Grenze ist in den humiden<br />

Gebieten an den Ostseiten <strong>der</strong> Kontinente (O-<br />

Nordamerika, China) klar definiert, ebenso in<br />

Gebieten, wo das Temperaturgefälle durch Gebirge<br />

verstärkt wird (Mexiko, Himalaja). Schwierigkeiten<br />

bietet ihre Plazierung aber in den großen<br />

altweltlichen Trockengebieten (Näheres hierzu<br />

bei <strong>der</strong> Florenregion 9).<br />

Während die Holarktis bisher nur in Florenregionen<br />

(FRg) unterteilt wurde, schlägt T achtad2ian (1969)<br />

oberhalb dieser Ebene eine Glie<strong>der</strong>ung in 3 Unterreiche<br />

vor. Danach bilden die FRg 1-3, 5, 6 und 11<br />

das „Boreale“ (zu diesem Namen s. oben), die FRg 4<br />

das „Madrische“ und die FRg 7-10 das „Tethys“- o<strong>der</strong><br />

„Mesogäische“ Unterreich, d. h. das erste enthält im<br />

wesentlichen die humiden, die beiden an<strong>der</strong>en die<br />

nicht-humiden Teile <strong>der</strong> Holarktis.<br />

Holarktis und Paläotropis sind die vielgestaltigsten<br />

Florenreiche. Während das bei letzterer<br />

durch die starke geomorphologische Zersplitterung<br />

bedingt ist, ist es bei <strong>der</strong> Holarktis Folge<br />

<strong>der</strong> ökologischen Differenzierung: umfaßt sie<br />

doch 4 thermische Vegetationszonen (Arktisch<br />

bis Meridional). Diese sind zugleich eine zweite


Die Florenreiche und Florenregionen 91<br />

Fortsetzung Tab. 21: Floristische Großglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erde seit Engler 1882.<br />

Mattick 1964<br />

Tachtadzian 1969<br />

Tachtadzian 1978<br />

Laubenfels 1975<br />

43 FRg<br />

(„Florengebiete“)<br />

37 FRg<br />

(„Regions“)<br />

34 FRg<br />

(„Obiasti“)<br />

1. Holarktisches FR<br />

11 FRg<br />

I. Holarctic Kingdom<br />

(3 Subkingdoms)<br />

9 FRg<br />

I. Golarkticeskoe<br />

Carstvo<br />

= Holarctis<br />

(3 Podcarstva)<br />

9 FRg, 63 FPr<br />

Holarctic Realm<br />

(3 Subrealms)<br />

III. Neotropisches FR<br />

7 FRg<br />

III. Neotropical K.<br />

7 FRg<br />

111. Neotropiceskoe C.<br />

= Neotropis<br />

5 FRg, 13 FPr<br />

Neotropical R.<br />

(2 Subrealms)<br />

II. Paläotropisches FR<br />

(3 Unterreiche)<br />

17 FRg<br />

11. Paleotropical K.<br />

(5 Subkingdoms)<br />

14 FRg<br />

11. Paleotropiceskoe C.<br />

= Palaeotropis<br />

(5 Podcarstva)<br />

12 FRg, 48 FPr<br />

Paleotropical R.<br />

(nur Afrika)<br />

(2 Subrealms)<br />

Austromalesian R.<br />

(Humid Austromalesian<br />

Subrealm)<br />

IV. Kapländisches FR<br />

1 FRg<br />

III. Cape K.<br />

IFRg<br />

IV. Kapskoe C.<br />

= Capensis<br />

1 FRg, 1 FPr<br />

(Cape Subrealm)<br />

V. Australisches FR<br />

3 FRg<br />

V. Australian K.<br />

3 FRg<br />

V. Avstralijskoe C.<br />

= Australis<br />

3 FRg, 6 FPr<br />

(Australian Subrealm)<br />

VI. Antarktisches FR<br />

(2 Unterreiche)<br />

4 FRg<br />

VI. Antarctic K.<br />

3 FRg<br />

VI. Golantarkticeskoe C.<br />

= Holantarctis<br />

4 FRg, 16 FPr<br />

(Antarctic Subrealm)<br />

Ebene oberhalb <strong>der</strong> FRg, auf die sich die Verbreitung<br />

vieler holarktischer Florenelemente<br />

beziehen läßt; bei <strong>der</strong> Besprechung <strong>der</strong> zugehörigen<br />

Klimaxdomänen und Vegetationsregionen<br />

wird auf die entsprechenden Arealtypen eingegangen.<br />

Die Unterteilung <strong>der</strong> Holarktis in FRg wurde<br />

gerade in jüngerer Zeit etwas unterschiedlich gehandhabt.<br />

In Tab. 23 (S. 94) ist deshalb die hier<br />

benutzte Glie<strong>der</strong>ung den Meinungen einiger an<strong>der</strong>er<br />

Autoren vergleichend gegenübergestellt.<br />

1. Arktische Florenregion. Umfaßt die gesamte<br />

arktische Tundrenzone, <strong>der</strong>en Flora rings um<br />

den Nordpol auch auf Artniveau sehr einheitlich<br />

ist. Mit einzubeziehen sind Island und Südgrönland,<br />

die zwar noch zur Borealen Vegetationszone<br />

gehören, <strong>der</strong>en Flora aber von arktischen<br />

Sippen dominiert wird. Diese FRg wird<br />

schon seit Engler (1882) permanent in etwa gleichem<br />

Umfange unterschieden. Nur Tachta-<br />

DziAN glie<strong>der</strong>t sie 1978 in seine sehr weit gefaßte<br />

„Zirkumboreale“ FRg ein.<br />

2. Zirkum boreale Florenregion. Entspricht<br />

etwa <strong>der</strong> Borealen Vegetationszone ohne ihre<br />

sich nach S erstreckenden Ausläufer in den Gebirgen<br />

W-Nordamerikas und Ostasiens. Im<br />

Grundstock <strong>der</strong> Flora recht artenarm und einheitlich<br />

mit einer Reihe gemeinsamer Arten,<br />

Artaggregate o<strong>der</strong> Untergattungen. Angereichert,<br />

wird dieser Gmndbestand durch Sippen, die aus


92 Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />

den südlich angrenzenden FRg 5 , 6 und 11 übergreifen;<br />

danach erscheint eine Unterglie<strong>der</strong>ung<br />

in 3 Unterregionen angemessen: a. Kanadische,<br />

b. Skandisch-Westsibirische und c. Ostsibirische<br />

Unterregion; die Grenze zwischen b und<br />

c verläuft etwa von <strong>der</strong> Jenissej-Mündung zum<br />

Baikalsee.<br />

Diese FRg wurde schon von Engler seit 1882 in ähnlichem<br />

Umfange etabliert. Spätere Autoren wichen<br />

aber davon ab und teilten sie auf, wobei <strong>der</strong> nordamerikanische<br />

Teil meist auf die FRg 3 und 5 verteilt,<br />

<strong>der</strong> eurasiatische mit FRg 6 zu einer großen „eurosibirischen“<br />

FRg vereinigt wurde (vgl. Tab. 23). Mit<br />

<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> zirkumborealen FRg schließen<br />

wir uns M eusel etc. (1965/92) an.<br />

3. Oregonische Florenregion. Diese Region, im<br />

wesentlichen das Gebiet <strong>der</strong> nemoralen und<br />

borealen Nadelwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> W-nordamerikanischen<br />

Gebirge, wird auch als „Rocky Mountain<br />

Region“, „Cordilleran Forest Region“, „Boreopazifisch“<br />

u. a. bezeichnet. Der hier benutzte<br />

Name lehnt sich an die alte Bedeutung des<br />

Landesnamen Oregon an, <strong>der</strong> ungefähr diesen<br />

ganzen Raum umfaßte, also weit über den heutigen<br />

Staat Oregon hinausging. Entsprechend<br />

<strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung von Gleason etc. (1964) wurde<br />

<strong>der</strong> zeitweise dieser Region zugeschlagene W-<br />

Teil <strong>der</strong> FRg 2a von Tachtadzian wie<strong>der</strong> abgetrennt.<br />

4. Madrische Florenregion. Umfang und Benennung<br />

dieser Region entsprechen Tachtadzian<br />

1969. Sie umfaßt einen Komplex sehr unterschiedlicher<br />

Vegetationstypen: stark trockenbeeinflußte<br />

méridionale und nemorale (im Gebirge)<br />

Wäl<strong>der</strong> sowie nemorale (im Great Basin)<br />

und méridionale (im sonorisch-mexikanischen<br />

Bereich) Wüsten. Im Gegensatz zur Alten Welt,<br />

wo die klare räumliche Trennung <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Vegetationstypen zur Aufstellung von<br />

3 eigenen FRg (8 , 9, 10) geführt hat, ist das hier<br />

wegen ihrer starken mosaikartigen Verzahnung<br />

nicht möglich. Die Südgrenze, zugleich Grenze<br />

gegen die Neotropis, schließt das mexikanische<br />

Hochland mit ein und greift dadurch weit nach<br />

S aus. Im Bereich <strong>der</strong> W-Küste kommen zahlreiche<br />

Reliktendemiten vor.


Die Florenreiche und Florenregionen 93<br />

5. Ostnordamerikanische Florenregion. In <strong>der</strong><br />

Umgrenzung von Tachtad2ian 1978 ist dieses<br />

Gebiet trotz seiner verschiedenen Klim axregionen<br />

(Sommerwald, Lorbeerwald, Prärie)<br />

eine organisch zusammenhängende Einheit; frühere<br />

Versuche <strong>der</strong> Aufteilung (Good, Mattick)<br />

hatten kaum sachliche Berechtigung. (Näheres<br />

zur klimatisch-vegetationskundlich-floristischen<br />

Differenzierung dieses Raumes vgl. bei <strong>der</strong> Besprechung<br />

<strong>der</strong> Nemoralen Zone, S. 261.) Die<br />

Südgrenze gegen die Neotropis auf <strong>der</strong> Halbinsel<br />

Florida ist sehr scharf<br />

6 . Südeurosibirische Florenregion. Wie erwähnt,<br />

wurde dieses Gebiet früher häufig mit<br />

dem eurasiatischen Teil <strong>der</strong> FRg 2 zur „Eurosibirischen<br />

FRg“ zusammengefaßt (vgl. Good,<br />

Tachtad2ian 1969). Die (Wie<strong>der</strong>-) Aufteilung<br />

dieses sehr großen Gebietes begann mit <strong>der</strong> Spaltung<br />

in eine (rein boreale) „Ostsibirische“ und<br />

eine „Euro-Westsibirische“ FRg durch Mattick.<br />

Letztere wurde nun durch die Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

<strong>der</strong> Zirkumborealen FRg auf ihren nicht-borealen<br />

Südteil reduziert. Da dieser bisher keinen<br />

adäquaten Namen hatte und an<strong>der</strong>erseits die<br />

Florengebietsbezeichnung „eurosibirisch“ sehr<br />

geläufig ist, wird hier <strong>der</strong> Name „Südeurosibirische<br />

FRg“ vorgeschlagen. In ihrem immer noch<br />

recht großen Umfang von W-Europa bis SW-<br />

Sibirien und N-Iran umfaßt sie die Klimaxregionen<br />

des europäisch-vor<strong>der</strong>asiatischen Sommerwaldes<br />

und <strong>der</strong> Steppe und ist damit ein<br />

Pendant zur ostamerikanischen FRg 5.<br />

Meusel etc., auf die die Abspaltung des borealen Teils<br />

zurückgeht, haben die Südeurosibirische FRg nicht als<br />

solche erhalten, son<strong>der</strong>n noch weiter aufgeteilt, und<br />

zwar in einer Form, durch die auch ihre Südgrenze<br />

gegen die Mediterrane FRg, über die sonst bei den<br />

meisten Autoren (Good, Mattick, Tachtadzian) Einigkeit<br />

herrscht, stark verän<strong>der</strong>t wird. Dieser Gliedemng<br />

wird hier nicht gefolgt. Näheres zur Unterteilung<br />

<strong>der</strong> FRg 6 in Florenprovinzen vgl. Abb. 193,<br />

S. 408.<br />

7. Makaronesische Florenregion. Diese Region,<br />

die schon von Engler 1882 im heute noch<br />

üblichen Umfang aufgestellt wurde, besteht aus<br />

den vier atlantischen Inselgruppen Azoren,<br />

Madeira, Kanaren und Kapverden. Wichtigste<br />

floristische Beson<strong>der</strong>heit ist das Vorkommen <strong>der</strong><br />

reliktären europäischen Lorbeerwaldflora auf<br />

den drei nördlichen Gruppen. Als zweites Element<br />

tritt auf Madeira und (hier in bester Entfaltung)<br />

auf den Kanaren eine maritim getönte.<br />

Tab. 22: Florenreiche und Florenregionen (FRg) des<br />

Landes.<br />

I. Holarktisches Florenreich<br />

1. Arktische FRg<br />

2. Zirkumboreale FRg<br />

a. Kanadische URg<br />

b. Skandisch-Westsibirische URg<br />

c. Ostsibirische URg<br />

3. Oregonische FRg<br />

4. Madrische FRg<br />

5. Ostnordamerikanische FRg<br />

6. Südeurosibirische FRg<br />

7. Makaronesische FRg<br />

8. Mediterrane FRg<br />

9. Saharo-Arabische FRg<br />

10. Irano-Turanische FRg<br />

a. Orientalisch-Kasachische URg<br />

b. Tibetisch-Mongolische URg<br />

11. Sino-Japanische FRg<br />

II. Neotropisches Florenreich<br />

12. Karibische FRg<br />

13. Venezolanisch-Guajanische FRg<br />

14. Andisch-Pazifische FRg<br />

15. Amazonische FRg<br />

16. Brasilianische FRg<br />

17. Laplata-FRg<br />

III. Paläotropisches Florenreich<br />

A. Afrikanisches "Unterreich<br />

18. Sudano-Sindische FRg<br />

a. Sahelo-Sudanische URg<br />

b. Nubo-Sindische URg<br />

19. Guinea-Kongo-FRg<br />

20. St.-Helena-Ascension-FRg<br />

21. Sambesische FRg<br />

22. Karru-Namib-FRg<br />

23. Madagassische FRg<br />

B. Indo-Pazifisches Unterreich<br />

24. Vor<strong>der</strong>indische FRg<br />

25. Indochinesische FRg<br />

26. Malesische FRg<br />

27. Papuasische FRg<br />

28. Neukaledonische FRg<br />

29. Polynesische FRg<br />

30. Hawaiische FRg<br />

IV. Kapländisches Florenreich<br />

31. Kapländische FRg<br />

V. Australisches Florenreich<br />

32. Südwestaustralische FRg<br />

33. Zentralaustralische FRg<br />

34. Nordaustralische FRg<br />

35. Südostaustralische FRg<br />

VI. Holantarktisches Florenreich<br />

36. Chilenisch-Patagonische FRg<br />

37. Neuseeländische FRg<br />

38. Antarktische FRg


Die Florenreiche und Florenregionen 95<br />

von <strong>der</strong> <strong>der</strong> angrenzenden Sahara ziemlich verschiedene<br />

Trockenflora hinzu. Die Flora <strong>der</strong> sehr<br />

trockenen Kapverden ist demgegenüber stark<br />

verarmt. Sie wird wegen des Ubergreifens einiger<br />

typischer Sippen traditionell hier angeschlossen;<br />

doch könnte man sie mit gleicher Berechtigung<br />

auch zur FRg 9 o<strong>der</strong> sogar, wie es Meusel<br />

etc. tun, zur Paläotropis stellen.<br />

8 . Mediterrane Florenregion. Über Benennung<br />

und Umgrenzung dieser Region, die im wesentlichen<br />

das Klimaxgebiet des mediterranen Hartlaubwaldes<br />

umfaßt, herrscht bei fast allen neueren<br />

Autoren Einigkeit. Nur M eusel etc. vergrößern<br />

den Umfang durch Hinzufügung von Teilen<br />

<strong>der</strong> Submediterranen und Euxinisch-Hyrkanischen<br />

Provinzen von FRg 6 , was aber wenig<br />

einsichtig ist.<br />

9. Saharo-Arabische Florenregion. Das große<br />

nordafrikanisch-südwestasiatische Trockengebiet<br />

wurde traditionell meist als „Saharo-Sindische“<br />

FRg zur Paläotropis gestellt (so noch bei<br />

Good, M A T n C K u n d T A C H T A D iiA N 1969). Schon<br />

Engler hatte allerdings auf seiner Karte von 1882<br />

das nördliche Drittel <strong>der</strong> Sahara und <strong>der</strong> arabischen<br />

Wüste an sein „Mittelmeergebiet" angeglie<strong>der</strong>t,<br />

und auch die spätere Saharo-Sindische FRg<br />

wird oft als Mischgebiet mit mediterranen und<br />

paläotropischen Elementen bezeichnet (z. B.<br />

Engler 1904, 1936). Die Arbeiten von Eig<br />

(1931), Ozenda (1958), Q u fiZ E L (1965) und Zo-<br />

HARY (1963, 1973) haben dann gezeigt, daß in<br />

<strong>der</strong> Mischflora <strong>der</strong> Sahara und <strong>der</strong> arabischen<br />

Wüste nur im ganz frostfreien S das paläotropische<br />

Element dominiert, während sonst das<br />

holarktische mindestens gleichstark vertreten ist.<br />

Das führte zur Abtrennung <strong>der</strong> Saharo-Arabischen<br />

FRg von <strong>der</strong> Saharo-Sindischen, <strong>der</strong>en<br />

Rest dann mit FRg 18 vereinigt wurde (Zohary<br />

1963, 1973). Diese neue Glie<strong>der</strong>ung, durch die<br />

die Grenze <strong>der</strong> Holarktis wesentlich nach S verschoben<br />

wird, wurde im globalen Rahmen erstmals<br />

von Tachtadzian (1978) übernommen.<br />

10. Irano-Turanische Florenregion. Umfaßt die<br />

gesamten winterkalten (nemoralen) Trockengebiete<br />

West- und Zentralasiens. Die extremen Üimatischen<br />

Bedingungen bewirken eine ziemliche<br />

Gleichförmigkeit. Eine gewisse klimatische<br />

und floristische Grenze wird allerdings durch<br />

die mittelasiatische Gebirgsbarriere (Pamir -<br />

Tienschan - Altai) gebildet, auf <strong>der</strong>en W-Seite<br />

die Einstrahlungen aus den FRg 6 , 8 und 9 wesentlich<br />

stärker sind als östlich davon. Sie rechtfertigt<br />

die Aufteilung in 2 Unterregionen (vgl.<br />

Zohary 1973), die hier als Orientalisch-Kasachische<br />

(a) und Tibetisch-Mongolische (b) bezeichnet<br />

seien (O zenda 1982 sowie M eusel etc.<br />

1992 erheben sie sogar in den Rang eigener Regionen).<br />

11. Sino-Japanische Florenregion. Zu dieser<br />

Region, <strong>der</strong> am wenigsten umstrittenen <strong>der</strong><br />

Holarktis, gehört das gesamte Lorbeerwald- und<br />

Sommerwaldgebiet Ostasiens einschließlich des<br />

westlich angrenzenden Steppensaumes. Sie ist<br />

das ostasiatische Gegenstück zu den FRg 5 und<br />

6 . Sie zeichnet sich durch eine große Zahl von<br />

Reliktendemiten (u. a. eine Reihe von ursprünglichen<br />

Angiospermen und Koniferen) aus, beson<strong>der</strong>s<br />

in den gebirgigen Teilen des SW (vgl.<br />

Tab. 35, S. 272).<br />

II. Neotropisches Florenreich. Während die<br />

Holarktis in <strong>der</strong> <strong>Pflanzengeographie</strong> (im Gegensatz<br />

zur Tiergeographie) immer als einheitliches,<br />

den Globus umspannendes Reich angesehen<br />

wurde, hat man die Flora <strong>der</strong> tropischen Vegetationszone<br />

von Anfang an in 2 Reiche aufgeteilt.<br />

Die floristischen Unterschiede zwischen<br />

Alter und Neuer Welt erscheinen hierfür groß<br />

genug, obwohl es an<strong>der</strong>erseits auch viele floristische<br />

(pantropische, vgl. S. 104) Gemeinsamkeiten<br />

gibt. Die Grenzen gegen die Paläotropis<br />

sind durch die Meere gegeben. Dabei wird <strong>der</strong><br />

Atlantik etwa in <strong>der</strong> Mitte durchquert; im Pazifik<br />

gehören dagegen nur einige kontinentnahe<br />

Inselgruppen (z. B. die Galápagos) zur Neotropis.<br />

Schwierigkeiten bietet die Abgrenzung<br />

im S gegen die Holantarktis. Infolge <strong>der</strong> geringen<br />

Landmasse ist das Temperaturgefälle auf <strong>der</strong><br />

Südhalbkugel sehr gering, und es findet sich ein<br />

breiter Übergangsgürtel, dessen Zuordnung umstritten<br />

ist. Während M attick allein den südlichen<br />

Teil des chilenischen Waldgebietes (etwa<br />

ab 40°S) zur Holantarktis stellt, zieht T achtadzian<br />

1978 die Grenze im Bereich zwischen 33<br />

und 35°S quer durch Südamerika. Die FRg 17<br />

(vgl. S. 96), die dadurch zur Holantarktis käme,<br />

ist aber trotz ihres ± extratropischen Klimas<br />

noch überwiegend von Florenelementen tropischer<br />

Verwandtschaft beherrscht; deshalb wird<br />

diese Zuordnung hier nicht übernommen. Von<br />

dieser Meinungsverschiedenheit abgesehen, un-


96 Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />

terteilen die meisten Autoren die Neotropis recht<br />

gleichmäßig.<br />

12. Karibische Florenregion. Durch Meeresteile,<br />

Inseln und Gebirge sehr stark geglie<strong>der</strong>t,<br />

beherbergt diese Region alle Abstufungen tropischer<br />

Vegetation vom Tropischen Regenwald<br />

bis zur Wüste. Die charakteristischen Florenelemente<br />

aller dieser Vegetationstypen sind oft<br />

recht weit über den ganzen Raum verbreitet;<br />

daneben gibt es wegen <strong>der</strong> kleinräumigen Glie<strong>der</strong>ung<br />

zahlreiche Lokalendemiten nie<strong>der</strong>en<br />

Ranges. In den höheren Gebirgen Mittelamerikas<br />

treten Einstrahlungen extratropischer Elemente<br />

hinzu, sowohl aus <strong>der</strong> Holarktis als auch<br />

aus <strong>der</strong> Holantarktis (vgl. S. 206, 209).<br />

13. Venezolanisch-Guajanische Florenregion.<br />

Der vorigen Region nahestehend, jedoch davon<br />

abgehoben durch die Florenelemente <strong>der</strong> ausgedehnten,<br />

meist edaphisch bedingten Savannen<br />

(Llanos) und vor allem durch die einzigartige,<br />

viele Reliktendemiten enthaltende Flora des<br />

guajanischen Berglandes.<br />

14. Andisch-Pazifische Florenregion. Auch<br />

diese Region, die neben dem breiten Andenmassiv<br />

das pazifische Küstentiefland umfaßt, ist<br />

ökologisch sehr vielseitig mit ihrem Feuchtegradienten<br />

von <strong>der</strong> extrem ariden Küstenwüste<br />

bis zu den perhumiden Gebirgswäl<strong>der</strong>n an den<br />

Osthängen. In den Andenhochlagen sind <strong>der</strong><br />

genuinen tropischen Gebirgsflora viele extratropische<br />

(beson<strong>der</strong>s holantarktische) Elemente<br />

beigemischt (vgl. S. 209), die allerdings keine<br />

Herauslösung <strong>der</strong> Region aus dem tropischen<br />

Zusammenhang rechtfertigen würden.<br />

15. Amazonische Florenregion (Hyläa). Um ­<br />

faßt das Gebiet des amazonischen Regenwaldes,<br />

das trotz ökologischer Gleichförmigkeit infolge<br />

langer ungestörter Entwicklung eine äußerst<br />

reichhaltige Flora aufweist. Neben <strong>der</strong> dominierenden<br />

Waldflora sind auch Pflanzen <strong>der</strong> Gewässer<br />

und Überschwemmungsbereiche sowie<br />

solche offener Vegetation auf extrem armen<br />

Böden charakteristisch.<br />

16. Brasilianische Florenregion. Hier, südlich<br />

des Amazonasgebietes, herrscht wie<strong>der</strong> hygrische<br />

Vielfalt, die vom Regenwald bis zu semiariden<br />

Offenwäl<strong>der</strong>n reicht. Insofern ähnelt dieser<br />

Bereich <strong>der</strong> FRg 12, doch ist die geomor-<br />

phologische Glie<strong>der</strong>ung (und damit auch die<br />

Zahl <strong>der</strong> Lokalendemiten) viel geringer. Holantarktische<br />

Einstrahlungen finden sich auf dem<br />

Altiplano Südbrasiliens.<br />

17. Laplata-Florenregion. Wie angedeutet, handelt<br />

es sich hier um ein Ubergangsgebiet. Früher<br />

oft als Pampa-Region bezeichnet (<strong>der</strong> hier<br />

benutzte Name stam mt von S chmithüsen<br />

1968), wurde diese Region meist ziemlich weit<br />

gefaßt. Hier beschränken wir sie auf den Bereich<br />

<strong>der</strong> Pampa und <strong>der</strong> südlichen Domgehölze (etwa<br />

die Pampa- und die Monte-Provinz im Sinne<br />

von C abrera 1953/1971). Die Mischung von<br />

tropischen und extratropischen Elementen ist<br />

beson<strong>der</strong>s bei den Gräsern und Kräutern <strong>der</strong><br />

Pampa auffällig, während im Monte die neotropische<br />

Flora noch weit überwiegt. An<strong>der</strong>erseits<br />

ist die im SW angrenzende Patagonische<br />

Provinz C abreras stark holantarktisch dominiert<br />

und wird daher zur FRg 36 gestellt.<br />

III. Paläotropisches Florenreich. Verglichen mit<br />

<strong>der</strong> Neotropis ist dieses Florenreich nicht nur<br />

viel größer, son<strong>der</strong>n auch viel stärker geglie<strong>der</strong>t.<br />

Analysiert man die Verbreitung <strong>der</strong> tropischen<br />

Vegetationstypen par excellence, <strong>der</strong> immerfeuchten<br />

und wechselfeuchten Wäl<strong>der</strong>, und ihrer<br />

Flora, so stellt man fest, daß die Paläotropis<br />

zwei Mannigfaltigkeitszentren aufweist: das<br />

m ittlere Afrika und den südostasiatischpapuasischen<br />

Raum. Beide stehen dem neotropischen<br />

Zentrum an Eigenständigkeit nicht<br />

nach, und man könnte durchaus dafür plädieren,<br />

sie als separate Florenreiche anzusehen. Einer<br />

solchen Aufteilung (die bisher nur Laubenfels<br />

durchgeführt hat, allerdings mit weiteren<br />

Abweichungen, vgl. Tab. 21) steht aber u. a. die<br />

Tatsache entgegen, daß zwei FRg, nämlich Madagaskar<br />

und Vor<strong>der</strong>indien, eine starke Vermischung<br />

von Elementen bei<strong>der</strong> Bereiche zeigen.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> allgemeinen Auffassung werden<br />

daher hier nur 2 Unterreiche, das Afrikan<br />

isch e (A) m it den FRg 18-23, und das<br />

Indopazifische (B) mit den FRg 24-30, unterschieden<br />

(Tachtadzian favorisiert eine Aufteilung<br />

in 5 Unterreiche). Bezüglich <strong>der</strong> Untergliedemng<br />

in FRg sind die Differenzen (außer bei<br />

FRg 18) nicht sehr groß.<br />

Über die Abgrenzung gegen die Holarktis in Afrika<br />

vgl. bei FRg 9; weiter östlich ist diese kaum umstritten.<br />

Gleiches gilt für die Südgrenze gegen die Kapensis.


Die Florenreiche und Florenregionen 97<br />

Weniger einig ist man sich im SO: hier wurde Neuseeland<br />

früher z. T. noch zur Paläotropis gerechnet,<br />

und neuerdings gibt es Tendenzen zur Anglie<strong>der</strong>ung<br />

N-Australiens an diese (vgl. bei FRg 34 und 37).<br />

18. Sudano-Sindische Florenregion. Verglichen<br />

mit älteren Darstellungen, etwa bei M attick,<br />

setzt sich diese Region aus drei Teilen zusammen:<br />

aus M atticks „Senegambisch-Sudanischer“<br />

und „Nordostafrikanischer" sowie dem<br />

S- und ,0-Teil <strong>der</strong> ehemaligen Saharo-Sindischen<br />

Region (vgl. bei FRg 9). Sie umfaßt damit den<br />

gesamten Bereich <strong>der</strong> nordafrikanischen nichthumiden<br />

Tropenvegetation (vom semihumiden<br />

Wald bis zur Wüste) und erstreckt sich im<br />

semiariden und ariden Bereich bis nach Indien<br />

(die indischen semihumiden Monsunwäl<strong>der</strong><br />

sind hingegen floristisch abweichend).<br />

Die frühere Abgrenzung einer N ordostafrikanischen<br />

FRg wurde mit dem Auftreten<br />

„afromontaner“ Flora auf dem äthiopischen<br />

Hochland begründet (obwohl etageal verbreitete<br />

Florenelemente im allgemeinen nicht zur Abgrenzung<br />

von FRg verwendet werden sollten).<br />

Wie ZoHARY (1973) gezeigt hat, verläuft aber am<br />

Westrande dieses Bereiches und weiter bis nach<br />

0-Agypten eine floristische Grenzlinie, die eine<br />

Aufteilung <strong>der</strong> Region in 2 Unterregionen nahelegt:<br />

eine Sahelo-Sudanische (a) im W und<br />

eine Nubo-Sindische (b) im O.<br />

19. Guinea-Kongo-Florenregion. Als Klimaxgebiet<br />

des Tropischen Regenwaldes ist diese<br />

Region das Gegenstück zur amazonischen FRg<br />

15. Verglichen mit dieser ist ihre Flora aber wesentlich<br />

ärmer. Ganz allgemein ist festzustellen,<br />

daß die Flora Afrikas (beson<strong>der</strong>s die <strong>der</strong> humi<strong>der</strong>en<br />

Bereiche) gegenüber den beiden an<strong>der</strong>en<br />

tropischen Zentren „verdünnt“ erscheint, möglicherweise<br />

als Folge stärkerer Austrocknung im<br />

Pleistozän (vgl. auch S. 174).<br />

2 0 . St.-Helena-Ascension-Florenregion. Um ­<br />

faßt nur die beiden namengebenden, landfemen<br />

Vulkaninseln mit einer sehr armen, auf Artniveau<br />

allerdings überwiegend endemischen Flora;<br />

wurde traditionell stets als eigene FRg angesehen.<br />

21. Sambesische Florenregion. Der östliche<br />

und südliche Teil des semihumiden und semiariden<br />

tropischen Afrika. Zeigt viele Ähnlichkeiten<br />

mit FRg 18 und wird deshalb von<br />

T achtadzian mit dieser zu einer großen „Sudano-Sambesischen“<br />

Region vereinigt; doch sind<br />

die Unterschiede für eine Trennung groß genug.<br />

22. Karru-Namib-Florenregion. Die ariden Teile<br />

S- und SW-Afrikas zeigen eine große floristische<br />

Eigenständigkeit, die beson<strong>der</strong>s die<br />

Sulckulentenflora betrifft. Neben dem tropischafrikanischen<br />

Grundstock gibt es starke floristische<br />

Beziehungen zum angrenzenden Kapländischen<br />

Florenreich, so daß auch ein Anschluß<br />

an dieses diskutabel erscheint.<br />

23. Madagassische Florenregion. Ein Kontinent<br />

im Kleinen, zeigt Madagaskar alle Übergänge<br />

vom Tropischen Regenwald an <strong>der</strong> Ostküste<br />

bis zu semiariden Offenwäl<strong>der</strong>n im SW.<br />

Während die Flora <strong>der</strong> trockneren Teile weitgehend<br />

afrikanisch ist (wenn auch in erheblich<br />

abgewandelter Form), zeigen sich vor allem im<br />

Regenwald eine ganze Reihe von indopazifischen<br />

Elementen, die dem afrikanischen Festland<br />

fehlen. So nimmt die Insel eine Zwischenstellung<br />

zwischen den beiden Teilen <strong>der</strong> Paläotropis<br />

ein; da sie außerdem eine große Zahl von<br />

endemischen Gattungen enthält, wird sie von<br />

T achtadzian als eigenes Unterreich abgegrenzt.<br />

24. Vor<strong>der</strong>indische Florenregion. Hier gilt<br />

Ähnliches wie in Madagaskar: die Flora dieser<br />

weithin semihumiden Region gehört zwar überwiegend<br />

östlichen Verwandtschaftskreisen an,<br />

doch gibt es eine nicht unerhebliche Beimischung<br />

von Elementen afrikanischer Herkunft.<br />

Die Grenze gegen die Holarktis entlang dem<br />

Himalaja ist dagegen recht scharf, so daß bereits<br />

die Flora <strong>der</strong> untersten Gebirgslagen (unter<br />

800 m) fast rein tropisch ist.<br />

25. -27. Im Gegensatz zu Südamerika und Afrika<br />

gibt es im indopazifischen Raum keine einheitliche<br />

Kernregion mit großflächigem Tropischem<br />

Regenwald. Das Gebiet größter floristischer<br />

Mannigfaltigkeit, das sich über den in zahllose<br />

getrennte Landmassen zersplitterten, durch<br />

das Auftreten hoher Gebirge mit Höhenstufung<br />

und Luv- und Leewirkungen ökologisch sehr<br />

vielseitigen Raum von Burma bis zu den Salomonen<br />

erstreckt, differenziert sich vielmehr in<br />

drei gleichwertige Teilbereiche, für <strong>der</strong>en U m ­<br />

grenzung wir uns T achtadzian 1969 anschließen.


98 Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />

25. Indochinesische Florenregion. Zwar ohne<br />

jeden Zweifel ein Teil <strong>der</strong> Paläotropis, zeichnet<br />

sich dieses Gebiet doch durch eine starke Durchmischung<br />

mit Elementen holarktischer Herkunft<br />

aus, die auf den N-S streichenden Gebirgsketten<br />

<strong>der</strong> indochinesischen Halbinseln weit nach<br />

S Vordringen. Die N-Grenze gegen die rein holarktische<br />

FRg 11 hat wie im Himalaja etage-alen<br />

Charakter, ist jedoch wegen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Streichrichtung<br />

<strong>der</strong> Gebirge sehr ausgefranst.<br />

26. Malesische Florenregion. Obwohl auch hier<br />

in den G ebirgen m ehrfach tem perierte<br />

(oreotropische) Höhenstufen mit vielen extratropischen<br />

Florenelementen auftreten, ist <strong>der</strong>en<br />

Anteil an <strong>der</strong> Gesamtflora doch wesentlich geringer<br />

als in den beiden Nachbarregionen, so<br />

daß diese Region als <strong>der</strong> am reinsten tropisch<br />

geprägte <strong>der</strong> drei genannten Teile angesehen<br />

werden kann.<br />

27. Papuasische Florenregion. Oft mit <strong>der</strong> vorigen<br />

vereinigt, ist dieses Gebiet doch genügend<br />

eigenständig, um als separate Region akzeptiert<br />

zu werden. Die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Hauptinsel<br />

Neuguinea sind einerseits durch die ausgedehnten,<br />

sehr hohen Gebirgsmassive, an<strong>der</strong>erseits<br />

durch die geologische Geschichte (vgl. Abb. 59,<br />

S. 140) bedingt. Folge ist wie<strong>der</strong> ein hoher<br />

Florenanteil aus extratropischen, hier vor allem<br />

holantarktischen Verwandtschaftskreisen; in den<br />

Tieflagen greifen zusätzlich noch australische<br />

Elemente über. Die Son<strong>der</strong>stellung dieses Bereiches<br />

ist bekanntlich in <strong>der</strong> Tiergeographie<br />

noch viel prononcierter.<br />

28. Neukaledonische Florenregion. Diese Region,<br />

<strong>der</strong> hier auch die Fidshi-Inseln, die Neuen<br />

Hebriden und die Norfolk-Insel angeschlossen<br />

werden, wird von T achtadzlan 1978 als eigenes<br />

Unterreich angesehen; sie zeichnet sich<br />

durch einen sehr ausgeprägten Endemismus aus.<br />

Vor allem die Hauptinsel Nouvelle Calédonie<br />

(Grande-Terre) ist als botanisches Museum bekannt.<br />

Sie liegt bei 20-22°S in randtropisch-ozeanischem,<br />

leicht wechselfeuchtem Klima, ist ca. 18000 km' groß<br />

und enthält bis 1800 m hohe Gebirge, die zu großen<br />

Teilen aus extremen Gesteinen (Serpentin, Peridotit)<br />

bestehen. Die natürliche Vegetation ist Wald, <strong>der</strong> im<br />

Tiefland wegen periodischer Trockenheit (Dürrezeit<br />

November), im feuchteren Gebirge wegen <strong>der</strong> Flachgründigkeit<br />

<strong>der</strong> Böden meist ziemlich licht ist und<br />

oberhalb 1600 m von einer Art alpiner Heide abgelöst<br />

wird. Die Flora umfaßt (neben etwa 500 Neophyten)<br />

539 einheimische Kormophytengattungen mit<br />

etwa 2700 Arten, davon sind 135 bzw. 2437 endemisch.<br />

Die pflanzengeographische Analyse zeigt, daß die Flora<br />

etwa zu 2/3 aus Elementen besteht, die südlich-extratropischen<br />

Verwandtschaftskreisen angehören (Tab. 24,<br />

Abb. 36). Unter den endemischen Gattungen sind eine<br />

Anzahl sehr ursprünglicher Angiospermen (darunter<br />

die monotypische Familie Amborel-laceae). An Koniferen<br />

sind 10 Gattungen (davon 3 en-demisch:<br />

Austrotaxus, Neocallitropsis und die parasitische<br />

Podocarpacee Parasitaxus) mit ca. 40 endemischen<br />

Arten vorhanden. Allein die Gattung Araucaria umfaßt<br />

8 Arten (von insgesamt 18), die zusammen mit 5<br />

Nothofagus-Arten die Dominanten <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

meisten Höhenstufen bilden. Die Gründe für die Beson<strong>der</strong>heit<br />

<strong>der</strong> Insel liegen im Zusammentreffen mehrerer<br />

günstiger Umstände. Bis in die Oberkreide war<br />

sie ein Teil von Gondwanaland (vgl. S. 128); zur Zeit<br />

Tab. 24: Floristische Beziehungen <strong>der</strong> einheimischen Flora von Neukaledonien (Hauptinsel Grande-Terre).<br />

Nach Baumann-Bodenheim 1956.<br />

Verwandtschaftliche und floristische Stellung <strong>der</strong> Gattungen Gattungen (Zahl) endemische Arten<br />

7<br />

A. Südlich-extratropische Verwandtschaft (Abb. 36), davon: 373 1637<br />

1. endemisch in Neukaledonien 120 450<br />

2. Neukaledonien + Neuseeland -I-Australien<br />

H- Gebirge von Neuguinea und Fidshi (nicht überall) 80 424<br />

3. dsgl. -1- indonesische Gebirge 70 260<br />

4. noch weiter verbreitet (bis Madagaskar, Südafrika,<br />

Südamerika) 103 503<br />

B. Tropische Verwandtschaft, davon: 166 800<br />

5. endemisch in Neukaledonien 15 50<br />

6. indopazifisch 27 181<br />

7. paläotropisch 33 81<br />

8. pan tropisch 91 488


Die Florenreiche und Florenregionen 99<br />

Abb. 36: Verbreitungstypen <strong>der</strong> neukaledonischen Florenelemente südhemisphärischer Verwandtschaft.<br />

Näheres vgl. Tab. 24.<br />

<strong>der</strong> Ablösung hiervon lag sie bei etwa 35°S. Seither<br />

wan<strong>der</strong>te sie um etwa 15° nach N, doch blieb infolge<br />

<strong>der</strong> zugleich erfolgten globalen Abkühlung das Klima<br />

± randtropisch (bzw. im Gebirge temperiert). Die<br />

Kombination von Isoliemng, gleichbleibendem Klima<br />

und konkurrenzbehin<strong>der</strong>nden Bodenverhältnissen<br />

erlaubte die Erhaltung großer Teile <strong>der</strong> an<strong>der</strong>wärts<br />

längst verschwundenen kretazischen Flora und<br />

Vegetation (Baumann-Bodenheim 1956, Schmid 1981,<br />

Schneckenberger 1991).<br />

29. Polynesische Florenregion. In <strong>der</strong> weit verstreuten<br />

Inselflur östlich <strong>der</strong> FRg 26-28, die hier<br />

(abgesehen von Hawaii) als eine Region zusammengefaßt<br />

wird, ist nach O eine kontinuierliche<br />

Verarmung zu beobachten. Nennenswerte<br />

Einflüsse aus <strong>der</strong> Neotropis, die man erwarten<br />

könnte, sind selbst auf <strong>der</strong> östlichsten Inselgruppe<br />

(Osterinseln) kaum bemerkbar.<br />

30. Hawaiische Florenregion. Weit nach NO<br />

verschoben und durch sehr hohe Gebirge ausgezeichnet,<br />

stellt die Hawaii-Gruppe gegenüber<br />

dem übrigen Polynesien auch floristisch eine<br />

Beson<strong>der</strong>heit dar. Die Flora, die als Ergebnis<br />

relativ weniger Einwan<strong>der</strong>ungsereignisse durch<br />

episodische Fernverbreitung angesehen wird,<br />

stammt überwiegend aus <strong>der</strong> Paläotropis, doch<br />

sind auch einige holarktische und neotropische<br />

Elemente beteiligt. Alle zusammen haben eine<br />

durchaus eigenständige Entwicklung genommen,<br />

so daß heute 33 endemische Gattungen<br />

existieren.<br />

IV. Kapländisches Florenreich = 31. Kapländische<br />

Florenregion. Im Gegensatz zu den<br />

bisher behandelten, große, letztlich klimazonal<br />

definierte Erdteile umfassenden Florenreichen<br />

handelt es sich bei diesem kleinen Gebiet um<br />

eine lokale Son<strong>der</strong>entwicklung, die so viele eigenständige<br />

Züge zeigt, daß sie seit Rikli unbestritten<br />

als eigenes Florenreich anerkannt wird.<br />

Ökologisch ist es recht einheitlich: klimatisch<br />

extratropisch-semihumid bis -semiarid, zeichnet<br />

es sich in edaphischer Hinsicht durch das Vorherrschen<br />

alter, basenarmer, meist sehr saurer<br />

Gesteine aus. Unter diesen speziellen Bedingungen,<br />

die hier schon sehr lange vorhanden sein<br />

dürften, haben eine Reihe von Verwandtschaftskreisen<br />

eine extrem diverse Entwicklung genommen<br />

(darunter z. B. die südhemisphärischen<br />

Proteaceen und Restionaceen sowie die eher aus<br />

<strong>der</strong> Holarktis stammenden Ericoideen). Es gibt<br />

etwa 190 endemische Gattungen und 4 endemische<br />

Familien (vgl. Tab. 33, S. 242). Dieser<br />

starke Endemismus, sowohl reliktären als auch<br />

progressiven Charakters, erinnert an die Situation<br />

auf landfernen Inseln, was umso unverständlicher<br />

ist, als das Kapland in <strong>der</strong> geologischen<br />

Geschichte immer ein Teil des afrikanischen<br />

Kontinentes war und auch ökologisch -<br />

zumindest rezent - von dessen Rest keineswegs<br />

isoliert ist.


100 Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />

V. Australisches Florenreich. Dieses Reich zeigt<br />

einige Gemeinsamkeiten mit dem vorigen: ebenso<br />

wie die Kapensis ist die Australis eine Son<strong>der</strong>entwicklung<br />

am Nordrand <strong>der</strong> südlichen Extratropen,<br />

mit weithin nicht-humidem Klima, alten<br />

basenarmen Gesteinen und extremer Diversität<br />

bestimmter Gruppen (vor allem Myrtacear,<br />

daneben z. B. auch hier Proteaceae und Restionaceae).<br />

Allerdings ist die Australis, die den ganzen<br />

Kontinent umfaßt, sowohl klimatisch als<br />

auch floristisch inhomogener: im tropischen N<br />

greifen viele paläotropische Elemente aus den<br />

FRg26 und 27 über, im humid-temperierten SO<br />

ist <strong>der</strong> holantarktische Anteil recht bedeutend.<br />

Doch werden diese Unterschiede durch die<br />

Überlagerung mit allgegenwärtigen australischen<br />

Typen (z. B. über 400 Eucalyptus- und ca. 40<br />

Casuarina-A.ne.n) abgeschwächt, so daß sie nur<br />

die Abgrenzung von Florenregionen bedingen.<br />

32. Südwestaustralische Florenregion. Entspricht<br />

im wesentlichen dem Klimaxgebiet <strong>der</strong><br />

südwestlichen Hartlaubwäl<strong>der</strong>; die Flora dieser<br />

Region ist am reinsten australisch und zeigt zugleich<br />

die meisten Ähnlichkeiten mit dem Kapland.<br />

33. Zentralaustralische Florenregion (Eremäa).<br />

Umfaßt das gesamte semiaride und aride Innere<br />

Australiens und ist im ganzen sehr einheitlich,<br />

so daß nicht einmal eine Unterteilung in<br />

Provinzen versucht wurde. Die Flora enthält<br />

neben typisch australischen und kosmopolitischen<br />

Elementen auch solche holarktischer Verwandtschaft;<br />

hingegen sind die Beziehungen zur<br />

Paläotropis geringer, da im indopazi-fischen<br />

Unterreich keine ausgeprägte Trockenflora entwickelt<br />

ist.<br />

34. Nordaustralische Florenregion. Im tropisch-semihumiden<br />

und -humiden N- und NO-<br />

Australien spielen neben <strong>der</strong> genuinen australischen<br />

Flora Florenelemente malesisch-papuasischer<br />

Herkunft eine große Rolle. M eusel etc.<br />

stellen die nördlichen Teile deshalb sogar zur<br />

Paläotropis. An<strong>der</strong>erseits wurde diese Region<br />

bisher meist mit FRg 35 vereinigt; die von<br />

ScHMiTHüSEN (1968) durchgefuhrte Trennung ist<br />

aber gut begründet.<br />

35. Südostaustralische Florenregion. Dieses<br />

ebenfalls überwiegend humide Gebiet ist durch<br />

die Beimischung von holantarktischen Elemen­<br />

ten charakterisiert, <strong>der</strong>en Bedeutung von N nach<br />

S zunimmt und auf Tasmanien beson<strong>der</strong>s groß<br />

ist. Für diese Insel wurde daher auch schon ein<br />

Anschluß an die Holantarktis diskutiert; doch<br />

ist <strong>der</strong> australische Gesamtcharakter auch hier<br />

noch deutlich genug.<br />

VI. Holantarktisches Florenreich. Dieser Name<br />

wurde 1978 von T achtadzian nach dem Vorschlag<br />

SzAFERS (1952) für das bisher als „Antarktis“<br />

bezeichnete Florenreich eingeführt. Da das<br />

Florenreich sowohl den Kontinent Antarktis als<br />

auch die Antarktische Vegetationszone an Umfang<br />

weit übertrifft, konnte die Verwendung<br />

desselben Namen für so unterschiedliche Gebiete<br />

leicht zu Mißverständnissen führen, und<br />

so ist die Umbenennung berechtigt.<br />

Das südlich-extratropische Gürtelreich, neben<br />

dem praktisch pflanzenleeren Südkontinent nur<br />

den Südteil Südamerikas sowie einige Gruppen<br />

größerer und kleinerer Inseln umfassend, ist ein<br />

typisches Reliktgebiet. Sein unbezweifelbarer<br />

Zusammenhang ist nur historisch zu erklären;<br />

daß in früherer Zeit die eisfreie Antarktis die<br />

Verbindung zwischen den rezent disjunk-ten<br />

Teilen herstellte (S. 128,140), ist auch durch Fossilien<br />

belegt. Die Nordgrenze <strong>der</strong> Holantarktis<br />

gegen Neo- und Paläotropis ist bis heute umstritten;<br />

zu <strong>der</strong> hier gezogenen Abgrenzung vgl.<br />

bei den FRg.<br />

36. C hilenisch-Patagonische Florenregion.<br />

Von <strong>der</strong> Andenkette als Klimascheide durchzogen,<br />

ist diese Region ökologisch vielseitig: mit<br />

dem chilenisch-patagonischen Waldgebiet sowie<br />

den ostpatagonischen Steppen und Halbwüsten<br />

umfaßt sie Vegetationstypen von perhumidem<br />

bis aridem Charakter.<br />

Im hier umrissenen Umfang setzt sich die Region aus<br />

4 Untereinheiten (Provinzen) zusammen, <strong>der</strong>en Zuordnung<br />

bisher verschieden gehandhabt wurde: (a)<br />

Juan-Fernändez-Inseln, (b) Mittelchilenisches Hartlaubgebiet,<br />

(c) Südchilenisch-westpatagonisches<br />

Feuchtwaldgebiet mit Feuerland und den Falklandinseln,<br />

(d) Ostpatagonien, d. h. die Patagonische Provinz<br />

C abreras (1971; von ihm an seine „Andino-<br />

Patagonische Region“ angeschlossen). Mattick rechnet<br />

nur (c) zur Holantarktis, TACHXADiiAN 1979 (c) und<br />

(d) als „Patagonische“ FRg., ähnlich GOOD, dieser allerdings<br />

nur mit <strong>der</strong> Südhälfte von (c). Tachtad2ian<br />

1978 zieht die Grenze dann viel weiter nördlich (vgl.<br />

S. 95). Die Juan-Femändez-Inseln (a) werden meist<br />

als eigene FRg angesehen; doch sind die floristischen


Florenreiche und Sippenverbreitung 101'<br />

Ähnlichkeiten <strong>der</strong> mit Lorbeerwald bedeckten Inseln<br />

zu (c) groß genug, um sie hier mit einzuglie<strong>der</strong>n.<br />

37. Neuseeländische Florenregion. Umfaßt<br />

beide Hauptinseln sowie die Nachbargebiete bis<br />

zu den Kermadec- und den Antipoden-Inseln.<br />

ln Klima und Vegetation <strong>der</strong> FRg 36 ähnelnd<br />

(allerdings ohne echt aride Gebiete), zeigt sie<br />

auch in <strong>der</strong> Flora viele Parallelen. Trotzdem stellte<br />

Mattick nur den SW <strong>der</strong> Südinsel zur Holantarktis,<br />

den Rest zur Paläotropis (wohl aufgmnd<br />

<strong>der</strong> Küstenvegetation, die infolge <strong>der</strong> an<br />

<strong>der</strong> unmittelbaren Küste fehlenden Fröste vorwiegend<br />

aus tropischen Sippen besteht). Die<br />

meisten übrigen neueren Autoren sind sich über<br />

die Zugehörigkeit zur Holantarktis einig (nur<br />

M eusel etc. schließen sie ohne Angabe von<br />

Gründen an die Australis an).<br />

38. Antarktische Florenregion. Die hierher gehörende,<br />

weit verstreute Inselflur, von den nördlich<br />

von 40°S gelegenen Inseln Tristan da Cunha<br />

und Amsterdam südlich bis Südgeorgien, <strong>der</strong><br />

Macquarie-Insel und dem Nordzipfel des antarktischen<br />

Festlandes, enthält eine ziemlich<br />

gleichförmige, sehr artenarme Flora.<br />

2 Florenreiche und<br />

Sippenverbreitung<br />

Als Florenelemente, durch die sich die Florenreiche<br />

charakterisieren lassen, sind vor allem<br />

Familien geeignet (doch haben auch viele Gattungen<br />

und sogar manche Arten Areale von<br />

vergleichbarer Größe). Solche Charaktersippen<br />

sollten in ihrem Arealumriß möglichst gut mit<br />

<strong>der</strong> Umgrenzung des Florenreiches übereinstimmen,<br />

was natürlich nur selten <strong>der</strong> Fall ist. Gerade<br />

wenn die Übereinstimmung im ganzen groß<br />

ist, ist sehr oft an bestimmten Stellen ein Übergreifen<br />

auf Nachbargebiete zu bemerken; es<br />

handelt sich dann also um „weite Charakterelemente“<br />

(vgl. Abb. 25, S. 53). Die häufigsten<br />

Ursachen für solches Übergreifen sind zweierlei:<br />

bei tropischen Sippen bestehen sie darin,<br />

daß einzelne Vertreter eine etwas größere Frosthärte<br />

entwickelt haben und daher die Tropengrenze<br />

polwärts überschreiten können; bei extratropischen<br />

tritt eine (eigentlich nur scheinbare)<br />

Grenzüberschreitung dadurch ein, daß sie die<br />

temperierte o<strong>der</strong> alpine Stufe tropischer Gebirge<br />

besiedeln. Diese Aspekte dürfen bei <strong>der</strong> Beurteilung<br />

<strong>der</strong> floristischen Bindung eines Gesamtareals<br />

nicht unberücksichtigt bleiben.<br />

Tab. 25: Floristische Arealtypen höheren Ranges, erläutert anhand <strong>der</strong> räumlichen Lage <strong>der</strong> Florenreiche I-VI.<br />

I<br />

Holarktisch<br />

II<br />

Neotropisch<br />

IIIA<br />

Afrikanisch<br />

IIIB<br />

Indopazifisch<br />

IV<br />

Kapländisch<br />

V<br />

Australisch<br />

VI<br />

Holantarktisch<br />

I + II-H III-I- (IV) -t- V<br />

II-t IIIA -I-IIIB<br />

IIIA-t-IIIB<br />

II -t IIIA<br />

II-I-IIIB<br />

1 -t IV / V / VI<br />

(IV) -t (V) -I- (VI)<br />

VI<br />

Kosmopolitisch<br />

Pantropisch<br />

Paläotropisch<br />

Neotropisch-Afrikanisch<br />

Neotropisch-Indopazifisch<br />

Bipolar-Extratropisch<br />

Südlich-Extratropisch


102 Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />

Tab. 26: Verbreitungstypen wichtiger Pflanzenfamilien.<br />

Familien-Zahlen nach V ester 1940, Umfang <strong>der</strong> Familien nach Gattungen und Arten (abgesehen von <strong>der</strong><br />

Aufteilung <strong>der</strong> Leguminosen) nach Mabberley 1987 (es werden auch an<strong>der</strong>e Zahlen angegeben, vgl. z. B. S. 163).<br />

Floristischer Arealtyp Anzahl Familien Beispiele Gattungen/ Arten<br />

Kosmopolitisch 80 Compositae 1314/21000<br />

Orchidaceae 796/18000<br />

Gramineae 635/9000<br />

Papilionaceae 437/11300<br />

Euphorbiaceae 321/7950<br />

Liliaceae s. 1. 294/4500<br />

Labiatae 221/5600<br />

Scrophulariaceae 222/4450<br />

Boraginaceae 154/2500<br />

Catyophyllaceae 89/2070<br />

&<br />

Tropisch (nur tropische<br />

Florenreiche). Davon:<br />

81<br />

Pantropisch 38 Acanthaceae 346/4300<br />

Melastomataceae 215/4750<br />

Palmae 198/2650<br />

Gesneriaceae 146/2400<br />

Annonaceae 128/2050<br />

StercuHaceae 72/1500<br />

Mimosaceae 58/3100<br />

Zingiberaceae 53/1300<br />

Meliaceae 51/575<br />

Bombacaceae 30/250<br />

Combretaceae 20/500<br />

Lecythidaceae 20/280<br />

Piperaceae s. 1. 14/1940<br />

Begoniaceae 2/900<br />

Paläotropisch 25 Dipterocarpaceae 16/530<br />

Pandanaceae 3/675<br />

Salvadoraceae 3/11<br />

Sonneratiaceae 2/7<br />

Nepenthaceae 1/70<br />

Neotropisch 18 Cactaceae 130/1650<br />

Bromeliaceae 46/2110<br />

Loasaceae 15/260<br />

Cyclanthaceae 11/190<br />

Vochysiaceae 7/210<br />

In früherer Zeit hat man bei <strong>der</strong> Charakterisiemng von<br />

Florengebieten ganz beson<strong>der</strong>en Wert auf das Vorhandensein<br />

echter Endemiten gelegt, und auch heute wird<br />

<strong>der</strong>en Zahl oft noch als Kriterium für die Selbständigkeit<br />

eines Florengebietes benutzt (vgl. z. B. Tachta-<br />

DZIAN 1978). Diejenigen Familien, <strong>der</strong>en Verbreitung<br />

vollständig auf ein bestimmtes Florenreich beschränkt<br />

ist, haben aber nicht selten nur sehr kleine („endemitische“)<br />

Areale und sind damit für das Gesamtgebiet<br />

überhaupt nicht typisch. Echt endemische Sippen, die<br />

zugleich gute („enge“) Charakterelemente sind, sind<br />

auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Florenreiche eher selten. Häufiger<br />

sind sie, meist im Range von Gattungen, bei Florenregionen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e solchen, die in physiogeographischer<br />

Hinsicht gut abgegrenzt sind. Auf die Charakterelemente<br />

von Florenregionen kann hier jedoch<br />

nicht eingegangen werden.<br />

Von den Gefäßpflanzen-Familien sind etwa 30 %<br />

± auf ein bestimmtes Florenreich beschränkt (mit


Florenreiche und Sippenverbreitung 103<br />

Forts. Tab. 26: Verbreitungstypen wichtiger Pflanzenfamilien<br />

Floristischer Arealtyp Anzahl Familien Beispiele Gattungen/ Arten<br />

Extratropisch (kaum in<br />

tropischen FR). Davon:<br />

61<br />

Bipolar-Extratropisch 12 Umbdliferae 418/3100<br />

Cruciferae 390/3000<br />

Ericaceae 130/3350<br />

Rosaceae 107/3100<br />

Ranunculaceae 58/1750<br />

Fagaceae 7/1050<br />

Primulaceae 22/800<br />

Jm caceae 10/325<br />

Holarktisch 27 Betulaceae 6/150<br />

Juglandaceae 7/59<br />

Salicaceae 2/435<br />

Aceraceae 2/113<br />

Diapensiaceae 5/13<br />

Nyssaceae 3/8<br />

Paeoniaceae 2/34<br />

Platanaceae 1/6<br />

Vorwiegend südlichtemperiert;<br />

davon:<br />

25<br />

Südlich-Extratropisch 5 Proteaceae 75/1350<br />

Restionaceae 38/400<br />

Epacridaceae 31/400<br />

Cunoniaceae 24/340<br />

Stylidiaceae 5/170<br />

Holantarktisch 7 Misodendraceae 1/8<br />

Eucryphiaceae 1/5<br />

Aextoxicaceae 1/1<br />

Gomortegaceae 1/1<br />

Australisch 7 Goodeniaceae 16/430<br />

Xanthorrhoeaceae 9/60<br />

Casuarinaceae 4/70<br />

Tremandraceae 3/43<br />

Kapländisch 6 Bruniaceae 11/69<br />

Penaeaceae 7/21<br />

Achariaceae 3/4<br />

1 Grubbiaceae 1/3<br />

Arealgrößen vom endemitischen bis zum weiten<br />

Charakterelement). Die übrigen umfassen in ihrer<br />

Verbreitung mehrere bis alle Florenreiche. Auch<br />

die Areale solcher weitverbreiteten Sippen sind<br />

jedoch großenteils noch verschiedenen, definierten<br />

Arealtypen zuzuordnen. Eine Auflistung dieser<br />

globalen Verbreitungsmuster gibt Tab. 25.<br />

Eine Gesamtanalyse von Verbreitung und<br />

Arealgestalten sämtlicher Angiospermen-Familien<br />

lieferte V ester (1940). Zwar ist die Umgrenzung<br />

mancher seiner 302 Familien (heute werden<br />

350-420 unterschieden) inzwischen veraltet,<br />

und auch die Verbreitung ist bei vielen heute<br />

besser bekannt; doch gibt es keine neuere Zu-


104 Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />

Abb. 37: Kosmopolitische Elemente.<br />

Die Gramineen (1) sind die Familie mit <strong>der</strong> weitesten Verbreitung überhaupt; die Labiaten (2) zeigen ein<br />

Arealbild, das für viele weit verbreitete Familien gilt. Der kosmopolitische Farn Pteridium aquilinum (3) kommt<br />

zwar in allen Florenreichen vor, meidet aber als Waldpflanze die großen Trockengebiete und hat auch<br />

Verbreitungslücken (in S-Südamerika), die aktuell-ökologisch nicht erklärbar sind. - Nach Heywood 1982,<br />

M eusel etc. 1965f.<br />

sammenstellung von ähnlicher Vollständigkeit.<br />

V ester unterscheidet 12, meist noch weiter unterteilte<br />

Arealtypen, die jedoch physiogeographisch<br />

definiert sind (also geographische Arealtypen).<br />

Sein Material läßt sich aber leicht auch<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Bindung an Florenreiche auswerten;<br />

dabei ergibt sich, daß die Verbreitungsbil<strong>der</strong><br />

von fast 75 % seiner Familien sich den in<br />

Tab. 25 definierten floristischen Arealtypen zuordnen<br />

lassen (Tab. 26). Charakteristische Einzelbeispiele<br />

für diese (Florenelemente; auch solche<br />

unterhalb des Familienranges) werden im<br />

Folgenden anhand von Arealkarten besprochen.<br />

Kosmopolitische Elemente sind gewöhnlich<br />

definiert als Sippen, die in sämtlichen Florenreichen<br />

wesentliche Vorkommen haben (die<br />

Kapensis als kleinstes Reich kann fehlen). Wie<br />

Abb. 37 zeigt, kann <strong>der</strong> Gesamtumfang <strong>der</strong> Areale<br />

dabei noch recht unterschiedlich sein. Neben<br />

solchen, die die ganze klim atische Variationsbreite<br />

von arktisch bis antarktisch und humid<br />

bis arid umfassen (so die in Tab. 26 genannten<br />

Familien), gibt es auch viele, die auf bestimmte,<br />

ökologisch definierte Teilbereiche beschränkt<br />

sind. Zu den kosmopolitischen Gattungen<br />

gehören einerseits einige sehr große, vielgestaltige<br />

(so Euphorbia mit ca. 1600, Senecio s. 1.<br />

mit 1500 und Carex mit 1100 Arten), an<strong>der</strong>erseits<br />

eine Reihe von Wasserpflanzen und sonstigen<br />

ökologischen Spezialisten (z. B. Nymphaea,<br />

Typha, Lemna, Drosera). Die relativ wenigen<br />

kosmopolitischen Arten zeigen meist eine<br />

gewisse Variabilität und lassen sich daher auch<br />

in Kleinarten aufspalten (so Pteridium aquilinum<br />

s. 1. und Phragmites communis s. 1.).<br />

Pantropische Elemente. Hierher rechnen wir<br />

diejenigen Sippen, die in allen drei tropischen<br />

Zentren Bedeutung haben (Abb. 38). Dazu gehört<br />

die große Mehrzahl <strong>der</strong> wichtigen Familien<br />

tropischer Verbreitung, sowohl solche mit für


Florenreiche und Sippenverbreitung 105<br />

Abb, 38: Pantropische Elemente.<br />

Während die engtropischen Bombacaceen (2) ganz auf die Tropen beschränkt sind, gehen die weittropischen<br />

Palmen (1) bei<strong>der</strong>seits darüber hinaus in die Méridionale bzw, Australe Zone (allerdings überschreiten nur etwa<br />

15 <strong>der</strong> über 2600 Arten die Tropengrenze). Die eng-pantropische Gattung Parinari (3) umfaßt Bäume humi<strong>der</strong><br />

und subhumi<strong>der</strong> tropischer Wäl<strong>der</strong>. - Nach W alter etc. 1970, Heywood 1982, Prange etc. 1983.<br />

tropische Wäl<strong>der</strong> charakteristischen Gehölzen<br />

(z. B. M eliaceae, Simarouhaceae, Bom bacaceae,<br />

Pabnae), als auch überwiegend krautige Gruppen<br />

(Gesneriaceae, Melastomataceae, Maranlaceae).<br />

Bei allen tropischen Florenelementen kann<br />

man unterscheiden zwischen engtropischen, die<br />

praktisch auf die tropischen Florenreiche beschränkt<br />

sind (allerdings oft mit Einschluß von<br />

N-Australien), und weittropischen Sippen, die<br />

meist auf beiden Hemisphären mit einzelnen<br />

Vertretern wesentlich in die angrenzenden extratropischen<br />

Gebiete (Australe und Méridionale<br />

Zone, in Ausnahmefällen sogar in die Nemorale)<br />

übergreifen.<br />

Abb. 39: Tropische Familien unterschiedlicher Verbreitung.<br />

Neotropisch (weit): Bromeliaceae (1; mit 1 Art von > 2000 in W-Afrika); Paläotropisch (eng): Dipterocarpaceae (2;<br />

neuerdings einige reliktendemitische Arten in Venezuela und Ecuador entdeckt); Neotropisch-Indopazifisch<br />

(weit): Symplocaceae (3; je eine Art in O-Nordamerika und O-Asien bis in die Nemorale Zone vordringend);<br />

Neotropisch-Afrikanisch (eng): Velloziaceae (4). - Nach Vester 1940, Heywood 1982.


106 Floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />

^<br />

!<br />

"C ?....<br />

(j :<br />

-A,<br />

2 .<br />

1 u. 2 Fagaceae<br />

2 Nothofagus<br />

+ fossil<br />

3 Lythrum<br />

Abb. 40: Bipolar-Extratropische Elemente.<br />

Die bipolare Verbreitung <strong>der</strong> Fagaceen (1-F2) reicht bis in die Kreidezeit zurück. Die nordhemisphärischen<br />

Sippen (1: Quercus s. 1., Lithocarpus, Castanopsis, Castanea, Fagus) besiedeln die humiden und semihumiden<br />

Teile <strong>der</strong> Nemoralen und Meridionalen Zone und haben sich von hier aus in tropischen Gebirgen weit nach S<br />

ausgebreitet; die einzige südhemisphärische Gattung Nothofagus (2) ist ein holantarktisches Element, dessen<br />

südamerikanische und SW-pazifische Arealteile früher über den antarktischen Kontinent (Fossilfunde) verbunden<br />

waren (auch die Vorkommen auf Neukaledonien und Neuguinea dürften Splitter eines ehemals zusammenhängenden<br />

Gondwana-Areals sein). Die N-S-Disjunktion <strong>der</strong> Gattung Lythrum (3) könnte hingegen das<br />

Ergebnis von Fernverbreitung durch Zugvögel sein (das Indigenat in Südamerika ist umstritten). - Nach<br />

Strasburger etc. 1991, M eusel etc. 1965f, W alter etc. 1970.<br />

An<strong>der</strong>e tropische Elemente. Diejenigen tropischen<br />

Arealtypen, die nicht alle drei Zentren umfassen<br />

(Abb. 39), sind ganz überweigend durch<br />

Gattungen repräsentiert. Nur wenige <strong>der</strong> hierher<br />

gehörenden Familien (Tab. 26, S. 102) sind<br />

sehr artenreich, so die neotropischen Bromeliaceen<br />

und Cactaceen, und ebenso spielen auch<br />

nur wenige eine größere Rolle in Klimaxwäl<strong>der</strong>n,<br />

wie die paläotropischen Dipterocarpaceen.<br />

Extratropische Elemente. Während die tropische<br />

Bindung von Sippen einigermaßen gut an<br />

den Arealbil<strong>der</strong>n erkennbar ist, ist das bei den<br />

extratropischen nicht immer so einfach. Viele<br />

von ihnen haben auch einzelne Vertreter innerhalb<br />

<strong>der</strong> Tropen, entwe<strong>der</strong> in temperierten<br />

Gebirgslagen o<strong>der</strong> an Son<strong>der</strong>- und Extrem ­<br />

standorten; wo <strong>der</strong> wirkliche Schwerpunkt <strong>der</strong><br />

Verbreitung liegt, läßt sich oft nur durch Analyse<br />

<strong>der</strong> Verbreitung <strong>der</strong> gesamten Sippengarnitur<br />

ermitteln.<br />

Bipolar-extratropische Elem ente (Abb. 40).<br />

Eine Reihe von extratropischen Sippen kommen<br />

zu wesentlichen Teilen in den Extratropen bei<strong>der</strong><br />

Hemisphären vor, oft verbunden durch<br />

Zwischenfundorte in tropischen Gebirgen. Meist<br />

ist die „bipolare Disjunktion“ als Rest einer ehemals<br />

kosmopolitischen Verbreitung (durch Aussterben<br />

im tropischen Bereich) zu erklären. Doch<br />

gibt es auch Fälle, in denen eine Verbreitung<br />

ursprünglich holarktischer Sippen durch Zugvögel<br />

auf die Südhalbkugel wahrscheinlicher ist.


Florenreiche und Sippenverbreitung 107<br />

Abb. 41; Holarktische und Südlich-Extratropische Elemente.<br />

Von den beiden holarktischen Familien sind die Betulaceen (1) gesamtholarktisch, die Aceraceen (2) sind<br />

hingegen auf die Waldgebiete <strong>der</strong> Meridionalen und Nemoralen Zone beschränkt. Die zonale Südgrenze ist<br />

bei beiden fast identisch; in tropischen Gebirgen stoßen sie mit je 1 Art weit nach S vor, die eine (mit Ainus<br />

jorullensis s. 1.) in Amerika, die an<strong>der</strong>e (mit Acer niveum) in Malesien. Die allgemein südhemisphärischen<br />

Restionaceen (3) haben in den Arealteilen außerhalb <strong>der</strong> Kapensis und <strong>der</strong> Australis nur wenige Arten. Die<br />

beiden übrigen Sippen sind holantarktische Elemente (vgl. auch Nothofagus, Abb. 40.2), Eucryphia (4) als Waldbaum<br />

und Donatia (5) als Polsterpflanze antarktisch-alpiner Tundren. - Nach M eusel etc. 1965f., W alter<br />

etc.1970, Steenis etc. 1948f., Steenis etc.l963£<br />

Holarktische Elemente (Abb. 41). Bedingt durch<br />

die starke klimaökologische Differenzierung <strong>der</strong><br />

Holarktis in 4 Vegetationszonen zeigen auch die<br />

Areale holarktischer Familien (und Gattungen)<br />

eine entsprechende Staffelung. Näheres zu denjenigen,<br />

die als Elemente nur einer Zone anzusehen<br />

sind, vgl. bei <strong>der</strong> Besprechung dieser Zonen.<br />

Auch die weiter verbreiteten lassen sich noch unterglie<strong>der</strong>n<br />

in gesamtholarktische und solche, die<br />

in <strong>der</strong> Arktischen o<strong>der</strong> aber in <strong>der</strong> Arktischen und<br />

<strong>der</strong> Borealen Zone fehlen. Die Areale <strong>der</strong> meisten<br />

weitverbreiteten Familien und Gattungen<br />

zeigen Auslieger in den Tropen; beson<strong>der</strong>s auf<br />

<strong>der</strong> Andenkette, die einen ± durchgehenden Wan<strong>der</strong>weg<br />

von <strong>der</strong> Borealen bis in die Australe Zone<br />

bildet (Abb. 40.1, 41.1), können diese bis weit<br />

nach Südamerika reichen.<br />

Südlich-extratropische Elem ente (Abb. 41).<br />

Die größten Familien, die für die gesamten südlichen<br />

Extratropen typisch sind, sind Proteaceae<br />

und Restionaceae, beide mit Mannigfaltigkeitszentren<br />

sowohl in <strong>der</strong> Kapensis als auch in <strong>der</strong><br />

Australis. Für die einzelnen südlichen Florenreiche<br />

sind einige Gattungen viel charakteristischer<br />

als die meist reliktendemitischen und oft<br />

monotypischen Familien: so Erica und Pelargonium<br />

für die Kapensis, Eucalyptus für die Australis,<br />

Nothofagus, Acaena und Azorella für die<br />

Holantarktis. Holantarktische Elemente haben<br />

sich oft, ähnlich wie holarktische, entlang <strong>der</strong><br />

Gebirge weit in die Tropen ausgebreitet (so<br />

Euchsia in den Anden bis Mexiko).


B Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

Wie für die floristische, so hat E ngler auch für<br />

die vegetationskundliche Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Erde<br />

eine essentielle Grundlage geschaffen. In seiner<br />

Arbeit von 1882 beschreibt er 14 „physiologische<br />

Pflanzengruppen“ (vgl. Tab. 20, S. 8 6 ). Sowohl<br />

diese Bezeichnung als auch die Namen <strong>der</strong><br />

einzelnen Einheiten klingen z. T. heute etwas<br />

seltsam; es sind aber klar physiognomisch definierte,<br />

zum Teil zusätzlich durch ökologische<br />

Merkmale abgegrenzte Formationen. Ihr Vorkommen<br />

auf <strong>der</strong> Erde (als Klimaxforma-tionen,<br />

welcher Terminus seinerzeit allerdings we<strong>der</strong> als<br />

Wort noch als Begriff existierte) wird auf einer<br />

farbigen Karte dargestellt. Mo<strong>der</strong>ner anmutende<br />

Namen erhielten E nglers Einheiten dann als<br />

„Formationstypen“ bei Schimper (1898, ebenfalls<br />

mit Verbreitungskarte); Ausgangspunkt für<br />

die heute üblichen Klassifizierungen (S. 57) wurde<br />

die Bearbeitung von B rockmann-Jerosch &<br />

Rübel (1912), die 14 For-mationsklassen unterscheiden<br />

(mit festgelegten lateinischen und deutschen<br />

Namen), welche noch weiter in Formationsgruppen<br />

unterteilt werden.<br />

E nglers Karte ist die erste klar konzipierte<br />

Verbreitungskarte von Vegetationstypen. Sie<br />

beschränkt sich aber auf <strong>der</strong>en kartographische<br />

Darstellung und enthält keine Benennung von<br />

Vegetationsgebieten. Ein mo<strong>der</strong>nes Konzept<br />

solcher pflanzengeographischer Einheiten entwickelt<br />

zu haben, ist das Verdienst D rudes, <strong>der</strong><br />

1886 eine Glie<strong>der</strong>ung in 6 Vegetationszonen<br />

vorschlägt (Tab. 27, S. 112). Es handelt sich um<br />

thermische Zonen, die nach dem Wärmeklima<br />

benannt sind, <strong>der</strong>en Abgrenzungen aber eindeutig<br />

nach <strong>der</strong> Vegetation erfolgen. Jede dieser thermischen<br />

Zonen umfaßt Gebiete mit unterschiedlichen,<br />

meist hygrisch bedingten (Klimax-) Formationen.<br />

Dieses Glie<strong>der</strong>ungsprinzip ist als das<br />

logischste anzusehen; es liegt daher auch den<br />

meisten späteren Glie<strong>der</strong>ungen zugrunde.<br />

Eine neuere Klassifizierung, die davon stärker abweicht,<br />

ist die von WALTER. Während er in seinen älteren<br />

Arbeiten (z. B. 1968) meist, ähnlich wie Engler<br />

und Schimper, nur die Idimabedingte Verbreitung <strong>der</strong><br />

von ihm unterschiedenen 9-11 Formationen darstellt<br />

(wobei gelegentlich, aber nicht durchgehend, auch von<br />

Zonen die Rede ist), benutzt W alter neuerdings (Walter<br />

1976, Walter etc. 1983ff) eine ganz neue Terminologie.<br />

Sie basiert auf dem Begriff „Biom“ und erhebt<br />

den Anspmch, nicht mehr pflanzengeographisch.<br />

son<strong>der</strong>n universell biogeographisch zu sein (d. h. neben<br />

den Pflanzen sollen theoretisch auch die übrigen<br />

Lebewesen, Tiere und Mikroorganismen, für die Glie<strong>der</strong>ung<br />

Bedeutung haben). Es werden 9 „Zonobiome“<br />

unterschieden, die allerdings nichts an<strong>der</strong>es sind als<br />

die Klimaxgebiete <strong>der</strong> vorgenannten Formationen. Daneben<br />

gibt es „Pedobiome“, das sind durch spezielle<br />

(vom Durchschnittsstandort stark abweichende) Bodenverhältnisse<br />

bedingte Vegetationstypen, sowie<br />

„Orobiome“, d. h. Gebirge, die infolge thermischer<br />

Höhenstufung unterschiedliche Klimaxformationen<br />

beherbergen. Es fällt dabei auf, daß diese drei Grundeinheiten<br />

ganz verschiedenen Begriffsebenen angehören:<br />

die Zonobiome sind biogeographische, die Pedobiome<br />

biologische und die Orobiome physiogeographische<br />

Einheiten. Insofern (und auch in manch an<strong>der</strong>er<br />

Hinsicht) hat dieses System mehr Verwirrung als<br />

Klarheit gebracht und ist kaum als Fortschritt anzusehen.<br />

Im vorliegenden Text schließen wir uns dem<br />

DRUDEschen Konzept an; die hier benutzte Glie<strong>der</strong>ung<br />

(SCHROEDER 1983) ist eine mo<strong>der</strong>ne Bearbeitung<br />

davon. Grundsatz ist die getrennte<br />

Analyse <strong>der</strong> Wirkungen <strong>der</strong> beiden grandlegenden<br />

Klimakomponenten, Wärme und Feuchtigkeit,<br />

wodurch die komplexe Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Vegetation <strong>der</strong> Erde leichter überschaubar wird<br />

(Abb. 42).<br />

Dabei ist <strong>der</strong> thermische Faktor <strong>der</strong> übergeordnete<br />

(vgl. S. 7). Er wird durch die geographische<br />

Breite bestimmt: vom Äquator zu den Polen<br />

än<strong>der</strong>t sich die Temperatur von immer warm<br />

zu immer kalt. Dieser Gradient wird durch<br />

geomorphologische Faktoren (Verteilung von<br />

Land und Meer, Gebirge) nur modifiziert; durch<br />

edaphische Faktoren läßt sich ungünstiges<br />

Wärmeklima nicht wesentlich verbessern. Etwa<br />

breitenparallele, thermisch bedingte Zonen bilden<br />

daher die Grundlage <strong>der</strong> Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Erde.<br />

Die hygrischen Verhältnisse sind ± unabhängig<br />

von <strong>der</strong> Breitenlage: in den meisten thermischen<br />

Zonen gibt es eine hygrisch bedingte Unterglie<strong>der</strong>ung<br />

von dauernd feucht zu dauernd<br />

trocken. Ungünstige hygrische Verhältnisse können<br />

jedoch durch edaphische Faktoren ausgeglichen<br />

werden (z. B. Wasserzufuhr durch Flüsse<br />

aus klimatisch feuchteren Gebieten). Der Vegetationstyp<br />

des dauerfeuchten (humiden) Teils<br />

<strong>der</strong> jeweiligen thermischen Zone, die thermische<br />

Klimax, ist daher auch in den nicht-humiden<br />

Teilen möglich und für die Abgrenzung verwendbar.<br />

Um die rein thermische Zonierung vom<br />

Äquator zu den Polen zu ermitteln, müssen also


Die thermischen Vegetationszonen 109<br />

1<br />

immer<br />

kalt<br />

KALTEWUSTE<br />

NICHTWALD-VEGETATION<br />

CO sZJ<br />

a>


110 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

f' -'i- -<br />

i-î<br />

nebeneinan<strong>der</strong> folgende Än<strong>der</strong>ungen im Temperaturklima<br />

ein, die zu Beeinträchtigungen des<br />

Pflanzenlebens fuhren können:<br />

(1)<br />

(2)<br />

(3)<br />

(4)<br />

Das Jahresmittel nimmt ab.<br />

Die Monatsmittel werden unterschiedlich,<br />

es kommt zu einer Abstufung vom wärmsten<br />

zum kältesten Monat.<br />

Das Mittel des kältesten Monats sinkt in<br />

einen Bereich, in dem keine volle Photosynthese<br />

mehr möglich ist; dadurch entsteht<br />

eine relative Wachstums-Ruhezeit, d. h. ein<br />

W inter im ökologischen Sinne. Weitere<br />

Temperaturabnahme - auch im Sinne von<br />

(4) - fuhrt dazu, daß <strong>der</strong> Winter zur absoluten<br />

Ruhezeit und die Wachstumsperiode<br />

(Sommer) auf die Hälfte des Jahres o<strong>der</strong><br />

weniger beschränkt wird.<br />

Es treten Temperatur-Minima unter dem<br />

Gefrierpunkt auf, wodurch das Vorkommen<br />

nicht frostharter Sippen unmöglich wird.<br />

Weiteres Sinken <strong>der</strong> Minima bewirkt eine<br />

immer schärfere Auslese unter den verbleibenden<br />

Sippen und Lebensformen nach<br />

ihrer Frosthärte.<br />

(5) Das Mittel des wärmsten Monats sinkt so<br />

weit ab, daß auch im Sommer die Photosynthese<br />

nicht mehr optimal stattfinden<br />

kann und schließlich völlig unmöglich wird.<br />

Welche dieser Gradienten bewirken nun wo<br />

welche Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> klimatischen Klimaxvegetation?<br />

Wie die folgende Änalyse zeigt, sind<br />

allein zwei von ihnen für die globale Glie<strong>der</strong>ung<br />

maßgebend: die absoluten Temperaturminima<br />

und die Periode mit Temperaturen im<br />

Bereich <strong>der</strong> optimalen Photosynthese (= Länge<br />

und Qualität des Sommers). Das heißt, die global<br />

wichtigen Vegetationsgrenzen sind teils<br />

durch das Auftreten letaler Frosttemperaturen<br />

bedingt (die näher zum Äquator gelegenen), teils<br />

durch die Abnahme <strong>der</strong> photosynthetischen<br />

Produktivität (die polnäheren). Sie erlauben die<br />

Unterscheidung <strong>der</strong> folgenden rein thermisch<br />

bedingten Vegetationszonen (Abb. 43; vgl. Tab.<br />

28, S. 113). (Die zwischen diesen vermittelnden<br />

Ubergangssäume [Ökotone] werden hier bewußt<br />

vernachlässigt, da es auf die Darstellung<br />

des Typischen ankommt.)<br />

Ä ..A -yät.<br />

Abb. 43: Thermische Vegetationszonen.


Die thermischen Vegetationszonen 111<br />

Im klimatisch günstigsten Vegetationsgebiet,<br />

den feuchten inneren Tropen, ist die Klimaxvegetation<br />

immergrüner Laubwald, <strong>der</strong> sog. Tropische<br />

Regenwald (S. 148). Diese thermische<br />

Klimax reicht vom Äquator weit in Gebiete mit<br />

erheblichen Unterschieden (bis zu 10 °C) zwischen<br />

wärmstem und kältestem Monat. Irgendwo<br />

jenseits des 20. Breitengrades (etwa bei 23°N<br />

in China, 28°N in O-Indien, 27°N in Florida,<br />

25°S in O-Australien) treten jedoch deutliche<br />

Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Vegetation auf. Zwar bleibt<br />

<strong>der</strong> Wald immergrün, aber seine floristische<br />

Zusammensetzung wird stark abgewandelt. Viele<br />

Familien und Gattungen erreichen ihre polare<br />

Ärealgrenze, so daß die Artenvielfalt erheblich<br />

abnimmt. An<strong>der</strong>erseits treten eine Reihe von<br />

Sippen extratropischer Verwandtschaft neu auf<br />

(einschließlich <strong>der</strong> Koniferen, die im Tropischen<br />

Regenwald weitgehend fehlen) und werden bald<br />

(mit-) dominierend. Der klimatische Hintergmnd<br />

dieses Wandels ist leicht zu finden: es ist<br />

die Isotherme <strong>der</strong> absoluten Minima von 0 °C,<br />

d. h. die Frostgrenze. Mit dem Auftreten von<br />

Frösten endet <strong>der</strong> Tropische Regenwald und wird<br />

durch extratropische (temperierte) Vegetation<br />

ersetzt. So läßt sich die T ropische Vegetationszone<br />

als das Gebiet zwischen <strong>der</strong> nördlichen<br />

und <strong>der</strong> südlichen Frostgrenze definieren.<br />

An dieser Grenze beginnt also das Klimaxgebiet<br />

<strong>der</strong> temperierten Wäl<strong>der</strong>. Es erstreckt sich<br />

bis an die polare Waldgrenze, die in Breitenlagen<br />

von etwa 55-70°N bzw. 40-55°S erreicht<br />

wird. Diese Grenze ist auf beiden Hemisphären<br />

durch die Sommerlänge bedingt: sie läuft ±<br />

parallel mit <strong>der</strong> -1-10 °C-Isotherme des wärmsten<br />

Monats. Wo das Temperaturmittel des wärmsten<br />

Monats unter diese Marke sinkt, wird die<br />

Nettoproduktion so reduziert, daß sie für den<br />

Aufbau von Bäumen nicht mehr ausreicht, und<br />

<strong>der</strong> Wald wird durch Grasland (i. w. S.) ersetzt<br />

(das an den extremsten, polnächsten Stellen in<br />

eine Kältewüste übergehen kann). Die beiden<br />

Gebiete, wo polares Grasland, die Tundra, die<br />

thermische Klimax ist, sind die Arktische und<br />

die Antarktische Vegetationszone.<br />

Der breite temperierte Waldgürtel zwischen<br />

den Tropen und den beiden Polarzonen ist noch<br />

nicht homogen. Auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel besteht<br />

er aus 3 deutlich verschiedenen Zonen. Der südlichste,<br />

an die Tropen angrenzende Teil, mit<br />

temperiertem immergrünem Laubwald - meist<br />

als Lorbeerwald bezeichnet - als thermischer<br />

Klimax, bildet die M éridionale Vegetationszone.<br />

Weiter nördlich wird <strong>der</strong> immergrüne<br />

durch laubwerfenden Wald ersetzt, den Sommergrünen<br />

Laubwald o<strong>der</strong> Sommerwald, als<br />

thermische Klimax <strong>der</strong> N em oralen Vegetationszone.<br />

Wie <strong>der</strong> weltweite Vergleich zeigt,<br />

ist dieser Übergang - ebenso wie <strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />

Tropischen zur Meridionalen Zone - durch die<br />

Temperaturminima bedingt: wo die Temperaturen<br />

regelmäßig unter -1 0 °C sinken, werden<br />

die Blätter <strong>der</strong> meisten Angiospermen-Bäume<br />

durch den Frost geschädigt, so daß die Vermeidungsstrategie<br />

des Laubabwurfes vorteilhafter<br />

wird. Noch weiter nördlich geht <strong>der</strong> Sommerwald<br />

schließlich in immergrünen Nadelwald, die<br />

Dunkle Taiga, über, die thermische Klimax <strong>der</strong><br />

Borealen Vegetationszone. Hier ist <strong>der</strong> Wechsel<br />

durch die Länge (bzw. Kürze) des Sommers<br />

bedingt: die Grenze liegt etwa da, wo die Zeit<br />

mit einem Temperaturmittel über -f-10 °C unter<br />

4 Monate sinkt. Von hier an ist die immergrüne<br />

Lebensform <strong>der</strong> Koniferen konkurrenzüberlegen;<br />

für die sommergrünen Bäume, die<br />

jedes Jahr ihren ganzen Photosyntheseapparat<br />

neu aufbauen müssen, ist <strong>der</strong> Produktionsertrag<br />

des kurzen Sommers zu gering. Allmählich an<br />

Höhe und Dichte abnehmend, reicht die Taiga<br />

bis an die arktische Waldgrenze.<br />

Im Gegensatz zur nördlichen zeigt die südliche<br />

Hemisphäre keine vergleichbare Differenzierung.<br />

Wie im südlichen Südamerika deutlich<br />

wird, reicht hier <strong>der</strong> temperierte immergrüne<br />

Lorbeerwald nach S bis an die antarktische Waldgrenze,<br />

und es gibt keine Gebiete mit an<strong>der</strong>er<br />

thermischer Klimax wie die Nemorale und<br />

Boreale Zone. So bildet <strong>der</strong> gesamte temperierte<br />

Teil <strong>der</strong> Südhalbkugel nur eine einzige Klimaxzone,<br />

die Australe Vegetationszone. Grund<br />

für diese Asymmetrie zwischen Nord und Süd<br />

ist die extreme Ozeanität <strong>der</strong> südlichen temperierten<br />

Zone. Sie verhin<strong>der</strong>t fast überall das Auftreten<br />

starker Fröste unter -1 0 °C, die in den<br />

höheren Breiten <strong>der</strong> Nordhalbkugel zur Ausschaltung<br />

<strong>der</strong> immergrünen Laubhölzer führen.<br />

Insgesamt sind auf <strong>der</strong> Erde also 7 thermische<br />

Vegetationszonen zu unterscheiden: die 2<br />

Polarzonen jenseits <strong>der</strong> nördlichen und südlichen<br />

Waldgrenze, die Tropische Zone und 4<br />

extratropische (temperierte) Waldzonen. Ihre<br />

Namen und Charakteristika sind in Tab. 28<br />

nochmals, in <strong>der</strong> Reihenfolge von N nach S,<br />

zusammengestellt.


112 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

Tab. 27: Die hier unterschiedenen Vegetationszonen im Vergleich zu einigen früheren Glie<strong>der</strong>ungen.<br />

Thermische Zonen DRUDE 1890<br />

REGEL 1950<br />

SJÖRS 1963<br />

SAFRO NO VA 1964<br />

(Atlas Mira)<br />

M EUSEL<br />

& a !.1 9 6 5<br />

HOLUB &<br />

JIR ASEK 1967<br />

HÄMET-AHTI<br />

&al.1974<br />

M<br />

Supraseptentrional<br />

Nemoral<br />

Boreo-Subtropisch<br />

Nemoral ^<br />

7<br />

Nemoral *<br />

Subtropisch *<br />

(Subtropiöeskij)<br />

Temperat<br />

Submeridional<br />

Meridional<br />

Q. Infra-<br />

Co septentrional<br />

Temperat<br />

Tropisch<br />

Tropisch<br />

Tropisch*<br />

Nahetropisch*<br />

(Podtropiäeskij)<br />

Boreosubtropisch<br />

Tropisch<br />

Austrosubtropisch<br />

Supratropisch<br />

Äquatorial<br />

Infratropisch<br />

Austrosubtropisch<br />

Subantarktisch- *<br />

nemoral<br />

Austral<br />

Antarktisch<br />

Subantarktischtundrisch<br />

Lage d er Abgrenzungen in den älteren Glie<strong>der</strong>ungen ;<br />

- ± übereinstim m end - stärker abweichend<br />

* Name bezieht sich nur au f die bewaldeten Teile <strong>der</strong> Zone<br />

Da Namen und Umgrenzungen <strong>der</strong> Vegetationszonen<br />

in <strong>der</strong> Literatur variieren, werden in Tab. 27 die Auffassungen<br />

verschiedener wichtiger Autoren vorgeführt.<br />

Wie man sieht, wurden 4 <strong>der</strong> hier unterschiedenen<br />

Zonen schon von D rude in ähnlicher Form Umrissen.<br />

Die größten Differenzen zeigen sich bei den<br />

Namen <strong>der</strong> 3 nördlich-temperierten Zonen: „boreal“<br />

wird erst seit Regel allgemeiner im heutigen Sinne<br />

benutzt; auf diesen geht auch „nemoral“ zurück, das<br />

aber erst durch SjöRS und W alter bekannter wurde<br />

und auch heute noch nicht allgemein akzeptiert ist;<br />

„meridional“ wurde durch M eusel etc. propagiert.<br />

Manche <strong>der</strong> neueren Autoren neigen zu einer stärkeren,<br />

durch die globale Vegetationsglie<strong>der</strong>ung aber<br />

nicht gedeckten Aufteilung. Hierzu gehört auch M eusel,<br />

dessen zwar floristisch deklarierte, aber eigentlich<br />

vegetationskundliche Einteilung (vgl. S. 53, Abb. 26)<br />

im deutschen Sprachraum viel benutzt wird und deshalb<br />

einer kritischen Betrachtung bedarf Seine Aufteilung<br />

<strong>der</strong> Nemoralen Zone (auf die <strong>der</strong> Tropischen<br />

sei hier nicht eingegangen) in eine „Temperate“ und<br />

eine „Submeridionale“ Einheit ist in doppelter Hinsicht<br />

unbefriedigend. Wie schon angedeutet, ist die<br />

Grenze zwischen beiden nur in Europa in Vegetation<br />

und Flora tatsächlich wie<strong>der</strong>zufinden, und hier ist sie<br />

in Wirklichkeit weniger eine thermische als eher eine<br />

hygrische Grenze; in Ostasien und vor allem in Nordamerika<br />

ist sie eine rein willkürlich gezogene Linie,<br />

die einheitliche Floren- und Vegetationsgebiete zertrennt.<br />

Beson<strong>der</strong>s unglücklich ist aber die Benennung<br />

„temperat“ für die nördliche Hälfte: dieser Begriff wird<br />

hier in einem eingeengten Sinne benutzt, <strong>der</strong> vom<br />

allgemein üblichen Sprachgebrauch abweicht, denn<br />

sowohl im Deutschen wie in an<strong>der</strong>en Sprachen bezieht<br />

sich das Wort „temperiert“, „temperate“, „tempere“<br />

usw. gewöhnlich auf die gesamte gemäßigte Zone<br />

zwischen Tropen und Polargebiet.<br />

2 Hygrische Unterglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

thermischen Zonen<br />

Außer in den beiden Polarzonen, in denen<br />

hygrische Unterschiede keine Rolle spielen, gibt<br />

es in fast allen thermischen Zonen einen hygrischen<br />

Gradienten von dauernd feuchten bis<br />

zu dauernd trockenen Bedingungen. Entlang<br />

diesem Gradienten wird <strong>der</strong> thermische Klimaxwald<br />

zunächst in floristischer bzw. physiognomischer<br />

Hinsicht modifiziert, dann durch an<strong>der</strong>e<br />

(Nichtwald-) Formationen und schließlich<br />

durch Wüste ersetzt (Abb. 42, Tab. 28). Dementsprechend<br />

bestehen die 5 nichtpolaren<br />

Vegetationszonen jeweils aus hygrischen Untereinheiten,<br />

die man formal den folgenden 4,<br />

durch den Vegetationscharakter definierten<br />

Humiditätsgraden zuordnen kann:<br />

• Humid: Feuchtigkeit für den thermischen<br />

Klimaxwald ausreichend.<br />

• Semihumid; klimatische Klimax ebenfalls<br />

geschlossener Wald, aber in <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />

und/o<strong>der</strong> Physiognomie von <strong>der</strong><br />

thermischen Klimax deutlich abweichend.<br />

• Semiarid: jenseits <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze,<br />

aber Vegetationsdecke noch ± geschlossen<br />

(Offenwald, Busch o<strong>der</strong> Grasland).


Hygrische Unterglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> thermischen Zonen 113<br />

• Arid: ohne geschlossene Vegetationsdecke<br />

(Halb- und Vollwüste).<br />

Im Gegensatz zu den thermischen Vegetationsgrenzen,<br />

die sich mit einfachen Klimadaten verknüpfen<br />

lassen, ist das bei den hygrischen nicht<br />

möglich, da <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Humidität bzw. Aridität<br />

durch die Kombination <strong>der</strong> drei Merkmale<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsmenge, -Verteilung und Temperatur<br />

bedingt ist. Da semihumide und semiaride<br />

Klimate meist periodisch sind (solche ohne Periodizität<br />

sind zumindest rezent selten), ist außerdem<br />

wichtig, wie die Regenzeit ggf mit thermischen<br />

Jahreszeiten zusammenfallt. Im folgenden<br />

wird die hygrische Differenzierung für die<br />

einzelnen thermischen Zonen getrennt besprochen<br />

(vgl. auch die farbige Vegetationskarte im<br />

Anhang).<br />

a<br />

Tropische Zone<br />

Im Gegensatz zu allen an<strong>der</strong>en Zonen beherbergen<br />

die semihumiden Gebiete <strong>der</strong> Tropen<br />

eine sowohl in den Lebensformen als auch im<br />

Sippenbestand eigenständige Waldformation:<br />

<strong>der</strong> Tropische Regenwald wird hier durch einen<br />

wechselgrünen Laubwald ersetzt, den Regengrünen<br />

Wald. Entsprechend seinem tropophytischen<br />

Charakter ist dieser um so reiner ausgebildet,<br />

je schärfer <strong>der</strong> Gegensatz zwischen Regen-<br />

und Trockenzeit ist. Die laubwerfenden<br />

Bäume des Regengrünen Waldes ähneln physiognomisch<br />

oft denen des nemoralen Sommerwaldes,<br />

gehören aber meist abweichenden Sippen<br />

an; wahrscheinlich sind die beiden Typen<br />

laubwerfen<strong>der</strong> Angiospermen unabhängig voneinan<strong>der</strong><br />

entstanden (vgl. S. 141). W ie im<br />

Sommerwald erlaubt das beson<strong>der</strong>e Lichtklima<br />

eine tropophytische Krautschicht. Diese vertrocknet<br />

zum Ende <strong>der</strong> Vegetationsperiode und<br />

führt zusammen mit <strong>der</strong> Laubstreu in <strong>der</strong> Trokkenzeit<br />

zu starker Brandgefährdung. Wo das regionale<br />

Klima zur Ausbildung von Trockengewittern<br />

neigt, kann <strong>der</strong> klimatische Klimaxwald<br />

durch Brände geschädigt und im Extremfall<br />

schließlich durch Grasland (Savanne) ersetzt<br />

werden; verstärkt und modifiziert wird die<br />

Brandwirkung mancherorts (vor allem in Afrika)<br />

durch den Einfluß von Großwildherden. Da<br />

dieselben Wirkungen auch durch die Tätigkeit<br />

des Menschen und seines Weideviehes hervor-<br />

Tab. 28: Die thermischen Vegetationszonen <strong>der</strong> Erde mit Humiditätsgraden und klimatischen Klimaxformationen.<br />

Humid itätsgrade Humid Semihumid Semiarid Arid<br />

Thermische Zonen<br />

m it K l i m a g r e n z w e r t e n ^<br />

Sommerregen Winterregen Sommerregen Winterregen<br />

Arktisch<br />

Tundra<br />

W a ld g re n z e : th e r m is c h<br />

— — —<br />

Boreai Dunkle Taiga Helle Taiga — : — — —<br />

Nemoral<br />

Meridional<br />

Sommergrüner Laubwald<br />

, Lorbeerwald<br />

Lorbeerwald ' mit Sommer- und<br />

, Regengrünen<br />

Nemoraler<br />

Nadelwald<br />

Hartlaubwald<br />

5 Steppe<br />

'S.<br />

&<br />

Trockengehölze,<br />

Steppe<br />

Memórale<br />

Trockengehölze<br />

Memórale<br />

Wüste<br />

Tropisch<br />

Tropischer<br />

Regenwald<br />

Regengrüner Wald<br />

(Savannen als Feuero<strong>der</strong><br />

biotische Klimax)<br />

Eurytropische 1 "rockengehölze<br />

(Offenwald, Tockenbusch)<br />

Eurytropische<br />

Wüste<br />

Austral<br />

Lorbeerwald<br />

Lorbeerwald<br />

mit Regengrünen<br />

Hartlaubwald<br />

—<br />

Pampa,<br />

Ttockengehölze<br />

Antarktisch<br />

Tundra<br />

th e rm is c h<br />

— — — —


114 V egetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

gerufen werden können, ist es eine <strong>der</strong> umstrittensten<br />

vegetationskundlichen Fragen, wo dieser<br />

Vegetationstyp natürlich ist (als Feuer- bzw.<br />

biotische Klimax) und wo nicht (als anthropogene<br />

Klimax). Ist <strong>der</strong> Gegensatz Regenzeit/Trokkenzeit<br />

stärker verwischt (z. B. durch Ausbildung<br />

mehrerer kürzerer Regenzeiten), so kann <strong>der</strong><br />

Wald auch im semihumiden Bereich einen größeren<br />

Anteil an Immergrünen enthalten und ähnelt<br />

dann mehr dem extratropischen Hartlaubwald<br />

(s. unten). Sonst gibt es Vorkommen immergrünen<br />

Waldes im Grundwasserbereich dauernd<br />

fließen<strong>der</strong> Flüsse; sie bleiben als „Galeriewäl<strong>der</strong>“<br />

auch in Savannengebieten erhalten,<br />

soweit sie wegen des Fehlens vertrockneten<br />

Unterwuchses von Bränden verschont werden.<br />

Jenseits <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze, in den<br />

semiariden Gebieten, setzt sich die Vegetation<br />

aus einer Fülle verschiedenartiger Lebensformen<br />

zusammen. Physiognomisch dominieren Holzgewächse,<br />

so Kleinbäume o<strong>der</strong> Sträucher mit<br />

immergrüner o<strong>der</strong> regengrüner Belaubung, auch<br />

solche von extrem xeromorphem (oft dornigem)<br />

o<strong>der</strong> sukkulentem Bau sowie xeromorphe Klein-<br />

Schopfbäume; hinzu kommen Klein- und Zwergsträucher<br />

ähnlicher Bautypen, xeromorphe Gräser<br />

und Stauden, Geophyten und Therophyten.<br />

Welche <strong>der</strong> Gehölz-Lebensformen die Vegetation<br />

beherrschen, hängt sowohl vom speziellen<br />

Klimacharakter ab (Menge, Verteilung und Ausmaß<br />

<strong>der</strong> jährlichen Schwankungen des Nie<strong>der</strong>schlages)<br />

als auch von den Bodenverhältnissen,<br />

die unter so extremem Klima für die Physiognomie<br />

genau so bestimmend sein können wie das<br />

Klima selbst. So zeigt die klimatische Klimaxvegetation<br />

viele Abwandlungen, die aber im globalen<br />

Rahmen nicht kartierbar sind; sie werden<br />

daher als Formation <strong>der</strong> Trockengehölze zusammengefaßt.<br />

Die Brandgefährdung ist auch<br />

hier erheblich, aber nicht so stark wie im Regengrünen<br />

Wald.<br />

In den ariden Gebieten bleiben von den Lebensformen<br />

<strong>der</strong> semiariden nur die niedrigwüchsigen<br />

übrig. Sie bilden eine offene Halbwüsten-Vegetation,<br />

die unter extremsten (perariden)<br />

Bedingungen, in den Vollw üsten,<br />

schließlich nur noch auf den edaphisch günstigsten<br />

Lagen auftritt.<br />

b<br />

Méridionale und Australe Zone<br />

Diese beiden Zonen werden zusammen behandelt,<br />

denn sie haben nicht nur dieselbe thermische<br />

Klimax (den Lorbeerwald), son<strong>der</strong>n auch<br />

eine ± identische Vegetationsabfolge entlang<br />

dem Feuchtegradienten. Sie werden oft als „subtropische“<br />

Zonen zusammengefaßt. Dieser Terminus<br />

hat jedoch so viele unterschiedliche Bedeutungen,<br />

daß er - zumindest in vegetationskundlicher<br />

Hinsicht - kaum einen definierten<br />

Aussagewert besitzt; wir ersetzen ihn deshalb<br />

durch „peritropisch“, wenn eine gemeinsame<br />

Benennung benötigt wird. Wie in allen extratropischen<br />

Zonen, müssen die semihumiden<br />

Gebiete hier differenziert werden in solche mit<br />

Sommerregen und solche mit Winterregen. In<br />

Sommerregengebieten fällt die hygrisch günstige<br />

mit <strong>der</strong> thermisch günstigen Jahreszeit zusammen,<br />

wodurch <strong>der</strong> Unterschied Sommer/<br />

Winter verstärkt wird; das begünstigt das Auftreten<br />

tropophytischer Lebensformen. Für Winterregengebiete<br />

gilt das Umgekehrte.<br />

Die meisten semihumiden Teile bei<strong>der</strong> Zonen<br />

haben W interregen. Sie tragen einen modifizierten<br />

Lorbeerwald, <strong>der</strong> wegen seines anscheinend<br />

erhöhten Anteils an Sippen mit harten,<br />

skleromorphen Blättern traditionell als<br />

Hartlaubwald bezeichnet wird. In den beiden<br />

m eridionalen W interregengebieten ist <strong>der</strong><br />

Sippenbestand dieser klimatischen Klimax ±<br />

eine trockenresistente Auslese aus <strong>der</strong> nordhemisphärischen<br />

Lorbeerwaldflora; die Flora <strong>der</strong><br />

australen Hartlaubwaldgebiete ist dagegen viel<br />

eigenständiger. Auf edaphischen Extremstandorten<br />

können Koniferen eine große Rolle spielen.<br />

Bereiche mit Sommerregen sind demgegenüber<br />

unbedeutend. Ihre Vegetation zeigt meist<br />

eine Mischung aus Gehölzen des Lorbeerwaldes<br />

mit nemoralen Sommergrünen und/o<strong>der</strong> tropischen<br />

Regengrünen, läßt sich also als Ökoton<br />

zwischen den betreffenden Klimaxgebieten auffassen.<br />

In semiariden Gebieten mit Sommerregen<br />

können auf beson<strong>der</strong>s hierzu geeigneten Böden<br />

Formationen aus hochwüchsigen Gräsern auftreten,<br />

die den nemoralen Steppen (S. 115) ähneln;<br />

nach dem Gebiet ihrer Hauptverbreitung<br />

kann man sie als Pampa bezeichnen. Sonst, vor<br />

allem wo W interregen vorherrscht, ähnelt das<br />

Vegetationsmosaik sehr dem <strong>der</strong> Trockengehölze<br />

in den semiariden Tropen. Es treten


Hygrische Unterglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> thermischen Zonen 115<br />

die gleichen Lebensformen auf, und auch die<br />

Flora enthält oft noch viele Sippen tropischer<br />

Verwandtschaft. Dasselbe gilt auch für die W ü­<br />

sten <strong>der</strong> ariden Gebiete. Wie die nähere Analyse<br />

zeigt, ist <strong>der</strong> Sprung in <strong>der</strong> Lebensformengarnitur<br />

an <strong>der</strong> Grenze meridional-nemoral deutlich<br />

größer als an <strong>der</strong> tropisch-meridionalen (zur<br />

Schwierigkeit <strong>der</strong> floristischen Abgrenzung vgl.<br />

S. 95). Dementsprechend sind die tropischen<br />

und peritropischen Trockengehölz- bzw. Wüsten-Formationen<br />

zu je einer klimatischen Klimax<br />

zusammenzufassen, für die man den SammelbegrifF„eurytropisch‘‘<br />

(= tropisch + peritropisch)<br />

benutzen kann.<br />

c<br />

Memórale Zone<br />

Hier liegt das Regenmaximum meistens im Sommerhalbjahr.<br />

Sofern die ganze Vegetationsperiode<br />

humid ist und Dürreperioden nur im Winter<br />

auftreten, wird die Formation des Sommerwaldes,<br />

abgesehen von unbedeutenden floristischen<br />

Unterschieden, dadurch kaum beeinträchtigt.<br />

Zu semihumiden Bedingungen für die Vegetation<br />

kommt es nur dann, wenn auch Teile<br />

<strong>der</strong> Vegetationsperiode arid sind (mit Regenzeit<br />

entwe<strong>der</strong> im Frühjahr o<strong>der</strong> im Hochsommer),<br />

ln diesem Falle zeigen sich größere Abweichungen<br />

vom normalen humiden Sommerwald sowohl<br />

in physiognomischer (lichtes Kronendach<br />

und dichter Strauchunterwuchs) als auch in floristischer<br />

Hinsicht. Doch sind diese Unterschiede<br />

mehr graduell als substantiell, so daß sie keine<br />

eigene Klimaxformation erzeugen.<br />

An<strong>der</strong>s ist die Situation in Gebieten mit prononciertem<br />

W interregen. Wie an <strong>der</strong> Grenze<br />

nemoral-boreal, so wird auch hier die Qualität<br />

des Sommers im Hinblick auf die photosynthetische<br />

Produktion reduziert (hier durch die<br />

Dürre). Folge ist, daß immergrüne Koniferen<br />

konkurrenzüberlegen werden und <strong>der</strong> Sommerwald<br />

durch immergrünen Nadelwald ersetzt<br />

wird. Dieser Nemorale Nadelwald unterscheidet<br />

sich von <strong>der</strong> borealen Dunklen Taiga grundlegend<br />

durch seine an<strong>der</strong>sartige und viel reichere<br />

Flora und ist daher nicht, wie es noch häufig<br />

geschieht, mit dieser zu vereinigen, son<strong>der</strong>n als<br />

eigene Klimaxformation aufzufassen.<br />

Im semiariden Bereich ist die jahreszeitliche<br />

Lage <strong>der</strong> Regenzeit ebenso wichtig, ln Gebieten<br />

mit Sommerregen ist die Klimaxvegetation -<br />

zumindest auf Löß- und Lehmböden, die hier<br />

zufällig auf sehr großen Flächen vorherrschen -<br />

das tropophytische Grasland <strong>der</strong> Steppe. Auf<br />

sehr steinigen und felsigen Böden kann die Steppe<br />

durch Trockengehölze ersetzt werden, die im<br />

übrigen die Klimaxformation <strong>der</strong> Winterregen-<br />

Gebiete sind (vgl. Abb. 139, S. 283). Wie schon<br />

angedeutet, differiert diese Formation hier wesentlich<br />

von ihrem eurytropischen Gegenstück:<br />

es fehlen eine Reihe auffälliger Lebensformen,<br />

wie Sukkulenten und Klein-Schopfbäume, ebenso<br />

wie die frostempfindlichen Sippen tropischer<br />

Herkunft. Dieser Vegetationstyp ist sinnvollerweise<br />

als N em orale Trockengehölze zu bezeichnen<br />

(er tritt allerdings nicht nur unter<br />

nemoralen Klimabedingungen auf, son<strong>der</strong>n<br />

auch in Borealen Gebirgsstufen).<br />

Die Vegetation ari<strong>der</strong> nemoraler Gebiete unterscheidet<br />

sich in entsprechen<strong>der</strong> Weise von <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> äquatornäheren Zonen; sie wird diesen als<br />

Nemorale W üste gegenübergestellt.<br />

d<br />

Boreale Zone<br />

Im größten Teil <strong>der</strong> Borealen Zone ist das Klima<br />

humid. Große semihumide Gebiete mit<br />

Sommerregen gibt es aber im Inneren Ostsibiriens.<br />

Hier wird die immergrüne Dunkle Taiga<br />

durch tropophytische Lärchenwäl<strong>der</strong> ersetzt.<br />

Dieser sommergrüne Nadelwald, die Helle Taiga,<br />

ist aber möglicherweise nicht nur durch die<br />

Aridität des Winters, son<strong>der</strong>n auch durch die<br />

extrem tiefen Temperaturen bedingt, die selbst<br />

bei den frosthärtesten immergrünen Koniferen<br />

zu Nadelschäden führen können. Beide Waldtypen<br />

werden oft unter dem Oberbegriff „Borealer<br />

Nadelwald“ zusammengefaßt.<br />

Kleine semiaride Bereiche mit Sommerregen<br />

nahe dem Südrand <strong>der</strong> Zone tragen Ausläufer<br />

<strong>der</strong> nemoralen Steppenvegetation.<br />

Semihumide und semiaride Gebiete mit<br />

Winterregen gibt es in <strong>der</strong> Borealen Zone ebensowenig<br />

wie voll aride. Derartige Klimate treten<br />

allerdings in Borealen Höhenstufen südlicherer<br />

Gebirge auf; ihre Klimaxvegetation ist die gleiche<br />

wie unter entsprechenden Verhältnissen in<br />

<strong>der</strong> Nemoralen Zone.<br />

3 Vegetation <strong>der</strong> Gebirge<br />

Die vorstehende Analyse <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> klimatischen<br />

Klimaxvegetation bezieht sich auf die


116 V egetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

S<br />

A«"-<br />

' «iy -"J<br />

großräumige, flächige Differenzierung <strong>der</strong> Tieflagen.<br />

Diese horizontale Glie<strong>der</strong>ung wird aber<br />

vielerorts infolge des Auftretens von Gebirgen<br />

durch eine vertikale Komponente ergänzt und<br />

modifiziert.<br />

Höhere Gebirge beeinflussen Flora und Vegetation<br />

in vielfältiger Weise. Als wichtigste<br />

Charakteristika von Gebirgen sind zu nennen:<br />

(1) Temperaturabnahme mit <strong>der</strong> Höhe.<br />

Diese verläuft meist ziemlich gleichmäßig<br />

mit einem je nach <strong>der</strong> geographischen Lage<br />

und <strong>der</strong>jahreszeit etwas verschiedenen Gradienten<br />

(zwischen 0,3 und 1 °C je 100 m<br />

Anstieg). Bei genügend großer vertikaler<br />

Erhebung kann sie zu einer <strong>der</strong> thermischen<br />

Zonierung analogen vertikalen Stufung fuhren<br />

(siehe unten).<br />

(2) ^iie<strong>der</strong>schlagszunahme mit <strong>der</strong> Höhe.<br />

Sie kann von unten nach oben ± gleichmäßig<br />

sein, o<strong>der</strong> aber in einer bestimmten Höhenlage<br />

ein Maximum erreichen mit Wie<strong>der</strong>abnahme<br />

darüber. Oft führt sie zur Ausbildung<br />

humi<strong>der</strong> Gebirgsstufen über nichthumidem<br />

Tiefland; ist das Tiefland arid, so<br />

kann eine untere Waldgrenze auftreten.<br />

(3) Luv- und Leewirkung.<br />

Gebirge, die in Gebieten mit Vorherrschen<br />

einer bestimmten Windrichtung liegen, zeigen<br />

große mesoklimatische Unterschiede<br />

zwischen Luv- und Leeseiten. Beson<strong>der</strong>s<br />

groß ist diese Wirkung bei quer zur Windrichtung<br />

verlaufenden Kettengebirgen; als<br />

Klimascheide beeinflussen diese auch Klittw^und<br />

Vegetation <strong>der</strong> Umgebung.<br />

(4) /Erhöhte Standortsdiversität.<br />

Durch unterschiedliche Hangneigungen<br />

und Expositionen, wechselnde Gesteinsunterlagen,<br />

Reliefdynamik sowie durch das<br />

dichte räumliche Nebeneinan<strong>der</strong> verschiedener<br />

thermischer und hygrischer Klimate<br />

wird eine Vielzahl von Vegetationstypen ermöglicht,<br />

die auch ökologische Nischen für<br />

, die Erhaltung von Reliktsippen sowie Gej<br />

legenheit zur Artneubildung bieten. Infol-<br />

I gedessen ist die Flora viel reicher als in ana-<br />

: logen Vegetationsgebieten des Tieflandes.<br />

(5) Begünstigung von Pflanzenwan<strong>der</strong>ungen.<br />

Die Standortsdiversität erleichtert auch die<br />

Ausbreitung von Pflanzensippen, was beson<strong>der</strong>s<br />

bei langgestreckten Gebirgsketten<br />

auffällig ist. Die früher oft geäußerte gegenteilige<br />

Vermutung, Gebirge seien Ausbreitungsbarrieren,<br />

ist unrichtig; wenn manche<br />

Gebirgsketten tatsächlich die Arealgrenze<br />

für viele Sippen bilden, dann infolge ihrer<br />

Wirkung als Klimascheide.<br />

Im vorliegenden Zusammenhang sind die durch<br />

(1) bedingten thermischen Vegetationsstufen<br />

w esentlich, die ggf. durch (2) und (3) in<br />

hygrischer Hinsicht modifiziert werden (vgl.<br />

auch Abb. 176, S. 344). Gebirge, die mindestens<br />

eine einer polnäheren Vegetationszone entsprechende<br />

Stufe enthalten, bezeichnen wir als plurizonal.<br />

Die Bedingtheit <strong>der</strong> Stufen ist an sich<br />

leicht verständlich, denn sie folgt natürlich denselben<br />

ökologischen Grundprinzipien wie die<br />

horizontale Vegetationsglie<strong>der</strong>ung.<br />

Trotzdem ist ihre Darstellung in <strong>der</strong> Literatur oft verwirrend,<br />

beson<strong>der</strong>s bezüglich <strong>der</strong> europäischen Gebirge.<br />

Ursache ist, daß viele Autoren sich nicht darüber<br />

im klaren sind, daß es zwei verschiedene wissenschaftliche<br />

Ansätze für solcKeTlöhenstufungen gibt: einen<br />

rein ökologischen, von Vegetationstypen unabhängigen<br />

und einen vegetationskundlichen, an <strong>der</strong><br />

klimatischen Klimax orientierten. Ein Höhenstufenmodell<br />

des ersten Typs ist in Mitteleuropa seit langem<br />

in Gebrauch und wurde hier dann verständlicherweise<br />

mit mitteleuropäischen Vegetationstypen parallelisiert.<br />

Bei seiner Übertragung in klimatisch an<strong>der</strong>e<br />

Gebiete, z. B. die Mediterraneis, wurde diese Parallelisierung<br />

unzulässigerweise beibehalten, was zwangsläufig<br />

zu Unstimmigkeiten führte; diese versuchte man<br />

dann durch die Erfindung zahlreicher neuer, letztlich<br />

überflüssiger Termini zu überbrücken (vgl. z. B. O z e n -<br />

D A 1985). Um dieser Vermischung zweier nicht kompatibler<br />

Prinzipien entgegenzuwirken, wird die ökologische<br />

Höhenstufung hier kurz vorgeführt (Abb.<br />

44). Ihre Kategorien lassen sich wie folgt definieren:<br />

Planar: Tieflagen mit dem zonalen Großklima, Topographie<br />

eben, kaum reliefbedingte Standortsunterschiede.<br />

Kollin; Wie planar, aber durch starkes Kleinrelief erheblich<br />

erhöhte edaphisch-mikroklimatische<br />

Standortsdiversität.<br />

Submontan: Wie kollin, aber durch die Lage im Fußbereich<br />

höherer Gebirge mesoklimatisch begünstigt<br />

durch leicht erhöhte Nie<strong>der</strong>schläge sowie ggf<br />

(infolge Abfließens <strong>der</strong> Kaltluft) weniger ausgeprägte<br />

Temperaturminima.<br />

Montan: gegenüber den unteren Stufen deutlich niedrigere<br />

Temperaturen, höhere Nie<strong>der</strong>schläge und<br />

geringere Sonneneinstrahlung; tägliche und/o<strong>der</strong><br />

jahreszeitliche Temperaturschwankungen herabgesetzt<br />

(Klima stärker „ozeanisch“). Kann je nach<br />

<strong>der</strong> vertikalen Höhenamplitude noch weiter unterteilt<br />

werden (nie<strong>der</strong>-, mittel-, hochmontan;<br />

<strong>der</strong> oberste Abschnitt, in dem ggf <strong>der</strong> Wald sich<br />

auflockert, heißt subalpin).


' 4<br />

Abb. 44: Ökologische Höhenstufung.<br />

Näheres im Text.<br />

Oreal (Wolkenstufe): In Gebirgen mit scharf begrenzter<br />

Lage <strong>der</strong> Wolkenschicht (namentlich in innerund<br />

randtropischen Passatgebieten); die für die<br />

Montanstufe allgemein geltenden Bedingungen<br />

sind hier in extremer Form ausgeprägt. Gewöhnlich<br />

innerhalb <strong>der</strong> montanen Stufe gelegen, aber<br />

keineswegs immer (wie oft dargestellt) <strong>der</strong>en obersten<br />

Abschnitt bildend,<br />

Alpin: In Gebirgen mit Waldbedeckung die Stufe<br />

oberhalb <strong>der</strong> thermischen Waldgrenze. Auch die<br />

alpine Stufe wird oft noch unterteilt (eualpin,<br />

hochalpin; nival oberhalb <strong>der</strong> klimatischen<br />

Schneegrenze; Näheres vgl. S. 322).<br />

Diese Klassifikation ist weltweit anwendbar, unabhängig<br />

von <strong>der</strong> Vegetationszone; angemerkt sei, daß sie<br />

in einer Kategorie, <strong>der</strong> Alpinen Stufe, mit <strong>der</strong> vegetationskundlichen<br />

zusammenfällt.<br />

Die vegetationskundliche Höhenstufung zeigt,<br />

wie angedeutet, im Prinzip Ähnlichkeit mit <strong>der</strong><br />

horizontalen Zonierung. Steigt man aus dem<br />

Tiefland in höhere Gebirgslagen auf, so sinkt<br />

das Jahresmittel <strong>der</strong> Temperatur ähnlich wie von<br />

nie<strong>der</strong>en zu höheren Breiten. Dabei besteht jedoch<br />

zugleich ein großer Unterschied gegenüber<br />

dem thermischen Gradienten Äquator - Pol: die<br />

Ausbildung thermischer Jahreszeiten än<strong>der</strong>t sich<br />

in vertikaler Richtung praktisch nicht. Ob und<br />

in welchem Ausmaße solche vorhanden sind,<br />

ist durch die thermische Zone bedingt, in <strong>der</strong><br />

das Gebirge liegt. Daher weicht die H öhenstufung<br />

teilweise von <strong>der</strong> Breitenzonierung ab,<br />

und auch da, wo sie mit ihr im großen übereinstimmt,<br />

sind die floristischen und ökologischen<br />

Unterschiede zwischen einer Stufe und <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Zone um so größer, je weiter beide<br />

in N-S-Richtung auseinan<strong>der</strong>liegen. In den<br />

meisten Fällen läßt sich die Vegetation <strong>der</strong> H ö­<br />

henstufen aber an die Klimax-Vegetationstypen<br />

<strong>der</strong> horizontalen Zonen anschließen (vgl. auch<br />

das Horizontalprofd auf <strong>der</strong> farbigen Vegetationskarte).<br />

Im folgenden wird die Höhenstufung nur<br />

grundsätzlich, d. h. für den Bereich humiden<br />

Klimas, skizziert, also entsprechend wie die thermischen<br />

Vegetationszonen. Beispiele nicht-humi<strong>der</strong><br />

Gebirgsvegetation werden bei <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> einzelnen Regionen sowie bei Abb.<br />

178 (S. 346-378) behandelt.


118 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

a<br />

Alpine Stufe<br />

Die eindeutigste und auffallendste Stufengrenze<br />

in den höheren Gebirgen ist die thermische<br />

Waldgrenze, in den Gebirgen alpine W aldgrenze<br />

genannt. Von Tieflandslage am Rande<br />

<strong>der</strong> Polarzonen steigt sie bis in die Tropen auf<br />

über 3000, teils über 4000 m Meereshöhe an<br />

(vgl. Abb. 45). Wie die polaren Waldgrenzen ist<br />

sie durch die Drosselung <strong>der</strong> photosynthe-tischen<br />

Produktion infolge zu niedriger Temperaturen<br />

während <strong>der</strong> Vegetationsperiode bedingt,<br />

und innerhalb <strong>der</strong> temperierten Zonen<br />

läßt sie sich auch ebenso mit <strong>der</strong> 4-10 °C-lsotherme<br />

des wärmsten Monats parallelisieren. Mit<br />

<strong>der</strong> Verwischung <strong>der</strong> thermischen Jahreszeiten<br />

in nie<strong>der</strong>en Breiten wird das undeutlicher, und<br />

in den inneren Tropen scheint <strong>der</strong> Schwellenwert,<br />

bei dem die Produktion für den Aufbau<br />

von Bäumen nicht mehr ausreicht, etwa bei einem<br />

Jahresmittel von 5 bis 7 °C zu liegen.<br />

Zur Höhenlage <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze ist anzumerken,<br />

daß sich das Diagramm (Abb. 45) nur auf humide<br />

Verhältnisse bezieht. In nicht-humiden Gebieten<br />

liegt die Waldgrenze gewöhnlich höher als in humiden<br />

gleicher Breitenlage. Solche nicht-humiden Bedingungen<br />

sind beson<strong>der</strong>s in den Randtropen weit<br />

verbreitet; bezieht man sie (auch in quantitativer Hinsicht)<br />

mit ein, so erhält man das in <strong>der</strong> Literatur oft<br />

reproduzierte zweigipflige Diagramm von T roll<br />

(1948).<br />

als in den Polarzonen. Die thermischen Verhältnisse<br />

än<strong>der</strong>n sich von den temperierten Zonen,<br />

wo sie noch den polaren ähneln, in Richtung<br />

auf die inneren Tropen grundlegend: hier fuhrt<br />

die Abwesenheit thermischer Jahreszeiten zu<br />

einer zwar ganzjährigen, aber ± täglich durch<br />

Frost beeinträchtigten Vegetationsperiode. Daneben<br />

bestehen auch hygrische Unterschiede,<br />

denn die Alpine Stufe umfaßt auch Gebirgslagen,<br />

die zeitweise o<strong>der</strong> dauernd arid sind. Die<br />

Klimaxformation <strong>der</strong> Tundra zeigt daher in ihren<br />

etagealen Vorkommen eine viel größere Vielfalt<br />

als in den zonalen (vgl. S. 322).<br />

b<br />

Waldstufen in den Extratropen<br />

In den nördlichen temperierten Zonen entspricht<br />

die vertikale Stufung weitgehend <strong>der</strong><br />

horizontalen Zonierung (Abb. 45), die Klimax-<br />

Vegetationstypen sind die gleichen.<br />

Die Boreale Stufe <strong>der</strong> Nemoralen Zone enthält<br />

im humiden Bereich Waldtypen, die sich<br />

von <strong>der</strong> zonalen Taiga nur unwesentlich unterscheiden.<br />

Weiter südlich, in <strong>der</strong> Meridionalen<br />

Zone, nimmt die Artenzahl sehr zu, und die floristische<br />

Zusammensetzung än<strong>der</strong>t sich auch<br />

insofern, als Sippen dominierend werden, die<br />

ihre zonale Verbreitung mehr in den Nemoralen<br />

Nadelwäl<strong>der</strong>n haben. Semihumide Gebiete mit<br />

Winterregen zeigen nur geringe Abweichungen.<br />

In solchen mit Sommerregen können die immergrünen<br />

Koniferen z. T. durch sommergrüne<br />

Nadel- o<strong>der</strong> Laubbäume ersetzt werden; doch<br />

sind Bereiche mit solchen Bedingungen weit­


Vegetation <strong>der</strong> Gebirge 119<br />

weit bedeutungslos. Die Vegetation semiari<strong>der</strong><br />

und ari<strong>der</strong> Lagen in <strong>der</strong> Borealen Stufe ähnelt<br />

<strong>der</strong> entsprechen<strong>der</strong> nemoraler Gebiete.<br />

Eine Nemorale Stufe kann naturgemäß nur<br />

in <strong>der</strong> Meridionalen Zone auftreten. Hier sind<br />

alle Variationen <strong>der</strong> zonalen nemoralen Vegetation<br />

in nur wenig verän<strong>der</strong>ter Form wie<strong>der</strong>zufinden.<br />

Eine Schwierigkeit gibt es in semihumiden<br />

Winterregen-Gebieten: hier fließen <strong>der</strong> Nemorale<br />

Nadelwald und die Dunkle Taiga, die in <strong>der</strong><br />

horizontalen Zonierung sowohl räumlich als<br />

auch floristisch deutlich getrennt sind, oft zu<br />

einer untrennbaren Einheit zusammen.<br />

In den höheren Gebirgen <strong>der</strong> Australen Zone<br />

ist logischerweise keine abweichende Waldstufe<br />

über dem Lorbecrwald <strong>der</strong> Tieflagen zu erwarten:<br />

dieser erstreckt sich, allmählich verarmend,<br />

bis an die alpine ebenso wie an die polare Waldgrenze.<br />

Nur im südlichen Südamerika, wo auch<br />

in Tieflagen Anklänge an nemorale Vegetation<br />

auftreten können, ist <strong>der</strong> immergrüne Lorbeerwald<br />

an <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze mancherorts<br />

von einem schmalen Gürtel sommergrüner<br />

Nothofagus^'iXAtr überlagert.<br />

c<br />

Oreotropische Stufe<br />

In den humiden Gebirgen <strong>der</strong> inneren Tropen<br />

zeigt die Stufung keine Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> nordhemisphärischen<br />

Waldzonen (Abb. 45). Der<br />

gesamte Bereich bis zur alpinen Waldgrenze<br />

hinauf ist von immergrünem Laubwald bedeckt,<br />

<strong>der</strong> auf den ersten Blick keine Glie<strong>der</strong>ung in<br />

mehrere Formationen erkennen läßt. Erst genauere<br />

Untersuchung zeigt, daß je nach den<br />

lokalen Gegebenheiten etwa im Bereich zwischen<br />

1000 und 2500 m eine deutliche floristische<br />

Grenze liegt. Hier fallen viele typische Sippen<br />

des Tiefland-Regenwaldes aus, während die<br />

Bedeutung an<strong>der</strong>er stark zunimmt, und außerdem<br />

treten immer mehr extratropische Elemente<br />

hinzu, darunter auch Koniferen.<br />

Soweit die sehr wenigen vorliegenden Klimadaten<br />

eine Verknüpfung erlauben, wird diese<br />

Grenze, vom Tiefland her gesehen, spätestens<br />

dort erreicht, wo die ersten gelegentlichen Fröste<br />

auftreten. Sie wäre demnach den Grenzen<br />

<strong>der</strong> Tropischen gegen die Méridionale und Australe<br />

Zone homolog. Allerdings beginnt <strong>der</strong> floristische<br />

Wandel mancherorts schon wesentlich<br />

tiefer; das scheint umso mehr <strong>der</strong> Fall zu sein,<br />

je humi<strong>der</strong> das Klima ist. Möglicherweise führt<br />

die hier beson<strong>der</strong>s starke Depression <strong>der</strong> Temperaturmaxima<br />

dazu, daß die weniger wärmebedürftigen<br />

Sippen <strong>der</strong> höheren Lagen schon<br />

konkurrenzüberlegen werden, bevor tropische<br />

Elemente durch Minima geschädigt werden.<br />

Zusammen mit <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze umschließt<br />

diese Florengrenze eine tropisch-temperierte<br />

Waldstufe. Daß diese allein (zumindest<br />

überwiegend) aus immergrünem Laubwald besteht,<br />

ist durch das Fehlen stärkerer Fröste unter<br />

-1 0 °G bedingt (solche gibt es, sofern überhaupt,<br />

erst oberhalb <strong>der</strong> Waldgrenze), die das<br />

Vorkommen immergrüner Angiospermen beeinträchtigen<br />

würden.<br />

Der klimatische Hintergrund ebenso wie die<br />

Flora und z. T. auch die Physiognomie des temperierten<br />

Waldes <strong>der</strong> tropischen Höhenstufe<br />

deuten auf eine nahe Verwandtschaft mit den<br />

Lorbeerwäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Meridionalen und Australen<br />

Zone hin, vor allem <strong>der</strong> letzteren, die ja ebenfalls<br />

den ganzen temperierten Bereich umfaßt.<br />

Trotzdem kann man diese Stufe nicht einfach<br />

als Auslieger <strong>der</strong> Australen Zone betrachten. Die<br />

Flora enthält sowohl australe als auch holarktische<br />

Elemente zusammen mit solchen, die<br />

auf tropische Gebirge beschränkt sind, und das<br />

Klima unterscheidet sich von dem bei<strong>der</strong> Zonen<br />

durch das Fehlen <strong>der</strong> thermischen Jahreszeiten.<br />

Daher ist dieser Vegetationstyp als eigene<br />

thermische Klimax, Oreotropischer Wald,<br />

anzusehen, <strong>der</strong> eine selbständige Oreotropische<br />

Stufe bildet.<br />

Ein interessantes Phänomen ist die Ablösung des holarktischen<br />

Typs <strong>der</strong> Höhenstufung durch den tropischen<br />

an <strong>der</strong> Nordgrenze <strong>der</strong> Tropen (Abb. 45). Im<br />

mittleren Teil <strong>der</strong> Meridionalen Zone, z. B. in Südjapan,<br />

beginnt bei etwa 800-1000 m Meereshöhe die<br />

Nemorale Stufe, bedingt durch das Auftreten stärkerer<br />

Fröste, und weiter oben folgt die Boreale Stufe.<br />

Ein Übergang zwischen dieser und <strong>der</strong> tropischen Situation<br />

findet sich auf Taiwan (ähnlich auch im O-<br />

Himalaja und in manchen humiden Gebirgen Mexikos;<br />

vgl. Abb. 178.21-30). Hier wird <strong>der</strong> Tropische<br />

Regenwald <strong>der</strong> Tieflagen bei etwa 700 m durch meridionalen<br />

Lorbeerwald ersetzt, <strong>der</strong> nach oben bis ca.<br />

2000 m Höhe reicht. Der oberste Teil des Gebirges<br />

(von 2900 bis 3600 m) ist von borealem Hfei-Wald<br />

bedeckt. Zwischen diesen beiden Waldformationen,<br />

wo die Nemorale Stufe zu erwarten wäre, treten immergrüne<br />

Laubbäume, sommergrüne Laubbäume und<br />

Koniferen nebeneinan<strong>der</strong> auf, entwe<strong>der</strong> als Mischbestände<br />

o<strong>der</strong> als edaphisch bedingtes Mosaik. Mit<br />

an<strong>der</strong>en Worten, hier werden die Grenzen <strong>der</strong><br />

Nemoralen gegen die Méridionale und die Boreale<br />

?


120 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

Stufe undeutlich, wahrscheinlich weil die Untergrenze<br />

des Auftretens stärkerer Fröste sich dem Niveau <strong>der</strong><br />

Waldgrenze annähert. So wird <strong>der</strong> Ausbildung<br />

nemoraler Vegetation die ökologische Grundlage entzogen.<br />

Noch näher zum Äquator wird die räumliche<br />

Trennung zwischen Lorbeerwald und Nadelwald völlig<br />

aufgehoben, die letzten nemoralen Elemente verschwinden,<br />

und die übrig bleibenden Koniferen werden<br />

in den oreotropischen Laubwald eingeglie<strong>der</strong>t.<br />

Außer den bisher behandelten humiden Bereichen<br />

enthält die Oreotropische Stufe auch den<br />

gesamten hygrischen Gradienten bis hin zum<br />

ariden Klima. Im semihumiden Bereich ist, im<br />

Gegensatz zum tropischen Tiefland, kein typischer<br />

Regengrüner Wald anzutreffen; <strong>der</strong> Wald<br />

bleibt vielmehr weitgehend immergrün. Zwar<br />

werden die Blätter oft im Durchschnitt etwas<br />

kleiner und fester, es tritt also eine gewisse Ähnlichkeit<br />

mit dem Hartlaubwald auf; doch ist eine<br />

Abtrennung als eigene Formation kaum möglich.<br />

Gmnd für das weitgehende Fehlen tropophytischer<br />

Regengrüner ist wohl die klimatische<br />

Ungunst: <strong>der</strong> Unterschied zwischen günstiger<br />

Regen- und ungünstiger Trockenzeit wird kompensiert<br />

durch die andauernd niedrigen Temperaturen,<br />

die gerade in <strong>der</strong> Regenzeit off durch<br />

die häufige Bewölkung noch mehr herabgesetzt<br />

werden. Die Vegetation semiari<strong>der</strong> und ari<strong>der</strong><br />

oreotropischer Bereiche entspricht weitgehend<br />

den Klimaxformationen <strong>der</strong> entsprechenden tropischen<br />

und peritropischen Gebiete.<br />

Obwohl die Oreotropische Stufe, wie ausgeführt,<br />

also nicht als Auslieger <strong>der</strong> Australen o<strong>der</strong><br />

Meridionalen Zone gesehen werden sollte, kann<br />

man sie doch als drittes Element dem diesen<br />

beiden Zonen übergeordneten „peritropischen“<br />

Gebiet (S. 114) hinzufügen.<br />

4 Synopse <strong>der</strong> Klimax-<br />

Formationen<br />

Wie vorstehende Schil<strong>der</strong>ung gezeigt hat, sind<br />

die früher beschriebenen (S. 57), rein physiognomisch<br />

definierten 11 Landvegetations-Formationen<br />

in <strong>der</strong> globalen Vegetationsgliedemng<br />

von sehr unterschiedlicher Gewichtung; manche<br />

von ihnen spielen in diesem Zusammenhang<br />

überhaupt keine Rolle. Unter denjenigen,<br />

die als klimatische Klimax auftreten, sind einige<br />

untereinan<strong>der</strong> so eng verknüpft (in Form lokaler<br />

o<strong>der</strong> regionaler Mosaiken), daß sie zusammengefaßt<br />

werden mußten (so die Graslän<strong>der</strong><br />

i. w. S.); an<strong>der</strong>e hingegen erfor<strong>der</strong>ten wegen ihrer<br />

starken Differenzierung eine Aufteilung (so<br />

die Wäl<strong>der</strong>). Die so modifizierten physiognomischen<br />

Formationen sind jedoch in sich auch<br />

noch nicht einheitlich, son<strong>der</strong>n können jeweils<br />

unter verschiedenen Klimabedingungen (und<br />

mit entsprechend verschiedener Flora) auftreten.<br />

Es resultiert eine erhöhte Zahl von klimatischen<br />

Klimaxformationen, die die Gmndlage für<br />

die detaillierte Darstellung (Teil III) <strong>der</strong> Vegetation<br />

und Flora <strong>der</strong> Erde bilden. Ihre klimaökologische<br />

Bedingtheit zeigt Tab. 28 (S. 113).<br />

Hiervon gibt es bei Einbeziehung <strong>der</strong> Gebirgsstufen<br />

noch leichte Abweichungen, auf die in<br />

<strong>der</strong> folgenden Zusammenstellung verwiesen<br />

wird. Insgesamt sind es 16 Klimaxformationen,<br />

<strong>der</strong>en Verbreitung auf <strong>der</strong> Erde auf <strong>der</strong> farbigen<br />

Vegetationskarte im Anhang dargestellt ist. Sie<br />

gehören 7 physiognomischen Formationen an<br />

(die Zahlen in Klammern entsprechen <strong>der</strong> Numerierung<br />

in Teil III):<br />

Immergrüne Laubwäl<strong>der</strong>:<br />

Tropischer Regenwald (1)<br />

Lorbeerwald (6 )<br />

Hartlaubwald (7)<br />

Oreotropischer Wald (5): in humiden bis<br />

semihumiden temperierten Stufen tropischer<br />

Hochgebirge.<br />

Wechselgrüne Laubwäl<strong>der</strong>:<br />

Sommergrüner Laubwald (9)<br />

Regengrüner Wald (2)<br />

Immergrüne Nadelwäl<strong>der</strong>:<br />

Dunkle Taiga (14): auch in borealen Gebirgsstufen<br />

mit Sommerdürre.<br />

Nem oraler Nadelwald (10)<br />

Wechselgrüne Nadelwäl<strong>der</strong>:<br />

Helle Taiga (15)<br />

Trockengehölze (Offenwald, Trockenbusch):<br />

Eurytropische Trockengehölze (3)<br />

Nemorale Trockengehölze (11): auch in<br />

borealen Gebirgsstufen.<br />

Grasland i. w. S.:<br />

Tundra (16): auch in nicht-ariden alpinen<br />

Stufen.<br />

Pampa (8 )<br />

Steppe (12): auch in borealen Gebirgsstufen.<br />

Wüste i. w. S.:<br />

Eurytropische Wüste (4)<br />

Nemorale Wüste (13): auch in borealen<br />

Gebirgsstufen.<br />

[Polar-Alpine Wüste: die in diesem Klimabereich<br />

auftretenden, teils durch Trok-


Azonale Vegetation 121<br />

kenheit, teils durch Kälte bedingten Wüsten<br />

werden im Rahmen <strong>der</strong> Tundra<br />

(16) mit behandelt.]<br />

5 Azonale Vegetation<br />

Bei <strong>der</strong> Übersicht über die Vegetationsgliedemng<br />

<strong>der</strong> Erde haben wir uns bisher auf die<br />

klimatischen Klimaxformationen beschränkt. Im<br />

Anschluß daran ist noch ein Blick auf die<br />

azonale Vegetation notwendig.<br />

Als azonale Vegetationstypen bezeichnet<br />

man solche, die nicht durch das Großklima,<br />

son<strong>der</strong>n durch edaphische Spezialfaktoren bedingt<br />

sind und daher kein zonales (bzw.<br />

etageales) Areal auf <strong>der</strong> Erde haben. Dabei ist<br />

allerdings zu bedenken, daß auch sie keineswegs<br />

vom Klima unabhängig sind: selbst die<br />

extremsten edaphischen Bedingungen können<br />

die Wirkungen des Klimas nicht ganz ausschalten.<br />

Einen völlig azonalen Vegetationstyp, <strong>der</strong><br />

in allen Klimazonen identisch wäre, gibt es nicht.<br />

Bei weiter Fassung des Begriffes <strong>der</strong> azonalen<br />

Vegetation werden gewöhnlich die folgenden<br />

natürlichen Formationen hierzu gerechnet:<br />

Felsvegetation<br />

Dünenvegetation <strong>der</strong> Küsten<br />

Feuchtwiesen<br />

Flachmoore<br />

Hochmoore<br />

Vegetation <strong>der</strong> Binnengewässer<br />

Vegetation des Meeres.<br />

Hiervon kann man jedoch die fünf ersten nur<br />

als bedingt azonal betrachten. Sie fallen nur innerhalb<br />

<strong>der</strong> Walddomänen als etwas Beson<strong>der</strong>es,<br />

von <strong>der</strong> Klimaxvegetation Verschiedenes auf<br />

Rein physiognomisch entsprechen sie Formationen,<br />

die die zonale Vegetation jenseits <strong>der</strong><br />

hygrischen bzw. thermischen Waldgrenzen bilden<br />

(insofern könnte man sie auch als extrazonal<br />

bezeichnen). Fels- und Dünenvegetation gleichen<br />

in ihrer Struktur manchen Wüstentypen:<br />

es sind edaphisch bedingte Wüsten. Ebenso<br />

ähneln die Feuchtwiesen, Flachm oore und<br />

Hochmoore bestimmten Ausprägungen <strong>der</strong><br />

Pampa-, Steppen- o<strong>der</strong> Tundravegetation. Diese<br />

Vegetationstypen werden daher, so weit es<br />

überhaupt notwendig erscheint, bei <strong>der</strong> detaillierten<br />

Darstellung im Rahmen <strong>der</strong> Klimaxvegetation<br />

mit behandelt. Als Muster für das<br />

edaphisch (und ebenso anthropogen) bedingte<br />

Auftreten solcher azonaler Vegetation vgl. auch<br />

die Behandlung <strong>der</strong> Vegetationstypen Mitteleuropas<br />

in Kapitel III.H.3.b.<br />

Die einzigen echt azonalen Vegetationstypen,<br />

die in allen klimatischen Zonen von <strong>der</strong><br />

klimatischen Klimaxvegetation eindeutig verschieden<br />

sind, sind die <strong>der</strong> Gewässer. Die U n­<br />

terschiede beruhen auf dem abweichenden Milieu<br />

und sind daher grundsätzlicher Art. Näheres<br />

hierzu in Kapitel III.G.


Kurzer Abriß <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />

(Paläökologie)<br />

I<br />

Ein Überblick über das historische Werden <strong>der</strong><br />

Pflanzendecke <strong>der</strong> Erde, wie er im Folgenden<br />

zu geben versucht wird, erfor<strong>der</strong>t die Kombination<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Erforschung dreier verschiedener<br />

Komponenten:<br />

• <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Landoberfläche<br />

• <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen des Klimas<br />

• <strong>der</strong> Evolution <strong>der</strong> Landpflanzen selbst.<br />

Die Forschungsmethoden und benutzten Indizien<br />

<strong>der</strong> drei beteiligten Disziplinen, <strong>der</strong> Paläogeographie,<br />

Paläoklimatologie und Paläobotanik,<br />

sind im Prinzip sehr verschieden; sie wurden<br />

aber an<strong>der</strong>erseits auch oft aufeinan<strong>der</strong> bezogen,<br />

indem Argumente aus <strong>der</strong> einen in <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en mit benutzt wurden und umgekehrt.<br />

Da schon die innerhalb einer Disziplin gewonnenen<br />

Ergebnisse oft große Anteile an Spekulation<br />

enthalten, ist bei einer Kombination die<br />

wirkliche Beweiskraft oft gering; zudem besteht<br />

die Gefahr von Zirkelschlüssen. Vor Beginn <strong>der</strong><br />

zusammenfassenden Darstellung ist daher ein<br />

kurzer Blick auf die Einzeldisziplinen nötig.<br />

Die mo<strong>der</strong>nen Ansichten über die Geschichte<br />

<strong>der</strong> Landoberfläche gehen letztlich auf die<br />

Theorie <strong>der</strong> Kontinentverschiebung von W ege-<br />

NER (1915) zurück. Sie war von ihm u. a. auf<br />

Grund geomorphologischer (z. B. auffällige<br />

Übereinstimmung des Küstenverlaufs von Südamerika<br />

und Afrika) und biogeographischer Tatsachen<br />

(Arealdisjunktionen, die auf an<strong>der</strong>e<br />

Weise nicht erklärbar schienen) entwickelt worden,<br />

wurde aber anfangs von geologischer und<br />

geographischer Seite weithin abgelehnt (nur<br />

manche Biogeographen hielten sie für diskutabel).<br />

In den letzten Jahrzehnten konnte sie jedoch<br />

durch die mo<strong>der</strong>ne, mit <strong>der</strong> Analyse vieler<br />

verschiedener Parameter arbeitende geotektonische<br />

Forschung weitgehend bestätigt werden<br />

und ist heute als „Plattentektonik“ allgemein<br />

akzeptiert.<br />

Nach dem heutigen Kenntnisstand existierten<br />

bis ins Unterkarbon zwei Landmassen, eine<br />

größere, kompakte im Süden und eine nördliche,<br />

die aus mehreren kleineren, nahe beieinan<strong>der</strong><br />

liegenden Platten bestand und von <strong>der</strong><br />

südlichen durch einen breiten Meeresteil getrennt<br />

war. Im Oberkarbon stießen diese beiden<br />

Teile zusammen (eine Folge davon war die<br />

herzynisch-variszische Gebirgsbildung) und vereinigten<br />

sich zu einem großen Universalkontinent,<br />

<strong>der</strong> Pangäa (Abb. 50.A, S. 128), die in<br />

ähnlicher Form bis in die Trias bestehen blieb.<br />

Ab Ende <strong>der</strong> Trias begann sie sich wie<strong>der</strong> aufzuspalten.<br />

Durch Ausbildung eines schmalen Meeresarmes,<br />

<strong>der</strong> Tethys, entstanden zunächst zwei<br />

Kontinente: das nördliche Laurasia umfaß-te<br />

etwa das heutige Nordamerika und Eurasien<br />

ohne Vor<strong>der</strong>indien und Arabien, das südliche<br />

Gondwana die restliche Landfläche (Abb. 50.B).<br />

Durch weitere Aufteilung entstand schließlich<br />

die heutige Konfiguration; dabei ist aber zu bemerken,<br />

daß bis in die Oberkreide hinein die<br />

meisten Teile so nahe beieinan<strong>der</strong> lagen, daß in<br />

verbreitungsökologischer Hinsicht praktisch<br />

noch eine Pangäa bestand.<br />

Während die Ergebnisse <strong>der</strong> plattentektonischen<br />

Forschung heute recht gut fundiert erscheinen,<br />

sind die Ansichten über die K lim a­<br />

entwicklung viel weniger gesichert. Neben zeitlich<br />

und örtlich nur zerstreut auftretenden direkten<br />

Klimaindikatoren wie Vergletscherungsspuren<br />

o<strong>der</strong> Salzabscheidungen sind als relativ<br />

objektives Indiz noch die Sauerstoff-Isotopen<br />

zu nennen, die je nach <strong>der</strong> Temperatur in verschiedenem<br />

Verhältnis in die organische Substanz<br />

eingebaut werden; einigermaßen zuverlässig<br />

läßt sich das aber nur an Hochseesedimenten<br />

untersuchen. Darüber hinaus ist man auf biotische<br />

Kriterien angewiesen. Für die jüngere Zeit<br />

kann man hierfür die Verbreitung rezent noch<br />

existieren<strong>der</strong> Pflanzensippen heranziehen; Voraussetzung<br />

ist allerdings <strong>der</strong>en autökologische<br />

Konstanz, die aber in vielen Fällen gut gesichert<br />

erscheint. Für ältere Zeiten, aus <strong>der</strong>en pflanzlichem<br />

Inventar nichts mehr in die Gegenwart<br />

herüberreicht, hat man versucht, morphologische<br />

und anatomische Merkmale als Klimaindikatoren<br />

zu interpretieren; doch ist die Gefahr<br />

von Fehlschlüssen hier groß, zumal auch<br />

die Schwierigkeit <strong>der</strong> Unterscheidung zwischen<br />

thermischen und hygrischen Einflüssen besteht.<br />

Die Ansichten über den tatsächlichen Ablauf<br />

<strong>der</strong> Klimaentwicklung sind daher vielfach konträr,<br />

und die in <strong>der</strong> nachfolgenden Darstellung<br />

genannten Daten, vor allem die für das Paläo-


Von den ersten Landpflanzen bis zum Steinkohlenwald 123<br />

und Mesozoikum, sind nur als möglich o<strong>der</strong><br />

wahrscheinlich, nicht aber als gesicherte Fakten<br />

zu verstehen.<br />

Uber die Evolution <strong>der</strong> Landpflanzen sind<br />

wir durch die zahlreichen Funde von Makround<br />

Mikrofossilien gut unterrichtet (Abb. 46).<br />

Das bedeutet allerdings nicht, daß es keine offenen<br />

Fragen mehr gäbe. Ein großes Problem<br />

bei <strong>der</strong> Analyse von Fossilfunden ist die<br />

Fragmentation, die bei Pflanzen infolge ihrer<br />

offenen Gestalt im Gegensatz zu Tieren sehr<br />

stark ist. Die einzeln gefundenen Teile - Blätter,<br />

Achsen, Blüten, Früchte, Samen, Sporen,<br />

Epi<strong>der</strong>misfragmente u. a. - werden bei <strong>der</strong> Beschreibung<br />

gewöhnlich zunächst provisorisch<br />

sog. Formgattungen zugeordnet. Ihre Zusammenfugung<br />

kann große Schwierigkeiten machen<br />

und ist oft nur als Ergebnis beson<strong>der</strong>s günstiger<br />

Zufälle möglich, so daß in vielen Fällen die Rekonstruktion<br />

des Gesamtorganismus bisher<br />

nicht gelungen ist. Das gilt beson<strong>der</strong>s für Vertreter<br />

heute nicht mehr existieren<strong>der</strong> Gmppen,<br />

bei denen möglicherweise Merkmalskombinationen<br />

auftraten, die heute unüblich sind, so daß<br />

die Einzelteile nicht als zusammengehörig erkannt<br />

werden. Große Lücken in <strong>der</strong> fossilen<br />

Überlieferung klaffen oft auch gerade da, wo<br />

Bindeglie<strong>der</strong> zwischen gut definierten Großgmppen<br />

des Pflanzenreiches zur Ermittlung <strong>der</strong><br />

Abstammung beson<strong>der</strong>s erwünscht wären.<br />

Wenn schon die Einzeldaten, wie angedeutet,<br />

mit vielen Unsicherheiten behaftet sind,<br />

dann kann erst recht eine hieraus abgeleitete Zusammenschau<br />

im Höchstfälle als einigermaßen<br />

wahrscheinliche Modellvorstellung angesehen<br />

werden. Die hier vorgeführte bemht auf einer<br />

kritischen (aber zwangsläufig nicht von Subjektivität<br />

freien) Auswertung <strong>der</strong> wichtigsten neueren<br />

Darstellungen (vor allem B eck 1976 u. 1988,<br />

Friis etc. 1987, M ägdefrau 1968, M ai 1995,<br />

Schwarzbach 1974, Stanley 1986, Stewart<br />

1983, T henius 1977, Vachrameev etc. 1978, Zimmermann<br />

1959). Zur Abfolge <strong>der</strong> geologischen<br />

Perioden vgl. Abb. 46.<br />

1 Von den ersten Landpflanzen<br />

bis zum Steinkohlenwald<br />

Die ersten Landpflanzen traten ab dem mittleren<br />

Silur auf Wie einige gut erhaltene Fossilien<br />

zeigen, waren es niedrige Kräuter (Abb. 47). Diese<br />

als Psilophyten (Klasse Psilophytopsidä) zusammengefaßten<br />

„Urlandpflanzen“ hatten zwar<br />

noch nicht die charakteristische morphologische<br />

Glie<strong>der</strong>ung in die 3 Gmndorgane, entsprachen<br />

aber in ihrem physiologischen Grundmuster<br />

schon den echten Kormophyten: das Vorhandensein<br />

von Spaltöffnungen, Xylem und basalen<br />

bzw. unterirdischen, <strong>der</strong> Wasseraufnahme dienenden<br />

Teilen deutet auf einen autonomen<br />

Wasserhaushalt. Übereinstimmung mit den echten<br />

Kormophyten besteht auch darin, daß die<br />

gefundenen vegetativen Exemplare Sporangien<br />

mit Meiosporen besaßen, also einer diploiden<br />

(Sporophyten-) Generation angehörten. Über<br />

die Abstammung <strong>der</strong> Urlandpflanzen ist nichts<br />

Genaueres bekannt. Als Vorfahren <strong>der</strong> gesamten<br />

Kormophyten (einschließlich Bryophyten)<br />

kommen aus zytochemischen Gründen nur<br />

Grünalgen in Frage; doch sind echte Übergangsformen<br />

bisher nicht gefunden worden.<br />

Für eine solche, sozusagen eben erst „dem<br />

Wasser entstiegene“ Pflanzengruppe ist zu vermuten,<br />

daß sie auf dem Lande nur an sehr feuchten<br />

Standorten leben konnten. Das wird durch<br />

die Stratigraphie <strong>der</strong> Fossilfunde bestätigt. Die<br />

ersten Vegetationstypen des Landes waren demnach<br />

niedrige Sumpfpflanzengesellschaften, die<br />

wohl eine entfernte Ähnlichkeit mit Binsenbeständen<br />

hatten. Daß das Klima humid und<br />

einigermaßen warm gewesen sein dürfte, ist anzunehmen,<br />

doch weiß man hierüber wenig.<br />

Von den Psilophyten, die selbst bis ins Oberdevon<br />

überlebten, leiteten sich im Laufe des<br />

Devons die drei rezent noch existierenden<br />

Hauptgruppen <strong>der</strong> Pteridophyten (Lycopodiopsida,<br />

Equisetopsida, F ilicopsidd) ab. Hier ist <strong>der</strong><br />

Zusammenhang gut belegt: zahlreiche Fossilien<br />

demonstrieren fast nahtlos den Gestaltwandel<br />

vom ungeglie<strong>der</strong>ten Psilophyten zur typischen<br />

Kormophyten-Dreiglie<strong>der</strong>ung (in klassischer<br />

Form dargestellt in <strong>der</strong> Telomtheorie, Zimmermann<br />

1959). Nach einer Fülle von Zwischenformen<br />

erschienen im Oberdevon in allen drei<br />

Gmppen Vertreter mit <strong>der</strong> typischen Merkmalsausprägung.<br />

Ungeklärt ist hingegen die Abstammung <strong>der</strong> Moose.<br />

Ihre Verwandtschaft mit den Kormophyten ist zwar<br />

unzweifelhaft; aber ihre ersten fossilen Vertreter, die<br />

im Oberdevon auftreten, sind bereits typische Lebermoose<br />

(Laubmoose spätestens ab Perm); irgendwelche<br />

Zwischenformen sind nicht bekannt. Wahrscheinlich<br />

sind auch sie, durch Reduktion <strong>der</strong> sporophytischen<br />

Generation, von den Psilophyten abzuleiten.<br />

Auch ihr poikilohydrischer Wasserhaushalt dürfte eine


124 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />

u<br />

-438-<br />

P s ilo p h . = P s ilo p h y to p s id a , Progymn. = „Progymnospermen'', P e n t. = P e n to x y lo p s id a , C zeka n . = C z e k a n o w s k io p s id a<br />

Zahlen = Millionen Jvh<br />

Abb. 46: Die Hauptgruppen <strong>der</strong> Kormophyten, ihre mutmaßliche Abstammung und ihre relative Bedeutung<br />

in Flora und Vegetation.<br />

Zur Taxonomie vgl. auch Tab. 1, S. 3. - Nach Stewart 1983, Stanley 1986, u. a.<br />

Reduktionserscheinung sein, denn die an manchen<br />

Moossporophyten {Anthoceros, viele Laubmoose) auftretenden<br />

Spaltöffnungen sind eigentlich nur als Atavismus<br />

zu deuten.<br />

bis 15-20 m bzw. 60 cm, A neurophyton (Filic.)<br />

bis 12 m bzw. 1 m (Abb. 48). Das Holz letzterer<br />

und zahlreicher verwandter Sippen, unter dem<br />

Namen C allirylon seit langem gut bekannt (die<br />

Zusammengehörigkeit mit farnartigen Blättern<br />

und Sporangien wurde erst 1960 nachgewiesen),<br />

besitzt ein starkes sekundäres Dickenwachstum<br />

mit ausgedehntem sekundärem Xylem, es zeigt<br />

insgesamt große Ähnlichkeit mit dem <strong>der</strong> Koniferen<br />

(pyknoxyl, vgl. S. 129); Pterophyten mit


Von den ersten Landpflanzen bis zum Steinkohlenwald 125<br />

solchen Stämmen werden deshalb auch als<br />

„Progymnospermen“ bezeichnet und zuweilen<br />

als eigene Klasse abgetrennt. Es darf demnach<br />

angenommen werden, daß spätestens im Oberdevon<br />

bereits große Teile <strong>der</strong> Erdoberfläche bewaldet<br />

waren, und zwar keineswegs nur auf<br />

hygrisch beson<strong>der</strong>s begünstigten Standorten.<br />

Nähere Einzelheiten sind hierüber wegen <strong>der</strong><br />

zu sporadischen Fossilfunde aber nicht bekannt.<br />

Gleiches gilt auch für den unteren Teil des<br />

Karbons. Erst aus dem Oberkarbon liegt dann<br />

eine äußerst reichhaltige fossile Dokumentation<br />

vor, die beste aus dem ganzen Paläozoikum;<br />

Ursachen sind einerseits die günstigen E r­<br />

haltungsbedingungen in <strong>der</strong> Steinkohlen-Stratigraphie,<br />

an<strong>der</strong>erseits die intensive Erschließung<br />

durch den Kohleabbau. Für diese Periode sind<br />

daher detaillierte Aussagen sowohl über die Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Vegetationstypen als auch<br />

über die globale Differenzierung möglich.<br />

Im „Steinkohlenwald“ (Abb. 49) erreichten<br />

die baumförmigen Pteridophyten den Höhepunkt<br />

ihrer Entwicklung. Die auffallendsten<br />

Pflanzengestalten waren das stark gabelig verzweigte<br />

Lepidodendron und die oft unverzweigte,<br />

schopfbaumartige S igillaria, beide Vertreter <strong>der</strong><br />

Lycopodiopsida mit Höhen bis über 30 m. Ihre<br />

1-2 m dicken Stämme waren allerdings sehr primitiv<br />

gebaut, es waren „Parenchymstämme“, die<br />

überwiegend aus einer sehr dicken, parenchymatischen<br />

und sklerenchymatischen Rinde bestanden<br />

und innen nur einen kleinen Xylem-<br />

Kern enthielten (manoxyl, S. 129). Das bedeutete<br />

eine mangelhafte Wasserleitfähigkeit, und<br />

so ist es nicht verwun<strong>der</strong>lich, daß die schmalen,<br />

bis über 1 m langen Blätter nicht nur sehr<br />

xeromorph gebaut waren, son<strong>der</strong>n mit ihrer Ligula<br />

noch ein zusätzliches Organ hatten, das<br />

<strong>der</strong> direkten Aufnahme am Zweig herablaufenden<br />

Regenwassers diente. Große, bis über 20 m<br />

hohe Bäume waren auch die zu den Equisetopsida<br />

gehörenden, im Habitus riesigen Schachtelhalmen<br />

gleichenden Calamitaceen, und auch<br />

aus dem Verwandtschaffskreis <strong>der</strong> F ilicopsida gab<br />

es eine Reihe baumförmiger Vertreter.<br />

Die umfangreiche fossile Uberliefemng erlaubt<br />

auch Aussagen über Struktur und edaphische<br />

Glie<strong>der</strong>ung dieses Vegetationstyps. Die<br />

Abb. 47: Psilophyten als erste Landpflanzen.<br />

1 Cooksonia cakdonica (Obersilur), 2 Steganotheca striata (Obersilur), 3 Rhynia major (Unterdevon), 4 Homeophyton<br />

lignieri (Unterdevon). Höhe etwa 15-50 cm. - Aus Stewart 1983 (1, 2 nach E dwards 1970, 3 nach Kidston &<br />

Lang 1917, 4 nach E ggert 1974).


126 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />

1 m<br />

Ahb. 48: Hochwüchsige Pteridophyten des Oberdevons.<br />

1 Cyclostigma kiltorkense {Lycopodiopsidä), 2 Pseudobornia ursina (Equiselopsida), 3 Aneurophyton sp. (=<br />

Eospermatopteris\ Filicopsidd). - Quellen: 1, 2 M ägdefrau 1968 (2 aus Schweitzer 1967); 3 Stewart 1983 (aus<br />

Andrews 1961).<br />

charakteristischste Ausbildung war ein Bruchbzw.<br />

Flachmoorwald, <strong>der</strong> edaphisch den heutigen<br />

Taxodiunt-SürKpitn <strong>der</strong> nordamerikanischen<br />

Südostkiiste (vgl. S. 266) entsprochen haben<br />

mag. Unter <strong>der</strong> oberen Baumschicht aus L epidodendron<br />

(weithin dominierend) und Sigülaria<br />

fand sich ein Unterwuchs aus kleineren baumförmigen<br />

L y copodiopsidä und vor allem F ilicopsida<br />

(hierunter anscheinend auch Lianen) bis<br />

hinab zu einer an den Stammbasen und z. T.<br />

auch amphibisch wachsenden Krautschicht, in<br />

<strong>der</strong> neben Sippen, die rezenten Selaginella-hxten<br />

sehr ähneln, die eigenartige, zu den Equisetopsida<br />

gehörende Gattung Sphenophyllum eine<br />

Rolle spielte. Auf Standorten mit höherer Uberstauungsintensität<br />

nahm <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Calamiten<br />

an <strong>der</strong> Baumschicht zu, und im eigentlichen<br />

Verlandungsbereich offener Gewässer fanden<br />

sich Calamiten-Reinbestände. Am an<strong>der</strong>en<br />

Ende des Feuchtegradienten, an Stellen mit


Die Zeit <strong>der</strong> Gymnospermen 127<br />

nicht mehr versumpftem Mineralboden, wurde<br />

die Dominanz in <strong>der</strong> Baumschicht hingegen von<br />

Nicht-Pteridophyten, den Cordaiten (S. 129),<br />

übernommen.<br />

2 Die Zeit <strong>der</strong> Gymnospermen<br />

Allerdings sind die gängigen, auch in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

bekannten Vegetationsbil<strong>der</strong> des<br />

Steinkóhlenwaldes trotz ihrer exakten Rekonstmktion<br />

in gewisser Hinsicht irreführend. Denn<br />

dieser Vegetationstyp, aus dem die Steinkohlenflöze<br />

entstanden sind, war eine Pflanzengesellschaft<br />

extremer edaphischer Son<strong>der</strong>standorte<br />

innerhalb <strong>der</strong> damaligen tropischen Klimazone<br />

und daher keineswegs repräsentativ für Flora und<br />

Vegetation <strong>der</strong> gesamten Erde. Auch über diese<br />

haben wir jedoch, infolge <strong>der</strong> intensiven Durchforschung<br />

karbonischer Sedimente auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach Kohle, gute Kenntnisse; insgesamt ist<br />

das Oberkarbon die erste geologische Periode,<br />

für die sich ein einigermaßen schlüssiges Gesamtbild<br />

von Paläogeographie, Klima und Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

entwerfen läßt.<br />

Die damals gerade entstandene Pangäa reichte<br />

von etwa 70°N bis zum Südpol, wobei sich ihr<br />

größerer Teil auf <strong>der</strong> Südhalbkugel befand<br />

(Abb. 50.A). Die weite N-S-Erstreckung dieser<br />

Landmasse hatte eine entsprechende Glie<strong>der</strong>ung<br />

des Wärmeklimas zur Folge, und diese führte<br />

zu einer weltweiten floristischen Differenzierung.<br />

Bevor beides im Zusammenhang besprochen<br />

wird, ist aber zunächst ein Blick auf die<br />

weitere Evolution <strong>der</strong> Pflanzenwelt nötig.<br />

Die spektakulären baumförmigen L ycopodiopsida<br />

des Steinkohlenwaldes waren eigentlich<br />

nichts weiter als Kuriositäten, durch beson<strong>der</strong>e<br />

Umstände ermöglichte extreme Endglie<strong>der</strong> einer<br />

Entwicklungsreihe ohne Zukunft in einer<br />

Abb. 49; Oberkarbonische Landschaft mit Steinkohlenwald (Euramerisches Florengebiet).<br />

Die obere Baumschicht des Sumpfwaldes besteht aus Lepidodendron (stark gabelig verzweigte Kronen) und<br />

Sigülaria (einfache o<strong>der</strong> wenig verzweigte Schopfbäume). Die Baumfarne des Unterwuchses können sporentragende<br />

Filicopsida o<strong>der</strong> Pteridospermen sein, die helophytischen Groß-Schachtelhalme sind Calamiten. Der<br />

Wald am Berghang im Hintergrund wird von Cordaiten gebildet. - Aus Raven etc. 1985.


128 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />

Abb. 50: G estalt <strong>der</strong><br />

L an d ob erfläch e und<br />

Florengebiete (FG) <strong>der</strong><br />

Erde vom Oberkarbon<br />

bis zur Unterkreide.<br />

A; Nach Bildung <strong>der</strong><br />

Pangäa im Oberkarbon,<br />

ca. 300 Mill. Jvh. (Die<br />

Landzusammenhänge<br />

im angarisch-cathaysischen<br />

Bereich sind noch<br />

sehr umstritten.) Kreuzsignatur:<br />

Gebiete mit<br />

verbreiteter Inland-Vergletscherung.<br />

B: Nach Aufspaltung <strong>der</strong><br />

Pangäa in Laurasia und<br />

Gondwana zu Beginn<br />

des Jura, ca. 180 Mill.<br />

Jvh.<br />

C : Unmittelbar vor Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Angiospermen<br />

in <strong>der</strong> Unterkreide,<br />

ca. 135 Mill. Jvh. (Die<br />

floristische Glie<strong>der</strong>ung<br />

auf <strong>der</strong> Südhalbkugel<br />

wird auch an<strong>der</strong>s gehandhabt.)<br />

In den Randgebieten <strong>der</strong><br />

Kontinente traten oft<br />

örtliche Meerestransgressionen<br />

auf, so daß<br />

die tatsächliche Küstenlinie<br />

nicht immer und<br />

überall mit <strong>der</strong> Grenze<br />

<strong>der</strong> Kontinentalschollen<br />

übereinstimmte. Durch<br />

die Art <strong>der</strong> Projektion<br />

sind die Umrisse in höheren<br />

Breiten stark verzerrt.<br />

- Nach Stanley<br />

1986, S ch uster 1976,<br />

Parrish 1987 u. a.


Die Zeit <strong>der</strong> Gymnospermen 129<br />

Umgebung, die längst von einer höher organisierten<br />

Gruppe, den Gymnospermen, beherrscht<br />

wurde. Wenn man von <strong>der</strong> konvergenten Entstehung<br />

einiger weniger, bereits im Perm wie<strong>der</strong><br />

ausgestorbener samentragen<strong>der</strong> Lycopodiopsida<br />

(Lepidospermen) absieht, leiten sich sämtliche<br />

Samenpflanzen aus dem F ilicopsida-hsi <strong>der</strong> Pteridophyten<br />

ab. Ihre Entwicklung begann im Oberdevon<br />

und führte schon im Karbon zu einer<br />

großen Vielfalt, einschließlich des Erscheinens<br />

erster Vertreter <strong>der</strong> rezenten Gruppe <strong>der</strong> Koniferen<br />

im Oberkarbon.<br />

Nach einem wichtigen vegetativen Merkmal läßt sich<br />

<strong>der</strong> gesamte Komplex <strong>der</strong> (fossilen und rezenten) Gymnospermen<br />

in zwei Gruppen unterteilen, die möglicherweise<br />

parallele Entwicklungsreihen darstellen. Diese<br />

Merkmalsdifferenzierung, die bei den Filicopsida anscheinend<br />

schon vor dem Auftreten <strong>der</strong> Samenbildung<br />

vorhanden war, betrifft die Stmktur des sekundären<br />

Stammzuwachses: Als pyknoxyl bezeichnet man Stämme<br />

mit dickem sekundärem Holzkörper, <strong>der</strong> relativ kleine<br />

Markkomplexe umschließt und selbst von einer nur<br />

dünnen Rinde umgeben ist (Abb. 51.2a; typisches Beispiel<br />

sind die Koniferen, aber auch bereits das devonische<br />

CaUixyhn zeigt diesen Bau). Manoxyle Stämme<br />

bestehen demgegenüber überwiegend aus Gmndgewebe<br />

(Parenchym, Sklerenchym), in das ein einziges bzw. einige,<br />

wenig umfangreiche Xylemkomplexe (auch in<br />

unregelmäßiger Anordnung) eingelagert sind (Abb.<br />

51.1a); rezent gehöiOen hierher nur die Baumfame und<br />

die Gycadeen. Die (durchaus nicht bewiesene) Annahme,<br />

es handele sich dabei um zwei streng getrennte<br />

Entwicklungslinien, ist eines <strong>der</strong> Argumente für die neuerdings<br />

oft praktizierte Aufteilung <strong>der</strong> Gymnospermen<br />

in „Coniferophytina“ und „Cycadophytind'.<br />

Als älteste Gymnospermengruppe erscheinen im<br />

Oberdevon die Pteridosperm en. Es waren<br />

Pflanzen von vollständig farnartigem Habitus,<br />

oft kleine Bäume mit manoxylem Stamm (Abb.<br />

51.1), an <strong>der</strong>en meist sehr großen, mehrfach<br />

gefie<strong>der</strong>ten Blättern (Wedeln) einzelne Fie<strong>der</strong>n<br />

o<strong>der</strong> Fie<strong>der</strong>komplexe in Mikro- bzw. Megasporangienträger<br />

umgewandelt waren; die Megasporangien<br />

waren bereits vollkommen typische<br />

Samenanlagen. (Diese fertilen Teile sind die einzigen<br />

Kennzeichen <strong>der</strong> Gruppe; sterile Fragmente<br />

sind von „echten“, sporenverbreiteten Farnen<br />

nicht zu unterscheiden). Im Karbon erreichten<br />

die Pteridospermen den Höhepunkt ihrer Entwicklung<br />

mit zahlreichen gut belegten Formen;<br />

auch viele „Farne“ des Steinkohlenwaldes gehören<br />

sicher o<strong>der</strong> vermutlich zu dieser Gruppe. Sie<br />

starben dann bereits im Perm aus, gelten aber<br />

als Vorfahren <strong>der</strong> Cycadeen-Verwandtschaft.<br />

Die zweite frühe Gruppe sind die Cordaiten.<br />

Nach unsicheren Vorläufern im Oberdevon entwickelten<br />

sie sich im Karbon und hatten im<br />

Oberkarbon nicht nur einen hohen Anteil an<br />

<strong>der</strong> Flora, son<strong>der</strong>n spielten als hochwüchsige<br />

Bäume (bis > 30 m; Abb. 51.3) auch eine wichtige<br />

Rolle in <strong>der</strong> Vegetation. Mit ihren pyknoxylen<br />

Stämmen, einfachen (allerdings sehr großen,<br />

bis > 1 m lang) Blättern und Fortpflanzungsorganen,<br />

die nicht an planierten Blättern saßen<br />

und sich mit denen <strong>der</strong> Koniferen homologisieren<br />

lassen, gelten sie als nahe Verwandte dieser<br />

Gruppe. Auch sie starben schon im Perm<br />

wie<strong>der</strong> aus.<br />

Mit <strong>der</strong> Familie <strong>der</strong> V oltziaceae {Lebachiaceae)<br />

treten im Oberkarbon aber auch schon die ersten<br />

echten Koniferen auf. Im Habitus wohl<br />

etwa an Araukarien erinnernd, hatten sie noch<br />

sehr ursprüngliche Fortpflanzungsorgane; gerade<br />

diese sind aber von beson<strong>der</strong>er theoretischer<br />

Bedeutung, da sie infolge ihrer Zwischenstellung<br />

zwischen denen <strong>der</strong> Cordaiten und den rezenten<br />

Koniferenzapfen <strong>der</strong>en morphologische Interpretation<br />

(im Sinne <strong>der</strong> Telomtheorie) ermöglichen.<br />

Schließlich ist noch <strong>der</strong> Verwandtschaftskreis<br />

von G lossopteris zu nennen. Auch diese, überwiegend<br />

südhemisphärische Gruppe, die ihre<br />

Optimalphase in Perm und Trias erreichte, war<br />

im Oberkarbon schon vorhanden. G lossopteris<br />

ähnelte vegetativ den Cordaiten: wie diese hatte<br />

sie pyknoxyle Stämme und einfache, wenn<br />

auch kleinere Blätter (Abb. 51.2). Die Fortpflanzungsorgane<br />

waren jedoch blattbürtig und ähnelten<br />

denen mancher Pteridospermen, so daß<br />

<strong>der</strong> Anschluß dieser Sippen ganz unsicher ist.<br />

Wie erwähnt, waren die Gymnospermen im<br />

Oberkarbon in <strong>der</strong> Vegetation <strong>der</strong> Erde bereits<br />

weithin dominierend. Dabei läßt sich eine deutliche,<br />

mit Sicherheit klimatisch bedingte floristische<br />

Differenzierung erkennen, die eine Glie<strong>der</strong>ung<br />

in mehrere Florengebiete ermöglicht<br />

(Abb. 50.A).<br />

Floristisch weitaus am reichsten war <strong>der</strong> Bereich,<br />

in dem auch die Steinkohlenwäl<strong>der</strong> lagen.<br />

Er umfaßte in <strong>der</strong> Hauptsache Europa und O-<br />

Nordamerika und wird danach als Euramerisches<br />

Florengebiet bezeichnet. Nach allen Indizien<br />

war das Klima sehr warm und zugleich<br />

feucht, d. h. es handelte sich um die damalige<br />

feucht-tropische Zone. Klimaxvegetation war<br />

offensichtlich ein hochwüchsiger Wald aus<br />

Cordaiten (in <strong>der</strong>en pyknoxylem Holz finden


130 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />

sich hier keine Jahrringe) mit Unterwuchs aus<br />

Pteridospermen sowie krautigen Pteridophyten<br />

ähnlich wie im Steinkohlenwald.<br />

Ähnlich, aber insgesamt etwas artenärmer war<br />

das östlich anschließende Cathaysische Florengebiet.<br />

Auch hier gab es Steinkohlenwäl<strong>der</strong>; das<br />

Klima scheint zwar ebenso warm, aber weniger<br />

feucht (periodisch?) gewesen zu sein.<br />

Stärker abweichend war das Angara-Florengebiet,<br />

das mit Ostsibirien wohl den ± extratropischen<br />

Teil <strong>der</strong> damaligen Nordhalbkugel<br />

umfaßte. Zwar wurde auch hier Steinkohle gebildet<br />

(z. B. im Revier von Kuzneck), aber unter<br />

den flözbildenden Fossilien fehlen völlig die<br />

typischen Lepidodendren und Sigillarien. Die<br />

Klimaxvegetation bestand anscheinend aus<br />

Cordaiten, Koniferen und Pteridospermen; darunter<br />

gibt es viele euramerische Elemente, doch<br />

treten auch eine Reihe endemischer Gattungen<br />

auf. Das Holz <strong>der</strong> pyknoxylen Bäume zeigt z. T.<br />

deutliche Jahrringe. Es gab also Jahreszeiten, die<br />

vermutlich thermisch bedingt waren. Ob auch<br />

eine hygrische Periodizität existierte, ist unbekannt;<br />

immerhin gibt es mancherorts petrographische<br />

Hinweise auf eine gewisse Aridität.<br />

Die drei bisher besprochenen Florengebiete<br />

werden zuweilen zu einem „Arktokarbonischen<br />

Florenreich“ (Vachrameev etc. 1978) zusammengefaßt.<br />

Das ist insofern berechtigt, als sie<br />

doch viele Gemeinsamkeiten zeigen, vor allem<br />

gegenüber dem völlig abweichenden südlichen<br />

Gondwana-Florengebiet (bzw. Florenreich).<br />

Dieses trägt seinen Namen nach <strong>der</strong> zentralindischen<br />

Landschaft Gondwana, in <strong>der</strong> eine lückenlose stratigraphische<br />

Folge vom Oberdevon bis zur Oberkreide<br />

erschlossen ist. Schon bei ihrer ersten Beschreibung<br />

(um 1880) erregten die dortigen Fossilien wegen ihrer<br />

Verschiedenheit vom bisher Bekannten großes Aufsehen,<br />

das sich noch steigerte, als sich herausstellte, daß<br />

dieselbe Flora auch auf allen vier heutigen Südkontinenten<br />

auftritt. Der Name Gondwanaland wurde<br />

dann später für den vereinigten Südkontinent eingeführt.<br />

Die oberkarbonische Gondwana-Flora hatte mit<br />

<strong>der</strong> arktokarbonischen zwar einige Vertreter <strong>der</strong><br />

Cordaiten gemeinsam, sonst ist sie aber bezüglich<br />

<strong>der</strong> Bäume ganz abweichend und auch sehr<br />

viel artenärmer. Leitfossilien sind die Glossopterideen.<br />

Auffallend ist das Fehlen manoxyler<br />

Bäume; die pyknoxylen besaßen sehr deutliche<br />

Jahrringe. Nach diesem und weiteren Indizien<br />

war das Klima extratropisch-humid mit ausgeprägten<br />

thermischen Jahreszeiten. Das läßt das<br />

Auftreten laubwerfen<strong>der</strong> (sommergrüner) Bäume<br />

erwarten. Im Gegensatz zu den Farnbäumen<br />

mit ihren riesigen Wedeln und den auch recht<br />

großblättrigen Cordaiten ist dieses Verhalten bei<br />

den Glossopterideen mit ihren relativ kleinen<br />

(meist 10-20 cm) Blättern denkbar (übrigens sind<br />

auch Knospenschuppen gefunden worden),<br />

doch ist hierüber nichts Näheres bekannt. Im<br />

südlichsten Teil <strong>der</strong> Landmasse befand sich eine<br />

ausgedehnte Inlandvergletscherung, <strong>der</strong>en Spuren<br />

(Moränen, Gletscherschliffe) in allen Teilbereichen<br />

gut dokumentiert sind; vor allem in<br />

<strong>der</strong> Übergangszeit zum Perm scheint es auch<br />

stärkere Wärmeschwankungen mit Gletschervorstößen<br />

und -rückzügen ähnlich wie im Pleistozän<br />

gegeben zu haben.<br />

Nachdem die Gymnospermen so im Oberkarbon<br />

schon weithin das Übergewicht in <strong>der</strong><br />

Baumschicht <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> erlangt hatten, übernahmen<br />

sie im Laufe des anschließenden Perms<br />

die absolute Dominanz. Vom Beginn dieser Periode<br />

an wurde das Klima, vor allem in den tropischen<br />

Gebieten, anscheinend erheblich trokkener.<br />

Das führte zum raschen Aussterben <strong>der</strong><br />

nur unter optimalen Feuchtebedingungen lebensfähigen<br />

baumförmigen L ycopodiopsida.<br />

Auch die Pteridospermen (und ebenso baumförmige<br />

Farne mit „normaler“ Fortpflanzung)<br />

verschwanden im Unterperm (Rotliegenden)<br />

nach und nach, und gleiches gilt für die baumförmigen<br />

Calamiten. Deren krautige Nachkommen,<br />

die allmählich zu Equisetum überleiten,<br />

waren aber weiterhin bevorzugte Besiedler von<br />

Sümpfen und Ufern. An<strong>der</strong>e E quisetopsida waren,<br />

zusammen mit einer großen Vielfalt niedriger<br />

Farne, im krautigen Unterwuchs <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong><br />

vertreten, während die L ycopodiopsida von<br />

nun an keine große Rolle mehr spielten. Mancherorts<br />

(vor allem im Bereich <strong>der</strong> Angara-Flora)<br />

erschienen jetzt erstmals Moose in größerer<br />

Menge.<br />

Auch die im Oberkarbon so wichtigen, als<br />

Pyknoxyle in ihrem Wasserhaushalt eigentlich<br />

günstiger gestellten Cordaiten waren offensichtlich<br />

nicht fähig, sich an stärkere Aridität anzupassen,<br />

und überlebten nur bis ins Oberperm.<br />

Sie wurden ersetzt durch Koniferen, <strong>der</strong>en Basisgruppe,<br />

die V oltziales, nunmehr in großer<br />

Menge und Diversität auftraten und weithin die<br />

Vegetation beherrschten.<br />

Die bisher skizzierten permischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

betrafen die „arktokarbonischen“ Florengebiete,<br />

wobei sie im euramerischen Gebiet


Die Zeit <strong>der</strong> Gymnospermen 131<br />

Abb. 51: Paläozoische Gymnospermen.<br />

1 MeduUosa {Pteridospermae, Oberkarbon), a Querschnitt durch den manoxylen Stamm; 2 Glossopteris (Perm), a<br />

Querschnitt durch die pyknoxyle Wurzel; 3 Verschiedene Cordaites-Arten (Oberkarbon), a Zweig mit Fortpflanzungsorganen.<br />

- Qiellen: 1, 2 Stewart 1983 (2 nach G ould etc. 1977); 3 G rand’E ury 1877.<br />

beson<strong>der</strong>s früh einsetzten. Abweichend war die<br />

Entwicklung im gondwanischen Florengebiet,<br />

dessen Klimaverhältnisse sich gegenüber dem<br />

Oberkarbon wohl kaum än<strong>der</strong>ten. Hier blieben<br />

die Glossopterideen nicht nur die dominieren-<br />

de Gymnospermengruppe, son<strong>der</strong>n gelangten<br />

sogar zum Höhepunkt ihrer Entfaltung; demgegenüber<br />

spielten Koniferen hier noch keine<br />

Rolle,


132 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />

Die folgenden geologischen Perioden Trias,<br />

Jura und Kreide, gemeinhin als Mesozoikum<br />

zusammengefaßt, sind paläogeographisch dadurch<br />

gekennzeichnet, daß sich <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />

<strong>der</strong> Pangäa aus dem Bereich <strong>der</strong> Südhalbkugel<br />

allmählich in Richtung auf den Äquator<br />

verlagerte. So lag <strong>der</strong> Südpol nicht mehr<br />

auf dem Festland, und die bisher in seinem Umkreis<br />

vorhandenen Inlandeismassen konnten<br />

abschmelzen. Folge davon war ein zunächst<br />

langsamer, ab Jura stärkerer weltweiter Temperaturanstieg.<br />

Auch das Nie<strong>der</strong>schlagsregime<br />

wurde beeinflußt: das Vorhandensein einer großen,<br />

kompakten Landmasse in den tropischen<br />

und gemäßigten Zonen führte nach Ansicht vieler<br />

Klimatologen zur Ausbildung eines Monsunklimas,<br />

das sich im Perm schon andeutete und<br />

in Trias und Jura auf großen Teilen <strong>der</strong> Landoberfläche<br />

geherrscht haben soll.<br />

Inzwischen entstand ab Ende <strong>der</strong> Trias im<br />

äquatorialen Bereich, von Ost nach West fort­<br />

schreitend, <strong>der</strong> Meeresarm <strong>der</strong> Tethys, womit<br />

die Zeit <strong>der</strong> Pangäa zu Ende war (Abb. 50.B).<br />

Während das nördlich davon liegende Laurasia<br />

noch bis zum Beginn des Tertiärs ± erhalten<br />

blieb, spaltete sich das südliche Gondwanaland<br />

schon ab Ende des Jura weiter auf (Abb. 50.C).<br />

Durch diese Zerrüttung <strong>der</strong> Landmasse verschwanden<br />

die Voraussetzungen des Monsunklimas,<br />

so daß dieses in <strong>der</strong> Unterkreide sein<br />

Ende fand; für die Kreidezeit wird weltweit keine<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsperiodizität angenommen (vgl.<br />

S. 137).<br />

In <strong>der</strong> Pflanzenwelt brachte das Mesozoikum<br />

eine starke Diversifizierung <strong>der</strong> Gymnospermen.<br />

Als wichtigste Waldbäume bauten die Koniferen<br />

ihre dominierende Stellung weiter aus. Neben<br />

den vom Oberkarbon bis zum mittleren Jura<br />

überdauernden Voltziales traten in <strong>der</strong> oberen<br />

Trias schon mehrere <strong>der</strong> rezent noch vorhandenen<br />

Familien auf; im Jura sind diese dann alle<br />

vorhanden, und manche Fossilien lassen sich


Die Zeit <strong>der</strong> Gymnospermen 133<br />

schon heutigen Gattungen zuordnen {A raucaria,<br />

A throtaxis, C unningham ia, Torreya). Jura und<br />

Unterkreide waren die absolute Blütezeit <strong>der</strong><br />

Koniferen, ihre Artenzahl betrug damals sicher<br />

ein Mehrfaches <strong>der</strong> heutigen; mit dem Auftreten<br />

<strong>der</strong> Angiospermen begann dann ihr Rückgang.<br />

Zwar insgesamt geringere Bedeutung, aber<br />

einen ähnlichen Verlauf <strong>der</strong> Evolutionsgeschichte<br />

hatten auch die Ginkgogewächse und die<br />

Cycadeen: erstes, wenn auch nur vereinzeltes<br />

Auftreten seit dem Perm, Zunahme in <strong>der</strong> Trias,<br />

größte Vielfalt in Jura und Unterkreide, und<br />

dann Absinken auf den Status überlebter Relikte.<br />

Daneben gab es noch weitere mesozoische<br />

Gmppen, die die Gegenwart nicht mehr erlebt<br />

haben, so die vielgestaltigen Bennettiteen sowie<br />

die aus <strong>der</strong> fossilen Überlieferung z. T. nur ungenügend<br />

bekannten Gaytonieen, Pentoxyleen<br />

und Czekanowskieen.<br />

In <strong>der</strong> floristischen Glie<strong>der</strong>ung zeigte sich<br />

gegenüber dem Perm zunächst wenig Ändemng.<br />

Erst ab <strong>der</strong> mittleren Trias wirkte sich die Erwärmung<br />

auf dem Südteil <strong>der</strong> Landmasse dahingehend<br />

aus, daß die Son<strong>der</strong>stellung <strong>der</strong><br />

Gondwana-Flora verlorenging: die bisher herrschenden<br />

Glossopterideen nahmen rasch ab und<br />

starben schon im unteren Jura aus, und wie<br />

schon im übrigen Teil <strong>der</strong> Landoberfläche ging<br />

die Dominanz an die Koniferen über. Insgesamt<br />

gab es dann im weiteren Mesozoikum eine floristische<br />

Dreigliedemng auf niedrigerem Niveau:<br />

einem mittleren, die sich allmählich noch verbreiternde<br />

Tropische Zone umfassenden Euramerischen<br />

(o<strong>der</strong> Eurosinischen) Florengebiet<br />

standen zwei gemäßigte gegenüber, das Sibirische<br />

(später Sibirisch-Kanadische) Florengebiet<br />

im N und das Gondwana-Florengebiet im S,<br />

jetzt zuweilen auch Australisches Florengebiet<br />

genannt (Abb. 50.B,G).<br />

Wie sah nun die mesozoische Vegetation im<br />

einzelnen aus? Wenn auch die fossile Überlieferung<br />

bei manchen Pflanzengruppen so fragmentiert<br />

ist, daß eine Rekonstruktion ihrer Lebensform<br />

bisher noch nicht möglich war, so gibt<br />

es doch genügend Indizien, um zumindest für<br />

die Optimalphase (Jura-Unterkreide) ein ungefähres<br />

Bild zu entwerfen (Abb. 52). Waldbildner<br />

in <strong>der</strong> Tropischen Zone waren die Koniferen,<br />

wobei insbeson<strong>der</strong>e die Taxodiaceen und die<br />

ihnen (als Vorläufer?) nahestehenden Cheirolepidaceen,<br />

aber auch Cupressaceen und Araucariaceen<br />

die Hauptrolle gespielt haben dürften.<br />

Unter <strong>der</strong> Koniferen-Baumschicht bildeten niedrigere<br />

Gehölze, vor allem schopfbaumartige<br />

Abb. 53: Niedrigwüchsige Bennettiteen.<br />

1 Wielandiella (Obere Trias), 2 Williamsonia (Unterer Jura). Die Fortpflanzungsorgane („Blüten“) stehen<br />

endständig, so daß die Sprosse sympodial verzweigt sind. Vermutlich die ältesten krautigen Samenpflanzen. -<br />

Quellen: 1 Nathorst 1909; 2 M ägdefrau 1968 (aus T homas 1916).


W h>- r<br />

134 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation


Entstehung und Diversifiziemng <strong>der</strong> Angiospermen 135<br />

Cycadeen und Bennettiteen, eine „Strauchschicht“,<br />

dies um so mehr, je lichter <strong>der</strong> Wald<br />

war; unter beson<strong>der</strong>s ariden Bedingungen sind<br />

auch niedrige Offenwäl<strong>der</strong> aus den oft sehr<br />

xeromorph anmutenden Vertretern dieser Gruppen<br />

denkbar. Einige niedrige Bennettiteen (Abb.<br />

53) dürften auch an <strong>der</strong> Krautschicht beteiligt<br />

gewesen sein, die i. ü. aus Pteridophyten (wohl<br />

überwiegend Farnen) bestand. Die Bäume <strong>der</strong><br />

tropischen Wäl<strong>der</strong> weisen allgemein keine Jahrringe<br />

auf, was zumindest für die Juraperiode zu<br />

<strong>der</strong> durch an<strong>der</strong>e Indizien gestützten Annahme<br />

eines Monsunklimas im Wi<strong>der</strong>spmch steht. In<br />

den gemäßigten Zonen waren den Koniferen in<br />

<strong>der</strong> Baumschicht oft in größerer Menge Ginkgogewächsc<br />

(die allerdings auch in den Tropen<br />

vorkamen) beigemischt. An<strong>der</strong>erseits fehlten<br />

hier weitgehend die Bennettiteen und Cycadeen<br />

(letztere sind ja auch rezent ± auf die Tropen<br />

beschränkt); als niedrige Gehölze <strong>der</strong> Strauchschicht<br />

wurden sie anscheinend durch Caytonieen<br />

vertreten. Die Bäume zeigen hier deutliche<br />

Jahrringe, und für die Ginkgogewächse liegt<br />

auch die Annahme <strong>der</strong> sommergrünen Lebensform<br />

nahe. Letztere ist auch bei den im sibirischen<br />

Gebiet häufigen Czekanowskieen wahrscheinlich<br />

(diese fehlten ebenso wie die Pinaceen<br />

im südlich-gemäßigten Florengebiet).<br />

Die Behandlung <strong>der</strong> mesozoischen Vegetation<br />

kann nicht abgeschlossen werden, ohne einen<br />

ökologischen Faktor zu erwähnen, <strong>der</strong> hier<br />

erstmalig in größerem Ausmaße in Erscheinung<br />

tritt: den Einfluß pflanzenfressen<strong>der</strong> Großtiere,<br />

nämlich <strong>der</strong> Dinosaurier (Abb. 54). In <strong>der</strong> mittleren<br />

Trias noch aus wenigen kleinen Arten (von<br />

etwa 30 cm Körperlänge) bestehend, nahm diese<br />

Grappe bald einen raschen Aufschwung, sowohl<br />

bezüglich <strong>der</strong> Artenzahl als auch <strong>der</strong> Körpergröße.<br />

Gegen Ende <strong>der</strong> Trias wurden schon<br />

6 m Länge erreicht, und im Laufe von Jura und<br />

Kreide entstanden zahlreiche Arten von über<br />

10 m Länge (D iplodocus bis 26 m). Für die Oberkreide<br />

wurde berechnet, daß etwa 50-80 % aller<br />

pflanzenfressenden Wirbeltierarten Großtiere<br />

mit über 1000 kg Gewicht waren. Als wechselwarme<br />

Reptilien (von einigen Arten wird auch<br />

vermutet, daß sie homöotherm waren) konzentrierten<br />

sie sich in <strong>der</strong> tropischen Zone, allerdings<br />

wohl vorwiegend in <strong>der</strong>en randlichen Teilen.<br />

Das sehr heiße und trockene Klima <strong>der</strong> inneren<br />

Tropen (S. 137) dürfte ihnen nicht nur<br />

wegen zu geringer Produktion an freßbarer Pflanzenmasse<br />

weniger zugesagt haben, son<strong>der</strong>n auch<br />

deshalb, weil für ihre riesigen, mit wenig transpirieren<strong>der</strong><br />

Oberfläche versehenen Körper die<br />

Gefahr des Hitzestaues bestand. In den Randtropen<br />

traten sie anscheinend z. T. in Herden<br />

auf (ähnlich den heutigen Säugetierherden in<br />

Ostafrika). Daß hierdurch große Schäden in <strong>der</strong><br />

Vegetation angerichtet wurden, liegt auf <strong>der</strong><br />

Hand; vor allem in Gegenden, wo <strong>der</strong> Klimaxwald<br />

ohnehin infolge geringer Humidität labil<br />

war, ist die Ausbildung einer biotischen Klimax<br />

entsprechend den rezenten Savannen zu erwarten.<br />

Bekannt ist hierüber jedoch nichts, und es<br />

ist auch schwer vorzustellen, welche Pflanzensippen<br />

in solchen „Savannen“ die Rolle <strong>der</strong> heutigen<br />

Gräser übernommen haben könnten.<br />

Ebenso weiß man auch nichts über die Futter-<br />

Präferenzen <strong>der</strong> pflanzenfressenden Saurier. Es<br />

erscheint nicht unmöglich, daß manche typischen<br />

Eigenschaften <strong>der</strong> Koniferen, so die harten<br />

skleromorphen Blätter und die Harzkanäle,<br />

als Schutzanpassungen gegen Freßfeinde entstanden<br />

sind.<br />

3 Entstehung und Diversifizierung<br />

<strong>der</strong> Angiospermen<br />

Die meisten wichtigen Gymnospermen-Gruppen<br />

erschienen in Form früher Vertreter bzw.<br />

Vorläufer schon lange bevor sie größere Bedeutung<br />

in <strong>der</strong> Vegetation erlangten. An<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong><br />

höchstentwickelten Pflanzengmppe, den Angiospermen:<br />

sie treten im oberen Teil <strong>der</strong> Unterkreide<br />

ganz plötzlich in Erscheinung, entwikkeln<br />

sehr schnell eine große Formenfülle und<br />

übernehmen schon bald weltweit die Dominanz.<br />

Zwar hat man mehrfach geglaubt, frühe Angiospermen<br />

(-Vorläufer) schon im Jura gefunden<br />

zu haben, doch erwiesen sich solche Vermutungen<br />

bisher stets als unzutreffend o<strong>der</strong><br />

zumindest nicht verifizierbar. Auch die phylogenetische<br />

Herkunft <strong>der</strong> Angiospermen liegt im<br />

Dunkeln; zwar ist anzunehmen, daß sie irgendwie<br />

aus dem vielgestaltigen Formenkreis <strong>der</strong><br />

mesozoischen Gymnospermen hervorgegangen<br />

sind, doch gibt es keine eindeutigen Anknüpfungen.<br />

Die ersten Fossilien, die eindeutig den<br />

Angiospermen zugeordnet werden können, sind<br />

Pollenfunde aus dem Barreme (zur Stratigraphie<br />

von Kreide und Tertiär vgl. Abb. 55). Makrofossilien<br />

sind aus <strong>der</strong> nächsten Periode, dem Apt,<br />

nachweisbar, wo sie 5 % <strong>der</strong> insgesamt bekann-


Entstehung und Diversifizierung <strong>der</strong> Angiospermen 137<br />

ten fossilen Pflanzenarten ausmachen. Der Anteil<br />

steigt dann rasch an und erreicht bereits im<br />

Cenoman etwa 80 %. ln dieser Periode sind auch<br />

schon über 60 verschiedene Angiospermenfamilien<br />

nachgewiesen. Bis ins Eozän erhöht sich<br />

ihre Zahl auf über 150 (Abb. 55). Bedenkt man,<br />

daß für viele <strong>der</strong> insgesamt unterschiedenen ca.<br />

350 rezenten Familien eine gute Fossilisierung<br />

bzw. die Auffindung von Fossilien unwahrscheinlich<br />

ist, weil sie z. B. eine ungeeignete<br />

Konsistenz, ungeeignete Standorte o<strong>der</strong> zu geringe<br />

Artenzahl bzw. Verbreitung haben, so erscheint<br />

die Annahme berechtigt, daß die ganze<br />

Vielfalt <strong>der</strong> Angiospermen spätestens im Eozän<br />

vorhanden war. Wie nähere Betrachtung zeigt,<br />

bestand <strong>der</strong> Gesamtvorgang <strong>der</strong> Diversifizierang<br />

<strong>der</strong> Angiospermen aus zwei Phasen, die sich<br />

durch die herrschenden Umweltbedingungen<br />

unterscheiden; die Grenze liegt an <strong>der</strong> Wende<br />

Kreide / Tertiär.<br />

Die Verhältnisse in <strong>der</strong> Kreidezeit knüpfen<br />

an das bereits Skizzierte an. Die seit <strong>der</strong> Trias<br />

im Gange befindliche Erwärmung erreichte in<br />

<strong>der</strong> Oberkreide ihren Höhepunkt, und die Zeit<br />

vom Campan bis zum mittleren Eozän (ca. 84<br />

bis 45 Mill. Jvh) war <strong>der</strong> wärmste Zeitabschnitt<br />

seit dem Präkambrium. Die Temperaturen lagen<br />

- allerdings nicht ohne kurzzeitige Schwankungen<br />

- weltweit viel höher als heute, und zugleich<br />

war <strong>der</strong> Temperaturgradient Äquator-Pol<br />

viel geringer (Abb. 56). Das für den Nordpol<br />

errechnete Jahresmittel entsprach mit -1-7 °C<br />

etwa dem heutigen von Stockholm, Montréal<br />

o<strong>der</strong> Sapporo. So ergab sich eine thermische<br />

Dreiglie<strong>der</strong>ung: eine sehr breite tropische Zone,<br />

die sich etwa von 45°N bis 45°S erstreckte, wurde<br />

von zwei bis zu den Polen reichenden gemäßigten<br />

Zonen umrahmt; Äquivalente <strong>der</strong> heutigen<br />

Polarzonen fehlten. Was das Nie<strong>der</strong>schlagsregime<br />

während <strong>der</strong> mittleren und oberen<br />

Kreidezeit betrifft, so tendiert die Meinung <strong>der</strong><br />

meisten Paläoklimatologen dahin, daß - zumindest<br />

auf <strong>der</strong> Nordhemisphäre - die gemäßigte<br />

Zone nördlich von 50°N allgemein humid war.<br />

Von hier äquatorwärts wurden die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

immer geringer, so daß in <strong>der</strong> tropischen Zone<br />

weithin eine Form von aperiodischer Semihumidität<br />

herrschte, wie sie heute so auf <strong>der</strong> Erde<br />

kaum zu finden ist. Hier gab es sicher auch, vor<br />

allem im Innern <strong>der</strong> Kontinente und in Lee von<br />

Gebirgen, große semiaride und aride Gebiete;<br />

an<strong>der</strong>erseits sind in Luvlagen auch lokal humide<br />

Verhältnisse anzunehmen.<br />

So weit die fossile Evidenz es erkennen läßt,<br />

geschah <strong>der</strong> erste Evolutionsschub <strong>der</strong> Angiospermen<br />

wohl in den äußeren Tropen. Habitate,<br />

die für neue Entwicklungen geeignet waren, gab<br />

es hier genügend; relativ offene Wäl<strong>der</strong> in einem<br />

semihumiden Klima, stark gestört sowohl<br />

im Kronendach als auch im Bodenbereich durch<br />

die Aktivitäten <strong>der</strong> pflanzenfressenden Großtiere;<br />

als beson<strong>der</strong>s „evolutionsträchtige“ Son<strong>der</strong>standorte<br />

in diesem Bereich werden oft noch<br />

Flußauen und -mündungen hervorgehoben.<br />

Lange Zeit hat man angenommen, die Ur-Angiospermen<br />

seien sämtlich großblütige Sträucher<br />

und Kleinbäume von „magnolioidem“ Typ<br />

(Abb. 57.1) gewesen, die etwa den rezenten Gmppen<br />

<strong>der</strong> M agnoliales und Illiciales nahestanden.<br />

In jüngster Zeit hat sich jedoch herausgestellt,<br />

daß daneben von Anfang an, d. h. bereits im<br />

Jahresmittel<br />

Abb. 56: Temperaturabnahme Äquator - Pol während<br />

des oberkretazeisch-alttertiären W ärmeoptimums<br />

im Vergleich zu heute.<br />

Nach Angaben bei Friis etc. 1987, B eck 1976, u. a.


