Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie
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Hartlaubwald 241<br />
bodenfeuchten Südhängen können inselartig<br />
Nothofagus-obliqua-Wi\Atr auftreten. Auch hier<br />
gibt es also Anklänge an nemorale Verhältnisse<br />
(vgl. S. 228). Südlich von 35,5°S erscheint dann<br />
oberhalb des Hartlaubwaldes eine durchgehende<br />
Lorbeerwaldstufe (vgl. Abb. 178.15); an<strong>der</strong>erseits<br />
zieht sich <strong>der</strong> Hartlaubwald von seiner<br />
N-Grenze aus in <strong>der</strong> Region <strong>der</strong> Trockengehölze<br />
und Wüsten in höheren Lagen noch etwas weiter<br />
nach N.<br />
Heute ähnelt die Vegetationsdecke sehr <strong>der</strong><br />
des Mittelmeergebietes. Schon zu Zeiten des<br />
Inkareiches ziemlich dicht bevölkert, wurde die<br />
Haitlaubregion nach <strong>der</strong> Conquista zum Hauptsiedlungsgebiet<br />
<strong>der</strong> Spanier, die in <strong>der</strong> ihrer<br />
Heimat ähnlichen Vegetationslandschaft die<br />
gesamte mediterrane Wirtschaftsweise, Acker-,<br />
Gartenbau und Weidewirtschaft, etablierten. So<br />
entspricht die heutige Kulturlandschaft <strong>der</strong> mediterranen:<br />
neben den für den Pflanzenbau genutzten<br />
Teilen sind große Flächen extensive<br />
Weiden, auf denen von <strong>der</strong> natürlichen Vegetation<br />
nur noch macchien- und garigenartige<br />
Degradationsstadien vorhanden sind; Reste des<br />
Hartlaubwaldes finden sich nur in schwer zugänglichem<br />
Gebirgsgelände. Stark ausgebreitet<br />
haben sich in <strong>der</strong> anthropogenen Vegetation die<br />
in den nördlichen Trockengebieten einheimische,<br />
sehr dornige Acacia caven („Espino“) sowie<br />
europäische Brombeeren {Rubus ulmifolius<br />
aggr.) und an<strong>der</strong>e holarktische Dorngehölze<br />
{Crataegus, Rosa, Robinia).<br />
7.4 Kapländische Region<br />
Bei weitem das kleinste Hartlaubgebiet, umfaßt<br />
diese Region den äußersten SW und S Afrikas<br />
südlich <strong>der</strong> Trockengebiete von Namib und<br />
Karm. Entsprechend <strong>der</strong> meernahen Lage ist die<br />
Temperatur gemäßigt (T2), höhere Werte werden<br />
erst außerhalb in <strong>der</strong> Karru erreicht. Die<br />
Nie<strong>der</strong>schläge variieren infolge <strong>der</strong> Orographie<br />
st.rrk. Das Gebiet wird von mehreren parallelen,<br />
meist O-W streichenden Gebirgsketten bis<br />
über 2000 m Höhe durchzogen, zwischen denen<br />
sich breite, tiefliegende Senken befinden.<br />
Da die regenbringenden Luftmassen meist aus<br />
SO vom warmen Indischen Ozean kommen,<br />
ergeben sich ausgeprägte Luv- und Leewirkungen.<br />
Die unmittelbare Südküste und die ihr zugewandten<br />
Hänge <strong>der</strong> ersten Bergketten sind H2,<br />
örtlich sogar H l (euhumid ist das Lorbeerwaldgebiet<br />
von Knysna, vgl. S. 230). In den leeseitigen<br />
Becken wird hingegen nur H3 erreicht,<br />
und weiter nach N werden allmählich auch die<br />
luvseitigen Hänge H3 und die Becken semiarid<br />
(„Kleine Karru“), bis schließlich <strong>der</strong> Übergang<br />
zur zonalen Trockenvegetation <strong>der</strong> Großen<br />
Karru erfolgt.<br />
Trotz ihrer geringen Größe ist die kapländische<br />
Hartlaubregion floristisch äußerst reich<br />
und so distinkt, daß sie als eigenes Florenreich<br />
betrachtet wird (S. 99), das über ihre Grenzen<br />
kaum hinaus reicht. Die Zahl <strong>der</strong> in diesem<br />
kaum 100000 km^ großen Gebiet vorkommenden<br />
Endemiten ist sehr hoch, sowohl auf Artais<br />
auch auf höherem Niveau (Tab. 33). Die<br />
Ursachen hierfür liegen sicher z. T. in <strong>der</strong> starken<br />
orographisch-klimatischen Zerklüftung, die<br />
durch zahlreiche Örtlichkeiten mit Insel-Situation<br />
die Artbildung för<strong>der</strong>te. Weniger offensichtlich<br />
sind die Gründe für das Vorkommen <strong>der</strong><br />
vielen endemischen Gattungen und noch höheren<br />
Taxa, denn eine großräumige Isolierung<br />
von <strong>der</strong> Flora des übrigen Afrika ist we<strong>der</strong> rezent<br />
noch für frühere Perioden zu erkennen. Sicherlich<br />
enthält die Kapflora einen großen Anteil<br />
alter südhemisphärischer Elemente, die sich hier<br />
unter speziellen klimatischen und edaphischen<br />
Bedingungen halten und sekundär aufspalten<br />
konnten, doch sind unter den endemitenreichen<br />
Gruppen auch viele kosmopolitische und sogar<br />
einige holarktische Elemente (wie die Ericaceae-<br />
Ericoideae).<br />
Ist schon die extreme Eigenständigkeit <strong>der</strong><br />
Flora nicht leicht zu verstehen, so gibt die Stmktur<br />
<strong>der</strong> Vegetation erst recht Rätsel auf, denn<br />
trotz <strong>der</strong> günstigen Klimaverhältnisse im S (Abb.<br />
117.9, S. 232) gibt es nirgends hochstämmige<br />
Wäl<strong>der</strong>. Die kapländische Hartlaubvegetation<br />
besteht fast ausschließlich aus Gebüschen verschiedener<br />
Höhe, dem sog. Fynbos (spr.ySzwboss).<br />
Die besten Bestände sind etwa 3-6 m hoch<br />
und von unterschiedlicher Dichte. Sie werden<br />
vorwiegend von Proteaceen gebildet {Protea,<br />
Leucospermum, Leucadendron, Mimetes), hinzu<br />
kommen als Beimischung z. B. Pbylica {Rhamnaceae),<br />
Podalyria und Virgilia {Papilionaceae),<br />
Polygala, Rhus, Maytenus s. 1. u. a. In lückigen<br />
Beständen finden sich als Unterwuchs zahlreiche<br />
Klein- und Zwergsträucher, die an extremeren<br />
Standorten auch allein eine 30-100 cm hohe<br />
Heide bilden können. Viele von ihnen sind<br />
erikoid; außer Ericaceen selbst haben auch Vertreter<br />
vieler an<strong>der</strong>er Familien solche nadel- o<strong>der</strong>