Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie
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248 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
Unterschicht. Unter ungünstigen Bedingungen<br />
werden oft nur 30-50 cm erreicht, eine Schichtung<br />
ist dann nicht mehr erkennbar.<br />
Im Gegensatz zu den nemoralen Steppen<br />
(S. 286) ist die Pampa nur fakultativ tropophytisch;<br />
<strong>der</strong> Grad des winterlichen Vertrocknens<br />
entspricht <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong> Dürre. Er ist<br />
daher nicht nur regional verschieden, son<strong>der</strong>n<br />
kann je nach <strong>der</strong> Witterung auch von Jahr zu<br />
Jahr wechseln. Ähnlichkeit mit den Steppen<br />
besteht hingegen in einem deutlichen Aspektwechsel<br />
in <strong>der</strong> großenteils auffällig blühenden<br />
Begleitflora, <strong>der</strong>en Blütezeiten sich vom Frühling<br />
über den Sommer bis in den Herbst abstufen<br />
können.<br />
Varianten und Regionen<br />
Die relativ geringen thermischen Unterschiede<br />
haben auf die Vegetation nur indirekte Wirkung<br />
über die Beeinflussung <strong>der</strong> Aridität. Die hygrische<br />
Variante H l ist hochwüchsig (1-2 m, Hochgras-Pampa)<br />
und bleibt im Winter gewöhnlich<br />
mindestens so weit grün, daß sie vom Vieh noch<br />
beweidet werden kann. Hingegen ist H2 niedriger<br />
(meist unter 1 m, Kurzgras-Pampa) und im<br />
Winter zumindest zeitweise vollständig trocken.<br />
Es können zwei flächig ausgebildete Regionen<br />
unterschieden werden (Abb. 118, S. 234):<br />
die Argentinische Region (8.1) und die Südafrikanische<br />
Region (8.2). Die Andeutung einer<br />
dritten findet sich auf <strong>der</strong> Südinsel von Neuseeland<br />
in Tallagen im Regenschatten <strong>der</strong> Hochgebirge<br />
(S. 226).<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Für beide Pamparegionen ist die Beschreibung<br />
<strong>der</strong> natürlichen Vegetation überwiegend nur<br />
eine historische Reminiszenz. Heute ist <strong>der</strong> weitaus<br />
größte Teil landwirtschaftliche Nutzfläche.<br />
Die feuchte Pampa Südamerikas dient großenteils<br />
dem Ackerbau, sie ist mit ihren fruchtbaren<br />
Böden eines <strong>der</strong> großen landwirtschaftlichen<br />
Produktionszentren <strong>der</strong> Erde; wichtigste Feldfrüchte<br />
sind Getreide, daneben Sonnenblumen,<br />
Lein und Kartoffeln. Die nicht unter den Pflug<br />
genommenen Flächen dienen <strong>der</strong> Viehzucht<br />
(vorwiegend Rin<strong>der</strong>). Auch die trockene Variante<br />
(die in Südafrika dominiert) ist vielerorts<br />
in Getreidefel<strong>der</strong> umgewandelt, doch wird sie<br />
auch vielfach noch als Weideland genutzt. Hier<br />
ist das Grasland dann zwar als solches erhalten<br />
geblieben, doch hat sich die Artenzusammensetzung<br />
je nach <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong> Nutzung meist<br />
± stark verän<strong>der</strong>t.<br />
8.1 Argentinische Region<br />
Diese Region, die eigentliche „Pampa“ i. e. S.,<br />
umfaßt die argentinische Provinz Buenos Aires,<br />
den größten Teil von Uruguay sowie einige<br />
Randgebiete nördlich davon. Sie ist zum großen<br />
Teil Hochgras-Pampa <strong>der</strong> Variante TI.H l<br />
(„feuchte Pampa“), nur am westlichen und südlichen<br />
Rande geht sie in die trocknete Kurzgras-<br />
Variante T I.H 2 über. Die Grasflora besteht etwa<br />
zu gleichen Teilen aus tropischen und extratropischen<br />
Sippen; dominierend ist aber weithin<br />
die temperierte Gattung Stipa. Zusammen mit<br />
Vertretern einiger weiterer Gattungen {Piptochaetium,<br />
Bothriochloa, Briza, Bromus, Eragrostis, Eleusine.<br />
M élica, Panicum u. a.) bilden die Arten<br />
S. hyalina, S. neesiana und S. papposa im größten<br />
Teil des Gebietes dichte, gleichmäßige Bestände.<br />
Nach SW zu treten an<strong>der</strong>e Stipa-Aiitn<br />
auf, die mehr zur Bildung von Büschelgrasflur<br />
neigen, und noch weiter westlich, in <strong>der</strong> Kurzgras-Pampa,<br />
wird die Dominanz von Poaligularis<br />
übernommen.<br />
Die Pamparegion ist überwiegend Tiefland,<br />
teils leicht wellig, teils aber auch tischeben. Geologisches<br />
Substrat <strong>der</strong> Bodenbildung ist meist tiefgründiger<br />
Löß. Die ebenen Teile sind häufig abflußlos,<br />
d. h. das Wasser sammelt sich in flachen<br />
Depressionen, wo es unter Zurücklassung <strong>der</strong> gelösten<br />
Mineralien verdunstet. Folge ist eine Bodenverbrackung,<br />
die zwar relativ schwach ist, aber<br />
doch vielerorts zum Auftreten von Salzpflanzen<br />
(Salicomia, Suaeda, Distichlis) führt, die <strong>der</strong> normalen<br />
Vegetation beigemischt, in größeren Senken<br />
aber auch alleinherrschend sein können.<br />
An<strong>der</strong>e auf Sondeistandorten auftretende abweichende<br />
Vegetationstypen sind kleine Wäldchen, die<br />
hauptsächlich aus <strong>der</strong> niedrigen (< 1 0 m), laubwenfenden<br />
Ulmacee Celtis spinosa (Lala) bestehen. Sie<br />
finden sich vor allem an den zum Tal des Rio Paraná<br />
bzw. zum Laplata-Golf abfallenden niedrigen Hängen,<br />
und zwar meist auf skelettreichen Böden in<br />
Erosionsschluchten, auf angeschwemmten Muschelbänken<br />
sowie auf alten Dünen.<br />
Das Vorkommen dieser Wäldchen, noch mehr aber<br />
die heute überall in <strong>der</strong> Pamparegion sichtbaren, gutwüchsigen<br />
(bis 20 m) angepflanzten Einzelbäume von<br />
Sippen verschiedenster Herkunft (z. B. Eucalyptus, Po-