138 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />

M M<br />

M |<br />

Abb. 57: Ursprüngliche Angiospermen.<br />

1 Archaeanthus linnenbergeri (Cenoman), mit magnolienartiger Blüte, a Fmcht (Karpelle im Gegensatz zu Magnolia<br />

vielsamig); 2 Chloranthus japonicus (rezent, als Beispiel für den Verwandtschaftskreis), mit vielblütiger Ähre, a<br />

Einzelblüte (nur 1 einsamiges Karpell). - Quellen; 1 DiLCHERetc. 1984; 2 Tachtad2ian 1980f<br />

Apt, auch krautige Formen existiert haben (vgl.<br />

E ndress 1992). Diese „Urkräuter“ (die in <strong>der</strong><br />

englischen Literatur benutzte Wortchimäre<br />

„paleoherbs“ läßt sich nicht direkt in eine akzeptable<br />

sprachliche Form überführen), die z. T.<br />

recht kleine, unscheinbare Blüten hatten, lassen<br />

sich den Verwandtschaftskreisen <strong>der</strong> Piperales<br />

(insbes. C hloranthaceae, 51.2), A ristolochiaks<br />

und N ym phaeales zuordnen, d. h. sie gehörten<br />

ebenfalls in den Bereich <strong>der</strong> Dikotylen-Unterklasse<br />

M agnoliidae\ daneben gab es auch schon<br />

erste Monokotylen. Schon die ersten Angiospermen<br />

umfaßten also Lebensformen mit sehr verschiedenem<br />

ökologischem Verhalten: neben<br />

längerlebigen, wahrscheinlich mit chemischen<br />

o<strong>der</strong> mechanischen Mitteln die Freßfeinde abwehrenden<br />

Holzpflanzen (K-Strategen) gab es<br />

auch kurzlebige, schnellwüchsige Krautige (und<br />

wahrscheinlich Weichhölzer), die zur raschen<br />

Besiedlung gestörter Standorte fähig waren (r-<br />

Strategen), und sogar Wasserpflanzen.<br />

Wie angedeutet, erfolgte die weitere Radiation<br />

<strong>der</strong> Angiospermen sehr schnell, so daß für<br />

das obere Cenoman schon 60 Familien nachgewiesen<br />

sind. Damit einher ging eine rasche weltweite<br />

Ausbreitung, die dadurch erleichtert wurde,<br />

daß <strong>der</strong> Nordkontinent Laurasia noch zusammenhing<br />

und auch die Teile des Gondwanalandes<br />

noch nahe beieinan<strong>der</strong> lagen (Abb. 50.C,<br />

S. 128). So wurde das Vegetationsbild <strong>der</strong> Erde<br />

grundlegend umgestaltet (Abb. 58). Die bisher<br />

herrschenden Koniferen wurden rasch auf den<br />

zweiten Platz verdrängt, ohne allerdings irgendwo<br />

ganz zu verschwinden. Sehr viel schlechter<br />

ging es den Unterwuchs-Gymnospermen wie<br />

Cycadeen und Bennettiteen; letztere starben<br />

schon im Cenoman aus. Für das obere Cenoman<br />

läßt sich auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel eine charakteristische<br />

Vegetationszonierung erschließen.<br />

In <strong>der</strong> tropischen Zone herrschte weithin<br />

ein niedriger, ± xeromorpher Hartlaubwald, in<br />

dem auch Koniferen noch eine Rolle spielten;<br />

vielfach dürfte dieser Vegetationstyp aber sehr<br />

licht, bis hin zum Offenwald, gewesen sein, teils<br />

wegen des trockenen Klimas, vor allem aber infolge<br />

<strong>der</strong> Tätigkeit <strong>der</strong> Dinosaurier. Daran schloß<br />

sich etwa von 45° bis 65°N eine Zone dichterer<br />

extratropischer immergrüner Hartlaub- und<br />

(mehr im N) Lorbeerwäl<strong>der</strong> (<strong>der</strong> heutigen Meridionalen<br />

Zone entsprechend) an. Die nördlich-


Entstehung und Dtverstfiz.erung <strong>der</strong> Angiospermen 139<br />

Abb. 58: Die Ausbreitung <strong>der</strong> Angiospermen (schwarz) in <strong>der</strong> Vegetation <strong>der</strong> Erde auf Kosten <strong>der</strong> übrigen<br />

Kormophyten (Situation etwa in <strong>der</strong> Meridionalen Zone).<br />

a, b Koniferen (a „araukarioid“, b „taxodioid“), c, d Cycadeen und Bennettiteen, e Lykophyten, f Pterophyten,<br />

g, h, i Angiospermen (g Strauch, h Kraut, i Baum), j Gnetumartige (die Fossilüberlieferung dieser Gruppe ist<br />

allerdings sehr lückenhaft). - Aus G rane 1987, korrigiert.<br />

sten Teile <strong>der</strong> Landoberfläche waren von einem<br />

„polaren sommergrünen Laubwald“ bedeckt, in<br />

dem bereits viele <strong>der</strong> rezenten sommergrünen<br />

Gehölzsippen auftraten; dieser, im Tertiär dann<br />

als „arktotertiär“ bezeichnete Vegetationstyp ist<br />

nichts an<strong>der</strong>es als <strong>der</strong> Ursprung <strong>der</strong> Nemoralen<br />

Zone. Bemerkenswert ist, daß die nördlichsten<br />

dieser Wäl<strong>der</strong> in einem Raume lebten, in dem<br />

eine ein- bis mehrmonatige Polarnacht auftritt;<br />

die sommergrüne Lebensform, die aktuell-öko-


140 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />

m m<br />

logisch als Anpassung an Winterfröste erscheint,<br />

könnte demnach auch im Zusammenhang mit<br />

winterlicher Dunkelheit entstanden sein.<br />

Die im Cenoman erreichte Struktur von Flora<br />

und Vegetation blieb für den Rest <strong>der</strong> Kreidezeit<br />

anscheinend ziemlich stabil. Erst <strong>der</strong> Übergang<br />

zum Tertiär brachte neue Verän<strong>der</strong>ungen.<br />

Diese Zeitenwende ist bekanntlich durch das<br />

singuläre Ereignis <strong>der</strong> „Massentötung“ gekennzeichnet,<br />

dem etwa 70 % aller existierenden<br />

Pflanzen- und Tierarten zum Opfer gefallen sein<br />

sollen. Über die Ursachen dieser globalen Katastrophe<br />

herrscht immer noch keine völlige Klarheit;<br />

die wahrscheinlichste Hypothese besagt,<br />

daß <strong>der</strong> Absturz eines ungewöhnlich großen<br />

Meteoriten eine riesige Staubwolke erzeugte und<br />

dadurch eine Art „atomaren Winter“ hervorrief,<br />

<strong>der</strong> mindestens mehrere Jahrhun<strong>der</strong>te andauerte<br />

und so das Aussterben vieler empfindlicher<br />

Sippen (darunter <strong>der</strong> als Poikilotherme auf große<br />

Wärme angewiesenen Dinosaurier) bewirkte.<br />

Die nach <strong>der</strong> weltweiten Destabilisierung <strong>der</strong><br />

Vegetationsdecke einsetzende Regeneration<br />

führte in <strong>der</strong> folgenden Periode, dem Paläozän,<br />

zu einem neuen Evolutionsschub. Das betraf<br />

die ganze Erde, hatte seine stärksten Auswirkungen<br />

aber in <strong>der</strong> Tropen: hier wurde eine weitgehende<br />

„Mo<strong>der</strong>nisierung“ <strong>der</strong> Angiospermen eingeleitet.<br />

Eine wichtige Ursache hierfür war die<br />

verän<strong>der</strong>te biotische Situation: die vor <strong>der</strong> Katastrophe<br />

die Vegetation verwüstenden gigantischen<br />

Dinosaurier waren verschwunden, und es<br />

gab zunächst nur kleine, weniger als 1 0 kg schwere<br />

Säugetiere, die <strong>der</strong> Pflanzenwelt wenig Schaden<br />

zufügten. Als zweiter positiver Faktor setzte<br />

eine Klimaän<strong>der</strong>ung ein, in <strong>der</strong>en Verlauf<br />

Lorbeerwald ( örtlich Hartlaubwald ) • Tropischer Regenwald { örtlich Regengrüner Wald )<br />

Abb. 59: Landoberfläche und mutmaßliche Vegetationsglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nordhalbkugel im frühen Eozän,<br />

ca. 55 Mill. Jvh.<br />

Wesentliche Unterschiede <strong>der</strong> Gestalt <strong>der</strong> Landoberfläche gegenüber heute: noch kaum unterbrochener Zusammenhang<br />

Nordamerika-Eurasien sowie Südamerika-Antarktis-Australien; sehr südliche Lage Australiens<br />

mit dem am Nordrande erkennbaren Neuguinea (fast vollständig in <strong>der</strong> gemäßigten Zone); fehlende Verbindung<br />

zwischen Indien und Eurasien sowie zwischen Süd- und Nordamerika. - Nach Stanley 1986, Schuster<br />

1976, Parrish 1987, U pchurch etc. 1987, Krutzsch 1992, u. a.


Die Herausbildung <strong>der</strong> heutigen Verteilung von Flora und Vegetation 141<br />

auch die Tropenzone großflächig humid wurde.<br />

Der Zeitraum des oberen Paläozäns und des<br />

unteren Eozäns war mit weltweit feucht-warmem<br />

Klima die günstigste Klimaperiode in <strong>der</strong> Geschichte<br />

<strong>der</strong> Landpflanzenwelt.<br />

Folge war die Entstehung und Ausbreitung<br />

des Tropischen Regenwaldes. Im Eozän bedeckte<br />

diese Formation dann den größten Teil<br />

<strong>der</strong> Tropenzone. Die für sie charakteristischen<br />

Sippen sind großenteils jünger als die <strong>der</strong> extratropischen<br />

Waldformationen, die meist schon<br />

aus <strong>der</strong> Kreidezeit stam m en. Die enorm e<br />

Konkurrenzkraft des Regenwaldes führte zum<br />

Aussterben <strong>der</strong> Koniferen in den tropischen<br />

Tieflagen. Ebenso wurden die niedrigen,<br />

langsamwüchsigen holzigen Vertreter <strong>der</strong><br />

Urangiospermen weitgehend verdrängt, sie überlebten<br />

(abgesehen von Vorkommen in den<br />

Extratropen) nur sporadisch unter Son<strong>der</strong>bedingungen.<br />

Ein Gebiet, in dem sich infolge des<br />

Zusammentreffens mehrerer günstiger Umstände<br />

ein beson<strong>der</strong>s reichhaltiges Ensemble an<br />

Relikten kretazisch-randtropischer Flora und<br />

Vegetation erhalten hat, ist die Insel Neukaledonien<br />

(S. 98).<br />

Im Gegensatz zur Tropischen Zone än<strong>der</strong>te<br />

sich in den Extratropen gegenüber den Verhältnissen<br />

in <strong>der</strong> Oberkreide im Prinzip nur wenig.<br />

Im unteren Eozän zeigte die Vegetation <strong>der</strong> Erde<br />

demnach eine sehr einfache Großgliedemng: auf<br />

die breite Zone des Tropischen Regenwaldes<br />

folgte nach N zunächst die extratropische (méridionale)<br />

Lorbeerwaldzone und dann die<br />

(nemorale) Zone des polaren Sommerwaldes<br />

(Abb. 59); für die Südhalbkugel, <strong>der</strong>en fossile<br />

Überlieferung spärlicher ist, darf ähnliches vermutet<br />

werden.<br />

Ein letzter Schritt in <strong>der</strong> evolutiven Radiation<br />

<strong>der</strong> baumförmigen Angiospermen erfolgte<br />

im oberen Eozän. In dieser Zeit entwickelte sich<br />

in größeren Teilen des Tropengürtels ein semihumides<br />

Monsunklima, also ein Klima mit<br />

hygrischen Jahreszeiten, wie es auch heute in<br />

den Tropen verbreitet ist. Das hatte die Entstehung<br />

- o<strong>der</strong> zumindest die Diversifiziemng und<br />

Ausbreitung - <strong>der</strong> Formation des Regengrünen<br />

Waldes zur Folge. Die Lebensform <strong>der</strong> regengrünen<br />

Laubbäume hat sich generell später herausgebildet<br />

als die <strong>der</strong> physiognomisch ähnlichen<br />

Sommergrünen, und sie entstand auch<br />

zum großen Teil auf an<strong>der</strong>er taxonomischer<br />

Grundlage. Mit dem Erscheinen <strong>der</strong> charakteristischen<br />

tropisch-regengrünen Familien kann die<br />

Großevolution <strong>der</strong> Angiospermen als abgeschlossen<br />

gelten.<br />

4 Die Herausbildung <strong>der</strong> heutigen<br />

Verteilung von Flora und<br />

Vegetation<br />

Die weitere Entwicklung nach dem eozänen<br />

Klimaoptimum ist durch eine permanente Klimaverschlechtemng<br />

gekennzeichnet, die ihren<br />

Tiefpunkt in den pleistozänen Vereisungen erreichte.<br />

Sie betraf beide Klimakomponenten,<br />

Wärme und Feuchtigkeit. Der Abbau <strong>der</strong> weltweiten<br />

Humidität deutete sich schon durch das<br />

Auftreten <strong>der</strong> Monsunklimate im oberen Eozän<br />

an. In den folgenden Perioden gerieten immer<br />

größere Teile <strong>der</strong> Landoberfläche unter semihumide<br />

bis aride Bedingungen. Im Miozän setzte<br />

dann auch eine weltweite Temperaturabnahme<br />

ein. Als Ursache hierfür wird angenommen,<br />

daß im Oligozän <strong>der</strong> antarktische Kontinent,<br />

<strong>der</strong> sich inzwischen in den Bereich des<br />

Südpols verlagert hatte, von Südamerika und<br />

Australien vollständig getrennt wurde; dadurch<br />

entwickelte sich eine kalte zirkumantarktische<br />

Meeresströmung, die die Antarktis von den Einflüssen<br />

wärmerer Meeresteile abschnitt. Folge<br />

war die Entstehung von Inlandeis im Südpolbereich,<br />

das an Menge ständig zunahm und<br />

durch seine Reflexion die globale W ärm e­<br />

aufnahme vermin<strong>der</strong>te. Über die Gründe für die<br />

extremen Wärmeschwankungen während des<br />

Pleistozäns sind die Meinungen allerdings noch<br />

geteilt; ebenso sind auch die komplexen Ursachen<br />

<strong>der</strong> jungtertiären Austrocknung noch wenig<br />

geklärt.<br />

Diesen großen klimatischen Ändemngen entsprachen<br />

die Reaktionen von Flora und Vegetation.<br />

Das Entstehen großer Trockengebiete för<strong>der</strong>te<br />

die Evolution (meist im Rahmen <strong>der</strong> vorhandenen<br />

Familien und Ordnungen) in Richtung<br />

auf die Ausbildung abgeleiteter, nie<strong>der</strong>wüchsiger<br />

Lebensformen, die zusammen mit<br />

älteren Komponenten die Steppen- und Halbwüstenvegetation<br />

aufbauten. Die globale Abkühlung<br />

bewirkte die Verschmälerung <strong>der</strong> Tropischen<br />

Zone und die Verlagerung <strong>der</strong> Meridionalen<br />

und Nemoralen Zonen nach S. Am Nordrande<br />

letzterer entstand zunächst die Boreale<br />

Zone, in <strong>der</strong> nach Verschwinden <strong>der</strong> meisten<br />

nemoralen Elemente nur einige beson<strong>der</strong>s anspruchslose<br />

und frostharte Koniferen als Wald-


142 Geschichte <strong>der</strong> Landvegetation<br />

- ^ 3<br />

Land-Vergletscherung (ohne kleinere Gebirgsgletscher)<br />

? Abgrenzung <strong>der</strong> Eisbedeckung beson<strong>der</strong>s unsicher bzw. umstritten<br />

Permanente Eisdecke auf dem Meer<br />

-— ■—■— ^ Von den rezenten abweichende Küstenlinien<br />

Abb. 60: Die Nordhalbkugel während des Höchststandes <strong>der</strong> letzten Vereisung (Weichsel-Eiszeit, ca. 20000<br />

In <strong>der</strong> Osthälfte Eurasiens - auch in N-Sibirien - waren nur die höheren Gebirge vergletschert. Die Ansichten<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Autoren über die Vegetationsglie<strong>der</strong>ung sind im einzelnen zu kontrovers, um hier dargestellt<br />

zu werden. Für Europa vgl. auch Abb. 188.A, S. 396. - Nach Frenzel etc. 1992, Karten 49, 51, 55.<br />

Bildner übrig blieben. Die weitere Temperatursenkung<br />

führte dann auf den nördlichsten Landgebieten<br />

zur Ausbildung <strong>der</strong> waldfreien Arktischen<br />

Zone, bei <strong>der</strong>en Besiedlung neben Elementen<br />

aus den Nachbarregionen auch solche<br />

aus weiter entfernten alpinen Gebirgsstufen beteiligt<br />

waren (insbeson<strong>der</strong>e die zentralasiatischen<br />

Hochlän<strong>der</strong> können als frühe Entwicklungszentren<br />

vieler Tundra-Elemente gelten).<br />

Im letzten Abschnitt des Tertiärs, dem Pliozän,<br />

ähnelte das Klima weltweit ungefähr dem<br />

heutigen, und auch die Kontinente und Ozeane<br />

hatten im großen und ganzen ihre heutige<br />

Lage eingenommen. So dürfte auch die globale<br />

Glie<strong>der</strong>ung von Flora und Vegetation etwa <strong>der</strong><br />

rezenten entsprochen haben. Wie die Fossilfunde<br />

zeigen, war die Flora im europäischen,<br />

z. T. auch im nordamerikanischen Raum aber<br />

wesentlich vielfältiger als heute. Die seither eingetretene<br />

Verarmung ist Folge <strong>der</strong> eiszeitlichen<br />

(pleistozänen) Klimaschwankungen.<br />

Die „Eiszeit“ war bekanntlich keine einheitlich<br />

kalte Periode, son<strong>der</strong>n sie bestand aus einem<br />

Wechsel von Kaltzeiten (Eisvorstößen) und<br />

Warmzeiten (Interglazialen), wobei letztere klimatisch<br />

dem Pliozän bzw. <strong>der</strong> Jetztzeit (die zuweilen<br />

auch als Interglazial angesehen wird) ähnelten.<br />

Nach neueren weltweiten Forschungen<br />

gab es während des gesamten, etwa 1,8 Milk Jahre<br />

dauernden Pleistozäns bis zu 18 <strong>der</strong>artige Eisvorstöße<br />

bzw. -rückgänge. Etwa 3 bis 4 davon<br />

zeichnen sich durch beson<strong>der</strong>e Intensität und<br />

dementsprechend starke sedimentäre Hinterlassenschaften<br />

aus. Für die mutmaßlich stärkste,<br />

die Saale- (Riß-) Kaltzeit, wurde berechnet, daß<br />

während ihres Höchststandes (etwa 110000Jvh)<br />

auf <strong>der</strong> ganzen Erde etwa 45 Milk km^ mit Eis<br />

bedeckt waren, davon 13 Milk in Nordamerika<br />

und 6 Milk in Nordeuropa (heute insgesamt<br />

15 Milk km^, davon 13 auf <strong>der</strong> Antarktis). Infolge<br />

<strong>der</strong> großen als Eis festgelegten Wässermenge<br />

war <strong>der</strong> Meeresspiegel mindestens 100 m<br />

niedriger als heute, was dazu führte, daß zwischen<br />

Alaska und Sibirien eine Landverbindung<br />

bestand, die indonesische Inselwelt Teil des Festlandes<br />

sowie das Mittelmeer vom Atlantik isoliert<br />

und möglicherweise in mehrere Binnenseen<br />

aufgeteilt war.<br />

Während <strong>der</strong> Kaltzeiten wurde die Tropenzone<br />

weiter eingeengt, und die extratropischen<br />

Zonen wurden entsprechend äquatorwärts verschoben.<br />

Auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel erfolgte diese<br />

Verlagerung aber, verglichen mit <strong>der</strong> heutigen<br />

Lage, nicht symmetrisch, wie an <strong>der</strong> ungleichen


Die Herausbildung <strong>der</strong> heutigen Verteilung von Flora und Vegetation 143<br />

Verteilung <strong>der</strong> Eismassen erkennbar ist (Abb. 60).<br />

Als Ursache hierfür wird vermutet, daß die Lage<br />

des Nordpols gegenüber heute in Richtung auf<br />

das nordöstliche Nordamerika verschoben war.<br />

So scheint sich in O stasien die Lage <strong>der</strong><br />

Vegetationszonen vom Pliozän bis heute nur<br />

wenig verän<strong>der</strong>t zu haben, und daher ist hier<br />

auch kaum eine Verarmung eingetreten. In<br />

Nordamerika hingegen, wo die polaren Eismassen<br />

bis in die Breite von New York, d. h.<br />

fast bis' 40°N, vorrückten, wurden die gemäßigten<br />

Waldzonen weit nach S abgedrängt. Da diese<br />

Südverlagerung in je<strong>der</strong> Kaltzeit erneut erfolgte,<br />

kam es zur allmählichen Ausmerzung von<br />

Sippen, die infolge ihrer geringen standörtlichen<br />

Verbreitung nur langsam wan<strong>der</strong>n konnten (vor<br />

allem Koniferen, vgl. S. 253, 275). Stark dezimiert<br />

wurde im Bereich <strong>der</strong> USA die Flora des<br />

meridionalen Lorbeerwaldes, da dessen potentielles<br />

Areal während <strong>der</strong> Kaltzeiten überwiegend<br />

im Meer lag. Das Vorhandensein des warmen,<br />

tropisch beeinflußten Meeres im S und SO war<br />

aber für die Vegetation des Festlandes insofern<br />

von Vorteil, als es die Zufuhr feucht-warmer Luftmassen<br />

för<strong>der</strong>te und dadurch ein humides Klima<br />

aufrechterhielt. Hiervon hat vor allem die<br />

Flora <strong>der</strong> Nemoralen Zone profitiert, die in großer<br />

Reichhaltigkeit überleben konnte.<br />

Ganz an<strong>der</strong>s war die Situation in Europa.<br />

Hier war das Klima während <strong>der</strong> Kaltzeiten nicht<br />

nur kälter, son<strong>der</strong>n auch viel trockener als heute.<br />

Es war charakterisiert durch den Wechsel von<br />

Kaltluffausbrüchen aus dem Bereich <strong>der</strong> bis etwa<br />

52°N reichenden Eismasse, die sich auf dem<br />

Weg nach S erwärmten und dadurch extrem<br />

trocken wurden, und trocken-warmen Luftmassen<br />

aus <strong>der</strong> Sahara, die durch das während <strong>der</strong><br />

Kaltzeiten reduzierte Mittelmeer nur ungenügend<br />

befeuchtet wurden. Infolgedessen waren<br />

die gemäßigten Waldzonen nicht, wie man früher<br />

annahm, einfach nach S verlagert, son<strong>der</strong>n<br />

fast völlig verschwunden. Wie viele neuere Untersuchungen<br />

gezeigt haben, herrschte im größten<br />

Teil des Mittelmeergebietes zwischen den<br />

Tundren des Nordens und den Halbwüsten des<br />

Südens eine baumlose, steppenhafte Vegetation<br />

(Abb. 188.A). Nur in orographisch begünstigten<br />

Gebirgslagen, vor allem im SO, konnten<br />

sich Wäl<strong>der</strong> halten, die jedoch, da die Zerschlagung<br />

des gemäßigten Waldgürtels in je<strong>der</strong><br />

Kaltzeit erneut erfolgte, immer mehr verarmten.<br />

Hier liegt die Ursache <strong>der</strong> extremen Armut <strong>der</strong><br />

europäischen nemoralen und mediterranen<br />

Gehölzflora. Wenn in manchen Lehrbüchern<br />

noch immer behauptet wird, diese Verarmung<br />

sei durch Behin<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ung durch<br />

die Querlage des Mittelmeeres o<strong>der</strong> gar <strong>der</strong> Alpen<br />

bedingt, so gehört das in den Bereich <strong>der</strong><br />

Märchen. Näheres zur Vegetationsgeschichte<br />

Mitteleuropas nach <strong>der</strong> letzten Vereisung vgl.<br />

S. 394.<br />

Auf <strong>der</strong> Südhalbkugel, über <strong>der</strong>en tertiäre<br />

Floren- und Vegetationsentwicklung vergleichsweise<br />

wenig bekannt ist, gab es größere Vereisungen<br />

(abgesehen von <strong>der</strong> Antarktis) nur in<br />

Patagonien. Ob die im südlichen Südamerika<br />

vorhandenen sommergrünen N othofagus-A rttn<br />

im Kontext <strong>der</strong> Kaltzeiten entstanden o<strong>der</strong> aber<br />

Relikte einer älteren „austro-nemoralen“ Zone<br />

sind, ist unbekannt.


Die Pflanzendecke in regionaler<br />

Betrachtung<br />

Die im Vorstehenden gegebene Besprechung <strong>der</strong><br />

allgemeinen Grundlagen und <strong>der</strong> globalen Klassifizierung<br />

liefert den Rahmen für das Verständnis<br />

des vielfältigen Mosaiks, das Flora und Vegetation<br />

auf <strong>der</strong> Landoberfläche bilden. Es soll im<br />

folgenden Hauptteil im einzelnen vorgestellt<br />

werden, und zwar anhand <strong>der</strong> thermischen Vegetationszonen<br />

und <strong>der</strong> in ihnen enthaltenen<br />

klimatischen Klim axform ationen (Tab. 28;<br />

S. 120). Nach diesen ist die folgende Darstellung<br />

geordnet. Da sie durch zwei verschiedene<br />

Gradienten (thermisch und hygrisch) bestimmt<br />

sind, kann eine lineare Anordnung nie ganz adäquat<br />

sein. So weit möglich, wird <strong>der</strong> zonalen<br />

Gliedemng gefolgt: Tropische Zone (1.-5.), Méridionale<br />

und Australe Zonen (6 .-8 .), Nemorale<br />

Zone (9.-13.), Boreale Zone (14.-15.), Polarzonen<br />

und Alpine Stufen (16.); dabei können aber<br />

die ariditätsbestimmten Einheiten (4.-5., 11.-13.)<br />

jeweils auf die polnäheren Zonen übergreifen.<br />

Die Areale <strong>der</strong> einzelnen Klimaxformationen,<br />

die Vegetationsdomänen, sind meistens nicht<br />

zusammenhängend, son<strong>der</strong>n disjunkt, entsprechend<br />

<strong>der</strong> disjunkten Verteilung <strong>der</strong> zugrundeliegenden<br />

Klimatypen. Sie bestehen also aus<br />

getrennten biogeographischen Untereinheiten,<br />

die wir Vegetationsregionen (bzw. im Folgenden<br />

kurz Regionen) nennen wollen. Diese zeigen<br />

meist deutliche floristische Unterschiede<br />

gegeneinan<strong>der</strong>; ihre Lage auf <strong>der</strong> Erdoberfläche<br />

kann sowohl zonal als auch etageal sein (o<strong>der</strong><br />

von zonal in etageal übergehen, vgl. die Sippenareale,<br />

Abb. 24, S. 51). Manche Regionen lassen<br />

sich aufgrund geringerer geographisch-floristischer<br />

Unterschiede noch in Unterregionen<br />

teilen’.<br />

Außer <strong>der</strong> geographischen Differenzierung<br />

zeigen die Klimaxformationen noch interne<br />

klimaökologische Abwandlungen, die durch die<br />

thermische und hygrische Variationsbreite innerhalb<br />

<strong>der</strong> Rahmenkonditionen bedingt sind. Diese<br />

Klimavarianten (bzw. kurz Varianten) können<br />

in den Regionen <strong>der</strong>selben Vegetationsdomäne<br />

in unterschiedlichem Ausmaße vorhanden<br />

sein.<br />

In diesen Zusammenhang gehören auch<br />

Vegetationstypen, die an <strong>der</strong> Grenze zweier<br />

Klimaxdomänen auftreten. Solche Abgrenzungen<br />

sind gewöhnlich nicht scharf, vielmehr gibt<br />

es ± breite Übergangssäume (Ökotone). Im vorliegenden<br />

Text werden <strong>der</strong>artige Übergangsformationen<br />

als Varianten einer <strong>der</strong> beiden<br />

Haupteinheiten behandelt; dabei ist aber zu<br />

bedenken, daß die Zuordnung zur einen o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en oft Geschmackssache ist.<br />

Die wesentlichen Varianten je<strong>der</strong> Klimaxformation<br />

werden mit Hilfe ihres klimatischen<br />

Hintergrundes gekennzeichnet. Hierfür benutzen<br />

wir ein Formelsystem, in dem die Merkmalsabstufungen<br />

<strong>der</strong> beiden Klimakomponenten<br />

durch die Buchstaben T (für thermisch) bzw.<br />

H (für hygrisch) in Verbindung mit Zahlen dargestellt<br />

werden. Durch die Kombination bei<strong>der</strong><br />

Teilformeln (z. B. T2.H4) erhält man eine Kurzcharakteristik<br />

des Gesamtklimas.<br />

Die Klimamerkmale werden für die thermische Komponente,<br />

bei <strong>der</strong> es sich meist um die Abstufung einfacher<br />

Zahlenwerte handelt, jeweils für die gesamte<br />

thermische Vegetationszone definiert. Die hygrischen<br />

Merkmale können jedoch, da ihre Wirkung nicht autonom,<br />

son<strong>der</strong>n von den thermischen Werten mit<br />

abhängig ist, nur im kleineren Rahmen, d. h. für jede<br />

einzelne Formation, differenziert werden. Dementsprechend<br />

werden die thermischen Klimatypen jeweils<br />

bei den Zonen, die hygrischen bei den Formationen<br />

besprochen; zur besseren Orientierung findet sich<br />

außerdem eine Übersicht über alle unterschiedenen<br />

Typen auf dem vor<strong>der</strong>en Vorsatzblatt.<br />

Die allgemeine Beschreibung (Charakteristik)<br />

<strong>der</strong> Klimaxformationen erfolgt gewöhnlich anhand<br />

<strong>der</strong>jenigen Variante, die als die typischste<br />

anzusehen ist.<br />

Im Anschluß an die Behandlung <strong>der</strong> Klimaxvegetation<br />

in zonaler Anordnung wird die Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

einiger wichtiger Hochgebirge<br />

exemplarisch vorgeführt. Es folgt dann ein<br />

Kapitel über die Vegetation und Flora <strong>der</strong><br />

Gewässer als wichtigster azonaler Vegetationstypen,<br />

und zum Schluß werfen wir noch einen


146 Die Pflanzendecke in regionaler Betrachtung<br />

Blick auf die pflanzengeographischen Verhältnisse<br />

Mitteleuropas.<br />

Die folgende Darstellung ist ein Konzentrat<br />

aus dem Inhalt zahlloser Quellen, <strong>der</strong>en jeweilige<br />

Einzelerwähnung im Text nicht möglich ist.<br />

Die wichtigsten von ihnen, insbeson<strong>der</strong>e sofern<br />

sie eine Vertiefung ermöglichen, sind am Beginn<br />

des Literaturverzeichnisses in regional angeordneter<br />

Form zusammengestellt.<br />

' t r-


A Die Tropische Zone (Formationen 1-5)<br />

Bei <strong>der</strong> allgemeinen Besprechung <strong>der</strong> Vegetationszonen<br />

haben wir die Tropische Zone zunächst<br />

in vereinfachter Form als ein Gebiet charakterisiert,<br />

in dem Fröste, jahreszeitliche<br />

Wärmeschwankungen und suboptimale Temperaturen<br />

fehlen und in dem die Großglie<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Vegetation allein durch den hygrischen Faktor<br />

bestimmt wird. Dieses zwangsläufig vergröberte<br />

Bild erfor<strong>der</strong>t eine etwas detailliertere Betrachtung<br />

bezüglich bei<strong>der</strong> Klimakomponenten<br />

und ihrer Wirkung auf die Vegetation.<br />

Überblickt man den gesamten Bereich, <strong>der</strong><br />

nach pflanzengeographisch-ökologischen Kriterien<br />

als Tropenzone anzusehen ist, so zeigt sich,<br />

daß die drei genannten thermischen Merkmale<br />

nur in den Tieflagen <strong>der</strong> äquatornahen Teile<br />

<strong>der</strong> Tropen zutreffen. Deutliche, wenn auch die<br />

Vegetation nicht sehr beeinflussende jahreszeitliche<br />

Temperaturschwankungen gibt es in den<br />

äußeren Teilen <strong>der</strong> Tropen; suboptimale Temperaturen<br />

finden sich in höheren Gebirgslagen.<br />

Gebiete, in denen leichte Fröste auftreten, erreicht<br />

man in beiden Richtungen (in den äußeren<br />

Tropen allerdings nur unter nicht-humiden<br />

Bedingungen). Nach diesen thermischen Unterschieden<br />

kann man in horizontaler Richtung<br />

zwischen Innentropen (= Äquatoriale Zone) und<br />

Randtropen, in vertikaler zwischen Warmen<br />

Tropen, Temperierten Tropen (= Oreotropische<br />

Stufe) und Kalten Tropen (= Tropisch-Alpine<br />

Stufe) differenzieren (Abb. 61). Von Klima<br />

und Vegetation her als extratropisch ist die<br />

Temperierte Stufe in den Randtropen anzusehen;<br />

gleiches gilt, vor allem in floristischer Flinsicht,<br />

auch für die Tropisch-Alpine Stufe.<br />

Die Variationsbreite <strong>der</strong> Temperatur im so definierten<br />

tropischen Klimabereich erlaubt die<br />

Unterscheidung <strong>der</strong> folgenden thermischen<br />

PClimatypen (räumliche Verteilung vgl. Abb. 61):<br />

H o c h - I I<br />

g e b irg e<br />

Kalte I<br />

A<br />

I<br />

L P I N E<br />

Tropen |<br />

I<br />

Temperiert-<br />

A^in I<br />

x ■ h ai ■<br />

Tropisch-Alpin<br />

thermische<br />

Waldgrenze<br />

Temperierte<br />

Tropen<br />

Frostgrenze<br />

•••••• T T T T T T T T T 7 ]<br />

T2/5 T2 T2/5<br />

—<br />

W arm e<br />

Tropen<br />

( w A R M T R 0 P I S C H E S T U F E)<br />

: (T6) T5 T I T5 (T6 ):<br />

T ie fla n d<br />

Randtropen<br />

Innentropen<br />

Randtropen<br />

Frostgrenze<br />

(im humiden Bereich)<br />

Alle Stufen ohne thermische Jahreszeiten<br />

Frostgrenze<br />

N<br />

Ä q u a to r<br />

— ► S<br />

Abb. 61: Schema <strong>der</strong> thermischen Differenzierung im Bereich <strong>der</strong> Tropischen Zone.<br />

Dünn punktierte Linien: Abgrenzung frostbeeinflußter Gebiete (T6) in den nicht-humiden Randtropen. Dick<br />

punktierte Umrandung: Grenze <strong>der</strong> Vegetationsdomänen mit vorwiegend tropischem Florencharakter. Erläuterung<br />

<strong>der</strong> thermischen Khmatypen vgl. im Text.


FfTfT<br />

148 Die Tropische Zone<br />

Klima<br />

hygrische<br />

Waldgrenze<br />

perhumid euhumid subhumid<br />

perarid<br />

#<br />

perhumi<strong>der</strong> optimaier saisonierter<br />

Tropischer Regenwald<br />

teilimmergr.<br />

reiner<br />

Regengrüner Wald<br />

Trockengehölze<br />

Abb. 62: Abstufung <strong>der</strong> tropischen Klimaxformationen entlang dem Feuchtegradienten.<br />

Beispiel aus Südamerika (Pem/Ecuador). Im einzelnen treten selbstverständlich Unterschiede auf: so sind z. B.<br />

in semihumiden Monsungebieten SO-Asiens die Nie<strong>der</strong>schläge während <strong>der</strong> Regenzeit viel höher, was zur<br />

Folge hat, daß die Regengrünen Wäl<strong>der</strong> dort ähnliche Wuchshöhen erreichen wie <strong>der</strong> Tropische Regenwald. -<br />

Aus Ellenberg 1975, verän<strong>der</strong>t.<br />

i 5<br />

T I : Temperatur das ganze Jahr über etwa auf<br />

gleicher Höhe, alle Monatsmittel etwa im<br />

Bereich von 24 bis 28 °C.<br />

T2; Wie T I, aber Monatsmittel nur 18 bis<br />

22 °C.<br />

T3: Ebenso, aber Monatsmittel 12 bis 16 °C;<br />

gelegentliche leichte Fröste möglich.<br />

T4: Ebenso, Monatsmittel 6 bis 10 °C; leichte<br />

Fröste häufig.<br />

T5: Leichte thermische Periodizität: Mittel des<br />

wärmsten Monats 24 bis 28 °C, Mittel des<br />

kältesten mindestens 5° niedriger.<br />

T6: Wie T5, aber mit leichten Frösten.<br />

Wie früher (S. 113) besprochen, definieren die<br />

hygrischen Verhältnisse das Auftreten <strong>der</strong> Klimaxformationen<br />

Tropischer Regenwald, Regengrüner<br />

Wald, Trockengehölze und Wüste. Ihre<br />

Anordnung und feinere Differenzierung entlang<br />

dem Feuchtegradienten ließ sich am besten in<br />

Südamerika untersuchen, wo die Ersetzung von<br />

Wäl<strong>der</strong>n durch natürlich o<strong>der</strong> anthropogen bedingte<br />

sekundäre Savannen keine sehr große<br />

Rolle spielt. Als Beispiel (das aber zwangsläufig<br />

nicht alle Variationsmöglichkeiten erfassen<br />

kann) sei hier die Darstellung von E llenberg<br />

vorgeführt (Abb. 62).<br />

1 Tropischer Regenwald<br />

Als thermische Klimax <strong>der</strong> Tropischen Zone beherrscht<br />

diese Formation die humiden Teile <strong>der</strong><br />

frostfreien Warmtropischen Stufe (Abb. 61);<br />

anzuschließen sind auch außerhalb <strong>der</strong> Feuchttropen<br />

wachsende immergrüne Wäl<strong>der</strong> edaphisch<br />

dauerfeuchter Standorte. Formationstypologisch<br />

könnte man von einem „warmtropisch-humiden<br />

immergrünen Laubwald“ sprechen.<br />

Der Name „Tropischer Regenwald“ geht aufScHlMPER<br />

(1898) zurück; von B rockmann-Jerosch & RObel<br />

(1912) wurde er in „Pluviisilva“ latinisiert. Eigentlich<br />

ist diese Bezeichnung nicht gut: einerseits ist je<strong>der</strong> Klimaxwald<br />

auf Regen angewiesen, und an<strong>der</strong>erseits wird<br />

<strong>der</strong> Name Regenwald nicht selten auch außerhalb <strong>der</strong><br />

Tropen benutzt, dort aber stets nur für Wäl<strong>der</strong> in einem<br />

extrem regenreichen (perhumiden) Klima, während<br />

<strong>der</strong> Tropische Regenwald auch weniger nasse<br />

Varianten umfaßt (S. 169). Es hat daher nicht an Ver-,<br />

suchen gefehlt, adäquatere Namen einzuführen, doch<br />

ohne dauernden Erfolg. Inzwischen ist <strong>der</strong> Schimpersche<br />

Name nicht nur in alle wichtigen Weltsprachen<br />

übergegangen (Tropical Rain Forest, Forêt tropicale<br />

pluviale, Pluviselva tropical), son<strong>der</strong>n durch die Umweltdiskussion<br />

auch in den Sprachgebrauch <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

gelangt; er läßt sich also heute nicht mehr<br />

ersetzen.


© 0<br />

UAUPES(SÄO GABRIEL) 2 ^ ^ 2 6 0 0<br />

[15-101 ( 8 3 m ^ N G A P U R ( 3 m ) 2^52 2A»5<br />

TONGAREVACmj<br />

r i i<br />

283“ 2296<br />

Tropischer Regenwald 149<br />

0<br />

ANDAGOYA (7 6 m ) 27.6*7089<br />

T 1 .H 2 (1 .1 .a ) T 1 .H 2 ( i.3 .a ) T 1 .H 2<br />

©<br />

© ©<br />

PORT HARCOURT(20m^6,8* 2A05<br />

PULAU LANGKAWI(4ml27,0°2473<br />

M ANA0S(45m ) 27,2“ 1771 (5 -3 7 )<br />

T1.H 1<br />

(1.1.b)<br />

T 1 .H 3 (1.2.a) T 1 .H 3 (1 .3 .a)<br />

TAMATAVE<br />

^(3ml<br />

T 2 .H 2 (1.1.b) T 2 .H 2 (1.2 .a) T 2 .H 2 (1.3.a) T 2/5.H 3/1 (1 .3 .a)<br />

Abb. 63: Klima im Bereich des Tropischen Regenwaldes.<br />

Die Klimadiagramme sind aus dem Klimadiagramm-Weltadas (Walter etc. 1960f.) entnommen, z. T. aus an<strong>der</strong>en<br />

(Quellen ergänzt. Unter jedem Diagramm sind die Formel <strong>der</strong> hier unterschiedenen Klimavariante sowie (in<br />

Klammem) die Nummer <strong>der</strong> Vegetations-Region angegeben (Entsprechendes gilt fur alle folgenden Klimadiagramm-Abbildungen).<br />

Län<strong>der</strong> bzw. Gebiete: 1 NW-Brasilien (Amazonas), 2 S-Malakka, 3 M-Pazifik, 4 W-Kolumbien, 5 N-Brasilien<br />

(Amazonas), 6 Nigérien, 7 W-Malakka, 8 Madagaskar, 9 NO-Australien (Queensland), 10 Indien (Assam),<br />

11 Kolumbien, 12 NO-Zaire, 13 Sumatra, 14 Indien (Assam, Khasia-Berge). 14 gilt als nie<strong>der</strong>schlagsreichster<br />

Ort <strong>der</strong> Erde.


150 Die Tropische Zone<br />

m<br />

Ä<br />

j<br />

Im Folgenden sprechen wir <strong>der</strong> Einfachheit halber<br />

statt vom Tropischen Regenwald nur vom<br />

„Regenwald“ (für Wäl<strong>der</strong> außerhalb <strong>der</strong> Tropen<br />

wird dieser Terminus im vorliegenden Text nicht<br />

benutzt). Wegen ihrer großen theoretischen<br />

Bedeutung wird diese Formation in vielen ihrer<br />

Teilaspekte ausführlicher besprochen als die<br />

meisten folgenden; zusammen mit <strong>der</strong> dem<br />

Leser geläufigen Form ation des nemoralen<br />

Sommerwaldes kann sie als Bezugssystem für<br />

das Verständnis <strong>der</strong> übrigen Waldtypen dienen.<br />

Klimabedingungen (Abb. 63)<br />

Hauptmerkmal des typischen Klimas im Bereich<br />

des Regenwaldes ist das Fehlen einer effektiven<br />

Periodizität: es gibt we<strong>der</strong> thermische noch hygrische<br />

Jahreszeiten. Das Temperaturklima, das<br />

in den Typen T I, T2 und T5 auftritt, zeichnet<br />

sich neben dem grundlegenden Kriterium <strong>der</strong><br />

Frostfreiheit dadurch aus, daß - auch in Gebirgslagen<br />

(T2) und in den Randtropen (T5) -<br />

die Mittel aller Monate stets über 10 °C liegen<br />

(meist weit über 20 °C); es herrschen also permanent<br />

optimale Bedingungen für die Photosynthese.<br />

Gleiches gilt auch für den hygrischen<br />

Faktor: alle Monate sind gewöhnlich humid,<br />

und selbst wenn mancherorts eine kurze Periode<br />

geringerer Nie<strong>der</strong>schläge auftritt, so bedeutet<br />

das doch infolge <strong>der</strong> hohen Wasservorräte<br />

im Boden kaum eine Einschränkung <strong>der</strong> photosynthetischen<br />

Aktivität. Nach Menge und Verteilung<br />

<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge lassen sich folgende<br />

hygrischen Klimatypen unterscheiden:<br />

H l (Perhumid): Ganzjährig humid (kein Monat<br />

< 100 mm), dabei Jahresnie<strong>der</strong>schlag<br />

extrem hoch (meist > 4000, zuweilen bis<br />

> 9000 mm). Tritt hauptsächlich an <strong>der</strong><br />

Luvseite höherer Gebirge auf<br />

H2 (Euhumid): Wie H l, aber Nie<strong>der</strong>schlag etwa<br />

1600-3000 mm.<br />

H3 (Subhumid): Nie<strong>der</strong>schlagsmenge ähnlich<br />

wie H2, aber mit einer schwach ausgeprägten<br />

Dürrezeit von höchstens 2 Monaten.<br />

Die Kombination <strong>der</strong> thermischen und hygrischen<br />

Abwandlungen ergibt dann doch einige<br />

deutlich unterschiedene Varianten des Gesamtklimas<br />

(Abb. 63). Das „normale“ Klima des typischen<br />

Regenwaldes, wie er im folgenden beschrieben<br />

wird, ist die Kombination T1.H2.<br />

Im übrigen bestehen über die W itterung im<br />

Regenwald oft ebenso falsche, verallgemeinerte<br />

Vorstellungen wie z. B. über die Bestandesstruktur.<br />

Die normale und zugleich optimale<br />

Variante, von <strong>der</strong> wir hier ausgehen, zeichnet<br />

sich keineswegs durch permanente, triefende<br />

Nässe aus. Zwar hegt die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

hoch (kein Monat unter 100 mm), und es gibt<br />

in manchen Bereichen auch täglich Regen, aber<br />

es regnet durchaus nicht dauernd.<br />

Als Beispiel sei <strong>der</strong> Witterungsablauf eines durchschnittlichen<br />

Tages im inneren Amazonasbecken skizziert.<br />

Morgens herrscht zuweilen Nebel, zumindest aber starker<br />

Tau, <strong>der</strong> dazu fuhren kann, daß es aus den Baumkronen<br />

regnet. Nach Sonnenaufgang löst sich <strong>der</strong> Nebel<br />

rasch auf, <strong>der</strong> Vormittag wird sonnig und trocken.<br />

Ab Mittag bildet sich Quellbewölkung, die dann am<br />

Nachmittag, oft zu einer ziemlich bestimmten Zeit, zu<br />

starkem Gewitterregen fuhrt. Zum Abend klart es auf,<br />

und in <strong>der</strong> Nacht fallt bald wie<strong>der</strong> Tau o<strong>der</strong> Nebel.<br />

Dieser Tagesgang umfaßt erhebliche thermische<br />

und hygrische Unterschiede (Abb. 64.A). Die<br />

Lufttemperatur steigt von etwa 20 °C in <strong>der</strong><br />

Nacht auf über 30 °C am Mittag; dabei können<br />

sich von <strong>der</strong> senkrechten Sonnenstrahlung getroffene<br />

Blätter noch um etwa 15° höher erhitzen.<br />

Da die relative Luftfeuchte zugleich unter<br />

40 % liegen kann, bedeutet das einen starken<br />

Wasserstreß, <strong>der</strong> immerhin mehrere Stunden<br />

andauert. Der von den Geographen geprägte<br />

Begriff des „Tageszeitenklimas“ ist von daher also<br />

berechtigt (er ist allerdings insofern etwas irreführend,<br />

als die Tagesamplitude <strong>der</strong> Temperatur<br />

mit ca. 10-12 °C wesentlich kleiner ist als<br />

etwa an einem hochsommerlichen Strahlungstag<br />

in Mitteleuropa).<br />

Abb. 64: Charakteristische Tagesgänge von Temperatur<br />

und relativer Luftfeuchte im Bereich des<br />

Tropischen Regenwaldes.<br />

A: im Freiland bzw. an <strong>der</strong> Oberfläche des Kronendaches.<br />

B: im geschlossenen Waldbestand 1,5 m über<br />

dem Boden. Schraffiert: „humide“, punktiert: „aride“<br />

Tageszeit. - „Tagesklimadiagramme“, nach E llenberg<br />

1975 und Angaben bei verschiedenen Autoren.


Tropischer Regenwald 151<br />

Wo ein <strong>der</strong>artiger Witterungsablauf die Regel<br />

ist (was auch im Optimalbereich nur mancherorts<br />

zutrifft), führt er in Gebirgen zu deutlichen<br />

Expositions-Unterschieden: die Osthänge,<br />

<strong>der</strong> vormittäglichen Sonneneinstrahlung ausgesetzt,<br />

sind wesentlich wärmer und dadurch auch<br />

trockener als die Westhänge.<br />

Diese Tagesschwankungen von Temperatur<br />

und Luftfeuchte betreffen allerdings nur das<br />

Freiland und damit auch die Oberfläche des<br />

Kronendaches. Im Inneren eines intakten, auf<br />

± ebener Fläche stockenden Waldes sind sie viel<br />

geringer (Abb. 64.B).<br />

Bodenverhältnisse<br />

Das gleichmäßige, aperiodisch warm-humide<br />

Klima <strong>der</strong> feuchten Tropen ist zwar als solches<br />

für das Pflanzenleben optimal; es hat aber zugleich<br />

zu beson<strong>der</strong>en Bodeneigenschaften geführt,<br />

die sich für die Vegetation eher ungünstig<br />

auswirken können. Hierauf muß daher etwas<br />

näher eingegangen werden.<br />

Die Böden sind in tropischen Tieflän<strong>der</strong>n oft<br />

sehr alt; durch die ununterbrochene Verwitterung<br />

seit dem Tertiär können sie 20-40 m tief<br />

sein. Das gilt auch für weniger steile Hanglagen,<br />

da unter <strong>der</strong> Walddecke kaum Erosion auftritt.<br />

Infolge <strong>der</strong> permanenten Humidität unterliegen<br />

sie einer starken Basenauswaschung, die<br />

oft zu völliger Entkalkung geführt hat. Ansonsten<br />

hängt <strong>der</strong> Bodentyp aber, wie an<strong>der</strong>wärts,<br />

von <strong>der</strong> geologischen Unterlage ab. Ist diese Silikat-<br />

o<strong>der</strong> Kalkgestein, so entsteht meist ein<br />

Rotlehm mit einem pH-Wert von 4-5, <strong>der</strong> nach<br />

Auswaschung großer Teile <strong>der</strong> Silikate überwiegend<br />

aus AI2O 3 und FejOj besteht (Lateritisiemng);<br />

eine Humusschicht fehlt, da die Laubstreu<br />

unter den feucht-warmen Bedingungen<br />

sehr schnell zersetzt wird. Auf armer Unterlage,<br />

wie etwa Sandstein, kommt es hingegen zur Bildung<br />

von Podsol, dessen pH-Wert unter 3 liegen<br />

kann; die abbauenden Mikroorganismen<br />

sind hier so gehemmt, daß eine Rohhumusschicht<br />

entstehen kann. In beiden Fällen ist im<br />

Boden kaum Stickstoff und Phosphor nachweisbar:<br />

<strong>der</strong> gesamte Mineralstoffvorrat befindet sich<br />

im Kreislauf, d. h. in <strong>der</strong> lebenden und toten<br />

Biomasse; was bei <strong>der</strong> Zersetzung <strong>der</strong> Laubstreu<br />

frei wird, wird von den Pflanzen sofort wie<strong>der</strong><br />

aufgenommen.<br />

Dementsprechend ist auch die Durchwurzelung<br />

des Bodens sehr flach: viele Bäume haben<br />

ein Tellerwurzelwerk, das kaum mehr als<br />

die obersten 20 cm erfaßt (selten bis 75 cm);<br />

dies dürfte zugleich auch durch 0 2 -Mangel als<br />

Folge von Bodennässe und starker Zersetzung<br />

bedingt sein. Nur <strong>der</strong> Befestigung dienende<br />

Pfahlwurzeln können tiefer gehen. Mykorrhiza<br />

ist bei den Bäumen sehr verbreitet.<br />

Große Teile <strong>der</strong> Feuchttropen - vor allem in<br />

Südostasien - sind allerdings von Gebirgen mit<br />

hoher Reliefenergie erfüllt. Hier gibt es dann<br />

auch jüngere und, vor allem auf Kalk- und vulkanischem<br />

Gestein, mineralreiche Böden.<br />

Sippenbestand<br />

Die Zahl <strong>der</strong> beteiligten Sippen ist im Regenwald<br />

bekanntlich sehr hoch; das betrifft sowohl die<br />

Gesamtftora als auch die Zusammensetzung des<br />

Einzelbestandes. Allgemein gilt dabei, daß die<br />

Zahl <strong>der</strong> Gehölze die <strong>der</strong> Krautigen off übersteigt.<br />

Die meisten Familien, denen die Bäume des<br />

Regenwaldes angehören, sind entwe<strong>der</strong> rein tropisch<br />

verbreitet, o<strong>der</strong> sie kommen zwar auch in<br />

den Extratropen vor, aber nur mit krautigen<br />

Vertretern. Nur wenige, so die Leguminosen,<br />

spielen in beiden Bereichen als Gehölze eine<br />

größere Rolle. Zum großen Teil sind sie pantropische<br />

Elemente, sind dabei allerdings meist<br />

nicht auf den Regenwald beschränkt, son<strong>der</strong>n<br />

greifen auch auf den Regengrünen Wald über<br />

(Tab. 29). Beispiele einiger Bäume aus typisch<br />

tropischen Familien zeigt Abb. 65 (vgl. auch die<br />

Arealbil<strong>der</strong> Abb. 38 und 39, S. 105).<br />

Die Gesamtartenzahl <strong>der</strong> eigentlichen Regenwäl<strong>der</strong> ist<br />

schwer zu schätzen. Zahlenangaben liegen nur für einige<br />

Gebiete politischer Umgrenzung vor, die auch<br />

an<strong>der</strong>e tropische Vegetationstypen beherbergen. So<br />

wird für Java 1911 (Koor<strong>der</strong>s) eine Zahl von etwa<br />

5000 Kormophytenarten angegeben, für Zaire (Belgisch-Kongo)<br />

1948 (Robyns) etwa 11000, für Peru 1993<br />

(Brako etc.) über 17000, für Ecuador 1991 (D odson<br />

etc.) 20000; dabei ist mindestens die erste Zahl mit<br />

Sicherheit viel zu niedrig.<br />

In hinsichtlich <strong>der</strong> edaphischen Bedingungen<br />

einheitlichen Einzelbeständen werden oft nebeneinan<strong>der</strong><br />

weit über 100 Baumarten (zuweilen<br />

sogar bis 500) gefunden. Off ist das gesamte<br />

Artinventar des Bestandes auf einer Fläche von<br />

5 ha bei weitem noch nicht erfaßt (in Mitteleuropa<br />

ist meist schon 1/4 ha ausreichend). Infolgedessen<br />

ist die Individuenzahl <strong>der</strong> einzelnen<br />

Arten im Bestand sehr gering. Zusammen mit<br />

<strong>der</strong> großen physiognomischen Ähnlichkeit vie-


152 Die Tropische Zone<br />

Tab. 29: Wichtigste Familien, die die Baumschicht des Tropischen Regenwaldes und des Regengrünen<br />

Waldes zusammensetzen.<br />

Geordnet nach ihrer ungefähren Bedeutung in <strong>der</strong> Vegetation <strong>der</strong> je drei Regionen, Signaturen:<br />

+++ oft sehr großer Anteil am Kronendach des Regenwaldes<br />

++ häufig im Rronendach, zumindest in manchen Ausbildungen<br />

+ verbreitet, aber nur in geringer Individuenzahl o<strong>der</strong> hauptsächlich in den unteren Schichten<br />

• bedeutungslos o<strong>der</strong> ganz fehlend<br />

”■ Familien mit erheblichem Anteil an regengrünen Arten, daher auch im Regengrünen Wald von<br />

Bedeutung<br />

vorwiegend im Regengrünen Wald,<br />

Familie<br />

Neotropische Region<br />

(1.1, 2.1)<br />

Afrikanische Region<br />

(1.2, 2.2)<br />

Indopazifische Region<br />

(1.3, 2.3)<br />

Leguminosae* 4-4-4- 4-<br />

Dipterocarpaceae * • • 4-4-4-<br />

Euphorbiaceae* -t-+ 4-4- + +<br />

Meliaceae ”■ -l-l- 4-4- 4-4-<br />

Moraceae ”■ -l-l- 4-4- 4-4-<br />

Sapotaceae + -I- 4-4- 4-4-<br />

Annonaceae -l-l- 4-4- 4-4-<br />

Lauraceae -l-l- 4- 4-4-<br />

Myrtaceae -l-l- 4- 4-4-<br />

Myristicaceae -l-l- 4- 4-4- -----<br />

Palmae 4-1- 4- 4-4-<br />

Sapindaceae* 4- 4-4- 4-4-<br />

Sterculiaceae* 4- 4-4- 4-4-<br />

Bombacaceae** 4-4- 4- 4-<br />

Lecythidaceae 4-4- 4- 4-<br />

Chtysobalanaceae * 4- 4-4- 4-<br />

Apocynaceae * 4- 4-4- 4-<br />

Clusiaceae 4- + 4-4-<br />

Rutaceae * 4- 4- 4-4-<br />

Anacardiaceae* 4- 4- 4-4-<br />

Combretaceae* + 4- ++<br />

Burseraceae** + 4- + +<br />

Elaeocarpaceae 4- • 4-4-<br />

Vochysiaceae 4-4- • •<br />

Bignoniaceae** 4- 4- +<br />

Rubiaceae 4- 4- +<br />

Celastraceae 4- + +<br />

Simaroubaceae ”■* 4- + +<br />

Flacourtiaceae* 4- + 4-<br />

Verbenaceae* 4- • 4-<br />

1er Arten (S. 158) sind diese Bedingungen <strong>der</strong><br />

Grund dafür, daß die vegetationskundliche Analyse<br />

<strong>der</strong> Regenwäl<strong>der</strong> auf große Schwierigkeiten<br />

stößt.<br />

Im Gegensatz zu den aus zahlreichen verschiedenen<br />

Familien stammenden Bäumen gehört<br />

<strong>der</strong> ± krautige Unterwuchs relativ wenigen<br />

Verwandtschaffskreisen an. Neben Famen und<br />

Selaginellen sind es unter den Monokotylen<br />

beson<strong>der</strong>s Vertreter <strong>der</strong> Zingiberales, Araceae,<br />

Pandanaceae, Cyclanthaceae und Palmae (nicht<br />

wenige Arten aus dieser Familie wachsen zeitlebens<br />

über ein „chamäphytisches“ Stadium nicht<br />

hinaus), unter den Dikotylen Piperaceae, MelastoP<br />

mataceae, Balsaminaceae, Solanaceae, Rubiaceae,<br />

Acanthaceae und Gesneriaceae.<br />

'(


Tropischer Regenwald 153<br />

V<br />

Abb. 65; Einige charakteristische Bäume des Tropischen Regenwaldes.<br />

1 Dipterocarpaceae-, Shoreafallax (ßomeo)\ links unten die Fmcht mit den flügelartig vergrößerten Kelchblättern.<br />

2 Lecythidaceae: Cariniana penduliflora (Amazonien). 3 Chrysobalmaceae-, Hirtella mucronata (Amazonien).<br />

4 Vochysiaceae: Quakajundiahy (Amazonien). Der Maßstab gilt nur für die Zweige. - Quellen: 1 J acobs 1981;<br />

2, 3 D.A. 1968f.; 4 Engler etc. 1887f.


154 Die Tropische Zone<br />

Bestandesstruktur<br />

Regenwaldbestände klimatisch und edaphisch<br />

optimaler Standorte erreichen gewöhnlich H ö­<br />

hen von 30-50 m. Ihre Struktur ist durch eine<br />

weitgehende Ausfüllung des gesamten unter <strong>der</strong><br />

Kronenoberfläche hefindlichen Raumes gekennzeichnet.<br />

Die Baumschicht besteht dementsprechend<br />

aus dem eigentlichen Kronendach (obere<br />

Baumschicht) und damnter befindlichen niedrigeren<br />

Bäumen verschiedenster Höhe, die sich<br />

kaum weiter in „Schichten“ aufglie<strong>der</strong>n lassen<br />

(Ahb. 6 6 ). Letztere gehören großenteils schattenertragenden<br />

Sippen von weniger hohem Wuchs<br />

an, denen aber auch Jungwuchs <strong>der</strong> K ronendachbildner<br />

beigemischt ist. In manchen Beständen<br />

ist das eigentliche geschlossene Kronendach<br />

niedriger und wird von nicht so dicht<br />

schließenden „Überbäumen“ überragt, die bis<br />

über 60 m hoch werden können (Ahb. 67).<br />

Die starke vertikale Ausnutzung des Raumes<br />

durch das Blattwerk <strong>der</strong> verschieden hohen<br />

Baumkronen führt dazu, daß die Lichtintensität<br />

in Bodennähe permanent sehr gering sein kann.<br />

Sie liegt meist weit unter 10 % des Freilandwertes,<br />

nicht selten sinkt sie bis weit unter 1 %<br />

(Abb. 67). Infolgedessen sind die aus extratropischen<br />

Wäl<strong>der</strong>n bekannten tieferen Schichten<br />

oft nur mit geringem Deckungsgrad ausgebildet;<br />

ungestörte Klimaxwäl<strong>der</strong> sind meistens<br />

gut durchgängig. Eine „Strauchschicht“ besteht<br />

gewöhnlich nur aus sehr schattenfestem Baumjungwuchs<br />

und ist insofern nach oben kaum<br />

abgrenzbar. Auch die Krautschicht ist in ungestörten<br />

Klimaxbeständen des Normaltyps nur<br />

ziemlich gering entwickelt, ihre Deckung liegt<br />

hier meist unter 25 % (vgl. auch Abb. 70, S. 158).<br />

Sie besteht aus Pflanzen, die man formal den<br />

Kategorien <strong>der</strong> Chamäphyten, Hemikryptophyten<br />

und Geophyten zuordnen kann (doch<br />

sind die an die Überdauerung des Winters geknüpften<br />

Definitionen dieser Lebensformen hier<br />

hinfällig). Sinkt die Lichtintensität unter 0,5 %,<br />

so fallen Angiospermen (außer wenigen chlorophylllosen<br />

Saprophyten) ganz aus; Farne können<br />

noch bis herab zu 0,2 % aushalten. Ist es<br />

noch dunkler, so sind nur noch Moose lebensfähig.<br />

Doch ist eine Moosschicht auf dem Boden<br />

meist kaum ausgehildet, da dieser ± von<br />

dem permanent abfallenden, sich rasch zersetzenden<br />

Laub bedeckt ist und daher keinen stabilen<br />

Standort bildet; hingegen finden sich<br />

Moose häufig an Stammhasen und auf Wurzelanläufen<br />

<strong>der</strong> Bäume.<br />

Wo jedoch mehr Licht auf den Waldboden<br />

gelangt - sei es infolge von Störungen des Kronendaches<br />

o<strong>der</strong> im Bereich edaphisch bedingter<br />

Waldrän<strong>der</strong> u. dgl. - , kann sich eine sehr<br />

üppige Schicht krautiger Pflanzen von 5 m Höhe<br />

und mehr entwickeln, die mit extratropischen<br />

Krautschichten kaum vergleichbar ist. Von ihren<br />

Komponenten können beson<strong>der</strong>s die monokotylen<br />

Araceen, Musaceen und Zingiberaceen<br />

riesige Dimensionen erreichen; auch „krautige<br />

Phanerophyten“ (S. 160) gehören hierher (Abb.<br />

^1) Āußer in <strong>der</strong> Krautschicht treten Krautige<br />

auch im lichtklimatisch günstiger gestellten oberen<br />

Kronendach als Epiphyten auf. Sie bilden<br />

hier eine Epiphytenschicht, die in fast allen<br />

Regenwäldem vorhanden ist und die bodenständige<br />

Krautschicht nicht nur in <strong>der</strong> Artenzahl,<br />

son<strong>der</strong>n zuweilen auch in <strong>der</strong> Biomasse weit<br />

übertreffen kann.<br />

50Vt Lichtintensität<br />

Abb. 67: Lichtgenuß im Innern eines Regenwaldbestandes<br />

(hier mit Uberbäumen Ü).<br />

Zum Boden hin sinkt die Lichtintensität (logarithmische<br />

Skala) auf weniger als 0,5 % des Freilandwertes. -<br />

Nach Kira aus J acobs 1981, verän<strong>der</strong>t.<br />

Abb. 66: Ausschnitt aus einem Regenwaldbestand in<br />

Französisch-Guajana.<br />

Flächig punktiert: Jungbäume von am Kronendach<br />

beteiligten Arten (die große Krone mit punktiertem<br />

Umriß befand sich hinter <strong>der</strong> Transektebene). Pflanzen<br />

von weniger als 5 m Höhe weggelassen. - Aus<br />

Hallé etc. 1978.


Tropischer Regenwald 155<br />

¿eciitkis<br />

(VoöV/


156 Die Tropische Zone<br />

Lebensformen<br />

Der Regenwald ist also eine Phanerophyten-<br />

Gesellschaft: dieser Lebensform gehören oft ca.<br />

70 % <strong>der</strong> Arten an, und die meisten davon sind<br />

Bäume. In ihren Wuchsformen zeigen die Bäume<br />

in den Tropen eine viel größere Vielfalt als<br />

etwa in <strong>der</strong> Nemoralen Zone. Das bezieht sich<br />

nicht nur auf die reine Physiognomie, son<strong>der</strong>n<br />

auch schon auf den Prozeß des Heranwachsens.<br />

Geht man davon aus, daß ein erwachsener Baum<br />

aus Wurzelsystem (i. w. S.), Stamm und Krone<br />

(i. w. S.) besteht, so stellt man fest, daß es vier<br />

verschiedene zeitliche Modi <strong>der</strong> Entwicklung<br />

dieser drei Komponenten gibt (Abb. 6 8 ).<br />

B<br />

0<br />

Abb. 68: Vier verschiedene Modi des Wachstums<br />

baumartiger Phanerophyten.<br />

A Normalmodus, B Palmenmodus, C Bambusmodus,<br />

D Würgermodus. Näheres im Text. - Aus Hallé etc.<br />

1978.<br />

kl<br />

i\<br />

C<br />

Im häufigsten Fall (A) entwickeln sich alle drei synchron,<br />

so daß sie dauernd etwa im gleichen Größenverhältnis<br />

zueinan<strong>der</strong> stehen. Voraussetzung für diesen<br />

Normalmodus ist die Fähigkeit zu sekundärem<br />

Dickenwachstum. Fehlt diese, wie bei den meisten<br />

Monokotylen, so verläuft die Entwicklung an<strong>der</strong>s.<br />

Beim Palmenmodus (B) wächst die Jungpflanze zunächst<br />

längere Zeit in Form einer Rosettenstaude. Erst<br />

wenn durch primäres Erstarkungswachstum die Blattrosette,<br />

das Wurzelsystem und die Achse ± ihre endgültige<br />

Größe bzw. Dicke erreicht haben, setzt das<br />

vertikale Wachstum ein; die „Krone“ ist also bereits<br />

fertig, bevor ein Stamm in Erscheinung tritt. Ein zweites<br />

bei vielen Monokotylen (nicht nur bei Gramineae)<br />

verbreitetes Wuchsverhalten ist <strong>der</strong> Bambusmodus<br />

(C), <strong>der</strong> letztlich einer ins Baumförmige vergrößerten -<br />

Rhizom- (bzw. Polykorm-) Staude entspricht. Auch<br />

hier wird das Erstarkungswachstum ausgenutzt, aber<br />

nicht innerhalb <strong>der</strong>selben Achse, son<strong>der</strong>n im Rahmen<br />

eines Sympodiums: die erste vom Primärsproß abzweigende<br />

Seitenachse wächst zunächst unterirdisch als<br />

Rhizom und richtet sich dann als Laubsproß auf Dieser<br />

Laubsproß ernährt eine neue, schon stärkere Seitenachse<br />

gleichen Verhaltens, und durch die Aufeinan<strong>der</strong>folge<br />

weiterer, immer größer werden<strong>der</strong> Sproßgenerationen<br />

werden schließlich Höhen bis zu 30 m<br />

erreicht. Dabei kann die verzweigte „Krone“ des oberirdischen<br />

Teils schon in <strong>der</strong> unterirdischen Knospe<br />

fertig angelegt sein, so daß sie bei dem sehr schnellen<br />

Hochwachsen nur noch entfaltet werden muß; hier<br />

ist es also das unterirdische System, das als erstes seine<br />

volle Größe erreicht. Das vierte, als Würgermodus<br />

bezeichnete Wuchsverhalten (D) ist ein Son<strong>der</strong>fall, <strong>der</strong><br />

vor allem in <strong>der</strong> Gattung Ficus häufig ist und infolge<br />

<strong>der</strong>en weiter Verbreitung in Wäl<strong>der</strong>n aller tropischen<br />

Gebiete vorkommt (an<strong>der</strong>e Familien mit Würgebäumen<br />

sind die Clusiaceen und Araliaceen). Hier<br />

entsteht die Jungpflanze nicht auf dem Boden, son<strong>der</strong>n<br />

als Epiphyt in <strong>der</strong> Krone eines an<strong>der</strong>en Baumes.<br />

Ihre Luftwurzeln wachsen am Stamme des Wirtsbaumes<br />

abwärts in den Boden, anastomosieren miteinan<strong>der</strong><br />

zu einem Netzwerk und entwickeln sich<br />

schließlich zu einem massiven Hohlzylin<strong>der</strong>, <strong>der</strong> den<br />

Wirtsbaum zum Absterben bringen kann und dann<br />

aus eigener Kraft aufrecht steht. Im Gegensatz zu den<br />

drei an<strong>der</strong>en Wuchsmodi befindet sich die Krone hier<br />

schon von Anfang an im lichtbegünstigten Kronendach<br />

des Waldes und muß nicht erst in dieses hineinwachsen.<br />

Die Physiognomie <strong>der</strong> ausgewachsenen Bäume<br />

ist mit diesen Wuchsmodi nicht voll kongment,<br />

es lassen sich nur drei Hauptformen unterscheiden;<br />

Kronenbäume, Schopfbäume und Bambusbäume.<br />

Als Kronenbäume bezeichnen wir solche mit stark<br />

verzweigter, physiognomisch eine Einheit bilden<strong>der</strong><br />

Krone, wie sie auch in den Extratropen verbreitet sind.


Tropischer Regenwald 157<br />

Taxonomisch sind es Dikotylen und Koniferen, nach<br />

dem Wuchsverhalten Vertreter des Normal- und des<br />

Würgermodus. Im einzelnen können sie nach <strong>der</strong><br />

Konstruktion des Zweigsystems in viele Unterformen<br />

differenziert werden, <strong>der</strong>en Zahl in den Tropen viel<br />

größer ist als in temperierten Gebieten (Näheres hierzu<br />

bei Hallé etc. 1978). Schopfbäume zeichnen sich<br />

dadurch aus, daß die „Krone“ nicht durch Sproßverzweigungen,<br />

son<strong>der</strong>n durch eine Rosette sehr großer<br />

Blätter gebildet wird. Im typischen Fall ist nur eine<br />

solche Rosette vorhanden („Palmenform“); es können<br />

aber durch Verzweigung des Stammes auch mehrere<br />

sein, die jedoch physiognomisch keine Einheit bilden,<br />

son<strong>der</strong>n jede einzeln als solche erscheinen („Pandanus-<br />

Form“). Schopfbäume entstehen meist nach dem<br />

Palmenmodus (Monokotylen, Baumfarne); es gibt aber<br />

auch Dikotylen-Schopfbäume, die nach dem Normalmodus<br />

heranwachsen, jedoch mit Unterdrückung <strong>der</strong><br />

Verzweigung. Bambusbäume entsprechen völlig dem<br />

Bambus-Wuchsmodus.<br />

Im Bereich des Regenwaldes sind alle drei Gestalttypen<br />

verbreitet; allerdings ist anzumerken,<br />

daß die beiden den Europäer exotisch anmutenden<br />

Formen überwiegend in Son<strong>der</strong>-Vegetationstypen<br />

edaphischen, marginalen o<strong>der</strong> sukzessionalen<br />

Charakters eine größere Rolle im<br />

Kronendach spielen, z. B. in Sümpfen, Nebelwäl<strong>der</strong>n<br />

o<strong>der</strong> Sekundärwäl<strong>der</strong>n. Der ungestörte<br />

Klimaxwald auf Normalstandorten besteht - wie<br />

in den Extratropen - überwiegend aus normalen<br />

Kronenbäumen und enthält die beiden an<strong>der</strong>en<br />

Formen nur im Unterwuchs zuweilen in<br />

größerer Menge (vgl. Abb. 78).<br />

Die Normalbäume des Regenwaldes zeichnen<br />

sich meist durch schlanke Stämme (nur<br />

Uberbäume werden oft weit über 1 m dick) mit<br />

sehr hoch ansetzen<strong>der</strong> Krone aus. Da kaum<br />

Transpirationsschutz notwendig ist, fehlt eine<br />

dicke Borke, die Rinde ist dünn und glatt, oft<br />

hell (weißlich) gefärbt, zuweilen auch durch<br />

Chlorenchym grün. Beson<strong>der</strong>s in den untersten,<br />

bodennahen Teilen des Stammes ist sie von einer<br />

sehr großen Zahl an Poren (Lentizellen)<br />

durchsetzt, die offensichtlich <strong>der</strong> Sauerstoffzufuhr<br />

zu den im Oj-armen Boden befindlichen<br />

Wurzeln dienen.<br />

Eine auffällige Erscheinung in allen Regenwäl<strong>der</strong>n,<br />

die allerdings gewöhnlich nur einzelne<br />

Baumarten betrifft, ist das Auftreten von<br />

Brettwurzeln (Abb. 69.1). Solche brettartigen<br />

Vorsprünge an <strong>der</strong> Stammbasis, oft 3-5 pro<br />

Stamm und zuweilen bis 9 m hoch und ebenso<br />

breit, entstehen durch einseitiges sekundäres<br />

Dickenwachstum zunächst normal ausgebildeter,<br />

an <strong>der</strong> Bodenoberfläche liegen<strong>der</strong> Seiten-<br />

- 2 m<br />

Abb. 69: Auffällige Beson<strong>der</strong>heiten bei Regenwaldbäumen.<br />

1 Brettwurzeln (Moragonggrijpii)-, 2 Kauliflorie (Theobroma cacao\ Blütenzweig weniger verkleinert); 3 „Laubausschüttung“.<br />

- Quellen: 1 Richards 1952; 2 Strasburger etc. 1991; 3 Bünning 1956.


158 Die Tropische Zone<br />

wurzeln. Sie scheinen beson<strong>der</strong>s häufig zu sein<br />

in Wäl<strong>der</strong>n auf Naßböden sowie bei Überbäumen,<br />

und sie werden deshalb meist als<br />

Stabilisierungselemente gedeutet. Eine zweite<br />

wichtige Aufgabe besteht aber wahrscheinlich<br />

in <strong>der</strong> Vergrößerung <strong>der</strong> lentizellenfiihrenden<br />

Stammoberfläche zur Verbessemng <strong>der</strong> Oj-Versorgung<br />

für die vielen an ihrer Unterseite befindlichen<br />

Nährwurzeln.<br />

Eine morphologische Beson<strong>der</strong>heit, die bei<br />

tropischen Bäumen viel häufiger auffritt als in<br />

den Extratropen, ist die Kauliflorie. Aus dem<br />

alten Holz <strong>der</strong> unteren Stammteile entspringen<br />

entwe<strong>der</strong> Gruppen von Einzelblüten o<strong>der</strong> größere,<br />

auf die Erzeugung von Blüten spezialisierte<br />

Zweigsysteme. Der ökologische Hintergrund<br />

dieser Erscheinung ist nicht sicher; häufig dürfte<br />

sie als Anpassung an die Bestäubung o<strong>der</strong><br />

Fruchtverbreitung durch Fle<strong>der</strong>mäuse zu deuten<br />

sein (Abb. 69.2).<br />

Die Blätter <strong>der</strong> Regenwaldbäume zeigen erhebliche<br />

Unterschiede in <strong>der</strong> Größe und Konsistenz<br />

je nach ihrer Position im vertikalen<br />

Raum. Die Lichtblätter an <strong>der</strong> Peripherie des<br />

I<br />

|ä<br />

U = überbäume (> 35m)<br />

B = geschlossene Baumschicht<br />

B l: 10 - 35m<br />

B2 : bis 10m<br />

K = Krautschicht<br />

L = Lianen<br />

r I<br />

Abb. 70: Blattformen-Diagramm aus einem Tieflands-Regenwald im Amazonasbecken.<br />

Von einer Probefläche in <strong>der</strong> Nähe von Iquitos (Peru) wurde von sämtlichen unterscheidbaren Pflanzenarten<br />

jeweils ein Blatt durchschnittlicher Größe und Gestalt im Umriß wie<strong>der</strong>gegeben (F = Fie<strong>der</strong>n von<br />

zusammengestzten Blättern). Auf deutlich vorgezogene Spitzen wird durch einen Kringel hingewiesen; die<br />

Häufigkeit <strong>der</strong> betr. Sippe ist durch die Zahl <strong>der</strong> Linien am rechten Blattrand angedeutet (1 ,2 o<strong>der</strong> 3 Linien<br />

entsprechen den Deckungsgraden 1-3 <strong>der</strong> BRAUN-BtANQUET-Skala). Die schwarzen Sektoren <strong>der</strong> Kreisdiagramme<br />

geben die prozentuelle Deckung <strong>der</strong> betr. Schicht an. - Aus Ellenberg 1985.


Tropischer Regenwald 159<br />

Kronendaches sind meist mittelgroß (etwa wie<br />

solche von Prunus laurocerasus) und oft leicht<br />

le<strong>der</strong>ig-xeromorph gebaut, entsprechend <strong>der</strong><br />

starken mittäglichen Sonneneinstrahlung. Nach<br />

unten gehen sie immer mehr in Schattenblätter<br />

über, mit zunehmen<strong>der</strong> Größe und mesomorpher,<br />

in Bodennähe hygromorpher Konsistenz.<br />

Sehr auffällig ist aber die Einheitlichkeit <strong>der</strong><br />

Blattgestalt, die die Bestimmung nicht blühen<strong>der</strong><br />

Pflanzen außerordentlich schwierig macht.<br />

Die Blätter sind meist ± elliptisch-ganzrandig<br />

mit einer auffallend vorgezogenen Spitze. Diese<br />

Form kommt im Regenwald bei Bäumen (und<br />

auch bei an<strong>der</strong>en Wuchsformen) aus den verschiedensten<br />

Pflanzenfamilien vor; bei Sippen<br />

mit konstitutionell zusammengesetzten Blättern<br />

(z. B. Leguminosen) betrifft sie die Blättchen<br />

(Abb. 70).<br />

Die stereotype Blattform wurde früher als ökologische<br />

Konvergenz gedeutet. Insbeson<strong>der</strong>e die charakteristische<br />

Spitze, danach als „Träufelspitze“ bezeichnet,<br />

sollte dazu dienen, bei Regen das auf <strong>der</strong> Blattfläche<br />

befindliche Wasser schneller abzuleiten, um die Spaltöffnungen<br />

für den Gasaustausch frei zu machen. Experimentelle<br />

Untersuchungen (Ellenberg 1985) ergaben<br />

allerdings, daß das Wasser von Blättern ohne Spitze,<br />

aber sonst identischer Form genau so schnell abläuft<br />

wie von solchen mit Spitze; außerdem ist bei<br />

manchen Sippen die Spitze in natürlicher Position<br />

aufwärts gerichtet, so daß sie für den Ablauf gar nicht<br />

Abb. 71; Hochwüchsige Krautpflanzen des Regenwaldbereiches.<br />

Krautige Phanerophyten: 1 Philodendron selloum, Krautstamm; 2 Musa maclayi, Scheinstamm (erst zur Blütezeit<br />

wächst die Achse durch die ineinan<strong>der</strong>gesteckten Blattscheiden nach oben). Riesen-Geophyt: 3 Amorphophallus<br />

titanum (rechts Blatt, links Blütenstand; einer <strong>der</strong> größten Blütenstände überhaupt). 1 und 3 Araceae. Der<br />

Größenmaßstab gilt für alle drei. - Quellen: 1, 2 Halle etc. 1978; 3 Tachtadzian 1980f


160 Die Tropische Zone<br />

4<br />

in Frage kommt. So neigt man heute eher dazu, das<br />

Phänomen wachstumsmorphologisch zu erklären:<br />

beim Entstehen <strong>der</strong> Blätter in einer kontinuierlich<br />

wachsenden Knospe ohne echte Knospenumhüllung<br />

werden die Spitzenteile bereits ausdifferenziert, bevor<br />

sie in die Breite wachsen können, und dienen als sog.<br />

„Vorläuferspitzen“ (Troll 1937f) vorübergehend dem<br />

Schutz <strong>der</strong> weiter innen hegenden Teile. Auch diese<br />

Deutung ist aber nicht immer überzeugend, denn auch<br />

viele Arten mit einem rhythmischen Wachstum mit<br />

Laubausschüttung (S. 164) zeigen solche Spitzen. Ohnehin<br />

nicht erklärbar ist die Einheitlichkeit des Gesamtumrisses.<br />

Knospenschutz durch echte, trockene Knospenschuppen<br />

wie in Gebieten mit ungünstiger<br />

Jahreszeit kommt nur selten vor; wenn solche<br />

vorhanden sind, sind sie gewöhnlich grün und<br />

saftig, oft sind es proleptische Stipeln von Blättern,<br />

<strong>der</strong>en Spreite erst heranwächst. Daneben<br />

werden wachsende Knospen oft durch Haare<br />

o<strong>der</strong> Schleim geschützt.<br />

Neben den verschiedenartigen Bäumen<br />

kommt im Regenwald noch die beson<strong>der</strong>e Lebensform<br />

<strong>der</strong> krautigen Phanerophyten vor.<br />

Es sind bis über 5 m hohe, meist ausdauernde<br />

Pflanzen, <strong>der</strong>en aufrecht stehende Sprosse ihre<br />

Stabilität nicht vorrangig <strong>der</strong> Verholzung, son<strong>der</strong>n<br />

überwiegend dem Turgor verdanken, <strong>der</strong><br />

im immerfeuchten Klima niemals gefährdet ist.<br />

Ihre achsenartigen Teile sind entwe<strong>der</strong> Krautstämme,<br />

also echte unverholzte Achsen (z. B.<br />

Philodendron und viele an<strong>der</strong>e Araceen, Abb.<br />

71.1), o<strong>der</strong> Scheinstämme, die nur aus ineinan<strong>der</strong>gesteckten<br />

scheidigen Blattbasen bestehen,<br />

wie bei <strong>der</strong> Banane {Musa, Abb. 71.2). Übrigens<br />

können auch die in <strong>der</strong> Krautschicht vorkommenden<br />

Geophyten zuweilen über 5 m Höhe<br />

erreichen; ihre unterirdischen Teile dienen zwar<br />

gewöhnlich nur <strong>der</strong> vegetativen Vermehrung,<br />

doch gibt es auch einige, die infolge eines endogenen<br />

Rhythmus zeitweise einziehen, also sich<br />

wie „echte Geophyten“ verhalten {Amorphophallus,<br />

Abb. 71.3).<br />

Eine Lebensform, die für den Tropischen<br />

Regenwald oft als beson<strong>der</strong>s typisch angesehen<br />

wird, sind die verholzten Lianen. Tatsächlich<br />

gibt es solche in großer Formenfülle. Entgegen<br />

landläufiger Ansicht spielen sie aber im normalen,<br />

ungestörten Klimaxwald nur eine relativ geringe<br />

Rolle (vgl. Abb. 6 6 , S. 155, u. 70, S. 158).<br />

Hauptsächlich sind es hier Haftkletterer, die an<br />

den Stämmen <strong>der</strong> großen Bäume emporklimmen<br />

(dem steht aber nicht selten eine zu glatte<br />

Rinde entgegen, vgl. Efeu auf Buche!), sowie<br />

Schlinger, die über die Stufen Baumjungwuchs<br />

- nie<strong>der</strong>e - höhere Unterwuchsbäume ins Kronendach<br />

gelangen können; Schwierigkeiten haben<br />

hingegen Rankenkletterer. In großen Massen<br />

treten Lianen aber an Waldrän<strong>der</strong>n und gestörten<br />

Waldstellen auf (Flußufer, Windschäden,<br />

anthropogen verwüstete Bestände): hier können<br />

sie, zusammen mit den erwähnten hochwüchsigen<br />

Krautpflanzen, undurchdringliche Dikkichte<br />

bilden. Daß solche „Dschungel“ häufig<br />

als die typische Form des Regenwaldes angesehen<br />

wurden (und ihm sogar ihren Namen liehen),<br />

liegt daran, daß die älteren botanischen<br />

Erforscher gewöhnlich von den Flüssen bzw.<br />

von menschlichen Siedlungen her kamen, dabei<br />

zunächst auf den Dschungel trafen und off<br />

Abb. 72: Epiphylle Kryptogamen<br />

auf dem Blatt eines Regenwaldbaumes.<br />

a: Pilzmyzel; b-e: Algen; f, g:<br />

Flechten; h: Plagiochila (Lebermoos).<br />

- Nach M arche-Mar-<br />

CHAND aus T rochain 1980.


Tropischer Regenwald 161<br />

überhaupt nicht bis in den ungestörten Wald<br />

vordrangen.<br />

Ähnliche Fehleinschätzungen betreffen auch<br />

die Rolle <strong>der</strong> Epiphyten. Sie treten zwar in fast<br />

allen Regenwäl<strong>der</strong>n in großer Artenzahl auf; <strong>der</strong><br />

gewaltige, aspektbeherrschende Individuen- und<br />

Massenreichtum, <strong>der</strong> so oft als typisch hingestellt<br />

wird, ist aber auf bestimmte Varianten beschränkt<br />

(S. 170). In einem Waldtyp, <strong>der</strong> am<br />

Boden extrem wenig Licht bietet, ist <strong>der</strong> Epiphytismus<br />

für Pflanzen geringer Größe eine<br />

sinnvolle Strategie, um besseren Lichtgenuß zu<br />

erreichen (vgl. auch J ohansson 1974, Ibisch<br />

1996). Epiphyten gibt es aus verschiedenen<br />

Pflanzengruppen. Thallo-Epiphyten, d. h. Luftalgen,<br />

Flechten und Moose, sind bekanntlich<br />

auch in den Extratropen nicht selten; in den<br />

feuchten Tropen treten sie, beson<strong>der</strong>s Algen und<br />

Lebermoose, nicht nur auf Stämmen, son<strong>der</strong>n<br />

sogar auf Blättern auf (Abb. 72). Solche „Epiphyllen“<br />

sind dann darauf angewiesen, ihren<br />

Lebenszyklus innerhalb <strong>der</strong> Lebensdauer des<br />

Blattes ablaufen zu lassen.<br />

Als eigenständige, für die Tropen typische Lebensform<br />

sind aber nur die Kormo-Epiphyten<br />

anzusehen. Sie erkaufen sich den besseren Lichtgenuß<br />

in den oberen Schichten des Waldes mit<br />

einer Reihe ökologischer Schwierigkeiten, die<br />

den Wasserhaushalt, die Mineralstoffversorgung<br />

und die Ansiedlung betreffen.<br />

Der Wasserhaushalt bietet (außer bei einigen Famen,<br />

die wie die Thallo-Epiphyten poikilohydrisch sind) die<br />

größten Probleme. Da die Wasserbeschafifung schwierig<br />

ist, ist es zunächst wichtig, den Wasserverlust zu<br />

begrenzen; viele Epiphyten sind daher xeromorph.<br />

Auch Wasserspeicherung ist nicht selten; neben normaler<br />

(Blatt-, Stamm-) Sukkulenz (Abb. 73.3) dienen<br />

hierzu auch die bei den Orchideen verbreiteten oberirdischen<br />

Sproßlcnollen (Abb. 73.4). Die Wasseraufnahme<br />

erfolgt im einfachsten Fall in normaler Form<br />

durch die Wurzeln aus dem am Stamm herablaufenden<br />

Regenwasser; damit diese während trockener<br />

Tageszeiten nicht vertrocknen, sind sie an <strong>der</strong><br />

Unterseite des Epiphyten geborgen. Hier kann sich<br />

allmählich auch etwas Staub und Detritus ansammeln,<br />

so daß unter dem Epiphyten, beson<strong>der</strong>s wenn er in<br />

Astgabeln o<strong>der</strong> an ähnlichen günstigen Stellen sitzt,<br />

ein eigener, durchwurzelter Boden entsteht, in dem<br />

das Regenwasser sich länger hält. Manche Epiphyten<br />

bauen einen solchen Boden selbst auf: so <strong>der</strong> anisophylle<br />

Geweihfarn {Platycerium, Abb. 73.1), <strong>der</strong> im<br />

Wechsel mit den normalen, gabelig verzweigten Laubblättern<br />

flache, dem Substrat anliegende Blattorgane<br />

(„Nischenblätter“) ausbildet, die sich dicht übereinan<strong>der</strong><br />

legen, absterben und verrotten. Zuweilen wird<br />

ein wasserspeicherndes Substrat auch durch Ausbildung<br />

eines dichten, zopfartig herabhängenden Wurzelfilzes<br />

erzeugt. Eine kuriose Son<strong>der</strong>bildung sind die<br />

„Taschenblätter“ <strong>der</strong> Asclepiadacee Dischidia (Abb.<br />

73.5), die sich bei Regen mit Wasser füllen, das dann<br />

durch hineinragende sproßbürtige Wurzeln aufgenommen<br />

wird.<br />

Viele Kormo-Epiphyten können das Wasser auch auf<br />

an<strong>der</strong>e Weise aufnehmen. So schließen .die Blattrosetten<br />

vieler Bromeliaceen im unteren Teil so dicht<br />

zusammen, daß eine Zisterne entsteht (Abb. 73.2), in<br />

<strong>der</strong> sich das Regenwasser sammelt, das direkt von den<br />

Blattbasen aufgenommen wird; solche Zisternen-<br />

KJeingewässer können so permanent sein, daß sich<br />

darin eine charakteristische Tierwelt ansiedelt. Die<br />

meisten Bromeliaceen, so beson<strong>der</strong>s die Gattung<br />

Tillandsia, besitzen außerdem auf <strong>der</strong> Blattoberfläche<br />

spezielle Wasseraufnahmeorgane, die Saugschuppen,<br />

die auf das Blatt fallende Wassertropfen sofort aufsaugen<br />

und dem Xylem Zufuhren. Ein ähnliches Saugorgan<br />

ist auch das an den Luftwurzeln vieler Orchideen<br />

vorhandene Velamen radicis, ein totes, bei Trokkenheit<br />

lufterfülltes vielschichtiges Gewebe, das aus<br />

<strong>der</strong> Rhizo<strong>der</strong>mis entstanden ist.<br />

Die Versorgung mit den lebensnotwendigen M i­<br />

neralien erfolgt teils durch das Regenwasser (vor allem<br />

Stickstoff), teils durch herangewehten Staub. Auch<br />

Tiere können zur Stickstoffversorgung beitragen: beson<strong>der</strong>s<br />

Ameisen bauen häufig ihre Nester im Bereich<br />

von Epiphyten; manche Epiphyten stellen für solche<br />

Nester sogar spezielle Hohlräume in ihrem Körper<br />

bereit, wie die Rubiacee Hydnophytumformicamm im<br />

Hypokotyl (Abb. 73.7). In passiver Form liefern Tiere<br />

den Stickstoff bei den in <strong>der</strong> Paläotropis häufigen<br />

insektivoren Nepenthes-Axien (Abb. 73.6).<br />

Die eben genannten Ameisen können auch bei <strong>der</strong><br />

Ansiedlung <strong>der</strong> Epiphyten eine Rolle spielen, allerdings<br />

gewöhnlich nur bei <strong>der</strong> Nahausbreitung innerhalb<br />

<strong>der</strong>selben Baumkrone. Für die Weiterverbreitung<br />

von Baum zu Baum sind die Vögel die maßgebende<br />

Tiergruppe, sowohl in Form <strong>der</strong> Endo- als auch <strong>der</strong><br />

Synzoochorie (letztere ist beson<strong>der</strong>s auffällig bei <strong>der</strong><br />

epiphytischen Kakteengattung Rhipsalis, vgl. S. 25).<br />

Ebenso wichtig wie diese gezielte Übertragung ist die<br />

nach dem Zufallsprinzip wirkende Anemochorie, bei<br />

<strong>der</strong> große Mengen sehr kleiner Diasporen als Staubflieger<br />

transportiert werden, wie bei den Farnen und<br />

Orchideen. Ob es wirklich zu einer Ansiedlung<br />

kommt, hängt natürlich auch vom Substrat ab: die<br />

Rindenstruktur und die Verzweigungsform (Astgabeln,<br />

Richtung <strong>der</strong> Seitenzweige) spielen eine große Rolle.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> epiphytisch lebenden Kormophyten-Sippen<br />

ist recht groß. Sie umfaßt neben<br />

zahlreichen Farnen Vertreter aus sehr unterschiedlichen<br />

Verwandtschaftskreisen <strong>der</strong> Blütenpflanzen;<br />

in größerem Ausmaße sind allerdings<br />

nur relativ wenige Familien beteiligt.


162 Die Tropische Zone<br />

- 10 cm<br />

\<br />

a<br />

5a<br />

~sb<br />

Abb. 73: Epiphyten mit beson<strong>der</strong>en Anpassungen.<br />

1 Platycerium akicorne (Geweihfarn), mit humussammelnden „Nischenblättern“ (n) und normalen gabeligen<br />

Laubblättem. 2 Aechmea weilbachii, die dicht aneinan<strong>der</strong>schließenden Blattbasen bilden eine Zisterne. 3 Rhipsalis<br />

houlletiana, mit sukkulenten, blattähnlichen Flachsprossen (Platykladien). 4 Epidendrum vespa, mit wasserspeichernden<br />

Sproßknollen („Pseudobulben“). 5 Dischidia vidalii, mit wassersammelnden Schlauchblättem (sb),<br />

in die sproßbürtige Wurzeln hineinwachsen (zu sehen im Schnitt 5a). 6 Nepenthesgracilis (Kannenpflanze), mit<br />

in Tierfangorgane umgewandelten Blattspreiten zur Verbessemng <strong>der</strong> N-Versorgung. 7 Hydnophytumformicarum,<br />

von Hohlräumen durchsetzte Hypokotylknolle (7a Schnitt durch die Knolle <strong>der</strong> verwandten Myrmecodia tuberosd),<br />

in <strong>der</strong> sich Ameisen ansiedeln, die ebenfalls zur N-Versorgung mit beitragen. - Quellen: 1 Strasburger<br />

etc, 1991; 2 Tachtadzian 1980f; 3, 6 Engler etc. 1887f; 4 Lasser 1968E; 5, 7 T roll 1937f


Tropischer Regenwald 163<br />

Die weitaus größte Zahl an Epiphyten enthalten<br />

die Orchideen, nach neueren Schätzungen<br />

sollen etwa 20000 von insgesamt 28000 Arten<br />

epiphytisch sein. Auch im konkreten Waldbestand<br />

können sie in erheblicher Menge auftreten;<br />

so sollen im amazonischen Regenwald<br />

in <strong>der</strong> Krone eines einzigen Baumes ebenso viele<br />

Arten gefunden worden sein wie in ganz Mitteleuropa<br />

Vorkommen. Weitere wichtige Familien<br />

sind Brom diaceae (1500 Epiphyten von insgesamt<br />

2500 Arten), Araceae (1400 von 2500),<br />

Gesneriaceae (700 von 2500), Pipemceae (700 von<br />

3000, beson<strong>der</strong>s die Gattung Peperomid), Ericaceae<br />

(700 von 3500, allerdings überwiegend in<br />

oreotropischen Wäl<strong>der</strong>n), M elastomataceae (600<br />

von 4700), Cactaceae (200 von 2000); letztere,<br />

beson<strong>der</strong>s aber die Bromeliaceen können auch<br />

in Regengrünen Wäl<strong>der</strong>n von großer Bedeutung<br />

sein (vgl. Ibisch 1996, J ohansson 1974).<br />

Neben Epiphyten, die ihr ganzes Leben als<br />

solche verbringen, gibt es auch viele „Hemiepiphyten“,<br />

die zwar zunächst rein epiphytisch<br />

leben, später aber mit hinabwachsenden Luftwurzeln<br />

den Boden erreichen (vgl. Abb. 80) und<br />

ihren Wasser- und Nährstoffbedarf zumindest<br />

teilweise aus diesem decken (<strong>der</strong> Extremfall sind<br />

die erwähnten Würgebäume); hierzu gehören<br />

viele Araceen.<br />

Einige epiphytisch lebende Kormophyten<br />

sind schließlich dazu übergegangen, Wasser und<br />

Mineralstoffe direkt aus <strong>der</strong> Trägerpflanze zu<br />

entnehmen. Solche Halbparasiten vom Typ <strong>der</strong><br />

extratropischen Mistel (meist ebenfalls Loranthaceae)<br />

spielen aber gegenüber „normalen“ Epiphyten<br />

zahlenmäßig nur eine geringe Rolle.<br />

Rhythmus, Aspekte<br />

Charakteristisch für den optimalen Regenwald<br />

ist das monotone Erscheinungsbild - sowohl<br />

räumlich (die meisten Bäume sehen einan<strong>der</strong><br />

ähnlich) als auch zeitlich: die Blätter sind imausgewachsen<br />

0 0 ö (Í<br />

-heranwachsend<br />

abständig -<br />

Abb. 74: Kontinuierliche Blattentwicklung bei einer Palme (Actinorhytis).<br />

Näheres im Text. - Aus Hallé etc. 1978.


164 Die Tropische Zone<br />

mergrün, und die Blüten <strong>der</strong> einzelnen Arten<br />

erscheinen zu unterschiedlichen Zeiten, auch<br />

in dieser Hinsicht gibt es also keine jahreszeitlichen<br />

Aspekte.<br />

Da dem Klima <strong>der</strong> Rhythmus fehlt, liegt die<br />

Annahme nahe, daß auch das Wuchsverhalten<br />

<strong>der</strong> Bäume aperiodisch sei. Das stimmt aber so<br />

nicht, vielmehr gibt es beide Verhaltensweisen:<br />

sowohl kontinuierliches Wachstum als auch<br />

rhythmisches Wachstum mit einer autonomen<br />

Periodizität.<br />

Kontinuierliches Wachstum ist beson<strong>der</strong>s für viele<br />

tropische Palmen charakteristisch (ebenso für an<strong>der</strong>e<br />

Vertreter des Palmenmodus, z. B. Baumfarne). Nach<br />

Erreichen des endgültigen Stammdurchmessers und<br />

Beginn des Höhenwachstums enthält ihre Blattrosette<br />

im Idealfall dauernd die gleiche Anzahl ausgewachsener<br />

und heranwachsen<strong>der</strong> Blätter: mit dem Absterben<br />

eines alten Blattes tritt zugleich ein neues in den Blattschopf<br />

ein (Abb. 74). Es werden also am Vegetationskegel<br />

in immer gleichem Zeitabstand neue,<br />

völlig gleichartige Blattanlagen erzeugt, die - zumindest<br />

solange die Pflanze nur vegetativ wächst - nur<br />

Laubblätter ergeben. Bei Cocoi nucifera sind z. B. gewöhnlich<br />

30 fertige und 30 unentfaltete Blätter vorhanden;<br />

da sich etwa jeden Monat ein neues Blatt<br />

entfaltet, beträgt die Gesamtlebensdauer eines Blattes<br />

von <strong>der</strong> Anlegung bis zum Abwurf etwa 5 Jahre, wovon<br />

die Zeit <strong>der</strong> photosynthetischen Aktivität etwa<br />

die Hälfte ausmacht. Bei Elaeis guinecnsis enthält die<br />

Rosette etwa 40 Blätter, <strong>der</strong> Abstand zwischen <strong>der</strong><br />

Entfaltung (bzw. <strong>der</strong> Anlegung) zweier Blätter beträgt<br />

16 Tage. Ist das Klima nicht ganz gleichmäßig, son<strong>der</strong>n<br />

leicht periodisch (hygrisch-saisoniert o<strong>der</strong> randtropisch),<br />

so wird die zeitliche Periode während <strong>der</strong><br />

ungünstigeren Jahreszeit verlängert, jedoch ohne daß<br />

morphologische Unterschiede auffreten.<br />

Ein solches ununterbrochenes Wachstum ist jedoch<br />

auch bei dikotylen Normalbäumen nicht selten,<br />

nur ist <strong>der</strong> Ablauf hier infolge <strong>der</strong> Verzweigung<br />

komplizierter. Bei Rhizophora mangle befinden sich in<br />

<strong>der</strong> von den Stipeln des jüngsten entfalteten Blattes<br />

umhüllten Knospe stets 3 noch unfertige Blattpaare;<br />

<strong>der</strong> Zeitabstand zwischen <strong>der</strong> Entfaltung zweier aufeinan<strong>der</strong>folgen<strong>der</strong><br />

Paare ist aber je nach dem Verzweigungsgrad<br />

unterschiedlich. Im übrigen entspricht dem<br />

kontinuierlichen Blattwachstum auch ein gleichmäßiges<br />

sekundäres Dickenwachstum; das Holz solcher<br />

Dikotylen enthält folglich keine Wachstumsringe.<br />

Ebenso häufig ist bei Dikotylen aber auch ein<br />

rhythmisches Wachstum. Es beruht letztlich darauf,<br />

daß die beiden Vorgänge <strong>der</strong> Meristemaktivität und<br />

<strong>der</strong> Blattentfaltung, die beim aperiodischen Wachstum<br />

parallel laufen, zeitlich getrennt sind. Perioden<br />

scheinbarer Ruhe, während <strong>der</strong>er sich das oft von speziellen<br />

Rnospenschuppen geschützte Apikalmeristen^<br />

in Wirklichkeit in intensiver Teilung und Differenzierung<br />

befindet, wechseln mit solchen plötzlicher<br />

Internodienstreckung und Blattentfaltung (Abb. 75).<br />

Die Dauer eines solchen Wuchszyklus ist verschieden:<br />

meist sind es mehrere Zyklen im Jahr (bei Hevea<br />

brasiliensis z. B. etwa 6-9); es gibt aber auch einzelne<br />

Fälle mit Zyklen von über 2 Jahren. Die Entfaltung<br />

erfolgt oft außerordentlich rasch: die präformierten<br />

beblätterten Zweige brechen in kürzester Zeit aus <strong>der</strong><br />

Knospe hervor, sie sind dabei noch weich und unverholzt,<br />

so daß sie herabhängen, und von weißer, gelblicher<br />

o<strong>der</strong> rötlicher Farbe. Diese „Laubausschüttung“<br />

(Abb. 69.3), die von weitem den Eindmck des Blühens<br />

machen kann, gilt als typisches Phänomen des<br />

Regenwaldes. Am ausgewachsenen Zweig ist die Periodizität<br />

anhand <strong>der</strong> unterschiedlichen Blattformen<br />

(o<strong>der</strong> zumindest -großen, sofern keine Knospenschuppen<br />

gebildet werden) zu erkennen; sie manifestiert<br />

sich außerdem in einer rhythmischen Anlegung<br />

von Seitenzweigen. Im Holz führt sie zur Ausbildung<br />

von Wachstumsringen.<br />

Der periodischen Blattentfaltung entspricht meist<br />

ein+ periodischer Laubfall. Die Lebensdauer <strong>der</strong> Blätter<br />

liegt zwischen einigen Monaten und wenigen Jahren;<br />

bei Hevea brasiliensis beträgt sie z. B. etwa 1 Jahr.<br />

In seltenen Ausnahmefällen kann sie kürzer sein als<br />

<strong>der</strong> Wuchszyklus, dann steht die Pflanze kurze Zeit<br />

kahl.


Tropischer Regenwald 165<br />

Allerdings betrifft das rhythmische Wachstum gewöhnlich<br />

nicht die Gesamtpflanze; die Wurzeln scheinen<br />

nach den bisher vorliegenden Untersuchungen<br />

stets kontinuierlich zu wachsen. Auch die oberirdischen<br />

Teile können sich zuweilen unterschiedlich<br />

verhalten, indem größere Zweigsysteme (vor allem<br />

sog. Reiterationstriebe) einen vom Rest des Baumes<br />

abweichenden Rhythmus zeigen. Enthält das Klima<br />

An-sätze von Periodizität, so kommt es natürlich leicht<br />

zur Synchronisierung <strong>der</strong> Wuchsrhythmen.<br />

Dynamik, Verjüngung<br />

Im optimalen Klima <strong>der</strong> feuchten Tropen sind<br />

erhebliche Wuchsleistungen möglich. Begrenzen<strong>der</strong><br />

Faktor ist - abgesehen vom Boden - die Beschattung.<br />

Bei vollem Licht ist die Wuchsgeschwindigkeit<br />

sehr groß, es können mehr als 5 m<br />

pro Jahr erreicht werden (dies betrifft allerdings<br />

nur Pionierholzarten). Die Nettoproduktion kann<br />

in Jungbeständen über 30 t pro ha und Jahr betragen<br />

(zum Vergleich: Nemorale Sommerwäl<strong>der</strong><br />

10-13 t). Das Alter <strong>der</strong> erwachsenen Bäume ist<br />

wegen des Fehlens normaler Jahrringe schwer festzustellen;<br />

es ist aber wahrscheinlich, daß sie nur<br />

wenige 100 Jahre alt werden.<br />

In einem aus sehr vielen verschiedenen Arten<br />

bestehenden Waldbestand, wo nur selten<br />

mehrere Exemplare <strong>der</strong>selben Art nebeneinan<strong>der</strong><br />

stehen, ist als Normalfall die permanente<br />

Verjüngung zu erwarten. Erreicht ein Baum <strong>der</strong><br />

Kronenschicht seine Altersgrenze und stirbt ab,<br />

so wird er sehr rasch zersetzt (z. B. durch Termiten)<br />

und bricht in sich zusammen (die Bäume<br />

„sterben im Stehen“; die landläufige Vorstellung<br />

vom „Urwald“ mit vielen am Boden<br />

liegenden toten Stämmen stammt aus extratropischen,<br />

vor allem borealen Wäl<strong>der</strong>n und trifft<br />

für den Regenwald nicht zu). Die entstehende,<br />

relativ kleine Lücke gibt einigen <strong>der</strong> im Unterwuchs<br />

schon bereitstehenden, lange von den<br />

Reservestoffen im Samen zehrenden und daher<br />

sehr schattenfesten Jungbäume die Chance zum<br />

Heranwachsen. Die Lücke wird also schnell wie<strong>der</strong><br />

gefüllt, und es kommt zu keiner wesentlichen<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bestandesstruktur.<br />

Auffallen<strong>der</strong> und in ihrer Abfolge sehr komplex<br />

ist die katastrophische Verjüngung. Die Zerstörung<br />

größerer Bestandesflächen erfolgt unternatürlichen<br />

Umständen hauptsächlich durch<br />

tropische Wirbelstürme und spielt daher in küstennahen<br />

Gebieten eine große Rolle. In Flußtälern<br />

können auch Hochwässer ähnlich wirken;<br />

heute ist es aber vor allem <strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> in<br />

allen Regenwaldgebieten großflächige Verwüstungen<br />

anrichtet. Dem Zusammenbruch des<br />

Bestandes folgt eine rasche Zersetzung <strong>der</strong> toten<br />

Biomasse (sie kann noch beschleunigt werden<br />

durch Brände, da das tote Holz - im Gegensatz<br />

zum lebenden Regenwald - leicht durch<br />

Blitzschlag entzündet wird). Dadurch wird auf<br />

einen Schlag <strong>der</strong> gesamte im Ökosystem vorhandene<br />

Gehalt an mineralischen Nährstoffen<br />

freigesetzt, was eine sehr schnelle Wie<strong>der</strong>besiedlung,<br />

teils durch Krautige, vor allem aber durch<br />

raschwüchsige Pioniergehölze ermöglicht.<br />

Die Pionierbäume, vor allem die des Initialstadiums,<br />

unterscheiden sich von den Klimaxarten des Regenwaldes<br />

in vieler Hinsicht. Sie gehören relativ weni-<br />

20 nm<br />

Abb. 76: Pionierwald an Stelle eines durch Sturm zerstörten Regenwaldes in Westafrika, 10 Jahre alt.<br />

Die flach-schirmförmigen Kronen <strong>der</strong> Cecropiacee Musanga („Parasolier“) haben schon fast 20 m Höhe erreicht.<br />

- Nach Louis aus Huetz de Lemps 1970.


166 Die Tropische Zone<br />

gen, speziellen Familien an (z. B. Bombacaceae, Cecropiaceae).<br />

Ihre Diasporen sind meist leicht und werden<br />

durch den Wind verbreitet (seltener durch Vögel), sie<br />

haben gewöhnlich eine Keimhemmung, die nur durch<br />

den Einfluß direkten Sonnenlichtes aufgehoben wird.<br />

Die Blätter sind sehr groß und meistens gelappt o<strong>der</strong><br />

eingeschnitten. Das Holz ist leicht und verkernt nicht,<br />

so daß es sehr anfällig für mechanische und biotische<br />

Schäden ist. Daher ist die erste Pioniergeneration raschwüchsig<br />

(Abb. 76) und kurzlebig, sie bricht meistens<br />

schon nach wenigen Jahrzehnten zusammen. Das bedeutet<br />

aber noch nicht das Wie<strong>der</strong>auftreten <strong>der</strong><br />

Klimaxgesellschaft; es kann vielmehr, je nach dem<br />

Reichtum <strong>der</strong> Flora, noch mehrere weitere, zunehmend<br />

längere Pionierstadien geben. Darüber, wie lange<br />

es bis zur ungefähren Wie<strong>der</strong>herstellung des ursprünglichen<br />

Zustandes dauert, ist wenig bekannt;<br />

Vermutungen variieren zwischen 100 und 1000 Jahren.<br />

Sicherlich hängt es auch vom Grad <strong>der</strong> Zerstörung,<br />

<strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Fläche und den edaphischen<br />

Standortsbedingungen ab.<br />

Zwischen den beiden Extremen, <strong>der</strong> permanenten<br />

und <strong>der</strong> katastrophischen Verjüngung, gibt<br />

es natürlich alle Übergänge. Sehr häufig und in<br />

vielen Regenwaldgebieten charakteristisch sind<br />

leichtere Schädigungen <strong>der</strong> oberen Baumschicht<br />

durch schwächere Stürme o<strong>der</strong> lokale Windböen,<br />

aber auch z. B. durch das Umfallen von<br />

Bäumen infolge Bodenaufweichung nach beson<strong>der</strong>s<br />

starken Regenfällen. Solche partiellen Störungen,<br />

die keine Beseitigung, aber eine Auflockerung<br />

des Bestandes bewirken (in <strong>der</strong> Literatur<br />

oft als „Chablis“ bezeichnet), führen zu<br />

stärkerem Lichtgenuß <strong>der</strong> unteren Schichten,<br />

wodurch sowohl <strong>der</strong> Jungwuchs <strong>der</strong> Klimaxartenals<br />

auch das Auftreten von Pionierarten geför<strong>der</strong>t<br />

werden kann. Es kommt also zu einer Verdichtung<br />

des Unterwuchses, und bei wie<strong>der</strong>holter<br />

Störung am gleichen Ort kann Dschungelbildung<br />

die Folge sein. In gleicher Richtung<br />

wirken sich auch schwächere anthropogene Eingriffe<br />

aus, z. B. die selektive Fällung bestimmter<br />

Baumarten.<br />

■iS<br />

10-<br />

i S U ,<br />

%<br />

,ca\S<br />

' Oa<br />

m 20 30<br />

Abb. 77: Schlechtwüchsiger Regenwald auf extrem armem, stark podsoliertem Boden im amazonischen Rio-<br />

Negro-Gehiet („edaphische Caatinga“).<br />

Zahlreiche dünnstämmige, 5-10 m hohe Kleinbäume unter einem lockeren Schirm weniger knorrig verzweigter<br />

höherer Bäume (diese hier Aldina lalifolia). Die Buchstaben A, B und O in den Baumkronen deuten die Familienzugehörigkeit<br />

<strong>der</strong> Epiphyten an (Araceae, Bromeliaceae, Orchidaceae). - Nach Takeuchi aus Siou 1968.


Tropischer Regenwald 167<br />

Edaphische Glie<strong>der</strong>ung<br />

Auch im feuchttropischen Optimalgebiet des<br />

Waldes gibt es edaphische Extrembedingungen,<br />

die einen Waldwuchs nicht zulassen. Für die<br />

Feuchttropen Südamerikas hat E llenberg (1966)<br />

die edaphischen Grenzen des Waldes und die<br />

angrenzenden Ersatzgesellschaften etwa so definiert;<br />

• Trockengrenze: < 1 0 cm Feinerde über Fels<br />

(Offene Felsvegetation)<br />

• Nässegrenze: Bodenoberfläche > 8 Monate<br />

überflutet (Wasservegetation; o<strong>der</strong>, bei<br />

regelmäßigem Trockenfallen, edaphische<br />

Savanne)<br />

• Nährstoffmangelgrenze: extrem armes mineralisches<br />

Substrat, z. B. reiner Quarzsand<br />

(Offenwald, im Extremfall Hochmoor)<br />

• Salzgrenze (an <strong>der</strong> Küste); potentieller osmotischer<br />

Druck <strong>der</strong> Bodenlösung > 60 bar<br />

(Salz-Halbwüste)<br />

• Dünengrenze (an <strong>der</strong> Küste): Wan<strong>der</strong>geschwindigkeit<br />

des Sandes größer als Wuchsgeschwindigkeit<br />

(edaphische Sandwüste).<br />

Innerhalb dieser Grenzen folgen die edaphischen<br />

Abwandlungen den Faktoren Mineralstoffe<br />

und Wasser. Die Frage <strong>der</strong> Verfügbarkeit<br />

von Mineralstoffen wurde schon generell behandelt.<br />

Ihr Einfluß auf den Vegetationstyp ist<br />

vor allem in Bereichen mit sehr armem geologischen<br />

Substrat zu spüren: hier ist nicht nur die<br />

Artenzahl erheblich niedriger, son<strong>der</strong>n auch<br />

Dichte und/o<strong>der</strong> Höhe des Bestandes können<br />

stark vermin<strong>der</strong>t sein (in Extremfällen weniger<br />

als 15 m hoch, Abb. 77). Zwischen dem „Normaltyp“<br />

(mit Rotlehmböden) und beson<strong>der</strong>s mineralreichen<br />

Standortstypen auf Kalk- o<strong>der</strong> vulkanischem<br />

Untergmnd bestehen demgegenüber<br />

nur geringe Unterschiede; sofern die letzteren<br />

mancherorts höhere Artenzahlen aufweisen,<br />

kann das auch eine Folge erhöhter Standortsdiversität<br />

im Gebirge sein.<br />

m<br />

30-<br />

Se<br />

Ma Jb<br />

Bruchwald Übergang Wald auf grundwasserfernem Boden<br />

Abb. 78: Geländeprofil im Regenwald <strong>der</strong> amazonischen Terra firme, mit beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

auftretenden Palraenarten.<br />

Auf gut dränierten Böden sind Palmen zwar nicht selten, aber auf den Unterwuchs beschränkt. Im Bmchwald<br />

beherrschen sie hingegen das Kronendach; allerdings sind von den 15 im Transekt vorhandenen Arten hier<br />

nur 4 beteiligt (Ep = Euterpeprecatoria, Se = Socratea exorrhiza, Ma = Mauritiella aculeata,]h = Jessenia barbaua).<br />

- Aus Kahn etc. 1992.


168 Die Tropische Zone<br />

I<br />

m<br />

w<br />

'Zvr,; K<br />

* K<br />

Abb. 79: Weichholzauenwäldchen auf einer Sandbank am Rande eines kleineren Flusses im Staate Para<br />

(Brasilien).<br />

Hauptbestand (Mitte und rechts) Cecropiapalmata, z.T. mit klettern<strong>der</strong> krautiger Passißora\ die ± schmalblättrigen<br />

Sträucber Salix humboldtiana-, Baum links Bombax mungaba. - Aus M artius 1840f., „Tabula physiognomica“<br />

11 (Nie<strong>der</strong>sächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen).<br />

' W<br />

&<br />

\:03S i<br />

><br />

4<br />

Beim Wasserfaktor ist zunächst zu unterscheiden<br />

zwischen normalen Klimaxstandorten (im<br />

Amazonasgebiet als „Terra firme“ bezeichnet)<br />

und Flußauen mit alljährlicher Überschwemmung.<br />

Auf gut dränierten, grundwasserfernen<br />

Böden <strong>der</strong> Terra firme stockt <strong>der</strong> Normaltyp des<br />

Regenwaldes. Mit steigendem Grundwasserspiegel<br />

ist als auffälligste Abän<strong>der</strong>ung die Zunahme<br />

hochwüchsiger, am Kronendach beteiligter Palmen<br />

zu beobachten, und wenn stagnierendes<br />

Wasser bis an die Bodenoberfläche reicht (also<br />

im Sumpfwäl<strong>der</strong>n ähnlich dem mitteleuropäischen<br />

Erlenbruch), so verschwinden die meisten<br />

dikotylen Bäume und die Palmen übernehmen<br />

oft die Dominanz (Abb. 78). Solche „Palmenbruchwäl<strong>der</strong>“<br />

können bei sonst günstigen Bedingungen<br />

bis 30 m Höhe erreichen, meist sind<br />

sie aber niedriger; auch im Unterwuchs haben<br />

Palmen oft hohe Deckungsgrade.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Auenwäl<strong>der</strong> wird die kurzlebige<br />

Weichholzaue von raschwüchsigen Pionierbäumen,<br />

z. B. Cecropiaceen, beherrscht (Abb.<br />

79), wie sie auch bei Beginn <strong>der</strong> Verjüngungssukzession<br />

auftreten (vgl. S. 166). Die stabilere,<br />

kaum noch durch Fließdynamik, son<strong>der</strong>n nur<br />

durch Überflutung gekennzeichnete Hartholzaue<br />

ist z. B. im Am azonasgebiet (als sog.<br />

„Värzea“) ein weitverbreiteter und sehr auffallen<strong>der</strong><br />

Waldtyp. Im Bereich <strong>der</strong> großen Ströme,<br />

die meistens aus Gebieten mit stärkerer<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsperiodizität kommen (auch in<br />

Teilen des Amazonasbeckens selbst ist diese erheblich),<br />

treten langandauernde Überschwemmungen<br />

<strong>der</strong> Flußauen auf, bei denen <strong>der</strong> Wasserspiegel<br />

bis zu 5 Monate lang mehr als 5 m<br />

über <strong>der</strong> Bodenoberfläche stehen kann. Da das<br />

Wasser <strong>der</strong> aus dem Gebirge kommenden Flüsse<br />

infolge <strong>der</strong> Erosion reich an Bodenteilchen<br />

und gelösten Mineralstoffen ist, werden die<br />

überschwemmten Bereiche stark gedüngt und<br />

sind dadurch sehr fruchtbar. Die hier wachsenden<br />

Auenwäl<strong>der</strong> sind zwar wegen <strong>der</strong> extremen<br />

Bedingungen relativ artenarm, können aber<br />

doch eine erhebliche Höhe erreichen. Palmen


Tropischer Regenwald 169<br />

spielen in ihnen eine geringere Rolle, dominierend<br />

sind Dikotylen. Dauert die Überschwemmung<br />

sehr lange, so kann <strong>der</strong> Oj-Mangel im<br />

Wurzelbereich die Bäume zur Drosselung des<br />

Stoffwechsels zwingen, <strong>der</strong> sogar von Laubabwurf<br />

begleitet sein kann („überschwemmungskahle<br />

Bäume“, vgl. W orbes 1986). An Flüssen,<br />

die keine Bodenfracht mit sich führen, sind die<br />

Auenwäl<strong>der</strong> (hier ,,Igapö“ genannt) sehr viel<br />

schlechtwüchsiger. Über entsprechende Vegetationstypen<br />

in an<strong>der</strong>en Regionen ist weniger bekannt.<br />

Ein weiterer Waldtyp, <strong>der</strong> in diesem Zusammenhang<br />

zu erwähnen wäre, ist die Mangrove.<br />

Sie ist aber nicht auf die Domäne des Regenwaldes<br />

beschränkt, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> ganzen Tropischen<br />

Zone verbreitet. Ihr ist deshalb ein eigener<br />

Abschnitt am Ende dieses Kapitels gewidmet.<br />

Varianten und Regionen<br />

Gegenüber <strong>der</strong> bisher behandelten normalen<br />

und zugleich optimalen Ausbildung des Regenwaldes<br />

(T1.H2) zeigt die Vegetation <strong>der</strong> Variante<br />

T5 die geringsten ünterschiede, höchstens<br />

kann bei Pflanzen mit rhythmischem Wuchsverhalten<br />

eine gewisse Synchronisation auftreten.<br />

Stärker abweichend ist <strong>der</strong> montane Regenwald<br />

T2, <strong>der</strong> meist durch geringere Höhe und<br />

Abb. 80: Perhumi<strong>der</strong> Regenwald<br />

im südbrasilianischen<br />

Küstengebirge (Serra do Mar).<br />

Pedra da On?a bei Sebastianopolis,<br />

Anfang 19. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Zahlreiche Epiphyten {Bromeliaceae,<br />

Farne, Orchidaceae, Piperaceae)<br />

an Stämmen, auf Ästen<br />

und auf Lianen, viele mit herabhängenden<br />

Wurzeln, die teils<br />

den Boden erreichen. Auffallend<br />

auch die eine Zwischenstellung<br />

zwischen Lianen und<br />

Epiphyten einnehmenden großblättrigen<br />

Araceen (rechts) und<br />

Cyclanthaceen (ganz rechts, mit<br />

palmenähnlichen Blättern). Die<br />

Palmen gehören den Gattungen<br />

Euterpe und Geonoma an. - Aus<br />

Marhus 1840f, „Tabula physiognomica“<br />

34 (Nie<strong>der</strong>sächsische<br />

Staats- und Universitätsbibliothek<br />

Göttingen).


170 Die Tropische Zone<br />

Abb. 81: Verbreitung des Tropischen Regenwaldes.<br />

i<br />

a<br />

reduzierte Artenzahl, zuweilen auch durch das<br />

Hinzutreten von Sippen mit Hauptverbreitung<br />

in <strong>der</strong> Oreotropischen Stufe (S. 203) gekennzeichnet<br />

ist.<br />

Sehr distinkt ist die Variante H l, <strong>der</strong> perhumide<br />

Regenwald (auf diesen Typ hätte <strong>der</strong><br />

Name „Regenwald“ eigentlich beschränkt werden<br />

müssen). Hier sind die Bäume mit großen<br />

Massen von Epiphyten besetzt, die sowohl die<br />

Stämme als auch die Kronen besiedeln (Abb.<br />

80) ; in den letzteren fuhrt ihr Gewicht oft zum<br />

Bruch von Ästen. Zusammen mit <strong>der</strong> fast permanenten<br />

Bewölkung, die die Sonneneinstrahlung<br />

und damit die photosynthetische Produktivität<br />

<strong>der</strong> Bäume beeinträchtigt, haben diese<br />

Schädigungen oft ein niedrigeres und weniger<br />

geschlossenes Kronendach zur Folge. Im<br />

Unterwuchs sind Baumfarne charakteristisch,<br />

und die Krautschicht aus Farnen und sehr<br />

hygromorphen Angiospermen kann ziemlich<br />

dicht sein. Diese Merkmale verstärken sich noch<br />

durch die häufige Kombination mit T2 (und<br />

lokal noch mehr, wenn <strong>der</strong> Bestand sich in einer<br />

prononcierten Wolkenstufe befindet).<br />

Die subhumide Variante H3 zeichnet sich<br />

durch eine Synchronisierung <strong>der</strong> Wuchsrhythmen<br />

aus (oft noch verstärkt durch die Kombination<br />

mit T5), einschließlich des Laubabwurfs<br />

bei einigen wenigen Bäumen des Kronendaches.<br />

Der resultierende saisonierte Regenwald bildet<br />

den ersten Schritt beim Übergang zum Regengrünen<br />

Wald (vgl. Abb. 62, S. 148).<br />

Die Domäne des Tropischen Regenwaldes besteht<br />

aus 3 großen disjunkten Regionen (Abb.<br />

81) , die zugleich als Entwicklungszentren dieser<br />

Formation gelten können: <strong>der</strong> N eotropischen<br />

Region (1.1), <strong>der</strong> Afrikanischen Region<br />

(1.2) und <strong>der</strong> Indopazifischen Region (1.3).<br />

Den floristischen Grundstock <strong>der</strong> Vegetation,<br />

insbeson<strong>der</strong>e was die charakteristischen Bäume<br />

betrifft, bilden überall die genannten pantropischen<br />

Familien. Doch haben diese in den<br />

verschiedenen Regionen z. T. eine unterschiedliche<br />

Gewichtung, und außerdem können noch<br />

bestimmte ± endemische Gruppen hinzutreten.<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Bis in die erste Hälfte unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts waren<br />

die meisten großen Regenwaldgebiete vom<br />

Menschen noch wenig verän<strong>der</strong>t. Die dort lebenden<br />

indigenen Völker, meist gering an Kopfzahl,<br />

waren entwe<strong>der</strong> Sammler und Jäger o<strong>der</strong><br />

sie betrieben den sog. Wan<strong>der</strong>feldbau, bei dem<br />

jeweils kleine Flächen gerodet, einigejahre lang<br />

bebaut und dann wie<strong>der</strong> sich selbst überlassen<br />

wurden. Diese konnten sich dann schnell wie<strong>der</strong><br />

bewalden und unterschieden sich kaum von<br />

durch natürliche Ursachen entstandenen Chablis-Flächen.<br />

Der Wald befand sich also noch in<br />

einem ahemeroben bis oligohemeroben Zustand.<br />

Zwar haben die Kolonialmächte bzw. eingewan<strong>der</strong>te<br />

Europäer schon im vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

zur Anlegung von Plantagen verschiedener<br />

Kulturpflanzen auch größere Flächen gerodet<br />

sowie aus dem Walde selbst wertvolle Holzarten<br />

exploitiert; doch betraf das meist nur von<br />

<strong>der</strong> Küste o<strong>der</strong> von Flüssen her gut zugängliche<br />

Randbereiche, und das Innere <strong>der</strong> großen Waldkomplexe<br />

blieb unberührt.<br />

In den letzten Jahrzehnten hat sich das radikal<br />

geän<strong>der</strong>t. In allen Regenwaldgebieten ist in­


Tropischer Regenwald 171<br />

zwischen eine Waldverwüstung größten Ausmaßes<br />

im Gange, die die völlige Zerstörung großer<br />

Teile dieser Formation befürchten läßt.<br />

Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Als einige <strong>der</strong><br />

wichtigsten sind zu nennen:<br />

(1) Die Bevölkerung <strong>der</strong> meisten tropischen Län<strong>der</strong><br />

ist infolge <strong>der</strong> verbesserten medizinischen Versorgung<br />

in starker Zunahme begriffen. Damit steigt<br />

auch <strong>der</strong> Bedarf an Nahrungsmitteln, und zur Vergrößerung<br />

<strong>der</strong> landwirtschaftlichen Anbaufläche<br />

sind Waldrodungen notwendig.<br />

(2) Die mo<strong>der</strong>ne Technik erleichtert den Bau von Straßen,<br />

durch die auch die inneren Teile <strong>der</strong> Waldkomplexe<br />

„erschlossen“ werden, so daß sie sowohl<br />

für potentielle Siedler nach (1) als auch für Holznutzer<br />

nach (3) leicht zugänglich sind.<br />

(3) Ebenso ermöglicht die Technik eine problemlose<br />

Nutzung und Abfuhr des im Walde vorhandenen<br />

Holzvorrates. Bei dem meist von großen Privatfirmen,<br />

ohne Mitwirlcung von Forstbehörden, betriebenen<br />

Holzeinschlag werden nicht nur die wirklich<br />

zur Verwertung bestimmten Bäume (die oft nur<br />

einen geringen Teil des Bestandes ausmachen) gefällt,<br />

son<strong>der</strong>n durch die schweren Maschinen wird<br />

meist <strong>der</strong> gesamte Bestand nie<strong>der</strong>gemacht; hierdurch<br />

wird die Entstehung von Bränden geför<strong>der</strong>t,<br />

die weitere Schäden verursachen können.<br />

(4) In vielen tropischen Län<strong>der</strong>n herrscht die Mentalität<br />

einer Pioniergesellschaft, für die <strong>der</strong> natürliche<br />

Wald als Feind einer höheren Zivilisation gilt,<br />

<strong>der</strong> beseitigt werden muß. Vielerorts gilt sogar das<br />

Rechtsprinzip, daß gerodetes Land in den Besitz<br />

desjenigen übergeht, <strong>der</strong> es gerodet hat. Allein aus<br />

diesem Grunde werden große Waldflächen sinnlos<br />

zerstört, ohne anschließend einer Nutzung zugeführt<br />

zu werden.<br />

(5) Die in den Tropen neu entstandenen bzw. zu größerer<br />

Souveränität gelangten Staaten haben das<br />

Bestreben, sich durch Großprojekte verschiedenster<br />

Art international zu profilieren. Die hierfür<br />

benötigten, eigentlich nicht vorhandenen Geldmittel<br />

versucht man durch Ausverkauf <strong>der</strong> natürlichen<br />

Ressourcen, d. h. in erster Linie des Wäldes,<br />

zu beschaffen.<br />

(6) Das Prinzip des „freien Welthandels“ führt dazu,<br />

daß viele landwirtschaftliche Produkte nicht dort<br />

erzeugt werden, wo es von den natürlichen Bedingungen<br />

her am angemessensten wäre, son<strong>der</strong>n<br />

dort, wo es (meist weil die Arbeitskräfte sich mit<br />

Minimallöhnen zufrieden geben) am billigsten erscheint.<br />

So werden z. B. in Amazonien große<br />

Waldflächen zerstört, um dort Rin<strong>der</strong>weiden anzulegen,<br />

die dem Fleischexport in temperierte Län<strong>der</strong><br />

dienen; in diesen kann die Rin<strong>der</strong>zucht zwar<br />

viel nachhaltiger betrieben werden, wird aber vielerorts<br />

wegen „Unrentabilität“ aufgegeben.<br />

Wie früher besprochen, ist Waldverwüstung<br />

kein neues Phänomen - sie ist so alt wie die<br />

zivilisierte Menschheit. An<strong>der</strong>erseits hat sich in<br />

Mitteleuropa gezeigt - und auch in Teilen des<br />

Mittelmeergebietes deutet sich Ähnliches an -<br />

daß auch eine fast völlig zerstörte Walddecke<br />

so gut wie<strong>der</strong> regeneriert werden kann, daß sie<br />

fast dem ursprünglichen Zustande gleicht. Es<br />

fragt sich nun, ob Entsprechendes auch für den<br />

Tropischen Regenwald gilt.<br />

Diese Frage ist zu verneinen. Zwar bleibt auch<br />

nach einer Entwaldung die potentielle natürliche<br />

Vegetation Regenwald, aber dieser potentielle<br />

sekundäre Regenwald ist nicht mit dem ursprünglichen<br />

identisch, da die großflächige Zerstörung<br />

des Waldes mit irreversiblen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

verbunden ist. Die gravierendste und<br />

zugleich eindeutigste dieser Än<strong>der</strong>ungen ist die<br />

bevorstehende rapide Abnahme <strong>der</strong> Zahl an<br />

Pflanzenarten (und ebenso Tierarten) durch<br />

Aussterben. (Alle übrigen Prophezeiungen über<br />

katastrophale Folgen - sie reichen von <strong>der</strong> Entstehung<br />

von „Wüsten“ anstelle des Regenwaldes<br />

bis zur totalen Verän<strong>der</strong>ung des Weltklimas -<br />

sind demgegenüber als wenig fundiert anzusehen).<br />

Die erfolgreiche Verjüngung <strong>der</strong> zahlreichen, aber nur<br />

in wenigen, weit verstreut lebenden Individuen vorhandenen<br />

Pflanzenarten des Klimaxwaldes ist nur im Umfeld<br />

genügend weiträumiger, ungestörter Bestände möglich.<br />

Auf größeren Kahlflächen auch natürlicher Art<br />

kommt zwar rasch ein Wald aus Pionierhölzem auf, die<br />

Wie<strong>der</strong>einwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Klimaxarten geht aber sehr<br />

langsam vor sich (vgl. S. 166). Das gilt schon für Kahlflächen,<br />

die rings von intaktem Wald umgeben sind. In<br />

den heutigen Waldverwüstungsgebieten ist die Situation<br />

aber meist umgekehrt: es bleiben nur kleine, inselartige<br />

Waldreste übrig. Von diesen aus erfolgt nicht nur<br />

keine Wie<strong>der</strong>besiedlung <strong>der</strong> Umgebung, son<strong>der</strong>n sie<br />

sind auch selbst zu klein für eine erfolgreiche Verjüngung<br />

ihres gesamten Artenbestandes. So kommt es zu<br />

einer fortschreitenden Verarmung dieser Restbestände,<br />

die in summa das Verschwinden vieler Arten aus großen<br />

Gebieten zur Folge hat. Und da die verwüsteten<br />

Gebiete heute häufig schon weit größer sind als die -<br />

beson<strong>der</strong>s in den floristisch reichsten Teilen - off ziemlich<br />

kleinen Artareale, bedeutet das dann ein vollständiges<br />

Aussterben.<br />

Als eines <strong>der</strong> wenigen Län<strong>der</strong>, aus denen genauere<br />

Daten über das Ausmaß <strong>der</strong> Wäldzerstörung vorliegen,<br />

sei hier West-Ecuador genannt. Dieses Gebiet, in dessen<br />

natürlicher Vegetation allerdings alle Abstufungen<br />

vom Regenwald bis zum Trockenbuscb Vorkommen,<br />

enthält auf einer Fläche von 80000 km^ etwa 6000 Gefäßpflanzenarten,<br />

davon etwa 1200 endemische. Es war


172 Die Tropische Zone<br />

um 1938 zu etwa 75 % bewaldet, um 1958 noch zu etwa<br />

63 %. Bis 1990 ist die Waldfläche jedoch auf weniger<br />

als 5 % zusammengeschmmpft, und für mehr als<br />

50 % <strong>der</strong> Endemiten wird das Aussterben in naher Zukunft<br />

befurchtet (D odson etc. 1991).<br />

Die durch die Medien verbreitete Kenntnis von<br />

den wahrscheinlichen, den weniger wahrscheinlichen<br />

und auch den nur eingebildeten Folgen<br />

<strong>der</strong> Zerstörung <strong>der</strong> Regenwäl<strong>der</strong> hat zu einer<br />

scharfen weltweiten Opposition hiergegen geführt.<br />

Diese Opposition, so lautstark sie ist, ist<br />

aber nur von geringer praktischer Wirkung. Das<br />

hat zwei Gründe; sie findet sich hauptsächlich<br />

in den Industrielän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> temperierten Zonen,<br />

die von den Problemen <strong>der</strong> tropischen Län<strong>der</strong><br />

sowohl räumlich als auch mental weit entfernt<br />

sind, und sie stellt Maximalfor<strong>der</strong>ungen, die<br />

we<strong>der</strong> objektiv sinnvoll noch praktisch durchführbar,<br />

ja oft sogar kontraproduktiv sind.<br />

Ein charakteristisches Beispiel hierfür ist <strong>der</strong> in manchen<br />

europäischen Län<strong>der</strong>n propagierte Boykott von<br />

Tropenholz. Ein solcher undifferenzierter Boykott mag<br />

zwar gelegentlich einen W aldbestand vor <strong>der</strong><br />

Exploitation retten. Er beseitigt aber zugleich für die<br />

in den Tropen wirtschaftenden Menschen den einzigen<br />

ökonomischen Grund, <strong>der</strong> für die dauerhafte Erhaltung<br />

von Waldbeständen spricht: gerade in Län<strong>der</strong>n,<br />

in denen <strong>der</strong> Wald meist noch als zivilisationsfeindliches<br />

Unland gilt, ist ein Waldbestand, aus dem<br />

man nicht einmal Holz verkaufen kann, erst recht<br />

zerstörenswürdig. So fällt man denjenigen in den Rükken,<br />

die in den Tropen eine schonende, nachhaltige<br />

Forstwirtschaft aufzubauen versuchen. Den Befürwortern<br />

solcher Boykottmaßnahmen ist offensichtlich<br />

nicht bewußt, daß <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufbau des zerstörten<br />

mitteleuropäischen Waldes im vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

nicht <strong>der</strong> Naturschwärmerei deutscher Bildungsbürger,<br />

son<strong>der</strong>n den ökonomischen Zwängen des Holzmangels<br />

zu verdanken ist.<br />

Zwischen den Extremen einer rein an kurzfristigem<br />

Profit orientierten, mit brutalem technischem<br />

Aufwand operierenden Raubwirtschaft<br />

und einer ideologisch gefärbten, ökonomische<br />

Notwendigkeiten ignorierenden Opposition ist<br />

es die Aufgabe <strong>der</strong> Wissenschaften, sinnvolle<br />

Lösungen zu finden, die sowohl den Bedürfnissen<br />

<strong>der</strong> tropischen Län<strong>der</strong> und ihrer Bevölkerung<br />

Rechnung tragen als auch den Erhalt möglichst<br />

großer Teile des einmaligen Ökosystems<br />

Tropischer Regenwald ermöglichen. Bei vorurteilsfreier,<br />

objektiver Betrachtung ist zu akzeptieren,<br />

daß <strong>der</strong> oben genannte gestiegene Bedarf<br />

an Nahrungsmitteln eine Rodung von Wäl<strong>der</strong>n<br />

für landwirtschaftliche Zwecke nicht nur<br />

notwendig macht, son<strong>der</strong>n auch rechtfertigt. Bei<br />

einer rationell betriebenen Landwirtschaft, für<br />

die es auch in den Feuchttropen genügend funktionierende<br />

Beispiele gibt, würde für die Erweiterung<br />

<strong>der</strong> Anbauflächen aber ein Bmchteil dessen<br />

genügen, was heute an Waldfläche zerstört<br />

wird. Der übrige noch vorhandene Wald könnte,<br />

abgesehen von Gebieten, die teils als Naturreservate,<br />

teils wegen ungünstiger Standortsverhältnisse<br />

(erosionsgefährdete Gebirgshänge,<br />

extrem arme Sandböden) auf Dauer ungenutzt<br />

bleiben, mit FFilfe einer schonenden Forstwirtschaft<br />

einer Nutzung zugeführt werden. Auch<br />

hierfür gibt es genügend Beispiele, beson<strong>der</strong>s aus<br />

Südostasien, wo man ohne Zerstörung <strong>der</strong> Bestandesstruktur<br />

die wertvollen FFolzarten einzelstammweise<br />

nutzt und zugleich durch gezielte<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verjüngung in ihrem Anteil zu<br />

vermehren sucht. Der Erzeugung <strong>der</strong> daneben<br />

benötigten Massenware könnten Fdolzplantagen<br />

auf bereits früher entwaldeten Flächen dienen.<br />

Die Chancen für sinnvolle Lösungen sind also<br />

durchaus gegeben; das FJauptproblem bleibt<br />

jedoch die politische Durchsetzung solcher<br />

Lösungen im Rahmen des komplexen Geflechtes<br />

wi<strong>der</strong>streiten<strong>der</strong> Interessen.<br />

1.1 Neotropische Region<br />

Typisch für die Baumschicht neotropischer<br />

Regenwäl<strong>der</strong> ist die weitverbreitete Dominanz<br />

<strong>der</strong> Leguminosen, die in großer Artenzahl (bis<br />

zu 60 % <strong>der</strong> Baumarten) auftreten. An zweiter<br />

Stelle folgen die Lecythidaceen, die zwar ebenfalls<br />

pantropisch verbreitet sind, in den an<strong>der</strong>en<br />

Regionen aber keine größere Rolle spielen.<br />

Weitgehend endemisch (von den etwa 200 Arten<br />

kommen nur wenige, bedeutungslose in<br />

Westafrika vor) ist die drittwichtigste Familie <strong>der</strong><br />

Vbchysiaceen. Ein sehr distinktes Element neotropischer<br />

Wäl<strong>der</strong> sind die zahlreichen epiphytischen<br />

Bromeliaceen; diese große Familie ist<br />

bis auf eine einzige terrestrische Art in Westafrika<br />

auf die Neotropis beschränkt. Ähnliches gilt<br />

für die nicht wenigen epiphytischen Kakteen,<br />

von denen nur eine Art {Rhipsalis baccifera) auch<br />

in <strong>der</strong> Paläotropis vorkommt. Charakteristische<br />

Elemente in <strong>der</strong> Unterschicht, teils auch als<br />

halbepiphytische Lianen, sind die endemischen<br />

Cyclanthaceen.<br />

Die Gesamtverbreitung <strong>der</strong> neotropischen<br />

Regenwäl<strong>der</strong> erstreckt sich über den Raum von


Tropischer Regenwald 173<br />

NO-Mexiko und S-Florida bis nach NW-Argentinien<br />

und SO-Brasilien. Dieses große Areal läßt<br />

sich in drei Unterregionen glie<strong>der</strong>n.<br />

Kernbereich ist die Am azonische U nterregion<br />

(1.1,a), seit Humboldt & B onpland auch<br />

als Hyläa bekannt. Vom Atlantik bis zum Westrand<br />

<strong>der</strong> Anden reichend, ist sie mit einer Fläche<br />

von über 3 Milk km^ das größte zusammenhängende,<br />

einheitliche Regenwaldgebiet <strong>der</strong><br />

Erde. Sie besteht zum größten Teil aus dem tiefgelegenen<br />

Amazonasbecken (noch bei Iquitos,<br />

ca. 2500 km W <strong>der</strong> Atlantiklcüste, beträgt die<br />

Meereshöhe kaum über 100 m), das randlich in<br />

niedrige Hügellän<strong>der</strong> übergeht. Klimatisch entspricht<br />

<strong>der</strong> amazonische Regenwald großenteils<br />

<strong>der</strong> Normalvariante TI.H 2, wobei allerdings die<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsmenge doch eine deutliche Periodizität<br />

aufweist. Im Bereich von Obidos und<br />

Santarem, wo die Nie<strong>der</strong>schläge insgesamt niedriger<br />

sind, führt das zur Ausbildung einer leichten<br />

Trockenzeit (Variante T 1.H 3; Abb. 63.5), so<br />

daß <strong>der</strong> Regenwald hier einen saisonierten Charakter<br />

annimmt. An edaphischen Abwandlungen<br />

ist im Tiefland die Värzea wichtig, die entlang<br />

<strong>der</strong> großen Ströme oft viele km breite Streifen<br />

bildet. Im mittleren N des Amazonasbeckens<br />

finden sich großflächig sehr arme, fast reine<br />

Q uarzsande, die aus <strong>der</strong> A btragung des<br />

guajanischen Sandsteinplateaus herrühren; hier<br />

ist die Vegetation ein niedriger, als Caatinga<br />

bezeichneter Buschwald (Abb. 77, S. 166), <strong>der</strong><br />

an den extremsten Stellen in Offenwald übergeht.<br />

Größere Meereshöhen, in denen montane<br />

Regenwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Typen T2.H 2 und T2.H1<br />

(perhumid) auftreten, gibt es an den Osthängen<br />

<strong>der</strong> Anden, wo sie nach N und S weit über<br />

das Hyläa-Gebiet hinausreichen. An diesen und<br />

im angrenzenden westlichen Viertel <strong>der</strong> Tieflands-Hyläa<br />

finden sich die floristisch reichhaltigsten<br />

Teile, in denen nach glaubwürdigen<br />

Schätzungen mindestens 10-20 % <strong>der</strong> Gefäßpflanzenarten<br />

noch nicht beschrieben sein dürften.<br />

Diese artenreichsten Gebiete zeigen allerdings<br />

eine recht ungleichmäßige Verteilung, die<br />

man neuerdings durch die Hypothese zu erklären<br />

versucht, das Areal des Regenwaldes sei während<br />

<strong>der</strong> Glazialphasen wegen trockneren Klimas<br />

in mehrere disjunkte, von Regengrünem<br />

Wald umgebene Teilareale aufgespalten gewesen<br />

(vgl. Prange 1987).<br />

In N W -V enezuela und W -K olu m b ien<br />

schließt sich an Amazonien die Karibisch-Mexikanische<br />

Unterregion (l.l.b ) an. In diesem<br />

topographisch sehr vielgestaltigen, durch Meer<br />

und Gebirge geglie<strong>der</strong>ten Raum zeigt <strong>der</strong> Regenwald<br />

eine sehr disjunkte Verbreitung und zugleich<br />

eine große klimatische Vielseitigkeit. Die<br />

meisten hier vorhandenen Regenwaldvorkommen<br />

befinden sich an den Luvseiten höherer<br />

Gebirge in einer Umgebung, die von Formationen<br />

trockneren Klimas beherrscht wird;<br />

daher treten die hygrischen Varianten H3, H2<br />

und H l oft dicht nebeneinan<strong>der</strong> auf Beson<strong>der</strong>s<br />

große perhumide (H l) Gebiete mit z. T. über<br />

10000 mm Nie<strong>der</strong>schlag (Abb. 63.4) finden sich<br />

an den Anden-Westhängen in Kolumbien; aber<br />

auch an den niedrigen Gebirgen mancher Inseln<br />

können ähnliche Werte erreicht werden<br />

(z. B. 9000 mm auf Guadeloupe). Auf den kleineren<br />

Inseln sind die Wäl<strong>der</strong> oft niedrig infolge<br />

<strong>der</strong> häufigen Schädigungen durch tropische<br />

Stürme. Beson<strong>der</strong>s auffällig ist das in den nördlichsten<br />

Vorkommen im ebenen S-Florida, wo<br />

die inselartig auf erhöhten „Hammocks“ in die<br />

Grassümpfe <strong>der</strong> Everglades eingesprengten<br />

Wäl<strong>der</strong> kaum 10 m hoch werden. Hier wie auch<br />

in den Regenwaldresten Mexikos zeigt die Temperatur<br />

schon erhebliche jahreszeitliche Unterschiede<br />

(T5). Die kleineren, isolierten Vorkommen<br />

sind meist relativ artenarm.<br />

Die dritte, die O stbrasilianische U n terregion<br />

(1.1.c), ist von Amazonien durch einen<br />

breiten Streifen trockenen Klimas getrennt. Sie<br />

bildet ein schmales Band, das sich zwischen etwa<br />

10 und 30°S an <strong>der</strong> Atlantikküste entlangzieht,<br />

mit einer Unterbrechung im Raum N von Rio<br />

de Janeiro. Der Regenwald besiedelt hier die<br />

Küstenebene und die luvseitigen Hänge des<br />

Küstengebirges; das Klima variiert dementsprechend<br />

zwischen H 3, H2 und H l (vgl. Abb. 80);<br />

thermisch ist <strong>der</strong> S-Teil deutlich T5. Im Tiefland<br />

erreichen die Bestände Höhen von 30-<br />

35 m, an den Berghängen gewöhnlich weniger.<br />

Die floristische Vielfalt ist recht groß, wenn auch<br />

geringer als in Amazonien.<br />

1.2 Afrikanische Region<br />

Ähnlich wie die neotropischen zeichnen sich die<br />

afrikanischen Regenwäl<strong>der</strong> durch die häufige<br />

Dominanz <strong>der</strong> Leguminosen aus; in <strong>der</strong> Unterregion<br />

des Kontinents stellen diese mit etwa<br />

450 Baumarten in 95 Gattungen den weitaus<br />

größten Anteil an allen Familien. Im übrigen<br />

ist die Afrikanische Region gegenüber den bei-


174 Die Tropische Zone<br />

mm<br />

den an<strong>der</strong>en eher negativ charakterisiert; die wenigen<br />

endemischen afrikanischen Familien umfassen<br />

nur wenige Arten und haben in <strong>der</strong> Vegetation<br />

mengenmäßig keine Bedeutung. Auffällig<br />

ist die vergleichsweise niedrige Artenzahl in<br />

vielen typischen pantropischen Familien, so z.<br />

B. bei den Lauraceen und Palmen; von letzteren<br />

enthält <strong>der</strong> gesamte afrikanische Kontinent<br />

in sämtlichen Vegetationstypen nur 15 Gattungen,<br />

während in <strong>der</strong> Neuen Welt 92, in Südostasien<br />

107 auftreten. Auch die Zahl <strong>der</strong> Orchideen<br />

ist viel geringer, so werden für Zaire weniger<br />

als 400 Arten angegeben gegenüber 900 auf<br />

<strong>der</strong> mehr als 20mal kleineren Halbinsel Malakka,<br />

2600 im mehr als 8 mal kleineren Ecuador. Die<br />

relative Armut Afrikas vor allem an Vertretern<br />

humi<strong>der</strong> Vegetationstypen wird meist als Folge<br />

<strong>der</strong> Eiszeit gedeutet; das schon rezent nicht übermäßig<br />

humide Klima soll während <strong>der</strong> Glazialperioden<br />

noch wesentlich trockener gewesen sein<br />

und daher zum Aussterben vieler Sippen geführt<br />

haben. Tatsächlich sind einige heute auf die<br />

Neotropis und/o<strong>der</strong> Indomalesien beschränkte<br />

Sippen in Afrika als Tertiärfossilien gefunden<br />

worden.<br />

Diese pleistozäne Verarmung hat die ozeanisch<br />

beeinflußte Insel Madagaskar kaum betroffen;<br />

demzufolge zeigen die dortigen Regenwäl<strong>der</strong><br />

größere Abweichungen von denen des<br />

Kontinents, was die Aufteilung in zwei Unterregionen<br />

rechtfertigt.<br />

Die Guineisch-Kongolesische Unterregion<br />

(1.2.a) erscheint als ein verkleinertes Pendant <strong>der</strong><br />

Hyläa. Wie diese erstreckt sie sich von <strong>der</strong> Küste<br />

weit ins Innere und umfaßt auch überwiegend<br />

relativ niedrig gelegenes Land mit äquatorialen<br />

Temperaturbedingungen (TI). Höher<br />

gelegene Gegenden mit montanem Regenwald<br />

(T2) sind außer in Kamerun vorwiegend an den<br />

Rän<strong>der</strong>n mit einbezogen. Die hygrischen Verhältnisse<br />

sind aber zum größten Teil von<br />

subhumidem Charakter (H3; Abb. 63.6,7), selbst<br />

bei extrem hohem Gesamtnie<strong>der</strong>schlag ist meist<br />

noch eine kurze Trockenperiode ausgebildet. In<br />

<strong>der</strong> oberen Baumschicht sind daher meist einige<br />

laubwerfende Arten vorhanden (z. B. aus <strong>der</strong><br />

Gattung Celtis). An auffälligen edaphischen Ausbildungen<br />

gibt es Värzea-ähnliche Auenwäl<strong>der</strong><br />

am Kongo; auch palmenreiche Sumpfwäl<strong>der</strong><br />

werden erwähnt. Jenseits des Ostrandes des geschlossenen<br />

Regenwaldgebietes gibt es noch weit<br />

verstreute lokale Vorkommen in Luvlagen <strong>der</strong><br />

ostafrikanischen Vulkangebirge und an einigen<br />

Stellen <strong>der</strong> Ostküste.<br />

Die Madagassische Unterregion (1.2.b) erstreckt<br />

sich längs <strong>der</strong> Ostküste <strong>der</strong> Insel an <strong>der</strong><br />

Luvseite des Gebirgszuges und ähnelt damit <strong>der</strong><br />

südbrasilianischen. Wie diese zeigt sie nach S<br />

hin T5-Temperaturen, und die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

variieren im Bereich von H2 und H l. Die Flora<br />

ist im Grundstock afrikanisch, doch treten (neben<br />

vielen Endemiten) eine Reihe von Sippen<br />

hinzu, die ihre Hauptverbreitung in Indomalesien<br />

haben und auf dem afrikanischen<br />

Kontinent fehlen. Wie weit das die Folge des<br />

Aussterbens älterer Vorkommen auf dem Kontinent<br />

ist o<strong>der</strong> eventuell auf jüngerer Einwan<strong>der</strong>ung<br />

aus dem Osten beruht, ist ungeklärt.<br />

1.3 Indopazifische Region<br />

Im Gegensatz zu den beiden an<strong>der</strong>en enthält<br />

diese Region keine großflächigen zusammenhängenden<br />

Tieflandgebiete. Sie ist überwiegend<br />

Gebirgsland mit großen vertikalen Distanzen<br />

und hoher Reliefenergie, sowohl auf den Inseln<br />

als auch auf den angrenzenden Festlän<strong>der</strong>n. Es<br />

resultiert ein vielfältiges Vegetationsmosaik mit<br />

kleinflächigem Wechsel zwischen den verschiedenen<br />

Varianten des Regenwaldes sowie zwischen<br />

Regenwald und an<strong>der</strong>en Formationen.<br />

Dieser Diversität entspricht die überaus reiche<br />

Flora sowohl des Gesamtgebietes als auch <strong>der</strong><br />

Regenwäl<strong>der</strong> selbst.<br />

Ein auffälliges Charakteristikum <strong>der</strong> indopazifischen<br />

Regenwäl<strong>der</strong> ist die große Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Dipterocarpaceen, einer Familie, die<br />

an<strong>der</strong>wärts nur 2 unbedeutende Gattungen in<br />

Afrika und 2 monotypische Relikte in Venezuela<br />

und Ecuador aufweist. Vor allem in <strong>der</strong> Indomalesischen<br />

Unterregion beherrschen sie häufig<br />

mit vielen nebeneinan<strong>der</strong> vorkommenden<br />

Arten die Baumschicht, und die sonst so wichtigen<br />

Leguminosen nehmen nur eine untergeordnete<br />

Stellung ein. Unter den Epiphyten sind<br />

die insektivoren Nepenthes-Krte.n auffällig (die<br />

übrigens auch noch auf Madagaskar Vorkommen).<br />

Eine Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Region besteht<br />

auch darin, daß die Oreotropische Stufe, in <strong>der</strong><br />

beson<strong>der</strong>s Fagaceen dominieren, hier erheblich<br />

weiter in tiefere Lagen hinabreicht als in den<br />

an<strong>der</strong>en Regionen (S. 210). Im übrigen ist einer<br />

Koniferengattung, Agathis, hier sogar das Ein­


Tropischer Regenwald 175<br />

dringen in normale Tieflandsregenwäl<strong>der</strong> gelungen.<br />

Die geographische Zersplitterung des Gebietes<br />

hat naturgemäß auch eine floristische Differenziemng<br />

des Regenwaldes zur Folge. Sie legt<br />

eine Aufteilung in vier Unterregionen nahe, zwei<br />

im Kernbereich und zwei marginale.<br />

Die artenreichste ist die Indom alesische<br />

Unterregion (1.3.a). Mit ihrer weiten Erstrekkung<br />

vom O-Himalaja und S-China bis nach<br />

Indonesien und den Philippinen ist sie auch<br />

flächenmäßig am größten. Die ausgedehntesten<br />

Regenwaldgebiete finden sich auf Borneo, <strong>der</strong><br />

Halbinsel Malakka und Sumatra; in den übrigen<br />

Teilen herrscht ein stärkerer, meist orographisch<br />

bedingter Wechsel mit semihumiden<br />

Wäl<strong>der</strong>n. Wie schon erwähnt, ist die Herrschaft<br />

<strong>der</strong> Dipterocarpaceen hier beson<strong>der</strong>s ausgeprägt;<br />

als Artenzahlen (sämtlich Bäume) werden angegeben<br />

für Borneo 267, Malakka 155, Sumatra<br />

106, die Philippinen 50 (hingegen nur 15 für<br />

Neuguinea). Die edaphischen Bedingungen sind<br />

infolge des gebirgigen Terrains meist relativ gut,<br />

beson<strong>der</strong>s in den vulkanischen Gebieten. Eine<br />

Ausnahme ist die Insel Borneo, wo arme Sandsteine<br />

weit verbreitet sind, so daß hier vielerorts<br />

niedrige, artenarme Wäl<strong>der</strong> ähnlich wie in <strong>der</strong><br />

N-Hyläa auftreten (hier Kerangas genannt); lokal<br />

kommt auch Torfbildung vor. Interessant ist,<br />

daß diese Unterregion, beson<strong>der</strong>s in ihrem zentralen<br />

Teil, die Heimat zahlreicher auch für den<br />

M enschen w ichtiger Fruchtbäum e ist: so<br />

M angifera indica (Mango), A rtocarpus heterophyllus<br />

0ackfrucht), Durio zibethinus (Durian),<br />

Nephelium lappaceum (Rambutan), Garcinia mangostana,<br />

Eugenia spp., M usa spp., Citrus spp. Als<br />

Ursache für das Auftreten so vieler großer eßbarer<br />

Früchte wird die langzeitige ungestörte<br />

Koevolution von Pflanzen und größeren Säugetieren<br />

(Abb. 82) angenommen.<br />

Die zweite, die Papuasisch-Australische<br />

Unterregion (1.3.b), umfaßt neben <strong>der</strong> großenteils<br />

von Regenwald bedeckten Hauptinsel<br />

Neuguinea die östlich anschließenden Nachbarinseln<br />

sowie den schmalen Regenwaldstreifen<br />

an <strong>der</strong> nördlichen Ostküste Australiens. Auch<br />

auf Neuguinea ist die Regenv/aldflora sehr artenreich;<br />

die floristische Son<strong>der</strong>stellung dieser<br />

, ■ . 'N ich tige im Regenwald Indomalesiens lebende Säugetiere.<br />

a reiche Arten aus verschiedenen Familien bewohnen wowohl den Boden als auch die Baumkronen und<br />

sind teils tags, teils nachts aktiv. - Nach W hitmore aus J acobs 1981.


176 Die Tropische Zone<br />

Insel, die im wesendichen durch die in den oberen<br />

Gebirgsstufen auftretende südlich-temperierte<br />

Reliktflora bestimmt wird, macht sich im<br />

Regenwald aber wenig bemerkbar. Die Sippen<br />

des Regenwaldes (auch in Ostaustralien) sind<br />

indomalesischer Herkunft, wenn auch mit vielen<br />

Endemiten nie<strong>der</strong>en Ranges. Die Dipterocarpaceen<br />

spielen hier allerdings keine dominierende<br />

Rolle. In Australien ist <strong>der</strong> Regenwald nur<br />

als subhumide Variante ausgebildet (H3) und<br />

stark verarmt.<br />

Durch den Golf von Bengalen vom südlichen<br />

und die großen indischen Trockengebiete vom<br />

nordwestlichen Teil <strong>der</strong> Indomalesischen Unterregion<br />

getrennt, treten Regenwäl<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> weit<br />

westlich auf Ceylon und an den Westabhängen<br />

<strong>der</strong> SW-indischen „Ghats“ auf. Auch diese<br />

Malabar-Ceylon-Unterregion (1.3.c) ist gegenüber<br />

dem Kerngebiet verarmt.<br />

Noch mehr gilt das für die O zeanische<br />

Unterregion (I.3.d), die sich über die weit verstreute<br />

Inselflur des Pazifik erstreckt. Viele <strong>der</strong><br />

kleinen Inseln sind vulkanischer Herkunft und<br />

daher gebirgig, so daß sie durch Luvwirkung im<br />

Passatklima lokal Regenwaldbedingungen hervormfen<br />

können. Die Zahl <strong>der</strong> Arten, die diese<br />

versprengten Wuchsorte erreicht haben, wird<br />

aber mit zunehmen<strong>der</strong> Entfernung vom Kernbereich<br />

immer kleiner.<br />

Anhang: Die Mangrove<br />

Diese im Gezeitenbereich <strong>der</strong> Meeresküsten lebende<br />

Waldformation könnte man als edaphische<br />

Abwandlung des Tropischen Regenwaldes<br />

ansehen: wie dieser ist sie ein immergrüner tropischer<br />

Wald, <strong>der</strong> dauernd gleichmäßig gut wasserversorgt<br />

ist. Sie leidet aber, da sie unter dem Einfluß<br />

von Salz- bzw. Brackwasser steht, zugleich<br />

unter permanentem Wasserstreß. Da sie nicht<br />

vom klimatischen Wasserangebot abhängig ist,<br />

kann sie die gesamte Tropenzone besiedeln, ohne<br />

Rücksicht auf das Nie<strong>der</strong>schlagsregime. Sie ist<br />

damit ein durchaus eigenständiger, in hygrischer<br />

Hinsicht azonaler Vegetationstyp.<br />

Höhere Salzkonzentrationen (d. h. hauptsächlich<br />

NaCl) im Boden (bzw. im Bodenwasser),<br />

wie sie einerseits in vielen Halbwüsten, an<strong>der</strong>erseits<br />

an den Meeresküsten auftreten, können<br />

nur von wenigen, stark angepaßten höheren<br />

Pflanzen ertragen werden. In den gemäßigten<br />

Zonen sind solche Halophyten ausschließlich<br />

Kräuter o<strong>der</strong> Halb- und Kleinsträucher. Nur<br />

an den tropischen Küsten kommen mit den<br />

Mangrovepflanzen auch baumförmige Halophyten<br />

vor. Offensichtlich waren baumförmige<br />

Kormophyten nicht fähig, nebeneinan<strong>der</strong> zugleich<br />

Salztoleranz und Frostresistenz zu entwickeln.<br />

Die Mangroveformation erreicht daher<br />

überall dort ihre Polargrenze, wo die ersten Fröste<br />

auftreten (Abb. 83). Sie kann allerdings zuweilen<br />

ein wenig über die allgemeine ökologische<br />

Tropengrenze hinausgehen, da die auf dem<br />

Lande auftretenden Temperaturminima durch<br />

das Meerwasser gemil<strong>der</strong>t werden.<br />

Das ökophysiologische Problem aller Halophyten ist<br />

die Salzanreicherung in den Zellen infolge <strong>der</strong> Transpiration.<br />

Sie haben hiergegen eine Resistenz entwikkelt,<br />

und ihr Zellsaft enthält daher immer NaCl (bei<br />

manchen ist das sogar für gutes Gedeihen notwendig:<br />

obligate Halophyten). Doch darf dieser Salzgehalt<br />

nicht zu hoch werden, sonst kommt es auch hier zu<br />

Schäden. Die Schädigungsgrenze liegt gewöhnlich bei<br />

potentiellen osmotischen Drücken des Zellsaftes von<br />

etwa 30 bis 60 bar. Es gilt also dafür zu sorgen, daß<br />

solche Werte nicht erreicht werden. Folgende Gegenmaßnahmen<br />

sind möglich:<br />

• Einschränkung <strong>der</strong> Transpiration<br />

• Sukkulenz („Halosukkulenz“) <strong>der</strong> Blätter: das günstigere<br />

Verhältnis von Oberfläche zu Volumen verringert<br />

die relative Transpiration, und zugleich wird<br />

Speicherraum für das anfallende Salz gewonnen;<br />

wird die Salzmenge im älteren Blatt zu groß, so wird<br />

es abgeworfen.<br />

• Salzabscheidung: einige wenige Halophyten haben<br />

die Fähigkeit, durch spezielle „Salzdrüsen“ kristallines<br />

Salz aus den Blättern abzuscheiden.<br />

• Wasserentsalzung in den Wurzeln: dies ist die eleganteste<br />

Methode, da das Salz erst gar nicht in die<br />

Pflanze gelangt. Sie scheint bei den Mangrovebäumen<br />

die Regel zu sein, denn meistens enthält ihrXylemsaft<br />

weniger Salz als das Bodenwasser; sie ist aber, ebenso<br />

wie die vorige, sehr energieaufwendig.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Baumarten, die solche Anpassungen<br />

entwickelt haben, ist gering, und daher ist<br />

die Mangrove eine artenarme Formation; die<br />

einzelnen Arten haben dabei eine sehr weite<br />

Verbreitung (die auf dem Wege <strong>der</strong> Hydrochorie<br />

erreicht wurde). Man unterscheidet danach eine<br />

reichere „östliche“ Mangrove mit über 20 Baumarten<br />

aus 6 verschiedenen Familien, die die Küsten<br />

des Indischen Ozeans und des Westpazifik<br />

besiedelt, und eine nur aus 5 Arten (aus 3 Familien)<br />

bestehende „westliche“ an den Küsten des<br />

Atlantik und <strong>der</strong> amerikanischen Pazifikküste.<br />

Mangrovewäl<strong>der</strong> kommen keineswegs überall<br />

an den tropischen Küsten vor, sie sind vielmehr<br />

an spezielle Standortsbedingungen gebun-


Mangrove 177<br />

Abb. 83: Verbreitung <strong>der</strong> Mangrove.<br />

Schraffuren: Küsten, an denen Mangrovebestände Vorkommen, mit ungefährer Zahl <strong>der</strong> beteiligten Arten.<br />

N: Verbreitung <strong>der</strong> salztoleranten Palme Nypafruticans (links unten: a Habitus, b Teil des gabelig verzweigten<br />

Rhizoms; Kreuze: Fossilfunde, meist aus dem Eozän). - Nach Schmithüsen 1968, T achtadzian 1980f, V areschi<br />

1980.<br />

den. Wichtig sind Schutz vor zu starker Brandung<br />

und geeignete, nicht zu leicht bewegte Substrate.<br />

Das sind vor allem Schlick und feinerer<br />

Sand, aber auch Korallenkalkböden, sofern sie<br />

genügend Klüfte besitzen. Bevorzugte Wuchsorte<br />

<strong>der</strong> Mangrove sind daher Flußmündungen,<br />

Haffe und geschützte Buchten. Begrenzen<strong>der</strong><br />

Faktor ist übrigens auch zu kühles Meerwasser:<br />

im Bereich <strong>der</strong> kalten Meeresströmungen an den<br />

Westküsten Südamerikas und Südafrikas, wo die<br />

Temperatur des Oberflächenwassers mehrere<br />

Monate im Jahr unter -1-20 °C liegt, ist die Südgrenze<br />

<strong>der</strong> Mangrove weit nach N verschoben.<br />

Die Struktur <strong>der</strong> Mangrovebestände ist sehr<br />

einfach: sie bestehen allein aus einer Baumschicht,<br />

die von <strong>der</strong> Außengrenze am tieferen<br />

Wasser in Richtung auf das feste Land allmählich<br />

höher wird, aber auch dort meistens Höhen<br />

von 15 m kaum überschreitet; nur in <strong>der</strong><br />

östlichen Mangrove kann an edaphisch beson<strong>der</strong>s<br />

günstigen und zugleich windgeschützten<br />

Stellen zuweilen 30 m Höhe erreicht werden.<br />

Meist enthält <strong>der</strong> Bestand mehrere Arten, die<br />

sich aber nur selten mischen, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

entlang dem Wassertiefe-Gradienten eine Zonierung<br />

bilden (Abb. 84). Eine Beson<strong>der</strong>heit, die<br />

die Grenznatur <strong>der</strong> Mangrove durch die Mischung<br />

terrestrischer und mariner Lebensformen<br />

gut symbolisiert, ist das häufige Auftreten dichter<br />

Rasen von epiphytischen Makroalgen auf den<br />

untersten, nicht allzu lange über dem Wasserspiegel<br />

liegenden Teilen <strong>der</strong> Stämme und Luftwurzeln.<br />

Sie werden weltweit von 4 Rotaigen-<br />

Gattungen {Bostrychia, Caloglossa, Catenella,<br />

Stictosiphonid) dominiert, <strong>der</strong>en Vorkommen<br />

weitgehend auf Mangrovestandorte beschränkt<br />

ist (Post 1963, Karsten 1995). Eine Art Krautschicht<br />

aus Gefäßpflanzen, oft allein aus dem<br />

auffallenden, bis 2 m hohen Farn Acrostichum<br />

aureum bestehend, kommt mancherorts in den<br />

landnächsten, nur flach überschwemmten Teilen<br />

vor; in <strong>der</strong> östlichen Mangrove findet sich<br />

hier auch die seltsame kriechende Palme Nypa<br />

fruticans (Abb. 83), die schon als kreidezeitliches<br />

Fossil für ähnliche Standorte nachgewiesen ist.<br />

Jenseits <strong>der</strong> normalen Hochwassergrenze können<br />

sich Bestände des zonalen Waldtyps anschließen;<br />

in zeitweise o<strong>der</strong> dauernd ariden Gebieten findet<br />

sich hier aber oft eine Salz-Halbwüste als Folge<br />

des nach episodischen Überflutungen bei <strong>der</strong> Verdunstung<br />

zurückbleibenden Salzes.<br />

In ihrer Morphologie zeigen die Mangrove-<br />

Bäume einige auffallende Beson<strong>der</strong>heiten, die<br />

bei Vertretern verschiedener Verwandtschaftskreise<br />

konvergent auftreten. Das sind zum einen<br />

die sehr verschieden gestalteten „Atemwurzeln“<br />

(Abb. 84), <strong>der</strong>en Zweck darin bestehen<br />

dürfte, den wasseraufnehmenden Wurzelteilen<br />

den für die Energiegewinnung zur Wasserentsalzung<br />

notwendigen Sauerstoff zuzuführen.


lt,c.<br />

178 Die Tropische Zone<br />

K'<br />

Abb. 84: Zonierung <strong>der</strong> Mangrove an <strong>der</strong> afrikanischen Ostküste, schematisch.<br />

MNW = Mittel-Niedrigwasser, MHW = Mittel-Hochwasser, SHW = Spring-Hochwasser (die nur von diesem<br />

erreichten Randbereiche sind wegen <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Trockenzeit auftretenden starken Versalzung vegetationslos). -<br />

Aus W alter 1936, verän<strong>der</strong>t.<br />

Zum an<strong>der</strong>en ist es die schon erwähnte „Viviparie“,<br />

bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> mit stark vergrößerter Keimwurzel<br />

versehene Embryo (Abb. 15.2, S. 33) unter<br />

Zurücklassung <strong>der</strong> Keimblätter aus <strong>der</strong> Frucht<br />

herausfällt. Der ökologische Sinn dieser Erscheinung<br />

ist nicht ganz klar; er soll darin bestehen,<br />

<strong>der</strong> Jungpflanze in dem bewegten Gezeiten-<br />

Milieu eine raschere Keimung zu ermöglichen.<br />

Regengrüner Wald und<br />

Savanne<br />

Wie Abb. 62 (S. 148) zeigt, umfaßt die Domäne<br />

des Regengrünen Waldes den Gradienten zwischen<br />

dem Tropischen Regenwald und <strong>der</strong><br />

hygrischen Waldgrenze. Der dem semihumiden<br />

Klima mit ausgeprägten hygrischenjahreszeiten,<br />

d. h. Regenzeit und Trockenzeit, entsprechende<br />

Regengrüne Wald ist wegen seiner Labilität die<br />

umstrittenste Klimaxformation <strong>der</strong> Erde, was<br />

schon in <strong>der</strong> großen Uneinigkeit über seine Benennung<br />

aufscheint.<br />

Als Waldtyp wird er u. a. auch Trockenkahler<br />

Wald (E llenberg), Monsunwald (Schimper)<br />

o<strong>der</strong> Passatwald (Vareschi) genannt, wobei diese<br />

Namen sich aber z. T. nur auf bestimmte<br />

Varianten beziehen; <strong>der</strong> lateinische Terminus<br />

für die Formation als Ganzes ist Hiemisilva<br />

(B rockmann-Jerosch & R übel). Das häufige<br />

Auftreten von Savannen im Bereich dieser<br />

Klimaxdomäne hat jedoch dazu geführt, daß<br />

diese auf Vegetationskarten, insbeson<strong>der</strong>e auf<br />

solchen, die von geographischer Seite entworfen<br />

sind, oft insgesamt als Gebiet <strong>der</strong> „Savanne“<br />

bezeichnet wird. Von daher wurde dann<br />

diese Bezeichnung nicht selten auf den Waldtyp<br />

selbst übertragen, z. T. auch in differenzierter<br />

Form; bei Literaturangaben über das Vorkommen<br />

von „Feuchtsavanne“ bzw. „Trockensavanne“<br />

ist oft nicht erkennbar, ob damit die<br />

Waldformation o<strong>der</strong> das sie ersetzende Grasland<br />

gemeint ist. Im vorliegenden Text werden beide<br />

scharf unterschieden, <strong>der</strong> Savanne ist ein spezieller<br />

Abschnitt gewidmet (S. 183).<br />

Klimabedingungen (Abb. 85)<br />

Die Temperatur entspricht <strong>der</strong> des Regenwaldgebietes<br />

(T I, T2, T5), sie kann allerdings während<br />

<strong>der</strong> Trockenzeit bei ganztägiger Sonneneinstrahlung<br />

höhere Maxima erreichen. Für die<br />

Struktur <strong>der</strong> Vegetation spielt sie kaum eine<br />

Rolle. Bestimmend sind die hygrischen Verhältnisse.<br />

Diese können in dreierlei Hinsicht variieren:<br />

in <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge, die von weit<br />

über 2500 mm bis unter 1000 mm reicht, in <strong>der</strong><br />

Länge <strong>der</strong> Trockenzeit (3 bis 7 Dürremonate)<br />

und in <strong>der</strong> Stärke des Kontrastes zwischen Regen-<br />

und Trockenzeit. Da die Länge <strong>der</strong> Trokkenzeit<br />

± aus <strong>der</strong> Kombination <strong>der</strong> beiden an<strong>der</strong>en<br />

Variablen resultiert, beziehen sich die


Regengrüner WaW und Savanne 179<br />

CONCEIpAO DE ARAGUAIA (16m)<br />

I5 I , ^ ^ ^ 2 5 , 9 ° 1575 BRAZZAVILLE ( 314 m) 250° 1370<br />

© ©<br />

SAKSONUm) 26^°19e5 DARWINOJm) 28,1' 1538<br />

T1.H2 (2.1.b) T1.H2 (2.3.b) ' T5.H1 (2.3.a) T5.H1 (2 .2 )<br />

©<br />

TUCUMAN(481m) 19,1° 974<br />

1301<br />

10<br />

©<br />

TANANARI10(l375m) 18,4° 1345<br />

T5.H2 (2.1.a) T5.H2 (2.3.a)<br />

T2/5.H1 (2 .2 ) T2.H2 (2.1.b)<br />

Abb. 85: Klima im Klimaxgebiet des Regengrünen Waldes.<br />

Län<strong>der</strong>: 1 M-Brasilien (Goias), 2 W-Kongo, 3 S-Vietnam, 4 N-Australien, 5 W-Ecuador, 6 Indonesien (Timor),<br />

7 Ostbengalen, 8 Mocambique, 9 NW-Argentinien, 10 Burma, 11 Madagaskar, 12 Venezuela.<br />

hygrischen KJimatypen nur auf diese. Folgende<br />

können unterschieden werden:<br />

H l: Nie<strong>der</strong>schlag hoch, mit etwa 1200 bis<br />

> 2500 mm z. T. ähnlich wie im Regenwald.<br />

H 2: Nie<strong>der</strong>schlag geringer, nur wenig > 1 0 0 0 mm<br />

bis hinab gegen 800 (-600) mm (hygrische<br />

Waldgrenze).<br />

H3: Regenzeit und Trockenzeit scharf unterschieden,<br />

erstere gleichmäßig humid, letztere<br />

weitgehend regenlos.<br />

H4: Unterschied zwischen Regen- und Trockenzeit<br />

weniger scharf, z. B. auch die Trockenzeit<br />

mit nicht nur sporadischen Regenfällen,<br />

o<strong>der</strong> die Regenzeit aus zwei kleineren<br />

feuchten Perioden bestehend, die durch einen<br />

trockneren Zeitabschnitt getrennt sind.<br />

[H5: Nie<strong>der</strong>schlagsperiodizität völlig fehlend,<br />

semihumide Konditionen nur durch geringen<br />

Nie<strong>der</strong>schlag im Sinne von H2 bedingt.<br />

Dieser Typ tritt heute kaum o<strong>der</strong><br />

höchstens unter lokalen Son<strong>der</strong>bedingungen<br />

auf; er soll aber in <strong>der</strong> Kreidezeit in<br />

den Tropen weit verbreitet gewesen sein<br />

(S. 137).]


180 Die tropische Zone<br />

Regengrüner Wald: Sippenbestand<br />

Die Flora des Gebietes <strong>der</strong> Regengrünen Wäl<strong>der</strong><br />

ähnelt im großen und ganzen <strong>der</strong> des Regenwaldes<br />

(vgl. Tab. 29; Beispiele Abb. 8 6 ). Dessen<br />

wichtigste Familien, Leguminosen und Dipterocarpaceen,<br />

haben auch zahlreiche regengrüne<br />

Arten hervorgebracht, ebenso die Euphorbiaceen<br />

und Meliaceen. Eine stärkere Bedeutung<br />

als im Regenwald haben die Familien Bignoniaceen,<br />

Simaroubaceen und Burseraceen, die<br />

sehr viele laubwerfende Arten enthalten, sowie<br />

die durch Arten mit Tonnenstämmen beson<strong>der</strong>s<br />

auffälligen Bombacaceen.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Arten im Einzelbestand hängt<br />

von den Standortsbedingungen ab. Die optimale<br />

Variante, <strong>der</strong> Regengrüne Feuchtwald (s. unten),<br />

steht in ihrer Reichhaltigkeit dem Regenwald<br />

kaum nach; <strong>der</strong> Regengrüne Trockenwald hingegen<br />

ist viel artenärmer und kann im Extremfall<br />

von nur einer einzigen Baumart dominiert<br />

werden.<br />

Regengrüner Wald: Bestandesstruktur,<br />

Rhythmus, Aspekte<br />

Charakteristische, optimale Ausbildung ist <strong>der</strong><br />

Regengrüne Feuchtwald (Variante H l/3 ). Er ist<br />

ein dichter, hochwüchsiger Wald aus Normalbäumen<br />

um 25-30 (-40) m ITöhe, <strong>der</strong> an Üppigkeit<br />

dem Regenwald ähnelt und von diesem<br />

während <strong>der</strong> Regenzeit, in belaubtem Zustande,<br />

physiognomisch kaum zu unterscheiden ist.<br />

Wie in diesem finden sich unter dem eigentlichen<br />

Kronendach niedrigere Bäume unterschiedlicher<br />

Höhe, die den Raum weitgehend<br />

ausfüllen, und folglich ist die Krautschicht wegen<br />

Lichtmangels ebenfalls relativ spärlich.<br />

Ganz an<strong>der</strong>s ist <strong>der</strong> Aspekt in <strong>der</strong> Trockenzeit:<br />

die Bäume stehen 2-4 Monate lang kahl,<br />

und <strong>der</strong> Boden ist mit einer dicken Schicht trokkenen<br />

Laubes bedeckt, das, sofern es nicht verweht<br />

wird, bis zum Beginn <strong>der</strong> Regenzeit<br />

unzersetzt liegen bleibt (und damit eine große<br />

Brandgefährdung bildet). Der Aspekt des kahlen<br />

Waldes erinnert an nemorale Somrnerwäl<strong>der</strong><br />

im Winterzustand. Allerdings ist <strong>der</strong> Übergang<br />

vom belaubten zum kahlen Zustand weniger<br />

plötzlich: <strong>der</strong> Laubfall kann längere Zeit andauern,<br />

er setzt meist bei den Blättern des obersten<br />

Kronendaches ein und greift allmählich auf die<br />

tieferen Schichten über; die bodennahe Schicht<br />

enthält zuweilen auch Palmen u. ä. nichttropophytische<br />

Sippen und kann dadurch teilweise<br />

grün bleiben.<br />

So weit bekannt, scheint <strong>der</strong> Laubfall bei den<br />

meisten Baumarten fakultativ zu sein. Die natürliche<br />

Lebensdauer <strong>der</strong> Blätter ist also eigentlich<br />

noch nicht erreicht, son<strong>der</strong>n das Abfallen<br />

ist rein exogen durch den zunehmenden Wasserstreß<br />

bedingt; so ist es einleuchtend, daß die<br />

Blätter des Kronendaches, die <strong>der</strong> direkten<br />

Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, zuerst abfallen.<br />

Allerdings kommt es nicht etwa, wie man<br />

vermuten könnte, zu einem „Vertrocknen“ am<br />

Zweig, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Abwurf erfolgt in geregelter<br />

Form; dabei können auch Verfärbungen ähnlich<br />

<strong>der</strong> nemoralen Herbstfärbung auftreten. In<br />

Gegenden mit gerichteten starken Winden ist<br />

zuweilen zu beobachten, daß einzeln stehende<br />

Bäume auf <strong>der</strong> vom Wind ausgetrockneten Luvseite<br />

schon völlig kahl sind, während die Leeseite<br />

noch voll belaubt ist. Dauert die Regenzeit<br />

ausnahmsweise länger, so beginnt auch das<br />

Laub später zu fallen; im Extremfall kann essogar<br />

bis zur nächsten Regenzeit überdauern.<br />

Trotz dieser Flexibilität besitzen die meisten<br />

Bäume jedoch einen ausgeprägten jahreszeidichen<br />

Rhythmus. Das zeigt sich in Form eines weithin<br />

synchronen Austriebes, <strong>der</strong> zu Beginn <strong>der</strong> Regenzeit<br />

erfolgt, aber oft schon vor <strong>der</strong>en tatsächlichem<br />

Einsetzen. Viele Baumarten (z. B. Bignoniaceae)<br />

blühen dann im noch unbelaubten Zustande<br />

und sind dadurch beson<strong>der</strong>s auffällig.<br />

Das Wurzelsystem <strong>der</strong> Bäume ähnelt mehr<br />

dem temperierter Wäl<strong>der</strong> als dem des Regenwaldes:<br />

da <strong>der</strong> Boden nicht dauernd wasser-'<br />

durchtränkt ist und da infolge des aufsteigenden<br />

Wasserstroms während <strong>der</strong> Trockenzeit kei-^<br />

ne so starke Auswaschung <strong>der</strong> Mineralien erfolgt,<br />

ist die Durchwurzelung nicht auf die oberste<br />

Bodenschicht beschränkt, son<strong>der</strong>n geht wesentlich<br />

tiefer. Allerdings kann das wechselnde<br />

Wasserregime auf bestimmten, beson<strong>der</strong>s auf<br />

tonreichen Substraten zu Bodenverdichtungen<br />

führen, die das Eindringen <strong>der</strong> Wurzeln in tiefere<br />

Schichten u. U. vollständig verhin<strong>der</strong>n (vgl.-<br />

S. 183).<br />

Regengrüner Wald: Lebensformen<br />

Bei näherer Betrachtung zeigen die Normal ■f<br />

bäume des Regengrünen Waldes doch deutliche<br />

Unterschiede gegenüber denen des Regeh-((<br />

Waldes. Sie haben meist recht große, mesomorphe<br />

Blätter, die oft gelappt o<strong>der</strong> zusammen-


Regengrüner Wald und Savanne 181<br />

Abb. 86; Charakteristische Bäume Regengrüner Wäl<strong>der</strong>.<br />

1 Mdiaceae: Trichilia americana (M-Amerika). 2 Bombacaceae-, Choriúa speciosa (Brasilien). Leguminosae: 3 Coluphospermum<br />

mopane (Afrika, Sambesigebiet); 4 Pterocarpus echinaceus (Angola). 5 Verbenaceae-, Tectona granáis<br />

(Tiekbaum, Hinterindien), 6 Bignoniaceae: Jacaranda caucana (M-Amerika). - Quellen: 1, 6 D.A. 1968f; 2, 5<br />

Engler etc. 1887f; 3, 4 E ngler 1910f.<br />

de <strong>der</strong> Regenwaldbäume ist eine echte Borke<br />

entwickelt, und das Holz enthält deutliche Jahr-<br />

ringe. In all diesen Merkmalen besteht Ähnlich­<br />

keit mit den sommergrünen, aber meist ande-<br />

gesetzt sind (vgl. Abb. 8 6 ). Entsprechend dem<br />

Auftreten <strong>der</strong> ungünstigen Jahreszeit besitzen<br />

sie Ruheknospen, die durch typische Knospenschuppen<br />

geschützt sind. Statt <strong>der</strong> dünnen Rin-


182 Die Tropische Zone<br />

ren Verwandtschaftskreisen angehörenden Bäumen<br />

<strong>der</strong> Nemoralen Zone.<br />

Natürlich gibt es auch Abweichungen. Eine<br />

beson<strong>der</strong>s auffallende ist das Auftreten von sog.<br />

Flaschenbäumen, die in ihren durch die Ausbildung<br />

massiver Parenchymkomplexe tonnenartig<br />

verdickten Stämmen Wasser speichern<br />

(Abb. 89, S. 187). Sie kommen zwar in allen<br />

Regionen dieser Klimaxdomäne vor, jedoch vorwiegend<br />

in den trockneren Teilen und auch da<br />

keineswegs in allen Beständen.<br />

Von den an<strong>der</strong>en Lebensformen des Regenwaldes<br />

fehlen naturgemäß diejenigen, die ein<br />

dauernd humides Milieu benötigen, wie die<br />

krautigen Phanerophyten. Schopfbäume, meist<br />

Palmen, die vor allem im Unterwuchs Vorkommen,<br />

überdauern die Trockenzeit mit Hilfe stark<br />

xeromorpher Blätter. Nicht selten sind Epiphyten,<br />

denen die dauernd humide Regenzeit gutes<br />

Gedeihen ermöglicht; da sie schon im Regenwald<br />

einer gewissen Xeromorphie bedürfen, fiel<br />

es ihnen nicht schwer, stärker xeromorphe Formen<br />

zu entwickeln, die dem Wasserstreß <strong>der</strong><br />

Trockenzeit gewachsen sind (beson<strong>der</strong>s die neotropische<br />

Bromeliaceen-Gattung Tillandsia war<br />

in dieser Hinsicht sehr erfolgreich). An<strong>der</strong>e haben<br />

den sukkulenten Habitus ausgebaut, und<br />

schließlich gibt es auch kleinstrauchige Epiphyten,<br />

die wie die Trägerpflanzen laubwerfend<br />

geworden sind. Bezüglich <strong>der</strong> Mineralstoffversorgung<br />

können Epiphyten hier sogar besser<br />

gestellt sein als im Regenwald, da offene Bodenstellen,<br />

von denen in <strong>der</strong> Trockenzeit Staub<br />

aufgewirbelt wird, meist in größerer Nähe vorhanden<br />

sind.<br />

Regengrüner Wald; Edaphische<br />

Abwandlungen<br />

In den Bereich <strong>der</strong> edaphischen Abwandlungen<br />

dieser Formation gehört auch ein Teil <strong>der</strong> weiter<br />

unten im Zusammenhang zu besprechenden<br />

Savannen. Auf flachgründig-felsigen Standorten<br />

nähert sich die Struktur des Waldes <strong>der</strong> <strong>der</strong> klimatisch<br />

trockneren Variante. Distinkt sind die<br />

Wäl<strong>der</strong> in den Auen permanent wasserführen<strong>der</strong><br />

Flüsse, die sich als immergrüne Galeriewäl<strong>der</strong><br />

in ihrer Struktur den Regenwäl<strong>der</strong>n annähern<br />

(je nach dem Wasserregime oft in einer Värzeaähnlichen<br />

Form).<br />

Regengrüner Wald: Varianten<br />

Gegenüber dem besprochenen Optimaltyp ist<br />

die Variante H 2/3, <strong>der</strong> Regengrüne Trockenwald,<br />

in vieler Hinsicht verarmt. Gewöhnlich<br />

ist nur eine einzige, höchstens 10-15 m hohe,<br />

aus wenigen Arten bestehende Baumschicht<br />

vorhanden. Da ihr Kronendach mehr Licht<br />

durchläßt, kann sich eine dichte Krautschicht<br />

ausbilden, die oft aus tropophytischen Gräsern<br />

besteht (aber auch dikotyle Stauden und Geophyten<br />

kommen vor). Das ist vor allem auf feiner<strong>der</strong>eichen<br />

Böden <strong>der</strong> Fall; auf felsigen, skelettreichen<br />

treten stattdessen eher niedrige Sträucher<br />

auf Manche Bestände sind reich an Lianen,<br />

die wegen des niedrigen Wuchses <strong>der</strong> Bäume<br />

leicht ins Kronendach gelangen können. Auch<br />

Flaschenbäume können häufig sein; diese erreichen<br />

zuweilen infolge ihrer Wasserspeicherung<br />

größere Wuchsleistungen und können dann als<br />

„Überbäume“ auftreten. An den normalen Bäumen<br />

fällt oft eine extrem dicke, tiefrissige Borke<br />

auf, die als Schutz gegen Brände dient. Nähert<br />

man sich <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze, so werden<br />

die Bäume noch niedriger und nehmen oft<br />

eine sog. Obstbaumform an mit kurzen, knorrigen<br />

Stämmen und abgeflachter Krone (Bäume<br />

dieses Habitus sind meist Mimosoideen aus<br />

den Gattungen A cacia o<strong>der</strong> Prosopis, <strong>der</strong>en doppelt<br />

gefie<strong>der</strong>te Blätter durch extrem kleine Blättchen<br />

auffallen; vgl. Abb. 91.1, S. 189).<br />

Die beiden bisher besprochenen Varianten<br />

umfassen den idealen, während <strong>der</strong> Trockenzeit<br />

vollständig kahlen Typ des Regengrünen Waldes.<br />

Dieser ist aber so nur in kleineren Teilen<br />

des semihumiden Klimagebietes verwirklicht;<br />

vielmehr gehört <strong>der</strong> größere Teil <strong>der</strong> Variante<br />

H4 an. Hier begünstigt <strong>der</strong> weniger scharfe Kontrast<br />

zwischen Regen- und Trockenzeit eine stärkere<br />

Beteiligung Immergrüner, die vornehmlich<br />

in den unteren Schichten auftreten, während das<br />

eigentliche Kronendach laubwerfend bleibt<br />

(Abb. 87). Neben einigen Schopfbäumen sind<br />

es vorwiegend kleinere Normalbäume mit obligat<br />

immergrüner Belaubung, <strong>der</strong>en oft ziemlich<br />

kleine Blätter (es gibt aber auch Ausnahmen)<br />

die Trockenzeit mit Hilfe stark xeromorpher<br />

Anpassungen überdauern. Je geringer die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge,<br />

umso xeromorpher werden<br />

die Blätter. Der Mengenanteil solcher „Hartlaubgehölze“<br />

an <strong>der</strong> Bestandesstruktur variiert<br />

je nach dem Nie<strong>der</strong>schlagsregime. Rein theoretisch<br />

könnte man diese Lebensform als Element


Regengrüner Wald und Savanne 183<br />

m<br />

15<br />

1 0<br />

0 -J<br />

r-<br />

0<br />

— I—<br />

10 20 m<br />

Abb. 87: Regengrüner Trockenwald mit immergrünem Unterwuchs (schwarz) im östlichen Gran Chaco in N-<br />

Argentinien.<br />

Gelegen im feuchteren Teilbereich des Trockenwaldes, Klimatyp etwa H 2/4. Ab: Astronium balamae-, Ti: Tabebuia<br />

ipe; Pa: Patagonulaamericana-, RI: Ruprechtialaxiflora-, Chg: Chrysophyllumgonocarpum-, Ga: Gleditsia amorphoides-.<br />

Mp: Myrcianthuspungens-. M l: Myrcialaruotteana-, Eu: Eugenia uniflora-. Te: Trichiliaelegans-, Tc: Trichilia catigua-,<br />

Ax: Achatocarpus bicornutus-, Ba: Brunfelsia australis-, Cv: Cupania vemalis-, Pb: Philyra brasiliensis. Krautschicht<br />

meist Bromeliaceen. - Aus E skuche 1982.<br />

eines hypothetischen, dem aperiodisch-semihumiden<br />

Klimatyp „H5“ entsprechenden „Hartlaubwaldes“<br />

betrachten. Die Variante H4 wäre<br />

dann eine Ubergangsform zwischen diesem und<br />

dem echten Regengrünen Wald.<br />

Savannen als Ersatzgesellschaften<br />

Wie schon angedeutet, wird <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Savanne<br />

oft in einem sehr weiten und wenig definierten<br />

Sinne gebraucht. Das ist vor allem in<br />

<strong>der</strong> geographischen Literatur <strong>der</strong> Fall. In <strong>der</strong><br />

geobotanischen hat sich in den letzten Jahrzehnten<br />

eine Konsolidiemng vollzogen, <strong>der</strong> auch hier<br />

gefolgt wird.<br />

Wir definieren demnach die Savanne als tropisches<br />

Grasland unter Waldklima. In diesem<br />

Sinne ist sie keine klimatische Klimaxformation<br />

- wie früher off angenommen wurde son<strong>der</strong>n<br />

eine Ersatzgesellschaft. Die Gründe für die Substitution<br />

des Waldes durch Grasland sind vielfältig.<br />

Danach kann man folgende „genetischen<br />

Savannentypen“ unterscheiden:<br />

• Natürliche Savanne:<br />

Nässe-Savanne (edaphisch bedingt)<br />

Dichtboden-Savanne (dsgl.)<br />

Brand-Savanne (Feuerklimax)<br />

Brand-Wildfraß-Savanne (Feuer- und<br />

biotische Klimax)<br />

• Anthropogene Savanne:<br />

Brand-Weide-Savanne.<br />

Nässe-Savannen können in allen tropischen<br />

Waldgebieten Vorkommen. Sie sind durch jahreszeitliche,<br />

langanhaltende (aber nicht dauernde)<br />

Überschwemmung <strong>der</strong> Bodenoberfläche<br />

bedingt, die das Aufkommen von Gehölzen<br />

verhin<strong>der</strong>t. Wie schon erwähnt, liegt die Grenze<br />

hierfür z. B. im Bereich des Regenwaldes bei<br />

einer Überschwemmungsdauer von über 8 Monaten.<br />

Die Nässe spielt auch eine Rolle bei <strong>der</strong> Entstehung<br />

von Dichtboden-Savannen, die auf das<br />

wechselfeuchte Gebiet beschränkt sind. Sie finden<br />

sich in ebenen Gegenden mit tonreichen<br />

Böden (z. B. in den venezolanischen „Llanos").<br />

Der Boden enthält in geringer Tiefe (ca. 1 m)


184 Die Tropische Zone<br />

^'r<br />

eine extrem verdichtete, fast betonartige Schicht.<br />

Diese verhin<strong>der</strong>t in <strong>der</strong> Regenzeit das Versikkern<br />

des Wassers, so daß <strong>der</strong> Oberboden bis<br />

zur Oberfläche wassergesättigt wird. In <strong>der</strong> Trokkenzeit<br />

wird <strong>der</strong> Oberboden schnell vollständig<br />

wasserfrei, und infolge <strong>der</strong> Verdichtungsschicht<br />

ist ein Vordringen von Wurzeln in tiefere<br />

Schichten nicht möglich. Dieses extreme<br />

Bodenwasserregime begünstigt die Gräser mit<br />

ihrem dichten, kompakten Wurzelsystem und<br />

verhin<strong>der</strong>t das Aufkommen von Gehölzen. Wie<br />

solche Verdichtungsschichten entstanden sind,<br />

ist nicht ausreichend geklärt (auch eine anthropogene<br />

Entstehung ist nicht auszuschließen).<br />

Gegenüber den beiden mehr lokal auftretenden<br />

edaphischen Savannentypen ist die Brand-<br />

Savanne im Gebiet des Regengrünen Waldes<br />

eine weit verbreitete Erscheinung, vor allem in<br />

<strong>der</strong> trockenen Variante (H2). Der Regengrüne<br />

Trockenwald ist <strong>der</strong> am stärksten brandgefährdete<br />

natürliche Vegetationstyp, beson<strong>der</strong>s dort,<br />

wo er auf feiner<strong>der</strong>eichem Boden eine dichte<br />

Krautschicht enthält. Treten zu Beginn <strong>der</strong> Regenzeit<br />

Trockengewitter auf (was in manchen<br />

Gegenden die Regel ist), so kommt es leicht zur<br />

Entzündung <strong>der</strong> auf dem Boden befindlichen,<br />

völlig ausgedörrten toten Biomasse. Im Normalfalle<br />

entstehen zwar nur Bodenfeuer, die die<br />

Bäume mit Hilfe ihrer dicken Borke ungeschädigt<br />

überleben. Sind solche Brände aber häufiger,<br />

so kann <strong>der</strong> Wald durch Schädigung einzelner<br />

Bäume allmählich lichter werden. Das<br />

för<strong>der</strong>t den Graswuchs, wodurch dann anschließend<br />

wie<strong>der</strong> die Intensität <strong>der</strong> Brände verstärkt<br />

wird. So resultiert eine absteigende Sukzession,<br />

an <strong>der</strong>en Ende, als Feuerklimax, ein baumfreies<br />

o<strong>der</strong> zumindest -armes, tropophytisches Grasland<br />

steht.<br />

In Afrika ist auf <strong>der</strong> Grundlage des Brandsavannen-Prinzips<br />

ein beson<strong>der</strong>es Ökosystem<br />

entstanden, die Brand-Wildfraß-Savanne, in<br />

<strong>der</strong> die Wirkungen von Bränden und die Verhaltensweisen<br />

<strong>der</strong> dortigen großen Wildherden<br />

in komplexer Form ineinan<strong>der</strong>greifen; die Wirkungsweise<br />

wurde erst in den letzten Jahrzehnten<br />

im einzelnen aufgeklärt (Sinclair etc. 1979).<br />

Ausgangspunkt ist, wie eben beschrieben, ein Trockenwald<br />

mit Grasunterwuchs. Durch Brände wird <strong>der</strong><br />

Wald gelichtet, die Grasdecke verstärkt sich und wird<br />

dadurch für die Wildherden attraktiv. Die Beweidung<br />

bewirkt, durch Zerstörung von Bäumen (Elefanten)<br />

und den Verbiß des Jungwuchses, eine Umwandlung<br />

in Grasland mit nur einzelnen Bäumen, das regelmäßig<br />

abbrennt. Durch alljährliche starke Beweidung (die<br />

wan<strong>der</strong>nden Wildherden neigen dazu, aus Tradition<br />

immer dieselben Wan<strong>der</strong>routen zu benutzen) wird das<br />

Grasland allmählich degradiert und aufgelockert; es<br />

stellen sich Dornsträucher als Weideunkräuter ein.<br />

Diese schließen nach und nach immer dichter zu<br />

Dorngebüschen zusammen, die das Gras weiter verdrängen.<br />

Daraufhin wird die Fläche vom Wild aufgegeben.<br />

In das Dorngebüsch, das wegen des fehlenden<br />

Grases weniger brandgefährdet ist, wan<strong>der</strong>n Bäume<br />

ein, die allmählich wie<strong>der</strong> zu einem Wald zusammenschließen.<br />

Durch die Beschattung sterben die Domsträucher<br />

ab, es kommt wie<strong>der</strong> Gras auf, und <strong>der</strong> Zyklus<br />

kann von neuem beginnen. Diese Sukzession läuft<br />

überall in dem von den Wildherden durchwan<strong>der</strong>ten<br />

potentiellen Trockenwaldgebiet ab, so daß dessen<br />

Vegetation insgesamt ein Mosaik aus den verschiedenen<br />

Sukzessionsstadien bildet; dabei än<strong>der</strong>t sich die<br />

Lage <strong>der</strong> einzelnen Mosaiksteine zeitlich dauernd.<br />

Trotz des Auftretens solcher hochkomplexen<br />

Ökosysteme ist aber davon auszugehen, daß die<br />

anthropogenen Savannen bei weitem die größten<br />

Flächen dieses Vegetationstyps ausmachen.<br />

Sie dienen <strong>der</strong> Viehzucht und werden ebenfalls<br />

durch Brand offengehalten. Die Brände, die alljährlich<br />

während <strong>der</strong> Trockenzeit planmäßig<br />

angelegt werden, beschleunigen die Mineralisierung<br />

<strong>der</strong> toten Pflanzenmasse; dadurch kann<br />

<strong>der</strong> junge Austrieb zu Beginn <strong>der</strong> Regenzeit<br />

schneller erscheinen, und dessen Abweidung<br />

wird weniger durch das tote Gras behin<strong>der</strong>t. Vor<br />

allem in Afrika, wo diese Wirtschaftsweise schon<br />

seit vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten (ja vielleicht Jahrtausenden;<br />

vermutlich befindet sich hier, und zwar<br />

gerade in Waldrandgebieten, die Wiege <strong>der</strong><br />

Menschheit) betrieben wird, sind dadurch die<br />

Regengrünen Wäl<strong>der</strong> auf allen besseren Böden<br />

weitgehend beseitigt worden; nur auf armen<br />

Skelettböden, auf denen sich keine brenn- bzw.<br />

freßbare Grasdecke entwickeln kann, blieben<br />

Reste erhalten. Sogar Teile des saisonierten<br />

Regenwaldes konnten hier in Savannen umgewandelt<br />

werden; dieser Waldtyp brennt zwar<br />

von Natur aus nicht, doch kann man in ihm<br />

durch künstliches Auflichten und Verbrennen<br />

des Unterholzes einen üppigen Graswuchs erzeugen,<br />

<strong>der</strong> während <strong>der</strong> kurzen Trockenzeit<br />

dürr wird und dann <strong>der</strong> alljährlichen Brandbehandlung<br />

unterzogen werden kann.<br />

Die Vegetation <strong>der</strong> Savannen wird physiognomisch<br />

und auch bezüglich <strong>der</strong> Biomasse von<br />

Süßgräsern {Gramineae) beherrscht. Die Wüchsigkeit<br />

<strong>der</strong> Gräser richtet sich vor allem nach<br />

<strong>der</strong> Humidität des Klimas; man unterscheidet


Regengrüner Wald und Savanne 185<br />

Feuchtsavanne (Hochgrassavanne) mit einer bis<br />

zu 4 m hohen, geschlossenen Grasdecke (fast<br />

100 % Deckung) im Klimabereich <strong>der</strong> Regengrünen<br />

Feuchtwäl<strong>der</strong> (und ggf Regenwäl<strong>der</strong>)<br />

und Trockensavanne (Nie<strong>der</strong>grassavanne) im<br />

Bereich <strong>der</strong> Trockenwäl<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Grasdecke<br />

lückiger und nur 1-2 m hoch ist. Abgesehen von<br />

<strong>der</strong> immergrünen Nässe-Savanne, in <strong>der</strong> auch<br />

Sumpfpflanzen beteiligt sind, sind die übrigen<br />

Savannentypen tropophytisch und enthalten<br />

neben den Gräsern eine Reihe niedrigerer Chamäphyten,<br />

Hemikryptophyten und Geophyten,<br />

die ihre Hauptentwicklung meist schon zu Beginn<br />

<strong>der</strong> Regenzeit, vor voller Entfaltung <strong>der</strong><br />

Gräser, durchlaufen.<br />

Zur Physiognomie <strong>der</strong> Brandsavannen-Landschaft<br />

als Ganzes gehören häufig (aber nicht<br />

zwingend) einzelne beson<strong>der</strong>s feuerresistente<br />

Bäume (darunter auch Palmen) als Relikte des<br />

Waldes; manchmal sind es auch absichtlich gepflanzte<br />

Kulturarten. Charakteristisch für Savannengebiete<br />

sind auch die immergrünen Galeriewäl<strong>der</strong><br />

in Flußauen u. ä. Feuchtgebieten, die<br />

wegen des Fehlens vertrockneten Unterwuchses<br />

von den Bränden nicht erfaßt werden und daher<br />

erhalten bleiben.<br />

Regionen<br />

Die regionale Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Domäne des<br />

Regengrünen Waldes entspricht <strong>der</strong> des Regenwaldes,<br />

mit dem diese Formation ja floristisch<br />

und räumlich eng verzahnt ist. Es sind also 3<br />

Regionen zu unterscheiden (Abb. 8 8 ): die N eotropische<br />

Region (2.1), die Afrikanische Region<br />

(2.2) und die Indopazifische Region (2.3).<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Während über die Zerstörung von Regenwäl<strong>der</strong>n<br />

in <strong>der</strong> Tagespresse fast unablässig berichtet<br />

wird, hört man über die Regengrünen<br />

Wäl<strong>der</strong> in dieser Hinsicht fast nichts. Das rührt<br />

sicherlich von mangeln<strong>der</strong> Sachkenntnis <strong>der</strong><br />

Journalisten her, die die Begriffe „Tropen“ und<br />

„Regenwald“ meist als synonym ansehen. Doch<br />

hat es auch einen sachlichen Grund: im Gegensatz<br />

zu den Regenwäl<strong>der</strong>n, die bis in unser Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

auf großen Flächen ziemlich unversehrt<br />

erhalten geblieben waren, sind die Regengrünen<br />

W äl<strong>der</strong> schon seit langem stark durch die<br />

menschliche Nutzung verän<strong>der</strong>t und dezimiert<br />

worden, so daß sie heute nirgends mehr in auffallend<br />

großen, einheitlichen Beständen auftreten.<br />

In allen tropischen Län<strong>der</strong>n ist die Domäne<br />

des Regengrünen Waldes traditionell wesentlich<br />

dichter besiedelt als die des Regenwaldes.<br />

Die Gründe dafür liegen auf <strong>der</strong> Hand: <strong>der</strong> Wald<br />

läßt sich nicht nur, wie besprochen, leicht in ertragreiches<br />

Grasland umwandeln, son<strong>der</strong>n er<br />

eignet sich, wegen <strong>der</strong> geringeren Auswaschung<br />

<strong>der</strong> Mineralstoffe aus dem Boden, auch zur<br />

Anlegung von dauergenutzten Äckern (nicht zu<br />

vernachlässigen ist übrigens <strong>der</strong> psychische<br />

Aspekt: das jahreszeitlich wechselnde semihumide<br />

Klima ist für menschliche Aktivitäten<br />

viel anregen<strong>der</strong> als das gleichmäßige, stupide des<br />

Regenwaldes). Vor allem in den alten Kulturlän<strong>der</strong>n<br />

des tropischen Asien sind dem Ackerbau<br />

schon Vorjahrhun<strong>der</strong>ten große Flächen des<br />

Regengrünen Waldes zum Opfer gefallen, und<br />

auch die europäische Besiedlung <strong>der</strong> amerikanischen<br />

Tropen konzentrierte sich in den wechselfeuchten<br />

Gebieten, die „grüne Hölle“ des<br />

Regenwaldes wurde lange Zeit gemieden.<br />

Abb. 88: Verbreitung (bzw. klimatische Klimaxdomäne) des Regengrünen Waldes.


