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Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie

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278 Die Nemorale Zone<br />

I<br />

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IfW:<br />

nr '<br />

n<br />

treten auch viele typisch nemorale Strauchgattungen<br />

auf. Auch eine Reihe nemoraler<br />

Waldbodenpflanzen sind vorhanden. Insgesamt<br />

ist die Sippengarnitur des Sommerwaldes aber<br />

verständlicherweise verdünnt.<br />

Bestandesstruktur<br />

Die Optimalvariante T2.H1 ist einer <strong>der</strong> bestwüchsigen<br />

Waldtypen <strong>der</strong> Erde. Baumhöhen<br />

von 40-60 m und mehr sind das Normale. Meist<br />

wird die Baumschicht aus mehreren Arten gebildet,<br />

doch gibt es auch Entmischungsbestände<br />

sowohl edaphischen als auch klimatischen Charakters.<br />

Eine vertikale Glie<strong>der</strong>ung in eine obere<br />

und untere Baumschicht kommt nur in einigen<br />

Typen vor. Eine Strauchschicht ist gewöhnlich<br />

vorhanden, sie ist meist sommergrün, kann aber<br />

auch Immergrüne enthalten. In <strong>der</strong> Krautschicht<br />

sind, vor allem auf ärmeren Böden, Immergrüne<br />

(namentlich Zwergsträucher) häufig; die typisch<br />

nemoralen Geophyten sind meist auf die<br />

edaphisch besten Standorte beschränkt. Daß<br />

trotz <strong>der</strong> permanenten Beschattung durch die<br />

immergrünen Bäume noch relativ viel Unterwuchs<br />

vorhanden ist, wird wahrscheinlich dadurch<br />

ermöglicht, daß infolge <strong>der</strong> hohen Winternie<strong>der</strong>schläge<br />

auch im Sommer am Waldboden<br />

kaum Wasserstreß auftritt und daß an<strong>der</strong>erseits<br />

die starke Sonneneinstrahlung während<br />

<strong>der</strong> sommerlichen Trockenzeit noch genügend<br />

Licht auf den Boden gelangen läßt.<br />

Jahreszeitliche Aspekte sind in <strong>der</strong> Baumschicht<br />

kaum zu erkennen, sie werden nur durch<br />

die tropophytischen Elemente des Unterwuchses<br />

geliefert. Die Verjüngungsdynamik des Waldes<br />

wird unter natürlichen Umständen vornehmlich<br />

durch Brände gesteuert, die während <strong>der</strong> sommerlichen<br />

Trockenzeit im Zusammenhang mit<br />

Gewittern leicht ausbrechen können, vor allem<br />

in den edaphisch trockneren Teilen des Vegetationsmosaiks.<br />

Hat ein solcher Brand erst einmal<br />

das Kronendach des Waldes erfaßt, so kann er<br />

sich infolge des Harzreichtums <strong>der</strong> benadelten<br />

Zweige schnell über größere Flächen ausbreiten.<br />

Näheres zum Ablauf <strong>der</strong> Verjüngungs-Sukzession<br />

sowie über das edaphische Mosaik bei<br />

<strong>der</strong> Besprechung <strong>der</strong> Region 10.1.<br />

zeichnen wollen, ist die Variante H2, <strong>der</strong> Halbfeucht-Koniferenwald,<br />

von geringerer Wüchsigkeit,<br />

doch werden auch hier 30 m Höhe oft überschritten.<br />

Da die weniger günstigen hygrischen<br />

Bedingungen den Einfluß edaphischer Trockenheit<br />

verstärken, ist die Standortsdiversität erhöht,<br />

was auch zu größerer floristischer Vielfalt fuhren<br />

kann. Der Trocken-Koniferenwald (H3),<br />

<strong>der</strong> gewöhnlich von Kiefern beherrscht wird,<br />

zeigt hier kaum eine Verringerung <strong>der</strong> Wuchshöhe,<br />

son<strong>der</strong>n stattdessen eine Auflichtung des<br />

Bestandes, so daß <strong>der</strong> Deckungsgrad <strong>der</strong> bis<br />

30 m hohen Baumschicht oft nur wenig mehr<br />

als 50 % beträgt und die Unterschichten ± von<br />

Lichtpflanzen beherrscht werden.<br />

Von den thermischen Varianten ist vor allein<br />

T 2/3 zu nennen, in <strong>der</strong> eine Beimischung immergrüner<br />

Laubbäume möglich ist. Die Variante<br />

T5 zeigt wenig Abweichung, nur in <strong>der</strong><br />

boreonemoralen Gebirgsstufe gibt es eigenständige<br />

Arten, die hier ihren Schwerpunkt haben.<br />

Von den beiden Regionen (Abb. 136) hat nur<br />

die W est-Nordamerikanische Region (10.1)<br />

ein echtes zonales Areal, hingegen ist die Mediterrane<br />

Region (10.2) auf etageale Vorkommen<br />

in isolierten Gebirgen beschränkt.<br />

Menschlicher Einfluß<br />

Obwohl Gebirgsland, ist die mediterrane Region<br />

seit langem stark vom Menschen beeinflußt,<br />

da sie in bzw. am Rande von dicht besiedelten<br />

Län<strong>der</strong>n liegt. Im Mittelmeergebiet hatte neben<br />

<strong>der</strong> landwirtschaftlichen Nutzung (vor allem<br />

durch Weide) die Holznutzung schon früh große<br />

Bedeutung; die bereits in <strong>der</strong> Bibel erwähnten<br />

Ze<strong>der</strong>nwäl<strong>der</strong> des Libanon sind seither bis<br />

auf wenige Einzelbäume vernichtet. Die größten<br />

noch einigermaßen geschlossenen Bestände<br />

finden sich heute im Taurus, wo man inzwischen<br />

auch eine nachhaltige Forstwirtschaft zu<br />

betreiben versucht. Im Himalaja ist <strong>der</strong> Bereich<br />

des Nemoralen Nadelwaldes Siedlungsgebiet<br />

von Bergbauern, die darin ähnlich wie in den<br />

Alpen Rodungen für Ackerbau und Wiesen anlegten<br />

und den verbleibenden Wald durch<br />

Beweidung usw. nutzten, ohne ihn aber in großem<br />

Ausmaße zu zerstören. Erst das starke Bevölkerungswachstum<br />

<strong>der</strong> letzten Jahrzehnte sowie<br />

<strong>der</strong> zunehmende Einfluß auswärtiger, auf<br />

Exploitation bedachter Holzwirtschaftsbetriebe<br />

haben vielerorts zu großflächiger Waldzerstörung<br />

geführt.

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