Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie
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Sommergrüner Laubwald 269<br />
unter denen Ericaceen-Zwergsträucher beson<strong>der</strong>s<br />
auffallend sind. Sie dominieren heute großflächig<br />
auf anthropogenen Heiden, nach denen<br />
dieses Gebiet früher auch als „Region <strong>der</strong> atlantischen<br />
Heiden“ u. ä. benannt wurde. Lorbeer-<br />
Sommerwäl<strong>der</strong> gibt es i. ü. auch in den besprochenen<br />
kolchischen und hyrkanischen Gebieten.<br />
Sie finden sich dort in den nie<strong>der</strong>en Lagen<br />
entlang den Küsten in einem schmalen Streifen,<br />
<strong>der</strong> sich auf <strong>der</strong> Karte nicht mehr darstellen<br />
läßt. Immergrüne Charakterart ist hier - neben<br />
Ilex - die Lorbeerkirsche {Prunus laurocerasus)-,<br />
als weitere typische Immergrüne ist Osmanthus<br />
decorus zu nennen.<br />
In einigen Teilen dieses Bereiches sind die Winterfröste<br />
so gering, daß als Klimaxvegetation eigentlich<br />
Lorbeerwald zu erwarten wäre; die Sommergrünen<br />
dominieren nur deshalb, weil die hochwüchsigen<br />
Lorbeerwald-Bäume auf dem Kontinent in <strong>der</strong> Eiszeit<br />
eliminiert worden sind. Das gilt vor allem für den<br />
gesamten atlantischen Küstensaum von Asturien bis<br />
Schottland; bestätigt wird es z. B. durch die heutige<br />
Einbürgerung zahlreicher Lorbeerwaldarten aus verschiedenen<br />
Erdteilen in Irland sowie durch erfolgreiche<br />
Aufforstungen mit neuseeländischen N othofagus-<br />
Arten in W-Schottland. Ebenso wintermild sind die<br />
Tieflagen <strong>der</strong> Kolchis, wo sich sogar <strong>der</strong> Teestrauch<br />
(Camellia sinensis) anbauen läßt. Schließlich gibt es ein<br />
solches potentielles Lorbeerwaldgebiet auch unmittelbar<br />
am Rande Mitteleuropas, nämlich in Insubrien,<br />
<strong>der</strong> Landschaft am italienischen Südfuß <strong>der</strong> Alpen<br />
zwischen Lago d’Orta und Lago di Como (das Klimadiagramm<br />
des hier gelegenen Locarno stimmt in allen<br />
Merkmalen mit solchen aus dem meridionalen<br />
Japan überein). Schon seit über 100 Jahren werden<br />
hier, namentlich im Südteil des Kantons Tessin, zahlreiche<br />
Lorbeergehölze in Parks und Gärten kultiviert.<br />
Sie zeigen nicht nur gutes Gedeihen, son<strong>der</strong>n auch<br />
Naturverjüngung, und manche bürgern sich immer<br />
mehr auch außerhalb <strong>der</strong> Gärten ein (am meisten fällt<br />
dabei die chinesische Hanfpalme Trachycarpusfortunei<br />
auf). Wenn solche Verwil<strong>der</strong>ungen neuerdings zum<br />
Beweis für die sog. globale Erwärmung hochstilisiert<br />
werden (z. B. Klötzli etc. 1996), so ist das eines <strong>der</strong><br />
vielen Märchen, die in diesem Zusammenhang nicht<br />
nur von Journalisten, son<strong>der</strong>n lei<strong>der</strong> auch von Wissenschaftlern<br />
verbreitet werden.<br />
Nach O schließt sich an den mitteleuropäischen<br />
Sommerwald die winterkalte Variante T4.H1 an,<br />
in <strong>der</strong> neben <strong>der</strong> Hauptholzart Fagus sylvatica<br />
noch einige weitere Arten fehlen. Sie bildet nach<br />
