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Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie

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Hartlaubwald 233<br />

renz <strong>der</strong> Bäume) nur einen geringen Unterwuchs<br />

aus immergrünen Kleinsträuchern und Chamäphyten<br />

sowie wenigen Hemikryptophyten. Sie<br />

nehmen aber meist nur die günstigsten Abschnitte<br />

des edaphischen Vegetationsmosaiks<br />

ein. Die rigorosen Klimabedingungen führen<br />

dazu, daß schon edaphisch mäßig trockene/<br />

arme/flachgründige o<strong>der</strong> sonnenexponierte<br />

Standortsvarianten, die unter humiden Verhältnissen<br />

nur unwesentliche floristische Verän<strong>der</strong>ungen<br />

hervorrufen würden, zu einer Beeinträchtigung<br />

des Baumwuchses führen. Höhe und<br />

Dichte <strong>der</strong> Baumschicht werden reduziert, und<br />

die geringere Beschattung erlaubt die stärkere<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Strauchschicht. Diese kann 3-<br />

6 m hoch und sehr dicht sein; je ungünstiger<br />

die edaphischen Bedingungen werden, umso<br />

niedriger und lockerer wird sie, bis auf den<br />

extremsten Standorten nur lockere, unter 1 m<br />

hohe Bestände (Heiden) übrig bleiben, die oft<br />

aus Kleinsträuchern mit erikoi<strong>der</strong> (nadelförmiger)<br />

Belaubung bestehen. In solchen offenen Beständen<br />

finden dann auch Geophyten und<br />

Therophyten Platz, die ihre oberirdische Präsenz<br />

± auf das feuchte Winterhalbjahr beschränken.<br />

Die offenen (Nichtwald-) Formationen mit den<br />

genannten Lebensformen bilden einen integralen<br />

Bestandteil des Ökosystems Hartlaubwald.<br />

Ebenso ist auch ihr Sippeninventar eine charakteristische<br />

Komponente <strong>der</strong> Flora <strong>der</strong> Hartlaubwalddomäne;<br />

die an sich naheliegende<br />

Annahme, die offenen Stellen würden von Elementen<br />

aus den angrenzenden Gebieten <strong>der</strong><br />

Trockengehölze und Wüsten besiedelt werden,<br />

trifft nur in Ausnahmefällen zu.<br />

Die aspektbestimmenden immergrünen Gehölze<br />

sind - zumindest mehrheitlich - durch<br />

ihre sklerophylle Belaubung gekennzeichnet. Als<br />

anatomisch-morphologische Merkmale <strong>der</strong> Blätter<br />

treten auf; relative Dicke (oft mehrere Lagen<br />

Palisadenparenchym); viel Sklerenchym; sehr<br />

dichte Kutikula, z. T. noch zusätzliche Wachsüberzüge;<br />

sehr viele, sehr dicht schließende<br />

Spaltöfthungen; Haare als Verdunstungsschutz;<br />

Glanz o<strong>der</strong> senkrechte Orientierung <strong>der</strong> Blätter<br />

zur Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sonneneinstrahlung;<br />

Nadel- o<strong>der</strong> Schuppenform. Die Sträucher sind<br />

nicht selten dornig, auch Rutensträucher mit<br />

reduzierten Blättern können häufig sein. Neben<br />

den Immergrünen kommen auch Laubwerfende<br />

vor.<br />

Innerhalb des beschriebenen Vegetationsmosaiks<br />

kann es in <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> offenen<br />

Stellen zu einer Anhäufung von Koniferen<br />

{Pinus, Cupressaceen) kommen. Diese spielen<br />

oft auch als Pionierhölzer in <strong>der</strong> Sukzession nach<br />

Waldzerstörung eine Rolle. Flußauen werden<br />

ähnlich wie im Lorbeerwaldgebiet in <strong>der</strong> Meridionalen<br />

Zone meist von Sommergrünen, in <strong>der</strong><br />

Australen von Myrtaceen besetzt.<br />

Die offenen, mit ± dichtem Gesträuch bestandenen<br />

natürlichen Lichtungen sind die von<br />

Natur aus verwundbarsten Stellen des Hartlaubwaldes.<br />

Im heißen und zugleich trockenen<br />

Sommer können hier leicht Brände entstehen.<br />

Die Entzündungsgefahr wird noch dadurch verstärkt,<br />

daß viele Straucharten Harze, ätherische<br />

Öle u. ä. Substanzen enthalten, die wohl <strong>der</strong><br />

Abwehr von Freßfeinden dienen. Von den Gebüschen<br />

greift <strong>der</strong> Brand auf den Wald über,<br />

und so ist <strong>der</strong> Hartlaubwald nach dem Regengrünen<br />

Wald <strong>der</strong> am meisten brandgefährdete<br />

Waldtyp. Das hat vielerorts zu einer starken<br />

Ausbreitung <strong>der</strong> Gebüsche (als Feuerklimax) auf<br />

Kosten des Waldes geführt. Daß das nicht erst<br />

ein Ergebnis <strong>der</strong> Tätigkeit des Menschen ist,<br />

beweist das Vorkommen typischer Pyrophyten.<br />

Im übrigen ist aber <strong>der</strong> Einfluß des Feuers in<br />

den einzelnen Regionen sehr verschieden groß,<br />

und infolgedessen zeigt auch die Physiognomie<br />

<strong>der</strong> Gesamtvegetation große Unterschiede.<br />

Die Phänologie <strong>der</strong> Hartlaubwäl<strong>der</strong> entspricht<br />

dem Klimagang. Günstigste Jahreszeiten<br />

sind Frühling und Herbst, wenn die Temperaturen<br />

schon/noch relativ hoch und die Nie<strong>der</strong>schläge<br />

noch/schon im Gange sind. Die meisten<br />

Immergrünen treiben im Frühling ± synchron<br />

aus, zusammen mit ihnen auch die in<br />

<strong>der</strong> Meridionalen Zone zuweilen beigemischten<br />

Sommergrünen. Unter den Sträuchern gibt<br />

es aber vereinzelt auch Regengrüne mit umgekehrter<br />

Abfolge; Austrieb im Herbst, Blattabwurf<br />

im Frühsommer (so Euphorbia dendroides<br />

im südlichen Mittelmeergebiet). Regengrün sind<br />

auch die meisten Geophyten; ihr Lebenszyklus<br />

beginnt oft mit <strong>der</strong> Blüte im Herbst und anschließen<strong>der</strong><br />

Entwicklung <strong>der</strong> Blätter, die im<br />

nächsten Sommer vergilben. Die Therophyten<br />

keimen gewöhnlich im Herbst und kommen im<br />

Spätwinter bis Frühling zur Blüte. Bei den immergrünen<br />

Gehölzen kann die Blütezeit sowohl<br />

im Frühling wie im Herbst liegen, zuweilen aber<br />

auch in an<strong>der</strong>en Jahreszeiten.

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