186 Die Tropische Zone<br />

Doch sind die Gefahren <strong>der</strong> Nutzung auch<br />

hier nicht zu übersehen. Ein Charakteristikum<br />

dieser Domäne ist die starke Erosionsgefährdung<br />

<strong>der</strong> Böden. Häufig setzt die Regenzeit sehr plötzlich<br />

mit heftigen Gewittergüssen ein, und <strong>der</strong><br />

vollständig ausgetrocknete Boden kann das<br />

Wasser zunächst nicht aufnehmen. So entstehen<br />

Schichtfluten, die schon bei wenig steiler<br />

Hangneigung zu reißenden Strömen werden<br />

können, die den Oberboden rasch abtragen.<br />

Eine Nutzung, die nachhaltig sein soll, erfor<strong>der</strong>t<br />

also eine pflegliche Behandlung. Diese ist<br />

auch kennzeichnend für den traditionellen Akkerbau<br />

beson<strong>der</strong>s in den asiatischen Län<strong>der</strong>n.<br />

Jede Übernutzung, wie sie gerade heute infolge<br />

„Mo<strong>der</strong>nisierung“ und Industrialisierung <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft vielerorts eingesetzt hat, kann<br />

katastrophale Folgen haben. Die Ersetzung <strong>der</strong><br />

traditionellen, den lokalen Verhältnissen angepaßten<br />

Wirtschaftsweisen durch mo<strong>der</strong>ne aus<br />

den Extratropen stammende kapital- und profitorientierte<br />

Formen gefährdet ebenso die Bewirtschaftung<br />

<strong>der</strong> Savannen. Beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong>en<br />

trockneren Teilen, wo die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

jährlich stark wechseln kann, wird <strong>der</strong> Viehbestand<br />

heute oft auf nasse Jahre ausgerichtet, was<br />

dann in trockenen Jahren nicht nur zu massenhaftem<br />

Viehsterben führt, son<strong>der</strong>n auch zur<br />

Zerstörung <strong>der</strong> Vegetationsdecke.<br />

Die forstliche Nutzung ist vor allem in <strong>der</strong><br />

asiatischen Region wegen des Vorhandenseins<br />

zahlreicher wertvoller Holzarten {Dipterocarpaceae\<br />

Tectona grandis) schon lange ein wichtiger<br />

Wirtschaftsfaktor, <strong>der</strong> dort auch zur Anlegung<br />

größerer Forstplantagen geführt hat. Von<br />

einer allgemeinen rationellen, auf Nachhaltigkeit<br />

ausgerichteten Forstwirtschaft ist man aber<br />

auch dort noch weit entfernt.<br />

2.1 Neotropische Region<br />

Der größte Bereich Regengrünen Waldes in<br />

Amerika befindet sich in Zentralbrasilien und<br />

angrenzenden Gebieten im SO des amazonischen<br />

Regenwaldes und kann als Brasilianische<br />

Unterregion (2.La) bezeichnet werden.<br />

Hier finden sich auf großen Flächen Regengrüne<br />

Feuchtwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Variante H l/4 , doch ist in den<br />

zentralen Hochlän<strong>der</strong>n sowie im südwestlichen<br />

Randbereich (Chaco) auch die trockene Variante<br />

H 2/4 nicht selten. Die Karibisch-Mexikanische<br />

Unterregion (2.1.b) auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

Amazoniens umfaßt größere Gebiete im Raum<br />

Venezuela-Guajana (hier auch die voll trockenkahle<br />

Variante H 3); weiter nach NW ist sie über<br />

die karibische Inselwelt und Mittelamerika in<br />

häufigem Wechsel mit dem Regenwald weit<br />

verstreut bis nach W-Mexiko, dabei an <strong>der</strong> pazifischen<br />

Küste Mittelamerikas stärker verbreitet<br />

als an <strong>der</strong> atlantischen (jedoch sind diese beiden<br />

Seiten nicht so einheitlich verschieden wie<br />

es <strong>der</strong> kleine Maßstab <strong>der</strong> Karte erscheinen läßt).<br />

Savannen unterschiedlichen Ursprungs treten<br />

vor allem in Venezuela („Llanos“) und Guajana<br />

auf größerer Fläche auf, aber auch im zentralen<br />

Hochland Brasiliens sind solche („Campos“,<br />

wohl meistens vom Dichtboden-Typ) nicht selten.<br />

2.2 Afrikanische Region<br />

In Afrika umrahmt <strong>der</strong> Regengrüne Wald den<br />

Regenwald an allen drei Seiten und reicht auch<br />

wenig verän<strong>der</strong>t auf die Insel Madagaskar hinüber.<br />

Entlang dem Regenwald und in gebirgigen<br />

Lagen tritt die Variante H l/4 auf, die am<br />

häufigsten in Form des sog. Miombo-Waldes<br />

(benannt nach <strong>der</strong> Caesalpinioideen-Gattung<br />

Brachystegid) erhalten geblieben ist. Den größten<br />

Raum nehmen aber trocknere Typen (H2)<br />

ein. Diese enthalten im ganzen Bereich als beson<strong>der</strong>s<br />

distinkte Komponente die durch ihre<br />

gewaltigen Tonnenstämme auffallenden Arten<br />

<strong>der</strong> Gattung Adansonia (Affenbrotbaum, Kremtartenboom,<br />

Bombacaceae; Abb. 89), die gewöhnlich<br />

das normale Kronendach überragen und<br />

wegen ihrer vielfältigen Nutzbarkeit (Früchte,<br />

Blätter, Rinde) bei <strong>der</strong> Zerstörung <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong><br />

oft als einzige übriggeblieben sind. Sie wachsen<br />

vornehmlich in artenreichen Beständen auf<br />

edaphisch günstigen Standorten. Viel weiterverbreitet<br />

sind aber ärmere Waldtypen, in denen<br />

nur wenige Arten dominieren, so im N und O<br />

die Gattung Comhretum, im S die Caesalpinioidee<br />

Colophospermum mopane („Mopane-Wäl<strong>der</strong>“).<br />

Die große Bedeutung <strong>der</strong> Savannen in<br />

Afrika wurde schon besprochen.<br />

2.3 Indopazifische Region<br />

Die beiden Hauptteile dieser Region liegen weit<br />

voneinan<strong>der</strong> entfernt und weichen auch floristisch<br />

und ökologisch deutlich voneinan<strong>der</strong> ab.


Regengrüner Wald und Savanne 187<br />

Abb. 89: Verbreitung <strong>der</strong> Gattung Adansonia, mit Artenzahlen.<br />

Auf dem afrikanischen Festland kommt nur A. digitata vor, <strong>der</strong>en Areal recht genau die Verbreitung des Regengrünen<br />

Waldes nachzeichnet; hingegen ist Madagaskar Diversitätszentrum mit 7 Arten, damnter die abgebildete,<br />

bis 30 m hoch und 7 m dick werdende A. grandidieri. In NW-Australien wächst A. gregorii. - Nach SchmithOsen<br />

1968, Knapp 1973, Rauh 1973, Beadle 1981.<br />

Die Indische Unterregion (2.3.a) ist durch ihr<br />

prononciertes Monsunklima ausgezeichnet, in<br />

dem die hochwüchsige, voll trockenkahle Variante<br />

T5.H1/3 von Natur aus weit verbreitet wäre<br />

(auf größerer Fläche erhalten ist sie aber nur in<br />

gebirgigen Teilen Hinterindiens und Indochinas).<br />

Wie im Regenwald, so dominieren auch<br />

hier meist die Dipterocarpaceen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Gattung Shorea. An diese Unterregion lassen<br />

sich auch noch die Vorkommen auf den<br />

Sundainseln und den Philippinen anschließen.<br />

In <strong>der</strong> Australischen Unterregion (2.3.b) sind<br />

die Unterschiede zwischen Regen- und Trockenzeit<br />

schwächer (H4), vor allem im O nähern sie<br />

sich mancherorts sogar dem theoretischen Typ<br />

„H5“ an. Daher ist es nicht erstaunlich, daß sowohl<br />

die feuchten als auch die trockenen Regengrünen<br />

Wäl<strong>der</strong> hier selbst in ihrer Kronenschicht<br />

fast stets immergrüne Vertreter <strong>der</strong> auf Australien<br />

allgegenwärtigen Gattung<br />

enthalten.<br />

Östlich von Australien gibt es auf vielen<br />

<strong>der</strong> pazifischen Inseln kleinflächige Regengrüne<br />

Wäl<strong>der</strong>, die ähnlich wie die Regenwäl<strong>der</strong> mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Entfernung vom Festland immer<br />

artenärmer werden. Natürliche Savannen spielen<br />

in beiden Teilbereichen keine größere Rolle;<br />

anthropogene Waldverwüstungsstadien sind<br />

im dichtbesiedelten Indien allerdings weit verbreitet,<br />

und selbst in Australien haben schon<br />

die „Aborigines“ manche Trockenwäl<strong>der</strong> durch<br />

Brand in offene, savannenähnliche Bestände<br />

umgewandelt.<br />

3 Eurytropische Trockengehölze<br />

Schon <strong>der</strong> Regengrüne Trockenwald ist nicht<br />

mehr sehr wüchsig, hat aber doch noch ein geschlossenes<br />

Kronendach. Nimmt die Intensität<br />

<strong>der</strong> Trockenzeit weiter zu, so ist kein geschlossener<br />

Wald mehr möglich, d. h. die hygrische<br />

Waldgrenze ist erreicht (Abb. 62). Die jenseits<br />

dieser befindliche, physiognomisch meist von<br />

Gehölzen unterschiedlicher Lebensformen dominierte<br />

Formation ist letztlich nichts weiter als<br />

ein großräumiger „Waldmantel“, ein Übergangssaum<br />

(Ökoton) zwischen Wald und Wüste, <strong>der</strong><br />

umso größere Flächen einnimmt, je schwächer<br />

das hygrische Gefalle ist. In <strong>der</strong> Literatur werden<br />

die hierher gehörenden Vegetationstypen<br />

unter den verschiedensten Namen geführt (s.<br />

unten).<br />

Klimabedingungen (Abb. 90)<br />

Die hygrische Waldgrenze liegt oft etwa dort,<br />

wo die Zahl <strong>der</strong> humiden Monate 4 unterschreitet;<br />

als Grenze gegen die Wüste kann unter<br />

warmtropischen Bedingungen etwa eine Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

von < 2 0 0 mm angenommen<br />

werden. Der klimatische Rahmen für das Auftreten<br />

von Trockengehölzen umfaßt also etwa<br />

die Gebiete mit 200-600 mm Nie<strong>der</strong>schlag und<br />

8-11 Monaten Dürrezeit; alle diese Richtwerte<br />

variieren aber stark in Abhängigkeit von den<br />

übrigen Standortsbedingungen. Innerhalb die-


188 Die Tropische Zone<br />

ses Rahmens entspricht dem hygrischen Gradienten<br />

eine Abstufung von höheren bzw. dichteren<br />

Beständen nahe <strong>der</strong> Waldgrenze zu niedrigeren/offeneren<br />

nahe <strong>der</strong> Wüste (doch wird<br />

diese so stark von edaphischen Wirkungen überlagert,<br />

daß sich hierauf keine Glie<strong>der</strong>ung in Varianten<br />

gründen läßt). So lassen sich nur zwei<br />

hygrische Klimatypen nach <strong>der</strong> Homogenität<br />

des Nie<strong>der</strong>schlagsregimes unterscheiden:<br />

H l : Nie<strong>der</strong>schlag regelmäßig, jedes Jahr etwa<br />

in gleicher Menge und zu gleicher Zeit.<br />

H2; Nie<strong>der</strong>schlagsregime unzuverlässig, d. h.<br />

Nie<strong>der</strong>schlag von Jahr zu Jahr in <strong>der</strong> Menge<br />

(o<strong>der</strong> auch im Zeitpunkt) stark wechselnd.<br />

Bei <strong>der</strong> Temperatur kommt die ganze Palette<br />

<strong>der</strong> Abwandlungen vor (TI bis T 6 ). Dabei ist es<br />

für den Vegetationstyp von geringer Bedeutung,<br />

ob die Monatsmittel gleichmäßig o<strong>der</strong> unterschiedlich<br />

sind, und auch die Depression in<br />

höheren Lagen spielt keine große Rolle. Im Tiefland<br />

liegen die Temperaturen sehr hoch, meist<br />

höher als in den feuchteren Teilen <strong>der</strong> Tropen,<br />

es kommen Monatsmittel bis über 30 °C vor.<br />

An<strong>der</strong>erseits sind in dem extremen Strahlungsklima<br />

auch die Minima tiefer, und gerade in<br />

dieser Hinsicht besteht ein großer Unterschied<br />

zu den humi<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong> Tropen. Während<br />

diese von den Extratropen eindeutig durch die<br />

Frostgrenze geschieden sind, treten hier, vor allem<br />

im Inneren <strong>der</strong> Kontinente, Fröste bereits<br />

in Gegenden auf, die nach allen an<strong>der</strong>en Kriterien<br />

noch zu den Randtropen zu rechnen sind<br />

und in denen auch die Flora zum großen Teil<br />

aus Sippen tropischer Verwandtschaft besteht<br />

(Klimatyp T 6 ). Daß diese die leichten Fröste<br />

vertragen, hängt wohl damit zusammen, daß<br />

Trocken- und Frostresistenz auf den gleichen<br />

ökophysiologischen Grundlagen bemhen. Hierdurch<br />

wird die Abgrenzung gegen die Méridionale<br />

bzw. Australe Zone verwischt (vgl. auch<br />

S. 115), so daß die tropischen und die peritropischen<br />

Gebiete mit Trockengehölzen zu einer<br />

Klimaxdomäne zusammenfließen, in <strong>der</strong> die<br />

Frostgrenze dann nur noch zur Abgrenzung von<br />

Varianten führt (S. 191). Im übrigen kann sich<br />

dieser Vegetationstyp in den Gebirgen bis hinauf<br />

in die Oreotropische Stufe erstrecken, wo<br />

die Temperaturmittel entsprechend niedriger liegen<br />

und ebenfalls Fröste auftreten (T3, T4).


Eurytropische Trockengehölze 189<br />

Sippenbestand<br />

Durch die ungünstigen Klimabedingungen ist die<br />

Gehölzflora gegenüber <strong>der</strong> <strong>der</strong> tropischen Wäl<strong>der</strong><br />

stark verarmt. Wichtigste, in allen Teilen <strong>der</strong><br />

Domäne verbreitete Familie bleiben die Leguminosen,<br />

und zwar vor allem in <strong>der</strong> Unterfamilie<br />

Mimosoideae (allein die Gattung Acacia umfaßt<br />

im australischen Trockengebiet über 700, im afrikanischen<br />

ca. 100-200 Arten; Abb. 91). Auch die<br />

Anacardiaceen, Burseraceen, Sterculiaceen, Euphorbiaceen,<br />

Rutaceen, Apocynaceen und Myrtaceen<br />

sind in mehreren Teilbereichen vertreten.<br />

Daneben treten einige Gehölzfamilien hinzu, die<br />

in den feuchten Tropen keine Rolle spielen; so<br />

die Capparidaceen, Zygophyllaceen, Rhamnaceen<br />

und Agavaceen. Einige weitere sind auf bestimmte<br />

Regionen beschränkt (s. dort). Die krautige bzw.<br />

Zwerg- o<strong>der</strong> halbstrauchige Bodenschicht wird in<br />

<strong>der</strong> Hauptsache von <strong>der</strong> Flora <strong>der</strong> Halbwüsten<br />

gebildet.<br />

Während die Gesamtflora dieses Bereiches<br />

noch relativ artenreich ist, bestehen die EinzeT<br />

bestände meist nur aus recht wenigen Arten, die,<br />

wie für extreme Standortsbedingungen typisch,<br />

in umso größerer Individuenzahl auftreten.<br />

Bestandesstruktur, Lebensformen, Aspekte<br />

Eine einheitliche Bestandesstruktur ist in diesem<br />

Klimaxbereich nicht gegeben: je nach den<br />

lokalen Standortsbedingungen sind die Einzelbestände<br />

physiognomisch sehr verschieden. Im<br />

Prinzip kann eine Baumschicht, eine Strauchschicht<br />

und eine Bodenschicht auftreten, in vielen<br />

Beständen sind aber nicht alle drei vorhanden.<br />

Auf diese Schichten verteilen sich folgende<br />

Lebensformen (Abb. 92):<br />

Baumschicht (5-10 m hoch, nie geschlossen)<br />

• Normalbäume: niedrig, knorrig (oft „obstbaumförmig“),<br />

hartholzig, oft dornig, meist<br />

kleinblättrig, dabei regengrün o<strong>der</strong> immergrün<br />

(dann oft sehr hartlaubig, filzig u. dgl.),<br />

o<strong>der</strong> zuweilen Blätter zu Schuppen reduziert<br />

bzw. ganz fehlend (mikro- o<strong>der</strong> aphyll)<br />

• Klein-Flaschenbäume (= sukkulentstämmige<br />

Regengrüne); manche werfen in <strong>der</strong> Trokkenzeit<br />

nicht nur Blätter, son<strong>der</strong>n auch<br />

Zweige ab<br />

• Stark xeromorphe niedrige Schopfbäume<br />

(z. B. Palmen, Agavaceen, Cycadeen u. a.;<br />

Abb. 93)<br />

• Hochwüchsige blattlose Stammsuklculenten<br />

(Säulen- und Kandelaber-Kakteen bzw. -Euphorbien)<br />

Abb. 91; Zweige von Acacia-Aiien.<br />

1 A.giraffae, afrikanische Art mit regengrünen Fie<strong>der</strong>blätern (a Frucht). 2-5 australische Arten mit immergrünen<br />

hartlaubigen Phyllodien, die teils flügelartig herablaufen: 2 A. armata, 3 A. marginata, 4 A. decipiens, 5 A. alata.<br />

- Quellen: 1 Engler 1910f; 2-5 Schimper 1898.


190 Die Tropische Zone<br />

s ä<br />

1 2 i 1 5 1 i 3 5 5<br />

Abb. 92: Lebensformen in Trockengehölzen<br />

(Beispiel aus SW-Madagaskar).<br />

1 Stammsukkulenten (z. B. Didieraceae,<br />

Euphorbid)\ 2 Blattsukkulenten<br />

(Kalanchoe)-, 3 Klein-Flaschenbaum<br />

(Pachypodium)-, 4 Klein-Schopfbäume<br />

(Aloe)-, 5 Lianen (Cucurbitaceae, Vitaceae,<br />

Asclepiadaceae). Die übrigen sind<br />

regengrüne, hartlaubige o<strong>der</strong> malakophylle<br />

Normalbäume und -Sträuchen<br />

Auf dem Boden außerdem vereinzelte<br />

niedrige Gräser. - Nach Keraudren<br />

aus Knapp 1973.<br />

Strauchschicht (1-5 m hoch, offen o<strong>der</strong> geschlossen,<br />

von Baumschicht oft kaum trennbar)<br />

• Gleiche Formen wie oben in Kleinformat,<br />

dazu:<br />

• Holzige Lianen (regengrün o<strong>der</strong> immergrün)<br />

• Blattsukkulenten<br />

„Malakophylle Xerophyten“, d. h. relativ<br />

weichlaubige, aperiodisch wachsende Sträucher,<br />

die während <strong>der</strong> Regenzeit ziemlich<br />

große, in <strong>der</strong> Dürrezeit dann immer kleinere<br />

Blätter ausbilden und die größeren entsprechend<br />

dem zunehmenden Wasserstreß<br />

sukzessive abwerfen<br />

2m<br />

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Abb. 93: Verzweigte o<strong>der</strong> unverzweigte, monokotyle Kleinschopfbäume sind oft beson<strong>der</strong>s im Grenzbereich<br />

<strong>der</strong> Trockengehölze gegen die Wüste auffallend.<br />

1 Yucca brevifolia (Joshua Tree, O-Kalifornien; darunter Jungpflanzen); 2 Aloe pillansii (Langer Kokerboom,<br />

Namaqualand, Südafrika); 3 Xantborrhoea quadrangulata (Grasbaum, S-Australien). - Quellen: 1 Sudworth<br />

1908; 2, 3 Tachtadzlan 1980f


Eurytropische Trockengehölze 191<br />

• Xylopodium-Sträucher, d. h. Sträucher verschiedener<br />

Formen mit einer großen unterirdischen<br />

verholzten, wasserspeichernden<br />

Knolle (Xylopodium, Lignotuber), <strong>der</strong>en<br />

Zweige mit zunehmen<strong>der</strong> Dürre von <strong>der</strong><br />

Spitze her absterben, so daß im Extremfalle<br />

das ganze oberirdische Sproßsystem verloren<br />

geht und nur das Xylopodium überdauert<br />

(oft tritt dieser Extremfall aber nur als<br />

Folge von Bränden auf, d. h. die Pflanzen<br />

sind Pyrophyten)<br />

Bodenschicht (unter 1 m hoch; Deckungsgrad<br />

oft komplementär zu dem <strong>der</strong> Strauchschicht)<br />

• gleiche Formen wie oben als Zwergsträucher,<br />

dazu;<br />

• Xeromorphe o<strong>der</strong> tropophytische Gräser<br />

• An<strong>der</strong>e Hemikryptophyten<br />

• Geophyten<br />

• Therophyten.<br />

In welcher Form diese unterschiedlichen Lebensformen<br />

zu Beständen zusammentreten, hängt<br />

vor allem von den edaphischen Standortsbedingungen<br />

im einzelnen ab (die über das Wasserregime<br />

des Bodens indirekt auch die Wirkungen<br />

<strong>der</strong> hygrischen Klimakomponente beeinflussen),<br />

daneben aber auch vom Florengebiet, da<br />

nicht alle Lebensformen überall vorhanden sind.<br />

Auffällige, definierte Vegetationstypen, zwischen<br />

denen es alle Übergänge gibt, sind:<br />

(1) Offenwald, bestehend aus einzeln stehenden,<br />

weit voneinan<strong>der</strong> entfernten Normalbäumen<br />

(seltener Schopfbäumen o<strong>der</strong> Sukkulenten)<br />

über einer niedrigen Bodenschicht<br />

aus Gräsern o<strong>der</strong> Zwergsträuchern.<br />

Da die Bäume oft dornig sind, auch als<br />

„Dornsavanne“ bezeichnet.<br />

(2) Trockenbusch, dichte Bestände aus ebenfalls<br />

oft dornigen Sträuchern verschiedener<br />

Formen (wenig Sukkulenten) mit nur geringem<br />

Unterwuchs („Dornbusch“, „Dornwald“).<br />

(3) Sukkulentenbusch, überwiegend aus mittelhohen<br />

(bis ca. 5 m), teils ein-, teils mehrstämmigen<br />

Stammsukkulenten bestehend,<br />

auch mit vielen kleineren Sukkulenten in<br />

<strong>der</strong> Bodenschicht.<br />

(4) Trocken-Grasland, dichte Grasbestände mit<br />

beigemischten an<strong>der</strong>en krautigen Pflanzen,<br />

unter speziellen Bodenverhältnissen (klimatisch<br />

bedingtes Trocken-Grasland gilt als<br />

eigene Klimaxformation Pampa, S. 246).<br />

In <strong>der</strong> skizzierten Form finden sich diese Typen<br />

im hygrisch günstigeren Bereich nahe <strong>der</strong><br />

Waldgrenze; in den trockneren Teilen in Richtung<br />

auf die Wüstengrenze werden die Bäume<br />

des Offenwaldes niedriger bzw. die Strauchbestände<br />

usw. offener. Durch welche ökologischen<br />

Faktoren das Auftreten <strong>der</strong> einen o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en dieser Formationen bewirkt wird, ist<br />

meist nur anhand <strong>der</strong> lokalen Verhältnisse zu<br />

entscheiden. Bezüglich <strong>der</strong> edaphischen Bedingungen<br />

läßt sich generell nur sagen, daß feinkörnige,<br />

lehmige Böden eher den Graswuchs<br />

begünstigen, felsige und skelettreiche eher den<br />

Gehölzwuchs. Die Durchwurzelung des Bodens<br />

seitens <strong>der</strong> Gehölze kann recht tief gehen; im<br />

Offenwald streichen die Wurzeln <strong>der</strong> Bäume<br />

unterhalb des Wurzelhorizontes <strong>der</strong> Bodenschicht<br />

auch horizontal sehr weit.<br />

Jahreszeitliche Aspekte sind nur durch den<br />

gemeinsamen Austrieb (oft einschließlich Blüte)<br />

vieler Arten zu Beginn <strong>der</strong> Regenzeit angedeutet.<br />

Varianten und Regionen<br />

Thermische Varianten sind durch die Temperaturminima<br />

bedingt, sie sind nur in <strong>der</strong> Flora<br />

erkennbar. Diese ist unter Frosteinfluß (T3, T4,<br />

T 6 ) erheblich verarmt, es fehlen viele empfindlichere<br />

Sippen, die in den frostfreien Gebieten<br />

(TI, T2, T5) vorhanden sind; durch übergreifende<br />

extratropische Elemente werden sie nur<br />

unzureichend ersetzt. Die hygrischen Varianten<br />

sind durch die Lebensformen unterschieden: H l<br />

begünstigt vor allem die Sukkulenten (Näheres<br />

vgl. bei E llenberg 1981) sowie in <strong>der</strong> Krautschicht<br />

die Geophyten, während die extremeren<br />

Bedingungen von H2 besser von Immergrünen<br />

mit stark xeromorpher o<strong>der</strong> malakophyller Belaubung,<br />

Mikro- und Aphyllen sowie Therophyten<br />

vertragen werden können.<br />

Wie in den an<strong>der</strong>en tropischen Domänen sind<br />

3 Regionen zu unterscheiden, <strong>der</strong>en Abgrenzung<br />

aber nicht mit <strong>der</strong> in den Waldgebieten, son<strong>der</strong>n<br />

mehr mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> Wüsten übereinstimmt<br />

(Abb. 94): die Amerikanische Region (3.1), die<br />

Afrikanisch-Indische Region (3.2) und die Australische<br />

Region (3.3).


192 Die Tropische Zone<br />

Abb. 94: Verbreitung <strong>der</strong> Eurytropischen Trockengehölze.<br />

Menschlicher Einfluß 3.1 Amerikanische Region<br />

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Während die Domäne des Regengrünen Waldes<br />

traditionell das Hauptsiedlungsgebiet <strong>der</strong><br />

warmen Tropen ist, bilden die Trockengehölze<br />

eher dessen Rand an <strong>der</strong> Außengrenze <strong>der</strong> Ökumene.<br />

In den humi<strong>der</strong>en Teilen ist eine Nutzung<br />

durch Trockenfeldbau möglich, sonst wird<br />

aber hauptsächlich Beweidung betrieben; die<br />

Holzpflanzen dienen als Brennmaterial.<br />

Die Brandgefahr ist hier etwas geringer als<br />

im Trockenwald, da nicht so viel abgestorbene<br />

Biomasse herumliegt; doch werden vielerorts<br />

auch hier Brände zur För<strong>der</strong>ung des Graswuchses<br />

angelegt. Sehr groß ist die Erosionsgefahr,<br />

da die Bodenschicht schon von Natur<br />

aus oft nicht geschlossen ist. Im übrigen führt<br />

unter den herrschenden Klimabedingungen jede<br />

Übernutzung schnell zu wüstenähnlichen Degradationsstadien.<br />

Bei weitem <strong>der</strong> stärksten Beeinflussung und<br />

Degradation ist dieser Vegetationstyp seit langem<br />

in <strong>der</strong> afrikanischen Sahelzone unterworfen;<br />

neben dem indischen ist dieser Teilbereich<br />

<strong>der</strong> am dichtesten besiedelte Teil <strong>der</strong> Domäne.<br />

Daß in dieser Gegend die Wüste ständig weiter<br />

nach S vorrückt, ist allgemein bekannt; wie<br />

schon besprochen, liegt die Ursache darin, daß<br />

dauernd mehr Biomasse entnommen wird, als<br />

durch die Photosynthese nachgeliefert werden<br />

kann.<br />

Im übrigen ist davon auszugehen, daß viele<br />

heutige Trockengehölz-Bestände ihrerseits<br />

durch Übernutzung aus Regengrünen Trockenwäl<strong>der</strong>n<br />

entstanden sein dürften; was in Wirklichkeit<br />

die natürliche Vegetation wäre, ist vielerorts<br />

schwer zu rekonstruieren.<br />

Diese Region ist floristisch in erster Linie durch<br />

die neotropische Familie <strong>der</strong> Kakteen gekennzeichnet,<br />

die als hochwüchsige Stammsukkulenten<br />

vielen Beständen einen beson<strong>der</strong>en Gharakter<br />

verleihen. Ebenso charakteristisch sind die<br />

Agavaceen (vgl. Abb. 93.1), die zwar auch in<br />

Afrika Vorkommen, aber doch in geringerem<br />

Ausmaße. Unter den Normalbäumen sind die<br />

Leguminosen zwar wichtig, nehmen aber keine<br />

so überragende Stellung ein wie in den beiden<br />

an<strong>der</strong>en Regionen (so ist z. B. die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Gattung Acacia viel geringer; wichtiger ist<br />

Prosopis).<br />

Drei große Bereiche mit Trockengehölzen<br />

sind auf dem Doppelkontinent vorhanden, die<br />

sich als Unterregionen einstufen lassen; sie sind<br />

zwar weit voneinan<strong>der</strong> entfernt, aber doch durch<br />

kleinflächige Vorkommen in den Zwischengebieten<br />

stärker miteinan<strong>der</strong> verbunden, als es<br />

die Karte erkennen läßt. Die Mexikanisch-Karibische<br />

Unterregion (3 .La) ist noch einmal<br />

unterteilt in einen Hauptteil in Mexiko und einen<br />

kleineren in N-Venezuela und -Kolumbien,<br />

dem sich sporadische Bestände in trockenen<br />

Leebereichen vieler Antillen-Inseln anschließen.<br />

Dieser südliche Teil gehört großenteils <strong>der</strong><br />

Variante T I.H l an, mancherorts mit auffallend<br />

dichten Sukkulentenbeständen; im mexikanischen<br />

Teil, <strong>der</strong> auch Gebirgslagen enthält, treten<br />

fast überall leichte Fröste auf (T 6 , T3, T4),<br />

das Nie<strong>der</strong>schlagsregime - und damit auch <strong>der</strong><br />

Anteil an Sukkulenten - wechselt zwischen Hl<br />

und H2. Als floristische Beson<strong>der</strong>heit sind hier<br />

die Fouquieriaceen zu nennen; auch Agavaceen


Eurytropische Trockengehölze 193<br />

sind häufig. Ähnlich vielgestaltig ist die Anden-<br />

Chaco-Unterregion (3.1.b), die sich von <strong>der</strong><br />

Westküste in S-Ecuador über die mittleren Anden<br />

bis in die Tieflän<strong>der</strong> des bolivianischen<br />

Chaco und <strong>der</strong> argentinischen „Monte“-Landschaft<br />

ertreckt und damit auch kühlere, montane<br />

und oreotropische Bereiche umfaßt. Der<br />

westliche Küstenbereich und <strong>der</strong> nördliche<br />

Chaco sind frostfrei (TI), sonst herrschen die<br />

frostbeeinflußten Varianten vor; in hygrischer<br />

Hinsicht sind die westlichen Teile mehr H l, die<br />

östlichen mehr H2, wobei aber, vor allem im<br />

Gebirge, die lokalen Unterschiede groß sein<br />

können. Sehr einheitlich ist die dritte, die Caatinga-Unterregion<br />

(S.l.c) in NO-Brasilien, die<br />

im Gegensatz zu den beiden an<strong>der</strong>en nicht mit<br />

Wüstengebieten in Kontakt steht, son<strong>der</strong>n nur<br />

eine Art „Lichtung“ inmitten des Regengrünen<br />

Waldes bildet. Die hier überwiegend unter<br />

T1.H2-Bedingungen wachsenden Trockengehölze,<br />

in Brasilien als Caatinga bezeichnet (klimatische<br />

Caatinga, zu unterscheiden von den<br />

ebenso benannten, edaphisch bedingten Beständen<br />

im Regenwaldgebiet, S. 167), bestehen in<br />

<strong>der</strong> Baumschicht meist aus laubwerfenden Bäumen,<br />

denen einzelne größere Kakteen sowie<br />

xeromorphe Palmen beigemischt sind (Abb. 95).<br />

3.2 Afrikanisch-Indische Region<br />

Im Gegensatz zu Amerika spielen hier die Mimosoideen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e die über 100 Acacia-<br />

Arten, in <strong>der</strong> Vegetation eine große Rolle; daneben<br />

sind Capparidaceen und Combretaceen<br />

von beson<strong>der</strong>er Bedeutung. Auch Stammsukkulenten<br />

treten auf; die fehlenden Kakteen werden<br />

durch konvergente Formen aus <strong>der</strong> Gattung<br />

Euphorbia vertreten, und als monokotyle Kleinschopflaäume<br />

fallen viele Aloeaceen auf (vgl.<br />

Abb. 93.2).<br />

Ausgedehnter als die amerikanische, zeigt<br />

diese Region wegen des schwächeren Reliefs<br />

größere Gleichförmigkeit, doch lassen sich auch<br />

Abb. 95: Caatinga im Staate Bahia (Brasilien).<br />

Noch ziemlich dichte Vegetation, nicht weit vom Übergang zum Regengrünen Trockenwald. Der Flaschenbaum<br />

ist Cavanilksia tuberculata, die Palme Cocos (s. 1.) coronata, <strong>der</strong> Baum rechts im Vor<strong>der</strong>gmnd Bursera<br />

leptophloeos. Außerdem viele bäum- und strauchfbrmige Kakteen (Cereus, Opuntia u. a.), z. T. mit xeromorphen<br />

epiphytischen Bromeliaceen. - Aus Martius 1840£, „Tabula physiognomica“ 10 (Nie<strong>der</strong>sächsische Staats- und<br />

Universitätsbibliothek Göttingen).


194 Die Tropische Zone<br />

isi!r<br />

I<br />

hier Unterregionen unterscheiden. Weitaus am<br />

größten ist die Nordafrikanische Unterregion<br />

(3.2.a), die die große Saharisch-Arabische Wüste<br />

an beiden Seiten umrandet. Im N nur ein<br />

schmales Band, ist sie im S, in <strong>der</strong> Sahelzone,<br />

wesentlich umfangreicher und bedeckt auch<br />

noch große Flächen in Ostafrika südlich des<br />

äthiopischen Hochlandes. Der nördliche Randstreifen,<br />

mit leichten Frösten (T6 ), ist recht verarmt<br />

und mit meridionalen Elementen durchsetzt,<br />

doch sind die für die ganze Region typischen<br />

Akazien auch hier noch bedeutsam. Die<br />

übrigen, meist frostfreien Teile werden in <strong>der</strong><br />

Sahelzone (T 1.H 2) meist von Akazien beherrscht,<br />

während in Ostafrika die Gattung<br />

Commiphora {Burseraceae) eine größere Rolle<br />

spielt. Für höhere Anteile an Sukkulenten geeignete<br />

Klimate (H l) kommen kleinflächig an<br />

<strong>der</strong> nordwestlichen Atlantikküste und an einigen<br />

Inselbergen des südlichen Sahel, in größerem<br />

Ausmaße im Bereich <strong>der</strong> ostafrikanischen<br />

Gebirge vor. Während die Trockengehölze auf<br />

<strong>der</strong> arabischen Halbinsel noch zur Nordafrikanischen<br />

Unterregion gehören, bilden die indischen<br />

eine eigene Indische Unterregion (3.2.b),<br />

die gegenüber <strong>der</strong> vorigen zwar verarmt, aber<br />

an<strong>der</strong>erseits mit einigen östlichen Elementen<br />

angereichert ist. Das Klima entspricht überwiegend<br />

T6.H 2; größere Sukkulenten spielen nur<br />

eine geringe Rolle. In <strong>der</strong> weit südlich gelegenen<br />

Kalahari-Unterregion (3.2.c) entsprechen<br />

Vegetation und Flora im großen und ganzen<br />

denen Ostafrikas, sind allerdings wegen Frosteinwirkung<br />

(T6.H2) artenärmer; auch hier können<br />

in den Berglän<strong>der</strong>n Sukkulentenbestände<br />

auftreten. Eine Son<strong>der</strong>stellung nimmt hingegen<br />

die flächenmäßig nur sehr kleine Madagassische<br />

Unterregion (3.2.d) ein: sie ist frostfrei und beson<strong>der</strong>s<br />

in Meeresnähe in hygrischer Hinsicht<br />

begünstigt (T I.H l), so daß hier sukkulentenreiche<br />

Bestände verbreitet sind, in denen neben<br />

Euphorbien die endemische Familie <strong>der</strong> Didieraceen<br />

auffällt.<br />

3.3 Australische Region<br />

Diese Region ist homogener als die beiden übrigen.<br />

Sie umgibt das australische Wüstengebiet<br />

an allen Seiten, wobei sie im W, O und SO größere<br />

Flächen einnimmt. Das Klima ist einheitlich<br />

vom Typ T 6.H 2: selbst im Nordteil treten<br />

Fröste auf, und die Unzuverlässigkeit des<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsregimes ist ein Charakteristikum<br />

ganz Australiens. Sowohl infolge dieses Klimatyps<br />

als auch infolge <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en florengeschichtlichen<br />

Situation des Kontinents weicht<br />

das Lebensformenspektrum von dem <strong>der</strong> beiden<br />

an<strong>der</strong>en Regionen stark ab. Sukkulenten<br />

fehlen völlig, und die Mehrzahl <strong>der</strong> „Normalgehölze“<br />

ist nicht laubwerfend, son<strong>der</strong>n hartlaubig-immergrün.<br />

Das gilt vor allem für die<br />

beiden tonangebenden Gattungen Eucalyptus<br />

und Acacia. Die Eukalypten beherrschen große<br />

Teile <strong>der</strong> Formation physiognomisch, teils in<br />

Form ziemlich dichter, niedriger Bestände aus<br />

Xylopodium-Sträuchern („Mallee“), teils mehr<br />

als Offenwäl<strong>der</strong>. Die Akazien, mit 750 Arten<br />

zahlenmäßig die größte Gehölzgattung, besitzen<br />

statt normaler Fie<strong>der</strong>blätter immergrüne,<br />

meist xeromorphe Phyllodien (Abb. 91). Hartlaubig<br />

sind auch eine Reihe weiterer Myrtaceen-<br />

Gattungen sowie die vielen Proteaceen. Weit<br />

verbreitet sind die Cupressaceen-Gattung Callitris<br />

sowie die „Pseudo-Konifere“ Casuarina\ als<br />

typische Endemiten sind noch die Klein-Schopfbäume<br />

<strong>der</strong> Xanthorrhoeaceen („Grasbäume“,<br />

Abb. 93.3) zu nennen. Die Bodenschicht, so<br />

weit vorhanden, wird oft von Zwergsträuchern<br />

(„Heide“) gebildet; aber auch Gras-Unterwuchs<br />

ist verbreitet, oft als Folge <strong>der</strong> nicht seltenen<br />

Brände. Argumente für eine Aufteilung in Unterregionen<br />

gibt es nicht.<br />

4 Eurytropische Wüste<br />

Am Ende des hygrischen Gradienten (Abb. 62)<br />

steht die Wüste. Die Abgrenzung gegen die Formation<br />

<strong>der</strong> Trockengehölze liegt etwa da, wo<br />

keine Pflanzen mehr auftreten, die 2 m Höhe<br />

erreichen; zugleich ist auch keine Bodendeckung<br />

mehr gegeben. Das Fehlen höheren Gehölzwuchses<br />

resultiert überwiegend darin, daß die<br />

meisten höherwüchsigen Sippen ausfallen; einige<br />

von ihnen können sich aber auch als Zwergformen<br />

in die übrig bleibende Bodenschicht<br />

einfügen.<br />

Klimabedingungen (Abb. 96)<br />

Wie erwähnt, liegt die Grenze <strong>der</strong> Wüste unter<br />

warmtropischen Bedingungen etwa da, wo die<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsmenge von 200 mm unterschritten<br />

wird; in höheren Lagen bzw. Breiten mit<br />

tieferen (Winter-) Temperaturen kann sie aber


35,9<br />

3t,4<br />

o<br />

LA ORCHILA ( 3 ) 27.6* 150<br />

[ 10]<br />

© ©<br />

IS L A S E Y M O U R (1 lm ) ? 5 ,0 °I0 2 NOUAKCHOTT (S m l ^ 2 5 .8 ° 1 2 1<br />

13 1<br />

Eurytropische Wüste 195<br />

©<br />

nsi<br />

i. .


196 Die Tropische Zone<br />

■ m<br />

diaceen, Crassulaceen und Aizoaceen. Die Artenzahl<br />

in Florengebieten und Einzelbeständen<br />

kann recht unterschiedlich sein. Generell kann<br />

man sagen, daß sie in Gegenden mit unregelmäßigem<br />

Nie<strong>der</strong>schlag (H2) wesentlich niedriger<br />

ist als in solchen mit regelmäßigem (H l); in<br />

letzteren haben einige Gruppen eine sehr hohe<br />

Zahl kleinflächig verbreiteter Endemiten gebildet.<br />

Daß entlang dem allgemeinen hygrischen<br />

Gradienten überall eine weitere Abnahme erfolgt,<br />

ist selbstverständlich; an den extremsten<br />

Steilen überleben nur ganz wenige Arten.<br />

Bestandesstruktur; edaphische Wüstentypen<br />

Charakteristisch ist die oberirdisch nicht geschlossene<br />

Pflanzendecke: die Vegetation besteht<br />

aus einzelnen, durch offenen Boden voneinan<strong>der</strong><br />

getrennten Pflanzenindividuen, die<br />

allerdings unterirdisch, m it ihren Wurzelsystemen,<br />

meist miteinan<strong>der</strong> in Kontakt (und<br />

damit in Konkurrenz) stehen. Im Untertyp <strong>der</strong><br />

Halbwüste ist die gesamte Fläche in dieser Form<br />

bewachsen, in <strong>der</strong> Vollwüste sind es nur Stellen<br />

mit überdurchschnittlicher Wasserversorgung<br />

(Abb. 97).<br />

Der offene Boden nimmt hier also - auch in<br />

den Halbwüsten - mehr Fläche ein als die Bedeckung<br />

mit Pflanzen und tritt dadurch auch<br />

physiognomisch in Erscheinung. Da die Boden-<br />

Tab. 30: Charakteristische Familien und Lebensformen in Wüsten.<br />

Thermische Zone Austral Tropisch Meridional Nemoral<br />

ij<br />

Familien (betr.nur Vorkommen in Wüsten)<br />

Chenopodiaceae -1- + -t- +<br />

Compositae -1- -1- + +<br />

Gramineae + + -t- +<br />

Leguminosae -1- + -1- +<br />

ZygophyUaceae + -t + 4-<br />

Amaranlhaceae -1- -1- -1- +<br />

Ephedraceae -1- -1- -1- +<br />

Apoiynaceae -t -1- -1- ~<br />

Asclepiadaceae + + -1-<br />

Cactaceae (Amerika) + + + -<br />

Crassulaceae + + + -<br />

Passifloraceae (Afrika) + + + -<br />

Agavaceae + + -1- -<br />

Aloeaceae (Afrika) + + -1- -<br />

Bromeliaceae (Amerika) + -1- -1- -<br />

Aizoaceae (Afrika) + -1- + -<br />

Polygonaceae -t - -f +<br />

Cruciferae + - -1- +<br />

Umbelliferae + - + +<br />

I'antartcaceae {AWe Welt) - - + +<br />

Lebensformen<br />

Normale Klein- und Zwergsträucher:<br />

hartlaubig-immergrün -1- -t- +<br />

regengrün (tropophytisch) -1- -1- -1- -<br />

malakophyll -1- -1- -1- +<br />

mikro- und aphyll -1- + + +<br />

Zwerg-Schopf- und -Flaschenbäume + + + -<br />

Sukkulenten (Stamm-, Blatt-) + + -1- -<br />

Hemikryptophyten (vorwiegend Gräser) + + + +<br />

Geophyten -1- + -1- -t-<br />

Therophyten + + -1- +


Eurytropische Wüste 197<br />

Abb. 97: Übergang von <strong>der</strong><br />

„diffusen“ Vegetation <strong>der</strong> Halbwüste<br />

(oben) zur „kontrahierten“<br />

Vegetation <strong>der</strong> Vollwüste<br />

(unten) bei abnehmen<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge,<br />

schematisch.<br />

Aus W alter 1962E, verän<strong>der</strong>t.<br />

y<br />

Hl/<br />

art auch für die Form des Bewuchses mit entscheidend<br />

ist, kiassifiziert man die Wüsten oft<br />

nach dem Substrat. Die wichtigsten Typen sind<br />

foigende:<br />

(1) Felswüste auf anstehendem Gestein. Da das<br />

aus Regen o<strong>der</strong> Tau stammende Wasser hier<br />

schneii in die Spalten sickert und dort gut<br />

vor Verdunstung geschützt wird, ist dieser<br />

Typ für den Pflanzenwuchs relativ günstig<br />

und kann ziemlich artenreich sein.<br />

(2) Kies- und Schotterwüste auf ebenen Sedimentationsflächen,<br />

aus denen die feinkörnigen<br />

Bestandteile durch den Wind ausgeblasen<br />

werden, so daß nur die Steine übrig<br />

bleiben. Zwischen diesen wird wegen ihrer<br />

lockeren Lage nur wenig Wasser festgehalten,<br />

daher sind solche Standorte oft sehr<br />

pflanzenarm.<br />

(3) Sandwüste: Diese dem Laien geläufige<br />

Form umfaßt weltweit höchstens 20 % <strong>der</strong><br />

Flächen. Der Sand hält das Wasser relativ<br />

gut und gibt es leicht an die Pflanzen ab,<br />

insofern ist er günstig; an<strong>der</strong>erseits ist er aber<br />

ein sehr instabiles Substrat, das nur von<br />

Pflanzen besiedelt werden kann, die mit<br />

Hilfe von Ausläufern u.dgl. mit seiner Verlagerung<br />

Schritt halten können.<br />

(4) Lehmwüste: Lehmige und tonige Substrate<br />

sind im ariden Klima beson<strong>der</strong>s ungünstige<br />

Standorte, da sie das Wasser so stark<br />

adsorbieren, daß es von den Pflanzen kaum<br />

aufgenommen werden kann. Wie die Kieswüsten<br />

sind sie daher nur spärlich bewachsen.<br />

(5) Salzwüste: Salzböden sind in den ariden<br />

Gebieten sehr verbreitet. Sie können überall<br />

in Senken entstehen, in denen Wasser<br />

sich sammelt und unter Zurücklassung <strong>der</strong><br />

gelösten Salze verdunstet. Die Dimension<br />

solcher Senken reicht von kleinen Depressionen<br />

mit tonigen Böden, in denen das<br />

Regenwasser nicht versickern kann, bis zu<br />

großen, von Flüssen gespeisten abflußlosen<br />

Salzpfannen o<strong>der</strong> permanenten Salzseen.<br />

Aus den sehr salzreichen Innen- bzw. Uferbereichen<br />

<strong>der</strong> beiden letzteren kann vom<br />

Wind Salz ausgeblasen werden und so zur<br />

Versalzung <strong>der</strong> weiteren Umgebung führen.<br />

Die Standortsverhältnisse <strong>der</strong> versalzten<br />

Senken sind durch einen Antagonismus<br />

gekennzeichnet; einerseits ist die Wasserversorgung<br />

insofern günstiger, als die verfügbare<br />

Wassermenge über <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

liegt; an<strong>der</strong>erseits bedingt<br />

aber <strong>der</strong> Salzgehalt des Bodenwassers eine<br />

Drosselung <strong>der</strong> Transpiration (vgl. S. 11).<br />

Je nach <strong>der</strong> Kombination dieser beiden<br />

Merkmale kann die Vegetation sehr verschieden<br />

sein; meist findet sich eine deutliche<br />

Zonierung. In <strong>der</strong> Flora solcher Salzwüsten<br />

dom inieren meist die C henopodiaceen,<br />

die eine beson<strong>der</strong>s hohe Zahl<br />

salztoleranter Sippen enthalten.<br />

Neben diesen Abwandlungen innerhalb <strong>der</strong><br />

Wüstenvegetation gibt es in <strong>der</strong> Domäne <strong>der</strong><br />

Wüsten auch Bereiche extrazonaler Gehölzvegetation<br />

an Stellen, wo eine erhöhte Menge<br />

an nicht versalztem Wasser zur Verfügung steht.<br />

Hierher gehören vor allem Trockentäler (Wadis,<br />

Riviere, Arroyos), in denen in für die Pflanzen<br />

erreichbarer Tiefe ein Grundwasserstrom entlangfließt<br />

und daher die Trockengehölze <strong>der</strong>


198 Die Tropische Zone<br />

vorigen Domäne auftreten können. Noch dichtere,<br />

galerieartige Wäl<strong>der</strong> sind in den Auen<br />

perennieren<strong>der</strong>, aus feuchteren Gegenden kommen<strong>der</strong><br />

Flüsse möglich, doch sind diese Auen<br />

fast überall seit langem bevorzugte Siedlungsgebiete,<br />

und <strong>der</strong> Wald ist restlos durch Kulturland<br />

ersetzt. Ähnliches gilt auch für die durch<br />

artesische Quellen bedingten Oasen, <strong>der</strong>en natürliche<br />

Vegetation z. T. von Palmensümpfen<br />

gebildet wurde, wovon aber meist nur noch einige<br />

Palmen als Überhälter über dichten Kulturpflanzenbeständen<br />

übrig geblieben sind.<br />

Lebensformen, Aspekte<br />

Die Lebensformen sind dieselben wie in <strong>der</strong><br />

Bodenschicht <strong>der</strong> Trockengehölze (Tab. 30).<br />

Wie dort werden sie durch das Nie<strong>der</strong>schlagsregime<br />

unterschiedlich geför<strong>der</strong>t (S. 191), aber<br />

auch die Bodenverhältnisse spielen eine wichtige<br />

Rolle. So sind strauchige und sukkulente Sippen<br />

beson<strong>der</strong>s auf Felsböden begünstigt; auch<br />

auf Salzböden dominieren zwergstrauchige, allerdings<br />

taxonomisch ganz verschiedene Sippen,<br />

die oft zugleich halosukkulent sind. Auf Sandböden<br />

können ausläufertreibende Büschelgräser,<br />

auflehmig-tonigen Böden Therophyten beson<strong>der</strong>s<br />

häufig sein. So werden die Wüsten oft auch<br />

nach dem Überwiegen bestimmter Lebensformen<br />

klassifiziert (Kleinstrauch-Wüste, Therophyten-Wüste<br />

usw.). Wo keiner <strong>der</strong> skizzierten<br />

edaphischen bzw. klimatischen Standortsfaktoren<br />

stärker überwiegt, sind alle genannten<br />

Lebensformen vertreten.<br />

Das Hauptproblem aller Wüstenpflanzen ist<br />

die Wasserbeschafiting. Um von dem wenigen<br />

Nie<strong>der</strong>schlagswasser möglichst viel aufnehmen<br />

zu können, muß ein großes Bodenvolumen<br />

durchwurzelt werden. Das trifft meist sowohl<br />

in horizontaler wie in vertikaler Richtung zu;<br />

vertikal streichende Wurzeln können ggf noch<br />

Grundwasser in 6 m Tiefe erreichen.<br />

Jahreszeitliche Aspekte fehlen in den meisten<br />

Wüsten. In solchen mit regelmäßigen Nie<strong>der</strong>schlägen<br />

(H l) gibt es mancherorts einen Blühaspekt<br />

von Sukkulenten und/o<strong>der</strong> Geophyten,<br />

in solchen mit unregelmäßigen (H2) kann nach<br />

ungewöhnlich hohen Regenmengen ein Therophyten-Aspekt<br />

auftreten („die Wüste blüht“),<br />

wobei die Therophyten die Lücken zwischen<br />

den Perennen ausfüllen und so für kurze Zeit<br />

eine fast geschlossene Vegetationsdecke erzeugen<br />

können.<br />

Varianten und Regionen<br />

Wie im Bereich <strong>der</strong> Trockengehölze sind in <strong>der</strong><br />

Variante mit regelmäßigen Nie<strong>der</strong>schlägen (Hl)<br />

Sukkulenten und Geophyten begünstigt, in H2<br />

hartlaubige und malakophylle Xerophyten sowie<br />

Therophyten. Die Variante H3 ist die Vollwüste<br />

mit kontrahierter Vegetation, die nur aus<br />

ganz wenigen Arten besteht. Erheblich reicher<br />

kann die „Nebelwüste“ (H4) sein, die sich vor<br />

allem in <strong>der</strong> Neotropis durch einige Beson<strong>der</strong>heiten<br />

auszeichnet (S. 200).<br />

Die Temperaturvarianten, frostfrei (TI, T2,<br />

T5) bzw. frostbeeinflußt (T3, T4, T 6 ), differen-<br />

Abb. 98: Verbreitung <strong>der</strong> Eurytropischen Wüste.


Eurytropische Wüste 199<br />

zieren sich floristisch entsprechend wie in <strong>der</strong><br />

vorigen Domäne. Im Klimatyp T6 können, im<br />

Bereich <strong>der</strong> polwärtigen Grenzen, vereinzelt<br />

sogar Fröste unter -1 0 °C auftreten; <strong>der</strong> vollständige<br />

Übergang zur temperierten (nemoralen)<br />

Wüstenflora erfolgt erst hei Minima von -1 5<br />

bis -2 0 °C.<br />

Die regionale Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> eurytropischen<br />

Wüsten ähnelt im Prinzip <strong>der</strong> <strong>der</strong> Trockengehölze,<br />

doch sind die einzelnen Teile stärker voneinan<strong>der</strong><br />

isoliert. So können insgesamt 5 Regionen<br />

unterschieden werden (Abb. 98): die<br />

Sonora-Region (4.1), die Peruanisch-Patagonische<br />

Region (4.2), die Saharo-Sindische Region<br />

(4.3), die Namib-Karru-Region (4.4) und<br />

die Australische Region (4.5).<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Die Nutzung <strong>der</strong> Halbwüsten besteht in einer<br />

extensiven Beweidung. Wegen <strong>der</strong> geringen Produktion<br />

ist zur Ernährung eines Stückes Vieh<br />

eine große Fläche nötig, was zur Folge hatte,<br />

daß die traditionelle Viehhaltung von nomadischen<br />

Völkern betrieben wird. Diese nutzen zugleich<br />

die holzigen Wüstenpflanzen als Brennmaterial.<br />

Zunehmende Bevölkerungszahl und<br />

die daraus resultierende stärkere Nutzung haben<br />

vielerorts die Degradation <strong>der</strong> Halbwüste<br />

zur Vollwüste zur Folge. Intensivere Wirtschaft<br />

war traditionell nur in Fluß- und Quell-Oasen<br />

möglich und wird heute vielfach durch künstliche<br />

Bewässerung aus neu erbohrten Brunnen<br />

betrieben. Dabei ist jedoch große Vorsicht bei<br />

<strong>der</strong> Dosierung <strong>der</strong> Wassermenge geboten, da<br />

überschüssiges Wasser unter Zurücklassung seines<br />

Mineraliengehaltes schnell verdunsten und<br />

so zur Bodenversalzung führen kann.<br />

4.1 Sonora-Region<br />

Die warme Wüstenregion im SW Nordamerikas<br />

erstreckt sich auf beiden Seiten <strong>der</strong> mexikanischen<br />

Hauptgebirgskette, durch die sie in zwei<br />

Teile getrennt wird, die Chihuahua-Wüste im<br />

O und die Sonora-Wüste im W (von dieser wird<br />

oft noch <strong>der</strong> nördlichste Abschnitt an <strong>der</strong> Grenze<br />

gegen die Nemorale Zone als Mojave-Wüste<br />

abgeglie<strong>der</strong>t). Sie entspricht großenteils <strong>der</strong> Variante<br />

T6.H 1. Dabei sind die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

ziemlich hoch, peraride Bedingungen treten<br />

nirgends au f Vielmehr sind große Teile des<br />

Gebietes eher Grenzbereich zwischen Halbwüste<br />

und Trockengehölzen, was noch durch das gebirgige<br />

Gelände mit orographisch bedingtem<br />

Nebeneinan<strong>der</strong> feuchterer und trocknerer Lokalitäten<br />

geför<strong>der</strong>t wird. Die floristische Charakteristik<br />

entspricht daher <strong>der</strong> <strong>der</strong> Region 3.1<br />

bzw. 3.1.a mit großer Bedeutung <strong>der</strong> Kakteen,<br />

<strong>der</strong> Agavaceen sowie <strong>der</strong> in 3 .La und 4.1 endemischen<br />

Fouquieriaceen; die Vertreter aller drei<br />

Familien können sowohl als Komponenten<br />

höherwüchsiger Trockengehölze als auch nie<strong>der</strong>wüchsiger<br />

Halbwüsten auftreten. Neben diesen<br />

Sukkulenten bzw. Halb-Sukkulenten för<strong>der</strong>n<br />

die steinigen Gebirgsböden auch das Vorkommen<br />

von Kleinsträuchern; einer <strong>der</strong> auffälligsten<br />

und weitest verbreiteten hiervon ist die<br />

Zygophyllacee Larrea divaricata (Kreosotbusch).<br />

Versalzte Bereiche sind infolge des gebirgigen<br />

Terrains wenig verbreitet.<br />

4.2 Peruanisch-Patagonische Region<br />

Ähnlich wie die vorige wird auch die südamerikanische<br />

Wüstenregion von <strong>der</strong> Andenkette<br />

durchzogen; die Abschnitte auf beiden Seiten<br />

des Gebirges sind aber sehr unterschiedlich und<br />

daher als zwei Unterregionen anzusehen, die<br />

allerdings durch Wüstenbereiche im Gebirge<br />

selbst verbunden werden.<br />

Der Westteil bildet die Atacama-Unterregion<br />

(4.2.a), auch als Peruanisch-Chilenische Küstenwüste<br />

bezeichnet, die sich auf <strong>der</strong> schmalen<br />

Küstenebene und den Westhängen des Gebirges<br />

vom nördlichsten Zipfel Perus bis in die eigentliche<br />

Atacama in N-Chile erstreckt. Ihr Klima<br />

wird vom Einfluß <strong>der</strong> kalten Meeresströmung<br />

(Humboldt-Strom) bestimmt: die Temperaturen<br />

sind dadurch niedrig, aber zugleich<br />

frostfrei (T2), und die Nie<strong>der</strong>schläge sind äußerst<br />

gering (H3; Arica in <strong>der</strong> Atacama 1 mm<br />

Jahresnie<strong>der</strong>schlag). Große Bereiche, vor allem<br />

in N-Chile, sind daher fast pflanzenleere Vollwüste,<br />

in <strong>der</strong> nur die aus dem Gebirge kommenden<br />

Trockenflußbetten (Arroyos) etwas Vegetation<br />

tragen. In den etwas nie<strong>der</strong>schlagsreicheren<br />

höheren Gebirgslagen (meist T 2/6.H 1) wird<br />

die Vegetation vielfach von mittelgroßen Säulenkakteen<br />

beherrscht; charakteristisch sind<br />

auch xerophytische terrestrische Bromeliaceen,<br />

darunter sogar Kleinschopfbäume wie die bekannte,<br />

auf die Oreotropische Stufe beschränkte<br />

Puya raimondii, die die hier wenig bedeuten-


200 Die Tropische Zone<br />

SW<br />

800 n<br />

. über 20°C<br />

t / ' . ’<br />

selten<br />

•‘ .■■.öfters’.-’.'<br />

NO<br />

400-<br />

xi;::-;T>V-;Garúa anhaltend (auch über Mittag);'.;;;i;.‘;;;X ;‘.-'.-;-<br />

..............i i : i i ; t häufig;; : ■i •; : ■: X X ; x ; ' ■ ............ ...<br />

ca.17°C '<br />

. X ' . öfters'<br />

• . selten (u. nur bis morgens).Kryptogamen<br />

------"•'''W ü s te<br />

Tillandslen<br />

dichte<br />

Nebelkräuterflur<br />

(Baunnwuchs möglich)<br />

lockere<br />

Nebelkräuterflur<br />

Wüste''<br />

Abb. 99: Nebel-Verteilung und Vegetationsdecke während <strong>der</strong> Garüa-Zeit an den Lomas <strong>der</strong> peruanischen<br />

Küste, schematisch.<br />

Aus Ellenberg 1959.<br />

den Agavaceen vertreten. Im übrigen sind hier<br />

auch alle an<strong>der</strong>en Lebensformen vorhanden. In<br />

einigen flachen, rings von hohen Bergketten<br />

umgebenen Gebirgsbecken gibt es auch große<br />

Salzpfannen bzw. -seen (Salare) mit angrenzenden<br />

Salzwüsten.<br />

Eine Beson<strong>der</strong>heit, die in Peru im unmittelbaren<br />

Küstenbereich auftritt, ist die Nebelwüste (T2.H4;<br />

E llenberg 1959, M üller 1985). Über dem kalten<br />

Meerwasser bildet sich eine Inversionsschicht, an <strong>der</strong><br />

eine Hochnebeldecke, die „Garúa“, entsteht, die oft<br />

längere Zeit (bis über 4 Monate während <strong>der</strong> etwas<br />

kühleren Jahreshälfte) erhalten bleibt. Sie kann dem<br />

Boden aufliegen und von hier bis in fast 1000 m Höhe<br />

reichen; meistens ist sie aber auf eine mittlere Höhe<br />

beschränkt (z. B. um 600 m, Abb. 99) und dehnt sich<br />

nur während <strong>der</strong> Nachtzeiten nach unten und oben<br />

etwas aus. Aus dieser Wolkenschicht fällt kein Nie<strong>der</strong>schlag;<br />

jedoch kommt es da, wo sie an die Berghänge<br />

des Küstengebirges („Lomas“) stößt, zu einer<br />

Befeuchtung des Bodens, die um so stärker ist, je unebener<br />

die Bodenoberfläche ist. Sie ermöglicht kleinen,<br />

annuellen Pflanzen die Keimung, und mit <strong>der</strong>en<br />

Heranwachsen vermehrt sich automatisch die Menge<br />

des von ihnen aus dem ziehenden Nebel ausgekämmtem<br />

Wassers, so daß an den günstigsten Stellen schließlich<br />

eine dichte, bis 60 cm hohe, hygromorphe „Nebelkräuterflur“<br />

aufwachsen kann, <strong>der</strong> auch einige Geophyten<br />

beigemischt sind. Gegenüber einer Regenmenge<br />

von < 20 mm kann <strong>der</strong> während einer 3monatigen<br />

Garúa-Periode von den Kräutern aufgefangene Nebelnie<strong>der</strong>schlag<br />

bis über 200 mm betragen. Versuche mit<br />

an solchen Stellen angepflanzten, anfangs künstlich<br />

bewässerten Bäumen {Camarina, Eucalyptus) ergaben,<br />

daß diese nach Erreichen von ca. 5 m Höhe sogar<br />

einen Nebelnie<strong>der</strong>schlag von 500-700 mm erzeugten,<br />

mit dem sie sich selbst erhalten konnten. Das legt die<br />

Vermutung nahe, daß hier von Natur aus Wald gewesen<br />

sein könnte, <strong>der</strong> jedoch vom Menschen beseitigt<br />

wurde. Eine zweite Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> peruanischen<br />

Nebelwüste findet sich in den tieferen Lagen unter<br />

<strong>der</strong> Nebeldecke, die von dieser nur gelegentlich berührt<br />

werden: hier wachsen auf ebenen Sandflächen<br />

wurzellose, xeromorphe Tillandsien, die ihren Wasserbedarf<br />

allein aus dem wenigen Nebelnie<strong>der</strong>schlag<br />

mit Hilfe ihrer Saugschuppen decken.<br />

Auf <strong>der</strong> Ostseite <strong>der</strong> Anden befindet sich die<br />

Patagonische Unterregion (4.2.b). Sie liegt viel<br />

südlicher und ist daher überall frostbeeinflußt.<br />

Dabei liegen die Temperaturmittel nur im nördlichsten<br />

Abschnitt noch hoch; <strong>der</strong> größte Teil<br />

entspricht <strong>der</strong> Variante T 2/6 (dabei können im<br />

südlichen Viertel stärkere Fröste auftreten).<br />

Noch tiefere Temperaturmittel (T3) haben die<br />

hochgelegenen Wüsten <strong>der</strong> Oreotropischen Stufe<br />

<strong>der</strong> Anden, beson<strong>der</strong>s in Bolivien. Die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

sind unterschiedlich; Vollwüsten<br />

(H3) können vor allem in Leelagen <strong>der</strong> Gebirge<br />

im nördlichen Teil auftreten (hier sind auch große<br />

Salzpfannen verbreitet). Im übrigen sind sowohl<br />

H l- als auch H2-Bedingungen häufig. Die<br />

Vegetation wird nur in den wärmeren Teilen<br />

noch öfter von aufrecht wachsenden Kakteen<br />

beherrscht. In den kühleren, etwa südlich von<br />

40°S, sind dagegen xeromorphe Dorn- und<br />

Rutensträucher oft tonangebend, daneben die<br />

sowohl für die Hochanden als auch für Ostpatagonien<br />

charakteristischen Hartpolster (vgl.


Eurytropische Wüste 201<br />

Hager 1986). In floristischer Hinsicht fällt <strong>der</strong><br />

große Anteil <strong>der</strong> südhemisphärischen Umbelliferen-Unterfamilie<br />

Hydrocotyloideae an diesen Lebensformen<br />

auf Im südlichsten Teil (hier T3)<br />

können auch an<strong>der</strong>e extratropische Sippen dominieren;<br />

hier gibt es auch kleinflächig Grasbestände,<br />

die an die nemoralen Steppen erinnern.<br />

4.3 Saharo-Sindische Region<br />

Diese Region erstreckt sich als sehr einheitlicher,<br />

geomorphologisch wenig geglie<strong>der</strong>ter Streifen<br />

durch ganz Nordafrika und Arabien; nur auf <strong>der</strong><br />

Somali-Halbinsel sowie in S-Iran und W-Indien<br />

ist sie durch Gebirge stärker in kleinere Teile<br />

zersplittert und von Trockengehölzen durchsetzt.<br />

Sie ist die größte <strong>der</strong> eurytropischen<br />

Wüstenregionen und enthält zugleich die bei<br />

weitem größte Fläche echter Vollwüste (H3);<br />

ihre Gleichförmigkeit gibt keine Veranlassung<br />

zur Aufteilung in Unterregionen.<br />

Im saharisch-arabischen Hauptteil sind die<br />

Klimabedingungen im nördlichen Viertel überwiegend<br />

T6.H2, im südlichen T5.H2. Von diesen<br />

beiden Rän<strong>der</strong>n nimmt die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

zum Zentrum hin in einem großräumigen<br />

Gradienten bis unter 5 mm ab (Abb. 100),<br />

so daß etwa die mittlere Hälfte - abgesehen von<br />

meernahen Randstreifen und eingelagerten<br />

Inselgebirgen - von Vollwüste des Typs T6.H3<br />

bedeckt ist. Dieser zentrale Streifen zeichnet sich<br />

zusammen mit dem nördlichen durch einen<br />

extremen Temperaturgegensatz (bis über 20 °C)<br />

zwischen wärmstem und kältestem Monat aus.<br />

Im beidseitigen Halbwüstengürtel sind die genannten<br />

<strong>der</strong> Variante H2 entsprechenden Lebensformen<br />

vertreten, wobei die verschiedenen<br />

edaphischen Wüstentypen oft ebenfalls sehr<br />

weiträumig wechseln. Halbwüstenvegetation<br />

bedeckt übrigens auch die höchsten Lagen <strong>der</strong><br />

bis über 3000 m hohen Inselgebirge <strong>der</strong> Zentralsahara<br />

und SO-Arabiens.<br />

Die Idimatisch günstigste Variante T 5.H l tritt<br />

nur kleinflächig im Umkreis <strong>der</strong> Meeresküsten<br />

auf, so an <strong>der</strong> Atlantikküste (einschließlich <strong>der</strong><br />

leeseitigen Wüstengebiete <strong>der</strong> Kanarischen Inseln)<br />

sowie am Roten Meer und Indischen Ozean<br />

in Erythräa, Somalien und Sokotra. Hier<br />

können Sukkulenten einen physiognomisch<br />

auffallenden Anteil an <strong>der</strong> Vegetation haben;<br />

neben Euphorbien sind es vor allem Asclepiadaceen<br />

und Aloe-Axttn.<br />

Abb. 100: Jahres-Isohyeten <strong>der</strong> westlichen und mittleren Sahara.<br />

Schwarz: Höhenlagen mit über 100 mm Nie<strong>der</strong>schlag in den Gebirgen. - Aus Q uEzel 1965.


202 Die Tropische Zone<br />

4.4 Namib-Karru-Region<br />

Dieses Gebiet zeigt einige Ähnlichkeit mit <strong>der</strong><br />

Unterregion 4.2.a. Wie dort fuhrt eine kalte Meeresströmung<br />

(Benguela-Strom) zu einer Depression<br />

von Temperatur und Nie<strong>der</strong>schlag an <strong>der</strong><br />

Westküste. Während <strong>der</strong> NW-Teil, die Namib,<br />

fast regenlos ist, erhält <strong>der</strong> südliche, die Kanu,<br />

Ausläufer <strong>der</strong> kapländischen Winterregen.<br />

Die Namib, die vom südlichen Angola bis<br />

etwa zur Oranjemündung reicht, ist im Küstenbereich<br />

eine Nebelwüste vom Typ T2.H4. Wie<br />

w<br />

- 5 cm<br />

Abb. 101: Kleinwüchsige Sukkulenten aus <strong>der</strong> Namib-Karru-Region.<br />

1 Haworthia radula\ 2 Crassula lycopodioides\ 3 Lithops truncatellus-, 4 Mesembryanthemum densunr, 5 Sarcocaulon<br />

ripdunt', 6 Arthraerua leubnitziae. 5 und 6 stamm-, die übrigen blattsukkulent. - Aus E ngler 1910f.


Oreotropischer Wald 203<br />

an <strong>der</strong> peruanischen Küste können Nebel- bzw.<br />

Hochnebeldecken monatelang anhalten. An<strong>der</strong>s<br />

als in Peru wird aber die Küste nicht von steil<br />

aufragenden Gebirgsketten begleitet, son<strong>der</strong>n<br />

das Gelände steigt nur langsam in Richtung auf<br />

das innere Hochland an. So kann die Nebeldecke<br />

bis etwa 100 km weit ins Innere reichen,<br />

jedoch wird die Dauer <strong>der</strong> Nebelbedeckung<br />

landeinwärts immer geringer. Der Nebelnie<strong>der</strong>schlag<br />

liefert daher überall nur geringe Wassermengen,<br />

Parallelen zur pemanischen Lomavegetation<br />

gibt es nicht. An floristisch-morphologischen<br />

Beson<strong>der</strong>heiten ist nur die seltsame Gymnosperme<br />

Welwitschia mirabilis zu erwähnen.<br />

Jenseits <strong>der</strong> Nebelgrenze schließt sich die Variante<br />

T6.H3 und noch weiter landeinwärts T6.H2<br />

an.<br />

Im Küstengebiet zwischen <strong>der</strong> Südgrenze <strong>der</strong><br />

Namib und <strong>der</strong> Region <strong>der</strong> kapländischen Hartlaubgehölze<br />

findet sich ein Bereich mit <strong>der</strong> Variante<br />

T2.H1, die sog. Sukkulenten-Karru. Sie<br />

zeichnet sich durch eine große Fülle von Sukkulenten<br />

aus mehreren Verwandtschaftskreisen<br />

aus, beson<strong>der</strong>s zahlreich sind Aizoaceen {Mesemhryanthemum<br />

s. 1.), Grassulaceen, Asclepiadaceen<br />

und Aloaceen vertreten. Die meisten sukkulenten<br />

Arten sind kleinwüchsig (viele unter 20 cm<br />

hoch; Abb. 101), doch gibt es auch einzelne<br />

Arten, die 2 m Höhe erreichen können. Neben<br />

den Sukkulenten sind auch Geophyten mancherorts<br />

häufig, und manche während <strong>der</strong> kurzen<br />

Regenperioden überschwemmten Senken<br />

können eine große Zahl von schönblühenden<br />

Stauden und Annuellen beherbergen, so daß im<br />

Frühling ein auffälliger Blühaspekt auftritt. In<br />

<strong>der</strong> östlich anschließenden, klimatisch weniger<br />

günstigen (T2/6, z. T. auch H2) eigentlichen o<strong>der</strong><br />

Hochland-Karru, einem Plateau in ca. 800-<br />

1200 m Höhe, sind Sukkulenten auch noch häufig,<br />

doch wird <strong>der</strong> Aspekt stärker durch Kleinsträucher<br />

(darunter viele halbsukkulente Vertreter<br />

von Mesembryanthemum s. 1.) bestimmt. Im<br />

Ostteil zeigen größere Anteile an Gräsern den<br />

Übergang zum Grasland des Hogevelds (S. 250)<br />

an.<br />

4.5 Australische Region<br />

Die australische Wüstenregion, auch als Eremäa<br />

bezeichnet, ist klimatisch ziemlich einheitlich,<br />

sie entspricht fast überall <strong>der</strong> Variante T6.H2.<br />

Dabei liegt die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge meist relativ<br />

hoch; nur an wenigen Stellen im südlichen<br />

Zentralbereich werden 150 mm unterschritten,<br />

im größten Teil beträgt sie sogar über 200 mm.<br />

Diese scheinbar günstigen Bedingungen werden<br />

aber relativiert durch die Unregelmäßigkeit, die<br />

oft zu lang anhaltenden, bis mehrjährigen Dürreperioden<br />

führen kann, und zugleich durch die<br />

weit verbreiteten sehr armen Böden. So liegt die<br />

Grenze großflächiger Wüstenvegetation schon<br />

bei durchschnittlichen Nie<strong>der</strong>schlägen von<br />

250 mm und darüber; Mosaiken zwischen Halbwüste<br />

und Trockengehölzen sind aber weit verbreitet,<br />

so daß eine klare Grenzlinie kaum zu<br />

ziehen ist. Von den Lebensformen dominieren<br />

die Klein- und Zwergsträucher; nach B eadle<br />

gehören von den ca. 2 0 0 0 bis zu 2 m hohen<br />

Pflanzenarten <strong>der</strong> ariden Gebiete 42 % dieser<br />

Kategorie an. Es folgen Stauden mit 35 % und<br />

Annuelle mit 18 %, alle übrigen Lebensformen<br />

verteilen sich auf die restlichen 5 %. Sukkulenten<br />

fehlen fast völlig. Unter den einjährigen und<br />

ausdauernden Krautigen sind zahlreiche Gräser,<br />

von Dikotylen spielen Compositen eine große<br />

Rolle. Diese finden sich auch bei den Zwergsträuchern;<br />

diese Lebensform wird aber vor allem<br />

durch Chenopodiaceen repräsentiert, die<br />

auf den häufig versalzten Böden weithin dominieren<br />

können.<br />

5 Oreotropischer Wald<br />

Wie schon früher angedeutet, nimmt diese Formation<br />

eine gewisse Son<strong>der</strong>stellung ein; sie ist<br />

zwar ein Teil <strong>der</strong> Tropischen Zone, hat aber bezüglich<br />

Klima und Flora ebenso starke Beziehungen<br />

zu den temperierten Zonen, namentlich<br />

zur Formation <strong>der</strong> Lorbeerwäl<strong>der</strong>. Lei<strong>der</strong><br />

sind die Informationen über die Vegetation <strong>der</strong><br />

„temperierten Tropenstufe“ sehr lückenhaft und<br />

ungleichmäßig. Sie wurde bisher kaum als eigenständige<br />

Klimaxdomäne anerkannt und<br />

schon gar nicht zusammenfassend beschrieben.<br />

In den meisten Teilen <strong>der</strong> Tropen sind oreotropische<br />

Wäl<strong>der</strong> nur lokal und meist im Zusammenhang<br />

mit den Wäl<strong>der</strong>n tieferer Lagen untersucht<br />

worden, ohne daß auf ihre speziellen<br />

Eigenarten geachtet wurde. Auch die Klimaverhältnisse<br />

können meist nur indirekt erschlossen<br />

bzw. extrapoliert werden, da die Zahl <strong>der</strong><br />

Klimastationen in den entsprechenden Höhenlagen<br />

unzureichend ist.


204 Die Tropische Zone<br />

Klimabedingungen (Abb. 102)<br />

Die klimatischen Grundlagen <strong>der</strong> Abgrenzung<br />

des Oreotropischen Waldes gegen die warmtropischen<br />

Wäl<strong>der</strong> tieferer Lagen wurden schon<br />

diskutiert: das Auftreten von Frösten ist zwar<br />

eine hinreichende, aber nicht immer eine notwendige<br />

Bedingung für das Erscheinen dieses<br />

Vegetationstyps. Die Temperatur hegt mit Mitteln<br />

von unter -1 -6 °C bis über 16 °C im Bereich<br />

von T3 und T4, greift aber von oben her mancherorts<br />

noch auf die T2-Stufe über. Jahreszeitliche<br />

Schwankungen (T3/5 bzw. T 4/5) treten nur<br />

in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Extratropen auf Die Grenze zu<br />

diesen, an <strong>der</strong> <strong>der</strong> Oreotropische Wald in <strong>der</strong><br />

gleichen Höhenlage durch peritropischen Lorheerwald<br />

abgelöst wird, ist schwer zu ziehen, es<br />

handelt sich um einen allmählichen Übergang.<br />

Der ökologische Unterschied zwischen beiden<br />

Formationen besteht im Fehlen bzw. Vorhandensein<br />

effektiver thermischer Jahreszeiten. Da<br />

man davon ausgehen kann, daß ein Unterschied<br />

zwischen wärmstem und kältestem Monat von<br />

etwa 8 °C in dieser Höhenlage ausreicht, um<br />

solche zu etablieren, setzen wir die Polargrenze<br />

<strong>der</strong> oreotropischen Domäne an diese Marke.<br />

o ©<br />

Wie bereits angedeutet (Abb. 61, S. 147), liegt<br />

sie näher zum Äquator als die ökologische<br />

Tropengrenze im Tiefland.<br />

Die hygrischen Verhältnisse können, wie bereits<br />

erwähnt, humid o<strong>der</strong> semihumid sein.<br />

Meist umfaßt <strong>der</strong> Oreotropische Wald auch die<br />

(oreale) Wolkenstufe. Er kann aber schon unterhalb<br />

von dieser beginnen, und nach oben<br />

reicht er oft weit über sie hinaus. Da ihre Lage<br />

(und ihr Auftreten überhaupt) stark von lokalen<br />

oreographischen Einflüssen abhängen kann,<br />

läßt sie sich für die Ausscheidung hygrischer<br />

KJimatypen nicht verwerten. Deren lassen sich<br />

also nur 2 unterscheiden:<br />

H l: Humid (z. T. auch perhumid o<strong>der</strong> subhumid).<br />

H 2: Semihumid mit Wechsel von Regen- und<br />

Trockenzeit.<br />

Sippenbestand<br />

Nach seiner floristischen Gesamtzusammensetzung<br />

gehört <strong>der</strong> Oreotropische Wald ohne<br />

Zweifel noch den tropischen Florenreichen an.<br />

Doch ist die Zahl <strong>der</strong> tropischen Familien in<br />

0SlNGGALANG(2877ti>)9,3“ 3728<br />

MOUNT N U ZA<br />

QUITO ( 2 8 5 0 m ) 1 2 ß °U 2 0 ¡5 4 j ( 2 0 3 2 m ) t<br />

M 3 -1 5 1<br />

12,9 1805 NUWARA ELIYA (r87Sm)l5,2® 2295<br />

(12 - 301 ^<br />

[2-161<br />

1--------------------------- ----------<br />

T3.H1 (5.1) T3.H1 (5.2) T3.H1<br />

~rA<br />

(5.3)<br />

0 © 0<br />

A R G 0R JR 0(2«m ) ^9®l8A5<br />

A D D lS -A B E 8A (244O m )15,9*1302<br />

1 3 -7 ] ^<br />

H U M U U L A (7 0 3 G m ) 11,1'* 87 6 L A P A Z ( 3 G 5 0 m ) 9 ,3 *5 6 2<br />

" " 10 .5 1<br />

r<br />

T3.H2 T3.H2 (5,3)<br />

T3/4.H2<br />

(5.3) T4.H2 (5.1)<br />

Abb, 102: Klima im Bereich des Oreotropischen Waldes.<br />

Län<strong>der</strong>: 1 Ecuador, 2 Simbabwe, 3 Ceylon, 4 Sumatra, 5 Äthiopien, 6 Java, 7 Insel Hawaii, 8 Bolivien.


Oreotropischer Wald 205<br />

Abb. 103: Charakteristische Gehölzgattungen oreotropischer Verbreitung.<br />

1 Podocarpus pittieri {Coniferae, VmtZüAa). 2 Xymalos monosperma {Monimiaceae, O-Afrika). 3 Weinmannia sorb folia<br />

(Cunoniaceae, Bolivien). 4 Polylepis neglecta {Rosaceae, Bolivien). 5 Oreopanax xalapensis {Araliaceae, Mexiko).<br />

6 Afrocraniavolkensii (Comaceae, O-Afrika). 7 Rapaneaferruginea (Myrsinaceae, Venezuela). 8 Agam ia salicifolia<br />

(Ericaceae, O-Afrika). 9 Macleania glabra (Ericaceae, Costarica), ein epiphytischer Strauch mit verholzen<strong>der</strong><br />

Hypokotylknolle Qungpflanze). - Quellen: 1, 7 Steyermark etc. 1978; 2, 6, 8 Robyns 1947f; 3 Killeen etc.<br />

1993; 4 Kessler 1993; 5 D.A. 1978f; 9 W eber 1958.


206 Die Tropische Zone<br />

<strong>der</strong> Baumschicht gegenüber den Wäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

tieferen Lagen deutlich eingeschränkt. Die übrig<br />

bleibenden nehmen dafür umso größeren<br />

Raum ein, so beson<strong>der</strong>s die weittropisch verbreiteten<br />

Myrtaceen, Lauraceen, Clusiaceen, Loganiaceen<br />

s. 1. {Buddleja, Nuxid) und Araliaceen.<br />

Zu diesen gesellen sich Gehölzfamilien <strong>der</strong> nördlichen<br />

und südlichen Extratropen: Fagaceen,<br />

Rosaceen, Theaceen, Aquifoliaceen, Cunoniaceen<br />

sowie Koniferen, vor allem die für alle<br />

oreotropischen Gebiete typische Gattung Podocarpus<br />

s. 1. (Abb. 103, 104, Tab. 31). Auch unter<br />

den strauchigen und krautigen Komponenten<br />

gibt es viele extratropische Elemente, die z. T.<br />

ihre Hauptverbreitung oberhalb <strong>der</strong> Waldgrenze<br />

in <strong>der</strong> Alpinen Stufe haben. Manche dieser Sippen<br />

temperierter Verwandtschaft sind möglicherweise<br />

Relikte aus <strong>der</strong> Zeit vor <strong>der</strong> optimalen<br />

Entwicklung des Regenwaldes, die meisten<br />

dürften ihre Anwesenheit aber späterer Einwandemng<br />

aus den temperierten Zonen verdanken.<br />

Bestandesstruktur, Lebensformen<br />

Der Normaltyp (T 3.H 1) ist gewöhnlich als<br />

gutwüchsiger Hochwald von 15-30 m Höhe ausgebildet;<br />

unter beson<strong>der</strong>s günstigen Standortsbedingungen<br />

werden gelegentlich, vornehmlich<br />

von Podocarpus-hittn und an<strong>der</strong>en Koniferen,<br />

Höhen von 35 m überschritten. Neben den<br />

dominierenden Normalbäumen können noch<br />

einzelne Palmen vorhanden sein, ebenso, vor<br />

allem in Nebelwäl<strong>der</strong>n, Baumfarne. Die Krautschicht<br />

ist oft gut entwickelt und besteht aus<br />

hygromorphen Stauden und Farnen; auch niedrige<br />

Bambusarten kommen vor. Als Epiphyten,<br />

die unter Nebelwaldbedingungen noch zahlreich<br />

sein können, treten vorwiegend Moose<br />

und Farne auf, aber auch Blütenpflanzen wie<br />

Orchideen und speziell an Epiphytismus angepaßte<br />

strauchige Ericaceen (Abb. 103.9) sind<br />

nicht selten. Im übrigen kann die Physiognomie<br />

<strong>der</strong> Bestände je nach den orographischen<br />

und mesoklimatischen Verhältnissen stark wechseln.<br />

Jahreszeitliche Aspekte sind in <strong>der</strong> Normalvariante<br />

mit ihrem gleichmäßigen tropischen<br />

Klima ebensowenig zu erwarten wie im Regenwald.<br />

Auffällige edaphische Abwandlungen bestehen<br />

z. B. darin, daß auf flachgründigen Stellen<br />

des Reliefs (Oberhänge, Kammlagen) die<br />

Beteiligung <strong>der</strong> Koniferen zunimmt; in noch<br />

extremeren Geländeteilen nähert sich die Bestandesstruktur<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> oberhalb anschließenden<br />

subalpinen Variante (s. unten) an. Auf undurchlässigen<br />

Plateaulagen, beson<strong>der</strong>s im perhumiden<br />

Bereich, kann <strong>der</strong> Wald durch moorartige<br />

Vegetationstypen ersetzt werden.<br />

Varianten und Regionen<br />

Der Oreotropische Wald erstreckt sich vertikal<br />

vom warmtropischen Wald bis hinauf zur alpinen<br />

Waldgrenze. Diesem Wärmegradienten entspricht<br />

eine Gliedemng in zwei Varianten. Im<br />

unteren Teil, wo die Bedingungen für Waldwuchs<br />

noch gut sind, stockt die beschriebene Normalvariante<br />

(T3.H1). Demgegenüber ist die im obe-<br />

Abb. 104: Areale <strong>der</strong> beiden vornebmlich oreotropischen Gattungen Podocarpus s. 1. und Weinmannia s. 1.<br />

Beide Gattungen reichen mit wenigen Arten in die Australe Zone. Die etwas frosthärtere Konifere Podocarpus<br />

(1) dringt in SO-Asien auch in die méridionale Holarktis ein; die beson<strong>der</strong>s hygrophile Weinmannia fehlt auf<br />

dem trocknisbeeinflußten afrikanischen Festland. Nähere Einzelheiten vgl. in Tab. 31. - Nach Ba<strong>der</strong> 1960.


Oreotropischer Wald 207<br />

Tab. 31: Artenzahlen und ungefähre Höhenverbreitung von Podocarpus s. I. und Weinmannia s. 1.<br />

Die Gattung Podocarpus wird heute oft in mehrere Gattungen aufgeteilt, für die die diesbezüglichen Daten z. Zt.<br />

noch schwer zu ermitteln sind; die australischen Arten von Weinmannia werden oft als eigene Gattung<br />

Pseudoweinmannia abgetrennt.<br />

Nach Ba<strong>der</strong> 1960, aus an<strong>der</strong>en Quellen ergänzt.<br />

Florenreich<br />

Teilgebiet<br />

Podocarpus<br />

Arten<br />

Höhe m<br />

Holarktis 3<br />

Japan, China, Osthimalaja 3 0-1500<br />

Weinmannia<br />

Arten<br />

Höhe m<br />

Paläotropis 59 73<br />

Festländ. SO-Asien 8 300-2000 1 200-1800<br />

Philippinen, Taiwan 12 300-2800 8 300-1700<br />

Indonesien 16 100-3500 11 800-2400<br />

Neuguinea 14 100-4300 11 200-2700<br />

Neukaledonien 12 0-1600 5 300-1300<br />

Melanesien, Polynesien 8 300-1200 20 50-1700<br />

Madagaskar, Maskarenen 2 800-2300 19 500-2400<br />

O-Affika 9 400-3500 -<br />

W-Afrika 2 1400-2300 -<br />

Neotropis 32 115<br />

Mexiko, M-Amerika, Antillen 14 200-3200 9 600-3500<br />

Venezuela 11 1400-3500 19 800-3600<br />

Kolumbien 5 1200-3500 39 700-3400<br />

Ecuador 4 1500-4000 20 1000-3500<br />

Bolivien, NW-Argentinien 6 300-2800 17 1100-3500<br />

Brasilien, NO-Argentinien 2 600-2000 9 1100-2700<br />

Holantarktis 10 3<br />

Chile, Patagonien 3 0-1100 1 0-1200<br />

Neuseeland 7 0-1800 2 0-1000<br />

Australis 7 6<br />

0-Australien 6 0-1800 6 0-1500<br />

W-Australien 1 0-1000 -<br />

Kapensis 2 0-1200 -<br />

ren Teil (Klimatyp T4) befindliche subalpine Variante<br />

durch niedrigen Wuchs (bis hinab zu 4-<br />

8 m) gekennzeichnet; oft haben die Bäume dabei<br />

eine auffallend mnde, halbkugelige Kronenform<br />

(„Kugelschirmbäume“). Sie kann entwe<strong>der</strong><br />

noch einen relativ durchgängigen Wald bilden<br />

(Abb. 105), o<strong>der</strong> sie hat Krummholzcharakter,<br />

indem die Kronen <strong>der</strong> in tieferen Lagen höherwüchsigen<br />

Bäume sich direkt am Boden verzweigen,<br />

ohne erst einen aufrechten Stamm zu bilden.<br />

Solche Kmmmholzbestände, auch als „Elfenwald“<br />

bezeichnet (vgl. S. 316-318), können sehr<br />

dicht und fast undurchdringlich sein; die Stämme<br />

und Aste tragen oft dicke Moosbeläge. Zur<br />

Waldgrenze hin verlieren sie allmählich an Höhe<br />

und gehen mancherorts direkt in ebenso dichte.<br />

aus denselben Arten gebildete, niedrige (bis unter<br />

1 m) Strauchbestände über. Vertreter <strong>der</strong> Familien<br />

hochwüchsiger Bäume wie Lauraceen und<br />

Fagaceen fehlen hier meistens; dafür treten weitere<br />

Familien nie<strong>der</strong>wüchsiger Sippen hinzu, meist<br />

solche extratropischer Provenienz. Häufig sind<br />

auch Bambusgräser beteiligt.<br />

Die semihumide Variante H2 ist, wie erwähnt,<br />

ebenfalls immergrün und ähnelt etwas<br />

den peritropischen Hartlaubwäl<strong>der</strong>n; nur in<br />

mehr randtropischen Gebieten, da wo es schon<br />

Unterschiede in den monatlichen Temperaturmitteln<br />

gibt und Trockenzeit und kühlere Periode<br />

zusammenfallen, können auch laubwerfende<br />

Bäume stärker beteiligt sein. In floristischer<br />

Hinsicht kommt es öfter zu stärkeren An-


208 Die Tropische Zone<br />

# J I<br />

20m<br />

Abb, 105: Profil eines gut durchgängigen Kugelschirmkronen-Waldes in 2150 m Höhe auf Ceylon.<br />

Dominierend ist Calophyüum walkeri\ die übrigen Bäume sind Elaeocarpus (E), Cinnamomum (C) und Symplocos<br />

(S), die Liane Piper. Aus W erner 1984.<br />

■ Jt<br />

teilen an Koniferen, und in <strong>der</strong> subalpinen Variante<br />

T4.H2 können erikoide Kleinbäume (sowohl<br />

Ericaceen selbst als auch konvergente Typen<br />

aus an<strong>der</strong>en Familien) eine größere Rolle<br />

spielen. Im Gegensatz zu den humiden sind die<br />

semihumiden Oreotropischen Wäl<strong>der</strong> auch<br />

brandgefährdet; diese Gefahr wird dadurch erhöht,<br />

daß <strong>der</strong> Wald an den im Gebirge häufigen<br />

Extremstandorten stark gelichtet bzw. durch<br />

offene (oft Gras-) Vegetation ersetzt ist.<br />

Die Domäne <strong>der</strong> Oreotropischen Wäl<strong>der</strong> besteht<br />

aus 3 Regionen (Abb. 106), die denen <strong>der</strong><br />

Regenwäl<strong>der</strong> und Regengrünen Wäl<strong>der</strong> entsprechen:<br />

die Neotropische Region (5.1), die Afrikanische<br />

Region (5.2) und die Indopazifische<br />

Region (5.3).<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Wann <strong>der</strong> Mensch in den Oreotropischen Wäl<strong>der</strong>n<br />

erstmalig stärker eingegriffen hat, hängt<br />

sowohl von den hygrischen Verhältnissen als<br />

auch von <strong>der</strong> Orographie ab. Gebiete mit humidem<br />

Klima und starkem Relief ohne größere<br />

Verebnungen wurden meist lange ^ i t gemieden<br />

und fallen erst heute mancherorts <strong>der</strong> Exploitation<br />

zum Opfer, soweit sie wertvolle Hölzer<br />

(vor allem Podocarpus) enthalten. Das an<strong>der</strong>e<br />

Extrem sind semihumide Plateaulandschaften,<br />

wie sie namentlich auf dem peruanisch-bolivianischen<br />

Altiplano, aber auch auf dem äthiopischen<br />

Hochland vorliegen. Hier kam es schon<br />

Vorjahrtausenden zu dichterer Besiedlung durch<br />

eine seßhafte, Landwirtschaft treibende Bevölkerung,<br />

die schließlich zur Bildung von Hochkulturen<br />

führte. Nachteilige Begleiterscheinung<br />

war die großflächige Beseitigung <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong>.<br />

Diese ging in Peru/Bolivien so weit, daß man<br />

lange Zeit angenommen hat, das Hochland sei<br />

von Natur aus waldfrei, und das heute dort weit<br />

verbreitete xeromorphe Grasland, die Puna, sei<br />

die natürliche Vegetation. Erst durch neueste<br />

'<br />

Abb. 106: Verbreitung des Oreotropischen Waldes.


Oreotropischer Wald 209<br />

Untersuchungen konnte eindeutig bewiesen<br />

werden, daß <strong>der</strong> größere Teil des bolivianischen<br />

Altiplano, jedenfalls so weit er bewohnt und<br />

landwirtschaftlich genutzt ist, als Klimaxgebiet<br />

semihumi<strong>der</strong> Polylepis-'WiXáer anzusehen ist<br />

(Kessler 1995, s. unten).<br />

5.1 Neotropische Region (vgl. auch<br />

Abb. 178.1-4)<br />

Von S-Mexiko bis nach N-Bolivien erstreckt sich<br />

längs <strong>der</strong> Anden, nur durch wenige Lücken in<br />

Mittelamerika unterbrochen, das größte zusammenhängende<br />

Gebiet Oreotropischen Waldes<br />

auf <strong>der</strong> Erde. Zusammen mit <strong>der</strong> neotropischen<br />

Alpinen Stufe (16.3.a) bildet es das klassische<br />

Beispiel für die Einwan<strong>der</strong>ung australer und<br />

meridionaler Florenelemente in die temperierte<br />

Stufe <strong>der</strong> Tropen. In Mittelamerika und im<br />

nördlichen Südamerika etwa bis Ecuador entspricht<br />

die Vegetation meist - abgesehen von<br />

Leelagen in Längstälern - <strong>der</strong> humiden Variante<br />

H l, die sich in Peru und Bolivien nur noch<br />

auf <strong>der</strong> Außenseite <strong>der</strong> östlichen Andenkette<br />

fortsetzt, während die nach W anschließenden<br />

Teile des Gebirges und des Altiplanos - so weit<br />

die Feuchte für Wald überhaupt ausreicht -<br />

semihumid (H2) sind. Außerhalb <strong>der</strong> Anden finden<br />

sich kleinflächige Vorkommen nur auf einigen<br />

Bergen Guajanas; die temperierte Stufe des<br />

südbrasilianischen Hochlandes ist schon als austral<br />

anzusehen.<br />

Im humiden Bereich befindet sich die Waldgrenze,<br />

als einzige im Gelände direkt feststellbare<br />

Linie, gewöhnlich in Höhenlagen von etwa<br />

3200-3800 m. Die Untergrenze <strong>der</strong> Oreotropischen<br />

Stufe scheint meist etwa bei 2000-2400 m<br />

zu liegen. Der untere, optim ale W aldtyp<br />

(T3.H1), in Kolumbien als Andiner Wald, in<br />

Peru als Montaña und in Bolivien als Medio<br />

Yungas bezeichnet, ist noch recht artenreich; sehr<br />

verbreitet sind die Gattungen Podocarpus, die<br />

mancherorts, und zwar wohl vorwiegend an<br />

edaphisch und klimatisch nicht übermäßig<br />

feuchten Standorten, zu größerer Dominanz<br />

gelangen kann, und Hedyosmum {Chloranthaceae).<br />

Als holarktische Beigabe sind bis zu ihrer Südgrenze<br />

in Kolumbien Arten anzutreffen.<br />

Der subalpine Waldtyp T4.H 1, <strong>der</strong> meist etwa<br />

die obersten 200-400 m einnimmt, die sog. „Ceja<br />

de la Montaña“, enthält an Kleinbäumen u.a.<br />

Vertreter <strong>der</strong> australen (holantarktischen) Gattungen<br />

Drimys, Fuchsia und Escallonia, <strong>der</strong> holarktischen<br />

Clethra, Vihurnum und Sambucus sowie<br />

als Andenhochlagen-Endemiten die Rosaceen<br />

Plesperomdes und Polylepis. In Nebelwaldlagen<br />

sind viele epiphytische Vertreter <strong>der</strong> Ericaceen-Unterfamilie<br />

Vaccinioideae auffällig.<br />

Die semihumiden Bereiche im Südteil von<br />

N-Peru ab befinden sich überwiegend im Inneren<br />

des breiten Andensystems bzw. des Altiplanos,<br />

denn die Außenhänge des Gebirges sind<br />

im O überall humid, im W arid. Sie liegen daher<br />

großenteils in <strong>der</strong> Subalpinen Stufe (T4.H2),<br />

und wo sie in innerandinen Tälern tiefer hinabreichen<br />

(T3.H2), kommen sie bald <strong>der</strong> hygrischen<br />

Waldgrenze nahe. Infolgedessen erlaubt<br />

<strong>der</strong> semihumide Bereich überall nur begrenztes<br />

Wachstum, so daß Bestandeshöhen über 10 m<br />

selten erreicht werden. Die wenigen in diesem<br />

Gebiet noch vorhandenen Wäl<strong>der</strong> sind fast überall<br />

durch das Vorherrschen <strong>der</strong> Rosaceen-Gattung<br />

Polylepis gekennzeichnet. Sie ist in mehreren,<br />

bezüglich <strong>der</strong> Meereshöhe und <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

vikariierenden Sippen über die<br />

gewaltige vertikale Spanne von etwa 2200 bis<br />

über 5000 m ü.M. verbreitet (Kessler 1995),<br />

wobei die höchstgelegenen Vorkommen allerdings<br />

nur aus niedrigen Kleinsträuchern in alpiner<br />

Wüste bestehen. Waldartige, bis etwa 6 m<br />

hohe Bestände gibt es aber noch bis über 4200 m<br />

Höhe; sie gelten als die höchstgelegenen Wäl<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Erde. Neben <strong>der</strong> dominierenden Polylepis<br />

sind nur wenige an<strong>der</strong>e baumförmige Sippen beteiligt,<br />

so Vertreter <strong>der</strong> Gattungen Escallonia,<br />

Schinus und Buddleja.<br />

5.2 Afrikanische Region (vgl. auch Abb.<br />

178.5-10)<br />

In Afrika besteht die Oreotropische Stufe aus<br />

weit verstreuten, disjunkten Einzelarealen. Die<br />

meisten finden sich in Ostafrika, vom größten<br />

Gebiet auf dem äthiopischen Hochland (an das<br />

die Hochlagen des Jemen anzuschließen sind)<br />

über die ostafrikanischen Vulkane bis zu den<br />

Bergen in <strong>der</strong> Umgebung des Njassasees und<br />

den höheren Lagen <strong>der</strong> Gebirgskette Madagaskars.<br />

In Westafrika zeigt allein das Gebiet des<br />

Kamerunberges eine genügend große Höhenerstreckung,<br />

daneben gibt es nur schwache Andeutungen<br />

an einigen höheren Punkten in Guinea<br />

und Angola. Wie die Tieflagen, so sind auch<br />

die oreotropischen Bereiche Afrikas großenteils


210 Die Tropische Zone<br />

trockenheitbeeinflußt. Nur <strong>der</strong> Kamerunberg<br />

und die Berge Madagaskars liegen innerhalb <strong>der</strong><br />

Regenwaldregion, alle an<strong>der</strong>en Teile sind von<br />

semihumiden bis semiariden Tieflän<strong>der</strong>n umgeben.<br />

Das hat eine komplizierte Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Vegetation <strong>der</strong> höheren Lagen zur Folge. An den<br />

meisten Bergen gibt es regenreiche, humide (H l)<br />

Luvlagen und semihumide (H2) Leelagen, die<br />

schon innerhalb desselben Bergmassivs je nach<br />

<strong>der</strong> lokalen Orographie unterschiedlich verteilt<br />

sein können. Noch größer sind die Abweichungen<br />

zwischen den verschiedenen voneinan<strong>der</strong><br />

weit isolierten Bergmassiven, wobei auch die unterschiedliche<br />

Massenerhebung von Einfluß ist.<br />

Die alpine Waldgrenze befindet sich anscheinend<br />

meist in Höhenlagen von etwa 3200-<br />

3600 m; die Untergrenze <strong>der</strong> oreotropischen Vegetation<br />

mag auch hier im Bereich von 2000 m<br />

liegen, doch gibt es auch Angaben über Vorkommen<br />

ab etwa 1500 m. ln den gutwüchsigen<br />

Wäl<strong>der</strong>n des Typs T3.H1 finden sich neben vielen<br />

Lauraceen, Myrtaceen und Araliaceen als<br />

Vertreter beson<strong>der</strong>er Familien z. B. die Gattungen<br />

Afrocrania (Cornaceai), Pittospomm, Rapanea<br />

{Myrsinaceae) und Xymalos {Monimiaceae). Die<br />

Koniferengattung Podocarpus kann vor allem in<br />

den klimatisch weniger feuchten Bereichen eine<br />

große Rolle spielen und Höhen bis 35 m erreichen.<br />

ln <strong>der</strong> semihumiden Variante T3.H 2 wird<br />

sie durch den ebenfalls bis 30 m hoch werdenden<br />

Baumwachol<strong>der</strong>Juniperus procera ersetzt. Mit<br />

mehreren Arten <strong>der</strong> Gattung Olea enthalten die<br />

Wachol<strong>der</strong>wäl<strong>der</strong> ein weiteres Element, dessen<br />

Schwerpunkt in den Extratropen liegt.<br />

ln <strong>der</strong> Subalpinen Stufe T4 spielt auch hier<br />

eine endemische Rosacee eine große Rolle, nämlich<br />

Hagenia abyssinica, die vielerorts die höchstgelegenen,<br />

5-15 m hohen Waldbestände bildet.<br />

Diesem Waldtyp beigemischt und nach oben<br />

hin stärker zunehmend sind Ericaceen, darunter<br />

die breitblättrige Gattung Agaura in <strong>der</strong> humiden<br />

(H l), Erica, Philippia u. a. nadelblättrige<br />

Sippen in <strong>der</strong> semihumiden (H2) Variante. Verbreitet<br />

sind auch Compositen-Kleinbäume, sowie<br />

im humiden Bereich Bambusarten.<br />

5.3 Indopazifische Region (vgl. auch<br />

Abb. 178.11-14)<br />

Auch hier ist <strong>der</strong> Oreotropische Wald stark<br />

disjunkt verbreitet. Die größten Flächen befinden<br />

sich in dem langgestreckten, die ganze Insel<br />

durchziehenden Hochland Neuguineas, sowie<br />

in den ebenfalls 4000 m übersteigenden<br />

(Kinabalu) Gebirgen Borneos. Kleinere, auf <strong>der</strong><br />

Karte z. T. nicht mehr darstellbare Flächen werden<br />

auf den niedrigeren Gebirgen Südvietnams,<br />

<strong>der</strong> Halbinsel Malakka, <strong>der</strong> Sunda-Inseln und<br />

<strong>der</strong> Phlippinen besiedelt; da es sich hier überwiegend<br />

um Kettengebirge handelt, ist <strong>der</strong> Zusammenhang<br />

trotz <strong>der</strong> disjunkten Lage ziemlich<br />

eng. Versprengte Einzelvorkommen erscheinen<br />

noch auf einigen höheren pazifischen Inseln<br />

bis nach Hawaii. Charakteristisch für die<br />

Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> gesamten Region ist ihr humides<br />

(H l) Klima; auch in Gegenden, wo das warmtropische<br />

Klima semihumid ist, sorgt <strong>der</strong> Anstieg<br />

<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge meist für volle<br />

Humidität in den höheren Lagen.<br />

Die Lage <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze wird für<br />

Neuguinea und für Borneo übereinstimmend<br />

mit etwa 3900 m angegeben; in den übrigen Gebirgen<br />

werden entsprechende Höhen kaum erreicht,<br />

und die Waldfreiheit <strong>der</strong> Hochlagen<br />

mancher Vulkane auf Java ist vermutlich zugleich<br />

edaphisch bedingt. Ein Charakteristikum<br />

in den indopazifischen Gebirgen ist die sehr tiefe<br />

Lage <strong>der</strong> floristischen Untergrenze: die Dominanz-Übernahme<br />

durch extratropische Sippen,<br />

namentlich Fagaceen, beginnt meist schon bei<br />

etwa 1000-1200 m, so daß die vertikale Spanne<br />

<strong>der</strong> Oreotropischen Stufe mehr als 2500 m beträgt.<br />

Die Ursache hierfür ist unbekannt. Vielleicht<br />

liegt sie darin, daß die im indopazifischen<br />

Regenwald dominierenden Dipterocarpaceen<br />

beson<strong>der</strong>s wärmebedürftig sind und durch reduzierte<br />

Temperaturen stark behin<strong>der</strong>t werden.<br />

Die so entstandene Nische konnte von den<br />

Fagaceen besiedelt werden, denn diese hatten<br />

in SO-Asien ein genetisches Mannigfaltigkeitszentrum<br />

und damit die Chance, neue Arten zu<br />

entwickeln, die in Lagen konkurrenzfähig sind,<br />

in denen eigentlich die montane Variante des<br />

Tropischen Regenwaldes zu erwarten wäre.<br />

Komponenten dieses „Fagaceen-Mischwaldes“<br />

sind gewöhnlich Vertreter <strong>der</strong> drei Gattungen<br />

Castanopsis, Lithocarpus und Quercus\ daneben<br />

treten - abgesehen von den üblichen oreotropischen<br />

Gruppen - auch schon Vertreter <strong>der</strong> Koniferengattungen<br />

Podocarpus s. 1., Dacrydium und<br />

Papuacedrus (auf Neuguinea) auf Wo die Wolkenstufe<br />

beginnt, gewinnen oft Myrtaceen sowie<br />

die genannten Koniferen die Oberhand.<br />

Auf Neuguinea zeigen die Fagaceenwäl<strong>der</strong> noch eine<br />

interessante Beson<strong>der</strong>heit: hier ist nur <strong>der</strong>en unterster


Oreotropischer Wald 211<br />

Teil von den erwähnten Gattungen holarktischer Verwandtschaft<br />

beherrscht, hingegen dominiert ab etwa<br />

1500 m die holantarktische Gattung Nothofagus. Daß<br />

hier nord- und südhemisphärische Fagaceen nebeneinan<strong>der</strong><br />

Vorkommen, ist sicherlich eine sekundäre<br />

Erscheinung: Nothofagus dürfte auf <strong>der</strong> australischneuguineischen<br />

Platte bei ihrer Nordwan<strong>der</strong>ung (Lage<br />

noch im Alttertiär viel südlicher, vgl. Abb. 59, S. 140)<br />

aus <strong>der</strong> Australen Zone „mitgebracht“ worden sein,<br />

während die an<strong>der</strong>en Gattungen erst in jüngerer Zeit<br />

aus Indomalesien einwan<strong>der</strong>ten. Ein weiteres südhemisphärisches<br />

(„gondwanisches“) Element ist die Gattung<br />

Araucaria, die allerdings vorzugsweise in <strong>der</strong><br />

unteren („indomalesischen“) Stufe des Bergwaldes vorkommt,<br />

wo sie mit bis 80 m hohen Überbäumen das<br />

etwa 30 m hohe Kronendach weit überragt (G ölte<br />

1993).<br />

Als „Subalpine“ (bzw. „obere montane“) Stufe<br />

(T4.H1) wird für Neuguinea ein recht breiter<br />

Bereich, etwa ab <strong>der</strong> Obergrenze von Nothofagus<br />

bei 3100 m, angegeben (am Kinabalu auf Borneo<br />

ist eine entsprechende Grenze bei 3200 m<br />

überwiegend edaphisch, durch das Vorherrschen<br />

unverwitterter Granodioritfelsen, bedingt). Hier<br />

finden sich, oft unterbrochen durch Grasland,<br />

Wäl<strong>der</strong> aus den Koniferen Papuacedrus und<br />

Podocarpus und <strong>der</strong> Araliacee Schefßera, die im<br />

unteren Teil noch bis 18 m hoch werden können.<br />

Als Kleinbäume sind Arten <strong>der</strong> Gattungen<br />

Drimys, Rapanea, Prunus (subg. Laurocerasus),<br />

Pittosporum, M yrica, Coprosma, Olearia, Vaccinium<br />

und Rhododendron vorhanden; sie bilden<br />

in den oberen Lagen die Hauptmasse des dann<br />

nur noch ca. 6 m hohen Waldes. Ähnliche Bestände<br />

(mit Vaccinium, Rhododendron, Myrica,<br />

Rapanea, Schefßera, Euryd) gibt es in Hochlagen<br />

(über 3000 m) einiger Vulkane auf Java und Sumatra.<br />

Beigemischt sind auf Neuguinea auch<br />

Baumfarne {Cyathed)\ diese bilden hier z. T. auch<br />

offenwaldartige Bestände in Grasland. Wie weit<br />

diese offenen Vegetationstypen natürlich sind,<br />

ist nicht bekannt; zumindest zum Teil dürften<br />

sie ihre Existenz den von Menschen zu Jagdzwecken<br />

entzündeten Feuern verdanken.


B Die Méridionale und die Australe Zone<br />

(Formationen 6-8)<br />

Die thermische Grundlage <strong>der</strong> beiden peritropischen<br />

Zonen bildet <strong>der</strong> Winter: in <strong>der</strong> Abfolge<br />

vom Äquator zum Pol tritt hier erstmalig ein<br />

Winter im ökologischen Sinne auf. Die Minima<br />

liegen zwischen 0 und -1 0 °C, es gibt also<br />

regelmäßig Frost; oft (aber nicht zwingend) unterschreitet<br />

das Temperaturmittel des kältesten<br />

Monats auch -1 - 1 0 °G, d. h. die untere Grenze<br />

des Photosynthese-Optimums.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> unterschiedlichen Gesamtgliedemng<br />

<strong>der</strong> beiden Hemisphären sind die peritropischen<br />

Zonen ungleich breit: die Australe<br />

erstreckt sich etwa von 30 bis 55°S, die Méridionale<br />

nur von etwa 28 bis höchstens 45°N. Beide<br />

Zonen reichen in Form etagealer Vorkommen in<br />

Gebirgen noch in die Tropische Zone hinein;<br />

an<strong>der</strong>erseits wird die Méridionale Zone in Gebirgen<br />

von Ausliegern <strong>der</strong> Nemoralen überlagert.<br />

Da die peritropischen Zonen im Wärmegradienten<br />

vom Äquator zum Pol liegen, ist<br />

polwärts eine Temperaturabnahme zu erwarten.<br />

Diese betrifft in den beiden Zonen aber verschiedene<br />

Klimamerkmale (Abb. 107). In <strong>der</strong> Meridionalen<br />

Zone bedingt das Absinken <strong>der</strong> Minima<br />

unter -1 0 °C die Nordgrenze gegen die<br />

Nemorale Zone, während die oft recht hohen<br />

Sommertemperaturen ziemlich gleich bleiben.<br />

In <strong>der</strong> Australen Zone hingegen sinkt die Temperatur<br />

des wärmsten Monats allmählich auf<br />

+10 °C und bewirkt damit die thermische (polare)<br />

Waldgrenze; die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Minima ist<br />

demgegenüber ohne Bedeutung.<br />

Insgesamt betrifft die thermische Variationsbreite<br />

<strong>der</strong> peritropischen Zonen also nur die<br />

Sommerwärme, die mit Mitteln des wärmsten<br />

Monats zwischen +10 und 30 °C eine sehr weite<br />

Spanne umfaßt. Danach lassen sich 3 thermische<br />

Klimatypen unterscheiden:<br />

T I : Sommer sehr warm, Mittel des wärmsten<br />

Monats etwa 24 bis 28 °C.<br />

T 2 : Sommer gemäßigt, wärmster Monat etwa<br />

18 bis 22 °C.<br />

T3: Sommer kühl, wärmster Monat nur etwa<br />

12 bis 16 °C. Marginaler Typ <strong>der</strong> Australen<br />

Zone nahe <strong>der</strong> antarktischen bzw. alpinen<br />

Waldgrenze.<br />

Von den durch die hygrischen Verhältnisse bedingten<br />

meridionalen und australen Formationen<br />

(vgl. S. 114) wurden die semiariden Trokkengehölze<br />

und die Wüsten schon im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Tropischen Zone behandelt.<br />

6 Lorbeerwald<br />

Die thermische Klimax <strong>der</strong> Meridionalen und<br />

Australen Zone ist in ihrer Struktur und Verbreitung<br />

gut bekannt und in keiner Weise problematisch.<br />

Die einzige Unstimmigkeit besteht<br />

M E R ID IO N A L E Z O N E<br />

J u lim itte l<br />

°c<br />

- 30 ■<br />

A U S T R A L E Z O N E<br />

Zunahme<br />

des Auftretens<br />

Sommergrüner<br />

^ ----<br />

Sehr<br />

artenreich,<br />

rein<br />

immergrün<br />

■ 20 •<br />

Sehr<br />

artenreich<br />

■ 10 -<br />

- 0 ■<br />

■-10 ■<br />

T G<br />

Abnehmende<br />

Artenzahl<br />

Nothofagus-<br />

Dominanz<br />

Abb. 107: Unterschiedliche<br />

Temperaturgradienten (Mittel<br />

des wärmsten Monats, Absolute<br />

Minima) von <strong>der</strong> Tropengrenze<br />

(TG) in Richtung Pol in <strong>der</strong> Meridionalen<br />

und in <strong>der</strong> Australen<br />

Zone, schematisch.<br />

In Kursiv ist die Auswirkung aut<br />

die Zusammensetzung des im<br />

humiden Bereich herrschenden<br />

Lorbeerwaldes angedeutet.


Lorbeerwald 213<br />

O © © ©<br />

TEZIUTLAN GOOAm) K? 1752<br />

C M A N G S H A ( ^ m ) 17,6®1329 H A M A D A ( Z O m ) U 6 “ ie 4 5 P E N S A C O L A (i.m ) 20,0® 1565<br />

1 6 - 2 6 1 ^ ^ ^ 1301 C303 ^ Fla. ------<br />

CURITVSAreoBrr) 16,5° 1397 Dl^iPWALLE (519m) 15,5” 1214<br />

TOOWOOMBA (6 2 9 m ) 16,8® 930<br />

T2.H2 (6.6.b) T2.H2<br />

0<br />

TAURANGA(3m) 13,8°133<br />

[301<br />

wA<br />

-5,6tZ^i23“<br />

(6.7) T2.H2<br />

1 0<br />

©<br />

SANTANA(415m) 15,5° 1314 TEMUCO (tlO m ) 11,6” 011<br />

i p<br />

72BSZZ2Z3— 2,5 ■ '—<br />

i i<br />

(6.4) T2.H 3 (6.4)<br />

C1 2<br />

ilM A R U ( l7 m ) 108® 586<br />

1301<br />

^5tez^7722T“<br />

- ~ 7 2 7 7 Z n<br />

•6 ,4<br />

T2.H2<br />

(6.5)<br />

T2.H3<br />

(6.3) T3.H3<br />

(6.6.a) T3.H 3 (6.5)<br />

16<br />

USHUAIA(8 m)<br />

I 1201<br />

5 A® A79<br />

— y /Z á ■'ip'^'TTZTTT^<br />

(6.1.c)<br />

T3.H1<br />

■ras<br />

-i^zzzzzzzzr^<br />

(6.5) T3.H1<br />

'raras -11.6— i ' rara<br />

(6.6.a) T 3.H 3 (6.6.a)<br />

Abb. 108: Klima im Bereich des Lorbeerwaldes.<br />

Lan<strong>der</strong>: 1 China (Prov. Hunan), 2 Japan (SW-Honshu), 3 N-Florida, 4 O-Mexiko, 5 S-Brasilien (Paraná),<br />

6 Südafrika (S-Kapland), 7 O-Australien (Queensland), 8 SO-Australien (Victoria), 9 Neuseeland (Nordinsel),<br />

10 Madeira, 11 M-Chile (Prov. Arauco), 12 Neuseeland (Südinsel, Ostseite), 13 Indien (O-Himalaja), 14 Neuseeland<br />

(Südinsel, Westseite), 15 Chile (Prov. Aisen), 16 Feuerland.


214 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

darin, daß es für diese Formation noch immer<br />

keinen einheitlichen, allgemein akzeptierten<br />

Namen gibt. Der hier benutzte Terminus Lorbeerwald,<br />

sowohl auf die häufige Beteiligung<br />

von Lauraceen als auch auf eine charakteristische<br />

Blattgestalt bezogen, wurde zwar schon von<br />

B rockmann-Jerosch & Rübel (1912) in <strong>der</strong> lateinischen<br />

Form Laurisilva gut definiert. Für die<br />

verschiedenen Regionen <strong>der</strong> Domäne werden<br />

aber auch heute daneben noch mehrere an<strong>der</strong>e<br />

Namen benutzt, wie Subtropischer Laubwald,<br />

Subtropischer Regenwald, Temperierter Regenwald,<br />

Warmtemperierter Laubwald, Feuchter<br />

Hartlaubwald u. a.<br />

Klimabedingungen (Abb. 108)<br />

Defmitionsgemäß ist <strong>der</strong> Lorbeerwald die Klimax<br />

<strong>der</strong> humiden Bereiche bei<strong>der</strong> Zonen. Doch<br />

zeigt <strong>der</strong> hygrische Faktor auch im humiden<br />

Rahmen noch Abwandlungen, die sowohl die<br />

absolute Regenmenge als auch die jahreszeitliche<br />

Verteilung betreffen können (auf die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> relativen Lage thermischer und hygrischer<br />

Jahreszeiten in den Extratropen wurde<br />

schon hingewiesen). Folgende hygrische Klimatypen<br />

treten auf (die Zahlenangaben beziehen<br />

sich auf T 1 -Varianten) ;<br />

H l (Perhumid): Nie<strong>der</strong>schlag extrem hoch<br />

(3000-5000 mm und mehr), dabei alle Monate<br />

humid o<strong>der</strong> zuweilen im Winter eine<br />

kurze Dürrezeit (zwischen feuchtestem<br />

und trockenstem Monat können erhebliche<br />

Unterschiede bestehen).<br />

H2 (Euhumid): Nie<strong>der</strong>schlag hoch (1000-2500<br />

mm), sonst wie H l.<br />

H3 : Subhumid, entwe<strong>der</strong> mit kurzer Trockenzeit<br />

(selten Dürrezeit) im Sommer, o<strong>der</strong><br />

Trockenzeiten unregelmäßig auftretend,<br />

o<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag weit unter 800 mm.<br />

ln thermischer Hinsicht treten in <strong>der</strong> Lorbeerwald-Domäne<br />

alle drei Klimatypen (TI, T2, T3)<br />

auf<br />

Sippenbestand<br />

Obwohl <strong>der</strong> Lorbeerwald physiognomisch noch<br />

große Ähnlichkeit mit dem Tropischen Regenwald<br />

haben kann, sind die floristischen Unterschiede<br />

groß. An <strong>der</strong> Frostgrenze erfolgt eine<br />

scharfe Auslese, und die große Zahl <strong>der</strong> Familien<br />

im Regenwald wird ersetzt durch eine besser<br />

überschaubare Kombination von relativ wenigen<br />

dominierenden Familien mit unterschiedlicher<br />

Gesamtverbreitung, nämlich<br />

• Kosmopoliten (z. B. Rosaceae, Oleaceae)<br />

• weittropische Elemente (z. B. Lauraceae,<br />

Palmai)<br />

• extratropische Waldelemente (z. B. Fagaceae,<br />

Coniferae allgemein)<br />

• Lorbeerwaldelemente (z. B. Cunoniaceae,<br />

Theaceae, Araucariaceae)<br />

• Endemiten einzelner Lorbeerwaldregionen<br />

(z. B. Trochodendraceae, Aextoxicaceae).<br />

Die weiter verbreiteten von ihnen differenzieren<br />

sich noch nach ihrem Vorkommen in beiden o<strong>der</strong><br />

nur einer <strong>der</strong> peritropischen Zonen bzw. in <strong>der</strong><br />

Alten und/o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Neuen Welt (Tab. 32). Im<br />

übrigen finden sich unter den typischen Sippen<br />

des Lorbeerwaldes (Abb. 109,110) viele ursprüngliche<br />

Angiospermen und ebenso auch reliktäre<br />

Koniferengattungen (vgl. auch Tab. 35, S. 272);<br />

manche von diesen reichen auch noch in die angrenzenden,<br />

klimatisch günstigsten Teile <strong>der</strong><br />

nemoralen Sommerwäl<strong>der</strong> hinüber. Anscheinend<br />

waren die Bedingungen für das Überleben solcher<br />

alten Typen hier beson<strong>der</strong>s günstig: das Klima<br />

begrenzte einerseits die Konkurrenz <strong>der</strong> aggressiven<br />

jüngeren Sippen des Regenwaldes und<br />

war an<strong>der</strong>erseits doch noch frei von stärkerem<br />

thermischen o<strong>der</strong> hygrischen Streß. Voraussetzung<br />

für das Überleben war allerdings, daß diese Klimabedingungen<br />

einigermaßen gleich blieben. In den<br />

Regionen, wo sich die pleistozänen Klimaschwankungen<br />

stärker ausgewirkt haben, sind kaum Relikte<br />

erhalten geblieben.<br />

Dieser florengeschichtliche Aspekt beeinflußt<br />

auch die Artenzahl insgesamt: sie ist in denjenigen<br />

Regionen am höchsten, die am wenigsten<br />

von <strong>der</strong> Eiszeit beeinträchtigt wurden; günstig<br />

wirken sich auch direkte Kontakte mit an<strong>der</strong>en<br />

(namentlich tropischen) Waldregionen aus. Innerhalb<br />

<strong>der</strong> australen Regionen ist jeweils eine<br />

starke Verarmung in Richtung auf die polare<br />

Waldgrenze zu bemerken. Die Einzelbestände<br />

sind aber auch bei optimalen Floren-, Klimaund<br />

Bodenbedingungen wesentlich artenärmer<br />

als im Regenwald; es gibt nur selten Bestände,<br />

<strong>der</strong>en oberes Kronendach von mehr als 10 Baumarten<br />

gebildet wird, und eine floristische Analyse<br />

im Sinne <strong>der</strong> Pflanzensoziologie ist daher problemlos<br />

möglich.


Lorbeerwald 215<br />

Tab. 32: Für die Lorbeerwald-Gebiete charakteristische Gehölz-Familien.<br />

Es ist jeweils die Zahl <strong>der</strong> Gattungen mit immergrünen Gehölzen angegeben (im gleichen Gebiet vorkommende<br />

Sommergrüne sind nicht berücksichtigt).<br />

= Maßgeblich an den oberen Baumschichten beteiligt (zumindest in bestimmten Ausbildungen).<br />

Familie China, SO-N- Mexiko Makaro- O-Aus- Neu- Chile S-Brasi- S-Af-<br />

Japan Amerika nesien traben Seeland silien rika<br />

Region 6.1 6.2.a 6.2.b 6.3 6.4 6.5 6.6.a 6.6.b 6.7<br />

Lauraceae r 1" 6^ 4»- (>* V V ’ 4» 2 *<br />

Fagaceae 3* U - 1'- V ’ 1* - -<br />

Oleaceae ^ 1 1 1 2 ’^ 1 1 - 1 3 *<br />

Cupressaceae 4 1 2 1 2 1 3^ - 1<br />

Myrsinaceae 4 - 3 3 2 1 - 1 2 *<br />

AquifoliaceM 1 1 1 1* - - - T' l *<br />

Rosaceae 4 1 1 3 * - - 2 2<br />

Celastraceae 2 - 3 1 - 1 1 4 *<br />

Araliaceae 4 - 2 1 3 2 1 2 2<br />

Baumfarne 2 - 3 1 2 2 1 2 1<br />

Palmae 2 2 1 - 3 1 - 2 -<br />

Flacourtiaceae 1 - 2 - 2 - 2 3 4<br />

Rutaceae 4 - 1 - 7 1 - 2 4<br />

Myricaceae 1 1 1 1 - - 1 - 1<br />

Pittosporaceae 1 - - 1 4 1 - - 1<br />

Theaceae 9* U 2 1 - - - 1 -<br />

Pinaceae 2 l* 2^^ 1 - - - -<br />

Magnoliaceae A* 1* U' - - - - - -<br />

Hamamelidaceae 5* - 2 - - - - - 1<br />

Clethraceae 1 - r 1 - - - 1 -<br />

Taxaceae 3 2 1 1 - - - - -<br />

Illiciaceae 1 1 1 - - - - - -<br />

Cunoniaceae - - 1 - 2* 2* 2* 2*<br />

Proteaceae 1 - 1 - 8’^ 4 2 2<br />

Araucariaceae - - - - 2 r- U -<br />

Myrtaceae 2 - 2 1 9’'- 3’^ 6 8* 2<br />

Monimiaceae - - 2 - 5'^ 2 2=" 1 1<br />

Podocarpaceae 2 - 1 - 5 3 3 L"<br />

Escalloniaceae 1 - 1 - 5* 3 1 1 1<br />

Winteraceae - - 1 - 1 2 1 -<br />

Elaeocarpaceae 2 - 1 - 3 2=" 2 2 -<br />

EucTyphiaceae - - - - 1 - 1* - -<br />

Cornaceae 2 - - - - 2 1 1 1<br />

Philesiaceae - - - - 2 1 3 - 1<br />

Bestandesstruktur, Lebensformen, Aspekte<br />

Der Optimaltyp (T1.H2) des Lorbeerwaldes steht<br />

dem Tropischen Regenwald an Wüchsigkeit<br />

kaum nach. Im Normalfall sind die Bestände<br />

30-50 m hoch mit dicht geschlossenem Kronendach.<br />

Unter diesem finden sich meist auch niedrigere<br />

Bäume verschiedener Höhen, die den<br />

Raum ± stark ausfüllen; gelegentlich kommen<br />

auch Uberbäume vor. Für die Menge an Lianen,<br />

die in ansehnlicher Artenzahl auftreten können.<br />

gilt Entsprechendes wie im Tropischen Regenwald.<br />

Die Baumschicht besteht überwiegend aus<br />

Normalbäumen, unter denen sich hier auch Koniferen<br />

befinden. Daneben kommt in den meisten<br />

Lorbeerwaldgebieten die Palmenform vor<br />

(allerdings nur in wenigen Arten); das Nebeneinan<strong>der</strong><br />

von Koniferen und Palmen kann ein<br />

charakteristisches Landschaftsmerkmal sein. Allerdings<br />

neigen beide Gruppen dazu, an Son<strong>der</strong>-<br />

o<strong>der</strong> Extrem standorten Entmischungs-


216 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

Abb. 109: Einige Florenelemente <strong>der</strong> Lorbeerwäl<strong>der</strong>.<br />

Es handelt sich meist um Gattungen aus weit verbreiteten Familien: 1 Araliaceae\ 2 Illiciaceae (einzige mit ±<br />

meridionaler Verbreitung); 3, 3a Oleaceae-, 4, 4a Comaceae\ 5 Flacourtiaceae\ 6 Proteaceae. Vgl. auch Nothofagus<br />

und Eucryphia, Abb. 40.2/41.4, S. 106/107. - Nach Steenis etc. 1963F., Little 1971F, B rowicz 1982F. u. a.<br />

bestände zu bilden. Kleinere Schopfbäume aus<br />

an<strong>der</strong>en Familien sind in mehreren Regionen<br />

als Besiedler von Waldrän<strong>der</strong>n typisch. Die<br />

Wuchsform <strong>der</strong> Würgerbäume ist selten, da die<br />

Gattung Ficus meist an <strong>der</strong> Tropengrenze halt<br />

macht; zuweilen wird sie von Araliaceen praktiziert.<br />

Baumförmige Bambusarten fehlen meist,<br />

doch können nie<strong>der</strong>wüchsige mancherorts flächendeckende<br />

Strauchschichten bilden (vor allem<br />

in Ostasien). Als Strauchschicht erscheinen<br />

sonst die niedrigsten <strong>der</strong> unter dem Kronendach<br />

befindlichen Normalgehölze; ihre Dichte hängt<br />

von dessen Lichtabsorption, aber auch von <strong>der</strong><br />

Humidität des Klimas ab. In perhumiden Gebieten<br />

kann sie auch kleine Baumfarne enthalten.<br />

Eine Krautschicht ist meistens ziemlich gering<br />

und besteht aus immergrünen Chamäphyten<br />

und Hemikryptophyten, vor allem Farnen.<br />

Epiphyten können in perhumiden (Hl)<br />

Varianten bzw. Nebelwaldlagen häufig sein;<br />

sonst ist <strong>der</strong> Epiphytenbesatz eher unaufFällig.<br />

Insgesamt kann auch <strong>der</strong> normale Lorbeerwald<br />

noch als „Phanerophytengesellschaft“ bezeichnet<br />

werden; für die perhumide Variante in Chile<br />

wird z. B. folgendes auf die Artenzahl bezogene<br />

Lebensformenspektrum angegeben (Oberdörfer<br />

1960):<br />

Aufrechte Phanerophyten 44 %<br />

Holzige Lianen 15 %<br />

„Hemikryptophyten“ 15 %<br />

Chamäphyten 14 ®/o<br />

Epiphyten 12 ®/o<br />

Geophyten 1 %<br />

Therophyten 1 %■


1<br />

Lorbeerwald 217<br />

Abb, 110: Charakteristische Gehölze <strong>der</strong> Lorbeerwäl<strong>der</strong>.<br />

1 (Südafrika); 2 Ocoteafoetens {Lauraceae, Kanaren); 3 Schima superba (TheMeae, China); 4 Magnolia<br />

grandiflora (SO-Nordamerika); 5 Knightiaexcelsa (Proteaceae, Neuseeland); 6 Eucryphia cordifolia (Chile); 7 Alherosperma<br />

moschatum (Monimiaceae, Australien); 8 Nothofagus dombeyi {Fagaceae, Chile). - Quellen: 1 ,4, 5 Engler etc. 1887f;<br />

2 Bramwell 1974; 3, 6, 7 Tachtadíian 1980f.; 8 C orrea 1969f.


218 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

Die dominierenden Bäume des optimalen Lorbeerwaldes<br />

sind meist schlank und geradschäftig,<br />

mit relativ dünner, glatter Borke. Brettwurzeln<br />

wie im Tropischen Regenwald fehlen gewöhnlich<br />

(nur in Auenwäl<strong>der</strong>n kommen sie zuweilen<br />

vor, was übrigens auch noch für die Sommergrünen<br />

Wäl<strong>der</strong> gilt). Häufig ist eine ausgeprägte<br />

Stockausschlagfähigkeit bei Gehölzen<br />

aller Wuchshöhen, so daß sie nach witterungsbedingten<br />

Schäden mehrstämmig werden. Die<br />

Blätter <strong>der</strong> Dikotylenbäume sind relativ einheitlich,<br />

überwiegend sind sie mittelgroß, länglicheiförmig<br />

bis eiförmig, ganzrandig o<strong>der</strong> gesägt<br />

und schwach le<strong>der</strong>ig mit glänzen<strong>der</strong> Oberseite<br />

(dieser Gestaltung kann sich auch die Konifere<br />

Podocarpus annähern). Doch ist die Variationsbreite<br />

größer als im Tropischen Regenwald. Größe<br />

und Konsistenz variieren vor allem entsprechend<br />

den Feuchtebedingungen, aber auch<br />

sippenspezifische Eigenschaften spielen eine<br />

Rolle (so hat die wichtige Gattung Nothofagus<br />

meist sehr kleine Blätter von < 5 cm Länge).<br />

Wie <strong>der</strong> Regenwald ist <strong>der</strong> Lorbeerwald ein<br />

dichter, ganzjährig dunkler Wald mit wenig jahreszeitlicher<br />

Abwechslung (Abb. 112, S. 221). Der<br />

Winter ist eine relative Ruhezeit, in <strong>der</strong> meistens<br />

zwar eine positive Nettophotosynthese möglich<br />

ist, aber die Produktion ist doch gering, und es<br />

kommt zu keinem Längenwachstum. Dieses endet<br />

vielmehr im Laufe des Herbstes, und die Triebe<br />

werden durch typische Winterknospen abgeschlossen.<br />

Der einzige deutliche jahreszeitliche<br />

Aspekt ist <strong>der</strong> Frühling, in dem die meisten Sippen<br />

synchron austreiben und dann einen auffälligen<br />

Kontrast zeigen zwischen dem hellgrünen<br />

jungen und dem dunklen älteren Laub. Die Blütezeiten<br />

sind je nach Sippe verschieden und können<br />

über das ganze Jahr verteilt sein (selbst im<br />

Winter); bevorzugt sind aber Frühling und Herbst<br />

(die herbstliche Blüte des mitteleuropäischen<br />

Efeus ist ein typisches, aus seiner meridionalen<br />

Heimat mitgebrachtes Lorbeerwald-Verhalten).<br />

Neben Immergrünen enthält das Ökosystem<br />

Lorbeerwald aber meist auch einige laubwerfende<br />

Gehölze. Es sind teils solche von sommergrünem<br />

(in <strong>der</strong> Meridionalen Zone und in Ghile),<br />

teils solche von regengrünem Gharakter.<br />

Einzelne von ihnen, vor allem von ersteren,<br />

können zuweilen in normalen, ungestörten<br />

Waidbeständen beteiligt sein. Meist sind sie aber<br />

raschwüchsige, weichholzige Komponenten <strong>der</strong><br />

Sekundärsukzession, die sich namentlich in<br />

anthropogen verwüsteten Gebieten stark ausbreiten<br />

und dann den Gharakter <strong>der</strong> Vegetation<br />

völlig verän<strong>der</strong>n. Eine ähnliche Rolle können<br />

auch Koniferen (vor allem Pinus, daneben<br />

Cupressaceen) sowie in Australien die Pseudo-<br />

Konifere Casuarina spielen.<br />

Edaphische Abwandlungen<br />

Physiognomisch auffällige Abwandlungen edaphischer<br />

Bedingtheit äußern sich vor allem in<br />

Form einer Entmischung <strong>der</strong> beteiligten Koniferen.<br />

Diese können je nach <strong>der</strong> Sippe einzeln zwischen<br />

den Angiospermen verteilt sein und dann<br />

zuweilen auch als Uberbäume o<strong>der</strong> als obere<br />

Baumschicht auftreten (vgl. Abb. 116, S. 230).<br />

Viele von ihnen neigen aber dazu, an Son<strong>der</strong>standorten<br />

± reine Bestände zu bilden. Das ist<br />

namentlich an flachgründig-felsigen Stellen<br />

(Steilhänge, exponierte Kammlagen im Gebirge)<br />

<strong>der</strong> Fall, und zwar sowohl in sehr trockenen<br />

als auch in sehr luftfeuchten Lagen. Auch auf<br />

tiefgründigen armen Sanden können Koniferen<br />

dominieren, ebenso in Sümpfen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

in solchen von hochmoorartigem Charakter.<br />

Ein an<strong>der</strong>er, physiognomisch oft distinkter<br />

Son<strong>der</strong>standort sind die Auenwäl<strong>der</strong>. Sie werden<br />

in <strong>der</strong> Meridionalen Zone meist von Sommergrünen<br />

beherrscht (auch in <strong>der</strong> Hartholzaue),<br />

die aus dem benachbarten nemoralen<br />

Auenwald übergreifen. Der Grund für die offensichtliche<br />

Konkurrenzüberlegenheit <strong>der</strong><br />

Sommergrünen könnte darin bestehen, daß auf<br />

dem sehr nährstoffreichen Auenboden die Photosyntheseleistung<br />

während <strong>der</strong> günstigen<br />

Sommermonate völlig ausreicht, um ein genügendes<br />

Höhenwachstum zu erreichen, zumal in<br />

die kurzlebigen Blätter nur wenig Substanz investiert<br />

werden muß (ähnliche Ursachen könnten<br />

auch <strong>der</strong> Beteiligung <strong>der</strong> Sommergrünen im<br />

Sekundärwald zugmnde liegen). In <strong>der</strong> Australen<br />

Zone, wo geeignete Sommergrüne fehlen, dominieren<br />

in den Auenwäl<strong>der</strong>n meist Myrtaceen.<br />

Varianten und Regionen<br />

Als zentraler Vegetationstyp <strong>der</strong> beiden peritropischen<br />

Zonen hat <strong>der</strong> Lorbeerwald sowohl thermisch<br />

als auch hygrisch bedingte Varianten. Von<br />

den thermischen ist TI zwar die artenreichste,<br />

doch kann auch T2 noch fast ebenso reichhaltig<br />

sein. Hingegen sind die Bestände unter T3-<br />

Bedingungen meist sehr schlechtwüchsig und<br />

werden nur von wenigen Arten gebildet.


Lorbeerwald 219<br />

Abb. 111: Verbreitung des Lorbeerwaldes.<br />

Die perhumide Variante H l, oft nicht zu unrecht<br />

als „Temperierter Regenwald“ bezeichnet,<br />

ähnelt in ihrem Reichtum an Epiphyten den entsprechenden<br />

Ausbildungen des Tropischen Regenwaldes.<br />

Zwar ist die Artenzahl weniger groß<br />

als dort (wichtigste beteiligte Gruppen sind Farne,<br />

daneben Orchideen und Gesneriaceen sowie<br />

Moose); die epiphytische Pflanzenmasse<br />

kann aber ähnliche Ausmaße annehmen, ln den<br />

subhumiden Varianten fehlen Epiphyten hingegen<br />

fast ganz. Tritt die kurze Trockenzeit hier<br />

im Winter auf (H3), so wird dadurch die relative<br />

Ungunst des Winters und damit die Winterruhe<br />

verstärkt; das kann eine gewisse Beimischung<br />

laubwerfen<strong>der</strong> Arten zur Folge haben,<br />

d. h. auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel deutet sich <strong>der</strong><br />

Übergang in Richtung auf den nemoralen Sommerwald<br />

an. Bedingungen nach H4 sind demgegenüber<br />

<strong>der</strong> erste Schritt in Richtung auf den<br />

Hartlaubwald; vor allem die Blätter <strong>der</strong> Kronendach-Bäume<br />

können schon etwas mehr skleromorph<br />

sein, und die Trockenzeit im Sommer<br />

erhöht die Gefahr von Bränden, die sonst im<br />

Lorbeerwald selten sind.<br />

Die Domäne des Lorbeerwaldes besteht aus<br />

7 weit disjunkten Regionen auf beiden Hemisphären<br />

(Abb. 111). ln <strong>der</strong> Meridionalen Zone<br />

finden sich die Sinojapanische Region (6.1), die<br />

Südost-Nordamerikanische Region (6.2) und<br />

die Makaronesische Region (6.3), die floristisch<br />

alle zur Holarktis gehören. Die australen werden<br />

traditionell zu 3 verschiedenen Floren-reichen<br />

gerechnet: die Ostaustralische Region<br />

(6.4) zur Australis, die Neuseeländische (6.5)<br />

und die Südamerikanische (6 .6 ) zur Holantarktis,<br />

die Südafrikanische (6.7) zur Kapensis.<br />

Doch gehören ihre wichtigsten Waldbäume<br />

überwiegend zu Sippen von mehr holantarktischer<br />

Verbreitung, die floristische Verwandtschaft<br />

ist also groß.<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Das Klima des Lorbeerwaldes erlaubt (außer in<br />

den T3-Varianten) den Anbau <strong>der</strong> verschiedensten<br />

Nutzpflanzen: ähnlich wie in <strong>der</strong> natürlichen<br />

Flora finden sich darunter neben indigenen<br />

(z. B. Tee, Zitrusfrüchte) auch solche tropischer<br />

(z. B. Reis) und nemoraler Provenienz (z. B.<br />

Rosaceen-Obst). Das hat aber nur in Ostasien<br />

dazu geführt, daß schon seit alters her große<br />

Teile <strong>der</strong> Domäne landwirtschaftlich genutzt<br />

werden; in den übrigen Regionen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

in <strong>der</strong> Australen Zone, ist <strong>der</strong> Lorbeerwald<br />

bis zum Beginn <strong>der</strong> europäischen Besiedlung<br />

nur wenig vom Menschen beeinflußt worden.<br />

Heute sind Art und Grad <strong>der</strong> Nutzung sehr unterschiedlich,<br />

Näheres wird daher bei den einzelnen<br />

Regionen besprochen. Allgemein ist zu<br />

bemerken, daß eine rationelle Forstwirtschaft,<br />

die sich auf die Bewirtschaftung <strong>der</strong> indigenen<br />

Lorbeergehölze stützt und dadurch zu einer<br />

dauerhaften Erhaltung größerer Teile des Vegetationstyps<br />

auch außerhalb von Naturschutzgebieten<br />

führen könnte, bisher kaum entwickelt<br />

ist. Insbeson<strong>der</strong>e in den australen Regionen beschränkt<br />

sich die forstliche Tätigkeit neben <strong>der</strong><br />

Exploitation des Naturwaldes meist auf die Anlegung<br />

von Holzplantagen mit nur wenigen Exoten,<br />

vor allem Eucalyptus-Antn sowie einigen


220 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

J<br />

Koniferen. Die in Kalifornien als Reliktendemit<br />

auf nur wenigen km^ beheimatete Pinus radíala<br />

soll auf <strong>der</strong> Südhalbkugel inzwischen schon eine<br />

Fläche einnehmen, die <strong>der</strong> gesamten Koniferen-<br />

Waldfläche Kaliforniens entspricht.<br />

6.1 Sinojapanische Region<br />

Dies ist die größte und auch die einzige gut ausgebildete<br />

Lorbeerwald-Region <strong>der</strong> Holarktis. Sie<br />

besteht aus 3 Teilen: <strong>der</strong> zentralen Chinesischen<br />

Unterregion (6 . La), die ein ausgedehntes Areal<br />

im Tiefland und niedrigeren Gebirge des südlichen<br />

Mittelchina bedeckt, <strong>der</strong> Japanischen Unterregion<br />

(6.1.b) in Südjapan und dem südlichsten<br />

Korea, und <strong>der</strong> Himalajischen Unterregion<br />

(6.1.c), die sich als schmales etageales Band entlang<br />

<strong>der</strong> Südabdachung <strong>der</strong> Gebirgskette von W-<br />

Yünnan bis M-Nepal erstreckt. Südlich des Hauptareals<br />

liegen noch größere disjunkte Vorkommen<br />

in Höhenstufen <strong>der</strong> Gebirge von Taiwan, Hainan,<br />

N-Indochina und Assam-Burma.<br />

Die Chinesische Unterregion, mit einer Fläche<br />

von über 1 Milk km^, ist das Kemgebiet des<br />

holarktischen Lorbeerwaldes überhaupt. Sie zeigt<br />

seine optimale Ausbildung mit weiträumiger Verbreitung<br />

<strong>der</strong> Variante T1.H2; daneben ist auch<br />

T2.H2 in den plateauartigen mittelhohen Gebirgen<br />

großflächig vorhanden. Entsprechend dem<br />

Monsunklima weisen die Nie<strong>der</strong>schläge eine Winterdepression<br />

auf, doch führt diese nur lokal in<br />

orographisch ungünstigen Leelagen zu einer Trokkenzeit<br />

im Sinne von H3. Die Zahl <strong>der</strong> Baumarten<br />

ist groß (Schätzungen kommen auf über 1000<br />

immergrüne Baum- und Straucharten). Allein die<br />

drei Hauptgattungen <strong>der</strong> Fagaceen, Quercus, Lithocarpus<br />

und Castanopsis, umfassen mehr als 150<br />

immergrüne Arten (für die gesamte Region werden<br />

über 250 geschätzt). Hinzu kommen z. B.<br />

etwa 40 Lauraceen aus den Gattungen Persea s. 1.<br />

(in Ostasien meist als Machilus abgetrennt), Cinnamomum,<br />

Cryptocarya, Actinodaphne, Phoebe und<br />

Beikchmiedia und 25 immergrüne Magnoliaceen<br />

(Magnolia, Manglietia, Michelia). Die hohe Artenzahl<br />

in manchen Gattungen ist allerdings das Ergebnis<br />

starker räumlicher Differenziemng in dem<br />

durch Gebirge vielfach geglie<strong>der</strong>ten Gebiet; in den<br />

einzelnen Teilbereichen sind von je<strong>der</strong> dieser Gattungen<br />

meist nur wenige Arten vorhanden (z. B.<br />

auf Taiwan 6 , Lithocarpus 3, Castanopsis 3),<br />

und in Einzelbeständen ist es off nur eine. Zu<br />

den Dominanten <strong>der</strong> oberen Baumschicht gehören<br />

fast immer die drei Fagaceen-Gattungen und<br />

einige von den genannten Lauraceen und Magnoliaceen;<br />

hinzu kommen die Theaceen-Gattung<br />

Schima sowie die Hamamelidaceen A h in ca chinensis<br />

und Exbucklandiapopulnea. Die beiden letzten<br />

Arten, über die ganze Unterregion hin kaum<br />

differenziert, sind das an<strong>der</strong>e Extrem gegenüber<br />

<strong>der</strong> expansiven taxonomischen Aufspaltung <strong>der</strong><br />

Fagaceen. In vielen Beständen enthält das Kronendach<br />

mit <strong>der</strong> sommergrünen Liquidambarformosana<br />

eine weitere Hamamelidacee, die von <strong>der</strong><br />

Lebensform her als Fremdkörper erscheint. Von<br />

den übrigen charakteristischen Sippen (vgl. auch<br />

Tab. 35, S. 272) können einige von Fall zu Fall<br />

ebenfalls in <strong>der</strong> oberen Baumschicht beteiligt sein;<br />

meistens gehören sie aber den tieferen Schichten<br />

an. Ähnliches gilt auch für die insgesamt 19 auftretenden<br />

Koniferen-Gattungen; unter ihnen hat<br />

allerdings die Gattung Pinus größere Bedeutung<br />

in <strong>der</strong> Sekundärvegetation, zusammen mit einigen<br />

sommergrünen Quercus-kñs.n.<br />

Die Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Japanischen Unterregion sind<br />

in Klima und Zusammensetzung sehr ähnlich,<br />

wenn auch die Flora etwas verarmt ist. So fehlen<br />

unter den Dominanten die Gattung Schima (außer<br />

auf den Ryukyu-Inseln, Abb. 112) und die<br />

genannten Hamamelidaceen, so daß die obere<br />

Baumschicht off noch mehr von Fagaceen und<br />

Lauraceen beherrscht wird; eine Beson<strong>der</strong>heit ist<br />

das Auffreten einer Tanne (Abies firma) in den an<br />

die Nemorale Zone bzw. Stufe angrenzenden<br />

Lagen. Die Himalajische Unterregion (vgl. auch<br />

Abb. 178.25-30) ist durch ihr extremes Monsunklima<br />

gekennzeichnet, das mit Nie<strong>der</strong>schlägen bis<br />

über 1 0 0 0 0 mm perhumid ist, aber trotzdem im<br />

Winter eine Nie<strong>der</strong>schlagsdepression bis hin zur<br />

Trockenzeit zeigen kann (Abb. 108.13, S. 213).<br />

Die hier vorhandenen Lorbeerwäl<strong>der</strong>, meist in Höhenlagen<br />

zwischen 1000 und 2500 m angesiedelt,<br />

sind daher äußerst reich an Epiphyten; ihre Flora<br />

nimmt vom Optimum im Bereich des Tsangpo-<br />

Knies nach W allmählich ab.<br />

In Japan hegt das Hauptsiedlungsgebiet im<br />

Bereich des Lorbeerwaldes, dieser ist daher in<br />

allen für den Ackerbau nutzbaren Lagen verschwunden<br />

und nur in steilem Gebirgsgelände<br />

erhalten geblieben. Auch in China und im Himalaja<br />

haben vor allem unzugängliche Gebirgslagen<br />

die Erhaltung des Waldes begünstigt, doch<br />

ist infolge verbesserter Verkehrsbedingungen<br />

heute überall Raubbau im Gange; größere Flächen<br />

sind inzwischen mit Sekundärwäl<strong>der</strong>n aus<br />

Kiefern u. a. Koniferen bedeckt.


Lorbeerwald 221<br />

18 191220<br />

Abb. 112: Artenreicher Lorbeerwald (Lasiantho-Castanopsietum sieboldii, Camellieteajaponicae) am Yuwan-dake<br />

(etwa 350 m) auf <strong>der</strong> südjapanischen Insel Amami (Ryukyu-Inseln).<br />

Die Ryukyu-Inseln nehmen floristisch eine Zwischenstellung zwischen China und Japan ein: so ist die auf den<br />

Hauptinseln fehlende Schima wallichii hier noch vorhanden, dagegen spielt die dort wichtige Camellia japónica<br />

keine Rolle mehr. Gehölze (außer Nr. 15 sämtlich immergrün): 1 Distylium racemomm, 2 Castanopsis sieboldii,<br />

3 Scbima wallicbii, 4 Elaeocarpus japónicas, 5 Quercus miyagii, 6 Podocarpus nagi, 7 Myrsine seguinii, 8 Podocarpus<br />

macropbyllus, 9 Cleyerajapónica, 10 Symplocosprunifolia, 11 Ternstroemia gymnantbera, \2 Psycbotria rubra, 13 Eulyajapónica,<br />

14 Neolitsea aciculata, 15 Rhododendron tashiroi, 16 lllicium religio sum, 17 Ilex aenata, 18 Damnacantbus<br />

indicas, 20 Psycbotria serpens, 21 Randia cantboides, 22 Sarcandra glabra. Trotz <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Tropengrenze (etwa<br />

28°N) sind Sippen echt tropischer Provenienz nur schwach vertreten (z. B. Nr. 12, 18, 20, 21,22). Die spärliche<br />

Krautschicht enthält u. a. Asarum lutcbuense, Disporum sessile sowie die Farne Dryopteris sordidipes und Lindsaea<br />

chienii. - Aus Miyawaki etc. 1978.<br />

6.2 Südost-Nordamerikanische Region<br />

Gegenüber<strong>der</strong> Sinojapanischen sind die beiden<br />

übrigen holarktischen Lorbeerwaldregionen<br />

nichts als verarmte Relikte. In O-Nordamerika<br />

umfaßt das zonale Klimaxgebiet des Lorbeerwaldes<br />

einen schmalen Streifen entlang <strong>der</strong><br />

Küste von Süd-Carolina bis ins östliche Texas,<br />

mit größerer Ausdehnung auf <strong>der</strong> Nordhälfte<br />

<strong>der</strong> Halbinsel Florida. Dieses Gebiet, vollständig<br />

in <strong>der</strong> Küstenebene (Coastal Plain) gelegen,<br />

ist aber trotz günstigen Klimas (T1.H2) keineswegs<br />

großflächig mit Lorbeerwald bedeckt. Es<br />

enthält überwiegend Extremböden (Sümpfe,<br />

sehr arme Sande), auf denen die gleichen<br />

Son<strong>der</strong>vegetationstypen stocken wie in den nach<br />

N anschließenden nemoralen Gebieten (vgl.<br />

S. 266). Für den Klimaxwald bleiben nur kleine,<br />

isolierte Flächen übrig. Diese ungünstigen<br />

aktuellen Bedingungen verstärken noch die Folgen<br />

<strong>der</strong> Florenverarmung im Pleistozän (S. 143);<br />

die ostamerikanische Lorbeerwaldflora ist daher<br />

sehr arm. Hochwüchsige Hauptbaumarten, die<br />

dominieren können, sind M agnolia grandißora<br />

(auf besseren, frischen bis feuchten Böden),<br />

Quercus virginiana (vor allem auf nicht zu trokkenen<br />

Dünen im Küstenbereich) sowie auf<br />

feuchten bis sehr feuchten Standorten Persea<br />

borbonia und G ordonia lasianthus. In sauren,<br />

wechselfeuchten Sümpfen können die beiden<br />

letzteren zusammen mit weiteren strauchigen<br />

Lorbeergehölzen ein niedriges immergrünes<br />

Gebüsch bilden, das sog. Pocosin. In den Kontext<br />

des Lorbeerwaldes gehören auch die Palme<br />

Sabalpalmetto, oft am Rande von Sümpfen vorkommend,<br />

und mehrere méridionale Pinus-hr-


222 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

■Mi<br />

1<br />

ten, die den größten Teil <strong>der</strong> Fläche bedecken.<br />

Die geringe Zahl an hochwüchsigen Klimaxbäumen<br />

hat zur Folge, daß fast überall noch<br />

sommergrüne nemorale Arten beigemischt sind<br />

(so gilt die Kombination von M agnolia grandiflora<br />

und Fagus grandifolia als charakteristisch).<br />

Daher wird die ostamerikanische Lorbeerwaldregion<br />

von vielen Autoren gar nicht von <strong>der</strong><br />

Nemoralen Zone abgetrennt. Diejenigen <strong>der</strong> wenigen,<br />

in <strong>der</strong> dominierenden Subklimaxvegetation<br />

verstreuten Klimaxbestände, die nicht<br />

dem Ackerbau zum Opfer gefallen sind, stehen<br />

heute meist unter Schutz.<br />

Südlich von seinem zonalen Areal, das als<br />

Floridanische Unterregion (6.2.a) bezeichnet<br />

werden kann, tritt <strong>der</strong> Lorbeerwald mehrfach in<br />

etagealen Ausliegern in <strong>der</strong> östlichen Bergkette<br />

Mexikos auf, hier meist als perhumide Nebelwald-Variante<br />

(T2.H 1). Diese M exikanische<br />

Unterregion (6.2.b) ist nicht von <strong>der</strong> pleistozänen<br />

Verarmung betroffen und daher floristisch<br />

reicher; infolge <strong>der</strong> günstigen Wan<strong>der</strong>bedingungen<br />

auf <strong>der</strong> Andenkette enthält sie<br />

auch Sippen oreotropischer und sogar australer<br />

Provenienz (vgl. auch Abb. 178.22).<br />

6.3 Makaronesische Region<br />

In Europa ist <strong>der</strong> Lorbeerwald als Vegetationstyp<br />

auf dem Festland durch die Eiszeit vollständig<br />

vernichtet worden, er blieb nur auf den drei<br />

atlantischen Inselgruppen erhalten. Hier bildet<br />

er heute auf den Azoren die zonale Vegetation,<br />

auf den klimatisch trockneten Inseln Madeira<br />

und Kanaren tritt er etageal in durch den Passateinfluß<br />

befeuchteten Höhenstufen auf (Abb.<br />

178.24). Das Klima ist überall nur mäßig warm<br />

(T2), die hygrische Komponente entspricht auf<br />

den Azoren H2, auf den übrigen H4, wobei die<br />

sommerliche Nie<strong>der</strong>schlagsarmut aber durch<br />

häufigen Nebel (Passatwolke) gemil<strong>der</strong>t wird. Da<br />

die vulkanischen Inseln niemals Verbindung mit<br />

dem Festland hatten, ist ihre Flora Ergebnis<br />

überseeischer Einwan<strong>der</strong>ung mit Hilfe von<br />

Wind und Vögeln. Der Grundstock <strong>der</strong> Gehölzflora<br />

ist daher arm; das Fehlen <strong>der</strong> sonst für<br />

Lorbeerwäl<strong>der</strong> so typischen Fagaceen beruht sicher<br />

darauf, daß sich keine Vögel fanden, die<br />

die schweren (dyszoochoren) Diasporen weit<br />

übers Meer transportierten. Entsprechend <strong>der</strong><br />

ozeanischen, stark windausgesetzten Lage sind<br />

die Wäl<strong>der</strong> meist niedrig und bestehen nur aus<br />

einer einzigen Kronenschicht; Höhen von 20<br />

m werden nur in windgeschützten Mulden und<br />

Schluchten überschritten. Hauptbaumarten sind<br />

die vier Lauraceen {Persea, Laurus, Ocotea, Apollonias),<br />

die O lezcee Picconia excelsa, Prunus (Laurocerasus)<br />

lusitanica und Ilexplatyphylla\ die übrigen<br />

Arten bleiben meist eher strauchig. Auf<br />

flachgründigen, windexponierten Hängen und<br />

Graten können Myrica fa y a und Erica arbórea<br />

einen nie<strong>der</strong>en Buschwald bilden. Die auf den<br />

größeren Kanaren (Teneriffa, Gran Canaria)<br />

endemische Kiefer Pinus canariensis beteiligt sich<br />

nicht am eigentlichen Lorbeerwald; sie besiedelt<br />

vielmehr hauptsächlich höhere Lagen, wo<br />

das Klima an <strong>der</strong> Obergrenze <strong>der</strong> Passatwolke<br />

trockener wird, und kann dort im Unterwuchs<br />

noch einige <strong>der</strong> niedrigeren Lorbeergehölze enthalten.<br />

Während die Wäl<strong>der</strong> auf den leicht zugänglichen<br />

Azoren heute größtenteils vernichtet<br />

sind, waren sie in den gebirgigen Lagen Madeiras<br />

und <strong>der</strong> Kanaren noch bis vor kurzem<br />

ziemlich gut erhalten geblieben; doch werden<br />

sie jetzt vielerorts durch unkontrollierte Siedlung<br />

und Holzentnahme geschädigt.<br />

Auf dem Kontinent haben zwar einige Arten<br />

aus <strong>der</strong> Lorbeerwaldflora die Eiszeit überlebt,<br />

doch sind darunter keine hochwüchsigen,<br />

zur Dominanz fähigen Bäume. Sie fristen ihr<br />

Leben heute teils an lokal bzw. edaphisch günstigen<br />

Stellen <strong>der</strong> Hartlaubregion, teils als Unterwuchs<br />

in Sommerwäl<strong>der</strong>n im wintermilden Bereich<br />

<strong>der</strong> Nemoralen Zone (dieser ist z. T. sogar<br />

als potentielles Lorbeerwaldgebiet anzusehen,<br />

vgl. S. 269).<br />

6.4 Ostaustralische Region<br />

Wie Ostasien im N, so ist Ostaustralien auf <strong>der</strong><br />

Südhalbkugel das floristisch weitaus reichste<br />

Lorbeerwaldgebiet. Es erstreckt sich an <strong>der</strong> Ostküste<br />

entlang von etwa 30°S bis zur Südspitze<br />

Tasmaniens (etwa 44°S). Diese weite Breitenamplitude<br />

ist typisch für die australen Regionen<br />

und hat gegenüber den holarktischen eine<br />

stärkere klimaökologische Differenzierung zur<br />

Folge. Als einzige südhemisphärische hat die<br />

australische Region nach N direkte Verbindung<br />

mit dem Tropischen Regenwald. Zwischen 25<br />

und 30°S liegt ein breiter Übergangsbereich bei<strong>der</strong><br />

Formationen, in dem frostfreie und frostbeeinflußte<br />

Standorte je nach <strong>der</strong> lokalen Topographie<br />

dicht nebeneinan<strong>der</strong> auffreten. In den


Lorbeerwald 223<br />

höheren Lagen des Berglandes reichen Bestände,<br />

die zum Lorbeerwald gerechnet werden können,<br />

noch bis etwa 20°S.<br />

Das Klima entspricht auf dem Festland theoretisch<br />

weithin <strong>der</strong> Variante T 2.H 2; dabei hegt<br />

das Nie<strong>der</strong>schlagsmaximum im N mehr im<br />

Sommer, im S mehr im Winter. Da sich aber<br />

auch hier die typisch australische Unregelmäßigkeit<br />

<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge auswirkt, sind die effektiven<br />

Bedingungen eher subhumid (H3 bzw.<br />

H4); in lokalen Leelagen kann die durchschnittliche<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsmenge sogar in semihumides<br />

Niveau (600-500 mm) absinken. Auf <strong>der</strong> Insel<br />

Tasmanien sind die Temperaturen niedriger<br />

(T3), hygrisch entspricht <strong>der</strong> O dem Festland,<br />

während an <strong>der</strong> W-Seite perhumide Verhältnisse<br />

aultreten (T3.H1). Solche sind auf dem Festland<br />

nur an einigen Stellen am Osthang des mit<br />

2231 m nicht sehr hohen südlichen Berglandes<br />

angedeutet.<br />

Zwei Beson<strong>der</strong>heiten kennzeichnen die ostaustralische<br />

Lorbeerwaldregion: einerseits die<br />

sehr reiche Vertretung südhemisphärischer Familien,<br />

vor allem <strong>der</strong> Cunoniaceen, Monimiaceen<br />

und Escalloniaceen; an<strong>der</strong>erseits die Allgegenwart<br />

<strong>der</strong> Gattung Eucalyptus, die, obwohl<br />

sie eigentlich nicht als Klimaxelement des<br />

Lorbeerwaldes anzusehen ist, doch mit zahlreichen<br />

Arten an <strong>der</strong> Vegetationsdecke beteiligt ist.<br />

Nach dem erstgenannten Merkmal wäre Ostaustralien<br />

eigentlich als das Zentrum des zonalen<br />

südlich-temperierten (holantarktischen)<br />

Florenreiches anzusehen; die Uberformung<br />

durch das zweite fuhrt jedoch zur untrennbaren<br />

Verbundenheit mit dem Rest des Kontinents.<br />

Zuerst seien die reinen Lorbeerwäl<strong>der</strong> betrachtet.<br />

Es sind gutwüchsige Wäl<strong>der</strong> von 30-<br />

40 m Höhe, die in <strong>der</strong> normalen Variante<br />

(T2.H2) meist von Cunoniaceen beherrscht<br />

werden. Die wichtigste Dominante ist Ceratopetalum<br />

apetalum, das im ganzen festländischen<br />

Bereich von <strong>der</strong> Küste bis etwa 1300 m Mee-<br />

.eshöhe verbreitet ist. Es teilt sich die Herrschaft<br />

in <strong>der</strong> Baumschicht je nach Boden und Höhenlage<br />

mit weiteren Cunoniaceen {Schizomeria,<br />

Ackanna), Monimiaceen (Doryphorä), Lauraceen<br />

(Cinnamomun, Cryptocarya, Endiandra), Myrtaceen<br />

(Acmena, Tristanid) und Proteaceen {Helicia,<br />

Oriics). Als Überbaum kann lokal A m ucaria<br />

cunninghamii Vorkommen, auf Sandböden u. a.<br />

.Son<strong>der</strong>standorten können auch hochwüchsige<br />

Palmen (z. B. Livistona australis) beigemischt<br />

sein. Die Gesamtzahl <strong>der</strong> Baumarten beträgt in<br />

tieferen Lagen etwa 50 und sinkt oberhalb<br />

1000 m auf weniger als 20 ab; das Kronendach<br />

des Einzelbestandes enthält aber auch im Tiefland<br />

selten mehr als 10 Arten. Im unmittelbaren<br />

Küstenbereich reichen einige Elemente aus<br />

<strong>der</strong> tropischen Flora noch weit nach S, so die<br />

Sapindacee Diploglottis und die Meliacee Toona<br />

australis. Epiphyten kommen vor, wenn auch<br />

nicht sehr zahlreich; neben Farnen sind auch<br />

einige Orchideen darunter. Lianen sind in manchen<br />

Beständen häufig. Die Krautschicht besteht<br />

meist aus Farnen; auch etwa 5 m hohe<br />

Baumfarne {Dicksonia antárctica, Cyathea australis)<br />

sind nicht selten.<br />

Die einzige südhemisphärische Fagaceen-<br />

Gattung, Nothofagus, die im Tertiär in Australien<br />

weit verbreitet gewesen sein soll, ist heute<br />

weitgehend auf kühl-feuchte Lagen beschränkt.<br />

Am wichtigsten ist N . cunninghamii auf Tasmanien,<br />

sie ist dort außer an <strong>der</strong> trockenen Ostküste<br />

weithin die Hauptholzart. Sie bildet off Reinbestände,<br />

auf günstigen Böden bis über 40 m<br />

hoch (Abb. 113); mitbeteiligt in <strong>der</strong> Baumschicht<br />

sind zuweilen Atherosperma, Eucryphia<br />

und Anodopetalum. Häufig ist Dicksonia antárctica.<br />

In ähnlicher Vergesellschaftung wächst N.<br />

cunningham ii auch auf dem Festland in S-<br />

Victoria. In beiden Gebieten steigt sie bis etwa<br />

1300 m ü. M., wo sie allerdings nur noch 10 m<br />

hoch wird; hier können auch Koniferen wie<br />

Podocarpus und Phyllocladus auftreten. In Tasmanien<br />

folgt weiter oben (das Gebirge ist bis<br />

1570 m hoch, vgl. Abb. 178.18) ein subalpines<br />

Krummholz, das vorwiegend aus <strong>der</strong> sommergrünen<br />

Nothofagus gunnii besteht; beigemischt<br />

sind hier neben Drimys {Tasmannid) und <strong>der</strong> Proteacee<br />

Telopea die reliktären Koniferen Athrotaxis<br />

und Diselma, aber auch als typischer Australier<br />

Eucalyptus coccifera. Die dritte Nothofagus-An,<br />

N. moorei, hat nur einige disjunkte Vorkommen<br />

im Gebirge N von Sydney, wo sie in 1000-<br />

1500 m auf guten Böden ebenfalls gutwüchsige<br />

Reinbestände bildet.<br />

Auch in den Gegenden, <strong>der</strong>en Vegetation<br />

vom Lorbeerwald beherrscht wird, gibt es kaum<br />

ein Landschaftsbild ohne Eucalyptus. Diese Gattung<br />

greift aus dem westlich anschließenden<br />

Hartlaubgebiet überall massiv auf die Lorbeerwaldregion<br />

über: es kommen etwa 80 Arten vor,<br />

von denen nicht wenige endemisch sind. Die<br />

Eucalypten können vor allem unter folgenden<br />

Bedingungen Bedeutung erlangen:


i ■*<br />

224 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

• auf extrem armen und sauren Böden<br />

• auf sauren, sumpfig-moorigen Böden<br />

• auf edaphisch o<strong>der</strong> mesoklimatisch sehr<br />

trockenen Standorten<br />

• nach Waldbränden als Pioniere, die z. T.<br />

wegen ihrer Langlebigkeit auch im wie<strong>der</strong>erstandenen<br />

Klimaxwald noch lange erhalten<br />

bleiben.<br />

Bei <strong>der</strong> extremen Tendenz zur Artneubildung<br />

in <strong>der</strong> Gattung gibt es für jede dieser Situationen<br />

an<strong>der</strong>e Arten, die außerdem noch geographisch<br />

differenziert sind. Auf den drei genannten<br />

Subkhmaxstandorten, die aus geologischen<br />

und klimatischen Gründen große Flächen einnehmen<br />

können, bilden die Eucalypten meist<br />

wenig gutwüchsige, lichte Reinbestände, denen<br />

-i5 0 m<br />

25<br />

B<br />

E Eucalyptus<br />

75m<br />

c<br />

;<br />

L X<br />

v_.<br />

Y^ p. Nothofagus<br />

^ ' ■ cunninghamii<br />

^ /\ Atherosperma<br />

^ moschatum<br />

Dicksonia - 50<br />

antárctica<br />

f<br />

25<br />

1^^<br />

ff<br />

0 25 50 75 100m<br />

Abb. 113: Lorbeerwald auf Tasmanien ohne (A) und mit (B) Brandeinfluß.<br />

Näheres im Text (im Unterwuchs ist <strong>der</strong> Baumfarn Dicksonia antárctica häufig). - Nach G ilbert aus W alter 1962Í


Lorbeerwald 225<br />

im Unterwuchs ähnliche Sippen beigemischt<br />

sind wie im Hartlaubwaldgebiet (7.6), z. B. die<br />

charakteristischen Akazien. Sie nehmen hier also<br />

eine ähnliche Stellung ein wie an<strong>der</strong>wärts Koniferen;<br />

zuweilen können auch Arten von<br />

Callitris o<strong>der</strong> Casuarina beteiligt sein. Eine ganz<br />

beson<strong>der</strong>e Rolle spielen die Eucalypten aber als<br />

Waldbrandpioniere. Waldbrände sind, als Folge<br />

<strong>der</strong> unregelmäßigen Nie<strong>der</strong>schläge, auch in<br />

den feuchten Teilen Australiens häufig, und<br />

zwar nicht erst als Folge menschlicher Tätigkeit.<br />

Die „Waldbrand-Eucalypten“ kommen auf allen<br />

Böden vor, und die auf den besten Böden<br />

wachsenden Arten können immense Höhen erreichen<br />

(£. regnans über 80, angeblich bis 1 1 0<br />

m). Diese Riesenbäume bilden eine stets gleichaltrige,<br />

lichtdurchlässige (infolge <strong>der</strong> senkrechten<br />

Blattorientierung) Oberschicht über dem eigentlichen<br />

30-40 m hohen Kronendach des<br />

Lorbeerwaldes; da sie sich unter diesem nicht<br />

verjüngen können, sind sie für ihr Überleben<br />

auf den nächsten Waldbrand angewiesen.<br />

Die Beziehung zwischen dem Lorbeerwald und den<br />

Waldbrand-Eucalypten wurde anhand des Verhaltens<br />

von E. regnans im Nothofagus^iXd Tasmaniens näher<br />

untersucht (Gilbert 1959; Abb. 113). E. regnans erreicht<br />

ein Alter von 350 Jahren, Nothofagus cunninghamiimrd<br />

450 und das beigemischte Atherosperma ntoschatum<br />

250Jahre alt. Je nach <strong>der</strong> Häufigkeit von Waldbränden<br />

sind folgende Vegetationsphasen zu finden:<br />

(1) Waldbrände fehlend o<strong>der</strong> höchstens alle 400 Jahre:<br />

Reiner Lorbeerwald, Eucalyptus fehlt (Abb.<br />

113.A).<br />

(2) Waldbrände alle 150-300 Jahre: Lorbeerwald mit<br />

£Kca^/>iKi-Überhältern (Abb. 113.B).<br />

(3) Waldbrände alle 50-100 Jahre: Nothofagus und<br />

Atherosperma verschwinden, es bleibt ein reiner<br />

EucalyptusN/add übrig mit ± lichtliebenden Sträuchem<br />

(u. a. Acacid) im Unterwuchs.<br />

(4) Waldbrände alle 10-20Jahre: Hierdurch wird auch<br />

<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Jugend brandempfindliche E. regnans<br />

eliminiert, es breiten sich an<strong>der</strong>e, niedrige Eucalyptus-hnm<br />

aus.<br />

(5) Bei noch häufigeren Bränden wird <strong>der</strong> Wald durch<br />

Gebüsche aus Myrtaceen und Proteaceen ersetzt.<br />

Der einzige Son<strong>der</strong>standort, <strong>der</strong> nicht durchweg<br />

von Eucalyptus beherrscht wird, sind Auenund<br />

Uferwäl<strong>der</strong>. Hier sind meist an<strong>der</strong>e Myrtaceen<br />

{Mdaleuca, Tristania, Leptospermum) dominierend,<br />

auch Casuarina-hiX&n können auftreten.<br />

ln Tasmanien findet sich an Flußufern die<br />

Konifere Athrotaxis.<br />

Erwähnt sei noch, daß die alpine Waldgrenze<br />

im festländischen Gebirge (bei etwa 2000 m)<br />

allein von einer Eucalyptus-Axt, E. niphophila,<br />

gebildet wird (vgl. Abb. 178.17). Warum hier<br />

nicht, wie in Tasmanien, Vertreter <strong>der</strong> Lorbeerwaldflora<br />

auftreten, ist unbekannt. Möglicherweise<br />

liegt die Ursache in <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> in<br />

den höchsten Lagen sehr starken Winde: im<br />

Gegensatz zum perhumiden, meerumgebenen<br />

Tasmanien kommen diese auf dem Festland aus<br />

den westlichen Trockengebieten, so daß zeitweilig<br />

ein starker Wasserstreß herrschen dürfte.<br />

In <strong>der</strong> Lorbeerwaldregion liegt heute das<br />

Hauptsiedlungsgebiet SO-Australiens. Da die<br />

Besiedlung, die erst im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t begann,<br />

überwiegend nur die Tieflagen erfaßt hat, in<br />

denen Eucalyptus-doxmxntrtt Subklimaxvegetation<br />

vorherrschte, sind die vornehmlich im<br />

Gebirge befindlichen echten Lorbeerwäl<strong>der</strong><br />

noch großenteils im Naturzustände erhalten<br />

geblieben. Wie unberührt sie z. T. noch sind,<br />

zeigt die Tatsache, daß 1994 in einem Waldgebiet<br />

ca. 150 km nordwestlich von Sydney eine<br />

bisher unbekannte Koniferengattung {Wollemia<br />

nobilis) entdeckt werden konnte.<br />

6.5 Neuseeländische Region<br />

Neuseeland ist von Natur aus fast vollständig<br />

von Lorbeerwald bedeckt. Die Unterschiede zu<br />

Australien sind trotz <strong>der</strong> relativen räumlichen<br />

Nähe sehr groß. Sie betreffen nicht nur die allgemeinen<br />

Fakten: viel südlichere Lage (34-48°S),<br />

hohe Gebirge bis über 3700 m, keine Kontakte<br />

mit tropischer und mit Hartlaubvegetation. In<br />

<strong>der</strong> Flora Neuseelands fehlen die für Australien<br />

beson<strong>der</strong>s typischen Sippen: es gibt we<strong>der</strong><br />

Eucalyptus noch Acacia. Aber auch die charakteristischen<br />

holantarktischen Elemente treten<br />

bei weitem nicht in gleicher Fülle auf In den<br />

meisten Merkmalen zeigt Neuseeland größere<br />

Ähnlichkeit mit <strong>der</strong> viel weiter entfernten Südamerikanischen<br />

Region.<br />

Das Klima entspricht <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> Inseln innerhalb<br />

<strong>der</strong> Westwindzone. Am weitesten verbreitet<br />

ist die Variante T2.H 2. Allerdings liegt<br />

die Temperatur meist im unteren Bereich, und<br />

im W- und S-Teil <strong>der</strong> Südinsel sinkt sie auf T3.<br />

Die Südinsel, mit dem hohen Gebirgszug im<br />

W, ist auch hygrisch stärker differenziert: die ganze<br />

Westküste ist perhumid (H l) mit Nie<strong>der</strong>schlägen<br />

bis über 6000 mm; an<strong>der</strong>erseits treten im<br />

Regenschatten <strong>der</strong> höchsten Berge im Innern<br />

(Otago) semiaride Täler mit weniger als 500 mm


226 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

I r<br />

auf, die aber so kleinflächig sind, daß sie im globalen<br />

Maßstab nicht kartierbar sind; sie enthalten<br />

eine Art Büschelgrasflur, die man als ökologisch<br />

extreme Variante <strong>der</strong> Pampa (S. 246) betrachten<br />

könnte. Im Gegensatz zu Australien erheben<br />

sich die Gebirge weit über die Waldgrenze,<br />

die auf <strong>der</strong> Nordinsel meist bei 1200-<br />

1400 m liegt, ähnlich auch auf <strong>der</strong> Südinsel auf<br />

<strong>der</strong> O-Seite des Gebirges. Im perhumiden SW<br />

ist sie dagegen vielerorts auf 900-700 m herabgedrückt;<br />

hier reichen die Gletscher durch die<br />

Waldstufe hindurch fast bis auf Meereshöhe<br />

hinunter.<br />

Charakteristisch für den neuseeländischen<br />

Lorbeerwald ist die starke Beteiligung von Koniferen;<br />

<strong>der</strong> normale, im Tiefland im größten<br />

Teile des Landes herrschende Waldtyp wird daher<br />

auch Lorbeer-Koniferen-Wald genannt.<br />

Wichtigste Dominanten dieses Waldes sind<br />

Podocarpus (mehrere Arten), Dacrydium cupressinum,<br />

Beüschmiedia, Metrosi<strong>der</strong>os, Knightia excelsa,<br />

Elaeocarpus hookerianus, Dysoxylum spectabik (Meliaceae,<br />

einzige Art aus einer sonst rein tropischen<br />

Gattung), mancherorts auch Nothofagus (4 Arten).<br />

Dabei sind Koniferen und Blütenpflanzen<br />

± gleichmäßig gemischt; allerdings kann Podocarpus<br />

dacrydioides, <strong>der</strong> bis über 50 m hoch<br />

wird, Entmischungsbestände in Auen- und<br />

Sumpfwäl<strong>der</strong>n bilden. Unter <strong>der</strong> aus einigen <strong>der</strong><br />

genannten Sippen bestehenden oberen Baumschicht<br />

finden sich meist noch zahlreiche kleinere<br />

Bäume, darunter auch eine wenig auffallende<br />

Palme {Rhopalostylis sapida). Baumfarne<br />

(Dicksonia squarrosa, Cyathed) sind verbreitet. Die<br />

Krautschicht besteht meist aus Farnen; auch<br />

Moose können reichlich vorhanden sein. Während<br />

Epiphyten allgemein keine große Rolle<br />

spielen, sind sie in den perhumiden Wäl<strong>der</strong>n<br />

des SW, die in <strong>der</strong> Baumgarnitur wenig abweichen,<br />

in großen Massen vorhanden: die Bäume<br />

sind von dicken Polstern aus Moosen und<br />

Hymenophyllaceen bedeckt, in denen neben<br />

größeren Farnen auch einige Orchideen , und<br />

an<strong>der</strong>e Monokotylen (z. B. Astelia) wurzeln.<br />

Als eigener Waldtyp („Kauri-Wald“) wird oft<br />

die Variante <strong>der</strong> Aucldand-Halbinsel nördlich<br />

von 38°S abgetrennt. Hier tritt als Beson<strong>der</strong>heit<br />

die Kauritanne Agathis australis auf, die oft als<br />

bis zu 60 m hoher Überbaum das eigentliche<br />

Kronendach überragt. Da diese Art <strong>der</strong> in den<br />

malesischen Warmtropen verbreiteten Koniferengattung<br />

Agathis angehört, und da zugleich<br />

an den Küsten dieser Gegend die südlichsten<br />

Mangrovebestände auftreten, wurde dieser<br />

Waldtyp zuweilen an den Tropischen Regenwald<br />

angeschlossen; doch stimmt die Artengarnitur<br />

weitgehend mit dem südlicheren Lorbeerwald<br />

überein, es treten kaum neue (tropische)<br />

Sippen hinzu.<br />

Im übrigen zeigt <strong>der</strong> allgemein verbreitete<br />

Waldtyp von N nach S eine allmähliche Verarmung,<br />

beson<strong>der</strong>s bezüglich <strong>der</strong> Artenzahl <strong>der</strong><br />

Angiospermen-Bäume. Im südlichen Viertel <strong>der</strong><br />

Südinsel sind von ihnen als Dominanten nur<br />

noch Weinmannia, Metrosi<strong>der</strong>os und die Nothofagu<br />

s-A rten übrig, wobei letztere vielerorts<br />

aspektbestimmend werden. Entsprechendes gilt<br />

für die höheren Lagen des Gebirges (vgl. auch<br />

Abb. 178.19, 20): hier tritt (im S ab etwa 300-<br />

500 m, im N ab 600-800 m) ein „Bergwald“ ähnlicher<br />

Zusammensetzung auf, in dem an Koniferen<br />

neben den genannten Gattungen noch<br />

Libocedrus und Phyllocladus stärker beteiligt sein<br />

können. Eine Beson<strong>der</strong>heit innerhalb dieser<br />

Bergwaldstufe ist die trocknete Ostabdachung<br />

<strong>der</strong> „Alpen“ auf <strong>der</strong> Südinsel: hier fallen vielerorts<br />

alle Baumarten bis auf Nothofagus aus, die<br />

monotone Reinbestände bildet. Als Spezialstandorte<br />

beson<strong>der</strong>s auffällig sind im Hochgebirge<br />

Lawinenbahnen und Schuttfächer, auf<br />

denen niedrige Buschwäl<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> sommergrünen<br />

(!) Malvacee Hoheria glabrata wachsen,<br />

die an die Grünerlenbestände nemoraler Hochgebirge<br />

erinnern. Neben Hoheria gibt es übrigens<br />

noch eine zweite laubwerfende Kleinbaumart,<br />

nämlich die weitverbreitete Fuchsia excorticata.<br />

Von allen Lorbeerwaldgebieten hat Neuseeland<br />

die schlimmste Waldzerstömng erlitten. In<br />

diesem dünn besiedelten Land, das in Gestalt<br />

und Größe <strong>der</strong> italienischen Halbinsel gleicht,<br />

aber nur etwa 3 Millionen Menschen beherbergt,<br />

sind heute fast nur noch die unzugänglichen<br />

Gebirgslagen bewaldet. Von den riesigen entwaldeten<br />

Flächen werden nur kleine Teile, namentlich<br />

auf <strong>der</strong> Nordinsel sowie in einigen<br />

ebenen Bereichen im O <strong>der</strong> Südinsel, für den<br />

Acker- und Gartenbau genutzt. Alles übrige<br />

dient <strong>der</strong> Schafweide. Schon seit ihrem Beginn<br />

um 1850 hatte die europäische Besiedlung <strong>der</strong><br />

Inselgruppe in erster Linie kommerzielle Zwekke,<br />

nämlich die Schaffung von Schafzuchtgebieten<br />

zur Versorgung <strong>der</strong> britischen Wollindustrie.<br />

Hierfür wurde das natürliche Waldkleid<br />

rücksichtslos und systematisch vernichtet. Auch<br />

heute ist die Waldvernichtung noch nicht abge­


Lorbeerwald 111<br />

schlossen, noch immer werden die heutigen<br />

Rän<strong>der</strong> des Waldes, vor allem am östlichen<br />

Gebirgsrand auf <strong>der</strong> Südinsel, durch ständiges<br />

Brennen weiter zurückgedrängt. Man hat geschätzt,<br />

daß in den lOOJahren von 1860 bis 1960<br />

etwa 3 Milliarden Schafe die Inselgruppe bevölkert<br />

haben; durch ihren Verbiß und Tritt wurden<br />

Vegetation und Boden so degradiert, daß<br />

ein Wie<strong>der</strong>aufkommen des natürlichen Waldes<br />

vielerorts kaum noch möglich erscheint. Auch<br />

die noch vorhandenen Wäl<strong>der</strong> in unzugänglichen<br />

Gebirgslagen - selbst in Naturschutzgebieten<br />

- sind übrigens stark von Degradation bedroht,<br />

und zwar durch eingebürgerte exotische<br />

Tiere. Neuseeland beherbergte von Natur aus<br />

keine großen pflanzenfressenden Säugetiere. Zur<br />

„Belebung <strong>der</strong> Landschaft“ wurden von den<br />

Siedlern u. a. europäische Rothirsche ausgesetzt,<br />

die sich infolge zusagenden Klimas und Fehlens<br />

natürlicher Feinde gewaltig vermehrt haben und<br />

die natürliche Vegetation erheblich schädigen.<br />

Inzwischen versucht man sie zwar durch Abschuß<br />

zu dezimieren, doch ist das im unbewohnten,<br />

unwegsamen Gebirge so gut wie aussichtslos.<br />

6.6 Südamerikanische Region<br />

In Südamerika bedeckt <strong>der</strong> Lorbeerwald ein großes<br />

Areal endang <strong>der</strong> Andenkette vom südlichen<br />

Mittelchile (bei etwa 38°S) bis zur antarktischen<br />

Waldgrenze auf Feuerland (55°S). Im Vergleich<br />

mit dem in vieler Hinsicht verwandten Gegenstück<br />

Neuseeland auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite des Pazifik<br />

zeigt dieses Gebiet eine stärkere Differenzierung<br />

<strong>der</strong> Vegetation, bedingt durch die weitere<br />

Erstreckung nach S sowie durch die starke<br />

Luv- und Leewirkung <strong>der</strong> ähnlich hohen, aber<br />

lückenlosen, quer zur Hauptwindrichtung stehenden<br />

Gebirgskette. Der reichste Waldtyp ist<br />

<strong>der</strong> sog. Valdivianische Regenwald, <strong>der</strong> das Küstengebirge<br />

und die Westhänge <strong>der</strong> hohen Andenkette<br />

einnimmt, südlich bis auf die Insel<br />

Chiloe. Es ist ein schwach perhumi<strong>der</strong> Wald <strong>der</strong><br />

Variante T2.H 1 (allerdings an <strong>der</strong> untersten<br />

Grenze von T2), <strong>der</strong> Höhen von 30-40 m erreichen<br />

kann. Dominierende Bäume sind das endemische<br />

A extoxicon punctatum , Eucryphia,<br />

Lau relia sowie W einmannia und N othofagus<br />

dombeyi, wobei <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> beiden letzten mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Meereshöhe, d. h. in kühleren<br />

Lagen, ansteigt. Häufig sind Lianen, darunter<br />

arealkundlich von beson<strong>der</strong>em Interesse die<br />

Abb. 114: Lorbeerwald<br />

(Notbofago-Peneetuni)<br />

im chilenischen Längstal<br />

am Lago Villarica.<br />

Mit sommergrünen<br />

Uberbäumen von N o­<br />

thofagus obliqua (weiß)<br />

über <strong>der</strong> immergrünen<br />

Unterschicht (punktiert)<br />

aus Persea lingue,<br />

Laurelia sempervirens<br />

u. a.<br />

Aus Oberdörfer 1960. 0 1 2 3m


228 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

|rl<br />

Lardizabalacee Boquila sowie Hydrangea integerrima,<br />

einzige Art <strong>der</strong> Gattung auf <strong>der</strong> Südhalbkugel.<br />

Wie zu erwarten gibt es einen starken<br />

Epiphytenbesatz, allerdings überwiegend<br />

aus Farnen und Moosen, an Blütenpflanzen treten<br />

nur die Gesneriacee Sarmienta repens und die<br />

Bromeliacee Fascicularia bicolor auf. Auch in <strong>der</strong><br />

Bodenschicht können viele Farne vorhanden<br />

sein. Charakteristisch im Unterwuchs ist auch<br />

das Bambusgras Chusquea, das bei Auflichtung<br />

des Waldes zur Massenausbreitung neigt.<br />

Im zwischen den Gebirgsketten gelegenen<br />

chilenischen Längstal, wo die Nie<strong>der</strong>schläge geringer<br />

sind (T2.H 2), wird <strong>der</strong> Valdivianische<br />

Wald dadurch abgewandelt, daß eine sommergrüne<br />

Nothofagus-Krt, N. obliqua, hinzutritt. Diese<br />

kann über 40 m hoch werden und bildet gewöhnlich<br />

eine obere Baumschicht über einer<br />

etwa 30 m hohen unteren aus den Immergrünen<br />

Aextoxicon, Laurelia, E uayphia und Persea<br />

(Abb. 114). Eine generell-ökologische Ursache<br />

für das Auftreten dieses „Sommer-Lorheerwaldes“<br />

ist nicht zu erkennen: we<strong>der</strong> sind die<br />

Fröste stärker, noch gibt es eine winterliche Trokkenzeit<br />

- im Gegenteil, die Nie<strong>der</strong>schläge zeigen<br />

eine deutliche sommerliche Depression ähnlich<br />

wie im nördlich angrenzenden H artlaubwald.<br />

Es handelt sich hier also nicht um<br />

einen Ökoton in Richtung auf den Sommerwald,<br />

son<strong>der</strong>n um eine lokale Beson<strong>der</strong>heit.<br />

Nothofagus obliqua zeigt etwa das Verhalten einer<br />

langlebigen Pionierholzart; daß sie, wohl im<br />

Umkreis des Pleistozäns, sommergrün geworden<br />

ist, ist eher „Zufall“.<br />

Von <strong>der</strong> Insel Chiloe aus nach S wird das<br />

Klima immer kühler (T3.H1). Der hier an <strong>der</strong><br />

Westseite überall perhumide, oft durch Hochmoore<br />

unterbrochene Wald verarmt und wird<br />

meist allein von <strong>der</strong> immergrünen Nothofagus<br />

betuloides dominiert, neben <strong>der</strong> noch Weinmannia<br />

und Drimys winteri eine Rolle spielen<br />

können; die Bestandeshöhe sinkt in Richtung<br />

auf die polare Waldgrenze auf unter 10 m ab.<br />

Ähnlich wie nach S kommt es im valdivianischen<br />

Bereich auch gegen die alpine Waldgrenze<br />

hin zur<br />

Dominanz: in höheren<br />

Gebirgslagen bleibt nur N. dombepi übrig.<br />

Diese reicht jedoch meist nicht bis ganz oben;<br />

direkt unter <strong>der</strong> Waldgrenze (ungefähre Höhenlage:<br />

bei 38°S 1700 m, 45°S 1300 m, 50°S 900 m,<br />

53°S 400 m) findet sich gewöhnlich ein 100-<br />

200 Höhenmeter breites Band, das von sommergrünem<br />

Wald o<strong>der</strong> Krummholz aus Nothofagus<br />

pumilio bzw. N . antárctica besiedelt ist (vgl. auch<br />

Abb. 160, S. 317, Abb. 178.15 u. 16, S. 355).<br />

Diese subalpinen Wäl<strong>der</strong> haben physiognomische<br />

und auch klimatische Ähnlichkeit mit subalpinen<br />

Buchenwäl<strong>der</strong>n mitteleuropäischer Gebirge,<br />

z. B. <strong>der</strong> Vogesen.<br />

Noch größer wird die Ähnlichkeit mit nemoralen<br />

Verhältnissen an <strong>der</strong> Ostseite <strong>der</strong> Andenkette.<br />

Hier, im Regenschatten des Gebirges,<br />

dehnt sich die patagonische Wüste aus. Am<br />

unmittelbaren Gebirgsfuß gibt es aber einen<br />

schmalen Streifen, in dem einerseits die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

für Wald noch ausreichen und an<strong>der</strong>erseits<br />

regelmäßig Fröste unter -1 0 °C auftreten,<br />

denen die empfindlichen Lorbeergehölze<br />

wie Nothofagus dombeyi nicht gewachsen sind.<br />

Dies ist die einzige - wenn auch orographisch<br />

bedingte - Stelle <strong>der</strong> Australen Zone, wo Klimabedingungen<br />

nemoralen Charakters Vorkommen.<br />

Dementsprechend wächst hier ein sommergrüner<br />

Laubwald aus Nothofagus pumilio, <strong>der</strong><br />

in den klimatisch und edaphisch günstigsten<br />

Lagen 30 m Höhe erreichen kann. Das Klimaxgebiet<br />

dieses „austro-nem oralen“ Sommerwaldes,<br />

<strong>der</strong> dem nordhemisphärischen durchaus<br />

entspricht, zieht sich mit wenigen Unterbrechungen<br />

an den Anden entlang von etwa<br />

40°S bis nach Feuerland.<br />

Zum Schluß noch einige Bemerkungen zur<br />

Rolle <strong>der</strong> Koniferen. Während die Podocarpaceen<br />

(Podocarpus, Saxegothaed) ± in den normalen<br />

Wald eingeglie<strong>der</strong>t sind, neigen die übrigen<br />

mehr zur Entmischung, so Pilgerodendron<br />

und Fitzroya in moorig-sumpfigen, Austrocedrus<br />

und Araucaria in flachgründig-trockenen Lagen.<br />

Die beiden letzten können aber im Innern und<br />

am Ostrande <strong>der</strong> Hauptgebirgskette eine beson<strong>der</strong>e,<br />

klimaxähnliche Stellung einnehmen. So<br />

bildet Araucaria araucana größere Wäl<strong>der</strong> im Gebirge<br />

bei etwa 38-40°S in Höhenlagen zwischen<br />

700 und 1700 m. Dieses Gebiet ist klimaökologisch<br />

als Dreiecks-Ökoton zwischen dem<br />

Lorbeerwald, dem austro-nemoralen Sommerwald<br />

und dem Hartlaubwald anzusehen; am<br />

Östrand in Argentinien entspricht das Klima<br />

etwa dem des Nemoralen Nadelwaldes. Letzteres<br />

gilt auch für viele Bestände von Austrocedrus<br />

chilensis, die, teils sogar als Offenwäl<strong>der</strong>, am<br />

Westrand <strong>der</strong> patagonischen Wüste zwischen<br />

38 und 43°S auftreten (Abb. 115; vgl. auch<br />

178.16).<br />

Neben dem bisher besprochenen Hauptteil,<br />

<strong>der</strong> Chilenischen Unterregion (6 .6 .a), gibt es


Lorbeerwald 229<br />

noch zwei kleine disjunkte etageale Vorkommen<br />

weit im N. Die Südbrasilianische Unterregion<br />

(6.6 .b), meist als Gebiet <strong>der</strong> südbrasilianischen<br />

Araukarienwäl<strong>der</strong> bezeichnet, bedeckt das<br />

Hochplateau <strong>der</strong> drei Südstaaten (Paraná, Sta.<br />

Catarina, Rio Grande do Sul) in Höhenlagen<br />

oberhalb etwa 600-800 m. Das Klima ist allgemein<br />

vom Typ T2.H2, wobei beide Merkmale<br />

eher im oberen Grenzbereich liegen. Der Wald<br />

ist vegetationsökologisch ein echter Lorbeerwald<br />

ohne ökotonalen Charakter, obwohl er weithin<br />

von <strong>der</strong> Konifere A raucaria angustifolia beherrscht<br />

wird. In <strong>der</strong> zweiten Baumschicht unter<br />

ihrem Kronendach finden sich Vertreter typischer<br />

Lorbeerwald-Familien (Abb. 116). Eine<br />

weitere wichtige Baumart ist Podocarpus lambertii,<br />

<strong>der</strong> an edaphisch feuchten Stellen die Dominanz<br />

übernimmt. In <strong>der</strong> Strauchschicht kann<br />

an sehr feuchten Stellen <strong>der</strong> Baumfarn Dicksonia<br />

sellowiana auftreten.<br />

Die dritte, die Tucumanische Unterregion<br />

(6 .6 .c), bildet entlang den Osthängen <strong>der</strong> Anden<br />

in Südbolivien und Nordargentinien eine<br />

Höhenstufe, die etwa von 800-1000 m bis<br />

3000 m reicht (H ueck 1953, 1954; vgl. Abb.<br />

178.4). Klimatisch entspricht sie <strong>der</strong> Variante<br />

T2.H3 bzw. in den höheren Lagen T3.H 3. Der<br />

winterlichen Nie<strong>der</strong>schlagsdepression entspricht<br />

J O r m<br />

Abb. 115: Koniferenwäl<strong>der</strong><br />

am Ostrande <strong>der</strong> Anden<br />

in Argentinien.<br />

A: Araucaria araucana {Carici-Araucarietum),<br />

Paso<br />

Tromen (Prov. Neuquén),<br />

Höhenlage 1180 m. Älteste<br />

Bäume etwa 200 Jahre.<br />

In <strong>der</strong> Strauchschicht vereinzelt<br />

die sommergrüne<br />

Nothqfagus pumilio.<br />

B: Auslrocedrus chilensis<br />

(Gavileo-A ustrocedretum),<br />

Epuyen (Prov. Chubut),<br />

320 m. Älteste Bäume etwa<br />

160 Jahre. In <strong>der</strong> Strauchschicht<br />

die Immergrünen<br />

Lomatia hirsuta und Notho-<br />

Jagus dombeyi.<br />

Aus Seibert 1972.


230 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

- 1 ^ i i<br />

O co tea . p o r o s a . íímbiLta)<br />

¿^/‘auûar/fi ('pmhe/ro ^<br />

-I3 0<br />

20<br />

- 10<br />

¿ H efkrü s ^ á b r0 C (^ rn f‘ äe-t>aai)<br />

¿o^e/'/itia fguam/r/m-'fisrro) '<br />

Û/Jûph(///u£‘ pi/a/Yj^/f/cu^ fcof/coff)<br />

yieafmfte^ra isftee o kifa faüfteJa-am arvi^J<br />

Si/a/fpe/v specjo^a (ÿuapiré)<br />

Ocobsa pulekgJla (eairela'loiean^)<br />

Abb. 116: Blockdiagramm eines Araukarienwaldes in Siidbrasilien.<br />

ln <strong>der</strong> zweiten Baumschicht hauptsächlich Lauraceae {Nectandra, Ocotea) und Cunoniaceae (Berlangera —<br />

Lamanonia), daneben oft auch Ilex; im Unterwuchs neben Clethra und Drimys Myrtaceae {Calyptranthus) und<br />

Bambusgräser (Merostachys). - Aus Klein 1984.<br />

das Auftreten einiger sommergrüner Bäume, die<br />

hier sogar holarktischen Gattungen angehören.<br />

Im unteren Teil, bis etwa 1700 m, sind die Hauptbaum<br />

arten P odocarpu s p a rla to rei und die<br />

sommergrüne Juglans australis sowie Eugenia und<br />

an<strong>der</strong>e Myrtaceen an beson<strong>der</strong>s feuchten Stellen<br />

(z. B. in Nebelwaldsituationen); hinzu kommen<br />

Ilex argentina, Prunus tucumanensis, Crinodendron<br />

tucumana u. a. Immergrüne. Nach oben<br />

geht dieser bis über 20 m hohe Sommer-Lorbeerwald<br />

allmählich in einen rein sommergrünen<br />

Wald aus Ainus jorullensis über, <strong>der</strong> bis 2700 m<br />

reichen kann; hier finden sich neben Sambucus<br />

peruviana auch in <strong>der</strong> Krautschicht Sippen holarktischer<br />

Provenienz. Die oberste, subalpine<br />

Stufe wird aus Polylepis australis gebildet, die als<br />

einzige Art <strong>der</strong> Gattung ebenfalls sommergrün<br />

sein soll.<br />

Die Lorbeerwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Region 6 .6 sind auch<br />

nach <strong>der</strong> europäischen „Conquista“ noch lange<br />

im Naturzustände geblieben, da die Spanier bzw.<br />

Portugiesen sich vorzugsweise in den wechselfeuchten<br />

Gebieten nie<strong>der</strong>ließen. Sowohl in Südchile<br />

als auch in Südbrasilien holte man dann<br />

im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t zur „Erschließung“ <strong>der</strong><br />

Lorbeerwaldgebiete deutsche Siedler ins Land,<br />

<strong>der</strong>en Spuren auch heute noch deutlich sind. In<br />

Chile ist das Längstal heute weitgehend landwirtschaftlich<br />

genutzt, während die Gebirgslagen<br />

noch stärker bewaldet sind, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> südliche<br />

Teil in Patagonien ist noch überwiegend<br />

Waldwildnis; die Exploitation mit mo<strong>der</strong>nen<br />

Maschinen ist aber vielerorts im Gange. In Südbrasilien<br />

blieben auf dem Plateau zunächst noch<br />

größere Waldgebiete übrig, doch führte <strong>der</strong> große<br />

Wert des Araukarienholzes schon bald dazu,<br />

daß diese ehemals dominierende Baumart in<br />

großem Ausmaße abgeholzt wurde und heute<br />

nur noch auf kleinen Bmchteilen ihres ursprünglichen<br />

Areals vorkommt.<br />

6.7 Südafrikanische Region<br />

Diese Region umfaßt ein wenig ausgedehntes<br />

zonales Gebiet an <strong>der</strong> Südküste (am besten erhalten<br />

in dem bekannten Knysna-Wald) und<br />

zieht von dort aus als mehrfach unterbrochenes<br />

etageales Band an <strong>der</strong> Außenkante <strong>der</strong><br />

Drakensberg-Schichtstufe entlang bis nach<br />

Simbabwe. Das Klima ist im S T2.H2 und geht<br />

nach N mehr in T2.H3 über. Die typische südhemisphärische<br />

Lorbeerwaldflora ist zwar vorhanden,<br />

aber doch ziemlich ausgedünnt. Teilweise<br />

aufgefüllt werden die Lücken durch spezielle<br />

Sippen, so die baumförmige Scrophulariacee<br />

H alleria lucida, mehrere endemische<br />

Celastraceen und Anacardiaceen o<strong>der</strong> Tricho-


Hartlaubwald 231<br />

cladus als einzige Hamamelidacee <strong>der</strong> Südhalbkugel.<br />

Nicht zu übersehen ist aber eine erhebliche<br />

Beimischung von Elementen tropischer<br />

Verwandtschaft, die auch dadurch begünstigt<br />

wird, daß die Frosteinwirkungen gering<br />

sind: meist liegen die absoluten Minima im<br />

Bereich von 0 °C, so daß nur in topographisch<br />

ungünstigen Lagen tatsächlich schwache Fröste<br />

auftreten. Auffallendste Dominante <strong>der</strong> zonalen<br />

Wäl<strong>der</strong> im S ist Podocarpus falcatus, <strong>der</strong> bis<br />

45 rri hoch wird und als Uberbaum auftreten<br />

kann. Im normalen Kronendach gibt es daneben<br />

P. latifolius-, wichtig sind hier auch Ocotea<br />

bullata, Cunonia capensis, Platylophus trifoliatus,<br />

Olea capensis, Rapanea melanophloeos, Ilex mitis,<br />

Faurea macnaughtonii, Prunus africana, Curtisia<br />

dentata u. a. Als starkwüchsige Liane sei Rhoicissus<br />

tomentosa erwähnt. Epiphyten sind nicht sehr<br />

häufig, umfassen aber neben Farnen auch<br />

Gesneriaceen (Streptocarpus) sowie die auch terrestrisch<br />

wachsende Clivia. An feuchten Stellen<br />

wächst <strong>der</strong> Baumfarn Cyathea capensis\ an Waldrän<strong>der</strong>n<br />

fallen die KJeinschopfbäume <strong>der</strong> Gattung<br />

Strelitzia auf In den nördlichen, etagealen<br />

Teilen <strong>der</strong> Region, wo die Nie<strong>der</strong>schläge ein<br />

Winterminimum zeigen, sind auch Laubwerfende<br />

beigemischt, die aber sämtlich zu Sippen<br />

des Regengrünen Waldes gehören.<br />

Vom Menschen wurde <strong>der</strong> Lorbeerwald an<br />

<strong>der</strong> Südküste wegen seiner leichten Zugänglichkeit<br />

von <strong>der</strong> See her schon seit langem exploitiert<br />

und seiner wertvollsten Elolzarten {Podocarpus,<br />

Ocotea) beraubt; die randlichen Teile wurden<br />

vielfach in Hartlaubgebüsch (anthropogenen<br />

Fynbos) umgewandelt.<br />

7 Hartlaubwald<br />

Dieser Vegetationstyp wurde schon früh als solcher<br />

erkannt und benannt, weil er für die im<br />

nemoralen Europa beheimateten „Väter <strong>der</strong><br />

<strong>Pflanzengeographie</strong>“ als exotisches Symbol des<br />

Südens sozusagen vor <strong>der</strong> Tür lag. Der Name<br />

Hartlaubwald, von Brockmann-Jerosch & Rü-<br />

BEL in Durisilva latinisiert, ist heute weltweit akzeptiert,<br />

und auch über die Zugehörigkeit <strong>der</strong><br />

über beide Hemisphären verstreuten fünf Regionen<br />

gibt es keine Kontroversen. Trotzdem<br />

könnte man fragen, ob hier wirklich eine eigenständige<br />

Formation vorliege o<strong>der</strong> nur eine trokkenresistente<br />

Variante des Lorbeerwaldes. Das<br />

namengebende Merkmal <strong>der</strong> „harten“ (skleromorphen)<br />

Blätter ist wenig distinkt, es gibt sowohl<br />

im typischen Lorbeerwald Sippen mit recht<br />

harten als auch im Hartlaubwald solche mit relativ<br />

weichen, fast mesomorphen Blättern. Doch<br />

sind die Unterschiede in an<strong>der</strong>er Hinsicht recht<br />

deutlich: nicht nur die Flora kann große Eigenständigkeit<br />

zeigen, son<strong>der</strong>n auch das Ensemble<br />

<strong>der</strong> edaphisch bedingten Abwandlungsmöglichkeiten<br />

weicht von dem im Lorbeerwald ab.<br />

Klimabedingungen (Abb. 117)<br />

Hauptmerkmal des Klimas <strong>der</strong> Hartlaubwaldgebiete,<br />

auch als „Etesienklima“ bezeichnet, ist<br />

die sommerliche Dürrezeit, die 2 bis über 6 Monate<br />

dauern kann. Ihr Auftreten ist ein Indiz<br />

für die Ökoton-Situation dieser Domäne zwischen<br />

Lorbeerwald und Wüste. Dementsprechend<br />

zeigt die hygrische Klimakomponente<br />

einen Gradienten <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge, <strong>der</strong><br />

für die Wüchsigkeit des Waldes bestimmend ist.<br />

Er reicht von über 800 bis unter 300 mm und<br />

läßt sich in 3 hygrische Klimatypen glie<strong>der</strong>n:<br />

H l : Nie<strong>der</strong>schlag hoch, weit über 800 mm, dabei<br />

zugleich scharfer Kontrast zwischen<br />

den Jahreszeiten, mindestens 3 Dürremonate<br />

im Sommer (an<strong>der</strong>nfalls wäre die<br />

Vegetation Lorbeerwald vom Typ H3).<br />

H2: Nie<strong>der</strong>schlag etwa 500-800 mm.<br />

H3: Nie<strong>der</strong>schlag unter 400 mm. Marginaler<br />

Klimatyp nahe <strong>der</strong> hygrischen W aldgrenze.<br />

In thermischer Hinsicht ist die Variationsbreite<br />

geringer als im Lorbeerwald: da die Domäne nirgends<br />

in die Nähe <strong>der</strong> antarktischen Waldgrenze<br />

reicht, fehlen Gebiete mit kühlen Sommern.<br />

Meistens entsprechen die Temperaturen T I, aber<br />

auch T2 tritt auf an Küsten mit kühlem Meerwasser<br />

z. T. an <strong>der</strong> unteren Grenze.<br />

Gewöhnlich sind <strong>der</strong> hygrische und <strong>der</strong> thermische<br />

Gradient gegenläufig: mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Temperatur nimmt die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge ab.<br />

Da <strong>der</strong> Sommer zugleich Trockenzeit ist, sind<br />

die höchsten Temperaturen hier die ökologisch<br />

ungünstigsten.<br />

Sippenbestand<br />

Betrachtet man allein die (obere) Baumschicht,<br />

so hat man durchaus den Eindruck einer „verdünnten“<br />

Lorbeerwaldflora: die Bäume gehören<br />

durchweg denselben Familien an, aber die


232 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

o © © ©<br />

0<br />

CHERAT 0 3 0 8 m ) 18,0® 727<br />

T1.H2<br />

(7.2.b) T1.H2 (7.1.b) T1.H2<br />

V 7 7 7 7 7 7 7 ~ ~ .r/------------- 777/1<br />

(7.5.b) T2.H1 (7.5.a)<br />

© ©<br />

12<br />

Abb. 117: Klima im Bereich des Hartlaubwaldes.<br />

Län<strong>der</strong>: 1 S-Türkei, 2 Italien (Apulien), 3 Kalifornien (am Längstal), 4 Griechenland (Kykladen), 5 N-Pakistan,<br />

6 Arizona, 7 SO-Australien (New South Wales), 8 SW-Australien, 9 Südafrika (SW-Kapland), 10 M-Chile (Prov.<br />

Colchagua), 11 M-Chile, 12 Kalifornien (Küste).<br />

Zahl <strong>der</strong> Gattungen ist viel geringer. An<strong>der</strong>s sieht<br />

es bei den Kleinbäumen und Sträuchern aus,<br />

die in dieser Formation eine sehr wesentliche<br />

Rolle spielen. Hier treten einerseits eine Reihe<br />

von Sippen auf, die dem typischen Lorbeerwald<br />

fremd sind, darunter auch Endemiten; an<strong>der</strong>erseits<br />

hat in bestimmten Familien bzw. Gattungen<br />

eine extreme Differenzierung stattgefunden,<br />

die zu sehr hohen Artenzahlen geführt hat. Diese<br />

Aspekte sehen aber in den einzelnen Regionen<br />

sehr verschieden aus; insgesamt ist die Verwandtschaft<br />

zwischen den Regionen, selbst innerhalb<br />

<strong>der</strong>selben Hemisphäre, geringer als beim<br />

Lorbeerwald.<br />

Bestandesstruktur, Lebensformen, Aspekte,<br />

Abwandlungen<br />

Als „normaler“ Durchschnittstyp des Hartlaubwaldes<br />

sei die Variante T2.H2 betrachtet.<br />

Sie kann im besten Falle als ein dichter, 20-30<br />

m hoher Wald ausgebildet sein, wobei das<br />

Kronendach entwe<strong>der</strong> als einheitliche Schicht<br />

erscheint o<strong>der</strong> in obere und untere Baumschicht<br />

geglie<strong>der</strong>t ist (ein abweichen<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>fall sind<br />

die australischen Eucalyptm^'i^A^x, S. 245). Solche<br />

Bestände enthalten wegen <strong>der</strong> Kombination<br />

von Lichtmangel und sommerlichem Wassermangel<br />

(verstärkt durch die Wurzelkonkur­


Hartlaubwald 233<br />

renz <strong>der</strong> Bäume) nur einen geringen Unterwuchs<br />

aus immergrünen Kleinsträuchern und Chamäphyten<br />

sowie wenigen Hemikryptophyten. Sie<br />

nehmen aber meist nur die günstigsten Abschnitte<br />

des edaphischen Vegetationsmosaiks<br />

ein. Die rigorosen Klimabedingungen führen<br />

dazu, daß schon edaphisch mäßig trockene/<br />

arme/flachgründige o<strong>der</strong> sonnenexponierte<br />

Standortsvarianten, die unter humiden Verhältnissen<br />

nur unwesentliche floristische Verän<strong>der</strong>ungen<br />

hervorrufen würden, zu einer Beeinträchtigung<br />

des Baumwuchses führen. Höhe und<br />

Dichte <strong>der</strong> Baumschicht werden reduziert, und<br />

die geringere Beschattung erlaubt die stärkere<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Strauchschicht. Diese kann 3-<br />

6 m hoch und sehr dicht sein; je ungünstiger<br />

die edaphischen Bedingungen werden, umso<br />

niedriger und lockerer wird sie, bis auf den<br />

extremsten Standorten nur lockere, unter 1 m<br />

hohe Bestände (Heiden) übrig bleiben, die oft<br />

aus Kleinsträuchern mit erikoi<strong>der</strong> (nadelförmiger)<br />

Belaubung bestehen. In solchen offenen Beständen<br />

finden dann auch Geophyten und<br />

Therophyten Platz, die ihre oberirdische Präsenz<br />

± auf das feuchte Winterhalbjahr beschränken.<br />

Die offenen (Nichtwald-) Formationen mit den<br />

genannten Lebensformen bilden einen integralen<br />

Bestandteil des Ökosystems Hartlaubwald.<br />

Ebenso ist auch ihr Sippeninventar eine charakteristische<br />

Komponente <strong>der</strong> Flora <strong>der</strong> Hartlaubwalddomäne;<br />

die an sich naheliegende<br />

Annahme, die offenen Stellen würden von Elementen<br />

aus den angrenzenden Gebieten <strong>der</strong><br />

Trockengehölze und Wüsten besiedelt werden,<br />

trifft nur in Ausnahmefällen zu.<br />

Die aspektbestimmenden immergrünen Gehölze<br />

sind - zumindest mehrheitlich - durch<br />

ihre sklerophylle Belaubung gekennzeichnet. Als<br />

anatomisch-morphologische Merkmale <strong>der</strong> Blätter<br />

treten auf; relative Dicke (oft mehrere Lagen<br />

Palisadenparenchym); viel Sklerenchym; sehr<br />

dichte Kutikula, z. T. noch zusätzliche Wachsüberzüge;<br />

sehr viele, sehr dicht schließende<br />

Spaltöfthungen; Haare als Verdunstungsschutz;<br />

Glanz o<strong>der</strong> senkrechte Orientierung <strong>der</strong> Blätter<br />

zur Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sonneneinstrahlung;<br />

Nadel- o<strong>der</strong> Schuppenform. Die Sträucher sind<br />

nicht selten dornig, auch Rutensträucher mit<br />

reduzierten Blättern können häufig sein. Neben<br />

den Immergrünen kommen auch Laubwerfende<br />

vor.<br />

Innerhalb des beschriebenen Vegetationsmosaiks<br />

kann es in <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> offenen<br />

Stellen zu einer Anhäufung von Koniferen<br />

{Pinus, Cupressaceen) kommen. Diese spielen<br />

oft auch als Pionierhölzer in <strong>der</strong> Sukzession nach<br />

Waldzerstörung eine Rolle. Flußauen werden<br />

ähnlich wie im Lorbeerwaldgebiet in <strong>der</strong> Meridionalen<br />

Zone meist von Sommergrünen, in <strong>der</strong><br />

Australen von Myrtaceen besetzt.<br />

Die offenen, mit ± dichtem Gesträuch bestandenen<br />

natürlichen Lichtungen sind die von<br />

Natur aus verwundbarsten Stellen des Hartlaubwaldes.<br />

Im heißen und zugleich trockenen<br />

Sommer können hier leicht Brände entstehen.<br />

Die Entzündungsgefahr wird noch dadurch verstärkt,<br />

daß viele Straucharten Harze, ätherische<br />

Öle u. ä. Substanzen enthalten, die wohl <strong>der</strong><br />

Abwehr von Freßfeinden dienen. Von den Gebüschen<br />

greift <strong>der</strong> Brand auf den Wald über,<br />

und so ist <strong>der</strong> Hartlaubwald nach dem Regengrünen<br />

Wald <strong>der</strong> am meisten brandgefährdete<br />

Waldtyp. Das hat vielerorts zu einer starken<br />

Ausbreitung <strong>der</strong> Gebüsche (als Feuerklimax) auf<br />

Kosten des Waldes geführt. Daß das nicht erst<br />

ein Ergebnis <strong>der</strong> Tätigkeit des Menschen ist,<br />

beweist das Vorkommen typischer Pyrophyten.<br />

Im übrigen ist aber <strong>der</strong> Einfluß des Feuers in<br />

den einzelnen Regionen sehr verschieden groß,<br />

und infolgedessen zeigt auch die Physiognomie<br />

<strong>der</strong> Gesamtvegetation große Unterschiede.<br />

Die Phänologie <strong>der</strong> Hartlaubwäl<strong>der</strong> entspricht<br />

dem Klimagang. Günstigste Jahreszeiten<br />

sind Frühling und Herbst, wenn die Temperaturen<br />

schon/noch relativ hoch und die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

noch/schon im Gange sind. Die meisten<br />

Immergrünen treiben im Frühling ± synchron<br />

aus, zusammen mit ihnen auch die in<br />

<strong>der</strong> Meridionalen Zone zuweilen beigemischten<br />

Sommergrünen. Unter den Sträuchern gibt<br />

es aber vereinzelt auch Regengrüne mit umgekehrter<br />

Abfolge; Austrieb im Herbst, Blattabwurf<br />

im Frühsommer (so Euphorbia dendroides<br />

im südlichen Mittelmeergebiet). Regengrün sind<br />

auch die meisten Geophyten; ihr Lebenszyklus<br />

beginnt oft mit <strong>der</strong> Blüte im Herbst und anschließen<strong>der</strong><br />

Entwicklung <strong>der</strong> Blätter, die im<br />

nächsten Sommer vergilben. Die Therophyten<br />

keimen gewöhnlich im Herbst und kommen im<br />

Spätwinter bis Frühling zur Blüte. Bei den immergrünen<br />

Gehölzen kann die Blütezeit sowohl<br />

im Frühling wie im Herbst liegen, zuweilen aber<br />

auch in an<strong>der</strong>en Jahreszeiten.


