Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie
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II Pflanzengeographische Einteilung<br />
<strong>der</strong> Erde<br />
Wie ganz zu Anfang betont, ist die Vielfalt des<br />
Pflanzenkleides <strong>der</strong> Erde Ergebnis <strong>der</strong> Kombination<br />
zweier Variablen: <strong>der</strong> Umwelteinflüsse<br />
und <strong>der</strong> vorhandenen pflanzlichen Bausteine.<br />
Dementsprechend lassen sich im globalen Maßstab<br />
drei unterschiedliche Glie<strong>der</strong>ungen aufstellen:<br />
eine ökologische (d. h. großklimatische),<br />
eine floristische sowie die aus Komponenten<br />
bei<strong>der</strong> resultierende, insgesamt komplexere vegetationskundliche.<br />
Bei <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> globalen<br />
Glie<strong>der</strong>ungen beschränken wir uns hier auf<br />
Flora und Vegetation <strong>der</strong> Landoberfläche; zur<br />
Pflanzenwelt des Meeres vgl. S. 385.<br />
Die großklimatische Glie<strong>der</strong>ung ist nicht<br />
selbst Gegenstand <strong>der</strong> <strong>Pflanzengeographie</strong>; sie<br />
bildet vielmehr den Hintergrund für die kausale<br />
Erklärung <strong>der</strong> beiden pflanzengeographischen<br />
Klassifikationen. Die floristische Einteilung, mit<br />
ihrer höchsten Kategorie <strong>der</strong> Florenreiche, ist<br />
wenig problematisch und hat sich daher seit langem,<br />
von unwesentlichen Einzelheiten abgesehen,<br />
kaum verän<strong>der</strong>t.<br />
Kontroverser sind die Ansichten über die<br />
Vegetationsglie<strong>der</strong>ung. Das ist nicht verwun<strong>der</strong>lich:<br />
im Gegensatz zur Floristik, in <strong>der</strong> es um<br />
die räumliche Verteilung klar umrissener Pflanzensippen<br />
geht, lassen sich die Vegetationstypen<br />
bzw. -phasen, die Subjekte und Kriterien <strong>der</strong><br />
Gliedemng sein sollen, sehr unterschiedlich definieren.<br />
Geht man vom aktuellen Zustand <strong>der</strong> Vegetationsdecke<br />
<strong>der</strong> Erde aus, so kann man vier<br />
verschiedene Ebenen mit zunehmendem Abstraktionsgrad<br />
etablieren (vgl. auch S. 65, 70):<br />
(1) die aktuelle Vegetation<br />
(2) die potentielle natürliche Vegetation (abstrahiert<br />
von den Einflüssen des Menschen)<br />
(3) die klimatische Klimax (abstrahiert von <strong>der</strong><br />
Wirkung edaphischer Unterschiede)<br />
(4) das Klima als <strong>der</strong>en Grundlage (abstrahiert<br />
von <strong>der</strong> Vegetation selbst).<br />
Alle vier Abstraktionsniveaus sind schon für die<br />
Darstellung <strong>der</strong> Vegetationsglie<strong>der</strong>ung benutzt<br />
worden, z. T. auch in vermischter Form. So zeigen<br />
rein geographische Werke (z. B. Schulatlanten)<br />
nicht selten eine Mischung von (1) und (2)<br />
o<strong>der</strong> (3); lokale und regionale Vegetationsmonographien<br />
wenden sinnvollerweise das Niveau<br />
(2) an. Das vierte Niveau, bei dem die Vegetation<br />
selbst eliminiert ist, begründet eine<br />
nicht mehr pflanzengeographische, son<strong>der</strong>n rein<br />
ökologische Einteilung (siehe oben). Für die globale<br />
Vegetationsglie<strong>der</strong>ung vom botanischen<br />
Standpunkt her ist allein die klimatische Klimax<br />
(3) die angemessene Grundlage.<br />
Auch wenn man diesem Grundsatz folgt, wie<br />
es im vorliegenden Text <strong>der</strong> Fall ist, sind noch<br />
recht unterschiedliche Interpretationen möglich.<br />
Im Gegensatz zur floristischen Einteilung, die<br />
nur referiert zu werden braucht, erscheint es<br />
daher sinnvoll, die hier zugrundegelegte Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
im einzelnen zu entwickeln<br />
und zu begründen.<br />
Von den beiden Komponenten, die die globale<br />
Diversität <strong>der</strong> Pflanzendecke bedingen, resultiert<br />
die erste, die ökologische, aus den aktuellen<br />
Bedingungen abiotischer Natur. Hingegen<br />
ist die floristische Komponente nicht allein aktuell<br />
zu erklären, son<strong>der</strong>n nur als Ergebnis <strong>der</strong><br />
erdgeschichtlichen Entwicklung, d. h. <strong>der</strong> Evolution<br />
und Ausbreitung <strong>der</strong> Landpflanzen im<br />
Zusammenhang <strong>der</strong> geologischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
von Landoberfläche und Klima. Nach <strong>der</strong><br />
Vorstellung <strong>der</strong> aktuellen Floren- und Vegetationsglie<strong>der</strong>ung<br />
wird deshalb in einem abschließenden<br />
Kapitel ein kurzer Abriß dieser paläökologischen<br />
Hintergründe gegeben.<br />
Daß in verschiedenen Erdgegenden unterschiedliche<br />
Pflanzensippen und Vegetationstypen<br />
Vorkommen, ist <strong>der</strong> Menschheit schon<br />
von Anbeginn bekannt. Eine wissenschaftliche<br />
Analyse dieser Unterschiede im globalen Rahmen<br />
wurde aber erst durch die Entwicklung <strong>der</strong><br />
mo<strong>der</strong>nen Taxonomie und die Entschleierung<br />
immer größerer Teile <strong>der</strong> Erde möglich. So begann<br />
die historische Entwicklung <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
<strong>Pflanzengeographie</strong> gegen Anfang