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Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie

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38 Verbreitungsökologie<br />

I<br />

Dementsprechend betrifft das Phänomen <strong>der</strong><br />

Atelechorie, <strong>der</strong> Verhin<strong>der</strong>ung des Diasporen-<br />

Transports, stets nur einen Teil <strong>der</strong> Diasporen<br />

<strong>der</strong> betreffenden Sippe. Es tritt vorwiegend bei<br />

Pflanzen auf, die unter sehr ungünstigen Klimabedingungen<br />

wachsen, vor allem in Halbwüstengebieten<br />

(vgl. ZoHARY 1937). Dort gibt es viele<br />

Einjährige, die den größten Teil des Jahres (o<strong>der</strong><br />

auch mehrere Jahre) als Diasporen verbringen<br />

und nur während einer kurzen Regenzeit vegetativ<br />

vorhanden sind. Sie wachsen an lokal günstigen<br />

Stellen, wo <strong>der</strong> Regen zusammenläuft. Ein<br />

Teil ihrer Früchte o<strong>der</strong> Samen wird an Ort und<br />

Stelle fixiert, so daß <strong>der</strong> einmal gefundene günstige<br />

Standort von <strong>der</strong> Art besetzt bleibt. Sie erreichen<br />

dadurch eine Art von Perennität, aber<br />

mit geringerem Stoffaufwand - vor allem<br />

Wasserverlust - als echte Perenne.<br />

Die Fixierung <strong>der</strong> Diasporen erfolgt meist<br />

durch Geokarpie, d. h. die Früchte werden in<br />

den Boden verlagert, entwe<strong>der</strong> durch kleistogame<br />

unterirdische Blüten, o<strong>der</strong> durch positiv<br />

geotropes Wachstum <strong>der</strong> Fruchtstiele nach <strong>der</strong><br />

Bestäubung. Das geschieht aber nur mit einem<br />

Teil <strong>der</strong> Früchte, es liegt also Heterokarpie vor.<br />

Meist sind die Erdfrüchte einsamig und bleiben<br />

geschlossen, die an<strong>der</strong>en, an <strong>der</strong> Luft erzeugten<br />

Früchte dagegen sind mehrsamig und<br />

öffnen sich normal (Abb. 18.1,2), so bei manchen<br />

Leguminosen (z. B. Lathyrus amphicarpus,<br />

Pisum amphicarpum, Mittelmeergebiet) und Cmciferen<br />

{C ardam ine chenopodiifolia, Anden).<br />

(Nicht in allen Fällen dient die Geokarpie <strong>der</strong><br />

Atelechorie: bei Vro/it-Arten ist sie z. B. eine<br />

Form <strong>der</strong> Bereitstellung myrmekochorer Diasporen,<br />

ähnlich bei Arachis hypogaea für Dyszoochorie<br />

seitens erdbewohnen<strong>der</strong> Nager.)<br />

Neben Geokarpie gibt es noch an<strong>der</strong>e Methoden<br />

<strong>der</strong> Transportverhin<strong>der</strong>ung, z. B. sehr<br />

festes Haften an <strong>der</strong> Mutterpflanze, Verankerung<br />

im Boden mit Haken, u. a. Als Beispiel,<br />

bei dem sich die beiden Hälften <strong>der</strong>selben<br />

Frucht unterschiedlich verhalten (Heteromerikarpie),<br />

sei noch <strong>der</strong> Meersenf {Cakile maritima)<br />

genannt: die Früchte sind 2samige Bmchschoten<br />

(Abb. 18.3), <strong>der</strong>en oberer Teil abbricht und verbreitet<br />

wird, während <strong>der</strong> untere an <strong>der</strong> toten<br />

Mutterpflanze verbleibt, mit dieser oft im Sand<br />

vergraben wird und so den bisherigen Wuchsort<br />

behaupten kann.<br />

3 Etablierung am Zielort<br />

Mit <strong>der</strong> Entfernung <strong>der</strong> Diaspore vom Wuchsort<br />

<strong>der</strong> Mutterpflanze ist die erste Voraussetzung<br />

für eine Ausbreitung erfüllt. Bis zur tatsächlichen,<br />

dauerhaften Eroberung eines neuen<br />

Wuchsortes ist es aber noch ein weiter Weg, auf<br />

dem die weiteren oben genannten Schritte zu<br />

durchlaufen sind.<br />

Die vielen Anpassungen, die den Transport bewirken,<br />

dürfen natürlich nicht ewig wirksam<br />

sein: irgendwann müssen die Keime zur Ruhe

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