234 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

m<br />

Varianten und Regionen<br />

Gegenüber dem beschriebenen Normaltyp<br />

T2.H2 ist die seltene Variante T2.H1 beson<strong>der</strong>s<br />

gutwüchsig (S. 246). Die H3-Varianten, beson<strong>der</strong>s<br />

T1.H3, umfassen die niedrigen Bestände<br />

nahe <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze, die selten mehr<br />

als 10 m hoch werden; edaphische Extrem ­<br />

standorte wirken sich hier beson<strong>der</strong>s stark aus<br />

und können schon Florenelemente aus den<br />

semiariden und ariden Gebieten enthalten.<br />

Von den fünf Regionen (Abb. 118) sind zwei<br />

holarktisch, die Kalifornisch-Mexikanische Region<br />

(7.1) und die Mediterrane Region (7.2).<br />

Die übrigen, in <strong>der</strong> Australen Zone, verteilen<br />

sich wie<strong>der</strong> auf die drei südlichen Florenreiche;<br />

die Chilenische Region (7.3) gehört zur Holantarktis,<br />

die Kapländische Region (7.4) zur<br />

Kapensis und die Australische Region (7.5) zur<br />

Australis. Dabei sind die beiden letzten Florenreiche<br />

vorrangig durch Hartlaubwald-Sippen<br />

charakterisiert.<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Die meisten Hardaubgebiete sind heute, mindestens<br />

im Vergleich mit ihrer jeweiligen Umgebung,<br />

ziemlich dicht besiedelt. Am nachteiligsten hat<br />

sich <strong>der</strong> Einfluß des Menschen infolge <strong>der</strong> seit<br />

vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten sehr dichten Besiedlung in<br />

<strong>der</strong> Vegetation <strong>der</strong> Mediterranen Region ausgewirkt.<br />

Näheres siehe bei den Regionen.<br />

7.1 Kalifornisch-Mexikanische Region<br />

Die typische Ausbildung <strong>der</strong> westamerikanischen<br />

Hartlaubvegetation findet sich in zonaler<br />

Lage in <strong>der</strong> Kalifornischen Unterregion<br />

(7. La). Das Klima entspricht hier im Küstenbereich<br />

infolge <strong>der</strong> kalten Meeresströmung T2,<br />

in <strong>der</strong> Umrahmung des Längstales T I. Hygrisch<br />

sind die nördlichen Randgebiete H2, <strong>der</strong> größte<br />

Teil ist aber trockener (H3), und <strong>der</strong> innere<br />

Bereich des Längstales hat schon fast Wüstenklima.<br />

Infolge des stark gebirgigen Terrains gibt<br />

es viele höhen- und expositionsbedingte Übergänge<br />

zwischen diesen Varianten sowie zwischen<br />

ihnen und den Ausläufern des Nemoralen Nadelwaldes,<br />

die in höheren Gebirgslagen nach S<br />

ausstreichen.<br />

Wichtigste Vertreter <strong>der</strong> Baumschicht sind<br />

Eichen. Es kommen etwa 10 baumförmige ¿«ercus-Aiten<br />

vor, darunter allerdings 4 sommergrüne.<br />

Weitere immergrüne Laubbäume sind Castanopsis<br />

chrysophylla, Lithocarpus densiflora, Umbellularia<br />

californica und Arbutus menziesii. Alle<br />

vier zeigen ihre beste Entwicklung in den nördlichen<br />

bzw. höheren Lagen mit T2.H2-Bedingungen<br />

und reichen noch ± weit in die Domäne<br />

des Nemoralen Nadelwaldes hinein (Näheres<br />

hierzu S. 281, 282). Zum Bauminventar gehören<br />

aber auch eine Reihe von Koniferen (abgesehen<br />

von denen, die aus dem Nemoralen Nadelwald<br />

übergreifen), nämlich mehrere in <strong>der</strong><br />

Hartlaubregion endemische Pinus- und Cupres-<br />

'i lr-<br />

, L.<br />

Abb. 118: Verbreitung des Hartlaubwaldes (7, schräg schraffiert und Dreiecke) und <strong>der</strong> Pampa (8, senkrecht<br />

schraffiert).


Hartlaubwald 235<br />

i«j-Arten. Neben solchen mit sehr kleinen,<br />

endemitischen Arealen {Pinus radiata, Cupressus<br />

macrocarpa) sind darunter auch solche mit weiterer<br />

Verbreitung (z. B. Pinus sabiniand).<br />

Viel größer ist die Zahl <strong>der</strong> immergrünen<br />

Sträucher, meist von etwa 2-6 m Wuchshöhe<br />

(Abb. 119). Hierzu gehören auch 5 Quercus-hiten,<br />

die niemals baumförmigen Wuchs erreichen,<br />

dazu Arten von Rhamnus, Rhus, Myrica,<br />

Dendromecon, Garrya, die Rosaceen Heteromeies,<br />

Adenostoma, Cercocarpus, u. a. Beson<strong>der</strong>s charakteristisch<br />

sind zwei Gattungen, die hier ihr Mannigfaltigkeitszentrum<br />

haben, nämlich Arctoslaphylus<br />

(über 20 Arten) und Ceanothus (über<br />

25 Arten). Daneben gibt es auch einzelne Sommergrüne,<br />

so den berüchtigten Giftsumach Rhus<br />

{Toxicodendron) diversiloba.<br />

Diese große Menge an Straucharten ist kein<br />

Zufall. Sie sind nämlich die Lebensform, die in<br />

Kalifornien als sog. Chaparral weiträumig das<br />

Landschaftsbild beherrscht. Diese Strauchformation,<br />

<strong>der</strong>en Hauptverbreitung in Gegenden<br />

mit etwa 300-650 mm Nie<strong>der</strong>schlag liegt,<br />

ist vielerorts sicherlich durch die Kombination<br />

ungünstiger Nie<strong>der</strong>schlags- und Bodenverhältnisse<br />

bedingt. Ihr großflächiges Auftreten ist aber<br />

die Folge natürlicher Brände, d. h. <strong>der</strong> Chaparral<br />

ist eine Feuerklimax. In dem sehr dichten, z. T.<br />

mit harzigen Blättern versehenen Gebüsch breiten<br />

sich einmal ausgebrochene Brände sehr<br />

schnell aus. Dabei werden die oberirdischen<br />

Triebe abgetötet; <strong>der</strong> unterirdische Teil bleibt<br />

aber bei den meisten am Leben und schlägt bald<br />

wie<strong>der</strong> aus (schon nach 6 Wochen können die<br />

Stockausschläge über 1 m hoch sein). Nur wenige<br />

Arten sind nicht an das Überleben <strong>der</strong> Brände<br />

angepaßt; sie verjüngen sich durch Samen,<br />

die auf den abgebrannten Flächen gute Keimungsbedingungen<br />

finden. Letzteres gilt auch<br />

für Therophyten, die nach Bränden für kurze<br />

Zeit in dem offenen Gelände auftreten können.<br />

Auch einige Geophyten kommen vor, die meist<br />

nach dem Brand zur Blüte kommen, während<br />

sie in dem intakten Gebüsch nur ein kümmerliches<br />

vegetatives Leben fristen. Die Gebüsche<br />

sind so dicht und schattig, daß ein Eindringen<br />

von Bäumen kaum möglich ist. Erst wenn längere<br />

Zeit keine Brände auftreten, erreichen manche<br />

Sträucher die Altersgrenze, <strong>der</strong> Bestand wird<br />

lückig, und Baumjungwuchs kann aufkommen,<br />

sofern diasporenliefernde Bäume nahe genug<br />

stehen. So ist <strong>der</strong> Chaparral mancherorts mit<br />

einzeln stehenden höheren Bäumen durchsetzt.<br />

die ihre Existenz dem zufälligen Auftreten solcher<br />

Lücken verdanken. Hierunter gibt es<br />

pyrophytische Kiefernarten, die mit Hilfe sehr<br />

dicker Borke Brände überstehen und zugleich<br />

dicht geschlossene Zapfen haben, die sich nur<br />

bei Hitzeeinwirkung öffnen, so daß <strong>der</strong> Brand<br />

für die Aussamung nötig ist.<br />

Die genannten feuer-adaptiven Eigenschaften<br />

<strong>der</strong> Chaparralflora zeigen, daß das Feuer in<br />

Kalifornien ein natürlicher Standortsfaktor sein<br />

muß und nicht erst als Folge menschlicher Tätigkeit<br />

aufgetreten ist, wie man zuweilen, aufgrund<br />

von Vergleichen mit <strong>der</strong> mediterranen<br />

„Macchie“, angenommen hat.<br />

Neben den Chaparral-Gebüschen gibt es<br />

auch natürliche Klein- und Zwergstrauchheiden,<br />

die z. B. an beson<strong>der</strong>s flachgründigen Standorten<br />

Vorkommen. Sie sind nicht sehr artenreich;<br />

auffällig sind einige Salvia- und Eriogonum-Axten;<br />

hinzu kommen schon Sippen mit Hauptverbreitung<br />

in den benachbarten Wüsten, wie<br />

Artemisia. Offene Stellen in solchen Gesellschaften<br />

sind die natürlichen Standorte <strong>der</strong> zahlreichen<br />

in Kalifornien endemischen, oft sehr schön<br />

blühenden Therophyten, die heute auf anthropogen<br />

vegetationsarmen Flächen in großen<br />

Mengen auftreten können.<br />

Als Fremdkörper in <strong>der</strong> kalifornischen Hartlaublandschaft<br />

erscheinen die Flußauen, Bachauen<br />

und Schluchtwäl<strong>der</strong>, in denen off Sommergrüne<br />

nemoraler Verwandtschaft dominieren,<br />

wie Platanus, Juglans, Fraxinus, Populus, in luftfeuchten<br />

Schluchten auch Aesculus und Acer<br />

macrophyUum-, von den Immergrünen wächst hier<br />

gern Umbellularia sowie die reliktäre Torreya<br />

californica.<br />

Eine Singularität, die klimaökologisch mehr<br />

zur Meridionalen Zone, floristisch-physiognomisch<br />

aber mehr in den Kontext des Nemoralen<br />

Nadelwaldes gehört, sind die Wäl<strong>der</strong> von Sequoia<br />

sempervirens-, sie werden bei <strong>der</strong> letztgenannten<br />

Formation besprochen (S. 281).<br />

Jenseits <strong>der</strong> Mojave- und Sonora-Wüsten erscheint<br />

die Hartlaubvegetation wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Mexikanischen Unterregion (7.1.b). Diese zieht<br />

sich als eine nach S langsam ansteigende Höhenstufe<br />

entlang <strong>der</strong> Sierra Madre Occidental oberhalb<br />

<strong>der</strong> umgebenden Sonora- und Chihuahua-<br />

Wüsten von SO-Arizona (hier in 1200-1500 m<br />

Höhe) bis in die Umrahmung des mexikanischen<br />

Hochlandes bei etwa 18°N. Als Gebirgsstufe<br />

hat sie durchweg Temperaturen vom T2-<br />

Typ. Die Nie<strong>der</strong>schläge entsprechen meist H2,


236 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

às<br />

Æ<br />

7<br />

_x<br />

~ 5 cm<br />

10<br />

11 12<br />

Abb. 119: Charakteristische Sträucher (Wuchshöhe 2-5 m) des kalifornischen Chaparrals.<br />

I Adenostomafasciculatum\ 2 Heteromdes arbutifolia', 3 Prunus ilicifolia\ 4 Quercus berberidifolia', 5 Rhamnus crocea\<br />

6 Ceanothus cuneatus\ 7 C. velutinus\ 8 Fremontodendron californicum\ 9 Rhus ovata\ 10 Arctostaphylos glauca\<br />

II Pickeringia montana\ 12 Garrya elliptica. Die Gattungen 1, 2, 8 und 11 sind in <strong>der</strong> Region 7.1 ± endemisch, 6<br />

und 10 zeigen hier die größte Artenvielfalt. - Quellen: 1, 2, 3, 10 Abrams 1923f.; 4, 5, 8, 9, 11 Hickman 1993;<br />

6, 7, 12 H itchcock etc. 1955f<br />

i :


Hartlaubwald 237<br />

sind aber in <strong>der</strong> jahreszeitlichen Verteilung abweichend.<br />

Im N gibt es neben <strong>der</strong> winterlichen<br />

Regenperiode eine kurze zweite Regenzeit im<br />

Hoch- o<strong>der</strong> Spätsommer, die von zwei längeren<br />

Trockenperioden eingerahmt wird (Abb. 117.6,<br />

S. 232). Nach S nimmt <strong>der</strong> Anteil des Winterregens<br />

allmählich ab und <strong>der</strong> des Sommerregens<br />

zu, entsprechend dem tropischen Nie<strong>der</strong>schlagsregime<br />

<strong>der</strong> dortigen semihumiden Tieflän<strong>der</strong>.<br />

Entsprechend wandelt sich auch die Vegetation.<br />

Im N ähnelt sie noch sehr <strong>der</strong> kalifornischen,<br />

wenn auch mit etwas abweichenden Arten (ob<br />

<strong>der</strong> hier auftretende „Chaparral“ ebenfalls natürliche<br />

Feuerklimax o<strong>der</strong> eher durch menschlichen<br />

Einfluß bedingt ist, ist wenig erforscht).<br />

Nach S sind zunehmend sommergrüne Eichen<br />

beigemischt; daneben dringen vereinzelt auch<br />

tropische regengrüne Arten aus <strong>der</strong> darunter liegenden<br />

Tropischen Stufe ein (vgl. auch Abb.<br />

178.22). Es handelt sich hier um einen Dreiecks-<br />

Ökoton zwischen Hartlaubwald, nemoralem<br />

Sommerwald und Regengrünem Wald.<br />

In Kalifornien sind heute alle besseren Böden<br />

in nie<strong>der</strong>en Lagen großflächig in Kultur<br />

genommen. Da aber größere Teile auch <strong>der</strong><br />

niedrigen Gebirge hierfür nicht geeignet sind,<br />

ist die Hartlaubvegetation, vor allem <strong>der</strong> Chaparral,<br />

noch in genügendem Ausmaße erhalten.<br />

Beeinträchtigt wird sie hier allerdings durch die<br />

ausufernde Zersiedlung im Umkreis <strong>der</strong> Millionenstädte<br />

des Küstenbereiches. Forstliche Nutzung<br />

spielt infolge <strong>der</strong> Nähe des forstlich optimalen<br />

Nemoralen Nadelwaldes keine Rolle. Seit<br />

sehr langer Zeit dicht besiedelt ist das untypische<br />

Hartlaubgebiet des mexikanischen Hochlandes,<br />

einst das Zentrum <strong>der</strong> Azteken-Hochkultur;<br />

die langdauernde menschliche Einwirkung<br />

hat die hier schon von Natur aus komplizierten<br />

ökologischen Verhältnisse noch unübersichtlicher<br />

gemacht.<br />

7.2 Mediterrane Region<br />

Der Hauptteil dieser Region, die Eumediterrane<br />

Unterregion (7.2.a), ist nach <strong>der</strong> Flächenausdehnung<br />

das größte Hartlaubgebiet. Sie umgibt das<br />

Mittelmeer ± rings hemm, dabei liegen die größten<br />

zusammenhängenden (potentiellen) Hartlaubwaldflächen<br />

in <strong>der</strong> Südhälfte <strong>der</strong> Iberischen<br />

Halbinsel, den Atlaslän<strong>der</strong>n und auf den größeren<br />

Inseln. Hingegen gehört in Italien, <strong>der</strong> Balkanhalbinsel<br />

und Anatolien nur ein schmaler<br />

Küstensaum dazu, das gebirgige Innere ist<br />

nemoral. Das Klima zeigt parallele (d. h. gegenläufige)<br />

Gradienten von Temperatur und Nie<strong>der</strong>schlag<br />

von N nach S, und so ist <strong>der</strong> zu Europa<br />

(im traditionellen Sinne) gehörende Teil überwiegend<br />

T2.H 2, während in den südlichen Teilen<br />

T1.H3 vorherrscht.<br />

Was die Gehölzflora betrifft, so ist die Unterregion<br />

trotz ihrer Größe das artenärmste aller<br />

Hartlaubgebiete, bedingt durch die extremen<br />

Verhältnisse im Pleistozän (S. 143, 396). Hochwüchsige<br />

Waldbäume sind 3 immergrüne Eichenarten<br />

(Quercus Hex, Q. súber und cocciferw,<br />

dazu noch einige sommergrüne) sowie 3 heute<br />

ebenfalls weitverbreitete Kiefern {Pinus hakpensis,<br />

P. pinea, P. maritima). Hinzu kommen als kleinere,<br />

selten mehr als 10 m hohe Bäume Olea<br />

Oleaster, Ceratonia siliqua, Phillyrea, Pistacia,<br />

Arbutus, Laurus nobilis, die alle sehr stockausschlagfreudig<br />

sind und häufig (zumindest heute)<br />

nur Strauchform haben, sowie einige Juniperus-h.tX.tVi.<br />

Als weitere, nur selten baumförmige<br />

Großsträucher sind noch Viburnum tinus, Rham ­<br />

nus alaternas, Myrtus communis und Erica arbórea<br />

zu nennen. Die heute weithin häufige Cupressus<br />

semperuirens ist wahrscheinlich nur in den östlichen<br />

Randgebieten von Natur aus einheimisch,<br />

eine weitere Cupressacee, Tetraclinis quadrivalvis,<br />

ist auf die südlichsten Teile dicht an <strong>der</strong> hygrischen<br />

Waldgrenze beschränkt. Auch 2 im<br />

Mittelmeergebiet einheimische Palmen kommen<br />

nur im Südteil vor, dabei ist die kaum über<br />

5 m hoch werdende Zwergpalme Chamaerops humilis<br />

noch relativ häufig, während Phoenix<br />

theophrasti ein Reliktendemit ist mit nur wenigen<br />

Fundorten auf Kreta und in Südanatolien.<br />

Gegenüber den wenigen Großgehölzen gibt es<br />

allerdings eine große Zahl von Klein- und Zwergsträuchern;<br />

eine beson<strong>der</strong>s große Vielfalt zeigen<br />

die Leguminosen-Tribus Genisteae, die Labiaten<br />

{Lavandula, Thymus, Satureja s. 1.) sowie<br />

Cistus, auch die Gattung Erica ist stark vertreten.<br />

An krautigen Pflanzen fallen neben Therophyten<br />

viele Geophyten (vorwiegend M onokotylen)<br />

auf<br />

Das eumediterrane Hartlaubgebiet war das<br />

erste, das botanisch näher erforscht wurde. Hier<br />

entstand <strong>der</strong> Begriff Hartlaubwald, und hier ist<br />

eine große Fülle von geobotanischen Untersuchungen<br />

durchgeführt worden. Manche hieraus<br />

resultierenden allgemeinen Folgerungen und<br />

Ansichten wurden dann auch auf an<strong>der</strong>e Hartlaubgebiete<br />

übertragen, was jedoch nicht immer


238 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

‘ ä,- -<br />

sachgerecht war. Denn dieses Gebiet ist nicht<br />

nur das größte und das gehölzärmste, son<strong>der</strong>n<br />

auch dasjenige, dessen Vegetation am meisten<br />

durch die Tätigkeit des Menschen verän<strong>der</strong>t ist.<br />

Seit mehr als 2000 Jahren ist das Mittelmeergebiet ein<br />

dicht besiedelter Kulturraum, die Wiege <strong>der</strong> europäischen<br />

Zivilisation. Infolgedessen ist die natürliche<br />

Waldvegetation seit langem weitgehend beseitigt. Alles<br />

Land, was für Ackerbau geeignet war, wurde unter<br />

den Pflug genommen, und <strong>der</strong> Rest wurde durch<br />

Beweidung und die sonstigen Nutzungen (vgl. S. 68)<br />

entwaldet. Reste natürlichen Waldes haben sich nur<br />

in unzugänglichen Gebirgslagen erhalten, vorwiegend<br />

im klimatisch günstigeren Nordteil. Hier ist daher die<br />

Rekonstruktion <strong>der</strong> potentiellen natürlichen Vegetation<br />

einigermaßen gut möglich; nach S hin wird sie<br />

immer unzuverlässiger.<br />

Der nördliche Teil (Variante T2.H2) gilt als Klimaxgebiet<br />

hochwüchsiger (bis über 25 m) Eichenwäl<strong>der</strong>,<br />

in denen im mittleren Abschnitt Qucrcus Hex dominiert,<br />

während nach W Q. súber (vor allem auf sauren<br />

Böden) häufiger wird, nach O Q. coccifera zusammen<br />

mit sommergrünen Arten; als pflanzensoziologische<br />

Einheit werden sie gewöhnlich als Quercion ilicis bezeichnet.<br />

Zum Unterwuchs dieser Wäl<strong>der</strong> gehören die<br />

genannten niedrigeren Sippen wie Phillyrea, Pistacia,<br />

Arbutus, Rhamnus, Vibumum, als häufige Kletterpflanzen<br />

Smilax aspera und He<strong>der</strong>á helix\ letztere tritt auch<br />

als Bodendecker auf Von den Kiefern ist Pinus pinea<br />

von Natur aus sicherlich nur als Element meernaher<br />

Sandgebiete von Bedeutung, die beiden an<strong>der</strong>en sind<br />

Besiedler verschiedener Extremstandorte sowie<br />

Pionierbäume, doch ist ihre natürliche Verbreitung<br />

heute kaum noch zu ermitteln. Die Wäl<strong>der</strong> des<br />

Quercion ilicis treten im S als Höhenstufe im Atlas (oberhalb<br />

etwa 800 m) auf Für die Tieflagen des S (Variante<br />

T1.H3) nimmt man einen niedrigen Wald (etwa<br />

10 m) mit den Hauptholzarten Olea europaea und Ceratonia<br />

siliqua („Oleo-Ceratonion“) an, <strong>der</strong> aber kaum irgendwo<br />

noch andeutungsweise vorhanden ist; trockene,<br />

felsige Hänge in diesem Gebiet kann Tetraclinis<br />

quadrivalvis besiedeln. Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Flußauen bestehen<br />

im N aus Ainus, Populus, Salix, Fraxinus u. a. Sommergrünen,<br />

darunter im O-Teil auch Platanus orientalis\<br />

nach S nimmt die Artengarnitur immer mehr ab. Im<br />

Unterwuchs kann Myrtus communis eine Rolle spielen<br />

sowie im S vor allem Nerium oiean<strong>der</strong>, das bis in die<br />

waldlosen Wadis <strong>der</strong> Wüstengebiete vordringt.<br />

Die aktuelle Spontan-Vegetation des Mittelmeergebietes<br />

wird von den verschiedenen Degradationsstadien<br />

des Hartlaubwaldes (Abb. 120) beherrscht.<br />

Noch relativ natumahe sind die 3-5 m hohen Gebüsche,<br />

die unter dem Namen Macchie bekannt sind.<br />

In ihnen sind alle wichtigen Laubbaum- und -straucharten<br />

noch vorhanden, einschließlich <strong>der</strong> Eichen; sich<br />

stark ausbreiten und undurchdringliche Dickichte bilden<br />

kann Smilax. In <strong>der</strong> Frühzeit <strong>der</strong> pflanzengeographischen<br />

Erforschung hat man die Macchien für die<br />

natürliche Klimaxformation gehalten, und so wurde<br />

dieser Name zuweilen auf den gesamten Hartlaubwald<br />

übertragen. Von Natur aus gibt es macchienartige Gebüsche<br />

kleinflächig auf extrem trockenen, wasserdurchlässigen<br />

Kalkstein-Unterlagen, beson<strong>der</strong>s im auch klimatisch<br />

trockenen Süden; ob sie schon vor dem Eingreifen<br />

des Menschen auch auf eigentlich waldfähigen<br />

Standorten vorkamen (ähnlich dem Chaparral in Kalifornien),<br />

ist unbekannt. Allerdings zeigen die Macchiensippen<br />

keine auffallenden Pyrophyten-Merkmale,<br />

und die heute häufigen Brände sind gewöhnlich<br />

anthropogen. Die nächste Degradationsstufe, die Gärige,<br />

kann auch noch Reste <strong>der</strong> Waldflora enthalten<br />

(selbst Quercus-hnen überleben zuweilen mit Wuchshöhen<br />

von 30 cm), überwiegend besteht sie aber aus<br />

den vorgenannten Kleinsträuchern. In den Lücken<br />

sind auch lichtliebende Therophyten, Hemikryptophyten<br />

und Geophyten eingesprengt. Bei noch stätkerer<br />

Degradation bleiben nur lückige Bestände dieser<br />

Krautigen mit vereinzelten Zwergsträuchem übrig.<br />

Solche Steintriften sind das Ergebnis <strong>der</strong> unter<br />

den herrschenden Klimabedingungen starken Erosion,<br />

die gerade in den Gebieten mit höheren Nie<strong>der</strong>schlägen<br />

(z. B. im Karst) oft zum völligen Abtrag des<br />

Bodens bis auf das Steinskelett geführt hat, so daß die<br />

Pflanzen nur noch in den Ritzen wurzeln können.<br />

Die in <strong>der</strong> deutschen Literatur übliche Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Formationsnamen Macchie und Gärige entspricht<br />

<strong>der</strong> im Italienischen {macchia, gariga). Um Mißverständnissen<br />

vorzubeugen, sei aber darauf verwiesen,<br />

daß die Begriffe in an<strong>der</strong>en mediterranen Sprachen<br />

oft abweichend definiert sind. So bezeichnet im Katalanischen,<br />

dessen geobotanische Terminologie beson<strong>der</strong>s<br />

exakt ausgearbeitet ist (vgl. Folch i GuillLn<br />

1981), das Wort „garriga“ die anthropogene Macchie,<br />

während „mäquia'' für die oben erwähnten natürlichen<br />

Hartlaubgebüsche reserviert ist; unsere Gärige heißt<br />

hingegen „brolla“. Im Französischen entspricht <strong>der</strong> Gebrauch<br />

von „maquis“ und „garrigue“ zwar meist unserem,<br />

doch kann „garrigue“ auch im katalanischen Sinne<br />

verwendet werden. Weitere Synonyme sind „matorral“<br />

(spanisch) für die Macchie sowie Jomillares“<br />

(spanisch), „phrygana“ (griechisch) und „batha“ (hebräisch)<br />

für die Gärige.<br />

Aspektbestimmend in <strong>der</strong> mediterranen Landschaft<br />

sind heute vielerorts die Kiefern, die sich als Pionierbäume<br />

stark ausgebreitet haben und zugleich schon<br />

seit langem zu Aufforstungen benutzt wurden. Auch<br />

die schon seit <strong>der</strong> Römerzeit als Zierbaum angepflanzte<br />

Cupressus sempervirens ist weithin eingebürgert, wobei<br />

die Säulenform oft wie<strong>der</strong> in die normale, breitwüchsige<br />

Form zurückschlägt. Die weite Verbreitung offener<br />

Vegetationstypen hat auch die Einbürgerung einiger<br />

auffälliger Neophyten aus dem Bereich <strong>der</strong> nordamerikanisch-mexikanischen<br />

Trockengebiete begünstigt,<br />

die als Zier- o<strong>der</strong> Nutzpflanzen angebaut wurden<br />

und heute fast schon als mediterrane Charakterelemente<br />

erscheinen, wie Agaven und Opuntien.


Hartlaubwald 239<br />

10 - 15m hoher, geschlossener<br />

Wald aus<br />

Q u e rc u s ile x mit:<br />

P hillyrea m e d ia<br />

R h a m n u s a la te rn u s<br />

A rbutus u n e d o<br />

P istacia ien tiscu s<br />

Viburnum tinus<br />

E rica a rb ó re a<br />

S m ilax a s p e ra<br />

H e d e rá h elix<br />

R uscu s a c u le a tu s<br />

R ubia p e re g rin a u.a.<br />

Hartlaubwald<br />

• Vn'-- '<br />

. ....... - I<br />

-ilOm<br />

(Nie<strong>der</strong>waldbetrieb,<br />

ca. 20jähriger Umtrieb)<br />

3-5m hoher Nie<strong>der</strong>wald<br />

ähnlicher Zusammensetzung,<br />

Anteil an Sträuchern<br />

und Lianen vermehrt<br />

Macchie<br />

(häufigere Holznutzung,<br />

ungeregelte Weide, Brand)<br />

1,5 m<br />

Lockerer Bestand aus Kleinund<br />

Zwergsträuchern, z.B.:<br />

R o sm arin u s officinalis<br />

L avandula latifolia<br />

Erica m ultiflora<br />

G lobularia a ly p u m<br />

T h ym elaea tinctoria<br />

G en ista sco rp iu s u.a.,<br />

dazwischen Gräser,<br />

Stauden, Therophyten.<br />

(P inus h a le p e n s is als Pionier)<br />

Boden bis auf das<br />

Steinskelett abgetragen,<br />

nur in den Ritzen<br />

zwischen den Steinen noch<br />

einzelne Garigepflanzen<br />

Steintrift<br />

(anthropogene Halbwüste)<br />

(stärkere Übernutzung<br />

bei erosionsgefährdetem<br />

Gelände)<br />

Abb. 120: Degradations-Sukzession des mediterranen Hartlaubwaldes.<br />

Beispiel aus dem katalanischen Küstengebiet. - Blockdiagramme aus Folch i Guill6n 1981.


240 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

v i Die zweite, die Afghanisch-Himalajische U n­<br />

terregion (7.2.b) ist zwar von <strong>der</strong> eigentlichen<br />

Mediterraneis durch die weiten vor<strong>der</strong>asiatischen<br />

Wüstengebiete getrennt, zeigt aber doch noch<br />

floristische Verwandtschaft. Sie bildet einen<br />

schmalen Streifen, <strong>der</strong> sich an den O- bzw. S-<br />

Hängen <strong>der</strong> ostafghanischen Gebirge und des<br />

NW-Himalajas entlangzieht, als Grenzsaum<br />

zwischen den ariden Gebieten im südlichen Tiefland<br />

und dem im Gebirge oberhalb (ab etwa<br />

1600 m) anschließenden Nemoralen Nadelwald<br />

(vgl. Abb. 178.25). Wichtigste Baumart ist die<br />

oft nur als Unterart von Q. Hex angesehene<br />

Quercus baloot, daneben treten Olea und Pislacia<br />

sowie einige Pinus- und Juniperus-Krttn auf sowie<br />

Nerium als Flußbegleiter. Phillyrea und<br />

Arhutus fehlen, dafür erscheint die auch in an<strong>der</strong>en<br />

Hartlaubregionen vorhandene Maytenus.<br />

Im übrigen bedingt die Lage am Gebirgsrand<br />

eine sehr Ideinflächige orographische und klimatische<br />

Gliedemng, die zur Folge hat, daß vielerorts<br />

Komponenten aus den Nachbarregionen<br />

beigemischt sind, so tropisch-aride wie Acacia<br />

aus den südlichen Trockengehölzen, nemorale<br />

wie Cedrus, Colutea, Cotoneaster u.v.a. aus dem<br />

Gebirge.<br />

7.3 Chilenische Region<br />

Diese Region zeigt die Idassische Okoton-Situation<br />

des Hartlaubwaldes: zwischen Lorbeerwald<br />

und Wüste gelegen, reicht sie etwa von 38°S bis<br />

zur hygrischen Waldgrenze bei 32°S. Dementsprechend<br />

nehmen die Nie<strong>der</strong>schläge von H2<br />

(H l am äußersten Südrande) kontinuierlich<br />

nach H3 ab. Die Temperatur liegt, infolge <strong>der</strong><br />

kalten Meeresströmung, überall im Bereich T2.<br />

Die Baumschicht <strong>der</strong> chilenischen H artlaubwäl<strong>der</strong><br />

(„Matorrales“; doch bezieht sich dieser<br />

Name oft mehr auf macchienartige Degradationsstadien)<br />

ist nicht sehr artenreich. Von den<br />

typischen Lorbeerwald-Familien treten Lauraceen<br />

und Monimiaceen auf, allerdings in an<strong>der</strong>en<br />

Gattungen als im Lorbeerwald; hingegen<br />

fehlen die Fagaceen (die einzige südhemisphärische<br />

Gattung Nothofagus hat keine trockenresistenten<br />

Hartlaubgehölze hervorgebracht). Hinzu<br />

kommen einige Anacardiaceen, Celastraceen,<br />

Rosaceen, Sapotaceen und Icacinaceen; als Konifere<br />

greift Austrocedrus chilensis über. Auch eine<br />

Palme, Ju baea chilensis, kommt vor. Unter den<br />

Groß- und Kleinsträuchern finden sich neben<br />

vielen Compositen und Leguminosen auch<br />

Rhamnaceen, Flacourtiaceen, Escalloniaceen,<br />

Euphorbiaceen und Solanaceen, als Lianen treten<br />

die Compositen M utisia und Proustia auf<br />

Der Unterschied zwischen einer feuchten Variante<br />

(H2) im S und einer trockneren (H3) im<br />

N läßt sich auch pflanzensoziologisch gut fassen,<br />

man unterscheidet die Verbände Cryptncaiyion<br />

und Lithraeion (O berdörfer I960). Im<br />

Cryptocaryion, das trotz günstiger Wasserversorgung<br />

nur selten höher als 15-20 m wird, dominieren<br />

die Gattungen Peumus, Cryptocarya und<br />

Beilschm iedia, weitere Bäume sind Villaresia<br />

(Icacinaceae) und Lucuma {Sapotaceae). Als Sträucher<br />

sind Schinus latifolius, A zara integrifolia,<br />

Myrceugenia obtusa, Adenopeltis serrala {Euphorbiaceae)<br />

und <strong>der</strong> Bambus Chusquea cummingii<br />

häufig, als Liane Proustia pyrifolia. Die Krautschicht<br />

besteht meist überwiegend aus Adiantum<br />

glanduliferum. Das trocknere Lithraeion, kaum<br />

höher als 10 m, enthält neben Peumus und Cryptocarya<br />

die hautreizende Anacardiacee Lithraea<br />

caustica, daneben die urtümlichen Rosaceen<br />

Quillaja saponaria und Kageneckia oblonga. An<br />

sehr trockenen Stellen ist es oft durch Hartlaubgebüsche<br />

ersetzt, in denen die Rhamnacee Trevoa<br />

trinervia dominiert, begleitet von Colliguaya<br />

odorifera (Euphorbiaceae), Cestrum parqui (Solanaceae)<br />

u. a.; unter beson<strong>der</strong>s extremen Bedingungen<br />

können Elemente <strong>der</strong> nördlich angrenzenden<br />

Trockengehölze (Acacia caven, Trichocereus)<br />

eindringen. An<strong>der</strong>erseits tritt das Lithraeion<br />

an edaphisch trockneren Stellen auch<br />

innerhalb des Cryptocaryion-CSP6\&tts, auf Ein<br />

Son<strong>der</strong>typ sind die heute nur noch an wenigen<br />

Orten vorhandenen Mischbestände mit Jubaea<br />

chilensis auf Standorten mit stärkerem Gmndwassereinfluß;<br />

hier bildet die Palme eine lichte,<br />

20-25 m hohe Oberschicht über dem niedrigen<br />

Hartlaubwald.<br />

Pyrophyten-Merlonale fallen in <strong>der</strong> chilenischen<br />

Flartlaubvegetation nicht auf, es scheint<br />

hier kaum natürliche Brände gegeben zu haben.<br />

Die Auenwäl<strong>der</strong> des Hartlaubgebietes sind<br />

ebenfalls immergrün. Sie enthalten an Bäumen<br />

meist Myrceugenia, Peumus und die Celastracee<br />

Maytenus boaria, an Sträuchern weitere Myrtaceen,<br />

Escallonia, Baccharis sowie die Lorbeerwaldart<br />

Drimys winteri.<br />

Im Gebirge reicht die mittelchilenische Hartlaubvegetation<br />

bis etwa 1900 m hinauf Dabei<br />

ist in Lagen oberhalb 900 m oft Austrocedrus<br />

beigemischt, und an schattigen, luft- o<strong>der</strong>


Hartlaubwald 241<br />

bodenfeuchten Südhängen können inselartig<br />

Nothofagus-obliqua-Wi\Atr auftreten. Auch hier<br />

gibt es also Anklänge an nemorale Verhältnisse<br />

(vgl. S. 228). Südlich von 35,5°S erscheint dann<br />

oberhalb des Hartlaubwaldes eine durchgehende<br />

Lorbeerwaldstufe (vgl. Abb. 178.15); an<strong>der</strong>erseits<br />

zieht sich <strong>der</strong> Hartlaubwald von seiner<br />

N-Grenze aus in <strong>der</strong> Region <strong>der</strong> Trockengehölze<br />

und Wüsten in höheren Lagen noch etwas weiter<br />

nach N.<br />

Heute ähnelt die Vegetationsdecke sehr <strong>der</strong><br />

des Mittelmeergebietes. Schon zu Zeiten des<br />

Inkareiches ziemlich dicht bevölkert, wurde die<br />

Haitlaubregion nach <strong>der</strong> Conquista zum Hauptsiedlungsgebiet<br />

<strong>der</strong> Spanier, die in <strong>der</strong> ihrer<br />

Heimat ähnlichen Vegetationslandschaft die<br />

gesamte mediterrane Wirtschaftsweise, Acker-,<br />

Gartenbau und Weidewirtschaft, etablierten. So<br />

entspricht die heutige Kulturlandschaft <strong>der</strong> mediterranen:<br />

neben den für den Pflanzenbau genutzten<br />

Teilen sind große Flächen extensive<br />

Weiden, auf denen von <strong>der</strong> natürlichen Vegetation<br />

nur noch macchien- und garigenartige<br />

Degradationsstadien vorhanden sind; Reste des<br />

Hartlaubwaldes finden sich nur in schwer zugänglichem<br />

Gebirgsgelände. Stark ausgebreitet<br />

haben sich in <strong>der</strong> anthropogenen Vegetation die<br />

in den nördlichen Trockengebieten einheimische,<br />

sehr dornige Acacia caven („Espino“) sowie<br />

europäische Brombeeren {Rubus ulmifolius<br />

aggr.) und an<strong>der</strong>e holarktische Dorngehölze<br />

{Crataegus, Rosa, Robinia).<br />

7.4 Kapländische Region<br />

Bei weitem das kleinste Hartlaubgebiet, umfaßt<br />

diese Region den äußersten SW und S Afrikas<br />

südlich <strong>der</strong> Trockengebiete von Namib und<br />

Karm. Entsprechend <strong>der</strong> meernahen Lage ist die<br />

Temperatur gemäßigt (T2), höhere Werte werden<br />

erst außerhalb in <strong>der</strong> Karru erreicht. Die<br />

Nie<strong>der</strong>schläge variieren infolge <strong>der</strong> Orographie<br />

st.rrk. Das Gebiet wird von mehreren parallelen,<br />

meist O-W streichenden Gebirgsketten bis<br />

über 2000 m Höhe durchzogen, zwischen denen<br />

sich breite, tiefliegende Senken befinden.<br />

Da die regenbringenden Luftmassen meist aus<br />

SO vom warmen Indischen Ozean kommen,<br />

ergeben sich ausgeprägte Luv- und Leewirkungen.<br />

Die unmittelbare Südküste und die ihr zugewandten<br />

Hänge <strong>der</strong> ersten Bergketten sind H2,<br />

örtlich sogar H l (euhumid ist das Lorbeerwaldgebiet<br />

von Knysna, vgl. S. 230). In den leeseitigen<br />

Becken wird hingegen nur H3 erreicht,<br />

und weiter nach N werden allmählich auch die<br />

luvseitigen Hänge H3 und die Becken semiarid<br />

(„Kleine Karru“), bis schließlich <strong>der</strong> Übergang<br />

zur zonalen Trockenvegetation <strong>der</strong> Großen<br />

Karru erfolgt.<br />

Trotz ihrer geringen Größe ist die kapländische<br />

Hartlaubregion floristisch äußerst reich<br />

und so distinkt, daß sie als eigenes Florenreich<br />

betrachtet wird (S. 99), das über ihre Grenzen<br />

kaum hinaus reicht. Die Zahl <strong>der</strong> in diesem<br />

kaum 100000 km^ großen Gebiet vorkommenden<br />

Endemiten ist sehr hoch, sowohl auf Artais<br />

auch auf höherem Niveau (Tab. 33). Die<br />

Ursachen hierfür liegen sicher z. T. in <strong>der</strong> starken<br />

orographisch-klimatischen Zerklüftung, die<br />

durch zahlreiche Örtlichkeiten mit Insel-Situation<br />

die Artbildung för<strong>der</strong>te. Weniger offensichtlich<br />

sind die Gründe für das Vorkommen <strong>der</strong><br />

vielen endemischen Gattungen und noch höheren<br />

Taxa, denn eine großräumige Isolierung<br />

von <strong>der</strong> Flora des übrigen Afrika ist we<strong>der</strong> rezent<br />

noch für frühere Perioden zu erkennen. Sicherlich<br />

enthält die Kapflora einen großen Anteil<br />

alter südhemisphärischer Elemente, die sich hier<br />

unter speziellen klimatischen und edaphischen<br />

Bedingungen halten und sekundär aufspalten<br />

konnten, doch sind unter den endemitenreichen<br />

Gruppen auch viele kosmopolitische und sogar<br />

einige holarktische Elemente (wie die Ericaceae-<br />

Ericoideae).<br />

Ist schon die extreme Eigenständigkeit <strong>der</strong><br />

Flora nicht leicht zu verstehen, so gibt die Stmktur<br />

<strong>der</strong> Vegetation erst recht Rätsel auf, denn<br />

trotz <strong>der</strong> günstigen Klimaverhältnisse im S (Abb.<br />

117.9, S. 232) gibt es nirgends hochstämmige<br />

Wäl<strong>der</strong>. Die kapländische Hartlaubvegetation<br />

besteht fast ausschließlich aus Gebüschen verschiedener<br />

Höhe, dem sog. Fynbos (spr.ySzwboss).<br />

Die besten Bestände sind etwa 3-6 m hoch<br />

und von unterschiedlicher Dichte. Sie werden<br />

vorwiegend von Proteaceen gebildet {Protea,<br />

Leucospermum, Leucadendron, Mimetes), hinzu<br />

kommen als Beimischung z. B. Pbylica {Rhamnaceae),<br />

Podalyria und Virgilia {Papilionaceae),<br />

Polygala, Rhus, Maytenus s. 1. u. a. In lückigen<br />

Beständen finden sich als Unterwuchs zahlreiche<br />

Klein- und Zwergsträucher, die an extremeren<br />

Standorten auch allein eine 30-100 cm hohe<br />

Heide bilden können. Viele von ihnen sind<br />

erikoid; außer Ericaceen selbst haben auch Vertreter<br />

vieler an<strong>der</strong>er Familien solche nadel- o<strong>der</strong>


242 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

Tab. 33: Sippenzahl und Endemitenanteil bei den 15 größten und einigen weiteren Familien <strong>der</strong> Kapflora.<br />

Nach G oldblatt 1984.<br />

Familien<br />

(-' = Familie endemisch)<br />

insgesamt<br />

Gattungen<br />

endemisch<br />

insgesamt<br />

Arten<br />

endemisch<br />

Compositae 107 30 986 608<br />

Mesembryanthemaceae 61 16 660 507<br />

Gramineae 61 4 181 76<br />

Liliaceae s.l. 44 3 418 237<br />

Iridaceae 39 8 612 485<br />

Leguminosae 38 8 644 525<br />

Scrophulariaceae 35 5 310 160<br />

Asclepiadaceae 29 1 123 37<br />

Orchidaceae 28 4 206 124<br />

Cyperaceae 26 5 203 124<br />

Umbdliferae 24 3 100 72<br />

Ericaceae 22 17 672 650<br />

Restionaceae 19 12 310 290<br />

Campanulaceae 16 6 222 157<br />

AmaTyllidaceae 15 3 83 46<br />

Proteaceae 14 9 320 306<br />

Rutaceae 14 6 259 242<br />

Bruniaceae 12 10 75 73<br />

*Penaeaceae 7 7 21 21<br />

Rosaceae 7 - 114 97<br />

Thymelaeaceae 5 2 122 88<br />

Geraniaceae 5 - 133 67<br />

Crassulaceae 5 - 123 35<br />

Rhamnaceae 4 - 136 122<br />

Polygalaceae 3 - 139 117<br />

*Grubbiaceae 1 1 3 3<br />

*Roridulaceae 1 1 2 2<br />

*Geissolomataceae 1 1 1 1<br />

Oxalidaceae 1 - 129 90<br />

Gesamtflora 989 193 8578 5850<br />

schuppenförmigen Kleinblätter, so Rutaceen,<br />

Compositen, Thymelaeaceen, Polygalaceen, Papilionaceen,<br />

Rosaceen sowie die endemischen<br />

Gmbbiaceen, Penaeaceen und Bruniaceen (Abb.<br />

121). In diesen Kleinstrauchheiden gibt es auch<br />

Rutensträucher (z. B. die auffällige Crucifere<br />

Brassicarpaeajuncea)-, einen ganz ähnlichen Habitus<br />

haben, obwohl sie ständige Monokotylen<br />

sind, viele Restionaceen. Dornsträucher aller<br />

Größen sind nicht selten, neben Sproßdornen<br />

gibt es bei vielen Blätter mit stark verdomten<br />

Spitzen (z. B. Aspalathus, Cliffortia). An felsigen<br />

Stellen kommen auch Halbsukkulente (z. B. Pelargonium)<br />

und Vollsukkulente (Crassulaceae,<br />

Mesemhryanthemaceae, Aloe) vor, die dann in den<br />

karroiden Beckenlandschaften immer häufiger<br />

werden. In <strong>der</strong> Bodenschicht finden sich, je nach<br />

Bodenart, neben einigen Hemikryptophyten<br />

und Therophyten auch viele Geophyten.<br />

Daß die kapländische Vegetation von Sträuchern<br />

dominiert wird, wurde zuweilen auf das<br />

Vorherrschen sehr alter, armer Gesteinsunterlagen<br />

zurückgeführt. Hauptursache dürfte aber<br />

das Feuer sein; <strong>der</strong> Fynbos ist eine eindeutige<br />

Feuerklimax. Vor allem die erikoiden Kleinsträucher<br />

gelangen im trockenen Sommer leicht<br />

zur Entzündung. Pyrophyten-Merkmale sind<br />

verbreitet. Eine Reihe von Arten überleben den<br />

Brand unterirdisch und schlagen schnell vom<br />

Stock wie<strong>der</strong> aus. An<strong>der</strong>e (so viele Proteaceen)<br />

werden zwar abgetötet, öffnen aber die verholzten<br />

Früchte und laufen aus Samen wie<strong>der</strong> auf;<br />

bis zur Wie<strong>der</strong>herstellung einer hohen Strauchschicht<br />

kann es allerdings 5-10 Jahre dauern. Im


Hartlaubwald 243<br />

Abb. 121: Erikoide Klein- und Zwergsträucher des Fynbosgebietes.<br />

1 Gnidiapinifolia (Thymelaeaceae)\ 2 Phylica virgata {Rhamnaceae)\ 3 Berzelia abrotanoides (Bruniaceae); 4 Muraltia<br />

mixta {Polygalaceae); 5 Grubbia rosmarimfolia\ 6 Acmadenia juniperina {Rutaceae\ ebenso 7 und 8); 7 Agathosma<br />

ereclum\ 8 Cokonema albuur, 9 Selago corymbosa (Scrophulariaceae); 10 Roellia ciliata (Campanulaceae). - Quellen: 1,<br />

3 SCHIMPER 1898; die übrigen Engler 1910f.


244 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

I î r<br />

ersten Frühjahr nach dem Brand erscheint oft<br />

ein beeindrucken<strong>der</strong> Blütenaspekt durch die<br />

zahlreichen schönblühenden Geophyten (meist<br />

Monokotylen); nicht wenige von ihnen kommen<br />

nur nach einem Feuer zur Blüte.<br />

Insgesamt ähneln die Verhältnisse also denen<br />

im kalifornischen Chaparralgebiet. Der große<br />

Unterschied liegt aber darin, daß auch auf<br />

Wuchsorten, die vom Feuer verschont bleiben,<br />

kein richtiger Wald aufkommt. Ausnahmen sind<br />

nur einige aus orographischen Gründen euhumide<br />

Son<strong>der</strong>standorte (SO-Hänge, so <strong>der</strong> des<br />

Tafelberges bei Kapstadt), an denen inselhafte,<br />

verarmte Vorposten des Lorbeerwaldes auftreten.<br />

Im Gebiet des Hartlaubwaldklimas (auch<br />

bei H2 und H l) fehlen jedoch höherwüchsige<br />

Bäume. Als einzige kommt an wenigen, vor allem<br />

felsigen Stellen im Gebirge die zuweilen<br />

20 m erreichende Cupressacee Widdringtonia<br />

vor. Der einzige Laubbaum, <strong>der</strong> 10-15 m erreichen<br />

kann, ist die Proteacee Leucadendron argenteum,<br />

<strong>der</strong> Silberbaum, dessen Berühmtheit als<br />

Symbol <strong>der</strong> kapländischen Hartlaubflora in keinem<br />

Verhältnis zu seiner äußerst sporadischen<br />

Verbreitung steht. Das Fehlen größerer einheimischer<br />

Bäume ist umso unverständlicher, als<br />

exotische Zier- und Forstbäume wie die europäische<br />

Quercus robur, die kalifornische Pinus<br />

radiata und australische Eucalyptus-Axitn ohne<br />

weiteres 25 m und mehr erreichen. Trotz ihrer<br />

Reichhaltigkeit ist die kapländische Flora also,<br />

was die Bäume betrifft, in gewisser Weise ungesättigt.<br />

Die Ungesättigtheit zeigt sich im übrigen<br />

noch viel stärker darin, daß eingeführte australische<br />

Acacia- und H akea-A iten sich mancherorts<br />

in größtem Ausmaße eingebürgert haben<br />

und manche <strong>der</strong> vielen kleinflächig verbreiteten<br />

Endemiten in Gefahr bringen (vgl. S. 81).<br />

Der menschliche Einfluß dürfte in Form <strong>der</strong><br />

Weidenutzung schon lange eine Rolle spielen;<br />

es wird angenommen, daß schon das nomadische<br />

Hirtenvolk <strong>der</strong> Hottentotten durch Anlegung<br />

zusätzlicher Brände im Fynbos die Weidefläche<br />

zu vergrößern suchte. Mit <strong>der</strong> holländisch-nie<strong>der</strong>deutschen<br />

Besiedlung (Jan van Rie-<br />

BEEK 1653) begann <strong>der</strong> Ackerbau; heute sind die<br />

meisten ackerfähigen Flächen in Kultur. Doch<br />

ist die Fynbos-Vegetation im gebirgigen Gelände<br />

noch auf relativ großer Fläche vorhanden.<br />

Gefahr droht ihr einerseits durch Aufforstung<br />

(Pinus radiata, Eucalyptus), an<strong>der</strong>erseits durch die<br />

Ausbreitung <strong>der</strong> eben genannten Exoten.<br />

7.5 Australische Region<br />

Nach dem Mittelmeergebiet ist Australien <strong>der</strong><br />

Erdteil mit <strong>der</strong> größten Ausdehnung von Hartlaubwäl<strong>der</strong>n.<br />

Sie sind auf zwei, durch die großen<br />

Trockengebiete des mittleren Südens getrennte<br />

Areale verteilt. Die Südwestaustralische<br />

Unterregion (7.5.a) umfaßt die SW-Ecke des<br />

Kontinents. Die Südostaustralische U nterregion<br />

(7.5.b) setzt etwa in <strong>der</strong> Umgebung von<br />

Adelaide an <strong>der</strong> Südküste ein und zieht sich<br />

dann an <strong>der</strong> inländischen (nördlichen bzw. westlichen)<br />

Seite <strong>der</strong> Gebirgskette nach O und N,<br />

hier den Übergang (Ökoton) zwischen dem östlichen<br />

Lorbeerwald und <strong>der</strong> Trockenvegetation<br />

des Inneren bildend. In ihrer Vegetation sind<br />

sich beide Gebiete sehr ähnlich; die floristischen<br />

Unterschiede liegen meist nur auf dem Niveau<br />

<strong>der</strong> Arten. Das Klima ist im Bereich <strong>der</strong> Südküste<br />

überall T2, geht aber nach N bzw. dem Inneren<br />

zu bald in TI über. Die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

ist in 7.5.a an <strong>der</strong> SW-Küste sehr hoch;<br />

in dieser Unterregion, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Kontrast zwischen<br />

Regen- und Trockenzeit gut ausgeprägt<br />

ist, läßt sich von SW nach N O ein Klimagradient<br />

<strong>der</strong> Form T2.H1 - T2.H 2 - T1.H3 beobachten.<br />

Im SO liegen die Nie<strong>der</strong>schläge auch<br />

an <strong>der</strong> Küste nirgends höher als H2.<br />

Auch die australische Hartlaubregion gehört<br />

einem eigenen Florenreich an, <strong>der</strong> Australis, das<br />

aber, obwohl durch viele Hartlaubsippen charakterisiert,<br />

weit über die Region hinausreichend<br />

den ganzen Kontinent umfaßt. Mit <strong>der</strong> Kapensis<br />

bestehen manche Ähnlichkeiten, so die hohe<br />

Sippenzahl <strong>der</strong> Proteaceen und Restionaceen;<br />

die Gesamtzahl ist aber bei weitem nicht so<br />

hoch. So enthält das mit <strong>der</strong> Kapensis gut vergleichbare,<br />

wenn auch 3mal so große SW-Australien<br />

nur etwa 280 Gattungen mit 3600 Arten,<br />

gegenüber 990 und 8500 im Kapland; <strong>der</strong><br />

prozentuale Anteil an Endemiten ist mit 6 8 %<br />

<strong>der</strong> Arten in beiden Gebieten gleich. Von einer<br />

„Ungesättigtheit“ <strong>der</strong> Flora, beson<strong>der</strong>s an Gehölzen,<br />

ist in Australien nichts zu merken.<br />

Die australische Hartlaubvegetation wird in<br />

<strong>der</strong> Baumschicht von einer einzigen Gattung beherrscht:<br />

Yon Eucalyptus. Welche <strong>der</strong> zahlreichen<br />

Arten jeweils dominieren, hängt von den Standortsbedingungen<br />

im einzelnen ab. Da Eucalypten<br />

auch in allen übrigen gehölzfähigen Vegetationstypen<br />

auftreten und von diesen her an<br />

Son<strong>der</strong>standorten ins Hartlaubgebiet übergreifen<br />

können, ist die Zahl <strong>der</strong> für dieses typischen


Hartlaubwald 245<br />

Arten schwer zu ermitteln. Einigermaßen klar<br />

ist die Glie<strong>der</strong>ung in SW-Australien. Hier gibt<br />

es etwa 16 baumförmige Arten, die sich als<br />

Waldbildner entlang dem Feuchtegradienten<br />

ablösen. Im günstigsten Hl-Gebiet an <strong>der</strong> SW-<br />

Küste bildet E. diversicolor (Karri) mit 60-80 m<br />

Höhe die weitaus bestwüchsigen Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

gesamten Hartlaubdomäne; ähnliche Höhen erreicht<br />

auch <strong>der</strong> nur lokal verbreitete E.jacksonii.<br />

Auch im nach NO anschließenden mäßig feuch-<br />

Abb. 122: Strauchige Proteaceen des australischen Hartlaubgebietes.<br />

1 Lambertia ilicifolia, 2 Grevillea lanigera, 3 Persoonia chamaepeuce, 4 Hakea microcarpa, 5 Xylomelum angustifolium,<br />

6 Petrophile ericifoUa, 1 P. pedunculata, 8 Banksia omata. Die drei letzten mit zapfenartigen Fruchtständen an verholzter<br />

Achse, dabei hat Petrophik verholzte Hochblätter, zwischen denen die Nußfrüchte geborgen sind, bei<br />

Banksia hingegen sind die nur in geringer Zahl ausgebildeten Früchte verholzte 2samige Kapseln, die sich nur<br />

bei großer Flitze öffnen (pyrophytisch). 1, 5 und 6 west-, die übrigen südostaustralisch. - Quellen: 2, 3, 4 Bur-<br />

BlDGE etc. 1970; SjESSOPetc. 1986f.; die übrigen D.A. 1981f


246 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

i<br />

ten (H2) Bereich sind noch gutwüchsige Wäl<strong>der</strong><br />

von 20-35 m Höhe vorhanden, in denen je<br />

nach den Bodenverhältnissen verschiedene Arten<br />

(darunter E. marginata und E. wandoo) dominieren<br />

können. Der trockenste Randbereich<br />

(H3) wird von niedrigen (kaum über 15 m) und<br />

ziemlich lockeren Beständen eingenommen, die<br />

von wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Arten gebildet werden.<br />

Weniger übersichtlich ist die Situation im SO.<br />

Hier ist die Zahl <strong>der</strong> Eucalyptus-Äxten höher, und<br />

die klimatische Variation zeigt in dem mehr gebirgigen<br />

Gelände keinen so klaren Gradienten,<br />

son<strong>der</strong>n eher ein wirres Mosaik, noch verstärkt<br />

durch die wenig festgelegte Klimaperiodizität.<br />

Nur selten werden die Wäl<strong>der</strong> hier höher als<br />

25 m; zuweilen kann die Cupressacee Callitris<br />

im Kronendach mit beteiligt sein.<br />

Die beson<strong>der</strong>e Lichtdurchlässigkeit <strong>der</strong> Eucalyptus-Yxonexi<br />

erlaubt auch in geschlossenen Beständen<br />

einen dichten Gehölzunterwuchs, <strong>der</strong><br />

im günstigen Falle 4-8 (-10) m Höhe erreichen<br />

kann. Er besteht aus Proteaceen (z. B. Banksia,<br />

Hakea, Persoonia, Abb. 122), Myrtaceen, vielen<br />

Papilionaceen, Rhamnaceen, Rutaceen, Casuarina<br />

u. a. Auffällig sind vielerorts die Kleinschopfbäume<br />

<strong>der</strong> Gattung Xanthorrhoea (Grasbaum,<br />

Abb. 93.3, S. 190); auch Cycadeen kommen vor.<br />

Neben den größeren Sträuchern gibt es viele<br />

Klein- und Zwergsträucher (oft erikoid), unter<br />

denen neben Proteaceen, Myrtaceen und Papilionaceen<br />

beson<strong>der</strong>s die australen Familien<br />

Epacridaceae und Goodeniaceae eine Rolle spielen.<br />

Wie an<strong>der</strong>wärts, können die Gebüsche und<br />

Heiden an edaphischen Extremstandorten auch<br />

ohne Waldbedeckung auftreten. Da solche<br />

Standorte auf den meist sehr armen Gesteinen<br />

häufig sind, sind solche Gesellschaften innerhalb<br />

des Hartlaubgebietes weit verbreitet.<br />

Wie die Eucalyptus^'-Piàti <strong>der</strong> östlichen Lorbeerwaldregion,<br />

so sind auch die australischen<br />

Hartlaubwäl<strong>der</strong> feuerbeeinflußt. Pyrophytische<br />

Anpassungen sind häufig. Die baumförmigen<br />

Eucalypten sind im ausgewachsenen Zustand<br />

fast alle feuerresistent; die in den H3-Varianten<br />

zusätzlich auffretenden strauchigen Arten (Malice,<br />

vgl. S. 194) überleben mit ihrem Xylopodium.<br />

Die meisten an<strong>der</strong>en Sträucher regenerieren<br />

durch Aussaat; bekannt sind die auffälligen<br />

verholzten Kapseln vieler Proteaceen<br />

(Banksia, H akea), die sich nur nach Bränden<br />

öffnen. Sehr häufige Feuer führen nicht nur zu<br />

einer Behin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Eucalyptus-Yei'jüngung,<br />

son<strong>der</strong>n auch zur Ausbreitung von Acacia-Atten,<br />

<strong>der</strong>en Hauptverbreitung im Bereich <strong>der</strong><br />

Trockengehölze (S. 189,194) liegt. Die Abgrenzung<br />

zwischen diesen und <strong>der</strong> trockensten Ausbildung<br />

des Hartlaubwaldes ist in Australien sehr<br />

unscharf, da einerseits die trockensten Wäl<strong>der</strong><br />

sehr licht sind und deshalb stets auch Akazien<br />

enthalten, an<strong>der</strong>erseits die Gattung Eucalyptus<br />

als Mallee auch eine Komponente <strong>der</strong> Trockengehölze<br />

ist.<br />

Heute sind die Hartlaubwäl<strong>der</strong>, soweit sie<br />

nicht <strong>der</strong> Rodung zum Opfer fielen, infolge ihrer<br />

beson<strong>der</strong>en Struktur durch die Beweidung<br />

oft in einer Richtung verän<strong>der</strong>t worden, die von<br />

<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en Hartlaubgebieten sehr abweicht:<br />

die lockere Eucalyptus-Bmmschxch.t blieb oft ±<br />

erhalten, hingegen wurde die Strauchschicht<br />

beseitigt und durch Gräser ersetzt (die ihrerseits<br />

bei stärkerer Überweidung durch zahlreiche<br />

neophytische Weideunkräuter mediterraner<br />

Herkunft verdrängt werden). Am wenigsten gefährdet<br />

sind die Karri-Wäl<strong>der</strong> an <strong>der</strong> SW-Küste.<br />

In diesem sehr regenreichen Gebiet setzte die<br />

Besiedlung erst spät ein, so daß kaum gerodet<br />

wurde. Heute wird ein großer Teil des holzwirtschaftlich<br />

sehr wertvollen Waldes in schonen<strong>der</strong>,<br />

auf Nachhaltigkeit ausgerichteter Weise<br />

forstlich bewirtschaftet; kleinere Teile wurden<br />

unter Naturschutz gestellt.<br />

8 Pampa<br />

Diese Formation gehört eigentlich in den Zusammenhang<br />

<strong>der</strong> eurytropischen Trockenvegetation.<br />

Wie besprochen (S. 191), können sich<br />

die vielfältigen Lebensformen <strong>der</strong> Trockengehölz-Domäne<br />

je nach den edaphischen Verhältnissen<br />

in verschiedener Richtung entmischen,<br />

so daß Flächen mit Offenwald, Gebüsch und<br />

Grasland nebeneinan<strong>der</strong> Vorkommen, jedoch in<br />

einem kleinräumigen, für eine globale Kartierung<br />

nicht trennbaren Mosaik. Zu einer großräumigen<br />

und wohl vorrangig klimatisch bedingten<br />

Entmischung kommt es aber in Teilen <strong>der</strong><br />

Australen Zone, wo baumfreies peritropischsemiarides<br />

Grasland größere Flächen einnimmt.<br />

Am weitesten ist es als „Pampa“ im südöstlichen<br />

Südamerika verbreitet. Dieser Name wird deshalb<br />

hier in einem sehr weiten Sinne für die<br />

ganze Formation verwendet. Allerdings ist gerade<br />

die ökologische Bedingtheit <strong>der</strong> südamerikanischen<br />

Pampa lange sehr umstritten gewesen<br />

(s. unten).


Pampa 247<br />

Klimabedingungen (Abb. 123)<br />

Das Klima, in dem pampaartiges Grasland auftritt,<br />

kann annäherungsweise als semiarid mit<br />

Regenmaximum im Sommerhalbjahr charakterisiert<br />

werden. Meist liegt <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag im<br />

Bereich von 300-600 mm bei mäßigen Temperaturen,<br />

er kann aber in wärmeren Gebieten auch<br />

bis über 800 mm betragen. Auffällig ist, daß die<br />

absolute Höhe des Nie<strong>der</strong>schlages etwa <strong>der</strong> in<br />

den Hartlaubregionen, also bezüglich <strong>der</strong> Vegetation<br />

semihumiden Gebieten, entspricht. Hier<br />

zeigt sich, welch große Bedeutung in den Extratropen<br />

die relative Lage <strong>der</strong> thermischen und<br />

hygrischen Jahreszeiten hat. In den Hartlaubgebieten<br />

fällt <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag im kühlen Winterhalbjahr,<br />

in dem die Verdunstung gering ist,<br />

und kommt so zum überwiegenden Teile als<br />

Wasservorrat dem Boden zugute. Von den Sommerregen<br />

werden hingegen große Anteile schnell<br />

wie<strong>der</strong> verdunstet. Hinzu kommt noch, daß die<br />

Winterregen des Etesienklimas zyklonal bedingt<br />

und dementsprechend oft mäßig starke, anhaltende<br />

„Landregen“ sind, die allmählich in den<br />

Boden einsickern können, wogegen die Sommerregen<br />

gewöhnlich als Starkregen bei Gewittern<br />

fallen und zu wesentlichen Teilen schon als<br />

Oberflächenabfluß verloren gehen.<br />

Da die Verbreitung <strong>der</strong> Formation begrenzt<br />

ist, ist auch die Variabilität des Klimas gering,<br />

ln thermischer Hinsicht variiert es zwischen T2<br />

und dem untersten Bereich von T I. Bei den<br />

hygrischen Verhältnissen zeigen sich Unterschiede<br />

sowohl bezüglich <strong>der</strong> absoluten Höhe des<br />

Nie<strong>der</strong>schlages als auch <strong>der</strong> Distinktheit <strong>der</strong> Jahreszeiten.<br />

Sie bedingen aber nicht mehr als 2<br />

hygrische Klimatypen:<br />

Hl: Nie<strong>der</strong>schlag 700-800 mm und mehr,<br />

Winterdürre mäßig stark bzw. Dürreperioden<br />

unregelmäßig verteilt.<br />

H2: Nie<strong>der</strong>schlag 400-600 mm, Winterhalbjahr<br />

trocken mit 2-4 Dürremonaten.<br />

Charakteristik<br />

Als gehölzfreies Grasland setzt sich die Pampaformation<br />

fast ausschließlich aus krautigen Lebensformen<br />

zusammen. In Aspekt und Biomasse<br />

dominieren grasartige Pflanzen, überwiegend<br />

Gramineen. Charakteristisch ist dabei die Mischung<br />

von Vertretern <strong>der</strong> extratropischen Unterfamilie<br />

Pooideae mit solchen aus den überwiegend<br />

tropischen Andropogonoideae, Eragrostoideae<br />

und Panicoideae. Neben den Grasartigen<br />

ist aber meist eine große Zahl an<strong>der</strong>er Arten vorhanden.<br />

Es sind hauptsächlich Hemikryptophyten,<br />

daneben auch Geophyten. Ihre Überdauerungsorgane<br />

sind nicht selten verholzt; einige<br />

können durch leichte oberirdische Verholzung<br />

auch den Charakter von Halbsträuchern annehmen.<br />

Ferner treten, je nach Standortsverhältnissen<br />

und Bestandesstruktur, auch Therophyten<br />

auf Die Begleitsippen gehören vielen verschiedenen<br />

Familien an. Meist sind es Dikotylen,<br />

darunter eine Reihe von Compositen und<br />

Leguminosen; auch Scrophulariaceen, Verbenaceen<br />

und die Gattung Oxcdis können auffallend<br />

sein.<br />

Die Struktur <strong>der</strong> Vegetationsdecke variiert<br />

zwischen dichten, geschlossenen Rasen und<br />

Büschelgrasfluren, bei denen die Graspflanzen<br />

deutlich distinkte, in einiger Entfernung voneinan<strong>der</strong><br />

stehende kompakte Horste bilden.<br />

Auch solche Büschelgrasbestände können aber<br />

an ihrer Oberfläche lückenlos erscheinen, indem<br />

sich die Blattspitzen benachbarter Horste<br />

berühren. An<strong>der</strong>erseits haben auch die rasigen<br />

Bestände genügend Lücken, in denen die Begleitarten<br />

Platz finden. Unter letzteren gibt es<br />

auch solche, die polykormartig wachsen und<br />

dadurch Fazies bilden können. Die Bestandeshöhe<br />

beträgt in den günstigsten Fällen bis 2 m,<br />

gebildet von den Gräsern und einem Teil <strong>der</strong><br />

Begleitsippen; die meisten <strong>der</strong> letzteren befinden<br />

sich aber gewöhnlich in einer niedrigen<br />

Abb. 123: Klima im Bereich<br />

<strong>der</strong> Pampa.<br />

Lan<strong>der</strong>: 1 Argentinien (Prov.<br />

Santa Fe), 2 Argentinien (Prov.<br />

La Pampa), 3 Südafrika (Oran­<br />

je)-<br />

o<br />

ROSARIO ( 3 0 m ) 178« 852<br />

1 ,«iifnink . 1 i<br />

T1.H1<br />

•6,7<br />

©<br />

(8.1) T1.H2<br />

S A N TA R 0 S A ( 1 8 9 m ) 1 5 ,3 *5 6 9<br />

1 I3 0 J<br />

©<br />

BLOEM FONTEIN (1422m ) 16,1®56¿<br />

[141<br />

-8;âeZ2z2Z^<br />

(8.1) T2.H2 (8.2)


248 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

Unterschicht. Unter ungünstigen Bedingungen<br />

werden oft nur 30-50 cm erreicht, eine Schichtung<br />

ist dann nicht mehr erkennbar.<br />

Im Gegensatz zu den nemoralen Steppen<br />

(S. 286) ist die Pampa nur fakultativ tropophytisch;<br />

<strong>der</strong> Grad des winterlichen Vertrocknens<br />

entspricht <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong> Dürre. Er ist<br />

daher nicht nur regional verschieden, son<strong>der</strong>n<br />

kann je nach <strong>der</strong> Witterung auch von Jahr zu<br />

Jahr wechseln. Ähnlichkeit mit den Steppen<br />

besteht hingegen in einem deutlichen Aspektwechsel<br />

in <strong>der</strong> großenteils auffällig blühenden<br />

Begleitflora, <strong>der</strong>en Blütezeiten sich vom Frühling<br />

über den Sommer bis in den Herbst abstufen<br />

können.<br />

Varianten und Regionen<br />

Die relativ geringen thermischen Unterschiede<br />

haben auf die Vegetation nur indirekte Wirkung<br />

über die Beeinflussung <strong>der</strong> Aridität. Die hygrische<br />

Variante H l ist hochwüchsig (1-2 m, Hochgras-Pampa)<br />

und bleibt im Winter gewöhnlich<br />

mindestens so weit grün, daß sie vom Vieh noch<br />

beweidet werden kann. Hingegen ist H2 niedriger<br />

(meist unter 1 m, Kurzgras-Pampa) und im<br />

Winter zumindest zeitweise vollständig trocken.<br />

Es können zwei flächig ausgebildete Regionen<br />

unterschieden werden (Abb. 118, S. 234):<br />

die Argentinische Region (8.1) und die Südafrikanische<br />

Region (8.2). Die Andeutung einer<br />

dritten findet sich auf <strong>der</strong> Südinsel von Neuseeland<br />

in Tallagen im Regenschatten <strong>der</strong> Hochgebirge<br />

(S. 226).<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Für beide Pamparegionen ist die Beschreibung<br />

<strong>der</strong> natürlichen Vegetation überwiegend nur<br />

eine historische Reminiszenz. Heute ist <strong>der</strong> weitaus<br />

größte Teil landwirtschaftliche Nutzfläche.<br />

Die feuchte Pampa Südamerikas dient großenteils<br />

dem Ackerbau, sie ist mit ihren fruchtbaren<br />

Böden eines <strong>der</strong> großen landwirtschaftlichen<br />

Produktionszentren <strong>der</strong> Erde; wichtigste Feldfrüchte<br />

sind Getreide, daneben Sonnenblumen,<br />

Lein und Kartoffeln. Die nicht unter den Pflug<br />

genommenen Flächen dienen <strong>der</strong> Viehzucht<br />

(vorwiegend Rin<strong>der</strong>). Auch die trockene Variante<br />

(die in Südafrika dominiert) ist vielerorts<br />

in Getreidefel<strong>der</strong> umgewandelt, doch wird sie<br />

auch vielfach noch als Weideland genutzt. Hier<br />

ist das Grasland dann zwar als solches erhalten<br />

geblieben, doch hat sich die Artenzusammensetzung<br />

je nach <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong> Nutzung meist<br />

± stark verän<strong>der</strong>t.<br />

8.1 Argentinische Region<br />

Diese Region, die eigentliche „Pampa“ i. e. S.,<br />

umfaßt die argentinische Provinz Buenos Aires,<br />

den größten Teil von Uruguay sowie einige<br />

Randgebiete nördlich davon. Sie ist zum großen<br />

Teil Hochgras-Pampa <strong>der</strong> Variante TI.H l<br />

(„feuchte Pampa“), nur am westlichen und südlichen<br />

Rande geht sie in die trocknete Kurzgras-<br />

Variante T I.H 2 über. Die Grasflora besteht etwa<br />

zu gleichen Teilen aus tropischen und extratropischen<br />

Sippen; dominierend ist aber weithin<br />

die temperierte Gattung Stipa. Zusammen mit<br />

Vertretern einiger weiterer Gattungen {Piptochaetium,<br />

Bothriochloa, Briza, Bromus, Eragrostis, Eleusine.<br />

M élica, Panicum u. a.) bilden die Arten<br />

S. hyalina, S. neesiana und S. papposa im größten<br />

Teil des Gebietes dichte, gleichmäßige Bestände.<br />

Nach SW zu treten an<strong>der</strong>e Stipa-Aiitn<br />

auf, die mehr zur Bildung von Büschelgrasflur<br />

neigen, und noch weiter westlich, in <strong>der</strong> Kurzgras-Pampa,<br />

wird die Dominanz von Poaligularis<br />

übernommen.<br />

Die Pamparegion ist überwiegend Tiefland,<br />

teils leicht wellig, teils aber auch tischeben. Geologisches<br />

Substrat <strong>der</strong> Bodenbildung ist meist tiefgründiger<br />

Löß. Die ebenen Teile sind häufig abflußlos,<br />

d. h. das Wasser sammelt sich in flachen<br />

Depressionen, wo es unter Zurücklassung <strong>der</strong> gelösten<br />

Mineralien verdunstet. Folge ist eine Bodenverbrackung,<br />

die zwar relativ schwach ist, aber<br />

doch vielerorts zum Auftreten von Salzpflanzen<br />

(Salicomia, Suaeda, Distichlis) führt, die <strong>der</strong> normalen<br />

Vegetation beigemischt, in größeren Senken<br />

aber auch alleinherrschend sein können.<br />

An<strong>der</strong>e auf Sondeistandorten auftretende abweichende<br />

Vegetationstypen sind kleine Wäldchen, die<br />

hauptsächlich aus <strong>der</strong> niedrigen (< 1 0 m), laubwenfenden<br />

Ulmacee Celtis spinosa (Lala) bestehen. Sie<br />

finden sich vor allem an den zum Tal des Rio Paraná<br />

bzw. zum Laplata-Golf abfallenden niedrigen Hängen,<br />

und zwar meist auf skelettreichen Böden in<br />

Erosionsschluchten, auf angeschwemmten Muschelbänken<br />

sowie auf alten Dünen.<br />

Das Vorkommen dieser Wäldchen, noch mehr aber<br />

die heute überall in <strong>der</strong> Pamparegion sichtbaren, gutwüchsigen<br />

(bis 20 m) angepflanzten Einzelbäume von<br />

Sippen verschiedenster Herkunft (z. B. Eucalyptus, Po-


Pampa 249<br />

pulus, Quercus, Rohinia, Cupressus, Melia) haben schon<br />

früh die Frage aufgeworfen, ob die Pampa, namentlich<br />

die feuchte, überhaupt natürliches Grasland und<br />

nicht eher potentielles, ehemals vom Menschen entwaldetes<br />

Waldland sei. Auch die Klimadiagramme<br />

(Abb. 123) erwecken auf den ersten Blick den Eindruck,<br />

es müsse sich um ein Lorbeerwaldgebiet handeln.<br />

An<strong>der</strong>erseits gibt es aber keinerlei konkrete Indizien,<br />

die dafür sprechen, daß die Pampa einmal Wald gewesen<br />

sei. Alle historischen Nachrichten belegen, daß<br />

das baumlose Grasland bereits zur Zeit des ersten<br />

Eintreffens <strong>der</strong> Europäer vorhanden war. Zwar hat man<br />

die Vermutung geäußert, die schon seit über 5000Jahren<br />

in <strong>der</strong> Region lebenden Indianerstämme hätten<br />

den Wald durch Feuer beseitigt, indem sie Brände zum<br />

Zwecke <strong>der</strong> Jagd anlegten. Selbst wenn man das annimmt,<br />

hat man jedoch Schwierigkeiten, sich vorzustellen,<br />

aus welchen Arten ein geschlossener Wald<br />

bestanden haben könnte. Die genannten niedrigen<br />

Tala-Bestände sind ziemlich licht und locker, mit<br />

Grasunterwuchs, sie machen also durchaus den Eindruck<br />

von marginalen Trockengehölzen im Bereich<br />

<strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze.<br />

Wie sind diese Diskrepanzen zu deuten? Noch<br />

1962 schreibt E llenberg resignierend: „Wir finden keine<br />

Erklärungsmöglichkeit“. Aber die durch die Bemühungen<br />

mehrerer namhafter Vegetationskundler (Ca-<br />

BRERA, Parodi, E llenberg, W alter) zusammengetragenen<br />

Argumente haben inzwischen doch dazu geführt,<br />

daß das „Pampaproblem“ heute nicht mehr als<br />

solches gesehen werden muß. Auch die feuchte Pampa<br />

darf als natürliches Grasland angesehen werden,<br />

wenn man folgende Gesichtpunkte berücksichtigt:<br />

(1) Da <strong>der</strong> größte Teil des Nie<strong>der</strong>schlages im warmen<br />

Sommerhalbjahr fällt, ist das Klima nicht so humid,<br />

wie es nach dem Klimadiagramm aussieht<br />

(vgl. S. 247).<br />

(2) Hinzu kommt, daß Dürrezeiten häufig sind, obwohl<br />

sie im Klimadiagramm nicht aufscheinen.<br />

Zwar liegt das Nie<strong>der</strong>schlagsminimum im Winter;<br />

mehrmonatige Dürren, mit Regenmengen unter<br />

20 mm pro Monat, können aber zu je<strong>der</strong> Jahreszeit<br />

auffreten (so in Dolores Juli 1917 3 mm,<br />

August 1924 10 mm, Oktober 1917 4 mm, November<br />

1923 10 mm, Dezember 1908 20 mm,<br />

Januar 1929 15 mm, März 1929 3 mm, Mai 1929<br />

18 mm; W alter 1968: 693). Dieses unregelmäßige<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsregime kann von den fakultativ<br />

tropophytischen Gräsern gut ertragen werden; für<br />

Bäume ist es hingegen viel ungünstiger.<br />

(3) In allen semiariden Gebieten ist zu beobachten,<br />

daß durch steinige, skelettreiche und grobsandige<br />

Böden <strong>der</strong> Gehölzwuchs, durch feinkörnig-dichte,<br />

wie sie in <strong>der</strong> Pampa vorliegen, <strong>der</strong> Graswuchs<br />

begünstigt wird. Die Ursache hierfür dürfte in <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen Ausbildung des Wurzelsystems<br />

<strong>der</strong> beiden Lebensformen liegen. Wo an <strong>der</strong> Westgrenze<br />

<strong>der</strong> Provinz Buenos Aires <strong>der</strong> Lößlehm<br />

durch Sandböden abgelöst wird, treten sofort<br />

Trockengehölze aus Prosopis-Axttn auf<br />

(4) Das gute Wachstum gepflanzter Einzelbäume ist<br />

noch kein Beweis für die Möglichkeit <strong>der</strong> Existenz<br />

entsprechen<strong>der</strong> geschlossener Wäl<strong>der</strong> (während<br />

größere künstliche Waldbestände bei zu geringem<br />

Nie<strong>der</strong>schlag den Gmndwasserspiegel senken und<br />

sich dadurch schließlich selbst das Wasser abgraben,<br />

kann die durch gepflanzte Einzelbäume bewirkte<br />

punktuelle Absenkung ständig von den<br />

Seiten her ausgeglichen werden).<br />

(5) Ein objektives Kriterium für die effektive Semiaridität<br />

des Klimas sind die erwähnten Verbrackungserscheinungen.<br />

Die in <strong>der</strong> argentinischen Pamparegion herrschenden<br />

Klimabedingungen sind also durchaus semiarid. Sie<br />

ermöglichen je nach <strong>der</strong> Bodenart das Auftreten von<br />

Trockengehölzen o<strong>der</strong> von Grasland; beide Formationen<br />

sind als Klimax anzusehen. Das Konkurrenzgleichgewicht<br />

zwischen ihnen ist sehr labil und kann<br />

daher durch äußere Einflüsse, wie die Tätigkeit des<br />

Menschen, leicht verschoben werden.<br />

Neben dem großflächigen Auftreten in <strong>der</strong> eigentlichen<br />

Pampa kommt Grasland noch jenseits<br />

des patagonischen Wüstengürtels kleinflächig<br />

am Ostrande <strong>der</strong> Andenkette sowie etwas<br />

umfangreicher im südlichsten Patagonien<br />

vor. Diese Bestände werden fast ausschließlich<br />

von extratropischen Sippen gebildet; die südlichsten<br />

haben dabei schon starke Beziehungen<br />

zum antarktischen (polaren) Grasland.<br />

8.2 Südafrikanische Region<br />

Die zweite Region mit pampaartigem Grasland<br />

ist das südafrikanische Hogeveld, das Hochplateau<br />

von Transvaal und N-Oranje in etwa 1000-<br />

1500 (-2000) m Höhe. Die Klimaverhältnisse<br />

sind hier eindeutiger: fast überall T2.H 2 mit<br />

ausgeprägter Winterdürre. Die Vegetation ist<br />

daher meist Kurzgras-Pampa („Grasveld“) mit<br />

vollständiger Winterruhe. Wie in den an<strong>der</strong>en<br />

australen Vegetationstypen Südafrikas, sind auch<br />

hier die extratropischen Florenelemente ziemlich<br />

schwach vertreten. Unter den Gräsern treten<br />

zwar auch Gattungen wie Festuca, Poa, Koeleria<br />

und Bromus auf; weithin dominierend ist<br />

aber die paläotropische Themeda triandra, begleitet<br />

von zahlreichen weiteren tropischen Sippen<br />

{Setaria, Elionurus, Heteropogon, Eragrostis, Digitaria<br />

u. v. a.). In <strong>der</strong> Begleitflora gibt es eine Anzahl<br />

geophytischer Pyrophyten; natürliche Brände<br />

müssen demnach zum Ökosystem gehören.


250 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

Vermutlich haben sie am feuchteren Ostrande<br />

zu einer Zurückdrängung <strong>der</strong> im Bereich <strong>der</strong><br />

Drakensberg-Schichtstufe wachsenden Lorbeerwäl<strong>der</strong><br />

geführt. Im übrigen sind die genauen natürlichen<br />

Grenzen des Grasveldes gegen an<strong>der</strong>e<br />

Vegetationstypen unbekannt. Zwar war das Gebiet<br />

vor <strong>der</strong> gleichzeitigen Einwan<strong>der</strong>ung von<br />

Buren aus dem S und Zulus aus dem N in <strong>der</strong><br />

ersten Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts nur sehr dünn<br />

besiedelt, doch dürften anthropogene Brände<br />

wohl auch früher schon eine Rolle gespielt haben.


C Die Nemorale Zone (Formationen 9-13)<br />

Von den vier temperierten Zonen ist die Nemorale<br />

Zone die eigenständigste und vielseitigste.<br />

In floristischer Hinsicht kann sie als die temperierte<br />

Zone par excellence bezeichnet werden.<br />

Sie enthält eine reichhaltige, rein holarktische<br />

Flora; demgegenüber ist für die Flora <strong>der</strong> Meridionalen<br />

und Australen Zonen die Mischung<br />

temperierter und weittropischer Elemente typisch,<br />

und die <strong>der</strong> Borealen Zone ist allein durch<br />

Verarmung gekennzeichnet.<br />

Auch bezüglich des FGimas zeigt die Nemorale<br />

Zone große Vielfalt; die thermische Variabilität<br />

ist in keiner an<strong>der</strong>en Zone größer. Das deutet<br />

sich schon darin an, daß die Abgrenzung gegen<br />

die Nachbarzonen von Werten verschiedener<br />

Klimamerkmale bestimmt wird: gegen die Méridionale<br />

Zone sind es die Winterminima, gegen<br />

die Boreale die Sommerlänge. Beide Merkmale<br />

haben auch innerhalb <strong>der</strong> Nemoralen Zone eine<br />

große Amplitude: die absoluten Minima variieren<br />

zwischen - 1 0 und -5 0 °C, die Sommerlänge<br />

(Zahl <strong>der</strong> Monate mit Mittel über -f 10 °C) von<br />

4 bis 11. Als dritte Variable kommt die Mitteltemperatur<br />

des wärmsten Monats (meist Juli) hinzu,<br />

die eine Spanne von 12 bis 30 °C umfaßt.<br />

Dieses letzte Merkmal ist für die innere Differenziemng<br />

beson<strong>der</strong>s wichtig, es beeinflußt maßgeblich<br />

die floristische Reichhaltigkeit, namentlich in<br />

<strong>der</strong> thermischen Klimax Sommergrüner Laubwald.<br />

Hierauf beziehen sich deshalb die beiden<br />

wichtigsten thermischen Klimatypen (TI, T2); die<br />

aufWerte <strong>der</strong> beiden an<strong>der</strong>en bezogenen beschreiben<br />

nur Abweichungen von den „normalen“ Bedingungen<br />

(als solche können Minima zwischen<br />

-15 und -3 0 °C sowie Sommerlängen ab 5 Monate<br />

gelten). Zum räumlichen Mosaik dieser<br />

Klimatypen vgl. Abb. 129.A.<br />

TI: Sommer sehr warm, Julimittel etwa 24 bis<br />

28 °C.<br />

T2: Sommer mäßig warm, Julimittel etwa 16<br />

bis 22 °C.<br />

T3 : Winter mild, absolute Minima meist nicht<br />

unter -1 5 °C.<br />

T4: Winter sehr kalt, absolute Minima unter<br />

-3 0 °C.<br />

T5: Sommer kurz, höchstens 5 Monate (150<br />

Tage) mit Mitteln über 4-10 °C.<br />

Die hygrische Variabilität hält sich im üblichen<br />

Rahmen, die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge kann von 0 bis<br />

über 3000 (ausnahmsweise bis 6000) mm betragen.<br />

Der tatsächliche Humiditätsgrad und seine<br />

Auswirkung auf den Vegetationstyp ist hier noch<br />

mehr als in allen an<strong>der</strong>en Zonen von den übrigen<br />

Klimamerkmalen abhängig, beson<strong>der</strong>s groß<br />

ist die Bedeutung <strong>der</strong> Koinzidenz thermischer und<br />

hygrischer Jahreszeiten (vgl. S. 114).<br />

In <strong>der</strong> Nemoralen Zone kommt noch ein<br />

Klimamerkmal hinzu, das in den äquatornäheren<br />

Zonen fehlt, nämlich eine bleibende geschlossene<br />

Schneedecke. Ob eine solche auftritt,<br />

hängt von den thermischen und hygrischen Verhältnissen<br />

des Winters ab. Im N <strong>der</strong> Zone gehört<br />

sie zum normalen Wechsel <strong>der</strong> Jahreszeiten,<br />

nach S hin wird ihr Erscheinen unregelmäßiger<br />

bzw. episodisch. Ihre Bedeutung für die<br />

Vegetation liegt im Schutz des Bodens vor zu<br />

starken Frösten und vor Austrocknung, wovon<br />

vor allem die Nicht-Phanerophyten profitieren.<br />

9 Sommergrüner Laubwald<br />

Der Sommergrüne Laubwald, entsprechend dem<br />

lateinischen Namen Aestisilva (B rockmann-<br />

J erosch & Rübel 1912) auch kurz (so im Folgenden)<br />

Sommerwald genannt, ist die natürliche<br />

Umwelt, in <strong>der</strong> die meisten „Väter“ <strong>der</strong> <strong>Pflanzengeographie</strong><br />

und Vegetationskunde gelebt und gearbeitet<br />

haben. Infolgedessen sind seine floristischen<br />

und strukturellen Merkmale, sein jahreszeitliches<br />

Verhalten sowie das Mosaik seiner<br />

edaphischen und anthropogenen Abwandlungen<br />

und Ersatzgesellschaffen genauestens bekannt.<br />

Gegenüber <strong>der</strong> Unzahl von Detailuntersuchungen,<br />

die aus den drei zugehörigen Regionen vorliegen,<br />

ist aber ein Aspekt bisher unterentwickelt<br />

geblieben, nämlich die vergleichende Analyse <strong>der</strong><br />

Domäne als Ganzes. Ursache dafür dürfte neben<br />

<strong>der</strong> Vielfalt innerhalb <strong>der</strong> einzelnen Regionen, die<br />

viele Untersucher davon abhielt, über die eigenen<br />

„Kirchtürme“ hinauszuschauen, auch die Unterschiedlichkeit<br />

<strong>der</strong> verschiedenen vegetationskundlichen<br />

Schulen (S. 57) sein, die eine Vergleichbarkeit<br />

<strong>der</strong> erarbeiteten Gliedemngen bis fast<br />

zur Unmöglichkeit erschwerte. Gerade deshalb<br />

wird hier auf die vergleichende Betrachtung beson<strong>der</strong>er<br />

Wert gelegt.


Sommergrüner Laubwald 253<br />

Klimabedingungen (Abb. 124)<br />

Vorweg seien noch einmal die beiden klimatischen<br />

Gmndbedingungen für das Auftreten des<br />

Sommerwaldes (vgl. S. 111) klargestellt: das regelmäßige<br />

Auftreten von Frösten unter -1 0 °C<br />

schließt durch die Schädigung <strong>der</strong> Blätter den<br />

immergrünen Lorbeerwald aus, und das Vorhandensein<br />

von mindestens 4 humiden Monaten<br />

über -t-10 °C macht die sommergrüne Lebensform<br />

gegenüber <strong>der</strong> immergrünen <strong>der</strong> borealen<br />

Koniferen konkurrenzüberlegen. Das Klima ist<br />

also durch den Gegensatz zweier scharf unterschiedener<br />

thermischer Jahreszeiten gekennzeichnet:<br />

eines genügend langen und warmen,<br />

für die Photosynthese gut nutzbaren Sommers,<br />

und eines ± kalten Winters, <strong>der</strong> (an<strong>der</strong>s als in<br />

den peritropischen Zonen) eine Zeit absoluter<br />

Vegetationsmhe ist. Innerhalb dieses Rahmens<br />

können alle beschriebenen thermischen Klimatypen<br />

(TI bis T5) auftreten.<br />

Die hygrischen Bedingungen können, bei<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsmengen zwischen etwa 400 und<br />

> 3000 mm, humid o<strong>der</strong> semihumid sein. Im<br />

letzteren Falle liegt die Regenzeit im Sommerhalbjahr,<br />

denn bei Winterregen und Sommerdürre<br />

ist die Kondition von mindestens 4 humiden<br />

Sommermonaten nicht mehr erfüllt, und<br />

die Koniferen werden konkurrenzüberlegen (vgl.<br />

S. 115; Abb. 129.A, S. 262). Es können 4<br />

hygrische Klimatypen unterschieden werden:<br />

Hl : Ganzjährig humid. Dabei sind aber erhebliche<br />

Differenzen zwischen <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

des feuchtesten (gewöhnlich<br />

im Sommer) und des trockensten Monats<br />

möglich.<br />

H2: Semihumid mit ziemlich hoher Regenmenge<br />

im Hochsommer und einer Trokken-<br />

o<strong>der</strong> Dürrezeit im Winter, die noch<br />

auf Teile von Frühling und/o<strong>der</strong> Herbst<br />

übergreift.<br />

H3 : Semihumid mit Regenmaximum im Frühling<br />

bis Frühsommer und einer Trockeno<strong>der</strong><br />

Dürrezeit im Hoch- bis Spätsommer<br />

(oft noch ein zweites Regenmaximum im<br />

Herbst).<br />

H4 : Nie<strong>der</strong>schlag gering, marginaler Klimatyp<br />

nahe <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze. Die<br />

Nie<strong>der</strong>schlagshöhe, die diesen Typ von<br />

den günstigeren abgrenzt, liegt in T2-Gebieten<br />

meist bei etwa 400-500 mm, in den<br />

wärmsten Teilen von TI bei 700-900 mm.<br />

Sippenbestand<br />

Die Flora des Sommerwaldes ist, über die ganze<br />

Domäne hinweg betrachtet, sehr einheitlich,<br />

und zwar im wesentlichen auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong><br />

Gattungen (Tab. 34). Sie zeigt klar die Spuren<br />

des ehemaligen Zusammenhanges, <strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />

Entstehung vieler Sippen in <strong>der</strong> gemäßigt-polaren<br />

Zone <strong>der</strong> Kreidezeit an über die „Arktotertiäre<br />

Flora“ des Alttertiärs noch weit bis ins<br />

Jungtertiär hinein bestanden hat. Charakteristische<br />

Sommerwald-Elemente sind neben den<br />

Bäumen (darunter auch Koniferen) auch viele<br />

Sippen <strong>der</strong> Krautschicht, <strong>der</strong>en Eigenständigkeit<br />

als typische Beson<strong>der</strong>heit des Sommerwaldes anzusehen<br />

ist. Während <strong>der</strong> Grundbestand <strong>der</strong><br />

Sommerwaldflora in allen drei Regionen (9.1-<br />

9.3) vorhanden ist, gibt es auch eine ganze Anzahl<br />

von Sippen, die in <strong>der</strong> europäischen Region<br />

fehlen o<strong>der</strong> nur im klimabegünstigten SO<br />

Vorkommen (Abb. 125, 126).<br />

Von den 80 in Tab. 34 erfaßten Gehölz-Gattungen,<br />

die in <strong>der</strong> ostasiatischen Region alle vorhanden sind,<br />

sind 71 auch in <strong>der</strong> ostamerikanischen verbreitet. Hingegen<br />

fehlen 34 von ihnen im europäischen Raum<br />

ganz, und weitere 15 sind auf den SO beschränkt. Es<br />

sind dies einerseits solche Sippen, <strong>der</strong>en Verbreitungsschwerpunkt<br />

in den klimatisch günstigsten Varianten<br />

(T I.H l, vgl. S. 260) liegt (z. B. Liriodendron, Liquidambar),<br />

an<strong>der</strong>erseits solche, <strong>der</strong>en Wan<strong>der</strong>geschwindigkeit<br />

gering ist, etwa weil sie nur an Son<strong>der</strong>standorten<br />

Vorkommen (z. B. Koniferen wie Tsuga) o<strong>der</strong> weil sie<br />

schwer transportierbare Diasporen haben (z. B. Aesculus).<br />

Die Untervertretung dieser Elemente im europäischen<br />

Raum ist im ersten Falle den heutigen ungünstigen<br />

Klimaverhältnissen zu verdanken (sie haben<br />

hier heute kein potentielles Areal mehr), im zweiten<br />

den Wirkungen <strong>der</strong> Eiszeit. Wenn beide Gruppen<br />

von Gattungen zuweilen generell als „Tertiärrelikte“<br />

bezeichnet werden, so ist das eine aus europazentrischer<br />

Betrachtungsweise entsprungene Fehleinschätzung.<br />

Die Familien, zu denen die Sommerwaldelemente<br />

gehören, sind meist von weiter Verbreitung,<br />

entwe<strong>der</strong> Kosmopoliten o<strong>der</strong> extratropische<br />

Waldelemente. Allerdings konnten auch<br />

einzelne Vertreter aus weittropischen Familien<br />

noch die sommergrüne Lebensform entwickeln,<br />

so die Lauraceen Sassafras und Lin<strong>der</strong>a o<strong>der</strong><br />

Catalpa und Ailanthus aus den überwiegend<br />

regengrünen Bignoniaceen bzw. Simaroubaceen.<br />

Größere Familien von rein nemoraler Verbreitung<br />

gibt es kaum; am ehesten gehören die<br />

Aceraceen hierher, mit nur ganz wenigen meri-


254 Die Nemorale Zone<br />

Tab. 34: W eit verbreitete Gehölzsippen (Bäume, Großsträucher und -Hanen) des Sommenvaldes und des<br />

Nemoralen Nadelwaldes.<br />

Aufgenommen sind nur Gattungen, <strong>der</strong>en Verbreitungsschwerpunkt in <strong>der</strong> Nemoralen o<strong>der</strong> in dieser und <strong>der</strong><br />

Meridionalen Zone (hier mit immergrünen Arten) liegt. Die Artenzahlen beziehen sich nur auf das Vorkommen<br />

in nemoralen Wäl<strong>der</strong>n nicht-extremer Standorte. Die Anordnung <strong>der</strong> Familien entspricht ungefähr ihrer<br />

Bedeutung in <strong>der</strong> Vegetation.<br />

(m) = Gattung enthält auch méridionale Immergrüne<br />

(b) = Gattung enthält auch Arten borealer Verbreitung (meist Vertreter bestimmter Untergruppen)<br />

L = Gattung umfaßt überwiegend Lianen, (L) dsgl. vereinzelt<br />

unterstrichen = mindestens in bestimmten Ausbildungen im oberen Kronendach<br />

= Als Fossil im Tertiär nachgewiesen (Angaben nur für Europa vollständig)<br />

# = Gattung im Gebiet als Krautige o<strong>der</strong> in einer Borealen Gebirgsstufe vorhanden<br />

* = in Europa nur im SO (S-Balkan bis Hyrkanien/Turkestan).<br />

Nach K rOssmann 1960, Krüssmann 1960L, Schenck 1939, Reh<strong>der</strong> 1940, M abberley 1987, Kubitzki etc. 1990f,<br />

LirriJ. 1971f., Sargent 1922, T utin etc. 1964f, D avis 1965f, B rowicz 1982f, O hwi 1965, W ang 1961, Mai<br />

1995 u. a.<br />

Familie<br />

Gattung<br />

Region<br />

W-Nordamerika<br />

10.1<br />

Artenzahl<br />

O-Nord- Europa<br />

amerika i. w. S.<br />

9.1 9.2<br />

Ostasien<br />

9.3<br />

Fagaceae Querem (m) 2 22 >20 10<br />

Fagm t 1 2 6<br />

Castanea t 4 D 7<br />

Aceraceae Acer (m) 5 9 >10 >50<br />

Okaceae Fraxinus 2 7 5 >15<br />

Ligmtrum (m) - - 1 >10<br />

Syringa (m) - - 3* 22<br />

Forsythia - - \* 6<br />

Chionanthm - 1 t 1<br />

Tiliaceae Tilia t 3 6 >10<br />

Ulmaceae Ulmus t 6 5 10<br />

Zelkova t<br />

- 2* 3<br />

Juglandaceae Juglans 3 3 l * 6<br />

Carya t 10 t >1<br />

Pterocarya t t 1* 5<br />

Hamamelidaceae Liquidambar t 1 r 2<br />

Hamamelis t 2 t 3<br />

Hippocastanaceae Aesculus 1 5 p 5<br />

Magnoliaceae Liriodendron t 1 t 1<br />

Magnolia (m) t 6 t >15<br />

Nyssaceae Nyssa t 3 t 1<br />

Lauraceae Sassafras t 1 t 2<br />

Betulaceae Carpinus t 1 3 >10<br />

Betula (b) 1 4 4 >15<br />

Ainus (b) 2 2 4 >10<br />

Corylus 1 2 4 6<br />

Ostrya 1 1 1 6<br />

Leguminosae Gleditsia - 2 P 7<br />

Gymnocladus t 1 t 4<br />

Gerds 1 1 P 2<br />

Cladrastis - 1 - 3<br />

Wisteria L - 2 - 5<br />

Platanaceae Platanus 2 1 P 1<br />

Salicaceae Populus (b) 4 4 3 >10<br />

Slyracaceae Halesia - 3 t 2


Sommergrüner Laubwald 255<br />

Forts. Tab. 34: Weit verbreitete Gehölzsippen (Bäume, Großsträucher und -lianen) des Sommerwaldes und des<br />

Nemoralen Nadelwaldes.<br />

Familie<br />

Bifftoniaceae<br />

Rosaceae<br />

Pinaceae<br />

Cupressaceae<br />

Taxaceae<br />

Riamnaceae<br />

Celastraceae<br />

Staphykaceae<br />

Vitaceae<br />

Comaceae<br />

Ericaceae<br />

Caprifoliaccae<br />

Grossulariaceae<br />

Hydrangeaceae<br />

Moraceae<br />

Anacardiaceae<br />

Thtaceae<br />

Araliaceae<br />

Schisandraceae<br />

Menispermaceae<br />

Escalloniaceae<br />

Santalaceae<br />

Gattung<br />

Region<br />

Catalpa<br />

Campsis L<br />

Prunus s. 1. (m, b)<br />

Sorbus (b)<br />

P^rus<br />

Malus<br />

Amelanchier<br />

Physocarpus<br />

Pinus (m, b)<br />

Abies (b)<br />

Tsuga s.l. (b)<br />

Pseudotsuga<br />

Juniperus (m, b)<br />

Thuja s.str.<br />

Chamaecyparis<br />

Calocedrus<br />

Taxus<br />

Torreya<br />

Rhamnus s.l. (m)<br />

Evonymus (m)<br />

Celastrus (m) L<br />

Staphylea<br />

Vitis L<br />

Ampélopsis L<br />

Parthenocissus L<br />

Cornus (m, b)<br />

Rhododendron (m, b)<br />

Menziesia<br />

Elliottia s.l.<br />

Vibumum (m, b)<br />

Lonicera (m, b) (L)<br />

Ribes (m, b)<br />

Philadelphus (m)<br />

Hydrangea (m) (L)<br />

Decumaria L<br />

Morus<br />

Cotinus<br />

Stewartia<br />

Aralia<br />

Oplopanax<br />

Schisandra (m) L<br />

Menispermum L<br />

hea (m)<br />

Buckkya<br />

Pyrularia<br />

Artenzahl<br />

W-Nord- O-Nord- Europa Osta<br />

amerika amerika i. w. S.<br />

10.1 9.1 9.2 9.3<br />

t 2 t 4<br />

- 1 -<br />

1<br />

3 10 >5 >60<br />

1 1 >10 >30<br />

- - >5 >5<br />

1 3 >5 >5<br />

>3 >5 2 1<br />

>3 3 t 1<br />

7 8 5 10<br />

4 # 9 >2<br />

1 2 t 6<br />

2 t t 3<br />

1 2 1 >5<br />

1 1 t 3<br />

2 1 t 4<br />

1 - - 2<br />

1 2 1 2<br />

1 1 t 3<br />

2 4 >5 >15<br />

1 3 6 >20<br />

- 1 t >10<br />

1 1 2 >3<br />

2 13 1 >10<br />

- 2 T >5<br />

t 3 t 6<br />

4 10 4 >10<br />

2 10 l ’" >15<br />

1 1 - 3<br />

1 1 - 2<br />

3 14 3 >30<br />

5 9 >10 >40<br />

>20 12 >10 >20<br />

5 7 1* >10<br />

t 2 t >5<br />

- 1 t 1<br />

- 2 r 5<br />

- 1 1 1<br />

- 2 t 4<br />

# 1 t >2<br />

1 - - 2<br />

1 t >5<br />

- 1 t 1<br />

t 1 t 1<br />

- 1 - 3<br />

1 - 2


256 Die Nemorale Zone<br />

Abb. 125: Charakteristische Gattungsareale <strong>der</strong> nemoralen Waldflora.<br />

Während die beiden ersten Sippen in allen vier Waldregionen weiter verbreitet sind, zeigen die übrigen zunehmende<br />

Arealreduktionen im europäischen und/o<strong>der</strong> west-nordamerikanischen Raum. 2, 5, 7, 10 Vertreter <strong>der</strong><br />

Krautschicht (2: Asarum Sect. Eu-Asarum A. B raun), die übrigen Bäume. - Nach Little 1971F., KrOSSMANN<br />

1960, KrOSSMANN 1960F., Schenck 1939, M eusel etc. 1965f., Li 1971 u. a.<br />

4<br />

dionalen immergrünen Acer-Axttri. Auch einige<br />

reliktäre Urangiospermen gibt es, sie überlebten<br />

im ostasiatischen Bereich in enger Nachbarschaft<br />

zu den Reliktvorkommen im Lorbeerwald.<br />

In den gleichen Zusammenhang gehören<br />

auch reliktäre Gymnospermen wie Metasequoia,<br />

Sciadopitys und Ginkgo (vgl. Tab. 35, S. 272).<br />

Was die Zahl <strong>der</strong> Arten betrifft, so weicht<br />

<strong>der</strong>en Verteilung von <strong>der</strong> <strong>der</strong> Gattungen wesentlich<br />

ab: hier ist Ostnordamerika oft ärmer als<br />

die beiden an<strong>der</strong>en Regionen (Tab. 34). Die starke<br />

geomorphologisch-klimatische Differenzierung<br />

Europas und Ostasiens führte in beiden<br />

Gebieten zu starker Artneubildung (neoendemische<br />

Arten mit oft kleinen Arealen), wozu im<br />

wenig geglie<strong>der</strong>ten amerikanischen Osten kaum<br />

Veranlassung bestand.<br />

Die Sippenzahl in den Einzelbeständen variiert.<br />

Bei optimalen Bedingungen (T I.H l) kann<br />

die Baumschicht aus 10-20 Arten bestehen, unter<br />

weniger günstigen Umständen sinkt sie zuweilen<br />

auf 1 Art ab. Wenn aber in manchen<br />

Lehrbüchern <strong>der</strong> Eindruck vermittelt wird, eine<br />

solche Artenarmut sei das Normale, so bemht<br />

das wie<strong>der</strong>um auf einer eingeengten, auf (Mittel-)<br />

Europa beschränkten Sichtweise.<br />

Bestandesstruktur, Lebensformen, Aspekte<br />

In <strong>der</strong> Opimalvariante T I.H l bildet die Formation<br />

dichte, 30-45 (-60) m hohe Bestände. Das<br />

Kronendach kann von einer einzigen Baumschicht<br />

aufgebaut werden („Hallenwald“); meist<br />

finden sich aber noch tiefere Stockwerke mit kleineren<br />

Bäumen, die ähnlich wie im Tropischen<br />

Regenwald den Raum unter dem oberen<br />

Kronendach weitgehend ausfüllen. Der Typ des<br />

Hallenwaldes scheint eher in den kühleren Gebieten<br />

(T2) mit kürzerem Sommer verbreitet zu<br />

sein; vermutlich ist für die unteren Schichten,


Sommergrüner Laubwald 257<br />

Abb. 126: Aufïallige, in Europa fehlende Gattungen <strong>der</strong> nemoralen Waldflora.<br />

1 Liriodendron chínense, 2 Sassafras albidum, 3 Caiya ovalis, 4 Nyssa sylvatica, 5 Hamamelis virginiana, 6 Dicentra<br />

cucultaria, 7 Trillium erectum. 1 ostasiatische, die übrigen ost-nordamerikanische Arten. - Quellen: 1 Steward<br />

1958; 2, 7 Tachtadíian 1980f; 3, 4, 5 Kurz etc. 1962; 6 Hitchcock etc. 1955f.


258 Die Nemorale Zone<br />

<strong>der</strong>en Produktion durch Lichtmangel eingeschränkt<br />

ist, als Ausgleich eine längere Vegetationsperiode<br />

nötig.<br />

Eine Strauchschicht ist unter günstigen Bedingungen<br />

nur unbedeutend; sie kann aber dichter<br />

werden, wenn die Baumschicht wegen ungünstiger<br />

edaphischer (trocken, arm) o<strong>der</strong> klimatischer<br />

(semihumid) Verhältnisse lockerer ist.<br />

Gut entwickelt und auffallend ist sie auch, wenn<br />

das Klima (im Übergang zu T3) das Auftreten<br />

immergrüner Sträucher erlaubt, die Perioden<br />

geeigneter Witterung während des Kahlstehens<br />

<strong>der</strong> Bäume für die Photosynthese nutzen können.<br />

Die Gehölze des Sommerwaldes gehören fast<br />

ausschließlich dem Typ des Normalbaumes an;<br />

nur bei den Sträuchern kommt auch die Bambusform<br />

vor, die in Ostasien die Physiognomie<br />

stark beeinflussen kann. Anpassungen an den<br />

Winter zeigen sich in <strong>der</strong> Ausbildung einer oft<br />

dicken Borke sowie von Winterknospen, die<br />

durch dichte Beschuppung, Haarbesatz, Harze<br />

u. dgl. gegen Austrocknung geschützt sind (gegen<br />

anhaltenden Frost helfen alle diese Mittel<br />

allerdings nicht). Das physiognomisch auffälligste<br />

Merkmal ist <strong>der</strong> Laubfall, <strong>der</strong> bei allen typischen<br />

Sommerwald-Sippen obligat ist. Er wird<br />

im Normalfalle schon vor dem Eintreten schädlicher<br />

Temperaturen vorbereitet, oft induziert<br />

durch die Verkürzung <strong>der</strong> Tageslänge (manche<br />

Bäume, z. B. Betula pendula, bleiben im Lichtbereich<br />

von Straßenlampen länger belaubt). In<br />

den Blättern erfolgt ein planmäßiger Abbau und<br />

Abtransport wertvoller Substanzen, was zur allmählichen<br />

Farbändemng führt (Herbstfärbung);<br />

durch die Bildung eines Trenngewebes wird<br />

dann <strong>der</strong> Abwurf eingeleitet. Nur bei wenigen<br />

Sippen, die nahe mit Immergrünen verwandt<br />

sind und/o<strong>der</strong> im wintermilden Bereich nahe<br />

<strong>der</strong> Lorbeerwald-Grenze wachsen, ist <strong>der</strong> Laubfall<br />

fakultativ (so können beim europäischen<br />

Ligustrum vulgare die Blätter in milden Wintern<br />

grün am Strauch überdauern).<br />

Die Blütezeit <strong>der</strong> Bäume liegt meist im Frühjahr,<br />

teils vor, teils nach <strong>der</strong> Laubentfaltung; nur<br />

wenige Sippen blühen später im Jahr. Dabei sind<br />

Blüten von auffälliger Schönheit wie bei M agnolia,<br />

Aesculus o<strong>der</strong> Prunus eher in <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>zahl;<br />

neben den anemogamen sind auch die von<br />

Tieren bestäubten oft ziemlich unscheinbar<br />

(z. B. Tilia, Nyssa, viele Acer-AxX&n). Mehr schönblütige<br />

Sippen gibt es unter den Sträuchern.<br />

Gravierende Folge des Laubfalles <strong>der</strong> Gehölze<br />

ist die Periodizität des Lichtklimas im Bestand,<br />

durch die sich <strong>der</strong> Sommerwald von allen<br />

immergrünen Waldtypen grundlegend unterscheidet.<br />

Sie führt dazu, daß am Waldboden<br />

im Frühling (März bis Mai) eine kurze günstige<br />

Jahreszeit auftritt, in <strong>der</strong> guter Lichtgenuß mit<br />

schon relativ hoher Temperatur zusammenfällt.<br />

Das ermöglicht das Auftreten einer stark entwickelten<br />

Krautschicht, <strong>der</strong>en Flora aus einer<br />

großen Anzahl spezifisch angepaßter Sippen<br />

besteht. Die am stärksten angepaßte Lebensform<br />

sind die Frühlings-Geophyten, die mit einer sehr<br />

kurzen Vegetationsperiode auskommen können;<br />

nach Blüte und intensiver Stoffproduktion im<br />

April/Mai ziehen sie oft schon bald nach <strong>der</strong><br />

Belaubung wie<strong>der</strong> ein. Deneben gibt es viele<br />

Hemilcryptophyten, die den ganzen Sommer<br />

über grün bleiben; sie können die Atmung im<br />

Sommer sehr stark drosseln, so daß sie auch bei<br />

sehr wenig Licht noch eine positive Stoffbilanz<br />

aufweisen {Oxalis acetosella noch bei 0,5 % <strong>der</strong><br />

Lichtintensität im Freiland). Viele von ihnen<br />

sind (meist fakultativ) immergrün, beson<strong>der</strong>s in<br />

wintermilden Gebieten und in solchen mit regelmäßiger<br />

geschlossener Schneedecke. Weniger<br />

zahlreich sind die (oft ebenfalls immergrünen)<br />

Chamäphyten; sie können dafür mit größerem<br />

Deckungsgrad auftreten, vorwiegend auf<br />

edaphisch ungünstigen (trockenen, armen)<br />

Standorten. Die Geophyten sind demgegenüber<br />

für ihre intensive Produktion auf edaphisch reiche<br />

Standorte angewiesen. Ähnliches gilt auch<br />

für die insgesamt wenigen Therophyten. Die Artenzahl<br />

<strong>der</strong> Krautschicht des Einzelbestandes<br />

kann von unter 10 auf armen bis auf über 40<br />

auf sehr reichen Böden variieren. Unterhalb <strong>der</strong><br />

Krautschicht ist häufig noch eine Moosschicht<br />

vorhanden, die aber höchstens an sehr armen<br />

Standorten physiognomisch auffällig werden<br />

kann.<br />

Das Auftreten <strong>der</strong> Lebensphasen vegetatives<br />

Wachstum, Blühen, Fruchten und Einziehen bei<br />

den verschiedenen Elementen <strong>der</strong> Krautschicht<br />

führt zu einer charakteristischen Abfolge von<br />

Aspekten. Sie modifizieren das durch die Phänologie<br />

<strong>der</strong> tropophytischen Bäume gegebene grobe<br />

Bild des jahreszeitlichen Wechsels durch feinere<br />

Nuancen und tragen dadurch sehr zum ästhetischen<br />

Wert des Sommerwaldes bei, <strong>der</strong> in<br />

keinem an<strong>der</strong>en Waldtyp seinesgleichen findet.<br />

Im mitteleuropäischen Wald unterscheidet man<br />

z. B. 11 <strong>der</strong>artige „Phänophasen“ (Abb. 127).


Sommergrüner Laubwald 259<br />

Phänophasen<br />

Name<br />

Ungefähre Lage <strong>der</strong> Blütezeit (bzw. ‘ Laubfall, “ Kahlstehen <strong>der</strong> Bäume)<br />

M ä rz April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov.<br />

C o ry lu s -a v e lla n a -<br />

L e u c o ju m -v e rn u m -<br />

A c e r-p la ta n o id e s -<br />

A n e m o n e -n e m o ro s a -<br />

P ru n u s -a v iu m -<br />

R a n u n c u lu s -a u ric o m u s -<br />

F a g u s -s y lv a tic a -<br />

■ L a m iu m -g a le o b d o lo n -<br />

S o rb u s -a u c u p a ria -<br />

G a liu m -o d o ra tu m -<br />

C o rru s -s a n g u in e a -<br />

M e lic a -u n iflo ra -<br />

L ig u s tru m -v u lg a re -<br />

S ta c h y s -s y lv a tic a -<br />

C le m a tis -v ita lb a -<br />

G a liu m -s y lv a tic u m -<br />

H e d e ra -h e lix -<br />

S o lid a g o -v irg a u re a -<br />

Herbst-<br />

Winter-Phase<br />

Abb. 127: Phänophasen im Sommerwald des mitteldeutschen Hügellandes.<br />

In den Frühlings-Phänophasen sind die Blütezeiten <strong>der</strong> einzelnen Arten recht kurz, da es sich hier um die<br />

rasche Entfaltung bereits im Vorjahr angelegter Blütentriebe handelt; die Phasen verlängern sich hier nur scheinbar<br />

infolge <strong>der</strong> unterschiedlichen Zeitpunkte des Frühlingsbeginnes. Im Sommer treten hingegen wesentlich längere<br />

Blühperioden auf, da sich dann bei vielen Arten die Blütenstände längere Zeit weiterentwickeln. - Nach<br />

Dierschke 1994, modifiziert.<br />

Die detaillierte Untersuchung und Beschreibung solcher<br />

Feinperiodizität („Symphänologie") ist in Mitteleuropa<br />

am weitesten entwickelt (vgl. D ierschke<br />

1994); sie dürfte aber auch in an<strong>der</strong>en nemoralen Regionen<br />

lohnend sein. Vorläufige Beobachtungen aus<br />

Ost-Nordamerika vermitteln den Eindruck eines sehr<br />

ähnlichen Ablaufes; ein deutlicher Unterschied ist dort<br />

aber <strong>der</strong> sehr auffallende Compositen-Aspekt im Spätsommer,<br />

<strong>der</strong> im Gegensatz zu <strong>der</strong> einzigen Art<br />

{Solidago virgaurea) unserer Phänophase 9 durch zahlreiche<br />

Arten aus den Gattungen Solidago, A ster und<br />

Eupatorium gebildet wird. Einige Untersuchungen liegen<br />

inzwischen auch aus Japan vor (Nakagoshi 1980).<br />

Zeitliche und räumliche Abwandlungen<br />

Die Verjüngung erfolgt entsprechend den besprochenen<br />

Mustern, sie kann permanent o<strong>der</strong><br />

katastrophisch sein. Die Vernichtung größerer<br />

Bestände erfolgt gewöhnlich durch Stürme;<br />

Brände treten zumindest in den humiden Varianten<br />

(H l) kaum auf Zuweilen kann <strong>der</strong> Baumjungwuchs<br />

durch die stark entwickelte, sich bei<br />

Lichteinfluß noch verdichtende Krautschicht behin<strong>der</strong>t<br />

werden. In <strong>der</strong> Verjüngungssukzession<br />

(vgl. S. 62) können als Pionierbäume überall die<br />

Gattungen Salix und Betula auftreten; wichtig<br />

ist in den meisten Teilbereichen auch Pinus. Allgemein<br />

üblich ist auch das Erscheinen von<br />

Quercus-Axttn im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Entwicklung.<br />

Daneben spielen aber in den einzelnen<br />

Regionen noch unterschiedliche an<strong>der</strong>e Sippen<br />

eine Rolle, und das umso mehr, je wärmer <strong>der</strong><br />

Sommer ist.<br />

Auch bezüglich <strong>der</strong> standörtlichen Glie<strong>der</strong>ung<br />

gibt es einige allgemeine Regeln, die in <strong>der</strong><br />

gesamten Domäne gelten. So neigt im semihumiden<br />

Bereich die Gattung Quercus zur Dominanz,<br />

und unter den vielen beigemischten<br />

Sträuchern und Kleinbäumen finden sich viele<br />

Rosaceen (z. B. Malus, Crataegus, Prunus). In<br />

Auenwäl<strong>der</strong>n wird die Weichholzaue meist von<br />

Salix und Populus gebildet, während in <strong>der</strong><br />

Hartholzaue Acer, Ulmus, Fraxinus, Quercus,<br />

Juglandaceen sowie mancherorts Platanus und


260 Die Nemorale Zone<br />

Gkditsia wichtig sein können. Im Bereich des<br />

„Normalökogramms“ (vgl. Abb. 27, S. 60) <strong>der</strong><br />

humiden Varianten werden Bmchwäl<strong>der</strong> meist<br />

von Ainus und Betula, daneben auch von Koniferen<br />

{Pinus, Thuja, Picea) beherrscht. Auf marginalen<br />

armen und trockenen Standortstypen<br />

konkurrieren Quercus-Arttn mit Koniferen (vor<br />

allem Pinus). Die sonstigen für die Nemorale<br />

Zone typischen Koniferen sind teils dem Sommerwald<br />

im Kronendach (z. B. Tsuga, Pinus sect.<br />

Strobus) o<strong>der</strong> in den unteren Schichten (z. B.<br />

Taxus) beigemischt, teils bilden sie Entm i­<br />

schungsbestände auf Spezialstandorten, so oft<br />

auf flachgründigen, felsigen o<strong>der</strong> auch sandigen<br />

Böden in edaphisch o<strong>der</strong> mesoklimatisch feuchten<br />

Lagen (z. B. Thuja, Chamaecyparis, Tsuga).<br />

Varianten und Regionen<br />

Entsprechend <strong>der</strong> klimatischen Vielfalt <strong>der</strong><br />

Nemoralen Zone zeigt <strong>der</strong> Sommerwald eine<br />

Reihe gut unterscheidbarer Varianten. Zentraler<br />

Vegetationstyp, d. h. eigentliche thermische<br />

Klimax, sind die hochwüchsigen Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> humiden<br />

Variante (H l). Von den semihumiden<br />

Ausbildungen sind H2 und H3 in <strong>der</strong> Hauptsache<br />

floristisch abweichend, in <strong>der</strong> Bestandesstruktur<br />

aber noch ähnlich mit Wuchshöhen bis<br />

über 30 m. Die marginale Variante H4, <strong>der</strong> Trokken-Sommerwald,<br />

bildet hingegen oft nur niedrige,<br />

lichte Bestände von kaum über 10 m Höhe,<br />

bei denen die höheren Vertreter des Unterwuchses,<br />

namentlich Rosaceen-Kleinbäume,<br />

sich in das vorwiegend von Eichen gebildete<br />

Kronendach einglie<strong>der</strong>n können.<br />

Die thermischen Varianten sind vor allem im<br />

humiden Bereich (H l) distinkt. Die Variante<br />

T I . H l ist die beste Ausbildung des Sommerwaldes,<br />

mit zahlreichen Baumarten und optimaler<br />

Bestandesstruktur. Demgegenüber zeigt<br />

die sommerkühlere Variante T2 eine erhebliche<br />

Verarmung an Sippen, ebenso die winterkalte<br />

T4. Die beiden übrigen Varianten sind Ubergangstypen<br />

(Ökotone) zu den Nachbarzonen.<br />

Sie enthalten wesentliche Anteile an Immergrünen;<br />

doch ist das Charakteristikum des Sommerwaldes,<br />

das periodische Lichtklima im Bestand,<br />

noch gegeben, und deshalb ist ihre Zuordnung<br />

zur Nemoralen Zone berechtigt. Der „meridionemorale“<br />

Ökoton T3 hat eine Beimischung von<br />

relativ frostharten Lorbeergehölzen, teils mitdominierend<br />

im Kronendach, teils als Unterwuchs<br />

(Lorbeer-Sommerwald). Im „boreonemoralen“<br />

Öko ton T5 findet sich meist ein Mosaik<br />

von Laubwald auf edaphisch besseren und<br />

Nadelwald auf schlechteren Standorten, doch<br />

gibt es auch Mischbestände; als Formation kann<br />

man beide Typen als Taiga-Sommerwald zusammenfassen.<br />

Die Domäne umfaßt drei Regionen (Abb.<br />

128): die Ost-Nordamerikanische Region (9.1),<br />

die Europäische Region (9.2) und die Sinojapanische<br />

Region (9.3). Wie Abb. 129.B-D zeigen,<br />

ist <strong>der</strong> flächenmäßige Anteil <strong>der</strong> einzelnen Varianten<br />

in ihnen recht verschieden.<br />

In Abb. 129 (S. 262/263) ist die räumliche<br />

Verteilung <strong>der</strong> verschiedenen nemoralen Waldtypen<br />

(einschließlich des Nemoralen Nadelwaldes)<br />

für die gesamte Zone dargestellt. Anhand<br />

des Grundschemas (Abb. 129.A), das <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung<br />

in Nordamerika nachempfunden ist, läßt<br />

sich vor allem die prinzipielle Differenzierung<br />

<strong>der</strong> Sommerwald-Domäne anschaulich machen.<br />

Nach Abzug <strong>der</strong> marginalen semihumiden und<br />

ökotonalen (T3, T5) Varianten bleibt ein zentraler<br />

Teil übrig, in dem die Formation in rein-


Sommergrüner Laubwald 261<br />

Ster und typischster Ausbildung vorliegt; Kern<br />

dieses Zentralteils ist <strong>der</strong> Optimalbereich T l.H l,<br />

von dem aus in Richtung auf kühlere Sommer<br />

und kältere Winter eine Verarmung erfolgt.<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Alle Sommerwaldgebiete sind heute dicht besiedelt,<br />

und so gibt es ursprüngliche, einigermaßen<br />

im Naturzustand verbliebene Wäl<strong>der</strong>, wenn<br />

überhaupt, meist nur noch in wenig zugänglichen<br />

Gebirgslagen. Uber die frühere Zerstörung<br />

<strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> in Mitteleuropa wird unten noch<br />

genauer berichtet (S. 400); wegen ihrer Artenarmut<br />

hat es hier keine floristischen Verluste<br />

gegeben, und infolge ihrer einfachen Struktur<br />

war die Wie<strong>der</strong>herstellung naturnaher Bestände<br />

leicht möglich. An<strong>der</strong>s ist die Lage im extrem<br />

artenreichen China, wo die W aldzerstörung<br />

heute gerade in den bisher noch halbwegs<br />

naturnahen Teilen rapide fortschreitet.<br />

Hier ist daher <strong>der</strong> Verlust vieler Sippen mit wenig<br />

großen Arealen zu befürchten. In Japan, wo<br />

das Hauptsiedlungsgebiet in <strong>der</strong> Lorbeerwaldregion<br />

liegt, sind Sommerwäl<strong>der</strong> in den Gebirgen<br />

noch gut erhalten. Allerdings neigt die Forstwirtschaft<br />

dazu, sie durch Nadelholzforsten<br />

(hauptsächlich aus Cryptomerid) zu ersetzen;<br />

doch gibt es auch starke Naturschutzbestrebungen,<br />

und viele beson<strong>der</strong>s wertvolle Gebiete stehen<br />

bereits unter Schutz. Am größten ist <strong>der</strong><br />

Bestand an Wäl<strong>der</strong>n, die seit <strong>der</strong> Urwaldzeit<br />

noch in einigermaßen ursprünglichem Zustand<br />

erhalten geblieben sind, im erst seit kurzem und<br />

auch heute noch relativ dünn besiedelten Nordamerika.<br />

Beson<strong>der</strong>s in den gebirgigen Teilen,<br />

dem vielgestaltigen, von Maine bis Georgia reichenden<br />

Appalachensystem, gibt es noch große<br />

Waldflächen, die bisher zwar durch ein- bis<br />

mehrmalige Exploitation bestimmter wertvoller<br />

Holzarten sowie durch zeitweilige Beweidung<br />

beeinflußt, ansonsten aber kaum verän<strong>der</strong>t worden<br />

sind. Die reichhaltigsten Bestände, so die<br />

Great Smoky Mountains, sind als Nationalparks<br />

gesichert, aber auch außerhalb davon, in den<br />

holzwirtschaftlich ausgerichteten „National<br />

Forests“, werden größere Anteile als Schutzgebiete<br />

behandelt.<br />

9.1 Ost-Nordamerikanische Region<br />

Der nordamerikanische Sommerwald bedeckt<br />

eine kompakte, geschlossene Fläche in <strong>der</strong> Osthälfte<br />

des Kontinents. Da <strong>der</strong> hygrische und <strong>der</strong><br />

thermische Klimagradient klar voneinan<strong>der</strong> getrennt<br />

sind (Abnahme <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge von<br />

O nach W, Zunahme <strong>der</strong> Sommerwärme und<br />

Abnahme <strong>der</strong> Fröste von N nach S) und auch<br />

keine das IGima modifizierenden Hochgebirge<br />

vorhanden sind, zeigt diese Region die klimatische<br />

Differenzierung des Sommerwaldes in klassischer<br />

Form. Sie kann daher auch als Modell<br />

für das bessere Verständnis <strong>der</strong> beiden übrigen,<br />

komplizierter geglie<strong>der</strong>ten Regionen dienen. Da<br />

sie zugleich sehr gut untersucht ist, wird sie etwas<br />

detaillierter besprochen (Abb. 129.B).<br />

Fast die gesamte Südhälfte des humiden Teils<br />

wird von <strong>der</strong> Optimalvariante T l.H l besiedelt,<br />

<strong>der</strong>en Klima sich neben den hohen Temperaturen<br />

auch durch ergiebigen Nie<strong>der</strong>schlag (nirgends<br />

unter 1000 mm) auszeichnet. Seit den<br />

grundlegenden Arbeiten von B r a u n (1950) allgemein<br />

als „Mixed Mesophytic Forest“ (i. w. S.)<br />

bekannt, enthält diese Variante fast alle in <strong>der</strong><br />

Region vorhandenen Gehölzsippen. So beherbergt<br />

allein <strong>der</strong> ziemlich in <strong>der</strong> Mitte gelegene<br />

Great Smoky Mountains National Park, ein nur<br />

etwa 2000 km^ großes Waldgebirge mit Höhenlagen<br />

von 400 bis 2000 m, insgesamt 70 einheimische<br />

Baumarten in 37 Gattungen, dazu 95<br />

Straucharten und 20 holzige Lianen. Von den<br />

vielen Baumarten ist allerdings nur <strong>der</strong> kleinere<br />

Teil an <strong>der</strong> Bildung des oberen Kronendaches<br />

beteiligt, die übrigen finden sich in den tieferen<br />

Schichten. Auch die Dominanten kommen<br />

selbstverständlich nicht alle zusammen im selben<br />

Bestand vor. Die ungefähre edaphische Glie<strong>der</strong>ung<br />

zeigt das Ökogramm (Abb. 130) mit den<br />

im Englischen üblichen Gesellschaftsbezeichnungen.<br />

Der Mixed Mesophytic Forest im engeren Sinne<br />

nimmt die besseren Teile des edaphischen Mosaiks<br />

ein. Sein oberes Kronendach besteht stets aus einer<br />

charakteristischen Mischung relativ weniger Baumarten.<br />

Wichtigste, oft aspektbestimmende Arten sind<br />

Acer saccharum s. 1., Liriodendron tulipifera, Tilia<br />

heterophylla. Aesculusßava, Fagus grandifolia, Quercus<br />

rubra, Q. alba, Castanea dentata (früher, siehe unten);<br />

ebenfalls hohe Stetigkeit, aber meist nur geringe<br />

Deckungsgrade haben Fraxinus americana, Magnolia<br />

acuminata, Nyssa sylvatica, Caiya-hittn, Acer rubrum<br />

und Quercus prinus. Hinzu kommen in den verschiedenen<br />

Teilen des großen Areals weitere, mehr lokal


Sommergrüner Laubwald 263


264 Die Nemorale Zone<br />

verbreitete Arten. Eine beson<strong>der</strong>e Stellung nimmt <strong>der</strong><br />

Tulpenbaum {Liriodendron tulipiferd) ein: er ist mit bis<br />

zu 60 m die am höchsten werdende Baumart und bildet<br />

zuweilen Überbäume. In syndynamischer Hinsicht<br />

ist er ein langlebiger Pionierbaum, <strong>der</strong> nach Waldzerstörung<br />

aufkommen und sehr rasch hochwachsen<br />

kann; im geschlossenen Bestand kann er sich zwar<br />

nicht verjüngen, bleibt wegen seiner Langlebigkeit aber<br />

doch erhalten. Er fehlt in Gebirgslagen über 1000 m,<br />

da er sehr wärmebedürftig ist (seine Arealgrenze entspricht<br />

etwa <strong>der</strong> 20°-Juli-Isotherme).<br />

Das Mengenverhältnis <strong>der</strong> einzelnen Arten des<br />

skizzierten Ensembles kann je nach den edaphischen<br />

Verhältnissen wechseln. Unter bestimmten Bedingungen<br />

können sich stärker abweichende Entmischungsbestände<br />

(„Segregation Units“) bilden. So dominieren<br />

an südexponierten, etwas ausgehagerten Hängen<br />

mittlerer Bodengüte oft Fagus grandifolia und Quercus<br />

alba\ in feucht-kühlen Tälern kann Fagus sogar<br />

Deckungsgrade von über 50 % erreichen. Auch sonst<br />

scheint Fagus an kühleren Stellen Konkurrenzvorteile<br />

zu haben, so bildet sie in höheren Lagen <strong>der</strong> Appalachen<br />

(über 1400 m bei Julimitteln von etwa 18 °C)<br />

Reinbestände. In beson<strong>der</strong>s luftfeuchten, felsig eingeschnittenen<br />

Schluchten kann als einzige Konifere<br />

Tsuga canadensis hinzutreten und größere Anteile einnehmen.<br />

Mehr als Übergänge zu den anschließenden<br />

Gesellschaften sind Dominanzbestände von Acer<br />

saccharum und Castanea auf trockneten Oberhängen<br />

anzusehen o<strong>der</strong> solche mit Carya auf kalkreichen Böden.<br />

Unterhalb des eigentlichen Kronendaches können<br />

viele an<strong>der</strong>e Arten kleinerer Bäume auftreten, so z. B.<br />

Ostrya virginiana, Carpinus caroliniana, Sassafras albidum<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> auffallend weiß blühende Blumenhartriegel<br />

(Cornus florida). Die Strauchschicht ist meist wenig<br />

auffällig; nur in feucht-kühlen Fagus- und Tsuga-V>^ständen<br />

findet sich oft in größerer Menge das immergrüne<br />

Rhododendron maximum. Die Krautschicht ist<br />

gewöhnlich sehr reich mit vielen schönblühenden<br />

Frühlingsgeophyten; daneben erlaubt die hohe Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

auch einen aus Hochstauden bestehenden<br />

Frühsommeraspekt, und im Spätsommer tritt<br />

noch eine auffällige Blühphase aus Compositen auf<br />

Auf suboptimalen, ärmeren und trockneten Standorten<br />

wird <strong>der</strong> Mixed Mesophytic Forest vom Oak-<br />

Chestnut Forest abgelöst. Neben den übergreifenden<br />

Arten Castanea dentata, Quercus alba und Q. prinus sowie<br />

Nyssa sylvatica und Carya spp. enthält er weitere,<br />

je nach dem Teilgebiet unterschiedliche Eichenarten.<br />

Von an<strong>der</strong>en häufig hinzutretenden Sippen seien<br />

Liquidambar styraciflua und die Kleinbäume Diospyros<br />

virginiana und Cercis canadensis genannt. Infolge des<br />

lichteren Kronendaches ist oft eine dichte Strauchschicht<br />

entwickelt, die zu großen Teilen aus Ericaceen<br />

{Rhododendron, Kalmia, Leucothoe, Vaccinium u. a.; teils<br />

immergrün) besteht; auch eine baumförmige Ericacee<br />

{Oxydendrum arboreum, sommergrün) kommt vor. Die<br />

Krautschicht besteht aus ziemlich wenigen, z. T. immergrünen<br />

Arten.<br />

Die Beschreibung <strong>der</strong> bisher besprochenen Waldtypen<br />

gibt den ursprünglichen Zustand wie<strong>der</strong>, wie er<br />

bis etwa 1930 bestanden hat. Seitdem sind durch den<br />

Ausfall <strong>der</strong> bisher vielerorts mitherrschenden Castanea<br />

dentata gravierende Än<strong>der</strong>ungen eingetreten. Castanea<br />

wurde durch den aus Ostasien stammenden parasitischen<br />

Pilz Endothia parasitica in ihrem ganzen Areal<br />

fast vollständig eliminiert (vgl. S. 73). Bis etwa 1950<br />

waren alle großen Bäume abgetötet; stehende tote<br />

Stämme waren noch um 1970 in vielen Waldbeständen<br />

<strong>der</strong> Südappalachen zu sehen. Welche Arten die<br />

Kastanie in Zukunft ersetzen werden, läßt sich noch<br />

nicht sagen; zunächst führte die Auflichtung zu einer<br />

starken Vermehrung <strong>der</strong> Strauchschicht, stark zugenommen<br />

haben dann die verschiedenen Eichen (vgl.<br />

auch W oods etc. 1959).<br />

Auf trocken-kalkreichen Böden werden (wurde)<br />

Castanea durch Carya-Aiitn und die Ericaceen durch<br />

an<strong>der</strong>e Sträucher ersetzt, und <strong>der</strong> Wald nähert sich dem<br />

Typ des Oak-Hickory Forest an (siehe unten).<br />

Die im Nährstoff- und Wasserhaushalt extremsten<br />

Standorte werden vom Oak-Pine Forest eingenommen.<br />

Die lichten, meist niedrigen Bestände werden<br />

außer von verschiedenen Eichen vor allem von<br />

Kiefemarten {Pinus rigda, P. virginiana, P. echinala, P.<br />

taeda u. a.) beherrscht. Auch hier spielen Kleinbäume<br />

und Sträucher (Ericaceen u. a.) eine große Rolle, sie<br />

lassen aber meist noch genügend Licht auf den Boden,<br />

um eine Krautschicht aus lichtbedürftigen<br />

Trockenpflanzen zu ermöglichen.<br />

Wenig einheitlich sind die Waldtypen, die den<br />

untersten, nässebeeinflußten Teil des Ökogramms ein­


Sommergrüner Laubwald 265<br />

nehmen. In Ost-Nordamerika gibt es keine baumförmigen<br />

Erlen; so wird die Baumschicht an Standorten,<br />

die denen <strong>der</strong> europäischen Erlenbmchwäl<strong>der</strong> entsprechen,<br />

von an<strong>der</strong>en Bäumen eingenommen, so von<br />

Quercus- und Fraxinus-AittVi (Oak-Ash Swamp Forest);<br />

eine Strauchschicht kann von Ainus serrulata zusammen<br />

mit an<strong>der</strong>en Sträuchern (Cornus, Viburnum,<br />

Cephalanthus occidentalis u. a.) gebildet werden. In den<br />

südlichen, tiefliegenden Randgebieten sowie im Mississippi-Talsystem<br />

tritt stattdessen aber schon <strong>der</strong><br />

Cypress-Tupelo Swamp Forest auf, <strong>der</strong> seine Hauptverbreitung<br />

im südlich anschließenden Tl/3-Gebiet<br />

hat (siehe unten).<br />

Die im Ökogramm nicht erfaßten Auenwäl<strong>der</strong><br />

sind wie<strong>der</strong> ein recht einheitlicher Vegetationstyp. Beson<strong>der</strong>s<br />

in den weiten Nie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Mississippi-<br />

Talung nehmen äußerst reiche, bis über 40 m hohe<br />

Hartholzauenwäl<strong>der</strong> große Flächen ein. Von den zahlreichen<br />

Bäumen seien als wichtigste die Gattungen<br />

Acer{A. negundo, saccharinum, drummondii), Platanus,<br />

Ulmus, Fraxinus, Liquidambar, Carya,Juglans, Gleditsia,<br />

Quercus und Nyssa genannt; sehr charakteristisch sind<br />

auch die vielen Lianen (Vitis, Parthenocissus, Menispermum,<br />

Bignonia, Schisandra, Wisteria, Smilax u. a.). In<br />

den Tälern kleiner Flüsse und Bäche dominiert oft<br />

die durch ihre tiefrissige schwarze Borke auffallende<br />

Betula nigra. Die Weichholzauenwäl<strong>der</strong> werden von<br />

Populus und Salix gebildet.<br />

Braun (1950) behandelt das hier umrissene<br />

Tl.Hl-Gebiet nicht als Einheit, son<strong>der</strong>n teilt<br />

es in 4 Teile (Abb. 131): von W nach O die<br />

Western Mesophytic Forest Region (2), die eigentliche<br />

Mixed Mesophytic Forest Region (1),<br />

die Oak-Chestnut Forest Region (4) und die<br />

Oak-Pine Forest Region (5). Diese Aufteilung<br />

ist aber im wesentlichen nicht klimatisch, son<strong>der</strong>n<br />

edaphisch begründet. Die BRAUNschen „Regionen“<br />

sind nicht durch ihre klimatische Klimax<br />

(die überall dieselbe ist), son<strong>der</strong>n durch die<br />

Dominanz <strong>der</strong> verschiedenen Gesellschaften<br />

definiert, d. h. es sind forstliche Wuchsgebiete.<br />

In (1) sind bei günstigen Reliefverhältnissen<br />

überwiegend gute Böden verbreitet, infolgedessen<br />

nimmt <strong>der</strong> Mixed Mesophytic Forest den<br />

größten Raum ein. Region (4), <strong>der</strong> Südteil des<br />

Appalachengebirges, besteht großenteils aus relativ<br />

armen Gesteinen, so daß <strong>der</strong> Oak-Chestnut<br />

Forest in <strong>der</strong> Landschaft dominiert; Mixed<br />

Mesophytic Forest ist hier oft auf feucht-reiche<br />

Muldenlagen beschränkt („Cove Forest“). In <strong>der</strong><br />

Region (5), vorwiegend das Piedmont umfassend,<br />

finden sich großflächig sehr arme Gesteinsunterlagen<br />

(lockere Sandsteine u. dgl.), auf denen<br />

schlechtwüchsige Laubwäl<strong>der</strong> mit großem<br />

Kiefernanteil stocken; da die ursprünglich vorhandenen<br />

reinen Laubwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> besseren Böden<br />

dem Ackerbau gewichen sind, ist <strong>der</strong> Oak-<br />

Pine Forest heute <strong>der</strong> häufigste Waldtyp. Die<br />

westliche Region (2) schließlich besteht aus Aachen,<br />

sich nach W allmählich abdachenden Pla-<br />

Abb. 131: Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> ostamerikanischen<br />

Sommerwaldregion<br />

nach B raun.<br />

Teilgebiete („Forest Regions“):<br />

1Mixed Mesophytic, 2 Western<br />

Mesophytic, 3 Oak-Hickory,<br />

4 Oak-Chestnut, 5 Oak-Pine,<br />

6 Southeastern Evergreen, 7<br />

Beech-Maple, 8 Maple-Basswood,<br />

9 Hemlock-White Pine-<br />

Northem Hardwoods. - Aus<br />

Braun 1950, vereinfacht.


266 Die Nemorale Zone<br />

teaus, die meist aus ziemlich durchlässigen Kalko<strong>der</strong><br />

Sandsteinschichten aufgebaut sind; es überwiegen<br />

daher hier trocknere Waldtypen (in den<br />

tief eingeschnittenen Tälern ist <strong>der</strong> Mixed<br />

Mesophytic Forest aber noch gut ausgebildet).<br />

Südlich des Gebietes <strong>der</strong> Optimalvariante<br />

liegt das <strong>der</strong> Variante T 1/3.H 1, d. h. <strong>der</strong> Übergangssaum<br />

zum Lorbeerwald. Die Unterschiede<br />

in <strong>der</strong> Klimaxvegetation sind im Prinzip nicht<br />

groß: zur Artengarnitur treten Immergrüne aus<br />

dem Lorbeerwald hinzu. Wichtigste ist Magnolia<br />

grandiflora, die mit Fagus grandifolia charakteristische<br />

Mischwäl<strong>der</strong> bildet. Diese sind aber -<br />

neben den Auenwäl<strong>der</strong>n - fast die einzigen<br />

gutwüchsigen Laubwäl<strong>der</strong> in diesem Gebiet, das<br />

± vollständig in <strong>der</strong> Küstenebene (Coastal Plain)<br />

liegt. In dieser naturräumlichen Einheit, <strong>der</strong> eine<br />

reliefbedingte Standortsvielfalt weitgehend fehlt,<br />

überwiegen flächenmäßig die Extrem - und<br />

Son<strong>der</strong>standorte. Den größten Teil nehmen<br />

arme Sandflächen ein; sie wechseln ab mit weiten,<br />

vernäßten Nie<strong>der</strong>ungen (Swamps). Dementsprechend<br />

besteht die Vegetation überwiegend<br />

aus Beständen verschiedener Kiefernarten<br />

{Pinus taeda, P. palustris u. a.) mit variablem<br />

Unterholz aus Kleinbäumen und sommer- o<strong>der</strong><br />

immergrünen Sträuchern. Diesem Aussehen<br />

entsprechend wird das Gebiet von den amerikanischen<br />

Botanikern meistens als „Southeastern<br />

Evergreen Forest Region“ bezeichnet.<br />

Bei B r a u n umfaßt diese Region (6 ) auch das<br />

Lorbeerwaldgebiet, in dem die edaphischen<br />

Standortsverhältnisse ähnlich sind; <strong>der</strong> Name<br />

bezieht sich aber auf die immergrünen Kiefern.<br />

Ein sehr distinkter Son<strong>der</strong>-Vegetationstyp sind hier<br />

die torfbildenden TaxodiutnSümpk (Cypress-Tupelo<br />

Swamps). Die sommergrüne Gattung Taxodium<br />

(Sumpfzypresse) aus <strong>der</strong> reliktären Familie Taxodiaceae<br />

hat an diesen extremen Standorten eine ökologische<br />

Nische gefunden, in <strong>der</strong> sie in größerem Ausmaße überleben<br />

konnte. Es handelt sich um flache Nie<strong>der</strong>ungen,<br />

in denen <strong>der</strong> Boden den größten Teil des Jahres bis<br />

mehr als 1 m hoch unter Wasser steht (meist im regenreicheren<br />

Sommerhalbjahr).<br />

Es lassen sich zwei Typen solcher Sumpfwäl<strong>der</strong><br />

unterscheiden, solche auf reicheren, ± basischen Standorten,<br />

die durch gelegentliche Flußhochwässer<br />

eutrophiert werden, und ärmere, die nur von saurem<br />

Gmndwasser gespeist werden. Im reicheren Typ kann<br />

Taxodium distichum ziemlich dichte, zuweilen bis 40 m<br />

hohe Bestände bilden. Charakteristikum <strong>der</strong> Sumpfzypressen<br />

sind die „Atemknie“, pfahlartige, nach oben<br />

gerichtete Auswüchse <strong>der</strong> Wurzeln, die etwa die Höhe<br />

des höchsten Wasserstandes erreichen und <strong>der</strong> Sauerstoffversorgung<br />

<strong>der</strong> Wurzeln dienen sollen. Einzige<br />

weitere Baumart ist Nyssa aquatica (Tupelo), die aber<br />

off nur vereinzelt beigemischt ist. Beide Baumarten<br />

haben meist eine stark verdickte Stamrabasis zur Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Standfestigkeit. Der Unterwuchs wird<br />

durch niedrige Sträucher gebildet. Sehr auffällig ist in<br />

vielen Beständen <strong>der</strong> dichte Behang <strong>der</strong> Kronen mit<br />

<strong>der</strong> flechtenähnlichen Bromeliacee Tillandsia usneoidts,<br />

die zwar auch in an<strong>der</strong>en Waldtypen SO-Nordamerikas<br />

verbreitet ist, hier aber in beson<strong>der</strong>s großer Menge<br />

vorkommt. In den Sumpfwäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> ärmeren (anmoorigen)<br />

Standorte treten beide Baumgattungen mit<br />

an<strong>der</strong>en Arten auf {T. ascendens bzw. N. biflord)', die<br />

Bestände sind meist viel niedriger und lockerer. Die<br />

Verjüngung <strong>der</strong> Baumschiebt ist übrigens nur bei gelegentlichem<br />

längerem Trockenfallen des Bodens<br />

möglich, da die Samen unter Wasser nicht keimen<br />

können. Als ± azonaler Vegetationstyp sind die<br />

Taxodium-Sümpfc nach S bis ins tropische Florida,<br />

nach N bis nach Virginia und zur Ohio-Mündung<br />

verbreitet.<br />

Nördlich des Optimalgebietes schließt sich das<br />

Gebiet <strong>der</strong> sommerkühleren Variante T2.H1 an,<br />

die etwa <strong>der</strong> Beech-Maple Forest Region (7)<br />

von B r a u n entspricht. Gegenüber T I.H l ist diese<br />

Variante überwiegend negativ gekennzeichnet.<br />

Eine Reihe wärmebedürftiger Sippen fehlen<br />

bereits (darunter Liquidambar, überwiegend<br />

aber Kleinbäume <strong>der</strong> Unterschicht). An<strong>der</strong>e anspruchsvolle<br />

Arten, wie Liriodendron und Nyssa<br />

sylvatica, kommen zwar noch vor, neigen aber<br />

dazu, sich auf beson<strong>der</strong>s günstige (wärmere)<br />

Standorte zurückzuziehen (da solche in <strong>der</strong><br />

mehr gebirgigen Osthälfte häufiger sind als in<br />

<strong>der</strong> flacheren westlichen, schlagen manche Autoren,<br />

so B r a u n , die Osthälfte noch den südlichen<br />

Regionen zu). Allgemein wird das Kronendach<br />

auf guten Standorten meist von Acer<br />

saccharum und Fagus grandifolia beherrscht, alle<br />

übrigen spielen nur eine untergeordnete Rolle.<br />

Manche Gattungen treten mit an<strong>der</strong>en Arten<br />

auf (so Tilia americana statt T. heterophylld), vielgestaltige<br />

wie Quercus und Pinus haben viel geringere<br />

Artenzahlen. Auch die Strauchgarnitur<br />

ist artenärmer; hingegen zeigt die Krautschicht<br />

<strong>der</strong> feucht-reichen Böden wenig Abweichung,<br />

sie ist in <strong>der</strong> ganzen ost-nordamerikanischen<br />

Sommerwaldregion sehr einheitlich.<br />

Stärker verarmt ist die winterkalte Variante<br />

T4.H 1, die ein relativ kleines Gebiet im NW<br />

einnimmt, die Maple-Basswood Forest Region<br />

( 8 ) B r a u n s . Hier fehlen nicht nur Liriodendron,<br />

Nyssa und Aesculus, son<strong>der</strong>n auch die sonst weit<br />

nach N reichende Fagus. Die Waldbestände reicher<br />

Böden sind von Tilia americana und Acer<br />

saccharum beherrscht, denen oft auch Quercus<br />

I '7*


Sommergrüner Laubwald 267<br />

rubra stärker beigemischt ist. Als Vertreter einer<br />

Familie, die in Europa fälschlicherweise als frostempfindlich<br />

gilt, seien Juglans (in Auenwäl<strong>der</strong>n)<br />

und Carya (an Trockenstandorten) erwähnt.<br />

Gegenüber den weitgehend sommergrünen<br />

Varianten T I, T2 und T4, in denen immergrüne<br />

Koniferen nur an Extrem- und Son<strong>der</strong>standorten<br />

Vorkommen, än<strong>der</strong>t sich das Bild völlig,<br />

wenn man das Gebiet <strong>der</strong> Variante T5.H1 (9 bei<br />

B r a u n ) , die U bergangsregion des Taiga-<br />

Somrrierwaldes, betritt. H ier werden alle<br />

suboptimalen Standortstypen weitgehend von<br />

Koniferen besetzt, <strong>der</strong> Laubwald bleibt nur auf<br />

den besseren Böden übrig, doch auch hier nicht<br />

alleinherrschend. Die ungefähren Beziehungen<br />

<strong>der</strong> beteiligten Baumarten zueinan<strong>der</strong> zeigt das<br />

Ökogramm (Abb. 132). Die vier Hauptholzarten<br />

Fagusgrandifolia, Acer saccharum, Betula lutea und<br />

Tsuga canadensis kommen in unterschiedlichen<br />

Mischungen vor, können aber auch Reinbestände<br />

bilden, insbeson<strong>der</strong>e im nördlichsten Bereich<br />

in <strong>der</strong> Nähe ihrer Arealgrenzen. Auch Pinus<br />

strobus kann mit allen Mischungen eingehen.<br />

Die Eichen spielen nur in Son<strong>der</strong>fällen eine größere<br />

Rolle.<br />

Da es sich um einen Ökoton handelt, sollte<br />

man vermuten, daß sich die Komponenten <strong>der</strong><br />

beiden aneinan<strong>der</strong>grenzenden Zonen einfach<br />

mischen. Das stimmt aber nur zum Teil: es treten<br />

nämlich zusätzlich 4 Arten auf, die als spezielle<br />

Elemente <strong>der</strong> boreonemoralen Übergangszone<br />

gelten können, nämlich Betula lutea, Tsuga<br />

canadensis, Thuja occidentalis und Pinus strobus.<br />

Betula lutea ist kein Pionierbaum wie die Weißbirken,<br />

son<strong>der</strong>n eine ziemlich langlebige Klimaxart;<br />

die drei Koniferen gehören Sippen von allgemein<br />

nemoraler Verbreitung an (Tsuga, Thuja,<br />

bzw. Pinus sect. Strobus). Echte Elemente <strong>der</strong><br />

Borealen Zone sind Picea m ariana und A bies<br />

balsamea". Picea rubens ist nur in <strong>der</strong> Borealen<br />

Stufe <strong>der</strong> Appalachen verbreitet und kommt<br />

auch nur im appalachischen Ostteil des Gebietes<br />

vor. Als weitere boreale Elemente sind die<br />

Pionierholzarten Populus tremuloides und Betula<br />

papyrifera zu nennen.<br />

Den westlichen Rand des Sommerwaldgebietes<br />

zur Steppe hin bildet <strong>der</strong> semihumide<br />

Saum, die Oak-Hickory Forest Region (3) nach<br />

B r a u n . Generell sind die Wäl<strong>der</strong> dieses Gebietes<br />

durch die Dominanz vieler verschiedener<br />

Eichenarten gekennzeichnet, daneben spielt die<br />

Gattung Carya (Hickory) vielerorts eine große<br />

Rolle. Feuchtebedürftige Sippen wie Lirioden-<br />

A.<br />

(für W ald zu trocken)<br />

lutea<br />

Tsuga<br />

Q u e r c u s<br />

r u b r a<br />

Betula<br />

Fagus<br />

canadensis<br />

Abies<br />

balsamea<br />

(für Wald zu nass)<br />

Quercus alba<br />

T ilia<br />

a m e r ic a n a<br />

Acer<br />

grandifolia<br />

Fraxinus nigra<br />

saccharum<br />

Ulmus<br />

americana<br />

T h u ja o c c id e n ta lis<br />

Abb. 132: Edaphische Verteilung <strong>der</strong> Haupt-Baumarten<br />

im Taiga-Sommerwald <strong>der</strong> boreonemoralen<br />

Ubergangsregion Ost-Nordamerikas.<br />

dron und Fagus fehlen ganz; die übrigen Elemente<br />

<strong>der</strong> humiden Wäl<strong>der</strong> nehmen entlang<br />

dem Feuchtegradienten von H l über H3 bis H4<br />

nach und nach an Zahl und Bedeutung ab. Nach<br />

Temperatur und Nie<strong>der</strong>schlagsverteilung können<br />

zwei Teilbereiche unterschieden werden.<br />

Nördlich des Missouri herrscht die Variante<br />

T2.H 3, die nur einen schmalen Streifen mit rascher<br />

Abnahme <strong>der</strong> Artenzahl umfaßt. Die südlich<br />

davon anschließende Variante T 1.H 3<br />

nimmt einen breiteren Raum ein und ist viel<br />

artenreicher. In manchen Gattungen werden die<br />

Arten des humiden Bereichs durch an<strong>der</strong>e ersetzt;<br />

auch kommen einige zusätzliche Gattungen<br />

an Sträuchern und Kleinbäumen hinzu, so<br />

Cotinus americanus. Nahe <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze<br />

(H4) kommt es oft zu einer Auflösung<br />

<strong>der</strong> Bestände zu niedrigen Offenwäl<strong>der</strong>n mit<br />

Steppenunterwuchs; im äußersten SW (Texas)<br />

können hier auch Gehölze tropischer Provenienz<br />

(z. B. Prosopis) beigemischt sein (Dreiecks-<br />

Ökoton zwischen Sommerwald, Steppe und<br />

Eurytropischen Trockengehölzen). Im Bereich<br />

<strong>der</strong> nördlichen Variante entspricht die Waldgrenze<br />

hingegen mehr dem Typ <strong>der</strong> Waldsteppe<br />

mit einem Mosaik aus Grasflächen und noch<br />

ziemlich gutwüchsigen Waldbeständen.<br />

Im Anschluß an die NW-Ecke <strong>der</strong> Oak-Hikkory<br />

Forest Region tritt als beson<strong>der</strong>er Vegetationstyp<br />

noch das Aspen Woodland auf, das<br />

sich zwischen Steppe und borealer Taiga weit


268 Die Nemorale Zone<br />

í 4<br />

nach N W erstreckt. Es entspricht wärm e­<br />

klimatisch <strong>der</strong> boreonemoralen Übergangszone<br />

(T5.H4) und ist daher noch zur Nemoralen Zone<br />

zu rechnen. Es ist ein W aldsteppengebiet<br />

(Weichholz-Waldsteppe), dessen Gehölzbestände<br />

von Populus tremuloides gebildet werden;<br />

nur im östlichsten Teil sind noch einige echt<br />

nemorale Bäume (Quercus macrocarpa, Ulmus<br />

americana) beteiligt.<br />

Einige Gattungen <strong>der</strong> Flora des humiden<br />

Sommerwaldes haben noch disjunkte etageale<br />

Vorkommen in den Gebirgen des östlichen<br />

Mexiko (z. B. Liquidam bar, Fagus, Carpinus,<br />

Ostryd), teils sogar noch bis Mittelamerika. Sie<br />

bilden dort aber keine echte Sommerwaldstufe,<br />

son<strong>der</strong>n sind nur <strong>der</strong> oberen Baumschicht von<br />

Lorbeerwäl<strong>der</strong>n (S. 222) beigemischt. Auch die<br />

sommergrünen Eichen des mexikanischen<br />

Hochlandes sind als Bestandteile an<strong>der</strong>er Vegetationstypen<br />

anzusehen (S. 237).<br />

9.2 Europäische Region<br />

Die europäische Sommerwaldregion (Abb. 129.C;<br />

vgl. auch Abb. 188.D, S. 397) umfaßt nicht nur<br />

den größten Teil Europas, son<strong>der</strong>n reicht nach<br />

SO weit über dessen formale Grenzen hinaus bis<br />

in die nord- und südiranischen Kettengebirge. An<br />

ihrer Südgrenze überlagert sie als Nemorale Stufe<br />

das mediterrane Hartlaubgebiet. Im weltweiten<br />

Vergleich ist ihr auffälligstes Kennzeichen das<br />

vollständige Fehlen <strong>der</strong> Optimalvariante T l.H l.<br />

Überall wo im europäischen Raum die Julimittel<br />

22 °C übersteigen, ist das Klima entwe<strong>der</strong> semihumid<br />

bis arid, o<strong>der</strong> man befindet sich bereits in<br />

<strong>der</strong> Meridionalen Zone.<br />

Die relativ beste Ausbildung des Sommerwaldes<br />

ist in Europa also die Variante T2.H1.<br />

Sie nimmt im weiteren Mitteleuropa große Flächen<br />

ein, wobei die klimatischen Bedingungen<br />

wenig günstig sind: die Temperatur liegt mit<br />

Julimitteln von 17-19 °C im unteren Bereich von<br />

T2, und auch <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag ist, abgesehen<br />

von Gebirgslagen, mit 600-800 mm ziemlich<br />

niedrig. Es ist daher nicht verwun<strong>der</strong>lich, daß<br />

die Wäl<strong>der</strong> nur von wenigen Arten gebildet<br />

werden, wobei Fagus sylvatica die Hauptbaumart<br />

ist, außer auf zu trockenen, zu feuchten o<strong>der</strong><br />

zu armen Standorten, die von den Eichen {Queráis<br />

roter und Q. petraed) beherrscht werden. Zum<br />

edaphischen Mosaik vgl. das Ökogramm (Abb.<br />

TI, S. 60); die Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hartholzaue werden<br />

gewöhnlich aus Quercus, Ulmus, Acer und Fraxinus<br />

gebildet.<br />

Günstiger werden die Bedingungen im SO,<br />

auf <strong>der</strong> Balkanhalbinsel sowie vor allem in den<br />

disjunkten Teilen an den Küsten des Schwarzen<br />

und Kaspischen Meeres, d. h. in <strong>der</strong> Kolchis<br />

bzw. in Hyrkanien. Hier steigen die Julimittel<br />

auf etwas über 20 °C, und auch <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag<br />

kann infolge <strong>der</strong> Luvlage hoch sein (bis weit über<br />

2000 mm). Dementsprechend kommen hier einige<br />

Gehölzsippen vor, die man in den Zusammenhang<br />

des „Mixed Mesophytic Forest“ stellen<br />

kann, wie Fterocarya fraxinifolia, Zelkova<br />

carpinifolia sowie die Hamamelidacee Farrotia<br />

pérsica und Gleditsia caspica in Hyrkanien. Ebenso<br />

haben die heute in Europa subspontan weit<br />

verbreiteten Nutzbäume Castanea sativa und]uglans<br />

regia hier ihre Heimat. Sehr kleine, reliktäre<br />

Areale haben Aesculus hippocastanum, Finuspeuce<br />

(Sekt. Strohus) und Ficea omorika (Sekt. Omorikd)<br />

auf <strong>der</strong> Balkanhalbinsel. Der relative Gehölzreichtum<br />

des SO ist zugleich auch dadurch bedingt,<br />

daß hier die Hauptrefugien während <strong>der</strong><br />

Glazialphasen lagen (Abb. 188.A; zur allgemeinen<br />

Gehölzarmut des europäischen Sommerwaldes<br />

vgl. auch S. 253 und Tab. 34, S. 254). Im<br />

übrigen sind hier auch Gattungen wie Acer und<br />

Quercus artenreicher als in Mitteleuropa; das<br />

än<strong>der</strong>t aber nichts daran, daß auch hier die<br />

edaphisch besseren Standorte meist von <strong>der</strong><br />

Buche (von Thrakien aus ostwärts Fagus orientalis)<br />

beherrscht werden. Auch in <strong>der</strong> Strauchschicht<br />

kommen Sippen vor, die etwas an den<br />

Optimaltyp in Nordamerika erinnern, so Rhododendren<br />

und hochstrauchige Vaccinien. Die<br />

Krautschicht ist ebenfalls reicher, aber in ihrem<br />

Gmndstock von W-Mitteleuropa bis Hyrkanien<br />

doch recht ähnlich.<br />

Der Westrand des Sommerwaldgebietes wird<br />

von <strong>der</strong> Variante T 2/3.H 1 eingenommen, dem<br />

Lorbeer-Sommerwald. Die immergrüne Komponente<br />

ist hier hauptsächlich Ilex aquifolium,<br />

die zwar als Baum bis 15 m hoch werden kann,<br />

oft aber unter dem sommergrünen Kronendach<br />

eine dichte Strauchschicht bildet. Beigemischt<br />

sein können Buxus sempervirens sowie einige kleinere<br />

immergrüne Sträucher wie Daphne laureola<br />

o<strong>der</strong> Ruscus. Im küstennahen Raum, beson<strong>der</strong>s<br />

auf den Britischen Inseln, sind die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

z. T. recht hoch und haben auf den verbreiteten<br />

armen Gesteinen zu starker Mineralienauswaschung<br />

geführt. Infolgedessen gibt es hier<br />

zahlreiche beson<strong>der</strong>s azidiphile Pflanzensippen,


Sommergrüner Laubwald 269<br />

unter denen Ericaceen-Zwergsträucher beson<strong>der</strong>s<br />

auffallend sind. Sie dominieren heute großflächig<br />

auf anthropogenen Heiden, nach denen<br />

dieses Gebiet früher auch als „Region <strong>der</strong> atlantischen<br />

Heiden“ u. ä. benannt wurde. Lorbeer-<br />

Sommerwäl<strong>der</strong> gibt es i. ü. auch in den besprochenen<br />

kolchischen und hyrkanischen Gebieten.<br />

Sie finden sich dort in den nie<strong>der</strong>en Lagen<br />

entlang den Küsten in einem schmalen Streifen,<br />

<strong>der</strong> sich auf <strong>der</strong> Karte nicht mehr darstellen<br />

läßt. Immergrüne Charakterart ist hier - neben<br />

Ilex - die Lorbeerkirsche {Prunus laurocerasus)-,<br />

als weitere typische Immergrüne ist Osmanthus<br />

decorus zu nennen.<br />

In einigen Teilen dieses Bereiches sind die Winterfröste<br />

so gering, daß als Klimaxvegetation eigentlich<br />

Lorbeerwald zu erwarten wäre; die Sommergrünen<br />

dominieren nur deshalb, weil die hochwüchsigen<br />

Lorbeerwald-Bäume auf dem Kontinent in <strong>der</strong> Eiszeit<br />

eliminiert worden sind. Das gilt vor allem für den<br />

gesamten atlantischen Küstensaum von Asturien bis<br />

Schottland; bestätigt wird es z. B. durch die heutige<br />

Einbürgerung zahlreicher Lorbeerwaldarten aus verschiedenen<br />

Erdteilen in Irland sowie durch erfolgreiche<br />

Aufforstungen mit neuseeländischen N othofagus-<br />

Arten in W-Schottland. Ebenso wintermild sind die<br />

Tieflagen <strong>der</strong> Kolchis, wo sich sogar <strong>der</strong> Teestrauch<br />

(Camellia sinensis) anbauen läßt. Schließlich gibt es ein<br />

solches potentielles Lorbeerwaldgebiet auch unmittelbar<br />

am Rande Mitteleuropas, nämlich in Insubrien,<br />

<strong>der</strong> Landschaft am italienischen Südfuß <strong>der</strong> Alpen<br />

zwischen Lago d’Orta und Lago di Como (das Klimadiagramm<br />

des hier gelegenen Locarno stimmt in allen<br />

Merkmalen mit solchen aus dem meridionalen<br />

Japan überein). Schon seit über 100 Jahren werden<br />

hier, namentlich im Südteil des Kantons Tessin, zahlreiche<br />

Lorbeergehölze in Parks und Gärten kultiviert.<br />

Sie zeigen nicht nur gutes Gedeihen, son<strong>der</strong>n auch<br />

Naturverjüngung, und manche bürgern sich immer<br />

mehr auch außerhalb <strong>der</strong> Gärten ein (am meisten fällt<br />

dabei die chinesische Hanfpalme Trachycarpusfortunei<br />

auf). Wenn solche Verwil<strong>der</strong>ungen neuerdings zum<br />

Beweis für die sog. globale Erwärmung hochstilisiert<br />

werden (z. B. Klötzli etc. 1996), so ist das eines <strong>der</strong><br />

vielen Märchen, die in diesem Zusammenhang nicht<br />

nur von Journalisten, son<strong>der</strong>n lei<strong>der</strong> auch von Wissenschaftlern<br />

verbreitet werden.<br />

Nach O schließt sich an den mitteleuropäischen<br />

Sommerwald die winterkalte Variante T4.H1 an,<br />

in <strong>der</strong> neben <strong>der</strong> Hauptholzart Fagus sylvatica<br />

noch einige weitere Arten fehlen. Sie bildet nach<br />

0 hin nur einen schmalen Übergangssaum zwischen<br />

dem südlich anschließenden semihumiden<br />

Wald und <strong>der</strong> Variante T5.H 1, dem Taiga-Sommerwald.<br />

Dieser nimmt in den baltischen<br />

Län<strong>der</strong>n und in W-Rußland einen sehr<br />

breiten Raum ein (Abb. 188.D). Seine Artengarnitur<br />

ist eine Mischung <strong>der</strong> weitverbreiteten<br />

nemoralen Arten (in Südskandinavien einschließlich<br />

Fagus) mit den beiden borealen Nadelhölzern<br />

Picea abies und Pinus sylvestris-, das<br />

edaphische Mosaik entspricht im Prinzip dem<br />

in Nordamerika (Abb. 132), mit dem Unterschied<br />

daß Bruchwäl<strong>der</strong> anstelle von Thuja aus<br />

Ainus gebildet werden und auch <strong>der</strong> Platz von<br />

Tsuga durch Laubhölzer eingenommen wird.<br />

Spezielle auf den Ökoton beschränkte Arten gibt<br />

es in Nordeuropa nicht. Hingegen enthält <strong>der</strong><br />

Taiga-Sommerwald <strong>der</strong> mitteleuropäischen Gebirge<br />

als typische Art Abies alba, die im SO von<br />

Abies nordmanniana s. 1. abgelöst wird; auch die<br />

in vielen südlichen Gebirgen verbreitete Pinus<br />

nigra gehört in diesen Zusammenhang.<br />

Klimatische Beson<strong>der</strong>heit Europas ist die Parallelität<br />

von thermischen und hygrischen Klimagradienten.<br />

Von Mitteleuropa nach S werden die<br />

Sommer wärmer und die Winter mil<strong>der</strong>; zugleich<br />

wird das Klima semihumid mit Winterregen, ohne<br />

daß die Nie<strong>der</strong>schläge sich vermin<strong>der</strong>n. Nach SO<br />

werden ebenfalls die Sommer wärmer, und zugleich<br />

sinkt die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge in semihumide<br />

und weiter in semiaride Bereiche mit<br />

(Früh-) Sommerregen. Diesen beiden Abstufungen<br />

entsprechen zwei verschiedene Typen semihumi<strong>der</strong><br />

Sommerwäl<strong>der</strong>: die submediterranen<br />

im Übergang zum mediterranen Hartlaubwald<br />

und die sarmatischen als Grenzsaum gegen die<br />

Steppe. Komplizierte Mischungen zwischen beiden<br />

Aspekten finden sich in den südosteuropäisch-vor<strong>der</strong>asiatischen<br />

Gebirgen.<br />

Die submediterrane Variante bildet ein unterschiedlich<br />

breites Band zwischen humidem<br />

Sommerwald und Hartlaubwald (Abb. 188.D),<br />

mit dem Klimatyp T 2/3.H 3, wobei <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag<br />

meist Maxima im Frühjahr und Herbst<br />

aufweist; die Temperatur kann sich örtlich TI<br />

annähern. Die Gehölzflora ist ziemlich reich;<br />

neben Eichen, <strong>der</strong>en Zahl vor allem im SO groß<br />

ist (über 10), sind mit Acer, Carpinus, Tilia,<br />

Fraxinus usw. (aber ohne Fagus) die meisten charakteristischen<br />

Sippen beteiligt, hinzu treten<br />

noch Celtis und Ostrya (diese, die in Nordamerika<br />

fast die ganze Sommerwaldregion besiedelt,<br />

fehlt in Mitteleuropa wohl wegen <strong>der</strong> zu kühlen<br />

Sommer), sowie als Großstrauch Cotinus<br />

coggygria. Im Grenzbereich zum Hartlaubwald<br />

können auch Immergrüne wie Phillyrea den<br />

Unterwuchs bilden; eine immergrüne Art mit


270 Die Nemorale Zone<br />

m<br />

submediterraner Hauptverbreitung ist Buxus<br />

sempervirens. Wären in Europa mehr von den<br />

typischen nemoralen Koniferensippen erhalten<br />

geblieben, so würde <strong>der</strong> Nadelholzanteil sicherlich<br />

höher liegen; forstliche Anbauten von<br />

Pseudotsuga m enziesii zeigen hervorragende<br />

Wuchsleistungen.<br />

Viel artenärm er ist die ukrainisch-südrussische<br />

sarmatische Variante, die mit ihrem<br />

Klimatyp T2.H3 etwa den nördlichen Oak-Hikkory<br />

Forests Nordamerikas entspricht. Neben<br />

<strong>der</strong> H auptholzart Quercus robur spielen im<br />

Kronendach vor allem Acer campestre und Tilia<br />

cordata noch eine Rolle; hinzu treten, beson<strong>der</strong>s<br />

in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Waldgrenze (H4), Kleinbäume<br />

wie Acer tataricum sowie Crataegus, Pyrus,<br />

Malus u. a. Rosaceen; diese finden sich aber in<br />

ganz beson<strong>der</strong>s großer Menge und Artenzahl<br />

in entsprechenden Situationen Vor<strong>der</strong>asiens, wo<br />

sie zu den semiariden Trockengehölzen überleiten<br />

(hier liegt die Urheimat vieler unserer<br />

kultivierten Obstarten) Die Steppengrenze im<br />

ukrainisch-russischen Gebiet soll, soweit noch<br />

zu rekonstruieren, vom Typ <strong>der</strong> Waldsteppe mit<br />

edaphisch bedingtem Wechsel zwischen gut<br />

ausgebildeten Waldstücken und Grasbeständen<br />

gewesen sein.<br />

Der sarmatische Waldtyp reicht nach O bis<br />

an den Ural, wo er durch eine Zunge borealen<br />

Nadelwaldes unterbrochen wird. Östlich des<br />

Gebirges setzt er sich in Form einer Weichholz-<br />

Waldsteppe, die klimatisch (T5.H4) und physiognom<br />

isch dem am erikanischen Aspen<br />

Woodland entspricht (nur daß hier neben<br />

Populus trémula noch Betula pendula auftritt), bis<br />

ins Gebiet nördlich des Altai fort. Hier, an seinem<br />

östlichen Rande, gibt es noch ein disjunktes<br />

Vorkommen von Tilia cordata an lokalklimatisch<br />

günstigen Standorten.<br />

Disjunkte Vorkom m en reicherer sem i­<br />

humi<strong>der</strong> Sommerwäl<strong>der</strong> finden sich noch im<br />

Westteil des Tienschan-Systems, beson<strong>der</strong>s am<br />

Nordrand des Fergana-Beckens, wo sie in etwa<br />

1500-2000 m Höhe eine unzusammenhängende<br />

Höhenstufe bilden. Mit dem Klimatyp T2.H3<br />

ähneln sie denen <strong>der</strong> vor<strong>der</strong>asiatischen Gebirge,<br />

ebenso in ihrer Artengarnitur, durch die sie<br />

ohne Zweifel in den Kontext des europäischen<br />

Sommerwaldes gehören. Hauptbaumart ist<br />

Juglans regia s. 1., als Kleinbäume kommen daneben<br />

Acer-hrte.n sowie zahlreiche Rosaceen<br />

(Maloideen und Prunoideen) vor, darunter <strong>der</strong><br />

dem Kulturapfel nahestehende Malus sieversii.<br />

9.3 Sinojapanische Region<br />

Ähnlich wie <strong>der</strong> Südteil <strong>der</strong> europäischen ist<br />

auch die ostasiatische Sommerwaldregion (Abb.<br />

129.D, S. 263) geomorphologisch stark geglie<strong>der</strong>t.<br />

Klimatisches Hauptmerkmal ist <strong>der</strong> Monsuneinfluß;<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> aus dem extrem<br />

kalten Ostsibirien kommende Wintermonsun<br />

sorgt für eine winterliche Depression von Temperatur<br />

und Nie<strong>der</strong>schlag, die nur im S durch<br />

die Schutzwirkung <strong>der</strong> Gebirge, in Japan durch<br />

den Einfluß <strong>der</strong> warmen Japansee gemil<strong>der</strong>t<br />

wird. Zusammen mit <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> innerasiatischen<br />

Trockengebiete bewirkt er, daß die humiden<br />

Teile im S und O durch ein breites semihumides<br />

Gebiet in <strong>der</strong> Mitte, im nach NW ziemlich<br />

offenen Nordchina, getrennt werden.<br />

Optimale Ausbildung des Sommerwaldes ist<br />

die Variante T 1/3.H 1, die in Mittelchina einen<br />

großen Raum in <strong>der</strong> Talung des Jangtsekiang<br />

und den sie bei<strong>der</strong>seits begleitenden Mittelgebirgen<br />

einnimmt. In <strong>der</strong> Literatur wird sie oft<br />

als „Mixed Mesophytic Forest“ bezeichnet; mit<br />

<strong>der</strong> amerikanischen Variante dieses Namens hat<br />

sie zwar viel Ähnlichkeit, doch ist sie damit nicht<br />

identisch, denn sie bildet den Ökoton zur südlich<br />

angrenzenden Meridionalen Zone, ist also<br />

ein Lorbeer-Sommerwald. Die Sommerwärme<br />

ist mit Julimitteln bis über 28 °C sehr hoch (erst<br />

in Gebirgslagen über 1000 m sinkt die Temperatur<br />

gegen T2), und auch <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag liegt<br />

oft weit über 1000 mm. Der Monsuneinfluß<br />

bewirkt zwar große Unterschiede zwischen Sommer<br />

und Winter (Nie<strong>der</strong>schlag im Juli etwa 180-<br />

300 mm, im Januar nur 20-60), doch bedeutet<br />

das noch keine Wintertrockenheit.<br />

Der chinesische Lorbeer-Sommerwald ist die<br />

bei weitem artenreichste Waldformation <strong>der</strong><br />

Nemoralen Zone. Allein die Zahl <strong>der</strong> Laubholz-<br />

Gattungen, die an <strong>der</strong> Bildung des oberen<br />

Kronendaches beteiligt sind, beträgt über 50 (darunter<br />

ca. 15 Immergrüne). Hinzu kommen 14<br />

Koniferen-Gattungen, von denen 5 endemisch<br />

sind (Cunninghamia, Metasequoia, Pseudotaxus,<br />

Pseudolarix, Taiwanid)\ auch die wenigen Reliktvorkommen<br />

von Ginkgo biloba liegen hier. Schätzungen<br />

<strong>der</strong> Artenzahlen gibt es nur für kleinere<br />

Teilgebiete. So werden für die etwa 100000 km^<br />

große Provinz Chekiang 650 Gehölzarten angegeben,<br />

für das darin gelegene Gebirge Tienmushan<br />

(bis 1500 m hoch) 424, davon 67 Arten<br />

hochwüchsiger Bäume. Beson<strong>der</strong>s hoch ist<br />

die Artenzahl in manchen Gattungen; so soll


Sommergrüner Laubwald 271<br />

allein die Nemorale Stufe Szechuans 67 Acer-,<br />

53 Ilex- und 128 Prunus-hrttn enthalten.<br />

Die floristische Vielfalt ist sicherlich z. T.<br />

durch die Mischung von Elementen zweier Formationen,<br />

sowie durch starke Artneubildung in<br />

dem durch Gebirge vielfach geglie<strong>der</strong>ten Gebiet<br />

bedingt. Hauptursache ist aber wohl das Fehlen<br />

von Formationsverschiebungen im Pleistozän,<br />

wodurch viele nemorale Gattungen erhalten<br />

blieben, die an<strong>der</strong>wärts, selbst im rezent klimatisch<br />

ebenso günstigen Nordam erika, verschwunden<br />

sind. Solche Endemiten <strong>der</strong> ostasiatischen<br />

Sommerwaldregion sind in Tab. 35 aufgeführt;<br />

zusammen mit Tab. 34 (S. 254) gibt sie<br />

einen Überblick über die wichtigsten Gattungen<br />

insgesamt.<br />

Bei <strong>der</strong>art hoher Artenzahl ist nicht zu erwarten,<br />

daß einzelne davon zur Herrschaft gelangen.<br />

So betont W ang (1961) ausdrücklich,<br />

das Fehlen von Dominanz im Kronendach sei<br />

ein Charakteristikum des chinesischen Lorbeer-<br />

Sommerwaldes. Der Einzelbestand kann 30 und<br />

mehr Baumarten enthalten, die jeweils nur in<br />

wenigen Einzelexemplaren auftreten. Selbstverständlich<br />

dürfte es unter beson<strong>der</strong>en Standortsbedingungen<br />

auch Entmischungsbestände geben,<br />

doch ist darüber wenig bekannt. Infolge<br />

sehr dichter Besiedlung ist <strong>der</strong> Wald in großen<br />

Teilen des Gebietes weitgehend zerstört bzw.<br />

durch Sekundärbestände (daneben auch durch<br />

Forsten aus Pinus massoniana u. a. Koniferen)<br />

ersetzt, so daß die Rekonstruktion <strong>der</strong> natürlichen<br />

Glie<strong>der</strong>ung - gerade in Anbetracht <strong>der</strong><br />

hohen Artenzahl - kaum möglich ist. In den<br />

Gebirgen Szechuans zeigt sich als auffallende<br />

Erscheinung eine Zunahme des Anteils von<br />

Tsuga in den Sommerwäl<strong>der</strong>n höherer Lagen<br />

dicht unter <strong>der</strong> Borealen Stufe, was sehr an das<br />

Verhalten von Tsuga canadensis im boreonemoralen<br />

Bereich Nordamerikas erinnert.<br />

Außer in M ittelchina tritt <strong>der</strong> Lorbeer-<br />

Sommerwald jenseits des semihumiden Gebietes<br />

noch in Japan und Korea auf; er bildet hier<br />

aber nur einen schmalen Übergangsstreifen zwischen<br />

Lorbeerwald und eigentlichem Sommerwald<br />

und ist stark verarmt. An ihn schließt sich<br />

in diesen beiden Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> humide reine<br />

Sommerwald an. Er hat zwar randlich noch T l-<br />

Ternperaturen, zum größten Teil entspricht er<br />

aber <strong>der</strong> Variante T2.H1. Dieser Waldtyp besitzt<br />

nicht mehr die extreme Artenfülle Chinas,<br />

m <strong>der</strong> Artenzahl entspricht er etwa seinem Gegenstück<br />

in Nordamerika. In Japan, wo er neben<br />

seiner zonalen Verbreitung im nördlichen<br />

Drittel von Honshu als Höhenstufe im Gebirge<br />

bis auf die südlichste Insel Kyushu reicht, wird<br />

er weithin von Buchen (Fagus crenata, F. sieboldii)<br />

beherrscht. Das hygrische Klima japans weicht<br />

von dem des Festlandes insofern ab, als die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

auch im Winter hoch sind. Der aus<br />

Sibirien kommende kalte Wintermonsun belädt<br />

sich über <strong>der</strong> warmen Japansee mit Feuchtigkeit<br />

und führt vor allem im N W Honshus und<br />

auf Hokkaido zu starken Schneefällen. Die entstehende<br />

hohe Schneedecke bildet eine Schutzschicht,<br />

unter <strong>der</strong> niedrige Immergrüne, namentlich<br />

Bambusgräser {Sasa), überwintern können.<br />

Das starke, oft flächendeckende Auftreten niedriger<br />

Bambusarten ist ein auffallendes Merkmal<br />

<strong>der</strong> japanischen Buchenwäl<strong>der</strong>, das sich auch<br />

noch in die boreonemoralen Wäl<strong>der</strong> und sogar<br />

bis in die Boreale Zone auf S-Sachalin erstreckt.<br />

In Korea finden sich Wäl<strong>der</strong> des T2.H1-Typs<br />

nur in <strong>der</strong> Südhälfte. Sie sind aber <strong>der</strong> winterlichen<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsdepression voll ausgesetzt<br />

und weichen daher von den japanischen ab<br />

{Fagus fehlt weitgehend, und auch <strong>der</strong> Bambus-<br />

Unterwuchs spielt keine so große Rolle).<br />

In Nordkorea und <strong>der</strong> anschließenden östlichen<br />

Mandschurei herrscht die Variante T4.H1<br />

mit strengen Winterfrösten, wobei die Sommerwärme<br />

mit Julimitteln von 22 bis 24 °C noch<br />

fast im Tl-Bereich liegen kann. Der Nie<strong>der</strong>schlag<br />

ist mit 500-700 mm nicht sehr hoch, konzentriert<br />

sich aber auf den Sommer (Juni bis<br />

August etwa 60 % <strong>der</strong> Jahressumme). Zusammen<br />

mit dem überwiegend gebirgigen Terrain<br />

ist <strong>der</strong> feucht-warme Sommer wohl <strong>der</strong> Grund<br />

dafür, daß die Gehölzflora noch erstaunlich<br />

reich ist, wesentlich reicher als in dem weitgehend<br />

ebenen T4.H1-Gebiet Nordamerikas. Neben<br />

den üblichen nemoralen Gattungen {Acer,<br />

Tilia, Ulmus, Fraxinus,Juglans, Quercus) gehören<br />

zu den Dominanten des Waldes auch die beiden<br />

rein ostasiatischen Gattungen Phellodendron<br />

und M aackia. Auch in <strong>der</strong> Strauchflora gibt es<br />

mit Abelia, Syringa und A ralia noch Gattungen,<br />

die man eigentlich in wintermil<strong>der</strong>en Gegenden<br />

erwarten würde. Neben ihrem zonalen Verbreitungsgebiet<br />

tritt diese Variante auch etageal in<br />

den südlicheren Gebirgen des semihumiden<br />

Gebietes auf (z. B. Abb. 178.54), wo sie aber bei<br />

weniger starken Frösten mehr den Charakter von<br />

T2.H1 annehmen kann.<br />

Von Hokkaido bis ins Amurgebiet grenzt die<br />

Sommerwaldregion an die Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Borealen


272 Die Nemorale Zone<br />

Tab. 35: Endemische Gehölzgattungen <strong>der</strong> Sinojapanischen Florenregion (meridionaler und nemoraler Anteil).<br />

Die Anordnung <strong>der</strong> Familien entspricht <strong>der</strong> bei Mabberley 1987.<br />

M = Anzahl meridionaler (immergrüner), N = Anzahl nemoraler Arten<br />

(ohne Schrägstrich: Arten in beiden Zonen verbreitet)<br />

= endemische Familie<br />

L = Lianen<br />

E = fossil in Europa i.w.S., A = fossil in Nordamerika.<br />

Quellen wie bei Tab. 34 (S. 254).<br />

- i S<br />

Familie Gattung Artenzahl<br />

M/N<br />

Vorkommen<br />

Himalaja China Japan<br />

i. w. S.<br />

Fossil<br />

Ginkgoaccae* Ginkgo -/I + EA<br />

Pinaceae Keteleeria 2/- + EA<br />

Pseudolarix - n + EA<br />

Taxodiaceae Cunninghamia 2 + E<br />

Taiwania 1/- + E<br />

Cryptomeria 1 + + E<br />

M etasequoia - n + EA<br />

Glyptostrobus 1/- + EA<br />

Sciadopitys - n + E<br />

Cupressaceae Eokienia 1/- + A<br />

Thujopsis - n + E<br />

Cephalotaxaceae * Amentotaxus 4/- + EA<br />

Cephalotaxus 4 + + + EA<br />

Taxaceae Pseudotaxus 1/- +<br />

C dycm thaceae Chimonanthus 5 +<br />

Sinocalycanthus - n +<br />

Chloranthaceae Sarcandra 1/- + +<br />

Berberidaceae N an din a 1/- + + +<br />

Sargentodoxaceae * Sargentodoxa L -/I + E<br />

Lardizabalaceae Decaisnea -/2 + + E<br />

H olboellia L 5/- + +<br />

Stauntonia L >5/- + + +<br />

A kehia L -/2 + + E<br />

Sinofranchetia L ~n +<br />

Menispermaceae Sinomenium L - n + + E<br />

Tetracentraceae* Tetracentron - n + A<br />

Trochodendraceae * Trochodendron y - + + EA<br />

Cercidiphyllaceae * Cercidiphyllum -/2 + + EA<br />

Euptekaceae* Euptelea -/2 + + + EA<br />

H am am elidaceae Disanthus -/I + + E<br />

Loropetalum 1/- + + +<br />

Sinowilsonia -/I + A<br />

Fortunearia -/I + E<br />

Corylopsis -/7 + + + EA<br />

Sycopsis 3/- + + + E<br />

Eucommiaceae'^ Eucommia -/I + . EA<br />

Ulmacae Hemiptelea -/I + E<br />

Pteroceltis -/I + E<br />

Rhoipteleaceae* Rhoiptelea -/I + E<br />

Juglandaceae Platycarya -/I + E A<br />

ßetulaceae Ostryopsis -/2 +<br />

Theaceae Schima 1/- + + E<br />

Actinidiaceae A ctinidia L -/>20 + + + EA<br />

C km atockthra L -/>10 +<br />

Flacourtiaceae Idesia -/I + + A<br />

Poliothyrsis -/I + E<br />

Stachyuraceae* Stachyurus -/5 + + + E<br />

Ericaceae Enkianthus -/lO + + +


Sommergrüner Laubwald 273<br />

Forts. Tab. 35: Endemische Gehölzgatttmgen <strong>der</strong> Sinojapanischen Florenregion (meridionaler und nemoraler Anteil).<br />

Familie<br />

Styriuaceae<br />

Hydrangeaceae<br />

Rosaceae<br />

Leguminosae<br />

Nyssaceae<br />

Comaceae<br />

Celastraceae<br />

Icacinaceae<br />

Rhamnaceae<br />

StaphyUaceae<br />

Bntschnei<strong>der</strong>aceae *<br />

Sapindaceae<br />

Acmiceae<br />

Rutaceae<br />

Araliaceae<br />

Oleaceae<br />

Scrophulariaceae<br />

Rubiaceae<br />

^^pnfoliaceae<br />

Gattung<br />

Artenzahl<br />

M/N<br />

Vorkommen<br />

Himalaja China<br />

i. w. S.<br />

Japan<br />

Fossil<br />

Alniphyllum -/8 +<br />

Sinojackia -/2 + E<br />

Reh<strong>der</strong>odendron -/9 + EA<br />

Huodendron -/6 +<br />

Pterostyrax -/4 + E<br />

Melliodendron -/3 +<br />

Pikostegia L 3/- + +<br />

Schizophragma L -/4 + + + E<br />

Platycrater L -/I +<br />

Sorbaria -/7 + + + E<br />

Stephanandra -/4 + + E<br />

Neillia -/ ll + +<br />

Pentactina - n +<br />

Exochorda -/4 +<br />

Maddenia -/4 + +<br />

Prinsepia -/3 + + E<br />

Kenia -/I + +<br />

Rhodotypos -/I + +<br />

Docynia 5/- + +<br />

Chaenomeles -/3 + +<br />

Eriobotrya >10/- + + +<br />

Photinia >20/>5 + + +<br />

Rhaphiolepis >10/- + + +<br />

Maackia -/>5 + +<br />

Euchresta 4/- + +<br />

Davidia -/I +<br />

Camptotheca -/I +<br />

Aucuba 3/- + + +<br />

Helwingia -/3 + + +<br />

I oricellia 3/- + +<br />

Tripterygium L -/2 + + +<br />

Hosiea L -/2 + + EA<br />

Rhamnella -/>5 + + +<br />

Berchemiella -/2 -f- +<br />

Hovenia -/2 + + E<br />

Euscaphis -/I + + E<br />

Turpinia 1/- + EA<br />

Bretschnei<strong>der</strong>a -/I +<br />

Koelreuteria -/3 + EA<br />

Xanthoceras -/I +<br />

Delavaya 1/- +<br />

Dipteronia -/2 + A<br />

Skimmia 6/- + + +<br />

Poncirus -/I +<br />

Phellodendron -/lO + + E<br />

Orixa -/I +<br />

Fatsia 1/- + E<br />

Evodiopanax -/2 + +<br />

Eleutherococcus -/>25 + + + E<br />

Abdiophyllum -/I +<br />

Paulownia -/6 + + E<br />

Damnacanthus 6/- + +<br />

Emmenopterys -/2 +<br />

Lepto<strong>der</strong>mis >20 + + +<br />

Weigela -/lO + + E<br />

Leycesteria 6 + +<br />

Kolkwitzia -/I +<br />

Dipelta -/4 + E


274 Die Nemorale Zone<br />

If'i<br />

Zone. Die Variante T5.H 1, <strong>der</strong> Taiga-Sommerwald,<br />

ist auf Hokkaido in typischer Form als<br />

Mosaik ausgebildet, mit Laubwald aus Acer,<br />

Tilia, Fraxinus, Ulmus, Quercus u. a. auf den<br />

edaphisch besseren und Nadelwald {Picea, Abies)<br />

auf den ungünstigen Standorten. Ähnlich sieht<br />

es auch noch im Ostteil des russischen Fernen<br />

Ostens (Sichota-Alin-Gebirge) aus. Charakteristische<br />

Konifere mit boreonemoraler Verbreitung<br />

ist Pinus koraiensis, die taxonomisch zur<br />

Sektion Cemhra gehört, ökologisch aber <strong>der</strong> Sektion<br />

Strobus nahesteht (weitere Arten mit<br />

boreonemoralem Schwerpunkt aus den Gattungen<br />

Abies und Tsuga treten in <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Stufe <strong>der</strong> südlicheren Gebirge auf). Weiter<br />

westlich, im mittleren Amurtal und Kleinen<br />

Chingan, werden die heutigen Wäl<strong>der</strong> zunehmend<br />

von Birken {Betula costata, B. platyphylla)<br />

beherrscht, was z. T. mit <strong>der</strong> stärkeren Winterdürre<br />

(Klimatyp T 5.H 1/2) Zusammenhängen<br />

mag; vermutet wird jedoch auch, daß Teile dieser<br />

Birkenwäl<strong>der</strong> nur Pionierstadien anstelle<br />

abgeholzter Nadelwäl<strong>der</strong> seien.<br />

Das geographische Zentrum <strong>der</strong> Sinojapanischen<br />

Region in Nordchina beherbergt als potentielle<br />

K lim axform ation sem ih u m id en<br />

Sommerwald <strong>der</strong> Variante T1.H 2. Das Klima<br />

kann als extrem bezeichnet werden. Die Julimittel<br />

liegen bei 26-28 °C, was auch den Wert<br />

<strong>der</strong> hohen Sommernie<strong>der</strong>schläge (bis 75 % <strong>der</strong><br />

500-700 mm fallen im Juni bis August) min<strong>der</strong>t;<br />

das Winterhalbjahr (Oktober bis März) ist mit<br />

nur etwa 10% <strong>der</strong> Jahresmenge extrem trocken.<br />

Die natürliche Vegetation ist im Ostteil, in den<br />

seit Jahrtausenden dicht besiedelten großen chinesischen<br />

Ebenen, vollständig zerstört. Nur in<br />

den umgebenden Gebirgen sind nennenswerte<br />

Waldreste erhalten geblieben (auch dort finden<br />

sich aber großflächig nur Degradationsstadien,<br />

meist in Form ± dichter, off dorniger Gebüsche).<br />

Dominierende Gattung ist Quercus, von <strong>der</strong> etwa<br />

7 Arten im Kronendach herrschen können; die<br />

beiden wichtigsten sind Q. liaotungensis in den<br />

feuchteren und mongólica in den trockensten<br />

(H4) Teilen. Als häufige Beimischungen sind<br />

Vertreter <strong>der</strong> Gattungen Ulmus, Celtis und Pistacia<br />

sowie Ailanthus altissima als Pionierart zu nennen.<br />

Die übrigen „normalen“ Elemente des<br />

Sommerwaldes finden sich eher lokal an<br />

edaphisch o<strong>der</strong> mesoklimatisch feuchteren<br />

Standorten. An felsigen Gebirgshängen können<br />

die trockenresistenten Koniferen Pinus tabulaeformis<br />

und Thuja {Platycladus) orientalis auftreten.<br />

Höhere Gebirgslagen beherbergen off eine humide<br />

Stufe, in <strong>der</strong> je nach den Temperaturen<br />

alle Übergänge von <strong>der</strong> Variante T4.H1 über<br />

T 2.H 1 bis T 1 /3 .H 1 sowie auch etageale<br />

Auslieger <strong>der</strong> Borealen Zone zu finden sind.<br />

Ähnlich wie im amerikanischen Raum gibt<br />

es auch in Südostasien disjunkte etageale Vorkommen<br />

nemoraler Sippen in tropischer Umgebung,<br />

die aber dort keine eigene Stufe bilden,<br />

son<strong>der</strong>n sich <strong>der</strong> Lorbeerwaldstufe einglie<strong>der</strong>n.<br />

Bekannteste Beispiele sind Taiwan (S. 119) sowie<br />

<strong>der</strong> O-Himalaja, letzterer mitJuglans, Ulmus,<br />

Acer, Aesculus, Ainus, Betula u. a.<br />

10 Nemoraler Nadelwald<br />

In forstlichen Kreisen wegen <strong>der</strong> immensen<br />

Wüchsigkeit als einer <strong>der</strong> wertvollsten Waldtypen<br />

überhaupt bekannt, ja berühmt, wurde<br />

diese Formation von botanischer Seite nur selten<br />

als eigenständig anerkannt; sofern sie überhaupt<br />

wahrgenommen wurde, schlug man sie<br />

meist dem Borealen Nadelwald zu. In Wirklichkeit<br />

sind die beiden von Koniferen beherrschten<br />

Klimaxformationen aber sowohl bezüglich<br />

<strong>der</strong> klimatischen Gmndlagen als auch <strong>der</strong> floristischen<br />

Zusammensetzung und <strong>der</strong> Bestandesstruktur<br />

deutlich verschieden.<br />

Wie die Betrachtung <strong>der</strong> Gesamtverbreitung<br />

<strong>der</strong> rezenten Koniferengattungen auf <strong>der</strong> Erde<br />

zeigt (Äbb. 133), finden sich diese überwiegend<br />

in <strong>der</strong> Nemoralen, Meridionalen und Australen<br />

Zone; die Boreale Zone hingegen, in <strong>der</strong> sie die<br />

thermische Klimax bilden, wird nur von wenigen<br />

Gattungen erreicht. Hierin zeigt sich deutlich<br />

<strong>der</strong> reliktäre Charakter <strong>der</strong> ganzen Gmppe:<br />

weit davon entfernt, ihr ökologisches Optimum<br />

zu beherrschen, sind die Koniferen durch die<br />

Konkurrenz <strong>der</strong> Angiospermen (vgl. Abb. 58,<br />

S. 139) an die ökologischen Rän<strong>der</strong> des Waldes<br />

abgedrängt worden: an den thermischen Rand<br />

in <strong>der</strong> Borealen Zone, an hygfisch o<strong>der</strong> edaphisch<br />

marginale Standorte in den thermisch<br />

günstigeren Bereichen. In letzteren sind sie allein<br />

im sommertrocken-semihumiden Teil <strong>der</strong><br />

nemoralen Zone so konkurrenzstark, daß sie nicht<br />

nur die klimatische Klimax aufbauen, son<strong>der</strong>n<br />

auch Wüchsleistungen zeigen können, die in den<br />

meisten an<strong>der</strong>en Waldtypen kaum erreicht werden.<br />

Man könnte diese Nemoralen Nadelwäl<strong>der</strong><br />

als letzte Reste <strong>der</strong> im Mesozoikum weltweit herrschenden<br />

Waldvegetation ansehen.


