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Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie

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Standortsökologie 7<br />

b<br />

Wirkung <strong>der</strong> global<br />

differenzierenden Faktoren<br />

Von den beiden maßgebenden Klimakomponenten,<br />

<strong>der</strong> thermischen und <strong>der</strong> hygrischen, ist<br />

die Wärme die übergeordnete: das großklimatisch<br />

bedingte Angebot an Wasser läßt sich leicht durch<br />

lokale, edaphische Einflüsse grundlegend verän<strong>der</strong>n,<br />

das an Wärme hingegen kaum.<br />

Wärme<br />

Die Wärme, bzw. ihre Meßgröße, die Temperatur,<br />

wirkt in zweierlei Weise auf das Leben <strong>der</strong><br />

Pflanzen ein: einerseits durch Beeinflussung <strong>der</strong><br />

wichtigsten Lebensvorgänge wie Photosynthese<br />

und Atmung, an<strong>der</strong>erseits durch Schädigung <strong>der</strong><br />

lebenden Substanz bei <strong>der</strong> Über- o<strong>der</strong> Unterschreitung<br />

bestimmter Extremwerte.<br />

Photosynthese und Atmung sind chemische<br />

Prozesse und damit temperaturabhängig. Beide<br />

kommen erst bei einer bestimmten Mindesttemperatur<br />

in Gang und steigen dann mit zunehmenden<br />

Temperaturen an. Während <strong>der</strong> Anstieg<br />

bei <strong>der</strong> Atmung in Form einer Exponentialkurve<br />

erfolgt, entspricht er bei <strong>der</strong> Photosynthese einer<br />

Sättigungskurve, da <strong>der</strong> COj-Gehalt <strong>der</strong> Luft<br />

als Minimumfaktor dämpfend wirkt. Die Nettophotosynthese<br />

o<strong>der</strong> Stoffbilanz, d. h. die Menge<br />

<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Photosynthese erzeugten Substanz<br />

abzüglich <strong>der</strong> im gleichen Zeitraum durch Atmung<br />

verbrauchten, stellt sich demzufolge in<br />

Form einer Optimumskurve dar (Abb. 2). Für<br />

die Gesamtheit <strong>der</strong> höheren Landpflanzen liegt<br />

<strong>der</strong>en Optimumsbereich zwischen -t-10 und<br />

-1-35 °C und ist damit recht breit (bei den einzelnen<br />

Arten ist er schmäler, entsprechend den<br />

in ihrem Wuchsraum herrschenden Bedingungen).<br />

Liegt die Temperatur ober- o<strong>der</strong> unterhalb<br />

des Optimumsbereichs, so ist die Nettoproduktion<br />

herabgesetzt; ist das über längere Zeit<br />

<strong>der</strong> Fall, so kann das Wachstum zum Erliegen<br />

kommen und das Vorkommen <strong>der</strong> betr. Sippe<br />

auf die Dauer unmöglich werden.<br />

Niedriger liegt das Optimum bei manchen Kryptogamen<br />

extremer Standorte; so werden für Flechtenarten<br />

in <strong>der</strong> Antarktis Werte von 5 bis 8 °C angegeben, und<br />

eine positive Stoffbilanz ist hier sogar bei Temperaturen<br />

bis unter -10 °C möglich.<br />

Neben dem Optim um sbereich <strong>der</strong> N ettophotosynthese<br />

gibt es für jede Pflanzensippe<br />

einen wesentlich weiteren thermischen Toleranzbereich,<br />

in dem zumindest mittelfristiges<br />

Überleben möglich ist. Werden dessen Temperaturgrenzen<br />

überschritten, so kommt es zu<br />

Schädigungen, die meist auf Membrandegeneration<br />

in den Zellen und Störung des Eiweißstoffwechsels<br />

beruhen. Sie betreffen die einzelnen<br />

Zellsorten und Gewebe <strong>der</strong> Pflanze in<br />

unterschiedlichem Maße; doch kann schon das<br />

Absterben ein es wichtigen Gewebetyps für die<br />

ganze Pflanze letal wirken.<br />

Hitzeschäden können bei Temperaturen ab<br />

etwa 45 °C auftreten; 60 °C und mehr sind zumindest<br />

für die Blätter <strong>der</strong> meisten höheren<br />

Pflanzen letal. Solche Temperaturen treten in<br />

<strong>der</strong> Luft nur selten auf (in Libyen und Mexiko<br />

wurden bis zu 58 °C gemessen) und auch dann<br />

meist nur kurzzeitig. Allerdings kann infolge<br />

direkter Sonneneinstrahlung die Temperatur von<br />

Blättern bis zu 20 °C über die <strong>der</strong> Luft ansteigen.<br />

Als Anpassungen, die eine solche Überhitzung<br />

verhin<strong>der</strong>n können, werden angegeben:<br />

• Steilstellen <strong>der</strong> Blätter (z. B. Eucalyptus)<br />

• Glänzende, reflektierende Blattoberflächen<br />

Abb. 2: Temperaturbereich des<br />

Lebens höherer Pflanzen.

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