0 hin nur einen schmalen Übergangssaum zwischen<br />
dem südlich anschließenden semihumiden<br />
Wald und <strong>der</strong> Variante T5.H 1, dem Taiga-Sommerwald.<br />
Dieser nimmt in den baltischen<br />
Län<strong>der</strong>n und in W-Rußland einen sehr<br />
breiten Raum ein (Abb. 188.D). Seine Artengarnitur<br />
ist eine Mischung <strong>der</strong> weitverbreiteten<br />
nemoralen Arten (in Südskandinavien einschließlich<br />
Fagus) mit den beiden borealen Nadelhölzern<br />
Picea abies und Pinus sylvestris-, das<br />
edaphische Mosaik entspricht im Prinzip dem<br />
in Nordamerika (Abb. 132), mit dem Unterschied<br />
daß Bruchwäl<strong>der</strong> anstelle von Thuja aus<br />
Ainus gebildet werden und auch <strong>der</strong> Platz von<br />
Tsuga durch Laubhölzer eingenommen wird.<br />
Spezielle auf den Ökoton beschränkte Arten gibt<br />
es in Nordeuropa nicht. Hingegen enthält <strong>der</strong><br />
Taiga-Sommerwald <strong>der</strong> mitteleuropäischen Gebirge<br />
als typische Art Abies alba, die im SO von<br />
Abies nordmanniana s. 1. abgelöst wird; auch die<br />
in vielen südlichen Gebirgen verbreitete Pinus<br />
nigra gehört in diesen Zusammenhang.<br />
Klimatische Beson<strong>der</strong>heit Europas ist die Parallelität<br />
von thermischen und hygrischen Klimagradienten.<br />
Von Mitteleuropa nach S werden die<br />
Sommer wärmer und die Winter mil<strong>der</strong>; zugleich<br />
wird das Klima semihumid mit Winterregen, ohne<br />
daß die Nie<strong>der</strong>schläge sich vermin<strong>der</strong>n. Nach SO<br />
werden ebenfalls die Sommer wärmer, und zugleich<br />
sinkt die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge in semihumide<br />
und weiter in semiaride Bereiche mit<br />
(Früh-) Sommerregen. Diesen beiden Abstufungen<br />
entsprechen zwei verschiedene Typen semihumi<strong>der</strong><br />
Sommerwäl<strong>der</strong>: die submediterranen<br />
im Übergang zum mediterranen Hartlaubwald<br />
und die sarmatischen als Grenzsaum gegen die<br />
Steppe. Komplizierte Mischungen zwischen beiden<br />
Aspekten finden sich in den südosteuropäisch-vor<strong>der</strong>asiatischen<br />
Gebirgen.<br />
Die submediterrane Variante bildet ein unterschiedlich<br />
breites Band zwischen humidem<br />
Sommerwald und Hartlaubwald (Abb. 188.D),<br />
mit dem Klimatyp T 2/3.H 3, wobei <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlag<br />
meist Maxima im Frühjahr und Herbst<br />
aufweist; die Temperatur kann sich örtlich TI<br />
annähern. Die Gehölzflora ist ziemlich reich;<br />
neben Eichen, <strong>der</strong>en Zahl vor allem im SO groß<br />
ist (über 10), sind mit Acer, Carpinus, Tilia,<br />
Fraxinus usw. (aber ohne Fagus) die meisten charakteristischen<br />
Sippen beteiligt, hinzu treten<br />
noch Celtis und Ostrya (diese, die in Nordamerika<br />
fast die ganze Sommerwaldregion besiedelt,<br />
fehlt in Mitteleuropa wohl wegen <strong>der</strong> zu kühlen<br />
Sommer), sowie als Großstrauch Cotinus<br />
coggygria. Im Grenzbereich zum Hartlaubwald<br />
können auch Immergrüne wie Phillyrea den<br />
Unterwuchs bilden; eine immergrüne Art mit