Nemoraler Nadelwald 275<br />

Abb. 133: Verbreitung<br />

<strong>der</strong> rezenten Koniferen-<br />

Gattungen über Vegetationszonen<br />

und Erdteile.<br />

Quellen wie bei Tab. 34<br />

(S. 254).<br />

F a m ilie<br />

G a ttu n g<br />

P in a c e a e<br />

A b ie s<br />

K e te le e ria<br />

P s e u d o ts u g a<br />

P ice a<br />

Tsuga<br />

C e drus<br />

P se u d o la rix<br />

L arix<br />

P in u s<br />

V e g e ta tio n s z o n e n<br />

A u stral T ro p isch M e rid io n a l N e m o ra l B o real<br />

E rd te ile *<br />

W M<br />

O<br />

A ra u c a ria c e a e<br />

A g a th is<br />

A ra u c a ria<br />

W o lle m ia<br />

T a x o d ia c e a e s.l.<br />

A th ro ta x is<br />

C u n n in g h a m ia<br />

T a lw a nia<br />

C ry p to m e ria<br />

S e q u o ia d e n d ro n<br />

S e q u o ia<br />

M e ta s e q u o ia<br />

G ly p to s tro b u s<br />

T a xod iu m<br />

S c ia d o p ity s<br />

C u p re s s a c e a e<br />

N e o c a llitro p s is<br />

C a llitris<br />

A c tin o s tro b u s<br />

W id d rin g to n ia<br />

T e tra clin is<br />

P la ty c la d u s<br />

M ic ro b io ta<br />

Thuja<br />

P ilg e ro d e n d ro n<br />

A u s tro c e d ru s<br />

L ib o c e d ru s<br />

P a p u a c e d ru s<br />

C a lo c e d ru s<br />

F o k ie n ia<br />

F itzro ya<br />

D isetm a<br />

T h u jo p sis<br />

C h a m a e c y p a ris<br />

C u p re s s u s<br />

Ju n ip e ru s<br />

P o d o c a ro a c e a e s.l.<br />

S a x e g o th a e a<br />

P o d o c a rp u s s.l.<br />

A c m o p y le<br />

D a c ry d iu m s.l.<br />

M ic ro c a c h ry s<br />

M ic ro s tro b u s<br />

C e p h a lo ta x a c e a e<br />

C e p h a lo ta x u s<br />

A m e n to ta x u s<br />

T a xaceae<br />

P s e u d o ta x u s<br />

A u s tro ta x u s<br />

Taxus<br />

Torre ya<br />

-----------= 1 -3 Arten — =4-10 Arten = > 10 Arten ****» » » i n * = in höheren Stufen<br />

plurizonaler Gebirge<br />

•Erdteile: W = Neue Welt; M = Europa i.w.S., Afrika; 0 = 0-, SO-Asien, Australien, Ozeanien.<br />

Klimabedingungen (Abb. 134)<br />

Die thermischen Verhältnisse liegen voll im<br />

nemoralen Rahmen. Im typischsten Falle beträgt<br />

die Zahl <strong>der</strong> Monate über +10 °C 6 bis 7, die<br />

Fröste variieren zwischen -1 0 und -3 0 °C ;<br />

randliche Ausbildungen spezieller Natur können<br />

allerdings etwas über die thermischen Grenzen<br />

bei<strong>der</strong> Nachbarzonen hinaus verbreitet sein<br />

(S. 281). Von den unterschiedenen Klimatypen


Tib<br />

Die Nemorale Zone<br />

sind T2 und T3 am häufigsten; TI und T4 werden<br />

nur selten erreicht, und zwar in den trokkensten<br />

Teilen in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze.<br />

Während die Temperaturen vor allem die floristische<br />

Zusammensetzung beeinflussen, sind<br />

für die Bestandesstruktur die hygrischen Bedingungen<br />

entscheidend, d. h. Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

und Länge <strong>der</strong> sommerlichen Dürrezeit. Danach<br />

lassen sich 3 hygrische Klimatypen unterscheiden:<br />

H l:<br />

H2:<br />

H3:<br />

Nie<strong>der</strong>schlag hoch, 1000-2000 mm und<br />

mehr (zuweilen bis 6000 mm), Dürrezeit<br />

kurz (1-3 Monate) und nie ganz ohne Regen<br />

(in beson<strong>der</strong>en Fällen nur als eine<br />

sommerliche Nie<strong>der</strong>schlagsdepression erscheinend,<br />

vgl. Abb. 134.8).<br />

Nie<strong>der</strong>schlag mäßig, 600-800 mm, Dürrezeit<br />

oft länger, die trockensten Monate<br />

manchmal völlig regenlos.<br />

Nie<strong>der</strong>schlag gering, nur 300-500 mm, mit<br />

sehr langer Dürrezeit (bis 6 Monate). Marginaler<br />

Typ nahe <strong>der</strong> Waldgrenze.<br />

Sippenbestand<br />

Die Hauptbaumarten gehören zu den nemoralen<br />

Koniferengattungen Tsuga, Pseudotsuga,<br />

Abies, Cedrus, Thuja sowie den ebenfalls nemoralen<br />

Sippen Pinus sect. Strobus und Picea sect.<br />

Omorika. Als Gattungen mit geringerer Verbreitung<br />

o<strong>der</strong> min<strong>der</strong>em Bestockungsanteil kommen<br />

Chamaecyparis, Calocedrus, Sequoia, Sequoiadendron,<br />

Taxus und Torr^;« hinzu (Abb. 135, vgl.<br />

auch 125.4, S. 256). Vertreter <strong>der</strong> weit verbreiteten<br />

„normalen“ Kiefern {Pinus subg. Diploxylon)<br />

finden sich vorwiegend an edaphischen Extremstandorten<br />

als Pioniere sowie im trockenen H3-<br />

Bereich.<br />

Als Teil <strong>der</strong> Nemoralen Zone erweist sich<br />

diese Formation auch durch die Beteiligung<br />

nemoraler Sommergrüner. Wie angedeutet, sind<br />

die Konkurrenzverhältnisse gegenüber dem humiden<br />

Sommerwald hier umgekehrt: die Koniferen<br />

besetzen den Normalbereich des edaphischen<br />

Mosaiks, die Laubhölzer wachsen unter<br />

Son<strong>der</strong>bedingungen. Neben sommergrünen<br />

Bäumen wie Acer, Fraxinus, Quercus und Ainus<br />

o ©<br />

0 L Y M P IA (2 1 m ) 10,5°<br />

M 6 4 - 6 7 ]W a s h .<br />

IF R A N E (1635 m ) 10,0° 1101<br />

hlW-25)<br />

0<br />

YOStMITE N .P A R K (1 2 1 6 m )1 1 ,l°<br />

©<br />

C H O R ES (1 9 3 0 m )<br />

.in<br />

9,1*76«<br />

pp»"<br />

-22’ol<br />

' T2.H1 (10.1) T2.H1 (10.2.a) T2.H 2 (10.1) T2.H 2 (10.2.a)<br />

I<br />

©<br />

© © ©<br />

Ü C LU ELET 9,1“ 2688<br />

D R 0 5 H ( 1 4 3 3 m ) 1 6 ,7 *45 9<br />

T1/4.H 3<br />

T2/3.H1<br />

Abb. 134: Klima in Bereich des Nemoralen Nadelwaldes.<br />

Län<strong>der</strong>: 1 Washington State (W-Teil), 2 Marokko (Moyen Atlas), 3 Kalifornien (Sierra Nevada), 4 Libanon,<br />

5 Kaschmir, 6 Pakistan (Himalaja/Hindukusch), 7 Washington State (O-Teil), 8 Washington State (unmittelbar<br />

an <strong>der</strong> Küste).


Nemoraler Nadelwald 277<br />

Abb. 135: Koniferen-Gattungen mit vorwiegend nemoraler Verbreitung.<br />

1 Pseudotsuga menziesii (W-Nordamerika); 2 Tsuga sieboldii 0apan); 3 Cedrus deodara (Himalaja); 4 Metasequoia<br />

glyptostroboides (M-China; bis 1945 nur als Fossil bekannt); 5 Sequoiadendron giganteum (Kalifornien); 6 Thuja<br />

plicata (W-Nordamerika); 7 Chamaecyparispisifera 0apan); 8 Taxus baccata (Europa). - Quellen: 1 Hegi 1909f ;<br />

2, 3 Farjon 1990; 4 D.A. 1971f.; 5, 7, 8 R rüssmann 1960; 6 Hitchcock etc. 1955E


278 Die Nemorale Zone<br />

I<br />

'<br />

IfW:<br />

nr '<br />

n<br />

treten auch viele typisch nemorale Strauchgattungen<br />

auf. Auch eine Reihe nemoraler<br />

Waldbodenpflanzen sind vorhanden. Insgesamt<br />

ist die Sippengarnitur des Sommerwaldes aber<br />

verständlicherweise verdünnt.<br />

Bestandesstruktur<br />

Die Optimalvariante T2.H1 ist einer <strong>der</strong> bestwüchsigen<br />

Waldtypen <strong>der</strong> Erde. Baumhöhen<br />

von 40-60 m und mehr sind das Normale. Meist<br />

wird die Baumschicht aus mehreren Arten gebildet,<br />

doch gibt es auch Entmischungsbestände<br />

sowohl edaphischen als auch klimatischen Charakters.<br />

Eine vertikale Glie<strong>der</strong>ung in eine obere<br />

und untere Baumschicht kommt nur in einigen<br />

Typen vor. Eine Strauchschicht ist gewöhnlich<br />

vorhanden, sie ist meist sommergrün, kann aber<br />

auch Immergrüne enthalten. In <strong>der</strong> Krautschicht<br />

sind, vor allem auf ärmeren Böden, Immergrüne<br />

(namentlich Zwergsträucher) häufig; die typisch<br />

nemoralen Geophyten sind meist auf die<br />

edaphisch besten Standorte beschränkt. Daß<br />

trotz <strong>der</strong> permanenten Beschattung durch die<br />

immergrünen Bäume noch relativ viel Unterwuchs<br />

vorhanden ist, wird wahrscheinlich dadurch<br />

ermöglicht, daß infolge <strong>der</strong> hohen Winternie<strong>der</strong>schläge<br />

auch im Sommer am Waldboden<br />

kaum Wasserstreß auftritt und daß an<strong>der</strong>erseits<br />

die starke Sonneneinstrahlung während<br />

<strong>der</strong> sommerlichen Trockenzeit noch genügend<br />

Licht auf den Boden gelangen läßt.<br />

Jahreszeitliche Aspekte sind in <strong>der</strong> Baumschicht<br />

kaum zu erkennen, sie werden nur durch<br />

die tropophytischen Elemente des Unterwuchses<br />

geliefert. Die Verjüngungsdynamik des Waldes<br />

wird unter natürlichen Umständen vornehmlich<br />

durch Brände gesteuert, die während <strong>der</strong> sommerlichen<br />

Trockenzeit im Zusammenhang mit<br />

Gewittern leicht ausbrechen können, vor allem<br />

in den edaphisch trockneren Teilen des Vegetationsmosaiks.<br />

Hat ein solcher Brand erst einmal<br />

das Kronendach des Waldes erfaßt, so kann er<br />

sich infolge des Harzreichtums <strong>der</strong> benadelten<br />

Zweige schnell über größere Flächen ausbreiten.<br />

Näheres zum Ablauf <strong>der</strong> Verjüngungs-Sukzession<br />

sowie über das edaphische Mosaik bei<br />

<strong>der</strong> Besprechung <strong>der</strong> Region 10.1.<br />

zeichnen wollen, ist die Variante H2, <strong>der</strong> Halbfeucht-Koniferenwald,<br />

von geringerer Wüchsigkeit,<br />

doch werden auch hier 30 m Höhe oft überschritten.<br />

Da die weniger günstigen hygrischen<br />

Bedingungen den Einfluß edaphischer Trockenheit<br />

verstärken, ist die Standortsdiversität erhöht,<br />

was auch zu größerer floristischer Vielfalt fuhren<br />

kann. Der Trocken-Koniferenwald (H3),<br />

<strong>der</strong> gewöhnlich von Kiefern beherrscht wird,<br />

zeigt hier kaum eine Verringerung <strong>der</strong> Wuchshöhe,<br />

son<strong>der</strong>n stattdessen eine Auflichtung des<br />

Bestandes, so daß <strong>der</strong> Deckungsgrad <strong>der</strong> bis<br />

30 m hohen Baumschicht oft nur wenig mehr<br />

als 50 % beträgt und die Unterschichten ± von<br />

Lichtpflanzen beherrscht werden.<br />

Von den thermischen Varianten ist vor allein<br />

T 2/3 zu nennen, in <strong>der</strong> eine Beimischung immergrüner<br />

Laubbäume möglich ist. Die Variante<br />

T5 zeigt wenig Abweichung, nur in <strong>der</strong><br />

boreonemoralen Gebirgsstufe gibt es eigenständige<br />

Arten, die hier ihren Schwerpunkt haben.<br />

Von den beiden Regionen (Abb. 136) hat nur<br />

die W est-Nordamerikanische Region (10.1)<br />

ein echtes zonales Areal, hingegen ist die Mediterrane<br />

Region (10.2) auf etageale Vorkommen<br />

in isolierten Gebirgen beschränkt.<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Obwohl Gebirgsland, ist die mediterrane Region<br />

seit langem stark vom Menschen beeinflußt,<br />

da sie in bzw. am Rande von dicht besiedelten<br />

Län<strong>der</strong>n liegt. Im Mittelmeergebiet hatte neben<br />

<strong>der</strong> landwirtschaftlichen Nutzung (vor allem<br />

durch Weide) die Holznutzung schon früh große<br />

Bedeutung; die bereits in <strong>der</strong> Bibel erwähnten<br />

Ze<strong>der</strong>nwäl<strong>der</strong> des Libanon sind seither bis<br />

auf wenige Einzelbäume vernichtet. Die größten<br />

noch einigermaßen geschlossenen Bestände<br />

finden sich heute im Taurus, wo man inzwischen<br />

auch eine nachhaltige Forstwirtschaft zu<br />

betreiben versucht. Im Himalaja ist <strong>der</strong> Bereich<br />

des Nemoralen Nadelwaldes Siedlungsgebiet<br />

von Bergbauern, die darin ähnlich wie in den<br />

Alpen Rodungen für Ackerbau und Wiesen anlegten<br />

und den verbleibenden Wald durch<br />

Beweidung usw. nutzten, ohne ihn aber in großem<br />

Ausmaße zu zerstören. Erst das starke Bevölkerungswachstum<br />

<strong>der</strong> letzten Jahrzehnte sowie<br />

<strong>der</strong> zunehmende Einfluß auswärtiger, auf<br />

Exploitation bedachter Holzwirtschaftsbetriebe<br />

haben vielerorts zu großflächiger Waldzerstörung<br />

geführt.


Nemoraler Nadelwald 279<br />

Abb. 136: Verbreitung des Nemoralen Nadelwaldes.<br />

ln West-Nordamerika, das erst im vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

stärker von Europäern besiedelt wurde,<br />

ist <strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> Waldfläche bis heute<br />

erhalten geblieben. Noch immer gibt es, so im<br />

feuchten Küstenbereich des Staates Washington,<br />

Bestände, die fast im Urwaldzustand sind<br />

und jetzt erstmalig <strong>der</strong> forstlichen Nutzung zugeführt<br />

werden. Dabei wird mit einer den Mitteleuropäer<br />

schockierenden Brutalität vorgegangen.<br />

Trotzdem ist aber für die meisten dieser<br />

Wäl<strong>der</strong> eine nachhaltige Bewirtschaftung vorgesehen.<br />

Die Verjüngung wird gewöhnlich dadurch<br />

erreicht, daß man Kahlschläge von begrenzter<br />

Größe (15-30 ha) anlegt, die von dem<br />

umgebenden Wald rasch wie<strong>der</strong> besamt werden<br />

können („Patchwork Clearcutting“); größere<br />

Kahlschläge und Brandflächen werden auch<br />

künstlich von Hubschraubern aus besät.<br />

10.1 West-Nordamerikanische Region<br />

ln Amerika als „Pacific Northwest Forest Region“<br />

bekannt, bedeckt <strong>der</strong> nördliche, zonale Teil<br />

dieser Region das südliche British Columbia, die<br />

Staaten Washington und Oregon und das Land<br />

östlich davon bis zur Hauptkette <strong>der</strong> Rocky<br />

Mountains, abgesehen von <strong>der</strong> Borealen Stufe<br />

<strong>der</strong> Hochgebirge und den semiariden/ariden<br />

Beckenlandschaften (Abb. 129.B, S. 262). Nach<br />

S wird sie selbst zur Gebirgsstufe, mit ziemlich<br />

großer Ausdehnung in Kalifornien und Colorado<br />

und kleineren disjunkten Ausliegern in Arizona<br />

und New Mexico sowie auf einigen höheren<br />

Bergen Mexikos.<br />

Alle drei hygrischen Varianten sind vorhanden.<br />

Das Maximum <strong>der</strong> Vitalität findet sich in<br />

den Feucht-Koniferenwäl<strong>der</strong>n (H l), <strong>der</strong>en normale,<br />

charakteristische Ausbildung als „Tsuga<br />

heterophylla Z o n e“ die Staaten Oregon und Washington<br />

westlich des Kaskadengebirges bededct.<br />

Hauptbaumarten sind Tsuga heterophylla, Thuja<br />

plicata, Pseudotsuga menziesii und Abies grandis<br />

(örtlich auch A . procerd)\ in Oregon tritt noch<br />

Chamaecyparis law soniana hinzu. Zur Wuchshöhe<br />

und Lebensdauer <strong>der</strong> Bäume vgl. Tab. 36,<br />

zum edaphischen Mosaik Abb. 137. Von den<br />

beigemischten Laubbäumen siedeln Acermacrophyllum<br />

vor allem in Schluchten und an feuchten<br />

Steilhängen, Quercus garryana auf trockenen<br />

Lößböden; beide Arten bilden zusammen mit<br />

Fraxinus oregona Auenwäl<strong>der</strong> an größeren Flüssen.<br />

Die Auenwäl<strong>der</strong> schnellfließen<strong>der</strong> Gebirgsflüsse<br />

bestehen aus Ainus rubra. Diese Art ist<br />

aber zugleich auch Pionierbaum. Nach Waldvernichtung<br />

durch Brand (bzw. Kahlschlag)<br />

kann sie einen raschwüchsigen, kurzlebigen<br />

Vorwald bilden. Als zweites Sukzessionsstadium<br />

kommt gewöhnlich Pseudotsuga menziesii auf.<br />

Diese Art ähnelt in ihrem syndynamischen Verhalten<br />

den Eichen <strong>der</strong> humiden Sommerwaldgebiete.<br />

Sie ist eine langlebige Pionierbaumart,<br />

die auf den ärmeren Böden die Schlußgesellschaft<br />

bildet; auf den reicheren wird sie zwar<br />

von den an<strong>der</strong>en Arten unterwachsen und kann<br />

sich nicht mehr verjüngen, bleibt aber wegen<br />

ihrer Langlebigkeit erhalten, zumal sie wesentlich<br />

älter wird und auch größere Dimensionen<br />

erreicht als die wichtigste Klimaxart Tsuga heterophylla<br />

(Abb. 138). Die permanente Verjüngung<br />

in ungestörten Beständen wird oft durch<br />

die dicke Nadelstreu behin<strong>der</strong>t; Jungpflanzen<br />

kommen am besten auf moosüberzogenen liegenden<br />

Stämmen umgestürzter Bäume auf (tote


w<br />

280 Die Nemorale Zone<br />

Tab. 36; Alter, Größe und Schattenfestigkeit (Sch) <strong>der</strong> wichtigsten Koniferenarten des west-nordamerikanischen<br />

Nemoralen Nadelwaldes.<br />

Für Höhe und Durchmesser sind die auf edaphisch günstigen Standorten im Normalfalle erreichten Maße<br />

angegeben (keine Maximalwerte).<br />

Vorkommen: F = Feucht-, H = Halbfeucht-, T = Trocken-Koniferenwald.<br />

Schattenfestigkeit; S = Schattholz, H = Halbschattholz, L = Lichtholz.<br />

*■= Auch in <strong>der</strong> Borealen Stufe von Bedeutung.<br />

Nach Franklin etc. 1969 und Fowells 1965.<br />

Í:<br />

It<br />

Vorkommen<br />

(W aldtyp)<br />

Art Sch Alter<br />

Jahre<br />

Höhe<br />

m<br />

Durchmesser<br />

cm<br />

F Tsuga heterophylla S 400 50-65 90-120<br />

F Thuja plicata S 1000 60 150-300<br />

F A bies granáis S 300 40-60 75-125<br />

F Picea sitchensis S 800 70-75 180-230<br />

F Chamaecyparis law soniana S 500 60 120-180<br />

F Sequoia sempervirens S 1000 75-100 150-380<br />

F A bies procera H 400 45-70 100-150<br />

F H Pinus m onticola“" H 400 60 HO<br />

F H Pseudotsuga menziesii L 750 70-80 150-220<br />

F H T Pinus contorta* L 250 25-35 50<br />

H A bies concolor S 300 40-55 100-150<br />

H Calocedrus decurrens H 500 45 90-120<br />

H Pinus lam bertiana H 400 45-55 100-125<br />

H Sequoiadendron giganteum L 3000 70-80 400-600<br />

H T Pinus pon<strong>der</strong>osa L 600 30-50 75-125<br />

;.T<br />

Stämme von Thuja können wegen ihrer antiseptischen<br />

InhaltsstofFe viele Jahrzehnte unzersetzt<br />

bleiben).<br />

Auffällige Vertreter <strong>der</strong> Strauchschicht sind,<br />

neben mehreren hochwüchsigen Vacdmum- und<br />

Ruhus-hritn, <strong>der</strong> den japanischen Fächerahornen<br />

nahestehende Acer circinatum und die urtümliche<br />

Prunoidee Osmaronia cerasiformis\ charakteristisch<br />

für die edaphisch ärmeren bzw.<br />

mittleren Lagen sind die immergrünen, großblättrigen<br />

Kleinsträucher Gaultheria shallon bzw.<br />

M ahonia nervosa. In sehr feuchten Lagen kann<br />

<strong>der</strong> Farn Polystichum munitum in <strong>der</strong> Krautschicht<br />

große Bestände bilden.<br />

Neben seinem Hauptareal, in dem die Temperatur<br />

meist im Grenzbereich von T2 zu T 2/3<br />

liegt, hat <strong>der</strong> Waldtyp <strong>der</strong> Tsuga-heterophylla-<br />

Zone noch einen disjunkten Arealteil am Westfuß<br />

<strong>der</strong> Rocky Mountains, namentlich in den<br />

Tälern <strong>der</strong> Quellflüsse des Columbia-Nebenflusses<br />

Kootenai. Die Bedingungen sind hier etwas<br />

ungünstiger (Nie<strong>der</strong>schlagsmenge und Temperaturminima<br />

im unteren Grenzbereich); die Bestände<br />

werden nicht ganz so hoch, sind aber<br />

sonst sehr ähnlich.<br />

Ein Son<strong>der</strong>typ im Rahmen des Feucht-Koniferenwaldes<br />

ist die „Picea sitchensis Zone“. Sie erstreckt sich<br />

im unmittelbaren Küstenbereich von S-Oregon bis S-<br />

Alaska. Die Temperatur entspricbt T2/3, nach N geht<br />

sie in T5 über, und <strong>der</strong> äußerste Nordteil gehört for-<br />

b<br />

b<br />

Qj<br />

CO<br />


Nemoraler Nadelwald 281<br />

Abb. 138: Urwaldbestand<br />

in <strong>der</strong> Tsuga-heterophylla-<br />

Zone am Westfuß des Kaskadengebirges<br />

in Oregon.<br />

Die optimal gewachsenen<br />

Douglasien {Pseudotsuga menziesii)<br />

sind sämtlich etwa 400<br />

Jahre alt, sie sind veimutlich<br />

nach einem Waldbrand aufgekommen.<br />

Tsugahetorophylla<br />

zeigt hingegen verschiedene<br />

Altersstufen von fast 400 bis<br />

unter 100 Jahren; für Thuja<br />

plicata ist <strong>der</strong> Standort sowohl<br />

bezüglich <strong>der</strong> Höhenlage (etwa<br />

800 m) als auch des Bodens<br />

(nur mittlerer Basengehalt)<br />

wenig günstig. In <strong>der</strong><br />

(nicht gezeichneten) StrauchläkhiA<br />

cerdrcinatum, Rhododendron<br />

macropkfUum, Vcwciniumparvifoüum,<br />

in <strong>der</strong> Krautschicht<br />

Oxalis<br />

oregana, Polystichum munitum,<br />

Tutreda unifoüolata, Linnaeaborealis,<br />

Viola sempervirens<br />

u. a. - Aus Kuiper 1988.<br />

20 4 0 SO 6 0 70 8 0 9 0 100<br />

P s e u d o ts u g a m e n z le s li T h u ja p lic a ta<br />

J T s u g a h e t e r o p h y lla f l T a x u s b re v i fo 1ia<br />

mal schon zur Borealen Zone, ohne daß sich am<br />

Waldtyp viel än<strong>der</strong>t. Es handelt sich hier um eine Art<br />

von azonaler Vegetation, <strong>der</strong>en klimatisches Hauptmerkmal<br />

die sehr hohen Nie<strong>der</strong>schläge sind (Abb.<br />

134.8, S. 276), zusammen mit <strong>der</strong> infolge <strong>der</strong> Nähe<br />

des Meeres („die Sitkafichte will das Meer sehen“) ständig<br />

hohen Luftfeuchte. Dominierende Baumart ist die<br />

zur Sektion Omorika gehörende Picea sitchensis zusammen<br />

mit Tsugaheterophylla\ Pseudotsuga und Thuja können<br />

lokal auch noch von Bedeutung sein. Mancherorts,<br />

so am Westrande <strong>der</strong> Olympic Mountains in Washington,<br />

ist <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag mit über 6000 mm so<br />

hoch, daß die Bäume, vor allem im unteren Stockwerk<br />

des Waldes, mit großen Massen epiphytischer<br />

Moose und Selaginellen behängen sind („Pacific<br />

Northwest Rain Forest“).<br />

An ihrem Südrande schließt sich an die Piceasitchensis-Zone<br />

<strong>der</strong> bei weitem auffälligste Teil des<br />

Feucht-Koniferenwaldes an, das „Redwood Belt“.<br />

Ebenfalls im unmittelbaren Küstenbereich gelegen, ist<br />

dieses Gebiet durch die häufigen, von <strong>der</strong> kalten Meeresströmung<br />

verursachten Küstennebel gekennzeichnet,<br />

es reicht nur so weit ins Landesinnere wie diese.<br />

Einsame Dominante des Waldes ist <strong>der</strong> Küsten-Mammutbaum,<br />

die bis über 100 m hoch werdende Sequoia<br />

sempervirens. Sie bildet einen Hallenwald, in dem sich<br />

eine lockere untere Baumschicht von 10-25 m Höhe<br />

einstellen kann, die aus Acer macrophyllum und den<br />

Immergrünen Lithocarpus densiflora und Umbellularia<br />

califom ica besteht. Als Kleinbaum ist <strong>der</strong> sommergrüne<br />

Blumenhartriegel {Comus nuttallii) häufig, <strong>der</strong> zusammen<br />

mit dem immergrünen Rhododendron califom icum<br />

einen Blühaspekt im Frühling bilden kann. Der Nie<strong>der</strong>schlag<br />

kann im Südteil des Gebietes in den H2-<br />

Bereich sinken, doch wird die effektive Humidität<br />

durch die gerade im Sommer oft lange anhaltende<br />

Hochnebeldecke erhöht. Die Temperatur entspricht<br />

T2/3 mit sehr niedrigem Julimittel (um 17 °C) und<br />

sehr schwachen Frösten (kaum unter -8 °C). Nach letzterem<br />

Kriterium wäre das Redwood Belt zur Meridionalen<br />

Zone zu rechnen. Alle Merkmale zusammen<br />

kennzeichnen es aber als ein Mehrfach-Ökoton, in<br />

dem sich unter ganz speziellen ökologischen Bedingungen<br />

Komponenten des Nadelwaldes, des Sommerwaldes<br />

und des Lorbeerwaldes mischen. Nur diese singuläre<br />

Konstellation hat <strong>der</strong> reliktären Taxodiacee<br />

Sequoia das Überleben auf größerer Fläche ermöglicht.<br />

Als letzte Abwandlung des Feucht-Koniferenwaldes<br />

sei noch die „A bies am abilis Zone“ erwähnt. Es handelt<br />

sich um die boreonemorale Übergangsstufe in<br />

mittleren Gebirgslagen (im nördlichen Kaskadengebirge<br />

etwa 800-1300 m; vgl. Abb. 178.40). Zu den<br />

Arten <strong>der</strong> Tsuga-heterophylla-Zone, <strong>der</strong>en Anteil (beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>der</strong> von Thuja) stark abnimmt, tritt als neue<br />

Dominante A bies am abilis hinzu, örtlich auch A .<br />

p rocera und C ham aecyparis n ootkatensis’, aus <strong>der</strong><br />

Borealen Stufe können A bies lasiocarpa und Picea<br />

engelmannii (vgl. S. 309) hemnterreichen.


282 Die Nemorale Zone<br />

Die Halbfeucht-Koniferenwäl<strong>der</strong> (H2) sind viel<br />

weiter verbreitet als die Hl-Variante. Abgesehen<br />

von <strong>der</strong> feuchten Nordwestküste kommen sie<br />

in <strong>der</strong> gesamten Region vor, oft in orographisch<br />

bedingtem kleinflächigem Wechsel mit Trocken-<br />

Koniferenwäl<strong>der</strong>n und Halbwüsten sowie<br />

Borealem Nadelwald <strong>der</strong> Hochlagen. Von den<br />

Dominanten des Feucht-Koniferenwaldes bleiben<br />

nur Pseudotsuga menziesii und Ahies grandis<br />

übrig. Erstere ist durch die ganze Region verbreitet,<br />

während die zweite in den trockneten<br />

Teilen nach SO zu von <strong>der</strong> nahe verwandten,<br />

durch Ubergangsformen (A. lowiand) verbundenen<br />

A . concolor ersetzt wird. Als wichtige Komponente<br />

in edaphisch trockneten Beständen tritt<br />

Pinuspon<strong>der</strong>osa hinzu. Im Nordteil, in Washington,<br />

Idaho und O-Oregon, bestehen die Wäl<strong>der</strong><br />

vorwiegend aus diesen drei Arten (mit A.<br />

grandis). In höheren Lagen, die <strong>der</strong> boreonemoralen<br />

Stufe entsprechen, kann Pinus monticola<br />

(Sekt. Strobus) zusammen mit <strong>der</strong> hier endemischen<br />

L arix occidentalis dominierend werden<br />

(dieser Typ ist namentlich in Idaho verbreitet).<br />

Pionierbaum <strong>der</strong> Verjüngungssukzession nach<br />

den hier beson<strong>der</strong>s häufigen Waldbränden ist<br />

Pinus contorta.<br />

Im S, wo die Region in etageale Lage übergeht,<br />

treten weitere Arten hinzu, so Pinus lambertiana<br />

(Sekt. Strobus) und Calocedrus decurrens.<br />

Am reichsten ist die Gehölzflora in den Klamath<br />

Mountains (Grenzgebiet von Oregon und Kalifornien)<br />

und an den Westhängen <strong>der</strong> Sierra<br />

Nevada. Hier finden sich auch die Reliktendemiten<br />

Picea breweriana (Sekt. Omorika, Klamath<br />

Mountains) und Sequoiadendrongganteum.<br />

Letzteres, <strong>der</strong> Gebirgs-Mammutbaum, <strong>der</strong> zwar mit<br />

etwa 90 m nicht die Höhe von Sequoia sempervirens,<br />

aber umso größere Stammdurchmesser und ein Alter<br />

von über 3000 Jahren erreicht, besiedelt nur etwa 30<br />

kleine disjunkte Arealteile („Groves“) in mittleren<br />

Höhenlagen <strong>der</strong> Sierra Nevada oberhalb 1400 m, die<br />

heute alle unter Naturschutz stehen. Seine Ökologie<br />

ist gut bekannt. Er kann sich nur nach Waldbränden<br />

verjüngen, da die Jungpflanzen sehr konkurrenzschwach<br />

sind und nur auf offenem Boden aufkommen<br />

können. Zum guten Gedeihen braucht er aber<br />

feuchte Muldenlagen, <strong>der</strong>en Bodenvegetation von<br />

Bränden normalerweise nicht erfaßt wird. So gelingt<br />

eine erfolgreiche Verjüngung nur sehr selten, und das<br />

Überleben <strong>der</strong> Art wurde nur durch die Langlebigkeit<br />

<strong>der</strong> Individuen gesichert.<br />

In den nie<strong>der</strong>en, an die Méridionale Zone bzw.<br />

Stufe angrenzenden Lagen wird die Flora <strong>der</strong><br />

Halbfeucht-Nadelwäl<strong>der</strong> durch eine Reihe von<br />

sommergrünen (z. B. Quercus-Axttn) und immergrünen<br />

Laubbäumen (Quercus, Lithocarpus,<br />

Castanopsis, Umbellularia, Arbutus menziesii) und<br />

-sträuchern angereichert, wodurch die Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

beson<strong>der</strong>s kompliziert wird.<br />

Der Trocken-K oniferenw ald (H3) wird<br />

durch die ganze Region hin von <strong>der</strong> Gelbkiefer<br />

{Pinus pon<strong>der</strong>osa) gebildet, zu <strong>der</strong> nur örtlich<br />

an<strong>der</strong>e Baumarten (z. B. Pinusjeffreyi) hinzutreten.<br />

Die bis 30 m hohen, aber sehr lichten Wäl<strong>der</strong><br />

besitzen im Unterwuchs eine Strauchschicht,<br />

in <strong>der</strong> auch schon Arten <strong>der</strong> Halbwüste, in Nähe<br />

<strong>der</strong> Meridionalen Zone aber auch solche des<br />

Chaparrals beteiligt sein können.<br />

10.2 Mediterrane Region<br />

Gegenüber <strong>der</strong> optimalen Ausbildung in Nordamerika<br />

hat <strong>der</strong> Nemorale Nadelwald hier nur<br />

verarmte Reliktvorkommen in etagealer Lage.<br />

Immerhin ist mit Cedrus eine endemische Gattung<br />

vorhanden; sonst sind nur Arten von Gattungen<br />

vertreten, die auch in boreale Wäl<strong>der</strong><br />

übergreifen. Die Region besteht aus zwei weit<br />

voneinan<strong>der</strong> entfernten Teilen, <strong>der</strong> Eumediterranen<br />

Unterregion und <strong>der</strong> Afghanisch-Kaschmirischen<br />

Unterregion.<br />

In <strong>der</strong> Eumediterranen Unterregion (I0.2.a)<br />

bedeckt <strong>der</strong> Nemorale Nadelwald kleine Flächen<br />

auf den isolierten südmediterranen Gebirgen<br />

vom Atlas (Abb. 178.37) bis zum Taums und<br />

Libanon. Während im N des Mittelmeergebietes<br />

<strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge in den<br />

Gebirgen dafür sorgt, daß die Nemorale Stufe<br />

humid und daher von Sommerwald mit <strong>der</strong><br />

Klimaxart Fagus besiedelt ist, bleibt im S die<br />

sommerliche Trockenzeit auch in den Hochlagen<br />

erhalten, womit die Bedingung für das Auftreten<br />

von Nadelwald, allerdings meist nur <strong>der</strong><br />

Variante T2.H 2, erfüllt ist. Alle Arealteile sind<br />

durch das Vorkommen von Abies gekennzeichnet,<br />

die in mehrere vikariierende Kleinarten<br />

aufgespalten ist (Abb. 23, S. 50). Cedrus libani<br />

s. 1., über <strong>der</strong>en Aufteilung in 3 Arten man sich<br />

nicht einig ist, fehlt in manchen Gebirgen; ihre<br />

größten Bestände finden sich im Taurus. Wo<br />

beide zusammen Vorkommen, besiedelt Abies<br />

gewöhnlich die besseren, Cedrus die weniger guten<br />

Standorte. Dritte Komponente ist die ebenfalls<br />

vielgestaltige, aber nicht überall verbreitete<br />

Pinus nigra s. 1., die da, wo sie vorkommt, aut<br />

den edaphisch trockensten Stellen wächst und<br />

auch (so in Anatolien) marginale Bestände <strong>der</strong>


Nemoraler Nadelwald 283<br />

Variante H3 bildet. Der Unterwuchs <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong><br />

besteht überwiegend aus submediterranen<br />

Elementen.<br />

Ausgedehnter sind die Nemoralen Nadelwäl<strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> Afghanisch-Kaschmirischen Unterregion<br />

(lO.Z.b). Sie sind hier als ± durchgehende<br />

Höhenstufe an <strong>der</strong> dem indischen Tiefland<br />

zugewandten Seite <strong>der</strong> Gebirge etwa von 70 bis<br />

80°O verbreitet, mit größter Fläche in <strong>der</strong> Umgebung<br />

des Beckens von Kaschmir (vgl. Abb.<br />

178.25-27). Die Untergrenze liegt bei 1600-<br />

1800 m. Im unteren Teil, mit dem Klimatyp<br />

T2.H2, herrschen Cedrus deodara und Pinus wallichiana<br />

(Sekt. Strobus)', zu ihnen gesellen sich an<br />

trockneten Stellen immergrüne Eichen (Quercus<br />

mcana, Q. dilalald) und an feuchten eine Reihe<br />

von Sommergrünen {Fraxinus, Aesculus sowie die<br />

aus dem submediterranen Bereich bis hierher<br />

übergreifenden Juglans regia, Acerlaetum, Corylus<br />

columd). Hierher gehören auch zahlreiche sommergrüne<br />

Sträucher (darunter <strong>der</strong> Endemit Parrotiopsis<br />

jacquemontiana), die ebenfalls enge Beziehungen<br />

zur submediterranen Flora zeigen. Ab<br />

etwa 2300 m treten Picea smithiana sowie an<br />

feuchteren Stellen (Schatthängen) Abiespindrow<br />

hinzu und Cedrus und die Sommergrünen nehmen<br />

ab; etwa hier dürfte <strong>der</strong> Beginn <strong>der</strong><br />

boreonemoralen Stufe anzusetzen sein, die allmählich<br />

zu <strong>der</strong> von A bies webbiana beherrschten<br />

Borealen Stufe überleitet. Weiter im SO<br />

kommen Pinus wallichiana und Cedrus deodara<br />

nur an lokalen Son<strong>der</strong>standorten vor (vor allem<br />

in leeseitigen Tälern hinter einigen <strong>der</strong> höchsten<br />

Gebirgsmassive), da die Nemorale Stufe hier<br />

(südlich 30°N) allmählich verschwindet.<br />

11 Nemorale Trockengehölze<br />

Die semiariden Teile <strong>der</strong> Nemoralen Zone beherbergen<br />

zwei unterschiedliche Klimaxformationen:<br />

Trockengehölze und Steppe. Verantwortlich<br />

für diese Differenziemng ist vornehmlich<br />

die Lage <strong>der</strong> Regenzeit. Schon früher<br />

(S. 115) wurde aber angedeutet, daß unter<br />

semiaridem Klima auch Eigenschaften des Bodens<br />

mitbestimmend sein können. So wird die<br />

Steppe nicht nur durch Sommerregen, son<strong>der</strong>n<br />

auch durch feinkörnige Böden, insbeson<strong>der</strong>e<br />

Lößlehm, geför<strong>der</strong>t, und umgekehrt begünstigen<br />

neben W interregen auch skelettreiche<br />

Gesteinsböden die Formation <strong>der</strong> Trockengehölze<br />

(Abb. 139). So kann <strong>der</strong> klimabedingte<br />

Vegetationstyp im Extremfall ins Gegenteil verkehrt<br />

werden.<br />

Die Trockengehölze schließen sich jenseits<br />

<strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze direkt an die Nemoralen<br />

Nadelwäl<strong>der</strong> an. Ihre jeweilige Ausdehnung<br />

zwischen Wald und Wüste hängt von <strong>der</strong><br />

Stärke des hygrischen Gradienten ab.<br />

Klimabedingungen (Abb. 140)<br />

Ähnlich wie im Nemoralen Nadelwald liegt die<br />

Temperatur überwiegend im T2-Bereich, wobei<br />

die Julimittel eher zum oberen, die Winterminima<br />

zum unteren Rande hin tendieren.<br />

Mancherorts werden auch TI bzw. T4 erreicht,<br />

und in Gebirgslagen kann sogar T5 unterschritten<br />

werden, womit eigentlich ein boraler Klimatyp<br />

vorliegt.<br />

Bodenart<br />

Regenzeit |<br />

Sommer<br />

Dichtboden<br />

(Löss, Lehm)<br />

STEPPE ^ /<br />

Gesteinsboden<br />

Abb. 139: Das Auftreten von<br />

.Steppe o<strong>der</strong> Trockengehölzen in<br />

den .Semianden Teilen <strong>der</strong> Nemoralen<br />

Zone ist nicht nur vom<br />

Klima, son<strong>der</strong>n auch vom Boden<br />

abhängig.<br />

Winter / GEHÖLZE


© 0 0<br />

l6 O IR ( 0 5 5 m ) n,6® 273<br />

QUETTA (16 6 2 m ) U ,5 * 260 K A R G lL {2 6 8 0 m ) 9,J® 260<br />

T 1 /2 (11.2)<br />

Abb. 140: Klima im Bereich <strong>der</strong> Nemoralen Trockengehölze.<br />

Län<strong>der</strong>: 1 Utah, 2 O-Türkei, 3 W-Pakistan, 4 Kaschmir (Industal).<br />

Der Nie<strong>der</strong>schlag beträgt meist etwa 200-<br />

300 mm. Er ist damit meist wesentlich niedriger<br />

als in den Steppengebieten; da er aber mindestens<br />

zur Hälfte, oft sogar überwiegend im<br />

Winterhalbjahr fällt, kommt er in größerem Ausmaße<br />

dem Bodenwasservorrat zugute als Sommerregen,<br />

von dem ein großer Teil schnell wie<strong>der</strong><br />

verdunstet. Hygrische Klimatypen lassen sich<br />

nicht unterscheiden.<br />

Charakteristik<br />

Die vom Aspekt her auffälligste Ausbildung dieser<br />

Formation ist ein Offenwald aus niedrigen<br />

Koniferen, unter denen sich neben Sträuchern<br />

ein Unterwuchs befindet, <strong>der</strong> den benachbarten<br />

Halbwüsten ähnelt. Die Baumschicht, die<br />

selten höher wird als 8 m, kann aber auch aus<br />

Sommergrünen bestehen. Auch reine, dichtere<br />

sommergrüne Strauchbestände mit vielen dornigen<br />

Komponenten (Trockenbusch) kommen<br />

vor. Das Auftreten dieser Abwandlungen wird<br />

von <strong>der</strong> speziellen edaphischen und klimatischen<br />

Situation bestimmt, hängt aber auch vom<br />

Florengebiet ab.<br />

Wichtigste Baumgattung ist Juniperus\ daneben<br />

kommt örtlich auch Pinm sowie in beson<strong>der</strong>s<br />

wintermilden Grenzgebieten (T3) Cupressus<br />

vor. Unter den Sommergrünen, vom Kleinbaum<br />

bis zum Kleinstrauch, spielen die Rosaceen (mit<br />

allen vier Unterfamilien) die Hauptrolle; sie<br />

enthalten auch einige Gattungen bzw. Untergattungen,<br />

die in dieser Formation endemisch<br />

sind o<strong>der</strong> doch ihren Schwerpunkt haben. An<strong>der</strong>e<br />

wichtige Sippen sind die Leguminosen,<br />

Rhamnaceen, Elaeagnaceen, Caprifoliaceen sowie<br />

die Gattungen Berberis und Ribes. Compositen<br />

sind vor allem im niedrigen Unterwuchs<br />

zahlreich, wo sie neben <strong>der</strong> typischen Halbwüstengattung<br />

Artemisia noch eine Reihe weiterer<br />

kleinstrauchiger Gattungen hervorgebracht<br />

haben, die ± auf die Trockengehölz-Formation<br />

beschränkt sind. Unter bestimmten edaphischklimatischen<br />

Bedingungen können auch Geophyten<br />

(meist Monokotylen) eine größere Rolle<br />

spielen.<br />

Rein klimabedingte Varianten sind kaum auszumachen;<br />

zu erwähnen wäre hier vielleicht eine<br />

stärkere Beteiligung immergrüner Sträucher im<br />

wintermilden (T3) Grenzbereich. Zwei Regionen<br />

sind zu unterscheiden (Abb. 141); entsprechend<br />

<strong>der</strong> großräumigen Klimagliedemng nimmt die<br />

West-Nordamerikanische Region (11.1) den<br />

Westrand, die Westasiatische Region (11.2) die<br />

westliche Hälfte des Südrandes <strong>der</strong> jeweiligen innerkontinentalen<br />

Trockengebiete ein.<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Die Trockengehölzregion Nordamerikas ist<br />

noch heute sehr dünn besiedelt; außer durch<br />

extensive Beweidung wird die Vegetation kaum<br />

genutzt und ist daher auf großer Fläche noch<br />

gut erhalten. An<strong>der</strong>s ist die Lage in Westasien,<br />

wo die Bevölkerungszunahme in den meisten<br />

Län<strong>der</strong>n zu immer stärkerer vielseitiger Nutzung<br />

führt. Vielerorts sind die Bäume des ehemaligen<br />

Offenwaldes längst verschwunden, und die<br />

verbliebene Bodenschicht wird durch starke<br />

Beweidung und ebenso durch die Abemtung<br />

selbst kleinster Sträucher als Brennmaterial immer<br />

weiter in Richtung auf die Halbwüste bzw.<br />

sogar Vollwüste degradiert.<br />

11.1 West-Nordamerikanische Region<br />

Im westamerikanischen Gebirgsraum sind<br />

Nemorale Trockengehölze von Oregon bis N-<br />

Mexiko verbreitet; ihre größte Ausdehnung erreichen<br />

sie in Nevada, Utah, Arizona und New<br />

Mexico (in den beiden erstgenannten Staaten


Nemorale Trockengehölze 285<br />

Abb. 141: Verbreitung <strong>der</strong> Netnoralen Trockengehölze (11, schräg schraffiert) und <strong>der</strong> Steppe (12, senkrecht<br />

schraffiert).<br />

machen sie über 90 % <strong>der</strong> überhaupt mit höheren<br />

Gehölzen bestandenen Fläche aus). Sie werden<br />

überall von Wachol<strong>der</strong> beherrscht (Juniperus<br />

occidentalis,]. scopulorum,]. osteosperma,]. monosperma,<br />

J. pachyphloed)-, zweite wichtige Baumsippe<br />

ist (außer im nördlichsten Teil) die niedrige<br />

Kiefer Pinus cemhroides s. 1. (Pinyon; danach<br />

wird die Formation gewöhnlich „Pinyon-Juniper<br />

Woodland“ genannt). Fdochwüchsige sommergrüne<br />

Sträucher sind selten (z. B. Crataegus,<br />

Amelanchier)-, unter den mittelgroßen bis kleinen<br />

sind die endemischen Rosaceen Chamaebatiaria,<br />

Cercocarpus, C ow ania, Fallugia und<br />

Purshia zu nennen. Im südlichen bis südwestlichen<br />

Grenzgebiet können sich niedrige sommero<strong>der</strong><br />

immergrüne ¿«ercar-Arten beimischen; das<br />

Auftreten von Yucca brevifolia deutet den Übergang<br />

zum eurytropischen Trockengebiet an.<br />

Ein größeres, edaphisch bedingtes Vorkommen<br />

echter Grassteppe liegt im nordöstlichen<br />

Washington an <strong>der</strong> Grenze zu Idaho auf den<br />

Palouse Hills, einem welligen, mit mächtigen<br />

Lößschichten bedeckten Hügelland.<br />

11.2 Westasiatische Region<br />

Hier finden sich Nemorale Trockengehölze in<br />

dem weiten Raum von Anatolien bis zu den<br />

Rän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> ostafghanischen und tadshikischen<br />

Gebirge; in lokalen Trockenlagen des W-Himalaja<br />

(Abb. 178.26,28) setzen sie sich noch weiter<br />

nach O fort. In den westlichen und östlichen<br />

Abschnitten, im Kontakt mit den Nemoralen<br />

Nadelwäl<strong>der</strong>n, werden sie auch hier von Wachol<strong>der</strong>-Arten<br />

d om iniert (Juniperus excelsa, J .<br />

foelidissima im W ,/ seravschanica,J. turcomanica,<br />

/. semighbosa u. a. im O), allerdings ohne Beteiligung<br />

von Kiefern (nur im Himalaja kann Pinus<br />

gerardiana hinzutreten). Der Anteil von Sommergrünen,<br />

auch Kleinbäumen, ist aber allgemein<br />

höher als in Amerika. Dominierend werden<br />

diese im mittleren Teil, im iranischen Hochland,<br />

wo Juniperus fehlt. Neben Maloideen wie<br />

Pyrus, Crataegus und M alus herrscht hier vor allem<br />

die Prunus-\SrsXsx%3XXMVi% Amygdalus in mehreren<br />

Arten; zweite wichtige Komponente ist<br />

Pistacia („Bergmandel-Pistazien-Baumflur“).<br />

Weit verbreitet sind auch Leguminosen wie Caragana,<br />

Sophora, Colutea, sowie Hippophae rhamnoides<br />

und die xeromorphe Strauch-Esche Fraxinus<br />

xanthoxyloides. Auch viele im submediterranen<br />

Bereich verbreitete Strauchgattungen<br />

sind mit stärker trockenresistenten Arten vertreten.<br />

Auffallend sind mancherorts, so vor allem<br />

in den Randgebieten <strong>der</strong> mittelasiatischen Gebirge,<br />

eine Reihe schönblühen<strong>der</strong>, z. T. sehr großer<br />

Geophyten, namentlich Liliaceen {Eremurus,<br />

Allium, Tulipd) sowie ebenfalls hochwüchsige<br />

(bis 3 m) Umbelliferen.<br />

Auch in dieser Region gibt es edaphisch bedingte<br />

Steppengebiete; das bekannteste ist die<br />

anatolische Steppe. Rings von höheren Gebirgen<br />

umgeben, nimmt sie das Zentrum des anatolischen<br />

Hochlandes ein. Während die untersten<br />

Teile <strong>der</strong> steinigen Gebirgshänge auch heute<br />

stellenweise noch Wachol<strong>der</strong>-Offenwald tragen,<br />

war die von tiefgründigen Lehmböden eingenommene<br />

Ebene von Natur aus wahrscheinlich<br />

mit dichter Grassteppe bedeckt. Genaueres läßt<br />

sich darüber aber in dem seit vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

stark genutzten Gebiet nicht sagen.


286 Die Nemorale Zone<br />

12 Steppe<br />

Ähnlich wie die „Savanne“ wurde (und wird z. T.<br />

immer noch) das Wort „Steppe“ mit unterschiedlichen<br />

Bedeutungen benutzt. In weitester<br />

Amplitude umfaßte es zuweilen alle aus hygrischen<br />

Gründen waldfreie Vegetation außer <strong>der</strong><br />

Vollwüste; in an<strong>der</strong>en Fällen wurde es auf Grasland<br />

jeglicher Art, mit Ausnahme des polar-alpinen,<br />

beschränkt. Mit <strong>der</strong> hier gegebenen Definition<br />

als Grasland semiari<strong>der</strong> nemoraler Gebiete<br />

folgen wir W alter, <strong>der</strong> den Begriff wie<strong>der</strong><br />

auf seine ursprüngliche Bedeutung in Osteuropa<br />

(russ. Stepj) zurückgeführt hat. Synonym ist <strong>der</strong><br />

amerikanische Name „Prärie“ (Prairie).<br />

Zeitweilig wurde <strong>der</strong> Charakter <strong>der</strong> Steppe als<br />

klimatische Klimaxformation bestritten, o<strong>der</strong> es<br />

wurde sogar ihre Natürlichkeit insgesamt bezweifelt.<br />

Nach heutigem Kenntnisstand darf man sie<br />

aber, unter Berücksichtigung <strong>der</strong> skizzierten klimatisch-edaphischen<br />

Wechselbeziehung mit den<br />

Trockengehölzen (S. 283, Abb. 139), als natürliche<br />

Klimax ansehen. Allerdings ist anzunehmen,<br />

daß ihre Ausdehnung schon vor dem Eingreifen<br />

des Menschen infolge natürlicher Brände und des<br />

Einflusses von Wild (Büffel in Amerika, Antilopen,<br />

Pferde u. a. in Eurasien) auf Kosten des<br />

Waldes etwas über die klimatische (hygrische)<br />

Waldgrenze hinaus verschoben war.<br />

Klimabedingungen (Abb. 142)<br />

Entsprechend <strong>der</strong> großen Ausdehnung <strong>der</strong> Domäne<br />

sind die thermischen Verhältnisse vielgestaltig,<br />

es treten alle Typen TI bis T5 auf Hierbei<br />

sind vornehmlich die Sommertemperaturen<br />

wichtig; zwischen TI und T2 bestehen große<br />

floristische Unterschiede. Deneben liegt die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Temperatur in <strong>der</strong> Beeinflussung<br />

<strong>der</strong> Humidität. In dem Übergangssaum vom<br />

Wald zur Wüste ist es diese, die die Struktur<br />

<strong>der</strong> Vegetation bestimmt. Entsprechend dem<br />

strukturellen Wandel, <strong>der</strong> entlang dem hygrischen<br />

Gradienten auftritt, läßt sich dieser empirisch<br />

in 2 hygrische Klimatypen glie<strong>der</strong>n;<br />

H l: Feuchtes Steppenklima, <strong>der</strong> „Wiesensteppe"<br />

entsprechend.<br />

H 2: Trockenes Steppenklima („Kurzgrassteppe“).<br />

O © 0 ©<br />

© ©<br />

! r t<br />

Abb. 142: Klima im Bereich <strong>der</strong> Steppe.<br />

Län<strong>der</strong>: 1 Montana, 2 Ukraine, 3 N-Kasachstan, 4 Sibirische Mongolei, 5 Texas, 6 China (Prov. Shansi).


1<br />

Steppe 287<br />

Die ungefähren Werte <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

an <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze (d. h. oberer Rand<br />

von H l) betragen bei Julimitteltemperaturen von<br />

18, 24 bzw. 28 °C etwa 350, 700 bzw. 900 mm.<br />

Die Grenze gegen die Wüste (unterer Rand von<br />

H2) liegt bei etwa 150 bis 300 mm. Im übrigen<br />

kann das Nie<strong>der</strong>schlagsregime sehr unzuverlässig<br />

sein; beson<strong>der</strong>s bekannt geworden ist die Dürreperiode<br />

<strong>der</strong> dreißiger Jahre im nordamerikanischen<br />

Steppengebiet (W eaver etc. 1936), als die<br />

Nie<strong>der</strong>schläge 7 Jahre nacheinan<strong>der</strong> (1933-1939)<br />

dauernd weit unter (z. T. < 50 %) dem Durchschnitt<br />

lagen.<br />

Sippenbestand<br />

Die wichtigsten Komponenten des Graslandes<br />

sind naturgemäß Gramineen. Von dieser Familie<br />

sind etwa 15-20 Gattungen maßgeblich beteiligt.<br />

Sie differenzieren sich nach <strong>der</strong> Sommerwärme,<br />

ln den T2-Gebieten finden sich fast nur Gattungen<br />

aus <strong>der</strong> Unterfamilie Pooideae {Festuca, Stipa<br />

s. 1., Bromus, Agropyron, Koeleria, Elymus s. 1., Poa,<br />

Phkum, Avena, Calamagrostis u. a.). Diese mit C¡-<br />

Photosynthese arbeitenden Gräser spielen unter<br />

TI-Bedingungen nur noch eine untergeordnete<br />

Rolle, die Dominanz wird hier von C^-Pflanzen<br />

<strong>der</strong> Eragrostoideae und Panicoideae übernommen.<br />

Begleitet werden die dominierenden Gramineen<br />

von einer großen Zahl an<strong>der</strong>er Sippen aus verschiedenen<br />

Familien. Beson<strong>der</strong>s zahlreich sind<br />

Leguminosen und Compositen, daneben sind<br />

auch Vertreter <strong>der</strong> Rosaceen {Potentilla, Sanguisorba),<br />

Ranunculaceen {Anemone, Pulsatilla, Thalictrum),<br />

Umbelliferen, Labiaten, Scrophulariaceen,<br />

Caryophyllaceen sowie z. B. die Gattungen Galium,<br />

Euphorbia und Linum weit verbreitet. Die<br />

Gesamtartenzahl <strong>der</strong> Steppenflora in Gebieten<br />

mittlerer Größe (ca. 10000 km^) liegt gewöhnlich<br />

bei 200-300.<br />

Auch die Einzelbestände sind sehr artenreich;<br />

Artenzahlen von weit über 50 sind normal, über<br />

100 nicht selten. So wurden in einer 100 m^ großen<br />

Aufnahmefläche in Mittelmßland insgesamt<br />

117 Arten festgestellt, darunter 16 Gramineen, 18<br />

Compositen und 1 2 Leguminosen.<br />

Bestandesstruktur, Lebensformen, Aspekte<br />

ln ihrer hygrisch günstigsten Variante (H l), <strong>der</strong><br />

Wiesensteppe, bildet die Formation geschlossene<br />

Bestände aus überwiegend mesomorphen<br />

Pflanzen mit 100 % Bodendeckung und Wuchshöhen<br />

von 1-1,5 m (zuweilen bis über 2 m, vgl.<br />

S. 290). Wichtigste Lebensform sind die Hemikryptophyten,<br />

zu denen neben den Gräsern<br />

auch die meisten übrigen Sippen gehören. Die<br />

Gramineen sind in <strong>der</strong> Hauptsache Horstgräser.<br />

Daneben gibt es auch rasenbildende Arten, die<br />

sich durch meist unterirdische Ausläufer („Rhizome“)<br />

ausbreiten; hierzu gehören auch einige<br />

„Graminoiden“, wie die Cyperaceen Carex humilis<br />

(Europa) und C. pensylvanica (Amerika).<br />

Solche Rasengräser bilden oft eine niedrigere<br />

Bodenschicht („Untergräser“), während die<br />

Horstgräser eher die hochwüchsige, aspektbestimmende<br />

Komponente („Obergräser“) liefern.<br />

Während die Gräser, vor allem die Horstgräser,<br />

ein sehr dichtes, aber nur mäßig tief (selten<br />

tiefer als 1 m) reichendes Intensiv-Wurzelsystem<br />

besitzen, sind die dikotylen Hemikryptophyten<br />

mehr extensiv bewurzelt (Abb. 143). Ihre<br />

Wurzeln gehen oft 2-3 m (zuweilen sogar bis<br />

10 m) tief und erschließen dadurch die Wasserund<br />

Mineralienvorräte tieferer Bodenschichten.<br />

So resultiert eine optimale Ausnutzung des Bodens,<br />

die auch den großen Artenreichtum ermöglicht.<br />

Voraussetzung ist allerdings genügende<br />

Tiefgründigkeit, wie sie namentlich durch die<br />

Mächtigkeit <strong>der</strong> auf beiden Kontinenten großflächig<br />

vorhandenen, periglazial entstandenen<br />

Lößdecken gegeben ist. Das dichte Wurzelwerk<br />

<strong>der</strong> Gräser, das bei seiner alljährlichen Regeneration<br />

auch erhebliche Mengen an toter Biomasse<br />

zurückläßt, hat eine starke Humusanreicherung<br />

zur Folge, die zu einer Dunkelfärbung<br />

<strong>der</strong> oberen Bodenschichten geführt hat. Diese<br />

„Schwarzerde“ (Tschemosem) ist charakteristisch<br />

für Steppengebiete; sie ist zugleich einer <strong>der</strong> Beweise<br />

für die Natürlichkeit <strong>der</strong> Steppe, da sie nicht<br />

erst während <strong>der</strong> relativ kurzen Zeit menschlicher<br />

Beeinflussung entstanden sein kann.<br />

Neben Hemikryptophyten sind auch Geophyten<br />

beteiligt, sie tragen aber meist nur temporär<br />

(vor allem im Frühling, s. unten) stärker<br />

zum Gesamtaspekt bei. Auch eine Reihe von<br />

Therophyten gehören zur Sippengamitur. In <strong>der</strong><br />

dichten Vegetationsdecke haben sie zwar nur<br />

geringe Entfaltungsmöglichkeiten, doch gibt es<br />

genügend Störungsstellen, an denen sie sich<br />

ansiedeln können, so im Bereich <strong>der</strong> Bauten <strong>der</strong><br />

für die Steppenregionen charakteristischen Nagetiere.<br />

Schließlich enthält die Steppenvegetation<br />

noch einige niedrige, oft polykormbildende<br />

Kleinsträucher, namentlich aus den Gattungen


288 Die Nemorale Zone<br />

Abb. 143: Wurzelsysteme von Steppenpflanzen aus <strong>der</strong> amerikanischen Prärie.<br />

1 Geum triflorum-, 2 W yethia amplexicaulis-, 3 Lupinus leucophyllus\ 4 L. sericeus-, 5 Poa sandbergii; 6 Lomatium<br />

dissectum-, 1 Agropyron spicatum. Die beiden Gramineen (5 und 7) mit dichtem Intensiv-Wurzelwerk, die Dikotylen<br />

(außer 1) meist mit lockerem, weit und tief streichendem Wurzelsystem. - Nach W eaver aus W alter<br />

1962f.<br />

Spiraea, Symphoricarpus (nur Amerika), Prunus<br />

(subg. Cerasus und Amygdalus) sowie Cytisus s. 1.<br />

(nur Eurasien). An<strong>der</strong>e, größere Gehölze finden<br />

sich nur an Son<strong>der</strong>standorten wie auf Felsböden<br />

sowie in den Flußauen, in denen die Auenwäl<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> nemoralen Waldgebiete weit in den<br />

Steppenbereich Vordringen können.<br />

Die große Artenfulle ermöglicht das Auftreten<br />

auffälliger jahreszeitlicher Aspekte, für die<br />

die Steppenvegetation bei<strong>der</strong> Kontinente berühmt<br />

ist. Verantwortlich hierfür sind vornehmlich<br />

die vielen schönblühenden Geophyten und<br />

dikotylen Hemikryptophyten; von den Gräsern<br />

trägt nur das Fe<strong>der</strong>gras {Stipa spp.) durch seine<br />

Fruchtstände dazu bei.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> nördlichen Wiesensteppen Rußlands<br />

unterscheidet man z. B. 11 phänologische Phasen, von<br />

denen 9 durch die Blüte bestimmter Arten(gmppen)<br />

charakterisiert sind, Hauptblütezeit sind hier Frühling<br />

und Frühsommer (Abb. 144). Ab Mitte Juli wird <strong>der</strong><br />

Gesamtaspekt aber nicht mehr durch die wenigen dann<br />

noch blühenden Arten bestimmt, son<strong>der</strong>n durch das<br />

zunehmende Vertrocknen <strong>der</strong> meisten Pflanzen, wodurch<br />

die Steppe eine braune bis strohgelbe Färbung<br />

annimmt. Im amerikanischen Nebraska vrde die Zeit<br />

von Anfang April bis Ende August in 4 Blühphasen<br />

eingeteilt, wobei folgende Zahlen an blühenden Arten<br />

angegeben werden: „Vorfrühling“ 12, „Frühling“<br />

40, „Frühsommer“ 70, „Hochsommer“ 40 (Knapp<br />

1965).<br />

Das Vertrocknen <strong>der</strong> tropophytischen Vegetationsdecke<br />

im Ffoch- o<strong>der</strong> Spätsommer, das in<br />

allen Steppengebieten eintritt, ermöglicht die<br />

Entstehung und Ausbreitung von Bränden. Solche<br />

dürften in <strong>der</strong> Steppe auch zu den natürlichen<br />

Standortsfaktoren gehört haben. Im Bereich<br />

<strong>der</strong> Waldgrenze haben sie wahrscheinlich durch<br />

Abtötung von vordringendem Baumjungwudis<br />

zu <strong>der</strong>en Stabilisiemng beigetragen.<br />

Varianten und Regionen<br />

Die beschriebene optimale Variante, die Wiesensteppe<br />

(Langgrassteppe), wird in den hygrisch<br />

weniger günstigen, wüstennäheren Gebieten<br />

(H2) durch die Kurzgrassteppe abgelöst. Diese<br />

ist durch niedrige Wuchshöhen (unter 50 cm)<br />

und unvollständige Bodendeckung gekenn-


Steppe 289<br />

100<br />

cm<br />

Abb. 144: Frühsommer-Aspekt (Juni) <strong>der</strong> osteuropäischen Wiesensteppe.<br />

Die meisten vorhandenen Arten kommen auch in Mitteleuropa vor. Von links nach rechts: Trifolium repetís,<br />

Salvia pratensis. Festuca sulcata, V iola arenaria, Trifolium montanum, Stipa joan n is, C arex vem a. Ranunculus<br />

polyanthemus, Leucanthemum vulgare, H ypochoeris m aculata, Anthoxanthum odoratum . A renaria gram in ifolia.<br />

Filipéndula vulgaris, Carex m ontana, Agrostis canina, Viola canina, Scorzonera purpurea. Euphorbia gracilis, Potentilla<br />

opaca. Festuca rubra. Astragalus danicus, Phlomis tuberosa, K oeleria delavignei, Galium boreale, Echium rubrum. -<br />

Nach Aljechin aus W alter 1962F.<br />

zeichnet. Die Gräser haben hier oft einen stärker<br />

xeromorphen Habitus. Neben Hemikryptophyten<br />

und Geophyten können Halb- und<br />

Zwergsträucher hinzutreten, die z. T. aus den<br />

benachbarten Halbwüsten übergreifen. Die<br />

Lückigkeit ermöglicht eine stärkere Beteiligung<br />

von Therophyten, die in ausnahmsweise feuchteren<br />

Jahren zum kurzfristigen Schluß <strong>der</strong> Vegetationsdecke<br />

führen, in beson<strong>der</strong>s trockenen aber<br />

auch ganz ausbleiben können. Die Zahl <strong>der</strong> typischen<br />

Steppenpflanzen ist gegenüber <strong>der</strong><br />

Wiesensteppe verringert, und dadurch ist auch<br />

die Aspektfolge weniger ausgeprägt.<br />

Auch hier bedingt das Auftreten auf beiden<br />

Kontinenten die Unterscheidung von zwei Regionen<br />

(Abb. 141, S. 285). Die Nordamerikanische<br />

Region (12.1) umfaßt die Osthälfte, die<br />

Eurasiadsche Region (12.2) den nördlichen und<br />

nordöstlichen Rand <strong>der</strong> jeweiligen arid-semiariden<br />

Gebiete.<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Die auf tiefgründigem Lößlehm befindlichen<br />

Wiesensteppen sind von Klima und Boden her<br />

ideal für den Ackerbau geeignet. Infolgedessen<br />

sind sie heute fast vollständig unter den Pflug<br />

genommen. Gut erhaltene Reste gibt es noch<br />

in wenigen Naturreservaten, sonst hält sich die<br />

Steppenflora nur an edaphisch ungünstigen Stellen<br />

sowie auf Weg- und Feldrän<strong>der</strong>n und ähnlichen,<br />

kleinflächigen ungenutzten Teilen <strong>der</strong><br />

Kulturlandschaft. Auf solchen Standorten hat<br />

sie sich epökophytisch auch weit in frühere


290 Die Nemorale Zone<br />

Waldgebiete hinein ausgebreitet (eine Gefährdung<br />

von Arten besteht daher kaum). Die großräumige<br />

Beseitigung <strong>der</strong> Steppenvegetation begann<br />

allerdings in den meisten Gebieten erst im<br />

vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t. In Amerika war sie Folge<br />

des Vorrückens <strong>der</strong> europäischen Siedler. Vor<br />

<strong>der</strong>en Ankunft waren die Prärien von den gewaltigen<br />

Herden <strong>der</strong> Büffel beherrscht (<strong>der</strong>en<br />

Zahl betmg schätzungsweise 50-60 Millionen).<br />

Diese waren Nahrungsgrundlage für die dort<br />

lebenden Indianerstämme, die zu Jagdzwecken<br />

auch das Feuer einsetzten. Durch die kombinierte<br />

Wirkung bei<strong>der</strong> Faktoren dürfte die Waldgrenze<br />

um eine geringe Strecke nach O verschoben<br />

gewesen sein; insbeson<strong>der</strong>e für die höchstwücbsigen<br />

Präriebestände am Ostrande ist eine<br />

solche anthropo-zoogene Entstehung nicht unwahrscheinlich.<br />

Aber auch in Eurasien sind die<br />

meisten Wiesensteppengebiete erst in den letzten<br />

150-200 Jahren in Kultur genommen worden.<br />

Vorher waren sie weithin von nomadischen<br />

Reitervölkern beherrscht, die sie als Weideland<br />

nutzten, und erst die effektive Erobemng durch<br />

Rußland im W bzw. China im O führte zur<br />

Besiedlung mit Ackerbauern. In Rußland wurden<br />

hierzu zahlreiche Siedler aus Deutschland<br />

ins Land gemfen und mit beson<strong>der</strong>en Rechten<br />

ausgestattet; die heutige Volksgmppe <strong>der</strong> Rußlanddeutschen<br />

stammt überwiegend aus dieser<br />

Besiedlungsphase.<br />

Gegenüber <strong>der</strong> Wiesensteppe ist die Kurzgrassteppe<br />

für den Ackerbau weniger geeignet. Wo<br />

man in ihrem Grenzbereich noch Äcker angelegt<br />

hat, kam es, beson<strong>der</strong>s in hügeligem Gelände,<br />

zu starken Erosionsschäden bis hin zum<br />

völligen Abtrag des Oberbodens. Solche Erosionswüsten<br />

(„Bad Lands“) sind namentlich im<br />

amerikanischen Westen weit verbreitet. Im übrigen<br />

dient die Kurzgrassteppe auch heute noch<br />

überwiegend als Weideland. Auf dieser Variante<br />

ist in Zentralasien, hauptsächlich in <strong>der</strong> Mongolei,<br />

mancherorts noch die alte Nomadenwirtschaft<br />

erhalten geblieben.<br />

12.1 Nordamerikanische Region<br />

Entlang dem Westsaum des Sommerwaldes erstreckt<br />

sich die nordamerikanische Steppe (Prärie)<br />

vom Rande <strong>der</strong> Borealen bis zu dem <strong>der</strong><br />

Meridionalen Zone. Dem entspricht ein starker<br />

Temperaturgradient von N nach S: Die Julimittel<br />

steigen von 17 auf 28 °C, die Minima von<br />

-4 8 bis auf -2 2 °C. Die Grenze zwischen den<br />

Klimatypen T 2/4 und T I liegt etwa an <strong>der</strong> Nordgrenze<br />

von Nebraska und Iowa. Wie im Sommerwaldgebiet<br />

verläuft auch hier <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsgradient<br />

senkrecht dazu in O-W-Richtung.<br />

Seine Wirkung auf die effektive Humidität<br />

wird aber dadurch abgeschwächt, daß zugleich<br />

das Gelände von O nach W ansteigt (die<br />

Fußfläche, aus <strong>der</strong> sich die Rocky Mountains<br />

erheben, liegt überall oberhalb 1000, im S sogar<br />

oberhalb 1500 m), so daß auch die Temperatur<br />

nach W abnimmt. Infolgedessen reicht die<br />

Steppenregion bis an den Fuß des Gebirges,<br />

wobei etwa gleiche Hälften dieses breiten Streifens<br />

auf die Wiesensteppe im O und die Kurzgrassteppe<br />

im W entfallen.<br />

Die Variante T l.H l, die Südliche Wiesensteppe,<br />

zeigt in ihrer Gramineenflora die schon<br />

erwähnte Vorherrschaft von C 4-Pflanzen tropischer<br />

Verwandtschaft. Wichtigste Gattungen<br />

sind Andropogon, Bouteloua, Sorghastrum, Sporobolus,<br />

Eragrostis, Panicum und Buchloe (aus den<br />

extratropischen Pooideae sind nur Elymus, Stipa<br />

und Agropyron von einiger Bedeutung). An klimatisch<br />

und zugleich edaphisch beson<strong>der</strong>s<br />

feuchten Standorten, wo oft noch die Gattung<br />

Spartina hinzutritt, können die Bestände bis über<br />

2 m hoch werden („High Grass Prairie“). Im äußersten<br />

S, im westlichen Texas, kommen noch<br />

weitere südliche Grasgattungen hinzu, und zugleich<br />

treten hier auch Elemente <strong>der</strong> Eurytropischen<br />

Trockengehölze auf (Ökoton zur Region<br />

3 .La, obwohl die Temperaturminima noch<br />

unter -2 0 °C liegen).<br />

Nördlich <strong>der</strong> Temperaturgrenze, im Klimabereich<br />

T2/4, verschiebt sich das Mengenverhältnis<br />

zwischen tropischen und extratropischen<br />

Elementen allmählich zugunsten <strong>der</strong> letzteren,<br />

bis diese schließlich im nördlichsten Viertel in<br />

ziemlich großer Sippenzahl (vgl. S. 287) alleinherrschend<br />

werden (Nördliche Wiesensteppe).<br />

Die Kurzgrassteppe (H 2) im W liegt im<br />

Durchschnitt in größerer Meereshöhe, so daß<br />

ihr Temperaturklima auch im S nicht überall in<br />

den Tl-Bereich hineinreicht. Ihre Flora ist daher<br />

viel stärker aus nördlichen und südlichen<br />

Elementen gemischt.<br />

12.2 Eurasiatische Region<br />

Die eurasiatische Steppe hat ihre größte Ausdehnung<br />

in W-O-Richtung. Von Osteuropa bis


Steppe 291<br />

in die Mandschurei und nach N-China reichend,<br />

tritt sie in Kontakt mit zwei verschiedenen<br />

Sommerwaldregionen, und da auch das<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsregime etwas unterschiedlich ist,<br />

ergibt sich eine Aufteilung in 2 Unterregionen.<br />

Die Eurosibirische Unterregion (12.2.a) erstreckt<br />

sich zwischen Sommerwald und Wüste<br />

von <strong>der</strong> Ukraine bis zum Altai; ein südlicher<br />

Auslieger findet sich noch jenseits <strong>der</strong> Balchaschsee-Wüsten<br />

an den NW -Hängen des<br />

Tienschan-Gebirges. Wie schon in O-Mitteleuropa,<br />

so laufen auch hier <strong>der</strong> Wärme- und <strong>der</strong><br />

Feuchtegradient parallel: von N nach S wird es<br />

zugleich wärmer und trockener (nur im SW, im<br />

Vorland des Kaukasus, steigen die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

ganz im S wie<strong>der</strong> an). Die Temperatur entspricht<br />

aber überall T 2/4, und folglich ist die<br />

hygrisch bessere Variante allein als Nördliche<br />

Wiesensteppe (T2/4.H1) ausgebildet, Gräser tropischer<br />

Verwandtschaft fehlen weitgehend. In<br />

<strong>der</strong> russischen Literatur wird diese Wiesensteppe<br />

i. w. S. entlang dem Feuchtegradienten noch in<br />

zwei Untertypen geglie<strong>der</strong>t, die Wiesensteppe<br />

i. e. S. und die Krautreiche Fe<strong>der</strong>grassteppe. Einziges<br />

Klimamerkmal, das sich von W nach O<br />

än<strong>der</strong>t, sind die Winterminima. Sie sinken von<br />

etwa -3 0 in <strong>der</strong> Ukraine bis auf fast -5 0 °C im<br />

Altaigebiet; doch ist ihr Einfluß gering, die floristische<br />

Zusammensetzung ist im gesamten<br />

Gebiet sehr gleichmäßig.<br />

Die Kurzgrassteppe (in <strong>der</strong> russischen Literatur<br />

meist als Krautarme o<strong>der</strong> Trockene Fe<strong>der</strong>grassteppe<br />

bezeichnet) hat im Durchschnitt etwas<br />

höhere Temperaturen als die Wiesensteppe,<br />

doch kommen sie auch hier nur ausnahmsweise<br />

in den Grenzbereich zu T I. Die Nähe <strong>der</strong><br />

Halbwüste deutet sich durch häufiges Auftreten<br />

kleinstrauchiger Artemisien an („Wermut-<br />

Fe<strong>der</strong>grassteppe“).<br />

Die Mongolisch-Chinesische Unterregion<br />

(1 2 .2 .b) unterscheidet sich von den beiden an<strong>der</strong>en<br />

Steppengebieten dadurch, daß das Nie<strong>der</strong>schlagsmaximum<br />

nicht wie dort im Frühsommer<br />

(Mai-Juni) liegt, son<strong>der</strong>n, entsprechend<br />

dem ostasiatischen Monsunklima, im Hochsommer<br />

(Juli-August). Infolge <strong>der</strong> großen Ausdehnung<br />

in N-S-Richtung zeigt die Temperatur größere<br />

Unterschiede als in 12.2.a. Der nördliche<br />

Teil, namentlich die hoch gelegene Mongolei,<br />

gehört bezüglich <strong>der</strong> Sommerlänge (nur 3 Monate<br />

über -f-10 °C) formal schon zur Borealen<br />

Zone, was aber bezüglich <strong>der</strong> Flora wenig Wirkung<br />

zeigt. Das Julimittel, das hier nur etwa<br />

17 °C beträgt, steigt nach S zwar an, erreicht<br />

aber auch im südlichsten Teil (Ordos-Gebiet)<br />

nicht mehr als 22 °C, und die Minima än<strong>der</strong>n<br />

sich von -5 0 au f-3 0 °C. Der Klimatyp ist also<br />

auch hier im ganzen Bereich noch T 2/4, und<br />

entsprechend herrscht die Nördliche Wiesensteppe,<br />

allerdings sind ihr in den südlichen und<br />

niedrig gelegenen Teilen schon einige Gräser<br />

tropischer Verwandtschaft beigemischt, so Andropogon,<br />

Diplachne sowie die weit-paläotropische,<br />

von China bis Südafrika verbreitete Themeda<br />

triandra.<br />

Die hygrisch günstige Wiesensteppe (H l)<br />

nimmt aber insgesamt nur einen ziemlich<br />

schmalen Streifen entlang <strong>der</strong> Waldgrenze und<br />

am Rande von Gebirgen ein. Viel größere Flächen,<br />

namentlich im Bereich <strong>der</strong> südlichen und<br />

Inneren Mongolei, sind von Kurzgrassteppe<br />

(H2) bedeckt.<br />

Südlich von <strong>der</strong> mehr zonalen Verbreitung<br />

erscheint steppenartiges Grasland auch noch als<br />

Höhenstufe am relativ feuchten östlichen und<br />

südlichen Rande des tibetanischen Plateaus. Das<br />

Becken von Lhasa, etwa 3700 m hoch gelegen,<br />

besitzt ein nemorales Klima, das etwa dem Rande<br />

des Trocken-Sommerwaldes gegen die Steppe<br />

entspricht.<br />

13 Memórale Wüste<br />

In vielen wesentlichen Eigenschaften, die durch<br />

den gemeinsamen Extremfaktor Wassermangel<br />

bedingt sind, ähneln die Wüsten <strong>der</strong> Nemoralen<br />

Zone den eurytropischen. Bei <strong>der</strong> allgemeinen<br />

Charakterisierung kann daher oft auf diese verwiesen<br />

werden. Einige genauere Einzelheiten<br />

werden bei den Regionen besprochen.<br />

Klimabedingungen (Abb. 145)<br />

In thermischer Hinsicht ist <strong>der</strong> Klimatyp T 2/4<br />

am häufigsten. In den südlicheren Teilen ist<br />

auch TI nicht selten, und in höheren Gebirgslagen<br />

kann nicht nurT5 auftreten, son<strong>der</strong>n auch<br />

die „Sommerlänge“ auf boreales Niveau absinken,<br />

was aber, wie in <strong>der</strong> Steppe, auf die Vegetation<br />

kaum Einfluß hat.<br />

Die hygrische Wüstengrenze liegt ähnlich wie<br />

in den Tropen etwa im Bereich von 200 mm<br />

Nie<strong>der</strong>schlag. Nach <strong>der</strong> jahreszeitlichen Verteilung<br />

und <strong>der</strong> Gesamtmenge lassen sich als<br />

hygrische Klimatypen unterscheiden:


292 Die Nemorale Zone<br />

o © 0 ©<br />

© © © ©<br />

Abb. 145: Klima im Bereich <strong>der</strong> Nemoralen Wüste.<br />

Län<strong>der</strong>: 1 Nevada, 2 S-Rußland, 3 W-Usbekistan, 4 M-Persien, 5 Kaschmir, 6 China (Prov. Sinkiang), 7 S-Mongolei,<br />

8 China (Prov. Kansu).<br />

H l: Nie<strong>der</strong>schlag überwiegend im Sommerhalbjahr.<br />

H 2: Nie<strong>der</strong>schlag überwiegend im Winterhalbjahr<br />

o<strong>der</strong> gleichmäßig verteilt.<br />

H3 (Perarid): Nie<strong>der</strong>schlag episodisch, unter<br />

40 mm.<br />

Das Auftreten von Nie<strong>der</strong>schlägen im Winter<br />

(nur o<strong>der</strong> auch) ist insofern vorteilhaft, als es<br />

die Bildung einer den Boden gegen Frost und<br />

Austrocknung schützenden Schneedecke zur<br />

Folge haben kann.<br />

Sippenbestand<br />

Von den Pflanzenfamilien, die die Vegetation<br />

aufbauen (Tab. 30, S. 196), sind die Compositen<br />

und die Chenopodiaceen weitaus die wichtigsten.<br />

Manche ihrer Gattungen sind in den W ü­<br />

sten bei<strong>der</strong> Kontinente verbreitet, so die vielerorts<br />

aspektbestimmende Artemisia (ca. 250 Arten)<br />

bzw. die Chenopodiaceen Atriplex (150 Arten),<br />

Suaeda (100 Arten), Eurotia s. I. und Salicornia.<br />

Viele weitere Gattungen bei<strong>der</strong> Familien<br />

sind jeweils auf einen Kontinent beschränkt.<br />

Große Bedeutung können auch die Leguminosen<br />

haben, allerdings vorwiegend in Eurasien.<br />

Hier, wo infolge <strong>der</strong> viel größeren Ausdehnung<br />

und klimatischen Vielseitigkeit auch die Flora<br />

viel reichhaltiger ist, sind auch Vertreter <strong>der</strong><br />

Zygophyllaceen, Caryophyllaceen, Polygonaceen<br />

und Cmciferen nicht selten; auf die eurasiatischen<br />

Wüsten beschränkt sind die Tamaricaceen<br />

und die Plumbaginaceen. Eine Gattung,<br />

die über alle Wüstengebiete verbreitet ist, ist die<br />

Gymnosperme Ephedra. Die Artenzahl <strong>der</strong> Gesamtflora<br />

ist je nach den Klimabedingungen verschieden.<br />

Der floristisch reichste Teil dürfte die<br />

Irano-Turanische Unterregion (S. 294) sein.<br />

Bestandesstruktur, Lebensformen, Aspekte<br />

Die früher (S. 197) definierten edaphischen Wüstentypen<br />

lassen sich hier in gleicher Form unterscheiden,<br />

und für den Einfluß des Bodensubstrates<br />

auf die Dichte und floristische Vielfalt des<br />

Bewuchses gilt Entsprechendes wie in den Eurytropischen<br />

Wüsten. Auch die verbleibenden Lebensformen<br />

(Tab. 30), nämlich Klein- und Zwergsträucher<br />

(immergrün, malakophyll, blattlos o<strong>der</strong><br />

selten sommergrün; oft dornig), Gräser (xeromorph,<br />

selten tropophytisch), an<strong>der</strong>e Hemikryptophyten<br />

(nur wenige), Geophyten und Therophyten<br />

sind in ähnlicher Form verteilt. Etwas<br />

abweichend ist <strong>der</strong> Einfluß von dichten Lehmund<br />

Lößböden: auf ihnen kann unter beson<strong>der</strong>en<br />

klimatischen Umständen <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>typ <strong>der</strong><br />

„Ephemerenwüste“ entstehen, in <strong>der</strong> ein auffälliger<br />

Frühlingsaspekt auftritt (S. 295). Sonst sind<br />

jahreszeitliche Aspekte, wie in den Eurytropischen<br />

Wüsten, eher die Ausnahme.


Nemorale Wüste 293<br />

Abb. 146: Verbreitung <strong>der</strong> Nemoralen Wüste.<br />

Als extrazonale Vegetation kommen in <strong>der</strong><br />

Wüste an lokal feuchten Stellen Steppenfragmente<br />

o<strong>der</strong> Trockengehölze vor. In den Auen<br />

größerer Flüsse finden sich sommergrüne Auenwäl<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong>en Baumschicht meist allein aus<br />

Pappeln besteht; in <strong>der</strong> Strauchschicht gibt es<br />

neben Salix typische Sippen <strong>der</strong> ariden Gebiete<br />

wie Elaeagnaceen und Tamarix.<br />

Varianten und Regionen<br />

Als charakteristische klimabedingte Variante ist<br />

die weit verbreitete, von Artemisia-kxXs.Vi beherrschte<br />

„Wermut-Halbwüste“ zu nennen, die<br />

unter dem Klimatyp T2/4.H 2 o<strong>der</strong> T 2/4.H 1/2<br />

(Nie<strong>der</strong>schlag ± gleichmäßig verteilt) auftritt. Bei<br />

wärmeren Sommern (TI) o<strong>der</strong> reinem Sommerregen<br />

(H l) geht die Dominanz von Artemisia<br />

verloren, und die Chenopodiaceen o<strong>der</strong> auch<br />

die Leguminosen können mehr in den Vor<strong>der</strong>grund<br />

treten. Die Flora perari<strong>der</strong> Vollwüsten<br />

(H3) ist naturgemäß arten- und individuenarm.<br />

Die beiden Regionen <strong>der</strong> Nemoralen Wüste,<br />

die Nordamerikanische Region (13.1) und die<br />

Eurasiatische Region (13.2), nehmen die Kernbereiche<br />

<strong>der</strong> Trockengebiete bei<strong>der</strong> Kontinente<br />

ein (Abb. 146).<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Dichtere Besiedlung ist auch in den Nemoralen<br />

Wüsten nur in Oasen möglich, <strong>der</strong>en es in den<br />

großen Flußtälern <strong>der</strong> Eurasiatischen Region<br />

viele gibt. Die Nutzung <strong>der</strong> Wüstenvegetation<br />

durch Beweidung und Gewinnung von Brennmaterial<br />

wurde traditionell teils von hier aus,<br />

teils durch Nomaden betrieben. In den Wermut-Halbwüsten<br />

kann die Übernutzung zu einer<br />

Ausbreitung ephemerer Grasfluren führen.<br />

in denen Dromus tectorum dominiert; das ist nicht<br />

nur in Eurasien <strong>der</strong> Fall, son<strong>der</strong>n auch in Amerika,<br />

wo sich diese Art als Neophyt an Stellen<br />

ausgebreitet hat, an denen die Sträucher als<br />

Weidehin<strong>der</strong>nis beseitigt wurden. Sonst ist die<br />

Nutzung in Amerika aber gering, und die Vegetation<br />

ist großflächig kaum gefährdet. Größer<br />

sind die Schäden, bis hin zur völligen Degradierung,<br />

in manchen Teilen Eurasiens. Spezielle<br />

Schäden gibt es in <strong>der</strong> ehemaligen Sowjetunion:<br />

hier hat man in den 30er Jahren große<br />

Flächen durch künstliche Bewässerung aus den<br />

Flüssen (Amu-Darja, Syr-Darja) in Kultur genommen,<br />

von denen inzwischen ein großer Teil<br />

durch Versalzung für die Nutzung unbrauchbar<br />

geworden ist.<br />

13.1 Nordamerikanische Region<br />

Die Wüsten <strong>der</strong> amerikanischen Nemoralen Zone<br />

besiedeln die Beckenlandschaffen im Innern des<br />

Rocky-Mountain-Systems (Columbia Basin,<br />

Great Basin) sowie das südlich anschließende<br />

Colorado-Plateau i. w. S. in Nevada, Utah und<br />

N-Arizona. Von zonaler Tieflandslage (ca. 300 m)<br />

im N steigt das Gebiet nach S in etageale Höhenlage<br />

von 1200-2300 m an. Infolgedessen sind die<br />

klimatischen Bedingungen sehr einheitlich, sie<br />

entsprechen weithin dem Klimatyp T 2/4.H 2;<br />

Vollwüsten gibt es nirgends. Die Vegetation ist<br />

fast überall eine Wermut-Halbwüste mit <strong>der</strong> dominierenden<br />

Art Artemisia tridentata, einem etwa<br />

1 m hohen, graugefärbten Kleinstrauch. Beigemischt<br />

sind neben weiteren Artemisien eine Reihe<br />

an<strong>der</strong>er, z. T. auffällig gelb blühen<strong>der</strong> Compositen<br />

(Chrysothamnus, Tetradymia, Gutierrezid),<br />

ferner Chenopodiaceen {Atriplex, Eurotia, Grayia)<br />

sowie die Rosacee Purshia. Nur in etwas tieferen


294 Die Nemorale Zone<br />

Lagen im S, namentlich auf Teilen des Colorado-Plateaus,<br />

wo die thermischen Bedingungen im<br />

günstigsten Bereich von T2/4 (z. T. T2) liegen,<br />

wird die Bedeutung von Artemisia geringer, und<br />

<strong>der</strong> Aspekt wird mehr von Atriplex bestimmt.<br />

Daneben tauchen als Beson<strong>der</strong>heiten die Rosacee<br />

Coleog^ne und die Oleacee Menodora auf, womit<br />

sich <strong>der</strong> Übergang zur benachbarten Sonora-Region<br />

(4.1) andeutet; wo bei etwa 1100 m <strong>der</strong> bekannte<br />

Joshua Tree {Yucca brevifolid) auftritt, beginnt<br />

die eurytropische Mojave-Wüste.<br />

Nicht nur in klimatischer, son<strong>der</strong>n auch in<br />

edaphischer Hinsicht zeigt diese Region wenig<br />

Abwechslung. We<strong>der</strong> Löß- noch Sandböden<br />

kommen in größerer Ausdehnung vor, das meiste<br />

sind durchschnittliche Gebirgsböden mit<br />

anstehendem Gestein bzw. Mischsedimenten.<br />

Weit verbreitet sind allerdings Salzböden, sowohl<br />

in Form kleinerer Mulden („Alkali Fiats“,<br />

„Playas“) als auch in bzw. an größeren Salzpfannen<br />

und Salzseen. Sie werden fast auschließlich<br />

von Chenopodiaceen {Atriplex, Kochia, Suaeda,<br />

Sarcobatus u. a.) beherrscht.<br />

13.2 Eurasiatische Region<br />

Die eurasiatische Wüstenregion umfaßt nicht<br />

nur flächenmäßig ein Vielfaches <strong>der</strong> amerikanischen,<br />

son<strong>der</strong>n sie ist auch in klimatischer und<br />

edaphischer Hinsicht äußerst vielgestaltig. So<br />

enthält sie die ausgedehntesten Sandwüsten <strong>der</strong><br />

ganzen Erde, und Lößvorkommen sind zwar<br />

räumlich begrenzt, tragen aber den Son<strong>der</strong>typ<br />

<strong>der</strong> Ephemerenwüste. Sie läßt sich in 4 Unterregionen<br />

unterteilen, die sich nicht nur floristisch,<br />

son<strong>der</strong>n auch im Nie<strong>der</strong>schlagsregime<br />

unterscheiden: die Irano-Turanische Unterregion<br />

(1 3 .2 .a) mit W internie<strong>der</strong>schlag (H 2), die<br />

Kasachisch-Dsungarische Unterregion (13.2.b)<br />

mit ± gleichmäßiger Nie<strong>der</strong>schlagsverteilung<br />

(H l/2 ), die Mongolisch-Chinesische Unterregion<br />

(13.2.c) mit Sommernie<strong>der</strong>schlag (H l)<br />

und die großenteils peraride (H 3) Tarim-Unterregion<br />

(13.2.d). Artenreichster Teil ist 13.2.a, wo<br />

sich <strong>der</strong> weiter verbreiteten nemoralen W ü­<br />

stenflora nicht nur eine Reihe von Endemiten<br />

beimischen, son<strong>der</strong>n auch Sippen mit Verwandtschaftsbeziehungen<br />

in die Mediterraneis<br />

bzw. die Saharo-Sindische Region. Beson<strong>der</strong>heiten<br />

ostasiatischer Herkunft enthält 13.2.c; am<br />

ärmsten ist das peraride Tarimbecken.<br />

Größte Ähnlichkeit mit <strong>der</strong> Amerikanischen<br />

Region hat die K asachisch-D sungarische<br />

Unterregion. Unter dem Klimatyp T2/4.H1/2<br />

herrschen hier weithin Wermut-Halbwüsten.<br />

Häufigste und weitest verbreitete Dominante ist<br />

(neben an<strong>der</strong>en Arten <strong>der</strong> Gattung) Artemisia<br />

terrae-albae, sie wird u. a. von Chenopodiaceen<br />

{C am phorosm a, A triplex, E urotia, A nabasis,<br />

Kochia) begleitet, die wie üblich bei Bodenversalzung<br />

dominant werden. An nicht versalzten<br />

feuchteren Stellen sind Steppenfragmente<br />

noch häufig.<br />

Die Irano-Turanische Unterregion umfaßt<br />

neben etagealen Teilen im Iranischen Hochland,<br />

die im S als Höhenstufe oberhalb <strong>der</strong> Region<br />

4.2 erscheinen, als Kern die Tieflän<strong>der</strong> von Turkmenistan<br />

und Usbekistan, mit dem Klimatyp<br />

T1.H 2 und großer edaphischer Diversität. Da<br />

dieser Teil sehr genau untersucht ist, sei etwas<br />

näher darauf eingegangen ( W a l t e r 1968,1974).<br />

Die Wüstenflora des turanischen (d. h. des ehemals zur<br />

Sowjetunion gehörenden) Anteils wird mit etwa 1600<br />

Arten angegeben, damnter 246 Chenopodiaceen (15 %),<br />

160 Compositen (10 %), 148 Leguminosen (9 %) und<br />

96 Cmciferen (6 %). Allein von Artemisia gibt es hier<br />

ca. 100 Arten, von Calligonum 67, S abok s. 1. 54, Zygophyllum<br />

31, Ammodendron 26, Limonium 22.<br />

Beeindmckend sind die ausgedehnten Sandwüsten<br />

des Kara-Kum und Kyzyl-Kum, zusammen über<br />

500000 km^ groß. Infolge <strong>der</strong> für den Wasserhaushalt<br />

günstigen Bodeneigenschaften tragen sie eine relativ<br />

dichte Vegetationsdecke, die aus etwa 350 Arten (davon<br />

56 % Endemiten) besteht. Damnter sind die einzelnen<br />

Lebensformen mit etwa ähnlich großen Anteilen<br />

vertreten. Eine auffallende, ziemlich zusammenhängende<br />

niedrige Bodenschicht bildet vielerorts die<br />

etwa 20 cm hohe geophytische Carex physodes, die<br />

ähnlich wie die mitteleuropäische C. arenaria den Sand<br />

in allen Richtungen mit ihren Rhizomen durchzieht<br />

und damit auch zu dessen Festigung beiträgt. Dazwischen<br />

wachsen neben an<strong>der</strong>en niedrigen Geophyten<br />

(z. B. Poa bulbosa, Leontice eversmannii) einzeln stehende<br />

größere Stauden wie Rheum o<strong>der</strong> Ferula sowie eine<br />

Reihe von Kleinsträuchem. Unter ihnen fallt neben<br />

Leguminosen (z. B. Smirnovia, Ammodendron, Erem<br />

ospartium) und Calligonum vor allem <strong>der</strong> Saksaul<br />

{H aloxylon persicum) auf, <strong>der</strong> mit seiner Pfahlwurzel<br />

beson<strong>der</strong>s tiefliegende Wasservorräte anzapfen kann<br />

und daher oft größer, ja zuweilen sogar baumförmig<br />

wird (bis 8 m; an<strong>der</strong>e Haloxylon-hxxexi können sogar<br />

über 10 m hoch werden). Auf weniger stabilen Standorten,<br />

so auf den Dünenkämmen <strong>der</strong> meist ± welligen<br />

Sandoberfläche, siedeln speziell angepaßte Horstgräser,<br />

unter denen sich, entsprechend dem sommerwarmen<br />

(TI) Klima, auch solche tropischer Verwandtschaft<br />

finden, z. B. Aristida. Während <strong>der</strong> größte Teil


Nemorale Wüste 295<br />

<strong>der</strong> Sandgebiete bewachsen ist, gibt es mancherorts<br />

auch große, + pflanzenleere Wan<strong>der</strong>dünen (Barchane),<br />

die ihre Existenz aber möglicherweise <strong>der</strong> Tätigkeit<br />

von Mensch und Vieh verdanken.<br />

Die steinig-felsigen Bereiche <strong>der</strong> turanischen Wüsten<br />

werden wegen ihres häufigen Gipsgehaltes meist<br />

als Gipswüsten bezeichnet. Auch sie sind sehr artenreich,<br />

wobei die ca. 400 Arten beson<strong>der</strong>s vielen verschiedenen<br />

Familien angehören: neben den üblichen<br />

Compositen, Chenopodiaceen, Leguminosen und<br />

Gramineen sind z. B. auch Caryophyllaceen, Labiaten,<br />

Rutaceen, Rubiaceen u. a. beteiligt. Es sind überwiegend<br />

Klein- und Zwergsträucher, oft mit Domen bewehrt.<br />

Die Dichte <strong>der</strong> Vegetationsdecke ist geringer<br />

als in <strong>der</strong> Sandwüste.<br />

Salzwüsten, die auch hier häufig sind, werden wie<br />

üblich von den Chenopodiaceen beherrscht, doch<br />

spielen unter den etwa 100 beteiligten Arten hier auch<br />

die ebenfalls auf Salztoleranz spezialisierten Plumbaginaceen,<br />

Tamaricaceen und Zygophyllaceen eine<br />

größere Rolle.<br />

Ein spezieller, ± im turanischen Gebiet endemischer<br />

Wüstentyp ist die Ephemerenwüste. Sie ist auf<br />

die Kombination von einigermaßen zuverlässigen<br />

Winterregen und Lößböden beschränkt. Solche Bedingungen<br />

finden sich entlang <strong>der</strong> nördlichen Vorberge<br />

<strong>der</strong> Gebirge Kopet Dagh, W-Hindukusch, Pamir-Alai<br />

und W-Tienschan. Hier gibt es eine kurze für den<br />

Pflanzenwuchs günstige Periode im März-April, wenn<br />

noch ausreichende Feuchtigkeit und schon genügend<br />

hohe Temperatur Zusammentreffen. Der Lößboden<br />

ist dann in seiner obersten Schicht wassergesättigt und<br />

ermöglicht die Entwicklung einer dichten, fast 100 %<br />

deckenden niedrigen Vegetationsdecke, die überwiegend<br />

aus Therophyten, im übrigen aus Geophyten<br />

(„Ephemeroiden“) besteht (Abb. 147). Die Gesamtzahl<br />

<strong>der</strong> beteiligten, durchweg mesomorphen Arten<br />

beträgt etwa 50 (davon etwa 40 Therophyten), <strong>der</strong><br />

Einzelbestand enthält meist 10-15 Arten. Die Durchwurzelung<br />

erfaßt nur die wasserhaltenden Teile des<br />

Bodens (meist 20-30 cm). Nach <strong>der</strong> Hauptblütezeit<br />

im April ist schon Mitte bis Ende Mai alles Wasser<br />

verbraucht, und die Annuellen bzw. die oberirdischen<br />

Teile <strong>der</strong> Geophyten vertrocknen. Nach einer Vegetationsperiode<br />

von 2-2" Monaten ist für den Rest des<br />

Jahres oberirdisch keinerlei lebendes Pflanzenmaterial<br />

sichtbar. Holzpflanzen können unter diesen Bedingungen<br />

nicht überleben, da kein Wasser in tiefere<br />

Bodenschichten gelangt. Manche <strong>der</strong> hier wachsenden<br />

Annuellen (Cruciferae, Compositae, Gramineae) sind<br />

nahe mit mitteleuropäischen Ackerunkräutern verwandt<br />

und sind wahrscheinlich als <strong>der</strong>en Vorfahren<br />

anzusehen.<br />

In <strong>der</strong> Mongolisch-Chinesischen Unterregion,<br />

einem überwiegend 1000-1500 m hoch gelegenen<br />

Hochland, entspricht das Klima meist<br />

T 2/4.H 1, im S-Teil, dem sog. Kansu-Korridor,<br />

wird stellenweise TI erreicht. Da die Winter sehr<br />

trocken sind, ist <strong>der</strong> schneelose Boden ungeschützt<br />

den Frösten und zugleich <strong>der</strong> Dürre ausgesetzt.<br />

Geophyten fehlen daher weitgehend,<br />

auch Therophyten sind selten. Die Vegetation<br />

setzt sich vorwiegend aus KJeinsträuchern zusammen,<br />

darunter vielen Leguminosen (beson<strong>der</strong>s<br />

die Gattungen Hedysarum und Caragana<br />

sind zahlreich vertreten). Bemerkenswert sind<br />

die endemischen Gattungen Ammopiptanthus<br />

und Potaninia, <strong>der</strong>en Verwandtschaftsbeziehungen<br />

mehr in die Méridionale Zone weisen. Vorherrschen<strong>der</strong><br />

Wüstentyp ist die Stein- und Felswüste,<br />

am ausgedehntesten in <strong>der</strong> Gobi. Die Vegetation<br />

ist hier äußerst spärlich; auffällig sind<br />

die an gmndwasserführenden Erosionsrinnen<br />

wachsenden Kleinbäume <strong>der</strong> sehr dürreresistenten<br />

Ulmuspumila. Etwas dichteren Bewuchs zeigen<br />

sandige Böden; größere Sandwüsten gibt es<br />

nur am SO-Rande (Alaschan-Wüste). Eine Son<strong>der</strong>stellung<br />

nimmt das im SW gelegene Gebiet<br />

von Cajdam (Zaidam, Tsaidam) ein, ein etwa<br />

3000 m hoch gelegenes muldenförmiges Plateau<br />

am Rande des tibetischen Hochlandes mit einem<br />

Klima T 2/4.H l bis H3, das aber wegen seicm<br />

30<br />

Abb. 147; Südturanische Ephemerenwüste im Optimalstadium (April).<br />

Die dicht geschlossene Vegetationsdecke besteht zu ca. 80 % aus Therophyten (Rest Geophyten). - Nach<br />

Korovin aus W alter 1974.


296 Die Nemorale Zone<br />

nes kurzen Sommers eigentlich als boréal anzusehen<br />

ist. Es besteht großenteils aus Salzwüsten;<br />

auf den nichtversalzten Stellen dominiert Artemisia.<br />

Das extremste Wüstengebiet <strong>der</strong> Nemoralen<br />

Zone ist das Tarim-Becken. Obwohl es in etwa<br />

800-1200 m Höhe liegt, stellt es gegenüber den<br />

umgebenden Hochgebirgen doch ein Tiefland<br />

dar. Die Gebirgsumrahmung (Tienschan im N,<br />

Pamir im W, Karakorum im S, Kuenlun im SO,<br />

alle mit Gipfeln über 7000 m) schirmt es fast<br />

vollständig von allen regenbringenden Luftströmungen<br />

ab, und da die fehlende Bewölkung<br />

zugleich zu sehr starker Ein- und Ausstrahlung<br />

führt, ist das Klima vom Typ TI .H3 (mit Winterfrösten<br />

nahe T4). Wasser - und damit dichtere<br />

Vegetation in Form von Pappel-Auenwäl<strong>der</strong>n -<br />

findet sich im Bereich <strong>der</strong> aus den Gebirgen<br />

kommenden Flüsse. Die meisten von ihnen versiegen<br />

unweit des Gebirgsrandes, nur <strong>der</strong> Hauptfluß<br />

Tarim und sein Nebenfluß Chotan-Darja<br />

(dieser nicht immer) durchfließen das ganze<br />

Becken, um schließlich in dem seine Lage zuweilen<br />

verän<strong>der</strong>nden Salzsee Lop-Nor zu verdunsten.<br />

Den größten Teil des Tarim-Beckens<br />

nimmt die etwa 250000 km^ große Sandwüste<br />

Takla-Makan ein. Da <strong>der</strong> Sandboden wegen des<br />

perariden Klimas nicht von einer Vegetationsdecke<br />

geschützt wird, bildet er bis zu 150 m (angeblich<br />

sogar 300 m) hohe Wan<strong>der</strong>dünen. Etwas<br />

dichtere W üstenvegetation bedeckt die<br />

nicht ganz so trockenen Gebirgshänge; die Flora<br />

ist sehr artenarm.


D Die Boreale Zone (Formationen 14-15)<br />

Global gesehen bildet diese Zone den in je<strong>der</strong><br />

Hinsicht beeinträchtigten Waldsaum entlang <strong>der</strong><br />

thermischen Waldgrenze. Bezüglich <strong>der</strong> Flora<br />

stellt sie eigentlich nur eine verarmte Variante<br />

<strong>der</strong> Nemoralen Zone dar, und man könnte daran<br />

denken, sie mit dieser zusammenzufassen<br />

(wie es D rude unter dem Namen Boreal tat).<br />

Von <strong>der</strong> Physiognomie und Ökologie her ist die<br />

heute übliche Trennung aber berechtigt, auch<br />

im Hinblick auf die immense räumliche Verbreitung<br />

<strong>der</strong> beiden zugehörigen Formationen. Diese<br />

beschränkt sich nicht auf die eigentliche Zone,<br />

vielmehr gibt es auch große etageale Vorkommen<br />

(Boreale Stufen) in südlichen Gebirgen,<br />

namentlich in <strong>der</strong> Nemoralen Zone.<br />

Klimabedingungen (Abb. 149, 158)<br />

Die thermischen Grenzen <strong>der</strong> Zone sind durch<br />

die Sommerlänge gegeben (vgl. auch J äger 1968):<br />

die Zahl <strong>der</strong> Monate über -t-10 °C sinkt von 4 an<br />

<strong>der</strong> Südgrenze auf 1 an <strong>der</strong> Nordgrenze. Parallel<br />

dazu verringert sich das Julimittel von etwa 18 °C<br />

(nur in Ausnahmefällen werden noch 20 °C erreicht)<br />

auf 10 °C. Die höchstens mäßig warmen<br />

Sommer sind mit sehr kalten Wintern kombiniert.<br />

Im Normalfalle liegt das Januarmittel zwischen<br />

-1 0 und -3 0 “C. Infolgedessen tritt in manchen<br />

Teilen <strong>der</strong> Zone, vor allem im Norden, Dauerfrostboden<br />

(Ewige Gefrornis, Permafrost) auf<br />

(Abb. 148). Die gefrorene Schicht kann dabei<br />

Inlandeis<br />

Perm anentes Packeis<br />

Abb. 148: Dauerfrostboden und Eisbedeckung auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel.<br />

Nach SchmithOsen 1968, W alter 1974, B rown 1970.


298 Die Boreale Zone<br />

mehr als 100 m, in Teilen Sibiriens angeblich sogar<br />

bis zu 500 m tief reichen. Im Sommer taut sie<br />

oberflächlich auf; die dadurch für die Pflanzen<br />

nutzbare „aktive Schicht“ kann bis etwa 1 m dick<br />

sein, so daß <strong>der</strong> Waldwuchs nicht verhin<strong>der</strong>t wird;<br />

doch sind die Wäl<strong>der</strong> namentlich in den kälteren<br />

Dauerfrostgebieten meist ziemlich licht, da bei<br />

dichtem Kronenschluß die Beschattung das Auftauen<br />

des Bodens zu sehr verzögern würde. Beson<strong>der</strong>s<br />

kalt sind die Winter in NO-Eurasien;<br />

an<strong>der</strong>erseits kann die Temperatur in Küstenbereichen<br />

mil<strong>der</strong> sein, was auch für die meisten<br />

etagealen Auslieger zutrifft. An thermischen<br />

Klimatypen, die für die Ausbildung <strong>der</strong> Vegetation<br />

von Bedeutung sind, lassen sich unterscheiden:<br />

T I: Sommer relativ lang, 2-4 Monate (60-120<br />

Tage) über -1-10 °C.<br />

T 2: Sommer sehr kurz, < 2 Monate (30-60 Tage)<br />

über -1-10 °C.<br />

T3: Winter ungewöhnlich mild, Januarmittel<br />

über -1 0 °C. Kein Vorkommen von Dauerfrostboden.<br />

T4: Winter extrem kalt, Januarmittel unter<br />

-3 0 °C und absolute Minima unter -5 0 °C.<br />

Stets Dauerfrostboden.<br />

Die kalten Winter bewirken, daß die hygrischen<br />

Verhältnisse überall durch das Auftreten<br />

länger anhalten<strong>der</strong> Schneebedeckung gekennzeichnet<br />

sind. Der Nie<strong>der</strong>schlag variiert im zonalen<br />

Bereich zwischen 120 und 1200 mm (am<br />

häufigsten sind Werte zwischen 350 und 700<br />

mm); wesentlich höher kann er in Gebirgen und<br />

gebirgsbeeinflußten Luvlagen sein. Der Jahresgang<br />

zeigt meist ein Maximum im Sommer.<br />

Infolge <strong>der</strong> niedrigen Temperatur bedeuten auch<br />

Nie<strong>der</strong>schläge von 400 mm und darunter noch<br />

ein humides Klima. Erst Werte unter 200 mm<br />

können im Sommerregengebiet als semihumid<br />

angesehen werden. Semihumide (und noch<br />

trocknere) Bedingungen mit Winterregen treten,<br />

wie schon angedeutet, nur in Borealen Gebirgsstufen<br />

auf<br />

Die relativ geringe Variabilität erlaubt die Unterscheidung<br />

von 3 hygrischen Klimatypen, die<br />

für die ganze Zone (einschl. Stufen) gelten:<br />

H l: Humid.<br />

H2: Semihumid mit Sommerregen, Nie<strong>der</strong>schlag<br />

oft < 2 0 0 mm.<br />

H3: Semihumid mit Winternie<strong>der</strong>schlag.<br />

14 Dunkle Taiga<br />

Diese Formation wird oft ungenau als Borealer<br />

Nadelwald bezeichnet, doch umfaßt dieser Begriff<br />

wie schon erwähnt, auch die folgende Formation.<br />

Die normale, in ihrer Domäne weithin<br />

vorherrschende Ausbildung <strong>der</strong> Dunklen Taiga<br />

ist die zonal verbreitete Variante T I.H l; ihre<br />

klimatischen Verhältnisse wurden schon im<br />

Vorstehenden skizziert (Abb. 149). Auf sie bezieht<br />

sich die folgende Darstellung.<br />

Sippenbestand<br />

Die thermische Klimax <strong>der</strong> Borealen Zone, die<br />

die flächenmäßig größte Walddomäne <strong>der</strong> Erde<br />

bedeckt, wird von immergrünen Koniferen beherrscht.<br />

Jedoch erreichen diese hier we<strong>der</strong> das<br />

Optimum ihrer Vitalität, noch weisen sie ein<br />

Mannigfaltigkeitszentrum auf (vgl. S. 274, Abb.<br />

133). Vielmehr enthält <strong>der</strong> gesamte zonale Bereich<br />

- einschließlich <strong>der</strong> Hellen Taiga - weniger<br />

als 20 <strong>der</strong> etwa 600 rezenten Koniferenarten<br />

(Tab. 37).<br />

Allgemein ist festzustellen, daß typisch<br />

boreale Florenelemente gewöhnlich Sippen nie<strong>der</strong>en<br />

taxonomischen Ranges sind: meist Arten<br />

o<strong>der</strong> Artengruppen, die zu Gattungen mit hauptsächlich<br />

nemoraler o<strong>der</strong> noch weiterer Verbreitung<br />

gehören (Abb. 150). Unter den Koniferen<br />

kann man höchstens L arix als zonal-boreale<br />

Gattung ansehen; bei Picea liegt zwar <strong>der</strong> größte<br />

Teil <strong>der</strong> Arealfläche in <strong>der</strong> Borealen Zone,<br />

die Mehrzahl <strong>der</strong> Arten kommt aber in den Gebirgen<br />

<strong>der</strong> Nemoralen Zone vor. Neben den Koniferen<br />

enthält das Sippeninventar <strong>der</strong> Borealen<br />

Zone auch eine Anzahl von sommergrünen<br />

Laubbäumen aus nemoraler Verwandtschaft<br />

(Tab. 37). Diese sog. Weichhölzer (im russischen<br />

Schrifttum „kleinblättrige Laubhölzer“ genannt)<br />

investieren nur ein Minimum <strong>der</strong> im kurzen<br />

Sommer erzeugten Substanz in den Holzkörper,<br />

und so bleibt dieser locker, unverkernt und anfällig<br />

für den Befall durch Mikroorganismen. Sie<br />

sind daher zwar schnellwüchsig, aber auch kurzlebig<br />

und dadurch <strong>der</strong> Konkurrenz <strong>der</strong> Nadelhölzer<br />

unterlegen. Sie treten als Pionierbäume<br />

au f daneben auch als Besiedler bestimmter<br />

Son<strong>der</strong>standorte.<br />

Der strauchige und krautige Unterwuchs <strong>der</strong><br />

nemoralen Wäl<strong>der</strong> nimmt beim Übergang in die<br />

Boreale Zone zwar an Artenzahl ab, jedoch<br />

kommt es nicht, wie bei den Bäumen, zum weit-


Dunkle Taiga 299<br />

oLONGLACOlTm) 0,1* 683<br />

[30]<br />

© ©<br />

A R C H A N G E L S K (lO m ) O.ä “ 666<br />

©<br />

IRKU TSK ( 4 6 7 m ) -|,3 3 5 9 ,<br />

T1.H1<br />

(14.1.a)<br />

T I .H l<br />

(14.2.a)<br />

(14.1.a) T I . H l (14.2.a)<br />

© ©<br />

K E R 8 IN O ( 6 5 m ) T l ' e i S M V K L A N D (7 3 0 m ) 5 ,2 ° 1127<br />

181<br />

©<br />

T A IN IN Q (3496m ) 4,1° 735<br />

T1/3.H1<br />

(14.2.a)<br />

T1/3.H1 (14.2.b) T1/3.H1 (14.3)<br />

0<br />

O R AS { 3 0 5 6 m ) 1,6* 6 5 2<br />

©<br />

( 12)<br />

C H U R C H IL L (3 9 2 m ) - 7 3 ° 390<br />

YELLOWSTONE P A R K (i8 99 m )3 ,6*Ä 4A<br />

,(4 4 -4 ? | ifc^Wyo.<br />

T1/3.H3<br />

(14.1.b)<br />

T1.H 3<br />

(14.3)<br />

(1 6 )<br />

13<br />

(1 4 )<br />

15<br />

Abb. 149: Klima im Bereich <strong>der</strong> Dunklen Taiga.<br />

bän<strong>der</strong>. 1 (Quebec, 2 N-Rußland, 3 British Columbia (NO-Teil), 4 M-Sibirien, 5 O-Sibirien (Unterer Amur),<br />

6 W-Norwegen, 7 Tirol, 8 China (Prov. Szechuan), 9 Wyoming, 10 Kaschmir (Industal), 11 N-Manitoba,<br />

12 NO-Rußland, 13 N-Norwegen, 14 Island, 15 Kamtschatka, 16 China (Prov. Szechuan).


300 Die Boreale Zone<br />

Tab, 37: Baumarten <strong>der</strong> zonalen (flächig-ebenen) Teile <strong>der</strong> Borealen Zone auf beiden Kontinenten.<br />

Berücksichtigt sind nur die Unterregionen 14.1.a und 14.2.a <strong>der</strong> Dunklen Taiga sowie die Helle Taiga 15.1. (Zu<br />

den Koniferenarten Ostsibiriens vgl. Tab. 38).<br />

“■= in Fennoskandien fehlend, ** = hauptsächlich in <strong>der</strong> Region 15.1.<br />

Gattung<br />

Nordkanada<br />

14.La<br />

Nord-Eurosibirien<br />

14.2.a und 15.1<br />

Koniferen: Picea glauca<br />

abies s. 1.<br />

m añana<br />

A bies balsam ea sibiricaP<br />

Pinus sect. Haploxylon - cembra s. 1. *<br />

sect. Diploxylon banksiana sylvestris<br />

L arix laricina russica*<br />

gmeliniP'^<br />

Laubbäume (mehr Pionierarten)<br />

Betula papyrifera pubescens s. 1.<br />

occidentalis<br />

pendula<br />

platyphyüa s. 1. **<br />

Sorbus americana aucuparia<br />

decora<br />

sibirica*<br />

Prunus sect. Cerasus pensylvanica -<br />

Populas sect. Leuce tremuloides trémula<br />

(mehr Auenwald-Arten)<br />

sect. Tacam ahaca balsam ifera lau rifolia*<br />

suaveolens**<br />

Chosenia - bracteosa**<br />

Ainus rugosa incana s. 1.<br />

Prunus sect. Padus virginiana padus<br />

u<br />

gehenden Ausfall. Vielmehr gibt es eine Anzahl<br />

nemoraler Arten, die noch weit in die Boreale<br />

Zone hineinreichen. An neu auftretenden, echt<br />

borealen Elementen (Abb. 151) finden sich vor<br />

allem einige Ericaceen-Zwergsträucher, Pyrolaceen<br />

und saprophytische O rchideen; das<br />

Mannigfaltigkeitszentrum <strong>der</strong> betreffenden Gattungen<br />

liegt aber auch hier oft in <strong>der</strong> Nemoralen<br />

Zone (z. T. im Nemoralen Nadelwald). Mehrere<br />

dieser borealen Arten sind in beiden Kontinenten<br />

(zirkumboreal) verbreitet, darunter auch<br />

die monotypische Linnaea borealis s. 1. (Abb.<br />

150.2).<br />

Bestandesstruktur, standörtliche und<br />

zeitliche Abwandlungen<br />

Die Normalvariante <strong>der</strong> Dunklen Taiga (T l.H l)<br />

ist gewöhnlich ein dichter, einheitlicher Nadelwald<br />

von 20-25 m Höhe (unter beson<strong>der</strong>s günstigen<br />

Umständen können 30 m erreicht werden).<br />

Infolge <strong>der</strong> floristischen Armut besteht die<br />

Baumschicht oft nur aus einer einzigen Art, und<br />

eine Schichtung ist nicht zu erkennen. Zusammen<br />

mit dem selbst im Hochsommer niedrigen<br />

Sonnenstand bewirkt die immergrüne Lebensform<br />

<strong>der</strong> Bäume, daß in Beständen auf ebener<br />

Fläche nur wenig Licht auf den Boden gelangt;<br />

eine Strauchschicht ist daher meist unbedeutend.<br />

Auch die Krautschicht wird nur von wenigen<br />

beson<strong>der</strong>s schattenfesten Sippen gebildet.<br />

Wichtigste Lebensform sind hier Chamäphyten,<br />

namentlich Zwergsträucher <strong>der</strong> Gattung Vaccinium<br />

können flächendeckend auftreten. Zu den<br />

Hemikryptophyten gehören neben Grasartigen<br />

die immergrünen Pyrola-Aittn sowie die zirkumborealen<br />

Oxalis acetosella s. 1. und Dryopteris<br />

dilatata s. 1. Saprophyten, die kein Licht benötigen,<br />

profitieren von den dichten Auflagen aus<br />

Nadel-Rohhumus {M onotropa, Coratlorhiza).<br />

Einen hohen Deckungsgrad können Moose erreichen.<br />

Ein stärkerer und vielseitigerer Unteiwuchs<br />

findet sich nur an den feuchten und reichen Rän<strong>der</strong>n<br />

des Normal-Okogramms sowie in gebirgi-


Dunkle Taiga 301<br />

Abb. 150: Charakteristische Areale horealer Sippen.<br />

Die Baumgattung L arix ist die Dominante <strong>der</strong> nordostsibirischen Hellen Taiga, sonst hat sie nur als langlebiger<br />

Pionierbaum bzw. an Nicht-Klimaxstandorten Bedeutung. Linnaea und Corallorhiza sind typische Bodenpflanzen<br />

<strong>der</strong> Dunklen Taiga. Die Hochmoorpflanze Vaccinium oxycoccos bevorzugt die humi<strong>der</strong>en Bereiche; dabei ist ihr<br />

Areal aber im beson<strong>der</strong>s humiden NW-Nordamerika stark eingeschränkt. - Nach M eusel etc. 1965f., L ittle<br />

1971f., O hwi 1965, W ang 1961.


302 Die Boreale Zone<br />

r :<br />

i I:<br />

Abb. 151: Zirkumboreal verbreitete Krautschicht-Arten <strong>der</strong> Dunklen Taiga.<br />

1 Lycopodium annotim nv, 2 M ajanthemum bifolium s. 1. (fruchtend); 3 Calypso bulbosa', 4 Corallorhiza trífida (Saprophyt);<br />

5 Oxalis acetosella s. 1.; 6 Vaccinium vitis-idaea', 7 M oneses {Pyrold) uniflora-, 8 Trientalis europaea s. 1.; 9 Linnaea<br />

borealis. Die meisten greifen an geeigneten Standorten auch in den Nordteil <strong>der</strong> Nemoralen Zone über (so<br />

in Mitteleuropa beson<strong>der</strong>s 2 und 5; hingegen ist 3 rein boreal). - Quellen: 1-4 H itchcock etc. 1955f.; 5,6 Hegi<br />

etc. 1909; 1, 8 H ess etc. 1967f ; 9 W ittrock 1907.


Dunkle Taiga 303<br />

gern Gelände, wo in Hanglagen <strong>der</strong> Lichtzutritt<br />

besser sein kann. Auch auf edaphisch beson<strong>der</strong>s<br />

armen Standorten, wo die Baumschicht oft sehr<br />

locker und kaum 10 m hoch ist, ist <strong>der</strong> Lichtgenuß<br />

besser, doch läßt die Bodenbeschaffenheit<br />

hier meist nur einen Flechten-Unterwuchs<br />

zu.<br />

Die Lage <strong>der</strong> Dunklen Taiga im kühlen Randsaum<br />

des Waldes schafft beson<strong>der</strong>e ökologische<br />

Bedingungen, die mit den Schlagworten Podsoliemng<br />

und Vernässung gekennzeichnet werden<br />

können. Die geringe Temperatursumme des<br />

Sommers hat eine nur schwache Verdunstung<br />

zur Folge, die im geschlossenen Bestand noch<br />

dadurch verringert wird, daß <strong>der</strong> Boden nie von<br />

<strong>der</strong> direkten Sonnenstrahlung getroffen wird. Er<br />

trocknet daher nur selten oberflächlich ab und<br />

erwärmt sich im Frühling nur sehr langsam.<br />

Diese feucht-kalten Bedingungen behin<strong>der</strong>n die<br />

Mikroorganismen beim Abbau <strong>der</strong> ohnehin<br />

schwer zersetzbaren Nadelstreu. Es kommt zur<br />

Ansammlung von Rohhumus, und die aus diesem<br />

heraussickernden Huminsäuren waschen<br />

die löslichen Bestandteile aus dem Mineralboden<br />

aus. Der so entstandene saure Podsol ist<br />

<strong>der</strong> charakteristische Bodentyp <strong>der</strong> humiden<br />

Borealen Zone, er entwickelt sich selbst über<br />

kalkreichem Untergrund. Mineralreichere Böden<br />

treten daher nur bei stärkerer Reliefdynamik<br />

sowie unter dem Einfluß bewegten mineralhaltigen<br />

Wassers auf<br />

Die feucht-sauren Bodeneigenschaften bewirken,<br />

daß die Bäume meist sehr flach wurzeln<br />

und daß die meisten Pflanzen, auch die <strong>der</strong><br />

Krautschicht, auf die Verbesserung ihres Mineralstoffhaushaltes<br />

mittels Mykorrhiza angewiesen<br />

sind. Trifft das allgemein feucht-saure Bodenmilieu<br />

mit verdichteten Bodenschichten auf<br />

ebenem Terrain zusammen, so kann eine Versumpfung<br />

des Waldes eintreten, womit die Voraussetzung<br />

für die Ansiedlung von Hochmoorvegetation<br />

gegeben ist. Tatsächlich sind Hochmoore<br />

ein charakteristisches Element <strong>der</strong> humiden<br />

Borealen Zone; die meisten typischen<br />

Hochmoorpflanzen, auch die in <strong>der</strong> Nemoralen<br />

Zone vorkommenden, sind boreale Florenelemente.<br />

Auf diesen Floren- und Vegetationstyp<br />

wird daher unten noch etwas näher eingegangen.<br />

Neben den Hochmooren sind als weitere<br />

Son<strong>der</strong>standorte die Sumpf- und Auenwäl<strong>der</strong><br />

zu nennen. Bruchartige Sumpfwäl<strong>der</strong> können<br />

im südlichen Teil <strong>der</strong> Zone noch Erlen beherbergen,<br />

sonst werden sie von Koniferen gebildet.<br />

Die Auen kleinerer Flüsse werden oft von<br />

Erlen <strong>der</strong> Alnus-incana-Gm'p’p t begleitet. An<br />

größeren Flüssen finden sich diese, zusammen<br />

mit Pappeln und vielen sommergrünen Sträuchern,<br />

in <strong>der</strong> Weichholzaue, während die Hartholzaue<br />

aus Nadelbäumen besteht. In den beson<strong>der</strong>s<br />

winterkalten Gebieten, namentlich in<br />

Sibirien, zeigt sich hier noch eine Beson<strong>der</strong>heit.<br />

Die großen Ströme sind im Winter mit einer<br />

dicken Eisschicht bedeckt. Wenn diese im Frühling<br />

aufbricht, kommt es zu einem Eisgang gewaltigen<br />

Ausmaßes, <strong>der</strong> an vielen Stellen <strong>der</strong> Aue<br />

das Aufkommen von Wald verhin<strong>der</strong>t. Hier<br />

befinden sich infolgedessen natürliche Auenwiesen.<br />

Als immergrüner Waldtyp zeigt die Dunkle<br />

Taiga - abgesehen vom jungen Austrieb im Frühling<br />

- kaum jahreszeitliche Aspekte. Langzeitliche<br />

Verändemngen, d. h. die Verjüngung,<br />

sind in <strong>der</strong> üblichen Form differenziert. Trotz<br />

des insgesamt kühlen Klimas sind Waldbrände<br />

nicht selten, denn im Sommer können mehrwöchige<br />

Trockenperioden auffreten, und auch<br />

Gewitter kommen vor; <strong>der</strong> Harzreichtum <strong>der</strong><br />

Bäume för<strong>der</strong>t die Brandbereitschaft. Die auf<br />

Brände folgende Sukzession ist wegen <strong>der</strong> unkomplizierten<br />

floristischen Situation in beiden<br />

Kontinenten gut bekannt (Abb. 155, S. 308);<br />

im ersten Stadium treten off Laubbäume {Betula,<br />

Populus, Prunus) auf.<br />

Hochmoore als Son<strong>der</strong>vegetationstyp<br />

Moore sind geologisch gesehen Lagerstätten von<br />

Torf, d.h. von mindestens 30 cm dicken Schichten<br />

subfossilen, unvollständig zersetzten Pflanzenmaterials<br />

oberhalb des Mineralbodens. Der<br />

Torf ist von <strong>der</strong> darauf wachsenden Pflanzendecke<br />

selbst erzeugt; seine weitere Zersetzung<br />

wird durch 0 2 -Mangel infolge Wassersättigung,<br />

z. T. auch durch weitere bodenphysikalische<br />

o<strong>der</strong> chemische Faktoren verhin<strong>der</strong>t. Solche<br />

Torfe können unter verschiedenen Vegetationstypen<br />

auftreten, auch unter geschlossenen Wäl<strong>der</strong>n<br />

(Bruchwäl<strong>der</strong>, Sumpfwäl<strong>der</strong>). In <strong>der</strong><br />

Vegetationskunde spricht man von Mooren jedoch<br />

nur dann, wenn die Vegetationsdecke offen<br />

ist, d. h. waldfrei o<strong>der</strong> höchstens locker mit<br />

Bäumen bestanden (offenwaldartig).<br />

Die meisten M oore sind rein edaphisch<br />

durch zu hohen Grundwasserstand bedingt, oft<br />

auch als Teile von Gewässerrand-Zonierungen.


304 Die Boreale Zone<br />

Solche Moore, die zur azonalen Vegetation gehören,<br />

heißen Topogene Moore, Minerotrophe<br />

Moore o<strong>der</strong> Flachmoore; ihre Vegetation entspricht<br />

meist <strong>der</strong> Formation des Graslandes.<br />

Demgegenüber besteht die ökologische Basis<br />

<strong>der</strong> hier zu besprechenden Hochmoore in<br />

einer Kombination edaphischer und klimatischer<br />

Faktoren. Die Voraussetzungen für ihre<br />

Entstehung sind zunächst edaphischer Art:<br />

Vernässung durch hoch anstehendes Grundo<strong>der</strong><br />

Stauwasser und zugleich sehr armes Bodensubstrat<br />

mit niedrigem pH-Wert. Solche Bedingungen<br />

ermöglichen das Wachstum von „Torfmoosen“<br />

<strong>der</strong> Gattung Sphagnum. Ist das Klima<br />

genügend humid, so können sich bestimmte<br />

Arten aus dieser Gattung ansiedeln, <strong>der</strong>en dichte<br />

Polster ein für Moose recht starkes Längenwachstum<br />

(bis über 10 cm pro Jahr) zeigen. Sie<br />

wachsen an <strong>der</strong> Spitze nach oben, während sie<br />

an <strong>der</strong> Basis kontinuierlich absterben. Da keine<br />

Zersetzung erfolgt, bleibt die für die Sphagna<br />

typische Wasserspeicherkapazität auch in den<br />

toten Teilen erhalten. So erhebt sich die Moosdecke<br />

im Laufe ihrer Entwicklung über das ehemalige<br />

Grundwasserniveau (daher <strong>der</strong> Name<br />

H och m oor), bleibt aber trotzdem wassergesättigt,<br />

d. h. sie baut einen eigenen, vom<br />

Mineralboden unabhängigen Wasservorrat auf<br />

Dieser stammt nicht aus dem Grundwasser, son<strong>der</strong>n<br />

direkt aus dem Nie<strong>der</strong>schlag; danach nennt<br />

man die Hochmoore auch Ombrogene Moore.<br />

Siedeln sich hochmoorbildende Torfmoose in<br />

einem Waldbestand an, so können sie durch die<br />

Anhebung des Vernässungsspiegels die Bäume<br />

zum Absterben bringen.<br />

Hochmoorartige Vegetation gibt es in den humiden<br />

Teilen aller Zonen, so z. B. in <strong>der</strong> Tropischen<br />

Zone auf Borneo, in <strong>der</strong> Australen im perhumiden<br />

Westpatagonien, in <strong>der</strong> Nemoralen in<br />

Norddeutschland (vgl. S. 418) und Großbritannien.<br />

Ihre weitaus größte Verbreitung hat sie aber<br />

in <strong>der</strong> Borealen Zone. Wie besprochen, schafft<br />

das Klima hier durch die allgemeine Tendenz zur<br />

Podsolierung die Voraussetzungen für die Hochmoorbildung<br />

zum großen Teil selbst; die Hochmoore<br />

sind demnach in <strong>der</strong> Domäne <strong>der</strong> Dunklen<br />

Taiga als ein aberranter Teil <strong>der</strong> klimatischen<br />

Klimaxvegetation anzusehen.<br />

Die Struktur <strong>der</strong> borealen Hochmoorvegetation<br />

wird im wesentlichen durch drei Lebens-<br />

Randwalti<br />

Lngg '<br />

R ü lle<br />

K o lke<br />

¡-agg<br />

^4<br />

i r<br />

•'1<br />

I ' ^ ' i-<br />

Logg<br />

ia g g<br />

B ach<br />

Abb. 152: Typen ombrogener Moore, schematische Profilschnitte.<br />

1 Typisches baumloses Hochmoor in euhumidem Klima, entstanden in einer vernäßten Senke (x), mit<br />

„uhrglasförmiger“ Wölbung (verbreitet vom nemoralen Nie<strong>der</strong>rhein bis in die mittlere Taiga W-Sibiriens).<br />

2 Waldhochmoor, ähnlich vorigem, aber in etwas trocknerem Klima, in dem zeitweiliges Austrocknen <strong>der</strong><br />

Oberfläche das Aufkommen von Bäumen {Pinus, Betula) erlaubt, die eine lockere Baumschicht (Offenwald)<br />

bilden (im Gebiet <strong>der</strong> südlichen Taiga und <strong>der</strong> Boreonemoralen Zone von NO-Deutschland nach O). 3 Deckenmoor<br />

(Blanket Bog), in mild-(per)humidem nemoralem bis boreonemoralem Klima, in dem die Sphagnum-<br />

Decke fähig ist, auch Bodenwellen zu überwachsen (Westküste <strong>der</strong> Britischen Inseln und S-Norwegens). Schraffiert<br />

die wassergefullte, vom Grundwasser unabhängige Torfmasse. - Aus O svald 1925, verän<strong>der</strong>t.


Dunkle Taiga 305<br />

formen bestimmt: Moose, Zwergsträucher und<br />

Hemikryptophyten (vorwiegend Grasartige). Die<br />

Verteilung dieser Lebensformen im Hochmoor<br />

ist unterschiedlich: es kommen Dom inanzbestände<br />

von allen dreien vor, aber auch Mischungen<br />

verschiedenen Grades sowohl zwischen<br />

den Einzeltypen als auch in Form von<br />

Mosaikkomplexen. Im einzelnen hängt die<br />

Struktur von den speziellen klimatischen und<br />

topographischen Außenbedingungen ab; im<br />

Bereich <strong>der</strong> eurosibirischen Borealen und<br />

Nemoralen Zone unterscheidet man 3 Haupttypen<br />

<strong>der</strong> Hochmoore (Abb. 152). Hinzu kommen<br />

noch 2 weitere im subarktischen und arktischen<br />

Gebiet, worauf hier aber nicht näher eingegangen<br />

werden kann.<br />

Die Hochmoore zeigen extreme ökologische<br />

Bedingungen in zweierlei Hinsicht. Die Herkunft<br />

des Wassers allein aus dem Nie<strong>der</strong>schlag<br />

fuhrt zu großer Armut an Mineralien, insbeson<strong>der</strong>e<br />

an Stickstoff; nur wenige Sippen, wie die<br />

insektivoren D rosera-hrttn, können zusätzliche<br />

N-Quellen erschließen, und infolgedessen ist die<br />

Gesamt-Artenzahl sehr gering. Der zweite Faktor,<br />

das ständige Hochwachsen <strong>der</strong> Torfmoose,<br />

zwingt die beteiligten Kormophyten zu Maßnahmen,<br />

um damit Schritt zu halten (Abb. 153).<br />

Die hochmoorbildenden Sphagnum -hrttn<br />

\ sind meist weltweit verbreitet. Unter den Kormophyten<br />

finden sich eine Anzahl ± auf die<br />

Boreale (und z. T. Arktische) Zone beschränkter<br />

Hochmoorsippen, so die Ericaceen-Gattungen<br />

Chamaedaphne, A ndrom eda s. str. und Ledum<br />

sowie Vaccinium subg. Oxycoccus, ferner Arten<br />

<strong>der</strong> Gattungen Rhynchospora, Trichophorum,<br />

Eriophorum, Drosera. Im übrigen enthält die Flora<br />

einige weitverbreitete Sumpfpflanzen {Carex-,<br />

Juncus-Kxttn) sowie aus dem Wald übergreifende<br />

Säurezciger.<br />

Varianten und Regionen<br />

Die Boreale Zone bildet den letzten Abschnitt<br />

des Gradienten vom Äquator zur thermischen<br />

Waldgrenze. An diesem entlang folgt auf die<br />

besprochene normale Variante (T l.H l) <strong>der</strong><br />

Abb. 153: Mitwachsen <strong>der</strong> Hochmoor-Kormophyten mit <strong>der</strong> Sphagnum -U ccke.<br />

1 Sphapium-V ([m ztn, oben wachsend (w), unten abgestorben (t), mit Vaccinium oxycoccus, das in jedem Jahr<br />

neue Sprosse an die Oberfläche sendet, die dann im folgenden Jahre vom Sphagnum überwachsen werden. 2, 3<br />

Jährliche Verlagerung <strong>der</strong> Blattrosette von Drosera rotundifolia (2) bzw. <strong>der</strong> Horstbasis von C arexfusca (3) nach<br />

oben. - Quellen: 1 G rosse-B rauckmann 1963; 2, 3 B ertsch 1925.


306 Die Boreale Zone<br />

iy.<br />

J f i<br />

^ m -<br />

n<br />

Dunklen Taiga nach N die Variante T2.H1, d. h.<br />

<strong>der</strong> Ubergangssaum (Ökoton) vom Wald zur<br />

Tundra, gemeinhin als Subarktische Zone (exakter<br />

Unterzone) bzw. als Waldtundra bezeichnet.<br />

Es sind niedrige, lockere Waldbestände, <strong>der</strong>en<br />

Höhe von etwa 10 m im S auf weniger als<br />

5 m an <strong>der</strong> Nordgrenze sinkt. Sie sind durchsetzt<br />

von waldfreien, mit Tundravegetation bewachsenen<br />

Flecken auf den edaphisch ungünstigen<br />

Stellen, <strong>der</strong>en Ausdehnung immer weiter<br />

zunimmt, bis schließlich die letzten Waldreste<br />

nur noch an den günstigsten Standorten (z. B.<br />

Südhänge mit tiefgründigem Boden) übrig bleiben.<br />

Oft nehmen die Gehölze hier die Form<br />

von Krummholz an; beson<strong>der</strong>s häufig sind<br />

Krummholzbestände im oberen Saum borealer<br />

Gebirgsstufen, d. h. in <strong>der</strong> Subalpinen Stufe<br />

(bzw. richtiger Unterstufe; vgl. S. 316).<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Variante <strong>der</strong> Waldtundra ist<br />

<strong>der</strong> Subarktische Birkenwald, <strong>der</strong> in küstennahen<br />

Gebieten mit mildem Winter (T2/3.H 1)<br />

auftritt. Die Artengarnitur <strong>der</strong> Taiga wird hier<br />

zugunsten von Betula entmischt, die dominant<br />

werden und z. T. reine Bestände bilden kann.<br />

Die Ursache für die Dominanz <strong>der</strong> Sommergrünen<br />

ist ungeklärt. Es wurde z. B. angenommen,<br />

daß bei wintermildem Klima die immergrünen<br />

Nadeln <strong>der</strong> Koniferen in dem langen,<br />

dunklen Winter fast ebenso viel Substanz veratmen,<br />

wie in dem kurzen Sommer hinzugewonnen<br />

werden kann (Hinweise, die in diese<br />

Richtung deuten, gaben mißlungene Aufforstungsversuche<br />

mit immergrünen Koniferen auf<br />

Island). Eine an<strong>der</strong>e Annahme geht von <strong>der</strong> Beobachtung<br />

aus, daß Koniferen-Jungpflanzen, die<br />

längere Zeit bei wenig tiefer Temperatur vom<br />

Schnee bedeckt sind, häufig von Pilzen („Schneeschimmel“,<br />

Herpotrichia nigra bzw. Lopho<strong>der</strong>mium<br />

pinastri) befallen und abgetötet werden. Beide<br />

Argumente würden zu einer Konkurrenzüberlegenheit<br />

<strong>der</strong> sommergrünen Birken fuhren. Im<br />

übrigen ist anzumerken, daß auch in ozeanisch<br />

getönten Gebirgen <strong>der</strong> Nemoralen Zone die<br />

Subalpine Stufe oft von Sommergrünen {Betula<br />

ode.r Fagus) gebildet wird; die Klimaverhältnisse<br />

dürften ähnlich sein. Ein Charakteristikum des<br />

Vegetationsmosaiks im Bereich solcher subarktisch/subalpinen<br />

Laubwäl<strong>der</strong> ist das Auftreten<br />

von Hochstaudenfluren an feuchten bis nassen<br />

(oft durchrieselten) Standorten mit guter Basenversorgung.<br />

Die wintermilde Variante <strong>der</strong> normalen<br />

Dunklen Taiga, Klimatyp T 1/3.H 1, kommt im<br />

zonalen Bereich nur an <strong>der</strong> NW-Küste Nordamerikas<br />

vor, wo sie zugleich durch sehr hohe<br />

Nie<strong>der</strong>schläge auffällt (S. 281). Ihr gehören aber<br />

auch große Teile <strong>der</strong> etagealen Taiga-Vorkommen<br />

in den Borealen Stufen <strong>der</strong> Nemoralen<br />

Zone an. Die mil<strong>der</strong>en Wintertemperaturen erlauben<br />

das Hinzutreten weiterer Koniferenarten<br />

aus Gattungen, <strong>der</strong>en Hauptverbreitung in den<br />

Nemoralen Nadelwäl<strong>der</strong>n liegt (aber dort meist<br />

mit an<strong>der</strong>en Arten), namentlich Abies\md Tsuga.<br />

In den südlichsten Vorkommen etagealer Taiga,<br />

in <strong>der</strong> Meridionalen Zone, übernimmt HW«<br />

oft die alleinige Dominanz.<br />

Völlig auf Boreale Stufen ist die sommertrockene<br />

Variante T1.H 3 beschränkt. Sie erscheint<br />

meist als oberer Saum <strong>der</strong> Nemoralen<br />

Nadelwäl<strong>der</strong>, von denen sie sich schwer trennen<br />

läßt; die Subalpine Stufe (T2.H3) wird dabei<br />

meist von Juniperus-, zuweilen auch von<br />

Pinus-hntn gebildet.<br />

Der zonale Teil <strong>der</strong> Domäne ist ziemlich<br />

gleichförmig, und wenn es die etagealen südlichen<br />

Auslieger nicht gäbe, könnte man sie als<br />

Abb. 154: Verbreitung <strong>der</strong> Dunklen (14, schräg schraffiert und Dreiecke) und <strong>der</strong> Hellen (15, senkrecht<br />

schraffiert) Taiga.


Dunkle Taiga 307<br />

eine einzige Region ansehen, in <strong>der</strong> die aus den<br />

benachbarten nemoralen Waldgebieten kommenden<br />

Einflüsse auf die Kraut- und Strauchschicht<br />

höchstens eine Ausscheidung von Unterregionen<br />

erlauben. Diese Einflüsse sind in <strong>der</strong><br />

Dunklen Taiga <strong>der</strong> Borealen Stufen aber wesentlich<br />

stärker, und auch manche <strong>der</strong> als boreal<br />

anzusehenden Florenelemente zeigen hier eine<br />

größere Vielfalt. Hierdurch erhalten die W äl<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Borealen Stufen ein größeres Gewicht;<br />

fast könnte man die zonale Dunkle Taiga als<br />

<strong>der</strong>en verarmte nördliche Variante ansehen. Wie<br />

beim Sommerwald ist daher eine Aufteilung in<br />

drei Regionen angemessen (Abb. 154): die Nordamerikanische<br />

Region (14.1), die Westeurasiatische<br />

Region (14.2) und die Ostasiatischc Region<br />

(14.3).<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Von den zonalen Teilen ist nur <strong>der</strong> osteuropäische<br />

Raum von Skandinavien bis zum Ural dichter<br />

besiedelt, die durch bäuerliche Landwirtschaft<br />

gekennzeichnete europäische Kulturlandschaft<br />

greift hier aus dem boreonemoralen Bereich<br />

in die Dunkle Taiga über. Sonst reichen<br />

die Hauptsiedlungsgebiete mit landwirtschaftlicher<br />

Nutzung, sowohl in Sibirien als auch in<br />

Kanada, meist nur bis zum Südrand <strong>der</strong> Borealen<br />

Zone. Die Taiga war hier traditionell von<br />

indigenen Volksstämmen auf dem Niveau <strong>der</strong><br />

Jäger und Sammler bewohnt, die dem Wald<br />

wenig Schaden zufügten; auch nach <strong>der</strong> russischen<br />

bzw. französisch/britischen Eroberung<br />

wurden nur einzelne weit verstreute, dem Handel<br />

o<strong>der</strong> dem Bergbau dienende Siedlungen<br />

angelegt. Seit <strong>der</strong> Mitte unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

sind jedoch in beiden Kontinenten großflächige<br />

Holz-Exploitationen im Gange, bei denen auf<br />

Gesichtspunkte <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>verjüngung und damit<br />

<strong>der</strong> Nachhaltigkeit wenig Rücksicht genommen<br />

wird.<br />

Auch die Borealen Stufen sind im europäischen<br />

Raum am stärksten besiedelt, mit traditionell<br />

weit hinauf reichen<strong>der</strong> Landwirtschaft.<br />

Dabei bot das gebirgige Gelände jedoch genügend<br />

Standorte, an denen diese nicht möglich<br />

war und deshalb <strong>der</strong> Wald erhalten blieb, wenn<br />

auch beeinflußt durch bäuerliche Holznutzung<br />

und Beweidung. Auch in den weiter östlich gelegenen<br />

Gebirgsstufen Eurasiens, die sich über<br />

die von Nomaden bewohnten Steppen und<br />

Halbwüsten erheben, hatte die Beweidung einigen<br />

Einfluß, und die Holzvorräte wurden von<br />

den Bewohnern <strong>der</strong> dicht besiedelten Taloasen<br />

genutzt. Am wenigsten beeinflußt sind die<br />

borealen Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> nordamerikanischen Gebirge.<br />

Heute werden zwar auch die Gebirgswäl<strong>der</strong><br />

nicht von Exploitationen verschont,<br />

doch erschwert das Gelände eine flächendeckende<br />

Nutzung, und inzwischen sind auch vielerorts<br />

größere Bestände unter Schutz gestellt worden.<br />

14.1 Nordamerikanische Region<br />

Obwohl die zonalen und die etagealen Vorkommen<br />

<strong>der</strong> Dunklen Taiga in Nordamerika von<br />

Alberta bis Alaska direkt aneinan<strong>der</strong> stoßen, ist<br />

ihre Vegetation doch unterschiedlich genug, um<br />

als zwei Unterregionen anerkannt zu werden.<br />

Die Kanadische Unterregion (14. La), von<br />

Neufundland bis NO-Alaska reichend, zeigt die<br />

typische Verteilung mit <strong>der</strong> günstigsten Variante<br />

T I.H l im S und <strong>der</strong> subarktischen Waldtundra<br />

(T2.H1) im N; letztere ist beson<strong>der</strong>s ausgedehnt<br />

in <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> Hudson Bay. Im<br />

Tl-Bereich zeichnet sich <strong>der</strong> östliche Teil in<br />

Québec und Ontario durch beson<strong>der</strong>s hohen<br />

Nie<strong>der</strong>schlag bis über 1000 mm aus; an<strong>der</strong>erseits<br />

finden sich in NO-Alaska sehr trocken-kalte<br />

Bedingungen, die allerdings bezüglich <strong>der</strong><br />

Winterkälte von denen <strong>der</strong> sibirischen Hellen<br />

Taiga noch weit entfernt sind. Von den beteiligten<br />

Baumarten (Tab. 37, S. 300) sind nur die<br />

beiden Fichten und die Tanne Komponenten<br />

<strong>der</strong> normalen Klimaxgesellschaft. Dabei dominiert<br />

Picea glauca mehr auf den trockneren, P.<br />

m ariana auf den feuchten und armen Böden;<br />

A bies balsamea, die nur im feuchten SO häufiger<br />

ist und die trockenen und sehr kalten Gebiete<br />

meidet, bevorzugt feucht-reiche Standorte.<br />

Die Lärche spielt nur an Son<strong>der</strong>standorten<br />

eine Rolle, namentlich an Hochmoorrän<strong>der</strong>n.<br />

Pinus banksiana ist ein kurzlebiger Pionierbaum,<br />

<strong>der</strong> nach Waldbränden vor allem auf armen<br />

Sandböden rasch aufkommt, aber bereits nach<br />

wenigen Jahrzehnten sein Wachstum einstellt<br />

und durch die Fichten ersetzt wird. Auf weniger<br />

armen Böden treten die Laubhölzer Betula<br />

papyrifera, Prunus pensylvanica und Populus<br />

tremuloides 2i\s Pioniere auf (Abb. 155). Die IGautschicht<br />

differenziert sich ähnlich wie in Eurosibirien<br />

(vgl. Abb. 157). Die arktische Waldgrenze<br />

wird von den beiden Fichten gebildet.


308 Die Boreale Zone<br />

ErSSgiS^^^fcg*<br />

W tiW<br />

2 M f ‘<br />

Abb. 155: Waldbrand-Sukzession in <strong>der</strong> kanadischen Dunklen Taiga (Laurentischer Schild, N-Quebec).<br />

Die durch den Brand aus dem Rohhumus freigesetzten Stickstoffreserven erlauben in den ersten Jahren die<br />

Entwicklung einer hochwüchsigen Kahlschlagflur (1), die aber bald wie<strong>der</strong> durch überlebende Vertreter <strong>der</strong><br />

eigentlichen Waldflora abgelöst wird (2, auf reicheren Böden mehr Stauden, auf ärmeren mehr Zwergsträucher).<br />

Zwischen diesen kommen dann die Pionierbäume auf (3) und bilden einen Vorwald (4, 5), <strong>der</strong> schließlich<br />

wie<strong>der</strong> durch den Klimaxwald ersetzt wird (6).<br />

a Epilobium angustifolium, b div. Farne, c div. Vaccinium-hx^zxi, d Betulapapyrifera und Populus tremuloides, e Pinus<br />

banksiana, f Picea glauca und A bies balsamea. Krautschicht überhöht gezeichnet. - Aus M arie-Victorin 1925,<br />

verän<strong>der</strong>t.


Dunkle Taiga 309<br />

Ausgedehnte Hochmoorgebiete hegen in den<br />

Tieflän<strong>der</strong>n um die Hudson Bay. Kleinflächige<br />

südliche Auslieger <strong>der</strong> kanadischen Dunklen<br />

Taiga finden sich auf den höchsten Gipfeln <strong>der</strong><br />

Appalachenkette (Abb. 178.38,39), sie bestehen<br />

aus Tannen (von Virginia südlich A.fraseri) und<br />

<strong>der</strong> dem ganzen Appalachensystem eigenen<br />

Picea rubens.<br />

Die etageale Kordillerische U nterregion<br />

(14.1.b; vgl. Abb. 178.33,34,40-42,58) erstreckt<br />

sich einigermaßen geschlossen entlang <strong>der</strong> Gebirgskämme<br />

vom nördlichen British Columbia<br />

bis Oregon und Idaho. Von hier nach S teilt sie<br />

sich zunehmend in isolierte Vorkommen auf<br />

einzelnen Bergmassiven auf, <strong>der</strong>en südlichste bis<br />

ins Hochland von Mexiko reichen. Im Nordteil<br />

ist die Dunkle Taiga nicht nur floristisch<br />

deutlich vom Nemoralen Nadelwald <strong>der</strong> tieferen<br />

Lagen abgesetzt, son<strong>der</strong>n sie unterscheidet<br />

sich auch klimatisch durch das Fehlen <strong>der</strong><br />

Sommerdürre (T I.H l). Ihre Untergrenze liegt<br />

im südlichen British Columbia um 1000 m, in<br />

S-Oregon bei 1700 m, die vertikale Erstreckung<br />

beträgt 400-800 m. Hauptbaumarten sind im W<br />

(Küsten- und Kaskadengebirge) A bies lasiocarpa<br />

und Tsuga mertensiana (mit Chamaecyparis nootkalensis<br />

als häufiger Beimischung), im O Abies<br />

lasiocarpa und Picea engelmannii. Pinus contorta<br />

ist als Pionierart und auf edaphischen Extremstandorten<br />

überall verbreitet. Zusätzliches Element<br />

<strong>der</strong> Subalpinen Stufe, in <strong>der</strong> Tsuga mertensiana<br />

oft in sehr auffälliger, malerischer Gestalt<br />

auftritt (Abb. 156), ist die niedrige, zur Sekt.<br />

Cembra gehörige Pinus albicaulis. Charakteristisch<br />

für die hohen, schneereichen Gebirge sind die<br />

oft die ganze Boreale Stufe durchziehenden, mit<br />

<strong>der</strong> Grünerle Ainus sinuata bewachsenen Lawinenbahnen<br />

(vgl. Abb. 165, S. 322).<br />

Weiter südlich (im O etwa ab 44°N, im W<br />

ab 42°N) greift die Sommerdürre auch auf die<br />

Boreale Stufe über (T1.H3). Im O, wo <strong>der</strong> Nemorale<br />

Nadelwald <strong>der</strong> Tieflagen meist nur aus Pinus<br />

pon<strong>der</strong>osa besteht, wird Picea engelmannii z. T.<br />

durch die trockenresistente P. pungens ersetzt,<br />

und es treten Pinusflexilis und in <strong>der</strong> Subalpinen<br />

Stufe P. aristata (beide Sekt. Cembra) hinzu.<br />

Die isolierten Gebirgszüge, die aus den Wüstenbecken<br />

von Nevada und Utah aufragen, sind<br />

z. T. auch in <strong>der</strong> Borealen Stufe weit hinauf nur<br />

mit Wachol<strong>der</strong>-Offenwäl<strong>der</strong>n bestanden, die<br />

dann in <strong>der</strong> Subalpinen Stufe bei etwa 3600 m<br />

von Pinus aristata abgelöst werden. Diese Art,<br />

namentlich die var. longaeva, kann unter den in<br />

je<strong>der</strong> Hinsicht extremen Klimaverhältnissen<br />

(T2.H3) bei sehr langsamem Wachstum ein Alter<br />

von über 4000 Jahren erreichen.<br />

Beson<strong>der</strong>e Verhältnisse liegen in <strong>der</strong> kalifornischen<br />

Sierra Nevada vor. Hier tritt einerseits<br />

M t<br />

.M<br />

f i<br />

, 1' ^ :<br />

Abb, 156: Alte Exemplare von Tsuga m erten sian a in <strong>der</strong> Subalpinen Stufe des Kaskadengebirges<br />

(N-Washington).<br />

Mt. Baker National Forest, Galena Chain Pass, Höhe ca. 1500 m (i. H. links Mt. Shuksan, 2784 m). - Zeichnung<br />

B. Raufeisen.


310 Die Boreale Zone<br />

Tsuga mertensiana auf, an<strong>der</strong>erseits aber auch<br />

Pinus flexilis, P. aristata sowie weitere Kiefernarten;<br />

Abies lasiocarpa wird durch A . magnifica<br />

ersetzt. Diese besiedelt aber auch die Boreonemorale<br />

Stufe, und damit deutet sich die für<br />

Höhenstufen <strong>der</strong> semihumiden Meridionalen<br />

Zone typische Verwischung <strong>der</strong> Grenze zwischen<br />

Nemoraler und Borealer Stufe an. In den<br />

weiter südlich gelegenen sporadischen Vorkommen<br />

in Mexiko ist die Trennung bei<strong>der</strong> nicht<br />

mehr möglich. Die höchstgelegenen Wäl<strong>der</strong> an<br />

den Vulkanbergen des mexikanischen Hochlandes<br />

in 3900-4000 m Höhe werden von Pinus<br />

hartwegii gebildet (vgl. Abb. 178.22).<br />

14.2 Westeurasiatische Region<br />

Auch hier sind eine zonale und eine etageale<br />

Unterregion zu unterscheiden. Die Eurosibirische<br />

Unterregion (14.2.a) umfaßt mit ihrer<br />

Erstreckung von Skandinavien bis zum Baikalsee<br />

eine ähnliche Fläche wie die kanadische. Die<br />

Optimalvariante (T I.H l) zeigt ihre volle Artengarnitur<br />

mit Fichte, Kiefer, Tanne, Zirbe und<br />

Lärche (Tab. 37, S. 300) nur im östlichen Teil;<br />

nach W verschwinden die drei letzteren, vermutlich<br />

infolge noch unvollständiger Rückwan<strong>der</strong>ung<br />

nach <strong>der</strong> Eiszeit. Hauptbaumarten sind<br />

Pinus cemhra ssp. sibirica. Picea abies ssp. obovata<br />

und Abies sibirica. Sie bilden oft Mischbestände,<br />

wobei die Tanne die größten Anteile auf besseren<br />

Böden hat, während die Zirbe mehr im mittleren<br />

Bereich des edaphischen Mosaiks dominiert.<br />

Pinus sylvestris und Larix russica sind auf<br />

die trockenen und armen Randstandorte beschränkt.<br />

Im Altaigebirge (Abb. 178.47), dessen<br />

nordwestliche Teile ein für die Dunkle Taiga<br />

recht günstiges Klima zeigen, werden die höheren<br />

Lagen ab etwa 1200 m bis zur alpinen Waldgrenze<br />

bei 1700-2000 m von <strong>der</strong> Zirbe beherrscht,<br />

begleitet von <strong>der</strong> Lärche als Marginalund<br />

Pionierart. Im verarmten Westen <strong>der</strong> Region,<br />

in Fennoskandien und W-Rußland, werden<br />

die günstigeren Standorte von <strong>der</strong> Fichte,<br />

die ungünstigeren von <strong>der</strong> Kiefer eingenommen.<br />

Da das Ensemble von nur 2 Baumarten eine detailliertere<br />

Vegetationsgliedemng, wie sie für forstliche und<br />

botanische Zwecke erwünscht war, nicht zuließ, hat man<br />

hier schon früh eine solche entwickelt, die allein auf<br />

den Dominanzverhältnissen <strong>der</strong> Krautschicht basiert.<br />

Dies sind die sog. Waldtypen nach C ajan<strong>der</strong> (1909,<br />

1930), die zunächst nur auf Finnland bezogen waren.<br />

sich aber wegen <strong>der</strong> großen floristischen Einheitlichkeit<br />

<strong>der</strong> Domäne nicht nur in Rußland und Sibirien,<br />

son<strong>der</strong>n in sehr ähnlicher Form sogar in <strong>der</strong> kanadischen<br />

Region wie<strong>der</strong>fmden lassen. Entsprechend einer<br />

edaphischen AbstuEmg von trocken-arm nach feuchtreich<br />

unterscheidet man (Abb. 157):<br />

Flechten-Typ (Bestand sehr licht und meist kaum<br />

10 m hoch)<br />

C allm a-Typ<br />

Vaccinium^itis-idaeaAyp<br />

Vaccinium-myrtillusAyp<br />

O xalis-acetosella-Typ (Bestand dicht, bis 25 m<br />

hoch).<br />

Sehr genau untersucht ist in Nordeuropa auch die<br />

Sukzession nach Waldbränden (vgl. Abb. 155). Da sie<br />

bei dem ungünstigen Klima recht langsam abläuft,<br />

enthält das natürliche Waldmosaik neben den edaphischen<br />

Varianten meist auch Sukzessionsstadien.<br />

Gleichaltrige Bestände von Kiefer, Birke o<strong>der</strong> Espe<br />

können als Zeichen für einen ehemaligen Brand gelten.<br />

Beson<strong>der</strong>s Pinus sylvestris, die im Gegensetz zu<br />

ihrem kanadischen Gegenstück P. banksiana sehr langlebig<br />

ist, ist dadurch vielerorts viel stärker repräsentiert,<br />

als es dem rein edaphischen Mosaik entsprechen<br />

würde.<br />

Im mittleren Bereich <strong>der</strong> Region, im großen<br />

westsibirischen Tiefland zwischen Ural und<br />

Jenissej, ist die Taiga großflächig durch Hochmoore<br />

und sie umgebende Sumpfvegetation<br />

ersetzt. Hier sind rund 50 %, örtlich sogar bis<br />

Abb. 157: Ökogramm <strong>der</strong> CAjANUERschen Wald<br />

typen in <strong>der</strong> nordeuropäischen Dunklen Taiga.<br />

Punktierte Linie: Ungefähre Grenze zwischen dei<br />

Dominanz von Pinus sylvestris (links oben) und Pica<br />

abies (rechts unten).


Dunkle Taiga 311<br />

80 % <strong>der</strong> Fläche vermoort; die gesamte Moorfläche<br />

in diesem Gebiet wird mit 786000 km^<br />

angegeben. Die Torfschichten können bis 10 m<br />

dick sein.<br />

Die arktische Waldgrenze wird im mittleren<br />

Teil von <strong>der</strong> Fichte, östlich des Ob meist von<br />

<strong>der</strong> Lärche gebildet. Von <strong>der</strong> Halbinsel Kola an<br />

nach W sorgt jedoch <strong>der</strong> Einfluß des Golfstromes<br />

für eine Mil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wintertemperatur<br />

(T2/3), so daß hier <strong>der</strong> Subarktische Birkenwald<br />

auftritt. Er besteht aus Betula tortuosa (zu B.<br />

pubescens s. 1. gehörig) und bildet in den skandinavischen<br />

Gebirgen auch die Subalpine Stufe;<br />

weiter westlich findet er sich noch auf Island<br />

und S-Grönland als einziger borealer Waldtyp.<br />

Der ctageale Teil <strong>der</strong> Region, die Alpen-<br />

Tienschan-Unterregion (14.2.b), besteht aus<br />

vielen isolierten Gebirgsstufen, die meist etwa<br />

Höhenlagen von 1400 bis über 2000 m einnehmen<br />

(Abb. 178.43-49). Da sie nicht sehr weit<br />

nach S reicht, ist die Baumflora nicht viel reicher<br />

als in 14.2.a. Zu unterscheiden sind 3<br />

Hauptmassive, Alpen, Kaukasus und Tienschan,<br />

denen die umgebenden kleineren Gebirge als<br />

verarmte Auslieger zuzuordnen sind. Dabei ähnelt<br />

die Dunkle Taiga <strong>der</strong> Alpen mit ihren<br />

Hauptbaumarten Fichte, Zirbe (Arve), Lärche<br />

und Kiefer (neben Pinus sylvestris auch <strong>der</strong> Endemit<br />

P. mugo mit <strong>der</strong> Krummholzform ssp. mugo\<br />

Abiesalba ist hingegen zur Boreonemoralen Stufe<br />

zu rechnen) am meisten <strong>der</strong> Mittelsibiriens;<br />

entsprechend wie im Altai herrschen hier Pinus<br />

cembra und Larix decidua im höchsten Teil <strong>der</strong><br />

Borealen Stufe. Im südlicher gelegenen Kaukasus<br />

sind nur Tanne {Abies nordmanniana), Fichte<br />

{Picea orientalis) und Kiefer (auch hier Pinus<br />

sylvestris) vorhanden. Dem starken Feuchtigkeitsgefälle<br />

entsprechend differenzieren sie sich von<br />

W nach O: im humiden W dominiert die Tanne<br />

mit beigemischter Fichte, im mittleren Bereich<br />

herrscht diese allein und im O bleiben nur<br />

Kiefern-Trockenwäl<strong>der</strong> des Typs T1.H3 übrig;<br />

die Subalpine Stufe kann im W z. T. von Buche<br />

und Birken {Fagus orientalis, Betula medwedjewii<br />

u. a.) gebildet werden. Im Tienschan, wo die<br />

Untergrenze <strong>der</strong> Borealen Stufe häufig zugleich<br />

untere Waldgrenze gegen die Steppe ist, ist die<br />

Hauptbaumart Picea schrenkiana, nur an lokalklimatisch<br />

günstigen Stellen tritt auch eine Tanne<br />

{Ahies semenovii) auf In den beson<strong>der</strong>s trokkenen<br />

südlichen Ketten sind oft nur die Nordhänge<br />

bewaldet; an<strong>der</strong>erseits geht <strong>der</strong> Wald hier<br />

stellenweise bis 3000 m hinauf<br />

14.3 Ostasiatische Region<br />

Der zonale Teil dieser Region liegt zwischen<br />

zwei klimatischen Extrem en: dem trockenwinterkalten<br />

Klima <strong>der</strong> Hellen Taiga im W und<br />

dem sommerkühl-feuchten, subarktischen des<br />

Beringmeeres im O. Zwischen beiden besiedelt<br />

die Dunkle Taiga östlich des Dshugdshur-Gebirges<br />

und im Innern Kamtschatkas nur relativ<br />

kleine Flächen, etwas größere im unteren Amurgebiet<br />

und auf Sachalin. Alle diese Gegenden<br />

sind ± gebirgig, und da die floristischen und<br />

ökologischen Beziehungen zu den etagealen<br />

Taiga-Vorkommen <strong>der</strong> südlich benachbarten<br />

Gebirge deutlich sind, ist eine Trennung in eine<br />

zonale und eine ctagcalc Region nicht angemessen.<br />

Die ganze Region kann vielmehr als eine<br />

große, aus zahlreichen Teilen bestehende<br />

Boreale Gebirgsstufe angesehen werden, die sich<br />

bogenförmig von Kamtschatka bis zum Himalaja<br />

erstreckt und von Meereshöhe bis in eine<br />

Höhenlage von über 3000 m ansteigt (die alpine<br />

Waldgrenze liegt im Sichota-Alin bei etwa<br />

1300 m, im Himalaja meist um 4000 m ; vgl.<br />

Abb. 178.21,25-32,52-57).<br />

In diesem weiten Raum ist die Zahl <strong>der</strong> ±<br />

vikariierenden Koniferenarten groß (Tab. 38).<br />

Auffällig ist dabei, daß die Dunkle Taiga fast<br />

auschließlich von Picea und Abies gebildet wird.<br />

In den südlicheren Teilen, wo meist die Tannen<br />

dominieren, tritt noch Tsuga hinzu, die aber oft<br />

eher <strong>der</strong> Boreonemoralen Ubergangsstufe angehört.<br />

Das gilt noch stärker für die Gattung Pinus,<br />

soweit sie überhaupt auftritt (einzige Hochlagenart<br />

ist die im NO verbreitete Krummholz-Zirbe<br />

P. pumila an <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze). Die Lärchen<br />

bilden auf dem Kontinent, namentlich in<br />

den trockneten Gebieten, oft die Subalpine Stufe<br />

oberhalb <strong>der</strong> Fichten-Tannen-Wäl<strong>der</strong>.<br />

Auf den stark ozeanisch beeinflußten Inseln,<br />

von Kamtschatka bis Mitteljapan, tritt ein dem<br />

Klimatyp T2/3.H1 entsprechen<strong>der</strong> Subarktischer<br />

Birkenwald aus Betula ermanii auf Im Bereich dieser<br />

Birken-Waldtundra wachsen auf feucht-reichen<br />

Böden, begünstigt durch mineralreichen<br />

vulkanischen Untergrund und hohe Sommernie<strong>der</strong>schläge,<br />

auffallende Hochstaudenfluren, die<br />

bis über 4 m hoch werden können. Sie kommen<br />

an Son<strong>der</strong>standorten, z. B. in Flußauen, auch im<br />

Bereich <strong>der</strong> normalen Dunklen Taiga vor, am<br />

häufigsten auf Sachalin. Birkenwäl<strong>der</strong> aus Betula<br />

utilis bilden übrigens auch die Subalpine Stufe in<br />

den humiden Teilen des Himalaja.


312 Die Boreale Zone<br />

Tab. 38: Boreale Koniferen in den Gebirgen <strong>der</strong> Ostasiatischen Taiga-Region (14.3), angeordnet nach ihrer<br />

Verbreitung von NO nach SW.<br />

N-China: die Gebirge <strong>der</strong> Provinzen Jehol, Chahar und Shensi; Tsinling Shan: die Gebirgssysteme am Südrand<br />

von Nordchina, die die Einflüsse des innerasiatischen Trockengebietes von den südlicheren Teilen femhalten;<br />

SW-China: die Gebirge von W-Szechuan, Yünnan und Sikang bzw. O-Tibet.<br />

* = Art von untergeordneter Bedeutung.<br />

Nach W a n g 1961, F a r j o n 1990, Liu 1971, O hwi 1965, K o m a r o v 1934f. u. a.<br />

Gebiete L a rix Picea A bies Tsuga<br />

Inseln<br />

Kamtschatka g m d in ii jezoen sis sachalinensis* -<br />

Sachalin gm elin ii jez oen sh<br />

glehnii<br />

Hokkaido - jezoen sis<br />

glehnii<br />

Honshu kaem p feri* jezoen sis<br />

bicolor<br />

glehn ii*<br />

m ax im ow iczii*<br />

k o y a m a i*<br />

sachalinensis -<br />

sachalinensis<br />

m ariesii<br />

veitchii<br />

diversifolia<br />

Shikoku - veitchii diversifolia<br />

Kyushu - - - diversifolia<br />

T aiwan - m orrisonicola k a w a k a m ii chinensis*<br />

r<br />

Festland<br />

Ochotsk, Dshugdshur gm elinii jezoen sis<br />

abies<br />

- —<br />

Sichota-Alin gm elinii jezoen sis nephrolepis -<br />

Mandschurei, Korea gm elinii jezoen sis<br />

koraiensis'^<br />

N-China gm elinii meyeri<br />

jezoen sis*<br />

n eoveitchii*<br />

Tsinling Shan usw. p otan in ii asperata<br />

SW-China<br />

p o ta n in ii*<br />

m astersiana *<br />

g riffith ian a*<br />

neoveitchii<br />

p u rp u rea*<br />

brachytyla*<br />

w ilsonii*<br />

likiangensis<br />

pu rpu rea<br />

brachytyla<br />

n eoveitchii*<br />

a u ra n tiaca*<br />

retroflexa*<br />

nephrolepis<br />

nephrolepis<br />

chensiensis<br />

farg esii<br />

delavayi<br />

forrestii<br />

squ am ata<br />

chensiensis*<br />

fa r g esii*<br />

recurvata “■<br />

chinensis *<br />

chinensis<br />

forrestii*<br />

du m osa*<br />

fa b r i *<br />

O-Himalaja g riffilh ian a* spinulosa densa<br />

du m osa*<br />

W-Himalaja sm ithian a spectabilis<br />

_J


Helle Taiga 313<br />

15 Helle Taiga<br />

= 15.1 Ostsibirische Region<br />

Von den Koniferen des Borealen Nadelwaldes<br />

sind die Lärchen neben den zweinadligen Kiefern<br />

die konkurrenzschwächsten, sie kommen<br />

deshalb gewöhnlich nur als Pionierbäume sowie<br />

an Extremstandorten vor. Nur im nordöstlichen<br />

Teil Sibiriens, wo die immergrünen Koniferen<br />

infolge <strong>der</strong> extremen Winterfröste weitgehend<br />

ausfallen, bleibt die Lärche als einzige<br />

Baumgattung übrig und baut in Form <strong>der</strong> Hellen<br />

Taiga einen eigenen Waldtyp auf, <strong>der</strong> sich<br />

von <strong>der</strong> Dunklen Taiga ökologisch und floristisch<br />

deutlich unterscheidet.<br />

Klimabedingungen (Abb. 158)<br />

Das Klima entspricht im größten Teil <strong>der</strong> Region<br />

(Abb. 154, S. 306), <strong>der</strong>en Kerngebiet Jakutien<br />

ist, dem Typ T 1/4.H 2. Die Winter sind extrem<br />

kalt, die Monatsmittel liegen meist 2-4 Monate<br />

lang unter -3 0 °C, die Minima unterschreiten<br />

oft in mehreren Monaten -5 0 °C (selbst im April<br />

kann dieser Wert noch erreicht werden). An<strong>der</strong>erseits<br />

können noch nördlich des Polarkreises<br />

2-3 Monate mit Temperaturmitteln über -fl 0 °C<br />

und Julimittel über 15 °C auftreten. Die polare<br />

Waldgrenze erreicht im Bereich <strong>der</strong> Chatangaund<br />

Lena-Mündungen bei etwa 72°N ihre nördlichste<br />

Lage auf <strong>der</strong> Erde, und auch die alpine<br />

Waldgrenze kann am Polarkreis noch oberhalb<br />

von 1500 m liegen (Abb. 178.62). Der Nie<strong>der</strong>schlag<br />

beträgt meist 120-200 mm mit Maximum<br />

im Spätsommer. Der Frühsommer erscheint im<br />

Klimadiagramm als Dürrezeit, doch wirkt sich<br />

diese für die Vegetation nicht aus, da durch das<br />

Auftauen des überall vorhandenen Dauerfrostbodens<br />

(Abb. 148, S. 297) genügend Wasser zur<br />

Verfügung steht. Der starke Kontrast zwischen<br />

Winter und Sommer begünstigt sicherlich die<br />

tropophytischen Lärchen; doch ist das Fehlen<br />

immergrüner Koniferen weniger auf Konkurrenz<br />

Zurückzufuhren als vielmehr auf die Schädigung<br />

<strong>der</strong> Nadeln durch Frost und Frosttrocknis.<br />

Charakteristik, Unterglie<strong>der</strong>ung<br />

In großen Teilen <strong>der</strong> Region ist Larix gmelinii<br />

die einzige Baumart. Picea abies und Pinus sylvestris<br />

reichen von SW her zwar noch etwa bis<br />

Jakutsk, aber nur als sporadische Einzelvorkommen<br />

ohne Bedeutung in <strong>der</strong> Vegetation. Die<br />

Lärchenwäl<strong>der</strong>, die bestenfalls 25 m, gewöhnlich<br />

aber kaum 15 m hoch werden, erreichen<br />

zuweilen Schlußgrade von 80 %, doch sind sie<br />

meist viel lichter bis hinab zu Offenwäl<strong>der</strong>n mit<br />

20 % Deckung. Abhängig ist ihre Struktur vom<br />

Boden, namentlich von <strong>der</strong> Auftautiefe des<br />

Dauerfrostbodens. In dem überwiegend gebirgigen<br />

Gelände sind daher Südhänge mit starker<br />

Sonneneinstrahlung bevorzugt, hier wachsen die<br />

besten Bestände, während Nordhänge nur schütter<br />

bewachsen, in den nördlichen Teilen sogar<br />

ganz kahl sein können. Auch in den dichtesten<br />

Beständen ist aber das Kronendach sehr lichtdurchlässig,<br />

und insofern weicht das Lichtklima<br />

o © © ©<br />

Län<strong>der</strong>: 1 N-Burjätien, 2 M-Jakutien, 3 N-Jakutien, 4 N-Jakutien (Untere Lena).


314 Die Boreale Zone<br />

<strong>der</strong> Hellen Taiga von dem <strong>der</strong> Dunklen sehr<br />

ab. Der Unterwuchs ist daher ziemlich reichhaltig.<br />

An Sträuchern kommen neben Salix,<br />

Betula, Ainus und Juniperus z. B. Rosa, Spiraea,<br />

Potentilla fruticosa und Lonicera vor. Die Krautschicht<br />

besteht aus einem Gemisch von Arten<br />

<strong>der</strong> Dunklen Taiga mit solchen aus <strong>der</strong> Tundra;<br />

an geeigneten Stellen können auch Elemente<br />

<strong>der</strong> Steppe und Halbwüste hinzutreten.<br />

An Son<strong>der</strong>vegetationstypen seien die Flußauen<br />

genannt, die zumindest im südlicheren Teil<br />

Auenwäl<strong>der</strong> aus Populus suaveolens und Chosenia<br />

bracteata tragen können; wo Picea abies noch<br />

vorkommt, kann auch sie beteiligt sein. Auf Aachen<br />

Verebnungen, in denen sich Wasser staut,<br />

kann bei dem trockenen Klima eine leichte Versalzung<br />

erfolgen, die durch Halophyten wie<br />

Atriplexlitoralis, Spergularia marina und Salicomia<br />

angezeigt wird. Die alpine Waldgrenze <strong>der</strong> Gebirge<br />

wird oft von Krummholzbeständen aus<br />

Pinuspumila begleitet.<br />

Die Region glie<strong>der</strong>t sich in zwei U nterregionen.<br />

Die Jakutische Unterregion (IS.l.a)<br />

umfaßt den größeren Nordteil; vor allem auf<br />

sie trifft die vorstehende Beschreibung zu. Die<br />

südlich <strong>der</strong> Baikal-, Vitim- und Stanovoj-Gebirge,<br />

großenteils im Stromgebiet des Amur gelegene<br />

Dahurische Unterregion (IS.l.b) weicht<br />

durch ein nicht ganz so extremes Klima ab. Hier<br />

können in den dominierenden, oft gutwüchsigen<br />

Lärchenwald an lokalklimatisch o<strong>der</strong><br />

edaphisch günstigen Stellen auch Fichten-, Kiefern-<br />

o<strong>der</strong> Birkenbestände (aus Betulaplatyphylld}<br />

eingesprengt sein; eine charakteristische Strauchart<br />

ist das sommergrüne, vor Laubausbmch blühende<br />

Rhododendron dahuricum, und in <strong>der</strong><br />

Krautschicht fallen oft großblättrige Bergenia-<br />

Arten auf Dieses Gebiet ist als Mehrfach-Ökoton<br />

zwischen Heller Taiga, Dunkler Taiga, Trokken-Sommerwald<br />

und Steppe anzusehen.<br />

Der menschliche EinAuß ist ähnlich wie in<br />

den benachbarten Teilen <strong>der</strong> Dunklen Taiga. Für<br />

großangelegte Holz-Exploitationen ist <strong>der</strong> Holzvorrat<br />

<strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> meistens zu dürftig; an<strong>der</strong>erseits<br />

kann aber die Brennholznutzung in <strong>der</strong><br />

Umgebung größerer Siedlungen sehr schädlich<br />

sein, zumal die Wie<strong>der</strong>besiedlung unter den<br />

herrschenden Klimabedingungen nur äußerst<br />

langsam vor sich geht.


E Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />

= 16 Tundra<br />

Gemeinsames Merkmal <strong>der</strong> Arktischen und<br />

Antarktischen Zone sowie <strong>der</strong> Temperiert-Alpinen<br />

und <strong>der</strong> Tropisch-Alpinen Gebirgsstufen ist<br />

die thermisch bedingte Waldfreiheit. Wie besprochen,<br />

ist <strong>der</strong> ökophysiologische Grund für<br />

das Fehlen des Waldes <strong>der</strong> Wärmemangel während<br />

<strong>der</strong> Vegetationsperiode, <strong>der</strong> die N ettoproduktion<br />

so vermin<strong>der</strong>t, daß sie für den Aufbau<br />

von Bäumen nicht mehr ausreicht. An<strong>der</strong>e<br />

in <strong>der</strong> Literatur oft genannte Faktoren, wie<br />

Windwirkung, Frosttrocknis u. a., sind als sekundär<br />

anzusehen; sie können die Lage <strong>der</strong> thermischen<br />

Waldgrenze zwar lokal und in Einzelheiten<br />

beeinflussen, sind aber nicht <strong>der</strong>en generelle<br />

Ursache.<br />

Im günstigsten Falle wächst jenseits <strong>der</strong> Waldgrenze<br />

eine dicht geschlossene Vegetationsdecke.<br />

Sie entspricht am häufigsten einem gemischten<br />

Grasland, kann sich aber auch in Richtung<br />

auf reine Grasflur, Fleide, Staudenflur o<strong>der</strong><br />

Moos- und Flechtendecken entmischen. Werden<br />

die ökologischen Verhältnisse zunehmend<br />

ungünstiger, so wird die Vegetation zunächst<br />

lückig, dann vergrößern sich die Lücken, es bleiben<br />

nur noch getrennte Vegetationsflecken übrig,<br />

die weiter auf isolierte Einzelpflanzen reduziert<br />

werden; schließlich verschwinden die<br />

Kormophyten ganz, und es finden sich nur noch<br />

Moose und Flechten. Diese Abstufung in Richtung<br />

auf wüstenartige Vegetation kann durch<br />

alle drei ökologischen Gradienten bewirkt werden;<br />

den thermischen, den hygrischen (nur in<br />

Alpinen Stufen) und den edaphischen. In gebirgigem<br />

Gelände wird die Ausprägung und<br />

Wechselwirkung dieser Faktoren noch durch<br />

den kleinräumigen Wechsel von Exposition und<br />

geologischem Untergrund beeinflußt.<br />

Es resultiert ein kompliziertes Mosaik, dessen<br />

einzelne Komponenten im weltweiten Maßstab<br />

nicht differenziert kartierbar sind. Deshalb<br />

ist es zweckmäßig sie zu einer einzigen Komplexformation<br />

unter <strong>der</strong> Bezeichnung Tundra (sensu<br />

latissimo) zusammenzufassen.<br />

In seiner ursprünglichen Bedeutung im Russischen<br />

bezeichnet das Wort Tundra nur die Vegetation jenseits<br />

<strong>der</strong> arktischen Waldgrenze in Eurasien. In <strong>der</strong><br />

europäischen Literatur wird es heute gewöhnlich auf<br />

die Vegetation <strong>der</strong> gesamten Arktischen Zone bezogen,<br />

z. T. auch noch auf die Antarktische ausgedehnt;<br />

die alpine Vegetation <strong>der</strong> europäischen Gebirge wird<br />

aber meist nicht dazu gerechnet. Grund ist wohl die<br />

fehlende Verbindung zwischen beiden Vegetationsgebieten.<br />

An<strong>der</strong>s in Nordamerika: hier, wo sich die<br />

alpine Vegetation des Kordillerensystems in Alaska<br />

direkt an die arktische anschließt, ist die Bezeichnung<br />

alpine Tundra geläufig, und unter nordamerikanischem<br />

Einfluß wurde auch in Südamerika für die dort<br />

als Paramo und Puna bekannten Vegetationstypen<br />

schon <strong>der</strong> gemeinsame Oberbegriff Tundra benutzt.<br />

Dieser Tendenz folgend, erweitern wir den Begriff hier<br />

auf die gesamte polar-alpine Vegetation.<br />

Waldgrenze und Ökoton Wald/Tundra<br />

Als Vegetation jenseits <strong>der</strong> thermischen Waldgrenze<br />

schließt die Tundra polwärts bzw. nach<br />

oben an verschiedene Waldformationen an: den<br />

Borealen Nadelwald, den Lorbeerwald und den<br />

Oreotropischen Wald. Der Ökoton zwischen<br />

Wald und Tundra, die Subpolaren Zonen bzw.<br />

Subalpinen Stufen, wurden schon bei <strong>der</strong> Besprechung<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Waldzonen mit erwähnt.<br />

Es erscheint aber sinnvoll, diesen Übergangsbereich<br />

hier noch einmal zusammenfassend<br />

zu betrachten.<br />

Der Übergang zwischen Wald und Tundra ist<br />

- das Fehlen waldfeindlicher edaphischer<br />

Extremstandorte vorausgesetzt - im Prinzip in<br />

zwei verschiedenen Formen verwirklicht:<br />

(1) ; Mosaik-Typ: Der Wald lockert sich auf und<br />

zieht sich zugleich auf die edaphisch günstigsten<br />

Standorte zurück, so daß ein Mosaik<br />

aus Wald und Tundra entsteht. Entlang<br />

dem Wärmegradienten nimmt <strong>der</strong><br />

Anteil <strong>der</strong> Tundra zu, <strong>der</strong> des Waldes ab;<br />

mit den letzten Waldbeständen ist die<br />

Waldgrenze erreicht.<br />

(2) Reduktions-Typ: Der Wald wird bei abnehmen<strong>der</strong><br />

Wärme niedriger, ohne sich stärker<br />

aufzulockern, und geht allmählich in<br />

ein geschlossenes Gebüsch (Waldmantel)<br />

über, im Extremfall schließlich sogar in eine<br />

dichte Kleinstrauchheide. Hier ist es manchmal<br />

schwierig, eine Waldgrenze zu definieren;<br />

wir wollen sie etwa dort ansetzen, wo<br />

die Bestandeshöhe 2 m unterschreitet.<br />

Der Mosaik-Typ ist charakteristisch für die zonale<br />

arktische Waldgrenze, an <strong>der</strong> entlang er als


316 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />

t t<br />

subarktische Waldtundra einen bis zu mehrere<br />

100 km breiten Streifen einnehmen kann (vgl.<br />

S. 306). Ansonsten haben sich die Ansichten<br />

über seine Verbreitung in den letzten Jahrzehnten<br />

sehr gewandelt. Vom aktuellen Erscheinungsbild<br />

des subalpinen Bereichs <strong>der</strong> Alpen<br />

ausgehend, hatte man seit dem vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

auch für die alpine Waldgrenze <strong>der</strong> Gebirge<br />

(mindestens <strong>der</strong> extratropischen) generell eine<br />

ähnliche Vegetationsglie<strong>der</strong>ung angenommen;<br />

charakteristisch für diese Auffassung war die<br />

auch heute noch häufig benutzte Unterscheidung<br />

zwischen „Waldgrenze“ (als obere Grenze<br />

des geschlossenen Waldes) und „Baumgrenze“,<br />

die oft mehrere 100 Höhenmeter auseinan<strong>der</strong><br />

liegen sollten. Inzwischen hat sich aber<br />

herausgestellt, daß solche subalpinen Mosaik-<br />

Landschaften meistens anthropogen sind: durch<br />

Brand und Beweidung wurde die Grenze des<br />

geschlossenene Waldes hinabgedrückt, und nur<br />

auf Standorten, die von Bränden nicht erfaßt<br />

wurden bzw. für Beweidung nicht geeignet waren,<br />

konnten sich Baumgruppen o<strong>der</strong> Einzelbäume<br />

halten. Natürliche Wald-Tundren-Mosaiken<br />

finden sich in Gebirgen anscheinend nur<br />

unter beson<strong>der</strong>en Standortsverhältnissen; ein<br />

eindeutiges, klimatisch bedingtes Beispiel ist die<br />

als „Subalpine Parkland“ bekannte Mosaik-Vegetation<br />

im Kaskadengebirge NW-Nordamerikas<br />

(Abb. 159; vgl. auch 178.40).<br />

In den meisten Hochgebirgen ist die natürliche<br />

alpine Waldgrenze also eher vom Reduktions-lyp.<br />

Das gilt sowohl für die Tropen als<br />

auch für die Extratropen. Die Physiognomie des<br />

Grenzsaumes kann dabei je nach <strong>der</strong> floristischen<br />

Ausstattung recht unterschiedlich sein<br />

(Abb. 160). In Fällen, wo <strong>der</strong> unterhalb des subalpinen<br />

Ökotonbereiches liegende Hochwald<br />

einschichtig ist, kann die Reduktion <strong>der</strong> Bestandeshöhe<br />

sehr gleichmäßig vor sich gehen<br />

(Abb. 160.C); zuweilen bleibt dabei sogar die<br />

Baumart dieselbe. Ist <strong>der</strong> Wald hingegen 2- o<strong>der</strong><br />

mehrschichtig, so erfolgt die Abnahme mehr in<br />

gestufter Form, indem die einzelnen Schichten<br />

nacheinan<strong>der</strong> ausfallen (Abb. 160.A,B). Das<br />

Aussehen des hochstrauchigen „Waldmantels“<br />

im unmittelbaren Grenzbereich variiert außerdem<br />

entsprechend dem Klima. In extratropischen<br />

Gebirgen mit hoher winterlicher Schneedecke<br />

hat er häufig die Form des Krummholzes,<br />

bei dem die Basalteile <strong>der</strong> Stämme durch den<br />

Schneedruck dem Boden angedrückt sind, ln<br />

IM. ^ ‘<br />

Abb. 159: Mosaik-Typ <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze im Kaskadengebirge (N-Washington).<br />

Mt. Baker National Forest, Church Mtn. Range, Höhe ca. 1400 m. Die sehr hohen Nie<strong>der</strong>schläge (ca. 3000 mm<br />

mit Wintermaximum) führen in Muldenlagen zur Anhäufung großer Schneemassen, <strong>der</strong>en Abtauen so lange<br />

dauert, daß die Vegetationsperiode für Baumwuchs zu kurz und nur Wiesenwuchs möglich ist. Gutwüchsige<br />

Baumgruppen (hier aus A bies am ahilis) finden sich hingegen auf allen erhöhten Geländeteilen (vgl. auch Ahb.<br />

178.40). - Zeichnung B. Raufeisen.


Waldgrenze 317<br />

ALPIN<br />

H e lic h ry s u m spp.<br />

A lc h e m illa sp p. u.a.<br />

L obelia<br />

rh y n c h o p e ta lu m<br />

H a g e n ia a b y s s in ic a<br />

E rica trim era<br />

^H ypericum re vo lu tu m<br />

WG<br />

ALPIN<br />

AUSTRAL<br />

Subalpin<br />

W iesentundra m it<br />

Zw ergsträuchem<br />

Einschichtiger<br />

Hochwald<br />

F e s tu c a su b a n d in a<br />

P e m e tty a p o e p p ig ii u.a.<br />

N o th o fa g u s a n tá rctica<br />

N o th o fa g u s p u m ilio<br />

Abb. 160: Vegetationsstruktur an <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze (WG), Reduktions-Typ, in einigen Gebirgen im<br />

nördlich-temperierten (A), tropischen (B) und südlich-temperierten (C) Bereich.<br />

A: M-Himalaja (Nepal), Höhe ca. 4100 m (vgl. auch Abb. 178.28).<br />

B: Bale-Gebirge (Äthiopien), Höhe ca. 4100 m (vgl. auch Abb. 178.8).<br />

C: Anden im Bereich des Lago Nahuel Huapi (Argentinien), Höhe ca. 1700 m.<br />

Quellen: A, B G. & S. M iehe 1994 u. 1996; C E llenberg 1966, ergänzt nach O berdörfer 1960.


318 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />

t i<br />

humiden tropischen Gebirgen herrscht hingegen<br />

<strong>der</strong> sog. Elfenwald, <strong>der</strong> den Eindruck eines<br />

Waldes erweckt, bei dem die Stämme unterdrückt<br />

sind und nur die oft sehr wirr und bizarr<br />

verzweigten Kronen übrig geblieben sind (beide<br />

Typen werden zuweilen auch als Krummholz<br />

i.w.S. zusammengefaßt). Nähere Einzelheiten<br />

zur Vegetation <strong>der</strong> Subalpinen Stufe diverser<br />

Gebirge vgl. in Kap. III.F.<br />

Klimabedingungen, klimatischgeographische<br />

Differenzierung<br />

Der weltweiten Verbreitung <strong>der</strong> Domäne entsprechend,<br />

weisen die thermischen Verhältnisse<br />

<strong>der</strong> Tundra eine große Variationsbreite auf Eine<br />

überall im Prinzip gleiche Erscheinung ist die<br />

weitere Temperaturabnahme mit zunehmen<strong>der</strong><br />

geographischer Breite bzw. Meereshöhe. Sie<br />

bewirkt die oben skizzierte Reduktion <strong>der</strong><br />

Vegetationsdecke, die entlang diesem thermischen<br />

Gradienten aber allein mit immer stärkerer<br />

Verarmung verbunden ist. Ähnlich wie bei<br />

<strong>der</strong> Abnahme <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge von arid nach<br />

perarid ist eine Ausscheidung beson<strong>der</strong>er Klimatypen<br />

hier nicht erfor<strong>der</strong>lich. Stattdessen kann<br />

man die Domäne entsprechend <strong>der</strong> Qualitätsabnahme<br />

<strong>der</strong> Vegetation pragmatisch in 3 Untereinheiten<br />

einteilen (vgl. Abb. 164, S. 322);<br />

bei <strong>der</strong> Besprechung <strong>der</strong> einzelnen Regionen<br />

wird jeweils nur die gut ausgebildete, eupolare<br />

bzw. eualpine Variante berücksichtigt.<br />

Sehr große regionale Unterschiede bestehen<br />

bezüglich des jahreszeitlichen Klimaganges,<br />

wobei neben <strong>der</strong> rein thermischen Komponente<br />

auch die Tageslängen von Bedeutung sind<br />

(Tab. 39). Ökologisch wichtig ist namentlich die<br />

Form und Häufigkeit des Frostwechsels (Abb.<br />

161); so erscheint die Unterscheidung zwischen<br />

polar/temperiertem „Jahreszeiten-“ und tropischem<br />

„Tageszeitenklima“ gerade hier beson<strong>der</strong>s<br />

treffend. Danach lassen sich 3, <strong>der</strong> geographischen<br />

Glie<strong>der</strong>ung entsprechende thermische<br />

Klimatypen (Abb. 162) unterscheiden:<br />

T 1 (Arktischer Typ): Winter lang und sehr kalt,<br />

mit längerer Dauernacht um den Mittwinter<br />

herum und Minima unter -3 0 °G, häufig<br />

Dauerfrostboden (vgl. Abb. 148, S. 297);<br />

Sommer mit Dauertag und geringen Temperaturschwankungen.<br />

T2 (Temperiert-alpiner Typ): Winter ebenfalls<br />

lang und kalt, aber ohne Dauernacht, Minima<br />

nur selten unter -3 0 °C, meist kein<br />

Dauerfrostboden; Sommer ohne Dauertag,<br />

mit erheblichen täglichen Schwankungen.<br />

T3 (Tropisch-alpiner Typ): Kein Winter, Vegetationsperiode<br />

ganzjährig, aber mit starken<br />

Tagesschwankungen und ± allnächtlichen<br />

Frösten, diese aber nur selten unter-1 0 °C.<br />

Im übrigen können die thermischen Bedingungen,<br />

denen die meist niedrigen, ± in Bodenniveau<br />

befindlichen Einzelpflanzen ausgesetzt<br />

sind, von den üblichen meteorologischen Meßwerten<br />

hier ganz beson<strong>der</strong>s stark abweichen, vor<br />

allem in den Hochlagen <strong>der</strong> Gebirge mit ihrer<br />

intensiven Einstrahlung. Einige Beispiele für an<br />

den Pflanzen selbst auftretende Temperaturen<br />

bei verschiedenen Lebensformen und in verschiedenen<br />

W uchsräum en zeigt Abb. 163<br />

(S. 321).<br />

Der hygrische Faktor spielt in den Polarzonen<br />

für die Variabilität des Klimas keine große<br />

Rolle. Die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge ist zwar allgemein<br />

gering, aber doch für humide Bedingungen<br />

ausreichend, und selbst wenn sie örtlich<br />

extrem niedrig ist, sorgt das Auftauen des Dauerfrostbodens<br />

im Sommer für Ausgleich. In den<br />

Alpinen Stufen gibt es hingegen auch aride Klimate.<br />

Da die Markierung durch eine hygrische<br />

Vincocaya (Peru), 4377m


Tundra 319<br />

Tab. 39: Ökologisch wichtige Unterschiede zwischen Arktischer Zone und Alpinen Stufen.<br />

Arktische Zone<br />

Holarktisch-Alpine Stufe,<br />

humid (z.B. Alpen)<br />

Tropisch-Alpine Stufe,<br />

humid<br />

V egetationsperiode ca. 4 Monate ca. 4 Monate ganzjährig<br />

Tageslänge Dauertag bis >16 Std. 12 Std.<br />

Sonnenstand niedrig hoch senkrecht<br />

mittags<br />

Strahlungs- ziemlich gering stark sehr stark<br />

intensität<br />

Temperatur<br />

kaum Schwankungen<br />

starke Tagesschwankung<br />

sehr starke Tagesschwankung<br />

Frostwechsel selten häufig fast täglich<br />

Minima meist > -1 0 °C meist > -10 °C meist > -10 °C<br />

(= Abs. Minimum)<br />

Schneefall gelegentlich gelegentlich häufig<br />

Dauer <strong>der</strong> höchstens wenige Tage höchstens wenige Tage wenige Stunden<br />

Schneedecke<br />

Winter ca. 8 Monate ca. 8 Monate fehlend<br />

Tageslänge Dauernacht kurz (bis < 8 Std.) -<br />

Strahlungs- 0 zeitweise ziemlich stark -<br />

intensität<br />

Temperatur dauernd kalt (nie > 0 °C) stark wechselnd<br />

-<br />

(zuweilen auch > 0 °C)<br />

Abs. Minimum oft < -4 0 °C selten < -3 0 °C -<br />

Schneedecke nicht sehr dick,<br />

sehr dick, aber stark -<br />

aber bleibend<br />

wechselnd<br />

Temperatur unter oft bis -30 °C kaum < 0 °C<br />

Schneedecke<br />

Dauerfrostboden meist vorhanden meist fehlend -<br />

Waldgrenze fehlt, läßt sich <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsgradient<br />

nur in 3 hygrische Klimatypen einteilen<br />

(Abb. 162):<br />

Hl:<br />

H2:<br />

H3:<br />

Klima humid.<br />

Klima wechselfeucht, Trockenzeit in <strong>der</strong><br />

Vegetationsperiode (d.h. in den Extratropen<br />

im Sommer; winterliche Trockenzeiten<br />

haben auf den Gesamtcharakter <strong>der</strong><br />

Vegetation weniger Einfluß).<br />

Klima arid.<br />

Eine wichtige Komponente des hygrischen Faktors<br />

ist die Ausbildung einer Schneedecke (vgl.<br />

Tab. 39). In den Extratropen, namentlich in den<br />

Alpinen Stufen, wo sogar perhumide Bedingungen<br />

Vorkommen, kann eine hohe Schneedecke<br />

so guten Frostschutz bieten, daß viele Pflanzen<br />

darunter den Winter über grün bleiben. An<strong>der</strong>erseits<br />

kann sie aber auch eine Beeinträchtigung<br />

des Sommers bedeuten. Die Länge <strong>der</strong> sommerlichen<br />

Vegetationsperiode hängt ja nicht allein<br />

von den reinen Lufttemperaturen ab, son<strong>der</strong>n<br />

auch von <strong>der</strong> Aperzeit, d.h. <strong>der</strong> Periode ohne<br />

Schneebedeckung. Diese ist bei gleicher Temperatur<br />

um so kürzer, je höher die Schneedecke<br />

war. Sehr hohe Winternie<strong>der</strong>schläge können<br />

daher zu einer Depression <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze<br />

und <strong>der</strong> darüber liegenden min<strong>der</strong>en<br />

Grenzlinien (vgl. Abb. 164) führen.<br />

Rein räumlich gesehen ist die polar-alpine<br />

Tundra die am weitesten verbreitete Vegetationsformation.<br />

Die klimatischen Merkmale, die ihre<br />

Unterglie<strong>der</strong>ung bedingen, sind zugleich auch<br />

solche <strong>der</strong> geographischen Lage. Diese Beziehungen<br />

sind in Abb. 164 in vereinfachter Form<br />

schem atisch dargestellt. Ein Beispiel <strong>der</strong><br />

Vegetations-Abfolge vom Wald zur Kältewüste<br />

im humiden Bereich zeigt Abb. 165.


320 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />

©AH G M A G S S A U K ( 2 9 m ) - 0 ,9 80 2<br />

1 A<br />

© ©<br />

C H E S T E R F lE L O (A m ) -11,8*282<br />

t30J (-<br />

TlCHAJA B U C H T A U m )-W .l* »21<br />

( 7 - 1 0 1 PE A R Y L A N D IS m )<br />

(21<br />

-15,0° 53<br />

-31 9<br />

• t i 9<br />

T1.H1 (16.1)<br />

Z -------1 6 0 — \<br />

SC H N EEKOPPE ( 1 6 l8 m )0 ,t*<br />

1 5 0 - 4 0 )<br />

(16.1)<br />

©<br />

Z U G S P IT Z E (Z9G<br />

T1.H1<br />

©<br />

(16.1)<br />

N -S A L A N G (3366m)<br />

19] -0 ,5 * 1 2 0 0<br />

T1.H2 (16.1)<br />

©<br />

N W -T IB E T (4900m) - 8 ,2 “ 19<br />

T2.H1<br />

(16.2.b) T 2.H 2 (16.2.C)<br />

©<br />

© ©<br />

T U L L U K O N T E N (4050m) 6 .5 “ 8 5 2<br />

C A IL LO M A ( 3 9 6 0 m ) _ 4 ,3 * 663 Fä RAMO DE M UCUCHlES(622lm )<br />

, 1 2 0 - 1 7 ) 2,8* 682 f<br />

VINCOCAYA ( 4 3 6 0 m ) 1,9*263<br />

( 5 - 1 )<br />

T3.H1 (16.3.b) T3.H1 (16.3.a) T3.H1 (16.3.a) T 3.H 2 (16.3.a)<br />

P O R T S T A N L E Y (35m) 6 0 * 6 8 5<br />

( 11) __<br />

©<br />

K E R G U E L E N U e m ) ^ 9 * 9 2 5 H E A R D IS L A N 0 (5 m ) 1.1* 1379<br />

[ 3 - l J<br />

.dinii<br />

(51 D ECEPTION iS U N O ( fm h 3 3 * 5 6 3<br />

^ l*-2l / r<br />

_ _ HUI<br />

T(3).H1 (16.4.a) T(3)/2.H1 (16.4.a) T(3)/2.H1 (16.4.a) 'L -<br />

T1.H1<br />

(16.4.a)<br />

Abb. 162: Klima im Bereich <strong>der</strong> Polar-Alpinen Tundra.<br />

Län<strong>der</strong>: 1 N-Kanada (Keewatin), 2 O-Grönland, 3 Franz-Josef-Land, 4 N-Grönland, 5 Schlesien/Böhmen,<br />

6 Bayern/Tirol, 7 Afghanistan, 8 Tibet, 9 Äthiopien, 10 S-Peru, 11 Venezuela, 12 S-Peru, 13 Falkland-Inseln,<br />

14 u. 15 Subantarktische Inseln, 16 Antarktis (Graham-Land).


Tundra 321<br />

A<br />

Geum glaciale<br />

11h<br />

Schatten<br />

Sonne<br />

75°N<br />

B<br />

Sempervivum montanum 2200m<br />

6-7h 13-14h<br />

Luñ; 9°C Luft: 22°C<br />

cm<br />

Festuca pilgeri<br />

6h<br />

4200m<br />

D Espeletia schuitzii 3670m<br />

12-13h Luft:14-16°C<br />

AO<br />

' l|//<br />

' ' / / ,<br />

80<br />

16°-22°<br />

20<br />

AO<br />

20<br />

3 0 1-<br />

Abb. 163: Temperaturen von Pflanze und Boden an Strahlungstagen bei Vertretern verschiedener Tundraregionen.<br />

A: Arktis, N-Sibirien, später Vormittag im Hochsommer, rechts sonnseitige, links sonnenabgewandte Teile <strong>der</strong><br />

Pflanze.<br />

B: Holarktisch-Alpine Stufe, Mitteleuropa (Alpen), Hochsommer, links Tagesminima, rechts -maxima.<br />

C; Tropisch-Alpine Stufe, Ostafrika (Kenia-Berg), Tagesminima an einem Büschelgras.<br />

D: dsgi., Venezuela (Anden), Maxima bei senkrechtem Sonnenstand an einer Schopfrosettenpflanze.<br />

.Anach T ichomirov aus W alter 1962f; B und D aus Franz 1979; C aus H edberg 1964.


322 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />

Unter-Zone/<br />

-Stufe<br />

TROPISCH-ALPIN<br />

(T3)<br />

POLAR<br />

(TI)<br />

TEMPERIERT-ALPIN<br />

(T2)<br />

K ä I t e w ü s t e<br />

{<br />

hochpolar/<br />

hochalpin<br />

Superparamo<br />

Offentundra<br />

Wüstenpuna<br />

Dornpolsterflur<br />

Wüsten<br />

tundra<br />

eupolar/<br />

eualpin<br />

Paramo<br />

Wiesentundra<br />

Arid<br />

(H3)<br />

Wechselfeucht<br />

(H2)<br />

H u m i d<br />

(H1)<br />

Wechselfeucht<br />

(H2)<br />

Arid<br />

(H3)<br />

Abb. 164: Geographisch-klimatische Abwandlungen <strong>der</strong> Tundraformation (schematisch).<br />

Die Klimavarianten sind im Text (S. 318/319) erklärt.<br />

I'<br />

h ö c h s te A lp e n q ip fe l<br />

O b e r g r e n z e e in z e ln e r<br />

P h a n e r o q a m e n<br />

O b e r g r e n z e d ik o t y le r -<br />

P o ls te r g n jp p e n<br />

Q<br />

d-'<br />

O s<br />

0<br />

-. 0<br />

(S •<br />

NIVAL<br />

Abb. 165: Abwandlung<br />

<strong>der</strong> Vegetationsdecke<br />

vom<br />

geschlossenen Wald<br />

his in den nivalen<br />

Bereich am Beispiel<br />

Moose u. Flechten<br />

KLIMATISCHE<br />

SCHNEEGRENZE<br />

SUBNIVAL<br />

’CÜÜS•<br />

eine Lawinenbahn,


Tundra 323<br />

Sippenbestand<br />

Die Klimabedingungen <strong>der</strong> polar-alpinen Domäne<br />

bedeuten eine starke Auslese in <strong>der</strong> Flora.<br />

Die Kormophytengattungen, die die Vegetation<br />

aufbauen, gehören etwa 65 Familien an, von<br />

denen allerdings nur etwa 40 einige Bedeutung<br />

haben (Tab. 40). Diese sind teils kosmopolitisch<br />

verbreitet, teils sind es solche m it extratropischem<br />

Schwerpunkt. Das gilt auch für die<br />

Tropisch-Alpinen Stufen; im Gegensatz zur<br />

Oreotropischen Stufe, die noch viele Sippen aus<br />

tropischen Familien enthält, sind solche hier<br />

kaum mehr vorhanden. Etwa 20 Familien haben<br />

Vertreter sowohl in beiden Polarzonen als<br />

auch in den Alpinen Stufen; die übrigen sind<br />

auf eine <strong>der</strong> beiden Zonen beschränkt und reichen<br />

von dort aus verschieden weit in die Alpinen<br />

Stufen hinein.<br />

Nach <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> beteiligten Gattungen stehen die<br />

Compositen mit ungefähr 80 an erster Stelle, es folgen<br />

Gramineen (45), Umbelliferen (30), Cruciferen<br />

(25), Scrophulariaceen (20), Caryophyllaceen (20),<br />

Ericaceen (l5), Campanulaceen (12), Cyperaceen (lO),<br />

Ranunculaceen (10). Die Gattungen haben meist nur<br />

beschränkte Verbreitung, nur etwa 20 besiedeln + die<br />

ganze Domäne; nähere Einzelheiten in Tab. 40.<br />

Aspektbestimmend in <strong>der</strong> Vegetation sind oft die Grasartigen;<br />

daneben können Ericaceen, Compositen,<br />

Caryophyllaceen, Umbelliferen o<strong>der</strong> Cruciferen durch<br />

starke Massierung bzw. beson<strong>der</strong>e Lebensformen auffallen.<br />

Tab. 40: In <strong>der</strong> polar-alpinen Tundra weitverbreitete bzw. für bestimmte Teile charakteristische Gattungen.<br />

Die Zahlen <strong>der</strong> Kopfleiste bezeichnen die Regionen bzw. Unterregionen (vgl. Abb. 171, S. 335): 1 Arktische,<br />

2 Holarktisch-Alpine (a Nordamerikanische, b Europäisch-Mediterrane, c Ostasiatische URg.), 3 Tropisch-Alpine<br />

(a Iberoamerikanische, b Afrikanische, c Indopazifische URg.), 4 Austral-Antarktische (a Antarktische,<br />

b Südamerikanische, c Australische, d Neuseeländische URg.). * = Gattungen mit überwiegend polar-alpiner<br />

Verbreitung. - Nach diversen Quellen. Reihenfolge <strong>der</strong> Eamilien nach M abberley 1987.<br />

Familie<br />

Gattung<br />

1 2a 2b 2c 3a 3b 3c 4b 4c 4d 4a<br />

Ramnculaceae<br />

Ranunculus 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- + 4- 4-<br />

Caltha 4- 4- 4- 4- 4- 4- + 4- 4-<br />

Anemone 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />

Thalictrum 4- 4- 4- 4- +<br />

Delphinium + 4- + + 4-<br />

Aconitum + 4- + +<br />

Trollius + 4- + +<br />

— Papaveraceae<br />

Papaver 4- + 4- + 4- 4- 4-<br />

Portulacaceae<br />

M anila 4- + 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- + 4-<br />

CatyophyUaceae<br />

Steüaria 4- 4- 4- 4- 4- 4- + +<br />

Cerastium 4- 4- 4- 4- 4- + 4-<br />

Siiene 4- 4- 4- 4- 4- + 4-<br />

Sagina + 4- + + +<br />

— M inuartia* 4- 4- 4- 4- +<br />

Arenaria 4- 4- + 4- 4-<br />

Colobanlhus* 4- 4- + 4- 4-<br />

Polygonaceae<br />

Rumex 4- 4- + + 4-<br />

Polygonum 4- + 4- + 4-<br />

— Oxyria* + + + +<br />

Muehlenbeckia 4- 4- 4-<br />

i<br />

Clusiaceae<br />

Hypericum 4- 4- 4-


324 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />

Forts. Tab. 40: In <strong>der</strong> polar-alpinen Tundra weitverbreitete bzw. für bestimmte Teile charakteristische Gattungen.<br />

Familie<br />

Gattung<br />

1 2a 2b 2c 3a 3b 3c 4b 4c 4d 4a<br />

Violaceae<br />

Viola 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />

Cruciferae<br />

D raba* + + 4- 4- 4- 4- 4-<br />

Cardamine -1- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />

B raya* -1- 4- 4- 4-<br />

Thlaspi -H 4- 4-<br />

Empetraceae<br />

Empetrum -1- 4- 4- +<br />

Epacridaceae<br />

Styphelia 4- 4- 4- +<br />

Dracophyllum 4- 4- +<br />

Ericaceae<br />

Vaccinium -1- 4- 4- 4- 4- 4-<br />

Rhododendron -t- 4- 4- 4- +<br />

Arctostaphylos s. 1. 4- 4- 4- 4- +<br />

Loiseleuria * 4- 4- 4- +<br />

Phyllodoce* 4- 4- 4- 4-<br />

Cassiope* 4- 4- 4-<br />

Gaultheria 4- 4- 4- 4- 4- +<br />

Pernettya 4- 4- 4- 4- +<br />

Primulaceae<br />

Primula 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />

A ndrosace* 4- 4- 4- 4-<br />

Crassulaceae<br />

Sedum s. 1. 4- 4- 4- 4- 4-<br />

Saxifragaceae<br />

Saxifraga 4- 4- + 4- 4- +<br />

Rosaceae<br />

Geum s. 1. 4- 4- 4- 4- 4- + 4- +<br />

Alchem illa s. 1. 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />

Potentilla 4- 4- 4- 4- 4-<br />

D ryas* 4- 4- 4- 4-<br />

S ibbaldia* 4- 4- 4- 4-<br />

A caena* 4- 4- 4- 4- 4- +<br />

Leguminosae<br />

Astragalus 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />

Irifolium 4- 4- + +<br />

Lupinus 4- 4- 4-<br />

Oxytropis 4- 4- 4- +<br />

Gunneraceae<br />

Gunnera 4- 4- 4- 4- 4- 4- +<br />

Onagraceae<br />

Epilobium 4- 4- 4- 4- 4- 4- + 4- + +<br />

O xalidaceae<br />

Oxalis 4- 4- 4- + +<br />

Geraniaceae<br />

Geranium 4- + 4- 4- 4- + 4- 4- 4-<br />

Umbelliferae<br />

Angelica s. 1. + 4- 4- 4-<br />

Heracleum 4- 4- 4- 4-<br />

A zorella * 4- 4- 4- +<br />

Oreomyrrhis* 4- 4- 4- 4- 4- +


Tundra 325<br />

Forts. Tab. 40: In <strong>der</strong> polar-alpinen Tundra weitverbreitete bzw. für bestimmte Teile charakteristische Gattungen.<br />

Familie 1 2a 2b 2c 3a 3b 3c 4b 4c 4d 4a<br />

Gattung<br />

Gentianaceae<br />

Gentiana s. 1.* -1- + -1- + + -1-<br />

Swertia -1- -1- -1- -t -1-<br />

+ -1- -f- -1-<br />

Lom atogonium*<br />

+ -h -1-<br />

Pokmoniaceae<br />

Pokmonium -f -1- -1- + +<br />

Boraginaceae<br />

Myosotis -1- + -1- + + + -1- +<br />

Cryptantha + + +<br />

+<br />

Eritrichium * -H + -f -1- +<br />

Plantapnaceae<br />

Pkntago<br />

-1- -1-<br />

Scrophulariaceae<br />

+ -1- -1- -1- +<br />

Euphrasia + -1- -1- + + +<br />

Veronica + -1- -1- -t- -f- -f -1- +<br />

B artsia* -1- -1- -1- -t-<br />

Pedicularis* -1- -1- -H -f -H<br />

Castilkja -1- -1- -1-<br />

Ourisia* -1- + -1- +<br />

Hebe s. 1.<br />

Campanulaceae %. 1.<br />

-1- + + + -1-<br />

Campanula + -1- -1- -1- +<br />

Lobelia s. 1. -1- -1- + + +<br />

Hypsela* -1- + +<br />

Wahknbergia<br />

Stylidiaceae<br />

+ -1- -f<br />

Phyllachne*<br />

D onatiaceae<br />

-t -1- -1- +<br />

D onatia*<br />

Rubiaceae<br />

-H -1- +<br />

Galium<br />

+<br />

Vakrianaceae<br />

-1- + -1-<br />

Vakriana<br />

-1- -1- +<br />

Compositae<br />

+ +<br />

Senecio s. 1. + -1- -1- + -1- + + + + +<br />

Gnaphalium -t- -1- -1- + -1- -1- -1- + + +<br />

Erigeron + + + + -f + + +<br />

+<br />

Taraxacum + -1- +<br />

Artemisia + -1- -1- -1- -1-<br />

-1- +<br />

Aster -1- -1- + -1- -1-<br />

Saussurea* -1- + -1- -1-<br />

Petasites -1- + -h +<br />

Arnica -1- + + +<br />

Crepis + + + -t-<br />

Solidago + + -1- +<br />

Antennaria + -1- -1-<br />

+<br />

Cotula<br />

+ -1- +<br />

+ +<br />

Helichrysum + +<br />

A brotanella*<br />

Bradiycome<br />

Celm isia*<br />

Cassinia<br />

+<br />

+<br />

-1- +<br />

+<br />

+ -1-<br />

-1-<br />

-f<br />

-1-<br />

-f<br />

+<br />

+


326 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />

Forts. Tab. 40: In <strong>der</strong> polar-alpinen Tundra weitverbreitete bzw. für bestimmte Teile charakteristische Gattungen.<br />

Familie<br />

Gattung<br />

1 2a 2b 2c 3a 3b 3c 4b 4c 4d 4a<br />

Eriocaulaceae<br />

Eriocaulon + 4- 4-<br />

Centrokpidaceae<br />

G aim ardia * 4- 4- + 4- 4- 4-<br />

Juncaceae<br />

Luzula -1- + -1- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- +<br />

Juncus + 4- 4- 4- 4- + 4-<br />

Cyperaceae<br />

Carex -H + -1- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />

K obresia* -1- + + 4-<br />

Oreobolus* 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />

Uncinia 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />

Gramineae<br />

Poa -1- + -1- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />

Festuca + -1- -1- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />

Trisetum -1- -(- -1- 4- 4- 4- 4- 4- 4- 4-<br />

Deschampsia -1- + -1- 4- 4- 4- 4- +<br />

Agrostis -1- -1- 4- 4- 4- 4- 4- 4- +<br />

Phleum + -1- + 4- + 4-<br />

Stipa -1- 4- 4- +<br />

Calamagrostis + + 4- 4- 4-<br />

Bromus -1- -1- 4- 4- 4-<br />

Corta<strong>der</strong>ia 4- 4- + +<br />

Ldiaceae s. 1.<br />

Lloydia * + -1- -1- 4-<br />

Astelia 4- 4- 4- 4- +<br />

Iridaceae<br />

Sisyrinchium 4- 4- 4- 4- 4- +<br />

Orchidaceae<br />

Coeloglossum ”■ + -t- + 4-<br />

I ;<br />

Lebensformen<br />

Sieht man von Kleinsträuchern im waldnahen<br />

Randbereich (in den offenen Teilen des subpolaren/subalpinen<br />

Mosaiks) ab, so wird die polaralpine<br />

Vegetation vorwiegend von Chamäphyten<br />

und Hemikryptophyten gebildet. Lokal können<br />

auch Geophyten eine Rolle spielen; die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Therophyten ist gering (in wechselfeuchten<br />

Gebieten können beide stärker vorhanden<br />

sein). Die beiden Haupt-Lebensformen haben<br />

infolge <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Lebensbedingungen<br />

<strong>der</strong> Domäne eine stärkere Differenzierung erfahren,<br />

auf die etwas näher eingegangen werden<br />

muß (Abb. 166, 167).<br />

Die Normalform <strong>der</strong> holzigen Chamäphyten, die aufrechten<br />

Zwergsträucher, können in Gegenden mit ungünstiger<br />

Jahreszeit laubwerfend sein, meist sind sie<br />

aber immergrün. Häufig sind sie erikoid, d. h. ihre<br />

Blätter sind nadel- o<strong>der</strong> schuppenfbrmig, im letzteren<br />

Falle oft sehr dicht gedrängt stehend („kupres-soid“).<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Abwandlung sind die Spaliersträucher,<br />

<strong>der</strong>en Zweigsysteme dem Boden angedrückt<br />

sind und sich oft nur wenige cm über dessen Oberfläche<br />

erheben; im Extremfall können die ausdauernden<br />

Zweige sogar im Auflagehumus verborgen sein<br />

(Abb. 166.2,3).<br />

,*r*Zti~den Chamäphyten gehören auch die Polsterpnanzen,<br />

eine Wuchsform, die in <strong>der</strong> polar-alpinen<br />

Vegetation von großer Bedeutung ist (Abb. 167). Nach<br />

ihrer Gestalt unterscheidet man halbkugelige, in <strong>der</strong><br />

Mitte stark erhöhte Kugelpolster und niedrigere Hachpolster<br />

mit mehr gleichhoher Oberfläche. Beide Formen<br />

sind das Ergebnis eines bestimmten Wachstumsmodus,<br />

<strong>der</strong> sich, von <strong>der</strong> Primärachse ausgehend,<br />

durch kontinuierliche akrotone Verzweigung und zugleich<br />

extrem kurze Internodien auszeichnet. Die Verzweigung<br />

selbst ebenso wie das Längenwachstum er-


Tundra 327<br />

Abb. 166: Beson<strong>der</strong>e Lebensformen im Tundrenbereich (ohne Polsterpflanzen).<br />

1 Cassiope tetragona (Arktis); 2 Baccharis alpina (Peru); 3 Salix herbácea (Arktis); 4 Primula glutinosa (Alpen);<br />

5 Englerocharis peruviana (Peru); 6 Liabum bullatum (Peru); 7 W emera nubigena (Peru); 8 N othotriche macleanii<br />

(Peru); 9 V iolapseudovulcanica (PztAgonion)-, 10 Stangea henrici {Pom).<br />

1 uns 2 Chamäphyten; 1 kupressoi<strong>der</strong> Zwergstrauch, 2 Spalierstrauch. 3 Spalierstrauch mit in den Boden<br />

versenkten Zweigen („geophytischer Chamäphyt“). 4-10 Rosettenpflanzen (Grenzbereich zwischen Chamäphyten<br />

und Hemikryptophyten): 4 mit normalem Blutenstand, 5-10 mit nicht emporgehobenen Blüten („Nanismus“);<br />

6-8 mit verdickter, wasserspeichern<strong>der</strong> Wurzel; 8-10 mit dicht-dachziegeliger, fast polsterförmiger Beblätterung.<br />

-Quellen: 1 Hitchcocketc. 1955f; 2 W eddell 1855; 3 T roll 1937f ;4 H egi 1909f; 5-8,10 W eberbauer 1911;<br />

9 Correa 1969f


328 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />

Abb. 167: Polar-alpine Polsterpflanzen und ähnliche Charaäphyten.<br />

Vollkugelpolster: 1 Schema; 2 R aoulia rubra (Neuseeland). Flachpolster: 3 Sikne acau lh (Arktis), jüngere Pflanze<br />

von unten gesehen; 4 Gentiana sedifolia (Peru); 5 A zorella m ultifida (Peru), seitlicher Teil eines größeren Polsters.<br />

Stark verzweigte, + polsterartige Rosettenpflanzen: 6 Eriogonum androsaceum (W-Nordamerika), mit verholzten<br />

Achsen; 7 Androsace villosa (Alpen), mit mehr krautigen Achsen. Graspolster: 8 A ciachnepuhinata (Peru). -<br />

Quellen: 1 Rauh 1988; 2, 3 Rauh 1940; 4, 5, 8 W eberbauer 1911; 6 Hitchcock etc. 1955f; 7 Hegi 1909f.


Tundra 329<br />

folgt im ganzen Polster synchron, so daß die wachsenden<br />

Enden jeweils eine einheitliche Oberfläche bilden.<br />

Beim Kugelpolster sind Verzweigungsgrad und<br />

Längenwachstum überall etwa gleich, beim FlachpoT<br />

ster sind sie im Randbereich stärker als in <strong>der</strong> Mitte.<br />

Die Primärwurzel bleibt im Normalfalle zeitlebens als<br />

dominierende Pfahlwurzel erhalten.<br />

Die Achsen <strong>der</strong> polsterbildenden Pflanzen können<br />

verholzt o<strong>der</strong> mehr krautig sein. Wichtiger für die Konsistenz<br />

des Gesamtpolsters ist aber <strong>der</strong> räumliche Zusammenschluß<br />

<strong>der</strong> Zweige. Ist dieser locker, so daß Licht<br />

ins Innere dringt und alte Blätter nach dem Abfallen<br />

fortgeweht werden können, so liegt ein IJohlpolster<br />

vor. Beim Vollpolster hingegen liegen die dicht be-blätterten<br />

Zweige lückenlos aneinan<strong>der</strong>, oft gegeneinan<strong>der</strong><br />

abgeplattet, und umschließen einen dunklen Innenraum,<br />

<strong>der</strong> mit abgestorbenen, oft noch lange an den<br />

Achsen haftenden Blättern erfüllt ist. Diese verrotten<br />

allmählich und wandeln sich in Humus um. Der selbst<br />

erzeugte IBoden kann <strong>der</strong> Pflanze als Wasserspeicher<br />

dienen, er wird oft von zahlreicher) feinen Sproßwurzeln<br />

durchzögen. Vollpolster mit Kugelform können über<br />

meterhoch werden und sind wegen ihrer kompakten<br />

Struktur oft so hart („Hartpolster“), daß man nur mit<br />

_<strong>der</strong>_Axt Teile heraustrennen kann.<br />

Eine Son<strong>der</strong>form <strong>der</strong> Polsterpflanzen sind die<br />

Dornpolster, aus <strong>der</strong>en Peripherie dornige Fortsätze<br />

herausragen (Abb. 174, S. 339). Diese sind morphologisch<br />

von unterschiedlicher Natur (dornspitzige Blätter<br />

bzw. Blattdornen, Langtrieb-, Kurztriebdornen,<br />

Achsensysteme früherer Infloreszenzen u. a.). Im Gegensatz<br />

zu den dornenlosen Polsterpflanzen, die fast<br />

vollständig auf die polar-alpine Vegetation beschränkt<br />

sind, kommen sie auch in eurytropischen und nemoralen<br />

Halbwüsten vor.<br />

Zu den Hemikryptophyten gehören vor allem die<br />

vielen Grasartigen (nur wenige von ihnen sind Geophyten<br />

o<strong>der</strong> Therophyten). Sie können mehr rasenartig<br />

o<strong>der</strong> mehr borstig wachsen; eine Kombination<br />

von beidem, bei <strong>der</strong> auf kriechenden Rhizomsystemen<br />

zahlreiche kleine Horste dicht nebeneinan<strong>der</strong> stehen,<br />

nähert sich <strong>der</strong> Polsterform an. Eine beson<strong>der</strong>e Form<br />

borstigen Wuchses, die in den Tropen und auf <strong>der</strong><br />

Südhalbkugel häufig ist, ist die <strong>der</strong> Büschelgräser (in<br />

Südamerika Ichu, auf Neuseeländ Tussock genannt).<br />

Es sind 50-100 cm hohe, dichte Horste, <strong>der</strong>en Blätter<br />

± xeromorph gebaut sind (z. T. dauernd gefaltet o<strong>der</strong><br />

gerollt) und auch nach dem Absterben nicht gleich<br />

verrotten, son<strong>der</strong>n noch jahrelang erhalten bleiben<br />

können. Die toten Blätter, die <strong>der</strong> Gesamtpflanze eine<br />

ständige gelbliche o<strong>der</strong> bräunliche Färbung verleihen,<br />

wirken als Frostschutz für die im Innern des Horstes<br />

befindlichen Jungtriebe (Abb. 163.C, S. 321). Diese<br />

Wuchsform, die außer bei Gramineen (Festuca, Poa,<br />

Agrostis, Calamagrostis, Stipa, Deschampsia u. a.) auch<br />

bei Cyperaceen {Carex) auftritt, kann als AriEassung,<br />

an eine Vegetationsperiode mit häufigem Frostwechsel<br />

(vgl. Abb. 161, S. 318) angesehen werden.<br />

Abb. 168: Wuchsformen von Schopfrosettenpflanzen mit (2, 3, 5) und ohne (1, 4) aufrechten Stamm, schematisch.<br />

1,2 Espeletia s. 1.; 3 Dendrosenecio\ 4 Senecio brassicw, 5 Lobelia.<br />

Bei Espeletia sind die Infloreszenzen seitenständig, bei den übrigen endständig. Dies bewirkt bei Dendrosenecio<br />

nach dem ersten Blühen (a) die Verzweigung des aufrechten Stammes (b), während bei Lobelia (ebenso bei<br />

Senecio brassica) die Innovation durch basale Seitenrosetten erfolgt.<br />

1 Innovationsknospen; M Mark; Holzkörper schwarz, Borke schraffiert. - Aus Rauh 1988.


Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />

Die dikotylen Hemikryptophyten sind vorwiegend<br />

als Rosettenstauden (Halb- o<strong>der</strong> Ganzrosetten) ausgebildet;<br />

doch sind in Gebieten mit ungünstiger Jahreszeit<br />

auch solche ohne überdauernde Blattorgane nicht<br />

selten. Oft unterbleibt bei Ganzrosettenstauden auch<br />

die Verlängerung des Infloreszenzschaftes, so daß die<br />

Blüten direkt <strong>der</strong> Rosette aufsitzen (Nanismus).<br />

Eine spezielle, in manchen tropischen Hochgebirgen<br />

sehr auffallende Wuchsform sind die Schopfrosettenpflanzen<br />

(Abb. 168). Sie kombinieren Merkmale<br />

von Hemikryptophyten, Chamäphyten und<br />

krautigen Phanerophyten und lassen sich in dem extratropisch<br />

geprägten System <strong>der</strong> RAUNKlAERschen Lebensformen<br />

nicht unterbringen. Zumindest in ihrer<br />

Jugend erscheinen sie als Rosettenstauden; die Rosetten<br />

sind aber sehr groß (oft weit über 50 cm Durchmesser),<br />

und die zahlreichen, oft weiß behaarten Blätter<br />

sind nicht dem Boden angedrückt, son<strong>der</strong>n bogig<br />

aufgerichtet. Meist führen die Blätter -Schlafbewegungen<br />

aus, d. h. sie krümmen sich nachts nach innen'<br />

und schließen zu einer..„Nachtknospe“ zusammen,<br />

durch die das Innere mit dem Vegetationspunkt<br />

vor Frost geschützt wird. Manche Schopfrosettenpflanzen<br />

bleiben zeitlebens niedrig (Abb. 168.1,4); bei<br />

den meisten wächst aber die <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Blätter<br />

entsprechend recht dicke Achse allmählich in die<br />

Höhe. Dadurch wird die Pflanze zu einer Art Schopfbaum,<br />

<strong>der</strong> sich im Falle terminaler Stellung <strong>der</strong> Infloreszenzen<br />

auch verzweigen kann (Abb. 168.3). Die<br />

Stämme dieser zuweilen 8 m hoch werdenden baumförmigen<br />

Pflanzen enthalten jedoch nur einen sehr<br />

dünnen äußeren Holzkörper, im Innern bestehen sie<br />

überwiegend aus Mark (vgl. auch Abb. 163 .D), es sind<br />

also Krautstämme (manoxyl). Oft bleiben die abgestorbenen<br />

älteren Blätter erhalten und umhüllen den<br />

Stamm als dichter, dem Frostschutz dienen<strong>der</strong> Mantel<br />

(in Südamerika werden die Pflanzen deswegen<br />

„Frailejones“ genannt). Während die Form <strong>der</strong> Blütenstände<br />

bei den Compositen (Senecio, Espektia) im<br />

Rahmen des Normalen bleibt, nehmen diese bei manchen<br />

an<strong>der</strong>en (z. B. Lobelia, Lupinm) die Gestalt dichter,<br />

eine Unzahl kleiner Blüten enthalten<strong>der</strong> Keulen<br />

o<strong>der</strong> Kerzen an (Kerzen-Blütenstände). Dabei werden<br />

die Blüten oft durch zahlreiche stark behaarte, wahrscheinlich<br />

dem Frostschutz dienende Hochblätter eingehüllt<br />

(„Wollkerzen“).<br />

Bestandesstruktur <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Varianten<br />

An<strong>der</strong>s als bei den meisten Klimaxformationen<br />

kann hier keine <strong>der</strong> klimatisch-geographischen<br />

Varianten (Abb. 164, S. 322) als <strong>der</strong> eindeutige<br />

Typus angesehen werden, von dem sich die übrigen<br />

ableiten lassen. Mit <strong>der</strong> extratropischen<br />

Wiesentundra und dem tropischen Paramo liegen<br />

mindestens zwei solche Typen vor. Zweckmäßigerweise<br />

sind daher alle Varianten hier zu<br />

behandeln.<br />

Wiesentundra. Die optimale Variante <strong>der</strong> extratropischen<br />

Tundra sei zunächst anhand ihrer<br />

arktischen Ausbildung (T l.H l, Tundra im engsten<br />

Sinne) vorgeführt, die auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel<br />

ausgedehnte Flächen bedeckt. Sie ist<br />

gekennzeichnet durch eine Vegetationsperiode<br />

von 3-4 Monaten, in <strong>der</strong> zwar keine sehr hohen<br />

Temperaturen herrschen, die aber infolge des<br />

Dauertages und <strong>der</strong> geringen täglichen Temperaturschwankungen<br />

für die Photosynthese doch<br />

relativ günstige Bedingungen bietet. Allerdings<br />

ist die Strahlungsintensität wegen des niedrigen<br />

Sonnenstandes gering; am günstigsten sind daher<br />

die dem höchsten Sonnenstand zugewandten<br />

Südhänge. Hier taut auch <strong>der</strong> Dauerfrostboden<br />

am tiefsten auf (bis über 50 cm, sonst oft<br />

kaum mehr als 2 0 cm), während an<strong>der</strong>erseits an<br />

Nordhängen auch die Aperzeit am kürzesten ist.<br />

Auf tief gelegenen ebenen Flächen kommt es<br />

über dem Bodeneis leicht zur Vernässung. Mikroklimatisch<br />

ist im Sommer die Schicht dicht<br />

über dem Boden am günstigsten, hier wird die<br />

höchste Temperatur erreicht (Abb. 163, S. 321).<br />

Für das Lebensformenspektmm kann die Flora<br />

von Grönland als Beispiel dienen: von 184<br />

Gefäßpflanzenarten sind hier 52 % Hemikryptophyten,<br />

28 % Chamäphyten und 16 % Geophyten;<br />

hinzu kommen viele Moose und Flechten.<br />

Die meisten Blütenpflanzen bilden ihre<br />

Blüten bereits im Spätsommer des Vorjahres<br />

vollständig aus, so daß im Frühling die Blüte<br />

nach dem Ausapern sofort einsetzen kann.<br />

Trotzdem kann <strong>der</strong> Sommer in manchen Jahren<br />

für die Fruchtreife nicht ausreichen; daher<br />

gibt es eine Reihe von Sippen, die einen Teil<br />

<strong>der</strong> Blüten durch vegetative Brutknospen ersetzen<br />

(„Pseudoviviparie“, z. B. Polygonum viviparum).<br />

Im übrigen sind die meisten Sippen recht<br />

langlebig, ein Alter <strong>der</strong> Individuen von über 100<br />

Jahren wird für viele als normal angegeben.<br />

Die ungefähre edaphische Differenzierung<br />

zeigt das Schema Abb. 169 anhand <strong>der</strong> Verhältnisse<br />

in N-Rußland. Reichster Vegetationstyp<br />

sind gutwüchsige, geschlossene Wiesen aus<br />

mesomorphen Gramineen und dikotylen Stauden<br />

auf nährstoffreichen, tiefgründigen Böden<br />

an Unterhängen in Südexposition. Das an<strong>der</strong>e<br />

Extrem sind flache nach N gerichtete Unterhänge<br />

und Mulden, in denen <strong>der</strong> Schnee beson<strong>der</strong>s<br />

lange liegen bleibt („Schneetälchen“)


Tundra 331<br />

Seggentundra<br />

Moostundra<br />

Zwerastrauchtundra<br />

Wiesentundra i.e.S.<br />

C y p e ra c e a e<br />

J u n c a c e a e<br />

Wassermoose<br />

S p h a g n u m<br />

Moose +<br />

einzelne I<br />

Angiospermen, i<br />

z.B.<br />

I<br />

S a lix h e rb á c e a<br />

R a n u n c u lu s<br />

p y g m a e u s<br />

I<br />

I<br />

B e tu la n a n a , E m p e tru m<br />

D ia p e n s ia , L o is e le u ria<br />

V a c c in iu m , P h y llo d o c e<br />

C a s s io p e , A r c to s ta p h y lu s<br />

A rc to u s , D ry a s , L u z u la<br />

G ra m in e a e (niedrig)<br />

(exponiert, steinig :<br />

Flechten)<br />

G ra m in e a e (hoch)<br />

G e ra n iu m<br />

L o tu s<br />

S o lid a g o<br />

P e d ic u la h s<br />

V e ro n ic a<br />

,r—<br />

— Schmelzwasser—<br />

stark vernässte<br />

ebene Fläche<br />

N-Hang<br />

wenig Sonne<br />

lange Schnee<br />

± ebene<br />

Plateaufläche,<br />

kaum vernässt<br />

S-Hang<br />

viel Sonne<br />

früh aper<br />

Oberfläche des<br />

Dauereises<br />

Abb. 169: Schematisches Geländeprofil im Bereich <strong>der</strong> Wiesentundra in Nordost-Europa.<br />

Nach diversen Quellen.<br />

und daher nur eine dürftige Vegetation aus<br />

Moosen und wenigen Blütenpflanzen existiert.<br />

Den größten Flächenanteil nimmt in <strong>der</strong> Arktischen<br />

Zone ± ebenes Gelände ein. Ist dieses<br />

wegen erhöhter Lage o<strong>der</strong> durchlässigen Untergmndes<br />

relativ trocken, so enthält die Vegetation<br />

neben Hemikryptophyten (darunter oft<br />

leicht xeromorphe Gräser und Carices) meist<br />

große Anteile an Zwergsträuchern, die teils aufrecht,<br />

teils als Spalier wachsen; auch Flachpolster<br />

kommen vor. Spaliersträucher und Flachpolster<br />

können, zusammen mit Flechten, beson<strong>der</strong>s an<br />

steinigen und felsigen Stellen überwiegen. Auf<br />

den ausgedehnten vernäßten Flächen dominieren<br />

meist Cyperaceen und Juncaceen zusammen<br />

mit Moosen, aber auch Zwergsträucher und<br />

Flechten können beteiligt sein. Überhaupt ist die<br />

Trennung <strong>der</strong> skizzierten Vegetationstypen meist<br />

sehr unscharf, auch bedingt durch die kleinstflächig<br />

wechselnde Beschaffenheit <strong>der</strong> jungen, glazial<br />

geformten oberen Bodenschichten.<br />

Im subpolaren Mosaik kann die Wiesentundra<br />

mit niedrigen Sträuchern (z. B. Salix<br />

lapponica) angereichert sein; die Vegetation <strong>der</strong><br />

edaphisch reichsten Stellen kann hier den Charakter<br />

von Hochstaudenfluren tragen. Verfolgt<br />

man den Temperaturgradienten in die an<strong>der</strong>e<br />

Richtung, so treten nach und nach immer mehr<br />

vegetationsfreie Flecken an den edaphisch ungünstigsten<br />

Stellen auf (Offentundra). Zugleich<br />

nimmt <strong>der</strong> Anteil an Moosen und Flechten zu,<br />

so daß die vegetationsbedeckten Flächen in <strong>der</strong><br />

Hocharktis weithin von diesen beiden Gruppen<br />

beherrscht werden. In <strong>der</strong> subnivalen Kältewüste<br />

tragen schließlich nur noch die edaphisch günstigsten<br />

Stellen, z. B. lehmige Böden, kleine,<br />

voneinan<strong>der</strong> isolierte Flechten- und M oosbestände<br />

sowie einzelne zwergige Kormophyten<br />

(Abb. 170).<br />

Die temperiert-alpine Wiesentundra (T2.H1)<br />

ähnelt im Prinzip <strong>der</strong> arktischen; die klimatischen<br />

Abweichungen (Tab. 39, S. 319) bewirken<br />

nur geringe Unterschiede, die hauptsächlich<br />

quantitativer Natur und teils auch mit durch<br />

die Geomorphologie verursacht sind. Die Flora<br />

ist wesentlich reicher, bedingt durch die weniger<br />

extremen Wintertemperaturen (auch unter<br />

<strong>der</strong> Schneedecke), die stärkere Standortsdiversität<br />

im Gebirge mit Gelegenheit zur Erhaltung<br />

alter und Bildung neuer Sippen und den<br />

engen räumlichen Kontakt zur an<strong>der</strong>sartigen<br />

Vegetation tieferer Lagen. Infolge des starken<br />

Reliefs nehmen Verebnungen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

vernäßte mit den darauf wachsenden Seggentundren,<br />

nur einen unbedeutenden Raum ein.<br />

Flächenmäßig am weitesten verbreitet sind ar-


332 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />

m<br />

1 ^ 1 ES32 [ ^ 3 C ^ 4 [X ]5 [%Zl6 [IO ? [ E | 8 [ ^ 9 Q U lO H Z ! 11<br />

Abb. 170: Letzte Vegetationsspuren am Rande <strong>der</strong> absoluten Kältewüste auf Franz-Josef-Land (Zemlja<br />

Franca Josifa), N-Rußland.<br />

Centralnaja SuVa auf <strong>der</strong> Insel Zemlja Aleksandra, ca. 80°40'N, ebener Lehmboden mit Polygonbildung; Temperaturmittel<br />

des wärmsten Monats (Jub) -fl°C . Fläche 1 m".<br />

1 Polygonfurchen; 2-4 Flechten: 2 Belag aus verschiedenen Krustenflechten (z.T. mit Algen), 3 Stereocaulon<br />

rigidum, 4 Cladoniapyxidatw , 5-6 Moose: 5 Polster von Bryum teres, 6 Stämmchen von Polytrichumfragile (vereinzelt<br />

auch Pohlia crudd)\ 7-10 Kormophyten (meist steril): 7 Phippsia algida, 8 Cerastium regelii, 9 C. arclicum,<br />

10 D raba ohlongata; 11 nackte Lehmoberflädien. - Aus Aleksandrova 1988.<br />

tenreiche Wiesen auf günstigen Hanglagen sowie<br />

Zwergstrauch tundren auf trockneren (Ober-)<br />

Hängen und Kuppen. Daneben sind Extremstandorte<br />

wie Felsen und Schuttflächen stark<br />

vertreten, die eine offene Vegetation (edaphische<br />

Halbwüste) tragen, in <strong>der</strong> Polsterpflanzen<br />

sowie spezielle Schuttfestiger häufig sind. An<br />

steilen Felshängen, an denen keine Schneedekke<br />

entstehen kann, können noch weit oberhalb<br />

<strong>der</strong> klimatischen Schneegrenze einige beson<strong>der</strong>s<br />

anspruchslose Kormophyten-Arten aushalten.<br />

Paramo. Das tropische Gegenstück (T3.H1) zur<br />

Wiesentundra unterscheidet sich physiognomisch<br />

von dieser erheblich, vor allem auf den<br />

edaphisch günstigen Standorten. Quantitativ<br />

herrschende und aspektbildende Lebensform<br />

sind hier die Büschelgräser. Sie bilden scheinbar<br />

geschlossene Bestände, <strong>der</strong>en Struktur aber<br />

nicht <strong>der</strong> Rasenstruktur einer extratropischen<br />

Wiese entspricht. Vielmehr stehen die Grashorste,<br />

<strong>der</strong>en Blätter hier nicht sehr xeromorph<br />

sind, deutlich voneinan<strong>der</strong> entfernt, und die


Tundra 333<br />

Lücken zwischen ihnen werden von wesentlich<br />

kleineren Stauden (meist Dikotylen) ausgefüllt.<br />

Als zweite beson<strong>der</strong>e Lebensform treten oft die<br />

beschriebenen Schopfrosettenpflanzen hinzu,<br />

die meist in lockeren Gruppen stehen und dann,<br />

beson<strong>der</strong>s wenn sie Stämme ausbilden, landschaftsprägend<br />

sein können (Abb. 168, S. 329,<br />

u. 175, S. 341).<br />

Wie früher besprochen, gelten beide Lebensformen<br />

als Anpassungen an das Frostwechselklima<br />

(vgl. Abb. 163, S. 321). Die Tag-Nacht-<br />

Unterschiede können bei klarem Wetter sehr<br />

groß sein: wenn die Sonne mittags im Zenit<br />

steht, erwärmt sich die Bodenoberfläche oft auf<br />

-1-30 °C und mehr; in <strong>der</strong> Nacht aber sinkt die<br />

Temperatur auf -5 bis -1 0 °C, und im Oberboden<br />

bildet sich Eis, oft in Form von Eisnadeln.<br />

Allerdings sind solche klaren Strahlungstage im<br />

humiden Paramo eher die Ausnahme. Meist ist<br />

das Wetter wechselhaft; dabei fällt <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag,<br />

bei Temperaturen von +2 bis +6 °C, oft<br />

als Schnee, <strong>der</strong> aber nur selten länger als einige<br />

Stunden liegen bleibt.<br />

Außer Büschelgräsern, Schopfrosettenpflanzen<br />

und hemikryptophytischen Dikotylen enthält<br />

<strong>der</strong> Paramo auch viele Zwergsträucher verschiedener<br />

Formen (aufrechte und spalierwüchsige,<br />

nicht selten erikoid). Sie können vor allem<br />

auf edaphisch weniger günstigen Standorten zur<br />

Vorherrschaft kommen. Geringere Bedeutung<br />

haben Polsterpflanzen; neben solchen, die Felsspalten<br />

besiedeln, gibt es einige Arten (darunter<br />

auch polsterartige Monokotylen) in Sümpfen<br />

und Mooren. Solche, im übrigen von Gramineen,<br />

Cyperaceen, Juncaceen und Moosen (die<br />

auch sonst im Paramo nicht selten sind) bestandene<br />

Naßvegetation ist im Paramo verbreitet,<br />

da die meisten mit Paramo bedeckten Gebirgsteile<br />

trotz ihrer großen Meereshöhe ziemlich<br />

weiche Landschaftsformen aufweisen.<br />

Entlang des Wärmegradienten unterscheidet<br />

man in Südamerika Subparamo, Paramo und<br />

Superparamo, wobei <strong>der</strong> Subparamo, in dem<br />

häufiger noch größere Sträucher auftreten, eher<br />

zur Subalpinen Stufe zu rechnen ist. Im Superparamo<br />

ist die Vegetationsdecke schon lückig.<br />

Unklar erscheint hier allerdings das Verhalten<br />

<strong>der</strong> Schopfrosettenpflanzen. Zu erwarten wäre,<br />

daß solche großwüchsigen Gewächse ihre<br />

Hauptverbreitung im Subparamo hätten und<br />

nach oben hin abnähmen. Das scheint aber oft<br />

nicht <strong>der</strong> Fall zu sein; ja für Venezuela wird sogar<br />

angegeben, daß im „Superparamo“ mehr<br />

hochstämmige Espeletien vorhanden seien als<br />

im „Paramo“.<br />

Die w echselfeuchten Varianten <strong>der</strong> Tundra<br />

zeichnen sich allgemein durch eine nicht geschlossene<br />

Vegetationsdecke aus; die vertikale<br />

Unterteilung ist hier daher noch schwieriger. In<br />

manchen Gebirgen unterscheidet sich die wechselfeuchte<br />

Tundra nur durch ihre Offenheit von<br />

<strong>der</strong> humiden des gleichen thermischen Bereichs;<br />

meist än<strong>der</strong>n sich aber auch Flora und Lebensformengarnitur,<br />

so daß sich beson<strong>der</strong>e Varianten<br />

unterscheiden lassen.<br />

Dornpolsterflur (T2.H2). Dieser Typ ist beson<strong>der</strong>s<br />

auffällig in den Gebirgen <strong>der</strong> mediterranen<br />

und chilenischen Winterregengebiete (vgl. Abb.<br />

174, S. 339). Die Dornpolster, die selten viel höher<br />

als 50 cm werden, aber oft über 1 m Durchmesser<br />

haben können, gehören relativ wenigen<br />

Familien an {Papilionaceae, Cruciferae, Caryophyüaceae,<br />

Umbelliferae, Plumbaginaceae). Ihre physiognomische<br />

Ähnlichkeit legt die Deutung als<br />

ökologische Konvergenz nahe; doch hat man<br />

bisher nicht ergründen können, inwiefern diese<br />

Lebensform eine Anpassung an ein alpines Klima<br />

mit kaltem Winter und trockenem Sommer<br />

sein könnte. In <strong>der</strong> Vegetation haben die einzelnen<br />

Polster meist ziemlich weite Abstände<br />

voneinan<strong>der</strong>; in den Zwischenräumen finden<br />

sich einzelne Exemplare xeromorpher Gräser<br />

und an<strong>der</strong>er Hemikryptophyten sowie Therophyten<br />

und Geophyten. Letztere können einen<br />

auffälligen Frühlingsaspekt bilden. In manchen<br />

Gebirgen scheinen die Dornpolster nur die untersten<br />

Teile <strong>der</strong> Alpinen Stufe zu besiedeln, in<br />

an<strong>der</strong>en gehen sie höher hinauf; Näheres hierüber<br />

ist aber kaum bekannt.<br />

Puna (T3.IT2). Diese Formation ist in ihrem<br />

ausgedehnten Vorkommen in den peruanischbolivianischen<br />

Anden sehr genau untersucht<br />

worden. In klimatischer Hinsicht ist sie durch<br />

den Wechsel von Regenzeit und Trockenzeit<br />

gekennzeichnet, wobei in letzterer das „Tageszeitenklima“<br />

mit nächtlichen Frösten und hohen<br />

Mittagstemperaturen über viele Wochen bestimmend<br />

ist. Für die Photosynthese ist diese Periode<br />

die günstigste Jahreszeit, da die Temperatur<br />

in <strong>der</strong> Regenzeit oft auch mittags kaum über<br />

-t-5 °C steigt. Für die meisten Pflanzen ist die<br />

Trockenzeit daher keine Ruhezeit, und um sie<br />

nutzen zu können, sind starke Anpassungen


334 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />

nötig. Diese zeigen sich in allgemein xerophytischem<br />

Bau; beson<strong>der</strong>s gut adaptiert sind aber<br />

die Polsterpflanzen, namentlich die Vollpolster.<br />

Sie speichern in ihrem selbsterzeugten Humus<br />

nicht nur Nie<strong>der</strong>schlagswasser, son<strong>der</strong>n auch<br />

den bei <strong>der</strong> starken Abkühlung allnächtlich fallenden<br />

Tau.<br />

Die offene Vegetation <strong>der</strong> Puna wird daher<br />

vielerorts durch Polsterpflanzen charakterisiert.<br />

Eine zweite weit verbreitete und aspektbestimmende<br />

Komponente sind Klein- und Zwergsträucher,<br />

oft mit erikoi<strong>der</strong>, dorniger o<strong>der</strong> reduzierter<br />

Beblätterung; viele von ihnen haben aromatisch-harzige<br />

Überzüge, die wohl <strong>der</strong> Einschränkung<br />

<strong>der</strong> Verdunstung dienen. Wichtig<br />

sind ferner niedrige, dem Boden angedrückte<br />

Rosettenpflanzen, oft mit verdickten, wahrscheinlich<br />

wasserspeichernden Rübenwurzeln<br />

o<strong>der</strong> Rhizomen und stengellosen Blüten bzw.<br />

Blütenständen (Abb. 166, S. 327). Schließlich<br />

spielen auch xerophytische Gräser eine große<br />

Rolle; neben großen, sehr hartblättrigen Büschelgräsern<br />

gibt es auch niedrige Arten von<br />

mehr polsterartigem Wuchs. Von geringerer Bedeutung<br />

in <strong>der</strong> Vegetation sind Geophyten und<br />

Therophyten. Sehr spärlich sind Moose und<br />

Flechten vertreten.<br />

Jahreszeitliche Aspekte sind in <strong>der</strong> Puna nicht<br />

sehr auffällig, aber doch erkennbar. Viele Arten,<br />

die in <strong>der</strong> Regenzeit grün sind, nehmen in <strong>der</strong><br />

Trockenzeit nach und nach eine bräunliche o<strong>der</strong><br />

gelbliche Färbung an, indem die älteren Blätter<br />

vertrocknen; die Bildung neuer Blätter wird dabei<br />

zwar verlangsamt, jedoch nur selten ganz<br />

eingestellt (nur in den äquatorfernsten Gegenden,<br />

wo sich schon thermische Jahreszeiten andeuten,<br />

gibt es auch laubwerfende Kleinsträucher).<br />

In <strong>der</strong> Regenzeit, vor allem gegen<br />

<strong>der</strong>en Ende, kommen beson<strong>der</strong>s viele Arten zur<br />

Blüte, so daß es einen Blühaspekt geben kann;<br />

aber auch im Rest des Jahres gibt es blühende<br />

Pflanzen.<br />

In klimatischer Hinsicht wird die Puna oft<br />

noch in Feuchtpuna und Trockenpuna unterteilt,<br />

doch ist die Abgrenzung hier genau so<br />

unscharf wie entlang dem thermischen Gradienten:<br />

in beiden Richtungen sind Hauptmerkmale<br />

die immer offener werdende Vegetation<br />

und die Abnahme <strong>der</strong> Artenzahl.<br />

Die ariden Formationen <strong>der</strong> Alpinen Stufen,<br />

die Wüstentundra (T2.H3) bzw. Wüstenpuna<br />

(T3.H3), unterscheiden sich in ihrer spärlichen<br />

Flora und Vegetation kaum noch von den<br />

nemoralen bzw. eurytropischen Wüsten <strong>der</strong><br />

umgebenden Tieflagen, mit denen sie das bestimmende,<br />

die thermischen Unterschiede relativierende<br />

Merkmal <strong>der</strong> Aridität verbindet.<br />

Regionen<br />

Die regionale Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> polar-alpinen Domäne<br />

ist schwierig. Die einzige klare Abgrenzung<br />

läßt sich zwischen den Tropisch-Alpinen<br />

Gebirgsstufen einerseits und den Nördlich-Temperierten<br />

an<strong>der</strong>erseits ziehen. Für die weitere<br />

Einteilung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten,<br />

die sich alle mit guten Argumenten begründen<br />

lassen. Im vorliegenden Text unterscheiden<br />

wir - als praktikablen Kompromiß - vier Regionen<br />

(Abb. 171): 16.1 Arktische Region, identisch<br />

mit <strong>der</strong> Arktischen Zone; 16.2 Holarktisch-Alpine<br />

Region, die Gebirge <strong>der</strong> Nemoralen<br />

und Meridionalen Zone umfassend; 16.3<br />

Tropisch-Alpine Region; 16.4 Austral-Antarktische<br />

Region, in <strong>der</strong> die Gebirge <strong>der</strong> Australen<br />

Zone und die bezüglich <strong>der</strong> vegetationsbedeckten<br />

Flächen nur sehr kleine Antarktische Zone<br />

zusammengefaßt sind. Die drei letzten Regionen,<br />

die aus zahlreichen räumlich isolierten<br />

Teilen bestehen, unterteilen sich dementsprechend<br />

noch in Unterregionen.<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Die Nutzung <strong>der</strong> polar-alpinen Vegetation besteht<br />

überall in <strong>der</strong> Beweidung, die in Eurasien,<br />

aber auch in Südamerika schon seit vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

praktiziert wird. In <strong>der</strong> Arktis wird<br />

sie meist von Nomaden, in den Gebirgen mehr<br />

von Seßhaften (oft in Form des Saison-Nomadismus,<br />

d. h. <strong>der</strong> Almwirtschaft) betrieben. Die<br />

Weidetiere sind z. T. domestizierte Abkömmlinge<br />

endemischer Wildarten, so die Rentiere in<br />

<strong>der</strong> Arktis, die Jaks in Zentralasien, die Lamas<br />

in Südamerika. In <strong>der</strong> Vegetation hat starke Beweidung<br />

oft eine relative Vermehrung des Anteils<br />

nicht gefressener Arten (Weideunkräuter)<br />

bewirkt; bei stärkerer Überbeweidung kann es<br />

zur Zerstörung <strong>der</strong> Vegetationsdecke und anschließen<strong>der</strong><br />

Erosion kommen. Fast überall hat<br />

<strong>der</strong> Weidebetrieb zu einer Ausweitung tundraartiger<br />

Vegetation auf Kosten des Waldes geführt,<br />

d. h. zu einer Verschiebung <strong>der</strong> Waldgrenze<br />

nach S bzw. in tiefere Lagen. Am wenigsten<br />

durch Weide beeinflußt sind die alpinen<br />

Tundren in den dünn besiedelten Gebirgen


Tundra 335<br />

Abb. 171: Verbreitung <strong>der</strong> Polar-Alpinen Tundren.<br />

Grenze zwischen eupolarer (e, eng schraffiiert) und hochpolarer (h, weit schraffiert) Unterzone (= Übergang<br />

von Wiesentundra zu Offentundra) in Arktis und Antarktis nach Aleksandrova 1977.<br />

Nordamerikas, Neuseelands und Australiens. In<br />

Europa ist die Almwirtschaft in den letzten Jahrzehnten<br />

in den meisten humiden Gebirgen rückläufig.<br />

16.1 Arktische Region<br />

Die große, die ganze Erde umspannende Arktische<br />

Tundrenregion (T I.H l) ist in Flora und Vegetation<br />

über beide Kontinente hin sehr einheitlich,<br />

sie ist regional nicht weiter zu unterteilen.<br />

Die Differenzierung <strong>der</strong> Vegetation entlang dem<br />

W ärm egradienten läßt sich m it <strong>der</strong> Ju litemperatur<br />

verknüpfen: bei Julimitteln von etwa<br />

-I- 6 °C geht die Wiesentundra (Südliche Tundra)<br />

in die Offentundra (Nördliche Tundra) über<br />

(Abb.171), und bei +2 °C beginnt <strong>der</strong> Übergang<br />

zur Kältewüste; diese bedeckt aber nur kleine<br />

Flächen an den unvergletscherten Rän<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Inseln im Eismeer (vgl. Abb. 170). Über die<br />

edaphische Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> arktischen Wiesentundra<br />

wurde schon berichtet (S. 331).<br />

Die floristische Einheitlichkeit innerhalb <strong>der</strong><br />

Vegetationszonen erreicht hier ihren höchsten<br />

Grad: während in <strong>der</strong> Tropischen und Meridionalen<br />

Zone die Übereinstimmung meist die<br />

Rangstufe <strong>der</strong> Familien betrifft, in <strong>der</strong> Nemoralen<br />

und Borealen die <strong>der</strong> Gattungen, liegt sie<br />

hier auf Artrang. Viele Arten zeigen zirkumarktische<br />

Verbreitung (Abb. 172; vgl. auch Polunin<br />

1959), wobei es meist nicht einmal zur Ausbildung<br />

geographischer Rassen gekommen ist. In<br />

<strong>der</strong> europäischen Floristik ist es üblich, zwischen<br />

„arktischen“ i. e. S. und „arktisch-alpinen“ Sippen<br />

zu unterscheiden, je nachdem ob sie außer<br />

in <strong>der</strong> Arktis auch in den mitteleuropäischen Gebirgen<br />

Vorkommen. Weltweit gesehen ist das<br />

jedoch eine unzulässige Einengung auf den europäischen<br />

Blickwinkel. Die meisten zirkumarktischen<br />

Arten kommen irgendwo auch im<br />

Bereich <strong>der</strong> Holarktisch-AIpinen Gebirgsstufen<br />

vor - wenn nicht in Europa, dann in Ostasien<br />

o<strong>der</strong> Nordamerika; <strong>der</strong> Begriff arktisch-alpin<br />

wäre also in dieser Richtung zu erweitern.


336 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />

T<br />

1 Salix<br />

reticulata ,<br />

> /<br />

o><br />

4 Bartsia<br />

alpina<br />

Sa<br />

6 \ \ .><br />

acaulis<br />

7 -<br />

'S i.^4715 Cerastium<br />

arcticum<br />

6 Geum<br />

glaciale<br />

sX<br />

N<br />

f % 0<br />

( I<br />

i 1<br />

3 Lloydia /'<br />

serotina<br />

^<br />

7 Ranunculus<br />

sabinii ,<br />

Abb. 172: Arktische Arten mit unterschiedlich weiter zirkumarktischer Verbreitung.<br />

Von den weit verbreiteten Arten fehlt 1 nur in Grönland, 2 meidet die extrem winterkalten Gebiete NO-<br />

Sibiriens, 3 hingegen den nordatlantischen Raum, auf den 4 beschränkt ist. Weit in die Hocharktis gehen 5 und<br />

6, das extremste nördliche Areal hat 7. Vgl. auch Tab. 40. - Nach M eusel etc. 1965f, Aleksandrova 1?88, Dahl<br />

1958.


Tundra 337<br />

Trotz <strong>der</strong> großen Gleichförmigkeit ist die Arktische<br />

Region (bzw. Zone) aber keineswegs ohne<br />

klimatische Unterschiede. Diese betreffen zwei<br />

Merkmale, die zwar für den allgemeinen Vegetationscharakter<br />

keine große Bedeutung haben,<br />

wohl aber für die Verbreitung von Arten: nämlich<br />

Winterkälte und Nie<strong>der</strong>schlagsmenge. Bei<br />

den Wintertemperaturen umfassen die Januarmittel<br />

etwa die Spanne von -1 0 bis -3 5 °C, die<br />

absoluten Minima -3 5 bis -5 5 °C; <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag<br />

liegt zwischen 50 und 450 mm. Treffen<br />

niedrige Temperatur und geringer Nie<strong>der</strong>schlag<br />

(= wenig Schutz durch Schneedecke) zusammen,<br />

so fallen eine Reihe wenig frostharter Arten<br />

aus. Das ist z. B. im zentralen N-Sibirien<br />

<strong>der</strong> Fall, wo viele zirkumarktische Arten eine<br />

Areallücke zeigen. Aber auch hohe Nie<strong>der</strong>schläge<br />

und geringer Winterfrost können die Artenzahl<br />

vermin<strong>der</strong>n, indem die Aperzeit verkürzt<br />

wird und Pilzschäden auftreten. Einige Areallücken<br />

gibt es auch im Bereich von N-Skandinavien<br />

über Grönland zum Nordkanadischen<br />

Archipel; sie werden auf die hier beson<strong>der</strong>s starke<br />

pleistozäne Vereisung zurückgeführt.<br />

Spezielle Klima- und Vegetationsverhältnisse finden<br />

sich in manchen gebirgigen Teilen <strong>der</strong> Arktis. Ein<br />

beson<strong>der</strong>s aufFälliges Beispiel ist das Gebiet von Peary-<br />

Land in NO-Grönland. Hier, bei etwa 80-82°N, gibt<br />

es tief in das eisbedeckte Hochgebirge eindringende<br />

Fjordtäler, die weitgehend von den Nie<strong>der</strong>schlägen<br />

abgeschirmt sind. Vom vereisten Plateau kommende<br />

Fallwinde bewirken nicht nur meist klares Sommerwetter,<br />

son<strong>der</strong>n auch noch zusätzliche Trockenheit,<br />

so daß ein Klima mit Sommerdürre entsteht (Abb.<br />

162.4, S. 320). An günstig exponierten Hängen kann<br />

<strong>der</strong> Boden im Sommer bis etwa 1 m tief auftauen,<br />

und da <strong>der</strong> langanhaltende Dauertag, mit einer frostfreien<br />

Periode von fast 2 Monaten, eine intensive Photosynthese<br />

erlaubt, resultiert eine reichhaltige, z. T.<br />

trockensteppenartige Vegetation. Sie enthält fast 100<br />

Kormophytenarten, was für diese Breitenlage sehr ungewöhnlich<br />

ist (vgl. Abb. 170); es sind überwiegend<br />

zirkumarktisch verbreitete Sippen (H olmen 1957,<br />

Schwarzenbach 1960).<br />

16.2 Holarktisch-Alpine Region<br />

Diese Region (vgl. auch Abb. 178.21,25-62) ist<br />

sehr vielgestaltig, sowohl was die disjunkte Lage<br />

ihrer zahlreichen isolierten Teile betrifft, als auch<br />

hinsichtlich des Auftretens aller drei Humiditätsstufen.<br />

Die humiden Teile sind floristisch eng<br />

mit <strong>der</strong> Arktischen Region verbunden. Viele in<br />

<strong>der</strong> Arktis verbreitete Gattungen haben neben<br />

den beiden Regionen gemeinsamen (arktischalpinen)<br />

Arten noch weitere hervorgebracht, so<br />

daß <strong>der</strong> Eindruck entstehen kann, die arktische<br />

Flora sei nur eine verarmte Ausgabe <strong>der</strong> holarktisch-alpinen.<br />

Daneben enthalten die Gebirgstundren<br />

aber noch viele zusätzliche Sippen<br />

(Abb. 173), die oft Verwandtschaftskreisen aus<br />

den umgebenden tieferen Lagen angehören, und<br />

<strong>der</strong>en Anteil vergrößert sich von N nach S. Die<br />

alpine Vegetation ist also auch durch das Florengebiet<br />

geprägt, in das sie eingebettet ist. Die<br />

Unterschiede zwischen den einzelnen Teilen <strong>der</strong><br />

Region sind daher viel größer als in <strong>der</strong> Arktis.<br />

Dem entspricht eine Aufteilung in 3 Unterregionen.<br />

Die Nordamerikanische Unterregion (16.2.a)<br />

erstreckt sich von S-Alaska und British Columbia,<br />

wo sie an die zonale Tundra anschließt, <strong>der</strong><br />

ganzen Kordillerenkette entlang bis zu den hohen<br />

Vulkanbergen am Südrande des mexikanischen<br />

Fiochlandes. Im N einigermaßen zusammenhängend<br />

verbreitet, löst sie sich nach S in<br />

weit voneinan<strong>der</strong> isolierte Einzelvorkommen<br />

auf Das Klima zeigt verschiedene Ausprägungen.<br />

Im NW, im Küstengebirge und Kaskadengebirge<br />

von Alaska bis NW-Oregon, ist es humid<br />

(T2.H1) mit sehr hohem Winternie<strong>der</strong>schlag.<br />

Dadurch liegt die Schneegrenze hier sehr<br />

niedrig, und die Alpine Stufe nimmt nur einen<br />

schmalen Gürtel (200-300 Höhenmeter) ein.<br />

Selbst die alpine Waldgrenze hat hier infolge<br />

<strong>der</strong> großen Schneemengen eine beson<strong>der</strong>e<br />

Form: sie bildet ein parkartiges Mosaik aus<br />

gutwüchsigen Waldbeständen auf erhöhten<br />

Geländeteilen und üppigen Wiesen in Muldenlagen,<br />

in denen die Aperzeit so kurz ist, daß <strong>der</strong><br />

Baumwuchs verhin<strong>der</strong>t wird (Abb. 159, S. 316).<br />

Weniger schneereich, aber auch noch humid<br />

(T2.H1) ist das Klima in den östlicher gelegenen<br />

Rocky Mountains von Alberta und Montana<br />

bis Colorado. Hier ist die Alpine Stufe vertikal<br />

wesentlich höher (500 m und mehr) und<br />

sowohl bezüglich <strong>der</strong> Vegetationstypen als auch<br />

<strong>der</strong> Artengarnitur sehr vielfältig; auf den östlichsten,<br />

aus <strong>der</strong> Prärie aufsteigenden Bergmassiven,<br />

wo <strong>der</strong> Winter zu einer gewissen Trockenheit<br />

neigt, enthält die Wiesentundra auch Steppenelemente.<br />

Ein echt wechselfeuchtes Klima<br />

(T2.H2) haben schließlich die südwestlichen<br />

und südlichen Tundravorkommen von <strong>der</strong> Sierra<br />

Nevada an südwärts. Die Vegetation ist hier


338 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />

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Abb. 173: Polar-alpine Sippen mit unterschiedlichen Arealen.<br />

1 Kosmopolitisches Gras, eine <strong>der</strong> weitest verbreiteten Arten. 2 Monotypische Gattung (Zwergspalierstrauch)<br />

im feuchten NW-Nordamerika. 3 Geophyten (3 Arten) in den trockneren Teilen <strong>der</strong> Rocky Mountains. 4 Geophyten<br />

(10 Arten) <strong>der</strong> eurasiatischen Gebirge. 5 Hemikryptophyten (ca. 25 Arten), einzige Gattung <strong>der</strong> Umbelliferen-Unterfamilie<br />

A pioideae mit Verbreitungsschwerpunkt auf <strong>der</strong> Südhalbkugel. 6 Schopfrosettenpflanzen<br />

(„Riesen-Lobelien“, ca. 10 Arten). 7 Niedrige Zwergsträucher und Rosettenpflanzen (ca. 20 Arten), neben Poa<br />

die einzige Gefäßpflanzen-Gattung, die das antarktische Festland erreicht. 8 Hygrophile Großstauden (3 Arten).<br />

Vgl. auch D onatia, Abb. 41. - Nach M eusel etc. 1965f, Steenis etc. 1963f, Schnell 1970f,^Baumann<br />

1988, KORNAi etc. 1986 u .a.


Tundra 339<br />

gewöhnlich offen, ohne daß aber eine richtige<br />

Dompolsterflur auftritt, wie sie für diesen Klimatyp<br />

sonst oft charakteristisch ist. Auf den isolierten<br />

Gebirgsstöcken <strong>der</strong> Beckenlandschaften<br />

in Nevada und Utah ist das Klima z. T. selbst in<br />

<strong>der</strong> Alpinen Stufe so trocken (T2.H3), daß nur<br />

noch eine artenarme Wüstentundra existieren<br />

kann.<br />

Die Europäisch-M editerrane U nterregion<br />

(16.2.b) umfaßt die vielen isolierten Hochlagen<br />

<strong>der</strong> Gebirgsmassive in Europa sowie die in <strong>der</strong><br />

Umgebung des Mittelmeeres und weiter nach<br />

O bis in den Iran und zum Hindukusch. In den<br />

nördlichen Teilen, von den Pyrenäen bis zum<br />

W-Kaukasus, ist das Klima humid (T2.H1), und<br />

es ist eine floristisch und physiognomisch vielgestaltige<br />

Wiesentundra entwickelt, in <strong>der</strong> auch<br />

eine Reihe endemischer Gattungen auftreten.<br />

In den südlichen Gebirgen herrscht überall<br />

wechselfeuchtes Klima (T2.H2), und die Dornpolsterflur<br />

nimmt hier große Flächen ein. Beson<strong>der</strong>s<br />

ausgedehnt und reichhaltig ist sie in<br />

Vor<strong>der</strong>asien (Abb. 174), wo allein die weitgehend<br />

auf diese Formation beschränkte Gattung<br />

Acantholimon etwa 120 Arten aufweist. In den<br />

meisten Gebirgen ist die Dornpolsterflur durch<br />

den Menschen auf Kosten des Waldes weit in<br />

tiefere Lagen ausgedehnt worden.<br />

Zur Ostasiatischen Unterregion (16.2.c) sind<br />

neben den Alpinen Stufen des Gebirgsbogens<br />

von Japan bis zum Himalaja auch die <strong>der</strong><br />

zentralasiatischen Gebirge bis zum Tienschan<br />

und Altai zu rechnen (die Gebirgstundren in<br />

<strong>der</strong> Region <strong>der</strong> Hellen Taiga unterscheiden sich<br />

hingegen nicht von <strong>der</strong> Arktis). Das Klima ist<br />

in Japan, O- und M-China vom Typ T2.H1 mit<br />

normaler Wiesentundra (dabei treten am unteren<br />

Rande zuweilen strauchige Bambusarten<br />

auf). Auch in den südlichen (äußeren) Ketten<br />

des Himalaja ist die Alpine Stufe humid, die<br />

Lage am Tropenrand bedingt aber gewisse Beson<strong>der</strong>heiten,<br />

und so gibt es in <strong>der</strong> hier sehr<br />

artenreichen Wiesentundra auch Anklänge an<br />

den Paramo, z. B. die Wollkerzen-Blütenstände<br />

bestimmter Saussurea-Artcn. In diesem höchsten<br />

Gebirge <strong>der</strong> Erde finden sich auch die höchststeigenden<br />

Blütenpflanzen: in Felsspalten <strong>der</strong><br />

nivalen Stufe wurden hier bis 6100 m Arenaria<br />

bryophylh und Stellaria decumbens, bei 6300 m<br />

E rm ania him alayensis, bei 6400 m Saussurea<br />

gnaphalioides gefunden. In den inneren Teilen<br />

des Himalaja, wo <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag abnimmt und<br />

U f e ' .<br />

Abb. 174: Dornpolstervegetation in <strong>der</strong> Alpinen Stufe (oberhalb 2000 m) des iranischen Hochlandes nördlich<br />

von Schiras.<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund Acantholim on spec, mit etwa 5 cm langen nadelförmigen, dornigen (aber grünen) Blättern,<br />

rechts Ashlmttr Astragalus spec, mit verdornter Blattrhachis (Blättchen abgefallen). - Aus Kerner von M arilaun<br />

1887f


340 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />

sich die winterliche Trockenheit bemerkbar<br />

macht, enthält die Wiesentundra zunehmend<br />

Steppenelemente, und <strong>der</strong>artige „Steppentundren“<br />

(Gebirgssteppen) treten auch in den übrigen<br />

Gebirgen im Innern des Kontinents auf, so<br />

weit sie noch genügend Sommernie<strong>der</strong>schlag<br />

empfangen: Osträn<strong>der</strong> des tibetanischen Plateaus,<br />

Nanschan, SO-Altai, Tienschan. Ganz extremes<br />

Klima herrscht im innersten Teil Zentralasiens,<br />

auf dem tibetanischen Plateau, im<br />

Kuenlun, Karakorum und Pamir. Bei Nie<strong>der</strong>schlägen<br />

bis unter 20 mm sind gewaltige Flächen<br />

oberhalb von 4000 m von einer kombinierten<br />

Kälte-Trocken-Wüste bedeckt, in <strong>der</strong> nur<br />

noch ganz wenige Pflanzensippen (darunter<br />

beson<strong>der</strong>s Arten <strong>der</strong> Gattungen Carex, Kohresia<br />

und Saussurea, aber auch vereinzelte Steppenund<br />

Wüstenelemente) in Einzelexemplaren Vorkommen.<br />

Im Untergrund findet sich hier Dauerfrostboden;<br />

an<strong>der</strong>erseits kann es örtlich sogar<br />

zur Versalzung kommen.<br />

16.3 Tropisch-Alpine Region<br />

Gebirge mit alpiner Waldgrenze kommen in allen<br />

drei Teilen <strong>der</strong> Tropischen Zone vor (vgl.<br />

Abb. 178.1-14), und dementsprechend sind drei<br />

Unterregionen zu unterscheiden. Am größten<br />

sind die Flächen mit alpiner Vegetation in Iberoamerika,<br />

wo das Andensystem nicht nur die<br />

gesamte Zone durchquert, son<strong>der</strong>n sich mehrfach<br />

auch noch in mehrere parallele Züge aufteilt<br />

bzw. plateauartig verbreitert. Die Vorkommen<br />

in Afrika und im indopazifischen Raum<br />

sind hingegen flächenmäßig wesentlich kleiner<br />

und mehr voneinan<strong>der</strong> isoliert.<br />

Die Iberoamerikanische Unterregion (16.3.a) ist<br />

die einzige, in <strong>der</strong> die Abgrenzung gegen extratropische<br />

Tundrentypen nicht ganz eindeutig ist.<br />

Im N zeigen bereits die Vulkane des mexikanischen<br />

Hochlandes floristische Beziehungen zu<br />

den Paramos, doch gehören sie eher noch zur<br />

Holarktis. Stärker gemischt sind die wenigen alpinen<br />

Lagen in Guatemala, die wir hier schon als<br />

tropisch ansehen. In Costarica tauchen dann die<br />

nördlichsten typischen Paramos auf, und in Kolumbien,<br />

Venezuela und Ecuador bedecken sie<br />

ausgedehnte Areale oberhalb von etwa 3200-<br />

3500 m (z. T. bis etwa 4700 m ansteigend). Die<br />

charakteristischen Schopfrosettenpflanzen, die<br />

große Bestände bilden können, gehören hier <strong>der</strong><br />

Gattung Espektia s. 1. an. Südlich von Ecuador<br />

wird das Gebiet des humiden Paramoklimas<br />

(T3.H1) zunehmend auf die Anden-Ostseite beschränkt,<br />

auf <strong>der</strong> es in einem immer schmäleren<br />

Streifen bis N-Bolivien reicht; die südlichen<br />

Paramo-Bestände, in Peru als Jalca bezeichnet,<br />

sind aber verarmt und enthalten z. B. keine<br />

Espeletien mehr.<br />

In Pem ist <strong>der</strong> größte Teil des Hochlandes<br />

wechselfeucht (T3.H2) und daher von Puna<br />

bedeckt, die sich hier durch großen Artenreichtum<br />

auszeichnet. Ihre untere Grenze liegt bei<br />

etwa 3800-4000 m; oberhalb 4600 m beginnt<br />

sie zu verarmen, einzelne Blütenpflanzen gehen<br />

aber noch bis über 5200 m hinauf Auffallendste<br />

Pflanzengestalten sind hier die sehr xeromorphen<br />

Büschelgräser (Ichus) und die großen<br />

Hart-Kugelpolster. In Südperu und Bolivien<br />

wird <strong>der</strong> Westteil des Gebirges immer trockener;<br />

in <strong>der</strong> hier befindlichen „Trockenpuna“<br />

nimmt <strong>der</strong> Anteil kleinblättriger Zwergsträucher,<br />

meist Compositen {Lepidophyllum, Baccharis,<br />

Chuquiragua u. a.) stark zu („Tola-Heide“). Charakteristisch<br />

für diesen trockneren Teil <strong>der</strong> Puna<br />

sind auch polsterförmig wachsende Kakteen aus<br />

<strong>der</strong> Verwandtschaft von Opuntia {Tephrocactus).<br />

Im übrigen ist die Abgrenzung <strong>der</strong> Alpinen Stufe<br />

nach unten hier schwierig: am Westrande gehen<br />

punaähnliche Bestände infolge des trockenen<br />

Klimas, das keinen Baumwuchs erlaubt, auch<br />

in tiefere Lagen bis unterhalb 3400 m, und im<br />

Zentrum, namentlich auf dem bolivianischen<br />

Hochland, ist <strong>der</strong> dort eigentlich herrschende<br />

subalpine Polylepis^A A (S. 209) großflächig<br />

durch anthropogene Puna ersetzt. In SW-Bolivien<br />

und N-Chile wird die Alpine Stufe schließlich<br />

so trocken (T3.H3), daß die spärliche Pflanzendecke<br />

als Wüstenpuna zu bezeichnen ist;<br />

damit endet <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> tropisch-alpinen Vegetation.<br />

Zentrum <strong>der</strong> A frik an isch en U nterregion<br />

(16.3.b) sind die ostafrikanischen Hochgebirge<br />

(Ruwenzori, Elgon, Satimma, Kenia, Kilimandscharo),<br />

auf denen die „afro-alpine“ Vegetation<br />

am typischsten ausgebildet ist. In etwas abgewandelter<br />

Form (mit leichten mediterranen<br />

Einflüssen) nimmt sie auch auf dem äthiopischen<br />

Hochland noch größere Flächen ein; verarmt<br />

ist sie auf dem weit abgelegenen Kamerunberg<br />

sowie in den kleinen, versprengten Vorkommen<br />

um den Njassasee, auf Madagaskar, Réunion<br />

und in den Drakensbergen. Von den bei­


Tundra 341<br />

den tropischen Tundra-Typen sind sowohl Paramo<br />

als auch Puna vertreten.<br />

Die Paramos, charakterisiert durch die verzweigten<br />

Schopfrosettenpflanzen <strong>der</strong> Gattung<br />

Senecio s. L, die Kerzen-Blütenstände von Lohelia<br />

sowie durch zwergstrauchige Alchemilla-Axien,<br />

sind am reinsten in den Ruwenzori- und Virunga-Bergen<br />

ausgebildet (Abb. 175). Das sehr<br />

nie<strong>der</strong>schlagsreiche Klima ermöglicht hier sogar<br />

das Auftreten von Sphagnum-M.oore.n. In<br />

den östlicheren Gebirgen, wo das Nie<strong>der</strong>schlagsregime<br />

mehr durch Luv- und Leelagen beeinflußt<br />

wird, gibt es oft Übergänge zur Puna. Diese,<br />

zu <strong>der</strong>en wichtigsten Bestandteilen neben Büschelgräsern<br />

Zwergsträucher <strong>der</strong> Gattung Helichrysum<br />

gehören, zeigt ihre weiteste Verbreitung<br />

in Äthiopien, wo auch Ericaceen (Blaeria) und<br />

Labiaten (Micromeria, als mediterranes Element)<br />

eine Rolle spielen können. Die Untergrenze <strong>der</strong><br />

afro-alpinen Vegetation liegt meist bei etwa<br />

3400-3800 m; an manchen Bergen kann sie dadurch<br />

herabgedrückt werden, daß die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

oberhalb einer ausgeprägten Wolkenstufe<br />

rapide abnehmen, so am Kilimandscharo<br />

bei etwa 3000 m (es handelt sich hier also um<br />

keine rein thermische Waldgrenze). Die hochalpine<br />

Stufe beginnt meist bei 4200-4400 m;<br />

einzelne Blütenpflanzen wurden am Kenia-Berg<br />

noch bei 4950 m gefunden.<br />

Flächenmäßig größter Teil <strong>der</strong> Indopazifischen<br />

Unterregion (16.3.c) ist die Alpine Stufe Neuguineas.<br />

Sie beginnt etwa bei 3800-3900 m Höhe<br />

und tritt daher auf mehreren Bergmassiven auf<br />

(Sukarno-Top, Trikora, Mandala, Giluwe, Bismarck-Gebirge,<br />

Saruwaged), wo sie bis zu den<br />

höchsten Gipfeln (5030 m) reicht. Entsprechend<br />

dem humiden Klima (T3.H1) ist die Vegetation<br />

vom Typ des Paramo, <strong>der</strong> auf den Plateaus und<br />

flachen Hängen als ziemlich mesomorphes<br />

Büschelgrasland ausgebildet ist, aber auch<br />

Zwergstrauchbestände enthält. Auch Polster-<br />

Abb. 175: Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Alpinen Stufe des Ruwenzori<br />

(O-Afrika).<br />

Die alpine Waldgrenze wird in<br />

diesem sehr humiden Gebirge<br />

(2000-4000 mm Nie<strong>der</strong>schlag)<br />

bei etwa 3800 m von dem Ericaceen-KIeinbaum<br />

P hilippia(l) gebildet.<br />

Die darüber befindlichen,<br />

vielerorts von zwergstrauchigen<br />

A lchem itta-hAtn (6) beherrschten<br />

Paramos enthalten<br />

an beson<strong>der</strong>s günstigen Standorten<br />

Bestände von Schopfrosettenpflanzen<br />

(Dendrosenecio,<br />

2), auf trockneten Rücken<br />

Kleinstrauchfluren aus Helichrysum<br />

stuhlmannii (3). An nassen<br />

Stellen herrscht das Büschelgras<br />

Carexmnssoroensis (4), dem häufig<br />

die Wollkerzen-Pflanze Lobelia<br />

woUastonii (8) beigemischt ist;<br />

an Seeufern wird es durch Deschampsia<br />

caespitosa (5) abgelöst,<br />

mancherorts auch durch Sphagnum<br />

(7). Ab etwa 4300 m nehmen<br />

die Blütenpflanzen stark<br />

ab, es beginnt die durch Moose<br />

und Flechten (9) charakterisierte<br />

hochalpine Stufe (Superparamo).<br />

- Aus Hauman 1933.


342 Die Polarzonen und Alpinen Stufen<br />

r* i<br />

pflanzen kommen vor, hingegen fehlen Schopfrosettenpflanzen.<br />

Das gilt auch für die beiden<br />

einzigen Berge des eigentlichen Indonesien, die<br />

in die Alpine Stufe aufragen, nämlich Kinabalu<br />

(4175 m) auf Borneo und Kerinci (3800 m) auf<br />

Sumatra. Auf beiden läßt sich die Lage <strong>der</strong> thermischen<br />

Waldgrenze wegen <strong>der</strong> felsigen Topographie<br />

nicht genau ermitteln; sie wird im Bereich<br />

zwischen 3300 und 3700 m vermutet.<br />

Wegen <strong>der</strong> überwiegend steilen Hänge bildet die<br />

alpine Vegetation, die vorwiegend aus Zwergsträuchern<br />

und einigen büschelbildenden Cyperaceen<br />

besteht, nur selten eine geschlossene<br />

Decke. Schließlich kehrt die Alpine Stufe noch<br />

einmal weit entfernt im N O <strong>der</strong> pazifischen<br />

Inselwelt wie<strong>der</strong>, nämlich auf <strong>der</strong> bis 4205 m<br />

hohen Hauptinsel von Hawaii. Da das Klima<br />

hier mehr wechselfeucht ist (T3.H2), ist die Vegetation<br />

trotz weicher Geländeformen meist eine<br />

ziemlich offene Puna aus Kleinsträuchern und<br />

Polsterpflanzen, in <strong>der</strong> das berühmte Silberschwert<br />

(Argj/roxiphion sandwicense) etwas an die<br />

Wollkerzenpflanzen <strong>der</strong> Paramos erinnert.<br />

16.4 Austral-Antarktische Region<br />

Schon auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel deutete sich an,<br />

daß die Flora <strong>der</strong> Arktischen Zone gegenüber<br />

den Holarktisch-Alpinen Gebirgsstufen auch innerhalb<br />

typisch arktischer Gattungen eine gewisse<br />

Artenverarmung zeigt. Entsprechendes gilt<br />

für den Süden noch viel mehr, bedingt durch<br />

die räumliche Beschränktheit <strong>der</strong> vegetationsbedeckten<br />

Teile <strong>der</strong> Antarktischen Zone. Die typische<br />

holantarktische Tundrenflora hat ihre<br />

reichsten Vorkommen in <strong>der</strong> Alpinen Stufe <strong>der</strong><br />

südlich-temperierten (australen) Gebirge (vgl.<br />

Abb. 178.15-20). Eine Trennung <strong>der</strong> antarktischen<br />

Tundra in eine zonale und eine etageale<br />

Region wäre daher unangemessen; die Antarktische<br />

Zone ist vielmehr nur als eine von 4 Unterregionen<br />

<strong>der</strong> südhemisphärischen Tundrenregion<br />

einzustufen.<br />

Die zonale Antarktische Unterregion (16.4.a)<br />

besteht aus zwei sehr ungleichen Teilen. Der<br />

extrem kalte (TI) antarktische Kontinent, zum<br />

größten Teil mit Eis bedeckt, zeigt nur an seinen<br />

äußersten Rän<strong>der</strong>n eine subnivale Kältewüste<br />

aus Flechten und Moosen, in <strong>der</strong>en nördlichstem<br />

Zipfel (Graham-Land, Süd-Orkneyinseln)<br />

noch 2 Blütenpflanzen-Arten vorkommen<br />

(Deschampsia antárctica, Colobanthus quitensis).<br />

Durch breite, eisfreie Meeresteile hiervon<br />

getrennt, erstreckt sich zwischen 45 und 60°S<br />

<strong>der</strong> Gürtel <strong>der</strong> „subantarktischen“ Inseln. Ihr<br />

Klima könnte man formal als eupolar bezeichnen;<br />

es unterscheidet sich aber fundamental von<br />

dem entsprechen<strong>der</strong> Teile <strong>der</strong> Arktis. Die Unterschiede<br />

zwischen Sommer und Winter sind<br />

minimal (stets < 10, z. T. < 5 °C Differenz zwischen<br />

wärmstem und kältestem Monat), es gibt<br />

keinen Dauerfrostboden, ja es kommt meist<br />

nicht einmal zur Bildung länger bleiben<strong>der</strong><br />

Schneedecken. Wegen <strong>der</strong> niedrigen Breitenlage<br />

fehlt mit Dauertag und Polarnacht noch ein<br />

weiteres Charakteristikum <strong>der</strong> Arktis. Insgesamt<br />

erscheint das Wärmeklima als ein Mischtyp zwischen<br />

tropischem und temperiertem Gebirgsklima<br />

(T2/3), von beiden unterscheidet es sich<br />

allerdings durch die sehr geringe Strahlungsintensität.<br />

In hygrischer Hinsicht ist es überall<br />

humid; <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag kann zu allen Jahreszeiten<br />

als Regen o<strong>der</strong> als Schnee auffreten, oft<br />

verbunden mit sehr starken, stürmischen Winden<br />

(Westwindzone). Flächenmäßig größte dieser<br />

Inselgmppen sind die Falklandinseln. Sie sind<br />

überwiegend mit einem paramoartigen Büschelgrasland<br />

aus Poa flabellata und Corta<strong>der</strong>ia pilosa<br />

bedeckt, in das in feuchten Mulden Sphagnum-<br />

Sümpfe eingestreut sind. Auf flachgründigen<br />

Böden finden sich Zwergstrauchheiden aus<br />

Empetrum, Pernettya und Baccharis mit beigemischten<br />

Farnen. Beson<strong>der</strong>s auffällig sind an<br />

steinigen Stellen wachsende, bis 1 m hohe Hartkugelpolster<br />

von B olax globaria\ daneben gibt<br />

es auch noch an<strong>der</strong>e Polsterpflanzen. Einziger<br />

höher werden<strong>der</strong> Strauch ist Hebe elliptica. Ähnlich<br />

sieht auch die antarktische Tundra <strong>der</strong> übrigen<br />

Inselgruppen aus; auf manchen (Kerguelen,<br />

Macquarie) tritt mit zwar stammlosen, aber<br />

auffallend großen Schopfrosettenpflanzen<br />

(Pringlea, Pleurophyllum) ein weiteres Element<br />

hinzu, das an tropisch-alpine Vegetation erinnert.<br />

Die Südamerikanische Unterregion (16.4.b)<br />

hat an <strong>der</strong> Südspitze Feuerlands (Isla Hoste) direkten<br />

Kontakt mit <strong>der</strong> zonalen antarktischen.<br />

Von hier aus erstreckt sie sich, in immer höhere<br />

Lagen aufsteigend, bis etwa 25°S (Untergrenze<br />

hier bei 2 0 0 0 m), wo die nordchilenische<br />

Wüstenpuna beginnt und in die Tropisch-Alpine<br />

Region überleitet. Entsprechend dem<br />

Feuchtegradienten sind zwei Klimabereiche zu


Tundra 343<br />

unterscheiden. Der humide Südteil reicht etwa<br />

bis ins Quellgebiet des Rio Bio-Bio bei 38°S.<br />

Das Klima ist hier, namentlich in den sehr nie<strong>der</strong>schlagsreichen<br />

Westteilen des Gebirges, vom<br />

Typ T 2/3.H 1 mit sehr geringer Temperaturamplitude,<br />

und die Vegetation entspricht im<br />

großen und ganzen <strong>der</strong> antarktischen Tundra;<br />

wegen <strong>der</strong> tief liegenden Schneegrenze ist die<br />

Alpine Stufe recht schmal. In weniger ozeanischen<br />

Leelagen kann das Klima sich aber dem<br />

Typ T2.H1 annähern, und damit nimmt auch<br />

die Vegetation mancherorts mehr den Charakter<br />

<strong>der</strong> nemoral-alpinen Wiesentundra an (auch<br />

in den tieferen Lagen gibt es hier ja Anklänge<br />

an nemorale Vegetation). Nördlich von 38°S (an<br />

<strong>der</strong> Anden-Ostseite schon etwas südlicher) wird<br />

das Klima wechselfeucht (T2.H2), und die Vegetation<br />

geht in eine offene Dornpolsterflur<br />

über. Die Dornpolster gehören vorwiegend zu<br />

den Gattungen Adesmia, Mulinum, Berberis und<br />

Chuquiragua-, daneben gibt es auch einige<br />

dornenlose Polsterpflanzen, die aus <strong>der</strong> Puna<br />

bzw. <strong>der</strong> antarktischen Tundra übergreifen.<br />

Entsprechend dem Fehlen von Hochgebirgen<br />

in Australien umfaßt die Australische Unterregion<br />

(16.4.c) nur zwei sehr kleine Gebiete,<br />

beide mit dem Klimatyp T 2/3.H 1. Auf <strong>der</strong> Insel<br />

Tasmanien sind es die höchsten, plateauartigen<br />

Lagen einiger isolierter, bis 1573 m hoher<br />

Berge. Oberhalb 1200-1300 m sind hier auf den<br />

ständigen starken Westwinden ausgesetzten<br />

Hochflächen niedrige Heiden aus Hartpolstern,<br />

Zwerg- und Spaliersträuchern entwickelt; in<br />

Muldenlagen finden sich Sümpfe mit Büschelgräsern<br />

(Mesomelaena sphaerocephala), in denen<br />

ebenfalls Polsterpflanzen Vorkommen. Auf dem<br />

australischen Festland nimmt die alpine Vegetation<br />

(einschließlich des subalpinen Eucalyptus-<br />

Offenwaldes) in den Snowy Mountains an <strong>der</strong><br />

Grenze von Victoria und New South Wales<br />

angeblich etwa eine Fläche von 5000 km^ ein.<br />

Das ziemlich flachwellige Gelände ist zum größten<br />

Teil mit Büschelgrasfluren aus Poa caespitosa<br />

und Danthonia nudiflora bedeckt. Flachgründige<br />

Hänge tragen Zwergstrauchheiden, in denen<br />

Epacridaceen und Myrtaceen dominieren; Polsterpflanzen<br />

scheinen zu fehlen.<br />

Auch die N eu seelän d isch e U n te rre g io n<br />

(16.4.d) entspricht vollständig dem Klimatyp<br />

T2/3.H 1 . Trotz <strong>der</strong> großen N-S-Erstreckung und<br />

<strong>der</strong> Luv- und Lee-Wirkungen ist die oberhalb<br />

1000-1500 m wachsende alpine Vegetation ziemlich<br />

einheitlich. Dominierend ist überall die<br />

Büschelgrasflur aus Chionochloaflavescens, <strong>der</strong>en<br />

Artepithet auf die charakteristische, zu allen Jahreszeiten<br />

monoton-gelbliche Färbung hinweist.<br />

Auf flachgründigen und felsigen Standorten, die<br />

in dem stark reliefierten Hochgebirge verbreitet<br />

sind, finden sich neben Zwergstrauchheiden riesige<br />

Hartpolster <strong>der</strong> Compositen Raoulia und<br />

Haastia.


F Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />

Im horizontalen Bereich ist die Verteilung <strong>der</strong><br />

klimatischen Klimaxformationen weiträumig<br />

und daher leicht zu überschauen. In plurizonalen<br />

Hochgebirgen bilden sie hingegen kleinräumige<br />

Mosaike, die zwar denselben ökologischen<br />

Prinzipien folgen, aber wegen ihrer engen<br />

Verzahnung doch sehr kompliziert erscheinen<br />

können. Um sie besser verständlich zu<br />

machen, werden einige dieser vertikalen Gliedemngen<br />

im Folgenden in Form schematisierter<br />

Profile vorgeführt (vgl. auch das Horizontalprofil<br />

auf <strong>der</strong> farbigen Vegetationskarte).<br />

Die allgemeine thermische Differenzierung<br />

<strong>der</strong> Vegetation plurizonaler Gebirge und ihre<br />

Beziehung zu den Vegetationszonen wurde<br />

schon besprochen (S. 116). Demnach beträgt<br />

die Zahl <strong>der</strong> vertikal unterscheidbaren. Zonenanalogen<br />

Stufen in <strong>der</strong> Australen und Borealen<br />

Zone 2, in <strong>der</strong> Tropischen und Nemoralen 3<br />

und in <strong>der</strong> Meridionalen 4 (in den nördlichen<br />

Randtropen örtlich sogar 5).<br />

In hygrischer Hinsicht können in den einzelnen<br />

Gebirgen sehr unterschiedliche Abwandlungen<br />

auftreten, sowohl in vertikaler als auch<br />

in horizontaler Richtung. Sichtbarster Ausdmck<br />

davon ist (unterhalb <strong>der</strong> thermischen Waldgrenze)<br />

das Auftreten o<strong>der</strong> Fehlen von Wald.<br />

In vereinfachter Darstellung (waldfreundliche<br />

Abb. 176; Grundtypen <strong>der</strong> hygrischen Vegetationsglie<strong>der</strong>ung plurizonaler Gebirge.<br />

Näheres im Text.<br />

5<br />

i t<br />

Abb. 177: Übersicht über die Lage <strong>der</strong> in Abb. 178 dargestellten Gebirgsprofile 1-62.


Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge 345<br />

Konditionen als humid i. w. S., waldfeindliche<br />

als arid i. w. S. bezeichnet) läßt sich die Vielfalt<br />

aber auf nur 4 Grundtypen <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung bzw.<br />

<strong>der</strong>en Kombination zurückführen (Abb. 176):<br />

HH: Klima von unten bis oben humid, daher<br />

Waldbedeckung von <strong>der</strong> Basis bis an die<br />

alpine (thermische) Waldgrenze.<br />

AH: Umland arid, durch den Anstieg <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schläge<br />

ist in höheren Lagen aber Wald<br />

niöglich, es gibt eine Waldstufe mit unterer<br />

(hygrischer) Waldgrenze.<br />

Ein Son<strong>der</strong>fall dieses Typs tritt vor allem<br />

im Bereich <strong>der</strong> Tropen öfter auf: hier<br />

nimmt die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge oberhalb<br />

einer ausgeprägten Wolkenstufe nach<br />

oben wie<strong>der</strong> ab, so daß auch die obere<br />

Waldgrenze mindestens partiell hygrisch<br />

bedingt sein kann (AHA-Typ).<br />

AA: Gesamte Vertikalerstreckung arid, keine<br />

Waldstufe vorhanden. Hier ist die Ermittlung<br />

<strong>der</strong> thermischen Untergrenze <strong>der</strong> Alpinen<br />

Stufe nur durch Indizien möglich<br />

(z. B. das Auftreten o<strong>der</strong> Fehlen von Gehölzen<br />

entlang von Wasserläufen).<br />

LL: Das Gebirge liegt in einem Raum, in dem<br />

bestimmte Windrichtungen vorherrschen,<br />

die Unterschiede in <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

(zuweilen auch bei den Temperaturen)<br />

zwischen Luv und Lee zur Folge<br />

haben.<br />

Die Anordnung <strong>der</strong> 62 numerierten Profile, die<br />

zur Abbildung 178 zusammengefaßt sind, folgt<br />

im wesentlichen den Vegetationszonen (Lageplan<br />

Abb. 177). Die meisten sind punktuelle<br />

Höhenprofile, bezogen auf eine bestimmte Stelle<br />

des jeweiligen Gebirges. Bei LL-Glie<strong>der</strong>ungen<br />

wurden jedoch Horizontalprofile gezeichnet, die<br />

das Gebirge parallel zur Richtung des Gradienten<br />

durchschneiden.<br />

Um die Profile einigermaßen vergleichbar zu machen,<br />

wurde (außer bei Nr. 25) ein einheitlicher Höhenmaßstab<br />

(ca. 2 cm = 1500 m) verwendet. Die km-Angaben<br />

bei den Horizontalprofilen beziehen sich nur<br />

auf die horizontale Entfernung vom Anfangs- zum<br />

Endpunkt; die Abstände <strong>der</strong> ggf. auftretenden<br />

Zwischenpunkte sind allein durch den verfügbaren<br />

Platz bedingt.<br />

In den Grafiken werden die unterscheidbaren<br />

Klimaxformationen gewöhnlich von unten nach oben<br />

numeriert; namentlich genannt werden aus Platzgründen<br />

meist nur Einheiten höheren Ranges bzw.<br />

Kuabezeichnungen. Nähere Einzelheiten finden sich<br />

im Text; hier ist auch auf die Region verwiesen, <strong>der</strong><br />

die Vegetation <strong>der</strong> Gebirgsbasis angehört (Einzel-<br />

Seitenverweise sind daher unnötig). Die Vegetation<br />

<strong>der</strong> Alpinen Stufe wird gewöhnlich nur durch die<br />

Klimaxformation des untersten, eualpinen Teils charakterisiert;<br />

Vegetationstypen <strong>der</strong> höheren, verarmten<br />

Lagen werden nur dann geson<strong>der</strong>t behandelt, wenn<br />

sie eine ungewöhnliche Ausdehnung o<strong>der</strong> sonstige<br />

Beson<strong>der</strong>heiten haben (i. ü. sei auf die Darstellung<br />

<strong>der</strong> alpinen Vegetation in Kap. III.E verwiesen).<br />

Die Zuordnung <strong>der</strong> unterschiedenen Klimaxformationen<br />

zu den thermischen Höhenstufen ist<br />

neben dem Profil durch die entsprechenden Abkürzungen<br />

(W T = Warmtropisch, O T = Oreotropisch,<br />

AU, M E, N E, BO , AL) angegeben (bei unsicherer<br />

Zuordnung bzw. Abgrenzung eingeklammert). Aride,<br />

semiaride, semihumide, subhumide und perhumide<br />

Bedingungen sind bei den Formationen durch a, sa,<br />

sh, (sh), ph gekennzeichnet. SG bezeichnet die Lage<br />

<strong>der</strong> Schneegrenze. Bei den Horizontalprofilen geben<br />

Pfeile die Hauptwindrichtung an (bei absoluter Dominanz<br />

einer Richtung ein dicker, bei nur relativem<br />

Überwiegen ein dünnerer Pfeil).<br />

Im übrigen sei ausdrücklich darauf verwiesen, daß<br />

die vorgeführten Profile nur als Modelle zu verstehen<br />

sind. Insbeson<strong>der</strong>e die Höhenangaben <strong>der</strong> Stufengrenzen<br />

sind nichts als ungefähre Näherungswerte; in<br />

<strong>der</strong> Natur kann ihre Lage schon an einem einzigen<br />

Berggipfel je nach Exposition, Hangneigung, geologischem<br />

Substrat usw. um mehrere 100 m schwanken.<br />

Hinzu kommen noch die Unsicherheiten des ausgewerteten<br />

Materials. In den vielen Fällen, wo grafische<br />

Profildarstellungen in <strong>der</strong> Literatur nicht Vorlagen,<br />

mußten sie aus allgemeinen Vegetationsbeschreibungen<br />

konstruiert werden, wobei die Kombination<br />

von Daten aus unterschiedlichen Quellen und/o<strong>der</strong><br />

aus unterschiedlichen Gebirgsteilen oft nicht zu vermeiden<br />

war. Auch kann die Zahl <strong>der</strong> unterschiedenen<br />

etagealen Vegetationseinheiten selbst bei nahe verwandten<br />

Stufüngen je nach <strong>der</strong> Genauigkeit <strong>der</strong> verwerteten<br />

Darstellung recht verschieden sein.<br />

Tropische Zone (ohne nördliche<br />

Randtropen; Profiie 1-14)<br />

Wie bereits angedeutet, ist <strong>der</strong> Unterschied zwischen<br />

den charakteristischen Vegetationstypen<br />

<strong>der</strong> Warmtropischen und <strong>der</strong> Oreotropischen<br />

Stufe zwar groß, die Abgrenzung zwischen beiden<br />

im einzelnen aber schwierig, da breite Übergangsbereiche<br />

auftreten und zugleich die Zahl<br />

<strong>der</strong> diesbezüglichen Vegetationsanalysen sehr<br />

gering ist. Die in den Profilen eingezeichnete<br />

Lage dieser Grenze ist also als beson<strong>der</strong>s unsicher<br />

bzw. arbiträr anzusehen.<br />

Aus Platzgründen wird <strong>der</strong> Oreotropische Wald in den<br />

Profilen mit dem neutralen BegrifF„Bergwald“ bezeichnet


346 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />

©<br />

Cordillera de<br />

Talamanca<br />

9,5°N 83,5°W<br />

C htrripó Grande<br />

38 20 m<br />

W-Kordillere<br />

Altiplano<br />

0-Kordillere<br />

lllim ani<br />

6882 m<br />

Abb. 178.1-3: Tropische Zone (Mittel- und Südamerika).


Tropische Zone (ohne nördliche Randtropen) 347<br />

In den südlichen Randtropen geht die Oreotropische<br />

Stufe in die Australe über; die Zuordnung<br />

ist mancherorts Geschmackssache. Die<br />

komplizierten Verhältnisse <strong>der</strong> nördlichen<br />

Randtropen werden später dargestellt (S. 358).<br />

Das ausgedehnteste tropische Gebirgssystem<br />

liegt in Iberoamerika mit <strong>der</strong> zusammenhängenden,<br />

die gesamte Tropische Zone durchziehenden<br />

Andenkette, die nur in Mittelamerika über<br />

größere Strecken weniger als 2000 m hoch ist.<br />

Bis etwa zum Äquator ist ihre Umgebung meist<br />

beidseitig humid bis semihumid; weiter nach S<br />

tritt dann bald eine scharfe LL-Glie<strong>der</strong>ung mit<br />

humi<strong>der</strong> Ost- und ari<strong>der</strong> Westseite auf Die übrigen<br />

Gebirge (Antillen, Guajana, O-Brasilien)<br />

sind unbedeutend. Ganz an<strong>der</strong>s ist die Situation<br />

in Afrika; hier sind die tropischen Hochgebirge<br />

sämtlich ± isolierte Gebirgsstöcke, meist<br />

vulkanischer Herkunft. Nur <strong>der</strong> Kamerunberg<br />

liegt in rein humi<strong>der</strong> Umgebung, bei den übrigen<br />

ist die Basis mindestens z. T. semihumid<br />

bis arid mit deutlichen LL- und AH-Glie<strong>der</strong>ungen.<br />

Der dritte Hauptteil <strong>der</strong> Tropen, <strong>der</strong><br />

Indopazifische Raum, ist zwar auf dem größten<br />

Teil seiner Fläche gebirgig, doch liegen wirkliche,<br />

bis in die Alpine Stufe reichende Hochgebirge<br />

auch hier nur weit verstreut auf den verschiedenen<br />

Inseln; das größte ist die Zentralgebirgskette<br />

auf Neuguinea.<br />

1. Cordillera de Talamanca, Costarica, Region<br />

1.1.b. Höchster Teil <strong>der</strong> Anden auf <strong>der</strong> mittelamerikanischen<br />

Landbrücke südlich von Guatemala,<br />

in überwiegend humi<strong>der</strong> Umgebung. -<br />

Nach W eber 1958, Knapp 1965 u. a.<br />

Warmtropische Stufe<br />

(1) Tiefland-Regenwald, an abgeschirmten W-Hängen<br />

örtlich mit Übergängen zum Regengrünen<br />

Wald.<br />

(2) Montaner Regenwald, überall humid.<br />

Oreotropische Stufe<br />

(3) Unterer Oreotropischer Wald mit Quercus, Podocarpm,<br />

Ocotea, Engelhardia, hochwüchsig (bis über<br />

30 m).<br />

(4) Nebelwald, von ähnlicher Zusammensetzung,<br />

aber niedriger und mit hohen Anteilen an Weinmannia,<br />

Ckthra, Clusia.<br />

(5) Subalpiner, 3-4 m hoher Offenwald und Busch<br />

mit Ericaceen {Arctostaphylus, Vaccinium, Pernettya),<br />

Myrtaceen, strauchigen 5e«m'o-Arten und<br />

starkem Bambus-Anteil {Chusqued)\Quercus fehlt.<br />

Alpine Stufe<br />

(6) Paramo, vorwiegend Büschelgrasflur, wechselnd<br />

mit Kleinstrauchheiden und niedrigen Chusquea-<br />

Beständen.<br />

2. Sierra Nevada de Merida, Venezuela, Region<br />

2.1.b. Höchster Teil <strong>der</strong> Anden in Venezuela,<br />

ein nach NO streichen<strong>der</strong> Ausläufer <strong>der</strong><br />

kolumbianischen Ostkordillere (dargestellt ist<br />

die Glie<strong>der</strong>ung am Südabfall).- Nach H ueck<br />

1966 sowie persönlichen Angaben von Herrn<br />

A. B erg, Göttingen.<br />

Warmtropische Stufe<br />

(1) Regengrüner Wald, im ebenen Tiefland weithin<br />

durch edaphische (Dichtboden-) o<strong>der</strong> anthropogene<br />

Savanne ersetzt, an den Berghängen nach<br />

oben mit zunehmendem Anteil an Immergrünen.<br />

(2) Montaner Regenwald.<br />

Oreotropische Stufe, meist von <strong>der</strong> unteren Grenze<br />

ab mit Nebelwald-Bedingungen.<br />

(3) Unterer Oreotropischer Wald, mit etwa 30 m hohem<br />

Kronendach, das an geeigneten Stellen von<br />

dem bis zu 40 m hohen Podocarpus rospigliosii<br />

überragt wird. Im Unterwuchs häufig Clusia-, die<br />

in Kolumbien noch vorkommende Quercus hat<br />

Venezuela nicht mehr erreicht. (Mancherorts<br />

schon bei etwa 1500 m beginnend.)<br />

(4) Oberer Oreotropischer Wald, stark an Höhe abnehmend,<br />

mit Weinmannia, Oreopanax sowie an<strong>der</strong>en<br />

Podocarpus-Axltn.<br />

(5) „Subparamo“, d. h. 2-4 m hohes subalpines Gebüsch<br />

(auch Chirrivital genannt) mit Escallonia,<br />

Vaccinium, Libanothamnus u. a. strauchigen Compositen,<br />

Vallea, Polykpis, Heteromeks.<br />

Alpine Stufe<br />

(6) Paramo (i. e. S.) mit geschlossener Vegetationsdecke<br />

aus Büschelgräsern (z. B. Calamagrostis<br />

effusd} und Rosettenstauden {Espektia s. str.), unter<br />

diesen aber kaum stammbildende.<br />

(7) Superparamo, Vegetationsdecke nicht geschlossen,<br />

auffallende Bestände stammbilden<strong>der</strong><br />

Schopffosettenpflanzen aus <strong>der</strong> in den venezolanischen<br />

Paramos endemischen Gattung Coespektia,<br />

dazwischen kleinere Büschelgräser, z. B. die<br />

ebenfalls in dieser Höhenstufe endemische Helkria<br />

fragilis. Dieser Vegetationstyp steigt bis etwa<br />

4800 m, darüber herrscht Kältewüste.<br />

3. Anden und A ltiplano, B olivien /C h ile,<br />

Horizontalprofil von Region 1.1. a nach Region<br />

4.2.a. Das Andensystem besteht hier aus zwei<br />

randlichen Ketten, <strong>der</strong> West- und <strong>der</strong> Ostkordillere,<br />

<strong>der</strong>en höchste, über 6000 m hohe Gipfel<br />

meist vulkanischen Ursprungs sind, und dem<br />

dazwischen liegenden, 3500-4000 m hohen


348 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />

Sierra de Aconauiia<br />

© 27°S 66°W ©^ Kamerun-Berg<br />

4°N 11°0<br />

El C lavillo<br />

5 4 5 0 m<br />

0<br />

Ruwenzori<br />

0,5°N 30°O<br />

© Kilimandscharo<br />

3°S 37,5°0<br />

Kibo<br />

6 0 1 0 m<br />

P ic M argu erite<br />

5 1 1 5 m<br />

Abb. 178.4-7: Tropische Zone (Südamerika, Afrika)


Tropische Zone (ohne nördliche Randtropen) 349<br />

Hochland (Altiplano). Die dem Amazonasbecken<br />

zugewandte NO-Flanke ist humid, die<br />

pazifische Seite in den Tieflagen perarid; auch<br />

auf dem Hochland nimmt die Humidität von<br />

NO nach SW ab. - Nach C. T roll 1959, H ueck<br />

1966, Kessler 1995.<br />

Luvseite <strong>der</strong> Ostkordillere<br />

(1) Tropischer Regenwald („Yungas“), montaner Typ<br />

(die Tieflands-Regenwäl<strong>der</strong> beginnen erst weiter<br />

nördlich, im O schließen z. T. Regengrüne Wäl<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Region 2.1.a an).<br />

(2) Unterer Oreotropischer Wald („Medio Yungas“),<br />

z. T. schon von Nebelwaldcharakter und mit starkem<br />

Epiphytenbesatz, aber noch gutwüchsig.<br />

(3) Oberer Oreotropischer Wald („Ceja“) im Niveau<br />

<strong>der</strong> stärksten Wolkenkonzentration (perhumid),<br />

meist unter 20 ,m hoch.<br />

(4) Subalpiner, humi<strong>der</strong> Krummholzwald aus Polylepis<br />

pepei, Escallonia, Brachyotis, Gynoxys und<br />

weiteren Compositen.<br />

(5) Paramo, meist aus Gräsern bestehend (Schopfrosettenpflanzen<br />

kommen nicht mehr vor).<br />

(6) Subnivale Kältewüste.<br />

Westseite <strong>der</strong> Ostkordillere und Altiplano<br />

(7) Eurytropische Trockengehölze in den oberhalb<br />

ihres Durchbmches durch die Ostkordillere gelegenen<br />

Teilen tief eingeschnittener, nach O entwässern<strong>der</strong><br />

Täler („Valles“), mit hochwüchsigen<br />

Sukkulenten und Dornsträuchern.<br />

(8) Subalpiner, semihumi<strong>der</strong> niedriger Wald aus<br />

Polylepis {P. bessert u. a.), durch Einfluß des Menschen<br />

großflächig durch Grasland (anthropogene<br />

Feuchtpuna) bzw. Ackerflächen ersetzt.<br />

(9) Natürliche Feuchtpuna <strong>der</strong> Alpinen Stufe.<br />

(10) „Trockenpuna“ im SW-Teil des Altiplano, wahrscheinlich<br />

aus hygrischen Gründen von Natur aus<br />

waldfrei (= oreotropische Halbwüste).<br />

Westkordillere<br />

(11) Vollwüste <strong>der</strong> Atacama.<br />

(12) Halbwüste, vielfach mit KJeinsträuchern (Tola-<br />

Heide).<br />

(13) Subalpin-semiari<strong>der</strong> Offenwald bzw. Gebüsch aus<br />

Polylepis tarapacana.<br />

(14) Alpine, durch Kälte und Trockenheit zugleich<br />

bedingte Wüstenpuna.<br />

4. Sierra de Aconquija, Ajgentinien, Horizontalprofil<br />

von Region 2.1.a in die Hochlagen von<br />

4.2.b. Teil des östlichen Andenrandes in <strong>der</strong> Provinz<br />

Tucumän, direkt den aus O kommenden<br />

feuchteren Luftmassen entgegengestellt und<br />

daher mit deutlicher LL-Glie<strong>der</strong>ung. Hier treffen<br />

die südlichsten Ausläufer des amazonischen<br />

Regenwaldes mit den nördlichsten <strong>der</strong> australen<br />

Vegetation zusammen. - Nach H ueck 1953.<br />

Warmtropische Stufe <strong>der</strong> Luvseite<br />

(1) Regengrüner Wald, infolge <strong>der</strong> am Gebirgsrand<br />

mit 700-800 mm schon relativ hohen Nie<strong>der</strong>schläge<br />

besserwüchsig (ca. 20 m hoch) als im östlich<br />

angrenzenden Chaco-Gebiet.<br />

(2) Artenreicher Tropischer Regenwald, noch mit Vertretern<br />

<strong>der</strong> wichtigsten typischen Familien<br />

{Lauraceae, Leguminosae, Meliaceae, Bignoniaceae,<br />

Myrtaceae)', Nie<strong>der</strong>schläge hier und in den Stufen<br />

(3)-(5) im Bereich von 1500-2000 mm (mit<br />

deutlichem Sommermaximum).<br />

Australe Stufe<br />

(3) Lorbeerwald, vornehmlich aus Myrtaceen gebildet,<br />

meist unter 20 m hoch und mit starkem Besatz<br />

an epiphytischen Moosen. Hier ist <strong>der</strong> Bereich<br />

<strong>der</strong> stärksten Nebelkondensation, und die<br />

damit verbundene Absenkung <strong>der</strong> Temperaturmaxima<br />

fuhrt zum Ausfall <strong>der</strong> meisten Regenwaldbäume.<br />

(4) Sommerwald aus Juglans australis mit örtlicher<br />

starker Beteiligung von Podocarpusparlatorei, etwa<br />

20 m hoch.<br />

(5) Sommerwald aus Ainus joruUensis, in günstigen<br />

Lagen ebenfalls bis 20 m, nach oben niedriger<br />

werdend.<br />

(6) Subalpiner Krummholzwald aus Polylepis australis<br />

(die Angaben, diese Art sei als einzige ihrer Gattung<br />

sommergrün, sind umstritten).<br />

Alpine Stufe. Nach oben nimmt die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />

stark ab, so daß die alpine Waldgrenze möglicherweise<br />

hygrisch mit beeinflußt ist.<br />

(7) Büschelgraspuna aus Festuca orthophylla.<br />

(8) Hochalpine Wüstenpuna.<br />

Leeseite<br />

(9) Niedrige Kleinstrauch-Halbwüste mit Larrea divaricata,<br />

Cassia aphylla u. a., örtlich vereinzelte Säulenkakteen.<br />

5. Kamerunberg, Kam erun/Nigerien, Region<br />

1.2.a. Isolierter, relativ sanft ansteigen<strong>der</strong> Vulkankegel<br />

im unmittelbaren Küstenbereich. - Nach<br />

Knapp 1973, Lauer 1976.<br />

Warmtropische Stufe<br />

(1) Tiefland-Regenwald, großenteils durch Kulturland<br />

ersetzt.<br />

(2) Montaner Regenwald.<br />

Oreotropische Stufe<br />

(3) Unterer Oreotropischer Wald, artenreich und<br />

hochwüchsig (bis ca. 30 m).<br />

(4) Oberer Oreotropischer Wald, niedriger und vielfach<br />

mit edaphisch (wasserdurchlässige Aschenböden)<br />

o<strong>der</strong> anthropogen bedingtem Grasland<br />

durchsetzt.<br />

(5) Subalpine Gebüsche und Offenwäl<strong>der</strong> aus<br />

Ericaceen (Agauria, Philippia), Myrica, Hypericum,<br />

Rapanea.


Tropische Zone (ohne nördliche Randtropen) 351<br />

Alpine Stufe<br />

(6) Paramo, überwiegend Büschelgrasflur (die ostafrikanischen<br />

Schopfrosettenpflanzen fehlen hier,<br />

nur Lobelien mit Kerzen-Infloreszenzen sind vorhanden).<br />

(7) Durch vulkanische Lockerböden bedingte Wüste.<br />

6. Ruwenzori, Zaire/Uganda, Horizontalprofil<br />

von Region 1.2.a nach Region 2.2. Nordwestlichstes<br />

<strong>der</strong> hohen Bergmassive Ostafrikas, nicht<br />

vulkanisch; an <strong>der</strong> NW-Seite durch Luvwirkung<br />

durchgehend humid. - Nach H auman 1933,<br />

Robyns 1948, Knapp 1973.<br />

Warmtropische Stufe<br />

(1) Tiefland-Regenwald.<br />

(2) Montaner Regenwald.<br />

(3) Trockener Regengrüner Wald (aktuell weitgehend<br />

durch anthropogene Savanne ersetzt).<br />

(4) Montaner Regengrüner Wald, feuchter, den<br />

Übergang zur durchweg humiden Oreotropischen<br />

Stufe bildend (aktuell Wechsel von Waldresten<br />

und Feuchtsavannen).<br />

Oreotropische Stufe<br />

(5) Unterer Oreotropischer Wald, sehr artenreich und<br />

gutwüchsig (bis über 40 m hoch).<br />

(6) Oberer Oreotropischer Wald (hauptsächlich<br />

Nebelstufe), artenärmer und meist unter 20 m<br />

hoch, mit baumförmigen Ericaceen {Erica arbórea,<br />

Agauria), Podocarpus, Rapanea, Myrica, nach oben<br />

stellenweise auch Hagenia abyssinica (infolge anthropogener<br />

Waldverwüstung z. T. durch Bambusdickichte<br />

ersetzt).<br />

(7) Subalpiner Offenwald und Busch aus Ericaceen<br />

(vorwiegend Philippia).<br />

Alpine Stufe<br />

(8) Paramo (vgl. Abb. 175, S. 341).<br />

7. Kilimandscharo, Tanganjika, Region 3.2.a.<br />

Der höchste Berg Afrikas liegt in einer semiariden<br />

Umgebung und zugleich im Bereich eines<br />

ausgeprägten SW-Monsuns. Dieser erzeugt<br />

eine etwa zwischen 2000 und 3000 m liegende<br />

Wolkenstufe, oberhalb <strong>der</strong>er die Regenmenge<br />

wie<strong>der</strong> stark abnimmt (AHA-Typ). Die obere<br />

Waldgrenze ist also sowohl thermisch als auch<br />

hygrisch bedingt, und die parallele Abnahme<br />

von Temperatur und Nie<strong>der</strong>schlag nach oben<br />

hat zur Folge, daß die alpine Vegetation eine<br />

sehr breite Stufe umfaßt. - Nach V olkens 1897,<br />

Klötzli 1958, W alter 1962f<br />

Warmtropische Stufe<br />

(1) Tropische Trockengehölze. An <strong>der</strong> Leeseite reichen<br />

diese von Natur aus schätzungsweise bis<br />

etwa 1600 m hinauf, während sie im SW erst in<br />

größerer Entfernung auftraten, wo die Luvwirkung<br />

des Bergmassives geringer ist.<br />

(2) Regengrüner Wald: Klimatische Klimaxvegetation<br />

<strong>der</strong> unteren Hänge, aktuell weitgehend<br />

durch Savanne (natürliche Brand-Wildfraß-, o<strong>der</strong><br />

anthropogene) und sekundäre Trockengehölze ersetzt.<br />

(3) Tropischer Regenwald: Potentielle Klimaxvegetation<br />

<strong>der</strong> höheren Hanglagen, zumindest auf <strong>der</strong><br />

Luvseite; aktuell fast vollständig in Kulturland<br />

umgewandelt.<br />

Oreotropische Stufe<br />

(4) Oreotropischer Wald, meist Nebelwald mit starkem<br />

Epiphytenbesatz; er zieht sich um das ganze<br />

Bergmassiv hemm, hat aber an <strong>der</strong> Leeseite<br />

eine geringere Höhenverbreitung.<br />

(5) Subalpiner Buschwald: Diese Stufe wird durch<br />

das Auftreten von Hagenia abyssinica eingeleitet,<br />

besteht aber in <strong>der</strong> Hauptsache aus


352 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />

h e<br />

mit charakteristischer Beimischung von Schefflera<br />

und Prunus africana.<br />

(4) Oberer Oreotropischer Wald, Hauptbaumart<br />

Hagenia abyssinica (bis 25, im oberen Teile 12-<br />

18 m hoch), wichtige Kleinbäume sind Rapanea<br />

melmophloeos und Hypericum revolutum, nach<br />

oben hin auch Erica trimera. An felsigen Stellen<br />

kann Juniperus procera auftreten; hier und an anthropogen<br />

aufgelichteten Stellen findet sich auch<br />

die seltsame, xeromorphe Schopfrosettenpflanze<br />

Echinops longisetus.<br />

(5) Niedriger subalpiner Wald, Krummholz und Gebüsch<br />

vorwiegend aus Erica trimera s. 1.<br />

Alpine Stufe<br />

(6) Paramo/Puna: Obwohl die vorliegenden Klimadaten<br />

für die höchsten Lagen keine Abnahme <strong>der</strong><br />

Nie<strong>der</strong>schläge andeuten, macht die Vegetation<br />

vielfach einen Puna-ähnlichen Eindmck (Ursache<br />

sind vielleicht die verbreiteten unentwickelten<br />

Lava-Rohböden). Es wechseln Zwergstrauchheiden<br />

aus Helichrysum- und Alchemilla-hrttn mit<br />

Büschelgrasfluren.<br />

9. Djebel M arra, Sudan, Region 3.2.a. Vulkanisches<br />

Inselgebirge in <strong>der</strong> östlichen Sahelzone,<br />

in semiari<strong>der</strong> Umgebung nicht weit nördlich<br />

von <strong>der</strong> Grenze <strong>der</strong> Regengrünen Wäl<strong>der</strong>.<br />

Die thermische Waldgrenze wird nicht erreicht.<br />

- Nach M iehe 1988.<br />

Warmtropische Stufe<br />

(1) Regengrüne Trockengehölze (an hygrisch günstigen<br />

Stellen schon mit Übergängen zum Regengrünen<br />

Wald).<br />

(2) Regengrüner Trockenwald mit Immergrünen, relativ<br />

artenreich (aktuell meist anthropogene Domgehölze<br />

und Trockensavannen).<br />

(3) Wie (2), aber artenärmer infolge Ausfalls einer<br />

Reihe wärmebedürftiger Sippen (aktuell meist<br />

Trockensavanne).<br />

Oreotropische Stufe<br />

(4) Immergrüner Hartlaubwald aus Olea laperrinii und<br />

Ficus ovata (aktuell meist anthropogene Büschelgrasflur).<br />

10. Hoggar-Gebirge, Sahara, Region 4.3. Vulkanisches<br />

Inselgebirge in <strong>der</strong> mittleren Sahara,<br />

Nie<strong>der</strong>schläge von <strong>der</strong> Fußfläche zu den Gipfeln<br />

zwar etwa auf das lOfache zunehmend, aber<br />

auch die Idochlagen mit unter 2 0 0 mm noch<br />

semiarid. Die Alpine Stufe wird nicht erreicht.<br />

- Nach Lauer 1976.<br />

Warmtropische Stufe<br />

(1) Vollwüste mit wenigen Chamäphyten, nur an<br />

edaphisch günstigeren Standorten etwas dichtere<br />

Vegetation.<br />

(2) Halbwüste mit vorwiegend Hemikryptophyten<br />

und Therophyten; niedrige Gehölze (Tamarix,<br />

Nerium) nur in etwas feuchteren Schluchten.<br />

Oreotropische Stufe<br />

(3) Niedriger Offenwäld aus Olea laperrinii, mit<br />

Unterwuchs von ArtctwAtü-Kleinsträuchern.<br />

11. Gunung Losir, Sumatra, Region 1.3.a. Bergmassiv<br />

im Westsumatranischen Bergland; die<br />

Alpine Stufe wird nicht erreicht. Eine Beson<strong>der</strong>heit<br />

N-Sumatras ist das Auftreten von Pinus<br />

m erkusii, die in den Stufen (1) bis (3) auf felsigen<br />

Hängen vorkommt und sich nach anthropogener<br />

Waldverwüstung als Pionierbaumart<br />

ausbreiten kann (südlichste natürliche Vorkommen<br />

von Pinus, bis knapp über den Äquator<br />

reichend). - Nach Stein 1978.<br />

Warmtropische Stufe<br />

(1) Von Dipterocarpaceen beherrschter Tropischer<br />

Regenwald.<br />

Oreotropische Stufe<br />

(2) Hochwüchsiger Fagaceen-Mischwald mit Schima,<br />

Exbucklandia und Lauraceen.<br />

(3) Nebelwald von nur mäßiger Wuchshöhe (10-15 m),<br />

vorwiegend aus Myrtaceen, Koniferen {Podocarpus,<br />

Daaydium) und Myisinaceen bestehend.<br />

(4) Niedriger (meist < 10 m) Wald mit auffallenden<br />

Kugelschirmkronen, vor allem Myrsinaceen, Symplocos,<br />

Myrica und Rhododendron, mit fließendem<br />

Übergang zu (5).<br />

(5) Subalpines Gebüsch (2-3 m hoch) mit Dominanz<br />

von Ericaceen (Rhododendron, Vaccinium, Gaultheriä)<br />

und Myrica.<br />

12. Zentralgebirge, Neuguinea, Region 1.3.b.<br />

Da Neuguinea schon im Tiefland fast durchgängig<br />

humid ist, zeigen sich in dem mehr als<br />

1500 km langen, die Insel längs durchziehenden<br />

Zentralgebirge erst recht kaum hygrische<br />

Unterschiede. Die Vegetationsgliedemng ist also<br />

rein thermisch bedingt und daher recht übersichtlich,<br />

Näheres vgl. S. 211. - Nach Paajmans<br />

1976, Mangen 1993.<br />

Warmtropische Stufe<br />

(1) Artenreicher Tropischer Regenwald.<br />

Oreotropische Stufe<br />

(2) Unterer Fagaceen-Mischwald mit Dominanz holarktischer<br />

Gattungen (Lithocarpus, Quercus, Castanopsis).<br />

(3) Oberer Fagaceen-Mischwald mit Dominanz von<br />

Nothofagus.<br />

(4) Oberer Oreotropischer Wald (Nebelwald) mit<br />

Dominanz von Koniferen (Podocarpus, Papuacedrus),<br />

nur 15-20 m hoch.


Tropische Zone (ohne nördliche Randtropen) 353<br />

(5) Artenreiches subalpines Gebüsch.<br />

Alpine Stufe<br />

(6) Paramo, meist Büschelgrasflur.<br />

13. Neukaledonien, Region 2.3.b. Die von einer<br />

niedrigen, die Alpine Stufe nicht erreichenden<br />

Bergkette durchzogene Insel (vgl. S. 98) liegt<br />

in den südlichen Randtropen in einem semihumiden<br />

Klima, dessen Nie<strong>der</strong>schlagsregime<br />

ähnlich wie in Australien sehr unregelmäßig ist,<br />

so daß zwar längere Dürrezeiten nicht selten,<br />

aber nicht mit bestimmten Jahreszeiten korreliert<br />

sind; hierdurch wird eine hartlaubig-immergrüne<br />

Vegetation begünstigt. In den höheren<br />

Lagen wird das Klima humid; da <strong>der</strong> vorherrschende<br />

SO-Passat etwa <strong>der</strong> Gebirgskette parallel<br />

weht, sind LL-Effekte unbedeutend. Wichtig<br />

ist die weite Verbreitung extremer, sehr<br />

schwer verwittern<strong>der</strong> Gesteine (Serpentin u. ä.),<br />

die dazu führt, daß <strong>der</strong> Wald in allen Höhenstufen<br />

von Natur aus bis hin zu offenen Gebüschen<br />

aufgelockert sein kann; gerade an solchen<br />

Stellen fanden die vielen reliktären Urangiospermen<br />

ihre Überlebenschancen. Am Rande<br />

solcher Son<strong>der</strong>standorte können auch die beiden<br />

australen Gattungen N othofagus und A raucaria<br />

bis in die Tieflagen hinabreichen. - Nach<br />

Schlechter 1905, Däniker 1939, Baumann-<br />

Bodenheim 1956.<br />

Warmtropische Stufe<br />

(1) Semihumi<strong>der</strong>, lichter Hartlaubwald aus Melakuca<br />

kucadendron („Niauli“).<br />

(2) Subhumi<strong>der</strong> tropischer Wald mit Moraceen,<br />

Euphorbiaceen, Rutaceen, Ulmaceen, Lauraceen<br />

u. a.<br />

Temperierte Stufe. Ob diese Stufe als „oreotropisch“<br />

o<strong>der</strong> schon als „austral“ zu bezeichnen ist, ist Geschmackssache.<br />

Die geringen Temperaturunterschiede<br />

zwischen Januar und Juli legen eher das erstere nahe;<br />

an<strong>der</strong>erseits deutet die Begleitflora <strong>der</strong> Hauptbaumarten<br />

- abgesehen von den Reliktendemiten - eher<br />

nach Neuseeland und Australien als nach Neuguinea.<br />

(3) Unterer Lorbeerwald aus Nothofagus, Cunoniaceen<br />

{Cunonia, Spiraeanthemum), Myrtaceen und<br />

Proteaceen (Knightia, Kermadecia). Bereich <strong>der</strong><br />

häufigsten Wolkenkonzentration (aber kein ausgesprochener<br />

Nebelwald).<br />

(4) Oberer (Koniferen-) Lorbeerwald; neben Nothofagus<br />

können Koniferen (mehrere Araucaria-hxten,<br />

Podocarpus, Dacrydium, Callitris, Libocedrus)<br />

dominieren.<br />

(5) Gebüsch aus niedrigen Angiospermen, von manchen<br />

Autoren als „subalpin“ bezeichnet; doch<br />

wird <strong>der</strong> Waldwuchs auf den exponierten, einzeln<br />

stehenden Berggipfeln wohl eher durch starke<br />

Windwirkung als durch zu niedrige Temperaturmittel<br />

behin<strong>der</strong>t.<br />

14. Hawaii, H auptinsel, Region 1.3.d. Die<br />

Gmppe <strong>der</strong> vulkanischen Hawaii-Inseln liegt im<br />

Bereich des NO-Passates. Die dadurch bewirkte<br />

LL-Glie<strong>der</strong>ung ist auf <strong>der</strong> höchsten (und jüngsten)<br />

Insel Hawaii naturgemäß am auffälligsten<br />

(Nie<strong>der</strong>schlagsmengen von > 6000 mm in Luv<br />

bis < 500 mm in Lee). Erschwert ist die an <strong>der</strong><br />

Klimax orientierte Beurteilung <strong>der</strong> Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

einerseits durch das Überwiegen von<br />

jungen vulkanischen Gesteinen mit noch mangelhafter<br />

Bodenbildung (namentlich in höheren<br />

Lagen) und z. T. starker Porosität, an<strong>der</strong>erseits<br />

durch die ungesättigte, sehr zufallsbedingte<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> Flora. - Nach Robyns<br />

etc. 1939, C. T roll 1959, Knapp 1965.<br />

Warmtropische Stufe, Luvseite<br />

(1) Unterer Tropischer Regenwald: Auf den kleinen<br />

Flächen, wo er heute noch (bzw. als Sekundärwald<br />

wie<strong>der</strong>) vorhanden ist, wird er meist von<br />

<strong>der</strong> eingebürgerten (durch die Polynesier eingeführten)<br />

indomalesischen Akurites ford ii beherrscht<br />

(über sein ursprüngliches Aussehen ist<br />

nichts bekannt).<br />

(2) Oberer Tropischer Regenwald (z. T. Nebelwald)<br />

aus Metrosi<strong>der</strong>os collina und Acacia koa\ unter <strong>der</strong>en<br />

relativ niedrigem Kronendach (10-15 m) viele<br />

Kleinbäume und Sträucher (auch Baumfarne).<br />

Warmtropische Stufe, Leeseite<br />

(3) Trockenbusch aus teils regengrünen, teils hartlaubigen<br />

Kleinbäumen und Sträuchern (häufigste<br />

Erythrina monosperma und M aba sandwicensis),<br />

heute gemischt mit zahlreichen Neophyten<br />

[Prosopis, Acacia, Leucaena, Opuntia).<br />

Oreotropische Stufe (oberhalb <strong>der</strong> Wolkenstufe,<br />

semihumid)<br />

(4) Höhen-Trockenwald aus Sophora chrysophylla und<br />

Myoporum sandwicense mit einer Reihe von Sträuchern<br />

extratropischer Verwandtschaft {Coprosma,<br />

Osteomeks, Wikstroemid), niedrig und aus edaphischen<br />

Gründen vielerorts lückenhaft o<strong>der</strong> nur als<br />

Offenwald; ab 2500 m nur noch Sträucher.<br />

Alpine Stufe<br />

(5) Offentundra (Puna) aus Zwergsträuchern, Gräsern<br />

und wenigen Rosettenpflanzen (darunter das bekannte<br />

Argyroxiphium sandwicense).<br />

(6) Moos- und Flechtentundra (klimatisch und edaphisch<br />

bedingt).


354 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />

' ä t<br />

i l<br />

t í<br />

Australe Zone (Profile 15-20)<br />

Wie in N-S-Richtung, so kann die australe Vegetation<br />

auch in vertikaler Richtung noch eine<br />

Differenzierung in wärmeklimatisch (d. h. durch<br />

die Sommerwärme) bedingte Untereinheiten<br />

zeigen. Starke LL-Wirkungen finden sich in den<br />

südlichen, in <strong>der</strong> Westwindzone gelegenen Teilen.<br />

Das gilt beson<strong>der</strong>s für Südamerika. Die in<br />

den südlichen Randtropen vorhandene Glie<strong>der</strong>ung<br />

des Andensystems in eine aride West- und<br />

eine humide Ostseite kehrt sich nach einem allseits<br />

ariden Zwischenstück in <strong>der</strong> Australen Zone<br />

um: ab etwa 32°S wird die Westseite zunehmend<br />

feuchter bis zu perhumiden Verhältnissen in S-<br />

Chile, während die argentinische Ostseite ein<br />

arides Halbwüstenklima zeigt. In Australien gibt<br />

es demgegenüber nur niedrige Gebirge mit<br />

Mittelgebirgscharakter, so daß die LL-Wirkung<br />

auch im südlich gelegenen Tasmanien mehr<br />

lokal begrenzt bleibt. Auf Neuseeland besitzt<br />

die Südinsel mit den über 3700 m hohen<br />

Southern Alps wie<strong>der</strong> ein ausgesprochenes<br />

Hochgebirge mit großen Unterschieden zwischen<br />

<strong>der</strong> perhumiden SW-Seite und örtlich<br />

semiariden Beckenlagen am Ostrande.<br />

15. Sierra de Parral, M -Chile, Region 7.3. Auf<br />

den <strong>der</strong> eigentlichen (wasser- und klimascheidenden)<br />

Hauptkordillere vorgelagerten<br />

Bergmassiven wird <strong>der</strong> australe Hartlaubwald,<br />

ähnlich wie <strong>der</strong> méridionale im Mittelmeergebiet,<br />

von einer breiten Feuchtwaldstufe überlagert,<br />

die eine etageale Fortsetzung des südchilenischen<br />

Lorbeerwaldes (Region 6 .6 .a) ist. -<br />

Nach ScHMiTHüSEN 1956, O berdörfer 1960.<br />

Australe Stufe<br />

Hartlaubwald vom Typ des Cryptocaryion.<br />

Unterer Lorbeerwald: „Sommer-Lorbeerwald“<br />

mit Nothofagus obliqua, dem Tieflagen-Typ des<br />

Längstals südlich von 38°S entsprechend.<br />

(3) Oberer Lorbeerwald: Rein immergrüner Wald<br />

vom valdivianischen Typ.<br />

Sommerwald aus Nothofa^spumilio.<br />

Krummholz aus Nothofagus antárctica.<br />

Alpine Stufe<br />

(6) Tundra: Oberhalb <strong>der</strong> Waldgrenze scheint die<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsmenge wie<strong>der</strong> abzunehmen. Den<br />

größten Raum nimmt Offentundra und Dornpolsterflur<br />

ein, Wiesentundra ist nur an edaphisch<br />

feuchten Stellen entwickelt.<br />

16. Bolsön-Gebiet, N-Patagonien, Horizontalprofil<br />

von Region 6 .6 .a nach Region 4.2.b. Das<br />

Andensystem bietet hier, trotz mäßiger Höhe,<br />

ein klassisches LL-Beispiel. Im dargestellten Bereich<br />

besteht es aus einer ziemlich durchgehenden<br />

westlichen Hauptkette, die östlich eines<br />

„subandinen“, noch zum Pazifik entwässernden<br />

Längstales von einer mehr in einzelne Bergstöcke<br />

aufgelösten zweiten Kette begleitet wird, an <strong>der</strong>en<br />

Ostrand die Hochflächen (Mesetas) <strong>der</strong><br />

patagonischen Halbwüste beginnen. - Nach<br />

O berdörfer 1960, S eibert 1974 u. 1979,<br />

V illagrAn 1980.<br />

Luvseite. Hohe Nie<strong>der</strong>schläge bis über 2500 mm, daher<br />

üppig entwickelter Lorbeerwald.<br />

(1) Unterer Lorbeerwald vom artenreichen valdivianischen<br />

Typ.<br />

(2) Oberer Lorbeerwald mit herrschen<strong>der</strong> A/ot¿q^¿«í<br />

dombeyi, örtlich auch größere Anteile <strong>der</strong> Koniferen<br />

Fitzroyapatagónica und Saxegothaea conspicua.<br />

(3) Sommerwald aus Nothofagus pumilio, aber mit<br />

häufiger Beimischung von N. dombeyi und immergrünen<br />

Sträuchern (Drimys winteri, Embothrium<br />

coccineum) im Unterwuchs.<br />

(4) Krummholz aus Nothofagus antárctica.<br />

Interandinas Tal. Das Klima <strong>der</strong> tieferen Lagen (El<br />

Bolsón 300 m) entspricht mit 814 mm Nie<strong>der</strong>schlag,<br />

etwa 2 Monaten Sommerdürre und Frösten um -10 '’C<br />

etwa dem im Grenzbereich <strong>der</strong> Meridionalen und<br />

Nemoralen Zone W-Nordamerikas, und es tritt auch<br />

ein Vegetationstyp auf (5), <strong>der</strong> sich an dortige Formationen<br />

anschließen läßt.<br />

(5) Halbfeucht-Koniferenwald aus Austrocedrus<br />

chilensis, an günstigen Standorten dichte, bis über<br />

30 m hohe Bestände bildend (vgl. Abb. 115.B,<br />

S. 229).<br />

(6) Sommerwald aus Nothofagus pumilio, hier eine<br />

breite Stufe bildend und ohne immergrüne Bäume<br />

und Großsträucher (nur niedrige, im Winter<br />

durch die Schneedecke geschützte Immergrüne<br />

kommen vor).<br />

Ostseite <strong>der</strong> zweiten Kette. Im Regenschatten sinken<br />

die Nie<strong>der</strong>schläge hier rasch unter 500 mm ab.<br />

Während <strong>der</strong> Sommerwald <strong>der</strong> höheren Lagen noch<br />

gut entwickelt ist, ist <strong>der</strong> AustrocedrusNlalA auf einen<br />

schmalen Streifen geschrumpft und wird nach unten<br />

immer offener bis zur unteren Waldgrenze.<br />

(7) Patagonische Halbwüste mit Mulinum spinosum<br />

im Tale des Rio Chubut.<br />

Alpine Stufe<br />

(8) Wiesentundra, auf beiden Bergketten gut entwikkelt,<br />

an <strong>der</strong> Ostseite <strong>der</strong> zweiten an trockenen<br />

Stellen Beimischung von Elementen <strong>der</strong> Halbwüste.


Tropische/Australe Zone 355<br />

Insel Hawaii<br />

19,5°N 154,5“W<br />

Mauna Kea<br />

4205 m<br />

Sierra de Parral<br />

36°S 71°W<br />

Longavi<br />

3230 m<br />

®<br />

Snowy Mountains<br />

37°S 148°0<br />

Bolson-Gebiet<br />

42°S 71-72°W<br />

Mount Kosciusko<br />

2231 m<br />

Tasmanien<br />

43°S 147°0<br />

©<br />

Mount Eamont<br />

39.5°S 174°0<br />

W<br />

O<br />

Abb. 178.14-19: Tropische Zone (Ozeanien); Australe Zone (Südamerika, Australien, Neuseeland)


Australe Zone/Nördliche Randtropen 357<br />

17. Snowy Mountains, Australien, Victoria/<br />

New South Wales, Region 6.4. Das Bergland<br />

SO-Australiens (höchster Teil des „Great<br />

Dividing Range“) liegt im Grenzbereich zwischen<br />

<strong>der</strong> Lorbeerwaldregion im SO und <strong>der</strong><br />

Hartlaubregion (7.5) im N W ; dabei ist aber keine<br />

großräumige LL-Glie<strong>der</strong>ung zu finden. Vielmehr<br />

handelt es sich um einen allmählichen<br />

Übergang, in dem lokale Unterschiede <strong>der</strong><br />

Exposition, Hangneigung und Regenschattenwirkung<br />

für die Ausbildung von Lorbeer- o<strong>der</strong><br />

Hartlaubwald entscheidend sind. Da die im<br />

Hartlaubwald herrschende Gattung Eucalyptus<br />

außerdem auch als Besiedler jeglicher Subklimaxstandorte<br />

und als Brandfolger auftritt,<br />

entsteht ein kompliziertes Mosaik, das sich nur<br />

sehr pauschal vertikal glie<strong>der</strong>n läßt. - Nach Lang<br />

1970, B e a d l e 1981.<br />

Australe Stufe<br />

(1) Artenreicher Tiefland-Lorbeerwald, mit Eucalyptus<br />

regnans als Brandfolger. Auf den ungünstigen<br />

Teilen des Standortsmosaiks herrschen Eucalyptoi-Hartlaubwäl<strong>der</strong>,<br />

bis hin zu Offenwald in stark<br />

abgeschirmten Beckenlagen.<br />

(2) Artenärmerer Berg-Lorbeerwald, häufig von Atherosperma<br />

moschatum und lokal von Nothofagus cunninghamii<br />

dominiert; V>iAnA-Eucalyptus ist E.fastigiata.<br />

(3) Hochwüchsiger (noch bis etwa 50 m) Eucalyptus-<br />

Wald mit den Dominanten E. delegatensis (günstige<br />

Standorte) und E. dalrympleana (ungünstige).<br />

Warum die typischen Lorbeerwaldarten hier<br />

verschwinden, ist unbekannt (keine Abnahme <strong>der</strong><br />

Nie<strong>der</strong>schläge),<br />

(4) Mittelhoher Wald (ca. 20 m) aus Eucalyptus pauciflora.<br />

(5) Niedriger Offenwald aus Eucalyptus niphophila.<br />

Alpine Stufe<br />

(6) Büschelgrasflur.<br />

18. Mount Field, Tasmanien, Region 6.4. Auf<br />

dieser in <strong>der</strong> Westwindzone gelegenen Insel sind<br />

LL-Effekte zu erwarten; da das Bergland jedoch<br />

nicht sehr hoch und dabei mehr in einzelne<br />

Massive aufgeglie<strong>der</strong>t ist, sind die Unterschiede<br />

zwischen Luv- und Leeseiten nicht sehr groß,<br />

semihumide Bedingungen treten nur lokal in<br />

Beckenlagen auf - Nach S c h w e i n f u r t h 1962.<br />

Australe Stufe<br />

(1) E u c a l y p t u s ^ im Becken des Derwent River,<br />

in den untersten Lagen (< 200 m) sehr trocken.<br />

(2) Lorbeerwald aus Nothofagus cunninghamii, häufige<br />

Begleitart Atherosperma moschatum (im unteren<br />

Teil Eucalyptus regnans als Brandfolger).<br />

(3) Subalpiner (?) niedriger Offenwald aus Eucalyptus<br />

coccifera (mehr trockene Standorte) und Athrotaxis<br />

cupressoides (mehr feuchte), abwechselnd mit<br />

Krummholz aus <strong>der</strong> sommergrünen Nothofagus<br />

gunnii und Drimys (Tasmannid) lanceolata, dazwischen<br />

die Dracaena-'ih.n\\ch.e. Epacridacee Richea<br />

pandanifolia.<br />

Alpine Stufe (?)<br />

(4) Edaphisch differenziertes Gemisch aus verschiedenen<br />

Lebensformen, in dem niedrige Polstersträucher<br />

und flachmoorartige Büschelgrasfluren<br />

beson<strong>der</strong>s auffallen. Ob es sich um eine echte,<br />

thermisch bedingte Tundra handelt o<strong>der</strong> z. T.<br />

auch um Wirkungen <strong>der</strong> permanenten starken<br />

Winde, ist nicht bekannt.<br />

19. Mount Egmont, Neuseeland, Nordinsel,<br />

Region 6.5. Direkt an <strong>der</strong> Westküste aus dem<br />

Tiefland aufragen<strong>der</strong>, isolierter Vulkankegel. -<br />

Nach S c h w ein fu r th 1966.<br />

Australe Stufe<br />

(1) Lorbeer-Koniferen-Wald des Tieflandes.<br />

(2) „Bergwald“ mit dominieren<strong>der</strong> Weinmannia<br />

racemosa, wichtig daneben Griselinia littoralis,<br />

Podocarpus hallii und Libocedrus bidwillii (Nothofagus<br />

fehlt hier). Der niedrige Wald (Höhe nur<br />

10-15 m, nach oben auf 3-5 m abnehmend) besteht<br />

aus kurzstämmigen, gedrungenen Bäumen<br />

mit einem äußerst dichten, an <strong>der</strong> Oberfläche fast<br />

polsterartigen Kronendach (als Anpassung an extremen<br />

Windeinfluß gedeutet); im Innern sind<br />

Stämme und Äste mit dicken Polstern epiphytischer<br />

Moose und Hymenophyllaceen bedeckt.<br />

(3) Subalpines Strauch-Krummholz, mit seiner dichten,<br />

undurchdringlichen Oberfläche dem Kronendach<br />

des Bergwaldes ähnelnd, aber aus an<strong>der</strong>en<br />

Sippen bestehend (Olearia, Cassinia, Hebe,<br />

Coprosma).<br />

Alpine Stufe<br />

(4) Paramoartige Büschelgrasflur.<br />

(5) Offen- und Moostundra, edaphisch bedingt (fehlende<br />

Bodenbildung auf jungvulkanischen Gesteinen).<br />

20. Southern Alps bei Arthur’s Pass, Neuseeland,<br />

Südinsel, Region 6.5. Der Gebirgszug <strong>der</strong><br />

Southern Alps zeigt ähnlich wie die patagonischen<br />

Anden einen starken LL-Effekt, <strong>der</strong> allerdings<br />

auf <strong>der</strong> Ostseite dadurch abgeschwächt<br />

wird, daß infolge <strong>der</strong> geringen Breite <strong>der</strong> Insel<br />

(meist < 200 km) auch von O her maritime Einflüsse<br />

auftreten können. Semihumide (bis semiaride)<br />

Leelagen gibt es daher nur in einigen tiefen<br />

Beckenlandschaften (nicht im Bereich des<br />

Proflies). - Nach S c h w ein fu r th 1966.


358 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />

iS«<br />

I I'<br />

. I t<br />

Australe Stufe<br />

( 1) Lorbeer-Koniferen-Wald des luvseitigen Tieflandes.<br />

(2) Luvseitiger, niedriger „Bergwald“, vorwiegend aus<br />

Weinmannia racemosa, Metrosi<strong>der</strong>os robusta und<br />

Libocedrus bidwillii.<br />

(3) Leeseitiger Südbuchenwald mit Reiribeständen<br />

aus Nothofagus (meist cliffortioides) über die gesamte<br />

vertikale Erstreckung. In dem gutwüchsigen<br />

Hochwald fehlt die Strauchschicht fast völlig, was<br />

durch die Kombination von starker Beschattung<br />

und relativ geringen Nie<strong>der</strong>schlägen bedingt sein<br />

dürfte.<br />

(4) Subalpine Strauchstufe mit Olearia, Hebe, Dracophyllum,<br />

Cassine u. a., nicht so dicht wie am<br />

Mount Egmont und von offenen Stellen durchsetzt.<br />

Alpine Stufe<br />

(5) Büschelgrasflur mit dominieren<strong>der</strong> Chionochloa<br />

ßavescens.<br />

Nördliche Randtropen (Profile 21-30)<br />

In diesem Bereich vollzieht sich <strong>der</strong> Übergang<br />

zwischen dem tropischen Typ <strong>der</strong> H öhenstufung<br />

mit nur einer temperierten, <strong>der</strong> Oreotropischen<br />

Stufe, und dem holarktischen Typ<br />

mit <strong>der</strong> Aufglie<strong>der</strong>ung in 3 deutlich verschiedene,<br />

den temperierten Zonen <strong>der</strong> Nordhalbkugel<br />

entsprechende Stufen (vgl. S. 119, sowie das<br />

Horizontalprofil auf <strong>der</strong> farbigen Vegetationskarte).<br />

Am klarsten ist <strong>der</strong> Übergangscharakter<br />

im humiden Südostasien zu erkennen, wo Taiwan<br />

ein klassisches Beispiel bietet. Im orographisch<br />

stark geglie<strong>der</strong>ten Andenbereich Süd-<br />

Nordamerikas ist die Situation hingegen durch<br />

LL-Wirkungen komplizierter, und es treten auch<br />

AH-Typen auf Noch stärker abgeleitet ist <strong>der</strong><br />

AHA-Typ in Makaronesien. Schließlich zeigt<br />

das höchste Gebirge <strong>der</strong> Erde, <strong>der</strong> Himalaja, mit<br />

seinen Abstufungen von warmtropisch bis alpin,<br />

perhumid bis arid, mit HH-, AH- und LL-<br />

Glie<strong>der</strong>ungen eine beson<strong>der</strong>s große Fülle verschiedener<br />

Vegetationstypen; er wird deshalb<br />

etwas ausführlicher behandelt.<br />

21. Taiwan, Region 1.3.a. Die Insel wird in<br />

Längsrichtung von einer fast 4000 m hohen<br />

Gebirgskette durchzogen. - Nach Hosokawa<br />

1954, W ang 1961, Li 1963, Liu 1968.<br />

Warmtropische Stufe<br />

(1) Der basale Tropische Regenwald kann stellenweise<br />

(so an <strong>der</strong> etwas nie<strong>der</strong>schlagsärmeren Westkü-<br />

ste) leicht saisonierten (subhumiden) Charakter<br />

haben.<br />

Temperierte Stufen<br />

(2) Der Lorbeerwald, <strong>der</strong> einen sehr breiten Vertikalraum<br />

einnimmt, ist in seiner Zusammensetzung<br />

mit dem des meridionalen Festlandes (Region 6.1)<br />

fast identisch; dieser Bereich ist also als Méridionale<br />

Stufe anzusehen.<br />

(3) Die Wäl<strong>der</strong> dieser Stufe bestehen (teils in Einzelmischung,<br />

teils als edaphisch entmischtes Mosaik)<br />

aus Lorbeergehölzen (Fagaceae, Lauraceae,<br />

Trochodendron, lllkium), Sommergrünen (Acer,<br />

Querem, Fagus, Carpinm,Juglans, Ulmus, Zelkom,<br />

Phellodendron) und nicht-borealen Koniferen<br />

(Chamaecfparisformosensis als wichtigste Art, ferner<br />

Taiwania, Cunninghamia, Taxus, Tsuga, Pseudotsuga).<br />

Nach <strong>der</strong> topographischen Lage wäre<br />

dies die Nemorale Stufe, sie ist aber nicht mehr<br />

klar abgegrenzt, son<strong>der</strong>n sozusagen „in statu<br />

disapparendi“.<br />

(4) Dunkle Taiga aus Abtes kawakamii, z. T. mit Beimischung<br />

von Picea morrisonicola und Tsuga chinensis.<br />

Diese Zusammensetzung entspricht weitgehend<br />

den Taiga-Vorkommen innerhalb <strong>der</strong><br />

Region 6.1., es liegt hier also eine wirkliche<br />

Boreale Stufe vor (<strong>der</strong> Region 14.3 zugehörig).<br />

(5) Subalpiner Offenwald und Gebüsch aus Juniperus<br />

squamata und Rhododendron.<br />

Alpine Stufe<br />

(6) Wiesentundra.<br />

22. Ost-M ittelm exiko, Horizontalprofil von<br />

Region 1.1.b nach Region 7.1.b. Das Profil erfaßt<br />

zwei klimaökologisch unterschiedliche<br />

Landschaftsteile. Die Sierra Madre Oriental, <strong>der</strong><br />

etwas erhöhte, abgesehen von aufgesetzten Vulkanen<br />

meist nur 2500-3000 m hohe Rand des<br />

mexikanischen Hochlandes, ist dem NO-Passat<br />

ausgesetzt und daher an ihrer Luvseite infolge<br />

von Steigungsregen großenteils humid. Der<br />

meist oberhalb 2 0 0 0 m gelegene Altiplano hat<br />

ein meridional-semihumides Klima mit vorwiegend<br />

sommerlichen Konvektionsregen; feuchter<br />

(subhumid) sind hier nur die Westseiten <strong>der</strong><br />

hohen Vulkankegel, die weniger <strong>der</strong> starken,<br />

austrocknenden vormittäglichen Sonnenstrahlung<br />

ausgesetzt sind als die Ostseiten. So ist die<br />

Vegetationsglie<strong>der</strong>ung vielfältig; die thermische<br />

Stufung hat sich auch in den populären Stufenbezeichnungen<br />

Tierra caliente bis Tierra helada<br />

nie<strong>der</strong>geschlagen, die in ganz Iberoamerika verbreitet,<br />

aber nur selten so gut mit natürlichen<br />

Vegetationstypen korreliert sind wie hier. - Nach<br />

Lauer 1973, Klink etc. 1973, Ern 1974, Rze-<br />

DOWSKi 1978.


Nördliche Randtropen 359<br />

Warmtropische Stufe (Tierra caliente)<br />

(1) Tropischer Regenwald, leicht saisoniert. Zuweilen<br />

noch in 2 Stufen unterteilt, <strong>der</strong>en untere (bis<br />

400 m) sich aber hauptsächlich dadurch unterscheidet,<br />

daß <strong>der</strong> Wald hier im Tiefland weitgehend<br />

beseitigt ist.<br />

Temperierte Stufen<br />

(2) Unterer Liquidambar-'Loxhte.rKÚá <strong>der</strong> Luvseite<br />

(Tierra templada). Gmndstock <strong>der</strong> Baumschicht<br />

aus immergrünen Eichen, dazu an<strong>der</strong>e Lorbeergehölze<br />

wie Magnolia sowie Sippen vorwiegend<br />

oreotropischer Verbreitung (Podocarpus, Weinmannia,<br />

Clethra, Oreopanax). Hinzu kommen einzelne<br />

Pinus-Aiten sowie einige nemorale Sommergrüne,<br />

unter denen Liquidambar styraciflua in <strong>der</strong><br />

oberen Baumschicht auffällt. Als Erklärung hierfür<br />

wird oft angeführt, die obere Baumschicht sei<br />

den Einflüssen winterlicher Kaltlufteinbrüche<br />

(„Nortes“) beson<strong>der</strong>s stark ausgesetzt; doch sei<br />

daran erinnert, daß auch im optimalen Lorbeerwald<br />

Mittelchinas die sommergrüne Liquidambar<br />

eine Rolle spielt. Schließlich sind noch einige aus<br />

dem Tropischen Regenwald übergreifende Arten<br />

beigemischt.<br />

(3) Oberer Z,/^«/í¿??w¿ar-Lorbeerwald (Tierra fría, unterer<br />

Teil), z. T. mit Nebelwaldcharakter. Die Arten<br />

aus <strong>der</strong> Warmtropischen Stufe fehlen, stattdessen<br />

nimmt <strong>der</strong> Koniferenanteil zu (mehrere<br />

Kiefemarten), und als Kuriosität tritt örtlich Fagus<br />

mexicana auf.<br />

(4) Kiefern-Eichen-Trockenwald. Normaler Vegetationstyp<br />

<strong>der</strong> unteren Tierra fría auf dem semihumiden<br />

Altiplano, ein Gemisch aus mehreren<br />

Kiefemarten {Pinus montezumae, teocote, oaxacana,<br />

rudis u. a.) mit sommergrünen Eichen sowie immergrünen<br />

Eichen und an<strong>der</strong>en Hartlaubgehölzen<br />

(z. B. Arbutus glandulosa). An beson<strong>der</strong>s<br />

trockenen Stellen Offenwäl<strong>der</strong> aus Pinus cembroides<br />

und Juniperus deppeana mit verholzten Agavaceen<br />

(Yucca, Nolina). Natürliche Vegetation<br />

größtenteils durch Kulturland ersetzt.<br />

(5) Koniferen-Mischwald (Obere Tierra fría). Zusammensetzung<br />

je nach <strong>der</strong> Humidität variierend. Am<br />

humiden Osthang <strong>der</strong> Sierra Madre dominieren<br />

Abies religiosa, Pinus patula, P. ayacahuite und<br />

Cupressus lindleyi, an den subhumiden Westhängen<br />

<strong>der</strong> Vulkane wird die beson<strong>der</strong>s feuchtebedürftige<br />

Pinus patula durch an<strong>der</strong>e Kiefern ersetzt,<br />

und an <strong>der</strong>en semihumiden Osthängen<br />

verschwinden auch Tanne und Zypresse und es<br />

dominieren Pinus montezumae, P. pseudostrobus<br />

und P. teocote (in allen drei Typen ist die immergrüne<br />

Quercus laurina beigemischt).<br />

(6) Hochlagen-Kiefernwald (Untere Tierra helada)<br />

aus Pinus hartwegii, gegen die Waldgrenze hin mit<br />

Juniperus monticola.<br />

Vergleichend-typologisch gesehen lassen sich (6) <strong>der</strong><br />

Borealen Stufe und (2), (3), (4), (5) <strong>der</strong> Meridionalen<br />

Stufe zuordnen. Die Nemorale Stufe, auf Taiwan noch<br />

andeutungsweise vorhanden, ist hier ganz verschwunden,<br />

ihre Elemente sind in die Méridionale eingeglie<strong>der</strong>t.<br />

Alpine Stufe (Obere Tierra helada)<br />

(7) Büschelgrasflur mit dominieren<strong>der</strong> Festuca tolucensis,<br />

an die feuchte Puna Südamerikas erinnernd.<br />

23. Santa Catalina Mountains, Süd-Arizona,<br />

Region 4.1. Inselgebirge, den eigentlichen Kordilleren-Ketten<br />

im SW vorgelagert, im Bereich<br />

<strong>der</strong> Sonora-Wüste. Die Nie<strong>der</strong>schläge fallen<br />

vorwiegend im Winter, und die Vegetation <strong>der</strong><br />

semihumiden temperierten Stufen entspricht<br />

weitgehend <strong>der</strong> <strong>der</strong> nördlich anschließenden<br />

temperierten Zonen (Regionen 7. La, 10.1). Die<br />

Boreale Stufe wird nicht erreicht. - Nach W alter<br />

1962f., W hittaker etc. 1968.<br />

Warmtropische Stufe<br />

(1) Eurytropische Halbwüste mit Larrea tridentata,<br />

Kakteen und vielen tropischen Elementen.<br />

(2) Trockengehölze mit Prosopis, Acacia, strauchigen<br />

Chaparral-Elementen sowie einzelnen aus (3) herabreichenden<br />

immergrünen Eichen.<br />

Méridionale Stufe<br />

(3) Hartlaubwald aus Quercus emoryi und an<strong>der</strong>en immergrünen<br />

Eichen.<br />

Nemorale Stufe<br />

(4) Trocken-Koniferenwald aus Pinus pon<strong>der</strong>osa.<br />

(5) Halbfeucht-Koniferenwald aus Abies concolor und<br />

Pseudotsuga menziesii mit dem mexikanischen Element<br />

Pinus strobiformis.<br />

24. Teneriffa, Kanaren, Region 4.3. Die mit<br />

dem Pico de Teide höchste Insel <strong>der</strong> Kanaren<br />

liegt im Bereich des NO-Passates; ihre vielseitige<br />

Vegetationsglie<strong>der</strong>ung resultiert aus <strong>der</strong> Kombination<br />

<strong>der</strong> Typen LL und AHA. - Nach W alter<br />

1962f, Kunkel 1980 u. a.<br />

Warmtropische Stufe<br />

(1) Eurytropische Halbwüste, infolge <strong>der</strong> oft hohen<br />

relativen Luftfeuchte und ziemlich regelmäßigem<br />

Nie<strong>der</strong>schlag physiognomisch durch Sukkulenten<br />

bestimmt.<br />

(2) Trockengehölze, überwiegend aus Elementen mediterraner<br />

Verwandtschaft, daneben mit randtropischen<br />

Elementen wie Dracaena draco.<br />

Méridionale Stufe<br />

(3) Lorbeerwald (zur Region 6.3).<br />

(4) Trocken-Kiefemwald aus dem Endemiten Pinus<br />

canariensis, auf <strong>der</strong> Luvseite nur in höheren Lagen<br />

oberhalb des Lorbeerwaldes (und <strong>der</strong> häufigsten<br />

Wolkenbildung), an <strong>der</strong> Leeseite die ganze


360 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />

Waldstufe umfassend. Mit vielen mediterranen<br />

Elementen im Unterwuchs und daher typologisch<br />

an den mediterranen Hartlaubwald anzuschließen<br />

(dessen hochwüchsige Klimaxbäume wie<br />

Quercus Hex haben die Kanaren nicht erreicht).<br />

Hochlagen. Die Obergrenze des Kiefernwaldes ist mit<br />

Sicherheit nicht thermisch bedingt, son<strong>der</strong>n Folge <strong>der</strong><br />

oberhalb 2000 m rapide in den semiariden Bereich<br />

absinkenden Nie<strong>der</strong>schlagsmenge.<br />

(5) Kugelstrauch-Trockengehölze, insbeson<strong>der</strong>e im<br />

Bereich <strong>der</strong> Cañadas, einer den Kegel des Pico<br />

de Teide umgebenden Cal<strong>der</strong>a. Dominierend ist<br />

<strong>der</strong> ca. 2 m hohe Strauch Spartocytisus supranuhius.<br />

An günstigen Stellen vereinzelt vorkommende<br />

Exemplare von Juniperus cedrus und Sorbus aria<br />

sowie das bei Zusatz-Bewässerung gute Gedeihen<br />

angepflanzter Cedrus atlántica, Prunus cerasifera<br />

und an<strong>der</strong>er Sommergrüner, ebenso wie das Auftreten<br />

von Frösten unter -10 °C legen eine Zuordnung<br />

dieses Bereiches zur Nemoralen Stufe<br />

nahe.<br />

(6) Die an den Hängen des Teide befindliche, sehr<br />

arten- und individuenarme Wüstenvegetation<br />

(Wüstenpuna) ist durch die Kombination edaphischer<br />

(vulkanische Rohböden) und klimatischer<br />

Trockenheit und niedriger Temperaturen bedingt;<br />

ihre obersten Teile können sicher <strong>der</strong> Alpinen<br />

Stufe zugeordnet werden.<br />

25. Himalaja, Übersicht. Das Himalaja-System<br />

erstreckt sich im Grenzbereich zwischen Tropen<br />

und Extratropen etwa 2000 km weit von O<br />

nach W bzw. N W (O-W-Richtung im östlichen<br />

Teil bis etwa 8 4 ° 0 , dann SO-NW-Richtung);<br />

^2^ Himalaja. Übersicht<br />

C h o m o lu n g m a<br />

N a n g a P a rb a t<br />

^ 8 1 2 5 m<br />

(NW)\ ^<br />

IH<br />

! t<br />

Abb. 178.25: Nördliche Randtropen, Himalaja. Horizontale und vertikale Vegetationsgliedemng entlang <strong>der</strong><br />

Südwest- bzw. Südflanke (Luvseite) des Gebirgszuges von 73°0 (Indus-Durchbruch) bis 9 6 °0 (Tsangpo-Knie).<br />

Die Höhenlage <strong>der</strong> Schneegrenze (nach T roll 1967) ist ein Durchschnittswert <strong>der</strong> äußersten Ketten; an einzelnen<br />

Bergen, beson<strong>der</strong>s im inneren Bereich, kann sie stark davon abweichen.<br />

Die Lage <strong>der</strong> Querprofile 26-30 ist in <strong>der</strong> Fußleiste eingezeichnet. Die Angabe <strong>der</strong> Breitengrade bezieht sich auf<br />

den Gebirgsfuß.


Nördliche Randtropen 361<br />

es berührt damit die Regionen 1.3.a, 2.3.a, 3.2.b,<br />

7.2.b. Dabei zeigt es - zusätzlich zur thermischen<br />

Höhenstufung - folgende klimatische Gradienten:<br />

(1) Abnahme <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsmenge von O<br />

nach W.<br />

(2) Übergang von <strong>der</strong> im O und in <strong>der</strong> Mitte herrschenden<br />

tropischen Nie<strong>der</strong>schlagsverteilung<br />

mit Monsun-bedingtem sommerlichem Maximum<br />

zum mediterranen Typ mit zyklonalen<br />

Winterregen im äußersten NW.<br />

(3) Zunahme <strong>der</strong> winterlichen Fröste, einschließlich<br />

ihres Auftretens auch im tiefgelegenen Vorland,<br />

von dem „Knick“ bei 8 4 °0 ab nach NW.<br />

(4) Starke LL-Abstufung von <strong>der</strong> humiden Außenabdachung<br />

in Richtung auf das aride tibetische<br />

Hochland; da viele Flußtäler infolge rückschreiten<strong>der</strong><br />

Erosion bis hinter (= nördlich) die<br />

höchsten Bergmassive reichen, gibt es auch aride<br />

Tieflagen.<br />

Die großräumige 0-W(-NW)-Differenzierung<br />

wird zunächst anhand <strong>der</strong> luvseitigen Außenabdachung<br />

vorgeführt (nach S chweinfurth<br />

1957, T roll 1967, M iehe 1991 u. a.); es folgen<br />

dann einige Querprofile (26-30) von Luv nach<br />

Lee zur Darstellung von Einzelheiten.<br />

Die Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ist zwar im großen<br />

und ganzen gut bekannt, doch fehlte es<br />

bisher an einer klaren Homologisierung <strong>der</strong> unterscheidbaren<br />

Stufen mit denen an<strong>der</strong>er Gebirge<br />

bzw. den holarktischen Vegetationszonen.<br />

Das gilt namentlich für die temperierte Stufe<br />

(die Warmtropische und die Alpine Stufe bieten<br />

keine Probleme). Diese Stufe zeigt in horizontaler<br />

Richtung eine Zweiteilung: während sie<br />

im östlichen und mittleren Teil durchweg humid<br />

his perhumid ist, wird sie westlich des<br />

„Knickes“ ab etwa 8 2 ° 0 bis in hohe Lagen hinauf<br />

semihumid. Für die Vegetation dieser beiden<br />

Teile wurden in <strong>der</strong> Literatur bisher oft unterschiedliche<br />

Terminologien benutzt, die den<br />

Vergleich untereinan<strong>der</strong> und mit an<strong>der</strong>en Gebirgen<br />

erschweren. Dabei läßt sich aber die Gliedemng<br />

des Westteiles leicht an die Stufung im<br />

südlichen Mittelmeergebiet anschließen und<br />

bietet damit auch den Ausgangspunkt für die<br />

typologische Einordnung des Restes, in dem die<br />

Grenzen <strong>der</strong> holarktischen Stufen stärker verwischt<br />

sind.<br />

Warmtropische Stufe. In den tropischen Tieflagen<br />

entspricht die hygrische Abstufung von O nach W<br />

dem klassischen Muster. Im O (im Assam-Himalaja)<br />

herrscht Tropischer Regenwald. Das schon hier vorhandene<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsminimum im Januar/Februar<br />

verstärkt sich nach W, und ab etwa 92°0 ist <strong>der</strong> „Feuchte<br />

Salwald“ (Sal = Shorea robusta, die wichtigste Baumart)<br />

die Klimaxformation. Dieser wird in <strong>der</strong> Literatur<br />

teils als immergrün, teils als regengrün bezeichnet;<br />

offensichtlich handelt es sich um einen subhumiden<br />

saisonierten Regenwald, dessen laubwerfende Komponente<br />

nur in trockneren Jahren über einen nennenswerten<br />

Zeitraum kahl steht. Weiter nach W folgt dann,<br />

bei schon mehrmonatiger Dürrezeit, <strong>der</strong> „Trockene<br />

Salwald“, ein typischer Regengrüner Wald, und<br />

schließlich, bei Nie<strong>der</strong>schlägen bis unter 600 mm, das<br />

Gebiet <strong>der</strong> Trockengehölze m it A cacia, Cassia,<br />

Zizyphus.<br />

Temperierte Stufe, Westabschnitt. Die Wäl<strong>der</strong> dieses<br />

Bereiches wurden in <strong>der</strong> Literatur oft pauschal als<br />

„Temperierter Eichen- und Koniferen-Mischwald“<br />

ohne nähere vertikale Glie<strong>der</strong>ung zusammengefaßt.<br />

Tatsächlich finden sich in fast allen Höhenlagen sowohl<br />

Koniferen als auch Eichen (meist immergrüne);<br />

eine nähere Analyse zeigt aber, daß in den verschiedenen<br />

Höhenlagen durchaus verschiedene Arten vorhanden<br />

sind. Danach lassen sich 5 Vegetationstypen<br />

unterscheiden, <strong>der</strong>en Zuordnung zu den drei holarktischen<br />

temperierten Stufen eindeutig ist.<br />

• Méridionale Stufe: Trockener bis feuchter Hartlaubwald<br />

aus Quercus baloot (~Q; Hex), teils auch<br />

Q. incana, mit Olea cuspidata und <strong>der</strong> Pinus<br />

canarienüs nahestehenden P. roxburghii, die als<br />

Besiedlet von Trocken- und Extremstandorten<br />

sowie als Pionier- und Brandfolgebaum eine große<br />

Rolle spielt.<br />

• Nemorale Stufe: Nemoraler Nadelwald mit <strong>der</strong><br />

Hauptbaumart Pinus wallichiana, noch zu differenzieren:<br />

(a) Unterer Nemoraler Nadelwald<br />

(Halbfeucht-Koniferenwald) mit häufiger Dominanz<br />

von Cedrus deodara sowie Beteiligung von<br />

immergrünen Eichen (Quercus incana und/o<strong>der</strong><br />

dilatata) und Sommergrünen wie Juglans, Acer,<br />

Corylus, Fraxinus, Aesculus, (b) Oberer Nemoraler<br />

Nadelwald (Halbfeucht- o<strong>der</strong> Feucht-Koniferenwald),<br />

mit weniger Ze<strong>der</strong> und Sommergrünen,<br />

dafür örtlich Picea smithiana, Cupressus torulosa<br />

und Abies pindrow sowie <strong>der</strong> halbimmergrünen<br />

Quercus semecarpifolia. Diese Stufe ist als boreonemoraler<br />

Ökoton anzusehen.<br />

• Boreale Stufe: In <strong>der</strong> Hauptsache Dunkle Taiga<br />

(Feucht-Koniferenwald) aus Abies spectabilis, örtlich<br />

mit Picea smithiana sowie an edaphischen<br />

Trockenstandorten Quercus semecarpifolia (dies erinnert<br />

an das Vorkommen immergrüner Eichen<br />

in Hochlagen-Tannenwäldem Mexikos, Profil 22,<br />

und <strong>der</strong> Sierra Nevada, Profil 33). Wo das Klima<br />

in lokalen Leelagen semihumid wird, ist Pinus<br />

wallichiana beigemischt (die Konifere mit <strong>der</strong><br />

größten Höhenamplitude, die weiter westlich, im


Nördliche Randtropen 363<br />

Hindukusch, wo Abies fehlt, die gesamte boreale<br />

Taiga allein bildet). An <strong>der</strong> oberen Grenze des<br />

Waldes tritt ein subalpines Krummholz auf, im<br />

Normalfall aus Betula utilis, unter trockneren Bedingungen<br />

mehr aus Juniperus-Aitexi bestehend.<br />

Temperierte Stufe, Ostabschnitt. Dieser Teil ist gekennzeichnet<br />

durch sehr hohe Nie<strong>der</strong>schläge (3000-<br />

5000 mm und mehr), die durch den Monsun bedingt<br />

und daher überwiegend auf das Sommerhabjahr konzentriert<br />

sind (mit Monatssummen bis 500 mm und<br />

darüber). Während dieser Regenzeit sind die oberen<br />

bis j dieser Stufe fast täglich in Wolken gehüllt.<br />

Nach <strong>der</strong> Untergrenze des Wolken- (orealen) Bereichs<br />

unterteilt man die als „Bergwald“, „Tropischer Bergwald“<br />

o<strong>der</strong> „Montaner Wald“ bezeichnete temperierte<br />

Vegetation traditionell in einen „Unteren Bergwald“<br />

und einen „Oberen Bergwald“ o<strong>der</strong> „Nebelwald“, <strong>der</strong><br />

sich durch starken Epiphytenbesatz auszeichnet. Dieser<br />

wird dann noch weiter in den „Unteren“, „Mittleren“<br />

und „Oberen Nebelwald“ differenziert.<br />

• „Unterer Bergwald“. Der unterhalb <strong>der</strong> orealen<br />

Stufe gelegene, gutwüchsige immergrüne Wald erinnert<br />

in seiner Zusammensetzung (Fagaceae,<br />

Lauraceae, Theaceae, Magnoliaceae, Exbucklandia)<br />

an den Lorbeerwald Chinas; er ist in <strong>der</strong> Tat dessen<br />

westlicher Ausläufer und demnach <strong>der</strong> Meridionalen<br />

Stufe zuzuordnen. Hiermit stimmt<br />

überein, daß seine Höhenlage die gleiche ist wie<br />

die des semihumiden Hartlaubwaldes im W. Infolge<br />

des direkten Kontaktes mit den unterhalb<br />

liegenden warmtropischen Wäl<strong>der</strong>n ist er allerdings,<br />

ähnlich wie die oreotropischen Fagaceen-<br />

Mischwäl<strong>der</strong> SO-Asiens, stärker mit tropischen<br />

Elementen durchsetzt als in China.<br />

• „Unterer Nebelwald“. Ebenfalls von immergrünen<br />

Angiospermen beherrscht, also ein Lorbeerwald.<br />

Charakteristisch ist das Auftreten baumförmiger<br />

Rhododendren, die bis in den Oberen<br />

Nebelwald verbreitet sind (Rhododendron arboreum<br />

u. a.); im übrigen ist die Zahl <strong>der</strong> Baumarten reduziert,<br />

zuweilen auch die Wüchshöhe.<br />

„Mittlerer Nebelwald“. Diese Stufe ist dadurch<br />

gekennzeichnet, daß oberhalb einer Schicht niedriger<br />

Laubbäume eine zweite Baumschicht aus<br />

Tmga dumosa auftritt, die bis über 40 m hoch<br />

werden kann. Formationstypologisch liegt ein<br />

Koniferen-Lorbeerwald vor. In <strong>der</strong> Laubbaumschicht<br />

finden sich hier aber auch Sommergrüne<br />

(Acer, Magnolia, Acanthopanax, ebenso eine Reihe<br />

sommergrüner Sträucher); einzelne davon<br />

können zwar bis in den Unteren Bergwald hinuntergehen,<br />

sie sind hier aber relativ am häufigsten.<br />

Hier konzentrieren sich also die Reste <strong>der</strong><br />

im Verschwinden begriffenen Nemoralen Stufe;<br />

auch Tsuga selbst ist ja eine vorwiegend nemorale<br />

Sippe.<br />

■ „Oberer Nebelwald“. Dieser Waldtyp schließt<br />

sich sowohl nach seiner Höhenlage als auch nach<br />

seiner Zusammensetzung aus Tannen (Abies spectabilis,<br />

ab etwa 86° nach O A. densd) an die Dunkle<br />

Taiga des Westteiies an, entspricht also <strong>der</strong><br />

Borealen Stufe. Der Unterschied gegen den W<br />

besteht im Vorhandensein einer unteren Baumschicht<br />

aus Rhododendren und dem starken<br />

Epiphytenbesatz (hier meist Thallo-Epiphyten).<br />

An <strong>der</strong> Obergrenze des Tannenwaldes wächst<br />

auch hier ein subalpines Krummholz, in dem<br />

neben Betula utilis immergrüne Rhododendren<br />

umso mehr dominieren, je feuchter die Standortsbedingungen<br />

sind.<br />

Alpine Stufe. Die alpine Vegetation entspricht im ganzen<br />

Bereich dem Vegetationskomplex <strong>der</strong> Wiesentundra<br />

(trockenbeeinflußte Offentundren und Dompolsterfluren<br />

finden sich im Leebereich, vgl. Profile<br />

27 und 29).<br />

26. Himalaja, Querprofil Kaschmir. Hinter<br />

einer Vorkette (Pir Panjal) liegt das weite Bekken<br />

von Kaschmir mit dem größten Gebiet<br />

nemoraler Vegetation im Himalaja, erst dahinter<br />

folgt <strong>der</strong> Hochgipfel Nanga Parbat, dessen<br />

Regenschatten im dahinter gelegenen Industal<br />

aride Bedingungen hervormft. - Nach Schweinfurth<br />

1957, Troll 1967, Meusel etc. 1971,M iehe<br />

1991. - Nähere Einzelheiten werden nur zu den<br />

Vegetationstypen angegeben, die nicht schon<br />

unter 25 besprochen wurden.<br />

Luvseite<br />

(1) Eurytropische Trockengehölze.<br />

(2) Meridionaler Hartlaubwald.<br />

(3) Unterer Nemoraler Nadelwald (im PCaschmir-Bekken<br />

vielfach durch sog. Kaschmir-Busch aus zahlreichen<br />

sommergrünen Sträuchern (submediterran)<br />

ersetzt, wahrscheinlich anthropogen).<br />

(4) Oberer Nemoraler Nadelwald.<br />

(5) Dunkle Taiga.<br />

(6) Krummholz.<br />

(7) Wiesentundra.<br />

Leeseite (nur zusätzliche Vegetationstypen)<br />

(8) Trockenbeeinflußte Dunkle Taiga aus Picea smithiana<br />

und Pinus wallichiana.<br />

(9) Offenwald aus Pinus gerardiana und Juniperus spp.<br />

mit Artemisia.<br />

(10) Kleinstrauch-Halbwüste mit Capparis, Artemisia,<br />

Salsola.<br />

27. Himalaja, Querprofil Tehri Garhwal. Hinter<br />

<strong>der</strong> ersten Hauptkette liegt <strong>der</strong> mäßig trokkene<br />

mittlere Abschnitt des Ganga-Tales, hinter<br />

<strong>der</strong> zweiten beginnt <strong>der</strong> Bereich des ariden<br />

Tibet-Plateaus. - Nach Schweinfurth 1957,<br />

T roll 1967, M iehe 1991.


364 Vegetationsgliedemng ausgewählter Gebirge<br />

1<br />

Luvseite<br />

(1) Trockener Salwald.<br />

(2) Hartlaubwald aus Quercus incana und Pinus roxburghii,<br />

an lokal feuchten Stellen schon mit östlichen<br />

Lorbeerwald-Elementen wie Rhododendron<br />

arboreum.<br />

(3) Unterer Nemoraler Nadelwald, ebenfalls mit einzelnen<br />

Lorbeergehölzen.<br />

(4) Oberer Nemoraler Nadelwald.<br />

(5) Dunkle Taiga.<br />

(6) Krummholz {Betula, Juniperus, Rhododendron).<br />

(7) Wiesentundra.<br />

Leebereiche<br />

(8) Dunkle Taiga mit Pinus wallichiana.<br />

(9) Nemoraler Nadelwald nur aus Cedrus und Pinus<br />

wallichiana.<br />

(10) Tibetische Offentundra aus Polsterpflanzcn,<br />

Dornpolstern, niedrigen Büschelgräsern u. a.<br />

28. Himalaja, Querprofil Mittel-Nepal. Der<br />

Nilgiri (nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen<br />

Bergen in S-lndien) ist ein westlicher<br />

Ausläufer des Annapurna-Massives, umflossen<br />

vom Kali Gandaki, dessen Talhoden an <strong>der</strong><br />

Nordseite bereits semiarid ist. - Nach M iehe<br />

1982.<br />

Luvseite<br />

(1) Feuchter Salwald.<br />

(2) Unterer Lorbeerwald.<br />

(3) Nebel-Lorbeerwald.<br />

(4) Koniferen-Lorbeerwald.<br />

(5) Dunkle Taiga {Abies spectabilis, Rhododendron).<br />

(6) Krummholz.<br />

(7) Wiesentundra.<br />

Leeseite<br />

(8) Dunkle Taiga aus Pinus wallichiana', Abies spectabilis<br />

nur an hygrisch günstigen Stellen.<br />

(9) Trockener Nemoraler Nadelwald aus Pinus wallichiana<br />

und Cupressus torulosa.<br />

(10) Nemorale Trockengehölze mit Juniperus, Cotoneaster,<br />

Rhamnus, Caragana, Rosa, Sophora u. a.<br />

29. Himalaja, Querprofil Sikkim. Hinter dem<br />

Hauptkamm (<strong>der</strong> gezeichnete Berg ist ein östlicher<br />

Ausläufer des 8598 m hohen Kangchendzönga)<br />

ist das Lachen-Tal (eines <strong>der</strong> Quelltäler<br />

<strong>der</strong> Tista) mäßig trocken; hinter dem Chomo<br />

Yummo beginnt <strong>der</strong> aride tibetische Bereich. -<br />

Nach Schweinfurth 1957, M iehe 1990 u. 1991.<br />

Luvseite<br />

(1) Feuchter Salwald.<br />

(2) Unterer Lorbeerwald.<br />

(3) Nebel-Lorbeerwald.<br />

(4) Koniferen-Lorbeerwald.<br />

(5) Dunkle Taiga {Abies densa, Rhododendron).<br />

(6) Krummholz {Rhododendron, wenig Betula).<br />

(7) Wiesentundra.<br />

Leebereiche<br />

(8) Krummholz nur aus Juniperus.<br />

(9) Taiga aus Abies densa in feuchteren. Larixgriffithii<br />

in trockneren Lagen.<br />

(10) Nemoraler Nadelwald aus Tsuga dumosa (!) mit<br />

Picea spinulosa. Larix griffithii, Acerlaetum,Juglans,<br />

Fraxinus, Pfrus, Corylus u. a.<br />

(11) Tibetische Offentundra.<br />

30. Himalaja, Querprofil Ost-Assam. Letzter<br />

Ausläufer des Hohen Himalaja im O, an drei<br />

Seiten vom Tsangpo umflossen, dessen oberes,<br />

W -O gerichtetes Tal in den unteren Lagen bereits<br />

± semiarid ist. Die Flora zeigt Beziehungen<br />

zu SW-China. - Nach Schweinfurth 1957,<br />

T roll 1967, M iehe 1990 u. 1991 sowie Angaben<br />

von Herrn Dr. B. D ickorL, Göttingen.<br />

Luvseite<br />

(1) Tropischer Regenwald.<br />

(2) Unterer Lorbeerwald.<br />

(3) Nebel-Lorbeerwald.<br />

(4) Koniferen-Lorbeerwald (mit Pinus armandii neben<br />

Tsuga).<br />

(5) Dunkle Taiga, feucht.<br />

(6) Krummholz {Betula, Rhododendron).<br />

(7) Wiesentundra.<br />

Leeseite<br />

(8) Untere Taiga, trockener, aus Larix griffithii und<br />

Picea likiangensis mit Betula albo-sinensis.<br />

(9) Trockenwald aus Pinus tabulaeformis, Cupressus<br />

gigantea, Quercus aquifolioides {~Q, Hex), Betula<br />

platyphylla u. a.<br />

(10) Trockenbusch aus meist sommergrünen Sträuchem<br />

{Buddleja, Rosa, Berberis, Syringa u. a.); möglicherweise<br />

anthropogene Ersatzgesellschaft des<br />

Trockenwaldes.<br />

Méridionale Zone (Profile 31-37)<br />

Die wichtigsten plurizonalen Gebirge dieser<br />

Zone in Ostasien liegen im humiden Lorbeerwaldbereich.<br />

ln Nordamerika (Kalifornien) bilden<br />

sie einen Teil des westlichen Kordillerensystems<br />

und liegen daher im Grenzbereich zwischen<br />

semihumiden und ariden Bedingungen.<br />

Im europäischen Mittelmeergebiet, wo in <strong>der</strong><br />

Basalstufe <strong>der</strong> sem ihum ide Hartlaubwald<br />

herrscht, wird dieser im N von humiden Höhenstufen<br />

überlagert (nordmediterrane Stufung),<br />

während im S die Sommerdürre bis in die Alpine<br />

Stufe hinauf reicht (südmediterrane Stufung).


Abb. 178.28-30: Nördliche Randtropen (Himalaja, Querprofile)<br />

Nördliche Randtropen 365


366 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />

®<br />

Yosemite Park<br />

38“N 119,5°W M o u n t L ye ll<br />

3 9 9 4 m<br />

© N-Appennin<br />

44”N 10,5°O<br />

AL<br />

— -------- iRnn/ V ) Tundra<br />

_(BO) (D u n k le T a iga )<br />

NE<br />

ME<br />

/s )<br />

Taiga-<br />

Sommerwald<br />

/(4)<br />

-Som m erwald------\800<br />

/ 3 ) ~<br />

/ Hartlaub-Sommerwald \<br />

/(2) » s t<br />

/{!) Hartlaubwald<br />

___»Ar.<br />

©<br />

Panamint Range<br />

36°N 117°W<br />

T e le s c o p e P e a k<br />

3 3 6 9 m<br />

® M-Pvrenäen<br />

43,5°N 0,5°O<br />

M a s s is d e M a la d e ta<br />

3 4 0 4 m<br />

N<br />

Abb. 178.31-36: Méridionale Zone (Ostasien, Kalifornien, Europa)


Méridionale Zone 367<br />

31. Omei-Shan, China, Prov. Szechuan, Region<br />

6 . La. Dem westchinesischen Hochgebirge<br />

vorgelagerter Gebirgsstock am W-Rande des<br />

„Roten Beckens“, bekannter Wallfahrtsort, daher<br />

gut zugänglich und botanisch seit langem<br />

gut bekannt. Wie gewöhnlich auf isolierten Bergmassiven,<br />

liegt die alpine Waldgrenze tiefer als<br />

in den anschließenden, ausgedehnteren Hochgebirgen.<br />

- Nach W ang 1961.<br />

Méridionale Stufe<br />

(1) Lorbeerwald.<br />

Nemorale Stufe<br />

(2) Meridionemoraler Lorbeer-Sommerwald, dem<br />

„Mixed Mesophytic Forest“ <strong>der</strong> Region 9.3 entsprechend.<br />

(3) Artenreicher reiner Sommerwald.<br />

(4) Boreonemoraler Taiga-Sommerwald mit erheblich<br />

geringerer Artenzahl; als charakteristische<br />

Laubhölzer treten Betula-Kxien, als Konifere Tsuga<br />

chinensis hinzu.<br />

Boreale Stufe<br />

(5) Dunkle Taiga aus Abies ddavayi, vereinzelt noch<br />

mit Tsuga chinensis.<br />

(6) Subalpine Stufe, niedriger offener Tannenwald<br />

mit starkem Auftreten von strauchigen Bambus-<br />

Arten.<br />

Alpine Stufe<br />

(7) Wiesentundra.<br />

32. Fuji-san, Japan, Honshu, Chubu-Distrikt,<br />

Region 6.1.b. Höchster Berg Japans, isolierter<br />

Vulkankegel dicht an <strong>der</strong> Küste, infolge jüngerer<br />

Tätigkeit mit ausgedehnten Extremstandorten<br />

(Locker- und Rohböden aus Asche und<br />

Lava). - Nach D.A. 1966, M iyawaki 1979 u. 1984,<br />

Miyawaki etc. 1980f, Miyawaki etc. 1984.<br />

Méridionale Stufe<br />

(1) Lorbeerwald (mehrere Gesellschaften <strong>der</strong> Camellietea<br />

japonicae).<br />

Nemorale Stufe<br />

(2) Lorbeer-Sommerwald aus immer- und sommergrünen<br />

Laubbäumen, mit charakteristischer Beimischung<br />

<strong>der</strong> weitgehend auf diesen Waldtyp beschränkten<br />

Abies firma.<br />

(3) Sommerwald : auf mittleren Böden herrschen die<br />

Buche {Fagus crenata), auf feucht-reichen Edellaubhölzer<br />

{Fraxinus spaethiana, Acer spp.), auf<br />

ärmeren Quercus und Castanea sowie örtlich Chamaecyparis<br />

obtusa.<br />

(4) Boreonemoraler Taiga-Sommerwald aus Fagus<br />

crenata und Abies homolepis.<br />

Boreale Stufe<br />

(5) Dunkle Taiga aus Piceajezoensis und Abies veitchii,<br />

im unteren Bereich auch Tsuga diversifolia. Auf<br />

den sehr ausgedehnten Extremböden Pionierwald<br />

aus Larix kaempferi.<br />

(6) Subalpines Krummholz aus Betula ermanii, Ainus<br />

matsumurae (Grauerle) und A. maximowiczii<br />

(Grünerle) auf besseren Böden; auf trocken-armen<br />

Offenwald aus Larix kaempferi.<br />

Alpine Stufe<br />

(7) Sehr artenarme edaphische Halbwüste auf vulkanischer<br />

Asche; die dem humiden Klima entsprechende<br />

üppige Wiesentundra tritt nur ganz<br />

sporadisch am Rande <strong>der</strong> Subalpinen Stufe auf<br />

33. Sierra Nevada (Westseite), Kalifornien,<br />

Yosemite N ational Park, Region 7. La. Das<br />

Gebirge steigt aus dem kalifornischen Längstal<br />

steil auf, während es sich an <strong>der</strong> Ostseite sanfter<br />

in die Hochplateaus von Nevada verflacht. Der<br />

stark reliefierte westliche Teil hat eine HH-Stufenfolge,<br />

wobei alle Höhenlagen semihumid<br />

sind. - Nach C r itc h fiel d 1971, B a r bo u r etc.<br />

1977.<br />

Méridionale Stufe<br />

(1) Hartlaubwald aus Quercus wislizenii und Q. chrysolepis<br />

mit Pinus sabineana als Pionierart und je<br />

nach Bodenverhältnissen und Feuereinfluß wechselndem<br />

Anteil an Chaparral (örtlich sind auch<br />

die sommergrünen Eichen Q. kelloggii und Q.<br />

douglasii beigemischt).<br />

Nemorale Stufe<br />

(2) Halbfeucht-Koniferenwald aus Abies concolor,<br />

Pinus lambertiana, Pseudotsuga menziesii, Calocedrus<br />

decurrens und Pinuspon<strong>der</strong>osa, örtlich mit Beständen<br />

(„Groves“) von Sequoiadendron. Im untersten<br />

Teil ist noch Quercus chrysolepis beigemischt, im<br />

obersten tritt Pinus jeffreyi hinzu, doch ist eine<br />

Abtrennung beson<strong>der</strong>er Stufen (meridio- bzw.<br />

boreonemoral) kaum gerechtfertigt.<br />

Boreale Stufe<br />

(3) Dunkle Taiga aus Abies magnifica {Picea fehlt), mit<br />

Pinus jeffreyi an trockenen Standorten, sowie beigemischter<br />

Pinus monticola und Tsuga mertensiana,<br />

die nach oben hin zunimmt. Eine Beson<strong>der</strong>heit<br />

ist Quercus vaccinifolia, ein nie<strong>der</strong>hegen<strong>der</strong> immergrüner<br />

Strauch von ca. 1 m Höhe, <strong>der</strong> unter <strong>der</strong><br />

Schneedecke überwintert.<br />

(4) Subalpiner Offenwald und Krummholz aus Tsuga<br />

mertensiana und Pinus albicaulis.<br />

Alpine Stufe<br />

(5) Semihumide Offentundra (ohne typische Dornpolster);<br />

alpine Wiesen treten nur an Gewässern<br />

und Quellstellen auf


368 Vegetationsgliedemng ausgewählter Gebirge<br />

5 ^<br />

Jl<br />

1^<br />

1 ^<br />

Ir-î<br />

34. Panamint Range, Kalifornien, Region 4.1.<br />

In <strong>der</strong> „Basin and Range Province“ gelegener<br />

Gebirgszug, <strong>der</strong> sich am W-Rande <strong>der</strong> Depression<br />

des Death Valley entlangzieht. Die Alpine<br />

Stufe wird nicht erreicht. - Nach H öllermann<br />

1973, B arbour etc. 1977.<br />

Méridionale Stufe<br />

(1) Halbwüste mit L a m a tridentata, infolge <strong>der</strong> relativ<br />

starken Fröste in <strong>der</strong> Beckenlage ohne echt<br />

tropische Elemente, im oberen Bereich örtlich mit<br />

Atripkx confertifolia und Yucca brevifolia Qoshua<br />

Tree).<br />

Nemorale Stufe<br />

(2) Wermut-Halbwüste aus Artemisia tridentata.<br />

(3) Koniferen-Offenwald (Pinyon-Juniper Woodland).<br />

Boreale Stufe<br />

(4) Semiari<strong>der</strong> Offenwald aus Pinus aristata\ nur an<br />

den hygrisch günstigsten Standorten zeigen sich<br />

Andeutungen einer semihumiden Taiga aus Pinus<br />

ßexilis.<br />

35. Nord-Appennin, Italien, Toskana, Region<br />

7.2.a. In semihumi<strong>der</strong> Umgebung gelegen, ist<br />

dieses nicht sehr hohe Gebirge, das mit einigen<br />

Gipfeln gerade noch die Alpine Stufe erreicht,<br />

im oberen Teil humid (bis perhumid). - Nach<br />

M üller-H ohenstein 1969, C redaro etc. 1980.<br />

Méridionale Stufe<br />

(1) Hartlaubwald (Quercetum ilicis), nur in den tiefsten<br />

Lagen in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Küste.<br />

Nemorale Stufe<br />

(2)<br />

(3)<br />

(4)<br />

(5)<br />

Hartlaub-Sommerwald (meridionemoral) mit<br />

wechselnden Anteilen von Quercus Hex und den<br />

sommergrünen Q. cerris, Q. pubescens u. a.; Vegetationstyp<br />

des toskanischen Hügellandes.<br />

Artenreicher submediterraner, rein sommergrüner<br />

Wald, noch leicht subhumid.<br />

Wie (3), aber mit Fagus sylvatica (euhumid).<br />

Boreonemoraler Taiga-Sommerwald aus Buche<br />

und Tanne {Abies albd).<br />

„Boreale“ Stufe<br />

(6) Die Dunkle Taiga ist, wie öfter in niedrigen und<br />

oben perhumiden Gebirgen, stark reduziert und<br />

nur durch das Hinzutreten von Picea abies angedeutet<br />

(Fichten-Tannen-Buchen-Wald); <strong>der</strong> obere<br />

Teil ihrer geringen Vertikalausdehnung ist schon<br />

subalpin.<br />

Alpine Stufe<br />

(7) Wiesentundra.<br />

36. Mittlere Pyrenäen, Katalonien, Horizontalprofil<br />

von Region 7.2.a nach Region 9.2. Das<br />

Gebirge bildet hier eine scharfe Klima- und<br />

Vegetationsscheide zwischen dem semihumiden<br />

(bis -ariden) mediterranen Ebrobecken im S und<br />

dem humiden atlantischen Westteil <strong>der</strong> Sommerwaldregion.<br />

Die Südseite zeigt schon Anklänge<br />

an die südmediterrane Stufung. - Nach<br />

Riba i Ar<strong>der</strong>iu etc. 1980, Folch i G uillèn 1981.<br />

Waldstufen <strong>der</strong> Leeseite<br />

(1) Sehr trockener Hartlaubwald („Alzinar continental“)<br />

mit Quercus Hex ssp. rotundifolia.<br />

(2) Submediterraner Flaumeichenwald {Quercus pubescens<br />

u. a.).<br />

(3) Nemoraler Nadelwald aus Pinus sylvestris', beim<br />

Vergleich mit <strong>der</strong> Nordseite erweist sich dies als<br />

die Boreonemorale Stufe.<br />

(4) „Dunkle“ Taiga, allein aus <strong>der</strong> in den Pyrenäen<br />

und Westalpen endemischen Pinus uncinata bestehend;<br />

die „eigentlich“ hierher gehörige Picea<br />

abies hat die Pyrenäen nicht mehr erreicht.<br />

Alpine Stufe<br />

(5) Wiesentundra (wie schon in <strong>der</strong> Borealen Stufe<br />

bestehen hier kaum noch Unterschiede zwischen<br />

N- und S-Seite, <strong>der</strong> humide Einfluß von N überwiegt).<br />

Waldstufen <strong>der</strong> Luvseite<br />

(6) Boreonemoraler Taiga-Sommerwald aus Buche<br />

und Tanne.<br />

(7) Reiner Buchenwald.<br />

(8) Eichenmischwald mitteleuropäischen Charakters.<br />

37. Moyen Atlas, Marokko, Region 7.2.a. Dieser<br />

nördlichste Zug des Atlasgebirges erhebt sich<br />

im Klimaxbereich des südmediterranen O ko-<br />

C eratonion. Mit zunehmen<strong>der</strong> Höhe steigen die<br />

Nie<strong>der</strong>schläge zwar stark an, doch bleibt die<br />

Sommerdürre in allen Höhenlagen erhalten, so<br />

daß die typische südmediterrane Stufung auftritt.<br />

- Nach E mberger 1936.<br />

Méridionale Stufe<br />

(1) Niedrigwüchsiges Oleo-Ceratonion mit Olea europaea,<br />

Pistacia lentiscus, örtlich auch Tetraclinis<br />

articulata.<br />

(2) Hochwüchsiger Quercus-ilex-Yf/3.\à', an lokalklimatisch<br />

beson<strong>der</strong>s feuchten Stellen örtlich mit<br />

<strong>der</strong> sommergrünen Q.faginea. Auf Extrem- und<br />

Pionierstandorten Pinus halepensis.<br />

Nemorale Stufe<br />

(3) Halbfeucht-Koniferenwald aus Cedrus atlántica (die<br />

in an<strong>der</strong>en südmediterranen Gebirgen vorhandene<br />

Abies fehlt hier); als Kleinbäume im Unterwuchs<br />

treten z. B. Taxus baccata, Ilex aquifolium, Acer<br />

monspessulanum, Sorbus aria und S. torminalis auf<br />

„Boreale“ Stufe. Während im W-Himalaja, dessen<br />

Méridionale und Nemorale Stufen ähnlich sind, auch


Meridionale/Nemorale Zone 369<br />

die Boreale Stufe gut entwickelt ist, ist diese hier, wohl<br />

infolge <strong>der</strong> geringeren Höhe, weitgehend reduziert,<br />

man kann ihr nur einen schmalen subalpinen Bereich<br />

zuordnen.<br />

(4) Niedriger subalpiner Wald bzw. Offenwald aus<br />

Juniperus thuriferw, die Untergrenze dieses Typs<br />

ist nicht nur thermisch, son<strong>der</strong>n auch hygrisch<br />

bedingt: mit <strong>der</strong> Obergrenze <strong>der</strong> Wolkenstufe,<br />

die zugleich die <strong>der</strong> Ze<strong>der</strong> ist, wird das Klima<br />

schlagartig trockener.<br />

Alpine Stufe<br />

(5) Dornpolsterflur.<br />

Nemorale Zone (Profile 38-57)<br />

Die große Vielfalt <strong>der</strong> nemoralen Vegetationstypen<br />

spiegelt sich auch in den Gebirgen wie<strong>der</strong>.<br />

In Nordamerika sind im humiden Osten<br />

nur die niedrigen, kaum in die Alpine Stufe reichenden<br />

Appalachen vorhanden, im überwiegend<br />

semihumiden bis ariden Westen herrscht<br />

hingegen das hohe, starke LL-Wirkungen hervormfende<br />

Kordillerensystem. Die stärker voneinan<strong>der</strong><br />

isolierten Hochgebirge von Europa-<br />

Vor<strong>der</strong>asien besitzen zwar alle humide Stufungen,<br />

doch sind diese infolge von LL-Effekten<br />

nur an <strong>der</strong> Außen- bzw. auch nur an einer Seite<br />

gut entwickelt. Im ariden Innerasien sind manche<br />

<strong>der</strong> z. T. sehr hohen Kettengebirge noch AH-<br />

Typen mit Waldstufen, an<strong>der</strong>e sind durchgehend<br />

arid. Ostasien zeigt schließlich wie<strong>der</strong><br />

überwiegend humide Glie<strong>der</strong>ungen.<br />

38. Great Smoky Mountains (S-Appalachen),<br />

North Carolina/Tennessee, Region 9.1. Das<br />

Appalachensystem, das sich durch O-Nordamerika<br />

von SW nach NO über mehr als 10 Breitengrade<br />

erstreckt (d. h. fast durch den gesamten<br />

Bereich <strong>der</strong> Nemoralen Zone), hat trotz Höhen<br />

bis über 2000 m nur Mittelgebirgscharakter.<br />

Die Klimadaten des höchsten Berges im S,<br />

Mount Mitchell (2042 m), entsprechen ziemlich<br />

genau denen des m itteleuropäischen<br />

Schwarzwaldes bei 1 0 0 0 m, also noch etwa<br />

400 m unter <strong>der</strong> thermischen Waldgrenze. -<br />

Nach ScHROEDER 1974.<br />

Nemorale Stufe<br />

(1) Artenreicher Sommerwald vom Typ des Mixed<br />

Mesophytic Forest.<br />

(2) Artenärmerer montaner Sommerwald aus Acer<br />

saccharum, Tilia heterophylla, Fraxinus americana.<br />

Aesculus octandra, Quercus rubra und (früher)<br />

Castanea dentata.<br />

(3) Boreonemoraler Taiga-Sommerwald aus Fagus<br />

grandifolia, Betula lutea und Picea rubens.<br />

Boreale Stufe<br />

(4) Dunkle Taiga aus Abies fraseri und Picea rubens.<br />

Auf flachgründig-felsigen Hängen wird <strong>der</strong> Wald<br />

durch dichte, 2-4 m hohe Bestände aus Rhododendron<br />

catawbiense u. a. Sträuchem ersetzt („Heath<br />

Balds“).<br />

39. White Mountains (N-Appalachen), New<br />

Hampshire, Region 9.1. In den höchsten Teilen<br />

<strong>der</strong> bereits im Boreonemoralen Ökoton gelegenen<br />

N-Appalachen wird die Waldgrenze<br />

überschritten. - Nach B raun 1950, W alter<br />

1962f, Buss 1963.<br />

Nemorale Stufe<br />

(1) Boreonemoraler Taiga-Sommerwald vom Typ<br />

„Hemlock - White Pine - Northern Hardwoods“.<br />

Boreale Stufe<br />

(2) Dunkle Taiga aus Picea rubens und Abies balsamea,<br />

mit Beimischung von Betula lutea sowie B. papyrifera<br />

als Pionierart.<br />

(3) Subalpines Krummholz aus den genannten Taiga-Arten.<br />

Alpine Stufe<br />

(4) Wiesentundra, aus disjunkt auftretenden Arten<br />

<strong>der</strong> arktischen Tundra (Region 16.1) bestehend.<br />

40. Mount Rainier, Kaskadengebirge (Cascade<br />

Range), Washington State, Horizontalprofil<br />

von Region 10.1 nach Region 13.1. Das N-S<br />

streichende Kaskadengebirge, im Kammbereich<br />

durchschnittlich nicht über 2 0 0 0 m hoch, aber<br />

von höheren Vulkanbergen gekrönt (Mount<br />

Rainier ist <strong>der</strong> höchste), zeigt eine ausgesprochene<br />

LL-Glie<strong>der</strong>ung. Die Ostabdachung erhebt<br />

sich als AH-Typ aus dem ariden Columbia<br />

Basin. - Nach T roll 1955, K üchler 1964,<br />

Franklin etc. 1969.<br />

Nemorale Stufe <strong>der</strong> Westseite<br />

(1) Unterer Feucht-Koniferenwald <strong>der</strong> Tsuga-heteropbylla-Xone..<br />

(2) Oberer Feucht-Koniferenwald <strong>der</strong> Abies-amabilis-<br />

Zone, als boreonemoraler Ökoton anzusehen.<br />

Boreale Stufe<br />

(3) Dunkle Taiga aus Abies lasiocarpa und Tsuga mertensiana,<br />

dazu vereinzelt Chamaecyparis nootkatensis<br />

und mancherorts (nach O zunehmend)<br />

Picea mgelmannii. Im oberen Bereich tritt die niedrige,<br />

typisch subalpine Pinus albicaulis hinzu. Die<br />

Waldgrenze ist je nach Geländeform und Bodenart<br />

sehr unterschiedlich ausgebildet: in steilerem<br />

Gelände und auf trockenen Böden (vulkanische


370 Vegetationsgliedemng ausgewählter Gebirge<br />

Aschen) tritt Krummholz auf, das von allen genannten<br />

Koniferen gebildet werden kann; bei<br />

sanfteren Geländeformen und besseren Böden ist<br />

sie hingegen vom Mosaiktyp (Abb. 159, S. 316),<br />

und dieses „Subalpine Parkland“ kann bis 1500 m<br />

hinunterreichen. Eine definierte Subalpine Stufe<br />

läßt sich daher nicht abtrennen.<br />

Alpine Stufe<br />

(4) Wiesentundra, sehr üppig (abgesehen von edaphischen<br />

Halbwüsten auf Asche- und Lavaböden).<br />

Ihre vertikale Ausdehnung ist gering; die klimatische<br />

Schneegrenze liegt infolge <strong>der</strong> sehr hohen<br />

Winternie<strong>der</strong>schläge schon bei etwa 2200 m, so<br />

daß Höhenlagen, die vom Wärmeklima her <strong>der</strong><br />

hochalpinen Stufe entsprechen würden, fast vollständig<br />

mit Eis bedeckt sind.<br />

Nemorale Stufe <strong>der</strong> Ostseite<br />

(5) Halbfeucht-Koniferenwald mit Pseudotsuga, Abies<br />

grandis, Pinus monticola, P. contorta. Picea engelmannii.<br />

Larix occidentalis, hier wohl dem boreonemoralen<br />

Ökoton zuzurechnen (die hygrisch<br />

bedingte Grenze gegen die folgende Stufe kann<br />

an<strong>der</strong>wärts auch wesentlich höher o<strong>der</strong> tiefer liegen).<br />

(6) Trocken-Koniferenwald aus Pinus pon<strong>der</strong>osa, in<br />

zunehmend offener Form bis an die hygrische<br />

Waldgrenze reichend (<strong>der</strong> an<strong>der</strong>wärts oft den<br />

„Waldmantel“ bildendeJuniperus-OEcrvuiXA fehlt<br />

hier).<br />

(7) Wermut-Halbwüste mit Artemisia tridentata.<br />

4 L Front Range, Mittlere Rocky Mountains,<br />

Colorado, Region 12.1. Der mittlere, höchste<br />

Teil des Rocky-Mountain-Systems erhebt sich<br />

aus dem obersten, ca. 1500 m hoch gelegenen<br />

Teil <strong>der</strong> präriebedeckten Great Plains als AH-<br />

Typ. - Nach M ark 1967, Holtmeier 1981, Haase<br />

1987.<br />

Nemorale Stufe<br />

( 1)<br />

(2)<br />

(3)<br />

Kurzgras-Prärie.<br />

Trocken-Koniferenwald aus Pinus pon<strong>der</strong>osa, im<br />

untersten Teil waldsteppenartig aufgelockert, an<br />

beson<strong>der</strong>s feuchten Stellen mit Pseudotsuga.<br />

Halbfeucht-Koniferenwald aus Pseudotsuga menziesii,<br />

mit Pinus pon<strong>der</strong>osa an Trockenstandorten.<br />

(4) Wie (3), aber an Trockenstandorten mit Pinus<br />

flexilis und mit P. contorta als Pionierbaumart<br />

(boreonemoraler Bereich).<br />

Boreale Stufe<br />

(5) Dunkle Taiga aus Abies lasiocarpa. Picea engelmannii<br />

und Pinus flexilis, die sich etwa in dieser<br />

Reihenfolge entlang dem Feucht-Trocken-Gradienten<br />

abstufen; P. flexilis wird außerdem zur<br />

Waldgrenze hin immer häufiger. An dieser können<br />

alle drei Arten als Krummholz auftreten.<br />

Alpine Stufe<br />

(6) Wiesentundra, überwiegend aus niedrigen Cyperaceen<br />

(häufig dominiert Kobresia) und vielen<br />

ebenfalls niedrigwüchsigen Dikotylen,<br />

42. Coconino Mountains, Colorado Plateau,<br />

Nord-Arizona, Region 13.1. Das Plateau hat<br />

weithin eine Höhenlage von 1200-1500 m und<br />

mehr; die einzelnen aufgesetzten Gebirge steigen<br />

bis in die Alpine Stufe auf - Nach M erkle<br />

1954, W alter 1962f<br />

Nemorale Stufe<br />

(1) Wermut-Halbwüste (Artemisia tridentata).<br />

(2) Pinyon-Juniper Woodland.<br />

(3) Trocken-Koniferenwald aus Pinus pon<strong>der</strong>osa.<br />

(4) Halbfeucht-Koniferenwald aus Abies concolor,<br />

Pseudotsuga menziesii. Picea pungens.<br />

Boreale Stufe<br />

(5) Dunkle Taiga, ebenfalls + semihumid, mit Picea<br />

engelmannii und Abies lasiocarpa an feuchteren<br />

Standorten (N-Hänge) sowie Pinusflexilis und P.<br />

aristata an trockneten (S-Hänge). An <strong>der</strong> Waldgrenze<br />

herrscht P. aristata.<br />

Alpine Stufe<br />

(6) Offentundra, meist aus Zwergsträuchem.<br />

43. M ittlere Alpen, Bayern/Tirol/Trentino,<br />

Region 9.2, Horizontalprofil. Infolge <strong>der</strong> Aufgliedemng<br />

in mehrere parallele Kettenzüge mit dazwischenliegenden<br />

Längstälem gibt es bekanntermaßen<br />

charakteristische Unterschiede vom LL-<br />

Typ zwischen Randalpen und Innenalpen, so<br />

daß in den am stärksten abgeschirmten Tälern<br />

(Val dAoste, Wallis, Vinschgau) das Klima <strong>der</strong> Tieflagen<br />

± semihumid wird und zugleich infolge <strong>der</strong><br />

stärkeren sommerlichen Einstrahlung die alpine<br />

Waldgrenze erheblich höher liegt. Im weltweiten<br />

Vergleich ist diese Differenzierung allerdings relativ<br />

unbedeutend. - Nach E llenberg 1963,<br />

M ayer 1963, W agner 1966, Peer 1983.<br />

Nemorale Stufe<br />

(1) Mitteleuropäischer Buchenmischwald.<br />

(2)<br />

(3)<br />

Boreonemoraler Buchen-Tannen-Fichtenwald.<br />

Mischwald mit Tanne (Abies alba) und Fichte (Picea<br />

abies) sowie Buche (Fagus sylvaticd) an beson<strong>der</strong>s<br />

humiden und Kiefer (Pinus sylvestris) an beson<strong>der</strong>s<br />

trockenen Stellen; eine vertikale Glie<strong>der</strong>ung<br />

entsprechend (l)/(2) ist hier kaum möglich.<br />

Submediterraner, niedriger Flaumeichen-Trokkenwald<br />

(Quercuspubescens).<br />

Trocken-Koniferenwald aus Kiefer mit Steppenund<br />

Halbwüstenelementen (z. B. Ephedra helvética)<br />

im Unterwuchs; zonationstypologisch als<br />

boreonemoral anzusehen.


Meridionale/Nemorale Zone 371<br />

©<br />

Moyen Atlas<br />

33,5°N 4°W<br />

@ S-Appalachen<br />

35,5°N 83,5°W<br />

D jé b e l B o u Ib la n e<br />

3 2 1 9 m<br />

C lin g m a n s D o m e<br />

2 0 2 6 m<br />

® N-Appalachen<br />

44°N 7 r W<br />

M o u n t W a s h in g to n<br />

1 9 1 7 m<br />

©<br />

Front Range<br />

40°N 105,5°W<br />

A ra p a h o P e a k<br />

41 1 1 m<br />

® N-Kaskadenaebirae<br />

47°N 122°W<br />

M o u n t R a in ie r<br />

4 3 9 4 m<br />

©<br />

Coconino Mountains<br />

35,5°N 111,5°W<br />

S a n F ra n c is c o P e a k<br />

37 6 1 m<br />

Abb. 178.37-42: Méridionale Zone (Nordafrika); Nemorale Zone (Nordamerika)


372 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />

I M-Alpen<br />

' 46-47°N 11“0<br />

N -A lp e n<br />

Zentralalpen<br />

S-Alpen<br />

N<br />

W eißkugel<br />

3746 m<br />

Zufallspitze<br />

3778 m<br />

Presanella<br />

3565 m<br />

!<br />

M iem inger<br />

2743 m<br />

AL<br />

AL<br />

V IO O —<br />

-^.n < '/9 )K ru m m h o lz<br />

BO<br />

/ D un kle T aig a<br />

BO<br />

Passo del<br />

Tonale<br />

T aiga-<br />

NE I 6 o m m e rw a ld |<br />

Koniferen- u\ n e /<br />

Som m enw ald i l d \ /<br />

2>.<br />

|4) T rocken -<br />

,\N E /<br />

-K onifere nw ald .<br />

Vinscfigau<br />

-6 0 0 m<br />

W-Kaukasus<br />

43-45°N 41 °0<br />

Psyà<br />

3787 m<br />

©<br />

Zinana-Gebirae<br />

41°N 41°0<br />

Kaçkar Dag<br />

3931 m<br />

so<br />

AL<br />

AL<br />

BO<br />

BO<br />

BO<br />

N E 90o/itL<br />

NE<br />

NE<br />

T rocken - \<br />

S o m m e rw a ld \<br />

Lorbeer-S om m erw a ld<br />

Abb. 178.43-45: Nemorale Zone (Europa, Vor<strong>der</strong>asien)<br />

t<br />

(6) Feuchter submediterraner Laubmischwald mit<br />

Osttya carpinifolia, Fraxinus ornus, Quercus pubescens<br />

u. a.<br />

(7) Boreonemoraler Buchen-Tannen-Wald (Fichte<br />

fehlt).<br />

Boreale Stufe<br />

(8) Dunkle Taiga mit dominieren<strong>der</strong> Fichte.<br />

(9) Krummholz aus Latsche (Pinm mugo, auf trockneten<br />

Standorten, vorwiegend auf Kalk) und<br />

Grünerle (Ainus viridis, auf feucht-reichen Standorten);<br />

nicht überall vorhanden.<br />

(10) Dunkle Taiga aus Fichte und Zirbe (Pinus cembrd)<br />

mit Lärche (Larix decidud).<br />

(11) Untere Dunkle Taiga aus Fichte.<br />

(12) Obere Dunkle Taiga aus Zirbe mit Lärche.<br />

(13) Dunkle Taiga aus Fichte und Tanne mit Lärche.<br />

Alpine Stufe<br />

(14) Wiesentundra.<br />

4 4 . W est-K au k asu s, R u ß lan d /G eorgien ,<br />

Horizontalprofil von Region 9.2 nach Region<br />

12.2.a. Im westlichen Kaukasus bestehen große<br />

thermische und hygrische Unterschiede zwischen<br />

den Basallagen <strong>der</strong> N- und S-Seite: die<br />

Schwarzmeerküste empfängt sehr hohe Nie<strong>der</strong>­


Nemorale Zone 373<br />

schlage und wird zugleich im Winter vor den<br />

kalten Luftmassen aus dem N geschützt. Weiter<br />

nach SO wird das Gebirge beidseitig trockener<br />

(vgl. S. 311). - Nach W alter 1974.<br />

Nemorale Stufe<br />

(1) Kolchischer Mischwald (meridionemoral, vgl.<br />

S. 268).<br />

(2) Wiesensteppe.<br />

(3) Waldsteppe: Mosaik von (2) und (4).<br />

(4) Eichenmischwald {Querco-Carpinetum mitteleuropäischen<br />

Charakters).<br />

(5) Feucht-kühle Buchenwaldstufe (Fagus orientalis),<br />

auch auf die Leeseite übergreifend. Ein boreonemoraler<br />

Ökoton wird nicht beschrieben.<br />

Boreale Stufe<br />

(6) Dunkle Taiga aus Abies nordmanniana und Picea<br />

orientalis.<br />

(7) Subalpines Krummholz aus Fagus orientalis und<br />

verschiedenen Betula-Aitzn im Wechsel mit üppigen<br />

Hochstaudenfluren (± perhumid).<br />

Alpine Stufe<br />

(8) Artenreiche Wiesentundra.<br />

45. Zigana-Gebirge, Nordost-Türkei, Region<br />

9.2, Horizontalprofil. Fast 4000 m hoher Gebirgszug<br />

an <strong>der</strong> Südküste des Schwarzen Meeres<br />

mit ausgeprägter LL-Situation; die Nordseite<br />

ähnelt z. T. <strong>der</strong> Südseite des W-Kaukasus. -<br />

Nach M ayer etc. 1986.<br />

Waldstufen <strong>der</strong> Luvseite<br />

(1) Kolchischer Mischwald (meridionemoral).<br />

(2) Artenreicher unterer Sommerwald aus Fagus orientalis,<br />

Carpinus betulus, Castanea sativa u. a.<br />

(3) Oberer Sommerwald aus Buche, oft mit Strauchschicht<br />

aus Rhododendron ponticum.<br />

(4) Boreonemoraler Wald aus Buche und Picea orientalis.<br />

(5) Dunkle Taiga, unterer Teil, vorwiegend aus Fichte.<br />

(6) Dsgl., oberer Teil, aus Fichte und Tanne {Abies<br />

nordmanniana).<br />

(7) Niedriger Offenwald aus Fichte (zuweilen auch<br />

Pinus sylvestris an Stellen mit lokalem Trockeneinfluß<br />

aus S), im Wechsel mit Krummholz aus<br />

Rhododendron ponticum und Rh.flavum.<br />

Alpine Stufe<br />

(8) Kleinräumiger Wechsel humi<strong>der</strong> und nicht-humi<strong>der</strong><br />

Vegetationstypen; es gibt alle Übergänge<br />

von artenreicher Wiesentundra auf luvseitigen<br />

Nordhängen bis zu offener Dompolsterflur auf<br />

leeseitigen Südhängen.<br />

Waldstufen <strong>der</strong> Leeseite<br />

(9) „Dunkle“ Taiga aus Pinus sylvestris, nur an lokal<br />

günstigen Stellen können Tanne und Fichte noch<br />

beigemischt sein.<br />

(10) Eichen-Trockenwald submediterranen Charakters,<br />

in den untersten Lagen im Coruh-Tal örtlich von<br />

Offenwald aus Juniperus excelsa abgelöst.<br />

46. Elburs-Gebirge, Nord-Persien, Horizontalprofil<br />

von Region 9.2 nach Region 11.2. Uber<br />

5000 m hohes Kettengebirge am Südufer des<br />

Kaspischen Meeres, wie das Zigana-Gebirge ein<br />

ausgeprägter LL-Typ. Ein großer Unterschied<br />

besteht aber darin, daß die Wolkendecke, die<br />

die vom Meer kommenden feuchten Luftmassen<br />

erzeugen, gewöhnlich sehr niedrig liegt, so<br />

daß <strong>der</strong> oberste Teil <strong>der</strong> Waldstufe dürrebeeinflußt<br />

ist; die obere Waldgrenze ist wahrscheinlich<br />

nicht allein thermisch bedingt (AHA-<br />

Typ). Eine Boreale Stufe ist physiognomisch<br />

nicht erkennbar, ihre wärmeklimatische Lage<br />

kann man wegen fehlen<strong>der</strong> Klimadaten nur vermuten.<br />

- Nach B obek 1951, N oirfalise etc.<br />

1965, U erpmann etc. 1981.<br />

Waldstufen <strong>der</strong> Luvseite<br />

(1) Artenreicher hyrkanischer Sommerwald mit immergrünem<br />

Unterwuchs (z. B. Prunus laurocerasus).<br />

(2) Buchenwald {Fagus orientalis) mit Immergrünen.<br />

(3) Reiner Buchenwald ohne Immergrüne.<br />

(4) Eichen-Trockenwald aus Quercus macranthera, zur<br />

oberen Waldgrenze hin Krüppelwuchs annehmend.<br />

Waldfreie Hochlagen („Alpine“ Stufe)<br />

(5) Dornpolsterflur,<br />

Leeseite<br />

(6) Offenwald aus Juniperus macropoda.<br />

(7) Mandel-Pistazien-Trockengehölze.<br />

47. West-Altai, Sibirien/Kasachstan, Horizontalprofil<br />

von Region 14.2.a nach Region 12.2.a.<br />

Der Altai, in Höhe und Ausdehnung den Alpen<br />

vergleichbar, liegt an <strong>der</strong> Grenze <strong>der</strong><br />

Nemoralen und <strong>der</strong> Borealen Zone und zeigt<br />

zugleich einen starken Feuchtegradienten von<br />

NW nach SO (die östlichsten Teile reichen weit<br />

in den dsungarisch-mongolischen W üstenbereich<br />

hinein). - Nach W alter 1974.<br />

Nemorale Stufe<br />

(1) Wiesensteppe.<br />

Boreale Stufe: Vertikal sehr ausgedehnt und daher<br />

mit starker thermischer und hygrischer Unterglie<strong>der</strong>ung.<br />

(2) Untere, „Finstere“ Taiga aus Fichte {Picea abies),<br />

Zirbe {Pinus cembrd) und Tanne {Abies sibirica) im<br />

nördlichen Vorland und an den unteren Hängen<br />

<strong>der</strong> nördlichen Ketten.


374 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />

(3)<br />

(4)<br />

(5)<br />

(6)<br />

Mittlere Dunkle Taiga aus Fichte und Zirbe.<br />

Obere Dunkle Taiga aus Zirbe mit Lärche (Larix<br />

russicä) als Subklimaxart (diese gegen die Waldgrenze<br />

hin zunehmend).<br />

Trockenwald in Tieflagen abgeschirmter Täler und<br />

Becken des Nordteils, neben Lärche auch Espe<br />

(Populus trémula) und Birke (Betula pendula) enthaltend<br />

und damit Anklänge an die boreonemorale<br />

Weichholz-Waldsteppe zeigend.<br />

Helle Taiga (Trockenwald) aus Lärche in den<br />

semihumiden Lagen im Südteil, <strong>der</strong>en vertikale<br />

Erstreckung nach S immer mehr zunimmt.<br />

Alpine Stufe<br />

(7) Artenreiche Wiesentundra, im S zunehmend mit<br />

Steppenelementen.<br />

48. West-Tienschan, Kirgisistan, Region 13.2.<br />

Das gewaltige Gebirgssystem des Tienschan, das<br />

sich zwischen den Wüsten Kasachstans und <strong>der</strong><br />

Dsungarei im N und denen des Fergana- und<br />

Tarim-Beckens im S etwa 1800 km von W nach<br />

O erstreckt, erhält seine Nie<strong>der</strong>schläge vorwiegend<br />

aus W und NW. Klimatisch beson<strong>der</strong>s<br />

günstig sind die westlichen Teil-Gebirgsketten<br />

in Kirgisistan und Kasachstan, in denen noch<br />

eine breite, bis in nemorale Lagen herabreichende<br />

Waldstufe vorhanden sein kann. Diese<br />

wird nach O schmäler (Profil 49); am SO-<br />

Rand gegen das Tarim-Becken bildet sie nur<br />

noch ein schmales Band in großer Höhe (z. B.<br />

3200-3600 m in <strong>der</strong> Umgebung von Kaschgar),<br />

und vielerorts fehlt sie ganz. Auffallend sind im<br />

ganzen Bereich die starken Unterschiede <strong>der</strong><br />

Humidität je nach <strong>der</strong> Exposition; steile Südhänge<br />

sind sehr viel ari<strong>der</strong> und können auch<br />

innerhalb gut ausgebildeter Waldstufen von<br />

Natur aus waldfrei sein. - Nach W alter 1974.<br />

Nemorale Stufe<br />

(1) Halbwüste.<br />

(2) Artenreiche Wiesensteppe.<br />

(3) Trocken-Sommerwald (teils waldsteppenartig aufgelockert)<br />

aus Juglans regia s.l. und Ähorn-Arten<br />

(Acerturkestanicum u. a., nach oben zunehmend),<br />

mit reichem Unterwuchs an Wildobstarten (Malus,<br />

Prunus s.l.).<br />

Boreale Stufe<br />

(4) Dunkle Taiga aus Picea schrenkiana, lokal an beson<strong>der</strong>s<br />

feucht-reichen Stellen mit Abiessemenovii.<br />

Alpine Stufe<br />

(5) Wiesentundra, beson<strong>der</strong>s im unteren Bereich mit<br />

Steppenelementen.<br />

49. Ost-Tienschan, C hina, Prov. Sinkiang,<br />

Region 13.2. Östlichster, etwas abgesetzter Abschnitt<br />

des Tienschan (vgl. bei Profil 48) im chinesischen<br />

(dsungarischen) Anteil in <strong>der</strong> Nähe<br />

<strong>der</strong> Stadt Urumci. - Nach W ang 1961, W alter<br />

1962f<br />

Nemorale Stufe<br />

(1)<br />

(2)<br />

(3)<br />

Wermut-Halbwüste.<br />

Steppe, von unten nach oben an Dichte zunehmend.<br />

Waldsteppe, Mosaik aus Wiesensteppe und<br />

Trockenwäl<strong>der</strong>n aus Espe, Birke, Ulmusparvifolia<br />

und Sorbus tianschanica.<br />

Boreale Stufe<br />

(4) Dunkle Taiga aus Picea schrenkiana.<br />

(5) Krummholz aus Juniperus turkestanica.<br />

Alpine Stufe<br />

(6) Wiesentundra.<br />

50. Turkestan-Gebirge, Tadshikistan, Region<br />

13.2. O-W streichen<strong>der</strong> Ausläufer des Pamir-<br />

Alai-Systems am Südrand <strong>der</strong> usbekischen Wüste,<br />

in sehr aridem Klima (Übergang zum<br />

Winterregen-Klimatyp), ohne richtige Waldstufe.<br />

- Nach W alter 1974.<br />

Nemorale Stufe<br />

(1) Halbwüste, vielerorts auf lößbedeckten Gebirgs-<br />

Vorhügeln als Ephemerenflur ausgebildet.<br />

(2) Normale Halbwüste ohne Lößvorkommen.<br />

(Theoretische) Boreale Stufe<br />

(3) Wiesen- und Trockensteppe; an beson<strong>der</strong>s geeigneten<br />

Standorten (z. B. steinige Nordhänge) lokal<br />

Wachol<strong>der</strong>-Offenwäl<strong>der</strong> (Juniperus seravschanica,<br />

turkestanica).<br />

Alpine Stufe<br />

(4) „Steppentundra“ mit typischen Steppensippen als<br />

Ober- und arktisch-alpinen Elementen (z. B.<br />

Kobresid) als Untergräsern; echte alpine Wiesen<br />

nur an Quellstellen; auf steinigen Böden Dompolsterflur.<br />

51. Karakorum (N ordabfall), China, Prov.<br />

Sinkiang, Region 13.2. In diesem extremen<br />

Trockengebiet wird die gesamte Höhenstufenfolge<br />

von Wüste eingenommen. Diese läßt sich<br />

aber durchaus floristisch differenzieren, so daß<br />

anhand des Auftretens bestimmter Leitarten 5<br />

Stufen unterschieden werden können. Einige<br />

Indizien lassen auch die ungefähre Zuordnung<br />

zu den üblichen thermischen Höhenstufen zu.<br />

- Nach D ickore 1991 u. 1995.<br />

Stufenfolge<br />

(1) Nach D ickorE „Stufe I, kollin“; Vollwüste.<br />

(2) „Stufe II, montan“: Vollwüste bis Halbwüste mit<br />

<strong>der</strong> Leitart Sjmpegma regelii (Chenopodiaceae)', ab


Nemorale Zone 375<br />

W-Tienschan<br />

41 °N 72,5“0<br />

F ergana-G ebirge<br />

44 90 m<br />

3200 m treten sporadisch strauchige Einzelexem- (4)<br />

plare von Juniperus pseudosabina auf.<br />

(3) „Stufe III, subalpin“: Halbwüste mit <strong>der</strong> Leitart<br />

Krascheninnikovia (= Eurotia) ceratoides (Chenopodiaceae)',<br />

örtlich strauchige Einzelexemplare von<br />

Hippophae rhamnoides und Juniperus turkestanica.<br />

In Flußtälern gehen 1-2 m hohe Sträucher von<br />

Myricaria elegans noch bis zur Obergrenze dieser (5)<br />

Stufe; hier ist demnach die theoretische Grenze<br />

<strong>der</strong> Alpinen Stufe anzusetzen.<br />

„Stufe IV, alpin“: Offentundra (alpine Halbwüste)<br />

mit <strong>der</strong> Leitart Ajania tibetica {Compositae). Dies<br />

ist die Stufe mit <strong>der</strong> höchsten Aftenzahl (in 4300-<br />

4400 m Höhe wurden 45 Gefaßpflanzen-Arten<br />

gefunden gegenüber nur 12 in 3900-4000 m), und<br />

auch <strong>der</strong> Deckungsgrad <strong>der</strong> Vegetation ist hier<br />

am höchsten.<br />

„Stufe V, subnival“: Subnivale Kältewüste mit starker<br />

Abnahme von Artenzahl und Deckungsgrad,<br />

Leitart Sibbaldia tetrandra\ einzelne Angiospermen<br />

sind noch bis 5200 m {Thylacospermum,<br />

Crucijerae) gefunden worden.


376 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />

SiSJ<br />

52. Nan-Shan, China, Prov. Kansu/Tsinghai,<br />

Region 13.2. Bis über 6000 m hohes Kettengebirge<br />

am Südrande <strong>der</strong> Alashan- und Beishan-<br />

Wüsten, im östlichen Teil mit Waldstufe. -<br />

Nach W a n g 1961, W a l t e r 1962f. u. 1974.<br />

Nemorale Stufe<br />

(1) Voll- und Halbwüsten auf Sand- (im basalen<br />

Hessi-Plateau) und Gesteinsböden.<br />

(2) Artenreiche Wiesensteppe.<br />

(3) Waldsteppe mit Populus trémula var. davidiana,<br />

Betula sp., Sorbus tianschanica, Juniperus rígida,<br />

Rhamnus, Cotoneaster u. a. (wohl boreonemoraler<br />

Bereich).<br />

Boreale Stufe<br />

(4) Dunkle Taiga aus Picea asperata, an N-Hängen<br />

dichter Wald, an steilen S-Hängen hingegen oft<br />

stark aufgelockert bis hin zu Juniperus-rigida-<br />

Offenwäl<strong>der</strong>n.<br />

(5) Subalpines Gebüsch mit Salix, Spiraea, Potentilla<br />

fruticosa u. a.<br />

Alpine Stufe<br />

(6) Wiesentundra, im unteren Teil mit Steppenelementen<br />

durchsetzt.<br />

53. Tsinling-Shan, China, Prov. Shensi, Region<br />

9.3. Bis 4000 m hohes Kettengebirge, das<br />

sich vom westchinesischen Hochland in Kansu<br />

und Tsinghai entlang 34°N etwa 600 km nach<br />

O erstreckt. Es hält im Winter die aus N W kommenden<br />

trocken-kalten Luftmassen von den<br />

südlicher gelegenen Gegenden fern und bildet<br />

dadurch eine Klimascheide zwischen dem Gebiet<br />

des semihumiden Sommerwaldes im N und<br />

dem des humiden Lorbeer-Sommerwaldes im<br />

S. - Nach W a n g 1961, C h e n 1987, R o s t 1992.<br />

Nemorale Stufe<br />

(1) Lorbeer-Sommerwald („Mixed Mesophytic<br />

Forest“).<br />

(2) Artenreicher humi<strong>der</strong> Sommerwald.<br />

(3) Trocken-Sommerwald mit vorherrschen<strong>der</strong>¿»ercKi,<br />

an trocken-felsigen Hängen die sehr trockenresistente<br />

Platycladus (Thuja) orientalis.<br />

Artenärmerer boreonemoraler Sommerwald mit<br />

starker Beteiligung von Pinus armandii und schwächerer<br />

von Tsuga chinensis und Pinus tabulaeformis.<br />

Wie (4), aber mit starker Zunahme von Betula<br />

albo-sinensis unter den Laubbäumen und Beteiligung<br />

von Koniferen aus (6).<br />

Alpine Stufe<br />

(9) Wiesentundra.<br />

54. Tungling-Shan, China, Prov. Hopei, Region<br />

9.3. Teil des mittelhohen Gebirgslandes<br />

nordöstlich von Peking (ehern. Provinz Jehol),<br />

mit mehreren Gipfeln in die Alpine Stufe reichend.<br />

- Nach W ang 1961.<br />

Nemorale Stufe<br />

(1) Troclcen-Sommerwald mit vorherrschenden Eichen<br />

(Quercus aliena, variabilis, dentatd) und Pinus<br />

tabulaeformis an Pionier- und Extremstandorten,<br />

(2) Humi<strong>der</strong> Sommerwald mit Acer, Tilia und Betula.<br />

Eine prononcierte Boreonemorale Stufe scheint<br />

nicht aufzutreten.<br />

Boreale Stufe<br />

(3) Dunkle Taiga aus Picea meyeri und Abies nephrolepis.<br />

(4) Helle Taiga aus Larix gmelinii.<br />

Alpine Stufe<br />

(5) Wiesentundra.<br />

55. Changpai-Shan, China (Mandschurei),<br />

Prov. Kirin, Region 9.3. Gebirgszug im Grenzgebiet<br />

zwischen <strong>der</strong> Mandschurei und Korea<br />

(Ostmandschurisches Bergland), meist unter<br />

1500 m, aber mit einigen mehr hochgebirgsartigen<br />

Gipfeln. - Nach D a n e r t etc. 1956, W ang<br />

1961, C h e n 1987.<br />

Nemorale Stufe<br />

(1) Artenreicher mandschurischer Sommerwald mit<br />

Acer, Tilia, Juglans, M aackia, Phellodendron,<br />

Fraxinus, Betula, Quercus.<br />

(2) Artenärmerer, boreonemoraler Sommerwald mit<br />

starkem Anteil von Pinus koraiensis (oft als Überbaum)<br />

und Abies holophylla (an sumpfigen Stellen<br />

Larix gmelinii).<br />

Boreale Stufe<br />

(3) Dunkle Taiga aus Picea jezoensis und Abies nephrolepis.<br />

Helle Taiga aus Larix gmelinii', an beson<strong>der</strong>s<br />

feucht-reichen Stellen Betula ermanii.<br />

Subalpines Krummholz aus Pinus pumila.<br />

Alpine Stufe<br />

(6) Wiesentundra.<br />

56. Ide-san und Azuma-yama, Japan, Honshu,<br />

Tohoku-Distrikt, Region 9.3, Horizontalprofil.<br />

Zwei Vulkangipfel im Bergland von N-Honshu,<br />

mit unterschiedlicher Ausbildung <strong>der</strong> Borealen<br />

Stufe je nach <strong>der</strong> Entfernung von <strong>der</strong> Westküste.<br />

- Nach M i y a w a k i 1979 u. 1984, M iyawaki<br />

etc. 1980L, M i y a w a k i etc. 1984.


Nemorale Zone 377<br />

@ M-Nan-Shan<br />

39°N 99°0<br />

K ilie n -S h a n<br />

- 4 0 0 0 m<br />

® Tsinlina-Shan<br />

34°N 108°O<br />

T a ip a i-S h a n<br />

3 8 5 2 m N<br />

Abb. 178.49-54: Nemorale Zone (Zentral-und Ostasien)


Boreale Zone 379<br />

Nemorale Stufe<br />

(1) Artenreicher Sommerwald mit Quercus mongólica<br />

var. grosseserrata, Castanea crenata und vielen Edellaubhölzern<br />

{Acer, Aesculus, Magnolia, Acanthopanax<br />

inkl. Kalopanax, Carpinus, Prunus u. a.).<br />

(2) Oberer Sommerwald, von <strong>der</strong> Buche {Fagus crenatä)<br />

beherrscht, an <strong>der</strong> Westküste bis ins Meeresniveau<br />

hinabsteigend,<br />

Boreale Stufe<br />

(3) Dunkle Taiga aus Abies mariesii mit etwas Picea<br />

jezoensis und Tsuga diversifolia.<br />

(4) Subalpines Krummholz aus Pinuspumila.<br />

(5) Niedriger Wald aus Betula ermanii, an beson<strong>der</strong>s<br />

windausgesetzten Hängen durch sommergrünes<br />

Krummholz ersetzt, das aus Acer-, Sorbus- und<br />

Alnus-Aittn, im unteren Bereich auch m s Quercus<br />

mongólica var. undulatifolia besteht; auf trockneten<br />

Felsrippen Pinus pumila. Das weitgehende<br />

Fehlen des Nadelwaldes am Ide-san wird auf die<br />

Wirkung <strong>der</strong> winterlichen Schneestürme aus W<br />

zurückgefuhrt, denen dieser dicht an <strong>der</strong> Küste<br />

<strong>der</strong> Japansee gelegene Berg direkt ausgesetzt ist<br />

(vermutlich wirkt auch <strong>der</strong> Befall von Jung-Koniferen<br />

durch Schneeschimmel unter den sehr<br />

hohen Schneemassen mit).<br />

Alpine Stufe<br />

(6) Die Tundra ist wegen starker Windwirkung auf<br />

beiden Berggipfeln vorwiegend als Zwergstrauchtundra<br />

ausgebildet.<br />

57. Daisetsu-Gebirge, Japan, Hokkaido, Region<br />

9.3. Zentrales Gebirge <strong>der</strong> Insel, bereits im<br />

Bereich des boreonemoralen Ökotons gelegen.<br />

- Nach M iyawaki etc. 1980f.<br />

Nemorale Stufe<br />

(1) Artenreicher Laubmischwald ähnlich wie in N-<br />

Honshu (ohne Buche), aber mit regelmäßiger Beimischung<br />

<strong>der</strong> borealen Arten Abies sachalinensis.<br />

Picea jezoensis und Betula ermanii („Pan-mixed<br />

Forest“).<br />

Boreale Stufe<br />

(2) Dunkle Taiga aus Abies sachalinensis und Picea<br />

jezoensis, an feucht-sauren Standorten auch mit<br />

Picea glehnii. Aktuell auf weiten Flächen Waldbrand-Pionierwäl<strong>der</strong><br />

aus Betula ermanii.<br />

(3) Kmmmholz aus Pinus pumila, an feuchtreichen<br />

Standorten auch aus Betula ermanii.<br />

Alpine Stufe<br />

(4) Wiesentundra.<br />

Boreale Zone (Profile 58-62)<br />

Die Boreale Zone besteht zu großen Teilen aus<br />

Tiefland sowie niedrigen bis mittelhohen Plateauflächen<br />

ohne auffällige Höhenstufenglie<strong>der</strong>ung.<br />

Echte Hochgebirge finden sich einerseits<br />

in NW-Nordamerika mit den Nordteilen<br />

des Kordillerensystems, an<strong>der</strong>erseits in O-Sibirien<br />

vom schon behandelten Altai an ost- und<br />

nordostwärts. Die europäischen borealen Gebirge<br />

(Skandinavien, Ural) sind nach ihrer Höhe<br />

kaum mehr als Mittelgebirge.<br />

58. N ördlich e R ocky M ountains, British<br />

Columbia, Region 14.1.a/14.1.b. Erste Gebirgskette<br />

am Westrande des NW-kanadischen Tieflandes,<br />

etwa 150 km nördlicher als die nördlichsten<br />

Prärie-Inseln am Peace River. - Nach<br />

K r a j i n a 1965, BARBOuaetc. 1988.<br />

Boreale Stufe. Die Artengarnitur <strong>der</strong> Dunklen Taiga<br />

zeigt eine Mischung von Elementen <strong>der</strong> Regionen<br />

14.1. aund 14.1.b, <strong>der</strong>en Hauptbaumarten sich etageal<br />

überlagern; die Pionierarten Populus tremuloides und<br />

Pinus contorta sind überall vorhanden.<br />

(1) Untere Dunkle Taiga aus Picea glauca und P.<br />

mariana.<br />

(2) Obere Dunkle Taiga aus Abies lasiocarpa mit wenig<br />

Picea glauca.<br />

(3) Krummholz aus Abies und Picea glauca.<br />

Alpine Stufe<br />

(4) Wiesentundra.<br />

59. Helagsfjäll, Schweden, Jämtland, Region<br />

14.2. a. Während das Skandinavische Gebirge in<br />

Norwegen alpine Formen und größere Vergletscherungen<br />

aufweist, hat es in Mittelschweden<br />

reinen Mittelgebirgscharakter. - Nach S jÖ R S<br />

1956, R u n e 1965.<br />

Boreale Stufe<br />

(1) Dunkle Taiga aus Picea abies und Pinus sylvestris.<br />

(2) Subalpiner niedriger Wald und Krummholz aus<br />

Betulapubescens (ssp. tortuosd).<br />

Alpine Stufe. Infolge <strong>der</strong> milden Formen des Gebirges<br />

läßt sich die fast 900 Höhenmeter umfassende<br />

Alpine Stufe gut in 3 Untereinheiten aufglie<strong>der</strong>n.<br />

(3) Wiesentundra.<br />

(4) Hochalpine Offentundra.<br />

(5) Steinwüste aus kleinen bis mittelgroßen Steinen,<br />

abgesehen von Krustenflechten sehr pflanzenarm.<br />

Diese Formation ist für die höchsten Lagen vieler<br />

wenig reliefierter Gebirge <strong>der</strong> Borealen Zone<br />

charakteristisch und wird als Golec (russisch<br />

„Kahlkopf“, von goloj = kahl, PI. Golcy, spr. galetz,<br />

galzi) bezeichnet. Die Entstehung <strong>der</strong> Golcy ist


380 Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ausgewählter Gebirge<br />

durch die unter den extremen Klimaverhältnissen<br />

dieser Höhenlage vorherrschende rein physikalische<br />

Verwitterung bedingt, die zu keiner Feinbodenbildung<br />

führt; wegen <strong>der</strong> geringen Hangneigung<br />

bleiben die Steine an Ort und Stelle liegen<br />

(Frostschuttboden),<br />

60. Mittlerer Ural, Rußland, Region 14.2.a,<br />

Horizontalprofil. Der über 16 Breitengrade in<br />

N-S-Richtung verlaufende Ural erreicht nördlich<br />

von 59°N fast überall die Alpine Stufe, südlich<br />

davon hingegen nur auf einzelnen höheren<br />

Gipfeln. Zwischen W- und O-Seite besteht<br />

ein leichtes LL-Gefälle. - Nach W alter 1974.<br />

Boreale Stufe<br />

(1) Dunkle Taiga aus Picea abies, Pinus cembra und Abies<br />

sibirica mit edaphisch bedingten unterschiedlichen<br />

Anteilen.<br />

(2) Trockenwald aus Pinus sylvestris.<br />

(3) Subalpiner Fichten-Offenwald mit Krummholz<br />

aus Betulapubescens s. 1.<br />

(4) Subalpiner Offenwald aus Larix russica.<br />

Alpine Stufe<br />

(5) Wiesentundra.<br />

(6) Golec.<br />

61. Chentej Nuruu, Nord-Mongolei, Region<br />

12.2.b/15.1. Im Grenzbereich <strong>der</strong> mongolischen<br />

(klimatisch schon borealen) Hochlandsteppe<br />

gelegenes Gebirge im NO von Ulan-Bator, SW-<br />

Ausläufer des sibirischen Jablonoj-Gebirges. -<br />

Nach W ang 1961, H ilbig etc. 1983.<br />

Boreale Stufe<br />

(1) Wiesensteppe.<br />

(2) Waldsteppe mit Gehölzbeständen aus Larix russica,<br />

Populas trémula, Betula platyphylla und Ulmus<br />

pumila.<br />

(3) Helle Taiga aus Larix russica mit dem halbimmergrünen<br />

Rhododendron dahuricum als Strauchschicht.<br />

(4) Dunkle Taiga aus Pinus cembra mit wenig Picea abies.<br />

(5) Subalpines Krummholz aus Pinus pumila.<br />

Alpine Stufe<br />

(6) Golec, nur in den unteren Teilen noch örtlich von<br />

niedriger Tundra aus Zwergsträuchem {Dryas) und<br />

Klein-Cyperaceen (Kobresid) durchsetzt.<br />

62. Cerskij Chrebet, Jakutien, Region 15.1.<br />

Über 3000 m hohes Gebirge im extrem winterkalten<br />

NO-Sibirien (<strong>der</strong> „Kältepol“ Ojmjakon<br />

liegt etwa 250 km südwestlich). - Nach W alter<br />

1974.<br />

Boreale Stufe<br />

(1) Helle Taiga aus Larixgmelinii, nur an Südhängen<br />

einigermaßen gut in waldartiger Form ausgebildet;<br />

an Nordhängen kann die Einstrahlung so<br />

gering sein, daß die auftauende Oberschicht des<br />

Dauerfrostbodens für Gehölzwuchs nicht mehr<br />

ausreichend ist.<br />

(2) Subalpines Krummholz aus Pinus pumila.<br />

Alpine Stufe<br />

(3) Golec mit nur ganz vereinzelten Gefäßpflanzen,<br />

die oberhalb 2500 m ganz fehlen.


G Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer<br />

Wenn auch <strong>der</strong> Schwerpunkt des vorliegenden<br />

Textes auf <strong>der</strong> Flora und Vegetation des Landes<br />

liegt, so bedürfen doch auch die Gewässer einer<br />

kurzen Darstellung (Näheres vgl. z. B. bei<br />

Gessner 1955, R uttner 1962, Lüning 1985).<br />

Wir beschränken uns dabei allein auf den Anteil<br />

ihrer Vegetation, <strong>der</strong> aus „Makrophyten“<br />

(Kormophyten, M oose, höher organisierte<br />

„Makroalgen“) besteht.<br />

Für die ganz o<strong>der</strong> teilweise im Wasser lebenden<br />

Organismen unterscheidet man in <strong>der</strong><br />

Gewässerökologie zwei verschiedene Lebensräume:<br />

das Benthal, d. h. den Boden des Gewässers,<br />

und das freie Wasser o<strong>der</strong> das Pélagial (Abb.<br />

179). Makrophyten finden sich in beiden: es gibt<br />

freischwimmende (pelagische) und festsitzende<br />

(benthische).<br />

Die pelagische Lebensweise bietet für die<br />

Makrophyten allerdings große Nachteile. Als<br />

nicht aktiv bewegliche Lebewesen sind sie den<br />

Wirkungen von Wind und Wasserströmungen<br />

ausgeliefert, wobei die Gefahr besteht, daß sie<br />

an ökologisch ungünstige Orte (aufs Ufer, vom<br />

Süßwasser ins Meer, im Meer in Gebiete mit<br />

an<strong>der</strong>em Klima) beför<strong>der</strong>t werden. Daher ist<br />

sowohl die Zahl pelagisch leben<strong>der</strong> Makrophyten<br />

als auch die räumliche Ausdehnung <strong>der</strong><br />

von ihnen gebildeten Vegetation nicht sehr bedeutend.<br />

Die Mehrzahl <strong>der</strong> aquatischen Makrophyten<br />

sind also ortsfest. Sie können jedoch wegen <strong>der</strong><br />

Lichtabsorption des Wassers nur einen Teil des<br />

Benthals besiedeln. Ähnlich wie auf dem Lande<br />

ist eine positive Stoffbilanz photoautotropher<br />

Pflanzen etwa bis hinab zu 0,5 % des<br />

vollen Tageslichtes möglich. Die Wassertiefe, in<br />

<strong>der</strong> dieser Wert erreicht wird, hängt von <strong>der</strong><br />

Reinheit des Wassers ab. In Meeren mit sehr sauberem,<br />

planktonarmem Wasser kann sie bei etwa<br />

120 m liegen. Meist ist <strong>der</strong> photosynthetisch<br />

nutzbare Vertikalraum aber viel kleiner, in<br />

nährstoffreichen Binnenseen hört er zuweilen<br />

schon bei 5 m und weniger auf<br />

Der von Makrophyten bewachsene, gewöhnlich<br />

ufernahe Teil des Benthals wird als Phytal<br />

bezeichnet. Es umfaßt auch Bereiche, in denen<br />

die Pflanzen nicht ganz bzw. dauernd vom Wasser<br />

bedeckt sind, d. h. den Okoton von <strong>der</strong> Landzur<br />

Wasservegetation. Gewöhnlich unterteilt<br />

man das Phytal in 3 Abschnitte: das Sublitoral,<br />

in dem <strong>der</strong> Boden ständig unter Wasser liegt,<br />

das Eulitoral (Litoral i. e. S.), das den Bereich<br />

normaler Schwankungen des Wasserspiegels<br />

umfaßt, und das Supralitoral, in dem <strong>der</strong> Boden<br />

nur noch in unregelmäßigen Abständen<br />

überschwemmt bzw. die Pflanzenwelt vom Gewässer<br />

noch mittelbar beeinflußt wird (Abb.<br />

179). Die räumliche Ausdehnung des Phytals<br />

und seiner Teile hängt in erster Linie vom Grad<br />

des Gefälles <strong>der</strong> Bodenoberfläche ab, daneben<br />

(beim Eulitoral) von <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Schwankungen<br />

des Wasserspiegels sowie (beim Sublitoral)<br />

von <strong>der</strong> Reinheit des Wassers.<br />

An Lebensform en enthält die Gewässervegetation<br />

Helophyten und Hydrophyten; letztere<br />

können benthisch o<strong>der</strong> pelagisch sein. Bei<br />

ihnen ist noch zu unterscheiden zwischen solchen,<br />

<strong>der</strong>en Photosyntheseorgane Kontakt zum<br />

Luftraum haben (Schwim m blätter u. dgl.;<br />

Hemihydrophyten) und solchen, die (evtl, mit<br />

Ausnahme <strong>der</strong> Blüten) völlig untergetaucht<br />

(submers) leben (Euhydrophyten, vgl. Abb. 1,<br />

S. 4). Nur die Submersen sind vollständig an das<br />

Milieu Wasser angepaßt, das ökophysiologisch<br />

Abb. 179: Lebensräume in und<br />

an Gewässern.<br />

Nach Ruttner 1962 und Lüning<br />

1985.


382 Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer<br />

in vieler Hinsicht vom Luftraum abweicht. Vorteilhaft<br />

ist das Fehlen von Wasserstreß und von<br />

Frosteinwirkung (<strong>der</strong> Eisbildung an <strong>der</strong> Oberfläche<br />

können sich submerse Pflanzen leicht<br />

entziehen). Der C 0 2 -Haushalt ist dadurch gekennzeichnet,<br />

daß im Wasser zwar genügend<br />

C O 2 gelöst ist, daß dieses aber nur sehr langsam<br />

diffundiert; die Versorgung kann aber durch<br />

das Vorhandensein von Bikarbonat verbessert<br />

werden, das viele Submerse nutzen können.<br />

Auch <strong>der</strong> Sauerstoffhaushalt ist etwas problematisch,<br />

da O 2 sich im Wasser nur in ziemlich geringer<br />

Menge löst und im Bereich <strong>der</strong> Bodenoberfläche<br />

infolge <strong>der</strong> Zersetzung organischer<br />

Substanzen oft ganz fehlt. Daher ist bei Helophyten<br />

und Hemihydrophyten meist ein Luftgewebe<br />

(Aerenchym) entwickelt, das in seinen<br />

großen Interzellularen den Sauerstoff aus <strong>der</strong><br />

Luft direkt den submersen Teilen zuführt. Bei<br />

Euhydrophyten kann <strong>der</strong> tagsüber bei <strong>der</strong> Photosynthese<br />

anfallende Sauerstoff für die Atmung<br />

während <strong>der</strong> Nacht gespeichert werden.<br />

Von den aquatischen Lebensräumen <strong>der</strong> Erde<br />

ist das Meer <strong>der</strong> eigenständigste und von den<br />

terrestrischen am meisten abweichende; so bildet<br />

es auch ein eigenes Florenreich. Die Binnengewässer<br />

sind demgegenüber viel mehr von<br />

den Einflüssen des umgebenden Landes geprägt,<br />

sowohl in klimatischer als auch in floristischer<br />

Hinsicht. Beide Lebensräume zeigen also große<br />

Unterschiede und sind deshalb getrennt zu behandeln.<br />

1 Die Binnengewässer<br />

Bei den Binnengewässern sind zwei Typen zu<br />

unterscheiden: stehende und fließende. In Flüssen<br />

sind die Ansiedlungsmöglichkeiten für<br />

Makrophyten wegen <strong>der</strong> häufigen Substratumlagerungen<br />

eingeschränkt. Seen sind daher die<br />

günstigeren Standorte und stehen deshalb bei<br />

<strong>der</strong> Besprechung im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Sippen und Lebensformen<br />

Die Makrophyten <strong>der</strong> Binnengewässer sind ganz<br />

überwiegend Kormophyten. Nur selten und<br />

meist unter beson<strong>der</strong>en Bedingungen kommen<br />

auch einige Moose und Makroalgen (vorwiegend<br />

zu den Grünalgen gehörenden Charophyceen)<br />

vor. An Lebensformen finden sich<br />

Helophyten sowie benthische und pelagische<br />

Hydrophyten; unter den beiden letzten sind<br />

sowohl hemihydrophytische (bei den pelagischen<br />

überwiegend) als auch voll submerse. Fast<br />

nur aus Hydro- und Helophyten bestehen die<br />

vielen Familien <strong>der</strong> monokotylen (Uber-) Ordnung<br />

H elobiae, ferner die Nymphaeaceen,<br />

Ceratophyllaceen, Podostemaceen, Lemnaceen,<br />

Sparganiaceen, Typhaceen und Salviniaceen.<br />

Häufig sind auch Vertreter <strong>der</strong> Cyperaceen,<br />

Juncaceen und Araceen; hinzu kommen einzelne<br />

Gattungen bzw. Arten aus vielen an<strong>der</strong>en Familien.<br />

Bezüglich ihrer Verbreitung schließen sich<br />

die Helophyten oft noch den Arealtypen <strong>der</strong><br />

terrestrischen Vegetation an, doch gibt es unter<br />

ihnen auch eine Reihe von Kosmopoliten. Bei<br />

den Hydrophyten, namentlich den submersen,<br />

steigt <strong>der</strong>en Anteil stark an. Selbstverständlich<br />

existiert auch eine klimatische Differenzierang,<br />

doch besteht diese hauptsächlich in einer Verarmung<br />

von den Tropen in polwärtiger Richtung.<br />

Während viele Gattungen und Arten von<br />

Süßwasserpflanzen auf die Tropen beschränkt<br />

sind, gibt es kaum solche, die nur in extratropischen<br />

Gegenden Vorkommen; vielmehr finden<br />

sich die extratropischen Gattungen fast alle<br />

in den Tropen wie<strong>der</strong>, meist mit höherer Artenzahl<br />

(vgl. C ook etc. 1975).<br />

Struktur und Differenzierung <strong>der</strong> Bestände<br />

Betrachten wir zunächst die Seen. Die Limnologie<br />

unterscheidet mehrere Seetypen, nämlich:<br />

(1) Eutrophe Seen: Wasser nährstoffreich, mit<br />

hohem Stickstoff- und Phosphorgehalt; pH-<br />

Wert meist 7 o<strong>der</strong> höher.<br />

(2) Oligotrophe Seen: Wasser nährstoffarm, N<br />

und P nur in Spuren vorhanden. Je nach<br />

<strong>der</strong> Herkunft <strong>der</strong> Zuflüsse kann das Wasser<br />

kalkreich (pH etwa 7,5) o<strong>der</strong> kalkarm (pH<br />

bis unter 5) sein.<br />

(3) Dystrophe Seen: Spezialtyp im Einflußbereich<br />

von Hochmooren (d. h. vorwiegend<br />

in <strong>der</strong> Borealen Zone), Wasser sehr nährstoffarm,<br />

mit Huminsäuren angereichert<br />

(pH weit unter 5).<br />

(4) Halotrophe Seen (Salzseen): Spezialtyp in<br />

ariden und semiariden Gegenden. Die Salze<br />

können überwiegend Karbonate (Soda),<br />

Chloride o<strong>der</strong> Sulfate sein.<br />

Dystrophe Seen sind meist vegetationslos o<strong>der</strong><br />

nur mit wenigen Hochmoorpflanzen {Sphag-


Die Binnengewässer 383<br />

m m ) bewachsen. Salzseen ähneln je nach Art<br />

und Menge des Salzes in ihrer Vegetation teils<br />

mehr eutrophen Seen, teils mehr dem Meere<br />

(so das Kaspische Meer als größter Salzsee), teils<br />

sind sie ohne hydrophytische Vegetation. Die<br />

Vegetation oligotropher Seen zeichnet sich gegenüber<br />

<strong>der</strong> des im Folgenden behandelten<br />

Normaltyps durch Verarmung sowohl bezüglich<br />

<strong>der</strong> Menge als auch <strong>der</strong> Artenzahl aus, aber auch<br />

durch abweichende Artengarnitur.<br />

In einem durchschnittlichen eutrophen See<br />

zeigen die Ufer eine charakteristische Zonierung<br />

<strong>der</strong> Makrophytenvegetation (Abb. 30, S. 64). Sofern<br />

man sich in einer Waldregion befindet, ist<br />

das Supralitoral gewöhnlich mit Gehölzen (Gebüsch,<br />

Bruchwald) bewachsen. In Richtung auf<br />

das offene Wasser lösen dann die folgenden<br />

Vegetationstypen einan<strong>der</strong> ab:<br />

(1) Gürtel <strong>der</strong> Sumpfpflanzen (= Eulitoral).<br />

Ausschließlich von Helophyten besiedelt<br />

(dazwischen zuweilen Pioniere <strong>der</strong> Gehölzvegetation).<br />

Meist nur eine Art Ökoton zwischen<br />

Bmchwald und Röhricht und von beiden<br />

schwer zu trennen.<br />

(2) Gürtel des Röhrichts (oberer Teil des<br />

Sublitorals, gewöhnlich bis etwa 2 m Wassertiefe,<br />

nur ausnahmsweise noch tiefer reichend).<br />

Die Vegetation besteht aus hochwüchsigen<br />

Helophyten (in <strong>der</strong> Nemoralen<br />

Zone meist Grasartige, in wärmeren Gegenden<br />

können jedoch viele an<strong>der</strong>e hinzukommen,<br />

z. B. Araceen); zwischen diesen sind<br />

auch benthische Hydrophyten vorhanden.<br />

(3) Gürtel <strong>der</strong> Schwimmblattpflanzen (bis etwa<br />

5 m Wassertiefe). Submerse sind stets beigemischt;<br />

auch manche Schwimmblattpflanzen<br />

können zusätzlich Unterwasserblätter<br />

haben (z. B. Nupharluteum).<br />

(4) Gürtel <strong>der</strong> Submersen („Unterseewiesen“).<br />

Wie weit dieser hinabreicht, hängt von <strong>der</strong><br />

Reinheit des Wassers ab. Reicht er sehr tief,<br />

so werden die untersten Teile oft allein von<br />

Charophyceen gebildet (das ist beson<strong>der</strong>s<br />

in wenig nährstoffreichen Kalkseen <strong>der</strong> Fall).<br />

Als weiterer Vegetationstyp kommen die pelagischen<br />

Schwimmpflanzenbestände hinzu. Sie<br />

besiedeln meist keinen eigenen Bereich, son<strong>der</strong>n<br />

werden von Wind und Strömungen in die Sublitoralvegetation<br />

getrieben, wo sie sich als zusätzliche<br />

Komponente in den Röhricht- und<br />

Schwimmblattgürtel einglie<strong>der</strong>n. Beson<strong>der</strong>s auffällig<br />

sind die hemihydrophytischen Schwimmpflanzen;<br />

manche von ihnen zeichnen sich<br />

durch sehr starke vegetative Vermehrung aus, so<br />

die tropische Eichhornia crassipes, aber auch<br />

Lemna- und Azolla-Kxttn. Kleine, windgeschützte<br />

Gewässer können sie mit so dichten Decken<br />

überziehen, daß das Auftreten submerser Vegetation<br />

durch die Beschattung verhin<strong>der</strong>t wird.<br />

Die beschriebene Zonierung findet sich allerdings<br />

nur in einigermaßen geschützten Uferbereichen.<br />

Wo in größeren Seen stärkerer Wellengang<br />

zum Auftreten von Brandung führt, ist<br />

die Vegetationsdecke meist stark reduziert, zumindest<br />

was die Helophyten angeht.<br />

In Flüssen, sofern sie genügend langsam fließen,<br />

kann die Vegetationsglie<strong>der</strong>ung ähnlich<br />

sein, namentlich im Bereich von Altwässern und<br />

toten Winkeln; hingegen sind Prallhänge mit<br />

Erosion gewöhnlich vegetationsfrei. Eine auffällige<br />

Erscheinung auf manchen tropischen<br />

Strömen, so auf dem Amazonas, sind große<br />

Bestände pelagischer Makrophyten, die langsam<br />

flußabwärts treiben und damit dem sicheren<br />

Tode im Meere entgegengehen, sofern sie nicht<br />

unterwegs in seitliche Stillwasserbereiche gelangen.<br />

Ganz an<strong>der</strong>s ist die Lage in schnellfließenden<br />

Flüssen und Bächen. Zwar ist hier vom Supralitoral<br />

her eine Ausbreitung von Helophyten ins<br />

Eulitoral möglich, die Ansiedlung von Hydrophyten<br />

im Sublitoral ist aber wegen des bewegten<br />

Substrates sehr erschwert. Einzige stabile<br />

Standorte sind hier felsiger Untergmnd und größere<br />

Felsblöcke, auf denen aber normale Kormophyten<br />

kaum Fuß fassen können. In den<br />

Extratropen sind die einzigen Besiedler daher<br />

Moose (z. B. Fontinalis) und Algen (z. B. Lem a-<br />

nea, eine <strong>der</strong> wenigen makrophytischen Rotalgen<br />

des Süßwassers). In den Tropen gibt es jedoch<br />

mit den Podostemaceen eine Angiospermenfamilie,<br />

die in Anpassung an solche Standorte<br />

extreme morphologische Abwandlungen entwikkelt<br />

hat (Abb. 180). Bei manchen sind die vegetativen<br />

Organe so stark verän<strong>der</strong>t, daß sie kaum<br />

noch Spuren kormophytischer Organisation<br />

zeigen (allein die Blütenstände haben normalen<br />

Bau). Die Wurzeln sind oft zu fädigen Haftorganen<br />

umgebildet, die in die kleinsten Unebenheiten<br />

des Gesteins eindringen; in an<strong>der</strong>en<br />

Fällen bilden sie eine thallusähnliche Kruste,<br />

die <strong>der</strong> felsigen Unterlage aufsitzt und zugleich<br />

<strong>der</strong> Photosynthese dient. Im übrigen kann<br />

die Gestalt des Vegetationskörpers, sei er <strong>der</strong><br />

Wurzel o<strong>der</strong> dem Sproß homolog, sehr verschie-


384 Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer<br />

FA<br />

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2 \ .l<br />

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1 1<br />

Abb. 180: Unterschiedlich stark metamorphosierte Podostemaceen.<br />

1 Tristicha hypnoidey. relativ „normaler“ Bau, kriechende, stark verzweigte, am Substrat befestigte Haftwurzeln<br />

mit 3zeilig beblätterten Wurzelsprossen. 2 Marathrum utilr. kriechende Haftwurzel mit Wurzelsprossen, <strong>der</strong>en<br />

Achsen gestaucht sind, so daß nur die großen, gelappten Blätter und die gestielten Blüten sichtbar sind.<br />

3 Mourera weddelliana: Wurzel nur als Haftscheibe entwickelt, aus <strong>der</strong> ein Blütensproß mit einer Rosette großer,<br />

mehrfach gabelig geteilter Blätter entspringt. 4 Anastrophea abyssinica\ ähnlich voriger, aber Wurzel als thallusartige,<br />

dem Substrat angedrückte, photosynthetisch aktive Kruste ausgebildet. 5 Inversodicraea pelludda\ Laubsprosse<br />

fehlend, die thallöse, photosynthetische Krustenwurzel trägt nur Blütensprosse. 6 Dicraea stylosa: Wie<br />

vorige, aber thallöse Wurzel stark aufgeteilt und im Wasser flutend. - Quellen: 1, 2, 5 Tachtad2ian 1980f; 3,<br />

4 Troll 1937f; 6 Engler etc. 1887f


Das Meer 385<br />

den sein, er kann z. B. als verzweigter bandförmiger<br />

Thallus, als gefie<strong>der</strong>tes Blatt o<strong>der</strong> als feinzerteiltes<br />

Bäumchen erscheinen. In größter Fülle<br />

finden sich die Podostemaceen in Stromschnellen<br />

und Wasserfällen; sie leben nicht nur<br />

submers, son<strong>der</strong>n auch in einem quasi-eulitoralen<br />

Bereich, wo sie vom Spritzwasser dauernd<br />

feucht gehalten werden. Da die Bestäubung und<br />

Fruchtbildung nur an <strong>der</strong> Luft stattfindet, liegt<br />

die Blütezeit gewöhnlich in Perioden niedrigen<br />

Wasserstandes.<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Schädliche Folgen menschlicher Tätigkeit zeigen<br />

sich in den Binnengewässern in beson<strong>der</strong>s<br />

großem Ausmaße. Sie bestehen vorwiegend in<br />

<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung des Milieus. Dabei sind drei<br />

Komponenten zu unterscheiden, die auf die Vegetation<br />

in unterschiedlicher Weise einwirken.<br />

Die direkteste Schädigung erfolgt als Vergiftung<br />

durch die Einleitung von Giftstoffen. Die Verschmutzung<br />

mit festen Partikeln kann das Gedeihen<br />

submerser Pflanzen durch Lichtmangel<br />

unmöglich machen. Häufigste Erscheinung ist<br />

aber die Eutrophierung, insbeson<strong>der</strong>e durch N-<br />

und P-haltige Substanzen. Sie führt einerseits<br />

zur För<strong>der</strong>ung eutraphenter Arten, die durch<br />

ihre Konkurrenz dann die weniger anspruchsvollen<br />

verdrängen können. An<strong>der</strong>erseits kann<br />

sie auch Massenentwicklungen planktontischer<br />

Organismen hervorrufen, die durch ihre Lichtabsorption<br />

die Makrophyten beeinträchtigen<br />

und außerdem nachts durch ihre starke Atmung<br />

einen Sauerstoffschwund, mit Todesfolge für<br />

Wassertiere, bewirken.<br />

Neben den Milieuverän<strong>der</strong>ungen sind aber<br />

auch mechanische Schädigungen nicht zu vernachlässigen.<br />

Sie bestehen einerseits in <strong>der</strong> immer<br />

stärkeren Verbauung von Gewässern zu verschiedensten<br />

Zwecken, an<strong>der</strong>erseits in <strong>der</strong> zunehmenden<br />

Freizeitnutzung, die namentlich für<br />

den Eulitoralbereich ver<strong>der</strong>blich ist. Als eher<br />

positiver Aspekt ist hier allerdings die Anlegung<br />

von künstlichen Stillgewässern (Teichen, Stauseen)<br />

zu erwähnen.<br />

Von den beiden Typen <strong>der</strong> Binnengewässer<br />

werden die Seen vorwiegend durch Freizeitnutzung<br />

und Eutrophierung beeinträchtigt; letztere<br />

hat den Charakter mancher früher oligotropher<br />

Seen schon völlig verän<strong>der</strong>t. Schlimmer<br />

betroffen sind die Flüsse, die vielerorts zu ganz<br />

naturfremden Abwasserkanälen geworden sind.<br />

Die in Mitteleuropa in den letzten Jahrzehnten<br />

erreichte Besserung darf nicht darüber hinwegtäuschen,<br />

daß sich ihr Zustand weltweit rapide<br />

verschlechtert.<br />

2 Das Meer<br />

Der ökophysiologische Hauptunterschied des<br />

Meeres gegenüber normalen Binnengewässern<br />

liegt in seinem Salzgehalt. Er beträgt im Durchschnitt<br />

3,5 % des Gewichtes (davon 77 % NaCl);<br />

in abgeschlossenen Randbecken kann er bei starkem<br />

Süßwasserzufluß geringer (Ostsee am Ausgang<br />

ins Kattegat 2,8 %, bei Rügen 0,8 %, im<br />

Bottnischen Meerbusen unter 0,2 %), bei aridem<br />

Klima aber auch höher sein (Rotes Meer 4,3 %).<br />

Für die submersen Meerespflanzen bietet das<br />

Salz keine Probleme. Zur Aufrechterhaltung des<br />

Turgors hat ihr Zellsaft einen potentiellen osmotischen<br />

Druck von 25-30 bar und liegt damit<br />

mindestens 5 bar über dem des Milieus (bei<br />

submersen Süßwasserpflanzen ist die Differenz<br />

übrigens ähnlich). Streßsituationen können allerdings<br />

im Eulitoral auftreten.<br />

Das Eulitoral des Meeres ist ein beson<strong>der</strong>s distinkter<br />

Lebensraum. Durch die Gezeiten sind die<br />

hier wachsenden Pflanzen alltäglich einem starken<br />

ökologischen Wechsel ausgesetzt, <strong>der</strong> nicht<br />

nur in periodischem Wasserstreß, son<strong>der</strong>n auch<br />

in erheblichen Schwankungen des Salzgehaltes<br />

besteht. Dieser kann, wenn während des Trokkenfallens<br />

Regen auftritt, auf <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong><br />

Pflanzen gegen 0 sinken; bei anhaltendem Sonnenschein<br />

steigt er hingegen wegen <strong>der</strong> Verdunstung<br />

an. Pflanzen des Eulitorals mußten daher<br />

eine Resistenz gegen kurzfristige Verän<strong>der</strong>ungen<br />

des Salzgehaltes entwickeln; die Toleranzspanne<br />

reicht gewöhnlich von 0,3 bis 12 %.<br />

Die räumliche Ausdehnung des marinen Eulitorals<br />

wird maßgeblich durch den Unterschied<br />

zwischen Hoch- und Niedrigwasser (Tidenhub)<br />

bestimmt. Dieser beträgt gewöhnlich einige<br />

Meter (z. B. bei Helgoland im Mittel 2,3 m); im<br />

Extremfall können aber 12-15 m und mehr erreicht<br />

werden (so in bestimmten Buchten <strong>der</strong><br />

Bretagne, Neuschottlands und Patagoniens).<br />

Treffen hoher Tidenhub und flaches Gelände<br />

zusammen, so kann das Eulitoral große Flächen<br />

einnehmen. In abgeschlossenen Randmeeren<br />

(Ostsee, Mittelmeer) sind die Gezeiten hingegen<br />

reduziert, und das Eulitoral umfaßt kaum<br />

mehr als die Brandungszone.


386 Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer<br />

f 41<br />

Sippen und Lebensformen<br />

Die Makrophytenflora des Meeres besteht vornehmlich<br />

aus submersen Hydrophyten. Unter<br />

diesen sind die Algen weit überwiegend: etwa<br />

8000 Arten Makroalgen („Tange“; Grünalgen,<br />

Rotalgen und Braunalgen) stehen nur etwa 50<br />

Blütenpflanzen gegenüber. Diese, die sog. Seegräser,<br />

gehören 12 Gattungen <strong>der</strong> Helobien-Familien<br />

Potamogetonaceae s. 1. und Hydrocharitaceae<br />

an; sie sind so stark angepaßt, daß sie sogar unter<br />

Wasser blühen (Hydrogamie; Pollenkörner<br />

fadenförmig). Hemihydrophyten gibt es im<br />

Meer nicht, und auch Helophyten sind nicht<br />

häufig, sie kommen nur in bestimmten Typen<br />

des Eulitorals vor.<br />

Marine Florenzonen, Sippenverbreitung<br />

Ökologisches Kennzeichen des Wassers ist die<br />

gute Wärmepufferung, die dazu führt, daß<br />

Temperaturextreme wie auf dem Lande im Meer<br />

nicht erreicht werden. Das heißt aber nicht, daß<br />

die Variation <strong>der</strong> Temperatur unbedeutend sei.<br />

Vom Äquator zum Pol sinkt die Temperatur des<br />

Meerwassers von 25 bis 28 °C auf etwa -2 °C,<br />

und in den extratropischen Meeresteilen treten<br />

auch jahreszeitliche Schwankungen auf, <strong>der</strong>en<br />

Amplitude allerdings nur selten 10 °C übersteigt.<br />

Die globalen Temperaturunterschiede bewirken<br />

eine entsprechende geographische Glie<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Meeresflora. An<strong>der</strong>s als im Süßwasser<br />

(und auf dem Lande) handelt es sich aber nicht<br />

um eine generelle Verarmung von den Tropen<br />

in Richtung höhere Breiten. Vielmehr kann die<br />

Flora in manchen kühlen Meeresteilen ebenso<br />

reich, ja reicher sein als in tropischen. Dabei<br />

sind die floristischen Unterschiede zwischen den<br />

einzelnen Teilen des Weltmeeres, auch innerhalb<br />

ähnlicher Breitenlagen, recht groß, so daß<br />

man das gesamte Ozeanische Florenreich in etwa<br />

23 Florenregionen einteilt. Diese werden gewöhnlich<br />

in 7 thermisch definierte „Regionalgruppen“<br />

zusammengefaßt, die man zwanglos<br />

auch Marine Florenzonen nennen kann. Ihre<br />

Abgrenzungen lassen sich ungefähr mit <strong>der</strong><br />

Wassertemperatur des kältesten (T|J o<strong>der</strong> wärmsten<br />

(T„) Monats (jeweils Februar bzw. August)<br />

Abb. 181: Marine Florenzonen.<br />

ARK = Arktisch, N KG = Nördlich-kaltgemäßigt, NW G = Nördlich-warmgemäßigt, T R = Tropisch, SWG =<br />

Südlich-warmgemäßigt, SKG = Südlich-kaltgemäßigt, ANT = Antarktisch. - Nach Lüning 1985.


Das Meer 387<br />

verknüpfen. Von N nach S folgen aufeinan<strong>der</strong><br />

(Abb. 181):<br />

Arktische Zone (Südgrenze; T„ etwa 7,5 °C)<br />

Nördliche Kaltgemäßigte Zone (Südgrenze:<br />

Tk 10 bis 15 °C)<br />

Nördliche Warmgemäßigte Zone (Südgrenze:<br />

Tfc 20 bis 22 °C)<br />

Tropische Zone (T ganzjährig über 20 bis<br />

22 °C)<br />

Südliche Warmgemäßigte Zone (Nordgrenze:<br />

T|; 20 bis 22 °C)<br />

Südliche Kaltgemäßigte Zone (Nordgrenze;<br />

Tk 10 bis 15 °C)<br />

Antarktische Zone (Nordgrenze: T„ etwa<br />

5°C ).<br />

Die auf dem Lande vorhandene Asymmetrie<br />

zwischen N- und S-Halbkugel wird im Meer also<br />

ausgeglichen. Erhebliche Unterschiede zwischen<br />

wärmeren und kälteren Florenzonen gibt es übrigens<br />

bezüglich <strong>der</strong> Anteile <strong>der</strong> großen Algengmppen<br />

an <strong>der</strong> Gesamtflora.<br />

So nimmt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Braunalgen an <strong>der</strong> Gesamtzahl<br />

<strong>der</strong> Makroalgen-Arten von <strong>der</strong> Tropischen bis zur<br />

Kaltgemäßigten Zone ständig zu: er beträgt im tropischen<br />

Indonesien 15 %, im warmgemäßigten Südafrika<br />

20 %, im kaltgemäßigten Großbritannien 33 %. Hingegen<br />

vermin<strong>der</strong>t sich <strong>der</strong> Prozentsatz bei den Rotalgen<br />

von 63 über 59 auf 48, bei den Grünalgen bleibt er mit<br />

22, 21 und 19 etwa gleich (Lüning 1985).<br />

Bei den Arealen von Gattungen und Arten zeigen<br />

sich ähnliche Muster wie in <strong>der</strong> Landflora:<br />

es gibt viele Abstufungen von sehr weiter bis zu<br />

streng regionaler Verbreitung. Einige Beispiele<br />

zeigt Abb. 182.<br />

Struktur und Differenzierung <strong>der</strong> Bestände<br />

Die benthische Vegetation des Meeres ist je nach<br />

Art des Meeresbodens sehr verschieden. Der bei<br />

weitem reichste Bewuchs findet sich auf felsigem<br />

Substrat. Grund hierfür ist <strong>der</strong> morphologische<br />

Bau <strong>der</strong> Makroalgen: die große Mehrzahl<br />

von ihnen besitzt dem Substrat angedrückte<br />

Haftorgane, die bei <strong>der</strong> Festsetzung <strong>der</strong> Diasporen<br />

(Zoo- o<strong>der</strong> Aplanosporen, Zygoten, vegetative<br />

Vermehrungskörper) als erstes ausdifferenziert<br />

werden und später zu keinen größeren<br />

Wuchsverän<strong>der</strong>ungen mehr fähig sind. Sie sind<br />

daher auf einen stabilen Untergrund angewiesen.<br />

Ein charakteristisches Beispiel <strong>der</strong> Zonierung<br />

<strong>der</strong> Algenvegetation an einer Felsküste zeigt<br />

Abb. 183. Typischer, dauernd submerser Lebensraum<br />

ist das Sublitoral, das sich noch in drei<br />

Abschnitte unterteilen läßt: das obere mit noch<br />

starkem Einfluß des Wellenganges, das mittlere<br />

mit mehr ruhigem Wasser, und das untere, in<br />

dem <strong>der</strong> Lichtgenuß schon gering wird und die<br />

Pflanzen daher kleiner bleiben. Im standörtlich<br />

günstigen oberen und mittleren Teil finden sich<br />

die bestwüchsigen „Algenwäl<strong>der</strong>“. Dieser Name<br />

kann durchaus angemessen sein, handelt es sich<br />

doch oft um Bestände aus mehrere bis viele<br />

Meter hohen Pflanzen. Sie können sogar eine<br />

Schichtung zeigen: unter den hohen, dem vollen<br />

Licht ausgesetzten „Deckalgen“ findet sich<br />

am Boden eine Art Krautschicht aus niedrigen,<br />

schattenertragenden „Unterwuchsalgen“. Beson<strong>der</strong>s<br />

hochwüchsig sind die Algenwäl<strong>der</strong> an den<br />

Westküsten von W-Nordamerika (Abb. 184)<br />

und Patagonien, wo riesige Braunalgen {Macrocystis,<br />

Pelagophycus, Nereocystis) Längen von über<br />

50 m (angeblich sogar bis 100 m) erreichen können.<br />

Wo das Sublitoral Verebnungen zeigt (z. B.<br />

auf älteren Brandungs terrassen), können solche<br />

Wäl<strong>der</strong> größere Flächen bedecken. Übrigens<br />

zeigen viele Makroalgen in den extratropischen<br />

Zonen eine jahreszeitliche Periodizität, die im<br />

Extremfall bis zu einer Art tropophytischem<br />

Habitus gehen kann (Abb. 185, S. 391).<br />

Auch die Algen des Eulitorals sind im Prinzip<br />

Hydrophyten des submersen Typs (nicht<br />

etwa Helophyten). Mit dem Trockenfallen beginnt<br />

ihre Austrocknung, die zunächst in einer<br />

langsamen Entquellung <strong>der</strong> ± gallertigen, oft<br />

noch von Schleimschichten überzogenen äußeren<br />

Zellwände besteht. Währenddessen kann die<br />

Photosynthese, jetzt sogar durch besseres Licht<br />

begünstigt, fortgesetzt werden; erst bei zu starker<br />

Austrocknung hört sie auf Manche Eulitoralalgen<br />

können eine Entwässerung bis auf 10 %<br />

des Anfangswassergehaltes überleben; in <strong>der</strong><br />

Kaltgemäßigten und Arktischen Zone wird übrigens<br />

auch das Gefrieren bei -1 0 bis -2 0 °C<br />

(angeblich sogar bis -4 0 °C) ohne Schaden vertragen.<br />

Der Bewuchs des Supralitorals, das durch das<br />

Spritzwasser <strong>der</strong> Brandung salzbeeinflußt, aber<br />

zugleich relativ trocken ist, besteht meist aus<br />

krustenartigen, kaum noch zu den Makrophyten<br />

zu rechnenden Überzügen aus Algen<br />

und Flechten. Hier können auch einzelne salztolerante,<br />

in Felsspalten wachsende Kormophyten<br />

auftreten (z. B. Crithmum maritimum im<br />

Mittelmeergebiet).


388 Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer<br />

atlantisch; 4 kaltgemäßigt, europäisch.<br />

1 und 3 Braunalgen, 2 und 4 Rotalgen. - Aus Lüning 1985.


Das Meer 389<br />

Krusten - Aigen u. Flechten Verrucaria, Prasiola<br />

Fadenalgen Bangia, Urospora<br />

Obere Flächenalgen Porphyra, Enteromorpha<br />

Pelvetia<br />

Fucus platycarpus<br />

Fucus vesiculosus<br />

MHW<br />

Ascophyllum<br />

Untere Flächenalgen Rhodymenia<br />

Laminaria digitata<br />

Laminaria<br />

hyperborea<br />

Abb. 183: Abstufung <strong>der</strong> Algenvegetation an einer stark exponierten Felsküste mit einem Tidenhub von<br />

etwa 10 m (Ärmelkanal).<br />

MHW = Mittleres Hochwasser, MNW = Mittleres Niedrigwasser. - Aus Nienburg 1930, verän<strong>der</strong>t.


390 Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer<br />

8<br />

Corallina<br />

officinalis<br />

Rhodymenia<br />

californica<br />

oGelidium<br />

nudifrons<br />

Gigartina<br />

cotymbifera<br />

Lithophyllum<br />

imitans<br />

Abb. 184: „Algenwald“ mit Macroiystispyrifera als „Baumschicht“ an <strong>der</strong> kalifornischen Küste.<br />

1 Habitusbild; 2 Aufiiß mit <strong>der</strong> Andeutung von 4 Schichten (von den „Kronen“ <strong>der</strong> „Baumschicht“ ist nur <strong>der</strong><br />

untere Ansatz zu sehen). - 3 und 4 ebenso wie Macrogistis Braunalgen, die übrigen Rotalgen. - Aus Lüning<br />

1985.<br />

Ganz an<strong>der</strong>s sieht die Vegetationszonierung auf<br />

nichtfelsigem Untergrund aus, d. h. auf Sand<br />

o<strong>der</strong> Schlick. Die meisten Algen können hier<br />

nicht Fuß fassen, and die Vegetation des Sublitorals<br />

wird überwiegend von Seegräsern gebildet,<br />

die mit ihren Rhizomen den Boden durchziehen<br />

und sich Substratverlagemngen leicht anpassen<br />

können (bei klarem Wasser können sie<br />

in Tiefen bis etwa 40 m gehen, so Posidonia im<br />

Mittelmeer). In den wärmeren Meeren kommen<br />

daneben auch einige Grünalgen aus <strong>der</strong> Ordnung<br />

Caulerpales (= Siphonales) vor, so Caukrpa<br />

selbst mit rhizomähnlichen Kriechtrieben (Abb.<br />

186). An flachen Stellen mit wenig Wasser- und<br />

Substratbewegung tritt noch eine an<strong>der</strong>e Wuchsform<br />

auf, nämlich die <strong>der</strong> „Kalkkmstenalgen“<br />

(z. B. Lithothamnion s. 1.): es sind kleine (ca.<br />

5 cm), ± gabelig verzweigte, kalkverkmstete Rot-


Das Meer 391<br />

Abb. 185: „Tropophytische“ Meeresalgen.<br />

1 Rissoella verruculosa (Rotalge, Mittelmeer): Aus dem ausdauernden, krustenförmigen Basalthallus wachsen<br />

ab November (hier gezeichneter Zustand) aufrechte Photosynthese-Thalli hervor, die ihr Größenmaximum<br />

im Juni erreichen und dann zum Herbst hin absterben. 2 Laminaria cloustonii (Braunalge, Nordsee): Thallus<br />

in einen aus dicken Rhizoiden („Haftkrallen“) bestehenden, am Substrat befestigten Fuß, einen kräftigen, mit<br />

phloemartigen Leitelementen versehenen Stiel (Kauloid) und ein flächiges Phylloid geglie<strong>der</strong>t. Letzteres besitzt<br />

eine basale interkalare, ausdauernde Meristemzone (M), die alljährlich einen neuen Blattkörper („Laub“)<br />

bildet; <strong>der</strong> alte (La) wird teils nach, teils schon vor <strong>der</strong> Bildung des neuen (Ln) abgeworfen. - Quellen: 1<br />

Lüning 1985; 2 O ltmans 1904f<br />

Abb. 186: Pflanzen des marinen Sublitorals auf Sand- und Sehlickböden.<br />

1 Zostern marina\ 2 Posidonia oceanica\ 3 Cymodocea nodosa\ 4 Thalassodendron ciliatunr, 5 Caulerpaproliféra. \A<br />

Seegräser, 5 siphonale Grünalge. - Quellen: 1 Engler etc. 1887E; 2 Riedl 1963; 3, 4 Tachtadzian 1980f ; 5<br />

SCHIMPER 1898.


392 Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer<br />

algen, die locker auf dem Boden liegend zuweilen<br />

größere, zusammenhängende Decken bilden.<br />

Das Eulitoral ist bei grobsandigem Untergrund<br />

oft vegetationslos, da <strong>der</strong> Sand durch die<br />

Bewegung des Wassers dauernd umgelagert wird<br />

(Strandbildung). Allerdings können sich mancherorts<br />

Pflanzen mit langen Kriechtrieben, wie<br />

die in den Tropen verbreitete Ipomoeapes-caprae,<br />

aus dem supralitoralen Dünenbereich immer<br />

wie<strong>der</strong> vorübergehend auf den Strand ausbreiten.<br />

Auf Schlick, wie er in den flachen Wattenmeeren<br />

verbreitet ist, siedelt sich eine Gesellschaft<br />

von halophytischen Kormophyten an, in<br />

<strong>der</strong> z. B. Gräser {Spartina, Puccinellia, Distichlis)<br />

und Ghenopodiaceen {Salicornid) eine beson<strong>der</strong>e<br />

Rolle spielen können. Das nur noch ausnahmsweise<br />

von Überschwemmungen erfaßte<br />

Supralitoral ist meist von einer wiesenartigen<br />

Vegetation bedeckt, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Anteil salztoleranter<br />

Arten zum Land hin allmählich abnimmt.<br />

Abweichend ist die Vegetationsabfolge in den<br />

Tropen an Stellen, wo Eulitoralbereiche mit feinsandigem<br />

o<strong>der</strong> schlickartigem Boden vor dem<br />

Einfluß <strong>der</strong> Brandung geschützt sind. Hier tritt<br />

<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>vegetationstyp <strong>der</strong> Mangrove auf, <strong>der</strong><br />

schon früher besprochen wurde (S. 176).<br />

Gegenüber <strong>der</strong> benthischen ist die pelagische<br />

Makrophyten-Vegetation auf den Weltmeeren<br />

von geringerer Bedeutung. Sie tritt nur an<br />

einer einzigen Stelle in großer Menge auf; in<br />

<strong>der</strong> Sargassosee im südwestlichen Nordatlantik.<br />

Diese bildet das wind- und strömungsarme Zentrum<br />

einer großen ellipsenförmigen Meeresströmung,<br />

die sich aus dem Golfstrom, dem Nordatlantischen<br />

Strom und dem Nordäquatorialstrom<br />

zusammensetzt (Abb. 187). Auf einer Fläche<br />

von mindestens 3 Millionen km^ befinden<br />

sich hier gewaltige, an <strong>der</strong> Wasseroberfläche treibende<br />

Tangmassen, die nur aus 2 Arten <strong>der</strong><br />

Braunalgen-Gattung Sargassum bestehen. Anfänglich<br />

hat man vermutet, es handele sich um<br />

Pflanzen, die ständig von <strong>der</strong> Brandung an den<br />

Küsten losgerissen und von den Strömungen in<br />

die Sargassosee verfrachtet würden. Ein solcher<br />

Ursprung ist auch wahrscheinlich, jedoch nicht<br />

als aktuelles Geschehen, son<strong>der</strong>n als Ereignis <strong>der</strong><br />

geologischen Vergangenheit. Die beiden beteiligten<br />

Tange (S.fluitans und S. natans) sind nämlich<br />

von allen benthischen Sargassum-Arten<br />

deutlich verschieden. Sie haben die Fähigkeit<br />

zu sexueller Fortpflanzung verloren (die bei dieser<br />

entstehenden Zygoten bedürfen für ihre Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Festsetzung am Substrat) und<br />

vermehren sich rein vegetativ durch Fragmentation.<br />

Außerdem beherbergen die Sargassum-


Das Meer 393<br />

Bestände eine spezielle Begleitfauna aus endemischen<br />

Arten verschiedener Tiergruppen (Mollusken,<br />

Krebse, Fische). Die Entstehung dieses<br />

Ökosystems dürfte schon Millionen von Jahren<br />

zurückliegen.<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Die Auswirkungen <strong>der</strong> menschlichen Tätigkeit<br />

auf die Vegetation sind im Meer viel schwerer<br />

zu beurteilen als im Süßwasser. Sicherlich hat<br />

die Einleitung verschiedenster chemischer Substanzen,<br />

nicht nur durch verschmutzte Flüsse,<br />

son<strong>der</strong>n auch durch den Schiffsverkehr, Folgen,<br />

<strong>der</strong>en Art und Ausmaß bisher aber nur unzureichend<br />

bekannt sind. Genauere Untersuchungen<br />

haben gezeigt, daß die Resistenz gegen<br />

Schadstoffbelastung recht unterschiedlich sein<br />

kann. So verschwanden in stark verschmutzten<br />

Teilen <strong>der</strong> Adria zunächst Arten <strong>der</strong> Gattung<br />

Sargassum und etwas später von Cystoseira\ hingegen<br />

war Fucus wesentlich weniger empfindlich.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Beeinflussung <strong>der</strong> Meeresvegetation<br />

erfolgt durch die wirtschaftliche Nutzung.<br />

Diese dient hauptsächlich <strong>der</strong> menschlichen Ernährung<br />

(in Ostasien werden bestimmte Makroalgen<br />

schon seit Jahrtausenden als Nahmngsmittel<br />

verwendet). Daneben benutzt man Algenprodukte<br />

für die Herstellung von Futter- und<br />

Düngemitteln. An den europäischen Küsten<br />

wurden früher größere Mengen von Algen verbrannt,<br />

um aus <strong>der</strong> Asche Pottasche und Jod zu<br />

gewinnen. Die Menge <strong>der</strong> heute für wirtschaftliche<br />

Zwecke geernteten Meeresalgen wird auf<br />

etwa 3 Millionen Tonnen jährlich geschätzt;<br />

davon soll aber etwa die Hälfte aus künstlich<br />

angelegten Kulturen in China und Japan stammen.


H Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />

Hauptanliegen des vorliegenden Textes ist es,<br />

einen vergleichenden Überblick über die Pflanzendecke<br />

im weltweiten Maßstabe zu geben.<br />

Dabei haben wir zur Verdeutlichung allgemeiner<br />

Aussagen häufig Beispiele aus Mitteleuropa<br />

herangezogen. Da für den Leser die Verhältnisse<br />

in seiner engeren Heimat aber auch an sich<br />

von Interesse sind, sollen zum Abschluß noch<br />

einige Aspekte <strong>der</strong> <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />

im Zusammenhang besprochen werden.<br />

Schwerpunkte sind dabei einerseits die aktuelle<br />

Flora und Vegetation und ihre Einbettung in<br />

die pflanzengeographische Glie<strong>der</strong>ung Europas,<br />

an<strong>der</strong>erseits ihre Entwicklung unter dem Einfluß<br />

des klimatischen Wandels und <strong>der</strong> menschlichen<br />

Eingriffe seit dem Tiefpunkt während <strong>der</strong><br />

letzten Eiszeit.<br />

Durch die zahllosen in den letzten 100 Jahren<br />

durchgeführten Untersuchungen zur Quartärbotanik,<br />

Forstgeschichte, Floristik, Pflanzensoziologie<br />

und Ökologie gehört unser mitteleuropäischer<br />

Raum zu den in dieser Hinsicht am<br />

besten bekannten Teilen <strong>der</strong> Erde. Zugleich geben<br />

die hier gewonnenen Erkenntnisse aber auch<br />

viele Hinweise und Anregungen für das Verständnis<br />

<strong>der</strong> Verhältnisse in an<strong>der</strong>en, bisher<br />

noch weniger gut durchforschten Erdgegenden.<br />

die Abfolge ist sicherlich überwiegend durch die<br />

Än<strong>der</strong>ungen des Klimas bedingt. Doch dürften<br />

daneben wohl auch die Lage <strong>der</strong> Refugien und<br />

die Ausbreitungsgeschwindigkeiten mitgespielt<br />

haben, die je nach <strong>der</strong> Art unterschiedlich sein<br />

können.<br />

Tab. 41: Vegetationsentwicklung und Kulturstufen<br />

des Menschen in Mitteleuropa seit dem Ende <strong>der</strong><br />

Eiszeit.<br />

In Klammem die z. T. sachlich irreführenden, in <strong>der</strong><br />

englischen Literatur aber immer noclr benutzten Bezeichnungen<br />

von Blytt & Sernan<strong>der</strong>.<br />

Nach Strasburger etc. 1991, Lang 1994, Firbas 1949f.<br />

Zeitabschnitte<br />

Nachwdrmezeit<br />

(Subatlantikum)<br />

Späte Wärmezeit<br />

(Subboreal)<br />

Mittlere Wärmezeit<br />

(Atlantikum)<br />

Vegetation<br />

Sommerwald mit<br />

vorherrschen<strong>der</strong><br />

Buche<br />

Gemischter<br />

Sommerwald aus<br />

Eiche<br />

Linde<br />

Ahorn<br />

Esche<br />

Ulme<br />

Kulturstufen<br />

Geschlchtitche<br />

Zeit<br />

Jungsteinzeit<br />

=Neolithikum<br />

1 Die Wie<strong>der</strong>bewaldung nach <strong>der</strong><br />

letzten Eiszeit<br />

Frühe Wänmezeit<br />

(Boreal)<br />

Vorwärmezeit<br />

(PrSboreal)<br />

Kiefernwald mit<br />

Hasel-Unterwuchs<br />

Mttlere Steinzeit<br />

^Mesolithikum<br />

Die quartäre Vegetationsgeschichte Europas<br />

wurde kürzlich von Lang (1994) in einer umfassenden<br />

Gesamtschau geschil<strong>der</strong>t, auf <strong>der</strong> auch<br />

die folgende Kurzdarstellung basiert. Allerdings<br />

beschränkt sich dieses schöne Werk lei<strong>der</strong> auf<br />

„Europa“ in <strong>der</strong> traditionellen, pflanzengeographisch<br />

gesehen ganz künstlichen Umgrenzung,<br />

so daß gerade <strong>der</strong> (auch hinsichtlich <strong>der</strong> Glazialrefugien)<br />

interessanteste Teil <strong>der</strong> europäischen<br />

Sommerwaldregion, das euxinisch-hyrkanische<br />

Gebiet, nicht erfaßt wird.<br />

Bei <strong>der</strong> nacheiszeitlichen Wie<strong>der</strong>einwan<strong>der</strong>ung<br />

bzw. -ausbreitung <strong>der</strong> Baumarten ist eine<br />

charakteristische Reihenfolge zu beobachten<br />

(vgl. auch Firbas 1949f). Danach unterscheidet<br />

man eine Anzahl von Zeitabschnitten, über die<br />

Tab. 41 einen Überblick gibt. Sie sind meist nach<br />

klimatischen Gesichtspunkten benannt, denn<br />

Subarktische Zeit<br />

(Subarktikum)<br />

Waldiose Zeit<br />

(/Vktikuin)<br />

PLENIGLAZIAL<br />

=HOCHGLAZIAL<br />

Taiga aus<br />

Kiefer und Birke<br />

Tundra<br />

(bzw. Eis)<br />

Das Weichsel-Hochglazial als<br />

Ausgangspunkt<br />

Altsteinzeit<br />

^Paläolithikum<br />

Der Höchststand <strong>der</strong> letzten Vereisung, <strong>der</strong><br />

Weichsel- (Würm-) Eiszeit, dauerte bis etwa<br />

20000Jvh. Zu dieser Zeit (Abb. 188.A) war ganz<br />

Fennoskandien von einer Eismasse bedeckt, die


Die Wie<strong>der</strong>bewaldung nach <strong>der</strong> letzten Eiszeit 395<br />

nach S über die Ostsee hinweg bis südlich von<br />

Berlin reichte (Brandenburger Stadium); ein<br />

zweiter Eisschild überdeckte den größten Teil<br />

<strong>der</strong> Britischen Inseln. Im Süden waren die Alpen<br />

bis auf kleine Teile am SO- und SW-Rande<br />

vollständig vergletschert, und kleinere lokale<br />

Vereisungen gab es auf vielen weiteren Gebirgen<br />

bis zur Sierra Nevada in Spanien und Rila<br />

Planina in Bulgarien. Infolge <strong>der</strong> Absenkung des<br />

Meeresspiegels waren die Küstenlinien seewärts<br />

verschoben; insbeson<strong>der</strong>e waren fast die ganze<br />

Nordsee und <strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> Adria Land.<br />

Das Klima war, wie schon erwähnt, während <strong>der</strong><br />

Glazialphasen in Europa nicht nur kälter, son<strong>der</strong>n<br />

auch viel trockener als heute. Daher waren<br />

nicht nur Mittel- und Westeuropa, son<strong>der</strong>n auch<br />

<strong>der</strong> zu Europa (im traditionellen Sinne) gehörende<br />

Teil des Mittelmeergebietes weitgehend<br />

waldfrei.<br />

Mitteleuropa war Teil <strong>der</strong> Arktischen Zone.<br />

NW-Deutschland, ebenso die westlich anschließenden<br />

Gebiete bis zur Bretagne sowie die eisfreien<br />

Teile Englands, trugen typische arktische<br />

Tundra. Nach S muß jedoch die Trockenheit<br />

zugenommen haben, denn im südlichen Mitteleuropa<br />

herrschte eine Steppentundra, in <strong>der</strong><br />

die arktisch-alpine Flora stark mit Steppenelementen<br />

vermischt war.<br />

Südlich <strong>der</strong> vergletscherten Alpen, aber auch<br />

in den Tieflagen des Karpatenraumes und in SW-<br />

Frankreich, fielen die Florenelemente <strong>der</strong> Tundra<br />

weitgehend aus, und die Vegetation ging in<br />

reine Steppe über. Diese, die wegen des häufigen<br />

Vorkommens von Artemisia und Chenopodiaceen<br />

als wüstennahe Trockensteppe anzusehen<br />

ist, erstreckte sich in tieferen Lagen auch<br />

über das ganze europäische Mittelmeergebiet.<br />

Die noch in <strong>der</strong> ersten Hälfte unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

gängige Annahme, die borealen und nemoralen<br />

Waldgürtel seien während <strong>der</strong> Glazialphasen<br />

einfach nach S verschoben gewesen, ist in<br />

den letzten Jahrzehnten klar wi<strong>der</strong>legt worden.<br />

Vollkommen waldlos war Europa jedoch<br />

nicht. In manchen Gebirgen gab es Stellen, an<br />

denen ganz lokal aus orographischen Gründen<br />

<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag so weit erhöht war, daß Baumwuchs<br />

möglich war. Das waren die Orte, an denen<br />

die Baumarten „überwintern“ konnten. Einige<br />

dieser Refugien sind in den letzten Jahrzehnten<br />

durch Pollen- o<strong>der</strong> Großrestfunde nachgewiesen<br />

worden, doch ist ihre Zahl lei<strong>der</strong> noch<br />

sehr gering, bedingt durch die Seltenheit geeigneter<br />

Lagerstätten.<br />

Ziemlich gut belegt sind die Refugien <strong>der</strong> drei mitteleuropäischen<br />

Taiga-Arten Pinus cembra. Picea abies und<br />

Larix decidua. Alle drei kamen in den nördlichen Karpaten<br />

(sowohl am S- als auch am N-Rande) vor. Auch<br />

am SO-Rand <strong>der</strong> Alpen in Slowenien gab es Lärche,<br />

Zirbe und Fichte; weiter westlich, in Norditalien,<br />

scheint hingegen nur die Lärche vorhanden gewesen<br />

zu sein. Die Fichte wurde außerdem in den O- und S-<br />

Karpaten gefunden. Weniger Klarheit herrscht über<br />

die Refugien von Pinus sylvestris und Betula pubescens<br />

(tortuosa), da sie von verwandten Arten pollenanalytisch<br />

nicht trennbar sind.<br />

Spuren von Baumarten <strong>der</strong> nemoralen Wäl<strong>der</strong> fanden<br />

sich an den eben genannten, gut untersuchten<br />

Stellen kaum. Sie treten in größerer Menge erst viel<br />

weiter südlich auf Beson<strong>der</strong>s reichhaltig sind zwei<br />

Fundstellen in Süditalien (Kalabrien) und Nordgriechenland<br />

(Pindos-Gebiet), wo neben Fagus sylvatica,<br />

Carpinus betulus und Abies alba u. a. Vertreter <strong>der</strong><br />

Gattungen Quercus, Tilia, Acer, Ulmus, Corylus sowie<br />

Ilex aquifolium und Buxus sempervirens gefunden wurden.<br />

Diese beiden Refugien sind als westlichster Abschnitt<br />

des Haupt-Uberdauerungszentrums im euxinisch-hyrkanischen<br />

Raum anzusehen, über das aber<br />

in quartärbotanischer Hinsicht noch wenig bekannt<br />

ist. Weiter westlich, auf <strong>der</strong> Iberischen Halbinsel, war<br />

die Anzahl überdauern<strong>der</strong> nemoraler Sippen anscheinend<br />

geringer; immerhin sind hier auch Quercus, Acer<br />

und Ulmus nachgewiesen, und auch Buxus dürfte vorhanden<br />

gewesen sein.<br />

Die Lage <strong>der</strong> Refugien erlaubt es, den ungefähren<br />

Verlauf <strong>der</strong> Grenzen zwischen den thermischen<br />

Zonen zu rekonstruieren (Abb. 188.A).<br />

Demnach lag die Nordgrenze <strong>der</strong> Borealen Zone<br />

etwa da, wo die Steppentundra durch die reine<br />

Steppe abgelöst wurde. Die Nemorale Zone<br />

dürfte mindestens die südlichen Hälften <strong>der</strong> drei<br />

südeuropäischen Halbinseln umfaßt haben. Zur<br />

Meridionalen Zone gehörte möglicherweise<br />

Kreta (hier scheinen Refugien von Quercus Hex<br />

gelegen zu haben; auch das Vorhandensein <strong>der</strong><br />

endemischen Palme Phoenix theophrasti ist ein<br />

Indiz); weiter westlich war sie wohl auf Nordafrika<br />

beschränkt.<br />

Spätglazial<br />

Nach seinem Höchststand verlagerte sich <strong>der</strong><br />

Südrand <strong>der</strong> nordischen Eismasse zunächst langsam<br />

ein wenig nach Norden; um 15000 Jvh entstanden<br />

in Norddeutschland als letzte Endmoränen<br />

die des Pommerschen Stadiums. Nun begann<br />

eine starke Erwärmung, die den Anfang<br />

des Spätglazials markiert. Das Eis zog sich rasch<br />

nach N zurück, so daß <strong>der</strong> Eisrand um 12000


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Bereiche herrschen<strong>der</strong> Buche {in C, D) . . . . A t W estgrenze <strong>der</strong> Fichte (in C) „ ............ O stgrenze <strong>der</strong> H ülse (in C , D)<br />

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Abb. 188: Ungefähre Vegetationsglie<strong>der</strong>ung des westlichen Europa während des Höchststandes <strong>der</strong> letzten Vereisung (A), zu Beginn des Postglazials (B) und<br />

gegen Ende <strong>der</strong> Mittleren Wärmezeit (C) im Vergleich zu heute (D).<br />

AR Arktische Zone, BO Boreale Zone, NE Nemorale Zone, M E Méridionale Zone; Atu = Tundra, Ats = Steppentundra, Bwt = Waldtundra, Btg = Taiga, Bst =<br />

Boreale Steppe, Nbo = Boreonemoraler Ökoton, Nhu = Nördlicher, humi<strong>der</strong> Sommerwald, Nsm = Submediterraner Sommerwald, Ntr = Trocken-Sommerwald<br />

(sarmatisch) und Waldsteppe, Nst = Nemorale Steppe (teils auch Halbwüste), Mhw = Hartlaubwald. „BE“ = Baltischer Eissee. - A - C nach Lang 1994 (stark<br />

modifiziert), D nach diversen Quellen.<br />

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398 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />

Jvh auf <strong>der</strong> Insel Gotland, um 11000 schon in<br />

<strong>der</strong> Gegend von Stockholm lag. Hier blieb er<br />

allerdings für etwa 600 Jahre stehen, bedingt<br />

durch einen Klimarückschlag, <strong>der</strong> in Großbritannien<br />

sogar zu einem leichten Eisvorstoß geführt<br />

haben soll. Im Gegensatz zum nordischen<br />

wurde <strong>der</strong> Eisschild <strong>der</strong> Alpen bereits während<br />

des Spätglazials weitgehend abgebaut; am Ende<br />

dieser Periode soll das Gebirge, abgesehen von<br />

einigen größeren Talgletschern, schon bis mindestens<br />

2000 m Höhe eisfrei gewesen sein.<br />

Mit dem Rückzug des Eises begann die Ausbreitung<br />

<strong>der</strong> Gehölze. In Mitteleuropa ist mit<br />

dem ersten Auftreten subarktischer Birken- und<br />

Kiefernwäl<strong>der</strong> ab etwa 13000Jvh zu rechnen (Beginn<br />

<strong>der</strong> Subarktischen Zeit). Die ungefähre Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

Europas am Ende des Spätglazials<br />

um 10000 Jvh zeigt Abb. 188.B. Die<br />

Grenze zwischen <strong>der</strong> Arktischen und <strong>der</strong> Borealen<br />

Zone, nunmehr als polare Waldgrenze<br />

erkennbar, lag etwa im Bereich <strong>der</strong> heutigen<br />

nordfranzösischen und norddeutschen Küsten.<br />

Von W-Frankreich über N-Deutschland bis ins<br />

Baltikum erstreckte sich die Waldtundra (Bwt),<br />

die im W vornehmlich von Betula, weiter östlich<br />

auch von Pinus gebildet wurde. Die nach S<br />

anschließende geschlossene Taiga (Btg), die bis<br />

zum Südrande <strong>der</strong> Pyrenäen, Alpen, Dinaren<br />

und Südkarpaten reichte, bestand aus Kiefer mit<br />

beigemischter Birke. Nur in den Alpen und Karpaten<br />

enthielt sie auch größere Anteile an Lärche<br />

und Zirbe, die sich von ihren Refugien am<br />

Gebirgsfuß schnell in höhere Lagen ausgebreitet<br />

hatten (die Fichte scheint nur in den Karpaten<br />

schon eine größere Rolle gespielt zu haben).<br />

ln <strong>der</strong> Nemoralen Zone, die den größten<br />

Teil des europäischen Mittelmeergebietes umfaßte,<br />

muß das Klima noch ziemlich trocken<br />

gewesen sein, denn die Ergebnisse <strong>der</strong> Pollenanalyse<br />

deuten überall auf das Vorhandensein<br />

steppennaher sommergrüner Eichen-Trockenwäl<strong>der</strong><br />

(Ntr); baumlose Steppe (Nst) trat wohl<br />

im Schwarzmeergebiet auf Hartlaubwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Meridionalen Zone gab es in Südspanien; für<br />

die in ähnlicher Breitenlage befindlichen Inseln<br />

Sizilien und Kreta liegen bisher keine Nachweise<br />

vor.<br />

Vorwärmezeit und W ärm ezeit<br />

Ab 10000 Jvh setzte die endgültige Erwärmung<br />

ein, mit <strong>der</strong> zugleich die Nacheiszeit (Postglazial,<br />

Holozän) beginnt. Die Eismassen tauten jetzt<br />

sehr schnell ab und waren schon um 8000 Jvh<br />

bis auf kleine, den heutigen Gebirgsgletschern<br />

entsprechende Reste verschwunden, ln <strong>der</strong> Mittleren<br />

Wärmezeit, namentlich von etwa 7000 bis<br />

5000 Jvh, war das Klima nach allen Indizien erheblich<br />

wärmer als heute, für Mitteleuropa wird<br />

eine Erhöhung <strong>der</strong> Mitteltemperaturen um etwa<br />

2,5 bis 4 °C angenommen.<br />

Zusammen mit <strong>der</strong> Erwärmung begann die<br />

rapide Ausbreitung <strong>der</strong> nemoralen Flora. In<br />

Mitteleuropa erschien als „Vorhut“ des nemoralen<br />

Gehölzensembles zuerst die Hasel; sie erreichte<br />

bis zum Ende <strong>der</strong> Vorwärmezeit schon<br />

Südskandinavien und Schottland. Als Unterholzstrauch<br />

mit früher Blühreife, dessen dyszoochore<br />

Früchte von mehreren Säugetier- und<br />

Vogelarten systematisch gesammelt und dadurch<br />

verbreitet wurden, konnte Corylus aveüana<br />

offensichtlich beson<strong>der</strong>s schnell vorrücken und<br />

als Strauchschicht die relativ lichten Kiefernwäl<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> bisherigen Taiga unterwan<strong>der</strong>n. Sie muß<br />

dort vielerorts Massenbestände gebildet haben<br />

(dementsprechend wird die Vorwärmezeit zuweilen<br />

auch Kiefern-Hasel-Zeit genannt). Schon<br />

bald folgten <strong>der</strong> Hasel aber die hochwüchsigen<br />

nemoralen Baumarten. Die weitere Verjüngung<br />

<strong>der</strong> Lichtholzart Kiefer wurde unterbunden, und<br />

die Taiga wurde ab etwa 9000 Jvh fast vollständig<br />

durch nemoralen Sommerwald aus Quercus,<br />

Tilia, Acer, Ulmus, Fraxinus u. a. ersetzt.<br />

Im palynologischen Schrifttum wird <strong>der</strong> wärmezeitliche<br />

Sommerwald traditionell als „Eichenmischwald“<br />

{Quercetum mixtum) bezeichnet. Dieser Name, <strong>der</strong> auf<br />

<strong>der</strong> Übervertretung <strong>der</strong> windbestäubten Eichen gegenüber<br />

den meist tierbestäubten an<strong>der</strong>en Bäumen im<br />

Pollenspektrum beruhen dürfte, ist etwas irreführend,<br />

indem er den Eindruck erweckt, die Eichen seien allgemein<br />

dominierende Hauptholzarten gewesen. Das<br />

ist jedoch unwahrscheinlich; vielmehr spricht nichts<br />

gegen die Annahme, daß die Quercus-kittci, wie überall<br />

in <strong>der</strong> Nemoralen Zone, nur auf trockenen und<br />

armen Subklimaxstandorten vorherrschten, während<br />

die Vegetation in den edaphisch besseren Teilen des<br />

Mosaiks von den an<strong>der</strong>en Bäumen (Edellaubhölzern)<br />

gebildet wurde.<br />

Die Vegetationsglie<strong>der</strong>ung des engeren Europa<br />

um 5000 Jvh (am Ende <strong>der</strong> optimalen Wärmephase)<br />

zeigt Abb. 188.C. Im großen und ganzen<br />

ähnelt das Bild sehr dem heutigen. Auffälligster<br />

Unterschied ist die nördlichere Lage <strong>der</strong><br />

boreal-nemoralen Grenze in Fennoskandien.<br />

Daß nemorale Elemente damals viel weiter nach<br />

N reichten als heute {Corylus z. B. bis über<br />

200 km), ist durch Großrestfunde schon seit ca.


Die Wie<strong>der</strong>bewaldung nach <strong>der</strong> letzten Eiszeit 399<br />

100 Jahren bekannt und war damals <strong>der</strong> erste<br />

Anlaß zur Aufstellung <strong>der</strong> Hypothese über eine<br />

„postglaziale Wärmezeit“. Daß die Temperaturen<br />

aber auch im südlichen Mitteleuropa wesentlich<br />

höher gewesen sein müssen als heute,<br />

geht u. a. daraus hervor, daß die alpine Waldgrenze<br />

in den Alpen zeitweise etwa 200 m höher<br />

lag. Übrigens wurden auch an <strong>der</strong> polaren<br />

Waldgrenze in N-Norwegen postglaziale Großreste<br />

von Pinus sylvestris noch mehr als 50 km<br />

nördlich von ihrer heutigen Arealgrenze gefunden.<br />

Die Verschiebung <strong>der</strong> Nordgrenze <strong>der</strong> Nemoralen<br />

Zone ebenso wie die <strong>der</strong> thermischen Waldgrenzen<br />

deutet daraufhin, daß die Sommer nicht nur wärmer,<br />

son<strong>der</strong>n auch länger gewesen sein müssen. Hingegen<br />

scheinen die Winter, zumindest was die auftretenden<br />

Minima betrifft, eher den heutigen entsprochen zu<br />

haben. Jedenfalls verlief die Ostgrenze <strong>der</strong> Hülse (Ilex<br />

aquifolium), die als guter Indikator für die Winterkälte<br />

gilt, fast genau so wie heute. Demnach wäre in <strong>der</strong><br />

Wärmezeit in Mitteleuropa die Temperaturamplitude<br />

zwischen Sommer und Winter deutlich größer gewesen.<br />

Die übrigen Abweichungen <strong>der</strong> wärmezeitlichen<br />

gegenüber <strong>der</strong> heutigen Vegetation betreffen die<br />

Rolle <strong>der</strong> beiden wichtigen Baumarten Picea abies<br />

und Fagus sylvatica.<br />

Die Fichte, <strong>der</strong>en etageale Vorkommen in den südlichen<br />

Gebirgen etwa den heutigen entsprachen, fehlte<br />

noch im größten Teil Fennoskandiens. Von ihren östlichen<br />

Refugien (<strong>der</strong>en westlichste werden etwa 150<br />

km nördlich von Moskau vermutet) war sie erst bis zu<br />

einer Linie vorgedrungen, die vom Weißen Meer über<br />

den Saimaa-See und den Peipus-See bis zur mittleren<br />

Memel verläuft. Die skandinavische Taiga bestand<br />

damals also nur aus Pinus sylvestris (daneben Betula),<br />

ebenso die Nadelholz-Komponente <strong>der</strong> Boreonemoralen<br />

Zone in den Baltischen Län<strong>der</strong>n (die übrigen<br />

Koniferen <strong>der</strong> eurosibirischen zonalen Taiga, Larix<br />

russica, Pinus cetnbra ssp. sibirica und Abies sibirica, waren<br />

noch viel weiter zurück und haben Fenno-skandien<br />

bis heute nicht erreicht).<br />

Die Buche hatte im Gegensatz zu heute im engeren<br />

Mitteleuropa nur in einem Streifen höhere Anteile,<br />

<strong>der</strong> sich vom Jura über Vogesen, Schwarzwald und<br />

die böhmischen Randgebirge bis zu den westlichen<br />

Karpaten erstreckt. Zwar war sie auch weiter nördlich<br />

schon vorhanden, aber offensichtlich nur in Form<br />

sporadischer Vorposten (vgl. unten).<br />

Nachwärmezeit<br />

Im letzten Abschnitt <strong>der</strong> Wärmezeit näherten<br />

sich die Temperaturen und damit auch die eben<br />

besprochenen Vegetationsgrenzen dem heutigen<br />

Zustande an, <strong>der</strong> etwa zu Beginn <strong>der</strong> Nachwärmezeit<br />

um 2500 Jvh erreicht wurde. Dieser<br />

Zeitpunkt ist aber in Mitteleuropa vor allem<br />

durch ein Ereignis gekennzeichnet, das das Bild<br />

<strong>der</strong> Waldvegetation im einzelnen stark verän<strong>der</strong>t<br />

hat: nämlich die starke Zunahme von Fagus<br />

sylvatica, die dazu führte, daß diese Baumart<br />

großflächig die Dominanz übernahm (außer auf<br />

den von Quercus beherrschten Subklimax-Standorten,<br />

vgl. das Ökogramm Abb. 27, S. 60). Diese<br />

Umschichtung hat nur die Teile des engeren<br />

Mitteleuropa nicht erfaßt, die klimatisch beson<strong>der</strong>s<br />

trocken und/o<strong>der</strong> großflächig von sehr armen<br />

Böden beherrscht sind, wie das innere nordostdeutsch-polnische<br />

Tiefland o<strong>der</strong> Innerböhmen.<br />

Daß die Buche als heutige Klimaxholzart Mitteleuropas<br />

ihre beherrschende Stellung erst so spät erlangt<br />

hat, ist erstaunlich und hat selbstverständlich zu Fragen<br />

über die Ursachen geführt. Die vier wichtigsten<br />

Denkmöglichkeiten sind die folgenden:<br />

(1) Gegenüber den an<strong>der</strong>en Baumarten hatte die<br />

Buche so weit entfernte Refugien und/o<strong>der</strong> eine<br />

so langsame Ausbreitungsgeschwindigkeit, daß sie<br />

erst als letzte ankam.<br />

(2) Während <strong>der</strong> Wärmezeit wurde die Buche als<br />

Baum humiden Klimas durch zu große Trockenheit<br />

beeinträchtigt und konnte sich erst stärker<br />

ausbreiten, als das Klima feuchter wurde.<br />

(3) Während <strong>der</strong> Wärmezeit waren die Temperaturen<br />

so hoch, daß die an<strong>der</strong>en Baumarten <strong>der</strong><br />

Buche konkurrenzüberlegen waren; erst die Temperaturabnahme<br />

erlaubte ihr die Dominanzübernahme.<br />

(4) Die Arealverdichtung <strong>der</strong> Buche wurde durch die<br />

Schädigung <strong>der</strong> übrigen Baumarten infolge <strong>der</strong><br />

stark zunehmenden Eingriffe des Menschen ermöglicht.<br />

Die Version (1) wird durch viele palynologische Daten<br />

wi<strong>der</strong>legt. Schon um 5000 Jvh war die Buche im<br />

gesamten Bereich <strong>der</strong> nördlichen (niedrigen) deutschen<br />

Mittelgebirge anwesend, um 4000 erreichte sie die<br />

nordwestdeutsche und dänische Küste und das Pariser<br />

Becken, und um 3000 erschien sie auch in SO-<br />

England. Die Ankunft erfolgte also bereits mindestens<br />

500 bis über 2500 Jahre vor <strong>der</strong> Übernahme <strong>der</strong> Dominanz,<br />

Aber auch die Version (4) ist nicht haltbar.<br />

Wie viele ökologische und forstgeschichtliche Untersuchungen<br />

belegen, führte die frühgeschichtliche bis<br />

frühneuzeitliche vielseitige Waldnutzung (vgl. S. 400)


400 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />

zu einer Zurückdrängung <strong>der</strong> klimaxbildenden Schatthölzer<br />

und einer Begünstigung <strong>der</strong> Lichthölzer früherer<br />

Sukzessionsstadien. Die weitere Ausbreitung <strong>der</strong><br />

Buche wurde durch den Menschen also eher aufgehalten.<br />

Das ist übrigens in Großbritannien ganz offensichtlich:<br />

in diesem schon früh stark entwaldeten<br />

Land kam die natürliche Rückwan<strong>der</strong>ung um 1000<br />

Jvh in Mittelengland zum Stillstand (vgl. Abb. 21,<br />

S. 45), obwohl die Britischen Inseln sicherlich ganz<br />

im potentiellen Fagus-Krtzl liegen, wie heute durch<br />

die überall sichtbare subspontane Ausbreitung angepflanzter<br />

Buchen deutlich wird.<br />

Die Buchenausbreitung zu Beginn <strong>der</strong> Nachwärmezeit<br />

dürfte demnach Idimatische Ursachen haben; es<br />

fragt sich nur noch, ob dabei <strong>der</strong> hygrische (2) o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> thermische (3) Faktor ausschlaggebend war. Im Fall<br />

(2) müßte das Klima <strong>der</strong> Wärmezeit also trockener<br />

gewesen sein als das heutige. Bei den zugleich höheren<br />

Sommertemperaturen würde das bedeuten, daß<br />

<strong>der</strong> sarmatische Trockenwald und die Steppe wesentlich<br />

weiter nach NW gereicht hätten als heute. Von<br />

einer solchen Grenzverschiebung zeigen die rekonstruierten<br />

Vegetationskarten (Abb. 188.C) aber keine<br />

Spur. Demnach bleibt nur die thermische Erklärung,<br />

und diese ist auch einleuchtend, insbeson<strong>der</strong>e im weltweiten<br />

Vergleich. In allen Teilen <strong>der</strong> humiden<br />

Nemoralen Zone beginnt die Dominanz von Fagus<br />

über die an<strong>der</strong>en nemoralen Baumarten dort, wo das<br />

Julimittel wesentlich unter 4-20 °C absinkt: hier, und<br />

beson<strong>der</strong>s bei 18 °C und darunter, wird die Buche<br />

konkurrenzüberlegen. Wenn die Temperatur in <strong>der</strong><br />

Wärmezeit 2,5 bis 4 °C höher lag als heute, hätte demnach<br />

das Julimittel in Mitteleuropa 20 bis 22 °C betragen,<br />

genug, um die Dominanz <strong>der</strong> Edellaubhölzer<br />

zu gewährleisten. Nur in den höheren Lagen <strong>der</strong> südlichen<br />

Mittelgebirge herrschten damals schon niedrigere<br />

Temperaturen, die eine Buchenstufe hervorriefen.<br />

Zum Ende <strong>der</strong> Wärmezeit verbreitete diese Kondition<br />

sich dann auch über die Tieflagen und machte<br />

fast ganz Mitteleuropa zum KJimaxgebiet <strong>der</strong> Buche.<br />

Mit diesen letzten Verän<strong>der</strong>ungen nahm das<br />

natürliche Vegetationsmosaik Europas schließlich<br />

die Gestalt an, wie sie Abb. 188.D zeigt.<br />

Dieses Bild ist aber auf großen Flächen heute<br />

keine Realität mehr, son<strong>der</strong>n es bildet als potentielle<br />

natürliche Vegetation nur noch den<br />

theoretischen Hintergrund für die weithin vorherrschenden<br />

anthropogenen Vegetationstypen.<br />

2 Die Entstehung <strong>der</strong> heutigen<br />

Pflanzendecke unter dem<br />

Einfluß des Menschen<br />

Bis zum Ende <strong>der</strong> Mittleren Steinzeit (vgl. Tab.<br />

41, S. 394) stand die spärliche europäische Be­<br />

völkerung noch auf <strong>der</strong> Kulturstufe <strong>der</strong> nomadisierenden<br />

Jäger und Sammler und beeinflußte<br />

die Vegetation kaum. Das begann sich zu än<strong>der</strong>n,<br />

als sich von Vor<strong>der</strong>asien her <strong>der</strong> Ackerbau,<br />

und damit die seßhafte Lebensweise, nach<br />

Europa ausbreitete, womit die Periode <strong>der</strong> Jungsteinzeit<br />

begann. Diese „neolithische Revolution“<br />

setzte in Griechenland gegen 8500 Jvh ein.<br />

Allmählich nach NW vordringend, erreichte sie<br />

Mitteleuropa etwa um 7000-6500 und NW-Europa<br />

um 5000 Jvh. Doch waren die entstehenden<br />

ersten Rodungen noch lange Zeit nur winzige<br />

Löcher in <strong>der</strong> Walddecke. Erste stärkere und<br />

nachhaltige Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Vegetation sind<br />

in manchen Teilen des Mittelmeergebietes ab<br />

etwa 4500 Jvh nachweisbar.<br />

In Mitteleuropa, auf das wir uns im Folgenden<br />

beschränken, ist die natürliche Walddecke<br />

bis in die mittlere Jungsteinzeit noch weitgehend<br />

unversehrt erhalten geblieben. Erst ab etwa<br />

5000 Jvh trat erstmalig eine größere Zahl von<br />

Rodungsinseln in den fruchtbaren Lößgebieten<br />

auf, die aber sehr klein waren und auch bezüglich<br />

ihrer räumlichen Lage noch keine Stabilität<br />

zeigten. Etwas größere Waldauflichtungen,<br />

die jedoch ebenfalls nicht von längerer Dauer<br />

waren, gab es wohl um etwa 4000 Jvh im Bereich<br />

<strong>der</strong> Megalithgräber-Kulturen. Zu wirklich<br />

bedeutenden und dauernden Entwaldungen<br />

kam es bei uns jedoch erst in <strong>der</strong> Römerzeit,<br />

etwa ab Christi Geburt (= 2000 Jvh). Auch diese<br />

betrafen zunächst nur die für den Ackerbau<br />

günstigsten Standorte und dehnten sich dann<br />

mit <strong>der</strong> allmählichen Zunahme <strong>der</strong> Bevölkemng<br />

auf immer weniger günstige aus; die höheren<br />

Mittelgebirge wurden meist erst im Mittelalter<br />

o<strong>der</strong> gar in <strong>der</strong> frühen Neuzeit erfaßt.<br />

Die Zeit des Vorhandenseins ungestörter natürlicher<br />

Wäl<strong>der</strong>, auch als Urwaldzeit bezeichnet,<br />

endete in den verschiedenen Teillandschaften<br />

Mitteleuropas also zu unterschiedlichen<br />

Zeitpunkten. Von <strong>der</strong> damit einsetzenden<br />

anthropogenen Entwicklung wollen wir zunächst<br />

den vegetationskundlichen, dann den floristischen<br />

Aspekt betrachten.<br />

Vegetation<br />

Mit dem Ende <strong>der</strong> Urwaldzeit begann eine Periode,<br />

die durch die ständig zunehmende Beeinträchtigung<br />

des Waldes sowie die Entstehung<br />

und Ausdehnung anthropogener Vegetationstypen<br />

gekennzeichnet ist (Abb. 189), die Zeit


Die Entstehung <strong>der</strong> heutigen Pflanzendecke unter dem Einfluß des Menschen 401<br />

<strong>der</strong> extensiven Landwirtschaft und Waldverwüstung.<br />

Von den Siedlungen aus, die in den<br />

zunächst sehr kleinen, inselhaften Rodungsflächen<br />

lagen, wurde <strong>der</strong> Wald in vielfältiger<br />

Weise genutzt. Mit wachsen<strong>der</strong> Bevölkerungszahl<br />

vergrößerten sich sowohl die Rodungsflächen<br />

als auch <strong>der</strong> Nutzungsdruck auf den<br />

verbleibenden Wald. Während dieser anfangs<br />

quasi herrenloses Allgemeingut war, begannen<br />

im Mittelalter die einzelnen Siedlungen die sie<br />

4 (prähistor.<br />

Zeit)<br />

erste<br />

Eingriffe<br />

des<br />

Menschen<br />

(frühes<br />

2 Mittelalter)<br />

Bevölkemngs-<br />

Zunahme,<br />

Übernutzung<br />

(um 1750)<br />

Trennung von<br />

Wald und Weide,<br />

Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

des Waldes,<br />

rationelle<br />

Landwirtschaft<br />

(um 1950)<br />

r<br />

^ Flurbereinigung, Herbizidanwendung, Überdüngung, Verbrachung usw.<br />

Abb. 189: Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Vegetationsdecke Mitteleuropas durch den Menschen, schematisch.<br />

Zeitabschnitte: 1 Urwaldzeit; 2 Zeit <strong>der</strong> extensiven Landwirtschaft und Waldverwüstung; 3 Zeit <strong>der</strong> rationellen<br />

Land-und Forstwirtschaft; 4 Zeit <strong>der</strong> Technisierung <strong>der</strong> Landschaft.


402 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />

"1<br />

umgebenden Waldgebiete als Besitz zu beanspruchen.<br />

So entstanden die den Siedlungen<br />

zugeordneten Marken (Gemeinheiten, Allmenden),<br />

in denen die Nutzung nicht mehr unbeschränkt<br />

war: sie stand nur noch den Bewohnern<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Siedlungen (den Markgenossen)<br />

zu, und auch für diese wurde sie meist<br />

schon bald durch sog. Markenordnungen reguliert,<br />

die letztlich den Zweck hatten, die<br />

Nachhaltigkeit zu garantieren.<br />

che zu; <strong>der</strong>en Nutzung war daher am stärksten reglementiert.<br />

Zwar hatten alle Markgenossen ein Anrecht<br />

auf Bauholz; <strong>der</strong> tatsächliche Einschlag von Eichenholz<br />

wurde aber gewöhnlich nur bei nachgewiesenem<br />

Bedarf gewährt. Der beson<strong>der</strong>e Schutz <strong>der</strong> Eiche hatte<br />

noch einen zweiten Grund: sie und ebenso die<br />

Buche, beide oft als „fruchtbare Bäume“ zusammengefaßt,<br />

lieferten die für die Schweinemast (vgl. Gate<br />

1972) benötigten Eicheln und Bucheckern. Da vor<br />

Einführung <strong>der</strong> Kartoffel die Mästung <strong>der</strong> Schweine<br />

ganz überwiegend im Walde erfolgte (Abb. 190), hatten<br />

diese Baumfrüchte für die Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

mit Fleisch und Fett eine außerordentlich große<br />

Bedeutung (oft wurde <strong>der</strong> Wert eines Waldes durch<br />

die Zahl <strong>der</strong> „bei voller Mast“ darin mästbaren Schweine<br />

angegeben). Da <strong>der</strong> Mastansatz <strong>der</strong> Bäume von Jahr<br />

zu Jahr sehr wechselt, wurde in jedem Herbst beim<br />

sog. Holzgericht nach eingehen<strong>der</strong> Besichtigung die<br />

Zahl <strong>der</strong> jeweils mästbaren Schweine neu festgesetzt;<br />

nach <strong>der</strong> Markenordnung hatte dann je<strong>der</strong> Markgenosse<br />

das Anrecht auf einen bestimmten Anteil<br />

daran. Alle übrigen Nutzungen galten gegenüber Bauholz<br />

und Mast nur als geringwertig. Brennholz, seinerzeit<br />

vielerorts einziges Brennmaterial und daher<br />

zum Kochen und Heizen dringend benötigt, durfte<br />

Solche Markenordnungen liegen aus vielen Teilen<br />

Deutschlands vom 16. Jahrhun<strong>der</strong>t an in schriftlich<br />

fixierter Form vor; es kann aber davon ausgegangen<br />

werden, daß viele von ihnen schon älter waren und<br />

vorher nur mündlich überliefert wurden. Sie geben<br />

ein plastisches Bild <strong>der</strong> ausgefuhrten Nutzungsarten<br />

und ihrer unterschiedlichen Wertschätzung. Die Holznutzung<br />

erfolgte gewöhnlich in einer Art Mittelwaldbetrieb;<br />

während man die Eiche und z. T. auch die<br />

Buche als Hochstämme (Kernwüchse) zu bewirtschaften<br />

suchte, wurden alle übrigen Baum- und Straucharten<br />

im Stockausschlagbetrieb als Brennholz genutzt.<br />

Der höchste Wert kam <strong>der</strong> als Bauholz wichtigen Eimi<br />

D i<br />

Abb. 190: Schweineherde bei <strong>der</strong> Eichelmast.<br />

Aus dem „Kreutter Buch“ von H ieronymus B ock,<br />

Ausgabe 1572. Im Text heißt es „Die Eychelen ...<br />

gehören fürr die Sew“. (Nie<strong>der</strong>sächsische Staatsund<br />

Universitätsbibliothek Göttingen).


Die Entstehung <strong>der</strong> heutigen Pflanzendecke unter dem Einfluß des Menschen 403<br />

meist von allen Markgenossen unbeschränkt geschlagen<br />

tverden; nur in manchen schon sehr waldarmen<br />

Gegenden (z. B. in <strong>der</strong> Rheinischen Bucht) gibt es<br />

bereits im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t Nachrichten über einen geregelten<br />

Umtrieb. Völlig ungeregelt war fast überall<br />

die allgemeine Viehweide. Dieser diente <strong>der</strong> gesamte<br />

Bereich <strong>der</strong> Mark, und das Weidevieh (Rin<strong>der</strong>, Schafe,<br />

Ziegen, z. T. auch Pferde) war allgegenwärtig, so<br />

daß alle Flächen, auf denen es Schaden anrichten<br />

konnte (z. B. die Acker), eingezäunt werden mußten.<br />

Gewöhnlich hatten alle Markgenossen ein unbegrenztes<br />

Wei<strong>der</strong>echt; nur Vieh, das aus fremden Marken<br />

eindrang, wurde beschlagnahmt und mußte durch<br />

Geldzahlung ausgelöst werden. Ebenso unbeschränkt<br />

waren die vielerorts betriebene Streunutzung, die darin<br />

bestand, daß man die Krautschicht des Waldes abräumte<br />

(oft in Form von Plaggen einschließlich <strong>der</strong><br />

obersten Bodenschicht) und als Winterstreu in die<br />

Viehställe brachte, sowie die Gewinnung von Laubheu<br />

als Winterfutter durch Schneitelung <strong>der</strong> Gehölze.<br />

So versuchten die Markenordnungen zwar die erwachsenen,<br />

masttragenden Eichen und Buchen durch<br />

Reglementierung möglichst zu schützen; zugleich<br />

wurde aber durch die ungeregelte Beweidung und<br />

Streunutzung <strong>der</strong>en Verjüngung be- bzw. verhin<strong>der</strong>t.<br />

Da das den Markgenossen nicht verborgen blieb,<br />

wurde in vielen Marken vom 16. Jahrhun<strong>der</strong>t an die<br />

Ersatzpflanzung junger Eichen, z. T. auch die Anlegung<br />

von Eichelkämpen zur Pflanzenanzucht angeordnet.<br />

Schon zur Zeit ihrer ersten schriftlichen Aufzeichnung<br />

reichten die Nutzungsbeschränkungen<br />

durch die Markenordnungen jedoch für die<br />

Erhaltung des Waldes bei weitem nicht mehr<br />

aus. Vielmehr ist die Zeit vom 16.-18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

durch eine rapide zunehmende Waldverwüstung<br />

gekennzeichnet, die gegen Mitte des<br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu einem Tiefpunkt des Waldzustandes<br />

führte, wie er heute kaum vorstellbar<br />

erscheint. Waldartige Pflanzenbestände waren -<br />

abgesehen von meist kleinflächigen, den Landesherren,<br />

dem Adel o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kirche gehörenden<br />

„Gehegen“ - vielerorts nur noch in den<br />

Teilen <strong>der</strong> Marken vorhanden, die von den Siedlungen<br />

am weitesten entfernt waren. Sie entsprachen<br />

vegetationskundlich höchstens <strong>der</strong> Subklimaxgesellschaft<br />

(vgl. S. 63, 6 8 ) mit starker Auflichtung<br />

und dadurch bedingter relativer Zunahme<br />

lichtlieben<strong>der</strong> Pionierbäume und -sträucher;<br />

in Gegenden, wo Nadelhölzer von Natur aus<br />

vorkamen, hatten auch diese meist relativ zugenommen,<br />

vor allem die Pionierart Kiefer (zuweilen<br />

aber auch die Fichte, <strong>der</strong>en Jungwuchs<br />

vom Vieh weniger verbissen wird als <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Laubhölzer). In Gegenden mit beson<strong>der</strong>s armen<br />

Böden, so in vielen Teilen Norddeutschlands,<br />

war <strong>der</strong> Wald so gut wie völlig verschwunden.<br />

Als zwar beson<strong>der</strong>s extremes, aber doch kennzeichnendes<br />

Beispiel für den Waldzustand um 1780 seien<br />

hier die gut dokumentierten Verhältnisse im münsterischen<br />

Amte Meppen (Emsland; entspricht etwa den<br />

Altkreisen Meppen und Aschendorf in Nordwest-<br />

Nie<strong>der</strong>sachen) vorgestellt. Von dessen 2200 km^ Fläche<br />

waren damals nach recht genauen topographischen<br />

Karten noch 30 km^ (1,4 %) Wald; demgegenüber<br />

nahmen „Sandwehen“, d. h. anthropogene offene<br />

Dünen, 165 km^ (7,5 %) ein. Die restliche Fläche<br />

war, abgesehen von den sehr kleinflächigen Siedlungen<br />

und Ackern, in Bach- und Flußnie<strong>der</strong>ungen befindlichen<br />

Wiesen sowie den von Natur aus waldfreien<br />

Hochmooren, mit Heide bedeckt. Eine gleichzeitige<br />

detaillierte Forstbeschreibung zeigt, daß von den<br />

3000 ha nomineller Waldfläche jedoch nur 70 ha mit<br />

hochstämmigen Bäumen bestockt waren, alles übrige<br />

bestand aus verstreut in <strong>der</strong> Heide stehendem Gebüsch.<br />

Wirklicher Wald bedeckte also nur noch 0,03 %<br />

<strong>der</strong> Landesfläche (H esmer etc. 1963).<br />

Da das Holz damals als wichtiger Baustoff,<br />

Werkstoff und Brennstoff eine weit größere Bedeutung<br />

hatte als heute, war <strong>der</strong> katastrophale<br />

Waldzustand ein großes wirtschaftliches Problem.<br />

Daher begann man im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

in fast allen deutschen Territorien, scharfe Verordnungen<br />

gegen die weitere Verwüstung <strong>der</strong><br />

Wäl<strong>der</strong> und für ihre Wie<strong>der</strong>herstellung zu erlassen,<br />

und vielerorts wurden auch direkte Maßnahmen<br />

zur Wie<strong>der</strong>aufforstung in Gang gebracht.<br />

Nach anfänglichen Fehlschlägen (beson<strong>der</strong>s<br />

die weideberechtigten Markgenossen leisteten<br />

oft heftigen Wi<strong>der</strong>stand) brachten diese Bemühungen<br />

gegen Ende des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

erste Erfolge. Damit wurde eine neue Periode<br />

eingeleitet: die Zeit <strong>der</strong> rationellen Land- und<br />

Forstwirtsehaft. Die wichtigste Maßnahme, die<br />

in <strong>der</strong> Folgezeit zunächst durchgeführt wurde,<br />

war die Trennung von Wald und Weide. Sie<br />

befreite nicht nur die noch bestehenden Restwäl<strong>der</strong><br />

von <strong>der</strong> schädlichen Weidenutzung, son<strong>der</strong>n<br />

führte weiterhin auch dazu, daß die durch<br />

die Waldverwüstung entstandenen ausgedehnten<br />

mesohemeroben Magerrasen und Heiden<br />

großenteils einer rationelleren Bewirtschaftung<br />

zugeführt werden konnten. Von diesen Flächen<br />

gelangte meist ein kleinerer Teil in forstliche,<br />

<strong>der</strong> größere in landwirtschaftliche Nutzung.<br />

Beim Wie<strong>der</strong>aufbau des Waldes, <strong>der</strong> in Zukunft nur<br />

noch <strong>der</strong> Holzerzeugung diente, ging man zunächst<br />

zweigleisig vor. Die noch vorhandenen Wäl<strong>der</strong> wurden<br />

durch För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Naturverjüngung und zusätzliche<br />

Pflanzung verbessert, wobei die älteren Betriebsformen<br />

des Mittel- und Nie<strong>der</strong>waldes meist anfangs<br />

noch beibehalten wurden. Die neu unter Forst-


404 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />

regie gelangten Ödlän<strong>der</strong>eien wurden systematisch<br />

aufgeforstet, wozu, beson<strong>der</strong>s auf sehr armen und<br />

degradierten Böden, oft Nadelhölzer (Kiefer und Fichte)<br />

verwendet wurden. Diese Neuaufforstungen wurden<br />

von vornherein im Hochwaldbetrieb bewirtschaftet.<br />

Aber auch in den alten Wäl<strong>der</strong>n ging man allmählich<br />

immer mehr zum Hochwald über, und vielerorts<br />

brachte man dann auch hier Nadelhölzer mit<br />

ein, die sich auf ärmeren Böden als ertragreicher als<br />

das Laubholz erwiesen.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Landwirtschaft ermöglichte vor allem<br />

die Einführung <strong>der</strong> Mineraldüngung eine Meliorierung<br />

<strong>der</strong> mesohemeroben Magerrasenvegetation.<br />

Diese wurde großenteils in euhemerobe Acker und<br />

Grünlän<strong>der</strong>eien umgewandelt; unter den letzteren gab<br />

es nunmehr neben den schon früher vorhandenen<br />

Heuwiesen auch Weiden, die allein und ausschließlich<br />

<strong>der</strong> Beweidung durch das Vieh dienten. Magerrasen<br />

und Heiden blieben nur auf den ungünstigsten<br />

Böden als Relikte des älteren Zustandes erhalten. Die<br />

zunehmende wissenschaftliche Untermauerung <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft führte im Laufe <strong>der</strong> Zeit zu einer stärkeren<br />

Differenzierung des Anbaues mit <strong>der</strong> Zielsetzung,<br />

möglichst an jedem Ort diejenige Kulturart anzuwenden,<br />

die den gegebenen Standortsbedingungen<br />

am besten entspricht.<br />

So nahm die mitteleuropäische Pflanzendecke<br />

allmählich den Zustand an, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> ersten<br />

Hälfte unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts von <strong>der</strong> sich entwickelnden<br />

Pflanzensoziologie vorgefunden<br />

wurde. Die Wäl<strong>der</strong>, inzwischen wie<strong>der</strong> 20-30 ®/o<br />

<strong>der</strong> Landesfläche bedeckend, hatten sich gegenüber<br />

den früheren Degradationsprodukten infolge<br />

des Hochwaldbetriebes zum Teil wie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> potentiellen natürlichen Klimaxvegetation<br />

angenähert; zum an<strong>der</strong>en Teile waren neue, anthropogene<br />

Forstgesellschaften entstanden. Der<br />

großen Diversität <strong>der</strong> Kulturen auf den landwirtschaftlich<br />

genutzten Flächen entsprach eine<br />

große Zahl von Ersatzgesellschaften (verschiedene<br />

Typen von Wiesen, Weiden, Ackerunkrautgesellschaften<br />

usw.), die sich anhand ihrer<br />

Artenvielfalt vegetationskundlich leicht differenzieren<br />

ließen.<br />

Diese Form <strong>der</strong> Vegetationsglie<strong>der</strong>ung blieb<br />

bis etwa 1950 bestehen. Seither sind erneut starke<br />

Verändemngen eingetreten, die vorwiegend den<br />

landwirtschaftlich genutzten Bereich betreffen<br />

und durch die Mechanisierung und Industrialisierung<br />

<strong>der</strong> Landwirtschaft bedingt sind. Sie sind<br />

gekennzeichnet durch die rigorose Beseitigung<br />

<strong>der</strong> natürlichen Standortsvielfalt („Flurbereinigung“,<br />

Symbol Planierraupe), übermäßige Düngung<br />

(am extremsten durch Gülle in Gebieten<br />

mit Massentierhaltung) und großflächige An­<br />

wendung von Herbiziden zur Unkrautbekämpfung.<br />

Folge ist, daß immer größere Flächenanteile<br />

in einen polyhemeroben Zustand übergehen.<br />

Dadurch sind von den früheren vielen<br />

euhemeroben Pflanzengesellschaften heute oft<br />

nur extrem artenarme Fragmente übrig, die sich<br />

kaum noch differenzieren lassen. Nur die Waldbestände<br />

haben sich bisher wenig verän<strong>der</strong>t (infolge<br />

Aufgabe landwirtschaftlicher Nutzflächen<br />

ist übrigens mit ihrer allmählichen Vergrößerung<br />

zu rechnen). Von den Einflüssen <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

werden sie höchstens marginal betroffen<br />

(z. B. durch Eutrophierung infolge Nährstoffeintrag);<br />

stärker sind mancherorts Schäden<br />

durch die verstärkte Freizeitnutzung infolge <strong>der</strong><br />

Motorisierung <strong>der</strong> Bevölkerung. Insgesamt kann<br />

man die heutige Periode <strong>der</strong> anthropogenen Vegetationsentwicklung<br />

als die Zeit <strong>der</strong> Technisierung<br />

<strong>der</strong> Landschaft bezeichnen.<br />

Tab. 42: Herkunft <strong>der</strong> Flora <strong>der</strong> anthropogenen<br />

Vegetationstypen.<br />

Umrahmt; Anthropochoren.<br />

*■= aus diesen Quellen auch Bildung neuer, anthropogener<br />

Sippen.<br />

Magerrasen, Heiden, Wiesen, Weiden:<br />

Neukombination aus<br />

• Waldflora (vor allem Sukzessionsstadien, sowie<br />

arm, trocken, naß)<br />

• Neuzuwan<strong>der</strong>ern<br />

- von Nichtwald-Standorten im Gebiet<br />

- von außerhalb Mitteleuropas<br />

Äcker:<br />

Neukombination aus<br />

• Kulturpflanzen (absichtlich eingefuhrt)<br />

• Unkräutern, Herkunft:<br />

- instabile Stellen im Gebiet*<br />

Kunstforsten:<br />

nur die Bäume nicht autochthon, und zwar<br />

• von an<strong>der</strong>en Waldstandorten im Gebiet


Die aktuelle Flora und Vegetation 405<br />

Flora<br />

Vom Ende <strong>der</strong> Urwaldzeit an bis zum Beginn<br />

<strong>der</strong> allgemeinen Technisierung um 1950 entstanden<br />

immer wie<strong>der</strong> neue anthropogene Vegetationstypen.<br />

Je mehr sich diese strukturell von<br />

<strong>der</strong> natürlichen Waldvegetation unterschieden,<br />

um so weniger konnten sie allein von Sippen<br />

aus <strong>der</strong> idiochoren Waldflora (als Apophyten)<br />

aufgebaut werden. Ihre Sippengarnitur wurde<br />

folglich, durch Bestandteile an<strong>der</strong>er autochthoner<br />

(Nichtwald-) Gesellschaften, vor allem aber<br />

durch Epökophyten aus an<strong>der</strong>en Florengebieten<br />

aufgefüllt (Tab. 42). Das bedeutete also eine Bereicherung<br />

<strong>der</strong> Flora durch hinzukommende<br />

Archäo- und später auch Neophyten. Nicht nur<br />

für letztere, son<strong>der</strong>n auch für viele Archäophyten<br />

gibt es inzwischen recht genaue Hinweise<br />

auf die Zeit ihres erstmaligen Auftretens (Abb.<br />

191).<br />

Ihre Einwan<strong>der</strong>ung erfolgte auf unterschiedliche Weise<br />

(vgl. auch Tab. 19, S. 77). Die Diasporen von Ackerunkräutern<br />

wurden oft xenophytisch zusammen mit<br />

dem ungereinigten Saatgut <strong>der</strong> Kulturpflanzen verbreitet.<br />

Für die Ausbreitung von Magerrasen-Arten hatten<br />

die Schafe eine außerordentlich große Bedeutung,<br />

die in ihrem dichten Fell Diasporen zahlreicher Arten<br />

transportieren (auch solche ohne jegliche Epizoochorie-Anpassungen);<br />

beson<strong>der</strong>s wirksam waren die<br />

früher im Rahmen <strong>der</strong> „Transhumanz“ alljährlich<br />

stattfindenden weiten Wan<strong>der</strong>ungen großer Schafherden.<br />

Erst in <strong>der</strong> jetzigen Periode <strong>der</strong> Technisierung ist<br />

diese Entwicklung in großem Ausmaße rücldäufig.<br />

Zwar hat es auch früher, bei je<strong>der</strong> Ändemng<br />

von Wirtschaftsweisen, starke Fluktuationen in<br />

<strong>der</strong> Häufigkeit mancher Sippen gegeben. Der<br />

gleichzeitige Rückgang des Vorkommens zahlreicher<br />

Arten mit <strong>der</strong> Gefahr ihres Verschwindens<br />

(vgl. Fin k etc. 1992, Jedicke 1997) und damit <strong>der</strong><br />

starken Dezimiemng <strong>der</strong> Gesamtflora ist jedoch<br />

neu. Die Gründe hierfür wurden im Vorstehenden<br />

aufgezeigt. Wie eine nähere Analyse <strong>der</strong> im<br />

Rückgang befindlichen Sippengarnitur zeigt (Tab.<br />

43), sind davon die Epökophyten (und ebenso<br />

Apophyten) <strong>der</strong> meso- und euhemeroben Vegeta-<br />

Art<br />

SG ML NL BZ EZ GZ Heute<br />

Abb. 19T. Auftreten einiger wichtiger<br />

mitteleuropäischer Ackerunkräuter<br />

und Ru<strong>der</strong>alpflanzen in <strong>der</strong><br />

Nacheiszeit (nach Pollen- und Diasporenfunden).<br />

SG = Spätglazial, ML = Mesolithikum,<br />

NL = Neolithikum, BZ = Bronzezeit,<br />

EZ = Eisenzeit, GZ = Geschichtliche<br />

Zeit. Unter „Heute“ sind<br />

ggf die Gefährdungskategorien nach<br />

<strong>der</strong> Roten Liste für Nie<strong>der</strong>sachsen angegeben,<br />

als Hinweis auf Rückgangstendenzen.<br />

Die drei erstgenannten Arten sind seit<br />

dem Spätglazial durchgehend nachgewiesen<br />

und daher trotz ihrer Präferenz<br />

anthropogener Standorte als<br />

idiochor anzusehen. Demgegenüber<br />

erscheint die Hauptmenge <strong>der</strong> häufigen<br />

Unkrautarten erst im Neolithikum.<br />

Im übrigen ist auffällig, daß einige<br />

heute beson<strong>der</strong>s gefährdete Arten<br />

erst sehr spät eingewan<strong>der</strong>t sind,<br />

wohl unter beson<strong>der</strong>s günstigen Bedingungen.<br />

Nach WiLLERDiNG 1986 und Garve<br />

1993.<br />

C e n ta u re a c y a n u s<br />

S te lla ria m e d ia<br />

Tara xacu m o ffic in a le<br />

C o n v o lv u lu s a rv e n s is<br />

C h e n o p o d iu m a lb u m<br />

A trip le x p a tu la<br />

P a p a v e r rfio e a s<br />

L a m iu m p u rp u re u m<br />

M a tric a ria c h a m o m illa<br />

C a p s e lla b u rs a -p a s to rls<br />

T h ia s p i a rv e n s e<br />

A g ro s te m m a g ith a g o<br />

B ro m u s s te rllls<br />

S in a p is a rv e n s is<br />

S o n c h u s o le ra c e u s<br />

F u m a ria o ffic in a lis<br />

A s p e ru la a rv e n s is<br />

L ith o s p e rm u m a rv e n s e<br />

A rte m is ia v u lg a ris<br />

M y o s o tis a rv e n s is<br />

E u p h o rb ia h e lio s c o p ia<br />

A n th é m is a rv e n s is<br />

A d o n is a e s tiv a lis<br />

B a llo ta n ig ra<br />

M a tric a ria in o d o ra<br />

R a n u n c u lu s a rv e n s is<br />

P o a a n n u a<br />

C o n iu m m a c u la tu m<br />

S e n e c io v u lg a ris<br />

C h ry s a n th e m u m se g e tu m<br />

C o n s o lid a re g a lis<br />

M e la m p y ru m a rv e n s e<br />

L e g o u s ia s p e c u lu m -v e n e ris<br />

N ig e lia a rv e n s is<br />

M e iilo tu s o ffic in a lis


406 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />

Tab. 43: Anzahl gefährdeter Gefäßpflanzen (Gefährdungskategorien 0-3) in den mitteleuropäischen<br />

Vegetationstypen und ihr prozentueller Anteil an <strong>der</strong>en Gesamt-Artenzahl.<br />

Bezogen aufWestdeutschland vor 1990. Die Arten sind jeweils nur den Vegetationstypen zugeordnet, in denen<br />

sie ihr Hauptvorkommen haben. - Nach Sukopp etc. 1978.<br />

Vegetationstyp (in Klammern die Nummern <strong>der</strong> Klassen in Tab. 44)<br />

Gefährdete Arten<br />

Zahl %<br />

Trocken- und Halbtrockenrasen (10, 24, 27) 145 33<br />

Oligotrophe Moore und Gewässer (21 z.T, 22, 23, 34, 35) 117 56<br />

Ackerunkrautfluren und kurzlebige Ru<strong>der</strong>alvegetation (31) 80 24<br />

Feuchtwiesen (21 z.T, 29 z.T.) 72 , 32<br />

Vegetation eutropher Gewässer (37-39) 52 31<br />

Trockenwäl<strong>der</strong> und -gebüsche (3, 4, 8 z.T.) 46 15<br />

Zwergstrauchheiden und Borstgrasrasen (25, 26) 34 23<br />

Hygrophile Therophytenfluren (28 z.T, 36) 30 36<br />

Subalpine Vegetation (12) 30 9<br />

Alpine Vegetation (13-17, 18 z.T, 19 z.T.) 28 8<br />

Ausdauernde Ru<strong>der</strong>al-, Stauden- und Schlagfluren (7, 30, 32) 21 7<br />

Kriechpflanzenrasen (33 z.T.) 20 22<br />

Küstenvegetation (40-47) 19 21<br />

Bodensaure Sommerwäl<strong>der</strong> und Nadelwäl<strong>der</strong> (2, 9, 11) 15 11<br />

Feucht- und Naßwäl<strong>der</strong> (5, 6) 13 7<br />

Frischwiesen und -weiden (29 z.T.) 11 8<br />

Mesophile Sommerwäl<strong>der</strong> einschl Tannenwäl<strong>der</strong> (1, 8 z.T.) 10 4<br />

Quellfluren (20) 6 17<br />

Außeralpine Felsvegetation (18 z.T, 19 z.T.) 5 6


Die aktuelle Flora und Vegetation 407<br />

tionstypen beson<strong>der</strong>s stark betrofien. Von den wenigen<br />

Neophyten, die sich heute neu einbürgern,<br />

werden die entstehenden Verluste bei weitem<br />

nicht ausgeglichen.<br />

Zusammenfassend ist zu konstatieren, daß<br />

<strong>der</strong> menschliche Einfluß in Mitteleuropa bis<br />

etwa 1950 insgesamt, wenn auch mit internen<br />

Schwankungen, eine Zunahme sowohl <strong>der</strong><br />

Standortsdiversität als auch <strong>der</strong> Artenzahl in <strong>der</strong><br />

Flora bewirkt hat (Abb. 192). Seitdem geht jedoch<br />

die standörtliche und floristische Vielfalt<br />

immer mehr verloren und damit auch ein wesentlicher<br />

Teil <strong>der</strong> Attraktivität und Lebensqualität<br />

in unserer Kulturlandschaft.<br />

3 Die aktuelle Flora und<br />

Vegetation<br />

Unter Mitteleuropa verstehen wir den historischen<br />

deutschen Kulturraum, also den Bereich<br />

von den W -O verlaufenden Küsten <strong>der</strong> Nordund<br />

Ostsee bis und mit den ebenfalls W -O streichenden<br />

Alpen. Mit dem Tiefland des Nordens,<br />

den Hügeln und Mittelgebirgen <strong>der</strong> Mitte und<br />

dem Hochgebirge des Südens zeichnet es sich<br />

durch große landschaftliche Vielfalt und kleinräumige<br />

Glie<strong>der</strong>ung aus. Trotzdem sind aber in<br />

Flora, Vegetation und Kulturlandschaft doch<br />

viele gemeinsame Züge zu erkennen. Diese „Einheit<br />

in <strong>der</strong> Vielfalt“ hat gewiß auch kulturgeschichtliche<br />

Ursachen, bemht aber in <strong>der</strong> Hauptsache<br />

auf dem relativ einheitlichen Klima.<br />

Trotz <strong>der</strong> N-S-Erstreckung über fast 10 Breitengrade<br />

än<strong>der</strong>t sich das Temperaturklima von<br />

<strong>der</strong> Küste bis zum Alpenrand nur wenig, bedingt<br />

durch den in gleicher Richtung erfolgenden Geländeanstieg.<br />

In W-O-Richtung zeigt sich zwar<br />

eine langsame Abnahme des ozeanischen Einflusses,<br />

mit geringeren Temperatur-Amplituden<br />

im W und größeren im O ; doch sind auch diese<br />

Unterschiede, im weltweiten Rahmen gesehen,<br />

unbedeutend. So zeigt die natürliche Vegetation<br />

des nemoralen Sommerwaldes im Norden<br />

nur eine geringe, vorwiegend edaphisch<br />

bedingte Variation. In <strong>der</strong> Mitte und im Süden<br />

wird das schwache großräumige Klimagefälle<br />

Abb. 192: Anteil <strong>der</strong> Hemerobiegrade, Standortsdiversität<br />

und Fluktuation <strong>der</strong> Artenzahl in <strong>der</strong><br />

Pflanzendecke M itteleuropas seit Beginn des<br />

menschlichen Einflusses, schematisch.<br />

von den regionalen Einflüssen des Reliefs, die<br />

sich beson<strong>der</strong>s auf das Nie<strong>der</strong>schlagsregime, aber<br />

auch auf das thermische Mesoklima auswirken,<br />

überlagert und dadurch teils verstärkt, teils abgeschwächt;<br />

hinzu kommt hier noch <strong>der</strong> viel stärkere<br />

Wechsel des geologischen Substrats. Infolgedessen<br />

ist die Diversität <strong>der</strong> natürlichen Flora<br />

und Vegetation hier wesentlich erhöht; nicht<br />

nur <strong>der</strong> Sommerwald zeigt stärkere Variabilität,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Vielfalt an Son<strong>der</strong>standorten,<br />

die das Auftreten von extra- und azonalen Vegetationstypen<br />

ermöglichen, ist größer.<br />

Im Süden ragen die plurizonalen Alpen aus<br />

ihrer nemoralen Umgebung in die Boreale und<br />

Alpine Stufe empor. Beim Aufstieg gelangt man<br />

aus dem reinen Sommerwald <strong>der</strong> tieferen Lagen<br />

zunächst in die durch Nadel-Laub-Mischwäl<strong>der</strong><br />

charakterisierte boreonemorale Übergangsstufe.<br />

Bei etwa 1300-1600 m Höhe beginnt<br />

die Boreale Stufe, die bis an die alpine Waldgrenze<br />

reicht. Diese liegt zwischen etwa 1800 m<br />

in den Randalpen und 2200 (2400) m in den<br />

Zentralalpen und wird oft von einem Krummholzgürtel<br />

begleitet. Die Alpine Stufe reicht<br />

theoretisch bis zur klimatischen Schneegrenze<br />

(etwa 2400 m in den Rand-, bis 3400 m in den<br />

Zentralalpen); doch gibt es infolge des Reliefs<br />

keine wirkliche Grenzlinie, einzelne Kormophyten<br />

gehen noch wesentlich höher hinauf<br />

{Ranunculus glacialis bis 4275 m). In den höheren<br />

Mittelgebirgen ist eine fragmentarische Alpine<br />

Stufe nur auf den höchsten Kuppen angedeutet<br />

(Gr. Belchen in den Vogesen, Feldberg<br />

im Schwarzwald, Arber im Böhmerwald, Brokken<br />

im Harz; ausgedehnter nur auf <strong>der</strong> Schneekoppe<br />

im Riesengebirge); die Boreale Stufe beginnt<br />

hier meist erheblich tiefer als in den Alpen,<br />

ist aber vom boreonemoralen Ökoton oft<br />

schwer abzugrenzen.<br />

Von <strong>der</strong> Alpinen Stufe abgesehen, nahmen<br />

die von Natur aus waldfreien Son<strong>der</strong>standorte<br />

(vor allem Gewässer, Hochmoore, extreme Felsund<br />

Trockenhänge, Salzböden <strong>der</strong> Meeresküsten)<br />

nur sehr kleine Flächen (< 5 % <strong>der</strong> Gesamtfläche)<br />

ein. Heute sind infolge <strong>der</strong> Eingriffe<br />

des Menschen 70-80 % waldfrei. Die auf diesen<br />

entwaldeten Flächen entstandenen anthropogenen<br />

Vegetationstypen zeichnen nicht nur<br />

die Unterschiede des natürlichen Vegetationsmosaiks<br />

mit an<strong>der</strong>en Bauelementen nach, son<strong>der</strong>n<br />

vervielfachen sie noch infolge <strong>der</strong> Einwirkung<br />

unterschiedlicher Nutzungsformen. Ihre<br />

Zahl ist in den Tieflagen bei weitem am größ-


'''<br />

i<br />

408 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />

m<br />

ten; in <strong>der</strong> Borealen und erst recht in <strong>der</strong> Alpinen<br />

Stufe treten nur wenige anthropogene Gesellschaften<br />

auf<br />

Die so als Ergebnis <strong>der</strong> natürlichen und anthropogenen<br />

Entwicklung entstandene aktuelle<br />

Pflanzendecke kann hier nur in ihren Grundzügen<br />

behandelt werden. Für eine detaillierte<br />

und umfassende Schil<strong>der</strong>ung sei auf die klassischen<br />

Werke von M eusel etc. (1965-92) für die<br />

Flora und E llenberg (1963/96) für die Vegetation<br />

sowie auf die neuen Zusammenstellungen<br />

<strong>der</strong> Pflanzengesellschaften von Pott (1995) und<br />

Grabherr etc. (1993) verwiesen. Sie bilden auch<br />

die wichtigste Grundlage für die folgenden Kurzdarstellungen.<br />

a<br />

Floristische Einordnung und<br />

Florenelemente<br />

Wie früher besprochen, gehört Mitteleuropa zur<br />

Südeurosibirischen Florenregion (FRg 6, vgl.<br />

S. 93). Ähnlich wie über die Umgrenzung dieser<br />

Region sind auch die Ansichten über ihre<br />

Unterteilung kontrovers. Die Zahl <strong>der</strong> beschrie­<br />

benen Florenprovinzen liegt zwischen 4 (W alter<br />

etc. 1970) und 11 (M eusel etc. 1992). Orientiert<br />

man sich auch an vegetationskundlichen<br />

Aspekten, so erscheint eher eine geringere Zahl<br />

angemessen. Demgemäß unterscheiden wir hier<br />

(vornehmlich in Anlehnung an W alter etc.<br />

1970, ZoHARY 1973 und K ornM etc. 1986) folgende<br />

Florenprovinzen (Abb. 193);<br />

(1) Atlantische Florenprovinz: das humide,<br />

wintermilde Klimaxgebiet des Lorbeer-<br />

Sommerwaldes in W-Europa.<br />

(2) M itteleuropäische Florenprovinz: <strong>der</strong><br />

westliche, großenteils euhumide, mäßig<br />

winterkalte Teil des flächig verbreiteten<br />

Klimaxgebietes des reinen Sommerwaldes<br />

und des Taiga-Sommerwaldes.<br />

(3) Sarmatische Florenprovinz: <strong>der</strong> östliche,<br />

sehr winterkalte Teil des Klimaxbereiches<br />

des Taiga-Sommerwaldes und des reinen<br />

Sommerwaldes einschließlich des semihumiden<br />

sarmatischen Waldes am Südrande.<br />

(4) Submediterrane Florenprovinz: <strong>der</strong> stark<br />

durch Gebirge geglie<strong>der</strong>te Ubergangs-<br />

S ü d e u r o s ib ir is c h e F R g<br />

F lo r e n p r o v in z e n :<br />

1 A tla n t is c h e<br />

2 M itt e le u r o p ä is c h e<br />

3 S a r m a tis c h e ' '<br />

4 S u b m e d ite r r a n e<br />

5 E u x i n is c h - H y r k a n is c h e<br />

6 P o n t is c h - S ü d s ib ir is c h e<br />

i A lp is c h e<br />

A A r k t is c h e F R g<br />

B Z ir k u m b o r e a le F R g :<br />

a S k a n d is c h e P r.<br />

b W e s t s ib ir is c h e P r.<br />

M M e d it e r r a n e F R g<br />

T I r a n o - T u r a n is c h e F R g<br />

r V '<br />

i<br />

M<br />


Die aktuelle Flora und Vegetation 409<br />

bereich zur Mediterranen Region, in dem<br />

in den trocken-warmen Tieflagen <strong>der</strong> semihumide<br />

submediterrane Wald herrscht,<br />

während die kühl-feuchten Gebirge noch<br />

Mitteleuropa entsprechen.<br />

(5) Euxinisch-Hyrkanische Florenprovinz:<br />

das dem submediterranen ähnelnde Gebiet<br />

im Bereich des Schwarzen und Kaspischen<br />

Meeres, in dem die Flora stärker mit Relikten<br />

des tertiären Optimalwaldes angereichert<br />

ist.<br />

(6 ) Pontisch-Südsibirische Florenprovinz: das<br />

trocken-winterkalte Gebiet <strong>der</strong> Steppen und<br />

Waldsteppen, nach O bis zum Fuße des<br />

Altais reichend.<br />

Zu diesen sechs flächig (zonal) ausgedehnten<br />

Provinzen kommt noch als siebente, disjunktetageale<br />

hinzu:<br />

(7) Alpische Florenprovinz: die Alpen und<br />

übrigen höheren Gebirge (z. B. Pyrenäen,<br />

Karpaten; die Einbeziehung des Kaukasus<br />

ist umstritten).<br />

Charakterisiert nicht nur durch Florenelemente<br />

<strong>der</strong> Alpinen Stufe, son<strong>der</strong>n auch durch viele Sippen,<br />

die infolge <strong>der</strong> großen Standortsdiversität<br />

in tieferen Lagen neu entstanden sind und sich<br />

kaum über das betreffende Gebirge hinaus ausgebreitet<br />

haben. Zur sprachlichen Differenzierung<br />

gegenüber <strong>der</strong> global definierten Alpinen<br />

Stufe wurde als Florenelement-Bezeichnung die<br />

Wbrtform „alpisch“ geschaffen, doch wird diese<br />

Unterscheidung nur selten konsequent durchgeführt.<br />

Jede dieser Provinzen ist durch spezielle Florenelemente<br />

gekennzeichnet. Deren Zahl ist am<br />

kleinsten in <strong>der</strong> Mitteleuropäischen Provinz,<br />

denn die Vertreter <strong>der</strong> hier typischen Waldflora<br />

greifen fast alle noch ± weit auf an<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

Sommerwald-Domäne angehörende Provinzen<br />

über. Einige typische Arealbil<strong>der</strong> von Sippen <strong>der</strong><br />

mitteleuropäischen Flora mit unterschiedlichem<br />

pflanzengeographischem Charakter zeigt Abb.<br />

194.<br />

Unser Gebiet hegt zum größten Teil in <strong>der</strong><br />

Mitteleuropäischen Provinz, nur <strong>der</strong> NW gehört<br />

<strong>der</strong> Atlantischen Provinz an, und <strong>der</strong> S wird von<br />

<strong>der</strong> Alpischen Provinz überlagert. Starke floristische<br />

Einflüsse kommen aber auch aus <strong>der</strong><br />

unmittelbar südlich angrenzenden Submediterranen<br />

Provinz. Insbeson<strong>der</strong>e von SW (vom<br />

Rhonetal her) und SO (vom Pannonischen Bekken)<br />

strahlen sie in die trocken-warmen Beckenlandschaften<br />

des südlichen Berg- und Hügellandes<br />

ein, bis ins oberrheinische, innerböhmische<br />

und mitteldeutsche Trockengebiet und<br />

z. T. noch weiter nach NO (z. B. Quercus pubescens<br />

an <strong>der</strong> unteren O<strong>der</strong>). In den beiden letztgenannten<br />

Gebieten spielen auch Elemente aus<br />

<strong>der</strong> Sarmatischen und <strong>der</strong> weiter entfernten Pontisch-Südsibirischen<br />

Provinz eine Rolle, die vereinzelt<br />

auch noch weiter im W und SW auftreten<br />

(z. B. Adonis vernalis im Mainzer Becken und<br />

im Wallis). Im äußersten N O , <strong>der</strong> schon <strong>der</strong><br />

boreonemoralen Zone angehört, sind auch Elemente<br />

borealer Herkunft (aus FRg 2) im Tiefland<br />

verbreitet; weit nach W bis in die Atlantische<br />

Provinz gehen die borealen Hochmoor-<br />

Sippen. Sonst gibt es boreale Elemente in <strong>der</strong><br />

entsprechenden Höhenstufe im Gebirge, und<br />

in <strong>der</strong> Alpinen Stufe sind auch solche aus <strong>der</strong><br />

Arktischen Region (FRg 1) von großer Bedeutung<br />

(„Arktisch-Alpin“, vgl. S. 335). Ferner treten<br />

noch Sippen aus <strong>der</strong> Irano-Turanischen (FRg<br />

10) und <strong>der</strong> Mediterranen Florenregion (FRg 8 )<br />

in Mitteleuropa auf, doch sind diese wohl überwiegend<br />

Anthropochoren (Archäophyten), wie<br />

es die weitgehende Beschränkung ihres Vorkommens<br />

auf anthropogene Vegetationstypen andeutet.<br />

Zu diesen Florenbestandteilen mit deutlich<br />

definierter begrenzter Verbreitung kommen<br />

dann noch solche, <strong>der</strong>en Areale den Umfang<br />

von Florenregionen weit übertreffen, bis hin zu<br />

Kosmopoliten.<br />

So ist die Gesamtflora Mitteleuropas durch<br />

Einflüsse aus den verschiedensten Richtungen<br />

geprägt. Das bedeutet zugleich, daß sie wenig<br />

Eigenständiges besitzt. Eine größere Anzahl von<br />

Endemiten enthalten nur die Alpen, d. h. die<br />

Alpische Florenprovinz. Hierzu gehören nicht<br />

nur Sippen <strong>der</strong> Alpinen Stufe selbst, mit z. T.<br />

sehr kleinen Arealen, son<strong>der</strong>n auch solche tieferer<br />

Lagen (dealpische Elemente); selbst Waldpflanzen<br />

sind darunter. In <strong>der</strong> eigentlichen Mitteleuropäischen<br />

Florenprovinz gibt es hingegen<br />

nur sehr wenige Endemiten.<br />

Ein wichtiges Element <strong>der</strong> mitteleuropäischen<br />

Flora sind schließlich die Anthropocho-ren. So<br />

weit sie archäophytisch sind, ist ihr mutmaßlicher<br />

Status allerdings nur durch Indizien angedeutet,<br />

und sie werden daher in <strong>der</strong> Floristik<br />

gewöhnlich nicht von den Idiochoren unterschieden<br />

und wie diese den gängigen chorologischen<br />

Kategorien zugeordnet. Eindeutig als<br />

solche belegt sind nur die Neophyten. Obwohl<br />

sie sich von den Archäophyten nur in einem


S<br />

f i '<br />

4 10 Z u r Pflanzen geograph ie M itteleuropas<br />

1 Ranunculus<br />

lanuginosus<br />

S r ’<br />

f l<br />

Astragalus arenarius<br />

f<br />

"V<br />

< r X -<br />

2 Corydalis claviculata<br />

. \ Semh<br />

^ ^ palatin«k(<br />

3 Acer monspessulanum s.str.'<br />

l i<br />

^ 7 Ilex aquifolium s.l.<br />

d<br />

iV-<br />

- X : ' -<br />

r<br />

4 Fagus orientalis<br />

Sr'<br />

8 Fraxinus excelsior<br />

^ ^Vj<br />

Ö<br />

jY<br />

-ttu,, r “<br />

■A.<br />

5 -<br />

LÄi<br />

r r ^<br />

Abb. 194: Beispiele charakteristischer Florenelemente in Mitteleuropa und Umgebung.<br />

1 Mitteleuropäisch; 2 Atlantisch; 3 Submediterran; 4 Euxinisch-hyrkanisch (Fagus sylvatica vgl. Abb. 21); 5 Sarmatisch;<br />

6 Pontisch-südsibirisch; 7 Atlantisch/submediterran/euxinisch-hyrkanisch; 8 Atlantisch/mitteleuropäisch/sarmatisch/submediterran/euxinisch-hyrkanisch<br />

(d. h. + im gesamten Sommerwaldgebiet). - Nach M eusel<br />

etc. 1965f., B rowicz 1982f. u. a.


Die aktuelle Flora und Vegetation 411<br />

einzigen quantitativen, prinzipiell eigentlich<br />

unwichtigen Merkmal unterscheiden, werden sie<br />

von manchen Floristen - und auch Vegetationskundlern<br />

- zu Unrecht als etwas qualitativ ganz<br />

Verschiedenes behandelt.<br />

b<br />

Vegetation<br />

Die aktuelle Vegetation Mitteleuropas, einschließlich<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> Borealen und Alpinen Stufen<br />

in den Gebirgen, besteht aus zahllosen<br />

Vegetationseinheiten, die z. Z. in 47 Klassen<br />

(Pott 1995) eingeordnet werden. Von diesen enthalten<br />

nur etwa 7 die eigentliche Klimaxvegetation,<br />

und etwa 1 0 umfassen überwiegend<br />

anthropogene Vegetationstypen. Alle übrigen<br />

sind Gesellschaften von Extrem- und Son<strong>der</strong>standorten,<br />

einschließlich <strong>der</strong> <strong>der</strong> Binnengewässer<br />

( 6 Klassen) und <strong>der</strong> Meeresküsten ( 8 Klassen).<br />

Dabei ist die Trennung zwischen natürlicher<br />

und anthropogener Vegetation aber keineswegs<br />

scharf Einen ungefähren Überblick über<br />

die Amplitude des Natürlichkeitsgrades und die<br />

Höhenverbreitung <strong>der</strong> Klassen gibt Tab. 44.<br />

Im Folgenden wird die Differenzierung <strong>der</strong><br />

Vegetationsdecke kurz besprochen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

bezüglich <strong>der</strong> ökologisch bedingten Verbreitung<br />

<strong>der</strong> einzelnen Klassen. Die wichtigsten ökologischen<br />

Faktoren, die dabei in Betracht kommen,<br />

sind:<br />

• klimatische:<br />

- Länge <strong>der</strong> Vegetationsperiode (bzw. des<br />

Sommers)<br />

- Wärme<br />

- Feuchtigkeit<br />

• edaphische:<br />

- Bodentextur<br />

- Bodenchemismus<br />

- Wasserregime des Bodens<br />

• dynamische:<br />

- Art <strong>der</strong> Verjüngung<br />

- Standortswandel (ggf)<br />

• anthropogene:<br />

- Nutzungsart<br />

- Intensität <strong>der</strong> Nutzung<br />

- indirekte Einflüsse (z. B. Immissionen).<br />

Am Anfang steht die Vegetation des Landes,<br />

die nicht nur flächenmäßig dominiert, son<strong>der</strong>n<br />

auch bezüglich des Natürlichkeitsgrades die<br />

größten Unterschiede aufweist; es folgen dann<br />

die Binnengewässer und die Meeresküsten. Die<br />

Anordnung <strong>der</strong> Landvegetation folgt etwa dem<br />

Gradienten abnehmen<strong>der</strong> Natürlichkeit, von <strong>der</strong><br />

naturnahen Klimaxvegetation <strong>der</strong> drei thermischen<br />

Stufen über die Vegetation von Son<strong>der</strong>und<br />

Extrem standorten und mesohemerobe<br />

Halbkulturgesellschaften bis hin zu Beständen<br />

rein eu- und polyhemeroben Charakters. Die<br />

syntaxonomische Nomenklatur richtet sich im<br />

wesentlichen nach Pott 1995.<br />

Klimaxwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Normalstandorte<br />

Die Klimaxausbildungen <strong>der</strong> beiden in Mitteleuropa<br />

auftretenden W aldformationen, des<br />

nemoralen Sommerwaldes und <strong>der</strong> borealen Taiga,<br />

sind nicht nur physiognomisch, son<strong>der</strong>n<br />

auch pflanzensoziologisch deutlich getrennt.<br />

Dementsprechend treten im Ubergangsbereich<br />

zwischen beiden Domänen auch Vegetationseinheiten<br />

aus beiden nebeneinan<strong>der</strong> auf<br />

N em o rale Z o n e bzw. S tu fe . Die Sommerwäl<strong>der</strong><br />

des Tieflandes und <strong>der</strong> unteren Berglagen<br />

differenzieren sich nach <strong>der</strong> Bodengüte (vgl. das<br />

Ökogramm Abb. 27, S. 60). Auf den edaphisch<br />

reichen bis mittleren Standorten stocken die<br />

Querco-Fagetea (1 in Tab. 44), und zwar in Form<br />

mehrerer Verbände <strong>der</strong> Ordnung Fagetalia, die<br />

als Normaltyp des europäischen Sommerwaldes<br />

gelten kann. In den Tieflagen sind sie meist als<br />

buchendominierter Mischwald, in <strong>der</strong> (unteren)<br />

montanen Stufe als reiner Buchenwald ausgebildet.<br />

Die Flora, namentlich die <strong>der</strong> sehr artenreichen<br />

Krautschicht, umfaßt überwiegend südeurosibirische<br />

Elemente, wobei <strong>der</strong> Verbreitungsschwerpunkt<br />

<strong>der</strong> meisten mitteleuropäisch/submediterran/euxinisch-hyrkanisch<br />

ist.<br />

Die armen Standorte werden von Eichenwäl<strong>der</strong>n<br />

d tr Quercetea robori-petraeae (2 ) besiedelt,<br />

<strong>der</strong>en artenarme Krautschicht durch einige nemoral<br />

und boreal weit verbreitete Sippen sowie<br />

solche mehr atlantischer Provenienz geprägt<br />

wird. Im W können Wäl<strong>der</strong> aus beiden Klassen<br />

als Lorbeer-Sommerwäl<strong>der</strong> mit unterständiger<br />

Hülse {Ilex aquifolium) ausgebildet sein. Die<br />

Ea^ite/M-Gesellschaften sind durch den Menschen<br />

off in mesohemerober Richtung abgewandelt<br />

(Eichen-Hainbuchen-Mittelwäl<strong>der</strong>, Eichenforsten<br />

u. V . a.); selbst euhemerobe Ausbildungen<br />

kommen vor, die in diesen Komplex gehören<br />

(z. B. Ahorn- und Robinien-Wäl<strong>der</strong> auf<br />

Schuttkippen u. dgl.; wamm manche Vegeta-


412 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />

Tab. 44: Die Klassen <strong>der</strong> mitteleuropäischen Vegetation und ihre Verbreitung bezüglich <strong>der</strong> Höhenstufen<br />

und des anthropogenen Einflusses.<br />

K = Natürliche Gesellschaft an Klimaxstandorten; S = dsgl. an Son<strong>der</strong>-, Extrem- o<strong>der</strong> Pionierstandorten; M =<br />

Anthropogene Gesellschaft an oligo- und mesohemeroben Standorten; E = dsgl. an eu- und polyhemeroben<br />

Standorten. 4- = typische Verbreitung, • = nur geringfügig verbreitet. - Nach Pott 1995, D ierschke 1994,<br />

E llenberg 1963/96, G rabherr etc. 1993 u. a.<br />

Nr. Klasse Deutscher Name Nemoral Boreal Alpin<br />

(Zahl <strong>der</strong> Ordnungen) K S M E K S M E K S M E<br />

í<br />

1 Querco-Fagetea (2) Sommerwäl<strong>der</strong><br />

+ + 4- • 4-<br />

reicherer Böden<br />

2 Quercetea robori-petraeae Eichen-Sommerwäl<strong>der</strong> -t- -1- 4-<br />

armer Böden<br />

3 Erico-Pinetea Schneeheide-<br />

+ 4-<br />

Kiefemwäl<strong>der</strong><br />

4 PuhatiUo-Pinetea (2) Steppen-Kiefemwäl<strong>der</strong> + •<br />

5 Alnetea glutinosae Erlenbruchwäl<strong>der</strong> 4- 4-<br />

6 Salicetea purpureae W eichholz-Auengehölze 4- • 4-<br />

7 Epilobietea an^stifoln Kahlschlagfluren und<br />

4- 4- 4- 4-<br />

-gebüsche<br />

8 Rhamno-Prunetea (3) Waldmäntel und<br />

4- 4- •<br />

Gebüsche reicherer Böden<br />

9 Franguktea alni (2) Waldmäntel u. Gebüsche + +<br />

armer Böden<br />

10 Trifolio-Geranietea Waldsäume + +<br />

sanguinei (2)<br />

11 Vacamo-Piceetea Boreale Nadelwäl<strong>der</strong> + + + *<br />

12 Betulo-Adenostyktea Subalpine Gebüsche<br />

und Hochstaudenfluren<br />

13 Elyno-Seslerietalia Alpine Blaugrasrasen<br />

+<br />

albicantis<br />

■<br />

14 Caricetea curvulae Alpine Krummseggenrasen • • 4-<br />

15 Carici-rupestris-<br />

Alpine Windeckenrasen +<br />

Kobresietea bellardii<br />

16 Loueleurio- Vaccinietea Alpine Windheiden 4-<br />

17 Salicetea herbaceae Alpine Schneetälchenfluren 4-<br />

18 Aspknietea trichomanis (3) Felsspaltenfluren + + • + • +<br />

19 l 'hlaspietea rotundijolit (7) Steinschutt- und<br />

4 ’ 4- 4- +<br />

Geröllfluren<br />

20 Montio-Cardaminetea (2) Quellfluren 4- 4- + 4- +<br />

21 Scheuchzerio-<br />

Kleinseggen-Sumpffasen + 4- 4- +<br />

Caricetea nigrae (3)<br />

22 Oxycocco-Sphagnetea Hochmoorbulten und<br />

4- 4- 4-<br />

Moorheiden<br />

23 Utricularietea intermedio- Zwergwasserschlauch- + • 4-<br />

minoris<br />

Moortümpel<br />

24 Festuco-Brometea (2) Basenreiche Magerrasen • 4- • •<br />

25 Calluno-Ulicetea (2) Saure Magerrasen und<br />

• + 4-<br />

Heiden<br />

26 Vioktea calaminariae Schwermetallrasen + 4- 4-<br />

27 Koekrio-Corynephoretea (3) Trockene Pionier- und<br />

4-<br />

4- 4-<br />

Felsbodenrasen<br />

■<br />

28 Isoeto-Nanojmcetea Feuchte Pionierrasen • +<br />

29 Molinio-Arrhena- Grünlandgesellschaften 4- 4- 4- •<br />

theretea s.str. (3)<br />

30 Galio-Urticetea (2) Nitrophile Uferstaudenfluren<br />

4- 4-<br />

u.<br />

Säume<br />

4-<br />

4-<br />

-


Die aktuelle Flora und Vegetation 413<br />

Forts. Tab. 44: Die Klassen <strong>der</strong> mitteleuropäischen Vegetation und ihre Verbreitung bezüglich <strong>der</strong> Höhenstufen<br />

und des anthropogenen Einflusses.<br />

Nr. Klasse Deutscher Name Nemoral Boreal Alpin<br />

(Zahl <strong>der</strong> Ordnungen) K S M E K S M E K S M E<br />

31 Stellarietea mediae (3) Ackemnkrautfluren und + •<br />

Pionier-Ru<strong>der</strong>alfluren<br />

32 Artemisietea vulgaris (3) Ausdauernde Ru<strong>der</strong>alfluren • • -t -F -F<br />

33 Plantapnetea majoris s.I. (2) Trittrasen + -F<br />

34 Littorelletea umßorae Strandlings-Litoralrasen -1- •<br />

35 Chareteafiagilis (2) Armleuchter- -F • •<br />

Unterseewiesen<br />

36 Bidentetea tripartitae Schlammuferfluren -1- -F 4-<br />

37 Phragmitetea australis (2) Röhrichte und -F -F •<br />

Großseggenrie<strong>der</strong><br />

38 Potamogetonetea pectincui Laichkraut- -F + •<br />

Unterseewiesen<br />

39 Lemnetea minoris Wasserlinsendecken -F -F -F<br />

40 Ammophiletea arenariae Strandhaferfluren -F<br />

41 Cakiktea maritimae Sandstrand-Spülsäume -F<br />

42 Asteretea tripolii Salzwiesen -F -F •<br />

43 Sapnetea maritimae Salz-Pionierrasen -F -F<br />

44 Thero-Salicomietea (2) Quellerfluren -F<br />

45 Spartinetea maritimae Schlickgrasfluren -F<br />

46 Ruppietea maritimae Meersaldenwiesen -F<br />

47 Zosteretea marinae Seegraswiesen -F<br />

tionskundler solche Bestände nicht als Wald akzeptieren<br />

wollen, ist nicht ganz verständlich).<br />

¿«ercitiÄ-Gesellschaften können in Gebieten<br />

mit ehemals starker Streunutzung, Nie<strong>der</strong>waldwirtschaft<br />

usw. auch Degradationsstadien weniger<br />

reicher Fagetalia-WiXAtr sein.<br />

B o reale S tu fe. Die Klimaxvegetation dieser<br />

Stufe wird ungeachtet <strong>der</strong> Bodengüte von Nadelwäl<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> auch in <strong>der</strong> Borealen Zone Nordeuropas<br />

herrschenden Vaccinio-Piceetea (11) gebildet,<br />

wobei in den unteren Lagen meist die<br />

Fichte, in den höchsten Lagen <strong>der</strong> Alpen aber<br />

Zirbe und Lärche (diese als langlebige Pionierholzart)<br />

dominieren. Die ICrautschicht enthält<br />

neben borealen Elementen in den Alpen auch<br />

eine Reihe alpischer Endemiten. In nemoralen<br />

Tieflagen bedecken zu dieser Klasse gehörende<br />

mesohemerobe Forsten aus Kiefer, Fichte o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Koniferen (z. B. Douglasie) heute große<br />

Flächen.<br />

B o re o n e m o ra le r Ö k o to n . Das zonale Areal<br />

dieses Ubergangssaumes erreicht Mitteleuropa<br />

gerade noch im äußersten NO. Hier sind die<br />

besseren Standorte von Gesellschaften<br />

(ohne Buche, aber nicht selten mit einzeln beigemischter<br />

Fichte) besetzt. Auf den ärmeren<br />

herrschen hingegen Vaccinio-Piceetea^'iXdtr, die<br />

an feuchteren Stellen zuweilen aus Fichte, überwiegend<br />

aber aus Kiefer bestehen; solche trokken-armen<br />

Kiefernwäl<strong>der</strong> {Dicrano-Pinion) sind<br />

von <strong>der</strong> Forstwirtschaft von Ostpreußen aus, wo<br />

sie sicher natürlich sind, weit nach W ausgedehnt<br />

worden, so daß ihre natürliche Westgrenze<br />

heute kaum noch festzustellen ist. In <strong>der</strong><br />

boreonemoralen Gebirgsstufe ist die Differenzierung<br />

im Prinzip ähnlich; wesentliches Merkmal<br />

ist aber, daß hier die Tanne als spezielles<br />

Element dieser Stufe hinzutritt. Die Fagetalia-<br />

Gesellschaften <strong>der</strong> reicheren Böden sind als<br />

Buchen-Tannen-Wald ausgebildet, die Vaccinio-<br />

Piceetea <strong>der</strong> ärmeren als Tannen-Fichten-Wald.<br />

Durch den Einfluß des Menschen ist die Fichte<br />

allerdings in beiden Waldtypen stark angereichert<br />

worden, oft bis hin zu Reinbeständen, die<br />

dann auch auf besseren Standorten - wie die<br />

Nadelholzforsten <strong>der</strong> Tieflagen - zu den Vaccinio-Piceetea<br />

gehören.


414 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />

Wäl<strong>der</strong> auf Son<strong>der</strong>standorten<br />

Als Son<strong>der</strong>standorte bezeichnen wir hier solche,<br />

an denen die Pflanzendecke zwar noch Wald ist<br />

(im Gegensatz zu Extremstandorten, die keinen<br />

Wald mehr zulassen), dieser aber von <strong>der</strong><br />

Klimaxausbildung <strong>der</strong> Normalstandorte soziologisch<br />

stärker abweicht. Zwei Gruppen von<br />

Son<strong>der</strong>standorten sind zu unterscheiden: solche<br />

mit sehr trocken-flachgründigen Böden, und solche<br />

die permanent o<strong>der</strong> zeitweise durch Nässe<br />

beeinflußt werden.<br />

T ro ck e n -fla ch g rü n d ig . An solchen Stellen<br />

treten mehrere verschiedene Waldtypen auf. Ist<br />

das Substrat sehr arm-sauer, so handelt es sich<br />

in den Tieflagen meist um Bestände 6sx Quercetea<br />

robori-petraeae. Auf basenreicheren Unterlagen<br />

können jedoch solche aus drei an<strong>der</strong>en Klassen<br />

erscheinen, von denen zwei auf <strong>der</strong>artige Standorte<br />

beschränkt sind; allerdings haben sie auch<br />

vieles gemeinsam, so daß die Zuordnung zur<br />

einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en manchmal etwas willkürlich<br />

erscheint. Die ökologischen Unterschiede betreffen<br />

im wesentlichen Klimamerkmale sowohl<br />

hygrischer als auch thermischer Art.<br />

In euhumidem, z. T. ziemlich nie<strong>der</strong>schlagsreichem<br />

Klima vor allem des Alpenbereichs finden<br />

sich über Kalkstein und -Schotter die Erico-<br />

Pinetea (3). Es sind Wäl<strong>der</strong> aus Pinus sylvestris (von<br />

Kärnten und Nie<strong>der</strong>österreich nach SO auch aus<br />

P. nigra), die von nemoralen Tieflagen bis in die<br />

Boreale Stufe aufsteigen (hier z. T , so im Schweizer<br />

Nationalpark, mit <strong>der</strong> Spirke, P. undnata). Im<br />

Unterwuchs finden sich neben alpischen (z. B.<br />

die namengebende Erica camea) auch eine Reihe<br />

von submediterranen Elementen.<br />

Bei trocken-sommerwarmem, subhumidem<br />

Klima kommt als weiterer differenzieren<strong>der</strong> Faktor<br />

die Winterkälte hinzu. In wintermilden Tieflagen<br />

<strong>der</strong> tiefen Täler und Becken des ITügelund<br />

Berglandes treten zu den Querco-Fagetea<br />

gehörende Flaumeichenwäl<strong>der</strong> auf Es sind letzte,<br />

verarmte Vorposten <strong>der</strong> OxAnwg, Quercetalia<br />

pubescenti-petraeae, die die Klimaxvegetation in<br />

den semihumiden, vor allem den submediterranen<br />

Teilen <strong>der</strong> europäischen Sommerwaldregion<br />

bildet; dementsprechend sind sowohl die<br />

Baumarten (Quercus pubescens, selten auch ^<br />

cerris und Acer monspessulanum) als auch viele<br />

typische Vertreter <strong>der</strong> Krautschicht submediterrane<br />

Elemente. In winterkälteren Gebieten, so<br />

im östlichen Tiefland sowie in etwas höheren<br />

(montanen) Lagen mancher trockener Alpentäler<br />

(Wallis, Vinschgau) wird <strong>der</strong> Flaumeichenwald<br />

durch Kiefernwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Pulsatillo-Pinetea<br />

(4) ersetzt, die neben submediterranen auch eine<br />

Anzahl sarmatischer und pontisch-südsibirischer<br />

Florenelemente enthalten.<br />

N ä sse b e e in flu ß t. Je nach Art des Nässeeinflusses<br />

sind hier zwei Gruppen von Wäl<strong>der</strong>n zu<br />

unterscheiden. Auf Böden mit dauernd hoch anstehendem<br />

Grundwasser (das zuweilen auch<br />

über die Bodenoberfläche ansteigt) stocken die<br />

torfbildenden Bruchwäl<strong>der</strong>. Sie werden auf euund<br />

mesotrophem Substrat von <strong>der</strong> Schwarzerle<br />

beherrscht und bilden hier die eigene Klasse<br />

<strong>der</strong> A lnetea glutinusae (5), die außer im humiden<br />

Sommerwaldgebiet auch noch in <strong>der</strong><br />

Borealen Zone vorkommt (wegen Fehlens geeigneter<br />

Standorte allerdings nicht in <strong>der</strong><br />

Borealen Stufe) und dementsprechend überwiegend<br />

aus weit verbreiteten Arten besteht. Sie sind<br />

bei uns oft durch W iesen ersetzt o<strong>der</strong> in<br />

mesohemerobe Pappelforsten umgewandelt und<br />

daher vielerorts selten geworden. Ist das Substrat<br />

sehr arm und sauer, so wird <strong>der</strong> Erlenbruchwald<br />

durch Birkenbruchwald aus Betula pubescens<br />

ersetzt, <strong>der</strong> soziologisch (als Betulionpubescentis)<br />

zu den Vaccinio-Piceetea gehört.<br />

Periodisch überschwemmte, sonst aber eher<br />

grundwasserferne Standorte in Flußtälern besiedeln<br />

die Auenwäl<strong>der</strong>, die noch nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong><br />

Hochwasserdynamik zu unterteilen sind. Sehr<br />

häufig und direkt den Überschwemmungen<br />

ausgesetzt und daher infolge von Schäden an<br />

Vegetation und Boden sehr instabil ist die<br />

Weichholzaue. Sie wird von Weidenbeständen<br />

<strong>der</strong> Saliceteapurpureae (6 ) besiedelt, die teilweise<br />

als Wäl<strong>der</strong> (meist aus Salix alba), überwiegend<br />

aber als Gebüsche ausgebildet sind und dann<br />

eher zu den Waldmänteln (s. nächster Abschnitt)<br />

gehören. In <strong>der</strong> nur relativ selten und<br />

kurzzeitig überschwemmten Hartholzaue <strong>der</strong><br />

größeren Flußtäler des Tieflandes, wo die Hochwässer<br />

kaum erodierend, son<strong>der</strong>n durch die Absetzung<br />

von Feinsedimenten eher düngend wirken,<br />

sind die aus Eiche, Ulme, Esche, Hainbuche<br />

u. a. bestehenden W äl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Klimaxvegetation<br />

so ähnlich, daß sie soziologisch zu<br />

den Fagetalia (als Alno-Ulntion) gehören. Gleiches<br />

gilt für die Erlen-Auenwäl<strong>der</strong> (aus Ainus<br />

glutinosa in den tieferen, A . incana in höheren<br />

Lagen bis in die Boreale Stufe) in den Tälern<br />

kleinerer Gewässer mit wenig Hochwasser­


Die aktuelle Flora und Vegetation 415<br />

dynamik. Infolge <strong>der</strong> Rodungstätigkeit des Menschen<br />

sind von den Auenwäl<strong>der</strong>n vielerorts nur<br />

noch kleine Reste übrig geblieben.<br />

Baumfreie Standorte im Kontext <strong>der</strong><br />

Wäl<strong>der</strong><br />

In den Kontext des Ökosystems Wald gehören<br />

zwei Gruppen von Natur aus baumfreier Vegetationstypen:<br />

die durch die Verjüngungsdynamik<br />

bedingte Pioniervegetation, und die Übergangsgesellschaften<br />

am Rande des Waldes gegen<br />

waldfreie Flächen.<br />

P io n ie rv e g e ta tio n . Die im Rahmen <strong>der</strong> natürlichen<br />

Sukzession bei katastrophischer Verjüngung<br />

kurzzeitig auftretenden Pionierstadien<br />

lassen sich in <strong>der</strong> Klasse Epilobietea angustifolii<br />

(7) zusammenfassen. Hierher gehören die ersten<br />

kurzlebigen Annuellenbestände (z. B. Senecio<br />

sylvalicus), die darauf folgenden ausdauernden<br />

Staudenfluren (z. B. Epilobium angustifolium,<br />

Digitalis purpurea, A tropa belladonna) und die<br />

zum Pionierwald überleitenden Gebüsche aus<br />

weichholzigen Sträuchern (z. B. Sambucus)\ sie<br />

reichen mit nur geringer Abwandlung bis in die<br />

Boreale Stufe hinauf Die zugehörigen Arten<br />

sind z. T. von sehr weiter {Epilobium angustifolium<br />

z. B. südeurosibirisch/zirkumboreal), teils von<br />

mehr regionaler Verbreitung. Infolge <strong>der</strong> Forstwirtschaft<br />

sind die Kahlschlagfluren heute viel<br />

häufiger als in <strong>der</strong> Naturlandschaft; auf immer<br />

wie<strong>der</strong> gestörten Plätzen wie Waldwegen,<br />

Holzlagerplätzen u. dgl. können sie auch als<br />

Vegetation mesohemeroben Charakters länger<br />

erhalten bleiben.<br />

W ald rän d er. In <strong>der</strong> Naturlandschaft können<br />

Waldrän<strong>der</strong> klimatisch o<strong>der</strong> edaphisch bedingt<br />

sein. Ihre Vegetation läßt sich noch in zwei physiognomische<br />

Formationen unterteilen: den aus<br />

Sträuchern aufgebauten Waldmantel, und den<br />

aus Stauden bestehenden krautigen Waldsaum.<br />

Klimatisch bedingte Waldrän<strong>der</strong> kommen bei<br />

uns nur an <strong>der</strong> alpinen Waldgrenze vor. Vielerorts<br />

(jedoch keineswegs überall) sind hier auffällige,<br />

auch flächig ausgedehnte Mantelgesellschaften<br />

in Form von Krummholz ausgebildet,<br />

die sich edaphisch differenzieren. Auf mehr trokken-flachgründigen<br />

Böden (häufig über Kalkunterlage)<br />

ist die dominierende Art die Latsche<br />

(Legföhre, Pinus mugo s. str.), auf feucht-reichtiefgründigen<br />

die Grünerle {Ainus viridis), meist<br />

im Gemisch mit Sa/ix-Arten. Während die Latschenbestände<br />

sich soziologisch den Erico-Pinetea<br />

anschließen (im Erico-IHnion mugi), bilden<br />

die Grünerlengebüsche die eigene Klasse Betulo-<br />

Adenostyletea (12). Zu dieser gehören auch die<br />

mit den Gebüschen oft ein Mosaik bildenden,<br />

als Saumgesellschaften erscheinenden alpinen<br />

Hochstaudenfluren. In <strong>der</strong> Artengarnitur mischen<br />

sich alpische Elemente (z. B. Adenostyles<br />

alliariae, Doronicum austriacum-, auch Pinus mugó)<br />

mit solchen, die auch in <strong>der</strong> Borealen und/o<strong>der</strong><br />

Arktischen Zone weit verbreitet sind {Ainus<br />

viridis s. 1., Geranium sylvaticum, Cicerbita alpina).<br />

Die alpine Waldgrenzvegetation bei<strong>der</strong> Typen<br />

kann in den Alpen auch in den Waldstufen an<br />

Son<strong>der</strong>standorten (z. B. Grünerlen in Lawinenbahnen,<br />

vgl. Abb. 165, S. 322) sowie als anthropogene<br />

Ersatzgesellschaften auftreten.<br />

Waldrän<strong>der</strong> edaphischen Charakters sind gegenüber<br />

flachgründig-felsigen Extremstandorten<br />

sowie Gewässern ausgebildet. Die hier wachsenden<br />

Waldmantel-(Gebüsch-)Gesellschaften differenzieren<br />

sich in zwei Klassen. Die <strong>der</strong> trockneren<br />

und ± basenreichen Böden gehören zu<br />

den Rhamno-Prunetea (8 ), die neben vielen südeurosibirisch<br />

verbreiteten Straucharten auch einige<br />

submediterrane und pontisch-südsibirische<br />

Elemente (z. B. Amelanchier ovalis, Prunusfruticosa)<br />

enthalten. Die zweite Klasse, die Eranguletea<br />

alni (9), umfaßt Waldmäntel auf arm-sauren<br />

Böden sowie an Rän<strong>der</strong>n stehen<strong>der</strong> Gewässer,<br />

die nur aus wenigen Arten unterschiedlicher<br />

Verbreitung (z. B. Frángula alnus südeurosibirisch/boreal.<br />

Lonicera periclymenum atlantisch)<br />

bestehen (die neuerdings üblich gewordene Heranziehung<br />

zahlreicher Rubus-fruticosus-Y^zmarten<br />

zu diagnostischen Zwecken ist eher als<br />

unglücklich anzusehen). Beide Mantelgesellschaften<br />

haben sich in <strong>der</strong> Kulturlandschaft an<br />

künstlichen Waldrän<strong>der</strong>n und als Gebüsche und<br />

Hecken (auch als Pioniere <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>bewaldung<br />

auf Magerrasen) weit ausgebreitet und bedekken<br />

heute ein Vielfaches <strong>der</strong> Fläche ihrer natürlichen<br />

Vorkommen; den mesohemeroben Rham ­<br />

no-Prunetea fehlen dabei meistens die beson<strong>der</strong>s<br />

an Wärme und Trockenheit angepaßten Sippen.<br />

Die Vegetation <strong>der</strong> krautigen Waldsäume bildet<br />

die Masse Trifolio-Geranietea sanguinei {\Q).<br />

Die Unterschiede bezüglich <strong>der</strong> Bodengüte äußern<br />

sich hier in <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung in 2 Ordnungen:<br />

die Origanetalia vulgaris auf reicheren und<br />

die M elam pyro-H olcetalia mollis auf arm-sauren<br />

Böden. Für die floristischen Beziehungen gilt


416 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />

Ähnliches wie bei den Gebüschgesellschaften,<br />

ebenso für die starke anthropogene Ausbreitung,<br />

die heute infolge <strong>der</strong> Verbrachung vieler von<br />

Gebüschen durchsetzten Magerrasen noch zunimmt<br />

(„Versäumung“).<br />

Geschlossene Vegetation <strong>der</strong> Alpinen Stufe<br />

Den Reigen <strong>der</strong> waldfernen Nichtphanerophyten-Gesellschaften<br />

eröffnen wir mit den klimatisch<br />

bedingten Vegetationstypen <strong>der</strong> Alpinen<br />

Stufe. Neben den Normalstandorten sind hier<br />

auch geländebedingte, in ökologischer Hinsicht<br />

vorwiegend durch vom Normalen abweichende<br />

Schneebedeckung gekennzeichnete Son<strong>der</strong>standorte<br />

mit inbegriffen (die im Hochgebirge<br />

beson<strong>der</strong>s verbreiteten ± feinbodenfreien Felsund<br />

Steinschuttflächen werden zusammen mit<br />

denen <strong>der</strong> tieferen Lagen als Extremstandorte<br />

behandelt; ebenso werden auch amphibische<br />

Standorte mit denen <strong>der</strong> tieferen Lagen zusammengefaßt).<br />

Die überwiegend aus Stauden<br />

(einschl. Grasartigen) und Zwergsträuchern (neben<br />

vielen Kryptogamen) bestehende Flora enthält<br />

durchgängig ein Gemisch aus „arktisch-alpinen“<br />

und genuin alpischen Florenelementen.<br />

K lim a x s ta n d o rte . Die Rasengesellschaften<br />

<strong>der</strong> Normalstandorte sind entsprechend <strong>der</strong> Bodengüte<br />

geglie<strong>der</strong>t. Auf kalk- bzw. basenreichen<br />

Böden wachsen die Elyno-Seslerietalia albicantis<br />

(13), die sich durch beson<strong>der</strong>en Artenreichtum<br />

auszeichnen. Dabei werden die mengenmäßig<br />

dominierenden Grasartigen im Aspekt meist<br />

durch zahlreiche schönblühende Dikotylen {Leguminosae,<br />

Compositae, Primulaceae, Gentianaceae,<br />

Caryophyllaceae, Scrophulariaceae u. a.) übertroffen;<br />

viele Arten sind alpische Elemente, die oft<br />

aus submediterranen Verwandtschaftskreisen<br />

stammen. Den arm-sauren Flügel auf Silikatunterlagen<br />

bilden die viel artenärmeren, auch<br />

im Aspekt mehr von Grasartigen beherrschten<br />

Caricetea curvulae (14). Beide Gesellschaften<br />

können an waldfreien Son<strong>der</strong>standorten auch<br />

in die Boreale Stufe hinabsteigen; die Caricetea<br />

curvulae kommen in dieser auch als weidebedingte<br />

Ersatzgesellschaft vor.<br />

S o n d e rsta n d o rte . Die Schneedecke bildet in<br />

<strong>der</strong> Alpinen Stufe einen wichtigen ökologischen<br />

Faktor, einerseits als Schutz gegen Frost und<br />

Austrocknung, an<strong>der</strong>erseits durch die Begrenzung<br />

<strong>der</strong> Länge <strong>der</strong> Vegetationsperiode (vgl.<br />

S. 319). An exponierten Stellen auf Graten und<br />

Buckeln, wo sie durch Windwirkung reduziert<br />

wird, sog. Windecken, kommt es zu starker Auslese<br />

durch Frosttrocknis, <strong>der</strong> nur wenige beson<strong>der</strong>s<br />

angepaßte Sippen gewachsen sind, darunter<br />

mehrere von sehr weiter arktisch-alpiner Verbreitung.<br />

Auf besseren, basenreichen Böden<br />

wachsen hier die meist aus niedrigen Grasartigen<br />

bestehenden Carici-rupestris-Kobre-sietea<br />

bellardii (15), auf sauren, basenarmen die dem<br />

Boden angedrückten, oft mit Flechten durchsetzten<br />

Zwergstrauchteppiche <strong>der</strong> Loise-leurio-<br />

Vaccinietea (16). Das an<strong>der</strong>e Extrem bilden die<br />

sog. Schneetälchen, Mulden und Hangfüße (oft<br />

in N -E x p o sitio n ), an denen <strong>der</strong> Schnee<br />

zusammengeweht und durch spätes Ausapern<br />

die Vegetationsperiode stark (bis auf weniger als<br />

2 Monate) verkürzt wird. Sie tragen die aus nur<br />

wenigen Kormophyten bestehenden Salicetea<br />

herbaceae (17); an den am spätesten ausapemden<br />

Stellen finden sich nur noch Moose.<br />

Natürlich waldfreie trockene<br />

Extremstandorte<br />

Hierher gehören Geländeteile, in denen das<br />

Wachstum von Wald bzw. geschlossenen alpinen<br />

Rasen wegen fehlenden Feinbodens nicht<br />

möglich ist, d. h. solche mit anstehendem Fels<br />

o<strong>der</strong>± lockerem Steinschutt und Geröll. Sie nehmen<br />

in <strong>der</strong> Alpinen Stufe wegen <strong>der</strong> dort vorherrschenden<br />

physikalischen Verwitterung die<br />

größten Flächen ein, kommen aber auch in tieferen<br />

Lagen vor bis hinab in die Durchbruchstäler<br />

<strong>der</strong> größeren Flüsse und die Schichtstufen<br />

des nie<strong>der</strong>en Berg- und Hügellandes. Wie die<br />

flächige Verbreitung ist auch die Artenzahl <strong>der</strong><br />

zugehörigen Vegetationstypen, die man als<br />

edaphische Halbwüsten bezeichnen kann, in <strong>der</strong><br />

Alpinen Stufe am größten, nach unten zeigt sich<br />

eine zunehmende Verarmung. Unter den beteiligten<br />

Sippen sind einige von sehr weiter Verbreitung;<br />

größer ist aber die Zahl <strong>der</strong> alpischen<br />

Elemente.<br />

A n ste h e n d e r Fels. Die Gesellschaften <strong>der</strong><br />

Felsvegetation bilden die Klasse Asplenietea<br />

trichomanis (18). Es sind weit offene Bestände<br />

aus normalen, teils auch polsterförmigen o<strong>der</strong><br />

sukkulenten Stauden und Zwergsträuchern<br />

(dazu viele Moose) in den Spalten und Klüften<br />

des Gesteins. 2 Ordnungen sind zu unterscheiden:<br />

die sehr artenreichen P otentilletalia


Die aktuelle Flora und Vegetation 417<br />

caulescentis auf Kalkgestein und die artenärmeren<br />

Androsacetalia vandellii auf sauren Unterlagen.<br />

Beide reichen von <strong>der</strong> Alpinen Stufe bis in die<br />

Tieflagen hinab. Hier treten sie auch als mesohemerobe<br />

Vegetation in Steinbrüchen und an<br />

Bauwerken auf; namentlich die Potentilletalia<br />

haben sich in Mauerfugen anthropochor weit<br />

über ihr natürliches Areal hinaus bis ins Norddeutsche<br />

Tiefland ausgebreitet, allerdings bestehen<br />

sie hier nur noch aus einigen durch ihre<br />

Sporen leicht verbreiteten Farnen (z. B. Asplénium<br />

mta-murarid). Nur an meso-, z. T. sogar an<br />

euhemeroben Mauerstandorten des Tieflandes<br />

finden sich Fragmente einer dritten Ordnung,<br />

<strong>der</strong> von Natur aus in wintermilden Gegenden<br />

West- und Südeuropas verbreiteten Parietarietalia<br />

judaicae, die bei uns nur aus verwil<strong>der</strong>ten<br />

Gartenpflanzen (z. B. Cymbalaria muralis) gebildet<br />

werden.<br />

S te in sch u tt und G e rö ll. Diese Standortstypen<br />

sind sehr variabel, sie differenzieren sich<br />

nicht nur nach <strong>der</strong> chemischen Zusammensetzung<br />

des Gesteins, son<strong>der</strong>n noch nach vielen<br />

weiteren Merkmalen wie <strong>der</strong> Form und Größe<br />

<strong>der</strong> Gesteinspartikel o<strong>der</strong> <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Neigung<br />

des Geländes abhängigen Stabilität. Dementsprechend<br />

besteht die Vegetation aus unterschiedlichen<br />

Lebensformen. Am häufigsten sind<br />

Stauden verschiedener Wuchsform (z. B. borstig<br />

wachsende „Schuttstauer“ o<strong>der</strong> „Schuttwan<strong>der</strong>er“<br />

mit langen, sich im Geröll ober- o<strong>der</strong> unterirdisch<br />

ausbreitenden Kriechtrieben), aber<br />

auch Spaliersträucher und aufrechte Kleinsträucher<br />

sowie Therophyten können eine Rolle spielen.<br />

Zwar wird dieses ganze heterogene Ensemble<br />

in <strong>der</strong> Klasse Thlaspietea rotundifolii (19)<br />

zusammengefaßt, doch glie<strong>der</strong>t sich diese dann<br />

in 7 Ordnungen auf. 4 davon haben ihren<br />

Schwerpunkt in <strong>der</strong> Alpinen Stufe; die beiden<br />

wichtigsten, weit verbreiteten und auch ziemlich<br />

artenreichen sind die Thlaspietalia rotundifo<br />

lii auf kalkreichen und die Androsacetalia alpinae<br />

auf silikatischen Unterlagen. Entsprechend<br />

gibt es auch 2 Ordnungen auf Hangschottern<br />

<strong>der</strong> Tieflagen, die Stipetalia calamagrostis auf<br />

Kalk und die (sehr artenarmen) Galiopsietalia<br />

segetum auf Silikat. Auf Kies- und Schotterbänken<br />

schnellfließen<strong>der</strong> Alpenflüsse finden<br />

sich schließlich die Epilobietalia fleischeri. Sie<br />

steigen von <strong>der</strong> Alpinen Stufe bis in die Tieflagen<br />

hinab; in diesen enthalten sie die einzigen<br />

Fundorte mancher in höheren Lagen verbreitetet,<br />

„herabgeschwemmter“ Sippen wie z. B.<br />

Linaria alpina und Hutchinsia alpina. Diese Gesellschaft<br />

findet sich auch auf anthropogen verän<strong>der</strong>ten<br />

Stellen wie Kiesabbauflächen u. dgl.;<br />

auch die beiden vorgenannten Ordnungen können<br />

als mesohemerobe Vegetation in Steinbrüchen<br />

und auf Abraumhalden des Bergbaues<br />

auftreten, wenn auch oft nur sehr fragmentarisch.<br />

Natürlich waldfreie amphibische<br />

(süßwasserbeeinflußte) Standorte<br />

Hier fassen wir waldfreie Vegetationstypen zusammen,<br />

die durch fließendes o<strong>der</strong> stehendes,<br />

entwe<strong>der</strong> dauernd in Bodenniveau o<strong>der</strong> wechselnd<br />

wenig ober- und unterhalb desselben befindliches<br />

Wasser gekennzeichnet sind, ohne daß<br />

sie direkten Zusammenhang mit größeren offenen<br />

Gewässern haben müssen. Nach Art des<br />

Wasserregimes und <strong>der</strong> Mineralstoflfversorgung<br />

<strong>der</strong> Vegetation können Quellfluren, Flachmoorund<br />

Hochmoorgesellschaften unterschieden<br />

werden.<br />

Q u e llflu re n . Ständig fließende Riesel- und<br />

Sickerquellen des Berg- und Hügellandes sowie<br />

die Rän<strong>der</strong> <strong>der</strong> aus ihnen entstehenden schnellfließenden<br />

Quellbäche haben einige beson<strong>der</strong>e<br />

Standortseigenschaften: die ganzjährig gleichbleibend<br />

niedrige Temperatur ermöglicht die<br />

Ausbildung zwar schwachwüchsiger, aber immergrüner<br />

Vegetation, und das dauernde Fließen<br />

führt auch dann zu relativ guter Versorgung mit<br />

Mineralstoffen, wenn <strong>der</strong> absolute Mineraliengehalt<br />

des Wassers gering ist. Die aus nur<br />

wenigen niedrigen Kormophyten meist weiter<br />

(namentlich borealer) Verbreitung bestehenden,<br />

oft mehr von Moosen beherrschten Bestände<br />

bilden die Klasse M ontio-Cardaminetea (20).<br />

Nach den Lichtverhältnissen läßt sie sich in 2<br />

Ordnungen glie<strong>der</strong>n. Die Cardamino-Chrysosplenietalia<br />

umfassen die im Inneren nemoraler und<br />

borealer Wäl<strong>der</strong> gelegenen, abhängigen Gesellschaften<br />

<strong>der</strong> Waldquellen, die zwar selbst keine<br />

Bäume enthalten, aber von denen <strong>der</strong> umgebenden<br />

Waldgesellschaft beschattet werden. Die in<br />

vollem Licht wachsende Quell- und Quellbachvegetation<br />

<strong>der</strong> M ontio-Cardaminetalia ist<br />

in <strong>der</strong> Alpinen Stufe natürlich; im Waldgebiet<br />

hat sie hingegen meist mesohemeroben Charakter<br />

(gewöhnlich innerhalb von bewirtschaftetem<br />

Grünland gelegen).


418 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />

*. .1<br />

• 1<br />

F la ch m o o re . Hierher gehören amphibische<br />

Standorte mit Torfbildung, die durch hochanstehendes<br />

bzw. aufsteigendes Gmndwasser o<strong>der</strong><br />

durch Überrieselung mit Mineralien versorgt<br />

werden; von den Quellfluren, zu denen Übergänge<br />

bestehen, unterscheiden sie sich durch die<br />

geringere (wenn überhaupt) Fließgeschwindigkeit<br />

und weniger gleichbleibende Temperaturen.<br />

Die Vegetation besteht meist aus niedrigen (bis<br />

mittelhohen), von weit verbreiteten Cyperaceen<br />

und Binsen dominierten Rasen. Soziologisch<br />

gehören sie 2 Ordnungen <strong>der</strong> Klasse Scheuchzerio-Caricetea<br />

nigrae (21) an. Auf kalkreichem<br />

Substrat wachsen die Caricetalia davallianae, die<br />

(beson<strong>der</strong>s in den Kalkalpen) neben den Grasartigen<br />

oft viele schönblühende Arten enthalten.<br />

Die weniger artenreichen Caricetalia nigrae<br />

besiedeln kalkarme, aber noch relativ gut nährstoffversorgte<br />

Standorte. In <strong>der</strong> Alpinen Stufe<br />

natürlich, sind die Flachmoorgesellschaften im<br />

Bereich <strong>der</strong> Waldstufen oft anthropogen ausgeweitet,<br />

z. B. als Ersatzgesellschaft von Erlenbruchwäl<strong>der</strong>n;<br />

heute sind sie hier ebenso wie<br />

an<strong>der</strong>e Halbkulturgesellschaften stark im Rückgang.<br />

H o ch m o o r-V e g e ta tio n sk o m p le x . Die nur<br />

durch mineralarmes Regenwasser gespeisten<br />

(ombrogenen), wachsenden Hochmoore (vgl.<br />

S. 303), die in NW-Deutschland früher große<br />

Flächen bedeckten, sind heute bis auf minimale<br />

Reste zerstört (etwas besser erhalten sind noch<br />

einige wenige in höheren Gebirgslagen). In intakter<br />

Form bild(et)en sie ein charakteristisches<br />

Kleinmosaik aus etwas erhöhten Bülten und tieferen,<br />

am Grunde meist mit Wasser gefüllten<br />

Schlenken, <strong>der</strong>en Vegetation sich auf Klassenebene<br />

unterscheidet. Auf den Bülten wachsen<br />

Gesellschaften <strong>der</strong> Oxycocco-Sphagnetea (22), die<br />

neben Sphagnum und an<strong>der</strong>en Moosen vorwiegend<br />

Zwergsträucher teils borealer, teils atlantischer<br />

Verbreitung sowie einige Grasartige enthalten.<br />

Die (neben Sphagnum) überwiegend aus<br />

Cyperaceen bestehende Vegetation <strong>der</strong> Schlenken<br />

bildet hingegen die Ordnung Scheuchzerietalia<br />

palustris innerhalb <strong>der</strong> Scheuchzerio-<br />

Carketea nigrae. Als dritte Komponente gehören<br />

zum Hochmoorkomplex noch die in etwas<br />

größeren, auf verschiedene Weise entstandenen<br />

Vertiefungen befindlichen Moortümpel mit einer<br />

submersen Vegetation aus Sphagnum und wenigen<br />

Korm ophyten (zumeist insektivoren<br />

Utricularia-hrttri), die als Klasse Utricularietea<br />

intermedio-minoris (23) beschrieben wurden. Die<br />

Entwässerung <strong>der</strong> Hochmoore hat - vor Einsetzen<br />

weiterer Kultivierungsmaßnahmen - zunächst<br />

zu einer starken Ausweitung <strong>der</strong> Oxycocco-<br />

Sphagnetea in Form von Erica tetralix dominierter<br />

Feuchtheiden geführt. Auch die Moortümpelgesellschaft<br />

konnte sich in historischer Zeit in<br />

den durch die bäuerliche Torfnutzung entstandenen<br />

Torfstichlöchern ausbreiten, ist aber inzwischen<br />

wie<strong>der</strong> zurückgegangen. Wie weit die<br />

heute an einigen Stellen vom Naturschutz betriebene<br />

Wie<strong>der</strong>vernässung zu einer Regeneration<br />

wachsen<strong>der</strong> Hochmoore fuhren wird, ist<br />

noch nicht abzusehen.<br />

Anthropogene Nichtphanerophyten-<br />

Vegetation<br />

Die hierher gehörenden Vegetationstypen verdanken<br />

nicht nur ihre heutige weite Verbreitung,<br />

son<strong>der</strong>n auch ihre charakteristische Artenkombination<br />

und vielfach sogar Teile ihrer Flora <strong>der</strong><br />

Tätigkeit des Menschen. Das heißt nicht, daß<br />

manche von ihnen nicht auch schon in <strong>der</strong><br />

Naturlandschaft in Form punktuell verbreiteter<br />

Vorstufen vorhanden gewesen sein können; jedoch<br />

dürften das meist nur unvollständige Initialen<br />

gewesen sein. Die anthropogenen Gesellschaften<br />

können unterteilt werden in solche, die<br />

als direkte Folge bestimmter landwirtschaftlicher<br />

Nutzungsweisen entstanden sind, und solche,<br />

die auf indirekte, vom Menschen nicht beabsichtigte<br />

Wirkungen zurückgehen, also eher Nebenerscheinungen<br />

sind. Diese Unterscheidung<br />

gilt für alle Hemerobiestufen.<br />

Ü b e rw ie g e n d m e s o h e m e r o b . Als Nutzungsprodukte<br />

finden sich in dieser Gruppe die<br />

auch als Halbkulturgesellschaften bezeichneten,<br />

durch die Einwirkungen <strong>der</strong> Waldverwüstungszeit<br />

(vgl. S. 401) entstandenen Magerrasen und<br />

Heiden. Sie differenzieren sich nach <strong>der</strong> Bodengüte.<br />

Auf basenreichen Unterlagen wachsen die<br />

Festuco-Brometea (24). Diese sehr artenreichen,<br />

aus Grasartigen und vielen schönblühenden<br />

Stauden bestehenden Rasen dürften ihre Initialen<br />

wohl im Bereich steinig-felsiger Hänge gehabt<br />

haben. Nach Verbreitung und chorologischem<br />

Spektrum werden 2 Ordnungen unterschieden,<br />

die mehr westlich-südlich verbreiteten<br />

B rom etalia erecti mit vorwiegend submediterranen<br />

und die mehr östlichen Festucetalia<br />

vallesiacae mit einer Anzahl von pontisch-süd-


Die aktuelle Flora und Vegetation 419<br />

sibirischen Elementen. Ein Teil dieser geographischen<br />

DifFerentialarten bei<strong>der</strong> Gruppen dürfte<br />

in Mitteleuropa wohl anthropochor sein, doch<br />

ist darüber wenig bekannt. Die Gesellschaften<br />

saurer Böden gehören zur Klasse C alluno-<br />

Ulicetea (25; bisher als Nardo-Callunetea bekannt),<br />

die ebenfalls 2 Ordnungen enthält. Die<br />

meist auf sandige Böden des Tieflandes beschränkten<br />

Ulicetalia minoris (= Calluno-Ulicetalia)<br />

enthalten die typischen artenarmen, von<br />

Calluna vulgaris und wenigen atlantischen sowie<br />

weit verbreiteten Arten gebildeten Zwergstrauchheiden,<br />

<strong>der</strong>en Ursprünge an lichten Stellen von<br />

Quercetea-^dXdtm extrem armer Böden sowie<br />

auf strandfernen Küstendünen zu suchen sind.<br />

Etwas artenreicher sind die bis in die Alpine<br />

Stufe aufsteigenden N ardetalia strictae (Borstgrasrasen)<br />

auf sauren Lehmböden und Silikatgestein,<br />

die in höheren Lagen neben <strong>der</strong> meist<br />

dominierenden, boreal bis zur arktischen Waldgrenze<br />

verbreiteten Nardus stricta auch einige<br />

alpische Elemente enthalten können. Alle Magerrasen-<br />

und Heidegesellschaften im KJimaxbereich<br />

des Waldes nehmen heute nur noch<br />

einen Bruchteil des Umfanges ein, den sie vor<br />

200 Jahren hatten, und auch diese Reste sind<br />

infolge Aufgabe <strong>der</strong> traditionellen Nutzung vom<br />

Verschwinden bedroht. Wegen ihrer floristischen<br />

(und ebenso faunistischen) Beson<strong>der</strong>heiten<br />

sowie ihrer Bedeutung als Landschaftselemente<br />

ist ihre Erhaltung heute eine <strong>der</strong> zentralen<br />

Aufgaben des Naturschutzes. Als Spezialgesellschaft<br />

ist hier schließlich noch die Klasse<br />

Violetea calaminariae (26) anzufügen, lockere,<br />

arme Rasen auf schwermetallhaltigen Gesteinsund<br />

Schotterböden <strong>der</strong> Alpinen Stufe sowie auf<br />

Abraum- und Schlackenhalden von Erzbergwerken<br />

und Schmelzhütten in tieferen Lagen. Die<br />

charakteristischen Sippen sind meist Ökotypen,<br />

Varietäten o<strong>der</strong> Kleinarten von lokaler Verbreitung,<br />

die sich aus weiter verbreiteten Arten in<br />

ziemlich kurzer Zeit abgespalten haben.<br />

Begleiter <strong>der</strong> nutzungsbedingten Magerrasenvegetation<br />

sind niedrige. Nährstoff-anspruchslose<br />

Pionierrasen, die aus beson<strong>der</strong>s konkurrenzschwachen,<br />

oft im nemoralen und borealen<br />

Europa weit verbreiteten Arten bestehen, darunter<br />

vielen Therophyten. Sie besiedeln offene<br />

Bodenstellen verschiedenen Ursprunges, wo sie<br />

je nach dem Substrat und den sonstigen Um ­<br />

weltbedingungen mehr o<strong>der</strong> weniger lange erhalten<br />

bleiben können. Sie verteilen sich auf<br />

zwei, durch den Bodenwasserhaushalt verschiedene<br />

Klassen. Auf trockenen Standorten wachsen<br />

die Koelerio-Coiynephoretea (27; bisher meist<br />

als Sedo-Scleranthetea bezeichnet), die sich noch<br />

in 3 Ordnungen von edaphisch und/o<strong>der</strong> klimatisch<br />

etwas unterschiedlichem Charakter unterteilen.<br />

Die Corynephoretalia canescentis finden<br />

sich vorwiegend im klimatisch feuchten<br />

NW -Deutschland auf lockerem, kalkfreiem<br />

Sanduntergrund, insbeson<strong>der</strong>e im Bereich anthropogen<br />

entwaldeter Flugsande, mit natürlichen<br />

Initialen in den Küstendünen. Ebenfalls<br />

auf Sand, <strong>der</strong> aber auch kalkreicher sein kann,<br />

wachsen die mehr im klimatisch trockneten<br />

Osten verbreiteten Festuco-Sedetalia. Natürlich<br />

o<strong>der</strong> künstlich entblößten Felsuntergrund sauren<br />

Charakters bevorzugen die Sedo-Scleranthetalia,<br />

in denen neben Therophyten und<br />

Kleinstauden oft auch niedrige Sukkulenten<br />

(z. B. Sedum acre) beteiligt sind. Kleinflächige<br />

natürliche Vorkommen, die bis in die Alpine<br />

Stufe hinaufreichen, haben sie auf Felsbän<strong>der</strong>n<br />

und -simsen; entsprechende künstliche Standorte<br />

im Tiefland sind Mauerkronen. Die Pionierrasen<br />

feuchter bzw. zeitweilig nässebeeinflußter<br />

Böden bilden die Klasse hoeto-N anojuncetea<br />

(28), die überwiegend aus niedrigen, teils zu<br />

amphibischem Wachstum befähigten Therophyten<br />

bestehen und ihre Hauptverbreitung auf<br />

unbefestigten Wegen mit zeitweise wassergefüllten<br />

Fahrspuren u. ä. Standorten haben.<br />

Natürliche Initialen kommen auf trockenfallenden<br />

Ufern stehen<strong>der</strong> Gewässer vor, doch verdankt<br />

auch dieser Standortstyp seine Existenz<br />

heute größtenteils dem Menschen (die Wasserspiegelschwankungen<br />

sind in künstlichen Gewässern<br />

wie Fischteichen o<strong>der</strong> Stauseen meist<br />

viel stärker als in natürlichen).<br />

M eso- bis e u h e m e ro b . In diese Kategorie<br />

gehört als nutzungsbedingte Vegetation das<br />

Wirtschaftsgrünland, soziologisch die Klasse<br />

M olinio-Arrhenatheretea (29) umfassend. Schon<br />

in <strong>der</strong> Waldverwüstungszeit in mesohemeroben<br />

(namentlich bodenfeuchten) Vorstufen entstanden,<br />

haben diese Vegetationstypen mit dem<br />

Übergang zur rationellen Landwirtschaft ihren<br />

typischen, meist euhemeroben Charakter <strong>der</strong><br />

durch regelmäßige Mahd und/o<strong>der</strong> mäßige bis<br />

starke Beweidung bewirtschafteten Wiesen und<br />

Weiden mit artenreichen, gut differenzierten<br />

Gesellschaften angenommen, die allerdings heute<br />

durch Intensivierung und Überdüngung immer<br />

mehr in arme, uncharakteristische poly-


420 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />

hemerobe Bestände umgewandelt werden. Die<br />

klassischen Grünlandtypen bestehen aus Gramineen<br />

mit wechselnden Anteilen an dikotylen<br />

Stauden, ihre Komponenten sind meist nemoral<br />

und boreal weit verbreitet; mindestens einige<br />

von ihnen (so Arrhenatherum elatius) dürften in<br />

Mitteleuropa anthropochor sein. Nach dem<br />

Wasserhaushalt werden 2 wichtige Ordnungen<br />

unterschieden. Die Arrhenatheretalia umfassen<br />

gedüngte Wiesen und Weiden auf frischen bis<br />

mäßig trockenen Böden, die M olinietalia caeruleae<br />

feuchte bis nasse o<strong>der</strong> wechselfeuchte Bestände,<br />

die z. T. nur wenig gedüngt werden und<br />

oft noch mesohemeroben Charakter haben.<br />

Beide Ordnungen sind auch in <strong>der</strong> Borealen,<br />

die erste auch in <strong>der</strong> Alpinen Stufe verbreitet.<br />

Eine dritte Ordnung auf kleinflächigen Spezialstandorten<br />

sind die Potentillo-Polygonetalia (=<br />

Agrostietalia stoloniferae), aus meist kriechenden<br />

Gräsern bestehende Rasen auf zeitweise überfluteten<br />

Weidestandorten (Flutrasen), die sich<br />

infolge häufigen Viehtrittes den Trittrasen<br />

(S. 421) annähern.<br />

Nicht direkt durch Nutzung entstandene Gesellschaften<br />

meso- bis euhemeroben Charakters<br />

sind die Nitrophilen Säume und Ufer-Staudenfluren,<br />

die Klasse Galio-Urticetea (30). Es sind<br />

dichte Bestände aus mittelhohen bis hohen,<br />

auch kletternden, überwiegend dikotylen Stauden<br />

(darunter viele Neophyten), auf sehr nährstoff-,<br />

insbeson<strong>der</strong>e stickstoffreichen (aber nicht<br />

ru<strong>der</strong>alen) Standorten, vorwiegend in den Tieflagen.<br />

Nach dem Wasserhaushalt glie<strong>der</strong>n sie<br />

sich in 2 Ordnungen. Die L a m ió-Chenopodietalia<br />

(= Glechometalia he<strong>der</strong>aceae, = Galio-Alliarietalia)<br />

besiedeln frische bis feuchte Böden an<br />

Wegrän<strong>der</strong>n, Böschungen u. dgl., teils auch im<br />

Halbschatten von Waldrän<strong>der</strong>n und Hecken<br />

(fragmentarische Initialen dürften im natürlichen<br />

Wald an Wildwechseln vorhanden gewesen<br />

sein). Heute sind sie infolge des Nitrateintrages<br />

in starker Ausbreitung begriffen, was in<br />

<strong>der</strong> Landschaft durch die Zunahme einiger großer<br />

Umbelliferen (Chaerophyllum bulbosum als<br />

Idiochorophyt - o<strong>der</strong> Archäophyt? - , Heracleum<br />

mantegazzianum als Neophyt) augenfällig wird.<br />

Die zweite Ordnung Convolvuletalia septum<br />

umfaßt Vegetationstypen ± nasser bzw. nässebeeinflußter<br />

Böden im Uferbereich natürlicher<br />

und künstlicher Fließgewässer. An ersteren hatten<br />

sie auch kleinflächige natürliche Vorkommen;<br />

durch die Entwaldung wurde ihr Areal<br />

dann sehr ausgedehnt. Der Anteil an Neophyten<br />

kann sehr groß sein, auch begünstigt durch die<br />

Hilfe des Wassers bei <strong>der</strong> Ausbreitung.<br />

E u - bis p o ly h e m e ro b . Unter den am stärksten<br />

anthropogen geprägten Vegetationstypen<br />

sind zunächst die Ackerunkrautfluren zu nennen,<br />

überwiegend aus Therophyten (und Winterannuellen)<br />

bestehende, kurzlebige Gesellschaften<br />

offener Böden, <strong>der</strong>en Komponenten<br />

meist Archäophyten mediterraner und iranoturanischer<br />

Provenienz sind. Als Bewohner von<br />

Gebieten mit wechselndem, z. T. unzuverlässigem<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsregime prädestiniert, konnten<br />

sie sich den instabilen Bedingungen <strong>der</strong><br />

Ackerstandorte anpassen (vgl. S. 295). In den<br />

Anfangszeiten <strong>der</strong> Pflanzensoziologie noch gut<br />

ausgebildet und in viele charakteristische Gesellschaften<br />

differenziert, ist die Ackerunkrautvegetation<br />

heute durch Herbizidanwendung und<br />

Überdüngung stark zurückgedrängt und verarmt.<br />

Soziologisch bildet sie 2 durch die Bodengüte<br />

differenzierte Ordnungen <strong>der</strong> Klasse<br />

S tella rietea m ediae (31): die Papaveretalia<br />

rhoeadis („Mohnäcker“) auf basenreichen und<br />

die Sperguletalia arvensis („Kornblumenäckcr“)<br />

auf basenarmen Böden.<br />

In <strong>der</strong> nicht durch landwirtschaftliche Nutzung<br />

bedingten Vegetation dieser Hemerobiestufe<br />

sind die auf durch Erdbewegung, Müllund<br />

Schuttablagerung u. dgl. häufig gestörten<br />

Plätzen (auch „Industriebrachen“) wachsenden<br />

Ru<strong>der</strong>alfluren die auffälligsten. Sie lassen sich<br />

zunächst entwicklungsdynamisch unterglie<strong>der</strong>n.<br />

Direkt nach Störung durch Bodenverletzung<br />

treten einjährige, oft durch hochwüchsige Cruciferen<br />

gekennzeichnete Pioniergesellschaften auf,<br />

die soziologisch den Ackerunkrautfluren nahestehen<br />

und sich daher als Ordnung Sisymbrietalia<br />

an die Stellarietea mediae anschließen. Sofern<br />

weitere Störungen zunächst ausbleiben,<br />

werden sie schnell durch hochwüchsige Stauden<br />

(auch mehrjährige Hapaxanthe) verdrängt,<br />

die die ausdauernde Ru<strong>der</strong>alvegetation <strong>der</strong><br />

Artem isietea vulgaris (32) aufbauen. Diese glie<strong>der</strong>n<br />

sich nach Substrat und Klima in 3 Ordnungen.<br />

Die Onopordetalia acanthii besiedeln<br />

trockene Schüttböden, Bahndämme u. ä. vorwiegend<br />

in relativ trocken-warmem Klima, die<br />

Agropyretalia repentis mehr trockene, basenreiche<br />

Feinböden auf Böschungen, Erdaufschüttungen<br />

und aufgelassenen Ackern. Weniger<br />

anspruchsvoll bezüglich Klima und Boden<br />

sind die weit verbreiteten Artemisietalia vulgaris'.


Die aktuelle Flora und Vegetation 421<br />

als Lägerfluren reichen sie noch bis in die<br />

Boreale und Alpine Stufe hinauf. Die konstituierenden<br />

Arten sind wahrscheinlich großenteils<br />

Anthropochoren, heute oft mit sehr großen<br />

Arealen. Fragmentarische natürliche Vorkommen<br />

sind im Bereich von Erdrutschen in Hanglagen<br />

denkbar.<br />

Die naturfernsten aller spontanen Vegetationstypen<br />

sind schließlich die Trittrasen, die<br />

sich als Plantaginetea majoris (33) zusammenfassen<br />

lassen. Als Besiedler durch ständige mechanische<br />

Beschädigung und starke Bodenverdichtung<br />

gekennzeichneter Extremstandorte<br />

bestehen sie aus wenigen, niedrigwüchsigen Sippen<br />

meist weiter Verbreitung (z. B. Plantago major<br />

heute in allen tem perierten Zonen bei<strong>der</strong><br />

Hemisphären), <strong>der</strong>en ursprüngliche Heimat oft<br />

nicht mehr feststellbar ist. Es werden 2 Ordnungen<br />

unterschieden, die z. T. auch an an<strong>der</strong>e Klassen<br />

angeschlossen werden. Zu den Polygono-<br />

Poetalia annuae gehören sehr offene, vorwiegend<br />

aus Einjährigen bestehende Pionier- bzw. Fragment-Bestände<br />

an beson<strong>der</strong>s stark beanspruchten<br />

Stellen sowie in Pflasterfugen u. dgl., während<br />

die Plantaginetalia majoris dichtere, meist<br />

aus niedrigen Stauden gebildete Gesellschaften<br />

umfassen.<br />

Binnengewässer<br />

Überwiegend natürliche Vegetation azonalen<br />

Charakters, die sich physiognomisch in die<br />

emersen helophytischen Vegetationstypen des<br />

Uferbereichs und die höchstens bis an den Wasserspiegel<br />

reichenden des offenen Wassers glie<strong>der</strong>t<br />

(zur allgemeinen Standortsglie<strong>der</strong>ung vgl.<br />

Abb. 179, S. 381, zur Vegetationszonierung Abb.<br />

30, S. 64). Der menschliche Einfluß hat einerseits<br />

durch mechanische Eingriffe, Eutrophierung<br />

und Verschmutzung Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> natürlichen<br />

Gesellschaften bewirkt, an<strong>der</strong>erseits<br />

durch die Anlegung künstlicher Gewässer zur<br />

Vermehrung ihrer Standorte geführt. Von den<br />

durch den Chemismus unterschiedenen Gewässertypen<br />

(S. 382) sind bei uns nur die oligotrophen<br />

und die eutrophen von Bedeutung.<br />

O lig o tro p h e G ew ässer. Nährstoff-und zugleich<br />

kalkarme, saure Gewässer sind im nördlichen<br />

Altmoränengebiet weit verbreitet, kommen<br />

aber auch an<strong>der</strong>wärts vor, z. B. im Alpenvorland.<br />

Viel seltener ist die Kombination von<br />

Nährstoffarmut und hohem Kalkgehalt; sie tritt<br />

z. B. im Bereich von Karstquellen sowie in künstlichen<br />

Gewässern in Kalksteinbrüchen auf. Alle<br />

oligotrophen Gewässer bzw. ihre Vegetationstypen<br />

sind durch die heute weit verbreitete Eutrophierung<br />

stark gefährdet. Die Vegetation des<br />

Eulitorals und oberen Sublitorals bildet die Klasse<br />

Littorelktea unißorae (34), die allerdings auf<br />

saures Milieu beschränkt ist (entsprechende Vegetationstypen<br />

kalkreicher Standorte sind nicht<br />

beschrieben). Es sind amphibische bis submerse<br />

Rasen aus niedrigen, rosettenbildenden „Gmndsproßgewächsen“<br />

(z. B. Littorella uniflora, Lobelia<br />

dortmanna), gemischt mit niedrigen Kriechstauden<br />

(z. B. Hypericum elodes) und einigen submersen<br />

Arten [Myriophyllum alterniflorum), die vorzugsweise<br />

auf schlammfreiem Sanduntergrund<br />

wachsen. Die meisten Arten sind ± gute atlantische<br />

Florenelemente. Als echt submerse Gesellschaften<br />

oligotropher Gewässer treten im tieferen<br />

Sublitoral die fast nur aus einer Anzahl von<br />

Armleuchteralgen-Arten bestehenden Charetea<br />

fragilis (35) auf, die sich in 2 Ordnungen glie<strong>der</strong>n,<br />

die N itelletaliaßexilis in kalkarmem und<br />

die Charetalia hispidae in kalkreichem Milieu;<br />

in letzteren sind die Pflanzen oft von dicken<br />

Kalkkrusten überzogen. CÄarcto-Gesellschaften<br />

können auch noch im ärmeren Flügel eutropher<br />

Seen im lichtarmen untersten Teil des Phytals<br />

Vorkommen.<br />

E u tro p h e G ew ässer (vgl. Abb. 30). Die meisten<br />

unserer stehenden und fließenden Gewässer<br />

sind ± eutroph; auch viele früher oligotrophe<br />

sind inzwischen in diesen Zustand übergegangen.<br />

Ihre Flora besteht überwiegend aus<br />

weit verbreiteten Arten, <strong>der</strong>en Areale meist das<br />

ganze temperierte Europa o<strong>der</strong> noch weitere<br />

Teile <strong>der</strong> Holarktis umfassen und z. T. sogar bis<br />

in die Tropen reichen.<br />

Die Helophytenbestände <strong>der</strong> Uferzonen lassen<br />

sich noch nach ihrer Lebensdauer unterglie<strong>der</strong>n.<br />

Auf länger trockenfallenden, nährstoffreichen<br />

Schlammböden des Eulitorals, insbeson<strong>der</strong>e<br />

langsamfließen<strong>der</strong> größerer Flüsse, finden<br />

sich die Bidentetea tripartitae (36), oft dichte und<br />

üppige Bestände aus zuweilen über meterhohen<br />

Annuellen. An natürlichen Seen mit geringen<br />

Schwankungen des Wasserspiegels sind sie selten,<br />

um so häufiger kommen sie aber als meso-,<br />

z. T. sogar euhemerobe Vegetation an künstlichen<br />

und künstlich verän<strong>der</strong>ten Gewässern vor.<br />

Die ausdauernde Helophytenvegetation des<br />

Eulitorals und oberen Sublitorals bilden die


422 Zur <strong>Pflanzengeographie</strong> Mitteleuropas<br />

meist von mittelhohen bis hohen Grasartigen<br />

dominierten Phragmitetea australis (37). Sie umfassen<br />

2 Ordnungen: die hochwüchsigen (bis<br />

über 2 m) Phragmitetalia australis an Seen und<br />

größeren Flüssen, und die meist nur mittelhohen<br />

Nasturtio-Glycerietalia (Bachröhrichte) an und<br />

in kleineren Flüssen und Bächen. Die letzteren<br />

sind oft stark anthropogen verän<strong>der</strong>t bzw. (z. B.<br />

in Gräben) auch rein kulturbedingt.<br />

Die submerse und hemihydrophytische Vegetation<br />

des offenen Wassers unterteilt sich in<br />

eine benthische und eine pelagische Klasse. Zu<br />

den benthischen Potamogetonetea pectinati (38)<br />

gehören sowohl die rein submersen „Unterseewiesen“<br />

als auch die mit ihnen oft vermischten<br />

wurzelnden Schwimmblattpflanzenfluren. Neben<br />

benthischen enthalten sie meist auch größere<br />

pelagische Arten (z. B. Hydrocharis morsusranae),<br />

die sich mit den ersteren mechanisch<br />

verhaken und dadurch an Ort und Stelle bleiben.<br />

Rein pelagisch sind die aus meist hemihydrophytischen<br />

Zwergpflanzen (submers sind<br />

nur Lemna trisulca und Riedafluitans) bestehenden<br />

Lemnetea minoris (39). Sie sind off als Mischkomponente<br />

innerhalb von Phragmitetea- und<br />

Potamogetonetea-^e.s,iänAe.n eingesprengt; auf<br />

windgeschützten Kleingewässern, insbeson<strong>der</strong>e<br />

wenn sie stark anthropogen eutrophiert sind,<br />

können sie aber auch als dichtschließende Dekken<br />

die einzige Vegetation bilden.<br />

Meeresküsten<br />

Die azonale Vegetation des Küstenbereichs ist<br />

ökologisch in erster Linie durch die überall ±<br />

starke Salzeinwirkung gekennzeichnet. Die Differenzierung<br />

<strong>der</strong> Vegetationstypen ist neben <strong>der</strong><br />

Position im Supralitoral, Eulitoral o<strong>der</strong> Sublitoral<br />

auch durch unterschiedliche Substrate<br />

(Sand/Schlick) sowie durch den Grad des Schutzes<br />

gegen den mechanischen und substratverlagernden<br />

Einfluß des Seeganges (Offene Küste/Wattenmeer)<br />

bedingt. Die beteiligten Arten<br />

sind meist von weiter Verbreitung entlang <strong>der</strong><br />

europäischen Küsten und darüber hinaus (z. T.<br />

mit Bildung lokaler Kleinarten); manche erscheinen<br />

auch als irano-turanische Flalbwüstenelemente,<br />

die sich sekundär an den Küsten ausgebreitet<br />

haben.<br />

Supralitoral. Im Bereich <strong>der</strong> offenen Küste<br />

kommt es im Normalfall zur Anlandung von<br />

Grobsand, <strong>der</strong> durch den Wind im Supralitoral<br />

zu noch stark salzhaltigen Dünen (Vordünen,<br />

Weißdünen) aufgeweht wird. Geför<strong>der</strong>t wird die<br />

Dünenbildung durch die ± hochwüchsigen,<br />

artenarmen Strandhaferfluren <strong>der</strong> Ammophiletea<br />

arenariae (40), <strong>der</strong>en Gräser durch ihre Wuchsform<br />

(Kombination von Horstwuchs und Ausläufern)<br />

zur Festlegung des Flugsandes beitragen.<br />

Am unteren Rande <strong>der</strong> Dünen gegen das<br />

Eulitoral, da wo gewöhnlich die höchsten Brandungswellen<br />

auslaufen und sich angespültes<br />

Schwemmgut aufhäuft, bildet sich eine kurzlebige<br />

Spezialvegetation aus einigen nitrophilen<br />

Annuellen aus, die Cakiletea maritimae (41). Ihr<br />

Standort ist sehr instabil und wird durch Sturmfluten<br />

schnell wie<strong>der</strong> beseitigt; sie sind daher<br />

nicht als Pionierstadien <strong>der</strong> Dünenbildung anzusehen.<br />

Im Bereich des Wattenmeeres (ebenso in den<br />

Bodden und Haffen <strong>der</strong> Ostsee) wird die Vegetation<br />

des Supralitorals von den Salzwiesen <strong>der</strong><br />

Asteretea tripolii (42) beherrscht. Sie wachsen<br />

meist auf Schlick, aber auch auf festliegenden<br />

Sanden und reichen noch in den oberen Teil<br />

des Eulitorals hinab (an <strong>der</strong> Nordsee etwa bis<br />

zum Niveau des mittleren Tidehochwassers).<br />

Wegen <strong>der</strong> in unregelmäßigen Abständen auftretenden<br />

Überflutungen schwankt <strong>der</strong> Salzgehalt<br />

stark. Die relativ artenreichen, aus Gräsern<br />

und dikotylen Stauden bestehenden Wiesen<br />

sind meist beweidet und dadurch in ihrer Zusammensetzung<br />

modifiziert. Manche Komponenten<br />

(z. B. Puccinellia maritima) sind heute im<br />

Binnenland infolge <strong>der</strong> Anwendung von Auftausalzen<br />

entlang von Straßen stark in Ausbreitung<br />

begriffen. Eine Son<strong>der</strong>gesellschaft innerhalb<br />

<strong>der</strong> Salzwiesen, etwa den Koelerio-Corynephoretea<br />

vergleichbar, sind die Saginetea maritimae<br />

(43), niedrige Annuellenfluren auf kleinflächigen,<br />

natürlichen o<strong>der</strong> anthropozoogenen,<br />

offenen Störstellen.<br />

Eulitoral. Die Strände <strong>der</strong> Brandungsküsten<br />

sind wegen ihrer Instabilität vegetationslos. In<br />

den geschützteren Bereichen, namentlich im<br />

Wattenmeer, werden die amphibischen Standorte<br />

weithin von den Thero-Salicomietea (44) besiedelt.<br />

Es sind lockere bis dichte, meist auf<br />

Schlick wachsende Annuellenfluren, die an <strong>der</strong><br />

Nordsee meist etwa 40 cm unterhalb des Niveaus<br />

des mittleren Hochwassers beginnen und<br />

bis zu diesem herauf reichen. Infolge <strong>der</strong> extremen<br />

Bedingungen mit ständigem Wechsel von<br />

Wasserspiegel und Salzgehalt sind sie sehr arten­


Die aktuelle Flora und Vegetation 423<br />

arm und bestehen ausschließlich aus Chenopodiaceen.<br />

An ähnlichen Standorten wächst noch<br />

eine zweite Gesellschaft, die aus ausdauernden,<br />

ausläuferbildenden Horstgräsem besteht und zur<br />

Klasse Spartinetea maritimae (45) gehört. Sie wird<br />

bei uns von dem Neophyten Spartina anglica<br />

(vgl. S. 80) gebildet und ist z. Zt. in Ausbreitung<br />

begriffen; wahrscheinlich wird sie die Quellerfluren<br />

auf die Dauer von bestimmten Standortstypen<br />

(z. B. solchen, die beson<strong>der</strong>s gut vor<br />

dem Seegang geschützt sind) verdrängen.<br />

Sublitoral. Im Sublitoral unserer Küsten sind<br />

zwei submerse Vegetationstypen zu unterscheiden,<br />

die beide ziemlich artenarm sind. Die<br />

Ruppietea maritimae (46) wachsen im Brackwasser,<br />

und zwar hauptsächlich in vom offenen<br />

Meer abgetrennten, meist nicht mehr als 1 m<br />

tiefen Kleingewässem; sie deuten so einen Übergang<br />

zu den Binnengewässern an und werden<br />

zuweilen auch an die Potamogetonetea angeschlossen.<br />

Die submerse Vegetation des offenen Meeres<br />

(außer an den Felsküsten von Helgoland, vgl.<br />

S. 387) wird von den Zosteretea marinae (47) gebildet,<br />

die auf sandigem o<strong>der</strong> schlickigem Untergrund<br />

bis in etwa 3 m Wassertiefe ausgedehnte,<br />

ausschließlich aus Zx)stera-hxXs.n bestehende<br />

Unterseewiesen bilden. In den letztenjahrzehnten<br />

sind ihre Bestände allerdings mancherorts<br />

stark zurückgegangen; die genaue Ursache dafür<br />

ist bisher nicht bekannt.


Literaturverzeichnis<br />

1 Regionalliteratur zu Teil III<br />

Es handelt sich hierbei um eine subjektive Auswahl<br />

grundsätzlich wichtiger und monographischer<br />

Schriften, die keinen Anspmch auf Vollständigkeit<br />

erhebt. Die Anordnung folgt großenteils<br />

geographischen bzw. politischen Einheiten.<br />

Die vollständigen Titel finden sich in <strong>der</strong> Gesamtliste.<br />

* = Monographische Darstellungen, die einen beson<strong>der</strong>s<br />

guten Überblick geben.<br />

F = Arealkartenwerke und Floren (von diesen nur einige<br />

beson<strong>der</strong>s wertvolle).<br />

Welt: H enning 1994, Karsten etc. 1903f., M üller-<br />

H ohenstein 1981, O zenda 1982, Kübel 1930,<br />

“■Schmithüsen 1968, Schultz 1988, Shmida 1985,<br />

T roll 1948, T roll 1961, “’W alter 1962f, W alter<br />

etc. 1960f., W alter etc. 1983f.; F: C ook etc. 1974,<br />

HuLTÉNetc. 1986, M eusel etc. 1965f.,PoLUNiN 1959,<br />

Schmucker 1942, Steenis etc. 1963f, V ester 1940.<br />

Tropen allgemein: B a<strong>der</strong> 1960, B ünning 1956,<br />

“H allé etc. 1978, “J acobs 1981, Lauer 1976, M iehe<br />

1996, Rauh 1988, “Richards 1952, Schnell 1970f.,<br />

“T rochain 1980, T roll 1958, C . T roll 1959,<br />

“V areschi 1980, W hitmore 1993; F: C ampbell etc.<br />

1989.<br />

Nordamerika, allgemein: BARBOURetc. 1988, B raun<br />

1950, G leason etc. 1964, “Knapp 1965, Li 1971; F:<br />

G leason 1968, Little 1971L, Sargent 1922.<br />

Kanada, Alaska: “G randtner 1966, “R owe 1972;<br />

F: Hosie 1969, H ultén 1968, Scoggan 1978E<br />

USA i. e. S.: B arbour etc. 1977, “B raun 1950,<br />

Fowells 1965, “Franklin etc. 1969, “Küchler 1964,<br />

Shreve 1951, W eaver etc. 1956, “W hittaker 1956,<br />

“W hittaker 1960; F: CoRRELLetc. 1970, C ronquist<br />

etc. 1972L, G leason 1968, H ickman 1993, H itchcock<br />

etc. 1955L, K urz etc. 1962, Little 1971L<br />

M exiko: “R zedow ski 1983, S hreve 1951; F:<br />

Sánchez 1968, Standley 1920L, W iggins 1980.<br />

Süd- und M ittelam erika, allgem ein: “H ueck 1966,<br />

“HuECKetc. 1972, Seibert 1996.<br />

Tropischer Teil allgemein: B erry etc. 1995,<br />

B orhidi etc. 1979, C iferri 1936, C uatrecasas 1958,<br />

Eiten 1983, E sser 1982, H erzog 1923, “Ibisch 1996,<br />

Kahn etc. 1992, “Lötschert 1959, R auh 1958,<br />

“Siou 1983, “V areschi 1980, “W eberbauer 1911;<br />

F: B rako etc. 1993, C ook etc. 1928, Fournet 1978,<br />

Killeen etc. 1993, Lemée 1952f., Sauget etc. 1946L,<br />

Steyermark etc. 1978, W iggins etc. 1971.<br />

Anden-Hochlagen: B alslev etc. 1992, Baumann<br />

1988, C leef 1981, “G raf 1986, “Kessler 1995,<br />

“R uthsatz 1977, Sturm 1978, “W eber 1958; F:<br />

V areschi 1970.<br />

E xtratropisch er Teil (C hile, A rgentinien):<br />

C abrera 1971, “O berdörfer 1960, “Schmithüsen<br />

1956, Skottsberg 1909, SKonsBERG 1916, “T homasson<br />

1959, “T homasson 1963; F: C orrea 1969E,<br />

M oore 1983, M uñoz-Pizarro 1966.<br />

Europa, allgemein: Lang 1994, M ai 1995, “R ubner<br />

etc. 1953; F: J alas etc. 1972L, M eusel etc. 1965f.,<br />

T utin etc. 1964L<br />

Westeuropa: B urnett 1964, R odwell 1991L,<br />

Roisin 1969, “T ansley 1968, W esthoff etc. 1969;<br />

F: C lapham etc. 1987, G uinochet etc. 1973E, Stage<br />

1997.<br />

Mitteleuropa mit Alpen: Braun-Blanquet 1961,<br />

“Ellenberg 1963,Firbas 1949L, Grabherr etc. 1993,<br />

J edicke 1997, O zenda 1985, Pott 1995, W illerding<br />

1986; F: Hegi 1909L, Hess etc. 1967L<br />

Südeuropa: Ern 1966, “Folch i GuiaÉN 1981,<br />

Freitag 1971a, Giacomini etc. 1958, Guinea López<br />

1949, “Horvat etc. 1974, “Poldini 1989, Rikli<br />

1943L; F: D.A. 1986£,Jahn etc. 1995, M eikle 1977f.,<br />

Pignatti 1982, Strid 1982L<br />

Makaronesien: C eballos etc. 1951, “Kunkel 1980,<br />

M eusel 1965; F: Bramwell 1974, Hansen etc. 1985,<br />

Hohenester etc. 1993.<br />

Nordeuropa: “D ierssen 1996, SjöRS etc. 1965; F;<br />

H ultén etc. 1986, Lid 1985, Polunin 1959.<br />

Osteuropa-Nordasien (Rußland i. w. S.): “Aleksandrova<br />

1988, H ilbig 1990, Knystautas 1987, “W alter<br />

1974; F: Komarov 1934E<br />

Vor<strong>der</strong>asien: “B obek 1951, “Freitag 1971b, G ilu<br />

1969, M ayer etc. 1986, Q uézel 1973, W issmann<br />

1972, “ZoHARY 1973; F: B rowicz 1982E, C ollenette<br />

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Jap an: ‘ D.A. 1966, Hübe 1988a, M iyawaki 1979,<br />

M iyawaki 1988, M iyawaki etc. 1978, M iyawaki etc.<br />

1980f.;F: O hwi 1965.<br />

O zeanien: C ockayne 1928, ‘ Knaep 1965, M errill<br />

1946, Papy 1951, R obyns etc. 1939, Schlechter<br />

1905, Schneckenberger 1991, ‘ S chweinfurth<br />

1966; F: Allan etc. 1961L, Saint-John 1973, Schmid<br />

1981, Steenis etc. 1963f.<br />

Australien: B eadle 1981, D iels 1906, ‘ G roves 1981,<br />

‘ Schweinfurth 1962; F: C urtis 1967, D.A. 1981F.,<br />

jESSOPetc. 1986.<br />

Afrika, allgemein: E ngler 1910f, ‘ Knapp 1973.<br />

N ordafrika: ‘ E m berger 1936, Q uézel 1957,<br />

‘ Q uézel 1965, ‘ Rauh 1952, W ojterski 1985; F:<br />

J ahandiez etc. 1931, O zenda 1958, Q uézel etc.<br />

1962f, T äckholm 1974.<br />

Tropisches Afrika: G uinea López 1946, ‘ H edberg<br />

1964, Lebrun 1947, Leistner etc. 1973, Letouzey<br />

1968, Lind etc. 1974, M iehe 1988, ‘ M iehe 1994,<br />

‘ Rauh 1973, Robyns 1948, ‘ Schnell 1970f 1I1,IV,<br />

SiLLANS 1958, Sinclair etc. 1979, T rochain 1940;<br />

F: B erhaut 1967, Friedmann 1994, H edberg 1957,<br />

M aydell 1990, R obyns 1948f, T huun 1993f<br />

Südafrika: Acocks 1953, ‘ M arloth 1908, M eulen<br />

1979, W erger 1973, Z in<strong>der</strong>en-B akker 1973; F:<br />

B ond etc. 1984, D yer 1975, G oldblatt 1984,<br />

Palmer etc. 1972.<br />

2 Gesamtliste aller zitierten<br />

Schriften<br />

Mehrbändige Werke, <strong>der</strong>en Erscheinen noch<br />

nicht abgeschlossen ist, sind durch „ff.“ bei Jahres-<br />

und Bandzahlen gekennzeichnet. Bei mehr<br />

als 2 Autoren folgt auf den Namen des ersten<br />

Autors „& al.". D.A. (= Diverse Autoren): W erke<br />

ohne eindeutige Autorenangabe.<br />

Abrams, L., 1923-60: Illustrated Flora o f the Pacific<br />

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Register<br />

Halbfette Zahlen verweisen auf eine zusammenfassende Darstellung (sonst deuten Bindestriche<br />

nur an, daß das Stichwort auch auf allen dazwischenliegenden Seiten auftritt, bzw. bei f auf <strong>der</strong><br />

folgenden).<br />

* = Abbildung (auch: Karte).<br />

Abkürzungen: FE = Florenelemente, FG = Florengebiet, FR = Florenreich, FRg = Florenregion,<br />

URg = Unterregion.<br />

Pflanzennamen: Taxa unterhalb Gattungsrang sind nicht aufgenommen. Gattungsnamen erscheinen<br />

nur in <strong>der</strong> lateinischen Form; bei allen rezenten Kormophyten steht dahinter in Klammern<br />

<strong>der</strong> abgekürzte Familienname (außer bei <strong>der</strong> namengebenden Gattung; nach M abberley 1987). Für<br />

die übrigen Gattungen wird nur die Zugehörigkeit zur Großgruppe (deutsche bzw. Kurzbezeichnungen<br />

entsprechend Tab. 1, S. 3) angegeben.<br />

Geographische Namen: es werden nur Namen von Län<strong>der</strong>n, Landschaften, Gebirgen usw. genannt,<br />

nicht einzelne Orte.<br />

Abelia {Caprif) 271<br />

Abeliophyllum (Okac.) 273<br />

Abhärtung 9<br />

Abies [Pin) 30, 44, 50’h 5Lh 73,<br />

119, 220, 255, 267,269, 274-<br />

276,279-283, 300, 306-312,<br />

308*, 316^ 317^ 358f., 361,<br />

363f., 367-370, 372-374, 376,<br />

379f., 395, 399, 413<br />

Abies-amabilis-Zone 281<br />

Abrotanella {Comp) 325<br />

Absolute Minima 12, llOf.<br />

Acacia {Leg) 81, 182, 189*, 192-<br />

194, 225, 240f., 244, 246, 353,<br />

359, 361<br />

Acaena{Ros)2A, 25*, 107,324<br />

Acanthaceae 102, 152<br />

Acantholimon {Plumb.) 339*<br />

Acanthopanax {Aral) 363, 379<br />

Acanthus 36<br />

Acer 9*. 14, 30, 31*£, 44, 60, 77,<br />

107, 235, 256, 258f., 261, 264-<br />

271,274, 276, 279-281,283,<br />

358, 361, 363f., 367-369, 374,<br />

376, 379, 395, 398, 410*f., 414<br />

Aceraceae 103, 107*, 253f.<br />

Achariaceae 103<br />

Achatocarpus 183*<br />

Aciachne {Gram) 328*<br />

Acicarpha {Calycer) 24<br />

Ackanna {Cunon) 223.<br />

Acker 41f., 70, 79, 82,295,401,<br />

404, 420; auch —>Unkräuter<br />

Acmadenia {Rut) 243*<br />

Acmena {Myrt) 223<br />

Acmopyle {Podoc.) 275<br />

Aconitum {Ranunc) 323<br />

Acorus {Arac) 11<br />

Acrostichum {Adiant) 177<br />

Actaea (Ranunc) 20<br />

Actinidia 20, 272<br />

Actinodaphne (Laur) 220<br />

Actinorhytis {Palm.) 163*<br />

Actinostrobus {Cupr) 275<br />

Adansonia {Bomb.) 186, 187*<br />

Adenocaulon {Comp) 24<br />

Adenopeltis {Euph) 240<br />

Adenostoma {Ros) 235, 236*<br />

Adenostyles {Comp) 415<br />

Adesmia {Leg.) 343<br />

Adiantum 240<br />

Adonis {Ranunc) 54, 77, 405, 409<br />

Adria 393, 395<br />

Adventive 74, 76<br />

Aechmea {Bromei.) 162*<br />

Aesculus {Hippoc) 14, 19, 49, 235,<br />

253£, 256*, 258, 261,266, 268,<br />

274, 283, 361, 369, 379<br />

Aestisilva 251<br />

Aethusa {Umb.) 79<br />

Aextoxicon, -aceae 103, 214, 227£.<br />

Afghanistan 240, 283, 285, 320<br />

Afrikanische FE 101<br />

Afrikanisches Unterreich 92*, 96<br />

afro-alpin 340f.<br />

Afrocrania {C om ) 205*, 210<br />

Agathis {Arauc.) 174, 226, 275<br />

Agathosma {Rut.) 243*<br />

Agauria {Eric) 205*, 210, 349, 351<br />

Agavaceae 189, 192, 196, 199f.<br />

Agave 238<br />

Agrimonia {Ros) 24, 25*<br />

Agriophyten 75*, 76-78, 83<br />

Agropyretalia repentis 420<br />

Agropyron {Gram.) 287, 288*, 290<br />

Agrostemma {Caryoph) 41, 77, 405<br />

Agrostis {Gram) 19, 289*, 326, 329<br />

ahemerob 69, 406<br />

Ailanthus {Simar) 30, 31*, 253,<br />

274<br />

Aizoaceae 196<br />

Ajania {Comp) 375<br />

Ajuga {Lab) 23, 37<br />

Akebia {Lardiz) 2L11<br />

Akolutophyten 76f.<br />

Aktuelle Vegetation 85<br />

Alangium 351<br />

Alaria (Braunalge) 389*<br />

Alaschan-Wüste 295<br />

Alaska 42, 142, 280, 307, 337<br />

Alberta 307, 337<br />

AkhemiUa {Ros.) 317, 324, 341, 352<br />

Aldina {Leg.) 166*<br />

Aleurites {Euph.) 81, 353<br />

Algen 2£, 10, 14, 33, 160£, 382,<br />

386<br />

Algenwald 387, 390*<br />

Alisma 23<br />

Alkali Fiats 294


Register 439<br />

Allium {LU.) 285<br />

Allmenden 402<br />

Allopolyploidie 80<br />

Almwirtschaft 334f.<br />

Alnetea glutinosae 407, 412, 414<br />

Alniphyllum {Styrac.) 273<br />

Ainus (Bet.) 30, 44, 60, 64“-, 107,<br />

230, 238, 254, 260, 265, 269,<br />

274, 276, 279f., 300, 303, 309,<br />

314, 349,367,372, 379, 414f.<br />

Aloaceae 196, 203<br />

Aloe 190*, 193, 201, 242<br />

A lpenSl, 311, 321,322^ 327f.,<br />

372*, 395, 398, 407, 409<br />

alpin (sub-, eu-, hoch-) 117"^, 318,<br />

322^ 335, 341»<br />

Alpine Stufe 117»f„ 315-343, 345-<br />

380, 407,409,411,416421<br />

Alpische FE 409<br />

Alpische Florenprovinz 408»f.<br />

Alstroemeria (LU.) 36<br />

Altadventive 76<br />

Altai 291, 310f„ 339f., 375»<br />

AUingia (Hamam.) 220<br />

Altiplano (Boliv.) 208, 346»<br />

Altiplano (Mex.) 356»<br />

Altozeanisches FR 90<br />

Amaranthaceae 196<br />

Amaranthus Al<br />

Amaryllidaceae 242<br />

Amazonas 32, 383<br />

Amazonien 21, 150, 153, 158,<br />

166-168, 171, 173<br />

Amazonische FRg 92», 96<br />

Amborellaceae 98<br />

Amelanchier (Ros.) 77, 255, 285,<br />

415<br />

Amentotaxus (Cephalotax.) 272,275<br />

Ammodendron (Leg) 294<br />

Ammophiletea arenariae 407, 413,<br />

422<br />

Ammopiptanthus (Leg.) 295<br />

Amorphophallus (Arac.) 159»f.<br />

Ampélopsis i y it) 255<br />

Amurgebiet 271, 274, 311<br />

Amygdalus (Ros.) 18, 285, 288<br />

Anabasis (Chenop.) 294<br />

Anacardiaceae 152, 189, 230, 240<br />

Anacardium 20<br />

Anastrophea (Podostem) 384»<br />

Anatolien 78, 237, 282, 285<br />

Anden 47, 173, 193,209, 227,<br />

317», 321,333,340, 343, 346»,<br />

348», 355»<br />

Andisch-Pazifische FRg 92», 96<br />

Andromeda (Eric.) 305<br />

Andropogon (Gram) 290f<br />

Androsace (Primul) 324, 328»<br />

Androsacetalia alpinae 417<br />

Androsacetalia vandellii 417<br />

Anemoballochorie 17, 34<br />

Anemochorie 16, 17, 26-32, 39,<br />

42, 43, 74, 161<br />

Anemone (Ranunc) 23, 30, 287,<br />

323<br />

Aneurophyton (Pteroph.) 124,<br />

126»<br />

Angara-FG 128», 130<br />

Angelica (Umb.) 324<br />

Angiospermae 3, 10, 47, 124, 135-<br />

141, 139»<br />

Angola 202, 209<br />

Annonaceae 102, 152<br />

Annuellenflur 57<br />

Anodopetalum (Cunon) 223<br />

Anökophyten 80<br />

Ansässige 76<br />

Ansiedlungshin<strong>der</strong>nisse 44»f., 74,<br />

75», 78<br />

Antarktis 7, 140»f., 143, 320, 342<br />

Antarktische FRg 92», 101<br />

Antarktische Zone 110»-113, 315-<br />

343<br />

Antarktisches FR 90<br />

Antennaria (Comp.) 325<br />

Anthemis (Comp) 41, 405<br />

Anthoceros 124<br />

Anthoxanthum (Gram.) 289»<br />

Anthriscus (Umb.) 82<br />

Anthropochorie 17, 69, 71, 74-83,<br />

404, 409, 419-421<br />

Anthropogene Sippen 79f.<br />

Anthropogene Vegetation 68-71,<br />

400, 404f.,407, 409, 411,418-<br />

423<br />

Anthropogene Wüste 6 8 f, 71<br />

Anthyllis (Leg.) 28<br />

Aperzeit 319, 330, 337<br />

Aphytal 381»<br />

Apocynaceae 152, 189, 196<br />

Apollonias (Laur.) 222<br />

Apophyten 69, 74, 81, 405<br />

Appalachen 261, 264, 309, 371»<br />

Appennin 366»<br />

Apt 135, 138, 139»<br />

Aquifoliaceae 206, 215<br />

Arabien 194, 201<br />

Araceae 152, 154, 163, 166, 169»,<br />

382f.<br />

Arachis (Leg.) 38<br />

Aralia 255, 271<br />

Araliaceae 156, 206, 210, 215f.<br />

Araucaria 98, 129, 133, 211, 223,<br />

228, 229», 230», 275, 353<br />

Araucariaceae 132»f, 214f.<br />

Arbutus (Eric.) 234, 237-239, 282,<br />

359<br />

Arceuthobium (Loranth) 35»f.<br />

Archaeanthus (Magnol.) 138»<br />

Archäophten 76f, 82, 405f., 409,<br />

420<br />

Arctium (Comp) 24<br />

Arctostaphylos (Eric.) 235, 236»,<br />

324, 331,347<br />

Arctous (Eric.) 20, 331<br />

Areal, -gestalt, -grenzen, -große 1,<br />

14, 42-55, 44», 51», 71, 74f.<br />

Arealdiagnose 54<br />

Arealformeln 53<br />

Arealtypen 48, 52-55<br />

Arenaria (Caiyoph) 289», 323, 339<br />

Argentinien 42, 173, 179, 183,<br />

188, 193, 207, 2 28f, 247-249,<br />

317,349<br />

Argyroxiphium (Comp) 342, 353<br />

Aridität 12, 113-115<br />

Arillus-Typ 18», 20, 22<br />

Aristida (Gram) 294<br />

Aristolochiales 138<br />

Aristotelia (Elaeoc.) 218»<br />

Arizona 188, 232, 235, 279, 283£,<br />

356», 370<br />

Arktisch-alpine FE 335, 336»f,<br />

409,416<br />

Arktische FRg 91, 92», 94, 408f<br />

Arktische Zone 110»-113, 142,<br />

315-343, 395, 396», 397», 415<br />

Arktokarbonisches FR 130<br />

Arktotertiäre Flora 139, 253<br />

Ärmelkanal 389<br />

Arnica (Comp.) 325<br />

Amingeria (Sapot.) 351<br />

Arrhenatheretalia 420<br />

Arrhenatherum (Gram.) 420<br />

Arroyos 197, 199<br />

Artemisia (Comp) 235, 284, 291-<br />

294, 325, 352, 363, 368, 370,<br />

374, 395, 405<br />

Artemisietea vulgaris, -etalia 407,<br />

413,420<br />

Arthraerua (Amaranth.) 202»<br />

Artocarpus (Mor.) 175<br />

Arundo (Gram.) 29»f.<br />

Asarum (Aristol.) 221, 256»<br />

Asclepiadaceae 190, 196, 201, 203,<br />

242<br />

Asclepias 29»f<br />

Ascophyllum (Braunalge) 389»<br />

Aspalathus (Leg) 242<br />

Aspen Woodland 257f.<br />

Asperula (Rub.) 405<br />

Aspidosperma (Apotyn.) 30, 31»<br />

Asplenietea trichomanis ^01 , 412,<br />

416<br />

Asplenium 417<br />

Assam 149, 220, 365»<br />

Assoziation 58f


440 Register<br />

Astelia (LU.) 226, 326<br />

Aster (Comp.) 77, 259, 325<br />

Asteretea tripolii407, 413, 422<br />

Astragalus (Leg.) 24, 32, 289'',<br />

324, 339^ 410'‘■<br />

Astrocaryum (Palm) 155*<br />

Astronium (Anac.) 183*<br />

Asturien 269<br />

Atacama 199, 349<br />

Atelechorie 17, 37, 38*<br />

Atemknie, -wurzeln 177, 266<br />

Atherosperma (Monim.) 217*, 223,<br />

224*f., 357<br />

Äthiopien 204, 208f., 317, 320,<br />

3 4 0 £ ,351<br />

Athrotaxis (Taxod.) 133, 223, 225,<br />

275, 357<br />

Atlantik 176, 392*<br />

Atlantische Florenprovinz 408*f.,<br />

410*<br />

Atlaslän<strong>der</strong> 237f„ 276, 282, 371*<br />

Atriplex (Chenop.) 292-294, 314,<br />

368,405<br />

Atropa (Solan.) 415<br />

Aucuba (Corn) 273<br />

Auenwald 65, 168*f., 218, 225f.,<br />

233,235,238, 240, 259,265,<br />

279,288, 293,2 9 6 ,3 0 3 ,3 1 4 ,<br />

414<br />

Auenwiesen 303<br />

Aufnahmen 58<br />

Ausbreitung 1, 14, 42-47, 74-78<br />

Ausbreitungsfähigkeit 14, 77f<br />

Ausbreitungsgeschwindigkeit 43,<br />

4 6 f,78<br />

Ausläufer 14, 37*, 39<br />

Aussterben 46, 71-74, 81, 171f<br />

Australe Stufe 118*, 147, 317,<br />

3 4 8 f,353<br />

Australe Zone 110*-115, 118f,<br />

188, 196, 206,211,212-250,<br />

274f, 354-358<br />

Australes FR 90<br />

Australien 81, 140*, 149, 175f,<br />

179, 187-190, 194,207,213,<br />

217, 222-225, 232, 244, 357<br />

Australische FE 101, 103, 107<br />

Australisches FG 128*, 133<br />

Australisches FR (Australis) 90,<br />

9 2 *f, 100, 244<br />

Austrocedrus (Cupr) 228, 229*,<br />

240, 275, 354<br />

Austrocknungsstreuer 3 5 *f<br />

Austromalesisches FR 91<br />

austro-nemoral 143, 228<br />

Austrotaxus (Taxac.) 98, 275<br />

Autoballochorie 17, 3 5 *f<br />

Autochorie 1 6 f, 36-37, 43<br />

Avena (Gram.) 77, 287<br />

Avicennia (Verben.) 178*<br />

Azara (Flacourt.) 240<br />

Azolla 14, 383<br />

Azonale FE 53<br />

Azonale Vegetation 61, 121, 176<br />

Azorella(Umb) 107, 324, 328*<br />

Azoren 222<br />

Baccharis (Comp) 240, 327*, 340,<br />

342<br />

Bad Lands 290<br />

Baiera (Ginkg.) 132*<br />

Bakterien 2 f<br />

Bale-Gebirge 317*, 350*<br />

Balkanhalbinsel 237, 268<br />

Ballochorie 16f, 34-36, 43<br />

Ballonflieger 27f<br />

Ballota (Lab) 405<br />

Balsaminaceae 152<br />

Bairische Län<strong>der</strong> 269<br />

Bambus 2 06f, 210, 216, 228,<br />

230, 240, 258, 271,339, 347,<br />

351, 367<br />

Bambus-Bäume 157<br />

Bambus-Wuchsmodus 156*<br />

Bangia (Rotalge) 389*<br />

Banksia (Prot.) 16, 245*f<br />

Barochorie 16<br />

Bárreme 135<br />

Bartsia (Scroph) 325, 336*<br />

Bassia (Chenop) 24<br />

Batha 238<br />

Bauhinia (Leg.) 36<br />

Bauholz 402<br />

Bäume 4 f<br />

Baumfarne 129, 157, 164, 170,<br />

206, 2 1 1 ,2 1 5 f, 2 23f, 226,<br />

231,353<br />

Baumflur 57<br />

Baumgrenze 316<br />

Beech-Maple Forest 265f<br />

Beeren-Typ 18*, 20<br />

Begleiter 59<br />

Begoniaceae 102<br />

Behälter 16<br />

Beilschmiedia (Laur.) 220, 226, 240<br />

Belgien 49<br />

Benguela-Strom 202<br />

Bennettitopsida 3, 124, 132*, 133*,<br />

135f, 138, 139*<br />

Benthal, benthisch 5, 381*-383,<br />

387, 422<br />

Beobachtungslücken 48<br />

Berberis 284, 343, 364, 376<br />

Berchemiella (Rhamn.) 273<br />

Bereitstellung <strong>der</strong> Diasporen 15<br />

Bergenia (Saxifr.) 314<br />

Bergmandel-Pistazien-Baumflur<br />

285<br />

Berzelia (Brun) 243*<br />

Betula 30, 44, 60, 63, 254,258-<br />

260, 265, 267, 270, 274, 300,<br />

303f, 306-308*, 3 lOf, 314,<br />

317*, 3 6 3 f, 367, 369, 373f,<br />

376, 379f, 395, 398f, 414<br />

Betulaceae 103, 107*<br />

Betulo-Adenostyletea 407, 412, 415<br />

Beweidung 184, 192, 199, 238,<br />

244, 246, 248, 293, 334, 401,<br />

403, 422<br />

Bidens (Comp.) 24, 25*, 77<br />

Bidentetea tripartitae 407, 413, 421<br />

Bienne 4<br />

Bignonia 265<br />

Bignoniaceae 152, 180, 253, 349<br />

Binnengewässer 57, 121, 382-<br />

385,415,417-422<br />

Biom 108<br />

Biotische Klimax 63, 65, 113f,<br />

183f<br />

Bipolar-Extratropische FE 101,<br />

103, 106*<br />

Blaeria (Eric.) 341<br />

Blastautochorie 17, 37<br />

Blaualgen 3<br />

Blühreifealter 43<br />

Bobea (Rub) 81<br />

Bodensee 73<br />

Böhmen 320, 407, 409<br />

Bolax (Umb) 342<br />

Bolivien 200, 2 0 4 f, 207-209, 229,<br />

333, 340, 346*<br />

Bombacaceae 102, 105*, 152, 166,<br />

180<br />

Bombax 168*<br />

Boquila (Lardiz.) 228<br />

Boraginaceae 102<br />

Boreale FE 298<br />

Boreale Zone und Stufen 110*,<br />

111-113, 115, 118*f, 141,<br />

274f, 291,297-314,317,356,<br />

358-380, 395, 396*, 397*f, 407,<br />

409,411,413-416<br />

Borealer Nadelwald 115, 274, 298<br />

Boreales FR 89, 90<br />

Boreonemoral 260, 267*-269, 274,<br />

281,304, 310f, 407, 409,413<br />

Borke 181f, 184,218, 258<br />

Borneo 153, 175,210, 304, 342<br />

Bothriochloa (Gram.) 248<br />

Bouteloua (Gram.) 290<br />

Brachycome (Comp.) 325<br />

Brachyotis (Comp.) 349<br />

Brachystegia (Leg.) 186<br />

Brandgefahr, -Wirkung 180, 224f,<br />

233, 235, 242, 2 7 8 f, 282, 288,<br />

303, 308*, 310<br />

Brand-Savanne 183f


Register 441<br />

Brasilianische FRg 92*, 96<br />

Brasilien 149, 168f., 173, 179,<br />

186, 193, 207,213,229f.<br />

Brassica (Crue.) 41<br />

Brassicarpaea (Crue.) 242<br />

Braunalgen 3, 386f.<br />

Broya (Crue.) 324<br />

Brennholz 402<br />

Bretsehnei<strong>der</strong>a 273<br />

Brettwurzeln 157*, 218<br />

Britische Inseln 48f., 81, 268, 304<br />

British Columbia 279, 299, 309,<br />

337f„ 379<br />

Briza (Gram.) 248<br />

Brolla 238<br />

Bromeliaeeae 102, 105*f., 161,<br />

163, 166, 169*, 172, 183, 193,<br />

196, 199<br />

Brometalia ereeti 418<br />

Bromus (Gram.) 41, 77, 248f., 287,<br />

293, 326, 405<br />

Bronzezeit 394, 405<br />

Bruchwald 64*fi, 167*f., 260,<br />

265, 303, 414<br />

Brunfelsia (Solan.) 183*<br />

Bruniaeeae 103, 242<br />

Brutknollen, -knospen, -körper,<br />

-sprosse, -zwiebeln 14<br />

Bryophyllum (Crass.) 14<br />

Bryophyta —> Moose<br />

Bryum (Laubmoos) 332<br />

Buehloe (Gram) 290<br />

Buckleya (Santal.) 255<br />

Buddleja (Logan.) 206, 209, 364<br />

Burjätien 313<br />

Burma 179, 220<br />

Bursera 193*<br />

Burseraeeae 152, 180, 189<br />

Busch 57, 112<br />

Büschelgräser 198, 321*, 329,<br />

332-334, 340-343<br />

Büschelgrasflur 57, 247f.<br />

Buxus 36, 268, 270, 395<br />

Caatinga 166*, 173, 193*<br />

Caetaeeae 102, 106, 163, 172, 189,<br />

192£, 196, 199f„ 349, 359<br />

Cajdam 295<br />

Cakile (Crue.) 34, 38*, 40<br />

Cakiletea maritimae AÇn, 413, 422<br />

Calamagrostis (Gram) 82, 287,<br />

326, 329, 347<br />

Calamites (Sphenoph.) 125f.,<br />

127*, 130<br />

Callianthemum (Ranune.) 338*<br />

Calligonum (Polygon.) 294<br />

Callitris (Cupr) 194, 225, 246,<br />

275, 353<br />

Callixylon (Pteroph.) 124, 129<br />

Calluna (Erie.) 310, 419<br />

Calluno-Ulieetea 58, 407, 412, 419<br />

Caloeedrus (Cupr) 255, 275f., 280,<br />

282, 367<br />

Calophyüum (Clus.) 208*<br />

Caltha (Ranune) 323<br />

Calyeera 24<br />

Calypso (Oreh) 302*<br />

Calyptranthus (Myrt) 230<br />

Cornelina (Crue) 79f.<br />

Camellia (Theae.) 219, 221, 269,<br />

367<br />

Camellietea japonicae 221<br />

Campan 137, 139*<br />

Campanula 325<br />

Campanulaeeae 242, 323<br />

Camphorasma (Chenop.) 294<br />

CAM-Photosynthese 11<br />

Campos 186<br />

Campsis (Bignon.) 255<br />

Camptotheea (Nyss.) l l i<br />

Canna 42<br />

Capparidaeeae 189, 193<br />

Capparis 363<br />

Caprifoliaeeae 284<br />

Capsella (Crue) 41, 77, 405<br />

Caragana (Leg.) 285, 295, 364<br />

Cardamine (Crue.) 35f., 38*, 324<br />

Cardamina- Chiysosplenietalia 417<br />

Carduus (Comp.) 23<br />

Carex (Cyp.) 14, 22*-24, 33, 104,<br />

287, 289*, 294, 305*, 326, 329,<br />

340f.<br />

Cariea 20<br />

Carieetalia davallianae 418<br />

Carieetalia nigrae 418<br />

Caricetea eurvulae AGI, 412, 416<br />

Cariei-rupestris-Kobresietea bellardii<br />

407, 412, 416<br />

Cariniana (Leeyth.) 153*<br />

Carpinus (Bet.) 14, 30, 31*, 44,<br />

60, 254, 264, 268£, 358, 373,<br />

379,395,411,414<br />

Carya(Jugl.) 254, 257*, 261,<br />

264£, 267<br />

Caryophyllaeeae 18, 102, 287, 292,<br />

295, 323, 333,416<br />

Cassia (Leg.) 349, 361<br />

Cassinia(Comp) 325, 357£<br />

Cassiope(Eric.) 324, 327*, 331<br />

Castanea (Pag) 19, 73, 78, 106,<br />

254, 261, 264, 268, 367, 369,<br />

373, 379<br />

Castanopsis (Fag.) 106, 210, 220,<br />

221*, 234, 282, 352<br />

Castillejo (Seroph.) 325<br />

Casuarina, -aeeae 100, 103, 194,<br />

200, 218, 225, 246<br />

Catalpa (Bignon.) 30, 253, 255<br />

Cathaysisches FG 128*, 130<br />

Cauealis (Umb) 24, 25*<br />

Caulerpa (Grünalge) 390, 391*<br />

Cavanillesia (Bomb.) 193*<br />

Caytoniopsida 3, 124, 133, 135<br />

Ceanothus (Rhamn) 235, 236*<br />

Ceeropia, -aeeae 166, 168*<br />

Cedrus (Pin.) 240, Z lS -llT , 282£,<br />

3 6 0 £ ,3 6 4 ,368£<br />

Ceiba (Bomb.) 28<br />

Ceja de la Montaña 209, 349<br />

Celastraeeae 152, 215, 230, 240<br />

Celastrus 255<br />

Celmisia (Comp) 325<br />

Celtis (Ulm) 174, 248, 269, 274<br />

Cenehrus (Gram.) 24, 25*<br />

Cenoman 137£, 139*£<br />

Centaurea (Comp.) 23, 27, 405<br />

Centrolobium (Leg) 30, 31*<br />

Cephalanthus (Rub.) 265<br />

Cephalotaxus 272, 275<br />

Cerastium (Caryoph) 19, 24, 323,<br />

332,336*<br />

Ceratonia (Leg.) 237£<br />

Ceratopetalum (Cunon) 223<br />

Ceratophyllum, -aeeae 23, 382<br />

Cereidiphyüum 272<br />

Cereis (Leg) 254, 264<br />

Cereoearpus (Ros.) 29*£, 235, 285<br />

Cereus (Caet.) 193*<br />

Ceriops (Rhizophor.) 178*<br />

Cersiaj Chrebet 378*<br />

Cestrum (Solan) 240<br />

Ceylon 176, 204, 208<br />

Chablis 166, 170<br />

Chaco 183, 186, 193<br />

Chaenomeles (Ros.) 273<br />

Chaerophyllum (Umb.) 82, 420<br />

Chamäanemochorie 17, 27<br />

Chamaebatiaria (Ros.) 285<br />

Chamaecyparis (Cupr.) 255, 260,<br />

215-21T, 279-281,309,358,<br />

367, 369<br />

Chamaedaphne (Erie.) 305<br />

Chamaerops (Palm.) 237<br />

Chamäphyten 4*£, 216, 233,<br />

258, 300, 326, 327*, 328*, 330<br />

Changpai-Shan 378*<br />

Chaparral 235, 236*£, 282<br />

Charakterarten 52, 59<br />

Charakterelemente 52, 101-103<br />

Charakteristische Artenkombination<br />

59<br />

Charetalia hispidae 421<br />

Chareteafraplis 407, 413, 421<br />

Charophyeeae 64*, 382£<br />

Chaunochiton (Olaeae) 30, 31*<br />

Cheirolepidaeeae 13 2 * £<br />

Chekiang 270


442 Register<br />

’''# 1<br />

Chelidonium (Papav.) 23, 49<br />

Chenopodiaceae 195-197, 203, 292-<br />

295, 395, 423<br />

Chenopodium 42, 405<br />

Chente) Nuniu 378“"<br />

Chihuahua-Wüste 199<br />

Chile 59, 195, 199, 207,213,<br />

217f„ 227f„ 230, 232, 240E,<br />

333, 340, 342f., 347, 354<br />

Chilenisch-Patagonische FRg<br />

92*, 100<br />

Chimonanthm (Calycanth) T Jl<br />

China 175,207,213,217,220,<br />

252, 2 6 1 ,270f., 277, 286, 291f.,<br />

295,299,312, 339, 367,374,<br />

376, 393<br />

Chingan 274<br />

Chionanthm {Oleac.) 254<br />

Chionochloa{Gram.) 343, 358<br />

Chloranthaceae 138*<br />

Chorisia {Bomb.) 181*<br />

Chorologie 1<br />

Chosenia {Salic) 300, 314<br />

Chrysanthemum {Comp.) 331, 405<br />

Chrysobalanaceae 152, 153*<br />

Chrysophyllum {Sapot.) 183*<br />

Chrysothamnus {Comp) 293<br />

Chuquiragua {Comp.) 340, 343<br />

Chusquea {Cram.) 228, 240, 347<br />

Cicerbita {Comp.) 415<br />

Cicuta {Umb.) 33<br />

Cinnamomum {Laur) 208*, 220,<br />

223<br />

Circaea {Onagr.) 24, 25*<br />

Cirsium {Comp.) 23, 30, 33<br />

Cistus 237<br />

Citrus {Rut.) 175, 219<br />

Cladonia (Flechte) 332<br />

Cladrastis {Leg.) 254<br />

Clematis {Ranunc) 14, 30<br />

Clematoclethra {Actin.) T Jl<br />

Clethra, -aceae 209, 215, 230*, 347,<br />

359<br />

Cleyera {Theac.) 221*<br />

Cliffortia {Ros.) 242<br />

Clivia {Lil.) 231<br />

Clusia 347<br />

Clusiaceae 152, 156, 206<br />

Coastal Plain 221<br />

Cocos {Palm.) 33*, 164, 193*<br />

Coelo¿ossum {Orch.) 28*, 326<br />

Coespeletia {Comp.) 347<br />

Colchicum {Lil) 24<br />

Cokogyne {Ros) 294<br />

Coleonema {Rut.) 243*<br />

Colliguaya {Euph.) 240<br />

Colobanthus {Caryoph) Í23, 338*,<br />

342<br />

Colophospermum {Leg.) 181*, 186<br />

Colorado 279, 293, 337, 370<br />

Columbia Basin 293<br />

Colutea {Leg) 28, 240, 285<br />

Combretaceae 102, 152, 193, 351<br />

Combretum 186<br />

Commiphora {Burs.) 194<br />

Compositae 41, 102, 195f., 203,<br />

210, 240, 242, 247,264, 284,<br />

287,292, 294f„ 323,416<br />

Coniferae 3, —> Koniferen<br />

Coniferophytina 129<br />

Coniferopsida 3<br />

Conium {Umb.) 405<br />

Consolida {Ranunc.) 77, 405<br />

Convallaria {Lil.) 20<br />

Convolvuktalia sepium 420<br />

Convolvulus 405<br />

Cony za {Comp) 77<br />

Cooksonia (Psiloph.) 125*<br />

Coprosma {Ruh) 211, 353, 357<br />

Corallina (Rotalge) 390*<br />

Corallorhiza {Orch) 300, 301*,<br />

302*<br />

Cordaites 131*<br />

Cordaitidae 3, 124, 127*, 129f.<br />

Comaceae 21S{.<br />

Conzai20, 77, 255,264f.,281<br />

Corta<strong>der</strong>ia {Cram.) 30, 326, 342<br />

Corydalis {Papav) 22*f., 35f., 40,<br />

44, 410*<br />

Corylopsis {Hamam.) 272<br />

Corylus{Bet) 14, 18, 44, 254, 283,<br />

361,364, 395,398<br />

Corynephoretalia canescentis 419<br />

Costarica 205, 340, 347<br />

Cotinus {Anac) 14, 255, 267, 269<br />

Cotoneaster {Ros.) 20, 240, 364, 376<br />

Cotula {Comp) 325<br />

Cove Forest 265<br />

Cowania {Ros.) 285<br />

Crassula 202*<br />

Crassulaceae 196, 203, 242<br />

Crataegus {Ros.) 241, 259, 270,<br />

285<br />

Crépis {Comp) 325<br />

Crinodendron {Elaeoc.) 230<br />

Crithmum {Umb.) 387<br />

Cruciferae 103, 196, 292, 294f„<br />

323, 333, 420<br />

Cryptantha {Borag.) 325<br />

Cryptocarya {Laur.) 220, 223, 240,<br />

354<br />

Cryptomeria {Taxod.) 261, 272, 275<br />

Cucumis {Cucurb) 20<br />

Cucurbitaceae 190<br />

Cunninghamia {Taxod.) 133, 270,<br />

272, 275, 358<br />

Cunonia 217*, 231, 353<br />

Cunoniaceae 103, 206, 214f, 223<br />

Cupania {Sapind.) 183*<br />

Cupressaceae 133, 215, 218, 233<br />

Cupressus 234f., 237f, 249, 275,<br />

284, 359, 361, 364<br />

Curtisia {Corn.) 216*, 231<br />

Cyathea 211, 221, 22h, 231<br />

Cycadophytina 129<br />

Cycadopsida 3, 124, 129, 132*f.,<br />

135f, 138, 139*, 189, 246<br />

Cyclanthaceae 102, 152, 169*, 172<br />

Cyclanthera {Cucurb.) 36<br />

Cyclostigma (Lykoph.) 124, 126*<br />

Cymbalaria {Scroph.) 37, 417<br />

Cymodocea 391*<br />

Cynoglossum {Borag.) 24<br />

Cynosurus {Cram) 19<br />

Cyperaceae 242, 323, 331, 333,<br />

342, 382, 418<br />

Cypress-Tupelo Swamp Forest<br />

264-266<br />

Cystoseira (Braunalge) 393<br />

Cytisus {Leg.) 288<br />

Czekanowskiopsida 3, 124, 133, 135<br />

Dacrydium {Podoc) 210, 226, 275,<br />

352,353<br />

Dahurien 314<br />

Daisetsu 378*<br />

Damnacanthus {Rub.) 221, 273<br />

Danthonia {Cram ) 23, 343<br />

Daphne {Thymel.) 268<br />

Dauerfrostboden 297*f, 313,<br />

318f„ 330f, 340, 342<br />

Dauergesellschaften 63<br />

Dauemacht, -tag 318f, 330, 337,<br />

342<br />

Davidia {Nyss.) 273<br />

Dealpische FE 409<br />

Decaisnea {Lardiz.) 272<br />

Deckalgen 387, 390*<br />

Deckenmoor 304*<br />

Deckungsgrad 58<br />

Decumaria {Hydrang.) 255<br />

Delavaya {Sapind.) 273<br />

Delesseria (Rotalge) 388*<br />

Delphinium {Ranunc.) 323<br />

Dendromecon {Papav.) 235<br />

Dendrosenecio {Comp) 329*, 341*<br />

Dentaria {Cruc) 14, 256*<br />

Deschampsia {Cram.) 326, 329,<br />

34 I f<br />

Deutschland 49, 72, 81, 304<br />

Devon 123<br />

Diapensia 331<br />

Diapensiaceae 103<br />

Diasporen 14f<br />

Diasporenregen 42<br />

Dicentra {Papav.) 257*<br />

Dichtboden-Savanne 183f


Register 443<br />

Dicksonia 223E, 226, 229<br />

Dicraea (Podostem.) 384"^<br />

Dictamnus (Rut.) 82<br />

Didieraceae 190”^, 194<br />

Differentialarten 58f<br />

Differential-Elemente 53<br />

Diffuse Vegetation 197*<br />

Digitalis (Scroph.) 63, 415<br />

Difftaria (Gram) 249<br />

Dikotylen 3, 138<br />

Dinosaurier 134*f., 138, 140<br />

Diospyros (Eben.) 264<br />

Dipelta (Caprif) 273<br />

Diplachne (Gram.) 291<br />

Diploglottis (Sapind.) 223<br />

Dipsacus 34<br />

Dipterocarpaceae 102, 105*f, 152,<br />

153*, 174-176, 180, 186f,210,<br />

352<br />

Dipterocarpus 30, 31*<br />

Dipteronia (Acerac) 273<br />

Disanthus (Hamam.) 272<br />

Dischidia (Asclep.) 161, 162*<br />

Discopodium (Solan.) 317<br />

Diselma (Cupr) 223, 275<br />

disjunkt 45, 49, 106, 145<br />

Disporum (LU.) 221<br />

Distichlis (Gram.) 248, 392<br />

Dispflium (H am am ) 221*<br />

Djebel Marra 350*<br />

Docynia (Ros) 273<br />

Donatia, -aceae 107*, 325<br />

Dorngebüsch 184<br />

Dornpolster, -flur 322, 329, 333,<br />

339*, 343, 354, 364, 368f„ 371,<br />

373, 375<br />

Doronicum (Comp) 415<br />

Dorstenia (Mor.) 36<br />

Doryphora (Monim.) 223<br />

Draba (Cruc.) 324, 332<br />

Dracaena (Agav.) 359<br />

Dracophyüum (Epacr) 324, 358<br />

Drakensberge 230, 250, 340<br />

Drimys (Wint.) 209, 211, 223,<br />

228, 230*, 240, 354, 357<br />

Drosera, -aceae 28*, 104, 305*<br />

Diyas(Ros.) 30, 324,331,380<br />

Dryopteris (Asplen.) 221, 300<br />

Dschungel 160, 166<br />

Dshugdshur 31 If.<br />

Dunkelkeimer 40<br />

Dunkle Taiga 111, 113, 119f,<br />

298-312, 356,358-380<br />

Dunkle Taiga, Regionen 306*,<br />

307-312<br />

Durio (Bomb.) 175<br />

Durisilva 231<br />

Dürreresistenz 11<br />

Dürrezeit (Trockenzeit) 12,<br />

113f,150, 178-180, 187, 195,<br />

214, 231,249, 276, 287,313,<br />

333f<br />

Dysoxylum (Meliac.) 226<br />

Dystrophe Seen 382<br />

Dyszoochorie 17, 18-19, 40, 43<br />

Ecballium (Cucurb) 3 5*f<br />

Echinops (Comp.) 352<br />

Echium (Borag) 289*<br />

Ecuador 151, 171, 174, 179, 193,<br />

204, 207, 209, 340<br />

edaphisch —> Standortsfaktoren<br />

Eichenmischwald 398<br />

Eichbomia (Ponte<strong>der</strong>) 383<br />

Einbürgerungsgrad 76f<br />

Eindringlinge 76<br />

Eingeschleppte 76<br />

Einheimische 76, 81f<br />

Einjährige 4<br />

Einwan<strong>der</strong>ungsweise 76<br />

Einwan<strong>der</strong>ungszeit 76<br />

Eisbedeckung (Gletscher,<br />

Inlandeis) 64, 128, 130, 132,<br />

141, 142*f, 226, 297<br />

Eisbeständigkeit 9<br />

Eisenia (Braunalge) 390*<br />

Eisenzeit 394, 405<br />

Eistage 318*<br />

Eisvermeidung 9<br />

Eiszeit (Pleistozän) 43, 4 6 f,<br />

141f, 221f, 237, 268f, 271,<br />

337, 394<br />

Elaeagnaceae 284, 293<br />

Elaeis (Palm.)164<br />

Elaeocarpaceae 152, 215<br />

Elaeocarpus 208*, 221*, 226<br />

Eläosom 2 2 *f<br />

Elburs-Gebirge 375*<br />

Eleusine (Gram.) 248<br />

Eleutherococcus (Aral.) 273<br />

Elfenwald 207, 317*f<br />

Elgon 340<br />

Elionurus (Gram) 249<br />

EUiottia (Eric.) 255<br />

Elodea (Hydrochar.) 23, 77, 79<br />

Elymus (Gram.) 287, 290<br />

Elyno-Seslerietalia albicantis 407,<br />

412,416<br />

Embothrium (Prot.) 354<br />

Emmenopterys (Ruh) 273<br />

Empetrum 20, 324, 331, 342<br />

Endemismus, endemisch,<br />

Endemiten 50-51, 53, 73 , 81,<br />

98f, 102, 171, 2 41f, 272-273,<br />

294, 409<br />

Endiandra (Laur.) 223<br />

Endothia (Pilz) 73, 264<br />

Endozoochorie 17, 19-21, 39f,<br />

4 2 f, 74, 161<br />

Engelhardia (Jugl.) 347<br />

England 42, 80, 252<br />

Englerocharis (Cruc) 327*<br />

Engtropische FE 105<br />

Enkianthus (Eric.) 272<br />

Entada (Leg.) 34<br />

Enteromorpha (Grünalge) 389*<br />

Eozän 137, 140*f, 177<br />

Epacridaceae 103, 246, 343<br />

Ephedra, -aceae 20, 196, 292, 370<br />

Ephemerenwüste 292, 295*<br />

Ephemerophyten 75 *-77<br />

Epidendrum (Dreh) 162*<br />

Epilobietalia fleischeri 417<br />

Epilobietea angustifolii 4QÍJ, 412, 415<br />

Epilobium (Onagr.) 14, 2 9 * f, 63,<br />

308*, 324,415<br />

Epiphylle 160*f<br />

Epiphyten 5, 154, 161-163, 162*,<br />

166*, 169*f, 177, 182, 193,<br />

205*£, 216, 2 1 9 f,2 2 3 , 226,<br />

228, 231<br />

Epizoochorie 17, 23-26, 39, 4 2 f,<br />

74<br />

Epökophyten 74, 75*-77, 289,<br />

405<br />

Equisetites (Sphenoph.) 132*<br />

Equisetopsida 3, 123-125, 130<br />

Equisetum 130<br />

Eragrostis (Gram.) 2 4 8 f, 290<br />

Eranthis (Ranunc.) 40<br />

Eremäa 203<br />

Eremospartium (Leg.) 294<br />

Eremurus (LU) 285<br />

Ergasiophygophyten 74, 76f<br />

Ergasiophyten 74-76<br />

Erica 107, 210, 222, 237, 239,<br />

317*, 351f, 414,418<br />

Ericaceae 10, 28, 99, 103, 163,<br />

206, 208f, 241f„ 264, 269,<br />

300, 323<br />

Erico-Pinetea 407, 412, 414f<br />

Erigeron (Comp) 325<br />

erikoid 208, 232, 241f, 243*,<br />

246, 326, 333f<br />

Eriobotrya (Ros.) 273<br />

Eriocaulon 326<br />

Eriogonum (Polygon.) 235, 328*<br />

Eriophorum (Cyp.) 30, 305<br />

Eritrichium (Borag.) 325<br />

Erkältungsresistenz 9<br />

Erkältungsschäden 8<br />

Ermania (Cruc.) 339<br />

Erodium (Geran.) 36<br />

Erosion 186, 192, 238f, 334<br />

Ersatzgesellschaften 68f<br />

Eiyngium (Umb.) 21<br />

Erythräa 201


444 Register<br />

Erythrina (Leg.) 353<br />

Escallonia 209, 240, 347, 349<br />

Escalloniaceae 215, 223, 240<br />

Espeletia (Comp.) 32 r , 329-^f„<br />

340, 347<br />

Etageales Areal 51*<br />

Etesienklima 231<br />

Eucalyptus (Myrt.) 70, 100, 107,<br />

187, 194,200,219, 223, 224*f.,<br />

232, 244-246, 248, 343, 357<br />

Euchresta (Leg.) XTi<br />

Eucommia 272<br />

Eucryphia, -aceae 103, 107*, 215E,<br />

217*, 223, 227f.<br />

Eugenia (Myrt.) 175, 183*, 230<br />

euhemerob 68-70, 404-406, 411,<br />

417,419-421<br />

Euhydrophyten 4*f., 381f.<br />

Eulitoral 64*, 381*, 383, 385,<br />

387, 389*, 392, 421f.<br />

Eupatorium (Comp.) 259<br />

Euphorbia 22*f., 36, 77, 104, 189,<br />

190*, 193£, 201,233,287,<br />

289*, 405<br />

Euphorbiaceae 102, 152, 180, 189,<br />

240, 353<br />

Euphrasia (Scroph.) 325<br />

Euptelea 272<br />

Euramerisches FG 128*, 129f.,<br />

132f.<br />

Eurosibirische FRg 93f.<br />

Eurosinisches FG 128*, 133<br />

Eurotia (Chenop) 292-294, 375<br />

Eurya (Theac.) 211, 221*<br />

eurytropisch 113, 115<br />

Eurytropische Trockengehölze<br />

120, 148, 187-194, 203, 246,<br />

249, 290, 346, 348-353, 355f„<br />

359-363<br />

Eurytropische Trockengehölze,<br />

Regionen 192*-194<br />

Eurytropische Wüste 113-115,<br />

120, 148, 189, 192, 194-203,<br />

346, 348-350, 352, 354-356,<br />

359. 366, 368<br />

Eurytropische Wüste, Regionen<br />

198*, 199-203<br />

Euscaphis (Staphyl.) 273<br />

Euterpe (Palm.) 167*, 169*<br />

Eutrophe Gewässer 64*, 382E,<br />

421-422<br />

Euxinisch-Hyrkanische Florenprovinz<br />

394f., 408*f., 410*<br />

Everglades 173<br />

Evodiopanax (Aral.) 273<br />

Evolution <strong>der</strong> Landpflanzen 123,<br />

124*-141<br />

Evonymus (Celastr.) 14, 20, 255<br />

Ewige Gefromis 297<br />

Exbucklandia (Hamam.) 220, 352,<br />

363<br />

Exochorda (Ros.) 273<br />

Extratropische FE 103, 106<br />

Extratropischer Wald 109<br />

Extrazonale FE 53<br />

Extrazonale Vegetation 61<br />

Extrem- und Son<strong>der</strong>standorte<br />

411,413, 415f.<br />

Fagaceae 103, 106*, 174, 206, 210,<br />

214f.,220, 222,352, 358,363<br />

Pagetalia 411, 413 f.<br />

Fagus 18, 44, 45*, 49f„ 51*f„ 54,<br />

60, 63, 106, 222, 254, 261,264,<br />

266-269, 271,306, 311, 358f„<br />

367-370, 373, 379, 395, 397,<br />

399f„ 402, 410*f.<br />

Falkland-Inseln 320, 342<br />

Fallschirm 28, 29*<br />

Fallugia (Ros.) 285<br />

Farne, Echte Filicopsida<br />

Farnpflanzen Pteridophyta<br />

Farnsporangien 36<br />

Fascicularia (Bromei.) 228<br />

Fatsia (Aral.) 273<br />

Faurea (Prot) 231<br />

Fe<strong>der</strong>grassteppe 291<br />

Fe<strong>der</strong>schweif 28, 29*<br />

Fellkletten 24, 2 5 *f<br />

Felsvegetation 121, 167, 416<br />

Felswüste 197<br />

Fergana-Becken 270<br />

Fernausbreitung 42, 43*<br />

Ferula (Umb.) 294<br />

Festuca (Gram.) 19, 249,287, 289*,<br />

317,321*, 326, 329, 349,359<br />

Festucetalia vallesiacae 418<br />

Festuco-Brometea 407, 412, 418<br />

Festuco-Sedetalia 419<br />

Feucht-Koniferenwald 278-281 *<br />

Feuchtsavanne 178, 185<br />

Feuchtwiesen 121<br />

Feuerklimax 63, 65, 81, 113f,<br />

183f, 233, 235,237,242<br />

Feuerland 213, 227, 342<br />

Ficus (Mor.) 14, 20, 156, 352<br />

Filicopsida 3, 14, 27, 36, 123-126<br />

Filipéndula (Ros.) 289*<br />

Finnland 81, 300, 310<br />

Fitzroya (Cupr.) 228, 275, 354<br />

Flachpolster 326, 328*, 331<br />

Flacourtiaceae 152, 2 15f, 240<br />

Flaschenbäume 182, 189, 190*,<br />

193*, 196<br />

Flechten (Eichenes) 2 f, 7, 10,<br />

160*f, 303,330-332, 341f,<br />

387, 389<br />

Flechtendecken 315<br />

Flora, Floren 1, 4 8 f, 51f, 87f,<br />

405,407-411<br />

Florenatlanten 48<br />

Florenelemente 52-55, 53*, 74,<br />

101<br />

Florengebiete 48, 51f, 86, 89,<br />

128, 129, 133<br />

Florengefalle, -kontrast 52<br />

Florenprovinzen 51, 89<br />

Florenreiche und -regionen 51,<br />

89-101,92*<br />

Florenzonen 53, 54*, 89, 112<br />

Florida 173, 213, 2 21f, 266<br />

Floristik 1<br />

Floristische Kartierung 48<br />

Floristischer Status 76<br />

Flurbereinigung 404<br />

Flußauen 32, 64, 303<br />

Flüsse 383<br />

Flutrasen 420<br />

Fokienia (Cupr.) 272, 275<br />

Fontinalis (Laubmoos) 383<br />

Forest Cover Types 60<br />

Formationen (-klassen usw.) 5 6 f,<br />

8 6 f,1 0 8 f<br />

Formgattungen 123<br />

Forst (-Wirtschaft) 70, 83, 172, 186,<br />

219,246, 261,278-279, 307,<br />

4 0 1 ,4 03404,411,413415<br />

Forsythia (Oleac.) 254<br />

Fortune aria (Hamam.) 272<br />

Fouquieriaceae 192, 199<br />

Fragaria (Ros.) 14, 37<br />

Fragariahyp 18*, 20<br />

Frailejones 330<br />

Frángula (Rhamn.) 415<br />

Franguletea alni 407, 412,415<br />

Franz-Josef-Land 320, 332<br />

Fraxinus (Oleac.) 30, 32, 40, 44,<br />

60, 63, 235, 238, 254, 256*,<br />

259, 261,265,267-269, 271,<br />

274, 276, 2 7 9 f, 283, 285, 361,<br />

364, 367, 369, 372, 376, 398,<br />

410*, 414<br />

Fremontodendron (Stercul.) 236*<br />

Freßfeinde 6, 78f<br />

Frost 8*-10, 110, 113, 191f, 194,<br />

199f, 204,212<br />

Frostgrenze 8*, 111<br />

Frosthärte 10<br />

Frostkeimer 40<br />

Frostresistenz 9*, 188<br />

Frosttrocknis 10, 315<br />

Frostwechsel, -tage 318*f, 329,<br />

333<br />

Frucht und Same 15*<br />

Fuchsia (Onagr.) 107, 209, 226<br />

Fucus (Braunalge) 388*, 389*, 393<br />

Fuji-san 366*


Register 445<br />

Fumaria (Papav.) 23, 77, 405<br />

Fundort 6, 48<br />

Fynbos 81, 241 f., 243<br />

Gaimardia {Centrolep.) 326<br />

Galápagos 195<br />

Galeriewäl<strong>der</strong> 182, 185<br />

Galimoga(Comp.) 11<br />

Galiopsietalia segetum 4 17<br />

Galio-Urticetea 407, 412, 420<br />

Galium (Rub) 14, 24, 25*, 287,<br />

289*, 325<br />

Garcinia (Clus) 175<br />

Gärige 238, 239*, 241<br />

Garrya 235, 236*<br />

Garúa 200*<br />

Gaultheria (Eric.) 280, 324, 352<br />

Gebietsfloren 48<br />

Gebirge (plurizonale) 53, 109,<br />

115-120, 117*, 118*, 203-211,<br />

309-312,315-343, 344-380,<br />

416f.<br />

Gebirgssteppe 340<br />

Gebüsch 57, 233, 235, 240, 246,<br />

315<br />

Gefährdung 71-74, 81, 405f.<br />

Gefäßpflanzen 3<br />

Gehölze 4<br />

Geissolomataceae 242<br />

Geländelisten 49<br />

Gelidium (Rotalge) 390*<br />

Gemeinheiten 402<br />

Genista (Leg) 36, 239<br />

Genisteae l y i<br />

Genreservoir 78<br />

Gentiana 30, 50, 325, 328*<br />

Gentianaceae 416<br />

Geoelemente 52<br />

Geokarpie 38<br />

Geonoma (Palm) 169*<br />

Geophyten 4 * f, 9, 159*f, 185,<br />

191, 196, 198, 200, 203, 232,<br />

235, 2 3 7 f, 242, 244, 247, 249,<br />

258, 264, 278, 2 8 4 f, 287-289,<br />

292, 2 94f, 326, 330, 333f, 338<br />

Geraniaceae 242<br />

Geranium 35*, 36, 324, 331, 415<br />

Geschichtliche Zeit 394, 400, 405<br />

Gesneriaceae \02, 105, 152, 163,<br />

219<br />

Geum (Ros) 14, 24, 25*, 30, 37,<br />

288*, 321*, 324, 336*<br />

Gewässer 121, 381-393<br />

Gezeiten 176, 385<br />

Gigartina (Rotalge) 390*<br />

Ginkgo 20, 256, 270, 272<br />

Ginkgoopsidai, 124, 133, 135<br />

Gipswüste 295<br />

Glechoma (Lab) 23<br />

Gleditsia (Leg.) 183*, 254, 260,<br />

265, 268<br />

Gleitflieger 27, 30, 31*<br />

Globale Differenzierung 6<br />

Globularia 239<br />

Glossopteridopsida 3, 124, 129-<br />

131*, 133<br />

Glossopteris 131*<br />

Glyceria (Gram) 24<br />

Glyptostrobus (Taxod) 272, 275<br />

Gnaphalium (Comp.) 325<br />

Gnetopsida 3, 124, 139*<br />

Gnidia (Thymel.) 243*<br />

Gobi 295<br />

Golec 379f<br />

Gomortegaceae 103<br />

Gondwana 98, 122, 128*, 132,<br />

138<br />

Gondwana-FG 128*, 130f, 133<br />

Goniolimon (Plumb.) 27<br />

Goodeniaceae 103, 246<br />

Goodyera (Orch.) 28, 77<br />

Gordonia (Theac.) 221<br />

Gossypium (Malv.) 28<br />

Graham Land 320, 342<br />

Gramineae 18, 37, 102, 104*, 184,<br />

191, 195f,242, 247,287,295,<br />

323, 3 3 0 f, 333, 420, 422<br />

Grasartige (Graminoiden) 4, 287<br />

Grasflur 57<br />

Grasland 57, 70, 112, 120, 183f,<br />

1 9 1 ,2 1 1 ,2 4 6 f, 286,315<br />

Grasveld 249f<br />

Grayia (Chenop) 293<br />

Great Basin 293<br />

Grevillea (Prot) 2457<br />

Griselinia (Com.) 216*, 357<br />

Grönland 311, 320, 330, 336f<br />

Grubbia, -aceae 103, 242, 243*<br />

Grünalgen (Chlorophyta) 3, 123,<br />

382, 386f<br />

Grundfel<strong>der</strong> 4 8f<br />

Guadeloupe 173<br />

Guajana 154, 186, 209<br />

Guatemala 340<br />

Guinea 174, 209<br />

Guinea-Kongo-FRg 92*, 97<br />

Gunnera 324<br />

Gunung Losir 350*<br />

Gutierrezia (Comp.) 293<br />

Gymnadenia (Orch.) 28*<br />

Gymnocladus (Leg.) 254<br />

Gymnospermae (Nacktsamer) 3,<br />

127-141<br />

Gynoxis (Comp) 349<br />

Haarschopf 28, 29*<br />

Haastia (Comp.) 343<br />

Hackelia (Borag.) 24, 25*<br />

Haftkletterer 5, 160<br />

Hagenia (Ros.) 210, 317*, 351f<br />

Hainan 220<br />

Hakea (Prot.) 244, 245*f<br />

Halbfeucht-Koniferenwald 278,<br />

280, 282<br />

Halbkulturgesellschaften 69f.,<br />

411, 418f<br />

Halbwüste 57, 196, 197*; sonst<br />

—>Wüste<br />

Halesia (Styrac.) 254<br />

Hallenwald 256, 281<br />

Halleria (Scroph.) 230<br />

Halophyten 176, 314<br />

Halosukkulenz 176, 198<br />

Halotrophe Seen 382<br />

Haloxylum (Cbenop.) 294<br />

Hamamelidaceael\5, 220<br />

Hamamelis 36, 254, 257*<br />

Hapaxanthe 4<br />

Harpagophytum (Pedal.) 24, 25*, 77<br />

Hartlaubwald 113f, 120, 138,<br />

140, 182f, 207, 228, 231-246,<br />

239*, 350, 352, 354-357, 359-<br />

364, 366-368, 371, 396*, 397*f<br />

Hartlaubwald, Regionen 234*-246<br />

Hartpolster 200, 329, 340, 343<br />

Harz 407<br />

Hawaii 34, 73, 81, 204, 210, 342,<br />

355*<br />

Hawaiische FRg 92*, 99<br />

Haworthia (Aloac) 202*<br />

Heath Bald 369<br />

Hebe (Scroph.) 325, 342, 357f<br />

He<strong>der</strong>á (Aral.) 20, 51*, 218, 238f<br />

Hedyosmum (Chloranth.) 209<br />

Hedysarum (Leg.) 295<br />

Heide 57, 70, 232, 235, 241, 269,<br />

315, 317, 3 4 3 ,4 0 1 ,4 0 3 f, 418f<br />

Helagsfjäll 378*<br />

Helianthemum (Cist.) 19<br />

Helianthus (Comp.) 14, 19, 77, 82<br />

Helichrysum (Comp.) 317, 325,<br />

3 4 1 ,3 5 1 f<br />

Helicia (Prot.) 223<br />

Helle Taiga 113, 115, 120, 300f,<br />

306*, 313-314, 375-378,380<br />

Helleborus (Ranunc) 23, 77<br />

Helkria (Gram.) 347<br />

Helobiae 382, 386<br />

Helophyten 4 * f , 381-383, 386,<br />

421<br />

Helwingia (Com.) XTi<br />

Hemerobiegrade 6 8 f, 406<br />

Hemerochorie 74, 76<br />

Hemerophile, -phobe 69, 71f, 74<br />

Hemiepiphyten 163<br />

Hemihydrophyten 4 *f, 3 8 1 f,<br />

386, 422


446 Register<br />

Hemikryptophyten 4*f., 185,<br />

191, 196,216,233, 238, 242,<br />

247, 258, 287-289, 292, 300,<br />

305. 326, 327% 329f., 333, 338<br />

Hemiptelea (Ulm) 272<br />

Hemlock-White Pine-Northern<br />

Hardwood Forest 265<br />

Hepática (Ranunc) 22*i.<br />

Heracleum (Umb.) 30, 82, 324, 420<br />

Herbizide 42, 69, 404, 420<br />

Herbstfärbung 258<br />

Herpautochorie 17, 36, 39<br />

Herpotrichia (Pilz) 306<br />

Hesperomeies (Ros.) 209<br />

Heterodiasporie 16<br />

Heterokarpie 16, 38*, 41<br />

Heteromeies (Ros.) 235, 236*, 347<br />

Heteromerikarpie 38*<br />

Heteropogon (Gram.) 249<br />

Heterospermie 16, 41<br />

Hevea (Euph.) 164*<br />

Hiemisilva 178<br />

Hieracium (Comp.) 37<br />

High Grass Prairie 290<br />

Himalaja 59, 78, 119, 175,207,<br />

213,220, 240, 274, 276-278,<br />

283, 285, 31 I f , 317*, 339,<br />

360*-365*<br />

Hindukusch 276, 295, 339<br />

Hinterindien 187<br />

Hippophae (Elaeagn.) 285, 375<br />

Hirtelia (Chrysobal.) 153*<br />

Hitzeschäden 7*<br />

Hocharktis 318, 331<br />

Hochstaudenflut 306, 311, 331,<br />

415<br />

Hogeveld 249<br />

Hoggar-Gebitge 350*<br />

Höhenstufenbindung 53f<br />

Höhenstufung 116, 117*, 344-<br />

380<br />

Hoheria (M alv) 226<br />

Hohlpolster 329<br />

Hokkaido 271,274,312, 379<br />

Holantarktische FE 101, 103,<br />

107*<br />

Holantarktisches FR<br />

(Holantarktis) 91, 9 2 *f, 100-<br />

101,223,342<br />

Holarktisch-Alpine Stufe 319,<br />

323-326,315-343<br />

Holarktische FE 101, 103, 107*<br />

Holarktisches FR (Holarktis) 73,<br />

89-95, 92*<br />

Holboellia (Lardiz) 272<br />

Holozän 394<br />

homoiohydrisch 10<br />

Honshu 213, 252, 271,312,367,<br />

376, 378*<br />

Hosiea (Icac.) 273<br />

Hovenia (Rhamn) 273<br />

Hudson Bay 307, 309<br />

Humboldt-Strom 199<br />

Humiditätsgrade 12, 112-114<br />

Huodendron (Styrac.) 273<br />

Hura (Euph) 36<br />

Hutchinsia (Cruc) 417<br />

Hydnophytum (Ruh) 161, 162*<br />

Hydrangea 228, 255<br />

Hydratur 10<br />

Hydroballochorie 17, 34<br />

Hydrocharis 14, 422<br />

Hydrocharitaceae 386<br />

Hydrochorie 16f, 32-34, 43, 176<br />

Hydrocotyloideae 201<br />

Hydrophyten 4 *f, 381-383<br />

Hydroserie 65<br />

Hygrochasie 16<br />

Hygromorphe 12<br />

Hyläa 96, 173<br />

Hymenophyllaceae 226, 357<br />

Hypericum (Clus) 317*, 323, 349,<br />

3 5 1f,421<br />

Hypochoeris (Comp.) 289*<br />

Hypsela (Camp.) 325<br />

Hyrkanien 268f<br />

Iberische Halbinsel 237, 395<br />

Icacinaceae 240<br />

Ichu 329, 340<br />

Idaho 282, 285, 309<br />

Idesia (Flacourt.) 272<br />

Idiochorophyten 74, 76, 81, 406<br />

Igapó 169<br />

Ilex(Aquifol.) 20, 40, 2 21*f,<br />

2 30f, 268, 271, 368, 395, 397,<br />

399, 410*f<br />

iniciales 137<br />

Illicium, -aceae 2\5, 216*, 221*,<br />

358<br />

Impatiens (Balsam) 3 5 * f, 7 7 f, 82,<br />

83*<br />

Indien 140*, 187f, 193f,201,<br />

213<br />

Indikatorsippen 59<br />

Indischer Ozean 176<br />

Indochina 187, 220<br />

Indochinesische FRg 92*, 98<br />

Indonesien 175, 179, 207, 342<br />

Indopazifische FE 98, 101<br />

Indo-Pazifisches Unterreich 92*,<br />

96<br />

Innentropen 147*<br />

Insektivoren 161, 305<br />

Insubrien 269<br />

Interglaziale 142<br />

Inversodicraea (Podostem.) 384*<br />

Iowa 290<br />

Ipomoea (Convolv) 392<br />

Iran (Persien) 201, 268, 285, 292,<br />

2 9 4 f, 339, 373<br />

Irano-Turanische FRg 92*, 9 4 f,<br />

408E<br />

Iridaceae 242<br />

Irland 269<br />

Isatis (Cruc.) 11<br />

Isla Hoste 342<br />

Island 299,306,311<br />

Isoeto-Nanojuncetea 407, 412, 419<br />

Isselmeer 30<br />

Italien 4 9 ,5 1 ,2 3 2 , 237,252,368<br />

Itea (Escallon) 255<br />

Jacaranda (Bignon) 181*<br />

Jahreszeiten, hygrisch 112-115,<br />

150, 178<br />

Jahreszeiten, thermisch 111-113,<br />

117, 119, 130, 150, 204<br />

Jahrringe 130, 135, 181<br />

Jakutien 313f., 380<br />

Jalea 340<br />

Japan 59, 82, 207, 213, 220, 252,<br />

259, 2 6 1,270f, 277,311,339,<br />

367, 376, 379, 393<br />

Java 151,204, 210f<br />

Jemen 209<br />

Jessenia (Palm.) 167*<br />

Juan-Fernández-Inseln 49, 73<br />

Jubaea (Palm.) 240<br />

Juglandaceae 103, 259<br />

Juglans 18, 230, 235, 254, 265,<br />

267f., 270f, 274, 283, 349, 358,<br />

361, 364, 374, 376<br />

Juncaceae 103, 331, 333, 382<br />

Juncus 24, 77, 305, 326, 418<br />

Juniperus (Cupr.) 20, 210, 237,<br />

240, 255, 275, 2 8 4 f, 306, 309,<br />

314, 352, 358-360, 363£, 369f,<br />

373-376<br />

Jura (geol. Periode) 128*, 132*-<br />

135<br />

Kageneckia (Ros) 240<br />

Kahlschlagflur 62f, 415<br />

Kalabrien 395<br />

Kalahari 188, 194<br />

Kalanchoe (Crass.) 190*<br />

Kalifornien 190, 220, 232, 234-<br />

236, 276, 279, 282, 367£, 390<br />

Kalmia (Eric.) 264<br />

Kalopanax (Aral.) 379<br />

Kalte Tropen 147*<br />

Kälteresistenz 9<br />

Kälteschäden 7*, 8<br />

Kältevermeidung 9<br />

Kältewüste —>Polar-alpin<br />

Kaltzeiten 142


■fc s-.<br />

Register 447<br />

Kamerun 174<br />

Kamerunberg 209f., 340, 348“^<br />

Kamtschatka 299, 311f.<br />

Kanada 307-309, 320, 337<br />

Kanadische URg 92*, 94<br />

Kanaren 201,217,222,359<br />

Kansu-Korridor 295<br />

Kapländische FE 101, 103, 107<br />

Kapländisches FR (Kapensis) und<br />

FRg 81, 90, 92*£, 99, 207, 241<br />

Karakorum 340, 377*<br />

Kara-Kum 294<br />

Karbon 125-131<br />

Karibische FRg 92’^ 96<br />

Karibische Inseln (Antillen) 173,<br />

186, 192, 207<br />

Karpaten 395, 409<br />

Karru 202f„ 241<br />

Karru-Namib-FRg 92*, 97<br />

Karst 238<br />

Kasachstan 252, 286, 294, 373<br />

Kaschmir 276, 283f„ 292, 299,<br />

362*<br />

Kaskadengebirge 279, 281, 309*,<br />

316*, 337,371*<br />

Katalonien 239, 368<br />

Kaukasus 78, 291, 311, 339, 372*,<br />

409<br />

Kauliflorie 157*f.<br />

Kauri-Wald 226<br />

Keime 14<br />

Keimungsökologie 39-42, 166<br />

Kenia-Berg 321, 340f.<br />

Kennarten 59<br />

Kerangas 175<br />

Kerguelen 320, 342<br />

Kerinci 342<br />

Kermadecia {Prot.) 353<br />

Kerria {Ros) 273<br />

Keteleeria {Pin.) 275<br />

Kiefern-Hasel-Zeit 398<br />

Kies- und Schotterwüste 197<br />

Kilimandscharo 340f., 348*<br />

Kinabalu 342<br />

Klamath Mountains 282<br />

Kleb-Diasporen 24, 26, 36, 39<br />

Klima 6, 12, 108-110, 112f„ 145<br />

Klimadiagramme 12, 13*, 149*,<br />

150*, 179*, 188*, 195*, 204*,<br />

213*, 232*, 247*, 252*, 276*,<br />

284*. 286*, 292*, 299*, 313*,<br />

320*<br />

Klimatische Klimaxformationen<br />

60£, 65£, 77£, 85, 89, 108£,<br />

120,411-413<br />

Klimax 62-66<br />

Knautia {Dipsac.) 23<br />

Knightia {Prot.) 217*, 226, 353<br />

Knospenschuppen 160, 181<br />

Knysna 230<br />

Kobresia {Cyp) 326, 340, 370, 374,<br />

380<br />

Kochia {Chenop.) 294<br />

Koeleria {Gram.) 249, 287, 289*<br />

Koelerio-Coiynephoretea 407, 412,<br />

419<br />

Koelreuteria {Sapind.) 273<br />

Koevolution 175<br />

Kola (Halbinsel) 311<br />

Kolchis 268£.<br />

Kolkwitzia {Capriß) 273<br />

kollin54, 116, 117*<br />

Kolumbien 149, 173, 192, 207,<br />

209, 340<br />

Koni£eren 3, 10, 16, 47, 98, 111,<br />

118£, 124, 129-139*, 132*,<br />

141, 143,206, 208, 214£, 218,<br />

220, 226, 228, 233£, 253, 267,<br />

270, 274, 275*, 284, 298<br />

Kontinentalität 54<br />

Kontinentverschiebung 47, 122<br />

Kontinuierliches Wachstum<br />

163*£<br />

Kontrahierte Vegetation 197*<br />

Kopet Dagh 295<br />

Korea 271, 312<br />

Kormo-Epiphyten 161<br />

Kormophyten (Gefäßpflanzen) 3,<br />

10, 123<br />

Körner-Diasporen 18£, 24, 40<br />

Kosmopolitische FE 27, 49, 101£,<br />

104*, 323, 338, 382, 409<br />

Kräuter 4<br />

Krautige Phanerophyten 4£, 154,<br />

1 5 9 *£ ,330<br />

Rrautschicht 154, 158, 170, 180,<br />

206,216, 253,258£, 300<br />

Kreidezeit 132-140, 177, 179<br />

Kreta 237, 395<br />

Kronenbäume 156<br />

Krummholz 207, 223, 228, 306,<br />

311,314,316-318*, 322*, 349,<br />

352, 357, 363£, 370, 376, 379,<br />

415<br />

K-Strategen 78, 138<br />

Kuenlun 340<br />

Kugelpolster 326, 328*, 340<br />

Kugelschirmbäume 207, 208*,<br />

352<br />

Kulturabhängige 74, 76<br />

Kulturlandschaft 68, 405, 407<br />

kupressoid 326, 327*<br />

Kurzgrassteppe 286, 288-291<br />

Kyushu 271, 312<br />

Kyzyl-Kum 294<br />

Labiatae 14, 102, 104*, 237, 287,<br />

295<br />

Lacistemonaceae 49<br />

Lactuca {Comp) 41<br />

Lägerflur 421<br />

Lamanonia {Cunon) 230*<br />

Lambertia {Prot.) 245*<br />

Laminaria (Braunalge) 388*,<br />

389*, 390*, 391*<br />

Lamio-Chenopodietalia 420<br />

Lamium {Lab.) 22*£, 405<br />

Landpflanzen 10, 123<br />

Laplata-FRg 92*, 96<br />

Laportea {Urtic.) 20<br />

Lapsana {Comp) 79<br />

Larix {Pin) 275, 282, 298, 300,<br />

301*, 307, 310-314, 364, 367,<br />

370, 372, 374, 376, 380, 395£,<br />

3 9 8 £ ,413<br />

Larrea {Zygoph.) 199, 349, 359,<br />

368<br />

Lateritisierung 151<br />

Lathraea {Scroph.) 36<br />

Lathyrus {Leg) 38*<br />

Laubausschüttung 157*, 160, 164<br />

Laubfall 164, 180, 258<br />

Laubmoose {Musci) 3, 123, 124<br />

Laubwald 57<br />

Lauraceae 152, 174, 206, 210,<br />

214f.,220, 240, 253,349,<br />

352£, 358, 363<br />

Laurasia 122, 128*, 132, 138<br />

Laurelia {Monim) 227*(.<br />

Laurisilva 214<br />

Laurus 222, 237<br />

Lavandula {Lab) 237, 239<br />

Lawinenbahn 226, 309, 322*, 415<br />

Lebachiaceae 129<br />

Lebensdauer <strong>der</strong> Samen 41<br />

Lebensformen 2, 4*, 56, 87, 190*,<br />

196<br />

Lebermoose {Hepaticae) 3, 123<br />

Lecythidaceae 102, 152, 153*, 172<br />

Lecythis 155*<br />

Ledum {Eric) 305<br />

Legousia {Camp) 405<br />

Leguminosae 18£, 40, 102, 151£,<br />

159, 172-174, 180, 189, 192,<br />

195£, 237, 240, 242, 247, 284,<br />

287, 292-295, 349, 416<br />

Lehmwüste 197<br />

Leichtgewicht-Schwimmer 33<br />

Lemanea (Rotalge) 383<br />

Lemna, -aceae 14, 23, 104, 382£,<br />

422<br />

Lemnetea minoris 407, 413, 422<br />

Leontice {Berber) 294<br />

Lepidium {Cruc) 41<br />

Lepidodendron (Lykoph.) 125-127*<br />

Lepidophyllum {Comp.) 340<br />

Lepidospermae (Lykoph.) 129


448 Register<br />

• •<br />

•£<br />

Lepto<strong>der</strong>mis (Rub.) 273<br />

Leptospermum (Myrt.) 225<br />

Leucadendron {Prot.) 30, 241, 244<br />

Leucaena (Leg.) 353<br />

Leucanthemum (Comp) 289’^<br />

Leucojum (Amaryll) 23<br />

Leucospermum (Prot.) 241<br />

Leucothoe (Eric.) 264<br />

Leycesteria (Caprif) T li<br />

Liabum (Comp) ’i l l *<br />

Lianen 5, 160, 190% 215, 216,<br />

223, 227, 240<br />

Libanon 276, 278, 282<br />

Libanothamnus (Comp.) 347<br />

Libocedrus (Cupr) 226, 275, 353,<br />

357f.<br />

Licht 6<br />

Lichtkeimer 40<br />

Lignotuber 191<br />

Ligustrum (Oleac) 254, 258<br />

Liliaceae 102, 242<br />

Lilium 30<br />

Limonium (Plumb.) 294<br />

Linaria (Scroph.) 32, 417<br />

Lin<strong>der</strong>a (Laur.) 253<br />

Lindsaea (Dennstaedt.) 221<br />

Linnaea (Caprif) 24, 281, 300,<br />

301% 302^^<br />

Linum 19, 39, 287<br />

Liquidambar (Hamam) 220,<br />

253f., 256% 264-266, 268, 359<br />

Liriodendron (Magnol) 30, 253L,<br />

256% 257% 261,264, 266f.<br />

Lithocarpus (Pag) 106, 210, 220,<br />

234, 281£, 352<br />

Lithophyllum (Rotalge) 390*<br />

Lithops (Mesembr) 202*<br />

Lithospermum (Borag.) 37, 405<br />

Lithothamnion (Rotalge) 390<br />

Lithraea (Anac.) 240<br />

Littorella (Plantag.) 421<br />

Littorelletea uniflorae 407, 413, 421<br />

Livistona (Palm.) 223<br />

Lloydia (Lil.) 326, 336*<br />

Loasaceae 102<br />

Lobelia (Camp.) 317*, 325, 329*f„<br />

338% 341*, 351,421<br />

Loiseleuria (Eric.) 324, 331<br />

Loisekurio-VaccinieteaAOn, 412, 416<br />

Lokalendemit 51<br />

Lomas 200*<br />

Lomatia (Prot) 229<br />

Lomatium (Umb.) 288*<br />

Lomatogonium (Gent.) 325<br />

Lonicera (Caprif) 255, 314, 376,<br />

415<br />

Lopho<strong>der</strong>mium (Pilz) 306<br />

Loranthaceae 163<br />

Lorbeer-Koniferen-Wald 226<br />

Lorbeer-Sommerwald 260, 268-<br />

271<br />

Lorbeerwald 111, 113f., 119f.,<br />

138f„ 141, 143,212-231,221*,<br />

224% 227*, 244, 269, 281,348-<br />

350, 353-360, 363-367<br />

Lorbeerwald, Regionen 219*,<br />

220-231<br />

Loropetalum (H am am ) 272<br />

Lotus (Leg) 35*f., 331<br />

Lucuma (Sapot.) 240<br />

Luetkea (Ros.) 338*<br />

Lufthöhlen-Schwimmer 33<br />

Lupinus (Leg.) 36, 42, 288*, 324,<br />

330<br />

Luv und Lee 116, 180,210, 227,<br />

341, 344*f., 349, 351, 353f„ 357-<br />

359, 361, 364, 368, 372f„ 376<br />

Luzulagunc) 22*f„ 326, 331<br />

Lycopodiopsida, Lykophyten 3,<br />

123-129, 139*<br />

Lycopodium 302*<br />

Ly thrum 24, 26, 106*<br />

Maackia (Leg.) 271, 273, 376<br />

M aba (Eben.) 353<br />

Macchie 238f„ 241<br />

Machilus (Laur.) 220<br />

Macleania (Eric.) 205*<br />

Macquarie Island 342<br />

Macrocystis (Braunalge) 387, 390*<br />

Madagaskar 149, 174, 179, 186f„<br />

190, 194,207, 209f„ 340<br />

Madagassische FRg 92*, 97<br />

Maddenia (Ros.) 2Ti<br />

Madeira 213, 222<br />

Madrische FRg 92*, 94<br />

Magerrasen 401, 403-405, 415,<br />

418f.<br />

Magnolia 20, 217*, 220L, 254,<br />

258, 261,266, 359,363, 379<br />

Magnoliaceae, -ales 137, 215, 220,<br />

363<br />

Mahonia (Berber) 77, 280f.<br />

Majanthemum (Lil) 302*<br />

Makaronesien 222<br />

Makaronesische FRg 92*, 93f.<br />

Makroalgen 177, 381f„ 386-389<br />

Makrophyten 38If., 386<br />

Malakka 149, 174f.,210<br />

Malakophylle 190, 196, 198<br />

Malesische FRg 92*, 98<br />

Mallee 194, 246<br />

Malus (Ros.) 255, 259, 270, 285,<br />

374<br />

Mammaliochorie 18<br />

Mandschurei 42, 252, 271, 291,<br />

312,376<br />

Mangifera (Anac.) 20, 175<br />

Manglietia (Magnol) 220<br />

Mangrove 34, 176-178*, 177*,<br />

226, 392<br />

manoxyl 125, 129, 131*, 330<br />

Maple-Basswood Forest 265-267<br />

Marantaceae 105<br />

Marathrum (Podostem) 384*<br />

Marchantía (Lebermoos) 14<br />

Marine Florenzonen 386*<br />

Marken, -Ordnungen 402f.<br />

Marokko 276, 368<br />

Maskarenen 207<br />

Massentötung 140<br />

Matorral 238, 240<br />

Matricaria (Comp) 77, 405<br />

Mauritiella (Palm) 167*<br />

Maytenus (Celastr.) 240f.<br />

Medicago (Leg.) 24, 25*<br />

Medio Yungas 209<br />

Mediterrane FRg 92*, 94f,, 408f.<br />

Medullosa iftem p h .) 131*<br />

Meer 121, 385-393<br />

Meeresküste 121, 176, 419, 422f.<br />

Melaleuca (Myrt.) 225, 353<br />

Melampyro-Holcetalia mollis 415<br />

Melampyrum (Scroph.) 405<br />

Melanesien 207<br />

Melastomataceae 102, 105, 152,<br />

163<br />

Melia 249<br />

Meliaceae 102, 105, 152, 180, 349<br />

Mélica (Gram.) 22*f„ 30, 248<br />

Melilotus (Leg.) 405<br />

Melliodendron (Styrac.) 273<br />

Melocanna (Gram.) 20<br />

Menispermum 255, 265<br />

Menodora (Oleac.) 294<br />

Menschlicher Einfluß 1, 6, 67-83,<br />

170-172, 185f„ 192, 199, 208,<br />

219, 230, 234, 237-239% 244,<br />

248, 261,278-279, 284, 289f.,<br />

293,307,314, 334,385,393,<br />

399, 400406, 421<br />

Menyanthes 33<br />

Menziesia (Eric) 255<br />

Mercurialis (Euph.) 36<br />

Meridionale Stufe 118*, 147, 356,<br />

358-365<br />

Meridionale Zone 110*-115,<br />

118f, 138-141, 140*, 188, 196,<br />

212-250, 272- 275,281,295,<br />

306,364-369, 371,395,396*,<br />

397*f<br />

Mesembryanthemaceae 242<br />

Mesembryanthemum 202*, 203<br />

mesohemerob 68-70, 404f, 411,<br />

413-415,417421<br />

Mesolithikum (Mittlere Steinzeit)<br />

394, 400, 405


Register 449<br />

Mesomelaena (Cyp.) 343<br />

Mesomorphe 12<br />

Mesozoikum 132, 274<br />

Mespilus (Ros.) 20<br />

metahemerob 69, 406<br />

Metasequoia (Taxod.) 256, 270,<br />

272, 275, 277*<br />

Meteoranemochorie 17, 27-32<br />

Metrosi<strong>der</strong>os (Myrt) 81, 226, 353,<br />

358<br />

Mexiko 173, 186, 192, 205, 207,<br />

209, 213, 222, 235-237, 268,<br />

279, 284, 309f., 337, 340, 356*,<br />

358<br />

Michelia (Magnol.) 220<br />

Microbiota (Cupr.) 275<br />

Microcachrys (Podoc.) 275<br />

Micromeria (Lab.) 341<br />

Microstrobus (Podoc.) 275<br />

Mikroarealophyten 50, 81<br />

Mikroklima 6<br />

Milieuverunreinigung 67, 385, 393<br />

Mimetes (Prot.) 241<br />

Mimosoideae (-aceae) 102, 189,<br />

193<br />

Mimulus (Scroph) 14, 34, 77<br />

Mineralstoffe 6, 161<br />

Minuartia (Caiyoph.) 323<br />

Miombo-Wald 186<br />

Miozän 141<br />

Misodendraceae 103<br />

Mittelamerika 34, 186, 207, 209,<br />

268<br />

Mittelasien 78, 270<br />

Mitteleuropa 43f., 46, 50f,, 53,<br />

60f., 73, 78-83, 268-270, 339,<br />

394423<br />

Mitteleuropäische Florenprovinz<br />

408*f„ 410*<br />

Mittelmeer 142, 143, 385<br />

Mittelmeergebiet (Mediterraneis)<br />

237-240, 282f., 339<br />

Mittelwaldbetrieb 402<br />

Mixed Mesophytic Forest 261-<br />

266, 268, 270<br />

Moehringia (Caryoph.) 23<br />

Mojave-Wüste 199<br />

Molinietalia caeruleae 420<br />

Molinio-Arrhenatheretea 58, 407,<br />

412,419<br />

Moneses (Pyrol.) 28*, 302*<br />

Mongolei 286, 290-292, 295, 380<br />

Monimiaceae 215, 223, 240<br />

Monoklimaxtheorie 60, 65<br />

Monokotylen 3, 138<br />

Monotropa (Pyrol.) 300<br />

Monsunklima 132, 135, 141, 187,<br />

220, 270f.,291<br />

Monsunwald 178<br />

montan (sub-, nie<strong>der</strong>-, mittel-,<br />

hoch-) 54, 116, 117*, 322<br />

Montana 286, 337<br />

Montaña 209<br />

Montia (Portul.) 36, 323<br />

Montio-Cardaminetea, -etalia 407,<br />

412,417<br />

Moore (Flach-, Hoch-) 65, 121,<br />

167, 301, 303, 304*f„ 309£,<br />

333,409,418<br />

Moos- und Flechtendecken 57,<br />

315, 331<br />

Moose (Bryophytä) 2E, 10, 14, 27,<br />

123f., 130, 154, 161, 206, 226,<br />

228, 300, 330-333, 341f.<br />

Mopane-Wald 186<br />

Mora (Leg.) 157*<br />

Moraceae 152, 353<br />

Morus 14, 20, 255<br />

Mosaikdynamik 62<br />

Mosaik-Typ <strong>der</strong> Waldgrenze 315,<br />

316*, 337<br />

Mount Egmont 355*<br />

Mourera (Podostem.) 384*<br />

Muehlenbeckia (Polygon.) 323<br />

Mulinum (Umb.) 343, 354<br />

Muraltia (Polygal) 243*<br />

Musa, -aceae 154, 159*f., 175<br />

Musanga (Cecrop.) 165*<br />

Mutisia (Comp) 240<br />

Mykorrhiza 28, 39, 151,303<br />

Myoporum 353<br />

Myosotis (Borag) 22*, 24, 33, 325,<br />

405<br />

Myrceugenia (Myrt) 240<br />

Myrcia (Myrt) 183*<br />

Myrcianthus (Myrt.) 183*<br />

Myrica, -aceae2l\, 215, 222, 235,<br />

349, 351f.<br />

Myricaria (Tamaric) 375<br />

Myriophyüum (Halorag.) 421<br />

Myristicaceae 152<br />

Myrmecodia (Rub.) 162*<br />

Myrmekochorie 18, 22£, 44, 161<br />

Myroxylon (Leg.) 30, 31*<br />

Myrrhis (Umb.) 77<br />

Myrsinaceae 215, 352<br />

Myrsine 221*<br />

Myrtaceae 100, 152, 189, 194,<br />

2 0 6 ,2 1 0 ,2 1 5 ,2 1 8 , 223,225,<br />

233, 240, 246, 343, 347, 349,<br />

352f.<br />

Myrtus 237f.<br />

Myxospermie 39<br />

Nacheiszeit 394<br />

Nachtknospe 330<br />

Nachwärmezeit 394, 397*, 399f.<br />

Nadelwald 57<br />

Nahausbreitung 42f.<br />

Namib 195, 202f.<br />

Nandina (Berber.) 272<br />

Nanismus 327, 330<br />

Nan-Shan 340, 377*<br />

Nardetalia strictae 419<br />

Nardus (Gram) 419<br />

Nässe-Savanne 183, 185<br />

Nasturtio-Glycerietalia 422<br />

Naturlandschaft 68<br />

Nautohydrochorie 17, 32-34<br />

Nebelkräuterflur 200*<br />

Nebelwald 157,216, 230, 347,<br />

349,351,3 5 9 ,3 6 3<br />

Nebelwüste 198, 200*, 202<br />

Nebraska 288, 290<br />

Nectandra (Laut) 230*<br />

Neillia (Ros.) 273<br />

Nelumbo 42<br />

Nemorale Stufe 118*f, 356, 358-<br />

368, 371<br />

Nemorale Trockengehölze 120,<br />

283-285, 286, 356, 360, 362-<br />

366, 368, 370f, 373, 375<br />

Nemorale Trockengehölze,<br />

Regionen 284-285*<br />

Nemorale Wüste 113, 115, 120,<br />

282, 284, 291-296, 314, 362f,<br />

366, 368, 370f, 374-377<br />

Nemorale Wüste, Regionen 293*-<br />

296<br />

Nemorale Zone 110*-113, 115,<br />

118, 139, 140*f, 143, 196, 228,<br />

251-296, 302,306,369-379,<br />

395, 396*, 397*f<br />

Nemoraler Nadelwald 113, 115,<br />

119f, 228, 229*, 234, 240, 254,<br />

260, 262, 274-283, 300, 306,<br />

309, 354-356, 359-372<br />

Nemoraler Nadelwald, Regionen<br />

279*-283<br />

Neocallitropsis (Cupr.) 98, 275<br />

Neocom 139*<br />

Neoendemit 51<br />

Neolithikum (Jungsteinzeit) 394,<br />

400, 405<br />

Neolitsea (Laur) 221*<br />

Neophyten 76-79, 81, 238, 246,<br />

4 0 5 f, 409, 420, 423<br />

Neotropisch-Afrikanische FE<br />

101, 105*<br />

Neotropische FE lO lf, 105*<br />

Neotropisches FR 90, 9 2 * f, 95-<br />

96<br />

Neotropisch-Indopazifische FE<br />

101, 105*<br />

Nepal 220, 365*<br />

Nepenthes, -aceae 102, 161, 162*,<br />

174


450 Register<br />

L.1<br />

Nephelium (Sapind.) 175<br />

Nereogistis (Braunalge) 387<br />

Nerium (Apoiyn.) 238, 240, 352<br />

Neuadventive 76<br />

Neufundland 307<br />

Neuguinea 140^ 175f, 207, 210,<br />

341, 350*<br />

Neuheimische 76<br />

Neukaledonien 81, 141, 207, 350*<br />

Neukaledonische FRg 92*, 98, 99*<br />

Neuseeland 81,207, 213, 217,<br />

225-227, 323-326, 328, 343, 357<br />

Neuseeländische FRg 92*, 101<br />

Nevada 284, 292f, 309, 339<br />

New Mexico 279, 284<br />

Nicht-humi<strong>der</strong> Wald 109<br />

Nichtwald-Vegetation 109<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen 72f, 405<br />

Nie<strong>der</strong>schlag 6, 12<br />

Nigella (Ranunc.) 77, 405<br />

Nischenblätter 161, 162*<br />

Nitdletalia flexilis 421<br />

nival (sub-) 117, 322*<br />

Njassasee, -land 209, 340<br />

Nolina {Agav) 359<br />

Nomaden 199, 290, 293, 334<br />

N om a {Borag.) 23<br />

Nordamerika 60, 82, 143, 272f,<br />

290, 293f., 323-326, 337-339;<br />

auch —>Ost-, West-<br />

Nordaustralische FRg 92*, 100<br />

Nördliches Extratropisches FR 90<br />

Nordsee 395<br />

Normalbäume 157, 180f, 189,<br />

206,215<br />

Normal-Wuchsmodus 156*<br />

Norwegen 34, 299, 304<br />

Nothofagus (Fag.) 98, 106*f., 119,<br />

143,211f.,216, 217*f., 223-<br />

229,224*, 227*, 241, 269,<br />

317*, 352-354, 357f.<br />

Nothotriche (Malv.) 327*<br />

Nubo-Sindische URg 92*, 97<br />

Nuphar {Nymph.) 33, 383<br />

Nur-Kultivierte 76<br />

Nuß-Diasporen 18*f„ 40<br />

Nuxia (Logan.) 206<br />

Nymphaea, -aceae 33, 104, 382<br />

Nymphaeales 138<br />

Nypa (Palm.) Y ll*<br />

Nyssa, -aceae 103, 254, 257*f,<br />

261,264-266<br />

Oak-Ash Swamp Forest 264f.<br />

Oak-Chestnut Forest 264f.<br />

Oak-Hickory Forest 2 6 4 f, 267<br />

Oak-Pine Forest 264f.<br />

Oasen 198f, 293<br />

Oberdevon 123f.<br />

Oberkarbon 125-131, 128*<br />

Oberkreide 137-140<br />

Obstbaumform 182<br />

Ochotsk 312<br />

Ocotea (Laur.) 217*, 222, 2 30*f,<br />

347, 351<br />

Oenothera (Onagr) 41, 77<br />

Offentundra 322, 331, 335, 354f,<br />

357, 362, 364-367, 370f, 375,<br />

377, 379<br />

Offenwald 57, 112, 120, 138, 167,<br />

173, 191,267,284, 309,313,<br />

343<br />

Ökogramm 60*, 61*<br />

Ökoton 61, 110, 145, 187<br />

0 /m 9, 20,210, 2 3 1 ,2 3 7 f, 240,<br />

351f, 361, 368<br />

Oleaceae 214-216<br />

Olearia (Comp.) 211, 357f<br />

oligohemerob 6 8 f, 406<br />

Oligotrophe Seen 382f., 421<br />

Oligozän 141<br />

Ölkörper 22<br />

Olympic Mountains 281<br />

Ombrohydrochorie 32<br />

Omei-Shan 366*<br />

Onopordetalia acanthii 420<br />

Ontario 307<br />

Oplopanax (Aral) 255<br />

Opuntia (Cacti) 193*, 238, 340,<br />

353<br />

Oranje 247, 249<br />

Orchidaceae 14, 39, 102, 161, 163,<br />

166, 169*, 174, 206,219, 223,<br />

226, 242, 300<br />

Ordos-Gebiet 291<br />

oreal 117*<br />

Oregon 279-282, 284, 309, 337<br />

Oregonische FRg 92*, 94<br />

Oreobolus (Cyp.) 326<br />

Oreomyrrhis (Umb.) 324, 338*<br />

Oreopanax (Aral.) 205*, 347, 359<br />

Oreotropische Stufe 118*-120,<br />

147*, 174, 188, 200,317,345-<br />

353, 355<br />

Oreotropischer Wald 11 9 f, 203-<br />

211, 345-353, 355<br />

Oreotropischer Wald, Regionen<br />

208*, 209-211<br />

Oreoxis (Umb.) 338*<br />

Orientalisch-Kasachische URg<br />

92*, 94f<br />

Origanetalia vulgaris 415<br />

Orites (Prot) 216*, 223<br />

Orixa (Rut.) 273<br />

Ornithochorie 18<br />

Orobanche, -aceae 28, 40<br />

Orobiom 108<br />

Osmanthus (Oleac.) 216*, 269<br />

Osmaronia (Ros.) 280<br />

Osmorhiza (Umb.) 24, 25*, 26*, 49<br />

Ostafrika 178, 184, 194, 205, 207,<br />

209, 321<br />

Ostasien 143, 219, 253-257, 311f,<br />

323-326, 339f.<br />

Osteomeies (Ros.) 353<br />

Österreich 49<br />

Osteuropa 290<br />

Ost-Nordamerika 73, 80, 221f,<br />

253-257, 259, 261-268<br />

Ostnordamerikanische FRg 92*,<br />

93 f.<br />

Ostpreußen 252, 413<br />

Osttya (Bet.) 254, 264, 2 6 8 f, 372<br />

Ostryopsis (Bet.) 272<br />

Ostsee 385<br />

Ostsibirische URg 92*, 94<br />

Otago 225<br />

Ourisia (Scroph.) 325<br />

Oxalidaceae 242<br />

Oxalis 35f, 247, 258, 281, 300,<br />

302*, 310, 324<br />

Oxycocco-Spbagnetea 407, 412, 418<br />

Oxydendrum (Eric.) 264<br />

Oxyria (Polygon) 323<br />

Oxytropis (Leg) 324<br />

Ozeanisches FR 386<br />

Ozeanität 53, 54*<br />

Pachypodium (Apocyn) 190*<br />

Pacific Northwest Forest Region<br />

279<br />

Pacific Northwest Rain Forest 281<br />

Paeonia, -aceae 20, 103<br />

Paläobotanik, -geographie,<br />

-klimatologie 122<br />

Paläoendemit 51<br />

Paläolithikum (Altsteinzeit) 394<br />

Paläotropische FE 98, lO lf, 105*<br />

Paläotropisches FR 90, 9 2 *f, 96-<br />

99<br />

Paläozän 140f<br />

Paläozoikum 125<br />

P alm aen , 102, 105*, 152, 164,<br />

167*f„ 174, 180, 182, 185, 189,<br />

198, 206, 214f<br />

Palmaria (Rotalge) 388*<br />

Palmen-Form 157<br />

Palmen-Wuchsmodus 156*, 164<br />

Pamir 295, 340<br />

Pampa 113f., 120, 226, 246-250<br />

Pampa, Regionen 234*, 248-250<br />

Panamint Range 366*<br />

Pandanaceae 102, 152<br />

Pandanus-Form 157<br />

Pangäa 122, 127, 128*, 132<br />

Panicum (Gram) 248, 290


Register 451<br />

Pantropische FE 98, lOlf., 104,<br />

105», 151<br />

Papaver 14, 18, 34, 77, 323, 405<br />

Papaveretalia rhoeadis 420<br />

Papilionoideae, -aceae 102, 246, 333<br />

Papuacedrus {Cupr.) 210f., 275, 352<br />

Papuasische FRg 92», 98, 175<br />

Paramo 317, 322, 332-333,339-<br />

341», 342, 346-353, 355-358<br />

Parasitaxus (Podoc.) 98<br />

Parietaria (Urtic.) 23<br />

Parietarietalia judaicae 417<br />

Parinari (Chtysobal.) 105»<br />

Parrotia (H am am ) 268<br />

Parrotiopsh {Hamam) 283<br />

Parthenocissus {Vit) 255, 265<br />

Passatwald 178<br />

Passiflora, -aceae 168, 196<br />

Patagonien 143, 195, 200f., 207,<br />

228, 230, 249, 304, 327, 354,<br />

385,387<br />

Patagonula {Borag.) 183»<br />

Paulownia {Scroph) 273<br />

Pavonia {M alv) 24, 25»<br />

Pazifische Inselgruppen 43», 176,<br />

187<br />

Peary Land 337<br />

Pedicularis {Scroph.) 325, 331<br />

Pedobiom 108<br />

Pélagial, pelagisch 5, 381»-383,<br />

392, 422<br />

Pelagophycus (Braunalge) 387<br />

Pelargonium {Geran.) 30, 107, 242<br />

Pelvetia (Braunalge) 389»<br />

Penaeaceae 103, 242<br />

Pentactina {Ros) 273<br />

Pentoxylopsida 3, 124, 133<br />

Peperomia {Piper.) 163<br />

perarid 195, 292f.<br />

Perennierende 4<br />

perhumid 148, 150, 214, 219f,<br />

223, 226f.<br />

perhumi<strong>der</strong> Regenwald 169», 170,<br />

173<br />

peritropisch 114, 120, 212<br />

Perm 130f<br />

Permafrost 297<br />

Pemettya {Eric.) 317, 324, 342, 347<br />

Persea {Laur.) 20f, 40, 220-222, 228<br />

Persien Iran<br />

Persoonia {Prot.) 245»f<br />

Peru 151, 195, 199f, 2 0 8 f, 320,<br />

3 2 7 f ,333,340<br />

Petasites {Comp.) 325<br />

Petrophile {Prot) 245»<br />

Peumus {M onim) 240<br />

Pflanzenformationen 56f<br />

Pflanzengesellschaften 56-60<br />

Pflanzenreich 2 f<br />

Pflanzensoziologie 58-60<br />

Pflanzenwan<strong>der</strong>ungen 15, 116<br />

Phalaris {Gram.) 77<br />

Phanerophyten 4»f., 156», 216<br />

Phänologische Phasen 2 5 8 f, 288<br />

Phellodendron {Rut.) 271, 273, 358,<br />

376<br />

Philadelphus {Hydrang.) 255<br />

Philesiaceae 215<br />

Philippia {Eric.) 210, 341», 349,<br />

351<br />

Philippinen 175, 187, 207, 210<br />

Phillyrea {Oleac) 237-239, 269<br />

Philodendron {Arac) 159»f<br />

Philyra {Euph) 183»<br />

Phippsia {Gram.) 332<br />

Phleum {Gram.) 287, 326<br />

Phiomis {Lah.) 27, 289»<br />

Phoehe {Laut) 220<br />

Phoenix {Palm.) 20, 237, 395<br />

Photinia {Ros.) 273<br />

Phragmites {Gram.) 30, 37, 104<br />

Phragmitetea australis, -etalia 407,<br />

413,422<br />

Phrygana 238<br />

Phßica (Rhamn) 241, 243»<br />

Phyllachne {Stylid) 325<br />

Phyllocladus {Podoc.) 223, 226<br />

Phyllodoce {Eric) 324, 331<br />

Physocarpus {Ros.) 28, 255<br />

Phytal 381»<br />

Picconia {Oleac.) 216», 222<br />

Picea {Pin) 30, 31», 44, 49, 51»,<br />

70, 260, 267-269, 274-276, 280-<br />

283, 298, 300, 307-314, 308»,<br />

358, 361, 363f, 367-370, 372-<br />

374, 376, 379f, 395-399, 403f„<br />

413<br />

Picea-sitchensis-7,one. 280<br />

Pickeringia {Leg) 236»<br />

Pilea {Urtic) 36<br />

Pileostegia {Hydrang.) 273<br />

Pilgerodendron {Cupr) 228, 275<br />

Pilze 2 f, 14, 27, 160<br />

Pinaceae 135, 215<br />

Pindos-Gebirge 395<br />

Pinus 16, 18, 28, 30, 40, 44, 60,<br />

83, 218, 220-222, 233-234, 237-<br />

240, 244, 255, 2 5 9 f, 264-269,<br />

271, 274-276, 280, 282-285,<br />

300, 304, 306-314, 308», 352,<br />

359, 361, 363f, 367-370, 372-<br />

374, 376, 379f, 395f, 398f„<br />

403f., 413^15<br />

Pinyon-Juniper Woodland 285<br />

Pioniervegetation 62f, 165», 415,<br />

419-421<br />

Piper, -aceae 102, 152, 163, 169,<br />

208<br />

Piperales 138<br />

Piptochaetium {Gram) 248<br />

Pistacia {Anac.) 237-240, 274, 285,<br />

368, 373<br />

Pisum {Leg.) 38<br />

Pithecellohium {Leg.) 155»<br />

Pittosporum, -aceae 210,211,215<br />

Plagiochila (Lebermoos) 160»<br />

planar 116, 117»<br />

Plantaginetea majoris, -etalia 407,<br />

413,421<br />

Plantago 18f, 39, 325, 421<br />

Platanus, -aceae 50, 103, 235, 238,<br />

254, 259, 265<br />

Plattentektonik 122<br />

Platycarya {Jugl.) 272<br />

Platycerium {Polypod) 161, 162»<br />

Platycladus {Cupr.) TIM., Tl(s<br />

Platycrater {Hydrang.) 273<br />

Platylophus {Cunon) 231<br />

Pleistozän —> Eiszeit<br />

Pleurophyllum {Comp) 342<br />

Pliozän 142<br />

Plumhapnaceae 292, 295, 333<br />

Plurienne 4<br />

plurizonal —> Gebirge<br />

Pluviisilva 148<br />

Poa {Gram.) 14, 19, 2 4 8 f, 287,<br />

288», 294, 326, 329, 338, 3 4 2 f,<br />

405<br />

Pocosin 221<br />

Podalyria {Leg) 241<br />

Podocarpaceae 215<br />

Podocarpus 20, 205», 206», 207-<br />

211,218, 221», 223,226, 228-<br />

231,275, 347,349, 351-353,<br />

357, 359<br />

Podophyllum {Berber) 256»<br />

Podostemaceae 382-384»<br />

Podsolierung 151, 303<br />

Pohlia (Laubmoos) 332<br />

poikilohydrisch 10, 123, 161<br />

polar (eu-, hoch) 318, 322, 335»,<br />

336»<br />

Polar-Alpine Wüste 109, 120,<br />

315,319, 322,331,332», 340,<br />

342<br />

Polarnacht 139, 342<br />

Polarzonen Antarktisch,<br />

Arktisch<br />

Polemonium 325<br />

Poliothyrsis {Elacourt) T12<br />

Pollakanthe 4<br />

Polsterheide 57<br />

Polsterpflanzen 5, 322, 326,<br />

328»f., 332-334, 341-343<br />

Polychorie 17<br />

Polygala T i, 241<br />

Polygalaceae 242


452 Register<br />

}<br />

Polygonaceae 18, 196, 292<br />

Polygono-Poetalia annuae 421<br />

Polygonum 41, 77f., 82, 323, 330<br />

polyhemerob 69f., 404, 406, 411,<br />

419-421<br />

Polylepis (Ros.) 205“', 209, 230,<br />

340, 347, 349<br />

Polynesien 207<br />

Polynesische FRg 92*', 99<br />

Polystichum (Asplen.) 280f.<br />

Polytrichum (Laubmoos) 332<br />

Poncirus (Rut) IT i<br />

Pontisch-Südsibirische<br />

Florenprovinz 408’''f., 410''<br />

Populus (Salic) 30, 235, 238, 248,<br />

254, 259, 265, 267f„ 270, 293,<br />

296, 300, 303, 307, 308% 310,<br />

314, 374, 376, 379f.<br />

Porphyra (Rotalge) 389*<br />

Portulaca 41<br />

Posidonia 390, 391*<br />

Postglazial 394, 396*, 398<br />

Potamogetón 23<br />

Potamogetonaceae 386<br />

Potamogetoneteapectinati 407, 413,<br />

422, 423<br />

Potaninia (Leg) 295<br />

Potentielle natürliche Vegetation<br />

70, 82, 85, 397*, 400<br />

Potentielles Areal 14, 42, 44*-46,<br />

47*, 74, 75*<br />

Potentilla (Ros) 14, 23, 37, 287,<br />

289*, 314, 324, 376<br />

Potentiüetalia caulescentis 416<br />

Potentiüo-Polygonetalia 420<br />

Prärie 286, 288*, 290<br />

Primula 23, 324, 327*<br />

Primulaceae 103, 416<br />

Pringlea (Cruc) 342<br />

Prinsepia (Ros) ZTi<br />

Prionostemma (Celastr.) 30, 31*<br />

Proboscidea (Pedal) 24<br />

Progressiver Endemit 51<br />

Progymnospermen 3, 124f.<br />

Prosopis (Leg.) 182, 192, 249, 267,<br />

353,359<br />

Protea 241<br />

Proteaceae 991, 103, 107, 194,<br />

215f.,223, 225, 241f„ 244,<br />

245*f.<br />

Proustia (Comp.) 240<br />

Prunella (Lab) 19<br />

Prunus (Ros) 14, 20, 83, 211, 222,<br />

230f., 236*, 255, 258£, 269,<br />

271,285,288, 300, 303, 307,<br />

352, 360, 373£, 379, 410*, 415<br />

Pseudobornia (Sphenoph.) 124,<br />

126*<br />

Pseudolarix (Pin.) ZIQ, 272, 275<br />

Pseudopanax (Aral) 216*<br />

Pseudotaxus (Taxac.) 270, 272, 275<br />

Pseudotsuga (Pin) 35, 255, 270,<br />

n S -Z lT , 279-281*, 282, 358£,<br />

367,370,413<br />

Psidium (Myrt.) 81<br />

Psilophytopsida, Psilophyten 3,<br />

123-125*<br />

Psychotria (Rub.) 221*<br />

Ptelea (Rut.) 30<br />

Pteridium (Dennstaedt) 104*<br />

Pteridophyta 1, 123-127, 136<br />

Pteridospermae 3, 124, 127, 129-<br />

131*<br />

Pterocarpus (Leg.) 30, 31*, 181*<br />

Pterocarya (Jugl.) 254, 268<br />

Pteroceltis (Ulm) 272<br />

Pterophyten 3, 139*<br />

Pterostyrax (Styrac.) XTi<br />

Pterygota (Stercul.) 30, 31*<br />

Puccinellia (Gram) 392, 422<br />

Pulmonaria (Borag) 23<br />

Pulpa 19<br />

Pulsatilla (Ranunc.) 29*£, 287<br />

Pulsatilb-PineteaAff], 412<br />

Puna 208, 322, 333-334, 340-342,<br />

346, 348-353,355,359<br />

Punktkarte 45*, 48<br />

Purshia (Ros) 285, 293<br />

Puya (Bromei.) 199<br />

pyknoxyl 124, 129-131*<br />

Pyrenäen 339, 366*, 409<br />

tyrola, -aceae 28, 300<br />

Pyrophyten 16, 41, 191, 233, 235,<br />

242, 245£, 249<br />

pyrularia (Santal.) 255<br />

Pyrus (Ros) 255, 270, 285, 364<br />

Qualea (Vochys.) 153*, 155*<br />

Québec 59, 252, 299, 307£<br />

Quellflur 417<br />

Quercetalia pubescenti-petraeae 414<br />

Quercetea robori-petraeae 407, 411-<br />

414,419<br />

Querco-Fagetea 58, 407, 411£, 414<br />

Quercus (Pag) 19, 44, 60, 63, 106,<br />

209£,220, 221*, 234-240,<br />

236*, 239*, 244, 249, 254, 259-<br />

261,264-271,274, 276, 279£,<br />

282£,285, 347,352, 358-361,<br />

364, 367-370, 372£, 376, 379,<br />

395, 398£, 402, 409,411,414<br />

Quetschschleu<strong>der</strong> 36<br />

Quillaja (Ros.) 240<br />

Randia (Rub.) 221<br />

Randtropen 147*, 188, 356, 358-<br />

365<br />

Rankenkletterer 5, 160<br />

Ranunculaceae 103, 323<br />

Ranunculus 14, 24, 25*£, 33, 37*,<br />

77,289*, 323,331,336*, 405,<br />

407, 410*<br />

Raoulia (Comp.) 328*, 343<br />

Rapanea (Myrsin.) 205*, 210£,<br />

231,317,349, 351£<br />

Raphanus (Cruc.) 14<br />

Rapistrum (Cruc) 27<br />

Rasengrasflur 57<br />

Rationelle Land- und Forstwirtschaft<br />

401, 403-404, 406,419<br />

Reale natürliche Vegetation 70<br />

Reales Areal 14, 44*-46, 47*, 74,<br />

75*<br />

Reduktions-Typ <strong>der</strong> Waldgrenze<br />

315-317*<br />

Redwood Belt 281<br />

Refugien 43, 258, 395, 396*, 399<br />

Regengrüne 5, 57, 233, 237<br />

Regengrüner Wald 113, 120,<br />

140£, 148, 151£, 163, 173, 178-<br />

187, 237, 346-353, 360-362, 364<br />

Regengrüner Wald, Regionen<br />

185*, 186-187<br />

Regenzeit 113£, 178£, 182, 253,<br />

283<br />

Reh<strong>der</strong>odendron (Styrac) XTi<br />

Relikt, -areal, -endemit 49, 51<br />

Restionaceae 99£, 103, 107*, 242,<br />

244<br />

Reunion 340<br />

Rhagadiolus (Comp) 24<br />

Rhamnaceae 189, 240, 242, 246,<br />

284<br />

Rhamnella (Rhamn.) 273<br />

Rhamno-Prunetea 407, 412, 415<br />

Rhamnus 20, 235, 236*-239, 255,<br />

364, 376<br />

Rhaphiolepis (Ros.) 273<br />

Rheohydrochorie 17, 32<br />

Rheum (Polygon.) 294<br />

Rhipsalis(Cact.) 25, 161, 162*, 172<br />

Rhizopbora 14, 33*£, 164, 178*<br />

Rhododendron (Eric.) 50, 211,<br />

221*, 255, 264,268, 281,314,<br />

317*, 324, 352, 358, 363£, 369,<br />

373, 376, 380<br />

Rhodotypos (Ros.) 273<br />

Rhodymenia (Rotalge) 389*, 390*<br />

Rhoicissus (Vit.) 231<br />

Rhoiptelea 272<br />

Rhopalostylis (Palm.) 226<br />

Rhus(Anac.) 2 i5 ,2 i6 * , 241<br />

Rhynchospora (Cyp.) 24, 305<br />

Rhynia (Psiloph.) 125*<br />

Rhythmisches Wachstum 164*£<br />

Ribes (Grossul.) 20, 255, 284<br />

Riccia (Lebermoos) 422


Register<br />

453<br />

Richea {Epacrid.) 357<br />

Riesengebirge 407<br />

Rissoella (Rotalge) 391*’<br />

Riviere 197<br />

Robinia {Leg) 241, 249, 411<br />

Rocky Mountains 279f., 290, 293,<br />

3 3 7 £ ,371*,378*<br />

Rodung 68, 401<br />

Roellia {Camp) 243*<br />

Röhricht 64*, 383, 422<br />

Rollschleu<strong>der</strong> 36<br />

Roridulaceae 242<br />

Rorippa {Cruc.) 24<br />

RosaZQ, 241,314,364<br />

Rosaceae 103, 206, 214£, 219,<br />

240, 242, 260, 270, 284<br />

Rosettenstauden 5, 327*, 328*,<br />

330, 334, 338<br />

Rosmarinus {Lab) 239<br />

Rotalgen 3, 177, 383, 386£<br />

Rote Listen 72£, 405<br />

Rotes Meer 385<br />

Rotlehm 151, 167<br />

r-Strategen 77£, 138<br />

Rubia 239<br />

Rubiaceae 152, 295<br />

Rubus {Ros) 20, 37, 241, 280, 415<br />

Ru<strong>der</strong>alvegetation 70, 401, 404£,<br />

420<br />

Rumex {Polygon) 41, 323<br />

Ruppietea maritimae 407, 413, 423<br />

Ruprechtia {Polygon.) 183*<br />

Ruscus {Lil) 239, 268<br />

Rußland 269, 287£, 290, 292,<br />

299,310, 330, 372,380<br />

Rutaceae 152, 189, 215, 242, 246,<br />

295, 353<br />

Ruwenzori 340, 341*, 348*<br />

Ryukyu-Inseln 220£<br />

Saale- (Riß-) Kaltzeit 142<br />

Sabal {Palm.) 221<br />

Sachalin 271, 31 If.<br />

Saft-Diasporen 18*£, 21<br />

Saftdruckstreuer 35*<br />

Sagina {Caryoph) 323<br />

Saginetea maritimae 413, 422<br />

Sahara 143, 194, 201*, 352<br />

Saharo-Arabische FRg 92*, 94f.<br />

Sahelo-Sudanische URg 92*, 97<br />

Sahel-Zone 71, 188, 192, 194<br />

Saisonierter Regenwald 170, 173,<br />

360f,<br />

Säkulare Sultzession 65<br />

Salicaceae 103<br />

Salicetea herbaceae 407, 412, 416<br />

Salicetea purpureae W l, 412, 414<br />

Salicornia {Chenop) 248, 292, 314,<br />

392<br />

S Ä 29*£, 41,63, 168*, 238,<br />

259, 265, 293,314, 327*, 331,<br />

336*, 376, 414£.<br />

Salsola {Chenop) 294, 363<br />

Salvadoraceae 102<br />

Salvia {L ab) 24, 39, 235, 289*<br />

Salviniaceae 382<br />

Salzabscheidung 176<br />

Salzseen 382f.<br />

Salzwiesen 422<br />

Salzwüste 167, 177£, 197, 200,<br />

295f.<br />

Sambesische FRg 92*, 97<br />

Sambucas {Caprif) 20, 63, 209,<br />

230,415<br />

Samenbank 42<br />

Samenpflanzen 2£, 129<br />

Sandwehen 403<br />

Sandwüste 167, 197, 294-296<br />

Sanguisorba {Ros.) 287<br />

Sanicula {Umb) 24<br />

Sankt-Helena-Ascension-FRg<br />

92*, 97<br />

Santalum 73<br />

Sapindaceae 152<br />

Sapotaceae 152, 240<br />

Saprophyten 154, 300<br />

Sarcandra {Chloranth) 221, 272<br />

Sarcobatus {Chenop) 294<br />

Sarcocaulon {Ceran) 202*<br />

Sargassosee 392*<br />

Sargassum (Braunalge) 392*f.<br />

Sargentodoxa 272<br />

Sarmatische Florenprovinz<br />

4 0 8 *£ ,410*<br />

Sarmatischer Sommerwald 270<br />

Sarmienta {Gesner.) 228<br />

Sarothamnus {Leg.) 36<br />

Sasa {Gram.) 271<br />

Sassafras {Laur) 20, 253£, 257*,<br />

264<br />

Satimma 340<br />

Satureja {Lab.) 237<br />

Saugschuppen 161<br />

Saussurea {Comp) 325, 339, 340<br />

Savanne 70, 113, 135, 167, 178,<br />

183-185, 186f.<br />

Saxegothaea {Podoc.) 228, 275, 354<br />

Saxifraga 14, 24, 73, 324<br />

Scandix {Umb.) 11<br />

Scheffkra {Aral) 211, 352<br />

Scheinstamm 159*f.<br />

Scheuchzerietalia palustris 418<br />

Scheuchzerio-Caricetea nigrae 407,<br />

412,418<br />

Schichtfluten 32, 186<br />

Schima {Theac.) 217*, 220, 221*,<br />

272, 352<br />

Schinus {Anac.) 209, 240<br />

Schirmflieger 27-29*, 30<br />

Schisandra 255, 265<br />

Schizomeria {Canon) 223<br />

Schizophragma {Hydrang) 273<br />

Schlauchblätter 162*<br />

Schlinger 5, 160<br />

Schneedecke 251, 292, 298, 316,<br />

319, 331,337,342,416<br />

Schneegrenze 322, 343, 345£,<br />

348, 355, 360, 362, 365, 37l£,<br />

375, 377, 407<br />

Schneeschimmel 306<br />

Schneetälchen 330, 416<br />

Schneitelung 401, 403<br />

Schopfbäume 157, 182, 189,<br />

190*, 196, 199,216, 231<br />

Schopfrosettenpflanzen 317,<br />

321*, 329*£, 333,338, 340,<br />

341*f.<br />

Schottland 269<br />

Schraubenflieger 27, 30, 31*f.<br />

Schüttelfrüchte, -kletten 34<br />

Schwarzerde 287<br />

Schwarzwald 407<br />

Schweden 379<br />

Schweinemast 402*<br />

Schweiz 19, 49, 72<br />

Schwimmblattpflanzen 64*, 383,<br />

422<br />

Sciadopitys {Taxod.) 256, 272, 275<br />

Scorzonera {Comp) 289*<br />

Scrophulariaceae 28, 102, 242, 247,<br />

287, 323, 416<br />

Securidaca {Leg.) 30, 31*<br />

Sedo-Scleranthetalia 419<br />

Sedum {Crass.) 324, 419<br />

See, -typen 64*, 382<br />

Seegräser 386, 390, 391*<br />

Seggentundra 331<br />

Selaginella 152<br />

Selago {Scroph.) 243*<br />

Selektive Verän<strong>der</strong>ung 79<br />

semiarid , semihumid 112-114<br />

Sempervivum {Crass.) 321*<br />

Senecio {Comp.) 29*£, 77, 104,<br />

325, 329*£, 347, 405, 415<br />

Sequoia {Taxod.) 235, 275£, 280f.<br />

Sequoiadendron {Taxod.) 49, 73,<br />

275-277*, 280, 282, 367<br />

Seseli {Umb) 14, 27<br />

Setaria {Gram.) 41, 249<br />

Shikoku 312<br />

Shorea {Dipteroc.) 153*, 187, 361<br />

Sibbaldia {Ros.) 324, 375<br />

Sibirien 142, 252, 298£, 303£, 307,<br />

310£, 313£, 321,336, 337,373<br />

Sibirisch(-Kanadisch)es FG 128*,<br />

133<br />

Sichota-Alin 274,311,312


454 Register<br />

m<br />

Sierra Madre Occidental 235<br />

Sierra Nevada (Kalif.) 276, 282,<br />

309, 337, 367<br />

Sigillaria (Lykoph.) 125-127“'<br />

Sikkim 365“<br />

Silene (Caryoph) 323, 328“, 336“<br />

Silur 123<br />

Simaroubaceae 105, 152, 180, 253<br />

Simbabwe 204, 230<br />

Sinapis (Cruc.) 405<br />

Sinldang 292, 374<br />

Sinocalycanthus (Calycanth.) 272<br />

Sinofranchetia (Lardiz) T ll<br />

Sinojackia (Styrac.) 273<br />

Sino-Japanische FRg 92“, 9 4 f,<br />

2 2 0 f, 272f<br />

Sinomenium {Menisp) 272<br />

Sinowikonia (Hamatn) T ll<br />

Sisymbrietalia 420<br />

Sisyrinchium (Irid.) 326<br />

Sizilien 73<br />

Skandinavien 51, 269, 300, 307,<br />

3 1 0 f ,337<br />

Skandische Florenprovinz 408“<br />

Skandisch-Westsibirische URg<br />

92“, 94<br />

Skimmia (Rut.) T1T><br />

sklerophyll 11,231,233<br />

Slowenien 49, 395<br />

Smilax 2 3 8 f, 265<br />

Smimovia (Leg) 294<br />

Snowy Mountains 343, 355“<br />

Socratea (Palm.) 167“<br />

Sokotra 201<br />

Solanaceae 152, 240<br />

Solanum 20, 75, 77<br />

Solidago (Comp) 77, 82, 259, 325,<br />

331<br />

Somalien 188, 201<br />

Sommer 110<br />

Sommerannuelle 4 f<br />

Sommerdürre 231, 276, 309, 337<br />

Sommergrüne 5, 9, 57, 218, 233,<br />

235, 237£, 298<br />

Sommergrüner Laubwald<br />

(Sommerwald) 111, 113, 115,<br />

120, 139-141, 180, 228,230,<br />

237,251-274, 281,291,314,<br />

349, 354f, 366-379, 396“,<br />

397“f,4 0 7 , 411<br />

Sommergrüner Laubwald, Regionen<br />

260“, 262/263“, 261-274<br />

Sommerlänge 12, llO f, 251, 297<br />

Sommer-Lorbeerwald 230<br />

Sommerregen 113-115, 237, 247,<br />

283f<br />

Sonchus (Comp) 77, 405<br />

Sonneratia, -aceae 102, 178“<br />

Sonora-Wüste 199<br />

Sophora (Leg.) 285, 353, 364<br />

Sorb aria (Ros) 273<br />

Sorbas (Ros) 60, 255, 300, 317“,<br />

360, 368, 374, 376, 379<br />

Sorghastrum (Gram) 290<br />

South Carolina 221<br />

Southeastern Evergreen Forest<br />

265f<br />

Southern Alps 226, 356*<br />

Sowjetunion 78<br />

Spaliersträucher 326, 327“, 331,<br />

343<br />

Sparganium, -aceae 33, 382<br />

Spartina (Gram) 80, 290, 392, 423<br />

Spartinetea maritimae 407, 413, 423<br />

Spartocytisus (Leg) 360<br />

Spätglazial 394f, 405<br />

Spergularia (Caryoph) 42, 314<br />

Sperguletalia arvensis 420<br />

Sphagnum (Laubmoos) 65, 304,<br />

305“, 331, 341f, 382, 418<br />

Sphenophyllum (Sphenoph.) 126<br />

Sphenophyten 3<br />

Spiraea (Ros) 77, 288, 314, 376<br />

Spiraeanthemum (Cunon) 353<br />

Splachnum (Laubmoos) 23“, 25<br />

Sporobolus (Gram) 290<br />

Spreizkletterer 5<br />

Stachyurus T ll<br />

Standorts-Anthropochorie 71,<br />

74f, 78, 80<br />

Standortsdiversität 68, 116, 404,<br />

406“<br />

Standortsfaktoren (biotisch,<br />

edaphisch, klimatisch) 6-12,<br />

14, 42, 6 0 f, 67<br />

Stangea (Valer.) TTl*<br />

Staphylea 255<br />

Staubflieger 27, 28“, 161<br />

Stauden 4<br />

Staudenflur 57, 315<br />

Stauntonia (Lardiz.) T ll<br />

Steganotheca (Psiloph.) 125“<br />

Steinkohlenwald 125-127“<br />

Steintrift 238f<br />

Stellaria (Caryoph.) 41, 323, 339,<br />

405<br />

Stellarietea mediae 407, 413, 420<br />

Stephanandra (Ros.) T ll<br />

Steppe 113, 115, 120f, 141, 143,<br />

201,248, 267,283,286-291,<br />

311,314, 337,370-378,380,<br />

395, 396“, 397“f<br />

Steppe, Regionen 285“, 290-291<br />

Steppenläufer 27<br />

Steppentundra 340, 395, 396“<br />

Sterculiaceae 102, 152, 189<br />

Stereocaulon (Flechte) 332<br />

Stewartia (Theac.) 255<br />

Stilbocarpa (Aral.) 338“<br />

Stipa (Gram.) 24, 29“f , 248, 287-<br />

289“, 290, 326, 329<br />

Stipetalia calamagrostis 417<br />

Stoffbilanz 7“<br />

Strand 392<br />

Sträucher 4 f<br />

Strauchflur, -beide 57<br />

Strelitzia Ti 1<br />

Streptocarpus (Gesner.) 231<br />

Streunutzung 401, 403, 413<br />

Stromtalpflanzen 32<br />

Strophanthus (Apoyn.) 29“f<br />

Stylidiaceae 103<br />

Styphelia (Epacr.) 324<br />

Suaeda (Chenop.) 248, 292, 294<br />

Subalpine Parkland 316“<br />

Subalpine Stufe 54, 116, 117“,<br />

207,209-211,228, 230,306,<br />

309, 311, 315f, 322“, 333,343,<br />

345-380<br />

Subantarktische Inseln 320, 342<br />

Subarktische Zeit 394<br />

Subarktische (Subpolare) Zone<br />

306, 3 1 1 ,3 1 5 f, 331<br />

Subarktischer Birkenwald 306,<br />

311<br />

Sublitoral 64“, 381“, 383, 387,<br />

389“, 390“, 391“, 421-423<br />

Submediterrane FE 283<br />

Submediterrane Florenprovinz<br />

408“f , 410“<br />

Submediterraner Sommerwald<br />

269<br />

Submeridionale Zone 54“, 112<br />

Submerse 14, 381-383, 385-387,<br />

421-423<br />

Subparamo 333<br />

subtropisch 114<br />

Subtropischer Laubwald 214<br />

Subtropischer Regenwald 214<br />

Südafrika 73, 81, 177, 188, 190,<br />

213,217,230-232, 241-244,<br />

247, 249<br />

Südamerikanisches FR 90<br />

Sudan 352<br />

Sudano-Sindische FRg 92“, 97<br />

Südeurosibirische FRg 92“-94,<br />

408*<br />

Südlich-Extratropische FE 98,<br />

101, 103, 107“<br />

Süd-Orkney-Inseln 342<br />

Südostasien 207<br />

Südostaustralische FRg 92“, 100<br />

Südwestafrika 195<br />

Südwestaustralische FRg 92“, 100<br />

Sukkulenten l l f , 161, 182, 189,<br />

190“, 192, 193“f , 196, 198f,<br />

201,202“f,2 4 2 , 419


Register 455<br />

Sukkulentenbusch, -Heide, -wald<br />

57, 191<br />

Sukzession 62-66, 184, 303, 308*,<br />

310<br />

Sumatra 149, 175, 204, 211, 342.<br />

352<br />

Sundainseln 187,210<br />

Superparamo 322, 333, 341*<br />

Supralitoral 64*, 381*, 383, 387,<br />

389*, 392, 422<br />

Süßwasservegetation —><br />

Binnengewässer<br />

Swertia {Gent) 325<br />

Swietenia {Meliac.) 30<br />

Sycopsis {Hamam.) 272<br />

Sympegma {Chenop.) 374<br />

Symphänologie 259<br />

Symphoricarpus {Caprif) 288<br />

Symplocos, -aceae 105*, 208*,<br />

221*, 352<br />

Synanthropie 74<br />

Synaptospermie 16<br />

Synchorologie 66<br />

Synökologische Konstitution 14<br />

Syntaxa 58f.<br />

Synzoochorie 17, 21-23, 39, 43,<br />

161<br />

Syringa {Okac.) 254, 271, 364<br />

Syzygium {Myrt.) 351<br />

Szechuan 271, 299, 367<br />

Tabebuia {Bignon.) 183*<br />

Tadshikistan 285, 374<br />

Tafelberg 244<br />

Tagesklimadiagramme 150*<br />

Tageslänge 318<br />

Tageszeitenklima 150, 318, 333<br />

Taiga 395, 396*, 3 97*f; sonst —><br />

Dunkle Taiga, Helle Taiga<br />

Taiga-Sommerwald 260, 267, 269,<br />

274<br />

Taiwan 119, 207, 220, 274, 312,<br />

356*<br />

Taiwania {Taxod.) 270, 272, 275,<br />

358<br />

Takla-Makan 296<br />

Tamaricaceae 196, 292, 295<br />

Tamarix 30, 293, 352<br />

Tanaecium {Bignon) 30, 31*<br />

Tanganjika 351<br />

Taraxacum {Comp.) 29*£, 325,<br />

405<br />

Tarim-Becken 296<br />

Taschenblätter 161<br />

Tasmanien 222-225, 343, 355*<br />

Taurus 278, 282<br />

Taxaceae 215<br />

Taxodiaceae 132*f.<br />

Taxodium 266, 275<br />

Taxus 20, 255, 260, XlS-ZlT,<br />

281*, 358, 368<br />

Technisierung <strong>der</strong> Landschaft<br />

401, 404-406<br />

Tectona {Verben) 181*, 186<br />

Telomtheorie 123, 129<br />

Telopea {Prot.) 223<br />

Températe Zone 54*, 112<br />

Temperatur 6, 12, 109f, 116f,<br />

137*<br />

Temperiert-Alpine Stufen 315-<br />

343<br />

Temperierte Tropen 147*<br />

Temperierte (Gemäßigte) Zonen<br />

110*f„ 137<br />

Temperierter Regenwald 214, 219<br />

Temperierter Wald 109<br />

Teneriffa 356*<br />

Tephrocactus {Cact) 340<br />

Teppichheide 57<br />

Terminalia {Combret.) 30, 31*<br />

Ternstroemia (Jbeac) 221*<br />

Terra firme 167, 168<br />

Tertiär 136f„ 140-142, 254f<br />

Tertiärrelikte 253<br />

Tessin 269<br />

Tethys 122, 128*, 132<br />

Tetracentron T ll<br />

Tetraclinis {Cupr) 237£, 275, 368<br />

Tetradymia {Comp) 293<br />

Tetraphis {Laubm oos) 14<br />

Texas 221,252, 267,286, 290<br />

Thalassodendron {Cymodoc) 391*<br />

Thalictrum {Ranunc.) 287, 323<br />

Thallo-Epiphyten 161<br />

Theaceae 206, 214£, 220, 363<br />

Themeda {Gram) 249, 291<br />

Theobroma {Stercul.) 157*<br />

Thermische Klimax 65f.<br />

Thermische Vegetationsstufen<br />

116, 118*-120<br />

Thermische Vegetationszonen 66,<br />

108, 109-112, 110*, 138-143<br />

Therophyten 4*£, 9, 191, 196,<br />

198, 232, 235, 237£, 242, 247,<br />

258, 287, 289, 292, 295, 326,<br />

333f.<br />

Thero-Salicomietea ‘\0n, 413, 422<br />

Thesium {Santal.) 22*f.<br />

Thlaspi {Cruc.) 34, 77, 324, 405<br />

Thlaspietea rotundifolii, -etalia 407,<br />

412,417<br />

Thuja {Cupr.) 255, 260, 267, 274-<br />

277*, 279-281*, 376<br />

Thujopsis {Cupr.) 272, 275<br />

Thylacospermum {Cruc.) 375<br />

Thymelaea 239<br />

Thymelaeaceae 242<br />

Thymus {Lab.) 237<br />

Tiarella {Saxifr.) 281<br />

Tibet 291, 320, 340<br />

Tibetisch-Mongolische URg 92*,<br />

94f.<br />

Tidenhub 385<br />

Tienschan 270, 291,295,311,<br />

339£, 375*, 377*<br />

Tierra caliente, fría, helada,<br />

templada 358f.<br />

Tilia 14, 3 0 ,3 1 *, 44, 60, 254,<br />

256*, 258, 261, 266£, 269-271,<br />

274, 369, 376, 395, 398<br />

Tillandsia {Bromel) 14, 24, 29*£,<br />

161, 182, 200,266<br />

Tola-Heide 340, 349<br />

Tomillares 238<br />

Tongareva 149<br />

Tonnenstämme 180, 182, 186,<br />

187*<br />

Toona {Meliac.) 223<br />

Toricellia {Corn) 273<br />

Torrea {Taxac.) 133, 235, 255,<br />

l l S i .<br />

Toskana 368<br />

Trachycarpus {Palm.) 269<br />

Tragopogón {Comp) 29*f.<br />

Trampelkletten 24, 25*£, 39<br />

Transhumanz 405<br />

Transpiration 8, lOf.<br />

Transpirationskühlung 8<br />

Transport-Anthropochorie 71, 75,<br />

7 8 £ ,80<br />

Transportklassen 16-38<br />

Transvaal 249<br />

Träufelspitze 158*£<br />

Tremandraceae 103<br />

Trennarten 59<br />

Trennung <strong>der</strong> Keime 16<br />

Trennung von Wald und Weide<br />

403<br />

Treuegrade 52, 59<br />

Trevoa {Rhamn.) 240<br />

Trias 132£, 135<br />

Tribulus {Zygoph.) 24<br />

Trichilia {Meliac.) 181*, 183*<br />

Trichocereus {Cact) 240<br />

Trichocladus {H am am ) 230<br />

Trichophorum {Cyp) 305<br />

Trientalis {Primul.) 302*<br />

Trifolio-Geranietea sanguinei 407,<br />

412,415<br />

Trifolium {Leg) 19, 37, 289*, 324<br />

Trillium {LU) 256*, 257*<br />

Tripterygium {Celastr) 273<br />

Trisetum {Gram) 326, 338*<br />

Tristania {Myrt) 223, 225<br />

Tristicha {Podostem.) 384*<br />

Triticum {Gram.) 14<br />

Trittrasen 421<br />

i


456 Register<br />

n i<br />

Trochodendron, -acea elld , 272,<br />

358<br />

Trockenbusch 120, 191, 284<br />

Trockenfeldbau 192<br />

Trockengehölze 113-115, 120;<br />

sonst —>Eurytropisch,<br />

Nemoral<br />

Trockenkahler Wald 178<br />

Trocken-Koniferenwald 278, 280,<br />

282<br />

Trockensavanne 178<br />

Trockenwald 109<br />

Trockenwüste 109<br />

Trockenzeit —>Dürrezeit<br />

Trollius (Ranunc) 323<br />

Tropisch-Alpine Stufe 147”', 315-<br />

343<br />

Tropische Klimaxformationen<br />

148”<br />

Tropische Zone 49, 73, 110”-114,<br />

118, 127, 135, 137f, 140”f ,<br />

147”, 147-211,275, 345-353,<br />

355, 356, 358-365<br />

Tropischer Regenwald 40, 59, 62,<br />

81, 109, 111, 113, 119f, 140f,<br />

148-176, 154”, 155”, 166”,<br />

167”, 168”, 169”, 346-353,<br />

355f, 358-361, 364f<br />

Tropischer Regenwald, Regionen<br />

170”, 172-176<br />

Tropophyten 5, 180, 196, 258,<br />

288<br />

Tscheche! 49<br />

Tschernosem 287<br />

Tsinling-Shan 312, 377”<br />

Tsuga (Pin) 253, 256», 264, 267,<br />

271,274-277”, 279-281”, 306,<br />

309”, 310-312, 358, 363f, 367,<br />

369, 376, 379<br />

Tsuga-heterophylla-Xone. 279f<br />

Tucumán 229f<br />

Tulipa (LU) 285<br />

Tundra 111, 113, 118, 120f,<br />

142f, 314, 315-343, 395,396”,<br />

397”<br />

Tundra, Regionen 335”-343<br />

Tungling-Shan 377”<br />

Turan 294f<br />

Türkei 232, 284, 373<br />

Turkestan-Gebirge 377”<br />

Turkmenistan 294<br />

Turpinia (Staphyl.) 273<br />

Tussilago (Comp) 30<br />

Tussock 329<br />

Typha, -aceae 104, 382<br />

Überbäume 154”, 157f, 182,<br />

211,215,218, 226, 227”, 264<br />

Überliegen 40<br />

Uganda 351<br />

Ukraine 286, 291<br />

Ulicetalia minoris 419<br />

Ulmaceae 353<br />

t//w«í30,31”, 44, 60, 254, 259,<br />

265, 267f, 271, 274, 295, 358,<br />

374, 380, 395, 398, 414<br />

Umbdliferae 14, 103, 196, 201,<br />

242, 285, 287, 323, 333<br />

Umbellularia (Laur) 2 34f, 281f<br />

Umrißkarte 48<br />

Uncinia (Cyp.) 24, 25”, 326<br />

Ungarn 49<br />

Unkräuter 41f, 70, 79f, 82, 184,<br />

295, 334, 404, 405”, 420<br />

Unterkreide 128”, 135-139<br />

Unterseewiesen 64”, 383, 422<br />

Unterwuchsalgen 387, 390”<br />

Ural 270, 307, 310, 378”<br />

Urkräuter 138<br />

Urlandpflanzen 123<br />

Urospora (Grünalge) 389”<br />

Ursprüngliche Vegetation 70<br />

Urtica 19, 82<br />

Umguay 248<br />

Urwaldzeit 4 0 0 f, 405f<br />

Usbekistan 292, 294<br />

Utah 284, 293, 309, 339<br />

Utricularia 418<br />

Utricularietea intermedio-minoris<br />

407,412,418<br />

Vaccinio-Piceetea 407,412-414<br />

Vaccinium (Eric.) 20, 77, 211, 264,<br />

268, 2 80f, 300, 301”, 302”,<br />

305”, 308,310, 324, 331,347,<br />

352<br />

Valdivianischer Regenwald 227<br />

Valeriana 29”f , 325<br />

Vallea (Elaeoc) 347<br />

Várzea21, 168, 173f, 182<br />

Vegetation 1, 56-66, 68-71, 85-88,<br />

108-121, 109”<br />

Vegetationsdomänen, -gebiete,<br />

-regionen 66, 86-88, 109, 145<br />

Vegetationseinheiten, -typen 56-<br />

66, 86-88<br />

Vegetationsmosaik 60”, 61”<br />

Vegetationsstufen, -zonen —><br />

Thermisch<br />

Vegetationszoniemng 64”, 383,<br />

387, 389”, 421<br />

Velamen radicis 161<br />

Velloziaceae 105”<br />

Venezolanisch-Guajanische FRg<br />

92”, 96<br />

Venezuela 173f, 179, 183, 186,<br />

188, 192, 195,205, 207, 320f,<br />

333, 340, 347<br />

Verbascum (Seraph) 41<br />

Verbenaceae 152, 247<br />

Verbrachung 78, 82<br />

Verbreitung 1<br />

Verbreitungseinheiten 14<br />

Verbreitungsmittel 16, 39<br />

Verbreitungsökologische<br />

Konstitution 14<br />

Verbreitungsschranken 44”f , 74,<br />

75”<br />

Verbreitungsweisen 17<br />

Verjüngung 62, 63”, 165”f , 2 7 8 f,<br />

308”<br />

Verlandung 63, 64”<br />

Veronica (Scroph) 19, 2 3 f, 77, 79,<br />

325,331<br />

Verwil<strong>der</strong>te 76<br />

Viburnum (Caprif) 20, 21, 209,<br />

237-239, 255, 265<br />

Vicia (Leg) 36, 77<br />

Vietnam 179, 210<br />

Vikariierende Areale, Sippen 50”<br />

Villaresia (Icac.) 240<br />

Vinca (Apoiyn.) 37, 77<br />

Vinschgau 414<br />

Wo/« 22”f , 36-38, 281,289”,<br />

324,327”<br />

Violetea calaminariae 407, 412, 419<br />

Virgilia (Leg) 241<br />

Virginia 266<br />

Virunga-Berge 341<br />

Viscum (Loranth.) 25, 39<br />

Vitaceae 190<br />

Vitis 20, 255, 265<br />

Viviparie 14, 178, 330<br />

Vochysiaceae 102, 152, 153”, 172<br />

Vogesen 228, 407<br />

Vollkulturgesellschaften 69f<br />

Vollpolster 328”f , 334<br />

Vollwüste 57, 196, 197”; sonst<br />

Wüste<br />

Voltziaceae, -ales 129f, 132<br />

Vor<strong>der</strong>asien 270, 339<br />

Vor<strong>der</strong>indische FRg 92”, 97<br />

Vorläuferspitze 158”, 160<br />

Vorwärmezeit 394, 398<br />

Wachstumsringe 164<br />

Wadis 197, 238<br />

Wahlenbergia (Camp.) 325<br />

Wald 57,68-70, 109, 401,403<br />

Waldgrenze, edaphische 60”, 61”,<br />

167<br />

Waldgrenze, hygrische 109, 113,<br />

179, 182, 187,231,234, 240,<br />

267, 283, 286-288, 344”-346,<br />

348, 350, 355f, 360, 362,<br />

365f, 3 7 1 f,375, 377f


Register 457<br />

Waldgrenze, thermische (polare,<br />

alpine) 109, 111, 113, 118•^<br />

207, 209f., 212, 225-228, 231,<br />

297, 310f., 313-316*, 317*-319,<br />

322*, 334, 341*, 344*, 345-<br />

380, 398f., 407, 415<br />

Waldhochmoor 304*<br />

Waldlose Zeit 394<br />

Waldmantel 187, 315f., 414f.<br />

Waldnutzung 68, 401<br />

Waldsaum 415<br />

Waldsteppe 267f., 270<br />

Waldtundra 306f., 311, 316,<br />

396*, 397*f.<br />

Waldtypen (C ajan<strong>der</strong>) 60, 310*<br />

Waldverwüstung, -zeit 68, 171f.,<br />

226f., 238, 239*, 241, 401-403,<br />

406, 418<br />

Wallis 409, 414<br />

Wan<strong>der</strong>dünen (Barchane) 295f.<br />

Wan<strong>der</strong>feldbau 170<br />

Wan<strong>der</strong>geschwindigkeit 44<br />

Wärme 6, 7-10<br />

Warme Tropen 147*<br />

Wärmezeit 394, 397*-399<br />

Warmtropische Stufe 118*, 147*,<br />

148, 345<br />

Warmzeiten 142<br />

Washington State 276, 279, 281f,<br />

309, 316, 369<br />

Wasserentsalzung 176f<br />

Wasserhaushalt 6, 10-12, 123, 161<br />

Wasserpflanzen 5, 138<br />

Wasserspeicherung 11<br />

Wasserstreß 11, 176, 180<br />

Wattenmeer 64, 392, 422<br />

wechselgrün 57, 120<br />

Weichsel-Kaltzeit (Hochglazial)<br />

142*, 394, 396*<br />

Weichhölzer 298<br />

Weide 70, 4 03f, 4 1 9 f; auch<br />

Beweidung, Unkräuter<br />

Weigela (Caprif) IT i<br />

Weinmannia (Cunon.) 205*,<br />

2 06*f, 226-228, 347, 357-359<br />

Weittropische FE 105<br />

Welwitschia 203<br />

Wermut-Halbwüste 293f<br />

Wernera (Comp) 327*<br />

Westafrika 165, 207<br />

West-Nordamerika 254-256, 277,<br />

279-282, 284f, 328, 387<br />

Westsibirische Florenprovinz<br />

408*<br />

Widdringtonia (Cupr.) 244, 275<br />

Wie<strong>der</strong>bewaldung 44, 394400<br />

Wielandiella (Bennett.) 133*<br />

Wiese 70, 401, 404, 419f<br />

Wiesensteppe 286-291, 289*<br />

Wiesentundra 322, 330, 331*£,<br />

339f, 343, 354-356, 358, 360,<br />

362-380<br />

Wikstroemia (Thymel.) 353<br />

Williamsonia (Bennett.) 133*<br />

Windecken 416<br />

Winter 110, 212<br />

Winteraceae 215<br />

Winterannuelie 4<br />

Winterknospen 218, 258<br />

Winterregen 113-115,202,231,<br />

237, 253, 269, 283, 295, 333<br />

Wintersteher 21<br />

Wisteria (Leg) 36, 254, 265<br />

Wolkenstufe 117*, 345<br />

Wollemia (Arauc) 225, 275<br />

Wollkerzen 330, 339, 34If.<br />

Wuchsformen 2, 56, 156<br />

Wuchsgeschwindigkeit 165<br />

Wuchsort 6<br />

Würgebäume 163<br />

Würger-Wuchsmodus 156*<br />

Wüste 38, 41, 57, 70, 79, 109,<br />

112, 120f, 141, 197*, 315, 416;<br />

sonst —>Eurytropisch,<br />

Nemoral, Polar-alpin<br />

Wüstenpuna 322, 334, 340, 346,<br />

3 4 8 f, 356, 360<br />

Wüstentundra 322, 334, 339<br />

Wyethia (Comp) 288*<br />

Xanthium (Comp.) 24, 25*<br />

Xanthoceras (Sapind.) 273<br />

Xanthorrhoea, -aceae 103, 190*,<br />

194,246<br />

Xenophyten 76f<br />

Xerochasie 16, 28, 30<br />

Xeromorphe, -phyten l l f , 161,<br />

182, 189E, 198,334<br />

Xeroserie 65<br />

Xylomelum (Prot.) 245*<br />

Xylopodium 191, 194, 246<br />

Xymalos (Monim) 205*, 210<br />

Yosemite Park 366*<br />

Yucca (Agav.) 190*, 285, 294, 359,<br />

368<br />

Yungas 349<br />

Yünnan 220<br />

Zaire 149, 151, 174,351<br />

Zanonia (Cucurb) 30, 31*<br />

Zelkova (Ulm.) 254, 268, 358<br />

Zentralaustralische FRg 92*, 100<br />

Zigana-Gebirge 372*<br />

Zingiberaceae, -ales 102, 152, 154<br />

Zirkumarktische FE 335, 336*f.<br />

Zirkumboreale FE 300, 301*<br />

Zirkumboreale FRg 91, 92*, 94,<br />

408f<br />

Zisterne 161, 162*<br />

Zizypbus (Rhamn) 361<br />

Zonaler Vegetationstyp 61<br />

Zonales Areal 51*<br />

Zonalität 53<br />

Zonobiom 108<br />

Zooballochorie 17, 34<br />

Zoochorie 16f, 18-26<br />

Zostera 423<br />

Zosteretea marinae 407, 413, 423<br />

Zwergsträucher 4, 196, 203, 241,<br />

246, 269, 278, 289, 292, 295,<br />

300, 305, 326, 327*, 3 3 3 f, 338,<br />

340-343<br />

Zwergstrauchtundra 33I f<br />

Zygophyllaceae 189, 196, 292, 295<br />

Zygophyllum 294<br />

Zyklische Sukzession 62


Übersicht über die in Teii ill definierten Kiima-Varianten<br />

Die thermischen Varianten sind auf die Vegetationszonen, die hygrischen auf die Domänen <strong>der</strong> Klimaxformationen<br />

bezogen. Näheres auf den angegebenen Seiten.<br />

1. Thermische Varianten<br />

Tropische Zone (S. 147)<br />

Grundrahmen: Ohne effektive thermische Jahreszeiten<br />

und typischerweise frostfrei. Leichte Fröste (nie<br />

unter -10 °C) nur in höheren Gebirgslagen (T3, T4)<br />

sowie in semiariden/ariden Teilen <strong>der</strong> Randtropen<br />

(T6).<br />

T I: Temperatur das ganze Jahr über etwa auf gleicher<br />

Höhe, alle Monatsmittel etwa im Bereich von 24<br />

bis 28 °G.<br />

T2: Wie T I, aber Monatsmittel nur 18 bis 22 °C.<br />

T3: Ebenso, Monatsmittel 12 bis 16 °C; gelegentliche<br />

leichte Fröste möglich.<br />

T4: Ebenso, Monatsmittel 6 bis 10 °C; leichte Fröste<br />

häufig.<br />

T5: Leichte thermische Periodizität: Mittel des wärmsten<br />

Monats 24 bis 28 °G, Mittel des kältesten mindestens<br />

5° niedriger.<br />

T6: Wie T5, aber mit leichten Frösten.<br />

Méridionale und Australe Zone (S. 212)<br />

Grundrahmen: Deutliche thermische Jahreszeiten; Winter<br />

mit regelmäßigen Frösten zwischen 0 und<br />

-10 °G, oft auch mit Monatsmitteln unter -1-10 °C.<br />

T I: Sommer sehr warm, Mittel des wärmsten Monats<br />

etwa 24 bis 28 °C.<br />

T2: Sommer gemäßigt, wärmster Monat etwa 18 bis<br />

22 °C.<br />

T3: Sommer kühl, wärmster Monat nur etwa 12 bis<br />

16 °C.<br />

Nemorale Zone (S. 251)<br />

Grundrahmen: Winter kalt mit regelmäßigen Frösten<br />

unter -10 °C; im Sommer > 4 Monate (120 Tage)<br />

mit Mitteln über 4-10 °C.<br />

Normalkonditionen des Winters: Fröste zwischen -15<br />

und -30 °C; des Sommers: > 5 Monate (150 Tage)<br />

über 4-10 °C.<br />

T I : Sommer sehr warm, Julimittel etwa 24 bis 28 °C.<br />

T2: Sommer mäßig warm, Julimittel etwa 16 bis 22 °C.<br />

T3: Winter mild, absolute Minima meist nicht unter<br />

-15 °C.<br />

T4: Winter sehr kalt, absolute Minima unter -30 °C.<br />

T5: Sommer kurz, höchstens 5 Monate (150 Tage) über<br />

4-10 °C.<br />

Boreale Zone (S. 297)<br />

Grundrahmen: Winter mindestens so kalt wie in <strong>der</strong><br />

Nemoralen Zone; im Sommer 1-4 Monate (30-120<br />

Tage) über 4-10 °C.<br />

Normalkondition des Winters: Januarmittel zwischen<br />

-1 0 und -3 0 °C.<br />

T I : Sommer relativ lang, 2-4 Monate (60-120 Tage) über<br />

4-10 °G.<br />

T2: Sommer sehr kurz, < 2 Monate (30-60 Tage) über<br />

4-10 °C.<br />

T3: W inter ungewöhnlich mild, Januarmittel über<br />

-10 °C.<br />

T4: Winter extrem kalt, Januarmittel unter -30 °C und<br />

absolute Minima unter -50 °C.<br />

Polarzonen und Alpine Stufen (S. 318)<br />

Grundrahmen: ln den Extratropen mit thermischen Jahreszeiten<br />

Mittel auch des wärmsten Monats unter<br />

4-10 °C; in den Tropen Jahresmittel unter etwa 4-5<br />

bis +1 °C.<br />

T I: Winter lang und sehr kalt, mit längerer Dauernacht<br />

um den Mittwinter herum und Minima unter<br />

-30 °G; Sommer mit Dauertag und geringen<br />

Temperaturschwankungen.<br />

T2: Winter ebenfalls lang und kalt, aber ohne Dauernacht,<br />

Minima nur selten unter -30 °C; Sommer<br />

ohne Dauertag, mit erheblichen täglichen Schwankungen.<br />

T3: Kein Winter, Vegetationsperiode ganzjährig, aber<br />

mit starken Tagesschwankungen und ± allnächtlichen<br />

Frösten, diese aber nur selten unter -10 °G.<br />

2. Hygrische Varianten<br />

Tropischer Regenwald (S. 150)<br />

H l: Ganzjährig humid (kein Monat < 1 0 0 mm), dabei<br />

Jahresnie<strong>der</strong>schlag extrem hoch (meist > 4000, zuw.<br />

bis > 9000 mm).<br />

H2: Wie H l, aber Nie<strong>der</strong>schlag meist etwa 1600-<br />

3000 mm.<br />

H3: Nie<strong>der</strong>schlagsmenge ähnlich wie H2, aber mit einer<br />

schwach ausgeprägten Dürrezeit von höchstens<br />

2 Monaten.<br />

Regengrüner Wald (S. 178)<br />

Grundrahmen: Semihumid mit etwa 3-7 Dürremonaten.<br />

H l: Nie<strong>der</strong>schlag hoch, etwa 1200 bis > 2500 mm.<br />

H2: Nie<strong>der</strong>schlag geringer, nur wenig > 1000 bis hinab<br />

gegen 800 (-600) mm.<br />

H3: Regenzeit und Trockenzeit scharf unterschieden,<br />

erstere gleichmäßig humid, letztere weitgehend<br />

regenlos.<br />

H4: Unterschied zwischen Regen- und Trockenzeit weniger<br />

scharf, z. B. auch die Trockenzeit mit nicht<br />

nur sporadischen Regenfällen, o<strong>der</strong> die Regenzeit


aus zwei kleineren feuchten Perioden bestehend,<br />

die durch einen trockneten Zeitabschnitt getrennt<br />

sind.<br />

Eurytropische Trockengehölze (S. 187)<br />

Grundrahmen: Semiarid mit etwa 8-11 Dürremonaten,<br />

Nie<strong>der</strong>schlag 200-600 mm.<br />

H l: Nie<strong>der</strong>schlag regelmäßig, jedes Jahr etwa in gleicher<br />

Menge und zu gleicher Zeit.<br />

H2: Nie<strong>der</strong>schlagsregime unzuverlässig: Nie<strong>der</strong>schlag<br />

von Jahr zu Jahr in Menge (o<strong>der</strong> auch im Zeitpunkt)<br />

stark wechselnd.<br />

Eurytropische Wüste (S. 194)<br />

Grundrahmen: Ganzjährig arid mit < 200 mm Nie<strong>der</strong>schlag.<br />

H l: Nie<strong>der</strong>schlag regelmäßig, jedes Jahr etwa in ähnlicher<br />

Menge und zu ähnlichen Zeiten.<br />

H2: Nie<strong>der</strong>schlag unregelmäßig (episodisch): u. U. können<br />

auf ein Jahr mit ziemlich hoher Regenmenge<br />

mehrere völlig regenlose folgen.<br />

H 3: Fast regenlos o<strong>der</strong> mit minimalen episodischen Nie<strong>der</strong>schlägen<br />

< 40 mm.<br />

H4: Wie H3, aber mit einer gewissen Wasserversorgung<br />

durch häufig auftretenden Nebel (Nebelnie<strong>der</strong>schlag).<br />

Oreotropischer Wald (S. 204)<br />

H l: Humid.<br />

H2: Semihumid mit Wechsel von Regen- und Trockenzeit.<br />

Lorbeerwald (S. 214)<br />

H l: Nie<strong>der</strong>schlag extrem hoch (3000-5000 mm und<br />

mehr), dabei alle Monate humid o<strong>der</strong> zuw. im Winter<br />

kurze Dürrezeit.<br />

H2: Nie<strong>der</strong>schlag hoch (1000-2500 mm), sonstwie H l.<br />

H3: Subhumid, entwe<strong>der</strong> mit kurzer Trockenzeit (selten<br />

Dürrezeit) im Sommer, o<strong>der</strong> Trockenzeiten unregelmäßig<br />

auftretend, o<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag weit unter<br />

800 mm.<br />

Hartlaubwald (S. 231)<br />

Grundrahmen: Semihumid mit 2-6 Dürremonaten im<br />

Sommerhalbjahr.<br />

H l: Nie<strong>der</strong>schlag hoch, weit über 800 mm, dabei zugleich<br />

scharfer Kontrast zwischen den Jahreszeiten,<br />

mind. 3 Dürremonate im Sommer.<br />

H2: Nie<strong>der</strong>schlag etwa 500-800 mm.<br />

H3: Nie<strong>der</strong>schlag unter 400 mm.<br />

Pampa (S. 247)<br />

Grundrahmen: Semiarid mit Regenmaximum im Sommer;<br />

im Winter mehrere Trocken- o<strong>der</strong> Dürremonate.<br />

H l: Nie<strong>der</strong>schlag 700-800 mm und mehr, Winterdürre<br />

mäßig stark bzw. Dürreperioden unregelmäßig verteilt.<br />

H 2: Nie<strong>der</strong>schlag 400-600 mm, Winterhalbjahr trocken<br />

mit 2-4 Dürremonaten.<br />

Sommergrüner Laubwald (S. 253)<br />

H l: Ganzjährig humid.<br />

H2: Semihumid mit ziemlich hoher Regenmenge im<br />

Hochsommer und einer Trocken- o<strong>der</strong> Dürrezeit<br />

im Winter, die noch auf Teile von Frühling und/<br />

o<strong>der</strong> Herbst übergreift.<br />

H3: Semihumid mit Regenmaximum im Frühling bis<br />

Frühsommer und einer Trocken- o<strong>der</strong> Dürrezeit im<br />

Hoch- bis Spätsommer.<br />

H4: Nie<strong>der</strong>schlag gering, marginaler Klimatyp nahe <strong>der</strong><br />

hygrischen Waldgrenze.<br />

Nemoraler Nadelwald (S. 275)<br />

Grundrahmen: Semihumid mit Regenmaximum im<br />

Winter und 1-6 Dürremonaten im Sommerhalbjahr.<br />

H l: Nie<strong>der</strong>schlag hoch, 1000-2000 mm und mehr,<br />

Dürrezeit kurz (1-3 Monate) und nie ganz ohne<br />

Regen.<br />

H2: Nie<strong>der</strong>schlag mäßig, 600-800 mm, Dürrezeit oft<br />

länger, die trockensten Monate manchmal völlig<br />

regenlos.<br />

H3: Nie<strong>der</strong>schlag gering, nur 300-500 mm, mit sehr langer<br />

Dürrezeit (bis 6 Monate)<br />

Nemorale Trockengehölze (S. 283)<br />

Semiarid mit 200-300 mm Nie<strong>der</strong>schlag, Maximum oft<br />

im Winter (o<strong>der</strong> ± gleichmäßig verteilt). Hygrische<br />

Klimatypen lassen sich nicht unterscheiden.<br />

Steppe (S. 286)<br />

Grundrahmen: Semiarid mit (200-) 300-500 (-600) mm<br />

Nie<strong>der</strong>schlag, Maximum im Früh- bis Hochsommer.<br />

H l: Feuchtes Steppenklima („Wiesensteppe“).<br />

H2: Trockenes Steppenklima („Kurzgrassteppe“).<br />

Nemorale Wüste (S. 291)<br />

Grundrahmen: Ganzjährig arid mit < 200 mm Nie<strong>der</strong>schlag.<br />

H l: Nie<strong>der</strong>schlag überwiegend im Sommerhalbjahr.<br />

H2: Nie<strong>der</strong>schlag überwiegend im Winterhalbjahr (o<strong>der</strong><br />

+ gleichmäßig verteilt).<br />

H3: Nie<strong>der</strong>schlag episodisch, < 40 mm.<br />

Dunkle und Helle Taiga (S. 298)<br />

H l: Humid.<br />

H2: Seraihumid mit Sommerregen, Nie<strong>der</strong>schlag oft<br />

< 200 mm.<br />

H3: Semihumid mit Winternie<strong>der</strong>schlag.<br />

Polare und Alpine Tundra (S. 318)<br />

HT. Humid.<br />

H2: Wechselfeucht, Trockenzeit in <strong>der</strong> Vegetationsperiode.<br />

H3: Arid.


S u s a n n e Bo n n /P e t e r P o s c h l o d<br />

Ausbreitungsbiologie <strong>der</strong> Pflanzen Mitteleuropas<br />

<strong>1998</strong>, 404 Seiten, 45 Abb., 67 Tabellen, kt., 4 8 ,- DM<br />

ISBN 3-494-02242-9, Best.-Nr, 494-02242<br />

Susanne Bonn<br />

Peter Poschlod<br />

Art und Dimension <strong>der</strong> Ausbreitung einzelner Pflanzen-<br />

. arten und Pflanzengemeinschaften beschäftigten schon<br />

viele Generationen von Naturwissenschaftlern. Ziel dieses<br />

Buches ist es, nicht nur die Bedeutung <strong>der</strong> Ausbreitung innerhalb<br />

<strong>der</strong> Lebensgeschichte einer Pflanze und bisher existierende<br />

Klassifikationssysteme darzustellen, son<strong>der</strong>n auch landschaftsökologische<br />

Aspekte zu berücksichtigen. Erstmals werden hier<br />

Aiisbreitungsprozesse und Vektoren innerhalb und zwischen<br />

Lebensräumen fürdie nacheiszeitliche Urlandschaft, die historische<br />

und die aktuelle Kulturlandschaft betrachtet und einan<strong>der</strong><br />

gegenübergestellt.<br />

ln einem weiteren Teil wird die Bedeutung <strong>der</strong> Ausbreitungsbiologie<br />

für Aspekte des Arten- und Biotopschutzes vorgestellt.<br />

Ausbreitungsbiologie<br />

<strong>der</strong> Pflanzen<br />

Mitteleuropas<br />

UTB<br />

FÜR WISSEN<br />

SCHAFT<br />

Quelle&Meyer<br />

O t m a r S p r in g /H o l g e r Bu s c h m a n n<br />

Grundlagen und Methoden <strong>der</strong> Pflanzensystematik<br />

Otmar Spring<br />

Holger Buschmann<br />

Grundlagen und<br />

Methoden <strong>der</strong><br />

Pflanzensystematik<br />

UTB<br />

FÜR WISSEN<br />

SCHAFT<br />

Quelle&Meyer<br />

<strong>1998</strong>, 149 Seiten, 36 Abb., 26 Tabellen, kt., 34,80 DM<br />

ISBN 3-494-02244-5, Best.-Nr. 494-02244<br />

Die biologische Systematik wird heute wie<strong>der</strong> mehr<br />

und mehr zu einem aktuellen und dynamischen W issenschaftszweig,<br />

<strong>der</strong> eine unentbehrliche Wissensgrundlage für<br />

alle übrigen biologisch geprägten Fächer darstellt, ln diesem<br />

Buch wird zunächst eine Einführung in die theoretischen<br />

Grundlagen <strong>der</strong> Systematik sowie ein Rückblick auf die<br />

historische Entwicklung dieser Disziplin gegeben. Darüber<br />

hinaus zeichnet es die enge Verzahnung geistiger und technischer<br />

Meilensteine mit dem Fortschritt in <strong>der</strong> Systematik<br />

nach, so daß in einem zweitem Themenschwerpunkt sowohl<br />

die von theoretischen als auch von methodischen Aspekten<br />

geprägten Instrumentedieser Wissenschaft ausführlich vorgestellt<br />

werden.<br />

Ein für Lehrende und Lernende, die sich mit systematischen<br />

Fragestellungen befassen möchten, gleichsamgewinnbringendes<br />

Werk.<br />

Quelle & Meyer<br />

Q<br />

W iesbaden<br />

Postfach 47 47<br />

65037 W iesbaden

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